Die älteste
Redaktion der
Konfession
Theodor Kolde,
Philipp
Melanchthon
mit
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I
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Die altefte Keöaftion
bei*
flugslmtger Konfeffion
mit ZltelandMons (Einleitung
3um er[tcnmal herausgegeben unb gejcf|id)tlicf) geroürbigt
Don
D. Jljeobor Kolbe,
o. Prof. Oer Kirdjena,efcr;icbie in «dangen.
Juristenfakulfaf C
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der K.*rl-M?.rx-Ufliver$iMI
- Bibliothek -
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Institut für poi>m;
Ausländisdjcs'itoi'liJjcs Recht
\ und y>Jli;(hrccl ( t
Uder Universum Ui'pz,:-f
Mtmloft.
Z>mrf u üb D erlog ooit i£. Bertelsmann,
{ 9 o o.
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low.
4935T AS
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Wo C 1
V o r r e ö c.
JJabent sua fata libelli. Der IDunfd? 6es Qerrn Der«
legers, für 6as pielgebraudrte , bisr/er in neun Auflagen
erfdjtenene IDerf pon „3- filier, Die fymbolifdjen
Büdjer 6er epangelifd) * lutfyerifdjen Kirche," eine pöllig neue,
6em jetzigen Stan6e 6er IDiffenfdjaft entfprecr)en6e Einleitung
in 6ie fvmbolifdjen 3üdjer 3U fdpreiben, 6ie, fo (Sott will, im
Saufe 6es nädjften 3ab/res erfdjeinen foll, peranlafte midj,
junädjft meine 2luguftanaforfdmngen roie6er auf3unerjmen un6
mid} por allem mit 6er neuften Arbeit Cr). Briegers „<5ur
<8efdnd?te 6es Hugsburger ^eidjstags pon J530" auseinan6er-'
$ufe$en. So entftan6 6ic in 6er porliegen6en Schrift an stpeiter
Stelle gegebene Unterfudmng „Uber ZTCelandjtfjons Üerr/an6<
lungen mit 2llpr/onfo Dal6es un6 Cor. Campeggi." Sie war
im <£ntuwrf fo siemlid} pollen6et, als 6ie <£nt6ecfung 6er fyier
3um erftenmal ge6rucften älteften #e6aftion meine gan^e 2luf*
merffamfeit in &nfprud} nab/m. €s perftan6 ftdj pon felbft,
^ öag tfyre tjiftorifdje lDür6igung je$t in 6en X)or6ergrun6 treten
mufte, 6enn u>ir ftn6, rpie mir fyoffentlta} $u seigen gelungen
Y
ift, 6a6urdj in unferer Kenntnis 6er <£ntftelmng 6es epan
gelifdjen ^auptbefenntniffes ein gutes Stücf ujeitergefommen,
, nn» u>ir tyxbtn jugleid, fel,t artige neue «nbttde in We
politifer/e un6 fird}enpolitifcr/e <5efdnd>te 6es 2Iugsburger Heidjs=
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tages gewonnen. Da 6a6ura> andf neues Cidjt auf 6ie Son6er-
t>erfyan6lungen I]?eland}tE?ons fällt, 6ie fo eng mit 6er (Befindete
6es tfuguftanatertes 3ufammenfyängen, glaubte id), 6ie Unter»
fudfungen 6arüber ofme weiteres als $n>eiten Ceti anfügen 3U
follen, obwohl 6er ofmefnn lange Citel meiner Sdjrift 6ies nidrt
befon6ers ermahnt.
(Erlangen, 6en 5. De3ember \ 905.
D. «fc Holte.
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I.
eben ber 5rage nad) bcm eckten, am 25. 3um 1530 cor
Ah* flaifer unb Meid) oerlefenen unb übergebenen £ertt be3
9lug§burger SBefenntniffeS Ijat bie onbere nad) feiner allmählichen
©ntftehung oon jeher bie rotffenfchaftliche Jorfdjung in befonberer
3Beife befchaftigt. ©eit ben grunblegenben Arbeiten oon ®. G).
SBeber, 1 ) görftemann 2 ) unb SHnbfeil 3 ) ift barübet eine
grofje, immer roachfenbe Literatur entftanben, ber mir au<f> in
neuerer Qeit manches mistige (Ergebnis oerbanfen. 2Bir roiffen
jefct u. a., unb bieS feftgeftettt ju ^aben, gehört ju ben 93er*
bienften $h- ©rieger 3, 4 ) roa§ unter ben „$orgauer Slrtifeln",
jenem Gutachten ber SBittenberger (Mehrten, ba§ bem fturfürften
©nbe 9lpril ju $orgau übergeben rourbe, ju nerftehen ift, unb
mir haben mit biefem erften ©ntrourf beffen, ma§ nad) unb nach
gum 9lug§burger 93efenntni§ gemachten ift, eine fixere ©runblage
für bie roeitere Jorfdmng geroonnen. $)ie eingeljenbere Durch-
arbeitung be§ SBrief* unb SlftenmaterialS ^at un§ über manche
(Sinjelheiten belehrt, @ntfter)ung unb 2Bert ber Detfdnebenen un3
erhaltenen ^anbfc^riftlic^en SHegenftonen ber merbenben 9luguftana
fmb oietfaer) befmnbelt roorben. 2lber trofc bem auf biefe fragen
') ©eorg ©ottliebSBeber, Äririfdje ®efd)iä)te ber 9lug$purgifdjen
Gonfeffion. ftranlfurt a. W. 1783 u. 1784. 2 SBbe.
! ) St. (5b. ^örftemann, Urlunbenbudj $u ber ©efdjidjte be$ 9feid)S'
tagS ÄugSburg im Saljre 1530. $aüe 1830 f. 2 »be.
») 6. » in b feil im Corpus Ref., 58b. XXVI (»raunfdjweig 1858),
@. 97 ff.
4 ) % ff. ©rieger, 3>ie $orgauer 9lrti!el, in ^ird)engefd)id)tlid)e Stubien,
Deuter gewibmet. Seidig 1888. @. 265 ff.
Äolbc, «ugsb. ftonf efflon. \
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oerwenbeten Scharfftnn ftnb wir boch noch weit entfernt baoon,
einen floren (Sinblicf in bie ©efchichte ber allmählichen (Snt*
ftefmng beS SBefenntniffeS ju hoben, gefchweige benn, bog wir bie
einzelnen $fmfen, bie fein Zext unter ber ftetS beffernben £anb
3RelanchthonS unb unter bem ©influß ber Söerhältniffe erfahren
hat, nur einigermaßen ftcher feftftelttn fönnten, benn bie unS aus
ber 3eit oor ber Übergabe beS SBefenntniffeS erhaltenen Slbfchriften
führen unS äße, auch bie für ftch ftehenbe unb befonberer ©e*
achtung würbige 9lbfd)rift SpalatinS, nicht oiel weiter jurücf, als
etwa in bie Qnt ber 3lnfunft beS ÄaiferS, alfo Sttitte Quni.
©ben beShalb tonnte auch bisher bie mit SRecht immer wieber
be^anbelte 3*age nach Umfang unb Qnhalt ber am 11. 9ttai an
ßuther gef chicf ten unb oon ihm gebilligten „Apologie" nur in fet)r
unooQtommener ffieife beantwortet werben. ©S ließ ftch oer-
muten, baß fte eine ziemlich rhetorifch gehaltene Einleitung hatte,
bie 3Jletanchthon an Stelle einer einfacheren, in Coburg ge*
fchriebenen, fogleich nach feiner 3lnfunft in SlugSburg, treten
ließ 1 ) unb bie bann oor ber Übergabe bei SBetenntuiffeS einer
^ßorrebe be§ Diplomaten 33rücf weichen mußte. Sttit ziemlicher
Sicherheit lieg ftch feftftellen, baß bie „Slpologte* ben (20.)
2lrtifel oom ©lauben unb guten 2Berfen noch nicht enthielt, bafc
ber (27.) 2Irtifel oon ben ©elübben eine fürjere Raffung fyatte,
als mir fte rennen, unb Der (28.) de potestate ecclesiastica,
ber oieüeicht überhaupt noch gefchrieben war, fiuther jeben*
falls nicht in ber am 25. Quni übergebenen gorm oorlag.*)
©in für bie 5 ra 9 e / roa§ Suther oorgelegen hat, belangreiches
Slftenftücf burfte man erwarten in ber lateinifchen SRejenfwu,
welche bie Nürnberger ©efanbten am 31. Wlai erhielten unb am
3. 3 ul " nac h Dürnberg fehteften. 3 ) Denn wenn auch ber $er,t
wahrfcheinlich fchon nicht mef)r berfelbe war, ben ßuther geferjen
hat, ba, wie wir wiffen, gerabe auch nachbem bie Apologie oon
Coburg jurücfgefommen war, fortwährenb baran geanbert würbe, 4 )
») 3Relancf)tl}on an ßut&er am 2. 9Jlai (Corp. Ref. II, 3'.» f.) : Ego ex-
ordium nostrae apologiae feci aliquanto oqTOQixöteooy, quam Coburgae
scripseram.
s ) 3*fll. Stieget a. o. 0. ©.278.
3) C. R. II, 78 u. 83.
♦) ßut&et an 3»eland)tl)on am 22. ÜRai (C.R.II, 60): In Apologia
quotidie mutamus; locum de votis, quia erat exilior iniusto, exemi,
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- 3 -
fo mar bodj anjunefjinen, bafj jene nad) Dürnberg getiefte SRe-
jenfton ber anfänglichen noct) erheblich näfjer ftonb als ber
®$lu$rebaftion. Unb in aßen gäflen mufjte fte eine iotd)ttge
©tappe in ber ©efctjicfjte be§ 9luguftanaterte§ fein. Mein ade§
(Suchen nac| jener „unoollftänbigen" tateinifcfjen SRejenfton raar
bisher oergebenS.
•3)0 machte midj ber um bie (Srforfrfmng ber fräntifd^
branbenburgifcfjen SReformationSgefdjidjte fpefperbiente #err Dr.
ßarl @ef)ornbaum in Dürnberg burd) einen SBrief oom
11. 3uü auf ein oon if)tn im Nürnberger $rei§arcf)io ofme 9luf*
förift unb Saturn gefunbene§ <5d)riftftü<f aufmerffam, oon bem
er bemerfte: w @8 ftimmt merftoürbigertoeife oiel mit ber ed.
prineeps ber 3luguftana jufammen, obroocjl immer nur oon
Sacf)fen gerebet roirb.* ©ine oon mir am 20. Quti an Ort unb
©tefle oorgenommene Unterfudmng ergab nun jroar bie Qrrtümtid)*
feit eine§ ,8 u f ammen f) an fl eS m ^ oet e(1 - pnneeps, liefe mief) aber
fofort erfennen, bafj bamit ein biifjer oödig unbefannteS Littel*
glieb in ber ©efäidjte be§ roexbenben $efenntniffe§ gefunben ift,
ba§, jumal mir feine $etfunft ganj genau feftftetlen fönnen, ganj
unerwartete 2luffcf)lüffe ju geben imftanbe ift.
$a§ ©cfjriftftücf fjat folgenben Söortlaut: 1 )
6tipposita alia disputatione cadem de re paulo uberiore. Nunc de
potestatc clavium etiam dispute Vellern percurrisses articulos fidei, in
quibus si nihil putaveris esse vitii reliqua utcunque tractabimus. Sub-
inde enim mutandi sunt atque ad occassiones aecomodandi.
: ) $)ie fcanbfdjrift, bie teinerlet 31 uf förift f)at unb in bem Nürnberger
ftrei8ar(fjiö in einem (öor furgein öon Sdjornbaum, & XXVI, S. 14<>,
teilmeife befprocfjenen) «ftenfaöjirel mit ber Signatur S. I. L. «h. X. 6 fid)
finbet, 6eftet)t aus 16 ftolioblattcrn in jroei aufammengefjefteten Sagen öon je
4 Sogen. 25aS erfte unb lefcte 93latt ftnb unbefdjrieben. Unten am föanbc
finben fid) teilweife, aber nidjt burd)gefürjrt, ©ignatureu, A ij k. fterr
Dr. <Sd)ornbaum tjatte bie ©Ute, bas 'Sd)riftftürf für mid) abjufdjreibeu,
roofür tym auefj an biefer Stelle ber roärmfte $anr aulgefprodjen fein
fofl. — 91bgefeljen baoon, bafj bie £oppelfonfonanlcn fortgelaffen mürben
unb baS antautenbe o in u öerroanbelt morben ift, ift bie ©djreibung be£
9Jianuffript$ genau miebergegeben morben, aud) mar e$ nötig, bie im lert
auägeftridjenen bejro. öerbefferten $Borte, bie uirf)t am menigften ben S3eroei$
erbringen, bafj mir cö mit einer Überfefcung ^u tun Ijaben (f. barüber unten),
in ben Stnmerfuugen ju beraeidjuen. $ie in ber §anbfä)rtft faft
gän^lid) fefjlenbe Snterpunttion ift um be§ befferen ©er*
ftftnbniffe« millcn bon mir hinzugefügt morben.
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Sfaufcbem 1 ) oon bem ($urf. gu (Badrfen barumb, ba§ fein
gnab etliche wenig miSbraud) in ber firdjenorbnung gu begern gu*
gelogen unb geftatt §at, oon menigeflid) oil unb mandjerleo
gerebt unb geurteolt wirt, ^at fein <£f). gn. it f)od)fte Öffnung
unb guoerfidjt nad> gott uf leuf. mt. milte unb gutifait, 2 ) meldte
irer majeftat bisher bei mentflid) nit weniger bau bie gewaltig
erlegung irer feinb rumlidj unb erlid) gemefi ift. unb rotewol
f)ieoor bergleidjen ftg fein teufer gegen feinen feinben je gehabt,
ift bodj in folgern nid)3 erli$er unb loblidjer, bann ba§ ir mjt.
hierin nit 3 ) anber 4 ) bann gemeinen friben in ganzer ©uropeu
gefugt Iwt. e§ ift audj einiefc fwffart, ubermut ober blutgirteit
hierin nie gefpurt roorben. wie bann ir mjt in bifen Ijefftge 5 )
§anblungen, fo ftd) au§ miSljellung gemeiner religion unb glaubeng
gugetragen, ir miltifeit augenfdjeinüd) ergeigt, ba§ fu G ) fid) foldje
gmifpaltung gnebieflid) guljoren unb gu beroegen oerfangen Iwtt.
barauS je irer mt. fain blutburfttfeit gugelegt werben mag, bie*
weil fo un$ wiber etlicher meinung gu oer^orung ber fachen alfo
gnebieflid) fjat fomen lagen, unb ift fjierumb be§ dmrfurften oon
Saufen unbert^enig bitt, fej. 9ttjt. wolt fid) erftlid) 7 ) gu (einer
ungnaben ober oerbac^t gegen ime bewegen lagen unb nadjoolgenb
bie fachen bermagen oerf)oren unb beroegen, ba§ barau§ bie er
gotteS gefurbert unb gemeiner frib erhalten unb gefjantljabt merb, 8 )
weites ber djurfurft oon ©adjfen nit allein in anfefjung femS
alters, fonber aud) 9 ) oon wegen ber gefar, fo 10 ) jeberman fjierin
gu gewarten f>at, gum Ijodjften begtrlid) ift. (Sott wälle fen. mjt.
bie criftenfieit in ainiteit gubringen mit gleichen gnaben erfdjeinen,
wie fn'eoor in anbern fachen gefd)efjen ift. ban aud) ir mjt. gott
nichts angenemerS nod) ir felb§ eerlid>er§ unb rumticf)er§ gu
ewigen geiten fjanbeln modjt, ben wo fo ir madjt unb gewalt gu
erörterung bifer fachen unb Bereinigung ber criftenfjeit gebraust.
3)artju ir. mjt. aud) oerurfadjen follen bie eyempet ber fyofy
löblichen feofer ^eobofu, feufer ftarl be3 grogen, unb feofer
•) $>ie unter ben Wnmerfungen mitgeteilten 28orte unb SBortteile geigen
an, was an ber betreffenben ©teile borbem im Xert gu lefen unb guerft ge*
fdjrieben war, aber burdjgeft ritten (||) würbe.
«) weldje burd> bie ganfccn weit bisher nit weniger erlidj unb rumlidj
geweft, bann ir || Wm SRanbe nodj bor biefen Söorten : baöon irer maieftat ||
8 ) nichts K 4 ) gefügt I>at|| •'•) en fl («nfang eine« SBorteS??) •) ftdj
verfangen | 7 ) lei | 8 ) weS || 9 ) bon. gn. in anfefang gemeiner fl «") ber i|
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— 5 —
heinrid) be$ anbem, roeldje ftd> nit on urfach ire§ ambtS falben
fc^utbig erfcnt ^abcit, bie mt&hetlung be§ glaubend ju erroegen
unb ju oerfchaffen, bai in ber d)riftenheit ein reine leer geprebigt
rourb, wie ban ber heilig geift bie furften fumemlid) oermant,
fid) umb ben glauben anjunetnen, ba er fpridjt im anbem pf : fo 5
feot nun flug ir fönig unb lafjt euch unterroeifen ir ridjter im
lanb, unb an einem anbem ort: bie furften ber oolcfer oer*
famlen fid) mit bem gott 9lbraf>am. menn bie furften 1 ) be§ lanbS
ftd) ju got oerfamten, fo roirt gott ^od^Itc^ gelobt, mit bifen
roorten will ber propt)et anzeigen, ba§ gotteS eer gefurbert roerb, 10
fo ba§ oolcf burd) beS furften gofcford)t geraifct wirbt unb bie
furften go$ford)tige prebiger erhalten. 2 ) barumb nennt er auch
bie furften an biefem ort befdju^er be§ lanb§, ba§ ft bie fromen
unb got§ford)tigen foden mit irem geroalt fchutjen unb Ijantljaben.
S)ieroeil nun feoferliche majeftat 8 ) nit mit geringem tugenben 15
unb got§ford)t begabt ban obgemelte teufer $t)eobofui§, ©aroluS,
unb @einricu§, ja mit geroalt unb Ijerrlicfeit etliche au§ inen
roeit übertrifft, rourb ir mjt. nit ubel anfteen, roo fo bie fachen
ber djriftenhett oerf)brte unb biefelben $u einifeit breite, bie
heiligen apoftel (jaben geroeiffagt, ba§ bie chriftentjeit gu bifen *>
legten jeiten oil roiberroertifait rourb fwben, bert)alben rool oon
noten, 4 ) gegenroertige übet foldjer geftalt ju bezeichnen, ba§ bie
fachen nit noch erger unb fertiger roerben.
2Ba§ aber bie leer feg, bie in bem djurfurftentumb ©adrfen
geteret wirbt, rooUen roir hernach anzeigen, je$ rooQen roir mit 25
turfce entbecfen, roa§ gemuetS ber d>urfurjt oon ©achfen in bifer
fachen feo, bamit nit gead)t roerb, at§ 5 ) rooHt er au§ bofem für*
fa$ bifer neuen leer furfdjub unb beuftanb tljon.
©3 feon bie löblichen dmrfurften ju ©adtfen, ^et^og fribrid}
unb Ijerfcog l)an§ gebrubere ein§ foldjen eerlichen unb tapfern 3©
roefenS je unb au^eit ^erfomen, ba§ fo nie feine§ argen roeber
berüchtigt nod) oerbad)t geroefen, 6 ) begleichen ift auch unoerborgen,
roie gütlich unb freuntltd) fo ftd) gegen menitlid), roa§ ftanb§ bie
geroefen, allzeit erjeigt hoben; roie fo, aber ber djriftlichen retigion
unb glauben geneigt geroefen, gibt nit allein ir gant)e§ leben ss
offenließe jeugnu§, fonbern auch bie ftiftung unb firdjen, fo fo
jum teol mit aignen foften oon neuem au§ bem grunb erbauen,
J ) befchu&er || *) unb | ») mit geringem || *) ba8 R ») adjtet || 6 ) feon [|
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$um teul ge$trt unb begabt haben, fo haben fn auch gegen romi*
fdjen feafern ir treu unb glauben bermagen erzeigt, al§ löblichen
djurfurften rool geburt t)at. in allem antigen be§ reidjS ift mit
erlegung be§ geltö unb fehiefung ftattlicher roolgerufter hilf an ine
nie (ein manget erfchinen. mit fremben nationen ober be£ reid)§
roiberroerttgen haben fn einigen oerftanbt ober 1 ) bunbnuS nie ge*
habt, ju frib unb eimefeit gemeines teutfchlanbS fein fte bermafjen
genaigt geroefen, ba§ fn nit aöain ju unfrib ntemant fein urfadj
geben, fonber fo fn gleich f)o^ltc^ oerurfadjt roorben, gemeinem
fribe jugute gebult getragen, bamit bie untue nit großer tourb.
fn haben auch mer ban ju einem mal anbere fo atlgereit in rujtung
geroeft, burch iren flei§ unb mue ju frib unb ftittftanb bracht.
Unb roierool folch§ rote oberjelt mer ban genugfam, fo fein
boeb oi( mer unb trefflicher anzeigen, barau§ 2 ) ^oc^gebachter dmr*
furften oon @acf)fen treu unb guter 8 ) roill 4 ) augenf peinlich mod)t
gefpurt roerben.
303er roitt ftcb nun oermuten, ba3 ber cf>urfurft oon Saufen
an grofc mereflich unb eerltd) urfachen fein eer, gut, finber unb
enicflein in folche gefar 5 ) foHt fefcen? ober roa§ nufc§ mochte im
bodj au§ bifer erbermlidjen uneinifeit unb jrotefpalt erroadjfen,
ber 6 ) mit folcher gefar bie et befteet unb teglicf) oor äugen ftyt, 7 )
ju Dergleichen roer? barau§ rool abgunemen, roo ine fein geroifjen
hieju nit gebrungen, er Ijet ftch nit unterfangen bife 8 ) fachen ü )
guoertreten, ban ime unoerborgen geroeft, roa§ tajt§ er bamit uf (ich
rourbe laben, roie rool auch bie fach iren urfprung nit oon bem
cfyurfurften fonber oon anbern hat. unb haben erftlich oil fromer
unb gelerter (eut bifer leer ein gefallen gehabt, bie roeil alle gut«
herzige menfehen einer reinen leer begirig roaren unb befchroerb
trugen, ba3 bie djriftlich leer mit menfehen 10 ) fafcungen unb un*
nufcem gefchroä'fc gar untergebrüeft unb oerfinftert roar. jeber-
man 11 ) beclagt flct) über bie miSbreuch, bie |idj beglich merten,
ade leer in fdmlen unb prebigen roar oerberbt, etlich erzeigten
unb rumbten ir philofophiam, etlich erhüben 12 ) bie menfehen*
fatmng. aber roa§ 13 ) uns burch chriftum 14 ) gefcheneft roorben,
oon ber büß, oon oergebung ber funb, roie uns bie nit umb
unfer genugthuung roitlen, fonber burch ben glauben an chriftum
') ftUfl *) barau«« 8 ) Urfpr. ein 58ort angefangen: gl . . . *) nur
bann genugfam II & ) wollt |j «) ftd) B 7 ) moajt II 8 ) btefe(r) || «) beolag |
"JleerJ ") Ha || 1 ) be 9 !s ) roir || ») erlangt fjaben ||
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— 7 -
gegeben roerb, 1 ) ba roeft niemant oon jufagen; fo bod) in ber
djriftenljeit oot allen bingen foU 2 ) geprebtgt werben bie geredjtif eit
fo ans bem glauben oolgt, bie oergebung ber fnnb burd) ben
glauben etc. in ben ftrdjen erbadjt man ade tag neue gottSbinft,
bie gelt trugen, neue roeiS bie mefc auoerfaufen, neue ^eiligen, *
neu ceremoniaS, ablas on jal, neu mündjereo, bie geroifcen ber
einfeltigen rourben teglid) mit neuen auffegen befd)roert. aber ba
mar niemant, ber bie gemi§en mit bem eoangelio untermifen ober
troftet. fottdjS (lagt nit allein ber gemein man, fonber aud) bie
bifdjofe 3 ) roie rool in geljeim, ban öffentlich borft niemanb ba* 10
roiber reben, bie weil bie mund) alfo geroalticflid) in ber criften*
l)eit aueb über bie bifdjooe regirten. ©S begab fid) aber, ba§ bie
inbulgentj unb ablas brief in ben fedjfifdjen lanben geprebigt unb
über bie mafcen Ijodj ergaben mürben, fold)S roiberfpraef) 5ftar*
tinuS Sut^er buref) etlid) (leine fdjriften in ber fd)ul unb nit 15
oor bem oolct aud) on alle fdnnalj unb oerleijung be§ babftS.
aber feine rotberfacfyer richten als balb ein großen tjaber an,
liefen oiel lefterlidjer budjlein in beiberleu fprad)en auSgeen,
brachten alSbalb, unb ee bie fad) oerfrort marb, auS ben ban unb
oerroerfung ber leer, burdj fotct> ungefdjicfter fjanblung marb ir so
anfefjen etroaS geringert, barauS ban ein enbrung an oil orten
eroolgt ift. ni$t beft minber roarbt fiut^er gebrungen $u ant*
morten unb fetten oil fromer unb gelerter leut ob feiner antroort
ein gefallen, nit omb oerroerfung mitten beS ablas, fonber ber
fjeilfamen unb troftlidjen leer falben oon ber bu& unb geredjttfeit, »5
fo au§ bem glauben oolgt, berfjalb audj bife leer oon oil fromen
leuten marb angenomen, alfo baS bem dmrfurften oon ©adjfen
fdjrocr roer geroefen, roiber ben anfenger bifer leer in anfetmng fo
oil tapfer unb gelerter leut, bie baran Tiengen, aud) roiber fein
aigen geroifjen idjtS tetlid)S furjunemen, in fonber^eit bieroeil bie« 30
jenigen, ben fold)§ gugefjoret, fid) ber fachen nit wollten onter*
fafjen, aud) 4 ) bie enbrung ber religion fdjon oor äugen roar,
roeldje nur erger unb großer fjet mufcen roerben, fo bie gelehrten
prebiger roern Ijinroeg getlron roorben. ban ee ban lut^er idjtS
gefdjriben, Ijett ftd) fdjon allgereit allerlei irriger unb ergerlid)er 35
leer angefpunnen, roeldje oil 5 ) befdjroerlidjer fi ) neuerung unb
') we B *) gelert | 3 ) $gl. Ijterau unb bem ftolgenben ba« $Jrua>
ftücf bei työrftemann I, 109. C. R. If, 63 f. *) in f oCic^en |) s ) erger
unb II 6 ) »er hinausgegangen H
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etobenmg in bet chriftenhett oerurfacht l)at, wo ba3 burch £uther
nit unterfomen wer. unb 1 ) tonnen bic wiberfacher, footl bet ein
wenig »erftanbS 2 ) höben, nit in abteb fteen, ba8 oil f>eilfam§ unb
nufclichS ju ber feel feelifeit in bifer leer begriffen fe«, ba3 fo
felbS anneinen unb julafeen. ban baraud ift fomen, ba3 bic
prebiger iepnb oil 3 ) bebedjtiger leren von bem geroalt ber
fcfjlüffel, oon Vergebung ber fünben, von gered)tifeit ber wercf,
oom brauch ber facrament, oon ben eoangelifchen reten, von weit*
liefen fatjungen, oon oerbinft be§ tlofterlebenS unb begleichen
menfehen leer, oon eer ber ^eiligen, nach bem folcf)8 oon und ift
an tag gebraut, fo bteputirn auch oiet fcherpfer roiber un§,
unterfteen fich oft un§ mit unferm aigen fchwert ju fchlahen. e3
fein auch wie offenließ mer ban einerlei fefcerei barburdj erniber
gelegt worben, bie mit neuen unb unchriftlichen fchrtften wiber bie
heiligen facrament fich ergebt ^aben. $>ie wibertaufer fjaben ein
oerfurifche unb aufrurifche leer auSgebrait roiber baS aigentfjumb
ber jeitlichen guter, roiber bie geriet, roiber ben geroalt ber ober«
feit, roiber ade bürgerliche orbnung, roiber bie prebig, roiber ba$
heilig facrament, welches 4 ) attc§ eil weiter roer auSgebrait roorben,
roo nit bie her$en ber menfehen burch bife leer furfefjen unb ge*
fterft geroefen, baburd) bie oberfeit unb bürgerliche orbnung alfo
ftatlich gehanthabt, 5 ) auch bie gerechtigfeit be§ glaubend roiber bie
roibertaufer 6 ) h^uchlereg unb ertidjte englifche ^eilifait fo tapfer
oerfochten roirt, unb roirt oon feinem aufrichtigen reblichen mann
oernaint, baS in bifen jroifpaltungen oil an ben tag fomen, ba§
juroigen uf§ hochft oon noten feq. e3 ift auch gar on allen
grünt, ba§ auS lutherS leer bie roibertaufer ober ir§ gleichen iren
urfprung haben, ban folchS fleh oor bem luther fyat angebreet
unb am meiften an ben orten, ba mangel an getieften feel»
forgern 7 ) ift geroefen, bie bie gewt&en ber menfehen roiber faljd)e
leer hatten fterfen unb furfehen mögen.
$ife fache rourbt furnemltch oerhafet oon wegen be§ gemeint
gcfchreteS, fo unfer wiberfacher ausbreiten, als heften wir alle
ceremoniag erniber gelegt unb jurutten äße geiftliche orbnung
unb fatuwg. aber mit wa§ grünt un§ folch§ werb äugemejjen,
wirbt bie that gu erfennen geben, ban bife leer nit bahin geriet
•) muffen 0 s ) halb II *) furfifyiger unb | *) undjriftlidje leer ||
») Wirt | •) heudjtifa) El 7 ) erfajeme fl
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— 9 —
ift, ba§ bic ceremonien werben aufgehoben, fonber Dil mer, ba§
fu mit rechter gott3ford)t erhalten »erben, unb mögen mit mar*
beit fagen, baS in ganzen teutfdjlanb bie meß nit mit größer
got£ford)t unb merer menig be£ ooldS gehalten werben, bann ben
un§. fo werben auch nach gemeinem gebraut gehalten, allein 5
baS unter bem lateinifdjen *) auch teutfdje gefang gebraust werben,
bamit ba§ oolf etwag fydb, ba§ eS oerfteen unb lernen mog.
3)ie facrament empfeht ba8 oolrf mit großer reoerentj unb
offter ban 2 ) ^ieoor, ba wirt ain jeber guoor oerfwrt unb unter*
wifen, welc^S oor feiten nit leidlich gesehen font, ba gu einer 10
Qeit ein folcher ^auf mit einanber 3 ) Inngubrang.
$ie beicbt witt 4 ) gleid>erwei3 noch gehalten, unb ber gewalt
ber fdjlüffel oilfellig in ber prebig gepreift unb bie leut oermant,
waS groger traft bie abfolution Ijab.
%\t prebig fein rein unb oerftenbig, weld}§ fonber gweifel
ba§ angenembft opfer oor gott ift.
©8 werben aud) gu feiner geit pfalmen unb litaneo gefungen,
nit umb Ion ober gelt§ willen, fonber burcb bie 5 ) fauler ober
aber bie oerfamlung be§ oold§, baburd) bie unoerftenbigen geübt
unb mit ernft gubeten burd) gotteS wort geraifct werben, bann »
barumb mu3 man bie ceremonien in ben ftrdjen haben.
2)ie feiertag werben noch gehalten, außerhalb etlicher neuer,
barob bie oerftenbigen oor langft ein mißfallen gehabt, be§h<*lb
auch Dutc & D * c bifchofe unb furften oft geratfdjlagt, wie man
etliche mocf)t abthon. 25
Übet ba§ atle£ wirt noch *in *>aft nutjlkhe ceremonien ge*
halten, welche oor gelten in ber chriftenheit mit fonberm fleiß
gebraucht worben, aber nachootgenb au§ unfleiS ber pfarrer unb
be3 ooldS gan£ unterlaßen, nemlich ber cated)i§mu3 ober finber*
leer, ba werben bie fnaben unb meibtlein in bie ftrdjen gufamen 30
geforbert, ben ^elt einer au§ ben firchenbienern für 6 ) ben anfang
unb grunbt chriftlicher leer als ben glauben, bie gehen gebot, baS
Dater unfer, begleichen etliche ftucf be3 eoangelii, oou oergebung
ber funb, oon ber büß, oon bem glauben an chriftum, oon ben
guten werden, oon bem creutj, oon bem tauf unb facrament be$ 35
atiarg, barnach wirt ein jebeS gefragt, wa§ e§ baoon behalten
') gefang || *) he II 3 ) ju bem heiligen facrament R *) aud) || 5 ) tinber \\
«) bie i
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- 10 —
t)ab, f)ie nemen bic ftnber oaft ju an ehriftlicrjem oerftanbt, bct
fueoor auch ben alten oon roegen fo oil unnufcer biSputation unb
gefchroefc, bamit foldje leer oermifcht geroefen, gemangelt \)at.
3)ie faulen werben mit großen toften unb fonberm flet« ber
ß oberfett erhalten.
%\$ ift bie orbnung ber firdjen in bem churfurftentum
©achfen, beS meiften tenlS nach altem gebrauch unb geroontjeit
ber römifchen tircr)en nach au§roeifung ber ^eiligen leerer, unb
wollten nit lieberS, ban ba§ foldje ben bifdjofen auch gefellig roer,
10 fo fein un§ aber etroaS &u tyxt, bie roeil fo un3 oon wegen ber
priefter ee unb ber gleichen alfo oerfolgen.
2Bo fo un§ aber ein roenig mit meren gnaben geneigt roeren,
tjett niemant urf ad) juf lagen, als rourbe bie orbnung ber firmen
jurißen. bann baS unS etliche oerbenten, als feo biefe leer allein
15 batn'n geriet, ber geiftlichen geroalt $u oerbrüefen ift gar on allen
grünt, ban in rourb an irer geroalt unb fyerlicfett gar nichts
abgeen, roo fo allein etliche neue unbillige befchroerben nachließen,
fo beburften fo auc^ irer guter oor unS nit beforgen, roie rool
fleh etlid) l ) anbere ljieoor mer ban ju einem mal unterftanben, in
so bem fcf)ein einer reformacion ben geiftlichen ire guter abzubringen.
$ie $8ef)am tjaben im concilio ju tBafcl unter anberm ber*
gleiten aud) gefegt, als foflten bie biner ber fireben nit eigenS
haben, roir aber leeren roeit anberS, nemlidt) roie einem jeben
driften ift augelaßen, ftd) anberer äußerlicher bing ^gebrauchen,
25 alfo mog auch " n jeber d)rift, er feu gleich bifchof ober fachen«
biener aigene guter mit recht fyaben unb befitjen. bann obgleich
bie bifchof gu armut unb oon iren gutern fomen, bamit ift ber
criftenfyett nit geholfen, bamit roer ir aber geholfen, roo burch
bie bifchof ba§ rein unb lauter eoangelium ju prebigen oerfchafft
so rourb. bife aufrurifche-) furfchleg, ben geiftlichen baS ir gu*
nemen, 3 ) geen unfer leer nichts an, roeldje 4 ) nit anberS begert,
ban bie criftenheit mit reiner leer 511 unterroeifen unb bie ge*
roißen mit unchriftlichen fafcungen unbefchroert ju laßen, ban allein
aus ber leer roirt bie chriftlich tirch geboren unb erhalten roie
95 gefchriben ift: er h a * un ^ geboren burch baS roort ber roarfjett.
fo leeren roir alle bürgerliche fatjungen unb orbnung unter geift*
») £a$ urfpr. fner ftcpenbe ©ort ift nid)t $u entziffern. ! ) teer ||
») geet | •«) alle ||
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— 11 -
ltdjer unb roeltltd)er gemacht als ein orbnung gotte§ galten
oon fribe unb etnifatt roegen. e3 ift nie fein reformation fo 1 )
gar on alle geroaltfam furgenomen als biefe, roie ban am tag ift,
ba§ butd) bie unfern anbere gu friben gebracht fein roorben, bie
fd)on atlgetcit in ruftung roaren. 6
93i§^er fyaben roir angezeigt, baS bifer tyanbel nit on urfad)
(td) erhoben, nod) 2 ) arger meinung oon bem ctyurfurften oon
Saufen gebulbet roorben. nun rooff mir oon ber leer reben unb
erftlidj äffe fumemfte artifel be§ glaubend erjelen, barau§ fen.
mjt. abjunemen, ba§ ber 3 ) dmrfurft oon Saufen 4 ) ntct)t§ un* 10
rf)riftlid)§ 5 ) in feinem gebiet 6 ) juprebigen geftatt, fonber ftdj be§
gemeinen lautern djriftlicfyen glaubenS mit affem fleiS gehalten f)ab.
£ie axixtktl te* glmbtm.
$er erft.
3n bem dmrfürftentfmmb <Sad)fen roirt einbettig gelert unb i»
geprebigt, 7 ) ben befd)lufj be§ concilii Niceni oon einifeit be§ got*
liefen roefenS unb breien perfonen onaroetfetid) galten unb gu
glauben, nemlid) ba§ ba fen ein göttlich roefen, 8 ) roeldj§ fjeif* unb
feu ein eroiger gott, etnid) 9 ) an leib, unterteilt, einer unauSfpred)*
liefen madjt, roeiS^eit unb gute, ein erfyalrer affer ftd)tbarn unb «o
unftdjtbarn bing unb fein bod) breo perfon, eine§ roefenS, mad)t
unb erotfeit, nemlid) ber oater, ber fon unb ber heilig geift unb
roirt ba§ roortlein perfon f)ic oerftauben, roie ba§ bie oeter ge*
brauet faben, nemlid), ba§ nit ein tegl ober eigenfdjaft ein§
anbern fonber ein roefen für fidj felbS ift. 25
dagegen roerben oerroorfen äffe fetjerei, fo roiber bifen arttcfel
entfprungen fegn al§ manid)eer, oalentinianer etc.
2) 3 um andern leret man, ba§ nad) 10 ) 9Ibam§ faff äffe
menfdjen nad) ber natur roerben in funben geborn, ba§ ift on
fordet unb oertrauen $u gott, oofler begirb etc. unb ba§ bife an* so
l ) Urfpr. jjnjeimal *) au« || 3 ) djriit 1 ♦) feine | •) leer || «) ae*
bulbet ü ') ber || ») ba« b | ") an leb i| »•) nai) ||
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- 12 —
geborne fudjt ein wartjaftige funb fco, bic ba oerbamm unb in
ben ewigen tob werf alle bie, fo burd) bie tauf nit werben wiber*
geborn.
3) 3 um brüten, baS ber fon gotteS h ö & an fid) genomen bie
5 menfd)lid) natur in bem leib ber ^eiligen juncffrauen 9ttarta, alfo
ba§ bie jmen natur, gottlich unb menfchlid) in ber einigen perfon
unteilbar vereinigt, fein ber einig cl)riftu§, warer gott unb warer
menfch, warhaftig gebom, gelibten, gefreujigt, geftorben unb be*
graben 1 ) &u einem opfer nit allein für bie erbfunbt fonber auch
w für bie wirtflidje funb aller menfchen. er ift 2 ) auch abgeftiegen 3 )
ju ber fetten, am britten tag warhaftig erftanben, nadjoolgenb
auf gen ^imel gefam, ba3 er fit} gu ber redeten be8 oater§ unb
emicfltch regir, rechtfertig, heilig, lebenbig mad) unb befd)fitj alle,
bie an in glauben burd) fenbung be§ ^eiligen geift§ in ire
15 herben. 4 ) er wirt aud) öffentlich fomen unb richten bie lebenbigen
unb tobten, wie wir im glauben befcnnen.
4) gum fietten, baS ber Zeitig geift geben werb burd) bai
mittel be§ wortS unb ber facrament wie SßauluS fagt, ber glaub
tombt au§ bem gef)br. h« werben oerworfen bie wibertauffer
ao unb ir§ gleiten, bie ba§ wort unb bie facrament oeradjten,
meinen, ber heiliß Ö«f* werb erlangt burd) menfd)lich Zubereitung.
5) Qum 5. ba§ wir oergebung ber funben unb rechtfertigung
oor gott burd) einict) unfer weret ober genugtlwung nit erwerben
mugen, fonber wir empfahenS freu lauter umbfonft, fo wir glauben,
25 ba3 un§ bie funb burd) d)riftum oergeben unb wir gu gnaben an»
genomen werben, bann barumb ift ct)rtftu§ in bie weit fomen,
baS alle fo an in glauben nit oerberben. Qoh- 3. burd) follchen
glauben an ba§ eoangelium ober oerf)ei&ung ber gnaben empfahen
wir ben heiligen geift, wie $aulu3 fagt gun ©alat. 3, ba§ wir
M bie oerheifjung bc§ geifiS empfingen burd) ben glauben.
6) 3 um 6 - DöS bifer glaub gute meret mit ftd) bring ober
ba3 man von noten gute weret mufj tbon, barumb ba§ e§ gott
haben will, wie 5 ) wol man bamit oergebung ber funb unb recht«
fertigung oor gott nit oerbint, fonber bie werben uns oergeben §
85 gefcheneft, fo wir glauben, ba§ 6 ) un§ ber oater umb d)rifiu3
willen &u gnaben angenomen unb mir gerechtfertigt feoen, wie
>) ba« er wer || s ) aber || 3 ) br || *) ber ba fl 6 ) wol fe || «) wir
umb II
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- 13 —
ban bie alten lerer reben al§ ^ImbroftuS 1 ) bie eptfteC juut
corintyern: ba§ ift oon gort befd)(ofjen, bag wer an ct)riftum
glaubt, feiig roerb onc roercf unb oergebenS burct) ben glauben
oetgebung ber funb empfatjen.
7) Qum 7. ba§ ein ^eilige ct)riftlicr)e ftrcr) 2 ) eroicflicr) bleiben 5
roerb. bie fircr) aber ift ein oerfamlung ber ^eiligen, barin ba8
euangelium geprebigt unb bie facrament gereift werben unb ju
einifeit ber firmen ift genug, ba3 man be3 eoangeliumS unb ber
facrament, falben uberein fom, aber ba§ bie ceremonien unb anber
menfct)lict) orbnung allenthalben gleicr) feon, ift uit oon noteu, roie 10
djriftuS fagt, ba§ reicr) ©otteS (ombt nit mit einem auffegen, roie
rool nun bie firct) aigentlict) ju reben ift eine oerfamlung ber
fjeiligen unb roart)aften gläubigen, jebod} bieroeil in bifem leben
oil tjeucbler unb böfer 8 ) barunter fein, mögen roir un§ rool
unb on gefar brauchen ber facrament, fo burdj bie böfen geraictjt 15
roerben, roie crjriftuS fagt, uf bem ftuel Sttoft ftyen fct)riftgelerten
unb pfjartfeer, unb fein bie facrament unb ba§ roort freftig oon
roegen ber einfetjung unb orbnung ct)rifti, ob fi gleich burct) bie
böfen roerben gefjanbelt. r)te roerben oerroorfen bie bonatiften unb
anbre, bie ba lerten, man foUte fein§ bofen bienft in ber firctjen «>
gebraueben, bann roa§ er rjanbelt, roer untreftig.
8) Q\xm 8. ba§ man bie finblein taufen foll unb ba§ fo burd)
bie tauf gott furgetragen unb ju gnaben angenomen roerben. r)ie
roerben abermals oerroorfen bie roibertaufer, bie ba fagen, ber
tauf feg ben finbern fein nufc unb ba§ bie finblein auet) one tauf
feiig roerben.
9) 3 um 9. ba§ ber leib unb baS blut dpctfti roart)aftig feo 4 )
unb aufgeteilt roerb in bem abentmal, unb roerben bie, fo ein
anberS leeren, oerroorfen.
10) Qum 10. ba§ bie fonberlicrj abfolucion in ber firctjen fott so
gehalten roerben, roie rool in ber beietjt nit not feo alle funb gu
erjelen, bann ba§ ift unmoglid).
') #ier ein Meines, nidjt $u (efenbeg SBort. *) ober öerfamlung || $)a8
war rooljt eine Dom Überfefcer im erften 2lugenblicf beabftd^tigte Erläuterung,
bie et ftrid), al« et weiter (a£; benn e$ ift fäjioerlta) anjunefjmen, ba§ 35
9Relanä)tf)on ecclesia seu congregatio gefdjrteben Ijaben wirb. 3 ) werben
unter aemifd)t fl 2)emnaä) flanb im Dr. rote fpater admixti sint. 4 ) in bem
abentmal unter benen fo ||
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- 14 -
11) Qum 11. ba§ bie, fo nach bcr tauf gefunbigt haben, mögen
ju einer jeben &eit burd) bie bufc oerneuet werben unb baS bie
fird) fdjulbig feo, folgen bie obfoiution mit juteolen. bie bue&
aber fteet in jmeien, erftlid) in bcr reue ober fchrecfen beS ge*
5 wiffenS, fo man bie funb erfent, jum anbern in bem glauben,
ben mau au$ bem eoangelio ober abfolution empfehet, fo man
glaubt, baS un8 bie funb burd) djrifium oergeben werben unb
alfo ba§ gewijjen getroft unb gefterft wirb, aläban foöen oolgen
bie guten roercf als 1 ) fruchte ber buejj. ^ie werben oerworfen
io bie Uiooatianer, bie niemand fo nach ber tauf gefunbigt, jur bujj
unb abfolution wollten (omen lagen. Ine werben 2 ) auch oer*
worfen bie, fo leren, oergebung ber funb burd) unfer genugtfjuung
unb nit burd) d)riftum erlangen, begleichen bie wibertaufer fo
leren, welcher einmal rechtfertig worben, ber mog nit mer fallen.
15 12) 3 um 12. baS bie facrament nit allein $u einem jeidjen
unter ben menfdjen fein eingefetjt, fonber oil mer ju einer jeugnuS
beS göttlichen wißenS gegen un§. item ju ftercfen ben glauben in
benen, bie ir gebrauchen, barumb foH man fo alfo h<*nblen, ba§
man glaub ben oerljeifjungen, fo burd) bie facrament werben für*
sto getragen.
