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Full text of "Landwirtschaftliche kulturbilder 1486-1886 zumeist aus Österreich"

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Landwirtscha 

kulturbilder 
1 486-1 886 

zumeist aus 



Österreich 





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üe College of Agricultu 
At Cornell Untrer sity 

Uhaca, N. Y. 



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^antomrifdjafffidjo 



t&itffurßtf bje«^ 



I 



1486—1880 



jumeift ans Dfterteim, 




«011 



p. v. HaMcs. 



3. HJ. <&cfrf|arbt'0 Ocvl.ui. 

(£copolö <Sebtjari»t. 




Janbnurtfdjaftftdje 

ufturßifbe 

1486 — 1886 
5 u in c t ft au<3 Dfterretdj. 



P. v. Habt es. 



(£eopoli> (Sebljaröt.) 
1837. 



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Vorwort 



®ie nacbfolgenben ^Blätter, n?cla> ber Skrf affer bem wotytrooUenben 
Urteile aller ftreimbe ber Öanbjrirtf^aft hiermit oortegt, oerbanfen ifjrc (£nt* 
ftefyung bem oicliäfyrigen (Sammeln von Slufeeidmungen unb ben eigenen ffiafyr* 
nefymungen über tote 93etf)ätigung auf lanbroirtfdjaftliajem (Stebiete, auf bem 
tStubium alter, Ijeute fdjon ganj feltener Scrfe über bie oerfdjiebcnen .ßroeige 
ber l'anbnrirtföaft, foroie auf ber 23eobadjtung ber aettgenöffifdjen Skrljältniffe 
namentlia) in Öfterreidj. Unb mit bejug auf biefe fpejiell f ollen biefe SSlätter 
in ber Abteilung „%u$ #rain" ben frortfäjritt tn agrifoler ©ejie^ung bartljun, 
wie er fid} in biefer engeren #eimat beö SkrfafferS barftellt unb bie fcufmerf* 
famfeit ber t'efer auf totefes Dtelfact) intereffante unb merfroürbige Sanb lenfen, 
ba§ fia) naef) ber ©inbeatefjung in baS (Stfennefc beS SBcltoerfe^rä al3 eine 
terra nova für ben au§cnftef>enben Sanbroirt erroetft. 

Tie Beigabe „93etm dürften ©djroaräenberg" enthält bie fdjönfte lanb* 
roirticfcaftlidje üHemintecenj au« ber Sötener SGBeltauSfteUung »om Saljre 1873, 
unb bamit biefem meinem '-Budje au* bie ^oefte ntdjt fefjle, f>abe tdj jene 
Slrabesfcn jur ÄnaftafiuS ©rün*fteier beS ^a^res 1876 ljier eingefügt, bie ia) 
aus ben Derlen be£ Sityerarafen mit bem Sluge be$ ttanbtoirteS aufgelefen 
unb um bie litterarifa>n fteftgaben jener £age gerounben ljattc! 

ÜHöge mein sBuo? ben fceutfajen Öanbwirten, benen ia> es jujucignen mir 
erlaube, als eine wiUfommene @abe aus bem frönen unb määjtigen Ägrifultur* 
ftaate Cfterreia) erftfieinen. 

Vniba* in firoiii, 13. SOiärj 1887. 

Der Perfaffer. 



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Inhalt. 

ßcite 



l'ctmg bc Grc3ccntu3 StonbroirtidwitaMrc aus bcm 3jat)rc 1486 7 

Hin j*npjt ol3 ^obrcbncr bc3 MdcrbnucS (1496) 11 

Ter CÄhriftmonat unb bic eitlen l'qnbU'trtc ^ 

Ta3 <ycbcrtrifl) in einem S?oIf3fttIcnber pon 1663 . . 17 

fiaifer flart VI unb bie ^nnbwtttfdktft 21 

Ter fcjtcTTriflct SBein unb ba3 „Liener 39ier^ otö ^rüfunnStfremn. 1732: 

I. %om £ftctrcid)cr 33cin 25 

II. gom „Siener gier" 30 

Ter StoatSiuirt 3Monn -fteinrid) Q)otttob oon ^a\ti über bic ganbipirtfcftaft . ■ • 31 

C5in Slcfrrplan ber SqnbtPirti'riKUt poh 1808 40 

'-^eim iyiu-jten Sdiii'ar,cnbcrii. iHuv- ben laflcn bet Liener ^duuignelhuiei 1873 4.'> 

'lur Mnoftajiufl (Srüiugrier. 11. April 1876: 

I. %?alb unb ftfur bei Anaitafin-? ühiin 53 

II. %*cinranfen um lUriaftafiuS Gkünä Tiditinu]en 60 

III. Tic Wojc bei ?tiiafto|iuc (ikiin 70 

91u6 .tfrmii: 

I. Tic Silber um brto ^auxidicr üflioor 74 

II. Ter „".Wqnuciu" unb feine (A)cidiid)te 1 1886) . . . 77 

III. Tcic- XMicr in ttmin . . . . , . , 8J_ 

IV. Cinc ^orftinftruftion poh 1660 84 

V. 8»r (Hcflüflel» unb %}ogcfoud)t ■ 87 

VI. (linc uMcbevcn'ti'lH'ttbc iyiid)crücition - ... Ol 



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an§ bcm Qaljre 1486. 



&aS bebtet ber ßanbwirtfchaftslehre war lange brach äderen. £)a 
cntftanb bemfelben im 13. ijahrhunbert in Italien ein ebenfo tüftiger als 
rühriger, ein ebenfo fenntni8rei<her als erfahrener Bearbeiter, ber 1230 ju 
Bologna geborene Petrus be SreScentiis. 

£>iefer feit ben SRomeraeiten ältefte ©chriftfteller über ganbrotrtfdjaft, 
ber fidj in feiner SBaterftabt gan$ befonberen StnfehenS erfreut hatte — er 
war Beififoer beS "^obefta — , mußte infolge oon Unruhen biefelbe oerlaffen 
unb blieb ifjr bann bura? Dreißig Sahre fem. ©ie er aber biefe fttit ber 
unfreiwilligen «broefenfyeit oon $au§ unb §of anwenbetc? 3 um allgemeinen 
Beften. (Sr burdjreifte in ben brei Dezennien feines ©rils gana Italien unb 
machte aUerorten feine Bemerfungen über bie Pflege ber &mbwirtfchaft. CDiefc 
Erfahrungen braute er bann in Bergleidjung mit feinen bieSbejüglichen ©tubien 
in ben römifdjen Tutoren unb bereicherte beibe« burdj eigene ©runbfäfee, bie 
fia) uns frei oon ben Vorurteilen feiner 3eit barftellen. 

Das Wefultat ber gefammelten ©tubien, (Erfahrungen unb eigenen ©runb* 
fä&e besfelben beftfcen wir nämlich in feiner tabwirtfajaftslehre, bie er unter 
bem Üitel: Opus ruralium commodorum oerf a&te, unb bie, naajbem er in 
feine Baterftabt jurütfgefehrt war, in Äbfchriften balb in alle SBclt ging. 
be (SreScentiiS ftarb 1310 alS@enator oon Bologna; feine ßanbwirtfchaftslehre 
blieb aber, man fann fagen, auf 3*hrhunberte bas Hlph* unb Omega bes 
lanbwirtf (haftlichen Kiffens, unb fte war unter ben erften Büchern, bie in 
Statten nach (Srftnbung ber Buchbrucferfunft auf biefem Sßege noch weiter oer* 
oietfältigt würben. Urfprüngtich latetnifch gefchrieben, warb be (SreScentiiS 
Söerf bann auch ins Stalienifche unb Deutfdje übertragen. ÜWir liegt in ber 
f. f. ©tubienbibliothe! $u Raibach bie lateinifche Ausgabe oon 1486 oor, bie 
8u ©tra&burg erfchien, unb bie ich in ben folgenben QeiUn ,#n3eige" 



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bringen möchte, oielleiait bamit bie Anregung gebenb, bajj fiaj eine berufenere 
$cbcr mit bem SDionne einmal cingebenber befebäftige, bem ju <£$ren ßinne 
eine Baumgattung Crescentia benannt ljat. 

£>as Budj, welkes be (Srescentiis bei ber Abfaffung bem Sönige 
Sari II. oon ©ieilien wibmete, übergab er, als es fertig war — bieS ent« 
nehmen wir ber ÜSorrcbe — , bem Bruber AomericuS oon ^tacen^a, ^rebiger* 
orbenSgencral, unb beffen ÜMtbrübcrn gur Eunfjfialt unb Berooüftänbigung. 
„<Stc mögen — fc&reibt er — nun !orrigieren, aber baS ©utc ni$t ausmerzen; 
man baut einen Baum niajt um wegen einiger wurmftidjiger tpfel, wenn an 
bemfetben oieie frifaje Rängen." 

$aS gan$e ©erf serfätlt in ^wölf Abteilungen ober Büdjer, wcläc baS 
gefamte (Bebtet ber ?anbwirtfa)aftsfef)re unb ber $ilfsfenntniffe, foweit man 
biefelben bamats in Betradjt 30g, umfaffen. 3m erften Bua> finben wir bie 
Erörterungen über ben für bie Sanbwtrtfdjaft }u wäblenben Boben, über bie 
$ofe, über bic ©Ortungen, über i'uft, ©inbe unb SBaffer, über bie Sage ber 
©obnftättcn, über Brunnen unb Cuellen, über bas ©afferftnben, über ©affer* 
leitungen unb 3tfterneii, über baS Baumaterial, bann über bie Bcfdjäftigungen 
beS SanbmanneS, beS £>auSoaterS :c. $>aS aweite Budj banbelt oon ber natür* 
litten Befdjaffenfyeit ber ^flanjen unb oon ben allgemeinen ^Dingen, weldjc gur 
Suttur einer jebweben Art t»on 31rfergrünbcn notwenbig finb. 3n biefem Budie 
begegnen wir einem Xtyma, beffen tbeoretifdjer unb praftifdjer Bearbeitung bie 
Staliener mit ebenfooiel ©lütf als (5$efd)itf fiaj oon je^cr gewibmet, nämltd) bem 
Ztyma über bie Abwehr ber ©ewäffer, baS fjier in einem eigenen längeren Abfafce 
bebanbelt erfajeint. £>as britte Bud) gebt auf ben Anbau ber gelber über 
unb erörtert bie 9?atur unb 9iüfcltd}feit ber oon Ujnen p siefienben ^rtüc^te. 
'Jiadjbem eine Unterfudjung über bie Äonftruftion ber $>refdjtennen unb ©feuern 
oorauSgegangen, folgen ber Üiei^e nad) bie Ausführungen über: £>afer, Äiajer* 
erbfe, f leine Äidjer, ©etreibe, Bobne, <2pelt, <Sd)wertbohnc, römifeben ©djwarx* 
fümmcl, Solcb, ßinfe, ©olfsbofae, $Iad)S, ©erfte, £>irfe, weiften fteneb, 
©rbfe, ©intermei3en, ©iefe. 

©a>n baS oiertc Buc& fommt auf ben ©ein ju fprethen; ba lefen wir 
AuSfü^rlitbeS oon ben ©cinreben unb Weingärten, oon itjrer Kultur, oon ber 
9iatur unb bem Pütjen ber ftrüdite, über bie „Reinigung beS ©eines aus 
gerben unb oerborbenen Beeren, wie ber weiße ©ein febwars gefärbt ober oon 
ber einen in eine anbere garbe gebraut werben fann". £en ©djlujj biefer 
Abteilung bilbet ein begeistertes l'ob beS ©eines, bem ba nadjgerüljmt wirb, 
baß außer iljm feine ©peife unb fein £ranf beftehc, ber fidj bem Körper fo 
affimilierc, wie ber ©ein. 

(Nullus autem invenitur eibus aut potus adeo naturalis virtutis confortativus et 
augmentativus prout vinum propter fainiliaritatis consortium, quo-d cum natura habet, 
et ideo cito cooverrirur in naturalem et mundissimuin sauguinem.^ 



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— 9 — 



Das fünfte Surf) befc^äfttgt fidj mit ben Säumen, unb jwar guerft mit 
ben fruajttragenben unb bann mit ben feine grüdjte bringenben (bem ^olje) 
unb bem % D?ufeen beiber. Das fedjfte Sud) füljrt ben Öefcr in bie ©arten unb 
ju ben barin wadjfenben ^flanjen, bie in ber freien ^atur „oljne ben naaV 
fjelfenbcn gleiß beS ÜKenfdjcn" gebeten. $aS siebente Sud) geleitet uns auf 
bie SBiefen unb in bie §aine. 3m aalten Sudje lernen wir bie Suftgärtcn 
jener Jage fennen, niefct aüein bie ber Könige unb ber tlluftren unb reiben 'Sßcr* 
fönen, fonbern audj bie ber fog. „Heineren £eute", ber mittleren ^erfonen, wie 
fie be SreScentiiS benennt. 

©cf>en wir einmal naaj, wie er biefe Gattung Öuftgärten ber mittleren 
ISerfonen anzulegen empfiehlt. (£r f^reibt: 9iadj ben ©igenfdjaften unb ber 
Üöürbc ber mittleren ^erfonen foll ber einem ^uftgarten einjuräumenbe ©rb- 
ftriä) jwei, brei, oier ober metjr ^oa? umfaffen. ©r werbe umgeben mit ©räben 
unb 3äunen oon Dorngeftrüppe ober föofen, unb oberhalb jte^c fidj ein 3aun, 
in warmen ©egenben oon ©ranatäpfeln (malis punicis), in falten oon ßwctfdjfcn 
ober Äpfeln. Der ©oben ift ju atfern unb mit $auen ju ebnen; bann ift 
mit einem bünnen ©eile ber Ort auSjuaeidjnen (gang ju umfäumen), wo bie 
Säume gepflanjt werben foüen. Darauf finb nun ju pffangen in geraben 
Linien bie Sirn« unb Apfelbäume, in Reißen ßtegenben bie Halmen unb 3ittonen; 
ebenfo (in geraben Linien) bie förfdjen, bie Pflaumen (ßwetfajfen) unb äljnlidjc 
„noble" (cblere) Säume, bie geigen, bie ©pfomoren unb äljnlidje, jebeS (SJefdjleajt 
füiuidj in einer ftteilje. Die einzelnen Steigen mögen oon einanber minbeftenS 
2Cf gufj ober 40 unb mcljr guß abfteljen, je nadj bem Selieben beS ©igen* 
tümerS; in ber föetlje felbft mögen bie einzelnen Säume oon einanber 20 gufj, 
bie f leinen 10 guß abftefjen. 3n ben üHci^eit 3Wifdjen ben Säumen fönnen 
SBeinreben gebogen werben, unb jwar wäljle man eble ©orten oerfdjiebener 
Slrt, bie ©rgöfeen unb Siufcen bringen. Die Weisen f ollen besljalb oerbunben 
werben, bamit bie Säume unb bie ©einreben gleicher SBeife erftarfen, unb ber 
gefamte föaum ift mit liefen unb 3äunen abjuteilen, unb barauf gebetycn 
bann grofee ®räfer. Die Siefen unb Suftgärten ftnb im 3faf)rc zweimal $u 
mäfjen, bamit fic fdjöner werben. Son tfufttyäufern unb natürli^en ©Ratten- 
plagen, ftifajtcidjen unb anberem „tfurus" ber SönigSgärtcn weife bie (Sin* 
ridjtung ber Öuftgärten ber mittleren ^erfonen, wie man fieljt, nidjts ju erjäfylen. 

Das neunte Sudj befafct fidj mit allen Bieren, bie auf bem Öanbe 
genährt werben, 2Bir finben Ijter bie ^ferbeju^t, bie gifd^udjt unb bie Sienen* 
3uajt auSfüfjrlta) beljanbelt. Den Äranfljeiten ber $ferbe unb bem 9hifcen ber 
Sienen wirb namentliaj große ftufmerffamfeit ju teil. $m geinten Sudj belehrt 
be (SreSeentiiS fein ^ublifum über bie oerfdjiebenen Slrten, bie wilben Stiere 
ju fangen, weift ben Sanbwirt inSbcfonbere auf bie ©djäblidjfeit ber föauboögel 
l)in unb geigt iljm, wie biefen am beften beipfommen fei. Äm ©djlujj bringt 
er bie oerfdjiebenen Ärten beS gifdjfangeS oor. 



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— 10 — 



£>aS »orlefete ©ucfj (elftes) gtebt in betreff ber fflegeln beS AdferbaueS 
unb ber Sanbwirtfdjaft bie näheren Ausführungen 311 ben Dorangetyenben jefm 
93üa>w, unb bas lefcte Zwölfte) iöud) betest ben tfanbwirt, was in jebera 
SDfonat in ber Sanbwirtfd&aft 3U geföefcn $at. ÜDiefe Abteilung würbe fpater 
»on ben Äalenbcrmadjern beS 16. unb 17. $aljrfjunberts wetblidj nadjgebrutft, 
bcj. ausgebeutet, beren Snljalt in $rofa unb Neimen übertragen unb oariiert. 

SreScentiis aar »on ber £refflidjfeit unb bem 9iufeen biefer feiner ju* 
fammenfaffenben lanbwtrtfdjaftlidjen £>auSpoftille oollfommen überzeugt, unb 
er fagt in ber (Einleitung gu biefem ©djtußfapitel feines Ijodjüerbienftlidien 
SöerfeS, baß es für jeben £>auSoatcr gut fei, wenn er tjier nodj einmal fompen* 
biös gufammen wieberljolt ftnbc, was beS ©reiten in ben einzelnen Abteilungen 
über bie (Stefdjäfte beS ÖanbwirtS gefagt worben; wolle er es auSfüljrlidjer 
wiffen, fo ermöglia)e i$m biefcS Äompenbium, aUegeit leicht an ber betreffenben 
©teile im SBerfe fclbft nad^uf plagen. 

£)er SRaum biefeS ArttfelS geftattet es teiber nidjt, im DetaU auf bie 
Ausführungen unfereS tanbwtrtfäjaftlidjen „ÄltmeifterS" einzugehen; bodj.bie 
Anführung feiner 2Ret§obif in ber (Einteilung beS Stoffes, ben er uns Iefjrt, unb 
bie eine fteine $robe, bie wir über ben 2uftgarten ber mittleren ^erfonen bei* 
gebradjt, geigen uns ben Sanbmirt auf ber $ölje feiner unb ber nadjfolgenben 
3ett. ®S wäre melletc^t nt$t ohne iHufecn, einmal fich cinge^enber mit bem 
ÜKanne ju befajäftigen, ber bura) lange, lange ^ahresläufte ^inöuraj beftimmenb 
eingewirft ^at auf bie ©ntwitfelung ber lanbwirtfdjaftlidjen &hren in feinem 
#ctmatlanbc Italien unb weit über beffen Warfen ^inauS. 



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|i« papp als fjkrrfofr lifs Mrrkauri 

(1496.) 



2Bir fügten ben freunblichen tfefer in bas 15. Sahrhunbert jurücf. 
©S ift ber 1405 p ^ienja in £oScana geborene Lineas ©iloiu« be ^iecolomim, 
als $apft^$iuS IL, welker oon 1442—1450 bie ©teile eines ©eheimfefretärS 
im Kabinette be« ÄaiferS ftriebridjS III., be« EaterS S^euerbonf*2WafimUian« 
befleibete. $n ber 3eit feine« Aufenthalte« in 5Öfterrci(^ unb feiner oielfadjcn 
Steifen, bie er mit bem tfanbesffirften in Öfterreich unb SDeutfdjlanb machte, 
lernte Änea« ©ofoius nicht nur bie Schönheiten unferer heimatlichen Älpen* 
weit fennen unb lieben, fonbem er warb aua) mit ben „unerfdjöpf liefen |>ilfs* 
quellen", wie fie bie natürliche Sobenbefchaffenheit be« „glücf liehen" öfterreich 
bietet, oertraut, gleichwie mit ber ©ewtnnung biefer natürlichen @cr)ä^e be« 
gottgefegneten Weiche«. 

Äufjer anberen ©djriften \)dt ber 1458 iura ^atofte erwählte, 1464 »er* 
ftorbene ÄneaS ©»jloius ^iceolomini auch eine ebenfo reiche als intereffante 
©rieffammlung hinterlaffen , welche 1496 im Berlage be« Nürnberger Änton 
Äoberger im £>rucfe erfchien. ^n biefer ftorrefponbenj be« gelehrten unb 
geiftreichen ÜRanneS, bie er jeitlebenS mit hcr»orragenben ^erfönlichfeiten, 
mit ©erwanbten unb frteunben führte, unb bie mit @infchlu§ einiger ©riefe 
oon Hnberen über 400 Nummern jählt, finbet ft<h auch ein ©rief an einen 
Oh«nt, welches Schreiben bem Qntereffe meiner oerehrten ßefer ganj nahe 
fteht, inbem er ein fthöneS „ßob be« ÄcferbaueS" enthält £)iefcs (Schreiben, 
wie fämtliche ber ©rteffammlung in flaffifchem Latein abgefaßt, jeigt feine 
Datierung, ift aber nach fl Uen Nebenumftänben aus Öfterreich gerichtet. 3<h 
teile baSfelbe nun hier in beutfeher Übertragung, unb 3War in ber bem lateini- 
fchen Originaltexte folgenben SBort* unb ©afcfügung, mit, um bem freunblichen 
i'efer ba« oollc ©Üb baoon $u geben. 

&neaS ©oloiuS fchreibt feinem £f)äm Johann ^tolomäus alfo: 



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— 12 — 

„Du fjaft Dir, wie ich höre, ein Deinem Älter meiftjufagenbes Seben 
erwählt. Du bcftcifeicjft Dich ber ©ewäfferung ber ©artenanlagen unb ber 
tfanbwirtfchaft. Die Sache ift Deiner würbig, unb eS ift eine für Dein Älter 
füße 2ttu&e, ein anftänbigeS ©efäjäft, ein befcheibeneS Vergnügen. 2Ber fdjon 
nicr)t met)r tauglich ift ju ben ©äffen, wem ber £>elm ju f <r)roer , ber ^an^er 
befcf>werlich, ber Schilb unerträglich, ber nieste wieber rafch in ben Sogen 
beS GioillebenS fich bewegen; Schlaf entbehren, bie Speife nicht jur geeigneten 
3cit ju fict) nehmen tonnen, ift für ©reife oon töblichcr Söirfung. hingegen 
gewährt bie 93efd)äftigung mit bem Sieferbau ein rut)igeS, anftänbigeS, freies 
unb ber 2Jtäfcigfeit ju ftatten fommenbeS &ben. s Jiicht bift Du ber erfte oon 
roeifen Männern, bie fitt) $u biefer Art $u leben aus ben StaatSgefdjäften 
roeggeflüchtet ^aben. (®r jitiert ihm nun £>oraa, Seneca, ©ato.) DiefeS 
s v *eben gewährt üßergnügen, 9iut)e beS ©etfteS, ßurücf {äffen ber Sorgen 
unb natürliche (Srgötyung. Dtefc Art $u leben ift allein ber -Natur unb ber 
Art bes ÜJ?enf<hen oor$ügli<h angemeffen, weil fie uns alles, was jum ÖebenS* 
unterhalte unb 3ur viebenSweif: erforberlidj ift, liefert. Du bift auch weife, 
bafj Du biefe Art $u leben, bie oon ben ©türmen ber fokalen SRaferei am 
weiteften abfteljt, gewählt h a f*> D °n biefem Deinen jefcigen SBirfungSfreife 
fannft Du wie aus unermeßlicher ^ülje auf uns, bie mir in bie StaatSgefdjäfte 
ocrwicfelt finb, hcrabfefjen; fax fannft Du für Dich felbft flftufsc fyobtn, Dich 
felbft genießen, Dich pflegen. 

Dioflettan, bem bie Sßelt gehorchte, f)at f nachbem er bie fliegierungS* 
gefchäftc abgelegt, in ber 35iüa $u Salona *) fich bem Stubium beS SWetbaueS 
hingegeben. $S hätte baSfclbc auch «uguftuS gethan, wie gefchrteben wirb, wenn 
er nicht tfachftellungen gefürchtet hätte. StjruS, ber ^erferfönig, hatte 3umcift 
bie (Gepflogenheit, biejenigen, bie auf ©efuch ju ihm famen, in ben oon ihm 
bepflanzten ©arten einjulaben unb in bie oon feiner eigenen £>anb in Weihen 
gefegten söäumc (Alleen) $u führen. Aber was folgen wir immer bem 33ei* 
fpiele ber (Sterblichen? ©ott felbft, als er ben erften ÜRcnfchen erfcfjuf, wohin 
fetfte er ihn anbers als in einen ©arten ber ftreuben (ins ^arabieS), unb 
als er iljn oon bort oertrieb, wohin fanbte er ihn? — ich bitte — in bie gelber! 

Du machft alfo, mein lieber 3oh anne *r was Dir gegiemt, unb was auch 
ich, wenn es mir möglich fein wirb, tfjun werbe. Den auf bem tfanbe lebcnben 
ÜJicnfchcn empfehle ich; benn ich lobe bie Sorgfalt für bie Angelegenheiten bes 
ÄcferbaueS unb billige bie $ertigfeit, ju fäen unb p pflanzen. 3<h maaje 
aber barauf aufmerffam, bafe Du bie Arbeit Dir nicht ju fchwer ioerbcn läffeft, 
bamtt fie Dir nicht ben Äörpev aufreibe, fonbern burch richtige Übung ihn 
Dir ftärre. Senn bu bort mäßig lebft, wirft bu Dir bie Integrität Deines 
i'ebenS erhalten, Mcf)t wirb Dich befjerrfchen bie überflüffige ^eugierbe, noch 



1) 3» Salmaiini. 



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- 13 - 



bic ängftigenbc ®cmüt§unrufa, auf beiß £u erfennen wollteft, wa* unb wo 
alles gefaxt; nid)t werben $ir ben @ä)laf rauben tonnen bie borgen, bte 
9tad)ftellungen, bic ©eudjen, unb entbehren wirft $u be$ gefräßigen Weibes. 
Äein 53ctrug, fein SJerbrcdjen fjaben leidet t)ter <plafc unb 3 u 3 an ä; W 
tyit unb ruhige« £eben umgeben £>iä) aUfcitig-, ein l'cben ooü Arbeit jwar, 
bod) »oräujie^en ben ftäbtifäjcn ©fyren unb föeiäjtümcrn, allein f>at $)idi mit 
Söefdjlag belegt. 

2rfl^re fort ju leben, wie £u begonnen, unb fultioierc ben ^Itfer unb 5)iaj 
fclbft fo, bafe, wenn e§ ßeit fein wirb, au« btefem fcebeu p fajeiben, 3)u in 
jene (Nörten treten lannft, benen fein SRegen unb feine fdjaben fann. 
l*ebe woljll* 

$er 3nljalt biefeS Briefes jeigt bem aufmerffamen t'efcr, wie fo ganj 
erfüllt ber fyodjgelefjrte unb weife ftneaS <5t>loius war oon ber fyofyen SBe* 
beutung unb Äörper unb @eift ftärfenben SDfodjt bc£ Vanblebenä, ber Söefdjäftigung 
mit bem Ätf erbau in erftcr t'inie, bic iljm als ba$ ©rfte, ©djönfte unb 
(ibelfte galt. 

©r felbft, ber bann ben ©tufjl $etri einnahm, war geneigt, wenn c* 
tl>m gegönnt gewefen wäre, sunt tfanbmanne $u werben, um bic Arbeiten unb 
bie ftreuben biefeS £tanbe£ &u teilen, eine« StanbcS, ben ber fromme ^riefter, 
ber er war, für oorjügltdj geeignet f)ielt jur Vorbereitung jener Läuterung 
be« Üflenfdjen, bie für biefen nad) bem (Glauben nötig ift, um einjugefyen 
einft „in jene (Sorten, benen fein Siegen fäjabct unb feine £>tfce", ober mit 
anberen ©orten, bte oon ben ftäljrlicbfciten ber irbtfct)en 2Öelt nichts $u be* 
forgen $aben. 



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Bet (Ttjriftniimat unb ixt alten Canlmtirtf. 

(1587.) 



Äommt bcr (£f)rifnag, wann bcr 3)fonb juiummt, 
80 wirb ein gut 3°l> r » wie bcr öeife rüfmit. 
lUtb je näher bem neuen SDJonb, je beffer 3afjr, 
3c nnl)cr bem ?lbnebmcn, je härter ^mx. 
.fcör, bor, roaö id) $ir will weiter fügen: 
53ev £wty abfdjlfigt an legten jweien lagen 
TeS (i^rifttitüiiatf)^, bcSglctcbcu im erften 
Xd neuen Ocnncrä, fold)e wfiljrt nm letzten, 
CS* bleibt unwrfault imb friftö fein ©unn nidrt, 
3c Älter, je härter , bcr «Seife fprirfjt. 
©ülf Mlbicdjt Stromer uon SHcithcnbadj, 
Dürnberg 1682. 

2>er Eejcmfcr in feiner ganjen yoetifdjen erfd,einun 9 mit «Mm» 
unb „itticolobefcheerung", mit ber £t)omaS*iRaiiljnacf)t unb bet heiligen 2Bcit)e* 
nad>t, in rodlet gar ber „fdjöne grüne 2Mb" uns ins 3immer tommt, 
bamit wir it)m ju ftütsen bie (Stoben für unfere hieben ausbreiten mögen, — ber 
3>&ember, wo bie 9?atur in ihrem erften unb beften Söinterfchlafe bafnngeftreeft 
rut)t unb „um beS Vichts gesellige flamme fid} bie Hausbewohner fammeln", — 
ber (Shriftmonat, fo wenig er anfdjcinenb 33ef Sättigungen für ben Sanbwirt 
mit fidj bringen mag, fo giebt er bodj fdjon in früher 3«t ben fanowirtfchaftS* 
ler/rem barüber $u benfen, welche Arbeiten fic auef) für biefen SaljreSteil bem 
„fleißigen SWanne" empfehlen foüten. 

©S liegt mir ein ftattlidjer ^olwbanb oor, ber gerabe oor bret^unbert 
fahren in Strasburg erfd)ienen unb oon bem Sd)Icfier ü)Md)ior ©ebitj, ber 
„«rtjnen SDoctoren" »erfaßt ift. tiefes cielfach ^od)intercfiante Such führt 
ben Xitel: „ftünfjehn SBüdjer com ftelbbau" unb ift eine Übcrfefcung, beffer 
gefagt, t'ofalifterung eines bezüglichen franjöfifd)en SuchcS auf bem beutfet/en 
wiffcnfd)oftUd)en Jöoben. $n biefem alten umfangreichen lanbwirtfd)aftlid>en 
©erfe bilbet eine ber erften Abteilungen bie t'cfjre oon cen monatlichen ftelb* 
arbeiten. 



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— 15 — 

(£§ mag für uns fyeute me&rfadj anaiefyenb erfdjeinen su ©ernennten, was 
für Söefdjäftigungen unb welct)e „Nebenarbeiten" bem Sanbwirte be« 16. 3af)r* 
fjunberts oon feinem „gar wolmeimenben Selker" ba empfofjlen, bog. „gelehrt" 
würben, ©ir glauben, ben freunbliajen öefer in eine beAemberlia>f)auSt)erbttä)e 
„anne(jmblic§e Stimbung" &it oerfefcen, n?enn wir it)m bas Äapitel oom 
£>e$ember bem oollen SBortlaute naij unb in ber Raffung unfereS bcutfdjen 
Original« fter mitteilen. Dr. Sebife f abreibt: 

„93on bem (ifyriftmonat." 

„3m j^ecember foll ein ÜHeoer offt baS gelb befudjen, baS Sßaffer, weldjes 
firf) von oilen biegen gefammelt fjat, afyulaffen onb jm ju feinem ablauff ju 
räumen. Soll baS waffer auff bie alten 2Bifcn rieten, audj, wo fie eS bc- 
börfften, miften. 

Soll audj SDWft fammeln, feine SBradjäcfer ju tüngeu. ©oll bie 33aum« 
wurzeln unb bie Kräuter, weldje er auff ben grüfyling galten will, mit 2Wift 
beefen. 

Soll bie SÖkibenbäume, Sarbäume ober <ßapetlcnbäume onb anbere 
©artenbäume ftümmeln unb fäubern, auff baß bie äft be§ leichter fjerfür ftoffen, 
unb bab waä)fen, wann ber hinter oorüber ift. 

Soll ^>o(^ fällen, bepbeS, $u oerbauen unb bamit einpfeuern, foll ©arn 
unb Me% ftrufen, 33ögel bamit $u fangen unb #afen ju fyefcen, eben aisbann, 
wann bie gelber mit <£i& überfroren finb ober mit Sdjnee beberft ober aber 
überfa)Wemmt mit föegen, alfo ba§ man fonft fein anber Arbeit bafelbs fan 
für^aben. 

Soll auet), allwcil cd regnet, oielerleo 3*ug, Der $u brausen, oon #olfc 
fdjnifeeln unb brefyen, als Scbüffeln, Seiler, Spinbein, 3uber 11110 allerlei 
abgangne Stiel, äöalplöajer, Söuten, ©gen, töedjen, ^flugftera, unb anbere 
£ing $ur 2Reierei bienlid). 

desgleichen feine SDeidtfel, 3odj, SBagen unb Marren unb alle nötige 
Snftrument, bamit man baS arbeitenb 33ic^ anfcl)inet, auff baS man eS jur 
£>anb f)abe, wann man arbeiten foll. 

Soll aud) ein oorrat oerfetjaffen oon £)auen, §a<fen, Schaufeln, Sätfjauen, 
Spaten, ©abcin, Äarften, pöbeln unb Rebeln, ^xufmeffern, 3jetf)eln, Stedten 
unb anbern bcrglciajen gelbbaujeug. 

3m (£$riftmonat, fagt ßonftantinuS, mag man aua) Weben pflanzen. 

£en SDioft ober neuen Sein foll man im Söintermonat (Nooember) 
unb in bifem SDZonat reinigen, wan er aufhört ju jähren, aisbann fott man 
gaß inwenbig abwifct)en oon bem Unflat unb Schaum, ber ftd) oben angeljänget 
fort. £ijs mag gefefoljen mit ben bürren blättern oom grieefofajen $eu ober 
auet) fonft mit fauberen §änben. 

$n biefen lefeten jwei Monaten mag man aua? bie Solling aller 
£äum, bie frü^ plüfon unb grüdjte tragen, impfen. 



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— 16 - 

SEBann ber Sljrifttag im wad)fcnben ütfonb foinmt, fo wirb ein gut Safjr 
unb je nätjer bem neuen 2J?onb, je beffer baS 3aljr. 

SSer an ben swet? fefc^n £agcn bcS G$rijrmonats unb am erften Jag 
bes Januar $olfc abbauet, wann ber 9J2onb neu ift worben, baffelbigc faulet 
noa? wurmäfigt nidjt, fonbern wirb täglidj ie härter bis es im Älter gar $u 
einem (Stein wirb. 

Söcv? bem (Itjriftmonat fyabcn bie Älten gewiefen, wann man will Ijaben, 
baß bem 93ielj baS Saljr glütflidj burdjgang, fo räume ju SBeiljnadjtcn bie brei 
^iacfmädjt ben SBarren gar fdjön unb gib bem 3Sict) barin nidjt ju effen fonbern 
Ia§ ruljen, fonbern gib bem 93iet) an bie (Jrben oor bem Marren. $)ie brei 
9iäd)t aber finb biefe: bie (Sljriftnadjt, baS stteujatjr unb ber fjL brei Äöntg 

ÜDie neuen unb oollfommen Sieben foü man jefet Ijarifcn unb bie ooü* 
rommen miften, benn bie jungen bebürffen feine« äRifteS. 

©s ift aua) gut, baß man bie Celbäume (wo man bercr fyat) erbaue, 
nad)bem fie ber $rud)t iebig worben finb, benn bie neuen tieft geben oiel $rucbt. 
9Kan foü fie aua? umbfyadfen famt allen anbern fruchtbaren S3äumen. £)en 
fc&waajcn Üöäumen foll man eil (iteifcraift ober Weltrufen suftt)ütten, bafj fie 
fein genug Ijaben. 

3)hn foll auaj biefer 3eit Säften (Saftamen) in bie SBälb pflanzen unb 
bie Sßoljnen fäen. 

^n biefem 2ttonat feon bie Cörbörbäume, §eb$56äum unb (%ptifd)c 
Pflaumen am beften" 

„^Regiment im (£l)iiftmonot ju falten." 

„^raffen will id) unb leben uwl, 

Starbt merb id) mid) wann falten. 

6in fan id) jefennb ftcdjcn foll 

Unb l)off mit ehren flu alten. 
3m (Sljriftmonat foll bein £rantf nit »u falt fein; ttrfenei) magft nemen, 
fyalt bie ©ruft unb ben Seib warm, Äberlaffen ift fdjäbUa), iß Sölfraut unb 
gebratene 3wtebeln im ©atat, gebratene 93im unb 2lepfcl naä) bem effen, iß 
auä) ©aiffenfleifdj, Kapaunen unb allerlei) 3$bgel, SBafferoögel ausgenommen. 
SBraudj aud? oiel <ßetcrltnmur$, fie feinb bem üflagen gefunb, aua) gebratene 
Wübcn in ber Bfdjen, Äu^cftetfct) unb <S$weinenS ift feuä)t unb jefet nid)t $ut." 

SDton fietyt, ber alte £)oftor ber Storni »erfeljlte nidjt, aud) aus feinem 
eigenften Söeruf Streife einige ©infe beizufügen; freiließ erfdjeinen biefelben ^eute 
nod) weitaus mefc antiquiert als feine lanbwirtfajafttiajen Öe^ren, in benen 
fidj bod) mand}' Äörnlein ber ©eadjtung wert finben mag, unb worin uns ganj 
bcfonberS bie ftarfe Betonung ber f>auSinbuftriellen $f)ätigfeit, ber wir ^eute 
mit folgern Sntereffe entgegen fommen, anfpred)cn will. 



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Das |rilrroifl| 

in einem $olf3falenber Don 1663. 



Sinen feineSwegS $u unterfdjätjenben QmiQ ber beutfetjen ßttteratur* 
gefliehte beS 16. unb 17. JabrtjunbcrtS bilbet bie Äalenberlitteratur bet ge* 
nannten (Sooden; ftc bietet nämlich einen wichtigen Beitrag auch ]ux Kenntnis 
bet fultureücn (Sntwicfelung XJeutfdjlanbs unb Cfterreicbs, fär welch' IefctereS 
biefe Äalenber jum großen Seile fpe$iell beftimmt unb berechnet waren. 

ftbgefetyen oon ben barin enthaltenen, ber Oiidjtung ber 3*i* entfpredjenben 
aftrologifct)cn unb alct)mniftifchen 93emerfungen, bie freiließ gleichfalls für bie läge 
i^rer (Geltung charafterifttfeb erfreuten, abgefeljen alfo oon bem eigentlich falen* 
barifchen SÖeiroerf biefer SUmanadje, gestalteten fich foldje 3U wahren SBolfSbüctjern 
bureb bie beigegebenen unterhaltenben unb belehrenben Xejte, bie in Äalenber* 
folumnen jwifcbenburdj liefen unb „SMtbung" gerichtlicher unb öfonomifcher 
Statur in bie breiteten Schichten beS SBolfeS — foweit eS eben bamals beut 
gebruetten ©orte zugänglich war — hineinzutragen berufen waren unb biefen 
ihren Seruf getreulich erfüllten, ©enn ich fage: ofonomifche SBilbung, fo 
meine ich bamit nicht etwa allein bie auch feineSwegS 3U oerachtenben Regeln 
für ben Sanbwtrt, wie fie in $rofa unb Neimen in biefen Äalenbem p finben 
waren, fonbern bireft bie belehrenben unb anregenben Äuffäfee öfonomifchen 
Inhalte«, wie wir ihnen niebt feiten in biefen Jahrbüchern begegnen. 

