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Full text of "Der Kaiserdom in Frankfurt am Main. Eine baugeschichtliche Darstellung"

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DER 




IN 



FRANKFURT AM MAIN. 



EINE BAUOBSCHIGHTLICHE DARSTELLUMO 

t • VOK 

CARL WOLFF, 

«TASTBAUIKSPBCTOB UNO KGOIEBUlIGflBAinaaCTBB. 



HERAUSOEGEBEN 

AUF VERANLASSUNG UND MIT UNTERSTÜTZUNG DER ADMINISTRATOREN 
DES Dr. JOHANN FRIEDRIGH BÖHMEB'SCflEN NACHLASSES. 



MIT au TA^'£LN UND 11 TEXT -ABBILDUNGEN. 



FRANKFURT a. M. 
CARL JÜÜEL'IS VEELAG. {IL ABENÜROTUO 

1898. 




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SEINEM 

iJKBJiN COLLhXifciN L'NÜ FKEÜNDK 

HüMN bTADTülbLlOlilKliAll Dk, F. EßiiAllD 

ZUGEEtONET 
▼OM 

VEBPAB8ER, 



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VORWORT. 



Die Baugescbichte unseres Domi^s i-.t bi.slier nocli ni< ht im Zusammen- 
hange «jingehend behandelt worden. Daa (»leitho gilt, von dvr Geschichte 
.seiner Wiederhersteliuug und Vollendung nach dem groasen Brande des 
Jahrw 1867. Nur fOr die SSeit vor demselben besitMiii -wir geachichtUohe 
BiifBtellimgen und zwar tlieils ziuammenhängende Arbeiten, wie von 
J. B. MflUer, Battonn tmd Bömer-Bflohner, theiJe solche fiber ein- 
zetne Bftnabacbnitte oder Bantbeile. Unter den Sohriflen der letzteren 
Gattung sind besonders na nennen diejenigen von Pessavant, Kriegk 
und Qrotefend. 

Naobdem nunnebr der Ausbau des Eaiserdomes im Grossen nnd 
Gänsen bccnrl^t ist, lag es nahOf die Oeschicbte dieses Gotteshaases, 
welches als das hervorragendste mittelalterliche Bauwerk der Stadt 
Frankfurt wie auch wegen seiner naiionalgeschirhtlichen Bedeittnng das 
nllfrempinp Interesse in Anspruch nimmt, von der ältesten Zeit bis zur 
Gegenwart auf (4run<l der archivalisch'^Ti nnd administrativ^^ Quellen 
erschöpfend darzustellen. Das frenndlicke Kut^i genkonimen der Dr. Johann 
Friedrich Böhmer scheu NachlasH-Administratoren und Testanients-Kxe- 
cutoren, der Herren Justizrath Dr. Adoli von liaruier und Rechts- 
anwalt Dr. Friedrich Schmidt-Polex, ermöglichte es in dankons- 
werthester Weise dem Verfasser, seine Arbeit, welche ursprünglich nur 
als Aufiatz in einer Fachsmtsohrift geplant war, su dem vorliegenden 
Werke an erweitem. 

Bei der Bearbmtung desselben standen mir die Pläne nnd TJrkonden 
des Stadtarchivs I, die Aktm der Städtisoben Ban-Deputation nnd die 
im Besitze des Bombau^VereineB befindlichen Entwürfe fflr die malerische 
Ausschmückung zur Yerfdgung. Für die lieboiswürdige Bereitwilligkeit, 



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mit welcher mir die Einnchtnehme dieees rmohen Materielee geetattei 
wurde, spreche ich ench en dieeer Stelle Herrn Senator Dr. von Oven, 
Kerra Stadtarchiv» Dr. Jang und Herrn Conservator Cornill meinen 
wärmiten Dank aus. Herrn Dr. Jung fühle ich mich auch für zahlreiche 
Mittheilungen bei der Auitarbeitang des Textes und bosmulert« für freund- 
liche Mitarbeit hp\ der Zusammenstolhing doR urkundlichen Anhanges und 
bei der Oorrectur des ganzen Werkes zu Danke verpflichtet. 

Ebenso schulde ich vielen Dank meinem linbpn Onllegen, Herrn 
Sta<ltbibliothekar Dr. Eln ai d, tür dit- In rtnt willige ünt*-r^tütznniT. wel 110 
er mir bei Beinitznii<j; der Stadtbibliotliek , sowie bei der Abl'a.isung 
meines Werkes ültorlmupt gewährte. Als äusseres Zeinlieii meiuer Dank- 
barkeit und Uochaclituiig, sowie /.ur Ermneruug au uusere vielfaeLeu 
amtlichen und sonstigen gemeinsamen Arbeiten und Beziehungen ist 
demselben das Torliegende Werk von mir gewidmet worden. 

Ein beaonden gfinatiger Umstand war es, daas es mir vergönnt 
gewesen ist, mich der gütigen Mitwirkung dee Meisters au erfreuen, 
welchem wir die Wiederherstellung und Vollendung der Domkirohe und 
des Pfarrthnnnee im Sinne der Alten verdankm. Herr Oberbanrath a. D. 
Frans Joseph Bitter von Deniinger hat mir in anvorkommendster 
Weise seine Privataufzeichnungen zur Verfügung gestellt und dadurch 
t-rst die Möglichkeit gegeben, die Baugoschichte des neuesten Zeit- 
abschnittes unseres Domes erschöpfend zu behandeln. 

Endlich sap"" ich mpinon %*erbinfJHnhsten Dank den Herren Stadt- 
rafli Dr. Maiti und erzbisrhori. Biminspector Meckel, wflilie obcnfaUs 
durch ihre Mitt heilungt'tt nifiiio Arbeit wesentlich gefordert haben. 

Die küusiieriiiilt wublrri lnni£»ene Herstellung der Tafeln iliirch die 
hiesige Firma Kühl & Co. uiul <]er Cliches zu den Abbildungen im 
Texte durch die Firma Angerer & Göschl in Wien, sowie die schöne 
.Ausführung des fikrbigen Titelblattes imd die treflflidia Aiüstattung des 
Drackes durch die Typographische Anstalt August Osterrieth hieraelbst 
möchte ich an dieser Stelle nicht ohne rühmende Erwfthnnng lassen. 

Die reiche latteratur anr Geschichte des Frankfurter Domea ist von 
mir gewissenhaft benutzt worden; ich habe aber absichtlich davon Ab- 
stand genommen, die Forschongen meiner Yorgänger an den einzelnen 
Stellen, wo sich meine Aasfähmngen auf sie stfltaen oder wo ieh su 
anderen iErgeltnissen gelangt hin, immer besonders anzuführen: das Werk 
wäre sonst mit «-iner TJuuienge von Anmerkungen äberladen worden. Ich 
glaubte mir mehr Dank zu verdienen, wenn ich in dem Schlnsskapitel 



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t VII 



die für die Qeaohiolite des Bauwerkes wichtigsten ürknnden tmd AJcten« 
Stücke in diplomAtiseh getxeoem Abdrnck ans den meist im StadtarchiTe 
anf bewirten Originalen znsanunenstellte ; in dieser Sammlung ^den 
selbstTerstindlich auch diejenigen Stflcke Anfnahmc, welche bereits 
Böhmer und Passavant — der letetere freilich ia wenig ge- 
nügender Weise — veröffentlicht hatten. Dieses Urkundenbuch zur Bau- 
gepchirhte des Frankfurter Dome?« ist nicht nnr für diese allein von 
Interesse : m der kerni<?en Spruche ilirer Zeit iühreu uns diese Dokumente 
die alteu Meister in ihrer schÜLhtcn. ehrenfesten Tüchtigkeit redend vor 
Angen; sie zeigen uua, wie l{;itli und Bürgt rschaft des mittelalterlichen 
i raukiurt Alles daransetzen, um unter den schwierigsten Verhältnissen, 
unter dem drückendsten Geldmangel den Thurmbau seiner Vollendung 
entgegenzofökren; sie gewahren uns endlich einen interessanten Einblick 
in die Organisation der Bauleitnng und Bauansföhrang, die ffir die mittel» 
alterliche Kunstgeschichte in mehr als einer Hinsioht Beachtnng verdient. 

Im Folgenden gebe ich eine gedrängte Uebersicht über die haupt- 
sächlich von mir benutzten Quellen und die gedrnckte Litteiatnr mit 
den im Texte für die eiuelneu Archivalien and Bücher gebrauchten 
Abkünungen. 



Urkunden und Bacher des ohemnligen Barthololoaeas-Stiftes; im Stadtarchiv I. 
Ütftdtiäche Urkunden und Büclier (Mgb C) aber Verhaadlungen des Raihea mit dem 

Stift; im Stadtarchiv I. 

Compntationes fabrieae (e. f.)^ d. h. RedmoogsebUigen dar von den Oepntirtsn des 
Rathes und des Stiftes gemeinschartlicli getTdirtcii Bauleitung: im Siadterebiv I. 

Bftrwf»riiifistir-l?nch(v f/!ni!i:, i\. Ii. Protokolle ilc-^ Ifallic»: im Stadf archir 1. 

Die Piüue und Rihso Uber den Plarrtliurm und einzelne Tlieile der Kirciie aus dem 

IS. nnd 16. Jehrhanderl; im Stadtarchiv I. 
Die Akten der städtisclieu Bau-I>epatatioa Aber die Wiederbarstdlang der Kirche 

nach dem Brande von 1H(>7. 
Die neueren Pläne und Iiist>e nach dem Jirunde von 18G7, woruut4)r zulilreiciie Origin»!" 
aufbabmen dee frftheren DombanmeiRtwe von Detmlnger; im Stadtarchiv I. 

Die Orif;inalentwür}'i' zm- farhigen AuFsrlnrnirkunj; th"; Inneren <!er I)u;i^V;i rlir \'<iii 
Architect A. Linnemann und Proles^or £. von Sieinle; im Be.sitze de.s Dombau- 
Vereines. 



Malier, UistoriHcba Nachricht von dem weit berUhiut«u Kaiserlichen Wahl- und 
Dom-StiA S. Bartholomael in Franclcfurt. Pmnitturt, 174«. 

Römer-Büchner, Die Wahl- und Krönung- Kirche der deutscben Edssr ZU 
Su Bartholomaei in Franltfurt a. M. Fraoltlurt, 1S67. 



A. ABGHIVALI8CHE UND ADMINISTBATIVE QUELLEN. 



B. LITTERATUR. 




— vni t*-- 



Di« "Wahl- und Krönungs-Kirche d«r d«ltbieh«n Kaiser St. Bartholomaei in Frank- 
furt a. M. riiotographie und h*'rnn««r<««^f»b»>n von ^lyliuH, Text von Kelchner. 

Bericht der t«chniscb«D Comroission zur Untersuchung des baulichen Zutfiande» der 
DomldTeli« nnd de« PfairthnTniea za Frankfurt a. M. nach dem Brande vom 
16. August 18ß7. Frank für*, IS., 7 

Bat tonn, Der Kaiserdom ?ai Frankfurt n. M. Beitrage «nr G»"^i liirhte de.s St. Bar- 
tholomaeus-Stifte.H und seiner Kirche. Am dem haadschriltlichen Nachlasse de.« 
Canonicus Johann OeorgBattonn. Uit Anmerkangm lieraiiqgegabeD von Kelehner. 

Frankfurt, W^. 

Cornill, Jacob Heller and Albrecht Dürer. Ein Beitrag xur Sitten- und Kunnt- 
gMchiehto de« alten Frankfurt am Main nm IGOO. Nrnyahnblatt des Varaioa für 
Qeaeliickta lud Altert hansknnde sa Frankfurt a. M. fttr 1871. 

MOnzenbergrr, T1i r Krenzganp nm Dome zu Frankfurt a. M„ was «r war nnd 

wa.s aus ihm werde« soll. Frankfurt, 1876. 

(}rotef«nd, Die Bestittigungsurkande des Domatiftei au Frankfint a. 11. von 862 
nnd ikre Bedeutung für das .Stift. Neigahrsblatt des Yweina fllr Geschielita nnd 

Alt«>rthnmBk»)ni1o zu Frankfurt a. M. für lf*t4. 

Lersner, Der Welt-berühmten Freyen Keichs-, Walil- und Handels-Stadt Franokfurt 
am Hayn Chrontea. 9 Bde. Frankflirt, ITM, 1784. 

Hflagen, Artisti.'tche.s Magazin, enthaltend Ana Leben und die VerSfliehniMe der 

Werke hiesi^iT und anderer Künstler. Frankfurt. 1790. 

Battonn, Oertliche Beechreibung der Stadt Frankfurt am Main. Aas deaaeo Nack* 
laasa herausgegeben Ton dem VcMina fttr Qesckiohta und Altvrdinnudtnnde sn 
Frankfiirt a. II. dnrck Sutar. 7 Bde. Frankflut, 1861—1875. 

Kirchner. .\n<<irhtF>n von Fiatikfart nm ^fain. der umlieigaDden G6|gand und dar 
benachbarten Ucilqu«U«a. 2 Bda. Frankfurt, 1818. 

Passavant, Kunstreise durch EIngland und Belgien nebst einem Bericht Uber den 
Bau des Domthnmea an Frankfurt a. M. Frankfbrt, 1898. 

Bö Ii IM « r, (\-u]v\ diplomaticus Moonofrancofurtanns. ürkttndenbnek der Reiebmtadt 

Frankfurt. Erster Thoil. Frankfurt, 18'K!. 
Owinnor, Kunst und Künstler in Frankfurt am Main vom dreizehnten Jahrhundert' 
bis zur Eröffnung des StAdeFschen Kunstinstitutps. Frankfart. 1862. — Ders., 

Zusätze und Eoriilif igungeu dazu. Frankftir!. IW". 

Kriegk, Geschichte von Frankfart am Main in ausgewählten Darstellungen. 
Frankfart, 1871. 

Lötz, Die Baudenkmäler im Begjemngsbeitrk Wiesbaden. Herauqg»geben Ton 

S<li II eider. B.rüii. 1880. 

tjuellen zur Frankfurter Ueschichte. Herausgegeben von Grotefend. I. Frankfurter 
Chroniken nnd annaUstisehe Aufteiehnungen des Mittelalters. Bearbeitet von 

Fron in g. Frankfurt. IRRl. — Tl. Frankfurter Chroniken und annalistische 
Aufzeichnungen der Koformatiomtseit. Bearbeitet von .lung. Frankfurt, 18HÖ. 
(. Q»eff#n /, //.) 

Frankfurt a. M. und eeine Bauten. Herausgegeben vom Architekten" nnd tngenienr- 

Verein. Frnnkfnrt, 1886. 

Die Krünung»-Diarion der deutschen Kaiser von Matthias (Ujl9^ bis Franz II. (1792). 
Kogl er, Handbuch der Kunstgssehiebte^ Stattgart, 1869. 
Schnaase. Geschichte der bildenden Künste. Düsseldorf, 1866—1876. 
Deutsehe Banseitnng, Jahtginge 1888 nnd 1892. 




IX t 



Wcttanvi«. Zeiteehrift fUr tentnehe Geschieht« und Rcchu-AUcrthUmer, heraus- 
gcpehen von von Ficharfl. Krater Hand. Erst«-« Hell. Frankfurt, 1828. 

Archiv flir Frankfurt« Geschichte und Kunst. Hefl 1 — 8 (= A, F.j. Frankfurt, 
188»-M6a — N«iM Folg« N. F.), Bd* 1->1L IVankAirt, IflfKUiaSS. — Dritte 
Folg« (s ///. /:), Bde 1-3. Frankfurt, 18H8—189S. 

II ittlieilangen an die Mitglieder des Vereins fUr G«whUjhto and Alterthamskande in 
Frankfurt a. M. Bde 1—7. Frankfurt, 1860— 1886w 

P«riodlMhe Klttar dmr Oeidiiehts- nnd AIt«rtliam»>ViBretiM sa CmmI, DamMtadt, 

Frankfurt, Mainz und Wiesbaden. Jahrgänge ISoC, 1858. 

Fmokftirtwr Donblatt. Organ des Dombaa*Verein8. £r8ter Jahrgang, Nr. 1->12. 
Frankfurt, W68— 18TO. 

Di« <n d«n Auf l«tBtg«natittt«n Z«it«ohriften mw!« in d«n ZHtnngen «nt]ui1t«n«n 

,\rl)iMten 7.ur Geschichte dfs Friiiikf'urtf r T")riiaes sind in (Irotofends „Verzeichnis« 
von Abhandlungen und Notizen zur Geschichte Frankfurts aus Zeitschriften und 
Sunmelwtrken" (FranlifnTt. Ifl85) «Inseln au^efltlnt. - 

Mögo meiue Arlieit das Ilirige diizn beitragen, dii.ss dem in alter 
Schönheit wieder hergestellten und vollendeten Gotteshause mit seinem 
prächtig«» Tlinrm«, dem WftlinaicheiL d«r »Iton BoichaBtadt, die Th«il- 
nahme der FraakfVirter Bflrgeischafk nnd das Interesse der Kmut&ennde 
aneh fernerhin gewahrt bleibe f 

Frankfnrt a. M., den 1. November 181)2. 



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INHALTSVERZEICHNISS. 

Holl« 

Einleittmg 1 

I. M;tricnkii cln' lunl Palnst k;ii»'ll>' Ü 

IT. Die Salvatorkirchf . . , , . . . , , , .. , , , , , . . , , Li 

ITl. Dia ttlt^rw BortholomaauBkirrhe . . , , . . . , . . , . . . , . , lü 

IV. Dio frwfitf^rtf B>irt!inlfiiTiiiPtiskin-ln' . . . . . . . . . . . . . . . Lü 

V. Der Pfarrthuim Iii 

VI. Der Dombrand am 15. Aanuat 1867 57 

Vir. Dio Wiederherateltung nml Vollendmig der Doinkirclie ♦ 75 

VIII. Die innere AiiBSchmiickniig und dor figl^rlirtie Schmurk des (intlfshauses !W 
IX rrkundt>n li:i 



V£RZ£IGHN1SS 

DER 

TAFELN UND ABBILDUNGEN. 



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&n.6 
7a.8 
9 
10 

11 

18 

11 
15 
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17 

18 

19 

•20 
21 



Diu beiden Patrone de« Dome». Farbige H&ndzoich- 
Duiig atis dem Jahre 14^2. Original in Barth. - 
Bürlifi III. I i des SUdtarchiv« za Frankfurt a. M. 
Tu«lbild 

LagaplMi «ar Bant^sebiebto des ]>omM. Kaoh dam 

vom DoiiiIkiuii,. Ilster Oberbuurath a. D. Bitter von 

Denzinger angestellten Untersuchungen 

Grundriss der Salratorkircbo nach F. J. Schmitt iu 
Karlsnüi» ................. 

EngelHgur a!s Bekrömuif^ <ler !>t robnpMler AUf der 
Südseite der Bartholomaeuskirche 

Wasberspeier von den SU'ebepfeilem der Sftdaaite . . 
Dm Mod«U der älteren Bartboloineenekirelie .... 

Skizze ans dem Oeeetebuehe 2* des Stadtarchives . . 
Die We>-fs*>if I- des Dnines iTacli eitic-r photographischen 
Aufnahme von MyliuB au» dem Jahre 1866 . . . 
Die Sadaait» des Domes bis sar Mitte «uwres Jehr- 

btmderts nnrh dfr Zei« Tmniig WH A. Ifstlliea . . 
Der Gruudritfü der Kirche 
Die Altsrsetaning . . . 
Die Prodsnistioit . . . 



oaeh dem 

KroiiiiiigK - Diarium tb 
Kai!«er!> Matthiaa 

IfilS 



Die Krönung 

Der Bltteraohiag . . . 
Die KrODung Karls VI. naeh dem Krönung»- Diarium 

1711 

Querscboitt der Kirche durch den niedrigen Hallen- 



Llngeneehintt der Kirebe nacb Deosiogers Aufbahme 

Dns Darb tbs Liinp;bntiscs . 

Zeichnung ^Empore ?} auä den Akten des Bartholomaeuii- 
stiftes des Xy» Jsbrhanderls 



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66 
67 



Zf'lcliiiuii^ Lei t iii't' Vi iitis iL'ii Akten das ZtartlialoiiiMnM» 

ȟttes des XV"" Juhrhuuilorts . 

.Du Innere der Kirche nach einer ZelchiutnK K. Th. 

Roifteusteiiis uns dorn Jahro 18-15 

Grundriß» ilei Thiinnliullc .liirch die Thüreu Nacliduiii 
Grimdrib» der ThuriiiliHtle durch die Feuatcr Kurichto 
Grundrim dee swelton ThnmiinaeboeaeB . A*' '^' 'l"' 

« . t.OllllIII»- 

Grundriss des dritten ThunngeaaliOMesdarch sion 
die lirii<ttung vou 1W>7 

Zeichnung des Krahnens' ans den Akten de« Barlholo- 
iimeusstiftos ■ . . • 

Erster Grundri»» des dritten Thurin- 
geschoüseä durch die Fenster . . . 

Zwdter Ontndrln deeeelben .... 

Dritter f«rundriss ilcssulben. .... 
ürondriäs der Kuppel ....... 

AoMefat der Kuppet 

Verankemiig der Aebteckpfeiier . . . 
BoschMdifi^ing der Achteckpfeiler dareh 

den Brand 

Beaebidignng der Kappel 

Das Dach des Langhauses ..... 
Vcrliiiiijiiiig ilor Acliteckpfeiler 
Gl uudri;>« der Domi(irche mit Umgebung 



Nuch dem 
Berichtü der 
technischen 
Commiiwion 
von 1867 



Necb 

dem Gntach- 
teu der Duni- 



Der KrensgMig I haumeister 



Der südliche Eingang zum Queneklffe 

Dt i Pfarrthurm -Entwurf ven Madem 

Gertener 

Der PfarrkhQnn«Entwnrf von Hana 

von Iiigeltilieini 

Der rrarrtburtu-Eutwuri' von Midae 
Qneclte 



von um 



Nach den 
alten 

Original- 
plüueu 



Die Donikirche in ihrer Vollendung: 

Grundriss des Domes ............. 

Der Dom. Naek einer pholographiecken Aurnahme ana 

dem Kunstverlage von H. Lania in Darmatadt . . 

Die Nordseite des Domes 

Die Oataeite dee Domes 

Lingemeknitt ................ 

Querschnitt des Hallenbaaee 

Querschnitt dee Chorea 

Die Kuppel, Ghrundtifla ...... 

if f, Sttdseite ■..>..> 

„ „ Durch»chnil( 

Die Spitic de» PJ'arrthnruies, Ansicht . 

n n « n DaTCkSClUlitt 



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Deputation 


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Figur 

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G2 
68 
61 



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66 

til 
6811.68 
100.71 
72 
73 
74 
76 

76 ; 

77 

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70 

m , 

81 1 
8*2 
83 
84 

85 I 

8<5 ' 

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93-94 f 

95 I 
I 86 

I ^ 

I 

08 
90 
100 



Zwei Steinmetneidiea auf Tita 48 

Blick in «las Chor ........ 

Blick in ilas Qnersclnff" 

W&udbild im Qucrschifie 

Wvndbilder im Qaersdiiire 

Wandbilder im Qnerschiffe nnd Biiok 

in die Scboidkapelle 

Wandbilder im Qaersohiffe 

Farbiges Fenster im Qnemehilfe. Westwand. Flg. GC— Ü4 

nnch doli OriR'inalentwiirfon des Domlmn -Vereine 
Farbiges Fenster im Querscbifie, Westwand . . 
Farbige Fenster im QaenehiHb, Oetwand . . . 



gn» jili i-i'hi>n 

Au 1 ll.illlM fU 

au» d.Kun»it- 
verlege von 
H. Lauts ta 
Darmetadt 



der 
Orgelempore 



Waodbüder 

in der 
Thurmballe 



VTaudbilder iu 



95 



Wandbild im QucrschifTe, Papst und Kaiser . . 

n n n <ü« viel' Haupttugeuden 

Wandbild im HalleolHia, die Patrone dier Kirche 

Der verlorene 8ohn | 

Der ^;ute 8chri. lit i Wandbilder im Hallenbau . 

Die heilige Magdalena j 

Dttrehang der Bundeelade dnreh den ) 

Jordan ^Vandb•^der 

im Dareh* 

MofiffK vnr ileiii brennenden Dornbüsche 1 gange unter 
Jeeus treibt die Wecbider aua d. Teuip«] 
Jeetis lehrt da Knalw im Tempel . . 

Die ErschaiTnng Adaiita 

Die ErsoliafTung Evas 

Der Siindenfall 

IMe Yertrribong aue dem Paradiew , 

Die klugen Jungfrauen 

Die thörichten Jungfrauen 

Die sieben Werke der Barmherzigkeit. 

der Scheidkapelle 

Die nftrdlirhe Eiiigaiigsthilre ♦ 

Der Maria-Schlaf-Altar ............ 

Die heilige OraVKapelte. Baldachin und Sakramente* 

haus im Querschifl'e 

Das .■^akrfinicnt.slmus im Chore . 

Der Kalvariouborg 

Der Otabetein de* mnlge GOntber von Sehwarsboiig 



Tafel 

XVI 
XVll 
XVilL 
XVIU 

XIX 

XX 

XXI 

xxu 

XXUl 

XXIV 
XXV 
XXVI 
XXVII 
XXVIll 
XXVllI 

xxvm 

XXIX 
XXIX 
[ XXIX 
XXIX 

I XXX 

! XXX 

XXX 
XXX 
I .XXXI 

; XXXI 
j XXXll 
E XXXUI 

XXXIV 
XXXV 

XXXVI 
XXXVU 

xxxvm 

XXXIX 



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EINLEITUNG. 



Der Dom, die frühere Stiftskirche, heate die katholische Pfurkirche 
St. Bartholomaeui, ist das bedentendste Denkmal mittelalterlicher Bau- 

knnst in unserer Stadt, welche länger nis ein .Tnhrtnusend mit dem Geschick 
des Deufstlien Reicho.s auf das Eiipste verknüpft prewesen ist. Tun jeher 
hat Frankfurt eine hervorragende Stelle unter den deutschen Städten ein- 
genommen : Karl der Grosse hatte hier men Palast, in welchem im 
Jahre 794 in O^penwart des Kaisers die Kirchenversammlnng ahgehaltc-n 
wurde, nach «ler Theilung wurde es die Hauptstadt des östlichen Theilos 
dfs Fianks^iiroü hos. in der Mitte des XIl'*"" Jahrhunderts Wahlstndt und 
später auch Krönungsstadt der deutschen Könige; in Frankfurt sah man 
das Reich sich entwickeln, gedeihen und auch untergehen. Unter den 
Königen sind nur wenige, welche niemals in der Stadt gewesen sind, wie 
Heinrich I. und Lotljar der Sachse. Eüer tagte seit 1810 der Deutsche 
Hund, I'^IH wur(l(> in Fnmkfnrts Mauern di»« rnn*stitnirrnile deutsche 
Nationrtlvei-SHUimlung, i?>tjii der dexitsche Fürstentag abgehalten. 

An dieser Bevorzugung, welclie wohl zum grössten Theile der sehr 
günstigen geographischen Lage der Stadt swischen Kord-> nnd Süd- 
deutachlaad auzoschreiben ist, bat der Dom den innigsteo Antheil ge^ 
nommen. Er war !n jener grossen Zeit vielfach der Si h:inp!a<z wii htip^er 
^»■srhichtlicher Ereignisse, in seinen Räumen sind die im iston ili uts( h< n 
Kaiser gewählt, viele gekrönt worden, ein deutscher Konig liegt hier 
begraben. Die Yersdhnting des Kaisers Otto I. mit seinem Bruder Heinrich 
soll vor der Kirche stattgefunden haben, um 114<) besuchte der heilige Bern- 
hard dieses Gotteshaus und ermahnte durch seine Predigt zum Kreuzzuge. 

Die älteste bauliche Anln^e an Aor Stelle des DoniRs stammt nns 
dem iX'^" Jahrhundert. Von derselben sind nur noch Fundamente vor- 
handen. Die Kirche, welche wir heute vor uns sehen, wurde im 
XIII**» Jahrhundert als dreisohifflge Hallenkirche errichtet, dann durch 
einen gro.s.sen Chor, Querschiff, Kreuzgang nnd einzelne Kapellen «t- 
weitert und schliesslich mit einem mächtigen Westthurme versehen, 

1 



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wolchor am Anfiiug (\on XVT*''" JahrliniulcrtvS unvolloiiflot soiiiem Schick- 
sale nberlusHcii blieb. Wi»^ in so vieloji Fallen, so tralon auch hier die 
pulitisclien uud religiösen Wirreu der dumaligeu Zeit mit ihren Streitig- 
keiten roaimichfacliOT Art hindenid m den Weg, dos Interesse ffir das 
Bftnwerk erlosch, und erst unsere Zeit war im Stande, die Eirehe und 
den Tliurm, nnchdom diesolben am 15. Aii;j;ust 1W7 durch Peticr stark 
beschädigt worden waren, nach den Plänen der alten Meister zu vollenden. 




L 



MARIENKIRCHE UND PALASTlvArELLB. 

T)< i- ürsprung des BnrHiolonmcn'i-?» iffps wurde vi^'lfiich mit, t'in«T 
Palast kapcllo bozw. eiucr MHrifMikirflie in Znsamniouhnng gebracht, weicht^ 
vor od«r gleichzeitig mit der Solvatorkirche, dcni unmittelbaren yorgä]io;or 
der Bartholoin.iMigkirclie , in Frankfurt bestanden haben sollen. Man 
stützte sich hiorboi auf die folgonden ältesten Kachrichten, welche wir 
Uber ein Frankfurter Gotteshaus besitzen: 

1) Die Mittheilung, dass eine Abschrift der Bescldüääü der Kirchen- 
▼erBammlong des Jahres 794 in der Kapelle des Palastes (in sacri palatii 
capella) anfbewahrt werden sollte, spricht für das Vorhandensein eines 
kirchlichen Gebäudes — Palastkapello — zu dieser Zeit. 

2) Yot>c!ii. d. 110 (Teschichtssehreiber erzählen, wie Karl der Dicke, 
der Sohn Ludwigs des Deutschen, auf der Boichs Versammlung zu 
Frankftirt im Jahr» 873 plötsUch in Baserei verfiel und vom Tenfel evst 
wieder befreit wnrde, nadidem er in die Kirche gebracht worden war 
Wild der Bisohof für ihn gebetet hatte: ein Beweis dafür, dass es im 
Jahre 873 in Frankfurt eiiie Kirche gab. 

3) Ludwig der Deutsche bestätigt durch eine Urkunde des Jahres 874, 
dass Fran BovtUnt mit seiner Erlaubniss eine hirohUche Schenkaug, 
welche aus Gelände, Leibeigenen und GefiUlen im Dorfe Hornau bestand, 
der heiligen Maria in seiner Kapelle gewidmet habe ((juaedam femina numino 
Rovthnt per nostiam licentiam fradidit nd saiu tuni ISfnriam ad nostram 
capellam in Francouut'ui t quasdain res propnetjit i» suae, consistentos ...,), 

4) lu der Bestätigungsurkundo Ludwigs 111. vom Jahre 880 wird die 
der heiligen Maria gemachte Schenkung der Kovtlint mit dem doppelten Aus- 
drucke des Ueli- igebeus un«l dos Uebertragens (tradidit aU\ue transfndit) 
erwähnt, scKlass hirrr.afh rlm} T'fb*.-rtrnf:^tinf^ dieser S( Ii. nkung von der 
Marienkirche auf die Salvatorkin h« st ,itt gefunden haben kann. 

5) Der zur Zeit Ludwigs II. und Liulwigs III. lebende Mönch von 
St. Gallen theilt in der Lehensbeschrelbung Karls des Grossen mit, Ludwig 
der Deutsche habe in Frankfurt eine neue Kirche gebaut: dies seUst das 
Vorhandensein einer älteren Kirche voraus. 

l* 



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G) Die Urkundo 0(tns II. vom Jahro 980 zeipjf, <las8 es dflmals in 
Fraiikf'nrt zvtp'i Kirclu'n gab, von (Ifn^n flie Salvatorkirfho die grössore war 
(ad nuijcntiui tapoUam, quae est constrnctot in Francoiiofurt ac dedicata in 
honore SalTatoris, domtni nostri Jesn Christi). 

7) Im Jahre 1239 wurde der Kirchweihtog (bis dabin der 24. Avguftt) 
auf den Sonntag vor Marifi Himmelfahrt gelegt^ also mit einem Uarieiio 
feste in Beziehung g^brarht. 
Marieic Aus diesen Nacbhcliteu leiten mehrere Schiiftsteller eine besonciere 

kireht. Marienkirche ab; einzelne vermuüien dieedtba in der Michaelflkapelle, 
welche am ehemaligenPfarreisen stand nnd im Anfange nnseres Jahrbnnderfs 
abgebrochen wurde. Nach Battonn (Kaiserdom S. 5) soll die Marienkirche von 
Karl ilcni Oroj^sen erbaut worden sein, eine Behnuptnnri;, welche sich nuf i ino 



alte, schon vom XII i"'" Jalirhundert her bekannte Sage stützt; als Stanciort 
wird der Hülincrmarkt angegeben. Fichard (Wetteravia S. 9 f.) ist der Au- 
aicbt, daaa zur Zeit Karls des Groesen in der Nfihe des Palastes eine capella 
regia gestanden halie, welohe mit der capella ad s. Mariam identisch sei, 
und niiniiit au, ■las'? Krmig Ludwig II., weil sein Sohn Karl zu Frank- 
furt v<oi einem Anfalle des bösen Geistes erlöst worden sei, um diese 
Zeit eine Kirche zu Ehren des Erlösers gestiftet und dieser neuen Salvator- 
kirche die Pfarrei und Gflter der Harienkapelte fibertragen habe. Des« 
gleichen berichtet Kömer- Büchner in seiner Schrift ^Die Wahl- und 
Krönungskirche der deutschen KaiscrzuSt. Bartliolnmaei in Frankfurt (S.r)) 
über eine solche Kapelle der heiligen Maria, wel« lio er als tli - Begräbniss- 
kapullo de» ältesten, au der Stelle des jetzigen HiilmeruKirktcs gelegenen 
Friedhofes bezeichnet. Den Grand f&r die Errichtung der neuen Salvator- 
kapclle im Jahre 876 oder 876 findet er jedoch nicht in der Erlösung 
Karls des Dicken, sondern in den vielen Unglücksfällen der ilauuiligen 
Zeit (strenge Winter, Hungersnoth, Pest. I^ berschwemmniif^ und ilergl.i, 
welche den König zu Christus, dem Befreier von allen üebeln, dem 
salvator mundi, seine Zuflucht nehmen liessen. 

Dagegen beweist Kriegk die auerstvon Euler*) ausgesprochene Ter- 
nnithung, dass eine be.<<ondere Marienkirelie nicht bestanden hat, vielmehr 
die Rovtlintscbe S( henkung zu Ehren der heiligen Maria in der köuijxlicheu 
Kapelle, d. h. tür einen in dieser Kapolle bestehenden oder zu errichten- 
den Altar der Maria bestimmt gewesen ist. Die Bovtlintaohe Schenkung 
widerlegt nach seiner Ansicht die Behauptungen Fiohards and Bömer- 
Biichners, dass die Salvatorkirche in den letssten Lebensjahren Ludwigs 
aus den anpfefulirfen Gründen erbaut worden die Schenkung sei viel- 
mehr ein nmniistösslicher Beweis dafür, dass diese Kirche im Jahre b74 
bereits erbaut war. Es würde zn weit führen , an dieser Stelle anf die 
eiuselnen Beweise nfther einzugehen; es dürfte genügen, anf Kri^ka 



■) BeRprachniig der Schrift R5in«r-Büe)inerR in den Periodfxchen Blftttem ISSf», 
No. lü. 




vorirefTliche Arbeit „Die Entstellung dtr Salvator-Kirche zu Fraukfurl" 
hinzu weisen.'; 

wahrend Eriegk (mit Anderen) annimmt, dorn in der oben mit 1 be- >'"'■"- 
«eicbneten Nachricht nur die Kapelle des Frankfurter Palastes gemeint 

sein kann, giebt Grotefend dit* Möglichkeit, dass eine PaIastka{)eIlo neben 
der Salvatorkircho auch schon zur Zi it <!< r Karolinger bestanden habe, 
zu, hält dies jedoch nicht für erwiesen und bezeichuet nach Öickel (Acta 
Karolinomm) die capella, in welcher die Beschlüsse des Frankftirter Goncils 
aufbewahrt werden sollten^ als das Ffahssrchiv, das zuerst vielleicht einen 
ständigen Plats nicht hatte, alu r schon unter Karl dem Grossen zu Aachen 
dauernd unforgebracht wurde. L'i - S;mlhofkapello, wek-ho man früher 
zum Theil alä ein Werk der Karolinger angesehen bat, gehört einer spö- 
teren Zeit an. 



>) Anhiv V.T. 1,12 ff. 

*i Dio Bostiitiguiigsui l>uii'lo <ks Duiiirjtif'ti's zu Friinkturt a. M. von 882 uu l 
ihre Bedeutong für dasätitt, crlüutcrt von Dr. U. ürotetend, SladtarchivarsNuujakr- 



blatt ISM. 




IL 



DIE SALVATOßKIRCHBL 

Dif^ Salva(orkire!ifl ist eine Stiftung' Lmlwifj^s des Deutschen; sio 
wurdo nach Grotefend') am 1. September 8ö2 durch don Erzbischof Ilrabanus 
Maurus geweiht. Drei Urkunden aus der zweiten Hälfte des IX'«° Jahr- 
bonderts sind ftir die QMchichte dieses Frankfurter Qottesbauses von ganz 
besonderer Wichtigkeit, indem dieselben Aber die Einrichtung des Stiftes 
deutlich Auskunft gtlirn. 
Einricbtttiiff Aus der i r-sttm (i<>i selben, welche Ludwig IIL am 17. November 880 
dMfldfw«. augjjteiite, eriahron wir Folgendes: 

Ludwig der Deutscbe bat gewisse, ibm eigmlbämlioh gebörende 
Dinge (die Kirchen zu Kosilit ini, Ursel, Stoteu, Plagestadt, das Gut Bürgel 
mit der Kircho nur! dem Zehnten, die Kirchen zti Sjnendlingön mit der 
zugehörigen Hufe, zu Bischofsbeim mit dem Zcluilcii, mit Knecliten und 
Läudereien, zu Schwanbcim und Nierstein, das Gut Kelkheim mit allem 
Zubehör, die EapeUe in Bonheim) seiner Kapelle in Frankfurt, weldie bu 
Ehren des Erlösers, unseres Herrn Jesu Christi, erbaut ist, fibergeben, 
auch die derselben Kapolle gemachte Schenkung der Rovtlint schriftlich 
bestätigt. Derselbf^ hat alle diese angeführten Gegenstände vollständig, 
d. h. mit Allem, was irgend zu ihnen gehört, an die schon genannte 
Kapelle gegeben und flbertragen, sodass sie auf ewige Zeiten und ohne 
irgend Jemandes Einsprache snm Dienste Oottes bei ihr bleiben sollten. 
Ludwig hat ferner verordnet, es sollten an derselhen Kirche zum Dienste 
Gottes 12 Geistliche nu)<srr d< n Prifstern, welche in tlen dazu gcliörendcTJ 
Orten den Gottesdienst versähen, angestellt sein und von dem Ertrage 



') Orotefeud woist in seiner S«it« 5 Note 2 genannten Schrift nach, dass die in 
Brower, Antiquitafos Faldensos, beflndlictio, oinom alten Porgnment entwnniucn«' In- 
schrift ,^nuo tloniinicno ineamationi!; DCCCI^II indictiono XV incnse scptcrabri 
prima dio mensis hoc tcmplnm a niudovico iiol)ilii>»imo rego novitcr constriictnin est 
et dcdicatnni per Hrabnnuin Maguntiacensiä occIealM aiiti»titeni in honorem s. 8h1< 
vatoris domini vidclicet Jesu Christi et s. Mariae semj)er virginis et ss. XII aposto- 
lorum martyrum et coufc»sorum atijue äanctornm virginum noc non et omnium saue* 
toruia'' auf di« SalTatorklrelie in Fraokfurt a. IC. sa besiobsii vt^ 



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der gemachten Schenkungen ihren Unterhalt bestreiten, der Abt aber, 
welchem diese Kirche anvertraut «ein werde, sollte von allen Beitrugen 

zu Kricgszüf^cn befreit bleiben. Er hat ausserdem befohlen, der Abt 
Witlilii'i ins. wclrliinn diese Kapolle anvertraut sei, solle seine ihm vom 
Könige übertragene Stelle mit allen Rechten und Einkünften lebenslang 
behalten. Diesem fügt Ludwig III. hinzu: „Wir haben also der vätcr- 
Udien Schenknng xostimmend befohlen, dass diese Auafertignng unserer 
Zustimmung gemacht werde, vermittelBt deren wir wollen und befehlen, 
dass, wie unser frommer Vater alles vorher Aug* /.( igte angeordnet und 
bestätigt hat, dassclhc ebenso in Zukunft ohne irgend Jemandes Ein- 
sprache und Beunruhigung bestätigt und lestgesetzt bleibe. Und damit 
diese Antoritftt unserer Zustimmung fester gehalten und in Zukunft von 
unseren Glaubensgenossen besser geglaubt und gewissenhafter beobachtet 
werde, so haben wir sie unt«>n eigenhändig bestätigt, und durch den Ab> 
druck unseres Ringes besiegeln lassen." 

Diese, sowie die im Wesentlichen hiermit übereinstimmeude Urkunde 
Karls vom 11. Desember 881 befanden sich im Kloster St. Maxtmin zu 
Tri«r und wuren bis sm ihrer Veröffentlichung im 18. Jahrhundert in 
Frankfurt unbekannt. 

Als dritte kommt die Bcstätigungsurkundo Karls des Dicken vom 
2. Dezember 882 in Betracht. Dieselbe bestätigt zunächst — wie die 
Urkunde Ludwigs HE. — die Schenkungen Ludwigs des Deutechsti und 
der Bovtlint und f&gt dann neue Schttikungen hinan, nämlich den neunten 
Thtdl aller ErtrKgiusse aus den königlichen Güteni Pxankfurt, Tribur, 
Tngelrilieim, Kreu^nar h, Lautem, Gernsheim, Kierstein, sowie dem Wormser 
und Wasgauer («ehiet. 

DieM Urkunde war in doppelter Ausfertigung im Besitze des Bar- 
tholomaensstiftes, ein drittes Original lag im Archiv des Klosters St. Maxi« 
min in Trier. 

Aus dem Umstände, dasM in Tri> r die Originale süninif liclicr Urkunden 
und in Frankfurt solche einzelner Aktenstücke vorhanden ;^t \\ i ^en. wird 
mehrfach eine Vereinigung der AbtstcUeu von St. Maximiu und Frank- 
furt auf die Person des in der Urkunde genannten WilUherins hergeleitet; 
dieselbe bestand nur mif dessen Lebenszelt und hörte mit seinem Tode auf. 

Mit der Zeit verlor das Bartholomaeusstift Manches von s( ini ni Figen- 
thum, bis Utio II. im Jahre 977 auf die "S'orHtellung des Erzbischofs 
Willigis von Mainz es wieder in den Besitz seiner Güter setzte, dieselben 
durch eine Urkonde aufs Nene bestätigte nnd ausserdem den 12 Klerikern 
die Berechtigung gab, sich aus dem Beichsfoxste Dreieioh mit dem noth« 
wendigen dürren Holze zu versehen. Ferner gab er durch die schon oben 
erwähnte Urkunde vom 8. Oktober 'JSO der grösseren Kai)elle, welche in 
Franklurt erbaut und zu Ehren unseres Herrn Jesus Christus geweiht 
war, die Kapelle der Heiligen Marcellinns und Petrus su Seligenstadt mit 
allem augehörigen Besitathum. 



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-♦t 8 

994 yerordnete Otto HL, dass atte Fische, welche Freitags im Main 
gefangen würden, den Brüdern des heiligen Erlösers tnd ihrem Abte 

Obbertns, sowie seinen Nachfolgern abgeliefert werden müssten. 

Weiterhin erfalinMi wir, dftss <lio Vorsteher dor Kirche vom .Talirc 
1127 ab Pröpste (und nicht mehr Aebte) heissen; im Uebrigen fehlen 
wesemtUohe Nachrichten, 
uanikhe UebeT die Geataltnng des Banee und seine innere Einrichtung lisst 

ricMu«. ''^^ wenig sagen. Etno kurze Notiz befindet sich bei Joaimes Lato- 
mns'i: ^tompliim hoc conjicio ftiisse nostrnm sancli salvatoris, cujus sex 
uühimnao in mediu adhuc extant. uam rulii|uae partes versus meridiem 
et septentrionem , item choms ao tnrris intra annoa 250 sunt extructa. 
habnit autem haeo ecoleeia dnas parvas turriculas ex ntroque latere.** 
Bei dor in unserer Zeit erfolgten "Wiederherstellung ' - l'omes wurden 
unter Anderem auch die Fundamente der Salvatorkirche im Inneren <les 
jetzigen Langhauses und (^uerschifies freigelegt, worüber der in Fig. 2 
wiedergegebene Plan, welcher nach den während des Baues augestellt ou 
Nachgrabungen und Ermittelungen des ausführenden Dombaumeisters 
Denzinger aufgestellt ist, Aufschluss giebt. Hiernach war die Salvator- 
kirche ein (h-eisehiffiger Bau mit breitem Mittel^^chitle und 2 schmalen 
Seitenschifti n, halbrunder Apsis im Osten und 2 Wendeltreppen im Westen 
vor dem Mittelschiffe. 

Ein Orundriss unserer Kirche ist von F. J. Schmitt in Karlsruhe 
nach Fig. 3 auf Grund der gefundenen Fundamente und mit Bezug auf 
die P^iuhard-Basilika zu Strinhach im Odenwald, die St. Michaels-Basilika 
auf clein oberen heiligen Ber^'<^ bei Heidelberg und die Stiftskirche St. l'fier 
und Paul in Niederzell auf der Insel lieicheuau construirt worden.^) Er 
führt uns dieselbe als eine Basilika mit Qnerschiff, drei unmittelbar an 
dasselbe angebauten Conchen, 4 Thürmen, von denen zwei ihren Pktz 
im Osten über den beiden Nebenabsiden haben, und zwei Vorhallen mit 

Emporen, seitlich von den 
im\\esten gelegeueuTrep- 
penthürmen vor Augen. 
Er nimmt femer an, dass 
der Bauplan aus der durch 
llrabanus Älaurus in Fulda 
gegründeten Kunsti»chule 
der Benedictiner hervor- 
gegangen ist, und dass 
dementsprechend dor Aiif- 
bau derFrankfiirterKirche 
den in der Nähe befind« 
Hsari liehen Bauwerken aus 

*) Quellen I, TOl 
*) Dentsehe BaiuwitaDg 1002. 




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derselben Zt'it ähnlich postaltot war. Da» Langhaus ist ein Qiuulnit von 18 m 
ä«iteuliinge i. L. uud liat 4 Stützen, welche vermuthlich Säuleu aus Saiul- 
•tein oder Granifc mit einer f&r diese frfihe Zeit grossen Axweiie aufgestellt 
und durch Bögen mit einander verbanden waren. Die beiden munittelbftr 
nebeneinander liegenden Treppenthürme, durch welche die Emporen zugäng- 
lieh j^emneht wurden, sind als vereinzeltes Beispiel zu neuneu, während die 
Apsidenthürme der Beichenauer Kirch© (7Ü9 — 802 durch die Benedictiner 
erbaut) auch spät« nocb öfter yorkommen und swar mehrfach bei Baawerken 
der Benedictiner. Wir finden solche bei der Leonhardskirche in rrank- 
furt a. M., der Prämonstratenser-Abteikirche zu Arnstein, der Marienkirche 
zu Geinhansen, sowie bei den Benedictiner-Abteikirchen zu Echternach 
und Braawoüer. Diese alle haben 2 Thürme im Osten über den Nebeu- 
oonchen, wahrend die Benedictiner>Abteikirche zu Lasch mit einem Thurmo 
aber dem Westohore Terseben ist. Es liegt daher nahe, anch für die 
Frankfurter iC r e, welche nach Börner - Büchner nraprüngUch mit 
Benedictineru besetzt gewesen sein soll — eine Vermuthung, deren Rich- 
tigkeit allerdings von Anderen bebtritteu wird — bei dem gegebenen 
Qrondrisse die beiden östlichen Conchenthflrme anzunehmen, nmsomehr, 
als beim Wiederanfbaa des im XIH*« Jahrhundert bauföllig gewordenen 
Gebäudes ebenfalls 2 Thürme an den Seiten des Cihores, ausser den West- 
tbünnen. errichtet wurden. 

Der Aui'biUi war, wie dies bei den Jinuten jener Zeit üblich, in 
einlachen romanischen Architekturlurmeu gehalten. Die Fenster waren 
mit glatten Schrägen versehen, die drei Schiffe mit flachen Balkendecken 
geschlossen, nur di. Ajtsideu mit llalbkuppeln überwölbt. 

Im XIII'"" .Tiihihundert wurde die Kirclio so bauftillif!:. dass die 
Glocken — damit nicht [»iotzlich ein Uniall entstehe — aus den Tlmrmeu 
horauügenomiueu werden musstcn. Der Propst des Stiftcä wandte sich 
an den Papst und bat, da das Kapitel Uber Uittel, welche eine Wieder^ 
herstellung der Kirche hätten ermöglichen können, nicht verfüge, um 
Ablass für diejenigen, welche durch Almosen zum Aufbaue beisteuerten. 
Dementsprechend wendete sieh Papst ('repor IX. am 16. Se[ttember 1238 in 
einer Bulle an die Gläubigen der Diücese Mainz uud foriierto unter Zu- 
sicherung eines Ablasses von 90 Tagen dieselben auf, durch fireiwillige 
Gaben zum Baa des Gotteshauses beizutragen. (Vergl. Urk. No. 1.) £s 
lässt sich annehmen, dass der Abbruch der Salvatorkirche gegen die 
Mitte der dreissiger Jahre erfolgte. 



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III. 



DIE ÄLTERE BAliTHOLOMAEüSKIRCHE. 

Am Ijartholomaoustar^e dos Jahres Vl'.VJ wur l'' liii' im fiü]i^:;utliisfbeu 
Stjle hergestellte, jedoch noch nicht volleudete Kirche (imxli den Bischof 
Liudolf von Bfttzebnrg ztiEhrdn des Erlösers und des Keiligen Bartholomaeue 
eingeweiht tmd sugleieh daa jährliche Fest der Kirchweihe «of den 
Sonntag vor dem Feste Mariae Himmelfahrt (15. Augast) festgesetzt.') 
(Vergl. Urk. No. 2.) Die Kirche war nämlich schon früher in den Bi sitz 
der Hirnschale tles heiligen Bartholomaeus gelangt, und nach liümer- 
Bücbner ist die Namensänderung älter als der llcubau, da diu Kirche 
bweits im Jahre 1216 den heiligen Bartholomaens in ihrem Siegel lUhrte. 
Au.sscrdem wurden die Jnngfirau Maria nnd der heilige Karl (der Grosse) 
als Patrone der Kircho anp^c?ohon. 
a«iUU Am Ueber diesen Bau können wir uns eini^n-rmassen Aulklärnn^; ver- 

schaffen, da einerseits NacliiichLeu vorhanden siuci , welche von seiner 
Gestalt und EinnGhtnng sprechen, andererseits sich noch Beste dieser 
Anlage im heutigen Langhaueo vorfinden. Der Grundriss, welcher 
wiederum aus Fig. 2 zu ersehen ist. zeigt cino dreischiffigo Hallenkirche, 
mit Kreuzjjewölhpn nberderkt. Der fast quadratische Bau hatte 4 Thürme, 
zwei im Osten zu beiden Seiten des Chores und zwei im Westen. Letztere 
waren Treppentfattrme, wfthrend dw beiden östlichra Thürme als Glocken- 
tbürme zu betrachten sind. An den Chor lehnten sich zwei Kapellen, 
im Süden die Wolfgangs-, im Norden die Katharinenkapelle.*) Alten 
Naelirieliien zufolge waron drei Eingänj^^o vorhniuien : je eineThüre iti der 
nördlichen und südüchcn Laugwand und eine im Westen. Hie nördliche 
— san&chst der Kansel — war die Haupteingangsthüre ; in ihrer Nahe 
standen die Katechnmenen, welchci noch in der Vorbereitung begriffon, dem 



•) Joannes I<atomns berichtet: „Anno 123'J dedicatft CBt prHcsin nostra in 
Jiouorem salvatoris domini nostrl Jesu Christi et saucLi Bartkoloniuei, uhi priuimu 
sanetom Bsttholomseiitii pstronvm assnmptam puto"; QneUen I, 75 u. 76. Desgl. die 
Anaalen des AnoDymn<:. Qnctirri I. IHh. 

*) „ ad capellam nauctae CaUiorioae, quao nnnexa erat tetnpio »ancti 

Barbbolomsei ▼«rsos septeatrioaem, nbi nuae eet horokgiiun''. Latomu» in Qiudlen 1, 76. 



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11 



Amte und der Predigt beiwohnen durften, mit Beginn des Oflertoriums, des 
entanHanpttlimles der hdligimHessft, jedoch ridi am derE[iro]M «ntftrneii 
miustai. Sie wurde aodi Mttientiitlre genannt nnd ist geecluohtlidi noch 
insofern bemerk ens wert h, als liier im Jahro 1838 der von den Kurfürsten 

gefasste, für das Ansehen der deutschen Nation höchst wichtige Boschluss, 
dass der von ihnen rechtmässig gewählte deutsche König die Macht eines 
r&mischen Kaisers andi ohne ^e Bestitigung des Papatea amtifem kflxme, 
angeachhigeii wurde. Die südliehe Thüre fOhrte wegen ihres Anstrichs 
den Namen „rotho Thüre". Boehmer*) will diesen Namen davon herleiten, 
dass in älteren Zeiten an und vor ihr Gericht gehalten wurde. Der in 
der westlichen Giebelwand befindliche Eingang wurde bei den Taufen 
benatzt, nm in die zwischen den Thürmeu gelegene Vorhalle zu gelangen, 
in welcher der Ezoroismns ▼orgeaommen wurde. An dieser Stelle befand 
sich ancli ein stein, auf welchem eine Haadtreue ausgohaucn war nnd 
welcher den Namen Heissenstein (vnn heissen, gtlolMni i führte. Braut 
und Bräutigam vcrsjirachen sich — auf domsflbon stehend — - gegen- 
seitige Treue, bevor sie vom Priester zur theiicheu Einsegnung in die 




Ilsw I. 



Kirche gefährt wurden. Der Taufstein stand zwischen den beiden west> 
liehen Pfeilern. 

Die Pfeiler waren quadratiseh, mit vier runden Diensten versehen und 
au dcu Ecken abgefast; um dieselben zogen sich die Sockel und die mit 



^ Die rothe ThOie sa Fnukfart a. H. im Ardiiy A. F. m, 114 ff. 



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—I 12 M— 

Blättern versuheueu (Jesimsc herum. Die lti]jpeu der Kruiizgewiilbe waren 
als einfiuibstea Hohlprofil, die Gurt- und Scheidebügen ausserdem mit 
Birnstäbolien geseiohnet. An den Langseiten befanden sich schmale swei- 
tlieilige Fenster, welche im Bogen einen Dreipaw tragen und an den 
Gewänden und Pfosten mit Siiuklieii versehen wnron. Als Bekrönung 
der Strebe])feih-r dienten auf der Nordseite eiufache Fialen, auf der Süd- 
seite Eogeliiguren mit langen Ueberkleidern und Trompeten, aus Sandstein 
roh (gearbeitet (Fig. 4). Eine dieser Figoren ist ganz, von der «weiten nnr 
der Kopf erhalten; diese Ueberreate befinden sich aar Zeit im historischen 




Museum zu Frankfurt, El)» lulaselbst haben zwei alte Wa.ssersju iiT 
(Fig. 5 und Gj von den Sti-ebep feilem der Südseite Aufstellung gefunden: 
sie sind ab Thierfigur, besw. als Binne, welche von einer menschlichen 
Figur in gebückter Stellung getragen wird, ausgebildet. 

Au einem der Chorstühle, die heute noch im Chore des Domes stehen, 
lieliudel sich ilas Modell einer Kirche aus Holz gesrluiit/.f, welclies viel- 
fach für dasjenige iler alten Bartholomaeuskirche gehalten wird. Die Stühle 
wurden in der Mitte des XIV'<"> Jahrhunderts, als bereits die Erweiterung 
des Chors, von welcher weiter unten die Bede sein wird, vollendet war, 
durch den Erzbischof von Trier, Cuno von Falkenstein, aum Danke für 
seine 1.3.V2 erfolgte Knienuung zum Propste des Bartholomaeu^stiftes, der 
Kirche gestiftet. Der erste Stuhl auf der rechten Seite (beim Eintritte in 
den Chor; zeigt den heiligen Bartholomaeus, derjeuige zur Linken die Figur 
Karls des Grossen, welcher neben Bartholomaena eine Zeit lang als Patron 



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• 13 t 



verdirt wurde, mit dpm Mofh-ll ant dor Hand ; lotzt<Tos ist nach pinor 
sorgrältigeu Aufnahme in den Fig. 7 und H abgebildet. Ks vergfgen- 
wiirtigt uns im Grossen und Ganzen den oben be.schriebenen Bau mit 
den vier Thflrmen, wie er bis cur Erweiiernng der Kirche im Jahre 1316 
bestanden hat. 




Ausserdem befindet sich in einem aus der Zeit von etwa 1115 her- 
nilirenden städtisrhen (i<'s.'(zhti< lie') bei dfn- HcMchreiliimg der F.-ierlit hkeit, 
mit welcher die ( iruudsteinlegung <les Pfarrthurmes le.stlich begangen wurde, 
am Rande eine Skixzo hingekritzelt, welche man als die Bartholemaeuskirche 
des Jahres 1414 hat erkennen wollen, nnd welche Passavant ") — nachdem 
dieselbe in gerade Linien übersetzt worden— als solche mittheilt. DieseSkisze 

<) StadtnrcliiT I, Ges. !^ Fol. 17«. 

*) Kuii^troiso (iari-h Kn^'lnn<1 und Belgien Debüt einem Bericht Uber den Bau 
d«H DoinliiurtnoH xu Frankfurt n. M. 1833. 



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isf in Fig. 9, tlem Originale entspreclienH, wiorlerp^pf^t'ben worden und hat. 
ebenso wie das erwähnte Modell, flf«r V ollst am ü^rki it halber liier Aufnahme 
gefunden. Eine weitere Bedeutung dürlLe beulen Ueberlioferungou eben- 




sovenig srasiunessea sein, wie der Abbildung der Kirche »nf dem vor- 
gehelletea FarbenfaJatte tax» dem Jahre 1462. 

An anderer Stelle werden wir anf diesen Bau noch einmal «nrttck- 
kommen. 



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IV. 



DIE ERWEITERTE BARTHOLOM AEÜSKIRCHE. 

Es folgt; jetst ein» Zeit grosser und umfangreiclier Erweiterungs- 
bauten: 1315 wurden Chor, Kapellen nnd die beiden ösÜioben 1'hütnu> 

abf^ebp^olifii : der Bau des neuen Chores nahm am 14. Mai desselben Jahres 
seinen Antang untl wurrU» im Jahre 1338 vollendet.') Die Einweihung 
erfolgte am 9. August. Bereite 11 Jahre später wurde das Dach in Folge 
de» bei der sogenannten Judenschlaclit aasgebrochenen Brandes ein Baub der 
Flammen;") es wurde sofort wiederhergestellt nnd war zu Ostern 1B5(J 
fertig. Der nördliche Flügel des t^uerschiftes entstand in ilrii Talni ii ]'M('t 
(4. Juni) — 1353 (14. Angust),^) der Bau des ÖüdÜüguhj ualuu dio Jahre 

') „Anno 1316 ehoms sancti Bartholotnei pridie Mne maji fnndalmtar et anno 

ir?.'i,S V idns nug(i8ti in clioro oodom divina ]>riir.itns linliohntif tir, i\iü fuit dies dedi- 
c itionis. Tccluiu iMriicitur auno li)öO vigUia iMiscliae.*' Latoiniis in (Quellen I, 77. Da» 
Diieh wnrde Araber fertiggestellt, wmt iedoch 1349 willireDd der Judenseblaclit durch 
Bnind zerstört worden. VeigL auch den Anonymus in Qaeileo L lfl8 und Philippus 
8churg, Quellen 1, 149. 

*) Densinger erstreckte seine oben erwfthnten Untersnehnngea nach aof 

den T?;iiiji!atz südlich den I>r.rnP'<, auf wpicliem unter fioinfr T.t'itmi'; 'Ins von ihin 
eutwortono Archivgebüade zur Austilhruiig gebracht wurde. Uicr wurdon ültere 
Fandamcntmanortheile safgedeokt nnd als die Fundamente der Synagoge und ihrer 

N( Vi('ii;;f h;'[ndo erkannt, ■\vp]rh(« tlnri ?i den Hrnnd <?('r Zerstrirr.iij; anheiinficlen. Hei 
der grossen Nähe dieser Gebäude war die Ausdehnung des Feuers aui' das Domdach 
nicht SU Terhindem. 