13) 3 um 13. ba8 alle fa^ung fo burd) menfd)en in ber driften*
heit gefegt fein, gnab unb redjtfertigung baburd) &u erlangen,
feon uncbriftlich unb oerletjen &()riftu§ eer unb oerbienft, barumb
bie tloftergelübb, unterfdjteb ber tag unb fpeiS, uneelid) leben unb
25 bergleid)en menfeben funb ju ber red)tfertigung untuglid) fein;
wa§ aber ber fatjung fein, ba§ ade bing in ber fircben orbentid)
jugeen, bie leren wir oon friben unb einifeit wegen $u halten,
als ba fein orbnung ber feiertag, gefeng unb bergleid)en. man
foH fo aber nit nötig noch oerbienftlich machen.
so 15) Qum 15. oon bürgerlichen wcfen, baS red)tmef?ige burger*
liehe 8 ) orbnungen ein gut wer! gotteS feoen, baS ein chrift mog 4 )
ein oberfeit füren, gertchtSitbung gebrauchen, urteilen nach 5 )
ietjigen feierlichen rechten, baS ubel mit recht flrafen, rechtmegig
frieg füren, fauffen unb anber contract machen, aigene guter
35 höben, uf erforberung ber oberfeit ferneren, h*fr fl ten e *c. 6 ) ft e
werben abermals bie wiebertaufer oerworfen, bie fold)3 alles
einem chriften oerbieten; beSgleidjen bie, fo bie eoangelifdje
») bie | ») sunt | 3 ) orbming | «) ob || 6 ) gegen || ") lue ||
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oolcfumenheit nit uf gotteS furcht unb glauben, fonber in jer-
ruttung bürgerlicher einifeit (teilen, ban tote rool ba3 eoangelium
leret ein eroige geredjtifeit int heilen, fo oerrourft e§ boch bie
äußerliche orbnung unb regtment baburch gar nit, fonber roill
foQct)e gehanthabt hoben al§ ein orbnung gotteS, bie liebe barin 5
ju üben, berhalb ein djrift fdjulbig ift, ber oberfeit unb iren
fafcungen gehorfam ju fein, e§ wer ban, ba§ fo etroaS unchriftlichS
unb roiber gott gebieten, ban ba foll man got mer l ) gehorchen,
ban ben menfehen.
16) 3um 10. bai alle oerftorbene menfehen mit bemfelben iren 10
leib, barin fo geftorben, roiberumb werben auferroeeft roerben &u
bem geriet chrtfti, barunter bie auierroelten eroicflict) feiig, aber
bie oerbamten menfehen fambt ben teuf ein au§ ^eHifc^er pein
nimer in eroiteit erloft roerben. tye roerben oerroorfen bie nach*
oolger Origeni§ unb bie roibertaufer fo leren, ba§ jule^t auch 15
bie oerbambten unb teufet au8 ber pein erlöft roerben, begleichen
bie fo uf jubifdje metnung fagen, bie oerheißung oon eroberung
bei gelobten lanbi müfeen leiblich oerftanben roerben unb ba§ oor
ber urftenbt unb iungftem gericht roerben bie gottlofen altent*
halben 2 ) oon ben heiligen untergebrueft unb fn ba§ zeitlich regi* 20
ment unter fich bringen.
17) 3 um 17. oon bem freien roitlen leeren roir, ba§ bei
menfehen roiu* etlicher maß freu feu, eufcerliche gerechtifeit ju üben
unb untcrfcbjeb jumachen in ben bingen, fo ber oernunft unterworfen
fein, er oermag aber nict)t§ gu ber innerlichen geiftlidjen ge= 25
rechtifeit, fo oor gott gilt, on ben Zeitig geift. $an ber naturlich
menfd) oerfteet nichts, roaS ben geift gotte§ antrifft, fonber bie 3 )
ent\ttet allein in bem hertpn, fo ber heilig geift burd)§ roort em-
pfangen rotrt, roie 2luguftinu§ fagt, roir benennen, ba§ alle
menfehen ein freien roiHen hoben unb im 4 ) naturlichen oerftanb, so
barburch fn aber icf)t§ geiftlid)§ unb göttlich^ roeber anfahen noch
ooQbringen mögen, fonber allein, roa§ ju bifem gegenroertigen
leben gehört, gut unb bo§, ba§ gut als aefer bauen, efjen, trinefen,
((eiber, 5 ) jeugen etc. ba§ bo§, al§ abgotter eeren, tobtfdjlagen,
eebrechen etc. 35
18. oon ber funb leeren roir, roie rool got bie natur er*
fdwffen tjat unb biefelben erhelt, fo oerurfacht bodj bie funb
*) furdjten || -) unterbe . . (?) 8 ) haec sc. iustitia spiritualis. «) Oer-
nunftigen | •) toben.
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- Ki - .
nichts bann ber 6o§ will be§ teufel« unb ber gottlofen, wetdjer,
fo im gott nit Ijilft, fid) oon gott abroenbt, rote ber ptopfjet Dfea«
am 13 fagt. D 3«raf>el, bein oerberben ift au8 bir, aber betn
f)ilf fteet allein ben mir.
» 3)i§ ift ongeferlidj *) bie fumma mm ber leer im djurfurften*
tumb ju fadjfen, barinnen nichts begriffen, ba§ roiber bie Zeitigen
gefdjrtft, gemeine d)rifUid>e *) unb aud) römifdje firmen ift foferr
bie auf bie bewerten unb angenomen lerer gegrunbet mirt. ber«
falben mir unbittid) für fetjer au«gefd)rieen werben, bie gantje
10 irrung ift allein rnnb etlid) miSbreud), bie fid) on ber criftenljeit
beroifligung ^aben eingebrungen, unb ob hierin gleich etwa« un*
gerabe befunben wurb, füllten bodj billig bie btfdwf in anfeljung
gegenroertiger 3 ) befentnuS unfer« glauben« un« etwa« gnebiger
fein unb nit »on ber djriftlidjen firmen abfonbem unb terroerfen.
15 ban aud) ire aigene red)t nit fo Ijert fein, ba§ fu einerlei gebreudj
unb ceremonien an allen orten erforbern, roie eS ban nie ge*
roefen 4 ) ift.
^rnarfi twlgen Mb fymiatn arftrfrel, barin and*
bxt geenterten untr abgetanen miabrenrfi
20 erfeö toerfren«
%u weil 5 ) man im d)urfurftentbumb Saufen in (einem
articlel be8 glauben« oon ber ^eiligen gefärift ober gemeiner
') be | ») litten ||
*) 8"«ft fdjrieb ber Überfe&er „gegenroertilcit", ftrid^ bann aber „leit"
85 aud unb fügte „ger" Ijinju.
*) aud) unmugtid) ift | $a e$ fdjmerlidj benfbar ift, bafj ber Überfefcer
bie« wieber au8geftrid)en tjätte, wenn et e§ im Sat. ta«, erftärt fidj ber #u*
fafc moljl nur fo, bajj ifjm ber (Slebante unwifllürlidfj in bie fteber tarn.
6 ) 2>aju ößl. man ben Anfang be« jmeiten Xeils in Spalarin« Xejt
so (fjörfteinann I, 327): Söon ben Streitigen arttdeln. ©ieweil benn in ben
articfeln be« glaubend in önfern tt)rd)en nichts ju wiber gelert Wirt, Sonber
allein ctlidj mtjffebreudje geenbert finb, roeldje nidjt burdj (Soncilia, ober wie
ftdl fonft gebürt, alfo georbnetb, ©onber aum tett mit ber ßeeit bon fid)
felbS eingeriffen, junt teil mit gewalt aufgeridjt finb, fo forbert tmfer not-
35 turfft, biefelben $u erfcelen tmb brfadj ancaujeigen, marumb fjierin enberung
gebulbet ift, bamit rat). 9Jtfit. erlennen mögen, [bafe] in bem nid^t oncf>riftlidi
ober freuenlidj geljanbelt, (Sonber ba8 wir burd) ©otted gebot, melä)8 billig
Ijotjer, bann aUe gewon^eiten ju achten gebrungen finb, foldj enberung $u»
uerftatten.
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— 17 -
chriftlicher f treten ift abgewichen, fonber allein etlic^ mtebreudj
unterlagen werben, bie on einigen grunb in ber chriftenhett ein»
gemurmelt, bitten mir feu. SERjt. gnebicflid) juoerhoren, roa§ hierin
geenbert unb roa§ foId)c enberung oerurfacht hab. ban oon un§
mit feiner roarheit mag gefaßt werben, ba§ mir ade alte gebraud) s
unb ceremonien ablegen, 1 ) fonber mir begem biefelben fo oiel
muglid) juerhalten. aber bie gemein ftag über bie mifebreuch in
ber firdjen ift jefco nit neu, bertjalb oon nöten gemeft, berfelben
etlid) aubefjern roie ^ernad)oolgt.
33 on beiber geftalt be§ facrament 3. 10
$>en leien gibt man ba§ heilig facrament unter beiberlei
geftalt, ban ba§ hat d)riftu§ geboten 9ttatth. 26: trineft barau§
alle, ^ie gebeut d)riftu§ mit auSgebrucften morten, ba§ fo alle
au§ bem fetd) foflen trinefen. ob aber jemanbt wollt fagen,
<hriftu§ h«t l)iemit allein bie priefter gemeint, ben 2 ) roeifen mir &
uf bie erften epiftl pauli ju ben ©orinthern am 10., barau§ man
ftf)t, roie bie gantje gemein beiber geftalt gebraucht Ijat, ba er
fpriebt, roir alle fein teilhaftig eine! brotS unb eines felch§. bifer
gebraud) ift ein lange Qeit in ber criftentjeit beftanben unb roei§
nod) ntemanb, roenn ober burd) roen ber geenbert feg roorben. 20
<£gprtanu3 jeigt ba§ an oiten orten an. @o roirt ba§ auch
ninbert an feinem ort oerboten, ja ber babft ©elaftuS oerbeut
emftlid) ba§ facrament nit gu teoten, allein 3 ) bie gemonheit, fo
bod) nit fo gar alt, ift barroiber. eS mu§ aber menieflid) be*
fenen, ba§ ein gemonheit roiber gotte§ gebot nit galten fen. *•">
hterumb fotl man alfo beiberlen geftalt gebrauchen, bieroeit ba§
d)riftu§ felbS gebeut, begleichen auch bi* canone§, unb bie driften-
fjeit fold)§ ein lange jeit gehalten hat. barau§ oolgt, ba§ bife
enberung billig gefdjehen fen.
SBon ber priefter ee. 30
@§ ift bei menieflid) ein offenbare (lag gemeft über ba§
ergerlich leben ber priefter, fo fidj nit enthalten fonnen, barumb
auch babft $iu§ ber anber oftmals gefagt hat/ ba§ man ben
pfaffen bie 4 ) eeroeiber oerboten, mog root urfach haben gehabt,
aber oil mer unb größer urfach feien jetjo, barumb man in bie 35
l ) bann | ») antworten wir t 3 ) ift || *) ee |
«olbe, 3liifl»b. ftonfeffion. 2
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— 18 —
foflt roiber geben, foldje ergerniS auoermeiben, (jaben unfere
priefter ftd) oereelicijt uttb leeren, baS fo baS guttun madjt Gaben,
bie weil ^auluS faßt, ein jeber foH Ijaben fein n>eib, unfeufdjfieit
&u oermeiben etc. item eS ift be&er eelid) werben ban brennen.
5 item als dpriftuS (priest: fo fafcen 1 ) bis roort nit ade, bamit er
guoerfteen gibt, baS ft) nit ade $u ber feufd)fjeit gefdjicft fein, ban
got l)at ben menfdjen ftd) ju meren erraffen, ©enefiS 1. folc^e
bef Raffung gotteS tan (ein menfd) on fonbere gab unb roiretung
gotteS enbern. wer nun teufd)l)eit galten untuglid) ift, foll
10 eelidj werben, ban gartet orbnung unb gebot tan tein menfdjlict)
fa&uug nod) gelubb*) aufgeben.
©S ift aud) oor weiten in ber d)riftenf)eit alfo gehalten roorben,
wie *ßaulu3 bejeugt: ein bifdrof fott eins roeibS man fein, unb in
teutfdjen lanben fein bie priefter erft oor 400 Agaren baoon mit
is gemalt gebrungen roorben, beS fq fid) alfo ernftlict) roiberfetjt, baS
ber ertjbifdwf oon Sfteinfc, als er foldj beeret rooflt oertunben, gar
naf) oon in erfd)lagen morben. ban man alfo ungefdjictt bajumat
ge^anbelt, baS man bie ee nit allein in tünftig geit inen oer«
boten, fonber aud) bie gegenmertigen griffen fjat roiber gottlid)
uo unb 3 ) menfd)lid) red)t, roiber ir eigen ©anoneS nnb oiler <£on*
eilten fafcung.
#ie wolle taqferlidje majeftat, juerlmlten gemeine &u$t unb
erberteit, gnebictlid) gu Ijerfcen füren, baS bie menfd)lid) natur, fo
ftd) bie roelt gum enD nennet, je lenger je fcfjroedjer roirb, ber^alb
25 rool oon noten gufurtommen, baS nit mer ergemuS unb lafter
einreiben, ban gott l>at bie ee ju f)ilf foldjer menfdjüdjer
blobtcfett oerorbuet. eS fagen audj bie canoneS man foU nac^
gelegent)eit ber menfdjen fcfywadjeit bie fdjerffe miltern, wott gott
eS befcfyee in bifer fact) aud), eS bringt je bie priefter ee befonber
so ber pfarrer unb firdjenbiener ber criftentyeit (einen nactjteul. roie
rool nun gott fold)S geboten unb oor alter alfo gehalten roorben,
aud) auS bem uneelidjen leben oil ergernuS, eebrud) unb anbere
fcr)eu§lict)e 4 ) lafter entfteen, fidjt man boct) oor äugen, baS man
fein 5 ) mifftanblung ober ubelttyat 6 ) fo greulid) ftraft, als bie
35 priefter ee. roer fcat bod> je gefe^en ober gebort, baß jemanb
oon ber ee roegen follt geftraft werben, bie gott gu eren geboten
») baS | 2 ) enbern ober (1 8 ) gemeine H «) greulidje l 6 ) tafter ]
6 ) atfo |
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- 19 —
f)at, bie bei 1 ) allen recf)t§georbenten obetfeiten aud) unter ben
Reiben in eeren gehalten morben. jefct martert unb würgt man
bie priefter .barumb roiber bie geiftli<f)en red)t unb on alle anbere
urfacfc! *ßaulu§ nennt e3 $eufel§ leer, fo bie ee verbieten, weldjS
jefct letztlich suoerfteen ift, bie weil fold) verbot mit tobten unb 5
würgen muß getjantrjabt werben.
5118 wenig nun etnid) menfd)Uct) gefet* gotteS gebot mag auf«
heben, al§ mögen e§ aud) bie gelubb aufgeben, barumb aud)
(&nprianu§ ben wetbern, fo bie gelobten teufd)t)ett nit galten
tonten, rebt eelid) gu werben. (So geben audj bie canoneS etwas i©
nad) benen, bie oor rechtem alter gelobt l)aben.
95on ber meg.
SBir werben unbillig befdjulbtgt, als fetten wir bie meß ab«
getrau, bau fo ben un§ mit groger ererbietung gehalten wirbt,
hie r)at abermals menicflid) ftcr) beclagt, ba3 man bamit alfo ir
fdjenbtltd) gehanbelt 2 ) unb ein jarmarft barauS gemalt t)at. bie
priefter fetten tein begir bagu unb treten e§ bod) oon geltS
wegen. al§ foldfc)er mtSbraud) bei un§ burcf) bie prebiger geftraft
roorben, haben bie fonbern meß aufgebort, bie weil ©. $ßaulu§
alfo fcrjToerlict) broet benen, fo bis brot unb ben leid) unwirbig *o
e§en unb trinfen. bifer migbrauch war alfo weit eingerigen, ba§
gar nah gar tein fonberltdje meg anberft ban 5 ) oon geltS wegen
gehalten warbt, melchS ben bifdjofen ^et geburt gufurfomen. ba*
neben ift fn auch in anber weg mi§braud)t worben, al§ foßt fn
frembbe funb auslesen unb tobten unb lebenbigen nufc fein, ber- «•»
halb ft ftch alfo gekauft unb gemert §at. ©oldjS haben unfere
prebiger aud) geftraft, bie weil bie fchrift an oil orten leert, ba§
wir allein burcf) ben glauben werben gerechtfertigt unb nit au§
ben wercfen, eS feien meg ober anbere wercf etc. (Sf)riftu§ tjat
un§ burd) feinen tobt oergebung ber funb erworben, barumb be* so
borf wir§ nit in ber meg fudjen. (EfjriftuS ^at§ un§ aud> nit
befolgen, fonber gefagt, fein babeg $u gebencfen, ba§ ift glauben,
ba§ er un§ fein jufagen werb galten, ban fonft gebencfen fein
aucb, bie juben unb ungläubigen, alfo ift bie meg allein bem, ber
fn nufc feinen glauben ^uftercfen, wie 2tmbroftu§ fagt: biewenl sö
id) alltag funbt, mug id) alltag erjnei nemen. item djriftuS
') aud) |) ») hat || : ') allein ||
2*
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- 20 -
fprtcf)t: tfjutS su meiner gebed)tnu8. botauS oolgt, ba§ bie me&
beti tobten nit nufc ift, ber glaub unb gebecbtnu§ bar burd) nit
fan geftercft werben, item bie fdjrift fagt, man foü oon bem
tob be§ fjerm babei prebigen. roa§ miß man nun ben toten
5 prebigen?
$)arumb roirt in bem d)urfurftentf)umb $u ©acf)fen ein einige
mejj burd) ben pfarrer gehalten, gar naf) uf geroonlidje roeiS, 1 )
ber reicht ba§ fyeilig facrament benen fo e§ begern, bod) ba§ fu
Suoor oerljort unb abfoloirt feqn, alfo ift e§ aud) oor jeiten in
10 ber römifdjen finden gehalten roorben, roie man gefdjriben pnbt.
darneben roirb ba§ oolcf mit f)od)ftem oleifc oermant 8 ) unb
geleret oon bem brauch unb nufc ber facrament, roie ber glaub
baburd) geftercft roerb, bamit ba§ oolcf lern gott oertrauen unb
alle§ gut§ oon im begern unb geroarten, roeldj§ gott ba§ aller*
15 angenemft ift. l)ie roirt aud) oerroorfen bie undjriftlid) leer, bie
ba oerneint, ba§ ber leib unb ba§ blut djrifti roarfjaftig entgegen
feu, unb roerben bie leut oermant, ba§ facrament oft ju empfaljen.
USon ber beidjt.
%\t beidjt ift bei un§ nit abgefteflt, ban 3 ) niemant ba§
«o facrament gereicht roirt, er fei) ban juoor befragt unb abfoloirt,
unb roirt bem oolcf mit flete furgetragen bie traft ber abfolution,
baoon man Ijieoor nit oil geroifi fjat, nemltd), ba§ e§ feu ein ftim
gotteS, bie au§ feinem bcfelt) oexfunbt roirb. f)ie roirt ber geroalt
ber fdjlußel gepreift unb er^elt, roie troftlid) ba§ feu ben er*
25 fdjrocfenen geroigen unb ba§ gott 4 ) oon un§ erforbert, ba§ roir
bifer abfolution al§ einer ftim oom fjimel fjerab glauben geben,
au§ roeldjem glauben oolgt oergebung ber funb. oor bifer seit
Ijat man allein oon unfer genugttmung gefagt, aber be§ glaubeng
unb oerbinftS Sfjrifti roarb roenig gebaut, berfjalb man un§ lue
so unbillid) befdjulbigt. e§ mu&en aud) unfere roiberfadjer felbS be*
fennen, ba§ roir bie leer oon ber bujj mit ädern flei§ geffanbelt
Ijaben.
$on ber beicr)t aber leren roir, bie geroijjen nit subefdjroeren
mit erjelung aller funb. ban ba§ ift unmuglid), roie ber pfalm
55 fagt: roer oerfteet bie funben? alfo l)abeȤ aud) bie alten gc*
») unb || 8 ) unb || a ) man ß 4 ) einen glauben II £ er Überfe&cr f)at alfo
et quod requirat deus fhlem gelefen unb l)at ba$ ©anje nur sufammen*
gesogen.
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— 21 -
Ratten als (Efyrqfoftomuä : id) fag bir nit ba$ bu bid) tn gemein
felbg 1 ) berud)tigeft, nod) 2 ) oor anbern befdjulbigft, fonber td)
roiH, ba§ bu ber ftimm be§ propfjeten gef)ord|ft, ba er fpridjt:
eröffen gott beinen roeg. barumb beten bein funb 3 ) ben gott,
bem rechten rtdjter, unb etget beine ubeltf)at mit gebet nit mit &
ber jungen fonber in ber gebedjtnuS bein§ gerotffen§. bife roorte
jeigen an, ba§ bie erjelung ber funben nit von noten feu, roie
rool mau bie betd)t nit unterlagen 4 ) foU oon roegen bc§ großen
nu$§ ber abfolution.
SBon unterfdpb ber fpei§. 10
Sftan bat bafur gehalten, bie unterfcbjb ber fpeiS unb ber«
gleichen feqn ein genugtfjuung für bie funb unb nerbinft ber
gnaben. alfo fyaben ir oil gelert unb afltag etroa§ neue§ erbaut,
folgen irtfyum f)at man nit lenger gebulbeu mögen, bau er bem
oerbinft ©fyrifti unb ber geredfttfeit be§ glaubend gantj entgegen 15
ift, roeldje man in ber cfjriftentyeit für unb für prebiget unb
treiben mufj. berfjatben aud) pauluS fd>ir in allen feinen epifteln
folct>c meinung roiberfid)t, uf ba§ man fei), roie bie geredjttfeit nit
au§ folgen werden fonber au§ bem glauben an Sljriftum oolg.
etlict) fagen, roierool mit ungrunb, mir roiberfecrjten fold)§ allein 20
barumb, ba§ mir 5 ) bie geiftlicfje geroalt fdnnelern mochten, etlid),
ba§ roir roiber ein rjeibmfcr) roefen in bie roelt bringen, aber roir
roiberfed)ten unb unterlagen nit äße menfd)enfatuwg in gemein,
man fjat aber je bem oold mujjen entbeden, roa§ baoon galten
feo. roir fein aud) nit bie erften, bie foldjer gejkit baoon gelert 25
f)aben. 3luguftinu§ fagt, man foCC fo galten al§ ein freq bing.
©erfon oerbeut bie genügen barmit ju oerbinben, barauS fiel) oil
fromer leut getroft Ijaben. bau niemanb je auf ertridj tonten,
ber bife fafcung ade gehalten ^et. barauS ban mancher 6 ) in oer*
groeiflung gefallen, etlidj inen felb§ ben tobt getimn, ban fo ben 30
troft ber gererfjtiteit au§ bem glauben nit fetten, roeldje aber
etroaS baoon bieten, bie oermeinten oergebung babureb juerlangen.
in bem f)at man foldje fatjung roeit über bie gebot gotteS ge«
galten, roeldjer ju georbenter geit faftet ober bergleicben tfyet, ber
meint, er roer fd)on ein djrift, aber auf 7 ) feinen beruf 8 ) l)et nie* 35
>) Oer I 8 ) bidj bei H 3 ) bei J| 4 ) Oon i 5 ) baburd) | e ) ju || ; ) ein*
jeben ß ») adjtet man fo gar nit ba3 ||
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- 22 —
manb fein adjt, ja e3 mar ntt wert, ba§ ein d>rift fottt 1 ) mit
folgen fa^en umbgeen, als IjauSljalten, m ^ f^ ex un ^ ^ au§s
flcftnb regieren unb erjie^en etc.») foldje roercf, bie oon gott be*
folgen, faßt man, gehörten ben fd)mad)en unb unooHtomen ju,
s allein bie f)eud)elroercf fetten ben eerlictyen namen, ba§ fo ^eilige
ctyriftlidje unb gott molgefellige roercf genant mürben.
$)ie geiftlictyen redjtgelerten unb tfjeotogen liegen bie förift
faren, gingen allein mit bifen fadjen ir lebenlang umb, aber oon
glauben, Öffnung, freufc etc. juf)anbeln, maren fo nit müßig. Ijie
w follen bie bifdrofe ein 3 ) einfe^en§ gehabt unb bifem jamer ein
jil geftecft fjaben. jefcunb gebrauten fic^ beS aud) unfere feinb,
fo burdj un§ an tag gebraut morben ift, unb tonen oon allen
menfdjen leeren gemißer urteilen benn §ie oor.
2Bir leren aber fneoon alfo, ba§ menfdjen gebot unb fatwngen
> ft oor gott nit oerbinen oergebung ber funben, fo follen aud) nit
aufgeritzt merben als notmenbig ju ber feien felifeit. foldjS be»
meifen 4 ) mir auS ber f d)rift. als bie apoftel geftraft mürben, baS
fo bife gebot ubertreten fetten, fagt d>riftuS: oergeblid) binen fo
mir mit menfäen geboten, item roaS burd) ben munb etngeet,
*> oerunreint ben menfdjen nit. item ^ßauluS, niemant foU eud)
urteilen umb bie foeiS etc. item 3lct. 15: roaS oerfud)t ir gott
unb 5 ) legt ben jungern ein burb auf, bie meber mir nod) unfere
oeter f>aben tragen mögen, fonber burd) bie gnab djriftt getraun
mir feiig $u merben. item ^ßauluS nennt eS Teufels leer, bie bie
25 fpeiS oerbieten, luerumb foU man fold)S oon ben Triften nit als
notmenbig erforbern.
9^icr>t§ minber merben berfelben fatjungen oit beo unS ge*
galten als feiertag, gefang unb anberS, meiere au einem orben*
lidjen mefen in ber fird>en bienftlid) fegn. baneben oermant man
30 o a § oolcf, ba§ man fo nit als notmenbig, fonber oon fribS megen
ljalt, unb mochten, fo eS on ergemuS gefdjet), rool on funb unter*
laffen merben.
©oldjer freist f)aben fid> aud) bie alten gebraust, roie man
auS oilen becreten unb canoneS f puren fan. bie orientifdjen
äs gelten bie oftem ju einer anbem jeit ban bie romifdjen unb fyat
fold)S (ein uneiniteit in ber criftenf>eit gebracht.
») ba || ») ban | ») einfe | 4 ) fa | 6 ) wo |
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- 23 —
S8on beti flofter gelübben.
$)tfer fwnbel betrift mt bie ganzen oerfamlung, fonber etlirf)
wenig fonberperfon, oon bcr wegen bie gantj oerfamlung mt billtch
oermorfen wirt, obgleich etwas imted>t§ in bifer enbrung befunben
wurb. aber nichts minber woH wir jettf auch erjelen, wa8 wir 5
oon bifem ftuef leeren unb halten.
9flenicflich ift unoerborgen, in wa§ wefen bie ftofter bisher
gewefen fein, wieoil borin begehen ift, baS ben geiftlichen
regten entgegen geweft. ju <5t. 2luguftinuS jeiten waren eS
freie oerfamlung, als aber bie sucht barin abgangen, hat 10
man bie gelubbt erbaut unb oermeint, ber fachen bamit ju Reifen,
batb barnad) hat man über bie gelubb nod) anbere funbtlein
^injugefe^t. in bifen ftriefen ift mancher oor feinem üoöcfumen
atter toiber orbnung ber geiftlichen redjt gefangen worben, mancher
aud) au§ unwifcenheit barju fomen, ob er gleich alt genug geroeft, 16
bod) ftch felbS unb fein oermogen nit genugfam erfent. weldje
alfo gefangen roorben, haben bleiben mufjen, ob fo gleich oermog
ber geiftlichen recht fetten mögen lebig werben, unb baS ift mer
in juntffrau bau in mumhsfloftern gefd)ef)en, fo man bod) ben--
felben oon wegen irer fchwachheit billich mer follt nachgeben haben. *>
foldjer hertifeit fjaben oit fromer (eut auch oor bifer seit ein miS*
fallen gehabt, bie weil fo fahen oon seitlicher narung wegen bie
jungen fnaben unb meiblein alfo in bie flöfter oerfto&en, aud)
waS jamerS, ergernuS unb ftrief ber gewi§en barauS eroolgten.
eS ift auch erbermlich ju hören, baS bie geiftlichen red|t in bifem »
ftuef fo gar oeradft worben. jubem hat man bie gelubbt attgu*
hoch erhoben unb auf gemußt, wie wol baS auch nit jebermann
gefallen hat, nemlich fagten fo, bie flofter gelubb wem ber tauf
gleich unb man oerbint barburdj oergebung ber funb unb gerechte
feit oor gott unb etwas mer, bie weil fo nit allein bie gebot, so
fonber auch °ie re * hielten. barauS oermeinten fo, baS flofter
leben wer oil befjer benn bie tauf unb weit oerbinftticher ban ber
oberfett unb pfarljerr leben, bie nach gotteS befelh irem beruf aus*
warten. waS thut man aber jetjt in ben floftern? oor jetten
waren fo fchulen, barin man bie heiligen fchrift unb anber fünft 1 ) ^
ber criftenheit ju nufc 3 ) lernet, barauS erweit man ban pfarhern
unb bifchofe. jur felben seit fugten fi fich oon ftubirnS wegen ju*
0 fo I 8 ) fomen fl
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famen. jetjt fagen fo, eS feo ir leben angefangen, gnab unb
getecGtiteit juoetbinen, ja fo turnen ficG, fi feqn in bem oolfumen
ftanb, unb fefcen ficG weit für anbete flenb, bie got geotbent Ijat.
bis fyaben roit ufS glimpftgft etjelt, bamit man bcft baS oetftee,
5 roa§ bte unfetn baoon (eeten.
(Srftltd), oon ben fo ftcG oeteelicGen, leeten fo, baS ade, fo
feufd)f)eit ju galten ungeföicft fein, f ollen eelicG roetben, ban bie
gelubbt fönen gotteS gebot unb otbnung nit 1 ) aufgeben, bis ift
aber gottS gebot/') juoetmeiben Muteten foH ein jebet fein raeib
so Gaben, unb roetben nit allein but$ baS gebot, fonbet butd) bie
fäoofung unb otbnung gotteS ju bei ee bedungen, bie auS fonber
fc^icfung gotteS baoon nit ausgesogen fein, roie bie fätift fagt:
eS ift bem menfrfjen nit gut, baS et allein feo. Jjterumb funbigeu
bie nit, fo foldjei otbnung unb gebot gotteS geGotfam fein, mag
15 miQ man nun lue mibet aufbtingen? man mutje baS gelubb fo
Goc$ auf al§ man motte, fo tau eS bod) je gotteS gebot nit auf»
Geben, bie geiftlicGen ted)t leten, ein jetlicG gelubb fod bem obet»
Gettn an feinen testen unfdjeblicG fein, roie tonnen ban bife
gelubb mibet gotteS otbnung tteftig fein?
so (Sollten ban biefe gelubb nit mögen aufgelöst metben, fo
fetten fteilicG bie bebft Gtetin nit fo oft biSoenfiett. bann roaS
gott oetbinbt, tan fein menfcG auf löfen. abet bie bebft Gaben
Gietin faft roeiSlicG*) geGanbelt, baS fo etroaS 4 ) begeben unb nit
nad) bet fttcngen ft ) geGanbelt Gaben.
äs item matumb ergebt man bie oetbunbnuS beS glubbS alfo
f)of) unb fdjroeigt bocG ftiH oon bet att unb natut beS glubbS,
bie ba etfotbett, baS eS möglich fen, roillfurlicG unb roolbebecGtig
gefdjeG*"- mie moglicG abet einem menföen feu, eroige teufcGGeit
ju Gilten, ift menitticG unoetbotgen. item mie oil fein bet, bie
so roiüfutlicG unb roolbebecGtig globen? roatlicG gat roenig. bie
fnaben unb meiblein H ) roetben, ee fo ju tecfctem oetftanbt fomen,
betebt ju globen, jujeiten aucG benötigt, batumb fott man nit
alfo ftteng oon ben glubben teben, bie roeil jebet man befennen
muf?, baS fein glubb fen nocG G*i&/ 7 ) ja gang mibet bie att unb
35 namen eines gtubbS, roaS nit moglicG, rotllfutlid) unb roolbebecGtig
gelobbt roitt. etroa oil canoneS juteigen bie glubb, fo oot bem
») enbcrn II *) toon rocßen Ii 3 ) Urfprünfllitt) : getGan K 4 ) nad) j
*) nacG | 0 ee | 7 ) an |
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— 25 -
15 jar befdjefyen, bann oor foldjer jeit oermut man fid) nit fo
ml oerftanbS, bag einer feines ganzen fonftigen leben§ geroiS feu.
ein anbei canon gibt menfchltcher blobicfeit noch 3 jar unb
fe$t e§ auf 18 jar. welchem roott mir nun Dolgen? ein grofjer
teol bero fo aus ben floftern fomen, *>aben bie entfchulbigung, ba§ »
fn oot bifer seit gelobt höben.
item obgleich ber gelubb brudj foQt ftreflid) fein, fo oolget
boch nit, ba§ bie ce jroifchen bifen perfonen unfreftig feu, roie
9luguftinu§ fchreibt, bem man fjterin billich glauben gibt wie rool
anbere fjetnach einer anbern meinung geroeft fein. io
Unb roie rool gotte§ gebot ber ee falben manchen oon bem
flofter gelubbt entlebigt, fo fetjen mir boch noch ein anbere
urfach, barumb fo unbunbig unb fraftloS feun, nemlich ba§ oder
gotsbinft, fo on gotteS befelb erbaut/) gnab unb rechtfertigung ju
oerbinen, undjriftlich unb miber gott ift, roie <&hriftu§ fpridjt: fo 15
eeren mid) oergeblicb mit menfdt)en leeren, unb $aulu§ oermant
uberal, man fott bie gerechtifeit nit fued)en au§ 2 ) roerfen unb
oerbinften burd) un§ erbaut fonber burd) ben glauben an
<&f)riftum etc. nun höben bie municb on fdtjeuhe gelert, ba§ ir
flofterleben genug thue für bie funb unb oerbin gnab unb recht* 20
fertigung. roa§ ift ba§ anber§, bann d)riftu§ eer oerfleinern unb
bie gerechtifeit, fo au3 bem glauben fomt, oerlaugnen? barauS
unroiberfpred)lich oolgen, ba§ bife gelubb ein und>riftlicher got§*
binft unb berbalben unfreftig fein. e§ fott fein glubb ju einigem
ubel oerbinben. al§ fo einer gelobt einen tobfdjtag ju thon, ber 25
tbut unrecht, fo er aber bifeS gelubb jureijBt unb nit ^elt, tbut er
recht baran. item ^ßaulu§ fagt: fo ir burdj bai gefet} roollt
rechtfertig roerben, fo feit ir oon (Jfjrifto abgefonbert unb habt
ber gnaben gefeit, alfo auch bie, fo burd) gelubb rootten recht«
fertig roerben, höben ber gnabe unb chrifti gefeit. 30
Uber ba3 alles höben fu auch anbern ire gute roercf mit«
geteilt unb anberS mer, be§ fu ftch jefcunb felbS fchemen. e§ ift
roarlich nit ein geringe ergernu§, einen gotsbinft burch menfchen
erbacfjt on gotteS befelh bem oolcf furjumalen unb gu leeren, ba§
man baburd) rechtfertig roerb. 3 ) bann fyemit roirt bie gerechtifeit 35
be§ glauben«, bie man furnemlich prebigen foll, 4 ) begleichen
gotte§ gebot unb ber roarhaftige gotsbinft oerfinftert, roo bem
') ift | l ) unfern |J ») unb wirb | *) üerftnftert ||
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— 26 -
oolcf furgefetjt mixt, toie allein bie munid) in 1 ) einem üoQfumen
ftanb fein, bann bod) alte bie fein, bie got oon Ifertjen fordeten
unb ein geroif? oertrauen Iwben, ba§ er un§ 2 ) umb d)riftu3 willen
genebig feo, aud) in allem anligen f)ilf oon got begern unb Iwfen.
s bi§ ift ein oollfomener ftanb, nidjt uneerlid} leben, betteln unb
ein nerrtfdj gefdjmiret fleib antragen.
<£§ werben au$ bem oolcf oil fd»eblid)er meinung burdj bife
falfd)e er&ebung be§ flofterlebenS eingebilbt. ban fo man ba§
uneelidj leben alfo über bie magen lobt, mad)t man ben eeli$en
10 ein ferner geroijjen. fagt man bann, wie bie bettler allein ooH*
fomen fein, fo tan man fd>werltd> mit 8 ) gutem geraden geitlidje
guter behalten unb bamit Ijanttren. fagt man, eg feo allein ge«
raten unb nit geboten, fldj nit jurec^en, fo oermeint ein jeber, fo
nit ein mund) ift, er Ijab mad)t pdj gu rechen, e§ oolgt aud)
15 barau§, ba§ man meint, eS mog fein djrift roeber oberteit nodj
anber jeitttdje fachen oetroalten.
Sftan f)at aud) mermalS gefeljen, wie etüd) ire eegemafjel
unb ba§ regiment ober oberteit oerlaßen unb ftd) in ein f (öfter 4 )
gefteeft fyaben. foldjg nennten fo au§ ber roelt fliegen unb ein
so leben fuedjen, ba§ gott gefelliger roer, unb faljen nit, baS fo
fcbulbig maren, gott in feinem aigen geboten ju binen, nit
in menfdjen funben. ein jetlidjer ftanb, ber ein wort unb befelb
gotte§ ^at, ift gut unb oolfumen, toeldjer fein »ort unb befell)
gotteg bat, ift ferlid). fold)8 ift Iwd) oon noten ben menfäen
25 eingubilben. @§ fmt Ijieoor Oetfon bie mundf) geftraft, ba3 fo
irn ftanbt ooltomen genent tyaben, fagt, e3 feo &u feinen geiten
nodi) gantj neu unb ungemonlid) geweft. alfo oil irriger undjrift*
lieber mar fangen an ben floftergelubben, barburd) fo billig für
unfreftig geadjt mürben.
so 93 on bem gemalt ber firmen.
9Ran Iwt oor jeiten mancherlei) bigputirt oon bem gemalt
ber bifäofe, barunter ettid> ungefd)icfter meiS ben gemalt ber
firdjen unb baS fd>roert in einanber oermifd)t tjaben, barauS oil
frieg unb aufruer erroadjfen, bie weit bie bifäof burd) oertroftung
36 treS geroaltS ber fdjtufjel nit allein neue gotSbienft erbauten unb
bie geroigen mit oorbef)altung etlicher feil unb gewaltigen ban be*
l ) bem || ») butdj || 3 ) iet | 4 ) »erborgen |
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— 27 —
fcfjmerten, fonber auch ftch 1 ) weltliche reich suoerenberu unb ben
feqfern &u entstehen unterflunben. bi§ haben ^teoor oit fromcr
unb gelerter leut in ber chriftenheit wiberfochten. bert)alben wir
ju troftung bcr geroigen begroungen worben, ein untertrieb
aroifc^en geiftlichem unb weltlichem gemalt*) anzeigen, unb leren 5
hie oon alfo: ba§ ber geroalt ber bifdjof ober ber geroalt ber
fchtugel feq ein geroalt ober gebot gotte§, guprebigen ba§ eoan«
gelium unb bie funb ju oergeben 3 ) ober gubehalten unb gu reichen
bie facrament. bau alfo fehieft (£f)riftu§ feine apoftel au§: roie
rnic^ ber oater ^at auSgefanbt, alfo fenb ich auch euch, empfaht 10
ben ^eiligen geift, roem ir bie funb oergebt etc. 9ftarct 16: geet
hin, prebigt ba§ eoangelium allen creaturen etc. bifen geroalt
braucht man allein, fo man baS eoangelium prebigt unb bie
facrament reicht einem ober mer, roie man berufen roirt, ban lue
werben nit leiblich fonber eroige bing geben, als eroige gerechtifeit, 15
ber heilig geift, eroig§ leben, bife bing tan man nit anberft er«
langen, ban burch mittel be§ roortS unb ber facrament, roie
*ßaulu$ fagt: S)a§ eoangelium ift ein traft gotte§, gu heü öden
gläubigen unb pf 118 bein roort macht mich lebenbig. (uerumb
bie roeit ber 4 ) geiftlid) geroalt adein geiftliche eroige bing au§* 20
tenlt unb allein burdj§ roort gebraucht roirb, oerhinbert er ba3
, eufcerlich unb roeltlich regiment gar nit, roie auch ftngen ober
rechnen tonnen an bem eufcerlichen regiment nit oerhinbert. ban
e§ mit anbern fachen umbgeet ban ba§ eoangelium. bie weltlich
oberteit fchüfct nit ba§ h^ fonber ben leib unb leibliche bing 25
oor offner befchebigung unb groingt bie leut mit bem fchroert unb
leiblicher ftraf, bamit fo bürgerliche gerechtifeit unb frib erhalt.
3)arumb foH man geiftliche unb weltliche geroalt nit in ein«
anber oermifchen. bie geiftliche geroalt fyat iren befetf), nemtich
ba§ eoangelium guprebigen unb bie facrament &u raichen. fo foH so
ftd) 5 ) in frembbe h e "bl nit fchlagen noch weltliche regiment
enbern, fq fou* ber roeltlichen oberfeit gefegt unb orbnung un*
oerrüeft lagen bleiben, fq foll rechtmegigen gehorfam nit aufgeben,
fq fofl bie geriet unb orbnung weltlicher unb bürgerlicher henbl
nit oerhinbem, fq foll weltlicher oberfeit fein mag fefcen ju ss
regirn, wie djriftug fagt: mein reich ift nit oon bifer weit, item
mer Ijat mich ju einem teqler gwifchen euch gemacht, unb $aulu§
') unterftanben || s ) anfce | 3 ) unb fl «) geroalt Ü 6 ) aud) |
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28 —
fagt: unfer burgerfdjaft unb regtment ift im tymtl. item bie
maffen unfer ritterfchaft fein nit fleifchlich. folchergeftalt unter*
fdjetben mir beiber gemalt, befelh unb ambt unb Germanen, fo
beibe in eren ju ^aben als ein gab gotte§.
s 2ßo aber bie bifdjof etma auch ein roeltliche gemalt haben,
bie Ijaben fte nit als biföofe au§ bem eoangelio, fonber au§
menfchlichem regten, als bie inen oon fonigen unb feofern $u
hanthabung irer guter i(l gegeben unb gugeftellt. bis aber geet
baS eoangelium nichts an. eS l ) tyaben auch bie unfern je unb
10 adrett geleret, ju oermeibung aufrur unb jmitracht, baS zeitliche
guter unb gemalt, eS ^aben fte bie bifdjofe ober meltlich h*rm,
bem gereiften nicht nachteilig fein, bann rechtmejjige teilung ber
guter unb oberfeit ift nit roiber baS eoangelium. bie apoftel
maren fifdjer, ßucaS ein arjt, ^auluS ein SQBeber, bife fünft unb
iö Ijantmercf mochten fie mit gutem gemifjen behalten wnb treiben,
mie mol baS etroaS anberS mar, ban baS prebigampt, unb marb *)
bodj babur^^ bie gereiften nit befdjroert. alfo mag ein jeber
Pfarrer eigenS ^aben, einer mer ber anber minber, ban baS eoan*
gelium gebeut ben pfarrherrn eerltche Unterhaltung gugeben, fn
so foden aber mit ben zeitlichen gutern alfo umbgeen, baS fn ba*
neben baS prebigambt nit unterlagen, alfo füllten bie bifdjofe
ireS bifcfmf ambtS auch ingebenf fein unb nit allein roeltlich
rcgim, mie mol eS ferner ift beibe zugleich auSjurearten. barumb
») $a$ fotgenbe war un« bereits au« bem 9(nSbacf)er Sejt (grörjte*
mann I, 542) unb bem roaf)rfd)einliä) auS biefem geflogenen toormelandjthoni*
fcfjen 2>rutfe, ber fog. editio antiquior-(»gl. G. R. XXVI, 231) berannt, roo
eS lateinifdj tautet: Semper autem docuerunt nosti-i, ut seditiones pro-
hibereot, legitimam professionem bonorum et imperii apud quoscunque
vel episcopos vel civiles magistratus non laedere conscientiam, quia
legitima divisio rerum et imperiorum non est contra evangelium.
Äpo8toli erant piscatores, Lucas fuit inedicus, Paulus erat textor. Hac
artes bona conscientia retineri poterant, tainetsi res erant aliae quam
officium docendi. Ita res est alia imperium, alia officium docendi
evangelii. Neque tarnen illa imperii possessio laedit conscientias, sicut
quilibet pastor potest tenere proprium, alius plus alio. Est enim
mandatum evangelii, ut ecclesiae suppeditent honestum victum pastori-
bus, sed oportet pastores ita versari in administratione rerum, ut non
omittant officium docendi. Ita oportebat et episcopos meminisse officii
episcopalis et non tantura gubernare imperia, quamquam difficile est,
utrique rei pariter servire.
2 ) rourt || 3 ) M |
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- 29 -
wann man oon bifd)oflid)em geroalt reben roiH, mu§ man ein
unterfdn'b machen jroifdjen roettlidjer unb geifttic^er oberfeit, ban
bie btfd)ofe fjaben au3 bem eoangelio ober gotteS befelf) gar fein l )
gemalt, barumb ba§ fu bifdjof fein, ba§ ift als bte, benen be<
folgen ift bie prebig unb facrament ju Ijanbeln, bann bie funb «
fluoergeben, bie und)rtftlid>en leer oon ber djriftlidjen jufonbern
nnb juoerroerfen, item bie offenbarn gottlofen unb funber oon ber
ct)riftlidr)en gemeinfd}aft au§&ufd)liefjen, nit*) mit menfcfclidjer
gemalt, fonber attein burd)§ roort. in folgern ift bte djriftltd) fird)
nor gott fdjulbig ine gefwrfam gu fein, wie gefdjrieben ift: roer 10
eud) f)ört, ber frort midj. e§ roer ban ba§ fn etroag roiber ba§
eoangeli leerten ober gebuten. bann ba ift un§ oerboten inen &u
gef)ord)en. Wattf). 7. Ijutet eud) oor ben falfdjen propreren.
