Vorlesungen
über die
Algebra der
ogik (exakte
Logik)
Emst Schröder,
Jakob Lüroth,
Eugen Müller
University of Wisconsin
LIBRARY
Book « !
■4
1-
■
VOIlLESTOGE]\"
ÜBBB nis
ALGEBRA DER LOGIK
(£XAKT£ LOGIK)
Db. ERNST SCHRÖDER,
0«1». P»Or«lSS(.iIi M.li MATHliMATlK AX DKH Tr.CIlXIHCUKN Hl iCII -TU I 1,1. /.V K.Ml^l.trlK IK BADKIT,
KOKUgPOBOIBLKÜKM MITMUSUB DEK IIUITISU AHSUCIATIOST rOK TUIC AilVAKCKMl^M OF BCUSKCK.
ERSTER BAND.
MIT VIKL FlUL UKN IM TKXTK.
Dor Muuiich l«t uicht gebori-n , dui I'roblotn
der Welt za Ktsvn, vrohl aber, zu tuchen, wo
daH I'rubleni aii^rvbt, und «ich soduuu iu deu
Un!ii/>«ii ili i Boifreiflichen zu halten.
(}ovthe,Eokeriaan n 'i< Gcsprücli« ; Ok t, lü'^.
lob -<ag' ci dir: ein Kerl, der «pukulirt,
Ist wie »iJa Tier, «uf dOmr Baida
Von «inem !>OR«n Gciat im Kr^i* ttenimgefObrt,
Und riui;» umher liegt aolilte« gtOlW Weld«.
Derselbe (Mephisto).
LEIPZIG,
DBUCK CKD VBBLAO VOK B. G. TEUBNEB.
1890.
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Alle Rechte Torbehalton.
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BHs
Anzeige und Vorwort.
„Aus dem Titel ivird der Leser ersehen, dass es sieh tinr um die
sogenaimie dednkiiTe oder formale Logik handelt. Die rechnerische
Behandlung der dedokÜTen Logik, durch welche diese Disziplin sich
loilSst Ton den Fesselui worein die Wortsprache durch die Macht der
Gewohnheit den Mensohengeist gesehlageui möchte wol die Bezeichnung
als Inexakte Logik'' vorjMgswäse verdienen. Sie allein auch vermag den
Gesetzen des folgerichtigen Denkens den schirfsten, konzisesten und
flbersichtlichsten Ausdruck zu geben und befindet sich zufolge dieses
Vorzugs in der Lage, zahlreiche und bedeutungsvolle Lficken — wo
nicht Fehler — der älteren Darstellungen zu offenbaren.
Seit dem Erscheinen von des Yerfiusers „Operationskreis des
Logikkalkuls^' hat diese Behaodlnog noch hSchst bedeutende Fort-
schritte gemacht: vor allem durch die Arbeiten des Amerikaners
Charles S. Peirce und seiner Schule. Namentlich gebührt Herrn
Peirce das Verdienst, die Brücke von den älteren blüs verbalen Be-
haiidiuugen jener Disziplin zu der neuen rechnerisch zuwerke gehenden
geschlagen zu haben, eine Brücke, welche im Lager der Berut'sphilo-
sophen mit Recht yermisat worden und deren Fehlen es wol zuzu-
schreiben is>t, dass die neue Richtung daselbst zum Teil nur mit
Befremden aufgenommen wurde. Durch jene Arbeiten, in welche noch
Verfasser nicht unwesentlich eingreift, ist die Theorie nun so weit
entwickelt und vollendet, dass für einen ersten und Hauptteil des
ganzen Lehrgebäudes bereits eine endgiUtige Darstellung und Auord*
nong als erreichbar erscheint
Mit dem Bestreben, solche, soweit es in seinen Kräften steht, zu
T^rwirklichen, verbindet Verf. zugleich die Absicht, von der schon
sehr ansehnlichen Literatur, welche besonders in englischer Sprache
einschlägig existirt, das Wertvollste in einheitlicher Darstellung zu
einem Handbuch zu vereinigen."
... Soweit die Anzeige. Inwieweit es mir gelungen, obiges Ideal
zu Terwirklichen, werden Diejenigen zu beurteilen in der Lage sein.
I
IV Vorwort.
die das Buch studiren und die bisherige thunlichst vollständig vou
mir znsammen gestellte Literatur mit in Vergleichung ziehen. Unge-
achtet meines Strebens, das Werk so vollkommen wie nur möglich
SU gestalten, kann — das verhehle ich mir keineswegs — dasselbe
in mancher Hinsicht docli nur ein Kind seiner Zeit geworden sein.
Gleichwol darf ich Tielleicht die Ho£fnung hegen, doss auch Vieles,
was aus demselben heryorlenchtet, für alle Zeiten maassgebend
bleiben wird.
Was sonst noch über die Eigenart des Buches zu sagen ist,
findet sich in C der Einleitung dargelegt^ und begnüge icb mich hier,
nur einiges Wonige noch zu bemerken.
Durch den Anblick der Formeln des Buches ist es nahe gelegt im
TorauB zu statuiren: dass mathemaUsche Vorkenntnisse oder irgend welche
spezifische Fachkenntnisse in demselben mdhi vorausgesetst werden.
Vielmehr passen auch hier die einer Dedekind'schen Schrift jüngst
vorausgeschickten Worte: ,,Diese Schrift kann Jeder verstehen; welcher
das besitat, was man den gesunden Menschenverstand nennte Aber
auch dieses Wort wird gleiehwol sutreffen (eines andern Autors): Die
Schöngeister freilich, nicht gewöhnt an so strenge Anforderungen des
Denkens, werden frühzeitig kehrt machen. —
Eine Ausnahme zu oben Gesagtem bildet nur der Anhang 1, der
sich ausschliesslich an Mathematiker wendet, und vielleicht in einem
geringen Grade noch der Anhang 5, indem er wenigstens den Begriff
der mathematischen Funktion voranssetzi Oberhaupt aber dürfte eine
Bekanntschaft mit den Elementen der Buchstabenrechnung, so weit
sie etwa in Tertia eines Gymnasiums gelehrt zu werden pflegt, bei
dem Leser als immerhin wünschenswert zu bezeichnen sein.
Vermittelnd wendet sieh das Buch an zwei nur allzu verschieden
disponirte Lesekreise: an die Mathematiker und an die Philosophen.
Wenn ich mit AusfÜhrlidikeit auch solche Geistesoperationen be-
spreche, derm Analoga in ihrer Anwendung auf das Reich der Zahlen
dem Mathematiker längst geläufig sind, so glaube ich mich för diese
Ausführlichkeit entschuldig halten zu dürfen nicht nur durch die
wünschenswerte Rücksichtnahmo auf den nicht mathematisch gebildeten
Leser, sondern micli darum, weil es im didaktisclien Interesse liegt,
im Interesse auch einer Erziehung zum guten Lehrer, die Aulmerksara-
keit zu zwingen, dass sie bei solchen Punkten verweile, bei denen der
Anianger zu. strauclielu oder Schwierigkeiten zu finden pflegt. Über-
haupt liegt hier auch nicht der Fall vor^ dass — wie in der Mathe-
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Vorwort.
V
matik — eine in den nrnTulzilgött schon fertige Kunstsprache vor-
buideii ist, durch jahrhundertelangen üsas von jedem Doppelsinn
gereiiiigt oud zufolge dessen eine knappe Ausdruckdweise ermöglichend,
sondern onsre junge Disziplin uiuss sich die ihr erforderliche Künste
Sprache zum grossen Teil erst schaffen, und eventuell auch, soweit
vereinzelte Aulüufc dazu vorliegen, zunächst erst aas einer schon fast
babylonischen SprachTerwirrung herauszukommen suchen.
Philosophen mögen andrerseits etwaige im Kontext erfolgende
Seitenblicke anf Fragen Ton spesifisch mathematischem Interesse ge-
neigtest mit in den Kauf nehmen.
Was anf Zahlen Bezug hat^ fallt der Arithmetik anheim, die man
ja alt einen Zweig der deduktiven Logik (im weiteren Sinne) betrachten
mag. Ich habe mich hier bemOht» das numerische Element der Logik
nach Möglichkeit zurücktreten 2U lassen und von ihm gesondert die
Logik im engeren Sinne darzustellen. Die noch wenig zahlreichen An- *^
Wendungen, welche Ton doi Begrfindem und Bearbeitern der logischen
Algebra gemacht worden sind anf numerische Probleme — insbesondre
als Studien aber ^numerisch bestimmte Syllogismen'' und in Aufgaben
der Wahrscheinlidikeitsrecbnung — habe ich deshalb nicht in das
System aufgenommen. Die Berficksichtigung der letzteren wflrde
mich überdies genötigt haben, auf die Kontroyersen einzugehen,'
welche über die Grundlagen der Wahrscheinlichkeitsrechnung noch
aehweben. Solches, wie ich hoffe, nur auf eine andre Gelegenheit
zurückstellend, begnügte ich mich zunächst^ mit Anhang 7 wenigstens
darzuthun, wie die neue Disziplin auch fUr Probleme der in Zahlen
rechnenden Analysis verwertbar.
Seines Umfanges halber mussto ühiieliiu das einheitlich veranlagte
Werk in zwei iiTiiKle zerlegt wordeu.
Die allgemein t)hilüsopbi.sch gehaltene „Einleitung*', mit ihren
drei Teilen etwa drei von unsern Vorlesungen entspreclieud, ist fast
schon ein eigenes Buch geworden; und möchte ich an eine etwaige
Kritik das Ersuchen stellen, dieselbe von dem Hauptinhalte des Werks,
welcher mit der „ersten" Vorlesung beginnt, getrennt halten zu woUeu.
Besonders viel verdanke ich in Bezug auf sie dem Studium der Schriften
von Sigwart, Miii und Jevons, aus der Lektüre von deren oft citir-
tcn Werken mir zuweilen auch eine Reminiscenz wol wörtlich in die
F<'dt r Lr<-Uosseu sein mag, olme als solche in jedem Falle gekenn-
zcichnri zu werden. Dem Lelirer habe ich unter (i) in A der Ein-
leitung eiu Mittel an die Hand gegeben um nötigenfalls diese ganz
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VI Vorwort
zu überspringen und 8on:leicb mit § 1 in medias res einzutreten: wer
solches vorzieht, kann das jeweils ünumgängliche aus uusern Yor-
betraclitangea uaoli Bedarf iu die Theorie einschalten.
Für das Yierteljabrhtinderty welehes seit dem Erseheinen Ton
Boole's j^Laws of thought'' nunmehr verflossen, gibt das Buch (noch
mannigfach vermehrt) auch eine wol nahezu vollständige Sammlung
aller Aufgaben, welche zu deukrechuerischer Losung seither gestellt
worden. —
(i rossen Dank verdient jedenfalls der Verleger dafür, dass er es
unternomnien, eine so umt'angreiclie Schrift, welche so hohe und neue
typographische Anforderungen stellte und sich in Deutschland ihren
Leserkreis doch erst wird erobern müssen^ zu drucken und iu der vor-
liegenden Weise auszustatten.
Der ümstand, dass die deutsche l'hersetzung von Liard"s .Schrift
über die ,,Lo;4ieien<? anglais conteiuj)orains", welche einer Kritik
sich enthaltend nur über deren Arbeiten referirt, bereits die zweite
Auflage erlebte, lässt mich iudess hoffen, dass für die neue Richtung
doch schon in weiten Leserkreisen ein Interosf^e vorhanden, und dass
eine systematische und kritische Überarbeitung und WeU&rfühnmg
dieser Forschungen um so willkommener sein werde.
Ich schliesse mit dem etwas verwegenen Wunsche, dass meine
englischen und amerikanischen Mitarbeiter ihre Arbeiten in der meinigen
geläutert wiederfinden und aus derselben nicht weniger Anreguug und
Förderang schöpfen mögen als ich aus den ihrigen geschöpft habe.
Karlsruhe in Baden, im Miirz 1890.
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I
Inhalt des ersten Bandes.
Seite
Aoteige und Vorwort ITT
Eiiileitiing.
A. Vorbetrachtungen über Charakter und Begrenzung der zu löBcnden AnF-
gäbe mit Oemeiktingcn über Induktion, Deduktion, Widerspruch und
folgerichtiges Denken. Denkendes Subjekt, aeinc Voratcllungon und die
Dinge. (Chiffre «..<,) 1
13. Vorbetrachtuu^>en üh^r Zrichen und Name», . . o. > 38
C. Ober Begrifl'e. Einteilung, Delinition und Kategoriecn, rüsigraphic. Logik
dcü Inhaltes oder dt-s Umfungs? Über Urtoile, Sehlii^sL' nnd dort-n Folgo-
richtigkeit Warum Algebra der Logik, . . g,) 80
Erste VorTemmg.
§ 1. Subsumtion 120
§ 2. Vorliuifige Betrachtungen über Darstellbarkeit der Urteile als Subsum-
tionsurteilc III
§ 3. Ealer'g Diagramme. Identischer Kalkül mit Gebieten einer Mannig-
faltigkeit l»f>
Zweite Vorlesung.
§ 4. Erste Grundlagen: Prinzip I und II, Definition von Gleichheit, 0 und 1,
nebst Folgesätzen 168
Dritte VorleBung.
§ 5. Die identiacbo Multiplikation und Additiou. Peirce^s analytische
Definition von Produkt und Summe 191
§ 6. Kritische Untorsuchungcn über die gegebene Definition 201
§ 7. Deutung von 0, 1, ab, « 4 ^ als Gebiete nebat zugehörigen i'oHtnlaten.
Konüatente Maiuugfaltigkeit 211
Vierte Vorlesung.
^ 8. Interpretation fiir Klassen 217
§ 9. Fortsetzung. Konaeguenzen der AJjungirung einer NuUkla.ssc. Reine
M-aniiigfaltigkeit 237
r-v'v''- --'I ( .ooült
Fünfte Vorlesung.
§ 10. Die picht von Negation handelnden Sätze. Reino Gesctge, von Mul-
tiplikation und Atklition fiir sich *254
§11. Gemiachtc (besetze, den ZiisLuuiii>>nhnn^ '/wischen beiden UiK'rntionori
zeigend 270
Sechste Vorlesung,
§12. Kichtbeweiabarkeit der zweiten Subsumtion dea DiBtribqtionsgeBetzes
und Ünentbehrlichkeit eines weiteren Prinzipes. — Prinzip zur Ver-
tretung des tinbeweisbaren Satzes 282
Siebente Vorlesimg.
§ 13. Negation (mit Postulat) und daranf zu gründende Srtty.e. — Ihre Ein-
führung' für Gebiete 299
§ 14. Der Dualismus 315
§ 15. Kritische Untersuchungen zum nüchsten Paragraphen; Inwiefern nega-
tive Urteile ala negativ pra,dizircnde anzusehen und disjunktiv prädi-
zirende Urteile von den disjunktiven zu unterscheiden sind 319
Achte Vorlesimg.
§ IC. Dctitnng der Ne^'ation für Khit^r^en. Saty, den Widerspruchs, des ans-
geachlossencn Mittels und der doppelten Verneinung im Klassen-
kalkul. Dichotomie. Gewöhnliche Mannigfulti^^keit 342
§ 17. Fernere Siltzc für Gebiete und Kla^j^eu. Kuntrupo^jitiun, etc. . . . 352
Neunte Vorlesung.
§18. Verschiedenartige Anwendungen; Rechtfertigungen, Studien und
Qbun^tj.aut'}^abea " 3G5
Zehnte Vorlesung.
§ 19. Funktionen und deren Entwickelang 396
Elfte Vorlesung. "
§ 20. Spezielle und allgemeine. Bynthctischc und analytische Propositionen;
Relationen und Formeln , , , . . ^ . . . . . 434
§ 21. Pas Auflösnngsproblcm bei simultanen Gh?ichungen und Subsumtionen.
D.iH Kliniinationsproblem bei solchen 446
§ 22. Fortsetzuu;^^, auch tür mehrere Unbekannte 466
Zwölfte Vorlosunfe.
§ 23. Die inversen Oiierationon des Kalküls: identische Subtraktion und
Division als Exception und Abstraktion. Die Negation ala gemein-
samer Spezialfall beider • 478
§ 24. Symmctrihch allgemeine Losungen 496
Inhalt des ersten uud zweiten BandeB.
IX
Dreizehnte Vorlesung.
§ 26. Anwendungsbeispiele und Aufgaben
Viereehnte Vorlesung.
§ 26. BeEprechnnf? noch andrer Methoden zur Lösung der bisherigem Kalkül
zugänglichen Probleme.
Das primitivste oder AasmusterungByerfahren von Jevons. Lotze's
Kritik, und Venn's graphische Modifikation des Verfahrens .... 569
§ 27. Methoden von McColl und Peirce 673
Anhänge.
.\nhaEg 1. Pcil^ufigü Studie über Mnltiplikation und Addition. (Zu 6.) ■ 595
An bang 2. Kxkurs über Klammern. (Zu § 10.) 699
Anhang 3. Ausdehnnng von HegrifF nnd Sätzen Aber Produkt und Snmme
von zweien auf beliebig viele Toruie. (Zu § 10.) 609
Anhang 4. Logischer Kalkül mit „Gruppen" — hiern&cliat von Funktional-
gleichnngen, mit Algorithmen und Kalkuln. (Zu § 12.) ... C17
Anhang 6. Substrat zum vorigen Anhang und Material zu dessen Belegen 633
Anhang 6. Zur Gr\7p]>entheorie des identischen Kalküls. Geometrisch-
logisch-kombinatoi lache Probleme von Jevon§ und Clifford.
f^Zu § 12, l'J und 24.) 647
Literaturverzcichniss nebst Bemerkungen 700
Nameuverzcicbniss zum ersten Bunde. Uü
Der Vorverweisungen halber sei hier sogleich mit angeführt der
Inlialt des zweiten Bandes.
Fünfzehnte Vorlesung.
§ 28. Übergang zum Aussagenkalkul. Taxirung von Aussagen nach ihrer Gültig-
keitsJauur und Klasse der Anwendungagelegenheiteu.
§ 29. übersichtlichste Darstellung der bisherigen Sätze in der Zeichensprache
des An^sagenkalkula.
Das Sumiuenzcichen Z und das Prodaktzcichen 77.
§ 30. Fortsetzung Ober 2^, 77. Aufhören des Dnalismus.
Sechzehnte Vorlesung.
§ 31. Die Grundsätze der Logik im Aussagenkalkul gedeutet. Inkonsistenz.
§ 32. Vom Gewicht der Aussagen. Direkte Verifikation der Sätze des Aussagen-
kalkuls durch diesen.
Siebzehnte Vorlesung.
§ 33. Herkömmliche Einteilung der kategorischen Urteile nach Qualität und
Quantität. Modifizirte Deutung der universalen in der exakten Logik und
Uoznlänglichkeit des frQheren Kalkuls zur Darstellung der partikularen
Urteile.
§ 34. Die fünf möglichen Elementarbezieh nngen Gergonne's und die vierzehn
Grundbeziehungen in anschaulich geometrischer Einführung.
ScbkOdbb, Algebra der Logik. a**
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Seite
521
X Inliali des «weiten Bandes.
% 85. Anal;;^isehe Definition dieser Beiiehnngen nnd Zarflekfabruug derselben
anf einender.
Acbtsehnte Vorlesnng.
§ 89. Redaktion sLiiutlicfaer BeziLlmiigca anf den Typus der Gleicbnng nnd
ihrer Negation (der üngleicliungi.
§ 37. Entwickelung der Produkte und Sutniuen von Gi utuUeziehungen.
§ 38. Erweitoniiig des Hezicliungakreises durch Zuzug auch der negirten Gotii te.
§ 80. Die denkbaren UmfaDgabeziehnngen überhaupt und ihre DarstelluDf; durch
vier primiÜTe (De Morgan's). Die mSglicbcn Aussagen über n Klasäen,
nnd P«ano*s Antabl derselbe».
Neunzehnte Vorlesung.
§ 40. Umeichau über die gelösten nnd noch zu lösende Probleme. Mitchell':*
allgemeine Form der gegebene Uiteilc xusainmenfassendcn Gefi.imtau-.HHi,'e.
§ 41. Das EliminatioDi-problem gelöst für ein paar typische 8|ie^iiilfiille, dann
allgemein (aus dm Koben). Bemerkang das AafiOsongcpioblem betreffend.
Zwansigste Vorlesung.
§ 42. Die Sylloffismeu der Alten. Traditionelle übersieht derselben.
§ 48. Miss Ladd's reebnerieobe B^aadlnng der fflnfiEehn giltigen Modi Beispiele.
9 44. Die inkorrekten Syllogismen der Alten und ihre Richti^^stellung in der
exakten XiOgik. Ober Sabalternation and Konrersion. Zosammeogesetste
Seblüese.
Eianndawansigste Yorleanng.
i 46. Besonderheiten des AossagenkalkQls im Kontrast mit dem (u biete kalkni.
Dilemma, Modus ponens und tollens, disjunktiver Sebluss. Formeln ge-
mischter Natur.
9 48. Diverse Anwendungen, Studien und Aufgaben, darunter s Wesen des in-
direkten Beweiaee, Bauber*B Bäte, Mitebeir« Nebelbilderproblem, eto.
Zweinndz wanzigöto Vorlesung.
§ 47. Definitionen des Individaums, Punktes, nnd ihre ZurückfQhrung auf ein*
ander. Auf Individuen bezügliche S&tx». Duales Gegenstück zum Indi-
viduum.
Dreiandswanaigste Yorleaung.
§ 48. Erweiterte Syllogistik.
§ 49. Studien fiber die „Klausel** und noch nngeldste Probleme des Kalküls.
Yierundzwansigste Vorlesung.
§ 60. Über Logik der Beziehungen überhaupt. Aul&ofe und Theorieen von De
Morgan und Peirce.
F ü n f u u d z w a u i i g si i e Vorlesung.
§ 61. Besondere Beziehungen. — Beziehung der eindeutigen Zuordnung und Ab-
bildung mit Dedekind's Theorie der Ketten aur streng logischen B««-
gründnng des AnzahUBogriffes de« Arithmetik Qttd des Scbluasee der voll*
ständigen Indaktion. ^
Secbsundiwanaigste Vorlesung.
9 69. Das Invcrstonaproblem der Fnnktioas- nnd Knüpfungslehro.
§58. Macfarlane*s reebnerische Bebaadlung der Probleme menaolilieber Ver-
wandtschaft.
Inhalt des zweiUo Bandes. Bencbtigungen. XI
Siebenttndtwanzigstd Vorlesung.
§ &4. Über die Modalität der Urteile. Bückblick und Schlasabetracbtiiug.
Anhftnge.
Anhang 7. KeCoU's Anwendung des AnteagenkalknU snr EnnittelnDg ^9'
neuen Grenzen uebrfacher Integrale bei Ab&ndemng der Integrsitionafolge.
LiteraturTerzeichnisa oeb&t bemerkungea.
NanenTerseiohnisB tum sweiton Bande.
Alphabetisches Sachregister.
Bericliti^^gen.
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Zmn Titelblatt Daa Cilat nach Qoethe kl mit Liebmann. leicht ab-
geändert. In Eclcerniann*s Reminiseenz steht: die Probleme der Welt, sowie
in der Grenze ...
Seite 1, Zeile 11 Ton oben statt zur Wahrheit lieat an Wahrheit.
28, „ 17 V. unttn ^tr^iche das Wort: ron.
80, „ U V. U. st. CO 000 1. je 16 500.
31, „ 12 V. n. st. V. UeJmhoHz 1. v. Helmholtz.
33, „ 20 'v. u. «t. Whowhcll 1. Whewell.
34, „ 12 V. o. st. vivera 1. vivra.
36. Die hier aufgeworfne Frage dürfte sich oach einer mir gütigst zur Ver-
fügUDg gestellten Bemerkung Ton Lfiroih dahin erledigen, dass die
Vorstelhinf» v&n der Vorstellung eines Dinges als etwa«: von dieser
letzteren selbst verscbiedeoes gar nicbt existirt, in untrer Bezeichnung,
daas identisch mit, blosse Beprodnktion von „Wir kOnnen doch
nur eine Vorstellung von einem Ding haben, das wir nicht »an sich«:
erkennen kOnnen und das irgendwie durch unsre Sinnesorgane in die
Seele eintritt Dies gilt alles von einer Vorstellung nicht" . . . Das
„Erinnerungsbild" einer Vorstellung dflrlle in der Thal nnr bestehen
in einer Wiederholung von ebendieaer.
48, Zeile 17 v. u. bt. zur Antwort 1. zur (jltichen Autwort.
64, „ 4 0. st. Siune 1. Sinne, Z. 17 o. st. frClheren 1. frdherem.
10'), 21 V. u. fit. De Morgan I. Do Morgan.
ICO, „ 10 V. o. st. letztere 1. letzteren.
108, „ 12 T. n. st. Weismann 1. Weismann.
110, ,, 17 T. 0. st. Sciaparelli 1. Schiaparelli.
123, „ 16 V. o. st. jedem 1. jeden.
166, „ 17 T. n. sl bestimmte 1. bestimmte, resp. bedingte.
160, „ 22 V. 0. oder u. bei u) füge hinzu: Systeme.
163, „ 12 V. a. st. Stass 1. Stas.
172, „ 7 V. n. streiche das Wort: den.
198, „ 14 V. o. st. eklatantes 1. prügnantec.
209. „ 14 T. 0. at. „X ^ a6" setze „ah =^«".
213, „ 14 V. u. st § 31 lies § 16.
S19. Zn P') waren als AxsMhm ansnffthren gewesen diejenigen Adjektive,
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XII Bei'ichtiguugeu.
weloHe wie „vermeiutlich, scheinbar, unecht, angeblich, fraglich, proble-
matigch . . " in Abrede oder in Frage stellen die Berecntigung de»
im, welcher dem sie regireuden äabsta&tive beigelegt iat.
9 T. Q. it AppoBitson 1. (scheinbare) Appontioii.
2 y. u. (Fussnotc) st, xi<) 1. x)-
2 T. 0. 8t. Agehörige 1. Angehörige.
4 T. u, (Funnoto) «i. Dieselbe 1. Der Name AasonatioiiBgewtt.
1 V. u. et. Assoziaüons- 1. Distributioiifigesctz.
10 T. tt. schliesae die Klammer hinter: überhaupt.
18 T. o. st. JPartialprodnlit 1. Eintelprodnkt.
21 V. u. st, grilti<ft'r 1. gültige Fornifl.
16 V. u. st. eine hier 1. eine verbal hier.
6 T. 0. hint«r: n&chsteo, schalte ein: an meinen Operationskreis*
sowie. "
13 V. U. fct. 21,) 1. III^.
7 V. u. 8t. ab ]. n^b^.
2 V. o. setze ein Komma hinter: notweudis. '
8 V. o. st. Nichtkombattant" 1. „Nichtkombattant***
11 T. u. streiche das Wort: mit.
21 V. 0. st. ^) 1. x)'
91 T. o. hinter Sätze einzuschalten: anter Andern.
17 V. 0. st. deutscher 1. der deutschen.
8 V. o. st. schown 1. showo.
16 T. n. 8t. 18«) 1. 12).
7 0. st 0 letae; «de + ad,c, + a,5c, + a,6|C.
9 o. st. fix, 1, 0) 1. /•(«,, 1, 0).
20 V. Tl. Bt. R' 1. J?'.
3 und 17 V. u. st. i? (tyx) L jB (.r, j/, *).
8 T. o. hinter: unsymmetrisch, anzi:tf^Ogen; besfiSglich dieser
Symbole, symmetrisch nur bezüglich .r und y|.
16 V. 0. statt des ersten Terms a setze: at/f.
6 T. n. si dort selbst l dortselbet
18 V. n. st. 4- 1- ? •
2 V. o. St. lypus 1 L Typus 1.
4 n. w&re einznschalteB;
1) Fondaiii' ti(i <hl oilcoht Jogico, Memoria del .., Xapoli, Pel-
lerano. 1890, 35 Seiten; Vol. 28 von Uattaglini's ,jGiornale di Matematiche",
Seite S34,
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Einleitang.
A. Vorbetraclitaiigen über Charakter und Begrenzung der zn lösenden
Aufgabe mit Bemerkungen über Induktion, Deduktion, Widersprach
od Iblgeriobtiges Denken. Denkendes Subjekt, seine Vorstellongen
nnd die Dinge.
«) Die Löffle, im weheren Sinne des Wortes, beschäftigt sich mit
air den R«'geln, durch deren Befol^gnmg die Erkenntniss der Wahrheit
gefordert wird. Sie hat es demnach mit den Methoden der Forschung
überhaupt zu thun. Sie sucht die Frage zu beantworten: tvie gewiiiiicii
wir Erkenntnisse, auf welcliem Wege gelungen wir zur Wahrheit?
Mithin, da Erlassen der Wahrheit ein Akt des Denkens ist, dürfon
wir als (legenstaud der Loorik überhaupt bezeiclmeu; das UcnJ^CHf so-
fern CS das Krkcnnen zum Emkweck hat
£a steht dieses erkenneude Denken im Gegensatz, vor allem, zum
Didiim, zum pbantasirenden Denken.
Dfisgleioben blosse Ertäklunff and Bes^reibw^, wenn schon sie nicht
ohne DenktbUtigkeit zustande kommen und unter sonst gleichen Umstftnden
von einem logisch geschulten Kopfe vielleiclit besser in Angriff genommen
werden, bilden als solche noch ebenfalls nicht ciu Thema <ler eigentlichen
Logik. Ein gleiches w5re von der gcsrf^qrh/^ulcn ThätujkrtI 7,11 sagen.
Endlich auch diejenigen Denkvorgängei weiche bei Äusserung unsrer un-
inittelbereii Empfindungs- nnd lyiHenssustfinde mitspielen, also bd Aus-
rufen, WnnscbftussemngeH, Fng«i, Bittoi und Befehlen, xn denen die
Sprtche die Interjektionen und Fragepartikehi , ^nwie die Oiitativ und
Imperativform der Terba hergibt, gehSren nicht in den Bereich der logischen
Disziplin.
Mit 1Tlier!^f{:)n\(j aus einer Sprache in eine andei'e werden wir uns
nur soweit ^u beächältigen haben, als es sich dabei um Übertragung von
Ansssgen ans nnsrer nationalen Wortsprache in eine eigens zn begrtlndende
Konstspraehe des logischen Denkens, in die Formelsprache — oder um-
gekehrt ^ handelt
BcB»ll»BS, Alfrin» dar Logik. 1
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2
Eiuleitung.
ß) Die Wisaensoliaften pflegen ausser dem Dasein erkennender
Subjekte wesentlicli vorauszusetzen, dass es auch etwas Erkennbares
gebe, eine „Wahrbeif^i .und zwar in Bezug auf jede Frage nur eine
Wahrheit, die Yon allen mit der unsrigen gleichartigen Intelligenzen,
▼on allen im Besitz nonnaler Geisteskräfte befindliehen Mensdien, fud-
wmdig als dieselbe erkannt werden muss, wofern jene sich nur die
Mühe geben, sich in gleicher Weise in die für die Erkenntniss der-
selben günstigen Verhültnisse zu versetzen.
Die Vorfrage aber, ch und iiiwieieni Erkciiutuias der Wahrlieit
überhaupt müglich ist, pflegt einer besouderea Disziplin zugewiesen
und in dieser abgehandelt zu werden, die man als ffErJicmünisstheorie'*
bezeuiuiet.
Man hat dieselbe bald als eine Vorstufe der Logik hinbestellt,
bald auch hat man versucht, die ihr obliegenden Erörteruugeu iu die
Darstellung der Logik selbst einzuflechtcn.
Davon, da^s das Ergebniss dieser Yoruntersuchang blähend aus-
falle — und dies ist nicht unbestritten — würde hienaeh die Logik
mit ihrer ganzen Existenzberechtigung abhangig erscheinen, wofern
wir auch fiir sie die obengenannte „Voraussetzung der Wissenschaften
(im allgemeinen)" in Anspruch nehmen wollten.
Indessen könnte die gedachte Untersuchung doch jedenfalls nur
mittelst Beweieftthrungen oder Widerlegungen, Schiassen, Argumenta-
tionen nach den Regeln eben der Logik geführt werden, deren Existenz-
berechtigung erst aus ihrem Ergebniss zu entnehmen wäre, und so
slben wir uns von Tornherein in einen fatalen Zirkel gebannt^ wofern
wir wirklich jene Voraussetzung schon für die Logik in Anspruch
nehmen niüssten.
Gezeigt zu haben, wie über die iin^tMlcutete Schwierigkeit hinweg-
zukommen ist, diircli Lieferuj)^ <]l-a ^Nachweises, dass die Lojjik als
eine formale Diszi]>lin sich in der That davon auch uuabliiinn^iii; be-
gründen Hisst. erscln'int vorzugsweise als Herrn Sigwart's Wrdieiisfc,
und werden wir uut diesen Punkt noch näher einzugehen haben.
y) Mit ihrem einen ~ dem gewohnlich und wol mit Recht als
zweiten aufgeführten — Teile, in Gestalt der nach Whately's und John
Stuart Mill's Vorgange so genannten „indukUvm Logik'', geht unsre
Disziplin speziell auch auf die Grundsätze ein, nach welchen Beobach-
tungen und Versuche, Experimente anzustellen, nach welchen diese
.sowie Erfahrungen und Wahrnehmungen überhaupt zur Erweiterung
der Erkenntniss zu verwerten sind. Die Logik untersucht iiier uilher
£inleitaDg.
8
diese — wenn nicht einzige*) — so doch jedenfalls ursprüngliche und
hauptsächliche Quelle des Erkennens, als welche die Wahrnelmmg,
Perzeptioii, liin/ustellen ist.
Sic setzt auseinander, wie aus einzelueu, nötigenfalls sehr zahlreich
iremachten AVahruehmungen**) von unter sich ähnlicher Art durch einen
kiihnen Pro/css der Verallgemeiueruiig - - den „Induktionsschluss*', die
,.Iuiiulfion'' — allgemeine Sätze (Regeln oder Gesetze) ableitbar sind,
web h»^ auch die jiiolit melir wahrgenommenen Fälle derselben Art in
den Bereich iinsrer Erkenntniss ziehen, uns Aufklärung über dieselben
geben. Doch weist sie nach, dass dieser Aufschluss, diese Informa-
tion, nicht untehlbare Sicherheit, dass .sie nicht absolute Ocwisshoit
gewähren kann, wohl aber eine mehr oder minder hohe Wahr.bchcinlich-
keity Probabilitat beansprucht, deren Grad sich beurteilen oder taxiren,
flieh abschätzen lasst.***)
Indem die induktive Logik auch auf diese Schätzung ausgeht, nach
welcher sich der den Induktion sergebnissen zu schenkende Glaube he-
misst, untersudbit sie, wie einzelne Induktionen durch andere gestützt
und gekräftigt, eventuell auch abgeschwächt oder gar durch neue Wahr-
nehnmngeu völlig entkräftet, umgestossen werden, und sucht zn ergründen,
wie innerhalb der Schranken des menschlichen Könnens Induktionen
ansostellen sind, damit sie möglichst glaubwürdige Ergebnisse liefern»
Auf diese, die induktive Logik, so hochwichtig und interessant sie
such ist, beabsichtige ich hier ganz und gar nicht einzugehen.f)
d) Wir wollen uns auf ein viel engeres Gebiet heschruuiieu, um
*) Dass Wahnidlimiiiig die Urqnelle aller Eikenntniss lei, wird — nachdem
die Verfechter „angeborncr" Erkeuutuiwe ans dem Felde geschlagea rind —
Bor noch von noiijt ni^'on Lestritton, die eine ,,pöttlicho OtVcnbarnn^'" annebmfn.
AW Wal)ruoliti)unri; ist hier uUerdings nicht blos die bo^'. ./.iusb. re" Walir-
iieumuug zu Ix^rücksichtigoo, welche Bich auf den Öiuueseindruck »tützt, soadern
Mcb die ,4^CTe". Z'. Ii. dass ich fröhlich oder traurig bin, spasiren gehen will,
ttod detgleidieii, nehme ich nicht durch die Sinne widir, •andern werde dessen
anmittelbar iane. „Wir empfinden andi die Spaankrali untres Willens und die
Amtrecgiirig des Nachdenkens" (Lange).
Vergleiche hierzu noch y^) orsto Fiiseuotc.
••) Dieselben, wenn bis zur Bildung einer Vorstellung von dem wahr-
geoomtnenen Gegenstände entwickelt, heissen „Apperzeptionen".
••*) Imiiierbiu mit Einachränkungen — vergL Herrn Johannes von Krieg*
gediegene Arbeit Über Die Prineipien der Wahrscheinlichkeitsreehnnng — siehe
LttetaturTeKMichniis.
t) sei darüber auf die Werke Ton Mill*, 8igwart^ Apclt* n. A. ver-
wiesen. Vergl. das Literaturverzeichniss am Schlüsse, auf welches die im Text
ab Exponenten angesetsten Chiffren sich jeweils beaiehen.
1*
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4
Einleiiaog.
dasselbe um so gründtidier in Angriff eu nehmen nnd — in gewissen
Richtungen wenigstens — um so ToUsiandiger absuhandeln, nämlich
anf den ersten Teil der heute so genannten Logik , die Logik im
engeren Sinne, Logik*) im Sinne der Alten.
Diese, die fßMktw^ oder auch ,,formale''**) Logik heschiftigt sich
mit den Gesetien des folgerichtigen Denkens.
Worin die „Folgerichtigkeit'' des Denkens bestehe, ist durchaus
nicht leicht zu sagen. Ich will die Frage erst einer TOrlSnfigen Be-
sprechung unterziehen, um dann nochmals anf dieselbe zurückzukommen.
Zur Orientirung sei zunächst bemerkt, dass „folgerichtig^^ mehr
wie „konsequent'' besagt Man kann auch konsequent Yerkehrt ver-
fahren, konsequent unlogisch zuwerke gehen. Wenn ich ein Fremd-
wort, einen international rezipirten wissenschaftlichen Kunstausdruck
für „tülgcricliligcs Denken" gebrauchen sollte, so wüsste ich dasselbe
nicht anders, wie als „logisches" Denken zu bezeichnen.
«) Ältere Autoren, wie Drobisch' und Ueberweg^ in ihren so
verdienstlichen Werken haben geglaubt, das Kennzeichen der Folge-
richtigkeit des Denkens allein in der üheremsUnmung dieses Denkens
mit sieh selbst erblicken zu sollen.
Dass das Denken, wenn es folgerichtig genannt werden soll, zu
*} Den Namen führt die Diniplin bekanntlich snrfick auf das grieebiiclie
Xdyo« •» <Ias Wort, die Sprache, der Sinn, die Yeruunfb etc. Dass „Wort** imd
„Vernunft" solchergestalt homonym bezeichnet wurden, war nicht f^anz ohnn
innere Bererhtig'nng — in Anbetracht, dass dir auf dem Wort bonihondf Sptuclte
und die menschliche Vernunft einander wirlilich nicht entbehren zu können
scheinen und in ihren snoceseivea BntwickelmigsitQfien sich gegenseitig bedingen
dürften. Die enge Bemehnog nnsrer Verounft snr Sprache, Ton der schon
Wilhelm Humboldt tagte, das» wir sie nn« nicht enge genug Torstellen
kennen, hat Lasama Oeiger tn einem inteiMMnten Versoche yeranlasst, die Ent-
stehung dor orsfi^rcn pjan?^ an« dor letztomn r.n erklilrf'n — ein Versnch, der nach
Hey mann StciniliarH iin>i Julius Kolier'ö Kritik im wosentlichen ah tehl-
gescblagen 'in belrachten — vorgl. noch Benno Erdmann'a Hezensiou in deu
OOttingiaeheu gelehrten Anaeigen 1886 ron Kell er' a Scfarift\ welcher letsteni
wir obige Angabe Aber W. t. Humboldt entlehnten.
Nach allem niüchte, den menachlichen Veratand ala ein durch die Wort-
sprache erst entwickeltes Erziehnngsprodukt «n erklären, nocli eben so viel Wahr-
lu'it nnd ("^bnrtrci^nng enthalten, als wi<« nni^ekehrt die Sprache das Werk eines
konsequent denkenden Verstandes ?,u neiint n.
Dass Let^&tcrea in der Tkiat nicht durchaus der Fall ist, worden wir hüufig
Gelegenheit haben hier wahntunehmen, wo uns auch eine Kritik dieiea immerhin
bewonderangawüidigen Inatromenta dea Gedankenaoidmck« mit obliegen wird.
**) „formale** in einem engem ala dem 8. 8 erwfthnten Sinne.
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Einleitang.
5
Widersprüchen mii aicli selbst nicht f&hren dflrfei ist unstreitig (auch)
eine Ton diesem zu. erf&Uende Anforderimg.
Wer auf sie das Kennzeichen der Folgerichtigkeit des Denkens zu
gründen versucht, ist verpliichtet, zunächst auseiiiuuderzusetzeu, was
ein „ \ \ idci^pi uch'^ ist.
Mannigfach siiiii die Arten oder möglichen Formen des Wider-
spruchs; es gibt deren versteckte oder mittelbare^ und es gibt auch
oüene, unmitt* iUu \ Widersprüche.
Die erstereii vollständig aufzuzählen dürfte als ein hoffnung.sloses
Beginnen, Unierfaugeu erscheinen. Zur Charakteri.sirung der Ict/t^Tn
dagegen lassen — an deren Hjtrucliliche Ausdrucksfonnen aulehueud
— sich wol unschwer äusseriiche Kennzeichen aufstellen.
Der Widersj)rucli koFin .schon in einer einzigen Aussago enthalten sein,
die aiödann eine .,bich selb.-t wiilcr.-jnochende" genannt werden mag.
Wer z. Ii. die Versiuhoruug abgibt: „luU kann nicht sprechen'' oder
wer dem ihn Besudieiideii entgegenruft: „Ich bin abwesend, bin mebt tU'
hatise, iodi** und dergleichen, setzt sich daduroh in Widerspruch zu einer
schon durch die blosse Existenz eben dieser seiner Aussage verbürgten
(und damit einen gegenteiligen Ausspruch heraasfordemden) Thatsache.
Wird einem Dinge, wovon gesprochen werden kann, einem Objekte
des Penkens, im Prädikat der Aussago ein Merkmal rr7>ges])roelicn. welches
im Subjekt dieser Aussage demselben ^^/gesprochen erscheint (oder um-
gekehrtj, so kann man darin einen WideiJipnich der Aussage mit sich
selbst erblicken (sogenanuto „contradictio in (uljrdo", d. h. im Prädikate)
— 80 z. B. wenn wir sagten: „Ein kugeKörmiger Körper ist nicht kogsl-
fSnnig^. Es waltet dabei aUeidings mit die ÜntersteUung, dass es kügel«
r^*i:iiige Körper gebe, oder da.^s solche wenigstens denkbar seien, (Ver-
gleiche auch UegeTs vielberufencs: „iSein ist Nicht sein^*, und Anderes,)
Ähnlich verhillt es sich mit Konditioniilsütxen oder hypothetischen
Urleütn, sobald der Folgesatz in Abrede stellt, was der Bedingungssatz
vorau^^ zusetzen forderte, z. B. „Wenn dies stattfindet ^ si> findet es nicht
stati."' Hier sind die einander widersprechenden Satzteile und Teilsätze
von einander abhängig gesetzt
Als Weim des Widersprudtf wird am besten erUKrt die Begiekung
iwitdum ztcci selbständig kuigesU^tm SStsen oder Äussagm, wm dmm die
eme in Abrede stellt, leugnet, was die andre hehauptd.
Gewohnlich stellt man zwei Urteile: „.1 ist />" tmd .,.4 ist nicht
ab allpenieino Form derartiger Aussagen hin, unter dtn- Voiaussety.ung,
dassi unter xi etwas und zwar in beiden Aussagen genau das niUidiche
verstanden werde, desgleichen uuter B. Zum Beispiel, nachdem irgend
eine Behauptung gefalleu, werden die beiden Anssagoi:
mDicsc Behauptung ist weih»**, nnd „Biese Behm^tung ist nidtl währ"
einen reinen Widersprudi bilden.
Der scecnannte (Jrs Wi<h rsprxchs". der für die Loirik eine
foBdamentale Bedeutung besitzt, fordert anzuerkennen, dasä einmddksdbe
6
Emleitung.
JlrhfivpfHfig, im niünUdicn Sime verMandat, nidU eugleich wahr und nichi
walir sein hötinc.
So drücken ferner die Paare von Sätzen: Der Mars ist bewuhni; Der
Mars ist nicht bewohnt, Alle Menschen sind vollkommen; Alle Menseben
sind nicht Tollkommen, je einen Widersprach aus ^ wenn auch vielleicht
nicht in der oben als Ideal des reinen Widersprachs hingestellten Weise
— und letzteres würden sie auch noch thon, wenn man statt der Worte
„nicht Vic'vvohnt", „nicht vnUkonimen" ho/HcrHch ..iml^owohnt", „iinvollkomnipn"
in ihnen betete (wo daiui flir den letzten Satz auch jjKeiu Mensch ii»t voll-
kommen" sich i^agen la^&uu würde.)
Dagegen die beiden SKtste:
Einige Menschen sind klug; Einige Menschen sind nichi klug
drücken keinen Widerspruch aus, schon darum, weil hier das Subjekt der-
gelben dargestellt wird durch den u) e Ii rn innigen, üquivoken Namen „Einige
Menschen", unter <leni im ersten Satze ganze andere Menschen verstanden
werden, wie iui zwuileu.
Auf die erwähnte Form la&sen auch die vorhergehenden Beispiele sich
surückflihren, indem man dieselben susammenhttlt mit den als selbstverstlind-
lieh anzuerkennenden Sätzen: „Wenn dies stattfindet, so findet es statt**
resp. „Ein kugelförmiger Körper ist kugelförmig*^
Ob aber jene zwei Urt^e Uber A und Ji wirklich und in allen
Filllon das Wesen des Widerspnichs in dem darüber cikl.'Irten f^inne dar-
»tf!l)on, dies eniäüiieidon musB eingehenderen Untersuchungen vorbehalten
bleiben. (Vergl. § 15.)
Wollen wir vorsichtig verfahren, ganz sicher gehen, so müssen wir
als das Vorbild, die „ippische" Form des utmiUdbarm Widmprvdis die
Gegenüberstellung zweier Sätze nehmen, welche (wie in der That die vor-
hin kursiv gedruckten) zum Subjekt einunddieselbe Behaiiithmg haben, zum
Prädikat aber licztlf^'licb .,wahr" und ..nichlwahr" oder ,.«j:tlltig" und un-
gültig'. Direkten W iderspruch erblicken wir zwibchen irgend einer (als
gültig hingestellten, mit der Versicherung ihrer Gültigkeit abgegebenen)
Aussage (zwischen einer „Behauptung*') und einer sweiten Aussage, welche
die üngfiltigkeit der ersten behauptet
Bei versteckten Widersprochen kann man verlange, daas sie auf
unmittelbare «urückgeführt werden, und zwar wie? — Nun natürlich
wiederum durch folgerichtiges Denken. So kamen wir denn zuuiichst
zu dem Zirkel, für „folgerichtig" dasjenige Denken zu erklären, welches
aus sich selbst mul diireh ^iel! selbst Iii zu direkten W idersprüchen
führt. Dasselbe dürfte also widersprechende l'riimissen i.u.s Über-
zeugungen) nie zulassen und von (als Überzeugung) zugelassenen Trü-
missen zu Widersprüchen nie führen. Nun kann man ja aber, ehe
man diejenigen Fols^eruniron oder Denkhandlun^'en Yoll/i»dit. welche
den unmittelbaren Widersprueli liefern würden, allemul .uaii/. willkür-
lich ab^prin;_ff'n, und so er^eheint die Erklärung als vollkommen nichts-
sagend, solange ihr nicht die Voraussetzung mit zugrunde gelegt wird.
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Einleitung-
7
dass das Denken nach bestimmten Normen, Yorscbriften, Schemata
oder Gesetaen flberbanpt stattfinde oder stattaafinden habe.
Solleo diese Gesetze solche des folgerichtigen Denkens sein, so
wird das Denken^ wenn es gemäss denselben stattfindet, aus sich
selbst nicht au Widersprüchen fuhren dürfen.
Immerhin , aach wenn man niemals Ton gegebenen Gesetzen ab-
weicht, bleibt aber die Mdglichkeit, dnreh Enthaltung vou gewissen
Sefahissfolgerungen dem Widersprach stindig auszuweichen, sich z. B.
in einem Zirkel immerfort zu bewegen, welcher solchen Widersprach
nicht berührt. So wenigstens, sobald der OcdankenTerlauf durch jene
Gesftzc nicht vollkommen bestimmt erscheinen sollte — wie wir uns
denn in der That bcwusst sind (auch bei folgerichtigem Dtiiken) uns
doch den venschicdeiisten Dingen in freier Eutschliessung noch zu-
^» iidt u, beliebigen Stoffs uns bemiichtigeu, kurz; in sehr Terschiedeuen
Kichtungen noch weiterdeiiken zu können.
Es würde demnach die VViderspruchsiüüigkeit dt s „folgerichtigen*^
Denkens nh Kcnnmchev desselben sich höehsteni» aufrecht erhalten
lassc'n, wenn sie gefordert wird für den yanmi Bereich der nach den
Gesetzen dieses Denkens noch möglichen Denkhandlungeu oder Schluss-
folgerungen.
Ob dies nun eine hinlängliche Bestimmung für die Folgerichtigkeit
des Denkens ergäbe, scheint eine schwierige Frage zu sein. Für be-
stimmt begrenzte Gedankensphären, wenigstens, glaube ich dieselbe ver-
neinon zu müssen nnd dfinkt mich, dass gerade die im gegenwärtigen
Buch entwickelte Theorie dieses folgerichtigen Denkens Material dafür
liefert^ um (hiefür) die Uiiznläaglichkeit jener Begriffsbestimmung be>
sonders schlagend darzuthun.
Hier nSmlich wird dieses Denken, auf seinen knappsten Ausdruck
redozirt, sich als ein KdSM darstellen. Nun lassen aber zahllose in
rieh ToUkommen konsequente Kalkoln sich anfstellen, die gleichwol
nichts weniger als die Gesetze des logischen Denkens ausdrflcken, nnd
die, weil sie derselben Zeichen sich bedienen, doch auch als Gesetze
eines gewissen Denkens gedeutet werden konnten* Der logische Kaikol
ist in der That nur einer von unzähligen in sich widerspruchsfreien
Ealkuln — die aber in ihren Grundgesetzen oft äusserst weit von
tinsnder abweichen.
Wofon nur die unbeschi^nkte Deutungsfahigkeit solcher Ealkuln,
ihre Anwendbarkeit auf alle erdenklichen Objekte des Denkens, sich
tnth von vomlierein absehen Hesse, würde ich keinen Anstand nehmen,
schou überhaupt die Konsistenz, oder Vertraglichkeit mit sich selbst,
8
EbleiiaDg.
fQr allein noch uidbt ausreichend zu erklären, um die Gesetze des
logischen Denkens zu bestimmen. Solange aber Obigem noch ununter^
sucht geblieben, brauchen wir zu der Frage auch nicht definitiv Stellung
zu nehmen.
Der Torstehend genommene Anlauf dürfte indes« sehon genttgen,
um erkennen zu lassen, dass der Versuch, von dieser Seite die Auf-
gabe in Angriff zu nehmen,, in grosse Schwierigkeiten von voniherein
verwickeln muss.
Nicht fiherflflsdg schönt es, erinnernd heErvonubebeDy dass vorstehende
Beil ;ic1itang sich beschrankte auf das Gebiet rein deduktiver Denkhaudlungen,
wobei also eine Berufung auf neue Erfahrungen von vornherein ausge»
schlössen war.
Wenn dagegen auch diejenigen Widersprüche uni iu iierückbiclitigung
gezogen werden sollten, welche eintreten können zwischen unseni Denk-
handlungen und dem Zeugniss der Sinne, den Thatsachen der Wahrnehmung
(genauer den durch letstere unweigerlich provoairten Denkhandlongen oder
Urteilen), so dttrfte die Frage sich anders stellen.
War auch dieselbe f(lr das erwtthnte oigere Gebiet vielleicht vemeiueud
zu entscheiden, so bleilit es nubenomraen, sie für das weitere Ocbict alles
Denkens Uberhuuid noch in gewissem Sinne zu i)üjahen, nümlich als das
Kriterium der Wahrheit für die Gesamtheit uusrcr Überzeugungen doch
hinzustellen die durchgängige und widerspruchslose Übereinstimmung alles
auf diese gegi-Undeten Denkens mit sich selbst, sofern dieselbe auch bei
allem ferneren Zuwachs an Erfahrung sich fort und fort bewihrt und von
dem Bewusstsciii r<d gerichtigen Schlicssons schon gestützt und getragen ist.
Jedenfalls \sivd luorbei (wenn solcher ZuEiüind erreicht) das Denken sich
immtr schon beruhigen und faktisch jeder Zweifel schwinden.
Es wird demnach zu billigen sein, dass von neueren Schrift-
stellern der vorstehend charakterisirte Standpunkt auch nicht mehr
eingenouimeu wird. Vielmehr findet sich von den meisten, die die
Frage berOhren, der Umstand anerkannt» um welchen sich augenschein-
lich durchaus nicht herumkommen lässt, dass dem Begriff des folge-
richtigen Denkens eine Annahme, ein Dogma augrunde liegt, welches
sozusagen den „Glauben des Lof^ers^ bildet
Wir haben unter ß) eine solche Annahme bereits als eine Voraus*
Setzung der Wissenschaften (im allgemeinen) angedeutet, mfissen je-
doch für die formale Logik die Annahme anders und enger fiusen.
In einer durchaus haltbaren Weise scheint mir solches vonseiten
Sigwart\s geschehen, aus dessen lesenswertem Werke' ich hier be-
sonders die Lektüre der Einleitung und namentlich der Paragraphen 1
und 3 der letzteren empfehle.
Die darin gegebenen Ausführungen des genannten Autors vermöchte
ich einerseits nicht besser danustellen und mOchte dieselben auch nicht
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Einleiluug.
9
inii andern Worten wiedergeben und andrerseits sind dieselben doch an
nnifangreicb als dass es ratsam erscheinen könnte, sie hier wörtlich auf-
aunehmen«
Wenn ich daher mich damit beffuttf^o — vcrknüpfL mit anderweitigen
Betrachiuugeu — , hier nur den Grundgcduiikeu Sigwart'B zur Darstellung
SU bringen, so darf nicht verhehlt werden, daas derselbe, solchergestalt
heransgerissen ans dem festen Gefllge seiner Ansftthrungen, Tielleicht an
Überseogender Kraft yerliert
Fiß(feiridUiig oder logkek ni5geti wir (mit Sigwart) das Denken
nennen, wenn es ffir den prüfenden Verstand mit dem Bewusstsein
der S^bäversländlidikai oder Emäme verknüpft is^ wenn eine „Dmi^
nakomäigktilf* nns zwingt, dasselbe der Üheneugwng äbaoMer (h-
wissiheU zu vollziehen.^
Es bedarf diese Erklärung indess'mehrfaolier Erläuterungen und
BigänzungcD.
Zunächst: der rein persdnlicbe Charakter, das subjektive Moment,
welches der Folgerichtigkeit des Denkens nach obiger Erklärung an-
zuhaften scheint, wird aufgehoben, das folgerichtige Denkoi wird dieser
Besonderheit entkleidet durch den Glauben, dass es eme für aUe IiUdU-
getuen verhmdlidie — weil eben objektiv begründete — DenkmlwciuUfj-
heU gebe.
„Widersprüche" kann dieses Denken darum nicht enthalten, auch
nicht zu solchen mit sich selber führen, weil es eben dem Verstände
unmi'M^licli fällt, solclie mit Hewusätbi'iii zu vereinigeiij weil jene Denk-
liütweudigkL'it uns niinieiitlicli zwingt, von zwei einander direkt (kuntra-
diktoriscli) widerspreclienden Urteilen das eine anzunehmen, da« andre
XU verwerfen.
Die Jnduktionshclilü86e können, wie schon angedeutet, die Über-
/eu».'ung absoluter Gewissheit, ganz unfehlbarer Wahrheit, nicht j^e-
währen**) und gehöreii demnach samt allem empirischen Erkennen,
nicht in den Jk^eieh des folgerichtigen Denkens.
Für h^tzteres bleiben ab das Substrat, welche« äomit das Thema
der deduktiven Logik zu bilden hat, nur übrig:
Erstena die sogenannten .mmhßischcn Wahrhettett", „Truisuieu",
sieh darstellend als „identische Urteile" — wofür als ein Beispiel hier
nur etwa dt-r .Satz angeffilirt sei: .,Alle schwarzen Krähen sind schwarz."
£s sind das Urteile, welche unabhängig von allen Erfahruogsthatsacheu
Die Leichtigkeit, mit welcher ditisu KrklUruiig uuch iichuiiit miübbiitucbt
werden m kAnaen, benimmt derselben nicht* Ton ihrer Bichtigkeit
**) Denn waa auch tanaendmal achon gleichmlMig eingetrofien, braucht
danm doeh nicht daa lOOlte Mal wieder eiuutreffen.
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10
EinleitaDg.
die Überzetigang von ibrer Wahrheit in sich selbst tragen , eu deren
AnerkennuDg wir gezwungen sind kraft des Sinnesi den wir den Worten
beilegen.
Mit Lotse' (p. 573) zu reden, wfiie sebon die Thatsacbe der Selbst-
verständlichkeit bei solchen UrteUen, bei den „apriorischen Wahrheiten*'
merkwürdig.
Soweit dieselben auf die Zahl hey.w^ liaboii, werden hier diese Urteile
grdttStenteilR den arithniütihchen Spezialwi^iSöDticbatteu üW-iiiiöscii.
Im übrigen worden dietse, zwar eine uncutbcbrliche Grundlage alles
Denkens bildenden, aber ebendeswegen als überflOsdger Ansdmck des Selbst-
verstandlichen gewShnlich mit Übermut übergangenen Urteile in diesem
Buche eine besonders eingehende Beachtung finden. Unsrc Betraehtungcn
wfirden uns sogar in den Stand setzen, diese Urteile innerhalb irgend welcher
Grenzen, die durch eine nicht zu überschreitende Komplikation ihres Aus-
drucks gegeben werden mögen, gewUn^cUtenfalls mit Leichtigkeit auch mU-
ständig aufzuzühlcn.
Zweitens bkiljt das denkiiotwcndi^o Fortschn iUm von scJton vor-
hanihfien Uher^eui/ungcn*), sei es wirklichen, sei es blos vormeiutlicheii
Erkeiiutiiissen, m neuen Ühcrzeuiju)i<jen (wirklichen rcap. fraglichen
Erkeimtiiisscn I, das ist eben die eijj^eiitliche Ihduhtmu .Und deren
Gesetze zu ertorschen, wird unsre Hauptaufgabe bilden.
Nach dem Gesagten dürfen, wenn jenes Fortschreiten ein rein
deduktives sein soll, in dessen Verlauf keine neuen Wahrnehmungen
au den Dingen selbst, um deren Erkenntnis« es sich handelt, hinzu-
gezogen, es darf nicht an Erfahrungsthatsachen dabei appellirt werden,
die nicht unter den ,pBchon Torhandenen'S den zum Ausgangspunkt der
Deduktion genommenen Erkenntnissen oder Überzeugungen bereits ein-
registrirt wUreu. Diese heissen die ,,rrümisseii'' und die aus ihnen
abgeleiteten Über/eugungeii oder Erkenntnisse heissen die „Konkhh
sianen** der Deduktion; der Übergang von den erstem eu den letztem
wird (deduktives) SchHessmf Folgern genannt.
Gleichwol Terziehtet die Deduktion nicht ganz auf das mSehtige
Hiilfsmittel der Wahrnehmung. Zugelassen nämlich Bind Beobach-
tungen an den Namen oder Zeidien der Dinge. Oerade in ihren höch-
sten Formen, wenn die Deduktion die verwickeltsten ihrer Aufgaben
redmerist^ bewältigt, zeigt sich solches Beobachten der Zeichen als
ein wesentliches und charakteristisches Merkmal derselben. Hin Blinder
wird bei gleicher Begabung, eben wegen seines mangelhaften Beob-
achtungsvermogens in der angedeuteten Richtung, dergleichen deduk-
*) Diese können auch proTiäoriBch angenommene, köimcn blosse „Annahmen'^
(Ujpoihesen) sein.
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Einleitung.
11
tire Aufgaben nicht so leicht kq losen im Stande sein, wie ein
Sehender. Und auf der GrOndlichkeit und Sorgfalt, mit der*) Be-
obachtungen dieser Art immer ausgeführt werden können, beruht mit
die grosse ZuTersicht, mit welcher wir die Ergebnisse der Deduktion
scceptiren.
Indem unter den PrSmissen des deduktiven Schliessens auch solche
8äize figuriren künneu, welclie das Ergebniss einer Wahrnehmung an
den Objekten der UiiterbUeiiuiig selbst uikI tenier uucli von auf der-
•jleiclien Wahrnehmungen gegründeten Inuiikiujijssclilüssen darstelleu,
tiiiliiiu als absolut zuverlässig nicht ungesehen worden dürfen, liefert
uns die Deduktion namentlich ein Mittel, die Uichtigkeit gemachter
liiauk'HHn 11 durch das, was denknotwendig aus ihnen lolgt, dureh
ihre Konklusionen oder Konsequenzen zu prüfen. Sobald «ich auch
Dur eine von diesen Konsequenzen mit den Thatsachen oder als
zuverlässig anzusehenden, ferneren Wahruehinungsergebnissen unver-
einbar erweist, ist mindestens eine von den nicht denknotwendigen
Prämissen zu verwerfen. Solange dagegen auch alle ihre Folgerungen
sich empirisch bewahrheiten, kÖDoen die Induktionsscblüsse aufrecht
erhalteu und zur Grundlage einer „I7ieori&' genommen wei'den, welche
die £r8cheinnngen znsammenfiEWsend zu beschreiben und zu erklaren
beansprucht
Auf diese Weise wird die Deduktion zu einem mächtig fördernden
Hausmittel aller induktifen Wissenschaften. Wogegen sie ihrerseits,
wie wir gesehen haben, der Induktion nicht nur entiaten kann, son-
deni vielmehr dieselbe ausschlielst. Dieser Umstand rechtfertigt auch
das Voranstellen der deduktiven vor die induktive Logik*
rf) Wenn vorstehend wiederholt von einer T^rnhwffmidigJceit" ge-
sprochen wurde, so ist (mit Higwart) daraut autnierksam zu machen,
dass sich von einer solchen in zweierlei Sinne reden lässt.
Wir haben eine physikalisch-pbysiologisch'psjchische, die ^juyeAO'
linjkche' oder suhjektive Denknotwendigkeit zn unterscheiden yon der
Jo^iachm"* oder o^^eifc^nm
Die entere ist der Grund, weshalb ein Mensch gerade so denkt,
wie er eben wirklich denkt „Psychologisch betrachtet mag man alles,
wss der Einzelne denkt, fttr notwendige, d. h. gesetzmassig aus den
jeweiligen Voraussetzungen erfolgende Thatigkeit ansehen; dass gerade
*) Zufolge <Iefi Vcrbairens, der Beständig koit oder l'erinutictii', der Schrift-
leicben — weil m. a. W. ein x sich nie von selber iu ein u verwauUelt.
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12
Einleitung.
dies und uicbts anderes gedacht wird, ist notwendige Folge des Vor-
stelluagskreiBes, der Gemütsstimmuug, des Charakters, der augeublick-
Uchen Anregung, welche das einzelne Individuum erfährt" (Sigwart*,
p. 5 u. 6). Diese Notwendigkeit ist für den Denkenden eine absolute;
aber für verschiedene Menschen, und für dieselbe Persünliclikeit bei
Terachiedenen Gelegenheiten, ist sie oft yerschieden; sie gebiert, ruit
hervor da richtigea, dort falsches, unlogisches Denken. Thatsacblich
wird ja sehr vielfaeh auch unlogisch gedachte
Die andre, die leUiere Notwendigkeit scheint weniger leicht zu
fassen. Gerade sie aber, indem sie dem Denken die Folgerichtigkeit
Torschieibt (und unter Umstanden auch aufnötigt), ist diejem'ge Denk-
notwendigkeit, die wir hei obigen EridSrungen im Sinne hatten.
■O-) Sie würde sich — zunächst als ein noch un verwirklichtes
Idoal — cbarakterisiren lassen als diejenige Notwendigkeit, wfldip
unser Denken belierrächen muss, wofem es seineu Zweck erreichen
soll: das Erkennen.
In der Tliat: nicht um JS^«/«;gesetze des Denkens bandelt es sich
in der Jjogik (diese als die Gesetze, nach denen wirklich gedacht wird,
bleiben der Psychologie überlassen), sondern um nonnativc Gesetze,
Gesetze, welche die Riclit^chnur, Norm des Denketjs bilden un'bsen,
damit es jenen Zweck des £rkennens erreiche, im Hinblick auf ihre
Beziehung su, Abhängigkeit von diesem Zwecke wäre also diese Denk-
notwendigkeit auch als eine relative zu bezeichnen.
Sie wäre, genauer gesagt, hinzustellen als der Inb(>griff aller der
Gesetze, allgemeinen Schemata oder Methoden, durch deren l^efolgung
man erstens von richti<jcn VhcrzntgunQm, Erhonünissen au^gdtettd, stets
wkdir nur zu riMgeii Erkenntnissen gefuhrt uird, und zweitens, so-
fern solchen Gesetzen etwa auch selWändige ürteUe entspringen sollten,
gemäss welcher nur absolut gewisse und wahre gd^ldet werden kihmen.
Nun fragt sich aber: wie lisst sich solches Ideal verwirklichen?
Empirisch, indem mau diese oder jene Gesetze für alle Falle
durchprobirt, gewiss nicht! Nicht allein bleiben auch die fOr am
sichersten gehaltenen unsrer Überzeugungen immer noch der An-
zweifelung, Skepsis, ausgesetzt, sondern es wäre jedenfalls auch aus-
sichtslos, die unendliche Fülle der Möglichkeiten erschöpfend durch-
gehen zu wollen.
i) Wie lässt sich dennoch jenes objektiv notwendige Optiken
von dem zutallij^Tii, dem subjektiv verschied« nen unterschcidiMi V Da
wir aus der Jurisdiktion unsrer subjektiven Deuknotwendigkeit doch
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^ Eialeitung. 13
niemals hoiauszuireien^ uns nie von dieser sn emanzipiFen Termögen,
so mflssten wir solches f&r ganz hoffnungslos erklaren, wenn uns nicht
gelegentlich in Gestalt des intuitiven oder unmittelbaren ,,EinIeuchtens"
die Empfindung der Evidenz zuhülfe kiime, wenn wir nicht au deiu
Uewusstsein der letzteren jenes erstere Denken erkennten.
Eine lei(iensehaftsl<j>e einf]!;oheTide Prnftin«]^ der Form nnsros Denkens
durch iinsern Verstand verschafft uns (mit subjektiver Üenknot\ven<li<j;-
keit) die Überzeugung^ llisst es uns als evident erkennen, dass es all-
gemeine rjesetzo für das im obi^j^eu Sinne jytolgericbttge^' Denken gibt^
und wie sie beächatten sein müssen.
Die Erfahrung di^es Tinmittelharcn ßewusstseins der Evidenz,
welches einen Teil unsrcs Denkens begleitet, und der Glaube an seine
Zuverlässigkeit — und demzufolge auch Gemeinverbindlichkeit — ist
ein Postulat, über welches nicht zurückgegangen werden kann. Der
Qlmihe an das Jlechf dieses Geßäüs ist der letzte Änlergrund aller
Geicissheü überhaupt. Wer dieses nicht auerkennt, für den gibt es
keine Wissenschaft^ sondern nur anfälliges Meinen (Sigwart^ p. 15).
x) In ileni Streben nach unserui Ziele darf uns sonach die Üb^r-
zeugnnj^ trösten, dass unter bestimmt erkennbaren Umständen die
ül>jektive Denknotweiidigkeit, aui' die wir fahnden, allemal auch zur
suV»jt'ktiven wird. Namentlich fallen beide Denknotwendif^keiten aucli
ininier dann zusammen, wenn es sich um die Vereinigung von uumittel-
baren Widersprüchen handelt.
Sehr treffend sagt in dieser Beziehung ¥. A. Lange' p. 27 und 28:
„Der Satz dos Widerspruchs ist der Punkt, in welchem sich die
Naturgesetze des H nkens mit den yormnJfjesetzen berühren. Jene
psychologischen Bedingungen unsrer Vorstelluugsbildung, welche durch
ihre unabänderliche Thätigkeit im natOrlicheni von keiner Regel ge-
leiteten Denken soirol Wahrheit als Irrtum in ewig sprudelnder Fülle
henrorhringen, werden ergänzt, beschrankt nnd in ihrer Wirkung zu
einem bestimmten Ziele geleitet durch die Thatsache^ dass wir Ent-
gegengesetztes in unserm Denken nicht vereinigen kennen , sobald es
gleichsam zur Deckung gebracht wird. Der menschliche Geist nimmt
die groaaien Widerspräche in sich anf, solange er das Entgegengesetzte
in rersehiedene Gedankenkreise einhegen und so auseinanderhalten
kann; allein wenn dieselbe Aussage sich unmittelbar mit ihrem Gegen-
teil auf denselben Gegenstand bezieht, so h5rt diese Fähigkeit der
Vereinigung auf; es entsteht vdlUge Unsicherheit oder eine der beiden
Behauptungen mnss weichen. Psychologisch kann freilich diese Yer«
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14
Eioleitung,
nicbtung des Widersprechenden vor übergehend sein, insofern die un-
mittelbare Deckung der Widersprüche vorObergehend ist. Was in ver-
schiedenen Denkgebieten tief eingewurzelt ist, kann nicht so ohne
weiteies zcrstiirt werden, wenn man durch blosse Folgerungen zeigt,
dass es wiilersprocliend ist. Auf dem Punkte freilich, wo man die
Konsequenzen des einen und des andern Satzes uiuuiiielbur zur Deckung
bringt, bleibt die Wirkung nicht au>^ allein sie schlagt nicht immer
durch die ganze Reihe der Folgerungen hindi r h bis in den Sitz der
ursprünglichen Widersprüche. Zweifel au der ßiindigkeit der Schluss-
reihe, an der Identität des Gegenstandes der Folgerung schützen den
Irrtum liäutig^ aber auch wenn er fÖr den Au;ienblick zerstört wird,
bildet er sich aus dem gewohnten Kreise der Vorstellungsvei Inudungen
wieder neu und behauptet sich, wenn er nicht endlich durch wieder-
holte Schläge zum Weichen gebracht wird.
Trots dieser Zähigkeit des Irrtums muss gicichwol das psycho«
logische Gesets der Uoyereiobarkeit unmittelbarer Widersprüche im
Denken mit der Zeit eine grosse Wirkung ausüben. Es ist die scharfe
Schneide, mittelst welcher im Fortgang der Erfahrung allmälig die
unhaltbaren Vorstellungsverbindungen remichtet werden, w&hrend die
besser haltbaren fortdauern.*) Bs ist das Ternichtende Prinzip im
natOrlichen Fortschritt des menschlichen Denkens, welchesi gleich dem
Fortschritt der Organismen darauf beruht, dass immer neue Ver-
bindungen von Vorstellungen erzeugt werden, von denen bestandig die
grosse Masse wieder Tornichtet wird, während die beesem fiberleben
und weiter wirken.
Dieses psychologische Gesets des Widerspruchs bedarf natfirltch su seinem
Bestände und zu seiner Wirksamkeit keiner Anschauung. Bs ist unmittelbar
durch unsre Orgauisation gegeb« n und wirkt vor jeder Erfahrung als Be-
dingung aller Erfahrung. Seine Wirksamkeit ist eine objektive und es braucht
nicht erst zum liewusstsoin gebracht zu werden, um thUtig zu sein.
Sollen wir n>m aber dasselbe Gesetz als Gründl '?:'*' der Loffik auffassen,
sollen wir e,- als Aormalgrsrfz alles Denkens anerkennen, wie es als iSntui-
gesi'tz auch oliuu unsre Anerkennung wirksam iüt, dann allerdings bedUrt'fii
wir hier so gut wie bei allen andern Axiomen dei* typischen AnscluiiinDg,
um uns Ru ttberwugen ..."**)
*) Auch hier ein „survival of the fittcat", Überleben der Tauglichsten.
Der Vfi l.
**; leb brecbe da» Citat mit Abaicht erat bei diesen Worten ab, welche »war
von andern Seifen bestritten, doch jedeofalls fBr die der Langc'tclteii Sdbrifl sa*
gmode liegende GesamtaufGusang besoichnend sind.
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Einleitung.
15
Insbesondre bringt der Gang wissenschaftlicher Forschuns^ es fort-
währeud mit sieli. tla>s Streit j:;o>i Ii lichtet wird durch Verfolgung
falscher Sat^e iu ihre Kuusequeiizen, und jeder apagogische Beweis
ist ein Beispiel dieses Verfahrens (^iS ig wart', p. 13).
l) Im Hinblick aof di« enormen unter den Menechen tierrselienden
Meimnffsversduedmhmim and auf die Thatsachen des Jrrhims und
des Stmks, scheint auf den ersten Blick ein Glaube an die Ge>
meinverbindlichkeit folgerichtigen Denkens nur schwer aufkommen
zu können.
In diesem Glauben läisst sich dio Lou'ik frloicliwül nicht beirren.
Sie nimmt an, dass jpne Fakta nicht 'iowol im Intellekte b^rOudet
sind, als vielmehr ganz audem Ursachen zur Last fallen.
Zumeist cnt.-])! iiii^'on jene Meinnncr^vprschiedenheiten .-ohon an? der
Nifbtübereinstimniunij der Pr:imi<^en de^ Scldiessens , deren Erfassung hei
verscbiedeuen Dcukeru nach verschiedenen Kichtungen mangelhaft erscheint
und die sich häufig nicht zu dem wünschenswerten Grade der Klarheit im
Bewosstsein emporgearbeitet haben, Uber die denn aacb eine hinreichende
YerBtSndignng nicht stattgefunden hat Viele Menschen verscbliessen ancb
ihr Bewiisstsein gewissen Erkenntnissen'.
Döeli, .-lAfem seihet die Prämissen deduktiven Sehliessens noch leidlich
übereiastimuKn , >iiid die Schlussfolgerungen oft noch verschieden wegen
mangelnder oder unvollbiüudiger, nicht gründlich genug vollzogener Prüfung
der im Bewosstsein aufgenommenen Objekte des Denkens durch den Ver-
stand vonseiten des einen oder andern Denkenden. Solches kann vevaalasst
sein durch Denkfaul- (oder zarter atisgedrückl: -tinu)heit, Schwerflt)Ugk«t
auf der einen ?eit«, durch die Scheu vor der geistigen Anstrengung nicht
nur im ^egebeuen Falle, sondern auch durch den Mangel an IV'iikfertigkeit
und Gewandtheit, an geistiger Schnhing nnl 1 'is/iplin. im Denkt ii, weKlie
jene DiajKHjitiüu im Gefolge zu haben ptiegt — und der grossen Menge gilt
in der That das t^Kopfzerbrechen" ftlr die alleniDangenebmste Arbeit Andrer-
seita wird faftnfig Ungedold and Übereilung, ein lapsas attentionis etc., auf
das Zustandekommen fehlerhafter Schlttsse hinwirken. So in der That schon
bei ganz aufrichtigen Ü1>erzeugnngen.
Dazu kommt alter noch die Dfl7wi?rlienkaufi, Intervention de?- (ifiniUes
mit seinen Leidenschaften, welche dahin wirkeu, dass der Mensch, ujiiuuter
ndi selbst nnbewusst, oder auch sich beschwindelnd, einer in seinem (wirk-
liehen oder vermeintlichen} Interesse liegenden, einer ihm genehmen, ei^
wünschten, schmeichelhaften Konklusion den Vorsng su gehen sucht vor der
logisch berechtigten. Namentlich kommt oft da^ Ubergewicht in Betracht,
welches die Eitelteit mit in die Wagschale legt, indem pie den Menschen
geneigt macht, bei eingewurzelten, überhaupt bei d^m cianial von ihm ge-
ta««ien Meinungen mit dem DUnkel der Unfehlbarkeit zu Verharren, und
AadersB mehr. Die Logik von Pmrt-Bo)ral^ sdion mtroUt uns ein ans iinner
Beobachtung berrorgegaogenes psychologisches Bild in beregter Hinsicht
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16
Einleitung.
Kau kdimte audi die Frage aufwerfen, ob für den weiblichen Intellekt
dieadbe Denknotwendigkeit Terbindlich ist wie fttr deu mäunlicheu.*) Auch
die auf diesem Qebiete zutag tretenden Gegensätze scliioben wir aber auf
Rechnung vor allem der bei beiden Geschlecbtem so verschietlenartigen Vor-
bildung und Scliulung des Geistes, sodann auch auf ünlt i sc liiedo dos Tem-
peramentes und der Neigungen, welche beim weiblichen GeBchiechte reiner
Yentändesthutigkeit im allgemeinen abgewendet und.'*'*)
Aas alledem gebt beiror, dass onser wirkliebea Denken in den
Urteilen, die es erzeugt, seinen Zwedt hSmfig verfehlt (cf. Sigwafrt*,
p. 9); daas diese Urteile teils TOn dem einzelnen Denkenden selljst
wieder aufj^ehoben werden, indem die Überzeugung eintritt, dass sie
nii^niltig sind, d. Ii. dass notwendig anders geurteilt werden muss, teils
dass die Urteile von andern Denkenden nicht anorkaiiiit werden, indem
diese ihre Notwendigkeit bestreiten, sie für bluäse Meinung und Ver-
mutung erklären oder gar ihre Mi)glichkeit leugnen, sofern über den-
selben Gegenstand notwendig anders geurteilt werden müsse.
Solrhe Erfahrungen müssen uns dazu nnregou, uns selbst auf die
Grundlagen unsres Denkens zu besiniien; in ilmen wurzelt das Be-
dürfniss einer Disziplin, weklio beilragen kaini, dem Irrtum vorzn-
beui^en. den Streit vermeiden zu leliren. evontuell ihn zu sehlieliten,
indem hie dem Verstände eine solche Vurbereitiing gibt, dass ilini
korrektes Denken zur Gewohnheit wird, und so darauf liiTuvirlct, (hiss
daa gemeinverbiudliche Denken auch wirklich zum allgememcn werde.
fi) Wir wollten uns mit den Gesetzen des folgerichtigen Denkens
beschäftigen, somit des von einer liir alle Intelligenzen verbindlichen
Denknotwendigkeit beherrschten Denkens,
Nun kann man fragen: was ist Denken überhaupt, was Notwendig-
keit, was sind Gesetze? Würde jemand diese Fragen beantworten,
so konnte weiter gefragt werden, was die Worte bedeuten, mit Hülfe
deren der Sinn der Torigen kq erklären versucht worden und so weiter
*) Bedeutsam sagt z. Ii. eio feiner Menschenkenner, Bodenstedt (in Mirza-
Schaffy):
Franonian ist wobl so bengcn,
fit der Hann ein Mann nnd flchlan.
Aber nirlil zu überzeugens
Logik gibt's für keine Frau.
Frnn'n kennen kf>ine andern SchliiaSQ
Als Kriunpfc, 'J'hriinen und KQsse.
**) Nicht ohne AiunabmeD. Wir werden in diesem Werke auch mit deu
LeUtongen einer Dame auf dem Gebiet der rechnenden Logik Bekanntiehaft m
machen haben.
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Bmlaitang.
17
in mfinitnm. Wer diese Fragen fort und fort zu beantworten unter-
nihmey würde in ErinneroDg mfen — das Bild des HnndeSi der sich
in den Schwanz zn beissen sucht; er wOrde sich immerfort im Bing
Kenun bewegen!
Zudem ist die exakte Beantwartong derartiger Fragen etwas
bSchst Schwieriges — sumeist wol an verfriihUs Unternehmen/
Und ihr Versuch üchon könute uns von uDserm eigentlicheu Yorhabeu
immer weiter abziehen, würde uns möglicherweise gar nicht zu demselben
kommea lassen, ja er dQrfte uns in üntersnchnugen Terwickeln, die zu den
idiwierigsten der Philosophie Überhaupt gehören, darunter manche, die Ver<
hsier gern berufeneren Federn überlassen möchte. Daneben aber — und
nicht 7, !r!i tTiir.-lrstoii • — müssto uns .snlolie.s Wa^,miss auch auf ünlersucLiuigs-
gebiete tühren, iu Bezug aui welche die Philosophen von Fach noch lange
nicht einig sind, wo es annoch heibat: „soviel Köpfe, soviel Sinne", Gebiete, die
fiich eben einer exakUu Behandlung bis jetzt nicht zugänglich erwiesen haben.
T7nd sieh auf Spekulationen in derartigen Gebieten einznlassen, wOrde
ftls nn^vereinbar erscheinen mit dem gansen Charakter der deduktiven Logik,
die ja auf das Gemeinverbindlicbc, unmittelbar oder mitU^Hir Selbstverständ-
liche -ich zu beschränken hat, und deren Aufgabe es vorzugsweise ist, in
dem Chaos der philosophischen Systeme den gemeinsamen Boden herzustellen,
aof dem jedes S3 stem fu.ssen muss, den unumstösslich sichern Kern zu ge-
winnen, um welchen die übrigen Zweige der Philosophie und VVissensch^t
fibohaupt ankrystallisirett mOgen.
Jedenfalls, meine ich, kann es i\(*m Verfasser eiues Buches über
Lo'^nk nicht zugemutet werden, die tiefsten Rätsel des Daseins fiher-
haupt, die r^chwierigsten Probleme der Metaphysik, Erkeiiiitiiisstii < »i u',
Psychologie und vielleicht auch Physiologie schon in dessen Einleitung
TorwejX zu lösen. Wir könneD eben hi<*r i^nr ein Jchal aufstellen, und
von dem iStandpunl-fr ans, (Jen jeder Mßtisdi einnimnU, ivelciier die Üproiche
hAerrsdUt auf dasselbe zusteuern.
Das Ideal ist: äiß Gesetze fotgenchÜffen (weil als solches einleuch-
tenden) Denkens am Beumsstsem su hingen, denselben einen allgemeinen
und zugleich mSgMsi emfaehen Attsdrudc zu geben, sie namentlich auch
OHf mögUdtsi einfadte Chrundlagen — auf mdgliehst wenige Frinnpien
oder Axiome — JsurUdsmtßhren, nnd überhaupt dieses Denken an einer
lewussten KimstferiigkeU an gestalten — noch mehr: es in eine Technik
IQ entwickeln» welche an irgendwie gegebenen Prämissen oder An-
nahmen mit leichtester Mühe alle Folgerungen liefere, die nach irgend
«ner wQnachharen Richtung überhaupt gezogen werden können, auch
mit unfehlbarer Sicherheit über die Folgerichtigkeit oder -nnrichtigkeit
«aer Behauptung an entscheiden, die richtige an beweisen, die nnbo'
rechiigu,' oder falsche au widerlegen gestatfce.
ScntoW, Alftl»!» d«r Logik. 2
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18
Eisleitung.
In ihrem ganzen Umfange kann diese Anfj^abe beji^reiflicherweise nicht
sofort geli.rtt werden. Aus dem allgemeinen Hmlergrumle derselben hebt
bich zimächi»t ein elementarer Teil hervor, fUr welchen die Aufgabe nicht
nur als lösbar, sondern bereifa als definiÜT und nahezu yollstSndig gelöst
erscheinen wird (ich meine die im Englisdien als fflogic of absolute terms**
bezeichnete Disziplin). An ihn reiht sich ein höherer Teil (die „logic of
relative»*'), dessen Behandlnng eich mehr noch in den Anfoogsstadien ihrer
Entwickelung befindet.
Wasi nameutlicli den 7.n allerlet/t cliarakteripirten Teil der Autgabe be-
trifft, 80 muss die künftige Eutwickeluug der logiricheu Diaii,i|»liu erat vollends
heransstellen, inwieweit er flberhanpt durch allgemeine Methoden iSsbar ist,
und wann etwa zu seiner LOsnng die Spesialwissenschaften einzutreten haben.
Wir konnten uns bienack mit dem bisher Gesagten begnOgen, und
mit dem Beginn der ^^ersten Vorlesung'* sogleich in medias ree eintreten.
v) Um indessen dem ersten unsrer Motti Cin web bem ich eine
hohe Weisheit erblicke) tliuii lirh^t gerecht zu werden, will ich mir
doch «gestatten, etwas weiter aut.^,uholeii, und ver.suclien, dem Ursprung
den li)gisciien Denkens auch noch von einer andern Seite beizukommen,
dcuäelbcn noch eingehender darzulegen, die angedeuteten Katsei und
Probleme wenigstens streifend.
Ich thue dies nicht ohne Widerstreben, hervorgerufen durch das IJe-
wusst^ein subjektiver Feblbarkeit, sowie der bei der unerschoi)flichen Viel-
seitigkeit des Themas höchst wahrscheinlichen Einseitigkeit der Betrachtungen.
Ansdrticklich milchte ich mit diesen einleitenden Überlegungen ebenso an-
spruchslos auftreten, als ich zuversichtlich der alsdann entwiokdten Theorie
einen hoben Grad von Vollkommenheit in sachlicher Hinsichtsnqpreche, und be-
merke ich '/nm voraus, daj^s auch sidcbc Tjeser, die mir bei jenen nicht überall
zuotimniund zu folgen vermöchten, tirh mittelst Über>chlagung vou etlichen
Seiten darüber hinwegsetzen mögen untl die Korrektheit sowoi als Wirksamkeit
der alsdann folgenden Ausitihrungen gloichwol nicht werden bestreiten können«
Im Anschluss an gedachte Überlegungen werde ich zudem schliesslich
Gelegenheit und Veranlassung finden, midi über die Eigenart der hier be-
vorzugten Oarstellnngsweise der logischen Theorie, und des Buches insbe-
sondere, noch nfiher auszulassen, dieselbe in gewissem Sinne zu rechtfertigen.
I) Der Mensch ist sieb seines Daseins nnmittelbar hcivussti und
schreibt sich einen Geist zu. Die Existenz des eignen Ich's in der
Form der Zeit ist wol (für dieses selbst) die unzweifelhafteste, die nn*
bestreitbarste und auch unbestrittenste vou allen Tliatsacheu.
Von dieser der allersichersten Thatsache sind vorsichtige Philosophen
jederzeit ausgegangen und werden solche es auch in Zukunft voraussicht-
lich thun müäben.
Mit dem JJetvusstsein aber ist uns ein Mannigfaltii^es i:( j^ebeu.
Eine gam» Welt von Empfindungen, Erinnerungen, Vorsteüuiigeu und
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Einleituiig.
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Sfaebongen — auch schon fertiger Gedanken und Übersengongen —
findet der reifere Mensch, wenn er anfingt, Aber sich und die Welt
naebzndenken, £u reflektiren, in seinem Bewusstsein bereits vereinigt
Jedenfalls — nm nur das allerwenigste zu sagen — Termogea wir F«r-
dUedbies m unserm Beiewsisem mu untersMdm, wir findm Mancherlei in
ihm sasammengefasst Auch ist der Inhalt des Bewusstaeins teilweise
in Yerindening begriffen; Einxelnes in ihm Vorhandene achwindet ans
demselben, nicht vorhanden Gewesenes wird eneugt, Getrenntes vei^
Imfipfl, Verbundenes gesondert.
Solche Thtttigkeit des menschlichen Geistes, welche wir Denken
im weitesten iSiuiie des Worts ueuneii (mit andern Worten Innewerden,
Bewusstwerden), und welche dessen ganzes Dasein ausfüllt, besteht
jedenfalls wesentlich mit in einer Vereinigung von Mannigfalt'^em
m JJetcnssfsHn.
Schon dieser Vorgang hat. trenaner besehen, etwas höchst Rätsel-
haftes, um nicht zu sagen: geradezu Uubegreitliches.
Der naive, der ungeschtilte Verstand, der Verstand auch des Mannes
der Praxis, der nur gewohnt ist, Uber die Dinge der Aussenwelt in Bezug
auf diese selbst sa urteileD, dagegen vernachlässigt auch nachzudenken Uber
die Vorgiinge, welche im denkenden Subjekte hierbei stattfinden (sowie über
die Beciehimgen zwischen diesen und jenen), mag sich vielleicht mit Er-
forschung von Unbekanntem, mit der LSsnng von Problemen beschäftigen,
doch i)flei,ft er nirgends Unbegreifliches zu erblicken. Dass solches wol vor-
banden sein müsse*), wird er ev^nfnoU erst mit Vei'wunderuug inne, wenn
er versucht, in den Sinn der pinlobophischen Lehrmeinungen einzudringen
and auf den Widerstreit vou diesen ätüHSt. Wer dann aber, mit der Vor-
sieht, sa weleber die Wahmehmong soleher Diskrepanz anfTordem muss,
enuüieh strebt ui den Born der Erkenntniss euundringen, wird fast auf
Schritt und Tritt gewahr, wie wenig gefestet, bestimmt und vollendet aodi
die ihm geläufigsten Bugriffe sich erweisen, ja wie wenig oft die für un-
enchatterlich gehaltenen Qnmdlagen seines gesamten Denkens fefitätehen.
o) Um jenen Vorgang der Znsammenfassnng oder VerknOpfiing
von Mehrerlei an einer Einheit im Bewasstsein auf sein ein&chstes
Urbild sn rednziren, fassen wir einmal den Fall in's Auge, wo das
denkende Subjekt nur md Dinge, z. B. Sinneseindrücke in seinem
Bewasstsein TCreiuigt. Die Sache wird am deutlichsten, wenn wir
äiflse ans verschiedenen Sinnesenergieen entlehnen.
Man hQrt den Knall des nahen Blitzes, wfihrend der Lichteindmek
desselben noch nachklingt Es sind ja wol Terschiedene Organe des
*) Schon das b1og«o Tia^ein kann Hafiir celten, wie denn joner indische
Weisp, dcsBeu L. Büchner Krwutmiing thut, sich jeden Morgen von nenem
«underte, dass überhaupt etwas ist, und nicht nichts ist.
«•
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4
Einlettaiig.
Körpers, welche den Schall und den Lichteindrack aufnehmen und
dem Träger des BewusBtseins, dem Gehirne Ghermitteln; auch von
letzterem mögen noch Terschiedene Teile bei der Übernahme der
beiderlei Botschaften vorzugsweise beteiligt sein. Gleichwol ist der
Vorgang tob ganz anderer Natur^ als wenn etwa em Wesen, das blos
zu huren vermag, den Donner vernähme, und ein anderes Wesen, das
blos sieht, das Aufleuchten den Blitzes wahrnähme, welche beiden
Wesen nimmermehr auf einander einzuwirken, einander etwas mit-
zuteilen, von einander zu wissen in der Lage wären, weil das erste
rar Aufnahme von laditeindrüeken unfähig, blind, das zweite taub
wäre. Vielmehr ist es ein einheitliches Bewusstsein, in welchem beide
Eindrucke zusammenfallen, koinzidiren, in eins Terschmelsen (das heisst
doch wol: sich yei-em-igen), und dennoch unterscheidbar bleiben!
Dasselbe, wie in Bezug auf diese verschiedenartigen Sinnesein-
drücke, würde sich auch ausführen lassen in Bezug auf die verschiedenen
Eindrücke, welche uns von einerlei Sinnesorgan übermittelt werden, ^
z. B. für den Fall, wo wir zwei Lichtpu&kte, oder sagen wir zwei
Kreidestriche auf der Schultafel, gleichzeitig wahrnehmen. Treffen
auch die von beiden Strichen entsendeten Strahlen, fallen ihre (um-
gekehrten) Bilder auch auf verschiedene Stellen der Netzhaut, so werden
schliesslich doch die Eindrücke beider im selben Bewusstsein vereinigt,
und in dieser Hinsicht würde die Sache nicht anders liegen, wenn
etwa der eine der beiden Striche, oder auch beide, anstatt wahr-
genommene, blos vorgestellte, Erinneruiigsbilder z. B. waren.
Die Annahme, es sei gar niobt möglich, zwei (wahrgenommenen oder
blos gedachten) Dingen zugleich Aufmerksamkeit zu schenken, rielmebr
springe letztere immer nur zwischen beiden bin und her, scheint der
Schwierigkeit, die Rie zu heben trachtet, nicht mit t>folg ans dem Wege
zu gehen. Ks ist doch jedenfalls zuzugeben, dass wir zwei Striche - mit
dem Augenmaass z. D. — nach ihrer Liingo rt^nhirJm} kr>unen, unil «lit/ses
würe ganz undenkbar, wenn nicht wenigstens ein Lriunei uugsbild vuui einen
festgehalten und zum andern mit herübergenommen würde, in Bezog auf
welches wir eben zu beurteilen vermügen, ob es mit diesem sich deckt
oder nicht. Die SO Überaus häufige ThUtigkeit des Geistei^, welche auf die
Wrilii iK'Iimimg oder Hcr-ttllung von Ji( zkhungfn zwiFcht.n OLit-kt^n des
Deukcnt^ liinaubliiuft, scheint deren gleichzeitige Betniehtuiig zur unerlUss-
liehen Voraussetzung zu haben. Nie würden wir — um noch ein anderes
Beispiel zu wählen — ein Wort zu lesen im Stande sein, wenn im Bewusst-
sein nicht (die Auffassung von) mehr als ein(cm) Buchstaben auf einmal
Baum hfitte. Nicht nur blos gewissennassen schlummernd, latent im
Bewusstßein tlberhaupt, sondern selbst im Felde der Aufmerksamkeit ver-
mögen wii also zwei oder mehrere Wahrnehmungen oder auch Vontellungen
zu vereinigen.
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Kioleitoog.
21
Als aaf ein anderes Beispiel sei auf die kombinirten Töne und Har-
mooieen noek hiiigewieseii.
Diese Yeremignng, ^^lo-eiiifl-Betsaiig'' yon Zum- oder Ülehrerleiy
diese Herstellung einer „Vu^nigheU", welelie sieh im Bewussteein des
denkenden Sakjektes vollzieht, ist das, was ich als das Unbegreifliche
des Vorgangs bezeichne.*) Der Versuch, die Herstellung zweier Bilder
an Yorscliiedeiio Stelle ii des ilinis zu verlegen — wenn man doch dem
kuteru insbesondere, und der materiellen Welt überhaupt, ^\ iiklich-
keit zuschreibt ii will — lässt deren Wechselwirkung aufeinander, lusst
die Einheitlichkeit des Bewusstseins, der Versuch, sie an dieselbe
Stelle (oder dieselben Stellen) zu verlegen, liisst ihre Unterscheidbarkeit
wol unbegreitiich erächeinen.
n) Einerlei, wie die Wissenschaft in vorgeschritteneren Stadien sich
das Wesen dieses Vorgangs aneh zurechtlegen wird, so haben wir uns
kier mit der Thatsache absnfinden, dass in dem einheitlichen Bewosst-
lein des Ich's gar Mannigfaltiges verknüpft, znsammeugefasst oder
Tereiüigt erscheint, dass wir anmittelbar inne werden einer Mamiff-
faltigheit (wie gesagt) von Empfindungen und yorstellnngen, GemOts«
zuständen und Willensstrebungen, welche teilweise als sich forterhaltend
oder neu immer wieder erzeugend, teilweise als im Wechsel oder Fluss,
in Änderung belindlieh sich uns olTenbart ('zuweilen «ich zu eigner
Thütigkeitsaussening steigernd), und in welcher sich namentlich auch
die Gedanken entwickeln.
Dieser mannigfaltige Inhalt des Bewusstseins mit seinen uuf-
eiiian(k-rVolgenden (genauer: isich an einander reihenden) Zuständen,
SHiien rjueee.ssiveu Phasen, füllt das Leben des Individuums oder
deukeudeii Subjektes aus. Er ist eine Welt iür sich, ein (Mikro-) Kos-
*) Wer an paradoxen Aussprüchen Freude hat, kütiiite aicb, Boturu er
obigea Aiufühnuigeii folgte — m. a. W. im Uiublick uul daa hcrvorguhobeue
MjiterioiB der Zweixahl, Hebnahl, der VieleiDigkeit im BewnsslseiD« oder wie
Buui dMMlbe nenoen mag — wol Torandhi fühlen, dem Hegersohen Aassiirocli:
,r^n ist Ni^t»em; dieser Widersprach löst sich anf im Werdend* — welohen ich
in dieser Faesung Herra Kano Fischer's Logik entnehme ~ einen andern an die
Seite za petjtf n: ,,Ztcei sind eim; dieser "Widerspruch löst sich anf (verwirklieLt
mh) im Innewerden (Bewuest werden)." Sonst allerdings sind zweie niigends^ einey.
Wenn — im Ernste gesprochen — ein dookeudcs bnbjekt Ä im Gt;i»t zwei
l^ioge b oud c zugleich erschaut, so erzeugt sich in diesem Oeiete eines {ein
^Diogu). Ansehftnimg von nebet <f « ans welcher nicht nor diejenige Ton h,
«der die Ton e, jeden Angenbliek loegelOet und ieolirk zd werden venumg, aondern
in weldier sogar, obzwar sie „eins geworden", diese beiden Ansohanongen anch
•Mi gesoBdert, alt xweie, empftmden sind.
23
Einleitung.
moB, den' wir knn, wenn aocb nicht erschöpfend, die Ideenwelt^
Gedankenwelt des Individnums nennen mSgen.
Q) Was uns zur Ancrkonuuug auch des Makrokosmus, der Aussen-
welt nöti<^t, zwingt, ist die schon von früh auf geuiiitlite und seitdem
fast uuaufhürlich wiederholte Wahrnehmung resp. innere i\irlahruug,
dass wir Ober gewisse Teile der uns unmittelbar bewussten Gedanken-
welt nicht willkürlich verftigen künaen.
Schon der SUugling kauu das CiefUhl des Hungers nicht willkürlich
beseitigen, kann sich dem Eindruck blendenden Lichtes, wenn er etwa
scblalen mOchte, nicht Teraehlieseen. Andere Teile nnsrer Gedaokenwelti
dagegen, sind wir uns unmittelbar bewnsst, selbstthätig, frd, nach unserm
Willen sa gestalten. Wir können nns s. B,, sobald es uns beliebt, einen
grünen Tannenbaum vorstellen, oder, wenn wir m5gen, auch einen schnee-
bedeckten, desjrleichen rote Farbe, etc. etc. Wir mögen uns angenehmer
Erlebnisse, einer hübschen Melodie erinnern und uns auch bessere ZubUinde
hoiFniingsfrendig aasmalen. Schwerer schon fftllt es, unangenehme Er- *
innerangen los va. werden.
<y) Einzelnes, was in unser Bewnsstsein eintritt, empfinden wir
nmuuinichm als Schmerz, Leid, Argerniss, Kummer; Manche.s läs.st uns
als ein gleichgültig Emiil'undenos indifl'croit , Anderes ein{»riiKlen wir
als angenehm mit Genuss, Lust, Wohlbehagen, Freude. Jenes erstere
veranlasst uns, die Beseitigung, dieses letztere, die Fortdauer, eventuell
Wiederholung seiner selbst zu erstreben. Abermaliges Rätsel; daa
Wesen der Affekte, von Zu- und Abneigunsr, von Schmerz und Lust.
Dass beides, wenn auch vermutlich davon bedingt und stets davon
begleitet, nicht — wie nach der materialistischen Weltanschauung —
lediglich in Bewegungsznstttndent in einem mehr oder weniger rhythmisch
ansgefttbrten Tanse nnsrer GehirnmolekUle bestehen könne, dsss auch der
vollendetste Automat noch kein fühlender Mensch wSre, Empfindung Ober-
haupt nicht auflösbar ist in Bewegung, steht mir vorderhand doq^inatisch fest.
Dafür gegebene ,;Beweise'^ vermag ich indessen als solche nicht anzuerkennen.
t) Durch unsre pbysischen und psychischen Triebej durch die Ab-
neigung, ancb Furchti ror Scbmers, sowie die Erwartung von. Ans-
sieht auf Genuss bedingt, bilden sich Wünsche in uns ans, werden
wir nns gewisser Willensstrebungen, eines bestimmten WiMeM un-
mittelbar bewnsst; wir nehmen Wülensakte in nns Tor. Und diese
Thatsache des Vorhandenseins eines menschlichen W&kns nun hangt
anf das innigste mit der Anerkennung der Aussenwelt ansammen; sie
scheint geradezu eine Vorbedingung*) au dieser au bilden, indem die
*) Aach atngekebrt wflrde unser Wille onf&big sein in die Erscheitiuag zu
treten ohne daa Hbcnkommen der Aaiaenwelt alt eines QegeDstandea, an welchem
derselbe iiGfa erprobt, bethfttigt and Obi
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Einleiiaog.
2S
letstere in dem erkaanteii UnTermogen wnnelt, da« Gewollte sofort,
durch blosse geistige Thätigkeit des Ich in allen FSHen su Yerwirklichen.
Das Wesen des Willens bildet ein Tielbehandeltes nnd gleidiwol noch
nicht ergründetes Thema. Es ist eine Frage, welche die Philosophen zur
Zeit noch in zwei "v^s«^ Träger spaltet: ol» der nvMischliche Wille ivirllirh
frei sei (nnd was ist i^reiheitV), oder ob — mit Spin07a — die menssch-
liche Freiheit, deren AUe sich rühmen, lediglich darin besteht, „dass die
Menschen sich ihres Wollens bewusst und der Ursachen, von denen sie
hestimmt werden, unbewnsst sind"; dergestalt, dass die Gedanken nnd
Handlangen des Menschen lediglich eine Funktion sind („Funktion*^ im
mathematischen Sinne) der Zustände, aas denen der Mensch hervorgegangen,
der inneren innl iinsseren Umstünde, unter deren Herrschaft er gerade
steht — eine Weltanschanunpf, nach welcher z. B. ein Mensch, der, wie er
meint, freiwillig den Arm authebt, vergleichbar wäre einer l^nur allerdings
mit Bewnsstsein hegabtoil) Marionette, die, wBhrend ihr mit natnrgesetz-
licher Notwendigkeit der Arm dnrch einen Draht emporgetogen wird, blos
in dein Wahne stünde, denselben selbst zn heben.*)
Die Frage ist von tiefgreifendster Bedeutung namentlich für die
Rechtspflege und ftlr die Beurteünng jenes schlimmsten aller Übel —
der Schuld.