Ja den Anniilos Francofurttnii, (Jnrüt n T, 9. hois^sf os: „It<?ni eodem anno XLIX in 
dicta vigilia Jacobi tectum cbori omnino et tectunk ccciesia saucti Bartbolomei ibidem in 
parte per b^fosraodi Judeomm Frankenfordensinm ignem fuerant eoncremata." 
Haldomarvon Pcterwoil, Quollen I, 7, .schreibt : „dariiin Ii In ilcr.IudcnscM.iclit daschusst-n 
die Juden für in den kor snr pbarre und der kor und kircbe brent« zu gründe abe. 
iedoeh nehor dann ein vivtel jara wurde das aneb su stand köstlich wider ufgebuwet, 

". VLTgl. ferner .)oanncs Latomus in Quolli n T, VC> und den AiionyKius in 

Quellen 1, 147. Philippos Schui^, Quellen 1, 152, berichtet: ,,Auuo lä&O in vigilia pascbae 
tectnm chori ecdesiae saneti Bartbolomaei Franeofordensis Aierat restanratanL** 

*) „Anno IHM (juiirto junii absis scptcntrionalis ecdesiae saneti Bartholoniaei 
iundabatur, in quo loco prius fuit ca]>ella hancta« Catherinae templo contigua et buic 
jnaeta erat sebola super terram, super capellam grsnarinm et soper Scholas dorons 



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16 • 



J352 (22. Februar/) und 1353 in Ansprui h ; im April 1348 wurde der 
Grundstein zu dem älteren Kreuzgange gelegt, die drei mittleren Gewölbe- 
felder des Qnerschiffes konnton erst 1410 vollendet werden. 13ö5 entstand 
die "Wfthlknpello südlich des Chore8, und 141»') begann der Bau des West- 
tlmrmes, des „Pfarrthurmes", wie rr fjonannt wird, dnrdi don Meister Minlorn 
Gertener. Im Jahre 1418 crtblgte der Abbinich des westlichen Theiies des 
Kreuzganges, und die Erweiterung des Nordflügels (Fig. 2). Die am 
stldlichen Hallenschtffe sich anlehnende Seheidkapelle wurde 1487 gestiftet 
und nach dem Stifter benannt. Im Anfange des XVP"" Jahrhimderia endlich 
mussten die Arbeiten am Stifte und zwar am rfiiirtlnirme eingestellt 
werden. In der so gewonnenen Gestalt stanrkn Kirchi" \\iv\ Thurm im 
Allgemeinen unverändert iFig. 10 und 11), bis der furchtbare Brand des 
Jahres 1867 sie in Asche legte. 
Voran- Der Grund zur Herstellung der oben genannten grossartigen Er- 

imf sar ^vcit.'ruiiji^sbauten lag weder in der BaUfülligkeit des vorliandtmen, erst 
ni«f, H(.) .lalire alten Gebäudes, noch in oincrn B^dtirfnisse der Gemeinde, da 
iuxwi.schen verschiedene Kirchen in Frankfurt entstanden waren; er ist 
vielmeihr in der Erhebung des Gotteshausefi xur Wahlkirobe fttr die denteohen 
Könige zu snoheUf welche in diese Zeit W\t. Battonn (EMserdom S. 18 f.) 
vermuthet, dass auf einem im Anfange des Jahres 1315 hier abgehaltenen 
Reichstage Ludwig der Baier die Bartholoraaeuskirehe zurWahlkirrlie erklären 
Hess, und hierdiin h «lie Waiden an anderen Orten ausgeschlossen wurden. 
Die Veranlassung hierzu gaben die Vorgänge bei der im Jahre vorher atattge- 
fnndenenEönigswahl. Die eine Parthei der Kurf (Irstenwfthlte Yor deuThoren 
Frankfurts Ludwig den Baier, die andere in Sachsenhansen Friedrich den 
Sehönen vnn f>p^trrrei( Ii zum deutsehen König. Es war daher eine 
Regelung der Wahlvtrhältutsse nach dieser Richtung hin äusserst er- 
wünscht. Ursprünglich werden die Wahlen wohl »teta auf freiem Felde^ 
auf fränkischer Erde — dae war Bestimmung — stattgefunden haben; 
der Ort ist bis heute nnbesiimmt. Viele wollen behaupten, das Klapper- 
feld «?ei dns "WnblffM fijewesen, indem .sie sich auf einen alten Brauch 
beziehen, auf Grund dessen nach vollendeter Wahl mit den Schilden 
zusammengeschlagen (geklappert) wurde. Durch dos Reichsgosetz Karls IV., 
welches im Jahre 1366 auf zwei su Nürnberg und Hetz versammelten 
Reichstagen als solches angenommen und später (wegen des anhangenden 

oaiilMilfu i«, tlesiiper teetum oporo i]c nnHqno. Eo loco nunr e«t hArolopinm «t e 
regioiiu altere sanctae C'atharhiae. coinpletuni e»t hoc nediliulum nnniä Vli", Latoinu;« 
in Qnellen I, 85. „Anno 1368 in vigilia Msuraptionis best«« Maria« Tirginis ahais 
s«'|'f f^Titrinnnü'^ pcdesiae sar«-ti Knrtholomaei ojusdoin coiDplebatnr,** Philippus Scharf 

in Quellen 1, läsi. Vergl. ferner Quellen I, l>6 u. 150. 

') „Anno 1882 eatbedra Petrl absts meridlonalls eeelestse saneti Bartlioloniel 

siippr cooniiteriiim fundabatiir;*' „Anno lÜTvi absis mcridionalis ecclesiae sancti Bar- 
tholoroaei super coemuterium fundabatur et anno sequente in vigilia aRStimptioDis 
llariae eomplebator," berichtet Latomos in Quellen L %. 




Siegels in einer Kapsel von (joldblech) „goldene Balle" genannt wurde, ist 
tukter Audarem beitijnint -wordesi 6aaa Fiankfiirt, WAleha» wAxtm. seit dem 
IS. Jahrhundert die herkömmliche Wahlstadt des Beiohes gewMen, ge- 
setzlich als solche zu gelten habe. In der gold)'n* ii Bulle ist von einer 

Verlegung des Walilortps in die Bartholomneuskirt lie koine Rede, viel- 
mehr wird nur vorgesciirieben, duss die Kurt'ürsteu gleich nach ihrer An- 
knnft am folgenden Morgen in der Bartholomaeuskirohe die Messe vom 
heiligen Geiste singen und darauf aar Wahl schreiten sollen. Da di« 
Kin h lii i l ei nur nebensächlich orwiihnt. wird, zieht Battonn den Sohlttss, 
dass der Diim bereits früher, 1315. zur Walilkin lie erhoben worden sei. 
Während die Kurfürsten i'vemiut Idich alle) je eine Ausfertigung des Ge- 
setzes erhielttiD, gelaugte Frankf urt erst 10 Jahre später auf Ersuchen In 
den Bestta einer Abschrift, welche, gleich den Originalausfertigungen be- 
siegelt, aus der kaiserlichen Kanzlei abgegebmi wurde.') Vom Jahre 1B56 
bis 7A\ni Untergänge des Reiches wurden von '22 KDingi u 1(» in Frank- 
furt gewählt. Die Krönung sollte — ebeulalls nach der goldenen Bulle — 
in Aachen stattfinden, und wenn seit dem Jahre 15G2 die Krönung, mit 
drei Ausnahmen, in Frankftirt nnd nicht in Aachen vollzogen worden 
ist, so erfolgte dieselbe stets nur unter jedesmaliger Wahrung der Beohte 
der letztgenannten Stadt; gesetalich war Frankfart die Wahl-, Aachen 
die Krönungsstadt. 

Da die Erweiterung lediglich zum Zwecke der Königswahlen erfolgte, 
sodit Komw-Büchner die Yermnthung an begründen, dasa die Kosten 
der Erwieiterungshantea grSsstentheils ans Beichsgeldnn bestritten wnrden. 

Der Hergang bei der Wahl und Krönung wird vielfach, so auch von Köniir»w«M 
Goethe in „Dichtung und Wahrheit" geschildert. Nach Ausweis der ver- 
schiedenen Krönungy-Diaritim wichen die Anordnungen in den einzelnen 
FAUen mehr oder weniger von einander ab; im Allgemeinen gestaltete 
sich das Qanae folgendermaesen: 

Nachdem die Verhandlungen im Wahheimmer des Rathhauses (jetat 
Sitzungszimmer des Magistrates) erledigt wRrf>n. wurden Wahlkapelle und 
Kirchonchor mit rothem Tuche und werthvollen Tapeten in ein festliches 
Gewand gekleidet, die StülUe mit rothem Sauunt und goldenen Borden 
für die Kurfürsten nnd Oesandten Kurechtgeatellt, und im Qnerschiff vor 
dem Kreuzaltar die Proklamationsbühne aufgeschlagen. Dieselbe wurde 
mit Tuch überzogen und mit sieben Sesseln ausgestattet; sechs für die 
Kurfürsten waren mit s( Invarzeni, Öammt bezogen, der siebente, erhöht 
und mit Gold behängt, war für den neu erwählten König bestimmt. Der 
Lettner, welcher ftlr die Btthne den ffintergnmd bildete, wurde mit 
Teppichen verhängt. Die Stadtschlüssel gingen für die Zeit der Wahl 
von den Bürgerm-istern in den Hesitz des Kt)rfnrsfeu von Mainz über, 
ebenso wnrden die ächlüssel zum Chore und Conclave abgegeben. 

Kriegk, Geaehiolite 8. 196 Ol 

2 



Krtnniif. 



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^1 18 

Die Kurfiirstfi), welche im Rathhiuise die kurfürstliche KleiHnnp: 
tiiigelegt, zogen unter dem Geläute aämmtlicher Glocken mit Gefolge xuiu 
Dome, wo sie vom Muxuer Weihbisoliofe und den OeisUichen des Btrtho» 
lomaensstiftea empfengen wurden. Die gerOstete Bürgenchaft bildete hierbei 



^unlamrnialxi Tjefmeatio Sacra /£uii Z)ii(i Pjdrllmlomat. 




Fiffiir 12. 

Spalier. Nach Beendigung der Messe erfolgte die Vereidigung der Wähler, 
welche sich nunmehr in das Condaye begaben; letsteres wurde ver- 
scblosaen, der Beichserbmarschall übernahm die Schlflssd und blieb 



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— " 19 



aussen vor der Thüro des Gemaches stehen. Nachdem die Wahl durch 
einfache Stimmenmehrheit entschieden, wurde der erwählte König — im 
Falle seiner Anwesenheit — vereidigt und von den Kurfürsten auf den 
hohen Altar gehoben, während die gegenwärtigen Standespersonen und 




riKiir 13. 



das inzwischen hereingelassene Volk das Vivat riefen. Alsdann wurde 
das Te deum gesungen, und die hohen Herrschaften begaben sich auf die 
oben erwähnte Bühne, von welcher der neue Herrscher unter (ilocken- 

'2* 



— ^. 20 

geläute uochmals öffentlich ausgerufen wurde ; hieran schloss sich der Zwff 
nocli dem Rathhanse. 

War der Gewählte nicht zugegen, so konnte die Eidesleistung durch 
einen Bevollmächtigten geschehen, und es fand die Feierlichkeit in diesem 




Falle mit der Proklamation durch Kur-Mainz im Conclave und auf der 
Bühne, sowie durch Absingen des Te deum ihre Erledigung. Erschien 
derselbe dann bald darauf iu Frankfurt, so wurde er vor der Stadt 



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— 21 



abgeholt und zog mit Kurfürsfon, Rath mul nernlgi> zum Dome, wo die 
Eidesleistung und die Altrtrsutzuug stattland. Letztere, die inthronisutio, 
welche von der bei den Alten üblich geweseneu Schildeserhebuug herrühren 
mag, wurde in älteren und mittleren Zeiten al» uaomgänglioli notli- 
wendig fiDr die Gültigke it der Walil gehalten und ancli dann vorge- 
uommfT. wenn die Wahl ausserhalb Frankfurts vor Steh gegangen war; 
in (liT letzleii Zeit wurde sie jeiloch umerlassen. 

Da die Kurfürsten zur Wahl in Frankfurt ainvitJeiid waren, so lag 
es nahe, zu gleicher Zeit daselbst auch die £rönung vurzunehmen, da 
dieselben auf diese Weise am einfiushsten cor Ausübung ihrer Ersämter 

gelangten. Dies mag der Chrund sein , dass in der späteren Zeit die 
-Krönungen fast ausschliesslich in Frankfurt stattgefunden haben. 

War der Krönungstag bestimmt, so Hess der kaiserliche Hof die 
Kirche und die Wahlkapeüe ähnlich wie bei der Wahl herrichten. Die 
Proklamationsbflhne fehlte nätfirliuh, dagegen wurden Sitapliltae für die 
Theilnebmer gesdiaffen, auch im sfldlichen Quersehiffe ein Thron aufge- 
baut« welchen der König nach der Krönung bestieg, um die hier/u Be- 
stimmten 7.n Rittern zu sehlftpen. Während der Keiorlir hkcit wurde der 
Kreuäsaltar benutzt; als derselbe später nicht mehr vorhanden war, wurde 
am Choreingaiige jedesmal ein Krönung&altar besondere hergestellt. Die 
Kurfürsten und Gesandten, Fürsten, Gtrafen und andere Standespersonen, 
sowie Rathsmitgliech'f der Städte Frankfurt, Köln, Aachen und Nürnberg 
wurden durch den Erbinar.«« liall «Miigeladen, die (leistlichen in die Kirche, 
die Weltlichen an den Hof. Der Zug mit dem Kaiser zu Pferde wurde 
am Dome von den Geistlichen empfangen. Der Herrscher betrat die Kirche 
and nahm auf einem dem Erdnungsaltare gegenflber gestellten Betstühle 
Platz; er wurde alisdanii während der Messe vereidigt, an fl< n Stufen des 
Altars gesalbt, im Coni lave mit icm kaiserlichen Ornate bekleidet, vor 
den Altar zurückgeführt, mit dem Schwerte Karls dps Grossen umgürtet 
und, nachdem er Hing, Sceptur und R>eichsapfel ctitgegengcnommen, mit 
dem Erönungsmantel bekleidet, worauf ihm Kur^Mains, Kur-Trier und 
Knr>Kttln die Krone aufsetzten. Während der Messe wurde commnnicirt, 
hierauf unter Glockcngeliiutc nnd Kanonondonnrr das Te ih nm gesungen 
imd der Kaiser m «lern auf der rechten Seite belindlichen 'l'hiutif gelritnt, 
am daselbst die Glückwünsche uutgegeuzuuehmon imd den Kitterscldag 
zu ▼ollziehen. 

Zum Schlüsse setzte sich der Zug nach dem Börner, wo die Krönangs- 
mahlaeit stattfand, in Bewegung; der Kaiser ging zu Fuss mit der Krone 
bedeckt, die anderen Ihsignicn worden von den Kurfürsten und deren 

Gesandten getragen. 

Der Dom liat auch Krönungen von Kaisi rinii' ii zu verzeichnen: so 
!ies3 Kaiser Matthias seine Gomahliu Anna im .lalu i' l'il'J kr'men: ol>fn-?n 
erfolgt^} 1742 die Krönung der Kaiserin Maria Aniuliu, Gemahlin Kurls V 11., 





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^1 23 

iu Gegunwart des Kaiser» und auf fast gleiche Weise wie diejenige des 
Herrschers selbst. 

In den Kröiiungs-Diarien finden sich interessante Abbildungen, welche 
uns einzelne Handlungen bei der Wahl und Knmung vergegenwärtigen; 




KiKur 1«. 



vergl. Fig. 1*2 — IG aus dem Krönuugsdiarium des Kaisers Matthias 1012 
(Altarsotzung, Proklamation, Krönung, Ritterschlag.) Wenngleich diese 
Zeichnungen im Allgemeinen auf architektonische Durchbildung wenig 



24 



Anspruch critebeu können, so geben sie doch über Manches auch nach 
di«i«r Richtung bin AnfioUnss. BeispielswMse seigt Fig. 15 den alten 
Lettner, welcJi«r im Anfkng« des vorigen Jahrhunderte abgebrochen wurde 

nnd wi'lclier — abgesehen von <loii Kiiizclhettpn — hier klar zu erkennen 
ist, dann einen Christ o])linru.-!, die Orgel im Quorschiffe u. s. w. 

Wir lassen hier das Schema der Duiukirchö bei der Krönung 
Kark VI. im Jahre 1711 (S. 25) und eine Abbildung der Krönung selbst 
(Fig. 17} folgm, beide ans dem Krdnunge-Diarinm. 



1. Der lioho Altar im Chor. 

2. Daa Wahl-CondaTe. 

3. Die Sacristey. 

4. Di« vor die Music oder Kayserlicbo Oapell verfertigte Biiliuo, wo vorbiu 
das nunmehr abgebroohene To»l gestanden. 

5. Der Consecrations -Altar. 

6. Der Tisch woraulf die Cbur-MayuUiscbe silberoe CredeuU »luiide. 

7. Tbeh vor die Beicbs-Iiwignl*. 

8. Sitz nnil BuIiTacliin dps Hfrni rniisecratnris. iiulT oiiu r Krhi)litnig von ««i>i<T 
Staüel und aott' jeder Seiten drey kleine mit rothem Tuch überzogene Stühle 
ohne Lehnen pro Pree1>ylero twtotente, Rectore Chorl, Diaoonüi de eub 

Diaconis ministrntitiljnH;, 
!). 10. Die xwey Meben-Capellen. 

11. Beth-Stnhl Ihrer Kayserl. MHiot^tät «utf einer Erh&bnng von dvey StaSeln, 
nnd mit einem Gold -Stück bekleidet, worttber ein gUldener Beldaichln 
mit Seilern auffgebeackt wäre. 

12. Beth-StnU snm Knien und Sitsen eingerichtet nnd mit rothem Samm^ 

überleget vor Ihro Churfürstl. Gnaden ra Maynti, io aber leer bleibet, 

weilen Sie die Consecration verrichten. 

13. Beth-Stuhl vor Ihro Cliur-Far«tl. Darohl. au Trier wie voriger eingerichtet. 

14. 16. Stuhle vor Geietlfcbe Char^Fliretea in Chur->HabIten (blieben leer). 

16. 17. IS*. 1!'. '2t\ St(\hlc uif '!!(' vorige mit rothen- mit piil<l»»t!f*ii Unrtfii 'le- 
betzten i^amraet behenget. Vor Ihro Chur-FUrstl. Durclil. zu Pialtz und 
die Chu'-B&hnileebe, Cbnr-Saebeieche, Cbttr-Brendenbnrgieobe and Chnt^ 

Krannschwcigische Erstere Hochansehnlicho Gesandten. 

21. 32. 2^ 24. Kleine mit rotben Tuch ttberiwgeoe Stahle ohne Lehnen, pro 

qnatnor Episcopis oeBietentibas. 
25. 2r>. 27. 28. 29. Stahle wie die vorige ohne Lehnen vor die aesiitinuide 

fllnff Aebte. 

80. Kayserlicber Ihren von Oold-^ttdc, so anff etaer mit rothen Tuch belegten 
Erhöhung oder Bühne von 6 Siaffelen gestauden, und auff welchem, »n 
Ktatr <]('^ Stuhls Caroli Jllagni za Aachen, ihrer Kayeerl. Mi^eet4t Possewio 
Imperii gt;gcl>ou, und von Ihro Bitter geechlagen. 

31. 92. Zwey der Lange nach geeteite nngeeehloesene mit Teppichen behängte 

BUm-ko, vor iHf (Joistliche imd Wctfücho Fürsten. 
Ui}. U4. zwcy Btincko vor die lütter des (iUldenen VliestH». 
86. 36. St. Drey Bftaeke vor die Kayeerl. (»ehetmte- Reiche- Hoff- nnd Chur- 

f&TBtliohe Bttthe. 



9CHEHA DEB ST. BABTHOLOMAEI-iaBGHEN. 




— «-1 25 (- 




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26 

'M. BiUiue oder hiui«r«iiiaudor 8tatielweise verfurtigte Bäucke, vor dati Fürbti. 

Giftffl. und AcM. FimiwD-SSiraavF, mit gelb, weiss und sehwartMn Ta«h 

ilborzogei) fwiirrn 3t* Stalfuln und 18 Bäncko.) 
USj. Die Gegeuil, allwo die ChurfOrsUa su Pfoltz o\»u auü' dum Lettner nebst 

uaAnna. Staiid«s-Pev«onen und Ibna Fimuett-ZlmuMr «i stohtti gakominen. 
40. Die Thnr in dm Crputz>;ang WordtUTCh mma bsgr d«r CrGnoiigS-PcooeSSioi» 

in die Kirche gehen wird, 
4t. Tbilr »äff dM Pfurr-fiissiii woduidi aum wi«d«r ms dsr Kirehoa esbsii wird. 



t h.ir, Mmr l)iQ Kui he iöt oiH kiüiixturuiig gestalteter, gewölbter, guthischer Bau 

LiiKhaui! einsoluifigeiu weit vorspringendem Quersohi£fo| einem kunm als Halleti- 
kirobe aosgebiMeten LanghauM, deai im Aohteck geachloBsenea Chore, 
einem Westtbnrme, Kreuzgunge und einzelnen angebauten Kapellen. 

Die dem »Itoren Kircbonbau hinzugefügten neuen TLeile, Chor und 
Qaerachiff, erhiplten pino grössere Höhe als diejenigo des Lfingliauses 
war. U&u konnte daher die benachbarten Gewnlbutelder, die drei mitt- 
leren Joche dea Qaerschiffea, ersi heratellen, nachdem für dieselben auf 
der Westseite die nothwendigen Widerlager geschaffen worden waren. 
Wahrend der Erweitorungsbauten sollen einige Aenderongen an den 
Thüren niul Fensti ru des älteren Baues vfu-j^pnommen worden sein, sowie 
diu Krueuerung der Gewülbe wegen liuutälligkcit alä notliweudig »ich 
erwiesen haben. Ob die Battounsdie Ansieht, dass die alte Kirche — 
dem erwähnten Modelle entsprechend — anf jeder LaDgseite nur swei Fenster 
gehabt habe und die dritten Fenster in dieser Sjeit hinzugefügt worden 
seien, richtig ist, mu^ i!ahiiip;estpllt hloiben ; •wiphtip;er sind auf jeden 
Fall die Nachrichten von eiuom Umbau der (rewülbe, weicher im Jahre 
1409 Stattgefunden hat. Thatsacho ist, dass die drei an das Querschifi' 
anstossenden Gewölbe des Langhauses, ebenso wie die Decken ttber dem 
Chore und dem Querschilfe im Julirc 1H(;7 als Backstein-, die übrigen Ge- 
wölbe des Langhauses flnfren^rn als Hi lu li^taingewölbe und zwar in viel 
grösserer SUirke kocstruiit vor^eiunden wurdou.'i Dm siiatcr von eiuijm 
grösseren Gewölbe-Umbau nirgends die Bede ist, so lasst sich luit Sicherheit 
annehmen, dass wir die im Jabre 1867 vorhanden gewesenen Backstein- 
gewölbo dem XIV*"" und XV**" Jahrhundert und die Bruchsteingewölbe 
dem XIII'»'" «Jahrhundert zuzu.schreiben haben. Es ist au( Ii erklürlich, dass 
die an den älteren Chor anstossenden Felder, nachdem orsterer abgebrochen 
Word«'» war, eine Erneuerung verlangten, während die übrigen aus Gründen 
der Stabilität noch erhalten bleiben konnten. Fig. IH zeigt den Querschnitt 
des Hallenbaues, Fig. 19 giobt den Lingenschnitt des Bauwerkes wieder 
und zwar in dem Zustande, in welchem dasselbe nach dem Brande des 
Jahres 1861, nach der Aufnahme Denzingers, sich befunden hat. 

*) Bericht der techDisohen Commission von 1W7. 



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lu den NMbxiohton, ^ von dem Bau rier (lewölbo sprodirn. Ik-- 
gognon wir zum orsteiimale iK in Namen eines Moistcrs, d. Ii. eines Werk- 
meisters. Vom Kirchenbau ist vorher nielit ein einziger ^feister hekaniit : dies 
gilt von derSalvatorkirche, derBartliulumaeuskircUedesXIll" " Jahrliumlerts, 
dem Bau dee QaencbiiSfes and der Kapellen. Der Werkmeister von damab 




* » h ^ MW 

Kijfiir l!*. 

ist nach unserem henti^^en Sj)rachgebrauclie der Areliitekt. der Ihvuuieister, 
während man unter liaumdster im Mittelalter den Bauherrn vorstand. 
Bereits 1404 wird der Meister Madcru in den Ruchenbücheru der Fabrik') 
genaimt („Item des gab metster Hstem 1 gnlden" o. f. 1404). Wir finden 



^ Im StadtarehiTe thsils in den stiftisehen, theil« in d«n BtadtischsD Bartholo- 
maeontüls-Sachen. 



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— • 28 «— 

seinen Namon Madem (Jertener zuerst in «lern Einwohner Verzeichnisse des 
ytadtarchivs von 13ö7 uutur den Stoinmotzcn, gleich nacii dem seines Vaters 
Johann Gertoner. Diese« Verzeiobiuw zfthlt die Bürger und die Einwohner 
nebst den Söhnen, die über IS Jahre alt waren, anf, welche damals dem 
Rathe die Treue schworen. Biirgor der Stadt Frankfurt sind beide Gerteuer 
nie gewesen, wenigstons' kommon ihre Namen in <hm Bürg' rbüchern des 
Archivs nicht vor. Madern verptiichtet »ich d«u Scliaden zu tragen, 

welcher aus dexk Rissen an den von ihm gebauten Bögen der Hainbrüeke 
entstehen möchte. £r eriiielt im Jahre 1409 beim Domban: „Item da meister 
Mademe den adalar heho zu drin malen umb win XXX ' ••Her'*, ferner 
„X gülden". 1409 wurde nii flcn grossen Scheirlebögcn gebaut: „Item han 
wir kautfb Qyn schiS vol steyne zu dem grossen scheydebogeu, je das 
stttoke steyns vor swey thnmos, dar uff hau wir geben IT gülden in der 
cristwoehen^ 1411 wird das Gewölbe geschlossen; aus diesem Anlass 
gab es 23 Heller f&r Wein: „Item XXIIl heller umb ein halb virtel wins 
meister und sine gesellen, do slo diMi Ificlisttnii sasstcii.- Tn dem- 

selben .Tahre 1 r!u( It Maeiern „sinoa jarluu'^, lOCrulden; er war also bereits 
fest angestellter Werkmeister. Wie aus dem Hechenbucho von 1412 ersieht* 
lioh ist, versah der Heister Clas das Miltelgewölb« mit Halereten und Ver- 
goldung uud erhielt hierfür 4'/^ Guldein: „Zum ersten ITTl f gülden hau 
wir gpi^Mliiu nit'ister Clus dem imlor von dem mittchi slosssteiii und 
gewclhf» V(ir di'in chor xu malen und zu vergolden uIkt solicli halb guldou 
wert goltes daz uborblibeu waz, daz mau ime dorzu liess werdin." 

Nachdem das Qnerschiff und der Chor hecgestellt worden waren, 
ergab sich die Not h wendigkeit, diese höher gelegenen Theile mit dem 
niedript'ii Langhauso im Aeusseren und im Inneren zu einem eiuheitlichen 
Ganzen j^cstalton. Dies sollte durch die Höherfühning der Gewölbe 
und eine entsprechende Aenderung des Daches über dem ilalluubau erzielt 
werden. Das Letztere ist bereits im Mittelalter zur Ausfnhnmg gekommen, 
das Erstere dagegen nicht; denn man wird das Dach, wie es in Fig. 11 
und 18 dargestellt ist und bis zum Jahre 1807 bestanden hat, nicht der 
Hallenkirche clos X III***" Jafirhunderts zuschreiben wollen. Dasselbe entstand 
offenbar in der Ab^iicht, die Linien des höher gelegenen Hauptgestmses a 
und des Firstes b (Fig. SO I und II) au dem alten Bau fortzuführen. Es 
deutet auf eine Anlage mit erhöhtem Mittelschiffe, welche jedoch nie vor- 
banden gewesen ist. Dass ein Gewölbe-Umbau Tioreits in jener Zeit beab- 
sichtigt gewesen, «rgifbt sich aus der Tluitsaclif, diiss die Gewölbe- Anfänger 
für höher zu legende Schcidobögen bei den Wiocierhersteliungsarbeiten 
in unserer Zeit durch Herrn Dombanmeister Denzinger vorgeftm.den worden. 
Dieselben befanden sich an den Ecken, wo die Seitenmauem des Qoer- 
si hiires und des Hallenbaues zusamnionstossen. Als im XV*" Jahrhundort 
d.'r "Wotflmrui «rliaut wurde, legte man das un(fr*;(o Gmvrilbf rlasclhst 
cb» IIS 1 lujch wit! fiie Decke des Chores und des Querschities. Der Umbau 
im J^anghause wurde jedoch — wahrscheinlich wegen der stets mangelnden 



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— . 29 

Btalgel'ifT ijnmer liinansp;esclioben — im Jahre 1545 endgültig aiifgegobon. 
wie schon Lötz'; ans dem Schhissst^'ine des Bogons, welcher dag Mittel- 
schiifsgewölbe westlich gegen die liüliere Thurmhalle abschloss, zu 
eraehen gUnbte; der Stein trag den atädtiBchen Wappenadler mit 
dieser Zahl. 

Anf jeden Fall ist das erwalnite basilikalf Dach iilter als das Jahr 
1B4Ö. Es ist auf allen schanbiMludien Darstclhingen der Stadt, weUhe in 
Ermangehmg von Plänen des Bauwerkes in Betracht gezogen worden 
mfinen, «i flehen; der älteste' der vorliandenen Btadtplftne entatand im 




Jahre 1545 und erschien iu Sebastian Münsters Xosmographie 1550, der 
xweitSltaflte, in Homea Geschichte von Frankfort nachgebildete, dürfte 
nur wenig spAter entstanden sein, der dritUÜteste ist der bekannte Plan 

der Belagerung von 1552. T^i»- Chronik der Katharina Wriss von Limburg, 
genannt Scheifera Kreincheii, berichtet, dass im .Talnv das halbe 

Dach neu gebaut worden .sei: „Anno 1544 da ward biirgerraeister herr 
Welker Beiss und Daniel zum Jungen für einMi jnngen. bei flenselbeu 
ward nnaer pfarr bu sanot Bartholomens, die stflhl, da die weiber instehen, 
neu gebaut und daa halbe dach ; und prediget und taufet man zu den 
ßarfüssem und leut^t man die lent in die kirchf die sni der heiligen ehe 
griffen, alles zu d<m liart'üssern." - 1 

Wie weitere Untersuchungen nach dieser Kichtung hin ergeben haben, 
war ein Thefl des Eirohendaohes so banftllig, dass anoh die Oewölbe durch 

*) Die Biiudeiiktiialer im BegiamngBbenrk Wiesbaden (Berlin 1880) a 197. 
*} Quellen 11. 



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80 «— 

eleu Regoa stark gelitten hatten und Veraulaüäuug zu mancherlei Klagen 
gaben.') 

Mifc BeginiL des Jahres 1543 wurde den Baumetstem befohlen, -von 

dem „niederen Dacli'' ein ^fustvr machen zu lassen und dasselbe dem 
Rafhc iler Stu<U vorzuloi^in. Es ist wohl unzweifelhaft., dass wir unter 
dem „niederen Dach- da.sjeni<^o des niedrig gelegenen Langhauses zu ver- 
stehen haben. Bereits im März wurde der Umbau des Daches nach dem 
Muster des Meiston Haas Banr genehmigt; im November 1544 war das neae 
Dach vollendet. Die Fertigstellung der dewölbe, Emenenmgen einzelner 
Theile und der Anschhiss :in die höhere Thurrahalle erfolgte 1545. 
Hierüber finden sich im Stadtarchivo folgende Mitthoilnngen : 

1) Bmb. 1542 fol, S8a (25. Januar 1543): „Des dachs halben uf der 
piar ist den banmeistam bevolhen: des nidem taelts ein muster 
maoken an lassen, einem erbam rat filrsnbringen;*' 

2) ebendaselbst fol. IWb (13. Mira 1643): „Als das inustcr des tachs 
uf der pfarr, so Hanns Baur gemarlit, ancU besichtigt: den pau- 
meistem bevolhen, das tach nach demselben muster verfertigen zu 
lassen und Hannsen Paum zimliclier weiss zn verehren;" 

3} Bmb. 1544 fol. 106« (13. November 1544): ^Den aimerlenten« so 
den kirobpau gehauen und aufgeschlagon, sol man durch die hem 
paumeister verehren und dasselb bei andern ansgifiten desselbigen 
paus ufzaichneu lassen;" 

4) BathsprotokoU 1545 foL 127a (0. November 1545;; „Tach uf der 
pfar. panmaistor referriren: nachdem das gewelb in der pfarr nii gar 
gealosaen, ob man solch luckon wollte welben lassen — begem 
inr-n flarumb beschci l zu geben;" 

öj Dementsprechend im IWnb. 1545 fol. 104a iH. Xnvcnilii^r 154") ~t: „Den 
paumeistern ist macht geben, die stein zum kirulieugHwelb iu der 
pfar mit der seit hauen zu lassen." 

Da in dieser Zeit der Bath allein die Kirche besass, erfolgte die 
Ausluhniiii^ tlcr nbon genannten banliilu ii Aenderungcn auf Anordnung 
und Kostfii des Rathes. Letztere betrugen für die Horstpllnnp; dos Daches 
1)92 Gulden, 30 Schillingo, 2 Heller, des Gewölbes (einschliesslich Bogen, 
Scbluflsstein und Adler) 240 dulden, 21 SohOlinge, 2 Heller. Oleiehieitig 
fand eine Emenerung des Predigeratubles und der Ftanenstfihle statt, 
wofür 142 Gulden, 15 Schillinge, 2 Heller bezahlt wurden.*) 

Auf dem Dache des Chores stand ein Thnrmehon mit einer (1 locke, 
welche das Speichen zur Messe gab ; ein Dachreiter über der Vierung ent- 
hielt zwei Obckmt f&r den Chorgottesdienst, ausserdotn stand ein Btcbreiter 
auf dem nördlichsten Firstpunkte des Querscbiffes, am Pfiurreisen, in welchem 
in firflheren Zeiten die Ubrgloeke untergebracht war. Das Thtirmchen, 



■j Stadtarchiv, Mgb. C. 6, J. foL 101 ff. 
*) Stadtarehfr, Mgb. a 6. J. fbl. 118 IT. 



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-♦t 31 



gegen IHOO abgebrochen, ist auf den Plänen des MAtthaeus Merlau 
aoch zn solien. 

Auf der Nordseite des ChoreH liegt die Sakristei mit einem oberen, Kaiiriifn. 
i¥flher noch dem Chore sn geöffnet gewesenen überwölbten Baume, in 
welchem das Stiftsarchiv aufbewahrt wurde; an die Südaeit« lehnt sieh 
die 1355 erbaute Walilkapello, deren Errichtung wohl mit der Veröffent- 
lichung der goldcnr-n Bulle zusammenhängt. Von hier führte eine Thür 
in die Maria-Magdalenakapelle, welche heute unter dem Namen „Kapelle 
des keiHgon Grabea** bekannt ist ; S3rni]netri8di atir letstgenannten befindet 
sich neben der Sakristei eine Kapelle, welolie friUier PMÜmen^Gliödeui, F&rr- 
Cliörlein und , nachdem der Taufsteln im XVIII'*" Jahrhundert liierher 
gesetzt worden war, Tanffhörchon genannt wurde. Seitdem derselbe 
wieder entfernt worden ist, führt sie nur noch den Namen Maria<£apelle. 
Dia Seheidkapelle wurde 1487 in spätgothischen Formen durch Nioolans 
Scheid als YergrOssornng des üebenrestea der iltaren WoUgang- Capelle 
auf der Südseite des Hallenbaues errichtet und mit zwei Althirn ausgestattet. 
Sie wnrde 1578 ernenert. Latoinus lifrichtel davon: 'i ^Aiino 1-187 aedi- 
ßcatum est »acellum ecclesiao nostrae dasü Scheitschorlu cum duobus al- 
taribus per Nicolaum Scheit civem. Anno 1578 per me reformatum et 
cancellis condnsnm impensa plus qoam centnm florenomm.*^ 

Die Erbauung des älteren Krensganges, welcher sich mit seinem KNvtRimr. 
östUdien Flttgel gegen das nördliche Querschiff legte und litun quadratischen 
Hof umschloss, ffillt in da*^ Jahr 1348; am 2*^. Ain il wurde der Grundstein 
gelegt.*) Zur Verbindung mit der Kirclie brach mau eine Thüre in die 
Westwand des Querschiffes (Fig. 2). Als man jedoch durch die Erwerbung 
des alten Bathhauses im Westen der Kirche die Möglichkeit geschaffen 
hatte, den Thurm zu erbauen und auch den Krenagang zu erweitem, 
wurde bereits im Jahre 1411'^, nachdi-m der wpsiliolie Flnfi;t l abgebrochen 
worden war, der ErweitfMungsbau <lijs nördlichen Flügels in Angriff 
genonunen. Die Verbindungsthüre nach dem Querschiile wurdü wieder 
sugemauert und eine neue Thüre nach dem Langhause angelegt, von 
welcher weiter unten die Bede sein wird. Wegm des nur langsam fort* 
schreitenden Tliurmbaues mnssfp die Ausführung des wostUchen und 
südlichen Krcuzganf^flfipjels lauge hinausgeschoben werden, und erst im 
Jahre 1469 konnte man mit dem Weiterbau beginnen. Bis zu dieser 
Zeit benutzte man eine breite Thfire, welche gegenüber der Miehaels- 
kapelle angelegt war, um ^om Pfkrreisan ans in den Krenagang an 
gelangen ; auch war der Gang gegen Westen durch eine provisorische 
Wand geschlossen, welche später wieder entfernt wurde. Die Einweihung 



■) Quellen I, 103. 

*) „Anno 1348 ambitns ecolt suip sum ti Bartholomei 1 calendas maji fundabatur;" 
Latomns in Quellen I, 8G. Dasselbe sagt PhilippUM Schurg (Quellen 1, IfiO); d«r Ano> 
aynns wadit ab, indem er „4 idui» uuüi" angiebt (Quellen I, 14S). 




— ^ 82 

des Kreuzgauges nnd de^ Hofes erfolgte im Jalire 14ijÖ durch Seyfried, 
Weihbücliof dM PredigerordM» in FtenlEfiirt. Dem da Bau des lefarten 
Theiloa wesentlich Bclineller von Statten ging, hatte seinen Grand darin, 

dass verschifidene Patrizit^rfamilien durch Zuwendungen fördernd wirkton; 
sie erhiekcn das Rocht, ilirr AVappon in den Sehlusssteinf^n der Gewölbe 
anbringen zu lassen. Die Gewölbe des uurdlichen Flügels wurden erst 
im Jahre 1477 vollendet, nachdem der Pfarrer Hartmannas de Butzbach 
EU dieeMtt Zwecke 70 Goldgulden gestiftet hatte. Es wurden daher swei 
Stdilusssteine mit dem Bildnisse des heiligen Bartholomaeus, bezw. dem- 
jenip;t'n des Pfarrers, welchpr knieond in geistlicher Kleidung, den Segen 
des Heiligi-n erwartend, dargestellt war. versehen. 

Der Kreuzgang wurde bei schlechtem Wetter von den Prozessionen 
benutzt, dann diente er als Begräbnissstätte der Kanoniker, während die 
jüngeren Qeistlidhen im Hofe begraben worden. Auch wmrde naoh der 
FertigsteUang des Bauwerkes der Exoroismus im Erensgange, und ewar 

vor <1er '/nm Thurme führenden Thüre, vorgenommen. Amme und Pathe 
nahmen anf den neben der Thüre befindUchen steinernen Sitzen Platz 
und erwarteten hior den Pfarrer. 

Am 7. August 1810 wnrde ein fRieil des Daches tmd des Gowttlbes 
bei Gelegenheit einer Bepcuratur auf der nördlichen Seite des Thurmes 
dunh herunterfallende Stücke durchgeschlagen; bei der Erneuemng dieser 
Theile wurde das Gewölbe in Holz zur Ausführung gebracht. 

Im oberen Stockwerke des Kreozganges war die Stiftsbibliothek und 
die Kapitelstube untergebracht. 
ThSifn. Von den drei Thüron der älteren Kirche war die westliclie bestehen 

geblieben. Zwei weitere Eingänge wurden an den Knnsetten des Qner- 
schifihs, beide mit einem Mittelpfosten in reichem Style, hergestellt» Die sfld- 
liche derselben, die rothe Thüre genannt, blieb gewöhnlich — um den Zug 
im Ootteshansp zn vermeiden — geschlossen und wurde nur aus besonderem 
Anlasse und bei teierlichen Gelegenheiten geüi&et. Nachdem der grösste 
Theil des Kirehho&s im Jahre 1571 «b den Bath abgetreteii worden war, 
blieb für die Proieoionen auf der StMseite so wenig Baum, dass dieselben 
den Weg in der Nähe der Kirchhofmauer nehmen mussteu, vm die rothe 
Thüre a\af dem Rückwege als Eingang benutzen zu können. "Da nun die 
Inhaber der an der Aussenseite der Mauer befindlichen Läden bei di^u 
Gelegenheiten die GlSabigen durch grossen Lärm störten, so vorlegte man 
den Weg weiter naoh Norden und brach eine Thüre unter dem sttdlioheo 
Fenster in der Ostwand des Querschiffes. Dieselbe ist unter dem Namen 
iler Kirchhnttlnire heute noch erhalten. An<«8erdpm war zur Entlastung 
des .Südportales gleichzeitig mit demselben die Magdalenenthüre^) als 

') „Auuo lübh poi'ta orientalis occlesiae sancti Bartholomei ORt perfecta nunc 
puto oBsa Mwriae IfagdsIeDse^ Latonros in Quellen I, 97. 



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Eiugaug zur gleicluiiniiigen Kapi-llo vom süiUicheii Kirchhofe aus angelegt; 
(M. srll)t^ wunlt' jedoch im XVIII'"" Jahrhundort als entbohrlich wieder i^u- 
gi'iiuin. rt. Die Thüro Jes Nordflüfi^fls. \V(1< In- von der auf dem Mittel- 
plosteu stehenden Statue der Maria den Numeu Marienthüre erhalten hat, 
war und ist heute, nodi die Hnnpteingangstbflre ; de beiast ferner die 
hohe Thiire, hohe Pfarrthüre oder die grosse Thüro. Der Namen Katharineu- 
thür>" kommt — allerdings selten' — vor, weil der nördliche Flügel des 
Querächifl'es, welchen sie zugänglich macht, aof dem Platze der alten 
Katharineakapelle steht. 

Die Könige benntsten meist diesen Eingang, wenn ae ibxen faerlichen 
Einzug hielten. Er lag höher als der Fassboden der £irohe, sodass man 
einige Stufen innerhalb des Querschiffes heraufsteigen musste, um ins 
Freie zu gelangen. Bei der Erbauung des Kreuzganges wurde die 
Katechumenonthüru zugemauert und hier ein Fenster errichtet; eine neue 
Thfire wurde an der Stelle des dsüichen Fensters nach dem Kreuzgange 
zu dnrehgebrochen. Der westUehe Flügel des Ereuzganges wurde dnroh die 
Marktthüre, welche mit der Statue des heiligen Bartholomaeus geachmttckt 
war, von Anfsen zugänglich gemacht. 

Emporen sollen von Anlang an in der Kirche vorhanden gewesen KmponMi. 
sein,- und zwar in den westlichen Feldern des Langhauses in den Seiten- 
aehiffen mit SSugängen von den dahinter gelegenen Treppen. Sie waren 
gewölbt nndwurdon gegen 1400 abgebrochen. Im XV!!**" Jahrhundert baute 
man eine neue Orgelliühnf» im Srdnffe vor der Thurmhalh': an dieselbe 
schlössen sich seitlich iiölzerne Emporen in der ganzen Länge der Seiten- 
schilFe an ; sie blieben bis zum Umbaue der Jahre 1805 nnd 1856 bestehen. 
Provisorisehe hochgelegene Sitzplätze wurden bei GMegenheit der Krönungen 
mebrfaoh für die Zuschauer hergerichtet. 

Im Chore sind droilhoilige Fenster mit lioelifrotliisclioin MasswerUf mv Bautrt. 
Anwendung gekommen; die gro3.se Hohlkehle an den Gewänden ist vom 
Kämpfer ab als reichere Gliederung gezeichnet. Die gewölbetragenden 
Dienste an den Winden des Chores zeigen im Querschnitte die Form eines 
halben Sechseckes. Das Querschiff, welches zum Theile dureli vierrheili;.(0 
Fenster mi( Kreisinasswerk erleuchtet wird, ist in der Mitte rUirch ein 
Nptzgowölbe iiljerdeekt. während die übrigen Gewölbe als Kreuzgewölbe 
auf runden, mit Laubkapitälen versehenen Diensten construirt sind. Im 
Hittelpunhte des Netzgewölhes befindet sieh eine grössere Oeffbung, welche 
früher dazu diente, den Gläubigen die Geeohichte von der Sendung des 
hoiligcMi Geistes, der Himmelfahrt Christi n. s. w. sinnlich vor Augen zu 
fidiren. Die Schlusssteine der beiden anschliessenden Querschiffsgewölbe 
tragen die Wappen der Wohlthäter, südlich den schwarzen Beiohsa<ller 
auf goldenem Felde^ nördlidb den weissen Frankfurter Adler auf rothcm 
Felde. Die Strebepfeiler sind sehr schlank und mit Giebelpnltdächem bekrönt. 



') Z. B. QueUen I, 10. 




34 



Dif Wiinde des Kirchengebäudes wurden nn?; Brtulisteinen (Kalk- 
steinen mit Basaltbindem) hergestellt, die architektonischen Glieder, wie 
Gesimse, Feuäterein£assuugeu, Dienste, Masswerk, Portale und die Quader 
der S(9«bei»fetl«r ai&d in rotiheim S«id»toiii« ausgeführt. Beun IiAiigliauae 
bestanden diese Theile ans Baealt, welcher mit der Zeit duroh rothen 
Sandstein zum Theile ei-setzt wurde. Die Pfeiler dasfilbst waren als p;^e- 
mischtes Mauerwerk erriclitet; Alles war gewülbt und mit Schieferdächern 
versehen. 

tfUtrt Hit dem Baoe worden in sp&terer Zeit noch yerBohiedene Vetfinde- 

verinAp- i^g^Q UmeQeningen vorgenommen. Solche ftnden in den Jahren 

i4()2^ 1645^ 1704^ j7^l 1763 ^^^^j 13*27 gtAtt; sie liefen jedoch meist auf 
(h"e Reinigunfj und das „Ausweissen" des Gotteshauses hinaus. Bei dieser 
(ielegeuheit verschwanden auch die Wandgemälde im Chore, weiche im 
Anfange des XT** Jahrhunderts durch Fnmk von Ligelnheim gestiftet und 
später wieder nnter der TOneh« hervorgeholt wurden. Am Umfang- 
reichsten gestalteten sicli die Aenderung^ im Jahre 1711, als man aus 
Anlass der Krönung Karls VI. den am Choreingange befindlichen {^othischen 
Lettner (Fig. 12 und 15) mit Bühne und Triumphkreuz, sowie den 
Kreuzaltar') und die links am Choreiiigauge stehende Ksnaal beseitigte 
und den Fnssboden de« Chores um 8 Stufen erhöhte. Die letrte Benovation 
des Ganzen fand in den Jahren 1865 n u 1 1856 durch den jetzigen Stadt» 
hftiüiis]H'kior , Herrn Rügemer, statt. Kh wurde damals die aus dem 
XVII»«" Jahrhundert stammende Orgelbühue, wulche unmittelbar vor der 
Thurmhalle sich befand und das Langhaus noch mehr verkürzte, zugleich 
mit den halsemen, die Fenster der Seitenschiflb in höchst unangenehmer 
Weise dnrdibreehenden Seitenemporen abgebrochen und durch zwei neue 
steinerne Emporen mit zierlichen Stemgewölhen im Chnracter des XV*" 
Jahrhunderts in den westlichen Jochen der Seitenschiffe er!*et/t. iFi^'. 2 
und 19). Hierdurch wurde das Hauptschitl' der Kirche verlängert, ein 
Vorzug, welcher bei Gelegenheit der spftteren WiederhersteUungaarbeiten 
wieder verloren ging. 

1468 liess der Rath das T"rin\verk mit dem ewigen Kalenih-r 
und dem Astrolabium anfertigen und heim Hanpteingange, recliter 
Hand, aufstellen; 1704 wurde dasselbe auf Kosten des Käthes theilweise 
erneuert. 

Znr Zeit dw Befonoation harnen die Protestanten in den Besitz der 
Kirche. 1525 wurde das Langhaus, 1533 auch der Chor für den hitherischen 
Gottesdienst bestimmt. 154H ging das Gotteshaus jedoch wieder auf die 
Katholiken über und blieb ihnen, nachdem es 1632 — 1635 noch einmal den 



') Der Kreuzaltar wird erwähnt bei Latomua: „Oäitium enim ipsuin extra chomm 
in alten mnetae oraels Qoelie» I, 121; ferner in Job Rorbsebs Tsgebaeh: 

„s«])\ilta e^t precine ante eam ctiori Jaiuiutn que sit« inter elters Sknete enteis (qnod 
•at plebaoij et soriuium doniuici corporis," Quellen 1, S279. 



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--«M 35 « 



Lutherischen gerlient hatte, auf Grund der Bestimninngen des westfälisoihai 
Fliedens auch erhalten. Dorch den Beicliadepatationshaaptsehiass Tom 




rigor 2L 

Da« liiiKTf^ iler K!rili<- nach «incr Zetebnanir If. Th. BcMmMm ■» Mkn IMBi 

'25. Februar ISO.'i wunl*^ das Stitt aulVrehobon, und dio Kirche der 

katholitichen Geuieiudc lür deren Kultus zum immerwährenden alleinigen 

3* 



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Gnbrancli.i- üIiei t;oK< n mit der T<'i Sicherung, dass sie ohne ausdrückliclio 
Einwilligung <l<'r Kirchengemcin<i'" zu kninem anderen Zwecke verwendet 
worden solle, nnd dass dos Aernr die Kirchengebäudo mit Zubehör, wie 
Orgel und dergl., fortwährend in gutem StoAde erhalten werde. Dm 
Yermögen des Stiftes bestand damals ans dem Frohnhofe, vielen Ländereten, 
Z^-hnten, Grundzinsen nnd anderen (icnnii n, 51 Häusern in der Stadt, 
12 Läden auf dem Pfarreisen nnd tM,(MM) ti. Ka|iitalien. Es hatte rincn 
PropMt, eiueii Declianten, lü KÄpitulare, 2 Üomict^llarf, 7 Stittsvikarion 
und einen Pfarrer. 




V. 



DER PFARRTHÜRM. 

Das Querscliiir, der neue Chor und die angebauten Kapellen bildeten 
ein stattliches Bauwerk, mit welchem das ult<> iiioflripfn Tjangliaus und die 
beiden Tiiürme im Weateu uiuht mehr im Eiukiango standen. Beidos war 
QOtli wendig: der ümban dea Hftllenbattes und die Errichtung eines würdigen 
Glockenthurmes. Man begann, da die vorliandenen Thttnne sicli als bao- 
fäliig erwiesen, mit dem L>-t/iiM< n und trug kein Bedenken, das Lang- 
haus znnärlist in der vorhauikiioii (Jt stalt liestehen zu lassen, um sich 
um so citiiiri r (lern Tliurmbaue widmen zu können. Im Jnhro 1413 
titiftete der Frunkfurter Bürger Jeckel Bndeier zu Iludenstein in der Kirche 
ein Crucifix mit Opferstock, dessen Erträgnisse gleich denen der übrigen 
Stöcke (am Marienbildc in der Kirche und bei St. Wendel in Sachsenhausen) 
zum B;iue Vorwendunp fin ien srilltm. (Vergl. Urk. Nu. B.) Henne der 
Steuauetz und Cleso Meagoss verfertigten für das gestiftete Crucifix ein 
Gehäuse nach einem Muster in Mainz, welches danu von der UeistUclikeit 
eingesegnet nnd seiner Bestimmung übergeben wurde. 

Um den Bau des Thunnes, des „Pfarrthunnes", mit welchem eine 
Erweiterung dos Krcn'/fjaiif^i s in V. rl iiKlung gebracht wurde, in Aufgriff' 
nehmen zu köniir-», war i1<m- Al<linu li vi r-ichiedener Hhu^kt, nnti r denen 
sich auch das alte llathhaus beland, eriurderlicl». Am 7. Juni 1414 einigten 
sich Bath nnd Kapitel dahin, dass das Rathhaus für 300 Pfand Heller 
gekanfb werden solle. 100 Pfund gab der Rath, weitere lO) Pfund das 
Stift, der Rest wurde durch Beiträge aufgebracht. (Vergl. Urk. No. 6.) 
Nachdem ferner über die Räumung eines anderen (iebäudes, des Frass- 
kellers, eine Eiuigmig erzielt v\ ur K u war (vergl. Urk. No. 7), konute au die 
Ausführung des Entwurfes gegangen werden*). Zunächst worden die 
beiden Tbürme, das Rathhana') und der Frasskeller zum Theile abgebrochen, 

'} Der FrosHkellor war bereits 1355 November 20 vou üea Fabrikmeistera der 
KIrebe mit Oenolinnguii^ des Hathm den Erben dm Heinricli Symeler abgekantlt 
WOffdeu; Stmltarchiv, Harth.-.Stifts-Urk. No. 2107 do 14>il, Fol. 8. 

*) K in Figor 2 siod später aatgedwkte Fundjuneote, wahracbeinlicb diese» 
fiatlih süsse. 



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38 * 



und MAterialieu für den Tliurmbau angefahreu. Der Ertrag der O^jltr- 
stöeke war ein reichlicher, sodass man, nachdem 141 Grundpföhle ein- 
gerammt worden waren, am 6. Juni 1416 im Beisein des ältesten Schöffen 
(tcrbrL'i lit viin Glauburg und der übrigen Verordneten des Ratbes und 
des 8tilt08 den Grundstein legen konnte. ( Vergl. Urk. Xo. 8.) Hierbin wurden 
von jeder Seite 3 fl. gestiftet, von denen 2 iL der Werkmeister erhielt, 
Während die übrigen 4 fl. unter den WerUeuton vertheilt wurden. Eine 
Messingtatel mit der Intehrifb „Anno domini MCOOCXV die crastana Sti 
Bonifacii eijisoopi positns est primus lapis hujus oporis" verkündete später 
diese Thatsache den Besuchern des Onttesliatises. Sie wurde im Krciizj^ang« 
links neben der Thurmthüre über dem Gemälde, welches den Öündeutäll 
darstellte^ in die Wand gemauert, aber im Jahra 1792, als der Kreuzgang 
SU einem Magazine umgewandelt war, mathwillig entfernt. 
W9 Mviiiar Erster "Werkmeister des Tliurmbaues war Madern Gertener, welcher 
liinJi^H s vorher, wie oLen S. 2(5 ff. bemerkt, mit df-m Baue der Mainbrücke bf'suhältigt 
M«(iern gewesen war und dann an dem Querschitie des Domes gearbeitet hatte. Er 
erhielt ein Jahresgehalt von 10 fl., ausserdem 2 Ü. jährlich als Geschenk. 
Als Bauvorstand, Saumetster oder Bauherren, wirktMi Geistliehe und Herren 
des Rathes. Um das Werk nwch SU fordern, gaben die Andächtigen 
Viel»-»-.' :{}• ^^('ld und Manclips von iliren Habseligkeiten. Man schenkte 
Kleider, ."Schweine, Kälber. Hühner, ein Pfenl zum Dienste des Baues, 
Haier u. s. w. ; der Bath gab die Bruchsteine aus dem Walde vielfach 
onentgeldHch. Andere Übernahmen freiwillig das Mästen der geschenkten 
Thiere oder spendeten den Lohn für die Steimnetaen; ein Verbrecher, 
weldier liingrrichtet wurde, gab Alles, was er besass, für den Tlmrmbau. 
Die Steinmetzen verrichteten ihre Arbeiten im Winter bei Lichl, zur Ehre 
Gottes, ohne hierfür einen Lohn zu beanspruchen; nur das Licht wurde 
ihnen besahlt, wihrend sie im Sommer men Tagelohn von 4 Schillingen 
Heller erhielten. Bei dieser allseitigen und thatkrlftigen ünterstätrong 
konnte der Meister, welchem 3, manchmal 5 Steinhauer zur Seite standen, 
bereits im Jahre 1423 das nntorste Gewölbe im Thivrrno vfjllenden. Maurer 
und Steinhauer erhielten aus diesem Anlasse je 8 Schillinge. Auch bei 
Beeteigung des Bauwerkes durch die Baumeister oder andere hervorragende 
Personen fiuid eine Bewirthung aus dem Baufonds statt: ultem XL heller 
nmb I virtel wins ufT den thom, als herr Johan Ecke der bomeister und 
meister Madern und sin husfran nnd sust der herren etzlicbe ila ntf 
waren" (c. f. 1421). Später bestieg die Frau des Meisters noch einmal 
den Thurm ; es wurde bei dieser Gelegenheit für 4U Heller Wein gekauft, 
ausserdem oben gegessen : „Item XL heller für I virtel wins, als meister 
Mederns franwe a£P dem torn was und man ceesen daruff brachte, das 
man daroff zerte" fc. f. 1 1'2 1 . r\Iadern Gertener stiirb gegen Endo des 
Jahres MrJO, «pätesteiis Auiäug 14B1, als er mit dem Autbaue des zweiten 
Geschosse» beschäftigt war ; seine Frau starb in derselben Zeit und hinter« 
liess xum Baue des Thurmes ein VermSohtnisB. Wir finden in den 



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89 



c. f. 1431 die Notiz: „Item XII guldeu meister Matlorus frauweu selgon 
irmraBhiodeni sinen losten verdinten jftrlon der noch uubezalt ussstunt". 

Jetast ging der Bau langaammr. Bereite 1488 fimden Verhandlungen 
Birisohen dem Rathe und dem Stifte statt, ob man zum Baue Geld leihen 

soIIp ; im folgeiuleii .lahre wurde über das Aufliäiigen der Sturmglocke 
beratheu uud beschlossen, die Kosten für den Bau eines Wachthauses 




Vigar U. 

flniadrfH der TksnnhAlla dudi dto Thttrra. 

bereit an stellen. Dasselbe wurde auf dem Boden über dem untersten 
Thnnogewülbc, dom Karlsbodcn, errichtet und diente der Wache, welche 
aeitems des Bathes gestellt wurde, zum Aufenthalte. Man sieht, dass der 
Bath ein grosses Gewicht darauf legte, einen hohen Thurm zu besitzen, 
▼on welchem am die Umgegend beobachtet werden konnte^ um Feindes» 



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40 

oder Fenwsgefahr reohtseitig zu entdecken. Wilurend gewöhnlich nur 
ein Wfichter oben war, wurde die Aufsicht aof dem Thnnne bei kriegerisohen 

und unruhigon Zeiten beflentenrl verschärft. Aach wnrde spfttar bestimmt, 
dass Nicmaufl olnie Erlaubuiss den Thurm besteigen dürfe, welcher oben 
nichts zu thuu habe. Mit dem Fortschreiten des Bauwerkes wurde dann 
das Wachthans höher hinanfgebracht, bis es endlidi in der den Thurm 
absehUessenden Kuppel maea bleibenden Plate fiind. 




? r t » y B *'* 

^JtJ > T t 1 — l t L^' 

Ornndrlas d«r Tkimhall« durdi dte Femtrr. 

Nachfolger Madern Gortoiiers wurde Meister Leonhard IMum i von 
S( ]iopj)luni. Er vcrpflidif et, sirli <]er Starlt in seinoni vfnii '2H. Fdhruar 1 131 
datirtc'n Dicuütbriefo') „wergmau zu sin an steinhauwen muem und was 

<) Stadtarobiv, DieDSttmeÜB, Kasten 14. 



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-♦I 41 — 



ilaczu gehont diese uesten zukuuuucuciun zwei jare'^. Das jalir liehe Geliult 
beirag XX Ghildmi und ein«n Boek; anmerdem var ön beioiiderer Tage- 
lohn und wöchentlich ein Trankschilling ansbedangen. G^on Pfingsten 
1432 erhob er zum erstonmale „sinen jurlon zu phingsten virdient, die 
vorgangen sin" (c. f. 1432). Aus den Baugeldcrn wurden an ihn laut 
Itecheubuch der Fabrik uur 6 A, bezahlt; dasselbe geschah Pfingsten 1433. 
& haate einen nenai Xiahn and beMddtftigto am Baue 6 Arbeiter 




■ «J.. . . f - * * 

'UL-I i ! > ' t t i I L-J- 

Graidrii* «kt nrattaa Ctawlnatc«. 

(Maorer tmd Steinkaner). Nach den Angaben in den c. f. 1134 war der 

Mt^ister zu dieser Zeit bereits j^cstorben und Mt-ister Michel au seine Stcllo 
prtn'ton: „Item VI gul'lcu liat nu'i.stir Michol «•n])han{;en von meistor 
Leonhards selgen husl'rauweu wegen für einen jarlon, den man denselben 
meister Leonhard schuldig blieben was, den er femt au pliingsten by sime 
leben verdint hatte.** Derselbe baute an den Wendeltreppen und blieb 



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42 



bis zum Jahre 1437, um (turch den Heister Wigand ersetzt zu werden. 
Wigand wurde xam Studium der GlockenstQUe nach Strasabnrg und ErAirt 

geioliickt. Vom Jahre 1440 ab finden wir den Meister Jost Sohilder mit 
einem jährlichen (lehulto von ß fl. beim Buno dos zwfitoii Thtirmgeschosses 
ihütig. Dasselbe war 1447 soweit autgotüiirt, dass man die alten Glocken 
mit einer neneu Glocke im Thurme aufhängen konnte. Der Meister blieb 
bis gegen 1464. Am dem Jahre 1463 ist sein Dienstbrief (offenbar eine 

JESmetterang) erlialten; er war „wergman und |)arlorer an steiidiAUwen, 

müwern und aufl^Ts was dazu p^'ehnrt", erhielt ein fJolialt von 10 fl. 
nivl ein Kleid jährlich und luUto t'ornor Anspruch auf den verdienten 
Tagelühu uud einen Tiankachilling wöchentlich. Sein Nachfolger war 
Bartholomaeus, welcher im Jahre 14(58 genannt wird. Von 1470 bis 1472 
erfolgte die Herstellung des sweiien Gewölbes durch die Meister Steinhauer 
Jorg und Maurer Seldusslir'nno. Vorher muss d< r Bau laiigo still gelegen 
haben, denn die mit den Uiiitassuugsmauern in Vorbindung stehenden 
und zugleich mit diesen hergeätallten Gewölbeaufänger stimmten im Profile 
mit den sp&ter verseteten Bipj^en nicht fiheran. 
IUI.» von £itte regere Th&tigkeii entwickelte sich erst wieder mit dem Anfange 
Bgeiuiwini. jgj. achtziger Jahre. Kapitel und Rath traten für eine energische Inan« 
griifnahmo der Arbeiten ein. In den c. f. 1 4f<3 ist hierüber zu lesen: 
„Anno dm. I^I" CCCC° T.XXXTTT aabato post dominicam oculi ab die 
wiidigun und gcistKchen herren deohani und capitel des stiffts an saat 
Bartholomeus m Frankfurt and die ersamen und wisen burgermeist^re 
und rate daselbs sich einhellidich vereyniget und widerstanden hau, an 
dem vormnls anf^ofangcnen tliornc und buwo der kirchcn sant 
BartholomeUii mit hultfe und sture frommer lüde zu buwen und den, so 
ferro sie mögen, understeen zu voUeufuicn uud alsdan der hochgelerte 

doctoT Conrat Henselin doctor etc. und pferrer etüiche syt " 

Es handelte sich zunächst darum „die gewelbe und den romp des 
torns biss über die flocken und die usswandigon tabernakel 
biss uff die unders^on mittrager'* zur Ausführung zu bringen'». 
Zweifellos venlankt mau diesen Entachluss uud seine thatkräftige Durch- 
führung dem rührigen und allgemein geachteten fltadtpfanrer Conrad 
Hensel,^) welcher von 1481 ab bis gegen das Ende sciues Lobens 1605 ab 
erster srittischer Baunieistt r frenannt wird. Die Zahl der Baumeister wurde 
von 1483 ab vermehrt; es wurden vier Baumeister — statt der bisherigen 
zwei — ernannt, auch ein Beweis dafür, dass man eine energischere Be- 
ireibung des Baues beabsichtigte. Ein Verieichniss der Baumeister und 
Bauscbreibw befindet sich im Stadtarchive Mgb. G 5, N; dasselbe ist je< 
doch unvollständig und muss ans den st&dtisdien und stifUschen Fabrik- 
rechnongen ergänzt werden. 



'> Stadtarchiv, Barth. Stift, städU Utk. No. 2007 de 1488. 

*) Yersleielie Uber Mine bedeutende PeraönUohkelt Archiv K. F. VI, 9B ff. 



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48 



Man beriel', um licstoliciuli' Z\v<'ifVl klar /.n stollrii, znnsiclist Heu 
Meister Matthaeus von Ulm nach J^'i-auklurt, utu liiti &U Saultver^täudigeu 
Über den Weitorban des Thurmes m hören. Dieser Meister, Matthaen» 
BöbUngmr von Esslingen, fahrte im Jahre 1483 die Reise aus und erhielt, 
anner r> fl. Zehrkosten, als Lohn fiir seinen Rath und »eine Mühe 20 fl. 
Wahrscheinlich ist aui' die durch ihn vorgeuonunene Besichtigung des 




■ ^ ' ' ' : : : i ' ' 

t igm 37 

OmMw 4m Mim OMdMMM diireb dl« Bribtuoff. 

Bauwerkes anoh folgende Nachricht in den c.f. 1484 au beziehen: „primoVIT 
Schillinge I heller für II viriel wins geschanckt des buwes üteinhauern 
und andern wergmeistem darzu von dem rade gosdiickt, di-n thornt.' (iIkmi 
und linden zu besehen, wie er mit der lesten arln it verlassen sy und obe 
mau ratea wurde, forter daran zu buweu, wo uml an welchen enden ant- 
snheben tj und an tnnde, die dan iren rat danni gegeben han". 