<$5al. 1 fo ein engel oom fyimel eud) ein anber§ fagt, fo fen e§
oerflucfyt. item 1 <£or. 13 s ) roir oermugen nid)t§ roiber bie roar* is
t)ett fonbern für bie roarfyeit. item an einem anbern ort: un§ ift
geroalt geben jubauen unb nit 3uoerftoren. alfo fagen 4 ) bie geift*
liefen red)t mer bann an einem ort, unb ©. 9luguftin fprid)t: fo
aud) bie dr>TiftUdr)en bifefcof fiel) irrten unb roiber bie lautern
fjeiligen fcfyrift f>anbelten, foll man in nit gef)ordjen. 20
Dameben ift aud) ein frag, ob bie bifdjofe madjt Ijaben, in
ber firmen *) auf Juristen ceremonien etc. unb gebot 311 machen ber
fpei§, feiertag unb roeuje ber firmen biener fjalben etc. roeldje
nun fotcr)§ ben bifdrofen äutajjen unb geroatt geben, bie jieljen für
ftet) an bie roort cfyrifti, ba er fagt: idj fyab eud) nod) oil gu* 25
fagen, aber ir mögt e§ iejunb nit ade§ tragen, roan aber ber
geift ber roarljeit fombt, fo roirt er eud) in alle roarfyeit leren,
item fu jieljen aud) an ba§ e^empel ber apoftet, bie ba oerbieten
blut unb erfiitfteS ju efjen. item ba3 ber fabbat oon bem fambftag
uf ben fontag oerlegt fen roiber ein au§brücftic^ gebot gotteS, »o
barauf fn am aller meifien pochen, ba§ ein btfdjof foldj§ foll
mad}t gehabt fjaben. lueoon leeren bie unfern alfo, ba§ fein
bifdrof mad)t f)ab, etroaS roiber ba3 eoangetium ju gebieten ober
$u orbnen. ba§ fen aber offentlid) roiber bie fdfrift, faimng ju
machen, barburd) roir ju gnaben fomen unb für bie funbe gnug 35
t^uen, bann rjiemit rourbt (Sf>riftu§ gefdjmeljt. au3 bifer urfad) 6 )
1) weltlid^l »)au«| 3 ) Schreibfehler für 2. Sor. 13. auet) fl ») ma$t
haben aufäuridjten || 6 ) fein ||
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- 30 —
bog man oermeint &at, oil bamit gu oetbienen, Gaben foldje
fa$ung ate feiertag, faften, ^eiligen eer etc. ftdi olfo mercflidj ge*
meret unb &u genomen. eS ift au$ on mittel roiber gott ein
funb au3 ber fpeiS unb f eiertagen jumad>en, als roeten wir nocf)
5 unter bem alten teftament. barauS ban oie(leid)t etlid) bifdjof
oerurfad)t roorben, foldje fatjung ju machen, baljer fombt e$
aucq, ba§ man für ein tob funb Ijelt, roo einer am f eiertag gleich«
rool on ergernuS mit ber Ijanb arbeit ober feine tag jeit unter»
lieg, mer f>at nun ben bifcfjofen gemalt geben, bie genügen mit
10 bifen fafcungen gu befd>roeren, fo bod) ^etruS oerbeut foldj burb
ben jungem aufzulegen, unb *ßaulu§ fagt, in feo gemalt geben ju
eroauung nit gu oerftörung etc. item fo ir mit djriflo ben
elementen bifer roelt feit abgeftorben, mag madjt ir bann nocfc
fafcung, als ob ir in ber roelt lebet unb fpredjt, ba§ fo0tu nit
15 egen, bag nit anruren, fo bod) bife bing alle oerbraud)t werben
unb nit anber§ ban menfdjen leer, bie ein 1 ) oernunftig anfefjen
Ijaben etc. item ad Titum : ir foßt nichts achten auf bie jubifdjen
fabel unb menfdjen fa^ung, fo oon ber roar^eit abmeieren, item
djriftug fagt Sftattf). 15 oon benen bie foldje auffetjung erf orbern,
so laft fo farn, fo fein blint unb blintenfurer. jtem ein iebe
pflanzen, fo mein Ifimlifdjer oater nit gepflanzt f>at, roirt au§*
gerott etc. au§ bifen allen erfdjeint, baS bie bifc&ofe fold)§ fein
geroalt nod) mad)t haben, ban un§ ber ^eilige geift nit oergeblidj
baoor geroarnet §at, infonberf>eit fo man bie für notroenbig rjelt
25 ober aber oermeint, genab bamit ju erroerben. ban man in ber
criftenfjeit in attroeg inu§ bie dpiftlid) fretyeit erhalten, bamit
menicflid) roig, ba§ man nit burd) ba§ gefetj ober roeref, fonber
auB gnaben burd) ben glauben an djrifium rechtfertig roerbet.
2Ba3 motten roir bann ju ber oerenberung be§ fabatS an
so ben fontag fagen? antroort, roir gefteen, ba§ bie bifdrof mögen
orbnung machen, ba§ alle bing in ber firdjen orbenlid) jugeen
unb gefjanbelt werben, nit bag man bar burd) gnab geredjtifeit
ober anberS oerbient, nod) bie geroigen bamit befdjroer, ob fie
gleicf) unterlagen werben, alfo roill ^ßauluS, ba3 bie roeiber mit
35 bebeeftem baupt in ber firerje fein, item ba§ einer nad) bem
anbern leer ober prebige. foldje orbnung foll man oon frib§ unb
einifeit roegen unb bamit alle bing orbenlid) jugeen, aud) niemant
') anfeljen einer D
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— 31 —
geergert roirt, galten unb ^anb^abcn unb gar nit oon geroifcenS
wegen.
9llfo ift e3 mit bcm fontag, 1 ) oftern, pfmgften unb anbern
feften. ban welche meinen, fo fein als notroenbig alfo georbent,
bie irren ftd> weit, ban burdj ba8 eoangelium ift ber fabbat unb s
ade anber jubifdje ceremonien gentjlid) aufgehoben, unb mar boch
oon noten ein gemifen tag beftimen, baran ba§ ooldf gufamen
tom, barju bie chriftenheit ben fontag ermelt l)at, oitteid)t aud)
oon chriftltcher freifjeit roegen, bamit man fehe, ba§ man an ben
fabbat nit gebunben roer. 10
©3 motten aber bie bifdrofe baS oolcf leichtlich in rechter
gefrorfam begatten, roo fo nit fo gar f)art bringen auf bie fa^ung,
bie man mit gutem geroigen nicht galten fan. jetro aber gebieten
fte feufd^eit, item fo geftatten (einem gtt prebigen, er fdnoer ban,
er rooHe bie rein eoangelifd)e leer nit prebigen. roir begern nit, w
baS bie btfdjof mit irem nachteql etntfeit machen, roie rool ein
guter fyivt baS juthon fdjulbig roer, fonber allein, ba§ fo bie un*
bißic^en befdjroerben, bie neulich unb roiber alt ^erfomen ber
cbriftlichen (irchen fein eingerifjen, abfehaffen unb nachladen. eS
mögen oitteicfyt etlid) fatjung im anfang gemalt fein au§ guten *>
urfadjen, welche aber jefcunb nit mer oor äugen fein, etlid) fein
auc^ au§ unoerftanb angenomen. barumb, bieroeil 2 ) ba§ ber criflen*
f>eit (einen nad)teil brecht, foHten bie btfdjofe foldje ^ertifett
genebirflid) miltern, roie ban au3 ben geiftlichen regten offenroar,
ba£ ber fyevox oil geenbert roorben. mag e§ bann je nit ergebt 25
roerben, ba§ 3 ) bie fa^ungen, fo on natf>teil ber geroifien nit (onnen
gehalten roerben, abgelegt unb nachgelafjen roerben, fo mu§ roir
ber regel ber heiligen apoftel nachoolgen, bie unS leeret, gott mer
gehorchen, bann ben menfehen. $etru§ oerbeut ben bifdjofen gu
tierrfchen unb bie criftenheit jujroingen. je^t begert man ben .10
bifchofen ir herrfchaft nit gu entaiehen, fonber allein ba§ fo. ge»
bulben, ba§ eoangelium lauter juprebigen unb etlid) roenig fafcung
nachladen, bie on funb nit (onnen gehalten roerben. roerben fo
ba§ nit thon, fo fefjen fo, roie fo gegen gott roollen oerantroorten,
bog fo mit bifer h*rti(eit ein gertrennung oerurfadjen. 35
0 Pfing II «) borumb | 3 ) in ben ||
♦
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2Öa§ fjat e3 nun mit biefcm ©chriftftücf für eine Sc-
roanbtniS? $)afj biet eine früt)e Nebaftion ber Augustana cor*
liegt, braucht nicht erroiefen gu roerben. ®er aufmerffame Sefer
erhält auch fofort ben ©inbruef, ba& e3 fidj um eine Über*
fefcung banbelt, unb flroar eine folche, bie beim Schreiben felbft
oorgenommen mürbe, benn bie mancherlei ausgewichenen unb oer*
befferten Steden, bie oben beim 9lbbrucf forgfältig roiebergegeben
mürben, bieten mit roenigen 2lu3nahmen feine 3lu§befferungen oon
(Schreibfehlern, fonbern roie beutlicb ^u erfefjen ift, 93erbefferungen
ber Überlegung. $tud) ba§ „beutfeh", ba§ offenbar in ber
5Biebergabe einzelner, bem Nichttheotogen roeniger geläufigen 9lu§*
brüefe faft fflauifct) ficf) an ba§ SBort ^ält, an anbern (Stellen
roieber um be3 befferen 93erftänbmffe§ mitten fpejiftfcb beutfdje
©anformen roählt, bie aber noch an ein frembeS SBorbilb er*
innern, läfjt erfennen, bafj mir e§ mit einer Überfettung eine§
lateinifdjen Originals unb nicht etroa mit einer früheren Ne*
jenfion be§ beutfeben $e;rte§ ju tun b,aben. Unb Qeit unb §er*
fünft lägt ftd) urfunblicf) ganj genau feftftetlen.
9lu§ bem ©riefe ber nach 9lug§burg abgeorbneten Nürnberger
©efanbten, ©^riftopb, ftrejj unb Klemens Sßolfamer, an ben Nat oom
31. 9ttai roiffen mir, baf? fte an biefem $age in ben 99eft$ ber
„9lrtifel, roie bie bisher in Satein begriffen", aber ofjne SSorrebe
unb SBefcbtufc, gefommen roaren, bie fte buret) „§ern ^eronumug
©bner§ @öbne" abfebreiben laffen unb bem State ju Dürnberg
jufcfjicfen roottten. 1 ) 5)a§ gefdmf) am 3. Quni, an meinem $age
fte nac^ £aufe fdjreiben: „§iemit fehiefen mir @. 2B. Slbfdtjrift
be§ fäct)fifchen Natfcf)lag§ tateinifd), unb ift bie 93orrebe ober ©in»
gang barbei. 316er e§ mangelt hinten an einem 9lrtifel ober
jroeien, famt bem 93efd)lufj, baran bie fächftfeben Theologi noch
machen." 2 ) hiernach hatten bie ©efanbten auf ihr drängen
fchlieglich auch «oc4 bie SBorrebe erhalten, unb bag 9Helancbthon
fie nicht gern oor^eitig herausgab, mirb man nach ihrem Qnbalt
begreifen fönnen. bereits am 4. Quni, fo fchneU famen bamalS
bie Nachrichten oon 2lug§burg nach Nürnberg, mar ber Natfchlag
in ben §änben be§ Natsi, 3 ) unb noch am felben $age rourbe be*
») Corpus Reformatorum II, 78.
*) Corp. Ref. II, 83.
H ) Sogt, $)ie Äorrefponbena beS Nürnberger 9tat£ mit feinen jum
Slugöburger SReidjStag r»on 1530 abgeorbneten ©efanbten. ÜWitt. b. SBer. f.
ö. ©efa% Dürnberg«, IV. fceft (1882), ©. 13.
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- 33 —
fdjloffen, tfm bcn geiftCtd^en ©eleljrten in einer 9Ibfd>rift vox*
autegen, aber bafür gu forgen, bafj feine weitere 3lbfärtft baoon
genommen mürbe unb er fonft in niemanbS #änbe fomme. 1 ) Über
bie weiteren @cf)tcffale be§ ©djriftftücf§ berichtet un§ ba§ (Schreiben
be<8 9lat§ com 15. begm. 17. Quni an feine ©efanbten, in bem
e§ fjei&t: «mir — fjaben mitler jeit eurer fdnruften, bie lateinifd)e,
be§ djurfürften oon (5acf)fen fcfjutjrebe in ein redjtoerftentlid)
$eutfd) bringen laffen." 2 ) Unb ein SRatSoerlafc oom
10. Quni oerrät un§ aud), baf* fein geringerer al§ ber be*
fannte £teronumu§ ^Baumgartner bamtt betraut unb roäfjrenb ber
Arbeit oon ber $eünaf)me an ben Diatifttuingen befreit rourbe. 3 )
Unb innerhalb brei $agen mar ber fleißige 9Jlann mit feiner
Überfettung fertig. 3)enn fdmn am 14. $uni f)atte ber SHat oon
bem Qnfjalt Äenntnig genommen unb befdjlofj, burd) feine ©e*
fanbten beim Äurffirften anfragen ju laffen, ob er leiben möge,
bafj ber Sftat ftcf> mit unterfdjrtebe. 4 ) %a nun eine Sergleidmng
ber §anbf$rift mit ftct)er oon ^Baumgartner getriebenen anbern
Srfjriftftücfen biefen rotrflid) al§ (Schreiber unfereS 3Hanuffriot*
erroeift unb aüeS anbete ftimmt, fo fann fein Qmeifel baräber
fein, baj? ber oorliegenbe ^uguftanatejt — td) nenne ir)n
fortan Na — bie in Dürnberg jur Informierung be§ 9tote3
oerfajjte Überfettung be§ lateinifdjen 9tatfd>lag§ ift,
*) „Den laöteinifdjen gefteOten 9tatfd)lag ber @ed)fifdjen unfern geift
lid)en gelerten furfjalten unb juöor abf einreiben [äffen unb bod) oorfumen,
ba3 ber nit abgefdjriben unb in nnemanb$ fjanb fume." 9iat3öerla& oom
4. Suni 1530 ($rei$ard)io ju Dürnberg).
») »et Sogt a. a. D. 8. 13.
3 ) „Den lateinifd)en 9tatfd)lag fott man öerteutfdjen laffen unb baä ju
tfyun bitten §. 3. Saumbgartner. man fott ine mitlerjeit be8 9*at$
freoen." — Über Baumgartner Ogl. ben 9lrt. in b. Deutfd)cn 2Wg. Siogr.
II, 169, unb «Rtf. SWäUer, S3eitr. 3. «riefroedjfel besf älteren &ieronmnuS
^Baumgartner. «Witt. b. Ser. f. ©efd). Dürnbergs X (1893).
4 ) StfatSocrlafj ooin Dienstag, ben 14. Suni: .Den gefanbten ju 9lug$»
bürg fdjreqben, baS einem SRat ber €>ed)fifd) $Ratfd)lag gefatt, unb baä fic
ben bem djurfurften crtunbtgen, ob fein gn. Iriben mug, ba$ ein 9iat fid)
mit unterfd)reib, unb ben befctjlufe be3 djurfurften aud) f)erabfd)i(fen." Daju
barunter ber 3ufafe: „ober ob man8 mit unterfd)ieb ttnm moH." — Über
bie öorangefyenben Serfjanblungen ber Nürnberger (Steuerten in <Sad)en be$
3lnfd)luffe$ an ben fturfürften (ogl. bie Slnbeutungen #. XXVI,
<B. 146) wirb bemnädjft Dr. £. 6d)ornbaum in feinem Sud)e über „bie
^oliti! ©eorg« beö frommen" nätjere« berieten.
Holte, «nß«b. Äonfeffton. 3
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— 34 —
ben bie ©efanbten am 3. $un\ in bie f>eimat f djicften. $afj ber
latetnifdje Originaltext bebauet lic^crrocife nidjt erhalten ift, be?
greift ftd> leicht barauS, ba§ ber 9tat ifm nidjt ju feinen Sitten
naf)tn, fonbem bie latetnifc^en Slrtifel am 15. (bejro. 17.) ^uni
an feine ©efanbten aurücffäicfte, „bie gu eurer notturfft l>aben
ju gejiraud)enV) 3mmerfnn ift mit biefem <5d)riftftücf, wenn
aud) nur in beutfdjer Überfettung, bie Sluguftana naeJ) tyrem
©tanbe am ©nbe 3Hai 1530 roieber aufgefunben unb bamit, roie
ftcf) jetgen wirb, bie biS&er ättefte SRebaftion be§ S8e-
fenntniffe§ unb, roa§ bem Junbe nod) einen befonberen SBert
gibt, bie für oerloren gehaltene SBorrebe 9tteland)tf)on§.
S)a§ (Sdjriftftücf ^erfüllt in bie 93orrebe, bie 3lrtitel ber
£eljre, 18 bejro. 17 (ftefje barüber unten) unb „bie f penigen
Brtifel, barin aud> bie geenberten unb abgetanen mtebreudj
erjelt roerben*.
SBBerfen mir gunädrft einen 99licf auf bie lange SSorrebe,
richtiger Einleitung. 2Btr tannten bisher nur ben erften furgen
Entrourf, ben 9Jieland)tf)on mit ber SBemerfung: „in hanc sen-
tentiam prodest preponere prefacionera longam et rhetori-
cam" ben $orgauer Slrtifeln oorangefteflt l)at, 2 ) unb mir roufjten
weiter, um bie3 ju mieberljolen, bafj er auf ber Steife nad) 9lug8*
bürg mftljrenb be§ Aufenthalts in Coburg bie Einleitung au§*
arbeitete, non ber un§ meHetdjt, roie tcr) uermuten möchte, ein
SBrucf)ftücf in einem t>on feiner $anb Ijerrityrenben, im Sirrin ju
SBeimar beftnbli^jen ©cfjriftftücf s ) erhalten ift, bie er aber un*
mittelbar naef) feiner Slnfunft in Augsburg nod) rfjetorifdjer au3*
geftaltete. 4 ) S)a§ un§ in Na jefct bie bamalS ausgearbeitete Ein*
l ) Sogt a. a. O. @. 15 Ijat nämlid) öor bem legten Alinea folgenbe,
im Original (©riefbüdjer beS Nürnberger 9tat8 101. S. 118) ftdj fmbenbe
©teile ausgelaufen: „Senben eudj aud) euer fjiebor uberfdjicfte bersaicfinuS
berfelben fdjuferebe Ijiemit nrieberumb ju, bie gu euer notturfft fyaben $u ge*
toraudjen". $ie ©efanbten Ratten fogleid) bei ber Überfenbung gebeten,
tynen eine Slbfc^rift ju fdjicfen (C. R. II. 84).
») ©ei ftörftemann 1,68 unb ftolbe, $ie flug$burgifä)e ton.
feffion lateinifä} unb beutfdj turj erläutert jc ©otf>a 1896 6. 128.
») grörftemann I, 109. C. R. II, 63.
*) 9fteland)t!)on an Sutljer, C. R. II, 39 f. (f. o. 6. 2, 3tnm. 11 $aöon,
ba& baS bei frörftemann I, 639 ff. unb bann im C. R. IV, 999 f. abgebruefte
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leitung 3ttelancl)tf)on3 oorliegt, roenn mir au$ nief^t roiffen
fönnen, ob fte nidjt nod) bi§ jum 31. Sttai fdjon roteber 35er*
änberungen erfahren fyatte, roirb feinem Qroeifet unterliegen.
Unb fte tft dfyaraftertftifdi} genug. 5)a8 ©runbfd)ema in ben
Sorgauer 2lrtifeln läßt ftd) noer) ernennen, aber fte Ijat bod) einen
ganj anbem Qnljalt befommen, unb um bte§ ^iftorifet) ju
roürbigen / muß man fid) baran erinnern, baß fie unter bem ©in*
bruef ber befannten ©djrift be§ %oi). ©d unb namentlich ber ben
ßaifer jum äußerften aufreijenben SSorrebe be§ gngolftäbter
$i§putator3 *) gefcr)rieben ift. ©ah ftd) 9Mand)thon nach feiner
eigenen Mitteilung babutd) oeranlaßt, bie urfprüngliche Slpologie
gu einer Confessio umjugeftalten, fo ^ielt er eS bodj um fo mehr
für geboten, ber (Einleitung einen ftarf apologetifdjen ©harafter
aufzuprägen.
@r beginnt mit einer fet)r beutüerjen captatio benevolentiae.
©einen Sßerleumbern gegenüber fetjt ber föirfürft feine gonje
Hoffnung nächft ©ott auf bie immer beroiefene ©üte unb Sflilbe
be§ ßaiferä. 2Bte biefer immer nur ben Jrieben ©uropaS gefugt
habe, ofme §offart, Übermut unb ^Blutgier, fo ^abe er and} in
ben 9fteligion§ijänbeln nur SJUlbe gezeigt, fo baß man ihm mit
Unrecht SBlutburft auftreibe; l)abe er ftch boch bereit erflärt, bie
©adje gu oerhören. Unb rote ber fturfürft nid)t§ mehr roünfche,
al§ baß baburch ©otte3 ©hre geförbert unb gemeiner griebe fjer*
geftellt mürbe, fo märe ©ott nichts angenehmer, al§ roenn ber
Äaifer feine SJlac^t jur ©inigung ber ©hrtftenheit gebrauche, roie
oorgeiten $heoberid), Sari ber ©roße unb §einricr) II. getan
^aben, benn ber ^eilige ©etft ermahne felbft bie Jürften, ftd) be§
©lauben§ anzunehmen. Unb ba ber jetzige Satfer mit nicht ge*
ringeren Sugenben unb ©otteSfurdjt U^abt fei als bie genannten
dürften, ja fte an ©emalt unb $errlidjfeit weit überträfe, mürbe
Sd)riftftüd, ba$ jeinet ganjen Haltung nad) ftfjiocrlid} öon 9fteland)tf)on
Ijerrüfjrt, ein ©ntwurf ju bem in Augsburg angefertigten exordium märe,
wie SJretfdjn eiber urteilte, unb n>a$ aud) $Iitt I, 524 in f)of)em üttaße
roaljrfdjeinlia) fanb, fonn jefct nid)t mehr bie SHebe fein. Süchtiger wirb bie
Vermutung 93rieger£ ($orgaucr Slrt., 6. 296) fein, baß eö bielleidjt eine
urfprüngttdj für Xotjig bei einer feiner ©enbungen an ben laiferlidjen §of
beftimmte 3nftruftion \ft.
>) «fll. barüber St). Äolbe a. a. O. $>ie «orrebe bei © $litt,
(Einleitung in bie «uguftana I (erlangen 1867), S. 527 f.
3*
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e§ iljm nidjt übel anfteljen, bie <5ad)e ber (£f)riftenf)eit gu oer*
t)örcn unb fte gu einigen.
©&e aber bie im fturfürftentum geprebigte Sefjre erörtert
rotrb, fod gegeigt roerben, baj? ber Äurfürft nict)t auS böfem Vor*
fa$ biefer neuen Sefyre Vorfdjub unb Vetftanb getan fyat. 1 ) SWic*
malS fmb oorbem bie beiben trüber @ergog Jriebrid) unb ^>an$
in irgenb meldjen Verbackt ober böfeS ©erücfyt gefommen, roaren
fte bod) freunblicb, gegen jebermann, roeS ©tanbeS er audj fei,
l)aben fie bod) ftirdjen unb (Stifter gum Seil mit eigenen Äoften
oon ©runb auS erbaut ober gegiert. Den römifdjen Äaifern
fjaben fte immer $reue beroaljrt unb in aßen Anliegen be§ SHeicf)e§
ftatttidt)e £ilfe buref) ©elb unb Lüftung geleiftet. «Wie faben fie
ftd) mit fremben Stationen ober beS SReidjeS ©egnern oerbünbet,
ja um be§ JriebenS unb ber ©migfeit DeutfdjlanbS mitten fyaben
fte nid)t allein niemanb 9lnla{j gu Unfrieben gegeben, fonbern
trotj fjofyer Urf ad)e im Qntcreffe be§ JriebenS ©ebutb getragen
unb mef)r als einmal „anbere fo attgereit in ruftung geroeft,
burd) tren fleiS unb mufje gu frieb unb ftittftanb bracht", ©ie
fönne man nun meinen, bafi ber fturfürft ofjne gro&e Urfadje
feine @f)re, ©ut, ßinber unb ©nfel in foldje ©efaljr bringen
roerbe, ober melden 9iu$en fönnte er au§ biefer Uneinigfeit
gießen? $)enn eS fei ifjm unoerborgen geroefen, roaS er ftd) mit
ber Vertretung ber ©acfye auflabe. 3)iefe felbft ift nidjt oon itmt
ausgegangen, fonbern oon ben oielen frommen, bie baoon be*
fdjroert mürben, bajj bie dr)rifttidc)e ßefjre mit 9Jtenfd)enfatmngen,
unnützem ©efdjroätj unb täglich ftd) mefjrenbem "äftifebraud) unter«
brüeft unb oerfinftert rourbe, oon ber Vufje aber unb ber uuS nid)t
um unferer Genugtuung mitten, fonbern burd) ben ©lauben an
<Sf)rifrum gegebenen ©nabe niemanb etmaS gu fagen roufete.
Dann mar e§ bie «jßrebigt ber ^nbulgengen in Saufen, bie
über bie 3flaf?en t>ocr) erhoben mürben, bie Sut^er oeranlafcte, in
etlichen Keinen Schriften „in ber fdjul", nid)t oor bem Volfe,
otjne irgenb meiere ©djmäfmng beS ^ßapfteS, gu roiberfpredjen.
Slber feine SBiberfadjer erregten alSbalb großen §aber, ermirften
feine Vannung, nod) er)e bie ©adje oerf)ört mar. Sutljer muftte
tfmen antmorten, unb oiele fanben baran ifpren ©efallen, nid)t
um ber Verwerfung beS SlblaffeS mitten, fonbern megen ber fjeil*
•) ^ß(. Ijicrgu ben ©ngang berXorgauer Slrt. bei £f>. ftolbe, @. 128.
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famen unb tröftlichen fiepte oon ber SBufje unb ber ©laubenS*
gerechtigfett. deshalb roäre eS bem fturfürften ferner unb reibet
fein ©eroiffen geroefen, gegen bie Anfänger biefer fiepte etroaS
ooraunehmen, jumal biejenigen, bie eS anginge, ftch ber (Sache
nicht unterfangen rooflten, unb bie $nberung ber Religion noch
ärger geworben roäre, wenn bie gelehrten ^Srebiger roeggejogen
wären. ®enn nod) efje Cutter etroaS getrieben, t)atte ftd) ärgere
liehe unb irrige fiehre angefponnen, bie befchroerliche Neuerung
unb ©mpörung oerurfacht hätte, roenn Suther nicht bajroifchen
getreten roäre. $)ie 2Biberfacher felbft, bie jefct fiel oorftchtiger
oon ihren Sttenfchenfatumgen reben, muffen augeben, ba§ oiel
£eilfameS unb s Jiü£lid)eS in biefer Sehre begriffen fei. Daburd)
feien offenbar auch mancherlei &e$ereien unterbrücft roorben, bie
fid) roiber baS ^eilige ©aframent erhoben tjaben. Sludj roäre bie
£ef)te ber SBiebertäufer roiber baS Eigentum ber jeitlidjen ©üter,
baS ©ertcht, ©eroalt ber Dbrigfeit, ade bürgerliche Drbnung oiet
weiter ausgebreitet roorben, roenn ntcr)t bie §erjen ber 2Kenfchen
burch biefe (eoangelifche) fiehre geftärft roorben roären, unb eS ift
grunbloS ju behaupten, bie SBiebertäufer obec ihresgleichen hätten
ihren Urfprung in ßutherS Seljre, „ban foldjS fich oor bem tutljer
hat angebreet unb am meiften an ben orten, ba mangel an ge*
fehieften feelfotgern ift geroefen, bie bie geroiffen ber menfehen
roiber falfche lehre hatten fterfen unb furfehen mugen".
$ie Sache fei oornehmlich burch baS gemeine ©efchrei oer»
hafjt geroorben, als hatten bie ©oangelifchen ade 3eremonien aü *
gefchafft unb ade geiftliche Drbnung jerrüttet. dagegen ginge ihr
SBeftreben baf)in, bajj fte mit rechter ©otteSfurcht erhalten roürben,
fo ba& man fagen fönne, bafj in ganj $>eutfchlanb bie 9tteffe
nicht mit größerer ©otteSfurcht gehalten roerbe. 3Han befolgt
auch ben gemeinen brauch, nur bafj neben ben (ateinifchen auch
beutfehe ©efänge gebraucht roerben. 3)aS ©aframent empfängt
baS 93olf mit größerer SReoetenj unb öfter als früher, unb jeber
roirb juoor oer hört, roaS oorbem faum gefchehen fonnte, ba man
ftch gugeiteu houfenroeife baju brängte. 2luch bie deichte roirb
gehalten, bie ©eroalt ber ©d)lüffel in ber ^rebigt gepriefen, bie
^ßrebtgten fmb rein unb oerftänbig, roaS ohne >}roeifet ba§ an*
genehmfte Opfer oor ©ott fei. ßu^eiten roerben auch ^ßfalmen
unb bie Sitanei gefungen, nicht um Sohn ober ©elbeS roiden,
fonbern burch bie ©c^üler ober baS oerfammelte 9Solf, rooburch
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bie Unoerftänbigen geübt unb burdj ©otte§ Sort mit ®rnft gu
beten gereist werben, roogu eben bie ßeremonien ba feien.
9lud) bie fjeiertage roerben gehalten, abgefetjen oon etlichen
neuen, an benen bie SSerftänbigen (ängft ein SnißfaHen gehabt
haben. 3)agu (ommt eine fef)r mißliche ßeremonie, bie oorgeiten
mit fonberlicbem ffleig gehalten, bann aber au§ Unfleiß ber
Pfarrer unb be§ 9SoIfe§ gang unterlaffen mürbe, nämlich ber
ftatecbiSmuS ober bie Äinberlebre. %a roerben bie Knaben unb
Sttägblein in bie fttreben gufammengeforbert, unb e§ roirb ihnen
ber Anfang unb ber ©runb ebriftlicher Sehre oorgehalten, worauf
ein jebeS gefragt roirb, roa§ e§ baoon behalten Ijabe, roa§ gur
3=örberung be§ ebriftlicben 93erftänbmffe3 oon großem 9lut>en fei.
$lucb bie ©djuten roerben mit großen Äoften ber Dbrigfett erhalten.
©o fei e§ befebaffen mit ber Orbnung ber ßirdjen im $ut;
fürftentum ©aebfen, unb nichts roäre ben ©oangeltfchen lieber, a(§
baß fte auch ben 93tfcf)öfen gefiele, bie fle aber roegen ber ^ßrtefter*
ehe u. bgl. ©erfolgen. Sollten fie un§, f treibt Sflelanchthon
roeiter, ein roenig geneigt fein, roürbe niemanb Urfacbe ^aben gu
flogen, als roäre bie Orbnung ber ftirebe gerriffen. ©runbloS ift
e8 su fagen, bie fiehre ginge bat)in, bie geiftlidje ©eroalt gu unter*
brüefen. Senn bie SBifc^dfe etliche neue unbiüige 93efdjroerben
nachließen, roürbe ihnen an ihrer ©eroalt unb §errlid)feit nichts
abgehen, auch Ratten fte für ihre ©üter nichts gu beforgen, „roierool
etliche anbere", 'fügt ■tOTelancbthon febr cbarafterifttfcb ^inju, „fyiwot
mer ban gu einemmal unterftanben, in bem fdt)ein einer reformacion
ben geiftlicben ire guter abzubringen $>ie SBöt)men bitten auf
bem $ongil gu SBafel auch behauptet, bie ftirdjenbiener bürften
mdjt§ ©igeneS 1)aben, bagegen fei eoangelifdje ßet)re, baß einem
jeben ©giften, er fei SBif^of ober fttrebenbiener, eigene ©üter gu
bereit gugelaffen fei. $>enn mit ber 3lrmut ber 93ifcböfe fei ber
Äirdje nicht geholfen, roobl aber bamit, baß bureb fte ba§ ©oan*
gelium lauter unb rein geprebigt roerbe. s Jtod) einmal roirb
betont, baß biefe auf rübrerif eben 93orfdjläge, ben ©eiftlic^en ba§ Qtjre
gu nehmen, mit ber ßehre ber ©oangeltfcbeu nichts gu tun fjaben,
bie nur begehren, baß bie ^^riften^eit mit reiner Seljre unter*
roiefen unb bie ©eroiffen mit unchriftlicben ©atjungen unbefebroert
bleiben: w ©o leeren rair," ^etßt e§ bann gum ©d)luß, „alle
bürgerliche fa^ungen unb orbnung unter geiftlicber unb weltlicher
gemalt al§ ein orbnung gotteS guhalten oon fribe unb einifeit
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roegen. e§ ift nie fein refotmation fo gar on alle geroaltfame
furgenomen al§ biefe, roie ban am tag ift, ba§ burd) bie unfern
anbere gu friben gebraut fein roorben, bie fdjon attgereit in
ruftung waren.*
^J)a§ ift 3Reland)t[jon§ bebeutfame Einleitung. 3Bie biplo*
matifd) gehalten mag fte ifjrem $8erfaffer oorgetommen fein, unb
roie roenig roar fte e§ in ÜBirflidjfeit ! Wlxt feiner (Silbe roirb
auf bie politifdje Sage 9tücfjtd)t genommen, unb oon ber äongil*
frage, bie in bem ©ebantenfreife ber füfjrenben Männer eine fo
grofce 9toUe fpielte, ift nirgenbS bie ftebe. 2llle§ erwartet
9Mantf)tljon oom ftaifer. $arum fommt e§ ifjm cor allem
barauf an, biefen gu geroinnen unb ben ©egenfatj auf ba§ fletnfte
9ftaf$ gurucfgufüf)ren. 9ttan begreift, roie fetyr e§ ifmt baran lag,
gu biefer Einleitung, bie fdron faft meljr ein integrierenber $etl
be§ ©angen ift, bie Qufttmmung Sutf)er§ gu geroinnen, fo bafc er
baran backte, fie perföntid) in Coburg einguffolen. 1 ) Unb md)t
am roenigften auf fte roirb man jetjt CutfjerS Söemerfung in feinem
^Briefe an ben flurfürften oom 15. 9ttai 2 ) begießen bürfen, baf? er
fo leife nict)t treten fönne. Unb gereift, leifer all fjier gefct)el)en,
tonnte man faum auftreten. 9ttan begreift aber audj ba§ anbere,
baf? biefe Einleitung, gang abgefetyen oon ber fpegieflen ßufpi^ung
auf ©adjfen, nacf> if)rer gangen Anlage für ein gemeinfameS 93e;
fenntnte nict)t gu brauchen roar, ja für biefen Qroed nidjt einmal
gu ©runbe gelegt werben tonnte. %ie Anrufung be§ #aifer§ aU
religiöfen $rteben§ftifter§ unb be§ oon ©ott eingefe^ten ©djüfcerS
ber reinen Se^re, 51 ) roar, roenn fte audj ben fügfamen 9iürnbergern
*) ©rief an Suttyer oom 4. ÜRai: Ego exordium nostrae apologiae
feci aliquanto o/jioQtxuiicooy quam Coburgae scripseram. Brevi autem
ipse afferam aut, si id non permittet Priuceps, mittam. C. R. II, 39 sq.
2 ) be SBcttc IV, 17.
a ) $aä oben @. 34 «nm. 4 erwäbnte, ftcfjerlid) au$ ber fädjfifdjen
hanglet ftammenbe ©cbriftftücf, ba§ üielleidjt eine Snftruftion jür $>olgig
mar, läfet erfennen, ba& man audj in ber lurfürftltdjen Umgebung fefjr balb
bon biefem ©tanbpunlt abgelommen war. SJenn bort fott ber ftaifer er-
mahnt werben : „ba3 Sre 3Rst. fidj gnebiglid) wolle begnügen taffen an bem
gef)orjam be8 weltlidjen fctywerbtS, angefeben, baS ^re 9Hät. baS geiftltdje
fdjwerbt, bie Seelen gu regirn, oon got nid)t beöeld) bo^enn, berbalbe audj
got fdjulbigf, fid) beffelbigen nidjt ju unterwinben, nod) bie feelen guregirn
ober gwingen, fonft ober fo gugteuben." ftörftemann 1,64.
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genehm fein motzte, ftdjerlidj m^t nad; bcm ©inne be§ ßanb*
grafen. Unb bie 9Irt, roie bic ©erbicnfte bc§ fturfürfien auf
ftoften anbcrer an§ ßtdjt gefteflt, ja mit faum gu oertennenber ©in*
beutung auf $f)itipp§ 93orgef)en in bcn ^acfföen #änbeln unb
feine Neigung für SBünbniffe fogar au&erfjalb be§ SReidjeS Ijeroor;
gehoben rourben, forinte oon anbern eoangelifcfyen ©tänben al3
gerabeju oerletjenb empfunben »erben. $af)er roirb ftdb, in ben
Sagen, in benen ein gemeinfameS 93orgef>en befdjloffen rourbe,
aud) ba§ <Sd)icffal biefer Einleitung entfdjieben Ijaben.
2Bir fönnen bieS norf) einigermaßen oerfolgen, unb manches
in ben einfdjlägigen 33erid)ten roirb erft jefct im 3ufammenf)alt
mit 9ttetan$tfron§ @d)riftftücf oerftänbltd).
5)er erfte, ber ben SBunfd) au§fpradj, ba3 fäcfyftfdje 99e*
fenntntö ju unterf treiben, roirb ber fianbgraf geroefen fein. 1 ) *S)a§
gefdjal) aber roo^I aunäcfjft nur im $8erfeb,r mit ben Sfjeologen,
mit benen er über ba§ Qufammenge^en mit ben Qroinglianern
oerfianbelte, 2 ) nod) oljne Äenntnte be§ 3 n ^ a ^ § ocr Apologie 3 )
unb in feiner SGBeife offiziell. 9Benigften§ oerftanb ß^riftop^
*) 2ReIand)tl}cm f abreibt bereite am 22. ÜKai: „Nunc Macedo agit ut
orationi nostrorum subscribat" (C. R. II, 60), roaö, obroof)l ber ftuöbnuf
oratio auffaflenb ift, bod) roof)l auf bie Confessio $u begießen fein wirb
2 ) 30) mödjte glauben, baß >JtReIand)tb,on$ Stunbe bon Urban SRfjegiuS
h>rrüf)rt, ber über bas nuper ftattgerjabtc OJefprad) mit fianbgraf $f)»Iibp
am 21. 9Wai an fiutfjer treibt unb fdjltefjlid) feine Meinung sufammenfa&t
ßolbe, Analecta Lutherana, ©. 124; Gnber« VII, 341): „In
summa, spem concepi de Hesso sana eum consilia Philippi et
aliorum haudquaquam aspernaturum. tf 55aju bergleidje man SWelan*
djtfwnS üöeridjt (C. R. II, 60): „Nunc Macedo agit, ut oratior.i
nostrorum subscribat, ae videtur posse retrahi ad nostros: sed opus est
tuis liiteris" (beibe Schreiben bürften gemeinfam an £utf>er abgegangen
fein), ^raglid) ift nur, ob ber unmittelbar boraufgeljeube 6afc 2Reland)tf>on3 :
„Subinde enim farticuli) mutandi sunt, atque ad occasiones aecomo-
dandi" fdjon mit auf ben SBunfd) be$ Sanbgrafen, bie Apologie ju unter*
fdjreiben, belogen werben mufj. S^nfaHS finbet fidj in Na nod) feine
Spur bon 9Wtfftd)tnaf)me auf feine äuffaffung.
3 ) $a$ mirb man fdjon barauS fdjliefjen müffen, bafc audj bie «Nürn-
berger, obwohl ifjnen ber Stander S3rücf eine «bfäjrift be$ *Hatfd)lag§ in
&u8ftd)t fteüte, menn er bon £utb>r $urütfge!ommen fein würbe (C. R.
II, 51), aud) bann, als fie ihren eigenen 9totfd)lag borgelegt Ratten
(ebb. 56), fie sunädjft nid)t erhielten.
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ßrefj, bcr Nürnberger ©efanbte, ben er fogteict) nad) feiner 9In*
fünft für ben ©ebanfen ju gewinnen fud)te, fdjledjtfjin auf ein
Äonjit gu bringen unb jebenfaüß ntcr>t jujulaffen, bag bie Netd>§*
ftänbe über bie ®lauben§fraae urteilten unb richteten, ben £anb*
grafen baf)in, „bafc ftet) ©. @. mit bem (£farfürften ntcr)t
fonberS baoon unterrebt / teft mid) aud) bebünfen, fie fielen nit
fo gar roof)l miteinanber." *) 2tud) bie Nürnberger ©efanbten, bie
roie bie Neutlinger, 2 ) im allgemeinen ben Auftrag erhalten Ratten,
ftdj in ber <5ttauben§frage an ben fturfürften ju galten, begannen
erft ernftlicfa 93erfanblungen, al§ fie Na in ben £>änben Ratten. 3 )
93or allem aber lag bem fturfürften anfangs, foroeit
fid) erfeunen lägt, gar nid)t§ an bem £uf ammenf djlufj.
ÜU3 ber ftan&ler SBrücf ifat ben SBunfd) ber Nürnberger, ben
Natfdjlag einfefan ju bürfen, r-orgetragen fatte, lieg er ifynen
jiemtid) beutlid) fagen: „$)e§ ©farfurften ©nab fab nit gern
Diel Näte bei folgern $anbel, benn ber Teufel, bieg waren
feine 2Borte," fetjt ber SBeridjterftatter f)in&u, „roäre nadjrätig." 4 )
9ftan ftefjt, er moUte allein gefan unb ftd) oor allen fingen
nichts bjneinreben laffen, roie er benn aud) ganj für ftd), ganj
faimlid), fogar ofae ^Beratung mit feinen Geologen, fogleid) in
ben erften Sagen feines 2lug§burger 91 uf entfalte, um ben ftatfer
tum feiner Necfitgläubigfeit gu überzeugen, eine Überfettung ber
<5d)roabadjer SIrtifel nad) ^nnSbrucf gefdjicft fatte. 5 )
9lud) bie 2ln3bacfar Näte, bie, roie e3 ifjre bisherige
Stellungnahme mit ftd) brachte, öteHeid)t balb nad) ber am
24. 9Jlai erfolgten 2lnfunft 6 ) beg 9Jlarfgrafen mit bem fturfürften
«) C. R. II, .V2
*) ebb. 57. Hb. SBeife' Diarium bet ©eorgii, Uffenfjeimor «Rebenftunben.
6d}n>abad) 1743. ©. 688, fdjreibt c. 5. 9Kai: „Reutlingenses - prineipibus,
Electori Sax. et nostro (©eorg bon SBranbenburg) his diebus indicant se
per omnia in communi periculo et doctriua f«e cum ipsis perseveraturos."
») ©iel)e oben ©. 33, Hnm. 4.
*) C. R II, 53.
6 ) ©rieger a. a. 0. ©. 392 unb jefct (£. ©tange, fturfürft 3ofa ,lIl§
@lauben«betenntni$ öom 9Rai 1530. X^eol. ©tub. u. &rit. 1903, ©.459 ff.
ö ) C. R. II, 69. 2)afj ber SRarfgraf öon oornljerem mit bem fturfürfien
unb Dürnberg geljen wollte („wie mir bann oor ber articfel tmfreS heiligen
©laubenS onb ber mittation orbnung aud) mit tfaen üerglidjcn finb"), bc-
weift bie ^nftruttion an feine 9iätc oom 24. 9Härj bei ftörftemann I,
119 ff. («RäfjereS ift aud) herüber in bem alöbatb erfdjeinenben 2Berfe öon
©djornbaum, $ie ^olitif ©eorg$ be$ frommen, $u erwarten.)
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Sü&lung gefugt fjatten, tarnen nidjt weiter, Sftod) am 8. Qfuni
befprad) ftd) ber ftangler Moglet mit ftrefj übet „ben Sftangel, ba§
ba§ fädjftfdje SSergeid^mS allein in be§ Äurfürften tarnen geftellt
fei", wityrenb fein §err aud) für gut anfelje, „bie in gemein in
aller durften unb ©tette Hainen ju ftellen, bie ber ©laubenS*
artitel einig ftnb". <£§ fönne, meinte er, — unb biefe gorberung
erflärt fid) jettf erft au§ 9tteland)tl)on8 Slufeäljlung ber SBerbienfte
be§ tefürften — gleid)wof)l „im (Eingang, was ein jeber
bei ftatf. SRajeftät unb bem 9teid) getfyan, oon eines
jeben Jürften unb ©tanbS wegen, wo e8 fid) in
gemein ntdjt leiben wolle, in ©onber t)eit fpeeificirt
unb bargetan werben." 9Jlan ftefjt, in meinem (Sinne ber
Sttarfgraf unb bie Nürnberger s 3fleland)tlwn§ Einleitung um*
gearbeitet wiffen wollten.
9lnber§ ber Sanbgraf, ber wenige Sage fpäter ernftltdje 2ln*
ftalten getroffen fcaben wirb, fid) mit bem ßurfürften gu einigen,
©in birefteS geugniS bafür fjaben mir nid)t, wof)l aber fprid)t
bafür bie in bie 3eit oom 11.-13. Quni fadenbe Äorrefponbenj
be§ ßanbgrafen über ben if)tn oon (Strasburg überfanbten „9tat*
fdjlag bie Spaltung bes @aframent§ betreffenb" mit 3Reland)tfunt
unb SBrenj. 1 ) Sftit SBeftimmtljett lägt ftd) auefy nid)t fagen, ob
$f)ilipp bamal§ fd)on ben fädjftfcfyen 9tatfd)lag mit 2tteland)tf)on§
«ßorrebe bem SEBortlaut nad) gefannt fjat, 2 ) aber fooiel Ijatte er
erfahren, bafj 9Mand)tfwn bie 3 roin 9ft a " er aufliegen unb,
wa§ ftd) nur auf ben 9tatfd)lag begießen fann, bem Äaifer bie
(Sntfdjeibung in ber religiöfen $™ß e jugeftefjen unb ben SReid)§tag
mittelbar an ©teile be§ Äonjil§ treten laffen wolle, ©egen beibeS
proteftiert er: „SGBenn aber bieg f)ie foK ein (Soncilium fein, fo
mirb§ of)ne 3weifel ein ßoncilium fein, ber fein§ mef>r gewefen
0 Sie fionefponbeitä C. R. II, 92 ff. Über bie §erfunft beS diaU
fdjlagS — 9JMandjtt)on fagt nur: „ber ©djreiber gebauter ©d)rift", ebb.
S. 94 — Söircf, StrafeburgS politifdje Äorreiponben} I, 447. — »renj,
ber mit Slbam SBeifc am 13. Sunt beim Sanbgrafen gur Safel gelabcn mar,
t)atte mit if)tn noä) eine mfinbliä)e S3erf)anblung de re sacramentaria.
»fll. SBeijj' Diarium bei ©eorgii, Uffenßeimer «Rebenftunben, ©.689.
2 ) Sine ©emerlung fprid)t fogar bagegen, nämlid) wenn er @. 99
fcr)reibt: t)offe audj nimmer, bafj tf)r ber Meinung, bafj man bie
3tt»inglifcf)en mit (Steinalt ju eurem ©tauben bringen fofl, ober fie um ityreS
©laubenö nullen übergießen; id) traue es eudj nidjt ju, nne»
roof)l mir allerlei gefagt wirb."