@S liegt mir ein Salenber com Jahre 1663 oor, ber als belehrenben 
Söegletttert einen otelfacb intereffanten Jluffafc über bas „$eberoieh" enthält, 
unb ich glaube, es wirb bem oerehrten Seferfreife biefeS meines ©ucheS nicht 
unwiUtommen fein, wenn ich biefen Ärtifel, fo gut es ber föaum geftattet, 
reprobujiere. 

jDeS Joannes 3)Jagiri „Biewer onb Älter Schreib *(Salenber auff baS 
Jahr nach ber ©nabenreichen (Geburt unfers £>errn Jefu (S^tifti MDCLXIII — 
Dürnberg gebrueft unb oerlegt burch Ghriftoph nnb ^aul (fcnbtern 23ud)bänblern" 

p. Uaftirs, £aaDnHttfd?«ftlidit Kulturbilfcer. 2 



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- 18 - 

ift eS, in welchem in bcr fliubrif: „$>auS* unb ©efunbheitSfalenber" „fothanc 
Ausführungen über bas fteberoieh" beigebracht finb. „ftm oorigen Äalenber 
— fagt Dr. ÜHagiruS in ber Einleitung — haben wir Don bem ©ilbprät gc* 
hanbelt, folget, nachbem wir bcr oierfüjjtgen Spiere ftletfch befehen, ba& wir nun 
auc^ baS fteberoieh betrachten." Unb er geht gleich mitten in bie Betrachtung 
btefer $iergattung felbft ein, tnbem er hervorhebt, baß unter berfelben bic 
kühner unb iunge Jahnen, rote auch bie Äapaunen ben 93orjug fyabm wollen, 
„welche (bie Äapaunen) für (cor) allen anbem baS befte unb gefunbefte fttöfet) 
haben, leicht 5U »erbauen fcwn, gut (S&eblüt geben unb fcf>r roohl nähren/' 
„Die jungen Jahnen, bieroeil fie etwas feuchter Ütatur fepn (bie mebijinifche 
2ßiffenfcf>aft jener fteit gab fia) befanntlicb Diel mit ber fohre oon ben 
„$umore$" ab), feien gebraten gefunber unb angenehmer. £ie £mhner hin* 
gegen, bie etwas troefener, fcönb alfo beffer unb bienlicher, wenn fie gefoc&et 
werben." Als wichtigstes Arzneimittel werben bie alten Jahnen empfohlen, 
„benn ihre Sörühe ben Seib eröffnet unb beweget unb auch fonften ben 9Jcr* 
ftopfungen beS ©eäberS ju $tlfe fommt". ©s folgt nun eine längere Aus* 
einanberfe&ung über bie £>ahnenfämpfe in ftranfreich unb (Jnglanb, fowie bic 
Belege ber „^erjhaftigfeit ber £>ähne" aus bem „grauen Alterthume" beige* 
bracht werben. „Alfo wiefe ber weife #eibe @ofrateS bem Sphtfrati gmei $ähne, 
bie mit etnanber tämpften, ihm einen SDiuth ju machen", unb XhemiftoHcS, 
ber „griechifche ®eneral", als er fein ÄriegSheer „gegen bie ^erfianer" führte, 
„traf unterwegs #afmen an, welche mit etnanber fämpften, h^lt mit feiner 
ganzen Armee ftille unb befahl feinen Solbaten, biefem |)ahnenfarapfe äuju* 
fehen unb oon ben Jahnen bie ^erjhaftigfeit unb SWannlichfeit $u lernen, 
welche, ob fte gleich weber für bas üßaterlanb noch für ihr ©eib unb Äinber, 
noch für bie Religion, noch für ihre Freiheit ftritten, bennoch fich fo maratlich 
erjeigten". £ie grieebifchen Solbaten nahmen fich ein Betfpiet unb — fchlugen 
bie ^erfianer. 

„®ar alte £>af>nen — fagt unfer Äalenbermacher weiter — aber fepnb 
jum höchften fchäblich." Unb warum? -DcagiruS hält fie- „mit einigen" bafür, 
bafj „eS eben bie BafiliSfen fennb". ©r ergäbt nun bic ÜWäre oon bem 
Italiener, ber oon einem alten £)ahne mit roten ^ebern unb gar feurigem 
Äamme gebiffen worben, bafc ihm bie linfe §anb blutete, unb bcr balb fo 
auSgefchen wie ein £>ahn, „fo ganj $ornig unb eioerig ift", unb „obgleich 
unterfchiebliche wtber bie ©ift Dienliche üftittel fconb gebraucht worben, ift eS 
boch gefchehen, bafe er ben britten Xag hernach geftorben ift" — was bann 
unterfchieblichen belehrten Gelegenheit gegeben, oon biefem §ahn 33erfe ju 
machen Wie : „Dum furit in dominum gallus peremitque veneno commorsum, 
ergo alius non basiliscus erit." 

£a bie Jahnen nicht wohl jur <2peife taugen, fo pflegt man anftatt 
berfelben bie Äapaunen gu effen, „bie gefunb fein", „wtcwol baS einige 



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- 19 - 



£octore$, unter welchen auch Grato ift, bafür galten, ba§ bic Kapaunen 
berot)albcn Patienten nicht gefunb femib, fo baS ^ßobaara ober bie (Sicht haben, 
bieweil fic auch bamit geplaget werben, was am meiften oon benfelben Äa* 
paunen $u oerftet)cn ift, welche eingefperrt gegolten werben, benn alles $«ber* 
oief), welches auf tiefe SBeife behalten wirb, allju feucht unb ungefunb §(eifch 
hat". (GS piaibiert alfo unfer alter tfalenbermann Dr. SHagiruS für bic 
(Geflügelzucht im freien.) 

„3öaS für ftletfch unfere §ü^ncr haben, ift befannt — [agt er jum 
Sdjluffe feiner Ausführungen über baS ^püfjncroolf — nämlich, ba§ es (bas 
^letfch) wei§ fetj; bagegen febreiben — wie er fidj beeilt, feinem tfeferfretfe 
befannt gu machen — einige £>iftorienf Treiber, bajj in $nbien, fonberlich aber 
in ber 3nful -äWogambique, fo an Afrifa lieget, £)aner feoen, fo nicht allein 
fcbwar$e ftebern unb fchwarse Shiochen, fonbem auch fchwar$ Reifer) haben 
unb ba§, wenn fie gefotten wetoen, aua) fchwarje 93rnhc, ber hinten nicht 
ungleich, baoon fomme." SMcfe Nachricht Derfet)lte auch bei bem i'cfer, beffen 
t'eftüre biefeS ÄuffafceS im alten ftalenber ich nachweifen fann, feineswegs bie 
beabfichtigte fenfationelle ©irfung; er ftrich mit einem gewaltigen (Striche eines 
föotftiftes bie Stelle an, um fie wohl &u oermerfen. SDiefen „fchwar^en #anen" 
wirb bann noch nachgerühmt, „baß fie fehr wo! oon ©efehmaef unb beffer als 
anbere $üner fernen". 

2RagiruS oergi&t auch nicht . anzufügen, bajj „etliche oiel oon ben §anen* 
fammen ju halten pflegen unb fie in hafteten einmachen"; „aber — fagt er — 
fie feonb fchwer ju oerbauen unb geben gar wenig Nahrung". 

£en gewöhnlichen $ülmern feien an <8üte am nächften bie „calfaunifche 
$üner" (Äolfutta^ühner), „welche, wann fie noch iung feon, gute Nahrung 
geben, wenn fie aber alt femi, fo geben fie nicht bie befte Nahrung, etliche 
wollen mehr oon ihnen halten, wann fie gefocht fepnb, als wenn fic ge* 
braten werben". 

£ie „^hafanen" robben als befonberS „bienftlid)" für SRefonoaleSjenten 
bezeichnet, „fepnb aber — h«ifjt & gteicr) babei — foftbar unb fommen nur 
auf großer |>erren Eafeln". 

„(£s fe»?n — ergär)lt nun SWagiruS weiter belehrenb — bie ^hafanljüner 
ju uns aus «fia, aus bem tfanbe Solaris, ba heutiges £ageS bie Martern 
wohnen, fommen, oon bannen fie ber §elb 3afon mitgebracht, als er felbften 
baS golbne $eU (33Uefe) gcholet hat, wie ÜWarttaliS 13 ©pigr. 72 erriet. 
<Sie feonb für Alters fo hoch gehalten werben, ba§ flönig ^tolomäus fich 
rühmte, bafj er niemalen oon $hafanhuf>n geffen, fonbern folche unter feine 
rare Zfym (in bic Üftenagerie, fagen wir ^eute) aufgehalten habe. <So f)abe 
auch Äaifer ^ertinaj niemals für feinen eigenen SDhinb fich laffen ein $t)afan* 
hubn bereiten, unb tfaifer ©eoeruS afj nur oon ben $hafanhüf)nern auf ben 
gar höh™ ftefttagen, w * c W eS »on ihm SampabiuS fchreibet." 

2- 



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- 20 — 



Den ftafanen aunächft ftellt flttagiruS btc $afclhühner unb ©chnepfen, 
„oon welchen — rote er beifefet — bic Italiener fonberlich oiel galten, etliche 
pflegen beren ©ngeroetbe mit allem, was barin ift, mit ®cwürz einzumachen 
(©chnepfenfoth) unb galten eS h°#; es fepnb aber — meint unfer Hutor — 
föletye Secferbifelein". 

«IS mit ben $afelhühnern unb «Schnepfen „oerwanbt" werben nun bic 
„föepphühner" aufgeführt; ihr ftleifcb, ift etwas truefener 9iatur, feonb alfo 
bie Hungen am beften unb nefjren fehr wol". „9iebenft biefem" — fchreibt 
er im Verlaufe — pfleget man auch Tauben, @änfe, ©übten, Äuerbanc, Pfauen, 
(Schwanen, ^infen, ©perlinge, SBadjteln, SlrametSobgel, Ämfeln, Serchen unb 
©pechtc auf ben Tifdj ju bringen , oon welchen roir nun auch, f° wcl Dcr 
%Hafc leiben roirb, etwas fchreiben wollen." 

„Die Tauben betreffenb — fo lautet nun baS SDetatt — fetmb biefetben 
oiererleo Ärt: jahrne, roilbe, Ringeltauben unb Turteltauben; bie zahmen 
haben eine überflüffige f^euchtigfeit, fetmb alfo, was biefeS antrifft, bie roilben 
beffer, beiber ^leifch aber ift bem f<h wachen 3Kagen unbequem zu »erbauen; 
SurtiuS h a ^/ we Ü w täglich Tauben gegeffen, fein Scben baburch oerfürzet", 
unb SHagiruS zitiert ben alten (Schriftfteller ©imon ©ethi, ber „ba f abreibet, 
ba§ bie Tauben ba« ©ebtüt entjünben, ftieber errocefen, bem Raupte unb ben 
Äugen fchaben unb wenn man beren oiel genickt, bie Äräfee unb gar ben 2luS* 
fafe oerurfachen". Doch baS ftleifch ber Ringeltauben fchilbert 3ttagiruS als 
„anmutig", unb es foU baSfelbe nach TheobotuS gut ®eblüt unb ^afjrung geben. 

„Turteltauben pfleget man in ftranfreich mit $irfe zu mäften, follcn gute 
Nahrung geben, H?or)t fehmeefen unb leicht zu »erbauen fein." 

Äls fet)r fchroer »erbaulich roerben aber bie ®änfe, jalnne unb roilbe, 
beibe gleich, hmgeftcllt, fie oerlangen einen guten DHagen, haben oiel über* 
flüffige ^euchtigfeit bei fidj. „Die Äegtjptcr ließen fie oorzeiten täglich ge- 
fottener unb gebratener auftragen, auch h^ m<m oorjeiten oiel oon ber (dtons^) 
Seber gehalten, welche, roann fie (bie <£änfe) gemäftet roorben, fehr groß roirb, 
ift angenehm, gefunb unb roirb leicht oerbauet." 

„3)?an pfleget — fchliejjt ÜWagiruS feinen Ärtifel über baS ^eberoieh — 
an etlichen Orten auf SWartinitag ©afteret zu falten, roclcheS bann roohl hin* 
gehet, roann es aber öfters im 3al)r gefdjihet, gefehlt, roaS £>crr 9)Jatheftus 
fehreibet in feiner SDefonomia: 

„©er oft begeht St. SRartinS lag, 
Äein l#an$, nod) $>un auffbriiigcn mag, 
fiefrlidj ftauS, §oi, fletev unb Sief? 
TOuf; an Jrfibcl unb SratfpicB." 



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MUi gorl VI unb M? Cnnbmtrtfdinft. 



Gr roattbtc oQc Sorgfalt auf bic fricblidjen fünfte, incldjc 
bic Staaten rcid) unb bie 9Kcnfd)cn gliidttd) madjen. 

©$ira*, «ort VI. (1776), p. S». 

Sä war ein glütflicf)e$ Cmen, wie fdjon bie ßeitgenoffen es als fötales 
anerfannten, baß bie (Geburt tfarls VI. (1. Dftober 1685) gerabe Rammen* 
fiel mit bem 2)iomente, wo feines SkterS, ÄaiferS Seopolb I. Staffen gegen ben 
jabrbunbertelangen „(Srbfeinb bet (Sljriftenfjeit", bie Surfen in Ungarn, ununter- 
brochen fiegreidj waren unb eine #ra beS ftriebenS für bie Oftmarf oon tiefer 
Seite tjer inaugurierten. 

ftarl VI. felbft war e$ bann befctjicbcn, mit ben Xürfen ben namentlich 
für €fterreid}3 3(uffa)wung auf öfonomifdjem QJcbietc fo wichtigen ^riebenS* 
unb |>anbel3traftat »on ^affarowife (1718) abaufa)lie{$en, ber ben ^robuften 
be£ öfterreicfjifcben SBobenS unb beS tffterreidjifdjen ©ewerbfleifees neue SBege 
oeS JlbfafceS eröffnete. 

£oct) nicht, was $arl für ben §anbel unb bie Snbuftrie in Österreich* 
Ungarn alles gefchaffen, tonnen wir hier an biefer ©teile beS näheren befpredjen 
— unb er hat bafür ganj SlujjerorbentltcheS geleiftet — , wir müffen uns barauf 
befcfjränfen, baSjenige aus Äaifer SarlS VI. umfaffenber I^ätigfeit unb raft- 
lofem ©irfen für £fterreichs ffiofjlfahrt herauSauheben, was fieb auf feine 
ftürforge für bie «grifultur unb beTen ftörberungSmittet begeht. 

Äarl VI., welker banf ber ausgezeichneten Unterrichtsleitung burch ben 
oortrefflieben Cberft^ofmeifter «nton ftlorian dürften iUeajtenftein in allen 
ftäcbern beS SBtffenS bie grünbltcbfte sBübung erlangt unb fo u. a. auch bie 
ftationalöfonomen feiner 3ett, bie 93ca?er, $ornigf ©chröbeT, rüstig ftubiert 
^atte, ftellte fia) unter weifer ©enufcung ber ^^eorte, bech in ber ^JrartS ben 
fpe^ieüen Söebürfniffen feiner bfterreidjtfchen Sänber ftets Rechnung tragenb, auf 
ben Stanbpunft eigener Stnfchauung unb eigenen ©tubiumS. £at Äarl VI. 
in feiner ©taatsöfonomic in Übercinftimmung mit bem bebeutenbften 9)?erfan* 
tiliften feiner ßeit, © gröber, bie Hebung ber SDJanufaftur unb beS (Sommer^cS 
cor allem fa?arf ins Äuge gefaßt, fo hütete er ^ trofcbem, unb bieS im 
beften ^ntereffe ber arferbautretbenben öfterreiebifajen Sänber, beffen Seljre ber 



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— 22 — 



^urücffcfcung bes SlcfcrbaueS hinter bcn $anbel gu folgen. £)er flatfer, ber 
bie materielle ßagc feiner Untertanen in jebmöglidber Seife au förbern unb 
ju unterftüfecn ftetS auf baS eifrtgfte bemüht war, f)at auet? für bie Sanbwirt» 
fdjaft, foweit eS bie 93crl)ältniffc ilnn gematteten, bie größte Sorgfalt getragen. 

2)can barf hierbei ja nidjt oergeffen, baß noct) bie Seibeigenfdjaft 
t)crrfct>tc, bie. bem ^ortfdjritte ber 93ol!swo£ilfac;rt, wie im allgemeinen, fo 
fpe$iell ber SBoJjlfatyrt ber agrifolen Sßeoölferung einen £>emmfd)ul) anlegte, 
unb ber Sactife Sudjelbecfer, ein 3«i r vl c « 0 ff c SarlS VI., fagt in feinem ©erfe: 
„Slllerncuefte !Hacfc?ridjt oom 9iömifa?*^attferlid^en £>ofe", ^annooer 1732, im 
£)inblttfe auf S3ölnnen, wo iljm bie bezüglichen SSerljältniffe am traffeften in 
btc Äugen fprangen: „Slm allcrfdjlimmften aber finb bie Säuern unb Unter» 
tränen beS $lbels baran, meldte nidjt nur in ber t)ärtcften Seibeigenf djaft leben, 
fonbem aud) in ifyrcr äußerften Ärmutlj gemeiniglid) auf baS ftrengfte rraftiert 
werben/' ^reilicfc» war ßaifer ftarl VI. immer unb überall barauf bebaut, 
ben in biefer Ütidjtung tyrrrfetjenben Übelftänben nact; aller 2^unlia)feit abju» 
Reifen, wie er überhaupt, wo unb wie immer eine Slage bei ibm eingebracht 
würbe, ben SBauer gegen bie ©ebrürfung, oon welcher (Seite immer fie rammen 
mochte, su fdjüfcen wußte. 

<£S liegt uns ein eflatanteS Eeifpiel biefer Slrt oor aus bem Sanbe ärain, 
wo feit Sagten Streittgfeiten awifa^en ben „Untertanen" (Sanbbewobnern) 
unb ben Stäbtern (bürgern) über bie ©renken oon $anbel unb Ätferbau 
Ijerrfdjten. ©er Äaifer fefcte jur enblidjen Schlichtung biefer Streitigfeiten 
eine eigene Sommiffion ein (1731), unb nach fechsjätiriger Beratung erfloß 
feitenS ber i. ö. Regierung im tarnen beS ÄaiferS ddo. ®raj, 14. 3>j. 1737 
bie „fteftftellung", „baß ber ^Bürger unb ©auer jeber be» feinem ©erf oerbleiben, 
mithin Weber ber 53auer fidj auf £>anbmerfe, noch auf £>anbel unb ©anbei, 
wie hingegen ber SSürger fict) nicht fo ftarf auf ben Ärfcrbau legen foll". 

©ie nun aus biefem 93etfpiele ber Sdjufc heroorgeljt, ben $arl VI. bem 
IMnbmann in feinem „©erfc" $u teil werben ließ, fo erfeljen wir aus einer 
anberen nicht minber fct)crrf accentuierten SBerorbnung beS gütigen 2)ionarchen, 
wie er es bem SBauer wefentlich ju erleichtern bemüht war, feinen „©aaren" 
mef)r ?lbfafe ^u oerfchaffen. $)iefe 33crorbnung führt uns in bie SHefibenj 
unb ba auf ben SebenSmittclmarft. 

üßit SCuSfprud) ber n. ö. Regierung oon 26. September 1709 war bem 
5Bauersmann Seopolb «uer geftattet worben, fowot)l eigene, als erfauftc ge* 
pufcte ®änfe unb @nten jur Sommerszeit bis gef>n unb im ©inter bis elf 
Uf)r oormittags ju oerfaufen. Sobalb jeboeh Äarl VI. zur Regierung gelangt 
war, ber, wie wir noch fet)cn werben, auch ber fcpprooifionierungSfrage 
ber föefibenz feine Äufmetffamfeit fdjenfte, würbe unterm 24. Slpril 1713 
baS fliegt ber ©auern, tt)r fteberoief) auf bem ©iener s Jl)torftc zu oerfaufen, 
bis auf ein Uhr nachmittags auSgebe^nt. 



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— 23 - 



Dtcfe Verfügung be« ÄatferS, bie jugteidj bert „f>äringern" bebeutete, 
baß fie erft oon ein Ut)r nachmittags ab ba« SRecht hätten, if^rcrfcits ju »erlaufen, 
wollte biefen nicht besagen, unb wir finben fie 1724 im offenen £umulte 
gegen bie Säuern, ja mehr noch, fie wußten ben SBürgcrmeifter ju bumeren, 
inbem fie ihm bie Söerorbnung oon 1709 oorwiefen, bie oon 1713 aber »er* 
fdjwiegen, ba fie gu ©unften ber 93auer«leute fpradj. „©« wäre unglaublich" 
— jagt <$igl, beffen unenblid) fleißiger Arbeit über bie SBiener 9ftarftorbnungcn 
im Sirrin* oe ber faif. Äfabemic ber SBiffenfdjaftcn wir biefe ittotia entnehmen — 
,,c« wäre unglaublich, wenn nicht bic fprechenbe Urfunbe »orläge; wir bürften 
heute »ergebltch »erfuchen, un« bie Sfööglichfeit einer foldjcn aRgftiftfation ber 
Söehörben »erstellen. Die ©irfung berfclbcn läßt fich aber au« bem ©rlaffe 
ber Regierung »om 5. Deaember 1724 entnehmen. (SS war nämlich ein 93or* 
trag an ben Äaifer erstattet worben unb barauf »on Äarl VI. nachfter)enbe 
SRefolution erfloffcn: Die unmittelbaren Urheber biefe« SbetrugeS follen auf 
acht Sage sunt ^rofofen »erfchafft werben. Die gefammte $äringergunft foU 
„noch cor biefeSmal mit ber Gaffirung au« puren ®naben »erfdjont fein: fie 
haben aber au« ©träfe 300 Bulben ad pias causas ju §anben be« $uä)t* 
hauSfuperintenbenten innerhalb bre» lagen" au erlegen. Den SWarftridjtern, 
©acht* unb SRottenmciftern, welche beim Xumutte ben ^äringem Äffiftenj ge* 
Ieiftet, würbe bie« jefct jwar nadjgefehen, aber für ein anbermal Dienftent* 
fefeung unb noch fdjärfere ©trafen bafür in ÄuSfidjt geftellt; an ben Düringer* 
hütten mu§te ba« {Recht ber 93auern, bi« ein Ubr nachmittag« auf bem Siener 
ÜKarfte ihre SMftualien »erfaufen gu bürfen, angeflogen werben." 

(Sine Verfügung »on 1720 (17. 3uni) hatte übrigen« $u (fünften ber 
dauern fowie ber ffiiener Söeüölferung befttmmt, baß ben „^ratfdjlern unb 
berief Seibern", ba fie fortwährenb Neuerung oerurfachen unb ben Gefe&en 
fträflichft juwibert)anbeln, nicht nur bie Saren fonfisgiert werben, fonbem 
baß fie auch mit „empfinblichcr tfeibesftrafe" gejüchtiget werben foüen. 

SSom Siener Äräutermarft um 1732 ergäbt uns Äuchelbecfer, baß er, 
etliche ÜRale in ber Soche gehalten, einen großen Dcbit mache. ,,©n gewiffer 
Hmbaffabeur ba&« — ergäbt er weiter — »or einigen 3at)ren nicht glauben 
wollen, baß in biefem ßräutermarfte fo »iele« (Selb fteefen fönne, bahero refol* 
»trte er, ben ganzen Sräutermarft auSgufaufen, unb meinte foldje« in etlichen 
Sföarfttagen gu bewcrfftetligen. 9?achbem er aber folche« nur gwcimal »robiren 
laffen, fahe er, baß e« gu oiel (Selb foftetc unb änberte feinen 93orfafc." 

Die &»&ro»ifionierung Sien« in ihrer ref&eftablen Totalität unter 
ttarl VI. fchilberte aber berfelbe Gewährsmann au« bem freunbnachbarltcheir 
©achfen, wie folgt: „Denn obgleich fowohl Getreibe als Sein allster im 
Ueberfluß wachfet, fo wirb bennoch betobe« oon anberen Orten anherogefchafft, 
theils (um) baburch bem beforgenten ÜWangel oorpfommen, thcils aber bie 
belieaten fauler befto beffer gu contentiren. liefern nach wirb au« Ober* 



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- 24 - 



öfterretch unb anbeten an ber ÜOonau gelegenen föeichsprooineien betreibe, <gal$, 
^hein* unb 2flo3ler ©ein, ftolj, Stroh unb anbere ©ebürfniffe herbetjgefchafft; 
au« bem benachbarten Söhnten unb 9Rä'hren wirb ebenfalls öicIoS betreibe 
■^gefahren. ÄuS Ungarn befommet man bie fdjönften unb fetteften Dchfen in 
grofcer Spenge, wooon wöchentlich aühier etliche Ijunbert <5tücfe gef<hlact)tct 
werben. Üßon bem belieaten fcofa^er ©ein, StuSbrucb unb anbem guten unga* 
rifchcn ©einen, als Ofner, ©rlauer, Cebenburger, föeifeersborfer unb <©t. @fc> 
orgner ©ein anjefco nichts &u gcbenfen, beffen ©infuhr Don bencn ©efter* 
reihern gleichwohl fc^T fd)wer gemachet wirb. UeberbieS. wirb Diel ©ilbpret 
unb ^lügelwerf au§ besagtem fiönigreiche anljero gebraut, wie auch (Schafe 
unb anber SSiefj. 2luS <3teicrmarf führet man, nebft bem Dielen ©ilbpret 
unb guten Suttenberger ©ein, ungemein fette Kapaunen unb bergleid)en ^lügel* 
werf in groger ÜDfenge ju. ÄuS £tyrol unb Italien befommt man nebft benen 
Dielen unb belieaten ©einen bie herrlidjften ^rüdjte, Oel, Lüftern, allerhanb 
Seefifdje unb Dergleichen ©aarc in großem Ueberflufj, fo ba§ man aud) Don 
foldjen alles um billigen ^JreiS haben fann." 

£)a§ fidj bie £anbwirtfd)aft unter ber Regierung Äaifer Saris VI. fo 
anfehnlid) f>ob unb h«ben fonnte, als gefdjehen, bas oerbanfte fie bem allerorts 
wachfamen Huge bes SaiferS, ber, wie ein Seid)enrebner bei feinem STobe fon- 
ftatiert fyat, „unbänbige ^lüffe beräumet unb fehiffreid) gemalt, ber fo Diele 
Seen unb üHoräfte frucb> unb jagbbar gemalt". Sari VI. hat bie ftlujj* 
regulierung an ber Steife, <&aoe, ÄU u. f. w. Durchgeführt; unterem würben 
bie ^rojefte $u großartigen Sanaibauten (Cberfanal) entworfen, unb für bie 
33ewirtfd)aftung ber Domänen umfaffenbe Reformen inauguriert. £>er aWonard) 
felbft ging mit ber rationellften 53ewirtfd)aftung ber faif. Domänen beifpiel* 
gebenb ooran; bie faif. ®üter, ©älber, ^ifajereien u. f. w. erforderten allein 
einen Söeamtenetat Don 40000 Söpfen. $)ic b,ö^cre £ortifultur würbe im 
faif. (garten in ber ^aoorita (bem heutigen Xljerefianum) betrieben, „ber wegen 
Dielen raren unb auslänbifdjen ©ewäd)fcn, fo bafelbft in unterfdjieblidjen (5Ha§' 
Käufern oerwaljrt werben, feljr remarquable", unb warb (um 1732) unter 
allen auSlänbifd)en ©ewädjfen ein 20' hoher Cereus Peruvianus major spinosus 
bewunbert, ber 1724 bie ungewöhnliche 3^ oon 62 SSlüten getragen. 

(Sin unDergänglicbcS SBerbienft um bie Hebung ber ^ferbejucht in £fter* 
reich hat fid) aber Satfer Sari VI. burch bie ÜJieliorierung beS Don Srjh eT S c 3 
Sart 1580 gegränbeten f. f. £>ofgeftüts in tfippi^a bei trieft erworben, inbem 
er — wie 3. Huer in ber Dom f. f. Cberftaümeifteramte 1880 herausgegebenen fteft* 
fchrift fonftatiert — burch bie (Erwerbung beS ©uteS ^reftranef (bei Oelsberg) 
unb erriebtung ber ©eftütsfiliale bafelbft bem $auptgeftüte in tfippiaa u. a. für 
alle $olge bie geficherte 33ejug^quelle unübertrefflichen föauhfutterS Derfd)affte. 



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7 

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cfc. 5** (Pllrmid)rt Prtn unb ins „fflirnrr girr" als priftngstliMt. 

1732. 

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I. 

Horn Cftemicfor SScta. 



2)ie „grojje (SMocfe" oon St. Stephan, welche hälfet 3ofcf I. 1711 aus 
180 eroberten türfifd>en Äanonen Ijalte anfertigen laffen, fie ließ am 12. OiDüem* 
ber 1732, 8 Ufyr morgen», roieber einmal iljre efjerne Stimme oewefjmen, 
al3 fia? ber afabemifdje Senat ber Siener Unioerfität nad) alter ©epflogeii' 
ljeit naa) ber $atf)ebralc begab, gefolgt oon anfeljnlidjer Begleitung, um in ben 
altefjrioürbigen fallen ber 2)ietropolitanfirdje einer Safy öon fiebert HJiagiftem 
ber Wtofopljie unb SSaccalaureen ber 3Webisin ben £oftor3grab ber §>etlfunbe 
$u »erleiden. 

3taa) altem £>erfommen würben bie üflagiftraloorträge biefer ^eoboftoven 

bann in 5>rutf gelegt, unb wir fjabeu bic Sammlung biefer 3)iffertation$* 
:; i fünften ber gemeinten fieben §erren oor uns, oon benen ein paar über ©aber, 

einer über bie 2Btener Stmmcn, einer über 93ier unb einer, |>err oon Steinbl. 

über ben ÖftcTreia?er Sein oorgetragen rjattc. 
& Sic bie übrigen Vorträge, fo enthält aueb biefer eine «n$af)l oon inter* 

effanten jeitgenöffif^en £aten über fein £t>ma, fo baß e$ mir roofjt ber 

2ttülje wert erfajeint, auf biefe Sajrift f)icr beS näfjeren einaugct>en. 
r c $er oolle Eitel berfelben lautet: 

v. Vinum Austriacum 

Oeconomico-Medice consideratum 
j y In Celeberrima ac Antiquissima Universitate Viennensi in inaugura- 

lern disputationem pro consequenda doctoratus laurca publicae disquisitione 
. submittit Franciscus Antonius Steindl de Plcsseneth, Bohemus 
i> Pragensis AA. LL. & Philosophiae Magister saluberrimae Medicinae Bacca- 

laureus Viennae Austriae typis Js. Bapt. Schiigen Statuum Prov. 

Austr. Typog. MDGCXXXII. 



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— 2G — 



Sie umfaßt öierjefjn SÖIätter 4° unb beljanbett ben (Segenftanb in fünf 
Äapiteln; bic Sprad)e ift bic lateinifdje. 

Das erfte Äapttel befaßt fid) mit ber Etymologie beS ©orteS „©ein" 
unb mit ber „(Sntfteljung beS ©eines" in 20 Paragraphen. 

Uns intcreffiert fdjon Paragraph IV (SRebengattungen). ES Ijeißt ba: 
jDic Dftcrreicfjcr bcjeidjnen bie (Gattungen ber ©einreben nad) ber SBcrfdncben" 
beit ber Söeeren, anbers nennen fie bie wofilrieajenben 2ftuScateÜer (odoratas 
moschattelinas), bie fdjroarjen (fuscas), „filbcrroetße", „meljlweiße", „abenb* 
rotye", „ßaglcr", „GfaiSbutten". 2$on biefen werben bie „mefjtweißen" oon ben 
„Weinbauern" feltener gegeffen, ba fie Seibfdjmersen unb Diarrhoe oerurfadjen. 
Die biefen ©eeren geben am meiften 9ttoft. ättit 9iücffid)t auf bie Sieblid)fcit 
ifjreS wofjlricdjenbcn ©efens werben bie SDiuScateller unb „ßtrfanbl" auf bic 
Safetn gefegt, aber aud) oon ben £>irfd)en unb ©ilbfd)wcinen mit ©egierbe 
oerfdjlungen. 

Die näd)ften Paragraphen unterfud)en ben Einfluß oon Stanbort unb 
l'uft auf bie ®ütc ber Sraube. 

SS wirb 3unäd)ft ber mißglücke unb mit großen Soften oerbunbenc 
Skrfud), Üieben oom fR^etn^ aus Italien unb Spanien Wer $u oerpftonjen, 
fonftattert, unb ber ©runb in ber Ermangelung beS bortigen Kobens unb ber 
bortigen Sonnenfraft gefud)t. Die Sage madje es baljer aud), baß bei uns 
bie gegen üWittag unb Sonnenaufgang gelegenen Seingebirge wie am $Mfatn« 
berg, in 9iußborf, Ober* unb Unter*&rifcenborf unb bie übrigen oberhalb 
ftlofterneuburg, wenn aUe anberen Sebingungen erfüllt finb, einen weitaus 
befferen ©ein geben, wenn nid)t jugteid) bie Sage befonberS Ijod) ober ©erge 
entgegenfteljen, wie in ber ,,©ad)au". Sd)led)ter finb bic gegen Horben ober 
©eften gelegenen, fo bie „in pirawart auf bem Sleffelberg" unb „auf ber 
©art". Slber audj bei foldjer Sage fann es gute ©cinreben geben, wenn bic 
Sonnenftraljlen im ffleflere auf fie fallen, wie in „Perdjtolstorff", bann 
namentlid) „in benen Unteren ©offen", „bei benen, obfdjon fie oon ben £>c£«» 
periben abgefüßt werben, bie oon ben tRobauner Mügeln $urütfgeworfene Sonne 
bem $5acd)uS günftig ift". 

„Die slkrid)tebenljcit ber Suft ift oon wefentlidjem Einfluffe", beißt es 
weiter, „beim wenn ein Satyr ber Ijeiße Sübwinb oortyerrfdjt, fo faulen bic 
beeren, wenn ber 92orbwinb, fo reifen fie nid)t, bas let)rt uns baS Satyr 1725 
unb bann baS Satyr 1730, in weld)' legerem ber ftroft bie ©cingärten ruinirtc 
unb ber ©ein fauer, übelriectyenb unb otyne ®eift würbe. Hber bic £)fterreid)er 
©eine erf orbern aud) nittyt ju oiel §ifee; wir wiffen, weldV großen Sttyaben 
anno 1726 bie ali$u reifen Srauben ben ©einbauem oerurfattyten, inbem ber 
baraus bereitete ©ein im näd)ften Sommer ben ©obenfafe oom ©runbc in bic 
§ötye trieb, unb als bas $aß geöffnet würbe, erfaßten immer am oberen Steile 



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- 27 

beS ©eines, was wir ^rili nennen, mit einer fajwäratiajen ober bunten §aut 
bebetft, bie ben ©ein naa) unb natf> fdjwinben maaite." 

3m £>inbiüfe auf bic Witterung finbet unfer $utor, baß ein mittet* 
mäßiges Donnerwetter, baS bie l'uft mifdft unb reinigt, ben ©einbergcn nid)t 
fdjäblid), fonbcrn eljcr nüfclidj ift. Sdfäblid) aber ift benfelben entfdjicöen 
aU^u ftarfes Sltfcen, toas bie ©cinranfen Ijart maajt unb bie „Slumc tobtet"/ 
wie wir 1728 in ben ©eingebogen oon „^erdjtolStorff" gefeben fyabcn, wo 
ein aus bem ©albe bredjenbeS ©ewittcr eine ganje ©tredfe oon ©etngärtcn 
fdnoarj färbte. Der föcif trifft im ftrüfylinge bie 3artf>eit knospen mit 
einem matten faftlofcn Seim unb im |)crbftc bie «Stiele, wie es uns im Äugen» 
blitfe bie Älagcn ber ftelfenborfer &ur ®enüge bezeugen; ber oollftänbigfte 9htin 
ber ©einreben ift aber, wenn fie mit einer garten *J2arbe bemafelt erfdjeinen, 
woburdj fie feljr fdjwcr ober gar nia)t jur Oieife gelangen, „©lütflidj" — ruft 
er aus — „finb jene ©einberge, bie oon Matux aus eine folepe i'agc Ijaben, 
caß iljnen bie ©inflüffe ber ©itterung niajt fajaben fönnen, foltbe finbet man 
in ^erajtolstorff in „paspeln", bie feit üttenf^en ©ebenfen nia>t gefdjäbigt 
worben finb." 

Senn aber bie l'uft unb bie ©itterung oon großem (Sinfluffe auf baS 
©ebenen ber fflebc finb, fo ift es nia^t minber aua? ber ©oben, auf bem fie 
wäajft. 

$)ic &fterrcia)er untertreiben ©ebirgs* unb Donaureben (b. fy. fola^e, 
weldje in ber (Ebene warfen); geben wir nod), fagt $err ton ©tcinbl, als 
britte Unterf Reibung fneju bie Weben, bie fnapp unter ben ©er gen, an bem 
ftuße bcrfclben warfen. Die Donaureben werben oon ben ©cbtrgSrebcn unb 
biefe werben oon ben am ^uße ber ©einfüget gebeibenben an ®üte unb ©e* 
fd^mad übertroffen unb Jjaben lefeterc bic mittlere #efe$eit. Denn burdj 2Jor* 
fdjrtft ber t)oljen Regierung ift anbefohlen, baß bie l'efc luer juerft in ber 
(Ebene beginne, bann an bem $ufec ber ©cinberge oorgenomnem werbe unb 
mit ben Sergreben abf fließe; bie Urfadje liegt in bem ftortfdjritte ber flleifc, 
benn biefe beginne in ber (Ebene unb am ft u ß c l ' er ©eingebirge unb trete am 
fpäteften in ben (Gebirgen felbft ein, gumal wenn ein ©alb in ber s )iäf>e ift, 
j. S. „beo benen planten, wie es oom Orte ÜJfauer bis 3Heibling ju fefjen 
ift"; wenn ein S3erg f)öf)er als 400 ftuß ift, fo fyinbern bie raupen (Einpffc 
ber l'uft unb ber ©inbe baS ©ebeityen eines guten ©eines. 

Die beftc ©eingartenerbc ift aber naa? unfere* altjungcn Doftors 
Urteil eine bunfclfärbige, foba^ältige, holperige unb nur wenig mit Sa^lamm 
gemengte. 

Die oon ben 9J2incralien auffteigenben Dämpfe finb nidjt ofyne (Einfluß 
auf bie söefdjaffcntjeit ber in biefen Sergen wadjfcnben ©eine, wie es in ©um* 
polbSfiroKn („®umboltsfira>n") §u Sage tritt, wo bic Dämpfe ber bcnaa> 
borten SÖabncr Spermen auf ben ©ein bic ©irfung üben, baß er bas ©cfiö)t 



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- 28 - 



mehr als e$ gut unb notwenbig ift, färbt unb ben $opf bunftig unb betäubt 
maait, ben Slbflufj be$ $arn§ aber minbert. 

£ie SDonauweine „bei 9^u§borff" unb bie übrigen werben wegen tljre3 
»or^üglitt)en ©efenö bewunbert, unb e$ würbe gefragt, warum fie fo ^erüor* 
ragenb feien. Die Antwort hierauf tft biefe: £)ie £>t|je beä XageS gicht aus 
bem ©affer fünfte mit fidj, welche bann nact)t3 burdj bte $üf)le als SHebel 
auf bie ©etnranfen fallen unb bie ^Beeren nähren unb weich machen, fo baß 
bte bei Üftorgen anbrudj wteber fommenbe Sonne leichter auf fie wirfen fann. 

©oljer cö fomme — fragt er hieran im fcnfdjluffe — , baj$ man oft ©ein* 
berge, welche ju ben beftfultioierten unb fruchtbarften aäljlen, unbebaut finbe, 
fo s. 53. bie am ftufee ber 93erge liegenben ©eingärten in $era)tolb§borf fcoon 
an bie neun ^afjre ftcril erfcheinen, ba§ gefchehc, lautet bie Antwort, nach bem 
Sprichworte ber dauern: ,,©ann bie 93ergflüffe gehen, traget bei ihnen bie 
ebene gut unb fdjlecht baS ©ebirg". 

£)en ©etnbergen als befonberS farblich erfennt ber üBerfaffer bie #eu- 
fehreefen, Ütfaifäfer, Raupen, Schmetterlinge unb alle Gattungen ©ürmer; 
gegen bie ©ürmer, fagt er, haben bie Äraincr ein gutes SDKttel, eine Ärt SDiift, 
ben fie aus ben bei ihnen in ÜRenge wachfenben ftarrenfräutern gewinnen. 

£ie nächftfolgenbcn Paragraphen biefeS Kapitels bewahren uns eine 9fteir)e 
oon tedmifajen fcuSbrücfen, beutfeh ben lateinifdjen ^Bezeichnungen gur befferen, 
beutltdjeren ©rflärung beigefefct, fo: „©teefen aufziehen", „Schneibcu", „eine 
jebe i'ä§ auf sweu Stugen fdmeifcen", „bie Ouirling ober Ouinblittg an benen 
©afferreben", „9toth*fteuglen", „baS 5 a f tcn *'& auen " Oft DaS Dc ft c ' man mu B 
alle (Srbe umbfe^ren), „(Steden einfd) lagen", „baS $ob fyauen", „baS $öten" r 
„baS söinben", „baS Söanb hauen", „abgipfeln", „baS weiche ©einbauen", 
„Stöcf auSmercfcn", „bie leren ^Jtäfce", „93ögen fefcen", „®türfc*9Jeben", „Dunft» 
ofen", „93ögcn legen", „baS <&ruebcn", „bte Sörücfen ober ncugelegte 3äm\t", 
„mit ber SBau'örbe aujiehen"; bann weitcrS bie ^Bezeichnungen ber ©efä§e: 
„Hutten", „SWofteUSchaff", „Böbingen", „bic ßanbt" u. f. w. 