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■ -^t 44 *^ 



Nmuiiclir wunlo der seit l-Psi) nls oberster Werkmanu thätigo Haus 
von lugeUilicim, welcher byrcita im Jalire 147ü durch Philipp von Uooa- 
steiu, Amtmann zvl Erlenbacli, nach Fraukfnrt «myoiden worden war 
(Urk. No. 9), laut Dieustbrief vom 7. März 1483 endgültig auf die Dauer 
von 5 Jahren mit einem Jahrespchalto von 10 fl angestellt. Soiii Parlcrcr 
war Hans von Lich,Vi welcher jährlich 2 fl. ausser dem verilieuti u 'i'ii;;c- 
lohu erhielt. Der Meister verpliichtet sich zum Gehorsam gegen die Bau- 
meister, er will nur zum Nutzen nnd Besten des Baues thnn and handeln, 
die Heimlicbkeiten desselben Niemanden melden » «noh ohne Erlaubniss 
fler Bauherren andere Arbeiten nicht annehmen. Aus?or seinem Gehalte 
wird ihm, wenn am Buuo bpRondens fj,earbeitGt wird, eine läuHchp Zulaf^e 
von ö Schillingen Heller im Sommer und von 4 Schillingen Heiler iür die 
Wintemeit xa Theil; ebenso erhält sein Knecht 4V», besw. 3Vt Schillinge 
Heller. Der Meister bleibt für allen etwa entstehenden Schaden haft- 
bar; als Kündigungsfrist wird ein Vierteljahr festgesetzt. (Urk. No. 11.) 

Hans von Ingelnheim ist neben Gertener und Jacob von Etlinr'' M 
der bedeutendste unter den Meistern de» Thurmes. Er ist der Verlas^cr 
desjenigen Ehitwurfes, welcher damals als massgebend für die Vollendung 
des fiaawerkes beseichnel wurde. Dieser Riss (Fig. 44), von welchem 
weiter unten n<ich die Rede sein wird, befindet sich im Stafltarcliive zu 
Frankfurt un l liiu liei ih r An'^führung des Achtcckbiutes, der Klippel und 
der darauf stehenden 8pit/.u «.uwohl im Mittelalter, als auch in unserer 
Zeit thatsächlich an Grande gelegen. 

Da bereits einige Schichten des Aohtortes durch den Torganger angelegt 
worden waren, welche mit dem neuen Entwürfe nicht übereinstinnnten, 
so wurden diesellion abgebrochen, dann ein neuer Krahu-/ errichtet und 
die Arbeit so gel'ordort, daas der grösste Theil des Achtecke.s bereits im 
Jahre 1490 fertiggestellt war. In einer Höhe von 12 Sohnh über den oberen 
Streben blieb der Bau liegoi, da die Mittel fast vollständig ausgegangen 
waren. Der Meister erhielt, wie aus der Abschiedserklärung vom 21. Januar 
141)1 ersichtlich isf 'Trk. Xm. 14), einen güth'clien Abscliie !, um iibgiiustige 
Nachrede seitens .seiner Missgönner /.n w iderlegi n . wahrend das Bmb. 
zum 18. und2U. Januar 14'Ji meldet, dass dem Meister Haus von Jngeluhoim, 
welcher sich in des Baues Geschäft ehrlich gehatten und mit seinem 
Willen .seineu Abschied genommen, ein ilieslh zügliclier Brief auszustellen 
und das Gehalt auszuzahlen sei; die Phini' habe der Werknumti herans- 
zngeben; auch sei dem Werkinaune mitzutheilen : nachdem der Bau nicht 

■) Der Dienstetd de« Parlerera Ist in den Urk. "So. 10 abgodruekl; dmglsiebon 

derjenige «Icr Hatimnistcr uriil l'uusrlni-ifier j» Urk. Ko. V2 uml \'^. 

*) Diu Auaführuug des ueuen Krahiicus (i'ig. wurde aut licschlns-s «Icr b»u- 
meister in Oef^nwart dM Bans v. Ingelnheim und des Kietnera Hans Dringn!» deni 

stüilii--! li' U ZitKiijonnaiino Henne Monckdor, f;cn:iiiiit l!iiii>rrbenne. ül.fvtrflnjrn : 
btaiitarchiv, BiHlli.-Slilt, »tüdl. Urk. No. 10? du lliMJj die Orjginalzeicbunng des 
Krahnens ebenfalls im Archiv. 



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vermögend soi , (Uesmal weiter zu 
bau<»n. gedächte der Rath, wenn man 
Willens seiu werde zu baueu und die 
jetzt gehauem«!! Stnne 211 8«tz«ti, so 
viel an ihm liege, ihn dieselben Steine 
setzen zu lasnen. Wie aus Urk. No. lö 
ersichtlich ist. liattcn rli*'' Ijaumfi^stpr 
des Stiftes und des Käthes den Werk- 
moBter und adne Angestellten voll- 
ständig abgelohnt. 

Bei dem Mangel weiterer bestimmter 
Nnohrichten bleibt die TTrsar h>^ d.'s Ab- 
ganges zweifelhaft. Dass der Mangel 
an Baugelderu ausschliesslich den Ab- 
schied ▼enuüasst haben soll, ist nicht 
anztiDclimen ; denn am 30. August des- 
selben .laliros 1401 bcschlos;? der Kuth, 
das Wachthaus und das Notiidürftigst<> 
am Thurmo macheu zu lasseu, „itou> 
den alten meister widder nndersten, 
zu dembuM t- zu d»'r pfiirr zu liringen.* 
Dann wurilo dci- l\rahn ausgebessert. 
Forner sind noch aus demscHien Jahre 
Meldungen verschiedener anderer 
Meister für den Tharmban bekannt ; 
einzelne Fürsten verwendeten sich 
beim Rnfbf. um ihro Werkmeister 
in Frankfurt anzubringen. .Jat^ob, 
Werkmeister und Steinmetz Philipps, 
Pfatstgrafen bei Bhein nnd Herzogs 
von Bayern, urird durch seinen 
Herrn {Urk. No. Ki ), durch den Biseiiof 
in AVorms 'TTrk. Nr>. ISi und durch 
den liath der Stadt Worms (Urk. No. 11) 
auf das Wärmste emfrfbhlen \ er war 
in Worms thfttig. Pialzgraf Alexander 
verwendete «ich in einem Schreiben 
aus Zweibrückon 1491 Sfptember 10 
für Philipp, seinen Steinmetzen nnd 
Werkmeister. Den Werkmeistern von 
"""^ Heidelberg (Jacob) und von Meisen- 

heim (Philipp) wurde auf ihr ( Jesuch geantwortet, der Rath liabe mit dem 
Baue nicht allein zu thmi, sondern in (lemeinschaft mit dem Kapitel zu 
handeln, auch sei jetzt keine Zeit zum Bauen; wenn die liaumeister des 




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46 ( 



Rathes mit dem Kapitel reden werden, will man den (»esnchstellfrn das Er- 
gebniss mittheilon.'j Im Januar 14'.)2 begannen dann Verhandlungen mit 
dem Heister von Heidelberg, welcher nach Frankfurt kam, den Thurm- 
ban beüchtigt«, jedoch eine Einigang Aber snne AnsteUung als Werk- 
meister niclit M reichte; er erhielt an Zehrgeld 9 Schillingo 1 Heller. 
In demselben Jahre erhielt der Pfarrer die Erlaubniss, lOÜ Pfand Heller 




nswML 

Knirr CninAriM 4et irittni Ow chimw dnrrli <lic Krimtrr. 

au» dem Banstocke zu nehmen nml die gehauenen Steine, welclu* vorlianden 
waren, zu ver;^etzen. Gleichzeitig werden die Bauraoister beuuftragt, sich 
über eiueu Werkmeister zu einigen. Dass man hierbei immer noch au 
den Meister Hans von Ingelnheim gedadit bat, geht ans dem Bathsbesohlnase 
vmn 28. Aognst 1492 hervor. Der Pftrrer wird eisncht, den Bau m 

') SUdtarchiT, Bmb. 14^1, äept. 27. 



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fordern, ilatm lieisst es. weitpr: ^nnd luMifben mit dorn cajjitcl 7M reden 
hindor dem pferner, wo man mo^^f, das man mit mcistcr llan«ffn von 
iugeluheim uberkome". Wie weit im Uebrigea ili« Nuclirichten über 
Mktstondaie Streitigkeiten cwisehen Hans von Ingelnheim und dem Pfarrer 
zu 8t. Bartkolomaeus richtig sind, habe ich nicht ermitteln können. Wenn 
der l^feister, wie behauptet wird, diircdi den neistliclien auf der Kanzel 
heftig angegriffen worden ist, so mag dies seine J^tellung stark ersehüttert 
haben. Soviel steht fest, dass er beim Baue voll und ganz seine PHicht 
eifSllt hat| und dasa der Bath den Meister Haos, naohdem derselbe ireiwillig 
seinen Abschied genommen, mehreremale vieder aunehmen wollte, der 
Abgang also wohl auf Gründe privater Natur zurückzuführen ist. Wie 
sehr er übrigens als Techniker geachtet war, geht ans d«r Thatsacho 
hervor, dass er z. B. vom Kurfürsten von Mainz im Jahre 14b(j zu einer 
Befathung nach Asduiffenburg berufen wurde. Den Bauriss, welehen er 
bei seinem Absohied mitgenommen hatte, mnaate er wieder abgeben, 
worüber die Notiz auf einem Zettel, welcher dem im Stadtarchive befind- 
lichen Piano beigeheftet ist, Auskunft giebt : sie laufet: _DI.ss ist die viscriin*T 
des kirchthorns in mxit Bartholomeus kirchen hie zu Franckeuturt, die 
meiater Hans von Ingehihoym der jungst wergkman von rais wegen lünder 
ime gehabt und in synem abea(^it widder geliebert hatt vd£ dorstag nach 
Pauli conversionis anno 90 primo und hatt die mit ime gen Ingelnheym 
hinweggefurt, aber ufi" des rats gesynnen widder her liebem mnssen." 

Als Nachfnlf»er wird der Meister Niclas Quecke, Steinmotz und Hiuger 
zu Mainz, genannt, wahrend Jacob, zweifellos der Meister von Heidel- 
berg, später Werkmeiater des Thurmea, die Stelle des Parlerera versah. 
Die Verpflichtung Queokes erfolgte am 21. Jnli 1494 auf 5 Jahre mit einem 
jährlichen fiehalte von 20 f|.; 5 Schill, erhiilt er ferner für jeden Tf»fr im 
Sommer nnd im Winter, an welchem er in Frankturt am Baue besonders 
thätig oder an welchem er unterwegs ist. (Vergl. ürk. No. 29.) Von den Ver- 
sprechungen, die er im Vertrage gemacht, hat er mcht viel gehalten, 
sodass seine Thätigkeit am Thurmbaue als wenig bemerkenswerth zu 
bezeichnen ist. Er nahm eine Besichtigung <les Thurmes vor und machte 
dann eine Aufnahme des Bestet\<nden in der Absicht, den Plan seines 
Vorgängers zu ändern und da» iiauwerk horizontal zu schliesseu. Dieses 
ist aus dem von ihm veifassten Outachten (Urk. No. 20) nnd dem neu 
aufgestellten Entwürfe (vergl. weiter unten Fig. 46) klar ersichtlich. Um 
«oh fiber die vom Meister < > : i n gegen die Ausführbarkeit des Ingeln- 
heimschen Planes erhobenen Bedenken Gewissheit zu verschaffen und um 
einen Beschlnss über die weitere Ausführung fassen zu können, wurde 
im Jahre 1497 seitens der Baaberreu der Meister Hans von Friedberg 
als Sachverständiger nach Frankfurt berufen, wofür in c. f. 1497 verrechnet 
wird: „Item XX heller Hansen von Fridberg, als er mit den buwomoistern 
uff dem thom wass nnd rat f^abe, wie das weichterlmss uHgericht mncht 
werden.'' Die Berathuug f ührte zu dem Ergebnisse, dass die V'oUeuduug 



-».» 48 



des Bauwerke« nach (hnn lliss»« dp-: H;in-! von In^fliili-'iin erlolgou sollf. 
Hierüber wurde (Quecke so vt-rstiiunit, dass er nacli Muiuz ging uud sich 
fast gar nicht mehr um den Bau bekümmerte. 
jac«hvon £ine üfkunde des Jahros 1499 (tJrk. No. 21) meldet uns, dass nun- 
^"■•"^ mehr der Parierer des Bnn.^r^, Jacob von Etlingen, die Stell«' eines Werk- 
meisfers ver^^i-ben sollte. Meister Jacob verptliehtet sich, das Achtort, 
welchem in der Hohe noch •Jf) Sclmh fehlten, und ebenso das Dach nach 
rechter werklicher Kunst in üebereinstimmung mit den Baurissen herzu- 
stellen and hiersu geschickte Stetnmetcen za halten, anch ftlr allen 
Schaden anfzukommen, welchen er nach dem Urtheile Sachvei.standin;ri 
Hin Baue verachid<len s(»l!te. Er erhält als (Jehalt 15 fl. un<l ein Kleid; 
;ni Taf»elohn werden für die Sommerzeit Sdiillinge Ifstf^esetzt. ffir den 
Winter 4 Schillinge; obwohl der 8onumrlohn für einen Werkmann auch 
im Winter gesahlt werden soll, verzichtet der Meister auf den höheren 
Wintersold, oro den Bau hierdurch zu fördern. Während somit Jacob 
in Wirklichkeit dem Bau vorstand, beklagte sich (Quecke, welcher den Riss 
mit nach Mainz genommen hatte, beim JBrzbiscbot'e iiber die Banlu rreTi.' i 

Er musste in Frankfurt 
erscheinen, den Bauplan 
wieder ahtiefem und er- 
hielt, nachdem er den 
Empfang dos Gehaltes 
von 20 fl. jährlich für 
5 Jahre bescheinigt und 
sich snm Ersätze aller 
Koston, welche als Folge 
si'iner säumigen Leitung 
noch entstehen könnten, 
bereit erkltirt hatte (Urk. 
No.24),am6. AprU1603 
einen gut liehen Abschied. 
(Urk. No. 23. j 

Der S. 47 erwähnte 
Zettel enthält ausser der 
den Meister Hans von 
Ingelnheiro betreffenden 
Bemerkung noch fol- 
gende Notiz : „Diese 
viserunge hait meister 
Niolas Qneok steynmeta 
zu ^Icntz hinder ime 
gehabt 8 jare lang su 

') StadtansbiT, Barth.4itift, atOdt. Urk. Mo. 10$ de 1602. No. 310 de 149C-1603. 



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Flirur 30. 

Zni-iti'r (irunitri«« de« <lrilt4>ii UMrIlufiu-« durch dte VtnMer. 



— • 49 

M<5ntz und ufl' hüte fritag nach ilfin SDjitng jn<li( a anno liVXltcrtio wi'liU'r 
geliebert Hera Johann zum Jungcnu in byweson der rechennieister, und 
hatt man demaelbeii tteynrneisen afF die vorige 44 fl. entpfangeu lones 
itinnt iJm> bor darnff geben 66 gülden, fncit !()() fl. und ist domit synes 

VPriHntr>n soMrs prantz vpr<^!ifi<;pt. nnd hait man ime ej-n qnitnng und 
alK'S( h* it zi ti'I uuib gutter dinge willen, anbengiachen zanck zu vemyden, 
werden luisseu." 

Der Heister Jacob von Etlingen folgte weder dem Plane Qneckea 
noch demjenigen des Meisters von Ingelnheim, sondern ging anf einen 




"bJLrf—J i l ] t t L-JF' 

Fl^nr Sl. 

Dritter Gnindrin (Im dritten ('•*>jii-)ii»iii)<>ii tlurrli ilio Fen«U>r. 



iilteren Entwurf znnirl< , wclclicr die Kuppel in kleineren Abmessunj^fn 
nnd ausserdem eine strengere Architektur zeigte. (Fig. 43) Dies geseljah 
im Einverständnisse mit dem Käthe, welcher im Jahre 1497 bcschloss, 
dass die Baumeister das Holawerk auf dem Pfarrthnrme machen lassen, 
anch mit dem Kapitel reden sollen, dass der Thurm „nit so grob stark, 
reichlich! ns?gemacht, aucli nit so vil ali<^i'liroc]ien wcnlo.- 

Der Bau ging untcnlesscn nur sehr langsam v<ir\v;irt-!. Das Werk 
erregte die Bewunderung der Mitwelt, viellaoh wurde der Thurm bestiegen, 
auch König Maximilian wurde am 20. September 1495 dnrch den Bath der 

4 



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60 



Stftdfc oben festlicli bewirfchet. Trotsdom war die Begeisterung bei den 
Bfirgern erloachen, denn sobon 1498 aah man aieb genötiiigfe, flberflttMige 
Kleinodien und Schmuck der Jungfrau Marin, der Bartholomaeuskirche 

fjphörig, zum Bestell des Thnrinfmues 7M ViM kauA n. Dir (ia1»on flössen 
imuier spärlicher, 1503 wurden 400 11. geliehen, nnd zwar unter der 
Bedingung, daes bei jeder Leemng der Opferstöcke der dritte Pfennig 
an die Gläubiger veriheilt werde, bis die Schuld abbezahlt sei; 100 11. 
waren vom Stifte, 1(X) fl. vom Pfarrer Conrad Hense!, die fehlenden 200 il. 

vom Ratln- iJi-v Stadl ^i'^rl)i>n worden. 

Die Hchlimmen Verhältnisse dieser Zelt werden in der si^hr interessanten 
und werthvoUon Urkunde No. 22 klar und deutlich gescliüdert. Man 
wollte den Thurm, welchen die Vorfahren dem allmächtigen Ootte, unserem 
Selii;iiiat li.'v. dem lioiligen BartholoniacUS und allen Gottes- Heiligen zu 
TjoI» und Ehro, anrh zu gemeinem Nutzen der Stadt Frankfurt mit < n ttes 
Hülle fast kiwtli( h antrefangen und in die Höhe gehracht hatten, gerne 
mit der Steuer frummer Leute vollendou, damit der Kirchen Glocken und 
Geläute zur Ehre Gottes und auch die Bathsglocken vor Schaden versorgt 
sein möchten. Das Tolk war jedoch, durch Krieg und Unglück geschwächt, 
nicht in der Lage zu zahlen, der Bau mit Schulden behaftet, di.' Kirche 
an Dächern, Fenstern, Glocken und anderen Thoilen schadhaft. Ks wurde 
daher beschlossen, die Werkleute in der Hütte auf deu Meister und 2 bis 
3 Knechte au beschränken, von denen einer 6i» Schäden am Kirchen« 
gebäude ausbessern sollte; .im Uebrigen sollten Steine gehauen werden, 
bis die Schuld bezahlt und wieder Geld vorhanden «ei, dit se Stt iue zu 
setTit^n. Dann könnten auch wieder mehrere Knechte und \\'f'ikK'Uto an- 
genommen werden. Dechaut und Kapitel wollten die Gläubigen durch deu 
F&rrer nnd die Kapl&ue in der Predigt und in der Beichte, Bürgermeister 
und Bafch die Bfirger bei Errichtung von Testamenten zu Beisteuern auf- 
for«lern. Den Baumeistern wurde vorgeschrieben, von dem aus den Stöcken 
einfjola n li n ('eldc ilt«> t'uvo Hiilfte zur AbtraeiiTi^ rler genannton Schuld 
und zum Thurm baue, die andere Hälfte zur Ausbesserung der Kirche und der 
Glocken su verwenden ; wwn hiervon etwas nbiig bliebe, so sollte dasselbe 
ebenfalls der Vollendung des Thurmes au Gute kommen. Ghnehzeiiag 
einigte man sich dahin^ dase der oberste Theil des Bauwerkes zur Unter^* 
bringutig d^r iVm "Rathe gehörigen Glookeu dienen, (He darunter be- 
findlichen Theile dagegen den Kii'cheuglocken zugewiesen werden sollten. 
Der Hatb möge das Wachihaus und die unterhalb desselben häugeudeu 
Glocken mit freiem Zugange zum allgemeinen Nutsen, jedoch ohne Sdiaden 
nnd Beschwerung des Thunucs, des Baues tind der Kirch englocken benutzen. 

Am 1 H. De/embrr ir>Or> berichtete der Meister über die f:;f'raliriirnheude 
Stockung des Pturrthurmbaues (L"'^rk. No. 2öi, über den schlechten Zustand 
des Gerüstes, welcher mit der Zeit zu ernsten Bedenken Veranlassung 
geben müsse, und bat um Beschleunigung der Arbeiten; der Rath gab 
wieder Geld und lieh 1606 weitere 2000 fl. Sogar nn Bauvorstand war 



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• 51 t 



niclit mi'hr voilianden. his im Jalirt' 1005 "Rath und Kapitol die vorp;n- 
schriobenou Wahlen vornuhnicn. Doi- Werkmeister Jacob wies iu einem 
besonderen Schreiben noch einmal anf die schlechte Beschaffenheit des 
Gerüstes hin und bat, um die Sache schneller 2« fönlern, 14 Steinmetzen 
lialt»'n zu rlürfVn.' Der liatli vt ninlassto durch floschln^s vnm IM. Juli l.")(t7 
die Baumeist iT. am IMarrthurme zusammenznkummeu. um mit dem MeinttT 
Jaeob über die Austührung des \V'a« Jithauses, der Ulir und des Gewölbes 
zn rathschUgen. Ans der Urkunde No. 26 entnehmen wir, dasa diese Be- 
rathung am 20. Jali desselben Jahres stattfand. ICan war damit besclilftigti 




OnuMlriai il«r Kapp»!. 

den Thurm mit seinen Anftngem und Bogengestellen oben za beschliessen; 

(l;mn sollte zunäehst des Rathes T'lir und Sturmglocke unter dimWacht- 
hause aufgehängt werden. Auch die Gehaltsvorhältnisse des Meisters, 
welcher ghiubte, bei seinem geringen Lohne mit W^eib und Kindern zum 
Bettler werden zu müssen, und um ein Jahxesgehalt von 40 fl. ersuchte, 
kamen zur Sprache. Nach dem Bathsheschlnsse vom 27. Juli begannen die 
Verhandlungen der Baumeister mit Jacob über sf im- Gelialtsforderung 
an diesem Tage, bis am 24. Dezember 1607 die Angelegenheit (vergl. 

•) Stadtarchiv, Bartli.-Stift, stidt ürk. Na 108 de IGOT. 



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62 • 



Urk. No. 27 und 28) in nachstehender Weise gerogelt wurde: Jacob 
von Etlingen wurde bettKndiger oberster Werknuum dee Banei mit 
einem Gehalte von 90 fl. jährlieh; der Meieter erhält ß Schillinge Tagelohn 

für Sommer- und Winterzeit, ao oft er in des Baues Arbeit und Geschäft 
i^t, und olljnbrlich Tuch r.n einoin Kb^i'lf orli-r 4 fl.; man gestattet ihm, 
weitere Steinmetzen anzunehmen, damit man den Bau beschleunigen und 
das atte, nicht mehr haltbare Qerfiat entfernen könne; auoli wird ihm 
die Stelle eines städtischen Werkmeisters in Aussicht gestellt, falls der 
seitigf Inliaber sein Amt verlassen und Jacob die Stelle begehren würde. 

Mit ilfin Ende des folpptidpn Jalirps war dann das Gewölbe unter 
«1er Kniipel vollendet, das vorhauilene Gerüst wurde, nachdem die Be- 
sichiiguiig durch die ^uimeister stattgefunden und die Arbeit sorglich 
b^unden worden — ausserdem war noch eine Prüfung durch fremde 
Handwerker vorgeschlagen worden — entfernt und ein neues Gerüst 
für den oberen Theil errichtet. 1509 war nnrli der Plattenboden hergestellt 
und man ging an die Ausfuhrung des Wachthauses (Urk. No. 29). Es 
lag im Plane, den als massive Kuppel aus Werksteinen mit bekrönender 
Spitae projektirten Bau mindestens bis aur Höhe von 12 Schuh, wo eine 
Theilung beabsichtigt war, aufzuführen, damit wenigstens der Wächter 
ein" Wdlintinp hnbe; der Bau und die Wat-lit seien riann p;enugsam ver- 
wahrt, bis man weiter bauen könne. Wolle man das Gebäude aus Holz 
herstellen, so sei zu besorgen, doss der Hagel hineinschlage. Die Arbeit 
wird einsohliessUoh der Lieferung von Steinen, Eisen, Blei und Zink auf 
600 fl. veranschlagt. 

Der T?ath liatto wiederum d'elil vor{;e?!treekt. aneh gab der SeliTiffe Ort 
zum .Tuiigen bereits am 19. ükti>l>or 1509 eine Summe von 100 H., wel< lic 
er dorn Baue testamentarisch vermacht liatte. Nichtsdestoweniger waren 
im Sommer 1511 die Mittel so sehr eir8ohö]>ft, dass man daran dachte, den 
Krahn abzubrechen und aufzuhören; allein am 6. November desselben 
Jahres beschloss der Rath auf den Bericht der Baumeister, nach welchem 
man den Bau mit 101 Steinen zum Schluss bringen könne, dass die Bau- 
meister die Steine zu den geringsten Kosten zum Hauen verdingen 
sollten. Der Schreiber des Bfirgermeisterbuches macht hierxn die troetlose 
Bemerkung : „nomme gelt, nomme geselle, hie ist nichtes." Um die Kosten 
zu der1<en. wurde eine Sammlung in der Stadt veTMUtaltet ; am 13. April 
1512 bewiliigto der Rath wieder 300 ti. unii beseldoss am 1. Februar 1513, 
dass die Ilechenroeister das Geld zur Vollendung des Wachthauses geben 
sollten. Femer gab 1612 Lucas Herbort von Augsburg, welcher in Frank- 
furt starb, 60 fl. „an voUenfnrung des pfarthoms und sunderlieh des 
wnehthuss''. Mit vieler Mühe brachte man endlich das Wächterhaus zur 
Volltiidtmg, dann aber hörte jede ncnnenswertho Bauthätifjlceit am 
Thurme auf. Wir erfahren noch, dass der Meister Jacob von Etliugen 
im Jahre 1510 auf die nun frei gewordene Stelle eines städtischen Werk- 
meistern, welche der Heister Wigel Sparer inne gehabt, v^rsicbtete, den 



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•» 53 



>reisl(>r Tjorentz deu Maurer als Bolclien empfahl und selbst seinen Ab- 
schied nahm (Urk. No. 30). 

Es müssen dann noch weitere Verhandlungen stattgoluutlcn haben, über 
welche dieEinselheiten fehlen. Heister Jacob trat wieder in Dienst und blieb 
Werkmeister bis zum Jahre 1521; er erhielt nacli Auswois der Fabrik- 
ßechenbücher bis zu dieser Zeit alijährlieli sein Gelialt, bestehend aus 
30 fl. und eincni Kleide, sowie ferner den jeweilig verdienten Tagelohn 
regelmässig ausbezahlt. 

1614 wurde das Gerftst entfernt^ und die ThftUgkeit am Thnrmbaue 
war hiermit erledigt. Die c. f. melden: „Sabato post Urbani anno 1514: 
item meist t-r Jacoben V tag das gcrust umb das wachtlms alie zu thun 
facit I gülden I Schilling". Im Uebrigcn erstreckten sich die Arbeiten auf 
kleinere Erneuerungen und Ausbesserungen au verschiedenen Thcilen 
des Kirohenbanes. 

Auf die Mildthfttigkeit der Bfirgeradiaft war nidit mehr za rechnen. 
Wenn auch hin und wieder andiu htige Personen mit Schenkungen des 
Baues gedachten, so wurden die Mittel doch immer geringer; selbst der 

Ablass half nicht mehr. Der 
Bnf^ wer auf Mine Kosten 
einen Heiligen in die Taber- 
nakel setzen lassen wolle, 
möge es thnn und sein Wappen 
daran machen/) war ungehürt 
verheilt, und seit längerer Zeit 
war Niemand mehr an finden, 
widclier (ielil für Wein gab. 
Pas Wik ht!iaus wurde fertig- 
gestellt, ohne dass ihm die 
projektirte Bekrönung go- 
geben werden konnte; das Ge- 
bäude, mit vielen Opfern der 
Vollendung so nahe gebracht, 
blieb nun, da die Reformation 
die Gläubigen spaltete und 
das Beich durch Kriege im 
Inneren serrfittet wurde, ohne 
Spitse stellen. 

Erst im Anfanf^e des 
XVil""' Jahrhunderts dachte 
man wieder an eine Vollendung des Bauwerkes. 1610 hat der Maler und 
Qeometer Philipp üffenhaoh eine Zeichnung nach einem Ütaren Vorbilde, 
jedoch in grosserem Maassstabe, angefertigt (vergl. Urk. No. 81). Weitere 




' * * * 



figru 38. 
Aiftickt dir Kvffal. 



') St«dtarcbiv, Barth.-Stitt, aUidt. Urk. No. HO de 1608L 



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— 64 •- 

Naclirichteu iiber diesen Äleistcr und sein Werk, welches nicht zur Aiis- 
fftliruug kam, fchlou. Daun wollte ib2ü der Senat auf \'ortrag des ISchöHeu 
von Guaita mindestens 9000 fl. jäbrtioh auf die Datier von 10 bis 15 Jabren 
verausgaben, um den Thurm in Stand zu setzen und zu vollenden. THg 
gesetzg* Ijriide Versammlung bewilli^tp jriln, ]i nnr das Nothwendigste für 
Reparaturen. 18B.5 wurde dann noc h einmal ein ähniiuher Autrag in 
Anregung gebracht, jedoch ebeafalls ohne Erfolg. 

Im Jahre 1848 erhielt die Ku]>pel eiueu Aufsatz in Oestalt einer 
Laterne } mittelst welcher Feuersignale gegeben werden sollten; der 
Volksmond nannte sie die „Beichslateme". 

Zum Schlüsse sei bemerkt, dassals Wahrzei< ]n n l- s rf;(irt Lünnes ein 

Hnnil galt, we!( lior an einoi^iB-ine nagt, an dem Obergehiluse der einen Thiire 
auf dem oberst< n ti.iiiirc über f!em linken Gewandstücke in Stein gehanen 

BniiMt. We Fundamente sind aus Bockenheiim r Sti iiint, die aufgehenden 

Mauern aus Bruchsteinen unter Verwendung ruther Miltenberger Sand- 
steine für die Thflr- und Fenstereinfassungen ausgeführt worden.' Man 
bezahlte für Bockenheimor Steine 1 Heller pro Stück: für IOC» geimckene 
Steine 7 Si liillinge 3 Heller, eine Fuhre Sand vom Main zum^ Kirchhofe 
kostete 2 Heller, eine Fuhre Wasser 3 Heller, die Bude Kalk üVa, später 
4 Schillinge, oiu Schiff Miltenberger Steine rund 20 fl. Die Kosten für das 
Einrammen eines Pfahles werden auf 6 Heller angegeben. La den acht«iger 
Jahren erhielt ein Steinhauer dVt Schillinge, ein Dachdecker im Smmner 6, 
im Winter 4 Schilling", «- in Knabe 12 bezw. 1» Heller Tagelohn. 1 Pfd. Blei 
kostete 3','» Heller. Die Pfeiler des Achteckes wurden ans Bru' V:sfeiiien her- 
gestellt und mit rothen Saudsteiuquaderu verblendet. Die Kuppel war mit 

1 IsölligenSandsteinplatten constrnirt. Ln Aoht- 
ecksban befand sich an drei Stellen «ine Ver- 
ankerung ; <Iie erste lag ungefähr in der halben 
Hohe des Geschosses und war i Fig. 20) eine 
doppelte, die Prisen waren nach Fig. 34 au 
den Enden umgebogen und in einer eisernen 
L j Pfanne verkeilt und eingebleit. Eine «weite 

Verankerung, welche nach Fif». 31 durch über- 
emnnMi'i-;,'i'l''i;f'' Kreu/ankcr h' wirkt \\urd<>. 
war im Kampfer der Fensterhogen vori^aTi lcii. Ffinf Quaderschichteu 
tiefer lag dann noch eine dritte Verankerung iFig. 30; aus Eisen von 
Zoll. (Fig. 15.) 

Der Unterbau des Thurmes ist viereckig und an den Ecken mit 
vier quadratischen Strebepfeilern besetzt. Oberhalb der ersten Gallerie 

beginnt dR« Arlidek, welches von vier in Fialen endigenden, mit dem 
Thurmkorper durch Bogen verbundenen Strebepfeilern begleitet ist. So 
wird das Achteck erst in seinem oberen Theile von den übrigen Massen 
losgelöst und tritt als sobhes ganz in die Ersclieinung. Zwei Treppen' 




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55 

tlninno fuhren auf den Dachboden des Langhauses, von liier p^flsuigt mau 
(iurcli einen t^uadratischou Tliurui, welcher mit dem südusthciien Strube- 
pt'eiler in Verbindung gebracht ist, bis jsor ersten Gallwae« Weiter hinauf 
ist ein Treppentkurm mit einem der Aehteekapfeiler verbunden und bis 
zur zweiten Gallerie, welche am Fasse der Kuppel herumläuft, aufgeführt. 

Die Glocken*) gehörten bis gegen die Mitte des XV*«"" Jahrhunderts 
ciem Stifte. Später erhielt der Hath verschiedene Glucken, sodass ein 
Untersohied «wischen solchen der Kirche und denjenigen der Stadt gemacht 
werden mnss. Erstere hatten ihren Pktts im «weiten Thurmgeschosse, 
letztere im dritten, und es waren 5 Stiftsglocken und 4 Stadtglocken 
vorhanden, welche bei Feuer, sowie zum Anschlagen der Stunden durch 
den Thurmwüchter benutzt wurden. Man war dahin übereingekommen, 
dass der Bath seine Glocken und das oberhalb derselben befindliche 
Waehthaus versohliessen and die Glocken nach aller Nothdurft gebrauchen 
solle, ohne Schaden und Beschwerung des Thttrmes, des Baues und der 
Süftsglnckr'u. (Yorj^I. Vrk. Xo. 22 und 2<).) 

Als St;i'lt L'locktJU werden genannt: 

1) die grosse Uhr- oder Messglooke (Gloriosa), 1484 durch Martin 
Molner (seit 1463 städtischer Büchsenmeister) in B gegossen, 

91 Cntr., nach aiKlenn Nachrichten 81 Gntr. 5 Pfd. schwer, 
wnr )nH zum Jaiure 17ü7 nur zum Schlagen, nicht zum lÄuten, 

eingerichtet ; 

2) die Stanuglocko aus dem Jahre 13Ö5; 

3) die klone TJhrglocke Tom Jahre 1876 wurde 1686 wegen Schad- 
haftigkeit durch den Glockengiesser Neidhardt von Angsburg in 

JE, 31 Cntr. schwer, umgegossen : 
•1) difi Ailx itfr^'I'icIio. von drinselben Meister iu G erneuert; 

5) die liatliüglücke im 'riniriii' hen vor dem Churr. 
Ausser der grossen Sturmglocke gab es noch eine kleinere, 4 Cutr. 
schwer^ das „Gemperlin" genannt. Sie ging im Jahre 1468 durch Kauf 
fär den Preis von 40 fl. in das Eigenthnm des Bathes über/, welcher 
sie auf die Spitze des Pfarrthurmes hängen Hess. Sie wurde geläutet, 
wenn fl<r F<'ind in Sicht war. damit die llürg^r sich versammelten. 
Erst im Aniäugo unseres Jahrhunderts wurde das Gemperlin von seinem 
Platze entfernt. 

Das Stift verfugte über folgende Glocken: 
1) Die Karlsglcoke oder Ossanna, am St (iallu8tagel440 in Frank- 
furt ppf^os<5A^i. T).') Cntr. si hwer, pali ilcii Ton Dis an; 18<»5 
erfolgte der ümguss der zersprungenen Glocke in Fraukenthal 
auf den Ton G und mit einem Gewichte von 82 Cntr. ; 

') Vergl. Münz, Zur Hi n kcnkunde, insbesondere iHicr dio Glocken des Frank- 
furier Domes, im Frankfurter Domblatt Ko. 10 und 11 ; foruer Quellen I, Id ff. UDcl 
StedUidiW, Bwtli.-8tift8 Vxk, Vo. 9U6 de 1489 aad Ko. 8107 d« 1464. 



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♦I 56 •'^ 



2) tlie Dreifalligkt^itü-, Bartlioioiuacus- oder Feälglocke, vom Meister 
M«rtin Moll in Thüringen 1467 mit einem Gewichte von 46 Cntr. 
in G verfertigt; 

3) die Av&>Haria- otli^ Sulvo-Gloeke, wurde 1318 nun erstenmale 

geläutet, 1473 durch den ebengenannteu M' istor inul 1837 zum 
zweiteumalo durch Bartheis und Mappeü in Fraumiirt in D 

umgogosseu; 

4) dio erste Muttcnglocku mit dem Toue A, wur vcrmutiilicii sehr 
alt; sie wog 11 Cntr.; 

5) die zweite Mefcten- oder Johanneaglocke, 1691 durch Verle aus 
Frankfurt gefertigt, wurde 1707 <lurcli Barthcls in Frankfurt neu 
gegossen, G Cntr. schwer; ihr Ton wtur H.; 

6) das Messglückcheu im Chortliürmchen. 

Angesehpiie Rnrfjpr ans dorn Mittolstando pflegten bis zur I^litte 
des XVlll'*''' Jahrliunderts auf dem Thurmo in einer Stube unter dem 
obersten Steingewölbe ihre Hoclu^ten m Ariern. Eine Zeit lang vereinigte 
sogar Musik und Tans an jedem Sonntage in dieser höheren Begion dio 
Menschen snm fröhlichen Dasein. 



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VI 



DER DOMBBAND AM 15. AUGUST 1867. 

lu der Kaelit vom 14. zum 16. Angust 1867 bra( Ii in einem Gebäude 
der Falir-zassf». „zum Stolzenberg", in iltr Nklie dos Domes. Feuer aus, 
weiches sich iim Mor<]^pn f^pcjcn 2 Uhr der Kirche mittheilte und die 
Dächer derselben an mehreren Stellen in Brand setzte. Beobachter 
belutapten, die hölzernen Sehneefangbretter hätten die herabrollenden 
gldhenden Kohlen aufgehalten, sich an ihnen entzündet und dann das 
Fencr auf die Sclmluiig nnrl den Daclistnbl übertragen. Ein scliurfcr 
Ostwind trifb die Flammen des Dachstuhles, welcher in einer Stunde 
niederbrannte, gegen den Pfarrthurm. Der schwere hölzerne Innenbau 
nnd die in der Kuppel befindHche Thürmervolinung brannten ToURtändig 
ans, die Glocken waren zum Theü geschmolzen und stürzten mit dem 
Holzwerk in die Tiefe. Auch die Dächer der Sakristei, der Wahlkapello 
und der Scheidkapelle wurden von dem Feuer mehr oder wenifcer iu 
MitleideuBcbaft gezogen, die Orgel ging zu Grunde. Der Kronleuchter, 
welcher an dem Gebälke de« Chorea befestigt war, fiel in die Kiiohe. 
^Es iat ein wundersames Yerhängniss**, sagt Euler, ^^ass gerade an dem 
Tage diese Denkmäler aerstftrt wurden, da der neue Herrscher Frankfurts 
die durch Eroberung gewonnene Stadt zum erstenmale bestuhle. Die 
Kirche, die iu vollem Glänze eine ganze Reihe gekorener Kaiser des 
dentechen Beiohes in ihren Bäumen gesehen hat, lag in Schutt und 
Trfimmem, als der König') sie betrat; das prachtvolle Oeläute, welches 
die Wahl so vieler deutscher Kaiser vorkündigt hat und noch bei dem 
letzten A'ersuelie der Wiederherstellung der deutschen Einheit, bei der 
Wahl Friedrich Wilhelms IV. im Jahre 1848, iu der alten feierlichen 
Weise ertönte, war vorsttmimt.*^ 

üeber den Zustand des Bauw«rkes nach dem Brande giebt der Bericht 
der technischen Commission zur Untersuchung des l auliclu-n Zustandes 
der Domkirche und des Pfarrtbnrmes , welche aus den Herren Stadtbau- 
meister Henrich und den Architekten Rügemer, Barnitz und Bitter 



>} Wilhelm I. 



I 68 



bcstiiiKl, auf das drrüuUlichulo Auskunft. Dieser .I3«riclit erfolgte im 
Auftrage. d«a städtiachen BaoBmtes und erscbien bereits am 22. Joamr 
18(18. Der Bericht^ welcher — der vielen interessanten Einsotheiten 

wpf^en — hier im Wesentlidien wiedergegeben wird, enthält ausführliche 
Tabellen über dio AblüthTtngon der Pfeiler und des Thxirmps, iiVicr den 
Zuätaud der einzelnen Gowol betheile u. ä. w. und beginnt mit folgenden 
Ausführungen: 

„Zuvörderst sei os vorstattet, einige Worte über den Gang der zur 
UnterBiiohnng nöthigen Anfnahme zu sagen. 

Kachdem unterseichnete Commissioa am 27. August eine BesioK- 
tigung der Kirche sowohl als des 11111X008 ▼«»'genommen, wurde, in 

Anbetracht, dass eine solche Aufnahme als Basis der vorzunehmenden 
Unt<^'rsuohung eine sehr umfassend« und fjonaue Kenntnis» Bauwerkes 
erheischende ist, der Architekt Herr E. Grau von hier mit derselben 
beauftragt und demselben das nöthige Hülfspersonal beigegeben. Die 
Aufnahme musste sich Anfangs anf die Arbeiten im Inneren der Kirche 
beschränken, da das Aufschlagen des Nothdulie^ der Kirche und die 
Hülfs^crüstc des Thurmes noch ni' Iii vollmil. i waren, und wurde mit 
dem Abiotlien der Pfeiler vom Chore der Kirche begonnen. Es kann 
diese Arbeit jedoch nur als eine ziemlich genaue betrachtet werden, da 
man SSeit und Kosten scheuend nicht su der EinrflstaDg der betreffenden 
Pfeiler schritt, sondern von einem Fahrstuhle aus dio Ablothung mit Loth 
an langem Richtscheide vornahm. Die Oeffnnnuen im Scheitel der Schild- 
bogen dienten zum Befestigen des Fahrstuhles und wurde das richtige 
Anhalten des Lothes, da der Arbeiter in seiner Lage dasselbe nicht 
genfigend beobachten konnte, vermittelst eines guten Glases von Unten 
korrigirt. Zu gleicher Zeit wurde auch zur Untersnchung des Thoiles 
der rii'u-iillie vom Lnn£^hf\'i'^p <;p«jcliritten, i!< reu darunter befinillii Lc Iiäume 
zur bahiigeu EroHnung des (iottesdienstes in Benutz kommen sollten; 
hierbei fand ebenfalls der Fahrstuhl seine Anwendung. Dio von unten 
sichtbaren Bisse wurden blosgelegt nud der Puts des Gewölbes unter' 
sucht. Nachdem dio Ablotliung sämmtUcher Pfeiler der Kirche beendet, 
wurde (Ii** Untersuchung der (Tcwölbo vorgenouiuirn. Dio Risse %Ynrd('n 
obentaiis mittelst eines Hln-^es beobachtet nnd in dem (»rundrisse der Kirche 
eingezeichnet; die Aulnahiue wurde vom 1. bis 7. September vorgenommen. 
Inswischen war auch das Nothdach soweit vollendet, dass eine Aufnahme 
des Befundes der (iewölbe von Oben bewerkstelligt werden konnte. Dio 
sich vorfliKlendeii Risse wurden gleichfalls in den zu diesem Zwecke 
gefertigten Gruinh-iss eingezeichnet. 

Am 5. Gcfolu^r v. .T. war rlus Gorüst zur rutorsuchung des Thurmes 
fertiggestellt und wurde auch sofort zu der zu derselben nöthigon Auf- 
nahme in Grundrissen der veiachiedenen Stockwerke und den Darch» 
schnitten des Thurmes geschritten. 



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t 69 



Hei der bereits erwähiiton ersten Besichtigung »les Thnnnes ergab 
es sich, dass üiuo genauere Untersuchuug desselben siuli nur uul" diu 
Bchlnnken Pfeiler des Achteckes imd anf die Knppd sa erstrecken brauche; 
es Warden daher auch nur erstere mil vier dem Zwecke entsprechenden 
Gerüsten vcrselion, die es ermöglichten, je'le Stelle der Pfeiler untersuchen 
und so-wohl dio AV'lotlinnijen dr*i ganzen Tliurmes, nh auch die der 
einzelnen Pleiler vornehmen zu köimen. Zum Aufscidagen dieser Go- 
rflste war es jedoch nothwoidig, ein H&lfsgeriUt über das Bippengewölbe 
nnierbalb der Brüstung des Achteckes und einen festen Holxboden auf 
das Netzgewolbe im Achteckschlusse zn legen; Nothtreppen vermittelten 
«lif Verbindung der einzelnen Gerüste iiii'l Leitern dienten nU Zwischen- 
geriiste zur Untersuchung derjenigen Stellen , welche man von den be- 
schriebenen Gerüsten aus nicht mehr bequem ^reichen konnte. Die Kui>pel 
wurde mittelst eines Weissbindergerüstes von Innen eingerüstet; das Aeussere 
derselben schien keine grossen Veränderungen erlitten sn haben, und ge- 
nügten deshalb dio Beobachtungen mit dem Glase. 

Was die Aufnahme der unteren Thurmparthio betrilR , so waren 
die Messungen nur mit vieler Mühe und Zr-itanfwaiid zu erlangen, da 
die uöthigeu Gerüste hierzu fehlten; es sind deshalb auch einige Profile 
in den Grundrissen nur durch Schätzung bestimmt nnd eingetragen 
worden. Wichtig erschienen jedoch diese Aufnahmen zur Vervollstän- 
digung des Hanpi-Duxchschnittes nnd Beortheilnng der Massen. 

SoTOr man jedocli zu den Äfessungen des Achteckes schritt, war 
es nothwendig, die losen Stüi Ice rler Pf< il- r mit Sorgfalt abzinn lniien, 
was zwar schon vor Aulschlagen der (ierüste vermittelst Fahrstuhles, 
jedoch auf ungenügende Weise, geschehen war. Diese Operation war 
wegen der darauf xa verwendenden Sorgfalt mit vielem Zeitaufwand 
verbunden. Ks handelte sich nun zunächst darum, ein klares l^ild von 
den BeseliiidignriL'en rln- Pfeiler <lurrli «he^ F'^ner zu erhnlii'n. und wunle 
deshalb der an» stärksten beschädigte Pleiler nach seinen JJurciischnituui 
und Grundrissen der einzelnen Schichten und Fugeuschnitte genau auf- 
genommen. • . . 

Nachdem die Oeifnungen zwischen den Pfeilern mit Bretterwänden 
tugeschlagen worden, konnte man mit Sicherheit zu den Lothungen des 

Thurmes schreiten; als Vonirbcit hierzu mittelte man denselben nach 
seinen äusseren Seiten ans und nahm die bctr» ff -ielen Längen auf jedem 
Gerüste auf; die Hauptrichtuugeu dos Thurmos wurden markirt, um hier- 
nach die Abweichungen des Lothes von denselben bMttmmen zu können. 
Zu dem Ende hing man das Loth im Mittel des Euppelbodens auf und 
markirte davelbe von Gerüst zu Gerüst bis auf den liülfsboden über dem 
unteren Kipfv-ngewölbe. «oda«« nmn anf ji lern (_5erüste di» Abweichung 
des Lothes vom Mittel des Knppelbodens ablesen konnte. . . . Die grössto 
Länge des Lothes betrug 72 Fuss. 



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- «1 -- 



Die AblutLungeu der «iuzelueu Pl'eUer mossten des oft kerrscheu- 
den WindM wegon öi^ra untorbrodlien werden. Ebenso war die Ab- 
lothung der unteren Thnrmparthie theils aqs dem oben angefahrten 

Grande, theils wogen der beträchtlichen Länge dem Lothes mit Scbwierig' 
kciteu verknüpft. Der olicn' Strick iIcs Thnriavierfckos hat Innen ein 
zu rauhes Mauerwerk und zu grosse Verschiedeulicitcn in den Seiten* 
l&ngcu, und &nwte man deshalb die Ausmitteluug desselben auf die 
Fenskermittel basireUf nm eine genaue Abweichung des Lothes constatiren 
an können. Ein schlechter Verband 'it-r t iiizelnen Schichten sowohl als 
auch zu Tage triftendes Backstein- nnd Jiriu listoinmauerwerk Hessen ver- 
nuitlien, dass die Pfeiler des Achteckes im Inneren einen Kern von Mauer- 
werk mit äusserer Blendung hätten; man überzeugte sich auch hier auf 
das Genaueste durch angestellte Bohrungen eines der Pfeiler anf den 
verschiedenen Gerüsthöhen. £s ergab sich denn auch das Kcsuitat, du8s 
die Pft'ih r in ihren unteren Theilen, bis zur vierzehnft n Schiehle, in 
welcher ilie erste 'ioppelte Verankerung lii'gt, einen Ki'rn von 15niuh.-jteiu- 
mauorwcrk mit äusserer Blendung besitzen, jedoch von hier aufwärts 
durchgängig massiv aus Werksteinen konstmirt sind. Diese Ansicht 
bestärkt sich nuch noch dtirch dem besseren Verband einadner Schiebten 
im oberen Theüe der Pfeiler. 

Die Böheiunessungen des Thurmes geschahen im Inneren desselben 
und Hessen sich dieselben mit gros8<»r Ctenauigkeit ausführen. KuiJpel 
und Achteck nalim man mit dem Richtschcido auf, indem man mittelst 
der Gerüste Bichtscheid auf Bichtsoheid setzen konnte; die Gerüsthöhen 
wurden an einem der PfeUor markirt, und war es so ermöglicht, die H5hen 
der unteren Thurmparthie durch das Loth zu ermitteln. Das Loth wurde 
ztmri' hst vom Kranze des unteren Rippengewölbes bis zum Kränze des 
Gewölbes der Thurmhallo gesenkt, die Höhe an demselben markirt und 
dann das Loth aufgezogen bis zum Fussboden der Kuppel, hierdurch blieb 
die Linge des Lothes durch das gleiche Gewicht genau dieselbe und 
konnte man durch Abstich von den s( !iou bekannten Höhen die Höhe 
des oberen Stdckes vom Tliiirmvinrecke ablesen. Dieselbe Manipulation 
geschah mit der Bestimmung der Hohe des nnteren Stockes vom Thurm- 
viei-ecke vom Ki'anze der Thurmhalle bis zum Plattenbodcn derselben. 
Letsterer diente alsdann aar Basis der festzustellenden, mit der Leiter 
erreichbaren Höhen sowohl im Aeueseren als ün Inneren des Tburmviereckes. 

Zor Bestimmung der Höhe der ersten Gallerie nahm man den Ab> 
stich vom ersten GerGste und zwar bleirecht au dem eingemessenen Punkte 

des Pfeilers. 

Die ITcilien ilor äusseren Architektur dos Thurmes und der Rtrebp- 
pteiler bestiminten sich ebenwohl durch Abstiebe von den verschiedenen 
Gerüsthöheu. Um zu den Uöhcu der einzeiuen Uebergängo der Strebe- 
pfeiler vom Thormvierecke au gelangen, nahm man seine Zuflucht au 



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. 61 • 



tiem aa der Nordaeite dos Thurmes anleimenden Treppeut hurm ; von hier 
»US war «B mfiglich von den Fenstern ans die gehörigen Abstiche za 
erhalten. 

Um «n klttpes ffild von der I&nrirknng des Tmeru auf die Bippen 

der Klippel als den Trägem des Knppelkranzes und der nocli zn vollen- 
denden Bekrönnng zu erhalffn, wurdo die wcstnordwestliclie, als die am 
stärksten beschädigte HipjM'. nach ihrem Fugenschnitt und Schichteu- 
eintheilnng auf das SorgftiiLig»ie auf genommen. Die Schichten im Sockel 
ond 8 Schichten Über demselben liegen bleirecht, der Fngenschnitt der 
übrigen geht nach dem Mittelpimkte.'' 

Es folgt nun eine Beschroibnng der Kireho und des Thurraes vor dem 
stattgehabten Branrle, sowie des Brnnrlps selbst, welrhf' im Wesentlichen 
mit dem früher Mitgetheilteu überenistimrat. Der Bericht liihrt dann 
weiter fort: 

„Die Dächer der Kirche nnd deren Anbauten, in Hols constmirt, 

mit "Rn ttcfsclialung nnd Schiefer eingedeckt, sowie deren Dachreiter 
wurden ein Kaub der Flammen; nur l ini^M" sfnrk aiifietirannte Hölzer 
bilden den Eest einer von einem Meister früherer Jahrhunderte so sinn- 
reich tJiiiclidachten Construktion. 

£s handelt sich zunächst darum, fostzustolien, ob die Umfassungs- 
mauern nnd Pfeiler der Kirche b^ ihrnr beträchtlichen Hohe durch das 
Aufheben der Yerankerungen mittelst der Bindebalken des Dache« und 
durch die heftigen Erschfltterungen beim Einstürze desselben nicht ge- 
wichen waren. Zu 'lern Endo wurdo einn Altlnthnnp; sämmtlicher Pfeiler 
im Inneren der Kirche, die in der f-inleiüuig näher beschrieben ist, vor- 
gLUommen. Das Resultat stellte sich im Allgemeinen als ein befriedigendes 
heraus. Es ergab sich, dasa die Umfassungsmauern des Chores sowohl 
■wie die des Querachiffes durchscliittlich 1 bis 2 Zoll vom Lothe nach Aussen 
abwciclifn , ciiio Abwt ii lmng, die l'*-i d(»r go£j«b«TK>Ti (^nnnUläi lie dnr 
Mauern, selbst ihrer b< ti;i< litlichen Hoho ungeachtet, zu gering ist, um 
uns betrelFs ihrer Stand iah igkoit Besorgniss einzutlösson. Das Ueberstch^n 
dieser Mauern kann seine Ursache in dem Schub der Gewölbegnrten auf 
die "Wandpfeiler resp. Mauem haben, und Avilrde man wohl h* i der Be- 
trfirhtnr)<^ der LostrrTiniinp^'^n dr>r Gewölbekappen von den Umfassungs- 
mauern, (Iii» sich üls alte, schon früher vermauerte lange Oeffnntigen 
zeigten, zu der Behauptung berechtigt sein, dass der Brand des Daches 
nnd dessen Einsturs keine naehtheilige Folgen auf ein Atisweichen be- 
nannter Mauern ausübten. Bei den Fayademnuern des Langhauses ist 
diese Abweichung schon beträchtlicher; dieselbe betrügt bei der südlichen 
3V« Zoll nnd bei der nördlichen sogar 5 bis 5'/» Zoll. . . . 

Dil' UinfaHsnngsmaucrn oberhalb der Gow('>nir, ;iut welchen der 
Dachstuhl ruht, landen sich stellenweise nicht nnerhehiicii beschädigt; 
die Trennungswftnde swischen Chor und Qaerschiff nnd Letzterem mit 



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. 62 • 



dem Langhaus, sowie di« Yerspanniingsmaitern über den Gurten des 

Langhansos zeigten sich, abge-^ . Iii n vom Brandschaden, welcher hierbei 
unerheblich ist, in oinoin baiilit.-h sehr mangelhafton Zustan<io. . . 

Vorliiulige Ansbessernngon an df-n F;u>ademanern übor den Ck wölbon 
der Schilie wurden der besserea Verspannuug wegen und zu geniigeuder 
Auflage der Binderbalken des Nothdaches angeordnet. Was nnn die 
Gewölbe der Kirche betriM, so wurden hinsichtlich deren äusserer Be« 
sihufTenh^-it gfnane Unfersnchungon angeskdit. Nur unbodentondo TJo- 
sf-biidigtinpf-n an iler >ff>hrzahl «JiTsolben rührten von dem Brande her, und 
liat das Zusamuienätürxen des Dauhstubles und seiner Dachreiter etc. kaum 
eine Spur aorttckgelassen. Do- leichten steilen Constmktion desselben 
und dem rasch verzehrenden Element yerdanken wohl die Gewdlbe ihre 
Erhaltung. 

nii^lficdi sich bei Betrai. lit init; der (ifwr.llip ans dfiii SrhüF der 
Kirche zahlreiche Risse zeigten, stellt« es sich doch bei Auiualime derselben 
über den Gewülben heraus, doss nur wenige von Bedeutung seien und 
meist eine Losfcrennnng der Gewölbe von den Umfassnngsmauem erfolgt 
war. Dass diese Sprünge und Trennungen schon geraume Zeit bestanden 
und nur dimh die Krschütterungon ln-i Kinsfur/. ilos T j.u hsfulili s <ii Ii 
neu geÖÜnet hatten, ist vorhin schon erwähnt worden. Diese Sprünge 
unil Trennungen wurden, um die Kirche provisorisch in Benutz nehmen. 
zxk können, aufgeräumt und von Neuem ausgemauert und ansgeswickt. 

Ein Tbeil der Gewölbe jedoch, and awar die Gewölbefelder des 
nördlichen Seiteuschifles vom Langhaus, hal.»en durch das Eindringen der 
Flammen von der Domschulc aus und die liierdurch herbeigefülirte Ver- 
brennung der Orgel bedeutenden Schaden gelitten, sodasd nach genauer 
Bedehtigung mittelst aufgestellten Gerüstes man die Abspriessung des 
dem Qaerschiffe zunflohst gelegenen Gewölbes anordnen musste. 

Es ist dies Gewölbefeld ans Tiacksteinen (J Zoll stark mit Rippen 
von Werksteinen konstruirt, «lie durch die grosse Hitze bedeutend aV)g«'pIatzt 
und deshalb hnransgenommen werrlon mussten. Die beiden nach Westen 
hin gelegenen Gewölbefelder sind mit Bruchsteinmauerwerk ausgeführt 
und haben die bedeutende Stilrke von S2 Zoll, und leisteten wohl deshalb 
dem Feuer b«'ssorett Widerstand. Auch bei diesen sind die Steingurten 
stark 1)1 schädigt. 

Kiiu' AI Sperrung des nördlulicii Seitenschiffes und des Thunnes 
von dem übrigen littum der Kirche, durch Brotterwämle, kam daher zur 
Anwendung. 

Bei Unterauchung des Putses der Gewölbe stellte es sich heraus, 
dass derselbe bei den meisten der Gewölbefelder taub war ; wahrscheinlich 

in Fol^t- r heftigen Erschütterungen auf dieselben und der von einigen 
starki n Ivegongüssen vor dem Aufschlagen des Kothdaches oingedrungem n 
Feuchtigkeit. Ander© Beschädigungen innerhalb der Kirche erstrecken 



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63 



sich auf die theilveise Zetatänmg der Yerglwimg in den Fenstern, auf 
den Anrtrieb, der namentlich an der Nordaeite des LaugliauRee gesohwänit 
ist, anf das Herabstürzen des grossen GaslüslRrs im Chore und auf die 
thf*ilw<'iso Zerstörung <l«r (Tasleitung scll)st; ausserdem bleibt noch die 
Z<;rst6ruiig des Muassworkes uud der Dienste au den Fenstern des iiürd- 
licben Seitengchiffea de» Langhauses und einige verbrannte Stellen im 
Fussbeden und an den Kiichenbiinken za erwähnen. 

Die Verheerungen des Brandes an den Äusseren Theilen der Eirche 
beaiehen sich unsscr dem /erstorten Dach, das durch ein Kotlidaoh ersetat 

•»•nrde, mpj';^ auf dir Stri bepfrüer. Fonstergewiüido und VergbifinniT, «owie 
aul das heriuulaulendc Kalkims uud da» 8üdportal. 80 wurden linrch den 
Brand der Domsobule, welche den oberen Stock des Ereuzgangos bildete, 
die I*f eiler des nördlichen Qneraehiffes gegen Westen gelegen bis zur 
Höhe des hernmlaufenden Kafsimses stark angegriffen, ungefähr 3 bis 
fi Zoll, das Kaf'sinis; selbst und der untere Theil der <lrtrübfr Itfpfenden 
Fenster, Dienste und Maasswerk derselben blieben ganz, nur dm Verglasung 
war, wie schon bei der Betrachtung vom Inneren ausgesagt, theflweise 
serstört; auch erstreckte sich die Zerstörung auf den angrenaenden Strebe- 
j^feiler des Langhauses und den darunter liegenden Kreuzgang, bei dem 
die Vorglasung der Ftustt r lioinahe vollständig erneuert werden muss. 
Der Theil des üreuzganges, welcher an den Thurm stosst, ist, da das 
Gewölbe desselben aus HflÄs oonstmirt gewesen, gänzlich «mtört; die 
Diagomdrippen sind stehen geblieben, mussten jedoch, um Gefkhr zu 
verhüten, entfernt werden. 

Auch das Hauptgosinis des Langhauses, nördliche Seite, wurde 

theilweise stark beschädipft. 

Durch den Brand des Daches der Sakristei wurden zwei Sticli. pli Uer 
der Nordseite des Chores bis zum Simse unter den Fenstern angegiiü'en, 
die Gewände der Fenster ebenfalls abgesprengt. 

Bei fast allen Fenstern des Chores und dem südlichen Querschiffe 

ist eine Trennung im Schlüsse des Fensterbogens erfolgt, dieselbe geht 
durch die ganze Stärke der Mauer und ist auch bei der Betrachtung der 
Oewülbe etc. von Innen aufgeführt. Bei näherer Besichtigung stellte 
es sich heraus, dsss diese Trennungen alt und stellenweise schon früher 
ausgegossen waren. Es stimmen diese Trennungen auch mit den Ab- 
lothungen ttberein» was wohl zu dem Schlüsse führt ri Icöniite, d.is^ sowohl 
bei <lf?m Chore, als auch bei dem südlichen Qnersrlufle ein Schieben - i tVilgt 
sem müsse, und »war bei dem Chore nach Usteu uud dem südlichen 
Qnexschiffe nach Bflden. 

Das Südportal ist in seinen unteren Parthien durch den Brand der 
Fleischerbuden zerstört worden. Bild und Maasswerk, sowie Thilrgewände 
und Thfirpfosten sind bis zu dem gemrlt n Schln^-^o d. 1 Thüren nicht 
unbedeutend abgesprengt. Auch die Strebepfeiler der Westseite des 



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64 



BÜdlichen. Quenohiffes sind dareh den Braad der ehemaligen Tburmhalle 
bis «nf eine Höhe von ca» SO Fun «ng^iffen worden. Von den Bchöneu 
Figuren der Strebepfeiler-Fialen «uf der Sfldseiie des LanghauBes ist uns 

nur noch eino crhaUpti p;oMii'h<>n. 

Schliesslich bomcrkon wir noch, dass nach den aiif^n^telUpn TTnter- 
suchungen im Inneren der Kirche es uns nicht erheblich erschien, die 
besch&digton Theile am Aenaseren derselben Mner Ablothnng und genauen 
Aufnahme unteraehen zu müssen, und bleibt, ehe wir zn der Beschreibung 

dos Schadens am Pfarrthurme übergehen, nur noch zu erwähnen, dass 
das Iniioro der Kirche bis znm 27. Oktober v. J. wieder soweit hergestellt 
war, dai^s (iottesdieust daselbat abgehalten werden konnte. 

Wir werden bei der Beschreibung der Beschädigungen dos Pfarr- 
thurmes folgerecht Stock för Stock abhandeln. 

Im Allgemeinen Innn vorausgeschickt werden, dass das Bruchstein- 
mauerwerk von dem Feuer wenig, das Backsti inmuTiorw-^k par nicht Noth 
gelitten hat. Dahingegen sind die rot!äf»n Sandst^.ine und die hier und 
da verwendeten Basalte, wie später noch näher augeführt werden wird, 
da wo der Zug der Flamme seine lUchtnng hin nahm, stark angogriffim 
worden. 