Unleugbar zeigen nun die Fortschritte der Natur forschung, besonders
auf dem Gebiete der Physiologie nnd Psychiatrik, nnterstlltst auch dnrch
die Statistik der mensehUehen Gesellschaft, eine stetig steigende Tendenz,
das Gebiet der möglicherweise noch fttr frei zu haltenden, nSmüch einer
nachweisbar zwingenilen Besiimmnng' entbehrenden LebensFliissorn?Mfen des
Menschen eirii^uengen; und es niügen darum Naturforscher und Irrenärzte
mehr zu der letzterwähnten Anhiebt neigen. Ich stehe meinerseits nicht
an, mich zu derselben zu bekennen, und zwar meine ich, dass schon ein
Jeder zu demselben Ergebniss kommen muss, wofern wir nur ohne vor-
gefiuMte Meinung uns selbst darauf besinnen, was denn eigenUieh in uns
vorgeht, wenn wir einen Entschlnss zn fassen haben? Kommt uns kein
Zweifel an bezüglich dessen, was in einem gegebenen, vorliegenden Falle
zu tbun sei, so handeln wir entweder instinktiv nach einem unbewnsst und
ohne unser Zuthun von Natur in uns entstehenden Impulse, oder wir
folgen dabei sozusagen mechanisch einer schon von frtther 4herkommenen
(nnd seineraeit natnrgesetsmftssig erworbenen) Gewöhnung. Von freier
EntSchliessung wird erst dann zu sprechen sein, wenn mehrere Möglich-
keiten des Handelns sich dem Geiste zur Auswahl darbieten, m. a. W. wenn
wir im Zweifel '-lud, was thun. Hier dürfte nun die Tluitsachc nicht in
Abrede zu sleiieu »ein, dass sooft wir so für eine Iliuidlun;!^ uii.s /,u uiit-
scbeiden haben, es wiederum von unserm Willen vüUig uuabhüugig erscheint,
welche Erinnerungen, Vorstellnngea und Überlegungen sich nns bis zum
*) Wahrscheinlich ist dieser Vergleich eine Beminiscenz aus einer frfiheren
Aufbiß von Herrn Lndwig Bfiohner*s „Kraft nnd Stoff*; in der mir TOfliegenden
11 Anflage — Leipaig 1888, 612 Seiten — habe ich douelben jedoch TStgeblich
geeoehi.
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24
Kinleitong.
Moment des Handeliu aufdzttngen, und welche xuletet du Übergewicht er-
halten, die That bestimmend.
Des weiteren sei in Bezug auf die angeregte interest<ante Fraj^e auf
Herrn Emil du Bois-lJ c y mond's bekannte Schrift „Die .si« ben Wellrütlibel"
und den darin citirten merkwürdigen Aussprueli des Abbe Galiani ver-
wiesen. Die Arbeit von Ludwig Dieffenbach^ bekundet grosse Belesenhett
des Vei&ssers nnd betrachtet mit Scharfsinn auch jaristisohe Fragen vom
deterministischen Standpunkte.'^) Von Neueren behMidelt Biehl^ Bd. 2,
p. 216 sqq. das Problem der Willensfreiheit besonders eingehend nnd, wie
mir scheint, in mustergültiger Weise.
Ich würde 08, nebenbei gesagt, für ninen grossen Segen halti-n, wuun
die TrbHiT.ou'/iiiiL,'- von iler NaturnotwomliLckeit alles menselilicht ii Ucuken.s
und Haudelns Gemeingut aller Gebildeten würde. Diese Weltanschauung,
welcher nnter den Diditem der Neuzeit Herr Arthur Fitger prägnanten
und poetischen Ausdruck verliehen, mflsste — im Einklang mit dem schonen
Gebot der NSchstenliebe und vielleicht wirksamer als diese nur allzuoft
nicht vorhandene oder fast unmögliche — naturnotwendig dahin wirken,
der Animositüt, <lnm Hass nnfl der Verdaniraungssnclit jeuflicbon Boden,
auf dem sie gedeihen künuion, /u ent/.ir'lien und auch em giites Teil Uber-
hebuug aus der menschlicheu Gemeiaschatt zu tilgen. Sofern die Hand-
lungen des Individuums in erster Linie vom Stande seiner Einsicht ab-
hflngig, durch diesen sich bestimmt erweisen, würde sich fllr einen Jeden
das praktische Gebot ergeben, vor allem auf Bichtigstelluug, Hebung und
Vertiefung der Einsicht — eigner, wie fremder — bedacht zu nehmen.
Bei der Beurteilung des Nebenmenschen würde man stet^? die in Madame
de Stadl' 8 klassischem Spruche: Alles verstehen hiesäc alles venseiheu, „Tout
*) Für jede Weltanschauung, ja fakt fSx jede Aoiicht, hat die Philosophie
einen „, , . iamu** ah Namen parat Da gibt es einen NominaliBmiu, Bealiamn«
und Konzeptualismus, einen Materiali!«niuH, SensuuUsmos, Nataralisnins und Ratio-
nalismuB, einen Idealiamus, Spirituali«niti8, Spiritiamus, Supernaturalismus und
My8ticii*mu8 , einen Eklekticismus^ etc. und nicht f?<*nnp damit: es möaseD auch
noch Personetmanjcn zu weitern „. . . ismussen ' herhalten wie in Platoui^muB,
Skotiümus, Kauiiauibmus, Scbopcnhauerianisrnnä etc.
Wer sieh fiber die damit m verbindenden liigrilTe und ihre im Lauf der
Jahrhunderte «um Teil leeht schwankenden Bedeutungen orientiren will, mag ein
gute« Konversationslexikon su rate ciehen. Hüten aber muss man sich daTOr«
eine Anbicht über die Dingo, tchon darum, weü sie eine derartige Benennung
pefunflcn hat, nunmehr für einm irnif^st abfrethanen nnd übcnvnndenen Stand-
jiniikt liult. ri zu wollen. Nicht wrhi«,'!- ilii s.'i .,. . isiiiu---»^" lloriK ii noeh lustig
weiter uud hängen eben mit tund.uiiont ileu Fragen zusammen, welehe die Philo-
spphie noch keineswegs zum ÄUbttug ux briugen vermocht hat.
Mit untrer Einleitung gingen wir unsrer Obersengung gemftae ans vom
„tdeolwttscAen" Standponkte. Die oben vergetrsgenen (damit sehr wohl vertrftg-
liehen) Anschauungen über die Willensfreiheit, nach welcJten auch (hr 3faisch mit
seinem Fühlen, Thun und Denken keine Ausnahwe in der oUgfwn'itPV (J(sd:mäfisi()'
keü der Xatur hihkt, fiihreu den Niuncn des ..Dderttunif'fnu.'^" , und werden die
Gegner dieses Standpunktes auch als „Indcterminibten'' bezeichnet.
i
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Einleitwig.
comprendre, c'est tout pardouncr'' (als Öubjökt) eutlialtenc Voraustsetzung
nt Terwirklidieii «odieii imd damit «ino ErkenntniM zu gewinnen streben,
deren Erwerbung durch jene oben genannten Affekte in der Begel voreilig
verhiiuKrt wird. Jene Weltanschauung mUsste endlich die Mahnung in
sich !>chliessea, bei dem Kampfe gegen das Übel in dem Verfahren gegen
Übelthäter nicht über das- zum Schatze des Einzelnen und der Oeeellschaft
erforderliche Maass hinauszugehen.
Wir brauchen iudesa zu obiger Frage hier keine Stellung zu nehmen,
und genfigt uns die Thateacbe, dass unser Wille — sei er aneh Ton einer
OOS nnbewossten Notwendigkeit durchaus bestimmt, sei onsre Willensfreiheit
auch nur lUorion — doch innerhalb nnsres Bewusstseius wenigstens als
frei erscheint, nämlich als ein freier nnnuttelbar empfanden wird Diese
Thatäache ist nicht nur unbestritten, sondern: dass wir überzeugt sind, frei
ru denken, imd auch Hnnerhaib der (Ireu/.en des uns physisch Möglichen)
frei zu buuduin yiaubm, bildet sogar eine der am tiefüten eingewurzelten
menschlichen Überzeugungen. (1. 1. c. c.)
v) Denjenigen nun, was in unserm Bewusstseiii als unfrei em-
pfunden wird, sich dem unmittelbaren Einfliiss unnres VVilleus entzieht,
flchreiben wir eine mtsser uns Urgende ürsadte zu, und die (jesamtlieit
dieser Ursachen, denen wir ein eigenes Dasein, eine selbständige £xi-
ilena — ahnlich der nnsrigen (genauer: derjenigen des Ich's) — bei-
legen, bildet für uns das Nicbt-ich oder die Aussenwdt,
So, was wir sehen, h^ren, tastend ffihleo, etc., gestaltet sich (als
eine nnfireiwilligo Empfindung) snnSchst aar Anachanmig Von etwas
ausser qds Befindlichem. Der passiv empfangene Sinneseindruek löst
in der Regel, um als Empfindung in's Bewusstsein einsutreten, eine
reiepÜTe Thätigkeit des Geistes aus, and diese setzt sich noch Aber die
Empfindang hinaas fort, indem sie Veranlassung wird, dass wir (aktiv)
mis eine Varstdlung bilden yon dem Gegenstand, der sie heryorroft.
Namentlich ist bekannt, wie wir so die Eindrucke der Farbenverteilnng
Qod Helligkeitsyerbilltnisse, die wir ans einem zweidimensionalen Gesichts*
felde empfangen, in den (in einen Torgestellten dreidimensionalen) Baum
hinaus» V(»r1ci^cn.
Bei der Bildung der Vorstellungen spielt ül)rigen8 die Induktion, ol)-
wol meist uubewusst geübt, schon eine grosse Rollo. Sie z. B. ist es, die
ims veranlasst, denselben Tisch, den wir sehend als ausgedeimt resp. raum-
erdlUend wahrnehmen, auch mit Widerstaudskritften auszustatten, dergleichen
sich ans beim Anfassen desselben kund geben. Hit Induktionsschlflssen
beteiligt sich der Vasiaud schon bei der Vorst ellnngsbÜdung; er vereinigt
!t ilie aus verscbiediuen Sinnesorganen ihm zuteil gewordenen Botschaften
zur Gesamtanschauung eines Dinges, das sie veranlasste.
Besonders sind es Gesichts-, Tast- und Muökelsinn*), aus deren
*) Bekanntlieh sollte mau eigentlich von sieben Sinnen sprechen — zum
wenigtteo. Denn nicht nur ist das Fuaktioniren dei Taatsinnes ein zwief<igei
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26
Einleitung.
Eindrflcken wir, ihre Ursachen lokaUsirend, unsre YorBtellung der »ate-
rielloD Körperwelt mit ihrer dreifachen r¨iehen Ansdehnung, ihren
Widerstands- und andern Kräften und ihren BewegungsYorgängen
heransentwickelt, nns konstruirt haben.
9) Wir betbätigen dabei das onser gesamtes Denken beberrscbende
„KausaUtüfsprimip''*): für Alles, was in den Bereich desselben tritt,
eine Ursache anzunehmen — sonachy sofern wir nicht uns selbst als
diese Ursache fQhlen, dieselbe ausserhalb sn setzen.
x) Als eiu Teil dieser von uns vorgestellten maieriellen Welt
liiidefc auch unser kürperlicher Leih seine Stelle. Im gewöhnlichen
Leben zum Ich gerechnet, muss er von der Philosophie doch der
Ausscnwelt, dem Nicht- ich zugezahlt ^\ erden. Wenn nämlich auch
dio VorstelluncT, dass wir ihn besit/eu, im Hewusstsein nt^is mehr
oder minder lebendig ist, so existirt er doch nicht ganz allein in der
Ideenwelt des Tch's und bildet mit seiner Gestalt und Schwere, srin i in
Aufbau aus Zellen , seinem Gefiisssj'stenje und den darin kreisenden
Blutwellen, seinen mannigfachen uns unbewussten Lebensfnnktionen,
doch keinen freien (d. b. wie gesagt als frei empfundeneu) Bestandteil
unsres Bewussteeins. Wäre dem so, so würde Jedermann dasjenige
als DrucJci'inn und als IfVi/wrsinn, w^deher letztere auch dem GeachinaLksinn bei-
gcgebeD, suudcra iät dazu ucuerdings auuh tlür „Mmkelsinn", das Gefühl für
Mukelanstreoguag, getreten. Dimer tetitere Sinn ist et s. B., dvrcli welchen wir
im stockSnitem Keller eine am leeren Halt gefiutte Wolle Flaiche von einer
leeren nntortcheiden; auch hcroht auf den snr Accomodation der Angen und Kon-
TMgeus der Aiigeiiaxcn erforderUchen Anstrengungen der Augeumaskeln ganz
weHcntHch das Schätzen der EntfernuDgen, iu welchen Richtbare GegenatäiKle sich
von uns befinden. Verg^Ieidie besonders v Helmho Itz's ,,'Hiat«achoii der Wahr-
nehmung", sowie die auf 0. der Scbiel'scheu ÜberstUuug von Miü' cilirten
enghflchen Werke, als: Brown*t Lectaret, Uiirt Analysis ot the mind, Alesan«
der Bai n, The tentet and fbe intellect, Herbert 8pencer*t Piindplet of ptyobo-
logy (Kapitel über die Wabmehmong), n. a.
*) Nach Schopenhauer* lind vier Wirkungsweisen dieses Prinzips sn
unterscheiden, indem dasselbe uns zwiii^'t, einen „i'-nn icheuden Gnuid" anaunehmen
für da«? Sein, das Werden, das Erkennen und das llnnddn. Nur für den zweiten
Fall .sollte nacii ihm der obige Name augewendet werden. Der erste scheint
mir, nebenbei gesagt, von S. unklar formulirt und überhaupt nidit Imltbar, viel-
mehr wesentlich in dem dritten Falle aufgehen tu tollen, welcher teineneitt den
beiden übrigen nicht koordimrt an tetaen ist, tondem in einem gewitten Sinne
fiber dentelben steht.
Als auf eine der besten mir bekannten Scbriftcn über das Kausalitätsprinzip
im engern Sinne $ei hier auf Herrn Heinrich Wcber'a Kftuigtbeiger Frorektorats-
rede' verwiesen.
EinleituQg.
27
Anttits, das ihm am aehSnaten oder gerade am wOnaehenawerteaten
dflnltt, besitzen, diejenige Körperkraft, die er aieli wOnaeht, eben-
dadurch erlangen etc.
Die Beziehungen des Leibes, als des dem Ich immerhin am näch-
sten bkhciiden Teils der Aus^enwelt zu diesem, sind mehrfacUer Art.
Erstens: Durch die nach seiner OberHäche, Peripherie, gehenden
Nervenenden, die sich an einzelnen Stellen zu spezifischen Sinues-
or'jiM"!! YtTvollkommncn und ausgestalten, wird der Leib zum aus-
M niii ^siichen WerkzeuL% vermittelst dessen die ausserleibliche Aussen-
weit auf nns einzuwirken vermag, spit lt er die Rolle deö allezeit be-
reiten Boten, welcher, die , peripheriächen'' '•^innesreizun^en dem lie-
wusstsein übermittelnd, dem Geiste von dieser Aussenwelt Kunde bringt.
Zweitens: Zufolge seiner eigenen Beschaffenheit, seiner physio-
logischen Verfaasung, Konstitution, entstehen in ihm selbst auch „visce-
rale" Reize, wie das Atmungsbedürfiaiaa, Hunger, Durst, Drang jeder
Art, durch welche er nnabbäogig vom Willen des ludividuama pby-
sische Triebe in dessen Bewnsstaein wachruft. Auch können nocb
bierber gerechnet werden jene (krankhaften) Sinnestäuschungen, die
wir erat anter Beihalfe induktiver Scblüsae von sinnlichen Wabr>
nebmongen za onteracbeiden vermögen.
Drittens endlich: Indem aich gewisse Willenaakte anmittelbar in
Bewegungen uid Eraflentwickelnng, Arbeitsleiatong seiner Qliedmaasaen
amsetsen, erscheint der Leib auch als daa wiederam einzige*) Werk-
leogi dnrdi welehea aeineraeita der Geist auf die Anasenwelt einwirken
buuiy deren kommende Zustande beeinflnasend.
Dia BOwol nnwillkOrlieben als nnbewnssten Wecbselvrirkangen swiscben
Gast und Leib (deren Vorhandensain wir gleichwol dorcb induktive Schltlsse
erkennen), wie /. T5. die Wirkung von Kummer oder Freude auf das kOrper*
liebe Wohlbefinden, können hier ausser Betracht gelassen werden.
i?) Wir haben nna hier der gewöhnlichen Ansicht angeschlossen,
der die selbständige Existenz der Aussenwelt, und in ihr auch die
BBsrer Nebeninenschen, fflr unzweifelhaft, für ausgemacht gilt.
Dem ge.t,'eijüljt;i steht bekanntlich die Weltanschauung eines hervor-
ragenden Hetaphysikers: George Berkeley's, nach welcher ganz allein der
Osist eiistuie, die Anssenwelt hha keine Wirklichkeit besfisse, vielmebr nur
•be Vision, und ihre Objekte dem Ich von einem göttlichen Geiste vor-
gespiagelte Wabngebilde, subjektive Erscheinongen wlren, das Leben also
*) Da« Axiom: „Ks gilt keine geiit^e Einwirkung ohm materieUe Vermüte-
lung" iht die Basis, anf welcher die getarnte Katnrwissengcbaft steht. Wer die-
Mlbe nicht anerkenoi, ist dem AbirgUmben in jeglicher Form preisgegeben.
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28
iänleitong*
gleichwie ein Traum sich abspielte. Solche Ansicht (selbst wenn in die
Leuguung der Aussonwelt auch die der Nebenmenschen samt il i :n Geiste
noch eingeschlossen würde) lllsst allerdings sich weder bewui^eu noch
widerlegen; es bleibt dem Belieben anheimgesieUt, sie anzunehmen oder
SU Terwerfen.
Auch sie gibt abrigens ein Nicht-ich zu, bestehend ans der Gesamt-
heit der von dem Ich unabhängigen (als von ihm unabbfingig empfundenen)
durch eine Xutwciull^'keit ihm oktroyirten Vorsjiiegehingen. Für unsre Zweeke
i>*t es gleichgültig, ol) die Ausscinvelt in dieser oder in joner Form auer-
kanut wird, woferu dies nur überhaupt der Fall ist.
Unstreitig kriiltigt es unsre Überzeugung von der Existenz eines wahr-
genommenen Dinges der Anssenwelt, wenn wir aus ihren Kundgebungen
inne werden, dass auch andre Menschen dasselbe ebenso wie wir erblidken.
Ans diesem Umstand aber, mit De Morgan' p. 28sq., erst die Anerkennung
von der Existenz der Aussendinge ableiten zu wollen, scheint mir ein Umweg
zu sein, und glaube ich (ohne damit einen Ani-prnch nuf Neuheit erheben zu
wollen) diesem gegenüber voräteheud — sub if " v) — den wahren Grund
hervorgebüben m haben.
(o) Empfindungen und Vorstellungen lassen aiu li durch Erinnerung
sich ruproduziren, ja wir können die Klementf nun schon geläufiger
Yor^^tellungen auch zu ganz neuen Vorsteil uugsgebildeu erfinderisch
verknüpi'en.
Wesentlich bleibt jedoch eine jede blos vorgestellte, sei es anti-
zipirend geahnte, sei es in Erinnerung gerufene Empfindung von der
durch Siuneseindruck thatsächlich hervorgerufenen verscliieden.
Es dürfte schwierig sein, genn\i le.st/,u>tellcn, in was die faktische Em-
pfindung mit ihrer Erinnerung übereinstimmt und wodurch sie doch von
vüu dieser sich unterscheidet, was sie etwa vor ihr voraus hat. Die In.ieu
Vorstellungen scheinen mit einem erhöhten Gefühl von Selbbtthatigkeit, einem
Gefahl Yon Anstrengung der Einbildungskraft, Fbantasie, verknüpft, unter
Fehlen des Geftthls, OTentudl Genusses, und auch der Anstrengung rezep-
tiver Sinnesthfttigkeit. „Jedenfalls werden wir nicht satt durch die Vor-
stellung, dass wir ein leckeres Gericht verzehrten, auch leiden wir ungleich
weniger durch blos vorgestelltes Zahnweh."
Stellen wir uns Veilcheugerucli z. B. vor, so haben wir docli nicht
den Genuss des letztem; wir hahm die Empfindung selbst nicht. Diese
können wir erst durch umgestaltende Einwirkung auf die Aussenwelt
erlangen, indem wir uns z. B. wirkliche Veilchen yerschafi'en.
In diesem nnsem Unvermögen, die uns angenehmen Empfindungen
und äussern Sinneswahmehmungen unmittelbar in unserm Bewusstsein
herzustelleni wurzelte, wie schon erwähnt, unsre Erkenntniss der Aussen-
weit überhaupt
«i) Auf ebendieser Beschränkung unsrer Macht fiber unsem Be*
wusfltseinsinhalt beruht es nun auch femer, dass wir in Beiug auf
Einleitung.
29
Tide vorgestellte Dinge sunaehst nmr Absichten fassen, uns Ziele oder
^mefte Torseiten kSnnen und diese dmch MUfd m erreielien suchen
mttssen, dass wir sie oft erst anf Umwegen zu verwirklichen, zu rea-
lisiren im stände sind.
Alles Erkennen der Aussenwelt konnte schon die Voraussetzung
nicht entbehren, dass die von den Dingen auf uns ausgeübten Ein-
wirkungen, dass die Art, wie die Dinge uns „erscheiueu'', von eim r
JSoticendigkeit geregelt seien (bestimmt durch die Natur der Dinge an
»ich, die Natur unsres Wahrnehmungsvermögens und durch die Be-
ziehung, irf'ii:*'ii-seitige Lage, in weiche die Dinge und unsre Sinnes-
organe zu einander stehen oder von uns gchracht werden). Und ebenso
wäre das Vorfblgen von Zwecken durcli Mittel aussichtslos, sinnlos, ohne
di«» Annahme, dass die aufzuwendenden Mittel notwendige Wirkungen
haben, genauer gesagt: spezitische Wirkungen notwendig haben müssen.
£s wird sich uns in letztrer Hinsicht nur darum handeln, diese Wir-
kungen richtig vorauszusehen, die Gesetze dieser Wirkungen zu erkennen.
Gesetze in dem Sinne von „Naturgesetzen" pflegt man dahin zu fonnn-
liren, da«?: imter gleichen Bedingungen auch jedefinial gleiche Folgen aus-
nahmslos eintreten. Gleiche Ursachen haben gleiche Wirkungen. Statt
,^leiche'* wäre beidemal wol genauer zu sagen: „ähnliche, d. i. solche, die
«BSttder in einer bestimmten Hinsiebt gleichen'*. Versucht man aber ge-
naoer festsustellen, worin das Euiandergleichsein von sei es Ursachen , sei
es Wirkungen, in der betrefTendeu Hinsicht besteht, so zeigt sich, dass das-
«elbe zurückzuführen ist auf die Übereinstimmung zwischen Eindrücken, Em-
pfindungen, die sie unter bestimmten Umständen in unserm Geist hervorrufen,
zurückkomiiit auf die (ileichheit iluer Erschcinwig für ujitser Krkenntniss-
Termögen, die als solche unmittelbar empfunden und von der ^ichtUberein-
stimmong unterschiede wird. Dieser Rttckschluss aber von onsem Em-
pfindungen auf die Dinge, die sie henrorrufeo, beruht wieder wesentlich auf
der Annahme, dass jene von diesen mit Notwcnd^keii abhängen, ihnen in
yfaeht-ncr Weise mit unabänderhcher Prädestination entsprechen. Notwendig-
keit also erseheint als der ursprünglichere und lidhere BegritV, ohne welchen
auch derjenige einer Ge8et2mä8sigkeit in der Ausseuwelt nicht erklärt 2u
werden vermöchte.
^i) Unsre eignen Empßndungen — z. B. Schmerz — , unsre Vor-
Stellungen, Affekte und Willenszustande werden wir unmittelbar inne
«U dasjenige, was sie sind; sie sind gerade das, als was sie in unser
Bewnssteein eintreten* Auf die analogen Vorgänge im Bewnsstsein
andrer Menschen vermögen wir darum auch — mit einiger Wahr-
sebemlichkeit — zn schliessen.
yj Im Gegenf«at7, aber zu den Erkenntnissobjekten der angeführten
hlasse, welche sonach als dasjenige, was sie sich" sind, von uns
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30
Eisleihuig.
erkannt werden können, ist in Bezng auf die Dinj^e der übrigen Aussen-
welt solelies nicht der Fall. Vielmehr muss hier zuvörderst eine (irund-
wahrheit konstatirt werden, welche die „Metaphysik" zutage gefördert
und — die einzige fast — im Kreise der Philosophen zu allgemeiner
Anerkennung gebracht hat (woneben ihr aber das Verdienst nicht ab>
cosprechen ist, der Oberflächlichkeit wirksam entgegengetreten zu sein^
▼iele Irrtümer, Illusionen als solche aufgedeckt und zerstört zu haben,
überhaupt auf Läuterung und Präzisirung der Begride, mannigfach zu
weiteren Fortschritten in dieser Richtung anregend und zur Gründlich-
keit und Behutsamkeit im Forsdien erziehend, hingearbeitet ku iiaben).
£8 ist die Wahrheit, dass wir, was die Dinge der Aussenwelt an ndk
sind, souachst überhaupt nicht sa erkennen vermögen.
LKngst hat die Physik den Schall, das Licht, die Wttrme etc. auf etwas
ganz anderes zurückgeführt, als das i.st, iih was sie uns eiscliehien: auf Be-
wegungsvorgäuge, Schwingrm^'.s/.ustäude materieller Teilchen, welche wir bei
tönenden oder den Ton leitenden Körpern sogar dem Auge sichtbar machen
können. So ist eine grttne Wiese z. B. durchaus nicht „grün an sich", d. h. ihr
haftet niehts an yon unsrer Empfindung der grünen Farbe, sondern wir
wissen oder glauben mit gutem Grande es su wissen, <la.<8 diese Wiese nur
die Eigenschaft hat, von den auf sie fallenden transversalen Lichtwellen die-
jenigen von einer bestimmton WellenlHncfe diffus zurückzuwerfen, die andern
zu verschlucken, sie in Wärme oder auch chemische Arbeit des Blf^ttgrOns
(Chlorophylls) umsetzend. Herr Emil du Boi s-Rey mond hat schon darauf
aufmerksaai gemadit» dass der schSae Ausspruch „Und m ward Lieht*' anf
Erden strenge genommen erst zur Wahrkeit wurde, als sich die ersten
Augenpunkte bei den frühesten Lebewesen (Infusorien) ausbildeten. Ebenso
ist die uns umgebende Welt eigentlich stumm, und die Schall- und Ton-
empfiudungen entstehen erst, wenn durcli die in das innere Ohr eindringenden
longitudinalen oder Verdiinnungs- und Venliclitungswellen der Luft von den
60 000 Corti'scheu Stäbchen, welche iu der das Labyrinth auskleideuJcu
weichen Nenreomasse stechen, einzelne Gruppen erschttttert, in Mitsohwingung
Tersetst werden, u. s. w.
Wir TermögeB — bildlich gesprochen — die Farbe der Brille,
durch die wir die Welt betrachten, von dem Erscbeinungsbild der
Welt überhaupt nicht zu trennen, nicht dieses von jener frei zu machen,
zu sondern. Denn jene Brille, als das dem Geiste mit den Sinnes-
organen aufgesetze Wahrn('hniun<rsverniöccu, können wir eben (ohne
Selbstverniehtung) nicht abnclimeu, uiui nugeuds ist der Geist im
stände die Aus8endin<;e selbst zu erfassen. Oder, um mit neueren
Philosophen den Sachverlialt noch etwas schärfer zu präzisiren:
Von der Natur der Dinge an sich — a — , zufolge deren sie auf
uns einwirken, und einem subjektiven Moment x, welches durch unsre
Sinnesorgane sowol als durch die spezifische Katur, eventuell Be-
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Einleitmig.
31
lehriufcatig^ unsros geistigen AnfPasaimgBTeniiögens dieser Einwirkung
hintagef^gt, yielleiGht auch aus ihr weggenommen, gelöscht wird, unter
tUen Umständen aber sich ihr nnT^rmeidlich beimischt^ ist die Art A
bsstimmty wie die Dinge uns erscheinen, wie wir sie uns kraft einer
Naturnotwendigkeit Yorstellen mfissen; es ist, im mathematischen Sinne
des Wortes, A eine l^mMm von diesem m und a:
Da wir ausser stände ^iiul, jonos x zu ermitteln, 80 können wir
aus dem dessen wir unmittelbar inne werden, niclit mit irgend-
welcher Sicherheit oder auch nur Wahrscheinlichkeit auf daa a schliessen
(und könnten es selbst dann nicht; wenn uns das Gesetz der Zuord*
nung, oder die Nattir der Funktion f schon bekannt wäre)| d. h. was
die Dinge an sich sind, bleibt uns unbekannt*)
Anstatt von solchen „I)'mget%'\ müssten wir eigentlich — vorsichtiger
— nur von (l<^m f nril)ekannten) „ihrer Erscheinung '/'i^nnrKlo liegenden
Wirklichen" reden. Auf dem Standpunkt des unbefangeneu Bowusstseins
iiäuiiich ^im Gegensatz zum Standpunkt des wissenschaftlichen Bewusstseins
v«igL Harms*) identifidrt der Memdh allerdings die Dinge ohne weiteres
mit Minen TorsteDnngen ▼on denselben.
Nachdem aber in Bezug auf ganze Reihen von Naturerscheinungen die
fortschreitende Wissenschaft diese Einerleieetzung, Identifizirung schon als
unhaltbar hat erkennen lassen, sie mit dem Streben nach einheitlich* i Kr-
kenntniss des Weltganzen unvereinbar zeigte, ist die Philopophie vollkommou
im Rechte, wenn sie bei ullm Erscheinungs türmen der Natur und Aussen-
welt solche Identität von vornherein wenigstens in ZweiM sieht
80 müssen wir non auch den an sieh** als das der Erscheinungs-
form des Baumes xugrunde liegende Wirkliche von dieser Erscheinung des-
•dben, d. i dem vorgestellten Bamne, unterscheiden und ebenso die Cr-
scbeInnn(^<!form der Zeit auseinander hsiten mit dem ihr sugrunde liegenden
Wirklichen.
^1) Die Frage nach der „Ähnlichkeit*^ eines JDings an sich** und
unsrer Vorstellung Ton demselben ist wol (rergl. v. HMhotU"^) sinnlos.
Die beiden mögen unvergleichbar sein, wie etwa eine Symphonie und
ein GenüUde. Wesentlich ist die Gesetsm&ssigkeit, mit der sie sich
gq^enseitig entsprechen — ein Entsprechen, welches nicht weiter zu
gshcn braucht, als etwa das Entsprechen, die gegenseitig eindeutige
Zuordnung des „Zeichens** mit dem „Bezeichneten'' des ,fDinge8** und
Mioes „Namens** (Ton der weiter unten noch eingehender die Bede
sem wird) und bei der von einer Ähnlichkeit zwischen beiden auch
*) Ich müchtr ;jipichwol nicht mit Herrn "F, du BoiB-Iiey mond auch allen
Zukünftigen Fortschritten der Erkenntnisa hier schon mit einem „Iguorabimna'*
Tüfgreifen.
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82
EinlMtang.
keine Rede sein kann. Wesentlich insbesondere ist die WechselwirkuDg^
in die beide unter Umständen treten, nämlich vor allem die unter ge-
wissen Voranaeetsongen eintretende Einwirkung des Dinges auf nnare
Empfindung und Vorstellung Ton demselben , wie sie unabhängig Ton
unserm Willen durch eine Natntnotwendi^it gegeben erscheint, so-
dann eventuell die Einwirkung unsrer Handlungen auf das Ding, oder
vielmehr wiederum deren dadurch herrorgerufene Rfickwirkung auf
uns selber.
Die Eindeutigkeit solehen Entsprechens kann ttbrigens schon in Zweifel
gezogen werden; ihr Ausdruck ist eventuell zu modifizircn - in Anbetnusbt
der Möglichkeit, da.^s gleichwie ein geschliffener Krysfall mit seinen ver-
pchindenen Facetten das Bild eines leuchtenden Punktes als ein mphrfnch<>s
/liiückwirff , auch unser Geist in der La^'e Bein kötftite (falls ein HinnrH-
organ dem „Facetteoaugo" vergleich bar ji, ein JÜing au sich stets nur als
dne Mehrheit von Dingen wahntunehmen. Auch umgekehrt ist denkbar,
dass wir Dinge a, h und e isolirt nicht su erkennen vermögen, dass uns
wohl aber a, wenn in Verbindung mit 5, als ein Ding und ebenso a mit e
als ein ander Ding in die Erscheinung tritt, ohne dass wir doi h yon dem
gemeinsamen Element a der beiden eine Ahnung bekommen, und anderes mehr.
£,) Aus diesem gesetzmässigen Entsprechen, der erwähnten natur*
notwendigen Wechselwirkung zwischen Ding und Vorstellung schöpfen
wir nun die Berechtigung^, doch in einem gewissen Sinne von den Dingen
selbst ralen, und nicht blos von unsern Vorstellungen über diesolben,
trotzdem jene „au sich" sich unsrer Erkenntnis^ beharrlicli verschliessen,
und nur diese in unser Bewusstsein einzutreten vernirtu;en.
Unstreitig wollen und beansjiruclieu wir, solches zu thun. Wenn
wir z. B. sagen (vergl. MilP): „Die Sonne (genauer: der Stand der
bonne (Iber dem Horizont) ist die Ursache des Tages", so soll damit
nicht etwa blos auMgedrückt werden, dass (hV Vorstelhmg (oder „Idee")
von der Sonne die Ursache (oder Idee von der ürsacheV i sei von unsrer
Vorstellung des Tages; es soll nicht bios eine Beschreibung des sub-
jektiven Zustande unsrer Vorstellungen damit gegeben werden, der als
solcher ja ebenso gut in unsrer Laune oder Willkür blos begründet
sein könnte — sondern es soll mit solchem Ausspruch darauf hinge-
wiesen sein, dass in dem den erwähnten Erscheinungen (der Sonne
und des Tages) zugrunde liegenden (unbekannten) Wirklich(?u etwas
liegt^ was I r ift naturgesetzlicher Notwendigkeit uns zwingt^ einen ur-
siichlichen Zusammenhang zwischen beiden anzunehmen.
Im Hinblick, unter steter und als selbstverstSndlich geltender Be-
zugnahme auf jenen Zwang des Entsprechens und unter dem (aller-
dings nur zu oft ausser Acht gelassenen) fjmetaphy^sthen VmrMialtf'
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Einleitung.
33
(dasB wir die Dinge niiti sich'' nUM sa erkennen ▼ermogen)| können
wir dämm in der That Ton den Dingen der Aussenwelt selber (auch
im Gegensatz zu nnsem Vorstellungen) reden; in diesem Sinne und
unter diesem Vorbelialte geschieht dies auch allgemein in den empi*
riachen Wissenschaften nnd geschieht es von rechtswegen.
So hat nun z. B. die ¥mgt^ ob auf den von uns ewig abgewandten
drä Siebenteln der Mondoberniiclio, ob auf der ,|B!ick8eite** des Mondes sich
Wasser befinde, einen ganz bestimmten Siun, wenn wir auch nicht wissen
können, was der Mond, wa«i Wasser, was Materie überhaupt „an sich*' ist,
was der Ersflicinmig einer ( »beillUche Wirkliches zugrunde liegt u. 8. w.
Dm wird wol jedermunn ohne weiteres zugeben.
Ebenso ist aber auch — um ein neuerdings Tielumsiiittenes Beispiel
asnifidiren — die Frage eine vollberechtigte, ob der phif8ikäUa(Ae Bmm
wirklich ein „Euklidischer", eine „eb^e** und sonacli unendliche dreidimeO'
aionale Mannigfaltigkeit sei, oder ob er etwa als ein durchweg endlicher,
cach allen Seiten mittelst vierdimensionnler Krlimmnn^ in sich zurückkehre.
Auch bei dieser Frage handelt es sich nicht um die subjektive Beschaffen-
heit unsrer herkömmlichen, gewohnten Anschauung, welche zur Zeit noch
imbestritten die des ersteren Baumes ist, sondern darum, ob nicht eine
objektiTe Notwendigkeit Torliegt {pdßt wenigstens nach dem heutigen Stand
imsrer Erkenntniss schon vorliegen kann und dereinst vielleicht sich auf-
drangen wird) dieselbe zu modifi/.ireu, der Wahrheit stnliebe sie umzubilden,
Simlicb sie durch die letztere Kaumvurßtclhing zu ersetzen.
Ganz richtig hat auch Lotze hierin den Kernpunkt der Frage erblickt.
Im übrigen ächeiut er mir aber in seiner gegen die Untersuchungen von
Biemannund V. Helmholtz gerichteten Polemik (Metaphysik, p. 249 . . 267)
foDter uderm) in einen analogen Fehler zu verfallen, wie ihn (nach
Whewheirs Geschichte der induktiven Wissenschaften) der Kirchenvater
Lsctantius*) beging, der gegen die Möglichkeit von Gegcnfüsslern auf unsrer
Erde elf» lie, weil er die ihm geläufige Richtung der Schwere absolut fest-
hielt, und lülgerichtig zu dem Schlüsse kam, dass solche Antipoden auf
dem Kopfe stehen müi>5>t/eii. üam üLnlich in der That übertrügt auch
Lotze in seinem Hauptargumente die ihm geläufige Vorstellung (und An-
Bshme der Existenz) von unendlichen Geraden, dieselbe allzu fest haltend,
ohae weiteres auf Wesen (jene fingirten mit ihrer ganzen Existenz an die
Kagelfläche gebannten „FlSchenwesen^'), die sie nach den für ihr Dasein
gemachten Aiinahmon gar nicht zu haben brauchten, ja überhaupt nicht
haben konnten (p. 2ö2), uud spricht (iaruui mit Unrecht von „Wider-
pfüchen", in welche solche Wesen durch das Studium ihres Baumes ver-
wickelt werden mUoäten.
So sehr ich das neuerliche Wiederaufleben der (dermalen nur in einem
wisMDBchaftlicheren Gewand, als frtther, auftretenden) Mystik, welches sieh
an die erwähnte Frage der Raumdimensionen geknttpft luht, missbillige und
beklage, halte ich doch die zweiterwillmte Raumansehannng für die richtige.
Ich bin überzengt —~ doch würde es mich hier zu weit führen, meine
*) Vor ihm, Mihon im Altertum, sach Tertul Ii an — vecgl. ü eberw e g * p. 870.
BantosR, JJctM» LogUc 8
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34
Einleitcuaig.
Grüiu]*- darzulegen — , dass niebt nur jene neueren Untersuchungen der
^int hrinal ikcr über niolinlimensionale Mannif^faltigkeiten logisch und er-
keuutuisstht'iiretiäeh volli^ereclitiyio i^ind, sondern dass aneh wirklich un&re
raumerfUilende Welt eine durchaua „endliche" ist — uatürlich „unbegrenzt'*
— jedoch nach jeder Richtung unsres Raumes in sich selbst zurQckkebrend,
wobei sich die succeBaiven Phasen der jeweils augenblicklichen dreidimensio-
nalen Gegenwart zn einem vierdimensionalen Gebilde der Wirklichkeit
schichtweise übereinanderlegen. Zu dieser Anschauung bin ich — nebenbei
gesagt schon vor der durch Zöllner iTfiffneieii Aera der Kontroversen —
angeregt durdi diii Lektüre des betreti'enden von „Dr. Mises" (Theodor
Fechner's) „Vier I'araUoxa" — gelangt. Wer liecht hat, das wird — qui
vivera, verra — eine fernliegende Zukunft entscheiden. Jedenfalls kann
68 nidit als Ärgnment gegen die Richtigkeit einer Ansicht aufgeführt
werden, wenn Verfechter dermlben xa weit gegangen sind, wenn Einzelne
zugunsten derselben auch vielleicht sich kompromittirt haben sollten, und
für welche Ansicht man auch immer PaHei nehmen möge, wird mau doch
Bernhard Riemann's (auf der Schlu-s-Seite seiner Arbeit ,.l l>ür die Hypo-
thesen, welche der (Geometrie zu (iruiiile lioi^tni" ausgesprochenes) Endziel
gelten lais»eu — in welchem wir auch die liechtt'ertiguug aller meta-
physischen ünterSQcbungen hauptsSchlichst erblicken: dass die Forschung
nicht „durch die Beschränktheit der Begriffe gehindert und der Fortschritt
im Erkennen des Zusammenhangs der 0inge nicht duxdi flberlieferte Vor-
urteile gelioinml wird".
Wenn bei dem vorstehenden Exkurse das Wort „wirklich" wiederholt
gefallen ist, so war dasselbe bereits unter dem rnetnphy«=isehen Voihehalt,
also nicJil als gleiclih*Mleuteinl mit „an sich", '/n nehmen. Wirklich" nennen
wir (zu einer Zeit), was im Gegensatz zu dem was nicht ist, und ea
bedarf letzteres keiner weiteren Erläuterung für dicjeuigen Dingo, deren
wir nnnmittelbar inne werden. EriftuterungsbedHrftig dagegen bleibt das
Wort für die Dinge der Anssenwelt, die wir ja nicht selbst mit unterm
Geiste erfassen, sondern von denen nur die Vorstellung, und eventuell der
Sinneseindnick, in unser BcwuHstsein einiiitt. Indem wir pnlch' einem fjo-
dachten oder vorgestellten Dinge Wirklichkeit" '/uFcln eiUen , Id ingen wir
es zum Ausdruck, dass wir eine objektive Notwendigkeit erkennen, die wir
nftmlich direkt als Uber unserm Willen stehend unfrei empfinden — die
wir denn als eine objektiv begrOndete auch für gemeiuTerbindlich halten —
kralt der Natur unsres VorstellungsirermjSgens das Ding gerade so und
nicht anders zu denken. Das „Ding an sich** nennen wir die (unbekannte)
Ursache, die wir solchem Zwange uuteiv.ulegen nicht umhin kennen.
Mit dieser Krkläiuiiu^ w ird solchen Dinpfeu, die wir Uberhaupt nie ge-
dacht haben, die Wirklichkeit nicht abgesprochen.
(i) Dnrcb das Feblen oder die Besugnahme auf jenes objektiv noi*
wendige Entsprechen zwischen Ding an aicli und Vorstellimg werden
einige üntersdieidungen bedingt nnd begreiflich, die sonst unverständ-
lieh erscheinen mfissten.
Es wird TerstSndlich, wieso die Vorstellung vcn der Vorstellung
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Einleitung. * 35
diies Dinges yerscliiedeii sein kann von der Vorstellung eben dieses
Dinges (obgleich wir, wie gesagt, jede Vorsiellang als das, was sie
,^0 sich'' ist^ inne werden und als ebensolches anch beliebig sa repro*
doziren verni(")gen), indem bei letaterer jene Bezugnahme eintreten mag,
während sie bei ersterer fallen gelassen ist
Spredie ich von einem Pferde (2^), so hAe ich eine Vorst^ung von
dm Pferde («fp). Sj^edie ich aber von meiner VorstdUmg von dem Pferde»
80 Jiabe ich eine VorsUHuHff von der Varstdkmg von dem Pferde {v,^ Das
beifolgende Schema
Terüinnlicht in Zttchen nnter 8* das, wovon wir »prechen mögen, und
unter /», /»' dn-ienige, was wir darnnter denken odor im ncisto „lia1i< ii".
Wäre jenes nicht verschieden, nicht zweierlei, so müsste, %vena die Vor-
stellung von dem Pferde (eine) lebhaft(e) ist, auch das Pferd (ein) leb-
liaft(es) sein. Müssen wir aber Dasjenige, wovon wir beidemal reden, als
iweierlei anerkennen, so scheint es, daas wir anch Dasjenige, was wir uns
dsnmier denken, beidemal nicht als identisch dasselbe gelten lassen darfen.
Es drängt sicli die Frage auf, ob das nun ohne Endo so weiter geht,
ob wir also die Vorstellung von der abermals als ein neues Objekt des
Denkens anzuerkennen haben, und so fort? Indessen will ich mich be-
gT^flf^Pn. hier blos die Fragt' aufgeworfen zn haben; unnuteröucht bleibe, nb
ü<ibci uieht Gel)llde von einor Art entstehen würdfn, wie ^ie etwa im
Gegensatz zu „ratioualitah ' dab lateinische Öcherzwort „rationabilitudinali-
tss** amudonten und wol zu persifliren bestimmt war.
Es wird ebenso begreiflich, wie wir unsrer Vorstellung vom
Räume — gleichwie schon dem ßewusstsein, das sie in sich fasst —
das Merkmal der Ausdehnung abzusprechen vermögen, während wir
dücli "lern (sonst mit jener identisch erscheinen v. urdenden ) vorgestellten
Räume eine dreifache Ausuehimng zuerkennen — und anderes mehr.
Haben wir nach den Errungenschaften der Physiologie als das Organ
vmrm Bewnssteeios den cerebralen Teil unsrea Leibes anzusehen, so er-
scheint es (nnter sndem) immerhin rtttselhaft^ wie in diesem, dem Hirne,
velcbes ja ganz im Kopfe Platz hat, die Vorstellung ausgebildet wird von
cbem Räume, der noch weit Uber diesen hinaus bis zu den rnen (und
noch weiter; reicht. Lehrreieho und anregende Betrachtungen über diese
Tirf] nneli manche andere Frage über Raum, Zeit, Bewegung und Verur-
s^Uuüg tiude ich iu auziohender Darstellung durchgelührt in dem Werke
Uerm Otto Liebmann 's\ welches nunmehr in zweiter Auflage vorliegt.
8*
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36
Binleitiiiig.
ffi) Fassen wir (mit Mill) die Ergebnisse uusrer Betrachtungen
zusammen, so kommen wir zu dem Schlnssei in welchem die besten
Denker jetzt übereinstimmen:
Wie wir von der Welt überhaupt nichts inne werden, als die
Reihenfolge der Zustnude iinsres Bewiwstseins, als da sind: Em-
pfindungen f Sensationen), Gemütsbewegungen n 'tnotionen) und Willens-
regtmgen (Wollen), schliesslich Gedanken*)- ^^Zustände'', natürlich, die
durch den Wechsel in ihrer Succession auch „Vor^nge" zusammen-
seisen, wofern sie nicht schon selbst als solche aufzufassen — so
machen die Empfindungen und die Ordnung ihres Eintretens auch alles
ausy was wir Ton der materiellen Aussenwelt er&hren, und absolut
sicher wissen können, und wahrend die ,,Snbstanz'' materieller Körper
die unbekannte Ursache misrer Empfindungen ist, erscheint die ,,3ub-
stanz" Geisi ids der („an sich'* ebenfalls unbekannte^) Empfanger oder
Rezipient derselben.
Von den erwähnten Dingen sind es vorzugsweise die Gedanken,
welche uns noch weiter zu beschäftigen haben werden.
Dass nun die Dinge der Aussenwelt nicht „an sich'' erkennbar
sind, ist für uns in jeder praktischen Hinsicht glücklicherweise ganz
ohne Belang. „Was die Dinge an sich sein mögen, weiss ich nicht
und brauche es auch nicht zu wissen, weil mir doch niemals ein Diiig
anders als in der Erscheinung vorkuuimen iianu" (Kant, Kritik der
reinen Vernunft. Ausi^abe 1791, p. 33l^).
Die Art, wie diebo Welt uns uotweudij^ erscheint, wie die Dinge
auf uns einwirken, beziehungsweise zurückwuiieu, das ist und bleibt
für uns die lluuptsaclie. Es kommt dem Landmann darauf an, dass
der Ton ihm bebaute Acker Früchte trägt, welche sich uns wohl-
*) Mill* will diese (vior) Arten von BowusstscinszustSiiden mit einem Wort
al3 ,,GefüMe" {im weitern Sinut)) bezeichnet wissen und macht darauf aufuierk-
öäui, JaäB, wad man „Wahroehmung" nennt, nicbUt ist, als ein (un die Empüiidung
des SinneseindraekeB geknüpfter) GUmbe, alte <^e Axt Gedanke, and dass „Uand»
loDgen" nichts mnd, eis WiUensihfttigkeiten, anf weldio eine Wirkung folgt (p. 90
der SohieTacheD Obamtiiiqg). Ich frage noch: wohin gehört die freie Tor-
■tellang?
**) So nach Mill. Ich will es nnerörtert hissen, üb uiul in welchem Sinne
diese Quabiikation zntritVt. Ferner will ich hier nicht «iatreten in die »ubtilu
rage, anter welchem Gesichtspunkt etwa gerade Materie und Geist die überein-
atinunende Beteichnttng tla „Subetanz" verdienen mOditen. Die Physik hat der
Materie bie jetefc erst eine Art Ton Suhitanz gegenflbexgestellt, ale welche die
Arbeit«Torrftte der Natar, die freie und die gebandaie (^fkinetieche** and „poten*
sielle*') Energie wa beieichnen.
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Einleitung.
37
schmeckend und nahrhaft erweisen, ganz einerlei, was diese an eich
sind oder das denselben zugrunde liegende Wirkliche.
^i) Um nnsre Zwecke zu ermchext^ unsre Ziele TerwirklicheD,
dazu bedQrfen wir der Mitwirkung unsrer Nebenmenschen; wir kdnnen
deren Kooperation meist nicht entbehren. Um aber solche so erlangen^
nOssen wir uns mit ihnen verstäntUffen,
Auf die mannigfachen andern Momente, aus welchen das MiiteilaqgB-
bedürfuiss sich noch zii^ammensotzen mag und mit deuen es im mensch-
licheo Gemtite begründet erscheint, will ich hier nicht eingeben. Es ist
aasreichend, den einen praktischen Gesichtspunkt hier hervorgehoben zu
haben, welcher bchou für sich allein mit Macht zu. eiuer Verständigung
unter den Menschen drSngt
Aach bm Tieren sehen wir nicht selten ein planmSssiges Zusammen-
wirken und eine gewisse Arheitstdlnngf Yor allem bei den staatenbildendeu,
wie Ameisen, Bienen, u. s w. — es genügt schon, an die Bauten, den
Ackerbau, die Viehzucht, KriegfUhran^' und Sklavenhaltun!:]^ bei den erstem
ni erinnern. Auf weiche Weise, wol unter dem Einfluss des Nacliahmungs-
triebeSf derjenige Grad der Verstäudigung zwitichen deu iudividuen des
Stammes, der zu solchen Werken erforderlich ist. doch ohne ein Snrrogat
der Sprache, sostande kommt, ist nicht ganz aufgekitrt.
Das wirksamste und ausgiebigste, das Mittel aar Endelnng der
weitestgieh«nden und weitreichendsten Yerst&ndigung unter den Menschen
ist jedenÜEdls die Spradte.
t,) In ihr bringt das denkende Subjekt 7\i dem D'm^ an sich und
zu seiner Vorstellung von demselben noch ein drittes biüzu; den Namen
oder das Zeichen des Dinr^es.
Um mit dem Seitenblick auf die ^fetaphysik, zu welchem wir im< nb^n
Tferanlaaat gesehen, thunlich^t zum Abschluss zu kommen, sei iiier sogleich
darauf aufmerksam geuiachl, dass — woterne uur die Fälle von etwaiger
SanestSaschoag aasgeschlossen werdm — das Zeidun ebenfalls su der
Osaee von Dingen nt z&hlen ist, von welchen wir sagen dürfen, dass wir
Bie „an sieb" erkennen.
Was freilich den Kohlenstoffteilchen, die den gedruckten Buchstaben a
TOsammcnsetzen, mit ihrer vorwiegenden linearen und Plächonansdehnung
Wirkliches zugrunde lie^a, wissen wir nicht; es kaun uns dies aber auch
vollkommen gleichgültig sein. Das Zeichen kommt eben für uns lediglich
sb dasjenige in Betracht, als was es uns erscheint; nur seine notwendige
Wirkung anf uns, seine für alle, die es wahnnnehmen vermSgen, gleich-
mässig charakteristische Ei-scheinung bestimmt and regelt seine Verwendung.
Uod diese Erscheinung des Zeichens, kraft welcher wir den Buchstaben a
in beUebiger Wiederholung immer als den gleichen erkennen und von allen
uulem Buchstaben unterscheiden, bildet fUr un^i das Wesen desselben.
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38
Sinleitang.
B. VorbetrafthtoBgm ülrar Zalolwii und Namen.
Ich glaube, die elementarste aller deduktiven Disziplinen nicht
einleiten zu dürfen, ohne i^uvörderst auf die enorme Wichtigkeit des
Zeichens, das ja au sich als ein unbedeutendes Ding erscheint, ge-
bührend liiiizuweisen, und schliesse ich mich dabei grösstenteils —
in freier Weise — an die Ausführungen Trendelenburg's* \ßd. III,
p. 1 . . 4) an.
Erst mit dem Eintritt der „bozcichneuden" oder „synibolisirenden"
Thütigkeit (zu welcher aus der bildenden Thätigkeit auch noch die
abbildende gerechnet werden mag) scheint in der That das Menschen-
geschlecht sich aus dem absoluten Nullpunkte der (Jivilisation und
Ober das Niveau des Tieres erhoben zu haben, und kaum einer wirk-
lichen Sache dürfte der Menschengeist soviel Fortschritte su verdankeD
haben, als wie dem Zeichen der Sachen.
Das Zeichen, welches in der Geberde und im Ton zum Affekt,
sur Lebensstimmung spricht, spricht in Wort und Satz zum Intellekt
und hat nach den Gesetzen der Ideenassoziation die Kraf^ in dem, der
es Temimmt oder anwendet» bestimmte Yorstellongen lu erseogen und
in ihrer Abfolge zu richten.
Indem es mit der Vorstellung zusammenwächst Terschmilzt, wirkt
es selber auch auf das Denken zurück. Durch das Zeichen werden
die sonst in einander fliessenden, zuletzt zerfliessenden, Vorstellungen
gesondert und als getrennte Elemente ein bleibender Besitz, Aber
welchen der Denkende fortan verftigen kann. Mittelst des Zeichens
wird unterschieden, das Unterschiedene fixirt und das Fixirte zu neuen
und eigentümlichen Verbinduugeii tauglich gemacht; das Zeichen wird
uns zur iiundhabe, an welcher wir die Gedankeudinge packen. Erst
.durch d-dH Zeichen löst die Vorstellung von dem sinnlichen Eindnu ke,
an welchem sie sonst haftet, sich los, und vermag nuu in das All-
gemeine sich zu crhcijcn. So wird das Denken durch das Zeichen des
Worts naeii der einen {Seite frei, auf der andern bestimmt.
Ferner gibt es nur durclf das Zeichen, durch welches in Vielen
derselbe Gedanke, derselbe Zweck — ein Wille und eine Seele —
möglich wird, jene Gemeinschaft der menschlichen Krüfte, auf welcher
das Leben der Menschen als ein Leben der Individuen im ganzen
Geschlecht, auf weicher Gesittung und Bildung beruht.
Diese Wirkung schon des ausgesprochenen Zeichens steigert sich
noch ausserordentlich in der Btkrift.
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Einlntiing.
39
Das hörbare Zeichen, flüchtij^ wie der Augenblick*), wird durch
die Schrift sicht1)iir und bleibend, den Verkehr der YorstelluDgen
swischeii r&oinlicb EntfemteD anknfipfend, selbst den allerdings nur
eiosetiigen — Verkehr der Gegenwart mit langst vergangenen und
mit den sukfinftigen Greschleehtem Termittelnd.
Sofern das Leben des Menschen ein bistorisches Leben ist, ein Leben
iu einer überkommenen durch die Gesohichte gebildeten geistigen Substanz,
?o i<t die Schrift das Organ dieses sich fortsetzenden und erweiternden
Lebens und Wirkens. Der geschichtliche Geist der Menschheit gestaltet
und mehrt sich in der Schrift.
Darum fühlten die Menschen auch seit der ersten Erfindung die
Wiehtigkeit der Schrift für mensebliches Leb«i. Gesetze, schon seit Jahr-
hnuderten, veipönen ihre FKlsebong.
Von den Sltesten schriftliohwk Urkunden aber, in welchen Glaube und
Willen^-meinung unlor iliren Zeitgenossen hcrvorrri'jrender Persönliebkeitei!
hieb einst verewigte und die als etwas ÄuRsorordi iidiches dem kindlichen
Geist einer früheren Kulturepuche bf^'ieitlich iniponirteu, sehen wir auch
manche bis auf den heutigen Tag noch in übermlisäigem autoritativen An-
sehen sich erhalten.
Seit bald einem halben Jahrtausend steigert die Schrift im Druck
ihre Fähigkeit verbreiteter Mitteilung und an der Aufgabe, die Zeichen
der Schrift in kürzester Zeit und grösster Vervielfältigung auf kleinem
Baume so herzustellen^ dass sie dem Auije sichtbar bleiben, wird immer
noch fortgearbeitet. Endlich dürfen wir es rühmen, dass das Mensclien
verbindende Zeichen schon als ein unsichtbarer lilii/ von Land zu
Land, von Weltteil zu Weltteil Üiegt, den ganzen Krdbail mit seiner
Herrschaft uraspannend.
J^<.) hat das Zeiclien in Sjtrat he und Schrift schon für den Meiisi lien
uberliaupt eine Dedeutun'^% wie gar nichts anderes. In Hinsicht seines
Nutzens für die Gesellschaft erstanden alL'rdings ihm schon Kivalen
oder Konkurrenten, wie Steink(dile und Eisen, wie die Dampfmaselline.
Je mehr wir aber von dem Ltdjen überliaujit ilen Gebieten geistiger
Tiiätigkeit uns zuwenden, eine um so hervorragendere Holle sehen wir
dem Zeichen zufallen, und die bedeutendste in den Wissenschaften, vor-
oehmlicb den exakten. Erfindungen, auch Entdeckungen, die sachlichen
Emittgraiscbaften, welche sich der Menschengeist erwirbt, stehen fast
ohne Ausnahme auf der Yoxaussetzung des Teratändiicben und konse-
quent gehandhabten Zeichens, welches gleicherweise den einsamen Um-
gang des Gedankens mit sich selbst und den Gedankenverkehr in der
Menschheit bedingt.
*) Nach dieser Seite scheint indess Edison*« Erflndnng des Fbonogiapben
Mhoa eine nene Aera sa inaagnrirea.
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40
EinleitQiig;.
X^) Es haben diese Wissenschaften, mehr oder minder ansgeBprochoi,
die Tendenz, die Schwierigkeiten des Stiuliums der Dinge — der Dinge,
die man nicht immer bequem zur Hand hat, die man meist nicht fest-
halten oder fixiren und ohne weiteres manipulircn kann — möglichst
äbiMwäleen auf das Stadium ihrer Zeidimf welche letzteren dem Forscher
stets rar Yerfilgang stehen nnd mit nnTorgleichlicher Leichtigkeit so
hantiren sind.
IMe Erleichterung ond Vorteile, w^che ein jndiaftser Gebraudi der
Zeichen in dieser Hiasieht der Forschung zu gewähren vermag, würden
sich passend vergleichen lassen mit denjenigen, welche gegenüber dem
direkten Tausch verkelir mit Waaren (in Zentralafrika z. B.) die Einführung
von Wertzeichen — (le>5 Geldt-s — Lrewührcn niü.^-te. Freilich würde mit
solch' illustrirendeiu idiuwciti au Ort und Stelle üiclil viel zu gewinueu oein,
indem wir finden, dass VöllcerschaftMi, welche sich noch im Zustande anal-
phabetiscber Wildheit befinden, auch mit dem Gebrauch des Oeldes oft
unbekannt sind.
Der vorstehende Veif^loich i;:t ühnlich schon von Loibniz »^cmaclit
und verlohnt es, seinen Gedaukeugaug näher darzulegen (vei'gL TrenUeien-
hurg 1. c. auf spätem Seiten).
Leibniz geht von einer psychologischen Beti'achtung über die Be-
dingimgen der DeutUcbkeit nnsres Denkens aus. Ursprüngliche und ein-
üsche Vorstellungen, so wie sie z. B. aus der Wahrnehmung stammen,
pflegen aach anschaulich reprodusirt sa werden. Hingegen denken wir die
zusamnieni^esfttztc Vorst cllifn«^ tremoiniglich nur durch Zeichen. Namentlich
wo behufs Bestimmung und Erkenntniss des \Veseu3 eines Dinges eine
längere Zergliederung nötig ist, schaueu wir die gause Natur dieses Dinges
nicht an, sondern kttnen sie im Zeichen ab, indem wir darin die Fähig-
keit zu haben meinen, die Vorstellung, wenn es sein muss, (vollends) sn
entwickeln. So betrachten wir z. B. bei dem Begriff eines Tausendecks
nicht wirklich alle tausend Seiten, sondern die Zahl tausend uud sich
iineinandpr schliessende Seiten schweben nn.- dunkel vor, und statt der
diutlichcn Vor8telhin!r hedieiien uir uns des Wortes al.^ eiues Zeichens,
wie z. B. in der Arithmetik uud Algebra alleutlialheu t^Meditationes de
coguitione Tcritatis et ideis, snerst in den Acta emditorum. Editio Erd-
mann, p. 79, 80).
Und ferner sagt Leibniz im Eingang seiner deutschen Schrift: Un»
vorgreiniche (ledaukcn betrcft'end die Ausübung und Verbesserung der
deutschen Sprache (Dutens VI, 2, p. 7 s<[q. — wahrscheinlich 1607):
„Wir haben Zeichen nötig nicht nur (um) uasre Meinung Andern an-
zudeuten, sondern auch unscrn Gedanken selbst zu helfen. Denn gleichwie
man in grossen HandelsstBdtoi, auch im Spiel und sonsten nicht allezeit
Geld zahlet, sondern sich an dessen Statt der Zeddel oder Marken*) bis
zur lel/ft n Abrechnung oder Zahlung bedient: also thut auch der Verstand
mit den Bilduiäsen der Dinge, zumal wenn er viel su denken hat, dass er
*) Wir würden heutzutage aagen: der BaohführuDg und Wechsel. Der Verf.
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Einleitung.
41
BinUeh Zeichen dafttr bvaueliet, damit er nidit nStig habe, die Saobe jedes-
mal, 80 oft tie ▼orkmniiit, von neuem zn bedenken. Daher, wenn er eie
dnmal wohl gefasst, lien^nügt er sioh hemaoh oft, nicht nur in äusserlichen
Reden, snndern aucli in (iediinken nr\(\ inncrlicliem Sell)st<,'ei.prSch, das
Wort an die Stelle der Sache zu setzen. Und j,deicliwie ein Rochcnraeister,
der keine Zahl .-chreilien wollte, deren (Tn-) Halt er nicht '/u;^leich bed'iehto
und gleichsam au den Fingern abzählete, wie man die Uhr^üchlUge) zaLiit,
nimmer mit der Reehouiig fertig werden wfirde: also, wenn man im Beden
und aach selbst in- Gedanken kein Wort sprechen (passiren lassen) wollte,
ohne sich ein eigentHolres BUdniss von dessen Bedeutung zu machen, wttrde
man überaus langsam sprechen, oder vielmehr verstummen müssen, auch
den Lanf der Gedanken noth wendig hemmen, also im Reden und Denken
nicht weit kommen. Daher braucht man oft die Worte als Ziffern oder
Re<:henpfeunige, aiistatt der Bildnisse uud Sachen, bis man stufenweise
nm Fadt schreitet nnd beim Yemimftsoblnss (? Endergebniss der Über-
legung) zur Sache selbst gelanget Woraus erscheinet, wie ein Grosses
dmn gelegen, dass die Worte als Vorbilde und gleichsam als Wechsel-
zeddel des Verstandes wohl gefasset, wohl unterschieden, zulftnglicb, hftufig,
leiehtfliessend und angenehm seien."
..Wenn der Oeometer", sagt Leibniz in demselben Sinne in einer
andern Schrift (t uudamenta calculi ratiocinatoris , Editio Erdmann, p. 92),
pSooft er im Beweisen eine Hyperbel odw eine Spirale nennt, immer ge<
Botigt w&re, ihre ErUttmngen oder Entstehungsweisen oder wieder die
£rUftningen der diese bildenden BogriiTe sich genau Tor Augen zu stellen,
so würde er sehr langsam zu neuen Eutdekungen gelangen; wenn der Arith-
metiker beim Kechnen die Werte aller Ziffern ntul die ^fenge der Ein-
heiten nacheinander dächte, so würde er nie weitläufige Kechnungen zu
Ende bringen, uud es wäre nicht anders, als wenn er statt der Zitl'ern
miele Steiuchen anwenden wollte; und der Bechtsgelehrte kann nicht
immer, sooft er die Aktionen, die Ezzeptionen oder die Hechts wohlthaten
ctwfthnt, die wesentlichen Erfordernisse dieser Dinge, welche oft weitlinfig
and, im Geiste durchlaufen, und hat es auch nicht nötig.'^
Wie man sieht, berdhrt hier Leibniz schon den bedeutsamen
Unterschied, welcher »wischen unmüfdbarm (oder „inhiUwen*') und
mitldbaren (aymboUsehm) VcrsteOimgm besteht
Man kann z. B. die fflnfhundert Billionen Schwingungen, welche in
einem gelben Lichtstrahl an irgend einer Stelle in der Sekunde vor sich
gehen, sich nicht im eigentlichen Sinn des Wortes ,.cni-<li !!< ti", weil das
ganze Leben des Menschen auch beim Alter des .Methuüalt in nicht aus-
reicht, um auch nur einer einzigen Billion sich mit Gedankenschnelle
folgender Vorstellungen, Empfindungen oder Wahrnehmungen als getrennter
Doge inne zn werden — ganz abgesehen von der ihrer Kleinheit wegen auch
nicht mehr Torstellbaren Eüizelsehwingung oder Bewegung eines Teilchens
in seuer zum Strahl senkrechten elliptischen oder kreisE)Krmigen Bahn (so
venigstens für den Standpunkt der Fresnel'schen ündululionstheorie,
welcher neuerdings aber eiuo elektrodynamische Theorie de- liiehts — von
Maxwell, nach den erstauulicheu Entdeckungen von üertz woi siegreich —
42
ElDleitciiigr'
gogenüberöteht). Man kann jene gleichwol noch „denken** oder mittelbar sich
vorstellen. Analog vermögen wir vier gegenseitig^ zu einander senkrechte
Gerade ofmc Withrsjmu'h uns» zwar zu „denken'", aber nicht mehr, als
(irgend) drei derbelben, auf einmal uns auschaulich „vorzuaUilleu" — eine,
wie zu Beben ist, imerlSsdiebd ünterscbeidiiog, die bei der Kontrovene
Uber die Baumdimensionen vielfacb miseiichiet oder tiberaeben worden ist
Wir bedauern, bei den ans bier gesteckten Zielen auf diese interessante
Frage niebt nocb n&ber eingehen su können.
Je uacbdem sie ibr obiges Ideal bereits erreicbt baben oder
nicbt^ sind die exakten Wissenschaften aus ibrem ursprünglichen, dem
induktiTen Stadium in das deduktive fibergetreteUi pder befinden siob
nocb in jenem.
Hieraus erhellt, dass die allerwichtigsten Funktionen dem Zeichen
in den deduktiven WiHst-nscliaften obliegen müssen, ja dass dasselbe
schliesslich in diesen den einzigen Gegenstand der Beachtung bilden wird.
Hier ist denn, dioaer Wichtigkeit entsprechend, der „Bezeichnung'*
überhaupt und spe;iicller der Namengebung, Terminologie oder Ncmienklirtor
aucb die allergrOsste Sorgfalt su widmen. Es erscheint c. B. ein schwieriges
mathematisches Problem oft schon halbwegs gelöst^ sobald es gelungen,
die zweckmässigste Bezeichnungsweise für die zu untersuchenden Gebilde
'in entdecken, in wcIeLer die fundamentalen Ei<7enschaften derselben am
übersichtlichsten und angemessensten Ausdruck tiuden.
Auch zeigt die pUdagogi^cho Erfahrung, dass diejenigen Personen,
welchen eine geringe Begabung zu exaktem Denken zuzusprechen ist, alle-
msl eine auffallende Gleichgültigkeit, oft eine sich roniebm dankende
Qeringscbtttsnng gegen das Zeichen zur Schau tragen und in dieser Stimmung
ünlust verraten, sich in die Disziplin des Zeichens zu fUgen.
In der Herrschaft iilicr die Zeichen — zunächst der Wortsprache(n i
— in der Ftlliii'kf^i»^ zum und Gewöhnnng^ an korrekten Gebrauch der
Wörter und ihrer Abwandlungen, Flexionen und au richtigen Satzbau, püeg-t
man Überhaupt ein wesentlichem .Merkmal der Bildung mit lietht zu erblicken.
V,) Aue air den angeiübrien GrOuden erscheint es ratsam , aucb
den Prinzipien der Bezeichnung, wie sie aus der Forderung ihrer
Zweckdienlichkeit sich als notwendige ergeben, einige Aufmerksamkeit
▼on Tornbereio zuzuwenden.
Zunächst mfissen wir hier einer Verwechselung von „Name** und
„Wort'' vorbeugen.
Was ein Wort ist, weiss jedermann (und wird dieser Begriff
unter anderm auch in der Telegrapbie nach seinem Umfang scharf
abgegrenzt).
Nicht alle Wdrter aber sind Namen; Tielmehr gibt es Worter, die
zwar dazu dienen, in Verbindung mit andern, Namen zusammenzuseizeo,
für sich jedoch noch keinen solchen vorstellen (Beispiele nachher).
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EiuleituDg. 43
Anf der aadem Seite wird nicht jeder Name durch ein Wort le-
prasentirt, eondeni haben wir zu tintascbeiden: einworienge und vid-
tpihiaige Namen. y,Die Hauptstadt des deutsehen Reiches'', oder auch
„die gr&sste Stadt^ die an der Spree liegt'' ist sogut ein Name als wie
,,Berlin"; es ist sur Zeit ein mit diesem letztem gleichbedeutender Name.
Zu d^ ans Wörtern zusauuneugesetzteD Namen kommen in dw ^nsseii-
Schaft noch Bnehstabeu selbst und solche Namen hinsu, die sieh aus Buch'
stalten oder Ziffern mittelst eigmer Verkuüpfangszeichen zusammenäetzcn.
Solche Namen bezeichnen wir vorzugsweise als „analytische AusdriicJcc"
(fxprp??sinns, termsX Es kann und wird uns oft auch ein solcher Ansdrnck,
wie (i.O>-\-c). als Name oder Zciclieii für ein liinsf zeitweilig' lierhalten
— und geben wir uns der HoÜuuug hin, das» durch dergleichen blosse
Namen sich ein grosser Geist nicht abschrecken lassen werde!
Name (nomen, noun) lieimen wir ein Wort, Wortj?»'fn*^e oder
Zeichen, welches nach den seinen Gebrauch rei^elnden kuiiveutiuuen
— wonicht gemäss läutest vorhandener Übuns^ — tuhig und dazu be- .
stiiuLut ist, ein Objekt des Denkens, ein „Ding" ^stll^st zu bezeichnen.
Der Name muss deranach (im Nominativ) als Subjekt eines Satze»
Btehen können, sobald mau (in einem isolcheu) von dem Dinge reden,
etwas darüber aussagen will.
Von den Wörtern stellen deshalb die Hauptwörter (Substantiva)
ohne weiteres (im Nominativ) Namen vor, und auch die Eigenschafts-
wörter (Beiwörter, Adjektiva) und Zeitwörter (Verba) sofern sie in
substantivischer Verwendung vorkommen, wie „Weiss" für Etwas
weisses re>j». die Empfindung weisser Farbe, oder „Schwimmen" für
die Thatigkeit resp. Kunst des Schwimmens. In der Arithmetik werden
nnch Zahlwörter (Numeraliu) substantivisch als Namen gebrauchte
Lud selbstverständlich werden endlich Fürwörter (IVo-nomina), wie
y^Dieser^ oder „Jeuer" zu den Namen gerechnet werden dürfen, sofern
sie blos als Stellvertreter eines schon erwähntt n fresp. anderweitig
bekannten) Namens fungiren, um Rücksichten des Wohlklangs aber,
oder um Umständlichkeiten in der liede zu vermeiden, kürzehalber,
nur dessen Wiederholung zu ersparen bestimmt sind.
Ii) Uiijsre Kulturspracheii kennen zehn Wortarten, oder wenn wir
die ja für die LoLrik ;^aii7. belanglosen An^Tufung.swörf er (Interjektionen)
beiseit^i la^^sen, deren nenne, von nelrlicn wiederum der Artikel in
manchen fehlt, sodass einige dieser Hpracheji (wie Lateinisch, Russisch)
sich mit acht Arten von Wörtern (nacli der Kiassitikatiou der i'bilo-
logen und Grammatiker) in logischer Hinsicht bebelfen.
Die obenerwähnten fünf von diesen Wortarten können, wie wir
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Einleiiang.
sahen (auch die Yier letztem aber nur bedingongsweiae und in be-
stimmten ihrer Formen ^ wie InfinitiT des Verbnms eic«) als Namen
Terwendet werden.
Die übrigen, als da sind die Umstandsworter (Adverbia), die PrS-
positionen und die Bindewörter (Konjunktionen) sind dessen unfähig.
Solche Worter, wie „leider", „zu", „entweder" sind keine Namen, und
dasselbe gilt auch von den Flexionstormen des Rubstantivs, wie z. B.
der Genitiv „Artliurs'' etc. (vergl. Mi 11). Die Logiker der Aristotelischen
Schule („Scholastiker'') bezeichneten sie als „synkakgoronaiisciw" Aus-
drücke, weil sie erst „zusammen** mit andern ein ninct bezeichnen
können (etwas „aussagen") — im Gegeusata zu den iSamen oder ^Ji^k-
goretna tischen*^ Ausdrücken.
Biete Wclrter können auch in dor That nicht al.s Subjekt eines iSatzes
btehen; luau kaun nicht sagen: Arthurs war in dem Zimmer" oder: „Leider
ist zu beklagen". Man kann freihch bageu: „Leider ibt ein deutsches Ad
verbium**. In diesem Falle aber steht „Leider** für: „Das Wort: leider** —
analog wie, wenn wir sagen: f,Pfnfd ist ein Hauptwort", das Subjekt audi
nur als ein Wort in Betracht fällt und nicht in Hinsicht auf dasjenige, was
88 bedeutet. Man könnte solche Verwendung passend als die ,.9i(ppo<fifio
iimninalis" bezeichnen im Gegensatz zu der ..f^uppositio viafcriftli.'^, sivo rea-
lis" (dies zwar zni,'un.sten der Zweckmässigkeit abweichend vom scholastischen
Gebrauche). Wer solcbeu Unterbchied nicht anerkenueu wollte, der müsste
aneh zageben, dass ein gewisses Hauptwort vier Hofe hat und zw« Obren I
Im Deutschen ist dem MissrerstKndniss allerdings einigermassen Torgebeugt
durch den Wegfall des Artikels bei ,,Da8 Pferd" oder „Ein Pferd", dessen
r?eil)eluiliung die erstere oder nominelle Auffassung unmöglich machen
würde*) — nicht so allerdings in den des Artikels entbehrenden Sprachen.
Es erscheint danuu hier beinahe als Lnxns, zu .statuiren, dass wir die Aul-
fasbuug des Subjektes als eines blossen üsamens, Wortes oder Wortgefüges
spftterhin stets ausgeschlossen wissen wollen.
o,) Wie ein Zeichen als solches beschaffen ist^ auf welche Weise
es eventuell aus einfacheren Zeichen aufgebaut» susammengesetst wird,
dies ist (zwar) keineswegs ganz gleichgültig:
Es müssen Zeicheni die für häufigen Gebrauch bestimmt, solchem
ausgesetzt sind, vor allem angemessen Jcwße sein; es muss Weitläufig*
keit, Komplikation derselben thnnlichst vermieden werden. Andern-
falls würde ja ibre Anwendung allemal einen irgerlichen Aufenthalt
▼eroTsachen, und vergegenwärtigt man sich leicht, wie wenig weit wir
mit uneerm Denken, mit nnsem EriSrterungen, Diskussionen kommen
") Wofern wir nicht sagten: „Dan Pferd'* ist ein mit dem bOBtimsiten Artikel
verbiimlones Hanptwort der deutschen S|irnche. Hierbei weiaen nur noch die An-
tührangszeichcn auf die suppoaitio nominalis hin.
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Einlmtang;
45
würden, wären wir z. B. genötigt, den Namen jedes YonueteUenden
immer erät in Stein zu meisselnl
Der unter Ji^) erwähnten psychologisclien Unterstützung, welche
dag Denken aus dem Zeichen schöpft, würde es ohne diese Anforde-
rung grösstenteils verlustig gehen.
Von den Zeichen, über welche die Sprache verfügt, ei-füllen (als die
einfachsten) genannte Anforderung am besten die Huchstabcti . Deren An-
zahl ist allerdiii^'ä eine ;4ering<'. Man hat dittatlbe in's Unbegreiule ver-
mehrt, iuUem uiaii sie eiuer&eitss mit „Acccnicn" wie in a\ a", . . . andrer-
seits mit aogehSngten Ziffern oder Zahlseichen in Form von ,^Hf/ixm",
JStdlenjeeiffem*' oder ^ndkeg" yersah, wie a|, o,, ^ etc.
Ungeachtet dieser Vermehrung dm Vorrates an leidlich einfachen Zeichen
hat man aber vorgezogen, dcn.^flbcn Icoine ein für allemal feststelu lule IJe-
deutnng liir den menschlichen Verkehr überhaupt beizulegen, sondern sie
zu vorübergehenden Bezeichnungszwecken sich verfügbar zu erhalten. Für
eigenartige Verwendung in bestimmten Spezialwisäenschaften (ich erinnere
stt die Zeichen fOr die ehemischen Elemente), fttr diTcrse Untersnchmigs-
gebiete und üntersnchmigen (wie Buchstabenrechnnngen) — eventuell zu
beliebiger Verwendung — sind die Buchstaben reservirt, also dass diese
gleielisam die Rolle spielen oder den Dienst zu versehen haben des ,|Mfid-
cheiiä fiir Alles" ia dem Hau^lialle — mit Zeichen.
Zur Unterstützung des Denkens sowol als zur Darstellung und Du-
sehreihimg 8«ner Gesetse werden anoh wir in der hier vorHegenden Spesial-
wissensehaft von dieser Gmut dar Sitaation umfassenden Gehranch machen
nsd zwar einen viel ernstlicheren, als es in Deutschland bei der einschlä-
gigen Tiiteratur bislang üblich gewesen. Auch nehmen wir creleg-cntlich
das Vorrecht jeder Wissenschaft in Anspruch, sich fllr die eigenartigen ihrer
Betrachtaug unterliegenden Objekte nü<ii besondre ZU deren Darstellung
vorzugsweise geeignete Zeichen zu schaüeu.
Im fibrigra sind wir aber nicht m der Lage, die Zeichen, deren vnser
Denken bedarf, ▼oUkoramen frei nach imserm Gutdünken — beschränkt
lediglich dnrch objektive ZweekmUssigkeitsrücksichten — willkürlich zu
wählen, sondern wir finden uns zunächst daran gebunden, aus einem bereits
vorhandenen Zeichenvorrat zu schi pfen, indem wir eben angewiesen sind
aal den historisch überkommeneu \V urterscliatz der Sprache.
%) Von dem uns schon mit der Sprache gegebenen ZeichenTorrat,
mit welchem wir (also) in erster Linie zn redmen haben, pflegen ein-
w5rterige Namen die erwihnte erste der an das Zeichen an stellenden
Anfordemngen immerhin sdion leidlich gut au erfüllen.
Das hörbare und sichtbare Zeichen, als welches ein solcher Name
erscheint, zeigt sich nun dergestalt mit der Vorstellung verwachsen,
dass diese kommt, wenn das Zeichen ruft, sowie auch umgekehrt bei
der Vorstellung uns stets der Name einfällt — Vorgänge, bei welchen
sogar, wie unter Aj) auseinandergesetzt, die Vorstellung nicht selten
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46
Eialeitaiig.
unToUendet bleibt, und mehr nar im Zeichen als in dieser selbst ge-
dacht wird.
Nur zu einem versehwindend geringen Teile aber besteht ein angeb-
barer Znsammenhang swischen diesem Zeichen und dem Bezeichneten,
zwischen dem Wortlaut des Namens und dem Inhalt der Vorstellung
oder demjenigen, was der Name benennen soll (Trendelenburg 1. c).
Solches ist ja in der That bekanntlich der Fall bei den sogenannten
„Ononuriopoetica", die z. B. mit Jem Klange des Numeus eine Schallwirkuug
des zu benennenden Dinges nachalimcn, wie die Hauptwörter: Rabe*), Knall,
Donner und andere, wie die Zeitwörter: mockern, miauen, zirpen, rollen etc.
Auch manche Interjektionen, wie patseb, |»lumiis, knak, k<lnnten hierzxj an-
getührt werden. Bei dem Wort „Blita" sollte man meineu, da^is die Plötzlich-
keit nnd Ebne der betreffenden Licfatersdkdinaog dnrch die Kttrze der Silbe
angedeutet werde. Und um z. B. das griechische Wort ßdiUa für Blutegel
ausKusprechen^ müssen die Lippen eine saugende BcweguuL,' iindeuten et& etc.
Der spnichenbildeude Geist knüpft überhaupt das Zeichen an eine
hervorstechende Seite der Sache an; aber «lie Anknüpfung an den Inhalt
des unter dem Zeichen Begriffenen ist einseitiir mi-l /uffillig, gestattet, keinen
hinreichend bestimmten Rückschluss auf den vollen Inhalt, das ganze Wej.eu
desselben. Das andeutende Gepräge des Zdchens schleift sidi Überdies mit
der Zeit ab, und die urBprttngliche Marke ist in ganzen Sprachen verwiscbl
Die verschiedenen Sprachen bezeichnen in der That dasselbe Ding anch mit
den verschiedensten Wörtern.
Der Laut schlagt diejenige Yorstellung in uns an, welche sich
mit himekr Gewokmng, aber nicht mit unterscheidendem Bewusstsetn,
welche sich faktisch, aber nicht logisch in cto Zeichen nnd in kein
*) Die meisten -wol der hier (zum Teil auch vielfach amb-rwatts) als solche
angeführten Onomatopot.tit a werden in den Augen eines iL'i üjuüichen Sprach-
forschers unechte sein. In seinem berühmten Werke mucht Uurr Max Miiiier'* *
darauf aufmerksam, wie leicht man sich in dieser Uinsicbfc t&ascht ond wie die
Mehisahl der Termeintlich aiu Klangnaohbildimg herrorgegangenen Wörter anf
gans sadere Quelle surficksufllhren ist^ sodass nur gaa« wenige — darunter s. B.
das Wort „Kuckuck** — als sweifclioses Onomatopoeticon übrig bleiben. Speziell
fnhrt er an, dass nnser „Donner", ,,tonerre'', ,,tonitru" etc. von derselbon Panscrit-
wurzel „tan" = strecken, spannen (dthmn't) abftamrat, die auch im ,,ron" der
gespannten Saite, sowie m „teudre'*, \nt ,.ten( r" * tc und in „lenuis", „dünn"
(ursprünglich => flach ausgct>paimt) zu Ünden! ünil aaileres mehr.
Allein wenn auch bei der Zusammenseuung der Wurselo, aus der ein Wort
kervoi^egangefl, das onomatopoetische Prinsip naehweislidi nicht bestimmend ge-
wesen, so könnte es, scheint mir, doch mit von Einflusa gewesen sein bei dem
Prozesse der naclihm i>,'i'ti Abschleifung (M. MüUcr's „lautlichem Verfalle'* oder
der „phonetischen Korruption"), (Inrch die scbliesplich Has Wort seine f^cgcnwürtigc
Gestalt erhalten. Jedenfalls empünden wir, die wir dii- lertig*- Sprachi» sprt.'chfn,
solche onomatopoetische Anklänge, glauben t»ie herauj^zufühleu, gau^ uubeküuinicrt
um die hiatonsohe Berechtigung dieser Empfindung.
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Einleittmg.
47
anderes gekleidet hat (ibidem). Vielmehr iat es allemal eine haupt*
rikhlich von psydiologMm Momenten beherrschte, von vielen äusseren
Zaialligkeiten*) beeinflusste historische Entwickelang, in welcher eben
dies Zeichen als Name für das vorgestellte Ding sich herausgebildet hat.
Diese Wahrnehmung ist schon geeignet, uns die Bemerkuii-^
nahe 7.v. lr>u;«'n, wie es wünsclicn.swert sein muss, dass tlio Namen oUer
Zpichen al.s solche auch noeli eine zweite Anforderung erfüllen, die wir
tiüätwpilfii erst in imljcstimiuton Umrissen dahin cliariikterisiren können,
dass sii' (aii^ rinfachercn oder den einfachsten Zeichen) auch rationell
lasanimengesetzt sein sollen.
ViolwörterifTC Niiinrn, wie sie in Gestalt einer umständlichen Beschrei-
tung hcruf'.-^tellt uml dann oft iu DeliniLionen ah^^ekür/t zn werden ptiegeo,
vermügen allerdmgö diebe Anforderung iu gewis«ern Grade m erfüllen.
Zufolge zahlloser UnvoUkommoiheiteB der Wortspraehe, welche sich
i«ar historisch erkiftren, doch nimmermehr sachlich rechtfertigen lassen, ist
aber lu ihrer IToi -tellung oft noch ein hohes Maass von Geschicklichkeit
erförderiich : es ist auf verschiedenen Gehieten noch f<3rmüch eine Kunst,
mit Ausschliessung von Missverständnis^en nnzweifelhaft zu sagen, von was
man eigentlich reden wolle, und i nt^iprinLjen aus den erwähnten ünvoll-
kommenheiten Schwierigkeiten, mit \vt l< lien Kedner und Schriftsteller, üntev-
rieht tukd Gesetzgebung bestibldig imgcu.
£8 erwSchst uns das Ziel, auf eine Vervollkommnung des elementaren
Bwsiehnnngssystems für unsre Ideenwelt hinzuarbeiten, auf welches wir noch
«ingeheoder und wiederholt die Aufmerksamkeit zu rkhten haben werden.
%t eini<:^em Krfolg können wir die? ahcr erst thun, wenn wir in ungern
Betxachtimgen weiter fortgeschritten sein werden.
tf,) Ist so in der That die äusserliche Beschaffenheit eines Namens
immerhin nicht gleiclignltig, so tritt solches Moment doch weit zurück
gegenSber einem andern: wir meinen die Konsequenz oder Disziplin
sut welcher das Zeichen gehandhabt wird. Diese, und nicht die Be-
schaffenheit seiner äussern Erscheinung, ist bei dem Zeichen die
üampfsadie.
Als das wesentliche oder fmidamentale Erfordemiss des Namens
und Zeichens haben wir es hinzustellen , dass das Zeichen bei denen,
die es branchen, und denen, die es vernehmen, auch bei jeder Wieder-
boltmg (wenigstens innerhalb eines bestimmten Zeitbereiches) die gleuAe
Vorstellung begleite oder erwecke^ nämlich diejenige Vorstellung, welche
die Wahrnehmung oder Erkenntniss — eventuell die Erfassung, Kon-
leption, das Innewerden — desselben Objektes in ihrem Geiste notwendig
erregen mQsste (und, von subjektiven St5rungen abgesehen, iu jedem
antretenden Falle auch whrklich erregt).
*) Vcrgl. z. D. Herrn Otto Bebagbera anregende und lehrreiche Sohrift'.
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48
Binlaitang.
Es würde den Zwecken der Bezeichnung zuwiderlaufen und uns um alle
Vorteile derselben bringen oder tüe beabsichtigte Wirkung wenigstens in
Frage stellen, wenn bei dem zur Vei ständiü^nng zwischen Men>< heu statt-
findenden Verkehr der Eiue dies der Andere das unter demselben als Name
fallenden Zeichen Teratttnde; der Httrer kSnnte nidit wieaen, was darunter
m denken beabsiehtigt ist, wenn der Redende selbst von der einmal dem
Zeichen von ihm beigelegten Bedeotong v.u :ui<l< m Meilen willkürlich abginge,
und endlich auch von der auf Erkenntuiss irgend welcher Dinge gerichteten
(und niitfhlich in Zeichen zu führenden) Üher!e*7nng des einsamen Forscliers
wäre nicht abzusehen, wieso dieselbe erfolgreich 7m nein vermöchte, wt-nu
dabei der Zusammenhang zwischen den Zeichen und ihrer Bedeutung sieh
verschöbe, wenn die vorgestellten Dinge ihren Namen sozusagen entschlüpften,
wenn nidit, wenigstens xeitweilig und bis zur Erlangung bestimmter als
Rubepunkte xu fizirender Endergebnisse solcher Überlegung, die Bedeutung
der meisten Zeichen konsequent beibehalten, ,/c;9/gehalten^^ würde.
Darin, dass das unter dem Zeichen Gedachte demselben eindeutig
entspredtef erblicken wir darum die wesentlichste Anforderung, die an
den Gebrauch des Zeichens su stellen ist Der Name soll von einer
bestimmt feststehenden oder konstanten Bedeutung sein; er soll als
ein tjemsmntgei** oder nomen univocum verwendet werden.
Schon bei oberflichlicher Überlegung malen wir uns leicht die ün>
Sicherheit, eventuell Verwirrung, Eonfusion aus, die entstehen muss, W«UI
z. B. in einer Gesellschaft drei Herrn den Namen Müller führen und nun
dor Herr Müller c^enifen oder erwflhnt wird. Das Bcdürfuiss, den Namen
diucli Hin/.ufii.L,ning wt itcier I*e.-,timmuugeii zu einem eindeutigen gestaltet zu
bclicn, liesä jenen 6pa«»vogel seine Wette gewinnen, dasä er auf die einem
jeden s«ner Bekannten auf der BOrse in^s Ohr geflüsterte Mitteilung : „Hast
du schon gehört, dass der Meier falJirt hat?** allemal aur Antwort die
Gegenfrage erhalten wflrde: ,,Welcher Meier?*'
Wie selten auch zur Zeit noch die im Wortschatz der Sprache
uns gegebenen Namen diese Anforderung erfüllen, so ist es doch als
ein Ideal hinaustellen, dem die Sprache, um ihren Zweck der Ver-
ständigung ausgiebigst zu erreichen, anstreben muss, und dem sie auch
in der That in fortschreitender Entwickelung sich immer mehr su
nähern scheint: gleichwie das Ding und die Vorstellung von demselben
einander eindeutig mit Gesetsmässigkeit entsprechen, so auch das Ent-
sprechen zwischen dem Vorgestellten und seinem Zeidim sa ^em ein^'
dentigen zu gestalten, also dass auch das Ding und sein Zeichen ein-
ander eindeutig zugeordnet erscheinen werden und das letztere in
Wahrheit der Stellvertreter oder Repräsentant des erüteru genannt
werden dürfe.
Gehörte ein Diug der Aussenwelt an, so war die Vorstellung, die wir
uns von demselben (soweit es nberfaaupt fllr uns erkennbar ist) zu bilden
haben, durah eine (wir mögen sagen „natnrgesetaliehe**) Notwendigkeit
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Bmleitmig.
49
bestimmt zu denken, und bildete dies, wie wir gesehen haben, eine unerlUss-
lirhc VoraTissetzuug der Erkfiintnis sichre. Die letztere dürfte sogar der
t bierüeugung nicht wol entrateu krinnen, dass diese Vorstellung naeli liiii-
reichead gründlicher Prüfung des Dinges bei allen latelligenzcu in let2ter
Li&tanz ^OBelbe werden muas, dase Ton dem ziebtig erkannten Dinge die
Vorstellnng eine (mathematische) Fnnlction ist^ und sofeme die Erkemitniss
vollständig ist, anch das Ding eine Funktion der Vorstellung — eine
Wecfas6lbezieliuii;cr, die wir dann als ein gegenseitig eindeutiges Entsprechen
hinzustellen berechtigt waren.
Man kann allerdings ein „Ding an sicli'' auf verschiedene Simir-i^eiioi-
gieen einwirken lassen und dadurch verschiedene Teilvorstellungen von
demselben erhalten; es ist zunächst die aus diesen resultirende Gesamt-
Tontellaiig, welche bei der vorstehenden Auseinanderseteung gemeint war,
welche letztere dann aber auch für (irgend) eine bestimmte dieser T«l-
vorstellungen in Anspruch genommen werden kann. Durch die Thatsacben
der Farbenblindheit, Taubheit etc. erscbtinf c.'^ wol noch geboten, hierzu
das Zugestflndniss zu machen, dass in jener üesamtvorstellunir oder in Üezng
auf gewisse von den Teilvorstellungon anfönglich ein Aiistall bei manL^ol-
baft organisirten Individuen möglich ist, der jedoch mitteist induktiver
flehlfisse indirekt ergänzt zu werden vermag: es faum s. B. auch ein Farben-
blinder das Vorhandensein roten Lichtes durch die Wlbnnewirknng im Spektrum
von dem des grünen unterscheiden, und ein Tauber mittelst des Tastgeftthls
die im Tönen begriffene Saite von der lantlos mhenden.
Tj) Für ein Ding, soweit es für uns erkennbar ist, mehrere ver-
schiedene Namen zu haben, ist allerdings mit den Zwecken der Ge-
dankenmitteiluiio; .selir wohl vereinbar und es darf dies nicht als ein
eigentlicher Misstand, sondern lukhsteu» als ein Luxus, vielleicht eine
Verschwendung, hingestellt werden.
In der That stehen uns für dasselbe Ding zunächst oft verschie-
dene Nameu zugebotei indem es möglich ist| dasselbe von sehr ver-
schiedenen Gesichtspunkten aus zu beschreiben — welche Beschreibang
dann jedesmal als ein Name für das Ding angesehen werden kann,
und manche wissenschaftliche Untersuchung dreht sich darum, ob ein
anf diese nnd ein auf jene Weise definirtes, eingeführtes, bescbrieb^ies
Ding das nimliche sein muss, oder ein anderes. Sind aber solche
Unteraudinngeii beende^ ist das Ding voll erkannt^ so wird es, auch
im erstem Falle, doch praktisch eracheinen, fortan nur ewe» und zwar
die als die aweckmSsBigste erscheinende von allen Benennungen des
Dinges als seine „offizielle'' Bezeiehnung (standard notation) in der
Wissensdialt beiznhehalten.
Wie es nun Überhaupt möglich gemacht werden kann, daas eine
Mehrheit von Menschen dasselbe vorgestellte Ding je mit dem gleichen
Namen (eindeutig) bezeichne, und zwar nicht nur auf dem Gebiete der
SouAmn, A]f«bt4 dar Logik. 4
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Einleitmig.
materiellen Welt, wo man auf die Dinge hinzaweisen vennag, sie mit-
unter gleichsam etikeittren jcdnnte, sondern aach aas der geistigen
Welt) ans der Welt des BewusstseinSy mit dem ganzen Beichtum von
Beziehongen, die es wahrsnnebmen Termag, ans der Welt des Gemüts*
lebens und Wollens, der GefQlile, auf dem gesamten intellektuellen
Gebiete — wie es m* a. W. erreicht werden kann, dasa jene Mehrheit
dieselbe Sprache rede — dies ist auf den ersten Blick schon sehr
erstaunlich.
Indessen unternehmen wir es nicht, diese interessante Frage zu
beantworten, hier anseinandensusetsen, kraft welcher von der Natur
in den Menschen gelegter Triebe und auf welche Weise in dem Jugend*
liehen Yerkebr des Indifiduums mit seinen nächsten Anverwandten,
durch die Erziehung und das Leben diese Aufgabe losbar ist und in
weitem Umiauge auch gelöst zu werden pÜegt.
Es genfigt zu konstatiren, dass aber die Aufgabe, welche
nationale Gemeinschaft wir auch in's Auge fassen mögen, doch bei
weitem nicht ToUkommen gelöst ist Der Sprachschats einer jeden
Ton unsem Eulturspraehen überliefert Tiehnehr uns eine Fülle von
Namen, welche der oben als wesentlich aufgestellten Anforderung der
Eiosinnigkeit durchaus nicht genügen, im Gebrauch deon auch durch
ihren Doppelsinn zur Quelle Yon MissTerstSndnissen werden und Un-
bedachtsamen gegenüber nicht selten zu missbriluchlicher Anwendung
sich hergeben.
Ein Name, bezüglich dessen jene Anforderung nidU erfüllt ist,
heisst ein ,^doppiismiiigaf*^ oder „mehnkmiga^, nomen aegiiwocum oder
ambiguum, wofern er nümlich — dies müssen wir eigentlich der vor^
stehenden Erklärung noch hinzufügen — überhaupt (einen) Sinn hat,
wirklich Name ßr dtvas ist, ni. a. W. falls wir nur den sinnloseu oder
„unsinnigen" Kauicji, wie „rundes (Quadrat" (dergleichen die Wissen-
schaften gelegentlich aucli liervorbringeu) beiseite lasaeu.
Für „doppelsinnig" wird auch häufig „zweideutig'' gesagt; doch könnte
dieser Gebrauch selbst zur Quelle von MissTerstSndnissen werden, indem,
wie wir nachher sehen werden, auch das Wort „zweideutig^ ein doppel«
sinniges ist — vergL
Das Wesen der Doppelsinnigkeit ist nicht darin au erblicken, dass
der Name eine Mehrheit Ton Dingen als seine Bedeutung umfasst (wie
einerseits der „Kollektivname" und andrerseits der „Gemeinname", von
denen weiter unten die Bede sein wird). Vielmehr beruht solche ledig-
lich auf dem sdnuankendm Chbnuche, dem wir den Namen unterwerfen.
Die Doppelsinnigkeit ist ein Merkmal der Anumduiigsweiae des Namens.
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Einleitiiiig.
51
Sie tritt nämlich erst ein, indem wir (ev. gewobaheitaniässig)
Urteile l'äUen, zu denen wir nur berechtigt sind, einmal im Hinblick
auf eine bestimmte von den Bedeutungen de» Nainciis und bei Aus-
ackloas seiner übrigen Bedeutungen, ein andermal ebenso im Hinblick
aof eine andere von diesen Bedeutungen bei Ausschluss^ Tielleicbl^ der
entern, u* s. w.
Beger^nen wir z. B. Urteilen, wie: „Alle Metalle sind chemische
Elemente" und femer: „Messing ist ein Metall^^, so erscheint dadurch
der Name Metall zu einem doppelsinnigen gestempelt Jedes Ton diesen
Urteilen kann für sidi als richtig anerkannt werden^ wenn nur die Be-
deotong des Namens Metall auf eine bestimmte Weise aufgefasst^ be>
grenzt wird. Diese Abgrenzung ist aber beidemal yerschieden; sie ist
eine andere (und zwar hier Mos eine |,engere'0 dem erstem Urteile,
wo sie mit der in der chemischen Wissenschaft üblichen zusammen*
fallt, als bei dem zweiten Urteile, wo sie sich deckt mit der („wei-
teren') AnfiPassnng, welche dem Namen Metall in der Technik und im
gewöhnlichen Leben zuteil wird.
Wer nun solcbe Doppelsinnigkeit fibersähe, der würde sich schwer-
lich der SchluBsfolgerung erwehren können, dass Messing ein chemisches
Element sein müsse — wogegen es bekanntlich doch eine Mischung,
Legirunß: aus Ziuk und Kupfer ist.
In aliiilicher Weise vollziehen wir, sooft zwei oder melir Bedeu-
tungen eines Wortes uns unbewusst vermengt werden, fast unver-
meidlich logische Felilsehlilsse — eine Bemerkung, zu welcher spätere
Betmchtungen uns noch vielfach Belege liefern werden. (Vergi. be-
sonders § 4.)
Um (mit .Tevons) dies noch durch ein Beispiel zu illnstriren, wo der
Doj.jH'l.-«inn etwas weiii<,'er augenfällig i^t, so könnte jemand argumeutiren:
^Strafe ist ein Übel". „Andern (wenn auch in bester Absicht) ein Übel
suzofOgen, sollte nicht erlaubt sein, ist unrecht^* Ergo: „Andern eine Strafe
ttlgedeihen sn lassen (zaxnfügen), ist unreehl** Der Doppelsinn liegt im
Worte nt^bd**« welches im ersten Sataee au&u&sseu war als physisches Übel
oder Leid, im sweiten dag^eu als moralisches Übel Etc.
Sehr treffend sagt Baco Ton Yerulam: Die Mensehen glauben
swar, daas ihr Verstand die Worte beherrsche, aber ee kommt auch
Tor^ dass die Worte ihre Gewalt Aber den Verstand rfickwirkend geltend
machen (^Credunt homines, rationem suam Yerbis imperare, sed fit
etiamy oi Terba yim suam super rationem retorqueanf')*
9x) Es ist darum JoYons* beisupflichten, wenn er sagty dass nichts
nr Erlangung korrekter Gewohnheiten des Denkens und Schliessens
4*
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53
EÜDleitang.
mehr ins (Tcwiclit lallfii Ivöniie, alf t^im- ^Tiindliche liekuiintschal't mit
den grossen ( iivolikommeiilieiten der Spruche, mul dass an jiraktischem
Nutzen kaum ein Teil der Logik dcnjcnitreii übertreffen dürfte, der auf
die Vielsimiipkoit der Ausdrücke aufmerksam macht Je mehr man
sieh in der That in die subtilen Schwankungen (variations) in der
Bedeutung ganz geläufiger Worte vertieft, desto mehr wird man die
gefährliche Natur der Werkzeuge (tools) gewahr, deren wir ans bei
allen Mitteiiaagen and Argumentationen zu bedienen haben.
Wird der Gebildete auf diesen Punkt auch ßorgsamor achten als der
üni,'ebildete. so i>t docli auch jenem im allffemelnen dw A'orwiirf nicht zu
ersparen, dass selb.-t da, wo die Sprache ;dur Vcnneiilun«^' jnier Doppel-
sinnigkeit böfjuL'iue AuiiUruoksmöglichkeiten bietet^ er sich diese nicht immer
hinlänglich zunutze macht.
Mit Recbt bebt z. B. Hill die Doppelainnigkeit kerror, mit welcher
faat allerorten das Pronomen „derselbe (dieselbe, dasselbe)*^ gebraucht za
worden pflegt — bald im Sinne von „der nUmliche'' (und daun also auch
„gleiche"), bald in dem Sinne von „ein gleicher", aber nicht der iillmliche.
Ks ist im Grunde (im erstem Öinne) nicht derselbe Eindruck, den ich em-
piange, wenn ich ein sich gleichgebliebenes Ding ein zweites Mal wahr-
nehme. Wie oft spricht, man nicht auch von „Produktionen", wo man
eigratlich yon den Prodnktra reden mUsstCt und dergl.!