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43 —
ift. Soßen roir aud) ade, bic (£t)riftum befennen, roarten auf
ben $Befd>lufj, ber f)ie foU gemacht roerben, fo roollte id) in ber
©djrift md)t gelefen tjaben." l ) Unb man fönntc rotrflich glauben,
bafj er bireft 9Jtelandjtr)on§ 9Iu§laffung in ber ©Weitung gutücf*
roeifen null, roenn er baran erinnert, ba(? Sutfjer gelehrt t)abe,
bafj ber Dbrigfeit „9lmt jtd) nid)t fo roeit erftrecfe, fonbem bie
Obrigfeit t)abe allein über Seib unb Qbut gu regieren, unb nid)t
über ©eelen unb ©eroiffen*, ober roenn er, aderbingS junSdjft in
^Beantwortung be§ 9lu§faH§ gegen bie 3winglianer (in 9ftelan«
d)tt)on§ ©riefe: *wa§ fte für 9lnr)ang t)aben frember Nation*),
wie um 2Reland)tl)on3 $8er)auptung in ber (Einleitung, ber &ur*
fürft Iwbe ftd) nie mit fremben Stationen ober be§ 9teicf)e3 SBiber*
wärtigen ©erbünbet, 2 ) auf ba§ rechte 9Jto& tjerab^ubrücfen, fälag*
fertig barauf oerweift, ba§ „ber Äurfürft aud) SBünbnifj mit
dürften unb ©täbten gemacht, audj nocty täglich barum anhält". 8 )
^ebenfalls roaren „bie $8rüberfd)aft unb ba§ ©rbieten auf ein
Koncilium* 4 ) bie beiben fünfte, bie Sanbgraf ^ilipp urfprünglidj
al§ 93ebingung für fein 3ufammenger)en mit ben SBittenbergern
fteßte. 5 ) darüber wirb man in ben nädrften $agen, nadjbem
bie $rebigtfrage bie broljenbe ®efat)r beutlict) gezeigt unb bie
©adjfen bereitwilliger gemalt Ijatte, bie alten SSerbünbeten in it)r
S8efenntni§ mit emaufd)liefjen, gefjanbelt fjaben, worüber roir leiber
im einzelnen nidjt unterrichtet fmb. 9lm 15. 3uni roar bie Jrage
be§ gufammengerjenS im ^ßrinjip eutf Rieben, roenigftenS fmtte
2tteland)tr)on in bem „beutfdfjen" £e£t, ben bie Nürnberger ba*
malS nac^ $aufe fcfjicften, bereits ba, „wo im öateinifcfyen gefegt
ift, ba§ im (£fmrfürftentum Saufen bieg ober ba§ geprebigt unb
0 C. R. Ii, 98.
*) ©iefc oben ©. 6, 5 ff.
a ) C. R. II, 99.
4 ) @bb. €>. 92 f.
5 ) GHne britte frrage, in ber aber ber Sanbgraf nid)t allein ftanb, war
bie nad) ber ^uriäbiftion ber «ifdjöfe. 9SaS 3tteland)t!)on ba über feinen
©tanbpuntt am 19. %uni an (SamerariuS fdjreibt: „Jurisdictionen*
totam xnt tö älttupa reddo Episcopis. Hoc fortasse urit
quosdam qui aegre patiuntur sibi libertatem suam adimi 4 (C. R. II, 119),
pafet roeber auf feine «uSlaffungen in bem betreffenben «rtifel in Na nodj
in A, roof>l aber auf bie Einleitung. 9Bie weit er — unb bielleidjt fdjon
bamalä — in biefer ©ejie^ung ge&en wollte, fief)t man am beften au$ feinem
«riefe an GamerariuS bom 31. «uguft. C. R. II, 334.
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gehalten roerbe", „ein gemein 2Bort, ba§ ftd) auf alle ©tänbe
gießen mug", gefegt, 1 ) bie Arbeit an SSorrebe unb SBefälug aber
fjatte man jurücfgefteHt. 9ttan jögerte offenbar mit ber @nt*
Reibung über bie Einleitung 9fleIantf)tf)on§, bie ber Äurfürft nur
fetjr ungern aufgegeben fyabeu wirb, unb ju ifjrem 93erbrujj be*
famen roeber ber 9flarfgraf nocb, bie Nürnberger ©efanbten $luf*
fcfyluf? über ben ©tanb ber ©acfcje. 2 )
^Xber gerabe an bemfelben Sage, als ßrejj bie§ fdjrieb, r)atte
bie gemeinfame ©efafjr bie gürften nä^er gufammengefü^rt ©emetm
fam Ratten ber Jhirfütft, ber s 3flarfgraf, ber £erjog »on fiüneburg
unb ber Sanbgraf, oom ßaifer nad) bem Einreiten in 2lug§burg in
ein „fonber ©emad)" entboten, ifjren eoangelifctjen ©tanbpunft in
ber Sßrebigt* unb <ßrojeffion§frage behauptet. 3 ) <5ie mußten je$t
jufammenftefjen. Unb fdjon in bem mertmürbigen, oom 16. Quni
fyerrüfyrenben, in ber ^ßrebigtfrage abgegebenen ©utadjten be§
ftanglerS Sßogter, in bem er fid) bafür au§fpricf)t, um ben ftaifer
oon ber 9ted)tgläubigfeit ber ^Protestanten ju überzeugen, fofort
bie Sefyrartifel be§ SBefenntniffe§ $u überantworten, werben
roenigftenS bie eoangeliftf)cn dürften all gefdjloffene $Befenntui§*
gruppe bejeidmet, benn eS trägt l)ie Überfdjrift: „93ngefärlid)
bebenden toaromb mein gnebigfter onnb gnebig Ijerre ber (£f)ur*
furft ju ®ad)ffen, Sflarggf Sorg ju $r anbenburg, £er$og
©rnnft onnb $)erjog JranctScuS oonn SBraunf <$n>eicf
unb ßunenburg, $er *ßf)iltPP lannbtgraff gm Reffen onb
$err SBoIfganng, Jürft ju 31 n I) a 1 1 , nit roiöigen ffjönnen $x?x
(Sf)ur onb furftlictjen gnaben prebiger (£f)riftltd) prebigen ab ober 3 n
ru^e su fteüen." 4 ) @rft am 18. Quni erhalten bie Nürnberger
uon bem ßurfürften unb bem -ättarfgrafen bie 3 u f fl fi e ' f* e * m
biefem #anbel neben Qfjren ©naben einauatefjen", unb roenn bie
•) C. R. II, 105. liefet beutfdje $ejt, ber ein wichtiges Xofument für
bie ^o£tgef^icr)te fein mürbe, ift btefjer nicf)t aufgefunben worben.
*) „fcieweil mit ber SJorrebe unb S3efcf)tug alfo füll geftanben unb
bodj Weber an s Utarfgraf ©örgen ober uuS berfjalb nichts gefinnet wirb,
bebenlen wir, e8 möd)t bieUeidjt ein 2Beg fetjn, bafe wir und mit flKarfgraf
©örg berabrebeten unb bann berljalben in feiner fr u. 6. 20. tarnen
ein Anregen bei bem (Sfjurfürften getfjan werbe " ©benba.
») C. R. II, 106. £olbe, W. Sut^er II, 342.
4 ) ftörftemann I, 275. $a* am Jage barauf an ben Äaifcr in
biefer 2lngelegenf)eit erlaffene Schreiben trägt biefelben Unterfdjriften, nur
bafj fceraog ftranj oon fiüneburg fefjlt. Gbenba ©. 290.
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©efanbten recht beobachtet, bafe ber Sttarfgraf bei biefer 3 u f a Ö e
„lauterer unb freiet webet ©adtfen gemefenV) bann wirb man
barau§ fchliefjen bürfen, bafe ber Änrfürft noch immer mit SBiber*
ftreben baran ging. 9iun mufete aber bie ^rage nach ber ©in*
tettung unb bem ©rbieten, ba§ immer noch fehlte, brettnenb werben.
*2)aöon, ba£ bie ©chwei^er unb Dberlänber nicht ins 33e«
fenntni§ einjufchltefjen waren, ^atte ftd) ber fianbgraf wohl fdfan
felbft überzeugt, unb er ^atte in Sachen ber „SBrüberfcfaft" fchon
felbft fef)r oiel nachgegeben, al§ er in bem Schreiben an ben
ftaifer roegen ber SlbfteHung ber ^rebtgt ben ©afc mit unter*
fcfjrieb: „3luch befct)ter>t oon Qnen getreuer beriet wiber etliche
leren, fo bem oolcf ber facrament falben alfjie furgebilbet, ber*
falben auc^ ganj bef wer lieh onb oieler befferung falben, al§ ju
gotf) gu faffenn, fc^abelid) fein wolt, roo onfer prebiger mit bem
prebigen ftiöer ftefan folten, roo auch oou un§ w folct)e abftadung
gewiUiget folt roerben, rourben onb muften on§ onfer eigene
geroiffen für goth richten, ba§ roir an ber oorfurten oerbcrben
fchulbig roeren." 2 ) 2Iuf ber anbern ©ette roirb man aus ben
testen Vorgängen erfannt fyabtn, welche grofje ©efahren e§ in
ftch fchlofe, lebiglich, roie Sftelanchthon in feinem großen 93er*
trauen auf bie Sflilbe unb ©ütigfeit be3 ftaifer§ wollte, biefem
unb bem 9teicf)3tag bie ©ntfcheibung gu überlaffen, unb bafj nur,
wa3 ber Sanbgraf in ben 33orbergrunb ftedte, ba§ gleichzeitige
^urücfgehen auf ba§ in 9lu§ftcht gefteHte Äonjil fixeren ©d)utj
gewähre; aujserbem mufjte ftch ber oom Sftartgrafen unb ben
9curnbergern anfänglich gehegte SBunfch, ihre Sßerbienfte um ftaifer
unb bleich in berfelben SBeife fatauSgeftrtchen 31t fehen, wie ba§
SJcelanchthon in be^ug auf ben fturfürften getan hatte, fdwu au§
formalen ©rünben als unausführbar erweifen. ©0 fam e§ &u
bem ftompromifc, ber un§ in 93rücf§ meifterhafter fHebe oorliegt.
s ^elanchthon§ Einleitung würbe gänglich beifeite gelegt,
bamit fielen auch Du; barin oorfommenben mehr ober minber
offenen 2lu§fätte auf bie ©aframentierer, unb bie fchwerlich mit
ber Haltung auf bem letjten ©peierer SHeicf^tag oereinbaren ©r«
flärungen über bie Qurtöbiftion ber SBifcf)öfe; e3 würbe auch/
wa§ fchon \)kx bemerft fein mag, ber in Na im 3lrti(el
') C. R.II, 112.
•) ftötftemann 1,288.
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©on ber Sfteffe 1 ) ju Icfcnbc Eingriff auf bie ©aframentierer
getilgt,*) wenn auch jutn Seibmefen be$ Sanbgrafen ber X. 9lrt.
ben bisherigen Sßortlaut behielt. Um fo größeren ©rfolg Jjatte
er hinft^tlic^ be§ anbern fünftes. 3n burdjauS gefchäftSmäßiger
SBeife wirb an ba§ SReidjStagSauSf djreiben antnüpfenb ausgeführt,
baß bie ©oangelifdjen hiermit it)r „Opinion unb Meinung ber
Errungen, Qwiefpalten unb SDliSbräud) halben* übergeben unb
erbötig feien, fattä bie anbern Otänbe bieS auch taten — wooon
9Weland)tt)onS (Einleitung nichts enthält — fich „mit ihnen gern
mm bequemen gleichmäßigen SBegen ju unterreben*. $>abei
roirb gana im ©inne be§ Sanbgrafen unter #inwei3 auf bie
9teid)3tag3Derhanblungen ber legten Qahre an bie ©rftärung be§
ßaiferS erinnert, baß er nicht gemeint fei, in ©adjen beS ©laubeng
ben Reichstag befchließen ju laffen, fonbern mehrfach funbgegeben
habe, baß er bei bem Sßapft um ein ffonjtl anhalten wolle.
©benbeShölb erbieten ftch bie ©oangelifchen ^um Überfluß $u
einem folchen gemeinen freien chrifttichen ftongiltum, inbem fte bie
frühere Appellation an ein folcheS hiermit erneuern, $)amit
war auch ba§ „@r bieten*, bie Qufammenfaffung ihrer
Sorberungen unb tr)re§ ©tanbpuntteS, auf welches bie Nürnberger
immer warteten, 3 ) unb waS urfprünglich ficher an ben ©cbluß
gefteflt werben follte, ba, wohin eS gehört, in bie SSorrebe mit
aufgenommen roorben, unb man begnügte fich mit einem furjen
©pilog, ber oieöeicht erft bei ber ©chlußrebattion am 23. hinju*
(am, um baS (Sange abschließen. 28ann bie SBorrebe gefchrieben
roorben ift, läßt fich auf @runb beS bis jetjt befannt geworbenen
9lttenmaterialS nicht ficher feftfteUen, boch fönnte man baran
benfen, baß bie beutliche 3urücfmeifung beS ©ebanfenS, ben
«) Siehe oben S. 20, 15 ff.
') 3 n ietjr abgefchroächter %ovm erhielt fidj noch ein Entlang baran
im fpäteren beutfd)en Xejt am ©djluß beS erften $lbfa$e$ : „babei geflieht
auch unterrid)t roiber anbere unrechte lere bom ©aframent". 9lud) biefe
Formel, bie in ihrer Allgemeinheit auch oet Sanbgraf, ja fogar ein
^rcinglianer annehmen tonnte, ift ficher auf einen Kompromiß fturücfgu«
führen, benn fürs juoor ftanb im ©palatinfdjen Xejte föörftemann I,
331) baS nur auf bie gwinglianer ju be^iehenbe : „babei geflieht auch
Unterricht roiber bie bnrechte unb irrige lehre oom ©aframent."
a ) „$)en gefanbten 3m MugSburg fcfjreöben, ben anfang bnb befdjluß
be« fechftfehen ratfdjtagS jum furberlichften herabsufdjicfen. Freitag, ben
17. 3uni." (NatSberlaß.)
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SReidjStag über bic SReligionSfadje befdjlie&en laffen, jutn $eil
burdj bic tatferlidje ^ropofttion bei ©röffnung be§ SReid)3tag3 am
20. %uni oeranlafjt 1 ) unb bei ber gemetnfamen ^Beratung ber
eoangelifdjen ©tänbe am 21. Quni 2 ) oereinbart toutbe.
$)od) festen mir nad) biefen Erörterungen über bie 93orrebe
ju bem SBefenntnte in Na flurütf.
9>lad)bem gejeigt roorben, „ba§ biefer fjanbel nit on urfad>
ftd) erhoben nodj arger meinung oon bem cfjurfurften oon ©adrfen
gebulbet toorben*, foHen nun bie „fürnemften*
erjä^tt roerben, aus benen ber ftaifer erfefjen möge, baft ber $ur*
fürft in feinem ©ebiete uncfjriftlidje Sefjre ju prebigen nitt)t
geftattet, fonbern ftd) be§ gemeinen lauteren dfjriftlidjen ©laubeng
mit aaem gleifi gehalten f)abe. Qu bem ©nbe folgen 18 Slrtifel
beS ©laubenS. 2lHerbing3 fef)lt in Na ber 2ttr. 14 (oom Sftrdjen*
regiment), inbeffen offenbar nur burd) ein SSerfecjen beS über*
fe$er3, benn bafe er in feiner lateinifdjen Vorlage geftanben fjaben
mufc, ergibt feine gäfjlung, inbem er oon 2lrt. 13 fofort auf
$lrt. 15 überfpringt. 2Ba§ ben Setjrftoff anlangt, fo beljanbeln
biefe 18 Slrtifel bie gleiten fünfte, roie bie bisher mit Siecht
') „Unb ift atfo 3t ÜRat bemnad) gnebigtid) geroilt, bife fadje alfo für
junefimcn ju beratfd)lagen unb ^ti befö) liefen" 2C. (görftemann I, 308.
Sgl. Qua) bie Semerfung ber ©tTafeburger bei Strd, $ol. ftorrefponbenj
1,458: „unb würt alfo be« fo oft üor&eiffen concilium gar gefdnoigen").
») C. R. II, 124. fcafe ber Sanbgraf erft ganj aulefct befimttO beitrat,
lägt fiel) nidjt nur au« ber »emerfung 9Reland)tf)on$ im C. R. II, 125 (155)
fdjlie&en, fonbern aud) barauS, bafj 33. bie §anbfdjriften SDrcSben 2 unb
Coburg, bie ber 3eit öor ber ©djuiferebaftion i^re ©ntfteljung oerbanfen,
^^iliop Oon Reffen nod) nidjt al$ SRitbetenner aufführen, maS nid)t, tt>ie
Xfd) ädert (2lrd)ib f. 9icf.»©efd). II [1904], @. 62) meint, auf Ungenauigleit
äurüdgufüljren fein roirb, ober barauf, bafj jemanb nadjträglid) au$ bem
©ebädjtnis (ba$ wirb für $re£ben 2 angenommen) bie Unterfdjriften Ijingu*
fügte, dagegen fpridjt fdjon ber Umftanb, bog aud) ber ftuTprinft, tyranj
oon Lüneburg unb 5Ubred)t oon SRanSfelb fehlen, bei benen e8 aflerbingS
tfyrer Stellung nad) $toeifcl()aft fein tonnte unb jmeifel^aft mar, ob fie
berechtigt toaren, mit ben wirflidjen 9teid)8ftänben aufammen aufzutreten.
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al§ bie ältcften $luguftana*§anbf Triften bezeichneten, nämlich bie
©palatinfcbe unb bic erfte SInSbadjer #anbfd)rift. Hllein auct)
gang abgefehen oon ben SBerfcbiebenheiten im einzelnen, ift ber
ganze Aufbau unoerfcnnbar ein vielfach anberer als in ben ge*
nannten §anbfchriften, unb ba ber ©palatinfche unb ber 9In§*
badjer $e£t*) benfelbcn 9lufrifj jeigen roie ba§ SBetenntniS jur
3eit feiner Übergabe (fortan A bezeichnet), fo ftnb fte, roa§ fcr)on
hier feftgeftetlt fein mag, fpäteren Datums als Na.
s 3lrt. 1 fmnbelt, um bie hergebrachte, roenn auch feine§roeg§
genaue Bezeichnung beizubehalten, oon @ott, 5lrt. 2 oon ber ©rb*
fünbe, 3 oon bem ©ohne ©otteS. $ann folgt aber at§ $lrt. 4
in einer oon ber fpäteren (5. 9lrt.) oöllig abroeichenben Raffung
bie fiefjre oom SÖBirfen be§ ©eifteS bnrch SBort unb ©atrament.
Qnfolgebeffen erfcheint ber 5lrtifel oon ber ^Rechtfertigung erft an
fünfter ©teile unb ber w oom neuen ©ehorfam" an fechfter. ferner
finb bie fpäteren $lrt. 7 unb 8 in einen, ben 7., gufammen*
gebogen, fo bafj ber 8. 2lrt. oon ber $aufe (richtiger oon ber
Sftotroenbigfeit ber ftinbertaufe) banbelt, $lrt. 9 oom 9lbenbmabl,
3lrt. 10 oon ber <ßrioatabfolution, 2lrt. 11 oon ber Buge, 9trt. 12
oon ben ©atramenten, 3lrt. 13 oon ben 2ttenfcf)enfatuingen unb
ber richtigen Haltung ber firchlichen Orbnung, roäbrenb 9lrt. 14,
roie fchon ermähnt, oerfehentlich auSgelaffen ift. SHrt. 15 behanbelt
bann ba§ bürgerliche SBefen, 2lrt. 10 bie ©ieberfunft (Srjrtftt
9lrt. 17 ben freien 3BiHen, 3lrt. 18 bie ©ünbe.
5)arau§ ergibt ftct), bafi, roie roir bisher fchon roufjten,*) ber
fpätere 20. 9lrt. oom ©tauben unb guten SBerfen, ben SDcetanchtbon
juerft beutfeh fchrieb, unb ber erft am 15. Quni beutfeh oorlag, noch
nicht oorhanben roar, ebenfo ber 21. oon Anrufung ber ^eiligen.
S)a Baumgartner ber 3>eutlicf)feit roegen offenbar manches
Sufammengejogen, anbereS erweitert hat, läfct fich im einzelnen bis
aufs 2öort nicht immer genau fagen, roaS er gelefen hat. $)ocr)
foß ber 93erfuch gemacht roerben, roenigftenS bie roidjtigften
SSerfchiebenheiten oon Na unb ber fpäteren Raffung (A), foroeit
fie aus ben #anbfcr)riften ju entnehmen ift, h^oorjuheben.
') Sei ftörftemann I, 312 ff. u. ©. 345 ff. Obwohl beibeS beutfd)e
$ejte finb, fönnen fie boct> in biefer ftrage gut «ergleidjung herangezogen
werben, weil für eine, uon bornfjerein unroaf)rfdjeinltd)e, anbete ^trttfet*
gruppierung beö lateinifdjen unb beutfdjen %e&e$ jebe Spur fehlt.
*) «gl. Ih- »rieger, $ie Xorgauer «it., <B. 278.
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3m erften ^trtifcl ift ber auffaflenbe 2lu§bwct „einig an
Utt- «*I nur eine f* u„ fl ,fd*fte übertun« „„„ incor-
poreus. feljlt creator et. 3roetfelbaft fann fein, ob bic
Reprobatio im lateinifcben Serte torrtlid) fo furj mar, als mir ftc
in Na lefen, ober ob ber Überfeiner nidjt etwa beim SBeginn
feiner Überfettung glaubte, bafj e8 barauf toeniger antomme; benn
bafj 3Reland)tl)on nirf>t fcfyon bei biefem 9lrtifel bie SBenuerfung
ber 2lrianer au8gefprocf)en haben follte, ift (aum angune^mcn, ba
@ct in feiner 82. 3$efe unter ©inroeiS auf Sut^erS Abneigung
gegen ba3 unbiblifche ©ort ofiootmov 1 ) ilnn unterteilte, er leugne
quod pater et filius eiusdem sint sententiae.
Qm 9lrt. 2 ift ber <Sa$, „baS nad) $lbam8 faß atte menfdjen
nad* ber natur werben in funben geborn* babureb unflar ge«
roorben, bafj Baumgartner ba3 ihm bei ber überfe^ung unbequeme
propagati, ba§ er fieser gelefen hat, fortliejj. 9tod) „uoller
begierb* h°* Na nod) etc. (£8 fehlt noch (am ©djlufj ber 2e\)x-
auSfage) per baptismum et spiritum sanetura. Sluffadenb ift,
baß bie Reprobatio gang fehlt.
Qm 3. 3lrt. (oben <5. 12, 4) fehlt verbum hoc est. gerner (efen
mir „marfaftig geboren" (3. 8) gegen ba8 fpätere natus ex virgine
Maria, fo bafc 9ttelanchthon vere natus gefdjrieben haben mufc,
bagegen ba8 vere oor passus fehlte. Patrem (reconciliaret)
bat fict)er bageftanben, benn Baumgartner wollte juerft überfein:
„ba§ er oer[fünte]*. „gür bie mitfliege funb oder Sttenfchen*
(Q. 10). A: pro omnibus actualibus hominum peccatis. —
»rechtfertig heilig lebenbig mach unb befetjüt) ade bie an in
glauben bureb fenbung be3 ^eiligen geift in ire herben" Q. 13). A:
sanetifieet credentes in ipsum misso in corda eorum spiritu
saneto, qui regat, consoletur*) eos ac defendat adversus
diabolum et vim peccati. — „wie mir im ©lauben befennen* ift
n>of)l nur freie ÜBiebergabe oon iuxta symbolum Apostolorum.
<Ser)r intereffant ift bie fdwn oben ermähnte UmfteHung ber
9trt. 4 unb 5, benn bie oerfchiebene Reihenfolge läfct auch einen
anbem ©ebanfengang ertennen. 92ad)bem foeben gelehrt morben
mar, bafj ber ®ot)n bureb ben ^eiligen ©eift rechtfertigt, ^iligt,
») <£rl. «. opp. v. a. V, 506.
») 3n ber erften befftft^en (Saffeler), jefct SRarburger tat £anbfdjrift
mufc aud) noä confortet geftanben Ijaben, benn bie aus iljr gefloffene
fran$dfifd)e Überfefcung lieft: conforte et viuifie. ftörfiemann 1,369.
Äolbe, «ngftb. ftonf effion. 4
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— 50 —
lebenbig macht, roirb in Na im 4. 3lrt. oon berßrlangung
bc3 ^ eilt gen (Steifte 3 gefjanbelt, roährenb in ber fpäteren
gaffung, bie ben 9lrt. oon ber [Rechtfertigung in ben SBorbergrunb
fchtebt, ba3 91 mt be3 äußerlichen SBorteS unb be3 ©aframentS
als; Vermittlung ber göttlichen ©nabengaben unb fpejieH beS
redjtfertigenben ©laubenä htt°o*seh°bcn wirb, deutlich lenft
9Jielanchthon bamit §u £uther§ gaffung in bem 7. ber ©chrna*
backet SCrtifei gurüct: „Solchen ©tauben |u erlangen ober un§
Sftenfehen ju geben |at ©Ott eingefe^t bag ^ßrebigtamt ober
muntlich SBort." >) 2luch bie Aufnahme be§ <ßaffu3: ubi et
quando visum est Deo, ber in Na noch fehlt, erflärt ftch aus
engerem Slnfchlufj an bie SRarburger (9lr. 6) unb ©chmabacher
9lrtifel.
Völlig anberS lautet bann auch ber 5. 2lrt. in Na, unb e3
ift auf ben erften ©lief überrafchenb, ba& bie um ihrer Klarheit
unb flafjtfchen ftürje nullen oft berounberte gaffung ber ftectjte
fertigungSlehre Anfang Quni noch nicht oorhanben mar, fonbern
bafür eine jroar, man möchte faft fagen, biblifct)er gehaltene, aber
jeber bogmatifchen SBeftimmtheit entbehrenbe gaffung ju lefen
roat, 2 ) unb bie fpegififch^lutherifche Sehre oon ber Imputatio erft
nachträglich $um 9lu§bruct tarn. $>a§ fpäter fortgelaffene SBibel*
jitat 3oh. 3 flammte auS bem 5. üttarburger Slrtifel. $urch ben
©chlufjfafc: „burdh folgen ©lauben an ba§ ©oangelium
empfahen mir ben heiligen <$eift", ber offenbar mehr in ben
oorigen Slrtifel gehört, tommt eine gemiffe Qnfonjinnität in ba§
©ange, bie oieHeicht ber ©runb mar, baß 3Manchthon ben Slrtifel,
nicht ju feinem «Schaben, oöSig umarbeitete.
(Sine nicht unmef entliche anbere gaffung jeigt auch 21* 1 « 6,
beffen ©igentümlichfeit oielleicht bahin gufammehgefaßt merben
fann, baf* 9Manchthon in Na mehr baS „auS ©naben" 3 ) unb
') Sgl. bei Solbe, $>ie &ug$b. Äonfeffion, @. 125.
•) SJteine früher auf bie ^Beobachtung, baß bie Raffung in ber beutfdjen
ed. prineeps fid) eng an bie Sdjraabadjer ftrrifel anfd)liefje, gegrünbete ©e*
mertung (9lug«b. Sconfeffion, 6. 28 9tnm.), baß eben jene gaffung als bie
frfthefte anaufehen wäre, ift- jefct natürlich f)infäflig; aua) §at fidj bereit«
ergeben, bog bie immer beobadjtete ©eeinftuffung burd> 6c|mabadjer unb
Warburger Brtttel teilweife 'erft ber lefcten töebaltion be* »efenntniffe«
angehört.
») gratis, ma$ Baumgartner auffalten berweife immer mit „uergebens"
wiebergibt.
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— 51 —
fpdter mehr bie fides betont Sluffallenb ifl, bag in bem Qitüt
au§ bem Slmbroftaftcr ba3 Schlagwort sola [fide] fehlt, roaS
roohl auf bie Ungenauigfeit be§ ÜberfetjerS gurücfjuführen ift.
2BaS ben 7. 2lrt. betrifft, fo habe ich fdron in meiner 2lu3*
gäbe ber Sluguftana (©. 31) bargetan, bafc bie richtige überfdjrift
de unitate ecclesiae lauten mü&te, unb bajj barin eine 3)e*
ftnition ber ftirdje nur ju bem 3 rocc ^ c gegeben mürbe, um baran
ba§ roatjre 2Befen ber unitas ecclesiae beutlict) ju machen. $)a$
trifft noch mehr ju auf bie 3 a ffmtg in Na, roo 2lrt. 7 unb 8
oereinigt ftnb. 3 m übrigen ift ber Sert im roefentlichen gleich*
lautenb. SBemerfenSroert ift ber roieberum burdj SRficfgang auf
ßutherS ©ctjroabacher Slrtifel (12.) ^eroorgerufene Qufa$ recte
ju docetur unb administrativ, ber neben bem roeiteren Qu\a$
veram (ad veram unitatem) ohne 3 roc *f e ^ ö * e * ro £ b« 5lb*
roeidjung in geroiffen SRiten mit ben ©egnern beftehenbe ©emciiu
famfeit in bem allein Sßßef entließen unb für bie roaljre ©inigfeit
ber Stirpe allein 9lotmenbigen noch fdjärfer betonen foH. $)e§*
wegen mürbe root)l auch bie in ben 3 u f ammen h an Q bei roeitem
paffenbere, in Na al§ ©chriftberoetS angeführte ©teile ßuf. 17, 20,
bie nur ben 9lnfprud) ber ©egner jurücfmie§, burd) bie C&pheferftetle
erfefct, meil fte baS beiben Parteien ©emeinfame (jeroor^ebt. —
Qm jroeiten Seil, bem fpäteren 8. tÄrt., ift ba§ „rool" unb „one
gefar" in Na (©. 13, Q. 14 f.) fpäter weggefallen. 3)er etroaS ab*
roeichenbe ©chlufjfatj roirb auf freie Überfettung jurücfjuführen fein.
3lrt. 8 (fpäter 9) l)at ftd^tlict) einen gang anbern Qmd al§
ber fpäter an feine ©teile tretenbe. 9Helanththon hatte hiernach
anfänglich nicht bie 9lbftcht, im SSefenntniS oon ber Saufe über«
fjaupt in ^anbeln, fonbern oon ber ÜKotwenbigteit ber
Äinbertaufe, benn ber Slrtitel roirb gelautet haben: quod
pueri sint baptizandi et quod baptismo Deo offerantur et
in gratiam Dei reeipiantur.
S)er Slrtifel oom 2lbenbmahl (9 bejro. 10) roeift (eine 18er*
fcbjebenfjeit auf, benn bog Baumgartner auch ba§ nicht wieber*
gegebene „vescentibus" tatfächlich gelefen, aber roeil ihm bie
Überfettung ©chroierigfeiten machte, als nicht abfolut notroenbig
auSgelaffen hat, ergibt, bag er nach »wahrhaftig fei* urfprünglich
fchrieb: „in bem abentmal unter benen fo".
2Bie in Slrt. 8 unb 9 unb fonft bie ben fpäteren Sejt ein*
leitenben SBorte: de baptismo, de coena domini docent gefehlt
4*
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— 52 —
haben bürften, fo roirb auch in s Xrt. 10 (II) de confessione
nicht geftanben Imben, fo bag ber 9lrt. de privata absolutione
tjanbeln foHte. Qm übrigen ift bct SSBortlaut berfelbe, nur bafj
ba8 fpäter aufgenommene 6chrtf t^ttat $f. 19, 13 noch fehlt.
$)er Anfang be§ $rtitel3 oon ber 93uf?e (12 bejro. 13) h<*t
fieser in Na eine etioaS anbere Jorm gehabt. 2Baf)rfcf)einttch ftanb :
quod lapsi (ober qui peceaverunt, ogl. baju ben beutfehen %qct
oon A) post baptismum quocunque tempore poenitentia re-
parari possint — eS fehlte olfo cum convertuntur unb wohl auch
redeuntibus nach talibus, ma3 freilief) auch oom Überfefcer, als
unbequem wteberaugeben, fortgelaffen fein fann — , eine SluSfage,
bie oiefleicht, weil flc baljin oerftanben werben tonnte, ba& fdwn
ber ©ebraud) beS ShifjfaframentS opere operato biefe Erneuerung
bewirte, fpäter umgearbeitet mürbe. 3)ie Reprobatio I>at fpäter
eine Umftedung unb in ber 9lu3fage oon ben SBtebertäufern eine
wefentliche (Erweiterung unb $nberung erfahren. Na: „fo leren,
welcher einmal rechtfertig worben, ber mag nit mer fallen.*
A: „qui negant semel iustificatos posse amittere spiritum
sanetum, item, qui contendunt, quibusdam tantam per-
fectionem in hac vita contingere, ut peccare non possint."
3m 9lrt. oon ben ©aframenten 12 (13) fehlt (@. 14, 17) ad
excitandain, ba3 bann im 9lnfd)lufi an ben 8. SWarburger &rt.
btneinfam. @8 fehlt roie in bem fibergebenen ©jremplar auch l)ier
bie Verwerfung ber Setjre oom opus operatum. $)a8 ift infofern
wichtig, als bamit feftfieht, baji ber betreffenbe $affu§ nicht etwa,
um nicht ju fet)r ju oerle^en, in ber legten SRebaftion getilgt unb
bei ber $rucflegung roieber aufgenommen würbe, fonbern in
feiner bisher befannt geroorbenen ^ejenfton beS ©etenntniffeS
geftanben ^at.
Euf biefen Ertifel folgt nun in Na als tttrt. 13 (fpäter 15)
ein drittel: „oon ben SRenf chenfafcungen* — bteS märe
bie richtige überfärift l ) — , inbem juerft biejenigen ©afcungen,
burdj bie man dtnabe unb Rechtfertigung oerbienen foH (hier
auch baS ßöltbat), als unchriftltch unb bie @h** <&otte3
unb <&h?tftt oerle$enb bezeichnet werben, unb bann gefagt
wirb, welche SErabitionen um ber fachlichen Orbnung gehalten
werben bürfen, fatte man fle nicht für oerbienftlich holte. 2)ie
») «gl. Xorgouer Slrt. 1: „öon 9föenfrf)en ßer unb 9Renfdjen orbnung."
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fpätere föebattion Ijat nicht nur eine anbete Reihenfolge ber
3lrtifel: De ordine ecclesiastico, de ritibus ecclesiasticis,
fonbern feljtt auch in bem entfprechenben Sirtitel (15) bie
©ebanfenreihe um unb hanbett oon ben ritus ecclesiastici *) in
gegen früher fet)r gemilberter gotm. 3)ie für bie gtage bet 99e*
hanblung bet 2rabitionen entfdjeibenbe 2lu3fage: qui sine
peccato servari possunt, fem aus $orgauer 2lrt. 1 hinein.
Sftachbem fo im allgemeinen tum ben Drbnungen, meiere nicht
gehalten unb bie beibehalten werben bürfen, gehanbelt rootben
mar, folgte jefct in Na roahrfcheinlich bet fpejielle Slrtifel oon
bem ordo ecclesiasticus (3lrt. 14 bejro. 15), bet un3 leibet nicht
erhalten ift, unb bann
9lrt. 15 (16) „oom bürgerlichen SEBefen*. £ier finben {ich
faft nur unbebeutenbe SBerfchiebenheiten. 3* 32: «urteilen nach
jetzigen faiferlichen rechten*, A: iudicare res ex imperatoriis
et aliis praesentibus legibus. ($3 fehlt in Na: militare. Na
lieft 3. 34 : „taufen (roie im beutfdjen 2ejt) unb anbere contract
machen.* A : lege contrahere ; 3- 35 : ^heiraten* :c. A : ducere
uxorem, nubere, roa§ ^Baumgartner auch gelefen fyaben wirb.
Nichtiger ift, bafc 2Helanchthon ftatt be8 fpäteren in deserendis
civilibus urfprünglich (©. 15, 3. 1 f.) getrieben hat: „in 3er--
ruttung bürgerlicher einigfeit*, alfo roohl: in destruenda civili
unitate. Qn bem folgenben ©a$e lefen mir: „äußerliche orbnung
unb regiment* A: politiam et oeconomiam. $)a£ weitere :
„fonbem roill folldje gehanbhabt haben als ein orbnung gotte§,
bie liebe bar in 31t üben*, ift roohl nur eine freie Überfettung
be§ roahrfcheinlich fchon mit A gleichlautenben lateinifchen $e£te£.
dagegen lägt (3. 7): „e§ roer ban, ba§ fn etroa§ uncbriftlicheS
unb roiber gott gebieten*, A: nisi cum iubent peccare, auf
eine anbere Vorlage fchliegen.
©ehr merfroürbig ift in Na bie oöflig anbere Raffung be8
16. (17.) 3lrtifel§, fo bog jie um be§ befferen SBerftänbniffeS
mitten mit ©egenüberfteüung ber fpäteren IRejenfton hier noch
einmal abgebrueft roerben fott:
3um 16. ba§ alle oerftorbene Item docent quod Christus
menfehen mit bemfelben irem adparebit in consummacione
*) ©pafotin« beurfdjer £ejt: „SBon Äiräenorbnuna. unb Zeremonien
bon »lenfthen aufgeridjt" (bog lefctcre im beutfdjen £ejt erhalten) läfjt nod)
bie allmähliche Umformung erfenuen.
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leib, barin fu geftorben, wiberum raundi ad iudicandum et mor-
werben auferwecft werben &u bem tuos omnes resuscitabit ; piis
geriet <Sh*ifti, barunter bie au§*
erweiten ewicflich feiig, aber bie
rerbamten menfcfyen fambt ben
teufein au£ ^etlifdjer pein nimmer
in emicfeit erloft werben, fjte
werben oerworfen bie nachfolget
OrigeniS unb bie wibertaufcr,
et electis dabit vitam aeternam
et perpetua gaudia, impios
autem homines ac diabolos
condemnabit, ut sine fine
crucientur. Damnant Ana-
baptistas, qui sentiunt ho-
minibus damnatis ac diabolis
fD leren, ba§ julefct auch bie finem poenarum futurum esse,
oerbambten unb teufel au3 ber Damnant alios, qui nuuc
spargunt iudaicas opiniones,
quod ante resurrectionem
mortuorum pii regnum mundi
occupaturi sint, ubique op-
pressis impiis.
nein erlöft werben, beSgleidjen
bie fo uf jubifäe metnung fagen,
bie oerheijjung oon eroberung
be§ gelobten lanb§ müffen leib«
lid) nerftanben werben, unb ba§
nor ber urftenbt unb jungftem
Gericht werben bie gottlofen
allenthalben non ben ^eiligen
untergebrucft unb fn ba§ seit*
tidt) regiment unter fidt) bringen.
ÜRadjbem ba§ SBefenntniS ftch fd)on im 3. 2lrt. jur Sehre ber
$ttdje über bie legten $>inge befannt ^atte, lief? ftch bie 3luf«
nannte eines befonberen SlrtifelS barüber, wie wir ü)n bisher in
A lafen, nur au§ bem SBeftreben ertlären, auch in biefem fünfte
jeben Qufammenhang mit wiebertäuferifchen Seljren abjuweifen;
gab e§ boch bamal§ gerabe in 9lug3burg „Drigentften". 1 ) 2Benn
mir nun in Na überraföenberweife bie ^bentität be§ 9tuferftet)ung§*
letbeS mit bem irbifdjen Seibe betont fehen, wirb man, ba e§ f)ier
einen ßwinglifchen ^rrtum nicht &u befämpfen gab, nur baran
benten tonnen, baf* SManchthon auch in biefem fünfte moglidjft
fcharf bie Übereinstimmung mit ber trabierten #irchenlet)re &um
9lu§brucf bringen wollte. Vielleicht war e§ bann bie ©rfenntni§,
ba(j bie oorliegenbe Raffung benn boch aßguferjr an bie be3
») @o berietet flbam SBeife Oon dratlSfjeim in feinem Sagebudj bei
«eorgii, Uffenljetmei ftebenftunben, VII. ©t., ©djttjabaefj 1743, ©. 676:
Reperiuntur quoque Origenistae, qui daemones, damnatosque tandera
salvandos censent.
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2ljoma§ erinnerte 1 ) unb jebenfall§ nicht gerabe biblifdj forreft
mar, bie itm oeranlafcte, ben ganjen Slbfafc roieber $u ftreidjen. 2 )
2Jber ©idfereS roiffen mir barüber nicht. Steg SÖRelanchthon in
Na noch fpejiett oon ber Eroberung beS ©elobten SonbeS fpricht,
hängt oietteicht bamit ^ufammen, bajj ftch roährenb be§ 9lug§*
burger 9teid)§tag§, rote er am 19. Quni an (SamerariuS berichtete,
bie al§ »erbürgt bezeichnete Nachricht oerbreitete, bog bie Quben
ein ungeheures §eer aufammengejogen hätten, um Sßaläftina ju
erobern. 3 )
3m 3lrt. 17 (18) wirb Baumgartner externam, nicht
civilem justitiam unb wohl auch fpäter efficiendae iusticiae
dei, seu iusticiae internae gelefen §<xben, benn „©eredjtigfeit,
fo nor ©ott gilt* ift n>of)I nur eine übrigeng treffliche Über*
fetmng oon iusticia dei. 3)a§ 3luguftinjitat mufj ihm in oer*
>) SUgl. Summa tbeol. III. Suppl. qu. 83, wo eine SBieberherftettung
beSfelben ÄörOerS bis ju ben Nägeln unb paaren gelehrt wirb, @twa«
weniger maffib $>un$ 6cotu§; »gl. 6eeberg, $)ie Geologie be§ ®un«
©cotuS. Seidig 1900, S. 447 f.
») 9lu$ ber Seit bor 1530 finb mir einfdjlfigige HuSlaffungen aRefondjtljon«
ntd)t belannt. ©oäter betonte er awar aud) bie Sbentttät be$ SKuferftehunaS*
leibe«, fe^tc aber immer f)inm, bafe äugleid) eine Ummanblung eintrete.
$gl. C. R. XV, 1184: Manet substantia carnis et sanguinis, sed pro-
prietas alia ei per filium attributa est. @o fei ba§ ÜBort: f^(eifct) unb
S3lut werben ba« 9teid) Rottes nidjt ererben, gu oerftehen: Singuli in suis
corporibus occurrent Christo. Sed tarnen fiet mutatio proprietatis, ut
subito baec corpora, quae prius fuerunt mortalia, donentur hac pro-
prietate, ut deinceps sint im mortalia. Unb auf ber öortjergeljenben (Seite
bezeichnet er bo§ geben be$ Sluferftanbenen aJS ein fieben perfusa spiritu
ut alio modo vivat quam antea etc.
8 ) Habes nostra omnia praeter quandam fabulae simillimam, sed
certam et veram historiam de Judeis, qui infinitum exercitum con-
traxerunt ad invadendam Palaestinam. C. R. II, 119. $gl. baju Slb am
28eifj a. a. D. S. 686: Fertur multa milia Judaeorum ex Egipto et
perunde convenisse, pro recuperatione suae terrae olim promissae. $)ie
9?ad)rid)t ftammte au£ ^ferrara. Sgl. bie bem Soalatin jugefdjriebene
Beitung C. R. X, 130: „SRan fdjreibt Oon Terror, bofe bie Dothen Suben
auSIommen fein, ©og unb tflagog, unb gingen mit grofeer Wenge bem
heiligen Sanbe ju." — 9hir als föuriofum mag f)itv ermähnt werben, bafe
nad) bem Vorgänge oon $eltner im ßeben §eübenS, 6. 20, nod) ©. 2t.
2BiIl Beiträge jur fränttfdjen ftirdjenhiflorie, Dürnberg 1770, S. 109) bie
Meinung ausgesprochen hot, bie 9titrnberger gärten, um ftd) Oon bem ©er*
bad)te }u reinigen, al3 bei'djüfcten fie 3olj. $>enf$ Sehren, bie Aufnahme beS
betreffenben 3lrtifelS betrieben.
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fürjtcr bcjro. anberer gorm oorgelegen Ijaben, beim e3 fehlen bei
U)tn titelt nur ©tücfe, fonbern er f)at, abgefeiert oon bem
„Qeugen* A: uxorem velle ducere 110$ am ©d)lufi „eebredjen",
wa$ unmöglich eigene Qutat fein fann. ($ie Reprobatio ift wie
befannt 1 ) erft in ber ed. Princeps bajugetommen.)
$n 9lrt. 18 (19) f)at Baumgartner gelefen de peccato, A: de
causa peccati. — „fo oerurf ad)t bod) bie funb nichts bann ber
bog wil beS fceufelg unb ber gottlofen," A: tarnen causa
peccati est voluntas malorum ut diaboli et impiorum. —
$ann bie bei weitem paffenbere ©teile au§ DfeaS (13, 9): Per-
ditio tua Israel, tantummodo in me anxilium tuum, bie in
A burd) Qob. 8, 44 erfefct rourbe.
$)amit fd)lief$en bie ©laubenSartifel, unb of)ne bag ber fiefer
afmen tonnte, bafj gerabe f)ier (idj nod> jroei 9lrtifel anfdjtiefsen
fottten, 8 ) folgt fofort bie ©umma, bie im 3ufammenl)ang mit ben
einleitenben SOßorten be§ ^weiten $eil§ gemürbigt werben mufc.
ergibt ftd), bafj bie @lauben§arttfet im lateinifdjen Zqct
urforüngltdj mit bem ©afce: Neque similes unquam omnium
ecclesiarum ritus fuerunt fdtfoffen, bafür aber in ben erften
©äfcen be§ jweiten $eil3 überleitenbe ©ebanten allgemeiner 9lrt
aufgenommen waren, wie ba§ wenigftenS teilweife nod) in bem
ber SRejenfton oon Na allenthalben fidjtltd) am nädrften fte&enben
Serte ©oalattnS ber Jad ift. Bei ber föebaftion ber ©umma in A,
bie fd)on in bem SRarburger $erte unb bem au§ il>r gefloffenen
franjöjtfdjen £erte oorliegt, 3 ) fjatte 2Mand)tl)on offenbar nur ba§
Qntereffe, ben etwaä abrupten ©djlug be§ erften $etl§ abjurunben
unb baburd), baj? er bie einleitenben <3ebanten be§ ^weiten
teilweife al§ Überleitung nod) in ben erften mit Ijinübetnafjm,
eine formelle 93erbefferung oorsunef)tnen, bie als foldje nidjt oer*
(annt werben (ann. «Dabei fiel ber ©afc, ber oon neuem bem
') Sgl. $fdjaefert, $ie unberänberte HugSb. ftonf. ßeips. 1901.8. 101.
s ) Offenbar glaubten aud) bie Nürnberger, al$ fie Oon bem ^eljten oon
einem ober jtoei Slrtifeln berichteten („e8 mangelt hinten an einem ftrtifel
ober jroeien famt bem ©efdjlufc." C. R. II, 83>, bafc bie feljlenben «rtitel
am ©djlufj ber gangen ftrtifelreilje gu fte^en rominen mürben. %$qI. aud)
am 8. Suni: „Slnljang unb »efef)Iu& beSfelbigen öeraeidjniffeö", 6.88.
8 ) «gl. baau ftörftemann I, 367 unb XI). ©rieger, 3ur ©c-
fdjtdlte be£ «uggburger 9teid)Stage3 oon 1530. ßeipgig 1903. $rogr.
6. 119 ff., beffen 6d)lufefolgerungen aber, tote weiter unten gezeigt werben
foU, ftd) niefit galten laffen.
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QSormurf entgegentreten follte, bafc bie ©oangelifchen alle Qm*
monien nieberlegen motten.