Der untere Stock des Thür in Viereckes zeigt in dtf Tburmhalle keine 
grosso Beschüdip^nnp^en. DTirrh den Brand der angrenzenden Häuser der 
Uöllgasse und eines an den westlichen Tbeil des Thurmes angelehnten 
Schuppens haben die unteren P&rthien des süd- und nordwestlichen 
Strebepfeilers, sowie die Westseite selbst Noth gelitten, die Thfirsn der 
Thurmhalle sind vollständig verbrannt, und die Abdeckung des Gewölbes 
vom Südportal zerstört. In den Fenstorn der Thurmhallo, deren Aufnahme 
sich in Blatt Anlage E (Fig. 25) vortindet, ist die Verglasung zam grossen 
Theil zerstört. Das Qewölbe der Thurmhalle ist gut erhalten und waren 
Anfangs nur feuchte Stellen sichtbar. Blatt Anlage F (Fig. 26) stellt 
das obere Gkachoss des Thurmvieieokes dar. 

Durch das Ansammeln des Brennstoffes auf '1<'in nowölbe drv Tlmrm- 
halle haben die inneren Fenstergewände grossen Schilden gelitten, von 
den Profileu ist kaum noch etwas sichtbar; die äusseren dagegen sind 
noch eiemlich gut erhalten; an dem Brochsteinmauerwerk der Pfeiler 
ist keine auffallende Zerstörung sn erkennen, ebensowenig an dem Ge- 
wölbe selbst. 

Von flon Anssenseitt'ii dt Thurmes war di'^ r.stlii In'' am meisten ilor 
Zorstörung des Feuers ausge.set/.t, ria dieselbe an dem Dache des Lang- 
hauses gelegen; hier sind dann auch die Ecken des Treppeuthurmos 
angegriffisn und der nordöstliche Strebepfeiler dieses Geschosses bedeutend 
zerstört. 

Das Uippengewölbe über dem Mittelstock ist sehr zerstört, die noril- 
westliche Eippe hat ihren ächluss mit dem Krause verloren und ist 



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wahrsclieiiilicli <!nrch dlo lural.t'allenrJen Glocken zertrümmert worden; 
die nächste nach Ustcn gelegene Kippe ist in der Mitte geborsten. Das 
Gesimse des Balkons auf der Ostseite des Thurmes ist vollständig zerstört 
and kein Profil mehr erkennlNur. In Blatt Anlage 6 (Fig. 27) ist der 
Gnu<iriss der Brüstung dea Ailiti ckea dargestellt; die Ostseito desselben 
hat dmcli die Yci licrnnp; dt-s Ftniors, nnmentlich am Anschlüsse des 
Treppenthurnies, Soiiaden gelitten, das Mjuisswerk der Gnllerie des Letzt tron 
ist auf die Hiili'tc seiner Tiefe abj^esprengt, der Wasserschlag des östhcheii 
Fensters ebenfiiils zerstört. Die Stufen des Ganges, welcher Yom Trep]>en- 
thürmchen in das Achteck führt, sind an ihren oberen Kanten bescliiirligt. 
Blatt Anlauf H ^Fi<^. '29, ist iler rirmidriKs des Tliurnmrbtf'rkr»s-, in i]'r-m 
unteren Drittel dt-r Fenster geschnitten, mit Angaln' <l. r (lo[i|n lti n \'«t- 
ankerung. An den schlanken Pfeilern hat das Feuer des muchtigen 
hölzernen Innenbaues und der Oloekenstühle die gröesten Yerheerungen 
hervOTgebmcht. 

Im Inneren sind alli' Glio.1prnn!Ton der Pl'eili.T auf ciiii? bcrliMii onde 
Tiefe abgesprengt; der Zug der Fhimmen hatte eine iiordwesdi! lie Kk hiung 

genomuteu und den westnord- 
'westliehen Pfeiler am meisten 
der Zerstörung ausgesetzt. 
(Fig. 35 u. Im Aeusseren 
haben die gegen Osten gelege- 
nen Pfeiler auch erheblich ge- 
■yfj^J litten, da sie direkt dem Fener 
des Kirchendaohes ausgesetzt 
waren. Die Zerstörung an den 
Pfeilern des Achteckes er- 
schien so bedeutend, dass sie 
vor genauer Untersuchung 
ernsteBe fürchtungen für deren 
fernere Widerstandsfähigkeit 
erregte; es concentrirte sich 
daher auch die Untersuchung 
dea Thurmes vornehmlich auf 
diesen Punkt. . . . 

Was nnn die Veranke- 
rungen dieser l^feiler betrifit, 
deren schon früher tlrwuh- 
nnng geschehen, so haben 
diese durch ihre Ausdehnung 
it alli iii sind dies«! Beschädigungen 




I T t T 



Kif^ur SS. 

manr;i(,'fachrn Schaden v^nir^nf bt. XI 
an der unteren, doppelten Verankerung erkennbar, die im nördlichen 
Fenster 2'/* his 2'/« Zoll nach Aussen gebogen und die äussere sogar 
geborsten ist, nein auch an der obersten, ttberkreozten Verankerung wird 



66 



dieselbe in noch grösserem MuHäsu wahrnehuilmr. Hier ist am deutlichsten 
SU bemerken, daes die Auadehmnig des Eisens schftdlich auf die Quikder 

gewirkt hat. Die Steine sind gesprengt und nus ihrem Lager ^cst hoben. 

An einigf ii Stellen sind noch die verkitteten alton Sprünge sichtbar, und 
läs-st sich Wohl mit (ipwissheit der Schluss ziehen, dass diese Sc-hädeu 
nicht von dem ütattiieluibton Dombrando herrühren. 

Das schöne Bipp^ugt w<^»lb<-, welches das Achteck alnchUesst^ hat 
ebanfalls anf d«r nordwestliehen Seite bedeutenden Schaden erlitten ; die 
am meisten beechidigte Rippe, <lir> der Länge nach gespalten ist, nnls^)te 

abg»<sprif «st worden. An iloni Knn?, dieses Gewölbes »ownld nls an dem 
Plattenbt'ian; über lieiiis. lli. n ist ki iiif «grosse Zerstörung bemerkbar. 

Auch der nordöstliche Strebepieiler war der Zerstörung de» Feuers 
Htark auBgesetst und mnsste deshalb die Bekrönang eines Tabernakels 
desselben eine ünterstfitaeang erhalten. 

Wir kommen nun zur Beschreibung des Befiindes d«r Kuppel. 

Blatt L (Fig. 32) zeigt den Grundriss derselben auf Höhe der Sockel 
geschnitten. 

Das Innere derselben hat ilurch das Konzentriren (h-s Feuers starken 
Schaden erlitten. Der Kuppelkranz ist stark verbrannt, ca. ti bis 8 Zoll 
tief, vom unteren Profil desselben sind Stttcke von 6 Zoll Höhe abgesprengt, 
nur ein kleines Stück von 3 Fuss 6 Zoll Lftnge war im vollgtjindigen 
Profil erhalte n und hierdurch die Möglichkeit vorhanden, dasselbe auf- 
nehmen zu k'iiinPTi. Dio T?ippen sind von «1er Höhe des D<H'kf»n^;»*biilkes 
der früheren Thürani wohuung an stark beschädigt, Stücke von 2 bis 
6 Zoll Tiefe sind abgesprengt, die beiden Rippen nach Westen zeigen 
diese Zerstörung vom Fussboden der früheren Thürmerwohnung an.** 

Ein Durchschnitt gibt ein Bild von der Zerstörung der west nordwest- 
lichen, als der am stärk^:f<nl beschädigten Hippe; eine Tabelle stellt die 
Zerstörung der Rippe iu Zuliien dar. 

„Die Felder der Kuppel, aus 11 Zoll starken Platten construirt, sind 
fast durchgängig in der Mitte ihrer Stärke gespalten. Schalen von S bis 
6 Zoll Dicke sind abgesprengt. Nur unbedeutende Sprünge gehen durch 
die fjanzf Stärke der Platten, wie sich bei niilien r I^ctmcbtiintj der Ku]ip''l 
von Aussen herausstellte. Fenster- und Thürlaibungen sintI bis auf 5 Zoll 
Tiefe aufgesprungen ; eine Ausnahme hiervon bildet die Thüre nach Süden 
und das Fenster nach Nordwesten, hierbei sind die Laibungen noch 
vollständig erhalten. 

Das Treppi iüliüntiL lieii. welches in die Kuppel einschneidet, war der 
Zerstörung des Feuers seiir ausgesetzt, die Zoll starken Platten sind 
vom Inneren der Kuppel aus taub gebrannt, eine Platte musste ganz 
herausgenommen Verden, Treppenstufen und Spindel sind noch gut 
nrhalton, cHe Ornamentik des Treppenthürmchens ist nach Aussen theil- 
weise verwittert. 




"Von Ansäon ist an der Kuppel keine wesentliche Veränderung durch 
den Brand zu bemerken, die ßippen sind unversehrt, die Felder haben 
einige, wie lohon bemerkt^ unbedeutende BisM und die Fenster- und 
ThArgewände rind theils doroh das Feuer der Fensterreltmen anageepmngen. 
Der Aapheltfussboden der Gallerie ist an einigen Stellen verbrannt. 

Die Schichten der Felder laufen mit deiion der Rippen bleirecht 
durch, und ist an den rnelir oder weni-^^t-r ijj"r)t^'iu't >'n Fuf^en der ersten 
und zweiten Sciiichte über dem Sockel zu ersehen, das» ein iueiuander- 
eetmn ' der Kuppel oder ein Gleiten auf den horiaontalen Fugen der 
Rippen erfolgt eein muss. Wahrscheinlich fand diese Vetttnderang der 
Kuppel schon vor dem Brande .statt; os ist jedoch anzunehmen, dass die 
grosse Hitze im Inneren derselben noch einen Antheü an dieser Wirkung 
genommen hat. 

Bei der nordnordwestliohen und nordnordöstlMdien 

Ri|>pe musa ein Senken des Kuppelkranzes erfolgt sein; 
der Schlnss <ler Rippe, welclifv mit r]em Kranze 
zusammenhängt, liegt tiefi^r als <lie Kippe selbst, was 
bei ersterer stärker als bei letzterer hervortritt. 
Siehe nebenstehende Fanstskizse. (Fig. 86.) 
Blatt Anlage H (Fig. 83) zeigt die Anfnoht der 
Knppel. 

TTeber ilie Tri'pjx-nthürme ist nur Weniges zu 
sagen, dieselben haben ausser dem Verluste ihrer Be- 
dachungen, ausgesprungenen FenstergevSnden und den Profilmi der Ost- 
und Nordoetseite des achteckigen Treppenthflnnohens, sowie dorn Ab- 
sprengen der ohenni Tr<>j)penstnfen vom Treppenthunue des südlichen 
Qnerschiti'i'S weiter keim-n Srhudeii fx'dittcn. 

An den Treppenstulen des grossen viereckigen Thurmes, welche 
annftchst dem Eirohenboden liegen, ist ein Springen bemerkbar." 

Der Bericht beschfiftigt sich dann mit Vorschlägen, welche sich auf 
die HersteUnng des Bauwerkes beraten, und sagt: 

„Mit der Frage über die geeignete oder mögliche Herstellung des 
durch den Brand so sdir hi'si'hiidigten Monumentes !iji!i<xt en^e zusaTnmen 
die Frage über Restauration früherer, vielleicht s( hon seit. Jahrhunderten 
bestandener Baufalligkeiten, Schäden, Beeintruchtigungeu tind Unvoll- 
kommenheiten, in Beziehung auf räumliche und stylistische Entwickelung 
und die spezielle Frage über den Ausban des Thurmes und der Kirche, 
nach den vorhandenen üeberlieferungen ans den Zeiten der Erbauung. 

Es wird hier erwogen werden müssen, in wie weit das wieder her- 
gestellte rrebäude vor ferneren Unglücksfallen durch frcciguete Vor- 
kehrungen zu schützen sein wird und wie weit es von Zuthat^'n späterer 
Zeiten za reinigen und in ästhetischer Weise ausgebildet zu werden ver- 
dient oder erfordert. 

6* 




68 



Es koinmt terner hier in Betracht die grosse historische Bedeutung, 
welche die Dumkircho durch die Jahrhuudorto erlaugt hat, sowie der 
hohe künatleriBcbe Werth des Thurmes für die monumentale Baaw^se 
des Mittalalten. 

Um nur einige Iluiiptpunkte anzufahren, heben wir hervor, du» 

der Thiirin nif vnlli nilet wonlon. und zwar nicht nur in spiner orn«- 
meutalen Ausbil^lung, sondern auch in constmktiver Beziehung. Von 
den ZwiscLeu-Gewölben war nur dasjenige über der Thurmhalle ausge- 
wdlbt, das Gewölbe unter dem Achtecke und dasjenige unter der Kuppel 
waren stets unvollendet, wiewohl dieselben zur Verspannnng und Stalti- 
lität des I'anrs wcscntlirTi lipitrnpjon würilen. T)(>r nach dem Oi-iginai- 
plane projektn to Autsatz der Kujjpel war nie beguuuen, während derselbe 
sogar in statischer Beziehung für den Thurm nicht ohne Wichtig- 
keit wftre. 

Jetzt, nachdem der Bau so sehr beschidigt, werden diese Fragen 
weit verwickelter und ausgedi^int«'. Es wird sich darum handeln, den 
Bau zxx verstärk*-!! und zwar in einer dem Charakter und der Bauweise 
des Ganzen angemesseueu Art. Dasselbe findet bei der Domkircke, weuu 
anoh in geringerem MaMse, statt. Die Bedachungen mtinea unverbrenn- 
lich und vielleieht auch theilveise der Form nach verilndwt werden. Die 
in verschiedenen Zeiten angehängten Kapellen müssen, wenn möglich, dem 
Bedürfnisse und dem Style entsprechend vervollkommnet werdpii. 

Das gajize Bauwerk wird durch weitgreifende Freilii'^fimf; \i>n nach- 
barlichen Gebäuden vor terncren ITuglücksialleu möglichst bewahrt wenien, 
der Kreuzgang, wenn derselbe erhalten werden soll, vielleicht in seiner 
Ausbildung sehr verändert und der Garten der Kirche in angemessener 
Weise ausgestattet und künstlerisch ausgebildet werden müssen. 

Alle diese Erwägungen, din nicht allein die I\Iif ^liedci di r Pom- 
mission, sondern jeden Franklurier und jeden Kinisttreund seit dem 
unglücklichen Brande bewegen, veranlassten aus gleich in der ersten 
Sitzung SU beschliessen, vwehrlicbes Bauamt zu ersuchen, unsere Com» 
mission auch durch eine Anzahl auswärtiger, im gothischen Monumental» 
styl hervorragender Mitglieder rw verstärken. 

Da die aujir^edolmtcn und mülisamen Vorarbeiten jedoch eine l)e- 
deutende Zeit in Anspruch nahmen, und es nicht mr»£»li(di erscheint, bei 
der eingetretenen strengen Jahreszeit die Berufung auswärtiger Techniker 
voTBunehmen, um sich eingehend mit den gestellten Fragen su beschäftigen, 
so hat die (\>iiiniission hiesiger Fachmänner es fftr ihre Pflicht gehalten, 
den ersten Theil des ( tutachtens, „die sorgf ilti^c T''!i<er!<ncl:mif; der Gewölbe 
und Mauern der 8t. Bartholomaeuskirelie utul des Fiarrthurmes liiu^iiehtlicli 
des erwachsenen Schadens", in Ausfidirlii hkoit .schon jetzt nutzutheüeu, 
den Bweiten Theil der gestellten Aufgabe jedoch zu theilen und hier nur 
über die Hentellungsarheiten su berichten, welche die Erhaltung de« 




Di'iiknials bedingeu, alle jene llerstellunK^sarheitfu aber, Hie mit dem 
Ausbau und der VuUeuduug duüäelbtiU iu Verbindung stuheu, uur vorüber- 
gehend za beriüireu und späterett Aiuarbeitimgeii vonubehaLten. 

Wir glauben dieses Verfebreitf ungeachtet der Dringlichkeit des 

tTf^cnstandos, einhalten zu müssen, da unserer Ansicht nach hierdurch 
li( nur keine Versüunitii^^s crwiirhst, soTvd^TTi di«'se für die Wiederher- 
ätelluijg {gerade durch Auiiuhinr ilrs \'<u si liln^i s rutsi hietlen vertnieden wird. 

Bevor man die Fragen über den Ausbau und die Vollendung de» 
Bauwerks genügend beantworten kann, bedarf es noch weiterer Yor^ 
arbeiten. 

Es ist vor Allem nöthig, genaue Fa^aden des Thurmcs aniertigen 
7.H lassen, eine Arlx it .lit- wohl mehrere Monate in Auspnu Ii ut lmifn 
wird und 7Ai deren grüudhcher Auaiühruug sogar noch weitere Gerüste 
nothwendig werden dürften. 

Ebenso ist es nothwendig, die Fuvuden der Kirche mit ibrenK^[»ellen etc. 
zn besitzen, und werden weitere antiquarische Studien über die frühere 
Gestalt de« Geb&udes angestellt werden müssen. 

Danach wird es der erweiterten Comniis^sion möglich sein, den zweiten 
Theil des Berichtes nhw din II< rstpllungsarbeiten /n vriüniden und ein 
Programm für die Ht-Tstellung un(i den Au.sbuu zu bi-ratlan. Die Her- 
stellung, selbst den geschicktesten Händen anvertraut, wird eine mühsame, 
viel Zeit nnd Kosten in Anspruch nehmende «ein. 

Zur Beruhigung der Bürgerschaft und aller Freunde des F£uTthurmes 

gt i i it ht es uns, den Zw^iHcrn f^ep:<-iiül)f'r. um so mehr zur grösstcn 
Freudn und Ijienugthuung, aal tiruud der vorgenonimeiion ausgedehnten 
Untersuchung, nach reillicher Ueberlegung und nach bestem Wissen und 
Gewissen den Ausspruch au thun: 

„dass der alte treue Freund Frankfurts, der schöne majest&tische 
Thurm, der so manches Jahrhundert die Geschicke der altehr* 

würdigen Sta<lt an sich vorübcrzielien sah, niclit abgetragen 
zn worden braucht, sondern Kunde geben soll unseren Kindern 
und Kindeskiudern von der U rosse des bürgerlichen Gemeiusiuns, 
der ihn erstehen liess. 

Selbst die Kuppel dürfte bei geeigneter Verstärkung in den Stand 
geaetat werden können, den in den OriginalpUinen ausgesprochenen Auf- 
satz zn tragen. 

Indem wir nun zu den Horstollungsarboiton in der früher ange- 
deuteten Ausdehnung übergehen, wollen wir nirht zu erwähnen unter- 
lassen, dmi die Mauern und Gewölbe der Kirche im grossen Ganzen nur 
der Aasbesserottgen bedürfen werden." 

Am Schlüsse finden wir üb«: die Herstellnngsarbeiten, welche in 
Folge des Brandes nothwendig erseheinen. Folgendes: 



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70 



„Was mm (iie Jlerstelluugsarbeiten tier KircLu mit ihren Anbauten 
betriJR, so erstrecken sioli dieselben Tomehmlieh «nf deren Bedeckimgen. 
Es sind hierbei vor Allem swei Funkte in das Angie sa fassen: 

1) gebe man den Bedediungen die Form, weloke die Sirdie als 

raonumeatalgothisches Bauwerk zu beanspruchen berr^t Viti^t ist, und 

2) konstniire mnn dieselben in der Weise, dass eine Verbrennung 

derselben unmöglich wird. 

Die Erledip^nnp flf»s frstcn Punkten iunns einer späten-n Vorlupo und 
Ausarbeitung überlassen bleiben ; bezüglich des zweiten Punktes dagegen 
spricht 8i<^ die Commiasion entschieden dahin aus, die Bachatühle der 
Kirche und deren Anbauten sümmtlich in Eisen an konstmiren und den- 
selben eine geeignete Metallbedeokung ohne Holannterlage su geben. 

HinHiclitii(-h lU-r Au.^^in'^ispmngfTi an den frewölbfn pchf nn.stT Vor- 
schlag dahin, die iu dem HelundbiMiuiit als vollkommen baulirh gut be- 
zeichneten Gewölbe von ihrem Verputz gänzlich zu befreien und die sich 
etwa 'vorfindenden* Schftden in Oementman^werk au repariren. 

Sodann sind die Oberflächen dieser Qevölbe mit einem Gementguss 
und die Unterflftohen mit einem neuen Verputz zu verselion; die Gewölbe 
des Tiördliclien Seitenschiffes vom Langhaas bedürfen hiergegm einer 
andert ii Buhandlung. 

Das dem Quernrhiff zunächst gelegene muss gänzüch erneuert werden, 
die beiden anderen j*. nach Befund, was sich beim Einreisten noch näher 
herausstellen wird. 

Nach diesen Herstellungen gehen wir zu dem Mau< r\v- ik der Kirche 
libor nnd finden dasselbe im Allgeniiincn 'liirch den l^raiiil wenig be- 
schädigt. Dip Mauern Aber den tiewölben müssen einer .sorgtaltigen 
Heparütui uiiterwuden werden, lun ein stabiles Auflager für das in Eisen 
an konstruirende Dach au bieten; fftr die Mauerflichen im Innern der 
£in>he wäre ein neuer Yerpnts an empfehlen. 

Was jedoch die Umfassimgamaoem des nördlichen Seitenschiffes 
vom Langhans betrifft, so glauben wir die Erhaltung derselben sehr in 
Frage stellen zu müssen, da nach der Aufnahme grosse Verticalabweichuugeu 
hier stattgcttind«! haben; es würde dies denn auch die £meawnng aller 
drei beschädigten Gewölbe dieses Schiffes nach sich ziehen. 

Die vom Feuer beschädigten Steinmetzarbeiten der Kirche, im Inneren 
und Aeusserf'ii d<'r>elben, sind in geeigneter Weise zu restaurireii od^r 
gänirli<'h zu enif nei n : hnnptHiichlifh wird sich diese Herstellung aul die 
Steinmetz- und Bildhauerarbeiten des Sudportals und die Quaderver- 
bindnngen der Strebepfeiler beziehen; eine Vollendung des Nordportals, 
welchem sein Bilderschmnck fehlt, wäre sehr empfeblenswerth. 

Die Verglasungen der Fensteröffnungen bedürfen einer umfassenden 
Reparatur. Gemaite, dem Styl entsprechende Fenster würden eine gnws- 



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artige Wirkung hKrvor))riiigen: doch bedingt die Ausführung derselben 

«iue reichere Behaudlung des Inneren der Kirche. 

Durch deu Transport des Schuttes von den Gewölben der Kirche 
and des Thurmes h&t der Plattenboden sehr Noih gelitten und bedarf 
derselbe einer grösseren Rdpsratur; wimschenswerth würde es erscheuiian, 
einen dem Style und einer sorgl'alt igen AiTsstatttini^: <!rr Kirche ent- 
sprechenden Mn-^t^rboden legen zu können. i>ie an dem Holzt uf5sbodpn 
und den Kirchenbäukeu sich vorfindenden Beschädigungen durch das 
Feaw sind ebenfalls einer gründlichen Ausbeeaening m nntandehen, die 
gänzlich ▼erbrannton Thüren des Südportals und des Ausgangs nach dem 
(rarten am sfMIi« 1i< n Querschifi'o sind stylrecht BU erneuern, wenn letstere 
überhaupt erlialtfu werden soll. 

\Vir wollen bei Aulsteliung der Hersteilungsarbeiten des Tlmrmes, 
des besseren Ueberblu^es wegen, denselben Gang innehalten wie bei 
AufzKhlung der Bes<^ädigiingen durch den Brand und den Thurm nach 
seinen verschiedenen Geschossen durchgehen. 

Hierbei stellt sich in näclister Linie die Restauration der beiden 
Portale in ihren SfHnmetz- und l?ilflhan»'rarhf>iten sowie Erneuerung der 
Thüren in stylrechter Weise, entweder von Holz oder Metall; eine Vollendung 
der Portale in ihrem projektirtenBilderac^hmuckewäre bei der Unbedeutend- 
heit dersdben mm ganzen Bauwei^ sehr wA n schenswerth, um dem Ange 
mehr Anziehendes zu bieten. 

IhV' Abilecknni; d» r Gowölbf» drr Portale war l>i>;li* r eine sehr 
maiigelliatt' . man hurt< zu NothdiM hem «eine Zuflucht genommen; diese 
wäre in korrekter Weis« lier/sustellen. 

Der Platteuboden der Thurmhalle ist durch das Herunterwerf'en des 
Schuttes und grösserer Steinschrottea £sat ginzlioh serst&rt, derselbe wftre 
umzulegen, resp. ZU erneuem, ein stylgerediter Musterboden w&re hier 

ebenfalls »ehr zn empfehlen. 

Mit df-r Beparatur des Mu<tsswerkes und der "Dienste der Fenster 
in der Thurmhalle, die eine ganz nnbedoutendo sein wird, wäre auch 
noch die Attsffthrung des im Origiualplan ausgesprochenen ICaasswerkes 
der Äusseren Fenstoröflfoungen und eine gründliche Beparatur der Yer- 
glasung ZU bewerkstelligen. Die Steinmetzarbeiten der Strebepfeiler und 
Simse vom unteren St k I. insbesondf-re dfs Sockels, sind einor eingehenden 
Reätauration zu unterwerien. Das « icwullje der Thurmhalle bedarf ebenfalls 
der Ausbesserung, wenn auch nur in geringerem Grade; doch mnss dasselbe 
eine entsprechende Ausgleichung resp. Fnssboden erhalten und einen 
geeigneten Aufgang vom Treppenthurm oder Kirehenboden aus. 

Wir wären n'in zum oberen Oest-lios-se des Thurm Viereckes pelaTip^t. 

Schon früher gescliaii Erwähnung, dasn durch das Anhauten rjes 
Brandstoffes vom mächtigen Innenbaae des Thurmes auf dem Gewölbe 
der Thurmhalle die inneren Fensterprofile gänzlich vom Feuer zerstört 




wurden ; dieselben sind in früborer Form wieder herzustellen. Der völlige 
Ansban dieser Foosteröffiiuiigen durch die Äusfülirung des Maassverkes 
mit seinen Diensten, wie es der Originalplau augicbt, und der Schutz des 
inneren Rar.ineü gegen das Eiiidriiigt-n iles Niedersohlag»^s Acv Atmosphäre 
in einer dem Bauwerk eMlsj)rorlKnuleii Weise dtirCt«' als wünschenswcrth 
erscheinen und einer ü|jätereu Ausarbeitung vurbehüUen bleiben. Ferner 
ist die Hentellnng der Stoinmetzarbnten der Strebepfeiler nnd der Simse, 
uamentlieh iles utiskragcuden Balkungesimses der Ostseite des Tliurmes 
und des nordöstliehen Strebepfeilers, zu bewirken; eine Vol!endun^^ d'-r, 
in unserer Abhandlung schon früher erwähnten felilfnden Theile dir 
äusseren ArchitekLur diese» Geschosses, naeli der Absiclit ihres Meisters, 
kaim hier nur angedeutet und zw Eingabe spftterer Vorlage empfohlen 
werden. 

Das Rippengewölbe endlich im Schlüsse dieses Gesclu ssi s. dus diii t h 
die herabfallenden Glocken und sciiweren HtUzer in di n Verbindungen 
seiner einzelneu Theiie gänzlich erschüttert und liautailig geworden ist, 
muss durch ein neues, in eben derselben Weise ausgeführtes Gewölbe mit 
ausgemanerten Feldern in sichtbarer Construktion ersetzt w ei den. 

Gehen wir nun zu den Herstellungsarbeiteu des A« ]iti < kes und der 
Ku|i|itl h!s di in wichtigsten Theiie unserer Abliaudiung über. Es ist 
dies, wie schon it uher bei'ichtet, der am meisten zerstörte Theil des Bau« 
Werkes, der in seiner Herstellung mit der allorgrössten Vorsicht zn 
behaudehi ist. Die Pfeiler müssen in ihrer früheren Form wieder hergestellt 
werden, die Verluste ihrer Masse, weleb<i flonsolljen durnh den Brand 
erwachsen, sind, den Schichten entsprechend, aus Quadern (ii rsi Iben Stein- 
gattuug nacii den besten Regeln der Kunst zu ersetzen ; die Ausfuhrung 
d« in dem Originalplan ausgesprochenen Fenstermaasswerkes wäre hierbei 
nicht nur in architektonischer, sondern aiu U namentlich in construktiver 
Bezieiiung als Verspannung der sehr schlanken Pfeiler insbosond. re zu 
empfehlen. Ebenso sind die schüdbaften Theiie des Rippengewollu s im 
AchtecksclUusse nach Befund zu erneuern oder auszubessern, wenn iiiclit 
dasselbe in Folge der Auüfübrung des projektirten Aufbaues ein« Modi- 
fikation seiner Construktion erheischt. 

Insbesondere glaubt jedoch die rorninission ihr Augenmerk iiiif - ine 
Verbesserung der V' erankeruncen lier Pfeiler richten zu müssen, die es 
ermöglicht, den schädlichen Einwirkungen ihrer Läugeuveründerungen 
und des damit ansammenhängenden Sprengans der Quadern vonutrangen ; 
es ist dies jedoch Backe der spateren Vorlage und AusfOhrnng und sollte 
hier nur berührt werdon. 

Die beschädigten Strebepfeiler des Achteckes sind ihrer Architektur 
gemäss auf das Gründlichste horzustellcu, und da dieselben dem Ausbiogen 
der schlanken Pfeiler durch ihre Maasen mittelst der Strebebögen einen 
genügenden Widerstand bieten, so dürfte wohl deren Alttbau und die 
Unterstützung der Pfeiler durch den im Originalplan projektirten zweiten 



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— ••• 73 

Strebebogen um so mehr in Krwägung zu zieheu sein, als auch die 
küniüeriicbe AttsbUdiing dieser Tlieile erst dem ganzen einen, architek- 
tonischen Werth verleihen wttrde. Hiercu gehört natfirlich auch die 

Entfi rnini<i: der in eiiu^r Z»it des Nichtverständniflses der monumentalen 
Gothik aufgestellten Srhlnssfialcu derselben. 

Für die vom Feuer zorst^irte Uolzkonatruktion im Inneren des Acht« 
eckes, zam Trogen der Glocken und deren Stühle iat eine Eiaenoonstroktion, 
nach Erfordemifls in einzelne Stock verke abgetheilt, anzubringen; die 
die einzelnen Geschosse dieser Conalruktinn vt-ihiiHlHiulen Treppen, sowie 
die (ilockenstühle sind obenwohl in Eii>uu auszutiihren. Nur hierdurch, 
durch dos Ferubaltou aller brennbaren Stolfe, wird es möglich, für die 
Zukunft jeder Feuersgefafar v(»Bubeagen. 

Ob ein Schutz des inneren Baumes gegen die athmosph&rtachen 

Einwirkungen durch geeigneten Verschluss der Fensteröffnungen dem 
Banwerk in ü-sthetischor B'-/.u'h\m^ Eintrag thun würde, bedarf wohl 
einer späteren Erörterung nii'l AusarlH itnni^. 

Bei dtiu Herstellungsarbeiten der Kuppel fragt es sich zunächst, ob 
der innere Baum derselben all Thflrmerwohnung, oder nur als Aufenthalt 
des Tbürmers benutat werden soll. Die Commission glaubt, der besseren 
Erhaltung des Baues wegen, den letzteren Fall der besonderen Erwügnng 
anempfehlen zu müssen. In oistfri m Falle wäre der Innenbau sammt dem 
Gebalke in uuverbreuulichem Maienal zu cunstruiren. Ausserdem sind 
die beschädigten Bippen in geeigneter Weise zu repariren und die 
betr^enden sohadhaftöi Feldw swischen denselbea tlmls aossubessern, 
theils zu erneuern. Dasselbe gilt von dem TreppenthürmchMi und dem 
Kranze der Kuppel. 

Snllto der von tms empfohlene Aufijau df^r Kupp«;! /,ur Aiislülirung 
kommen, so halten wir die Kuppel iu ihrer vollendeten Horsteilung selbst 
dann für fthig, den an sie gestellten Anforderungen su oatspreehen; 
wenn dieselbe in geeigneter Weise verstärkt werden würde. 

Was die Horsteilung der Treppenthürme bc« i i f'' so haben wir der 
Bedachttiif^ dt'rsrllM>ti, Im-! den nöthigen Arln.M'lcn der Kiivln', schrm Er- 
wähnung gethan, ferner sind deren besvliädigto Stummotzarbeiten wieder 
herzustellen oder zu erneuern. 

Bei den von der Commission vorgeschlagenen Eiaenconsiructionen 
für die Bedachungen der Kirche und deren Anbauten, sowie des bodentenden 

Innenbaues des Thurmes, muss auf eine sehr sorgfältige Blitzableitung 

für das ganze Ranwerk Rücksicht genommen werden, und erlauben Wir 

uns dah'jr auf aliuliclio Aust'ühruugeu hinzuweisen. 

Alle Vorsichtsmaassregeln und Sicherungen dos Baues durch unver- 
Inrennliche Bestandtheile würden demselben doch keinen genügenden Schute 
bieten, so lauge noch bei ausbrechendein Brande die Flammen der an- 
grenzenden Häuser das Bauwerk erreichen k^kmen. 



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74 



Krst durch weitgreifVn-lo i'r«.«il«guuß des Domes wird diese UeJaiir 
beseitigt und das Bauwerk zu der Gultuug koinmou, auJ' diu es »»uwohl 
in geHchichtliclier, als auch äathetischer Besiehung seine Ansprüche an 
uns zu stellen berufen ist. In erster Linie wurde dieser Zweck wohl 
dtiich Bf st'itigunfj; rlor list liehen Seite der Höllgasse und der «o iniscbönen 
Fleischer- und Ki^t herbudeii zu orreichen sein. M()gen dieselben recht 
bald von ihrer Stätte verschwinden und dem Beschauer hierdurch einen 
beesereu Sindruck des Bauwerkes verstatten, möge diee Zeugniss »biegen 
für die richtige Auifussung unserer Zeit, in der wie<ler Kunst und Wissen- 
schalt zum Yersländniss kamen und Kur Blüthe sich entfalteten I 

Dies der Wunsch der CommisBion.** 



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VlI. 



DIE WIEDERHERSTELLUNG 

UKD VOLLENDUNG DER DOMKIRCHE. 

Der Brand des Domes erregt«» iiiitoi- diT Franklnrror Bür^tT^cliatt 
eine gewaltige Bestürzung. Diese Bciiutzte daa Bauwerk uicliL nur wegen 
seiner nationalgesohiohfctiehen Bedentnng und als Gotteshaas werth, 
sondern sie betra« hft't*^ nach den Pfarrthunn mit seiner unvollendeten 
Kuppel ;ils das ^ Walir/j'iclieii der t^liftiial?! freien Stadt" und hielt sidi 
fi'ir verpflichtet, tiir die Wu'dt'rlu rsti lluiig uud die Vollendung des Bau- 
denkmales mit allen Mitteln eiuzutret«u. Noch in demselben Jahre wurde 
der Dornttan-Yerein gegrdndet, wekher es sich cur Aufgabe machte, 
„durch Darbriiiirnn von (leldbeiträgeu und in jeder sonst angemessenen 
Weise für die Wiedorherstellung, kau stierisch f V'illendnng und Freilegung 
der am 15. August l'^t!? durch Feuorsbrunst beschädigten Wahl- und 
Krünungskirche mit dem Pl'arrthurme mitzuwirken-; Kunig Wilhelm i. von 
Prenssen flbemalim durch Handschreiben vom 2. Hiirz 1868 das Protektorat. 

Bald nachdem dei Bericht der technischen Commission erschienen liutacbiw 
war. wnrdpn die Dombaumeistcr Herren Denzinger iti Tvegeiisburg, Schmidt jj^^'^^. 
in Wien und Ynigtol in Köln zur Abgabe eines Crutachtens aufgefordert; »«iftcr. 
die diesbezugliclieu Verhandlungen der drei Sachverständigen dauerten 
vom 23. bis zum 28. Mji» 1868l Das Ghitaohten ist in XTrk. No. 88 vollständig 
wiedergegeben ; es dürfte daher genügen, hier nur auf die wesentlichen 
Vorschläge naher einzugehen. Tn demselben wird hervorgehoben, dass zu 
irgend einer Krinnerung ge;;en die in obigem Berichte aut das Gründlichste 
und Umla^seudäte bearbeitet« Darstellung des Befundes der Domkirche 
und des Ffarrthnrmes keine Veranlassung vorliege; dagegen konnten die 
Bondmumei.stL'r manchen, von der technischen Ooauuission gegebenen, 
zum Theile nicht unwesentlichen Vitrstldägen nicht zustimmen. Das Gut- 
achten spricht sieh dehin nu.^, dass für die Dächer die alten Formen 
beibehalten werden künuten, insbesondere die Wahne an den kurzen 
Seiten des Querechiffes, da bei den sehr weit vorspringenden Flflgeln 
gemauerte Stimgiebel unsnlfissig seien. An Stelle der alten, dem Inneren 



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76 



niclil eutäprt;cheu(leu Dacht'onn (l*-s Ilalk-iibauc» wird eine Lösung nach 
Fig. 37 und 38 in Vonohlag gebracht, bei welcher die mit Bfioksiebt auf 
die Herstellung des Thurmes an der Kreiuiiiig erftnrderliche gleiche 

Dachueigung mit den übrigen Tlieileii der Anlage ermöglicht wird, die 
alte Gesinishölie beibehaltpii und cino cint'achere Construktion des eisernen 
Dachstulde» erzielt worden kauu. Für die Eindeckung wird Schiefer 
empfohlen; derselbe passe am besten so der eigenthfimlich ernsten Ein- 






faohheit des Banes; ausserdem sei seine Verwendung, welche eine mannig^ 

fiiltign Musterung zuliisst, landesttblioh. Sollt.» jeilodi cintr Motall- 
eindeckung der Vorzug gegeben worden, so dürtte KnjtiV'r. weklies <hirch 
seine Haltbarkeit, Elastizität, Leichtigkeit und auch durch die mit (ier 
Zeit ach bildende edle Färbung vor j^sen, Zink und Blei grosse Vortbeile 
bietet, sur Anwendung su Idingen sttn. Die Deckung wäre auf alle 
Fälle auf Bretter oder Latten sn befestigen, thmls um die Trennung der 



77 



sachgemäss verscliieHnncn Motnlle zu bewirken und so r\\e rlf^ktro-chomische 
Wirkung fernzuhalten, die bei der Berti Jjrung uiigleioher Metalle zu 
grSsstem Nachtlieile fttr die Haltbarkeit des eisen unvenneidlicli iet, dann 
aber aneh, nm ruhiges und dichteres Auflager far die Deckung cu 
erzielen, ferner, weil ea vortheilfiaff sei, die Eisenconstruction durch einen 
schlechten Wärmeleiter vor dem unmittelbaren Angriffe der Temp<»ratnr 
SU schützen. Hierdurch würde den Dimensions-Aendernngen entgegen- 
getreten, welche einen nachtheiligen Einflnss auf diejenigen Uattertheile 
ansöben, die zunächst die Dachconstruktion zu tragen haben. Bei Be- 
lassung der beiderseitigen Anbauten würden die Seitenmauern des Lang- 
hauses bis zum (tewölbeanfange erhalten bleiben können, die oberen Theilo 
und die Gewölbe müssten umgebaut werden. Für den Abschluss der 
Sabriat«! wird ein im Achtecke geschloseener Anbau, symmetriach zur 
Wahlkapelle, befiHrwortet. 

Die Sachverständigen waren mit den Vorschlägen der Commission, 
soweit sich dieselben auf die beiden iintprpn Thnmigeschoase beziehen, 
einverstandt-n, dagegen hinsichtlich der Wiederherstellung des Achteckes 
und der Kupi<i I anderer Ansicht. Es handele eich nicht darum, den 
Thum nothdfirftig in eeüier äusseren Gestalt wiederhenuatellen und zu 
erhalten, sondern es bestände die Absicht, denselben zu vollenden und 
getreu nach di r noch erhaltenen altfn ( )ri^inalzeichnung mit reichen 
£inzelformcn auszustatten. Dementsprechend wären die Wiederhersteliungs- 
arbeiten 80 einsurichten, dass dem dereinst vollendeten Bauwerke in 
keinem seiner Theile Spuren einer früheren Zerstörung mehr anhaften. 
Die eingehende Untersuchung erp:al', «lasn ditj Pfeiler des Achteckes und 
die Kuppel ausser d«'n Reschädigiingen des Feuers auch noch Zerstörungen 
zeigten, welche durch die in da^i Mauerwerk eingelassenen Schliesseu und 

Venuikerungen verursacht worden waren. Ge- 
rade die Eiaenvcrbiriduiigen hatten den inneren 
Kern des Steinwerk<'S in r'\n>T bedenklii-hcn 
Weise da angff^'riHV'n, wo df^maelbeu eine wiclitige 
Funktion in der ganzen Schlussconstruktion des 
Thurm«» übertragen war. Es geht daher das 
Gutachten dahin, dass es vom rein teohnisoben 
und constructiven Standpunkte aus geboten 
sei. den f^anzen oberen Theil des Thunn«'s bi.-* 
zum Aulaul'e der Feusterbugeu des Achtecke» ab- 
zutragen und neu anfznf fihren. Dies $ei ausser- 
dem billiger und einfacher als die schwierige 
nn 1 /( itrunbendo Arbeit, die neuen Steine 
einzufügen und duuerhalt mit dem alten Körper zu verbinden. Aiieh 
wäre ein energisches Eingreifen in die Achteckspfeiler wenig rathsaiu 
und kaum ausführbar, so hmge diese Pfeiler mit der Enppel und der 
schweren Masse des AchtoekscblDsses belastet seien. Der Umstand, 




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^ 78 

dass der untere Theil der Pfeiler aus Bruchsteinmauerwerk besteht, 
lasse eine ringförmige Verbindung in der Weise wOnBchenewerth 
erscheinen, dass die inneren Fenster bis zur ersten Maasswerksuntartheüung 
ilurch Quader verblendet werden (Fig.d9), eineMaasanahme, welohe eventuell 




Figur Ml 

nar auf die vier hinter den ttuseeren Strebepfeilern befindlichen Fenster 
auaaudehnen sei. Zur Verankerung dürff nur Kupfpr od<'r Bronce ver- 
wendet werden. An Stelle der doppelten Verankerung im Kämpfer der 



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Fonsterbügen werde ein entsprechend sturker Anker im Pfostenprofil der 
ftuflsereti Fenster genügen. Ein solcher wird auch am Puase der Enppel, 

sowie in einer weiteren Hübe derselben vorgeschlagen. 

Die Freilegung der Kirche sei erforderlich etwa nach Fig. 4i). 
Der westlich gelegene unscliönf" Theil dos Kreuzgan*^rs-, \v(>l('her die Nord- 
seite des Langhauses und die reii-h entwickelte schmuckvullo Portaihullo 
verdeckt, sei su beseitigen nnd ein Neubau des Kreuzganges ins Auge 
au fassen, zu welchem die Motivo in Fig. 40 nnd 41 gegeben sind. 

Die vorliiUiilcno mas.-^ive Ilmfassungsmauer dürfte durch ein si liinie le- 
eisemcs (üttor iiul steiueniem Sockel, mit Hausteinpfeih'rii zu «rsetznn 
sein, welches an den gijeigneten Stellen mit Portaleu zu versehen wäre. 
Vor dem Sädportale empfehle sieh die Anlage eines breiten Podestes naoh 
Fig. 42. Zuletzt würde die Wiederherstellung des heiligen Grabes, die 
Erneuerung des Hochaltares, der Orgel und der farhi^^i n Fenster im Chore 
nach don vorhandenen Resten, sowie die "Remaltni«; der Wände und die 
Pflasterung des Fussbodens in Betracht zu ziehen sein. 




ui« Eat- Nachdem auf diese Weise die Ghrnndlagen geschaffen worden waren, 

itmintcf« ^^'^'t® Wiederherstellung und Vollendung des Baiiwerkes bestim- 

menfl sein sollten, wurde von der stiidtlsclipti Verwaltung der kiViiii^Iieh 
bayerische iJaurath Denzinger, Dombaumeister in iiegensburg, nach Frank- 
furt berufen, um die besonderen Entwürfe und Kostenauscliläge aufzu- 
stellen und demn&chsi die Bauleitung zu ttbemehmen. Demselben wurde 
von der königlich bayerischen Kegimmg bereitwillig Urlatib ertheilt; 
er trat seine Stelle als Dombaumeister in Frankfurt im Jahre an 
und führte bis zum Anfange des Jahres 1880 die Bauarbeiten so weit, tlass 
das Wenige, was noch zu thun übrig blieb, auf Öruud seiner Einzal- 
entwfirfb durch die städtbche Batt*Deptitation erledigt werden konnte. 
Bezüglich der ge.schäftsmässigeii Behandlung war durch Erlass des 
Ministeriums der geistliolien, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten 



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— 81 *<— 

vom 2R Sr-piember ls7() bcdtiunnt worflen, da«M die von Seiten de« 
Staates zu übtJinie Cuiitrole beim Frankfurter Dombau nicht im. gewühn- 
liolien Inatanzensage anzuoKlnen, vielmehr stur Vermeidung von Weite« 
rangen nncl in Würdigung der besonderen Verhältnisse die administrative 
Leitung dorn Obcrpräsiilouti n in Cassel und diu technische Controlo 
einem Ministerial-Baurat Iii' zu übertra^fu sei. Mit der letzteren Controle 
wurde seitens des Ministeriums für Handel, Gewerbe und öiTeutliche 
Arbeiten der Geheime Oberbaorath Salsenberg, an demen Stelle sp&ter 
der ColKime OberbftUTfttli Adler trat, betraut. 

WilliiLiid im Aüf^emoincn die durch das Gut achten gegebenen 
(iesichtspunkte iür die weitere Entwurfsbearboitung maassgcbend geblieben 
tüud, haben doch einige wesentliche Abweichungen hiervon stattgefunden, 
und swar besQglieh der Thmrmbekrönnng, der Geetaltong dea Hallen^ 
baues und des Kreuzganges. 

Die Oriindt'. wrlclio den Moist^^r zu einer Aenderung des oberen 
Theiles dos Thurmbaues bestimmten, hat derselbe in der Anlage zum 
Bericht der Bau-Deputation vom 2. Mai 1870 mitgetheUt. Er äussert sich 
daaelbet ongeföhr folgendermaauen: 

Tm Stadtarchive zu Frankfurt befinden Bich vier Originalfleiehnusgen, 
welche sich auf den Pfarrthnrm beziehen: 

I. Ein Autriss des Thurmes t,Fig. 43), auf Papier gezeichnet; das 
nnterate Stück ist offenbar später angefügt und hat eine Traube als 
Wanereeiehen, die anderen secha Blätter dagegen gekrenste Schlflasel. 
Das aageftigte Stück ist von anderer Hand und mit anderer dnnklerer 
Tinte gezeichnet; mit derselben Tinte sind auch die Wasserspeier am 
A< lit.'cko nachtriigUch aafgezeichnet. Dieser Plan, den Moller ais den- 
jouigen des Hans von Ingolnheim bekannt gegeben hat, stimmt nur bis 
zum Beginne des Achteckes mit der jetstgen Ansfähmng überein. Die 
Giebel über den Fenstern des Achteckes aber und die Kuppel sind der 
ietzip;en Ausführmi^^ ähnlich. FialiMi, Sockel und der Unterbau der die 
Kuppel krönenden Laterne sind perspektivisch dargestellt. 

IL Ein Aufriss des Thurmes. (Fig. M.)') Auch hier sind zwei 
Papiersorten, die unteren drei BIfttter mit Anerochsenkopf als Waaser- 
zeichen, die oberen Blatter mit gekreuzten Schlüsseln, verwendet. Doch 
ist der Plan von einer Hand und zwar durclif^änpjifj^ in geometrischer 
Darstellung, der obere Theil nur zur Hälile gezeichnet. Er entspricht 
in seinen Formen der Aasführung his dahin, wo Hans Yün. Ligehkheim 
anihörte sea bauen, ca. 18 Schnh über den oberen Streben, welche 
von den Vierort- auf die Achtort - Pfeiler gehen. Auob hier weicht 
insnff-rn (V\r' Ausführung ab, als die unteren StroHebnpjenpaare nicht her- 
gestellt nnd die in den Achteckpfeilern gezeichneten Figurennischen voll- 
gelaasen wurden. In den oberen Theüea stimmt der Plan nicht mehr 

') Die Original-Plane alod im Ilaessstabe von engeOlir ■/«» gMciclmet. 

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—^1 83 

mit der Ausiubruug übeieiu. Diu Kuppel ist breiter und höher augelegt, 
die Euppelkranung kr&itiger als beim ersten Plane. Die Ziergiebel tber 
den Fenstern des Aohteckes und mit geschveiffcem G««inse nnd mit 

Qiebelfeldfüllung dargestellt. 

ITT, Di r ( Jrun'lriss ilt s fjanzen Thurmbau«v!, von unten bis zur Kuppel- 
kröuuug auf Pergament gezeichnet, in den Maassen mit dem oben be- 
schriebenen Plane II übereinstimmend, auch von derselben Hand. Bei 
diesem Pergunentplme befand sieh ein Papier mit den beiden schon früher 
mitgßtheilten Nachri« !it< ji. welche sich anf die Meister Hans ▼on Ingeln* 
heim und Niklas Qu^ ck.- Iseziohen. 

IV. Ein Aufriss di s Thnrmes (Fiff. i'y), wfichen der Meister Niklas 
t^uecko als Vorschlag zur Thurmlösung gemacht hat. Der Plan ist auf 
italienischem Papier gezeichnet, welches als Wassereeichen eine Bose trfigt. 
Quecke machte eine Aufnahme nnd gründete hierauf seinen Entwurf, der 
Riss stimmt daher mit der Ansfiähning bis zum Anfange der Fenster- 
bögen im Achtecke genau üborein nnd ist infolgedessen liir die Erneue- 
run^r verloren gegangener oder unvollendet gebliebener Theik weithvi>]l. 

Die genannten Papiersortcn kommen alle nachweisbar bereits in der 
SCtte des XV*" Jahrhunderts vor (principia typografica, Sotheby III). 

Da nun awi8<^en Plan II nnd III in den Maaasen und Einzelheiten 
vollständige üebersinBtimmang herrscht, was von Plan I (dem von Moller 
veröffentlichten) und III bei der wesentlichen Verschiedenheit in Mnass 
und Anlage niemals behanptot werden kann, so ist als unzweifelhaft an- 
zunehmen, dass diese JMäue der Ausführung des Thurmes 
w&hrend der Bauth&tigkeit des Meisters Hans von Ingeln« 
heim zu Grunde gelegen haben. Die wirkliohe Intention 
dos Meisters Hans von Ingelnlieim ist au? ihnen zu ersehen. 
Erst bei späterer Fortfnhning des Baues griff man nach den Motiven des 
Planes 1, welcher während der Ausführung dos Achteckes verlassen 
worden nnd überhaupt fQr einen niedrigeren Bau bestimmt gewesen war. 

Zieht man nun in Betracht — so f&hrt Densinger fort — dass bei 
Vollendung des Giebels und der Fialen der oberen Achtecksgallerie die 
Kuppel nach jetziger Dimension ganz vrriliM kt w. i'li u würde, dadurch 
aber der TTfhergang von dem breiten Achtei Ivf auf die schlanke Kuppel- 
kröuung ganz unvermittelt bliebe, so rcchtl'ei tigt sich die nach Analogie 
des Bisses II projektirte grössere Breite und Höhe der Kuppel, wodurch 
die ohnedies der bedeutenden Höhe wegen un I zur Paralysirung der 
verkümmenulpn ^Virkuui,' des Lichtes sehr wünschenswerthe kräftigere 
Ausbildung tier Kninuug veraulasst und unterstützt wird. Auch iu 
couKtruktiver Hinsicht ist es höchst wflnschenswerth, für die unteren 
Schichten der Kuppel eine bedeutendere und mehr ausgebreitete Basis 
zu erli il:' II niese breitere Auris wird am richtigsten und ganz sach- 
gemius durch die Erweiterung der äusseren Begrenanng der Kuppel 



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— « 88 

enreioht, welche ohne erhebliehe BeMntrftohtigimg des ümganges duroh- 
gefOhrt werden kann, da dieser aussergowiihnlich breit anj^degt ist. 

Eine noch t iefer «^in j^rcitoude Umgestaltung nahm rlcr INI' ist er mit 
dem sckadhutt^ten Theüe der Kirche, dem Hallenbau, vor. Yieliiache 
Aenderungen an diesem alten GeMnde, welche sieh im Laufe der Jahr- 
hunderte als Nothwendigkeit wwieeen hatten, der Brand des Jahr» 1848 
und auch «lie wenig sorgfältit;<^ .Vusfiiln tin^; einzolner wichtiger Bauthcile 
hatten dazu bcitretragon, dass der JJiinzustanr! nh luwr-rsi mangelhaft 
sich darstellte. Dies gilt besonders von den oberen Theilen der Um- 
fasBungswände, der Trennungswand nach dem Quotechiffe, den Bruchstein- 
gewdiben mit Yerspannongsmanem über den Gurten, den Qewölheanf&ngem, 
welche aus Brudisteinen hergestellt waren und den Pfeilern zwi.sehen 
Ilallenbau und Qiurscliifl'. Attrh die Fundiruiig war eine mangelhafte. 
Da es sich, um ein solides und dauerhaftes Werk herzustelleu, als Noth- 
wendigkeit ergab, die Gewölbe, die Umfassnngsmaoem bis auf die Höhe 
der Erettsgangs^ewölbe und der Scheidkapelle abzubrechen und aneh 
die Uebermauerung der Scheidebögen auf der Querschifiseite umzubauen, 
so drang der Dnmbaumeister darauf, bei (Iii «< r Oelopjenheit die bereits im 
XIV**" Jahrhundert jjeplaut gewesene Erhoiuing des Laughauses jetzt isur 
AnsfOhrnng zu bnngtn. Die geringe Erhöhung der ümfassun^mauem 
und der Pfeiler und die Aendemng der Scheidebögen verursachten nur 
geringe Mehrkosten, welche grösstentheils durch die Verringerung und 
Vereinfachung der eisornf^n Dachconstruction nh'^r dem Hallcnbaue sieli 
wieder ausglickeu. Die Mehrkosten waren jeduulUllü zu unbedeuteud, aU 
dass der Meister ihretwegen von einer Aenderung hätte abstehen können, 
welche fiir die Gesammtwirkung im Inneren und im Aeusseren von so 
grossem Vortheile erscliien. Die Fi-nsterbildung des Plallenbaues, so 
äusserte sich derselbe im Berichte, kinintfi d^n übrigen Theilen ähnlich 
sich gestalten, dos Hauptgesimse sich in gleicher Höhe tun den ganzen 

henunitthren lassen, das Innere auch besser erhellt werden; die ganze 
Kirche aber, welche bisher ein Conglom^at verschieden gestalteter Bauten 
gewesen, würde ein einheitliches grossartiges Ganzes darstellen.') 

Diese Vorschläge fanden bald den ungelheilten Beifall aller Bethei- 
ligten. Dombaumeister Schmidt in Wien äusserte sich dahin, dass er mit 



') Die bereits früher erwHhnt«n Anfilnger für hühor gelt j^ono Scheidebügen 
wimlen nach Abbriicli der oberen Trennuiigsmauor zwit^i-lu'ii HHllutibitii und Quer- 
schiff bei den Mauerecken am Querscbifle vorgefunJon. Die Hülionlago derselben 
war dem Uombaumeister fÖr dlo Projektirung der neuen Sclieidebögon /wi.schen den 
geoaiinteo Ctobftudetheilen maas^gebend. Audi beim Annchtnsse dor Kirche an im 
Thann waren Anfänger für die EiKWölbmig in grü8«ierer I luhe vorhanden; hier waren 
noch uianche Einzelheiten, welche darauf liinwiemn, ila.HH die Absteht des Gewölbe- 
UnibHueü bereits früher besitand. So war beispielHwciso die Mauer, welche den Dach- 
ranm der Kirche gegen den Ttnirin abschloss, vor den ofl'eneu, vollständig durch- 
geführten Bogen nachträglich hergostüllt, gleichkam vorgekiebU 



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84 ■ 



Denzingers Plan vollkommen cinverstÄU'lpn sei und nnmf^nflii h den 
projektirt^n Umbau »It^s Tianj^hansos als eine gloriose Itlee ansehe; iuor- 
durch würde der Dom lu !t'raukl'urt cigoullich erst zu einem Dome. Auch 
das preuflsiseh« Ministeriiiin bezeichnete nach stattgehabter Prfifung aeitena 
der Abtheilung für das Bauwesen die Entwürfe im Allgemeinen als wohl- 
n;. Inno;« u ini l sprach sich beeonders gänstig über die beiden besprochenen 
Gedanken aus. 

Waren diese Aeuderungeu olme Schwierigkeiteji durchzusetÄcn 
gewMen, no stellten sich solche dem Entwürfe ftir den Umbau des 

Kreuzganges in gross* m Maasso entgegon. Denzinger wurde von vielen 
Seifen, bes-ondors durch eino Schrift des Stadt pftuTors. G'istl. Ivath 
Münzenberger, welcher den vorhandenen, gleichzeitig mit dem Ptkrrthurme 
ontstandouen Kreuzgang erhalten wissen wollte, heftig angegrifieu, die 
Frage der endgültigen Lösnng schob sich jahrehmg hinaus, so dass erst 
im Jahre 1870 mit der Ausführung nach den Plänen des Domhaumeisters 
bp«voTmpn werden konnte. Um rlio Fi cilogung dos Pfarrthurmcs voll und 
ganz l'i'wirkeu zu können, war nämlich der Abbruch des westlichen 
Kreozgungt's erforderlich, tmd der Meister benutzte die Gelegenheit, um 
auf die urspTfingliche, früher erwähnte Anlage des Kreusganges, welcher 
sich um einen quadratischen Hof legte, znrückzngehen.*) Als Anschlu.s9 
an das nördliche Thurmportal entwarf er eine offene Vorhalle in Vor- 
bindung mit dem Kreuzgange. Auch wurde, dem alten Kreuzgang« 
entsprechend, ein Stockwerk aufgesetzt, welches Räume für die katholische . 
Gemeinde enthftlt (Saal für CommunicMiten, Sitznngasimmer des Vor* 
Standes etc.). Die alte Marktthüre mit der Statue des heiligen Bartholomaeus 
wurde als Einp^ang wieder benutzt. Das Ganzo drückt in soiner schlichten 
Arcliitektur den der Kirche gegenüber unterg»^ordneten Bau recht gut aus. 

Der durch das lange Quersohiä* entstehende tiefe Winkel verlangte 
einen Anbau, wie er an den übrigen Ecken durch die Sakristei, die Wahl- 
kapello und die Schoidkapelle vorhanden war; auch glaubte der Meister 
des Baues ilic ihm h d- n Krfuzgangbau für rlns Luii^^liaus und den nörd- 
lichen (^uorschiÖ'ilügol gebotcneu Anlehnungspunkte aus constructiveu 
Bficksiohten nicht ohne Bedenken entfernen an dürfen. 
Die Baa- Unter der Leitung des fflr die vorliegende Aufgabe besonders be- 

•raatknrar fiihigten Mei.'^ters, wcilchcr Ijcreits durch den Ausbau der Regcnsburger 
Domthürme bekannt geworden war, gingen die Arbeiten, zumeist anter den 

') hl l if?. 2 sind die Fundamente des RHeren Krpiizj;aiiH;t's mit P T! P 0 H J 
bezeichnet, A ist eineTrippfi, welche auf der II iln- <ios Krcu/.f;ni>gfn<'-li( ni^ us h^J5iDn^ 
and zun) Uborgeiichome «mporsteigt. Dio Sttifou l ><'i B fahrten von ciein in der Höhe 
des ehemaligen Pfstreisens gelegenen I)urchf;;uigo U C anf die Hohe des Kreiut- 
gan^oH. L büzoichnet den Ort, an welchem sich ein L)iirc)i;;anß befand; denusllie 
wurde; als Zugang %n der Treppe nach der Orf^olhilhnn wieder benutzt. Bei M stieBS 
mau bei den neuen Fundirungsarbeiton auf einen 8tciiiäarg mit Deckel; femer fand 
null] «in« Henge alter Qebeine. 



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— 8b 

schlimrasteu Verhältuissoii, glücklich vuu Stattcu. Die Aufgabe wur nicUt 
leicht; sie gestaltete sieh wegen der Constroktion und der kflnstleriBcbeii 
Darchfülirung ni einer besonders schwierigen und eigenartigen. Nach 

best ein "\Vi.s?;en tnid Völlstäinlig iin Gcisto ilor Alton, weit ent- 
icriit von wilili ürlic Ii eu N c u o r uu p;(Mi, lia( Denzingor, bei richtipj«r 
Erkeuutniss der Sachlage, das Bauwerk wiederhergestellt und 
vollendet; dies ist das Verdienst, dureh welches sein Name fflr 
immer mit anserem Kaiserdome eng verkonpft sein wird. 

Die Kirciio konnte, nachdem sie im Juli 1871 geräumt worden war, 
nach sieben Jahren der Gomein lL' zur Bemitzunfj; wieder übergeben werden; 
ilie erste gottesdionstliclio Han Uuiig lun t ;iin Palmsonntage den 14. April 
1878 mit dem Hochomto statt. Der i'larrthuiui war früher tbrtiggestellt, 
so daas bereits am 6. Oktober 1877 in Gegenwart der königlioben und 
städtischen Bchürden die Kreuzblume in feierlicher Weise auf die Spitze 
gesetzt werden kontito, und hierdurch der Batt iiudi den LIetu des alten 
Meisters vollcndpt dastand. In den Schlussstein wurdtii zwri T'rkundeu, 
welche in kuiv-en Worten die Baugeschichte enthalten, eine vum Magistrate, 
die «weite vom Dombaumeister abgefasst^ in einer kupfernen Kapsel 
verschlossen, eingefügt und darauf der Stein aufgesetst und mit Blei ver- 
gossen. (Urk. No. 3d und M.) 

Endo 187'J wuron dor Krou/i^aiipj und die Thuindnillt^ soweit ge- 
diehen, dass, da auch die Einzelheiten für die Vollendung festgestellt 
waren, die Ausführung nach dem Projekte Denzingers gesichert erschien. 
Derselbe beantragte die Lösung des ohnedies mit Snde Hftns 1880 an 
Ende gehenden Vertrages, um die ihm unter dem 16. Dezember 1879 von 
Sr. Mnji ;^tiit dem Könir^c vnn Il;iyerii vprlirliciif Slellnnj» eines Kf;j;i«'niii;!:s- 
und Krt isbauruthes in Bayreuth anirbLi*u zu kdunen. Laut Magistrats- 
beschluss wurde dann dem Antrage des Dombaumeisters entsprechend 
mit Ende Dezember 1879 der Vertrag gelöst^ und es fibernahm die 
stftdtische Bau-Deputation, den Bau zum Abschlüsse zu bringen, unter Mit- 
Verwendung der h<'id>'n yjw Zeit l>.>ini Dombauo verwendeten Hülfsbeamt' n, 
der Herren Theodor (^ueutiu aus Pr. Stargard und Theodur Schhcbeu 
aas Köln. 

Mit dem 1. Januar 1880 besog die Beru&feuerwehr die Wache auf 
dem Pfarrthurme, nachdem Aufauge und Telegraphen angebracht und die 

Fensteröffnungen der oberen Thurnigeschosse mit .Talousieon und Draht- 
gittern geschlossen worden waren. Der Thurm erliielt dann auch eine Ulir. 

Krenzgang und Thurmhallo wTirdon der katholischen Giomeindo am 
12. Dezember 1880 zur Benutzung ubergeben. 