Der Doppelsinn des Hülfszeitworts „sein" als Kopula und als Existenz-
behauptung — z. B. Der Pegasus ist geflügelt und ist (d. h. existirt) doch
überhatipt nicht! — hat jaltrhundertelan!? die Lof^nker vexirt, ja iu der Irre
herumgetührt. Auf den Doppelsinn maucher Wörter der ei^'i'nen Sprache
wird mau durch das Studiuiu fremder Sprachen erst aufmerksam gemacht;
80 durch die frans^isisehe Unterseheidnng zwischen „pouToii^ und ,)6aT0ir"
auf den Doppelsinn des deutschen f^kfinnen"; auf den der Yerba ,»haben**
und „sein" (letzteres in noch einer andern als der vorbin erwSbntcn Hin-
sicht) durch die Unterscheidung zwischen ,,haber" und „teuer" resp. „ser"
nnd j.estar" im Spanischen. Ist „Vorstellung" doppelsinnig als Akt und
als licsultat des VoraKllens, m haben wir uns bestrebt, das Wort hier
ijumor uur im ieUleru Öiuue zu gebrauchen.
Triftig bemerkt Je v one , dass bierin selbst die Logiker sich nicht viel besser
gezeigt haben, als andere Leute. Unter dem Wort „Negation" werden wir selbst,
eben notgedrungen dem Sprachgebrauch huldigend, nicht umhin können, bald zu
▼erstehen die Operation des Negireiis, bnM alter das Er<;obiiiss dieses l'rozesses.
Der Doppelsinn eines Wort? if^t um so ungefährliche! , je weiler die
Gebiete des Denkens (BegriffsspLiircn), denen seine verschiedenen Bedeu-
tungen angehören, auseinauderliegen. So dürfte z. B. der Doppelsinn des
Wortes „Widder" zur Bezeichnung des Btembilds im Tierkreise «ner- und
des mSnnlicben Schafes andrerseits (ev. auch noch für eine mittelalterliche
Belagemu^^'sina chine) nicht leicht Verwechselungen nahe legen.
Auf die aus Meinnnj^sversciru denheit unter den Menschen entsprinpende
Mehrsinnigkeit von Ausdrücken, wie „die schönst« Frau'\ „das beste Ver-
faliren' , etc. macht die Logik von Port-Eojal noch aufmerkiiam.
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Eialeitnng.
53
Univokeu Termen (termini) bej^egnet man besonders in der Sprache
der Technik und Wisaenschatt, und sieht sich jede Disziplin genötigt,
dergleichen nötigenfalls sich selbst zu schatieu, sei es durch Restriktion,
Einschränkung eines schon vürhandeiien Wortes der Sprache auf eine
bestimmte unter seinen landiäuligeii Bedeutungen — mitunter aucli
nr<t< r Spegialistrung oder GeneraUsirmgf Verallgemeinening desselben^
also Verengerong oder Ei Weiterung seiner Bedeutung — sei es durch
Einführung gang neuer Wortbildungen.
Überhaupt sehen wir die Sprache, um den beständig sich steigernden
Bezeichnungsbedttrfnissen zu genfigen, in einem notwendigen Wadtstum
begriffen, zu welchem ausser den soeben erwähnten Prosessen noch be-
sonders auch beisteuert das JDifferensiwen*' der Synonyme, welches darin
besteht, dass man Worter, die bisher wesentlich als gleichbedeutende
gebraucht wurden, anfangt (mit in bestimmter Weise yerschiedenem
Sinne) unterscheidend zu gebrauchen. In Illustration dieses Verfahrens
mnssten wir oben beginnen, die Synonyme „zweideutig" und „doppel-
sinnig^' anseinanderzuhalten, und werden auch noch andere Beispiele als
wünschenswert, zweckmassig oder unumgänglich bei (xelegenheit sich
dsrbieten.
Ein einsinoiger Name, sonel sich absehen l&sst, ist beispielsweise
nEatbedrale**, obwol er (als ein Gemeinname) sehr vielen indiTidaellen Ge-
binden, wie dem Kölner Dome, dem Strassburger Mllnster, etc. beigelegt
werden mag. Als ein sehr vielsinniger Name da flogen erscheint „die Kirche**
(Jevons 1. c ). Bald wird darmifer nur verstiinden das Gebäude, in welchem
religiöse Handlungen vorgeuouiiuen, Andacht venichiot wird, bald auch be-
deutet der Autjdruck die ganze Körperächalt, Gemeinde der Personen, welche
einem bestimmten Bckenntni»s gehören, bald nur die religidsen Autori«
Uten oder die KOrperscfaaft der Priester, den Klerus, die Hierarchie im
Oegensate tum Laienelemente, bald endlich auch die gesamte Organisation,
Institution als solche, und in fast allen diesen F?Ulen wechselt der Aus-
druck noch obendrein seine Bedeutun^jf je nach der Konfession oder Sokle,
i&i welche derselbe /'gewöhnlich stiiischwt i^fond) in Anspruch genommen wird.
E'ü bedarf kaum des Hinweises, da>:s vielsinnige Namen sich besonders
deicht ^ur Irreiiihrung namentlich der unkritiäulieu Menge, der Vulksmaabcu
bergeben, und sehen wir solche Praxis auch mit den Schlngwörtem poli*
tiicher Parteien von Demsgogen und Propaganda machenden Agitatoren
fisl&cb geQbt» Der Missbrauch gleicht dem Taschensiuelerkuuststttckdien,
dorcb welches dem nichtsahnenden PubUkum ein Ding für ein andere? mit
Geschick itrit»'rgeschobeu wird, indem unvermerkt für die eine Bedeutung
des Namens in Anspruch genommen wird, was genau besehen nur für die
andere anerkannt werden konnte und aufrecht erhalten werden könnte —
BSttlrUch mit dem Erfolg, das ürteil zu korrompiren. Auch Ueten die
doppelsinnigen Wörter bequeme VorwKnde und AngiiiFspvnkte flVr den Streit-
Itttigen dar, indem es leicht ist, mit Unterstellung, Insinuation der einen
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Eiuleitang.
Bedentnng des NamonB gegen daq'enige ta eifeni, erfolgreieli za polemi-
Biren, was unter demselben Namen im Gninde von einer ganz andern Sadie
— und vii'lleiclif mit Keoht — behauptet worden ist. Dcscfleichen machen
sie es leicht, den Gegner, der den Namen in mehrerlei Öiune brauchte, oder
(wie sollte er auch anders!) abweichenden Gebrauch bei Andern zuliess,
der Inkonsequenz, anscheinend des Widersprachs zu fiberftthren. Etc.
Xi) Ungeachtet der hervoigehobenen eminent praktischen Wichtig-
keit sorgföltigen Achtens auf etwaige Doppelsinnigkeit verwendeter
Namen oder Zeichen gebührt den Tielsinnigen Namen doch eigentlich
keine Stelle in dem System der Logik selbst. Ihre Betrachtung liegt
▼on rechtswegen nur der angewandten Logik ob* In der Theorie müssen
wir die fundamentale Anforderung der JSinsinnigkeif^ kraft welcher erst
ein Zeichen seiner Bestimmung voll zu genügen vermag, jeweils als
erfüllt voraussetzen und dieses Ideal, bevor wir zu Nutzanwendungen
schreiten, allemal vorgSngig zu erfüllen trachten.
Hierzu ist es aiir^reichend, einen etwa vors^efundenon vielsinniffen
Namen (wie luaa nach früheren sagen kann) zu .,difterenziiren", das
heisst hier: so viel verschiedene Namen aus ihm zu machen, als in
wie viel verschiedenen Bedeutungen er gebraucht werden soll. Leicht
wird dies hingebracht, indem man ihn z. B. durch einen Buchstaben
repräsentirt und diesem alsdann Indice.s 1,2,3,... anhängt, je nach-
dem man ihn in seiner ersten, zweiten u. s. w. Bedeutung verstanden
haben will.
Der doppelsinnige Name gilt in der Logik für ein l'aar von
Namen, die nur zutallif^ «gleichen Klang haben; er repräsentirt uns
£?aii/ verschiedene Objekte des Denkens, Objekte, die darum ducli nichts
miteinander zu schaffen haben sollen. Von diesen wird zu sagen sein,
dass sie ,Jiomonym" durch ihn bezeichnet seien.
Hill Hauptgrand, weshalb die grosse Mehrzahl der Wörter sich als
mehrsiniiijT erweist, ist darin zu erblicken, dass von psycholoptschen Mo-
menteu beborrfscht die Sprache in ihrer historischen Entwickelung sieh so
häu6g bewogen sah, ciucu Namen vou den einen aul andere Dinge zu wier-
iragcn (zu tiransferiren), die mit jenen eine hervorragende AnoHogk offen-
barten oder auch nnr mit ihnen regelmftssig sich a^mki zeigten — wie
S.B. „(8tfinde-)IIau9** auf die gesetsberatende Körperschaft der Volksvertreter.
Nicht selten Jcriccht so gewissermassPTi ein NaTiic vom einen Oin«? 7Mm
andern, bis schh'esplieh oft koine s^n-Ö.^sere < ienieiuscliaft zwischen seinen ver-
schiedenen Bedeutungen erkennbar ist^ als zwischen irgend welchen mit ganz
verschiedenen Namen belegten Objekten (Mill),
Nsmentlicb aber — und dies ist das wicbtigste Moment hatte
die Sjuache alle Ausdrucke fHr Objekte, Qnslitftten und VerhSltaisse auf
den geistigen Gebieten einst su entlehnen aus dem naturgemSss xaerat
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Liaioitung.
55
ersdudTenen WSrterscbatze tfkr das siimlieh Wahrnehmbare in der materiellen
Welt. Sio mus>te so neben der „eigentlichen" und ursprOtigUcben, der Be-
deutnnof ..kad.rochcn" oder „par excenence" aueli noch eine „uneigentlieho*',
„nOfrtragme" oder ,,rncfnphorischc" l'edi utuiig den entlebnten Wörtern (oder
ihren ZuBammensetzuugeu) beilegen — wie dies z. B. gCbcUieht, wenn wir
von einer glänzenden That, einem brillanten Geschäft, einer bittem Eni-
ttoecbnng n. s. v. reden.
Wer solchen Unterschied rois^iachtet, wird leiehtlich den Regeln der
Logik gemäss zti absurden oder lUcberlichen Folgerungen geführt werden.
Trefifeud illustrirt dies Dh indem er darniif aufmerksam macht,
dass der Satz „Nur der Welt^e i^t (wirklich) reich" (Solu.«^ gapiens est dives)
logisch Yollkommen äquivalent i^t mit dem Auatipruche „Jeder Beiche ist
weise** (Omnis dires est sapiens) — jedenfalls sehr sobmeiebelbaft fttr die
Beieben i Natflrlich war das erste „reich** im Übertragenen Sinne genommen,
als: reich an inneren, an Schätzen des Gemütes, gesegnet mit Zufrieden*
heit, etc., das zweite aber konnte — olino weiteres — nur im eigentlichen
Sinne als „reich an Geld -md (äusserm) Gut" — aus psychologischen
Gründen — verstanden werden.
Von jenem lieclit der Metapher macht auch heute uoch die Sprache
fortgesetrt nnd in erspriesslicber Weise Gebrauch, Tomehmlich in ihren
poetischen Produktionen, nnd da ist es kdneswegs der Wissensdiaft und
Logik zur Last zu legen, wenn dieselbe mit ihrer Analyse, mit logiscli-
wisscnftcbaftlicher Zergliederung oft gleichj^am den prachtvollen Farbenschmolz
von den Flügeln dos Sclimettei linges abzustreiten und blos ein kahles Ge-
rippe übrig zu lassen scheint — sondern nur ihrer unvoUkommnen Anwen-
dung. Wu: missgönnen der Poesie ihre Freiheit nicht, wir bewundern sie
Tiehnebr ob der Geschidclichkeit und JJacht, mit der sie anf die Verede-
lung des Geschmackes, des ganzen Fuhlens nnd Denkens breiter Bevölkerungs-
schichten hinzuwirken nnd gelegentlich auch — vornehmlich auf ethischem
Gebiete — erhebende und wichtige Walirhoiten grossen Volksklassen, dem
Einfältigen gleichwie dem Gebildeten, y,um Bewns^tsein und zu Aaerkennuug
zn bringen versteht, allein wir müssen aus dem uns hier vorliegenden Unter-
snchnngsfelde floldie Frdhdi tbudichst baimen.
^i) Wir haben bis jetzt bauptaachlieh gehandelt von Dingen^ Vor-
äettungen nnd Kamm, indem wir uns bestrebten, hierfiber eine erste,
zum Teil anch wol nnerlSssliche Baais an fernerer Yerstfindigang zu
gewinnen*
... Im -Einklang etwa mit De Morgan*«' Kapitelüberschrift „On ob-
jects, ideas and names'*. Dem letzten dieser Themata pflegen deutsche
Werke über Lotnk entweder gar keine oder doch nur eine sehr Stiefmütter-
liehe Behandluug angedt^iheu zu lassen, wie mir dieselben denn überhaupt
von Anfang ihren Flug meistens zu hoch zu nehmen scheinen. Ausführ-
liche und grOndlicbere Betrachtungen dagegen finden sieb diesem Gegen-
stand hftnfig in englischen DarsteUnngen der Logik gewidmet und sind in
dieser Hinsicht vor allem die Werke von Mill' und Je von empfehlend
herronaheben (nennte resp. siebente Auflage). Dieselben zeigen hierin sich
•
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Kinleituug.
wenigstens ernstlieh bestrebt — wie dies ancb Leibnix Ton sieb sagt
(vergl. Trendelenburg 1, c) immer — die ersten Prinzipien zu sucben,
„welche sonst als trocken und ohne Beiz die Köpfe kaum kosteten und
schnell wieder fahren liessen".
Das dritte der obigen Tiiemata (mit dessen Betrachtung wir noch
nicht zu Ende sind), scheint mir nun aber den naturgemassen Aus-
gangspunkt 2U bilden, au welchen die ferneren Themata der Logik als
einer Lehre ▼on den Begriffm, Urteilen und ScJdüsseji (in neuerer Ab-
grenzung auch noch MeUwden) anzuknüpfen sind. In der That:
In der mU SiMpfung einer Sprache verkm^ften Notwendigkeit der
NameHgebung umrg^ auch die BtUhmg der ,JBegriffef*,
Es bedarf und verdient dies näher dargelegt zu werden^ doch
mögen wir an den Kemponkt der Frage erst nach einigen weiteren
Yorbetrachtungen herantreten — vergl. i}«) and folgende GhifEren.
Oj) Zunächst wol in der Welt des üusserlich \V aliriiehmbaren be-
merken wir, dass manche Din^je sich nahezu unverändert, stetig, in
der Zeit forterhalten, dass sie, wie man sagen kaTiii, eine Zeitlang, oft
eine lange Zeit hindurch, (genauer: sich gieicli- i bleiben. Die
Koniimiität wird zunüchst in uns?erni Bewusstsein hergestellt, indem
wir Dei andaueiiKlcr sowie wiederholter Wahrnehmung des Dingea iune
werden, dass es uns als „dasselbe" (the same) erscheint, als welches
es uns schon früher erschienen ist, und schreiben wir auch dem der
Erscheinung des Dinges zugrunde liegenden W^irklichen die ent*
sprechende Stetigkeit des Daseins zu. Die Sprache benennt dieses
Ding, gibt ihm einen Namen, der bei jeder erneuten Wahrnehmmig
ebendieses Dinges ausschliesslich gebraucht wird, desgleichen, wenn
man kundgeben will, dass man sich dasselbe in freier Erinnerung voi^
stelle, m. a. W. wenn man von ebendiesem Dinge reden will. Der
Name wird ein ^igennanuf* (uomen proprium, singular term) im
gew&hnlichen Sinne des Wortes — sein.
In des Wortes engster Bedeutung genommen sollte der ^Eigeoname'^
nur das Ding iu einem bestimmicn Augenblick, Momente seines Daseins
bezeichnen dürfen. Das gegen^\ :ii f i-^'e lierlin ist ein anderes als das Berlin
vom Ende des vorigen Jahrlinndei ts, daber „Berlin'' streng genommen erst
dann ein Eigenname, wenn als bekannt gelten kann, aua welcher Epoche
man es sich vorstellen will.
Merkur, Venus, Eide^ Mars, etc. sind beispielsweise darnach Eigen-
namen. Indessen illustriren uu^re Beisj)iele das Wesen de.s Eigen-
namens bis jetzt erst einseitig, indem sie hinsichtlich dessen, was sie
bedeuten, alle Li rausgegriffeu sind aus der Sphäre der Jiotü^eten Dinge
oder Gegenstände.
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Eiuleitang.
Ein Ding lieiast ein koukretes, vveiiu es einerspits vollkommen
i^olirt (icukbar, aiulrcraeits mit allen seinen Merkmulcn (Teilen, Attri-
buttn und Bezifliungen) gemeint iöt oder genommen werden soll. So
vermögen wir uns den Erdball ganz gut für sich allein zu denken,
unJ wenn wir von ihm reden, .so meinen wir denselben mit allem
..wu- tlaruni und daran ist'', ohne irgend etwari auascliliesfleu zu wollen,
was gültig von iluu ausgesa'j-t werden könnte.
Die Gegenstände der nuiteriellen Welt sowol als auch die in ihr
wahrnehmbaren lebenden Wesen, Pllanzen, Tiere, Personen und Gruppen
von solchen (z. B. der Odenwald, die Familie des N. N., die Güter
dieser Familie, das 24. Regiment der gegenwärtigen deutschen Armeen
etc. — nicht minder aber auch erdichtete persönliche Wesen, wie
Cerberus, Circe, Polyphem und Bucentaur) können darnach als kon-
krete Objekte des Denkens bezeichnet und mag dementsprechend ihr
Name ein nomen eancretum jeweils genannt werden.
a.) Aus der Vorötellung eines konkreten Dinges vermögen wir
nun aber auch gewisse Elemente abzusondern und mehr oder minder
vollkommen in uuserm Geiste /u isoliren, eventuell erst, nachdem diese
\ DrstellnuLr nach gewissen ilichtungen nocli weiter ausgebildet, ent-
wickelt ü>l' r Villi - M']<^t worden ist. »Solche Teilvorstellungen iiu weitesten
Sinne des V\ orts (^resp. (]a.s ihnen zugrunde liegend gedachte \\ irkliche)
nennen wir „Merkmale desselben (nota, mark — im Öingular).
Gelingt solche Isolirung vollkommen, so heisst das Merkmal ein
Ted (pars, part) des Dinges*) und wird sich auch seinerseits wieder
als ein konkreter Gegenstand in's Auge fassen lassen.
So ist der Dunstkreis der Erde (die etwa bis zu 1 mm Druckludie
gerechnete Atmosphäre), so sind die nnsre Erde zusammenhangend be-
^xbnden Wassermassen, der afrikanische Kontinent, ein Berg etc.
ab Teile des Erdballs, so Ist der Kopf, die Hand als Teil eines Menschen
tQ bezeichnen. Sie sind auch selbst konkrete Gegenstände. Nichts
hindert, sie nns auch ohne die flbrigen Teile, mit denen sie verbunden
*) £■ ist dabei erforderlich und Toratugesetst, daaa man »ich das Ding selbst
enit isolirt denke. Wfirden wir einen Körper mitsamt seinem Schatten ala das
IHng hinstellen, so wäre auch der Schatten als ein „Teil dieses DiugCrt" zm be-
zeichnen; er ist desliiilb aber doch nicht f in ,,T( il des Körpers", weil letzterer von
Tornhf'rein (»linc den Schatten zu dcnkün gewesen wärn. Eine solche Exüiupii-
iuuitiou inuMs aber hier aosgeacblossen erscheinen, da wir den Schatten nur als
Mldiin filier oder in ^waa, alt auf dnein materiellen Körper haftend, va denken
TCrmögeD, und ihn dämm selbst nicht als Konkretnm (für sich, oder ancb mit
gsns anderm verkntlpft) hinstellen dnrflen.
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58
EiiileituDg.
sind, zu denken^ wi« denn sehr häufig auch der Teil yom Ganzen
mechanisch abgetrennt zu werden vermag, die Mdglichkeit solcher
Trennung wenigstens allemal einleuchtet und in manchen F&Uen auch
anfongs blos der Teil bekannt ist^ ohne dass man yielleüsht Ton dem
Dasein des Ganzen, dem er angehört, auch nur eine Ahnung besiist
Umgekehrt ist zu merken, dass die Teile eines Dinges auch zu den^^
Merkmalen desselben in der Logik zu rechnen sind. Es sind auch die
Borsten ein Merkmal des Schweins (nicht etwa blos der Umstand,
dass es Oberhaupt Borsten besitzt^ welcher allerdings auch ein Merk-
mal, aber eine durch Abstraktion gewonnene Verallgemeinerung des
vorigen wäre, welche wesentlich nur auf dasjenige hinauskommt, worin
das Schwein mit andern Borsten tragenden Geschöpfen übereinstimmt),
und ist die Bföhne, sowie der in ein Haarbflschel endigende Sehweif
Merkmal eines minnlichen Ldwen.
Gelingt jene Isolirung (Absonderung, Vereinzelung) ntcftl voll-
kommen, so nennen wir das vorgestellte Ding etwas Abstraktes, seinen
(Eigen-) Namen ein nomen äbsiraeliim. Wir haben dann Veranlassung
SU reden von „ÄUr^uten** des gedachten Dinges, als da sind QuälUäi
oder Eigenschafben und Thätigkeiten, und QuanÜtalf sowie von Be^
gi^ungen (Ilelationai), darunter Ursache, Wirkung und anderes.
So die Farbe dieser Blumenkrone, die Elasticität und Festigkeit
der Stahlfeder, mit welcher ich eben schreibe, das Gewicht des Erd-
balls, seine Gestalt, Volum und derzeitige Lage im Weltraum, seine
augenblickliche Entfernung Ton der Sonne, Geschwindigkeit, die Kraft,
mit der er angezogen wird, etc. — die Schönheit der Circe etc. —
dies alles sind abstrakte Eigciinaiiicn.
Die als deren Bedeutung verbleibende Vorstelluiiij^ ist in der That
dadurch gewonnen, dass man sie von der GesaiutvorstolluuL,^ des kon-
kreten Gejinnstandes gewistjermassen ah/.oy:, sie in den Brennpunkt der
Aufmcrksaiiikcit rückte und von dorn Kom))ltix aller übrigen Vorstellun]c;s-
elcmente (neb.st dem, was ilincii zugnnule liegt) absah oder abstraliirte.
Solche Isolirung jener aus dem Gesamtbilde hervorgeliobenen Vor-
stellung erweist sieh aber bei genauerem Zusehen nicht als eine vuU-
kommen durchgeführte und durchführbare, wie ich dies für das erste
und noch ein späteres der angeführten Beispiele versuchen will ge-
nauer darzulegen.
Jene beispielsweise rote Farbe können wir uns zwar wol völlig
losgelöst von jedem Gedanken an die Blumenkrone, der sie ei'_rnete,
als eine blos subjektive Liehtempfindung vorstellen, und wenn wir
etwa fUr die vor mir liegende Blumenkrone von Anfang an nur deren
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Eiiileiiiiiig.
59
Vorstellung gesetzt hätten, so würde das aufgestellte Unterscheidungs-
merkmal uns im Stiche Jasseu und läge kein (iruiid für uns vor, das
Element der roten Farbe in dieser Vorstellung als ein Abstraktum
gegenüberzustellen der ganzen Vorstellung als einem Kjaikretuin (die
wir ja vielmehr von unserin Standpunkte auch selbst schon als ein
Abstraktum bezeichnen müssen). Es lii<i,e dann der Fall vor, dass
wir, anstatt von den Dirtf^m, blos gesprochen hätten von uusr^n VW-
stdluvffcn über diese, ohne jede Bezugnahme auf etwas ilirer Er-
scheinung zugrunde liegendes Wirkliches. Wollen wir aber nicht auf-
hören solche Bezugnahme aufrecht zu erhalten, wollen wir fortfahren
nach wie vor von Difigm zu reden, dann freilich können wir jene rote
Farbe nicht anders denken n]< wie als Farbe von eüoas Farbigem; und
wild auch die Vorstellung ebendieses farbigen Etwas im übrigen mog-
liehBt miYoUendet gelassen, so musste dasselbe doch als vorhanden
notwendig mit gedacht werden and ist die laolirung jener roten Farbe
keine ▼olUtandige gewesen.
Umlidi mimte auch der Tom Erdbril emgeuommeiie B«imi i. 6.
alt TOtt etwas erföllt, als Ausdehnangsform irgend einer Materie ge-
dacht werden, von welcher er nie wollig lossnldsen ist.
Wir betreten hiermit allerdings eiu streitiges Gebiet. Ob man den
Raum dich absolut leer denken könnte, einen Zeitraum ohne jeden Vorgang
in demselben, den Geist auch ohne Körper, darttber ist viel hin und her
gwtritten worden. (Ich würde bis znr Erbringung eines Gegenbeweises
diese Fragen verneinen. Die Erscheinung des Todes hat es nns leicht ge-
uiiulit, den Leib auch ohne Seele, isolirt zu denken — wir nennen ihn
Leichnam; ich würde aVier, wenn von dem Leibe eines Ichendf'n Wesens
lediglich als Materie ohne KUeksicbt auf dessen Beseelung ges])rncheu wird,
auch diesen strenge genommen für ein Abstraktum zu erklären mich ver-
pflichtet glauben.)
Im Hiublick auf solche Kontroversen dürfte die Bemerkung am Platze
seid, dass die Unterscheidung zwischen „abstrakt*' nnd „konkret^ fttr unser
Hiuptthema (soweit wir dasselbe za ftlhren yermOgeo) eticfa (noch) belang-
los erweisen wird (ein Grund für diese Erscheinong wird sogleich, im
folgenden Kontext ersichtlich). Wesentlich kommt es uns hier nur darauf
an, zunächst die Bedeutung des Eigcnnamrn<i nnd nachlu r die des- (rnnnn-
namcns klarzulegen, zu welchem Ende wir dieselbe allerdings wol in ihre
flanptvarie täten hinein verfolgen müssen.
Ich muss auch gestehen, dass mich die obige Auseinandersetzung für
die Scheidung der Merkmale in Teile nnd Attribute, die wir hier —
daike wol im Anschlnss an das Oblichste Verfahren — genetisch zn ent-
wtd[e]B Tcnucht haboi, nicht völlig befriedigt. Tic Erdo z. B. sieht nach
dem Gravitationsgesetze ein jedes Massenteilchen des Weltraums an, und
kdiaiieii fiberhaupt swischen ihr nnd irgend einem andern Objekt des Denkens
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60
Eiuleitimg.
vom Geiste Be>ie1ii>iigo& wahrgeuommen oder hergastoUt werden, üm das-
jenige vorzunehmen, was wir oben die Isolirong ihrer Vorstellung nannten,
müssen daher grosse Merkmal^rruppen von der auf die Erde beztiglichpn
( ie^amtvnrstellnn^,'- von vornheruiti ausj^eschiodfii uml losgelöst werden; es
lai auch dazu schon eine Art von Abätrakiionsverfahren erforderlich, und
«Fseheint m geboten dabei auf die BanmerfHUung der Erde, ihre Chanikkteri-
nmng als das einen bestinunten Banmteil Erfüllende Termittelst einer ihr
zugedachten ne^'renzuug, sich zu berufen — und fibnlicb auch bei den
übrigen als konkrete hinzustcllendon Gegonstfinden.
Bass nun solch' spezieHcr, «j^lcichwie auch irrrcml ein anderer Ab^^lraktions-
moduri, durch welchen eine Vorstelliinfr zn einer Isolirlen «gestaltet wird,
für die (allgoineineuj (ieaet/e folgerichtigen Denkens nicht von Belang sein
wird, ist sn gew&rtigen.
Die Begriffe von QuanHtät und QuäUUU exakt nnd allgemein an elia>
raktorißiren dürfte iil crbaupt su den schwierigeren Problemen der Philo-
sophie gehören — ich habe eine mir ^nm genügende Erklärung nirgends
auftreiben können. Oleichwol ist die Finge eine iundanientalö, da auf ihr
doch die Lehre von den „gleichartigen", vergleichbaren oder durch ein-
ander messbaren Grössen und die Scheidung zwischen Mathematik und
Logik (im engem Sinne) beruht:
Von einem vorgestellten Dinge vermögen wir durch Abstraktion einen
Teil abzusondern und ebenso ▼ermtJgen wir ein Mn-tmal abzusondern
welches nicht TnJ >ondern eine Eigenschaft, Thfifiglieit oder Beziehung des
Dinges ist. Die b( Invierige l'rage ist, worin sich wol jene, die quantitative
von dieser der ([ualitattvcn Sonderung der Vorstellungselemento unterscheidet?
Wir glaubten den Unterschied in der yoUkommenen laoltrbarkeit jener
erstem im Geiste (aowol als eventuell in der Wirklichkeit) gegenflber der
unvollkommeneren Lsolirongsffthigkeit der letztern erblicken zu sollen.
Möglich auch, dass diese Begrilfe der Qualität und Quantität (?) zu
den ürbegriffon zn zfihlen sein werden, die in Form einer Definition einer
Erklärung überliaupt nicht fjlhig, oder dnss sie auch, wie der Begriff des
„Muasses^'f erst mittelst langer Keihen von Öchlüssen aulgestellt worden
können.
Hill freilich macht es sieh hier bequem, indem er sich im wesent-
lichen begnflgt tu sagen: Quantität sei dasjenige, wodurch sich ein Liter
Wasser von zwei, dici (»df^r zehn Litern Wasser unterscheidet, worin er
aber mit einem Liter lirauntweiuB oder f^chwefehäure übereinstimmt, Quali-
tät dasjenige, worin jene übcreinskiiumen und diese sich unterscheiden. So
leicht es aber erscheint, treffende Beispiele hier anzuführen, so schwierig
erscheint es uns, den Gegensats allgemeingültig zu charakterisiren.
Es mag auch eine Wissenschaft, die sieh ein für allemal nur mit
auf eine bestimmte Weise hergestellten Abstraktionsergebnissen be-
schäftigt — wie die Georaetrie mit den räumlichen Gebilden — solche
(relativ) als Konkreta hinstellen, und diesen erst und ihren (dann ( ben-
falls konkret zu nennenden) Trlhn als Abstrakta gegenüberstellen die
AUrihute der üestal^ Grösse und Lage, Entfernung etc. jener Gebilde.
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Einleitaiiff.
61
Im Grunde würde alsdann nur konkret und abstrakt genannt werden,
was eigentlieh ais abstrakt in erster und in zweiter Potenz oder —
wenn man will — im ersten und im zweiten Grade (absolut genommen)
hingestellt werden mösste. ~ Von einem selbst durch den Abstrak*
lionssprozess gewonnenen Objekte laasen sich ja häufig selbst wieder
Merkmale I noch weiter fort abetrahiren. ^
^^1 Niclit anders, wie in Hinsicht der Qualitäten ▼erführt man
auch bei (wahrgenommenen) Bezichmgm zwischen Dingen: auch solche
mdgen wir mit Eigennamen belehnen.
Bemerken wir 6^ dass drei gewisse Sterne ein gleichschenkliges
Dreieck bilden, dessen Schenkel £Ast doppelt so hir\fr ist, wie die Grund-
linie (nn^l 'zwar allemal wieder, wenn sie allnüehtlich wiederkehren), so
k'>nnf»n wir zunächst die Fi^ur oder Gruppe selbst als ein Sternbild (und
Kuiikietum) mit eiueiti Eigennamuu bezeichnen; aber wir können sogar auch
daä genannte abstrakte Seitenverhältniss (von nahe zwei zu eins), desgleichen
d«n Neigungswinkel u des einen Schenkels gegen den andern, etc. als
„Ding** je mit einem aparten Eigennamen belegen (falls solches uns der
Muhe wert erschiene). Ich will dies hier besonders herYOrhebeu, um zu
monern, dass ich das Wort „Ding" in nnsern Betrachtungen stets so all-
gemein wie möglich sjefasst wissen müehto, und in diesem Sinne für jedes
(nach Ort, Zeit und Ab.straktion^In(ldu^) vitllig bestimmte ,,Ding" einen
,^igennameu'' für zulüSäi^ erachten uiu^s. Einen (»olchen btelli allemal
«ehon die Beschreibung vor, durch welche uns das zu denkende, zu be-
tnehtende Ding als ein singulares, unzweifelhaft bestimmtes kund g^ebeo
wird — wenngleich die letztere der fUr Namen in der Begel wllnschens-
werten Kürze entbehren wird, und um ihrer teilhaftig zu werden etwa
dorcb einen Buclistabeu ad hoc zu ersetzen wMre.
Auch der Gewinn i. R. , den ein be>timmte.s Geschäft ftlr einen be-
stiiuiiiLen Teilhaber IS. N. abweri'en wird — wir mögen denselben ja x
mmm — , ist so ein Eigenname, und ebenso wOrde sein Anrecht auf
diesen Gewinn ein solcher sein.
Und nicht blos die Dinge aus der Aussenwelt, wie in früheren
Beispielen, sondern auch solche aus der Welt des Bewusstseins, ans dem
Geistesleben, sind eines Eigennamens fähig, nnd sie werden eines solchen
teilbaftig, sobald wir sie mit Worten nnyerkennbar cbarakterisiren.
Auch meine Absicht, nachher ^lasiren zu gehen, die freudige Über-
lasdiung, die (ein bestimmter) Jemand beim Erfahren einer gewissen an-
genehmen Nachricht empfinden wird, die Eifersucht, die zwei bestimmte
Nebenbuhler zur Zeit auf einander haben — alles dies (immer in der
&uppositio nominalis beti-achtet) sind Eigennamen.
dy) Waa em Eigenname bedentet, das werden wir hanfig als
etvas Spesielles, JiiifftwMIes, als ein ^nämäuiim** unter den Objekten
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62
Einleitung.
des Denkons (in allerdiiif^s dem ursprünjrlichen Sinn dieses Wortes
gegenüber sehr erweiterter l^edeutuiiijj) anzuführen haben.
Ich mu88 hier «och einer Ansicht gogeniihertreteu, welcher die
Lektüre von Mill (besonders Ton p. 37 sq.. der Sohierscben Übersetsnng*,
desgL Ycn p. 40 sq.) verleiten könnte: dass der Eigenname an sieh be«
dentungslos oder nidit-bezeichnend (noneonnotative) seL Das neben andern
ülnilichen von Mill gewählte Beispiel ,,Tnhanu'' erscheint in dieser ITiti-
sicht keineswegs beweisend, denn ,,.lohanii" ist (in nuserm Sinne j kein
£igcnn&mQ — es sei denn mit sdlclu u Zü8?it7en, Uaas er eine ganz be-
stimmte Person bedeutet — sondern ein V'üruanie, und kommt als solcher
einer ansgedebnten Klasse von Personen zu. So ist denn freilich der
Name ein ziemlieli nichtssagender und gibt uns wenig Anfschlnss Uber das
Wesen einer Person, welche denselben ftthrt.
Der Eigenname ganz im Gegenteil ist ein möglichst ansdmeksvoller
zu nennen, indem er ein ganz bestimmtes Ding bezeichnet mit allen .meinen
Merkmalen, bekannten sowol als unbekannten, sotern letztere ihm zukutiuuoQ.
Mill' selbst auch schrBnkt seine Behauptung auf einer folgenden
Seite (p. 38) wieder «n, indem er Ausnahmen statuirt, für welche er die
Grenze anscheinend willkürlich zieht; es wäre in der That durchaus nicht
abzusehen, weshalb uns swar „die Sonne" eine Menge Attribute mitbezeiebnen
sollte, dnL"'i,'en Aliil's eigner Name „John Stuart Mill" z. B. nicht?
I>emi(emäs8 erscheint mir auch die Unterscheidung von „mitlie/f^ieh-
nendeu" (connotativen) und „nichtmiibezeichnenden" (non-conuotativen j I\ameu,
von welchen Mill so grosses Aufhebens maehti als ewe gänzlich belang-
lose, genauer gesagt: flberflfissige. Es bleibt mir von dem Gegensatce,
wenn ich ihn schärfer in's Auge fasse, nichts anderes übrig als der aller-
dings sehr belangreiche Unterschied zwischen einem Eigennameti und dem
(mit einem Begriff verknü j)fteu) Gctncinnamcn ; das ilhrige löst sich in
Dunäl auf. Fi5r solchen ticgcnaatz aber nochmals bf^mdre gelehrt klingende
und — fast möchte ich bügen: schwülstige — Benennungen einzuführen
scheint keineswegs Bedflrfniss.
fg) Nicht unwichtig ist es noch, zu beachten, dass die dem ab-
strakten Substantivuni zugeordneten AdjrIcHm, sofern sie überhaupt
als Namen gelten kiumen, doch im ullgemeiueii als konkrete ^\ameu
bezeichnet werden müssen.
So ist weisse Farbe oder Weisse ein nomen abstractum, dagegen
weiss = ein weisses Ding == Etwas wel.-scs niu-s oth.-nbar zu den nouiina
concreta gerechnet werden, indem es ja das (^koukiete) Ding selbst be-
aeichnen soll, welchem das Attribut der weissen Farbe zukommt Ebenso
ist (rfiumliobe) Ausdehnung ein Abstraktum, dagegen ausgedehnt, rftumlich
— Etwas ausgedehntes, Konkretum: ein jeder K0rper kann so genannt
werden. Vergl. noch Lehen und lebendig, Nutzen und nützlich, Gleichheit,
Ähnlichkeit, Verschiedenheit nud gleich, ähnlich, verschieden, Dankbarkeit
und dankbar etc. hinsichtlich ihres Ucgcosatzeb als Koukreia und Absirakta.
Ausgedehnte, gleiche, fthnliche oder verschiedene Dinge können freilich
ebensogut ans der Sphttre der Abstrakta genommen sein, wie s. B. auch
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EinleittuBg
63
an gvomotriacher (sonaeh inuuateridller) Kdiper, eine FUtehe, matheinatische
Linie, der Scliattcil tflomUeli ausgedehnt, ein Zeitraum wenigstens „aus-
gedehnt" genannt werden mag. Es ISsst demnach (was Mi 11 und Jevons
zu übersehen ßchoincii) sich nur behaupten, dass die aus abstrakten Sub-
stantiven ubj^eleiteteii Adjektiva konkret sein könmn, aber nicht müssen,
sie können ott aut beiderlei Weise verwendet werden und nehmen in Wahr-
Ml line Zwittentelliiiig aia. Andere, wie ,}dankbar", Mlieh kann man iin-
bedeaUieh als Eonkreta hinsteUeii, denn Dankbarkeit liest sich (es sei denn im
ttbertragenen Sinne) nur einem lebenden Wesen, also Konkretun, xiuolireiben.
§j) Versuchen wir min einraal, uns aul" den Standpunkt zu stellen,
als üb es uns obläge, eine Sprache zu erschaüen, ganz nach Belieben
Wörter oder Zeichen zu bilden and solchen ihre Gebrauchsweise vor-
nschreiben.
Auf d^n TTntersehied unsrer Bestrebungen von denen der Yolapükisten
werden wir noch zu sprechen kommen — vergL a,) in dieser Einleitung,
Fu&snote.
Es erscheint dann keineswegs als eine leichte Aufgabe auch nur
ta jenen r-i lion unter |,) erwähnten zehn Wortarten zu kommen, welche
wir in uusem Kultursprachen thatsäclilich gebildet vorfinden. Die-
selben genetisch zu erklären, sie gewissermassen aus den Uedürfnissen
der Rezeichnung und Mitteilung herauswachseu zu lassen und so als
znr Belriedigung dieser Bedürfnisse erforderliche, in solchem Sinne
nottcendige nachzuweisen, dürfte vielmehr höchst schwierig sein, wofern
die Angabe aberhaopt lösbar.
Das gleiche wäre auch za leisten für die etwaigen Bengnngsformen,
Fl^xiunen jener Wortarten, wie namentlich die Konjugationsformen der
Verba, und die Deklinationsformeu <l»'r Substantiva (Adjektiva und Prono-
mina', mit welchen dann auch die Bestimmung oder Mission der Prftposi-
tiuuttn in nächstem Zusammeohauge steht, dergleichen ja in vielen Sprachen
Kasus yertreien.
Es mflsflie in solcher ünterenchnng anch die Frage beintwortet werden,
loit wie vielen und welchen Wortarten, Eaeus und Tempora etc. man
(im Minimum) bereits auszureichen vermag, wie viele Arten von sprach-
Hcben Gebilden oder — sagen wir kurz — „Sprachforme u'* also unerlüss-
hch wliren, mit welchen Formengruppen man die Zwecke des (Tedanken-
auj»Uruck8 gleicherweise, mit welchen aber am besteu erreichte und was
die etwa flberztthligen Fonnen fOr Vorteile gewShrten.
Soweit die Ldsnng dieser Aufgabe gelungen wäre, h&ttm wir eine
wirkliche Analyse der Sprache gewonnen, eine zugleich Wissenschaft^
liehe und allyaminc Grammatik, welche die den Kultursprachen gemein-
samen Elementarformen aucli als unentbehrliche und notwendige er-
kennen liesse, wogegen sie an Uerseits die von Sprache zu Sprache
wechselnden Gebilde iguoru-cu würde.
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64
EinleitoDgr.
Es winde die?:c allpfpnipine Oraramatik des Vorzugs gentessen, dass in
ibr gerade dasjeuiuo ausser Betracht bleiben f1(!rftf> und zu bleiben hätte,
wa^« beim Erlernen eimr fremden Sprache jeweils die LMossten Schwierig-
keiten zu bereiteu iJÜegt — als da biud: die verschiedeneu Arl«u von Kon-
jugation und DekliDstioii, welche die „spezielle** Oiammatik uns oft eo er*
mttdend als erste, zweite, dritte eto. aufettblt xmd yorftthrt, dun die
ünrcgelmüsbigkeiten der Vcrlm, dir Wortstellung and des Satsbaues» nament-
lich aber auch die dem AuslUnder das Deutsche so sehr erschwerenden drei
(ienern von don in dieser unsrer Sprache mit ,,doi", ,,die" oder ,,das" gum
ohne jeden objektiven Grund zu verknüpfenden (unporsTdiru-lien) H;iu|it-
würtem und ebenso die Divergenzen zwischen Schrift und Aussprache, wie
sie Tor allem in der nnphonetiselien Sehreibung des Eng1i«>hen sidi so
f,bemtihend*^*) kundgeben, anoh anderes mehr.
Für ein engeres Gebiet, nämlich ITir (lixjcnige der J^a/;/<' ;/l)»'/.t'ichnnng,
sehen wir die analoge Aufgabe hir- it- gelöst vor uns. Hier kann in
der That leicht der Nachweis gtijih.rt werden, dnf^s, wofern nicht
mehr als zehn Ziffern sollen verwendet werden dürfen, eine systema-
tische Darstellung aller natürlichen Zahlen nicht besser erreicht zu
werden vermag, als sie durch die jetzt allgemein üblichen Ziffern-
zusammenstelluDgen in unserm aus Indien überkommnen dekadiscken
Systeme bereits verwirklicht wird; es kann diese Zahidarstelluug als eine
aus Zweckmässigkeitsgründen auch notwendige gerechtfertigt werden.
Dass Uhnliches aber für das game Gebiet der sprachlich bezeich-
neten oder bezeichenbaren Objekte durchaus nicht gelingt, dürfte seinen
Omnd Tor allem darin haben, dass eben dieses mit der Sprache ge-
gebene Bezeichnaogssystem sich an Voilkomnienheit entfernt nicht
messen kann mit dem in der aogedenteten Richtung für die Objekte
der Aritbmetik bereits rerwirklicbten Bezeichnungssysteme.
Hat dieses nun seine Richtigkeit^ so mnss an Stelle jenes oben«
erwähnten Ideals einer ^allgemeinen" Grammatik ein anderes treten:
das rationellste Beseichnungssystem für die Benennung aller Objekte
und den Ausdruck aller Vorgänge des Denkens erst £u entdecken und
als ein notwendiges zu rechtfertigen.
Auf dieses Ideal werden wir in der That noch weiter hinarbeiten.
t},) Gehen wir nun Ton dem eingenommenen Standpunkte auch
nur ein Stück weit, auch einen Schritt nur vor, so leuchtet zunächst
die Notwendigkeit ein, neben den (bisher besprocheneu) Eigennamen,
die jeweils ein ganz bestimmtes „Diug^' bezeichnen, nur einem solchen
*) Der Ausdruck ist besonders im deutsch - schwoizcrischcn Idiome ein»
gebfitgeit
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Einleitung.
nkommetiy aach solclie Namen zn schaffen, die anf viele Dinge passen ;
es eifaellfc die Notwendigkeit der Schöpfung auch von Gemeinnamen,
Ich denke, dass die Erfordcrlicbkeit von Namen überhaupt zur liö-
zekhnung von Dingen untl inabebondre von Eigennamen um jo von einem
Ustimmteii Dinge reden za kfinnen, keiner weitergehmden Bechtfertigung
bedarff und werden anch die Betraehtnugen, die wir anzustellen haben, um
das BedUrfniss nach Gemeinnamen klar zu legen, zum Teil höchs^ ti-ivialer
Natur sein. Es dttrfte solchen gleichwol nicht jedes Verdienst abzu-
i|trechen sein.
Deuken wir uns eine Anzahl Personen im Vollbesitze einer beliebif'
grossen Menge von Eigennamen — aber ^uuäcb»t nur vuu ijolcbeu — also
dass das gleiche Wort sieh bei allen jeweils mit der („gleichen*') Yor-
ttellong von dem näuüichen bestimmten (ülnigens beliebig konkreten oder
sbstrakten) Dinge mit mifehlbarer Sicherheit assoziirt, so wird sich mit
Denknotwendigkeit erkennen lassen, dass diese Personen unfähig sein werden
einander irf,'endetwas mitzuteilen, was sie nicht bereits laut Voraussetzung
wnp««teii. Ich will z. B. sagen, das« der Schure wei^s ist, aber weil ich
nur über Eigennamen verfüge, kann ich dies nicbt in iiezug auf den Schnee
llberhanpt thnn, sondern nur in Bezug auf einen bestimmten Schnee, der
t. B. an bekanntem Orte liegt, ich kann es auch nicht sagen in Bezug
auf jeden Teil dieses Schnees, sondern nur in Bezug auf eine bestimmte
Portion desselben, als Ganzes, die ich kurz als „dieser Schnee** bezeichnen
will Die Weisse dieses Schnee s mag sich durch ihren j^enauen Hellicj-
keitägrad auch von derjenigen jedes andern Sehuee's unterscheiden. Ich
kaim nicht sagen, dass dieser Schnee weiss überhaupt ist, wie andre weiss-c
K(Srper, sondern w^eil ich auch nur den Eigennamen für „diese Weisse" von
dem erwfthnten eigentfimliohen Helligkeitsgrade zur Verfügung habe, so
buiQ ich anch diesem Schnee nnr gerade diese Weisse zn- oder absprechen.
Von den Personen, die meioen Ausspruch hdren w^nteo, wissen alle, was
anter „dieser Schnee'' gemeint ist (laut Vorau'-setzung), desgleichen was
,.diese Weisse" bedeutet, und werden dieselbuii sich auch darunter sofort,
wenn der Käme fÄllt, etwas jener bestimmten Emptindung weis.ser Farbe
(mit dem erwähnten charakteristischen Helligkeitsgrade) zugrunde liegendes
Wirkliches ttbereinstinunend Torstellen. Es kann nun aber sein, dass der
Stae oder Andere der genannten Personen gleichwol noch darfiber unwissend
ist, dass diesem Schnee gerade diese Weisse zukommt, und dass ich es
ihm fapen will. Laut Vorausset/.nn<:,' habe ich nun aber auch blos einen
F^ii^'cnnamen tiir gerade dieses hier vorliegende Zukommen, oder icli hahe
keinen. Im letztem Falle kann ich es nicht statuiren oder raiUeiien; im
erstem aber, wo „dieses Zukommen" ein (laut Voraussetzung) im gemein-
sunen Besitz der beteiligten Personen befindlicher Eigenname gewesen sein
M^le, mnss eben der Andre dasselbe schon gekannt haben, er mnsste da-
nit bereits wissen, dass diesem Schnee diese Weisse gerade so zukommt,
ira Widerspruch zu der obigen Annahme, dass er darüber unwiH-end ge-
wesfT). Krq^i^bniss: ein Rezeichn»in^^s?yptem, da« blos Kicfennainen umfasste,
uoiwendiLTerweis'' '"tr Ühei inittelung irgendwelcher Erkenntniss unzu-
Ünglich. Das&eibe vcimüchto liüchstenö, bereits vorhandene Erkenntnia»-
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EiDleitong.
eleniente — durch Anrufen dereelb^b — wie<leniib«leben odor in's Feld
der Aufmerksamkeit zu rücken.
Um einen Ausspruch thun zu können, der eine Information zu liefern
vermöchte, brauchen wir miniL^stf-ns für die Kopula, welcher in unserrn
Beispiel „dau (erwähnte) Zukouuncti" oder „der Besitz'* entspricht, ein
Wort von aUgemeiner Bedeutung, das einen Oemeinnamen Tertritt, und
kennen damit dann allerdings als etwas für den Vernebmenden mOglielier-
weise Neues sagen: „Dieser Schnee'* hcsitzt „diese Weisse^.
Wir wollen nun nicht weiter ventiliren, mit welchem minimalen Be-
stand au Gattungsnamen ein Bezeichnungssystem den Zwecken sprachlicher
Mitteilung schon ausreichend zu genügen vermöchte — in Anbetracht, dass
auch andere Momente dabin drängen, solche in grosser Menge zu schatfen,
und dass ein Reichtum der Sprache an Gattungsnamen nur Yorteühaft
erscheint
^.j) ZunSchtt haben wir aher die t'/c/würterigen Lialtungsuameo, welche
sich aus einwuiierigeu und vielleicht auch andern Wortzeichen „ableiten**
— etwa rationell in Gestalt einer Definition oder Besehreibung aufbauen
— lassen, von unsrer Betrachtung naittrlich auszoschliessen nnd unser
Augenmetic an richten auf die Erstellung der als ,,ursprflngliche" einwört4rig
SU gestaltenden Namen, die zu dem weiteren Aufbau uns erst die Bau-
steine abgeben sollten.
Schon die oberflächlichste Überlegung zeigt, dass es gar nicht
dnrchffihrbar sein würde, ein Jedes, was Objekt des Denkens werden
mag, mit einem Worte als Eigennamen zu benennen.
Das w9m schon in Bezug auf die Dinge der Aussenwdlt unthunlicb.
Wie möchten wir z. B. Geom^e treiben, wenn jede Seite jede Eoke
etc. eines jeden von irgend jemand in Betracht zu ziehenden Dreiecks ihren
eigenen Namen führte, wenn sie von der Sprache je mit einem liesondcren
Worte be/.eiclmet wiinie und werden raüsstcV So ausserordentlich grojrs
die Kombinatiüusfäiiigkeit der ihuhstaben v.u ausbpreclibareu Silben und so
zahlreich die Arten auch bind, auf welche diese Silben äich zu Worten ver-
knttpfen lassen, sie würden doch bei weitem nicht hinreichen um solchen
Bedarf an Eigennamen zu decken. Kein menschliches GedSchtniss aber
wttrde die Kraft besitzeu, wären solche Kamen auch schon geschaffen
(irgendwie, beliebiL,' eingefiUirtX die.-elbeu mitsamt ihrer Bedeutung zu bc-
haitett, ganz abgeselien von der 8clnvie;ij?keit, j^ie zu crhrnr^.
Das Erlernen wiinlc hier immer noch (in gewissem Umfange) wenigstens
als möglich erscheinen.
FHnsipiell unmöglich aber mttsste es genannt werden, &Us die gleiche
Praxis der Belehnung aller Dinge mit Eigennamen auf die Gebilde der
geistigen Welt angewendet werden wollte. Da .sich die Zustande des
Bewusstseins eines Menschen, als namentlich seine Wahrnehmung von
ünter^rhicden oder von Übereinstimmunfj an den Dingen, seine Empfindungen,
Vorstellungen und Absichten ete. für die andern Menschen nicht sinnlich
zur Wahrnehmung bringen lassen, da sich nicht, wie auf die Aussendinge
anf solche hinweisen l&Bst| so wSre hier gai- kein Wog d^bar, auf welchem
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Eioleitung.
67
eine Spnehe, die alle indWidnellen BewussUdoszustflnde je mit Eigennamen
beieidbnete I überhaupt Gemeingut einer Mehrheit von M^sehen werden
krniUe. Schon die Erleninng der Sprache bliebe hier ein Tonhanse ans
udfisbares Problem.
Wir braachen also Gemeinnamen.
tg) Der Gancinname (nonicu a])pellativuin , general term) sollte
mehrere Dinge bezeichnen dürfen, solclien einzelu und sozusagen mit
gleichem Rechte zukommen.
Der Gemeiuname „Planet" z. B. kann der Erde sogut wie dem
Mars, Jupiter oder Saturn etc. beigelc^rt werden. Wir dürfen darum
sagen: Die Erde ist (ein) Planet, Mats ist Planet, Jupiter ist Planet.
Hierdurch erscheint die Anweudungsweise des Gemeinnamens ge-
regelt, Boferne mit ihm etwas sollte ausgesagt werden, insoweit er
also znm Prädiziren dient — zunächst wenigstens: insofern er in der
Form des Singulars Vtääikai einer Aussage wird.
Die mittelst Eigennamen bezeichenbaren singularen, besondern,
bestimmten oder individuellen Dinge, welche so der Gemeianame „nm-
iasstf', Aber die sich seine Bedeutung „erstreckt^^ und von deren jedem
er für sich im Singular pradizirt werden darf, setzen eine „Kktss^
(oder „GaUun^ zusammen, von der sie die „Tfidwidum^ genannt
werden. So sind Merkur, Venns, etc. bis Neptun die IndiTiduen der
Klasse der Planeten oder der Gattung „Planet^.
Das Wesen der obigen Yerwendungsweise besteht nun darin, dass
der Gattungsname sich anf seine Individnen, wie man sagt: ^ßistrtbixHf^f
vertdlt — 80 lülmlicb, dass er jedem einzelnen dieser Xndifiduen ganz
(sDd ungeteilt) zukommt.
Es geht nichts, kein Teil von ihm verloren, wenn er einem Individuum
beigelegt, zugeteilt wird, nnd man behftlt ihn immer noch ganz flbrig, um
Um ebenso auch einem zweiten, dritten etc. Individnam susnteilen. Die
Torli^fende ist sonach eine eigentamliche Art von „Verteilung", welche sich
etwa der Ausbreitung einer ansteckenden Krankheit vergleichen liesse:
wrr !. n hniidert Personen von einem Seharlachkrankon infizirt, so wird eine
j ilo derselben nicht etwa blos des hundertsten Teiles, sondern der ganzen
Krankheit, schlechtweg des Scharlachfiebers, teilhaftig (auch verliert Der-
jenige, von welchem der Krankheitskeim sich auf die Andern ttbertrttgt,
die l&ankheit dadurch nicht).
Gelegentlidi der Erlftnterong des „Distribntionsgesetzes** werden wir
is § 13 Veranlassnng nehmen, noch andere (und 8ch(Snere) Veigleiche
beranziiziehen zur Verdeutlichung der eigentümlichen Katur dieser hier in
Betracht kommenden Verteilnnu: zuweise, der „distributiven" oder ,.qualita-
tiTen'*, nnd ihres Gegensatzes zur aiidern von den beiden denkbaren Haupt-
Verteilongs weisen, nämlich der gewöhnlichen oder „(quantitativen'' Verteiluug.
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C8
Einleitung.
Analog aueli dflrfen wir mit der Plnralform von den Individaen
irgend einer in jener Klasse enthaltenen Gruppe, wie VenaSi Erde,
Mars, sagen: dieselben seien „Planeten''.
Auch umgekehrt soll unter dem Gemeionamen (oder „Gattungs-
namen"), wenn vm ihm etwas ausgesagt wird, stets nach Beliehen
dieses oder jenes („irgendein" any) Indi?iduum der Klasse verstanden
werden dürfen — unter „Planet'' also, wenn man will, die Erde, oder
auch der Merkur, etc.
Durch diese wichtige Vorschrift erscheint der Gebraucli, die An-
wendungsweise der Gattungsnamen auch in der andern Hinsicht ge-
regelt, sofeme er nimlich selbst als Gegenstand, SuJij^ einer Aussage
auftreten wird.
Wird diese Vorschrift konsequent befolgt^ so wird also, was von
der Gattnng ausgesagt wird, auch von jedgoa ihrer Individuen Geltung
beanspruchen.
Eine Aussage, deren iSubjeki Gemeiuname ist, eine Klasse vor-
stellt, wird ein nllgemeincs oder geiicrdks T^rteil (jiuHcium gonciale,
general statemeiit) genjinnt — im Gp<ronsat'/ v.w oiiior Atisjiaj^e, deren
Subjekt ein Ei;j;emiame ist, ein Iiidividuum vorstellt, welcli' letztere
wir ein singulares oder Einzcl-Uiieii (Judicium singulare, siugular State-
ment) nennen werden.
So dürfen wir beispielsweise sagen: Der Planet läuft um die
Sonne, denn Merkur umläuft die Sonne, Venus umläuft die Sonne etc.
Neptun läuft um die Sonne.
Die letztere Aussage ist Beispiel eines sinfftdarm Ürteils, die erste
illustrirt ein generelles Urteil; dasselbe ist audi gleichbedeutend, äquivalent
mit: „Jeder (every planet, eacli) umläuft die Sonne*' sowie mit „Alle
Planeton laufi-n nm dio Sonne" und exemplifizirt jene besondre Art Yon
goncicllnn Urteileu, die man als „univcrmh" bezeichnet.
ilagcgen würde ein Satz wie: ^^Einigc Planeten ^^sume planots) Imlun
Monde" zwar auch aU ein generelles, aber nicht als ein universales, boudmo
als p^rtQtuhimf* Urteil hinsustellen sein.
Endlieh wird eine Ausssge von der Art wie: „Bin Planet i»t (vod
lebenden Wesen) bewohnt" ein „unbestimmte^* Urteil genannt.
Wir wollen auf diese Unterscheidungen, welche ziniäclitit vorwiegend
als sprachliche orschcinon, glelLh hier schon aufraerksani maclicn, weil auf
sie im Text {^elogentüoh Anapieiung premacht wr>nlcn wird, währoiid siü
nach ihrem logibcheu Gehalto, syüteuiaLiäch, aräi später in Betracht ge-
zogen werden.
Dagegen ist ein generelles Urteil tnirichtig, wenn diissclbe nicht
für jede der als zulässig festgeset/ien Bedeutungen des als sein Sub-
. ijui. u i.y Google
£iiil«iiimg.
69
jeki aoltretemleii Gattungsnamens, nicht für jedes Individuum der
KInBse, zutrifft. £s würde z.B. der Aosspruch: ^^Der Plaiiet hat (einen
oder mehrere) Monde'' unberechtigt seiUi weil er schon für die Venus
(e. B.) als unwahr anzuerkennen ist.
Wir müssen es uns fiir unser eigentliches Thema vorbehalten^ die
Wirkung obiger Grundsätze, durch welche der Gebrauch von Gemein*
namen geregelt werden muss, in die verschiedenen Ausdrucksformeu
der Sprache hinein zu verfolgen, und etwaige Abweichungen von den-
selben, welche die Sprache sich (inkonsequenterweise) gestattet, ge-
legentlich zum Bewnsstsein zu bringen.
Auf die geschilderte Weise nun ermöglicht es uns der Gemein-
name, beliebig viele singuläre Urteile zu einer einzigen — eben der
generellen oder allgemeinen Aussage — abkürzend zusammenzufassen.
Es wird damit ein ökonomisches Haushalten mit den Miltelri des
Ausdruckes erstmalig angebaliiit, und erscheint das Verfahren schon
wegen der Hüufigkeit, mit welcher solche Erspiirnis.s uhzuLiingen ist,
Von immensem Vorteile, ünahsehbar steigert sich noch diese VV'irkung,
wenn wir — in Gestalt des „Be^^riffes" — demnächst ein Mittel er-
kennen werden, auch „oileue'' Kla.sseu zu bestimmen, KlasseUi welche
oft eiue unbegrenzte Menge von Individuen umiasseu.
ij) Der Gattungsname kann als ein ^fmätiräie^ise^ oder ^joi^
deyÜger** bezeichnet werden^ indem ihm eben mehrere Bedeutungen mit
gleichem (und vollem) Rechte zukommen.*) Er tritt dadurch in Gegen*
saiz zu dem als „etfufeii%'' (determinative) zu bezeichnenden Eigen-
namen sowie zu dem Namen ^^Nichts" (oder „rundes Quadrat^ welchen
wir (wie schon frfiher „unsinnig^, so nun auch) „tmäetUi^ nennen mögen.
Wie man sieht, ist hiernach zwisdien ,^eitkttti^* und f,doppelsinnig'*
em wesentlicher Unterschied anzuerkennen. Ein zweideutiger Name wllre
z. B. ,,meine Hand"; derselbe wUrde aber vollkommen „rmsinnig^, univok
gebraucht, wenu wir nur logisch berechtigte Urteile fällen, wie: ^in^®
Hand hat fünf Finger" uud dergL
Zweideutig iat in der Arithmetik die Quadratwurzel aus irgend einer
TOB Null versäiiedenen Zahl (in ihrer ursprünglichen Bedeutung, als all-
goneinste, „volldentige" oder „Generalwert** aufgefasst). Sie wird erst
«loppelsinnig, wenn man etwa — was nicht erlaubt ist — dieselbe und
ibrai „Haaptwert** homonym bsnennt oder beseicbnet. Einsinnig bleibt
*) Em mag nämlich auch jedes Individunm der Gattung eine von seinen Be-
deutungen f»enannt werden, wogogcu die ganze Gattung '»l- r Klasse „suino Be-
deotong" schlechtweg ausmacht. Dii- Ausdrücke: „eint" iitidfutanf^' und „rZ/cj
Bedeatung*', als vcrscbiedeue gekeuu^eichuet durch den uabeütimmieii uud dcu
Iwttifflmten Artikel, werden bei Gemeinoamen unterscheidend gebraucht.
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70
Einleitung.
f»ie (bei aller Zweideutigkeit), sobald die Arithmeiiic eine korrekte Dar-
stellung flU'Ift.
Erat <.lurcli imberuchü.ü;t schwankeudeu Uebiauch, in der Art, wie wir
eb unter Vj) geschildert haben, kann ein vieldeutiger Nauie auch zu einem
doppelsinnigen gestempelt werden — gleichwie auch schon ein eindeutiger:
man dmke B. an einen schlechtweg nach „Kßnigsber^^" adressirten Brief,
wo es doch mehrere StSdte dieses Namens gibt, von denen aber nur eine
hier gemeint aem konnte und bei einem andern, dem Wortlaut nach eben«
dahin adressirten Brief auch eine andere gemeint sein mag.
Der Gemeinname kann ebenfalls „abstrakt" oder ,,konkret" ge-
nannt werden, je nachdem die unter ihm begriffenen Individuen sam$'
Ud^ als Abstrakta resp. Konkreta au gelten haben.
„Mttt^ stellt ein Bdspiel fBr den ersten, „Vferd'* ein solches fllr den
zweiten Fall yor. Doch gibt es, wie wir schon hervorgehoben haben, auch
Gattungsnamen von geniii>cbtcai Charakter („abstrakt-konkreter" Natur),
wie „ausgedehnt". Aui-h ist hier zu wiederholen, worauf wir bereits hin-
wiesen, das» diese Unterscheidungen von geringem J)clang fUr nnsre
cächäten Zwecke sind.
^) Vor allem ist noch einer Yerwecbselnng des „Gemeinnamens''
mit dem ,,KoUehlivnainm'* vorzubeugen. Der letztere unifasst allerdings
auch eiüc Mehrheit von uiiterscheidbaren Dingen, welche, weuu mau
will, wiederum eine Klasse kotistituireii und sich auch uuter einem
„Gemeiiiiiuuien" oder „(iattuji<i;snaniGn" zusammenfassen lassen; jedoch
wird er dadurch zum Kullcktivuamen gesteiu|)elt; dass bei täeinem
Gebrauche wesentlich andere Grundsätze maassgebeud sind, als für
diesen ihm zui^ehöri^eu (iattnnti;.snamen.
Der Koll' ktivuame kann zunächöt sieibüt ein Eigenname sein. Als
solcher ist er uns nichts Neues und war bei allen uuscrn bisherigen
Betrachtungen über Eigennamen sclioii iiumer mit zugclas.son; auch
seine Bedeutung hat nach wie vor als ein ,,ludividuam'' unter den Ob>
jekteu des Denkens zu gelten.
Ein solcher ist s.B. „di. f ^,'. i^enwärtige) deutsche Armee**; ein solcher
ist ferner „die Gruppe der rianeteu'' (sie würde zusammen mit deren
Monden und der Soune abermals einen Knllektivuamcn: „das Planeten*
pjfsteai" auauiacheu); ein solcher iat „die lüliliothek des Herni N. N".
Als zugehöriger Gattungsname würde bezüglich eracbeiuen: ,,(gegeu-
wfirtig eingekleideter) deutscher Soldat'', „Planet** und „dem Herrn N. N.
gehßriges Buch**.
Wir erinnern, dass nach dem unter und Xg) Ausgeführten das
Wesen des Gemeinnamens in seiner „distribativen*' Verwendung bestand.
Darch seine Vermittelung kommen in erster Linie nnd hanptsSch-
lich Aussagen zustande^ die von den Individuen, welche der Gemein-
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Einleituug.
71
ntme umfasst, auch einzeln abgegeben wenlen könnten, ohne dass
mui notig h&tte, dabei aucli an andre (die andern) Individuen dieser
Gattung zu denken, auf sie zu reflektiren — mit der Berechtigung
also, Ton allen zwisehen solchen Individuen etwa bestehenden Be-
gehungen von Tornherein abzusehen, zu abstrahiren. Mit dem IViuli-
kate freilich können dium auch lieziehuugen zwischen ludividuen der
Öubjektklasse btutuirt werden.
Wird dagegen ein Name als Kollektivname gebraucht, so werden
i^wischen den Objekten, die er in sicli ziusanniienfasst, L^cwisse Beziehungen
ak vorhanden vurau.sgesetzt und koninien als öolehe wesentlich in Be-
traelit. Nicht alle Beziehungen, welche zwischen besagten Objekten
betrdchtbar, brauchen «gegeben zu sein oder als unveränderliche fest-
gehalten zu werden, über i^ewissn wenigstens von diesen Beziehungen,
oder in gewissen Hinsichten wenigstens gelten diese Beziehungen uns
als feste. Jene Objekte und eventuell Individuen stehen vor uuserm
Geiste nicht als eine Klasse, sondern als ein System.
Jedenfalls, was von dem Kollcktivnamen gültig ausgesagt wird,
Iraucht vou den Individuen, die er in sich zusammenfasst, nicht einzeln
g&liig zu sein. Es darf aufhören zu gelten, sobald man solche getrennt
ia's Auge fasst, sie separirt. Vielmehr braucht jenes Prädikat nur
der „Gesamtheit" der Individuen zuzukommen (d. i. dem der gleich«
mügen Vorstellung samtlicher Individuen zugrunde li^enden Wirk-
lichen) mit Biidaidii auf alle BaMungenf welche swisdien diesen Xndi-
riduen schon (faktisch oder theoretisch) bestehenf solange man sie also
in dieser ihrer Verbindung miteinander belasst*) (zuweilen auch, so»
bidd man sie erst in gewisse feste Beziehungen zu einander gebracht
denkt, bringt). Auch kommt dem einzelnen Individuum der Kollektiv-
Dame (darum) nicht zu.
Der FlOgelwaim der ersten Kompagnie des ersten Regiments der
dentsefaeB Armee ist „deutscher Soldat**; der Oberst desselben auch; aber
er id niebt ^die) deutsche Armee*'. IHe deutsche Armee ist schlagfertig;
der einzelne Soldat kann dies auch sein. Aber die deutsche Armee mag
auch der gegnerischen Armee tlberlegcn sein, und von dem ciii/.elnen
dwtschen Soldaten könnte doch jedenfalls nicht ausgesagt werden, er sei
*) Die Individuen selbst mflseen gleiehwol nicht als gleichseitig exiBtirende
Tscsnagatstet werden.
Verdient der Kollektivname die Bezeichnung al» ebe „Summe", „QuantiUit*'
oder „Gröts^e*', so ist so^iir j^efordert, dus.s man die Individuen bereits in fine
eigerirtHirro ßeziebuug, Gedankenverbindung gebracht habe, deren Wesen die
Arithmetik auseinandersetat.
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72
EinleitUDg.
der i'findlicheii Armee überlegcü — ausonsi wir unser Militilrbuilj,'c;t auf
die Erbaltiintjf dieses einen Holdakni einscliriinken dürften. l>as l'ucU „ist'*
nicht iVir. liihliuthtk; dio Tiibliolück kanu viele TauseuUti wert sein, das
tiuch gleiciiwol uiehl, etc.
Als KollektiYnameii kQnniea wir jedes Ding beseicbnen, an weldiem
Oberhaupt Teile eich UDterscheideit Jasseii: also vielleichb allein den Pnnkt^
den Augenblick nnd das Nicbts nicht! 80 ist ein Buch wieder Ki lb ktiT*
nanie in Bezug auf die in ihm zusammengebundenen BUitter und deren
Reiten, eine Reite ebenso im Hinblick auf die auf ihr gednulcton Sät/.o,
Wörter, .Silben und Buchstaben. Faijt jeden Namen also, mit dem wir bis-
her ein Objekt das Deuken» bezeichnet dachten, mag mau einen KoUcktiv-
namen nennen. Ea ist dämm fttr die Logik Ton sehr geringem Belange,
eine Unterscheidung zwisoben Kollektivnamen und solchen, die es nicht
sind, au&ustdlen.
Und gleichwie die Eigeimameo, von welchen wir bUber geeproohen,
so mögen wir auch Gemeiiuiamen als koiklUive hinetellen.
„A.rmee** ist so ein Qemeinname, sofern das Wort geradesogut die
deutsche, wie die französi.-clie, die eii;.llt;ehe etc. Armee bezeichnen kann,
und zugleich ist es KoUektivname in Bezug auf die einzelnen Soldaten,
welehe v.nt ihrer AusrUstnnsr die Armee 7.u;^nmmensetzen. Kbcnpn i^t
„Llibliuiht k. i^überhaupt)" (jeuieiunauie und KoUekl ivname zugleich, erbteies
als die Bibüolbek dm Herrn A, die der Gesolischafl B, etc. letzteres altt
die einsehnen Bücher umfassend, die sidi in ihr befinden. (Je von s'.)
Ein pi>ycholo<^ischer sowol als grammatikalischer Grund, von
KollektiTnamen zu reden, liegt wirklich vor, wenn von einer Reihe
von Individuen diese einzeln aufgezählt, erwähnt worden sind, und es
üuü gilt dieselben kollektiv zu einem Ganzen zusaujuienzutasscii.
Wenn autgezäbite ladiviiiueu zu einem Genieinnamen zusammcn-
gel'asst werden sollen, so bedient sich die Sprache weM'iitlich anderer
Ausdrücke, als wenn dieselben zu einem Kollektivnamen /.u vereinigen sind.
Hat man erstem Zweck im Auge, so spricht mau (streng konse-
quent, oder auch nur mit Vorliebe) von einer
KUi^üti, UaUumi, Art. OninmKj, FamUic (im weiteren Öinne, z. B.
PflanzenfMinilie), einem GesdtkdU, aucli einem licidt (Bereidi), einer
Ahteihiny ete.
dieser ludividueUi im iiinbUck dagegen auf letztem Zweck von ihrer
(resp. ihrem)
Menge j (Quantität), Gesamtheit, (Summe), J leihe, FvUjc, ev. Srqnrn::,
Schar, Hanfett, Gruppe, System, Zmammenstellungj Komplex, Inbegriff,
Gebiet, Mannigfaltigkeit,
man spricht von ihnen als von einem Gänsen, und vielleicht noch in
manchen andern mehr oder weniger synonymen Termen.
Das Wort „Ähteilung*' — sowie vielleicht auch schon Bereitk,
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Etntoitang.
73
Gtbiä nod MemnigfaU^keU — Bcheint wol in gleicher Weise fUr beide
Zwecke disponibel zu sein.
Aoffallend ist der grosse Beiiihiuin ao AnsdrQcken, welche der Sprache
zu i^olcheIl Zwecken zur VerfOgmig stehen. Die WisBenschaft (namentlich
die Muthomatik) hat übrigenf* Hchon angcfanj]^en diese Synonyme (l)0>on(ler8
t\w- dtr zweiten Gruppe) erheblich zu differeu^iren und dürfte darin noch
weiter tcrUchreiten.
Die häufigste Veraulussuuj^ dazu, von Kollektivnamen ilbeihaupt
zu reden, liegt in dem Auftreten <ler riiiralfoi'm von Substantiven,
mit kollektiver Bedeutunj^. Aucli j>ie ist vorwiegend ^raranj atischer
Natur. Ihe iiidivitluen, weiche der zu;j;eh()rige Sintrular (als Gemein-
iiame)*) distributiv bezeichnet, Ijczweckt die Verwendung des Pluralis
nicht selten, kollektiv zu einem Ganzen zusammenzufass?en, während
in der Kegel freilich auch der Plural nur bestimmt ist, eine Klasse
darzustellen.
Oass man, wenn ein Hauptwort im Plural HUlt, demselben ott
nicht ansieht, ob es mit der Absicht kollektiver oder aber genereller
Auffassung gebraucht wird, ist als eine sehr grosse UnvoUkonimenhcit
der Sprache zu bezeichnen. Wir werden sehen, dass auf der Ver-
wechselung beider Absichten manche Fehlschlüsse beruhen.
Wenn wir s. B. sagen: „Die Anforderungen, wdche sein Beruf an ihn
stellie*' . . . und fortfahren . . . „erfüllte er mit spielender Leichtigkeit'', so
ttist sich das Urteil als ein generelles auffassen. Fahren wir dagegen fort:
... brachten Peine Gesundheit zum Wanken*', ho erscheint dies ansgnschlossen,
und ist aolches nicht wol von der einzelnen Ant'ordenin>,', tioiulern nur von
den vereinigten Nachwirkungen aller der aufreibenden ADtordoruii^'Lii gültig
sasnsagen gewesen. Etc. Zuweilen werden sogar KoUektivnsjneu gebraucht,
am generelle Urteile sn fUlen, z, B. wenn wir ssgen: die ganze Familie N.N.
bat sar Zeit den Keuchhusten. Seine Eltern sind gestorben. Eto.
In der Regel läset sich allerdings — durch Aufwendung von nnr
ein wenig Sorgfalt anf die Ausdrucksweise — der Doppelsinn ver-
meiden, doch ist zu beklagen, dass in dieser Richtung ausserordentlich
viel gesündigt wird.
Wi» oft begegnen wir nicht Sfttsen wie: „dass die drei Winkel eines
*) Ein Eigenname kann überhaupt nicht in den Plural gesetzt werden. Man
kSflM dadurch la abAUiden Aosdrfickeni wie wenn etwa ein Mensch von „«einen
Ksiea'*, KSpfen, Vfttem, seinen Gebnrtsttadten und deigl. reden wollte. Schon
die natürliche Zahl, wenn grosser als 1, wird unsinnif? (utu nicht zu sagen ,,imagi-
r.lr"' sobald als ihre Finh< it ( in ,.Individmim" -/o-t t/t wird, als ihre „Benennung"
em Kigennatne anftritf, und ist z.B. „fünf Joiin r^tuart Mill'a (mit dessen Ueimats-
ort« ond Geburtsjahr gedacht)" ein gänzlich sinnloser Aufdruck, desgleichen
»7 Sonnen" (unseres Flaneteosystemes).
4
74 Kinleitniitgr.
Dr«'i«cl<H j^k'ich zwei R^cliicn siinl"*) oiler dit' (^iiailiate ü1)or den heidon
Katheten gleich tlemj'iiigtm über iler Hypotenuse*) — in welchen doch
(las Prädikat nur ätr ^ummc der im Subjekte aufgezUhlten Grössen /.ukonimt!
Kunekt gedeutet «(irden jedoch diese Sätze behaupten, jeder Dreieckswinkel
für «oh sei gleich swei Becbten imd das Quadrat Qber der Uypoteniue.sei
gleich dem Qber einer jeden ^thete. Wie leicht i^re es aber, in solchen
Fällen noch das Adrerbium „aaanmen** in den Text, wie sich gehört,
einziiül.L'en !
Ebenso inuss es als ein w;ilirer Verdt-rb bezeichnet wcrtlcii , wenn im
Kleiiientiiruuterrieht der VolköschuUehrer sagen lüsst: „2 vml 'A >///(/ 5",
welches bedeutete: 2 ist 5, desgleichen 3 ist 5. Der Sati enthält zwei
Fehler (nur!), indem einmal die Konjunktion »und** fOr das arithmetische
Opemtionszeichen „pW gesetzt erscheint — dieses ginge aber noch an
mit Rücksicht auf den von der Beqnemliobkeit der Ausspr;iclie beherr:!ichten
Sprachgebrauch. In diesem Buche werden wir uns in der That gewisser*
ixiassen des umgekehrten Fehlers schuldig machen,
(iar nicht zu rechtjertigen ist «her die PhtmWovui der Koinua. ,,2 und
3", verstanden als die Summe 2 -|~ *>> ^^^^^ einzige Zahl, uud diese („sind"
nicht, sondern) „ist" (gleich) 5. Will man im Plural sprechen, wie dies
als Bedflrfniss erscheinen kann in dem Falle, wo die Zahl^ „benannte"
sind, wie bei „2 Birnen und 3 Birnen'^ so ist su sagen: „sind zusammen
5 Birnen", wofcm man nicht vorsieht zn sagen: „gibt" (oder „macht'*)
5 Birnen.
Eine Ausdrucksweise aber, die, wie gezeigt, den Unterichied zwischen
Einzahl und Mehrzahl, kollektiver und genereller Deutung verwischt, kann
nur yer wirrend auf die jungen Köpfe wirken. [Ebenso dnlde der Lehrer
nicht, foUs a und 6 Zahlen bedeuten, dass etwa der Schttler spreche, „a
smd gleich 6" — und dergleichen mehr.]
Sehr misslich er8<^eint es besonders, wenn das adjektiTtscbe (sog*
f^uBbestimmte'') Zahlwort anstatt generell, einmal kollektiv ver-
wendet wird. Die lateinische bat in dieser Hinsicht schärfer unter-
schieden als die modernen Sprachen. Sie gebraucht generell nur
„omtie&'V kollektiv dagegen ,^nct^ (zusammengezogen aus con-juncii, für
„alle zusammengenommen'', joined together). Wir haben im Deutscheu
noch das Wort j^mtlich^'f und wäre zu wünschen, dass dieses bislang
mit ,,alle^ synonyme Wort davon differenzürt und mit der gleichen
Konsequenz unterscheidend gebraucht würde. VergU einen in § 4 be-
sprodienen Fehlschluss.
Abgesehen von den erwähnten Fällen der Zusammenfossung auf-
gezählter Dinge und der in den Plural gesetzten Hauptwörter, wo ein
fframtnatikali&^ier Grund vorliegen kann, einen (einfachen oder zu-
sammengesetzten) Namen als ,,Kollektivuamen'' hinzustellen, ist die
*) Fhilotophen — ich konnte deren namhalla citiren — sollten deraitige
^acfaUisaigkeifeii des Auedmcks sich am allerwenigateD snschniden kommen lassen.
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KinleituDg.
75
tviscben solchen und EiDselnamen an^lngtge Untemcheiduog tiur von
psjfthologiacher Art, Sie ist objektir nur in soweit begrOndbwr, als
eben an dem flberbaupt Benennbaren sieb fast immer noch irgend
welebe Teile unterscbeiden lassen, und erscheint im übrigen in unser
«ubjektives Belieben gestellt
Den Namen eines materiellen KtSrpera s. B. haben wir snnScbst Iceinen
Grund, anders als wie als einen „Kinzelnainen" zu bezeichnen. Dens 1! n
Namen nittssen wir aber ald einen kollektiven hinstellen, sobald wir den
Körper als eine Atomengruppe studiren. Nach Belieben können wir 2. B.
iucb das Stliachbrett als einen Felderkomplex behandeln. Etc.
IKe kollektive Vereioigung mehrerer substantivisch benauiiter
Dinge zu einem Gauzcu, sowie die kollektive Pluralbilduog (resp.
•Verwendung) ist besonders für die mit Zahl und Maass, mit der Quan-
tifit der Dinge sich bescimftigeuden Disziplineu von Bedeutung.
Das Studium ihrer Gesetze ist demgemass aber der Arühmetik
und Grössmlehre und nicht der Jüogik (im engem Sime) zuzuweisen.
An diesem Scheidepunkte zweigt sieb eine grosse Gruppe von
Oisaplinen von der Logik ab, um sieb ibr selbständig und — in An-
betracht des Reichtums der Entwlckelung, die sie gefunden — als
miodestens ebenbürtig gegenübensustellen. Und beide Richtungen er*
scheinen unter diesem Gesichtspunkt ungefähr wie Quantität und Qua-
lität geschieden.
v^) Bevor wir das über a>i) charakterisirti; Ziel nucli weiter vor-
folgen und den Nachweis der dort aufgestellten Behauptung vollends
erbringen, scheint es mir wünschenswert, gleich mit den grundlegenden
Betrachtungen Aber Namen, ihre Einteilungen und Unterscheidungs-
mdglichkeiten hier erst zu Ende zu kommen.
Man pflegt Namen auch noch als positive (affirmative, bejahende)
oder aber negative (verneinende) hinzustellen, wie „nützlicli" und „nicht
nützlich'^ (nutzlos), ^scbSdlich'* und „nicht-schädlich^' (uDSchädlich), „Ich^
und j^icht-ieh".
80 nnleogbar in der That ein Gegensatz zwischen solchen Be>
nemiungen (auch ihrer Bedeutung nach) besteht, von denen die eine
sts „Venieinung'^, Negation der andern sich darstellt nnd gerade die-
jenigeD individuellen Objekte anszuschliessen scheint, welche die andere ^
ttmfasst (nnd vice versa), so kann auf diesen Gegensatz doch nicht
etwa eine Einteilung der Namen selbst in „positive" und „negative**
gegründet werden — in Anbetracht^ dass es in unser subjektives Be-
heben gestellt bleibt, tedehen von den beiden einander „kontradikto-
lieeh eDtgegengesetzten" Namen wir als den positiven hinstellen wollen,
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76
Einleitiiiig.
So weun z. B. von geraden Liniou in einer Ebene die Rede i^t, m*)gen
wir ^'ewisse Paare (oder auch Systeme, Scharen) von nolchen Geraden als
„i'araik'k'' mit einem pusiliveii, andere „Nicht-jmralldc" mittelst nega-
tiven Nameuä darstellen. Nichtü hindert aber auch, die erbtern ah» „Nicht-
sckneiäende (Qeiade)" negativ, die letsiern als „(einander) Sdmdämäß (Ge-
rade)" positiv zu benenn^.
Positiv oder negativ zu sein, ist daher bloB ein Uus?äerlicheö, so/.ubagen
grammatikalisches Merkmal des Namens, welchem in seiner Bedeiitun',' kein
bestimmtes Merkmal entspricht, ein loj^isclior (iebalt überhaupt nicht zu-
kommt, unter Umstünden aber wol ein psychologischer.
Nur die Beziehung, der Gegensatz zwischen dem durch eine Be-
jahung und dem durch deren Verneinung gebildeten Namen lallt wirk-
lich dem Bereich der Logik anheim, und mit diesem Gegensatz werden
wir uns auch noch eingehend zu beschäftigen haben. (Genaueres hierüber
und über die auf diesen Punkt bezflglichen KontroTeraen siehe in der
siebenten und achten Vorlesung.)
Einen Stein kann man als „nieht-sehend**, dagegen nicht wol als „blind**
bezeichnen. Demgemtiss noch gewisse imter den für negativ angesehenen
Namen als ,.j>iivafuc" hinzustellen — wie „blind", „taub", ,,lalim" ete. —
hat nur dann Sinn unil i^t nur motivirbar, wenn uns eine bestimmte Gattung
vorschwebt, zu der eiu »o prüdizirtcb Individuum gehört. Entbehrt das In-
dividuum nur eines Merkmals, welchem beinesgleichen (den andern Indivi-
duen ebendieser Gattung) in der Kegel (von rechtswcgen , im „normalen**
Zustande) zukommt, so legen wir jenem das „privative'* Prfidikat oder At>
tribut bei. Wegen der einarseita willkürlichen, andrerseits so komplizirten
Voraussetzungen (denn was hat wol als „normal" r.n gelten?), auf welchen
solche Distinktion beruht, ist dieselbe aber fUr die elementare Logik vou
ganz untergeordnetem Interesse.
I2) Dagegen lasst eine wirkliche Einteilnnjr der ISauiea sich
gründen auf ihre Unterscheidung ald absolute (lutl.L-relative) und rela-
tive. Ein „relativer** Name ist eiu solcher, welcher einem Dinge auf
Grund des Unistandb beigelegt wird, dass es in einer bestimmten Art
von Bezit'lmmj (Kelatitm) zu einem oder mehreren andern Dingen steht
— ein Name also, bei dessen Deutuni^ das Vorhandonseiu auch dieser
letzteren Dinge eine Voraussetzung oder Unterstellung bildet.
Z. B. „Ursache, Wirkung, Grund, Folge, Entfernung, Vater, Sobn, ähn-
lich, gleich, unähnHch, verschieden'* sind lauter rehilivo Namen.
Nichts kann als eine „Ursache'' bezeichnet werden, es sei denn als
Ursache von tiaiis (anderem), welches beiae „Wirkung'' zu nennen sein
wird. Niemand kann Vater heiaben, er sei denn Vater von Kindern. „Ent-
fern img" hat keinen Sinn fttr sich, sondern nur als Entfernung sweier
Punkte, Körper oder Dinge im Baume von einander.
Wenn in der Parodie des „Taanhänser**, welche die Breslauer Studenten*
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Einleitung.
77
verbittdimg Silesia geschaffen, auf die Bemerkang des Landgrafen , der
den TannhSiifler ans der Feme herankommen sieht:
^)Coh dSneht, ich kenne diesen Wanderer:
Entweder Ist er'e, oder s'ist ein anderer^,
der Dichter den Adjutanten wohldienemd sagen iKsst:
„Wen Euer Gnaden meinen, weiss ich nicht —
Doch hat er ein säir äknlidtes Qesicht",
so bembi der Witz, resp. die Komik, auf der Verwendung einea relativen
Namens, als ob er ein absoluter wäre.
Jene andern Dinge heissen die „Korrelate", ihre Namen die nomina
corrclativa zu dem, was das iiomcn relativum bozeiclinet; alle mit-
einander sind die ,yJ3eziehuogsglieder", membra relutionis, und die be-
stimmte Art der zwischen beiderlei Objekten bestehend zu denkenden
Beziehung heisst das „fundamentum rtilationis".
Das letztere ist oft sehr verwickelter Art, wio bei „<jläubiger", „Schuld-
ner", noch mehr bei ,yÄ.nklUger" (Kläger), wo das eine Korrelat der „Ver-
klagte** (Beklagte), ein zweites Korrelat das „Delikt^ Vergehen, sem wttrde,
dessen der letztere vom ersten beschuldigt wird (resp. die eingeklagte Schuld-
fordening oder Entschädigungssumme), ein drittes Korrelat der Gerichtshof,
das „Forum", vor welchem die Kla^o anhiliüricf j^emacht wird, und endlich
ein viertes Korrelat sofern es nicht tlinrli die vorcrwühntnn bereites be-
dingt erscheint und daim nicht mitzuzählen wiire — die Gesetzesbestimmungen,
der „Kodex** nnd Paragraph, auf die sidi die Klage bemft.
Das angefahrte Beispiel ezemplifizirt ein „mehrfaches Belativnm** (multi-
ple oder plural relative) im Gegensatz zu dem häufigsten Falle, dem dos
,;zweifachen" (dual relative), wie es s. R. „Wirkung** mit ihrem Korrelate,
der ,,ür8ache", darstellen würde.
Auch Abstrakta, wie „Gestalt", ..Schöuheir' etc. können liienacb »choa
als duale Helativo aufgelasst werden ^sofern zu tragen ist: wessen?), wobei
allerdings in Besng auf „Schönheit**, wie üliUeh, ttbersehen wSre, dass
eigentlich der Gesehmaek des Pnblikams oder desjenigen, der dieselbe be^
nrteilt, anerkennt, als ein drittes Glied in die Beziehung eingeht
Indem wir uns hier mit einer blossen Worterklarung begnQgteo,
verweisen wir in Besng auf Weiteres and Genaueres auf die letzten
Vorlesungen in unserm Buche (24. Yorl).
Og) Mit obigem sind unsre Betrachtungen über Namen vorerst zu
Endo ^^ekommen, nnd dürfte es sicli darnaeli » lujilclileii, die llaupt-
t r'j;el)nisse übcrsii litlich üu rekapitulireu. Es konnten unterschieden
und einander gegenübergestellt werden:
a) umvolcc, d. b. einsinnujc
(wo nicht msimigc)
und äquivoke oder doppel- nnd
mehrsinnige
Namen — desgleichen auch schon W5rter oder Zeichen überhaupt
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78 Einleitaiiff.
Nicht inehrsinnig zu sein war die fundamentale an das Zeichen zu
stellende Anforderung, die auf die Forderung der Konsequenz in
seinem Gebrauche hinauslief.
Die Worter zerfielen in
b) hategorematische oder und sptikaUgortmaUsche oder
Namm Nu^Uname»,
Die Nameu waren entweder
c) Eigennamen oder Gmeimumtm
— jeuer ein Inäwidmm unter den Objekten des Denkens, dieser (dis-
tributiv) eine Klasse von Individuen bezeichnend — und es bildete
dies die für die Logik fundamentale Unterscheidung, mit deren Be-
sprechung wir uns aaf längere Zeit zur Not schon hätten be-
gnügen können.
Die Unterscheidung von
d) Emeelnamen und KMekUmamm
Hess sich indessen kaum anders als wie grammatikalisch oder psycho-
logisch rechtfertigen, indem ausser dem Nichts (0), der Eins, dem
Punkt und dem Augenblick so ziemlich alles Benennbare unter irgend
einem Gesichtspunkt als ein Kollektivname hingestellt werden durfte. —
Ebenso war von den einander gegenübergestellten
e) j)06itiicn und negativen
NuiiR'ii nur der Gegensatz zwischen beiden logisch begründbar. —
Dagegen erschien jeweils
f) abstrakt oder konkret
und (bei Gemeinnamen) eyentuell auch gemischt „abstrakt -konkreter"
Natur zu sein als ein in der Bedeutung des Namens selbst begrOn-
detes Merkmal, auf das zu achten jedoch fftr die Logik weniger in's
Gewicht fallen möchte, als für die Philosophie überhaupt.
Endlich war die Einteilung der Namen in
ö;) almlute und relative
wicilcr eine durchaas belanf:^rpiche — wo/.ii unter den Genieiniianieu
auch wiederum solche von „gemisditem" Charakter (lenkl)ar waren
(indem die Individuen, welche der Gemeinname umfasst, auch teils
durch absolute, teils durch relative Namen charakterisirt sein könnten).
Es ist gelegentlich von Wert, sich bei der Verwendung von Namen
über diese Verhältnisse Bechenschaft zu geben und darauf bezügliche
Fragen Torzulegen.
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Einleitung.
79
Recht instniktiT and xn riohtiger Anwendiug vorBtehender üntar»
Scheidungen endebend ist ein logisches GeaelUchaftüspiel : daa Batspiel, bei
weichem, unter zeitweiliger Entfcrnun;^ eines Mitspielenden, sieh die übrige
Gesellschaft über irgend ein lieuennbaros, jenem ^ura Erraten autzugebendes
Objekt dca Deukeuis einigt. Der Rateiule hat der Reihe nacli an jeden Ein-
geweihten eine beliebige Frage m Bezug auf da^ ixx eriateude Objekt zu
Stollen, die aber mr mit „Ja** oder mit „Nein" — und im Zweifekünlle
mit ^Ja-nein*' — beantwortet werden darf and korrekt zu beantworten ist;
das Fragen mag 80 lange im Ring herum fortgesetzt werden, bis die LOeung
erfolLrt, das mifgcrrcbcno Objekt vom Ratenden bei seinem Namen genannt,
oder aber der Versuch des Ratens aufgegeben wird. Fragen tiber die
Buchstaben und Sill)en, die den Namen znsninmenset/.en, sind ausgeschlosa&u.
Daä Spiel gibt oft die übenaBcheudäteu AutächlU&äe Uber die logische
und intellektaelle Verfassung einzelner von den beteiligten Persönlichkeiten,
und dnreh die nach erfolgtem Raten hftufig sich anspinnende Diskussion
eis ErlSatemng oder Rechtfertigung für gegebene Antworten, sowie durch
die zuweilen schon im Laufe desselben mittel>t Protests ans der Ooselksehaft
erfolgende Remedur für eine unrichtig erfülgendo Antwort deä Einzelnen
gibt «'S vielfach Anregunt'' /.nr Kllirunj» der Begrilfe.
La könueu nicht uur mdividuelle Gegenstände aus der materiellen Welt
aufgegeben werden, bei denen die Eat^orioen der Zeit und des Ortes meist
rasch auf die Spur so helfen pflegen, sondern aneh aUgemein gefiisste,
mittelst Gemeinnamens dargestellte, Objekte — me s. B. „Schwefelhölzer",
Bei einiger logischen Schulung der Teilnehmer pflegen selbst Abstrakta als
Cieuieinnamen, wio y. B. ,,der Sommer', „Wahrscheinlichkeit", ,,dor PrUdesti-
Mtionsglaube", „ein Mi.->sverst;lndniss'' und dergk unschwer geraton zn werden.
Als tiberraächend reichhaltig erweisen sich die Kategorieeu des Zweckes bei
im ESnengnissen menwUieliflr Kunst
Bedingung für die Lttsbarkeit der Aufgabe ist die Einsinnigkeit des
mm Raten Aufgegebenen: es muss, falls dessen Name ein doppelsinnig gc-
briuchlicher sein sollte, die Gesellschaft sich zuvor über eine bestimmte
unter seinen Bedeutungen als die hier dem Namen beizulegende geeinigt haben.
Nattirlich wird in praxi auch bei dem Ratenden eine Kenntnis» von
der Exibtenz deä betreffenden Objektes oder wenigstens von seinesgleichen,
loiatismietsen sein. Wer nie Ton dem nenentdeekten Metall Genuaninm,
ton Neptnnsmond Oberen oder von der dunklen (sehr lichtsehwachen) Neben-
i-onne des Sinns, vom Sehpurpor, von dem kopflosen Wirbeltier des mittel-
lindischen Heeres, dem Fisch Amphioxus etc. gehört hat, wird solche nicht
wol zn raten im stände sein. Und auch bei denienigen, welchen es obliegt,
<lie Antworten zu geben, muss eine binlünglicijo Bekanntschaft mit den Kigea-
ecbatten und Ingredienzien, mit dem ganzen We^eu des Eatobjektes vorliegen.
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80
Einleitang.
G. Über Begriffe. Einteilong, Deflnitioii und Kategürieen, Pasigiaphie.
Logik deo Inlialtes oder des UmDuigs? Ober Urteile, Sehlfiue lud
deren Polgeriolitigkeit. Wamm Algebra der Logik.
Äj) Naclidem wir die Notwendigkeit crkaunt, dass der spraclieii-
bildende (ieist Debeu Eigennamen auch Geuieinnumen schaflFe, drängt
Hich uns als niicliste die Fraise auf: welcJtc Diuge wir denn je mit dem-
selben (iemeiunamen belelinen sollen?
liehufs ihrer Beantwortung müssen wir uns berufen auf das mensch-
Helie Unter^^rlmdnngsvei'mögen , ein Vermrigen, ohne welches ja kein
Studium, keine ^Vissenschaft, kein Erkennen denkbar erschiene:
Wir sind im sldndc, Verschiedenes m unUrsdteiden utid an äiinliclien
Diwfcn Gleichheiten wcdirzunciimcn.
Die Gleichheit, Übereiustimmung (agreement) findet immer mir iu einer
gewissen Hinfticht statt und ist mit Verschiedenheiten (ditlercnces), — in
anderer Hinsicht — verknüptt, ohne welche uns die mitöiuauder verglichenen
Dinge gar nicht als nu^ere Dinge ersdieinen könnten, sondern idettlisdtg
einerlei, emanddosselbe (oder das nftmliche), nnr et» Ding in nennen sein
würden.
Teile oder Elem^ie der VorateUnng eines — nötigenfalls vollständig,
atich mit allen seinen Beziehungen 7u noch andern Dingen — gedachten
Dini^e«, in welchen es mit andern Dingen übereinstimmen oder auch von sol-
chen differiren kann, nannten wir Muhmlc desselben (genauer gesagt; jeweils
das solchen Vorstellung selementen zugrunde liegend gedachte Wirkliehe).
Insofern wir häufig ein Ding nieht ToUstfiadig auszudenken f&hig,
mttssen wir natOrlich neben „bekannten*^ aneh „unbekannte" Merkmale in
der Regel sngeben.
Es sei hier nochmals in Erinnerung gfebracht, dass (hienach") dem
Namen Merkmal" uiiie möglichst all^remeine Bedeutung unterzulegen ist;
es haudult üich dabei durchaus nickt bloä um „Eigenschaften" (oder aber
„Tliütigkeiten^'), die dem Dinge selber, auch wenn es isoUrt betraohtei wird,
notwendig oder znfiillig zukommen (innewohnen), vielmehr kann das Merk-
mal auch begründet sein in einer ,,Besiehnng", einem Verhältmsse, einer
Stell ungnahmo, welche andere Dinge eu dem gedachten einnehmen. Nicht '
nur gilt uns der Wellenschlag:,' als ein Merkmal des Meeres, gondem es
gilt uns auch der Preis, die Kautlichkeit als Merkmal einer V¥aaro. Schon
das-s er mir, oder einem Andern, mir nicht, (^uls Eigentum) gehört, dass er
mir gcfällt, und dergl. ist als Merkmal eines Gegenstandes hiusnstellen,
und auch die Abwesenheit bestimmte- Merkmalgruppen kann selbst wieder
als Merkmal gelten, s. B. als Merkmal einer gewisser Bergspitxe, dass noch
kein uenschlieher Fuss sie je l.etreten — einerlei auch, oh etwa ein ein-
wörteriger N^anie dafür voriiandcn ist, oder nicht (Merkmal der Jungfräu-
lichkeit oder Unberührtheit des Gipfels, der „Unerstiegenheit"?). Vergl.
hieitu beüonders 15. Dass aber z. II. eine Pei*son A um den Tod einer
andern B traueii., lilsst sich begreiflicherweise — ohne weiteres — nicht
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EioleitoDg.
wol 6111 Merkmal einer dritten Person (oder Sache) C nennen. Im Merk'
mal mu88 eine Detngnahme aof das Dkig zu erblicken sein, eobald wir
dieses ansilenken.
Wir pflegen nun jeweils solche Dinge mit demsclbcti Gemeinnamen
zu benennen, welche dadurch, daee sie einander in Hinsicht bestimmter
Merkmale gleichen, sicli uns sozusagen TOn selber zur Belehnung mit
dem gleichen Namen empfehlen.
(>_/) Schon als Vorlyedlnp^ung und weiterhin im Verlauf dieses be-
nenn ungsprozesses sowie bei dem Gebrauch des dailurch geschalicueu
< iemeinnamens treten allemal die iibfreinstimmeiulen Merkmale jener
DiiiLie in den Vordergrund der Aiit'merk;^anikoit, denn sie gerade bilden
das liaud zwischen den wechselnden Vorstellungen der individuell ver-
schiedenen Dinge, welche der Gemeinnamc umfasst, und dem sich
gleichbleibenden Namen. Es wird (in Kant's Ausdrucksweise) auf.
jene übereinstimmenden Merkmale ,,re/l€Jdirt'',
Mit d(;ru (Jenioinnamen .,fcnei'* (teures Ding) /,. B. werden wir ver-
schiedene ( Jegen^itände nur dann bezoicliueii , wenn wir auf die liiilie ihres
Preises athteu, mit dem Gemeinnanien .,rund" nur solche, l)ei denen auf
ihre Gestalt wir unser Augenmerk richUiu und deren Überoiiiulimmuiig mit
der Kugelgestalt wabmehmeo. Etc.
Infolgedessen aber spielt sich ab, Tollzieht sich im Geiste ein
eigentOmlicher psychologiscber Vorgang, welcher darin gipfelt, daas
wir mit dem Gemeinnamen einen ^^BegrifP' verbinden.
Die übereinstimmenden Merkmale der Dinge, die wir mit dem-
selben Gemeinnamen bezeielmcn, verstärken sich ge«^cnseitig im lie-
wusstsein, werden als wiederholt vorgestellte intensiver gedacht, wo-
gegen deren nicht übereinstimmende Merkmale im Bewusstsein zu-
rücktreten.
In unserm'Hirn mag diesem Vorgang ein Prozess eutsprechen, welcher
treffend verglichen worden ist mit der Vertief «mg einer Furche des Ackers,
vio rie durch wiederholtes Pflttgen entlang derselben bewirkt wird.
Schopenhauer* uebt zam Vergleiche heran: die durch wiederholte und
tadavemde Umbiegnug längs derselben Kanten Bicb ausbildende Neigung
feines Tuphe;^, «ich lu I)estiniinter Faltun;» 7m ]<'grn. Bei der tur/weifel-
haiien Feinheit der uns grö>>tenteils noch mibekanuten Vorgänge im Cic-
hirne, welche die Denkhaudlungen begleiten und deren Erforschung der
Pbjrsiolügie obliegt, sind jedoch beide Vergleiche nur als sehr rohe Au-
sibemngen aufzufassen, als ein blosser Notbehelf tu nehmen.
Beneke fiisst obigen Verstärknngsprozess als eine Anekhw^f des
Olekhartiffm (in unsem Geiste) auf.
tf,) Es kann diese Wirkung noch mit bewusster Absiebt gesteigert
werden kraft eines andern Vermögens des Mensch engeistes (auf das
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wir nebenher Bezug zu nehmen schon wiederholt Veranlassung fanden)
nämlich des Abstraktionsvermögens:
Wir sind im stände, auf gewisse Merkmale eines gedachten Dinges^
m. a. W. in irgendwelchen Elementen nnsrer Vorstellnng von dem-
seihen, dk Aufmerkaan^ceit zu hmeeniriren, dieselben in das Feld der
Aufmerksamkeit zu rflcken und daselbst mehr oder minder vollkommen
zu isoliren, nukm wir von andern Merkmalen absehen oder „abstrahiren",
d. h. die den letztem entsprechenden Vorstellnngselemente im Be-
wusstsein zurficktreten, eventuell sie völlig aus demselben schwinden
lassen.