3m einzelnen ift heroorjuheben, baß Na fchreibt: „foferr bie
ouf bie beroerten unb angenomen letet gegrunbet roirb", roa§
fpäter (fdjon im SDlarburger $egt) in quatenus ex scriptoribus
nota est abgefchmächt roirb. — *ofme ber &hrifienheit Sifltguna/'
(sine auetoritate ecclesiae, ebenfo SRarb.), A: sine certa
auetoritate in ecclesias etc. — Jür: ^^ierin gleich etmaS ungerabe
befunben murb" mirb im ßateinifchen geftanben Joben mie in
SRarb.: si quid non conveniret, ogl. ba8 franjöftfche : Esquelz
quant ores mesmes seroit quelqne discord, mofür fpäter si
qua esset dissimilitudo gefegt mürbe. $)a auch ber Jranjofe
ba8 propter [confessionem] mit en regard miebergtbt, 1 ) mirb
Baumgartner bei feiner überfefcung „in anfefmng gegenmärtiger
befentnuS unferS glaubend faum etma§ anbereS gclefen Ijaben,
als mir in A finben.
hierauf folgen bie „fpenigen Strtitel", bie bereits biefelbe
Reihenfolge haben, bie mir fennen, unb bie in A feine fo
mistigen, aber um fo gasreichere SBeränberungen aufmeifen unb
immerhin mancherlei intereffante 9lbmeichungen erlernten laffen,
unb bie teilmeife auch Ö ön 8 umgearbeitet mürben.
9luffa(lenb ift im Slrtifel non beiberlei © eftalt bie
bebentlich ungenaue 2Biebergabe oon 1. &or. 10 (10): „mir alle
fein teilhaftig eine§ brotS unb eines felcheS", bie fich fchon bei
Spalatin burch ben §inmei§ auf 1. Äor. 11 (26) erfefct finbet.
©3 fehlt bie (Srroöhnung beS StttolauS oon ©ufa, unb ba fte
meber bei ©palatin noch in ber jmeiten SlnSbacher ©anbfdjrift 2 )
3u lefen ift, fo gehört biefer ©a$ ju ben legten in ben Slrtifel
aufgenommenen $(u8fagen. ©8 fehlt ber ©atj gegen bie
Jronlc id)nam§pr ojef f ion, ber ohne Qmeifel w(t in SRücf;
ficht auf bie bei ber 2lnfun[t bc§ $atfer§ barüber gepflogenen
SSerhanbtungen hinzugefügt rourbe. 8 ) ©nblich ift ber ganje Schluß
umgearbeitet morben.
• ») ftörftemann I, 368.
*) ftörftemann I, 400f.
9 ) S5a ©palatin (Sp.) tyn nod) nidjt fat, aber alle anbern fcanbfä)*iften,
fo ift baö ein neu« SöeweiS bafür, ba& feine JHejenfion nod) öor bem 15.
5U batieren ift unb eine Mittelftufe in bei ©efd)id)te be* $ejte* bilbet.
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SBom ©E>cftanb ber «ßriefter.
93ergteid)t man bicfcn Hrttfet in Na mit A unter £tnju*
nomine non Sp., fo wirb man faum bereif ein fönnen, baf* Sp. Ijier
nichts anbereS ift, als eine Überfettung eine§ lateimfdjen $egte§,
ber, abgefef)en non einigen Keinen Anbetungen unb gufä^en, mit
Na übeteinftimmt unb jebenfatt§ nidjt al§ SBorftufe be§ fpäteren
beutfdjen £e£te§, tuie er un§ 93. in 9ln§bad) II (Jörftemann,
<S. 401) oorliegt, angefefyen werben fann, oielmefjr fpridjt atteS
bafür, bafj ber ältefte beutfäe $ejrt biefe§ 9tr tif cl§ eine nur
wenige SBerfinberungen entbaltenbe Überfettung be§ lateintf^en
mar unb erft fpäter felbftänbig uberarbeitet mürbe, roobei übrigens
nod) manche SatiniSmen ftefjen blieben.
Qm erften Sllinea roeift A nur unbebeutenbe SBerfdu'eben*
fetten auf. $Iatina ift als 3 CU Ö C f ur b* c Äußerung $iu§ II.
fyinjugefommen, unb am ©nbe: ex his causis docent sacerdotes
sibi lieuisse uxores ducere, roa§ ficf> fcfyon bei Sp. (Jörfte«
mann, @. 32 f.) finbet: „onb bie priefter bei un§ leeren, ba§
aus biefen orfac^en Qnen gegimbt fyabe, eeroeiber ju nemen." 9Cm
(5cf)tu& be§ arociten 9ltinea (@. 18, 3. 20) f>eif}t e§: „miber ir
eigne <£anone§ nnb niler concüien fafcung." dagegen in A (ogl.
Sp.) : contra ipsos etiam canones, factos non solum a ponti-
fieibus, sed a laudatissimis synodis.
2>ie am Anfang be§ näcfiften 9Ibfatje§ ftet) ftnbenbe 2lpo*
ftropfye an ben ftaifer, bie fid> bei Sp. fogar baju auffdjtoingt,
iljn al§ „fonberlidjen Siebljaber bet Äeufd)f)eit" ju preifen, 1 ) unb
bie bann in fef>r gemäßigter fjorm in ber beutfdjen A fid) finbet,
ift im fpäteren tateinifdjen $erte gefcbnmnben. „lafter einreißen*
(3- 25), A : in Germaniam. $>er ©a$ (3- 29) : „e8 bringt je
bie priefter ee befonber ber pfarrer unb firdjenbiener ber criften^eit
feinen nadjtenl", ben nod) Sp. fwt (Jörftemann, <S. 330), ift
roo^l, roeit er gegen bie @^e ber fltofterteute gebeutet roerben tonnte,
in A geftridjen roorben ; hingegen fef)(t nod) ber fcfyon non ©palatin
gelefene <5afj: Ac videntur aliquando defuturi pastores, si
diutius prohibeatur coniugium. $)ie nädjften @ä^e, bei benen
Sp. roteber ju Dergleichen ift, t>aben tooffi, obg(eicr) baS burd> bie
•) ftötftemann, ©. 329 f.: „berfjatben önfer bntertemgft bitt ift, 9to.
tan. SRät, als ber aKergutigft ftatfer, 3a aud) als ein fonberltdjer lieb&aber
bcr teufd)f|eit geruroen 511 bebenden."
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gefünftelte Überfettung etwag oerwifdjt wirb, biefelbe Notlage
gehabt, wie nur fte in A lefen. $>er @chluf?paffu§ ift in A
(ogl., Sp.) nur etwa§ weiter ausgeführt unb hat bort einen
befferen &bfcf)lufi mit ben SBorten: quomodo fere hactenus
fieri consuevit.
Sßon ber Stteffe.
tiefer 21rtifel bat in Na eine bei weitem fürjere Raffung,
unb bie fpötere Erweiterung ift teüweife baburdt) entftanben, bafj
SManchthon SluSlaffungen au$ feiner (Einleitung mit aufgenommen
^at. <So 3. SB. fogleid) am SInfang: „servantur et usitatae
ceremoniae fere omnes, praeterquam quod latinis coiicionibus
adminiscentur alieubi germanicae, quae additae sunt ad
docendum populum. (93gl. Einleitung oben ®. 9, Q. 5 ff.) : „fu
werben auch nach gemeinem gebrauch gehalten, allein ba§ unter bem
lateinifchen auch teutfehe gefang gebraucht werben, bamit ba8 oolf
etwa§ lw&/ oaS e§ oerfteen unb lernen mag.* $luch ber barauf
in A folgenbe <5a$: Nam ad hoc praeeipue opus est cere-
moniis ftammt au§ ber Einleitung (oben @. 9, 3- 20 f.): „bann
barumb mu§ man bie ceremonien in ber firche haben", ©efiridjen
ift in A unter anberm, unb ba§ ift eine ber fchwerwiegenbften
9lbmilberungen SttelandjthonS, bie ^Beweisführung gegen
bie £otenmeffen unb bamit gegen ba§ Jegefeuer (®. 19,
3. 35 f.) : „(£hriftu§ fpricht : tt)ut§ ju meiner gebäd)tnu§. barau§
oolgt, ba§ bie mefe ben tobten nit nut> ift, ber glaub unb
gebedjtnuS barburch nit tan geftereft werben, benn bie fchrift
fagt, man fotl oon bem $ob be§ t)errn oabei prebigen; wa§ wißt
man benn ben lobten prebigen?" l ) Unter ben oielen 3 u f ä $ cn
ift wohl ber widjtigfte bie SBetämpfung ber ßetjre, bafc ©hrijtuS
nur für bie (Srbfünbe genug getan, quod Christus sua passione
satisfecerit pro peccato originis. 2 ) $)ie bemerfenSwertefte
(Sigentümlichfeit oon Na ift aber, baß SRetanchttjon e§ nicht unter*
laffen tonnte, auch bti biefer Gelegenheit in ber fdjärfften SÖeife am
©chlujs gegen bie Saframentierer ftch aussprechen (ß. 20, 3« 15) :
*§ie mirt auch oerworfen bie onchriftliche leer, bie ba
') Sutljer hat, ohne bafj man fagen fann, bafj er ben SBegfall biefer
SluSfagen bemerft hat, wohl beobachtet, bafj im ©elenntniS bie grage nadj
bem Fegefeuer übergangen ift. 93gl. $e 2Bette IV, 110; (SnberS
VIII, 133.
*) ©gl. bagu meine „Euggburgifdje Sonfeffion", @. 68.
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Derneint, ba§ bet leib unb bog blut djriftt mar*
baftig entgegen feu, unb werben bie leut oermant, ba8
facrament oft gu empfafien*, ein Sa$, bet, wie fdjon oben bar«
getan würbe, bei ben SBer&anblungen über ben Sinzing be3
Sanbgrafen gefallen fein wirb. 1 )
93on ber ©eichte.
$ier ift ber Xert fadjlicf) faum geänbert au« Na in A über«
gegangen. 2118 tieine Varianten notiere i$ (ogl. ©. 20, 3-
„bie traft ber Slbfolution, oon ber man fjieoor nit oil gewift
bat", A: de fide absolutionis, de qua ante haec tempora
magnum erat Silentium. — „warb wenig gebadjt" (Q. 28), A :
nulla fiebat mentio. %a$ Qitat auS Qeremia fefjlt nodj (wie
bei ©palatin), ebenfo ber ftd) baran anftf)lte|enbe ©aij: Quodsi
nulla peccata nisi recitata remitterentur, nunquam adquiescere
conscientiae possent, quia plurima peccata neque vident
neque meminisse possunt. (53 feblt bie genauere SBegeidjnung in
Decretis bei bem 3itat aus <£f)rofofiomu8. ©8 fe^lt bog weitere
Qitat au§ bem Äapitel Consideret, baS aucb Sp. nodj nidjt b«t,
unb ber <3d)lufjfafc: Verum confessio etc., wofür e3 in Na
f)ei§t: „btefe SBorte geigen an, ba8 bie ergelung ber fünben nit
oon noten feo, wiewol man bie beid)t nit unterlaffen foQ oon
wegen beS großen nu$8 ber abfolutton."
93om Unterftt)ieb ber ©peifc.
Äein anberer 3lrtifel al§ biefer, ber in Na bei weitem
lürger unb flarer, teilmeife aud) fdfärfer gehalten ift, ift in A
nicfct gu feinem Vorteil fo oötlig umgearbeitet worben, bog nur
wenige @ä$e be§ urfprünglidjen Wertes fteben geblieben finb,
worauf In'er nidjt weiter eingegangen gu werben braucht.
95on ben ftloftergelübben.
tiefer Slrtilel, in bem mit bie erweiterte gorm be§ oon
9Mand)tf)on am 22. 9Hai als gu bürftig begegneten locus de
votis boben werben, lägt wenigftenS im Anfang nod) ben engeren
2lnfcf)lufj an bie Vorlage in ben Jorgauer 2lrtifeln beutlicb.
') ®aäu ogl. baS oben @. 46, 2tnm. 2 Ofefagte übet bie im beutfdjen
Xejt »orgeitommene «eranbctung.
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erfennen. %a (jie|j e3: Privata res est, nee ad communem
ecclesiam pertinet, unb in Na lefen wir: „biefer Ijanbel betrift
nit bie ganzen oerfamlung, fonbem etlid) wenig perfonen." ^)ie§ /
wie ba§ 3 u 8 e ^nbni8 : „obgleich etroaS unred)t§ in biefer enbrung
befunben tourb", roa§ ftd) beibeS audj bei (Spalattn finbet, 1 )
tourbe in ber ©dtfufjbearbeitung fortgetaffen. S)afflt ijt ber ©ang
roefenttid) berfelbe geblieben.
93on @in&elbeiten notiere i$: Na (oben @. 23, 10 f.): „Ijat
man bie gelubb erbaut unb oermeint, ber fadjen bamit ju Reifen.*
A: addita sunt vota ut tanquam exeogitato carcere dis-
ciplina restitueretur. ©S fefjft alfo: tanquam exeogitato
carcere. Qdj oermute ober, bog ^Baumgartner, ber bei ber Übet*
fe^ung biefeS 9lrtifel8 febr frei ©erfahren ift,*) bieg gelefen f>at. —
„ßubem f>at man bie gelubb auju f)odj erhoben unb aufgemutzt,
roie rool ba3 aud) nit jebermann gefallen f)at, nemlid) fagten
fo, bie floftergelubb fein ber tauf gleidj" (3. 26 f.). A : Ad haec
mala accedebat talis persuasio de votis, quam constat olim
displieuisse monachis ipsis, si qui paulo cordaciones fuerunt.
Discebant vota paria esse baptismo. — „unb man oerbient
barburdj oergebung ber funb unb gereefctigfett oor gott unb
ettoaS mer" (3. 29 f.). A: docebant se hoc vitae genere
mereri remissionem peccatorum et iustificationem coram deo ;
immo addebant amplins vitam monasticam non tantum
iusticiam mereri coram deo, sed amplius etiam. — @§ fe&tt
in Na: sine factitieiis religionibus — ferner: nihil horum
negari potest, extant enim in libris eorum — ebenfo: Nunc
alia res est, nihil enim opus est recitare nota. — Na (Q. 37) :
„jur felben jeit fugten fie fic$ oon ftubirnS wegen sufammen.* A :
olim ad discendum conveniebant. — „off§ glimpfigft erjelt"
(<5. 24, 3. 4). A : nihil odiose exaggerantes. — „benn toa3
gort oerbinbt, fann tein 2ttenfd> auflöfen" (3. 26). A: Neque enim
licet homini Obligationen!, quae simpliciter est iuris divini,
*) „tiefer atttcfel öon ben Sloftergelubben belangt ntäjt bie ganje
(Eljriftlidjen firäjen, ©onber allem efclidje einzeln perfonen, ümb welker
willen ba£ ganfc goß nidjt foÜ* toerworffen werben. $enn wenn gletä) bie
berenberung be8 @tofierle6en3 mangel §at" :c ^örftemann 1,340.
*) Sgl. Wetter unten: dolebant autem auetoritatem canonum
(Na, ©.23,25): „fo ift audj erb&rmltdj au $ören, ba&" zc. Sp.: „unb 3nen
t)at aud) faft wee getfjan.
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rescindere. — $>ie mit bcn ©orten : ideo saepe de votis dispen-
sasse leguntur eingeleitete ©efdndjte oon bem Äimig oon 2lrra*
gonien fefjlt nod) in Na. — „bie SBetbunbnng be§ glubbg" (ß. 25).
A: obligationem seu effectum voti. SKach quotusque sponte
et occulte vovit lieft Na (3- 30): „warlid) gar wenig". 2lm
©cfylufj beS 9lbfat)e§: „ba§ fein gelubb feu nodj ^enj. ia gantj
miber bie art unb namen eines glubbS" (Q. 34).
„ein anber canon gibt menfdjlidjer blobicfeit nod) brei jar
unb fefct e§ auf 18 jar* (@. 25, 3- 3). A: addit annos
aliquot, vetat enim ante annura XVIII votum fieri. — „wie
2lugufttnu§ f treibt" (Q. 8 f.). A : nam Augustinus negat debere
dissolvi XXVII quaest. I cap. Nuptiarum. — „unbunbig unb
fraftloS" (3. 13). A: irrita. — „aller gotSbinft, fo one GtotteS
befelfj erbaut* (3- 14). A: omnis cultus dei, ab hominibus
sine mandato dei institutus et electus. — „undjriftlkf) unb
roiber gott ift" (3- 15). A: impius est. — „au§ werten unb
oerbienfte burdj un§ erbaut" (3- 17). A: ex nostris ob-
servacionibus et cultibus, qui sunt exeogitati ab hominibus. —
$>a§ folgenbe: „fonbern burd) ben glauben" ufro. wof)l wiUfürlidje
SBerfürjung be§ ÜberfetjerS, roie au§ bem etc. gu fcblie&en fein roirb.
„9hm haben bie munid) on fdjeulje gelert, ba§ ir f (ofterleben"
(3- 20). A : constat autem monachos doeuisse quod facticiae
religiones. — „baraug unmiberforeeblicf) oolgen" (3. 23). A:
sequitur igitur. — 9lm ©d)luf3 be§ 9lbfatje§ Na: „e§ foO. lein
glubb ju einigem ubel oerbinben, als fo einer gelobt einen tob«
fdjlag gu tljon, ber tf)ut unrecht, fo er aber biefeS <$etubb jureigt
unb nit Ijelt, tfjut er redjt baran" (3- 24 f.). 3)afür in A: Nam
votum impium et factum contra mandata dei non valet ; neque
enim debet votum vinculum esse iniquitatis, ut canon dicit.
Stotel) „Ijabt ber gnabe gefeit" (a gratia excidistis) ^at Na
(3- 30) ben fpäter unterbrächten 3 u f a fc : » al f° aud ) Die ' f° Dur $
gelubb wollen rechtfertig werben, haben ber gnabe unb djrifti
gefeit." $)afür in A: Nam hi qui votis tribuunt iusti-
ficationem, tribuunt propriis operibus boc, quod proprie ad
gloriam Christi pertinet. — 3>er ganje folgenbe Ülbfdjnttt:
„93ber ba§ alles — oerwalten" (3- 31 bi§ @. 26, 3- 16) 8^8*
in A. ogl. Sfdjacfert, 181, 14 — esse Christianis 183, 11
burdjweg eine anbere Raffung, bie aber faft immer burd) ba$ 93c*
ftreben be§ Überfe^erS, ein oerftänbltdjeS $>eutfcf) $u liefern,
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heroorgerufen roorben fein mirb, meShalb man im einzelnen nicht
feftfteden tann, ob er roirtluh etroaS anbereS gelefen hat.
Qm nächffen Slbfdmitt ift ju beachten: „ein jetlicher ftanb, ber
ein roort unb befelt) gotteS bat, ift gut unb Dottforamen" (®. 26,
3-22). A: Bonum et perfectum vitae genus est, quod habet
mandatum dei. $)er barauf in Na folgenbe ßufat): «meieret fein
xooxt onb befelh gotteS h<*t, ift ferltch", ift rootjl als mifjoerftfinb*
lieh in A fortgefallen. — „alfo oiel irriger und)tiftli$er mar"
(A: impiae opiniones; mohl eine brafttfehe Überfettung) Jangen
an ben flofter gelubben, barburdj fu billig für unfreftig geacht
merben." $)afür A: Tarn multae impiae opiniones haerent
in votis: quod iustificent, quod sint perfectio christiana,
quod servent consilia et praeeepta, quod habent opera
supererogationis. Haec omnia. cum sint falsa et inania,
faciunt vota irrita. $)ie SBetämpfung ber opera super-
erogationis ift alfo erft fpäterer Qu\a$.
93on ber ©eroalt ber ftirchen.
über bie ©efcfnd)te tetneS anbern 9IrttfelS fmb mir jetjt fo
gut unterrichtet, als mir eS oon biefem behaupten tonnen. Qn
einem auS ber $eit beS SlugSburger SRetchStageS uns erhaltenen
©chriftftücf beftyen mir einen Euffafc mit ber Überfchrift: „SBon
oermoge ber @chluffel", De potestate Clavium, ber fdmn lüngft
als eine Vorarbeit &u 2Irt. 28 erfannt mürbe. 1 ) 3)aS für fte
<£fjarafteriftifcf)e ift, oon ber meiteren Ausführung in ben fpäteren
SRejenftonen abgefetjen, bafj -äflelanchthon barin unter bem an*
gegebenen Xitel fleh auch fct)r beutlich mit ber (Semalt beS
^PapfteS befcf)äftigte, mooon fpäter nichts ju tefen ift. 2 ) S)amit
roirb beftätigt, moran man fleh auf bem Sage gu Schmaltalben
1537 erinnerte, bog man auf bem ^Reichstage ju Augsburg
„faiferl. 9Rajeftät ju unterthenigem ©efaUen unb auS Urfachen" eS
unterlaffen — alfo boch mohl beabfichtigt — hatte, „baS ^apftum
herauSjuftreichen 4 '. 8 ) 3)aS mar aUerbtngg nach jenem ©ntmurf
') görftemann 1,87 ff. Sgl. barüber ©tieger, Xorgauer Sirtitel,
S. 286 f.
*) 2)a3 t)at ebenfalls 95 lieg er fdjon betont, fO)eint aber wenig be»
adjtet roorben au fein.
3 ) Xh- ftolbe, Analecta Lutherana. ©otfja 1883. @. 297. SRan
fönnte aucf> au« biefen »emerfungen fdjlie&en, bafe eS barüber bei ben
Sdjluffoerljanblungen noch au Erörterungen gelommen ift.
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9JMcm$tf)on3 erfte Slbjtc&t geroefen. Mein „au§ Urfac&en*, bic
wir nidjt näljer fennen, 1 ) jebenfaHS rooljl aber in bem ©eftreben,
beim Äaifet nidjt anguftofjen, faf) er baoon ab unb fjanbelte nur
von ber ©eroalt ber Wfc^öfc unb begnügte ftd) bamit, olme bie
<ßäpfte ju nennen, nur ben Slnfprud» ber SBifdjöfe (!), roettlic^e
IRetdje ju oeränbern unb ben ßaifem p entgie^en zc, $u «er«
werfen. $)iefe finben roir fd)on in Na. ÜRod) als 2Relan«
djtfyon an £utf)er am 22. 2Rai fdjrieb: Nunc de potestate
clavium etiam disputo. Ijatte ber 9Irtifel bie 9luffd)rift: „Won
ber ©bluffet gemalt*. SBtS jum ©nbe be§ üJtonatS rourbe
barauä ber Sirtitel: de potestate ecclesiastica. <5o Ijätten mir
oon biefem Prüfet brei oerfdjiebene fteaenfionen, bie bei Sörfte*
mann oorliegenbe, bie aller SBaljrfcf>einlic$feit n«*j nic^t blof?
©ntrourf ju einem Slrtifel tft, fonbem uns ben betreffenben
Slrtifel in ber Jorm ber Apologie, bie Sut&er gefeiten Ijat/ übers
liefert, 2. bie Umarbeitung in Na, unb 3. biejenige in A. Qft
baS richtig, fo tonnte man roeiter oermuten, bajj ßutljer, als er
fpäter auf ©runb be§ fertigen SBefenntniffeS bie „dissimulatio
de Antichristo Papa" tabelte, eine (Erinnerung baran f)atte,
bafc in bem, roaS er gefeljen Imtte, baoon gefprodjen roorben mar.*)
93ergleidjen roir bie Serte non Na unb A, fo Ijerrföt im
erfreu SlbftJmitt übereinftimmung, bodj fct)lt in Na nodj bie
wichtige SluSfage utranque propter mandatum dei religiöse
venerandam et honore afficiendam esse, tanquam summa
dei beneficia in terris. — ©benfo iuxta evangelium nor w fei
») Sead)ten3wert ift, ba& 3Keland)tf)on bic im erften (Entwurf (ftörfte-
mann I, 88: „(£f)ri[tu3 berbeut, baS ftet) bie Slpoftel wcltlidjS Regiment
nidjt unberfteljen fotten, bo er fprtdlt: bie weltlidjen fürften fierrfdjen, 3r
aber foflt nidjt ljerrfd)en) fic!t> finbenbe, aud) für 2utt)er (Snber« VIII,
@. 128) entfd>ibenbe «eroeiSfieue Suf. 22, 25 fdjon in Na fortgefaffen Ijat.
©oßte ba$ biefleidjt barauf jurfiä^ufüfjren fein, bafe er jefct !Rftl)ereö barüber
erfuhr, wie bie mi&berftänbudje Knuten bung biefer ©teile in jenem fran*
8öfifd)en S8ud)lein, ba« ber Sanbgraf im fcerbft 1529 burd) bie ©efanbtfdjaft
ber proteftantifdjen ©tänbe ftarl V. Überreifen liefe, ben 3 0rn bes ÄaiferS
berart erregte, baft er nod) in Augsburg oon neuem aufflammte? $ur
@ad}e »gl. $$.Äolbe in 3citfc^r. für Äird)engefdl. VIII, 477 ff.; IX, 182 f.
>) S)e SBette IV, 109; GnberS VIII, 133. SaS wirb nod} wa$r-
fdjeinlidjer, wenn bie tabelnbe Semerfung bei $e38ette IV, 67; ©nberS
VIII, 79 ftd), wie bereit« Galinittl (fiut^er unb bie Hug«burgifd}e Äon-
feffion, fieipjig 1861, ©. 57) bennutet $at, auf bie fe^lenbe »effimpfung
be§ ^apfttum« ju besiegen ift.
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ein geroalt ober ©ebot ©otteS". ßitat au§ 3of). 20 abgefürjt
in Na. — Sflad) bem ßttot ftöm. 1, 16 f)at Na nod) (®. 27,
3« 19): „unb pf. 118 bein roort mad)t mid) lebenbig." — „bie weit
bet getftlidje geroalt allein getftlidje croige binge aufteilt unb
allein* (Q. 20). A: itaque cum potestas ecclesiastica con-
cedat res aeteruas et tantum. — „oerlnnbert er ba$ eu&erltd) unb
roeltüd) regiment gar nit, roie aud) fmgen ober rennen fönnen."
A: non impedit politicam administracionem, sicut ars
canendi. — 3n ben nätfjften Sätjen — „gab ©otte§" (<5. 28, 3- 4)
mar ber $e£t fd)roerlid) anber§ als in A, unb bie 9Ibroeid)ung in
einzelnen SluBbrücfen roirb lebtglid) auf bie Überfettung jurücf-
aufü^ren fein. (Saft 3itat au§ 2. Äor. 10 (32) ift abgetönt.) — „$t§
aber geet ba§ eoangelium nichts an* (3- 8) (ogt. im beutfdjen Xt%t :
„unb geltet ba§ 3lmt be§ ®oangelium§ gar nid)t§ an"), hierauf
folgt mit nur geringen SBeränberungen — fo fef)lt, oielleidjt nur,
roeil ber fiberfe^er barin eine unnötige 2Bieberf)olung faf), in Na :
ita res est alia imperium, alia officium docendi evaugelii —
ein 2lbfd)nitt, ben mir bisher fd)on auS ber 2tn3bad)er ^Ibfdjrift
unb ben au§ if>r gefloffenen oormelandjt^onifdjen Druden fannten
(ftefje oben S. 28 9Inm.). Stafj er ftd) in ber 9ln8bad)er £anbfd)rift,
bie fonft Na nid)t näfyer ftefyt al§ bie übrigen, nod) finbet, roirb
barauf jurücfjufü^ren fein, ba& biefer ^SaffuS, ber roabrfdjeinlid)
erft bei ber legten SHebaftton fiel, in ber Vorlage ber 9ln§badjer
$anbfd)rift oerfeljentlid) ftetyen geblieben mar. 2Barum er ge*
ftrid)en rourbe, mirb fict) faum feftftetlen laffen, bod) barf man
baran benfen, bafe er teilroeife 2Biebetfrofo«9 oon bereits früher
©efagtem enthielt, unb bic Jorberung, bie ©etftlid)en ju unter*
galten, jiemlid) unoermittelt fid) einfdjob. — „allein burd)§ 3Bort"
(<§. 29, 3- 9). A : sed verbo. — „alfo fagen bie geiftlidjen redjt
mer bann an einem ort" (3- 13). A: Sic et cauones praecipiuut
II. quaest. VII. eap. Sacerdotes et cap. Oves (iebenfaöS
00m überfetjer oerfürjt, roie bei ber (Sinfüljrung be§ QitatS au§
3luguftin). — „roiber bie lautem ^eiligen fd)rift Rubelten* (3- 19).
A: contra canonicas dei scripturas aliquid sentiant.
Unmittelbar hierauf folgt in A: Si quam habent aliam
sive potestatem sive iurisdictionem in cognoscendis certis
causis, videlicet matrimonii aut deeimarum etc. hanc
habent humano iure, ubi, cessantibus ordinariis, coguutur
prineipes vel inviti suis subditis ius dicere ut pax re-
ftolbe, «ugSb. «onfejfion. 5
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tineatur. % o fj biefe 3lu§laffung, ro e I dj e bie alleinige
3}uri3bittion ber 93ifchÖfe geioaltig einfdjränft unb
t>or allem ben allmählich in ben eoangeltf d)en ©c*
bieten entftanbenen SRedjtSauftanb fefttjielt, fid) in
Na nicht fanb, ift oon nicht geringer SBebeutung für
bie ©efcf)id)te be§ 9lug3burger $ef enntniffeä. 9cod)
am 19. Quni fyatte 2fteland)tl)on an <£amerariu§ gef trieben :
„Jurisdictionen! totam xat to u$ito/uu reddo Episcopis. Hoc
fortasse urit quosdam, qui aegre patiuntur sibi libertatem
adimi. Sed utinam vel duriore conditione pacem redimere
possimus." l ) Unb Quftu§ ^onag berichtet Satter nach ber
Übergabe be§ Sefenntniff e§ : „Proxime de imperio et iuris-
dictione episcoporum aliquid rixati sumus, quod apud te
sie susurro." 2 ) 2Bir fennen je$t ba§ SRefultat biefer 95er*
hanblungen. ©§ mar neben ber Ablehnung oon SJtelanchthonS
(Einleitung bie Slufnahme be§ oben roiebergegebenen, fcr)r btplo*
matifch gehaltenen unb fetjr betjnbaren ©atjeS, ber roef entlich auf
Sßeranlaffung ber weltlichen diäte unb roabrf cheinlid) erft bei ber
©chlufjberatung tn$ SBefenntniS aufgenommen fein wirb.
Qm folgenben 9lbfd)nitt oon „item ba§ ber fabbat* (©. 29,
3-29; Sfchacf ert, <5. :>03; ßolbe, @. 102) an muj?, auch toenn
man mand)e§ auf freie Überfettung Rieben fann, ber SEBortlaut be§
Baumgartner oorgelegenen SerteS oielfach ein gang anberer getoefen
fein, obroohl fid) nicht alles genau feftfteUen lägt. 9iicht gelefen
hat er ($f dja cf ert, @. 205, 24 ff.): quod certi eibi polluant,
quod ieiunia non naturae, sed afflictiva, sint opera, placantia
deum, quod peccatum in casu reservato non possit remitti,
nisi accesserit auetoritas reservantis; cum ipsi canones
non de reservacione culpae sed de reservacione poenae
ecclesiasticae loquantur. — Stach bem Qxtat 2. ftor. 13, 10
(<5. 30, Q. 11) fehlt in Na: Our igitur augeut peccata per
has traditiones? Verum extant clara testimonia, quae pro-
hibent tales traditiones ad promerendam gratiara aut tan-
quam necessarias ad salutem. Paulus Coloss. II : Nemo vos
iudicet in eibo potu, parte diei festi, novilunio aut sabbatis.
Stach oem Qitat SOtatttj. 15, 13 wirb (Q. 22) fortgefahren:
,au$ biefen allen erfcheint, ba3 bie bifchofe folcf)§ fein gemalt noch
») C. R. II, 119.
«) enbex« VIII, 67.
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- 67 —
macht faben, ban un8 ber h«üge getft nit oergeblich baoor ge-
warnet Ijat, infonberheit fo man bie für notwenbig tylt, ober
aber oermeint gnab bamit ju erwerben, ban man in ber Triften*
hett in allmeg mufj bie chriftliche freiheit erhalten, bamit meniglich
wifc, ba8' man nit burd) ba§ gefetj ober werf, fonbem au$
gnaben burch ben glauben rechtfertig werbet." $)te§ wirb in A
weiter ausgeführt in bem 9lbfdmitt: Si jus habent — ab
hominibus instutos (Sfchacfert 207, 29—208, 30; $h-
Äolbe a. a. 0. 106).
3m nächften Slbfdjnitt (oom ©abbat) notiere ich, wa3 mir
nic^t blofj auf flüchtiger Überfe^ung ober 3 u f ammenaie^ung ju
beruhen fchetnt: „jur oerenberung be8 fabat§ an ben fontag"
(@. 30, Q. 29). A: de die dominico et similibus ritibus
templorum. — „nit ba8 man barburch gnab unb gerechtief eit
ober anberä oerbient, noch getoiffen bamit befchwer, ob fte
gleich unterlaffen werben" (Q. 32). A: ut per ülas mereamur
graciam aut satisfacianius pro peccatis, aut obligentur
conscienciae, ut iudicent esse necessarios cultus ac senciant
se peccare, cum sine offensione aliorum violant.
3>er nächfte 9lbfcfmitt in A: Tales ordinationes —
offensione hominum (Sfdjacfert 213; ftolbe 106) ift eine
wefentliche Erweiterung oon Na.
«ttuch ber Slbfchnitt: „2llfo ift e§ mit bem fontag — ge*
bunben wer" (oben ®. 31, 3- 3), ift fürger unb flarer als bie
gaffung in A (Xf djaef ert, <3. 213; Äolbe, @. 106). ©anj
neu eingefchoben ift in A ber 9tbfcfmitt: Extant prodigiosae —
exolescant. (©benba.)
Qm legten Slbfcfmitt: „fo geftatten feinem ju prebigen" (3- 11).
A: nullos reeipiunt. — „wir begern nit, ba§ bie bifchof mit
ihrem nachteil emifeit machen" (3- 15). A: ut episcopi honoris
sui iactura sarciant concordiam. — „roeld)e aber je^unb nit
mer oor äugen fein" (3- 21). A: quae tarnen posterioribus
temporibus non congruunt. — „fo on nachteil ber gewiffen
nit fonnen gehalten werben" (3- 26). A: quae sine peccato
non possunt praestari. — „abgelegt unb nachgelaffen werben"
(3- 27). A : relaxentnr. — „ jetjt begehrt man — — fonbem
allein* (3. 30 ff.). A : Nunc non agitur, sed hoc unum petitur.
5*
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9toch bicfen ausführlichen ttnterfuchungen wirb e§ nicht nötig
fein, noch einmal auf bie grofje söebeutung ber in Na neu-
gewonnenen Augufianareaenfton ^ingutueifen, unb e§ erübrigt nur,
Alte§ unb SReueS miteinanber oerbinbenb in furjer 3ufammen*
faffung fefijuftellen, wa§ wir jetjt über bie allmähliche ©ntftelning
be§ Auguftanatcjrte§ auSfagen fönnen.
©ine erfte füqere, auf ben einleitenben ^Bemerkungen in ben
£orgauer Artifeln weiterbauenbe, un§ nicht erhaltene SBorrebe
fd>rieb 9ttelanchtbon in Coburg, eine jweite, bei weitem umfang«
reifere, in ben erften Sagen be§ Aug§burger Aufenthalts. (Sie
liegt un§, wenn auch oiefleidjt fdjon wieber etwa§ oeränbert, in
Na oor. Auf ©runb ber 93erf)anblungen, bie über ben gufammen*
fchlufe ber ©r-angelifdjen gepflogen mürben, wahrfcheinlich nicht
oor bem 21. , l ) rourbe Tie bureb, bie oon SBrücf beutfeh getriebene
unb oon J$uftu§ Qona§ in§ Sateinifcfje überfetjte Praefatio
oerbrängt.
Die tateiittfc^e Stejenfton be§ $efenntmffe§ umfafjte in ber
bisher früfjeften, un§ burch Na befannt geroorbenen Jorm im erften
Seil 19 begm., ba 9JManchthon 7 unb 8 in einen jufammengejogen
b,atte, 18 Artifel, boch fo, bafe Art. 4 unb 5 unb bie Art. 14—16
umgeftellt waren. (53 fehlte alfo nidtjt nur, roie mir fdjon bisher
mußten, ber Art. 20 „oom ©tauben unb guten $Berfen*, fonbem
auffaHenberwetfe auch ber bod) fdwn in ben Sorgauer Artifeln
oorgefetjene 21. Artifel „oon Anrufung ber ^eiligen". Der
20. Artifel roirb juerft erwähnt al§ in ber beutfehen (un§ nicht
erhaltenen) SRejenfton befinbltcf), welche bie Nürnberger ©efanbten
am 15. Quni nach ©aufe fdjicften, unb wir erfahren au§ ihrem
^öegleitfchreiben gugleidj, bafi er „in fiatein noch Ö ar nicht Ö Cs
macht 1 ' ift, 2 ) feine lateimfdje Raffung fällt alfo in bie Qeit nach
bem Ib., unb bie erfte beutfehe, bie bann, aber erft nach f*h*
zahlreichen, wenn auch meift nur ftiliftifchen #nberungen, 3 ) in bie
') #ür ba§ fc^r fpäte &in$u!ommen hex Praefatio ift aud) ju beachten,
bafe fie bem lat ciniidjen SlnSbadjer Xejtc erft nadjträglid) borgefefct
würbe, SSgl. Xf djadert, S. 41.
*) C. R. II, 115.
3 ) fcinäugefommen ift (ögl. tförftemann I, 326) in A ber «ßaffuS:
„benn alfo wirb oom glauben geleret jun §ebreern am 11. — wie aud)
bie Xeufel tuiffen." «ei %\ d)arfert, S. 110, 9—19. Jortgclaffen u. a. ba$
gitat ftörftemann I, 326: „bie weil ban burdj ben glauben ber ^eilige
geift gegeben wirt, wie Sant $aul fagt jun @pf)efern am erften."
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Slugufiana übergegangen tft, liegt un§ oor in bem ©palatinfäen
$ert 3)er (21.) s )lrtifel „oon Anrufung ber ^eiligen", ur*
fprünglid) lateinifd? gef trieben, n>ie benn aud) bte in ben
©palatinfcfyen %e%t fpäter eingefc^obene gaffung nur Überlegung
auS bem lateinifdjen ift unb be§fyalb roieber ausgetrieben
rourbe, 1 ) taudjt juerft auf in ber I. 9Harburger unb ber au§ irjr
gesoffenen fran^öfifc^en Überfettung. 2 ) ^ie am 15. nad) Dürnberg
abgegangene beutfd>e SRejenfton enthielt iljn nod) nid)t, ba, al§
gegen Na neu Ijingugefommen nur ber Slrttfel: „93on ©lauben
unb guten SBerfen" ermähnt wirb. $anad) bürfte er in fetner
beutfdjen gaffung (A) fo giemlid) al§ ber le^te Slrttfel in§
SBefenntniS getommen fein.
2)ie Summa am ©djluffe be§ erften $eil§ in täte in if er
gaffung bietet in if>rer früheren ©eftalt Na, bte gmeite unb
fdjon, abgefeljen oon ganj unbebeuteuben Varianten, enbgültige
Ijaben mir guerft in Harburg I (unb bem frangoftfdjen $e£te).
£)enn ba biefe ^anbfrfjriften nad) Drbnung unb Qnfjalt ber
©taubenSartitel, bie fte allein enthalten, fdjon eine roefentlid>
anbere, ben $e£t oon A oorbereitenbe, ja mit geringen 51b*
roeidjungen beinahe gleite gorm geigen, ift tt)r $e£t nad) Na
entftanben, unb groar jebenfatlS nid)t oor bem 8. Sunt, benn bie
Nürnberger ©efanbten unb bie 2tn§bad)er SRäte roiffen e3 an
biefem Sage notf) nid)t anber§, al§ baß ba§ 59efenntni§ allein in
be§ fturfürften tarnen gefteüt ift. 3 ) $ie Slbf^rift felbft (begro.
bie frangöjifdje Überfettung) roirb um ben 15. Quni fyerum ge*
nommen roorben fein, b. f). gur ßeit be§ beginnenben 3 u f amme « 4
fdjluffeS ber euangeltfdjen ©tänbe. Unb ba& fie nur bie ©laubenS*
artifel enthält, erklärt ftd) unfdjroer barau§, baß bem Sanb*
grafen bei feinem SSerljältniS gu ben groinglianern cor ädern
baran liegen mußte, bie ©lauben§arti(et fennen gu lernen, unb
an ben „ftreitigen Slrtifeln" nodj am meiften geänbert rourbe.
5)te beiben älteften b e u t f d) e n % ejte ber ©laubenSartifel
ftnb, roie neuerbtngg roieber mit 9ted)t betont morben ift, 4 ) ber
0 Sörftemann I, 322.
*) 5ötftemann 1,367.
3 ) C. R. II, 88.
4 ) »gl. %f). ©rieger, #ur ©efd)idjte bes Slugäburget Meidj3taöe&,
6. 17.
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- 70 -
(Spalatinfdje unb ber etfte 2ln§bacf>er Sert 1 ) 2lud> fie tjaben,
roeil fic beibe fdjon bem $upu§ oon A ftcf) nähern unb nidjt an*
genommen werben fann, bafj 2Mand)tljon ben SWirnbergern feinen
lateinifdjen %e$t am 31. 2ftai überlieferte, roäfjrenb er etroa fcfyon fo
bebeutenbe, bis auf bie 3lnorbnung ber Sttrtifel ft<f> erftreefenbe
SSeränbcrungen in ber beutfdjen SHejenjton vorgenommen f)atte,
unb roerl in iljnen nid)t mef)r ber ßurfürft als alleiniger 93e*
fenner auftritt, erft im Quni ifyre ©eftalt ermatten, unb groar ift
ba3 SBorfjanbenfein be§ 9ln3badjer SerteS, ber in ber jefct in
Dürnberg aufbewahrten £anbfd)rift, rote fdron Jörftemann
geurteilt Iwt, al§ ^Beilage 3U bem am 16. Qiuni oerfajjten ©ut=
achten be£ ^anglerS SSogler 2 ) gebient ^aben wirb, bamit für biefe
3eit bezeugt. 3 ) %a nun tuetter, roie oben bargetan, <Spalattn§
$e£t, roierootyl oiele§, roa§ mir in Na finben, fdron fortgefallen
ober geänbert ift, bem $npu§ in Na nod> erfjeblid) nftyer ftefyt,
roirb bie bereits oon ®. ÜB e ber 4 ) au3gefprod)enc 3lnftcl)t im
tHec^te bleiben, bafj 8p. älter ift al§ Uln§bad) I, aber früfjeftenS
in ber erften Qunirooc^e entftanben fein fann. 3Btr Ratten alfo
allein au§ ber erften §ä'lfte be§ Quni jroei uerfdnebene 9te*
jenftonen be§ beutfdjen $ejte§ ber ©laubenSartifel, bie ©umma
aHerbing§, roeil SpalatinS §anbfd)rift fie nidjt mit aupfyrt, 5 )
nur in einer, unb groar, abgefeljen oon geringfügigen Varianten,
fdron in berjenigen Raffung, roeldje bann in ba§ fertige SBe^
tenntntö überging.
Jür bie „ftrettigen 9lrtifel" ober ben feiten $eil
fennen mir bie lateinifdje Siegenfton nur in ber au§ Na erfenn*
baren JJorm unb bie enbgültige in A. $>te Na entfprecfjenbe
1 ) ^örftemann I, 310 ff u. 343 ff.
2 ) JßgC. ebenba, @. 274. 3ur ©ad)e weiter unten.!
*) $>cn gleiten Jtjpu« enthält §annober I. Sgl. barüber % Ifd) ad ext,
9ieue Unterfudjungen übet 2luguftanaf)anbfd)riften. Slrdjib für SHeformatton«»
gefd)id)te II (1904), 69 ff.
4 ) $ritifd)e ®efd)id)te ber 2lug8burgifdjen Äonfeffion I, 310.
r ') $)afj ©palatind Xejt bie ©umma nidjt mit aufführt, ift nod) lein
beweis bafür, bafc fie, rote Krieger, #ur ©cfd)id)te beS &ug«burger
#teid}$tag$, ©. 18, angunefjmen fdjeint, bamald nod) nid)t bagewefen ift.
2)aj$ fie im £ateinifd)en üorfymben mar, wiffen mir au« Na. ©palatin
wirb ben *ßaffu« weggelaffen tjaben, weil er wufete, bafj hinter Slrt. 19 nod)
etwa« fehlte, unb tjat, al« if)tn fpäter Strt. 20 (unb 21) auram, bergeffen,
itm nad)$utragen, ober t)at e« nid)t getan, weil ifjm ber föaum baju fehlte.
1
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— 71 —
beutfdje frühere SHeaenfton fehlt un§ rote für Die ©laubenS*
artitel fo für ben aroeiten $etl oollftänbig. $)odj fyaben roir für
bcn 28. Sirtitel bie allerfrühefte bei Jörftemann I, 87. 2Bäbrenb
ttun ade anbeut unfertigen, beutfdjen roie tateinifdjen $anb*
fchriften, bie noch oor bei enbgültigen geftfteßung entftanben ftnb,
bei oder SBerfchtebenheit im einzelnen feinen neuen $opu3 auf*
weifen, nimmt ©palating %e%t olme greifet eine ÜJttttelfteHung
ein jroifchen bem jur 3ett oon Na oorauSjufetjenben unb ben
fpäteren, im roefentlichen bereits bie Raffung oon A barbietenben
Seiten.
Slber bie §anbfd)rift ®palatin§ ift auch nach anberer SBe*
jtebung befonberS beachtenswert. 3 una W* ift fte fieser reine
^ßrioatarbeit, angeregt burch feinen (Sammeleifer, bem mir fo
oiele roertooHe 9luf$eicf)nungen oon ©palatinS £anb oerbanfen. @ie
belaufet 2ttelanchthon§ Arbeit ju einer ßeit, n>o biefer felbft fte
noch nicr)t al§ abgefdfjloffen ober irgenbtoie $ur Kenntnisnahme
für britte als reif anfah. Unb barin liegt ihr befonberer 2Bert.
gerner ift fte, wa§ fdjon früher betont rourbe, allmählich ent*
ftanben, Slrt. 21 unb 20 ftnb ftchtlicb erft fpäter eingefügt roorben.
Unb nicht nur baS. (Sine neue Unterfudjung ber #anbfchrift l )
hat mich überzeugt, bat fl u<h ba§ übrige nicht hitttoe"«™fcer
gefchrieben ift. ©enau mit ber ^weiten Sage (931. 46) beginnt
ber groeite $eil: „f8on ben Streitigen articfeln", unb barüber h<*t
8palatin, toie bei ber Überfchrift über „9lrtifel beS ©laubenS
onb ber 8ere" ein Äreuj gemacht, roie er beim 5lnfang ber
metften oon ihm herrüt)renben ©chriftftücfe unb Briefe $u tun
pflegte, daraus fchliejje ich, bog er bie beiben, erft fpäter ju
einem ©anjen oerbunbenen $eile nebeneinanber gefonbert ge-
fchrieben hat, je nachbem bie Slrtifel ihm jugänglich waren. <5inb
meine obigen Semerfungen über ben Slnfdjlufi ber eoangelifchen
©tänbe richtig, bann fann j. $8. ber Slrtifel oon ber 2tteffe, ber
aller 2Bat)rfcheinlichfeit nach urfprünglid) roohl auch im beutfehen
%qct bie fpäter auSgelaffene fcharfe Verwerfung ber 3 ro ^Ö^ an cr
enthielt (f. oben ©. 20, 3. 15), erft entftanben fein, als bie 93er*
hanbtungen mit bem Sanbgrafen fchon im ©ange, aber noch nicht
abgefd)loffen waren, benn ©palattn enthält ben betreffenben
^affuS nicht, roohl aber eine inbirette unb entfehiebeu fchärfere
') Sd) habe fie am 27. September 1905 an Ort unb Stelle eingefehen.