Die Wiederherstellungsarbeiten erfolgten im Grossen und Ganzen 
nach Haassgabe der vum Dombaumeister aufgestellten besonderen Ent« 
würfe ; manche Einzelheiten konnten jedoch erst auf Orund der im Ver» 
laufe der Ausifihrung gemachten Erfahrosgen festgestellt werden. Die 



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86 < 



nothwendigm Arbeiten waren hauptsäclilich deeliAlb mit vielen Scliwierig- 

keiten verknüpft, weil einerseits iiussi r don Brandschäden auch nooii aolclie 
Schäden zn boscittVon warrn, wr-k-ho dim h jahn lunge Vernai'hl,i^;si|Tung und 
Aenderuugon im den Aviclitigsten Construktionstht-ileu herbeigei ührt worden 
waren, andererBeits die stylistuchen EigentliflmUchkeiten der an einander 
etoeiemden, zn verBobiedenen Zeiten erbanten Theile gewabxt bleiben 
mussten und hierdurch die Vermittehing schwer zii lösender Gegensätze 
erfordorlich wurde. Dazu kam, dass die Arhritsplnfzc am Domo »ehr 
knapp bomos^eu waren nnd zeitweine nuch solciio uus>$eriuiib errichtet 
werden »assten. 

Am Thurme hatte die Auswechselung der Quadersteine, welclie bis 
Kur HftlAe des Ornndrisses ausgebrochen wurden, bis auf «In Drittel der 
Höhe der Achteokspfoilcr stattfindeu müssen, so lange die Kuppel noch 
oben war. Dies wurde (hirch . ine Ii -k list sinnt;:'' Tliilfsconstruktion ermög- 
licht: mau schuf an drei Stellen eiin' liugtormigo Verspaumiug des 
Achtort -Mauerwerkes durch starke Hoher, welche die Pfeiler fest um- 
klammerten und unter sich durch Dreieeksverbindungen versteift waren. 
Der Abbruch dos oborstMi Tlieiles dos Thunnr-s ergab sich bei der weiteren 
Ausführung jedot h als nnnn';w<'i( Llu li»^ Xnthwendigkcit. Der dahingehende 
Antrag fand im Oktober 1K7(> die (leneiuuiguug, und oa wurde dement- 
sprechend die Kuppel und der Theil des Achteckes bis sa den Fenster- 
bögen abgebrochen. Es sind somit die oberen 36 m des 94,76 m hohen 
Thurmes nen. 

Der Abbruch der Kuppel erfolgte nach Atifstelluni^ ilor ik ithwendigen 
Unteratützunga- und Arln it^gerüste; um nun weiterhin du- allzubrechenden 
Tlu'ilo <k»s achteckigen Maui^rkörpfrs auf eine be<|iKnne Weise abheben 
und die neu bearbeiteten Workstücko versetzen zu küuneu, wurde im 
Inneren des achteckigen Oeschosses auf einer kräftigen Balkenlage eine 
Ünterrüstuiip; lirrgestellt, welche di u TTatiptkrahn aufzunehmen bestimmt 
war. Di r Krahn, welcher dem für ili-u Üan der Doiutliürmo in ßegens- 
burg nai h Angabe des Itonilniuin' ism s liergestellteu Krahne ähnlich 
coustruirt wurde, stand an einem Punkte des äusseren Umfanges einer 
weiten Drehacheibe; er war um seine eigene Axe drehbar und trug auf 
dem horizontalen Armo einen Lawfwagon. Durch die "Prehung der 
grossen Schcilic, dio Dn'liiiiif; des Kraimf^TiR nnd din Vcr^rlii' buM;j^ des 
Laufwagens war die Müglichkeit einer l'rcieu Bewegung gegeben, so dass 
weitere HüHsmittcl nicht nothweudig wurden. Dabei konnton die äusseren 
Gerüste möglichst leicht^ in Verbindung mit der inneren Hauptrflstnng, 
fSae jeden eincehien Fall hergestellt werden. 

Das Herauftchaffen der Materii^en geschah bis auf eine Höhe von 
ca. ()0m durch mehrere staffolfürmig auf einander folgende Haspelzügo in 
d. r Mitte des Thurme*'. welfl:«^ so vortheilt waren, «lass die nothwendige 
Mareriahxieuge nach Bedarf in einer dem Baubetriebe entsprechenden Zeit 




lu-niuf^ozof;«'!! worden koiuitc Die l?L'Wi'p;uii<,' \i<n ilvr nlxirsU'ii Stelle 
nach dem Jiestiuimungsorto wurde durch <h-n Knihii vorgeuummeu. 

Besondere Sorgfalt wurde auf die Ku])ptl-Cou8trak1ion verwendet. 
Nachdem die Knrvo und das Querprofil der Bippen unter Borücksic-btigung 

der Belastung und des Winddruckes bei einer sorgfältigeu Ermittelung 
der Drufklinieu festgestellt worden waren, wurden die unteren Seliieliten 
in der Weise augeunln<t. dass dieselhen eine fest verbundene Ma^iäe biltleu. 




Ftirur ML 
Me Kupprl, Onmdfiw. 



Diese snr vdUigen Sicherung gegen den Seitensohub als erforderlich 
erachtete Maasnaahme wurde in der Art Bur Ansfflhrung gebracht, daas 

die oberen horizontalen Fugen der "Werkstücke mit Nuthen versehen 
wurden, in welche die au den unteren Seiten der auf]i<'gejiden Shieke 
angearbeiteten Federn eingreifen. Die zu einer Schicht gehörigen Stücke 
sind durch Elammem in horisontaler Biohtung ndt einander verbunden, 
ao dass jede Schicht als ein fester Bing betrachtet werden muss. Aehnlioh 




Dia K«w«l, aSteili. 

Bfistung wurde ohne Weiteres anf dem fertiggesiellteii Aohteckkranxe 
aufgerichtet. 



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Der Kuppclraum diont nach wie vor als Thürmorwohnung ; clor obere 
Theil cutliült eiuo eisoruo Wendeltreppo, welche bis zur Luturuo omporführt. 




*r-t « « » * ^ 



Vie Kti|i|i<'l, Durclwvhnill, 

Ein Blick auf die mitgctheilten Plaue zeigt, dass die jetzige Kuppel 
mit keinem der alten Risse genau übereinstimmt. Der Meistor ging von 



— • 90 «'^- 




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— » 91 



dem Plane des Hans von Ingelnheim (Fig. 44) aus, erweiterte dement- 
sprechend den Umfang dor Kuppel gegen denjenigen des abgebrochenen 

Biuitlicilt's. blieb jcIof U in den Maassen hinter der Tn;:;< liihi'im,si ben 
Zeichnung zurück; nur die Höhen der Hauptabsätze wurden beün lialtcn. 
Bezüglich der Einzelheiten (Eippeu der Kujipel, geradlinige Giebel u. s. w.) 
fand mehrfaeh eine Anlehnung an den Alteren Entwurf (Fig. 43} sta4t. 

Die Oewolhe des Chores und des Querschiffes wurden vielfach ver- 
zwickt und verkeilt; sie wurden sücnmtlich auf der Oberseite mit einem 

Cementguss vor^flioii nnri /tigleich mit den älteren Mauern auf der 
TTiiterseite vom V'rrputzo f^croiiiit^t und später mit. den neuen Theilon 
neu verputzt, Audi einzelne Fundameute, und zwar besonders am älteren 
Hauptschiffe, mnasten verstärkt werden. 

Gans besondere Schwierigkeiten bot die Emeaemng der Qewdibe 
des Hallenbanes. Zunächst wiir<1ou daselbst alle Gurte und (iewölbekappen 

Vüllstrtndij:^ unterrüstet, da ein rusrhcs AMirt-rlien iin' die zu bela.HS(Mid>'n 
Theile unrl auch für die Arbeiter höchst golahrlich erschien. Die Gewölbe 
waren vollständig durchgebrannt, die Cohäsion dos Mörtels war ganz ver- 
loren; es mnsste daher Mancbes erat durch Nachmanem wieder gefestigt 
werden, damit kein Einsturz erfolgte. Die angtenaenden Gewölbe 
Qni rseliiftes verlangten vor Beseitigung der H:tl!rnpje\völbe und der 
Aouderung der Scheideniauer eine seitliche Sicherung der Pfeiler, welche 
durch gemauerte Hülfswiderlager hergestollt wurde. Zudem wurde noch 
eine senkrechte ünterstfitaung dieser Gewölbe in Gestalt einer Trage- 
rfistung, welche sich unter die ganzen GewÖlbo legte und für welche 
gcmnnerte Fundarnento hergestellt wurden, anj^elmieht. Die beiden 
Tronnungspteiler erwiesen sich als äusserst mangelhaft; sie bestanden 
aus zwei zu verschiedenen Zeiten neben einander aufgeführten Theilen 
und wurden im Jahre 1874 neu aufgeführt, wobei sich die Nothwendig- 
koit herausstellte, noch einen Theil der tiuerschiffgewölbo zu erneuom. 
Die SeitennifiiiorTi des L;tnp;'^chifies konnl- n nur auf eine Höhe von G — 8 m, 
die westlichen Treppenttiürme 7 m hoch behisson werden; Alles andere, 
auch die Pfeiler des Hallenbaues, wurde heruntergobrochon. 

Im Uebrigeu masste vieles au Mauerwerk, Gesimsen, Fcustcrmaass- 
werken, Pfeilerabdachungen etc. durch Neues ersetzt werden. Die neue 

Orgelbühne Avurde an der westlichen Wand des Hallenbaues auf ronsolen 
ausgekragt, im üebrigen z\vis( hen Tlmrm und Kin he uiiter;xi'l>racht, wo- 
durch allerdings die Thurndialle vom Langhauso getrennt und der Blick 
auf das westliche Thurmfeuster beeinträchtigt worden ist. Oer Durch- 
gang wurde liberwölht. 

Ftir die Anker, Dübel, Klammem u. s. w. ist durchweg Eisen sar 
Anwendung gekommen. Das Material wurde nach sorgfältiger Ileintgung 

galvanisch verziid-:! und dann in fh'isisiges Blei ^etam bt. bi=i V(dll<nnimeno 
Dichtigkeit der Deckung vorhanden war. Hierdurch wird das Eisen vor 




— 92 

dem Lnftsatritte nnd dem Einwirken des Bindematerials bewahrt und 
Homit gegen Rosten gesclitttat. Diesem Verfiihren ist vor der Verwendung 

von Kupfer oder Bronco deshalb der Vorzug gogoben wordeu, weil das 
Eisen durch die Wärme sich weniger ansdelmt als die Ictztgonanuteu 
Materialien. Die alten Verankerungen am Thurmachtocke zeigten, dass 
der Rostaiumlz, welcher stellenweise eine Starke von 8—3 cm hatte, wegen 
der Volnmenvermehrung äusserst nachtknHg auf die Gonstmktion der 
Steinpfeiler gewirkt hat. Sprengungen und Verscliiebungen der Steine waren 
vielfach vorhanden: besonders war dies bei den Bogonannin<;«'n der Fenster 
der Fall. Die Bauleitung suhrieb die bemerkten Miȟstande, wie gesagt, 
der Bostbaldung und nicht der Ausdehnung des Eisens durch die Hitze 
'^M, da genügend Plata fnr die Bewegung — nach Maeasgabe der Aus- 
dehnung — vorhanden war. Die Bisse waren hier all und ausgewittert: 
ein Beweis dfifür, dass sio luclit als eine Folge den Brandes aufgetreten 
bind. Ausbiegungon und Brüciie der froiliegendtiu Anker waren durch 
herab&Uende Gegenstände veranlaset worden. 

Der Thurm und die Kirche wurden mit Biitssabloitem versehen, 
deren TLmptleitung in Brunnen geführt wurde, wälirend für die Nebcn- 
leitungen Bohrlöcher in der Tiefe des rJrimdwassers als ausr»"ie!iend 
erachtet wurden. In der Hauptaxo des Gebäudes war an der Ausscnscito 
dos Chores eine zwischen den Strebepfeilern eingefügte Laube ans Han- 
stein, in well liLi ilüher eine in Terracotta ausgefUlurte Oelberggruppe von 
der Hand des Meisters des Maria - Schlaf - Altars') stand, vorhanden. Sie 
wurde auf die beiden benachbarten Felder ausgedehnt und bildet jetzt 
eine schone Zierde des Churschluäses. 

Ueber der Vierung wurde dort, wo der alte hölzerne Dachreiter 
gesuinden, ein neuer Thurm, aus Eisen construirt) errichtet und mit Zibk 
eingedeckt. 

Die Voll dem Metalle des früheren Pfarrtlinriri^eliiutvs waren ca. r»OUO kg 

<»«cli«B. Uekrui/. uns dem Schutte gerettet wordeu, weiche gereinigt beim Uuss der 
neuen Glocken Verwendung finden sollten. Auch hatte 8e. Majestät <ler 
Kaieer einige im Kriege von 1870 — 71 eroberte l'ranzrisisebcdeschüt/.rohre im 
Gesuuuntgüwichle von ca. 13,(XX) kg geschenkt. Der Guss des Giläutes 
erfolgte, einschliesslich <ler Be.schatlung des Zul eln in s und der Anf!ian;^uiig, 
durch den G locke u gicsaer J. G. Grosso in Dresden lu Akkurd, und s^war sind 
im Ganzen sehn Qlocken für den Pfarrthurm anr Ausftthrang gekommen. 
Bas eigentliche Geläute besteht aus neun Glocken, welche nach nobcn- 
stehendeni Ton.systome abgestimmt sind. Die grosste (Hocke, die „Gloriosa", 
mit dem Tone E~' wurde der s^o^sen Glocke des Krfurter Ponies nach- 
gebildet und nach besonderer Angabe dea Dombaumoistcrs durch den 
Glockeogieeser Grosse aufgehängt; ihr Gewicht betragt 11,950 kg, 
während das Gesammtgewicht des Gel&utes, einrnhliesslich der als 

') Vergl. dou folgoudeu Abscbuitt. 



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93 



„Sturmglocke" dieneiuieu zehnten Glocke auf 24,7 lU kg ang<»^ehim 
wird. Die grosse und di« Starmglock« hingen im ersten Guscliosäo ober- 
halb der Thnrmlialle, die übrigen im Aohtecke. In der Zeit vom 6. bis 
7, Februar 1878 fand vor einer hierzu besonders bestimmten Commission 
von muaikaliflohen iäacbverst&ndigen ein Probel&uien statt, welches ergab, 



dass das Geläute, sowohl im vollen Werke ala auch bei der Ziwammen- 
Stellung zu ymohiedenen Akkordgruppen in Sezug auf Tonfülle, Rein- 
heit, harmoniflche Klangwirkung und Klangfarbe als eines der mächtigsten 

und schönsten der zur Zeit im Gt brauche befindlichen Geläute zu be- 
zeichnen sei; hierauf fand die Alaiahme durch die Dombanloitung statt. 
Uebcr dem Chordache hängt die kleine Messglocke, eine Stiftung mehrerer 
hiesiger Börger. 

Die Qewdibe und Wand^cihen wurden auf Anordnung der stttdtisohen v ir 

Riiu-Depntation in einfacher "Weise l)emalt, da eine weitergchcntle Bemalung .^'^Jj 
seitens der Stailt nicht zu übomehmon war, auch die (icmeinde auf die 
Uebergabe zum gottesdienstlichen Gebrauche drängte. Die neuen Hau- 
steine bliehen in ihrer natürlichen Färbung, die alten erhielten, nachdem 
Tersnche, die alte Oel&rbe sa beeeitigen, misslnngen waren, Wien Ahnlidien 
Anstrich (roth) in matter Oelfarbe, die ornamentirten Theile, Sc^usssteine 
und Capitäle wurden mit Farben und Clohl heliatidelt. 

Das Bauwerk erscheint nach seiner Voilendtiug, da das Langhaus 
den Formen des Qneraohifibs angepasst worden ist, durchweg als ein 
Bau aus der ersten Hälfte des XIV**" Jahrhunderts. Der Thurm aeigt 
in seinen unteren Thcilen die Formen der späteren freien Gothik, weiter 
nach oben jedoch, besonders in den Kiuaeiheiten, strengere Motive und 



Im Laufe der AusfQhrung der Wiederherstellung»- und Yollendungs- 
arbeiten standen dem Dombaumeister die Herren Architekten Adolf 

Passavant, Max Meckel, Ludwig Langeloth, Heinrich Schmidt und Theodor 
Qncntin zur Seite. Georg Albrecht Nützel war Dombauparlier, Johann 
Menz Versetzparlier. 

Unter denjenigen, welche sich mit der Frage der Pfarrthurmlösnng nieiiaa. 

beschäftiget haben, sind Manche der Ansicht, dass die vorhandene eigen- p""" 

urtif^f Kiulung dem Plane des ersten Meisters MaflcTn Gertener nicht thavme«. 
entspricht, dass dieser vielmehr eine achtsoitige Pyramide im Charakter 
seiner Zeit entworfen habe. Bereits in frOherer Zeit finden sich AnbAnger 
dieses Gedankens. Eine im Stadtarchive aufbewahrte Original-Zeichnung, 




Profile. 



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eine Tiib<>rnakr-1kr(>TinT!fj rlarstcllfinl. träp^t auf ilt r TJüikscitc cino ilcin 
XVI**" Jahrhundert zugeschriebene haudschrilthche Bemerkung, welche 
besagt, dass der Pfarrthurm mit einem pyramidenartigen Aufbaue habe 
geioUossen werden loUra. Dsnn spricht «ueser Anderen »uoh FassaTant. 
diese Yermutliung in seiner G^chichto des Aufbaues des Pfarrtliurmes 
aus, un«! Tle-^senier ' > maclito <3ngar direkle Vorschliii^f' für die VoüoinlnTifr 
des Bauwerkes. Kr wollte dasselbe mit einer achtseitigen PjTaraide, 
ähnlich derjenigen des Freiburger Münsters, schliessen und fügte seinem 
Beriehte eüie diesbesflglielie Zeichnung bei, indem er die Meinung vertrat, 
man loUe nur die wirklichen Bestandtheile des jetzigen Thnrmes als 
Maassfrabe für den "Weiterbau hi ritcksichtigeTi und nii lit einer Form 
folgen, welche uns in dem vorhandenen Piano isolirt aus der Vorzeit 
überliefert sei und mit ihr selbst in Widerspruch stehe. 

Die VertnitGir dieser Ansicht stützen sich lediglidi auf die That- 
sache, dass die Kuppelfcnn in dieser Zeit zu den Seltenheiten gehört, 
während die Pyramirl« als Abschluss der Thürme die Pegel bildet. 
Wenngleich dies im Allgemeinen als richtig anerkannt werden muss, so 
fehlen doch im vorliegenden Falle für dio Nothwendigkeit des Helmes 
die Beweise. Bis heute sind solche nicht beigebracht worden; es erscheint 
im Gegentheile vom ästhetischen Standpunkte aus zweifelhaft, ob eine 
Pyramide wenigstens eine solche nac U Art des Freihurger Tlmrmes — 
hier ohne Weiteres am Platze wäre. Der ganze Aufbau deutet auf eine 
andere Endung hin. 

Uan hat dann weiter für die vorhandene Kuppelform als Bekrönnng 
des Pfarrtliurmes dio verschiedensten Gründe angeführt. Die am meisten 
verbreitete Ausirlit ist di<>, mau habe dem Thurme mit l^ezng uuf ilio 
Krönung eine Krone aut'setzen wollen : dem ist zunäclist entgegenzuhalten, 
dass die erste Krönung, die Maximilians II., 1562, also 80 Jahre nach dem 
Erscheinen des Meisters Hans von Ingelnheim stattgefunden hat ; »usserdem 
aber erscheint eine beab8i( htigte üebertragnng des symbolischen Gedankens 
in diesen gewaltigen Mnasssfab wenig glaubwürdig. Kben^fowenig int 
Anzunehmen, dass man — was auch wiederholt aasgesprochen worden ist — 
'den Euppelraum schuf, um eine passende Wohnung fOr den Wichter xa 
gewinnen. Passavant meint, man habe aus Hangel an Qeld die Unlcoslen 
XU verringern un<l die Bache abzijkürzen versucht. 

Alle diese VormntbMngen liiiben wenig An'^j»ruch auf Wahrschein- 
lichkeit; der Kutwurf des Kuppelbaues enUstaud vielmehr aus der Hand 
des KcdsterSf welcher dem Zuge der damaligen Zeit folgt«. Man wich 
sowohl bei den Sinzelheiten (Wimperge, Portale, Fenster), als auch bei 
grösseren Bautheilen mehr oder weniger von den geraden Linien und 

') lieber den hiesigen Pfarrthann und insbesondere üljer dio alt-en Baurisse zti 
d«mse]bttn von Prot'. F. M. Uesseiner im Archiv für Frankfurts Uescbichte und Kunst, 
Heft III, & B6 ff. 



Üigitizea by Laüügle 



95 > 



fiirengen Formen ab; mau vorlaugto AbwecUselutig. Es kommen daher 
MchMckig« und fSafeckige Thunnhelme und ausser geschweiften Helmen 
tmch mehrfach Kuppeln ab AbeehlfiMe der Thiirme vor, so das» der 

Frankfurter Dom in dieser Beziehung nicht vereinzelt dasteht. Die Kirche 
St. Maria am Gestacle in Wien hat einen Thurm ans dem EnHe des 
XV**" Jahrhunderts, welcher mit einer reichen, mit Maasswerk durch- 
brooliMien Kuppel gekrönt ist.') Dkselhe Form findet «icb dann bei 
der kleinen Kirche Noire-Dsme de T^pine (Ghalons s. M.) und awar in 
reidister Auiföhnmg wieder rwt.*} 

Was nun fhf vorsohiprlenen ans dem Mittelalter f^tammenden Pläne 
des l?Vanklurt(M- Pfarrthurmes betrifTY, so steht Ms jetzt — wie bereits 
oben mitgetlicilt — fest, dass/ler Kiüh Fig. 44 in den achtziger Jahren 
des Xy*™ Jahrhunderts dem Mebier Hans von Lageinheim als Unterlage 
für die Bauausführung gedient hat; der Genannte gilt als Verfasser dieser 
Zeichnung. Forner besteht darüber kein Zweifel, dass der Eutwurf 
Fig. 45 gegen Knde des Jahrhimderts von dem Meister Niclas Quecke als 
Vorschlag für die Thurmlösuug aufgestellt worden ist. Es entsteht nun 
die Frage nach dem Urheber des Projectes, welches uns in dem Bisa Fig. 43 
erhalten i.st mit] welches, gleich Fig. 44, eine Kuppel mit bekrönender 
Hpitzo als .-Mischluss des Banw»'rk<'H zeigt; der Achteckbau nnd die Kuppel 
sind kleiner als beim Plane des Meisters Hans von Ingelnlieim. Der Ent- 
wurf ist &lter als der letztgenannte; denn er ist strenger gezeichnet, hat 
gerade Giebel, wo später geschweifte Linien auftreten; er kann fiberhaupt, 
den Formen nach, im Anfange des XV*" Jabrhuttderis entstanden sein. 
Mit der Ausfülirtin«; stimmt derselbe nur ungefilhr soweit überein, als der 
erste Meister Madem »iortener gebaut liat; bereits im zweiten Geschosse 
beginnen die Aeudei-ungen. Die folgenden Meister wichen von ihm ab, bis 
Jacob von Etfingen wieder auf ihn surflokkam, indem er die Giebel mit 
geraden Linien und die Ku])pol in den kleineren Dimensionen tXüt Aus- 
führun«]^ brachte Der Plan sellist trägt auf seiner linken Seite an zwei 
Stellen ein Steinmetz-Zt-ichen, einmal in der Höhe des zweiten Geschosses 
neben dem Mittelgesini se des Strebepfeilers, dann oben in der Höhe der 

bekrönenden Spitse. In einem Kreise befindet 
SU Ii das Zeichen und eine Zahl (224 bezw. 
72). Das Zeichen, welches in den Fig. fvS 
und öü in natürlicher Grösse wiedergegeben 
Fi«.<a . ist^ kann ohne Zweifel als dasjenige des 
Entwurfsverfassers angesehen werden. Es ist im Charakter der Nflmberger 
Zeichen gehalten und, nach dem Urtheile des durch sein bedeutendes 



') Abbildung bfii Sthiiaa';»'. (»pschiclite dt-r bildenden Künste, II. Autl., Bd. IV. 

') Viollet-Lo-Duc (Dict. de i arch. V. I8.S) sagt Uber sio: „Kglise c^ltibre da 
XY* siiels, un des eXMUples IsS plus c-omplcts do rotte epoque, i|ui tnodifis OU 
termina tant d'^lisefi «icieonas et qui en bAUt si pea de tond en coroble.*' 



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96 «-^ 

Werk, die Studien über Steinmetz-Zoichen, bekannten Herrn Professors 
Fkanx vön Bsiha ia Wien, dem Ende des XTV**" nnd dem Anfange des 

XV" Jahrhunderts znznsclireiben. Weitere Nachforschungen siiul leider 
ohno Ei-folg geblieben. Endlich ist noch darauf liinzuweisen, dass das 
Paj)ier mit dem Wasserzeichen der gekreuzten Schlüssel, auf welchem die 
Zeiohuoug dargestellt ist, bereits gegen 14Ü0 iu der Umgegend von 
Frankfurt vorkommt.*) 1893 benutste Frank von Gremberg im Taunus 
ein gleiches Papier zu einem Schreiben, welches im liiesigen Archive in 
den lu iclissjiolien No. 37\)h nufbewalirt wird. Dann wurde dieses Pa])ier 
neben anderen Sorten auch im Bauburoau zur Zeit des Meisters Madem 
Gerfceaeir mehrfach verwendet; es findet sieb beispielsweise in den aus 
dem Bureau stammenden „Gomputationes de diversis aedifioiis in oivitate 
Franok. 1431.« 

Ffisst man all-'s (Jtsagto zn.saninifn. so Ürprt, es nalio, den vor- 
liegenden Entwurf demjenigen Meister zuzuschreiben, 
welcher im Anfange des XV*** Jahrhunderts am Dome, be- 
sonders am Pfarrthnrme, gearbeitet hat, and das ist Madern 
Gortoner; seine Thätigkcit begann gegen 1404 und hörte mit seinem 
Todesjahre 1430 auf. Dies kann umsomehr ohne Bedenken ppsclielien, 
als weitere Pläne, welche der erste Werkmeister aufgestellt haben 
konnte, nicht au finden sind, und fern», weil kein Grund vorliegt, 
den Riss für einen der zun&ohst folgenden Heister in Anspruch zu 
nehmen. Diese waren bis znr Zeit des Hans von Ingelnheim weniger 
bedeutend; der Bau hp; nach MIO fast vollstündisr still, dann fehlen über 
Aendorungen des Bauprojektes, sowie über diesbezügliche Verhandlungen 
aas jener Zeit jegliche Nachrichten. Das untere kleine Stück mit dem 
Wasseiaeichen der Traube ist späto!', vsnnnthlich in den Jahnn 1437 
bis 1440 — in dieser Zeit kommt Papier mit dem Wasserzeichen der 
Traube in den c. f. wiederholt vor — au.« ir>^ond einem Anlassf, vielleicht ganz 
änsserlicUer Natur, von demjenigen hinzugefügt worden, welcher die 
Wasserspder in den Plan eingetragen hat. 

Als es sich nach dem Brande ernstiioh um die Yollendung des 
Tli Ulmes handelte, fand schon in der ersten Sitsung des Dombau- 
Vcreiiifs die Ansicht am meisten Anklang, man sollte kr^itif nfno Spitze 
für den Thurm erfinden, sondern den glücklichen Umstand benutzen, 
duss die alten Pläne noch vorhanden seien.') Die maassgebeuden Personen 
waren derselbon Meinung; der Dombaumeister beantragte, nachdem er 
sich von der Durcliführbarkeit fies Ingelnheimschen Entwurfes bei ent- 
sprechender Instandsetzung der bereits im Mittelalter nach diesem Projekte 

') V«»rgi. dio demnächst im Drucke orscbciiiende Arbeit vou E. Kirchner Uber 
die Papiere des Frmoltfarter Stadurchiv« ood Ihre WsssmseieliMi. 

') Auch «lamalH tniiclito der Oedanke, den Thann mit einem Holms sa vwseheii, 
verschiedentUcb wieder aal'. 

♦ 



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• »7 



anspfeführfen Achteckspfcilpr übcrzcMigf hatte, die Volli^ndung nar1i rliesem 
Plane : „die originelle, so sehr iiussergewöhnliche Endung, die mit einer 
reichea Pyramide gekrönte Kuppel, »oll'', so aohloBS er MmMk Bericht 
▼om Jahre 1870, „wie sie auf dem alten Bisse bestimnt Torgezeichnet 
ist, dem Pfarrthurm e nicht länger TOWOthalten bleiben." So wurde zu 
p^lcichcr Zeit das alto Walirzeichen unserer Stadt vom Untergange gerettet 
und der Pfarrthurm mit der Kuppel für die kommenden Geschlechter 
erhalten. Wie sehr den Bürgern hieran gelegen war, zeigt die Aenssenrng 
eines Zeitgenossen:') „D« mag es denn fireüich Manche geben, welohe, in 
▼ermeintlichem PietiUsgef&hle^ den alten Thurm auch wieder nur mit 
seiner alten Haube sehen möchten. Doch dürften aneh selbst diese sich 
lüicht mit dem projektirten Ausbau befreunden, sobald sie nur die Ueber- 
zeugung gewinne, dass dabei niobt etwa nach einer modernen Lanne 
yer&hren, sondern nur die Ansfilhnrng dessen beabsichtigt wird, was 
unsere Vorfahren wollten und was, nur durch ungünstige SSeitveirhIltnisBe 
verhindert, damals nicht zur Vollendung; kam. Und wie wird es sie an- 
muthen, wenn ihnen in Denzingers Plan nichts Fremdartiges, Aufge- 
swnngenee entgegentritt! — wenn sie dann gleich auf den ersten Blick 
die schonende Hand erkennen, welche von dem OefOhle geleitet, sieh an 
das den Angen Aller liebgewordene Alte möglichst anzuschliessen, uns 
den alten Freund nnr glcich<;am in verjüngter, Terklärter Qestalt zeigt^ 
wie ein Phönix aus der Asche erstanden!" 



>) O. Conüll In dar DUbskslIa ISTO^ No. 162-161 



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vin. 



DI£ INN£R£ AUSSTATTUNG UND DER 

EIGÜBJLICHE SCHMÜCK DES GOTTESHAUSES. 

[]iM- arui Battonn berichtet iu seinen Aufzeich aungen über diu früher in der 

n^]^ Kivobe voduuideD gwweBeneD Ohnniftlenlin, waküie gogeu Ende dei 
XVJXP* Jabrlniiiderts durch weiaset GIm «rsetst witrdttii. Anaaerdem 

besass der Dum Wand- ttnd Deckengemälde, welche im Laufe der Zeit 
übertüncht wtirden. Im Chore bcfandpn sich soklio über den Chorstühlen, 
die Xiebenageschichte des heiligen Barthoiomaeas darstellend, und seitlich 
Tom AltaTi die Himmelfahrt Mari«e und Chriatas, der heiligen Magdalena 
im Gkirten enebeineod. Die Bilder im Chore waren 1407 von. Frank von 
Ingelnheim gestiftet und wurden, nachdem die weisse Tünche im Jahre 1827 
abge-waschen worden, durch den Münchenor Maler Kitzinjjor 18öG wieder 
hergesteilt. Diese interessanten Gemälde , welche im Charakter der 
Eainer Sohnle gehalten aind, werden einem oder mehreren Sohfllem des 
Meiatm Stephan sageachrieben. Winde und Qewdlbe des Chores waren 
im Uebrigen dekorativ bemalt, erstere mit tiefrother Farbe und weissen 
Fugen, le^tztore mit Tjaubornamont auf hellem Grunde. Es waren jedoch 
früher auch noch andere Wandmalereien vorhanden: das schon von 
älteren Schriftstellem erwähnte jüngste Qerioht auf der weatlidian Seite 
des Thunnea, der Sfindenfall im Paradies, Christi» am Kreose nnd eine 
Anbetung der Köi^ge im Gottesbause selbst, die Leid^sgesohichte Christi 
nnd das jüTig5?to Ofrir*ht im Kreuzgange, einn Kreuzigung mit Maria und 
Johannes in der Sakristei, meist tüchtige Arbeiten des XV"" Jahrhunderts '). 
Daa mittlere Gewölbe im Langhanse war mit den Zeidien der Evangelisten 
und mit Engelfignran, welche daa Ctottealamm nmgaben, geaiert; eine 
■.UM Bli'itteni gebildete Ornamentik, mit Sternen tmd Thierfigaren belebt^ 
bedeckte die Kappen. 

Bei den WiedcrherstclIunf;sarl)fi(oii iu floii sicbzigiM- Jahren dachto 
riiau schon frühzeitig au die Ausführung farbiger Feii^l^^r, und es wurde 

Gwianar, Knnat aod Kttoatlar In FnmkAirt a. H., 8. 471 ff. 



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99 



im Programm für die Glasmalereien vom Mai 1873 im Allpemr^innu fest- 
gesetzt, daas für die Disposition der au den Feuätem anzubringenden 
DaisteUoiigeQ die Dreitheihmg des Gebäudes in Chor, Queraohift und 
Haoptaohiff nuwwgebeiid niiii solle. Der Ohor sollte naturgernftss nnr 
religiösen Darstellungen Platz bieten, wälirencl das Quorschiff, in welchem 
ehemals die Krönnngfii der d^-ntscben Könit^e stattprf>funclen nrnl welches 
von jeher der Schauplatz grosser kirchlicher wie politischer Handlnngeu 
geweseSf dementsprechend wich in seinen Fenstern DarsteUnngea religiösen 
sowohl als gesohichüichen Charakters anfnehven sollte; die Fenster des 
Hauptscliiffes dagegen sollten der Erinnemng an das alte kirchliche 
Frankfurt gewidmet sein. 

Im Anschlüsse au dieses Programm, welches von einer hierzu 
besonders eingesetaten Oommission dee DombauTereines, tinter Mitwirkung 
der Herren Professoren Dr. Creizenach, Dr. Janssen und Dr. Kriegk, 
entstanden und in allen Einzelheiten ausgearbeitet worden war, aber 
in der Fo!r:^p ins'ofprn vorlassen wurde, als die darin vorf^esehenen 
scenischen Darstellungen historischen Charakters in Wandgemälden zur 
Anaf&hrtmg kamen, worden in den Jahren 1877 nnd 1878 fonf Fenster 
des Ghorschlnssea nnd die sechs Fenster des Hauptschiffes mit Glas- 
mtdereien versehen, erstere nach Zeichnungen Eduards von Steinle, 
letztere nach Skizzen des Dombaumeisters durch den Ghusmaler Nicolas 
in Boermoud zur Ausführung gebracht. Im mittleren Chorfeuster ist 
Christus der Erlöser dargestellt (Qebnrt, Opfertod nnd Aofnatehnng) ; 
das erste Fenster links ist der heiligen Maria (Geburt« Tod, ErBnnng im 
Himmel), dasjenige rechts dem heiligen Barthol omaous (seine Berufung, 
Martertod mid Aufnahme im Himmel) gewidmet. Die Darstellungen der 
beiderseits anstossendeu Fenster beziehen sich wieder aut Ciiristus. Ein 
Jahr später erhieltm die beiden grösseren an der Sfidsette des Chores 
befindlichen Fenster durch Stiftungen mehrere Familien (Schntapatrone 
der Stifter), und ebenso die beiden kloinen im Querschiffe zunächst dem 
Chorbogen angebrachten P^'enstrr («echs Figuren alttestamentlic lior Könige: 
Melchisedech , David, Salumo, Josaphat, Ezechias, Josias) von Meister 
Nicolas nach dem £atworfe des Malers Martin in Boennond ihren ftrhigen 
Schmuck. 

In den drei dem Querschiffo zunächst hochliegenden Chorfenstorn 
über der Sakristei haben vorhandene l?e<5to der alten Glasmalerei (Teppich- 
muster und Maasäwerke) wieder Verwendung gefunden^ das Fehlende 
wurde ergänst und nach jenen Vorbildern auch das an der sndlioben 
Ghorwand nichst dem Qnerschiffe zu gelegene kleine Fenster mit ge- 
brannten Gläsern ausgestattet. Einiges aus dem alten Bestände (Kesto 
aus dem oberen Maasworko der hinter dem Hochaltar geleo^enen Fenster) 
befindet sich zur Zeit im historischen Museum der Stadt Frankfurt. Hier 
werden auch die schönen Tafeln aus gothischer Zeit mit den Darsfelinngen 
der Geburt, Geisseinng nnd Auferstehung Christi aufbewahrt, wdohe — 

7* 



— • 100 

ursprüngUcli nicht zum Dome gehörig — später geschenkt wurden und 
im Bfidliohea ChtHraoUiinfenftar Plais geAmdeu hatton. Die sechs 
Hanptfenster im HaUenbau sind mit den Darstellungen von 18 Heiligen 

versehen worden; es sind dies Patrone um\ Kcpräscntantt^n dfr drei ehe- 
mals hier bestandenen Collegiatstifte, der drei hier ansässig gewesenen 
Bätterorden, der hiesigen drei Männer- und drei Frauenkiöster , der drei 
alten Fikrrktrohen nnd von drei henronagenden ehemaligen hiesigen 
Eapdlen. Im nntei^n Theile der nördlichen Wand befinden sich nech 
zwei kleine Fenster mit den Figuren der Heiligen Karl Borromaeus, 
Sophie, Wilhelm und Rudolf, der Sclmtzpatroue der Ehoin und Gcsthwister 
des Stifters, Die Entwürfe sinii von dem oben erwähnten Maler Martm 
angefertigt; die Ansf&hrung erlulgte im Jahre 1889 dnroli den Glasmaler 
Lettow TOn hier. 

Bald nach der Fertigstellung des Gtibiludes trat der Dombnn-Voretn 
auch der Frage der malerischen Ausschmückimg der Kirche nilher und 
fasste den Entschiuss, den Dom, welcher in seiner Anlage durch die 
grossen Wandfliohen hiersn besonders anffbrderte, im Inneren gänzlich 
mit Malereien anszosohmücken. Der Maler von Steinte und Arohitekfc 
Linnemann wurden mit der Anfertigung der Entwürfe — der ersterc mit 
den figürlichen, der letztere mit den ornameutalen — beauftragt. Die 
Aufgabe wurde durch die beiden Künstler, welche sich gegenseitig sehr 
glflcklich ergänzten, in dnrchaos eigenartiger Weise gelöst, so daes die 
Wiederherstellnng des Bauwerkes nach dieser Seite hin als eine bedeutende 
Leistung unserer Zeit Ijezeiihnet. werrlen mnss. Die Wando crhielton 
einen gleichmässigen Ton mit aufgemalten Fugen und an den bevor- 
2iugten Stellen den figürlichen und oruamentaleu Schmuck. Die miitel- 
alterlielM -dekoratiTe Malerei ist durch Linnemann Torsttglich wieder* 
gegeben; sie stimmt mit rkn schönen chnrakterlstischen Wandbildern 
Steinlcs selir gut überein. Die Wirkung ist eine einheitliche, und das 
CJnnze wird noch hedentend gewinnen, sobald sämmtliche Fenster mit 
tarbigen Gläsern versehüu und hierdurch die störenden Einflüsse des 
veissen Lichtes beeeitigt sein -werden. Prachtvoll, ebenso sohOn in der 
Composition wie in der Farbe, sind die Steinleschen Bilder. Es ist, als 
hätte der Altmeister alle Kraft zusammengenommen, um uns in seinem 
letzten grossen Werke das Vollendetste zu geben, was seine Hand schaffen 
konnte. In den beigegebenen Tafeln ist eine Anzahl der Wandbilder 
nnd der farbigen Fenster, theils nach der AnslUhrnng, theils nach den 
Ortginalseichnnngen von Steinles wiedergegeben. 

Betrachton wir zunächst den Chor. (Fig. 50 und W.) Hier blieben die 
interessanten alten Wandmalereien erhalten, die Wände wurden imUebrig<Mi 
dekorativ, die Gewölbe mit reichem li^nkenwerke und Engelgestal Leu 
bemalt) welche Christas die beim heiligen Messopfer gebränchHohen Ge- 
wänder nnd Gefilsse darreichen. Der Trinmphbogen zeigt auf dieser Seite 
den Särnrog der Seligm in das himmlische Jerusalem; die Menschen 



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• 101 



Bchwebüu, in Begleitung von Eugulu, der Sttitto der ewigen Seligkeit zu. 
An Stall« dM firD]i«r votbaiuien geweanMn Holttduiitnrark«» der Chor- 
sUdile ward«ii oWhalb der alten Bilder Baldachine gematt nnd ansaerdem 
naoh dem Vorbilde der Liebfraueukirche in Nürnberg in den Fenster- 
nischen geschnitzte, reicli bemalte, louchtertragende , knieonlc Enpd 
angebracht (Fig. dö) ; diese letzteren wurden durch den Stadtpfarrer 
Münaeiibergar nadi dem Nümbargar Muatar aoa piiTatan Freiwilligen 
BeitrBgea beaehaflft und bilden einen sehr aohönen Sbfamnek des Chores. 
Ueber der Sakrwteithüre findet sich ein Wandgemilde mit der Darstellung 
der Jungfrau Maria als Königin des Rosnnkranzes, die dekorativ.^ Aus- 
stattung der Fensterbleuden zeigt Teppichmuster mit den Sinnbildern aus 
der lanzetoniiolian Litanei (goldenas Hain, Pforte das HimmeUi, Arehe 
des Bandes, elfenbeinerner Thurm n. a. ir.). 

Der bildliche Schmuck des Querschiffes (Fig. 61) erstreckt sich 
hauptsächlich auf das mittlere Gfwölbe, unter welcliem die Kaiser- 
kröuungen stattfanden, auf die Uiebelwände und auf die westliche Wand, 
die mit ihren hochgelegenen Femtam hieran beaondera Gelegenheit bietet, 
Auf der Westwand befinden sieh folgende Malereien: 

1} Das unter Karl dem Grossen in Frankfurt abgehaltene Concil. Die 
Bischöfe der morgPiiIiiiKlisclifii uinl aheudliindisclifii Kirclio Itüreu 
den Vortrag eines Bischofs. Links sitzt der Kaiser auf dem Throne, 
vor ihm y.wei päpstliche Legaten. (Fig. Ü2.) 

2) Die Versöhnung König Ottos 1. mit seinem Bruder Heinrich. 
Heinrich, im Büssergewande, nmgeben von einigen Oeistlichen, hat 
sich vor dem Kaiser, der aus der Pforte des hiesigen Donigartens 
tritt, niodorgcwurfon. Letzterer. f^efolf»t von weltlichen und geistlichen 
Grossen, ist unschlüssig, ob er dem Bruder uochmals verzeihen 
soll. (Fig. 63.) 

3) K6xdg Eonxad III. trigt den heiligen Bwnhard von dairvauz aus 
dw Volksmenge. Das Volk will daa Kleid des heiligen Mannes 

berühren, welcher im Dome durch seine Predigt zum Krenzznge 
ermahnt liatte. Der König befreit den Sehwachen aus seiner bo- 
drongton Lage, indem er ihn auf die Schulter nimmt und aus dem 
0«wttfile harauBtrügt. (Fig. 63.) 

4) Bestattung König Gtinthers von Sohwarzhurg, welcher im Dome 
begraben liegt, 1349. Der Sarg wird von Bittem getragen; es fbl^n 
geistliche und weltliche Grosse. (Fig. 64.) 

5) Capistrans Bussprodigt. Der Minorit Johannes Capistramis hielt 1451 
im Frank turter Dome eine bedeutende Busspredigt. Die reuigen 
Zuhörer verbrennen iiire Spielkarten, Trinkbecher u. s. w. (Fig. 64.) 

6) EurfOrst Albrecht Achilles von Brandenburg in der Wahlkapcllc, 1486. 
Der erkrankte Kurfürst liess sich in daa Wahloondave tragen, nm 
hier für die Wahl Maximilians I. zum römischen Könige zu sprechen. 



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— ^. 102 

Er starb bereits während der ErdmtngsfeLerUchkeiteii, und sein Herz 
wurde in der Bominikanerkirehe beigeMtst. (Fig. 65.) 

7) Die Krönung Kai»or Maximilians II. 15G2. Der Kaiser (der erste, 
wplelier in Frankfurt gekrimt wurde) knieet vor dem Krönungs- 
allar unter der Vierung. Die Erzbischöfo von Mainz, Trier und Köln 
setsen dem Kaiser die Krone auf. Im Hintergrunde befinden sich 
die vier weltlichen EurfGürsten und die Übrigen Fürsten mit den 
Beichskleinodien. (Fig. (Jö.) 

8) Der Zug des p;ckröiitcn Kaifsors vom Domo imo!i dem IJöiner. Vomo 
sclireiteu Paukenschlager, Posaunenbläser. Der Kaiser geht mit den 
gastlichen Kurfürsten zu Fuss unter dem Baldachin; er ist im 
KrSnungHomat. Den Sohlnss bilden die weltliehen EurfOrsten, 
Fürsten u. s. w. (Fig. 61.) 

9) Die Kolussalfigur des Christophorns nr1>en der EinfjangKthüre. Sio 
befand sich in den mittelalterlichen Kirchen meist an dieser Stelle, 
um die Gläubigen beim Eintritt iu dio Kirche daran su erinnern, 
ein Christusträger su sein. 

Am obwen TheUe der Wand sind die aus früherer Zeit vorhandenen 

Wappen Frankfurter Patrizier anpeTnaeht, welche zum Domo in Bezinhtiug 
standen. (Fig. 61.) Die Fenster dieser Wand sollen demnächst mit Portrait« 
aus der Geschichte der Kaiser und der Stadt Frankfurt geschmückt werden 
und zwar in folgender Weise : 

Erstes Fenster') (von Süden anfangend): Friedrich Barbarossa, der 
orste in Frankfurt gewähltf» Kriiil<; , Karl IV. . woklior das für dio 
Htadt so wichtige Keichsge.setz (goldene Bulle) erliess und Maximilian II., 
der erste hier gekrönte Kaiser. Zweites Fenster: Die Modaillonbilder 
aller Ednige, welche in Frankfurt gew&hlt und gekrönt wurden. Drittes 
Fenster: Ludwig der Deutsche, Ludwig II. und Günther von Schwar»- 
burg, wrkhf» •ifüntnllicli hifr f>cst<irben sind. Viert<»8 Fenster: Adolf von 
Kppstein und Henricus do liheno, Domherron von St. Bartholoumeus, und 
der Stifter der Liebfirauenkirche, Wigel von Wanebach. (Fig. GG.) Fünftes 
Fenster: Hervonagende Frankfurter Bathsherren und Stadtsehultheissen: 
Eudolf von Sachsenhausen (f 1371), Sigfrid zum Paradies (f 1384^») und 
Jakob Helle r y 1 '>_>_> (Fig. 67.) Das zweite bis fünfte Fenster harren 
noch der Ausführung. 

Die Ostwand ist religiösen Darstellnngeu gewidmet, üeber dem 
Triumirfibogen (Fig. €0) ist Christus als Weltrichter, auf dem Regenbogen 
sitzend, die Wtfltkugel zu Füssfu, mit Marin und Johannes, zur Linken 
den Clior rior Apostel un«l f>r'li ii-sf iftor, zur Rechten die ht-iligen Märt}Ter 
und Jungtrauen, «largestelit. üntcrhalb derselben sehen wir die Ver- 
kündigung, Maria und den Engel Gabriel. Für die Fenster sind in Aus- 
sicht genommen i der Stammbaum Christi, die Anbetung der heiligen drei 



>) Daa^ielbe ikt bereits durch IfsehbauMii In Coblens an^gefftlirL 



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108 



Köuige (Flg. G8), Christas mit der Dornenkrone (Fig. 69), die Himmolfahrt 
Christi (Fig. 70), Christas als König des Himmels mit der Huttear Gottes 

aor Bechten (Fig. 71) und Darstellungen aus der gelieimen Offenbaning. 

Die kurzen Wände des Querschiffes sind mit liildera versehen, welche 
die religiösen Darstellungen der Ostwaud mit den geschichtlichen der 
Wesiwand geschickt verbinden. Dementsprechend finden wir an der 
SOdsttte (Flg. 61) die geistliehe und weltliehe Ibcht dwoh Papst und 
Kaiser mit nrfulgo vor einer Kirche knieend zur Anschauung gebracht 
(Fig. 72); rechts und links scldiessen sich dio Wappen der Reichsstände, 
der Glieder des deutscheu lieiches au. Im Fenster (von Machhausen aus- 
geführt) sehen wir die Krönung Karls des Grossen zum römischen Kaiser. 
Auf der nördlichen kursen Wand befindet steh fiber der Thür» (Fig. 60) 
die Darstellung der vier Haupttugenden Prudentia, Justitia, Fwtifcndo, 
Temperantia (Fig. 73), deren Vurhandonsein als Grnndl)edinp;nn|» für das 
Bestehen des Reiches anzusehen ist. Die grosse Rose ist mit Kugelfigureu, 
welche auf Spruchbändern die Seligpreisungen der Bergpredigt verkünden, 
geschmückt, darflber Moses mit den Gesetsestafeln. Das höher liegende 
Fenster (von Lettow gemalt) hat die Bilder von vier Mainser Ers- 
bisfhöfen, St. Willigis, Sigfrid von Eppstein, Gerhard von Eppstmn 
und Kourad von Daun, welche früher Domherren au der Bartholomaeus- 
kirche und später als Consecratoren von Kaisem thätig waren, erhalten. 

Ein Sehriflband sieht sich in der Höhe der Kapitale an der Wand 
hin und enthält die Worte des apostolisobeo Glaubensbekenntnisses. Die 
Gewölbe sind mit Kanken und Blnmen, nach der Vierung zu reichor 
werdend, bemalt, liier über dem Orte der Krönung sehen wir die 
Beichskleinodien und die Krönungsinsignien, von Engeln getragen; Sonne 
und Mond ▼ergegenwirtigen uns die Macht des römisdien Kaisers. 

Der Hallenbau ist an der Nordwand (Fig. 50) mit zwei Bildern 
geschmückt: die Patrone der Kirclie mit dem heiligen Bartholoniaeus als 
Haaptpatron (Fig. 74) und die Erlösung der Seelen aus dem Fegefeuer. 
An den Trennungsbögen des QnerschÜfos haben drei Darstellungen, welche 
sich auf die drei&ehe Thfttigkeit der Kirche (Lehramt, Priesteramt und 
Bärteoamt) beziehen, Aufnahme gefunden. In den gegenüberliegenden 
Schilden der Westwand (Fig. 51) ist links die -^i^r^'-eiche cliristliehe 
Kirche, rechts die Repräsentantin des überwundenen lieidenthuius erkenn- 
bar. Die Dekoration der Wand über dem südlichen Theile der Empore, 
welche fUr den Sftngmrchor bestimmt ist, deutet auf diese Benutanng und 
zugleich auf die ewige Musik zur Ehre Gottes hin; die nördliche Seite 
ist durch die nenc Or^jel verdeckt. Unter der Orgelempore finden die 
Beichtstidde Platz ; die oberhalb derselben trei bleibenden Bogonl'elder 
euthaltou drei aui d&s Busääakraraent bezügliche Bilder: der verlorene 
Sohn (Fig. 76), der gute Schleher (Fig. 76), die heilige Magdalena 
(Fig. 77). Im vierten Bogenfolde bofiudet sich über der zur Orgeltreppo 
führenden Thüre das Wappen des Dombau -Vereines und die Inschrift: 



„Dom nnd Pfurthurm, ia der Nacht vom 14. ftuf den 16. August 1867 
durch Brand Ewatört, wurden in den Jahren 1869 bu 1880 durch Domban- 
meister J. F. DBoangev aus den Mitteln der Stadt nnd emem Staats- 

zuscliusse wiederhergestellt und der Thurm ausgebaut. Die innere Aus- 
schmückung wurde iu den Jahren 1882 bis 1890 durch den Dombau- 
Yerein naoli den Entwürfen von Malw IS. vcm Steonle und Architekt 
A. Linnemann ausgeföhrt." Die Auamalung der Sttdwand ist nur dekoraUv, 
da die nach <K r Scheidkapelle führenden Bogeuöfihuugen die Anbringung 
grösserer Darstellnnpren nicht ziilicsson. Wir sehen hier (Ii*- Wapptm des 
deutscheu Beiches, das päpätliuho und das bischölliche Wappen, ausser- 
dem einen Schild mit den Stadtfarben. 

Die Ifalerei des mittleren Gewölbet bt nach dem Vorbilde der alten 
vorhanden gewesenen Bemalung hergestellt worden ; sie stellt das Evangelium 
dar. In den vier anstossenden Eckfeldern sind die vier Welttheile, über 
welche sich die Kirche verbreitet hat, durch Phanzeu und Thiere 
charaktenBiit^ aur Darstellung gekommen. Die dazwischenliegenden vier 
Gewölbe sind dagegen mit ein&chen rothra. Linien bemalt. Einen be> 
sonderen Schmuck haben ferner die vier Hanptpfeiler erhalten, welche 
durch den Umbau eine bodeuteiulo Erhöhung erfahren hatten und so eine 
liorizontale Theilung verlaugten. Sie sind im unteren Theile mit einem 
Toppichmuster geschmfickt und tragen ausserdem die Bildnisse und Namen 
der EirohenvSter und Eirchenlebrer, der „Stütaen der gdaygen Eixeke." 

Wenden wir uns an dem Durchgang unter der Orgelempore, so 
sehen wir oberhalb der gemalten Teppiche in den Bogen grau in grau 
auf blauem Grundu vier Durütellungen : Die Uebertragung der Bundeslade 
durch den Jordan (Fig. 78), Moses vor dem brenndenden Dombusohe 
(Fig. 79), Christus, die Wechsler aus dem Tempel treibend (Fig. 80), und 
den swöIQithiigen Jesus im Tempel (Fig. 81). 

Die anschliessende Thnrmhalle ist mit einer, ihiLT Bedeutung als 
Vorhalio oder uParadies*^ entsprechenden Bemalung versehen worden. 
Im Gewölbe erblicken wir das Firmament^ durch den Thierkreis rar Dar- 
stellung gebracht; die Wflnde seigen im unteren Theile eine Teppioh- 
nialerei, welche in ihrem Muster, in dem sich ein Ornament mit dem 
Alpha und Omega und der dreifachen Krone darüber wiederholt, auf 
Gott als den Anfang und das Ende alles Heiles hinweist. Weiter 
oben finden wir im Bilderfriese gyaa iu grau auf zothem Grunde die Er- 
schafihng der erstod MenschMif den Sflndenfall nnd die Vertreibung aus 
dem Paradies (Fig. 82 — 85), die Jungfrau Maria mit dem Einli jm, die 
klugen nnd die thörichten Jungfrauen (Fig. 86 u. H7) und aui' der Rück- 
seite der Orgeibülme in bunten Farben die Einzoitiguren der vier grossen 
Propheten. Im westlwhen Thurmfenster erblichen wir die heilige Drei- 
faltigkeit^ im Südfenater die Schöpfung, daa Sechatagewerk, während das 
nördliclie Fensfer mit Teppichmustem geschmückt ist; die drei Fenster 
aind in der lüesigen Ulaamalerei-Anstalt des Architekten Linnemann 



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— « lOB t— 

hergestellt. In diesem Baume ist auch das Missionskreuz, welches beim 
Brande «terk gelitten liattei aufgestellt worden. 

Die Schetdkapelle weist als beunderen Sdimuck an den nach dem 
Hallenbauu hin gelegenen Pfeilern die herrlichen Daxatellangen der sieben 
Werke der Burmherzigkeit auf (Fig. 88 — 94). 

Zu erwähnen ist noch das schöne Fenster in der Marienkapelle; es 
worde dvanUx den eugiischen Gtlasmakr Dizon bergeetellt nnd einem alten 
Kölner Fenster nachgebildet. Die Kapelle selbst war bereits früher, bei 
CJelfgetihfiit des Jubilaenms des nun verstorbenen Stadtpfarrers, gfisllichen 
Itathe» Münzen berger, nntnr Leitung des belgischen Malers Bothniie in der 
der Schule des Genannten eigenen Weise lienialt worden. Leider steht 
diese Bemalnng jetit nicht mehr im Einkluug mit dem TJebrigen, nnd es 
wäre zu wünschen^ daas eine bessere Uebereinstimmung herbeigeführt 
würde. Die Christi-Grab-Kapelle, früher Magdalenenkapelle, zeigt eine 
iJoniahmg, welche auf beide Bestimmungen Bezug hat. Das mit der 
Dornenhecke durchtiochtene Muster und im Teppiche die Engel mit den 
Liohtern erinnern an das heilige Grab; das Bild der Magdalena, welche 
den inzwischen nnferstandenen Httland sucht, ist von Steinle selbst aus< 
geführt worden. Es sei ferner noch auf die drei schönen Fenster in der 
Südwand der Scheidkapelle hingewiesen ; sie sind das Werk des Glas- 
. maiers J. Machhausen in Coblenz und Nachbildungen älterer Muster ; von 
demselben ist »noh das Fenster in d«r Westoe&te der E^pelle nach einem 
Entwürfe Steinles »nsgefiihrt. 

Was die bei der Ausmalung angewandte Technik betrifil, so sind die 
Gewölbe und die oberen Wandtheile in Kalkwachsfarbe, die Wandbilder 
und Teppiche zum Theile in Oeltempera gemalt; bei den zuletzt ange- 
fertigten Bildern (im Langhause nnd Thurm) wurden durch den Haler 
Qrftti mit gutem Brfolge Keirasche ICinevalfiu'ben rar Anwendung ge- 
bracht. Mit der Ausführung der figürlichen Darstellungen waren ansser 
Grätz die Maler Johann Kahn (Qnerschiffsnordwand, Triumphbogön nebst 
zugehörigen Chören und dem eugiischon Grusse, Einzug der Seligen in 
das himmKsehe Jerusalem), Högon (Fig. 62, 63 und 66), Becker (Fig. 64, 
der Zug des Kaisers nach dem Börner und der Ghristophorus im Quer- 
schiffe) und Gillery (Querschiffssüdwand und Fig. 73) beschäftigt ; sämmt- 
lirhe Oenannten sind Schüler Steinles. Die dekorative nnd die Architektur- 
maiorui ist im Chore und Qucrschilie von dem mehrgeuaunten Maler Karl 
J. Grfttat, im Langhause und der Thurmhalle von dem Maler Ballin «ns- 
gefnhrt worden. 

Auch ftlr den Fnssboden ist bereits ein Entwurf Linnemanns vor- rm^bUau 
banden; derselbe soll in Stein gntplättchen nnd ftteingut-Stiftenmosaik 
hergestollt werden. £a kommen hier zur Darstellung: das Labyrinth [im 
Thurme), das Sdhiff der Eirohe (im Langhsuse), der Ifenseh, dessen Blick 
ftu dem Irdischen haftet, und der Mensch, der sein Auge mm Himmel 
richtet, die irdische Gliederung der Menschheit (Nährstand, Wehrstaad, 



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— • 106 «-^ 

Lelmtanid), dw Wedvel des Glüokes (im Querschiffe), der Beiohsndler, 
nmgebea von den steben fraMn Efintten (unter der Yienuig), die Opfer- 
thiere des alten Bandes, Opfertypan, d«r Thrcm des Lammes nnd der 

Strom der Seligkeit (im Chore). 
Kigiiriiiiier DuTcli figürlichen Schmuck ist besonders die Eingangsthüre zum 
sehnmek. ,|5^]io||Q|| Quenohi^ ausgezeiohuet. (Fig. Uo.) Daselbst befindet sieh eine 
Dimtellttng des jüngsten 0«riohte8 mit Christus nnd den EwÖlf Aposteln. 
Letztere werden durch Consolen gestützt, welche von musizirenden Engeln 
begleitet sind, und bilden, der Linie des Spitzbogens folgernd, die so- 
genannte Himmelsleiter. Von den Figuren ist die aut dem Mittelptosteu 
stehende Maria mit dem Kinde alt, die übrigen worden durch die hiesigen 
Büdhanw von Noidheim, Petiy und Schierhola als eine Stiftung der 
Künstler -Dom bau -Lotterie zur Ausführung gebracht und zu Ende des 
Jahres 1884 aufgestellt, nachdem die Wiedcrlierstellung der Bildwerke 
und der Architektur durch den Bildhauer Schöneseitför in Marburg auf 
Kosten des Dombau^Vereines und der Stadt bewerkstelligt war. Das VoxUi 
war übrigans, wie die bei der Bestauratioa aufgefondenen Sparen ergeben 
haben, frübsop leiob bemalt nnd vergoldet, wie es im Mittelalter vielfach 
Qebrauch gewesen. Dies stimmt auch mit der Nachricht aus den c. f. 1»!(XS 
ttberein: „Item 20 ü. 14 sch. dem mahler undt bilthauwer für färb undt 
arbeith von den grossen unser lieben firanwen undt S. Bartholomes bildern, 
so über den aweien kirchthum stehen ausserhalb, wider xa ergenaen undt 
auBszupessem. " 

Die südliche Eingangsthüre ist ebenfalls mit Statuen, nnd zwar aus 
älterer Zeit, geschtaückt, die jedoch ebenso wie die Baldachiue bei der 
Wiederherstellung in den siebziger Jahren unseres Jahrbunderü> giossen- 
theils in dw Bauhttte erneuert werden mnssten; der Werth des sehr 
schönen Nordportals wird von dieser Thüre bei Weitem nicht erreicht. 
Wir finden liier Maria mit dem Kinde, Joseph, Petrus, Karl den 
Grossen, den heiligen Bartholumaous und die Kreuzigung dargestellt. 

Bei der Wiederherstelluug des Thnrmea wurdan femer die sor Auf- 
nahme von Figuren bestimmten Tabernakel, welche Jahrhunderte lang 
ihres Schmuckes entbehrten, mit Statuen TOFsehen. Zwei alte Statuen 
befinden sich im Inneren des Chores, welehe gleichzeitig mit dem Bau- 
werke ciit.qtanden sind: auf der rechten 8eite Karl der Grosse, links 
der heilige Barthdomaeui. 
Aittre. Die Kirche besass im Ifittelalter eine stattliche Zahl von AltSren. 

Es wird berichtet, dass 96 Altäre vorhanden gewesen, welche bei den 
baulichen Ariidenmgen vielfach ihren Platz wechseln mus-^ften. Einige 
derselben smd heute noch erhalten, unter denen der Maria- fcSchlaf- Altar 
(Fig. 9G) in der Marienkapelle der bedeutendste iat^ Das Bildwerk wurde 
zugleich mit dem oben erwühnten Oelberge (unter dem mittleren ChoT' 
fenster auf dem Kirchhofe) 1480 von Ulrich von Werstat und dessen 
Ehefrau gestiftet und von einem unbekannten sehr begabten Meister in 



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Terracottu zur Austührung gebracht. Der Preis betrug iür die beiiieu 
800 Gulden.*) Wir erblioken unter einem Baldachin 
die sterbende Mutter Gottes von den Apoiiteln umgeben. Sowohl der 
arcbiüktoiiLsclie, als auch der figürliclie Theil sind von bedoutendem 
Werthe, so daas das Werk, welches bei den Wioderhersteliungsarbeiton 
in den fünfziger Jahren durch den Bildhauer Winterstein ergänzt und 
1881 unter Betlninee Leitung mit der Kapelle neu gemalt wurde, auf den 
Besohauer einen ganz besonderen Eindruck macht. Bas Figürliche gehört 
zu dem Schönsten, das wir an inittelaltcrlichen Skuli)turen in der üin- 
gcgeud besitzen. In der Cliristi-GTab-KappIlc beliudet sich ein Altar 
(Fig. 97), aus Sandstein gearbeitet, welcher früher in der ehemaligen 
St. MichaeUkapelle, später an der südliehen Wand des Querscliiffes ab 
heiliges Grab stand. £s wurde 1865 dorch Rügemer in sehr geschickter 
Weise '/um Altar umgearbeitet und an Stelle des abgebrochenen Altars 
der Maria Magdalena hier aiifgestellt. Die übrigen Altäre, welche aus 
früherer Zeit noch erhalten sind, haben geringere Bedeutung; dagegen 
wurden im Jahre 1880 auf Veranlassung des unemödlichen Stadtpfimma 
Mflnsenberger, welcher sich mit seinem grossen Werke über mittelaltw- 
liche Altäre ein bleibendos Denkmal gesetzt hat, verschiedcnp puto ältere 
Altarworke durch die katliolische Gemeinde im Querscliiffo zur Aufstellung 
gebracht: der Muttergottesaltar (Fig. 97) ist ein werthvolles Werk aus 
dem Ende des XY*"" Ji^bunderts, mit schonen Figuren und einem reichen 
Baldachinwerk im Style des in derN&he stehenden Sakramentsh&usohens; 
die Aussonseiten der Flügel sliul bemalt. Ein zweites schönes Altarwerk 
aus derselben Zeit zeigt eine Darstellung der Theilung der zwölf Apostel. 