Unfere „Vorräte an tedjnifchen ^Bezeichnungen" werben überbteS noct; 
im fiapitel II: „ftortfajritte unb Erhaltung bes ©eines" oermehrt; r>ier hören 
wir oon ber „Schnetb", bie „ber 3)coft befommt", wenn bie ©itterung eine 
warme war unb bie Srauben bie oollfommene föeife erlangten, wohingegen es 
nicht ber ftall ift, wenn bie SahrcSseit falt war unb bic Trauben fauer würben, 
fo anno 1730 unb gewöhnlich bei ben ©ie§r)übCer ©einen; tytx hören roir 
oon ber „groben pf)l", ferner bie StuSbrücfe: „ber Sffiein fteigt'", „ber 3Bein 
plobert, wirb gut", „ber ©ein fallt". 

„Durant nostra vina", fagt ^)err o. <Stetnbl mit «Stolj unb flammert 
bie Übcrfe^ung ein: „fepnb t>ager*3öein" (bie Öfterreid^er ©eine), benn burtfr 
ba3 Hilter werben felbft bie fd)lcd)teren ©eine hier oerbeffert, fo würbe j. 55. 
ein au3 3}ergeffenhcit ju üWölf 20 ^ahre liegen gebliebener, fehr faurer 



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©ad)aucr fo gut, ba§ er im ganzen äeller beS ^o^berü^mten ©tifteS fd)ier 
ber befte war. 

£>ie ©eine oon SRuperg, §eiligenftabt, Älofterneuburg, 3ttöbling, (fcnjers* 
borf, SSrunn unb bie am ftufee ber ©erge erreichen fd)neller ben ©rab ber 
3Mfommenf)eit als anbere, mehrere erft in 10 bis 15 fahren, fo bie ©eine 
in ÜWauerbad), <ßerd)tolbsborf, föobaun. 

3m weitem 23erlaufe feinet <©d)rtft fommt er aud) auf bie „Kellereien" 
3U fpred)en. 

£)te Seiler finb um fo beffer, je tiefer, je trodener, im Pommer je fälter, 
im ©inter je »ärmer fie finb; foldje gute Heller finbet man in ben Ijbljer gelegenen 
Seilen ber (Stabt ©ien, „in via regia", „SRennWeg", „bei SDtariatyUf'; entgegen* 
gefegt bie feuchten, nur wenige <2d)ritte retdjenben Steiler fd)led)t unb jur $3e* 
roa^rung bes ©eines ungeeignet, fo bie Äeüer beim „roten 5£urm", „neuen £f>or", 
in ber Seopolbftabt, in ber 9to§au, bei ben ©eißgärbern u. f. w. 

„SöemerfenSwerth ift unter anberen — fo fdjließt $err o. (Steinbl biefen 
ftbfdjnttt — ber Siefinger Äeller ber Ijodjwürbigen regulirten Herren (kanonifer 
$u @t. Dorothea am llferweg, wo man nad) ftaltenleutgeben geljt; er ift fo 
gro§, baß man mit Saftwägen hineinfahren fann, unb weift in oierfadjer 9ieit)c 
SRiefenf äffer unb wirb täglid) mit foldjer Liberalität oerme^rt, „bafe feinem 
®afte ein $runf oerwehrt wirb/' 

ÄuS bem britten Sapitel: „Corruptio et medicina Vini" wäre bie 
'9toti3 h^oorjuheben oom „93red)en beS ©eines"; ber Öfterreidjer würbe 
„weife" in ben Sauren 1717, 1720, 1723, 1724, 1729, rötete fid) 1715, 1718, 
1725, 1728, würbe fdjwarj 1701, 1702, 1726, oon benen bie teueren fd)werer, 
bie übrigen leid)ter fid) feilen ließen; es ift ju bemerten, bafe man ihnen ©eine 
beimengen muß, bie oon $auS fct)r leicht finb, fotd)e finb bie £)onauwetne bei 
33reitenfee, SBotffUefc unb bie bem ungarifd)cn <See benad)bartcn, aus bem Ge- 
birge aber bie <&umt>olbshrd)ner unb bie aus unreifen Srauben ber 3af>re 
1713, 1716, 1719 unb 1730 gepreßten. 

$m Paragraph 8 bicfeS ftapitcls erwähnt ber ttutor ber föegierungS* 
mafjregel, nad) weld)er 1726 oerborbener ©ein in ©ien öffentlid) am ©raben 
nad) aufgefd)lagenen QJefäßen auSgelaffen würbe, unb er fnüoft im Sntereffc 
ber «Sanität ben ©unfd) baran, es möd)te foldjer h^lfante Vorgang öfters in 
ben ©aftljäufern wieberholt werben. 

3um <5d)luffc ber h"Jd)intereffanten <©d)rift, bie oielleid)t eine wörtlidje 
Übertragung oerbienen würbe, jumal fie aus einer Qtit ftammt, bie uns 
heute fd)on rcd)t ferne liegt, tybm wir ben ©orud) heraus, pen ber 33erfaffer 
3um «obe beS ©ortes „©ein" in .ftufammenhalt mit nod) swei mit „w" 
anla utenben ©orten 3itiert, inbem er fagt: 

fctjnb btei fyirtc "SV, baä ©ctb, ber "öirtl) unb ©ein, 
5od) fetntb fie tuertb gead)t, wenn fie obn «öfter fetjn". 



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fourie aua> ben baran fa>liei$enben <Sprud> ber <©cfmle oon Salerno, bte ©eine 
feien: getitig, fäön, buftenb, füf)l unb erfriftfenb (fortia, formosa, fragrantia, 
frigida, frisca). 



IL 

»om rF ^ietier ©irr". 



3)a3 Xf)ema über baS üielgepricfene Liener 3Mer f)atte fid) %tam Sofcf 
©eSnetfer aus (Sger gewählt, tiefer „medjamfd) * flinifdjc" Vortrag — in 
ftitctnifdycr &pxatit — ersten bann aud) im £rutfe unb liegt uns als fotdjer 
auf 31 Guartfeiten oor. (£r bringt über baS Liener unb ntebertifterreidjifdje 
iöicr t>or meljr als fjunbert ftaljren, ganj abgefeljen oon ifjrer fad)Ud)en ^öc«* 
beutung, ber mebijinifdjen Unterfudjung , eine fRci^e ftatiftifdjer ÜDaten, bic 
fd)on an unb für fid) geeignet erfdjeinen, unfere 3lufmerffamfeit $u feffeln. 

£,cr ooüe Eitel lautet: 

CeroVIsIa 
AVstro -VIennensIs 
MeChatilCo-CLInICe 
eLVCVbrata. 

/Quam / / In celeberrima , ac antiquissima / Universitato 

Viennensi / In inauguraleni dissertationem / pro supremo licentiae ac 
doctoratus gradu consequendo/.Publicae Doctorura Disquisitioni submittit/ 
Adamus Josephus Besnecker Egrensis AA. LL. & Philosophiae Magister 

/ / Viennae Austriae Typis Andrcae Heyinger Universitati» 

Typographi. 

Triefe <Sd)rift wirb mit einem Vorworte eingeleitet, baS unter einer 
nett gearbeiteten Sopfleifte — eine 5ßafe mit Blumen unb Äräutern, bie fid) 
nad) rcd)ts unb Iin!s ausbreiten — bie $uffd)rift: Prolegomena trägt. £aS 
erfte ©ort beS XerteS, ber ^ame beS ftönigS CfiriS, tft mit bem Initiale 
O gefdjmürft, baS einen Sölumenforb einrahmt. 

3Kit bem Gitat aus £iobor Don Milien, bafe ßönig CfiriS, als ber 
©einftotf md)t gebief), juerft gelehrt tyabe, aus ©erfte einen „buftenben STranf" 
(fragrantem potum) ju bereiten, „an 3lnncl)mlid)feit bem ©eine nid)t nad)- 
ftebenb", beginnt bie« einleitenbc 95orn?ort, um jebod) of»ne weitere Umfa^meife 
fofort $u fonftatieren, bafe Wieberefterreid), obfdjon es bie meiften Öänber burd) 
bie gefunben ©igenfdjaften feiner ©äffer unb bie ®üte feiner ©eine übertreffe, 
bod) rafd) anfdjmiegenb mit Stfer bie SBierbereitung ergriffen fabe. üttan jätyle 



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> 



— fagt SBeSnecfer — gegenwärtig (1732) innerhalb unb außerhalb ber Sinien 
©ienS 34 ^Bierbrauereien. 

<Sr fü^rt fie namentlich an: in ber inneren ©tabt im SBürgerfpital, 
ferner fed)S in ben 33orftäbten, unb jwar bei <&t. SDJarr, bei @t. ^Margarethen, 
in ber «eopolbftabt, in tfiechtenthal, in „©untenborff", beim ftunbsturm; bie 
anberen außer ben Linien in Simmering, (Sbcrftorff, brei in ©djroecbat, in 
3HonSwert, frtfehament, t'anjenborff, ^welffaxing, ©ottenborff , ®chroanborff, 
93aben, Ortt)a, ©chmiba, ©chelenhoff, $o$au, ©allenau, J^raumau, 23itter* 
manftorff, fcopperftorff, ©atterftorff, Rimberg, §ietelborff, ©tabUenjerftorff, 
.£>om, X^roft unb <®tocfh«rau. 

3n allen biefen Orten — oerfichert er — werben „oornefjme" S3iere 
erzeugt unb unter oerfchiebenen tarnen unb mit befonberen 3ubereitungen 
bünner ober fernerer nach jebeS ©aumenS belieben ^ergeftellt unb traft be- 
fonberer Prioilegien nach ©ien gebraut. Da jebod) ber Üöierfonfum ein fo 
großer fei, ba§ alle biefe SBräuereien mit Decfung beS SBebarfeS für bie föefi' 
benj nicht auffommen fönnen, fo werbe auch überbieS noch S3ier au« ^Breslau, 
Prag, töegenSburg, 93aierifa>&ilähoffen u. a. Orten eingeführt 

©enn beS «rtftoteles Slusfpruch, ba§ baS l'eben beS SDJenfchen aus 
fteuer unb feuchte befiele, wat)r fei, bann fyätten bie Siener — meint unfer 
alter junger SMebicuS — nichts $u färbten, benn beS fteuers hätten fie genug 
in if)ren ©etnfäffern, beS Änfeua^tenben genug in ihrem 53ierc! 

Da aber nie unb nirgenbs baS ©ute ljerrfdjenb bleibe, ot)ne ba§ es 
burdj Unmäfetgfeit, buret) ^abfudjt ober SRachläffigfeit ber 3)tenfchen hintan* 
gefegt würbe, fo pafftert es auch ben Bewohnern ©icns, bafe fie nicht feiten 
fcbwadjeS, förmiges, ranziges, fauereS, fd)ted)t gefachtes ober nicht geläutertes, 
ungefunbeS 93ier trinfen müffen unb fo bie SÖierliebljaber einen „ungefunben 
Ausgang" finben. Deshalb ^abc ifm bie um baS ©o!jl beS ©emeinwefens 
beforgte ©iener mebiginifche ftafultät beauftragt, bie Sngrebienjien beS SMereS, 
bie Bereitung beSfelben, bie „Prinzipien", ben ©ebrauet) unb Üßisbraua) beS* 
felben gu ftubieren unb befannt 311 geben. 

SBeSnecfer gliebert fein lijema in oier 35ütt)er mit 65 Paragraphen. 

Das erfte 3?udj ^anbelt in 12 Paragraphen oon ben 3ngrebienjien beS 
©ieres unb beren 2luSwat)l. ©ine befonbere Hufmerffamfcit wibmet ber SBer* 
faffer ben ©igcnfdjaften beS ©affers, baS gur SBierberettung oerwenbet wirb, 
(fcin befonberS gutes, feines, mit bem betreibe leicht gätjrenbeS ©affer rühmt 
er ber ^Brauerei am £>unbsturm nad), wo ber söräueT baS im ^ebruar gefönte 
$Mer (Martiara cerevisiam) in einem falten Heller bis in ben Äuguft (bis 
SWariä Himmelfahrt) frtfer) erhalte. 

Sntereffant finb auch f«ne SScrfuche mit bem Äreometer. ©rfichtltch 
auf einer XabcUe gemacht, geigt es fich, ba§ baS «reometcr im ©affer bei 



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- 32 — 



ber ©ierbereitung im Sürgerfpital auf 11 ©tab, bei @t aHarj auf 10 1 /., 
bei aRargarettjen auf 11, beim $unb«turm auf 10 y 2 , in ©umpenborf auf 
9 1 /,, in 8iea)tent$al auf 10y> unb in ber fieopolbftabt auf 10 ©tab wie«. 

93om ©äffet fommt et jum (Setreibe, ©r nennt bie jut ©ietbereitung 
im allgemeinen benufeten ©orten, al«: Üßeijen, ©etfte, $afer, bann SBwtet* 
weisen, $irfe, »elften genä), Weis u. a. $n Öfterteiö), fyebt et tjeroor, finb 
nut bie btei etften Gattungen in ©ebtaudj, bie anbeten werben niajt benufct, 
ba fie bet ©ruft fa>ben. 5Da« befte ©etreibe gut ©ierbrauetei fomme au« 
SWätjten, abet man ljüte fiaj, bafj nidjt „<5ö)winbethafer" mit unterlaufe, bet 
mit übelftem ÄuSgange bie ganje Ätbeit be« ©tauen« gunittjte madje. 

3n SMen, &ejw. ^iebetöftetteid), erzeugte man in ©c«necfer« Xagen 
fünf «tten ©iet: 1. ba« Söeifcgerftenbier (albo hordeacea); 2. ba« ©raun* 
biet, ba« mef)t $opfen enthielt; 3. ba« üHät$enbiei (Martiaua), fo genannt 
oon bet 3«*# in bet e« gefönt wetben foü unb am beften wirb; boä) — fügt 
er bei — e« wirb tyex faft in jebem SWonat neu etjeugt; 4. ba« ßuftbiet 
(aerea), unb 5. ba« ©inboef, eine Äompofition, „atomattfa>mebiainifay\ (£« 
ift ju bemerfen, fagt et, bafj alle ©etreibebiere um fo beffet finb, je meljr 
weifje ©lafen fie aufftetgen laffen; im ©egenteile finb fie gefälfäjt. 

£'er befte $opfen werbe au« <Saaj in ©o^men nact» ©ien gebraut; 
je me^r $opfen bem ©etteibe beigemengt wetbe — unb e« fommt betreibe in 
ftiebetbfterreidj ju allen Bieren — , befto lieblicher werbe ba« ©etränf, befto 
föünct bie ftarbe unb befto länget falte e« fi$. 

$a« aweite ©ua) befanbelt in ben §§ 13—34 bie Slrt ber Bereitung 
unb (Spaltung be« ©iencr ©iere«. ^>ier lefen mit bie tedjniföen «u«brücfe: 
2Mfc'£)i>rre, 0<hfcn*5Müf)l, 9flafa>©o«ung, $aum«8öffel, üJfofa>©ayutf>, 
©ier*@ranbt, fcufffa?lag*8ihappffen, Pfaffen, Ubertrog*fflünne, bie $opffen* 
©eug, Stü^lftocf, 3 u f amm w^ a B, „bewmmt ben 3eug" u. f. w. £)ic Sitten 
be« fdjleajten ©iete« werben bann fd?lie$lid> aufgeführt, al«: 3 e U9™ a & $°Pf cn * 
taafe, oerbampffet, angelegt, branblet, rofjljöppffig, ©ommerenfeig, ©rbenfcig, 
©rafjfeimicht, tSa)aalflüffig, ©$imblia>t u. f. w. 

£)a« btitte ©ua) tyanbelt in §§ 35 — 44 oon bet d?emifd)en Unterfudmng 
be« SBiener ©iere« unb ba« oiertc in §§ 45—65 oon bem ©ebraua? unb 
ÜHifjbraudj beSfelben. 

3n biefem legten, bem eierten ©udje, wirb aud) bie ©cfunbfyeit«frage 
etöttett unb ftellt fia? ©e«nccfer al« ein ^etteibiget be« ©iete« oom fanttären 
©tanbpunfte au« bat. (£t finbet ba« ©ter füt bie Heroen ootsüglta) gut, 
fowie es aud) ben 2lu«wurf beförberc unb auf ben Unit beften« witfe. SBenn 
man wiffen wolle, wie gefunb ba« ©iertrinfen fei, fo fetye man nur auf ©öljmen, 
ba« ben Äern be« §eere« ftelle; wo finbe man eine beffet gefärbte, gefunbere 



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imb länger le&enbe SSeoölferung unb, roaS bie §auptfadje fei, wo frönet geftaltete 
grauen unb frudjtbarere Üftütter als in bem genannten tfanbe?! 

2Bte er aber für baS gute Söter entfdneben feine Sanje einlegt, fo ift er 
ber fd)ärffte GJegner aüer fünftlid) erzeugten, ber gefälfdjtcn, ber fog. mebiainifdjen 
33iere. 

£>ie „Snbicarion" bes 93iereS, um mit bem OKebi^iner su fpredjen, lautet 
aber: £)ie leisten 53iere bei afuten ftranf^eiten unb in ber SRefonDaleSjena; 
bie mittleren für Knaben, Jünglinge, für ^ttjififcr, $eltifer, bei ©forbut unb 
anberen äljnlid) „imminenten" Strantyeiten; bie bitfen Söiere für ©olbaten, 
Säger, £anbleute, Fabrikarbeiter unb bergleidjen ^erfonen. 

ÄlS bie ratfamfte 3«t beS SSiertrinfenS wirb ber ©ommer empfohlen, 
bod) möge man nie mit leerem 9Hagen unb nidjt ungewohnt morgens 93ier 
trtnfen. SungeS Söier fei feljr fd}äblid); baS im mittleren Älter fei baS ge* 
fünbefte, bod) treffe man baoon in ©ien wenig an, benn eS gefje ber Vorrat 
ju rafd) aus. 

©eSnetfer fd)lie|jt feine, nrie man fieljt, nad) allen ©eiten ljin baS £§ema 
erfdjöpfenbe Hrbeit mit bem ©unfäje, es möge ber Sefer »on bem ©iere, baS 
er rrinfe, ben Saud) nidjt öefajmcrt füllen! 



v. Kabics, Canfwirtfdxmlicfi« KulturWlixr. 



Irr Staatswirt Jfoljaiiii grinridj fattlali m lufti 
ihr Mr gaiiiinirtfr|uft. 



3ni ©erläge ber 1719 gegrünbeten unb heute in aller ©elt gefannten 
unb beftrenommierten geipjiger $irma Sreitfopf & gärtet — bamals bloß 
©reitfopf — erfaßten 1755 in erfter unb 1758 in Reiter, ftarf oermehrter 
Auflage beS berühmten ©elehrten Johann ^einrieb, ©ottlob oon ^ufti (Staats* 
nrirtfehaft („Eerlegts ©erwarb §hriftoph Sörettfopf") in jtoei anfehntichen 
JDftaobänben ä 606 unb 744 «Seiten famt oortrefflia) gearbeitetem SRegifter. 
o. ^uftt lieferte in biefem feinem Äapitaltoerle (bas heute p ben bibliographifchen 
«Seltenheiten 3&I)lt, unb baS ich fürjlia) auf antiquarifdjem ©ege aus ber einfügen, 
bem praftifchen ®ebrauche gewibmeten ^anbbibliotljef beS großen tratnif^en ^$a> 
trioten, (Mehrten unb SßolfSnrirteS «Siegmunb ^reifyerrn oon 3°iS erworben 
^abe) eine foftematifdje Äbljanblung aller ofonomifchen unb Sameratroiffenfdjaften, 
bie jur Regierung eines L'anbeS erforbert werben. 

3 n oem er f tcn Sktfc h fl nbelt ber SBerfaffer über bie Seljre oon (Srljaltung 
unb 95ermehrung beS SSermögenS beS (Staates, mithin oon ber StaatSlunft, 
ber ^oltjeU unb Sommersiemoiffenfchaft nebft ber $auShaltungSfunft. X>iefc 
Abteilung beS umfangreichen, roohlgegtieberten unb in allen feinen Abteilungen 
gleich bebeutungsoollen unb intereffanten SBudjeS geht uns Ijier aunächft an, 
benn fie umfaßt auch ,/Die ffiirtfchait auf bem Sanbc", „£)en 3ufammen* 
hang ber gefamten ßanbnrirtfchaft", ben „Äcferbau" unb bie „SMefoucht" fpejieü. 

©heoor wir jeboa) in eine furforifche Betrachtung biefer Abteilungen 
oon ^ufti'S heute noch in Dielen fünften majjgebenben SBucheS eingehen, möge es 
geftattet fein, auf ein paar Stetten in ben SBorreben htnamoeifen, weil aus ihnen 
ber gange üWann ber ©iffenidjaft unb zugleich erfahrene ^raftifer ftch oon felbft 
mit wenig Strichen ausgeftaltet. 

„So alt auch biefe ©iffenfehaften, bie öfonomifchen unb Äameral* 
wiffenfehaften finb, fo finb fie, treibt er, boch mehr als alle anberen 



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— 35 - 



oon ben <&ele$rten oernacfcläffigt worbcn. %üt übrigen 3öiffenf^aften fjaben 
übetflüffigc Bearbeiter gefunben, nur an biefe Ijaben fic wenig gebaut, unb 
wenn ni$t 2eute, bie in ben ©efd)äften gefeffen Ijaben, unb bie ber ©eleljr* 
famfeit wenig ergeben gewefen finb, uns tyre Slnmerfongen mitgeteilet ober 
einen befonberen ®egenftanb ober £eil in beut ©ejirfe biefer Sffiiffenf haften 
bearbeitet Ijättcn, fo würbe eS barinnen allenthalben nod) gar wüfte unb leer 
ausfegen, ©benfowenig hat man baran gebaut, biefe ffiiffenfdjaften auf 
Unioerfitäten oorjutragen." <£rft oor breifeig fahren h aDC ber oorige Äönig 
oon ^reufeen, „biefer in ber If)at grofje ©trr", auf ben Unioerfitäten in ftranf* 
furt a. b. C unb in £>alle ßeljrftühle hierfür gegrünbet. X'icfeS 93cifpiel fei 
bann fpäter in Upfala, (Böttingen unb anberwärts, fo aud? an bem afabemifajen 
©ollegio in Sien nadjgeatjmt worben. 

üJlit feinem SBerfe füllte ber SBerfaffer wirflid) eine t'ücfe in ber tUtteratur 
aus unb ^atte bie (SJenugtfmung, bafj baSfelbc in ben beften beutfdjen gelehrten 
3eitungen unb Journalen, fowie in ben gelehrten $aa?büd)ern ber ©nglänber, 
^ranjofen unb anbercr ißölfer bie oorteilfjafteften fflejenfionen erfuhr. ©s ift 
wo^l überflüffig, bafs uns unfer (belehrter beffen bcfonberS oerfid)ert, aber ganj 
eigentümlich charafteriftifd) für ilm unb ebenfo für bie 3eit, in ber er lebte, 
bleibt eS, wenn er fagt: er gehöre nicht unter bie Älaffe berjenigen ©elehrten, 
bie baS ©ebäitbe if)reS föuhmeS auf baS SBerftänbniS (©inoerftänbniS) mit ben 
gelehrten ßeitungSfcbreibern aufbauen unb wohl gar bie föejenfionen oon ihren 
Schriften felbft machen unb einfenben, ober bie in ihren eigenen Journalen 
it)re Schriften gar artig fyerau^uftreidjen wiffen, eine ©ad)e, bie ebenfo tljöricht 
ift, als wenn jemanb oor ben Spiegel treten unb gegen fidj felbft tiefe 23üd* 
linge machen wollte. 

£ocf> nun jur Sache felbft, jur Detailbetrachtung ber Änfid)ten unb 
Behren o. ^ufti'S über bie i'anbwirtfd)aft! 

Die Vanbwirtfchaft gehört unferem ©taatswirte jur ^pausbaltungSfunft 
unb bilbet ihm in biefer bie jweite .frauptflaffe aller Otafjrungsgcfchäfte, naa> 
bem \fjm als etfte bie Söirtfchaft in ben ©tobten gegolten fyat, — ganj folge* 
richtig, ba er baS gefamte ®ebäube ber Staatswirtfchaft oon oben aus be* 
trautet, nämlich oon ben ^öaiften fielen biefer SBiffenfdjaft, wie fic in bem 
Begriffe ber StaatSöfonomie jufammentreffen. Damit ift nid)t gefagt, ba{? 
nicht auch o. ^ufti oon ber grunblegenbcn Bebeutung ber Sanbwirtfdjaft für 
ben ©efamtbau ber StaatSöfonomie oollfommen überzeugt wäre, was fid) an 
oerfd)iebenen ©teilen feines ausgezeichneten Steife* beutlich auSbrücft. 

Die i'anbwirtfdjaft — fo befiniert er ben Begriff berfelben — ift ein 
^ufammenhang oon % Jiaf)rungSgefd)äften, um oetmittelft beS flcferbaueS unb 
ber 33ief)äud)t bie auf bem platten £anfce befinblid)en unbeweglichen (Hilter beft* 
möglich ju nüfcen unb 3ur menfd)lid)en 'Diotburft unb Bequem lief) feit allerlei 
rof)e ©aren unb Materialien baraus ju gewinnen. 

3* 



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- 36 - 



Die „tfanbwoljnungen" betreffend ift et für bas Softem bcr Dörfer, 
bod) mit 33erü<fftd)tigung ber Vorteile, bie bie Vereitelung ber SBofmungS' 
anlagen bietet, unb er fagt bieSbejüglid) wörtlich: „SfiJcnn man bei 9lnbauung 
ber fjaiben, ilustrodfnung großer tfanbfeen unb üttoräfte neue Dörfer anlegt, 
fo tlnit man meines ©radjtcnS wohl, beibe Ärten miteinanber ju oerbinben, 
g. $ö. wenn ein Dorf aus jwölf ^Bauernhöfen befielen foll, in jeber flteilje 
fed)S ^Bauernhöfe, unb jroar jeber berfelben 300 bte 400 Sdjritte ooncinanber 
angelegt werben. Äuf biefe üxt wirb jeber feine ftelber unmittelbar hinter 
feiner SBo^nung haben fönnen (was ben Vortheil ber oerctnaelten Anlagen in 
ben gebirgigen ®egenben oon Vöhmcn, Ober* unb iftieberöfterrcid), ©teiermarf, 
Äärnten, Sirol u. f. w. mit fiel) bringt), ber 3wifd)cnraum aber atmfdjen jebem 
Vauernhofe fann mit Käufern für bloße pausier, ©ärtner unb ©optier bebauet 
werben, bie hinter ihrem $aufe nur einen mäßigen ©arten haben, baS wenige 
Sanb aber, bas man ifjnen etwa abheilet, oon bem Dorfe etwas entfernt 
befommen fönnen." % 

!Ca§ £>auptwerf bei ber Verwaltung eines tfanbgutes fommt, nad) ^ufti's 
tfchre, hauptfädjlid) auf eine gefdntfte Verbinbung alter ©irtf d)aftSgefd)äf tc an ; 
es müffen aber bie ©irtfdjaftsgefdjäfte foldjergeftalt eingerichtet unb miteinanber 
oerbunben werben, als es bie Natur unb Vefdjaffcnhcit einer jeben @ad)c unb 
Arbeit erforbert, unb ein (SJefdjäft muß immer bem anberen aur Unterftüfcung 
unb SSeförberung bienen. SllS ftaupthilfsmittet für bie (Erhaltung unb SBe* 
förberung eines SanbguteS erfennt er aber ben möglichft großen Viehftanb ; „nur 
fdjledjte Sanbwirthe", fagt er, „werben tt)r (Stroh unb $eu oerfaufen, wenn fic 
mehr Vieh unterhalten fönnen". 

Der näd)fte ©nbaweef ber Üanbwirtfdjaft ift bie Unterhaltung ber SBirt* 
fdjaft felbft; ber entferntere, mit bem {Erzeugten ben anberen SDienfäxn unb 
bem Äommerje bes SanbeS ju ftatten ju fommen; ber lefete, wiewohl ber £>aupt* 
jwetf, oon bem Übcrfd)uffe beS SrtöfeS bcr erzeugten ftrüchte ju erfparen, 
mithin Vermögen au erwerben. 3ur Unterhaltung ber ©irtfcfcaft ift haupt* 
fädjtid) geboten, baß man alles ba$u Genötigte felbft gewinnen muß, unb baß 
man baSjenige au erzeugen fud)e, was ben meiften Vorteil bringt. 3ur (Srwcr* 
bung oon Vermögen bient am beften nad? Qufti's Überzeugung bcr Verfauf 
ber &rüd)te, bie man in ber ©irtfd)aft niebt nötig hat, bod) warnt er, an ben 
geringsten Verfauf au benfen, ehe man nid)t auf ein oöllig ^afjr oorau* Vor* 
rat habe. „9iur alSbann fönntc man einen entbehrlichen Zfyil beS biesjährtgen 
$erreibeS loSfdjlagen, wenn bcr Preis beSfclben fehr hod) unb bennod) bie 
grüdjte im $elbe eine gute Hoffnung oon fi<h geben." 

©ine ÜReihc oon Paragraphen hanbelt nun oon ben „$iebengefd>äften" bei 
ber fcanbwirtfdjaft, oon ben ^Salbungen unb (Schöten, oon ber $agbgered)tigfcit, 
oon bcr gifd)crei, oom Seibenbau unb oom Vier* unb Söranntweinbrennen 
auf bem ^anbe. 



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- 37 - 

5öei ber $if eieret wirb befonbers auf bic saline ftifdjerei in SBädjen auf* 
merffam gemalt, bic- oerwafyrt werben fönnen, unb weldjc gemeiniglid) jum 
8tanbe ber grellen fc^r bienlid) finb, pornefymlid) aber in Seiten, wetay, 
wenn man fie wof)l anzulegen unb oor bcr Dieberei ju bewabren weife, einen 
guten Vorteil abwerfen. „UebrigenS", fagt ^ufti, „feilte man eigentUd) brei 
Xcidjc f)aben, wenn man regten 92u$en baoon jic^en wollte, nämlid) einen 
Streidjteid), einen Stretfteta) unb einen ©ewädjStcid), allein biefeö leibet bie 
©efd)affenf)eit bcr wenigften ^anbgüter, unb es wirb aisbann ein befonberes 
}iaf)rungSgefa)äft barauS." 

Der Paragraph über ben «eibenbau t)ebt mit ben ©orten an: ,$0) 
fomme nunmehr auf ein *)iebennal)rungSgefd)äft, ron welkem ju wünfdjen 
wäre, bajj es fid) bic l'anbwirt^c in Dcutfdjlanb mcfjr angelegen fein liefsen, als 
es feiger gefäefjen ift ... wie id) iljn ben Stäbtern bei ben ^uftgärten an* 
gepriefen Ijabc, fo nurä id) iljn nod) mef)r ben l'anbwirtfyen empfeblen, bie baju 
bie befte (Gelegenheit fyabcn. ^n ber £fjat fann bicfeS (Gefdjäft einem i'anb* 
wirtfye ju großem Sftufecn gereid)en, wenn fie fid) nur bie (Sraieljung guter SDZaul« 
beerbäume angelegen fein laffen wollten, gefetjt, baß fic aud) bic SBartung bcr 
Seibenwürmer fclbft $u müfjfam gelten. Sobalb wir genugfamc ÜNaulbcer* 
bäume Ijaben, fo werben fid) aud) Öcute finben, meldje bic ©ürmer warten, 
unb "Änbcre, bie SBlättcr abfaufen." Sin anbeter Stelle bcS 33ud)eS fonftatiert 
Hcrfaffer, bafe in SBien ftaifer £eopolb I. ben Anfang jum ©eiben* 
baue gemad)t fjabe. 

Die i<anbwirtfd)aft Ijat aber nad) o. ftufti's Überzeugung jwet große 
(Gcgenftänbe, worauf alle ifjre (Gefdjäfte gerietet finb, nämlia) ben Ärferbau 
unb bic 35iefj$ud)t, wcsfyalb man biefc beiben „befonbers abfjaubeln" müffe. 
rcibmct baljer aud) beiben fclbftänbigc „£>auptftütfc". 

^n bem Paragraph über Mc (Größe ber borgen, tiefer unb £mfcn 
bewerft er über bie öfterrcidjifdjen $od)e folgenbeS: ,$n Cefterreid) fjat man* 
bie Benennung ber $od)e ober $od)ätfer, unb ein fold)er $od)atfer foü fo oiel 
fein, als man mit jwei ^ferben im Xage pflügen fann, unb id) fjabe nad) bem 
2lugenfd)cinc angemerft — o. ^ufti war in Cftcrreid) — baß ein fold)eS $od) 
wcnigftcnS fo groß als ein SDtorgen ober $wei Htfer ift, weld)cs aber ein ftarfcS 
lagewerf wäre!" 

iöei bcr söefpred)ung bcr Urbarmad)ung unb i*erbefferung fd)led)ter trfer 
fommt unfer gelehrte tfanbwirt aud) auf bic fcustrocfmmg bcr 9ttoräftc. ftad)* 
beut er bie Anlegung oon (Gruben unb Kanälen jutn Abfließen ber (Gcwäffer 
empfohlen, fagt er: „Um aber ben s Jioor felbft urbar unb $u einer frud)tbareu 
terbe 3U machen, fo ift es bienlid), ba§ man ben 2)ioor ober Sorf fufetief 
auSftcd)cn, äerfleinern unb etwann mit bem britten Steile «anb untermifd)t in 
Raufen bringen läjjt. &*enn bic Raufen ein ftatyr liegen, fo wirb ein oor* 



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- 38 — 



treffliches fruchtbares (Stbretdj baraus, baS man aisbann auf bem ®runbe aus- 
breitet unb foldjes als Siefer nufcet." 

Die ftrudjt&arfeit ber Äcfer [abreibt er bem größten Seile nach ben fal* 
pichten Beftanbteilen ber (Erbe ju f unb barum ift es ihm begreiflich, warum 
bie Düngung bie ftruchtbarfett oermchrt. ®r tyäit ben Schafmift für ben 
fetteften unb beften. „SBenn man aber — fügt et bei — in ©efterreich ben 
Schafmift überhaupt für eine fchtechte unb oietmehr fc^äbtic^c Düngung hält, 
fo ift meines ©rachtenS ein bloßes 25orurtf)cil unb ber 3ttangcl einer genugfamen 
Erfahrung unb einfielt baran Urfache." „Ueberfjaupt befleißigt man ftch in 
Oefterteidj gar nicht fonberlia) auf bie Schafjucht, bie boch alle Oefonomie* 
ocrftänbtge gewiß oor eines ber nüfelichften unb einträglichften SanbwirthfchaftS* 
nahrungSgefchäftc halten müffen." 

©neu eigenen Paragraph wibmet er ber ftrage ber Dreifelberwirtfchaft 
unb fommt $u bem Schtuffe: „Die Einrichtung ber brei gelber ift nicht noth' 
wenbig unb hatte ihre Befchwerlichfeiten." 

©ei ber Abteilung oom «Säen fommt er auch auf bie Säemafehinen $u 
fprechen unb giebt ber ÜDJafchine beS ©nglänberS Xuü ben Bor$ug oor ber 
Säemafchine SoeateüTS unb anberen Slrten. ©ei Befpredjung ber (£rnte giebt 
o. $ufti bem Gebrauche ber Senfe am 2Btntergetteibe ©eisen unb Joggen ben 
Borjug oor bem (gebrauche ber Sichel, „weil ein Slcfer nicht fo oiel mit ber 
Senfe abbauen als mit ber Sichel 5U fetmeiben foftet". 

%n bem §auptftücfe oon ber Biehsucht fteüt er ben ftarbinalfafe auf: 
„Die Biehjucht fann aUein ohne Sieferbau beftehen unb oielleicht mit größerem 
9cufcen", aber nicht umgelehrt. „Unb wenn nicht ber Sleferbau — fügt er 
weitblicfenb an — nach ber heutigen Betroffenheit ber Sänber jum Unterhalte 
ber Stäbte unb fo oieler barinnen befinblichcr 9ttenfchcn fchlechterbingS noth* 
wenbig wäre, fo würbe man allemal btc ftrage aufwerfen fönnen, ob nicht bie 
©runbftürfe auf bem Sanbe burch bie bloße Biehsudjt ungleich oortheilhaftiger 
unb fytytx genüget werben fönnten als burch ben Sieferbau. Gute genaue 
Berechnung ber ittufcung oon einer gewiffen S(n$ahl Biel), bie auf fo unb fo 
oiel Slcfer i'anb, wenn bicfeS btoä ju SBiefen unb BiehfütterungSgewächfen 
gebraucht wirb, gehalten werben fönnen, in ÖJegenrechnung mit ben ©etreibe* 
nut*ungen, würbe btefe ftrage balb entfeheiben. Die Snglanbcr hatten biefen 
großen Bortheil ber Biehjudjt, nachbem bie ffiollenmanufacturen burch bie 
Bemühungen ber Königin ©lifabeth in ftlor gefommen waren, gar wohl ein* 
gefehen, fo baß faft ^ebermann feinen Siefer ju Söiefen ju macben' bebaebt war, 
wenn nicht bie ®efefcc biefem Beginnen (Einhalt gethan hätten." 

Die Paragraphen oon ber „>ttufcung ber einzelnen 2f)iere" f daließen mit ber 
Bcfprcttjung ber 9iufeung ber Bienen, „©nblich — heißt cS ba — müffen 
wir noch ber Bienen gebenfen, bie gewiß ein mißliches ®cwürmc für einen 
Vanbwirth finb. 28enn man aber folchc mit Stufecn halten will, fo muß man 



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- 39 - 



einen eigenen ©ienengarten Ijaben, ber mit tjoljen 2ftauem umgeben ift, unb 
in weitem man §aibeforn, töübfamen unb bergleidjen häufige Söfumen tragenbe 
Ökroäajfe bergeftalt von Qtit ju $ett befteüen mu|, bamit immer einige SBeete 
in ber Sölüte fielen. <£$ ift aud) gut, toenn ein Keiner SBadj burc^flieBt, ober 
roenn man tfmen in einem nad> Ärt einer £albfugel ausgelösten Steine, ber 
in biefem ©arten ift, taglicf) frifdj ©äff er giebt. 3J?an mufj aber bie 33ienen 
nidjt befdmeiben, weil fte aisbann otel häufiger f ^wärmen unb im Sinter 
fetten ©djaben leiben. Die SHufeung aber entfte^t, bafc man, wenn man eine 
überflüfftge «naatyt f>at, oor ©tnters eine genriffe «nja^I ©törfe tobtet unb 
fidj ü)re$ eingetragenen ©aajfe* unb #onig3 bebient. ©er auf biefe Ärt 
aüemat breifeig ©tödfe ben ©inter über unbef^mtten jur 3u$t aufbewahrt, 
wirb im #erbfte allemal fo oiel <3töcfe tobten lönnen, bajj er über fymbert 
Später ittufeung baoon jie^t. fabe in bem Dritten Steile ber bcutffyn 
ÜWemoireS Neroon eine befonbere Hbljanblung etngerüefet." 

hiermit fa^iefit au<$ bie ganje Äb^anbtung über bie Sanbwirtfa^aft. 



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litt Ctl)rplnn hrr gnni)rairtfii)nft m 1808. 



Stl§ Siadjfolger be§ ausgezeichneten ^orban, Dc * D * e £fonomie auf 
djemifdje unb ^fn?fiologtf^e ©runbfäfce äurücfgefütyrt Ijatte, bestieg beffen tw$' 
begabter ©äjülcr Seopolb Srautmann 1808 ben Sef)rftul)l ber tfmbwirtfcfjaft 
an ber SBiencr Uniccrfttät. 

£rautmann, fpätcr felbft unb auf lange Ijin eine Autorität als lanb* 
wirtfdjaftlidjcr ©djriftfteller , beffen Seljrbuä) ber Sanbwirtftfjaft nidjt nur in 
Cfterreia), fonbern aua? in allen lanbwirtfd)aftlidjen Kollegien in 3)eutfttV 
lanb als 9iorm bes lanbwirtfdjaftlicfjen UnterrtdjteS galt, entwitfclte beim 
SÖeginne feiner letjramtlidjen Eljätigfeit ein oollfommeneS Programm, bas er 
ben „Setyrptan ber ßanbwirtftfdjaft" nannte, wie er it>n fi(r) guredjt gelegt, unb 
nadj bem er fidj benn aud) l)ielt. 

tiefes fein Programm trug er in feiner erften SJorlefung am 11. Diooember 
1808 ben SBiener $>örero ber Sanbwirtfdjaft oor unb gab es bann auä) in 
• fcrutf. SHcfer £rutf ääfjlt ^eute ju ben ÜBüd^crraritäten, unb es liegt mir 
ein Somplar, baS idj fürjlid) antiquarifa) erworben, baoon oor. glaube 
ficr)cr, ba£ es bie ftaajfreife ^eute intereffieren wirb, bie £)auptgebanfen aus 
SrautmannS Seljrfclan fyex re»robujiert ju finben, tumal fic baraus crfefyen 
werben, bafe unferem Sßiener ©eleljrten, ber aus bem vorigen in unfer 3a^r* 
^unbert ^erüberreiajtc (£rautntann war geb. 1766 &u SBien, ftarb ebenba 
1825), gar manage ©efferung auf agrifolem ®ebiete bereits oorgefd&webt, bie 
ju realifieren fpäteren Sagen vorbehalten blieb, fo, um nur ein SBcifotel ju 
nennen, bie ®rünbung einer eigenen |)oä?fä)ulc für Söobenfultur in SBien. 