Solch' bewttsste Steigerung des dnrch den Gemeinnamen schon unbe-
wiiBst eingeleiteten AbstraktMmsprozesses wird — aas Gründen der Arbeits-
teilung — besonders in den WisBenscbaften praktizirt; in diesen pflef^t der
Geist *]uicb reichliche Übung eiuc förmliche Virtuosität r.n crlanircn , vr>n
den (für die Ontersuchuui?) unwesentlic Ikii Merkmalen der l)ini,'o ab/u-
»ehen, alle Nebcnumstiinde jeweils zu veruachliissigen, dieselben zum Be-
huf seiner eigenen Entlastung zu ignoriren und so befreit dann seine volle
Kraft dem Wesentlichen zuzuwenden.
Durch die Abstraktion überhaupt werden Vorstellungselemente so-
weit isoliri^ dass sie auch alkin, in gleicher Isoliriheiti reprodozirt zu
werden vermögen. Dadurch erlangen resp. erhohen wir die Fähigkeit,
dieselben aUgetnein zu verwenden, nämlich sowol, mit neuen Vorstcl-
luii^sL'leiiH'iitt n sie zu verknüpfen, als auch in andern VorstcUungs-
koiuplexuiJ iiU diejenigen waren, aifft welchen s^ie abstrahirt*) wurden,
sie (genauer ihresgleichen) wiiMlor/iu-rki-nnen. Vergl. Sigwart".
Nachdem wir z. B. vom Schnee das Merkmal der Weisse, weisser
Fafbe entnahmen, anslQsten, abstrahirten, werden wir das gleiche Merkmal
in der vorgestellten Nebelwolke, dem Kochsalz, der Gjrpsfigur, Papier etc.
wiederfinden, und würde sich auch jemand eine weisse Maus z. B. vor*
stell«i können, der niemals eine solche gesehen. — Den Aukss zum Vollzug
diosor Abstraktion aber bot die Erfahrnns", dtiss es verschiedeue weisse
Gegenstiinde gibt, und die Wahrnehmung det;.-i^iu worin sie uiitrr sich über-
oiuätimmen und sich von deu nicht weissen unterscheiden. Als auf ein
anderes Beispiel sei noch hingewiesen auf das Merkmal der „Kugelgestalt"
beim Ball, der Seifenblase etc. und auf das Merkmal der „Gestalt*' ttber-
haupt, welches wir bei der Melodie, bei einer nach geographischer Lftoge
und Breite bestimmten Himmelsgegend etc. vermissen (als nicht vorhan-
den erkennf»n), nachdem es durch Abstraktion aus der .Anschauung rftum*
lieber Dingo vou l'estiinmter Ije^a-en/uui,' gewonnen \vord*^n.
Die Abstraktion kann schon an der Einzeivorsteilung (repraeseu-
*) Diu Ausdrücke „elwim abatrahircn" und „ron etwas abstrahireü" aind
wohl m unterscheiden, fifsteres ist gleichbedeutend mit „darauf reflektirem**^ leta-
tere4 mit ndavon abtehen^^
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Bmleitatig.
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taÜo singularis) ausgeübt, ihr Verfahren Bchon auf das ladividuum
aiigewendel werden.
Logisch betrachtet ist es gleichgültig für das Ergebniss eines
AbstraktionsprozesseSi ob man denselben nur einmal, oder öfters, toII-
sogen habe, ob an einem oder an uusahligen Objekten. Psychologisch
Iber macht solches einen sehr betrachtlichen Unterschied aus, und es
dfirfte fraglich sein, ob nicht in dieser Hinsicht es geradezu als eine
Vorbedingung für die Mdgliehkeit des AbstraktionsvoUsuges hinzustellen
ii^ dass wir erst der indiTtduellen Verschiedenheit der durch Abstrak-
tion zn sonderoden Merkmale inne geworden seien dadurch, dass durch
Veigleichung verschiedener Objekte wir die Obereiostimmung der einen
neben der Verschiedenheit der andern wahrgenommen.
r^) Wir versuchten vorstehend genetisch auseinanderzusetzen, auf
welche Weise wir dazn gelangen, uns einen Begriffe notio, conceptus,
oonception zn bilden von den durch einen Gemeinnamen dargestellten
Diogen.
Der Begriff ist das — in gewissem Sinne unvollendet, ein „Ideal''
bleibende — Resultat des eben (unter ^ und tfg) geschilderten Pro-
Sein „Wesen^ (essentia), oder, wie man auch sagt, seinen „Jn-
haÜf* (complexns, intent) bilden eben die gemeinsamen Merkmale der
mit dem Gemeinnamen bezeichneten Dinge, und zwar seinen faktischen**
Inhalt diejenigen der letztern, auf welche bei seiner Bildung reflektirt
wnide, seinen fjdealm** Inhalt aber die samtlichen gemeinsamen Merk«
mnle ftberhanpt, welche als solche erkannt werden könnten, die es
aber vielleicht niemals vollständig auszudenken möglich.
Im Gegensatz zn diesem Inhalte wird die Gesamtheit, Klasse der
unter dem Gemeinnamen (distributiv) zusammengefassten Individuen
beieidinet als der „Umfang'' (ambitus, sphaera, extent) des zugehörigen
Begriffes.
Beispielsweise sind im Begriffe ».materielle Substanz** als dessen In-
halt tasammengefasst die Merkmale: ausgedehnt und von bestinunter Ranm-
erfttUung xti sein, d. i. sich irgendwo im Räume zu befinden, die Merkmale
Beweglichkeit, ündtircbdringlicbkeit, Trfigbeit und Schwere, tiberbanpt
die Eigen.-ehaft, der Sitz von KrUften 7.n sein, dazu von unzei.stüibaror xmd
unenithati barer ^^a8so, also der Mas.>e nach geschütAl, von ewiger Fort-
dauer zu sein, das Merkmal, eine Temperatur zu besitzen, und anderes
mehr. Seinen Umfang niacUt alles das zusammen aus, was Uberhaupt
Materie heisst: jeder Körper, jeder Teil eines solchen und jede Gruppe von
KSipern im Weltall.
«i) Gemäss der hervorgehobenen zwiefachen Hinsicht — nach
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EinleitoBg.
lohaU und Umfang — in welcher Begriffe betrachtet werden können,
sind auch zwei Möglichkeiten denkbar, einen Begriff zu bestimmen.
Dies kann nämlich einerseits geschehen durch Angahe seines Um-
fanges — sogenannte MtUeihtngf J)wwo{n), resp. ParUtim*) des Be-.
griffes, und andrerseits durch Angabe seines Inhaltes, das ist Begr^9-
erklärungf DefimHon, auch Besdireihung,
So würden wir & R dnrch AofzShIung sSrntUcher Planeten eine Um-
feingsangabe (DiTision, Partiiion) des Begriffes „Planet" vollzieheu — man
würde dazu erst im stände sein, wenn schon alle Planeten bekannt wären.
EbonRo aber thnn wir die« nncli dadurch, dass wir sagen, die Klnsso dor
Planeten zerfalle in die drei Unterklassen der inneren Planeten, der £rde
und der äusseren Planeten.
Die ümfangsangabe des grammatikaliBehen Begriffes „Sat/i" (sentenee)
wird geleistet darch den Hinweis, dass der Satz entweder ein Fragesaig
(senteuce intermgatiTe) oder ein Ausruf itngssatz (sentcnce ejaculative), oder
eine Wunschäusscrung (sentence Optative), oder eine liUtc (sentence roga-
tivr>\ ein llrfthl (sentence imperative) oder endlicli cinn Art.ti^nge (sentence
indicative, Statement, lat. enunciatio — eiTi Urteil, judgoment, jndicium) sein
wird, m. a. W. dass die genannten Gebilde xusammen alles das ausmachen,
was man einen „Satz"' nennen kann.
Das Entsprechende leisten wir für den Begriff der „einfMhen Farbe"
(im Gegensatz znr Mischfarbe), wenn wir sagen, sie sei entweder rot,
orange, gelb, grtln, blau oder violet mit allen Abstufungen und ÜbergSogen,
wie sie das Spektrum eines weissglühendeu festen Körpers zeigt.
f^o mfi^^on wir ferner den Umfang des Begriflfs „Wirbeltier" kund Lydien
durch den iimweis darauf, dass mit Eiuschlnss des Amphioxus die Fische,
sowie die Eeptilien, Vögel und SUugetiere zusammw die Wirbeltiere ans-
maehen.
Der Aussprach: „Die Affekte sind: Liebe, Haas, Freude, Kummer,
HofTnung, Furclii, Ilmnor f!) und Zorn" gibt eine Aofztthlong (oder Ein-
teilung des Begrifl's) der Affekte.
*} In Besug auf den Namen „Fartition" ist der Oebraach unter den Logikern
ein sehwankender. Viele wollen darunter nur die Angabe der „Teile" eine«
Dinges verstanden wisi-en (z. FJ. bei der Orange die von Schale, Fh iseh uud Ker-
nen), wogegen Ueburweg' pair. lOG auch »He Ang;iV>e der „Merkmale (über-
haupt)", indes^ nur einea Kinz' l(iiii;,'f s ver^d. nachher — als „Partition"
Iiinatellt. Ich würde ohen diese letztere Bezeichnung der gebräucblicbcreu „Divi-
sion" vorziehen, in Anbetracbt, dass mir für jene „Aufdlblung der Teile'* mn ein-
wOrtenger Name ftberbanpt nicht Bedflrfniss erscheint, da» femer üeberweg*«
„Partition'* (hier) als ein beiondrer IUI der „Definition** hinzustellen ist, der eines
aparten von „Definition" verschiedenen Namous ebenfalle nicht bedarf, sodass zn-
nächxt der Namo ,,r;utition" zu beliebiger Vorwendung fni wird, in Anbetracht
cndüch, wir uns gPTi«iti'j;t sehon werden, den Namen „Division" (sowie da.s
DiviöioübieichcM) in einem von dem obigen giinzlich verhcliicdcnen Sinne später-
hin in gebrauchen, womit dann also eine Doppelsinnigkeit mehr in die Wissen-
schaft der Logik Eingang fUade, die nach nnsenn Vorschlag Teniiicden wird.
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Kinleituog.
«5
Die Mnietlung kann geradesu auf eine „Klassifihaihn'* hinaus*
laafen, solern man lAmllcli bei ihr nicht (oder sieht darchaus) auf
die Tndividaezi selbst zurQckgelit, sondern dabei sich auf gewisse ünter-
Uassen als dem Um&nge nach schon bekannte Begritl'e (die »og.
„Einteilungsglitdei", membra divisionis) beruft. Durch an sie gestellte
wissenschaftliche Anforderungen wird indess der BegritF der „Klassi-
fikation" noch weiter eingeengt.
Fortgesetzte Emieilung auch der /^uiiächst sich Jiirbieteudcn Unter-
klassen oder Teilungsglicder iiihrt in letzter Instanz (zuguterletzt)
iuiuier auf die Individuen als etwas (dem „Umfange'' nach) ,^icht''
weiter „Teilbares" (zurück).
Umfasst — wie in der grossen Mehrzahl der Falle — der Um-
fang eines Begrilfes unhiyrenzt viele Individuen, ist deren Klasse eine
offene, 90 Ittsst sich dieser Umfang niemals erschöpfend angel>eii da-
durch, dass man auf die Individuen selbst zurückgeht; vielnielir sieht
man sich alsdann genötigt, zur üuifangsangalje auch solclie Unter-
klassen heranzuziehen, die selbst wieder oti'ene sind, und entweder als
schon bekannte vorauszusetzen sind, oder, wenn sie erklärt werden
«ollen, dies Bor Termittelst /»/Ki^ilsaQgabe, Definition eines ihnen zu-
gehörigen Begriffes zu werden vermögen. Bekannt wiederum konnten
«war die iDdiriduen einer beliebig grossen Menge noch einzeln, der
unbegrenzte Rest jedoch ebenfalls nur durch Innewerdung ihres begriff-
lichen Inhalts geworden sein.
Exempel: Die unbegrenzte Reihe der Individuen, welche wir „natfir-
liebe Zahlen'* nennen , lässt sich zwar beliebifT- weit , doch niemals fertig
aufzählen. Irgcndeinmal mn^s die begritfiiche Bestimmung derselben ein-
treten, und am beateu göäcbicht dies gleich von voruberein; man wird sie
viefiuiren" als „Summen von Einern", d. i. als die Ergebnisse eines Ver-
fiüurens, dnrcb welches hinter 1 fort und fort -|~ ^ angehängt wird.
Ebenso lassen sich die Punkte, die innerhalb einer gegebenen Ellipse
liegan, nur durch ebenifies Merkmal« oder auf eine darauf zurückkommende
Wdie, sie lassen nur begrifflich sieh allesamt bestimmen.
Die Umfangsangabe erscheint dämm als das unvollkommnere der
beiden Mittel, einen Begriff zu bestimmen. Zudem fiberlftsst sie uns
noch nngeldst die Aufgabe, erst den Komplex der in allen unter den
i3egritf fallenden IndiTiduen übereinstimmenden Merkmale ausfindig zu
machen, zu entdecken, durch deren YerknOpftsein dieselben Ton allen
niebt unter diesen Bcgri^ fallenden Individuen unterscbeidbar sind.
Sie lässt somit das Wesen des Begriffes unerörtert, lässt uns den
Reifen v> i uissen, der gleichsam als Fassdauben die Individuen erst
zusammeuhaiu
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Einteitang.
Auch ist noch ein Thustaud zu beachten: Wenn wir die nestiiumuug
eines Begritts durch rmlaD^''sati<;abc versuchen, so erseheint die Auswahl
der ()1tjek*f dos Denken^, d'm als seiiii' Individuen hin/ii.stcllcn sjiul, von
voruhereiu iu uuaer lieliebeu gealflU. Wie immer mau iiucli solche Aus-
wahl treffen mag, so Utsst sich in dem Zufall, der nnare sabjektive Will'
kttr lenkt und sie gerade auf diese und auf keine andern Objekte als die
zu Individuen zu erhebenden (vielleicht aufs Gerathewohl, at random) ver-
fallen Itls.st, in der That ein ebendiesen und nur diesen Individuen gemein-
Fames Merkmal trblielcen , in gewissem Sinne nlso auch von einem .,Be-
.LTiiliV'' redeu, welcher der i^o yebilduten Klasse von willkürlich zusammen-
gelesenen Objekten zugeordnet wäre.
Lideasen leuchtet ein, dass Bolfhermassen kflnstHch geschaffenen, „er-
künstelten** Begriffen ein wissensohaftlicher Wert in der Regel nicht zu-
kommen wird. Ein solcher wird wol nur solchen Begriffen zuzusprechen
sein, die entweder entsprungen sind aus der Erkenntniss übereinstimmen-
der Merkmale an gegebenen Objekten, die diesen unabhängig von subjek-
tiver Laune notwendig oder faktisch zukommen, oder welche dadurch, dass
sie ein gegebenes, ein bestimmt angehbans Merkmal eutlialteu, eben dienen
sollen Objekte nnsres Denkens tjx bestimmen.
Wenn schon sie allerdings missbrancht werden könnte, so wird es
gleichwül nicht ratsam erscli> i : u, der Freiheit der Begriffsbildung irgend
welche Schranken von Tombereia anfsuerlegen. Vergl.
if.) Die Begriffserklaniogy Definition'^), zu der wir nach obigem
zum Behufe der BcgriffsbestimmuDgen greifen werden, sieht sich Tor
eine andere Schwierigkeit gestellt
Zunächst lassen die Merkmale, welche den unter einen Begriö'
fallenden („zu seiner Kategorie gehörigen") Individuen „gemi insam'*
sind, und welche in ihrer Verbindunsf dessen idtalcn Inlialt ausuuich(Mj,
sich nberhau]it nie vollständic^ uutV.älileu. Der volle liilüilt des Be-
grilVs lässt nie sich ferti^^ ,,bryehreibrii''. Denn wieviele Merkmale
mau auch schon berütksirlitigt haben mag, so werden sich stets noch
neue gemeinsame Merkiuule angeben lassen, auf welche noch nicht
geachtet worden ist. (Vergl. nachherige Beispiele.)
Die Definition verzichtet daher in der That auf die unmittelbare
Angabe des ganzen ik'gritlsiiihaltes. iSie begnügt sich, direkt, explicite,
nur einen Teil dess» Iben, den Rest aber blos mittelbar, iwplicitc anzu-
geben, indem .sie unter den übereinstimmenden Merkmalen eine gewisse
(Jruppe hervorhebt von solchen Merkmalen, welche die übrigen alle
involviren, mitbedingen, nach sich ziehen, zur Folge haben — sei es
•) Wir sprechen hier nur von der (allein als haltbar zu erkennenden) ,.Nomi-
Mäd^niHonf* der BchnlmAasigeD Logik aod betrachten daa unklare Ideal der sog.
„Realdtffinition'* ala durch die Auaffibrungen ?on Mill, Sigwart und Andern
abgethan.
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auf Cirund logischer Denknotwendigkeit allein, Rei es auch mit denk-
uotwendiger Bezugnahme aui die anerkaontou Grundsätze einer wissen-
•chaftHclieii Doktrin, wie die N&tnrgesetze , Uechf >nnrmcn und
Diese in der Definitiou hervorgehobeiun Merkmale können als
ciiaralderistische oder „wesentliche" Merkmale des iiegriftes (notae essen-
tiales) hingestellt werden; doch ist nicht zu übersehen oder zu ver-
geuen, dass die Bedeutung dieses Namens ein willkürliches Moment
in rieh schlieasty indem schon Beispiele darthim, dass für denselben
Begriff als fllr ihn charakteristische sehr verschiedene Merkmalgruppen
erwiihlt werden kennen.
Ein Beispiel sur ErlSutening dieser allgemeinen Bemerkungen: Wir
nOgon den Kreis (aufgefasst als Krei^if/ntV) regelrecht definiren als eine
geschlossene, ebene Kurve, deren sämtliche l'unkte von einem bestimmten
Punkt (etwa ebendie«er ihrer Ebene, dem alsdann socrenannten „Mittel-
punkte'*) <:kich\veit abätebeu. [Etwas kürzer getasst künute die Definition
aucii luuleu: „Kreis" ist der „geometrische Ort" — d. i. die Gesamtheit
der mSgliehen Lagen — eines („desjenigen") Punktes in einer Ebene, wel-
eher konstanten Abstand hat von einem festen Pankt in dieser Ebene.]
Auf Grund der geometrischen Axiome folgt alsdann denknotwendig
der Satz von der Gleichheit aller Peripliericwinkcl, welche auf demselben
I'Afjon slelin, im Kreise. Dieser Satz tbut aber weiter nielits, als: auf ein
ÄtiUres Merkmal, welches allen Kreisen ;^emeinsam iat, au^merk^anl machen,
liolches kon^tatiren. Und zwar würde hier öogar sich beweisen la&äeu,
4u8 dieses Merkmal (wenn auf gewisse Art formulirt) unter ollen ebenen
Karvea nur einem Kreise zukommen kann, weshalb man dasselbe auch be-
nutzen küDute um eine gKItige, jedoch von der vorigen g&nztich verschiedene
Definition des Kreises aufzustellen.
Ebenso hfitten wir aber auch defmiren kritmen „Kreis sei eine Holeho
ebene ( i^esclihi.s.-one ) Kurve zu nennen, welche bei <'e''"l>eT!eni oder nieiit
IM übertscbreiteudem Umtange den grös>ätmöglicheu i< lachte a aaalt hat. l>ar-
tns folgt dann schon logisch allein (wenigstens, falls zugegeben wird, dass
der vorigen Definition allemal ein wirklicher Kreis entspricht, ohne Be-
nfttog auf weitere geometrische Axiome), dass diese KniTO aaeh bei ge*
gebenem Flücheninhalt den kleinstmöglichen Umfang haben muss — was
folglich ebensogut za einer Definition des Kreises hätte mitverwendet wer»
den können.
Offenbar sind es Gruppen von zum Teil recht verschiedeneu Merk»
nslss — wir hranehen sie nicht in einzelner Aufidihlang zu wiederholen
— die in diesen verschiedenen Definitionen als wesentliche Merkmale des
Kreise« hingestellt worden. Die einen ziehen aber schon die andern auf
tirund der geometrischen Doktrin nach sich.
Dt.'n idealen Begriflf des Kreises winil" jemand erst dann besitzen,
wenn alle möglichen für alle Krtioe üboremsiimmenden Eigenschaften und
Uelaüoacu (Thäügkeiten fehlen hier) seinem Geiste gegenwärtig wären, in
sdnem Bewnsstsein vereinigt wttrden. Derselbe mfi^te darnach alle (unter
aadenn aach aUe geometrischen) Sfttze, die ttberbaopt als von jedem Kreise
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BinleitaDg.
<,'ültig ausgesa^M wculen könnten (auch in 15('/u;j; aul' srincii l^ehniti, Sfiiio
Berührungen uiit andern seinesgleichen sowie mit irgend vvelclien Kur\'en
und Figuren, auch in Bezug auf Scharen von seinesgleichen, die KreU-
schnitte der Flaeben eto., nicht zu vergessen seiner Gleichung und analj-
tischen Eigenschaften in jedem Koordinatensysteme) schon kennen. Nun
lässt sich aber die Möglichkeit nicht leugnen, dass fort und fort neue und
alliremcinL'ültige Sätze vom Kreise entdeckt werden. Den idealen Ret^riff
dci» Krei.>f's besitzt sonach niemand, sondern es ist seine Verwirklichimg ein
Ziel, auf das die Wissenschaft erst hinarbeitet.
Ein altbekanntes Beispiel, wie man in Besag anf die Auswahl dar
als „wesentliche^* zur Begriffsbestimmnng ausreichenden Merkmale sich
versehen kann, liefert Platon's Definition des Menschen als eines zwei-
beinigen Tiers ohne Federn, welche dessen Schüler Diopenos durch einen
ijenipfteii Huhn perpiflirte. Bezug sollte bei jener Detinition genommen
sein aul' die uuerkanütiMi Thatsachon der Miitui-i:eschicl)te.
Für einen geij^eijenoii Betrriff hat demnach der Ausdruck ,,die
wesentlichen Merkniule" keinen bestiiumteu Siün . sofern damit nicht
auf eine bereits getrotfene Auswalil Ii inue wiesen wird; man kann viol-
meltr vüu vornherein nur reden vou „einer'' Gruppe charakteristischer
Merkmale.
Aus dem Gesagten geht hervor, dass eine Definition (auf extra-
logiscliem Gebiete) überhaupt nur innerhalb des llahmens einer be-
stimmten Wisscnscha/l eines bestimmten Sinnes teilhaftig sein wird —
indem sie eben auf die Grundsätze, Axiome einer solchen stillschweigend
Bezug nimmt.
Z. B. durf b die oben gegebene Begriffserklilrung des Kn i^es würde
dieser BegritT in andrer Weise und ah rin andrer bestimmt, wenn dabei
auf die Axiunie etwa einer ««(///-euklidischen Geometne Bezug i^enomnien
werden sollte — anstatt, wie dies oben stiUüchweigcnd gebchah — auf die
der Enklidischen. Es mag sogar der Fall eintreten, dass verschiedene unter
den gleichberechtigt zu nennenden, weil ^nander gegenseitig bedingmden
Defmitionen des Kreises dort in der That weseDtlich verschiedene Begriffe
bestimmen, einander nicht mf»hr pre?,'en sei tief znr Foln-e haben.
Unter allen Umstanden aber stützt und beruft sieh die Begriffs-
bestimniung mittelst Definition gBHz unvermeidlich (niit) auf die Ge-
setze des denknotwendigen Folgenis; sie setzt die deänktive Logik be-
reits voram.
X^>'\ Nun stehen zuuächst uns nur diejenigen Begriffe zur Ver-
fü^^LuiLi, die mit den fertigen Gerne innanien der Sprache verknüpft sind
und so iHis gegeben erscheinen. Diese mögen jeweils durch beigegebene
Krläutoruiigen von jedem D<»j){H'lsinu gereinigt, vor solchem fernerhin
bewahrt werden, .sodass wir mit ihnen einen unveränderlichen und
scharf bestimmten Vorsteilungsiuhalt (vorbehaltlich dessen durch die
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BialeUung.
89
fortichreitende Erkennimas bedingten ZuwachBes) yerkuOpfen. Zur Auf*
steUimg aller ferneren Begriffe Ton unbegrenzt allgemeiner Anwend-
barkeit steht nne dann^ wie gezeigt, nur das Mittel der Definition zur
VeriHgong, bei dessen Anwendung allemal die Logik schon voraus-
geeetst werden moaste.
Dieser Umstand legt mir eratmalig eine Bemerkung nahe, für die
ich noch anderweitige und ausschlaggebende Grande in's Feld su fahren
haben werde. Schon im Hinblick darauf scheint mir nämlich das Be-
streben: die Logik selbst als eine Logik des Begriffsm^te darzu^
skelleUi wie es seit Jahrtausenden vorwiegend zu verwirklichen gesucht
worden, ein Hysteron-proteron zu sein; es wird damit, wie mich
dflnkt, das unterste zu oberst gekehrt^ genauer: das oberste zu unterst
Es wtlrde mir bedauerlich erscheineii, es wfirde ja zu einem Zirkel
zotigen, wemi die Gnmdgeseize folgerichtigen Denkens ußh nidit darlegen
li6M«n, ohne diesen subtilsten und schwierigsten Tml der Lo^k, wenn
intn will auch den höchsten, schon vorauszQsetxen , als welcher die Lehre
von (kii Inhalten der Bo^mIüc (den Endzielen der Wissenschaft ttberUaupt)
«heint liingestellt werden zu müssen.
In der That aber zeigt schon in ihrer bisherigen Entwickelung —
wie F. A. Lange* pag. 147 hervorhebt — die Logik eine zunehmende
T«ndeBz, von ein«r Lehre des Inhalts eine solche des Vmfangs za werden.
Der Iststem, deren konsequente Durchflihrang von diesem scharfsinnigen
Anior bislang vermisat wird, weissagt derselbe eine „Zukunft** — mit
wicher Entfaltung.
Wir versuchen hier, die Verwirklichung dieser Vorau^sagung- mit an-
iübabuen. Wenn wir auch diü verückicdeuen tJeiteu der Frage noch ein-
gehend beleuchten werden, so sei es doch hier schon ausgesprochen, dass
wir die Logik als Lehre von den Urtdlen und Schlflssen rein nur ala eine
«Xfl^ des Umfanget* darstellen werden — desgleichen gmSdisi auch die
Lahre von den Begriffen. Damit glauben wir auch den Uidi^m Weg
einzuschlagen, auf welchem sich mit gegebenen KrSften am weitesten wird
kcmunen lassen.
Auch das individuelle oder Eimeläwg wird als „Begriff" mit
lagelassen; es ist der Komplex aller seiner Merkmale, durch deren
eigenartige Verbindung miteinander es sich von allen andern Objekten
des Denkens unterscheidet und ao als ein vollkommen bestimmtes sich
daistellt Li ihm und mit ihm selbst fallt Lihalt und Umfiang seines
Bagrifti in eins zusammen.
Durch diese Einziehung des Einzeldinges unter die (bisher nur
ab jfißgemem^ betrachteten) „Begriffe" erweitem wir die Auffassung,
die wir mit dem Worte „Begriff** verbinden. Wir geben damit kund,
daaa uns als das Charakteristiache beim Begriffe (als das Wesen vom
Begriff des Begriffes) nur eben das erscheint, dass unter seinem Namen
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<J0
Binleiton^.
eine hestimmlc von allen amlcrn unkrscheidbare Marhmahjrnjypc , ein be-
stimmter Vorstellungsgehalt*) — in eigenartiger Verknüpfung**) —
zusamtnenget'asHt und in unabänderlich konatanter Weise diesem Namen
zugeordnet Vierde.
Mit Sigwart (1. c.) betrachten wir als „das Ziel der Begriffs*
bildang im logischen Sinne eine für alle Denkenden gleiche Ordnung
ihres mannigfaltigen VorMlttng^ifUtes und dunit die allseitige plan-
mSssige VoUendnng dessen, was die Sprache flberall schon mit im-
bewusster Vernnnft begonnen hat".
In und mit dem Begriff wird in der That vergUehen: es wird Ober-
einstimmendes susammengefasst und Nicbtflbereinstimmendes ausein-
andergehalten. Und die' Wahrnehmung aller Verschiedenheiten sowie
die aller Obereinstimmungen (auch nach der Seite der Relationen, wie
Grund uud Folge, Ursache und Wirkung) wird die Erkenntniss des
Weltganzen zusammensetzen.
Die WisseiKsclialt aber geht darauf aus, nicht nur lugibch voll-
kommene, .sondern auch die s/rt(kniäiii>iij:iien lieirrifTe zu gewinnen, mit
Hülfe deren und ihrer Be/.»'iclinuiMjf die n;n)h>liu()^diehe Kintaclilieit
und xVbkiirzun«^ inisies ^Vi.s.st'll.s /,u erreichen ist und die wertvollsten
und unitasäendälen allgemeinen Urteile ermöglicht werden. (Yergl.
Sigwart^ p. 212 u. 273.)
«i) Kehren wir nochmals su nnsrer Betrachtung der Definition
zurQck. Bei der Erklärung eines Bej^riffs mittelst Definition konnte
es sich nicht um die Angabe eines einz'Kje.n Merknuils als des „wesent^
liehen" handeln. Es müsstc sonst das /u Erklärende mit Demjenigen,
wodui ( Ii es ti klärt werden soll, sich dem idealen Vorstellungsgehalte
nach acLou von vurnherein decken un>i würde ein vrdlig identisches
Urteil resultiren, wie z. B. „Weiss In isst etwas Weisses", „Walirheit
ist, was wahr ist"; es ki^niite hikhöteus die Erläuterung des biuus
eines Wortes vermittelst eines damit sjuouymen vorliegen, wie etwa
*) Ich glaube mich darin in Übereinstimmung mit Sigwart zu bcßadeo —
vergl.' i>!if». 270. Doch uiüchto ich, im Hinblick ;iuf tias Unvollendelbleiben der
Uegriffe nucU der Seite ihres idealen Inbalte«, meiner Forderung der f/a^en He-
grenzung*' die obige der litstimtniheit vorzifheu.
Dicacr Zusatz ist eigentlich überflüssig, indem die Art und WeiaO, wie
Merkmsle miteinftnder verknüpft aaftreten, selbst Bchon unter die Merkmale ein-
gerechnet werden mag. Die „«icfter« VnUrw^iäm^^ eines BegrilSi von allen an-
dern wird notwendig mit ihm selbst gegeben sein, sobald nnr sein Inhalt hin-
reichend entwickelt.
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EioleituDg.
91
„Rotation ist eine DrehtiDg^, „Zweifel ist Ungewisssein'* und dergl. —
was aber niemand als eine Definition gelten lässt
Als charakteristisch kann immer nur eine Mehrheit^ Gruppe, ein
Sifslm Ton (allermindestens zwei) augebbaren Merhmalm in Betracht
kommen — welche dem BegrüFsinhalte angehören, in ihm enthal-
ten sind.
Wörde eines yon diesen Merkmalen durch die flbrigen von selbst
beditiu^t ■ (in dem schon erläuterten Sinne), so wäre seine Anfflhrunjj;
Qbertlüssi;/;; dasselbe ist dann aus der Detiiiition — behiifa deren Ver-
t'iufachun«; — fortzulassen-, dann sind ja sclion die übrigen Merkmale
Mir Bestimmung des Begriües ausreichend.
Jedes vuii Jicsen Merkmalen wird nnn aber, ausser in dein y.u
definirenden, auch noch selbständi«»; oder in anderji ßegritlVn auftreten,
denn wenn ein solches jenem aH86c}ditsslich angehörte, so würde es
üUeiu ächon für den zu definirenden Ben;riff r luuakti ristis( Ii sein, zur
Bestimmung desselben ;iiisr»'iclien; die Angabe der übrigen Merkmale
konnte alsdann unterldeibcii und kämen wir auf den oben schon als
ausgeschlossen erkannten Fall zurück.
Die in der Definition je als „wesentliche" verwendeten Merkmale
müssen also, je für sich, gleichwie einen „ent/erert" Inhalt, so einen
„tceiteren" Umfang haben; sie werden dem zu definirenden „iUfer-
geordnetef* oder mit ihm verglichen JiÖlieref' Begriffe sein.
Von diesen Begriffen oder wesentlichen Einzelmerkmalen pilegt
man irgend einen — gewöhnlich den durch ein Substantiv dargestellten
— als ,,g€nus proximum'', d. i. als die dem zu definirenden („Art"-)
Begriffe nächst übergeordnete „Gattun//'* zu bezeichnen, uiid sagt von
dieser, dass sie durch die noch ferner hinzutretenden Merkmale ein*
geschränkt, noch näher bestimmt, „determmwf* werde.
Jedes nea hinzutretende Merkmal mnss in der That, gleichwie es
den faktischen durch die bisherigen Merkmale ausgedrOckteu Vorstel*
hngmhali permekrt, so anch den (möglichen) Umfang des von letsterm
bestimmten Begriffes wirklich vem/ngem^ ansonst es ja von diesen
bereits thatsachlich mitbedingt sein und darum seine Erwähnung über*
flflssig erscheinen wfirde.
Diese in der Definition an dem genns proximum noch hinzu*
tretenden Merkmale werden demgemSss als „di/ferenüae specißca^ he-
letchnet^ weil sich durch ihren Komplex, sowie anch schon durch jedes
einselne von ihnen der an definirende Begriff als eine Unterart des
gams proximnm von andern Arten dieser Gattung spezifisch unter*
tdieidei
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92 Einleitang.
So erscheint bei unsror (ersten) Definition des RreiseB der Begriff
„Kurve'' (oder Linie) als nUchst übergeoiilnele Gattung. Dieser ist von
weiterem Einlange und dürftigerem Inhalte alt; der BcgritV ,. Kreis" selbst.
Der Kreis erscheint als eine „Art" unter der „(JaLtung" der Kurven. Als
spezitischc üuterschicdo treten in unsrcr Definition drei Merkmale zu dem
Begriff der Kurve Mmu, nflmlich das Merkmal „gescblosBea** tn seio, ^feben**
zu sein und „gleichen Abstand ihrer Punkte Tom Mittelpunkte zu haben**.
Liessen wir das erste fort, so würde die Definition auch jeden Kreis-
hoffcn umfassen (resp. als einen „Krci>'* hinstellen), ja — Ini hinreichend
allgemeiner Fnssuiif» dns Begriffs „Kurve" — auch jrtles System von
Bögen und vielleicht isolirten Punkten dirscWcn Kreislinie.
Durch Weglassung auch des zweiten Merknials der Ebenheit bekamen
wir einen Begriff, unter dessen Umfang ausser den Kreisen und Kreis-
bögen auch jeder Liniensug auf einer KogelflAcbe fiülen würde — der auf
eine starre Kugel (als mathematische Linie) geschriebene Namensiug des
geehrten Loscrs zum Beispiel. Etc.
Wa«? Kurve, was eben, was geschlossen ist, was gieiihtn Abstand
seiner Punkte von einem nänilii hen Punkte hat, das sind lauter höhere
oder dem des Kieist-s übergeuidnete Begriffe.
Wenn sonach die Definition eines Begriifes nur vermittelst anderer,
demselben fibergeordneter oder höherer Begriffe geleistet zo werden
vermag, so wird man bei fortgesetzter Bestimmung auch dieser und
der folgenden Begriffe mittelst Definition schliesslich bei solchen Be-
griffen anlangen und innehalten mflssen, welche als die allgemeinsten,
dem Umfange nach weitesten oder h5chsten| einer Definition nicht
weiter fähig sind, da sich zu ihnen höhere Begriffe (Ausser dem einen
allumfassenden des JEims^) nicht mehr angeben lassen (resp. im
BegriffsTorrat der Sprache nicht vorfinden).
Solche selbst nicht dcfinirbare, aber zur Definition anderer ver-
wendbare Begrill'u ueuut man .JJi'hffjriße'^ oder yKafq/oriccn". Die-
selben werden dauu einfach als von An lang bekannt, niimlich mit der
Sprache selbst getreben vorauszusetzen sein.
Wel(heä sind mm aber jene Kategorieen, die zum Aufbau aller
andern üegrifie ausreichen würden?
Ein erster — nach der zutreffenden Kritik von Mill und Andern
noch ziemlich missluugener Versuch zur Anfsteilung einer Kate-
gorieentafel ist bekanntlich von Aristoteles gemacht. Auch haben
Kant, Mill selbst, Peirce^'^, Sigwart und Andere schon bessere Vor-
schläge fUtr das ganze Gebiet oder für einzelne Teilgebiete des Denkens
zu machen gewagt Ich hoffe einleuchtend an machen, dass und warum
derartige Versuche als Terfrfihte zur Zeit noch nicht zum Ziele führen
können.
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Einleitaug.
Og) Immerliin ist uns mit Obigem das Ideal erwachsen, onser
gesamtes Begrifissystem za einem wissensdiafUich streng gegliederten
so gestalten, indem wir die Begriffe alle aus möglichst wenigen ÜT'
oder Gnmdhegri/fen vermittelst möglichst weniger ChruiutoperaUofien (su
denen die Determination gehören wird) systematisch aufbauen. [Die
Begriffe dieser Operationen werden s^bst zum Teil den Urbegriffen
in gewissem Sinne suzueShlen sein].
Nachdem erkannt ist, wie viel der mensehliehe Geist dem Zeichen
verdankt, dürfen wir die Möglichkeit nicht ungenutzt lassen, da^ Zeichen
uocli weiter auszubilden. Es bietet sich die Aufgabe dar, durch an-
gemessene, adäquate Gestaltung des Zeicliens Zeichcu und Saclie durcli-
weg in gesetzmässiges Entsprechen zu bringen, oder (mit den Worten
Trendeleuburg's) die Gestaltung des Zeiclieas und den Inlialt des
Begriffs in unmittelbare Berührung zu bringen, indem wir statt des
in der Sprache gerade vorliaudenen Wortes solche Zeichen ersinnen,
welche dio im Hegrili unterschiedenen und /usamuiengelassteu Merk-
male unterscheidend und zusammenfassend darstellen.
Auf einr.elnen Gebieten bat die Wissenschaft aus eigenem Bedürfniss
schon AntiInge eintn- solchen Eegriiisschrift hervorgebracht. Das Vertahren,
durch welches mit unsem Ziffern die nach dem zehnteiligen Gesetz lort-
schreitendo Zahlen bildang ausgedrückt wird (^vergL ist ein hervur-
ragendes Beispiel dasa, an welchem es sich (in der Arithmetik und höheren
Beehnabg) dMtlich zeigt» wie mit dem zutreffenden Zeichen die Herrschait
über die Sache, die Einsicht und Kunst des Menschen in unübersehbarer
Wirkung annimmt. Mit dem „notwendigen", d. h. gemäss der Forderung
höchster Angemessenheit als solches tiich aufdrSng:endcn Zeichen muss sich
«lie Erkenntniss der bezeichneten Gebiete notwendig weiter und weiter er-
«hliessen.
Eine soicli^' Bezeichnung wird, wenn sie auf das (janze hVld der
Gegenstände des Denkens ausgedehnt zu werden vermag, im Gegensatz
gegen das dem Inhalte der Vorstellungen mehr oder weniger gleich-
gültige Zeielien des Wortes, eine clmralderisikdic l^prachc der Begrille.
>.Bmijl,s^hn[V^y und im Gegensatz gegen die besonderen Sprachen der
\ ülker eine aUfßenicine Sprache der J^aclie ( Pnsnjr<iphie) sein (ibid.).
Hiermit sind wir angelaugt bei dem Gedanken einer philosophisch
irissenschaftlicheu UniversctUpracJie,
Derselbe war zuerst von Des Cartes erfasst« dann von Leibniz
vertieft; doch blieben die beiderseits geraachten Vorschläge mehr Umriss
iiDfl Vf^rsprechen, als Änsführuug und T.f^^'jtung. Ich folge mit den liiernnf
b«zUgli(;hen P.omerknngen wieder Trondeienlnirg (1. c). artosi us (Episto-
lae 1,111 in der Amsterdamer Ausgabe von 1062, p. 363 sqq.) verlangt,
dau eine filmliche Ordnung unter den Ideen, welche mdgUch sind, her-
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94
EinlMtimg.
gfistellt werde, wie es eine natürliche Ordnung unter den Zahlen gibt.
Und wie jemand in einem Tage lernen kann, in einer unbekannten Spi-ache
alle Zahlen in's unendliche zu benennen und m schreiben, obwol sie mit
unzähligen verschiedenen Wörtern bezeichnet werden, so könne ähnliches
mit den ttbrigen xam Ausdnick der meiucblichen Gedanken notwoidigen
Wörtern geschehen. Die Erfindung einer solchen Sprache hSnge von der
wahren Pliilosophie ab'"); denn ohne diese, «ei ee nnmöglich, alle Ideen
der Men-clieii ;iufzu/.ülil»'n (tder zu ordnen nnd so zti nnter^cheiden, dass
sie deutlicli unii einfach wären. Erbt wenn man deutlich entwickelt hätte,
welcheä die einfachen Vuratülluagcu, und aus welchen Elementen die Ge-
danken zosammenge:setzt bind, und wenn dies in der Welt anerkannt worden:
80 lasse sieb eine allgemeine Sprache hoffen, welche leicht za lernon, aus»
snsprechen und su säireihen wäre und welche Überdies, was die Haupt-
sache, unsre Urteilskraft fördern wttrde, indem sie alles so deutlich und
unterschieden darstellte, dass eine Tiinschnng unmöglich würde, während
umgekehrt unsre Wörter nui verworrene Dciloutungen haben, an welche
sich der inuuscbliche Geilst sü lange Zeit gewilhnt hat, dass er fast -nichts
vollkommen einsehe. Carteeius setzt hinzu, Uuss er eine solche Sprache
und die Wissenschaft*'), von welcher sie abhSngt, fttr maglich halte; mit
ihrer Httlfe werde dann ein Bauer Uber die Wahrheit der Dinge besser
urteilen, als jetst ein Philosoph. Ab«r man solle nicht hoffen, sie je zu
erleben, denn das setze grosse Yeränilornngcn vomus und es sei dazu not-
wendig, das'^ sich die Welt ins Paradies verwandle.
Leibui/ indessen hatte kühneren Mut, obwol er die vorangegangenen
Versuche*) und ihr Vergebliches kennt.
Des Leistern (nicht von ihm herausgegebenen) Aufsätze über die Pasi-
graphie sind betitelt: historia et commendatio lingnae characteristicae uni-
versalis quac simul sit ars inveniendi et judicandi, desgl. dialogus de con-
nexiono inter res et verba et veiitutis realitate (1677).
Schon die Namen, welche Lcibniz dem Unternehmen ^nbt. kllndigcn
seüic Bedeutung an. Üald nennt er es Ungua diaracicrislica universalis
*) Man si(!ht hier schon den grossen Unterechied, welcher besteht zwischen
dem logisclicn Ideal der „Pasigraphic" und dem lingniEtiscben einer „Welteprache",
wie es heutzutage die Volapfiki-ttcn anstreben. Gleichwie dir* Letzteren es thun,
80 bezweckten auch <lie erwiihnten voranpf'irftTif:j( ueu Versuche blös, eine Ver-
slandiguug erzielen zwischen Solchen, die in der Sprache einander fremd sind.
Durch die allerdings nicht gering anmichlagende Beseitigung aller Unregelmässig-
keiten vereinfachen de swar erheblich die Grammatik, fibemehmen aber ohne
weiteres fast alle sonstigen logischen Unvollkommenheiteu omrcr faktischen Knltnr-
sprachen, schliessen an diese sich als an ( twas schlechtbin Gegebenes an.
Solcher vorgiingigen Versuche führt schon Q'rendelenbu rg uns <ine zi(ni-
liche Anzahl (beiläufig fflnfe, von Kirclier, Becher, Dalgarn, Wilkins und
T rede) an. Das ohne Jahreszahl, Diu« kort i.nd Namen de>< Verfassers unter dem
Titel: „Vorschlüge einer notwendigen 6pruchlehre ' um idil erschienene Werk
von Ludwig BenediktTrede, welches den Grondgedaaken des Volapdk schon
vollständig (indesB wol weniger einfach) in seiner Art verwirklicht, konnte ich
von der Kdniglichun Bibliothek so Berlin entleiheiu Einer noch umfasseodeten
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Eiuleitong. ' 95
oder du A^aiiaUel der mensddickm Gedanken, bald biogegen caJeulus pMo-
iephkns oder calcidus rtUioanalor. [In jenem Briefe vom Jahre 1714 nennt
er es ^specimse generale — ein Name, welcher aii die Vcrwanrltschaft mit
di-r geometrisLhcn Analysis erinnert, da diese, seit Vieta Buchstaben als
aii^jtMtiue Zeichen von Grösi«en in sie einftlhrte, analysis speciosa hiess.]
Die^ Natuen zeigten schon das Ziel, dos Loibuiz vor 4ugen hatte: es
wsr cme aciiquate nnd allgemeine Bezeichnung des Wesens der Begriffe
durch eine solcbe Zergliederung in ihre Elemente, dass dadurch eine Be-
bandlnng derselben doich Rechnung möglich werden sollte; sein Unter-
nehmen, sagt Leibniz, müsse xiutaiide kommen characteribua ei cakulo als
eine comh'maforia charada lsfica.
Von den Prinzipien her hoiYt er Befestigung der Krkcnntniss, Ver-
hütung des Widerapruchü, Aub^chluss des Streites (man werde, wo solcher
droht, einfach sagen: Lasst uns friedlich die Sache berechnen 1). Leibnis
erwartet einen Einblich und eine Übersicht, durch welche mitten in der
sich ausdehnenden Masse der Erkenntniss dennoch die Wissenschafteo sich
sbkflnen, nnd ins1>esondere hofft er dnrcb die Einsicht in die r-infa lien
Elemente und deren VerbindnDü'sweiscn auch fortschreitende Erkeuutuiss
des Besonderen, FiiitdeckuntrtMi und ErlinduDLM'ii.
Die Verwirklichung des gedachten Ideals einer Wissenschaft liehen
Klassifikation und systematischen 13e/.eiehnun;j; alles Benennbaren uius8
al)er nach dem oben von uns Angeführten zur Voraussetzung haben:
die follendete Keimtniss der die Begrift'selomente zu verknüpfen be-
stimmten Gründoperationcn und die Bekanntschaft mit deren Gesetzen.
Diese Vorarbeit bat die Logik zu leisten, und solange sie — wie der-
malen — unvollendet ist, kdonen Versuche erwähnter Art von Erfolg
nicht gekrönt sein.
Vorher schon Kat^orieentafeln auf/ustellen scheint mir kaum ver<
flienstlicher, als der Hinweis auf einen Haufen Steine als auf füe Bausteine
I« einem wundervollen Baue, dessen Plan jeiloch noch nieniaud gesehen
hat, und bei welchem auch das Bindemittel, der Kitt zum Zusammenhalten
4er Steine, vergossen ist.
Jene die Begriffe verknüpfcuden Üperutioucu werden wir hier in
der That erst zu studiren haben.
Und ihre Gesetze werden wir in bestimmten Grenzen voUstüudig
erforschen, aber allerdings zunächst nur für die elementarsten Vcr-
B«he derartij,'er Versuche gedeuiit Herr Guntram Schulthcias in einem Aut-
Mtae fiber „Künstliche und natSrliehe WeltsiMrachen*^ in Weatermann's Monata-
UlsB Tom Sept. 188e, p. m . . 807.
Dea Batmandus LnIliuH ,.Samn)ulac logicule»" war liicrbei nicht Ei^
w'thnnng zu thuu. — Daas Herrn F rege 's „Begrifl-schrifl"' dieHen ihren Namen
nuihi verdient, sondern etwa a!^ eine in der That lojjisrhe (urnn auch nicht
r*rckniä9Bijrste) Urteilggcbrift zu bezeichnen wi'ure, glaube ich in meiner Rezension*
daitgeliiau /u haben.
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96
Einleitnag.
riclitmigen des Denkens, wie sie als solche sich darbieten. Dieser
erste Teil der Logik ist der Klassetduükul — von Peirce als die
Logik der Dinge hingestellt, welchen ffibsoltU^'' Namen aukommen
(▼ergl. fc).
An die schwankenden Gebriioche der Wortsprache werden wir
dabei den Maasstab eines Tollkommen konsequenten BeseichnnngS'
Systems anlegen. Mit letzterem werden wir dann auch im stände sein,
die Verknüpfungen nnd Beziehungen, die zwischen UrteUm möglich
sind, ersch5pfend wiederzugeben, sodass als ein zweiter Teil der Logik
der Äussagenhailkul erscheint, der sich zu einem hohen Grade von
Vollendung bereits entwickelt zeigt.
Erst mit dem TSlligen Ausbau eines dritten (und schwierigsten)
Teiles könnte aber die Disziplin der Logik den Anspruch erheben die
obenerwShnte Vorarbeit für die dereinstige wahre Philosophie geleistet
zu haben. Das wäre die Logik "der unter „relatirem*' Namen zu be-
greifenden Gedankendinge: die Logik der Btgiehnngcn überhaupt nnd
ihrer verschiedenen Kategoiieen. Diesen Teil unsrer Disziplin müs^n
wir dermalen grossenteils noch unfertig lassen.
/Sy) Wir haben von zr,) ab versucht, den Begriff des „Begriffes"
zu entwickeln.
In einer so fondamentalen Frage, über welche die Philosophen
schon seit Jahrtausenden geschrieben und wo deren Lehrmeinungen
so himmelweit auseinandergehen, seheint nun aber docb ein kritischer
KQckblick noch angezeigt zu sein.
W ir gingen bei uüsrer Betrachtung von dem für den Begriü' (als
Einzelding oder aber allgemeinen Begriff) bereits vorhanden gedachten
2iamcn (Eigennamen resp. Gemeiunauien) aus.
Die Annahme, dass der fragliche Begriü einen Namen habcj kann
nicht wol als eine Beschränkung für die Allgemeinheit unsrer Be-
trachtungen angesehen werden, wofern nur nicht etwa gefordert wird,
dass der Name von Anfang bereits unter den einworterigen ßgurire.
Denn was auch Gegenstand des Denkens werden mag, es lässt sich
doch mit Worten angeben, hrpohreiben. Und diese Beschreibung stellt
uns einen (eventuell eben yieiwörterigen) Namen für das Beschriebene
vor. Sü oft wir übrigens einen neuen Begriff gewinnen, empfinden
wir alsbald das Bedürluiss nach einem angemes.senen (auch angemessen
kurzen) Namen für denselben, und diesem BedOrfniss konnte notigen*
falls selbst durch einen einworterigen Namen — mittelst EinfQhrung
einte solchen — immer genügt werden.
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fSinleitung.
97
Es sollte jedenfalls mit rniBrer Erörterung nicht behauptet sein,
das8 die Bildung des Worts dem Begriffe notwendig oder thatsaehlich
wnmgehe.
Wenigstens die Aneignung des Wortes vonseiten des jugendlichen
Menscben bei der Erlemnug seiner Muttei-spraobe mag in der That nicht
sehen <lerienif»en des zugeordneten BegrllTes voranfgehen. Auch verm5chto
liif Wissenschaft wol Beibi^ifle anf/uweisen, wo die Koinlniuitinn von
Worten — z. B. in der Form als „Nicht-a", nachdem ein Begnti von a
bernte Torgeleg^i — den ersten Anstoss sxa Bildung eines Begriffes gab.
Jedoch lassen auch Belege sich erbringen fttr F&lle, wo die umgekehrte
Sneeession erkenuLar ist. Auf p. 177 seiner Schrift^ erinnert J. Keller
lu das von Steinthal erwähnte Kind, das jedesmal, wenn es einen Fremden
mit f^apa anredete, den Ko\)f dazu schüttelte. „Es befand sich auf dem
Stadium seiner Ijegrirt'.-euiwickelung, wo der allgenirMiiP JiegrilV Mann, den
es mit dem Worte Papa verband, sich zu spalten auting in Mann im all-
ffmemm und in den Begiiff, dein Kinder spftteihin mit Fispa verbinden.**
Wie in diesem Falle, so ditrfte auch bei dem Znwaehs an Begriffen, den
die Wissenschaften liefern, die geistige Erfassung des Begriffes der wort-
bildenden Namengebung zumeist vorangehen.
Die ganze Frage iriögen wir indess der Psychologie, Sprachwissenschaft
und Pädagogik Überlassen.
Worauf wir hier sicher fassen zu dürfen glaubten, ist nur: dass
die Begrüi'cibildung mit der Namengebung, der Schöpfung und Fort-
eotwickelung der Sprache, notwendig haudinhand geht
y^) Schwerlich dürfte unsre Darlegung beanstandet, sie mSchte
wol als zutreffend zugestanden werden in Bezug auf die sogenannten
„empirischen" Begriffe.
Begriffe, die ihren L rsj>niiJ!j^ der Wahrnehmung, Erfahrung ver-
ilaiiken. eut.stehu ^widfellus uut die iin<^i-gebene \Veise. l'iul zwar
brauciit die \\ ahrnehuiimg nicht i^urude eine sog. „äussere'' zu sein,
u.c aal dem Sinneseindruck berulit.*) Auch durch „innere" Wahr-
nehmung und Krlaiiruug gewinnen wir Begriffe in ganz analoger
Weise. »So mögen wir bei der l'arbu und dem Ton auf da« gemein-
same Merkmal des ,,Siuiieaemdrucks" reÜektiren**), wir mögen von
den Phanta-iiegebildt-n , Absichten, Stimmungen und Gedanken das
Merkmai der ^^Uusinnlichkeit" abatrahireo.
* Vi rtrl. y) Kus.^iiote. Audi diese „äussere" W;ihrn"hmnn<r lüuft übrigeDä
»«*eotiich auf eine „inuere * hiuau«*, indem es mchi das AutfL- ist, dtM sieht,
Mudeni der Geist, das Ich, in deasen BewussUeiu di«^ äiuaeabotücbati aut-
gauMunen wixd.
**) Mit Absicht IlBlire ich dies Beispiel an, am aaf die Unfaaltbsrkeit und
Wfllkar hin/nweippn, welche in der attlichen £rklftniii|r ndisitaiater** Begriffe liegt.
BODtODSB, Alg»l>ra ömt Logik. 7
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98
Einleitung.
Eine andere Frage ist iudess, ob wirklich aUe Begriffe so, durch
ReäexioB auf die gememsamen Merkmale, in'a Dasein treten und treten
mflsseu.
Neben dem geschilderten Prozesse der unmittelbaren" ßegriffs-
bildung scheint mir in der Thai eine Möglichkeit auch ^^mittel-
barer*' konetruktiTer Bildung Ton Begriffen sngestanden werden zu
mfissen.
Der BegfTift" der „TTnni")i,'lidik« it" /. B. (den mtich Keller liervorbebt.)
ist sicher nicht t'iiiiiiris( Ii (Iuk Ii Kt'li( xidii auf die L,'emeinsameu Merkmale
von allem „UmiiüglicLtii" entistandeu, weil solcla.s überhaupt nicht (Jtgen-
stand einer Erfabrun^^ werden konnte. Allerdings lugt auch die:>er Be-
griff eine Mannigfialtigkeit von Yoratellongsverbindungen nnd Qedanken
ein, und grenzt sie gegen die Übrigen ab, denen wir au« logiBchen oder
(solchen und) physikalischen Gründen die „Möglichkeit'" /usprechen. ünd
wäre noch immerhin dfnkbnr. rlnss nufb hior dnreh Reflexion auf ein
genieinsaiiies Merkmal an cl)en jenen (.l«'(iankrn<liu_;t'n der Bej^rifl' cntatau-
den wiire, in Anbetracht, dass „Unmöglichkeit" ja in der That nicht von
Bingen der Aussenwelt, sondern nur von ein«' Kombination Ton Erkennt-
nisselementen in unserm Geiste prSdizirt werden kann.
Ob solches aber die wirkliche und notwendige lOntstehung des Be-
griffs der „Unmöglichkeit^' darstellt, scheint eine schwierige Frage zn sein.
Zuzugeben ist wol, dass wir in Gestalt der Verknüpf utiff'' (Kom-
bination) und „Trenmttiy" (Separation) und — als eine Modifikation
der letztem — insbesondre in Form der „Yemeinung^' (Negation), Ton
durch Abstraktion gewonnenen Vorstellungselementen oder Merkmalen
auch das Vermögen besitzen, Begriffe mittelbar au koustruiren, sodass
Refletion und Abstraktion nicht als die einzigen Quellen der Begriffs-
entwickelung hingestellt werden dürfen.
Auch die Begriffe des „Dings an sich'* nnd der „Wahrbeit'S der
„Vollkomraenheit*', des „Idcalu*^, der „Freiheit**, und andere, könnten Sbn-
lii b dem vorausgeschickten Beispiel verw^idet werden, solche Bemerkung
anzuregen.
Die angetührten lieispiele gentb^en wol , nm auf die Sehwierig-
keiten einer allgemeivm Theorie der iiegriffsbüdung und der Erklärung
seines Wesens hinzuweisen.
Ungeachtet der mehr tausendjährigen Arbeit sind über eine solche
die Philosophen auch noch nicht einig geworden.
Es befehden sieb dl< Sdiulen der „Xominalisten*', d»M* „Kcali.-,ten" und
der „Konzept ualisten" und wenn aueb ziemlich uüverkennbar geworden ist,
da.>-s jene erstem mit der Kiaseitigkeit ihrer Auffassung sich nicht ira
Kuchlti befinden, so können wir uns doch auch auf eine allgemein aner-
kannte Theorie noch nicht berufen.
Ebenso gehen die Ansichten noch weit auseinander Uber das Wesen
der tjiäJIgttMmm Vitr^iMung" (tepraesentatio generalis sive universalis) als
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EbleituQg.
99
Deqemgen, was danmtor Totgestellt wird, wenn der Name einer Klasse
föllt, z. B. wenn von „einem Baume" gesprochen wird — im Gegensatz zvl
der Eiuzelvorstellung frepraesentatio singularis, wie „d/c^tr Baum hier")
lind im etwaigen Gegeubatz zuoa lirgriff , Baum'*. Die Identität solcher
Allgemein Vorstellung mit dem zugehörigen Begriife wird teils behauptet,
teils bestritten.
Auf BOkhem onsieheni und Tielumstriiteneii Fundamente nun das
Gebande einer Wissenschaft errichten zu wollen , die, wie die Logik,
den Anspruch erhebt, nur absolut sichere, weil deiiknotwendige und
evidente Wahrluitcn aufzustellen, Hcheint mir kein wissenschaftliches
Verfahren. Die Logik von vornherein als eine solche des BeafriH's/>j-
haltcü 7.n rrrichteii möchte eher wol dem Versuche gleichen, das Dach
for dem Hause zu bauen.
Eino ..T.offih dfs Umfanf/rs'' iu erster Linie aiizustrebeii, dai'iu bestärkt
mich auch die L beileguiig: daäs (gerade wenigstens von dem Standpunkte,
dtn man^e Virft chter einer soleben ,4^8 InhaUeä'* einnehmen) viele Be-
griffe dem Ifduäie nach ^dberhixttpt e^irm, die gleichwol eines (be-
grifflich!) geharfumgrenxten ümfanges sich erfreuen.
So die meisten nrsprttnglich durch Negation gewonnenen Begriffe, wie
etwa ,,Ni> J-h}t' nsrh" — indem es, wie Lotzo witzig bemerkt, für den
meü^chlichtu Geist eine ewig unlösbare Aul"al)0 bleibt, von allem, was
nicht ein Mensch ist, also „von Dreieck, }\ ütmui und Schwefelsäure" die
gemeinsamen Merkmale sa abstrahiren und zum Begriff des „Nicht-men-
•ehen" cttsammenzofassen!
Dem ümCuige nach existiit aber dieser Begriff doch unzweifelhaft
(wenn man auch mit Lotze gegen die Zweokmüssigkeit imd den wissen*^
»cbaftlichen Wert seiner Aufstellung zu Felde 7.iehcn mag), ^^iotemal kein
ißflividuelles Objekt des Denkens bekannt ist, ül)er welches wir irgend im
Zweitel sein könnten, ob demselben das Prädikat, ein „Mensch'" zu sein,
n oder abzusprechen wäre — Yorausgesetzt nur, dass man sich über ge-
wisse Fragen des Doppelsinns, z. B. den Embryo, den Ldchnam beireffend,
genügt, nämlich den Begriff ^^Mensoh** selbst erst geh$rig prOzisirt hat.
ünd die Lotze'sche Argumentation^ pag. 58 würde mutatis mutan-
di« ebensogut auf „einandrr riirhf sclmr'uVnde Kunrfi" anwendbar sein, wo
seine sonstigen Einwendungen wegfielen. Auch hier würde es wol unmöglich
sein, ein „positives" gemeinsames Merkmal zu abstrahiren. Ein negatives"
aber, genauer: die Abwesenheit eines bestiiumteu (anerkannten) Merkmals,
will Lotse eben nieht als Merkmal gelten lassen. VeigL hiezu § 16.
Yon seinem Standpunkte aas, auf den ich mich soeben stellte, um
üm mit seinen eigenen Grttnden zu widerlegen, htttte also auch dieser letz-
te re Begriff keinen Inhalt und existirte doch unzweifelhaft seinem Umfange
nach, als Klasse; und als solcher w'fre er auch (schlechthin oder in ander-
weitig noch enger begrenzter Autfassung) für die Ueometrio ganz un>
entbehrlich.
Von einer Logik des liilialtes müssten (darnach also) ganz un-
entbehrliche LegriUe ausgeschlossen bleiben und hätte solche keinen
7»
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100 Eialeitang.
■
Anspruch darauf, mit ihren Gesetzen unser ganzes Denken 2u um-
fassen, oder die erforderliche Allgemeinheit zu hesitzen.
Übrigens steht es auch gar nicht so schlimm um die Einseitig-
keit eines Stadiums der blossen Begriffsumfänge (ohne Rflcksicht auf
den Inhalt der zugehörigen Begriffe) — aus dem Grunde, weil sich
zeigen wird, dass bestimmten VmiAugaverhiUiimsen der Begiiflfe (wo
solche vorhanden) allemal die „umgekehrten'' YerhSltnisse zwischen
ihren Inhalten parallel gehen, z. B. einer Überordnung hier eine Unter-
ordnung dort.
Es wird also das eine zwar unbehelligt vom andern dennoch
grosseuteils zugleicli mit ihm erledigt. Und die Frage: ob Logik des
Inlialts oder des Umfangs? müsste darnach sogar für irrelevant ur-
klilrt werden, liiitle sieh uichi jene durch die Anforderung, u. a. immer
nur heyii/jUch bestuiimte Subjektklassen zu bilden, ganz übermässig
einp^eschräukt gesehen, und wäre sie nicht in Reaktion gegen solche
Einengung notgedrungen allemal über ihre Grenzen hinaus getreten,
und — inkon.>5equent geworden! fKuiisequenterweise könnte z. B. die
Lo<jik des Inhalts partikulare Urteile überhaupt nielit bilden — ea
sei denn als identische oder „nichtssagende" Urteile — vergl. die Aua-
führungen am Schlüsse des § 44.]
Was eine „Klasse" ist, scheint auch viel leiehter zu begreiien, als
der Komplex der psychologischen Motive, welche zu ihrer Aufstelluug
Veranlassung bieten könnten. Stellte man letztere, d. i. eben den
half^ des zugeordneten Begritles (falls anerkannt werden mag, dass
es einen solchen gibt) in den Vordergrund der Betrachtung und be-
ganne, dergleichen Motiye selbst aufzuzahlen^ so vermöchte niemand
TOrab zu ersehen, nh nicht die Wissenschaft noch ganz andere Motive
zur KlasseubilduDg dereinst aufdrängen uinl als diejenigen sind, die
man heutzutage als einen regelrechten Begriff konstituirend gelten
lassen will. Wie schon unter v^) angedeutet und in Einstimmung mit
Dedekind* pag. 2, Fussnote können wir es nicht als berechtigt an-
erkennen» dass man der Freiheit der Begriffsbiidung irgend welche
Schranken Ton Tomhereiu auferlege.
Gerade indem sie die Klasse als eine möglicherweise auch ganz
willkflrlieh zusammengesetzte — um nicht zu sagen ^^zusammengewür-
feite" — in's Auge fasst, wird die Logik der Klassen, unter denen von
selbst auch die Umfönge aller Begriffe mit figuriren^ eine wesentlich
höhere Allgemeinheit erzielen als jede Logik, welche Ton Tomherein
nur von den Inhalten der Begriffe handeln will.
Das letzte Wort Qber die Frage dürfte der Etfolg zu sprechen
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Einlettang.
101
haben; und bier schein eu mir zunächst die jahrtausendlaDgen Be-
mflhaiigen, von der Betrachtung des BegtifbUnhaUes aus dk Logik in
ein geaond fortaehreitendes Wachsiam zu bringen, gescheiteri
Schlagender dHrffce dies kuum zu koiistatircn sein, als es von einem
der heftigsten Gegner der Umfangslogik selbst geschieht, nämlich von
FVantl. indem dieser in der Vorrede znni 1**" Bande seines Kiesen Werkes '
als den Hauptgewinn seiner einj^'eheinlen Studien über die Logik-Ery,eugnit«se
von mehrem der neuuieu und ueueateu Jaluhunderte mit drastischen Worten
den hinstellt, dara Andere all' den Wust nun vkkt mehr dorehznleaen
brauchen! Sollte da die Disxiplin nicht fortgesetst doch auf dem Rokwege
gewesen sein?
dj) Ich möchte biernSchst noch einem Vorurteile entgegentreten,
welches der Aufstellung einer ,,Logik des Umfanges*' entjnregensteht.
ist lie.soiulers in Deutsclilaud bei geistreichen Philusoifiieii
Mode u;ewürJuu — und ueuerding:* in verstürkteni Maasse*) — die
Veisiiiiilichung von Begritifsumfanpen durch die En 1er sehen Kreise
{verLrl. § 3) eine diine oder öde zu nennen^ überhaupt von der Be-
trachtung der ümfan^sverhaltnisse als von etwas Trockenem, Ijuuj-
ucdiijen oder Uiifruchlhaicn mit einer gewissen Geringsehätzung zu
sprechen, und vollends einen auf diese Betrachtuii«r t^cijcründeteu Kalkül
als eiueu toicn Formalismus oder leeren iSchematkunus ssu quaUüzireiiy
solchen von vornherein zu verdammen.
Die Frage, ob dem wirklich so ist, scheint mir von ganz kapi-
taler Bedeutung zu sein und es besonders im Interesse der dtutschen
Philosophie zu liegen, dass derselben aut den Grund gegangen werde.
Bei dem Versuehe, dies zn tbun, wende ieh mieli niclit an Diejenigeu,
die (vielleicht mehr oder minder bewn^^st) solche Ausseningen im Tfrunde
blos als einen Deckmantel, eine scheinbare Uechtfertiguug iilr ihre liei|uem-
liehkeit benatzen, zufolge deren sie die Mflhe eehenen, welche es nnrer-
meidlich kostet, in den Geist einer konsequent anfgebaateUf exakten Wissen»
sefaaft einzudrin •,'•'!] , die Herrschaft ttber einen Kalkül sich zu erringen.
Diese würden, weil ihnen die Überzangiing unwillkommen, auch schwerlich
m überzeugen sein.
Denjenij^en aber, di« unbeeinlluisst von solch' peröünlichtim Motive auf-
richtig meinen, dass die Sache sich also verhalte, möchte ich folgende Be-
tnebtnug nahe legen.
Bringen wir uns einmal zum Bewusstsein, was denn eigentlich
Ks würden sieb eine Menge Citate beibringen lasseu; i< h halte mich aber
durch da« „nouiina «unt odiosa" gerechtfertigt, wenn ich mOglichbt d.ivutt ab-
»tebe, solche Beispiele anzuführen, die vielleicht als eine persönliche Invektive
aofgefaaat werden konnten.
SelbetrentBadlich indess sind tu obigem aooh erfreelidie Anniahmen sn
konsla&eD.
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102
Binleitung.
Tor sich geht beim Zählen (der Einheiten einer Menge). — Wenn ich
z, B. die Herrn, die hier auf einer Bank vor mir sitzen, zähle, so
häde ich einen jeden derselben einfach mit einem Stricke i\) ab. Da*
mit das entstandene Bild sagen wir 11111 — nicht aU eilftausend-
einhnndeiteilf gelesen werd^ verbinde ich die Striche (Einer) mit dem
Zeichen plus. Ich erhalte so ein Schema:
1+1+1+ l+l
und ist es für die Zwecke uasier Betraclitung uebensachlieli, dass für
dasselbe auch ein einfacheres Zeichen: 5, uebst zugehurigeiu Namen
eingeführt ist.
Im Grunde ist es also eine äu.<.<rrsf rohe Art von Ahh'ddang, die
wir beim Zählen vorneliuien (die Abbildunt; der ICinliciten oder Indi-
viduen der Menge blos nach ihrer ,,Hautiirkeit*' oder „Anzahl*') —
eine Abbildung, die hinsii htlich ihres (iehaltes bei weitem niclit heran-
reicht an diejenige, welche d'-r Stift des Zeicliners, die Kainer;i des
Photogra]»hon , der Pinsel des Malers hervorzubrinj^en vermöchte, von
dem Meissel des Bildliauerf? zu pfeschweii^en. durch welche ja nicht
blos die Anzabl, sondern vielleicht die ganze äussere Erscheinun«^, ja
allerhand cliarakteristische Eigentümlichkeiten der Haltung und der
geietirje Ausdruck der Gesichiszuf^e der abi^ebildeten Persönlichki'iten
zur Darstellung kämen. Noch weniger kümmern wir uns bei unserm
Abbildungsverfahren um diejenigen Verhaltnisse, die den Menschen am
meisten vom Menschen zu interessiren pflegen. Ton den Anlagen,
Kenntnissen und Fertigkeiten, Ton dem ganzen Charakter der abge-
bildeten Personen — nidit zu reden von ihren VermogensvcrhlUt-
nissen (!), die ja von andrer Seite auch wiederum der Darstellung
durch Zahlen zu^^glich wären — wird einfach abstrahiri Von der
Abstammung und sozialen Stellungi yxm der Vorgeschichte eines Jeden,
seinen Aussichten für die Zukunft . . . von allem^ was das Wesen seiner
Persönlichkeit ausmacht, wird abgesehen; es wird^ sofern es auch be-
kannt sein sollte, beim Zählen gelöscht, ignorirt.
Welcher gemüt- und phantasievolle Denker machte sich angesichts
dessen nicht retancht ftthlen etwa zu sagen: ^Natürlich haben aach
die Zahlenverhaltnisse ihren Wert; aber wo man diesen bedürfen wird,
ist er nicht so schwierig zu ermitteln^ am sich seiner nicht nebenher
augenblicklich zu bemächtigen; emen Baxi^pigesUAtspiMikkt für die Be-
traäitmg der Dinge am ihren ZähknverkäUniasen mt mcuien haUe
ßr ebenso utrfrwMfor (irrig) als langweili^*)\
*) Vergleiche «inen analogen Anispracb Lotse*« in Besag auf die begriff-
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Eialeitusg.
103
LoMfftceilig, trocken, dfirr etc.? — Yielleiebt ja! — Mab kann es
tnch keate noek niemand Terwekren, die Arithmetik (als die Wissen-
schaft, die sich mit den Zahlenverhälttiissen beschäftigt) hmgweilig
zu finden. Es thun dies aber zumeist nur Solche, die entweder einen
recht schlechten Eiemeutaruiiieinciit geuorsseu oder sich überhaupt
nicht der Mühe unterzogen haben, dieselbe kennen zu lernen.
Vnfruchthar? — Nein! — Es dürfte doch heutzutage wol niemand
mehr es \v;i«;t'ii, die Analysis und Mathematik, die Lehre von Zalil
\ Hud Mdoss), die messende und rechnende i'hjäik, der Unfruchtbarkeit
zu zeilien.
Und ileiinoch bleibt die Thatsaclie der Rohheit unsres Abbilduuijs-
vertahreusi, welches bei jedem Zilhleu allemal betliäti^^t wird, bestehen;
dennoch ist die ungeheure Dürftigkeit, welche auch der Ermittelung
nwtriscJwr Beziehungen notwendig anhaftet, ganz unverkennbar, und
selbst die Geometrie, indem sie noch die „gestaltlichen Verhältnisse"
der Dinge in den Bereich ihrer Betrachtung zieht, ist doch unleugbar
einaeilag, sieht von den aUerinteressantesten Eigenschaften der räum-
erfüllenden Substanz armselig ab.
Wie sind dabei non die grossartigen Erfolge zu begreifen, die in
einer (die Unterbreekungcn eingerechnet) allerdings mekrtausendjahrigen
Geschichte gerade jene Wissenschaften tkatsachlich errungen haben
(and mit der Zeit nur immer reicklicker xa yenrirklicken sckeinen),
welcke sieh die Erforschung der Gesetse der Dinge nack Zahl und
Msass £ur Aufgabe stellten?
Die Antwort gibt das alte Gleickniss Ton dem Bflndel PfeilCi
welckes allen Versueken, dasselbe au zerbrechen , als Ganzes wider-
stand und Sick erst Demjenigen ergab, der dasselbe auflöste, die Pfeile
«ozeln zu knicken:
Die Schwierigkeiten, welche dem Fortsekritt der Erkenntniss ent^
gegensteken, sind meh nur einzeln zu flberkommen, und gerade in
ihrer Einseitigkeit, in der durch sie TerwirkÜchten Teüung der ÄrheU
liegt das Verdienst und die Kraft der erwShnten Disziplinen.
In ebendiesem Sinne dürfen wir auch die unsrer Logik der Um-
fangsverhältnisse zur Last gele«(te Einseitigkeit als einen Vorzwj der-
selben in Anspruch nehmen. Indem die ältere Logik solche Einseitig-
keit verschmähte, ist sie in deu JaLi lausenden verhältuisämässig stehen
geblieben, das Sprichwort illustrirend : qui trop cmbrasse, mal etreint.
Hchon T'mfangHverhältniaM, den wir in § 16 citiren. Daa Wort ,,aiifimobtbar^
fiilt aa andrer Stelle.
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104
Einleitiing.
Versuchen wir — es ist hohe Zeit — es jetzt ein mal crustlich mit
solcher JSioseitigkeit und gehen üher den Vorwurf der Dürftigkeit, die
ja allerdings in gewissem Sinne mit solcher natuniotwendig verknüpft
ist, sich ahcr durch inteusiTere Entwickeluug in ihrem eigenen Be-
reiche, durch grossen, ja un^'oalinten, Reichtum der Entfaltung in
andrer Hinsicht ausgleicht^ zur Tagesordnung Über.
Nicht übergehen dürfen wir jedoch diese Frage:
War es denn aber auch nodkry das« die ZahtenTerhältnisse der
Dinge gar y,nicht so schwierig zu ermitteln seien, um sich ihrer (im
Bedarfirfalle) nicht neb^her augenblicklich zu bemächtigen?" Sind nicht
vielmehr in der That Generationen scharfsinniger Forscher in uner-
müdlicher Arbeit fort und fort in Anspruch genommen, nur um dieser
ZablenTerhSltoisse sieh immer mehr zu bemächtigen?
Und was zeigt sich iiuii mich in Bezug auf die BegriffsumfUnge
beim Vordringen auf unserm „eiuseitigeii^* l'fude?
Es zoiirt sich, dass schon diese „dürftigen" Uoifangsverhiiltuisse
durchaus nicht so einfach zu übersehen sind, wie man anfangs sicli
einbilden mochte, femer dass selbst bedeutende Philosoplieu in Fehler
darin verfallen sind, und dass sich schwieri'^e IVoldeme zur Lösung
darbieten. Wer letzteres mit Aussicht auf Erfolg bestreiten wollte,
der müsäte wo! erst einmal die in diesem Buch als noch ungelöst
signalisirten Probleme lösen!
rianz ZutiefTendcs über die vorliegende Fraq^e sagt F. A Lange auf
p. seiner citirten Schrift*, wo er üelierweg's St(»lluiiL,'nivhmc gegen
die ^'cbematisircnde formale Logik geisbelt. Der sehr beachtenswerte
Passu» lautet:
,fWie nahe übrigens U eher weg in Folge seines ungemeinen Scharf-
sinns, seinem eigen«! erkenntnisstheoreUschra Vorurteil zum Trotz, an die
richtige Auffassung der logischen Technik streifte, zeigt eine zum § 84
(S. 234) gehörige Anmerkung, welche speziell gegeu die geringschMt/iü'o
Art gerichtet ist, in der Hoppe (Logik, Paderltorn 1868) von dem >Di ukt'Q
nach dem Schema* redet im Gegensatz zu tiiieni an^'eldichen Denken narh
dem Begriti. Hier sagt ü eher weg wörtlich: >Mit gleicliera Recht könnte
-man die matbematisch^mechanische Betrachtung als dnseitig und willkür-
lich schelten, wenn sie untersucht, was ans gewissen einfachen Voraus-
setzungen folgt und dabei von andern Datis absieht, von denen jene in der
Wirklichkeit nicht abgesondert vorzukommen pflegen, wenn sie s, B. die
Bahn und die Stelle des Falls eines irgendwie geworfenen Kihpers mir auf
Grund der Gravitation und der Beharrung liereelinet, ohne den Miteinflu.ss
des Luii Widerstandes zu erwägen, sodass anschemeud die konkrete An-
schauung das Besnltat genauer zu bestimmen und Uber die Rechnung zu
iriumphiren vermag; wollte ab«r die mathematische Mechanik jenes ab-
straktive Verfahren nicht ttben, so wttrde sie die Bewegung^esetee Ober-
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Einleitung.
105
hftopt niclit zu erkennen vermöf^cn und die Wissenschaft würde aufgt liol>eii
sein.c Es folgt die in der Thai scbla^'ende Anwendmiq" auf die Loijvk.
Wer in Ilbnlichor Weise das al'strakte Verfahren der Logik vi»n der Kca-
lität aus korrigiren will, »hebt durch dieses Verfahrou nicht eine falsche
Logik zugunsten einer bessern, sondern die Mfigltchkett einer methodiedh
fortechreitenden logischen Erlcenntniss der Benkgeaetie selbst auf.«**
Erst nfteh beendeter Untersuchung Uber das, was aus den üniran<^'s«
Verhältnissen der Begriffe schon allein folgt, wird die wissenschaftliche
Theorie des Denkens auch andere Momente mit in Betracht ziehen dürfen.
Wer freilich sich an ein i^erade vorlieLrendt S Beispiel hält und solches «ander-
weilige Wissen, den nicht auf Umfangsverhältnisse boiügUchen Gehalt des-
selben, mit hinznnimmtf kann wol ein volleres Resultat m besiiBen glauben
und auf den Logiker herabsehen, der sich mit dem dfirftigen Schema des
ÜmfangsrerhSltniBses plage. Allein Der wird auch stets am Beispiel
hangen bleiben und sich ohne die Reflexion auf diese VerhUltnisse, welche
• luiih das Abstrahireu von allem übrigen bedingt ist, niemals mr Er-
kenntuiss de? aUq^emeinen Deukge6et:&efi erheben (vergU Ueberweg 1. c
mutatis mutaodis).
So wild es auch Demjenigen, der ein Qemftlde nach den Hegeln der
Perspektive beurteilt, nicht su Teraigen sein, wenn er die Abstufungen der
Farbe&tÖne und die dem Bilde zugrunde liegende Idee des Kttnstlers dabei
ausser Acht lässt. Soll das Bild gut sein, so muss vor allem die „dürf-
tige" Zi tclmiing, die wieder Ubermalt wird, jenen Gesetzen genügen. (Vergl,
De Mr.r-au-' p. 83.)
Wenn gar aber Lotze 5?eine Loj^k mit dem Wunsche sehliesst,
dass die deutsche Pliilosopliie zu dem Versuche sieh immer wieder
erheben werde j,(leii Weltluiif zu vfrstchen und ihu nicht blos zu be-
rechnen", so ist zu sagen: könnten wir ihn nur erat herrchnenl dann
würden wir gewiss ihn auch „versteheu^', soweit überhaupt ein Yer-
ständnifis auf Erden erzielbar.
Cs) Den Begriffen wird ihre ßildungaweise vorgeschrieben durch
das „Urteil". Durch das Urteil wird ausnahmslos einem Subjekte ein
Prädikat bei|^elegt, zugeschrieben oder aber abgesprochen.
Für die komplizirteren Fälle, in welchen das Urteil sich aus Teilsätzen
lasammensetz^ die durch Koigunktionen verbunden sind, behalten wir uns
vor, dies in 'der Theorie erst genauer darzulegen; in solchen ist das Sab«
jekt selbst ein Urteil, eine Aussago. In den einfacheren FftUen treten su-
melst anderweitige Objekte des Denkens als Subjekt auf.
Dies Subjekt ist entweder ein Einzeldiog — und als solches ohne-
hin ein Begriff — oder es ist eineKla<^e von Einzeldingen, und auch
die.«e erscheint gewohnlich ausamuiengehalten und bestimmt durch das
Band eines ihre Individuen verknüpfenden Begriffes. Das Urteil
jafit dann, oder verneint, das Prädikat von allen buiiriduen dieser Klasse
und damit asugleich von ihrem Begriffe,
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106
Eiuleiinng.
Soferne das Urteil anerkaiuit, zur Überzeiii^uug eiliolu'u, adoptirt
wird — und dies zu werdcu ist der lot/.to, der Endzweck aller ['rteile,
welcher nur vorübergehend durch den luittelburt ii Zweck einer bloa
provisorischen Annahme des Urteils verdrängt zu werden vermag —
erfüllt es alsdann folgende Mission, Bestimmung.
Sofern es bejahte, begründet es hinfort, wird es zum Ausgangs-
punkt fflr - eine Gewöhnung des Geistes, die Merkmal gruppc des
Subjektbegrittes (und damit zugleich eines jeden seiner Individuen)
Stetsfort zu verknüpfen mit den Merkmalen des PrädikatbegriffeSi
die letztere geradezu in den Bubjcktbegritl' selbst aufzunehmen und
als einen integrirenden Bestandteil seines Inhaltes mit diesem su ver-
schmelxeD.
War solche mentale Gewöhnung schon ehe das Urteil fiel Yor-
handen, so erscheint dasselbe als überflüssig, oder es dient doch nur
daaU| gedachte Gewöhnung sam Bewusstsein za bringen , in diesem
wieder aufzufrisehem und su festigen.
Sofern das Urteil vemeuUe, beugt es jedenfistUs der genannten durch-
gangigen Terbilipfong vor.
Im übrigen l&sst der Sinn und die Trs^eite der sog. ^verneinenden**
Urteile verschiedene Auffassungen zu (als negativ prädizirende oder aber
negative), in Bezug auf welche ich mich in Gegensat/, zu Sigwart wenlp
stellen müssen. Die Kontroversen können nicht kurzerhand vorweg abge-
macht werden und ist in ihrem Betreflf auf die Theorie (7** Vorlesung) zu
verweisen. Es wird sich zeigen, dass, was wir — um den streitigen Fragen
hier noeh anssuweichen — nnnmehr im Hinblick auf die bejahenden Urteile
sagen werden, sich auch auf die „verneinenden** übertragen iSsst,
Das Prädikat ist selbst ein Begriff. Und dieser ist, wenn nicht
mit dem Subjektebegriffe ,,identi8eh''y so allemal ein ^^bdherer^ Begriff,
die PritdikatlElasse dann der Subjektklasse »^Übergeordnet'^ >
Psychologisch jedoch ist es nicht erforderlich das Prädikat Ober-
haupt als eine Klasse an denken.
Wenn ich s. B, sage (cf. Hill* pag. 113, 117) „Schnee ist weiss**,
so will ich dies von irgend welchem, von aUem Schnee gesagt haben, und
ist es richtig, dass aller Schnee enthalten ist in der Klasse der „weiss**
zu nennendt'ii Üincfo. That sachlich bniucho ich aber bei jener Ansssit^e an
sonst nichts Weisses zu denken und will ich in der That damit nur kund-
geben, dass in meiner Vorstellung vom Schnee das Merkmal der „Weisse"
ein Element bildet« dass er mir die Empfindung erregt, die (durch Ab-
straktion v(Hi irgend welchen weissen Dingen gewoonen) als die YorBtellnng
von „weiss** ein isolirtor und bleibender Besitz meines Geistes geworden
ist. Die analoge Betrachtung in Bezug auf den Satz: ,,Blut ist nidit
weiss (sondern rot)'* durchzuführen überlassen wir dem Leser.
Wir heben dies ausdrücklich hervor, nm uns gegen den Vorwurf
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Kiul«ituog.
107
EU ferwahren, als ob wir den Umsland fibersehen hfitten, wenn wir
spaterbin ans Grfinden wissensebaftlicher Zweckmässigkeit auf das
Verhältniss zwischen der Subjekt- nnd der 'PrSMk9,ikla$$e Torwiegend
reflektireuy die beiden Begriffe gleichwol nach ihren Umfangsbexiehnngen
ins .Auge ^sen.
Ans alledem wird zunächst ersichtlich sein, wie die Urteile be-
sweeken, auf die (definitive) Gestaltung der Begriffe hinzuarbeiten und
einzuwirken.
Ich will nunmehr noch den Gedankengang Herrn Charles
8. Peirce's darlegen, durch welchen er in der Einleitung zu seiner
grundlegenden Arbeit^ das Wesen der Urteile und auch der Schlüsse
von » iiier ueiieu Seite beleuchtet. Damit werden wir dann auch auf
die Fraj^e nach dem ^\ eseii der i'oUftrichtiyLcit dur letztem zurück-
kommen. Indem ich biusichtlich des Wortlautes auf pag. 15 sqq. der
Peirce'schen Srlirift verwoise, darf ich mich scirior Betrachtungsweise
in fiiirr Kciirodukiion ansililicbijeii und mir auch kntische Zwischeu-
uud Zusatzbemerkungeu gestatten.
i;,) Deukeo — sagt Peirce ungefähr — Denken als Gehimthät^
UU (.,cerebration'') ist ohne Zweifel den allgemeinen Gesetzen der
Nerveuthätigkeit (nerrous action) unterworfen.
Es erscheint darum gerechtfertigt, zunächst einmal die letztere im
allgemeinen zu betrachten.
Wenn eine Gruppe Ton Nerven gereizt (erregt, stimulirt) wird,
80 werden die Nerrenknoten (Ganglien), mit denen die Gruppe im
engsten Zusammenhange steht, — und schliesslich das Centraiorgan
des Geistes selbst — in einen Zustand der Thatigkeit Tcrsetzti wel-
cher seinerseits nicht selten Bewegungen des Körpers veranlasst*)
Wenn der Reiz (the Stimulation) fortdauert, Terbreitet sich die Er-
regung (Irritation) Yon Ganghon zu Ganglion, gewöhnlich dabei an-
wachsend. Bald auch beginnen die zuerst erregten (exdtirten) Nerven
Ermfldang zu zeigen, und so ist aus doppeltem Grunde die körperliche
Thatigkeit von einer wechselnden Art. Wenn die Reizung beseitigt
wird, hört anch meist die Erregung rasch auf.
Ans diesen Thatsachen geht hervor, dass wenn ein Nerv aflfizirt
wird — solange bis die Stimulation unangenehm wirkt — die Reflex-
thatigkeit, wenn sie nicht von vornherein von solcher Art ist, den
*) Man denke s. B. an das Hinblicken auf eine aaifallendc (Licht-jErschei-
muig im Oenchtriialde, aa das Bliaiehi, AmweichflD b« drahendem StoM, da«
SeUsgen nach de» lueht bei Mesquitottich und dergleichen.
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108
Einleitang.
Heiz zu beseitigen, ihreu Charakter wieder und wieder verändern wird,
bis der Heiz beseitigt ist, und durnach erst wird diese Thätigkeii
aufhörezL
Nun haben alle Lebensprozesse eine Tendenz und die Fähigkeit
durch Wiederholung (repetition) leichter zu werden — innerhalb ge^
wisser Grenzen wenigsteos, deren Überschreitung als Übermüdungi
Überanstrengung, beziehungsweise Altersabnahme und -schwache zu
bezeichnen wäre. Längs was immer für einem Pfiide eine nerrdse
Entladung (a nervous discharge) einmal gegangen ist, längs ebendieses
l'fades wird eine neue der TOiigen gleichartige Entladung um so
leichter und wahrscheinlicher wieder stattfinden. Es beruht anf dieser
allbekannten Tbatsache der Nutzen und Erfolg der Übung.
DemgemSss wenn eine Nervenerregung wiederholt 'wird, so sind
alle die Terscbiedenen Thatigkeiten, welche bei vorhergegangenen ähn-
lichen Veranlassungen stattgefunden haben, in der gOnstigeren Lage,
auch jetzt wieder stattzufinden, und zwar werden diejenigen am ehesten
wieder eintreten, welche am häufigsten stattgefunden haben bei jenen
vorausgegangenen Veranlassungen, Nun m5gen die verschiedenen
Handlungen, welche die Beizung nicht beseitigten, vorher manchmal
ausgeführt worden sein und manchmal nicht; aber diejenige That,
welche die Reizung beseitigt, muss am häufigsten ansgeflihrt worden
sein, weil die Einwirkung in der Regel fortgedauert haben wird bia
sie Tollzogeu wurde.*) Darum muss eine starke Gewöhnung daran,
der gegebenen Reizung auf diese besondre Weise zu begegnen, rasch
sieh ausbilde]!.
Eiuu so erworbene Gewohnheit käQu auch als eine Disposition, eine
Anlage zu ihrer Ebenfallserwerbang weiter vererbt werden — sagt Peiree
ungefthr; dies dttrfte jedoch als eine von der Physiologie noch nicht v5llig
entschiedene Frage zu br/t kirnen setn und wird bekanntlich solches von
einer Autorität wie die des Herrn Weismamn entschiedenst bestritten.
Zu unsern wichtigsten Gewohnheiten gehören diejcnigeo, kraft
tleren gewisse Klassen von Antrieben oder Reizungen uns zuerst in
eine blos gt islige, physiologisch betrachtet, blos cerebrale oder ilirn-
thätigkeit versetzen.
*^ Ks dürfte fraglich erscheinen, ob wirklich der an^jefOhrte Grund der au8-
»chlaggebeude ist, ob nicht vielmuhr das Ke^iduum, welches die Torangt^gangnen
ErlebDiase, in Gestalt der Erinnenmg an die (rfllier erfolgreieli gewesene TbäUg-
keit, im Geist und ««inem Organe binterlassen, dabei wesentlich mitwirkt (unter
der Konkurrei» einer Gewohnheit, als vergeblich Erkanntes nicht wieder an
versncben).
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Einleitung.
109
Der Anblick eines httVsehen Gegenstandes s. B. ntag den Wansdi er*
nagen, denselben zu be^itzeIl, welcher in dem Vorsatz gipfelt, bei nBobster
Gdegenhelt sich äeinesgleielLen zu kaufen.
Sehr oft aber ist es auch nicht eine äussere Emphndangy ein
Sinneseindruck (an oatward Sensation), welcher den Gedankengang in
FlosB bringt (which starts the train of thougbt), sondern die Reizung,
statt „peripheristh*' zu sein, ist „viseeral** (aus den Eitngeweiden, aus
dem Innern des Leibes stammend).
So wenigstens Peirce. Far diese für ihn cbarakteristische Ansdmcks*
weise scheint mir aber eine Modifikation wünschenswert zu sein. Gemein-
hin m<'clite man wol die etj^eTitlic]i oder im engeren Sinne ,, visceralen*'
Heize — wie Hunger, Geschlechtstrieb, Kopfweh — mittsamt den periphe-
rischen Sinneseindrücken als physische Antriebe gegenüberstellen den psy-
diisdtm^ von denen Peirce nunmehr reden will, im Hinblick wenigstens
uf die Himthfttigkeit, die so» begleitet.
Solche Antriebe zu Denkbandlungen oder wirklichen Tbaten, wie sie
als Hass, Liebe, Furcht etc. und namentlich, durch den Stand ansrer £in*
siebt bedingt, als Beweggründe iMotivf' mannigfachster Art, wie Eigeu-
nut?, St'll)v.tsi3cht, Pflichtgefühl, Gemeinsiun, in unserm Bewusstscin existiren,
zu deu ,,vii>ceralen'' (vielleicht Unterabteilung der grosshirnig-cerebraleu)
Heizungen zu rechnen, dürfte doch etwas gewagt erscheinen und überhaupt
mir angüugig sein, sofern man einseitig lediglich die Zustände oder Yor-
gliige in's Ange fiüst, welche im (als „wirklieh" supponirton) Nervensystem
den BewiisstseinsTOXgSngen — nach heutigem Staad der Physiologie —
parallel gehen. Hierauf allerdin;^':? hat Peirce von vornherein schon hin-
gewiesen durch die Beuievkiing, dass er das Denken (nur) „as cerebration"
betrachten wolle. Nnnmehr fUhrt er fort:
Tu solrheni Falle hat die Thätigkeit in der Hauptsache denselben
Charakter: eine innere Thätigkeit beseitigt die innere Kei/uui^. Eine
Tcir^'cstellte Konjunktur von Umständen veranlasst uns dazu, eine ge-
eignete Kichtschnur des Handelns (line of actiou) vorzustellen.
Man findet, dass solche Vorkommnisse, auch wenn keine äussere
Handlung eintritt, doch in hohem Maasse dazu beitragen, dass in uns
eine Neigung, Gewohnheit sich ausbilde, wirklich auf die vorgestellte
Weise zu handeln, wenn die vorgestellte Gelegenheit annähernd
eintritt
Eine cerebrale Gewöhnung (Gewohnheit? — i^cerebral habit") der
höchsten Art, welche fQr eine unabsehbare Reihe Ton Gelegenheiten
bestimmen wird, sowol, was wir in Gedanken, als was wir in Wirk-
üehkeit thnn, wird ein „Qlaiube^ genannt
Peirce sagt durchweg „belief**, nicht Ühcrsettgung , conviction, oder
Meinung, Ansicht, opinion, viow. We^ifen der S( liwierigkeit, die spezifisch
rehgiöae Nebenbedentnng („faith";, mit welcher (im Deutschen) das Wort
ijGkube" behaftet erscheint, nicht onnutig in den Vordergrund treten zu
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110
Einleitung.
lassen, wUrde ich das Wort „Überaeugung" vorziehen, wenn nicht dieses
seiner.-eits wieder eine zu enge Bedoiittinji hütte, indem es auf ein scheu
gauz iestsieiiendes, über jedes Zweiifln erhabeueo Glauben liinzuwei^ien
pflegt. i>aa Wort „ein Glaube" soll hier nur irgend etwass, was jemand
eben glaubt, beoeicljieiL
Bringen wir es uns eum Bewusstsem, dass wir eine spezielle
Gewohnang (specified habit) dieser Art haben, so vollziehai wir ein
„Urteil'^ (judgment).
Unter Umständen möchte ich vory.iebn zu fc;agen: . , . dass wir sie er-
werben, sie begrttndw oder fortan haben werden. Indessen hat Henm
Peirce's AusdrucksweiM bier den Yoraug, fSae alle Fftlle wenigstens xazn«
treffen, wenn sie dafttr auch nicht alles erschöpfen dürfte, was im Urteil
liegen kann.
Zum Beispiel: sflilit^ssen wir uns dem llrifil ati: ,,der Mais ist von
intelligenten Wesen bownhiit" (wie dies neuerdings ööhr wahrscheinlich
geworden ist), so konblatiren wir (fdr uns und Diejenigen, die wir etwa
durch den Hinweis auf die schnurgeraden KanJÜe von Sciaparelli's areo-
graphischer Karte ebendavon flberzengen oder Überreden) — eventnell be-
beginnen und festigen, gewinnen wir damit eine Gnrohnheif. die Oborfläche
jftnos (dio Eido an Alter wol weit tibertreffenden) Planetm lielobt /n
denken mit Wcscji, dit« auf die üiU'LrPstaUung di<;";pr OberlUkhc ja aut
die Konßguration des Festlandes dortseibst zwockbewusst und mit erfolg-
reicher Technik einwirkten. —
Bs tritt, wie mir scheint, aof diesem, dem intellektuellen Gebtete die
merkwflrdige Thafsache hervor, dass oft ein Augenblick schon gentigt (ein
Augenblick, nUmlich, des „Einleuchtens^), um die allerfestcsten und uner-
RchlHlorrudision fiowohnheiien sich an^^ueignen, Gewohnheiten, die nicht
selten mit üusserster Ziihi^'keil, für s jjanze Tieben fest<:ohalt('n wenii-n.
Die Krall, mit wtdclier eiue Überzeugung so als eine Deukgewuhnhuit
festgehalten wird, pflegt mehr oder minder vollkoiumeiu die reichliche Übung
tu ersetcen, die sonst — auf dem Gebiet der ftusseren körperlichen Thätig-
keiten wenigstens und auch bei Torwiegend mechanischem Auswen^glemen
— onerlllssludi scheint zur Erwerbung vmd Festigung einer Gewohnheit.
Die Tntonsit'it, diu.ser Kraft erscheint mitbedln.LTt dureli den Grad der Kvi-
dcnz; sie steif,'ert hieb nach Maassgabo, je deutlicher wir (einmal oder zu
immer wioderhulteu malen) das im Urteil Gedachte als ein durch objektive
Notwendigkeit zu denken (Jobotenes zu erkennen glauben. Bei den un-
mittelbar einleuchtenden, „analytischen** oder selbstverstBadliehen Wahr-
heiten ist die Tyrannei dieser Gewohnheit eine so grosse, dass msa Ton vorn-
herein gar nicht anders kann, als derselben huldigen. Der Begriff der
Gewohnheit erhiilt in sohdicni Falle einen volleren Inhalt als gewöluilieli,
ilen reichsten wol, der überhaiij>t ihm zukommen kann: sie artet in einon
Grenzfall aus und füllt geradezu zusammen mit einem absoluten Zwange
(der ,,Denknotwendigkeit^').
Eine Denkgewohnheit kann natürlich auch yerbSltnissmassig unwichtig
und kurzlebig sein. Wer z. B. urteilt: „ich bin hungrig^*, manifestirt damit
eine Gewohnheit, sich, sooft er an seinen gegenwSi*tigen Zustand mrttok-
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EiuleitoDg.
III
dank«!! mag, von HmigergejEtthl befallen sa denken — eine Gewohnheit
indees, die meistens wieder verloren gehen wird, sobald darnach Sftttigong
stattgefunden.
In den meisten Fällen iniVlile das, was Peirce hier als das Bowusst-
werden und den Anfang einer Denk^eirohnheit hinstellt, vielleicht treffender
als das Innewerden einer permanenten Ncigxmg (wo nicht subjektiven Not-
weudigkeit) des Denkens bezeichnet werden. Doch mögen wir — nach
dem Billigkeitsansprache „sit venia verbo** — das Wort „Gewohnheit**
inimerhui eom grano salis beibehalten.
d-J Eine Glaubensgewohnheit (belief-habit) kann iu ihrer Ent-
wickelnng damit beginnen, noch unentschieden, schwankend und schwach
zu sein; sie vermag jedoch unbeschränkt zu werden: schärfer aus-
geprägt^ starker und von weiterer Sphäre der Wirksamkeit — Peirce
läast sie anfangs unbestimmt, mit Besonderheiten behaftet und dürftig
(vague, special and meagre) sein, hernach präziser , allgemeiner und
vollständiger (more füll) werden.
Der Vorgang dieser Entwickelnng, soivcit er im Betvu9^$ein (in
Imagination) stattfindet, heisst Denken (thought).
Urteile werden gebildet, und unter dem Einfluss einer Glaubens*
gewobnbeit ensengen sie oft ein neues Urteil, welches als ein Zuwachs
SU dem Glauben eneheinl Ein solcher Vorgang wird SMessm (an
inference) genannt.
Das oder die vorangegangenen Urteile faeissen die Voraussetsungen
oder Rrämisaen, das nachfolgende Urteil der Schlnss, die KonMutsion,
Die Gewohnheit des Denkens, welcbe den Übergang von den
ersten su der loteten vermittelte und bestimmte, wenn als Sats formn-
lirt cum Bewusstsein gebracht, heisst das „leitende Prinsip'* (the lea-
ding priuciple) des Skhliessena. (Beispiele weiter unten.)
Wahrend aber dieser Prozess des Schliessens oder die spontane
Entwicketung von Überzeugungen (des ,,Glaoben0^ fast bestand ig in
uns vorgeht, erzeugen auch neue ]*< ripherische Beisongen immerfort
neue Glaubensgewolinheiien.
Für unsre Kulturepociic glaube ich als einen höchst wesentlichen Teil
dieser neuen Anregungen die durch Beispiel, Unterricht, Wort, Schrift^
Dnick und Bild bewirkte Uittdlnng resp. Übertragung der Ansichten und
Überseugnngen andrer Menschen, von Saohverstilndigen, Faehgenossen ete»
dodi ganz besonders hervorheben su soUra.
So wird der Glaube (das Glauben) sum Teil durch frQhere Ober-
lengungen bestimmt, zum Teil durob neue Wahrnehmungen.
Herrscht nun aber eine Gesetzmässigkeit in allen diesen Wand-
lungeu?
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112
Kmleitung.
Die Fonchung besteht darauf (maintaiiiB), dass dies der Fall ist,
nSmlich dass sie alle lunstenern auf ein EnäM (geriehtet, angepasst
sind, are . . adapted to an end), nämlich das: den Glaabeo mit der
Zeit gewissen vorbestimmten Erkenntnissen entgegenzufahren (that of
carrying belief, in the long ran, toward certain predestinate conclu-
sions), welche die n&mlichen sind fOr alle Menschen und welche bleiben.
Dies ist der ^ßloM* (the faith) des Forschers.
Auf dieser stillschweigend angenommenen Thatsacfae beruhen aUe
Maximen des Oberlegeus (mazims of reasoning) und auf Grund der-
selben wird das, was zuletzt geglaubt werden muss, unabhängig sein
von dem, was bisher geglaubt worden ist) und wird den Charakter der
Wahrheit (reality) haben.
Kommt diese Wahrlicit ancb für den Kin/olnen vielfach noch nicht
zum Durcbbiucu, bo wird aie doch (mehr und mehr auf jedem Gebietej
einst ihre Herrschaft oitfalten fttr das Geschlecht. Der Glaube an ihre
Erkeunbarkeit, an ihren endlieben und definttiTen (endgflltigen) Sieg oder
Triumph, liegt ganz gewiss der Forschung zugrunde und au der Verwirk»
liohnng dieses Ideals mitzuarbeiten schwebt jedem Forsüuher vor.
Diesen (ilaubeu nimmt nun Peirce auch für den liOffikcr in Anspruch
(dem Wortlaute nach sogar nur für diesen) und sagt:
Wenn darum eine gegebene Gewohnheit des Poigerns (a given
habii, cousidered as determiuiug au infereuce) von solcher Art ist,
dass sie auf das gemeinsame Endziel hinwirkt (is of such a sort, as
to iend toward the final result), so ist sie korrekt und audernfalles
nicht So serfallen die Schlussfolgerungeu (inferences become divisible)
in yüUige (the valid) und in ungäUiffe (the iuTalid), und daraus schöpft
die Logik ihre fixistenaberechtigung.