Der Hochaltar, welcher am 13. April 1349 durch den Bischof Hein- 
rich YOn Appoldia im erneuerten Chore zu Ehren des heiligen Bartholo- 
maeuB eingeweiht worden war,') stand bis eum Jahre 1663. Wenn die 
Notiz bei Lersner, dass dieser Altar über 400 Jahre gestanden habe, 
richtig ist, so müssto er schon in der älteren Bartholomaenskirche — viel- 
leicht schon in der alten Salvatorkirche — gestanden haben und bei der 
&baunng des jetzigen Chores (1815 — 188^ in diesen herftbergeoommen 
worden sein. Diese Frage ist schwer zu entscheiden, da die Abbildungen, 
welche wir in den verschiedenen KrÖnnngs-Diarien beeitaen, Schlflsae 

>j „Ditaer Ulrich von Wsrslat hat lassen machen unser fraowen hiemcU'art af 
iem altare in dnn Salveeboregtn io der pbar sn ssat Bartolommis und faie nswn uff 
dem kirchofle onsem herreogoi am Oleiberge, die kosten beide sosamen uf VIII« guldi^n 
sa den sldeo . and erweist ime und sinor hussfrauwea begraben su liegen glich t'ur 
dem altere in deuMdliea SalTeeborgin, als de aueli beide dario begraben Ilgen.** 
Bernhard Rorbaebs Stirpe Borbach in Qaellen I, 170. 

•) Diese Nnrhricht fand man bei Gelegenheit <lt?r Erh<ilntnp <lcs Chores im 
Jahre 1712 aut einem im Fundamente dos Uochaltars eingemauerten l'ergameutzettvl, 
•o welchem ein IVn^ichee ^egel vom Waebs befratigt war; in einem grttnen Olese 
befanden weh einige Reliquien. 



108 

kaum zulabäea. Der AJtar wurde im Jakre 1382 mit Gümaiüeu aui liüi^- 
tafUn Tendien, welch« d«r M«iBtor Joluim von BamlMrg fSr den Preis 
von 806 Gulden gemalt hatte.') üeber den Verbleib dieses Altars ist niöhis 

bekannt; er wurde IfiHS rlurcli ein neues Werk in Renaissancefoimcn 
ersetzt, welches der (iraf Hu^^o Kberhart Cuntz von Scharffetistein, Bischof 
zu Woriiiä und Prubst zu Frankfurt, gestiftet hat und welche» zu Ehren 
der beiligen Jungfrau Itforia geweiht wurde. Der letztere Altar war ans 
Holl, er wurde mit dem Gemälde der Himmelfahrt Mariae, einer Copie 
nach Rubens, an dessen Stelle im Jahre 1846 ein neues Bild mit dprsf>!bcn 
Darstellung von Philipp Veit trat, geschmückt; auf den Seiten befanden 
sich zwei Standbilder. Nachdem die Domkirche im Inneren und Aousäeren 
stylgereoht wiederhergestellt worden war, ergab ach die Kothwendigkeit 
der Entfernung des Eenaiasancewerkes von dieser wichtigen Stelle von 
selbst. Es wurde durch einen von Mfinzenberger auf Kosten der Gemeinde 
aiigekautten gotliisclicu Flügclaltar im Cliarakter des XV"" Jahrhunderts 
ersetzt. lu der Milte ist das Leiden Christi, auf den inneren Flügeln sind 
die xwdif Apostel plastisch dargestellt; anf den inaseren Flögeln finden 
wir sweiOemälde: die Kreuzabnahme und die Auferstehung. Die Predella 
wurde unter Benutzung alter Figuren und Flügel naeh dem Entwürfe 
des jetzigeu er/,bis( hüfiichen Bauinspektors, Diöcesa&baumeisters Meckel in 
Frankiuit, ausgeführt. 

Tsbernaiiei. Dss Sakrameutsbäusohen im Chore (Fig. 98) mit dem Ingelnheimer 
Wappen ist aus Sandstein gefertigt und bemalt. Das schöne Werk (von 
Madem Qertener?}, von der Figur eines Ministranten getragen, welcher 

beim Abbruch einer Treppe, die früher den unteren Theil des Sakra- 
mentshauschens verdeckte, in der alten Bomaloug zum Vorschein kam, 
ist 1886 durch Qr&ta neu bemalt worden. Die Beüeffigaren Abraham 
und Melohisedeoh sind alt, die oberen freistehenden Statuen dagegen von 
dem Bildhauer Winterstein \H'r, hinzugefügt worden. Ein zweites 
Sakramentshaus (Fig. 97) steht im Querschiffe, ist aus Terracotta her- 
gestellt und als eine tüchtige Arbeit des XV^" Jahrhouderts zu be- 
zeichnen. Die unteren Figuren sind das Werk des Bildhaners Winter- 
stein, das Uebrige ist alt. In der Nfthe desselben steht ein sohön ge- 
arbeiteter Baldachin (Fig. 97) im reichsten gothischen Style aus derselben 
Zeit, ebenfalls aus gebrannter Erde gearbeitet. Die fünf Seiten des 
Unterbaues sind mit den Bildern des heiligen Bartholomaeus und einiger 
Kirchenväter geschmückt. Die unter dem Baldachine aufgestellte Statue 
der heiligen Jungfirau lüoia, ,der Unbe&okten*, ist ein modernes Werk 
des Bildhauers Benner an Speyer. 



'i Vurg!. DotuuT von Riclitor, Moisttr Johann. Jlnlt-r von Bamberg, und der 
älteste Hochaltar des Frankfurter Domes, im Archiv, III. Folge, Bd. Ii. 313 ff. und 
Utk No. 9. Fetaer ht/UuavM in Qnelten I, 96: ^Anno 1889 sbsolnta est tabula •Itatis 
eaaeti Bavürnlomaei In dwHrc nostro pro 806 fl.** 



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109 • 



Auf dem Domkirnhhole, zwi^uheu Chor und nordlichom Qucrschitie, ihnkmüitr. 
steht der Kalvarienberg (Fig. 99): Chiiataa tm Kreuze mit den beiden 
Schachern, Maria, Magdalena, Jobaiuiee und Longinus mit dem Speer. 

Das Denkmal, pin Meisterwerk in seiner Art, wurde laut Inschrift von dem 
Frankfurter Patrizier Jacob Heller und seiner Ehefrau Katharina von 
Molheim im Jahro 1009 gestiftet.') 

Die sieben Figuren sind überlebensgross. Früher befanden sich — an 
den oberen Efoenstaiigea befeefeigt^nooh swei EigOrclken: «m Engel mit 
der Seele des SteriN nden über dem Schächer zur Beohte p und ein Teufel 
mit der Seele des bereits Verstorbenen über dem Kreuze ?:nr Linken 
Christi. Das Ganze war bemalt und vergoldet, die Säume der Gewänder 
tragen Inschriften (Bibelstellen) in erhabenen Buchstaben, welche im 
Vereine mit den Iheehnflen am ünterban die Bedentimg de« Denkmab 
völlig klarlegen. „Durch die bedeutungsvolle "Wechselbeziehung dieser 
bildisclien Anssprücho imd der plastisdien Darstellnng gestaltet sich das 
ganze Werk gleichsam zu dem monumentalen Ausdrucke der glaubensvollen 
Hoffnung und der vertrauenden Liebe des frommen Stifters, welcher, in 
sinniger AnspieltUBg «nf seinen eigenen Namen, die Scblnasstelle dasn 
verwortliet, um seine Stifbnng anm Seelenheile Todter und Lebender als 
ein Mal der Erinnerung und eine Stätte der Andacht für Mit- und Nach- 
welt zu bezeichnen." Vor dem Denkmal wurde auf Anordnung der 
Stifter Freitags Andaoht gehaltMi, sodass das Ersos, wetcliee mit Beli- 
qnien Tersehea und vom Ifouiser WeükbiacÜMif Dr. l^omaa Bneoher 
geweiht munla, in seiner Einneihtnng nnd Bedeotong einem Altare 
ähnlich war. 

Der Unterbau ist aus rntliem Sandstein gefertigt, die Kreuze bestehen 
in ihrem unteren Theile auh gelbliohgranem Sandsteine und sind oben mit 
dem Figuren aus einem Stflek — feiner, grangelblioher TnfiHein — ge- 
arbeitet. Die filnigen Figuren sind aus gleiobem Tuffstein und selbst in 
den Einzelheiten mit gr<i*'!*f»r <Tenauigkeit gemeisselt. 

Das Werk wurde l(>t>l zugleich mit dem Lettner ausgebessert, 
worüber die" c. f. diesee Jahres berichten : „Item 153 fl. 13 sch. zu reno- 
vinrng dess grossen alten banwfelligen lettners in der kiroben, aueb der 
ateinin crenz auif dem kirchhoffi 80 fast sohadthafll undi unachtsam ge- 
wesen, sampt dem tAoUein . . . gemaoiht undt beaalt den 1. Octob. anno 

um". 

1685 erfolgte die Ergänzung einzelner schadhaft gewordener Theile 
auf Kosten de« Görnitz der Efinstler-Dombau-Lotteiie und iwar durch den 
kiesigen Bildhauer Earl Bumpf. Bin Entwarf au dner neuen Bedachung, 



') Vergl. Schnrg in Quellen TT, ifiO und Joannes Latomus in Qnellon T, 110, sowie 
O. Comüla trefi'licho Schrili aber Jacob Udler und Albracht DQrer im Neujahr«* 
bUtt des Yerdss fttr OeBühiefate und Altertlroinskiind« au Frankfort a. K. für da» 
Jahr 1871. 



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— « 110 w— 

welche sehr nothwendig ist, ist im Anschlüsse an das Vorbild derjenigen 
der gleichen Gruppe vor der evangeliadieii Stadtkircbe an Wimpfen am 
Berge durah Meckel bereits im Anftnige des Domban-Y ereins sasgearbrntei 
worden und wartet anf die Ansfilbmng. 

Was die Denkmäler im Inneren der Kirche betrifft, so ist zunächst 
zu erwähnen, dass die Zahl derselben, alten Nachrichton znfolq^e, eine 
sehr grosse war. Bei den vielen Veräudernngen ging im Lante der Zeit 
Manches verioien, welches wttrdig gewesen wire, derNaohwdt erhatte&sa 
bleiben. ESnige Grabdenkmäler sind übrig geblieben, unier denen dasjenige 
des Königs Günther von Srhwarzburg (Fig. K>f1i hervorzuheben ist. Günther, 
der Gegenkonit; Karls IV., starb 1349 und wurde im Dome bep;rabpn. 
Das Grabmal kam erst 3 Jahre spater in der Mitte des Chores vor dem Hoch- 
altare, vemutblich durah den Meister WaamudOf zur Aufstellung^) und 
blieb hier bis znm Jahre 1743 stellen. In dieser Zeit wurde es abge- 
brochen niid im Chore, recht.«; nchen dem Eingang? zur Wablkapt lle als 
Grabstein in die Wand gemauert, wo es sich heure noch befindet. Die 
Insohriit ist verschieden wiedergogcben und verschieden erklärt worden. 
Professor O. F. Grotefend las (1821): 

falsdi , undrowe . schände . ciymt . 
des . stede . drowe . sdiaden . nymt . 

undrowe . nam . gowinnes . liurt . 
imdruwo . falsch . mit . git'tcs . wort . 

Die farbige Erneuerung fand durch den Maler Mössinger statt. Im 
Qaerschiffe befinden sicih die Grabsteine des Stadtschultheiasen Rudolf 
von Sachsenhansen des Aelteren (Fig. 61), ein Denkmal, welches den 
Ritter (f 1371) mit seinem Wampenschilde in Lebensgrü.ssc darstellt, 
des Johann von Holzhausen und seiner Gattin Gudela Goldstein aus dem 
XI V ^" Jahrhundert mit beiden lebensgrosseu Figuren, sowie der Wappenstein 
Ludwigs und Herts von Holahausen, eben&Us aus dem XIV**" Jahrhundert. 
Die beiden letztgenannten Denkmäler (Fig. 65) hatten fraher in derMiohaeb' 
kapelle ihren Plata und sine] erst in unserem .lahrhundcrt an ihre jetzige 
Stelle gesetzt worden. Attsscr dem Denkmal des Andreas Ilirdo. einem 
interessanten BUdwerke von Sandstein aus dem XVI'<"> Jahrhundert, welches 
die Verspottung Christi dantollfc» ttnd noch die Gedenksteine des Heinricli 
vom Rhein (Fig. 64), des Bartholomaeus Haller von Hallerstein und des 
Bischofs Johann Karl von Blankenstein zu erwähnen. 

0fii«i. Die erste Orgel im Dome wurde am 1. November 13^ fertiggestellt.') 

') „Postea amio 1362^ 11 oalendas decembri«, mausoleam Biyt sarcophagns cum 
hao inscriptione (jam fere tota oblitenta) in mfidio abon tma insigniis regia et 
clectorum est constitutum, non directo snpar sepolahram, sed prope illiid<*; LaUmios 
in i^ellen 1, 92, nebst Anmerkong 1. 

*) ffiiA suMtonim oTgjUiM ecelssiae saueti Bartholomaei daobus aanis 

falwicat« oomplebantar;" Anonymus in Qttalleo I« 140. 



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Dann wird über ein solches Werk in den Jahren 1499*) und 1724 berichtet. 
EiM Zeit lang hatte «ie ilurea PlfttB an der weetlidien Wand de» nOcd- 
liehen Qaeraofadfisflageb nichet dem L&ngueliiffe (▼«rgl. Fig. 15); die 

Console, auf welcher das Gehäuse ansetzte, ist heute noch erhalten (Fig. 61 
und 6B). Das "Work bpfaiid sieh in einem Raumo fibpr dem Kreuzgange. 
Später wurde sie auf der Orgelbühne im Langhause untergebracht. Beim 
Düai1»ande des Jftline 1867 vnrde die vorhaadene Orgel serstört, eo dMS 
sieh die Nothwendigkeit eines neuen Werkes schon bei der Wiedereröitf- 
nnng des Gotteshauses im Jahre 1878 ergab. Man musste sich jedoch 
vor der Hand mit einem provisoriscben Instmmcnte bcf^nügen, welches 
im Oktober 1H7Ö durch die Firma Walker & Comp, in Ludwigsburg zur 
Aofttellung kam. Mao lolnrankte lange bei der Wabl des Plateee Är die end- 
gtfltageOrgel^ es worden versohiedene Entwürfe angefertigt ; nach dem einen 
sollte das Orgelwerk getrennt auf den beiden Scitfiis(]i!fr>^fmporen, nach 
einem anderen die ganze Orgel in der Mitte aufgestellt werden ; endlich 
entschloss man sich, dieselbe an die westliche Wand des nördlichen Seiten^ 
•chiffes SQ stellen. Im Frühjahre 1891 war dae Werk vdlendet und wurde 
der Gemeinde zum Gebrauche übergeben. Ee ist von Walker & Comp, 
in Ludwlf^slung in einem der Firma eigenen röhrpnpnnnmat ist ht ii Rystome 
erbaut und enthält 4<WW> Pfeifen und <;0 Rppster, %< li lic auf .'5 Klaviere 
und 1 Pedal verthoiit sind. Ausserdem »inil 7 Kop])eljmgen und ö Col- 
lektivtritte mit feststehenden Registereombinationen, auf 3 tfannale und 
Pedal einwirkend, vorhundcu. 6 Ausschaltungen haben den Zweck, die 
Collektivtrittf nnr auf ilasjonige Klavier oder Pedal einwirken zu lassen, 
hoi wflchem man n;» ra(le eine Veränderung <]pt Klnni^stärke wnn«5nht; 
oino wichtige Kt^uerun^, welche hier zum ersteniuale zur Auslührung ge- 
kommen ist. Das in spätgothtschen Formen gehaltene Gehäuse ist nach 
Linnemanns Entwurf von dem Bildhauer J. Botermundt in Nürnberg go- 
arhcitct ninl bemalt worden ; es enthält das erste und zweite Manuul m bst 
Pedal. Das dritto Jfannal, das Schwellwerk nebsf rrebläse und der Spiel- 
tisch haben aut der Empore des Mittelschiffes Platz gefunden. Für die 
Dispoeitton, sowie fttr die Einriohtnng des Spieltisohes waren die Angaben 
des hiesigen Domorganisten^ Herrn Karl Hartmann, naaasgebend. 



Der herrliche Dom ist heuto im Grossen und Ganzen vollendet. Es 
fehlen noch Einzelheiten, so insbesondere die Fertigstellung des Fuss- 
bodeos nnd die Besohaflhng der farbigen Fenster im Querschxffe; das 
Letsttfe ist dringend zu wünschen, da das einfallende weisse Licht die 
harmonische Gesammtwirknng der reich bemalten Wand- und Gewölbe- 



«Auno l'ldO decima octava junii ist zum erstennuüe ul' d«r groas«n urgoln tu 
der phar dareh den jungen Johaone« Hessen des Tonpreeben Haas Hessen snn «(d 
ssIts gespUt worden nnd gesungen;* Job Borbsebs Tsgebuoh in Qaollsn I, 9QB. 



112 

äächcn beeinträchtigt. Die Umgebung des Domes soll mit Bezug auf 
dM hAnronagende Bauwerk umgestalteb werden ; die einleitenden Arbeiten 
sind bereite iMt Jahren im Gange. Änoh die Wahlkapelle wird wieder 

in einen, ihrer ehemaligen Bedeutung entsprechenden Zustand versetzt 
werden. Um dieses zu ermöglichen, ist noch der Bau eines Requisitftn- 
hauses erforderlich, damit die Wahlkapelle ihrer dermaligen Verwendung 
all Hilfiflakristei enteogen werden kann. Ein Entwurf ist durch Meckel 
im Auftrage des Dombau-Vereine aufgestellt worden, welcher der Aue- 
fühmng zu Grunde gelegt werden soll. Das Gebäude ist als Anbau an 
die westliche Mauer des Querschilfas südlich der Scheidkapelle in den 
Maassen und Formen mit derselben übereinstimmend projektirt worden. 

Geben wir uns der Hoflhung hin, daes die Auieolmifickung der Wahl* 
kapeile, als des geschichtlich denkwürdigsten Theiles des alten Eeieer- 
domes, in einer ihrer früheren Bestimmung würdigen Weise zur Atis- 
fühmng kommt, und dass dann zum Schlüsse das Werk der Vollendung 
durch die Freilegung der Domkirche und des Pfarrthurmes gekrönt wird! 



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IX. 



URKUNDEN. 

No. 1. 

Papst Gregor IX. fordort allo Gläubigen d<M- ]\[HiiiZ''r Diiicese auf, 
dem Kapitel der Franklurter Kirche Almosen zur Wiederherstellung dieser 
Kirche und ihrer Thtone beizuBteuern, nnd verleiht den. Beiateuwnden 
«inen Ahlass von 20 Tagen. 1288 Sept. 16. 

StAdUrebiv I, Barth. Stit^ TTrk. Nr. 3606 de ISaa Orig. — Oedracki: Bahmw. Cod. 
dipl. If oenofr. tiö. 

Qregorins epitoopas, »ervii* Mrvonim d«L anivenJa Cbriati fid«UbiM, ptr ICagim» 

tlnatn provinciam roni^titntis. i«n!Mtem et npostoUcam bencdictionem. rjnrtniain, nt ait 
apoatoloa, omnes stabimus ante tribunal Christi, recepturi prout iu corpore geasimus, 
•iv« bonom fa«rii aive malam, oportet oos diem meaaionis extreme mlHerieordi« operibaa 
prevenire ac eternoram intuitu seminare in terris, quod reddente domino cum multi- 
plicato fructu recolligere debeamus in celin, iinnnm spem ildaciamqae tenenteo. (juoniani 
qoi piwee Mniflat, parco atmetet, et qoi seniinat in benedictionibus, de benedictiouibaa 
et inptct vitam eternani. rnm i^itiir sicut Jili'i ti filii Tiaymaldus de PuznIHa. sul)Jiacnniis 
notiter, prepositus et capitulum ecciesie Francketordenait« nobi« exponere curarerutit, 
ndam «eoleaia et turres ipeitia, in qoibos eampaoa paodebaat, niuiia eint vetaetat« 
consümptp, ita i|iioi], äe tnrriJnis fpsia campaniit ainotis, de casu vehementrr fimfattir 
earnm, et ca-s uicuperint reparare, nec ad tanti (-on»umationem operis »ibi proprio 
snppctant facultatci«, univeraitatem ▼estnun monendam dnsimas atteatins et liortaadam, 
in remisaionpm vohis ]ifrramirmm iniungendo, quatiniüi rnm nnntii predictorurn ]ir»>positi 
et capituU 2>ropter lioo ad voa accesserint beleinosinnin petituri, de bonis a deo vobiH 
coUatia piaa alamouaaa et grata eia anbaidia earitatia erogetia, ot per subventionem 
vestram ojiti«! tarn piiim va!«?ant fe!irit«r ronsumare, et vo?« j cr fior vi alln Im, na, ([tio 
domino inapirnnte tcceritia, ad eterne possiti» felicitati« gaudia pervenire. iiuä euiia Jit 
omnipoteotie dei miaerieordia et beatomm Petri et Pauli, apoatolorom ciua, ac cn 
quam nobia conceaalt anrtriritat*^ r-nnfi«!, funnibu«, qui ci«* nianntn porroxeriiit ciiritritsaj 
viginti dioä de iuiuncta aibi penitcntta niisoricorditor relaxamua. datum Anagnic, 
XVI kal. oetobria. pootificataa noatri anao doodaeimo. 



H 



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114 



Xo. ± 

Bischof Lmlolf vnn Hatzeburg erklärt, rlass er l'i3!> Anc^. 'if f!i»' 
Frankfurter Kirche zu Elireu des Heilaudes Jesu Cliristi und den iiedigeii 
Bartholomiteas eingeweiht habe, setzt die jahrliche Einweihungsfeier auf 
den Sonntag vor Uariae Himmelfahrt fest um! vcrl<'iht denen, die an der 
Feier theiluehmen und Almosen zum Kirchenbau spenden, 40 Tage Ablass. 

Stadtarokiv I, Barth. Stift s-Urk. No. 8&GS de 1239. Orig, — Qcdrockt: BSbimr, Cod. 
dtpl. Moenotr. 0«. 

Liiulolfu^ dei gracia I{R^7el)iirfrf^n''is episcopu». universU prrscns '^rrij.tmn visnri"* 
not um esse voiumns, quodnos anno domioi M.CCXXXIX^ IX ka). «^itcinbris ecclesiam 
Fraak6nford«naem dedicavimn» in hoRorem •mlvatoris domini nostri Jeaa Chri«ti et 
sancti Bartholomei. cuio?^ dudicntinnfin trnn?ipo«itjimu8 singulis annis dominica die ante 
assumptionem beate Marie virgitit«« «.i'iBbrHii.Uui. omnibus eoim ibidem venientibus et 
ad edtfi«atioa«itt ocelMte elemoeinuni oterentibus per trieedmom et de mense ad menMm 
et (^p nnnivernario in aDniversarium XL dierum indulgentiam dp ininncta f>ibi penitetitia 
largientes. in cuius rei evidentiam pre^eutem paginam aigilli nostri niuuimine iVci- 
mna rolwfari. 

Ho. i». 

Meister Johann Schilder von Bamberg, Bürger zit Oppeiihf im, erklärt, 
das» ihm das St. Bartholomaeus-Stift die geliefertea Tafeln mit 808 Gutden 

bezaldt hat. Kl^i Jnni H 

Stadtarchiv I, Barth.-Stit'ta-Bücher I, No. 22l>, Fol. Abschr. — Gedruckt: Böhmer, 
Cod. dip). Homefr 768; Bonner- v. Richter, Meister Johann, Maler von BBrabeciKi 

nnd äcv tilte'^te llr.rVialfRr (lt!s FrHrikfiirttT D.irnes. im Arobtv fllr Frankfarta 
Geschichte and Kunst, Dritte Folge, Bd. II, S. 314. 

Teil inei'^tev .Idliaii Schilder voti Itabinlierg, burger zu Opjjinheim, irkoniii'ii ufTin- 
Ucb mit diesflm brieff, das die ersamen herren des stiften xu Ste Bartholome zu Franckfurt 
mir frnntOehin und wol beesalt hanc die daMn, die efe vor syden amb mich gekasffl 
liaiit, mit naiiiea lur acht hundirt gülden, nnd gatitu mir zu licpui^ze acht gülden vor eyn 
par cleider. der vorgeiiant acht hundirt gnlden nnd acht gülden sagen ich meister Johan 
vorgenant die (>f|eoaaten herren sn Ste Bartholome mit diesem brief qaid, ledif nnd 

loys, nnil Lancken guihir Vifrzfiluiigo. und iüsal noch inwil iili odir Tiiync i-rltcn, 
noch uyinand von unsern wegio die egenanten herren zu Ste Bartholome noch ir« 
vieariea oa odir so debeyntn vyAm eohadigea, bindern noch fnrderunge ra yn haben 
in kevnewiji, suudcr ich und ili<> luynen sollen und wollen .siti eren und furderii üt!c 
zijt ane alle boso lunde- des zu Urkunde han ich meister Johan Schilder vorgenant 
niyn eygin ingesigel fflr miob nnd myn erlMn gedrueket xn mcke uff dieeen brieff. 
Jarzii hau icli m'bcdin dpn strengen ritter heru Johau Kemmercr. den man nennet von 
Talburg, das er sin ingesigel zu geczugnisze dieser vorgeschriben beczalungo for mich 
bie das mjne bat gedrodtet cn rueke off diemn brieff. and idi Johan Kemmerer 
riiter vorgenant irkcnncn. das ich umb vlissige ticdde willen meiHter Johans Schilders 
de« vorgenanteu myn ingesigel für yn au geczuguisze dieser vorgeschriben beczaluiige bij 
das sine han gedraebet m rncke nff dieaea brieff. datnm anno domini U'.CCC*. LXXXII*. 
dominica proxima poet (estom corporis Christi. 



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115 



No. 4 



Eid der Baumeititer zur Pfarre, nebst Bemerlnuig, daas Junge FkiQAch 
1399 Okt. 30 diesen Eid geschworen hat. 

StsdtereliiT I, Ge«et3;htiph 1'', pRg. in, — Vgl. auch das Notariata-Instrnmont über die 
V«rpilichtuDg des Junge irosch in Barth.-Stift, städt. Urk. Ng. 3öH de 1399. 

Trh sworcn, daz ich getruwe sy dem bnwe «ler kirchen »«nt Bartfaolomeua zd 
Franckinturd von des buwes wegen und daz ich truchta, reut« uud andere zugefelle 
und sngaliorde des bawes der selben kirchen getruwelich heinschen und forden, ieh 
spUiir oder mit andern luten, und damvdn i t cht umbgee und daz ich kein ewige paldo 
des selben buwes nit virusaern oder %iikbuireu ane wissen und laiibe des oapittels 
der ▼orgenanten kirchea end des rades xu Franckinfurd, nunder daz ich die kete, 
wende und nssgebe in nücz des Imwts di r seihen kirchen und daz ich auch keinen 
grossen buwe buwe oder tiibuwenm oder usswendtg der kirchen aach ane virhengniat», 
willen und leflbe dM vorgenanten eepittele und radea zu Franckinfurd und daz ich sn 
allen') zyten in ydem jare rechenung<> ti\ di«fl n«j>itols und des indes fninden, die von 
beideu siten darby bescheiden werden, und dtu ich iglichcn buwe der vorgenanten 
kirehea eo rechter tyt aad notdoHTt buwc, als mir Oot helÖ'e und die heiigen. 

Item notattir. die'»en vnrgeHclirUji'ii eit liiit Junge Frost Ii von des rades and der 
stede wegeu ubir den buwe zur pharre gosworn utl' donrAtog vor AUerlieilgen dag in 
dam jare. als man schreib Dach Qote gebnrte dusent druhundert afiiiandnanczig jar, 
und ^al der eit aa«b Torter ehe geewom nnd gehAlden werden, ala dicke dee not ein 
Wirdes 



Die Bsnmeister'das Baaes an der B%» BartholomoeQS-EjrolM erklären, 
dsss alle dem Gmcifiz, welches tarn. Bau der Kirdie gestiftet wnrde, ge- 
spendete Gaben für den Baa verwendet werden sollen. 1418 Ang. 4. 

Stadtarchiv r Bnrtli.-Shffs-UrV. No. 2035 de 1418. Orig. - Oodrur1<i: PussHViint, Das 
Geschichtliche deH Ptarrthurm-Baae«, im Archiv für Frankfurts Geschichte 
und Sonst, Heft m, S. 90 (mit Fertlassiuig da« Absehatttee aber die 
BesiegeloDgi). 

Ich Petras Krag von Winbein, eenoniene dee eUffte xn eaat Bertholomene m 

Finnrkenfurd, und ich GerVirecht von Glunlnirg. srlieffen /.u Franckeiifurd. huwcmeister 
der kirchea «u saat ßartholometu vorgenant, tUn kuat allermenlich also : als das bilde 
unaere herren martel nnweliagia durch Oote willen snm bawe der Torgenaat kirchen 
gHgelicn Und das folrk et zwaM gnade darzti liat und vnrttr nie gowytinen mag. da 
von was und anders dar geoppert ist| und auch vorter geoppert mag werden: des 
bekennen wir Petmo nnd Oerbrecht boneiatere ▼orgeneat, das wir fnr nns und unsere 
iiailikuiiiituMic l'iiw meistere der \orgenaiil kinlicn mil vvid \orLodaclif fni lieraden 
raude und mit annderlicher gunato, willen, wiitaea und virbengniss der erbero wisen 
hernn doehana nnd capittala dea stiJftee sn sant Bartholoneae ca Fraaekeafnrd, vnr 
pie, Ire narhkoniiiien. stifft und pliarre derselVu'n kirchen und der burgermeistere und 
rada za Franckenfurd, vur aie, irc nachkommen und stat au Franckenfard, aberkommen 
tin nit naman: wa* ni den vorgenaat bilde oder dariur oder in den stock daby 
geeppert und gefallen wirt, das das in den hnwe der egeaaatea kirehan werden uad 



■> Dartlber von anderer Hand zwea. 



No. 5. 




gof'allcn sal al» ander opp«r, das in den stock und vor unser frauwen bilde in der 
vorganuit kirdh«! mm tmw» gegeben und ^eoppert wiH, dm lierkomnieti ist. 
und dos zu Urkunde und vester stedekpit hau wir, dii'' vorpcnant bmvmpi8t«r, ge- 
beden: mit namen ich Petrus vorgenant die egenauten dechan und capiti«), daz sie irs 
eapittela iageaigel dareh myner bede willen und ich Oerbreeht ▼organMit di« ob- 
gttnanten burgerraeistere nnd rad m PrnnrkenfnTtl, da/, sie der selben strdo inposipol 
dnrch myner beda willen t'ur uns und unsere nachkommea an dissen brieö' gehangen 
han. nnd wir deehan undespittel des vorgenaDten eitffls für nna, unsere nachkomneB, 
BfiftV und pharre egenant, und wir bnrgermeistere und rad zu Franckenturd vorppnant 
für nun, unsere nachkommeQ und stat zu Pranckenfurd irkennen ofiinlich mit disem 
brieffia, dM alle und igtiohttdiMe vorgeschreben atucke und artikele mit Qnaann «nndair- 
Heben pnnst*». witlpn, wissen nnd virlierif^niss ßi">s<"Vn>t>ii sin und die für uns, nn^rrn 
HtifTt und pharre vorgenant und die stat zu Franckenturd nnd alle unsere nachkommen 
atode nod beate balden wollen, und han d«a r.\i Urkunde nnd vaatar atadafcait and aoeh 
durch hern Peter« tind Gerlirt^rht« vorgenant hi>de willen des egenauten cnpittols und 
der stede Franckenfurd ingesigel an dioen brieö' wisaentlich tun hencken. datnm anoo 
donfoi millaaimo qnadringanteaiino tradaeiao faria aasta anta BixÜ papa «t nuntiria. 



No. 6. 

Das St. Bartholoiiiaei»- Stift und der Batli erkl£r«n, dwa sie unter 
gemnntMl Bedingungen übereingekommen sind, den Platz des alten Bath- 

hanses, snwif» ein< s Haines ilahinter mit Acm zugehörigen Tioff zum Biin 
eines neuen Glockenthurmes, eines Krenzganges und anderer der Kirche 
nüthiger Jifoaten zu verwenden. 1414 Mai 31. 

Stadtarebiv I, Bartfa-Stifta-Urlt. No. 20gt da 1414. Orlg. — Gadmokt: Paaaavant 
a. a. O. S. 80i 

* 

Wir deeban and eapittal gameyalicben de« atilTiia sn aant Bartholome an Fmnek*n- 

furd vur iitis. un«crn «tiHl und Tiai-bkommen. \ind wir dif> Imr^frinf ist^ri-, scfii-fFutie 
und rad zu Franckenfurd vur uns, unser nachkommen und die stat zu FrauckenCurd 
erkennen and tun fcnnt offlnlich mit dieaam brielR9<i daa wir bedrachtit han nnd miteln 
besniiiu'ii. ilas die zwotio fj'lockthorne dr-r vor^fnant kirclion fjisti' und f.«'!«' lireBf pribaffrig 
«tu und kuwefellig. und berumb dem almechligen Qode, einer lieben muter Marien und 
aant BartbolonMo nnd andern allen Gota heitgen co lobe and m eren han wir mit 
jijar wol vorbedsxclitcTii beraden roude mitPK n ubcTkonimcn in der iiia.Hso als hernach 
gcscbreben tttoet und anderscheiden ist: mit namen das wir die obgenaaten burger- 
maiater«, eehvffene und rad an Franekenfard Ton der vorganant atede wagen sa atttre 
cyücn nnwen ßlr'rklliorn. rrur7c;^anj4 und anJcrs, n\i dann JaM'lbii zu .'ant Bartbolinnfus 
not ist, das aide raihus und gebnse darhinder mit dem böte darzu gehörende, gelegen 
■naaeheu dem kircbore der egenaat kireben nnd dem geaaaae Rodenatein and binden 
8tos!)en an das gest'psf» zum Fra*sk>>l!er, «^oschaczt und ^cRcbfit ban nff daz neste an 
druwhundert pfunde heller, darumb man uns doch vierdebalbhundert gülden bot m 
geben, deraelben druwbandert pfände heller han wir die egenanten bargermeislere, 
■^i lK-fffn-' und r.id \on der sicibj wegen geben nnd lassen farcn hundert pbundp. •^n 
han wir dechan und capittel obgenant vür hundert pbunde, die wir geben und 
beeialen tolden von daa atilMa wegen, vireziegen nflT alle und igliobe ainaa und gulde, 
die wir halten uff den .Juden hufprn Uüd flecken, mit namen ntl' di»r boft'-.tat zus-'^clicn 
Conrad von Lewenatein und Volmars hole von Ufenbacli dry vnd zwenczig Schilling« 
pheonige, item awene achiilinge phennige und xwey hnnera nlF der leaten holTeUt itnden 
an dar bmcken an dem wiMgerbpr, da man n.wgeet wIF da« Piaaeherfelt, i;em aees 



• 117 



schiiliugü jjheuuigü von Mosüiuan» wouunge gelegen an der ecken an dein cle^'uen 
ge«schin, die halb hatte Jobann von HoloshuMii nnd das radttr t*il Hainen birbrawar, 

item drjr achilliDgo jifennigc ufT der wonnnge Liepinans an der ecken p;ein dem kirchofe, 
daz auch Johann vüq Iiolo/liUi>&Q wart, item zwenc Schillinge phennigo uü der hofistnt an 
dorn Loherhofe, die der Rosenbnaehan wmrfei item zwene Schillinge phennige iilT der 
JiolTstat. da die .luden badestobe Tras. itpirt spss scliiHtiigp iihoiuiigi' iilT der hoHätat 
allernest an dem huse des vorgenanten stifltis, item vier und dristtig phennige und ein 
helbdiagnif dar stede steynenhuse, danan iecont das Uawat inna bat, item aeaa phennige 
von der wontinge, die Gmiiprechtg was, da etzwan irpr strdp srliribf>ry geweat iM. vor 
dieselben zinäe uns die burgormeistere, ücheäeue und lad gebeu solden alle jar awu 
marg geltis, sess heller, eynen helbeling und zwey hüner gulde, die da dann fallende 
Rolden sin von Jeme flecken und Judenhofstat gelegen obendig au de« rgenRiifrn unser» 
stiü'ti:* steynenhuse und dem gesesse an dem Juden schulhofe zutschen dem selben 
ateynhuse, dem achulhofe und der Strassen, als daz dann die brieife eigentlicher uaewisan, 
die dariiber gemacht waren und wir yn darumb iren briuf?', den wir danmib von vn 
hatten, wydergebeu liaii. und virczihuu auch geuczlich uud gar mit diesem brieil'e ulV 
ffieaelben swo marg, sesn heller, einen helbeling und zwey büner geltis und uff alle 
virsessen j^ukie biss niY dissen Initigen dng. so han wir Johann F.cke l anonicus und 
(ierbrecbt von Glauburg schifleii, zu disser zyl bumeist'ere de« cbgenanten stifftis zu 
Bant Bartholomeus, mit willen, wissen und virhengnisse der egenantea deobana und 
capilteln. burgermeistere, schefTene und rades von dos selbeu buwes wegen nurh 
gegeben liundert phtinde heller an gereidcm gelde, der wir die Inirgermtisteie, 
fldieflfone und rad vorgenant den egenant bnwe gaiieslieheo quit, ledig und luis 
sagen mit diesem brieAe. auch bekennen wir burgerntoisterr, »chelFene und rad zu 
Fraackenfurd vorgenant, daz beredt ist, daz wir dem decbau und capittel vorgenant 
gegonaet han und gönnen mit dissem brieffe, daa oie an der vorgenant gulde etat 
ander gulde, als viel «ich goborit, in der stat und termony zu Franckenfurt mögen 
keulleu uiub hundert phunde heller nnd dieselben gulde, als umb die hundert pbunde heller 
gekaufil werden .-^al, mIu in aolicher frihcit und nuMae, als die TOl^nant gulde gowest 
ist. des zu Urkunde hau wir dechan und capittel vorgenant unsers stifTiis ingesigel 
für uns, unser nachkommen und stim, und wir die burgermoistere. seheffeno und rad 
za Franckenfurd vorgenant derselben stede ingesigol vur uns, unser nachkommen und 
die fi&t zn Franokeniurd wissentlichen an disfien brieff tun hencken. datum anno domiai 
millesimo «|uadriugentesimo decimo «luarto feria quinta inCra octavas Fentecostes* 



No. 7. 

Wcii/.t'I, (ii rliu hs von Aschaffeuburg Solui, und Frau erkinren, cJass 
sie vuu den Baumoisteru der St. BarÜiolomaous-Kirche für daa ssum Bau 
genommene Hat» «am FnsskeUer eine Qeldsomme erhalten haben, imd 
versichten auf das Haua. 1416 April 27. 

Stadtuehiv I, Barth-fitift, stUdt. Urk. No. 877 de 1415. Orig. 

Teh Wendxet, Oerlaeha yon Aachaffinburg son, und ieh Hflset ün eliehe hna- 
frauwe, erkennen utHnlich mit diesem brieffe vur uns und unsere erben: also als die 
bumeistcre der kirchen zn aant Bartholome« czu Franckenfurd das haaa und geseaae 
mit Irer zugcborungc gnand inm Ftasakeller, gelegin an dem kirehhofe der vor- 
geaaotSB kirchen, zu dem buwe der sclbin kirchen und kirchhofcs gnommeu hau 
und oemen und virbuwen eina teila and das nberige dem buwe da selbia bebalden, 
des han die bttmeistere der aelUn kltdien eich darnmb gutlioh und firuatlich mit uaa 
Tireioget nad nae dammb ein aonuae gelte gegeben ond wol becaalt, daa uns wol 



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• 118 

gtia in von d«s voi]g«nanten buwea wegin begnüget, hertunb so verczyben wir rar 
uns und nnsere «rbw g«in dem bnwe der vorgMiantan kirahni niid daio bameistern 
von desselben bnwsa und kirchen we^n uff das Torg«aant ham and gesMae mit irer 
zugehorunge Mis dea rechten and turderunge, als wir nnd unner« erben oder imande 
von unsern wegin darza baot odw gclmht iiux-hti n han, lutMÜdl ud gwodich Bit 
die<«em briefie. und ban des xa Urkunde gebediu deo ediln nnsem lieben gaMligtn 
juughern graven Thomas, graven xu Rienecke, daz er ein ingesigel durch aiu«r bade 
willen an diesen brieff hftt tllD hencken, du« wir Thomas grave zu Rienecke vorgenant 
vna erkennen omb der Toigeiianten Weacxeln uod Husen bede willen ftlao beaigelt 
hau. datom nono doiaini nfllesimo quadringentesirao quinto dadno aslibnto ptwt 
ICnrei awiuigeliBta. ^ . 

Ko. a 

Anfzeiohiiiuig Aber dM Orandsteinlegnng des Thnrmes der St. Bar- 

tholomaeus-Kirche. 1415 Juni G. 

Stadtarchiv I, Gesetzbuch 2 Fol. r,ii : eine Abschrift im Gesetzbuch 2» Fol. 17», neben 
welcher sich am KanJe diü auf Seite 14 wiedergegeben© Federzeichnung 
befindet; eine wiiteie Abschrift mit der Uebersclirit't „Anfang des nawem 
thoms zn sant Bartholomeus-* im Gesetzbuch 3 Fol. 30». — Gedruckt: Passa- 
vant a. a. 0. S. 33 aus Gesetzbach 3 und Quellea zur Frankfurter Geschichte I, 
19 au Qeietibaeh 2. 

Den aniTMi tiiom angebabaa. 

Zü wisseu i!az man uff hude donrstag iiacli Bonifarü zü einer stunde nach- 
mitdage uff den sesten tag des mandes, den man nennet Junius, aogehaben hat zü 
mfirao an dem IdrehtorD, dar hynden «i aast Bartbolemeo sfi Firanokenford an die 
kirchen gesast ist. und hau die ])ttnieit ilessfllien sfifftes ire frnnrle nnd auch der rad 
zü Franckenford ire fru&de da gehabet, daz der erste stein daran gelacht wart, und 
waren daby von der paJIbeit wegen ber Jaeob Herdan deeban, ber Claa Geratangea 

cuntor, her Johan Eefco canonicke nnil iiin l)üiniiistfr dt>r stllien kirchen, her Johan 
Lederhus, her Johan Steindecker, bor Peter Bergen, her SiAVid Roczmül, vicarien 
des aalban atiftea, ee tob dae radia sn Frarfekanford wegen Oerbreebt von Olaobarg, 
scheffen und ein bumeister der vorgenantsn liirclx.'ii, Tloinrii-h von Ilolfzhusen, atich 
ecbeffen, Conrad Wysse sfi Lebenatein und Volmar von Bibra wober, ratmennere zu 
IVaaekenford. and atet eff dam stein gahanweD mit bnataben: In nenioe patris et 
filii et spirifn.i sancti erexit Jacob lapidcm istiirti in titn^utn. und laclifon die pfafieit 
vorgeaant diy gülden von ira capittels wegen und stiUtes, so lachten des radis fründe 
daroff anob dry gnlden von dea radia nnd der ttede wqien. der worden roeiatar 
^fadorn Gerteiier dem steiiihanwer r.nd wit^iuhü TT ^iildi ji, so befalh man dem selben 
meister Madern die übrigen IUI gülden zü deiiou den stejubauwern, mürern und 
kaecliteD. aotom anno domiai H*COCO*XV*. 

No. 9. 

Philipp von Hoenstein, Amtmann zu Erleubach, empfiehlt dem 
Frankfurter Rathe IlanB von lugeluheim zur Anstellung als Werk- 
meister. 14I(i Dez. 5. 
Stadtarchiv I, Dienstbriefe, Kasten 14. Orig. 

Myn aohaldige und willige dinst zuvor, ersamen, wisen und vorsichtigen tyeben 
bera. mieh bat mee dann aynat angelangt und iat myr woU wisaantlicfa, das meyster 
Withelni etwaon werckmesratar am bnwe sn Kydderiob ina aynem dotbetb denn 



— • 119 



bamqratern daseltwi gendflo tut, oaeli vynna dode Iwyoeii »odfra warekmeyster mi 

nrair-n daiiri moy«ter Hansen von Tngolnlifv m. lirinj^or die.-iS brieffs, dann er keyuen 
wischte, der demMlben buwe noUcr gesin mochte; e« hettaa auch dye bumeyatere 
danMlben m«yst«r S«nwn nach »begaog« meystor Wilhelm« gwn ni «yoem wergmMtn 
ufigenumen, dann da«? er die zyt nyt livnnen Undfw und nyoiiiaats ui.sclilt', wo er 
was. dem nach und auch dwyll ich deu genasten meyater Hansen auch andere meystere 
«yoMT konst und frammygkeyfc romen gebort kann, ioh aneb nwerer wiasheyt QDgeni 
eynen andern, dann der von kunst und fromTnygfceyt rechtgescliaffen worc, furbringen 
wolte, so bitten nwere wissheyt ich l'runtlich, den egenanten meyster Hansen, briuger 
dieM bri«ffik ian uwer «ergk m aynem meyatar nlboDaman,' yen. tyntr knost und 
friimruygkeyt, auch m^'uer beth genyessen lassen, das gepTtrt myr umb uwcro wisshcyt 
u'illigiich an verdyenen. geben under mynem ingesigel uff' dornstag nebst nauL sauet 
Barbaraa dag aano domini lt*COCGLXX aocto. 



Diensieid d«8 Parieren am Baue der St. Bartholomaeae-Eirche, nelwt 
Bemerkung, dasa Hans von Lieh 1483 TäSacz 7 dieeen £id geschworen hat. 
Stiidtarobir I, Bartb.-8tift» stidt. Urk. Ko. S8 de U83. Eotworf. 

Des buwcs zu sant Bartholomeus parierer sal in guten truwen globen und zun 
heiligeo aweran, dem bawe xa einem onUte» und besten ea dienen, su arbeiden und 
SU reden, den bnwemeiakem von dee brnres wegen gekonam ta ein nnd dee bttwea 
bestes fannikeren, es sy an muwern, steinhauwon. verdingtzen oder andern buwen 
und aachea oder war an eie ein bedorffen, es ay alleyn oder mit andern wergladen, 
und aaeh mit des bowes arbeit and allem dem ainen, weleberley das sy, com notetea 
nnd besten' vmb zugeen und daran sin, das solichs von andern, die dem buwe arbeiden. 
getan werde, aleferre jrne crafft und maebt getragen wag. er eal aucb dee buwee 
aekadea warnen, bestes werben nnd ftu-keren und in keyne wise darwyder tun ane alle 
geverde, und aucb keynem Mtoinliauwer oder andern knecht me redit ii oder fordern 
angaben, dan er verdienen kan. wan anob den bawemeietem nit eben wurde, ine lenger an 
dieaem diiuto sobekalten, so mögen sie ime orlaup geben ane alle sine wyderrede. und 
wan er dem buwe arbeit, so sal man ime zu tage geben sommer zyt V Schillinge heller 
und winther qrt IV achiUinge heller und daran sal man ime alle jare, so lange er parierer 
iet, II fl. geben, nnd In allen vorgescbriben eachea und andern, die ime befolben werden, 
eal er des buwes schaden warnen, bestes werben und furkoren und in keyne wise dar- 
wider sin oder tun ane alle argeliste nnd geverde, als belffe ime Qote and die beiligen. 

Item . Haima vom Liehe jaravit diesen «it aexta poat OouU «aoo ZIIIX» LZZZ IIL 

No. 11. 

Dieiistbricf des Hans vou Ingchilieim als Werknuum. des Baues an 

(\(-r St. Biivfljolumaens-Kirchc. 1183 März 7. 

StadUrcbiv I, Barth.-Stift, st&dt. Urk. Xo. 326 de im Orig. — aedrockt: Passavaat 
a. a. O. 8. 40. 

Ich Hanns vou Iiigelnheitu erkeuuea uüüuiich mit diesem briefl'e: das icli tnicb 
verbonden han und diener vrorden bin der wirdigen und gWÜtUcben herren decbaot 
und capitel de» atiffUs so aant Baitbolomeus and den enaman nnd wiaen buigeir^ 



Den erHamen wison und vorsichtigen l)urf;ornif'ysteron 
und ruit £u Fraucki'urt myuoo lieben lierrcn. 



Philips von Hoenstein 
amptmau zu Irlebach. 



No. 10. 




meittern nod »te d«r stat Fninokfort yod des bawos wegm dw «tiftUi m «rat Bar» 

tholomen» daselbs, tlesscn>rn ^^tif^tiä iiml Vtmvti'ä wergamii /u sia fmiff difl OWt 20 
koinPDtle jare. die ofi' bude datum dieses brietieti angeen aolieo. 

Mit iiaiuen brI und wil ich die zijt, als ich also desselben buwes wergman bin, 
getruwelichen zu des buwes nuczten und besten dienen, selbs arbcuion, »eben, helfTen 
und raden und den buwemcistern ye in zyden gehorsam sin, auch des buweä bestes 
furkeren, es sy an buwen oder war sie sost myn bedorfTon und das an mich forderu 
und begeroo, es tiy Mvyn oder mit iicdern. ich sal und wil auch getruwelichen mit dein 
bnwo, des buwes wercken und dem sinen umbgeen, handeln und tun dem bnwe satn 
nuczten und besten, so l'erre mich crafft und macht getragen mag, und auch von mir sflllw 
Diehta bawwi, handain odar tun. iio( h einche andere bnwe ann«ne& an« «rlanlmiigs der 
vorgenanten myner herren der buwemcistere. obe auch die egenantain myDa hema 
die bawemeistere mir alleyn oder mit andern werglnden ichtis von des hviWM wegen 
verdingeten oder sost befelhen zn machen oder zu tun oder abezusteyiien, abezumensen 
oder anders, wie das .oy, das sal und wil ich getruwelichen tun, doch alao das ich 
oberster wergman und meister sin eal. auch mögen myne herren die bnwemeistere 
ye in syden an aoliaha dea buwes arbeit eynen parierer, steynhanwere, kneclite und 
andere haben und nemen, sovil sie zn yder zyt wallen, die ich auch getruwelichen 
anwisen, heisaen und zur arbeit halten sal und wil, und sie mögen den und auch 
myaaii kneditan semptlich und aonderlich orlaap gaben und andere an der etat nemen 
und gewynnen, und obe sie myner knechte eynem oder mee orlaup geben, sal ich 
andere an der stat, die yne gefellig sin, nemen. obe mich auch beduchte, das eyner 
oder mee, es weren myn oder andere knechte, dorn buwe nit nutze weren, noch den 
tone verdienen konteu oder mochten, das sal und wil ich, so balde ich des inne werde, 
mynea herren den bowemeiatem ftirbringen sie damit lassen zu gewalden. ich sal 
und wil anch der vorgenanten myner herren vom enpitel, des rates und auch des 
buwea an aanl Bartholomens zn Franckt'ort schaden warnen, selbs keynen tun, beatis 
werben and furkeren und nit wyder sie tun noch bestellen getan werden in keynewise. 
aacb ire and des buwea heymelichkcit, obe ich einche sehe vnd veruenie, vcrswi^'ei) 
und nymant melden. wer«3 aber also, das schade darust> fallen mechte, das Nulte ich 
den buwemeistem nnd nyroant anders oQeuibaren, den schaden megen l'urkouien. liotto 
oder gewönne ich auch oder nyn knaebta ttamt oder bemadi in syi dieei« vcrbondi » 
etBcbe anspräche oder fordemnge sa den vorgeoanten mynen henen vom capitel, dem 
rada oder den bnwemeietem oder den iren semptlich oder aonderlich« dammb aal und wil 
ieh recht gehen und nemen vor dea riehs geiiehte sa Franekfort nnd niigent anders. 

t'nd umb diesen vorgeschriben dinst soUeu nm\ wollen myne Herren diu huwe- 
uieistere mir ydes jare der vorgeschriben jare xeheu gülden gut«r Franckforter weruuge 
geben nnd das ton, ao ich den lone verdienet haa. wan ich oder myn knechte aueh 
8t in}itli(^h oder sonderlich dem buwe werglich arbeideii, so sollen sie uns zu !<»ne geben 
tHges nemelich iiiyu«r persona sommer ssyt lunit Schillinge heller und winther zyt 
vier achilliaga heUar und ydem myner knechte aommer syt flinfflenbalben Schillinge 
heller und winther zyt vierdenhalb scMllii 1. eller. und ich «n! nntl wil auch zwene 
tegcliche und ine gctt^llige knechte, die ireu lone wate verdienen wogen, haben uuJ 
halten, die anoh den bawemeistem von dea bnwea wegen getmwan dinat und was 
sie her inne bernrt f^loben sollen zn halten, und sin mir auch darüber an gelde oder 
anders nit »lo »ihnUi-,' /u gihcn (ii]t;r /.u tun in dheine wise. 

Auch sai ich ditijjtiti bnuä'nit wyderl<ndi:rn,dan er sal dem vorgeuanten buwe blibcti. 
wan auch den vorgenanten mynen herren den bawemeietern oder iren oaehkoman bynnen 
vorgCHchribeu jarcn nit fügsam i^t, mich zu irom wergman zu haben, so luogeu sie mir 
das eyu lirtel jars xuvor saget), uüJ nach ussgange des lirtel jars sal dan myn 2\t 
nas sin, und »ie sollen mir den vorgeschriben lone, sovil ich des nach aazale verdint 
han, aneh geben ane geverde. und ich sal noch wü nmb keynerley aaeba willen 



— M 121 «— 

bynnen den vorgenantaii jareu von iue orlaup hei»chen odtsr lonl«ru, noch vsa Franck- 
l'ort wandern ane sonder laube der baw«m«wtore. obe ic)i mich «ueh bynnen der 
vorgeschriben jftrezftle in einchcn dea biiwos wf»r<'kpn und «rlx nii'n vcrj^ei^se oder nit 
mechte oder gemacht bette, &la es ein aolte und gepurt hutte uJei bescheiden wurde, 
Imh ioh dm voi|^tiantMi myiMa hcrrra ▼om eapitel, dem rade und aiu )i den buw«- 
ineicitern zugesagt und versprechen nnd tnn das in dioscm lirklle, t^üÜL'hs ane iren 
und des buwes scbaden abezatragen und den biiwe deü g&uum äcliaddui^ ballen 
tat kU« myne w3-derr«de nnd ane alle geverd«. 

Alle nnd igliche vorguschriben stucke, puncie und ariicule han ich TIanns von 
lugalnbeim obgenant globc in guten truwen und zun keiligen gesworeu, etede, ve»te 
und niiT«rbni«li«Uoli la halten und miab darwyder nit wa wtMa oder zulialislAn io 
keyoer sachen. 

Dea zu Urkunde ban icb Hanns von Ingelnheim obgenaui geboden den ersamen 
WilbelnMii ▼«* Sehonemberg obersten werntliefaeB riebter zu Fraiukiort, umb sin 
ingcttigol für mich an diesen brieff zu hencken, de« in^'^iKtl^^ icli Williolm mich 
heran uub einer bede willen erkennen gehangen bau, doch mir und niyueu erben ane 
ecbaden. datuni anno domioi miUeamo qnadringenteaimo oetnigMimo t«roio f«nm 
attxlm post domiaicam OenlL 



No. 12. 

Kirl ,liM- Baministrr am Baue iler Sl. Hartholomaeiis-Kirche, nebst 
Bemerkung, Jass Melchiur Blume 1187 üov. Ii) diesen Eid go- 

sehworen hat. 

Stadtarchiv 1, Bai th.-Stitt, .-^liidt. l'rk. No. 292 de 1487. Entwurf. 

Die buwemeialero sant Bartholomeus kirchcu und tborns zu Franekforl von dein 
capilel der selben kircbeu und »tilHes, auch dem rade zu Franckfort darzu gegeben 
•allen mit offgereckten fingera so Got« nnd den heiligen sweren, das ir igli( lu-r ge- 
triiwclich mit des bnwcs gute umbgeen, mit Üisao daran sin und bestellen wulle, das 
alle dos buwes fruchte, rente und gcfelle ingefordort und ofi'gehaben werden, davon 
rechenange besehe«, «olichs was auch in dm stucken und kisten des bnwes, so man 
üüslusset, erfunden, angezeicbent, darzu was zu dem buwe gegeben wirt nnd xtt Iren 
haudou gei'ellet, des buwes schriber, der von den buwcmeistern vom oapitel, rat und 
des bnwm vorgenant, so dicke des not wirt, u^is des rates tchribery oder einer 
Ingeeeasen Werntlicher burger zu Franckfort gekorn sal werden, vernndplngit, furter 
zu dem bawe ussgeben und durch den schriber innemen und u^sgebeii gctruwelicli 
beaobrieben werde, auch das ir ke^'ner einoho des bnwes gnlte verkeuiTen oder ver- 
ussem, aach nichtes von des buwes gelde nn siner mitgesellen bttwemeistare, so dan 
aach keynen grossen buwe inne oder usswendig der kirchen anfahen, bnwen oder 
macben lanen snlla ane des vnrgmaatm capitels und des ratee wiesen und ver- 
willigunge. wan auch von des vorgenanten oapitela und de» rates wegen des buwes 
halb rechenungc an sie gesonnen werde oder sie sich eyaigti rechenunge zn tun und 
begeren die von ine znnamen, das ete dan des capitele nnd des ratea darzu geordenten 
frunden durch des buwes schriber von allem innemen und naegeben des bnwes 
rechcnunge tun, und der rechenuuge dem eapitel eyna nnd dem rade aueb eyne 
vertzeichenuDge und abeücbrift gegeben werde, bestellen sollen, doeh alles nngeverlieh, 
als ine (tote helffe und dio heiligen. 

Item Melchior Bluuimo hnwemei^ter au stat Walther Swarlxcnberger des alten 
hat den Totgeschriben eydt gethan 8a in dl» Elizabeth anno etc. LXXXVU". 



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Nu. 13. 



Eid der Bnuschreiber am Baue der SU BartUoloDiaeus-KircUe, uebst 
Bemerkung, dan Johaim BUrock 1487 Nov. 19 diesen Eid geschworen hat. 

SUdturobiv I, Bitrtb.-8ti(t!, stAdt ürk. No. 292 d« 14S7. Entwart' 

Des buwos scliriber, der von den bawemeistern von capitel, rat nnd de« bawes 
w«gen, ao dicke de» not wirt, oee dee ntee «ehriberjr oder einer ingVMMaen wamtlicber 

Inirger zu FranckTinil ;;el»orn »ftl werden, »al den buweinei»t€rn in guten truwen 
globeo, xa Oot« und deu heiligen sweren, mit dea buwes gute, so ime verandelaget 
und gersieht wirt, getmwelieben utnb cageen m de« buwes not» und besten, den 
bi:\\e zu funlorn, wo er daz mit fugen getun iimg. auch den buwemeistern in des 
buwea sachon gewertig und gefolgig zu »in, alles d«s ime von des buwes wegen 
versttdelaget, geliebert nnd gereicht wirt, es ny von den bawemeistern oder andern, an 
trurliten, zinsen, gnltnn uss des buwes kisteu und stucken, von lu-^if/en, keuff'en oder 
so8t getruwelich ane abetuo, inxuscbriben aod torter zu des bawes sacheo den luden, 
umb das und an die ende, als er von den bnwemeistsm bescheiden wirdet, sugeben 
und anzuschriben, davon loi-licnunge zuhilden, und welche zyt von den buweineiätcro 
das ttngeverlich ettllche tage zuvor gesonnen wirt, ine oder das cajütels des stiiites am 
sant Bartholonens nnd des rates m Franckfnrt darzn geordenten fmnden rechennnge 
uikI l)f scliyit zu tun. ixurh yilem teile der r<-r!itiiu;jf;L' l't iile inneniens nnd us»gebens 
verzeicbenunge uud abeschrü't zageben sonder alle gevcrde, als ime üote belffe nnd 
die heiligen. 

Johan Blarook hat den eydt gethan 2s in die Elinheth anno aie. LXXXViR 

No. 14. 

Abschiedsbrief d<'s Ratlios für den aul' seinen Wnn.scli als Werk- 
niatin dos Bnw^. nn Irr St. Barthulomaeus-Kirche »usscUeidendeu Meister 

lluns von Iii^i'Ii.Ikjuu. I4'.U Jan. 21. 

Stadtarcliiv 1, tiartb. - Stift, ätädt. Urk. No. 120 de 1491. Stark durchkorngtorter 
Eatwiiif de« Stadtsehreiben. 

'Wir der rat su Franckeal'ort erkennen offentUch iuuc und mit diesem brieff: 
nochdem dieser geinwurtige meister Hans von Ingclnbeym 8t«ynmetse so eynem 
wergkman dee huwet und kircbeu zu sant Bartholunieus by uns ctlich jare zaie 
uiTgnomen gewest ist Inte versigelter versehribung, want nu wir dorch die hoch> 
gelerten wirdigen herren hem Conrat Hensel doetor etc. nnd pberaer nnd Johann 
Sommer canoniken von des rapittelSt Meh Walter von Swartzenberg nnd Melchior 
Blumen unser rates frunde von ansera des rates wsgen als buwemsistere derselben 
hirehen so sant Bartholomens entrichtet sin, derselbe meister Hans, nachdem der 
btwe dissmals in sinem fargnomen wergk des thoms mit sutlicher follsAiniog sa 
buwen Unvermögen ejnen gntUehen abescheit gnomeo, denn eie ime gutwillig 
vergönnet haben, demit nun der gsmslt meister Hess abgonatigo naehrede von einen 
iniitHgonnern su widderlegsn nnd konteehafflfc, auch glaubeaiuen schin sius gütlichen 
abescheitee von uns ims so geben bitten laiseen habe, dwiie wir dann zu dieser syt 
nit andere Wissens haben, der gemelt meister Hans in solichem bnwe getrawan fliss 
mit ernst angckert und eynen gutlichen abescheit von den buwemeistern erlangt habe, 
geben wir ime des xn orkunde diesen briet' mit der cgenanten unser stode nffgedrnoktem 
ingesigel beHigelt elf JMtsg nach sant Sebastians tag anno domini Xini*XO primo. 



—►I 123 
No. 16. 

Hans von Ingelnheim erklärt, das» da» St. Bartholomaeus- Stift und 
der Rath als BaumoisUr des Baues an der St. Barfholoniaeus-Kircb« Ilm, 
und seine Augesteliteu vüll«itändig abgelohnt haben. 1491 Jan. 21. 

StMitwrolüv I, Barth-Stift, «tidt. Urk. No. 357 de 14dl. Orig. 