„ÜDie £anbwirtl)f(f)aft ift es, welaje Stiles erhält, oerforgt unb belebt." 
iDiit biefem äarbinalfafee beginnt Xrautmann bie üttotioierung bes SftufcenS 
ber Stgrifultur, be$. bes agrilolcn SBiffenS. „Ätfcrbau" — fäljrt er auSfütyrcnb 
bann fort — ,,ift bas einzig ausbauembe ^unbament im ^ausljalte beS (Staates 
unb baS erfte £f)ätig!eit£princip, weldjeS alle übrigen 3 we ^S e National-» 
reiajtfyumeS nidjt nur in Bewegung fefct, fonbern audj beljarrlidj barin erfjält." 



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„Unftreitig »ctbtent baf)er eine iöefcbäfdgung oorgugSroeife geioürbiget unb unter* 
ftüfcet gu »erben, welche bie weifcften unb bcften Btönner in allen ßeitattern 
alö bie Pflegerin jeber öffentlichen unb häuslichen Sugenb ocrehrt haben." 

Übergehenb nun auf bie hohe 33ebeutung ber tfanbwirtfchaft in unb für 
Cfterreicb ruft er aus: „Der öftcrrcichifchc Staat, mächtig burd) ben Umfang, 
glücflich burdj ben natürlichen Segen feiner ^rooingen finbet in feinem eigenen 
Scboofse bie unocrficgbarften Cueüen gegenwärtiger unb jufünftiger @rö§e. 
Uniere oon ber Ofatur mit hoher ^rucfitbarfeit begabten ©rbftaatcn liefern in 
ftülle alle ^robuete, welche gu einem gufriebenen unb gtüef lieben i'cben ge* 
hören . . . 3MoS »on einem roo^lcingeriajteten Slgriculturföfteme unb einer weifen 
Söenüfeung unferer natürlichen Schäle hängt cd ab, eine neue ÜWonardjie in 
ber alten ju grünben unb biefelbc auf ben f)öa)ftcn Gipfel ber Stacht unb 
ber inneren ®lücffcligfeit gu ergeben. (Gewähren wir alfo ber l'anbwirthfchaft, 
als ber erften Urfacbe unfereS SBo^lftanbcö, jene Sorgfalt, welche fic im ooüften 
SDiaftc terbient, unb bie fie auch als ein 2)ccrfmal geregter ©rfenntlicbfeit oon 
uns forbern barf, wenn fie anberS mit ihren 2Bof)ltf)atcn uns bereitem foü." 

£cr £>err ^rofeffor t)cbt es rüfjmcnb heroor, bafj bie faif. Regierung 
in menfdjenfreunblidier Sorgfalt bie aügemeine «ufmerffamfett auf bie ?aiu> 
wirtfa>ft gelenft habe, inbem fie einen öffentlichen Unterricht über biefelbc 
angeorbnet, naebbem bereits fein Sehrer, iKegierungSrat ^orban, ber Stifter 
einer lanbwirtfcbaftlidjcn Schule oon gang eigenem (Reifte unb (Sljarafter ^rioat* 
Dorlefungen über bie lanbwirtfchaftlicben Öchren gehalten ^attc. 

„Unferem beften Monarchen, Äaifcr ^ranj L, müffen wir cS t>erbanfen", 
f abreibt ÜErautmann weiter, ,,bafc ber Unterricht in ber 2anbwirthfchaft fünftigtyin 
einen integrirenben Xfjeil ber öffentlicben Seljranftaltcn auf allen beutfch'erblänbt* 
fet/en Unioerfitäten unb Stjccen ausmachen wirb, unb ben Herren Stänben oon 
3iieberöfterreich gebühret hiebei bas bleibenbe 33crbienft, bie Dotation beS l'cljrers 
ber Sanbwirthfct/aft an ber ^iefiejen Unioerfität mit patriotifcher SBereit willigfeit 
aus bem ftänbifdjen £omefttcalfonb übernommen 3U haben." 

3ur ©ntwtcfelung feines £el)rplaneS felbft fehreitenb, ftellt ber 35ortragenbe 
als Brwm an bie Spifee feiner bieSbegüglicben Erörterung ben Safe : „Senn 
irgenb eine ©rfahrungswiffenfehaft einer frönen wiffenfehaftlichen Söehanblung 
fähig ift, fo ift es unftreitig bie Sanbwirthfchaft. teine anberc hat wie fie bie 
©rfahrungen aller Reiten unb Diationen für fich, feine anbere fefet aber auch 
wie fie gu ihrem gwecfmäfcigen betriebe fo oiele unb fo mannigfaltige 33or* 
unb £>ilfsfenntniffe üoraus. . . ." 

töebner fchilbert nun bie SHotwenbigfeit ber v Jiaturfunbe im „weiteften 
^erftanbe beS Portes" als erfte Söebingung unb als unentbehrliches Hilfsmittel 
für ben wiffenfehaftlichen Unterricht in ber i'anbwirtfcbaft. „Cime bie Sennt* 
niffe ber jefeigen fo fehr bereicherten ^^rjfif", fagt Eraulmann, „unb ihrer fo 
großen unb unentbehrlichen Stüfee, ber neueren Ghcmie, fowie ohne bie S5e- 



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— 42 — 

fanntfäaft mit ben ©efefeen bcr Skgetation läßt ficb in ben (Srfcheinungen bcr 
organifchen 9tatur, womit es bcr Cefonom bod) oorsugSweife ju tljun hat, baS 
SBa^tc oom ftalfchen, bie läufchung oon bcr Realität nicht unterf Reiben." 

Cbfcbon oon btefer 9iotwenbigfeit burd?brungen, will er bod) nichts über* 
ftür$en unb in &inficht auf bie 93orbereitungSwiffenf «haften, als ba finb: 
Üflineralogie, 93otanif, 3oologie, ^ß^ofif, (Sfjeime, ^ß^fiologic, SDiathemarif u. f. w., 
bie Unterrichtslinie nicht $u weit auSbetmen. 

ffiohl fdjwebt ihm fdjon bie |j)ochfchule für 93obenfultur oor feinem weit* 
auSblicfenben geiftigen Äuge, ober er wei§, ba§ fie vorläufig unerreichbar, unb 
fagt anfnüofenb an baS frühere: „(Ein folcber ausgebauter tanbwirthfehaftlicher 
Unterricht, welcher alle biefe (oben genannten oorbereitenben) 8wcige in fein 
Gebiet aufnimmt, mürbe nicht nur mehrere §a$xc r fonbern auet) mehrere Öetjrcr, 
einige ©ebäube unb mannigfaltige (Einrichtungen erf orbern, an welche oor ber 
£>anb noch nicht ju benfen ift." (Er wolle baher aus ben SÖorfenntniffen nur 
biejenigen ausheben, welche mit ber auSübenben Sanbwirtfchaft in ber näcbften 
unb innigften Berührung ftehen unb für biefelben anerfannt bic bringenbftcn 
unb unentbehrlichen ftnb. 

„!£en hier oorgegeichneten »nachten" — führt er nun aus — „glaube id) 
am füglid)ften genüge reiften ju fönnen, wenn ich bie wichtigsten Wahrheiten 
au« ber Hernie unb bcr oergleichenben ^^fiologie als SSorbereitungSlehre bera 
eigentlichen lanbwirthfehaftlichen Unterrichte oorauSgehen laffe unb auf jene biefen 
baue unb grünbe. 5BJaS aus bem Gebiete bcr s }caturgefdud)te unb ber 9catur* 
lehre im engeren ©erftanbe ju wiffen nottytoenbig ift, werbe ich oorfommenben 
(Gelegenheiten immer bcrgeftalt einjufchalten bemühet fein, bajj nie ber fort* 
laufenbe *^aben bes Vortrages unterbrochen nrirb unb bie gange SßorberettungS* 
lehre, fowie bie eingef chatteten £ehrfä(je aus ben übrigen ^ilfswiffenfdjaften 
mit ber rationellen fianbwirthfchaftSlehre ein möglichft oollftänbiges, äufammen* 
hängenbes unb foftematifcheS $ehrgcbäube begrünben. 2öaS bie fianbmirthfehafts* 
lehre felbft anbelangt, muß juförberft für baS föath gefdjafft werben, was für 
bie allgemeine ©ohlfahrt baS ^äa)fte unb £)ringenbfte ift. 3$ werbe baher 
aus bem weitumfaffenben (Gebiete bcrfclben nur biejenigen ßweige aufnehmen, 
bie mit SRücfficht auf bie fpectellen Söebürfniffe bes tfanbeS, in welchem unb 
für welches ich meine «ehren oorjutragen habe, oon bem entfehiebenften Söe* 
lange finb. £ahin gehören unftreitig bcr ftelbbau mit Inbegriff ber Siefen* 
fultur, bic SMeljpcht, bic ©arten* unb CbftFultur, ber Söeinbau unb bic ftorft* 
fultur. £tefe werben nebft bcr 33orbereitungSlehre bie (Gegenftänbe fein, welche 
nach bem «Sinne unb bem Reifte bcr Siliert). SSorfchrift währenb eines einjährigen 
^ehrcurfcö ju wöchentlich fünf (stunben, ohne bureb JDeitläufigfcit *u ermüben, 
unb ohne burch eine &u gebrängte &ür$e unooüftänbig 3U werben, fich füglicb 
abhanbeln laffen. Älle übrigen lanbwirthfehaftlichen 9cebenge werbe fönnen umfo 
unbefristeter baoon auSgcfchloffen bleiben, weil theils bcS Unterrichtes babei 



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— 43 - 



fein ®nbe fem, theils über unwichtigere iTCebenbinge bie foftbare 3eit für bie 
$am>tfa$e oertoren gehen würbe, ©8 fommt überhaupt — nieint £raut* 
mann — beim <2tubium ber Sianbwirthfchaft nicht auf bie 3Kenge beS SDetailS 
unb eine ängftlia)e (Sammlung oon SSorfcfjrtften unb ffitrthfchaftsrecepten, fonbern 
^auptfächltdh unb beinahe einjig auf richtig leitenbe ©runbfäfce an. £)ie ©runb* 
fäfce müffen oor SUlem tiefe ffiuraeln f plagen. £)er angefymbe Oefonom, welker 
in ben 93orbereitungSwtffenf haften gehörig unterrichtet unb angeleitet worben 
tft, nach echten ©runbfäfcen unb mit gefchärftem ©liefe bie ^auptjweige feines 
©ewcrbeS nach ihren mannigfaltigen ^Beziehungen h*ö in'« Äuge ju faffen, wirb 
ficr) ofjne einer weiteren minuttöfen Anleitung ju ben lanbwirthfehaftlichen iRebcn* 
gewerben gu bebürfen, in ben oorfommenben fällen fdjon felbft töath ju fdjaffen 
wiffen." 

£)iefer £auptanfidjt beS ÖehrplaneS folgt nun bie 3 e ^gli«berung ber 
einzelnen SSeftanbteile, in bie bem SBerfaffer ju folgen jeboch ber befdjränfte 
ftlaum biefer Sölätter oerwehrt; fte umfaßt bie ©eiten 19 — 38 ber ganzen ©djrift. 
9tur eines fei heroorgehoben : bte tyofje SBidjtigfett, bie ber SJerfaffer ber ^orft* 
rotffenfebaft beilegt, auf bie ber öffentliche Öefyrer ber Öanbwirtfdjaft bte Stuf* 
tnerffamfeit feiner §örer $u lenfen habe, wenngleich burch bie unermübetc 
©orgfalt ber Regierung eben eine «nftalt aur SMlbung fünftiger ftorftbeamten 
im entfielen begriffen fei. 

„Üßit fämmtlichen oorgelegten (Gegenftanben (beS Unterrichtes in ber fcanb* 
Wirtschaft unb ber SBorbereitungSgegenftänbe für felbe) fchmeichle ich mir" 

— fagt £rautmann — „nach ber ÄUerh- SJorfchrift ben 3af>reSeurS nüfeltch 
unb mit ©rfolg ausfüllen ju fönnen. ©ine Äbfjanblung über baS Skrhältnij? 
beS ÄcferbaueS jum Staate unb ben ©influfj eine« wohletngerichtetcn Ägri* 
eulturfoftemeS auf bte allgemeine ©lücffeligfett wirb als ©ompajj für ben 
angehenben ©ameraltften ben ganjen tfehroortrag ebenfo angenehm als lehrreich 
befchüefcen." 

SBon ber Über3eugung burdjbrungen, baß, wie in allen töealwiffenfchaften, 
fo auch in ber ©tffenfehaft oon ber Öanbwirtfdtjaft fich Xtyoxit unb ^rajeis 
fchwefterltch bie |)änbe bieten müffen, oerfpricht er feinen £>örern, ju benen 
er im Jone traulicher Unterrebung fpredjen wolle, bajj er unabläffig bemüht 
fein werbe, auf bie (Erfahrungen bewährter Öfonomen funjuweifen, unb baft 
er ihnen bei jeber (Gelegenheit bie üttittel an bte §anb geben werbe, wie unb 
wo fic fich praftifä) unterrichten unb föats erholen fönnen. „3u biefem ©nbc" 

— fügt er bei — „werbe ich auch mit meinem Vorgänger, unb &hrer, als 
nunmehrigem Leiter beS f. f. praftifchen Snftttuts ju ^öfenborf, in bie engftc 
Serbinbung treten, um burch feinen wirffamen Setftanb meinem Unterrichte 
ben möglichft eneichbaren (Grab oon SMftänbigFett unb (Gemeinnüfcigfeit $u geben." 

2Bir eilen mit bem 33crfaffer pm Schluffe, ben er als gewiegter töebner 
mit einem fcobe auf bie Öanbwirtfchaft auSflingcn läjjt. 



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„Äeine anbcre Lebensroeife" — ruft et au« — „gewährt in fo »oll* 
ftänbigcm üDia&e bm froren Lebensgenuß auf welken 2Henf(&en mit gemäßigten 
Neigungen unb billigen SBünfdjen nur immer Änförudj madjen fönnen, als bie 
Söefaiäftigung bes Lanbn>irtb>S. $>er Lanbnrirtb) genießt überbies bie (Stoben unb 
Sßoraüge feine« ©tanbes mit ber ©icb>rljeit, biefelben nie ganj entbehren ju 
bürfen; er ift ber lefctc, ber unter allgemeinen $)rangfalen erliegt unb ber 
erfte, roelajer fidj oon benfelben roieber glücflidj erholt; bei feinem anberen ©tanbe 
trifft man aurfi fo Diele ÜKerfmale oon magrer ßufriebenfyeit unb fo wenige 
©puren oon moralifdjen Leiben an. Die ©rfaljrung liefert uns häufige SBe* 
roeife, ba§ ÜHänner oon Ijödjftem Ütange aus bem (Getümmel beS offentlidjen 
Lebens auf baS Lanb fidj jurücfjie^en, um bort Oiulje unb ßufriebcnljeit j U 
finben, aber nur t)ött}ft feiten geraten roir auf Lanbtoirtlje, bie bem ooreiligen 
©ebanfen nadjgeben, it)r banfbarcS ftelb, tyre nüfcliajeu arfcrwcrfjeuge unb 
tljre friebfertigen £>auStljiere mit ben glänjenben Xänbcleicn eines unruhigen 
unb geräufa^ooüen Lebens ju oertaufcb>n." 



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Beim Jirftm Sdjranrplimj. 

2lu3 ben Sagen ber SßMener SeltauäjkUung 1873. 



I. 

»tcn, 7. 3uli. 

„Stn #rügel ©ittingauer!" ©er tjat beS KbenbS an ber Huers? 
&ergftraf$e promenierenb biefen föuf nicht fdjon aus ben benachbarten ÜfaftbauS* 
gärten erfüllen ge^ött, benn in biefen wie in fo mannen anberen tfofalen 
ber fonft gerabe nicht böbmifcb gefinnten 9ieicb$bau»tftabt wirb ba§ Äon* 
furrengbier bcS „^ilfner", baS „©tttingauer", mit Diel SBorliebe gefebänft 
unb mit nod) mehr Vorliebe getrunfen unb ba^u nicht feiten gum $aufenim* 
bi| ber beliebte „Sdjwarjenbergcr Stää", beffen „©iege" ebenfalls in ©ittin* 
gau ftebt, ocrfpetft 

Unb wenn ben (SefpräcbSftoff bei fo einem Xifcbe, an bem mübe ©anberer 
Dom SluSftellungSpIafoe fid) niebergelaffen, otelleicbt bie „jwei Süöbm", ober 
wollten wir fagen bie tt> c i 33 i ber" aus bem ^aoiflon beS dürften ©ebwargen* 
berg bilben, fo glaubt man fid) bod) leibhaftig na* ©cblofi ©ittingau bei 
SBubweiS im Sönigrcicb ©öbmen oerfefct. 

«ber beute baben eS fo unb fo öiete glürflia)e @terblicbe nicht erft nötig, 
auf ben Hbenb ju warten, um „gang ©ittingau" $u fein, nein, in aUcr (Rottes* 
früb bat unter perfönli^er Garantie beS ^räfibenten ber ftranj 3ofefS*$öabn, 
beS dürften Schwarzenberg, ein Separatjug bie lanbwirtfcbaftlicbe ^urp 
unb eine Änjabl anberer gelabener ÖJäfte nad) ©ittingau ju einem gleich 
lehrreichen unb niebt minber amüfanten Sagewert entführt. 

Da werben benn biefe ©eneibenswerten bie gange ^raebt unb $errlicbfeit 
ber (anbwirtfdjaftlicben (Sntwicflung ber fürftlicben Domänen auf einer töunb- 
fahrt mit eigenen Äugen fehen unb an ber Quelle baS „©ittingauer" foften 
unb ben „©djwargenberger" bagu unb bie ,,53iber<»^epimere" befugen unb nod) 
manche anbere Äöftlid)fciten in fub aufnehmen; ift ja bodj ein „fürftlicbeS" 
^rühftürf in ©münb unb ein „fürftlicbeS" Diner in ©ittingau in baS „fürft* 
liebe" Programm aufgenommen. 



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_ 46 - 



darüber unb überhaupt wie es ben „$erren ®äften" beS $o$en fteubat* 
herrn auf ihrer Ijeiittgen ftahrt ergebt, werben wir morgen ausführlich berieten 
fönnen. 

#eute wollen wir unferen freunblichen Sefern mit ein Meines SSilbctien 
baoon entwerfen, auf welch' „flaffifd)em" 93oben unfere Herren Jurors unb 
ihre Anhänger foeben manbeln. 

$n älteften &e\ttn im SÖcfi^c bet „roten föofe", beS ®efd)lechteS „berer 
oon ^Rotenberg", wies ©ittingau 1425 bie $uffiten oon feinen SDiauern hinweg. 
ÄlS 1611 $eter 2öof »on föofenbetg ftarb, fam bie £>errfchaft an baS ®efchled)t 
„berer oon <Schwanberg", aber nur für furje 3eit. $err $eter »on ©chwan* 
berg beteiligte fiü) nämlich an ber bbhmifchen Rebellion 1618, unb ba 
man ju jenen ßciten mit SRebeücn ebenfo wenig 3reberlefenS machte, wie ftellen* 
weife in unferen fttittn, fo würbe nach 9Üeberwerfung ber Rebellion <S<hlo§ 
Sittingau einfad) oon ©taatswegen fonfisjiert unb fiel an ben ^iSfuS. Äaifer 
fterbinanb II., „ber $atf)olifdje", übergab bäsfelbe feinem ©ohne ^erbinanb III.; 
eine 3cit befaß es auch bie ©rjheraogin Cacilia Renata, 1658 aber fam es an 
ßtäfwg Seopolb 2öilhelm. #on biefem gelangte ©ittingau rürffid)tiid> 
bebeutenber ©utfjabungen bes nachmaligen erften dürften Johann Äbolf I. gu 
©tbwarjenberg für rücfftänbige ©efolbung, geleiftete Darlehen unb „erwiefene 
wichtige £ienfte" an ben benannten. (£in foftfpieliger ^rojefe mit ben (Srb* 
prätenbentinnen, »on ©d)wanberg, in SBerbinbung mit ben angeführten $or* 
berungen läßt, wie ber #auShiftortograph ber ©d)warsenberge §err Slrdjioar 
SSerger fdjreibt, bie £>errfchaft ©ittingau als teuer genug erfauft erfd)einen. 

Huf biefer „Domäne" nun tyat baS ®efa?ted)t ber ©djwarsenberge baS 
gethan, was fonft im Üftittelatter unb feiner nat)en ftolgejeit bie 2ttönd)e ju 
thun pflegten, eS hat ©ümpfe unb Üttoräfte auSgetrotfnet, ©älber fultioiert, ben 
Boben bebaut, bie ÜRinbmel)pd)t gehoben, atle möglichen ^nbuftrien eingeführt 
barunter wohl „beS Banfes ber Söeften" fid)er, bie 53 r au er ei auf itjre heutige 
ho^e ©nttoieflung gebracht, für bie Arbeiter eine Dampfbrotbäcferet mit 
einem Slrtmann'fchen Ofen errichtet u. f. w. 

£>as ®ro§artigfte auf ber Domäne ©ittingau finb aber bie lanbfeeartigen 
Seiche. £a ift j. B., um nur einen 3U nennen, ber riefige töofenberger 
leich- 1253 $o<h mit einem 6 Slafter hohen, an ber 33afiS 35 Slafter breiten 
unb 2000 Schritt langen, oon $ahthmwerte alten mächtigen ©idjen bewachten 
£amme. liefen Xcich liefe ©tlhelm oon föofenberg 1584—1590 burch feinen 
„liRegenten" ftrein oon $ulcan errichten, welcher auch ben bie £>od)wa)fer 
ableitenben $c e u b a et) fdmf. 2ln biefem, ©albpartien oon amerifanif ehern Urwalb* 
cbarafter bur<hflie§enben iöaehe finben wir bie 53iber*&olonie, bie feit 1804 
burch fürftliche ftürforge cint)eimifcr) gemacht würbe. $n neuefter 3 c i* wirb 
mit 9iücf ficht auf bic Seltenheit unb, wegen beS Bibergeils, auch mebi$inifche 



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— 47 — 



S©id)tigfeit biefc* £iere* für bte ftrenge Regung beöfelben geforgt unb e* t/at 
bic apot§eferocrfammlung be* ^afpe* 1864 bem jefct „regierenben dürften" 
für fein unb feine* $aufc* SSerbienfte um bie (Erhaltung be* SMber* eine befonbere 
£anfabreffe Dotiert unb überreizt. 

£ie 2öagfifd)e au« ben fürftlidjen leiten oon SÖittingau wanberten 
früher auf ftu^rroagen, jefct meift per ©aljn, nad) Söien, wo bie Karpfen häufig 
als „£>onaufarpfen" in ben £>otel*Äüd)en ftet* „warme" Anempfehlung finben. 

hieben ben leiajen foielen in ber ÖMttingauer ffiirtfd)aft ,bic „Eorf* 
SRoore" eine große Ölolle, unb finb wir ober eigentlid) unfere 9tad)fommen 
auf ein ^aljrtaufenb mit bem SDJoorbebarf oon ba au« gebetft. 

93on ber £anbmirtfd)aft wollen wir morgen fpred)en, in meld)' „greif- 
baren ÜKefultaten" fie ben ^uror* entgegenwogte, entgegenfprofe, entgegenblöfte 
u. f. »., u. f. TO. i 

Vertiefen mir un* in ba* 2öalbe*bunfcl. Über bie Äufmerffamfeit für 
bie Oiufcung ber halber wirb fdwn au* bem 14. 3af>rf>unberte berietet 
unb bie ältefte 9totis über ben erften befannten #ol$au*wei* ftammt au* bem 
3at>re 1459 fcr. SMcfclbe befagt, ba& ®etel, ber ftorftbeamte, 20 <©d)otf 
©rofdjen für oerfaufte* £>ol$ an ben Söittingauer Hauptmann in Äbfutyr braute. 

$m 17. ^afyrfyunbert entftanben bic erften Plantagen, ^nöbefonbere mar 
bie ©id)e ein Liebling be« dürften Johann Äbolf I. unb befahl berfclbe, 
„©djeln in Umzäunungen $u pflanzen, nad) 4—5 fahren au tran*plantiren 
unb fucceffioe feine eigene Kälber ju äugeln" unb „$fjr wollet — ermahnte 
er — baburd), baß biefe Söäume in oielen $at)ren erft jur ^erfeftion 
fommen, @ud) nid)t abfdjrecfen laffen, fonbern gebenfen, ba§ für 
bie ^ofterität in allen ©ad)en me^r al* für bie^cbenben gearbeitet 
wirb." 

£He fd)önen (sidjen, weld)e f|ier mitunter in (Sjremplarcn »on feltener 
©ntwitflung oer treten finb unb ber Sittingauer ©cgenb gum fd)önften 2>d)mucfe 
gereid)en, finb bie lebenben Qtu&tn für bte (£d)tfjeit biefer ard)ioalifd)en fcuf* 
jeidjnung. 

Unb oom ffialb in* <§d)Io§ war'* nie weit, fo wollen wir benn aud) 
juguterlefet unmittelbar in* Sittingauer ©d)lo§ eilen. 

*n ber füblid)cn ®ren$e ber Stabt gelegen hebt fid) al* Kern be* fet)r 
weitläufigen, au* oielen 9?ebengebäuben, nämlid) Äanjleien, ©eamtenwohmmgen, 
95Jirtfd)aft*gebäuben :c, fowie |>of räumen beftehenben fürftlidjen ©d)Ioffe«, ba* 
nod) ben SRofenbergifdjen £»pu* aufwetfenbc unb nod) mit ber berühmten „roten 
fllofe" in <5tein gezierte, in bem einen Gräfte jebod) oom gegenwärtigen dürften 
roofjnlid) umgeftattete £>errenhau« mit einem freunblid)en ^Jarfe auf ber SBeft* 
feite. (Sin mäd)tiger 3 w if°Jcntraft mit bem oon ^ßeter 2£of oon föofenberg 
erbauten, nid)t ohne <$runb fogenannten „langen (Sange" oerbinbet ba* eigentliche 
<Sd)lofe mit ben in Dieler $infid)t intereffanten unb merfwürbigen ®ebäuben 



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— 48 - 



beS oon mer föofenbergifchen 93rübcm 1367— 137G geftifteten unb reich botierten, 
1785 aufgehobenen Äuguftiner*6fyorfcnenHofter8 unb ber ehemaligen Stifts*, 
jcfeigen 25efanalfirche Don Söittingau. £aS 160 ©dritte lange (fcrbgefchofe 
jenes „langen (Ranges" birgt aber einen ber größten <5<häfee in ^wanjig reich* 
lieh gefüllten ©ewölben in fieb: baS größte ^rtoaiarchi» ÖfterretchS, 
baS (gelehrte aller Sänber öielfadj benufct haben. 3>r Üöefucb biefes Vrdjtoeä 
wirb baS Programm ber „SBittingauer ©rhirfion" h c « te „würbiger ©tife" 
abf abließen, unb fo fchliefccn auch wir, inbem wir ben Scannern ber üanbwirt* 
fdjaft im (Seifte eine gute Unterhaltung wünfdjen $u altem, was fie heute fehen 
unb erleben Neues, noch nicht ©efeljeneS unb noch nicht (Erlebtes, mitinbegriffen 
bie für Dianchen aus ihnen „Neue ©elf eines moberbuftenben Ära>tocS. 

Unb ber Telegraph, ber h* utc üon ©ittingau nach allen Dichtungen 
fptelen wirb, er wirt>, nachbem er nun mehr als ein $albjahr immer nur 
betrübenbe Nachrichten com ©efinben ber „ftürftm 8ori" gemetbet, tyutt jur 
Abwechslung in allen möglichen Variationen überallhin bic angenehme tfunbe 
bringen: „ftrob, »erlebt ein Jag auf ©chlofj SBittingau!" 



II. 

«öten, 7 8. 3ult (nam). 

S)ie <3tunbc ber Abfahrt oon SBien nach SBittingau am 7. 3uli per 
©eparatjug ber Äaifer ^ranj ftofef* Saint war um 6 Uhr früh gegeben, 
©er es ahnt, was bies für einen eebten unb rechten 3uror bebeutet, ber bie 
Nacht oom «Sonntag pm 3)?ontag etwa ben 35?eg oon SdjwenberS „Neuer 
SBelt" bis auf bic tfanbftrafce, $auptftrafje, gemacht unb wenige flMcrtelftunben 
fpäter oon ba bic Xhmwünbe auffueben mujj, ber wirö begreifen, wclaY 
auSgefprochene ©tccplccbafe geftern „morgens" 3wifcben 5 unb 6 Uhr auf allen 
Segen, bic nach ber „Nofjau" führen, oon bahincilenben SurorS aufgeführt 
würbe. £)och es famen alle glüeflich ans 3icl unb waren auch a «f ber ganjen 
„SBahn" bahin aUc $inberniffe, wie oicUeicht GafeS, „Ciför"* Boutiquen unb 
was fonft noch in bie Ouere fam, glüeflich „genommen" worben. 

Die beftimmte <5tunbe fah bic Jurors inSgcfamt im bunteften interna* 
tionalen ©emenge, baruntcr auch eine Anjahl „^rachttürfen" unb fogarjwei^feu' 
botürfinnen" — grauen m ber Sürfci angeftelltcr rotbemü^ter „ieutfeher" — , 
ein paar Amcrifanerinncn unb noch ein pa«t anbere „l'anbwirtinnen", bann 
bioerfc £>of*, SDttnifterial» unb Scftionöräte. unb bitto ©efretäre, fionjipiften jc. 
ber Acferbau» unb Nichtadcrbaubranct)c, t'anbtagSabgeorbnetc, ©chriftgclehrtc 
ohne theologifchen £>intcrgrunb, b. h- beutfebe Arcbioarc unb Urfunbenforfcher, 
ÜWalcr unb Arcbtteftcn, unb fchlieBlicb eine «efe^r Soumaliften — biefe ganje, 



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- 49 - 

große unb gewiß nur im beften Sinne beS SBorteS „fc^r gemif^te ©cfellfajaft" 
im großen SBart* unb öüffettfaale beS ftrana :$ofef*53aljnljofeS oeretnigt. 9ha> 
bcm ber junge, liebenSwürbige Sefrctar ber fürftltdj Sdjwarjenbergfdjcn 3entraU 
faxtet, §err Dr. &e (Saftello, fein fdjwiertgcS Slmt, allen in baS Söeftibüt 
§ereinftürmenben fi$ als SjpebitionSleiter oorguftellen, glücfticr) beenbet unb 
man einen furjen üHorgenimbiß ju fidj genommen, würbe um bie bcftimmte 
Stunbe baS fyidien 3 ur Wfaljrt gegeben unb ber anfcljnli^e 3«3 &°n über 
5m angig Sagen braufte jur £>aüc l)inauS. 

$n ber animierteften Stimmung, wie fie nur bie Morgenluft eines buftig 
unb fonnig fid) anlaffenben SommertageS ju bieten oermag, fuljr man benn 
f)in burö) bie wunberljerrlidjen ©egenben, wcldje bie ftrans $ofef*93aljn auf 
ifyrer Strctfe burd^ieljt. 

Unb was man ba alles falj unb an was man alles ba gemannt mürbe ! 
33a falj man baS alte ©reifenftein, 100 einft ber Xrenf faß, beoor er nad) 
Spiclberg fam, bort wteber bie befdjeibene, jwifdjen SßauernljäuSdjen fituierte 
3Siüa eines Siener Sournaliften, beren Flamen wir ntdjt erfahren fonnten — 
nennen mir fie „beim ftillen 3 c $ cr " — unD fnapp baneben eine anbere fefjr 
„ejponierte" 93iHa, bie 23UIa Ältenberg bes trafen 23euft, ber oorgeftern 
eben oon Bonbon via Sinj Ijier anfam. 

S3ei £uln, baS uns freunblidjft grüßt unb mit feinem hinter ber Äirdje 
gelegenen mittelatterlidjen Sforner (SÖein^auS) an 3" tcn erinnert, in benen 
noa) feine Spobiumfabrifen beftanben, baut bie %xcmi 3ofef*$8af>n eine neue 
prätbtige, eiferne Srütfe über bie l)ier 200 ftlafter breite iDonau. 

&ort taudjt Schloß $eu*3ligen beS ©rafen ©reuner auf unb brüber 
l)er fief)t gar maieftätifdj ber gewaltige Ötfdjer, aua? ber Dadjftein wirb 
fidjtbar, „wo Sirol an Salzburg grenjt" u. f. w. ber Serge meljr oon Steier 
unb oon tarnten. 

Sinfs am #ügel thront Stift ©öttwcifj, im Mittelalter ein gar 
mäa^tig §aus. 

©0 geht's fort, immer WeueS, immer ^ntereffanteS. Sir burdjfaljrcn 
einen ^arf, bie alten ©renabtere au§ 93leaj guden aus einer Söaumoruppe ju 
uns herauf unb oon ber anbern Seite minft uns oom £>elbcnljügel ber Dbcltef 
00m ©rabe föabefcftyS, StmpfenS unb beS Stifters — ^arffriebcrS. 

£>ort fa)aut Sdjloß Meiffau bes ©rafen 3tbenSpcrg*£raun Ijer* 
über, wo tüdjtig Safran gebaut wirb; bei Himberg jictjt ein <ßrioater Seidjfel* 
rof>re, bie er in großen üWaffen nad> ber dürfet exportiert. 

£aS alte (Sggenburg mit feiner Erufeburg ift jefet ein 23ollwerf ber 
Sigurianer, bie Ijier ein Slofter fyaben. 

Sir fliegen burdj bie ©öpfrifcer tferdjengegeub, unb inbem wir uns naa)» 
träglta) in ben Sonncmonb fjineinträumen, in welkem t)icr bie Serben fo f<§ön 

p. Rabies, CanbuJtrtfdjaftlUfr* Kultu»t>iß>rr. * 



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- 50 - 



fangen unb ber uns ben „Ärad)" braebte, getrauten wir Sdjloß Schwarzenau, 
als beffen 95efifccr 93aron ^ßcreira genannt wirb. 

©ir finb in ©rnünb, wo ©rg^erjog SigiSmunb ein reiaenbes 
Sd)Io§ fein (£igen nennt. 

Unb fyex beginnt baS 3uT»*£agwcrf mit ber Vertilgung eines föft* 
lid)en fttüf>ftütfe8, bei bem fd)on baS eblc ©ittingauer 9iafc unb ber Sd)waraen* 
berger if>re 9totle fpietten. 

üiad) allfeits grünblid)ftcr Erwägung unb ©rforfdjung beS nun — Da» 
gewefenen oerlaffcn wir bie geplünberten ®aue ber 99ahnfjofS*9leftauratton 
unb ftürjen nod) ein Steljfrügel in bic (Bürgel unb uns in bie bezüglichen 
SöaggonS. ©tr ^aben nun fd)on bie böhmifdjen SBerge ganj nahe, bort am 
|)ange liegt ©rajen beS trafen 53uquoi, bei Sud)abol ^aben bie ®e» 
brüber Stöhle ihre ©laSfabrif, wir fommen an ßtylumefc oorüber, beffen 
Sefifcer ber § er 30g oon Sttobena, unb plöfelid), mit einem föuet anhaltenb, 
wie baS „feinfte ©icner 3eugl", ptt unferßug in ber Station ©ittingau. 

Da wirb ein fd)lid)t grau in grau gefleibeter, gemütlid) brcinfd)auenber 
alter $err fid)tbar, neben ihm ein iunger, in oollfter üftannSrraft fte^enber 
Vorb*SportSman, es finb bic beiben ^auöljerren oon ©ittingau, ftürft Johann 
ilbolf unb ©rbprin$ Äbolf Sofef su Schwarzenberg; fte begrüßen ihre 
(itöfte. föed)ts fettwärts crblicft man fd)öne, elegante ftrauengeftalten, bie 
junge ftürftin $ba Schwarzenberg unb it)re Wichten, bie (Snfelinnen ber rc 
gierenben Durchlauft, bie Äomteffen ©albftein. 

üuf bem Vorplafee beS Bahnhofes gegen bie Stabt ju Ijält eine ©agen* 
bürg oon an fed^ig Equipagen, beren prächtige töoffe ungebulbig im Sanbe 
fd)arren. Die ©agen finb nummeriert, unb ba ber „Ältljerr" nach ber öifte 
ber ©clabenen feine Einteilung getroffen, wohin unb wie jeber ©aft nad) föang 
unb @ebüf>r ju fifcen fommt, fo giebt es ba für ben feinen ^Beobachter mandy 
ergöfclid)e ©jene, bie aber gleid) einer rafa) eilenben ^eberwolfe fid) in bem 
Momente oerf triebt, ba man fie mit bem SBlitfe feftfjalten will. 

(£nbltch benimmt fid) alles „fehr gefegt"; ber iunge ^rürft unb ber nod) 
jugenblidjere ©raf ^otoeti befteigen u)re flleitpferbc, unb einen 3ägert)orniften 
hinter fid), fprengen fic bem ©agenjuge ooran. 

3unäd)ft geht'S auf feft gebämmter Straße nad) ber Meierei Dworefc, 
bie ben S5efud)ern trefflid) eingerid)tcte Stallungen unb ben oorjüglid) gehaltenen 
Düngerfompoft weift. 2>on ba wirb über ben Damm bcS Seiches So et (©elt) 
hinweg unb an ber Dampf fäge oorüber bie Meierei SBerghof aufgefud)t, bie 
baS berühmte ÜKontafuner fflinboich, nette f leine Stiere, ein fünffüßiges Mb 
unb bergleid)en mehr in fid) birgt. Äud) giebt'S ba baS frifd)cfte, fältefte 
Sörunnenwaffer, boa) nur ju geringem Sfcbarf für 2)ienfd)cn-, für baS 9Meh 
muß ©affer zugeführt werben. 

©eiter über einen Damm fommt man nad) 3Kü^ Ir)of , wo ber alte 



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— 51 — 



frurft am liebften weilt unb wo et fort unb fort als pMftifdjer Öfonem felbft 
tr)ätig ift ; auf einer SSalbwiefe bemonftriert man baS föafenbrennen, was 
auf $$onpt)ramiben gcfd)ief)t; bie Äfd)e, bte fo gewonnen wirb, bient mit als 
bewährtes Düngmittel. 

ÄUüberalf, wo wir oorbeifommen, ift aKutter iWatur unterftüfct unb 
gehoben burd) metyrfjunbertjctyrige Pflege unb £>ilfe otelmögenber äflcnfajen* 
l)änbc, reid) an prangenben Saaten, alles, ffieijen, Äorn, (Surfte, $opfen, 
<&rünfutter, alles, alles ftc^t präd)tig unb jwifd)enburd) als miüfommene 
$lbwed}felung ber Fluren unb SBiefen finb bie mit aller Siebe gro^ unb mädjtig 
gezogenen (£id)enwälber, für bie beim ©efd)led)te ber Sd) war jenberge feit Saljr* 
fjunberten ein eigenes ftaiblc erjftiert. 

©eher gefyt es an präd)tigen, frei weibenben gerben oon fötnbern, 
<Sd)woaer 9iaffe, unb Sdiafen oorüber nad> ber Dampfmü^le unb Räderet. 

3S?ir biegen, erftere linfs laffenb, rcd)ts in ben £ljormeg bes .^ofraume» 
ber ©ätferei, wo ber Slrtmann'fdje Cfen in ooller Xfyätigfeit tft unb uns 
groben trefflid) fdjmedenben Dampf brotes offeriert werben, Das balb auf ben 
©iener SWarlt gebradjt werben foll. 9tad) 93efid)tigung ber SBätferei fdjreiten 
wir über ben unter ben fltofenbergen jur Jriidjerljaltung ber £eid)e fünftliä) 
angelegten ©olbbad) auf eine ©iefe, wo fid) uns ein lwdnntereffanter Änbütf 
eröffnet. Da ift baS überrafd)enbfte im Arrangement einer ^ifd)er^ütte 
geboten — ift ja bod) bie $eid)wirrfcbaft einer ber bebeutenbften fraftoren ber 
gefamten fürftlid)en Söirtfajaft in Söittingau unb ber Direftor ©en^l $oraf 
eine weitbefannte Autorität in ©ad)en ber £eid)wirtfd)aft. 