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— 72 -
Verwahrung gegen ihre fiehre, als bie ©c^Iugrebaftton. 1 ) SBarum
©palattn feine Abfärift plöfclich im Artifel „oon ben ©elübbeu"
abgebrochen unb unS leiber ben für bie ©efdnchte be§ Sßefennt*
niffe§ befonberS roic^tigen Artifel „oon ber ©eroalt ber *8ifchöfe"
nicht überliefert fyat, roiffen mir nicht, blofee SSermutuna,
möchte ic^ e§ jeboer) auSfprechen, bafj bie ©rfenntni§, baß ba§
©ange ingwifchen eine wefentlid) anbere ©eftalt gewonnen fyattt,
unb fomit feine Abschrift überholt war, itjn abbrechen liefe.
Aber (SpalatinS geftattet auch, wa§ mit ber ©efdncbte
ber ©ntftehung beS $Befenntniffe§ auf§ engfte gufammenhängt,
mistige Beobachtungen gur ®ntf Reibung ber grage, in welcher
Sprache bie einzelnen Artifel guerft gefchrieben fmb.
Qunächft mujj gegen immer roieber laut geroorbene 3rr*
tümer 2 ) betont werben, bafj ber lateinifche unb ber beutfehe $er.t
ber Auguftana felbftänbtg nebeneinanber entftanben finb unb beibe
gleiche Authentizität befttjen; im eingetnen läfct ftch aber, nicht
allenthalben, jeboch für einige Artifel, nachweifen, bajj ber eine
guerft beutfeh, ber anbere guerft lateinifdf) gefchrieben worben,
ja ein geroiffeS AbhängigfeitSoerhältniS auch im gulefct an*
genommenen $e£t noch gu erfennen ift. $)afc Artifel 20, roie
bereits mehrfach bemerft, guerft beutfeh gefchrieben rourbe, ift un§
bireft überliefert, s ) unb ba§ ber beutfehe $e£t roefentlich Über*
tragung au£ bem ßatemifchen ift, ift unoerfennbar. Auch ber
Artifel „oon ber Anrufung ber ^eiligen* ift, roie bereit§ früher
bargetan rourbe, in feiner un§ bei Spalatin erhaltenen beutfdjen
Raffung nur Überfettung be§ lateinifchen. Stabei h^e ich e§
nicht für auSgefchloffen, baß SpalatinS 2ejt nur eine gu feinen
gmeefen oerfafcte eigene überfe^ung be8 bamal§ erft lateinifch oor*
hanbenen ArtifelS ift, bie fpäter oorliegenbe beutfehe Bearbeitung al§
eine felbftä'nbige, nicht auf Überarbeitung ber bei ©palatin gu lefenben
SRegenfion angufet)en ift. Sateinifcfj ift auch, worauf fdjon oben 4 )
') Siefje oben S. 40, Slnm. 2.
2 ) ©o faßt aud) noch 2f (hadert, @. 7, unter ^Berufung auf mehrere
©teilen in ben Berichten ber «nürnberger ©efanbten C. R. II, 80. 83 105.
bie aber burdj anbere Duellen unb burrf) bie tritiftfje Unterfud)ung roiber*
legt »erben, „bafj ber lateinifdje £ert ber 3tugeburgifä)en Äonfeffton
5 u erft angefertigt würbe".
») C. R. II, 106.
4 ) ©iche oben @. 58. 3Bie ich nachträglich bemerfe, f)at fäjon Krieger,
Sorgauer HrtiW je. @. 300, «nm. 2, bie* beobachtet.
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hmgemiefen würbe, auerft bcr 23. ^Irtifct „oom ©tjeftanb *>er
^rieftet* gefchrieben toorben, roie roieberum ein Vergleich mit
<Spalatin§ $er.t etfennen lägt, ßu gleiten Beobachtungen gibt
ber 2lrt. 27 „oon ben Äloftergelübben" 9lnlafj, beffen beutfeher
$e$t, roenigften3 in bet ©chlufjrebaftion, nur Überarbeitung be8
urfprünglich lateinifdjen $e£te§ ju fein fcheint. 1 ) Wart würbe
bann fchliefjen müffen, ba§ Sttelanchthon bie ausführlichere 33e-
haublung biefeS 9Irtifel§, oon ber er £utf)er am 22. Sflai fchreibt,
guerft lateinifch getrieben f)at, benn noch ba§ bei ©palatin
erhaltene gragment biefeS 9lrtifel§ flingt bei aßen Mbroeidmngen
fo beutltd) an ben Xer.t oon Na an, bat man berechtigt ift, an
eine gleite, urfprünglich lateinifetye Vorlage gu benfen.
<3)a§ führt un§ ju einer weiteren 5 ta Ö c - Suther ben
beutfcfjen ober latetnifdtjen $ej:t ber Apologie, foroeit er um ben
10. 9Jcai fertig mar, gefeben, ober beibeS? darauf fann bislang
feine abfolut ftdjere Antwort gegeben werben. 3ftan ^at jroar
unter Berufung auf ba§ „Sßrotofoll" ber Nürnberger ©efanbten
jum 16. 9ttai, wonach „ber 9tatfcf)lag — in $)eutfch unb Satetn
oergeichnet, aber boeb nicht enblicb befcf)loffen, fonbern boctor
*£utl)er &u überfein sugefdneft fei", e§ als erwiefen InngefteuV)
ba& Suttjer bie Apologie in beiben SRe&enftonen gefeben (jabe,
aHein biefeS fogenannte *ßrotototl ift (eine felbftftnbige, mit ben
gef Gilberten Vorgängen gleichzeitige Ouette, fonbern nur eine
nachträgliche, auf ©runb ber ftorrefponbenj be§ Nürnberger
NateS oorgenommene Qufammenfteüung.
$)a 9tteland)trjon jicber lieber lateinifch al§ beutfd) fchrieb, unb,
wie au§ manchen 9tn$eichen $u fchliefcen, bie lateinifche fltejenfton
früher relatio fertig mar als bie beutfehe, fo tonnte e§ nahe
liegen, ju meinen, bajj fiuther nur ba§ lateinifche gefehen hat.
$em roiberfpricht jeboch bie ©rwägung, bafc ber fturfürft e§ ift,
') Um nur ein SBeifptel ju ermahnen. Quod ei obligatio votoruin
nullas haberet causas, ut mutari possit (J f pariert, S. 175, 6), roirb
im $eutid)en 90115 unbeutfdj nnebergegeben : „tue bie ^ßflid^t ber ©elubbe
fein an ber urfatf) fjette, bog fic tnöcf)t aufgehoben werben", mäljrenb $aum«
gartner übrigenö ben (Sinn öiel beffer roiebergibt: „Sollten ben biefe gelubb
nit mögen aufgeloft werben" 2c.
2 ) 80 3. %. SWülIer in fetner Einleitung $u feinet Ausgabe ber
fumbolifaen «öüdjer. 4. «ufl. ©üterSlof} 1876. S. LVII, unb na* tym
u. a. tfnaafe, SutfjerS Anteil an ber flugSburger ftonfejfion. 83erliu
1863. 8.75.
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74 -
bcr it)m bie Stpologie auflieft unb fte bo$ root)l fclbft oort)er
gelefen unb gebilligt t)abeu wirb. $>anad) ift, folange feine gegen*
teUigen Seroeife erbracht werben, al§ roafjrfcf) einlief am
june^nen, bafj fiutyer b e i b e föejenftonen, foroeit fte fertig waren,
gefet)en t)at.
3lber roa§ roar bamalg roirflid) fertig? 9BaS bie Qafyt ber
oon il)m gefefjenen 9lrtifel anlangt, fo ift burd) meine Unter*
f udmngen neu nur bie§ feftgefteflt roorben, bafj neben bem $lrt. 20
aud) bei- 21. Sirtitel nod) fehlte. 1 ) 2Öid)tiger ift bie grage nad)
bem Qntjalt unb ber Raffung te* 9lrtifel, roie fte it)m oor lagen.
mt oöaiger ©icf|erf)eit lä&t ftd) aud) jefct barüber nichts au§*
fagen, raot)l aber roirb man berechtigt fein, etwa bie§ al3 ©r*
gebni§ fefoulegen.
$>te 93ergleid)ung oon Na mit A t)at jur ©enüge ergeben,
meiere grofce 93eränberungen bie 9lrtifel in ben legten mer^elm
$agen bi§ brei 3Bod)en cor ber Ubergabe erfuhren. $)a mir
nun nicfjt einmal feftfteHen fönnen, bajj Sutljer febon bie Raffung
in Na gefetjen t)at, oietmetjr alles bafür fpridjt, bafj ber it)m
feinerjeit getiefte $ert in ber Qeit bis $ur JJertigfteHung öon
Na fdron oielfad) geänbert rourbe, enbltd) in bem 99rtefroed)fel
jmifc^en 5lug§burg unb Coburg jebe ©pur baoon fet)lt, ba| er
auf bie fpätere #nberung oon ©influfc geroefen, ober irgenb eine
ber fpäteren SRejenftoneu it)m ^gegangen roare, fo ift ber birefte
Anteil 2utf)er§ an ber Ausarbeitung be$ SBefenntniffeS, für ben
man oon Qtit ju fy\t, juletjt roieber metjr au§ fonfefftonellem
als au§ roiffenfctyaftlid) * ^iftorifdjem Qntereffe cor oterjtg unb
fünfaig Qatjren eingetreten ift,*) ein relatio fleiner. Suttjer ()at bie
$orgauer 3lrtifet mit [teilen Reifen unb fwt aud) atte§ anbere,
roaS nodj in SBetractjt fommen fönnte, roie fieser bezeugt ift, mit
9tteland)tl)on oor bem 9leicf>3tage burdjberaten, 3 ) unb t)at gegen
') SBetanntlid) l)at Öutljer nad) einer brieflichen Äußerung öom 21. 3ult
(£e Sette IV, 110; ©nberS VIII, 133) einen 9Trt. de sanetorum cultu
bermifjt, obroofjt er in ber fertigen Sluguftana ftanb. $a§ wirb man jefct
ttieneic^t fo cr!lären rönnen, bafe er irjn fcfjon im urfpriinglidjen enrmurf
oermiBte unb ben Keinen Sirtitel beö fertigen ßremplarö faum benierlt f)atte.
») 3d) benfe an bie Arbeiten öon ß. SHüdert, Öutfjer« «ertjältniS
311m SlugSburgifdjen Söefenntniö. 3ena 1854. Sa linier), fiut^cr unb bie
Slugöburgifdjc flonfeffion. fieipjig 1801. 3. St. 5- ftnaafe, Sutfjer« An-
teil an ber 9lug8burgijdjen föonfefiion. Berlin 1863 ufro.
3 ) Sgl. 9Keland)tf)on an Sutljer, 27. $uni (C. R. II, 146): res suut
antea deliberatae, ut scis, sed Semper aliter in acie se dant quam
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— 75 -
ba3, roa§ er in ben Sftaitagen gefetjen hat, nichts etnjumenben
gehabt. S)a3 ift aber auch atte§.
2Iuf ber anbern ©ette ftefjt e6enfo feft unb mujj noch immer
roieberholt roerben : burd) bie mancherlei oon 9ttelanchthon nach unb
nac^ oorgenommenen Sßeränberungen, bie Suther, roenn er fte im
einzelnen hätte beobachten fönnen, fdjon beSfmlb unliebfam geroefen
mären, roeit ihm fohhe #nberungen immer unfnmpathifch roaren,
unb fie ficher ben ©egenfat* oielfad) oerhüllten, er auch nicht
2Benige§ fchärfer auSgebrücft haben mürbe, tft in bogmatifcher
SBejietjung boch* nichts UnlutherifcheS tnneingefommen, ge*
fchroeige benn 9ttelancbthonifche§, n>ie man gemeint hat,
unb mir roiffen, metcheS hohe ßob ber Reformator bem ooHenbeten
2Berfe fpenbete, unb roie er ftch freute, bie ©tunbe „biefeä frönen
S8efenntniffe§ ©hrifti 001 ^ ner folchen 93erfammlung" erlebt ju
haben, 1 ) unb mie er barin *ßf. 119, 46 erfüllt fat) : „geh rebe
oon beinen 3 eu 8niffen 001 Äönigen unb fd)äme mich nicht" —
jenes SBort, melcheS fchon bie erften in 5lug3burg gefertigten 5lb*
fchriften unb bann ftehenb bie gebrurften Ausgaben beS SBe*
fenntniffeS als 9ttotto tragen.
antea sunt deliberatae. &n (SamerariuS am 27. Sluguft (C. R. II, 334):
nihil adhuc concessimus adversariis praeter ea, quae Lutherus censuit
esse reddenda, re bene ac diligenter deliberata ante conventum.
] ) $tn ftomab SorbatuS am 6. ^uli : Mihi vehementer placet, vixisse
in haue horam, quia Christus per suos tantos confessores in tanto con-
sessu publice est praedicatus confessione plane pulcherrima. S)e2öette
IV, 71; (5 n ber« VIII, 83.
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II.
u ben unerfreulichen ©pifoben im fieben 9Jlelancf)thon3, bie
oon jeher für Diele ein ©tein be§ 5lnftoj?e§ getoefen fmb,
gehört fein auffaßenbeS Verhalten in feinen SBerhanbtungen mit
bem faiferlidjen ©efretär 3llpf)onfo 93albe§ unb bem päpftlichen
fiegoten auf bem 9Iug3burger Reichstage, fiorengo Sampeggi.
9ludj in neuerer 3eit ftnb barüber fcharfe #u§erungen gefallen,
unb ich fctbft t)abe auf ©runb immer erneuter Unterfuchungen
bei allem ©eftreben, ihm gerecht ju werben, ober worauf eS oor
allem anfommt, ihn ju oerftehen, ba§ Urteil nicht gurücfhalten
fönnen, bafj Sflelanchtbon, um junächft oon bem Sßerfehr mit
SBalbe'S gu fprechen, angeflehte ber bebrohlichen Sage, in bie fich
bie ©oangelifchen toiber ihr ©rroarten unmittelbar nach ber 3ln*
fünft be§ ftaiferS oerfetjt fahen, „alle Haltung oerlor", bafj er
für feine ^ßerfon ©onberoerbanblungen mit ben taiferlict)en (Setre*
tören antnüpfte unb in beren Verlauf einen 5lugenblicf glauben
fonnte, bafj man oietleicht oon ber Übergabe be§ 93efenntniffe§
werbe ganj abfehen !önnen, unb be§hatb mit feiner gertigftellung
jögerte ufro. 1 )
SÖäcjrenb nun eine Reihe angefehener gorfcher bem juftimmte
ober ju benfelben SKefultaten fam,*) ift $h- Krieger neuerbingg
») ©gl. Xf>- Äolbe, Wl. Sutf)er II, 343 (f. baju ben 9?ad)roeis in ben
Slnmerfungen). $erfelbe, $>ie 2lug$burgifd)e S onfefiion, <3. 7. $rot. Deal»
encoll. 8 II, 245. SBci roeitem fö)ärfer unb nicht immex gan$ gerecht SBtrcf,
Welandjihong politifdje Stellung auf bem ateidjätaae ju SlugSburg, 3-
IX (1888), e. 92 f.
') ^fll- ft* 0. »esolb, ©ef Richte ber beutfdjen «Reformation. Berlin
1890. G. 621. Äawerau, Sefjrbua) ber ^trcr>engefcr)icr)te III (Deformation
unb Gegenreformation, 2. «.). 1899. 6. 97. Sari 9RüUcr, Sirdjen-
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- 77 -
bcm entgegengetreten. Qn einer eigenen ©tubie: „Qut ©efd)tdjte
beS AugSburger SReid)StageS t>on 1530* *) Im* er in feiner be*
fannten, äußerft forgfältigen Seife bie SBerhanblungen mit Kalbe'S
(unb ©ampeggi) unb bie bisherigen Auffaffungen oon neuem
tritifch erörtert unb fommt babei ju SRefultaten, bie, roenn fte
fidjer mären, für bie ©efdjichte beS roerbenben 93efenntniffeS oon
nicht geringer 93ebeutung fein mürben, unb bie jebenfaöS gu
erneuter Prüfung ber ©ache oeranlaffen müffen.
©eine Meinung ift, um baS SQBichtigfte oorauSjufchtcfen, etroa
biefe: 1. %k 93ert)anblungen ilManchthonS mit ben faiferlichen
©efretären ftnb oon biefen, nicht oon Sttelanchthon ausgegangen, —
unb barin tentt Krieger gu ber oon Sftaur en breetjer 2 ) Der*
tretenen Anfdmuung jurücf. 2. 3)ie SSerhanblungen fmb auch oon
SJMandjtyon nicht auf eigene Jauft geführt roorben, fonbern unter
3uftimmung ber furfürftlichen State. 3. SBenn 9tteland)tf)on ben
Nürnberger ©efanbten, bie enblich baS nottftänbige SBefenntniS ju
^aben roünfcfjen, berichtet, „bie ©ache roerbe oieHetcht &u feiner fo
roeitläufigen $anblung gelangen, fonbern noch enger eingebogen
unb fürjer gefaßt werben", fo fei btcS nicht bahtn ju oerftehen,
baß er baran backte, roie ber $aifer eS roünfdjte, womöglich ofme
„toeittäufigeS öffentliches 93erhör onb $ifcuffton" in aller ©title
eine ©inigung ju erzielen, fonbern bieg beziehe ftch auf ben SBorfdjlag
beS marfgräflichen ftanjlerS Vogler, ber, um ben ftatfer in ber
^ßrebigtfrage umjuftimmen, am 16. $uni riet, ihm einftroeilen bie
Artifel beS ©laubenS ju überantmorten, unb ba§ aufs
fürjefte gefaxte SBefenntmS, roaS er im ©inne hatte, fei eben bieS
nur auS 19 Artitetn beftehenbe ©taubenSbefenntniS, roelcheS unS
außer in einer Ansbacher £anbfd)rift auch in anbern aus biefer
3eit ftammenben Abfchriften oorliege. demnach fei bie fertig*
fteßung beS SBefenntniffeS um feinen $ag oer^ögert roorben, unb
SJcelanchthon oon aClem SBerbachte ber ^altloftgfeit ufro. frei*
gufprechen.
©riegerS fdjarf finnige Ausführungen, auS benen im einzelnen
mie immer bei feinen Arbeiten oiel §u lernen ift, hoben auf ben
gefd>itf)te II, 2. ftreiburg 1902. S 372 f ©eorg (gllinger, W^V
5Reland)tt)on. SBerlin 1902. 6. 268 f.
») fieipjig 1903. Programm.
*) SBilh. SKaurenbrecher, ©efdjidjte ber latf)oltfd)en Deformation.
I. öb. Erblingen 1880. ©. 287 f.
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erften ©lief infolge tyrer ©efd)loffenf)eit etroaS 93efted>enbe§, aber
eine genaue Nachprüfung feiner ^Beweisführung mujj bod), roie
ba§ Jolgenbe bartun foH, jm einer oöHig anbern Sluffaffung führen. 1 )
Unmittelbar nad) bem ©injug be§ ßaiferS in SlugSburg
finben roir nadj unoerbächtigen SBertcf}ten 9ttelancf)thon in Unter*
fyanblungen 2 ) mit bem taiferlidjen ©efretär 91Ifonfo 93albc§. 3 )
SZBie ift er baju gefommen?
SB rieger erflärt e§, roie roir fd)on Nörten, „für groeifeHoS,
bafj bie 93erf)anblungen nicht oon 9Relanchtf)on, fonbern oielmehr
uon faiferlicher (Seite angefrtüpft ftnb — mag nun SBalbe'3, ber
glütjenbe SSere^rer beS (SraSmuS, auf eigene £anb mit bem be*
rühmten SBittenberger §umaniften ftch in 93e$ielmng gefegt unb
ber ßaifer bann bie if)m oon felber ftch bietenbe ©elegenheit
benutjt haben, 9ttelanchthon auSguforfchen unb burch it)n auf bie
SSehanblung ber 9toigion§facf)e einguroirfen ; ober mag, roa§ roa^r--
fcheinlicfyer ift, ber taiferlidje ©etretär oon Anfang an im 9luf*
trage feine§ §errn gehanbelt hoben, bem alles baran lag, bie
Jrage ber Religion in ber „®nge unb ©ti&V ju erlebigen, ftatt
fte auf bem ^Reichstage feinem 3lu§f ^reiben gemäjj in ber SBetfe
bef)anbeln ju laffen, baj? eines jeben Seils „Dpinion unb 2Reinung"
gehört unb bann eine SSergleidjung angeftrebt roerbe" (©. 5).
Vergegenwärtigen roir unS bie ©ituation. 2Bir roiffen, bafe
unter bem (Sinflufc beS ©ampeggt, beS ^erjogS ©eorg oon
©achfen unb anberer fatholifcfjer Jürften, unb roohl auch unter
bem ©inbruef oon Qof). ©cfS IjerauSforbernber ©chrift bie ©timmung
beS ÄaiferS gegen bie ©oangelifchen eine gang anbere geroorben
roar, als fie in bem SReichStagSauSfdjreiben jutage trat. 2Bir
roiffen ferner, ba$ bie (eimlic^e ttberfenbung feines perfönltchen
©laubenSbefenntniffeS, einer fehleren lateinifchen SBiebergabc ber
') Sdj bewerte baju, bafc ba« golgenbe im Entwurf bereit* fettig ge*
fdjrieben roar, eb> iä) mit ber oben beljanbelten älteften JKebaftion ber
Huguftana weitere« Material erhielt.
2 ) Über fie wirb im eingelnen weiter unten gehanbelt werben.
a ) SBgl. über iljn unb bie einschlägige £iteratur ben $rtilel bon (£b.
«öljmer, $rot. »eoIengoHopäbie, 2. 8b. 16 f 276 f., ber aber bie
nötige Starbst bermiffen läfet, aud) be« »albe« ftriebenöltebe überträfet.
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- 79 —
©chroabacher ^Irtitel 1 ) am faiferlichen §ofe feinen (Srfolg gehabt
hatte, unb bafc ber ftaifer noch oon QnnSbrucf auS bie SlbfteHung ber
eoangelifchen «ßrebigt in SlugSburg forberte. S)aS ©rfcheinen oon
ßutherS fdjarfer (Schrift : „Söermahnung an bie ©eifilichen, oer*
fammelt auf bem 9leidjStag gu SlugSburg* *) fyattt noch öl tnS
Jeuer gegoffen. $aum roar fte in Augsburg eingetroffen — am
7. 3uni fanbte fte Qaf. ©türm nach Strasburg — , mar fte auch
fdron am faiferlichen ©oflager befannt, unb ber ftaifer oerlangte,
bafc fte in 9lug§burg oerboten mürbe. 8 ) Nun fam ber #aifer
felbft. Sttit ihm bie 5 orocrun 8' an oer gronleichnamSprojeffton
teilzunehmen, unb bie Erneuerung beS $rebigtoerbotS, baS alles
fichtlich im $nterejfe, nicht nur ben SBünfcfjen <£ampeggiS geregt
ju werben, fonbern auch bie *ßroteftanten eingufrf)üd)tem unb fte
etnftroetlen merfen 31t laffen, bajj ber ftatfer nicht geroiöt fei,
irgenbroelche änberung beS hergebrachten Kultus ju bulben. Unb
in biefem 9lugenblicf fod SBalbe'S, blojj meil er ©raSmianer mar,
roenn auch tücfifcherroeife, ftd) an iHManduijon hingemacht
haben, um ihn auszuformen, unb burch ihu beS SaiferS Richte
31t oemrirf liehen. 3lber toer fagt unS benn, ba& baS, roaS ber
faiferliche ©efretär als beS ftaiferS 5lbficht im Verläufe ber 33er*
hanblungen barüber laut roerben lieg, bie 3* a Ö c oer Religion in
ber „<£nge unb ©tille" ju erlebigen, fchon oorljer fein $lan mar
ober nicht oietleicht erft infolge ber SBeforechungen mit 3ftelanchthon
fich als foldjer herauSgebilbet hat?
93 rieger beruft ftch bafür, bafc oon SBalbe'S bie gnitiatioe
ausgegangen fei, auch au f ocn 53ertdt)t ber Nürnberger, b. h« roaS
biefe über bie ©ache erfahren haben, tiefer tann fo gebeutet
roerben; aber roenn jene fchreiben: „2Bir ftnb bericht, bajj 9llfonfuS
SBalbejtuS, ftaif. 9Kaj. oomehmften ©efretarii einer, ^p^ilipfcn
Sttelanchtfjon etliche Sttal ju ftch erforbert", 4 ) fo ift bamit noch
nicht gefagt, bafj bie Anregung baju nicht oon 3ReIamhthon aus*
gegangen fein tann. Slud) bie Bezugnahme auf BrücfS Reichstags*
gefchichte, 5 ) roorin biefer barauf hmroeift, bafj etliche ber „raegernften
») Sicöc oben 6. 41.
«) <£. 91. * 24, 356 ff. «gl. £h Äolbe, 2R. SuU>r 11,330.
8 ) «gl. ©trafeburgg potittfdje f orrefoonbena I, 451 u. 455.
*) C. R. II, 122.
6 ) @. ftörftemann, 2lrä)it> für bie ©efdjidjte ber firc^lidhen 9te*
fortnation. 1.8b. ^atte 1831. 6.19. Sgl. »rieger, @. 5.
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— 80 -
(oornebmften) unter bem SBebftifchen Seil* mehrfach fid) an bic
©elefjrten ber chrifttichen ©tänbe herangemacht flc ju ftch haben
forbern laffen unb ftd) fo ftetlten, als ob fte feineSwegS baS ©oan*
gelium oerhinbern wollten, imb über bic ftreitigen Slrtifel mit
it)nen rebeten ufro. — tut nichts gur ©ache, benn Krieger
überfietjt babei, bafc SSrücf bemerft, „fonbertich ehe bic
faiferliche 2ftt. gegen 9lugSburf fommen", unb nichts
fpricht bafür, ba§ SBrücf babei auch an ben faiferlichen ©efretär
gebaut fyat, miffen mir bodj oon anbern, bie in ber oon SBrücf
gefchilberten SBeife oorgingen, 3. SB. (Eochlä'uS, Ufmger, Marius. 1 )
©ntfcheibenb mufe bie ©elbftauSfage SftelanchthonS fein. 2ln
Antonius fchreibt er am 19. Quni: Ego pertentavi unius
atque alterius ex Hispanicis scribis animuni; quantum pro-
ficiam videro. Unb an bemfelben Sage berichtet er (SamerartuS :
Na et us su m Hispanum Secretarium, qui benigue pollicetur.
et iam de mea sententia cum Cesare et Campegio collo-
cutus est. 8 ) konnte Sflelanchthon eS beutticher gum 3tuSbruct
bringen, bajj er eS gemefen, ber mit ben mafegebenben $erfönlich s
feiten 5ti^ un 9 fuchte, um ihnen feine sententia über bie (Sach-
lage ju infinuieren ? Unb ich frage roeitcr : 2Beld)eS Qntereffe
fonnte 3Mand)thon höben, roenn er wirflich nicht bie Qnitiatioe
ergriffen, entgegen bem wahren ©adroerbalt, bem SftufoniuS unb
bem SamerartuS gegenüber biefen 2lnfcf)ein ju ermeefen?
Unb waS mir Sttelanchthon ba tun fehen, liegt gang auf ber
ßinie beffen, was mir über feine fonftige Haltung in 9lugSburg
feftfteUen fönnen. ©S gehört gu feiner ©igentümlichfeit, bie mehr
al§ einmal oerhängniSooll geworben ift, bafj ber grofce belehrte
hier unb ba ben Diplomaten fpielen wollte unb, roenn auch in
befter 9lbficht, fich auf Unterhaltungen einlief, bie nicht feine§
9lmteS roaren. 2Bir roiffen je^t, waS freilich Krieger in
biefem Umfange nicht roiffen tonnte, in welch hohem 9tta§e er
all feine Hoffnung auf bie JriebenSliebe unb Sftilbe beS ftaiferS fefcte.
Da8 faiferliche SReichStagSauSfchreiben hatte ihn berart gefangen
genommen, bafj er auch oon bem <$influ§ beS päpftlichen ßegaten
(Sampeggi anfangs nichts fürchtete, ben er im ©egenfatf ju
Kajetan, oon beffen Berufung man eine 3 citIön Ö 8 e ^ ört & aoen
') C. R. II, 86. 91 b. Seife in Uffenhetmer ftebenftanben, @. 686.
«gl. auch 91. ©pahn, SM- (JocfjläuS. »erlin 1898. ©. 154 f.
») C. R. II, 118 ff.
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- 81 —
mottte, als einen virum peritum rerum civiliura bezeichnete. 1 )
SBorauf eS it)m oor allem anfam, mar ber SRachmeiS, bafj fein
fturfürft in feinem £anbe bie reine Sehre prebtgen laffe, nur gang
roentge Wi&bräuche, bte auch bie SBerftänbigen unter ben (Gegnern
als folche anerfannten, abgefd>afft fjabe, (einerlei (riegerifc^e
^ßläne uerfolge, nielmehr ihnen überaß entgegentrete, nur ^rieben
unb ©iuigfeit erftrebe unb oon ben »erhafjten, Ärieg unb Urnfturj
anbatynenben 3mtnglianern abfolut nichts roiffen motte.
(SochläuS ^at fpöter in feiner gehäfligen, Übertreibenben
SBeife SKelanchthon befdmlbtgt, er fei, bie äu&erfte JriebenSltebe
heuchelnb, in 9lugSburg nicht nur in bie SBofmungen non ^rioat*
leuten, fonbern auch in bie ber ftarbinäle etngebrungen, ja bis
au ben £of beS ÄaiferS, 8 ) aber fo ganj auS ber 8uft gegriffen
ift bie ^Behauptung nicht; roemgftenS h<*t Sttelanchthon mit einer
ganzen SReihe uon beuten ^ßrioatuerhanb(ungen unterhalten, ©djem
in ben erften Otogen beS Quni, b. h> ber ßett, al§ bie Gefahr
beutlicher ju merben anfing, tyit €r, maS mir erft jetjt au§ einem
bisher ungebrueften ©riefe oon 3»h- Stoiter an SlnbreaS 9Uthamei
») c. R. II. 40 u. 42.
2 ) Johannis Cochlei Philippicae quatuor in Apologiara Philippi
Melanchthonis etc. Lipsiae 1534, Aiij b : In .primis vero agnoscat
turpitudinem et nequitiam suam Philippus, qui Augustae non solum
publice simulabat se pacis et concordiae amantem et avidum, verum
etiam privatim cursitabat hinc inde, perreptans ac penetrans non modo
privatorum domos ac diversoria, verum etiam Cardinalium aliorumque
Principum aulas atque adeo et M. T. Curiam, insidioso nirairum
cireuitu quaerens, quem hypoerisi sua devoraret. Et fefellit profecto
non paueos blanditiis deprecationibusque simulatis, dum passim in con-
vitiis et colloquiis facillime pacem Ecclesiae recuperari posse affirmaret,
si modo suis permitterentur haec tria duntaxat, Populo inquam utraque
species sacramenti, sacerdotibus coniugium et missae usus et communis
catio. In ceteris omnibus fore suos Episcopis et Praelatis per omnia
subditos dictoque audientes etc. $)a§ gleiche erjä^lt (EodjIäuS fttjon 1531
in feiner Petitio M. Philippi Melanchthonis. Ad R. D. Card. Campegium
Augustae scripta. Cum Responsione D. J. Cochlei ad eundem
M. D. XXXI. $ott finbet fid} im SöibmungSbrief folgenbe ®eftt)id)te:
Audivi praeterea R. D. Doctorem Johannem Fabri dixisse illic Nobili
cuidam Misnensi, me coram astante, ut diceret Philippo, nisi desisteret
cireuire Hispanorum hospitia, illisque excusare ac probare et sua
et Lutheri scripta, ipse absurdissimos aut odiosissimos errores eius
publice Ecclesiarum valvis affixurus esset.
ftolbe, WuflSb. Sonfeffion. ß
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— 82 -
oom 4. 3uni erfahren, 1 ) einen äufjerft geheim gehaltenen unb rote
e§ fcheint oerlorengegangenen SBriefwechfel mit bem ftarbinal oon
9Jkinj geführt, in bem er ifm bot, feinen Hinflug aufjuwenben,
ba§ bie ©ache nicht gum Stiege fäme. S)er freunbfehaftliche
SBerfefjr mit fatholifchen X^eologen roie (SochläuS, Ufingen,
9Kariu§ ging allerbingS oon biefen au§. 9luch ber ftarbinal oon
©aljbura,, mit bem 3ReIand)tf)on roenige $age not ber Übergabe
be§ SBetenntniffeS eine lange Unterrebung hatte, fcheint ilm ge*
laben $u ()aben. 2 ) ©eniger fieser ift mir, ob bieS auch ohne fein
ßutun ber Jatt roar bei ber fehr merfwürbigen Unterrebung, bie
er am 13. Qunt mit §einrid> oon SSraunfchwetg hatte. Qeben*
falls benutzte er fie — e3 roar gerabe in ben Sagen, in benen
er mit bem Sanbgrafen oerhanbelte — , um in unfd)öner Seife bem
SBraunfdjroeiger feinen 9lbfcf)eu gegen bie 9lbftchten unb ^läne
^ilippS unb feine unb be§ Qafob ©türm $ünbni§beftrebungen
jum 9lu3bruct 311 bringen, unb freute fid), oon bem §ergog ba§
3ugcftänbni3 gu erhatten, ba| beiberlei ©eftalt be§ ©aframentS,
^riefterehe, bie Freiheit bei RtofierlebenS (libertatem monastices),
bie Slbfchaffung ber SHeffe um (Selb (missae quaestuariae) unb
bie Freiheit ber ©peifen biejenigen fünfte feien, bie mit SRecht
nicht oerbammt werben fonnten, unb mit beren Sinnahme eine
©inigung ju erzielen fei, natürlich unter ber 93orau§fe$ung, bafj
bie ^roinglianer, bie ba§ ©aframent be§ SlbenbmahlS gänjlich
aufheben wollten, nicht mit eingefchloffen würben. 3 )
3Ran fleht fner beutlich ben feften $un(t, um ben e8 ftch bei
feinen ^ßrioatoerhanblungen für 2ttelanehtt)on hanbelte: e§ ift im
wefentlichen baSfelbe, wa$ er ein paar Sage fpäter bem faifer*.
liehen ©efretar gegenüber oorbrachte. Unb e3 läjjt fich auch oer-
muten — unb bie§ foQ lebiglich aU Vermutung auSgefprochen
werben — , wa§ ihn befonber§ baju oeranlaßte, ben SBerfud) ju
*) Sielje ben Srief im ^nfiange, Beilage 1.
*) SDtelandjtljon berichtet barübet an ßutfjer am 25. 5 un i • H»
126). $ach bem Berichte be$ 3onaS (Xt). flolbe, Anal. Lutherana 140):
Cardinalia Saltzburgensis voeavit dominum Philippum Melanchthonem
per Wolffgang Stromerum Nurmbergensem.
3 ) »eria)t be« SonaS an fiut^er, Anal. Lutherana 133; ©nberöVH,
380. SBejentlio) anberS berichtet äRelandjthon über biefelbe Unterrebung an
fiutfjer, |(5nberS VII, 383. Sutfjer moüte miffen, bafj er oom fcerjog $u
Xifd) geloben worben fei ((SnberS VIII, 82), roaä aber in ben an iljn
gerichteten ©riefen nicht ftefjt.
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- 83 -
machen, be§ JtotferS Umgebung von ber Ungefäfjrlidtfeit bcr
©oangeliföen gu übergeugen. Sßic iljm felbft baS SBunbmadjen
oerljaßt mar — unb roaS itrat ber argliftige ©raunfdjroeiger über
bie tttnfdjläge beS Sanbgrafen eingeflüftert fyatte, fyatte ifm barin
nur beftärft — , fo ^atte er aus ben brieflichen Unterljanblungen beS
fturfürften mit bem $aifer bie Überzeugung gewonnen, baß
ftarl V. gmar geneigt fei, fic^ mit feinem £erm gu einigen, sed
hac conditioiie, i'vu fj.qdtf.tiuv e/ot ovfifiuyiav. So fdjrieb er
an Sutfjer am 13. Quni. 1 ) Unb eben jefct mar ber flurfürft
baran, feine lange feftgefjaltene ©onberfteßung in ber religiöfen
fjrage aufzugeben unb fic^ mit ben anbern eoangetifcf)en Stänben
gufammengufäließen. Unb mie bie S)inge lagen, mußte Sttelan*
djtljon felbft münfdjen, ben Sanbgrafen mit einzugießen, ba er
fonft rettungslos in bie 9lrme ber .ßroinglianer getrieben mürbe,
©ooiel mirb er aber bereits auS ben in biefetben Sage fadenben
93erf)anblungen mit ^ilipp 2 ) entnommen ^aben, baß bann ber
2Biberfpru$ gegen bie groinglianifdje 9luffaffung im SBefenntniS
auf§ äußerfte gemilbert roerben mußte. $)amit mud)S aber roieber
bie ©efaljr, mit ben Qroinglianern gufammengeroorfen gu merben.
2lber aud) biefe gu bulben, baoon rooHte, roofür er felbft gur ©e*
nüge geforgt, au$ oon ben milber geftnnten Römern niemanb
etmaS roiffen, baS ^atte iljm aud) #etnrid) von SBraunfdjmeig mit
beutlidjen Sorten beftötigt. 3 ) 3n biefer ifm oergefjrenben
©orge — paene consumor miserrimis curis, fcfyrteb er an
fiut^er — tonnte er eS für $flid)t galten, auf eigene Sauft ben
Vermittler gu fpieten unb mit beS ftaiferS Umgebung 33erf)anb*
lungen anzuknüpfen.
^lucr) ber 5Beg, ben er babei eingefdjlagen Ijat, läßt ftd) nod)
ernennen. Querft erneuert er bie Regierungen gu bem ben
SBittenbergern oon früher f>er befannten nieberlänbifdjen ©efretär
Kornelius ©djepper, ben örieger mit Unrecht als für bie
©adje belanglos beifeite föiebt. 4 ) 9iad) bem SBeric^te beS 3onaS
') üRcIand)t^on an fiuttjer, (SnberS VIII, 383.
*) ©iefje oben B. 42.
») Sona« an £utf)er, bei Ilj. ftolbe, Anal. Lutherana 133. (SnbcrS
VII, 381: Sed illis qui prorsus sacramentum eucharistiae tollerent, ut
Zwiuglianis se nunquam subscripturum.
*) »rieger, S. 3, %nm. 1: „9Kelan$tf)on$ Untcrrcbung mit bem
nieberlänbifd)en ©etretär Hornel öon 6d)epper fommt für uniern Bwerf
6*
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- 84 —
an Sutf>et com 18. 3uni l ) batf man annehmen, bog bie crflc
Untertebung, an bet audj $ona3 teilnahm, oiefleic&t fctjon am
3tonleidmam§tage (bcn 16. 3uni) ftattgefunben Ijat. ©in aroeiteS
9ttal berietet QonaS non einet 3ufammentunft mit ©djeppet am
25. Quni, 2 ) bod) ift e§ mcf)t ganj ftdjet, ob ftd) ba§ aud) roitflid)
auf eine jtoeite Untettebung begießt. aber nidjt ©treppet
bie Untettebung gefugt, wirb man barau§ fdjliefjen bürfen / bafj
9Reland)tf)on non if|m fagt : videtur singulari diligentia cavere,
ne veniat in suspieionem nostrae amicitiae. Unb n>a§ et bei
biefet Gelegenheit mm bet bebtoljlidjen Stimmung in bet faifet*
liefen Umgebung etfufjt, nritfte gerabeju niebetfämettetnb auf
9Mand>tl?on. Qn unmittelbatem 9lnfd)lufj an feinen $Betid)t
fdjteibt 3ona§ an ßut^et: D. Philippus, ut nosti virum, misere
discruciatur illis tantae caussae curis et sollicitudinibus. 8 )
nidjt in 33erradjt." $ber wenn Sd)cppcr autt) nur nieberlänbifdjer ©etretär
war unb beSfyatb btrelt mit bei 9ieid)6regierung nidjtS su tun fjatte, fo
3eigt er fidj bodj mit bem Stanb bet €>ad)e fefjr toot)I bertraut, unb wir
Hüffen, bafj er ju $3a(be$ feljr nalje Regierungen r)atte # ber ifjm bie
2)urd)fid}t jener 6djrift (Pro religione Christiana res gestae in Comitiis
Augu8ta Vindel. habitis A. 1). 1530), bie bor ollem SBrücfg Söertdjt über
bie töeiäjStagSberfjanblungen (görftem ann, Stroit» I, 1831) beranla§te,
übertrug, inbem er in einem ©riefe an £anti«Iu$ fdjrieb: mitto rationem
rorum in hac urbe gestarum cum Lutheranis, quam precor ut una cum
D. Cornclio [Sceppero] si adfuerit legas et quiequid delendum addendum
judicabis deleas immutes et addas i(£b. 93öfjmer im Wrt. SBalbeS in b.
♦Prot. 9l.-(5. 2. Hufl. 16. »b. @. 279 %nm.).
') (5 nber« VII, 387. fcaju 9ßelana)^on am 19., (JnberS VIII, 2:
Cornelius inquit se spem habuisse pacis aliquam vivo Mercurino. Hoc
exstiueto neminem in aula esse affirmat, qui auetoritate valeat, qui
pacis auetor sit. Cornelius ludit suo more, ac videtur singulari dili-
gentia cavere, ne veniat in suspieionem nostrae amicitiae. Ideo nihil
nos adiuvat. Est alius quidem Hispanus secretarius, qui benigne
pollicetur et iam cum Caesare et Campegio de mea sententia contulit.
%m gelben Xage'an (SamerariuS, C R. II, 119: Cornelius Schepperus
affirmat bonam se spem pacis vivo Mercurino habuisse. Hoc extineto
neminem esse in aula pacis auetorem, qui modo valeat auetoritate.
Nactus sum Hispanum secretarium qui benigne pollicetur et iam de
mea sententia cum Cesare et Campegio collocutus est. Unb an SRb*
toniu« ebenfall« am 19., ibidem: Ego perteutavi unius atque alterius
ex Hispanicis scribis animum.
*) gnberS VIII, 24.
3 ) (SnberS VII, 387.
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$ie ©Öffnung, bajj mit (Sampeggt ju oerhanbeln fein mürbe, ift
jefct oöHig jerftört, gerabe er ift e§, roie er jefct erfahren hat, ber
jum Äriege gegen bie ^rotefianten fd)ürt. 9lber obroohl au§ ben
Berichten nichts entnehmen ift bafj man ihm gerabe nach
biefer Seite Hoffnungen gemacht Ijat, fy&it er an feinem alten
Vertrauen auf ben Äaifer unb feine iffhlbe f eft : Nihil in aula
Caesaris ipso mitius Caesare. 1 ) 3a er miß auch oon roohl*
roottenben Röfleuten gehört traben, nihil spei se habere de
cognitione, b. h- bod) mohl auf ©runb ber Unterfudmng ber
Angelegenheit nach Kenntnisnahme ber eoangeltfchen „Dpiuion
unb Meinung", be3 eoangelifcljen 93efenntniffe§. %a bleibt nur
ein§ übrig, man mu& ben 93erfuch machen, ben ftaifer in feiner
roof)lrooHenben Stimmung ju erhalten. So befchliefct er benn,
unb jroar mufj e3, roenn er fchon am 19. oon Daraufhin mit
bem ftaifer unb bem Legaten erfolgten 93erhanblungen berichten
fonnte, fofort gefdjehen fein, ftd) an bie bei roeitem einflußreichere
^erfimlidtfeit, ben taiferlichen Sefretär Sllfonfo Stoiber ju
roenben, um oon ihm mehr ju erfahren, oor allem aber, ihm
feine sententia oorjutragen unb burd) i^n womöglich auf ben
ftatfer einjuroirfen. Unb e§ gelang ihm, be§ Sefretärä habhaft
31t roerben: Nactus sum Hispanum. tiefer 2lu§fage
gegenüber fann, roie ich miebertjole, bie SBemerfung im ^Briefe ber
Nürnberger, ber auch erft, nachbem bie Sache weiter gebieheu
mar („baß 9Balbeftu§ 5Relanchtf)on etliche mal ju ftch
erforbert"), gefchrieben ift, nur in groeiter Sinie in Betracht
fommen. $lud) muß ich baran fefthalten, bafj wenigftenS fein
erfter SBefuch bei 93albc§, obwohl 9Relanchthon bie Sache freiließ
fehr allgemein, ja faft unoerftänblich in feinen Briefen an 9ttu*
foniu§, an ßutljer unb ßamerariuS, alfo nach auswärts ermähnt,
relatio geheimgehalten rourbe, benn QonaS, ber oon allem, roaS
er erfuhr, in feinen Briefen ju plaubern pflegte, fcheint baoon
nichts erfahren &u h^ben unb ermähnt nur bie Unterrebung mit
Schepper. 2 ) 93oHenb3 aber ^alte ich e$ für auSgefchloffen, ba&
') CR. II, 117. Gbenfo an SWeniuS. «ei »inbf eil, supplem. S. 61.
s ) Slud) ift flu beachten, bafe bie fo roadjfatnen ©trafjburger, bie au(h
bie fo geheim gehaltene ©enbung ber Scfjroabadjer Slrtilel nad) 3nn8brurt
au8gefimbfcf)aftet hatten (Urning Ii, opp. VIII, 458. $ircf, $olitifa>
Äorreiponbenj 1,446), öon ber ganzen Sadje, wie e$ fcheint, nid)tö erfahren
haben.
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3Reland)tf>on babei im ©inoemeljmen mit ben furfürftlidjen IRäten
gejubelt f)aben fottte. <3o roeit fannte ifjn bct Rangier Sfrücf,
ben mir überaß bie £anb im ©piele Ijaben fefjen, rooftf fdmn
bamalS, bag ber ängftlid>e, oor jebem $rol)roort jurüctfärecfenbe
©elejrte fo fd&roerroiegenben polttifctyen Unterljanbluttgcn tiid^t
bie geeignetfte *ßerfönlid)feit mar.
9lber mag mar benn 2tteIand)tl)on§ sententia
über bie Sage, unb mie f in b bie 33erf)anblungen
uerlaufen? darüber berietet un§ in erfter fitnie ber SBertcr)t
ber Nürnberger ©efanbten oom Sonntag, ben 21. Quni, ben man
uor fid) Ijaben mu&, um tyn richtig ju roürbigen. ©r tautet: 1 )
») C. R. II, 122. $ie ^ier oorliegenben Wad)rid)ten werben beftfttigt
burd) eine oft abgebrudte v S«tung „©djrift au« Augsburg", ©ie finbet fid)
juerft in ber 3£ittenberger «uSgabc IX, 409, bann in ben übrigen ßutfjer*
ausgaben bis jur 2Bald)id)en (f)ier in üerfdjiebene ©tttcfc aerlegt, XVI, 873 ff.