Mau siehtf dass hier Peirce dem Ergebnisse der Erkenntaisstheorie
Bososagen teleologisch vorgreift
Da nun diese Auffassnni? der Folgericlitigkeit die Ergrinzung, dereu
sie bedürftig erseht int, durch Sigwart berriff; ijefunden liat — vorgl.
unter A der Einleitung die Absätze (i) und ^ . . . t) — so glauben wir der
Auseinandersetsung nach dieser Kichtnng niehts mehr hinsnfttgen zu sollen.
Das Eigentümliche und Verdienstliche an dieser den Kern der
Sache jedenfalls nalie streifenden Auseinandersetzung von Peirce
scheint mir zu sein: die nachdrückliche Uorvorhebung des Moments
der Gewohnheit in Bezug auf das Urteilen (mit Überzeugung, das
Glauben) sowol, wie auf das Folgern oder Schliessen.
Ein spezielles^ indiTiduelles Handeln kann niemals selbst als eine
Gewohnheit bezeichnet werden; es kanui als ein emmaliges^ höchstena
zum Ausgangspunkt itlr eine solche werden oder ein Ausfluss einer
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Eiuieituug.
118
aolehen sein. Gewolmhelt (und Neigung, Diaposition) ist etwas Gemein-
sames, ttbereinstimmend Wirkendes in einer ganzen Klasse von Hand-
langen (die, sofern sie aaeh bei versdiieclenen handelnden Personen
Terglichen werden, sogar unbegrenzt, eine offene Klasse sein mag mid
in Bezug auf den Einzelnen die gleiehe Bezeicbnong nnr insofern
nicht verdienen wird, als das Leben desselben eine unbegrenzte Menge
TOD Handlungen ftberhaupt nicht in sich fassen kann); die Gewöhn-
heit ist immer von einem mehr oder weniger ailgemeinm Charakter.
Eine Gewoiiuheit veranlasst uns, unter ähnlicheu Umstüiuien auch
iiuiuer ühiilich zu handeln, d. h unter tlrastunden, die einander in
("inpr bestimmten Hinsieht f/lciclui/, >^tets Handlungen zu vollziehen, die
«ieltTum in bestimmter (vielleicht in einer gauÄ andern) Hinsieht
'iiiander gleichen. I)ie zeitliche Succcssion der übereinstimmenden
Merkmaie jener Ihii^tfinde und dieser Handhinrrcn, wenn aus einem
physiolo<^ischen tirumle erfnlrrend (imd zuf^leich vielleicht durch ein
p'^ychologisches Motiv verursacht), macht das Wesen der Gewohn-
heit aus.
In den Terschiedenen Fullen, in denen ,,dieselbe" Gewohnheit wirk-
sam ist, werden darnach die „spezifischen Differenzen'^ zwischen d^
Gruppen jener Umstände sowol als auch zwischen diesen Handlung«!
nebensächlich, ohne Belang sein»
Gelingt es, die übereinstimmenden Merkmale (eyentuell auch nur
„wesentliche'' Ton diesen Merkmalen) jener Umstände und dieser Hand-
langen in Zeichen darzustellen, bei denen jene spezifischen Diftermzen
soansgedrfickt bleiben, offen gelassen werden — m. a. W. Term&gen
wir nur den „Begriff** der Umstinde, unter welchen gedachte Gewohn-
beit wirkt, nnd den „Begriff" der Handlungen, die sie dann herror-
loft, darzustellen, so werden wir ein Schema für die Gewohnheit er-
kalten: $fH^ Umstände (von den Merkmalen) Ä eininten f ^mn wir B
(▼oUziehen eine Handlung yon den Merkmalen B).
Jede Gewohnheit muss so ein allgemeines Sehema haben.
Als Umstände haben wir jetzt hauptsächlich Zustande des Bewusst-
seins und zwar besonders Meinungen, als Handlungen ebenso vorzugs-
weise Denkhan dlon^en, d/e Itildmirf neuer Meinungen lui Auge.
Es wurde erkannt, dass solche Meinungen wesentlich selbst schon
Gewohnheiten im Denken sind oder zu solchen werden.
j%) Aus solchen, den ,^rämisseii" p kann sich eine neue Denk-
gewohnheit nnd Meinung entwickeln: die „Konklusion'' e. (Vergleiche
wieder Peirce L c)
ScnSDiB, Ale«bfl» der Logtk. 8
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114
fitnleitnog.
„Ks gilt jp, ergo gilt auch c^', oder abgekürzt:
ist daram das Schema jeder Folgerung.
Die KoiijuiiktioD „crj^o, lolglicb, also (therefore)" ist das Zeichen
des Schliesseiis (sign of illation).
Der Übergang von der Prümisse (oder dem .System der Priimis.sen,
set of premisea) p m der Konklusion c tiudet beim Öchliesseti statt
gemäss einer in uns wirksamen Denkgewohnheit oder Regel.
Obwol diese das Folgoro beheirschende oder „leitende'^ Gewohn-
heit gew5hulich nicht vom Bewusstsein objektiYirt wird (is not present
to the mind), sind wir uns doch hewasst, nach einem allgemeinen
Prinüp (on ,,8ome" general principle) sa sehlieasen.
Alle Schlussfolgerangen, welche ebendieae Denkgewohnheit be-
stimmen würde sobald nur die geeigneten (d. i. die unter den ersten
Teil ihres Schemas fallenden) Prämissen zugelassen wären (when once
the proper premises were admitted), bilden eine Klasse. Und die
Deukgewohnheit ist yom Standpunkt der Logik eine giUe su nennen,
wenn sie niemals (oder im Falle eines Schlusses nach der Wahr-
scheinlichkeit, in case of probable inference, selten) von einer wahren
Prämisse su einer falschen Konklusion führen wOrde; andemfalles ist
sie vemoerflu^ (logically bad). M. a. W. Jeder denkbare Fall der
Wirksamkeit einer guten Gewohnheit des Schliessens wflrde entweder
ein solcher sein, in welchem die Prämisse falsch, oder ein solcher, in
wekliem die Kuiiklusion wahr ist. Wogegen, wenn eine solche Ge-
wohnlieit schleclit ist, Fälle dcakbar sein würden, in welchen die
Prämisse walir ist, während die Konklusion talsch bleibt.
Wir sahen, dass eine jede (J(>wohnheik ein allgemeines Schema
haben muss. L)i(\s ijilt mithin auch von einer Denkgewohnheit, weh he
beim Folgern wirksam isst, das Ziehen von Schlüsseu beherrscht: die-
selbe wird sieli allemal durch einen Satz darstellen laiSsen. dass ein
Urteil (propo it 1 Iii) (' von einer gewissen allgemeinen Form, welches
in einer hesliminten He/.iehiing steht zu einem Urteil (oder emer
Grujipo von l rteihn i 1* von ebenfalls allgemeinem oder schematischem
Ausdruck, wahr sein muss, sobald dieses letztere wahr ist.
Ein solcher 8atz ist dann das Jdtcndc Prineij^^ der Klasse von
Schlussfolgerangen, deren Gültigkeit (validity) es in sich schliesst
(implies).
Wird der Schluss erstmalig gesogen, so pflegt (wie schon an-
gedentet) das leitende Prinzip, solchergestalt formulirt, dem Geiste
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Einleitang.
115
nicht gegenwärtig zu sein. Aber die Gewohnheit, deren Schema es
darstellt, ist in einer solchen Weise wicksam, dass bei Vergegen-
wärtigung (upon contemplating) der angenommenen (believed) Prä-
missen durch eine Art Intuition ( WahrueJunuDg, perceptiou) Mich die
Konklusion für wahr erachtet wird.
Mit didsen Worten ^hy a sort of perception** beruft sich auch Peirce
auf das von Sij^wart mit Recht stärker hervorgehobene, ja in den Vorder-
grund ge» teilte Bewusstfioin der objektiTen Denkaotwendigkeit oder QefiUü
der £viüeu?..
Wenn hernach die Schlussfolgerung einer logischen Kritik unter-
worfen wird, so vollziehen wir eine neue Schlussfolgerung, deren eine
Prämisse jenes leitende Prinzip der vorigen ist (gemäss welcher Ur-
teile, die in bestimmter Beziehung zu einander stehen, geeignet er-
scheinen, Prrimisse und Konklusion eines gültigen Schlusses zu 8ein}|
während die andere Prämisse eine Thatsache der Wahrnehmung (ob-
serration) ist^ nämlich der i3eobachtung, dass die genannte (gegebene)
Beziehung wirklich besteht zwischen der Prämisse und der Konklusion
der in Frage (under criticism) stehenden Schlussfolgeruiig, dass m. a. W.
das Schema jenes leitenden Prinzips im Torliegeuden B'alle zatrifit,
und woraus dann gesehiossen wird, dass diese Folgerung berechtigt,
gOltig war.
Ein Beispiel, an das wir noch weitere Unterscheidungen anknüpfeOi
mag dies Terdeutliehen. Wir w&hlen hier das folgende (obzwar sehr
abgedroschene, weil fast in allen Schriften über Logik einmal erwähnte):
Das rechts dem Schlüsse beigefügte „Schema" desselben zeigt,
dass ihm (so wie er zunächst sich darstellt) logiaclie GiUti<jkeit nicht
zukommen kann. Es kann nicht eine (gute) Denkgewohnhcit uaa vuu
einer Prämisse der Form „a icit ein b ' hmüberlciteu zu einer Kou-
Dass vielmehr eine äolche Gcwulmhcit . falls sie überhaupt bestfhide,
eine «»chlechte sein mtLäste, wäre leicht boliebij^en Beispielen darzulhun:
iodem wir dem a dieselbe Bedeutung „CajUö ', dem b die ,,Meui>ch ' wie in
dem Beispiel belassen, braocheii wir etwa nur dem c die Bedeutung „uu~
.terblich'' (oder f,voIlkommen'* und anderes) beizulegen, um die Haltlosig-
keit des Schlusses zu erkennen. Die Folgerung wÄre alsdanu eine solche,
'i'^ren PrSmisse wir als richtiir, deren Konklusion wir über alfi ialsch (mit
emer gewissen Deukuotweudi^keit) anerkennen nnlsseu.
Gleichwul lässt sich diu obige Konklusion suwul, als die Prümitise,
Cajus ist ein Mensch,
ergo: C^us ist sterblich.
a ist ein 6,
ergo: a lät c.
kluüioii „a ist c''.
8*
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116
Ebleitang.
für richtig erklären^ und die Schlussfolgerunj]^ besitzt darum das, was
man die ,^extralogische Gültigkeit^' derselben nennen könnte: sie ist
f^materieU^ (aber nicht ^yformell") richtig.
Von der angeführten Prämisse aUein konntei wie gezeigt, eine
Denknotwendigkeit die Konklusion hier nicht liefern. Da diese letztere
aber richtig ist, so kann es dennoch eine gnte Denkgewohnheit ge>
wesen sein, die za ihr hinführte (auch eine, die Tom Geffihl der Denk-
notwendigkeit begleitet sein mag), aber dann von andern Prämissen
ans, nämlich von einer Gruppe solcher, die ans der angegebenen durch
geeignete Ergänzung, Vermehrung hervorgehen.
Thatsachlich wirkte bei obigem Sclilu.sse noch etwas, eine Üciik-
gewohnheit, mit, d'w uns zur richti<i;eii Kouklui^ion leitete, indessen als
Prämisse uiiaus|j;csprociien blieb. Mau kann don Schluss gelten lassen
als oiut'u umoltständigen, als ein sog. „Enthymcm'' * )
In Enlliymemen wird im gemeinen Leben sehr h.'iiifi.:? geschlossen,
wobei tlciii Verfahren die Tendenz der Abkürzung und die Höflichkeit zu-
gi iiode liegt, bei dem iiörer, dem mau die eriorderliche mentale Ergänzung
des Schlusses zuschiebt, auch selbstthätige denkende Mitwirkung voraus^
snsetsen.
Bringen wir uns dieses (antuüglich eventuell uubewusst gebliebene)
Agens zum Bewusstsein, su üuden wir, dass es die Uberzeugung war,
dass alle Menschen sterblich seien.
Dieser Glaube, selbst eine Denk<i ^v< hnheit, wird von Peirce
geradezu als das ,,leit(nule Prinzip" des voriieu:»>nden Enthymenis hin-
gfstcllt — mit einer ^^«'wissen Berechtigung vielleicht, obwol nicht in
dem sonst üblichen Öiiine.
Fügen wir denselben ausdrücklich, als Urteil gefasst, der bis>
*) Es gibt auch GreosfäUe v<m Bntbjmemen, wo dieser Käme sich als nicht
mehv angemeMen beanstanden Iftaat. Solche treten ein, wenn die ausdrficklidi
angefahrte Ptfanisse (oder eine derselben) sogar als ySllig belanglos, überflüssig
zu erkennen ist, wenn man etwa die sruntliehen wirklich wirksamen Prämissen
mit Stins( hweiiren Übergangs findet. So s.6. bei dem anch „materiell** wenigstens
richtigen „Schlüsse" (?):
Vorgestern regnete es irmudwo
ergo: geht morgen die Sotme auf.
Die wirksiimen FrüniisHeii die^^cs Knthymeme — falls man es noch so nennen
will — würden etwa sein: Jeden Tag geht (in unsein Breiten) die Sonne auf;
Vorgen ist anoh ein Tag. — Man wird jix solchem Falle sagen» dass da» Wort
„ergo** am nnreehten Platw sei, und gar kein Schlns« vorliege, sondern nur eine
Bcihe Ton ansser Zusammenhang stehenden Behauptungen.
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Einleitimg.
117
herigen PnmiBBe hinzu, reihen wir dieses Urteil in nnsre Piümisaen
ein, so lautet der Sehlose nunmehr:
Alle Mensehen sind sterblich, ^ ^
CiQns ist dn Menseh, ocüen»', .^^ ^.^
eigo: Cajns ist sterblich. ergo O): a ist c.
Der so vervollständigte Schluss besitzt nunmehr auch logische
Gültigkeit; er ist auch ,/ormell richtig** und sur Bekräftigung dessen
Terraögen wir uns nur darauf zu berufen, dass auch sein allgemeines
Schema (unmittelbar) einleucJitet. Aus diesem Grunde ist der Schluss
nunmehr auch ein «yTollstandiger" (a eomplete argument).
Bringen wir uns noch das „loltende Prinzip** dieses Schlusses zum
Bewnsstsein, so worden wir, die Aufgabe etwa von der psychologischen
Seite iingreifond , vielleicht fiiifleii, dass es dio Überzeugung ist: dass ein
Mt.-rki)ULl des Merkinals öincä Dingts auc)i ein Merkmal dieses Dinges selbst
aein müi>äe. Wir habeu Uauu deu Öcbluss:
Nota notae est nota rei ipsius,
Sterblichkeit ist ein Merkmal der Menschenuatur, welche Merkmal des
Gajus ist» ergo: Sterblichkeit ist ein Merkmal des Cajus.
Aber dieses selbe Prinzip des „nota notae etc." ist wiederum wirksam
beim Ziehen dieser letzteren Schlussfolgerung, sodass dieselbe durchaus
nicht volisttlndiger ist als die vorhergehende. Auch hat sie das gleiche
Schema wie diese.
Die in dn -em Schema iiiedery^elegte (lormulirte, in dasselbe eiu-
gekleideie) Denkgewohuheit mögen wir als das leitende Prinzip selbst
hinstellen.
Das Schema des Schlusses erhalt mau, indem man die Namen
der speziellen Dinge, von welchen die Schlussfolgerung spricht, durch
Symbole von allgemeiner Bedeutung, Buchstaben, ersetzt, fi5r diese aber
alle Beziehungen, welche die Schlussglieder (Prämissen und Konklusion)
Ton jenen Dingen ausdrücklich voraussetzten oder behaupteteui ent~
sprechend zum Ausdruck bringt.
Aus obigen Betrachtungen erhellte auch, dase man, um eine viel»
leicht materiell richtige Schlussfolgemng als eine dennoch unberech>
tigte zu erkennen, sie als logiscJi ungültig nachzuweisen, nur zu ihrem
Schema ein Beispiel zu fiudeu braucht, in welchem die Prämissen als
richtig anzuerkennen sind, während die Konklusion sich als falsch er-
weiet^ Auch bei solcher Anerkennung wird an das Gefühl der Evi-
dens appelliri. (Vo^L hiezu eine in § 12 gegebene Illustration.)
Kllrser auch mag man direkt jene Namen durch irgend welche
andere ersetzen, für die zwar die Primissen noch zutreffen^ die Kon-
klusion aber nicht mehr zutceffon w&rde»
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118
Eioleitong.
Der tfangel oder das Ausbleiben des Geftibles der Evidenz genügt
ohne weiteres in der Regel nocb nicht su obigem Zwecke, dem ün-
j^nikigkeitsnachweise fQr eine gegebene Schlassfolgerong — in An-
betracht dass man schon bei logisch berechtigten Schlössen in Ter-
wiekelteren Fällen oft langer Schlussreibeo, erst mfihsamer Zwischen-
fiberkgangen bedarf, um das GefOhl von der Evidenz der Folgerung,
die Überzeugung von ihrer Denknotwendigkcit zu gewinnen.
Ich habe noch zn erklären, weshalb hier die Logik als eine
Algebra dargestellt und in dieser DarstelluDg berechtigt ersdieint^ sich
im Gegensatz zu andern Behandlongsweisen vorzugsweise das Epitheton
einer „exakten" Logik beizulegen.
Li dem Bestreben, die Grundgesetze folgerichtigen Denkens zum
Bewusstsein zu bringeu und denselben einen allgemeinen, zugleich
müglichst ein&chen Ausdruck zu geben, hat sich die Logik ursprOnglich
enge an die Wortsprache angelehnt. Sie musste dieses thun, da ein
anderes Mittel des Gedankenausdrucks zunächst überhaupt nicht zu-
gebote stand, und ^ic wird auch iu Zukunft fortfahren müssen, bis zu
einem gewissen Grade diesen Anschluss zu suclien, nicht nur, woil sie
sich dem Anfänger gegenüber stet?» in der gleichen Lage beiludet,
sondern auch, weil überhaupt in abst libarer Zeit die Wortsprache
inmiprliin das Hauptmittel des (^('({■A.nVi'naitsdrnclis sowie eine Haupt-
forni des Gedankenf-o/A?M//r.s bl ibeu wird. Auch wir werden mit dieser
Anlehnung zu begiiiuen haben H. Vorlesung ).
Nachdem nun aber in Gestalt von so vielen andern Disziplineu
das Beispiel vorlag, wie fJinVrlich es is(. sich für bestimmte Unter-
Buchungsgebiete je eine eigene Zeichensprache zu sehafPen und die
fundamentalen Satze dieser Disziplirif^n , unter Benutzung von Buch-
staben als Symbolen, in allfreraeine Formeln einzukleiden, hat nach
einer lanL^ ii '/<'it verhältnissmäs.siu- unfrnchtbnrer Stagnation auch die
Lo<j;ik einen irischen Aufschwung genommen und sich in schon ziem- -
licli zahlreichen neueren Bearbeitungen*) zn oiuer eigenen Buchstaben*
rechnung, einer Algebra der Ijxfik entwickelt.
In dieser finden nun die Gesetze des folgerichtigen Denkens ihren
denkbar schärfsten, kürzesten und übersichtlichsten .\usdruck, iu ihr
stellen sie sich in der konzisesten und knappsten Gestalt dar. Zugleich
befreit uns die neue Zeichensprache von all' den Tosseln, in welche
durch die Macht der Gewohnheit die Wortsprache den Menschengeist
*) Vezgl. dB« LiteraturreneiebDiM am SchlnSBe.
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Einleitung.
119
gwelilageo. Zafolge dieser Voraflge ist die reehDerisehe Behandlaug
der Logik in der -Lage, maacberlei Lücken der älteren Mos verbalen
Behaiiillungen nacbsaweisen nnd anssafOllen, zuweilen auch Fehler
derselben zu berichtigeD, darunter solche Ton grosserer Tragweite, von
fundamentaler Bedeutung.
Jener enge Anschluss an die Wortsprache hat nlmlioh f&r die
älteren Behandlungen der logischen Disziplin erhebliche Gefahren ge-
hradit; denen sie auch grossenteils zum Opfer fielen. Auch die ge-
bildetsten Knlturspracben haben ja als die Produkte einer von zahl-
losen Zuliilligkeiten beeinflusäten Eutwickelun^ viele und ;i;e wichtige
Mängel^ bestehend vor allem in der ÜberciiisLiiiiiiinnj^ der üblichen
aprachlicheii f]iiilvleidung!iformen für wesentlich verschiedene Gc lanken-
beziehungen. Mit der dadurch su utt, ja regelmässig bewirkten Ver-
hüllung des wahren Saehverhiiltuisses war es nahe gelegt, dieses selbst
zu verkennen, seinen t nterschied von andern, mittelst gleicher Wort-
verhindung ausgedrückten zu übersehen — wogegen andrerseits an die
Verschiedenheiten zugebote stehender verbaler Ausdrucksformeu manch
überflüssige Di^tinktioueu geknüj)ft werden mochten. Der Zweideutig-
keiten und Unlx'.stimmtheiten zufolge schwankenden Gebrauches, der
unsvmmetrischen Einkleidung so vieler symmetrischen Verhältnisse,
?ovvie der empfindlichen Abwesenheit vuu angemessen kurzen Arisdrucks-
formen für manche wesentliche und charakteristisch häufig wieder-
kehr^de Beziehungen nicht zu gedenken.
Man wird hiefOr in dem Buche als solche gekennzeichnete Belege
genugsam finden.
Die fwAfieriscAe ^ehandkmg der logischen Materie — zuerst von
Leibniz^ angeregt, dann auch von Lambert'-"^ und Ploucquet^ yet-
folgty ist in dem grundlegenden Werke „Laws of thought" zum ersten-
mal durch George Boole* zu einem in seiner Art nahezu toIU
ständigen, auch auf die Lösung von Problemen zugespitsiteu Systeme
ausgebildet worden.
Nahezu voUsttndig aHerdings nur innerhalb jenes schon erwähnten
Gebietes, welches, von Peirce als die ,4ogie of absolute terms** bsceichnet,
sidi weiterhin von selbst schttrfer charakterisiren wird. Wio schon an-
gedeutet, liesehiLftigt sich diese Disziplin nur mit den alleriiusserlichsten
logischen Aufgaben, welche auch den Tumuielpln^/ der allen Logik bilden,
sofern diese etwa in <ler Lelirr von dm Syllogismen ^'ipfelte. Natur;;i;emliss
muds indefiS die Erledigung die&er Aufgaben ulleu feineren Unteräuchungen
aas der Logik der Beiiehungen 1Lberhaiq»t, es muss der „logio of relatives**
die elementarere DisiipUn vorangehen, so wie etwa die Geometrie der
Mechanik und diese der ElasticitKtsleiira voraufimgeken hat
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120
EinleiUing.
Die AnlebnDng an das Vorbild eines bereitn bekannien Kalküls,
als welcher sieb derjenige der arübrnetischeD vier Reales natnrgemSss
in den Vordergrund drängte, bat allerdings auch seinerseits diesem
ob «war genialen und bewunderungswürdigen Systeme gewisse übel-
atande aufgeprägt^ von welchen es jedoch rasch genug durch neuere
Bearbeiter gereinigt worden ist.
fiy) Nun aber schien diese neuere Darstellung des gewichtigsten
Inhaltsetoffes der (alten) Logik in einer eigenen Zeichensprache, in
der Form eines KäOBub, dem Althergebrachten ganz unvermittell^
schroff gegenflberzustehen. War sie doch auch nicht aus diesem un-
mittelbar herausgewachsen, sondern hatte sozusagen einen selbständigen
Ursprung: Mathematiker sumeist, nicht Berufsphilosophen, hatten sie
aufgebani
Kein Wunder^ daas dieselbe im andern Lager ungemessenes Be«
fremden*) erregte, TerstSndnissToUem Entgegenkommen oft nicht be-
gegnete, vielmehr manch' abfällige Beurteilung erfuhr, namentlich ab-
Seiten Solcher, die überhaupt keinen Kalkül beherrschen.
Zuzugeben ist, dass ein Übergau g von dem älteren zum neueren
Systeme grösstenteils fehlte, und berechtigt war wenigstens das Ver-
langen, dass die Grundlagen des Kalküls aus den Prinzipien der alten
Logik abgeleitet und bewiesen wflrden — wohlbemerkt: sofeme dieses
mä^id^ tsl • ein Punkt» auf den ich zurflckzukommen habe.
Die vermisste Brflcke geschkgen zu haben ist nun das Verdienst
der grundlegenden Arbeitf* in Bd. III des American Joum. des Herrn
Charles S. Peirce, zu welcher ihm, wie er sa^t, Betrachtungen von
Augustus de Morgan die Anregung gegeben haben.
Dasjenige vor allem, was uns in dieser Arbeit an Errungenschatteii
gesichert ist, desgleichen auch, wils aLsdaun nocli und zum Teile
unter seiner Leitung — Herrn Peirco's Schüler hiuzugetugt liaben,
besondere in'«^ Miss Ladd und Herr Mitchell — dieses zunächst
habe ich mich bestrebt^ in systematischer Darstellung zu eiuem wissen-
schaftlichen Systeme zu vereinisjen.
Dass mir dabei nicht blos eine rfi)rodii/iren(le Tlifiti_ü:1feit zufiel, sondern
ich auch kritisch und sichtend, Itlckenergänzend und schliesslich an dem
*) Jenem durch das VerxniBaen einer Brücke vom Einen zom Andern bedingten
B^MmdSD bafc beiBpielaweuw Hermann Lotse* in der „Anmerkung fll>ir logischen
Galefil**, durch welche laeh die sweite Anflage seiner Logik yon der ertien unter-
Beheidet, in drastucher Weise Aiudniok gegeben — Tergl. die Sohlnasworfte teiner
„Anmerkinig'*.
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Einleitang.
121
GebSude weiterbaneiid eingreifen diiifle, wird sehoii «in flaohiiger Yer»
gleich seigen.
i'a) Einen rnterschiod zwisclien der hier antuest rebten und den
früheren Behandlungsweisen der Logik möchte ich noch hervorhebeiif
ohne jemand damit nahe treten zu wollen.
Suchen wir ^ was keine leichte Aufgabe ist — die vorgangigen
DarsteUnogen der verbalen Logik zu flberblieken, so scheinen dieselben
uns stets nur aufentieten mit einem schon in sich abgeschlossenen,
einem ferUgen Bestände von Lehren.
Fflr das richtige Verstindniss, mitunter fOr ganz eigenartige Auf-
fassung und Anordnung, fOr angemessene WertsehStzung und An-
wendung ebendieser stereotypen Lehren plädiren solche Werke mit
grossem Scharfsinn, oft gewandter Dialektik und mehr oder minder
Verdienst und Glflck. Mit grossem Verdienst anch pflegen sie den
Leser einzufahren in die vorhandenen Streitfragen oder EontroTersen,
unhaltbare Ansichten widerlegend, veraltende Distinktionen über Bord
werfend und neue einführend, auch einen Einblick in die historischen
Wandlungen philosophischer Anschauungsweisen eröfTuend. Bald von
der allgt'iiiein philosopliisi licn und luetiiphjäihchen, bald mehr von der
psychologischen Seite irageu sie wol iSchätzensweries m einem Auf-
bau der Logik bei.
Was ich aber bei all diesem Anerkennenswerten vanttsst ist, dass
dabei mir nirgends zutage zu treten scheint, was denn etwa weiter
noch zu thun unii anzustreben wiire! In fühlbarem Gegensatze zu
amiem wirklichen ^\ is^,. n-« }nift<vn scbeint mit der gegebenen Doktrin
las (iebäude der logischen Diszipliu allemal schon ganz vollendet da-
zustehen. —
Dagegen wird bei der rechnerischen Behandlung eine nnlu grenzte
Fülle ganz bestimmter Probleme sich zur Lösung darbicteu: auch die
Logik erscheint hier alsbald als eine Wissenschaft, die unbegrenzter
Weiterentwickelung fähig, und ganz deutlich wird man, denke ich, die
Punkte erkennen, wo zunächst die llebel anzusetzen sind, an welchen
fernere Arbeit einzusetzen haben wird, um ein weiteres Fortachreiten
zu verwirklichen. —
Die BVage, wie nun wol das VerhSltniss der verbalen zur rech-
nenden Disziplin aufgefasst werden soll, mdchte ich dahin beantworten:
Herr Venn^ ist der Ansicht, dass diese nicht bestimmt sei, jene
zu verdrSngen, sondern vielmehr als ein gewissermassen hSherer Teil
auf sie m folgen habe. Hievon bin ich nicht allzuweit entfernt^ nur
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122
Einleitung.
meine ich, daea diese überdies — auf Grund eben ihrer voUkommuen
Konsequ$nß — von maassgebeiidem Einfluss auf die kflnfUge Gestaltung
jener werden sollte, im Sinne einer Annaberang, ihrer Anbeqnemung
an sie.
Bei der Ffllle Ton der verbalen Logik fremden, ja unzugünglichen
Themata von üntersuchungen, auf die wir hier einzugehen haben,
mussten naturgemass manche verdienstliche Betrachtungen jener hier
unberücksichtigt bleiben oder konnten solclie nur flüchtig gestreift
werden. Sollte in dvr Thut Alles, vvab mir aii(Krwiirtj> von Wert
erseheint, hier aufgenommen sein, so müsste ich das Volum des Buches
venuehi lacht haben. Es kann deshalb nur wünschenswert genannt
werden, dass der Studirende sicli auch in der sonstigen zeitgen"»ssiscln'ii
Logikliteratur tliunlichst umsehe, wozu ihm die Litcraturangabeii in
unstiiu Verzeicliuisso sowol als iu gelegeiitlicheu Noten Aurcguug
geben uud behülflich sein mögen.
I3) Zum Schlufis der Einleitung noch einige Worte Aber Wert nnd
Nutzen der Logik überhaupt und damit auch der vorliegenden Studien.
Schon die Logik von Port-Royal* bcnierkf, daps nichts schUtzens-
werter sei, als der fxesdnde Verstand nnd ein zutrelV- ml!-- Urteil (le
bou sens et la justesse de l'esprit) in der Unterseheuiung dessen was
wahr und was falsch ist. Wahrend alle andern Eigenschaften des
Geistes nur be.«chriinkte Anwendungsgebiete besitzen, sei die Genauig-
keit der Urteilsfunktion (rexaetiiude de la raison) allgemein von
Nutzen in allen Lagen und Verrichtungen des Lebens; denn nicht mir
iu den Wissenschaften, sondern auch bei der grossen Mehrzahl der
Gegenstände (sujets), von denen die Menschen reden, und der Geschäfte,
die sie treiben, sei es schwierig und von grosster Wichtigkeit, die
Wahrheit vom Irrtum zu scheiden — eine Aufgabe, die dem Verstand
obliege. Man solle deshalb vor allem darauf bedacht nehmen, die
eigne Urteilskraft zu entwickeln (de former son jugement). Gewöhn*
lieh bediene man sich des Verstandes als des Mittels, sich der Wissen-
schaften zu bemächtigen, aber man solle eher sich der Wissenschaften
als eines Werkzeugs zur Vervollkommnung des Verstandes bedienen,
da die Schärfe des letztern ohne Vergleich wertvoller sei als alle auch
von den verlässigsten Wissenschaften erschlossenen Kenntnisse.
Und treffend hebt Mill hervor, dass bei weitem der grdsste Teil
unsres Wissens (allgemeinen sowol wie des besonderen) offenbar aus
Folgerungen besteht, l'olu'rruns^en zu ziehen .sei das grosse Geschüft
deü Lebens genannt wurden. Ein jeder habe täglich, alle Augenblick,
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fUnleiiimg-
125
Thutsuihen zu prüfen, welche er nicht direkt beobachtet hat (und zwar
nicht zu dem allgemeinen Zweck der Vermehrung seines Wissens, son-
dern weil die Tliataachen selbst für seine Interessen und Obliegen-
heiten von Belang sind). Alle haben gewisse Thatsachen zu bestimmen,
sie aus gegebenen Wahrnehmungen oder Data zu schliessen, und dar-
aufhin gewisse Regeln (vorschriftsmässig oder nach freiem Ermessen)
auzuvveuden, und je nachdem sie dies gut oder übel thun. erfüllen sie
gut oder sciilecht die Pflichten ihres Berufs. Die Lo^ik z^ic'' nun
aber, welche Bezieiiungeu stattfinden müssen zwischen deti I ►aten
und dem was aus ihnen geschlossen oder durch sie bewiesen wer-
den kann. Darnach müsse sich in der Wissenschaft sowol, wie bei
Führung seiner Geschäfte, ein jeder richten, bei Strafe, falsche Fol-
gerungen zu ziehen, welche nicht in der Kealitäi der Dinge be-
gründet sind.
„Wenn es Hegeln gibt^ nach welchen sich jeder Verstand in einem
jedem Falle, in welchem richtig geschlossen hat, wissentlich oder
nnwissentlich richtet, ,so scheint es kaum nötig, zu erörtern, ob es
wahrscheinlicher ist, dass Einer diese Regeln beobachten wird, wenn
er sie kennt, als wenn er sie nicht kennt."
Eine Wissenschaft könne ohne Zweifel auf eine gewisse Hdlie
gebracht werden ohne die Anwendung einer andern Lolü: als der«
jenigen, welche alle Menseben, die einen gesunden Verstand besitzen,
im Verlauf ihrer Studien empiriseh erlangen. Es gebe aber eine ge-
wisse Grenze sowol in Bezug auf das, was die Mechaniker ohne die
Gmodsatae der Mechanik, als auf das, was die Denker ohne die Grund-
sfttxe der Logik zn leisten Term5gen. Wenn mehrere der schwieri-
geren Wissenschaften noch in einem so mangelhaften Zustand sind,
dass in ihnen nicht allein so wenig bewiesen wird, sondern auch der
8treit fiber das wenige „Bewiesene'* nicht enden zu wollen scheint, so
Hege der Grund vielleichi darin, dass die logischen Begriffe der Men-
schen noch nicht jenen Grad Ton Ausbildung („Aosdehnung'O und Ge-
naoigkeit erlangt haben, welcher für die Beurteilung der einschlägigen
Beweise erforderlich ist . . .
80 sehr wir diesen hier im Auszüge wiedergegebenen Ausfflhrungen
snttimmen, so m&chien wir doch eine andere Rficksichtnahme in den
Tordergrand stellen. Wir wflnschen die logische Forschung überhaupt
nicht vom utiHtarischeu, geschweige denn von einem kurzsichtig oder
engherzig • um nicht zu sagen „bomirt'' — utilitarischen Standpunkte
aus beurteilt zu sehen. So verdiente aber ein Standpunkt genannt zu
werden, der das Streben nach Zutagetorderuug und Erkenntniss der
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124
Kiniäiluug.
Wahrheit nur dann als berechtigt anerkennte, wenn dieselbe einen
immittelbaren oder sam Yoraiu schon erkennbaren Nutsen Terspricht.
Wir wttnscben, dass die Logik untor dem wissensc^afiUdtm 6e-
siehtsponkie betrachtet werde. H5her als jede Aussicht auf etwaigen
Nutzen der Disziplin steht uns ihr absoluter Wert als Selbstaweck —
„Wert" als im Gegensatz siur ^^ütslichkeit" — steht uns die Eirfor*'
schuug der fttr richtiges Sehliessen maassgebenden Denkgesetse tu»
ihrer selbst unüm. Und welches edlere Ziel k5nnte sich der Intellekt
auch setzen, als das: skh stobst m erkennenl ^ somit die altehrwQrdige
Mahnung des Thaies, das yvi^t ötmn&if des Weisoi Ton Milet Ter*
wirklichend.
Nebenbei halten wir ja solches Forschen nach der Wahrheit um
ihrer selbst willen auch für diejciii|j;e 'raktik, die den Forderungen
eines vernÜLt'tigen, weil hinreicheud weit ausscLaueudeu Utilitarisiaus
aiu besten {gerecht werdeu muss.
I)w Geschichte der Wissenschaften zeigt es zur Genüge, wie erst
durch dieses freie Walten des Erkenntnisstriebes, durch das reine, von
allen Rücksichten des Eigennutzes, ja Isuti'-ei-lolges, losgelöste Streben
nach Wahrlicit, d. i. die RethUtigung ebeu de.s wijiseiischaltlichen
Geistes, die aüergrössten Entdeckungen eruiö^licbt wurden.
Wären z. B. nicht Jahrbuudcite lang in diesem Geiste die Gesetze
jener riitselliatlen Krult erforscht worden, mit welcher geriebener Bern-
stein, Harz etc. leichte Ediper wie Korksttickchen, Papiersohnitsel anzieht,
wftren sie nicht, wie gesagt« ohne jede Aussicht auf praktische Verwend-
barkeit um ihrer selbst willen studirt worden, so wttrde auch die Ent-
deckung des elektrischen Telegraphen unmöglich gewesen sein; als aber
jene so „unpraktisch*' sich anlassenden Forschun^'cn weit genug gediehen
waren, lag dieselbe auf einmal t>o nahe, dass Mohreie darauf verfielen, war
die Entdeckung — unbeschadet de^j Verdieubteä Derer, welche wirklich die
letzten Schritte Tollf&hrten — schon fast von selbst da.
Eine Yon diesem Geist beseelte Forschung mochten wir als die
Hochpraxis bezeichnen gegenüber der nnr auf greifbar praktischen
Nntzen ausgehenden Niederpraxis, ffier Tor allem dürfte es am Platse
sein — , wie der volkstümliche Ausdruck fordert: „den grossen Glauben
zu haben und nicht die ^osse Eselsmeinung^'.
So trivial die obige Wahrheit in den Kreisen, die sich mit ernster
Forschung abgeben, im allgemeinen glückliclierweise ist, ist sie doch
gerade vonseiten Derer, welche die Logik zu kritisiren liebten, nicht
hinlänglich gewürdigt, oft ganz ausser Augen gesetzt worden.
Wir zweifeln nicht, dass jene allgemeine Erfahruugsthatsache,
welche als ein Gesetz aus der Geschichte der gesamten Wissenscliaften
hervorleuchtet, sich einst auch bei der Logik bewahrheiten wird, wo-
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Einleitnng.
125
fern diese nur erst in den richtigen Baboen — wofern sie nur über-
haupt einmal — fortschrcii^ und nehmen wir das Vorrecht der gänz-
lich uninteressirten Forschung, das andern Wissenschaften zugestanden
ist, anch fOr sie in Anspmeb.
Gleich andern Wissenschaften dtirfte auch die Logik einst gan^ Un-
geahntes verwirklichen und lierbeifflhren , dass nebenher in überiasuhender
Weise auch unabsehbare Vorteile erzielt werden. Um nur auf oine.-v hin-
zudeuten, so sind seit ihrem jüngsten Autscbwunge bereits drei „logical
machiues" neuerdings aufgebaut^ die allerdings den ihnen beigelegten Kamen
noch kaum sn verdienen scheinen, die nSmlich mit ihrer Leistungsfähigkeit
sich noch auf einer sehr rudimentSren Stufe befindlich zeigen — wie etwa
der Pap in sehe Topf gegenüber der Bampfmaschine. In der That aber
rermag tlocb Niemand vorauszusehen, ob nicht schon bald eine „Denk-
nia.-ehiue^' konstruirbar wird, analog odor vollkommner wie die Rechen-
maschine, welche dem Menschen einen sehr beträchtlichen Teil ermüdender
Denkarbeit fortan abnehmen wird, gleichwie die Dampfmaschine es mit der
pby&ischen Arbeit erfolgreich thnt.
Freilich darf man die Ernte nicht schon während der Aussaat fordern,
und am wenigsten da, wo Bttume gepflanzt werden.
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Erste Yoriesung,
§ 1. SubBTuntion.
Hauptmittel des Ged&nkenausdrHcks und eine Hauptform des Ge-
dtakkenvollguges ist, wie schon gesagt, die SpracJie,
Untersuchungen Ober die Gesetze des Denkens werden wir des«
halb naturgemäss damit beginnen, dass wir deren einfachste Bildungen
in's Auge fassen. Kein äasserlicli betrachtet wären dies allerdings
Buchstaben, Silben und Worte — die Ergebnisse eines an den sprach«
liehen Gebilden vorgenommenen und mdgtichst weit getriebenen Zer-
gliedernngsproKesses. In wesentlicher Hinsieht sind es Säige, welche
Aussagen, UrkUe, B^mipktngm darstellen.
Alles*) auf das Erkennen gerichtete Denken vollendet sich nam*
lieh in Urteilen, die als Satze innerlich gedacht oder äusserlich aas>
gesprochen, in Worte gefosst werden. In Urteilen endigt jede prak-
tische Überlegung ttber Zwecke und Mittel, gipfelt jede Übereinkunft,
um sie dreht sich jeder Streit In die Form von Urteilen kleidet sich
der Irrtum, in ihnen auch wird die Erkenntniss der Wahrheit nieder*
gelegt; in Urteilen schliesst sich jede Überzeugung ab. Und nur in-
sofern sich eine individuelle Überzeugung im Satze ausspricht, kann
sie Gegenstand gemeinsamer Betrachtung werden und auf die Aner-
kennung vonseiten Aller Anspruch erheben. Alle andern sprachlichen
Gebilde kommen nur in Betracht als Bestandteile oder Elemente des
Satzes, alle andern Geistestbätijrkeiten nur als Bedingungen oder Vor-
bereitungen, als Be!jrleitersi.heiiiui)g«'ii und W irkiingen ilo> L'itt'ils.
Beginnen wir .souacL damit, die Urkik ins Auge zu tasten, wie
sie die WortspracLe als Siitze f'urmulirt! Es muss sich uu.s iiit-rbei
empfehlen, unter Beiseitelassuug der zusammengesetzteren, zunächst
uns an die einfachsten Arten der Urteile zu halten. Als solche er-
scheinen die sogenannten „hatcgoriM htti^ Urteile, welche sich dar-
stellen in Form eines Satzes, der mit einem „Btthjekt^^ ein „l^rädikaV^
verknü]itt.
VV IC aus der Grammatik bekannt, ist das Subjekt Dasjenige, wor^
*; VergL Sigwart^ p. 9sq.
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§ 1. SuUamtion.
137
fiber etwas auBgesagt wird, das Pradikat Dasjenige, was Ton dem
Sobjekte ausgesagt wird. Die Verbindung zwischen beiden wird sehr
häufig durch ein Hfllfsieitwort, die „KopM*; vermittelt
Am besten werden wir unsre Betrachtungen sogleich an ein
paar Beispiele anknOpfen und erst nachher susehen, inwiefern den
Bemerkungen, zu welchen uns diese Beispiele Veranlassung gebeu,
allgemeinere Gültigkeit zukommt.
Kategorische Urteile einfachster Art sind beispielsweise die in der
Chemie als richtig anerkanuten Sätze:
„(Alles) Gold ist Metall.*'' — „(Alle») Kodisalz ist Chlornatrium.'' —
Au diese schon lassen die für unsre Disziplin fundamentalen Aus*
einandersetzungen sich auf das leichteste knüpfen.
Beide Aussagen haben die nämliche Kopula. Als ihre, wie gesagt
übereinstimmende, Kopula erscheint die dritte Person siugularis des
Hfllfszeitworts, verbum auxiliare „eein"; nämlich: das Wörtchen „ist",
welches, hier wie dort, das zu seiner Linken befindliche Subjekt mit
dem rechts von ihm stehenden Prädikate verknüpft.
Gleichwoi erscheint die Beziehung, welche zwisicheu dorn Subjekt
der Aussage und ihrem Prädikat thatsäcJilicJi besteht, iu dem ersten
Beispiel als eine wesentlich andere, wie in dem zweiten, insofern um«
gekehrt MelaU nuki i$mi»er Gütd, dagegen cXUs Cldormtriiim awk Kock-
salä ist Diese Verschiedenheit ist in den obigen Aussagen augen-
scheinlich nicht zum Ausdruck gebracht.
Will man ^enrnm^ als jene Ausaoffe» es Ütun, die thatsaohliche
Besiehung swisehen dem Subjekte und dem PrSdikate hiernächst ver*
mittelst eines Besukinigsteidiens darstellen , so muss man ffir das
eiste Beispiel ein anderes Zeichen wählen, als fär das zweite. Man
schreibe etwa:
Gold d MetaU. Koclisalz = Chhrnatrium.
Das zweite Zeichen, =, ist entlehnt den (übrigen) mathematischen
Disziplinen und namentlich schon der Arithmetik; es ist das bekannte
jfGleidiheitsseichen". Während dasselbe aber anderwärts ofb nur be-
nutzt wird, um Ubereinstimmung, Gleichheit in einer bestimmten Hin-
sieht auszudrücken, z. B. Gleichheit hinsichtlich des Inhaltes oder
FIScbenmaasses bei zwei verschiedenen Tielleicht auch Terschieden ge-
stalteten Flachen, soll dieses Zeichen in gegenwärtiger Schrift stets iu
der (inhaltlich) weitest gehenden (dem Umfang nach „engsten") Be-
deutung an%efasst werden, welche ihm überhaupt beigelegt zu werden
▼ermag. Es soll uns nämlich die Obereinstimmnng in jeder Hinsicht,
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128
Eiste Vorlesung.
die wUkommne Übereinstimmung, Einerleibeit oder IdmUtät «wischen
den Bedeutungen der durch dasselbe verknUpften Namen, Zeichen oder
Ausdrücke darstellen. Es kann daher das Zeichen " hier als ,,einer-
lei mit^y oder, wenn man will, auch als „idenHsa^if^ gelesen werden;
indessen yersehlägt es nichts, wenn wir uns bequemer der allgemeinen
Übung anschliessend dasselbe einfach als ,^2etcb" zu lesen.
Für der Mathematik femer stehende Leser sei ein für allemal he*
merld^ dass man eine Behauptung der Form
eine „Gleidmn^* nennt, und zwar werden im Deutschen die durch das
Zeichen ■= getrennten sowol als verknüpften Ausdrücke schlechtweg als
die beiden ,,Seiten'^ der Gleichung bezeichnet; so ist a die „linke", b die
„rechte Seite'' der vorstehenden GL-icliuiig f englisch: letthaiid resp. righfc-
haud nwmhcrj tratiZfisisch: premier und secoud membrCj etc.).
Nach dem Gesagten wird eine Gleichung, wie a = h, uns aus-
drücken, dass ihre beiden Seiten a und h lediglich Namen für einund-
dasselbe Objekt des Denkens sind. Und zwar sind es hier für das
Nämliche verschiedene Namen. Dieser Umstand jedocii ist nebensäch-
lich, indem auoli in dleichungeu, wie a = a, die beiderseitigen Namen
in einen einzigen werden zusammenfallen können. Ks kommt bei der
Gleichsetzung oder TdHntischsprecliuug, IdentitätsbehauptniTj. nicht auf
den Klang der Namen, niclit auf das Aussehen der etwaigen Aus-
drücke, sondern ganz allein auf die Jiedcutunf/ derselben an.
Daneben mag auch die psjchulügische Wirkung der Namen eine ver-
schiedene sein; sie mögen an verschiedene Merkmale von Dem, was sie
beseichnen, zuerst erinnern, und wie in dem angeführten Beispiele: „Koch-
salzCblomatrium'* den Hörer oder Leser Teraalassenf sich Dasjenige, was
sie bedeuten sollen, Ton versehiedenen Seiten vorzustellen , indem sie je
mit eigentOmlichsD Torstellungselementen an das VorzusteUende anknüpfen,
diese sozusagen in den Vordergrund stellend. Achtet man hier in der That
auf die Art, wie die Namen „Kochsal//" und „Chlomatriuui'' zusammen-
gesetzt i^ind, so wird durch den erstem Uberhaupt nicht an chemische Be-
standteile, sondern nur an die Verwendung des Salzes zum Kochen erinnert,
dagegen durch den letsteren bios hervorgehoben, dass das Vonustellende
die chemische Verbindung der Elemente Chlor und Natrinmmetall sei»
Das eine Merkmal aber: durchaus von der Besehaffenheit des gewöhnlichen
zum Kochen verwenJoten Salzes zu sein, ist von dem andern Merkmal: aus
Chlor und Natrium /u Itfsiehen, nach lieuti^^em Staad der chemischen Er-
kemxtuiss unmöglich zu trennen, vielmehr damit unweigerlich zu vertiuupi'en,
und so ist es immerhin dosM^ was heide Kamen beieidraeii.
Diesen ihren „logischen Gehalt", ihre volle und eigentliche Bedeutung,
von ihrem „psychologischen** Gehalt zu unterscheiden werden wir bei Namen
sowol als auch bei Urteilen hier h&nfig Veranlassung haben.
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§ 1. SubfiUmliuu.
129
Gleichwie die Klasseii der Dinge, welche für Kochsalz, und welche
für Ohlornatrium erUati werden müsBeni gans und gar einerlei sind^
so sind ea auch die augehdrigen i^Begriffe" Kochsalz und Ohlomatiiiutt.
Dieselhen hahen nicht nur einerlei „Umfangt, sondern auch denselben
jfnhM*, identisch dieselben Merkmale.
Das andere Zeichen d lese man: „untergeordnet', auch, wenn mau
will: .,s!(hordinü'i\ £s heisse das Unierordnungszeichen und eine Be*
hauptung, wie
eine „ünierordnuf^ (aubordinatio). Das Zeichen ist ähnlich gestaltet^
gewisaermassen nachgebildet dem (einen) ,,Ungleichheitszeichen'' der
Arithmetik I n&mlich dem Zeichen < für Jcleiner (als)''. Bekanntlich
kann dieses rückwärts als ^grösser", >, gelesen werden und wird da-
durch leicht mit seiner Bedeutung dem Gedicbtnisse eingeprägt —
einerlei, ob Torwarts oder rfii^wärts gelesen — daas man sich merkt:
das Zeichen breite sich immer vom kleineren aum grösseren Werte
hin ans, oder spitze sich vom grösseren Wert gegen den kleineren
hin SU. Analog wird auch unser Unterordnungsaeichen rttckwBrts, d. i
wenn man wiederum TOn links naeh rechts lesen will, in der umgO'
kehrten Stellung, gelesen, als tU rgeordmetf* (^uperordinirt) su deuten
sein. Die obige Unterordnung darf (mit andern Worten) auch rück-
wirta angeschrieben werden als eine „Cberordnung" (superordinatio):
und wird die.-ier Ausspruch genau da8>-e!l)e besajjjeii, wie der vorige.
Eiuer Vcrwetliselunfj der Zeichen für „über"- und „untergeord-
net" beugt die Bemerkung vor, dass auch hier das Zeichen seine Arme
oder Zweige jeweils Tom engeren zum weiteren Begriff, von der weniger
umfassenden Klasse nach der umfassenderen hin (welche die andere
in sich schliesst^ also — in einem gewissen, späterhin noch näher er-
läuterten äinne — vom Teil zum Ganzen), somit ebenfalla vom Klei-
neren zum Grösseren hin di?ergirend ausbreitet, wogegen in dem ent-
gegengesetzten Sinne, TOm weiteren zum engeren Begriff hin, das
Zeichen sich zuBpitzt (genauer gesagt: spitzrundet), seine Zweige immer
enger zusammenlauieu, konvergiren, um sich am „Scheitel'' des Zeichens
SU Tereinigen. Die kleinere Klasse, der engere Begriff, steht sonach
immer am Scheitel des Zeichens.
Hienach erecheinen auch die Über- und Unterordnungsseichen als
leicht zu merkende, als „mnemonische''.
Von den- beiden Be^ffm „Gold'' und „Metall'* wird in der That
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130
Erste VorUitmg.
jener der |,8Dgere", dieser der „weitere'^ genaunh Dieae Benennung
ist schon you der älteren Logik eingeführt und zwar augenscheinlich
im Einblick^ nicJU auf den ^nkaU^t sondern anf den „Umfangt* der ge-
nannten Begriffe.
Der j,Umfan^' des Begriffes Gold" setzt sicli zusammen ans allem
Dom, was Gold ist; ilni bildet die Klasse alier der Substanzen oder
Dinge, welche als Gold su erklären sind. Ebenso bildet die Klasse
aller der Dinge oder Substanzen^ welche Metall zu nttinen wären, kurz
gesagt: die ganze Klasse der MeUälCi den sogenannten „Umfang'^ des
Begriffes ^^MetalK Die erstere Klasse ist in der zweiten enthalteiii
welche daneben auch noch Anderes enthält, z. B, die Klasse der als
Silber zu bezeichnenden Substanzen, etc Jene ist wirklieh ein Teil
Ton dieser. Die Klasse „Gold'' ist, neben noch Anderem, ganz eni>
halten in der Klasse „MetalP — dies ist also die Beziehung, welche
die Unterordnung „GU)ld <^ Metall" auszudrücken bestimmt ist.
UmgMirt aber, wie deren ^Umfäng^ die Klassen, verhaUen sii^
die ^nkaHUf* der beiden Begriffe.
Der iJnhalt" oder das Wesen des Begriffes Metall setzt sich zu-
sammen aus denjenigen Merkmale^, welche allen Metallen gemeinsam
sind und, insgesamt, nur diesen zukommen. Dahin geh5ren erstlich
diejenigen Eigenschafteu, welche den materiellen Substanzen Oberhaupt
innewohnen, erentnell für sie charakteristisch sind, als da sind: die
Eigenschaft der Raumerf&Uung, die Eigengchait, träge, schwer bu
sein, von konstanter Masse, etc. Und zweitens gehören dazu solche
Merkmale, welche die Metalle von Nichtmetallen unterscheiden, z. B.
die Eigenschaft „gute" Leiter der Elektrizität zu sein, eine geringe
spezifische Wärme zu besitzen, im festen oder flüssigen Zustande das
Licht in joner eii^cntüniliclion Weise zurückzuwert'eu, welche als ^.Metall-
glauz" bezeiuliiiet und in der Theorie der Metali reflexion von der Optik
schärfer präzisirt wird, u. a. m.
Alle diese Merknuile des BegriÜes „Metall" kommen nun auch
dem Begriflf „Gold" zu , und da/Ai noch manche andere, durch welche
— zum Teil — das (»oki sich von andern Metallen unterscheidet, z. B.
das dem Golde eigentümliche hohe spezihsche (iewieht, die Eigenschaft,
im retiektirten Lichte gelb, im durchgehenden Licht aquamanublau
zu eräclieinen, seiue Duktilität, gewisse chemische Verwandtschaften
und anderes mehr.
Dem „Inhalte" nacli betrachtet ist nun der übergeordnete und
weitere Begrill" in dein untergeordneten, dem engeren mit enthalten.
Der erstere erscheint geradezu als ein Teil des letzteren.
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^ 1. Subsumtion.
131
Im Hinblick anf diesen Inhalt der Begriffe, d. L ihr eigentliches
Weten, mUaat« man also die Baaebaug zwischen Qold und Metall gerade
umgekehrt, wie oben, schreiben, in Gestalt von:
InhaU des Begriffes Gold ^ InhaU des Begriffes V f/;
— so wenigstens, wenn man die geschilderte mnemonische Interpretation
des Beziehungszeichens beibelialten wiJl.
Statt ^ tittd frühere Zeicheu <^ hier beizubehalten wäre uur angängig,
wenn man diesem eine andere (ebenfalls mnemonische) Deutung geben,
dasselbe nSmlich dahin aaslegen wollte, als ob mittelst desselben das an
seinem Scheitel stehende Objekt sozusagen den Versnch machte, den An-
spruch erhöbe, (mit den ausgebreiteten Armen des Zeichens) das andere
Objekt /.u umfassen, dasselbe in sich ein/nj-chliessen. Diese Einschlie^sniig
als eine volieudete auch üusserlich zur Darateliung zu biingen, indem man
etwa den Namen des eingeschlossenen Objektes in den des eüischiiessendea
bineinsetzte, ist ans typographischen Gründen nicht angängig.
Die in nnserm Beispiel bestehende Beziehung zwischen Gold und
Metall, die wir also im Hinblick auf die zugehörigen „Klasisen" oder
„ümfaiige'' der gleichnamigen Begrifle vermittelst der Formel
Gold C Metall
daraastellen fortfahren, ist wesentlich dieselbe Bezieliung, welche über-
haupt zwischen einer „ilr<" und der ihr übergeordneten „Gattung'' be-
steht, desgleichen zwischen einem „hidividuum'' und einer f^kri", zu
der dies Individttum nebst noch andern Individuen gehörte. £b ist
im allgemeinen:
die Art ^ ihrer Gattung, das Individuum ^ Beiner Arl^
die Gattung einer ihrer Arteni die Art ^ einem ihrer Individuen«
Bei Art und Gattung ist der engere oder Ärtbegri/f' zugleich der
inhaltsreichere f der tceitoe oder Gatlungshegriff aber der inhaUsä/rmere*
Und dasselbe lässt sich auch aufrecht erhalten in Bezog auf ein „In-
dividuum" und die demselben übergeordnete „Art", indem mau ja unter
dem ,,JJ(<fri/J'c"' des gedachten Individuums nichts anderes als dessen
(Einzel ) Vorstellung selbst versteht, nämlich die Gesamtheit aller seiner
Merkmale. Als Beispiel sei angeführt: „Die Erde iai ein Planet",
was mit
Erde C Planet
darzustellen ist. Wieder enthält der „Begrill" der „Erde" neben vielen
eigentümlichen Merkmalen auch alle Merkmale des Begriffes „Planet^.
Nachdem wir nun fQr nnsre beiden Musterbeispiele, die ^^typischen''
Sxempel Ton kategorischen Urteilen auf 8.127, den Unterschied, Gegen-
satz hervorgehoben, welcher in den Beziehungen zwischen Subjekt und
Priulikat bei ihnen zutage tritt, und uns diese Beziehungen in ihrer
9*
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132
Ente Vorlesung.
EigoDart klar zum Bewasstsein gebracht haben, haben wir die Fähig-
keit erworben, sind wir vorbereitet, die wahre Bedeutung der Kopula
f,\ai** (oder „siod'O '^^ erfassen, und uns nach einem geeigneten Be-
ziehungszeichen zur Darstellung derselben umzusehen.
Die Kopula »ist** wird bald die eine, bald die andere der beiden
Beziehungen ausdrflcken, die wir mittelst der Zeichen und = dar-
gestellt haben. Zu ihrer Darsiellang wird sich darum tln aus den
beiden letzten zusammengesetstes Zeichen als ein ohne weiteres,
sozusagen nunmehr von selbst, Terstandliches und dem Gedlehtniss
sich einpri^ndes vor allen andern empfehlen. Ausf&hrlichst wird
dieses Zeichen als untergeordnet oder gieieh" zu lesen sein* Und so-
ferne sich herausstellen wird, dass den an unsem Beispielen gemachten
Wahrnehmungen allgemeine Ooltigkeit zukommt, können wir sagen:
Das ktO^gorisdie Urteil driidit immer anst dttss das Subjekt (der
Svi^jMtegr^ dem Prädikate {Brädtkathegriffe) enttoeder tmiergeordnd
oder eiber mit ihm ideniMi sei. Es wird demnach ursprünglich oder
Ton hause aus:
Suhjdet ^ Prädikat
die gemeinsame luriii aller kategorischen Urteile sein.*)
Indem wir nachher an dem Leitfaden ihres sprachlichen Aus-
drucks die verschiedenen Arten kategorischer Aussas^eu möglichst voll-
ständig durchgehen, werden wir in der That sehen, dass sich diese
Behau])tnng dun liau.s bewahrheitet, dass die erwähnte Auffassung sich
wenigstens unbcdchadcf des hgisdien Gehaltes der betrelieuden Urteile
überall anbringen, allgemein durchfilliren lässt — allerdings nicht
selten bedingt durch eine Abänderung des „psychologischen Gehaltes*'
der betreffenden Urteile, sowie auf Kosten der Eleganz ihres sprach-
lichen Ausdruckes, unter Verletzung, mitunter auch, des Sprachgefühles,
in einer Weise, die wol in der That den Eindruck, erkünstelt zu sein,
hervorbringen kann. Lässt aber dadurch sich nur bewirken, dass alle
Urteile in einer gemeinsamen Form erscheinen, und so einer eiü^emeinm
Behandlung zugänglich werden, so ist durch die Erzielung solch* un-
absehbaren Vorteils doch der gedachte modus procedeodi vollauf ge-
rechtfertigt.
Eine Behauptung der Form
1«) a^h
*) Zufolge der sjtRter zn voll-cu'hendeu Einföhrnnp, Adjtiiigiruug des Begriffs
des «Vichts'* wird dit; Wirkaauikeii obiger Bemerkung für uusre Disziplin uach-
trttglich eicgeschtilnktk sodus nicht aUe Urteile io jener typischen Pom der 8ub-
•nrntion ihren angemeaaenen Aaadmck im Iblkal werden finden kOnnen.
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§ 1. Sabsnmtioo.
133
werden wir eine Subsumtion (Einordnnng) nennen, das Zeichen *^ das
StisimiikmsgeiAen. Dasselbe könnte auch das Zeichen der |,eTentaellen
(oder fekoltatiTen) Unterordnung'' genannt werden, wo das Beiwort
^entnell'' daranf anspielt nnd in der That lediglich daranf hindenten
soll, dass die Unterordnung auch in (identische) Gleichheit ausarten
kann — im Gegensatz an dem Zeichen ^ der wirklichen oder defini-
tiren Unterordnang; „der Unterordnung'' schlechtweg.
Die linke Seite a der obigen Subsumtion heisst auch der ünier-
betriff oder termmus minor derselben^ die rechte Seite h ihr Oberhegriff
oder <ermtfit» mn^* [Nebenbei bemerkt sind das Benennungen, die
gans ebenso auch bei der Unterordnung a^h anwendbar erscheinen.]
Ich werde indeas diesen Benennungen in der Regel die einfacheren
ßuhjekt" und Prädikat" selbst vor/.iolien, und zwar auch auf eiueui
solchen Felde der Anwendung von Subsumtionen, welches mit diesen
der Grammatik (spezieller der Satzlehre oder Syntax) entlehnten Ge-
bildeo anscheinend nichts zu thun hat, z. B. wenn wir spater unter a
imd b in 1") uns „Gebiete einer Mannigfaltigkeit^ vorzustellen haben.
Wir konnten in nnsern tv; I < ii Exempeln die Subsumtion 1"^)
in Worten durch den Satz darätelieu:
„a ist 6"
oder auch ffiUes a ist V*, Bei der ersteren Fassung muss man bleiben,
wenn das Subjekt a — der Einzelrorstellung entsprechend — ein In-
dividuum bedeutet, das ist also bei den sogenannten ,^nnguiärm**
Urteilen. Z. B. ,,Mar8 ist Planet", was logisch dasselbe sagt, wie:
„Der Mars ist ein Planet".
Je nach dem sprachlichen Ausdruck des Subjektes werden aber
f^r die Kopula mitunter auch andere Formen, wie z. B. die Ptural-
forin ^ind" zu wählen sein. So namentlich, wenn es sich um Arten
und Gattungen handelt^ z. 6.
„(Alle) Süuijetiere f?ind Wirbeltiere".
j,(Alle) Zweihufer sind Wiederkäuer".
Xü diesen als den wol häutigeren Fall woUea wir uns bei den nächsten
Besprechungen vorzugsweise halten.
Gegenüber den einfachen Zeichen und = drückt das zusammen-
gesetztere Zeichen =^ (wie schon Peirce betont) gleiehuH^ die einfadtere
Benekmig aus* In der That die Subsumtion
tagt weniger, wie die Unterordnung, resp. Gleichung
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134
Ente Torletaog.
Die Subsumtion läset nämlich die umgekehrte Beziehung, in welcher
h zu a steht, offen. In Worten ist der Inhalt der Aussage 2®) oder
3^) je nar durch gwei Sätze wiederzugeben, nämlich etwa:
2**) Alle a sind h, aber nu^t €tUe h sind a,
und
3") AllC'ü sind h, desfjhidicn alle h sind a.
Offenbar stMiessm diese beide» Besieku/ngen einander aus; sie können
niemals beide sngleieh wahr seini indem die letsteni Sätae rechts ein-
ander (kontradiktorisch) wtckrspredien.
Dagegen gibt 1^) den einfachen Satz wieder: „^120 » sindlf'* Gemessen
nach ihrer Ausdrucks fahigkeit vermittelst der Wortsprache ist also in
der That die Subsumtion 1^) die' einfachste von allen drei Aussagen.
Die Subsumtion f) hmskxHrt, stellt fest, dass irgend einer der bei-
den Falle JS^f 3^) vorliege, tmd dann seUMverständUdi niM der andere.
Der erstere 2®) von diesen beiden Fällen ist weitaus der häufigere,
Bezaglich des leteteren 3^) sei zunächst nur hervorgehoben, dass
namentlich bei allen Urteilen, die als Begriffserklärungen, Definitionen
hingestellt werden, .heabsichtigt dass, diese^ als auch umgekehrt
gültige verstanden werden.
Z. B. wenn wir dcfmitionsimse sagen: „Die (Jede) Kugelfläche ist
eiue Fläche, deren säintlicho Punkte «gleichen Abstand haben von einem
bestimmten Tunkte (dem sog. Mittel [)unkte)", so ist damit gemeint,
dass auch umgekehrt jede Flache mit konstaiiteiii Aljstand ihrer Punkte
von eint'in bpstimmten Punkt eine Kugelfläche (zu nennen) sei. Sagen
wir ebenso: ,j(Icrade Zahlen siud ohne Rest durch 2 teilbare Zahlen",
so muss auch der Ausspruch gelten: „Ohne fliest durch 2 teilbare
Zahlen sind gerade Zahlen". —
Welcher von den Fällen 2") und ?>^'^ bei der Subsumtion 1**) Tor-
lierre, i'^t manchmal unbe^^timmt, manchmal zwar bestimmt, aber nicht
bekannt, meistens ohne Belang.
Freilich, wenn es zweifellos ist, welcher von den Fällen 2*^), 3**)
vorliegt^ so hat die Aussage V^)a^h einen eigentümlichen Charakter,
den man durch einen Ausspruch wie:
„Paris liegt an der Seine oder an der Leine''
illttstriren könnte.
£in solcher Ausspruch mag vielleicht albern erscheinen, doch ist
er unzweifelhaft richtig oder korrekt zu nennen! Paris liegt allerdingS|
wie jedermann weiss, nicht (wie HannoTer) an der Leine, sondern es
liegt an der Seine. Jemand, der obigen Ausspruch thäte, wQrde dem-
nach eine Unwissenheit fingiren, die man ihm kaum zutrauen mochte.
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f 1. Snbtumtioii.
136
er konnte sich dadurch den Vorwurf einer gewissen Unredlichkeit,
Verstellung zuziehn. Für den Hörer aber, der etwa nicht schon von
Toniherein sachlich orientirt wäre, der seine Information über die Lage
▼on Paris erst aus der obigen Aussage schöpfen müsste, würde diese
Aaesage ein hre führendes psychologisches Moment enthalten. Und
dennoch: Weniger zu sagen als man weiss, ist erlaubt; und aus der
Fülle der verfügbaren Kenntnisse Dasjenige hervorzuheben^ was fClr
einen bestimmten Zweck verwertbar isl^ und demgemSss Anderes on-
benutEt zu lassen, ist allgemeine Fhais in den Wissensdiaften. (ge-
schah dies in dem citirten Ausspruch zwedrlos, so hat es hier, bei 1*]
zu geschehen zu dem Zwecke, den verschiedenen möglichen Fällen,
die wir unter 2^ und 3*) au%ezShlt haben, eine einheitUche Behand-
lung angedeihen zu lassen, wie denn auch die Wortsprache faktisch
für sie alle der n&mliehen Kopula „\s^ oder ,^ind" sich bedient
Koch emes kommt hinzu, den obigen (Paris betreffenden) Aus*
sprach in jeder andern als der logischen Hinsicht als verwerflich er-
scheinen zn lassen: es ist der Umstand, dass es hier einen grösseren
Aufwand von Worten erforderte, dass es wmtSmUidief war, die in dem
Ausspruch gegebene tmvollstftndige Information zu liefern, als es ge-
wesen wSre (in Gestalt des Ausspruchs: „Paris liegt an der Seine^
die vollständigere Information zu geben.
Die gleiche Ausstellung wird man — anscheinend — uns audi
spater machen können , wenn wir in einer Subsumtion a^h das
Zeichen als „untergeordnet oder gleich" lesen, während wir in
einem Falle sehr wohl wissen, dass wirkliche Unterordnung, in einem
auUern Falle vielleicht, dass eigentlich Gleichheit statLimdet!
Hier wird eben nicht ausser Acht zu lassen sein, dass es sich
för uns, indem wir ^^wntergeordnet oder gleich** sagten, in erster Linie
um eine genaue Daistellung, um charakteristische Wiedergabe des
i^iunes der Koptda handelte. Das ist freilich umständlicher, als nur
„untergeordnet'' oder aber blos ./gleich'^ zu sagen. Die Wortsprache
aber hat für =^ den J'iirzeren Ausdruck „ist", wofern sie nicht —
noch kürzer — dies Beziehungszeiclien gänzlich unübersetzt lässt, wie
z. B. die russische Sprache, zuweilen auch die lateinische (vergl. „ars
longa"*, etc.).
Überhaupt haben wir bereits gesehen, dass — im Gegensatz zu
vorigem abschreckenden Beispiele — die unvollständigere Information
l") den weitaus kürzeren sprachlichen Ausdruck in der Tbat besitzt.
Dies aber gilt für alle Kultursprachen und ist darum nicht etwa blos
für einen aufaliigen Umstand, eine Äusserlichkeit der betreffenden
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136
Eraie Vorletong.
Sprachen zu halten, sondern sicherlich tief begründet iu der Natur
des menschlichen Intellektes. Die Subsumtion l**) — können wir
safjen — drückt bh)s einoi (ledanken aus-, die vollständigere Informa-
tion 2") resp. 3^) aber je deren zwei, und indem wir uns statt dieser
letzteren mit diesem ersteren begnügen, lassen wir den einen davon
fallen, sehen wir ab, abstrahireu wir von demselben.
Das Subsumtionszeichen =^ wird also, gegenüber den Zeichen
und als das ur^^mjlichere hinzustellen sein. Auf ihm werden
wir darum auch das ganze Gebäude des ersten und umfassendsten, dea
elementaren Teiles der exakten Logik aufrichten.
Übrigens je nach den Terschiedeoen Anwendungsgebieten des Sub>
sumtlonszeichens und -begriffes werden wir daMr noch mannigfache
sprachliche Ausdrucksformen gewinnen. Will man ein kurzes Wort
für dieses Zeichen haben, welches auf allen Gebieten passt, so lese
man es etwa als j^geardnei^*, oder f^Buibf\ spreche also 1^ als
ffi snb h".
Ein Hauptvorzug dieses unbestimmteren (die Alternative zwischen
und d stellenden) Zeichens ^ tritt in der Wissensdiaft zutage,
wo man sehr viel mit allgemeinen 8&tzen oder Aussagen (auch For-
meln) und Gesetzen zu thun hat, wo es gerade wesentlich auf die Ge-
winnung solcher ankommt« Von der unbegrenzten Menge der Fälle,
welche solch' ein allgemeines Urteil a=^h unter sich begreift, findet
da oft hei den einen Gleichheit, bei den andern Unterordnung statt,
und wird eine Zusammenfassung aller dieser Falle in ein dnheitliches
Gesetz gerade eben nur durch das Subsumtionszeichen ermdglieht. Es
kommt m. a. W. zumeist vor, dass hei einmdderselben Subsumtion l*^)
die Frage, ob der Fall 2^ oder der 3^ vorliege, gar nicht allgemein,
prinzipiell entschieden werden kann, sondern sich bald in dem einen,
bald in dem andern Siune entscheidet^ X^m hiezu ein einfachstes Bei-
spiel zu geben, werden wir diese Verhaltnisse an den Quadimtwniseln
der Arithmetik sogleich im Eontext erläutern.
Im Anschluss an das Vorstehende möchte ich auch noch rechtfertigeo^
weshalb ich nickt, wie manche der neueren Antoren Über Logik, für ^
das Kleinerzeicben < selbst verwende, und demgcmSss auch das Subsum-
tionszeichen nicht durch das in der Mathematik schon gebriiuchliche Zeichen
< ftir „kleiner n ]( r gleich^* daratelle, vielmehr besondre Zeichen fdr diese
Beziehungen wühlte.
Den Ausschlag hiefUr gab die Krwägung, dass letztere Zeichen be-
stimmt sind und geeignet sein sollen, in der Arithmetik selbst auch nd>en
den ÜDgleiehheitszeicben verwendet zu werden. Es lassen schon die Ele-
mrate der reinen Mathonatik in manchen ihrer Ab!^chnitte sich ohne das
Unteroxdnungs- und namentiich das Subsumtionszeichen nicht korrekt dar-
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§ 1. Subnuation.
137
stellen, woferne mau bei ihrer Begründung nicht iingebOhrlicli lange auf
die Anwendimg einer knappen ZeicheTi<!prache ver7ichten nn 1 n it vorluiUn
Umschreibuiigen sich behelfen will. Und mit foi t^chreitendei Entwickeluug
der maiiiematischen Wissenschaft werden, bin ich überzeugt, diese Zeichen
dasBlbti iniBier vnentbehrlieher werden.
Namentlich tritt dies schon iKngst bereits dci zutage, wo man mit
„vieldeutigen" Zahlenausdrtlcken zu tbun bekommt, das ist, im Elementar-
unterricht, erstmalig bei der Quadratwurzelausziehung. Diese ist eine (im
allgemeinen) zweideutige Operation, und bekannt ist, wie zuweilen Lehrer
sowol als Bücher, indem sie z. B. in einem Atem schreiben: |/9 = 3 nnd
daneben auch ~ — 3, den Anfiin<:^cr (nach dem Satze, dass wenn Jiwei
Grössen ein>r dritten gleich sind, sie auch unter sich gleich sein müssen)
lu dein Fehlschlüsse verleiten: 3 = — ^3. In mehr versteckter Form,
geechickt ▼erhflUt, liegt dieses Verfahren einer Reihe von aritbrnetischen
PMdozen sagrunde, welche den Anftnger zu TerblQffen pflegen.
Der FdUer Virgt m dem m^cchtigtcn Q^auchf des Gleichheitszeichens.
Schreibt man freilich: „Silber = Metall*' und (mit demselben Rechte)
,,Metall = Gold" so irelangt man auch zu dem Schlüsse: „Silber = Gold"!
In Bezu^' auf dicben (ii^lirauch herrscht in der zeit>j[enü:^si^eheu Mathematik
noch eine gewisse Nachlässigkeit, hervorgegangeu aus der Übertreibung
einer sonst in dieser Disziplin als so ttberaus fruchtbar bewShrten Sparsam-
keit, der Sparsamkeit mit Zeichen, welche hier zu einem Geizen mit solchen
ausartet. Es beruht darauf die MSglichkeit zahlreicher „Paradoxa**, das ist
deduktiver Ableitung, scheinbaren Beweises von Widersprüchen nnd augen-
scheinlich falschen, absurtlt-n Ei^,'eV'ni.ssen auf Orr.nd der schulmässigen
Sätze und Regeln, iuUem eben dieac nicht korrekt gewesen.
Um die Sache korrekt zu behandeln muss man zunächst die als eine
mehrdeutige verstandene, die „voUdeutige** Quadratwurzel von der eindeutig
zu Teratehenden auch in der Bezeichnung sorgftltig unterscheiden. Jene
wird auch der allgemeine oder „Generalweii.**, diese der Prinzipal- oder
„Hanptwert" der Wurzel genannt. Der Generalwert ist aber meist eigentlich
gar kein Wert ( >o wie z. B, ein Handschuh auch kein Schuh ist), vielmehr
ist er eine güuze Klasse von Werten. Nach Cauchj's Vorschlag kann
man ihn durch Anwendung einer sich sonst als ,,Uberflüssig" charakte-
risirenden Klammer (vergl. Anhang 2) in Gestalt von V'(a) vor dem
letzteren, dem Hauptwert V a , äuszeicbiieu, und verwendet man, noch besser,
für ihn ein doppeltes Wuraelzeiohen y/^ welches ebenso an den Anfangs-
buchstaben des Wortes „Wnizel**, wie das gewöhnliche oder einSGwhe Wursel-
zuehen y an den des Wortes „radix" erinnert
Wir Terstehon demnach unter f^a die Klasse oder Gattung, welche
sich zusammensetzt aus allen den Zahlt n, deren Quadrat gleich a ist
im Gegensatz zu ]/a, welches uns eine bestimmte von diesen Zahlen re-
prSsentiren wird.
Es i-'t z. B. die vollde\aige Quadratwurzel, Volh'->(r-rf. ans 3" oder 9
die von den buideu Werten 3 und — 3 gebildete Gattung von Zahlen:
Y9 «^{.f^) oder kürzer ausgedruckt: ^9 » + 3.
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138
Erste Yorlesang.
Und wollen wir blo8 ausdrucken, dass 3 einer (der 6uie) von diesen beiden
Werten ist, ein andermal vielleicht, dass — 3 ein solcher (der andere) ist,
80 ist es nur mehr zulässig, hiefUr zu ächveibeu:
3 C und — 3 C y 9
— Behauptungen f die jetzt, weil sie korrekt sind, nicht mehr zn obigem
Fehlschlüsse yerleiten kOnnen.
In diesem sowie in fast allen andern Beispielen derselben Art, die
wir bilden niTigen, bestellt zwischen der vnlKleuti.i^'on Quadratwurzel und
irgr>nd einem ihrer Werte wirklich die Beziehung der Unterorclnuu;:, nlim-
licli ilie UnterurdnunL' des Individuums unter eine umfassendere Kla66e, m
der es gehört, Wiii man uuu aber dioac Wahrnehmung generalisiren, die-
selbe für eine ganz h^iebige Zahl o aussprechen , so darf man gleichwol
nicht sagen, es sei
a 1^ und — a d
aus dem ü runde, weil diese Aussagen eine Ausnahme erleiilen würden,
uänilich für a = 0 falscli werden. Da -j- 0 und — 0 einerlei sind, so
hat» wenn unter a die Nall Yerstanden wird, auch die Tolldeutige Quadrat»
wnrzel aus a nar mehr einen Wert, den Wert 0; die als ihr „General-
wert** SU bezeichnende Klasse schrumpft hier in ein einzigets Zahlindividuum
znsanimen (sie ist diesmal ausnahmsweise auch wirklichem „Wert'*) und es ist:
o-yo,
gleich, aber niuht untergeordnet.
ÄVgmmn, ftlr jede beliebige Zahl a, gilt daher weder die Unter-
ordnung, noch die Gleichung, sondern in der That nur die Subsumtion:
a =^ und ebenso — a ll^«'-
Und ähnlich ist auch bei den höheren Wurzeln in der Buchstaben-
rechnung das Subsumtionszeiehen anzuwenden der Allgemeingültigkeit zuliebe.
Allerdings wählt die Mathematik von den eventuell beiden unter die
Klasse "^jfa fallenden Werten frühzeitig den einen als den soj^'cnannten
Haujtlivert aus und zwar — bei positivem lladicanden, im Gebiete der
reellen Zahlen — den positiven, den sie schlechtweg mit )/a bezeichnet,
sodass z. B. 3 = ]/9 der Hauptwert und — 3 = — y'9 der Nebenwert
der Quadratwurzel aus 9 sein wird. Und indem sie fortan voraugswoise
mit diesen eindeutigen oder Hauptwerten operirt, das Rechnen mit viel-
deutigen Ausdrtlcken nach Möglichkeit yermeidet, flieht die Mathematik so-
zusagen die Gelegenheiten, wo sie ma spezifisch logis^es Beiiebungsieichen
anwenden mUsäte. Ähnlich, wie in diesen ersten und einfachsten FftUen,
verführt die Mathematik auch spftter wieder bei den mehrdeutigen ana-
lytischen Elementarfunktionen , d. i. den logarithmischen, cyklometri«chen
und allgemeiueu Potenzfunktiouen: sie wendet sich möglichst bald von deren
Geueralwerten ab und den eindeutigen Zweigen die&er Funktionen als den
erwihlten Hauptwerten derselben zu, hauptsächlich wol, imi nicht einen
komplizirteren Zeichenapparat, nSmlich noch andere als die drei Zeichen
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I 1. Svtmimtaon.
139
der OrSssenvergleiebtttig >, <) verwenden ?ai müssen, dergleichen in
der That bis jetzt auch keines ganz allgomein rezipirt erBcbeint.
Aber nicht nur zur Darsfcllun.cf clor Beziehungen zwischen vieldeutigen
/iil/!' ndujfdf ticken ^oWie ei^'eut lich das Subsumtinn.^7eichen allgemeinere Ver-
ucuduiig finden, sondern auch noch auf zahlreichen anderen Untersuchungs»
gebieten, wo sich einstweilen noch jeder Antor seine eigene bisweilen recht
sdiwerfÜlige Terminologie schaiFt bebnfs Darstellung von Besiehnngen, die
cinfaidi als eine „Einordnung^' zu cbarakterisiren wären.*)
Wählten wir nun für die Unterordnung das Zeichen < selbst, SO
würden zahlreiche Missverst'indnisse ebendadurch nahe gelegt worden. Wir
t5ntien auch bei Zahlengattungen Ä und also bei vieldeutigen Ans-
Jrückeo, das Zeichen < in seinem ursprünglichen Sinne verwenden, um
mittelst der Relation Ä<.B auszudrücken, dass jede Zahl der Gattung A
Umer sei als jede Zahl der Gattung B, Doch wenn wir anoh absehen
vollen Ton der ZnlKssigkeit dieser immerhin seltneren Verwendnngsweise,
so sieht man doch den in einer Formel beiderseits stehenden Ausdrücken
nicht immer an, ob >^ie uns einen oder ob sie mehrere Werte roprä^entiren
sollen, wo doch im ersteren Falle das Zficliou •< piue i^'anz analere Deutung
zu erhalten hätte. Bei allen allgemeinen Uateiöuchuugcn über Zahlen-
Uaeäen, vieldeutige Ausdrücke, muss man vielmehr als Grenz- oder De«
generationsfilUe andi diejenigen besondem FWle mit unterhMifen lassen,
wo die Tieldentigen in eindeutige Ausdrücke ausarten, wo die Klassen auf
je ein Individuum zusammenschrumpfen. Zwischen zwei Zahlindividuen,
eindeutigen Zahl/eichen, ist die eigentliche Unterordnung unmöglich, un-
denkbar, denn das zweite Individuum müsste dann eine KLisse sein, die
auss>er dem eraten noch andere Individuen enthüll im Widerspruch zu der
Anuabrae, dass sie nur eines enthalte, nämlich eine „singulüre'' Klasse sei.
8ind A und B dergestalt eindeutige Zahlzeichen, so konnte die. Subsum«
tion A'^Bf in der Gestalt der Relation A^B geschrieben, doch nur
als GUUSmmg gelten, ee müsste dann A^B selbst sein. Als B^hau^piiang
*) Ich will in dit.-.s.T Rirlitunjj weni^^'^tena auf Einiges aufnierksaui machen
und -w^eDda mich damit vorzugäweiäe au Mathematiker: Herrn Georg Ca n tu r 's
berühmte Untetsncbuagen Über die ICannigfaltigkeitslehte beschlftigen sich mit
Benehnngen «wischen Punktraengen, bei denen die SnbBumtion eöne weaeotlicbe
Kolle spielt und durch entspreohende Verwendung ihres Zeichens sich erhebliche
Vorteile in Sinne knapper Dsntellnng erzielen las.^cti wHrden. Ebenio könnten
die fpocheroachenden Untersnchnnp^en von Dedokin«! über allgemeine Zahlen-
tbeone (Supplement XI) sowie die Anwendungen der dort eingeführten Begriffe
aaf die Theorie der algöbraiüchen Funktionen, wie sie Dedekind und Weber in
ihrer Abhandlung in Bd. 92 dtiü Crelle'schen Journab gegeben haben, wol Qber
aektlidiar dargestellt werden, wenn statt des Begriffs der Teilbarkeit stets der
4sr Etoorinang und das Subsumtions «eichen banutst wfirde Dabei würde auch
*ier für das Studium störende Umstand vi rmieden, dass bei Moduln der Teiler
•lem Geteilten übergeordnet ist — ein Umstand, auf wi-lchen ich durch Herrn
LSroth aufmerksam gemacht worden. Nicht minder dürfte dipsca Zeichen bei
der Begründung von Herrn Schubert 's genialem Kalkül der abzählenden lieo-
metrie mit Vorteil 2U verwenden t(um I sowie auf audern GebieUiu mehr.
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140
Erste Ycnrlesung.
hingestellti wOrde jene Relation dann allerdings noch richtig' bleiben, jedoch
weniger sagen, wenn man «las Zeichen < in <, statt als „uutertreordnet",
nun als „kleiner" interprctirte. Sooft aber solche Relation A <r B als Vor-
aussctmng hinzustellen wiiie, niüssten die beiden fraglichen Intorpretaiionen
von einen Unterschied geben: es wäre im erstem Falle die Annalime
^^Ä kleiner als B** dtoroli die Relation auegeschlosaen, im zweiten aber in-
gelassen. Und anderes mehr.
Unstreitig wird es also praktischer sein, fUr die Unterordnnng ein
von dem Zeichen < rrrFchicdnir^ Zeichen m wälilon. Wenn nnn dieses
fragliche Zeirhon mit Kücksicht auf die Anfordeninf,', dass dasselbe beim
Vor- und Rückvvürtslesen imieiuonisch interpretirbar sei, ebenfalls zwei
divergirende Aste besitzen 80II, so müssen dieselben gekrUmuit genommen
werden, und bleibt (bei Wabraog der Symmetrie des Zeichens in vertikaler
lyehtnng, d. 1. am die horizontale Aze) gewissermassen nur die KSglich-
keit Übrig, dasselbe dem von uns gewählten P'^r ^ /- (oder Hjperbel)bogen
fthnlich %VL gestalten — in Anbetracht, dass ein Zeichen wie
<
bereits vergeben erscheint, nümlich nach Paul Du Bois Reymond's Vor-
schlag eine ei,?ent(^mlicbo Verwendnn;nf -/nr Darstellung infinitfirer Beziehungen
bereits gefunden hat und auch am besten tinJet.
Man konnte höchstens noch unserm Zeichen anstatt des Scheitels eine
Ecke geben; wodurch es sich aber weniger deutlich von dem Zeichen <
abheben wflrde — ein Punkt indess, Über den ich mit niemand streiten
will. [Verwendeten wir statt des Parabelbogens einen Kreisbogen, so
würde dadurch ein oft störender Parallclisraus mit etwaigen Klammerhaken
der hinter das Zoidicn tieunden Ausdrücke bewirkt werden ]
Das Zeicheu wurde 1873 von mir eingeführt', ümt'assoiide Au-
wendungen von den d<uch dasselbe ausgedrückten Beziehungen der Sub-
sumtion möchten wol 1. c. zum ersten mal auf (sozusagen) extralogiäcbem
Gebiete gemacht sein. Ich habe jenes mit noch einem andern Zeichen, auf
das wir einzugehen haben werden, daselbst verwendet, um ein geschmeidigee
Rechnen mit vieldeiitigett Zahlenausdrttcken aaszubilden, Prinzipien und
Methoden für sulches zu entwickeln.
Herr Fei reo verwendet dafür daa in Amerika bereits ziemlich ein-
gebürgerte Zeichen
welches allerdings drei Jahre früher von ihm eingeführt worden ist; doch
haben vor ihm auch Augustus De Morgan uud Andere sich schon be-
sondrer von den angeführten differirender Zeichen fSr die gedachte Be-
ziehuDg bedient
Ich nu ine, dass nicht Rücksichten auf die mehr oder weniger zufällige
Prioritllt eines Bezeichnungsvorschlages, sondern lediglich sachliche Zweck-
mässigkeit srUcksichten den AnsRchlacf dafür geben sollten, welcher Vorschlag
etwa allgetnein an/nnehnieu wäre. In dieser Beziehung könnte ich schon
die vorstehende Auseinandersetzung für sich selbst reden lassen. Besonders
möchte ich jedoch noch darauf aufmerksam machen, daas ein vorgeschlagenes
Beaiehungsseichen nicht blos für sich aUein in Beti-acht zu ziehen ist, sondern
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§ 2. Uar&teUbarkeit der Urteile aU Subsumtionsurceile.
141
tnch ab ein Glied einea ToUatttadigen Systems von Zeichen flEir sämükke
logUchen Grundbeziehungen. Sollten letztere — imincrhiu, wie wir sehen
werden, zeJm, oder, wenn man die vor- und rückwärts verschieden aus-
sehenden gesondert zählt, rierzchv an Zahl - - überhaupt planmässig, ratio-
nell bezeichnet werden - — und dies erscheint bei ihrer grossen Anzahl
dorchaus wünschenswert — ao wird aich zeigen lassen, dass mein Vorschlag
nidit mir aweckentspreeh^d, nrndera auoh fisst der einzige ist, der thnnlieh
«neheini Yergl. die spfttere Besprecbung der sftmtliclien Zeichen in § 34 sq.
Jedenfalls dtlifte sich's empfehlen, auf die Gestaltung neu einzuführender
Zeichen eine grosse Sorgfalt zu verwen Ir n. Denn ist ein ungeschiclct ge-
wihltes Zeichen einmal wirklich oingebiiigert, so möchte wol eine Abhülfe
brnm minder schwierig durchzut Uhren sein, als etwa der Plan, den Schienen-
weg, Fahrdamm einer uuzweckmässig gelegten Eisenbahnlinie wieder in
iniGbibares Ackerland zu verwandeln!
Ich echlieese diesen Exkurs mit der Anftthrung eines in der Über-
Mtsong von mir etwas gemilderten Ausspruchs von A. De Morgan, nach
Peirce's von mir geteilter Ansicht^ eines der scharfsinnigsten Logiker, die
existirten. Derselbe stellt am Schlttsse seines Syllabus^ die beiden folgenden
Tbatsachen eluauder gegenüber.
Erstens: die Logik ist die einzige Disziplin, welche seit dem Wieder-
tafleben der Wissenschaften (siuce the revival of letters) keine entsprechenden
Fortsdiritte gemacht hat.
Zweitens: die Logik, ganz allein, hat keinen Znwaehs an Zeichen
(qrfflbols) herrorgebncht.
Kr sagt gerariezn ,,h'im Fortschritte^ was bekanntlich anch Kant
mit aller Schärfe behauptet.
I 2. Vorlftollge Betmohtiuigeii über Daxstellbaikeit der Urteile
■In Sabenmtionsiutelle.
Es erübrigt uns noch, nachzusehen, inwiefern jedes Urteil als ein
;,Subaumtionsurteil" angesehen werden kann. Zunächst wenigstens
wird dies für die kategorischen Urteile zu zeigen sein.
Für muht-kategorische, nämlich die aus verschiedenen TeiLätzcu mittelst
Konjonktionen — wie: „wenn , 90 <,**, „erüweäer . oder", „weder .
Meft", ,,iiiqU mir . somlsm muh »feiffluh", „weä^', und andere —
zasammengesetzteii Urteile kann erst im Lanf der Entwickelimg unsrer
Theorie nach und nach dargethan werden, dass und auf welche Weise sie
ihrem logischen Gehalte nach vollständig darstellbar siud mit Hülfe des
Subsumtionjjzeichens selbst oder auch anderer Zeichen, deren liedeutung
jedoch auf den Subsumtionsbegriff zurUckführbar ist, welche sich in der
That aas dem letztern ableiten, auf Qrund desselben definiren lassen.
Als „Ding" oder Objekt des Denkens, von welchem in einem Satze
etwa^ ausgesagt wird, und welches demnach dessen „Subjekt" bildet,
kann auch ein selber als Satz forniulirtes Urteil auiLreteu und ebenso
kanA dasjenige, was von jenem prädizirt wird, bestehen in der Hervor-
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142
Erste Vorlesung.
hebnng einer Besiehungi in der ein zweites Urteil zu jenem ersten
steht. Dergleichen Urteile/' welche anstatt Yon beliebigen'* andern
Dingen zunächst selbst wieder nur^von Urteilen bandeln, nehmen in
der Lehre Ton den^Urteilen eine bevorzugte, eine Sonderstellung eio.
Dahin gehören vor alleni die sog. Jti/j'OÜafiscJicn'' (vergl § 28) und
die „diiijutüSive»** Urteile (vergl. § 15 und 31), ferner aber auch Urteile,
welche, indem sie z. B. Yerba wie |,lcOnnen*' oder ^fmflssen*^ oder Adrerbia,
wie „Tielleicht** etc. enthalten, auf die Möglichkeit oder Notwendigkeit der
Zulassung eines gewissen Urteils hinweisen, im Grunde also auch nur von
diesem selbst etwas unmittelbar prädiziren, er.-t mittelbar auch über die
Diugo aussagen, welche die os Urteil betrifft (veigl. §54); endlich gehören
dahin die im öinne Sigwart a aufgefassten „verneinenden*' Urteile (Urteils-
▼emeinangen » vergl. § 15 und 31).
Alle solchen Urteile werden von L5oole .sckuiuUin' oder Urteile
der zweiten Klasse »fenaiint und uegenübergestollt den primären oder
Urtüiieu der ersten Klasse (zu denen im ullgemeiucu die kategorischen
gehören), welche nämlich nicht iuiplicite erst von Urteilen sondern
sogleich von den Dingen selbst handeln. Als die eiul'achereu habeo
wir vorerst nur diese letzteren zu betrachten.
Auch für die kategorischen Urteile müssen wir jedoch im üinblick
auf den fast unerschöpflichen ßeichtum der Wortsprache und ihrer
Ausdrucksmöglichkeiten darauf verzichten, die Aufgabe der Erbringung
fraglichen Nachweises hier mit dem Anspruch auf formelle Yollstündig-
keit zu lösen. Wir begnügen uns — und dies dürfte auch genügen
— an der Hand einiger Beispiele nur für die Tornehmsten Ausdrucks-
formen der Sprache zu erläutern und Anleitung zu geben, in welcher
Weise die Darstellung zu vollziehen ist
Besonders kommt es dabei uns noch darauf an, das Verfahren aueh
gegen unbillige Beurteilung in Schatz zu nehmen.
Im Urteil gibt sich ausser dem, was wir seinen „logischen Gehalf*
nennen, oft ein gutes Teil von Stimmuug, GefQhl nnd Absicht, Streben
des Redenden kund und ruft Verwandtes (oder auch Entgegengesetztes)
hervor in dem, der es vernimmt Je nach der Form seiner sprach-
liehen Einkleidung bleibt dabei oft mancherlei „«tptseften den teilen 8u
lesen** (vergl. des Dichters: „Was er weise verschweigt, zeigt mir den
Meister des Stils" sowie das geflügelte Wort: „Man merkt die Absicht
und man wird verstimmt* u. a.). Es legt der Satz häufig Neben-
gedanken nahe, auf deren Gestaltung schon die Art und Weise seiner
Betonung von grossem Einfluss sein kann; gewisse Gedanken bereitet
der Satz vor zu leichterer Krweckung, woferu er sie nicht selbst schon
völlig wachruil, für andere präjudizirt er hemmend und vorbeugend.
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§ 2. Darstellbar keit der Urteile als SubButntionsurtelle.
143
Man wird z. B. dessen inne, wenn man im nächsten besten (Frage)-
Satse die Emphase, den Nachdruck der Reihe nach aufs erste oder
aber sweiie n. s. w. bis letite Wort legi
Z.B. „. . Wenn Sie den Mut haben!** „Hat er dieLisette geheiratet?*' Ete.
Ich will dabei nicht reden von Fällen, wo die Betonung geradem den
Sinn des Satzes selbst veräuclmt, wie der bekannt n Ausspruch: „von der
Seite kannt' ich dich noch nicht" dies erfulir, als ein schlechter Schau-
spieler mit der Betonnng: „von der Sfitr kiinnf ich dich noch nicht'' den-
selben deklamirte. Ich will nur reden von den Wirkungen det> Sai>ieä, die
unbeschadet seines logischen Gehaltes nebenher gehen ktionefi. So sagt
S.B. der Ansdmch „Meine Wenigkeit** logisch nicht mehr als „ich**; eisterer
aber hat einen Bsigeschmai^ von affektirter Bescbeidenhnt. Etc.
Von einem mitunter gans beträchtlichen Teil dieses lebendigen
Inhaltes, des f^psgMogixJim GMUsf* des Urteils sieht ohnehin die
Logik ab — nicht nnr die nnsrige^ die Logik des ümfangesy sondern
die Logik Qberhanpt. Diese kümmert sich nm das Urteil nur insofern,
als es mit dem, was es ausdrücklich ausspricht, wahr oder &lsch ist,
resp. durch die Konsequens zu denken geboten oder weiteres su
denken nütigend.
Wie aber der ,ßogi8€he Gt^aU** des Urteils hienach nur als ein Ans-
zog, ein Excerpt aus dessen spradiiich angeämtdem Gehalte erscheint, so
verhält sich wol auch schon dieser zu dem ihm zugrunde liegenden Gedanken
nnd mag der Dichter (Victor v. Scheffel) recht haben, wenn er sagt:
„Die Sprache ist ein edel Ding,
Doch hat sie ihre Schranken;
Ich glaub", noch immer tehU s am Wort
Für die feinsten und tiefsten Gedanken."
Dieser Auffassung gemäss soll nun auch nicht beliauptet sein,
dass durch die beabsichtigte Darstellung eines Urteils als Subsumtion
dasselbe etwa nach seiner psydiologischen Natur genauer dargelegt, dass
es damit in irgend einer andern als eben nur der logiichen Hinsicht
angemessener oder besser dargestellt werde!
Als Beispiel betrachte man das Urteil: „Die Wanderheaschrecken
haben ihre Ohren an den Waden'^ Wir bestehen darauf, dass dieses
logisch äquivalent ist mit dem Satze: „Die Klasse der Wanderheu-
schrecken ist enthalten in der Klasse der Geschöpfe (Wesen oder über-
haupt „Dinge''), welche (ihre) Ohren (Gehdrorgane) an (den) Waden
tragen*'. Keineswegs jedoch soll damit etwa unterstellt oder für die
Auffassang plädirt werden, als ob der Hörer in seinem Geiste bereits
Torgebildet habe die Yorstellong einer Klasse von Wesen, die das
Gehl^rorgaa an der unteren Hilfte der ExtxemitiLten besitsen, nnd dass
er nun, nachdem er durch das Urteil von der Thatsaehe in Kenntniss
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144
Erste V oilehuug.
gesetst ist^ in diese yorratige Klasse auch einfacli diejenige der Wander-
heusciirecken „eisordne''.
Im Gegenteil: die Thatsaclie wird wol den meisten Lesern Ober-
raschend und neu sein, so wie es z. B. auch in weiteren Kreisen un-
bekannt sein mag, dass eine Krebsart, Mysis, das Gehörorgan sogar
an den Schwanzflossen trägt. Ein solches Urteil wird uns nicht schon
im Besitz der Prädikatklasse antreffen, sondern uns höchstens Veran-
lassung werden, dass wir eine solche Klasse erst aufstellen. Wesent^
lieh wird jenes Urteil nur unsern Begriff von den Wanderheuschrecken
berichtigen oder vervollständigen, uns nötigend, diese Tiere, während
wir bislang bei ihiicü an Geliüror«ianc vielleicht niemals gedacht haben,
fortan mit Trommelfellen, T\ mpanums, zu beiden Seiten jedes Schien-
beins*) ausgestattet zu denken.
Auch der sprachliche Ausdruck uusrer al- Lltji.Npiel gewählten Aus-
sage ist durch die Umschreibung nur sciiwerfälliger geworden. Un-
streitig aber gibt diese Umschreibung doch die nämliche Information
wie die urs])riingliche Aussage, und ihr Vorzug besteht darin, das» sie
die Beziehung zwischen dem Subjekt- und dem Prädikatbegriffe rein
nach (krm I mfangsvcrhäUmsse darstellt, wodurch diese Beziehung ia
der auf das Suhsumtionsze'icXimi gegründeten Zcichmsprachc , in Gestalt
von a=^bf nunmehr ausdrückbar wird. Und die Vorteile solcher Aus-
dmcksweise — wo immer es sich um logische Fragen handelt —
werden im weiteren Vertblg unsrer Theorie genugsam zutage treten.
Ähnliche Bemerkungen, wie an das Vorhergegangene^ würden nun
auch mutatis mutandis an manche der nachfolgend auzuf&hrenden Bei-
spiele sich anknüpfen lassen; indess werden wir nicht mehr ausdrück-
lich darauf hinweisen.
Eines aber sei hier noch hervorgehoben: in Bezug auf vemeinenek
Urteile.
Es ist geltend gemacht worden, die durch eine Verneinung
geforderte permanente Sonderang, Äuseinanderhaltung oder jn^eitmifi^
von Merkmalen sei so wesentlich verschieden von der durch ein be-
jahendes Urteil angeregten Verknüpfung solcher, dass es keinen Wert
habe, beide Operationen unter demselben Gesichtspunkt zu betrachten,
unter ein gemeinsames Schema sie zu bringen. Dies aber dürfte doch
absprechend, vorschnell geurteilt sein.
Sagen wir z. B. „das Wasser sei uiclit zusammeudriickbar (inkompres*
•) Diese Auadruck sweise ist begreiflich eine antbroporaorphistieche. Bei
Insekten, Beuachreckeu von „Waden'^ zu reden ist jedoch in der Zoologie rozipirt.
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§ 'J.. Darstellbdi'keii der Urteile als bubsumtioasurteile.
145
abel)*', so fordern wir psycbologiech, dasB die Vorstellong, das Merkmal
der ZuBammeadrltckbarkeitt ivie es elastisehen nnd namentlich elastisch
flüssigen Körpern zukommt, atisj^escbieden werde ans dem Begriff des
Wassers, falls es etwa irrtümiich in denselben aufgenommen worden sein
sollte, und andemfalles, dass diese Vorstellung seiner Bildung wenigstens
fem bleibe, dass sie nicht in die Vorstellang des Wassers eingehe.
Nun Iftsst auch dieses Urteil als mne Subsumtion sieh ansehen, be-
sagend, dass die Klasse der als „(flOssiges) Wasser** an beseichnenden Dinge
eniJbattefi sei in, gtkOrt m der Klasse der nicht ansammendraokbaren Snb-
BtauoL oder I>inge^
Diese Ümformung des Urteils geschieht auch hier der logischen '
Technik zuliebe und sie hat den gleichen Wert wie in den Übrigen
Fallen; sie wird erforderlich sobald man auf die Umfangsbeziehuugen
zwischen dem Subjekt^ ond dem Prädikatbegnffe reflektiren wiU
(and zwar, wie man später sehen wird, einerlei, ob man als letzteren das
Merkmal der Zusammendrtickbarkeit oder aber das der Inkompressibilitttt
gelten lassen mag).