Diefe $ifäerf)ütte, unter fpejieller Leitung unb «norbnung bes 
Srbprinaen fjeTgeftellt, jeigte uns alle Gtaräte, bte $ur ftifrfierei auf ben fütft* 
lidjen Steigen im ©ebraud)e ftnb, in finniger 25erbinbung mit ©eeblumen unD 
Seegräfern, mit ftafynen in ben weifc*blauen £>auSfarben u. f. w., u. f. w. 
Än ber $ütte, wie an bem benadjbarten ßelte, baS baS ©appen ber Sd)warjen* 
berge fd)mücft, galten 2Bad)e bie fürftlicben %\)&tx, lauter £>ünengeftaltcn, 
urfräftige ÜWänner, beren nur 20—30 einen ganzen §ifd)jug oon laufenben 
oon 3 c ntn*™ führen müffen, in ifjren tfcberwämfcrn unb Seberftief ein ; foldje 
üKänner fintieren bann aud) an ben &ifd)ereigefä§en, ben Sonnen, Raffern, 
Meutern, ber Sage u. f. w. unb ftfd>n immer wieber aus ber £iefe ber (SVcfäßC 
bie tiefigen 9Hufterfi)'a)e, pedjte, Karpfen u. f. f. (£in nationales lerjett fptelte 
ejed)ifd)e ^tf^etlieber, wofyl etwas weniger melobiös als bie ©dmberts, bafür 
oon bem urnationalen $nftrumente, bem Dubelfatf begleitet. 

öS war ein lebensooücs Söilb ber grojjen lanbwirtfd)aftltd)en $f)ätigfeit 
ber fürftlidjen Domäne Sittingau, was f)icr geboten würbe. Äaum tonnte man 
fid) oon biefer Szenerie trennen, aber gebteterifd) ertönte baS $ornfignal unb 
nun eilte man jum Sd)luffc beS 2agcwerfeS. Durd) baS in eine (S^renpforte 
umgewanbelte ^tabttfjor, baS gleid) fo oielen feincsgleicf)en in allen Rauben 



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- 52 — 

bas „fnarrenbe <Std)fd)ÜeBeii" längft ©erlernt fyat unb f)eute in neuer ftorm 
mit einer cje^ifc^en «uffd)rift grofe" tfytt, jogen wir in bie alte Stabt 2öit- 
tingau, bie mit tf>ren öielen alten ©auten uns eigentümlid) anmutet, oon benen 
wir nur eines gemalten $aufeS gebenfen wollen, baS im ©Uberrebus baS 
©ort „fiscal" aufgiebt. <£s ging ettenbs gum ©djloffe, wo nun ber SBefud? 
bes *rd)ios erfolgte. 

§ier bewunberten bie ftaunenben ©äfte, an 20 Gewölbe burdjfdjrcitenb, 
bie fcltenen ©djäfce, bie ba aufgehäuft finb; man geigte unter üielcn anberem 
bie $anbfdftift ber fagenljaften weiften ^xau, ber *ßerd)ta ooit SRofcnberg 
beS $errn £>anfen Don ßtedjtenftetn (Stanafjl, bie $anbfd)rift Sailen • 
fteins, ein Siegel ber föemiblif Xabor au« ber .gmffitenjeit mitseid), DrefaV 
flegel unb <2enfe, ein gan& merhoürbige Söittfd)rtft einer SEÖitwe aus bem Safyre 
1611 an bes ÄaiferS üJfajeftät, bie unter Beilage beS Porträts iljreS ermorbeten 
(SVemaljleS, an beffen ©tirne bie bluttriefenben ©unbmale ju feljen finb, um 
bie Verfolgung bes ÜWörberS bittet u. f. w., u. f. w. 

v Jiaä) bem Slrdjjio würbe nod) bie Brauerei befudjt, wo, wie ju beginn 
ber £>infafyrt, wieber ber „Ältfyerr" in ber liebenSwürbigften SSetfc ben (Sicerone 
maefcte. 

Dann folgte in ber namentlid) mit ben 3a$lreid)en ©f)ren' s JttebaiUen bes 
dürften finnig gefd)mü<ften attalgtenne ein fupcrbeS Diner, bei bem baS na* 
tionale Xerjett fptette, unb ber ©eiger, ein fleiner bitymifdjer £wmer, 9tyafc* 
fobien oon ben fremben $ifd)meiftern , bie nad) SBittingau flauen famen unb 
faf)en, baß fie ntdjts fennen, unter großer §eiterfeit ber qcdjifd) Verfteljcnbcn 
unb nolens volcns 3Ritlad)en ber ^idjtoerfte^enben jum beften gab. 

«IS man gum Slufbrud) blies, ba fd)wang fid) ber lebenslustige ®rb* 
»ring auf ben Sutfdjbotf bcS erften SBagenS unb tjtttauS jum @d)lo§tl)ore ging 
bie iMrutfd)abe wieber bem Söafmljofc au, wo man um 8 Ufjr Äbfd)ieb na^m, 
nadjbem nod) burd) 35orfd)ieben beS °m fltofenberger Seid) ^in 

aud) btefe größte SRerfwürbigfeit oon Sötttingau, wenn aud) nur par distauce 
unb auf einen Äugenblitf in Äugenfdjein genommen worben war. Der &b» 
fdjieb war tyerjlid), wie baS ©iUfomm, unb fo lange ber 3 U 3 fidjtbar war, 
weiten ifym bie £üd)er ber auf bem ^erron erfd)ienenen Damen ©d)etbe> 

grüne ju. 



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}n MMm (ßtün-Jrtcr. 

11. Wpvii 1876. 



I. 

Salt) mit %lnt bti ftnaftaftu* griiit. 

Sic fo ba3 3?ög(cin an bcv SBceve ptcftc, 
3)iuftt' trf) oom Saum, b'roit fic cinft idjiuctltc, träumen, 
Unb bann Dom ©atb, auä bem ber SBaum mir niefte, 
$>aim oon ben Leibern, bic ben ©alb ntnfftumen. 

ilnaflafl«* Örün. 

3)as uralte beutle „Cfterfeft" fättt Ijeuer mit bem Subelfefte bcS 
£i$ters ber „frünf Cftern" jufammen, baS $eft ber „Äuferftefjung ber Watur" 
mit bem 70. SBiegenfefte bes ewig jungen ftre%itsfängers, ber nriebertyolt bei 
ber Suferftefjung ber &reif)eit in £fterrei$ mit ber Xitanenfraft feines ©orteS 
bie Ueffeln beS bumpfen (^rabgcmÖlbeS fprengen t>alf I 

„(Sin £ftermorgen glänjt aufs £§algefilb" — ein £ftermorgen fo fäön, 
fo besauber nb fdjtfn, u?ie nity balb; gef)en wir benn lunaus in SBalb unb glur, 
uns 311 ergeben, ju erfreuen an ber £>errlidjfcit ber 9fatur; unb wen fönnten 
roir uns biesmal n?ol)l als Begleiter erbitten, tuen anbers, als ben gefeierten 
^oeten felbft, ber bie ©öttlidje fo oft unb fo l)odj gelobt unb gepriefen in 
feinen unfterbliäen Söerfen?! 

* 

* * 

,$m luftigen grünen Salb" SlltcnglanbS, ba ragt bie §elbengeftalt beS 
„alten geästeten unb frieblofen" SRobtn £>oob, oon bem feine Ovation feit 
$af)rl)unbcrtert fingt unb fagt, unb beffen Xljaten unb Abenteuer ilnaftafius 
©rün im farbenfrifdjen Üftofaifbilb , in meifterljaftcn SBallaben „im (Statten 
ftämmiger Sidjen aufammengeftellt", gleichwie eine eigene ecböpfung roieber* 



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- 54 - 



fingenb bem beutfdjen 93olfe geboten Ijat. «uf «Stritt unb Sritt umweht 
uns ba SBalbeSluft unb ffialbeSbuft. 

Wand) einer, fingt Dom ÖraS, uom &vai, 
9Wand> einer i>om Jlorn im Selb, 
Wand; einer, ber fingt uon SRobin $>oob, 
Seift nidrt, n»o er fam jur ©elt- 

3>a§ mar nidjt in ber $>afl', in ber $>alT, 
9iid)t im <Saal Don ftaxben bunt, 
GS war im lieben grünen "Stoib, 
©o bie fiilien blüb/n im ftunb. 

Unb fein i'ebcnlang umraufdjte ben gelben ber luftige grüne SBolb, unb 

3m 6ommer, juenn ber $ain fid) fdjmüdt, 
5)ie Blätter breit unb lang, 
3ft'S eine i'uft au laufeben bort 
3m SBalb bem Vogelfang. 

3u fcfi'n, roie Dom ©ebirg' fjerob 
flu IM bie §inbin jielrt, 
Unb unterm grünen SSolbeSbaum 
3m füllen Glatten fficlK- 

3m 2öalbe feierte ftobin £oob mit feiner ©efäfyrten <Sd?ar bie luftigen 
<2d?üfcenfefte; com ÜÖatbe jiefjt er jum §ofe ber Äünigin $at^arina unb obfiegt 
feinen fteinben. 

Unb als er ootm Älofter ftirtteijfjali p fterben geljt unb jueor noa? aus 
feinem treuen ©albfyorn brei fö^roadje «Stöße in« fflunb läßt jie^en, ba fytfrt es 
alsbalb ber Heine 3o^n xooty unterm ©albeSbaa) unb eitt tjerbei. SHobin £>oob 
frtieb mit ben ©orten aus bem tfeben: 

iJegt unter'« $>oupl # legt mir jum Jyuft 
Gin Stofenftüd (n'nab. 

Sßic in ber SRadjbidjtung ber altenglifdjen Söolfslieber ÄnaftafiuS ®rün 
c$ traf, „ben frifdjen ©djmela be$ grünen ffialbgrunbes bem Urbilbc äfmiia? 
toieberjugeben", fo gelang e§ ir}m nidjt minber meifterlid) in ber Übertragung 
ber flaoifd)en „SßolfSlicber auä ftrain" ben trautinnigen 2$erfefyr beö Ütolfes 
mit ber Tierwelt in ber urfprünglidjen 9iaioität wieber^ufpiegeln. 

$ögel 4?od)$eü feiern 
?tuf bem Selb im freien. 

Sin! ift ber 9?cuMrmHhlte, 
ftinfin ift bie ermÜMte. 

fveftmeifter ift ber OJcier, 
Wrft bei ber Infel fwtt .^nwicr. 



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- 55 - 

»rautmutter ift bic ßufe, 
ftürjt fid) am lifd» bic SBeite. 

SBolf ift beute 9Rcfcger, 
Grüben ba« «Efteffcr rocfct er. 

§afc ift ()eutc Äellner, 

»ringt ben SSein unb bic Seiler. 

$au6magb ift bic Äafce, 
5)cdt bcn Sifd) mit bev Zafcc. 

Spiclleute finb bic .fcimbc 
«Kit bcm breiten «Dtuubc. 

fliege tanjt mit ber «Kütfc, 
©el)t bie SSclt faft in Stüde! 

fliege aber beim Wölpern, 
»rid)t ein Sein im Stolpern. 

Sd)idt um ben »aber in Giie, 
$a& er bcn »clnbrud) faile! 

Gt)e ber »aber fid) fputet, 
fiängft bic fliege ucrblutet. 

©^roarjamfel Ijat <ßromnjen neun — ba$ erftc Sanb §eifct $ör)renfain, 
ba$ sweite 2anb r)eijjt Ufotenrei$, ba8 brttte ©etbenjroeig, baS eierte (Erlenftatt, 
baS fünfte §afel&tatt, baS fedtfte ©idjenroafo, baS fiebente 33ucr/enfalb, bas ad)te 
Bt)ornaft, ba§ neunte Sttnbenraft. 

Sdjnwrjamfcl fmgt gar fd)ön 

?(uf beS grünen »ud)baum$ .^»ötj n ; 

Späht empor ein 3ägerfnab\ 
Sdjöffc fie fo gern ftevab. 

„3iigcvfnab\ o fd)one mein, 
Söia nod) froi) beS Siebend fein!" 

<2<$one fein ber Öänber unb ber Siebten tocgen, beren er bret ju eigen f>at! 

%B mit ber crflcn »adiucrt fuft, 
W\t ber jiocitcn »raten wom Spie», 
SDtit ber brittcu trodencä »rot, 
»eftc äoft ift trodenci» »rot! 

Sdjlief mit ber erften auf ^elftem nett, 
5J?tt ber jioeilcn im geberbett, 
9Kit ber britten im ftar reu haut, 
»efte* »ett ift garrenrraut. 



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— 56 — 

„Die ffianberer fielen erftaunt ju lauften im tjefyren 2knn ber (Einfamfeit, 
ber grünen ffiipfel äBettenrauföjen jieljt übet iljren #äuptetn weit, al« ftünben 
fic im <sd)loB ber $ec auf tiefftem @runb im Älpenfee, ba$wifd)en fdjmettern, 
jaulen, fdjaflen ber Satbesoögtein Sieberfptcle, als ob in« Ieife ©ogenmaUen 
ein Äataraft oon (befangen fiele." 

§ord>! EonnerfnaH unb Siber^tÜ! 
3m "ftotftt brüfmt Don &cit $u 3 c 't 
3)er älteften Urnxtlbbäuuic gatf, 
— 3>ic <|iatriard)cn, nidtf Dom 2cib 
©effillt, nur Don ber 28ucty ber fleit. 

3)Kt weldj' unübertrefflicher Sßaturwaljrljctt unb (SeftaltungSfülle §at 
SlnaftafiuS ©rün baö Seben beS SEBalbeS weiter gefd)itbert im „$faff uom 
Äaljlenberg", wenn er an anberer ©teile fortfährt: 

2>a regt ftd) ber junge Xanncnfprofc, 
$11« ob er atme unb 91rmc rege: 
(Sin 3«gcr roarb'd mit Stab unb ©cfdjofi, 
Gr flimmt empor bie fteldgefyegc. 

2>a rüljrt fiel) ber fd)roar&c ©rottenfpalt, 
Grftarft jum Äörpcr unb wirb ©cftalt, 
(Sin Bergmann ift'$ mit Sdjurj unb Jammer, 
Gr ftthrt jur buntlen ©rubentammer. 

$a reeft fid) ber bürrc Strunf am SBcgc, 
Gin $oI*tne4t rcirb's mit »eil unb Säge, 
Gr nwillt jum Sdrtag bem fd)tad)tfelbgtcid>cn. 

Unb bie „Äünigin" unter ben 3agben, wenn bie$ 2Bort erlaubt, bie 
„©emfenjagb", er t)at fic „im legten Rätter" mit wenig SBorten erfdjöpfenb 
cfjarafterifiert: 

„2er 9Kajc Don $ab6burg ouf luft'gcr ©emfcnjagb 



2er itfnoiugt fid) auf unb flettcrt im pfeilbefdnuingten Sauf, 
§ui, wie ba$ gebt fo luitig burd) SHuft unb 93alb tjinauf! 
3ctU über Stctngerööc, jefct über tiefe («ruft, 
3ept frtedjcnb bart nm 53obcn, jefet fltegenb burd) bie Suft." 

25on ben taufenb unb abertaufenb ^agbgefdjidjten unb 3ägeranefboten, bie 
wie bie Pfeile fRobin #oob§ burd) bie ©älber fd)wirren, tyat «naftaftuS ®rün 
bie @efäia?te oon ben „lebemen $ofen" in ben „Spaziergängen eines föiener 
^eeten" lünftlerifa? üerwextet unb »erewigt, bie (gefaxte, wie ben SRittcr, ber 
bes „frommen tfutljer neuer i'eljrc" jugetljan, be§ (Sonntags ftatt in bie ütteffe 
in ben ©alb 50g, fid) ben ,,©bclf)irfd}" gu fdjiefjen, Ijcimfetjrenb bet Pfarrer 
mit be8 ÄaiferS (Sbifte überrafd?t, ba8 für ben Säger, ber bie äfleffe fd)wän$t 
unb jur felben §t\t bes ©aibwerfes fid) befleißt, eine (Strafe fefet ton 
100 ©otbbufaten. 



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- 57 - 



darauf ber töitter läcfclnb: 

2>od) mir bleibt bie $xiut bc« §irfd)cn: im Gbift ftel)t nid)t$ Don i^r ! 
#etl bem übcrgnftb'ßcn Äoifcr, bet unS bod) bic fyxut will laffen! 
Sefjt, oicOei^t ju einem SBamfc ober fonft rca3 tonn \ic paffen!" 

Cber fonft roas! 

£)er föitter läßt fia? ^olje leberne §ofen mausen, in biefen erfa>int er 
nadj ^ren oor bem Saifer unb fpriajt: 

3n ben tfycucrftcn ©croänbcrn, .ften, bcfd)icb man un§ fteran, 
Xrum bie tdftlid)ftc unb fdiönftc meiner .fcofen jog id) an, 
Denn mit fotnbert golbnen &üd)fcn mufct id) fte eud) felbft bejahen; 
23er nod) tonn mit foldjer §ofc unb mit folgern Sdmciber prallen? 

ßurücf meutere $af>rljunberte in ber ©efdjtajte ber ©eibmannSluft, jur 
„töetyerbeiae" fütyrt uns Slnaftafiuä ©rün im „lefcten bitter", ju jener unglüds* 
Dollen töctfjerbeije, auf ber 1482 bie „reidje @rbin oon iöurgunb", bie §erjogin 
s JDJaria, 2Jia$imilian3 nie oergeffene ©attin iljr &bcn oerlor. 

3}ie „Sei^e" felbft f Gilbert ber £ta)ter wie folgt: 

2lm 9lrm faf? il)r ein gölte. Cb feinem toeißen Öcroanb 
Sßarb er bei $>ofc fd)cr$n>ci3 ber fcominitoncr genannt. 
Gin fdnvwrseä fiäppdjcn bebedt iljn, er trug ein fUbcrncä Collar, 
$iauf baö Sörtlcin „ttufnrtrtd!" in Öolb ju lefen war. 

SSeit bcfjnt fid) eine #cibe, ba grünt fein fdjatt'gcr Öaum, 
ftur 2>orngeftrüppc lmidjcrt jerftreut im oben Kaum, 
tfur hinten ein Söeiljcr, be$ 9tcil)croolfc3 ©ab, 
Ta wAfdjt er fein ©efieber, fid) fclbcr jum Verrat. 

3cßt raufdjt cö in ben bellen, cä trcifdft au« bem Sdnlf tyeruor, 
Unb rcdjtä unb UnfS fjin fliegen »crfdjendjte {Rciber empor. 
Tic mutigen Ralfen fteigen, uom 9lrm ber %äQcx fdmxbcnb, 
©leid) ©i'mfdjcn ber SHctifd)cnfccle, fid) himmelan crt>cbcnb. 

Unb jeben 3«gtv3 Mugc will mit ben Ralfen ycn'it; 
23ic bic in Üüften ftofjenb jur fflcctycn unb Linien flicb/n, 
co fprengen flinf ba unten bic Sicher freu.} unb quer, 
CS brffyit bic bebenbe üetbc, Staub wirbelt barüber l)cr. 

Söeit befat fia? eine £>cibe! 

3u einem ber fc$onftgebaa)ten unb ausgeführten „©cbifye" SlnaftafiuS ©rün$ 
t)at bie „#eibe" felbft bic Szenerie geliefert. 

3«?ei föitter, ftreunbe, reiten über eine $cibe; anfänglich beibe ftumm, 
benn fpratt? aua? biefer hier au* ba* ©ort, längft fugt's unb benffä ber 
anbere bort, nur weil fo tobcSftumm bie $eibe, fäfjrt mäljlia) ÜRebeluft in beibe, 
fie reben, werben ^eftig unb immer heftiger unb mit bem ßroeifampf unb mit 
bem lobe beiber enbet i^r 9litt über bie $cibe unb ber Xxäjttx jief)t bie ü^oral: 



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- 58 - 



34 meine, bie Sdmlb au folgern fietbe 

Jrägt nur bic öbc ftumme $eibe; 

föenn fie geritten im ^ßalmeubain, 

(Sic mürben jur Stunbe nod) ftrcunbc fein; 

©enn fic geritten im »iumenbage, 

Sic ritten mof)l nod) am heutigen Xagc. 

treten mir oon ber $cibe in beS $)ia)ter$ roo§lge£flegten „^Jarf"; im 
lepibarium begrüßen mir mit itjm bic „erfte Saline", beren „Ärone" luftig 
fdjroanft am fdjlanfen ©djaft „rote ^faugefieber", roit berounbern „£affo'$ 
(Sopreffen", roir feljen bic „3ebern i un 9 2öud)fe fteljen" unb ffielfä)lanb$ 
„$inie", bic ju be$ ©ankaufe« $enftern tyinauä grüfect, £>cutfölanb3 „Sanne", 
bic am $ügel bort ragt. 

Unb ju ber Sanne p&en breitet fid) ein föftlidjer SBaumgarten, „wo 
um 2Bitterna<$t 3roiefpratt) galten bie SBäume" unb „prebigen beim @tcrncn* 
lid)t", ber „lo§enbe föofenbaum" unb bic „fdtfanfe Rappel" unb bie „2öcibc 
mit roaüenbem #aar", ber „retdje Pflaumenbaum" unb ber „$ot>e ftot$e (5ia> 
bäum", an bem fiä) bic 6pb,euranfe „nur um fo inniger fuget/' unb nadj biefer 
„Sßaumprebigt" beginnen bie ©änger be« ©albcS unb ber £uft tyren (Efyoral. 

„föomaneero ber 93ögel!" 

ÜRorgen ift'Sl Sftun um bic £>ügehoanb roir biegen, fetjen roir ein Ttörf* 
lein »or unö liegen inmitten grüner ©iefenmatten, umraufdjt oon roalbiger 
Söerge Statten, 

9lm fcügel bort meld)' S?olf«gcbrange, 
SBcId)' fettfam Singen, meld)' fonbre Älängc! 

©er „üttatgraf" er ift eingebogen, 

3u fegnen ftlur unb Saatcniuogcii ; 
3cfet tbront er b,od), itad) 9tcd)t 51t ridjteu, 
$cr Satjrcöjcitcn Streit 31t fd)lid)tcn. 
llnfcru bem 'Xtfxon ftcf)t eine SRaib, 
Umflort 00m leidjtcn Sommcrtlcib, 
3» golbncii ©eilen iljrcä ftaareä 
$ic (Srftlingc beö £Mumenjafjrc*; 
GS fdjmicgt ftd) an iljr SNicbev lofe 
CS in 3»oeig ber fdjönftcn ftlpcnroic; 
©in AUnblctn hängt an ihrer fiinten, 
3>ran* gelbe 23cijcnnhrcn blinfen 
Wt Gtartcnfrüctycn mand)crlci. 

„(£i (Sommerzeit !" 

fliegt eine iferch/ empor in bic Steine 
©fit einem golbenen Scijcnternc, 

911* ob ein Gngcl am Sterbetage 

3>ic gläubige Seele 511m Gimmel trage, 



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— 59 — 



Unb wie ber Engel beä ScbüfrlingS fingen 
beginnt fic bc* ftörnleüt* $rci$ *u fingen. 

„ffiie im &ülfenbett biefe« ©auernfinbeS Biegten fdjaufeltcn Suft unb 

©inb, roie e« ber Wegen ftelt in XauffteinS SBogen, rote e$ bie Sonne im 

£id)te $at erlogen unb wie es gebieten in ©c&aft unb ftorn, roarb gefnieft, 

getreten, gef^nitten, gefdjlagen, aerftampft, tute fo oiel e$ gelitten unb roie ber 

,,.£>crr" bann fora<$: 

SRit (Straelen fei jebe $lir' umlaubt, 
Sin $>eüigcnftyin bent SRflttipatyaupt! 

3d) felbcr bilbe, ben SßreiS menren, 
2>en eigenen fieib au* bem Kern ber IHtjrcn, 

Unb fegne bie Saat, bie im SBinb fid) wiegt, 
Unb fegne bie #anb, bie am Pfluge liegt. 

Unb biefe &ljre, roie unglüdflid) madjt fic im „©dmitt" ben (befangenen, 
ber fic aus bem «Strombett gieb,t unb, fie in #änben tyaltenb, wie burd) einen 
ftiilen 3auber ein ftelb »oll ©arben fict>t unb bie ©d)nittermäb#en, „aus ben 
Söogen fpringcnb ber afteereSgöttin £ienerfd)aaren" unb blanfe Dörfer ringö 
unb grüne §ügel, barüber fyn ber eroige §>immel Mauenb, unb ben Zeigen 
ber SBurfdjen unb kirnen um bie tfinbc gebogen unb farbige Jtränje auf ben 
©arben, 

3d) faffe einen, um in eine$ füficn 
(beliebten $>aupte$ Dorfen it)n ju fdmticgen, 

Xa raffelt mir om ?lrm bie Äetf entgegen, 
Ter £aub, ber bebenben, entfintt bie $bre, 

2)u bürrcr $>alm, nie batt' \<h'$ ben!cn mögen, 
©af? id) birrd) biet) cinft uod) fo clenb wäre. 

2Ba§ ber bürre §alm ücrfdjulbct, es macfjt bas Hogelem roteber gut, 
ba8, auf bes befangenen ^enftereifen fid) fefeenb, mit be$ Salbeä Sßurpurbecren 
im ©ajnabel iljn füfe träumen läßt, oon 58aum unb SBalb unb ^clb, t>on 
Strom unb Ofteer unb Vänbern unb oon ben Sternen bann, bie „SDieer unb 
Sanb umfreifen". 

Unb ber „geiftig befangene bes ^ormärä", ben jeber $alm, jebe üÖecrc 
ber <£eifte$früd)te beö 3(u§lanb3 mit tiefem Sdjmerjc erfüllte, er rietet in ben 
„Spa$iergängen" „an ben Äaifer" bie flehentliche Sorftcllung unb 23itte: 

2cine Sanbc ftcb'n bott Segen, rcict) unb fd)ön woUl ringsumher, 
ftrei unb reid) in golfcncn Sogen toallt ber Saaten uviteS ©feer, 
Siel), wie ftofo bie 43<ilber rauf eben, wie bie Sieben fattig gliit)'n, 
Söoll Metall bie SJerge ragen, fegelreid) bie Ströme .yeb'n! 

Unb bein SJoU wie gnnj beut SBobcn, nur an Freiheit ad) nidn gleid)! 
Sieb bie eblcu Jücim' inb Blüten, fo gefuub, fo fdjön unb rndi ! 
§crr, fei bu ber ftrül)liiigeobem, iveldjer frei fie wadifcn beiftt, 
Sei bie Sonne, bie fic reifet unb barüber feguenb frei« ! 

i 



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— 60 — 

D bann roirb ba§ SBolf aud) blühen, wie bic gluren ring* uml)er, 

Unb fein ©eift wirb $fjrcn tragen, inn'rcn 9Rarf$ unb ÄerncS ferner, 

Sie bic JRcbc wirb er fprieften, bie fid) frei unb fröbltd) fdjlingt, 

Unb rooljl aud) at3 §od)tt>alb grünen, ber mand)' ©latt jum Jfran$ bir bringt! 

§err, gieb frei und bic Qtefang'ncn: ben Öebanfcit unb baS 58ort! 

Sieb, c* glcldjt ber SWenfd) bem ©aume, fd)lid)t unb fdjmurflo« grünt er fort! 

35od) toic fd)ön, wenn ber ©ebanfe bran als bunte ©lütc I)ängt 

Unb bcröor baS SSort, bad freie, reif al« golbne grudjt fid) brftngt! 



II. 

SSeinrantcit um fluoftaftuS töriiuö Tötungen. 

23o ein beginnen foö gebeib/n 
9118 3f"fle tW ein ©cd)er ©ein; 
?tm ftürftentag, beim ©ölferbunb, 
9tm ©iegenfeft, beim (Srntctanj, 
©«räufelt tief jum Stein im ©runb, 
ö)cfd)iuungcn bod) oom ©iebelhauj! 
GS fduncljcn erft an feinen flammen 
3?ic ftmmbcdberscn red)t jjuf anraten. 

Änoflaflue »rfln. 

©etat Subelfefte beS ©ängers ber $reif,eit unb ber ©ar)rf)elt — «na* 
ftafius ©rün — (Slnton »le^anber ©raf «uerfperg feiert befanntltd) am 
11. Slpril fein 70. ©eburtsfeft) — barf unter ben fteftgeroinben aü aud) nid)t fehlen 
„bie föebe als ©uirlanbe", unb ba £id)ter immer etwas «parte* für fid) 
b>ben müffen, fo möge eS uns geftattet fein, i^m ju (Sljren einmal im Venje 
eine „Öefe" ju Ratten. 

£s wirb eine^efe fein unter ben üppigen, an golbigen <$rrnd)ten reid)en 
SRebenbädjem, unter benen ÄuerfpergS SDiufc ^er^erquirfenb thront unb reo um 
ben 2eib ber ©öttin frei fid) fd}Iingen bie fafttggrünen SBcinranfen bes bitr> 
tenben ©eniuS unb frebenjt wirb im friftaUljellcn $8ed)cr bie üftarfe: ,,1'ibertaS". 

* * 

^m „Sdmtt" füt>rt SlnaftafiuS ©rün uns 3um 3»rtuS, roo ob einer 
bunflen 3elle oerfatlnem Zfyox wtnft aus ber Ouabern töiffcn ein 93lütenftrau$, 
geranft gar fritylid) reelle, wie einer ©rfienfe Äranj mit luft'gem ©rüjjen! 

(Sin Söort buvdjfdjläiigclt bort ben Stein ber SBünbc 
„Sibcrta*" beifit'ä — — — — — — — — 

S?ic auö bem JÖcdjcr Sein« beä guten, alten 
Sic Seltnen ftvaft unb bic .Oerzen fangen 



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- 61 — 



fo tränfen wir au$ jenem ©ort mit freiem ßtd)t unfer roonnetrunfen Äuge. 

3)u fd)öncr Spvud) vorm %i)oi; ben fremben Öäften 
Uog ntdtf bein feiger, bcr geroinft jum ©eine! 
3« t»ier ift ©ein! Unb jmar oom ftärfften bcftcn! 
$>ier ivirb flefd)ciitt ber Xaufcubjäfjr'gc Steine 

Die „^erte ber ftrctyeit"! 

Unb rote bie ftreifjeit nt$t fennt bie Dienftbarfeit, fo roiU aua? ba$ treue 
<£benbüb bie fRcbe mit ifjrem (Safte unb itjrer ßraft fetbft unb allein bie 
4perrfdjerin fein unb aud) nidjt fajeinbar ju jemanbs ^olic bienen. 

©unbertjerrüdj IjatSluerfperg biefe fögentümlidjteit be« ,,©ein$" a)axaU 
teriftert in berfelben Didjtung. 

9tm $>od)aUar, nmflammt üom fterjenglanje, 
Strafjlt in bei* ^JricftcrÄ $>anb bie Öolbmonftranje, 
Um bie als ftranj, au* laut'rcm ©olb gegofien, 
Gin SRcbcnrci* unb eine ?(brc fproffen. 
2raun foldjc £>ulbigung wie bfiben biefen 
SBarb feiner 9ieb' unb $f)re je erroiefen! 
©ebt je&t erbebt ber ^riefter bie SRonftranjc 
9»it ibrem golbnen Sieb* unb ^brenfranje. 

Unb aüeS SBolf fin!t auf bie «nie im Äretfe, bod? bie Webe benft ba ftiü: 

O fimnf idj föroffen 
?luf fteilcnt $>ügclrain bei ben öenoffen, 
©ie fie Dom tfrtid)tlorb fcfjroer ben Müden neigenb 
Unb fetbft ba* Änie in ftiOer §(nbad)t beugenb. 

Die ©eroalt, mit ber ba« SRebcnreiS ©eifter unb Qtx&en ber SDZenfdjen 
umfängt, ber Didjter fyat fie junt SluSbrud gebraut in ben ©orten: 

3Mc frömmeln wirbeln unb bic Jahnen weben, 
3a bcrrlid) ift'* im frclb beö üRubmS ju ftnfen! 
Gi bätt' id) nur bie Jraube ntdjt gefeben 
<3o fdjön unb üoü an grüner §edc minien. 

Der ©ein er bedingt ben «Sieger, ber ganj in (Sifen tritt in« befiegtc 
£anb unb biefem noa) lange weifen roiU bie tjarte eherne £>anb; ber „Sieger"' 

Gr fjebt im Stabfgewanbc 
35cn fieldj mit ©ein gefüllt, 
^cr ringsherum im Sanbc 
9Jon fonnigen $>ügcln quiüt. 
Gr tränte gern Vom reinen, 
2?a ticin int üjm fein SBifier, 
Gin SWunbtorb toiU'3 tfnn fdjeinen, 
$a löft er bie Wft'ge ^ter. 

„Entwaffnet ift ber £>elb", unb oon „fflebguirlanben gefettet"! 



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- 62 - 



Sie man 23 e treffen trinft aus bem SBctnc, wer üermag e£ fo prägte 
unb lebenswahr ju fcbUbern, als StnaftafiuS ®rün, wenn er fagt: 

3d) roalltc burd) bc« ©arten« $uftgelänbc, 
$a fc^miieft cinft eine Sonnenuhr bie ©finbc, 
£rauf ftanb in idjroor^cr Sd)rift bie trübe Äunbc: 
„0 TOcnfd), bu fenuft meber lag nod) Stunbc." 

$o<f) Sieben ranfeit jefct um $abl unb Seiger, 
3>ran eine Xrnubc f)ängt al« Sdjcnfenjeigcr, 
$ic bidtfen 9?anfcn fäufcln luft'ge Sfunbc: 
C Flenid), bu fennft jefct malnlid) nidn bie Stunbe. 

„£)es 3ea)cr§ <&rab" e§ jä^lt &u ben fdjönften &ilberretdjften ©ebidjtett 
unseres gefeierten Sängers unb ift barin ber felbftgeroäljlte SBergletdj jtt>ifd)en 
3ed>ern unb £)idjtern, benen beiben „ein füfcer Taumel $ebt bie ©dritte", 
treffenb burdjgefüfyrt. 

«m 99adj tief unterm fllippcnfang ein Sreu$ uon #ola fpridjt not§ baoon, 
bafc ein bester «lpenfof)n fic^ f)ier ju £ob gefallen; es ruft au* ber SlbgrunbS' 
tiefe bem Dieter bumpf eine Stimme entgegen: 

3cd)brübcrlcin ()ilf mir bod) aus 
$em ftelfenfefler nxillen! 
Sicfi, in ein leere« faß, o ©rau«, 
»in id) batner gefallen! 

Xurdjö Spunblod) leudjtct farg unb gelb 
Xcv 7ci(\ in meine lonne: 
Xcin ftimmcl ift mein Jyafegcroölb*, 
Wein Spunblod) beine Sonne! 

Unb wenn bie« forge üidu uerfdjroanb, 
Jann fimfclt S3einfteinglimmcr 
?ln meine« Joffe« bunflcr 28anb, 
Xu nennft c« Stcmenfd)immcr. 

2i*a« rauidjt ba? ©einflut r>ör' id) ooö 
s ?(u« offneu Rapfen jagen! 
Tir ift'« ein SBad)! «Wein Saffer foll 
Sid) bod) #i mir nidjt roagen! 

Iräum' id) im grünen Jrifbbofraum 
93ci ©rübern unb ©efpielcn, 
93o Gngcl unfercr Stinte Saum 
SRit iannenreifern rüfjlcn V 

9?ein $?cinlaub fcf)' id) über mir 

Äiiinjen lieblid) fdmxmteu! 
Sprid}, ober tocb*n um Älippen t)tcr 
9iur lofe (Spfcuranfcn? 



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- 63 - 



?ld) unb jcrficl fid) uid)t mein Scib 
9(n Ältppcn uitb in lüften? 
Sic SeincSblüt' unb SWoft jerftäub' 
gr frob in Sebaum unb lüften. 

Tod) bu, hcrabgcncigt jum trcu'n 
SafaOen mädrt'gcr &äffcr, 
Tein 9foufd) »on Scnj unb Sonnenfdjciri 
3ft er fo gar oict beücr? 

Sohl btft, wo ftraudictnb id) gefdjtoattft, 
Tu fad)t oorbcigcgüticn; 
Tod) bin id) oft, wo bu geioanft, 
9lufrcd)t unb feft gefd)rittcn. 

3u einem anbern gleia) treppen $Mlbe, $u einer gleich trefflichen meta* 
pfjofifajen 23etraa?tung bietet bem fcidtfer ber ©ein gleichfalls erroünfdjten 
<5toff. 

3a jrocicvlci ift Sdwl' unb Sern, 
Ten Sprud) bab' id) envanbert 

ruft SlnaftaftuS ©rün aus unb bemonftriert beffen ©af)rb>it gleid) im Sin" 
gange bes ©ebict)te$ 1 ,,&ern unb Sd)alc" fdjlagenb mit bem Eoppelbilb: 

Gin 3d)cnthau§ brauften fchlicbt unb ticin, 
(iin bürrcv üranj al* Reichen! 
Tod) brin oott htytcm gclbncm Sein 
Gin ftellcr foubcrglcidjen! 

9tm ftenfter mand) jcrbrodjner Topf, 
Trin blity'nbc ÜHofcn fdjnxmfcn! 
9lm <Sd)enftifd) mand) ein ernfter Äopf, 
Trin fröhlid)e ©ebanten. 

£iefe Steller Poll fuljlcm golbnem Sein, er Ijat fic auf feinen £ict}ter.» 
fahrten in aller Herren Öänber getroffen, er hat bie umfaffenbfte „SBeinfoft" 
Dorgcnommen auf £ppern unb in „£>clla*", an ber 9if)one Stranb unb 
an ben Ufern beS SktcrS 9t f) ein, auf Italien« blumigen ©efilben unb am 
blauen £onauftranb, im heimatlichen Unterfratn unb in «Itengtanbs 
„luftigem grünen Salb" al* „3ed>genoffc" föobin $ocb$! 

* 

* * 

£e$ ©ein* r»on Köpern ®üte unb plle fü^rt uns ber T>id)ter in 
ber Segenbe oon ©t. ^tlarion »or. 

91uf Gnpern ift c3 2cfcn?jcit, 
Ter 3ubcl jnudjjt oon ben §ügeln rocit. 
3?or feinem Seinberg ficht ein 9Kann, 
Sicht ftd) bie güüe bcboglid) an, 



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- 64 - 



Sie 9febenreib/n »oll blauer 3rrud)t, 
ftaft btict)t ben Stocf bie füfje SBudit, 
2>ie burftigen (ScblKudje, trunfbereit, 
$ic äufen unb Ärüge wciir)ingcveii)t. 

(St benft an ba3 £öä)terlein batjeim, ba8 tt)m oor brei Jagen geboren 
worben unb eä teuftet über fein $(ngefid)t wie freubtges ©onnenlidjt. 

Unb nu§ ber baudugen Ärügc (©djat 
SSfiblt er bic größten, »uotjl fünfzig ^Janv: 
„30r SBfinfrc jcdit mir t>om föfttic^ften SSein, 
Stoib foHt itjr wie Tote begraben fein: 
3m ßrbengrunbc gär)rt unb rubt 
l£inft «Itertmilbc mit Sugenbglut." 

m baS 3Jiäbcfcen „bltifjt als liebliche Söraut", bann mögen, fefet er bei, 
biefe tyunbert Ärüge ans Öidjt fommen unb bie .^erjen mit Suft, bie ßiften 
füüen mit ©otb. 

Da er fo fpriajt, wanbett »orbei @t. £>ilarion, biefen labt ber £>err 
beS ©einberg« ein, mit etlichen $rcunben au fommen „morgen jur SBorfoft", 
„efj ber SBinjer bie Trauben faßt". 

§ilarion fommt be3 nädtften Borgens, aber mit einem ganjen £>eer 
oon ^rieftern, Sinbern, bürgern unb (solbaten, bem Spanne bäudjt 

G3 fei um feineu SBciitbcrg gebannt 
$er ganje Ücf)r= r 9Mbr* unb ©cöwftanb. 

Unb als cS nun and Soften ging, 
$u tief, ju bod) fein XrSublein bing, 
$cr teltcrt im $>clm ben fütjen SHoft, 
$er ftopft bic Äapiye mit Xraubentoft, 
§eim bentt ein brittcr an SScib unb Äinb 
Unb füllt bie lüdjcr unb Jafdjen gefd)tt>inb, 
SMS man im Weinberg nur bie unb ba 
2Rand) üBeerlcm an bürren Äiimmen nod) fab: 
So l)uubcrt Sintern lagioert g'nug, 
Öibt'S Slrbeit faum für $toci mit &ug. 

Da jie^cn SBolfen um be8 SBeinberg3*|)errn Sfagefidjt, inbem er be3 
JödjterteinS gebenft; £>tfarion aber, ber auf be§ SöergcS (8Hpfet ftanb, er 
bittet ©ott, ben nidjt oerburften $u laffen, ber anbere tränft unb bie tedjaenben 
Srüge ju fdjwellen, wie er einft auf ftanaan'3 £>oa)3ctt getljan. Unb er wirb 
erhört; bie ©injer geb/n an« ©erf unb es gctjt babei feltfam b>r. 