912, 936), enblid) in etwa« anberer, toicfleidjt urfprünglidjcrer 9te$enfton bei
«retfdjneiber im C. R. X, 125 f. $er betreff enbe «ßaffuS über ben SSerle^r
mit halbes ift mit deinen $eränberungen aud) Don fUirifaber in feinen
$ertdjt verarbeitet morben. ©ietyt man fidj ben gnljalt biefer geitung, bie, ob
mit töedjt, lägt iidj nid)t feftftetten, feit ber Seidiger £utt)erauSgabe XX, 202
©palatiu augefdjricben wirb, näljer an, fo ergibt fid), bajj fie an oerfdjiebenen
lagen gefdjrieben ift. $)er Anfang bis ,,©ott motte feinen ^eiligen ©eift
fenben". SBittb. IX, 410. C. R. X, 128 ift am SamStag ben 18. gef abrieben,
ogl. (( t|at bamad) fein 9Haj. tfct ©onnabenb" unb „bis Wontag wirb man
ben töeidjstag anfallen". $)aS folgenbe, su bem 5öretfd)neiber fälfd)lid)er*
roeife bie Slnmerlung mad)t: Haec omuia quae iam sequuntur in opp.
Lutheri non leguntur, ift erft am Montag be^w. Dienstag gefdjrieben
morben. S3gl. „am gemelten ©onnabenb". „$)eS ©onnabenbS f)at SllfonfuS."
„flm ©onntag fjat fei. 3Rajeftet." „9luf ben Wontag f)ort man bie Weffe."
„©ooiel ift bisher geljanbelt." $er s #ürnberger ©eridjt unb bie 8 citun 9
finb alfo, fomeit fie fid) auf bie $erljanblungen mit halbes bejie^en, genau
^u berfelben $e\t abgefaßt morben. SMe Leitung berietet barüber nad)
C. R. X, 129: „Der &lfonfuS Äat). 3Wan. in #ifpanien Ganzer, aud) ber
Kornelius ^aben etliche freunblidje Unterrebe unb ©efpräd) mit ^Iji*
lippo gehalten, iljme angezeigt, bafj bie ftifpanier berebt fenn, alS foflten
fie an ©Ott nidjt glauben, aud) an bie Zeitige Dreifaltigfeit, üon d^rifto
unb SWarien nidjtS galten, alfo ba& fie meinen, roo fie einen SutGerifdjen
erwürgten, meinten fie ©Ott einen größeren fcienft ju tun, benn fo fie einen
fürten erwürgten; faget, wiewohl er biel mit itinen gerebt, baS tt)uu er»
flärt, fo erlanget er bod) etlid)e, unb etlidje blieben auf ifjrer 35al)ne.
S)eS ©onnabenb &at ber fclfonfu* nadj bem ^tjilippo gefd)i<ft,
iftme angejeigt, er fet) ben 9Rorgen bei ftao. 9Kaq. gewefen, unb b,abe lange
leine bequemere Stelle unb #eit mit feiner Wan. ju reben gehabt, Ijabe er
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„2Bir finb berief ba& 2llfonfu§ SBalbeftuS Saif.
9Raj. oornefratften ©ectetaru einer, ^^iüpfen 9Heland)ton
etliche Sttal ju fleh erforbett, oom ßutherifchen $anbel mit ifmt
caufftrt, unb befchliefclich ilm ju berieten begehrt h<*be, roa§ boef)
ber ßutherifdjen begehren feg, unb rote ber @adj Reifen feon
möc^t darauf if)me Seeland) ton ber ©achen fo oiel olfo
münblich unb in geftellten Sieben ju bebenfen geroefi, SBcric^t gett)an,
ungefährlich biefer Meinung: bie fiutljertfdje (Sad) roäre nicht fo
gar weitläufig unb ungefd)icft, al§ oiefleidjt ßaif. 3ftaj. ein*
gebtlbet mürbe, unb ftünbe oornämlich ber ßrotefpalt auf biefen
9lrtifeln, nämlich »on beiber ©eftalt be§ @acrament§, oon ber
Pfaffen unb SJcbnch @h c ^ °°w ÜHeffe, alfo bafj bie
fiutherifchen bie fonbern einzelnen SJteffen nicht für recht galten
fönnten. 2Bo man biefer 9lrtifel oertragen, fyelt er bafür, e§
füllten fonft in allen anbern roohl Littel unb gute Orbnung
gefunben merDen. liefen Bericht t>ötte ftch obgemelbter 2llfonfu§
ftaif. 2Raj. oorjutragen oerfangen, unb am (Samftag ben
Philippus roieber befchieft, ihme angezeigt, Äatf. üfl. hätten
folchen Bericht gern gehört, unb ihr benfelben nicht übel laffen
gefallen, auch t*)nte, bem 9llphonfo befohlen gehabt, ben $äpft*
liehen Segaten, rote er bann gettjan, beffelben auch 8 U oerftänbigen,
welcher £egat ihme folchen ^Bericht auch ni^h* übel gefallen,
noch °t e sn>ci ©tfief mit beeber ©eftalt @acrament§ ober ber
Pfaffen unb 9flönch ©h c fonber§ juroiber fenn laffen — , allein
bie einzelne Stteffe abguftellen rooöt ihm nicht eingehen, unb h<*t
9llfonfu3 nach folgern befchehen ^Ingeigen bem <ßhilippo
feiner 9Hati. aUer ber Suttjerifdjcn Ärtifel Unterricht gettjan, unb ba& fic
ganj nid)t nüber bie SHrdje glauben; tjabe ber Äatofer gefagt: quid volunt
de Monachis etc. unb hat bem Sllfonfo befohlen, $f|ili»»o $u fagen,
ba& er ohne alle SBeitläuftigfeit feine 2Raö. bie Sirtitel, welaje man nid)t
nadjlaffen tönnte, wollt in furj üer$eid)net fctjicfen, ba§ fjiltpuS alfo gethan
unb barneben aud) bemftlfonfo befohlen, jum fiegoten ju gerjen, unb mit
i&m barauS gu Ijanbeln. ^ft auch al f» gefd)e^en, unb ift ber ©tofe am
größten allenthalben an ber flReffe. 8ä§t fidj alfo ©Ott Sobe ju guter Hoff-
nung an, ber Äattfer roofl ber ©adjen gern Reifen, ©ott Ijat aud) fein
Littel ju ihme geworfen." Sin feljr roefentlidjer Unterfdjieb in beiben Söe*
rid)ten ift ber, bafe bie 3 e itung angibt, ba§ 3Reland)tf)on bie Hrtilel wirf*
lid) bergeidjuet, unb ©albeS, unb groar erft nadj ber ßufammenluuft
am ©amStag, biefe fdjriftlid) fixierten Brtifel bem Segaten übergeben Ijat,
roobon nod) 311 banbeln fein wirb.
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fchUefjlich gefagt: Äaif. 2tt. begehren wäre, er, ber «Philippus,
wollte bie Slrtifel, fo bie £utherifchen gu f)aben begehrten, nufS
fürjefte aufzeichnen unb ihm, bem $llfonfo, überantworten,
wollte 3h* 9Jlaj. biefelben gu $anben nehmen unb weiter be*
benfen. 5)odj wär fonberlich 3h* 9Woj. begehren, bog er folche
gterfteidnuS bermafjen befcheibentltdj aufs für&efte unb nicht weit«
läufig [teilen wollte, bamit 3* ^ a i- De ft er mehr Urfac^ ^aben
möchte, ju Vertrag unb Anlegung biefe§ QrrthumS ju fyanbeln.
3h* 9Waj. hielt auch für ba§ Jruchtbarfte, °i e in einer
©nge unb Stille oorjunehmen, unb garniert mit weitläufiger
öffentlicher Verhöre unb 3)tfputation ; benn foldje SBerhöre unb
ftifputation gebät)rten allein weitem Unwillen unb feine (Simgfeit
9luf folch $eget)ren h«t ftcr) Philippus erbosen, bem
£anbel nachjubenfen, unb ein 93ergeic^ni§ ju fteöen; boch will er
oon berfelben l)eut mit *2)octor SB rüden unb anberen ©e*
lehrten juoor conoerfteren, bawach einen begriff machen, ben bem
<£ljurfürftcn oortragen, unb fofern e§ für gut angefefjen unb
beratschlagt würbe, furber fotd)e§ bem 2Ufonfo übergeben."
©icr folgt noch im Original 1 ) folgenber oon ^retfehneiber
auSgelaffener, aber nicht unwichtiger «ßaffuS, ber bie ^>eimtic^fett
bezeugt, mit ber bie (Sache betrieben würbe: „<Sold>§ tjaben wir
banach <$. w. ba8 wiffen ju t)aben, auch nit wollen unentbeeft
laffen, bie e§ nod) &ur jeit in geheimbb ben ftcr) wöHe behalten. "
$ierju fommt nun bie oon ben Nürnberger ©efanbten am
19. 3 un i berichtete Sufcerung 9Welanchtt)on§, bie erft nach feiner
.ßufammenfunft mit 33albe§ am 18. gefallen fein fann: „benn
wie ftch $hi^Ppn§ Sttelanchton oernehmen lägt, wirb oiedeicht bie
©ache %\\ feiner fo weitläufigen §anblung gelangen, fonbern noch
enger eingebogen unb fürjer gefaxt unb gehanbelt werben.
SBorauf e8 aber gerichtet würbet, e§ fen, ba& ba§ oorige [ba3
SefenntniS] oottenb oerfertigt, ober ein anber ©egriff gemacht,
foH ©. 2ß. oon un§ unoerhalten bleiben. * 2 )
Qnbem ich biefe #ufjerung, wie m. @. nicht anberS möglich,
mit ben 93erljanblungen mit SBalbc'8 in SBerbinbung brachte, tarn
ich gu bem SKefultat, bafj Sfletanchthon, nachbem er am 18. Quni
burch SBalbe'3 oom ftaifer beauftragt worben war, auf 3 für^efte
') Eie ©riefe ber Nürnberger ©efanbten an ben SRat »erben jefct im
^Nürnberger ©tabtardjib aufbewahrt.
») C. R. II, 112 f.
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ein 93ergeichni§ ber ©treitpunfte oorgulegen, eben beShalb mit ber
gertigfieflung be§ SBefenntniffeS gögerte unb in ber %at einen
Augenblicf Rauben tonnte, man werbe ©on feiner Übergabe gang
abfegen lönnen; bog er aber baraufhm e8 boch für angemeffen
^tett, am 21. $uni mit SBrücf nnb anbern (Mehrten in Beratung
gu treten, Die feine geheimen Abmachungen, mit benen man ben
9techt3boben be§ AuSfchretbenS gu oerlieren in ©efahr mar, nicht
guthießen. 1 ) S)em hat SBrieger in aßen #auptpunften miber*
fprodjen.
©riebigen mir guerft eine djronologifcfje grage. 9toch
SB rieger, @. 8 f., ift „bie Arbeit am SBefenntniS burd) bie 2Ser*
hanblungen mit SSalbe'S nicht einen einzigen Sag inS ©tocfen
geraten". „IRachbem bie brei testen Sage ber SBodje gang unb
gar oon ben burd) ba§ *ßrebtgtoerbot veranlagten 93erf)anblungen
auSgefüßt waren", hat man ftd) nicht erft nach ber (9tton*
tag, ben 20. erfolgten) ©röffnung am 21. 3uni, — fonbem
„gleich am (Sonntag morgen, ben 19. Quni an bie Jerttgfteßung
ber ©chutjfchrift gemacht - unb fofort mürben auch bie Sftürn*
berger hingugegogen". ^af? bie SBieberaufnahme ber Arbeit an
bem SBefenntniS gegen bie bisherige Meinung nicht erft am 21.,
fonbem fchon am 19. erfolgte, weifj SBrieger trefflich bamit gu
begrünben, bog er ben Nachweis üerfudjt, bafc ba8 unB barüber
- belefjrenbe ^oftffriptum eine§ SBriefcS ber Nürnberger, welches im
Corp. Ref. II, 124 als Seitage gum Briefe oom 21. Quni ab*
gebructt fei, vielmehr gum Schreiben oom 19. gehöre. SJtit stecht
macht er barauf aufmerffam, bafj ber SRat in feinem Antwort*
fchreiben oom 23. auf bie in jenem ^ßoftftriptum geroünfchte
©enbung OftanberS nicht eingehe, fonbern erft am 25. 3 ul "' wo *
wie SBrteger meint, mit ber SBegeidmung „au§ eurem oorigen
fchreiben", im ©egenfa^ gu „ba§ jüngft euer Schreiben" (fo
roerbe in ber Antwort oom 23. ba§ oom 21. begeidmet) ba§ oom
19. gemeint fei. Qn ber £at muj? man bem fcharfftchtigen
Äritifer banfbar bafür fein, bafj er biefen $unft angerührt hat,
aber feine Vermutung ift, wofür er nicht verantwortlich gu
machen ift, eine irrige. $)a§ fragliche $oftffriptum 8 ) gehört (ob*
l ) Sgl. ZI). Äolbe, SRartin fiut&er II, 343. Die BugSburg. Äonfeffion
©. 7. $r. mealengi)«.« II, 245.
*) 2)a$ übrigen« im Original nodj einen Bbfafc enthält, burd) ben bic
Antwort bom 25. (Sogt ©. 19) erft berftänblid) wirb: „©oldjeS f)ab idj
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rooljt eg al§ felbflänbigeS SBtatt na* bcm &anbf*rtftli*en ©e*
funbe gang gut au* ju einem anbern ©riefe gehören fönnte) tat«
fä*U* gu bem ©riefe ber ©efanbten oom 21. ^uni, benn wie
eine ©infi*t in bie ©rtefbü*er be§ SftatS im Nürnberger 2lr*io
ergibt f>at ber fefjr toenig umft*tige £erau§geber ©ogt gerabe
ben $affu§, in bem ber fRat in feiner 5lntroort oon ber ©e*
rufung OftanberS fpri*t — roie au* bei anbern ©riefen man*e§
anbere für ben Jorfdjer Söertoofle au§gelaffen ift — , nt*t mit
abgebrucft. ©§ fjeifjt am <S*lu& be§ ©riefet oom 23. (na* bem
bei ©ogt, <5. 18 f., mitgeteilten) : „roo e§ bie jeit Ijet mügen
erleuben, mir motten eu* auf euer f*reiben, Dftanber hinauf
f*icfen belangenbe, ben ne*fter potf*aft unfer mannung unb
mitten eu* nit oer&alten. Qu ber fe*ften ftunbt auf ben Sag."
©o erflehet jt*, bajj bie Jrage erft am 25. Quni oom Sftate nc*er
befmnbelt roirb, na*bem fte in$roif*en beraten roorben mar. 1 )
Unb ba bamit feftftetjt, bafi baS fragli*e ^ßoftffriptum gu bem
©riefe oom 21. gehört, miffen mir au* ft*er, bafj man erft
na* (Eröffnung be§ 9lei*§tag§, Dienstag, ben
21. ^unt, an bie enbli*e gertlgftellung Deg ® es
fenntniffeS gegangen ift. Jür bie oon mir unb anbern
behauptete ©ergögerung märe alfo bie 3eit jur ©enüge oor*
fjanben, aber roorauf e§ anfommt, ift bie§, ob biefe ©erjögerung
bur* 5Man*tf)on§ ©erl)anblungen mit ©albe§ unb ßampeggt
tjeroorgerufen rourbe, ober na* ber quettenfritif*en Seite auf bie
©eanttoortung ber 3 ra 9 e ' moran -Iftelancfjtfyon g e b a * t
fjat, al§ er ben Nürnberger ©efanbten bie Sftit*
midj erpoten, ©. m. uf§ furberlidjft ju miffen gu fugen, unb fo <$. m. alfo
Ijerauf orbnen motten, wie bann id) für not unb nuej anftilje, @o mellen
un$ (5. m. juoor fjerauff abreiben , roere bicfelben oerorbenten unb mietriet
bei fein werben, bamit mir Snen umb ein Verbirg inbert in ber nelje umb
un§ mögen befefyen, ban mir in unfer Ijerbirg nümant meer fteHen unb
legen Tonnen. "
0 Unter bem 25. 3uni ljeifct'8 im SRatSoerlafj : ,§erm 6. ofianber gen
augSpurg ju reitten mit bem erften abzufertigen unb ju augSb. in unfer
Herren Ijerbergtf) einjunemen, ba£ furberltd) hinauf juf abreiben.
baS in 8 tagen fj. ftroftoff Äoller unb %o. Baumgartner gen
2lug«p. anreitten, unb fold)S foü tjejt Ijirauf anzeigt merben, ine in alroeg
in meiner tjerrn Ijerberd) muegen unbterprodjt merben. — Hm ©onntag ben
26. mürbe Ofianber bann mirllidj abgefertigt: anbreaS onffianber (!) »rebiger
fol man oorreiten laffen.
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tetlung madjte, bic <Sacr)e werbe oielleicr}t gu feiner
fo tocit läufigen Meinung gelangen, fonbern nod)
enger eingebogen unb ftirjer gefaßt werben.
SBrieger gibt &u, ba§ bie Nürnberger ©efanbten barauS
fctjloffen, bajj mögltdjerweife ein neuer ^Begriff (b. I). (Sdmtjfdjrift)
aufgearbeitet werben würbe, überfielt aber, baß au$ ber SRürn*
berger 91 at (wie id)) au§ bem, wa§ er über bie SBer&anblungen
erfuhr, ben (Schluß gebogen Ijat, baj? man eoentuetl gegen ba§
$Heid)§tag§au§fcf)reiben oon ber Übergabe einer fcftriftlidjen
lateinifdjen unb beutfdjen Apologie abfegen wolle. 1 ) ^ebenfalls
cjült Krieger biefe Sluffaffung für unrichtig unb meint oielmefn:,
bajj attelancfctcjon, unb nid)t er allein, an eine ftart oerfürjte
gorm be8 SBefenntniffeS gebaut t)at. Qn fdwrffmniger
Unterfudmng bringt er bie ©ad>e in ^Bcrbinbung mit einer nur
19 9lrtifel bei ©laubenS umfaffenben eigenartig geformten 9te*
genfton ber 9luguftana, ber oben (6. 70) in anberm Qufammen*
tjange erwähnten fogenannten 1 . 9ln3bacr)er §anbfdjrift, unb weiter
mit ber fdtjon oon fförftemann f eftgelegten, un8 gleichfalls
bereits betannten Satfadje, ba& ber Äangler SSogler in einem
©utadjten oom 16. 3 uni *) & ci öen 93er£)anblungen über bie
*ßrebigtfrage empfiehlt, ben Äaifer über ben d)riftlict)en (£t)arafter
ber eoangelifdjen <ßrebigt aufguf lären : „Unb bamit fag. 9flt. unfer
prebiger leren unb prebigen, welche wir für lauter ($oangelion
unb wort ©otteS Ratten, mit ber fürt} gruntlidj beriet werben,
fo ubergeben wir Qrer fen. 9JU. fn'emit beffelben ein lauter an«
geigen in ber eul auf§ fürjt geftelt."
Xtefe fHe^enflon gewinne an ©emid)t für bie oortiegenbe
ftrage, als wir in ©palatinS £anbfd)rift ber 5luguftana unb in
einer lateinifdjen (ber r)efftfci)ert unb ber frangöfif d>en überfe^ung) s )
ein SBefenntniS oon gleicher «egrenjung ^aben, unb wie SB rieger
bargulegen fudjt, mit einem ©djlugpaffuS (ber ©umma), ber
feinerlei Slnlafj gu ber Slnnatjme bot, bafj er nur Überleitung gu
einem ^weiten, bie 2lbf Raffung gewiffer ,3 e * cmol " cn begrünbenben
Seile bieten foHe, ber oielmefn: ein ba§ SBefenntniS abfcr)tiegenber
') Sogt @. 18.
2 ) «rieaer fdjretbt S. 13 äwetmal ferfe^enttic^ 10. 3uli. $a« ©ut*
aalten bei görftemann I, 274 ff.
3 ) görft ernenn I, 355. ftier ober i"d)on ber 9trt. öon ber Zeitigen«
uerefjrung.
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(Epilog fein fotte; unb Stieget ift weiter unter £imoei3.
barauf, bog ber ©palatinfäe $e£t, ber {ebenfalls älter ift als
ber 5lnSbac^fd)e, bie fpätere ©umma nid^t Ijat, fonbern eine ganj
anbere Überleitung jutn groeiten $eüe, ber Meinung, „bag biefe
(bie oben genannten $anbfd)riften) bereits gegen 9ttitte Quni
(nod) oor ber 9lntunft beS ftaiferS) oorfjanbenen (Sdjriftftücfe in
ber %at als felbftänbige gormen be§ SefenntniffeS gu betrachten
fmb" (<§. 24). Slutf) laffe ftdj nadjioeifen, bag angeflehte ber
brofjenben ©efabr bei ben eoangelifd)en dürften bie naioe
Meinung fid) immer metyr 93a^n brad), ob eS fid) nid)t empföhle,
„tur^ unb bünbig blog itjren ©lauben ju befennen, burd) bie 33e*
Kräftigung ifjrer 8e^re unb «ßrebigt mit ber gellen SBafjrfjett
©otteS baS ©efdjrei ber fte^erei oerftummen gu machen, bagegen
bie SBerteibigung i^rer Stnberung in ben $ird)engebräud)en ber
Disputation oor^ubetyalten, bie ja nad) bem 9ieid)§tagSauSfd)reiben
an ben Vortrag ber beiberf eiligen Opinion fld) anf erliegen mugte".
Unb SBrieger fagt feine 91uffaffung, bie id) roortlid) roiebert)o(en
miß, in folgenben ©ätjeu (®. 29) jufammen:
»1. 2Bir finben ju ber in 9tebe fteljenben Qeit (fur$ oor ber
3lnlunft beS ftaiferS) baS beutfetye SBefenntniS, oermutlid) ju ber*
felben aud) baS lateimfdje (unb biefeS aud) bereits in einer
fransöftföen Überfefcung) in ftarf oerfürjter ©eftalt, b. f). auf bie
©laubenSartitel eingefdfränft, unb mit einem etroa ad)t $age
früher nod) nict)t oorfyanbenen .ßufatj auSgeftattet, melier in
feiner lateinifcfyen Raffung ben ©inbtuef eines auStlingenben
©cfylugroorteS madjt, in ber beutföen toenigftenS ebenfo oerftanben
roerben fann — fo bag mir uns faum oorfteden fönnen, biefe
oerfürjte ftoxm oerbanfe itjrc ©ntftelmng bem 3 u f a ^-
2. 3u eben jener geit (fd)on oor ber Slnfunft beS ftaiferS)
ftanb man mit ber (@d)lug*) SRebattion beS ju bem grogen 93e*
fenntniS gehörigen SBor* unb ©djlugroorteS ftitt.
3. (Sin am 16. Quni oon marfgräflid)*branbenburgifd)er
(Seite gemachter 93orfd)lag, baS (beutfdje) oerfürjte SBefenntniS
als Anlage einer tagS barauf bem ftaifer ju übergebenbeu tRcct}t=
fertigungSfd>rift 311 oerioenben, wirb oon Saufen abgelehnt.
9ttd)t für einen folgen ßroeef roie bie prioate SJelefjrung beS
ftaiferS, mar biefe furje, nur über ©lauben unb $rebigt ber
©oangelifdjen 5luSfunft gebenbe Raffung beS SefenntniffeS anregt
gemacht.
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— 93 —
4. Al§ jroei Xage fpätet bie Nürnberger, unmittelbar nach*
bem fte offiziell gu bem SBe(enntnis ber dürften jmgelaffen toaren,
um SBorrebe unb ©djlujj be§ ihnen früher mitgeteilten umfang»
teilen SBe(enntmffe8 anhalten, erfahren fte, ba& ber „93efchlu&
noch immer nicht gemacht" ift, unb 3Jlelancf)tl)on macht hierfür
nic^t ben ©runb geltenb, oon bem er cor einigen $agen ben ba*
mal§ noch ntcr)t förmlich oerbünbeten Nürnbergem gefprodjen fyat,
auch nic^t ben Umftanb, bafc in ben legten gänzlich oon ber
(Sorge um bie (Spaltung ber eoangelifchen $rebigt aufgefüllten
Sagen (eine Qtxt jur Aufarbeitung be§ @chluffe§ nodj überhaupt
jur SBeiterarbeit an ber ©chutjfchrift übriggeblieben fei, als oiel*
mehr bie Unftctjerheit be§ Äurfürften über ben Umfang feiner
Apologie.
5. @leid> am nächften üttorgen (19. 3uni) finbet eine
©ifcung ber Nöte oon ©adjfen, Sranbenburg, Reffen unb Süne*
bürg ftatt jum groeef einer fturchficht unb SRebaftion be§ auf
SBefeljl be§ Äurfürften gefteüten „Unterrichts be§ ©laubenS", be3
nämlichen, oon bem bie Nürnberger „(Sopei empfangen* haben.
Unb e3 wirb oon biefer 2Bieberaufnahme ber Arbeit ein in bie
©üjung „erforberter* ©efanbter Dürnbergs in Kenntnis gefegt. —
9Öir werben (aum mit ber SBermutung fehlgehen, bafj eben in
biefer ©ifcung bem @d)ioan(en in betreff be§ Umfange« be8 SBe*
(enntniffeS ein ©nbe gemalt, ber SBefchtufc gefajjt ift, bie gro&e
©dmtfehrift fertigsuftetlen/
hiernach tjätte alfo 2flelanchthon bei jener Sufjerung gegen*
über ben Nürabergern baran gebaut, bafj man eoentuett (jurjeit)
nur bie ©laubenSarttfel übergeben rootte, unb ^Stte bie Unjidjer*
hett über biefe Jrage bis $um 21. gebauert.
darauf habe ich folgenbe§ ju ermibern:
1. $a§ SBorhanbenfein oon Auguftana*§anbf djriften, bie nur
bie ©laubenSartilel enthalten, ift noch (ein SBetoeiS bafür, baß
fte, um ein für ftch beftef>enbe§ ©anje ju bilben unb ju befonberen
Qtoecfen $u bienen, ^ergeftellt mürben. 1 ) Unb wenn SBrieger
mehrfach betont (®. 26 ff.), bafj fo oft in ben gleichseitigen (Schrift*
ftüdten oon bem, mag geprebigt unb gelehrt roirb, bie
Siebe ift, unb barau§ f fliegt, bog man bie Sefjrartifel in ben
SBorbergrunb fchob, ja barauS beroeifen miß, bafj man baran
») Sie^e Darüber oben <B. 87.
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badjte, eben nur bie Sehrartifel gu übergeben, fo möchte
ich bar auf ^inroeifen, bafj man auch bie ganje Wuguftana
nach ihrer Übergabe als Qufammenftellung beffen auffaßte, mag
bie ^ßrebigcr lehren, (So urteilen 3. 93. bie ©trafcburger auf
©runb be§ ©ehrten unb nach einer 00m Sanbgrafen erhaltenen
8opte: „welche ben nichts roeiterS inhelt, ben roa§
ire prebiger leren.* l )
2. ©3 ift richtig, bafc bie Summa erft im Quni ihre fpätere
©eftalt erhielt, aber fte oerbanft, roie ein Vergleich oou Na mit
ber fpäteren Raffung ergibt, ihre ©ntftehung nicht „bem 3ufall*,
fonbem ber richtigen ©rroägung, bafj bie fdjon in Na oor*
hanbenen, aber bort auf ben ©chlufe beS erften $eil§ unb ben
Anfang be§ $roeiten ©erteilten $lu§fagen mirfungSooller fein
mürben, wenn fte lebiglid) an ben ®d)lufj be§ erften $eil§ gefegt
mürben.
3. ©3 ift richtig, ba& bie tateinifche (Summa afterbingS
fo auSflingt, bafj man an unb für ftdj feinen jroeiten £etl ju
erroarten brauchte, 2 ) aber baS berechtigt nicht ju ber 9luffaffung,
bafj fte ein ba§ SBefenntniS toirflid) abfchüefjenber ©pilog fein
foöte, benn, roa§ 33 rieger natürlich nicht entgangen ift, er
finbet ftch in unoeränberter gorm auch int fpäter übergebenen
SBefenntniS.
4. ©8 ift nicht richtig, bafj SManchttjon, roie 93 rieger in
feinem oierten $untt angibt, als ©runb bafür, ba§ bie Schutz
fchrift noch nic^t fertiggeftedt ift, ben SWürnbergern bie Unftcherheit
be§ fturfürften über ben Umfang feiner 9lpologie angegeben
hat. $>aoon ift in bem Bericht 00m 19. Quni mit feinem 2Borte
bie 9tebe, unb ba§ ift fehr michtig; oietmehr ift Sftelanchthon
barüber im ^roetfel, ob bie ©adje nicht „noch enger eingebogen
unb fürjer gefaxt unb gehanbelt roerben möchte*.
5. ©8 ift richtig, bafe ber Äanjler Vogler bei ben 93er*
hanblungen über bie ^rebigtfrage ben SBorfchlag gemacht hat, jum
SBemeife ber ^rtftltc^teit ber eoangetifchen «ßrebigt bem ßaifer
üorläufig nur bie ©laubenöartifel überreichen ju laffen, aber jener
©ebanfe be§ &anjler§ ober feines 2Rarfgrafen mar nur ein ganj
ephemerer unb jroar im eigeuften (Sinne be8 SEBorteS. 3lm 16.
») «Politifdje fiorrefeonbens I, 463.
») $afj bied bei bei beutfdjen ©umma nidjt in gleicher Söeife ber ftall
ift, h«t »rieger S. 22 felbft ^gegeben.
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mar ba§ ©utacfyten geftellt, nocf) am felbcn 3lbenb würbe über
bic grage oerljanbelt l ) unb unter Slblelmung beS 93oglerfd)en
93orfd)lage§ ba§ oom ßanjler 93rücf oerfafete ©^reiben an ben
Äaifer angenommen, ba§ am 17. abging. 2 ) ^tefeS <5d)riftftücf
würbe au&er oon bem fturfürften aud) oon bem 9ttarfgrafen
©eorg, rote bem ^er^og ©ruft oon Süneburg, bem Sanbgrafen
$(n'lipp oon Reffen unb bem dürften 2Bolf ju Slnfjalt unter*
fdjrieben. Unb roenn je einmal aud) bei ben anbern Jürften ber
©ebanfe aufgetaucht wäre, nur bic ©lauben§artifel ju
überantworten, fo roar er bamit abgetan. £)enn roenn fte in
jenem ©treiben oerlangen, bafc fie nidjt oorjeitig burd) ba$ 95er*
bot eoangelifdier <ßrebigt oerurteilt werben, fonbern nad) bem
2lu§fd)retben „ain§ neben opinton unb meunung alljte gebort, unb
alsban ba§, fo uff baiben fenten unrecht furgenommen
roerb, abgeftelt, unb ju c^rtftltc^er einigt et t bracht
folt werben* (©>. 285), unb roenn fte roeiter auf bie „er^
fc^reef liefen SHeuigfeiten" auf ber anbern ©eite, „beibe in
leren brauchen unb 2Banbel* (®. 286) oerweifen, fo Jjalte
id^ e§ für auSgefdjloffen, bafj bie gürften baran benfen konnten,
nur ©laubenSartitel §u überreifen. 3 ) Unb ebenfo unmöglich ift,
*) 93erid)t ber SWirnberger bom Slbenb beS 16. ^uni: ®o berietet un«
Sorg öogler, ba& gemelbte ftürften aflbereit enbliä) unter ifjnen enrfcr)loffen
fein, bajj fie turj bie $rebigt nid)t abfteflen »ollen, unb bafj audj auf
morgen folfe SNeinung, ber fie gut OJrunb unb Urfaä) anzeigen roiflenö,
ftaif. 3Waj. für Antwort in Schriften übergeben rooflen, C. R. II, 108.
2 ) ftörftemann I, 283. »rieger fdjreibt ©. 30, ber ^oglerfdje »or*
fd)lag roäre bon ©adjfen abgelehnt worben, unb fefct in ber Slnmertung
I)tnju: „audj tooty öon Reffen unb Lüneburg, falls biefe, n>aä roaljrfdjeinttä),
fct)on bamalS mit bem Äurfürften gemeinfame ©aä)e im öefenntniS gemalt
Ratten. 9?att)tt>eifen rönnen mir bieS erft für ben 19. Sunt." Slber baS
einjige ©djriftftüd, n>eld)eä und über bie s 3b(eE}nung berietet, ift eben ba£
©abreiben an ben Äaifer bom 17. ^unt, inbem bie ebangelifd)en dürften
5um erftenmal fdjriftlid) alä in ber 93elenntntöfad)e SSerbünbete auftreten,
unb e8 ift ju beadjten, bafj ©rüd barin SoglerS ©utadjten benufet fjat.
©gl. bie Ausfüllungen, ba| baS SBort ungebunben fein müfie, unb bon bem
SBorte ©otteS alö ber ©peife ber ©eele, unb ben £inn>ei* auf 9Kattf>. 4:
$er SRenfd) lebt nidjt bom ©rot allein., ftörftemann I, 275 u. 284.
a ) ©rieger freiließ , ber aber, foroeit id) feljcn fann, biefe« ©djriftftüd
nidjt herangezogen f)at, bemerlt gur 2lblef)nung be3 ©oglerfdjen ©orfdjlagS
©. 30: „9Wd)t für einen foldjen 3t»ed, wie bie pribate ©eletjrung be« SaiferS,
roar biefe rurje, nur über GHauben unb *ßrebigt ber (Sbangelifdjen ÄuÄfunft
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bafj ^elanrfjt^on bei ber fraglichen Sujjetung an bie Nürnberger
(etwa am 18. Sunt) ein folcheS auf bie ©lauben§artifel be*
fdjränfteS 93efenntni§ im Sinne r)atte.
3u bem gleichen ©rgebni§ führt eine SInalofe ber Berichte
über bie SBerljanblungen 9ttelanchtbon§ mit 93albe'8 (ftecje oben
©. 86 ff.).
2lucf) nac^ Krieger fyaben bie 3$erf)anblungen mit bem
faiferlichen ©efretür alSbalb nach Slnfunft be8 &aifer§ be*
gönnen, unb Sftelanchtfjon fyat im Verlaufe be§ ©efprächeS, nach«
bem ihm 93albe§, fo berichtet bie „3 e ü un 8"> oon ben fpanifchen
9So.rfteflungen über bie lutherifcfje $e$erei ^Mitteilung gemacht
hatte, biefen gu überzeugen gefudjt, „bie lutberifdje ©adje märe
nicht gar fo weitläufig ungefchitft, at§ oieUeicht flaif. SHajeftät
eingebilbet mürbe, unb ftänbe oornämlich ber ßwtefpalt auf biefen
5lrtifeln, nämlich w>n beiber ©eftalt be§ ©aframentS, oon ber
Pfaffen unb 3Könct) ©he, oon ber Steffen, alfo baj? bie luttjerifchen
bie fonbern einzelnen Steffen nicht für recht halten (önnten.
9Bo man biefer Slrtifel oertragen, fyiett er bafür, e8 fodten fonft
in allen anbem motu* Littel unb gute Drbnung gefunben
roerben." *) $>iefe Äußerungen müffen cor ©amStag, ben
gebenbe graffung &e§ 33elenntniffe$ 3uredjt gemalt." 5)afj man aber bem
erften leite, um il)n allein ju übergeben, befonberS „surecf}t geinad|t", läßt
fict) nicht erweifen, unb. wenn Sörieger S. 13 barauf SBert su legen fd)eint,
baß Sogler in feinem ©utad)ten borfdjlägt ju fcfjreiben : „@o ubergeben mir
3rer tau. SWr. Ijiemit beSfelben ein lauter anzeigen lyn ber eql erft ofS
fur^t geftellt" (ftörftemann I, @. 280), fo erflärt ftd) biefer SluSbrurf
jur Genüge barauS, baß er feljr woljl wußte, baß aud) bie ©laubenäartüel
längft nodj nid)t iljre fertige ©eftalt erhalten Ratten. Unb weiter, wenn man
audj ben ©ebanfen SSoglerS oerftefjen !ann, eben um ber ^rebigtfrage
willen einftweilen bie ©laubenSartifel bem ftaifer $u überreifen, fo ift mir
unoerftänblich , roeldje Seranlaffung man ohne biefe fpegielle SRüdfidjt
Ijaben tonnte, öon ber Mbfteuung ber SRißbräudje, um beren bogmatifdje
Berechtigung eS fich boefj bor allem, wie man oon Anfang an annaljm, auf
bem 9teia)Stag Rubeln mußte, oorberfjanb au fdjweigen, unb biefe für eine
etwa münblidje S)i80utation, bie bod) folgen mußte, äurütfjuftellen.
l ) ®abet beachte man ben 3 u fammenllang mit bem, ma8 2Relanä)t1jon
nach bem Seridjte be§ 3ona$ am 13. 3uni mit Jpeinrid) oon 33raunfä)weig
berljanbett hatte, ©nberö VII, 381: Dux Brunsvicensis optima quaedam
de publica causa colloquutus est cum Philippo. Dixit enim et se nunc
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18. 3uni gefallen fein, benn bie Nürnberger f$reiben weiter:
Riefen $erid>t l»ätte ftcf) obgemelbter 3llpfwnfu§ 8aifer. SRajeftät
oorsutragen oerfangen unb am ©amStag ben ^ilippu§ wieber
berieft/ £iernad> ift flar, baj?, al§ 9ttelandjtf)on (nad) bem
«Bericht oom 19. guni) fpäteftenS ben 18. 3uni ben ©efanbten
gegenüber bemertte, „ba& bie ©adje otelleidjt in feiner fo weit*
läuftigen §anblung gelangen, fonbern nod) enger eingebogen unb
türjer gefaxt unb gefyanbelt werben möge*, ba§ ©leiere im @inne
fjatte. §ält man beibe zeitlich, fiel) fo na&eftetjenben 9lu3fagen
unbefangen nebeneinanber, fo tann m. ffi. barüber fein ^weifet
fein, bafc 3fteland)tf)on f)ier wie bort unb nrie bei ber Übergabe
ber $orgauer Sirtitel baran gebaut, ba& eine 9lu§einanber»
fe^ung über jene praftifd>en fragen bie §auptfadje
fei, unb bafj barum allerbingS bie Slpologie, wemgftenS in ifjrem
j ewigen Umfange oielleidjt gar ntdjt nötig werben mürbe. geben*
falls fann id) mir nict>t oorftetten, bafj berfelbe 2Retand)tc}on, ber
nadj SBrtegerS Meinung fogar mit SBiffen ber furfürftlicrjen
SHäte mit 93albe3 oerf)anbelt, ilmt bie§ au§einanberfetjte unb zu
gleicher 3"* — müfcte man bo$ nad) SBriegerS £opo=
tejefe annehmen — baran backte, ber Apologie eine ©eftalt gu
geben, bie gerabe prinzipiell oon ben Zeremonien unb praftifcfyen
fragen abfielt, unb nur bie ©laubenSartifel, wenn aud) einft*
weilen, als bie §auptfad)e bem &aifer gu überantworten.
Unb SBalbe'3 unb ber Äaifer f äffen bie <5ad)e aud) ätjnltdj
auf tote bie Nürnberger. 3tteland)tl)on3 5luSlaffungen werben
oon S3albe§ bem Äaifer mitgeteilt, ber fte wofjlwollenb aufnimmt,
ebenfo ber päpftltcfye £egat, ben ber Äaifer barüber oerftanbigen
lägt. 2lHe§ bieS oerläuft groifc^en bem 16. unb 18. Quni. Unb
nod) am 18. lägt SBalbeS 3Reland)tt)on ju fld^ fommen unb be*
richtet if)m, wa8 injmifcben gefd^e^en. SBir erfahren, bog ber
äaifer au§ bem ©ef)örten ben ©inbruef gewonnen, baf? e§ oiel*
leicht möglich wäre, um ba§ öffentliche 93erf)ör, beffen 2ln*
fünbigung iljm tängft leib geworben, Ijerumzutommen ; er lägt
9tteland)tfwn feine Überzeugung mitteilen, e§ fei „baS $rud)t* •
aliquandiu forsan inde a reditu ex Italia legisse in Novo Testamento,
plarimum cepisse fruetum ex hac lectione, videre se utramque speciem
liberam etc. coniugium sacerdotum, libertatem monastices etc. abolitionem
missae quaestuariae etc. libertatem in eibis eiusdem esse articulos, qui
iure non possint damnari, et ibi Deo dante vias inveniri posse concordiae.
Äolbe, Hitfläb. Sonfeffton. 7
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barpe, bie @ad)e in einer @nge unb @tittc oorjuneljmen unb gar
nidjt mit wettläuftiger öffentlicher Sßerljöre unb 3)iSmitation",
b. i). wie baS na$ bcm SluSfdjreiben beabpd)tigt war, unb ber
ftatfer unb SBalbe'S fdjlie&en offenbar auS 9ttetand)tfwnS föebe,
„bie lutf)erifd)e @adfre wäre ni$t fo weitläupg unb ungefd)icft", !
bafc bie* aud) feine 9lbpd)t fei. Unb wie tonnten pe anberS!
3Bie ip eS nad> aücbem möglich, mug id) nod) einmal fragen, ju
meinen, bafj 9Reland)tbon, als er )u gleicher Qeit ben Mm*
bergern mitteilte, baS SBetenntniS fönnte nod) enger eingebogen
unb nod) türger gefaßt werben, baran backte, bem ftatfer ein nur
bie ©laubenSartifel umfaffenbeS SBefenntniS ju überliefern?
34 ntufe bafjer baran feftfwlten, maS 93rieger gang be*
fonberS beanpanbet, bafj 9Mand)tlwn mit ber gertigfteQung beS
SBefenntniffeS jögerte unb einen 9lugenblid baran backte, man
werbe oon ber Übergabe beSfelben gang abfegen fönnen. $enn
„auf baS SBege&ren, bie Slrtifel, fo bie Cutfjerifdjen gu baben
begehrten (jene ftreitigen Qeremonienfragen) aufs fürgefte auf»
gugeidjnen unb tf)m bem 9l(plwnfo gu überantworten", geljt er ein.
Die Nürnberger ©efanbten berichten auSbrücf lid) : „9Iuf fold)
S8egeb,ren fyat fid) ^ß&ilippuS erboten, bem $anbet
nadjjubenfen unb ein $Berjeid)ni§ $u pellen." 5111er*
bingS, elje er weiter §anbelte, befd)lo& er, erp bie ßuftimmung
beS Äan&lerS $rüd unb be§ Surfürpen einholen — wogu er
aber erft nad) brei Sagen fdjritt, pdjerlid) fein Argument bafür,
ba| er fd)on bis jetjt im ©inoeme^men mit ben furfürplid>en
ftäten gef)anbett Ijat. Unb ber Erfolg war eine 9lblefmung feiner
@onberoerf)anblungen unb ber $efd)luf?, nunmebr enblid) ba§ 33e-
tenntniS fertiggupellen, unb bieS fofort inS 2Ber( gu fetjen. 1 ) Unb
ba§ war nirf)t, wie ©rieger annimmt, fdjon am (Sonntag, ben
') 55a3 ift jmar nirgenbg bireft berietet, aber ba ber Starnberger ©efanbte
St)riftoM Jfrefj in ber 9fad|fd)rift bem Briefe, in bem er berietet, bafc
3Relandjtf)on „t)cute" mit Srütf „conberfieren" wolle, bie Mitteilung madjt,
• er fei foeben in beS foirfürften Verberge gerufen morben, wo üjm in &n*
wefenbeit ber fäd)ft)d}en, branbenburgif d)en , t)effifdjen unb tüneburgifc^en
SRftte eröffnet worben, man fei jefct baran, „bie Sirtitel weiter ju überfefjen,
p ftettcn unb $u befdjlicfeen", fo ift ber <Stt)lufj gercdjtfertigt, bafj SMandjtbonS
Eröffnungen an 23rütf unb bie Beratung, wie ber angegebene SBefdjluf? ber
fämtlidjen ebangelifdjen SKäte miteinanber in Serbinbung fielen.
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19., f Ottbern rote fäon früher (@. 90) feftgefteat rourbe, erft
$ien§tagg, ben 21. Quni ber JaU.
$>amit roaten 9Jleland)thon3 &erhanbtungen, offiziell roenig;
ftenS, ju ©nbe, aber rote roeit roaren fte überhaupt gebieten?
£ier ergibt (tdj nun bie ®ifferenj groifd^en ben un£ er«
haltenen beiben Berichten aug eoangeltfchen ftreifen, bem Briefe
ber Nürnberger unb ber 3eitung auS Augsburg, bag bie letztere
auf bie Bemerfung, ber ßatfer fjabe bent Balbe'3 befohlen,
„^hilippo su fagen, baS er on äBettleuftigfeit ®r. 2ttaj. ein für*
BerjeicfmiS fände", bie Sorte folgen lägt: „bag Philippus
alfo gethan, unb barumb auch bem 9llphonfo befohlen, jum
Legaten ju gehen unb mit t^m barauS gu ^anbeln. Qft auch
alfo gefdjehen, unb ift ber ©tog am größten allenthalben in ber
9fteffe. Sögt ftd) alfo ©ort £obe ju guter Hoffnung an, ber
ftatfer roode ber (Sachen gern Reifen, ©ott h<*t auch fein Littel
gu ifjme geworfen. * $)iefe -ftachricht geroönne an ©eroicht, roenn
ftd) roirtlich ©palatin als Berichterftatter nachroeifen liege, roa§ aber
lebiglich fpätere Vermutung §u fein fdjeint; unb ba ber SlugS*
burger Bericht in bejug auf bie Chronologie nicht flar ift, rotrb
man au§ ihm allein nicht fliegen fönnen, bag 9Mand)tf)0tt, fei
e§ oor ober nach ber Befprechung mit Brficf, roaS im ^öc^ften
SRage unroahrf djeinlich ift, etroaS Schriftlich e3 abgegeben fyat, unb
fönnte in ber SlugSburger Qeitung auc h e * ne Berroechfelung mit
ben münbtid) fixierten fünften oorliegen.