Ich Hans vou Ingolnlieym stoyometzo erkennen uffentlielMiD taxa vad mit diCMia 
brMfe ftxr mich uod mya» erbeon: nach dem die wirdigen ersamen nod wywa.bwrea 
dtoliant tud capittel dea stiiRis m sant Bartholomeas, auch bnrgennewtar und rata 
SU FrADckenfort, myne lieben lierren, als buwemeistere dea buwea nnd kireltaii m 
aant Bartholom«ua daaelbat, dt« daa voA beiden teylen zutbun, mioh lu eyneni irem 
wergkman und sonderlidieii des tbomea balber niTgnomeD gehabt Ivte veraigelter 
verschriboDge dar über aagende, sie }iiiider ine haben, want na dieaelben bnwemeiatare 
durch ire verordente Mode nff böte datum die« bhefia omb allen mynen und myner 
dargeetelten knechte ▼erdinten loa gnintUdi nrit mir abegerechent, dattzn amb alle 
laeprOcbe, ich za ine haben, und wesa mir deaahalb gebreetea gewest sin mochte, mir 
eyaea guten gnugen nnd abetragk ntit froatUober betaalunga gethan haben, dar an 
mir wole .benuget, sagen her amb tat atleh und myne erben die vorgemeltea deobaafc 
nnd capittel des stifftis za aant Bartholomeus, auch bürgermeistere, schefTen und rat 
an ftanckeafort, alle ire nachkommen unnd wer dea von dea egemeiteo bttwea wegen 
sdihOn hait, alles mynes und myner dargestelt«B kaeeht vevdioteat vweeliriebea uad 
versprochen jare und tage lones«, dartzu aller myner zusprach nnnd gebrechen mir 
entetaoden and weae aich dabynoea mit Worten oder wercken von uad durch dea rat« 
verordente Made geweet and entataBdea ria, biaa nlF datam diae brieflk gaats qnit, 
ledig und loias inne und mit crafTt diss briefl*;«. des zu erkunde, nachdem eigenen 
ingeaigela nit by mir haa, ich gebeten die erHamen Johann von Omstat becker uand 
Jftkaao Koaekeler genant Bingerhenne, beide hurger xo Franekenfort, myne besondere 
gatten gonnero und frunde, daas ir iglicber sin ingeaigel tur mich an diesen briefT 
gehaagen hait, die versigelang wir obgenante Johann von Omstat und Johann 
Monekeler bekennen amb dea gemellea meiater Haaaen von Ingelnheyma bete wegen 
gethan lian, doch uns und unseru erben one schaden, datum fritags nehst nach sant 
Sebastiane dee heiligen merteiers tag anno domini miUeeimo qnadriogeoteaimo nona- 
geaimo primo» 



Xo. IG. 

Kurfürst Philipp von der Pfalz empfiehlt dt iu Frankfurter Raithe 
seinen Bainneister Jacob für dea TUurmbau an der St. Bartholomaeua- 
Kirche. 1491 Sept. 20. 

SUdtarchiv I, Barth.-Stift, et&dt. Urk. No. 121 de U'Jl. ürig. 

PliilipR von Oottps gnaden, pfaltzgrave by Rin, hertzop in Beyern, 
des heiligen Komischen richs ertztruchses unnd kuri'urst. 

Uneern glinstigen grüs «QTor, ereamen wteen lieben besondern. nach dem als 
wir bericht sint, ir evn tlnim «II der jifiirrt'kirilicn saut Bartholme liv luli zu buwen 
haben, hat noaer bawemeister Jacob ims gebetten umb furdemnge an ucb, ime solichen 
bnw« au befelhea, aad das wir ime das nnsnoeneia goanen wolten. waa afia der 
geaaat Jacob der diag Tereteadig iat aad dee by aas vertnwea hett, ao begem wir 



Digiti^uu Ly Google 



184 • 



uch guiiatiich bittende, ir vvulluiiL iine solicheu buw befelbeu, siiit wir der xüveroicht, 
•r aoll ach geweren uud tan, d&z »kh geziinpt, and es kompt uns anch Stt gtf»n«D 
in gnaden gein uch XU bevcbuldea. d«tuiii Heidelberg nff dinsUtg qmIi BxaltaeioDberaeis 
anno etc. XC1°. 

Den enatnen wym «neera Hoben beaunderna 
bnrgemeieteni und rate xQe f ruickfort. 



Bürgermeister and Bath der Stadt Worma ampfehleii dem Firauk- 
f'urter Ratlie <loii Steinmetzmeister Jacob aar Anatdlang als Werkmeister 

am Pfarrthurme. 1491 Sept. 23. 

Stadtarohiv I, Baiih.-8tifl, atXdt. Urk. No. 125 d« 1436. Ofig. 

Umer fhintlieli willig dinst and was wir liebes and gflte vermögen allijl xnvor, 

boHiinder lieben nnd guten frurnTf. wir nint angesncht und bericlit von moinster .Tnrob 
Steinmetz, zeuger dins brielFä, wie uwer liebde willens, an uwerm piarrentboro wyter 
so bnwen, and deeeelben nwer werckmeinater todes abgangen sy, tüid ans apib farder- 
nisB an uwer gut fruntschafft gebetten. .<*u wir iiü demsctben meinster Jacoben zu 
furdttruiu wole geneigt, nachdem er guuyl hy uns genessen, uns noch verwaot, merg* 
Heb und wercklich bttwe gemacht, unsers veretaats der hanttierung gftt neinefeer, iet 
unser fruntlich bitt, tiw- 'i> bde woll ino von nn» also entpfolhen han, wo t*s inver 
geiegeobait, ine zu werc-knian anzunemmeu, iuio uuKur vorbett ersprusalich, damit er 
eat^nde der geneeeen, ain wir des getruweus, er aoll nc)i versorgen, das woUn wir 
auch gern umb uwer liebde frantUeb verdienen, gebben uff fryttag nach Matbei 
apostoli auno etc. XC primo. 



Bischof Johauu von AVorms empticlilt 'Ii in Kninkfurter liitthe d».'ii 
ptalzgr;irilt lien Steinmet/,. u unH Wri-kmeister Jacob für den Tharmbau au 

der St. iiiirthuluinat'us - Kirche. 14'J2 .Jan. 31. 

Stadtarchiv I, Barth.-Stitt, städt. Urk. No, 12a de U92. Orig. 

Johanns von GoU gnaden 

byschoff zu Worms. 

Uansem fmntlioben graee so vor, eieamen wiesen Üben besmider frunde. unn« 

ln'rit-i ht unsers gnädigen hem plallzpravon etc. steynmetzcn itrid \\ erckniei-*ter eittpr, 
meister Jacob genant, wie ir iti meynuog aio aoUen, den thorn an sant Bartholomeus 
kirchen by nck aas wollen maeben laaeen, nnd darsa noob dhein werekueieter vlF- 
genuinen sidlon hann. da hat er \\tm-% unib furdernis*»« rjeheten. ili"^}iii!b an nrh zu- 
tbuo. aud dwil wir gut wia^du hau, uff dem hautwercic zu arbaiten für andern 
geechiekt ist, und wir ime mit gnaden geneigt sin, furdemiss su bewieeen, so iet naeer 
«hintlieh beger an neb, wo ir eolieb werok noeh aymaat verdingt betten, das gemettem 



No. 17. 



Bnrgermoinater aud rait 
der statt Womias. 



Den vorsiobtigen ersanen und wyaenn bnrger' 

meinster uml raif x.ii Fiani'kf'urt , rtnsem 
besunder lieben und guten frunden. 



No. 18. 




meiflter Jacob vergönnen wollen, für anderen zaai'bHiteii und us« machen lassen wollen 
mit gotwüliger eneeignng, damit er dieser un.ier farbith gein iich gni»Men entphvofUt. 
das hegern wir samptHi li gein ucli /m lif sclnildcn. datam SD Heidelberg uiF dornmiteg 
nacli conv'er«ioDia Pauli anno etc. LXXXXIl". 

Dmn etMunea wieeeen nneeni libm bemmdern frnaden 
borggerm^eteir und ntt der statt Franekfiirtt. 



No. 19. 

Dienstbricif des Stein meteen Niklas Quecke als oberster 'Werkmann 
des Baues an der St. Bartholomaeas-Eirche. 1494 Jtüi 21. 

Stadtarchiv I, Barth.-Stii^, stidt. Urk. No. 987« ds J494. Orig. — Qedraekt: Paasavani 

a. a. 0. S. 45. 

Ich Niclaa Qaecke steinmetze bekennenn ufientlich inne unnd mit diesem briefe: 
Daas ich mich denn wirdigeoo eraamenn nand wejraenn herren daefaaant uand 
eapittel des etifliB so eaot Bariholomens kirehenn m Fraackenfort, burgeraefster ttoBd 
radt derselben statt Franckenfort vonn des kirchebuwes wegenn gemeltis Btifttis la 
•ant 6artbolo9>«<*s oberater wergkman unnd regirer fanff jare laogk die nechaten 
naeb datnm diss brieffa ni ab Terbondena haa, nnad than daea ia noad mit eraflt diMes 
briefes. also das ich denn gedachten kirchebawe mit anhangendem befehell, d»rtzn 
allea jheae, daa eynem frommen, getruwena wergkmeiater simpt nnod gepartt, mit 
farsichtigkeit, kamt nnad wiaabdt aaeb mynenn bestenn ayanen nnad veraoaflienn 
getruwelich unnd nutzolich regiren unnd aller nottorift versorgenn; doch also, <1:im 
die aelb«n f aafi' jare der gedaolit bawe ina steter ubang unad volfuraag gehandthapt 
werden eotl mit drien oder vier at^nmetieaQ snm weaigatea. so aber dea nit beeehee, 
sonder etüch ^uit nit meher dan eyner odir zwene oder zu male kein steinmetze an 
aoüichem bawe zu arbeitenn gehaltenn wardean, eoU die eelbe tseit ina die fonff jare der 
obgemelter myner beetelinnge nit sugdaaht noob getzalt, sonder inne naebgeender seit» 
Bo man cibgcmelter ninsscnn widder am bnwe arbeittonn wirclet, erfollett werdenn. 

Item mir ist aucli an gemajner oraacbenn vouu den bawemeiaternn gemeltis 
kirchbnwea, so itsant unnd in naehvolgande jarenn Inn tseit dies myns verbondes 
sin werdenn, gutwilliglichenn nachgelaissenn , das ich mit der handt zu arbeiten 
odir ancli die obemrt sorge nnod r^;emng dea bawes inn eygener person soversehen 
nnverbooden sin solle, sonder icb mag das durch mynenn parierer odir Terweaeer 
ussrichtenn, doch sonder versumung nund schadenn des genantten buwes. item icli 
oiag ancb ein lere knecbt, dartzu andere fromme getrawe arbaitter, die ire tageion 
▼erdienenn können, an arbeitten aiMteUea, doeb nit nber die zaie, so dnreh die bnwe- 
iiicisii>r von des gemeltten liuwes wegenn mir zu veder zeit ufTzunemenn befollen sin 
unnd werdeon, die selben knechte noch des buwes nutze unnd gelegenbeit benr- 
lanben; den selben angestelttenn arbeittem sollen die Irawemelster ire Terdiente 
togelon geben, wie zu Franckenfortt recht unnd gewonheit ist. ich mag auch evnem 
oder zweyen knechteuo, so alber geinn Franckenfortt komen und nmb acht tag 
nrbait inne der bottenn geaynnen tinnd bittenn wordea« fordern den an arbeitten 
lieben, denselben ^o\\ dbgemeltter mni^sen von den buwcmeistern als andern stoin- 
hauwernn nach der zeit belonong bescbeen, unnd obe ich eyniobenn koecJit ienger 
dan aeht tag stt arbaittenn anstellen vnud behaltten wurde, derselbe solle sieh dem 
burgermeister zu Finncktort aiitzeigenn. gelobenn, sweronn unnd thnn als ander 
liandtwergka geeellenn hie zu Franckenfortt zutbun pUcbtig sin. der parierer unnd 
ander stainbauweir, so iok so gemsltem bowe an arbaittson aastellsan tuind anfF> 
nemen werdena, die sollen mir als syoem wergfcmeister an etat obgamsltsr bnwsmeister 



126 

«gerurtter kirchenn getruw^nn rliVnst /ntlniti. whaden Hl wanilMn, dM baWM notdatana 
und beatenn zu werben gelubeu uuud «iwerenn. 

Itun ich «all unnd will auch nichtU sonderliebs Mserhalb der viserung des« 

thnmes one willen unnd wi.ssenn der buwemeäsfcr fnrnomen, unnd (>1)e f inicher schade 
oder versamung an gemeltem buwe myoem oder uiynea parierer« kalb bescbee, denn 
soll ich kerenn, wandelln unnd erstattaiiii uff mind mit mym «ygen coüteno. Qiiiid obe 

ich in» obgomelttenn jaro zulu prgeiin tlechan, raiiiltoll zu sant BartLolomctiK, aiirh 
burgürm«iiäter, nitt der stat Frauckeui'orit unud den ircun ichtis ssu schickene hette odir 
gewönne, darninb soll ich rechtis ptiegenn unnd verfolgenn, auch gehen viiad oemen Air 
rat odir desii rielis njerieht, doselb-^t odir war iss der radt hinwysett tinnd nirppnt andpr«. 

Unnd umb sollich obgeutdlt veraehung des buwess mulie, arbaii uimd diouüt, die 
ich Niclas Queck ala wergkmeister uademommen, verbondenn unnd beladenn han, sollen 
die buwetneister ohgeinelttis kircliohnwcs mir alle unnd e^'na ydenn jarcs, so ich ab- 
gedachter mai^aeon inn versohung unnd arbaitt dcä gedachtenn buwea gewciit bin, 
nnvcrtzogclich sn lone gehenn unnd hetselen zwentzig guldenn Franckenfortter weruuge 
unnd yedenn tag somnicr tinnd wynthcr zeitt t'unff Schilling, so ich in nottiirfTtiger 
ubang unnd verachnug den* mche geiaeltttmii buwei. hin zu Prauckennfortt odir under- 
wegenn bin, unnd sollen die bnwemeister dem parierer gebenn aommer seit flllD& 
Schilling unnd winther zeit wer Schilling heller gemelltter Frani kt>Tiii<''irttpr wprnnge; 
unnd obe ich in geschefi'tenn des buvv«iti in dem steiubroch oder aa ander ende ver- 
fertiget unnd myne eamelish aerunge wyther den der tagelon «retreeken wurde, aollen 
die buwetneister erkennenn unnd mir das erstattenn. 

Uertiii' han ich A'iclaa Queck wergkmeister obgenaiit den obgemeltten bnwe- 
mfliatem von capittelt unnd mtte «egenn dnrtza verordennt ine guttcn trawMiD ge- 
lobt nnnd zu denn heiligenn gesworn, di^fc verschribung inne allen iren punckten 
uiind articktilu mich berurende stete, veHte luiiid unverbroc-blicb zu halttenn one alles 
geverde, doch mir un vergriff liehen unnd unKchedelichen myner pilicht, dar inne ich 
mit gelobde unnd eyde myoen gnedigena bern dem eepitiell dea dhumatifitia au Maats 
verbonden bin. 

Des zu Urkunde hart ich myn ingeai«gell an dissen bri<-(r gehangen, datnm Bkon- 
tags sant Marien Megdalean abeant anno domioi milleaiino quadriagentesimo nona» 

gesimo i^aarto. 



Ko. tf>. 

Bathscblag de» Werkmanns NikUw Qaeoke Über den Bau des Pfarr- 

thurms. Ohne Datum, ca. 1405. 

SUdtarchiv I, Bartii.^tift, stidt. Urk. No. 124 de ca. 1495. — Oedrackt: Paaaavaat 
a. a. O. 8. 48. 

Meiater ^iclasen Quecke dee wergmana dea kirchbuwea an aaat 
Bartholomena rataalag. 

Item die viesierung zeigt, daa der thom aol ein gewelb hahea cnrfim under 

dem umbgange, darufT das dach angeth. nnn viff demselben gewethe werden die 
wechter iren wandel haben, dess halpp wnrt noit syn eynea glichen bodems, der 
mag gemacht werden, «intwer daz man daa gewelb headiQde odir ein gedrantten bodem 
daruf}' lege, mn«s deich ir yeglicher mitt steynynn blatten bpsptzt werden, wnrd 
ysa nun inn raitt tunden, daz man daz gewelb nitt beschüden, sunder einen gedremtten 
bodem daraff naehen aolt, ao bedeacht mich, des beaaer wera, man lieaa daa gewelh 
gantz underwfgon, so doch der gcdr^mt bodem vor feuwer verwart wiirt der wechter 
halpp, auch so mag daz weiter nitt lichtlich dorinn schaden thnn, iss were dann, das« 
yes dareh du ateyayn aeippdaeh aehlOge^ ao mDeht iaa auefa dnrohe gewelb aoUageo* 



DigitizeQ Ly v^o 



item iis iai auch eyn zwyfeli ob duz gedöne der glocken dem gcwelb mooht schaden, 
ao die glooken Bitt viel über XXX eelinwe VDdMtB gewelb werden h«iig«n. 

It«m daüs gcwelh wt-ril >;i>iii.i< lit oljr nitt, so i»t doch noitt, daz man lege ein 
fltarck gebelck iau xymüchw boe swascben den glocken und dem oberaten bodem, darafl' 
man sieber die aebwerm Imt beben möge, y^a kv glocken odir anden. 

Iti-m 80 niyn voi fam Inn iifllcrungo dess thorn» an \ u-1 cjidcn iler \ iniernng 
nitl aya Bocbkomen, daz ich auch ongel'ort möge besser und sützliclier buwen, dann 
dl« vinefODg anirngt, want ich aia an attlioban «nden gebreeblieb fiind«n han, ala ich 
««igan nnd bftriahtmi nkagk. 

No. 21. 

Dienstbrief des Werkmeisters Jacoh von Etlingen, uetist Aufzeiofa- 
nnbg über seine Yerpfliolitung. 1499 Okt. 21. 

StadiarchiT I, Bartli.>Stift» stAdt. Urk. Ne. 127 de im Orig. 

Anno HCCCCXCIX nff mondag vor Simonie und Jnde binn ieh Jacob von 

Ellingen uflgeiionien als t'iir einen wercktnan an den buw /u oant Bartholoinen.s von 
den ersameo wysen beren dea radtaa und kapitol«. aum erateo, da« ieh «ol vertton die rya 
des bnwaa, die dar xa venneind worden aind, nnd die bobe, die dar nff bort, 
liVR an das dach und das dach auch an zu logen in dem beachluH de» 
aobtortcz') nach rechter wercklicher kunst mit einer hohe, nmb das ich myn beren 
den bnw und mich verwaren nnd veraorgen knnde, beger ich an myn beren, daa ieb 
mege halten stej'meczen, die mir am besten geschickt sind, mit den dienern so sol 
nnd wyl icbaa halten, als einem fromen werckman an etat, und wyi keinen dingen, 
er habe dan gedienet nmb da« bantwevok nnd knnde «inen Ion verdienen, mit der 
haud zu arbeyten wyl ich unferlmndHn sin, uff das ich mich selber unJ den buw nit 
verknrcae mit der vergatung und mit dem abryssen. auch ao wyl ich keinen an der 
arbeyt nit hindern dnreb daa abryaaen nnd wyl aizyt, «o man arb>'.\ t. l y den stey- 
meczen in der hatten, uff dem l>uw und uff clem rysbodem sin und da Ilys tboa nach 
dem aUerbeateo, daa ich kaa, uff das ich myn heren dea buw uud mich ferware. 
auch dks ich aol den bnw fnren an allen orten werekUek nnd wol nnd an keinem 
ort vorfuren. ob ich aber solicbeu Imw nit so wi rolilioli furte und im icbt durch myn 
arbeyt abgebrochen wurde, ao aol und wyl ich minea heren verfallen ein alle», daa 
ich habe oder by in nberknme, ao fer daa berkant wurde dnrdi wereklent, da« ea 
myn soTiuu wcri- und uit der \serckleut, die uuder mir geLuuet han. der buw, do ich 
an «ol vahen, lyt noch uoder dem aelb dach XXVI schuoh und der schnock lyt 
IVl acbnehaa niderer dan das acht ort. den aelben achneeken oder gang wyl ich mit 
Oocz LilfT Liii uff biiupen durchsichtig und werckliclj. mit der belonung umb myn 
kunst and l'ur myn sorg und arbeyt aol sin für eyn jar XV il. und eyn kleyt, als 
myn heren andere wereklent zn Franekfnrt kleyden, nnd sol mir das kleyt werden 
NUiner zyt. su mau luidere \vercl>Ieut kle\ t : darnarlj den t:igli':i t<uiuer zyt von unser 
frawen tag anunciacionis bys sant Gallen tag V Schilling und winter zyt Her Schilling j 
wie wol der snmer Ion sol einem werekman anmer nnd winter gUeh sin, das selbig 
gelt las ich nach umb des wyllen, das ich den Imw dar duridi furderu wyl, und ob 
die syt queme, das der*) buw volendt wurde in kurczen jaren mit der Uocz hilff, 
auch ao heyst die notnrfft des buwea nmb der hohe wyllen, die er an im hat, nnd lefa 
dan myn heren het wol getliniliih und flislich f^edionet um! inyu lyp und sind 
dadurch voraohlyosen , das mir dan myu erüamen wyeen bereu dar nach weiten 



Die geq^rrt gedrnekten Vwte in der Vorlage nDtemtriclieD. 



128 



bebylffleh «In, naeb dem iehm her nmb «ye vurditit. auch bi^or ieb, da« mich myn 

heren welend behalten an dem buw und nach ki inein ainlern nit ston, »o fer das ich 
mich h«lt by inen redlich und «rlicb, und das ich kuode so fyl kaoat uff miDem 
baatwerek, ala einem reebtea wereknao m bort, also la.ng, ale myo bereu eine« 
werefcmana bedorffen. 

Nota uff obgemelt roeyounge bau sich myoe berren die buwemeislere tod des« 
eapittela and ratet wegen anderredt nnd gemelten meister Jacoben aleo inne Tor- 
geschriebener maiss luti' (lio>ii»s f*yncr Ijogriff« angAbenn itnd fi-^oii hantsclirifft 
uffgnomen und gütwillig zil sin und zatbün, so ferro sie aolicbs mit fügen zUtbUo 
meehtig sin, doeb dem oapitet nnd dem rate dess |:eme1ten bnve» halber oberkeit 
furbehalten und unübergeben ; nueli wo sich moister .Tacol) »iiuiclic}i uad der niai8<ien 
halten, daaa dem bawe schedlich ain würde, inen macht behalten deashalb zü 
beorlanben one deet gemelten meister Jaoobe ton EtUngen deis wergkmeistere intrag 
und widderredde und iino dar aiTter mit eyncher belonuiig unvarbondcn zu sin wedder 
mit tageloa, jarelone oder cleydange alle geverde and »rgeliat uaegescheiden. 



Du St. BartholomMos-Stift and der Batb «rklftren, das« rie aus Mangel 

an (reldmitteln den Bau des Pfnrthormes langsamer betreiben mfissen, 

ffir Vcinu'lirung der Mittel 8orj:jpn wollen, tind treff' n Hcstiinmnnfffn über 
die Verwendung der dem Baue gespendeten Mittel und über die Theiluug 
des Glockenraumes zviscben Stift nnd Bath. Ohne Datum, ca. 1600. 

Stadtambiv I, Bartb.-Stifta-Urk. No. WS» de ea. MKL ^twarf. 

Wir dechan tind capittel de» itifftz zu sent Bartholoroeus vür unns, «naprn 
naichkommcn und stitl'c, und wir burgermoyatere, »cheflfen und rait vur una, onnf<ero 
naichkommen and statt m Franekfnrt tbttn kant nnd bekennen offentlych inn diesem 
brieff: so aU etwan unsere voirfarpri, beyde des capitt«ls und des raidts obj^rmctt. 
namentlich dem ulmecbtigenn Uot, unserm seligmechere, sent Bartholoroeo nnd allen 
Gottes heiligenn zu lob und ers, auch zu gemesmem nottz der gantzen statt Frankfart 
mit der hülff Gottf« eyuen nmvon kirchtliorn vast köstU'ch angefangenn unf! inn die 
hübe bracht haben, den wir nu gerne also woltena mit frommer lüde atüer tollen 
fttrea, da mit der kirchen glookea und gelllde zn der we Oottea, aaeb die storm glock 
und andere des rnidUt glocken zu pcmfvnr'm notz t'nrter vfir fiier tind nnderrn ««rhR()en 
versorgt und verwart nyn iuugli(t>iui, buünden aber inn d<iu wercken, das itzunt ztir 
aytt dareb knege und missjair das fnick l>enoidiget und da von x»m buw die almoise 
irnd stiifr «o mercklych zu gebenn, al« noil wprc. nyt gescliickt, der buw aricli itmnt 
Hill treülychur schoU behafft iat, und die gem«yii ktrch un dachen, finnteren, glucken und 
anderen enden tegellebe gebrech nad scliaden nympt, herumb noad ufT das doch der 
binv «Ii s tliorns nyt pantz werde zü rück gesdilii^on und hyn gelacht, die »cholt mit 
der zytt bet^itlt, dun h die gemeya kirch an uuitturfiligen enden gebessert werden 
mOge, eo haben wir dechan und capittell nnd wir burgermeystere nnd rait obgemelt 
nn'* famentlych ilcss ^ütlych vcrtraRpn, dif wpirkluili- inn ilcr hüttenn nü furter zn 
bogcbenn blas uft dwi meystero unud /.vvüca Kjdur di v kuuclii, der selben eyner »all 
eyn aunderlych offsehena haben zu noittorfft der gemeynen kirchenn, und sullen die 
selben furter steyn hauwen, als viell sie mOpfn, bt-is so lang, das dor buw dio si lmit 
mit der zyt betzalt und dar ubar etwas mercklychs voir nidi braicht haiir, alsdan 
magk man andere mehr knecht und werckludo antstolleu und den thom aber mit den 
selben gehanweo atoynen hoher nff fQren, als ferro aoliobe obgerürt Tersammelt atmotee 



Ko. S2. 




129 



4ea bäwes reychen and lyden mag. wir dochan nnd capittell wällen «ach darcb 
unsarn pftrnM- und dl» eappsnui rar lytt ioD der prediget nnd ian der bycht und 
wir borgermeystere, scheffen und rair obgemelt durch die unsern in testamenten den bnw 
getrülych fordern Iniaaen, and uff das yedemaon s0m buw zu geben dessda ktm g9* 
neygt sy, willen wir eamptlysb tob wegenn dea bowes eynen gemeynenn imwen 
ablaiss dar zu erlangenn und verkundenu laissenn, das auch die gemeyn kirch an 
t^gelyebem mfallen [andj gebrecb oaoh noiltorfit möge Inn weaenn and beaeeirong 
gehalten werden, eee mllen aneli der Idrehen trawneyetere fnrter snr ^t, co diele eie 
dea buwea stock uff achlicssen werdenn, das selbe gelt deylen inn zwey <lt>yll. daa eyn 
wenden za betsalung der obgemelten scholt oder zum baw de« tboms, das ander teyll 
n beseerang nnd lo bebaltung der gcmeyoen Urchenn and der kirehen floeken. und 
ob an dem selben teyll zu ende des jairs etwas Qberig hiebe, das suUe auch gewant 
werden za foliürung dea tborns. vurter auch, daa swuacfaea decbaa and capittell eyna 
und borgenneistere, aebaffen nnd rait obgemelt andertayla nod naaem naiefakommen 
znknniTttiglych irrunge voirkommen werde, syn wir f'rnntlich des vertragenn, »o wan 
dar tfaom ioiient'art and mit dem gewelbe aber die hoigate fenater beeobloeaen wüxt, 
daa aladan deaaelben gewelbea eyn drittdeyl dem raide m irann gemelten gloeken 
und darunder zwey deylt der kirehen glockenn zu gedevtct werden snllen, das auch 
der raitt yre atormglock, die das capittel bie vor zu eynem gemeynen nota der statt 
Inn cyner kade Tur glock Hpyse, die an andern der kirehen glookenn komen iat, 
obergebenn hait, nnd andere iri» glockenn, die f^ic zu >;tMrit \ nem nottz gebranchenn, 
aber syoh heben und henckea lainaen aallen ion daa oberteyll desselben gewelbea, 
aolioh« Ire gloeken vnd darcn daa waehtbnaa darüber an veraehung gemoynea sott der 
rait beschliessen und der gf lnucheti ma;; rmii h aller noitturiTi und irfin lienten willen, 
doch an aohadenn und beswerunge den thorns, dea buwes und der lürcben glooken, 
damit aaek aladan der kirehen gloeken aber ayeh kommen and mit gOtem mme 
beslossen gehangen und die IniwDicysti'n« und evtl custor zur xytt dar zu eyn un* 
vorapertten fryhen zuganck haben möge, und das auch aoUcbe, wie obgemeit, kanfitig- 
lyeh deoban und capittell der genottm ktreheaQ zu abhr&eli dea alidti gereehtigkeytt 
oyt vorgeaogean werdeu 



No. 23. 

Die Baumeister des Baues «n fl«>r St. Rart{io]om;iens-Kirc>ie er- 
klären, (lass der oberste Werktnann an diesem Bmw, Niklas Queck, nach 
fflniQftbriger Tbätigkeit einen gütlichen AbecMed genommen hat. 1603 
April 6. 

Stadtarchiv I, Barth.- SliA, etidt. Urk. No. 129h da 1008. Stark darehkorrigierter 
Entwarf. 

Wir die bawemeiatere deaa kirchbowea la aant Bartholoneae sa IVaoekenfort 

von der wirdigen timl crsatnrn hfvn dp<^hans nnd i^ftpittf»!« nnd ftnr}i vtn des rnte'^ zn 
iVaackenfort wegen dartzu verordenot und gesetzt bekennen und thun kunt uüentlich 
inne nnd mit dieaor qaitancie: aaeh dam der faraiehtig maiateir Niclaa Qoeck »teyn- 
metz, bnrger zu Mpnt^, funff jnrlanp: oberster wergkman nnd reiperer dcss kirchebuwes 
zu »aat Bartholomeua obgemelt umh eyn bcnant somrae gülden lute eyner ver- 
aig^lten veraehreibang darober aagead« von nna nffgoomen worden iat, dieaelben jare 
zalp dpr obprinpU moistfr Nipla."? niit porgfclticjem flis« sins vcrmoppn«? znm besten 
versehen und eyn gUthchen abscheit von uns gnomeu hait, sagen her umb denselben 
Beiater KiidMcn Torbararten doea gethaara fliaa fraatlieban danck«. deaa an orfcand« 

9 



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— « 130 

liati wir obgemelto bnwenaeistcr mit t[\>^a gebeten der stat l'rauckenfort burgormoistcrc, 
daas sie der selben stat kleyn iDge^igel uni oLge«chrieben diagA SU besagende unden 
ufl'spncium diss briffi 7.\\ ilnK keii, der veriigelüng wir die burgermeistor also von beta 
wegen obgemelter buwemeistere den» kirchbuwess zu «aot Bartbolomeus gethan han 
bekennen, datum donnUgs nehst oneh dem eonteg Jadien «ono XV* tercio. 



No. 24. 

Niklas liu--(k, WorkmatiTi des Baue» an der St. Bartholomaeus- 
Kirche, erklärt, dass das .St. Bartholomaeus-Stiit uud der Rath ihn voU- 
stttadig abgelohat haben. ISßB April 7. 

Stndtardiiv I, Bteth.-Stift, etldt. Urk. No. 189» de IGOa (Mg. 

Ich Nieiana Qweek eteinmets bekennen öffentlich mit diesem brieff vor mich 
und mein erben: ete leb venohiener ceett vonn den wirdigen ereeinen md weieen 

Herren dechant nnd capittel aant Bartolmeun stifft, burgernieister uml rat der stat 
Franokfort m wergman und r^ierer dea kircbbuwes gemelts stiflls fanff jar lang 
anfgeuomen und iwentzig gnlden vor neiDen eoldt eins yden jars verschTieben worden, 
das mich gemelt dechant und capittel, borgenneister nnnd rat etolichs Holden der funff 
jare gütlich entricht and bezcalt habenn. sagen darnmb sie, ond wen daa betreflen 
mag, soliehs eoldee der finfi' jare qwidt, ledig nnnd loss. ich beb anob eelbs williglihe 
mein lip unnd gut verpflichtet unnd verpflicliten mich it/nnt mit crafil diess bricfi's, 
ob aber karte oder lang «ich eynnicber mangel, somnoss oder schade ian nnd au 
gemeltem bnw« erflndan wnrde, den ieh bniich rerwaret haben solt, das ich denselben 
auf meinen costen, muhe nnd arbeit abüchafTen, erstatten und versorgen sol noch 
allem meynrin %'rrmiigen sunder arglistigkett nnnd geverde. des sa nrkoade h«b ich 
mein eygeii lugctiiegol hiran gatmeken. geben aaf fnteg noeh dem sontag sa latin 
ganani Jodiea in der faaten nodh CrisU gepnit fnnffiMbeDbandert nnd drawe jare. 



No. 25. 

Werkmeister Jacob von Edingen an den Rath über die gefahr» 
bringende Stocknng des Pfarrthurm-Banes. ITiO.") Dez. 18. 

Stadtarcliiv I, HArtii.-8ti«t, HtMdi. Urk. No. UMj de 15o5. örig. — Gedruckt: Pasaavant 
a. a. O. B. 51. 

FurHichtigen ersamen wyseu, mine unertbenigei unverthroane dinst aien uwer 
faraiehtikeyt mit flis sn vor an, ersamen lieben bem. 

Us bewegter und sundorliolar m-ygung, ho idi zu dyser loliliclir-n .slaf Franck- 
fort OS hoher bemmangeo in fremden landen vast uad fyl gehört, habe ich mich zu 
herfamng knnaüieber werk, aaeh kanet nnd mMstereehaft myns hantwerekes mit 
geuhtber hfrfariirige zu überkamen und mich nlhor j;i'ruKt u:i verliliiLt mit ininer 
haodt arbeyt uud radtecblag mercken ood sehen lassen, also daa ich des dapfer«n 
nnd hoch geaehten werckss dee pfarthorme alhie oberster werekman n£%enomen biui 
darumb myna bedunckenss myn hcrcn di m radt und diser Stat rnirx kfort an iren 
buwen nacslich so schafieu, auch schaden zu waren und zu verhaten päichtig. 

So sehe ich wol, das warck wil gar binder sieb, darsmb mir aodt ist, myn )yb, 
myn er und myn kanrt an Terwaren, weldie knnst nit kyndieeh mne eyn an einem 



181 



•oUcbea mecbUgen werk, so find ich darch solicbe kuast uod darch alles, du ich 
flnd«n kftD in «II«!! wereltli«h«n kamten niMerer arlMsri, Am do tat ijmm wvrck 

kumen wurdt, das iln f\ czutul kleyn geiicht i-^f. wisnl werden ain groi^e'i grusamlirlio^ 
werck, darnach so mas man mit gxosem schaden und mit grosem Unkosten bandeln 
nnd Wardt T«lieht aller ninb ■ui du, wslebcr wliftd eyennd wol m Terlimtvn und 
wo. OTsehen wci- mit ainem zymbliclien koston. 

Und ist das die arsach, ich ban das werk uberfnrt, dan icli bau vor zwaien 
oder thrien jemi ain b«tehftyd kept und hui anek m derselben *yt m des bawee 
nuturfT^ uiyn crsamen wvscn hereii dos radfz niid dyo wiinligcn liorfn im kapittel 
uff dem buw kept und da für gehalten, ob man mit dem werck für faron wel oder 
nit, d» ward mir ain beeokeyd, das ieb mit dem werek aolt farfarra, nnd bab uff den- 

st'^ipn fnrsfamlt i\a» werck in die höhn IjtiioTit niyt ^'i-oi^or srliwerer nrlieyt uiitl inyt 
groser sorg und kunat, und so das werck eyczund also offen etat unbeschlossen, so 
w«gt e« sieh mit ain, «o man dae eehwer uagtfag getondt faewefeiD ist, damit dan 

<ler buw hart um! schwer beladen ist, und das bewegen Wttft ej IflBger tif Wgßti 
hya man sehen wurt, was us der sach werden wjL 

ICyt dem genut wnrdt ee also sa gen, eol« nodi «tan nmb VI jar lenger, verlipt 
e« «elber nit »tun und so die zyt kumpt, das es ab wyl selber, so sol es wol kumen, 
das «s geschieht in ainem winther, so es mit grosem sehne beladen wurdt, ob man 
im dan so derselben syt gern belifen weit, eo kan man kelt halber nit dar tu kamen, 
und solt dan lieuser tnul kirib zu Hcbandeii rnm licii. dan sdlicbs vorferlioli liobe 
gerast werden nit änderst gemacht, dan uff VI oder VXJ jar uff das aller lengst, auch 
ietainaoKeh hoch geroet nit on s«badea ab so tbon, waa es im gar ferfblet, damack 
mit alten /iK-gen /.n liiuideln, da stat. grcsp ?;org und ferlichkeyf by, wnlnlip sorg und 
angst aber alle sorg ist, und da by ainer alle stund lyb uud leben wagen mnss. 

Byt nwer farsiehtige wyeksyt, wellend ansehen die sehwer saeb des wereksS} 
und obe iiwor wyslipvt ieht nuczlich«!«? driTus ('risprif>ssf>n mf»chtn rider wurdo, dfs wers 
ich mit hertreutem gemutbe begerig zu sehen, mir als uwer gutwilliger gepiotonde. 

Datum minsr aigen bantgesdbiiff vM dontag post Lada anno X W. 

Jacob von EtUngea werckinsiBter nff der 
pfan allMo wa Franekfort. 



Nu. 2<). 

Aufzoichnunrr nher eine Berat Imnu; der Tjanmcistor betr. die Arbeiten 
am Tliurme unil die ferneren Dienstverhältniase des Werkmauns Meister 
Jacob von Etlingeu. 1507 Juli 20. 

Stadtarchiv I, Bartb.-Stift, sladt. Urk. Ko. lOJ de 1BÜ7. Stark durchkorrigierter 
Entwarf von der Hand das Stadtsehrmbers. 

Uff hüte dinstag nach sant Mnrgreten tsg anno domini millesimo quingentesimo 
si j]rimo f*iiit die hocligelerten erwirdigen und ersamen herren Petrn« Sclinwe, doctor etc., 
]<tai herr, Johan Brloe, seolaster zu sant Bartholomeus, Hans vom Kytio si holVen und 
Johan zum Jungen ratman zu Franekfort, als verordente bnwemeistere von dem capitcul 
des» stifi\ea sancti Bartholomei und dess rates der stat Franekfort dos* kirchebuwes» 
and tbonss derselben klrchen sancti Bartholomei, in der Capellen und libery doselbst 
als man gewonlich capitel zn halten pfleget, züsamen zu komen orfordert, doselbst 
allerbande dess buwes nottoriH uud auch dess wergmeisters anligende gebrechen 
zoermessen und suvememen. und anfbnglicb naehdem meister Jacob der wergmann 

9» 



Digiti^uu Ly Google 



132 



den tborne mit «inea aotpfengen and böge gwtallen obea zu beaaliessen inne abfing 
irt, demaellHni mAbitora Jaoobra off im iMgAit« traderriohtanf; laarkennen geban 

worden, doinit er ^icli mit dein loch zu dem Tiessloss dc^a gewels nach Hrtliclicr 
meiaterscluifffc za deas bnweaa aottorfil deater bus möge wiaaen zu halteo, sy der 
IniwsiD^tore meynnnge, dun deaa w«ieht«ra htm hart tiii(l«ita gewdbe gAmaolit, tmd 
de»8 rats uwer und storme glocke zuiiehst under dem wachtliuss gehenckt werden 
aollen, uff daaa der weichter nach der atai nottorfit zu tage und zu nacht ober sich 
sniD gang6 umb sieh zn «ehttn und und«» ztt d«r ntome «ad »Um glodten detisr 

furderlirlier synem VietVliel gnüg zu thün geschickt siti nuim', und so der gang und 
der thorn benloeaen ist, mag man mit der zyt hernachmaU nach des« bawaa veraogeu 
vnd gelegenbeit, wie man mit dem mittel stoke nnd daebnng üBiter sa Urm wflleas 
wirdet, uaAi antzei^-^ dess abrisa underridden und ratsslagen. femer haben die 
obgemelt«n buwemeiatere uff maaigfeltig aoauchen dess wergmeistera mangel and 
g»braehen synm anligens vIt sin KbriSUieb nod raontUeb faitrag«Q oottorftJglieh 

gabort, und als derselbe wergnmnn anfciif^licli sich verneinen lai«sen liait. wie wole 
er in vergangen jaren uff doctor Conrat Henselina deas alten pfemera und buwe- 
meiatcra aeligaa Aiaeig aabanga gatwUlfglieban daaa bawaaa urargman nmb ayn sim- 
liohen jare r<olt versclirieben und undernomen gehabt hahe. er dessmal^^ eyn gesellen V 
oder VI in der bütten den tagelon zu verdienen gehabt, der xüversicht deaa buweaa also 
nit dar syt aavollafbrea, und wie wol« «r das bnwe sn entliebar voUSrIIng mit 
meneg der personen zu helffen dnrch sin anregen die nottorfll erfordert, und dess 
aelbat oraach uaa guter meynung, deaa er aich erkennen gebe« habe, doch die awere 
nad aorgsama arbait, daaa warte itannt away jailaog mit XVIII edar XX atainmetaaa 
gesellen mit aherissen und anstellen flissiglic hen one nnderlaias mit hilff deaa 
almechtigen mit konatrechter meiaterachaiit unatrafbar biaa an berabe gericht, im hoffo 
mit Ootaa bilfF daaaalbe weirg biaa an daaa dacib la baaalieaaaD, nnd aieb, ala «ynam 
frommen wergman gezeme, siner versclnihung zu halten, gutter zuversirlit die hnwe- 
maiatere, anch eyn erbar capitel and rat aien der erbarkeit und wiaaheit einee getanen 
fliaaaa, ao «aa aom aaloaa kotnen iaty ine an badaoekan, ala aaeb in aoliebar ainar ver- 
achribung angetzeigt wirdet. ferner wülle ime von den hnwenieiitern wissens zil hahen 
noit ain, wie iaa die büwemeiatere hin für mit ime zü halten willena aien, dan nmb 
aolieban kleya aolt ala biaa bar all dianan ay ima nit gameint. mOate dar «bar mit 
aineni wip und kinder zum beteler werden, wo ime aber cyn wcselicher versnUiing 
alhie gedien und siner konat ganos-sen befinden mochte, wulte er ungerne von una 
karan, ribe afteb bievor Ton ayner erben common wegen, aiob «yna merglieben bttwaa 
wergtripisterf» z(5 .fin zi'i underTienirn. angesprochen worden, halt aher, dwile er in 
verptücht geyn dem buwe geatanden, antwart darüff zögeben nit getzemen wallen, 
nnd aoeb begert deea antwOrt, denit «r eieb möge wiaaen aa Tereehea, vnd ala«' 

balde dobv ziieikennen gehen, wo diiss rapttel und evn rat ime XL gnlden t"nr t»yn 
jareaolt verschriben, walle er sich zü dienen verachriben und ander ainer werglichen 
arbeit mit Terdinat, alaa aieb geiwrt, an atner oemen. darnff han die bawemeiatere 

mit hpderhtürhpm ratsslng einhelligtichptn gfidarhtem ineistcrf" .TaroVien dem wergmann 
tkff ain begerte wiaaenachaäl zu antwurt geben, das« er ein angetangon werg und 
beaaliesailng dee tbomaa and gnnga bin alaa biaa ber mit gatmtttigem fliae so Tolendea 
willig syhe und keynen zwifel tragen fsollej, so daaa vollenhracht werde, ime aoUe 
ainer müaamen sorgt eltigen jarbeitj und tliaa danckberlich verening nnd ergetzlicbkeit 
widdarfaren , deea ria inen biemit warbafftiglieben vertroetoog tbeten. nnd nmb die 
znknnR^igpn inrf* =!n!dtuig wnlle lue antwurt zu san! Brixten tag gegeben werden, 
wesa dess capiteU und ratea meynung ain. actnm die et anno predicto. 




138 



No. 27. 



St. ■Bartholomaeus-Stil't und Rath nrklären, das.s sie den Stpinmetzen 
Meister Jacob v. iiitlingea zu eiuem besUindigen obersten Werkmann des 
Baues an der Si. Bartholomaeua-Kirdie angenommen haban. 1607 De«. 24. 

StadtMcUv I, BBi11i.-StiA, «Mdt. Urk. No. 985» d« 1607. Orig. - OeAniekt: pMwveiii 
«. a. O. S. 68. 

Wir dechan und capittel iea »Ü6\e» zu Sant Bartholome us uund wir burger- 
lueistere, schefTene und rate IQ Franökenfort erkennni lud thfln kaut olfiHitliQb inne 
und mit diesem briefe für uns and unser nachkommen: 

Nachdem wir den i'ursirhtigen meiater Jacoben von Ettlingen st«ynmetzen vor 
dtitzehen jaren uiigoverlich erstmals für eynen parierer nnd nachfolgende für eynen 
wergkmeistere dess kirrhebuwes and thorns zu Sant Bartbolomeua kirohen alhie uff- 
gnommeD und deu .^ioigfeltigen ernst nnd Hiss syner arbeit, so er an dem thorne, 
der ao etlichen orten durch abegegan^esjc meistere inne verschienen jaren mit dar syt 
ettwaM Terforet geweat ist, den er nach don atreben angefangen und die pfilere mit 
den viern und aoht orten mit konstr icher meiaterackafft aftcafarea, sa beedieaaea nnd 
bias inne den gang zu bringen and e r a e mm en, dartia deiMolbea bowe aia leptage lang 
aldwile er eu Franckenfort »yn wonnnge nmb zymlich versoldaoge als eyn wergmann 
TOVersehen erboten hait, dem also nach, domit wir gegen gedachtem meiaterJacoben syner 
mahe, erbeit, angekert» ffiw ia cnd ertietwie aitOBbadaebt erftiaden werden,babeB wir den- 
selben meister Jacoben synem erbieten nach so eynem iinserm bcittendigea obersten 
wergkmanne gemelts kirchebuwe» und thorns affgnommen und mit ime aberkommen, 
inne maiesen hernach geschrieben fulget : 

Also das derselbe meister Jacob, als eynem wergkmeiater gepurt, syn leptage 
lang obgemeltem kirehebowe and thorne som beaten verseben and sich äff der bnwe» 
meistere bescheit und geheisa geboreaaiiglieheB halten, steyahaawere and andere tage- 
lonere, die iren lone vertienen können, anstellen und uffneramen und mit des buwew 
guttem nnd wergkgetzug dem bnwe zugehörig das beste thun und bandeln und nichtis 
sonderlich one der kirchen bawenteiatere willea and bescheit bowea oder machen, den- 
selben buwemeiatern uff ire ananehen nach synem beaten vermögen syn ratlich under- 
«ysunge getruwelichen mit teylen und alles dass than aollei als eynem wergkmeiatete 
sQthnn gepurt. 

Umb solichen dinst und verboat aoUea ansere bnwemeittere, eo wir deohan nnd 
oapitel nnd wir burgermeister und rat s» Franekenfort itzont verordent nnd geeetat 
baa aaad hynfur von uns gekorn und gesetzt werden, von and OM gemelts kirchebnwea 
renten nnd gefollen demselben meieter Jacoben alle jare jerlichs, und so lange er 
gedachts buwes worgkmeister ist, nff SantSjrraon nnd Juden tag der heiligen aposteln 
driaeigk gülden gutter Franckenforter wernnge für synen jare eoldt uwichten, dartcu 
jerlichs umb Sant Walpurgen tag sehas elen Londiach dache la eyaem kkjyt oder 
vier galden darfur uff der buwemeistere wülugälallen. dartza ao oA gemalter raeiiter 
Jacob ione dess bawess arbeit and gescheffk ist, oe aybe mit aberyaMÖa, anrasten und 
andern goschefiVen, ao dem bnwe zu gude kommen und dienen mag, aUen «etgliohen 
lag synen tagelon nemlich sommer und wynter zyt funff Schillinge, nnd obe gedachter 
laeiiter Jacob inne dess buwess oder baweuMiatere gescbeüVen naaaerhalb Franckenfort 
au nottorftiger ubunge and veraehunge us^gefertiget nnd syn symlich zeruogc witer 
den der tagelohn sieh eratreeken wurde, sollen die buwemeistere mit erstatunge ge- 
paTlieker wyn iaea aaentgohea iMttea. 

Auch so han wir bnrgermeistere und rat der »tat Franckfort uss sonderlicher 
goustiger neyguiige gemeltem meister Jacoben vertroistunge gethan, wan unser stat 
weitgneitter eteyamets ria aupt verlaiaaiea ued er> meiater Jaeob, deea begeren 




184 



wurdo, ioen nuch domit zuveraeben, zugeben und zutbuo, wesa gemoltem unscm 
wsrgkmetater bMoheen iat, ncmUdi jan «yn ld«yt irad, ao «r iom d«H rata arbeit 
oder geschefft ist, synen tagelon. 

Wir decban and capitel zu sant Bartbolomens und wir bnrgermeiater und ral 
dar atat Fracokfort behalten una maoht and Am, daas inne and mit diesem briefe, wo 
sich gedachter mei'»ter Jacob nnsr^'Tnücher vryae und sich anders dan billich dem 
capitel, dem rate zu Iranckenfort und aucii dem buwe inne widderwertigem verdriesson 
halten wurde, daae wir aladan gedachtem meister Jaeoben dieaen ^nen dinst und 
dinstf^elt. wie obsteet, ufftzn^ngcn und ztibeorlauben uns gantx mogende und macht 
furbebalten baben wullen one syner, meiater Jacobs, and eyns iglichen intrag. 

D«a an orknnde hau wir deehan und eapitel au Sant Bartholomena unaara 
rapittets ingei5igol nd cansns nnd wir burgermeister nnd rat der stat Franckenfort 
kleyn ingesigel von obgemelts buwes wegen uns und unser nachkomende zubesagen 
an dieaen farlaff thon haneken. datnm ferin terdn in vigUin nativitntia CSriati anno a 
natiTitate donüni «ioadem mflleaimo qnlngwitaaimo aaptimo. 



Dienstbrief des Steinraetzen Jacob von Etlingen als Dberster Wt-rK- 
nianii (ies Baues an der St. Bartholomaeus- Kirche auf' Lebenszeit. 1507 
Dez. 24. 

Stadtarchiv 1, Barth.-Stift, atädt. Urk. No. 325« de 1507. Orig. — Der Scbluss (von 
Mdnttau Tanpridh" «n) g^dtn^i: Paaawrant a. n. 0. & 66. 

loh Jacob von Etlingen steynmetze erkennen inne nnd mit diesem briete, das« 
ich mich den wirdigen ersamen fursichtigen annd wj'sen herren decban und capittel des 
stiMes zu sanci Bartholomena kirchen zu Franckenfort, auch bihgermeistern und rat 
derselben stat IVa&okenfort von wegen den kirohekawes obgumelter kirchen nnd 
thorns, als oberster wergkmann denselben buwe snven^en und zu regieren, dwile 
ich geleben aad ao lange die vorberorten myne Herren vom capitel und burgermeister 
nnd rat der stat Franekenfort eben ist, sra dienen verpdicht han nmb eyne nemeliche 
belonfinge lute eyner verschribunge, so die bawemeiateire vorgemelts buwes hinder 
inen und mich hören laiaaen haben, wie die von worten *u worte hemachgeschrieben 
folget also . . . (Folgt die unier Ab. 'J7 mitgethtUle Urkunde) . . . dem allen also 
nach 80 verbynden und verschriben ich Jacob von Edingen mich obgemelten mynen 
kern dem capittel zu sant Bartholonieüs und dem rate zu Franckenfort von obgemelts 
kirehe buwea und thorns wegen alle und igliche stucke, puncte und artickele, so vil 
mich in dieaem und aiidi myner heru obgemelten brieffe her inne verlibt und inserirt' 
betreffende syn, one alle weigerUnge getruwelichen zü halten, züthun und beuutzig zu 
«yn. dartzu versprich uud verpflicht ich mich, obe an gemeltem kircbe thorne, an den 
vier und acht orten nach den streben, »o ich angestanden byn die verfürten nnd ver- 
riehen orter de^s omles mit koustricher nieiäterschaiTt mit der hillT Gottes inne die 
bessliessunge wud ga:ig zu bringenn, so l'erre belonuago uud gelt erreichen mag, und 
wo sümeniss oder gebreche an gemeltem bum inne mjaar aogeatanden arbeit und 
dem aberisss oder vi^ernnge dese thorae« ungemeaee Ton berompten verstendigen 
wergkmeistem erfunden und erkant wurde, Holichs alles aal und wil ich mit myner 
narnnge und gftttem, 80 ferro die reichen mögen, obgemcUcm buwe eretatung zutbun 
Terpiiichtet syn. dess zu warem orkunde han ich Jacob von Etlingen steynnietz 
mich aller obgeschrieben dinge zu besagende myu ingesigel au diesen brieff gehangen, 
der geben ist uff tag mad j«re^ oia datnm mynor hem dea eapitela und rata inaerirter 
brieff obgeaohrieben naawiaat. 



No. 28. 




136 



No. 29. 



Aufzeichnung ü>>or den Stand des Ptarrthurmbaues 15Üi> Nov. 25 
und VorscLlag zur Errichtung eines WäclitfrLauses. 

SudUrchiv I, Barth.-Stitt, «tadt, Urk. No. U2« de 150U. Abschnit. — Oedruckt: 
JPlMBRVMit a. O. 8. 66i 

Uff »ant Ktithriueo tag aaoo XV<^ uad JX jara ist dor pfarrotborn«) in acht 
ort« nMgttfoit Ihm obeo an die pUttMi uad eyn lag« «tcyn inwendig, daruff die 
'jlateii l\gend. solicb erbeit in folfllreii ko&t nmb die eaderbelb bondert galdea mit 
zeug und arbeit. 

Deea daeb antialegeD, so wdt deb die bebe gern dar an lanflta nmb die 

XXV schuwe, iitnl inn derselben hohe wurdt widder eyn gang, uml wirt der buwo 
noch eynmale bosslosseo. doch »o mochte maa Mlich hohe teylea inne «wen teile 
Wki moobt Xlf aebneb nffaren. daa wurde geateeket boeb, begebe aidi dan, eo die» 
selbe hohe stunde. niiJ iiiyn ersaineii furaichtigen wvseii liern'n nit witer ljn\v>n 
wurden, so bette doch der weicbter eyn wunuuge. aber so iss voa holte gemacht 
wirdt, iet zu beeofgen, daM der bagel dar Inae eebUbe. daa die bebe ist groise, 
nod dass Wetter «eremet der hohe >;ern, als dan aller weit wole küntlieh i=^t. 

Item gerechent l'ur zwolfl'e schuhe hoch steyn zu brechen zu eynem geateck 
dem weiebter und dieeelbea atoya an Airen and iaen etangea dartau und bly und 
eynen kleymn 7tigt, die «teyii doinit, zu hidieii. solicher z>i^; wirf kosten <li'ithalb 
faondort gülden, und für die arbeit den tageloner vierdbalbhondert gülden, facit zu 
banff aebe boadert golden, nnd in eolieber bob« wirk daaa daeb gut an deeken 
werden, dan i.ts wirf enfjn. 

Auch »0 kan solich arbeit iun dem ncbaten aommor wole mit guter zyt mit 
Oottes biUr geeobeea, donit die waebt and der bowe gnngsam verwaret warde, biee 
daes man wyt«r komen BMbteii 



Aufzeichnung über eine Verhandlung mit Jacob von Etlingen betr. 
Uel)ornahmc der städtischen Werknieist«rstelle. 1510 OJct. 3. 

^Stadtarchiv I, Barth.-Stia, städt. Urk. Xo. Mö de 1510. 

Uff donrstag nach Reinigii anno domini XV*" dei^'mo hau her f'onriit Schit 
aobeffen nod Joban zum Jungen, buwemeister« deaa kirchenbuwes zu sant Bartholo- 
metie, TOB ratea wegeo mit meiater Jacoben von Etlingen dem wergkmeiater ander» 

redt und ime ftirgehatteii, dwile tiuMster \Vi;:el ."^parer steynniet/. cless rate-* wergk- 
meiater, von einem ampt abegeatandeu und ime Jacoben verdrostung bescbeen, wore 
eyn rat gntwIlHg, wo eas ime nit m nidderung geacht ein and m andern «inen 

werken verhindening gejiereti wurde, doinit /u verselii'H , aher hIss l)y Inen reihst 

ermnssoD, auch er, raeister Jacob, selbst erkennen möge, ime der maisson sieb der 
mOaanen arbeit an beladen nit frttebibar ersebiwaen werde, dem naob bait meiater 
Jacob der büweineistere anbrengen zu daiicknemiger eriiiiierutig uff gnoineii und 
inen gatUoben gedanokt und doby gebet«n für meiater Lorcntzou den muwerer zam 
ffloaael, dann eyo erbar täte damselbeo an vym» irem wergkmeietere nlT nemen walten, 
und hi« mii abegMdieideo. 



No. 30. 




• 136 



No. 31. 



Anfaohnft »uf einem von Philipp üffenbach 1610 ge/.eiohnet<ai Pt»iie 
des PfarrtlinTmeR. 

Stadtarchiv I, Ifgb C R N, FoL 68«. Abgobiift. 

Anno domini millenmo qn^driBgentMiino dtouno qninto in erMtin* Bonifaeii 

t'i)isno;ii, quae erat octava idun jnnii, jiriinns Inpis Imjns operl.s et. <l.riict.arm- turris 
& Bartbolomaei io Fraoconevort, curte regia imperiali, circiter duodecimam |>omen« 
dinaiii • domiiiis Jaeobo Herden deeaao, m. Nieolao Oentang eottode, et Jobuoe Eck, 
canonico s. Bart Ii., tot ins clcri tlflej^'a! is et iloininio Gerherto a Olauburg, Trenrico 
ab Holtzbaasea scabinis et Contzone Weis« zum Löweuateiii senatoribus ab inclyto 
wnatn depvtattft, fiibtieae ilUos aaerM nagiatria, poaitna est lotins popuU apaotanta 
freq.ientin. lapidi incisum est: IN NOMINE PATRTF! KT FILTT ET FiPIKITUS S. 
erezit Jacobus bunc lapidem in titulum. Dotatos fuit iste lapis tribus Horenu a dero 
totidamqiia a aaaata imporitia, qboram dno lapieidaa Uaterao Gertner arohitaeto, 
rt^liiivu vero unatnor operis eju"* rcssernnt. !nr.n tum tnorabatur in »igno Catitoris et 
Polluci«, dominia Jacob Breun zum Brunfelsa ac. et Ilenrico Weiss sam Weder a. cosa^ 
Garbarto a Olaabarg ac, Jangona Ebar at Gerlaeo KOraaDar aanatorib. aadilibna. 
«tirrpxit ea molc; In dies magtm labore, indiistria et sutujitii, donr*^ al fa«tigiunt), non 
quidom pro achematis hujua positu, sed temporis necensitate, prout hodie io coospecio 
aafe, anno aalntia MDXI imponaratar, donlnia Jacob NanbauBaon ac. at Wickaro Frnacb 
8. Cosa., Conrafio ScVjfid sr., Nicoiao Stalburgor et GerTiardo Boirk soiiatorib. aodilibus. 
delineatio autem haec nova ex archetypo mi^ori pedam dtmensione, dominis Uiero- 
nymo aam Jungen ac. qaattam at Johanna Phtlippo Waiaa a. prirnnm ooaa., Jobanna 
Meiern sc. Jolinime Fridorirn Faust ab Ascbaffenburg et Anthonio Ej>steiri senatorib. 
aedilibuB, desumpta est a Philippo Uffeubacb, pictore et geometra, anno aetae 
ChriatiAiiae millaumo aazcantaaimo daeimo. 



Da Deii.s, ut velnt liaeo reliquas supereininofe aodaa 

Turrie et exoelsum tolüt ad astra capot, 
Sic onni virtnta gravaa «t honoribna amploa 

Plebs babeat patriae semper in nrbe patraa. 
Praefice doctores sanos, mite eftice caelum, 

Snffice panin opes, pertice pacis opus. 
Sic tranquilla fluct ]>1acitura per ocia vitai 
Aeteruos tecum vivere certa dies. 



(tutachtcn der Domhatuneister von W'h h, Krhi ntv\ Regeii.sburg über 
"Wiederberstt'lluug, Ausbau und Freileguug tier ijumkircho und dos Pfarr- 
thnmes zu Fiankfurb am Hain nacH dem Brande yom 15. August 1867. 



In Folge Zaaebrifl vom S7. Februar a. e. haben sieb die gana argabenat Unter» 

zeichnet«')! in Fr.'^iikfnrt eingefunden und nach Erholtm^ nutlii^«:* r Inforniatioiien >An 
Gutachten Uber die Wiederherstellung, den Aasbau und die Froilegung dea Domes zu 
Frankfürt anagaarbeitat. 

Piu ^'ati/. cr^M'lunist Untaraaichnatan gaban atch dia Ehr«, iragUehaa Gntachtan 
in der Anlage mitzutheileu. 



No. 32. 



Frankfurt a. M., 2». März L&äS. 



H 0 c h 1 o b 1 i c b e s Ü a u a m t ! 




— • 137 «-^ 

Bezüglich der fernen angeregten Frage über die tur die berührten Arbeiten in 
AnAüicht SEU nehmenden Summe glauben die ganz ergebenst Unterzeichneten nicht be- 
sonders bemerken za münsen, das« vor Aufstellung eines bentimmten ProgrammM, 
insbesondere eines »olcfaen über die ionttre Ausstattung der Kirche, dann abt^r anrh 
vor Ausarbeitung VOD detoillirten IkttwAxfen, moe Vwanschlagung nur als aonftherude 
Bohlten ng wo. betvftchtoD mi. 

In diesem Sinne bemerken die ganz ergebenst üntf^rzeicTineten, das« für die in 
Vorschlag gebracbtea Arbeiten mit Ausachluss der zur Freilegung nöthigen Erwerbungen 
di« SanuBM von 600,000 Ovld«n ia Anssiebt sn »«hiiMii sein dOHte. 

'Unter VemielientDg Torzüglichster Hoch i ] i i g 

Einen hoc Ii I ri M i <' h o n Hannmten 
ganz ergebenst 

gez. F. Oeazioger, gez. Fr. Soliinidt, gel. Voigtei, 

Bombnnmeirter in Begenelintg. Dombaumeister Donbnvmeieter nn KSln. 

Btt 8t. Stephan ia Wien. 



Znr Abgabe eines Gnteehtens Ober die Wiederberstollnng nnd den Anaban des 

D lues zu Frankfurt a. M. durch Zuiw hrift des Bauamtos Frankfurt vom 2", Februar d. J. 
berufen, lag una in dem ans mitgetheilten Berichte der technischen Commiesion 
d. d. 23. Jeauat- «in reiches Material vor, das, in sorgfältigster und gewieeen» 
haftester Wt lse liearlH'iti t. in;M die uw ÜBrderlichen LSeong der noe obli^eaden Aof« 
gäbe nöthigen Anhaltspunkte bot. 

Naeh eingehender Vergleichung an Ort nnd Stelle, soweit solche uns stir Infor» 
mation n>>i]iig erschien, ßnden wir keine Veranlassung zu irgend einer Erinnerung über 
die auf das grtkndlicbBte und umfasaendste bearbeitete Darstelinng des Befund«» der 
Donkireho nnd des Pfarrthnrmes nnd kdnnen -riefanehr, an diese Darstelinng an- 
knüpfend, sofort zur Abgabe xinscres Gutachtens über die offen gelassenen Fragen 
sowohl als überhaupt über die im Commiaeionaberichte niedergelegten Ansichten über- 
gehen. Bei Abfaeeong nnseree Gutachtens glauben wir der Uebersichtlichkeit wegen 
denselben Gang einhalten zu sollen, welcher im ('nmniiHsionsbericlite beliebt wurde. 