$ic bünen Stimme »wiegen fo fd)n>cr 
9?od) bic unb ba in blättern uerftetft 
Wand) Xräublcin idialfifd) bic Sudicnbcn nedt, 
Unb loic fie ba? SJaub bimueggebriingt 
dahinter nod) Iraub' au Traube bilngt, 



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— 65 — 



3uiociIcn fdieint'ö, fic fdmttten Dorn Stab 
5)icfelben Xraubcn fdjon jmölfmal ab, 
SBi« Stufen unb Sd>läudic t>oÜ*auf uerforgt 
llnb 9?adibar ba$u nod» bic icinen borgt! 

35on (Etypern nadj £>ella3. 

3n ben „(Erinnerungen an Äbria" bilbet eines ber golbtgften Blätter: 
„$)eüa8"! 

£)er £)idjter ermahnt, bic (Sricdjcnjugcnb anbere SBeifen lehren, 
ein anbet 2ieb ftatt beS SMutttebS, ein Vieb oon betn Sampfe, in ben ba$ 
©ifen gegen bie f probe <5d)oüe jicljt! 

Saft cS Hingen, wie im Itwtc 
deiner Schnitter Sidjdflang, 
Wk ber SBctfjcr 2on beim 9Waf)le, 
©ie r>on 93ergcn fSinjerfang! 

Säufclnb »uic baä SMattgcroebe 
^cucS flranje* bicfjt belaubt, 
Sellen Albaum, üorbcer, Siebe 
Sdilingeu, §clla$, um bein fcaupt. 

föuljig, Hat unb grün geleitet ba$ iDiccr uns nad) ^ranfreieb, ju ben 
töebenf)ügeln bes „grünen SRljoneftranbcs". 
SBegeiftert ruft mit töcdjt ber ftranjmann: 

SdtÖn feib U>r, ber Provence grüne ttjait, 
«Dicin $ciinatlanb, mir oft im Iraum gegrüßt, 
3n ba$, glcidnuic in eine golbne Scfjale 
$cr Sieben Sora t>on fonn'gen $>ügctn fließt! 

Unb bu, ftadjbarlanb Italien, bift nidjt minber beS ^obliebS wert, 
frotybegeiftert grüßen wir bid), benn 

G« fdjlangcn ftcf) Siebcngeroinbe 
S?on ^almc ju $alm empor, 
$raud blirftcu purpurne Xraubcn 
2Bte füffcnbc Sippen beroor. 

$m ®eifte be$ ^idjters fdjlingt fid) aber bic ©einranfe aus bem ©elfd)* 
lanb nad) bem £eutfd)lanb hinüber. <£r läßt feinen „Sdmtt" ausgingen mit 
einem (Epilog, ber alfo anhebt: 

9Sic ber continn Sieben fpriefteu 
9t ui SSefiiD'fdjen SdnittßcrbHe, 
91 IS ob eine Saat oon Gfruften 
9luä berfunfnen Xempeln quöüc! 

SBic ju SBormS ber Sieben ifettc 
Um ben Xom bor Siebcnfraun 
Sicid) fidi ranfte, an ber Stätte 
Xcr Derbrannten iUoücrbauu. 

p. Kabirs, £anbtmttfd?tiftUct?e HultuiMItor. 



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5 



— 66 - 



«übcnä Sieben, Horben* Sieben 
Saßt empor bic Sianfen t*d)icRcn, 
3>aft fic riefenfjod) fiel) fabelt, 
iöciber mp\el ftd) umfließen ! 

3Mbt eud) bidjt imb fdjön jur üaube 
&ür bic greunbe unb ben $id)ter! 
Sübcnä Jraub' an Horbens Jraubc 
Unb ba jioifdjcn gonncnlidncr! 

Jreunbc, laßt un3 lagern brunter, 
3n bem grünen $om ber 8 ct ^ c r» 
ftcltcrt t>on ben Trauben munter 
3n bic tiefen, golbncn iBcdjer! 

Unb c3 werben felbft bic frommen 
Iraun! uns nid)t $u [gelten taugen, 
3>a burd) ß^rifti £()rän' entglommen 
Wild) ber Siebenfrau wir faugen! 

2Bir finb beim „SBater töfyein"! 

3ud)fai, bort blüb,t ber Öau, mo Sieben 

l£in faifcrlidjcr $3injcr banb! 

$a lorft mand) Scinlaubfranj jum Straub, 

Unb fianb unb 8olf gefällt ifmi eben 

Unb ib,m aud) finb fic alle gut, 

$cm frifd)en, freien odjiwycrWut. 

Sa prüft er jebe 3kd)crforte, 

(sr fann nid)t fort Dom 3aubcrportc; 

Sdjcnf ein, trinl' aus! o füge (9lut, 

«et Shngcltanj unb Älang ber Ritter 

Cr jaudföt unb roirft im Übermut 

Sein Siömerglaö am {ycld in Splitter. 

Tann taumelt er burd) Älippcngänge, 

Ellbogen braudjcnb im ©cbrttngc, 

3Seinfelig fort 

£a finb bic ftlurcn gottgefegnet, 
Daö tft ber alte bcutfdje Sifjctn! 
33ou ber GJcfäljrtcu Sippen regnet 
Sein anbrer 9icim, alö ©ein unb ©ein! 

23ie fommtd, baft biefen nun id) feinbe, 
Xen Ijärt'ftcu Don ben Sicimcn all? 
Safe id) am grünen Sicbgclänbc 
Siüdfd)au jum grauen ftcftungsmwU ? 

£er „$eftuna,ött>«U", er läfct uns beö „SöcifjefajtüerU" gebenfen, bcö 
«rffwexts aus ben ,,33efTeiung$friecjen'', ba3 bei beutfe^e 3Hantt oon ftranaofen«- 
biet burd}[d}nitten in iHeben am tftyeine fnngefunfen mit ber ®pifce in ben 



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- 67 - 



SBoben bohrte unb oon bcm ber beiitfcfec Didier lange cor bem iüngftcn ©erfe 
ber Einigung DeutfdjlanbS, ber Befreiung 3>eutfO)lanbS fang: 

So mufj bo« ©djroert a!8 firciybilb ragen, 
Srob Sieben wölben bic ifttpellc, 
35urd) bic burebbrodme Kuppel plagen 
SBom Gimmel 6onnenItd)tcr belle. 

Unb auä ben ©terbefeufeern bes gefattnen Biebern $ört ber *ßoet ben 
fjeifcen beutfdjen ©er)nfud)tSljaU: 

C baft fid) — nric im ©eft erftanben 
ßin $>clb in ÜRutjm unb £wb — erhübe 
(iknoaltig etnft in bcittfdjcn Stonbcn 
(Sin §c!b ber Gljre unb ber fiiebe. 

bafj er näljme baS (Sdjroert 

Unb fdnuinge cr'S wo in bcutfdjen &mben 
93on einem SBerg nad) ben öicr ©inben, 
Sei neu bie tote ©etat erftanben, 
(Soll neue GHut btc JRcbc jünben. 

SJängft ift baS Sdjrocrt oerfenft. bcrlorcn, 
Umranft ift oon ber {Reben SBudjt eä; 
2)od) wirb bem ©d)tocrt fein $>clb geboren, 
Sann f)olt cä ifmt, gebt bin unb fnct)t e$! 

Der „beutfebe" Dieter fytt es erlebt, es warb gcfudjt unb gefunben! 

Die „^oefie beS Dampfes" tonnte er in neuer Dtafeanroenbung feiernb 
pretfen naa) ben rafdj einanber gefolgten „beutfcfyen «Siegen" unb begeiftert 
wieberfyolen : 

3d) totH inbefj btnab bic »af)n bc§ 9?bcine3 

9luf fdjroaräcm Sdjroan, bcm Sampffcfciff, ftngcnb fdjroimmen, 

Sen SBcdjer fdjroingcnb oott beS golbnen SBcineS 

Sir, SRenfdjcngeift, ben ©iegcöbtymnuS ftimmen! 

93eim SBölferbunb ftcr>* ber iöedjer ©eines als3euge f ott) i c beim^ürftentag''. 
S9eim ftürftentag! BnaftaftuS ©rün füljrt uns im „lefeten töitter" 
$ur ÄömgSfrÖnung ÜHajimiltanS. 3 U Äadjen 

3m boben ftaifcrfaal 
Sa fifcen bic $>errn unb dürften beim fpitern ftrönungämal)!, 
9lu$ Silberurucn riefelt ber füljlc Sein bcn>or 
Unb blaue SBölfdjcn frfiufcln aus golbnen Sd)üffcln empor. 

Scr $|ft(&er fdnuang ben 33edjcr unb }d)crjenb bub er an: 
$>od) Hatcr Siblin ! 3bj fterrn, twr ift'8 bcr'8 rühmen fann, 
Gr feb' fold) cblc« Ätcinob in feinem i'anbc ftammen, 
Sa3 fo wie meine Sieben bic fcerjen mag entflammen? 

Sa »riefen in ber Stunbc bie dürften Xbwn unb Seid), 
55er alte fiaifer griebrid) pries f)od) fein Cfterreid). 



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Die fflcbgelcinbe Öfterreia)« fic ftnb gefeiert mit fHeajt feit urbenflidjen 
3eiten in ber $eimat unb in ber ftrembe. 

Der „Cfterroein", ber im „Waffen oom Starnberg" au$ bem ®eftetn 
be8 Calenberger fretefoloffeS am ftujj ber ^erjogSburg fjerüorquelienb gefd?ilbert 
wirb, er roarb Derfüfjrt unb wirb fjeute mefjr benn je »erführt in alle Sanbe. 

„SSiel golbne SRebgcianbc breiten 
$en wetten Strang umS 3)onaubette, 
?US ob Ijicr 3-lufe unb Seingott ftreiten, 
Sid) fiberbietenb in bie Sette: 
$>ic Seinflut fd)eint ju überfd)nxllen 
3m äataratt von ^ügclioetlen." 

Än ber „frönen blauen Donau" f)at ftnaftafius ®rün ben romantifajen 
3auber fennen gelernt, ben bie „Elume be$ SBeine«" auf be3 2)lenf<$en ®eift 
unb $ers ausübt; tyer tyat er e« erfannt, bafc „ben SWenfiiengeift an eigne 
Sahnen üorbilbltd) Witt fotdj Xräublein marmen". 

®r fajilbert im Sßfaffen com $af,lenberg „beS 2Seine§ Ärt": 

Senn ttjr in« ©reib bie Siebe fdjarrt, 
Sie wirb im fienj bod) auferfteffn 
9»it frifdiem 9lug' inö Sidtf ju fpäb/n; 
Unb ob ibr um ben $rud)tbaum leifc 
9?ad) melfdjer 9trt empor ftc loinbct, 
Cb il)r fic feft nad) bcutfd)cr Seife 
Än nieber fd)itöbc Stödc binbet — 
$od) nur nad) eigenem Schagen 
Sirb fie bie neuen hänfen fdjlagen. 
Senn ibr bie ftrud)t habgierig brcd)t 
Unb ibr ju Üeibe gebt mit «Keffcrn, 
3>abei eud) in bie Ringer ftcdjt 
Unb euer S3lut ben SRoft min tväfferit; 
Unb wenn ibr bann ben fügen SHnub 
SRit euren morfdjen Änütteln fcblagt, 
3»it lüften tretet, 5tot unb Staub 
hinein oon euren ^Jfaben tragt, 
3br fdjäubet'S niebt! ein feurig öttbren 
Sirb be$ Unreinen ilm croebren; 
$>at er'* int $>crb|t nid)t ganj oodbraebt, 
Sirb'S neu oom Senjftrabl angefacht! 
9fid)t ruft ba$ eble 3<>rngcmitter, 
33iö er ben Staub, bnd «lut, bie Splitter, 
$ic (Srbenteile oon fid) warf, 
Unb loa«* er lein foll, roerben batf 
itlailjeit unb SRilbc, QJeift unb üidjt 
$er »ccnfdjljcit lauterftc* Stjmbol! 

2Bie finnig fajübert «naftafiu* ©rün weiter in berfelben Dicbtung 
bie poetifebe 8itte ber 3of)auni$minne: 



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- 69 - 



C fd)öned, fcicrltc&cS Xrinfcn! 
Ter ©aftfrcunb prüft a« eignen Sippen 
Ten ?lbcnbtrunt, womit er cfjrt 
Ten Sretnbling, ber il»n cingcfcful; 
Ten ©aft anfjcimclt'S traut unb linb, 
9ud)t fremb mcljr. nein beä $aufc« finb 
SBirb, wer befi #aufcS $cd)cr leert ; 
Xapctcnbilbcr, Säulen, SBanb, 
Tad ganje $>au8 i()tn traulict) befannt, 
Tc3 SSirtä ersähen rütjrt ibm Icifc 
TaS §cra, »üic eigene« erleben; 
Sclbft um fein Sd)lummcrfiffen weben 
Tc§ $aufe$ fülle ©eifterfreifc. 

(Srfdjöpfenb ift bic ©cbjlbcrimg be$ SBinscrf cftc$, gu bem ber ftürft 
von ^euburg bic $(ofterr)errn t>at gelabcn. 

Älofterneuburg fclbft mit feinem weltberühmten ftafce ift com 
£itt)ter batin mit ben ©orten oerljerrlidjt: 

SBcnn je bein 9lug' baS grofec goß 
3n 9Jcuburg§ Älofterfellcr mafe, 
3ft $ebronä Segen bir fein 3Balm, 
Tie Traube ÄalcbS bir fein SRftrlein, 
Tu faf)ft ja fclbcr bort bad SJecrlcin 
Ter ^eiligen Traube üon Äanaan. 

Unb übet ffiien als ©tabt bc3 ©eines ftimmt ber Dieter an anberer 
Stelle folgenbe Ditfjqrantbc an: 

Siel) oott Hofen auf unb nieber 
3eglid) Stottmert jefet unb #au8, 
Tcnn bic SRofen unb bie Sieber 
Reifet cd gefjn in SSicn nie aus. 

Strafecu blmfenb DoO ^alftftc, 
iicllcr »oll oon füfeem SScin, 
Sdjcnfeu coli SRufif unb (Mftc, 
Tarfft um un« beforgt nid)t fein. 

Slber tro$ be§ übcrfdjwänglidjen SReityumS an ^eimifa^en kleben, warb 
im gaftltcben Öfierreid) überall bie frembe föcbe ftets aufgenommen unb fonnte 
ifjre SRanfen in bie Oianfcn ber rjeimifdjen f djtingen unb neben ben pumpen 
unb Sedjern coli beä funfelnben Eigenbaues rreifte immer auö) ber ÄuSlänber 
in fTi5t>U*cr töunbe. 

T)er „aWaloafier" unb ber „n>älifc$c ©ein" finb an ben $öfcn ber 
93abenberger unb Habsburger, finb auf ben Sifajen beS ©iener ©ürgers alter 
Seit, unb j. 93. beim frainifajen SSolfe — in beffen Siebern baS SBöglein 
„3Jiatoafier" unb bes gelben Seibpferb „roelfajen ©ein" trinft — fo beliebt 
gewefen, wie t)eute (£r)am}?agner, Söorbeauj, ^otyanneSberger unb SWofelroein 



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- 70 - 



bei uns, fowie „SRobin §oob" im luftigen grünen ffialb Ältenglanbs eine 
fyafät följeinweines tranf aufs ©oljl ber Königin. 

Denn baS „breifadj §od}" oon beS ©acdjuS edjten Jüngern galt immer 
unb allerorts: 

„Sein fteuerocin, an $uft unb ©luten reid), 
3>er, wenn er weiter SReerc Saf)n burd)jog, 
9iur labere ©lut unb neue SSürjen fog/* 



III. 

%it W«fe frei ffnaflafittd Mn. 

@o wafyr unb fo innig, fo finnig unb wenn man fagen barf, fo nobel 
gugleidj roirb man bie SBetradjtung unb SBerlebenbigung ber Statur laum bei 
einem anbern $>ia)ter antreffen als bei ÄnaftafiuS ®rün, bei bem ©rafen 
Änton Älejanber SluerSperg. 

®ie ganje Söelt benft er fi$ in (SotteS £>anb als eine ©turne unb bie 
SteblingSblume oor allen ift il)m bie Königin ber 23lumen, bie fdjöne $olbe 
töofe! 

SBie im ßcben er bie fllofe oor ben anberen SBlumen am meiften geliebt 
unb gepflegt fyrt, wie er in Qimmer unb $arf allüberall fitfj mit föofen umgab, 
wie er als tfnabe fdjon bei feinen 3ei$nenübungen ober wenn bie fpielenbe 
$anb oon träumerifa^en ©innen geführt ba unb bort ein 3eia>n tyrer fc&ätig* 
feit {unterließ, immer unb immer wieber tftofen auf baS Rapier säuberte, fo 
tyat ber SDtajter feiten nur ein ©ebiaV fertig bringen fönnen, oljne barin niajt 
bie SHofe in ber unb jener ©eftalt, in bem ober jenem SBejuge ober 33ergleid)e 
miteinjufleajten. 

2ÖaS er nur immer als fdjön bejeidjnen will, es gleidjt ber Üiofe, es 
füfyrt oon i^r ben tarnen: baS §erj ift ein „föofenJjerg", bie SBolfen finb 
„fflofenwolfen", oom „i'ippenrofcnbett" ffyoingt fidj baS „freie ©ort": 

«iebc bat gebaut bie Srüdc, 
£>at au3 Stofen fic gebaut! 
Seele nxmbcrt brauf jur Seele 
28ic ber Bräutigam ,$ur Skaut. 

^m „©onntagSmorgcn": 

Sonne warb jur Simpel beut im $ome 
Unb baä Qtolbgcwölt ,;um ©cit)vaua)üromc, 
SBcb'nbc ftlaggen Äofcnftngcr beuten 
SHciner Sel)njud)t in bic fernen Seiten! 



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— 71 - 

■■ 

$>em#yöodjonber wirb „f djwinbüg beim Änbliefe be£ SRofengeftrauif)«" 
unb üöUige §eibe tft'8, wo „lein 9tö8lein glüljt". 

dagegen erfüllt ein ganzer (äfartenplan oon Blumen ben g-els ber 
ffiartburg, wo fiutljer gu feinem 2$olfe „aus ©olfenfdjfeiern fpradj", in 
biefem (äfartenplan mitten brin ftetyt eine alte £ärmfanone. 

Sdjlingblumen greifen in bte Speiden, 
3)a$ Ungetüm ljinn>cg$U3iel)'n, 
Äm ^Jufocrfdirein, breift obncgIcid)en, 
3Me fecten ^cucrnclfen fprüb/n. 

35er 9J?i$rfer bient al$ SBanf im ©arten, 
GS ftfet auf i()m ein järtltdj tyaav, 
3)cn ?(u*gang null id) ntd>t erwarten, 
3>a allcrfeiten Seu ? rgefar;r! 

3cfet hüpfen glüb/nbc Oiofcn hinten 
Sogar um« 3ünbrof)r unbebaut, 
9?un feib gefaxt iqr anbern unten, 
3)afj balb bie fiärmfanone fradjt. 

Unb ba$„?üpenglür}en", wot)er §at e* fein r)errli<r) föot genommen? 
ftaajt ift'S geworben! 

3)er SRofc ©lut fann jeftt nierjt {jctlen! 
3>a& fic ber SJccnfcrj jertrete nietjt, 
Sägt fic itjr duften bange quellen, 
Sbr $uft wirb fctlfcfcfnei unb St(f>t! 

35er iMducrgtanj, ber lote mit Sebncn 
3m Jf>al au« genftcraugen bridit, 
Gr quillt rote flammen l)CÜc Xöräncit 
Um ein ncrlor'ne« gröffrcS üid)t. 

'S od) fict» Dom ftroinmenfrauj umfdjlungcn 
3!a8 .£»upt ber ?Upc glutumroQt, 
SU« ob ju fparen if)r gelungen 
Gin Seil üon ifjrcm lagcagolb. 

ob tagüber fic gefangen 
3m Äran$ bic JHofcn all im Sbal, 

ob bei Jag btr oon ben Sangen, 
$u So« bed iqalS, ba* SHot fic ftafjl! 

35om Alpenglühen jur — fclpenrofe! $ur Stlpenrofe, bte niajt oerglücjt, 
bie lange nidjt oerblüt)t, bie bte fdjönfte ift oon allen; bie bu im Xljal nicf;t 
finbeft, bie auf bem &ute bes Surften jur SBcrräterin wirb. 

93ei ber „©ennerin §eimfef;r", ba werben oon it)r, bte man — wie fie 
oorwirft — ben ganzen langen ©ommer allein gelaffcn, bte Surften in ber 
SHunbe gegrüßt: 



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— 72 — 

9?ur einen unb ben fdjönftcn 
Den grüfet fic eben nid)t. 

STCidtf fdjeint e3 ihn $u grünten 
Unb lädjelnb Ififtt er'« gefd)cb/n! 
Gr l>at »oob,l auet) bic Sdjöne 
So lange nidjt gcfef)'n? 

Gr trägt ein grünes $üt(ein 
Umffiumt oon 9tofen btdjt, 
Gi fo!d)c ?(lpcnrofen, 
3m Jfjalc blütj'tt Tic nid)t. 

THc f/ roctBc ftofe", bic „reine", bie „mafeüofe", bic „taugefajmücfte" 
im ©djneegemanb am 3Korgenftraf)l gum $8lür/n erftanb, bie ba bebt, weil ein 
&aud) fic fdwn entfteUt unb ber im 93erüf,ren bie Srone entfällt, ber £)ia)ter 
faf> fic ftfwn einmal, wie Umt bauest, am Traualtar mit einem &tb »on magb* 
iidjem Sßau unb 

Die Stunbc war'«, bic fo fjciüg unb fjcljr 
9hir einmal fommt unb bann nidu meljr. 

GS blüfrt ja }o fcfjßn, fo f)olb, fo rein, 
9?ur eine, bie Ijciligftc Stunbe im Sein! 

£u ©rabrofe aber, bie bu rourjelft in ber toten ©cltebten #erjen8* 
fd?o§ unb au* if;re$ ewigen @d)Iafe$ $aud) jogft bie Äeime groß: 

Du faugeft ®Iut unb ScbenSfraft 
9(uö itjrcS ^erscnS 99lut, 
Sic gab ja ftreube ftctö unb Suft 
Unb giebfS nod), wenn fic ruf)t. 

Dein Sfidtcln unb bein Duften ftaljlft 
Unb fdjlürftcft bu au« ifjr, 
Ten roten Jtcld}, ben formteft bu 
9luö tbren SBaugen bir. 

Die $urpurbIKlter fogeft bu 
'Hui if)rcm füßen SRunb, 
Drum fmb fic aud) fo rot unb Unb, 
So buftig unb fo runb. 

Sie gab bir ölfittcr, garb' unb Duft, 
©ab ölut unb geben biv. 
SBotjcr bod) naljmft bie Dornen bu? 
Die rommcit nidjt oon tljr! 

SBiHrommcu benn unb bleibe mein! 
Senn .fcafi unb 9?adjt mir broljt, 
Grinn'rc midj bein ftlfunnwnfeld) 
?ln fiieb' unb SHorgcnrot. 

$m „Ickten iRittcr", wo ©rün<terapcrg unfern „wetdjen feibnen 



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3etten" ben 9J?ann in ftarrem (Er$ i>orfüljrt, ba fann et bodj nid)t umljin, 
£ljeuerbanf 2ßaj, als ifmt aus Äarl beS Äüfmen ÜWunbe ju £rier beim 
„golbnen ffiein" bic $unbe wirb bet fegenSreidjen SBerbtnbung ÖfterreidjS mit 
iBurgunb, p fdjitbern mit einem Hntltfc lädjelnb unb „t>on föofen teidjt 
umlaubt", unb orte bie falbe (Erbin »on 93urgunb, bic »ietgeliebte ©attin, 
bann, er nennt fte, ba ein Sinberpaar tyrem ©djojse erblüht, bie ÜNuttcrrof e 
unb bie swei Äinbtein bie töofenfnoSpen an einem «Stamm erglüht. 

S)en ^er^og Otto ben ftröf)lid)en, ben gelben im „Pfaffen c-om 
Stoltenberg", lä&t er t-om ©Ralfen SÖiganb jur ©eidjte hinausführen in« 
$reic: 

3>or betnem SMirf beiit fjcrrlid) Dieid), 
$ier betd)te bu gürft uon Cfterreid). 

unb SÖiganb pflüeft für jebe <5ünbe eine SRofe unb fefet bem $er$og julefet 
einen SHofenfrang aufs &aupt; biefen SRofenfranj foüc er beten! 

Dem unoerge&lidjen ftaifer $ofef will aber ÄnaftafiuS @rün auf 
feinem „©iener (Spaziergange", ba er eben r»or bem (£r$benfma( auf bem 
^ofefSplafce f>ält, eine 9tofe in bie #anb geben. 

9ltt bcin Olingen nad) bem ütdjte, all bcin 2(jun in erofter 3cit, 
©Ucb/S nid)t einer £xuib oon Gifcn, bic uns eine JRofc beut? 
Gin bcfjavrlid) ernftc« fliimpfen um ein morgenroteö ünnb? 
SJrum, o legt t()tn meid) bic Stofc in bic fyartc cf)'rne jpanb! 

Unb in ber „£)i)mne an ÖfterreiaV' ruft begeiftert ber ftretyeitsfänger 
ber „flüeftn Sluftrta" §u: 

tyrcib,cit prangt als Ijcil'gc üofuug über beinen ^riebcnS()uttcu, 

5reil)cit giftet auf allen Sönnern, bruntcr je bcin SSolf gefhitten, 

SBcffcr als* bic ^»ftnb* in Ueffeln taugen bir bic feffcllofcn, 

Sei'* ba« 2d)tucrt ber (Sdjladjt 31t fdmnngcn, fci'S ju pflüdcn gricbcuSrofcn. 

Unb wenn einmal bie „^reiljeit" ben föunbgang um bie Seit wirb boU* 
enbet Ijaben, bann wirb audj erfüllt fein, fo üoroerfünbet ($rün'9luersperg nad) 
^ropljctenart in ben „ftünf SDftern" bes „©djutt" fiegeSgewifc : 

Sfingft ftet)'n bic $>ö()'n umfaßt oon SHcbgcroinben, 
fittngft bliif)t ein diofcntiag auf ÖMgatlja; 
93ttt jefct ein 9JJunb ben <$rci$ ber 9iofc fünben, 
ftennt er gepaart SduraS unb Gtolgatfja; 

unb es 

. . ftcfjt baä ftreu^ inmitten ©lana unb 

9(uf öolgatf)a, glorreidi, bcbeutnngöfdjrocr: 

^erbedt ift'ö gan* »on feiner {Hofen $müe, 

üftngft ficljt üor SHoicn mau ba$ Äreuj nid)t mcfjr- 



JUs ft&in. 

L 

Sie &KHt um M OriMer SRoor. 

5£id)tqualmeitbe 9icbcl umfeud)ten 
Gin <J}fat)lbQugcrüftn>cvt im See 
Unb fern ob ber SBalbwübni* leuchten 
5)ic SUpen in ewigem Sdmec. 

®iefe (S(jara!teriftif bet ©generie, womit ber treff udje (Steffel feinem 
„^faljlmann" im „Gaudeamus" fo meiftertyaft ben Söoben beS SBirfenS fdjafft, 
»afct and) ooUlommen gut prägnanten ©djilberung ber ©jenerie beS Saibadjer 
üttoorbetfenS, ats auf bemfetben bie tyiefigen ^fa^lbauern if)r Qterüftwerf auf* 
gefdjtagen Ratten. <5ee unb ringsum SEBatbwübnis unb fem barüberljin bic 
Hilpert in ewigem ©dmee; fo fatj in jenen oorfnftorifdjen 3^ en au( § Wc 
„®egenb" aus, bie wir ljeute als baS „freunblia) lädjelnbe" Panorama Don 
tfaibadj oon ber ^erraffe beS einft ganj beforfteten, mitten innen fteljenben 
t'aibadjer (Sdjlofjberges bewunbern unb baS uns 3Jieiftcr <Simonp mit unoer* 
gänglidjem (Griffel abfonterfeit §at. Unb bie jatjllofen ^fäljle, weldje fyeute 
nadj Äufberfung ber ßaibadjer ^faljlbauanfieblung ju Jage geförbert werben, 
auf benen bie einfügen Häufungen ber ^fafylbauern ftanben, belehren uns 
über bie in ben ©albern um Saibad? oertreten gewefenen ^olaarten. £)efd>- 
mann fefreibt barüber wie folgt: (£s würben meift Saubrer oerwenbet, unb 
jwar nur 9iunbt)öljer (einige baoon 20 cm im SDurdmtcffer) ; oon ben .fwlj* 
gattungen finb oertreten: bie <£ia)e, Ulme, ©fd?e, (Sfpe, Rappel, (Srte (biefe 
alle oorwiegenb) ; bas 9iabelf)ol3 feltcncr; am beften erhalten jeigt ftd> bic 
ftityre; meift ganj ocrfault finb bie Söucfjenrefte. «ua? Utcnfilien jum £>aus* 
wefen finben fidj aus &0I3, fo Löffel aus ©iben^olj, Diäpfe (burdj §euer) 
aus fnorrigen (SidjcnauSroüdjfen auSgef>öf)lt ; ja fclbft ein ftinberfptcljeug, ein 
fletner Wadjen aus 9iabell)olj, würbe aus ber £iefe heraufgeholt. 



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— <0 



Die ehemaligen ffialbbeftänbc beS fcaibacher 9)iooreS erretten auch aus 
ben bis in uufcre Xage erhaltenen tarnen, bie gewiffe beute bereite ber Äultur 
$ugeführte attoraftparjellen im iBolfSmunbe führten. Der fleifcige, ^ciinatli^e 
Archäologe Üttüüncr ^at fie in feinem ausgezeichneten 93uche („Csmona") ge> 
treulich oerjeichnet. „Solche SBalbbeftanbe" — fagt er — „waren norbweft» 
lieh öon Sörunnborf: dobjo (Steineichengehölz) , borje (Sieferngehölge), pod 
germam (unter bem (Skbüfdje), jesenje (Ü£fchengehöl$e). 6ine flÄoraftparjelle 
öftlich oon ber (Einmünbung ber $§ca in bie Raibach, alfo mitten im Gebiete 
beS cor noch nicht langer Qtit beftanbenen UrmooreS h«fs* Jelovca (Xannen* 
gehölj) — ein SöcweiS, bafe noch bie heutigen Slooenen ben üJioraft als Kultur* 
Ianb fahen unb bajj er ftet) su fetner jüngftoergangenen ftorm erft im ilaufe 
biefes $aljrtaufenbs entwickelte." 

Nömifche Denffteine, bie man in ber (&egenb beS üttorafteS gefunben, 
weifen nicht feiten in ben ©fulpturen bie Sombolif beS Holzreichtums ber 
(Stätte, an ber fie errichtet würben, burch «bbilbung oon einer, zwei, auch 
brei Richten! 

Die halber beS Üaibacher Moores, bie fico in ihren legten tieften noch 
bis in unferc £cit erhalten haben unb als beren lefeter fliepräfentant ber 
unter ben Äugen unferer (Generation erft recht gelichtete „Stabtwalb" erfetjeint, 
boten ben bürgern Raibachs bie ^ahrhunbertc h« reichliches #olz als ©au* 
unb ^Brennmaterial. Unb fcfterreichs dürften fchüfeten in ihrer trabttionellen 
SWilbe unb ®crect)tigfeit bie ^Bürger biefeS wichtigen ©renjpoftenS gegen ben 
©üben unb ©üboften immer ganz nachbrüdlich in ber Ausübung beS $olzungS* 
rechtes in ben benachbarten ^orften. Das „^ßrioilegienbuch ber Stabt Raibach" 
bewahrt bie bicsbezüglidjen Dofumente. <So fchreibt £>crzog SBithelm oon 
öfterreich 1397 bem (trafen ^örmanu oon ßilli, feinem Hauptmann in ftrain : 
„2Bür empfehl bir ernftlich unb wollen, baS bu onfer SÖurger ju Imbach an 
ben ftorften unb Sßalben ^Jrenholj ohn all ^rrung laffeft nemen onb fueren, 
alt? be| uon alter mit gwonheit hetfhomen, onb auch als baS Derlcpcn ift, ba 
wir 'am negften gu fieobach fein gewefen, wan wir baS ernftlich meinen." 

<£rzh c W9 Srnft ber ©ferne, ber fo gerne auf bem £aibadjer Sc&IoBbergc 
refibierte, fehlichtet 1421 einen Streit ber £aibaa>r Bürger mit ben ienfeits 
beS ü)?orafteS begüterten Sluerfpcrgen au fünften ber „Vaibacher", inbem er 
beren altes 9lcct>t auf „fitedmng mit Zimmerholz onb ^renfjolz in ben äBälbcrn 
unb gemeinen, barumb fie mit ben chegenanten Äuerfpergern feffig waeren", 
betätigte. — Sein Nachfolger frerzog ftriebrid) (als Saifer ber Dritte feines 
Namens) mufete bie Vaibacher Bürger, namentlich bie „Äaufleutc" gegen bie 
oerfchiebenften „Neefereien" ber Nitter unb ihrer Pfleger in Schüfe nehmen unb 
oerbot u. a. auch bem i'anbeShauptmanne oon Ärain Stephan ättobrus ben 
^olgfehlag in bem ftorfte am Burgberge ju Satbach, ber mit in baS ftorftgebiet 
beS üHooreS einbezogen war unb zur Nufcung ben l'aibacbcr bürgern juftanb. 




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- 76 - 



SllS ber „Srbfeinb ber ©hriftenhett", ber alles würgenbe unb brennenbe 
üftoSltm mit feinen unaufhaltbaren 9tiefenf>eeren in unabläffigen Änftöjjen bura> 
Kroatien unb Unterfrain herauf immer öfter an baS fratnifdje Oberlanb brängte, 
um bura) unfere "Klpcnpäffe unb über Kärnten unb burcf)S ©aljburgifdje einen 
2Beg nach £cutfd)lanb $u finben, nach beffen reiben ©täbten es ihn gar fo 
gelüftete, ba war baS gutgelegene Raibach als 3entralmmft jenes SSefeftigungS* 
fpftemS oon flrain auSerfet)en, baS ber „lefete bitter'' Äaifer 2ttar I. mit feinem 
genialen SBeitblicfe entwarf, baS aber leiber lange, lange nach ihm erft ju 
halbwegs genügenber Ausführung fam. ftür bie üflaffe beS ^aliffabenwerfes, 
mit bem ©chlofj unb ©tabt Satbach gegen ben «nfturm ber dürfen bewehrt 
werben mufetc, geftattete aber Äaifer ÜKar bie Söenufcung beS benachbarten 
©ichenwalbeS, beS heutigen „©tabtwalbeS" auf bem Saibadjer 2Hoor. (1495 
SlugSburg 20. 2ftärs unb 1503 Etenftag nach Sß^ilippi unb ^acobi). Unb 
im Saufe beS 16. ^afjrhunberts, ba fich bie 㣟rfenoifiten" oon $ahr ju ftafjr 
mehrten unb fort unb fort an ber ©efeftigung ber ©tabt „geflitft" werben 
mufjte, ba warb bie ,$oljung" im ©tabtwalbe fdjwungfjaft betrieben; man 
fann fich leicht benfen, bafj auch nicht alles fd)önc ©ichenholj, baS ba aus bem 
herrlichen $orfte t)erauSwanberte, 3U ^3aliffabcn jugejimmert würbe, fonbern 
bafc gar Diele, »iele ©tämme fübwärts jogen nach ben ©eftaben ber blauen 
ilbria. 

(Schon 5U Anfang beS 17. ftähthunberts begegnen wir mehreren (Srläffen 
jur «Schonung beS ^orftes ber Saibacher SÖürger, beS grorftes auf bem öaibadjer 
-üWoor. £>och bie Slbftocfung en masse, bie im 16. ^ahrhunbert hier erfolgt 
war, wie bie um biefelbe 3«t am Äarfte mit ©chwung betriebene ©ntwalbung, 
liefe fich ba wie bort nicht mehr reparieren. ©0 fe^en wir benn heute bie 
Kälber beS Saibacher 3floores, bie einft fo mächtig waren, bis auf einen ganj 
fleinen unbebeutenben föcft, ben auch fdwn aufeerft burchfidjtigen ©tabtwalb, 
gänslich oerfdjwunben. 

£anf ben rüftigen Arbeiten beS üWoorfutturauSfchuffcS wirb aber baS 
Saibacher üftoor allmählich in ben ausgezeichneten Jhilturboben umgewanbelt 
unb oerbient heute fdjon mit töedjt ben tarnen einer „ÄornFammer SaibacbS". 
Unb wenn erft bie großen Arbeiten ber ©ntfumpfung, behufs berer unlängft 
eine eigene Enquete auSgejeidjnetfter Fachmänner beS $n* unb ÄuSlanbeS in 
Raibach tagte, burchgeführt fein werben, bann wirb bie banfbare Fachwelt 
baS große SBerbienft unferer patriottfehen 3ettgcnoffen um bie Äuttur bes 
k JD2ooreS oollenbs anerfennen. Äber auch fdjon bie SDlitwelt oerfagt nicht ben 
eifrigft ühätigen, beren unermüblichem SÖirfen bie enbliche Söfung ber großen 
febon im 16. ^ahrtjunbert angebahnten Frage ber 9Hoorentfumfcfung ju banfen 
ift, bie wohloerbiente Mnerfennung! 

£>er „Stabtwalb", biefer „lefcte 9ftohtfaner" ber einftigen föiefenwat- 
bungen beS Saibacher 3)?ooreS, bilbete im 18. ftahrhunberte unb junt Xeil noa> 



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— i i — 

in „unferem 93ormätj" ben Summelplafe oon SBolfsfeften unb 9$olfSbelufti* 
jungen aller «rt. ^nSbefonbere bei ben einft fo beliebten „^Baff erfaßten bet 
Satba^et philljarmomfchen OJefellfchaft" (gegrünbet 1702) war ber „Stabtwalb" 
mit feinen „bieten ©Ratten", feinen läufigen Spiel* unb Schmaajtpläfechen, 
mit feinen größeren Sichtungen, wo ganje (SVefcÜfc^aftcn fidj lagern unb bei 
mitgebrachter Spcife unb £ranf uub ben klängen ber ÜRufiftr)örc ergoßen 
tonnten, ein beliebter $lafe jur Äbljaltung beS ,$eftmahtes". fta felbft heute 
nodj ift ber ben £aibachew ans £>er$ gewachfene Stabtwalb ein SieblingS* 
fpajiergang int (Sommer unb UBinter. $m Sommer bietet er ftellenweifc 
nodj ganj erflecflichen ©Ratten unb geleitet gu ben renommierten „SÖirt* 
fdjaften" beS (tnswifchen oerftorbenen) „groben ftranjl" unb beS SBobencef, 
tuo man betberorts mit »or^üglicher nationaler Stücke unb nationalem Ürunf, 
r)errliä) buftenbem traten, äufjerft fehmaefljaften £)ü(jnern, mit lanbeSübliäVm 
3Bei§brot, fuperben „Srainerwürften" unb äJJarweut („övicek") trefflich be* 
trient wirb unb wo felbft ber nid)t ganj mit SRecfjt fo genannte „grobe ftranal" 
fidj als ein guter, umgänglicher ÜMann erwies ; man mujjte nur feine Langmut 
auf feine $u arge $robe fteüen, benn fnorrig toar fein SGßefen in etwas, wie 
bie alten (Siefen beS StabtwalbeS es waren, beren nod) weit mehr, als heute 
$u finben, baS «uge beS bieberen ©irteS einft gefehen. 

Des üöinters geleitet uns ber SBeg in unb aus bem Stabtmalbe an 
bem fog. „Äern" oorbei, bem ©Slaufplafee Raibachs su, wo eine anfehnliche 
$lä<he beS ©iefengrunbes unter SBaffer gefefet wirb, bamit Raibachs „Schöne" 
tiefem mobernften Sporte hulbigen fönnen unb ihnen jur Seite bie männliche 
^ugenb. £er waefere ©roBinbuftriellc unb geuerwehrhauptmann £>r. ftranj 
Ütoberlet, felbft ber erfahrende (SiSfportSman, §at fid) um bie §ebung bes 
<SiöfporteS unb bie üBerfd)önerung beS ©islaufplafceS in erfter &nie ^oc^Der" 
btent gemalt. Slud) hier auf bem „$em", wo heute „fpiegelglatt" unb „eben" 
ba« tfeben hingleitet, war einft SBalb beS Öaibadjer üWooreS; auch h*er häuften 
<inft bie „^faljlbauern"! 



II. 