Qmmerhin hatten bie Beratungen mit Balbe'S unb mittelbar
mit (Sampeggi noch weitere folgen. Selche Bebeutung man
ihnen beilegte, jeigt bie Jatfache, bag auch auswärtige ©efanbte,
bie baoon erfuhren, ftch beeilten, oon ber beoorftehenben SEBenbung
ber $>inge in bie £etmat ju berichten. 3)er mantuanifche ®e*
fanbte Antonio Bogarotto fchrieb an ben ^erjog oon SHantua,
bie lutherifchen Jürften hätten „fupplictrt", ihnen oier fünfte
ju gerofir)ren : 1. bie Belaffung be§ eingebogenen ßirchenguteS im
Beft§ ber fiaien, 2. ba§ 9lbenbmahl unter beiberlei ©eftalt,
3. bie bei ber Sfteffe oorgenommenen $nberungen, 4. bie s ßriefter*
ehe, roorauf ber $aifer ihnen geantwortet, bag er nach Wi^t
unb Bernunft hobeln roerbe, unb fofort ©ranoella jum Segaten
gef chief t h^e, um auf ©runb biefer Jorberungen mit ihm gu
7*
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— 100 -
beraten, quid agendum. 1 ) tiefer 99erid>t, her oon 9Mand)tl)on
gar md)t§ ermahnt unb bie gtoberungen ber „dürften" unmittelbar
an bie SSerbanblungen ber eoangelifdjen ©tänbe mit bem Äaifer
über bie <Prebigtfrage anfältefet, rourbe fpätefteng fdjon am
20. Quni niebergeftfirieben, 2 ) infolgebeffen fann eg ftdc> nur um
ba§ fjanbeln, roa§ man ftdt> auf ©runb ber münblidjen 2lu3«
laffungen 2Relancf|t(}on3 barüber erjä^lt Ijat, ntc^t um fdjrift(i$
fixierte fünfte. SBenn babei al§ etroa§ 9leue8 bie Jrage be§
$trd)engut§ erfd>eint, fo roirb ba3 nid)t auf freier (Srfinbung
berufen. ©3 liegt roenigftenS fefjr naf>e, bafj 93albe§ aud) biefen
<ßunft berührte, unb SJtelandjtljon bann nict)t anberS tonnte als
ju bemerfen, bafc bie SBelaffung be§ SltrdjengutS eine felbftoerftänb*
lid)e gorberung ber *ßrotejtanten fei. 3 )
3lu§ ber gleiten Qeit roirb ber einfdjlägige, leibcr nid)t
genau batierte 33eridjt be§ oenetianifcfyen ©efanbten $iepolo
flammen.*) SBäfyrenb nun ber Sftantuaner, roenigftenS ift bte§
ba§ Sßadrftliegenbe, feine ftunbe oon 93albe'§ ober aud) ©ampeggi
gehabt fyaben roirb/ f priest manches bafür, bafc ber SSenetianer
bie 2Bünfd)e ber „^ßrebiger", roie e§ bier fjeifjt, burd> bireften
SBerfe&r mit 9ttelantf)tf)on erhalten Iwt, ben roir mit ©ic^er^eit
nadjroeifen tönnen. greitid) ber berüchtigte $rtef 3Mand>tIjon§
an ßampeggi, ber in mehreren §anbfdjriften Oratori Thepulo
Cfciepolo) jugef ^rieben roirb, 5 ) ift md>t an biefen gerietet,
>) 3 uer T* bei CXfyomaS) Martin Suujer unb bie DJeformationgberoegung
in $eutfd)lanb bom 3al)re 1520—1532 in SluSsügen au« Marino «SanutoS
Diarien. SlnSbadj 1883, @. 169. öoßftänbig in ben Diarii di Marino
Sanuto. 93b. 53. (8ene$ia 1899.) ©. 326.
«) 2Ba$ meines SBiffenS eift »rieger a. a. C 6. 36 feftgeftettt t>at.
3 ) SUitt) ift au beadjten, ba§ man in ebangelifäjen Greifen in jenen
lagen gerabe fürdjtcte, beSfjalb angefügten 51t werben. Wadj einem 9tata*
nerlafj öom 25. 3uni bef djlofe ber Nürnberger 9?at „ber Höfter fjalb ju rat*
l'djtagen, roo man« rofirb anfedjten" (ÄreiSardjib in Nürnberg).
*) Sanuto a.a.O. ©.312: Li predicatori hanno rechiesto 4 cose a
l'iraperator, la prima che Ii laici se possi no communicar sub utraque
specie come fanuo Ii preti ; secondo che Ii preti et frati possano tutti tuor
raoglie, et si raferma la inessa removendo le cosse agionte da pontifici
et da altri; tertio che l'hostia non se debbi offrir in sacrificio per non
esser in essa, come se tien, el corpo de Christo se non in figura et non
. . .; la quarta che a preti et frati non se lassi de intrada se non
quanto bastasse per il viver loro, el resto rimanesse a laici.
6 ) 5Bom 6. guli. C. R. II, 169 f. t*gl. baju bie »riefe be$ ffiofetlu* in
SSenebtg ebba. S. 226 u. 243 unb SöenratI), 5af>rbb. für prot. ^eoloßie
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- 101 -
fonbcm roirflid) an <£ampeggi; aud) ift eine 2ttitte bet fünfgiger
Safjre oon ben geinben 9Mand)tf)on§ in Umtauf gefegte, un8
nid)t erhaltene ©piftel an Siepolo ftdjer eine Sälfc^ung geroefen,
benn mir bürfen 9fteland)tl)on glauben, wenn et am 5. September
1556 oerfidjert, niemals an Siepolo gef trieben gu ^aben; aber in
bemfetben ^Briefe an Jlaciu§, in bem er bieg fcftftcttt, berichtet er
un§ oon einer Unterrebung, bie er mit Siepolo roäkjrenb be§
2lug§burger 9leid)8tag3 gehabt ^at. 1 ) 3)anad) ftat ber oenettanifdje
©efanbte ben Auftrag gehabt, bem fäd)fifd)en ßurfürften feine
3)ienfte anzubieten. Um bem oenetiamfcben (Senat bafür gu
banfen, fei er, offenbar roeil er in latetntfc^er (Spradje ba§ ©ort
führen foHte, mit bem Äangler SBrücf gu Siepolo getieft roorben.
9tad) feiner Siebe, in ber er feiner Angabe gufolge auf bie
iReligionSftreitigtetten gar nic^t gu fprec^en getommen fei, habe
ber ©efanbte gleidjroofyl 93etroaf)rimg bagegen eingelegt, feine
$lu§laffungen etroa als eine ßufttmmung gu ber im fäd)ftfct)cn
©ebtet angenommenen ße^re aufgufaffen. erroiberte," be=
richtet 9Mand)tt)on, „roir hätten bie (Sad>e nict>t fo aufgefaßt,
hierauf fprad) ich, roie eS notroenbig mar, oon ber Sugenb be3
dürften, feiner eckten Jrömmigfeit, unb ba& er bie 8ef>re ber
fatfjolifchen ftirche betenne (amplecti), aber bie Sttt&oräuche oer*
merfe, unb nmnfdje, ba& (Streitfragen, meiere aufgenommen feien,
entfcfyieben mürben, unb für ba§ 2Bof)l ber gefamten ^irct)e geforgt
roerbe." Qn biefem (Sinne f)abe er mit bem ben ©oangelifdjen
feinbfeligen 3Renfd)en gefprodjen unb roof)l noch einiget 91H*
gemeine gur ©ntfdwlbtgung ber (Soangelifchen gefagt, toobet er
ftch an ben SB&ortlaut nicht mehr erinnern (önne. s Jtachb**
habe man feine SBorte notiert/) roorauS n>of)l ber frag*
liehe SBrief entftanben fei.
9Ba§ e8 mit bem fraglichen ©riefe für eine SJemanbtniS t)at,
interefrtert un§ hier nicht, aber ma§ 9Heland)tf)on über feine
1882, 6. 179. Sin ber @ä)Ujeit be* »riefe* äReland)tf)on* an (Sampeggi !ann
gegen Sriegcr* Meinung (@. 37 9lnm.), ber übrigen* webet barauf nodj auf
bie Regierungen äRelandjtfyon* gu Siepolo eingebt, meine* (£rad)ten& gar fein
3roeifcl fein, ba er mit atfem, t»a* wir Oon äRelandjtljon* urfprünglidjer
Sluffaffung oon (Jampeggi unb mit bem, maö fid) über feine Haltung in
ber Einleitung gur ftuguftana k ergeben tyat, Dottftfinbig ftimmt.
') 0. R. VIII, 939. «gl. ©alig, «ollftänbige fciftorte ber BugS»
burgifajen ßonfeffion. III. (Salle 1735.) <S. 229.
*) Postea mea verba quoquo modo annotata sunt.
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— 102 —
ttnterrebung berietet, lägt ber Vermutung föaum, bog er bei
biefer (Gelegenheit auch auf jene fünfte hingeroiefen hat, auf bie
e§ nach feiner 9luffaffnng hauptfächlich anfomme, bie bann ber
©efanbte als SBunfcf) ber $ rebiger fixierte unb in bie $etmat
berichtete. *2)ag £iepolo flc in feinem (Schreiben obenanfteUt, noch
oor feinem SBeridjt über bie (Eröffnung be§ 9teich§tag3 (20. Sunt),
bezeugt nur bie SBichtigfeit, bie ber eifrige Vertreter ber römifc^en
ftirche ben fraglichen &u§laffungen beilegt, unb ift noch fein 9Jeroei§
bafür, bog bie fragliche Unterrebung, mit ber ich oermutungSroeife
feinen Bericht in SBerbinbung bringe, oor bem 20. ftattgefunben
hat, obwohl ba§ immerhin möglich ift. ®benfowenig fann aus
bem Umjtanb, bag SSrücf bei biefen $ugerungen zugegen roar /
gefchloffen werben, bog 2ttelanchthott im ©inoernehmen mit biefem
auch mit 93olbe§ oerhonbett höt. 3)enn nach ber ganzen Seich*
nung ber Situation burch 9Jcelanchthon ftnb feine $tugerungen
über bie religiöfe JJrage, öie SBermerfung ber 9Jttgbrauche :c. nur
im Verlaufe beS ©efprädjS gefallen, um feinen fturfürften unb
bie ©oangelifchen überhaupt ju entlaften, nicht ober, um baron,
n>ie in ben SSerhanblungen mit SBalbe'S, beftimmte SBorfdjläge ju
fnüpfen. S)ie gan$e ©pifobe tyat Überhaupt nur bie SBebeutung,
oon neuem }u geigen, wie fehr SWelandjthon geneigt mar, in
gegnerischen Greifen bie Meinung ju erweefen, bog e§ (ich wefent*
lieh um 2lbfchaffung gewiffer Sttigbräuche hanbele ober um genriffe
Äonjefftonen feitenS ber altgläubigen Partei.
Unb ben ©inbruef, bog e§ ftch in ber oon ben proteftierenben
<5tänben oorbereiteten „Dpinion unb Meinung* eben barum
brehen roürbe, h«tte nach *>en Mitteilungen be§ faiferlichen
<Sefretär§ auch *>er Äarbinal <£ampeggi erhalten, benn er fchreibt,
roie SBrieger roahrfcheinlich macht (@. 39), am 23., er habe auf
nerfchiebenen SBegen erfahren, bag bie ©oangelifchen (in ihrer ben
Hag barauf oorgulegenben Dpinion) fich auf oier fünfte he-
fchränfen würben: 1 ) 3lbenbmohl unter beiberlei ©eftatt, ^ßriefter*
jölibat, SJlegfanon, unb roa§ hier 3 um erften 9ftale er«
fcheint unb für bie ganje Unterfuchung fehr wichtig ift, ein all*
x ) Per diverse vie intendo che vogliono restrinjjersi a quattro punti.
33et Sä mm er, Monumenta Vaticana. ^reiburg 1861. @. 43. Über biefe
un§ leiber fn'er unöoflftonbtg überlieferte Eepefdje bgl. bie feljr wichtigen
Darlegungen Don Krieger ©. 39.
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- 103 —
gemeines Äonjil. 1 ) „Euch wollen fte, wie man faßt, ben ©eifc
liefen bie ©fiter nehmen", 2 ) unb bte Witt, rote biefet Sßunft In«
noch angefügt roirb, beftättgt meine oben ausgekrochene 93er*
mutung, bog biefe Jraae bei ben SBerbanblungen nur nebenbei
jur Sprache tarn. Qn biefer allgemeinen Jorm berichtete ©am«
peggi bem ÄarbittalftaatSfefretär ©aloiati in feiner in oerfdjiebenen
9lbfätjen getriebenen 'Sepefche, bie am 26. 3 un * abging.
©Ietrf)rool)l mufj er ziemlich ju berfelben 3 C ^ m ^ Krieger
in meifterüdjer Unterfuchung bargetan, in offizieller SBeife oier
beftimmte fünfte al§ Jorberungen ber £utt)eraner nach SRom unb
jroar unmittelbar an ben $ap ft, oiefleicht burd) eigenen 93oten,
gefanbt haben. 3 ) <£§ fragt ftd) nun, root)er biefe oier fünfte
ftammen. |>at SManchthon oielleicht boch nodt), rote bie Leitung
au§ 2lug§burg an bie #anb §u geben fdjeint, bte gorberung ber
©oangelifrfjen für SBalbe'S fixiert, b. % fo müfjten roir ja an«
nehmen, ba er erft mit $8rücf barüber fonferieren roollte, offiziell
unter ©utheifcung fßxüdi unb be§ fturfürften? 3)a§ ^alte ich
angeftd)t§ ber Vorbereitung für bie unmittelbar beoorftehenbe
Übergabe be§ 5Betenntniffe§ für unmöglich.
SIber roie ftnb fte bann entftanben? Mer SBacjrfcheinlichfeit
nac^ in berfelben SBeife, roie bie oon Xiepolo nach Venebig
gefanbten. „3h*e Formulierung", fo fagt SBrieger mit Stecht
(©. 43), „roirb auf 93alb<£ gurüefgehen, inbem biefer auf ©runb
ber münblichen Äußerungen 9JManchthon§ bie Jorberungen ber
(Soangelifchen fixierte." 9lber roenn SBrieger „in juoerläffiger SBeife
ihren Inhalt au3 ben Mitteilungen ber Nürnberger entnehmen*
roiH, obroohl ber oierte Slrtifel roahrfcheinlich ftch auf bie
l ) 11 quarto che omnino si t'aecia un Concilio generale, nel che io
so la mente di. N. S. (fiümmer 6. 44.)
s ) Ancora dicono di War Ii boni alli Ecclesiastici, che saria la
rovina di tutto lo stato Ecclesiastico. ibid.
3 ) @§ genügt, fyex auf ©rteger 3. 41 unb bie bort mitgeteilten
Ouettenftetten gu bermeifen, nur möchte ich craanjenb noch bemerten, bafe
biefer SJepefdje an ben $apft auch bie 9leid)$tag8propofitton beigelegen
tjaben mufe, bie ©ampeggi urfürünglid) feiner 3>epefche an <SaU>iati beilegen
moÜte (Con questa mandero la cojiia de la proposta fatta in queata
prima sessione etc. fiämmer ©. 42), bie aber frfifjer als baS am 26.
öoßenbete ©abreiben an ©altoiati abgegangen fein mu&, ba fte naefj bem
Bericht be$ Stnbrea« bei «urgo bom 12. Suli (bei «rieger ©. 49) fdjon
im ftonftftorium bom 6. beriefen mürbe.
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— 104 —
gorberung «ne§ allgemeinen Konzils begoßen f}abe, alfo bie 93er*
anlaffung ju ihrer ftirjerung in ben bi« jum 19. Qunt ge*
pflogenen «erhanblungen ftef)t, fo fonn icf> baS nicht für richtig
galten, ba fdmn ba3 $tngutommen bet flonjilSfrage ba*
gegen fpricht.
«3$ möchte oielmehr eine anbete Kombination roagen — unb
auf Kombinationen unb SBermutungen ftnb mir bei bet 3)ürftigfeit
ber Duellen allein angenriefen.
Jür Sflelanchthon roaren nach bet Untettebung mit SJrücf
am 21. 3uni bie Sßerhanblungeu mit 93albe'3 boctj nicht oollftönbig
abgetan, durfte et fte auch nict)t im tarnen bet eoangelifchen
©tänbe filmten, fo l)ielt et fid) boeh füt berechtigt, perfönlich mit
ihm weitet ju oerfehren. $>a$ miffen mit oon ihm felbft, benn
et ^at Sßalbe'3 fogar, roie et an (£amerariu£ (etroa ben 26. Quni)
fchreibt, oon bem 58efenntni§ oot feinet Übetgabe ©inftd)t nehmen
laffen unb gu feinem @d)recfen erfahren, bafi et e3 ttotj be§ 93er*
fafferS SBefiteben, aOe§ fo milbe als möglich ju faffen, fchärfer
(mxQOTfoov) fanb, al§ e§ bie Oegner ertragen fönnten. 1 ) Mach ben
früheren SBertjanblungen ift e8 mahrfcheinlicf), bafj 2ftelanchthon ihm
fpegiell ben jroeiten $eil gezeigt f)at, benn nur auf biefen fann ftch
ba§ nixo/nepov im Urteil bei 23albe'3 beziehen. ®afj man babei
mieber auf jene brei fünfte gu fpredjen (am, roirb man ohne
weiteres annehmen bütfen, benn baf? fte füt Sttelanchthon, auch
nach allem, toa§ injroifchen bei ben legten Beratungen bet eoan-
gelifchen ©tänbe oethanbelt motben roat, bie §auptfad)e blieben,
baS jeigt bet Umfitanb, bag et, ohne bajj bie ©egnet bagu eine
SBeranlaffung gegeben hätten, an bemfelben $age, an bem et
jenen SBtief an GamerariuS richtete, an fiuther fchrieb: Nunc
mihi constituendum, priusquam respondeant adversarii, quid
velimus concedere ipsis; de utraque specie, de Con-
iugio, de pri vata Missa; oninis erat deliber atio. 2 )
>) Ego mutabam et refingeham pleraque quotidie, plura enim
mutaturus, si nostri ovuif oa>Suoy^ permisissent, ac tantum est, ut lenius
iusto scriptum fuisse iudicem, ut verear mirum in raodum, ue qui sint
offensi libertate nostra. Nam Valdesius Secretarius Caesaris vidit,
aatcquam exhibuimus, ac plane putavit xixoomoov esse, quam ut
fenre possint adversarii. C. R. II. 140.
*) C. R. II, 141.
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— 105 —
9lber bei biefet Unterrebung mit Sßalbe'S — ftc fonn nach
bem SBriefc an (EamerariuS fchtoerlid) früher als am 22. ober 23.
geroefen fein — , wirb it)m 3Man<hthon, nachbem injrotfchen
SBrücfS SSorrebe befdjloffen mar, auch oon bex erneuten gorberung
eines Ä onjil S gefprodjen haben. (So ertlärt ftc^ mir ber Umftanb/
bap, nachbem in ben bisherigen SBerhanblungen, fotoett ich fetje,
biefe grage oon ben ©oangelifchen noch nicht mieber angefcf>nitten
mar, ©ampeggi in feinem SBerid^t an ©aloiati bie gorberung
eines ftonjilS nunmehr atS oierten *ßunft aufführt. 3)cnn bog
(Sampeggt, atS er btefeS fcrjrieb, oon neuem burch Sßalbe'S über
ben gortgang ber $)inge unterrichtet mürbe, roirb man faft mit
Sicherheit fliegen muffen, ba er, roa§ bisher nicht beachtet
roorben ift, als Argument ber ©egner für bie 9luf*
hebung beS ßötibatS eine fehr fpejielle fufjerung
auS bem SefenntniS anführt, baS er fchroerlich burch
jemanb anberS als 93albe'S, ber baS 93efenntniS gefehen hatte,
erfahren haben fann, benn er fchreibt: „Allegano nostri
Canonisti, quali dicono che cosi come la Chiesa ex magna
causa ordino il Celibato, cosi adesso majori ex causa si
doveria levari." l )
®S bebarf (einer weiteren (Srflärung, bafj MbcS oon bem,
roaS er oon 9Mantf>thon in erneuter Unterrebung gehört hatte,
auch ©ranoeua ober ben $aifer in ÄenntniS fefcte. §atte ftch
SManchthon auch nur als *ßrioatperfon geäußert, fo mar er boch
immerhin ber angefehenfte unter ben euangelifchen Geologen, unb
feine SluSlaffungen burften als authentifche SEBtebergabe ber
Stimmung gelten. ^Daraufhin nrirb SBalbe'S ben Auftrag erhalten
haben, fte fchriftlich ju fixieren unb, bamit man auf ade gätte
miffe, wie SRom ftch bagu ftetle, fte burch ©ampeggi birett an ben
$apft fenben gu laffen, ein Verlangen, bem ber fiegat fofort nach*
tarn. s Jloch ehe er feine fcepefcrje an ©aloiati abfenbete, müffen
fte nach SRom, unb jroar roohl als $lrtitel 9ttelanchthonS, ab*
0 Sämmer, ©. 44. Xagu bgl. man om Anfang beö 23. 9ttilel£:
Quam ob causam et Pius papa dixisse fertur fuisse aliquas causas, cur
ademtum sit sacerdotibus coniugium sed multo maiores esse causas,
cur reddi debeat. Xafj Ijier öon $iu£ II. bie Siebe ift, bort oon „Sanomftt"
— ob irgenb ein namhafter fianonift fidj berartig auSgefprodjen fyat, !ann
idj niä)t fagen — wirb man gegen meine Jpnpottjefe nid)t anführen fönnen.
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— 106 —
gegangen fein, 1 ) wenn im Äonftftoriunt am 6. ^uli barüber be*
raten roerben fonnte.
@o roerben rotr un§ auf ©runb ber fragmentartfdjen CLueUen
ben Verlauf ber $inge benten muffen, folange md>t neue Elften*
ftücfe uns eines befferen belehren.
*) $)a8 leitete frtjüefte idj auä (JatnpeggüS $ej>efdje bom 5. 3ult bei
3. giefer, $te Äonfutorion be$ Bugäburgifdjen ©etenntniffeä. ßei^ig 1891.
@. XVII. Philippo Melantone mi scrisse una lettera che sara qui alli-
gato. Di poi hoggi a lungo e stato concesso meco, et mostra haver
molto desiderio, di qualc ho bona concordia per la quiete di questa
Natione. Lui si riduce alli tre articoli come altre volte
s er i 8 8i. ftretlidj f)atte ber ftarbinal früher bon bier Slrtileln gefäjrieben,
aber ber bierte, bie ftorberung eineS Äon$ilö, war nidjt eine ftorberung
3ReIand)tljon$ , ber trieltneljr bem ganbgrafen gegenüber erttärt Ijatte: fo
Satferl. s JWoieftät berma&en, roie auSgefdjrieben »rocebiert, mödjte e3 toof)i
für ein tonailium gehalten werben. C. R. II, 94.
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I. Joh. Rurer an Andr. Althamer. 1 )
Augsburg 1530. f. Juni.
Perdocto iuxta quam pio Andreae Althamero Parocho
Onoltzbachii fratri suo in doraino carissimo.
S. in Christo. Quos novos rumores scitu dignos ad
te , frater in domino carissime , perscriberera , iuxta polli-
citationem meam non habeo. Nihil enim adhuc vel in pro-
phanis vel Evangelicis caussis tractatum est, propter Caesaris
absentiam, quem et post festum corporis Christi (ut vocant)
primum aiunt venturura. Illnd tarnen latere te nunc haud
volui, quod Schnepffius in aede divi Huldrichi concionator
Petri epistolam priorem enarrans, Agricola in templo
S. Catharinae contra sacramentarios tribus diebus perpetuis
in hebdomada de eucharistia declamat. Nos deinceps aliis
tribus diebus perpetuis vicissiin Pauli divi epistolam ad
Philippenses in eadem aede enarrandam suscepimus. 2 ) In
summo collegio Johannes Metzinger, 3 ) quem Joachimus
princeps elector seoum adduxit, predicat mire in Lutheranos
') S5te l\\tx aum ctftenmal gebrurften ©riefe be$ 5tn§bacf)cr ©riftS-
prebigert Johanne« SRurer (ögl. über ihn ie&t bor allem ben Ärtifel tfturer
öon ©djornbaum in bei 3. Auflage ber $rot. SRealenaöfl. 93b. 17) an
9lnbrea8 $(lthamer ftnb mir erft nadj meiner Sonographie über ben (enteren
(91. ftlthamer, Erlangen 1895) befannt geworben unb entftammen mie bte
bereit« öon mir (Seitr. $ur Satter. X, 28 ff.) herausgegebenen ©riefe
©iflifanS ben im ßretöardhib ju Samberg befinblichen Slbfdjriften öon ©riefen
an ihn ober au$ feinem greife, bie ber gelehrte SReftor bc« $ofer dfttm*
nafium« ßougoliu« (f 1779) gefammelt Ijat @ie ^Uen nadj unb
nad) oon mir beröffentltcht werben.
a ) @r hatte bamit am 28. Wai begonnen. Sgl. «b. SBeife in feinem
Tagebuch a. a. D. © 680 : 28. huius mensis lo. Ruit iussu Principis Epi-
stolam ad Philip, pro suggestu enarrare cepit in aetle D. Catharinae.
8 ) ©emeint ift %of). 9Wenfmg. Sgl. üb« ihn juilefct: Wlej. SBarfo,
3oljanne$ «DienftngS fiehre bon ber <£rbfünbe unb »tedjtfertigung mit einer
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(quos vocat) invehens, quem et Crettius, 1 ) post prandium
sermonem habens, per omnia imitatur; quem finem res sit
habitura, incertum est. Scripsit Philippus litteras ad
Archiepiscopum Moguntinum, quibus petit, quo operam
det ne res ad arma deducatur, quid is responderit, aliquando
cognosces, nondum Philippus responsionem sed solas suas
literas nobis communicavit.*) Tu cum ecclesia nostra dominum
ora, ut ea quae pacis sunt, principes omnes, qui Augustae
sunt, curare clementer largiatur. Vale cum grege tua, quam
et nomine meo. una cum Ziglero nostro 3 ) et ceteris fra-
tribus nomine meo saluta quam officiosissime. Ex Augusto
quarta Junii Anno 1530.
T. Joannes Rurerius.
II. Joh. Rurer an Althamer.
Augsburg. 19. Juni 1530.
Et fideli et prudenti Christi ministro Andreae Alt-
ham er o Paretiano Onoldtzbachii suo in domino fratri carissimo.
S. in Christo. Non te lateat carissime Andrea, Caesarem
divi Viti die infra octavam et nonam noctu Augustam in-
gressum. Quali vero pompa magnificentiaque ingressus sit,
Einleitung über SRenfingS Seben unb ©Triften. ©reSlau 1903. Siffertation.
— Übet iljn berietet «Ib. SBeifc a. a. O. ©. 682: Dominica Exaudi audi-
vimus contionem Joannis Mentzinger, ord. praedicatorum, quem
Joachimus Brandenburgensis, secum adduxerat, homo stolidus, magno
supercilio, ingenti clamore, insana manuum iactatione, eruditione nulla,
mire ineptiebat, aperte item et saepe mendacia in nostrates impuden-
tissime spargens.
M $a£ tft bet $omj>rebiger 3Rattt)ia$ ftre£. Über t^n unb bie anbem
genannten ^rebiget bgl. ©. 33eefenmenet, Steine Seiträge gut ©efd)id)te
be£ 9teidj«tag8 ju SlugSbutg. Arnberg 1830, 6 16 unb ftr. SRotl),
8tug«burg8 «Reformationägefdjidjte. 2. Stufl. I. »b. **ünd)en 1901, 6. 333 f.
unb bie bort netaeidjnete Jßitetatut.
*) S)iefe widrige ftorreiponbenj $n>ifdjen aRelondjtbon unb tUbtedjt,
non ber mir f}ier sunt erften «Male etmaS böten, fdjeint berloren au fein.
9 ) $et befannte, oon Öutljet |od)gefct)d&te, bantatS an bet ShtSbadjer
©djule mirtenbe fcebraift ©ernfjarb 3iegler.
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— 109 -
ex Martino Förster literarum harum baiulo plane intelliges.
Illud te non possum celare, ubi principes officii caussa et
more solito ex templo Caesarem comitati essent in diversorium
suum, mox ipsum ad se vocasse clam principes evangelicos,
petiisseque illos per Ferdinandum fratrem suum, quo
concionatores suos Evangelicos a praedicatione Augustae
desistere quam primum curarent. ') Quid responderint tunc
principes nostri scribere nunc non vacat, tu ex ipso Martino
memorato quoque cognosces. Idque opus est fabricatum a
fabro,*) de quo superioribus diebus scripsi Ziglero nostro.
Nihil non moliuntur Papistae una cum Campeio Pontificis
legato , quo Christum cum suis extinguant , sed frustra , ut
speramus , cesserunt enim huc usque (Deo laus) omnia pro
desideriis nostris, nec dubitamus Iiis iactis fuudamentis divina
dementia et meliora secutura, quod ubi factum fuerit non te
celabo. Miserunt Norimbergenses ad principem nostrum ordi-
nationem (ut vocant) utramque 3 ) Osiandri et alioruin,
oblatae sunt illae nobis pervidendae aut perlegendae ut et
iudicium nostrum accedat. Variant a priori ordinatione aliquot
articulis primum in babtisandis infantibus dominica die, Item
in baptisando sub conditione. Id quod Osiander casu aliquo
fieri voluit. Item in elevanda hostia, ut aliquando videbis,
idque, ut spero propediem. Oonsilium enim cancellarii nostri
est, ut quam primum, ubi aPhilippo et nobis fuerit pervisa
et iudicata, edatur. Vale ex Augusta Dominica post viti
Anno 1530. Salutato ex me C. Zi glerum, Obsopoeum, 4 )
Christophorum pistoris 5 ) praepositum, item Simonem
>) Sgl. bcn Seridjt be« Nürnberger Qfefanbten C. R. II, 106.
8 ) 3»^. §aber ^ebri) bon Seutlircfj, bamalS fcofprebiger fjferbinanbe
bon Öfterreidj, fett 1531 Stfdjof bon SBien. «gl. ben Hrt. in bet «ßrotcft.
ftealenabtl. 3 V, 716 ff.
8 ) ©emeint finb bie (gnttüfirfe $ur gemeinsamen 9fürnbeTgtfä>Sranben*
burgifd)en ftirdjenorbnung. Sgl. SB eft er man er, 35ie SranbenburgifäV
Würnbergtfdje Srirdjcnorbnung. Erlangen 1894.
*) Vincentius Obsopoeus, ber berannte l'Inöbadjer iputnanift unb Seljrer
an ber borrigen <5djule. Sgl. über ifm bie Siteraturgufammenfteuung oon
Sctjornbaum in meinen ©eirrftgen jur Satter. XII, ©. 31 f.
*) ©benfaflS Seljrer an ber 9ln$badjer ©tiftäfdjule , nadj ß. ©filier,
S)a§ Carolo-Alexandrinum. StnSbad) 1877 Oßrogr.), <B- 3, dornet ^ropft
ju SBüljburg.
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Schneeweys 1 ) et Conradum N. concionatores aulicos in
Domino fratres, uxorem tuam.
T. Johannes Rurer.
HI. Joh. Rurer an Althamer.
Augsburg 1530. Anfang Juli.
Perdocto pioque viro Andreae Althamero Paretiano
Onoltsbachii, fratri suo carissimo.
S. in Christo. Temas ad me literas scripsisti, optime
Andrea, quas et accepisse me scias. Novissimis conquereris,
nos nihil novitatum ad vos perscribere. Hanc tuam querelam
amotam iam spero per literas, quas ad Ziglerum nostrum
novissime dedi , ubi quaedam scitu digna perstrinxi , quae
jnterea contigerint. Vincentius Obsopoeus vobis probe
narrabit, ubi domum redierit. Quid Archigrammateus in caussa
Georgii Halae ad consilium tuurn responderit, ex Michaele
Keiner 2 ) potuisti plane intelligere. Locutus sum et can-
cellario Thomae Diaconi tui caussa, qui respondit, collationem
parochiae Schalthan (?) non pertinere ad principem nostrum,
consulerem ergo, ut Thomas conditionem suam iam non
mutaret. Scis quam male consultum sit ecclesiis repentinis
ministrorum mutationibus seu variationibus. Nec esset in rem
suam mutatio . illa maxime cum tanto periculo , quod eum
manere posset ob praepositum ut nosti. Hessus nondum
est Zwinglianus, id quod sancte iuravit Em est o Duci a
Lunenburg, dum serio ab eo, quid certo sentiret in re sacra-
mentaria, rogaretnr. Argumento etiam est quod nostrae Con-
fessioni subscripsit, quam Vincentius secum feret descrip-
') 8Iu$ ÜRdfjren, bamatö $ofprebiger in StnSbadj, fpäter feit 1534
s )?arf)folger be$ 3tb. SBeifj in SrailSIjeim , ein gelehrter fcumanift, befonberS
Äenner beö ©riedjifdjen. !öon tfjm erfduen: <£ün ©ermon Don ber §eud)*
lereü. o. O. 1532 (tucjinSIi 2401). 3m Stuftrage be8 SKortgrafeit mar er
auf bem Jage 31t ©d)matfalben 1537 unb unterseidmete bort fiutljerS
2 ) (£f)orl)err in SUiSbadj. $gl. 93eitr. 3. ©ager. XII, ©. 28.
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— 111 —
tarn. 1 ) Michael Keller, concionator Augustensis adhuc
perstat in sua Zwingliana 2 ) et rumor est eum amotum iri.
De Argentinensi concionatore et articulis defendendis nihil
accepi. Philippus hat mit Osiandro vmb ein damscater
wammes gewettet, die Strassburger wem noch luterisch werden,
hoc est, accedere nostrae sententiae de sacraraento, ubi Caesar
urgebit. Id ad consolationem tuam et omnium evangelium
amantiuin latere nolui. Hess um Osiandro indicasse,
Caesarem ingenue et libere dixisse sibi (privatim namqne in
suam (?) papistarum cum non posset . . . .). 3 ) Confessionem
nostram esse piam Christianam a scripturis non alienam,
tantum variatio quaedam inter nos et papistas esset in caeri-
moniis, quae Vincentius narrabit. 4 )
IV. Joh. Rurer an Althamer.
Augsburg, d. 16. Juli 1530.
Pietate ac doctrina insigni viro D. Andreae Alt-
hamero Pastori Onoltzbachensi fratri suo carisimo.
S. in Christo. Scripsi tibi, optime A n d r e a , superioribus
diebus de oblatione Confessionis nostrae, quam et Obsopoeus
noster legendam tibi exhibuit, ut pollicebar. 5 ) Nunc quid
deinceps actum sit, paucis quoque accipe: 13. Juli oblata est
Caesari adversum nos scripta Papistarum confutatio, cuius
summa sie habuit, ut sequitur. 6 )
') ©iefe Bbfdjrift ift meine« 2BiffenS bi$f)er nidjt bdtannt geworben.
s ) $ier ift ein SBort ausgefallen.
8 ) §ier mehrere SBorte leibet fdjon in ber »orlage bes fiongoliu« weg*
geriffen. 3)ic f)ier bem ftaifer äugefdjriebene Siufeerung, bie er gegenüber
bent fianbgrafen getan f)aben foU, bie aud) Söeife II, 714 berietet, fdjeint
febr wenig glaubmürbig, wenn man fte mit bem öergleidjt, was bie ÜRürn«
berget ©efanbten über bie fdjarfe SluSforadje jwifdjen bem ftaifer unb bem
ßonbgrafen am 6. 3uli berieten, »gl. C. R. II, 165 ff.
4 ) Sdjlufj unleferlid) [Longolius].
B ) »gl. ©d)teibfef)let füt pollicebatur.
8 ) »gl. Spalatins Annales ed. Cyprian, ßeinjig 1718, ©. 144 f. unb
Solj. Riefet, $)ie Äonfutation beS $ug$butget »etenntntffe«. Seinjig 1891,
@. XLIX f.
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Die 13. Julii Sacratissimae ac catholicae Iraperatoriae
Maiestati oblati sunt libri per aliquot catholicos doctores in
imperialibus Comiciis Augustae habitis, sub sequentibus titulis.
1. Catholica et quasi extemporaria responsio super non-
nullis, Catholicae Caesareae Maiestati hisce proximis diebus
indicta imperiali Augustensi per illustrissimos , Electorera
Saxoniae et alios quosdam principes et duas civitates oblatio
et continet folia 156.
2. Antilogiarum, hoc est, contradictionum Martini Lutheri
Babilonia, ex eiusdem Apostatae libris, per dominum Joannem
Faber excerpta, huius folia 36.
3. Haereses et errores ex diversis Martini Lutheri
libris in unum collecti fol. 61.
4. Haereses et errores in sacris conciliis antea damnati
per Lutheranos iterum ab inferis reducti fol. 14.
5. Haereses et errores Lutheri per Leo nein Ponti-
ficem ante decennium condemnati fol. 4.
6. Haereses et errores Martini Lutheri per Leonem
Pontificem ante septennium per universitatem Parrhisiensem
condemnati fol. 12.
7. Condemnatio facultatis Lovaniensis facultatis fol. 2.
8. Epitome aliquot haeresium et errorum Martini
Lutheri fol. 12.
9. Monstra sectarum ex Luthero et Lutheranis enata
fol. 12.
10. Lutherani evangelii abominabiles nimiumque perniciosi
et damnatissimi fructus fol. 12.
Vides credo, mi Andrea, ex amarulenta mordacique (ne
quid acerbius dicam) hac confutatione, quali in nos Papistae
impii sunt animo, quamque (?) nihil aliud in Universum molian-
tur, quam ut negotium nostrum maxime ac summe odiosum
apud innocentem Caesarem reddant, armaque tandem adversus
nos sumantur ac penitus perdantur. Caesar orTensus morda-
citate confutationis illius iussit eam corrigi et moderari ad
exemplum modestiae, qua nos in confessione nostra usi sumus,
ut retulit nobis Regius M a r i a e Concionator. l ) Praeterea
l ) 9?ad| berfelben Clucttc bertdjtet 3ona«. Ilj. Äolbe, Analecta Luth.
3. 14ö. Über bie Königin Waxia üon Ungarn unb tljren fcoforebtger
»gl. ©. Saud), Dr. 3ol>. ^cnrfef, ber §ofprcbiger ber Königin aRaria
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missi sunt principes et comites aliquot ad nostros principes ! )
quo promissionibus ac minis multis conarentur eos in partem
ac sententiam diversam pertrahere, totis viribus illi tenta-
verunt id in principe nostro, opponentes ei debitum multorum
millium aureorum, quod alioqui non solveretur, item ducatus
Oppoliensis et Ratibariensis. Deinde spes ingentes offeruntur,
sed divina benignitate princeps noster constans ac firmus
in veritate ac fide perseverat. Et quid missis responderit,
Wolfgan gus tuus tibi probe significabit. Subscripserunt
Confessioni nostrae iuxta .aliquot principes civitates sequentes
Kempten, Hailbrun, Winsheim, Weissen bürg. 2 )
Argentina, Gonstantia, Memming et Lindaw
qui (!) consilio et periculo suae doctrinae et religionis con-
fessionem Caesari obtulerunt. Ulma sola 3 ) aliam et a
nostra et Argentinensi Apologiam exhibuit. 4 ) Haec nunc habui,
quae te scire volui. Tu cum ecclesia nostra dominum ora
quod suos in verbo suo confirmet. Vale ex Augusta
Sabbatho post Margaretham Anno 1530.
Saluta uxorem tuam et fratres omnes. Salutant quoque
cum aliis qui mecum sunt fratribus reditum.
(Ungartfdje ffiebue IV, 599). »ubaöeft 1884 $erf., 3eitfd)ttft be$ «crcii^
f. ©ef4 u. Wltertumsrunbe ©Rieften« XXXI (1900), @. 382. — ftolbe,
SJtorfgraf ®eorg unb baS GHauben§lieb ber Königin 3Raria. SBcitr. 5. ©aöer.
II, 82 ff. u. @. 142. — ©. Söfctje, Sie ebang. ftürftinnen im fcaufe
$ab$burg. SBien 1904, <3. 13 ff.
>) »gl. C. R. II, 206. ftörftemann II, 93 ff.
*) £aö gefdjalj nadj längeren 33erl)anblungen unb jeweiligem Sögern,
worüber neuerbingg ju bergleidjen $)uncfer, $wet Stttenftücfe jur 9ie»
formattonSgefdjiäjte fteilbronn« aus ber geit beö Slugaburger 8let$«tagS
1530, f. XXV, 312 f., wo bie berfdjiebenen ^oHjen barüber aufammen-
geftettt fmb Übrigens falte td) e« bennodj für feljr uuwaljrfdjeinlidj, bafj
§eilbronn feinen 93etenntni«entwurf , wie bort angenommen wirb, wirtlid}
übergeben rjat.
• l ) Mscr. solam.
♦) Diefelbe SRotig gibt 9lb 9Beifc a. a O. @. 73 : Ulmenses soli seor-
sim ab illis (ben bier ©tobten) suam Confessionem exhibuerunt. ©benfo
berieten bie Nürnberger am 12.: $)e$gletdjcn Ijaben bie bon Ulm i&rer
9»aj. aud) ein fonber Unterricht geftelt CRH, 191, bgl. <§. 200. Unb ber
SRemminger ©efanbtc &an§ ©Ringer berietet im ftnfdjlufj an fein Urteil
über baö 6trajjbnrger SJefenntniS fdjon am erften %uli bei $)obel,
Kolbe, «ug86. ftonf efftotu 8
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114 —
V. Joh. Rurer an Althamer.
Augsburg 1530. 6 September.
Et pio ac docto viro Andreae Althamero Paatori
Önoldsbachensi fratri suo charissimo.
S. in Christo. Scribis initio novissimarum litterarum
tuaruin, mi Andrea, non mirari te non posse silentium meum,
quodque ne iota ad vos perscribain. At ego longe magis iniror,
quod ea de re mecum expostulas, cum nunc quarto aut quinto
(nisi fallor) ad te scripserim, Scripsit praeterea Martinus
Megling, 1 ) communis amicus noster, nostrum omnium no-
mine, ad te omnia comitiorum acta quam diligentissiine et
abunde. Quid his amplius a me desideraa? forsitan vulgi
rumorem de arbitris nostrae partis sparsuin 3 ) expectasti litteris
meis me affirmaturum. 3 ) At ego id in veritate nunquam
asserere potui neque adhuc possum. Sunt a veritate rumores
illi alienissimi. Nihil enim unquam adversariis concesserunt.
Üötemmingen im Meformation^eitalter. Augsburg 1878. IV, 38: „mir ^ainb
inn bifer ftunb bon beim bon bim felb« Stforen, ba« fn alain fdwn jer
mennung be3 glaubend fjalben ©ingelegtt bnb ber f. ma|. bber*
nntmortt onb I)ainb mjemant nidjfe bartwn gefagtt. 2Bie nad)pairlid) (£ö ift,
lauffen mier Ghid) bebenden; fn weflenb ledjt bie tjunbfdjen alain fein bnb
tjaiub ledjt jer fad) aßfo geftellt, ba$ inn laib wer, ba$ anber ftett weftinb."
$Bgl. am 14- 3uli (ebb. <&. 43). Slber fe^r auberlaffig waren bie Ulmer Herren
in tljren ftuäfagen nidjt, benn am 15. %uli mufj Ringer fdjreiben: „SBlm
fagt jefct l)ie: ft) Ijabinb be£ glauben« ober ber ler falben ben gnen nidjfc
Eingelegt, aletn anzeigt, ba$ ft) nod) bisher in abtfjun ber jernmoni) lein
Gmbrung gett)on tjabinb onb fid) auff ain ßon^ilii sogen." $anadj behält
fteim (gegen „«rttembergifdje Jftrd)engefc§id)te", <£alm 1893, 8.310)
redjt, wenn er fid) gegen bie Übergabe einer Äonfeffton erllärt t)at. (Sie-
formation ber SReidjeftabt Ulm. Stuttgart 1851, @. 194.) Über einen
waljrfdjeinlid) au« Ulm ftammenben 93elenntni$entwurf bgl. © egelt)aaf,
£eutfd)c QJefd)td)te im 16. 3ai)r$. II. öb. (Seidig 1892.) S. 142 f.
') «Wartin töteglin au« (Sbern, ber Pfarrer bon ftifctngen, ber neben
Vlbam 2i$ei& unb JHurer im befolge beS TOnrfgrafen nad) 21ug«burg ge*
fommen war. &gl. über ifjn ©. SSccfenmener a. a. 0. @. 83 ff. unb
& $adjmann, ftifcinger (Sfijonif be* frriebrid) ©ernbed. Äijjingen 1899
(ttiealfdjulbrogr.), <5. 22 unb öfter.
s ) 3Rit weldjer ©orge man biefe ©erüdjte in s #n£bad) betrachtete, ergibt
ber SJrief be$ Cbfoböuö an (Samerariuä im C. R. II, 332.
*) 3)er gange ©rief ift für bie &uffaffung ber am fönigungdwer! bc
tetligten Xljeologen fet)r intereffant. Übrigens berieten bie Ulmer ©efanbten
am 24. Äuguft: gwei Ideologen beö Warfgrafen f ,t)atten ein grojj «Wifjfanen
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Et quae coucesserunt, coinrauni oinnium Evangelicorura prin-
cipura, magistratuum praedicatoruin et parochorum in comitiis
congregatorum consilio et consensü (nihil sua sponte aut
temeritate) gesserunt, Id quod pro pace constituenda et sta-
bilienda omnes nos facere decuit et oportuit, ne contra aut
diver8um agentes malae conscientiae poenas aliquando lucremus,
cum res ad arraa deduceretur, ut pars adversa ininabatur.
Scis quae mala bellum secum adferat et quanta pestis sit atque
extinctio pietatis ac religionis. Fateor pacem externam non
tanti aestiinandain esse, ne pietas propter eam negligatur. At
hic nihil pietati decedit ob nostrum pacis externae Studium,
ut ex litteris Martini ad Vincentium 1 ) et te datis atque
ex nobis domum reversis plane intelliges. Ad haec arbitri 11 1 i
non ad hoc dati sunt ut hic more scholastico de articulis
nostrae confessionis longe disputarent aut disceptarent , sed
ut rem quam breviter fieri posset civiliter coraponerent et
media pacis investigarent. Si in scholis ea tractanda fuisset,
aliter nostri se exhibuissent. Non theologi hic suo sed prin-
cipuin nomine egerunt. Multi nunc nostros calumniis in-
cessunt, qui si presentes in comitiis fuissent et periculuin rei
fecissent, parcius loquerentur calumniari quoque desinerent.
Verissimum est adagium Terentianum. Omnes cum valemus.
Sed de his satis cum rediero, ex scriptis a me his comiciis,
quid actum sit accipies. Non omnia tutura est scribere. Vale
cum uxore tua quam et nomine meo salutato item et fratres
Zig ler um meum. Ex Augusta feria 3 post Egidii Anno
1530. Psalterium hebraicum Augustae non potui invenire
venale. Mea de quibus scripsisti, forsitan mecum feram, si
tantum pecuniae mihi restabit. Salutant et te fratres.
T. J o. R u r e r u s.
mtb jagten, er ($Kelandjtb,on) tyanblc bem föbongelio gar juroiber, unb Der»
ftet>e bie 6aa)e nid>t; e« möge alfo nic^t gelitten »erben". ©. ©gelfjaaf,
Eeutfaje ©eföitye II, 178.
') SReglin an CbfopöuS. üeiber finb uns biefe »riefe nidjt crb,alteu.
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Die älteste Redaktion
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der Augsburger Konfes sion 1 •
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1906
AUGSBURG Confession.
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