Und solcher Reflexion kaun cm wissenschaftlicher Wert tbenso-
weniir abgesprochen werden, als etwa der einseitigen Hervorhebung
der chemisclr»')) Zusammensetzung (oder vielleicht der GewichtsverhiUt-
nisse) von bubstanzen, deren eine aus den andern als eine Verbindung
heiTorgeht.
Des weiteren wären hiezu noch die unter d^) der -Einleitung an*
gestellten Betrachtungen heranzuziehen.
Man wird finden, dass, wer da gegen das Verfahren der Logik
des Umfanges eifert, allemal dabei aus der Holle des Logikera eigent-
lich iKraiisfallt, u&mlich anstatt daran festzuhalten, dass es dieaer um
normative Bestimmungen, um einen Kanon des Denkens zu tbun i^ein
muBfly sich (unbewusät) auf den Standpunkt stellt, als ob es vielmehr
ankäme auf eine naturwissenschaftliche Analyse der psychologischen
Vorgänge beim wirklichen Denken. Namentlich hat die exakte Logik
oft Veranlassung^ sich Ton der Sprach form zu befreien; „denn wie
lehr auch die letztere — sagt treffend Fr. A. Lange^ p. 94 — sich
dem natfirlichen ond gewöhnlichen Denken anschnuegt, so ist es doch
nicht Sache der Logik| dieser Natttrlichkeit zu huldigen, sondern Tiel-
mehr an scheiden und klar su stellen, was wirklich logisch ist in den
Gebilden der Sprache nnd was nichl'*
Nach diesen Vorbemerkungen können wir unarer eigentlichen Auf-
gabe, die nun erhebliche Schwierigkeiten nicht weiter darbietet, jetst
niher treten.
Zunädtit gSA et FiäU, teo die StOtmmHon (auob) nickt dm vcUm
(logiseheii) JrMU des kaUgoritehm UrfeUs «iedergibi.
Scnton» Algttbi» 4*r Logik. 10
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14G
Erat« Vorleauog.
Dies tritt dann ein, wenn iu dem Urteil ein Fingerzeig enthalten ist»
ob die KopuU Unterordnung' odti ol» bif Glf^lclilieit bedeutet, wenn das
Urtoil seibat die eine von diesen beiden Interpretationen auescblieset. Sagen
wir z. B.
„1001 ist eine von den durcb 11 uud 13 teiibdien Zühien oder auch:
„Sautoiin ist eine von den zshlreiehen Inseln im griechischen Arcbiper\
80 encheiat zwischen Snbjekt nad Prftdikat die Beaehnng der identischen
Oleidlheit Äusge-^chlossen, und drückt daa Urteil eine wirkliche Unter-
ordnung aus. Eb wird hier eben im Urteil selb;>t das Prädikat als eine
Mehrheit von Individiien gesenüher dem als eine Mtmlrhelt (vorbin sogar
• als nur ein Individuum) sich uaibtellenden Riibjekte hiii^'estellt.
Sehen wir dagegen daü Prädikat mit dem bestimmten Artikel verbunden
(der allerdings, wie schon erwihnt, in manchen Sprachen, wie im Lateinischen
and Bnssischea fehlt), oder wird — was wesentiieh auf dasselbe hinaus-
kommt — das Prttdikat mit dem hinweisenden Fürwort rpronomen demon*
strativnm) „der-, die-, dasjenige'' (im Plural „diejenigen") eingeleitet, so
beansprucht und orhült die Kojinla die asserlorische Kraft des Chlchheils-
zeichens, versichert die Identität zwischen öubjekt und Prftdikat und schliesst
die Unterordnung aus. Z. B.
„Gerade Zahlen (noch deuüieher: Die geraden Zahlen) sind äU durch 3
teilbaren Zahlen/*
„(Die) Primzahlen sind dU^fmigm Zahlen, welche swei und nnr swei
Teiler haben."
,.X. X. ist dftr Dieb (sc. welcher den yermisäten Gegenstand entwendete)."
„Iridium ist das schwerste Metall.''
„Jener Herr ist sein Vater'' ^soU heissen: der Vater dieses Herrn). Etc.
Hieriier gehören auch die Fälle, wo das Prftdikat ein Eigenname ist,
also nicht — wie es sonst als die fiegel erscheint — einen allgemeinen
Begriff, sondern etwas Individuelles, ein spezielles Objekt des Denkens bo*
zeichnet, s. B.
,,Dicser FIush ist der Rhein." „Diese Stadt ist Berlin.** ,|Der Dichter
jener < )do war Horaz."
In dieser besondern Art von „öinguiären" Urteilen drückt die Kopula
ebenfalls die Identität des Subjektes mit dem i'rädikate aus.
Dasselbe gilt von Aussagen wie „2 mal 2 ist 4", wo das Prtfdikat ein
Zahlenittdividuum ist und die Kopula die Versieherong der arithmetischen
Gleichheit zwischen Subjekt und Priidikat gibt, die hier übrigens mit der
identischen Gleichheit in gewis ein Sinne zusammenfällt (sofern es üblich
ist, alle einander gleichen Zahh.Mi durch ein einziges den Zahlenort mar-
kirende.s Zahlenindividuum vortreten zu lassen).
Zu den hiermit gekouu/.eichueteu Fällen treten uoch solche von spe-
ziellerem Charakter hinzu, die man passend als die „CrreozftUe** besmdinen
kann, wo nftmlich „nichts*^ oder „etwas"* resp. „altes'* als Subjekt, be-
ziehungsweise Prädikat auftritt (wie z. B. bei dem Satze: „dies ist alles").
Diese werden wir erst in einer späteren Vorlesung (§ 9) berücksichtigen.
Wird da<? Subjekt mit a, das Pr:i llkit mit h l>e/.«ichnet, so ist a Ij
der Volle Sinn der Auss-^jjen ersterer und '/ = l> derjenige der Aussagen
letzterer Art. lu beiden i* allen gilt aUo gewiss die Subsumtion a =^ b
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% 2. Darstellbarkeit'Uer Urteile als SubäumtioDSurteiie.
147
und drQekt wehigstens einen Teil des (logischen) Inhalts nnsrer Urteile
liditi^ aus.
Zu derselben muss aber, um die Urteile vollständig wiederzugeben,
noch etwas hinzugefügt werden, und zwar in dem zweiten, dem Falle der
Glejchheit a = 6, wo eben das Urteil auch umgekehrt gilt, iuvertibel oder
reiLiprokabel erscheint, ist zu der Subsumtion a ^ b noch eine zweite Sub-
inmtton 6 a hinsnsusetien.
Was 2u der Subsumtion a^b noch aosnmerken ist, damit die Unter'
Ordnung a d TollsULndigen Ausdruck finde, werden wir erst sehr Tiel
Spiter in's Auge fassen (17. Vorh'suni,^).
Es gehören eben die angeführten Fälle, wenngleich sie in i^frarnrnnH-
kalischer Hinsicht, d.i. schlechtweg, zu den einfachen Urteilen xühlen jr n n,
doch zu den „in logischer JJtnsicJit zusammengeseislcn" (so wenigsteaa vom
slemmtarsten Standpunkte aus betrachtet).
Verwdlen wir nur mehr bei den auch im engsten Sinne »ein'
fachen" Urteilen — das sind diejenig«k, in welchen die Frage nach der
ümkehrbarkeit des Urteils unbeantwortet gdasson ist — bei welchen also
offen bleibt, ob das durch Vertanschung von Su1>jekt nnd PrSdikat sich
tri^obende Urteil ?ilt oder nicht ^nll, uünilich dieser Umstand — wenn
auch vielleicht nebenher bekannt oder aus der Sache ersichtlich — doch
in dem Urteil selbst nicht a iriickt erscheint.
liier behaupteten wir — kann man iuimer Subjekt und l'riidi-
kat als Klaaaen auffassen und den logischen Gehalt des Urteils da-
liurch vollkommen wiedergeben, dass man es interpretirt als die Ver-
sicherung (Assertion): Die Subjektklasse ist ganz enthalten in der
Prädikatklasse. Man wird demnach auch sprachlich durch geeignete
Umschreibung — ohne dadurch den logischen Gehalt des Urteils zu
alteriren — die Kopula immer auf das Wörtchen ^st^' hinausspielen
können.
üiezu ist es freilich erforderlich, dea Begriff der y^asse^' nicht
allzu enge zu fassen.
An schwach besuchten Schulanstalten kann es vorkommen, dass
eine SchQlerklaaae auch einmal nur einen Schiller besitzt, Tielleicht
iogar gar keinen. Analog diesem schon im gemeinen Leben Tor-
kommenden Pi^edensfalle werden wir hier das Wort ^^Klasse^ immer
in solchem Sinne nehmen, so uteU fassen, dass auch der Fall zugelassen
cncheint, wo die Klasse nur em Individunm enthält, sich auf ein
telches beeehrankt, in ein solches gewissermassen sosammenziehi.
Sogar dem „Nichts** als dem Fall einer gar kein Individuum ent-
haltenden oder leeren Klasse werden wir späterhin seinen Platz unter
den Klassen einräumen.
Im übrigen wollen wir, was unter einer „Klasse" und was unter
fciüem „indiTiduum'' zu verstehen sei, zunächst nicht weiter erörtern.
10*
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148
Ente Vorlesang.
Jedermann Teratebt^ was gemeint ist, wenn man spricht von der Ivla";^'^
der Saugetiere, einer Klassey von der jedes einzelne Säugetier ein Indi-
viduum vorstelltj oder Ton der Klasse der Dinge, welche diese oder
jene Eigenschaften beeiisen. Znm Überfluss mögen htena die Betrach-
tungen unter dg) und der EHnleitnng nachgesehen werden:
Wur sind tm stände irgend uMte Objdete des Denkens als ffJndi-
viduen" eu einer „Klass(f* eu vereinigen („eusammeneufiissen**),
ÄUein nur (scheint es) ein€mder (unmittelbar) widersprechende Sätze,
je mit der Oberzeugung Ton ihrer Richtigkeit ▼erbunden, machen hie-
Yon eine Ansnahme. Kann aach jeder, für sidi, für wahr gehalten
werden, z. B. der Satz: „Der Mond ist bewohnt", sowie der Satz: „Der
Mond ist unbewohnt, so können sie doch nicht znsammengefasst
werden zn einer ^Klasse Ton Wahrheiten".
Ünd auch em Individuum mögen wir bezeichnen als eine Klasse,
welche eben nur dieses Individuum selbst enthält. Ein jedes Gedanken-
ding kann zu solchem Individuum gestempelt werden.
Dem wissenschaftlichen Begriff des Individuums werden wir indess
gelegentlich noch näher treten (22» Vorlesnng).
Auch jene Klasse aber, die selber eine Menge von Individuen
unifasst, kann wieder als ein Gedankendin^ und demgemäss auch als
ein „TiKlividuum'^ (im weiteren Sinne, z. B. „relativ" in Bezug auf
höhere Klassen) hingestellt werden. Wenn wir jedoch von einem
liidiviiluüiii „im iiltsoluten (engeren) Sinne" reden, so verstehen wir
darunter ein Objekt dea Denkens, dessen Name als ein Eigenname und
nicht als ein Gemeinname gehandhabt wird (vergL den Teil B unsrer
Einleitung).
Nach dem Gcf^acften kann das Suliiokt des Urteils, wenn es ein Haupt-
wort ist, ohne weiteres nh oino ivias^so aufgefas.si werden, dergleichen,
wenn dieöed Hauptwort etwa durch iieiwürter oder Relativsätze uUher be-
stimmt, determinirt «rscheini
Dasselbe ist der Fall, wenn das Subjekt aus mehreren durch Kon-
junktionen, wie ,,und**, „oder**, ,,8owie** ete. verbundenen Substantiven oder
Nomina besteht. Z. B. „Gold und Silber sind Edelmetalle" heisst: Jede
als Gold oder Silber sich erweisentle Substanz ist ein Edelmetall; die
Klasse jener Substanzen ist enthalten in der Klasse dieser, der Edehnetalle.
Den lo|Drischen (i ehalt der nieiüten Konjunktionen werden wir übrigeua uuch
zuiu Gegeubl&ud eines speziellen Studiums machen, uud ist zu empfehlen,
dass man uamentlieh die Betiachtung von Sfttsen wie: „Enheeder a oder h
ist c", „Weder a mocA h ist e" vorerst surOokstelle. Zur Stelle auf diese
einzugehen wttrde spKter nur zu Wiederholungen nns nötigen.
Nachdem unter ||) der Einleitung der Gebrauch von Wörtern in der
qffupposltio nominalis" ausgeschlossen worden, konnte als Subjekt des Urteils
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§ S. DttntelllNirktit dar ürtoile alt Snbtnmtioiiuurtoile. 149
nur mehr auftreten ein naui>t\voit, Prnnrinien, oder Verbam; auch kann
das Subjekt durch einen Relaliv&atz vertreten sein.
Von Verbeu wird büuüg die IntiDitivi'orm aucb bubütantiviäcb göbrauübt
und kann als Subjekt einea Satiea stehen, wie s. B. in ^Sehwimmen ist
eine Kanst^, wo „Schwimmen" aueh durah ««das Sehwiminett** ersetsbar ist
— im Englischen steht die Parti/ipialforni ,,swimming^, im FranzOsiaohen
das Hauptwort „la nage". Offenbar wird hier etwas austres-asTt von einer
Klasse menschlicher Tbiitigkeiten resp. Fertigkeiten, nämlich vom 8uhwimmen;
von ihr wird behauptet, dass sie tntJialkn sei in der Klasse derer, die ,,eino
Kanst*^ sind, d. i. eigens erlernt und durch Übung gefestigt werden mUtisen
▼Ott Jedem, der sie erlangen wüL Vergl. auch ,,Taddn ist leicht, sdiwerer
ist Besser-machen"; d.l (die Thitigkeit des) Tadeln(8) gehSrt su der Klasse
ler „leicht'' aossuflhenden Thiltigkeiten, in diesem dem ttbertragenen Sinne
überhaupt zur Klasse der „leichten Dinge". Man siebt an diesem Beispiele,
wie die Einschaltung eines solchen im Urteil selbst gar nicht erwühnten
Htüfbbegriäes, hier desjenigen der „Thätigkeit'*, erforderlich werden kaim,
um dem Doppelsinn des Pr&dikatnamens zu steuern, einer fidsohen Deutung
desselben Torsubengen. Im letaten Teil des Satzes geht das Prädikat dem
Subjekte voran: Etwas besser machen (als es gemacht worden ist) ist ent-
halten in der Klasse der Thütigkeiten (resp. Dinge), welche schwerer sind
(im ubertri " nen Sinne) als das Aussprechen eines Tadels über die erfolgte
Ausführung. Etc.
Desgleichen kommen im Deutschen als Subjekt von Sätzen auch Yerba
Tor im Fartisip, wie in: „Vorgetban und naehbedaeht hat Mandhea in
gross Leid gebracht**. Li diesem Sprüchwort ist das Subjekt offenbar die
Klasse der Fälle, in welchen ein Menseh erst )t(ic7i impulsivem Handeln
über dieses nachdachte. Es ist von dieser Klasse behauptet, dass sie ent-
halten sei in der Klasse derjenigen Handlungen, die ihrem UrheLor trros.ses
Leid brachten — aber, müssen wir hinzufflgon, nicht yan^^ sondern nur zu
einem au&ehulichen Teile, denn durch da» unbestiouate, hier als Pronomen
stehoide Zahlw<fft „Msndien** ist das ürtdl obendrein sn einem „parti-
hdorm** gestempelt, so wie es anderwärts auch durch den Beisafa von
Adverbien, wie ^manchmal, bisweilen, oft, häufig, selten, nicht immer** ete.
mm Prädikate zu geschehen pflegt. Die eigentliche Subjsktklasse ist hier
jener unbestimmte Teil der angeftlhrten Klasse.
A'-ich in den Fällen, wo ein Relativsatz da.s Subjek? fleb Satzes ver-
tritt, wird uun der Leser leicht dati Urteil nach dem Lm laugt» verhiiltnisoe
vom Salgekt- und PMdikatbegriffe analj^iren. Die Baspiele: »Was uns im
innersten erregt, pflegt bleibenden Eindruek zu hinterlassen**, sowie Seht ller's
„Was kein Verstand der Verständigen sieht« das übet in Einfalt ein kindlich
Gemüt" mugen dazu anregen. Beide sind „partikulare" Urteile, worauf im
ersten Satze das Verbura „pflegt" hinweist: Siibjektklasse wird hier s-ein
iler 'Dosiere Teil der Erlebnisse, welche eine tiefgehondu Uraotion verur-
cAcbeo. Das zweite Urteil int allerdings nicht der Form nach als parti-
kular ansosehen, sondern nur im Sinne des Dichters, irdm man demselben
tiidit eine viel zu writ gehende Behauptung in den Mund legen wilL
Abgesehen von Fällen der erwähnten Arten haben wir es beim Sub-
jekt nur mehr mit einem Hauptwort oder aber FOrworte zu thun.
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150
Ente VorleflQiig.
Dass erstores eine Klasse vorstellt, wurde bereits dargethan. Eg sind
hiezu nur noch ein paar Bemerkungen augezeigt im Hinblick auf dessen
etwaige Begleitworte.
Ausser A4iektiTen und BelatiTSitzen kOnnai mit dem Hauptwort auch
noch verbunden seiti irgendwelche Zahlwörter (numeralia). Z. B. „4 Birnen
nnd 3 Äpfel liegen auf dem Tische", „Der dritte und der fUnfte Mann
BoU vortreten", etc. 'Snn dann konnzeiclinot sieb das Subjekt ohne weiteres
als eine Klasse (sogar im t■n^'^ten Sinn dieses Wortes).
Ähnlich verhält es aicli, wenn sogenannte uubestiramte Zahlwörter
(numeralia indefinita) mit dem Hauptworte verbunden tiiid. Solche sind
X. B. „einige (etliche), m«&ohe, mehrere, viele, wenige, häufige, die meisten,
gewisse**, etc.; nnd die Anwendung dieser stempelt, wie schon unter n^)
der Einleitung erwähnt, das Urteil sa einem sog. „besondern" oder „parii-
hdarrn" — im Gegensatz zum „allgemeinen" oder „universalen" Urteile,
in welclif'in das Subjekt als Hannes anijefülirf od<*r vnn dem unbestimmten
Zahlwort ,,alle'\ in der Singularform vom adjektiv lachen Pronomen „jeder'\
„irgend ein" begleitet erscheint
Sagen wir: „Einige Menschen sind klug", so ist das Sahjekt eine
Klasse, hestehend aus einer unhestimmten Ansahl, ans „einigen** Menschen
und diese Kla.sse wird hingestellt als ganz enthalten in der Klasse der
„klugen" Wesen. Bezeichneten wir die erstere Belasse mit a\ die letztere
mit &, so hätten wir auch hier eine Subsumtion: a' --^ h.
Wenn wir nun ferner die Klasse der nicht-kluüren (eventuell unklugen)
Wesen mit b^ bezeichnen, so dürfen wir aber das ebenfalls richtige Urteil
„Einige Menschen sind nicht klug" jetst durchaus nicht mit a' =^ h^ dar-
steUen, weil das Subjekt dieser letzteren Aussage, ohwol in Worten gleich-
lautend, homonym benannt, doch ein ganz analeres ist, als das der vorigen.
Hierdurch wtirde nämlich ein üo])pel>inn des Symboles a geschaflfen; da8>
selbe würde der ftmdamcntaloii in der Wissenschaft an jedes Zeichen zu
stellenden Anforderung der Eiusinnigkeit [vergl, öj ..^i) Einleitung] nicht
mehr genügen — und in der That wird es für unsro Zeichensprache noch
Tiel YerD&nglicher erscheinen als in der Wortsprache, Verschiedenes mit
dem gleichen Zeichen in ei$ter Untersuchung sn benennen. Hier mflssten
wir also für das Subjekt der zweiten Aussage ein neues Zeichen a" wShlen,
die>:flbe durch eine Subsumtion o" =<; darstellen, um Verwechselungen
der beiden Subjekte vorzubeugen, welche ja in einnn ldcrselben Betrachtung
auch nobrneiuander vorkommen könnten, vielleicht zusammen aufzutreten
bestimmt sind.
Wie jene beiden partikularen Urteile darzustellen sind, wenn o die
Klasse der Menschen überhaupt und 5, wie oben, die Klasse der klugen Wesen
bedeutet, dies wird in spfttem Untersuchungen eingehend dargelegt werden.
Einstweilen genüge die Einsicht, das-j auch die partikularen Aussagen im
Grunde nielifs Anderes als Subsumtionsurteilo sind. Indessen sei gleich hier
schon anrretuhrt. dass in Re'/ni! auf pic die Fn>Hnote nnf 8.132 zntretfen wird.
lat das alü »Subjekt tiguriremle Hauptwort mit einem adjektivischen
Pronomen verbunden, wie dem besitzanzeigenden (pr. possessivum) in „Sein
Haus** . . oder dem hinweisenden, wie „Diese (Jene) Arbeiter** . . eo dient
dies auch nur zur näheren Bestimmung der Klasse.
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% S. DarBteUbark«i( der Urteile als SabiumtioosiiTteile.
151
Anders dagegen, wenn der sog. verneinende Artikel ,Jccin" mit dem
Subjekt verknüpft erscheint. Sagen wir „Kein Mensch ist vollkoiiinien",
so ist durchana nicht etwa Subjekt des Satzes „Kein Meusch" und Prädikat
desselben „vollkommen*'. Vielmehr iüt der Satz, bevor er als Subsumtion
gedentei werden kaon, erst oDunsolirdben in d«i logisch damit Iqniva-
le&ten: ^ Jeder Mensch ist nioht-ToUkommen*' oder „Alle Heuschen sind nn-
Tollkommen'\ dessen Subjekt die ganze Klasse der Mniisclieu und dessen
PrSdikat die Klasse der unvollkommenen Dinge oder Wesen bedeutet. Wie
vorhin ein , .partikular", so haben wir hier ein „universell verneinendes"
Urteil vor uns, und bis znr systematischen Behandlung der verneinenden
Urteile überhaupt können wir uns mit der Erkenntniss begnügen, dass sie
unter dem Gesichtspunkt der Umfangsbeuebuugen ebenfalls blos auf Sub-
samtionen hinaoslnttfen.
Tritt ein substantivisch gebrauchtes Pronomen als Subjekt eines Urteils
auf, so kann dasselbe als ein „bezugnehmendes^* (word of reference) stehen,
wie ,.os'*, ..i]as?e!be" (das- vraher genannte Ding) und ist dann lediglich
Stellvertreter eines bestimmten uoraen's, welches auch statt seiner wieder-
holt werdeu könnte; es war dann im buchstäblichen Sinue ein pro-iiumen.
Jenes kann aber auch ein persönliches Fürwort (pronomen personale)
sein, m welchem Falle es ganz selbstftndig, ohne Bezugnahme auf Torher
Erwähntes, auftreten mag als: „Ich, du (Sie), er, sie, es, wir, ihr (Sie),
sie." Hier kann die Kopula ^bin, bist, seid, sind" auch immer leicht auf
„ist" hinausgespielt werden, indem man statt „ich bin" . . . doch sagen
kann, „der (resp. die) Redende, Sprecher, Verfasser, etc. ist" . . und statt „du
bist" . . als logiäch vollkommen äquivalent sich ^agen lässt: „Der (oder
die) Angeredete, Adressat, etc. ist" . „wir siud'' . . . hoisst ja iu des Wortes
engster Bedeutung gewOhnUdi nur: „die Klasse der Personen, welche besteht
aus dem Redenden und den Angeredeten, ist^^ . im weiteren Sinne: „die
Klasse der bereit-^ erwähnten oder als bekannt vorauszusetzenden Personen
mit Einsculuss des Redenden oder als redend Dargestellten ist" . .; ebenso
„ihr seid"., heisst: „die Klasse der angeredeten Personen ist".. Etc.
Auch das unbestimmt« persönliche Fürwort „man" Ije/eirhnet als Sub-
jekt (und es steht nur als öolches) doch nur eine gewisse ivia^io vou Per-
wmen, desgleichen ,Jemand", „jedermann**. Bei „niemand** ist, analog wie
dies in Bezug anf das ihm ltqui?alente „kein Mensch** implictte schon ans-
einanderge^:et^t wurde, die Verneinung zum Prädikat zu . ( Itlagen; für „nie-
mand weiss ob . ist als logisch äquivalent zu setzen „jedermann ist dar-
^Hpr unwissend, ob . .". Etc. Auf Urteile, als deren Subjekt „nichts'* erscheint,
kommen wir noch ausführlich zu sprechen.
Eine Bemerkung fordert endlich die dritte Person singularis des Neu-
tnuns der persönlichen Fürwörter heraus, nttmlich das Wdrtchen „es",
vekhes häufig als Subjekt Ton ürtttlen auftritt Das ist der Fall in den
sogenannten inpersonalen Urteilen.
Als eine wichtige Unterabteilung diesitf letztern müssen wir zunächst
die sog. ,,Exi>fn%-inlHrfnh" hervorheben, wie „Es gibt (il y a, there are) . . .
z. B. Metalle, die auf dem Wasser schwimmen". Auch solche Urteile wür-
den als Subsumtionsurteile sich ansehen lassen; z. B. das angeführte wäre
za deuten als: Gewisse Vorstellungen von Metallen die auf dem Wasser
152
EitU Vorlesung.
ßchwiauneü, sind €MitlmUea in der Klasse derjenijfen VorstelhiTig<»n , denen
(als das Vorgeütelite) Wirklicbeö entspricht. Der Klasse geUacliter Diuge,
denen Sealitttt znkommt» welebo ficMtren, wird auch hier eine Snbjektklaese
eingeordnet. Die EzistenaalnrteUe gehören jedoeh wieder su denen, fQr
welche die Fnssnote auf 3. 132 Platz greift» weshalb zu ihrer Eitikleidiing
doch in unsrer Technik zu andern Mitteln wird gegriffen werden mQssen
und wir mit besondrer Sorgfalt attf dieselben zurückzukommon haben. Der
vorKteheuden Betrachtung kommt daher eine praktische Tragweite nicht iii
sondern nur ein theoretischer Wert, sofern sie beiträgt vollends zu er-
httrten, dass wirklieh alles Urteilen skk in Sttbanmtionen bewegt.
In yielen Fällen vertritt das WOrtchen „es'* blos provisorisch das
Snbjektf welches dann ausftlhrlicher hinter dem Prädikate beschrieben wird;
2. B. „es weht ein heftiger Wind" oder „es ist beqaeni, Andere für sich
arbeiten zu lassen'*; so auch bei „es ist leicht . . „es ist nützlich . Etc.
Auch bei den iiniicr-onalen Urteilen im engsten Sinne des Wort-j, wie
„es regnet, donnert, blitzt'' . . . „es riecht nach Moschus", „es ist vier Uhr
(Nachmittags)" etc. wird der Leser oiuchwer die Subjekt- nnd tngehörige
FrAdikatklasse ausfindig machen. 8o im erstmi Beispiel: der gegenwärtige
Zustand der Atmosphäre am hiesigen Platze ordnet äch ein in die Klasse
der Zustände , die wir als Regen(wett6r) bezeichnen; ein Gerncb nach
Moi-chus (etwas diesen Oenicli Hervorrufendes) ist vorhanden in der im*?
umgebenden Luft (Kxi-tenzialurteil); der gegenwürtige Augenblick ist iden-
tisch mit dem durch die Zeitbestimmung 4 Uhr Nachm. der hiesigen Ortszeit
charakterisirten Momente. Und so weiter.
Nachdem wir so dio wichtigüten Formen i>prLiehlichen Ausdrucks durch-
gegangen haben, welche beim Subjekt eines Urteils vorkommen mögen, er-
übrigt es, ein gleiches in Bezug anf das Prädikat desselben sn thnn.
Ist das PrKdikat ein Substantiv mit oder ohne determinirende Neben-
bestimmungen, oder auch ein Aggregat von solchen (mittelst Konjunktionen
verbundenen), so liegt keine Schwierigkeit vor, sich den Umfang des Prft-
dikatbegriffes oder die PrSdikatklasse zum Bewusstsein zu brinfiffTi.
Desgleiclien huheu wir dazu wiederholt schon Anleitung gegeben tür
den Fall, wo das Prädikat ein Adjektiv um ist — wie denn der Satz „die
Erde ist rund" nichts anderes aussagt als: die Erde gehdrt zu der Klasse
der als f,rand^ sn bezeichnend«! Dinge, sie ist „Etwas rundes**, ein rundes
Ding. Nach diese m Vorbild konnte flberhaupt ein Adjektivum allemal in
die äubstautivisohe Form sogleich umgesetzt werden; die Adjektiva stehen
den Substantiven am nächsten, erscheinen nur s^rammatik;ilisch von solchen
verschieden. In der Thatsaeho allerdiut^s, diiss sie ihrer logischen Gleich-
wertigkeit mit Substantiven ungeachtet, doch nicht allgemein wie diese als
Subjekt eines Urteils stehen kennen, offenbart sich eine psychologische
Eigentamlichkeit der Wortsprache — wie denn z.B, 3fill hervorhebt, dass
man nicht sagen könne: „Rund ist leicht 2a bewegen".^) — Obige Sub-
stantivirang des Adjektivs ist auch gletchermassen ausführbar, in was immer
für einem Grad oder Vergleichungsmodus dasselbe steht, einerlei ob im
*) Vereioselte Aueahmeo kommen in SprSchwOrtera vor, wie: Alisascharf
macht sebartig, n. a.
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§ S. DanMllMrkeit der Urteil« alt SubenintioiiBiurtefle.
153
Po.-itiv. Komparativ oder Snporlativ. Anch Bcippiflo zu den letstereil FftUeil
wird man schon unter den vor.stchend betrachteten finden.
Statt durch die vom Hülfszeitwort „sein*^ abgeleitete Kopula mit dem
Sabjekt des Urteils verknUpft zu sein, ist das Prädikat desselben in den
dltrxneiBteii FKllen mit einem Yerbum konstmirt, und oft bestebt es nur
OOS einem solcben.
Einerlei ob dieses Verbum transitiv — vielleiebt ein reflexivum —
oder intransitiv ist, ob es im Aktivnm nder Paspivum steht, auch einerlei
in welchem Tempus, ob in einem Präteritum, im Präsens oder im Futu-
rum, stets wird sich — sei es vermittelst einer Partizipialkonstruktion, sei
es durch Znbttlfenahme eines Relativsatzes — das Urteil durch ein anderes
?om selben logiseben Qebalt nmscbreiben lassen, in welchem die Kopula
^st*^ steht und das PrSdikat als eine Klasse benrortritt, der die Subjekt-
klasse sich einordnet. Es wttrde ermüdend sein, dies f&r alle Fälle durch-
zusprechen, die sich in grammatikalischer Hinsicht irgend unterscheiden
lassen, und werden ein paar Beispiele genügen.
„Die Erde dreht sich" sagt das nämliche wie „die Erde ist sich drehend
(Etwas sich drebendes), sie ist in Rotation befindlich, enthalten in der Klasse
der Körper oder Dinge, welche siob im Zustande der Drehung befinden**.
Der 8ats ,,Caesar wurde ermordet'* passt sieb nicht minder unserem
allgemeinen Schema der kategorischen Urteile an, indem er besagt: die
(singulSre) Klasse, bestehend aus dem einen Individuum (der bekannten histo-
rischen Person des römischen Imperators) Caesar, ist enthalten in der
Klasse der Personen, welche ermordet wurden.
„Am 9. August 1896 wird eine totale Sonnenfinstemiss stattfinden**
stellt sieb bei Befl^on auf die Ümfangsbedebungen ala das Snbsomtions-
urteil dar: ,,Eine totale Sonnenfinstemiss ist cuthalten in der Klasse der
Ereignisse (Dinge), welche am 9. August 1896 stattfinden (werden)''.*)
In dieser Fassung erscheint indess das Urteil als ein „unbe.stimmtos", und
es gibt sich in der Verhindun;^^ des Sobiektbegriffos ,,totale Sonnenfinsiüi-
niss^' mit dem anbestimmteu Artikel „Eine'' zu eriiünneu, dasä das Urteil
eigentliob ein „Existenaalurteir* ist. Man konnte in der Tbat mit der»
selben logiMken Tragweite aneb sagen: ^Ea giht eine . . . Sonnenfinstemiss,
welcbe auf den . . Aug. 1896 f&llt*^ Am angemessensten würde darnach
(abermals als Subsumtion) das Urteil dahin 7.n intorpretiren sein: Die Vor-
gteilunf,^ einer auf den 9. Aug. 1896 fallenden Sonneufinsternies ^'clifirt
zu (ist enthalten in) der Klasse derjenit,'en Vorstellungen, denen Wirk-
liches entspricht. Aualog möge der Leser das Urteil iuterpretiren : „In die
Jabre 1870 und 71 fiUlt ein dentsch'französiscber Krieg".
Auch der abgekttxzte Gefochtsbericbt: „Tote 20, Verwundete 100'*
kann so einerseits als Existenzialurteil dargestellt werden; doch llisst er
andrerseits auch sich als das niril<ehrbare I'rieil deuten: Die Anzahl der
bei jenem Gefechte (tot)Gebliebeuea ist (einerlei mit, gleich) 20 u. s. w.
*) Es sei darauf aufmerksam gemacbt, daas bei genauer Angabe eines Zeit-
puukte« oder eioes Zeitraums» einer Epoche , ein unterscheidender Gebranch der
T-tiif> iraIformen beim Verbum flberfiüsaig wird| wie denn auch die Sprache meist
dat Prftsens in solchen FftUen beibehftlt.
Digitizixl by <jOO^tC
154
Ente Yorlening
Da? in dorn Ruff: ..Feuer!" nipflergeleprto Urteil dUrftf ebenfalls wesent*
lieh als L.\istenziulurt(jil anzusehen ^ein. Und anderes mehr.
Dagegen wüido das schou iu B der Einleitung erwähnte Urteil: „der
Pegasus ist geflügelt'^, sieb logisch decken mit der Sabsumtion: „die (er*
dichtete) VorBtellnng 70m (Dichterrosse) Pegasiw ist enthalten in der
Klasse der Vorstellnngen von solchen Dingen (Wesen), welche als geflilgelt
KU bezeichnen".
Tn der Rccrel ?.,'eht in nrsprn Kultur.'jprafhen das Subjekt dem Prädi-
kate -man, doch haben wir liereits auf Fälle hingewiesen, wo das Snbjekt
provisorisch nur durch „es" vertreten erscheint , um ausführlichBt hinter
dem Prädikate beschrieben werden. Dabin gehörten auch die meisten
Existenzialurteile, cf. ,,Es war einmal ein Etfnig . . ete.
FttUe der umgekehrten Stellnng beider Satsglieder kommen auch ausser«
dem vor, jedoch TerhOltnissmSssig selten, so namentlich bei anschaulich
lebendigen Schildemii;fen vorwiegend sinulic'nen Charakters — wie denn
noch auf sinnlicher Stufe stehende Sprachen, z. W. da.-^ Hebräische, das
A''crbum besuiiders gerne voranstellen (Siijwavt), 6a auch im gemüllichen
Krzählerton und in poetischen WenUnugeu. Vergl. z. B. „Unaufhörlich
donnerten die Lawinen, rollte der Donner, knatterte das Kleingewehrfeuer;
unausgesetst schien die Sonne*\ ^Ünaufbaltsam schreitet fort die Zeit**, etc.
Der Satz: ,Jn Südafrika lobt das Ehrdferkel" kennzeichnet durch diese Stel-
lung sich als ein partikulares Urteil und hat darum eine andere los^nsche
Tragweite, als der Satz: ,,Da.« Erdferkel lebt in Südatrika'*, welcher uni-
versal, und falsch zu nennen wäre, da diese Tiere auch in Seuegambien
vorkommen.
Es muBs dem Sprachgefühl des Lesers ILberlassen werden, allemal
(auch bei der umgekehrten Stellung) das Subjekt ausfindig zu madien,
dasselbe nebi-t dem Prädikate zu erkennen. — Man übe sich, etwa an
Sentenzen, wie: ,,Diejenigen verzeihen nie, die das Unrecht zugefügt haben"
(Th<»y npvor pardon, whn have done the wron;!. Jevons), oder Goethe's:
„Was wir vrrstehen kömirn wir nicht tadeln' etc., desgleichen an irirönd-
welchen Sützen, wie „Ich fühle mich jetzt besser"; „So hat er gesagt"
{mm Das eben Vernommene ist ttbereinstimmeiMi mit dem, was er, damals,
gesagt hat — De Morgan); „Hans ist allein suhause" die Klasse der
zuhause befindlichen Personen ist identisch der singulären Klasse „Hans*^ —
die beiden letzten, wie man sieht, umkehrbare Urteile. £tc —
Ks \:-\ darüber ixestriften worden, ob ein Urteil wie „dieser Hund ist
ein lautender" genan denselben Gehalt habe wie das Urteil „dieser Hund
läuft". Solauge man uus nicht einen Hund zeigen kann, der eiu „^ben
laufender** ist und dennoch nicht „läuft** — oder nmgekehrt — darf uns
die ganse Frage als eine höchstens dem psychologischen Gebiet angehSrige
hier gleichgültig bleiben.
Wir venmchten Torstehend darzutbun^ dass in der That ond in
welcher Weise ein jedes Urteil, soferne man die Umfangsbezieliung
zwischen Subjekt' und PrädikatbegrifT in's Auge fasst, hinauel&uft auf
und darzustellen ist als eine StibsmnÜon. Gelang en^ dies fOr die Urteils^
bildungen in der äewtsclien Sprache einleachtend zu machen, bo dflrfen
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S 8. £iiler> Diagramme.
155
irir dasselbe wich fÖr jede S^i&che in Anspruch nehmen, in Anbetracht
dass, was in irgend einer, sich auch in deatscber Sprache adäquat
wird ausdrucken Usseii.
Zweck der ganzen Auseinandersetzung war nur der: Yon vorn-
herein einen Einblick zu eröffnen in das weite ja allunispninionde Feld
der Anwendungen, welche eine auf das Studium der Subsumtion ge-
grOndete Disziplin zulassen wird, in die Allgemeinheit und Tragweite,
auf welche solche Disziplin Anspruch hat, die ihr zukommen mus».
Was efcwa in diesen Betrachtungen noch unvoll endet geblieben ist^
das wird sich zumeist in spatern Spezialstudien erledigen.
% 3. Biiler*s Diagramme. lüentisoher Kalkül mit Gebieten einer
ManslgfUtigkeit.
Die Beziehung der Svhsumtianf mit deren logischem Gehalt und
sprachlicher Einkleidung wir uns bisher beschäftigten, ist fähige rikam'
lieh oder geometrisch veranschaulUM zu werden auf eine Weise^ welche
fQr das Studium der Xjoffk ungemein förderlich ist. Seit Leonhard
Enler^ in seinen „Briefen an eine deutsche Prinzessin'' Ton gedachter
Yersinnlichungsweise (der zwischen Begriffsnmfungen oder Klassen über-
haupt — und so namentlich auch zwischen Subjekt und Prädikat —
besiehenden Beziehungen) einai populären Gebrauch gemacht hat, ist
dieselbe wol in allen Werken über Logik benutzt oder wenigstens auf
sie Bezug genommen. Auch wir wollen fortan uns jene Beziehungen
versinnlichen vermittelst der „Euler'schen*) l}iagramnuf*.
Zu dem Ende ordnen wir in Gedanken den zn betrachtenden Be-
cniffsumföngen oder Klassen gewisse räumliche Gebiete „Sphären"
^„Be;iritl.ss|»häreü'J oder aucli Flächon, /,. B. Kroi?flächen in der Ebene
der Zeichnun;^, gu, lai<s( n dies«' und jene einander gegenseitig eindeutig
entsprechen, oder bilden jeue dureli diese gewissermasseu ab.
Um zunächst zu unsern typischen Udspieleu von kategorischen
Urteilen auf S. 127 zurückzukehren, so ma^^ die Kreisfläche a die Klasse
„Gold", die Kreistiäclie b die Khis.se ..M.'tull" vorstellen.
Alsdann verdeutlielit die Fio;. 1 die
Beziehung: a b, in welcher beide Klas-
sen zu einander «tehen: man erblickt die
Kla?*»»» a als einen blossen Teil der Kla<«o
bf aiehtf dass sie ganz iu der letzteren eut-
*} Wir behalten dieie Beseichnnng bei, obwol ach Vorläufer gefunden baben:
bei Weise* und in Gestalt voa Winkeln oder Dreiecken ecboa bei Vives'
▼ergL üeberweg * p. 989 und Pr. A. Lange' p. 10. —
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156
Ento Vorlemuig.
halten ist, dass aber diese letzter«^ noch Ober sie hinausragt (b „over-
laps'* a) und dem nach h auch noch anderes ausser a (wie ja z, B, die
KlavSsf , Silber*' I eiithuiten wird.
Stellen wir uns dagegen durch Kreisflächen a und b die Klassen
„Kochsalz'' und „Chlornatrium" dar, so wird die zwischen beiden
Klassen bestehende Beziehung: a » 2> yersümlicht duich die Fig. 2, in
welcher beide Kreise ersichtlich in einen einsigen suMmmenfalien.
Die Suhstmtion b aber, welche, wie wir sahen, den Sinn des
kategonschen Urteils „a ist 6" im aügenieinm wiedergibt^ wird zu ver-
anschaulichen sein durch den Hinweis darauf, dass von den beiden
durch die Fig. 1 und die Fig. 2 dargestellten Fällen irgend einer (der
eine oder aber der andere) stattfinde.
Man kann sich — im ersten Falle — geradezu die Kreisfläche a
mit allen Goldteilcben, „Goldatomen'* der Welt belegt denken, sodass
jeder Punkt dieser Fliehe der Träger eines Goldatomes ist, und den a
umgebenden ringförmigen Teil der Kreisflache h mit den Atomen aller
übrigen Metalle (ausser Gold), die eich im Weltall Torflnden. Und
analog könnte man — im zweiten Falle — mit den j^Kocfasalsmole-
külen'' verfahren.
Wir könnten — im ersten FaUe — sagen: man denke sieh die Kreis-
flache a ganz einfach „vergoldet", wenn nicht bei der „Vergoldung** im
Sinne der nioraistischen Hvi)ot1iese den Holdatomen gewisse Ali- 1 Sude vor-
geschrieben wRren, die sie nicht untrrselireiton vermögen, üljer die hin-
aus sie einander sich nicht nähern können, t>odcii>j> wir sie auf der kleineu
Fläche füglich nicht alle unterzubringen vormüchten, Emanzipireu wir uns
aber von der Forderung, solche durch die Temperatur und Dichte des Ver-
goldongsniaterials, eTentuell die Grösse der Atome bestimmte AbstSude
einzuhiJten, so steht der geforderten ideellen Zuordnung nichts mehr im
Wege, da wir ja über unbegrenzt viele itiathematiselie Punkte in der Kreis-
fläche verfiiireu, welche eine Mannigfaltigkeit ,,der zweiten Art'' im Sinne
Georg C'antor's bilden.*)
Wir ij^eheTi aber sofort noch einen erheblichen Schritt weiter, über
die bislierige Praxis der Verwendung Euler'scher Diagramme hinaus,
indem wir dio Beziehungen zwischen j^bphären'' oder Punktgebieten des
*) Die Ausführbarkeit j»edachter Znorduung wurde sich nach des lotztor-i
Untersuchungen über die „Manuigfaltigkeitsluhro" streng iuathematit»ch beweisen
lassen, wie viel Gold und Metall ea auch im Weltall geben mag, ja, wenn der
ganse Ranm damit erflillt wKre. Man kann naeh den einiohlägigen UotersDohungs-
erfteboissen {Borchardt^s Journal Bd. 84) deo gansen Raum schon anf einer be-
grenzten Linie oder Strecke ein- eindeutig abbilden, so, dass jedem Punkt des
eiuen immer oin Punkt uiul luir > in Punkt der andern, unil umgekehrt^ Ontipricht.
Vergl. biesu auch Arbeiten von J. Lüroth, E. Jüigona, u. A«
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§ 3. Identischer Kalkül mit Gebieten einer Mannigfaltigkeit
157
Baumes ancli an suh aiüünn, losgelost von deren vorhin charakteri'
sirten illastratiTen Zwecken, also ohne Rücksicht daraaf, dass uns diese
Gebiete Klassen oder Begriffe Tersinnlichen sollten.
Wir lassen so der eigentlichen Logik eine Hu^säisg^n vorauf'
gehen oder aach mit ihr parallel einhergehen, deren SStse jederseit
doreh die Anschawmg kontrolirt werden können und welche von rein
matiiematisehem Charakter ist In ihr werden die Begeln au t gestellt
und bewiesen fOr eine eigentflmliehe Bnchstabeareehntingi welche pas-
send zu bezeichnen sein dürfte als
Identiseher Kalkül mit Gebieten einer Mannigfaltigkeit '
Als gegeben denken wir uns hier eine Mannu^faltigkcit von Ele^
mmten — etwa die Mannigfaltigkeit der Punkte in der Flüche der
Schaltafel (oder die der Felder auf » iiicm Bogen karrirten Papiers).
Diese Mannigfaltigkeit halten wir im Felde uiisrcr Aufiiierksani-
"keit fest und kümmern uns nicht um die Dinge ausserhalb derselben.
Dl-- Natur dieser Mannigfaltigkeit sowie die Art ihrer Elemente sei
v(jij vornherein in unspr Belieben gestellt; die Betrachtungen sollen
(li Ifji III' nie sein und weiden (mit einem gewissen, später zu erwähnen-
den Vorbehalt) (TÜHifTkeit beari -Sprüchen für jede denkbare Mauüigfal-
keit von irgendwelclieii Klenn iiti ii. Anstatt der bereit««' horvorgehohenen
beiden Beispiele kr'iiiitf ii wir naitientlich auch nehmen: die Mannig-
faltigkeit der Punkte ues Kaums überhaupt; desgleichen die (bekannt-
lich vierdimensionale) Mannigfaltigkeit aller im Räume denkbaren Ge-
raden; oder auch blos diejenige der Punkte einer bestimmten (sei es
begrenzten, sei es unbegrenzten) geraden Linie ; ferner auch die Mannig-
üaltigkeit der Zeitpunkte eines bestimmten Zeitraums, einer Epoche,
wo nicht der Zeit überhaupt, und so weiter, u. s. w. Zur unmittel-
baren Veranschaulichung ihrer Teile qualifizirt sich am besten das
schon hervorgehobene Paradigma der Vorderfläche der SclmUafd, die
wir ja mit den in sie einzutragenden Figuren auch jeden Augenblick
im Text hier abbilden zu kdnnen in der Lage sind. Ich werde ans
didaktischen Gründen — um nicht immer abstrakt (blus von Ele-
menten^ Ton Mannigfaltigkeit^ etc.) zu reden — diese spezielle Maunig«
faltigkeit hier in den Vordergrand stellen, sie die ,Jbeioormigi/^ Mannig-
faltigkeit nennen*
Irgend eine Zusammenstellung von Elementen der Mannigfaltig-
keit nennen wir ein Gefttief der letzteren. Solches Gebiet kann — in
onserem ^beTorzagten" Falle — ans beliebig vielen getrennten Teilen^
als da sind: isolirte Ponktei Linien mid Flächen, bestehen, eine ganz
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158
Grate Vorlesxiiif;.
beliebige „Fi^ur^'^ in der Tut'eiebeue bilüeu; doch muaa bei Lioiai-
flitlcken und Flächeu jeweils ausgemacbt sein, ob auch deren End»
punkte resp. GrenElinien, Eonturen mit zu dem Gebiet geboren sollen,
oder nichi Praktisch aber, behnfs Illustration der allgemeinen Satze
unsres Kalküls, werden wir in der Regel die Gebiete nwgiidtsi einfadt
durch susammenhangende Flächen, etwa nach Art der Eoler'schen
Diagramme durch Kreisflächen (wo nicht das Gegenteil bemerkt wird,
unter Einschluss von deren Peripherie) uns darstellen.
Budtsiaben, wie 6, c, . . . mdgen kOnftighin solche Gebiete he-
deuten, aber diese säber, und nicht etwa (wie es sonst wol in der
Mathematik üblich ist) deren Maasssahlen oder Flächeninhalte, ^on
dergleichen in diesem Buche Überhaupt m'cht die Bede sein wird.
Mit einziger AusDahme, vielleicht, der geometria situs, der sjntheti-
sehen oder Geometrie der Lage herrscht in der Mathematik der Gebraacb
Tor, unter den Buchstaben jeweils Zahlm zn Terstebai, und zwar sameiät
die Maasszahlen von Grössen (eventuell auch die aus Paaren solcher xu-
(tammongest tzten ..komplexen" Zahlen).
Von einer Grosso ihre Maasszahl zu ab^trabiren ist — auch nachdem
man mit der MaaBS-Kinlieit schon Bekanntschaft gemacht hat — noch ein
ziemlich kumpli/ii ter Prozess. Ich erinnere an die Schwierigkeiten, welche
schon die Aufstellung des Begriffs der Länge einer kinnunen Linie, sowie
des FlBcbeninhaltes, desgl. des Yoluminhaltes einer irgendwie begrensten
ebenen oder körperlichen Figur im elementaren Unterricht bietet — ganz
zu geschweigen von den Schwicrl;^'kelten der Messnnn- selber.
Sich unter dem Ruchstaben anstatt Ult gonussenen Grösse, z. B.
FlSche seilet, dt ron Maaiȣ/.Hbl vorzustellen ist ^^nr n'u ht das NaturgemUsse,
vielmehr etwas iirkUuiiteltes. £| dart iu iiiriuueruug gebracht werden, dass
die Gew5hnimg daran erst in der Schule mühsam anenogen wird. Wenn
z. B. Ton den Scfafllem eine MiedmogsaufgabSi betreffend Wasser und
Wein, gerechnet wird, so wird der Lehrer leichtlich auf dio Frage, was x
hier bedeute?, vom Schüler die Antwort erhalten: „ar bedeutet das Wasser''
— statt rieht i;L(: die Anzahl Liter des zur Mischung zu verwendenden
Wassers. Manclie Schüler müssen wiederholt und hartnackig darauf hin-
gewiesen werden, dass unter den Buchstaben keineswegs die Diuge selbst,
sondern deren Anzahl, beziehungsweise Maasszahlen, zu Terstehen seien.
Es kann daher nicht wol als eine ungebfihrliche Zumutung an den
Mathematiker bezeichnet werden, von dieser so inüiisam erworbenen Ange-
wöhnnng zeitweilig — für den gegenwärtigen Kalkül — sich frei zu machen
und wiedf^r zurückztikehren zu dem urwüchsigen Verfahren, welches (an-
statt ihr» ) >M;ui>s/;ihiün) die Dinge selbst benennt und bezeichnet — zumal
auch hiefür Prüceucnzlülle in der Mathciautik schon genugsam vorliegen:
wie denn z. B. iu der Lehre von Kongruenz, Ähnlichkeit nnd Projektivitftt
der Figuren nnter einem Dreieck ABC auch durchaus nicht Terstandea
wird die Alaassiahl TOn dessen FiSche, vielmehr in der Tbat das Dreieck
selber, u. a. m.
limmerhin dttifle gerade den Torwiegmd matbemattsch geschalten Leser
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§ 3. Identischer Kalkül mit Gebieten eiuer Mannigfaltigkeit. 159
61 aaftnglich eine bewusste Anstrengung koateUf hier, wo es uuumgSnglich
ist, sich 7.U emanzipireu von jener Gewöhnung, mit den uns Fltlohen dar-
stellenden Buchstaben in Verbindung za bringen die Vor»teUang Ton metri
»chen Relationen.
Jedes spezielle Gebiet, das wir so unter eiueni Buchstaben a ver-
stehen mögen, ucnnen wir oiikmi HV/7'" (valor, value) des letzteru.
Als erste Beziehung, weiche zwischen zwei Gebieten a und h be-
stehen kann, fassen wir nun im identischen Kalkül die Besiehung der
üubsimtion:
a =\ h
ins Auge, die uns ausdrücken wird. <l<i8S das Gebiet a {das ^JS^hjclä-
gebiet'') sich dem Gebiete b (dem j.Frädikatgebkf') einordne, dass a in b
etithaUen sei ^ so wie es, nebenbei gesagt, die Alternative zwischen
den Figuren 1 nnd 2 veranschaulicht«
Den Sinn «ibendimr Beziehung setzen wir eimig und allem als
bekannt Torans.
Alle andern Begriffe und Beziehungeui die wir noch in den Be-
reich des identischen Kalküls hereinzuziehen haben, werden ausschliess-
lich aus Beiiehungen dieser Sorte, aus i^Subsumtionen'' aufgebaut, so-
dass wir ungeachtet seiner später vollzogenen Erweiterungen und
scheinbar grösseren Tragweite doch sagen kdnnen, der identische
Kalkül beruhe einfach und ganz auf dem Studium der Subsumtionen.
Wir werden die Gesetze dieses Kalküls zunächst (unter Beihülfe
der Wortsprache] im der aUgememm Farm maäimatiseher Beumsßthrung
begrOnden, für welche seinerzeit die Geometrie des Euklides muster-
gültig geworden ist, um hernach in einem Rückblicke zu erkennen,
dass bei den Schlüssen ebendieser Beweisführung nur die Prinzipien
dieses Kalküls selber aiip,e\veudet worden sind.
Niemtind, der lür liemheit der Methode und Konsequenz des Ver-
fahrens ki^inii besitzt, wird sich dem Kindruck der Schönheit und nmthe-
matischen Eleganz des damit geschaffenen wissenschaltliciien »Systems
ver>( hlicsseii können. Freilich wird man, um diesen Rindruek ganz
ungetrübt zu gewiiiueu, möglichst abzusehen haben von allem Bemerk
d«r hiernUchst zu entwickelnden Theorie.
Das Beiwerk ist zu einem Teile ein kntisdtts, insofern uns obliegen
wird, die gewählten Bezeichnungsweisen, die das Fundament der Zeicben-
•prMhe bilden, zu motiviren, sie zu rechtfertigen gegen etwaige Ausstel-
Itmgen von mathematisober nicht minder, wie von philosophischer Seite.
Oborhanpt werden wir auf vorauszusehende Einwände sowol, wie auf ent<
gegenstebende Lehrmeinungen philosophischer Systeme und Ausftthningen
namhafter Mitarbeiter ui;d Philosophen oft Rücksicht zu nehmen, solche
nötigenkUs zu widerlegen haben. Dnd die Eigenart unsrer Behandlung»^
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wei^c (It'i- logischen Materie bildet gorade liiefür eine beträchlliclie Er-
sehworunp. Zufol^re der verbindniden Stelhmp^, die sie zwischen T'bilosophio
einer- und Matbematik andrerseits einzunebmen bestinnnt ist, werden wir
in der Tliat auf zwei — wie schon im Vorwort erwähnt — fast allzu
Tersehieden duponiiie Leserkrdae stetsfort bedacht za aehmeE habeo.
Die Hauptmaste aber des mit der Theorie des identbehen Oebietekal-
ktlls hier zu verfleehtenden Beiwerks wird von f^arliVicher Art sein, nämlich
an? Nutzanwendungen des Kalküle für die Zwecke der Logik selb>i zu
besteben babon Von diesen tindeu wir für gut, einen ( ersten) '/V;7 wenig-
stens gleich «leben der Theorie einberlauieu zu hissen, und zwar den Teil,
welcher abzielt auf die Verwertung des Kalküls buhufs Einkleidung in
seine Zeiehenspraehe sonSchst derjenigen Besiehiuigen, welche awischeD
Klassm oder BegriSiBaroAbigeii die Wortsprache anssadrUckea yermag.
Begriffe und Sätse oder FormelD des „identischen'' Ealknls (be-
siehnogsweise des damit Terwandten logischen, vergl. die sechste Vor-
lesung) werden (Oberhaupt) die TerschiedenartigBten Anwendui^n
Eulassen, Anwendungen, die sich lediglich unterscheiden durch die
Dentongsweise, Interpretation der hier als allgemeine Symbole ver-
wendeten Buchstaben y und demgemäss auch der sie Yerknflpfenden
Operations- und Beziehongsseichen. Wir werden namentlich unter den
Buchstaben verstehen können:
tt) Crdnete einer Mannigfaltigkeit von Elementen,
ß) Klassen oder Gattungen von Individuen, insbesondere auch Be-
griffe, nach ihrem Umfang betrachtet, desgl.
y) B^ri/f'c nach ihrem Inhalt betrachtet, speziell auch Vor-
stellungen ,
d) Urteile, Behauptungen, Aussagen (^,ütatemeüts"),
e) Schlüsse (.jinferences'')*),
t) Funktionalgleichungen, Algoritliraon, Kalkuln, „Gruppm*\
— kurzum, bei geeigneter Auslegung der Zeichen so ziemlich alles
Denk mögliche.
Wenn deuiuach als Vorwurf, Thema der deduktiven Logik ge-
meinhin bezeiclmet wird die Lehre von den Biyrijfen. Urteilen und
Schlüssen, so wird zu sehen sein, dass auch aui diese Objekte nusre
Hülfsdisziplin des identischen Kalküls sich mitbezicht. Sie wird sich
auf dieselben direkt übertragen lassen, indem man einlach einen Wechsel
in der Deutung der Zeichen vollzieht.
Wie schon angedeutet, würde unsre Darstellung des identischen
Kalküls an Übersichtlichkeit allerdings gewinnen, wenn wir ihn zu-
nächst nur als reinen GebieiekalkvA, lediglich unter dem Gesichtspunkte
*) Die nSchlflste** kdnnen selbst aU „Urteile*^ hingeatallt werden ^ welche
den deoknotirendigen Zuammenhaiig s wischen PrilmiMe nndKenUiiBion konstatiren.
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§ S. Ideotisebdr Kalkül mit Gebieten einer Haxtnigfaltigkeii. 161
«), entwickelten und uns dabei aller Seitenblicke auf seine ander-
weitigen Anwendungen zunächst entbielten. Dieser Vorteil würde iu-
dess erkauft durch eine Reihe von, in meinem Dafürhalten schwer-
wiegenden pädagogischen Nachteilen: man würde, vor allem, gar lange
nicht abzusehen vermögen, zu was überhaupt die Betrachtungen gut
sind, und weshalb sie angestellt werden. Zudem handelt es sich doch
auch darum, den deutschen Leserkreis erst einigermassen heranzu-
ziehen zu dem Gebrauch dieses Kalküls, zu welchem ja Übungsbücher
oder Aufgabensammlungen im Deutschen noch nicht existiren^ wo-
gten in der englischen Literatur bereits manche Werke diesen Cha-
rakter in beträchtlichem Umfange ausgeprägt seigeiL Jede lilustration
aber von theoretischen Sätzen durch Beispiele auf einem ADwendunga-
felde muss hier den Wert einer Übung im Gebrauch der vn erlernen-
den Zeichensprache noch nebenher besitzen.
Aus diesen Gründen erscheint es mir als höchst wünschenswert
bei der EntwiekeluDg der Theorie des identischen Kalkais sogleich ein
Anwendongsgebiet von einigermassen praktischer Natur zur YerfOgung
zu haben, und wähle ich als das näehstliegende das Anwendungsfeld
ß), dasjenige Gebiet also, welches ja den Ausgangspunkt nnsrer Be-
trachtungen von Toniherein gebildet hat, und die Idee sur Gründung
einer selbständigen HfÜfsdtssiplin auf dem Felde «) erst seinerseits
anregte.
Auf dieses Anwendnngsfeld f) werden wir, nunmehr yon a) aus-
gehend, hinübergeleitet durch die Bemerkung, den Hinweis darauf:
das« die „Elemente" unsrer Mannigfaltigkeit auch sogenannte fJfuU'
vkkiaif* sein können, wo dann die „Gebiete'' dieser Mannigfaltigkeit
sa beieichnen sein werden als Systeme, und wenn man will als
jnossoi^ Ton solchen Individuen. Als dergleichen „Individuen'' mögen
irgendwelche Objekte des Denkens, sofern sie überhaupt in Gedanken
isoUrbar sind, zunächst hingestellt werden, und die ganze Mannigfaltig-
keit wird dabei erscheinen als eine all' jenen Klassen fibergeordnete
allgemeinere oder umfassendere Klasse, wofern sie nicht etwa als die
Mannigfaltigkeit des Denkbaren Oberhaupt sich wird ansehen lassen.
Anmerkung. Nächst dem Aiiwendungsfcldo ß) dcf? identischen Kal-
küls — das ist dem mit dem „GebieickalkuV «) auf daa engöte vervvandteu
nSUmmMkuV* -> ist als das wichtigste dessen Anwendungsfeld S) her.
▼oiznheben, das ist der ,jL\»s8a§m}uMllf' (yon HeColl als „calculus of
equindent Statements** bezeichnet). Müssen wir doch alT uosre Über.
legODgen und Beweise vollziehen in Gestalt einer Reihenfolge von Aussagen!
Um dessen, was wir dahei tliun. jeweils voUkoniDien iniie v.w werden,
Ober einen jeden unsrer Schritte uns klarste Bechenschaft abzulegen, wird
SCHKooBK, Algebra der i.ogik. 11
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162
Ente Vorleanng.
es «laruin laUam sein, auf das Anwenduug^feld 6) &chon frülizettig zu
achten, gelegentlich auch aui dieses einen Seitenblick zu werfen. Sjste-
matäflch wird ja auf dasselbe allerdings erst später, mit Band 2 erst ein*
zugehen sein. Aus dem angedeuteten äidakHsdtm Grunde aber sei vor-
greifend schon hier bemerkt, dass im Aussagenkalkal einer Subsumtion
a V ^> die Bedeutung zukommen wird: Wann die Aussage a gilt, gilt auch
die Aussage h, jene zieht diese nach ^ich, ni. a. W.: Ans a folgt h.
Die wichtigste Rolle niuss naturgeniäss sulelien Klassen zufallen,
welche als der „Umfang" von (gewissen, denselben /.ut^eordneten) He
grilTen bestimmt erscheinen. Doch ist wie bereits unter y^) der Einlei-
tong betont, die Rechnung mit Klassen noch umfassender als die Rech-
nung mit Begri&umfängen, sofern man jeweils zu vorübergehenden
Zwecken, ja sogar in völlig wiükflrlicher Auswahl, auch die allerhete-
rogensten Dinge in eine Klasse wird zusammengefaset denken dürfen.
Die Benennung als y,UtHfanff" eines Begriffes, welche wir von der
scholastischen Ldgik überkommen haben, um die Klasse oder Gesamt-
heit aller derjenigen Individuen zu bezeicliuen, welche „zu der Kate-
gorie des betreffenden Begriffes gehören*', diese Benennung erscheint
im Hinblick schon auf deren Versinnlichung mittelst Kuler 'scher
Diagramme — als eine ziemlich unglQcklich gewählte. Es sind ja
keines w^s die „CTmfange" oder Peripherieen der Eule raschen Kreise,
es sind nkht die Konturen der Flächengebiete, welche uns im iden«
tischen Kalkül die |,Begriff8tim/aii^' tu versinnlichen haben, sondern
allemal diese Kreisflächen selber resp. die Flächengebiete mit allem
was sie m sich efaUtalien, Viel passender hiefttr erscheint das eng-
lische „eztent", welches ganz wohl mit „Ausdehnung'' oder f^rstredtmg^
des Begriffes im Deutschen wiedergegeben werden könnte. Doch sind
wir nicht in der Lage, eine Jahrhunderte alte und ganz allgemein
acceptirte logische Terminologie umstossen zu können, und müssen
uns damit begnügen, auf das Verfängliche der Benennung einmal hier
aufmerksam gemacht zu haben.
Noch ist zu betonen, dasa wir bei den Anwendungen der Theorie
auf Klassen immer nur scharfumgrengfe oder^ wie man sagen kann
„uoJddefnirtt** Klassen im Auge haben werden.
Bs wird vorau -gebctzt, dass in Bezug auf kein Ding oder irgend
mögliches Objekt des Denkens einem Zweifel Raum gelassen sei, ob
es zu der gedachten Klafsp jjohörc oder nicht.
Dies i^t /.unilelist iki 1 aii^ sobald die Individuen der Klasse sich
Vüllätündig Laben aufzälileii lassen.
Häufig aber werden die (zu betrachtenden) Klassen „offene" sein,
Klassen von einer unbegreuzten ludividuenzahl, deren Individuen also
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§ 3. Identischer Kalkül mit üebieteu einer Mannigfaltigkeit.
16S
flberlianpt nie Tollstindig aufgezahlt sa werden Termögen — wie 2. B.
die Elaeee der Linien oder Karren — eventuell auch Klassen, deren
Indiriduen sum Teil noch ungewiss im Schoosse der Zukunft ruhen —
wie z. B. die Klasse der Menschen u. a. m.
In solchen F&llen mflssen wir vorausseUten, dass wenigstens ein
Muip in uns wirksam sei, welches in Bezug auf jedes einzelne in
den Bereich unsres Denkens jemals fallende Objekt, in Bezug auf alles,
was fähig ist, von uns vcr^estelU (oder was noch mehr sagt, von uns
gedatht) zu werden, unzweifelhaft entscheidet und uns mit Notwendig-
keit dahin drangt, dirigirt, entweder, es zu der Klasse zu rechnen, oder
aber, es yon ihr auszuschliesseu.
In Gestalt des „Begriflfea" haben wir ja mit einem derartigen
Priiizipe, das solches auch zu leisten liilii*,', schon in C der Einleitung
Bekanntschalt gemacht. Indusdcu sei es ausdrücklich bemerkt, dass
Natur und Wirkungsweise gedachten Prinzips hieruiichst uns glticli-
gultig lässt. Gerade dariu, dass wir es dahingestellt sein lassen, auf
welche Weise die vorauszusetzende Abgrenzung iinsrer Klassen zu-
lätaude kommen mag, erblicken wir einen Hauptvurzu^^ der hier be-
folgten Methode. Auf diesem Umstand gerade beruht, wie wir meinen,
der elementare und fundamentale Charakter der hier entwickelten Theorie.
Das oben ausgesprochene Kriterium für die WohiJefinirtheit einer
Klasse scheint übrigens noch eines einschränkenden Zusatzes zu be-
dürfen in Gestalt des Vorbehaltes, dass die in Frage kommenden, Ob-
jekte hinlänglich bekannt seien.
Sobald z. B. wir eine Zahl kennen^ ist jeder Zweifel ausgeschlossen,
ob sie zur Klasse der ganzen Zahlen gehörig oder nicht; wir mögen
die Klasse der ganzen Zahlen als Exempel einer wohldefinirteu Klasse
hinstellen ganz unbeschadet dessen, dass wir z. B. nicht wissen, ob das
Atomgewicht des Schwefels (auf Wasserstoff als Einheit bezogen)
zu derselben gehört oder nicht (vergl. die Stass'schen Atomzahlbe-
stimmungen), da uns eben diese Zahl zur Zeit nicht hinlänglich sicher
bekannt sein dürfte.
Auch mit diesem Vorbehalte bildet die genannte Voraussetzang
ein Ideal in den Zuständen unsres Denkens, welches nur selten Ton
der Wirklichkeit daselbst erreicht wird.
Es braueht in dieser Beüehang nur an die Schwierigkeiten erinnert
zu werdeu, welche die Abgrenzung zwischen Pflanzen- und Tierreich bei
den niederen Organismen der Naturwissenschaft Vicreitot, oder auch — um
ein noch frappanteres Iküsiiiel zn wjihlen — an die Seliwieri^keiten, welchen
die neuere gegen FülscUung der ^aliruugö- uuJ GenubSuiiLtel gerichtete
GeseUgebuDg ha dem Versuche begegnet ist, die Begriffe von Brod, Wurst,
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164
Ente Vorletuog.
▼ou Wein und Bier festzustellen, den Umfang derselben unzweifelhaft ab-
zugrenzen. Gleichwie diese TTmnrenzung erfolgte mittelst Angabe der In-
gredicn/.icn, \v( 1( lic zur Bereituug jener Lebensmittel verwendet sein dürfen,
BO werden auch im allgemeinen gewibse Merkmale, die wir aus dem vollen
Inhalte des sugcLürigen Begriffs als die ,,wes«itUc1ien*' hervorlielwii, das
wirksam« Prinnp zur gesuehten Abgrenzang liefern.
Faktisch \i>i in der That die Abgrenzung der Klassen, welche die
Sprache mit Gemeinnamen darstellt, zumeist eine schwankende. Nicht nur
bleiben Fälle denkKar, welche bei der Abrrrcnznng unberücksichtigt gelassen
sind, und iu Jiezug- auf welche .sciutn Derjenige, der den Gemeinuamen
gebraucht, sich im Unklaren darüber beliudet, ob t>ie uiu/.urechnen oder
anssosehliMsen seitti (womit dieses auch fttr Alle strittig, unentschieden
bleibt), sondern die Abgrenznng ist auch oft im subjekÜTen Gebranch bei
einundderselben Per.sSnlichkeit eine wechselnde, richtet sich nach dem
Gedankenkreise, in dem man sich ehen liewegt, und verändert sich mit dem
üntcr»uchuDgsfelde, auf das mau den Gemeinnamen anwendet,
So gchliesst 2. R. iu der Naturgeschichte die Klasse der Tiere die-
jenige der Menacbeu in sich ein, wogegen iu der Sprache des gewöhn-
lichen LebNis nnd gesellschaftlichen Verkehrs sie dieselbe ausschliesst. 80
begrenzm wir auch die Klasse „Keusch** sicherlich enger^ wenn wir sagen;
„Alle Menschen sind sterblich", als wenn wir sagen: „Dieser Mensch ist
todt", .,der Arzt liaf einen Menschen secirt" und dergl. Es hlltte doch ge-
wiss keinen Siuu, einen Leichnam noch als „sterblich" zu bezeichnen!
Ausserdem alar wird, wenn erst die Paläontologie noch erfolg-
reicher in eine graue Vorzeit eindringt, der Lamarck - Darwin'schen
Entwickelungslehre einst die Aufgabe zufallen, die Orenxe swisdien Zwei-
nnd Vierhänder, eventuell YierfOsser noch sdifirfer zu riehen, so wie sie
durch die Entdeckung des ArchUopterix und der mit Zähnen bewaffneten
fossilen Vöi^nl Nordamerikas (Ilesperomis, Ichtliynrnis etc.) bereits in die
Lage versetzt wurile, genauer scheiden zu miit^>en, was zur Klasse der
Vögel und was zu derjenigen der ( Flug-)Eidecb:3eu hinfort gehören solle.
Mit der Voraussetzung wohldefinirter Klassen vollzieht die Logik eine
gans ähnliche Idealisining der Wirklichkeit, wie s. B. diQ Mechanik es
thut, indem sie absolut starre, oder aber Tollkommen tropfbar flüssige in-
kompressible oder endlich vollkoi:ii: ru elastisch flüssige (gasfSrmige) Körper
fingirt. Indessen i!»t mit ihrem Ideal die Logik insofern in einer ^rfinsti-
geren Stellung, wie die Mechanik, als es der letztem nicht möglich ist,
2. B. Körper herzustellen, welche dem Zustand der absoluten Starrheit be-
liebig nahe kommen. Wogegen es doch wenigstens in unserm Vermögen
liegt, fttr uns selbst nnd Andere die Klassen, von welchen die Bede sein
soU, mittelst Besinnung darüber, resp. in freier Übereinkunft mittelst eia«
gehender Verständigung in jeder wünschbaren Sdiärfe abzugrenzen. Es
geschieht ja nicht immer, doch kann es nötigenfalls geschehen.
Auf dieses Ideal der Logik, dasB man auf wohldefinirte Klassen
sich berufen könne, arbeiten zudem Gesetsgebung und Wissenschaflen
— eine jede auf ihrem Gebiete — mit grosser Macht hin. Dasselbe
ist gerade auf letzterem Felde , welches zur Anwendung nnsrer Dis-
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% 8. Identischer Kalkül mit (leUietcn einer Marniigfaltigkeit.
165
aplin m erster Linie in Betracht kommt, im weitesten Umfange ver-
wirUichi^ und bildet es in der That eine unerlSssliche Yoraossetsung
Ar alles exakte Denken. Aach bleibt es unbenommen, die Abgren-
xong in Frage kommender Klassen von Dingen zunächst nur proYi-
sorisch zu ToUsiehen, und &lls sich aus den Ergebnissen angestellter
Untersuchungen auf Grund exakten Denkens Beweggritnde dazu ergeben
sollten, diese Abgrenzung nachträglich abzuändern, zu modifiziren.
Verstehen wir unter h die Klasse der Studirenden auf deutschen Uni-
TecsitSten im laufendes Studienjahre, so ist diese Klasse eine wobldefinirte.
Hier entsdieidet uBmlioh die ordnangamSssig ToUzogene Immatrikulation.
In dieser Klasse h ist enthalten diejenige der Studirenden der UntTersitKt
Leipzig vom selben Jahrgänge, welche mit a bezeichnet werden möge. Es
ist dann a h. Deerkt man sich in die Felder auf einer hinreichend fein
karrirten Seite eines Bogens Papier die Namen sämtlicher Studenten der
Klasse b eingetragen, und zwar jeden Namen gesondert in ein eigenes Feld,
so werden dicjcuigen Felder, welcbe die Namen von Studenten der Klasse a
sathslten, einen gewissen Komplex bilden — man kann durch geeignete Aus*
wähl der zur Eintragung der letzteren zu verwendendenFelder, durch Zusammen«
legen dieser l'elder bewirker!, lass er oinfacli znsammenhiiugenJ erscheint —
und es wird nun die HoziehuiiL,' z\vischen den FeMerkornploxen, in weiche die
Individuen der Klassen und 6 eingetrasren f?ind, der Fig. 1 wesentlich pfleichen,
uämüch mit ihr darin übereinstimmen, daän der Komplex a als ein Teil des
Komplexes h erseheint, in lelsterem enthalten ist Ind«m jedes Feld er-
seheint als der „TrBger^ eines einzelnen Individuums, einem solchen „sn-
geordnet** ist, pifiigt sioh die Beziehung a =^ & zwischen den KIa<;sen a
und h hier anschaulich aus, sie wird im wahren Sinne des Wortes sUMbar»
Es ist für das Folgende von der höchsten Wichtigkeit, dass man
dch die Punkl^ebiete oder FlächeUi die wir im identischen Kalkül
betrachten werden, und die Klassen, von welchen behufs Illustration
oder Anwendung des Kalküls die Bede sein wird, in der gssehilderten
Weise auf eiuander bezogen denke. Wir glaubteui um allseitiges Ver-
itiuidniss zu erzielen, auch ein Beispiel mit begrenzter Individuenzahl
der Klassen vorf&hren zu müssen. Man wiihle bei unbegrenzter Indi-
viduenzahl (mathematische) PuMe, bei begrenzter etwa Fdäer zur
Daisfcellung der in Betracht kommenden Individuen. Indess steht im
lelitem Falle niehts im Wege, die Felder sich auch in getrennte,
etwa besonders markirte Punkte zusammenziehen zu lassen.
Nach diesen (im Grossen und Ganzen auch motivirten) Vorbe-
aierkungen geben wir zur systematischen Darstellung der Theorie Aber.
Bs kommt uns dabei auch sehr auf Erzielung einer guten Über-
sielit an, welche wir durch scharfe Sonderung und konsequente Chiff-
rining ihrer verschiedenen Momente zu erzielen hoffen.
ffDefinitionen^^f Uegriflserklärungeu chitfriren wir (wenn überhaupt,
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166
Ente Torlesimg.
8o) je mit arabischen Ziffern in Yollständiger aber einfacher Klammer,
wie (1), (2) und so weiter.
„PasiUlate** ebenso, jedoch mit doppelter Einklammenmg wie
((!)), m, ■ ■
JMng^nen** oder ,,ilziome'' mit rdmischen Ziffern, wie I, II, etc.,
ffTheormef*f LehreStze wieder mit arabischen Zahlen aber nur ein-
seitiger (reehtseitiger) Einschliessung, mit „Halbklammet^', wie 1), 2),3), ..
Bs wird der Logik gemeinhin zagemutet, dass sie auch erkläre, was
unter Definition, Fostalat, Axiom und Theorem su Terstehen sei, dass sie
also namentlich auch aaf diu T^rfordemisse einer gaten Definition näher
eingehe, desgleichen auf die Anforderungen, die an den Beueis (die „Dcmon-
straflon") zn stellen, durch welchen das Theorom als ein solches nach-
gewiesen w('i«l» n muss, durch welchen es von einer blossen Behauptung
LHin Lehrsatz erst erhoben wird.
Ähnlich gehört auch die Oharakterisimng der „Aufgabe** des »IVo-
hUnu^i nebfit den Anforderungen an ihre „LOsnng** (solutio) und deren
„Determination" noch zu den Obliegenheiten der gewühnlichen Logik.
Es erscheint jedoch durch die Anlage, den Plan des ganzen Buches
geboten, dass wir nns an fJirsrr .Sf- atif diese Fragen nicht einlassen,
vielmehr uns mit dem Hinweis begnü^'cn, dass die fra^rlichen Begriffe, so-
weit sie nicht ohnehin schon Gemeiagui sind, einstweilen wenigstens syn-
thetisch erworben, herangebildet werden kfinnen an dem Uaterisl der aaf-
suBtellenden nnd als solche hingestellten speidellen Definitionen, an der
grossen Zahl Ton mustergttltig bewiesenen Theoremen, etc.
Es wird sich ein „Duälisimsf* (eine „Reziprozität**) dnrch die ganze
Disziplin ziehen, indem die auf die Operationsstufe der Addition sich
beziehenden Sätze sozusagen „Pendants'*, symmetrische Gegenstficke
bilden zu den auf die Stufe der Multiplikation bezfiglichen (vergl. § 14).
Wir chiffiiren die „einander dual entsprechenden" Sätze jeweils mit der
gleichen Nammer, jedoch unterschieden durch das Suffixum -f- resp. X.
Auch stellen wir solche Satze meistens in den beiden Spalten (Kolum-
nen) links und rechts von einem die Druckseite in der Mitte brechenden
Vertikalstriche (dem ,^ittel8triche") einander symmetrisch gegenüber.
Die analoge Übung besteht bekanntlich schon längst in der Geometrie
der Lage, wo in den reziproken oder zu einander polaren Sfttven z. B.
Baumponkt und Ebene ihre Bollen tauschen, wSfarend die Gerade verharrt
Es bedarf wol kaum des Hinweises , dass (hier wie dort) in «er-
s(^iedenen Kolumnen oder Spalten aufgefOhrte Voraussetzungen oder
Behauptungen, wenn sie auch im selben Niveau, auf einer Zeile stehen,
doch niemals Bezug auf einander haben sollen: sie sollen nicht etwa
gleichzeitig gelten, behauptet oder angenommen werden. Vielmehr hat
man auf einmal immer nur den Text von einer Spalte allein, zu-
sammen mit den etwa qner durchgehenden Zeilen zu lesen.
§ 3. Identiacher Kalkül mit Gebieten einer Mannigfaltigkeit. 167
Ohne Snffixnm werden nur die „zu sicii selbst daalen'* Sätze
chiffimrt enehemen.
Als fOr die Theorie vorerst unwesentlich — indess behufs etwaiger
Nebeobemerkungen Torausgeschiekt zu wünschen — lasse ich zur Zeit
UDchiffrirt die
(Definition). Unter einer Aussage von der Form:
(sprich: h übergeordnet oder gleich b siqyer a) soll ganz das nämliche
Teistanden werden, wie wenn man sagt, dass
a=^b
seL Eine Subsumtion Icann hieuach auch rückwärts gelesen iccrdmy ith
dem man nur das StibsunUionseeieken als Supersumtionszeichen inter-
pretirt, reep. ^mkt^',
Kraft dieser Definition vermögen wir auch dcu (TerhältnissmUs^i^' sel-
tenen) Fällen gerecht zu werden, in welchen die Wortsprache das Prädikat
dfin Subjekte voranzustellen lieht — mtf welche bereit-; in § 2 liin^ewiesen
wiivle; auch derL'l eichen Urteile niügeii wir jetzt unmittelbar in die For-
lüelaprache übertragen, ubue dass wir erst genötigt wären, eine Umstellung
der beiden Saüsgliedor dabei ▼ontnaehroeD,
ökcnomisch and Ton Wert wird solche Möglichkeit sich besonders
dann erweisen, wenn etwa der natürliche Gedaukenverlauf dahin geführt
hat, das PrSdikat zuerst, vor dem Subjekte, zu beschreiben und wenn diese
Schildemnj^ sowie auch der Ausdruck gedachten Prridikatcs in den Sym-
bolen untrer Formel spräche einigerraasyt n kompli/.irt erscheint, weit-
läufig iit. Wollte man in solchem Falle das Subjekt in die gewöhnliche
typische oder normale Stellung sum PrBdtkate bringen, so wlfare man ge*
nOtigt, die nmetSndliche Beschreibung, den kompUsirten Namen oder Aus-
druck des letzteren (hinter dem Subjekte, nachdem er vor demselben zuerst
gefallen ist) gu wtederholenf was mühsam und langweilig sein kann. Die
Wortsprache vermag neh dem durch den Gcl rauch eines hinweisenden Für-
worts zu entziehen, indem sie auf das Prädikat als auf jenes oder dieses
eben beschriebeue Ding zurückverweist. lu der Formelsprache könnten wir
sllenfi^ls solcher lästigen umständlichen Wiederholung dadurch auch aus
dem Wege gehen, dass wir sofort, nachdem der kompliurte Name des PrS-
dikats erstmalig yollendet ist, ein einfaches Buchstabensymbol als Abkür«
lüng fUr denselboi, als Name ad hoc oder HttUsbezeichnong für dieses Prä-*
dikat einführten, sodass dessen Wiederholunj? dann keine Umstände mehr
verursacht. Doch kann auch dies f;chori eine Nötigung zu unbequemen
Weiterungen (wie Überladung der Untersuchung mit Zeichen u. a.) in sich
scbliessen, und. bleibt das einfachste Auskunftämittel jedenfalls dtiS anmit
geschaffene: die Beiiehuog des Subjekts znm Prftdifcate in der umgekehrten
Qrdnong als eine rückwftrta gelesene Snbsamtton oder „Snpersumtion'' dsnn
ZQffl Ausdruck zu bringen.
In die systematisclie Darstelltmg unsror Disziplin werden Wir das
Supersumtionszeichen ^ erst in § 34 aufnehmen.
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Zweite Vorlesung.
§ 4. Bnte arandUgeii: Frlnsip I und n, Deflnlllcm ron. Glelolilieit^
O und 1, ii«btt Folgniteen.
An die Spitze haben wir zwei Grund!<;itze zu .stellen, welche nicht
auf noch einfachere Sätze zurückfülirbar erscheinen und schlechthin
sagegeben werden müssen.
Prinzip I.
a =^ a.
Da das Sabsumtionszeichen ^ der, Kopula „ist'' entspricht, so
helflst dies in Worten: ist a".
Diese Aussage muss als eine gOltige anerkannt werden, was immer
ftlr eine Bedeutung dem a auch beigelegt werden mag. Z. B. „Gold
ist Gold^ ^WeisB ist weiss^ etc. Dergleichen S&tze sind von nie-
mand bestrittene Wahrheiten^ deren Äueserui^ höchstens ihrer Selbst-
verstandlichkeit halber Anstoss erregen kann.
DemgemSss trägt auch die obige Subsumtion I den Charakter
einer aißffememgüUiffm, einer „Formel''. Dieselbe, oder ihren Ausdruck
in Worten, nennen wir den Saig der IdenUiät, principium identitatis.
Unter diesem Namen hat schon die alte Logik den Satz gekannt
und als ersten Ghrondsatx angenommen.
Bedeutet a ein Punktgebiet (z. B. eine Flache) aus unsrer Mannig-
faltigkeit (der Fläche der Schultafel), so sagt der Sata I aus: a ist in
sidi selbst enthäüenj ist ein Teil von a; a ist untergeordnet oder identisch
glM a.
In der That liegt von den beiden Fällen, welche wir in der Ein-
leitung unter dem Subsumtionszeichen als mögliche Ku.sammengefasst
haben, hier, wo beide Seiten der Subsumtion das nämliche Gebiet vor-
stellen, tjanz zuverlässig der uijie vor, aber allerdings nie der erste,
sondern iruiner mir der zweite lall; a ist niemals*) untergeordnet
dem «, sondern stets identisch gleich a.
*) Diese Behauptung, welcbe allerding« sofort einlenchtet, witd sich anf einem
Bpftteren Standponkte anch heweUen laiBen.
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§ 4. Erste Grundlagen: Printip I.
169
Die Anasage a'^a bat daber etwas Ton jenem irreftlhreiiden
Charakter, den wir bereits anf S. 154 sq. bespToeben und dozeb ein Bei-
spiel illnstrirt haben; und auf den ersten Blick w&rde das nachher
Ton uns bewiesene Theorem 1\ nSmlicb die Gleichung a « a, als der
angemessenere Auadruck des Satses der Identität erscheinen. Dem-
ungeachtet müssen wir doch bei der obigen Fassuog I dieses Prinzips
beharren ans swei Grilnden.
Srgtms hatten wir es ja anj^ezeigt gefunden, von den drei Zeichen
-4, d und «»= das eretere oder Subsamtionaseiehen als das ttrspnhig-
Udie hinsustellen, auf dessen wohlerfasste Bedeutung das ganze Gebäude
der Algebra der Logik su grflnden sei. Von den beiden andern Zeichen
wurde bisher nur gans beiläufig gesprochen, nämlich lediglich, am die
Susserlidie Bildungsweise oder Zusammensetzung des Subsumtions-
Zeichens zu mativirm. Das Zeichen « werden wird erst nachher,
mittelst Definition (1), als ein wesentliches fortan lejrjtiin zu ver-
wendendes Beziehun<;s7.eiclieii in das Systt'iu uusrcr Disziplin einführen,
und das Zeichen C noch selir viel später. Auf unserm gcgemrii/ tigeii
Standpunkte sind wu also noch gar nicht berechtigt, resp, in der Lage,
vüu identischer Gleichheit zu reden.
Zweitens — und dieser Grund ist der ausschlaggebende — müssen
wir trachten möglichst wenijjj Behauptetes als unbeweisbaren Grund-
satz hinzustellen. Sagen wir aber von einem ausgewanderten Freunde
z. B., er sei nach Südamerika y:e<»;;ingen, .^o sagen wir offenbar mehr
über ihn aus, als weim wir blus melden, er sei nach Amerika ^d. i.
Nord-, Süd- oder Mittelamerika) geg uii^cn Und ebenso enthält die Aus-
sage: „o ist identisch gleich n*' eine weitergeh»"nde Information über
die Beziebini<x des a zu sich selber, als die Aussage: „a ist unter-
treordnei oder identisch gleich a", m. a. W. „a ist entweder nur eiu
Teil oder aber das Ganze von a**.
Um also möglichst wenig Unbewiesenes vorauszusetzen, werden
wir die letztere Alternative zunächst offen lassen, nur den letzten
Satz als Grundsatz hinstellen. Wir werden für den Augenblick so
tbun, als ob wir nicht wüssten, welcher von den beiden Fällen
eintritt, um dergestalt zu erkennen, dass auch dann schon mit
swingenden Gründen sich darthun lä88t| dass es der letztere Fall ist^
welcher zutriffi.
Für den ^systematischen Aufbau unsror Disziplin sind vorstehende
Betrachtungen durchaus nicht wesentlich; ich habe mit denselben nur
^ nl)^ichtigt, die Beweggründe unsres Zuwerkegehens klar zu legen, so-
mit auch einer missverstandlichen Beurteilung desselben zuvorzukommen.
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170 Zweite Vorlesang.
Für die Theorie ist es Tollkommen ftiisreicheDci, das Prinzip I rondweg
als ein Bolches hinzastellen.
Anmerkung zu I. Aus didaktischen Gründen will ich ebenso, einst-
weilen vorgreifen il . bemerken, dass, alr< ein Prinzip des ,,Aussagenkalkcls"
gedeutet, der Satz I der Identität uns die Kiiaulmiss; giuantiren wird, eine
als wahr unerkannte Behauptung bei beliebiger Gelegenheit zu wiederholen.
Die.-^clbe mass dann immer wieder als wahr anerkannt werden. Wenn a
gilt, so gilt o. Von dieaer Freiheit werden wir im Text fortgesetzt Ge-
brauch machen. (Yergl. § 31.)
Prinzip II. Warn a^^h und zugleich b^c ist, so isi audi a^€.
Stellen a, h, c Gebiete — etwa EreisflSchen — vor, so mag
dieser Satz durch die Figur erläutert werden:
ludessen bringt solche Figur noch Besonder-
heiten (besondre Umstände) zum Ausdruck, die
in dem Satze nicht gefordert, nur zugelassen, die
in ihm offen f^elassen sind. Der Fi^. 3 liegt näm-
lich die Anaall me zugrunde, duss die eventuellen
ünterorduungeii, von welchen im Satze die Rede
ist, wirkliche, definitive Unterordnung seien. Da
das Zusammenfallen zweier Kreise, von denen der
eine im amiern enthalten ist, iinmerliin aU ein ver-
bältnissniässig s».'ltciier Zufall erscheint, so mag man den in der Fi«inr3
zur Darstellung gebrachten Fall als den „allgenipineren" bezeirhiien
(und /.war in Hinsicht jedes Paares von aufeinauderfoigeudcu Kreisen,
welclies uiau iii"s AuLTe fassen ni(>(!:el.
Um auch die andern im Prinzip 11 mit iubegriti'eueu Falle zu er-
halten, braucht man sich nur noch vorzustellen, dass von den drei
Kreisen, nämlich dem innersten o, dem mittlen n b und dem rinsseron c,
irgend 7<wei successive auch zusammeufalleu dürfen — eine Deckung,
Fig. 4. FS«. &u Xlg. «.
die sich in einfachster Weise hinbringen lässt, entweder indem man
einen äusseren Kreis zusammenschrampfen lässt zu dem näclisten in
ihm enthaltenen Kreis, oder auch indem man den inneren Kreis sich
ausbreiten lasst bis snr Tdlligen Ausfüllung des nächsten ihn um*
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§ 4. Erste Grundlagen; Prinzip i uuil U.
171
schlieBaendeii Kreiset. Es kSnnen so auch «lle drei Kreise in einen
einzigen snsammenfallen, nnd erhalten wir eigentlich noch vorstellende
drei Fignren (Fig. 4 .• 6), welche mit Fig. 3 ansammea den SatsII erst
▼olhtSndlg veranschaulichen.
Wir werden hei der Teranschanlichong von Sätzen und Anfgahen
uns kOnftig sameist nnr an den ;,allgeineinen^ Fall halten nnd uns
mit der Darstellung der Fälle speiielleren Charakters durch Figuren
nicht aufhalten, vielmehr die besonderen Ausartungen, die „Degeuera-
tionsfälle'' sich ebenfalls zu veranschaulichen jeweils dem Leser flber^
la&sen soferne solches überhaupt noch wOnschenswert erscheint
In verwickeiteren Untersuchungen — beim Auftreten zahlreicher
Gebietssymbole — wird es ohnehin unthunlich, jene Möglichkeiten
imiuer vullstündig durchzugehen. Alsdami aber bleibt der Argwohn
zulässig, es mochte in einem der überg angenen Spezialfälle die Sache
sich uuch wesentlich nnderji verhalten, als in dem ullgeuieim ren Falle
be1iau]ifet und dargestellt worden. Ilierau» erhelU, dass aus der .1/?-
.-c/'diiinffi nicht in gleichem Maasse di»' l berzf^ut^unsT von der Chiv^as-
hilf iiii>ier allgemeinen üntersucliungücrgebnisse zu sclii"tpfen ist, wie
sie sich erreielieu lassen wird dureh die .^trent^ atuih/h'sche Methode,
deren wir uns fast immer, jedenfalls in weseiitlieheti Fragen ganz aus-
schliesslich bedieiieu. Kann doch in der That für die Umgrenzung
eines Gebiets die Figur immer nur eiu Jlf ispirl darstellen, während
UDsre Gebiete irgendwie beschaifen sein, auch aus isolirten Punkten,
Linien und getrennten FlächenstHcken sollen bestehen dürfen! Mag
also aueh anfangs — bei unserri grundlegenden Betrachtungen — die
Anschauung oft rasch vorauseilen dem durch das Folgende illustrirten
modus procedendi, nämlich dem vorsichtigen und zuweilen mühsamen
Verfahren des von der Anschauung losgelösten streng deduktiven
tkhliessens, so wird sie doch später sicher hinter diesem Verfahren
sorückbleiben; sie wird ihm bald nachhinken und zuletzt es aufgeben
müssen, dasselbe einzuholen. Bei dem Aufbau unsres Lehrgebäudes
soll darum die Anschauung nur nebensächliche Verwendung finden,
illustrationsweise^ um den abstrakten logischen Prozeduren einen Vor-
Stellungsinhalt zu geben; sie soll darin überhaupt nur eiue didaktische,
erziehende, pädagogische KoUe spielen.
Hier freilich müssen wir uns noch auf dieselbe stützen, um das
Prinzip II annehmbar erscheinen an lassen: Wenn ein Gebiet in einem
zweiten und dieses in einem dritten enthalten ist, fallt es uns unmöglich,
nna vorzustellen , dass das erste nicht in dem dritten enthalten wäre;
das Gegenteil vielmehr ist unmittelbar „intuitiv". Auf die HerauS'
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172
Zweite Toflemuig.
forderuDg drei solche (Gebiete a, b, c nachzuweisen, bei denen die
TorauBgesetztan EinordnuDgen des a in 6 und des ( in c zatre£fen, die
behauptete Emordiumg des a in « aber sieh nicht bewahrheiteti wird
niemand eich stellen kSnnen.
Das Prinzip II gibt nns ein Schema an die Hand, nach welchem
▼on (zwei) bekannten Wahrheiten zn einer neuen (dritten) Wahrheit
fortgeschritten, nach welchem aus zwei Aussagen eine dritte abgeleitet
werden kann, welche allemal, wenn jenen beiden Wahrheit zukommt^
notwendig ebenfalls wahr sein muss. Nach unsern einleitenden Be-
trachtungen haben wir einen solchen Prozess als eine 8MiS8foljfenmff,
als deduktives SMiessm (inference^ illatio) zu bezeichnen.
Die Voraussetzungen, ans denen gefolgert wird, die j,Pirttmi89Ciif*
sind hier die beiden Subsumtionen a^b und b^c; der „SMtss^
(genauer: ,,Schlns88atz"), die „Konldimcn" heisst a=^c
Der Scbluss (als Folgerung Yerstanden) ist nicht nur gemein-
verbindlich fClr alle Intelligenzen, sondern auch „allgemeingültig'',
nSmIich unabhängig von der Materie des Denkens: Sein Schema ist
allgemein, indem der Schluss Geltung beansprucht, was auch immer
für Bedeutungen deu Buchstabensyinboleu a, b, c in jenem Schema
(Uurcliweg") untergelegt worden mügeu. VorläiifiL,^ wenlen wir das
Schema iuif liebieto uiisrrr Mannigfaltigkeit, sodauu auch anf Klassen
Vüu irgeudwelcUeu Objekten des Deukens anzuwenden haben.
Der Satz II selbst ist — hier im System für uns — das erste
Beispiel eines dcdulitivcn Schlusses, und zwar i:*t er in der That einer
— al'enuals d'T erste — von den ^ouenannten Vt'rnunttschlüssen oder
„Sifllogiamen'' der alten Logik, in deren Studium — kann man fast
sa^en — diese Disziplin gii>felte. Derselbe tiihrt daselbst den —
etwas j^eseliniaeklosen — Xameu liarhara und wird auch als das
„dictum de omni (et de nullü)" bezeichnet.
„Quidquid de oinnibus vaiet, valet etiam de (juibusdam et de
singnlis- Tquidquid de nullo valet, nee de quibusdam valet, uec de
singulis) * ist der Wortlaut dieses „dictum".
Was von allen gilt, das gilt auch von einigen und von den einzelnen
(Was von l-rimm gilt, das gilt weder von einigen noch von den einzelnen)
— scilicet Individuen.
Wir werden die Syllogismen auch in diesem Werke vollständig
(und kritisch) durchnehmen, und mi^ deshalb in Bezug auf Einiges,
was Uber den Syllogismus Barbara noch zu sagen wäre, auf die
20. Vorlesung verwiesen werden.
Zur Stelle sei nur noch bemerkt, dass das Gebiet 6, welches in
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«
% 4. Elfte Omiicllagmi: Priasip II.
173
der KonklQeion gar iiicbt vorkommt, dagegen in jeder der beiden Prä-
missen einmal vertreten isi^ als das Mittelglied (ter minus nicdius) des
Sjllogismas bezeichnet zu werden pflegt; dasselbe wird durch die
Schiaasfolgerung ausgemerzt oder „eliminirV'. Von den beiden Prär-
missen heisst diejenige (a =^ 6), welche das RuLjekt a der Konklusion
enthält, au eil der Untersatz (propositio minor), die andere (6 =4 c\
welche das Prädikat c der Konkloeion enthält^ der Obersats (propositio
mi^r) des SyUogismiia.
Wie schon gesagt^ ist der Sats II ein tiügemaner Schlass,
welcher, weil die Bedentnng der in ihm vorkommenden Glieder a, &, e
in unser Belieben gestellt ist, daa Vorbild abgibt itlr eine nnbegrenzte
Meiige nach seinem Schema anssnfnhrender Schlfisse.
Um reiu mechatiisch die Kouklusion a c aus den Prämissen
abzuleiten, bieten sich zwei Wege dar: Mau mag in dem Untersatze
a V h das Prädikat b auslöschen, und an seine Stelle schreiben I is
Glied c, welches in dem Obordatz jenem übergeordnet ersclieint. Üder
mau kauu auch in dem Obcrsat/. 6 =4 c das Subjekt h ersetzen durch
da<;jenige Subjekt a , welches in dem Untersatz demselben untergeordnet
erkiurt ist. Bienacb können wir die beabsichtigte Anwendungsweise
des Schema s II in Worten wie folgt formuliren:
In einer Subsumtion (einem Urteil) kann an Stelle des Subjekts
jedes Subjekt dieses Subjektes, sowie an Stelle des Prädikats jedes Frädi"
kai dieses Frädikates einffesettt (substituirt) werden*
Es wurde in II der Untersatz vor (eventuell über) dem Obersats
ausgesprochen („Goeleniache^ Anordnung der Prämissen). Auch wenn
umgekehrt der Oberaata vor (reap. Aber) den Untersatz gestellt ist
(lyAristotelische^ Anordnung), muss man gellbt sein, den Schlusa
zu ziehen:
Aua h^e und a^h folgt ebenfalls a c.
Denn nach Prinzip I, für Aussagen in Anspruch genommen (vergl.
Antiierkung zu 1) kann man auch die zweite Prämisse vor der ersten
le^^eii und die (für uns) ursprüngliche Anordnung der Prämissen her-
stellen.
Die GooleTii^che Anordnung empfiehlt sich (hierj \n ik*r Tbat
ald die zur Erreichung des Schlusses bequemere, zur Vorbereitung der
iciiiussfolgerung geeignetere; sie er^^clleint als die natürliche für die
Logik des Umfanges. Die Wahl der umgekehrten Folge erklärt sich
bei Aristoteles aus dem Umstand, dass er statt der Umfange eben
die Inhalte der Begriffe in's Auge fasste, wo dann die Stelluag: ist
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174
Zweite Vorleenng.
Merkmal des h, h Merkmal des a, ergo c auch Merkmai des als
die natürlichere erscheint.
Auch wenn a, b, c Klassen voratelleu, musste der Salz Ii all*
gemeine Geltung haben. Hiezu ein paar Beispiele. Es ist:
Gold Edelmetall, Edelmetall =^ Chemisches Element^
folglich auch: Gold =^ Chemisches Element.
Luft ist ein Körper. Alle Korper sind schwer*
Ergo: die Luft ist schwer. (Lotze.)
Pferd =^ Säugetier; Säugetier =4 Wirbeltier; ergo: Pferd =4 Wirbeltier.
Beiläufig sei noch bemerkt^ dass ein SchluBS nach dem Schema II
auch häufig ala ein Scblass a fortiori bezeichnet wird; namentlich ist
dies berechtigt, wenn (wie dies meist der Fall) die Subsumtionen in
den Prämissen wirkliche Unterordnung bedeuten — in Analogie zu
dem Schluss der Arithmetik von a<^b und 5 < c auf a < Wenn
jedes Pferd ein Säugetier und jedes Säugetier ein Wirbeltier ist, so
muss — können wir sagen — um so meltr auch jedes Pferd ein Wirbel-
tier sein. —
Drücken wir ~- um hei unsem Beispielen zu hleiben — dies etwa
so au8| indem wir nunmehr anch auf den Inhalt der den Klassen zu-
geordneten Begriffe achten, -dass wir sagen: Den Pferden kommen die-
jenigen Merkmale zu, die allen Säugetieren gemeinsam sind; die Säuge-
tiere aber besitaen alle für die Wirbeltiere gemeinsamen Merkmale,
und folglich mQssen den Pferden auch die Merkmale der Wirheltiere
zu eigen sein, so wird rerständlich, weshalb die aberlieferte Logik
(Kant) dem Prinzip II auch den Ausdruck geben konnte: „nota notae
est nota rei (repugnans notae repugnat rei)": jedes Merkmal des
Merkmals (einer Sache) ist auch ein Merkmal der (eben dieser) Sache.
Die in dem Beispiel in Frage kommenden Merkmale sind (kurz zn-
sammengefasst) bezüglich die, Säugetier zu sein und Wirbeltier zu sein.
So auch ist, Materie zu sein, stoffliche Qualität, ein Merkmal der
Luft, und schwer /u sein, Schwere, ein Merkmal der stütriielieii Natur,
„Stoffliclikeil'' (sit venia verbo!), folglich auch Schwere ein Merkmai
der Luft. —
Nun drängt sich freilich wol einem Jeden, der einen solchen Syl-
logismus in 's Auge fasst, eine Bemerkung auf, die ich zunächst för
unser Beispiel aussprechen will, nämlich: dass man gar nicht wi^.^eu
It'onne, dass alle Säugetiere \\ irbeltiere seien, ohne bereits zu wissen,
dass auch die Pferde \\ irbeltiere sind.
Ebenso kann mau auch nicht wissen, dass ein Gebiet 6 ganz, mit
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§ 4. Erste Gnmdlaepen: Prinsip II.
175
allen, seinen Teilen, in einem Gebiet c enthalten ist, ohne zugleich za
wissen, dass auch der Teil a des Gebietes 6 in c enthalten ist.