$er „JRarttieto" not feine ecMtftte. 

(1886.) 



®ie frainifchc Sanbfchaft hat bie bisher beftanbene SKfcinbaufdmle in 
Slap bei ©ippad) (in ^nnerfrain) aufgehoben unb an beren Statt in einem 
anbeten SanbeSteile, in Unterfratn, eine neue ©ein- unb Cbftbaufcbule errichtet. 



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— 78 - 



i'ofale für bie bcr 33crbefferung unb 3?ereblung unfercr beim 
frainifcfjen Seine unb bem Unterridite im allgemeinen jiuccfbienttcfier erf< 
neue @^ule auf bem SBoben ber mit Seinbau gefegneten, alten „n? 
s JÖfarf", bem heutigen Untcrfrain, würbe ba3 r>or$üglirf> fintierte ©ut 0 
(floo. Q&erm) bei üRubolfömert auserfeben. 

Jiadjbcm bie nötigften ftbaptirungSarbeiten rollenbet werben, f 
19. Siooember 1886 bie Eröffnung btefer neuen V'anbeSanftalt un! 
$af)lrettf)er Beteiligung unb in feierlicher Seife ftatt. 

©5 mag uns aus Stnlafj biefeS für baä ganje Seinbau treibenbe l 
Untcrlanb, baS fttf>, nebenbei bemerft, eben angefidjts ber nun em 
Angriff genommenen ftrage ber Unterfrainer (£ifenbat)n, ben fdjönften £)oj 
in lanb* unb oolteroirtfcbaftlicber ^öc^ie^ung Eingibt, gefüttet fein, 
buret) bie neue ©djule einer gan3 neuen @ntn?itfelung§pt)afe entgeget 
Öanbeöprobuft, ben fdwn feit ftafyrbunberten als beliebter „£)au$tru 
felbft als £>anbel$artifel befannten „Üttarvoein", in gefa)i£t)tlia)em ©in 
juroeifen. 

* 

©in £anb, wo iHcbcnlnigcl 
3n $radn unb &üllc ftefj'n 
Unb linbc 3cpbtiräflugcl 
Um rcidjc £>almc lucfj'n. 
Tai iJanb am Sawcftromc, 
Tai mand)cn 93or,yig tfil)lt, 
3ft unter GtotteS Xomc 
Tai leflte nidtf bcr Seit! 

©o apoftrorfnert ein bcimatliaVr, patriotiferjer Diopter ba£ feböne Un 
oon bem bie neuere ©efcbidjtsforfdmng, banf ben raftlofen Untcrfucbur 
£>errn ^ranj ©ebumi, jur (Soibenj naebgeroiefen f)at, ba$ e3 bie alte „t 
2ttarf" fei. 

Unb biefe alte „roinbifdje tDJarf", fie r)atte fd)on in ben früt)eftei 
fultureüer Crntroicfelung einen anfcfmltAen Seiubau auf^uroeifen; ja f< 
1177 fommt ber „viuum Marchianum" urfunblid) oor. (ftrajiD für | 
funbe oon ©dmmi II. 1. p. 13.) 

„So fein ©ein — fagt ber (Sfyronift — , ba ift feine ftreub« 
mag benn Untcrfrain fieb glücffclig aebten, oor melen anberen Vanbfcba 
feinen Seinroucb«! fyaben, benn biefeö jroeite fünftel bc3 ÖanbeS Ärain 
Scinbergc eine grofee iDicnge unb alfo feinen §ug, bieäfaüö fict) eines i 
an ^reube ju beflagcn. „£odj Übergrößen manebe ($egenb bie an* 
bem Seimoadjfc. $n etlichen Seingebirgen faben nur tljrer 40 
ober 100 Parteien ifjrcn Sein, in etltcr)cn aber tljrer mef)r." ©o b 
berr oon SBaloafor in feiner „(Sfyre be§ .perjogtumS Ärain" oom $ar/i 



Dodj 6li<fen wir nod) einige Slugenblitfe in frühere Tage ^urürf, bis wir 
an ber $anb fpäterer $lufaetd)nungen weiter oorgef>en : ÄuS bem ^a^re 1432 
liegt eine ^reistabelle ber Lebensmittel oor unb in berfelben figuriert ber üftar* 
wein, baS Viertel" mit 9 fr., wäljrenb ein ©aurnb ©ippadjer, b. i. beS 
heften ©eine« fooiel als ein föofe tragen famt, 8 Öiber (1 üljaler) foftete. 
$n ber „Orbnung ber SWal^eiten unb ©einfd)änfen", weld)e bie frainifdje 
S*anbfd)aft 1456 erliefe, ift ber ÜRardjroein per alte ÜJZafe mit 3 fr. angefefet, 
unb 1609 foftete nad? ber „neuen ^JreiSorbnung" baS „SBiertel" beS „beften 
ÜIRardjweineS" 6 fr. (2anbfd)aftlid)eS 9lrd)to in gaibad).) 

£>er SHardjwein ober üRarwcin, ber rote unb ber weifee, beibe wegen 
ihrer angenehmen, bei (Gewohnheit anregenben ©äure, ihres aufheiternben 
SBefenS bei abfoluter Unfd)äblid)feit, ja wegen i^reö bie (Sfefunbljeit förbemben 
©efenS feit ben älteften 3«*en im Lanbe hod)beliebt, eignen fid) bei nötiger 
93ehanblung gar fefjr jur SSereblung, unb wirb feiner £cit bie ÜKarfe beS 
Unterfrainer als „Tafelwein" gewiß ebenfo über bie ©renken ÄrainS hinaus 
gangbar werben, wie im Mittelalter cinft ber „©ippadjer" oon ben Gittern 
auf ihren ßügen ins „heibntfdje ^reufeenlanb" mitgenommen würbe, als gar 
föftlia>r ©ein, ber im Vereine mit ben cbelften «Sorten oon ilmen getrunfen 
würbe. ($eter ©udjenwirt, Okbia^te.) 

53iS gum Qfa^re 1569 war aud) in ber LanbeShauptftabt ÄrainS nur 
©ippadjer unb ©älifdjer ©ein „gefdjenft" worben, ba aber um bas genannte 
Sfafjr bie ©einreben in ftxiaul unb ftftrien burd) ben oenetianifaxn Ärieg 
„oöttig ruinirt unb oerberbt worben'', „fo ift alliier ber sDtordjmein in ©d)wung 
gelommcn, bis er mittler $tit?' — fagt bie iWotia aus ber ÜRitte beS 17. 
S^ujrfmnbertcs — „für ben beften ©peifewein erfunben worben/' (üttanuffript 
im fiäbtifdjen Ärdnoe in ßaibad).) 

Unb nod) ^eute eriftiert baS (StofthauS, in weitem 1569 in Stoibad) 
ber erfte 9ftard)wein ausgefdjenft würbe, nämlid) auf bem „alten ÜJiaTfte", 
©t. ftafobsplafe i)ir. 11 ($auS $alufa); baS §auS gehörte bamals „bem ftifdjer", 
unb gum BuSfdjanfe bradjte ben üftardjmein als erfter in Saibad) ber „tftothS' 
herr unb fümehme ©irth" #err 9J. Nürnberger. 

©innen einem ^ahrhunberte mar er, wie erwähnt, als befter Tafelwein 
hierorts erfannt, unb SSaloafor befdjäftigte fid), als er bie Topographie »on 
tfrain anfertigte, eingehenb mit bem „©tubium" ber ÜHardjweine. 

(Sr führt bann aud) in feiner S3cfd)reibung oon ben „©einbergen in 
Unterfrain" nahezu ein halbes §unbert oon namhaften (SrjeugungSorten an, 
bie nod) ^cutc jum größten Teile ihr Renommee behauptet haben. 

©ehen wir feine Diesbezügliche „©cinfarte" nad). 

fdpeibt: «purnigberg C,guter ©ein"), ©ujfaberg bei 2lrcb („über* 
aus guter ©ein"), £>ürenberg („ber nid)t &u »crad)ten"), Gaberska gora 
(„flar unb weife wie ©affer"), (ätoüifabcrg bei Thurn am &art („gute 



Xraube"), ®ertfä)berg bei SUtenburg („ber rote fe^r belifat"), ©ol 
gut")» Grimberg („nichts für ben £urft"), Callenberg („guter ©eh 
fooej bei s )taffenfufj unb Ü)tenifcc»oberg bei $lmrn am £>art („laffen fid) 
s J)?ilfcbcrg bei ÄlingenfelS („ber redete $einb ber Eraurigfeit"), 1 
gora („wirft gar gute Irauben in bie SÖuttcn"), aJiurerje jroifccicn ©t. 
unb 9iatt)fd)ac^ („fdjarfer ©ein"), beSgleicben s JJagomilat) unb iNaraun 
gora („beweinet biaj mit einem guten unb Haren föebenfaft unb m 
mad>enben Xfyräncn"), ein anberer s Jiooagora („glcic^faÜS guter ©ein" 
berg („jiemlicb gut betraubelt"), Patina bei ftleinlad} („gefunber ©ei 
grabam bei ©djäfenberg („frifeber Sein"), ^rtnSfauo unb ©euna 
flarer Xrunf"), ©teinberg bei SRattfdjadj („guter t'öfajtrunf für ben 
©tottberg bei ©einf)of („füßer unb ftarfer ©ein"), ©tottberg bei 
(„oon jiemlicber ©üte"), ©ternte^ bei ^Jeuborf („im ©ommer gut 3 
etwas fauer"), ©trafa?aperg (©trafcfc;a bei SRubotfSwcrtfy , ber Gnb 
projezierten ßinie ber Untcrfraincr (Sifcnbalm) („ein grojj ©eingeb 
wädjft ein reblicfyer Xrunf ©eins, ber gut unb ftarf ift"), Xelfdjberc 
guter roter ©ein"), 9fauratetj bei ©agensberg („frifdj unb flar, 
Dürft"), 23iueoer() bei fliubolfSwcrtf) („ein grojj ©eingebirge, föft 
©ein"), ©einperg 3wifa)cn ftodjftrafj unb i'anbftrafj („oortrefflidjei 
©agenberg unb !i5eternif („guter frifdjer ©ein"), Desgleichen Ufobilalj I 
am £mrt unb gleiches Wufymc* Ufrofarid?, UranSfu bei ©t. fliuppreef 
frifa?er ©peismein"), ©otnif bei üHubolfSwcrtfy („guter ^Töltgmadi 
SDZöttlinger unb Xfcfyernemblcr ©eine nennt ber eble ^reifjerr ai 
©teile feineö trefflichen SüudjcS: „föftlia) ftarf e ©eine, welche bcnjei 
ifyncn ju oiel trauen unb aüju beftänbig an ifynen beharren, auf b 
gar un beftänbig machen". 

Den Ort aber, an bem foeben bie neue ©einbaufdmle erridj 
baS Q£>ut ^>ta\H>ti\, für)rt uns 3$aloafor in feinem ©cblöfferbucbc mit eil 
Äbbilbung oor, auf ber reebts jur ©eiten mir ben com bamaliger 
einem ^reifyerro oon ÜJtorbajt, angelegten, moljlummaucrtcn ©ei 
bliefen; aud) ber ©einfyütcr ift nid?t oergeffen, mir fefyen if)n in ooü" 
tljätigfeit im beften £auffä)rittc fyintcr einem föebenbiebc Ijer, fwet? in ber 
Diesten ben ©toef fcfywingenb, wäfjrenb oon bem 9)?cierlwftl)ore aus, g 
auf fein ©pajierrofyr geftüfct, ber ©cblofjljerr bem G^efutionSafte feir 
Dieners gemäa)licc> jufieljt. 

„35on bem ©cbloffe — rü^mt fajou iöaloafor — fyat man e 
gleichet» fcfyöneS ÄuSfe^en abfonberlidj in bie ©tabt iHubolfSwertfj, 
tyiaii man Ijineinfcfjeu fann." „Ueberbies — fäfjrt er in feiner © 
biefeS 23efi^tumeS fort — giebt e« im ©cbloffe eine luftige (ftatfl 
trefflieb, fd?bnc Limmer, tfyeilS mit ü)ialcrei, tfyeilS mit (StypSwerf 
fauber auSgema*t, ingleiajen einen jiemlia) großen £>of ober tylc 



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- 81 - 



ätteifte f)at bcr jefcige Inhaber ausgeführt unb jugcrid)tet. (gleichwie et 
aud) 1685 jwei 93üd)fcnftt)u§ weit Dem <2ct)lojj auf feinem eigenen ®runb unb 
SÖoben ©ott 5U (J^ren baS ^eilige ®rab mit ben baju gehörigen Stationen 
hat aufbauen laffen/' Da biefes (Scbtofj nun bie SGBeinbaufajute beherbergt, 
fo lä&t fta) annehmen, ba§ biefe wohl recht gut untergebracht unb mit febr 
frönen Räumen bebac&t würbe. 



III. 

t>a« ©tcr dt ftwi* 

SBaren ba3 glüefliche 3riten, in benen auch in Strain faft in jebem $aufc 
ber SSebarf an ©ier felbft gebraut würbe! 

üDad war im Mittelalter ber %aü. Denn nid)t erft im 17. Sah*' 
hunberte, wie man e$ in manchem gebrueften SBudje über Srain lieft, mürben 
in biefem leite £>fterreichS bie jur ©ierbercitung bienlid)cn Materialien oolfs* 
vnirtfdjaftlid) »erwertet, fonbem auch tytx würbe febon 3af>rhunberte früher bie 
^Bierbrauerei eingeführt unb baS SSiertrinfen waefer geübt 

3ft fd)on bie 93orau§fefeung nicht ungerechtfertigt, bafj ßatfer Sari ber 
©rofce auf feinen 9Jicicrr)öfcn in Strain in SÖifcboflact unb in SßelbeS, begünftigt 
bura) bie fruchtbaren Sßerhältniffe beS h^Uchcn frainifc^en CberlanbeS, bie 
^Bierbrauerei inftallierte, er, ber ja befanntlich felbft SBorfcbriften jur SBier* 
bereitung erlaffen §at, ift, fagen wir, biefe SBorauSfcfeung nicht ungerechtfertigt, 
fo ift anberfeits urfunblich nachweisbar, baß fchon um 1160 in Ärain oon ben 
„Untertanen" SBier al« folcbeS als „Abgabe" an bie oorgefefcte herrfchaftliche 
SDbrigteit oerabreicht würbe, wa§ bie (Srjeugung beS 93icrc$ in ben Käufern 
ber Untcrthanen in fia? fchliefjt. <£§ liegt nämlich in $rof. föitter o. 3abn3 
Dortrefflichcm muftergültigen Codex dipl. Austr. Fris. (III. p. 12—14) ein 
Urbaroerjcichnis bcr ^reiftngifchen ©eftfcungcn ju £acf, Teichting, ©afnij, 
3ieufäfj (®obcsiee), fiängcnfelb, ^öllanb unb SHatefiborf (9teteöe), bann ber ßärnt* 
ner, SBapern unb <5laocn ber ^errfdjaft oor. Diefcö SSeraeidmiS befagt oon ten 
20 $uben bei SReteöe unb ©obcsiöe audbrücf lieh , baß »on jeber einzelnen 
6 Urnen 93ier gereicht werben. 1 ) (£3 ift alfo cervisia (SÖtcr) auäbrücflich 
unb urfunblich um 1160 in Ärain genannt. 

Unter ben Gleichungen ber Unter thanen finben fich weiter fo unb fo oicl 
©cheffei #opfen, bann Sßeijen (triticum), #afer (avena); mit ÜKalj würben 
oter Wlaxl Abgabe bejaht. 

1) Adhuc supereunt uiginti höbe apud Ratesidorf et Nivaaze que singulo soluunt 
sex urnas ooroisie. 

t>. Habic», Ca«*tmrt|(twftlut?« KuImrWß>n. 6 



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Seijen unb #afet waren bie ©eftanbteile, bie pt 3ietbrauerct in Ärain 
in biefen frühen Qeitm unb nodj lange l)in gut SUerwenb ng lauten, ©abreibt 
bod) nodj berftretyerr oon 93aloafor (1689): „(£s wirb aleidjfallS bei uns in 
(Srain aus bem SBeifcen ein gute« ©ter gebrauet: wiew l au« lauter ©ciien 
nur allein ju 8aöbadj unb fonft nirgenbs. 3u Srain mrg unb ^eumarftl 
brauet man baS aus ©eigen unb $abern jugleia), ober < &er au« (Serften unb 
§abern. Äußerbem wirb in (£rain nirgendswo 93ier getrauet; audj aus bem 
©eigen außer iefctgemelbten brei ©aäjen (SÖrob, ©tärfe ui b Söier) weiter niits 
bei uns gemaajt." 

3n ©ifc&oflad, ber .£errfdjaft ber ftreiftnger Sifoöfe, waren noa) im 
14. Saljrfyunbert bie £>auSbrauereten fe^r ftarf gewefen u ib man finbet in ber 
genannten Ouelle bei "profeffor oon 3^" wieberljolt bie s - Sierabgaben erwähnt: 
1315 IUI quartale cervisia vasa. 1321, IUI vasa cuii cervisia, I leytvas 
cum cervisia, X lagene pro cervisia, 1321 item cervisie LVIII. redemer. 

üDodj Ijtelt fid) bie ©ierbereitung in firain meljr c.uf baS Dberlanb be* 
f^ränft, einmal weil fjier ber beutfdje fränfifaVbaorifdje ©inffoß oorfjerrfdjenb 
war, anberfeits weil baS Unterlanb reidj an SBeingebirgen, ben bafelbft gum 
£>auStrunf nötigen ©ein in £ülle unb |^ülle f penbete, gleidjwie ber Snner* 
frainer ©oben burdj ben im ©ippadjer £fjal wadjfenben, im ÜRittelalter 
oielfadj in bie fernften l'dnber exportierten „©ippadjer ©ein" reidjlia) oer* 
feljen war. 

(Einen eigenen 23ierauSftt)anf finben wir im SanbtagSprotofolle oon 1653, 
als in Ärainburg errietet, oergeidmet; eS fdjeint fomit bis bafftn baS 93ier 
in ben Käufern ber ©täbte unb fces flauen SanbeS nur gu eigenem @ebraua>c 
gebient gu fjafcen. 3u Moafor's 3eiten aber fajetnt f$on au<§ ber ©erfanb 
bes ©ieres in Übung gewefen gu fein, benn in feinem Öobgefang auf bie ober* 
frainifä)en ©älbcr fitytt er beten Diufcen audj für bie Bereitung ber ©ein- 
unb ©ierfäffer an famt allerlei anberem Ijölgernen ®efdurr, baS befanntlid) 
feit frühen fttitm einen anfeljnlidjen (Srportartifel unfereS tfanbeS bilbet. 

Die fiaoalicre liefen fidj gang befonbers gutes 23ier bereiten; bieS be< 
geugt eine im „ftürftenljofc" ber Sluerspcrge in Saibaa) erliegenbe Slpottyefcr* 
redmung oon 1671, worin angemerft erfdjeint, ba§, wie ber ftodj <©r. ©ig. 
bes |)erm ©rafen ©olf Engelbert oon Sluersperg aus bem ÜDominif Ämaborw 
Slpotljefe u. a. bie Sapaunfulg mit 40 fr., fo bet Mermeifter bie 3ngrebiengicn 
gu bem ©ier, „wie es |perr 33orri orbiniert", gu 3 fl. 30 ft. belogen Ijabc. 

£)ie 3efuiten in Kärnten begannen 1677 in ^örtfdjaa) (intern bamaligen 
söefifetume) SBter gu btaucn, wooon fie fidj> nad> einet 'Diotig in bet ©tubten- 
bibltotfyef in Slagenfurt iäfyrlidj 150—200 fl. Mu%m oetfptaa^cn. ©S fd)eint, 
bajj biefe Sörauerci bet Äamtner 3efuiten lufratio würbe, benn wenige Safyre 
fpäter (um 1680) etablierten bie Öaibadjer 3efuiten, naa> einer £)anbfdjrift ber 
^ofbtbliot^ef, auf intern ©ommetfO)loffe Saltenbtunn bei ^aibaa} gleichfalls eine 



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- 83 - 



daueret, bic jebody Baloafor nidjt anführt, trofcbem er barum mujjte gewußt 
Ijaben. 

Um bie 2Wüte bes oorigen Saljrljunberts gab eS in fiaibaa) betritt mehrere 
anfel)nlid)e Brauereien, fo fd)on »or 1760 bie Bierbrauerei beim fllbfjl in ber 
Xfjeatergaffe, Ijeute bem $errn ©eorg Sluer gehörig, beffen ©rofjonfel in bem 
genannten Safyre nad) Caibad) fam unb beim „fd)waraen Bären" eine Brauerei 
einrid)tete. 3m 3af)re 1763 gab eS in %a\bad) 7 Bierbrauereien mit 5 „(SJefetten", 
weld)e 63V 2 3entner itllänbifd)er ©erfte, $ofcfen unb SDialj belogen; fic Der* 
arbeiteten baoon 31 1 / 2 Rentner ju 115000 attafj Bier, weld)c im Öanbc ab* 
gefefct würben. 1 ) 

£>er Bierbrauer 2D2atf)iaS *ißranbl fd)eint fid) fein <5ümmd)en ins Xrotfene 
gebracht $u Ijaben, benn er lebte am Äbenbe feines Gebens als ^Jrioatier unb 
wohnte in einem gräflidjen #aufe. 2Bir begegnen nämlid) im „Saibad)er ©od)ent* 
lidjen £unbfd)aftsblatte" oon 1775 in ber Sotenlifte ber ÜRitteilung: 1775, 
25. £eaember 2)iatf)iaS ^ranbt, gewefter bürgert. Bierbrauer, ©ittiber, auf bem 
neuen SRartt föeute MuerSpergoIafe) im ©raf Xtyurnfd)en #aufe $r. 345, alt 84 
3af)re! — 3n bem eben genannten #unbfd)aftsblatte, bem Organ ber ©cfeüfd)aft 
beS SWerbaues unb ber nüfclid)en Äünfte (ber heutigen f. f. Sanbwirtfdjafts* 
gefellfdjaft für Srain), unb jwar im Safyrgange 1776, wirb ber Bierbrauerei 
baS Hugenmerf jugeroenbet unb für biefelbe bie englifd)e ©erfte empfohlen. 

£en SDfangel an Änbau oon ©erfte in Srain faty ber töeifenbe ^ermann 
(1780) als ben ©runb bafür an, bafe „ba aud) nid)t fo mcl Bier gebraut wirb 
als anberwärts". „Snjwifdjen", rüf)mt er weiter, „braut man bod) in %a\ba$ 
unb Äramburg ein fefjr gutes Bier." 

$>ie ®üte beS £aibad)er Bieren wußte man jur fttit aud) außerhalb 
SrainS ju fdjäfcen, unb es fd)reibt Dr. %. ÜWusotg, ein ®ör3er Slrjt, in feinem 
Bud)e über baS ©örjer SUima 1781: „Cerevisia hic non paratur, adfertur 
tarnen labaco et a Germanis potatur", worauf benn fyeroorgefyt, ba§ ®ör$ 
um biefc 3"* ' cmc Bierbrauerei befaß/ ba§ baS Bier baljin oon Saibad) gc* 
bradjt würbe, unb bajj es oorneljmtid) bie Deutfd)en in <5tör$ waren, bic bem 
aus Ärain importierten öfarftenfaftc fjulbigten. 

|)eute jäfylt mau in \^aibad) brei Bierbrauereien, unb jwcir bic große Bierfabrif 
ber ©ebrüber SoSler, bic ifyre ©rgeugniffe weit überS 3Kcer oerfenbet unb nament* 
lid) burd) bie oom Braumeiftcr S ,H. Offner, einen gebürtigen Bauer eingeführten 
Berbefferungen if>r Bierrcnommec bebeutenb err)ör)t ficfjt, ferner bie Brauereien 
oon &uer unb ^erlcS, in beren Biergärten in ber ©tabt felbft „ganj l'aibadj" unb 
bie ^remben fid) mit Borlicbe einfinben. 3tuperbem werben in ben jaljlrcicben 
©aftf)äufern in ber Stabt i'aibad) eine Kn^i anbercr Biere gefd)enft, baoon am 
bcliebteften baS ^ilfcner, bas ®ra$cr Scbrciner, baS (Srajer 3aoeler unb oon 

^fll. mein: 9Rarta IfKrcfia unb bnö i'onb Äroin p. 65. 

6* 




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frainifdien ^Bieren ba3 ©tcr oon Üftann3burg be§ £>errn ©tare, beffen i 
fyauSgarten in 2ttann§burg (üWarft n. ö. oon &tibad) gegen <©tabt ©tein) 
beliebten ©ommerauSflug ber l'atbadier bitbet. 



IV. 

Wnt ^forftinftruftion Hott 1650. 

2)a3 nod) fjeute roälbcrreid)e Ärain, baS in forftlid)er ^ejie^ung 
oon Iroljein ^ntereffe war, erfreute fid) ton ©eiten ber faif. 9tcgicruiu 
ber rcgften Dbforge für bic SBeroafyrung unb iöefyütung feine« ftorftfi 
Unb wie fyeute baS f. f. fctferbauminifterium bemüht ift, ben ftorftint 
ftrainS in beftmöglidjer SBetfc fltedmung ju tragen, fo gefcbar) bie3 aud) 
Sagen ber fog. SanbeSautonomie, im 16. unb 17. Safyrfjunberte, roo bie fai 
©eroalt gegenüber oerfdjiebenen Äfpirattonen auf 93eftfc unb ©d)äbigui 
SEBälber mit aller 3J?act)t unb Äraft einfdjreiten mujjte. 

©3 liegt mir in einer .£)anbfcbrift ber f. f. ©tubienbibliotljef in Saüx 
faiferlid)er s ?lft aus bem 17. $af)rf)unbert oor, ber geeignet erfdjeint, einen 
©nblitf in bie ftorftoerfyältnifie WrainS in jener 3eit $u gcroätjren, bej. ju er 

tiefer Äft ift bie oom Äaifer g-erbinanb erlaffene £)ienftinftrufti 
£>an3 ftafob ©all, ,/ißerg* unb ftorftmeifter in Sfrain" ddo. ffiten, 10. 2)iai 

3d) werbe biefe Snftruftion au^ugärocife l)ier roiebergeben, mu| 
ber größeren Deutlidjfeit roegen Don roörtlid)en Einführungen im aüge: 
abfegen unb roerbe fold)e nur bann beibringen, wenn fie $ur (Sljaral 
be3 ©egenftanbeS, roie ber (Sntftefmiigögett be3 2lfte3 rocfentlid) beitragen 

Äu§ bem Eingänge erhellt, bas £>an§ ftafeb ©all 1650 DOM 
gu feinem SÖerg- unb ^orftmeiftcr im gangen ^ürftentum Srain beftellt 
unb nun fold)e3 Slmt oerrtebten follte. 

3u bem Gube einer gcbeifjlicben £f)ätigfcit besfelben roäre, roie ber 
felbft fycroorljebt, e£ roofyl notroenbig geroefeu, bafj ber faif. SLUlbban 
feinem ©ebiet unb ©renken ((Sonfinen) genau benannt unb ausfinbig g 
roürbe, „bieroeil aber bie geroiffe 5Md)reibung beöfelben allererft gugero. 
fo' foll fid) ber ftorftmeifter betreffs ber i'age unb ?lu$bef)nung ber faif. 
unb be$ faif. SBilbbanneö , barunter aud) insbefenbere bafl l'aibadjer 3 
oerftefyen fei, nad) bem £)crfommcn ridjtcn. 

Snnerljalb beöfelben foll er niemanbem geftatten, roeber ÜHot. 
©dnuargroilo, aud) nid)t ©emfen, .£)afen, "Dietger unb „flntoügcl" gu jag 
fangen, gu fduefjen ober mit anberen gcfäf)rlid)cn 3urid)tungen ober ,,©rub 
befd)äbigcn; faif. ©träfe unb Uugnabc folle ben £>aiuibcrfyanbelnben treffen. 



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— 85 — 



ftorfrmeifter foü meintest neben flei§igcr SSehütung unb „(Srjigetung" (®roB* 
jiehung) bes SilbbretS alle $ab>e ju bestimmter ftrtft oerläBliche v^pejififationen 
ber 3- & $offammer un& **m 3 Dberften 3ägermeifteramt einfenbcn, 
was an 8tot* unb <5cb>araroilb in bcn faif. ftorften in Ärain oorhanben fei. 

Senn ein Prälat ober „einer com «bei'" bie ©ebote betreffs beS 
Silbbanne« übertreten b>t, fo b>t ber ^orftmeifter tb>en sujuf abreiben unb 
fic gütlich p erfudjen, foldjen Unfug p laffen; wenn bieS nichts nüfct, bann 
möge er bie Sache an ben äDberftjägeTmeifter 3<>h- Änton ©rafen Ib^ann^aufeu 
berieten, ber bann bas ©eitere oeranlaffeu, eventuell bie Angelegenheit an bie 
.£)offammer ober an ihn (ben Äaifer) felbft gelangen laffen n>erbe. 

Senn aber — l/eißt es weiter — SBürger, dauern ober gemeine ^erfonen 
wiber baö (Sebot hobeln, fo foll er (ber ^orftmeifter) fic burch iljre (Sfrunb* 
obrigfeit oor fia) begehren unb biefelben bann nach Slrt ihrer Übertretung mit 
33orwiffcn ihrer ©runbobrigfeit gebüt>renberma$en beftrafen, es foll aber lefeterer 
ober beren Pflegern geftattet fein, bei biefer Unterfudjung unb S3eftrafung $u 
interoenieren. 

Slucb barauf fei wohl ju merfen, bas niemanb ein „gefchäbigtes' ober 
gefälltes Silbbret" aufgebe ober hinwegführe, baSfelbe müffe an Ort unb ©teile 
liegen bleiben, wenn es gleich oerbürbe; für baS Segtragen unb 2Jerb>imlia?en 
fei eine „ätemliche ©elbftrafe" ju erlegen. 

£)ie 3Jiacht, &u {trafen, b>* nur ber ^orftmeifter unb fein §err, feine 
©runt' ober anbere Cbrigfeit, barunter bie Silbbretfcbüfeen ober 93efa)äbiger 
betreten werben. 

v #on ber (^elbftrafe, bie ber ^orftmeiftcr bifttert, foll er bem ftorftfnecht 
ober bem jenigen, ber bcn Ifjäter $uerft befannt giebt, ben oierten Pfennig 
reiben, ben britten Pfennig foll er für feine 3Jiü§e, Soft unb 3*hning behalten, 
bie „$wei anberen Steile aber ftratfs mit ÄuSgang jeber ^ab,resfrift orbentlicb, 
oerreebnen unb ben Oieft bar in baS $ofpfcnntgamt erlegen". 

93ei Skrluft feines SDienfteS wirb bem Jorftmeiftcr anbefohlen, in ben 
faif. gorften unb Sälbern „fein ©eTeuth" machen ju laffen. 

®r foll ferner fleißig aufmerfen, baß bie „beftellten ftorftner" unb $orft* 
fnedjte ihre £>ienfte unb Verwaltungen fleißig unb getreulich ©errichten, „bie 
Sülsen" bem Silbbret alle Sabje flüffig matten unb barauf achthaben, bafe 
oon ben angren^enben 93efifcern feine Suljen ben Suljen in ben faif. g-orften $u 
nab^e gefdjlagen werben. Sei ein ftorftner ober ^orftfnecht unfleifcig, fo foll ber 
ftorftmeifter benfelben mit SBorwiffcn beS CberftiägermeifterS abfegen unb einen 
anberen tauglichen mit @utb>ißung (9iarififation) beS OberftiägermeifterS anftellen. 

Strenge lauten weiter bie 93efef>le betreffs Schonung ber Sälber. 

SMe^nftruftion macht bem ftorftmeifter jur Pflicht, auf alle „unfere 
ftörfte, Sälber, ^öljer unb «uen feine emfige Dbacht gu b>&en, bamit biefelben 
nicht auSgerobet, oerfcb>enbet ober unbiUigermafsen auSgeljauen, auch nicht oer* 



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- 86 — 

fdjtagen ober oerfäfjlt, fonbcm m ffiitboret barinncn feinen fidjern ©tanbe 
i>aben unb oljne SSeriag* ober ©efdjäbigung bafelbft »erbleiben möge", $at 
jentanb in biefen ftorften, ©albern unb ^öljetn eine ®ereo}tigfeit ober wegen 
ber 93efi|ung auf £au« 9iotburft, fo fat er mit ber ®eret&tigfeit unb ben 
SSeljelfen oor bem ftorftmeifter $u erfahrnen unb oon biefem bie „Äu^eugung" 
ju erwarten, „außer foldjer SluSaeugung" ift niemanb befugt, „einen <Stanb ab* 
auflagen", ffienn ein Äbeliger bagegen ljanbelt, fo ift bemfclben beSljalb 
„äujuf djreiben" unb wenn bas nidjt oerfängt, über iljn an ben Oberftjägermeifter 
ju berieten; jeber Slnbere, ber baä @ebot „mit $olj abmeffen" übertritt, ift 
gebüljrenb ju beftrafen. 

91 uf ba$ ftrengfte aber ift bem ftorftmeifter, unb jroar „bei ©traf 
unb (&ntfefcung feines DienfteS" »erboten, niemanben, wer ber audj fei, einen 
©tamm 99au* ober brennljolj ofyne ber inneröfterr. §offammer Sßiffen unb 
XBiUen, „weber um§ ©clb nodj fonften p oergeben", unb wenn bie §offammer 
e§ jemanbem aus erfjeblidjen Urfadjen unb an einem Orte geftattet, wo ber 
SBilbftanb baburaj feinen @cbaben erleibe, baß etliche ©tämme gefällt werben, 
fo foll ber ftorftmetfter gehalten fein, bie bafür einfließenbe 33eja^lung („tfofung") 
getreulidj *ju oerrettjnen. 

Süliäljrlidj foll öffenttte^ ausgerufen werben, baß bie §unbe ober fflüben 
überall in ber 3eit jwiföen ©eorgi unb (Sgibi bafjeim an ben Selten angelegt 
gehalten ober tynen menigften« orbentliäe trüget angehängt werben foüen, 
„bamit burdj folaje jagenb unb fajäbliaje SRüben baS junge SÖilbprct ni$t oer* 
trieben ober gefdjäbigt werbe"; wenn bie$ Verbot ntdjt gehalten wirb bei ber 
Söauernfdjaft ober bei anberen, fo foUen bie ftorftfncdjte ba3 föedit Ijabcn, bie 
umlaufenben £>unbe nieberjufdjießen. 

%üx bie Sudjfe unb ffiölfe finb bie „©elbftgefdjoffe" (g-angeifen) ju rieten. 

9iiemanbem ift geftattet, mit Söüdjfcn, Slrmbruften unb anberen ©efdwffen 
in ben faif. Sßälbern umjuge^en ; ben betretenen finb bie SBaffen abjuneljmen. 

3ur «Sdjonung beS SBilbftanbeS warb weiter burdj nadjftefyenbe ^ürforge 
wefentltdj beigetragen, burdj bie Änorbnung nämlid), für bas SBilbbrct ju redrter 
3eit ba$ ^>eu bcijufteUen; e§ warb bem ^orftmetfter ferner aufgetragen, baS £)eu 
fleißig einzubringen unb wo juoor $eufrippen beftanben Ratten, biefclben wieber 
aufridjten gu laffen, bamit baö Söilbbret jur ©inter^eit nidjt Langel teibe; Ute 
Soften für biefc £>erridjtungcn babc ba3 i'anbeSoiacbomamt in ftrain $u tragen. 

Der ftorftmeiftcr foU aua? fleißig aufmerfen, baß Mcmanb baS „Oieißgejab*" 
gebraute „außer ben oon alter^er wiffentltajen £>errn unb ßanbleutcn" unb 
biete foüen „bann mit i^ren Dienern unb Stteißjägcrn wie föeißgejabS rea>t unb 
geroof>nt>eit unb wie oon alteröfjcr ju rechter unb bequemer 3eit fommen", 
boa^ foUen biefe Meißjäger bem ^orftmeiftcr namhaft gemalt werben, feine 
büa^fen tragen unb oon ben ftorftfnedjten immer einer babei fein, bamit baS 
&Ulbbret ni*t oerjagt ober gefa^äbigt werbe. 



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1 



- 87 - 

93e$ufS befferer söeforgung feine« SDienfteS unb namentüd) wegen ber 
befferen Slufftd)t unb SBeförberung ber «utopfie waro es bem ftorftmeifter jur 
<ßflid)t gemalt, bie Sföilbbafm, ©älber, $orfte unb «uen, wenn md)t öfter fo 
bod) jur ©ommerSseit wenigftenS monatlid) einmal fleißig ju burd)reiten, auf 
alles gute Äd)tung ju l)aben unb ©rfunbigungen einju^ie^en, bantit jeber ©d)aben 
oer^ütet werbe. £)afür fönne er an ^Diäten („liffergelt") täglid) 12 ©Willing oer* 
redjnen, aber nur, wenn er „erweislich" beibringt, bajj er in fold)er3Sifitatton$oer* 
ridjtung nid)t allein ben Xag, fonbem aud) bie S>tad)t oom £>aufe abwefenb war 
unb alfo gu feiner notwenbigen Verpflegung „ein Unfoftcn l>at anwenben müffen." 

$ür Ärain, be$. baS ^porftoerfonal im Sanbe war ber ftoTfancifter bie 
oberfte unb einzige Autorität, bie Jorftner unb ^orftfnedjt — fjeifjt es in ber 
Snftruftion — finb nid)t berechtigt, aus eigener (Gewalt („für fid) felbft") etwa« 
ooräunctjmen, fonbern fic müffen alle Vorfälle bem ^orftmeifter jur Änjeige 
bringen. 3n fdjweren unb bebenflidjen fällen mufete aber aud) ber ^orftmeifter 
mit ben ®ad)en weiter gehen, unb $war war ber ^nftanjenaug f olflenber : an 
bie inneröfterr. $offammer (in ©raj), biefe an ben Oberftjägermeifter oon 
^nncröfteneid) unb biefer in lefeter Sinic an ben flaifer felbft. 

£)en ©a)lufefafc ber ftnftruftion bilbet baS Wormatio, bafc ber ftorft* 
meiftcr unb bie ftorftfnedjte an bie inneröfterr. $offammer gewiefen finb, unb 
„wenn ifmt wegen bes SilboannS ober ber ^äber willen oon Unfertwegen 
etwas befohlen wirb, hat er alsbalb ju erfd)einen unb in «mtsfadjen immer 
gewärtig unb geljorfam *u fein; im übrigen folle er alle« tljun unb Ijanbcln, 
was ihm als getreuen ^Diener unb ^orftmeifter feinem Öefeljl unb Ü)ienft nach 
jur 33eförberung Unferes WufeenS, aud) Äbwenbung 9caa)thetlS unb <3a)abenS 
5u tfjun gebührt unb tragenber $flid)t gemäß aufteilt." 



V. 

#ur Gepgels Kttl ©ogclju^t 

®cr oertraulid>liebeoolle Umgang mit ben Xteren bilbet eine d)arafte< 
riftifd)e (£igenfd)aft wie ber flaoifd)en SBölfcr im allgemeinen, fo beS im tfanbc 
Ärain fe^aften flooenifd)en (Stammes im befonberen. ©in ©lief auf bie 
Äarte bes genannten ÖanbeS belehrt un« in ben zahlreichen Xiemamen als 
Ortsbejeidjnungen über bie Sntenfttät jener Neigung fowoljl, wie aud) barüber, 
baß bie Sßewofmer bei lo!al häufigem Vorfommen fpeaiell oon 33ogelga Hungen 
beren tarnen als Ortsnamen wägten. <5o finben wir bie Warnen Orle (fcbler, 
floo. orel), ^oftojna (@d)langenabler) für ben Ort Oelsberg (rid)tig «blers* 
berg) — welcher Ort burd) feine „©rotten" weltberühmt geworben, — Vranja 
ipti (föabenSberg), ^rafoolje (oon sraka, (Elfter), Sufaoas unb Äufmato (oon 



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— 88 - 



flufuf, kukovca), (Mobinfcf (Xaubenberg), Äofarje (oou kos, Ämfel), % 
(£)üt)nerborf, oon peteliu, £)ut)n) u. f. to., unb aud) beutfdje 93ogelnami 
uns als OrtSbescidmungen in $rain erhalten, unb jttxtr aus fefyr früher 
alterlidjer Bett, 35. Sittid) (Giftercienferftift, gegrünbet 1136; ba« 
führte audj ben ©tttidj im ©appen), «Sdjloj; 3?abad) -(altbeutfdje ftor 
£>abia)t>, in beffen Umgebung es nad) 33aloafor's 3eugniS nodj 168 
Unjafjl £>abidjte gab, ©d)loj$ ®enerau, „9iom'(Üiaben')grunb" in ber altbe 
©nflaoe ($ottfcr)ec u. a. m. 