Den in Absats 4 des Commisaionsberichte» dargelegten Anschauungen können 
wir uns antchlteesen, nur glauben wir bezüglich der Durchführung einer Instande- 
setzung des Thurnies, insbesondere vlnif^ Ansbams dcssenun lincli ilrn vorhatulonen 
OhginalpUneUf ans später auszuführenden Gründen, etwas weiter gehen zu müssen, 
oioht nur im Interesse der Stabilitit nnd SoliditU den Baues, sondern aneb in Berflok- 
eichtigung einer mügli l.Nt . parsamein DurchflUming diesw wichtigen nnd ontsr allen 
Umständen kostspieligen Arbeit. 

Die in Absats 5 des Gommissionsberichtes vorerst angeregte Frage iat die einer 
Wiederherstellung der Bedachungen der KirrLe und ihrer Anbauten, Sowohl wat die 
Constroktion derselben, als was ihre Gestaltung betnfit. 

Vorerst, was die Oestaltnng nnd inssere Form der Daehnngen betrifft, finden 
wir beztlglich «lir Diioliungcn Rv.f rresli\ tfriuni ntui QiuiMliifT keine ^'eranlaasnng, 
eine von der früheren abweichende Form derüelbeu in Vorschlag zu bringen. 

Ittsbeeondere, was das Qneraebiff betrifft, eind wir für Wiederherstellung von 
Walmen an den Giebeln, da eine andere LO»ung, wie z. B. die Herstellunp; gemauerter 
Stirngiebel uns unzulässig erscheint; dieaeibe könute nicht ohne nscbthoiligen Einflusa 
auf die Wirkung des Presbyteriams sein. 

Die eigenthümliche Anlage des Kreuzbauee an der Domktrcbe SU Frankfttrt, 
welche den Querschifflflügeln gleirlie Ausladung wie dem Preabyterium gab, weieet 
auf die Nothwendigkeit einer gleichartigen Behandlung der Dachuug, auf Anlage von 
Welmen an diesen Theilen. 



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138 



Die Dachang des Langhaose« eines Halleabauea soll der inneren Anlage ent- 
•preeben, nicht wie fMher der Fall war, eine Anla^ mit erliSbteni Hittelscliiff 

siiiiulirfii. Docii ert'.ink'rn 'ksioiit'jii auf die Ilerstollung des T!iunm?H au der 
Kreuzung, um unecböna Verschneidaogen in die l>Rchtldchea za vermeiden, dass der 
obere Theil der Daebang dieaelbe Daehwandneigung erhalte wie sie das Daeb des 
Fresbyterinins Imt. 

I>ie eiDspriugenden Gratbe an der KreazuDg beider Dacbnngen mit der des 
Quenehiffes sollen in gerader Linie sieh ttber den Kreaimittelpankt forteetieB. 

Da ilo H">lio (3(>s Go.sim^os arn Tjuiiyhntirt j^eluiltiii worden inuss, wird die 
Neigung des Sattoldachoa anvermeidlicb oiuo gebrochene eoin. (VgL Tafel III, 1.) ') 

Hierdnrob vrird Qelegenbeit gegeben in etylgeraiseer Wose das ni erreieheD, 
was früher durnli Tlifiluug Jcs Daclifs in 3 Theilo bewirkt werden wollte. 

Von dieser früheren Gestaltung abzugeben sind wir veranlasst, weil sie, unwahr, 
den Prineipien des gothiaeben Stylm aiebt enteprieht. Wi« atis obiger Darstellonfr 

geschlossen werden kann, liegt nritniicli die Brecliungsliuio der Daclinoigung in der 
Höbe des Uauptgesimses oder vielmehr in der Höhe der Dachrinne des QuerschilTcs 
und des PreBbytflrinms. 

In gleiche Ilülie soll die nau])trinne de?* Langhansdaches zu liegen kommen, da 
ohnedies durch JELücksichten der Erhaltung der Dachbedeckung empfohlen ist, an der 
Breebnngelinie der Dadraeigong ein« aoleba ansnbringeo. Der nitterbalb liegende 
Streifen der DachHäche soll dann als Dachsaum in einer von der übrigen Dachfläche 
abweichenden Art dekorativ behandelt werden. Wenn dann auch noch die Dachluoken 
im oberen Tbeile der Fliehe in gleicher Weise bergeetellt and Tertbeilt werden wie 
auf den Paidiflächen de« (Jner.^'chifres und des Presbyter! luns, so wird die gewünsihte 
Wirkung einer tortlaufenden Horizontuleo in der Höhe des Hauptgesinues des Quor- 
sebiflbe und eine TheilnDg d«r grossen Dadtflieh« eirreieht, ohne so dem Kittel greifen 
zu nfliisen, weUdics früher beliebt wurde. 

Wir glauben darauf hinweisen au müssen, daaa dann auch eine möglichste £in- 
fadiheit der EieeneoDStralttion dieses Theils der Daehong erreicht werden bann, was 
unter Beibehaltung der früheren Form nicht der Fall wäre. 

Ausserdem wäre die Form der Dachungen der Anbauten und der übrigen Thoile 
der Kireh«, die noch *n den Wänden in Spuren «rsiebtlieh ist, beHmbehalten. 

An der Wahlkapelle und der Sakristei werden einigo Acndorungen zur Erziel nng 
grösserer E^elmässigkeit und einer Frsilegung der Foostor des Freabyteriums bei 
Ausarbeitung becttglieher Plioe von selbst veranlasst sein. 

Wir Iialjon nns jetzt noch über den Daflireitcr auf dem Mittelpunkt der Kreuzung 
zu äussern. Demselben wird mit Ausbau des rfarrthurmes auch eine grüssero Bedeutung 
und grossere Höbe sokommeo. 

Das Oloi'kvnthfirnichen resp. das hedockte Gestell für Messglocko hetriifTend, 
wären wir dafür, dasselbe wieder herzustellen. Es ist an dem Orte, an dem es stand, 
gans iweeknllssig aegebnidit. 

Die Vorlognng der ^^ess;J;!o.'ke in den KreQzaogathiiroi würdo SU maneherlei 
Slöruugeu in der Benutzung dernelbeu führen. 

Die Auregusf einer endgiltigen Bestimninng der Form dieser Tbeile wfird« dem 
Stil. er Zitit aufznstfdli-nden TlaunieiHter zu überlassen sein. AVir wollen nn-i damit 
begnügen, für die Details möglichste Einfachheit au empfehlen, und hier nur noch 
unsere bestimmte Anmebt auscnspreehen, dass der First dw Dacbung niebt mit einem 
Zierkamm üvi vcrNelion wSre. 

Für Herstellung eines Dachstuhls aus Eisen sprechen wir uns eben so entschieden 
ans als die teebnisehe Conmisslon. Nur bezagUeb der Bedeckung des Daches sind 



I) Fig. 9? und 881 



• 1S9 



wir, der Erbaltnog d«r BedeckuD|( wegen, dafür, dieselbe auf Bretter oder Latten zu 
befeetigen, thefl« um di« Trennang ixt Mehg«nitmver«ehte4«BMi Metalle m bewirken, 

und so ilif> elektro-clicriu^clii; Wirkung fenirolmlt'.'ii, <\ie bei unnufteilmrem Contakt 
sweicr usgleicbeo Metalle zu grüiuitem üacbtbeile für die Haltbarkeit des einen 
nBTerneiclIieli iet, aber aneb um ein rabiges and diebtere* Atiflager fttr die Deoknng 
zn rr/.ielfn , wax Itci der Crclcn drn Winden .nisf^e setzten Lnge snlrher Daclimi^;«'!! 
aütbig ist, da sonst die Deckung, falls sie von Metall ist, gerne einsackt, endlich, weil 
e« bei dem Umfaage dieaer ElaeDcovstraktion sebr Tortbeilbafl iat, dieeelbe mit einem 

«tliJi'i'tif en Wärnif-Icitcr vor dem unniitteniariij Augriff der Temptiafur zu schützen, 
um so viel als möglich den Dimensions-Aenderungeu entgegensotreten, welche unver- 
meidlieb oacbtbefligen EiDfltue anf die Ifanertheile aaaabea mUseteii, welebe zünlehst 
die Dnclieonstrnktion zu tragen haben. 

Was das für die Bedeckung au wählende Material betrifil, sprechen wir uns, 
falle eine Hetallbedeekang gewählt werden will, ffir Kopferbleeh ave; Eieeableeb iat 
uiizuliiH.sij>. da dasselbe iuder rnterhaltnng äusserst ko8ts|)ii-lij; ist: Zinklili ih können wir 
nicht empfehlen, wegen seines Verhaltens dem Feuer gegenüber asd seiner Spriidigkeit. 

Blei blogt leidit ab and dttrfle, da ea in grösaerer Didte aagewendet werden 
muBs, dem Kiij^fer in den Ilei stellnngskosten gleichstehen. Dagegen bittet IvopiVr 
groaae Vortheile durch seine Haltbarkeit, Elastintät, Leichtigkeit und endlich auch 
dnroh die edle Firbung, welebe ea dnreb die aieb bildende Oxydsebiehte mit der Zeit 
»DDimmt. 

Wir können aber nicht unterlassen zu bemerken, dass wir die Eindeckung mit 
Sebiefer einer UetaUbedeekaag voniebeii würdea. Uae aebeint gerade die Scbiefar- 
bedeektmg am lNMt«B SD der eigeDtbAmlicb eroetea Eiafaebbeit des gaowa Banct 

XU passen. 

Dtoae BmdeelniDg liest eiae maaniebfaltige Haaterang dnreb Verweadang de« 

Sc!iief'err* in wechselnder Lage der Textnr und hucIi dijr<-}i Anwendung vorsebiedea- 
farbiger Stücke au. Zu allem dem ist die Schieterdachung die landesübliche. 

Wir finden fBr angemessen, aa« bier aneb Uber die Anlage der Bianen aus- 

zuspreclien. Dieselben wiireii nlclil als Haugrinuirti \or das Gesiinr^ /.u Ir^eii. ^rmdcin 
auf die Dachfläche einige Schuhe ;curück von der Troptkante. Die Hinnen sclb^>t 
erbalten das n&tbige Oeftll, die fiteigaog würde gegea attasen dareb Torgeeetslea 
Blech versteckt. 

Statt Schneebrettern sind Drahtgitter anzubringen, auch die Dachlucken, die in 
■tylgemüsaer Weiee za geetalten eiad, mOeaen durcbweg eine ttnaaerliobe Metall» 

deekiMif^ eclia!ten. In dii-^or Wi'i^ie kTinnto nirhf wroh] eine Mit f lieihmg des Fcriers 
von aussen denkbar, im Innern dürfte eine solche bei der geringen Masse brennbarer 
Stofe nicht m fBrcbtea sein. 

SchliesHlich sei noch bemerkt, dass die umfangreichen eisernen Dachconstrak- 
tionen mit der sorgflltigat anaolegenden Blitaableitung In anareichende Verbisdnag 
zu setzen aind. 

IMe Detaill^ang aller dieaer bi«r ia allgemaiDen Umriasen anfgefbbrtea Maae» 

nnhmen dürfte der seiner Zeit Hulzustellcudon s|>eziel]cn Bauleitung überlassen werden. 
Bezüglich der Dachung des Langhauses würo noch spezieller die ornameutalo Aus- 
aeiebnang beider Baebtheile etwaa nAber sa erliatern. 

Sollte Metsllblech zur Deckung der Dächer angewendet werden, so wäre vorerst 
unter der Binne ein horizontal abgelheilter Streifen in der Hi^e des ]iauptgt>»«imsea 
zu markiren, der durch ein Trsulgcsio» Tnn der natere» DacbflXebe abgetreant 
werden dürfte. 

Während die olitien Dacliflfirhen mit gi laileu \ < in I'irft herRbgel»en(I>'ii Streifeu 
gedeckt werden, soll dann der die unteren Dreiviertel der äeitenschiilsbreite deckende 
DaduNuim dorob nmteol&rmig« Dedtang auageieiebiiet werden. 



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140 

Bei Deckung mit Hchiefer wird es sehr leicht sein, wie früher schon bemerkt, 
durch weehMlnda h»g9 dtr Sebiefer oder dareh Aawmdiuig von v«rMiü«dein£ttbig«i 

Stficken fiine innnnichfai ho To|i|pi<-liinri.stcriiijp itnzulegen. 

Die an den Uewölben vorkommenden Schäden sind mit Auanalune jener, die an 
den OeiwAlboD dei LongluuisM so floden «ind, siebt von besondenm BeUnfe, und 
wird deren An>«be'is6ranp; durt^h Au-<inaiifrn oJer Aut^cciessen der Sprünge, Aus- 
wechselung kleinerer Theüe mit neuem Cemontmauerwerk, durch Ueberäehen mit 
neuem Cenentgaia tud ao wtiter ToUkoiniiwii genflgttid beadt^t M&i« 

Die Gewölbe des Langlianses, insbesondere seines nördtichen Seitenschiffes 
waren von dem Teuer zunächst betroffea, das durch die Fenster hereinbrach, was nm 
so nacbtlieiHger vrordea niaeBt«, ConatroktioB und benlieher ZnetAiid di>m Theilee 
ohnedies manpelhnft ht. 

Die Uewölbe sind sehr stark ans Bi-ochsteioeo hergestellt, attt die 8 Felder 
«auidui dem Qnendiifl!» haben Beeketelngowalbe. Die Bippen Uegm fiSr rieh, tmv 
spannt unter der inneren GewölbetfSche. Es ist aber auch in unsolider Weise der 
Pfoilerkern zunächst am (rewulbanlange nicht aus Uausteiu io richtigem Verbände 
mit den Bippen hergeatellt, toBdern ane Braehetelnm die Gurten tind mit «uM^el- 
TTiHssig angelegten starken Mauern bfrsehwerr, woh! in der Absicht, den in FSlflchung 
eines höheren MitteleohidSi constrairten stehenden Stuhl zu tragen. Diese nnzweck- 
mleeige Aolege hnMo war Folge, daae beide Sa f t e nmanerD, inabesondere die ndfdliehe, 
oben mehrere Zoll hinaiifiwiohen. Diesem entoprecbend eind anch die OnrtanUbar- 
mauerongen und die Uewulbe gerisaeo. 

Bei diesem SaehvailiUtniaa kalten wir ea acbon der grSeeeran Vantvabang wegen 
für besser, den Kreusgang, der sich «n diost' niirillichp Seitenmauer anlegt, zu belassen. 

Andere iUicksichtea , welche tieibehaltnag desselben motiviren, werden wir 
apEtar baapracben. 

Bei Bclaäsnng der hf'i'lcrseitige;] .Anbauten wenli'n die Seitenmanern des Lang- 
hauses, wenigstens bis zum Gewölbeauiang, erhalten werden können, die oberen Tbeile, 
vom QewOlbeanfang anfwftrts, werden ganz umgebaut werden müssen und awar ao- 
\vo]il die !uiHHt>rcii Mauern, als das (icwolbi' >.clhsl uml zwar tbeils wegen der be- 
deutenden firaadbeach&diguog des einen Gewwlbea, theila wegen der anzweokmiesigen 
nnd nnaoliden Anlage der OewSlbeanfltoge und der ftbermlssigen Schwere der Ge- 
wiilbe und ihrer C! urtttnUbermauerungeD. theil-* weil der Uinbau dos oberen Mauer- 
tbciles zur Erwerbung eioee passenden Auflagers l'dr die Eisen constrnktion dea Daohee 
notbwendig ist, und endlieb, weil naeb tbeilweiaer Baaeitignng dea Krenigang-Üeber- 

baues die nördliche Wand von d< r Strassi! aus ^iohtljar wird, daher ihre Pfeiler, wie 
jene der aüdUcben Wand, Uber das Dachgesius gefültrt. werden sollten, was zweck- 
mlaaig nor doreh ümban der oberen Hanertbeile geacbahen kann. 

Die Steinmetzen- nnd Bildhauerarbi.iion an der Kirche sind tbeila onYoUendet 
gablieben, theils »ind sie durch den Brand bi>Hrhädi(»t nnJ zerstört. 

Selbstverständlich sind alle fehlenden Architektur- und Omament-Theile, auch 
der etatnariaebe Schmnek, erglncend henniatellen, nnd allaa Baaebldigte wieder ana- 

zubessern, damit diese« so wicht it^e Monntnent ««eine von den Erbauern intendirte 
Vollendung erlange. Hier wären auch einige Arbeiten aar Erörterung xu briogeu, 
welehe tbeila aar etjrlgemlaaea Vollendnng dea Oebändaa gabAran, tbeila dnrob Forde- 
rungen der Zweckmässigkeit oder durch die sp.'iter näher zu besprechenden Aende- 
mngen in der Umgebung dea Domes veranlasst sind, die wir aber hier, des Zusammen- 
haBgaa wagaBt dooh aebon beapreoben wollen. 

An der Stidostecke des Qaerschifi'es ist in Formen, die durchaus nicht dem Bau- 
■tyl des Gebäudes entsprechen, eine Thüre mit umfangreichem, die Fensterbank dnrob- 
brechendem Oberlichte angelegt, welehe, wenn der Zugang an den Friedhofe an dem 
attdlioben Qneraohiibportala mlig^ioh gamaebt wird| luw eDtbehrlieb etaehaiBt» 



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141 



Biese Tbiire wäre zu Bchliessen resp. zu vermanern and sw»r unter Ergänzung 
d«r bei ilirer HwstoUimg TaratClmiiialtSB Bautheile. 

SoUto wa Awgßiag hier nfldiig Min, ao ivin «r io stylgtreohtar Weite m*- 
suftthreo» 

Kelnwe der FeiMter «ind erat in splterer Zeit dureligebroelien worden, eie 

erliidfon Sprossenwerk, das seiner Anlage und dem Detail nach dem Styl der Sirelie 
nicht entspricht. Uier ist die Abänderaug unumgänglich nothwendig. 

Dnreh die von uns Torgeeobingene Aeadcrang dee Kreasgauige» wird die MBg- 
licTikeit veranl(is?»f . die wpstlii}iC'n Fenster im nördlichen Tbeile des Qnersdiinc-s, suiv]\ 
dafl Fenster im nördlichen Schifte des LaaghAuaeB durch Entfernung der Hauer- 
•neftllong so TergrOaeern oder auf die »ngelegte BSlie wieder «ii bringen. Aneb 
werden nAch Rcgiilirung der Xeigung des Sakristei-Daches die n&rdliclien Feneter dee 
Preebyterioma in ihren unteren Feldern wieder geöffnet werden können. 

Der an der Befcrielei ««Uieli angelegte nnregeliiDteaige Anban wAre dnreh eine 
im Acliti'cko pesrhlos^ene Nische von der ITolie des unteren Sakristei-ftofkwerkes zu 
erseUsen, welche durch einen in der Ostwand der Sakristei durchzubrechenden bogen 
mit dieeer in Verbiadttng kA»«. Flr die in dooi m eotAmendMi Aabm «ofbewahrten 

Oegenatftnde wnrd leicht ein anderer Platz gefunden. Die Sakristei erhält bifrdnrrh 
eine fUr den Ankleidetisch oder einen Altar zweckmässig zu benutzende L'bomiscbe, 
nod in dieeer Welae wUrde der nfirdUcbe Sakristejubea einen regelmtoigaen Ab* 
«elihiaa seiner Ostseite ßnden, wozu in Folge der Freistcllnnp rwap. der Terwandlong 
der Friedhofsmauer in eine Umfriedung Veranlassung gegeben ist. 

Doreb alle dieee Anebeeeenrogeii und theUweiaen Umbauten iat aber dann ^e 
Erneuernnp; resp. ansgedehnte Reparatur des inneren und ünssrrcn VeTpnt/es der 
Kirche und ihrer Anbauten veranlasst, hierbei ist selbstverständlich auf Erhaltung der 
alten Wandmalereien und Bloedegnng etwa aieb aoeb vorfindender die nfltbtge 8otg>- 
fali zu wenden. 

Was nun die Herateliungsarbehen am Thurme betrifft, so sind wir mit den von 
der Oommiieiofi evataUeten YorMblflgen insoweit vollkommen einvevatandoR, ala aiah 
dieseUien anf die beiden unteren viereckigen Ge^r!]oi«e bezieben. 

Hinsichtlich der Wiederherstellung des Achteckes jedoch sammt der Kuppel 
eind wir naob der raifliobBten Erw&gung nnd geettttit anf vielfacbe, von ana selbat 
an anderen Pauwerken gemachte Erfüimngeo tn einer etwaa abweiebenden An- 
•chanong gelangt. 

Indem ee moh naeb allen tme tagegaogenen ICittbeilnngen bier niebt nnr darum 

Iiaiidelii kann, di'n Bau des Thiinne» nothdiirt't in seiner {iu«Bercn Ointrttt wieder 
herzustellen und zu erhalten, sondern vielmehr die bestinunte Absicht vorhanden ist, 
denaelbea nnnmebr eist gftnilieh su vollenden and getren aaoh der nocb vorhandenen 
alten OriginftlzeicLnung mit all den rei<'ben Detailf (irnieii auszustatten, so naisH auch 
das Werk der Bestauration von einem durchaus verschiedenen Oesichtspunkte auf- 
geüaaet werden, ao iwmr, daae dem dereinet vollendeten Banwerke in keinem eeiaer 
Tbeile Spuren einer früheren Zeraltoang mebr anhaften. 

Die Beaeitiguttg dieeer Sparen, sowie eine vollkommen sichere Verbindung der 
neu einzusetxenden Tbeile mit dem alten Saukörper wird jedoch nur dann ermöglicht 
werden kAnnon, weM gewiase am meisten beediidigta Tbeile vorerat gindieb 
abgetragen werden. 

Die eingehende Untersuchung der Pfeiler des Aohteokes sowie der Kuppel hat 
ergeben, daae aoaaer der dnreh daa Fener bewirkten BeeebUdignng aaeb aoob eine 

andere kaum minder geführliehe Zer^itörnnpr durch die fn daa St^werk eiagelegten 
Schlieaaen und Verankerungen stattgefunden bat. 

Wtbrend daa Fener nnr die inaaere Schale daa BanfcSrpera angreifen konnte, 
haben dacagea dieee Eiaeaverbindangeii den inneren Sera dee Steinwerkm in einer 




142 



bedenklichen Weise und gerade an solchen Pnnlcten «ngegriflon, welchea eine wichtige 
Funktion in tler ganseo Schiassconstrukti u I ^ Thtirmes QbwtragMl ist. 

Wir verweisen hier ztiniichat anf die vielfnclien Ahsprenguogm, welche durch 
die grossen KreaiDwhlieMien nn dem Anlnufe der Fensterbiigcn dee Aehteckea Teran- 
Iftsst worden sind nnd welche, sümmtiteb AUü einer weit früheren Zeit datirend, allftr- 
dinge erat daroh den Rrnnd in ihrem gwnzen Umfange faloagelegt Warden. 

Die Unteratichiii.g liat ferner ergeben, da»ft in der Wolbnag d«r Kuppel aelbat 
Eihenverbindungcn in groaeer Aneddmasg Angewandt aind, waleha an Wlaihligen 
Punkten daa äteinwerk von ianenheraaa lerstürt haben. 

Tnaolaoge nan dieser geflihrliehiite Feind aller Steinoonatmktionen, welcher 
langAani aber sicher den inneren Organismus derselben zerstört, nicht beseitiget ist, 
kann siebt genagt werden, dass der Bestand dieses Baotbeilas vollkommen geaiebett 
Bei, noch weniger darfle es gewagt werden, diesem den Keim der VcmichtaDg in aieli 
tragenden Abschluase des Tharmna, die MI ai«li aohon sehr kOho« Conatniktion der 
steiaemen Laterne anfausebien. 

Eine gAnsliche, jede Gefahr anaaehliesMnda Beaeitigung der in daa Staiawerk 
eingelegten Eisenbestandtheile, ohne dasselbe vollkommen an alteriven, «rsehetot jedoch 
nach Lage der Dinge geradeso nnmdglioh. 

Werden nun, abgesehen von den hier angefahrten Umatinden, lediglich die an 
dem Steinwerk nothwendigen Auawechslungen ins Auge gefasst, und zwar von dem 
BogenaaUnfe der Fenster an aafwärta, ao stellt sich zunächst die nnumaUieaUche 
Thatsaehe herana, dass von dem geaammten inaseren Zierwerke unter den Fenster* 
bögen sozusagen nicht ein einziger Stein erhalten werden kann: die Bögen der Fenster 
sind beinahe s&mmtiich, namentlich die inneren, stark vom Feuer angegnflen, nnd 
mOflsen somit ernenert werden, der obere Tbeil der Wendeltreppe ist unbedingt nidit 
mehr zu erhalten und bei der Knppel selbst ergeben sich bei nftherer Betrachtung ho 
viulfaclie Beschädigungen, daits in der That die Frage entsteht, was nach der Durch- 
f&hrung all der als unbedingt nothwendig ersoheinenden Herstellnngsarbeiten von dem 
alten Baukörper noch fibrig bleiben würde. 

1(1 T!rwfl;^tin<;:; dieser Verhältnif-*« sind wir denn zu der eiitstLiiHlcncu Ansicht 
gelaDgi, du.>:-! coi vüui rein technischen und constrnktiven Standpunkte ans geboten 
erscheint, den ganzen oberen Tbeü dea Thurme.<« bis zum Anlaufe der Fensterbügen 
des Achteckes vollständig abzutragen nnd im Hinblicke auf die gänzliche YoUendnng 
des Thurme» nach dem vorhandenen Onginalplane neu aufzuführen. 

Indem wir nnn nach reifliehster Erwägung dabin gelangt sind, ein« «o tief em- 
scliiiculninlc MHassri'gi'l a!« teclmisehc Xotliweii Jigkeit ilarzustoUen« SrQbr^ QUO noch, 
auch die ökonomit^che tieite dieser Maasstegel zu beleuchten. 

Wie schon in dem Vorhergehenden bemerkt wurde, so könnten an dem von nne 
znr Abtragung bezeichneten Bautheile eigentlich nur der innere Itfanerkern und 
einzelne Theile der Bippen und Uewülbetlächen der Kuppel, sowie auch eiuelne Be> 
stAndtheile des achönen Netzgewölbes erhalten bleiben. 

Erwlgt man nnn, welch onatglieke Höh« nnd Arbeitakraft daau eifordarlieh 

wiril, um dio Lnscliililißten Stc-inf» ftasznbessorn, wie schwierig iinri zpifraubend es ist, 
die neuen Steine einzufageu und dauerhaft mit dem alten Kürper zu verbinden; 
erwlgt man femer, dass gerade die neo «insasetaenden Theile durch den Beichtham 
ihrer Güedernn^pn und Ornammtc den Hatiptwerth des Ganzen ftttsinfi' Iii'li ihm! 
auch bei einer gänzlichen Abtragung immerbin einzelne wohlerhaltene äteiue neuerdings 
verwendet and da« heaehldigte Hateiial ata FdllmnnMrwerh an gebranehen ist: so 
fjflaiij:;? man zn dem Ilesnltntp, dasf; atich vom ökonomischrn Stanrljiinikf n ans dio 
Abtragung dieses Bautheiles einer Kestanrirung desselben vorzuziehen iüt und dass 
jedenfalls anch, eine whehUche Kostendifibreos voraoefesest, dieeelho nicht im ent- 
femteatea in Betracht kommen fc^Hinte, gegenOber dem ao gewonnenen Reenltate. 



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143 



Dagegen ergeben rieh *m der AMnigaog die tmlengbaren Tortheile, dm« vor 

Allem (las ^<> \<T[l('rl)liche Se.lilieayensystom giinzlieh b<^s*iti};f i.ml iil)i'rliaii]>t iUt 
Kenbaa deu strengsten Anforderasgen der Kunst gemäss nnd unter Berücksichtigung 
aller auf dem Oebiete der Baateobnik gemacbteii Erfahmitgen attegefttbrt werden kann. 

Dt» von uns hier in Voradllag gebraebte Abtragung der Ktip] - ! ßammt «lern 
nfichstliegenden Thurmtheile ist nun ausserdem aaob von bedeutendem KinÜtiue ant' 
die Wiederher8t«llung8arbeiten an dem ganzen Inneren der Achteclc^pt'eiler. 

Soll nämlich die Wiederherstellung dieser Pfeiler nicht blos zum Scheine statt- 
finden, so mUssen die beschädigten Quader regelrecht nach ihrem Verband« au«>gold«t 
und von unten herauf durch nene Steine ersetzt werden, welche sich vermCge ibrer 
AoedehnuDg und ihres Fugensehnittes organisch mit dam Beetebcndcn vorbinden. 

Eine solche entschiedene Auslösung und ein so energiecbee Giogreifen in die 
Pfeiler, wie es nach unserer Ansicht nothwendig ist, w&re jedocb wenig rathaam und 
kaum ausftihrbar, so lange diese Pfeiler noeh mit dar Kappal nnd deraohwaren tfaaaa 
des Achteckschlusses belastet sind. 

Bei Gelegenheit dieser Auslßsongen an den Pfeilern wird ea dann anoh möglich 
aein, den inneren Kranz der eisernen SdlllMaeili welcher in der ersten Höhe des 
Achteckes gelegt ist, gänzlich an baaeilign, waa nm ao wänacbenawertber erecheint, 
ala gerade diese Schltessen die maiaten SSerat&rnngen an dem Steinwerk veraraacbt 
haben. 

Di« Sobiden, welche an den vier Strebepfeilern des Achteckea eraicbtlich aind« 
werdaiQ aauaar Zeit, wenn di« BeatauratloDaarbeiten begonnen haben, im I>etail ina 
Aoge an laaaan sein, und beschriaken wir uns hinsichtlich derselben auf die Bemerkung, 
dass auch hier mit der ginaliehan Beaaitigung dar achadhailen Theüe entacfaiaden 
vorgegangen werden muM, indem das Flickwerk nirgends woniger am Platze ist 
ala hier. 

Nachdem wir nun in dem Voratebenden unsere Ansichten lediglich aber die 
an beaeitigendeD Theile am Achtecke dea Thnrmea ausgesprochen haben, gehen wir 
ilber so Vorsehlfigen und Andeutungen für die eigentliche Wiederljei Stellung. 

Der Umstand, daea der untere Tbeil des Acbteckpfeilers genau bis xur ersten 
Schlisisenlage theilwvis« ans Braehsteinmanarwerk besteht, an welches iS» neaen 
Quader jedenfalls schwieriger anzusetzen sind als an reines Quadermauerwerk, führte 
uns an der Ansicht, dsaa eine ringförmige Verbindung dieser Pfeiler unter aioh bis au 
einer gvwisaen Hdhe nnd in einer gewiasen Stirk« eine Nothwendigkeit eei. 

Glücklicherweise bietet die Architektur des Thurmes selbst Jerarti^'f Anlialiy- 
pankte aor AusführuQg dieser Cktostrnktion, dasa hierdurch der ästhetischen Wirkung 
keinerlei Abtrag gethan wird. 

Wir schlagen nämlich vor, dass die inneren I''eii^<ter bis z« ihrer ersten Mass- 
werksnntertheilnng, welche genan mit der ersten Scbliessenlage zusammenfällt^ und 
bis xnr Hftlfte des Pfostenprofils dnrch Qnader verblendet werden. (Vgl. Tafel III, 2.)*) 

Hierdurch wird eine ungewöhnliche Verstärkung der unteren Pfeili rilii ili^ ge- 
wonnen, indem die neuangesetaten Quader aich gleichsam als Streben gogea diese 
Pftiler legen, anstatt sieh an rie anznhtngen. 

Gin Blick auf die Zeichnung des Thurmes lehrt snrG«tfl|g», dass diese Blendung 
ohne EinAnaa auf die Wirkung des Oansen sein wird. 

Sollten rieh jedoch auch gegen diese geringe Aendemng der Form Bedenken 
erheben, so könnten etwa nur die vier liinter den äusseren Strebepfeilern liegenr](>n 
Fenster geblendet werden, doch möchten wir hier schon den in der Zukunft den Bau 
ieitandoi Architekten anf di« Wichtigkeit diesaa Gegenatandes aofmarkaam machen, 
da e« VOD einem epttaren Befand« bri Gelegenheit d«r Reatanration abhiDgen wird, 



•> Figur 3». 




144 



inwiefern die ganxe oder thetlweise Durchtiihrung dia«er MiuMsregel aar is'othwendig- 
k«it wird. 

Dass zn der Versetzung des nrnnn Quaderwerkes nnr der vorziiglrrhste Mörtel 
bei dünnen Fugen verwendet werden darf, um jegliche Setzung zu vermeiden, ver- 
«tobt Bich gewiRsermaaaMn Toa mHwI. 

Ausserdem darf zu der Verbindung der Steine rmter sich, snwie zn längeren 
Sckliessen und Verankerungen, welche irgendwie in den Stein eingreifen, Husschliesa- 
lieh nnr Bronze oder Kupfer verw«Dd«t werdsn. 

An Stclln (Ifir ganz zu beseitigenden Verankoningen hc-'nn Rogenanlaufe der 
Fenster wird eine einzige entsprechend starke Schliesse aus Bronze oder Kupfer ge- 
nOgen, welche dareb du PAwtonprofll der ftoMeren Feneter sn legen wKre. 

Des F. rnc ron lialten wir p«* für erwünscht, dass etwa am Fusse der Kuppel und 
in einer wt^itercn llohn dürttellten durchgebende V'erankerungeD eingelegt werden. 

Bei dem Aut'ban der Laterne ist wohl mit gftns hoMHiderer Sorgfalt da« V«r- 
b&ltniAs, welches dieselbe auf dem Origiiiaiplan hat, V)pi:^n)if>lialtrn. 

Wir finden uns zu dieser Bemerkung veranlasst, da wir auf mehreren Zeichnungen 
«io« etwas »bweichoiide AvfiMaaiig dxeme TerbAltaiM«« gefoDden habm. 

Dif r.nffiiie mnssiv iiiul lifeit ;nis der Kuppt'l hiM-nus vvaclison und in oinor 

feinen Pyramide endigen, um den Bhythmus zwUwhea den Wimpergen und Fialen des 
AehtaekM nad der Kappel eiambaltea. 

Dem ästhetischen Bedürfnisse entspricht, hier auch vollkommen das statieebe 
Gesetz, wonach der Schwerpunkt dieaer luftigen Cooatroktion mögliehst nach noten 
XU verlegen ist. 

Eine mögliebst groam TeratAriroag der acht ianeren Stützpfeiler let avaaerden 

nothwendicr. und dürfte auuli IiIit Ms /u t-twa '\^r dopppUen Höhe iler 0.'ill«>rie da« 
innere Achteck in vollem Kranze zusammenhängend construirt werden. Anlangend 
die Stiebebögao, welche die vier Eckpfeiler mit dem Thnrmaobteeke verbindeo, so 
können wir für die nachträgliche Au.sftiiining il«»r unseren StroliehOgen nns nicht 
aussprechen, obgleich dieselbeu ia dem Originalplane enthalten sind, und awar aus 
folgenden OrflndeB: 

Zunächst sind wir der Ansicht, dass die Erbauer des Thurmes diese Bogen aus 
ästhetischen Hück^irliten nicht aoagefahrt haben, da materielle Käcksichten bei dieser 
an nnd fBr eich goringen Arbeit nicht maaaegebend sein könatea. 

Vergleicht man auch die Ausführung des Achteckes mit dmn Original-Plaae, so 

tindet au-],, äusn die Vr'rli.'iltnivs«' vi.<lt''i"h ^e&ndert sind, was audi in dieaer Beaiehang 
auf eine bestimmte Absicht schliesMun lasst. 

In d«r That haben aaeh nnr die jetrt aoagefBhrten Bögen eine ftstbetiscbe und 

l<is zu einem g^wlHs^n Grrnln fnristiuktivt? Funktion, dann sie allein stelten die Ver- 

mittelung xwischen den langen Hebelarmen der Pfeiler des Achteckes, sowie der vier 

Strebepfeiler dar, wttbrend die nnterea Strebebögen keine dieaer Fnnkticmen erftUlen, 
ja sogar nnv\i unserer Annicht nur stOrend wirken könnten. 

Was den Bau des Ölockenstuhles betrifft , so sind wir dor Ansicht, dass hier 
eine Eisenconstruktion vor der Uolzconstruktion den Vorzug verdient, obgleich nicht 
▼emdiwiagen werden kann, daas der Seball der Glocken dadurch um etwaa hirter wird. 

Dil? Si'liallftden wären im Innern des Thurinris an dem Dlockenstuhle selbst 
anzubringen und mit Metall zu bekleiden. Gegen die Atmosphärilien sind die inneren 
Fenster mit einem mitaaig diditea Drahtgeflechte la Tereehea, welches in dieser Hin- 
sicht Tollkommen Schatz gewährt und zugleich dem äusseren Ansehen nicht !>i hadet. 

Was die £inrichtaag der IhUrmerwohnnag betrifii, so sind wir, gestützt auf 
eigene ficfahntag, der Aaeiehtf dass es in jedem Falle Torsnsiehen ist, den ffiehnrh^te- 
dieast doreh abweehdaagsweiae hiena coamaadirte WAehter besoif ea sa hwaon, so 



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145 



dass feroerlÜQ kein« eigentliche Wohnung mit all den hiemit verbundenen Unznkömm- 
liehkeiteB auf der Höhe dee Tbnnue« «atietitea witd. 

Da es schon ans Rücksicht on (!er Pietät geboten erscheint, die Form der Kuppel 
mit all ihren eigenthömlichen Fensterbil dangen ao&vcht zu erhalten, welche anf die 
onprllaglieh« B«Mt{Buaaag denellwn m einer Wichterwohnong hinweimn, m noM 
awh auch die Eintheüung des inneren Raumes hiernach richten. 

Diese Eintheilung denken wir uns etwa in der Weiae, das« aunächst auf den 
Rand dee Sdklnneteinee ia dem Netamvwölba «io etaiiienier Maatal fewtst wird, roo 
welchem a\i^ sich ^toinern» mil Tbüim Tenehmin dOBDe Wtade ndinl na die Bippen 
der Kuppel anschliessen. 

Die Bedeekoag dieser ao gewonaenen Rinme köaate dnreh leieltte Gewölbe her- 
geetelU worden und dlirfton diese Räume nur eine mässige IlGlie erhalten. 

Der FuMboden wäre mit Holztafeln zu belegen, und wird es seiner Zeit Sache 
der Bsnleitaag «ein, dieser gnuMin Anteg« eine wärdlge, dem Cbnrsktar des Baves 
entsprechende An-'stattncg zu verleihen. 

In nächster Umgebung der Domkircbe befinden »ich ausgedehnte Cfebäude- 
ComplMcn and ▼«rknaftbadent dmm Verbleib die Brietens der XirdM bei ebein na»' 
brechenden Brande in noch höherem Maasse gpfährdpn wtlrde, alx dies bei der circa 
200 Fuss vom Domchore entfernten Brandstelle auf dem MüUer'schen Grundstücke in 
Aassielit na aebmea war. 

Abgesehen von diesen praktischen Oninden mit«« auch aus ästhetischen Rück- 
sichten auf die Wegräumuug der an der Westseite der Kirche anmittelbar am Fuss« 
des Tbannee belegeaeo and die Oatfleit« der engen HSllgMM büdendeo Gablade Ba- 
dacht genommen werden, und dürfte die Erwerbung dieser HÄuser, insofern© dieselben 
nicht bereits in städtischäs Kigeatbum übergegangen sind, zunächst mit allen vor- 
haade&en ICtteln zu erstreben sein, unwomebr die Anlege der Geräste aadWerkpUtia 
die er.ste Aufgabe der begiiiiieiiden Bauthätigkeit ausmachen wird aad bieia derPlatB 
am Fusae d^n Thurmee vor Allem zur Verfügung stehen muss. 

Die Unterzeiebnieten erklären somü ihre anbediagte Zastiniinaag sa dea ia dem 
technischen Berichte vom 22. Januar cur. ausgesprochenen Ansehanoageo iaBeing aaf 
die Freilegung der Domkirche in ihrem ganxen Umfange. 

Hiena dürfte auch die Beseitigung der drei Hänser zwisoban der Kaaaegieaeer- 
Gnsse und dem Garküchtujjlntx.c bis zur Linie C J) i'Tafel I*') zu rechnen sein, da in 
den genannten Oebaudcu in ciu^r Entfernung von 4ö Fuss von der Domkirche Feae- 
rungsanlagen befindlich sind, und bn aosbiaebender Fenersbrnnst der Chorbaa dar 
Domkirche erneuten Beschädigungen ftuitgesetzt sein würde. 

Die tlit)ilvveiae .Nlcdcrlcgung das vorhandenen Kreuzganges, insoweit derselbe 
nicht i^r den nachstehend erwähnten Umbau zu conserviren bleibt, bietet giwohüalls 
verlugbaref Terrain tiir die Werktliiitigkeit, und würden die vorhandenen massiven 
Umfassungsmauern dun alusu Kirchhofes als ein angemessener Abschluas des Bauplatzes 
g«igan die Strasse vorläufig zu belaeeen sein. 

An die Nordscite des Langhauses und des Thurme«? angelehnt, befindet sich 
eine Kreuzgangsaniage, die einen inneren erhöhten offenen llotraum von drei Seiten 
nmechlifisst. Wie aua den Arehitekturformen der Fenetermaasawerke und der Be- 
schaffenheit des Mauerwerks erulchtlich, gehört der westliche, am Markte gelegene, 
Und in unregelmässiger Fluchtlmie dem Strassboaliguement folgende Theil der Kreux- 
gangsanlage einer späteren Bauperiode an, und hat sehlieeiUoh in jttngster Zeit der 
Aafbau der beiden bis zu dem Brande ats Schtile benützten Stockwerke stattgehabt. 



Dieser westlich gelegene, unschöne und die ^lordseite des Langhauses, wie die 
eo laidi aatwiekdtD aad BcbmodcTolla PortallwUa Tdllig yerdeelMnda ^tü dae altoo 



•} Figar^a 



10 




146 



Kraozganges wftre zu beseitigen, and sind unf i%a anlicgai^en Sküneo TaM I und II)') 
im G^DdliBse ud Ansicht die Motive zu einem Neubau des KreoxgMges angedeutet 
worden. Dem •asfOhrenden Arohitekten wird ea vorbehalten bleiben, die Detail« 
diseer Anlage oKber Musnarbeiten und im Zaaammenhange mit den Restauratioas- 
srbeiten an der äusseren Kirchenmaner zur Festsetzung zu bringen. 

Der bis zum Punkte E (Tafel I) in der bieherigen Umndrieaaoordoaag zu b«- 
lasaende Krenzgangstbefl bedarf Mmer der nothwendigen Beatatumtion der Oewfilb« 
und des Fenstermaasswerkes der Abtragung des Terrains im Hole K bis unt«r das 
Nivewi dea Plattenbodene dec Umganges and der Domkirche, um die Umfaeennge- 
mauern vor den eebldliolien Einwirkungen der Bodenfeuchtigkeit dauernd «t aehataen. 

Das Portal 6, über dessen ThUrbogen die vorhandene Statue des heiligen 
Bartholomaeus angemeaMO «ofsaeteUen blteboi fttbrt direkt doreh dea weetliohea 
Krenzgangsflügel an der yorlialle P nnd m der nOrdlioben ThOre dea Tbormes, 
während die gew&hlte (Trundrissanordnang gleichzeitig einen bedeckten Zugang zum 
Haaptaoliiffe dorob die Tbttie H vermittelt. Eine sacbgemiece Wiederberatellong der 
•a der Nordseite der Kirohe erriohtatan nnd knnatiiiatoriaoti wie knnattechniaeh be- 
merkenswerthen Skulpturgrnppe, den Calvarienberg darstellend, sowie dea an die Ost- 
aeite des Cborsohloasea «ngelehoten heiligen Urabea Toraaigeeetat, empflehit sich 
femerUn als aagemeeaener nnd dekorativ nothwendiger Sehmnok der Weataelt« daa 

Thurms« die Errichtung einc^ Momunentes. etwa zur Erinnerung an dvn Tür die Existenz 
der Kirobe so gefahrdrohenden Brand am 15w August IS67. Auoh bietet die Beatau- 
mtion nnd weitere architektonimdie Anabüdong des Bmansna daselbst eine wülkomiiMne 
Veranlassung zur Belebiui^' dloseH mit. so goringein Aafimnde von Hanstein-Matertsl 
oad Dekoration ausgestatteten Theilea der lilixche. 

Naoh Beseitigung der stSrenden und fenergeflibriiehen An- nnd Umbaoten am 
Dome zu Frankfurt und iiarli Vollctulung der R(j8tauratioiinbant*?ii im Inneren und 
Aeoseecen der Kirche wird es angemessen erscheinen, die nächste Umgebung des Domes 
nater Belassung einer Oartenanlage sn einem Sllbntlieben, dem Pnblilram zugänglielien 
Verkehrsorte umznge9talt«n, und haben die Unte rzoirlinttcn Vemiilaasnng g*""**""*", 
eine generelle Disposition aof Tafel I dem Oatachten beizufügen. 

Das vorgelegt« Nivellement der Umgebnng der Domkirebe weiset eine Niveaa- 
differen?. der Strashf'n und PliUzo \on cn. C Fu'.s liacli, »o dft«H dit> Boibrdiallunf» finer 
niedrigen Futtermaner als Abgrenzung der Gartenanlage gegen Süden und Südo8t«D 
nothwendig erseheint. 

Im AllKcnii'inen i-^t jedu' h dafiir Sorge zu tragen, daw die atmoHjdiiirischon 
Niederschläge allseitig, durch Abfall dea Terrains gegen die umgebenden Strassen zu, 
von den Fnndamenten der Domkirehe abgeleitet werden nnd dttrfto nameotliali «ine 
Terrainahtrngung an der Sudustneite des Chorbanes daaa bsitrsgem, dl« fsa«ht«n 
Wände der Wahlkapelle trocken zu legen. 

Vor dem SQdportale, das bisher dnreh Mauern tbeilweiee abgegrenst und für den 

Verkehr geschlossen war. cmpflehlt sich die Anlage eine?* breiten Podestes i^Tafel ITI. ;?^'), 
da« die Verbindung der Gartenanlage au der Ost- und Westseite der Kirche vermittelt 
and Oelegenlieit bietet« den Treppenstafeo bei geringerer Steigung einen breiteren 
Aaftritt zu gewähren. 

Von dem Podest« C führen die Stufen a o auf die Hübe dea Terrains der 
Ctatteaaalegei, wibrend die vorgelegte Freitreppe d asf die Stnwee fUtrt. 

Die bei <* II I Dringenden Oitter können bei einbrechender Dunkelheit geschlossen 
werden, um die Anlagen dem Verkehre des Publikums sn «ntziebsn, ohne gleicbMitig 
den Zutritt zur Kirche durdi das Südportal zu sperren. 



<> Fig. 40 and 41. 



nioiti7ed by G() 



147 

Um eiuen möglichst freieo Blick auf die Kirche zu erlangen und die ohoehia 
engni 6traM«ii 1iiftig«r nod flwvBdliolMr n gMUdtea, dfirft« für den AInmUiim d«r 

Gartenarlape, unter Beseitigung der vorhandenen massiveu Mnuorn. ein stylgemftsses 
und nicht m hohes BolimiedeiserDes Gitter zu wählen sein, da» auf einer au» Quadern 
constmirten Sockelnuuitr von gwioger R5lie befestigt ist und durch Steinpfosten, so- 
wie durch einige in grosseren Abständen stebend« Hansteinpfeiier unterbrochen wird. 

Als angemessene Unterbrechung des langen Gitterabschlusses am Weckmarkte, 
der südlichen Thäre im Thurme gegenüber, empfiehlt sich die Anlage eines Portales 
(Tafel I)'), während die Zugänge xur Sakristei an der Nordostseite bei B und n dem 
belügen Grabe an der Chor-Axe bei M durch Gitterthüren abznachllessen wären. 

Nachdem wir uns nun in Voretebendem aaseohlienlioh mit der Frage der bao- 
liehen Wiederhentellung de« Doniee WfitMt linbm, ttännen vir aiehi ninhifl, aadi 
über die kün:>tlerische R«etBii»twB nod AnMtattnng d«e &uiafen der Eirehe noMire 

ÄBsii'hten zu Süssem. 

Die Uotersuchuiig des Hüchaltara bat ergeben, dass die ursprüngliche Mensa 
des früheren Hochaltares noch beinahe vollstäudig erhalten ist, und an diaeea Theilen 
ivird erBicbtlich, dass der i'neabodea des Pxeebyteiioma in einer ipiteran Zeit be- 
deutend gehoben wurde. 

HBdiat wabneheiolieb hftngk dieae Hebon^r (lea Faaebodene mit der Beetinnimtg 

des Ddiiies als Krönungskirche zusammen, denn die Bedin fni s ; des Ciiltu- f rln i^ ' - n 
diese Erhebung nicbt, und die eigeotbümlichen inneren Kaumverh&ltnisse des Domes 
fotdem Tiebnehr nua latbetisolien Orilnden die Tieferlegnog dieeea Bodena. 

Dleie Veränderung in der Höhe des Fnssbodens bedingt selbstverständlich aaoh 
eine ent^eobende Aendemng der Chorstahle und der äbrigea im Freabyteriom vor^ 
bandnan Kiroben-lSfairichtung. Ln innigen Znaanunenbange mit dfeaen Aendemngen 
atidift die BiOthwendige Herstellung eines neuen Hochaltars, indem der jetdge Aufbau 
deaeelben einen ateten Miiaton in der Harmonie dea ganien Qebäadea benrormfen 
maaate. 

Die in dem Dome yorbandenen praobtvollen Seitenalt&re und Tabernakel tiefem 

binreichende Anhaltspunkte für die Construktion und Detailentwicklung eines solchen 
Hocbaltares, Ja wir glauben uns nicht ohne Grund der Vermuthung hingeben zu 
dürfen, daaa naeb Beeeitigong des jetzigen Altaraafbaues und naeb Tieibrlegong dea 
FnBsbodens gewisse Anzeigen über die ehemalige Bildung dieiaa Altarea an Tage 
treten werden, welche keinenfalla unbeachtet bleiben dürfen. 

Ala das nlebafc wicbtige 8Mek dar inneren ISmiobtung ist die Orgel au be- 
trachten. Obno Frage ist dieselbe in stylvoller "Weise im Geiste des Baues auszuführen, 
und könnte dieselbe ihren Platz neuerdings auf einer der neaerbauten Emporbübnen 
finden. 

Dem schwierigen Umstände, dass nach der jetdgen Anlage dieser Empore der 
Organist iiiclit direl%t auf den Hochaltar sehen kann, liease sich dadurch abhelfen, dass 
au den Seitün dersielbeu gegen du^ MiltolscbilT -jiu. auf Kragsteinen vorgelegte Ansbanten 
angebracht werden, auf welchen der Spielkasten mit dem Sitze des Organisten Raum 
finden kGnntc, so dasa wenigstens mittelst Spiegels die Aniaicbt auf den Altar 
erreicht würde. 

In den Feneteni dee Preebjteriiuns befinden eidb nodi vleUbdae Aeate der 

früheren Gin n a' rei, welche hinreichende.^ Material an die Hand geben, wonach 
weuigstena die sämmtUcben Fenster dieses Preebyteriams mit neuen GlaagenUÜden zu 
vetiehen aind. 

■) Figur 40i 

10» 



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— t 148 •* - 

Für die Ubrigw Faoater der Kirche könaea einfachere Formen gewählt werden, 
WM in ao ferne Mioe BenehtigQng hat, «b dednroh dem wichtigsten Theil« de* 

inneren RaunicH elnn erliöhfe Aus^zf'iclinung verllelien wird. 

Die letzte Consequeoz der inneren Aasstattung bildet die Bemaloog der Wände, 
aowio di« HMvtellaiig «in«r wtbrdigen PflMternog. Das Vorhandensein jener, in knnat- 
historischer Bt^zit'hnng so tnprk wtinli^en Watulgmiiülde, sowie ilic vorgefundenen Bo- 
malungen an Altären und Tabernakeln geben den FiogenMig, daae anch im weiteren 
Umfkiifiie dekorative Malereien Torhanden i^eweeen eein mOaaen. 

Ob sich die Spureu eiiior »olclimi fiülici i-ii Rninaluiii; iuhIi vorfinden lassen, int 
fraglich, jedenfalls aber sind wir der Ansicht, dass die natürliche Polychromie, welche 
in der Farbe dee verwendeten aebOnen Material« Uesti aelur in Batiaeht geaogan werden 
rausB, und sind wir niv)d etwa de: Aasiöiit, daas alle Fliclieo nnd Pfoiler mitUalerei 
gleichsam bedeckt werden sollten. 

Ala Haterial cor Pflaaterang des Fosebodeos sohtafen wir die in Mettlach 
fabrizirien Plaitm vor, und wird es Aufgabe der DomllMlleitnng aslo, dieus aekSlia 
Material in passenden Mustern zu verwenden. 

Soweit es nur fiberbanpt mOg^eli ist, darob Worte nnaec« Qedanken ftber die 
Wiederber-^toIInng und gänzliche Vollendung des ebrwllrdigea Bartholomaens-Domea 
auszudrücken, haben wir dies versucht an thun. 

Es ist ans bsi Bshandlnng der wichtigen nns vorgelegten Fragen mobt ent- 
gangen, dasa trotz dem redlichsten Wollen sich iinmerhiti noch Lücken in den von 
uns erstatteten Voraoblägen finden werden; wir selbst können daher dieses unser 
gemeinaaines Gntaebten nar als ^nen Lelfefkd«i betrachten, welober bei der Aae« 
fühnmg in eriisfe Erwägung zu uelimeu wiiie, da uns unsere eigenen Krfahrungen 
gelehrt haben, wie sehr sich die Anscliauungen über einzelne i- ragen des Baues OÜ, 
ftndern, je nacihdem dnreli das Fortsehreiten der Arbeiten neue msassgebendere Qt- 
Stehtspunkte gewonnen werden. 

Die allgemeinen Grundsätse jedoch, welche wir ausgesprochen haben, dürften 
anter allen Unutitaden anwendbar bleiben ; es sind dies nidit nene, von nns erfbndeae 

Gedanken, vielmehr sind dieselben aVigeleitet ans den Werken jener gewaltigen Kuiist- 
epoche, welche Wahrheit in Form und Construktion als oberstes Gesetz erkannt«. 
Wild die Herstellonc und VoUendmiig dee ehrwUrdigea St. ntrÜiolomaavs-Demes naeh 
diesen ewigen Qesetaen dnrdigeflAhrt, so wird thh anoh das Nene harmonisoh an dem 
Alten fugen. 

Daa schwere Eraigniss, welches diesen Bau betroffen hat, es wird sieh in Segen 
verwandeln, indem es die Ursache wfirde an der nie dagewesenen Vollendnng. 

Frankfurt, 28. März 18Ü8. 

gez. F. Denisinger. ges. Fr. S c b m i d t , ges. Voigtei, 

D omhanmeiater in Bcgenabniv. ])<»ab»timeiater DomhaanMiUter an Ki^ 

«a St. Stephan in Wien. 



No. 33. 

Urkuii h lies :\f;igistrats, welche 1877 Okt. 6 in den Sohluswteia 
der Kreuaibliunö eiugeiügt wurde. 

Im Jahre des Herrn Eintausend Achthundert und sieben und sielien/.ig sun 
6. des Monats October unter der Begiernng Seiner M^jeetltt des Deutschen Kaisers 
und KSoig« von Prenasen, 'Wilhelm dw Enten, im siebenten Jahre seines Kaiaerthnma 
nnd daa nen errichteten DeotseheD Beiehee wurde dieser oberste Stein deaPftnihnniiB, 



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— • 149 - 

in welchem gegenwärtige irrkunde ver»<<hlo.<4»en wurde, geaetstt und mit ihn dar 
PfAiTthurm dein uraprüuglichen Plane gemftas vollendet. 

Di» von Ludwig dam BootaehoD vor dem Jahre 878 erlwvte Salvator-Kireh« 

hatte mehrere, wahrschüinlu lu r "\Vc>ise \ Iit Tl;nrme. Gegen das .Tahr I'2f5S h\n baii- 
iäUig, unterlag diese Kirche einer g&nzlicheu Umgestaltutig, aus der sie als liar- 
tlaolomaene^Kireli» nev geweiht im folgendes Jahre hervorging. Im Anfang dee 14. 
Jalirhundert» wtircJp rlir Kirchi^ durch Umbau des riion-s und QuerachifTs vergfri>8*ort, 
die beiden Thürme im Westen derselben bliabeo unberührt. Erst im Anfang des Ib. 
Jahrhanderta nach Erwerbang dea alten Bathhanaes «ad dee FnuakaUera wurde 
beaohlossen, der Kirche einen ihrer jetzigen Grösse angemessenen Thurm zu bauen. 

Im Herbete des Jahre« 1414 wurde mit dem Abbruche der beiden Tbnrme be- 
gonnen, deren einer mit einem Theüe «eines Mauerwerkes dem neuen Thnme einver* 

leibt ist. Am ß. Juni 1415 wurde der Grundstein zum neuen Thurme von den geist- 
lichen und «tftdtiachen Behörden gelegt. Baumeister am Thurme war damals Hadem 
OIrtaner, nach dessen Pllnen der Bau bis zum Fasse des Aehteckes fortgefOhrt wurde. 

Der weitere Fortbau geschah nach den noch vorhandenen Plänen des Hans von Ingeln- 
heim durch diesen und seine Kaohfolger Micolans (^aeoke von Mainz und Jacob von 
Ettttngea. Naehdero Letzterer im Jahr« 1609 den Bau soweit gefördert hatte, dass 

man das Gewölbe über dem Achtecke schliesseu und mit Platten hatte belegen können, 
trat eine entscheidnngavolle Stockung im Baue ein. Die Fortsetaung des Baues unter- 
blieb, nachdem auf Kosten der Stadt die Kuppel aU Waehthans auf den geplatteten 
Ot witlho fertiggestellt w^^r. Geldmangel lialfe ilie ^'ollt.'tulung ilieser Arbeit bis in 
das Jahr 1514 versögert; erst in diesem Jahre, also dem Hundertsten seit dem Be- 
ginne des Banes, wnrde am 27. Hai das Oeritst von dem vollendeten 'Waohthanee 
eiiti(-riit. Si) staml dvt Bau bis in die Frulisi iinili' des l."). August 1867, wo Feuer, von 
einer nahe gelegenen Brandstätte hinübergetragen, Kirche und Thurm serstörte. 
ICagistrat und Stadtverordneten trafen sofort die nmfasaendste Torsorge fBr die 
Wiederherstellung, ilie Burt^ersi'lmtt untcrotutzt«! iliose Bestreliuiigeii auf das WanuKti- 
durch Beisteuern und andere Widmungen. Der Dombau - Verein wurde gegründet, der 
eich die Wiederherstellong, kllnstlerisohe Aussehmfickiuig und Freilegung des Domes 
Von uinstf'L('ii<li'ii Gebäuden als HaiiijtauffraLo stfllte. Seiiif Majestät der König 
Wilhelm gewährte huldreichst dem begonnenen Werke Seine warme Antheilnahme 
und Seine thatkrSfl%e Hülfe. Der königl. bayerische Baurath Fraaa Joeef Densinger, 
der zu ßegenaburf; In ilctn.-^ialben .Taliro <li(' 'l IiuriMc des dortigen Domes geschlossen 
Itatta, wurde als Dombanmeister berufen, im September dea Jahres liSüQ der Um- und 
Ausbau der Kirche und des Thuines begonnsn und heute können wir den SeUttSs- 
stein dem Tluinne aufr*ctzen. Voll Dank gegen Gott vertrauen wir den Bau seiner 
Allmacht an, bittend, Kr möge ihn beschirmen and seinen Segen geben allen Denen, 
di« an aeinar Aufnehtung gehoUan. 



Ufo. 34. 

Urkunde Hes Dombaumcisters Franz Josof Deiizinger, welche 1077 
Okt. G iu den Schlussstein der Kreuzblume eingefügt wurde. 

Nach achtjähriger Thätigkeit scldiessen wir lieute am G. Oct. des .Talires 1S77 
den Wiederherstelluugs- und Vollendungsbau des Pfarrtharms durch Aufsetzen dieses 
Steinea. Der Thann war dutdi den grossen Brand am 15i. Augoat 1867 anesen und 
innen sehr bosrhädigt worden. Der obere Theil. Kujuicl und das Aelitort bis herab 
zu den Schwebebögen musste abgebrochen und neu hergestellt werden. Vieles war 
am ThunngetnKBtt' and sdnen Ziarungea sehadhafi und muaate atugeheaaert oder 



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i 160 



erneuert werden. Der 'i'liunii wai nie vuUendet gewesen. Die Pläne des liiuis von 
Ingelheim, welche noch erhalten sind, wurden von mir dem ToUendungabaa sna Grunde 
pelegt. Nach bestem WUHtn» und getreu der Ucbunp unserer alten Mei»t«r halie ich 
hI1(4 Arbeiten augeordnet und auafithren lass«n, sowie ich es fUr das Beste hielt. Die 
UauHitx'it iHt vollenlel, welehe eowohl wegen der Oonetmietion, «le eaeb der kftnst- 
lerischen Durchführunp; wepen zn den sch\vitiri{i;ston pchnrt. 

Meine tiehültcn waren seit Beginn der Arbüileu vorerat Aichitect Adolf Passavaat 
«iQa Frwikfart, dann Max Meckel aus Opladen, Ludwig Langelotlt aih Würzbnrg. Seit 
■wei Jahren ist mein Gehilfe Hfiiirich Schmidt aun Wien, geboren in ("uln. 

Düinbauparlior war üüorg Albrecht Kützel aus Beracck, \'er8L'tz]mrlier Johann 
Henz aus Regensbnrg. Beide waren auch zu Kegensburg in der Hutto, als ich dort 
den Tliurm vollendet« aech meinen Plänen. Zimmerperlier war F. Wilhelm Bender 
auH TraukturL 

Mit Gottes Hilfe lieben wir den Bau gMeUieh fertiggeeteUt. Oott eohirme ihn 

und ans ffir alle Zeit. 

Franz Joseph Denziiiger aus WQrzburg, geboren zu Lutüch 2-L Februar lä21, 
OomlMiimeliter in Feeakftirt n. M. und in Begenebarg» fcSnigl. b«7eriecher Bnnratb. 



Drsck«r«l mm Aasast Osts»i*tk in V^aaUtait a. iL 




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AM 22. DECEMBER 1711. 




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Fig. 47. 

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DTE NORDSEIT 



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DES DOMES. 



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QUERSCHNITT DES HALLEXBAUES. 



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Fig. 52. 

QUERSCHNITT DES CHORES. 



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WANDBTLDEII IM QUERSCHIFFE. 



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Fig. 6C 



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XXII 




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Fi«, st". 

Jesut» treibt, die Wechsler aus dem Tempel. 




Dei Durchzug der Bundeslade durch den .Tordan. 

WANDBILDER m DUHCHGAXG 



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XXIX 




Fl»t. 81. 

Jesus lehrt als Knuhe im Teiiip«!. 




rig. n. 

Moses vor dem brennenden Dornbusche. 



;E UNTER DER ORGELKMPORE. 



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XXXV 




Fijf. 5 'Ii. 

I)KI{ MAUIA-SCIILAK-ALTAK. 



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T'I.OkN >>J'JN(.ATIUI«». 



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XXX\ II 




Pip. 98. 

DAS SAKJIAMENTSHAUÖ IM CHORE. 



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TO« If NOJl *N|) 



XXXVIII 




Fig. 99. 

DER KALVARIENBERG. 



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XXXIX 




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JAN 8 - ia3Ü