Die Bemerkung also ist naheliegend, dass die Schlussfolgerung uns
keine tcesetUlklt neue Erhcntiküss H^'ert, keine, die wir — im Besitze
der Prämissen befindlich — nicht eigentlich sehon besessen" hätten.
Diese Bemerkung ist richtig und unbestritten: es findet durch
deduktives Schliessen eigentlich keine Vermehrung des ErkenntnisB-
materials statt} die Deduktion gibt über nichts Aufschluss, was nicht
in den Prämissen, anf die sie sich stützt^ im Grunde schon enthalten
wäre, und es kann der Syllogismus II als das einfachste Beispiel, als
der Urtypus deduktiven Schliessens, als der er sich hinstellen lässt,
gerade am allerbesten benutzt werden, um über das Wesen der de«
duktiven Metbode Klarheit zu verbreiten.
Eines aber, dem wir entgegentreten müssen, das ist die Versuchung
(der auch manche Pliilosgphen erlegen sind), anf diesen Umstand eine
Geringschätzung der deduktiven Methode zu basiren.
Gleichwie es schwierig sein möchte*). Demjenigen, der eben erst
das Alphabet erlernt, einen angemessen« n Hcgritf beizubringen Ton der
Orossartigkeit der Literatur, die ihm durch dasselbe erschlossen wird,
so dfirfte es auch schwer halten, einem Anfänger, welcher etwa noch
keine einsige deduktive Disziplin beherrscht, eine zutreffende Vor-
stellung beizubringen Ton der Kraft und dem V7ert der deduktiven
Methode. Ich würde mich einem solchen gegenüber eines Gleichnisses
bedienen: Der Maschinenbauer muss auch das Eisen, aus dem er seine
Maschinenteile herstellt, schon haben; es findet bei dem Bau der
Maschine keine Vermehrung dieses Ibterials statt, vielmehr geht ein
nicht unbeträchtlicher Teil desselben dabei unproduktiv verloren. Und
femer vrird auch bei der Benutzung der fertig gestellten Mafffthin^
keine Arbeit durch dieselbe geschafifon, sondern nur ein bereits verftig-
barer Arbeitsvorrat — abermals unter Verlusten — in neue wertvollere
Formen umgesetzt
Analog dem ersten, wie auch dem zweiten Teil dieses Gleichnisses^
hebt nun allerdings die deduktive Methode aus dem vorhandenen
Material oder Vorrat von Erkenntnissen nur Einzelnes hervor, aber
allerdings gerade dasjenige, was f&r bestimmte Erkenntnisszwecke von
Wert isi^ für die Fortführung der Untersuchung von Interesse erscheint
Sie begrenst dieses Einzelne in bestimmte Formen und bringt es, von
*) Wenn ich mir gestattea darf, ein Bcbon andei-wärts von mir gebrauchtes
Bild sa wiederholen.
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176
Zweit« Vorleraog.
dem Übrigen getrennt, zum Bcwusätseiii, bietet es isulirt der Aufmerk-
samkeit, der Beachiuüg dar, und hiilt es zu weiterer Verwendung dis-
ponibel. Mituuter richtet 8ip auch das Ganze in neue zu anderweitiger
Forderung der Erkenntniss geeignetere Formeu her.
Sie zieht — um ein anderes Bild zu gebraueben — die im Schachte
freilich bereits vorhanden gewesenen Edelsteine an das Tageslicht^ gibt
ihnen Schliff und Fassung.
Dass diese Deduktion aber eine Kunat ist, welche in den meisten
FfSlleu gar nicht so nahe liegt, deren Metbode oft nicht leicht zu entdecken,
zeigen ta;>i aiiu Uot eräuchungen aus dem Gebiete der reinen und angewandten
Ifsthematik, eVmiso die kompliartwen Aufgaben in gegenwartiger Schrift.
Um e« xnr Stelle durch ein Beispiel danntiran, wdches Mne Vor-
kenntnisse erfordert, lege ich dem Leser eine ganz einfache Aufgabe (ans
der allgemeinen Theorie der Verknüpfung) vor.
Es mögen a, b, c beliebige Elemente einer Mannigfaltigkeit und ab
däö Ktisiiltat einer Verknüpfung von n mit h bedeut«in, von der wir an-
nehmen, dass sie jeweils wieder ein bestimmtes Element derselben Mannig-
faltigkeit liefere; a. W. es aollen irgend zwei Elemente, in bestimmter
Folge genommen, sich immer „eindeutig" zu einem dritten TCrknUpfen
lassen. Die KnUpfung sei auch „eindeutig umkehrbar", d. h. wenn a allein,
oder h alkin <]urch ein anderes Element ersetzt, geändert wird, so soll
auch ab sicli ändern.
Wenn nun die KnUpfuug z. B. das Gesulz befolgt, dasä allgemein
immer (ab) (bc) ac ist, so soll die Frage entschieden werden, ob ad
&a dnrchans zn gelten habe (die Knttpfimg „kommntatir** sein mflsse),
oder aber, ob nicht Tielleicht in besondern Fällen ein KntlpAiiigsergebjiifla
üb von dem ha verschieden sein könne?
Jene Frage ist tu bejahen (die letztere zu vorueiuon), sie wäre da-
gegen, wenn da» Gesetz der KnUpfung ein wenig anders, n&mlioh (ab)(bc)
— ea gehfcntet hätte, zu Tememen.
Diese Antwort auf die gestellte Frage steckt bei der ersten sowol als
bei. der etwas abgeänderten zweiten Aufgabe ebenfalls ganz und gar schon
in den Prämissen, aber doch ziemlich verhüllt. Man versuche doch einmal,
sie aus den Prämissen heran^zuscliJIlen ! Ich will dies hier unterlassen, da
die Betrachtung in eine andere (in gewissem Sinne speziellere) Disziplin
gehört —
Ich bemerke nur noch, da» man unter den „Elementen" sich anch
Zakie» z. B. vorstellen darf, und das EnfLpfiingsergebniss ab dann — im
mathematiichen Sinne — irgend eine ,,Funktion'' f{a,b) der awei Argu-
mente a und b bedeuten wird, die eindeutig umkehrbar sein muss. £irfÜUt
diese nun die Funktionalgleichung (und es gibt solche Funktionen):
SO wird sie auch „symmetrisch** sein, nimlich fifi^h)^ f{b^a) far alle
Werte von a nnd 6 sein mfissen. —
Wie oft nicht finden wir aber — gamc ähnlich wie bei der vorliegenden
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§ 4. Erste Grundlagen: Prinzip II.
177
Aufgabe — uns in der Lage, dass wir gar nicht wiasen, was alles in
unsenn Wifisen schon enthalten ist, dass wir nicht sofort abzusehen ver-
mPgen, ob ein Bestimmtes darin liegt oilcr nicht, und eii im ersten Falle
eine ^cllwel■e Arbeit kostet, das.-elbe herau^/.uholpnl
Eh iäl dieser Uiuwtaud die Folge von dem Vorbandensein allgemeiner
ErkesntBitte, in Gestalt von welchen ja gegenllber dem direkten Erkennen
auch das miHdbare oder indirekte Erfassen von Wahrheit snr Thatsaohe wird.
Wer den Wert der Deduktion überhaupt oder der Syllogistik ins-
besondere ans dem Grunde bestreitet^ weil dabei ein Verlust, ein Preis-
geben Ton, Versiebten auf, Opfer an Erkenutnissmaterial stattfindet^
gebraucht durchaus kein stichhaltigeres Argument oder Beweismittel,
als jemand, der den Nutzen der Maschine leugnen wollte, weil sie vom
TorfÜgbaren ArbeitsTorrat einen Teil als Nebeneffekt Terloren gehen
l&sst — oder auch den Wert der Bildhauerkunst wegen des durch sie
herbeigef&hrten Verlustes an Marmor! Es hat auch die Gestalt, in
der wir Erkenntnisse isoliren, ihren selbständigen Wert
Um die WerischatEung der Deduktion dem Anfänger gegenüber
SU retten, resp, diese gegen die auf sie erfolgten Angiiflfe zu Yer-
tflidigen, heben Mill und Wnndt' (p. 285 sq.) — an Stelle des vor-
stehend von mir in den Vordergrund gestellten Grundes — als ein
ebenfalls nicht zu Übersehendes Moment mit Recht hervor, dass man
bei jenen auf eine Geringschätzung hinauslaufenden Einwanden von
der verkehrten Vorstellung ausgeht, ein allgemeiner Sata lasse sich
nur auf diejenigen Fälle anwenden, aus welchen er abstrahirt worden
ist. Die fruchtbringendste Anwendung unsres Syllogismus besteht aber
gerade dariu, dass wir ihn auf solche Fülle anwenden, die zur Auf-
stellung der (in der Regel wul iiiduktorisch fjewonnenen, violleicht auch
axioniatiseb-hjpothetisch aufgestellteuj allgemeinen IVämi^äse nidU ge-
dient haben.
Kin gut gewähltes Beispiel hiezu bringt Ueberweg in Gestalt
des Schlusses: Was das Tendel verlängert verlang.-amt (ceteris paribus,
unter .sonst gleichen l'niständen ) den <iang desselben. Wärrae (genauer:
Temperatursteigerung, Erwärniuiig) verlängert das Pendel. Also ver-
lanifsamt sie seinen Gang. Der Übersatz konnte in der theoretischen
Physik ilurch Rechnung abgeleitet sein, und brauchte also nicht not-
wendig ohne Vermittelung des Untersatzes schon den Schlusssatz als
Spezialfall in sich zu entiiaitcn i cf. ] r. A. Lange^ p. 89).
Im Grunde auch wird ja bei dem induktiven Verfahren, es wird
selbst in den Krfahrungswissensclialten immer nur Vfn hi\son<1f^rm Fällen
Jinf den be.souderen Fall '^•^•«■chlossen. Schon das einmal sich gebrannt
habende Kind scheut em zweites mal das Feuer, noch ehe es sich zu
ScitBObSii, Algebra dtr Logik. 12
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178 Zweite Vorletnng.
dem allgemeinen Urteil erhoben, dasB die Berttbrang mit Fener
breimeuden Scbifiera Terurescht Und jener Art des Scblieesens vom
Besondem aufs Besondre — des „JnälogiestMusse^ — ist schon das
Tier fähig; auch der i^asinns ad lapidem non bis offendit enndem'',
selbst der Esel stösst nicht zwei mal an denselben Stein. Mit dem
allgemeinen Satse aber, wie ihn der InduktionsschloBB liefert, erhebt
sich der menschliche Intellekt Aber den des Tieres. IHeser Sats ist
das wirksamste und sicherste Mittel, ans bisherigen Erfahrungen &tt
weitere FSUe Nutzen zu ziehen, dieselben zu verwerten. Derselbe ent-
lastet das Gedachtniss von der Anforderung, die Einzelwahmehmungen
selbst (in ihrer vielleicht grossen Anzahl) mit alV ihren Nebenumstanden
und Details zu behalten; er gewahrt die ßrleiehterung, gestattet, alles
Nebensächliche zu vergessen; indem durch ihn diese Einzelwahr«
nehmungen gleichsam summarisch gebucht, nur das Facit aus den-
selben gezogen wird, bildet er die bequemste Form, dieselben zur
Nutzamvoiiduu«,' auf weitere Einzelffille in der Erinnerung aufzuspeichern
und un (.leiste zurecht zu Icgi'u. Er bildet daiiu die \' ermittel uiig, das
liand, die Brücke, über die von jenen vielleicht schon im Gedacht-
niss gelöschten zu diesen neuen Fällen der Subsumtionsschluss uns
hinöbertührt.
Den Satz „Alle Menschen sind sterblich" auf die bereits gestorbenen
Menschen anzuwenden würde freilich ein ziemlich unnützes Beginnen
sein. Aber weudeu wir nicht diesen Satz (als Obersatz in Verbindunv;
mit dem Untersatze „N. N. ist ein Mensch" und der Konklusion: „ergo
ist N. N. sterblich*') fortwährend an auf uns und unsre uoch lebenden
Mitnieii^cheuV Und wie anders würde es in der Welt aussehen, wenn
nicht unsre ganze Lebensführung unter der Ilerrschatt dieses Syllogis-
mus stünde? Dass man kein Logiker zu sein braucht, um ihn zu
machen, nimmt ihm nichts von seiner Wichtigkeit. (W'uudt 1. c.)
Ott auch handelt es sich darum mit Hülfe der Konklusion fest-
zustellen, ob eine Prämisse zulässig ist — wie dies schon S. 11 an-
gedeutet wurde — eine Prämisse, die zunächst noch einen proTisorischen
oder hypothetischen Charakter hat. Der Chemiker z. der eine Sab*
stanz zu Terbrennen versucht, um zu ermitteln, ob sie organischen
Ursprungs sei, steht unter der Herrschaft eines Syllogismus, dessen
Obersatz lautet: „Alle organischen Körper sind verbrennlich", dessen
Untersatz: „Diese Substanz ist organisch'* aber erst durch das that-
sachliche £intreöen <>d. r Nichteintrefifcn des Schlusses: „Diese Sub-
stanz ist verbrennlich^ als eine zulässige (und dann noch weiter zu
verfolgende, vollends ausser Zweifel zu setzende) oder aber als eine
biyiiizoa by Google
§ 4. Erste Grundlagen: Priozip II. 179
fortan zu Terwevfende Hypothese erkannt wird (vergl, Wundt
ibidem).
Wesentlich Bind es ttbagens mdere Formen des Syllogisrnns (als der
Uaher besprochene einfache Subsumtionsschluss II), welche in dieser Hin*
sieht in Betracht kommen, weshalb die weitere Ausfühmiig der angeregten
Bemerkung auf die 20. Yorlesung za versparea wttie.
Es gibt auch sMiibare Auanahmen an dem Prinxip IL Ohne die
Yollstindigkeit der AnfaShlmig garantiren zu wollen, bemerke ich
deren Ton dreierlei Art Ale mehr nur auf ein Spiel mit Worten
hinanslEufend will ich dieselben im Nebeniezte behandeln.
Zar Yerdeatliohimg der erttm Art von solch«! Ausnahmen diene das
Beispiel (aus Jevous^):
„Hans ist kein Narr. Kein N(irr eignet sich zur Bekloidiing hoher
Staatsfimter. Ergo: Hans eignet sich zur Bekleidung hoher Staatsiimter."
Was hier al.s Mittelbegriff erscheint hat den verbalen Aufdruck ,,kciu
Narr". Wir luiben aber schon in § 2 hurvor^adioben , dass „kein a'' tlber-
haupt nicht eine Klatiäe iät. Das wahre Subjekt des bcheinbarea Obar-
lataes bildet die Klasse: „Jeder Narr'S sein Prfidikat: „ist ungeeignet zur
Beeidung hoher Staatsimter**. Was femer als Untersats erscheint, würde
fUr die Zwecke der Logik korrekter darzustellen sein, sei es in Gestalt
von: Hans >ist nicht« ein Xarr, als die Verneinung dus Sat^Or^: ITans ist
ein Narr, sei os ak negativ prädizirendes Urteil in Gestalt von; liaus ist
(ein) Nicht-Narr (d. h. bei gesundem Verstände). Welche von diesen beiden
Auffassungen maassgebend sein solle fUr das verneinende Urteil, bildet eine
bekannte Btreitfirage unter den PhilosopheD, au der wir erst in § 15
Stellang nehmen werden. Jedenfalls aber wird der Schlads nach Schemall
hiemit hinflülig; derselbe fftllt auch nicht etwa unter das Schema irgend
eines andern gültigen Syllogismus. Bei der zweiten Auffassung sieht man
augenblicklich, dass gar kein Mittelglied vorhanden, liier i^t die Klasse
,^arr" Subjekt des einen, die Klasse ,,Nicht-Narr*' Prädikat des andern
Satzes und statt dreien gehen also vier Glieder in die PrSmissen ein (so-
genaannte „qnatenuo terminorum").
Auch eben hierauf, auf die „fallacia falsi medii", den /rnigschluss '^^
(das „Sophisnta") oder „Fehlsciduss^^ (die „Paralogtc''^ den ,Paraiogismas)
des falschen Mittelgliedes — Trugschluss oder Fehlschlust, je nach der
Abisichtlichkeit oder Unabsichtlichkeit des uurichtii^en Verfuhruns — läuft
auch die eweUc der gedachten scheinbaren Ausnahmen hinaus.
Z.B. Aua dem Untersatz: „Rappen sind Pferde^* imd dem Obersatz:
„Pferde sind auf dem Rennplätze**, folgt nicht mit Benknotwendigkdt der
t9chluss: „Rappen sind auf dem Rennplätze*'.
Denn wahrend der Untersatz dasselbe besagt, wie „Alle Rappen sind
Pferde", m. a. W. die (ganze) Klasse der Rappen ir^t enthalten in der Klasse
der Pieiile, während al.so der Untersatz ein wirklieh „nniver.-alos"' Urteil
ist, tritTi äulcbes bei dem vermeiutlicheu Obursati^ti uiciit zu. Vieluiehr
ist der Sinn dieses in der That anroUst&idigen Ausspruches eigentlich nur
der: „Gewisse (oder Einige) Pferde sind auf dem Rennplätze**, und dieser
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180
Zweite Vorlesung.
Sinn würde ihm auch nur zukommen, wenn er selbst ausdrücklich gelautet
hlitte: ,.Alle Pferrlo sind auf dem Rennplatz'^", indem unter ,.alle Pferdo"
dann doch wiedi r nur diejenigen eines ircwi.ssi'n iJesitzer;«, eiuer bestimuiten
Gruppe gemeint bein konnten, nicht aber die Klubäo der Pferde Uberhaupt.
Der angebliche Obenats ist in Wahriieit ein „partikulares" UrteiL
Im Torliegenden Beispiele entsprang der Fehler aus der ünvollstttndig-
keit des Ausdrucks, der durch seine Lückri I üH 'irkeit bedingten üngenauig-
keit desselben, wodurch das (unzulänglich beschriebene) Subjekt des zweiten
Satzes dem Namen nach zur Deckung kam mit dem Prädikat des ersten.
Dergleichen ,,f7Z/;j/j5CÄ6'" Redeweisen, welche man in der Wortsprache be-
queiniichkeitähalber sich ungemein hüuilg gestattet, sind die ilaupt(^ueUe
ftlr die logischen Paradoxa, d, h. die scheinbaren ^dersprttche kur Theorie
des exakten Denkens.
Die kiclit in's Endlose zu vermehrenden Beispiele zeigen, dass Nach-
lässigkeit im Ausdruck für das exakte Denken seine Cofahrcn ^i^gt, und
dass man sich, unbekümmert im den Sinn, mechanisch, nach den Schemata
oder Piinzipien des KalkuU beliuf Rchliessens üuwerke /u gehen, er^t ge-
btatteu darf, wenn die Prämissen in der Zeichensprache des Kalküls bereits
ihren vollstKndigeu und angemessenen Ausdruck gefunden haben.
Indessen, auch wenn die Prömissen im Geiste der Wortsprache beide
korrekt auagedrfickt tM scheinen, kann man noch zufolge einer (alsdann also
hcrcchtigt zu nennend* ]! ) Do[ipelsinnigkeit des Mittelbegrifiia in den Fehler
der fallacia falfi medii verfallen.
Dies werde illustrirt durch: Einige Herren sind Grundbesitzer. Herr
Meier, Herr Müller, Herr Schmidt und Herr Schulze sind einige Herren.
Ergo sind dieselben Grundbesitxer.
Das Mittelglied «einige Herren" hat im (hier Torangestellten) Ober-
satze eine m^licherweise gans andere Bedeutung als im (darauf folgenden)
Untersatze.
Allgemein merke man: das Mittelglied h des S>'llo,L;isnu]« II darf niciit
blos durch einen sprachlichen Ausdruck von der Form „einige x" gegeben
erscheinen; solche Beschreibung würde nicht genügen, um die Bedeutung
desselben unzweideutig su erklären.
Diese Unbestimmtheit entspringt aber nicht allein aus deij^gen des
angewendeten ^unbestimmten Zahlwortes": ,,einige'', sondern sie ist schon
durch die Anwendung eines Zahlwortes überhauiit bedingt.
Sagten wir: A, B und C ^ind drei Pert^oneu. l)rei Personen sind an
dem Morde beteiligt. Ergo sind A, B und C au dem Morde beteiligt —
SO wBre es ja ein vollkommen bestimmtes Zahlwort ,)drei", welches znr
Gharakterisirnng des Pseudo Mittelgliedes mit verwendet worden. Und doch
kann der Schluss nicht verbindlich sein, solange nicht als Subjekt des
Obersatzes: „Diese selben drei Personen" zu setzen i~t.
Die Verbindung eines Zahlwortes mit einem substantivischen Begriffe
ist ni^hf ausreichend, ist unzulänglich, um eine wohldefinii to Klasse unzwei-
deutig ^u erklären. Dieselbe kann daher auch keinen Mittelbegriff Uefci'n,
der als solcher anzuerkennen wttre,
[Man könnte freilich auch: „drei Personen^^ als eine wohldefinirte
Klasse hinstellen, welche dann zu um&ssen hlttte jedes erdenkliche Tripel,
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S 4. Erste Orandtagen: Prinaip II.
181
jede Zusammenstellung von irgend dreien Personen aus der Vergangenheit,
Gegenwart wie Zukunft des Meuschengeschlechtes. Diese Klapso ist es
aber nicht, von der die WortspracUe auszusagen beabsichtigt, sobald schlecht-
weg von drei Personen die Bede ist; sie meint dabei immer ^gewiate drei
Personen", d. i. nur ein nicht nSher bestimmtes Individuum der vorhin be*
sobriebenen Klasse.]
Des Nämliche was vorhin filr das Beispiel der Zahl drei dondigesprodien .
ist, würde sich auch auf die Zahl eins übertrageu lassen, da wo sie als
der „unbestimmte Artikel": „ein" mit einem Substantiv verknüpft wird.
Um Fehlschlüsse der erlUutorten Art, wie sie aus dem Dnppdmm
3filf'l[i/ir(lps entspringen, zu vermeiden, lege man siili jcweili? die Frage
vor, ob unbeschadet der Gültigkeit der I'rüiuissen das fruglicbe Mittelglied
im Obersatse ancb wirklieh genau in demselben Sinne (als dasselbe) ver-
standen werden dflrfe und müsse, wie im üntersatze.
Im Ansehlnsa an die letzten Betrachtangen des Nebentextea kon-
fltatiren wir flbrigens eine wichtige Yerhaltnngsmassregel, deren Be*
folgang sich die Wortsprache keioeswegs stets sur Richtschnur oimmty
wogegen die exakte Logik sich vor der verbalen durch ihre Befolgaag
hervorthun mass. Es ist der GmndsatB; die Maxime: Vers(ittedenes
niemals mit demsdbe» Zekken dargusteUen im Laufe einer Untersuchong
— ein Grundsatsy der als die Forderong der Einsinn^ßseU aller etwa
verwendeten Zeichen schon in B der Einleitung seine Rechtfertigung fand.
Die Unerlässlichkeit dieser Vorschrift kann eben durch das Prinzip II
dargethan werden.
Sind a, d, e Gebiete oder Klassen derart, dass etwa a=^b ist, so
gibt es auch immer ^ solches .r, dass x =^ c ist (man braucht z. B.
unt<*r X sich nur e selber vorzustellen kraft I). Erlatibfen wir uns nun
etwa, lim r (welche8 im allgemeinen von h verschieden ist) ebenfalls mit
dem Namen h zu belehnen, so ürhieltea wir zu Prämisseu a und
b ^ e und kSmen folgerichtig gemKss II su dem Sehlusse: a^e^ sls
einer Folgerung aus der eiozigen Annahme a ^ b^ ganz beliebigem c!
Und die fallaeia falsi medü wBre fertig und legitimirt
Dass die Verwendung einunddesselben Zeichens als Name für ver-
schiedene* Denkobjekte (im Zusammenhange einer Überlegung) wie im
vorstehenden Beispiel sieh immer rächen fnuss, iSsst sich allerdings
nicht beweisen. Um aher die konsequente Durchführung unsrer F^in-
dpien unbehelligt Ton allen NebenrQcksiohten zu ermöglichen, dttrfen
wir uns auch einer solchen Gefahr nicht aussetsen. Es mnss demnach
für den Kalkül wie für die exakte Logik maassgebend seiny dass man
immer nur Identisches mit demselben Buchstaben benenne^ oder die
Bedeutung eines Zeichens, so wie sie einmal festgesetzt worden, un-
verbrflchlich festhalte^ bis die Untersuchung über das damit Be-
zeichnete zum Absebluss gekommen. Es ist darauf zu halten ver-
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Zweite YorlMong.
ptlicliii t. wer imiiH'r dorn dictum den ,,quidquid valet etc." allgemeine
Geltung zuerkeDueu will.
Als eiue NuUanweudmig hievou bemerkten wir ischou in § 2 S. 150,
das8 wenn ein Ansdruek wie „eiuige b** in Terschiedenen Sitzen Torkommt,
diese Klasse nicht immer mit demselben Zeicben 5', sondern allmnal wiedw
mit einem neuen b'\ h"\ etc. im allgemeinen darzustellen sein wird. Und
ähuliches gilt, wo „ein ri\.< f^ubjekt eines ^.itnlfstimmtf'n" Urtt-lLs luif-
tritt. Der irlcnti-^cho Kalkül wird ja übrigens zur Dar.-itt'llunt,' partikularer
f^nwui ulü uiibeoliuimier Urteile, über bessere als diesea provisorische Aus-
kimftsmittel späterhin verfügen.
Eine dritte Art Ton scheinbaren Ausnahmen ra Priniip II mOge Ter«
dentlieht werden an dem Beitpiele von TevonSJ
Alle Werke (Schriften, Stücke) Shakespeare 's können (von ciw^r
Pcrsoni nicht in einem Tage tlnrchgelesen werden. Hamlet ist ein Werk
von öhiikcsijeare. Ergo kann Hamlet nicht in rinnn Ta<^o durchgelesen
werden. Für eine deutsche Schnle mag man Goethe 8 Iphigenie als Pam-
digma rorciebw.
Der TJntersatx und Scbluss kann mcht bemSngelt werden, wofern es
mit dem Obersatze seine Richtigkeit hat.
l")a> Subjekt, dio^es — obon vorangestellten — Satzes: ,,Alle Werke .
steht hier nicht „distributiv" als eine Kiasae, sondern „kollektiv'' als eine
Menge; es steht ftlr „die Gesamtheit der Werke", für „alle Werke susam-
mcngcnommen** (cuncti, nicht omues) nnd wire besser dnrch ^SSmtlidie
Werke*' aussudrOeken gewesm.
Das Urteil ist gar kein generelles (abgesehen von der Unbestimmtheit
der durchlesenden Person) ; es ist kein im engeren Sinne „xmivcrsalcs" , Ein
„iiniver.^ales" (im writeron Sinne, scblcchtwccj) kann es nur genannt wor-
den, ins. ff in c» «.in „stiigiilinr<i" Urteil ist und die singularen Urteile mit
zu den universalen gerechnet werden.
Wofern der Untersatz nicht gerade Identitftt zwischen seinem Subjekt
und seinem Pr&dikate aufweist, wird er — wie dies oben der FaH — eine
wirklidie Unterordnung dieses Subjekts unter die Klasse seines Prädikat-
begriffes ausdrücken. Sein PrSdikat muss dann also ein aU<iimf'mcr oder
Gattnngshe^riW sein. Diese«^ Prädikat des Untersatzes muss aber, als der
UittelbogrüT, zugleich Subjekt des Obersatzes sein (wenn anders ein Subsorn-
tionsschloss nach dem Schema II sich soll anbringen lassen) was oben
nvM zutrifft; nnd deshalb war der Scbluss hinfUlig.
Es sind also bloe Unyollkommenheiten nnsrer modernen Sprachen
gewesen, die za den Feblschiansen Terleitet haben und damit Aus*
nahmen zum Prinzip II zu begrfinden schienen.
Zusatz zu n. Die Ausdehnung des Satzes II auf mehr als zwei
als Pi^missen angenommene Subsumtionen , welche sieb so anordnen
lassen, dass bis zur letzten hin das Prädikat einer jeden mit d3m Sub-
jekt der auf sie folgenden fibereinstimmt, ist naheliegend. Wenn
^ < ^ und e ^ so folgt auch a^d und so weiter.
Der Beweis ist auf Grund von H selbst — durch mehrmalige An-
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§ 4. Eiste Gnindlacreo: Prinup il.
wenduny: ebendifses l'rinzi'ps — zu leisten. So folgt hier aus den
beiden ersten Priiniissen nach II schon, dass a =<= c sein muss, und
hieraus in Verbindung mit der dritten Prämisse c =^ d folgt abermals
nach TT, dass a < d sein muss, wie behauptet worden.
Wir haben damit das Verständnisa der einfachsten Form des Ton
der alten Logik Bogenannten Ketten^Jdusses (sorites) gewonnen.
Anmerknng 1 zu Prinzip IL
Auf dem Anwendungsfelde ö) des § B, d. i. im „AussagcnJealhäf* —
Tergleiche die Anmerkung aufS. 161 sq. — wird dem Prinzip II die Beden-
tuTT^ /nkommen: Wenn c aus b fohif ntid !> rrv? a folaf. so fnjr/f ti>i'h r mt/^
i — unter a, h, c irgend welche Annalunen oder Behauptungen, irgend
welche ^Aussagen" (Urteile) verätaaden.
Wir werden Ton diesem ,J^rin&p'* bei den Beweisen nnirw Theoreme
furtgesetst — uid, als yob etwas SelbstTerstttadliehem, stillsehweigend Ge*
brauch machen. Damit aber der Leser alsdann auch dessen inne werde,
sei hier im voraus schon darauf aufmerksam gemacht.
Unter den Prinzipien des Gebiet ekalktils aber darf solches „Prinzip"
offenbar nicht auff^ezüblt werden, da es ertsichtlich oder wenif::Rtcns :in-
scheiaenJ gar nicht von Gebieten handelt. Jedenfalls in der That betriilt
es nicht die Gebiete unsrw hier „beYorzagten** MannigfalUgkeitb
Anmerknng 2 sn Prinzip IT.
Ähnlieh wie mit dem letzten verhSlt es sich mit noch einem Grund-
Satze, den wir fortgesetzt bei nnsem Sehlussfblgernngen im Gebietekalknl
beth&tigen werden.
In dio fundamentalen Siltze und Formeln des Kalküls geben Bucb-
staben ein als aUfirmeine Sjniltnle, in 5-olclior Weise, dass denselben aus
der Mannigfaltigkeit unsrer Gebiete je ein beliebiges aU ;,Wert'' oder Be-
deatong soll untergelegt werden dürfen.
Der Orandsatz, den wir meinen, ist nun dieser: J^Us aUgerndne Sym-
bol (dessen Bedeutung' unsrer Mannigfaltigkeit angeb 'H^ darf durch jedes
Micbipe (andre) Symbol (dessen Bedeutung derselben Mannigfaltigkeit an-
gehört) durcincrfj erFcf-f irrrdeii — einerlei ob das letztere wiederum als
ein (natürlich ebeni?o) „allgenieiues" aufVefasst wird, oder ob es beliebt
wird, dessen Bedeutung irgendwelche Beuchränkungen aufzuerlegen, oder
ob endlich dasselbe ein ganz spezielles Gebiet bezeichnet.
Andi Ton dieser Erlanbniss machen wir demnicfast fortgesetzt Ge>
brnoeh; wir eubstUuircn bei den Beweisftthrongen — geradeso, wie es auch
in der Mathematik fTcsibielit — alle Augenblick fllr ein allgemeine«; (He-
biete-, Klassen-, oder Aun.sai(en- i~^ynibol irgend ein anderes. AI er nii bt
uur bei den fundanunlalen , sondern auch bei den mittelst Beweises auf
»liese zurückgeführten, den aus ihnen gefolgerten oder abgclcikhn Sützen,
ia den ,,Tbeoremen'*.
Bei den Definitionen nnd Postnlaten sowie den Axiomen oder yt^rin-
sipien'' — bei allem was willkürlich ausgemacht, allgemein angenommen,
konventionell festgesetzt wird — koustatirt obiger Grundsatz Icdiglieh Das-
jenige, was tm iSegriffe des tjaUgcme'mcn" Syinhols liegt, £ine in Betreff sol-
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184
Zweite Vorlesung.
eher Symbole getrottene Ühcr< mkunß soll ja immer den Siuii haben, dass
äio 2u gelten habe, was immer fttr besondre (sogenannte „Werte") oder
wiederum allgemeine Symbole fttr die Buehatab^ in ihr substitairt wer-
den, und dasselbe gilt auch in Betreff solcher Siitze oder Behauptungen,
die mau ü ha einkommt, ohne jeden Beweis als allgemeingültige schlechtweg
zu adoptiren.
Dagegen für die aus boklieu Grundlagen als Folgeruugen ahijekädcn
Theoreme die gleiche Erlaubniss in Anspruch zu nehmen ist nicht mehr
blos durch den Sinn der Worte verbürgt, sondern erscheint als ein wirk-
liches Prinsip, wenn aoeh sunAehst nicht als ein dem Gebietekalkul eigen-
tümliches.
Auih die Berechtigung zu diesem Verfahren wird aber Rirh niclit als
Ausfluss, Wirkung' eines ganz neuen Prinzipes, sondern li'ili^'lich als eine
Betbätlgung uuares i'rinzips 11 selber, und zwar aut dem Anweudungsfelde
f) des § 3 sputerliin erkennen lassen.
Nunmehr verleiben wir auch das Gleidiheih:» x hcn tlem Lehr-
<j;ebüude der Algebra der Logik ein, indem wir aut den als allein be-
kannt voranscresetzten Be<^ritT der Subsumtion eine l{e;j;rillserklärung
der durch jenes Zeichen aiis/iKlrüL-keutlen Beziehung gründen.
Definition (1) der idtnUächvn Glachheil {Identität). ^
Wenn a^b md sugleich b=^a isi, ao werde gesagt, es- sei:
a^h (gelesen a gleich h).
Dbss ein Anssprueh von dieser Form a « 6 eine Oletdtung, a die
linke, h die rechte Seite derselben genannt wird, haben wir schon
S. 128 angeführt
Da Vorstehendes eine Definition ist, so mnss (wie schon auf
S. 134 hervorgehoben wurde) die Festsetzung auch umgekehrt gelten:
Es kann die Gleichung a^b nichts anderes aussagen; als dass die
vorerwähnten Subsumtionen gleichseitig bestehen, nu a. W.:
(l)". { Wenn a = h gilt, so muss a =^b und h ^ a sein.
Wollten wir die beiden Teile (1)' und (l)" der Definition (1) aus-
drücklich aut" einmal aussprechen, so wäre in (1)' die Partikel „5o"
durch „immer dann und nur dann^^ zu ersetzen gewesen.
Zusat'/. zu Def. (l). Weil alsdann (nach I, fflr Aussagen in An-
spruch genommen — vergl. die Anmerkung zu Prinzip 1)
b =^ a und zugleich a =^ 6
sein wird, so folgt nach Del (1), dass auch: ,
zu gelten habe. Dies heisst:
Jede GleiiAung darf auch rückwärts wiederum als solche gelesen wer-
den, m. a. W.: Die beiden Seiten einer Gkidmng dürfen (in derselben)
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§ 4. Ente Orandlagen: Petinition der Gleichheit.
185
mitrinnvthr rtrUi lischt werih'U . oder: Die identische (ilHchhcit ist eine
.,symmetrlsc}u'' J)r:!ehunff — ein Satz, der sich, wie wir soeben sahen,
ganz streng beweisen lässt.
Stellen a und h Gebiete vor, so müssen sie, wenn das erste im
zweiten und zugleich das zweite im ersten enthalten sein soll, einan-
der decken, in eines zusammenfallen, koincidiren. Identisch gleiche
Gebiete bezeichnen wir demnach als ^filnerMK
Man ersieht hierans, dass — wie schon in der Einleitong betont —
der Begfriff der Gleichheit im identischen Kalkül weit ontrer gefasst ist,
als in der Grössenlehro. Dort, wo von Maassbestiromuii^'on absolut nicht
die Rede sein soll, dililcu wir zwei Kreise oder Fluchen, wenn sie etwa
nur „gleich gross"' (iubaltsgleicb, sogar, wenn sie auch kongment) sein
sollten, durchaas nicht als (identisch) ,,gleieh*^ gelten lassen.
Ungeachtet dieser yerschiedenen Interpretation des Gleiehheitszeichetts
in den beiden Dls/iplloen ist es doch onbedeuklicb, ^tch des n&mlicheu
Zeichens für beiderlei Beziehungen zu bedienen selbst dann, wenn Au-
ivcndanjrcn des identischen Kalktils anf das C-^biet der mit Zahl und
Müaäs oiu'iireudea Mathematik beabsichtigt sein sollten. Und zwar aus
zwei Gründen.
Erstens deshalb, weil auch in der Mathematik nicht mit den Grössen
selbst, sondern nur mit deren Uaasszahlen, wmI darin allgemein nur mit
abstrakten Zahlen gerechnet zu werden pflegt. Jede abstrakte Zahl be«
trachtet man aber daselbst als ein nur cmmal existirendes Individuum, ver-
sinnücht etwa durch einen bestimmten Punkt dm Zahlonlinie resp, Zahlen«
ebene, und bei dieser Auffassung kommt die Gieicbbeit zweier Zahlen auch
auf ein ZasammenfoUen derselben, auf deren Identit&t hinaas — wie schon
S. 146 angedeutet.
Zweitt'u-^ würden gedachte Anwendungen des identischen Kalküls auf
das Gebiet der rechnenden Anal3'sis doch vor allem angezeigt erscheinen
— und k «Inn ton in der That von i^rosscin Nutzeu werden — da, wo mau
mit vuldeulujcH Aüsil}-''('1:''>i zu thun bekouiiut, wo nämlich mit Zahlzeichen
zu operiren ist, die nicht notwendig je eine einzige Zahl, sondern eventuell
eine ganze Klasse oder Gattung von Zahlen Torstellen. Von swei solchen
Zahlgattungen wflrde nun eme, „untergeordnet oder gleich** einer an<
dwn B zu nennen, es würde A=^B tm schreiben sein, wenn alle Werte,
die A umfa-^st, unter den Werten von B zu finden sind, und „gleich"
würden die beiden vieldeuli^'en Ausdrücke A und B heissen müssen, wenn
dies gegenseitig iät, d. b. wenn üie beide ganz die nUmlicheu Werte um-
fassen. Sobald aber diese identisch gleiehen Ausdrücke A und B ein>
deuHge Zahlseichen würden, nSmlich die unter A und B yerstandenen
Zablengattungen etwa nur je aus citictn Zahlindividuum bestehen sollten, die
Klasse .1 in <len einen Wert a, die B zu der Zahl h zusammenschrumpfte,
dann wCude die vorhin statuirte identische Gleichheit A = B der Klassen
doch in der That zusammenfallen mit der arithmetischen Gleichheit a 6
zwischen diesen ihren einzigen Zablwcrten.
So wenig sich auch, wie S. 136, 139 dargelegt, das Zeichen < zur
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Zweite Vorlesung.
Verwendung in der Logik empfahl, würde es nach dem soeben Auseinan-
dergesetzten doch nur eine nnaQtze Weitläufigkeit sein, wenn wir für die
identische Gleichheit ein anderes als das arithmetische Gleichheitszeichen
einfahren, ein apartes, komplizirtares Zeichm fttr diesd^be hier henatsen
wollten.
Bedeuten a und h Klasaea, und ist a so werden a und h nur
(verschiedene) Namen für einunddieselbe Klasse Torstellen. Beispiels-
weise werde angeführt:
Pferd Boss , Neger — Mohr ,
Erdtrabant V Mond (im engeren Sinne)^ — der Mond.
1) Theorem. Btets ts^ a
Jedes GAiei ist sidt sdbsi idenÜseh glek^
Beweis. Die VoraussetauDgen a=^bf 2» der Def. (1) fQr
die Gleichheit o » 5 treffen nach Prinzip I zu, wenn a selber unter 5
Tcrstanden, für b cresetzt wird; folglich ist in diesem Falle die Defini-
tion auch anwendbar. Ans a =^ a und a =^ a folgt nach (1)': a = a.
2) Theorem. Wenn a ^ h und h = c, so ist a < c.
Beweis. Dann ist auch h c nach der zweiten IVämisse auf
Grund des Teils (1)" der Def. (1) Und hieraus, in Verbindung mit
der ersten Prämisse folgt nach 11, dass a =^ c
3) Theorem. Wenn a «= 6 und h=^c, so ist auch a=^ c.
Beweis. Nach der ersten Prämisse und Def. (1) Teil (1)", ist
anch n und hieraus in Verbindung mit der zweiten Prämisse folgt
nach II: a^c, wie zu beweisen war.
Die beiden letzten Theoreme znsammenfassend können wir also
sagen:
Zusatz. JU Ftädike^ sowH, wie aU 8td^, darf GJädies fUr
Gleidies gesetst werden.
In der That geht die Eonklusion bei Tb. 2) herror aus der ersten
Prämisse, indem man deren Prädikat ( durch das ihm gleiche e er>
setz^ bei Th. 3) ans dessen zweiter Prämisse, indem man deren Sub-
jekt h durch das ihm gleiche a ersetat
4) Theorem. Wenn « = 5 und 6 — e, so ist auch e.
Oder: Wenn zwei Gebiete mit einem dritten idcntisdi ylcidi sindf so
sind sie auch unter sirh identisch.
Es sind dann alie drei (Jebiete „einander gleich" — vergl. die
nachherige Zusatzdeüuition.
Beweis. Nach Def. (1), Teil (1)", ist mit den beiden Voraus-
setzungen des Satzes »inerveiis gegeben, da.ss n=^b und b=^c sei,
und hieraus folgt a =^ v nach Ii. Ebenso ist andrerseitti gegeben:
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f 4. Folge«fttM. Glfiichbeii
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c=^b oiid h^a, also nach II auch c=^a. Die gefolgerten beiden
Ergebnisse a^c and c^a lassen sich aber nach Def. (1) Teil (1/
sosammenfassen za der Gleichung a = c, womit der Satz bewiesen ist
Die Theoreme 2), 3), 4) finden bereits unter Prinzip II sich darch
Figuren erläutert, vergl. Fig. 3 . . . 0.
Znsatz zu Th. 4). Die Ausdehnung des Satzes von sweieii auf
eine beliebige Menge als erf&Ut vorauszusetzeiuler GIcicliungen, welche
sich so anordnen lassen, dass sie eine stetige Kette bilden, d. h. dass
die einander zugewendeten Seiten benachbarter Gleichungen jeweils
fibereinstimmen, ist naheliegend, und kann durch wiederholte Anwen-
dung des Th. 4) unschwer bewiesen werden.
Wenn a 6, & und e^d Ui, so folgt aus den swei ersten
Gleichungen nach 4) zunächst a«c und hieraus , in Yerbindnng mit
der dritten Gleichung folgt ebenso: a Daneben folgt auch aus
den beiden letzten Gleichungen h^d, sodass hier jede zwei vorkom-
mende Symbole als ^eich nachweisbar sind.
Zusatzdefinition zu (1). Nunmehr kann auch der Begriff der
identischen Gleichheit Ton zweien auf eine beliebige Menge von Ge-
bieten ausgedehnt werden. Die Gebiete der Menge sind jfiinander
(flei^*' zu nennen, wenn (d. h. immer dann und nur dann, wenn) je
zwei derselben einander gleich sind.
Dass solches stattfinde, wird ausgedruckt^ indem man die Namen
der Gebiete in irgend einer Folge auf der Zeile durch Gleichheits-
zeichen verbindety z. B. schreibt:
a ^ • • •
«
Tritt zu einer Menge von unter sich gleichen Symbolen ein wei>
teres Symbol hinzu, welches einem ron jenen gleich ist, so bilden die
bisherigen Symbole zusammen eine neue Menge von unter sich gleichen
Symbolen.
Denn ist a| = Oj ^ = die eratgedachte Meuge
und trits a»f 1 a« hinza, so ist fttr iL » 1, 2, ... f» auch leicht za be-
wetsen, dass das nenhinzugekommene (ht+t ~ sdn man, in Anbetracht
dass ct^ =s ai schon laut Voraussetzung gilt. Ein beliebig aus der neuen
Menge heratispthobenes Paar von Symbolen enthält entweder das neu hin-
zugekommene Symbol oder niilit. Ira ersten Falle entbillt es neben
jenem Symbole noch ein solches ai der alten Menge, und ist die Gleich-
heit beidw Symbole des Paars soeben bewiesen. Im zwdten Ffüle muss
das Paar aus swei Symbolen ax und der alten Menge bestehen und ist
deren Gleichheit bereits in der Voraussetzung gefordert, dass simtliche
Symbole dieser letztem einander gleich seien.
In beiden Fiillon ii\n*\ also die y.woi J^ymbolo des aus der neuen Menge
berauggebobenen Paares in der That einander gleich.
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Zweite V<»leaiing.
Was in logischer BeziehuuLf davon zu halten sL-i, ilass bei vorstehen-
dei iiüweiüfUbruug im Gründe der ScUlus^i der „yullsliindigeu Induktiou^\
f, Schlags von n auf n -\- aoge wendet werden masste, darüber sei auf
Anhang 3 und auf § 51 Terwiesen.
Ist nnn irgend ein System Ton Gleicbnogen als swischen Gebieten
bestehend gegeben, so werden diese Gebiete unter sieh gleich sein
mflssen, wenn es gelingt, die gegebenen Gleichungen so in einer Reihe
anzuordnen, dass beim Durchgehen derselben in einem bestimmten
Sinne — etwa von links nach rechts fortschreitend — man in jeder
neu ins Auge gefassten Gleichung auf ein Gebiet stSsst, welches be-
reits in wenigstens einer der Torhergehenden Gleichungen als linke
oder rechte Seite vorgekommen war. Um dies za entscheiden, kann
man eine beliebige von den Gleichangen als erste herausschreiben,
darauf als aweite eine solche folgen lassen, welche eines der in der
ersten stehenden Gebiete enthS.lt, als dritte dann aus dem Reste eine
solche Gletebnng herauslesen, welche abermals die Forderung erfüllt
mindestens eines der bisher schon vorgekommenen Gebiete zu ent-
halten, und so weiter bis zu Ende. Ist es auf eine Art niö>i;]icli, in
dieser Weise mit den Gleichungen zu Endo zu kommen, so würde sich
nachweisen lassen, dass dies auf jode Art eiutretlen muss, mit welcher
Gleichun^^ dos Svsteius man aueh be^Munen und wie mau auch mit
der Auslese der iuuner miudetsteus ein früheres Symbol euthalteudeu
Gleichungen fortfahren mag. —
Es sollen jetzt noch zwei sjwzirllc (ichii fc in die Alji;ebra der Logik
einj^efnhrt werden, für welche als Namen, wie unter Th. 22) dargeleprt
wird, die Zalilzeielien 0 und i sieh empfehlen. Auch diese wuHen wir
vennittelt>t des Beziehuiigszeiohens der EinordnuBg erklüreo, und zwar
erfo]<^e die
Definition (2.'i der „identischen i Definition (2^) der ',jidettiisdtm
dadurch, dass wir die Subsumtion
als eine tdlgmehigttUige, nämlich für jedes Gebiet a unsrer Mannigfal-
tigkeit anzuerkennende hinstellen. Dies will sagen:
0 nennen tvir ein GSbiet^ welches 1 nmmen wir ein Gebiet, zu wel-
zn jedem Gebiete a in der Be- chem jedes Gebiet a in der 6e-
sdehung der Einordnung steht^ siehung der Einordnung steht, in
welches in jedem GAiete der Man- wetehem jedes Gdnet der Manuij-
mgfaUigkeii enikaUen isL ' faltiffkeit enthalten ist.
Die Symbole 0 und 1, denen wir diese Eigenschaft zuschreiben,
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§ 4. Defimtioa von 0 und l. Folgesätze.
189
sablen wir jedenfalls hinfort mit zu den ^^Gebieten" unsr» Mannig-
faltigkeii ETentnell, mdglicberweise, werden es i^uneigentliche'' Ge-
biete sein, d, h. sie bleiben leere Namen, wenn nnter den bisher als
solche angesehenen wirklichen oder »leigentlichen" Gebieten , die mit
der Mannigfaltigkeit sogleich uns Tirtnell, fakultatiy gegeben erschei-
nen, sie sich nicht nachweisen lassen sollten — eine Frage, anf die
wir im System uns erst an einer spateren Stelle einlassen wollen.
Aach die Beweggrfinde, ii^elehe ans sur Einführung ebendieser
Symbole bestimmen, das Willkürliche, welches in ihrer Definition an
liegen scheint, erklirend rechtfertigen, kdnnen wir erst unter Bef. (3)
in § 5 anseinanderaetsen.
Lediglich ans didaktischen Gründen — damit der Leser, falls er nicht
will, nietiiMls den Leitfadun dm- An.>chauuiig zu verlassen brancht — sei
indess die Bedeutung welche den Symbolen <> und 1 zukommen wird, vor-
prcnfrnd schon hier kurz anf?e<^eben: Die 0 wird uns oin In-rrs Oebiot vor-
.sU41ea, welülieä keinen Pimki der Manuigfaltigkeit entbiilt, und wenn von
Klast»en die Rede ist, dem Begriffe des „Nichts" entspricht. Die 1 dagegen
wird die ganze Mannigfaltigkeit Torstellea, hier, im beyoRogien Falle, abo
die ganze Flache der Schaltafel. Und falls a, 5, c, . . . nns Klassen vor-
stellen, wird 1 die nmfoasendsto Klasse bedeuten, welche alle die Klassen
und Individuen, von denen in der Uuteraachung die Kede ist, ia sieh ver-
eini;<t. Vergleiche § 7.
Ks wird sich zeigen, dass die hier vollzogene Aufnahme, Einver-
leibung, Adjungiruiig der identischen ^ull unter die Gebiete (der leeren
K!a«f^c unter di> Klassen, des BegrilTs des ,,Nirhts" unter die Hegritre)
unsrer ganzen l^iszipliii ihren eigenartigen Cliarakter aufj>rägt. Die
Tragweite dieser unscheinbaren C^bereinkuntt (2^) i>t kaum mit Ge-
riuLierem zu vergleiclu^n , als mit den Wirkungen der Eiufüiirung der
arUhuK fi^rJu n Xull, der Aulnahme dieser unter die Zidcrn und Zahleji.
Letztere war eine That, in Bezug auf die uiich Herrn liermaiui
Schubert's interessante Studie „Ziihlen und Zahl'* (Hamburg 1887,
3t) Seiten) belehrt (pag. 34), dass sie ungeachtet ihres heute allgemein
anerkannten Wertes seinerzeit hartnäckige und heftige Opposition her-
vorgerufen.
Zusatz 1 zu De f. (2). Es kann nicht mehr als ei» Gehiet von
der in Def. (2^) resp. (2^) geforderten Eigenschaft geben.
Denn gäbe es ausser 0 resp. 1 auch noch ein zweites Gebiet 0'
resp. 1' von jener gedachten Eigenschaft, dass nämlich
allgemein sein müsste, so hätten wir auch
0=40' nebst 0' ^ 0 1 1=^1 nebst 1^1'
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190
Zweite Torioiiuig.
[indem wir ans Ater unter dem a auch 0 resp. 1, ^toii^ in Def. (2),
anch (f resp. 1' Torstellen dUrfenji imd damit folgte nach Def. (1):
(y — 0 I 1'— 1,
d. h. die gedachteu beiden Gubiete wären bezüglich einerlei, wären
eines.
Zusatz 2 zu Def. (2). Insbesondre gilt auch
0=^ 1.
In dieser Subsumtion fallen die beiden Subsumtionen (2^) und ^2^)
in eine einzige zusammen, welche als ein anter beiden zugleich be-
grifiPenes Beispiel erscheint. In der That kann man sich unter a
in (2x) auch 1 | in (2^) auch 0
denken. Zum Oberfloss aber folgt obige Subsumtion ans (2^) nnd (2 J
zusammen auch noch nach Prinzip II, wofern man sich in beiden
unter a den nämUdun Wert yorstelli
5) Theorem,
5x) Wenn a=^Q so ist a^Q, | 5+) Wenn l=^a so ist 1 o.
m. a. W.
Die fäkuUitHDe Überordnung eines
Gebietes über l ist GUidiheU (des-
selben mit 1).
Einordnung eines (rebietes unter
0 ist QkiMeit (mit 0), bedingt
„Yerschwinden" des betreffenden
Gebietes. '
Beweis. Da nach Def. (2^) » Beweis. Da nach Def. (2^)
ohnehin 0 =^ a ist, ho folgt liic- j ühiieliin (i ^ 1 ist, su {^ibt dies in
mit aus der Voranssotzung a =^ 0 ' Verbindung mit der voraii?f*psetz-
unsres Theoroms kiatt Def. (1)'
die Gleichhoit: 0 = a.
ten Subsumtion 1 =^ a luicii Def.
(1)' die Koukhision: n = 1.
Unerledigt ist jioch die Frage, auf welche Weise nun sok-lie Sub-
sumtionen, wie die mit Def. (2) eingeführten, in denen als Subjekt
oder Prädikat die Symbole 0 oder 1 auftreten, mit Hülfe der Kopula
„ist" in der Wortsprache darzustellen sein werden? Um die uns zu-
nächst obliegenden Betrachtungen nicht zu überladen, wollen wir der-
gleichen Fragen vorerst noch zurückstelleui unser Augenmerk eine
Zeitlang blos dem Gebietekalkul als solchem zuwenden — und dessen
Anwendungen auf die Wortsprache hernach im Zusammenhange (iu
der vierten Vorlesung) durchgehen. Was da die Def. (2) im Gefolge
haty ist unter q), 0), %), v) des § 9 entwickelt. —
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Dritte Vorlesung.
§ 5. Die IdentlBohe Multiplikation und Additknu
Peiroe*« aaialytisolie Deflnltloii von Pvodukt «ad Summe.
Wir mllssen uns nuDmefar mit Operationen bekannt machen, durch
welche aus (zunächst) zwei Gebieten a, h jeweils ein drittes Gebiet
abgeleitet werden kann, aus zwei Klassen eine dritte (später dann auch
aus mehreren solchen eine neue). Zwei wichtigste von solchen Opo-
rationeu bezeichnen wir aLs idenfi^ehe Multiplikation und als identische
Addition, nnJ entlehnen — der i^jiniachheit we<^en Namen und Be-
zeicimuDg^sweise für die Operationsergebnisse und die dazu verknüpl'teu
Operationsglieder aus der Arithmetik yod den gleichuamigeo uriüime-
tischen Operationen.
Erfabnmgämässig hat dies Verfahren einen gewissen Widerstand zu
gewSrtigen; daasdbe wird nicht von jedermann ohne weiteres gebilligt niid
aooeptirt. Es werden deshalb einige Worte in seiner Beebtfertigang am
Plfttie sein, sowie Fiogerzeige, wie dasselbe da wo es ungeeignet erscbeinen
sollte, zu modiliziren sei.
Mit dem Malzeichen, z. B., und dem Nameu Produkt" die Vorstellung-
<'iner itrltlmtHhrhm ^Iiiltiplikatioii /u verknüijfeii, ist durch jabrbunderte-
laiigen Gebrauch sanktioQiit, uud von dieser lauggewobuten und berech«
tigten GedankenTerbiudong zwisohen Namen und dem dnxeh sie Benannten
sieb bier stets frei sn baltoi wird in der That dem Lesw sugemutet er-
scbeinen, wenn wir wirklich jene Namen und Zeichen ans der Arithmetik
in imsre Disziplin herUbernehmen. Bedeuteten die zu einem Produkt « • b
oder (ih zu vereinigende!! Symbole a und h hier Zahlen uder auch
IQassea, Gaituogen von Zauien, so wäre die Zumutung alionfalis eine harte
tu nsnnen.
Solches ist nun aber nuM der Fall. Freilich, da uns a nnd & Klassen
fon irgendwelchen Dingen oder Objekten des Denkens vorzustellen haben
werden, so ist ihre Interpretation als Klassen von Zahlen nicht gerade
prinzipiell ausgeschlossen. Doch bildet letztere (gegenüber den sonst hier
im allgemeinen beabuicb tigten Deutuugsweisen em Auwendungsfeld von sehr
speziellem Charakter und verhältnissmässig untergeordueter Wichtigkeit.
Pttr dieses, wenn es Überhaupt in Betracht gezogen werden sollte, kann
man sich leicht gewisse Kautelen, eine besondere Behutsamkeit in der Ver*
Wendung der Namen und Zeichen, als logiseher (identischer) oder aber
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192
Dritte Torlesnag.
arithmetischer, zur Pflicht machen, auf das wir nachher noch niher sn
sprechen kommen.
Lasät'ii wir die etwa mügliclien Anwendungen des identischen Kalküls
auL anlhmduiclic Uuleräuchuugen vorerst beiseite, äo wird aber der obige
Yonraxf dner ungebQhilicben Zumutong tob selbst hinfällig, indem es
gans umm^lU^ wird, dem Malzeichen die gewohnheitm&ssige Bedeutung
nntersulegen. Man vci suche doch einmal, wenn a die Klasse derjenigen
Dinge vorstellt, welchen das Epitheton „schwarz" zvikommt, und h die
Klasse der „Pferde", das Produkt a • b im arithmetischen Sinn zu verstehen!
Abzustehen aber von einem ohnehin nnmr»]Lf liehen Vorhaben — dies lässt
sich doch nicht uU tinc ungebührliche Zumutung hin^tclleu!
Bei dent Versuch, ihn im herkömmlichen, arithmetischen Sinn su deuten,
gibt sich in unsenn Beispiel der Name a • & als ein ganx und gar sinn-
loser sofort SU erkennen. Daher ist dieser Name als ein solcher, der über-
haupt eine vernünftige Erklärung noch nicht gefunden hat, zunächst zn
jeder heliebigen Verwendung disponibel. Welche Bedeutung wir ihm hin-
fort atuh heiK'^rcn mögen — was wie <?e8a^ in nnsorm ndiebon, Arbi-
trium steht — so kann diei^ zu Mic^i^versiüudoisseu Überhaupt nicht führen,
ist nnhedenklich und unTerfUnglich.
Das gleiche gilt, wenn a und h Pnnktgebiete» Flächen, — und zwar
diese .selbst, nicht aber deren Maas^/uihb'n oder Inhalte, vorstellen (vergl.
H. 158). Ks i-^^t noch unau.^gcmncht und kann de.-^halb beliebig ausgemacht
werden, was in diesem Falle a • h bedeuten solle.
Dass eine herkömmliche Veiweudung von Namen und Zeichen auf
einem bestimmten Anwcndungsfeide durchaus nicht deren selbständige Ver-
WMidung auf andern, neuen Anw^dungsgebieten prftkladirt oder von vorn-
herein ausschliesst, daftlr gibt es Prficedenzflüle genug in den Wilsen-
Schäften.
Es ist dem Chemiker auch nicht verboten worden, mit CO das Kohlen-
oxydgas zu bc/'-ichuen, weil etua durch den schon zwei Jahrlausende älteren
Usus deö Cieojuetors es sanktionirt war, unter ('() die Verl.iuJungsstrecke
zweier Punkte C und 0 zu verstehen. Um beide Deutungen zu verwech-
seln, mOsste man im Unklaren darttbw sein, ob es sich um Punkte han-
delt, oder um chemische Blemente, und f&glich ist dem Leser eines Baches
doch wenigstens zuzutrauen, dass er wisse und sich im Bewosstsein lebendig
erhalte, wovon in «b in Buch die Rede ist!
Was nun dein l.iuen Recht ist, das ist dem Andern billig. Um arith-
metiscbes und identisches Produkt zu verwechseln, müsst« man auch nicht
wissen, ob die Rede ist von Zahlen, oder ob von Klassen, Gebieten.
JedenfaUs kann es nicht untersagt werden, unier einer hesondem Über-
»ckriß eine aparte — sei es Beseichnung bekannter Dinge, sei es Inter»
pretation bekannter Zeichen zu verwenden, und zwar immer demjenigen
Verfahren den Vorzn<? tn ceben, welches sich dem ZU betrachtenden Gegen«
Stande am besten anbequemt.
Einfacher aber, üborsichtlicbor, ktlrzer und zweckmässiger, als mit aZ>,
liliist das Ergebuiss der Operation, die wir identische Multiplikation der
Klassen a und h zu nennen haben, sich Oberhaupt nicht darstellen — > im
Hinblick auf die Anforderung, dass der Name dieses identischen Produktes,
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§ 6. Die identische Mnltiplikation und Addition.
193
um binreiehend ansdroeksroll und dnreb sieb selbst verstSadlicb zu sein, die
Symbole a und b, denen es entstammt, doch selber euthaitaa, sie irgendwie
miteinander verlcinipfen mnss. Die simiiül.ste Verlvnüiifung von Zeichen ht
eben das Nebeaeinanilerstellen derselben auf der Zeile, und der Vorteile,
die aus solcher Einfachheit erwaehäen, sind wir nicht gesonnen, uns un>
nötigerweise bier zu entscblagen. Zudem stellt aoeb die Wortsprache selbst
(wie in § 8 SU seben) die Namen der als identische Faktoren an einem
Ptodnkt zu verkuüpfenileu Kla. sen in der Regel obne weiteres YerknttpfongS'
leicben oder Bindewort nebeneinander.
Ähnliches al)cr, wie oben in Bezug auf das Produkt ausgeführt ist^
Hesse sich grösstenteils auch hinsichtlich der Summe sagen.
Nur dann, wenn Anwendungen des identischen Kalküls auf die Arith-
metik selbfit beabsichtigt seiu sollten — dergleichen uns bier meistens
gajiz ferne liegen -- wird es ratsam die „arithmetuiclien" und die „idm-
ütdtm" Operationen, Operationsglieder und Operationsergebnisse jeweils im
Texte durch die hursiy gedruckten BeiwSrter sorgfUtigst au unterscheiden,
eventuell auch mittelst veratiiieäimer Knüpfungszeichen die emen und die
andern zu kennzeichnen. Ganz ^lne^l[i>^^K■ll würde letzteres erscheinen, wenn
etwa im selben Ansdnick oder in dei nämlichen Formel die beiderlei Ope-
rationen gleichzeitig vorkommen sollten.
Hier aber ist es leicht, gedachte Unterscheidung der arithmetischen
und der gleichnamigen identischen Knfipfungsseichen irgendwie, in einer ad
hoc konventionell festzustellenden Weise, zu bewirken. Man klammere
etwa die Zeichen der seltener vorkommenden Sorte von Operationen ein:
(•), (+), oder drucke sie hohl, fett, kursiv und dergleichen.
Bei der Mnltiplikation ist man in der günt^tii^^cn Laf?o, ohneliin über
zwei KuüpfuDgßzeichen zu verlügeu. Man reservire z. B. den Punkt, für
die identische, das liegende Kreuz, x, für die arithmetische Multiplikation
und beobachte die BttdkBichti dass alsdann nur das eine yon diesen beiden
Zeichen auch \mgescbrieben bleiben, bequemlichkeitshalber nnterdrOokt wer«
den darf, nicht aber auch das andere — inde>?en, je nachdem es zweck*
m&ssig erscheinen mag, durchweg,'- das erste oder durchweg das zweite.
Für identische Addition wird mau praktisch auch ein stehendes Kreuz
t gegenüber dem arithmetischen -f" solchen FftUen verwenden, wie uns
denn hier — dank der Liberalitftt des Verl^ers — kleinere -(-Zeichen
+ und + /.u geböte stehn.
Überdies ist zu beachten, dass wo immer Anwendungen der geschil-
derten Art beabsichtigt sein sollten, auch die ,,identi>'clie'^ Null und Eins
— etwa durch kursiven Druck als a. 1 oder aber mittel.-t Apostrophirung
etc. — von den Zahliudividueu U, 1 unterschieden werden müssen —
Yfergl. § 9, cd). —
In einem seiner Aufsätze verwendet Herr Peirce durchweg ein-
mal als McSädekm das ITomma, für identische Gleichheit ein Oleichheits-
söehen mit darunter gesetston Komma, und für identische Addition ein -j-
mit in dm Winkelraum rechts unten ein<,^efu Litern Komma -j;. Das ganze
Rczeichnung-ss^-stom crsi;lieiiit -elion ein lusehen sclnverf^illig, das erstere
aber auch höchst bedenklich, weil mau in Text wie in Formeln [z. B. bei
gcasüoKK, Altfobra der Logik. 18
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194
Dritte yorleanng.
f{a^ 7/, r, . .)] dann nie nnt«rpclie'ult n kann, ob a, c, . . eine Gruppe, ein
System von mehreren Symbolen, oder aber ein nnzifjefs Symbol — das Pro-
dukt der letztem — vorstelle. Von diesem System der Schreibaug kommt
Peirce auch selbst wieder in seinen jsjiSterea Aufstttxen — und wie es
scheint, deflnitiv — surfick. Im sebriftlichen Arbtttm mag aber das Zn>
eben xuweilen empfeblen.
Neue Zeichen und Namen zu erfinden ist ja in der That nicht schwer,
nnd was die Namen betriStf so hat gerade die Philosophie hierin die Welt
schon mit grossartigen Leistungen beglückt.
Wollten wir vor der bei der Arithmetik zu machenden Namenanleiho
zurückschreckon , po würden auch wir j^'cuötigt sein, ein c^anzes Heer von
neuen Namen 7.n erllndfii. Rs würde Lei weitem niclu ^enä^en, neben
eigenen Zeichen zur Vertretuug uuarei i vou Boole schon eingetühiteuj 0
nnd 1, etwa blos fftr „Multiplikation, Faktor, Produkt*' nnd „Addition,
Sttmmand, Summe^* nene Namoi su schaffen. Als solche wurden — neben«
bei gesagt — bereits ,,Comp06ition, Coraponenten, Compositum („Compound")"
nnd „Aggregation, Aggreganten, Arf^'rcg^at'**) von Augustus de Mor-
gan*«^ verwendet. — Es würde überdies die Fo]ge sein, dass wir das
Summenzeicheu das Produkteuzeichen 11 durch andere Zeichen ersetzen
mQssten, dass wir zeitweilig neue Namen einzufahren hfttten auch eventneli fttr
„Potens^S für „Division, Quotient, IMvidend und Divisor^, fttr „Subtraktion,
Differenz, Minuend wvA Siil»trabend", für „Absieben" nnd „Vermindern",
für „mal, plus, durch und iiiiini.N'\ und ausserdem noch für eine Menge
anderer Kunstausdrücke. Ich erinnere an: „Monom, Binom, Trinom, Poly-
nom", an „Koeffizient", uu „Ausmultipliziren" (nach der Multiplikationsregel
für Polynome) und „Ausbcheiden" (eine* gemeinsamen Faktors), an die
Benennungen „Funktion"* und „Argument^, an „linear** und „homogen*^ (in
ihrer Anwendung auf den Funktion -begriff), u, 8. W.
£in Blick auf den weiterhin dichter werdenden Formelinhalt dieses
Buches wird schon erkennen lassen, wie viel umständlicher und schwer-
fliili^'cr (k'rotilbe sich darstellen mü:>ste, wollten wir nur überall da, wo ein
Mulztiichen steht oder gesetzt kU denkm, £u unitratelUn ist, ein ausdrück-
liches Knfipfungszeichen anbringen!
Erstrebenswerter als solche Neuerungen scheint es doch su sein, mit
einer schon vorhandenen Nomenklatur, die sich auch nnsern eigenartigen
Zwecken vorzüglich anpasst, hausiilllteri-cli auszukommen. Weif,'er(en wir
uns dessen, so würde aber die sehlinituste Wirkung die sein, dass wir ge-
nötigt wliren, eine Menge aus der Arithmetik der vier SpezieB allbekannter
Sätze in dem fremdartigen Gewand, das sie alsdann notwendig zeigen
mttssten, yoUstOndig neu zu lernen. Bei dem Plan, den wir hier lieber
befolgen, haben wir dago'^en den Vorteil, nicht nur, dass die zahlreichen
Analogicen und die minder zahlreichen Ge;?enslitze zwischen dem identischen
uuU dem arithmetischen Kalkül auf das klarste zutage treten, sondern dass
wir auch einen ansehnlichen Teil unsrer Übung aus der al];.;eniL'iuca Arith-
metik (freilich nur von der Tertia eines Gymnasiums her) hier ohne weiteres
*) lodeis der letztere Name ist ja auch in der Arithmetik bereits Tczgebenl
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% 6. Ideatidche MultiplikaüüD und Addition.
195
a verwerlon in der Lage sind und diesen Vorteil blos erkaufen mQaeai
dorcb rege Aofmerksamkeit auf dU Punkte, wo jene Analogieen aufhören.
Eine gewiase Leichtigkeit^ nicht blos Bezeichnnngsireiseu zu wechseln,
sondern mehr noch, solche unizudeahn, sie vom Kinen aufs Andere zu
übertragen, ist auch anderwärts förderlich oder unontbehilich gewesen, und
nirgendä in der Mathematik diirt" man au der Bezeichnung kleben. Es ge-
nügt zu erinnern, an die ÖlieckeurecUnung , z.B., Uberhaupt ua die zahi-
niehen „aymboliBchen*' BeehnungBuiethodeu, wekhe Analjeie und Geometrie
bereite aiiüEweiaen. —
Die identiflche Addition hat mit der arithmetischen, ihrem Wesen
nach, noch einige Vmamäte^afl, die identische Multiplikation aber
mit der arithmetischen gar keine [vergl. § 9, &)].
Gleichwol rechtfertigt sich die Ubereinstimmende Beceichnong von
beiderlei Operationen durch die durchgängige Übereinstimmung ihrer for-
maim Eigenschaßm: alle Gesetze, welche von der Addition und Mul-
tiplikation in der allgemeinen Arithmetik als allgemeine Formeln
gelten (also ohne ROcksicht auf die Natur der zu verknüpfeiuleu Zahlen,
im ganzen Zahler^gvbieie) — sei es in Bezug auf jene Operationen für
sich, sei es ;iurh lilr ihre Verbindungen miteinander — allu diese
Gesetze werden sicii auch iia die identischen Operationen als aiigemeiu
gültig erweisen, und — dam noch dnigc tnehr!
Nur wo die „umgekehrten" oder tnccrbcn Opt iritiunen vüü jenen
beiden, also die Subtraktion und Division mit in iietracht komuw n,
kirt die formale Übereinstimmuni; /wischen den arithmetischen und
den identischen „vier Spezies"' zumeist auf.
Wir werden uns mit der identischen Subtraktion und Division
erst spät — in der 12. Vorlesung — beschäftigen, und zwar, um sie
dort für immer abzuthun, nämlich zu erkennen, dass diese Operationen
im identischen Kalkül definitiv entbehrt werden können, indem sie
ausreichend und am zw eck massigsten zu yertreten sind durch eine ein»
fächere dritte Operation, die NegaHoHf welche als ein gemeinsamer
Spezialfall jener beiden erscheint.
Auch im identischen Kalkül mögen wir Addition und Multipli-
kation zn zwei verschiedenen (0perations-)5^t(/en rechnen. Wäitxend
aber in der Arithmetik die Addition als die ursprQnglichere oder erste
Stufe Yorangeschickt werden muss, um das Verstandniss der Multipli-
kation als der ziceiten Stufe vorzubereiten und zu erschliessen, steht
im identischen Kalkül die Reihenfolge der beiden Operationen in unserm
Beheben. Beide sind hier unabhängig von einander einzuführen; sie
lind gewissermassen ebenbflrtig oder von gleichem Bange. Schon um
dies sum Bewnsstsein su bringen, werde ich der Multiplikation hier
13»
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196
Dritte Vorlesung.
den Vortritt gebeo. Ausserdem aber bestimmt mich hiezo die Rßck-
sichty dass auf einem der Haoptanweiidungsgebiete des identischen
Kalküls — auf dem Anwendimgsfelde d) des § 3, im sog. „Ans-
sagenkalkul" — die MultiplikatioD in der That als die bei weitem
wiebtigere nnd häufigere, wo nicht ursprQngliebere Operation er-
scheinen wird. Demongeachtet mögen aber nach wie vor die Addition
und Subtraktion ihre Bezeichnung als Operationen der ersten Stufe
beibehalten.
Wir werden das identische Produkt a ■ h oder ah, de.sgleicheu die
identisdit tiummc a-\-h zweier Gebiete a und h hier je gesondert defi-
niren in ihrer Anwendung als Subjekt (terminus minor) und in ihrer
Anwendung als l*riulikat (terminus major) von Subsumtionen.
Man wird jedoch sehen, dass diese beiden DeHnitioneu eines und
desselben Symbols ab resp. a + h keineswegs von einander unabhängig
sind, sondern derart in einander übergreifen, dass durch die eine not-
wendig auch schon die andre gegeben erscheint. Eine bestimmte von
ihnen muss als die des einfacheren Ausdrucks fähige an die Spitze
gesteilt werden. Und awar die
Definition (3J. I Definition GVV
Wmn es für gegä)€ne G^iete a, h und c sutrifft, dass eugleich
e^a und e^b { a^^e und b^c
ist, 60 soll — kürzer — gesagt werden t es sei:
e^ab, I a-^b'^c.
Mit dieser Festsetzung haben wir definirt:
das identische Prodtdct als Prädikat. I die identische Summe als Subjekt.
Uiedurcb werden nämlich — zunächst lediglich als Bestan<lteib»
oder Elemente einer gewissen Redensart*), als Prädikat resp. Sabjekt
— die Symbole
ah I a + b
eingef&hrt, welche wir auch j^Crebiete^ nennen werden. Auf nnserm
gegenwärtigen Standpunkt müssen wir noch darauf gefasst sein, dass
diese — je nach den Bedeutungen von a und b — sich als eigentliche
Gebiete vielleicht nicht nachweisen lassen, sondern eben als „nneigent»
liehe" unsrer Mannigfaltigkeit susnschlagen, tn adjungiren sind.
*) id est: der Bedenaart: ,,ein Gebiet e ist in a 6 enthalten", resp. u^-¥b
iit in einem Qebiet c enthalten".
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$ 5. Peirce^fl Definition toh Produkt nnd Smnnie.
197
Da obiges Definitionen sein sollen, so gelten die Festsetzungen
auch umgekel^i, und sage» die BubsumUcnen
1u»f»rt nkitis anderes auSf als dass
e=^a utid zuyleidi c=^h | a =^ c aowic b^e
sei.
Ihn uns unzweideutig daraal zuruekbeziehen zu küuueii, wollen
wir di(? beiden in jeder dieser BegriÜüerklürungen liegenden funda-
mentalen Festsetzungen nochmals ^niit ausserster Sparsamkeit an
Textesworten) übersichtlich rekaj)itiilirt'ii, indem wir sie mit unter-
scheidendeu Chiffren versehen, weldif si'rh im bisherigen Texte nicht
wol anbringen iiessen. ünsre Konveationen sind;
,„ Y j Wenn *^ a, c 6, . , J Wenn o c, ^^^f
^ [so gm e ab, ^ [so aüt a + 6 =^ c.
Wem c ^ ab, | Weum a + 6 =^ c,
80 güt <? =^ a, c =^ 6. ^ *M«o güt a^^Cf b^c.
Die einzeln stehende Subsumtion nnll i*nv»'ils das nämliche aus-
drücken, besagen, wie die zwei iiebeuemand r stell iulen Subsumtionen
tasauimt^ngenommen. Dies ist e;^, was ausgemacht wurde.
Zusatz 1) zur Definition (3).
Es gibt mindestens ein Gebiet c, welches den Voraussetzungen
der Def. (3) genügt, indem nach Def. (2^ resp. (2^) jedentaiis
0 I 1
ein solches e ist Wie immer die Gebiete a und b anch gegeben sein
mSgen^ so ist es also jedenfalls anlSssig, von
einem Produkte ab | einer Snmme a^^b
in reden, nämlich von ihnen zu sagen, es sei 0 =^ ab, und
Hier tritt zum ersten mal ein Beweggrund zutaj^e, der für die
Einführung der Symbuli <• und 1 spricht, wie sie mittelst Dei*. (2)
vullzogen worden. Die Zi /it.hung dieser Öymbole zu der Mannig-
falti|^keit der Gebiete hat uümlich, wie soeben erkannt, den Erfolg und
recliUertigt sich eben hiedurcli, dass nun von a h und a + h stets
gesprochen werden kann. In Bezug auf das l'rodukt ab wird dies
durch die Einführung der U in der That a-d liingebracht, wie wir in
§ 7 noch genauer sehen werden: hätten wir nicht die 0, so wäre es
nicht der Fall; es ist die Mission und das Verdienst der Null, dass
sie dies bewirkt I^ur durch ihre Zuhülfenahme läset es sich erreichen,
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198
Dritte Vorlcsniig.
dass binfort identische Multiplikation nsd Addition für ganz beliebige
Faktoren resp. Summanden a, h auch ausführbar werden.
Ohne diesen Umstand würde aber eine allgemeine Bw^^stäben-
rethnung nach einheitlichen Regeln nicht möglich sein.
Hätte z. B. das identische Produkt a • h sehr häufig keinen Sinn,
80 könnte man keinen irgend Produkte enthaltenden Buchstaben-
ausdrucky unbekümmert um die Bedeutung oder die Werte der in ihm
vorkommenden Operationsglieder nach den Regeln des Kalküls um-
formen. Man müsste vielmehr jedesmal erst zusehen, ob die etwaigen
Teilausdrücke (Aasdruckteile), sowie ob der ganze Ausdruck überhaupt
einen Sinn hat, und wäre genötigt, die Bedingungen dafür jederzeit
im Ange zu behalten, sie immerfort als y^Gültigkeitsbedingimgeii''
weiterzaschleppen.
Ein eklatantes, und — wie ich denke — hinrdchend abschreckendes
Beispiel einer derartigen unerquicklichen Sachlage wird uns weiter
unten der Kalkül der inrerBen Operationen, werden uns die. Gesetze
der identischen Subtraktion und Division in § 23 liefem, deren Be*
folgung aber, wie schon erwähnt, zum Glück entbehrlich bleibt.
Wenn nun also durch eine so einfache Obereinkunfft, als welche
die Def. (2) erscheint, wenn namentlich durch die Einführung dw
identischen Null mittelst Def. (2x)> ein derartiger Erfolg sich erzielen
lässt, dass durch sie erst ein einheitliches Schliessen und Rechnen
nach unumschränkt allgemein gQltigen Regeln ermöglicht wird — so
ist dieser Umstand ein hinreichendes Motiy dafUr, diese Einführung
zu vollziehen, so rechtfertigt dieser Erfolg wenigstens nachträglich die
seiner Zeit bei Aufstellung der Def. (2) anscheinend bethätigte Willkflr.
Damit der Leser auch bei den im uBchBten Ftoagraphen folgenden
teilweise subtileren Betrachtungen die Veranschaulidiung durch die bei-
gegebenen Figureu aUbald verstehen könne, sei wiederum vorgreifend gleich
hier bemorkt, dass ah das den Gebieten a und i?; rjenicinsame Gebiet vor-
stellen wird, diibB aber, weuu ein solches nicht vorhanden, dem Prodvikt
ab der Wert 0 zuzuschreiben ist; desgL wu'd a + b dasjenige Gebiet be-
deuten, in welches a und b Muanmenßietsen — so wie es, weiter unten
§ 7, fUr Kreisflächen a und b die Figuren 9^ und 9^ iichrafftrt aufweisen.
Es hrau^i hieoach der Leitfaden der Anscfsuung nirgends verlassen zu
werden.
Wir bringen aber im %<?^rw/' die Veran^chanlicluuigon alisielitlich erst
später, um eben die Anschauuug nicht solort zur Führerm bei den grund*
legenden Betrachtangen werden zu lassen, vielmehr derselben die Herr'
schafb vorzuenthalten und den rein aualTtisehen Charakter, die formelle
Strenge der auszoftthreuden Schlüsse in den Vordergrund der Aufmerksam*
kelt d* s Lesers zu rttcken, um diesen die ihnen gebührende Beachtung zu
sickern.
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% 5. JPtodnkt nud Siitiime.
199
Die ganz wenigen und nnbedeutenden Wiederholungen, zu denen nns
die befol'jte Taktik nöti^'t, nir''ren entsehnldiart sein mit dem Hinwois, daus
man eben boim Gehen zuweilen auch den Bück voraut»eilüu lassen muss
nach Ftuiktea hin, sn welchen selbst man erst etwM spSter gelangt.
6) TbeoretD. Die heidm SubaumHonm
Gjah=^a, ab=^b | 6^) u =^a -r b, b ^ a + h
gelten für alle denkbaren Werte Ton a und sie gelten als aliffemeine
Formdn.
Beweis. Nach Prinaip I mOssen wir sngeben, daes
Dies ist zunächst zweifellos, weuu a und h wirkliche Gebiute vor-
stellen, weil wir ja für alle denkbaren Gebiete den Satz I als Grund-
satz augeuommeu haben.
Fahren wir zuvörderst unter dieser Annahme unsem Beweis
za Ende.
Wenn man nun in vorstehender Subsumtion a)
das ah Unkerkand | das a + h redUerkand
mit dem c in (SJ" resp. (3^)" identifizirt, d. h. sich ebendieses
Gebiet unter dem dortigen c vorstellt, so erkennt man, dass die Sub-
sumtion a) uucli (o/' mchts anderes aussagt, als dass zugleich
ab^^a, ab'^b \ a^a + b, b^a-i-b
ist. wie SU beweisttL war.
Sollte es noB aber kein eigentliehes Gebiet geben, welches unter
dem Symbol
ah I a-{-h
w verstehen wäre — eine Frage, deren völlige Erörterung wir bewusst
auf eine spätere Stelle im System der Theorie verlegten, so ist folgendes
zu bemerken.
Wir nehmen den Satz der Identität „a ist a" nicht blos für die
Gebiete — etwa unsrer ,.bevorzngten" speziellen Maniiiglaltigkeit —
sondern wir nehmen ilin auch für diejenigen jeder denkbaren Mannig-
faltigkeit, ja HOtfar ffir allr^ /u tb-nken Mögliche überhaupt in Anspruch.
.4uch för ir^endweiche Klassen von irgendwelchen Individuen mnss er
anerkannt werden. Jedes Ding oder Objekt des Denkens ist es selber,
ist das, was es ist.
Wir dürfen denmacii verlangen, dass unser i'unzip I auch für
^amiu anerkannt werde, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob dieselben
eiaen Sinn haben, oder nicht Dasselbe gilt uns auch für sinnlose
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200
Dritte Yorlesung.
Namen. Auch „nichts ist nichts" ()=^u, ein rundes Quadrat ist ein
rundes (Juadrat — dürfen wir sa^en.
Ancii wer solche Behauptunfr nicht als eclbstverstaiullich hinnchmeu
möchte, wird wenigstens zugeben mübsen, dasß tlieselbe tinbukuklich ist: es
kann durch hi^ kein Irrtum erzeugt werden, gerade weil es „nichts^' ist,
worauf sieb die Aussage bezieht; Uber „nichts" will sie eine Information
erteilen und cfaarakterisirt sich somit als eine inhaltsleere.
Nun haben wir mittelst der in den Definitionen (2) und (3) ge-
troffenen Übereinkunft ansgemachi, die Symbole 0, 1, a • 6 nnd a + (
untnr allen Umstanden 8u den „Gebieten'' nnsrer Mannigfaltigkeit zu
rechnen, sie ndtigenfalls, wenn es keine eigentli^im Gebiete geben
sollte, welche die ihnen beigelegten Eigenschaften besitzen, als „un-
eigentlicbe'' Gebiete — meinetwegen sinnlose Namen — dieser Mannig-
faltigkeit zuzuschlagen.
Nach dem Vorausgeschickten können wir also auch f&r diese
„Gebiete" den Satz der Identität in Anspruch nehmen und darauf die
Überlegung gründen, durcb welche sieb oben der Beweis der Theo-
reme 6) ergab.
In 8 7 wird sieh übrigens herausstellen, dass der Fall, wo jenen
Symbolen der Wert 0 zukommt, in der That der einzige Fall ist und
bleibt, in welchem sie nneigentlicho Gebiete vorstellen. Dies ist zudem
auch a priori klar. Denn entweder pibt es ein wirkliches Gebiet, welches
rlie Bedeutung des Symbols ah aufmacht, oder nicht. Im letztem Falle i^t
(la> als Gebiet hingestellte Zeichen ab siuulos, bedeutet nichts und kann U
genannt werden. Analog « + falls es ausarten sollte,
Dass nun auf die identische Kuli ebenfalls das Prinzip I anweudba,r
ist, also 0^0 sein muss, ist — zum Überflass — schon in der Def. (2^)
der identischen 0 enthalten, indem die Formel 0«^a als eine allgemein-
gültige auch für ein die 0 bedeutendes a in Anspruch genommen werden
darf. Auch unter diesem Oesicht.-punkt also erscheinen die Subsumtionen a),
auf die unser Beweis der Thenreme (ly bich gründete, selbst dann zulässig,
wennrt?> oder a-¥h uneigentliche Gebiete sein sollten, d.i. eben 0 bedeuten.
Endlich würden für a& = 0 diö Subsumtionen 6^) sich auf Grund
der Def. (2^) auch nnmittelbar verifiziren lassen — vergl, § 9, ^) — > wo-
gegen für den FaU a + b « 0 zur fiewahrheitnng der Subsumtionen 6^)
das Theorem 24^) konnte herangezogen werden.
Nach Tb. 6) muss im identischen Kalkül mit Gebieten nun —
migMirt wie tn der ArWmetik und Zahlentbeoiie — gesagt werden:
das Produkt sei stds m seinem Faktor (dem ersten oder aueb dem
zweiten) enthaUm; und es muss aucb gesagt werden: der Svmmanä,
das Glied, sei in der Summe enÜwiUen, —
Mit dem Bisherigen haben wir bereits die fonuUe Grundtage für
einen bedeutenden (ersten) Teil des Gebäudes unsrerDiaziplin gewonnen.
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$ 6. Krituche Utttertachmigen Aber die gegebene Definition. ^ 201
Mit den gegebenen Prinzipien I, II, den Definitiouen (1) bis (3) und
den Theoremen 1) bis 6) kommt man bereits bei den deduktiTen
Schlussfolgerungen, welche uns obliegen, bis incL der Theoreme 25) aus.
Gleichwol wollen wir an .das bisherige noch einige — etwas
subtilore — BetrachtQOgen unter der Überschrift des nächsten Para-
graphen anreihen, welche die BestimmtiDg haben, eine berechtigte
Anforderung zu erfüllen, einem Erkeuutnissbedtirfniss zu genügen, das
meines Erachtens beim Anblick der Definition (3) von ab und a + b
sich aufdrängen mnss. Es handelt sich um die Frage, ob die in (3)
anscheinend nar fQr die einseitige Verwendung dieser Symbole als
Prädikat, respektive Subjekt, gegebene Vorschrift auch deren umge-
kehrte Verwendung regelt, inwiefern sie also wirklich verdiente, als
die viMänäige Definition von Produkt und Summe hingestellt zu werden.
Es werden diese Betrachtungen noch einige an sich nicht un-
interessante Theoreme und neue Formen von Definitionen liefern, die
aber, -wie angedeutet, späterhin nicht wesentlich citirt zu werden
brauchen, die im Lehrgebäude nicht gerade als unentbehrliche Stfltae
erscheinen.
Anfanger mögen also ohne Schaden den § 6 flberschlagen und
werden dennoch in der Lage bleiben, die lotsten Ziele dieses Buches
erreichen zn können.
Ich denke hiebei speziell an den immerhin möglichen und ftlr eine
fernere Zukunft zu erhoffenden Fall einer Verwertung unsres Lehrganges
für den Logik Unterricht in Gymnasialprima. DasL'lbst diujrfiihrt zu werden
ist das Huch nicht bestimmt, vielmehr wird dasselbe seinen Zweck er-
reichen, wenn Lehrer, Philosophen und Mathematiker ^ es würdigen.
§ 6. Kritische üntersuchungen über die gegebene Dellnltion.
(CbtTächlagbar.)
Zusatz 2 zur De f. (3). Unter den Voraussetzungen der Defi-
nition (3) hat jedes Gebiet x, derart, dass
X'^e I e^x
ist, die gleiche Eigenschaft wie e, dass nftmlich anch
x=^a nebst x^b \ a^x nebst b=^x
sowie
x^ah I d-^-b^x
ist. Dies ergibt sich einerseits nach (3j' unter zweimaliger Anwendung
des Prinzi^ä II, und andrerseits, in Übereinstimmung damit, auch
Dach (3)" durch einmalige Anwendung von II; nämlich, um es genauer
— z. B, links Yum Mittelbtriche — darzulegen; Aus a; und c^^a
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202
Dritte Vorleawig.
folgt x=^a, desgleicbea aoa x^e und c=^b folgt X'^b, und ao«
diesen beiden Ergebnissen mnss nach (3^)' selbst (fOr x statt e in
Anspraeh genommen) folgen: x^ah.
AndrerseitB folgt ans x^e und e^ah sogleieh direkt: x*^ah
und damit nach (S^)" anch X'^a und x^h*
Mit diesem Zusatie können wir non die Definition (3) an folgender,
nnr änsaerlicli etwas komplisirter eisebeinenden Fonnnlinmg susammen-
fassen, bei der wir ebenfalls Ton Tomberein sieber sind, dass das defi*
nirte Gebilde als „Gebiet" existirt:
7) Tbeorem, als neae Fassung der Def. (3), audd m ciUrm als
Definition (4), nnd zwar
7 J Tb. - Def. (4J ! 7J Tb. - Def (4,).
Wenn für gegebene a, b ein c existirt derart, dass für jedes x, für
ueldies
x-^c I c=^x
isif auch
x^a nebst x^b \ a^x ndfst b^^x
sein wirdf dann nnd mir dann ist man berechtigt eu sagen, es sei:
c^ab. ' o + ^ =^ c.
Beweis. Da nacli I c^c ist, so ist c selber ein zulässiger
Wert des X und muss jedenfalls auch
c =^a nebst c =^ 6, a^e nebst b=^ c,
somit nach (3,^)' c=^ab
somit nach (3^)' a + b=^c
sein. Die Umkehniug ist der Inhalt des Torigen Zusatzes.
Der SaebTerhalt sei einstweilen schon durch die Figur Yerao-
Bchaulicht:
Zusatz zu Th. 7).
jedes y derart, dasa
WS.T^
Unter den Bedingungen des Satzes hat wieder
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i 6. Kritische Untennchnngen Uber die gegebene Definition. 203
ist, durchaus die gleiche Eigenscbaft, wie 0, wie leiobt mittelst II zwie-
fiUtig zu beweisen ist.
Anmerkung zu Tb. 7). Daneben mag es noch solche x geben, fUr
welche idwar
X nebst x =^b | a=^x nebst b =^x
ist, ohne dass doch zagleioh
x^e I e^x
wäre. Im allgemeinen laasen sieh in der That Gebiete x derart angeben,
welefae an c in einer andern als der dnrdi vorstehende Sabsnmtion ana-
gedrtlckten Besiehung stehen, und wird es der Phantasie des Lesers nicht
schwer fallen, sidi in obige Figuren solche Gebiete x eingetragen an
denken, z. B.
links einen über das Zwoiock c hinaus- rechts einen die Kreise n und h zwar
ragenden oder auch ganz auääüibalL ganz in sich schliessenden, jedoch von
desselben liegenden, jedoch noch in der Zweieckftftche c noch teilweise
den Kreis a sowol als den b gana überragten, vieUeieht sogar selbst in
hineinfallenden kleinen Ereis x das Zweieek c hineinfallenden Kreis iP.
Wir mnssten die Def. (4) als ein Theorem — Tb. 7) — hinstellen,
weil dieaelbo keine willkfirliche Festsetzung mehr den Grundlagen
onsrer Disziplin hinzufügte, sondern auf Grund namentlich der bereits
getroffenen Festsetzung (3), sich als eine notnoendig mitgeltende^ gleich-
berechtigte Form ebendieser Del (3) nachweisen lieaa.
Diese Fom ist freilich weniger etnftdi als die frühere, nnd es
h&tte keinen Wert, die einfachere Fassang der Definition in eine ver-
wickeltere, komplizirtere umzuwandeln, wenn diese nicht durch ihre
Analogie mit den noch fehlenden, den ausstehenden beiden Definitionen
uns das Material zu interessanten Vergleichen lieferte.
Inzwischen verlohnt es noch, zu sehen, dass und wie man von
Def. (4) zur Def. (3) auch zurück^^elangen kann.
Ich will dies nur für die Sätze Jinis vom Mittelatriche zeigen.
Wir mö2;en die Def. (4J auch so in Worte fassen: Die Redensart
„c sei in ah enthalten", m. a. W. die Subsumtion „c^ah'^ heiaat:
jedes in r enthaltene x ist auch in a und in h enthalten.
Da nach T c selbst ein solches x ist, nuiss nun die ADnalirae
c^ah auch die beiden Subsumtionen c=^a und c=^b nach sich
ziehen, womit [ß^)" g;ewonnen ist.
Bleibt nur noch das Uuigekelirte zu zeigen, d. b. (3^)' abzuleiten.
Sind die Voraussetzungen c ^ a und c =^b n;leichzeitig erfüllt, so
muss nach der erstem jedes in c enthaltene x (für welches also x^c
ist) nach II auch in a enthalten sein (für dasselbe auch x=^a sein).
Ebenso muss nach der zweiten Voraussetzung jedes in c enthaltene x
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204
Dritte yorlesong.
auch iu b eDtbalton, für x ^ r auch j: sein. Nach beiden Voraus-
setzangen susammeu wird also jedes in ^ • Tithalieue x zugleich auch
in a und in h enthalten sein, wonach die Def. (4^) ersichtlich an-
wendbar ist, und nach dieser c^ah zu sagen sein wird. Damit ist
dann auch (S^V und sohin die ganze Def. (3) gewonnen.
Mit Def. (3) aowol als Def. (4) erscheint auf den ersten Blick
immer noch
das Produkt nur als Prädikat | die Summe nur als Subjekt
allgemein definiri Gleichwol zeigt sieb leicht, daas damit doch auch
für die Verwendung
dus l'iodults als Suhjclt ' der Stimme als Frädüiai
schon in «gewissem Grade präjudizirt ist.
In der Tliat ist dies wenigsteus in den Beispielen der Subsumtionen a)
des vorigen ?aragT;ii>hen, sowie des Theorems 6), also bei:
ab n
b
a
h
augenscheinlich der Fall. Und diese Bpl-^piide bleiben auch nicht die
einzigen; vielmehr könnten wir sogleich den Zusatz beifügen: So oft
etwa noch
a ^ U oder h =^ i/ | y oder U ^b
sein sollte, muss nach II anch
gelteOf und diese Subsumtionen würden eb^i&Us die umgekehrte Verwendung
exemplifiziren.
Dass aber auch gom aVgmem die Definition
des ^oävkts als Subjekt \ der Summe als PtäicKkat
zurückgeführt werden kann auf die für die triditMe (hiezu umgekehrte)
Veiwoiidun;^ bereits i^'ej^ebone Def. (3), da^s sie durcli diese tölli(/ niit-
gegcbeii ist, erjribt sicli aus folgender Betrachtung, die wir iu die
Form zweier Lelirsiltze kleiden.
Theorem. Soll
(8J' Theorem. Soll
abs^e
ffelim, 80 muss ßr jedes x, für wekihes
X =^ah I o + 2> ^ A*
ist, auch sein:
X =^c. I c =^x.
Beweis direkt ans II durch nur einmalige Anwendung dieses
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§ 6. Kritische Untersuchuugen über die gegebene Definition.
205
Prinzip«, das in der Tbat ans den beiden YoranMetcangen — linkerhand
a.B. ans x^ah und ah^^c ^ nnmittelbar uns die Bebanptang liefert
8+)" Theorem. Wem ßyjalcs x,
ßr wddtes a-hh^^x isi, auck e^x
sein musSf so wird
e=^a + b
8 J" Th eor e m. Wenn für jedes x,
filr mUhes x^ah ist, (mh X'^c
sein mms, so wird
ah
gu gelten haben.
Beweis. Nach I, nämlich wegen
ah^ah^ \ a + 6 a + 6,
ist ja dann ab resp. a + 5 selber ein lulSasiger Wert des x. —
Hienadi ist klar, dass wir «fe/Snütoi» weise zu sagen haben werden,
es sei
ah^e, wenn fOr jedes x, welches
^äb ist, auch x^e sein wird.
wenn fSr jedes 4?, wo*
fOr a + ist, auch c^x
sein mnss.
Ersetzen wir hierin die Forderung x^ab resp. a-\'h^x dnrch das-
jenige, was sie nach Def. (3) bedeutet^ so erhalten wir folgende Fas8uti<r
der noch ansstehenden Definition, die, wenn man sie auch selbständig
als eine solche von Tomherein l^tte hinstellen kdnnen, doch dermalen
wesentlich wieder als Theorem zu bezeichnen ist
9^) Theorem, auch su citiren | 0^) Theorem, aucJi su cUirm
als De fuiiti DU [p^). j als Definition (5^).
Wenn für gegebene a, h ein solches c existirt, dass für jedes die
^edingtüi'jcn
hegSgluh gLachseiUg erßUiende x atwA stets
x^e I e^x
is^, so (d. h. immer dann und nur dann) ist jm sa^en, es sei:
ab=^c. I c=^a + b.
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206 Dritt« Yorleflimg.
Der Sinn auch dieser Erklärung mag durch eine Figur erläutert
werden, in welcher sich die vorausgesetzten BediDguDgen hinsichtlich
der Gebiete a, b, c uud wenigstens eines bestimmten x verwirklicht
iceigen (Fig. 8^ u. Fig. 8^.). Es bedeuten a, h, x Kreisflächen und e
das „Bilineum", die von den zwei Kreisbogen begrenzte Fläche.
Zusatz 1 zu T h. 9). Unter diesen Bedingungen hat jedes y derart, dMS
ist, durchaus die i^eiohe Eigenschaft wie 6, wie leicht nach II auf zwei
Arten zu beweisen.
Zusatz 2 zu Th. 9). Nach Def. (2) existirt in Gestalt von 1 resp. 0
sicher mindestens ein f , welches den Voranssftzuugeu der Def. (5) genttgt,
gleichwie auch in Gßstalt von 0 resp. 1 nuudeätens ein x der dabelbbi
Terlangteu Art angebbar ist
Anmerkung 1 sa Th. 9). Daneben mag es noeh soldie % geben,
Ibr welche swar
ist, ohne dass jedoch zugleich
wäre, und in der Thut wird in die Figur die Phantasie des Lesers mit
Leichtigkeit solche Flächen x einzeichnen.
Anniorkung 2 zu Th. 9). Sehr wichtig ist die Bemerkung:
Das Theo) t tu h) den voricfcn Paragraphen folgt ebensogut aus d&' Def. (oj,
wie an6 der (3J.
Denn für jedes x, för welches
x=^a nebst x =^b \ a«^x nebst b'^x
gilt selbstTefstSndlick doch
xt^a I a^^x
— im Grande nach 1, für Aussagen in Ansprach genommen, Tcrgl.
Anmerkung su L Indem man also unter dem c der Def. (5) sich a
▼orstollt, erkennt man, dass nach dieser
sein muss — und älmlieh tür h. —
Vergleichen wir die Formen (4) der Def. (3) und die Def. (5),
nämlich die beiden Theoreme 7) und 9) miteinander, so tritt eine
weitgehende Übereinstimmung derselben zutage.
Der Unterschied beider Theoreme besteht nämUch ganz allein
darin, dass die Zeile mit der Subsumtion
X =^c I c^x
und die Zeile mit den Subsumtionen
x^a, x^b I ü'^x, b'^x
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I 6. Kntisclie üntenachmigeii Aber die gegeben« Defiaitioii.
207
im einen Theorem dem andern gegenflber Tertanscht erscheint; d. h.
m der ßuaammengesetgten Voraussebaufig eines jeden der beiden Theoreme,
welche selbst die ErfQllnng einer Bedingung an das £rfQlltsein einer
zweiten Bedingung knOpft, mnsa man jenes Bedingt mit dieser Be-
dingung Tertanschen, um das andre Theorem daraos an erhalten —
man mnss nicht das Theorem, wohl aher dessen Toranssetaong
„umkehren".
Wir hätten nnn allerdings anstatt der Definitionen (3) oder (4)
auch die Definition (5) als solche an die Spitze der ganzen Theorie
stellen können, woraus sich sofort auch das Th. 6) — wie in Anm. 2
zu Th. 9) gezeigt — mitergeben haben wflrde.
Es wire dann ah und a + 5 auch wieder nur f&r die einseitige
Verwendung definirt erschieneni aber diesmal f&r die umgekehrte wie
froher, znnichst nämlich wäre ab nur als Subjekt und a + & als
Pfidikat erklärt
Für die andersseitige Yerwendui^ dieser beiden Symbole (nämlich
fttr die Ton ah als Prädikat und a + 5 als Subjekt) könnte dann die
Begriflserklärung wieder leicht auf die Torherj^aliende surOckgef&hrt
'werden kraft zweier Theoreme — naheliegender Analoga zu Th« 8)'
und 8)" — die wir zunächst aussprechen und beweisen wollen.
10^) iheorem.
Soll
lOjJ' Theorem. Soll
c =^ab
gdten, so muss ßr jedes x, ßr wekhes
ah^x I
ist, awk sem:
e^x, I
Beweis direkt aas Prinzip II.
Und umgekehrt:
lO^)" Theorem. |
Wem für jedes x, für welches
ab'^x \ '
isi, audi
e^x I
sein muss, so wird eu sagen sein, es sei
c=^ab. I
Beweis nach I, da al.sdann auch ab resp. a + 6 selbst ein solches
X ist, welciies die Bedingung und folglich auch die Behauptung der
Voraussetzung erfüllt.
lOJ" Theorem.
x^a-^b
xs^e
a + b =^c.
d by Google
enthaltende x anch c enthalten
mu8s.
208 Dritte Torlesaiig.
Hicnach würden wir also deßnitmisw eise zu sagen habeUj es sei
c^ ab alleiu dann, wenn jedes ab 1 a+6<^c dann allein^ wenn jedes
in a + h enthaltene « auch in e
enthalten sein mnss.
Eraetsten wir nunmehr in diesen Festsetzungen die Bedingung
äb^x resp. X'^a + b durch dasjenige^ was sie nach Def. (5) oder
Th. 9) bedeutet; wobei indess in letzterem an Stelle des dortigen x
sur Unterscheidung ein andrer Buchstabe, wie verwendet werden
mfisste (weil x bereits mit einer andern Bedeutung YorgekommeUi nicht
mehr verwendbar erseheint), so erhielten wir endlich die noch aus-
stehenden beiden Definitionen.