Unb erft im 3$olfSliebc ber ©looenen fptclcn bic 25ögel eine große 
namentlich bie Slmfcl, „ber nenn ^rooin$en ju eigen ftnb" (^öfjrenfyain, l 
reid), ©cibenjioeig, Srlcnftatt, $afelblatt, eid)entoalb , 33ud)cnt)alb , Äl 
unb Linbenraft), Ääu3d)cn unb Chile, „bie bn raufen um eine SürbiSflafc 
Seine", unb ^infin, ^ 9?euoermäljlten, bei beren £>od)äeit $eft 
ber ©eier u. a. m. Die g-rciljeit perfonifijiert fict) bem flooenifdjcn 33o 
in bem SBögtctn, baS fid) oon ber £)crrtn bes „roeifeen Scr/loffcS" tro- 
2?erfpredjungen oon üRafcfpoerf, Dhloafier unb ^?ri n jengef cüf cbaf t niebt a 
läjjt unb ir)r com grünen Saume fjerab ertoibert: 

fiieber flieg* id) ju bem grünen 58albe, 
(£)'fe üoünnf gelbe 2Bcijenfi5rncr, 
Jrinfc uoflnuf fdjöneS frifdjcS ©nffier, 
<£ingc uoKauf frei nad) guter Saune. 

Über bie ©eflügeljudjt in firain in früher gefd}idjtlid)er 3 e »* £ CD 
bie urfunblidjen *Huf3eidmungen aus bem 12. 3af)rt)unberte SenntniS, ! 
un3 in ben Urbaroetjeidjmffen beS SöiStumS ftreifingen in $3aoern, I 
Obcrfrain um Söifdjofladf große 33cfifeungcn fyttte, erhalten finb. Die 
dwugen" oon ©änfen (anser), £)üfmern, Rennen (puteus, gallina), 
£>üt)nern (puUi gallinarum) fommen oft unb reief/lid) cor. 3 ut ^ 
ber ^püljneraucfjt im 14. $aljrfjunbertc gibt ein aus bem $at)re 1387 erb< 
^reisoerjeiermis ber Lebensmittel in Ärain einen intcreffanten 93eleg; i 
nannten Satyz foftete auf bem i'aibadjcr ÜHarfte ein £mljn 2 ©olbi 
Srcujcr) unb rourben 14 ©ier um 1 <5olbo oerfauft. 

©in jurtftifeber ©dmftftetler aus Krain, Martin s }}egiuS (geftorf 
©al^burg 1584), fobifigierte „baS föecbt ber Xaubcn unb ber £>üljner" ii 
ftfjluffe an fein „£>unberedjt" (baS lange nad) feinem Üobc erft 1719 ju ■ 
furt unb Leipzig erfdjicn). 

Über ben <Stanb beS safjmcn unb toilben ©eflügels in Srain im 17. 
r/unberte belehrt uns Haloafor in feiner 1689 in Dürnberg erfduenenen 
bes ^erjogtljums Ärain". Die ©diilberung beS ©eflügels leitet be 
ftreifyerr mit ben ©orten ein: „ü)iit bem glügclmerf ift baS tfanb 6r 
reitr)licr> oerfe^n, als in (htropa eines fein mag, unb weil es oiel ©ebir< 



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— 89 — 



ftet)t leidjt $u ermeffen, ba§ es mandjem anbeten i'anbe mit rotlbem geberfpiet 
weit oorgefye, benn baSfelbe (biefeS) liebt bie erhabene, fixere unb ctnfamc 
©ilbniffen unb botye {SJebir^c, bcnen es am gemeinlicbften fein Mcft oertrauet." 
3$om ja^men ©eflügel nennt er als „ljäuftg gejogen" |)üf)ner, @änfe, <£nten, 
Sauben, inbianifdjc #üfmer, Pfauen unb Dergleichen meljr; „unter ben nrilben 
feinb — fityrt er fort — bie «bler, fflaben, fttä&cu, »Iftern ober frutjen, 
£5olen unb berglcidjen, toie aud) milbe Rauben unb Ärantajen. £od) befdjenft 
und gleid)n>ol)l baS (Gebirge aud) nid)t fparfamlid) mit allerlep nrilben ©B* ober 
Speiöoö'geln, als ^afanen, 6-oturnen, ^afelljüfjnern, töebljüljnern, ^elbfyüljneTn, 
©tein'£)ünlein, ^ran^anen, ©d)ilb*|)anen, ©alb^anen, 8luer* ober Urbanen, 
Schnepfen, 3£ad)telu u. a. m.-, nrilbe ®änfe oon mandjerlep, ?lrt, aud) gar 
otelerTep Sorten oon nrilben ßnten fommen uns gleichfalls oon bem ©affer 
auf ben $if<f>, nadjbcm fte buret) ein tootjlgetabencS flioljr baju eingelaben 
toorben". „So fdjnrimmen — fdjliejjt er — aud) loeijje unb graue Sdjroanen, 
ingleicben bie ftolsgebufd)te flicit)er, ber OUmmerfatt ober Äropfoogel unb ber* 
gleiten meljr auf bem äßaffer bafjer." 33on bem in tfrain — namentlid) in 
ben l)of)en Sllpen — jum Stfirecfen ber £>irten fo häufig oorlommenben «Stein* 
abler, rcelcber mäajttg ftarf ein lebenbes Sdjaf in bte £üfte entführt, weiß er 
„gar artige" £>iftör<f)en p ersähen. Äußer ben Ubiern nennt er als Kaub* 
oögel in Sfrain grofee unb flcine Ralfen, Äaufeen unb <£ulen. 

(Stnen weiteren gangen Hbfdjmtt nribmet Sßaloafor bem „Keinen ©epget 
unb ben fremben Sögeln in ftrain". „$>eS fleinen ftlügeltoerfeS — fagt er — 
f)at ßrain bie 2Henge unb barunter mannen lieblicben ©ingoogel, als bie ©alb- 
unb ftelblerdjen, bie Stiglifym, bie fttnfen, $)rofd)eln, Slmfeln, ftlp'Ämfeln, 
3eislein, Sßadittgaln, bie dkaemuefe, allerlei ©orten ber Reifen unb bergleidjen. 
Uebcrbaö Rupfen allerlei) anbere fleinc SJöglein f)ier t)erum, nämlid) ber ©pafc, 
ber £>irngetl, ©impel, Äernbeifeer, Slmerling, Söntglein, ber ^aunfönig, föotlj* 
fröpfel, nebft oielen anbern, außer biefen nifteln fjter $u tfanbc aud) anbre 
befannte iöögcl: als bie Sdnoalben (roeld)e im Sinter au§er ÖanbeS fliegen), 
bie Staren, ilBalbbroffel (£>röfd)el), 33ad)ftcljen, Turteltauben, $öibt)opfen, ber 
<i>u:mcf u. a. m." Sin fremben Sögeln nennt er bas ®rerad)'^mljn ober 
2Baffcrbrummel , bte „böfjmifaVn 2$ögel" (Pegame), ben (fleinen) Xotenoogel, 
ben (immer mit bem tfopfe nitfenben) „©unberoogel", bann bte nrilben (Jnten 
(„treld)e allezeit atoifdjcn ^aibad) unb £berlaibad) übernachten"), bie $tanid)e 
(eS fliegen beren alle $at)r otele laufenbc burd>S 8anb, ju Otiten bes XageS 
oier biö fünf Partien unb foldjer 5)urd)sug toä^rt jtoölf ober oierje^n Tage); 
i^r £>urd)flug beseid)uct ben Seginn bcS ed)neewettcrS. ,,^m ^a^re 1G39 — 
fd)lie&t ber fleißige (Sfjronift biefe Abteilung feines ^oajoerbienten SerfeS — 
ftnb am 28. 2)Zao otel taufenb fdjioarae unbefannte 35ögel fo grofj als n?ie bie 
5Keer*ÄO)walben auf Sapbad) gefommen. SBenn beren einer ftd) herunter auf 
bie erbe gelaffen, l>at er nid)t toieber auffliegen fönnen, alfo feinb berfelben 



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oon bcn gemeinen beuten feljr Diel aufgefangen worben. IDeSgleidjen feinb im 
!$a1jre 1656 im frebruar gewaltig Diel ungewohnte 35öget in'S Sanb geflogen, 
au<& berfelben Diele gefangen. £)iefelben waten etwas fleiner als bie ÄramS* 
Sögel (Äronawcttobgel) , bod) benfelben gleichfarbig, aufgenommen, bajj bie 
äujjerften ©pifeen bei ^lügel mit rotten, gelben unb blauen frebern gejieret 
waren, $h* 9fome war ^iemanbem befannt." 

$n einem eigenen Äapitel ^anbelt SSaloafor nod) Don Sögeln, „fo ben 
ganzen SBinter burch in ber (Jrben wohnen". Sil« folchc führt er guerft bie 
fog. töafeller'SJögel an, „nod) fleincr als bie 3aunlöniglein, bencn man f^ nin 
anberen tarnen bifehcro noch ju geben gewußt als 9tafeller'3$bgel, weil nämlich 
&u SRafell auf bem Äarft unb bei Söippadj folget 93ögletn es gar Diele gibt", 
©obann fpricht er ausführlich Don ben ©cbaren oon Sötlbtauben, bie fich oor 
bem £)abicht unb bem Unwetter in bie g-elf entlüfte, an benen bie Äalfalpen 
ÄrainS fo reich, flüchten; man fanb 1673 im Serge ^aoornif bei 3irfnife in 
3nnerfrain in einer liefe Don 30 klaftern eine foldje Üftenge Don ©ilbtauben, 
ba§, nadjbem äber bem tfodje (bas nur 2 Klafter breit gewefen) ein 92efe ge* 
fpannt worben, man über 80 ©tücf berfelben gefangen. 

©in beroorragenber (SJeflügcl* unb 23ogel3Ü<hter tfrainS im 17. 3ab,r* 
hunbette war ber 2anbe$b>uptmann SBolfgang (Engelbert ©raf «uersperg, ber 
bei feinem ^alafte in ber Saibacfier &crrengaffe (bem heutigen „ftütftenhofe") 
außer einem Xurme für llemeres ©eflügelwerf unb einem jweiten für eine- 
„Derwunberltche Hrt Don Turteltauben" einen ftafangarten fjielt, „barin auch 
anbereS feltenes ©eflüget enthalten war/' ©n an Dtoturraritäten reiches $auS* 
mufeum befafc ber $eitgenoffe 23aloaforS unb SBolf (Engelbert ÄuerSpergS, 
ber JUDr. Johann ©tefan ftloriantfcbitfch oon (Sirünfelb, welker biefe feine 
<&d)äfee ben Sefucbern, barunter auch ben „fremben SHeifenbcn" gern oorjetgte, 
wie wir in feiner Siograplne im SerbrüberungSbuche ber SttSmaS'Songrcgation 
in £aibaa) (2Ranuffript beS üHufeumS töubolphinum in Saibadj) lefen. 

HuSgiebige (Gelegenheit gur Beobachtung unb $3ef<hreibung ber (Enten 
am 3trfnifcer <5ee ^atte ber burd? fein SBudj über biefen merfwürbigen („Der* 
fdjwinbenben") @ee um bie Topographie ÄrainS Dtclüerbtcntc $crr d. ©teinberg, 
ber feine „®rünblia)e Dtachridjt Don bem . . . (Eirfnifccr <See" 1761 in ©rag 
etfcb, einen liefe, worin er ber ftagb auf (Enten einen gan$en Äbfdmitt wibmete. 
„SllS Anno 1722 gegen (Enbc beS ÜNonatS $uli biefer <See abgelaufen unb 
in ein trocfeneS £anb oerwanbelt war, fo finb — f abreibt ©teinberg — bie 
(Enten in fötaler Sftenge oon ben Sauern gefangen worben, bafj man ein feljt 
fettes ©tütf um btei &reu(jer ^at laufen fönnen." 

ÜDer im tfanbe Strato immer mehr crwad>enbc @inn für ^aturwiffen* 
fdjaften in ber ^weiten £>älfte beS 18. ^ahrljunberts , hauptfächlich getragen 
burch bie Öeljten unb Arbeiten bebeutenber 9kturhiftotifet, wie <Scopoli, ^acquet 
u. a., hatte benn audj in ®emeinfdiaft mit bei ©tünbung ber ®cfeüfd)aft beS 



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SltferbaueS unb ber nüfelidjen fünfte einen bebeutenben Siuffcfcwung in bet ®c 
ffögel* unb $oget$ud)t im befolge. $)ie Äbljanblungen ber genannten (SkfeÜ* 
fdjaft wie ba§ „©öd)entlid)e $hmbfd)aft$bfatt" berfelben brauten belefjrenbe 
Äuffäfce; <5eopoli unb £acquet, erfteret in $bria, legerer in 8aibad), Ratten 
SDJufeen errietet (8copoli fyattc in feinem üJiufeum 155 Hummern oon 33ögeln, 
gewöhnliche unb feltene Bereinigt). 

©ine neue Ära für ba£ SBirfen in biefem 3 roe t9 e bex gemeinnüfcigen 
2öiffenfd)aften brad) aber im Sanbe Äratn in ben erftcn $at)raet)nten unfereS 
^aWunbertS an, mit ben Sagen, ba ba$ £aibad)er 8anbe$mufeum, heute 
,9iubotyhtnum", unb bie t'anbwirtfd)aft8gefelifd)aft gegrünbet würben, »on welcb 
betben ^nftituten aud) im betreff beö ©cflügcl* unb 2$ogelaud)twefcn3 mand)' 
nufebringenbe Anregung ausgegangen ift. 



VI. 

Wut »tefcererftelieitfce fctfdjfrftuttoit. 



2)en wahren ftreunb bes SBolfeS unb feiner mtalen $ntcreffcn mu§ bie 
trofc be3 aufbringlid)en ßärmenö gerfefcenber SRcrglcr immer bcutlidjer unb 
immer lebhafter werbenbe fltüljrigfeit auf wirtfd)aftlid)cm ©ebietc angenehm unb 
troftreicb berühren. 3)iefe neuerwadjte fiuft am ©Raffen auf (gebieten, bie bem 
wüften treiben bolitifd)en ^arteilebens in Öfterreid) fem liegen, ift eine ber 
bebeutenbften (£rrungenfd)aften unferer Regierung, bie i^r gan$ befonbcreS äugen* 
mcrf auf bie Söeffcrung ber wirtfd)aftlid)en i'age be£ 9leid)e§ gerietet f>alt. 

<5>o feljen wir aud> in bem burd) feine ^ifd)5ud)t in älteften 3etten bc* 
rüf)mt gewefcnen Sanbe Stratn auf bem ©ebiete beö &ifd)creiwefen« eine neue, 
fo ®ott will, frud)treid)e £f)ätigfeit fid) cntwicfetn. 

"ttacfcbem für ba3 $ifd)eretwefen beS ganzen SanbeS burd) ein fürglid) oon 
<Sr. iDhjeftät fanftronierteS SanbeSgefefc eine neue e»od)e anzubrechen beginnt, 
^aben fid) eine große 3af)l von ^reunben fres cblcn ftifchereifporteS ot)nc Unter* 
fchieb ber »olitifd)en ^arteiftettung gufammengefunbcn, um in ber §auptftabt 
ÄrainS, in bem burd) feine „ftifcfcfoireen" in weiteren Greifen berannten unb 
renommierten Raibach einen „&if<hcreioerein für Sfrain" 3U begrünben. $a 
burd) biefe 23erein$gTÜnbung eine ueue Ära für ba§ ^ifd)erctwefen in Ärain 
unb fpejicU in ber £auptftabt inauguriert erfdjetnt, fo bürfte e$ am ^lafce 
fein, heute in bcr Sfyromf ber ©tabt 2aibad) nad)äufet)cn, wie ju oerfd)iebencn 
3etten fid) ^ier ber ©tanb biefeS 3weige$ ber ^olf8wirtfdt)aft ergab. 

@d)on bie „'ißfahtbauern" auf bem Saibadjer 2ftoore trieben ben pfifft)* 
fport in ber it)nen eigenen SÖeife, wo^u ihnen bie reid)c ftifd)fauna be£ ©ee* 



— 92 - 



becfenS, auf bem fie ihre Weberlaffungen Ratten, bie erwünfchte ©elegenheit 
bot, unb waren es ^auptfäa^lia) fechte, #arpfen unb ©elfe, bereit ftefte fttt) 
noch ^eute bei ben Ausgrabungen als $unbe ber fttfehfauna au« ber $fa$U 
bautenperiobe hierlanbS ergeben. 

$n ber fllömerjeit war gleichfalls bie 2fif(t)etci eine ^auptbefdjäftigung 
ber Söewohner Raibachs, wie biejj bie jafjlreiö) auf römifcljen Denffteinen aus 
©rnona (ßatbach) oorfommenben „Delphine" unb anbere gifdjgeftalten bartljun 
mögen, (^rof. ÄlpfjonS SWüllner oergeichnet in feinem työdjft oerbienftüchen 
Suche über Chnona, Vaibacb 1879, Sßerlag oon $g. o. Sletnmaör unb 93am* 
berg, fämtliche Denfmalfunbe mit genauefter Angabe ber Lesarten unb ber 
Darstellungen.) $a es foüen „föftlidjc" ^ifche aus Öaibadj auf bie Xafcln ber 
Wömtx fclbft bis in bie „eroige ©tabt" geroanbert fein unb bort nicht wenig 
jur ©rljöhung ber lufullifchen ötenüffe beigetragen haben. 

Ü)oö) rürfen wir aus bem ,,©rau" ber 25orjcit in bie fpätere cr)rtftlid>c 
3cit oor. Da finben wir Öaibaaj als eine g-ifcr)erfo(onie par excelleuce. (SS 
ljaben nämlich nach aften Urfunben fdjon 742 n. G^r. fromme ftifdjer gu (Shren 
if>reS ©djufepatrons, bes heil. 9iicolauS oon SDfora, an ber ©teile, wo bic 
heutige Äat^ebrale ju ©t. 9ticolauS fiel) ergebt, ein ganj Keines Ätrchlein er* 
baut unb würbe basfelbe bis in fpätere Xage als „ftifcherfirchc" bezeichnet, i^m 
$af>re 1248 würbe biefe ber ftifcherjunft gehörige fiiröje lux ^farrfittje erhoben. 
Klings um fie ^erum ftanben bie ftifcherljütten, junt Seil unten am Kaibaty 
fluffe, sunt £eil an ben $ufe bes ©chlofcbergeS f«h anlefjnenb. ftach (Srrich* 
tung bes tfaibache'r SistumS (<£nbe bcS XV. ^ahrhunberts) jogen bie lefeteren 
— bie an bem ©cblofcbcrg Änwolmenben — auf bie anbere ©eite bes Saibacb- 
fluffeS auf ben heutigen Damm hinter ber ©t. <ßeterSgaffe, bamit, wo fie bis* 
her gewohnt, bie „£ljumbfjerm $lafc ^aben mögten" (wie SBaloafor fdjreibt). 
Aber nicht allein in biefer ©tabtgcgenb waren bie ftifdjcr im ÜJttttelaltcr unb 
in ben gunächft gefolgten ^a^ren fejjfjaft, auch auf bem alten SQiarftc gab es 
altrenommierte ^ifcberljäufer unb eine gange Sl>orftabt, „bic Srafau", war oon 
Sichern bewohn^ bilbete eigentlich ein ftifcherberr. Vornehme SSürger führten 
in ihren (bürgerlichen) flÖappen mit Vorliebe ,$ijchseichen" unb unter ben 
Söürgermeiftern oon Raibach begegnen wir ben Vodopivec (Söaffcrtrinfer) , bie 
in i^ren ©appen „jwei ^ifcr)c" hatten. (1556, 1557, 1567, 1568, 1604, 1607). 

Der <Sr)arafter ber ©tabt war alfo in alten Reiten ftarf pronongtert ber 
einer frifdjerftabt , woju fie burch bie Sage an ben Ufern eines bamals fifa> 
reichen ftluffeS unb in ber 0iälje ber ©aoe, bic gleichfalls bie größten unb 
fdjönften ftifche führt, befonberS geeignet erfdnen. 

©ine ber romantifcheften SSolfSfagcn SfrainS, bie ber erftc flooentfehe äunft 
bitter ^rans ^resiren, fowte auch fein beutfrfjer öanbsmann unb Dicbterfreunb, 
ber gefeierte »naftafiuS ®rün («nton Stlexanbcr ®raf Auersperg) gleich meifter* 
haft behanbelt f)abm. ift bie Holfsfage oom „ffiaffermann" (povodm moz), 



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- 93 - 



bct au« bct Saibad) (au* feinem ©laSpalafte) fcrauftommt unb bie fajönfte 
SHaib oom Zeigen unter bet alten Sinbe entführt; fie ift eine gtfdjerfage ge* 
roefen, benn nod) SSaloafor oerfia)ert in feiner „(Etyre bes ^erjogt^ums £ratn" 
(1689), bafc „jebroeber ftifdjer auf ber ßaobadj genug bauon ju fagen weife". 

Die Stfäjer SaibadjS hatten iljre eigenen üBolfsbeluftigungcn, güfdjerfefte, 
£)erauSforberungen ber anberen 3""^ un b bergteidjen mefyr. 

Die ,$ifd)erei$unft" jaulte ju ben erften unb angefeljenften 3ünftcn ber 
@tabt, tjatte aud) bei öffentlichen Slufjügen einen gemiffen SBorrang: bei ber 
groljnleidjnamSproäeffton 30g fte mit SWuftf auf, unb jwar mit einem $3ajj' 
getger, gtoet DiSfanttften unb einem (Sitfyarf djlager. 

$m Jaljre 1628 erridjtete bie ^ifd?erjunft in Sai&adj beim Dom ju 
@t. ^tfolaud eine eigene (Stiftung. Der ©tift&rief bbo. 8aiba<$ 17. $uni 1628, 
gejeidjnet oon bem berühmten ßaibadjer 93ifd)ofe Stomas (£f)rön, bem perfön* 
lidjen ^wwnbe Äaifer ^erbtnanb II., enthält bie S3eftimmungen btefer Stiftung 
unb erliegt in Äopie im Domfapitelardno. 2Btr entnehmen bemfelben nad> 
ftcfymbe Details. Die 3unft oerobltgtret fia) 1. „alle 3eit" unb „fo oft es 
oon nötigen fcpn wirbt eine fd)one Sreufcfatyn in ber SC^umbfirdjen ju galten". 

2. Jeber 3eit in foldjer 3unft brei 3öd)meifter ober auffs wenigfte jwei gu 
faben unb „mit 95orwiffen unb (EonfenS bes $rn. Söifajofs ju erwählen". 

3. Unter fta) eine „$ijtn onb foUidje bie 3ßd)pröbfte beo fid) in ber 95er* 
rcaljrung galten". 4. SBenn ftd> einer »nter folid) onfercr 3««ft ongefwrfamb, 
übel uno ongebiiljrlidj wirbe Oermten biefen onferen ftüfftbruiff $u wiber tfjuen 
'onb fjanbeln folte onb benen in allen $üncten nid)t natbfommen würbe als 

follen ifym bie 3 0 ^P^öbft feinem SBerbredjen nadj jubeftraffen onb folidjes 
ftrafgelb in bie $i;en legen fueg onb madjt Ijaben. 5. ©an einer in folid)e 
onferc 3 u "ff t eintreten will, ift er anfangs fidj guet fatfjolifd), wie bann audj 
et)rtid) onb fromb ju erzeigen onb gu galten, bann $u ©rljaltung beS ©ottes* 
bienfts onb (Sreufcfafmen bei benen 3öd)pröbften onb 35rübern fid) mit einer 
@aab fooiel fein guetter will ift, einstellen fdjulbtg onb foll gleidjfalls baS 
©elb in bie $ijen gelegt werben. 6. So femt wir onb fofdje onferc 3 u,1 fft 
alle Cluatember SWontag baS ift oiermal im $aljr in ber Xfmmbfirdjen 
(st. SNifolai onferS Patrons allfyie burd) ein priefter ®ott bem Mllntäajtigen, 
Marian ©einer f>od)gebcnebeiten Jungfrauen SDiuttcr unb St. ftifolao onfern 
Katern gu <£&ren benen oerftorbenen Seelen ein SeelmeR ober Xobtenamt gu 
galten fa?ulbig. 7. Die 3unfft foU fid) bei allen ^roceffionen einftellen ,,aua} 
wie foläV 3unfft einmal in Crbnung gefefct, alfo alljeit onoeränbert ocrbleiben". 
8. 9ka) ©nbung jebeS Ja^rS, welkes bcfanef>t ben Samftag nad) $fingftcn, 
foüe folaje onfere SBruberfd&aft ober 3unfft onfcf>lbar JebeSma^l juiammen 
bomben, ba^uma^l bie 3öd)pröbft bie JafjMweifung J^reS Empfangs onb 
au§gabs ju i^nen fd^ulbig, batmenma^lcn audj bie Sßruberfd>aft ober Sunftt 
anberer 3öd)pröbft boa) aüe 3cit mit oorljcrge^enbcr Söerwilligung onb S?or* 



r 

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- 94 - 

roiffen bcS §>rn. 33ifcfcofS ober feines (General 3McarS ju rcwäfjlen onb auf' 
juncljmen ober bie oorigen gu beftättigen mad)t haben". 

üftan erficht aus biefem „Stiftbrief", ber, nebenbei bemerft, bie «Sig- 
natur feiner Jage, bie 93lütejeit ber (Gegenreformation aufgetrueft hat , bajj bie 
ftifäerjunft it>r ftaljr mit bem ©amftag nad> ^fingften als beenbet anfaf), wo 
bann baS 5^^ crncu i a ^ r begann unb bie „(Gcneraloerfanimlung" mit bem 
DtcchnungSabfchlufj beS abgelaufenen Jahres abgehalten wur'oe. 

Die oon ber pljilharmonifdjcn ©efellfdjaft oon 1702 ab aUjäfjrlia) in 
ber <Sommerfaifon oeranftatteten häufigen M.u)U unb SBaf'erfa^rten auf ber 
Raibach waren ftets mit üppigen ftif Reffen oerbunben unb blieben bafjer nid>t 
ofme Ginfluß auf bie ftifchcretoerhältniffc ber |)auptftabt. Unb ber mebi^i* 
nifdje ©chrtftftellcr 2Wax ©erbefc, ber 1710 feine „©rünblidje ißertljeibigung 
ber ^aöbadjeriidjen Vüfft" erf feinen liejj, f abreibt in biefem euch fulturgefchidjt' 
Iii) hod)intereffanten JÖüajlein: ,,©efd)weige id» bie (Srgöfcung unb ben Nu^en, 
ben man an tiefen ftlujj (^aibaajfluß) mit bem ftifdjfang genießet" 

?lm Ausgange beS 18. ^afyrfwnbertö warb bie fleißige unb gewerbtücbtige 
g-ifdjeruorftabt Raibachs, bie Ärafau, bie aus ihren f leinen aber netten, oon 
gierlidjen wohlbebauten ©arten umgebenen £)äuSdj>en ber Stabt im t'aufe ber 
Reiten fo mannen ausgezeichneten Söürger geftellt unb heute noch ftellt — nur 
erinnern nur an bie tarnen £>oberlct, SDtartincc, ^ßerban, Jörne u. 51. — 
wicberholt oon ben ocrfyeerenbften Söränben ^eimgefua^t; fo äfdrcrtc ein großes 
Sdjabeufeuer am 7. September 1770 in ber Ärafau 51 Käufer ein, ein jweiteS 
am 29. Hpril 1798 ebenba 32 £>äufcr. »US biefen Unfällen ging aber ba* 
£>cim ber bieberen ffityx l'aibach* ftets wie ein ^fjönir ^croor unb bie Neu- 
bauten fdjloffen ficr) in ihrer Originalität ben bauten ber v -l$äter an unb reprä* 
fenticren heute noch in ber eigentümlichen Anlage mit ihren tjeUweißen SMnbcn 
unb grünen halfen in niebriger unb boeb äußerft wohnlicher unb anmutenber 
ttonftruftion baS Sötlb längftoergangener Jage. 

iDföge biefcs ftefthalten ber ßrafaucr g-ifcher an bem Söauftil ber l>or* 
fahren ein gutes SSorjeidjen fein! ^efct, wo für baS ftifdjereiwefen eine neue 
$cit beginnt, möge bas £üd)tige unb Solibe in ber 93auweife ben (Grunbftcin 
bilben ju bem Neubaue bcS ftifcbereiwcfenS in Ärain, baS fia?, wie nicht balb 
anberswo, bei Itttf auf bie folibeften Jrabitionen aufbauen fann. Nur in bem 
ernften unb loyalen ^ufammenwirfen ber ftifcbcretoercinSgcnoffen fann biefem 
fo f)odtn?id)tigen ^^cige ber 35olfsioirtfajaft jener Sluffcfnoung werben, ber ftd) 
natürlich unb gefunb entwicfelt aus bem f)armonifd)en ^ufammenflingen WH 
Ü^eorie unb ^3rariS; cor allem fei aber ferne bie „^fjrafc", bie febon fo Diel 
Unheil bei uns angerichtet, benn „ftumm" ift ja ber ftifd)! 



Trutf Pen 91. IK Vttiflflturct in ?cirjitj. 



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3n bcmfclben Berlage ift erfdjiencn: 

von 

profeffor X PoljL 

Xrci Xetle. 
I. Xcil: Öfonomif ber ^aitbgutd = ^irtfe^aft« 

gr. 8°. 44 V, ©ogen mit 10 .ftoljfdmittcn, 2 fdjioarjcn unb 6 farbigen Infein. 33rofd). 18 Ji 
Glcg. in §albfranj geb. 21 JL 2tnd) in 9 «icicrungen a 2.A $u begeben. 

$a3 gcfauite ©erf, baä in 3 Stilen ca. 100 Bogen umfaffen roirb, bcbanbclt im 
I. Icil: ttöitontif Der l # aiti»fHitö = 2öinidiaft, im U.ztil: Craaiitfation Her i»anD= 
ßuts-üötrifdjaft, unb im WL Seil: tirtttion Her i»on»«utft = äBirtfdiatt. 3cbcc 
bicicr 8 Icilc wirb ein fclbftänbigcö SBcrf, jebod) mit gegenfeiiigen Bcjiclmngcn fein. 

Banb II nnb SJanb III erfdjeinen in ben närfjftcn ^M""- 



£)ie gefamte ftadjpreffe begrüßte ba$ 2Berf, baö nad) Einlage unb bisheriger 
£)urdpb,rung bes Stoffel 

für Mc lanbii)irtf(taft(i(|cgctrtcb81cbrc eine 30113 neue jftidjitina, anbahnen bürftc, 

bei feinem ©rfebeinen auf ba$ 5 rcu *>i9l tc - Unter ber gro§en Änja^l ausnahmslos 
günftiger Wejenfionen mögen nur folgenbe Äusjüge Ijter 'plafc finben: 

Iiilllitia'5 Inuöuiirtrdiaftlidic JJeüumj VI, ör. 7. 

„Söeuu in ber SJorrcbe bc8 StodjcS gefagt ift, baffelbe fei toeniger für bie ©cbüle ali 
»iclmcbr für baä Vfcbcn, für ben prattifd)cn iianötoirt gcfdjricben, fo meinen mir, baß baffelbe 
in ber :paub eine* oerftiinbigeu fionbnnrt* grofecn Wuftcn fdjaffen fann, cö regt *um 3)cnfcn 
an unb erteilt auf alle ftrogen bie in ba* Berdel) ber bchanbcltcn GJegcnftiinbc fallen bic 
ergiebigfte ?ludfunft. ©in DorjüglidjeS Hilfsmittel bürfte baö 93ud) aber aud) für ben ücfjrcr 
unb ©tubicrenben fein. Tie ftaunenSmertc ftülle bc§ ^ufammengetragenen SÄatcrialö, bic 
Mit bem emfigftcn Sammelfleift *eugt, bie groftc Wenge gebiegener prattifd)er Erfahrungen 
madicn baäfelbc ju einer frmbgrubc reidjer Belehrung unb ein jeber- ber tiefer unb in ernftem 
Stubium in bic ©ificnfdjaft ber lanbtuirtfchaftlidjen Betriebslehre einbringen toiU, wirb in 
bem Buche einen hilfreichen ftrcunb finben." @. 

3ritrd)rift für bie gefeinte StaatsrotirenMiaft, 42. jahrn., Drft 2. 

„Tic ^obl'fdK Betriebslehre barf manu empfohlen roerben. Sic ift gemife ba* bc- 
beutenbite unb Dollftanbigüc Söcrf ihrer Mrt unb bat ben Stanb ber bchanbcltcn Sichre Diel; 
fad) auKcrorbentlid) geförbert. Tabei bcrrfdjt Marc ftuffaffung unb gefallig fliefienbe Tiftion, 
mos baä otubium ungemein erleichtert, Wamcntlid) aber barf man cnuartungSDoUft bem 
(£rfd)cinen ber beiben folgenben Icilc entgegenfehen." @. SRntjlanb. 

©(terreidjifdjes lanbmirtfdjaftHdjes JDodjenblatt XI, Mr. 23. 

„^JofiTd Cfonomif ber £aubn)irtfd)aft bietet, abgefehen Don bem rcid)en ^nljalt, eine 
^üüc neuer Öcfidjfspunftc bei Bctradtfung ber Betriebslehre unb perbtent in biefer Jöinftdjt 
bie cingcbcnftc öürbigung jebeö ilanbmirtc^. Qcitn aucl) uicUcid)t nidjt alle bariu angeführten 
IHufiditcu obuc Sibcrrcbc acccpticrt lücrbcn bürften^ mandjc fogar bireft ben foerrfdjenben 
^Infdjauungcn miberitreben , fo muft bod) teber prüfenbe Sefer beftätigen, baft in biefem 
neueften iücxtc eine neue Sttidjtung in ber ?(uffaffung ber Söctiicbölcbre "ISla^ gegriffen hat 
unb, abgeieben oon beut gcbicgcncn ^nbaltc unb bem reieben 3iffcntmatcriale , meld)C-5 mit 
üollftcm «erftftnbnifie auffgeroäqlt cr)d)cint, biefed öerf bic DoUitc *ead)tung aücr laub= 
n)irtfd)aftli(bcn Ätcifc bcanfprud)t." Dr. ü. ^ribnl. 

^rofeffor Cnb. v. UJaaurr in Bubapeft an ben Verleger: 
„3d) geftebc gern, bafj biefcd foloifale ©crl cpodjcmadjcnb ift, unb alles übertrifft, mai 
in biefer :Ridnung bisher ocröffcntlidjt tourbc." 

flbnlidic Beurteilungen bvad)tcn: Journal für fniiDmirtfdjnft , Präger Innöiinrlfdjnftl. 
HJottimblott, fflitner lanbroirlfdjoftl. Rettung, jDer fanbroirt, Deulftfje lanbroirtrdjafU. JJreffe, 
Jleutfttje lanb»otrtfdjam. 3fitun 8) ältrrr..»ngar. JUein« u. Jlgrikulturieit«., »tue freie grelle u. K. 



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Die Theorie und Praxis 

der 

Malzbereitung und Bierfabrikation 

Mit besonderer Berücksichtigung des Wiener Bratwerfahrens 
nach eigenen Erfahrungen bearbeitet von 
Julius £. Thausing, 



Professor an der Brauerschule und an der landw. Lehranstalt „ Francisco • Josephinum " 

In Mttdllng bei Wien. 

Zweite vollständig umaearbeitete und stark vermehrte AuMaae. 

Mit 232 eingedr. Holzschn. Nebst einem Atlas von 13 lith. Tafeln. Gr. Lex.- 8. 58 Bog. 
Brosch. 26 Ji Text in Halbfranz, Atlas in Ganzleinen solid geb. 30 A 

Ueber das Werk schreibt Prof. Holzner im Bauriechen Bierbrauer: „An die Spitze meiner 
Rezension Helle ich deu Ausdruck der vollsten Anerkennung etc." 

Prof. SehwarkhBfer in der Allgemeinen Zeitschrift für Bierbrauerei und Malsfabrikation von Franz 
Fasbender: „. . . Auch die strengste Kritik dürfte kaum In der Lage sein, irgendwelche wesentliche 
Mängel darin ausfindig an machen." 

Aebnllcb wurde das Werk beurteilt von der ZeiUckriJt für da« oe»mm»t« Brautteten, Schwäbischer 
Bierbrauer, Böhmischer Bierbrauer, Oambrinus , Saater Brauerei- hachhlatt , (k 
Uchte Wochmbiatt, Wiener hndwtrttchaftliche Zeitung, Neue Frei« Freu* etc. 



Lehrbuch der Chemie 

mit besonderer Berücksichtigung der Gährungsgewerbe. ^ 

Nach pädagogischen (rrund&ätxen verfasst 
von 

Theodor Langer, J 

Prof. an der landwirtschaftlichen Lehranstalt „Francisco - Josephinum" und an der Brauerschule 

in Mödllng bei Wien. 

29 Bogen gr. 8. Mit 70 eingedruckten Holzschnitten. 10 Jd 

„Das ganze Buch beweist, dass der Verfasser In seinem Wissen auf der nahe der Zeit steht, 
indem er die neuesten Forschungen redlich benutzt hat. Wir können das fragliche Werk bestcus 
empfehlon." Prof. Llntner in der Zeitschrift für da* gesammte Brawcesen, 1878, 8. 481. 

In ähnlicher Weise sprechen sich aus: Dr. W. Schnitze in der Fasbonder'schen Zeitschrift 
für Bierbrauerei, Die Allgemein* Hopfenieihmg , Böhmischer Bierbrauer, Zeitschrift für Sptritusfabrikation. 
Wiener landwirtschaftliche Zeitung, Oesterreichisches laitdieutschafllicUea Wochenblatt , Jahrbuch für Oestei- 
reichieche Landwirte, Archit für Pharmacie etc. etc. 



Buchführung für Bierbrauereien 

nach einfachem und doppeltem System. 

Von 

Johann Fohl und Julius £. Thausing, 

Professoren an der Brauerscbule und an der landwirtschaftlichen Lehranstalt 
„Francisco- Josephinum" in Mödllng bei Wien. 

13y 2 Bogen gr. 8. Elegant broschiert 6 Ji, elegant gebunden 6 Jk 60 c). 

„Neben der gieichmässlg vortrefflichen Behandlung und Darstellung des gesammten Stoffes 
verdient in erster Linie die autführllcho Detallbehandlung volle Anerkennung, welche da* elegant 
ausgestattete Buch zu einem wirklich praktischen Ratgeber, der bei keiner einschlägigen Ge- 
legenheit <m Stich lasst. geeignet macht." Wiener Landtnrtschaftliche Zeitung. 

Aehnllche Beurteilungen brachten: Zeitschrift für das gesammte Brauwesen , Gambrimts, 
Oesterreichisches landtrirtschaftltches Wochenblatt, Saaser Brauerei - Fachblatt etc. 



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Italienische Lehr- und Lesebücher 

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hnrhor Es behandelt 1) aen ^ OH T " a ^ u . „ «i s P : ne ineinandergreit 
SchSe ««d konstruiert mithin <be Lehre vou£ Erde « A »£ al)e in 

Kette von Ursachen und ^Xn 'ckvonor^ Darstellung und darf 8) wegen 
zusammenhängender, ?" chm *^i a % V* e .; p w Vaterlandes auch als eine m grö 
^vollen, hatten zur Folge,, 

? gC ^i U htn d« Pre sc ' aufs wohlwollendste beurteilt wurde. 

das Buch von der ire.st » Beurteilung 

So aufsert sich f. R * « < &*5^ d , . r 'Brfk»^ 6 eU und (G?r 
ersten Hefte von A. Hummel » °5 elMlet „„d ebenso treu wie scloo 

lullt vor uns da. In zwei uanaen uuu _ PP h|.if s co ist es in der lhat envv 

"^XIl* Presse«: «fi^^-^SS^Ä 
und Handbüchern; viele von ihnen ^d^^*"^* e8 ko nunc, da£s die Geogra? 
S 'jetzt immerhin dteFrage belletristischen Lek- 

nicht auch, wie die Natur- und _ es nw hausUchen Herde geworden ist. 
ein Gegenstand anregender .^V** hat si a ch ebeil , 80 weit uns bekannt, keines 
Antwort daraufist eine leichte : » h« « tätlich die Popularisierung dl 
Zahlreich vorhandenen Werke so rech ^j^^ch nun scheint besümmt, die 
Wissenszweiges zum Ziele gesetzt H m nu is n . geschmackvoller DarsteU 

Mangel abzuhelfen, denn es such 'überall hebt es den Zusammen! 
und Übersichtlichkeit des «rt*^™™ dem engen Rahmen der saubor gezeichl 
von Land und Leuten hervor M«"^»^!? ^Anschauung zu bringen. Ausl 
Stadtbilder sucht es chwjkt«»* sehe Aug Kulturwissenschaften ^ «fj 

reichen Kundgaben der Natur-, Oe^i i u verbindet allcW 

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