Diese aber — obwol im Grunde notwendig äquivalent der Def. (3)
und dasselbe leistend, nämlich mit Hülfe des SubsumtionsbegrifBi die
Bedeutung von ah als Prädikat und von a-hh als Subjekt erklSrend
— wQrde sich doch dem Wortlaut nach mit Def- (3) durchaus nicht
decken. Bei weitem nidit so dnfach wie letztere würde sie sogar
noch erheblich verwickelter sich darstellen als die Def. (4) in Th. 7),
indem sie noch weitere bedingte Bedingungen in ihre Bedingungen
eingefügt zeigte. Wir wollen sie hier gar nicht in Worte fassen,
sondern sie höchstens in der konziscreii FornicLspruclie des Aubsagen-
kalkuls — als ein Ivuriosnm — darstellen [§ 32, tc . . o)].
Ihrerseits niüsbte nie, als die ursprüngliche Definition zuijjrunde
gelegt, kraft Th. 10) uns noch eine abermals erheblich verwickeitere
Fassung der Def. (;")) liefern; diese wieder könnte in demselben Sinne
weiter verwendet werden und öo ohne Ende tort innner verwiekelter.
Wir müssen ja nun im Gegenteil nach möglichster Ycreinfadmug
der grundlegenden BetrriÜserklärungen streben.
Da haben wir (ienu als eine bemerkenswerte Thatsache zu kon-
statiren, das.^ tlic l)(f. (5) [von ah als Subjekt, etc.j — ungeachtet
ihrer Analogie zur Def. f4) [von (ih als Prädikat etc.] — durrhaus
nicht einer analoijcn Vereinjacimng fähig ~h ^rin scfteinf, wie die letztere ( i i,
[welche wir ja in die einfachere Fassung, Def. (3), zusammenziehen
konnten] — wenigstem nicht, ohne ihren Charakter [dass sie ab als
Subjekt drfinire, etc.] daltci zu verlieren.
Wollte man gleichwol das Tti. f<) als Def. (5) an die Spitze stellen,
so würde sich zwar sehr leicht der eine Teil (3)" unsrer früheren
Def. (3) — nunmehr als Lehrsatz — auf Grund des bereits aus jener
dcduzirten Theorems 6) beweisen lassen. In der That aus:
c^ab und ah^a folgte i a + fea^C und a=^a4-ft folgte
c^a und ähnlich auch c ^ fr. j a^e und ahnlich auch b^c*
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§ 6. Kritische Untersachungen über die gegebene DefiuitioD.
209
Dagegen würde die Ableitnog Ton (3)' aas Def. (5) eine etwas höhere
Anfordemog an das abstrakte Denken stellen.
Ich will diese Ableitung nur för dieSatae zur Linken desMittel-
itricbes darlegen.
Wir können die Def. (5^ auch so in Worte fassen: Die Redens-
srt: „e enthalt ah" — in Formel: „ab^e** heisst: jede$ in a md b
gugleich enthaltene x ist auch in c enthalten.
Auf diese De£ ist nun die Erklärung der andern Bedensart: „e
i8t in ab enthalten^ oder „c =^ ab" zurücksufllhren mittelst des Th. 10^)
— wonach ebendieses heissen wird:
jedes ab enthaltende x (jedes Xf welches ab enthält) muss auch e
enthalten.
Fügt man in diese Erklärung ein, was die (in der Klaromer wieder-
hulte) Voraussetzung ,,jt:=^ah" nach der vorhergehenden Erklärung (.5^^
bedeutet, indem man das durtif^e c mit x identifizirt, und für den hier
bereits aiulerweitii^ vergebenen Buclistab<'ii j- einen andern, t/, gebraucht,
so erpbt sieh als die auf Def. (5^) zu gründende Erklärung von ab
als i'iädikat die folfronde;
„c ^ ab" heisst: jeiks x, aelchem jedes in a und b enthaltene y ein-
geordnet islj mnüti audi c enthalten.
Auf Grund dieser Definition ist nun zu zeigen, dass wenn c=^a
und c=^b ist, auch c=^ab sein muss.
Gesetzt nun, es sei wirklicli r =^ ^/ und /ugleieli c^b.
Daun ist c selber ein solches in a und h entlialtenes y.
Es ist nun zu zeigen, dass jedes u, \velchem jedes in a und b
enthaltene tj eingeordnet ist, auch c enthält.
Sei r irgend ci» (lehiet , welchem jedes in a und b enthaltene y
» in jL'orduet ist. bo ist diesem x auch das vorhin erwähnte y, welches
einerlei mit c war, eingeordnet, oder es muss dasselbe x aucli r ent-
halten. Unter den genannten Voraussetzungen (c=^a und r^h) trilft
demnacli die letzte Delinition zu und sind wir berechtin;t zu sai»'en, ps
sei c^ ab — womit nun auch (3 gewonnen und die ganze Def. (^x)
aus der (öj abgeleitet ist.
Aus alledem geht hervor, dass es zwar praktikabel, doch jeden-
falls nicht vorteilhaft ist, den vun uuä zurückgelegten Weg im ent*
gegen gesetzten Sinne zu durchlaufen.
Allerdings, sobald für ab resp. a + b die Art und Weise der Ver-
wendung — sei es als Subjekt, sei es als Prädikat — vorgeschrieben
ist, erscheint damit von selbst auch die Verwendung in dem umge-
kehrten Sinne geregelt Welche ron den beiden Verwendungs weisen
HcmMoMBt Algsbra d«r Logik. 1 4
210 Dritte Vorlesung.
wir aber als die ursprüngliche Definition zoent festlegen, ist deshalb
doch nicht gleichgültig, sondern das in { 5 eingeschlagene Verfahren
Tonuuehen.
11^) Theorem. | 11^) Theorem.
Es gibt nun ein ^yGchiel" c, welches die Forderung der Definitionen
(3^) oder (4+) und (5^), d. i.
7J und 9^)
(3^) oder (4J und (r>^\ d, i.
glMi2eitig erfüllt für dieselben (irgendwie) gegebnen Gebiete a, h.
Da für dieses
e^ab und ab=^c \ a + h^e und ö^a-¥b
zugleich sein wird^ so ist dasselbe
e — ab I c»a + 5
selbst SU nennen.
Zusatz. Es Jcarm jedenfdlh mar ein wfeAes e ffeben*
Denn wäre auch noch e' ein solches, so folgt ebenso:
c = ab I c' = a +
und damit nach Th. 4) c' = e.
Boweis des Theorems. Dieser besteht in der Verbindung zweier
Überlegungen, von denen die eine — allerdings modifiKirt — unter
Th. 6) schon einmal angestellt worden ist. Er möge demimgeachtet
hier (f-.inz xmn Bewusstsein gebracht werden. — Wie scheu erwähnt^
sind nach I die Formeln
ft) ab ==^ab \ a + b =^ a + b
als gflltige anzuerkennen. Nach
Tb. 9 J wenn das ab rechts in a) | Th, 9^) wenn das a + b links
mit e in Gedanken identifizirt wird, erkennt man aber, dass die obige
Aussage a) den Inhalt hat, dass jedes x, für welches
a nebst x=^b | a=^x nebst b =^x
ist, auch die Forderung erfüllen muss:
x=^ab "I a-i-b^x,
Da'je<rf>n nach
Th. 7x) wenn das ab linkerhand | Th. 7^) wenn das a+( rechterhand
in a) mit dem e daselbst identifizirt wird, sagt ebendieser Satz «) aus,
dass umgekehrt jedes x, für welches
x^ab I a-\-b^x
ist, auch die Bedinj^unf» erfüllen wird
X =^a nebst x=^b \ a=^x nebst b=^x.
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§ 7. Dentniig von 0, l, ab, a^b als Gebiete, tieb»t PMtnlateo. 211
DieB alles ist auch direkt nach Def. (3) ersichtlich. — Das
Symbol ah resp. a + b ist demnach in *der That selbst dasjenige
,,6ebiei^ welches die YorauHseteimgen der als Theoreme 7) und 9)
ausgesprochenen Definitionen gleichzeitig eifBlli
Äüf Grund der yorstehenden Überlegungen können wir nun sagen :
Die Operaiwnm der identischen MuUiplikaiion und Addition sind
niemals undeutig nnd niemals mehrdeutig, vielmehr unbedingt ausfuhr-
har und eindeutig — oder, wie ich zusammenfassend es ausdrücken
will: sie sind „vollkommen eindeutige^' innerhalb der durch Zu/.ug
der Symbole 0, 1, ah, a + 6 vielleielit erweiterten Mannigfaltigkeit
von „Gebieten".
Dada ab iu dar Thut eines Wertes nie ermangeln kann, wenn man
schon den Namen ab selber als „Werf' gelten Ittrat, erscheint selbst-
▼erstSndlicfa: eine solche Definition verbfUgt sugleich die Exbtenz des Defi-
nirten. Da^s ah nicht mehrere Werte haben kami« seigte der Zusatz zu
Th. 11). Aualüx' bezüglich des a ■{ h.
Worauf es hier besonders ankam, war: zu .-oben, dass die Aufnahme
der neuen Symbole unter diu „Gebiete" im U runde schon dadurch volhogen
wurde, daas man das Identitütspriuzip I auf sie anwendete, beziehungsweise
ausdehnte.
Indem man nunmehr fUr e sogleich den Namen ah resp. a + h
gebrauchte, würden die beiden Theoreme 7) und 9) augenscheinlich
SU einem Satze susammenfliessen, der sich völlig deckt mit der alten
Definition (3) — nur dass es jetzt „jedes a:" anstatt des dortigen
„gewissen'' e hiesse.
Dergestalt im Ringe herum gegangen kämen wir somit wieder zu
unaerm Ausgangspunkte zurück.
Diesen Satz, Def. (3), stellt Herr Peirce ein&ch als j^Definition"
▼Ott ah resp. a + h hin.
Dass er aber solche Definition nicht blos für die einseitige Ver-
wendung Ulis major resp. minor) sondern in der That vollständig ent-
hält — dies durch die hier gegebene Zergliederung nachgewiesen zu
haben, dürfte wol nicht überflüssig gewesen sein. —
§ 7. Deutung von 0,1, a + ( als Oeblete nebst ingobörigen
Postnlaten. Konaistente MianniglUtlgkeit.
Wir schreiten jetzt dazu, das im Bisherigen abstrakt Dehuirte zu
veranschaulichen, zu deuten.
Solange es uuuntersucht gelassen wird, ob es „ei<:!;eutliche" Gebiete
gebe, welche die von den Symbolen 0, 1, ab, a + h geforderten Eigen-
scbaiten besitzen, konnten wir sagen , dass unsre Definitionen die
J4*
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212
Dritte Vorlesung.
Existenz des Definirten insofern verbtlrgen, als sie es gswissennassen
selber erzeugen oder sehoplerisdi einf&hrra.
Sobald wir aber jenen unter die ^Gebiete'' aufgenommenen Sym*
boten eine Bedeutung unterlegen, behaujrten, dass es der Anschauung
zugängliche, wirkliche Gebiete gebe Ton den besttglichen Eigenschaften,
ßigm wir unsern Definitionen gewisse FosMate hmmt, wir stellen
Forderungen Aber Gebietnaehweise als allgemein erfiilllbare hin, bezüg-
lich deren wir uns lediglich auf die Anschauung zu berufen yermdg^.
Ganz allein bezüglich der Null werden wir solchen Nachweis als
nicht ausführbar erkennen, und darf ich die Konstatirung des Gegen-
teils wol für den Augenblick als ein „negatives'' Postulat bezeichnen.
(Ux)) Negatives Postulat.
Es gibt kein eigentliches Gebiet
von den Eigenschaften, welche Def.
(2^) dem Symbole 0 auferlegt. Es
lassen sich uäuilicli (jdudv angehen,
die einander ansüchltcsscti*), soge-
nannte ,.<iisju)ili&^ Gebiete, die kein
Element jjjemein haben. Da die 0
in jedem Gebiet enthalten, allen ge-
meinsam sein .soll, so kann sie nur
ein „leeres" (iebiet sein, welches
lein Element der Manuigi'aiiigkeit
enthillt. Trot/deni als ein . Gebiet"
derselben eliarakterisirt, kann die
Null auch nichts, was etwa ausser-
halb der Mannigfaltiiikeit lä-je, ent
halten, sie kann nur dt in lir^rilb'
des „Nichts" entsprechen. Nach Ad-
jungirung des letzteren ist in der
That dem Sprachgebrauch ent-
sprechend zu sa^'eu: Jedes Gebiet
entliält seine eigenen Teile sowie
(il^.*) ( Positives) Postulat.
Die Elemente (und (»ebiete) der
Mannigfaltigkeit [seien resp.j sind
miteinander alle verträglich, sodass
wir vermögen, die Manmylaltiglceit
als ein (ünucs z« dcnlen. In dieser
ist danu jedes Gebiet derselbeu ent-
halten — einschliesölich des ad-
jungirten Nullgebietes — gemU.ss
den Anlorderunt^en und hin-
dert nichts, sie selbst als das grösste
der in ihr enthaltenen Gebiete, als
ein wirklichf s( rebietzu bezeichnen.
Dieses bildet nun die demSymbole 1
zukommende iknii iitinitr.welches so-
nach dem Begritle „des Ganzen" oder
,.Alli s'^ innerhalb der Vorausgesetz
ten Mauoigfaltigkeit entspricht
Elemente und sonst .,7iich(s
Dm
Null|i;ebiet wird so von den einge-
führten das einzige uneigentliche
oder tingirte, eingebildete, angeb-
liche Gebiet bleiben.
*) Die hier kursiv gedruckten Worte bilden dCD i^OHitiven Inbalt auch dieses
Postulates, «ie sprechen die Forderang auB, der man eben faktisch genügen kann.
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I 7. Oentimg von 0, 1 als Gebiete. Eonsuttente Mannigfaltigkeit. 213
Als Postulat ist ((1^)) eigentlich nur danu zu bezdcbnen, wenn
der Sats för eine bestimmte Mannigfaltigkeit in Anspruch genommen
wird — wie z. B. für diejenige der Punkte der Tafelfläche. Es gibt
nämlich auch Mannigfaltigkeiten, bei Jenen das Postulat ((1+)) nicht
erfüUbar ist, und solche finden wir ausschliesslich vai getsÜgem Qehiete,
im Bereich der Lehren, Meinungen und Behauptungen. Es gibt
Meinungen und Behauptungen, auch Anforderungen oder Bedingungen,
die miteinander unvereinbar sind.
Beispielsweise der Satz: „die Funktion f (x, y) ist symmetriBch"
läsat deh mit dem Satze: ,,die(8elhe) Funktion f {aß, y) ist nicht aym-
metrisch" unmöglich sn einer Mannigfaltigkeit der früher gedachten
Art Tereinigen, oder mit Tielleicht noch anderen Sätzen in wmer als
Ganses denkbaren Mannigfaftigkeit zusammenfasseD, gemeinsam unter»
bringen. Da diese beiden Sätse — jeder emedne (üs guU^ oder erfUlU
amgqwmmmf als ^aMefi kkigeai^ — einen Wukngprudi inTolriren,
da sie m. a. W. miteinander „unTerträglicV erscheinen, yermag der
menschliche Geist nicht, de zu Tereinigen; wir kdnnen immer nur den
emen oder aber den andern dieser beiden Satze gelten lassen.
A priori, Ton Tomherein, ist ((1^) daher nicht sowol ala ein
„Postulat^' sondern rielmehr als eine Varausseteung oder Annahme zu
qaalifiziren, durch welche die zu betrachtende Mannigfaltigkeit dia>
rakterisirt wird als eine Jconsistente Mann^fäUigßxH^, deren Elemente
sämtlich miteinander verMigUi^ sind — im Gegensatz zu den „ntkonsi-
stenien Mannigfaltigkeiten", deren Elemente nioki aUe v&iräglkh sind
miteinander. Auf diesen SachTcrhalt sollte oben schon das in eckige
Klammer gesetzte [seien resp.] Torrichtig hinweisen, (Yergl. hiezu
§ 31, Füssnote.)
Um das Gebiet 1 zu reranschanlichen, mflssten wir die ganze
Bild- oder Tafelfl&ehe schraffiren; die Yeranschanlichung des Null-
Gebietes ergäbe sich, wenn wir sie ganz leer Hessen, nichts, auch
eine» FtmH in sie einzeichneten und sagten, das Eingezeichnete eben
sei das Nnllgebiet
Die Symbole 0 und 1 erscheinen als die beiden Extreme, als die
anasetsten Werte unter den denkbaren Gebieten der Mannigfaltigkeit^
und zwar ist das Nullgebiet als das minimale, das Gebiet 1 als das
Mazimalgebiet zu bezeichnen. Ebenso stellen 0 und 1 die entgegen«
gesetzten Extreme (GfenzfiUle, limits) unter den Klassensymbolen vor,
indem keine Klasm w^ger als heinee und keine mehr als ciUe Indi>
Tiduen einer vorausgesetzten Mannigfaltigkeit (wo nicht von Objekten
des Denkens Oberhaupt) enthalten kann.
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214
Dritte Vorlesung.
Wie es ferner die Figur Teranschaulicht, in welcher wir a und h
'als Kreisflächen angenommen und die zugehörigen Gebiete a*h resp.
a + 5 durch Schrafiflren hervorgehoben haben:
f
I
ist zu konstatireu, dass
a ' b das Qd»ici vorsteütt welches den
Gebieten a und b gemeinsatn ist, in
welchem sie sich p;egenseitig ^/joy/j-
drimjoi (schnmlen), and — falls
sie keinen Punkt gemein haben
(Fig. 10^ — das Nullgebiei
Fig. :i
a-k-b das Gebiet vorstelU, eu welchem
a utM b einander gegenseitig ergänzen,
[und zwar, falls dann innerhalb der
Mannigfaltigkeit nichts mehr übrig
bleibt; diese selbst, das Gebiet 1 —
vergl. Fig. 10^, worin b die Ä aasen-
flache des innem Kreises bedeutet].
©
*ig. iO.
Hier ist a • 6 0
Solche Gebiete, deren Produkt 0
ist» nannten wir bereits di^nkt.
Hier ist a + ^o» 1.
Analog mögen solche Gebiete,
deren identische Summe 1 ist, sup'
plcmentär genannt werden.
Wir mögen die Torstehenden Sätze etwa selbst bezeichnen als
Postulat ((2^)) I Postulat ((2^),
weil sie wesentlich auf der EriüUbarkeit der Forderung beruhen und
diese in sich scliliessen:
ivcnn zwei Gebiete (/((/eben .sind,
dasjenige Gebiet naehzuueisen, resp. | ein Gebiet zu bilden, uekhes nur die-
herzustellen und im Geiste zu isoliren^ . jenigen Punkte entiiült, die dem einen
welches die den leiden gemeinsamen oder auch dem andern der beiden ge-
Funkte ausschliesslich enthält, | gdtenen Gebiete angehören.
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I 7. DentüDg von aft, a + 6 als Gebiete. 215
Vermögen wir non dieses, so stimmt für die Anschauung die
Probe des Teils (3)' sowol aU die Probe des Teils {S)" der Deti-
nition (3):
Zn Fig. 9^. Wenn irgend ein
Gebiet e sugleich in a und h ent-
halten ist, 80 ist es ancH in dem
angeblichen Gebiet ah enthalten.
Desgl. amgekehrt: Wenn ein e in
dem fraglichen ab enthalten int, so
ist es auch zugleich in a und in h
enthalten.
Zn Fig* 9^. Wenn a und zu-
gleich b ganz in einem Gebiete c
enthatten sind, so ist auch das an-
gebliche Gebiet a+6 in diesem c
enthalten. Und umgekehrt wenn
das problematische a*f ^ in einem
Gebiete e enthalten ist, so ist
auch sowol a als b in diesem e ent-
halten.
V^ergl. auch Priuzip II und das hier unmittelbar evidente Theo*
rem f)\
Zn Fig. 10^, wo a und h keinen Punkt gemein haben^ ist noch
zu bemerken: Ausser dem Nullgebiete ist kein Gebiet c denkbar,
welches zugleich in a und in h enthalten wäre; dies Gkbiet 0 ist aber
auch in ah (welches 0 behauptet ist) enthalten — cf. I sowie
Oef. (2x)» nach welchen beiden ja 0 ^ 0 gilt Wenn umgekehrt ein e
in dem ab, welches 0 ist, enthalten sein soll, so mnss es nach Th. ö^)
selbst 0 sein, und ist dasselbe nach Def. (2^) dann auch in a sowie
in h enthalten.
Kau sieht: der Salx der Arithmetik, wonach ein Produkt nicht anders
gleich 0 sein, verschwinden kann, als indem einer solner Faktoren selbst 0
ist • — ein Satz, der dort übrigens auch für Produkte von imbegfrenzter
F.iktorcn^ahl schon nicht mehr gilt — dieser Satz trifft im identischen
Kalkül überhaupt nicht zu. liier kann vielmehr leicht a • b verschwinden,
ohne daes a oder h selbst gleich 0 wäre, verschwände. Es ist dies aber
aoeh ein Satz, der wesentlich nicht auf die Maltiplikation, sondern auf die
Dirision sich bezieht, indem bei ihm der Produktwert 0) als gegeben
ericbeint. Der Sats kommt in der That auf die Gleichung ^ = 0 (für a
ungleich 0) hinaus, und dass die auf Division bezüglichen Sätze der Arith-
metik sich zumeist muM auf den idenUschen Kalkül übertragen, wurde
bereits hervorgehoben.
In gleicher Weise stimmt die Probe für jede andere der in § 6
abgeleiteten Formen der Def. (3).
Die angegebenen Gebiete genügen also der Def. (3) wirldich und
nach Vorangegangenem Icf. Th. 11) Zusatz] auch einzig. Zum l'bcr-
fluss vermöchte man bei jedem andern als ab resp. a + h vermuteten
Gebiete leicht solche x nachzuweisen, für welche die Forderungen der
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216
Dritte VorlMua^.
bezüglichen Deüaitionen des vorigen Paragraphen nicht mehr alle zu-
treüeu.
Hiermit aber haben tvir dm Boden der IxcaUlätcii betreten. Wir
können aus dem anschaulichen Substrat die Gewissheit schöpfen, dass
das Systetn unsrer grundlegenden Definitionen und Prinzipien ein in sich
konsistentes ist, dass dasselbe Widersprüche nicht in sich bergen kann,
seine Teile miteinander Tertraglich sein mfissen.
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Vierte Vorlesung.
§ S. latexpietaüon für JLlMMn.
Bei dem Kalkül mit Klassen enthalten die letsten Poetulate die
Forderangen:
Ton einer gegebenen Elaase von I zwei gedaehteElassen in eine ein-
IndiTiduen diejenigen absneondem^ «ge zu Terecbmelzen, welche die
welche sngleich einer andern Klasse ' Individuen der beiden sämtlich
angehSren j enthalt
— Fordenugen, denen der menscbliche Geist gewachsen erscheint.
Man sieht: die identische
MülUpUkaUen \ Addiium
läuß auf eine
Absonderung, Sdektion \ Zusammenfassung, Küüektion
hiHüKSi bei
ersterer werden aus der einen letzterer werden die Individuen
Klasse die Individuen der andern der beiden Klassen zu einer ein-
J\iet}au8geksen>\ sigeo Klasse ge8ammelty„ftfM0UM£ift-
j gäesen*^,*)
Allemal entsteht hiebei ans den gegebenen Klassen eine neue,
welche an jenen in einer bestimmten Besiehnng steht, nnd awar in
einer gans fundamentalen Besiehung, welche erscheint als eine der
denkbar einfachsten nnd am nächsten liegenden oder nrsprflnglichsten
Besiehungen, die sich naturgemass su allererst der Beachtung dar-
bieten. Indem nun die Wari^radie gedachte Klassen von Dingen in
der Begel mit Gemeinnamen benennt, wie sie ja von Urbeginn baupt*
sichlich mit Gemeinnamen operirt^ die auf ganze Klassen von Dingen
oder Verh<nissen passen, wird sie durch die Darstellung mittelst
Worten, verbale Einkleidung der obigen Prozesse ein paar der wich-
•) Letzteres nnbci^chadet des etwaigpn Z-wpckos einer diati ibuttvm Vorwen-
dacg des ZuiammeofaMuogMrgebnisses bebuf» Bildung oder Abgabe aucb von
generellen Urteilen.
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218
Vierte TorleBing.
tigsten Mittel an die Hand bekommen reap. in Gestalt derselben be-
reits besitzen, um ans vorhandenen Gemelnnamen in s Unbegrenzte neue
Gemeinnamen zasammenzusetsen oder abzuleiten — wodurch sie in
den Stand gelangt^ mit einem noch verhältnissmäasig geringen Namen-
▼orrat haushälterisch aussureichen zur Bezeichnung Ton Vielem.
Es verdient deshalb sorgföltig unteisnchk zu werden, auf welche
Weise die Wortsprache unser Mal- und Pias-Zeichen wiedergibt; es
muss in's Auge gefasst und konstatirt werden, wie, wenn a,h,c,,, . in
Worten charakterisirte Klassen vorstellen, deren identisches Produkt
und Summe ihren verbalen Ausdrwsk finden.
Fflr das Nämliche bieten oft sich mehrere Ansdrucksmdglichkeiten
dar, mitunter aber — werden wir sehen — auch gleiche Ausdrucks-
weisen für Verschiedenes! — Ein bedenklicher Umstand, der gelegent-
lich die Gefahr von Missverstandnissen hervorruft und der Wortsprache
den Vorwurf mangelhafter Pracision ausiehen muss, von welchem unsre
Formel- oder Zeichensprache frei bleibt.
Um alles auf Interpretation unsrer identischen Operationen, deren
Vor- und Rückübersetzung aus der Wort* in die Zeichensprache Be-
zügliche sogleich ToUstSndig erledigen zu können, setzen wir, ein wenig
vorgreifend, hier schon als bekannt voraus einige Grundeigenschaflen
dieser Operationen, die ohnehin unmittelbar einleuchten, aber aller-
dings erst im nächsten Paragraphen formell bewiesen werden — so
namentlich die in den Theoremen 12) und 13) ausgesprochenen, des-
gleichen die Ausdehnung der Def. (3) auf beliebig viele Klassensym-
bole, wie sie in Zusatz 2 zu Th. 13) geleistet wird.
«) Was die Wiedergabe des idet^schen Froduktes a h oder ah
(wovon wir also beiläufig wissen, dass es auch einerlei mit ha ist)
mü Worten betrifft, so kann, wenn die Klassen a und h mit Substan-
tiven benannt sind, ab unter Umständen durch ein musammengeseUtes
Hattpkoort ausgedrückt werden. Z. B. a Neger, b ■» Sklave, ah — •
Negersklave, d. i ein Neger, welcher tau Sklave, oder ein Sklave, der
Neger ist. So auch „Gold-Münze", ,;Marmor-Platte", etc.
f/) Um(j<l('hrt jedoch lässt sich durchans mcht, ja bei weitem iiirlit,
jedes zusaiumeiigesetzte Hauptwort in dieser Weise deuten, als iden-
tisches Produkt hinstellen. Schon bei „Tischler-Meister*' kijnnte man
darüber streiten, ob darunter blos ein Tischler zu verstehen sei, der
zugleich Meister ist, ein „Meister unter den Tischlern'' oder al>er
ein Meister von Tiscl»lern, „Meister der Tischler", der über andre
Tischler als Bei'ehlender und Meister gesetzt ist Eine Rede aber,
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% 8. Interprctiitioo ffir Klftsscn.
219
bei Tiselie gehalten, eine „Tisehrede'', soll jedenfalls nicbl daajenige
bedeuten I ,,was sugleicb ein Tisch und eine Bede ist'* — und Ähn<
liebes mebr.
ß) Wohl am häufigsteu wird der eine Faktor eines identischen
Produktes durch ein Substantiv^ der andre, oder die flbrigen, iu Form
von Adjektiveti ansj^edrikkt.
Schon S, IfyJ w urde ausgeführt, dass wir die Beiwörter ganz chemo
wie die Hauptwörter uls K hissen autliissen, z. B. mit
.M =^ schwarz^' (= schwarzes Ding »= etwas Scliwarzes)
kurz uLi.^Ji iicken, dass a die Klasse derjenitjen iJingc bezeichnen solle,
denen das Epitheton „schwarz" zukuitiml, die wir etwa „schwarze"
nennen würden. Bedeutet nun in diesem Sinne a = ,,SLliwar/,", h =
„Pferd", so wird ab = „schwarzes Pferd" die Klasi^e der Kappen be-
zeichnen.
Bedeutet (/ = ,jung*' und v „normannisch", so i&i dcah = Jun-
ges normannisches schwarzes Pferd" ein gewisser Teil jener Klasse. Etc.
/J') Umgekehrt awh liefern ein Hauptwort mit seitieti Biluihirrn^
wenn sämtlich ah Klassen mit BttMaben begeidmetf allemal die Faktoren
sm einem identisdien J^odukte.
Allerdings kann man nicht sagen, dass jedes Adjektiv einen Faktor
vorstelle, sondern es steht dieser Verwendung der Ädjektiva im Sinne
solcher Faktoren bereits gegenüber deren (schon S. 152 von uns ab-
gehandelte) Verwendung oZs FrädÜkat (vergl „Dieses Pferd ist schwarz'^.
Und aneh wenn ein Beiwort attributivisch mit einem Hauptwort ver-
bunden ifliy xeigi sich, dass manchmal noch eine ,,pradikative'' Deu-
tung desselben nebenher lauft, die wir unter au besprechen haben
werden. Von dieser Nebenbedentnng abgesehen hat ab«r in ihrer
attributiven Verwendung die „Adjektiv'' genannte Wortart die aus-
schliesslicbe Mission den Zwecken der identischen Multiplikation au
dienen.
Da vor, dort hinter das tou ihm regirte Substantiv gestellt gibt
das Adjektiv in manchen Spradien durch seine nach Numerus und
Kasus mit ihm übereinstimmende Beugung, Flexion seine Zusammen-
geh5rigkeit mit dem Substantive zu erkennen, in allen Sprachen aber
wenigstens durch seine (mit eventuell noch seinesgleichen) demselben
benachbarte Stellung.
y\ Immer steht mir Ühersetzung des idaUischen Produktes in die
Wortbprache ein Rdativsate zw VrrfVufung, eingeleitet, konstruirt mit
dem beziehenden Fürwort, Relativpronomen „welcher, welche, welches"
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220
Vi«rte Vorlesmig.
etc. a • b heisst: „die a welche h sincf', oder — mit Rdcksicht auf das
Th, 12^) des nächsten Paragraphen — auch „die b, welche a and**.
So bezeichnet auch der Ausdruck: „die Pferde, welche schwan
sind'', desgleichen ^^twae Bchwfurzes, das ein Pferd iaif* die Klasse der
Kapp^.
y) Anch diese Begel gilt wiederum umgekehrL Es handle sich
darum die weitlftnfigeren Ausdrucke der Wortsprache in die Übersicht-
licheren des Kalküls zu ühersetcen. Indem wir dann suchen mflssen,
alle in Betracht kommenden Klassen mit Buchstaben au bezeichnen,
werden wir einen BelatiTsatz mit einem Prädikate zu identifisiren
haben; ihn nämlich aufÜMsen als die Klasse deijenigen Dinge, welchen
das Pr&dikat desselben zukommt In diesem Sinne kam — gleichwie
jedes Adjektiv — so anch jeder BdaäogaUf ah der eme Fäkior mii dem
SubsUmHv auf das er mcft legidU als tkm andern Fakhr m einem ukn-
Hsdien Phtäitkie verekugt werden.
Und die besprochmai Übertragungsweisen gelten ebensowol, wenn
a • & als Subjekt, wie wenn es als Prädikat steht.
Exempel: ah^c, wo 0 « i^selten" bedeutet, heisst: ,,8ehwarze
Pferde sind selten'', oder auch: |,Pferde, welche schwarz sind, sind
selten", c =^ a2>, wo c ein spezielles Pferd „Favorite" bedeutet^ heisst:
„Favorite ist ein schwarzes Pferd" oder: „Favorite ist ein Pferd, wel-
ches schwarz ist''.
S) Dagegen nur, wenn a-b als Frädikat steht, ist das Maieeichen
aucJi durch die Partikel „ufuV übertragbar.
c ^ ab, übersetzt mit „Favorite ist ein Pferd und schwarz'" wird
uns, genau wie die vorhergehenden Sätze darüber informireu,.dass (das
Rennpferd) Favorite ein Rappe sei.
Das diesem vorhergehende Beispiel jedoch, für ab =4 c, würde
sich — wie man sogleich übersieht — durchaus nicht mit „Schwarze
Dinge und Pferde sind selten" übersetzen lassen.
Sagten wir aber: „Was scliwarz und ein Pferd ist, ist selten", so
stünde „schwarz und ein Pferd" wieder nicht als Subjekt da, sondern
als Prädikat des Relativsatzes (zu dem Relativpronomen »Was",
,iÜasjenige, welches") der das Subjekt des ganzen Satzes vertritt.
Auf diese Eigenschaft der Partikel (Konjunktion) „ttfMf', im Sub-
jekt gebraucht eine andere logische Bedeutung zu erlangen als wie
im Prädikate, werden wir weiterhin noch näher einzugehen haben
(▼ergl «).
s) Als eine besondre Anwendungsweise der idratischen Multipli-
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*
§ 8. Intevpretation fflr KlasMii. 221
kation erscheint die yon der alten Logik so genannte 0|»eratioa der
y,Dftermination^\ Durch Determination wird der Um&ng eines Be-
griffes allemal Tenuindert, sein Inhalt vermehrt, und ist der Grund fQr
diese Benennung darin zu erblicken, daas, wenn wir z. B. unter den
,,Pferden'' die ,|8chwarzen'' hervorheben; wir zu dem Begriff des Pfer-
des, welcher zwar das Merkmal „eine Farbe zu besitzen^ in sieh
schltess^ in welchem aber die Beaehaffenheit dieser Farbe tmdes^jmiii^,
offen gelasam ist, nnnmelir noek das Merkmal der schwanen Farbe
hinzufttgen nnd jenen Begriff dadurch noch naher hestimmen.
Das Wesen des Determinirens ist zu erblicken in der BinschrSn-
kong der freien Wahl, in der Yerengerong, Yermindernng des Spiel-
raomes, der für untre WillkOr, Phantasie, oder den Zweifel gelassen
ist, nater Vermehmng Tielleicht der Infonnation«
Verlangen wir im Kaufladen etwa Perlen a, so ist die Klasse der
Objekte, die wir verlangen, dnrch ihren mit dem Namen „Perlen'' ver-
ffochtenen Begriff charakterisirt Begriff nnd Klasse erfahren eine
nähere Bestimmung, wenn wir Glasperlen Terlangen. Was Ton Glas
is^ „gläsern'', m9ge h genannt werden. Dann ist dnrch die Forderung
von ha (oder aV) schon weniger Spielraum gelassen in Bezug auf
dasjenige, was der Kaufmann uns vorlegen mag, und dieser Spiel'
räum wird immer weiter eingeschränkt, das Verlangte immer genauer
bestimmt (determinirt), wenn wir weisse Glasperleu, runde weisse Glas-
perlen n. 8. w. verlangen. Jeder neue, durch ein Adjektiv (eventuell
doTcli einen Relativsatz) ausgedrückte Faktor^ wie „rund'' c, „weiss" <f,
fügt hier wirklich eine weitere Bestimmung f&r die Klasse, die wir
meinen, hinzu.
Solches ist aber durchaus nicht flberall der Fall, wo Faktoren
in Gestalt von Adjektiven oder Belativsätzen auftreten. Sagen wir z. B.
^Das mächtige (a) deutsche (b) Beich c . . so ist Subjekt des
hiermit begonnenen Satzes das identische Produkt ahc
Hier aber bewirkt nur der Faktor h eine Determination des e.
Sagen wir (e, so wird gefordert und hinzugebracht, dass der Hörer
steh aus der Klasse der ,,Beidie" das „deutsche" isolire, es absondere,
hervorhebe und vorstelle. Es wird durch das Adjektiv „deutsch" an-
gegeben, bestimmt, von welchem Beidi die Rede sein soll.
GauE anders der Faktor o. Derselbe sagt nicht etwa aus , dass
man unter „den deutschen Reichen" gerade das „mächtige ' meint"; das
„mächtige deutsche Reich" ist (sofern wir die Gegenwart im Auge
haben) ganz dasselbe als wie „das deutsche Reich'', ^^chon als hc hi
das Subjekt volikummeu bestimmt, es ist hier geradezu a • 6c = hc.
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222
Vierte Totlesn&g.
Mit dem Faktor a legeu wir dem bereits determinirten Subjekt«
hc ein Prädikat bei, dem „deutschen Reiche'' das Prädikat i^iiiächtig
za aeiii", mdessen nur beiläufig, aumerkongsweiBe, in der Yorauasetzung,
dasB ihm dieses Prädikat anerkanntermassoi sukommc oder wenigstens
in der Erwartung, dass diese Prädikaiion nicht bestritten werde (an-
sonst wir vor dem beabsichtigten Saf ze ein eigenes Urteil : „das deutsche
Reich ist mächtig" formulirt haben würden, um zunächst diese Posi-
tion gegen etwaige Einwände zu verteidigen). Wir bezwecken durch
die Hinzufügang des Attributs „mächtig^, die Aufmerksamkeit des
Hörers besonders auf dieses Merkmal (der Macht) zu lenken, das Vor-
handensein dieses Merkmals in dem Begriffe des deutschen lleichs in
Erinnerung zu rnfen^ es als ein besonders wichtiges im Bewusstsein
aufaufrischeu. Wir Tennehren durcli solchen Gebrauch eines A^jek-
tivs wol mitunter den Vorgtelluugsinhalt der Hörer oder Leser, wir
steigern die Intensität der Vorstellung in einer bestimmten Richtung,
ohne jedoeh die Klasse, welche vorgestellt wird, zu beeinflussen, ohne
den Umfang des vorgestellten Begriffs zu Terengern.
Die Philologie beaeielmet solche Verwendung eines Attributs (eines
Beiwortes oder auch Relativsatses) passend als diejirädiXa^i«, im Gegen-
satz zu der frOher besprochenen, die wir eine detmmituäke nennen
werden.
Sagen wir (mit J. St Mi 11): „der Vater des jungen Hannes, der
ihm jenes verboten hatte . . so ist der Relativsatz „der . . . verboten
hatte" ein anderes Beispiel prädikativer Verwendung. Über das Sub*
jekt a ^ Vater des jungen Mannes — eine Klasse, die hier natumot-
wendig aus nur einem Individuum besteht — und (vorausgesetzt, dass
man wisse, von welchem jungen Mann die Rede) bereits vollkommen
bestimmt erscheint, Über dieses Subjekt erteilt der Relativsatz eine
beiläufige Information, sagt aus, dass es ^ (vielleicht identisch ^
sei der (wol auch nur aus eiiMm Individuum bestehenden) Klasse der*
jenigen Personen, welche dem jungen Manne jenes verboten hatten.
Jedenfalls aber bezweckt und vermag dieser Relativsatz «licM, das
Subjekt des Satzes näher zu bestimmen, auszudrOcken, dass „derjenige
unter den Vätern des jungen Mannes, welcher ihm jenes vwboten
hatte" gemeint gewesen.
Man sieht hier auch das Mittel, die beiden Verwenduogsweisen
attributiv gebrauchter i\Jjcktive als solche zu erkennen, zu discemiren.
Ist in ah oder in dem Ausdruck „die a, welche h sind", der Relativ-
satz „welche h sind'', resp. der Faktor (, von determinativem Charakter,
so muss der Ausdruck: „diejenigen unter den a's, welche h sind" den-
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§ 8. Inici'pretiition für Kiassen.
223
selben Sinn geben; im gegenteiligen Falle aber wird der letztere iin-
lulaasig, nicbt selten lächerlich erscheinen.
Ist 6 in a( ein |,priidikativer Faktor^, so kann der Sinn des Pro-
duktes ah anch mit „die a (welche^ nebenbei gesagt» ^ b sindy oder
mit (welches ja ^ hy* ToUkommen ausgedrückt werden. Dann ist
in der That a^^h, sowie ah = a; und diese beiden Aussagen sind
solche, die wir in der Theorie des Gebietekalkuls auch wirklieh als
äquiyalente, einander gegenseitig bedingende nachweisen, die wir durch
Rechnung ans einander ableiten kdnnen, vergl. Th. 20).
Dass aber ad « a hier isi^ lässt erkennen, dass man einen Fak-
tor hf sofern er piadikatir ist, anch guuz unterdrücken, die mit ah
bezeichnete Klasse kürser durch a allein darstellen kann.
PriidikatiTe Faktoren sind also in der rechnenden Logik ohne Be-
lang, im Gegensatz zu den determinatiTcn.
So wenigstens, wenn sie wirklich nur eine beiläufige Information
geben. Es kommt jedoch anch vor, dass eine Behauptung a=^b eine
folgenschwere Pr&misse flir weitere Untersuchungen bildet und sich
keineswegs von selbst Terstaad. Mit dieser selbständ^ hinzustellenden
Aussage ^ 6 ist dann ein etwa prädikativ mit a yerknQpfter Fak-
tor h als gleichwertig zu erachten, welcher letztere nan aber eine
neue und wesentliche Information enthält. In diesem Falle können wir
ihm erst im „AussagenkalkuP volle Gerechtigkeit widerfahren lassen.
Mit prädikativ erteilten Attributen wird unbewusst oder bewusst im
gemnnen Leben, in Journalistik, Kritik, rhetorisohen und polemisirenden
Schriften ein weit Terbreiteter Missbrauch getrieben, darauf gerichtet, im
minder wachsamen Leser Voreii^geoommenheit zu erzeugen, irrige Ansiohten
einzuschmuggeln, die Zustimmung zu denselben, deren Aimuhine gewisser-
massen zu erschleichen, um imveisehens unberechti<^te Deukgewobnbeiten
2u begründen, die bich der wahren Erkenntniss hinderlich erweisen. Wird
t. B. gesagt: „der feige Gegner wich dem Kampfe aus** und dann gleich
mit der Erafthlung fortgefahren, so bleibt dem Hörer meist nicht die Zeit
zu überlegen, ob auch da« Epitheton „feig'* berechtigt gewesen, ob nicht
vielleicht gerade das Gefühl der Überlegenheit, eventuell Klugheit, Scho-
nuug oder Friedensliebe Motiv jenes Ausweichens wm. TJud dadurch dass
mit verbchiedenen Variationen des Ausdrucks dergleichen Imputationen mög-
lichst oft in jener rasch darüber hingleitenden Form wiederholt zu wo^en
pflegen f gelingt es, in der unkritischen Menge TerhängniesroUe Ideenasso-
ziationen zu festigen. Auch dem Logikkalkul widerfuhr berate beinahe
ein derartiges Schicksal, indem der Vcrfa^^er eines wol besser ungeschrie-
ben gebliebenen Buches kauni anders, als mit dem £pitheton f)der unfrucht>
bare"' von demötjlben spricht, —
Herr Wundt will die „Determination" an*lers aiifgefasst wissen, als
— 80 viel ich sehen kann — alle übrigen ächrittsteller über diesen Gegen-
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224
Vierte YorleMiiig.
stand, insbepondcre alle Diejenigen, \velche ausser ihm die — nouerdings
von Prautl so genannte ~- „matbematisii'ende Logik" kuitiviren —
(Sitzungsberichte d. KgL Burischen Akademie der Wissenschaften von 188G).
Dnrch Deternunattoii des Begriffes „Sebaf** mittelst des Begrilfo „weiss**
ergibt sich Ilira * pag. 224 sq., gleichwie auch uns, der Begriff „weisses
Schaff dessen ümfang die Klasse der weissen Schafe, d. i der weisses
(Dinge) unter den Schafen.
Dagegen gelangt Herr Wiindt, indem er den BegiitV ,, Weiss" Ueter-
minirt, vermittelst des Begriffs „Schaf" zu dem Begriiie; „die Weisse dos
Sehafes** — anstatt, wie wir, va dem Begriffe „weisses Schaf wie oben,
indem wir einfach unter den weissen Dingen die Schafe hervorheben. Fflr
Herrn Wandt ist also, wie er selbst betont, die Determination im aUge>
meinen eine nicht kommutative Operation.
Meiner Meinung nach findet bei den l'Ucrlegungen, die Herrn Wundt
zu der angegebenen Ansiebt führen, eine Vcrmenffung statt zwischen Pro*
zesseni die sich auf den Umfang und solchen, die sich auf den Inhalt der
IragUdiea Begriffe beziehen.
Hielten wir uns streng in dem Rahmen einer „Logik des Urafanges*\
so konnten wir jedenfalls der Wund fachen Auffassung nicht beipflichten.
Wir können es aber auch nicht, wenn wir uns streng in dem ßahmen
einer „Logik des Inhaltes" halten.
Bei den Umfängen oder Klassen lief die Determination hinaus auf
eine Sondermg, ein Hmrorheben Ton der, den determinirenden Faktoren*)
gemeinsamen ünterklasse.
Nicht ZQ ttbersehen ist, dass aber hei den Inhalten oder Begriffen dio
Determination wesentlich eine Knttpfung ist, avf eine VerbinduMg der ge*^
gebnen Begriffe hinausläuft:
Wir erhallen den Begriff „weisses Schaf", indem wir mit den sämt-
lichen im Begriff Schaf bereits enthaltmen Meritmalwi verbii^ai den Be-
griff „weiss**, d. i. das Merkmal der weissen Farbe, ünd dasselbe Ergeb-
niss erhalten wir notwendig auch, wenn wir mit dem Merkmal der weissen
Farbe verbinden die sämtlichen Merkmale des Begriffes Schaf.
Unter den letzteren ist — woblbemerkt — das Merkmal der „Weisse"
oder wei&heu Farbe gar nicht enthalten: es gibt ja auch i^chwarze Schafe!
Und der Begriff Scbaf soll doch nur die allcti Schafen gemeinsamen Merk-
male enthalten, ancb hStten wir nicht n^tig, erst zn Teri>inden, was schon
verbunden gewesen w&re. Man kann also eyentnell wohl reden von der
Weisse eines bestimmten Schafes, oder auch einer Gruppe von solchen,
nämlich von der „Weisse'' der wcisscti Schafe. Dagegen ist — bei der
allgemeinen Auffassung des Begriffes Schal'* — die „Weisse des Schafes"
Uberhaupt ein Unding, sie postuiirt aömlich die „Weisse" auch für die
schwanen Schafe.
*) Wnndt beseichoet die»e als „Determinator" und „Deteiminand", durch
welchen letzteren Namen jedoch nnliebiame GleichklSnge mit dem länget ander-
weitig eingebürgerten Namen der „Determinanteu*' herbeigeführt würden. Eine
nnterscbeidende Benennung beider Faktoren erscheint auf ungerm ätandponkt
onoütig.
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i 8. Infterpratatioii für Klauen.
225
Zu diesem Begriff der „Wois>e des Schafes" kann nun aber Wuudt
nur geianiren . irrlpm er — anstatt zu verknüpfen — das Merkmal der
weissen Farbe nbfiondiri, hervorhebt — faktisch aus dem Begriffe „weisses
Schaf", vermeintlich Indess wol aus dem zur Determination herbeigezogenen
Begriff „Schaf*, der jenes Merkmal aber, wie gezeigt, überhanpt nieht entbllt.
Q Um demnächst auch den verbalen Ausdruck für di<> identische
Svimme a + ( zu gewinnen, mflssen wir uns Tor aUam üb^ die logische
Bedeutung der Partikel „oder"^ orieutiren.
Es ist in logischer Hinsicht entschieden als ein Misstand zu be-
klagen, dass die modernen Knltursprachen je nur mn Wort für ,,oder"
besitzen, während doch zur nnterscheidflnden Dantellnng der wesent*
lieh Terschiedenen VerhaltniBse^ welche wir mit dieser einen Konjunk-
tion nnterschiedfllos anzodeuten pflegen, mindestens drei Partikeln er-
forderlich sein würden. Die lateinische Sprache hat in diesem Betreff
feiner empfunden, sch&rfer unterschieden. ^
Ein erst» ist das ^"kH&tmää*^ (auch gleichsetzende! identifizirende,
wiederholende, iteratiTe) tfiäie^ — ^oder mt^ andSeni UMeti'' (lateinisch:
sive, seu), welches Namen, Redeteile verknapft, deren zweiter noch
einmal das nämliche besagt wie der erste, indess zum Zweck der Ver-
dentlichnng, eTentuell schärferen Präzisimng des ersten: in neuer Aus-
dmcksweise.
Sagen wir z. B.: „Der Bauer oder Landmann'' . . so ist das an-
gewendete das obige ,,oder^, wofern wir nur die Klassen „Bauer'' und
„Landmann" als identisch ansehen. Die Wiederholung mit dem an-
dem Worte mag hier den Zweck haben, dem ▼orzubeugen, dass etwa
der H5r^ entg^en unsrer Absicht an einen Bauer im Schachspiel,
einen Vogelbauer oder anderes denke.
Wie man an dem Beispiel sieht, ist dieses „oder^ schon deshalb
Bedfirihiss, weil die Sprache manche Homonyme enthält, gleichlautende
Namen ifir ganz Verschiedenes, welche häufig eine unabhängige Ent-
stehungsgeschichte und etymologische Zusammensetzung besitzen, nur
tafiUlig gleich lauten. Je foUkommner eine Sprache, desto weniger
freilich dSrfte solches in ihr vorkommen.
Aber auch wenn Homonyme gar nicht vorkämen, würde das ge-
nannte „oder" — beziehungsweiBe ein Äquivalent dalär — doch bleiben
müssen, um BedOrfiiissen der Wissenschaft zu genügen. Dieses „oder"
dient dazu, eine als Einschaltung^ in Parenthese, anzumerkende Defini-
tion mit dem begrifflich zu erklärenden nomen zu verbinden und als
solche zu kennzeichnen, z. B. „die Kugelfläehe exfcr der Ort der Punkte
gleichen Abstands von einem festen Punkte", . . . Am häufigsten kommt
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226
Vierte Yorlesang.
es bei wissenschaftlichen Untersuchangen vor, dass eintuiddaBselbe
Objekt als ein, zwei verschiedenen Objektreihen a^, a^, ^s).*. und
a', d\ . . . zugleich angehöriges auch zwei verschiedene Namen er-
halten hat: Oj und sodass = d bedeutet, während etwa die
Obrigen accentnirten nnd mit Suffixen i)eliafteten a lauter Tetschiedene
Objekte bedeuten m5gen, und dieser oft folgenschwere Umstand wird,
indem man von jenem erstem Olgekte als ron „a' oder spricht, in
dem Bewusstsein aufgefrischt erhalten. Es erscheint sonach dieses
„oder" als nahe synonym mit d. i (das ist), d. h. (das heisst), L e.
(id est) ^ englisch >,Tiz. (gesprochen: namely)** und kommt dem-
selben logisch die Bedeutung nämlich die Kraft einer in Paren-
these ausgesprochenen Identität^ identischen Gleichheit su.
Es wäre Tielleicht, weil denn doch i^oder m. a. W.** als su lang
erscheint, ganz angemessen und empfehlenswert, ftir dieses erste „oder*'
das lateinische „sive'' zu «verwenden und in die modernen Sprachen
einzuführen.
r\) Ein zweites ist das „gt'.guiisiltzliclie", ,.ausscf(b'(S,>'nd€", „cxllu-
siv&' (auch „disjunktive'') f/)dcr'' = ^fider aber'^ (iateiuibch: aut, eng-
lisch: or eise).
„a oder aber h" will sagen: entweder a und dann nicht b, oder b
und dann nicht a.
Wie dieses „oder'' im identischen Kalkül auj»2udrücken ist^ werden
wir in § 18, i) sehen.
9t) Das dritte ist das „dtMoUtessenife" „iMuskfi^ (auch „konjunk-
tive'') ifOder" *— ffider awk*^ (lateinisdi: yel).
oder auch will sagen: entweder a, oder d, oder beides euglei^,
Bfit diesem letzteren „oder" werden wir es bei der Obersetzung
des Zeichens + der identischen Addition zunächst allein zu thun
haben.
Es würden bei den zwei letxten Gattungen von „oder" sich noch
weitere Nfla&een nntersoheiden lassen, je nachdem es nur unbekannt, jedoch
(an sich) bestimmt ist, welcher von den zwei oder drei Fällen eintritt»
stattfindet« xwisehsn denen die Alternative zu stellen ist, d. i. „oder vid-
leichf", — oder aber völlig unbestimmt gelasson, ganz (oder auch nur teil-
weisi-, bedingt, innerhalb gewisser (irt'n/on) in unser Belieben gestellt,
wiiiküriicher Wahl anlieimgegehen ist, lür weichen Fall man äich ent-
scheidet d. i. g,oäer wenn man will*' — eine Auffassong, auf die gcmde
„▼el*^ etymologisch besonders hinweist Indessen will ich mich begnügen,
disAe Unterscheidungen nur angedeutet zu Italien.
In Bezug auf „oder auch" sehcint freilich der Sprachgebrauch sich
nicht genau an die obige Erklärung m halten, vielmehr dessen Bedeutung
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% 8. Interpretation fiSr Kl«)««n. 227
Doeh Aber 4ie oben stipulirte binaasBagehen, nSmlich oft anch für „oder
aber, wenn man wiir herhalten zu müssen.
Der Ausdruck „a oder auch b" wird gleichbedeutend mit dem „a
oder aber b^, das inklusive „oder'' deckt sich mit dem ezkiusiTeo, und
begreift auch dieses uiit, in dem Falle wo die dritte Alternative „a
und h augleich'' ohnehin undenkbar ist, oder ans sachlichen Gründen
fortbllen mnss. So ist
j,Silher oder auch Gold'* » ^Silber oder aber Gold''
and wild besser dargestellt durch das kOrzere j,Silber oder GoId% weil
es nichts gibt, was Silber und Gold xngleich sein könnte, weil die
Begriffe «^Silber'* nnd „Gold** ohnehin „konträre** Gegeosatise Torstellen,
einander Ton selbst ansschliessen, disjnnkt sind.
») Nach diesen Vorbemerkungen wird es verständlich sein, wenn
wir nunmelir konstatireii, ddus die identische Sainnte a + h sicJi in der
Woitqiradu skta durch ..icas a oder auch b ist" auödrüdicn lüsdt. Durch
oder auch 6" selber kaun die Summe auch in jedem Zusammeii-
hauge übersetzt werden mit Ausnalime des Falles, wo sie aU Ayidjj'kt
stehtj iu diesem wäre solches nicht unbedeuklich, weil dadurch (vergl.
§ 15, Schlussanmerkuuy; ) eine \ erwechselunL'' des Urteile mit einem
„disjunktiven" nahe gelegt würde; ganz du 1 - dingt wird dann auch
die Partikel „oder" viel besser durch die l'urtikcl „fO((/" ersetzt. Also:
Steht a-^b ab Subjekt, so tesf imui daa Flussaichen ab „und"; (mäem-
faUes als f,odcr'\ qctmucr: „oder auch".
Wo a + h ah Frädd^at utrht indessen — und dies bildet eine
bemerkenswerte EigentümlichkLit der Wortsprache — ist die Ersetzung
des Bindewörtchens „oder^^ durch ^^und" nicht zulässig ^ wie sich dem-
nlcbst nnd unter x) unzweifelhaft herausstellen wird.
Die Propo8itio.n e^a + b läset sich übersetzen mit ist a oder
auch fe", resp. mit „alle c sind a oder (aueli) 6".
Und ferner ist a + ^ =^ c in Worten darzustellen mit ,,a und h
ist c", „alle a und b sind c".
[Nicht angängig wäre, dafür zu sagen: „(entweder) a oder b
ist c'' und mindestens gewagt: y^alle a oder h sind „jedes a oder
aaeh 6 ist c'^.J
Beispiele zu a-\-h=^c: „Canadier und Indianer sind Ameri-
kaner'^, auch: „Canadier sowie Indianer etc.'' Die Klassen a und h
ia dem gewählten Beispiel sind nicht disjunkt, schliessen einander
nicht aus, es ist ab hier nicht gleich Null, weil es auch canadiscbe
hidianer gibt. Ähnlich noch in diesem Beispiel:
„Adelige und Besitsende werden zur Aristokratie gerechnet".
15»
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228
Vierte Yerleemg.
Anders dagegen im folgenden , woa& — 0 gelien mfiaste, die
Begriffe a um\ h disjunkt zu nennen wären;
„Gold und iSilber sind Edelmetalle^
Es wfire twr Not wol ungiingig, zu sagen:
„Silber, dler auch 6oid, ist Metall",
„Adelige, oder auch Begüterte, gehören zur Äriatokiatie", und ganz
gut jedenfalls; „Wer adelig oder aucJi begütert ist gehört dazn^', „Was
Silber oder Gold ist, ist Metall**. Desgleichen allenfalls, weil yon dem ad-
jektivischen Zahlwort, numeralen Adjektiv nalle" regirt: „Alles Gold oder
Silber ist Edelmetall''. Besser aber: „Alles Gold und Silber etc/' Unzu-
lässig dagegen wHre m oder wenigstens von geringerem logischen Gehalte,
zu sagen: Entweder Gold oder Silber ist Edelmetall, imd darnm: ,,Gold
oder Silber, das Gold oder das Silber, ist Edelmelair, uiue eutächiedeu
schlechte Ansdrucksweise, weil das ^nnd^ soviel deutlicher.
Beispiele zu c=^a + b.
„Jene Familien sind adelijrp oder aueli wolilhabende." Hier können
eiozeliie von den genannten Familien auch zu den unbemittelten Adeligen
gehören, andere wol Iii abend aber bürgerlich sein.
£inen wesentlich hieven verschiedenen Sinn würde aber die Be-
hauptung darbieten; „Jene Familien sind adelig(e) und wühlhabend(e)''
Dies würde bedeuten^ dass sie sämtlich beides zugleich sind, nnd wäre
mittelst e^ab auszudrücken, Tergl d).
Anderes Exempel: „Diese Behauptungen sind richtige oder entch
falsche^ Als Übersetsnng Yon c^a-^b hingestellt, wird dieser Satz
besser mit ,,richt)ge otkr falsche^ dannstellen sein, mit Unterdrückung
des „auch", weil hier a und b einander ansschliessen, aft 0 isi So
aufgefasst ist das Urteil ein rein „analytisches'', welches denknotwendig
gelien muss von jeder beliebigen Gruppe von Behauptungen: Alle
Behauptungen sind entweder richtige oder falsche.
Dagegen würde es mindestens eine NacblBssigkeit des Ausdrucks sein,
hieflir an sagen: ^diese Behauptnngen sind richtige und falsche".
Dergleichen „NachlSsaigkeiten" kommen allerdings nicht nur ungemein
häufig in der Sprache des gemeinen Lebens, sondern auch bei den besten
Schriftstellern vor, und sie ent&chuldigen sich zu einum Teile durch die
Sitte, nach welcher im Verkehr zwischen Personen vorausgesetzt zn werden
püegt, dass der Andere keinen Unsinn rede und man selbst auch dies
nicht SU thun beabeiohtige. Wenn also eine Aussenmg tou einer der
Parteien, die miteinander in geistigem Verkehr stehen, bei korrekter
Deutung nach den Regeln der Schule sowie des überwiegenden Sprach-
gebrauchs ein offenbarer TJnsinn ist, Widersprüche in sich schliesst —
vielleicht anch, wenn sie daltei nur als alku selbst verstündlich, „nichts-
sageud ' und darum zwecklos erscheint so pllegt der ttudein Partei
zugemutet sn werden, dass sie die nächstliegende unter den müglichen Ter*
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I 8. Interpretation fBr Klasaen.
229
nünftigcit Deutungen heraaafäble imd aU den beabsichtigteo Sinn jener
Äusserung nnterlesfo.
So würde ein Ausspruch: j,Diese Behauptungen sind richtige und
falscW, wenn wirklich gebrftndit, in vecBteben sein in dem Sinne: „einige
(die einen) von diesen Behanptangen sind riditige, einige (die andern) sind
falsc!ie'* — ein Urteil, welches wir au dieser Stelle noch niobt in der Lage
sind, in der Zeichensprache des Kalliuls darzustellen.
Mau kiiiinte sogar sagen: „fUesc Behauptungen sind richtig und falsch
(zugleich)*', wenn der Sinn derselbeu nicht unzweifelhaft fest^steht: richtig
in dem einen Siuue und zugleich falsch in dem andern Sinne, der iiinen
etwa untergelegt werden kann. Im Grunde ist dann aber das Subjekt e
des SatzM beidemal nicht dasselbe und der Aussprach nur eine abkfirsende
Zusamiiieufassung der beiden Aussagen: „diese Behauptungen (auf die eine
Art g( deutet') sind richtig''; „ebendiese Behauptungen (auf die andre Art
gedeutf't^ <;ind falbch".
Krait des oben Bemerkten würde das eingangs gewählte Exempel,
i. e. die Aussage: f,disse Behauptungen sind richtige oder auck ftlsehe% im
Verkehr gebraucht, auch nicht die oben ihr gegebene Bedeutung c^^a+ft
als ein „nichtssagender" Au.-spruch haben, sondern — mit einem Stich
in's Ti'oni.-cho — die Aufforderung an den Gegenpart enthalten, zu pillfen,
ob nicht unter seinen Behanjituiigen doch wol einige falsche sein möchten!
Auf diese Interpretatiou aber wtlrde dabei das „auch" in „oder auch" jetzt
wesentlich mit hinwirken.
Von solcher Gepflogenheit, von solchen FreiheitMi, Lizenzen der Ver-
kehrssprache aber müssen wir hier, um nicht in übergrosse WeitlUufigkeiten
verwickelt zu werden, nach Möglichkeit absehen. Es würe tlberhaupt besser,
wenn rrmn sich korrekter Ausdrucksweisen hefleissigte. Z\idpni würden wir
sonst genötigt sein, auf die Eigentümlichkeiten und Feinheiten Uer s))t:Tieneti
Sprache, in welcher wir uuäre logischen Untersuchungeu fübreu, in eiueui
Umfange einzugehen, welcher sich mit den allgemeineren Zwedien dieses
Buches nicht yertrtige, vielmehr einer spesifiseh „dentschen^^ Sprachlehre
anheim fiele. In Bezug auf die Übertragung irgmdwelchen sprachlichen
Textes in die Zeichensprache der Logik wird darum noch Manches dem
Takt und Sprachgefühl des Studirendeu zu überlassen sein.
9t) Wir haben im Bisherigen — anter Ö) und i) — bereits ge-
sehen, da» der BarÜkd „und" im Sul^jdd und im MuMkat etiie logisdi
durehaus verschiedene Bedeuhmg jsukcmmt
Der Oegensats mdge noch an einem prägnanten Beispiel sichtbar
gemacht werden, welelies uns sugleieh die vier Schemata der Defini-
tionen (3) illastriren wird. Sagen wir:
„Betrfiger (a) und*) Betrogene (p) sind auf dem Holzwege, ver-
*) Ohne die Tragweite des An-^-jpruchs ?u verändern, kann man dieson , un«l'*
rikIi durch ,,odi r*' ersetzen, wenn man si« h zu di r l-mBchreibunf» iH'qiiL'nit: Wer
eiu Betrüger oder ein üetrogeoer uit, ist etc. i>»gugeu würdu: „Betrüger oder
Betrogene sind «tc** undeutlich sein.
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230 Vierte Yorlmang
dienen Tadel*', oder dergleichen, so will dies freilich sagen einerseitB:
i^Betrüger sind auf lureehtem Wege, sind tadelnswert'^ und andrer-
seits: j,B^^^g^i36 sind auf unrichtigem Wege, verdicneu einigen Tadel"
— entsprechend dem Schema (3+)" oder dem zweiten Teil der Defi-
nition (3^) fQr a-f&^c; entsprechend — können wir auch sagen
— der ffanem Definition (3^.) von a + & als Sabjekt, soferne die zwei
letzten Satze auch umgekehrt wieder in den ersten zusammengesogen
werden dilrfeu, als mit ihm gleichbedeutend hingestellt werden.
Sagen wir desgleichen:
„Jene Herren sind Betrfiger und Betrogene" so heisst dies gam
analog: „Jene Herren sind Betrügci'' und zugleich: ,^ene Herren sind
Betrogene" — in Illustration des Schema's (3^)" für e^^a-b, sowie
auch der gansen Definition (3^) Yon a*h als Prädikat, indem wieder
für die zwei letzten Sätze auch umgekehrt der erste eintreten kann,
dieser mit jenen gleichbedeutend ist.
Das beidemal völlig gleichlautende „Betrüger md Betrogene** -ist
nun aher als Klasse im erstem Fall mit a-^-b, im letztem doch mit
a • 6 zu übersetzen gewesen!
Jnt Suhjclii hat die KonjunJclion „und^* die Kraft dts l'lus-, im
Präuil.at die des 3 fal Zeichens.
Es erschfitit uns so, wenn wir djpsos mm eiiilieitiich zusammen-
fassen, als die J laiijttaujnabc ihs JHndncmies ,,ii}td*': die ( fpcra/ions-
glicder innerhrdh (Irr Di fnutioncn f.!) )nitrinander £u mrkniipjcn, Ijlieder,
welche eben bei (Ü^J, wo sie im Subjekt stehn, additive oder
SummuudeU; bei i^)^ wo sie im i*rädikat stehn, muliiplikative, oder
Faktoren sind.
Jl) Ähnliches gilt auch in Bezug auf die nahe liegende Ausdehnung
der Schemata nnsrer Def. (3) auf mehr als zwei Operationeglieder
(ef. Zusatz 2 zu Th. 13):
a^bed I a+d + c^d
sagt nicht mehr und nicht weniger, wie:
ö =^ 6, a =^ c, a =^ I a=^dj h^d, e^d,
Etc Wir können auch diese Thtoreme für die Wortsprache in An-
spruch nehmen. Darnuch lassen sich beliebig viele Satze
vom selbuii .Subjekt aber mit ver- j mit dcuuselbt'ii Prädikat aber ver-
schiedenen Prädikaten \ schit dencn Sul>j('kt('n
jeweils znsiiiunu'iuichL'U in t iiicji fin/i;^<'ii Satz mit (-bciidiesem Subjekt
resp. Prädikat«- und mit einem neuen, zusa/mim&iyeseüten
Prädikate | Subjekte.
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§ 8. luier^retatioQ lür KlasBon. 231
Desgleicheo können umgekehrt Säise der letztem Art, d. i. SStse mit
emem auf gewisse Art zusammeugcdetzten
Prädikat | Subjekte
inuner aufgelöst werden in eine Anzahl Ton als gleichzeitig gültig an-
zoerkeunenden Sätzen vom nämlichen Subjekt resp. Prädikate und den
Elementen jenes zusammengesetzten
Prädikats als einzelnen Prädikaten SiiKjokts als einzelnen Subjekten
— eine Zerfällung durch welche der Silin jener Sätze seine Erklärung
findet^ dieselben ,,auseinanderge8etzt'' werden.
Die „Zusammensetzung" erfolgt beidemal (sowol bei dem linker-
hand als bei dem rechterhand Gesagten) vermittelst der Konjunktion
„und**j wozu nur zu bemerken ist, dass letztere nicht immer ausdrück-
lich gesprochen wird. Vielmehr pflegt bekanntlich statt „a und b
und e und d"^ in der Regel blos gesagt zu werden:
„a, hf c und d^\ indem man alle Bindewörter, mit Ausnahme des
letzten, durch Kommata (Pausen) ersetzt — und zwar sowol wenn
h, Cj d Adjektive (oder auch Relativsätze) als wenn sie SubstantiTe
bedeuten. Ähnlieh später bei Adverbien. Exempd:
fßKoxen, Basen und Salze sind
chemische Verbindungen^ heisst:
I, Sauren sind chemische Verbin-
dungen'^ ,^asen sindchemiecheVer-
bindungen^ und „Salze sind che-
mische Verbindungen*' — sogenann-
jahendes) „konjunktives** Urteil. i tes Jcopul<^ves^ Urteil.
Der Sinn des erstem Satzes wird durcli <lie drei letzten aus-
einandergesetzt" j die drei letztern Sätze ziehen «ich in den ersten
zuäammen.
' Es beherrscht, re^lirt unser Schema im Grossen und (nmxen den
Gebrauch von j^zusanunengesetzten" nämlich aus andern abjzeleiteten
Klassen in Subjekt und Prädikate, führt ihn zurück auf den schon be-
kaunten Gebrauch der sie zusammensetzenden einfachen Klassen.
Indessen siiiii sowol in Bezug aut ilas Schciiici liuker- als in Bezug
auf dasjenige rechterhand auch Ausnahmen zu koustatiren.
f») Links tritt eine Ausnahme zutage da, wo das Subjekt kon-
stniirt erscheint mit einem der sog. „unbestimmten Zahlwörter": „einige,
etliche, manche, gewisse, wenige^ Yiele*' — auch Jsem oder keine% des-
gleicben schon, wo es Tersehen ist mit dem unbestinunten Artikel nein'',
oder mit einer Zahlbestimmung überhaupt — vergl. S. 180.
ffiie Löwen rind Raubtiere, yom
Katzengeschlecht und im Oriente
betmisch'' heisst: „Die Löwen sind
ftaubtiere", „Die Löwen sind vom
Eatsengeschlecht'', „DieLöwen sind
Orientbewohner'' — ein sog. (be-
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232 Vierte Vorlwnug.
Z. B. (He drei Sätze: „Einige Substanzen sind (in Wasser) löslich";
„Einige Substanzen sind (aii der Luft) verbreiinlich" und „Kini^^e Sub-
stanzen sind (in der Hitze) verflüchtigend'' sagen zusammen doch
weniger aus, als der eine Satz: „Einige Substanzen sind löslich, ver-
brennlich und flüchtig", mit weldiem sie ja nach dem allgemeinen
Pchenia «„'nnz gleichbedeutend sein müssten. In jenen drei Sätzen wird
nämlich nur gesagt, dass es Substanzen gibt, welclie eino beliebige
der drei erwähnten Eigenschaiteu fOr sich (vielleicht nur getrennt
von den übrigen) besitzen. In diesem einen Satze daijt'gen wird kuu-
statirt, das» es auch Substanzen gibt, die alle drei Eigenschaften auf
sich vereinigen (wie dies in der Tbat manchmal, sogar bei Salzen, z. B.
beim salzsaurt^i Anilin der Fall ist),
ÄhnUcbes lie.^.>e siih bei den folgendeu Ausf«ageu durchsprechen:
„Gewisse l'flanüeu sind Fleisch f res ser, Dicotylen und Bewohner tro-
pischer Moore". „Mftiudie Meosehen sind unklug tuid le^eht■iIlllig*^ „Wenige
KMiBeben sind arm und znftieden^'. ,fViele sind unwissend und leichtglSabig*^.
Etc. „Zwei Manu wurden verwundet und gerieten in feindliobe Gefangen«
Schaft" heisst nicht: Zwei Mann wurden verwundet, und zwei Mann gerieten
in Gefangenschaft; vielmehr bezieht pich letzteres auf dieselben zwei Mann,
wie erstres, und weil eben der ISamo „zwei Mann*' daii Subjekt nur unzu-
länglich beseichnet» reieht die Wiederholung des Namens nicht ansi es als
dasselbe su kennseiehuen, und mass formell die Aasnabme Plati greifen.
Statt „Einige a »ind b und c" zu sagen: „Einige a sind b oder (auch)
würde dem Inhalt der beiden Siitze: „Einige a f-ind und: n
sind c" zwar etwas nUhcr kommen, sich aber auch nicht mit ihui tle( kon.
Es wird nicht mehr nötig sein, hierauf zurih k/nkommen, nachdem diese
sog. „partUcidaren" Urteile im Zusammenhange behandelt sein werden.
Lassen wir aneh dieselben bis dahin noch möglichst zurDcktreten, so durfte
doch hier der Hinweis auf die Thatsache nicht unterbleibeni dass sie eine
Ausnahme für daä linkb^seitige Schema begrüudeu.
Und ein analoges Verhalten nehmen wir uns hier auch zur Richtschnur in
Bezug auf die spiiter cbrni ills all;:reraein zu behandelnden vorneiiiendon Urteile.
Em ,yh< [iiiiivca" Lrteil, wie; „Kein Mensch ist fehlerfrei und all-
wissend" behauptet wiedernni weni;^er, als wie die li 'idc ii Sätze: ,,Kein
Mensch ist fehlerfrei" und ,,Kein Mensth ist ailwi. ^ id" zusammen —
welche nur in den Satz: ..Kein Mensch i>t leiihulrej vdcr allwissend**
ohne Änderung (Erweiterung oder EiuBcbrüükung) des Sinnes zusammen-
gezogen werden könnten.
v) Eine Ausnahme ron unserm Schema rechterfaand unter X) ist
formell za statuiren in folgendem Falle: Wenn das PHUlikat eine £e*
Mukning fufiaehm den IndiTidoen der Subjektklasse, oder aneh zwischen
Unterklassen derselbeoi konstatirt, so darf a+b^c nit^ chne weUtres
in a^e und h^e aerf&Ilt werden (nnd analog bei mehr als awei
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§ 8. Interpretation für Klassen.
238
T€nneii)w Zu B. ^yBoacbniSnner (Hottentoten^ Namaqua) nnd Neger
(Damra, Hertrd's) befehden einander*' will nicHt sagen: y,Bu8climauner
befehden einander" nnd „Neger befehden einander'^, .sondern: „Die
Buehm&nner befehden die Neger^ und „Die Neger befehden die Busch-
oäimer^.
„a und h sind emander g^eUh** heissi natürlich nicht: „a ist ein-
ander sHetA" nnd Jb ist «tfiondSer giUidif', sondern: ^/i ist gleich J/* nnd
Jf ist gleich Analog: „Der Kläger and der Beklagte verglichen
lieh^ Etc.
„Die Herren A nnd B schliessen einen Kauf ab'* heissi: „Herr A
lehfiesst einen Eanf ab*' nnd „Herr B schliesst einen Kauf ab% und
lisst es offen, ob sie dies mUemander thun, wob« der eine Herr als
Käufer der andere als Verkaufer erscheiueu wfirde, oder aber mU
dritten Vtrsonen. Im ersten Falle würde das Prädikat zwar eine J?e«
zkhmu) zwischen den beideu Individuen der Subjektklasse involviren,
und doch die erwähnte Ausualmie nicht Phitz greifen, weil die gedachte
Beiiehuntr im Prädikat nicht ausdrücklich ertcülud ist.
In allen Beispielen überträjft sich doch weseutlicli das Prädikat
(„befehden", „jzleich sein", „Kauf abüchliesseu" etc.) auch auf die Unter-
Itlassen und Individuen der Subjektklasse, und in gewissem Sinne bleibt
es immer wahr, (iass, was von der Gattmu/ ausfj(S(u/t wird, (uuh von
deren Arfrn nnd Individuen (jcltai, ni(S(/rs(i<?t stun sidl; nur die Bcziciiunyj
welche dem Prädikat beigefiitjt ist, das „einander" oder „mit, pjegen,
durch, etc. einander" muss bei den Einzelübertragunü^en des Prädikats
auf jene Unterklassen jeweils modifizirt, verschieden ausgedrückt, oder
— um einen bei Nicht-Mathematikern in diesem Öinue beliebten Aus-
druck zu gebrauchen — muss dabei „ditl'erenziirt** werden.
Regeln aufzustellen, nach welchen in dergleichen Fällen die Zer-
?^paltuu^ des zusammengesetzten Urteils in einzelne einfachere, oder
uiDj^ekehrt die Zusammenfassung solcher zu einem einzigen korrekt zu
erfolgen hätte, liegt uns hier noch ferne. Es wären diese Regeln in
die Ijogik der Beziehungen überhaupt zu verweisen. Diese aber, als
eine allgemeine Dissiplin, stellt einen höheren Teil der Logik vor, dem-
gegenüber wir es hier nur mit den aüerelenientarsten Beziehungen
swisehen Klassen oder Begriffsiim/aV}^ su thun haben, nämlich mit
jener besonderen Grappe von Beziehungen, deren Erklärung ganz auf
dsn Begriff der Einordnung gegrfindet werden kann, und bei welchen,
wenn von Individuen einer Klasse etwas ai;sgesagt wird, die übrigen
Individuen diewr Klasse dem Geist nicht gegenw&rtig an sein
hranehen.
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234
Vierte Voriesoag.
I) Die nämliche Bedeutung, wie im Priidikat nämlich die Kraft
des il/a/-Zeichens — kommt der Partikel „MwrZ" auch in Aj^osUionen
züf d. h. zwischen Adjektiven (ct. aach Kelativsätzen) die vom näm-
lichen Substantiv regirt sind, sowie zwischen Umstandswörtern (Ad-
verbien) die sich auf das nämliche Verbum beziehen. Z. B. „Unwich-'
tige und wohlmeiaende Freund«? ri< t' ;i ihm . = „Freunde, umsichtig
und wohlmeinend, rieten . . Der Satz hat zum Subjekt (a • h) ■ c,
d, i. y^reunde c, die umsichtig (a) und wohlmeinend (h) zugleich sind
(resp. waren)", nicht aber (a + h) - c = c • (a + h), das ist „Freunde, die
umsichtig oder aber wohlmeinend, oder vielleicht beides zugleich sind".
Der Deutlichkeit zuliebe würde allerdings das „und" besser unterdrfickt
und gesagt: ^jUmsirlitige, wohlmeinende Freunde^' • . . lodess wird des
Wohlklangs wegen, bei einer Aufzählung von mehreren Eigenschafts-
oder aber Umstandswörtern, die Sprache ungern auf das deren letzte
Terkntipfende T^indewort v. r/iditen. Z. B. „Opferwillige, reiche und
Terschwiegene FrLunde halfen ihm aus seiner Geldverlegenheit". Es
mass gemeint sein: Freunde^ die alle jene Eigenschaften zugleich be-
sassen; liätte z. B. auch nur einer derselben geplaudert, so würde die
Diskretion der Übrigen nichts genOtzt haben!
„(Gewobnheitmässiger) Ha8ehiBch(genu8s) tötet schnell, elegant und
sicher^ besagt wieder, dass die Tötung in jeder der genannten Weisen
ßugleiah erfolge. Etc.
AU fernere Beispiele mögen noch angefahrt sein: „Ein markt-
schreierisches nnd schwindelhaftes Unternehmen florirte daselbsf. „Die
arglosen nnd unbewaffneten Eingeborenen erschraken sehr*'. „Gewissen-
hafte und pfliehttrene Beamte werden geschützt^'. „Gezogene nnd weit*
tragende Geschtttze . . ,** „Seltene und teure Bfineralien . . Etc.
Wie schwankend übrigens der Gebranch bei derartigen Sätzen iat,
zeigen Urteile wie:
„Tau^iehe und untaugliche Militardienstpflichtige haben sich ein-
zufinden'*. „Unsre aktiven und passiven Mitglieder sind eingeladen^
etc. — wo die in die Apposition eingehenden beiden Klassen a und b
sich nicht zu a • 5 sondern zu a + & susammenaetzen. Ea wäre hiezu
wieder auf das unter i) Ansgefahrte zu Terweisen. Ob eine aoa den
Teilen a und h zusammengesetzte Apposition mit ab oder mit a-^b tn
übersetzen, ihrem Sinne nach logisch darzustellen ist, wfirde chne saeh-
Uehe NAettbetraekkmgen in der That oft dunkel bleiben; Ober den Sinn
▼on einigen Appositionen wird man wirklich streiten können.
Man lege sich bei dergleichen Übertragungen stets die Fn^e vor,
ob beabsichtigt sei, dass die durch die Appositionsglieder ausgedrückten
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( 8. lDterpr<:tatiou für ivlus^eu.
235
EtgeiMchaften gleichseitig oder nur einceln dem regireuden Sabstantiv
(oder Terbum) zugeecbrieben werden: im entern Fall wird ah, im
letztem a + h die richtige Übereetsung sein.
Wir haben es in der Worteprache, wie man sieht, fast immer nur
mit Rtffdn an tbnn, welche .auch Aasnahmen zulassen. Erst im Kalkal
werden wir OeaeiBe haben , bei denen Ausnahmen nicht vorkommen.
Im logiseben Interesse haben wir Torstehend dm Begriff der „Appo-
sition** etwas weiter gefasst, als es in der Grammatik üblich ist, wo der*
selben sugemutet zu werden pflegt, dass sie — wie bei „Dionysius, der
Tyrann von Syrakus", „Polykrates, Herrscher von Samos^', etc. — in der
Form von Substantiven auftrete*
o) Wir lernten für identische Produkte und Summen verschiedene
Weisen der Obertraguog in die Wortsprache kennen.
Die Operationaxeichen • und + dürfen aber als nuH und plvs nur
gelesen werden, wenn die Klassen, welche sie verknApfeni durch Buch*
Stäben dargestellt sind: Es soll hier nicht daf&r pladirt werden, dass
man sage: ^^schwars mal Pferd gleich Rappe" oder „Pferd mal weiss
gleich Schimmel"!
Wird das Malseieben ^'ui nicht gesprochen, so werden die Stttse wieder
legitim, und machen — tm Deutschen — wegen mangelnder Flexion des Eigen-
schaftswortes und eventuell dessen hier nichttUiridier Hintansetinng hinter das
Hauptwort, nur den Eindruck, von einem Kiiuk; oder etwa einem Böhmaken,
ein«Mn auf tiefer Kulturätufe i-tebondcu, oder der deutrich<>n Hpracho nicht
recht mächtigen Auslünder, halbwilden Eingebüriiou, etc. herzurühreu:
n8ohwar2(e8) Pferd (black horse) ist Happe ^
^PfcMPd weis8(es) (ebsTal blane) * Schimmel*^ —
^ im Qbrigen ToUkommen entsprediend der Schreibung: a& « c.
Desgleichen soll nicht „Herren plus Damen'' i%lr ,^erren und
Damen" gesagt werden. Etc.
s) Als Ezempel zu Th. 6) führen wir an:
ab ^ „Gebildete Adelige sind gebildet«
„Besitzende Adelige sind adelig (Adelige)."
fßchwarze Pferde sind schwan'' [oder „Kappen bind ächwar/'j ,^io
sind auch Pferde''^ etc. |.
Hier gibt es duii sowol .schwar/o al.-- utuh nicht .schwur/e Pferde.
Man beachte iu dieser Uiubicht den Gegensatz deö Heispiels üu den
beiden folgenden:
„Der weisat Schncr ist v^tss*',
„Alle rundeti {^itailratc sind riuid" —
welche iudess ebenso berechtigt sind, das Th. 6^ zu exemplifiairen.
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2B6
Vierte yorlegnng.
Das zweite Beispiel fordert die Bemerkung lieraus, dass aller
Öclmee weisü sei''), versuchte Deteruiiuiitiou des Subjekts „Schnee"
durch da?; Adjektiv „weisse" mithin übertiiLssif^. Es gibt hier ab —
d. h. b welche a sind — aber keine b, welche nicht a wären.
Das dritte Beispiel provuzirt den Einwurf, dass es runde Quadrate
überhaupt iiiclit ^'ebe. [Da es zu einer Kontroverse Anlass geben kann,
wrr(b n wir auf dasselbe unter ^) des § U iinplicite nochmals zurück-
kommen.]
Die drei kursiv gedruckten Exempel können als ttjpische bezeichnet
werden, indem — wie leicht zu sehen — jede donkbare Anwendung
de8 ;^atzes ii^) von der Art eines dieser drei £xeiiipel in beratet
Hinsicht sein muss.
^}a^a + &. ,,Die Adeligen sind Adelige oder auch Beeitzende [ge-
hören zur ArititokratieJ'^ „Die Besita^ndeti ebenfalls''.
yyGleieh iet untergeordnet oder gleich'', veigl. den § 1.
Der Satz: »^orddeutsclie sind Deutsche'' kann angesehen werden
als eine Bxenipiifikation von 6^) sowol als Ton 6^.). Ersteres, indem
man „Norddeutsche" versteht als die Klasse derjenigen Deutschen,
welche aus dem Norden stammen, resp. nördlich der Mainlinie wohnen«
Letzteres, insofern man die Klasse der Deutechen ansehen kann als
die identische Summe aus den Klassen der Nord- und der Süddeutschen
(einschliesslich der durch die Kolonialerwerbnngen hinzugekomnmieii
Reiehsangehorigen).
Alle diese Sätze dflrflen einfach als Selbstrersiandliche zu be-
zeichnen sein. — Wir mfissen hier ehra auch die verschiedenen Arten
des SelbstTcrstandlichen registriren. Und dieses hat verschiedene Grade !
Wo ist die Grenze des unmittelbar Selbstverständlichen fOr den einen,
wo für den andern Denker oder Studirenden? Im Grunde wird — so
hoffen wir — Alles in diesem Buch behauptete als selbstverständlich
richtig zu bezeichnen sein — nicht minder wie diese elementarsten
Betrachtungen so auch die komplizirtesten Theoreme und Lösungen
verwickelter Aufgaben, in wekhe vielh'icht schon der begabteste mensch-
liche Intellekt ohne die Technik unsres oder eines ihm gleichwertigen
Kalküls nicht mehr Einsicht zu gewinnen vermik-hte.
Zur Entschuldigung dafür, da«s wir jcwcila auch bei dem einfacheren,
dem unmittelbar Seibstverstttndlichen verweilen, sei der Ausspruch aas
Goethe's Wahlverwandtschaften eitirt:
*} Der sog. »vote Sehnee" ist es beksniiUioh nur shsi fiSeftsiN« infelge der
eiogeatreuten Protooocous nivatis ^ Algen.
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§ 9. Konsequenzen der Adjuugirung einer Nntlklasse.
237
„Es klingt freilich wunderlich, wenn man etwaB ausspricht, das sich
ohnehin versteht; doch nur indem man sich über das Bekannte ySllig Vfir-
stSadigt, kann man miteinander zum Unbekannten fortschreiten'S
Anderafalls nllmlich trennen sich alsbald die Wege und %vird ütVeiibar,
dasa 60 doch von eiuer nicht zu unterschätzenden erziehlichen Wirkung
gewesen wire, dass es geradem noerllteslich ist, sieh erst nm die Siehernng
von gemeimamen Ansgangspnnkten nnd Richtangen des Fortsehreitens sn
bemflhen, seihet auf die Qe&hr hin, dem Vorwurf der TriviaUtftt sn begegnen.
§ 9. FortMtnmg. KoiiMq,iienien der Adjitiiginuig «iner NvIlUaaae.
Beine Mannlgfiatigkelt.
p) Die Betrachtungen unter jr) würden nicht voilstündig sein,
wenn wir nicht bei Tb. 6^ den Fall noch eingehender erürterteui wo
a& e= 0 ist.
Ich wähle dazu ein gewisses typisches Beispiel, ein i-ieispiel, welches
sicli zu einem Vorbild für alle Fälle dieser Art besonders gut eignet.
Sagen wir:
,,Alle gleicJiseit'ujm recht ichfl-Jk^en Thekrlc sind gJekhseiiig"
Ao gibt dies, wenn als lilüsse „gleichstitig*' mit a bezeichnet und
„rechtwinkliges Dreieck" oder „liektangel" = b genannt wird, eine
Illustration zu dem Satze 6^) ah =^ a.
Sind nun di«' i h i lecke, von welchen wir sprechen, solche aut der
Kngelfläche, sind es ,^phärische^^ Dreiecke, so gibt es*) Individuen der
Klasse a ■ h, welche ja die „gleichseitigen rechtwinkligen (Kugel-)Drei-
ecke", oder kurzer gesagt, die „gleichseitigen (sphärischen) Rektungel"
bedeuten soil. Aus der Sphärik nämlich gleichwie aus der Anschauung
ist es bekannt, dass jedes dreirechtwinklige Dreieck als der achte Teil
«1er ganzen Kugelfläche zugleich aueii ein gleichseitiges ( nämlich drei-
rcchtseitiges) ist. Hier ist dann a ■ b nicht gleich 0, und haben wir
ein Beispiel, welches sich den früher unter ar) angeführten als gleich-
artig an die Seite stellt.
Sprachen wir dagegen von geradlinigen oder ebenen Dreiecken, so
wird O'b jetzt ein Name sein, welcher „nichts" bedeutet; es ist ein
sinnloser oder leerer Name geworden, eine Klasse vorstellend, welche
kein Individuum in sich schliesst, sintemal es gieicbseitige rechtwiniclige
ebene Dreiecke bekanntlich nicht geben kann.
Ob man nun auch fOr ebene Dreiecke den obigen Auaepmch
*) Ks ist hier utbenBucblicb, ob ^Kir diesen Anssprach auf die Maanigfaltig-
keit 1 des WirklicL(>n, Kealeo, oder auf die noch lunfasaendere de» ttberbaapi so
denken Möglichen bezieben..
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Vierte VorleeuBg.
gelten lassen wird?,? Man köuuie darüber streiteu, und es wäre Jas
bochfitäblich ein Streit „um nichts und wieder nichts", denn auch die
fragliche Aussage ist nichtssagend, sie bezieht sich auf nichts.
Wie man solches im gemeinen Leben lialten mag, ist uns gleich-
gültig; ich meinCi man sollte (auch da) sie gelten lassen, mac sollte
ihr wenigstens eine sozusagen yformale Gültigkeit" zuerkennen, in An-
betracht^ dass in ihr dem Subjekt^ den gleichseitigen ebenen Hektangeln,
nur eine hei demselben sdiön vorawgesetgte Eigenschaft (der Gleich-
seitigkeit) sugesprochen, beigelegt wird.
Hier aber, in dem Rahmen unsrer Ditsiplin der Algebra der Logik,
sind wir jedenfalls wrpftiehid, die gedachte Aussaffe aJs ridd^ ansth
Diese — ja eine noch Yiel weitergehende — Yerpfliehtung ist
eine Wirkung, notwendige Folge der seiner Zeit Ton uns voUsogenen
und durch die Vorteile, die sie gewährt, ja bereits motivirten Ad-
jungirung der NuU zu unsrer Mannigfaltigkeit, Folge der Aufnahme
des Nnllgebietes unter die Gebiete, der Zulassung einer Nullklasse su
den Klassen, der Hinxuziehnng des Begriffs des „Nichts^ au den
sonstigen Begriffen des Menschengeistes.
Nach Def (2J ist O^a, was auch a fttr ^n Gebiet, fOr eine
Klasse bedeuten mdge. Wenn also ah die 0 bedeutet, so ist in der
That ab=^a.
Das j^üM* ist sogar Stdtjeki tu jedem hrädSsak: das Nichts ist
schwarz; das Nichts ist sogleich auch nicht schwarz; denn die Null-
klasse ist in jeder Klasse mit enthalten. Wenn sie „nichts" betrifft,
kann eine Aussage niemals falsch sein, und wenn sieb Aussagen auf
gar iiicht:5 beziehen, so ist auch kein Widerspruch zwischen diesen
Auösageji in<')glich.
Den iu diesem Absutite ausgt'.sproclieuen allgemeinen Siit/.cii wirJ
später doch eine gewisse Einschränkung nachträglich zu geben sein;
indem es nötig fällt, die Manniglaltigkeit 1, aus welcher jene GebiL-te,
Klassen oder Prädikate nach Belieben herausgehoben wenleu dürien,
in gowibicm Sinne nach oben zu beschränken, indem sicli herausstellt,
dasa diesü Mannigfaltigkeit eine „reine" bleiben, d. i. eine gewisse
Beschaffenheit bewahren muss, worüber ;() zu vergleiclien.
Iu BeziifT auf v!ii>er typi'^fiies Kxömpel kann man sich nunmehr auch
vorötelien, dass etwa die 2^atui /.u untersuchender Dreiecke — ob sie ebene,
ob sphirische — von Yotnherein unbekannt sei. Die in dem £xempel als
gttltig hingestellte Aussage mag dann TieUeicht em Glied bilden in einer
Kette von Überlegungen, die den Zwtck haben, tu ei^mitteln, von welcher
Natur die fraglichen Dreiecke wirklich sein mOssea. Wird dabei nach hier
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% 9. Kott»equeiisMi der AdjuugiruDg einer Nnllklasse. 239
entwickelten logischen Prinnpien konsequent verfahren, so kann die er-
wähnto Ausnage als Pr;imif53e zu weiteren Schlusäfolgerungen nun ganz nn-
beiieuklich mitverwemlet werden, und i.^t kein r5nmd ersichtlich, weshalb
gedachte üntersuchungen nicht ihren Zweck erreichen dürften.
Öo kauu mau z. B. aut die Behauptung, dasa gedachte Dreiecke gleich-
seiüg öind, nach bekanntem Satze den Sohluss gründen, dass sie anch
gleichwinklig sein, ihre Wtnkelsumme mithin drei Rechte betrag«! mfisse,
womit dann die Frage entsofaieden ist und die ebenen Dreiecke aus-
geschlossen erseheinen.
a) Es wurde in § 1 uusgefübrt, das« das Subsumtioiiszoicheu =^
der Kopula eut?^pricht, und, wenn a und Klassen vorstelieii, ilie Sub-
samtiou mit „n ist 6'' resp. „alle a mud ö'' wiederzugeben sei.
Die seitdeui mit Def. (2^) von \mh vollzogene Zuaiehiuif?. Ad-
jungining: der „Null" zu den Oebieten und Klassen hat mm im Cxetoli^e,
dass auch diese Bemerkung eine Moüiiikatiun nachträglich erfahren
mnss, wenigstens für die Sprache des gemeinen Lebens.
Hat a den Wert 0, so gilt die »Subsumtion <i^h ohnehin, was
auch für eine Klasse 6 immer bedeuten möge. Diese Subsumtion '»^6
lehrt uns danu nichts besonderes, sie wird (hinsichtlich des h) zu einer
geradezu ,,nichtssagenden''.
Der Fall a = U ist nun der, wo die Klasse a überhaupt keine
Individuen enthält eine leere ist^ was die «Sprache mit: gibt keine af*
ansdrQcken wird.
Diesen Fall muss man nunmehr, wenn ausgesagt wird, dass a^h
eeiy stets mit als möglich zagelassen denken; daher ist die Subsumtion:
fortnn sn lesen:
„ilUe Bofem es wMe gibt, änd h**
sie ist m. a. W. SU interpretiren als:
Eniweder: es gibt keine a,
Oder, wenn es welche gibt, so sind sie alle (.
Im Bahmen der gegenwärtigen Dissiplin wird es zwar [mit einem
kleinen unter v) m erwähnenden Vorbehalt] ganz unbedenklich sein,
sack bei der einfacheren Fassung zu bleiben und nur sn sagen: „a
ist ft" resp. „alle a sind wie Mher.
Für die V^erkehrssprache aber wiirc hiezu nielit zu ratcu! Indem
hier stillschweigend die l ntersttUung iiiiizutritt, dass Derjenige, der
etwas sagt, auch wirklich (über) etwas aussagen wolle, so wird eine
auf ,,alle bezfigliche Aussage allgemeiu so aufgefasst, dass sie das
Subjekt als existireud annehme oder hinstelle.
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240
Vierte Vorlenmg.
Wird etwa gemeldet: „Alle Versuche seien i'eklgesehlagen", so wäre
in der Auffassung des Publikums damit implieite auch gesagt, das»
wirklich Versuche gemacht worden. Und wenn jemand, der nieman-
den beraubte, etwa TOn sich sagen wollte: ,^e tod ihm Beraubten
seien wohlhabend gewesen^', der würde sich einer argen SelbstTerlentn-
dnng schuldig machen. Etc. Vergl. hiezu noch weiter unten 9).
Immerhin berulit auf dlcseiii Tlmstand eine Art von Witz, eventuell
bewusst^r Täuschung oder Lüi^e, welche vor dem logischen Gnris'srn noch
am ehesten zu ent?c1iukliL'»'Tf (auch vor dem mathonmtisiJun, .'■ofern oben
in der Mathematik üiue xiuzuiii, die der a, auch gleich 0 gedacht wer-
den darf).
Wer eich im Alltage-Leben die Subsamtion aar Verbal-
iungäregel wählen wolHe, wflrde ekberlich bald der Wortklanterei,
Sophistik, Spitzfindigkeit geziehen werden, nnd dieser wollen wir hier
nicht das Wort reden.
Aber „Eines schickt sich niclit für Alle". In der Wissenschaft
ziemt es sich, schärfer zu uiiterscheiileu, stillschweijjjeiule Vorau:*-
seizungen jeweils zu uuf^drücklicheu zu erheben, dann aber, was gar
nicht gesagt wurden^ auch nicht als behauptet hiuzustellen.
Auch die gewöhnliche Verkehrssprache kann den Begriff des „nichts**
oft nidit entbehreo; sie lueUt ihn zeitweilig allerdingö heran, ohne jedoch
auf sein Mitanterlanfen immer und überall ge&sst va. sein. Sie TerbSlt
sich in dieser Beziehung der identischen Noll gegenüber ungefähr so, wie
die arithmetische Analysis sich verhält gegenüber der „absoluten Unend-
lich", welche hier ebenfallf* zeitweilig herangezoj^cn wird, nm den Mangel
eines Zahlenwertes äusseriieh 'm verdecken, den Au&lall einer Zahl zu
maskiren, welche m. a. VV. hier wesentlich die Rolle eines Lückenbtl&äerä
(„stopgap'^j spielt, und dennodi nie als eine wirkliehe Zahl angesehen und
behandelt werden darf, dem Zahleogebiete schon danun nicht einverleibt
werden kann, weil sie die Regeln der Arithmetik ttber den Haufen wer-
fen würde.
Im identischen Kalkül dagegen wird die identische Null in älinlicher
Weise überall zugelassen erscheinen, wie in der Mathematik bei allgemeinen
Unit rsuchungüu iui Zahleiigcbiote die arithmetische Noll von vornherein
mitbegriffen zw werden pflegt.
Dieser ürostand begründet einen Hanptnnterschied swischen der Sprache
der Logik nnd der des gemeinen Lebens.
r) Es hat die Zuziehung der Null auch noch die weitere Folge,
dass wir die sog. ,.ExisUiizi'i'<ni,iU''\ Sätze wie „Es gibt as'' nicht
mehr (wie in § 2 auch pruvi^uri^eli geschah) vermittelst einer Sub-
sumtion darzuöU'llen in der Lage aciu werden. Mau kann freilich eine
Klasse bilden: r, die Klasse des Realen, die alles umfassen soll, was
in Vergangenheit) Gegenwart und Zukunft (oder, wenn man will, auch
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I 9. KoMeqnensen der Adjtingiruog einer Nallklasie.
241
in der Gegenwart allein) dem Bereich der Wirklichkeit angehört, was
existirt. Wenn es a's gibt^ so ist dann a^^r. Das letztere aber ist^
kraft Def. (2J, auch richtig , wenn es keine a's gibt; es schliesst die
Snbsuintioii den Fall a = 0 nicht &xa.
Wie £zi8tcnzialurteile selbst in onsrer Zeichenspraohe angemessen
darsuüiellen sind, werden wir sp&ter sehen (§ 33).
Binatweilen sind wir nur im stände die Verneinung eines Existenz
eiahrteHs darzustellen, indem, wie geseigl^ die Gleichung a — 0 [oder,
nach Th. 5x) auch die Subsamüon a^O] ausdrAcken wird: ,,E8 gibt
keine aV. Dies wäre a. B. richtig, wenn a die Klasse der ,,Zaub6rer,
Hexen und Gespenster^, oder auch wenn es die der ,,runden Quadrate"
bedeutete.
v) Zur Stelle ist über die verbale Einkleidung der mit Def. (2)
als allgemeine Jb'ormel eiiigeiuhrten vSubsunitionen:
(2J 0=ta und a=^i (2^.)
überhaupt noch einiges zu bemerken.
Wir sahen: 0 bedeutet „nichts"; das Zeichen =^ entspricht der
Kopula, und mnss mit „ist" in die Wortsprache Qbertragen werden;
endlich a mag jedes beliebige*) Piadikat sein — sagen wir beispiels-
weise „schwarz".
Die Subsumtion 0 ist unzweifelhaft richtig, weil die Klasse
aller der Dinge, welche wir „schwarz" nennen würden, ausser diesen
nichta enthält^ also wie ich sagen darf, noch obendrein auch „nichts*^
enthält.
Wenn wir diese Subsumtion aber, dem Torausgeheuden gemäss,
mit „Nichts ist schwarz" übersetzen wollten, so wurden wir gleich wol
eine falsche Aussage erhalten. Denn letztere wttrde ja den Sinn haben:
„Es gibt nichts Schwarzes"; sie wQrde die Verneinung eines der oben
erwähnten Existenzialurteile sein, welche in Formeln nicht die Sub-
sumtion, sondern nur die Glekiniaig 0 a oder a » 0 ausdrflckt
Die Subsumtion hatten wir demnach falsoh llbersetzt, und dieses
weist darauf hin, dass fQr unsre „extremen'* Fälle die Übersettungs«
regeln eine Ausnahme haben, und haben mflssen, indem über den Sinn
des regdi^Aien Übersetzungsergebnisses die Wortsprache bereits ander-
weitig Yerfngt hat.
Dies aber lasst sich nicht nur erklären sondern auch rechtfertigen.
Bei der Aufstellung ihrer Regel, namlidi indem sie es sur Gewohnheit
*' Wie schon aiipfcrltntet, mit einer Einacbränkiiagt weiche unter ^) ausein-
»udergeuetzt werUen wird.
ScBMra», AigL-br» d*r Logik. 16
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242
Vierte Voirletmiig.
werden lieüSj mittelst der Kopula die FAnmdnung des Subjekts unter
das Prädikat auszudriickeu, hat die Wortspraclie auf jene äussersten
Fälle (des Subjekts 0 oder Prädikates 1) überhaupt nicht ihr Augen-
merk gerichtet. Indem sie die Kopula die logische Bedeutung
gewinnen liessi, durtte sie jene Fälle beiseite lassen.
Sie musste ja in der That darauf bedacht sein, die Mittel aus-
zubilden, verni5ge deren sicii von irgend etwas (nicht aber von nichts)
etwas aussagen lasse, und /war etwas Bedeutsames, nicht aber etwas
belbstverständliche«^ und vollkommen Belangloses.
Als ebenso zweck- und nutzlos, wie selbstverständlich, erscheint
aber tür das gemeine Leben sowol, wie für die verschiedensten Spezial-
Wissenschaften jegliche Äusserung von dem Sinne oder der Form einer
der beiden Subsumtionen der fVf. (2j. Dasa in irgend einer Klasse
unter Anderem aucli „nichts" miteuthalteii sei. oder dass irgend eine
Klasse von Dingen in Allem mitenthalten sei, dieses hervürzuhel)cn
dürfte nicht leicht irgendwo von Wert sein. Und /war kann dies zu-
gegeben werden ganz unbeschadet dessen, dass für die 'J'echnik des
Kalküls jenen Subsumtionen (2) doch eine ganz wesentliche Mission
zufullt, dass ihre ünentbehrlichkeit hiefür bereits erkannt wurde, und
wir allmälig vollends sehen werden, wie sie ihre Mission daselbst glaii»
zeod erfüllen (die: Ausuahmslosigkcit zu ermöglichen).
Für die gedachten beiden Grenzfaile nun, wo die Kinordnung also
selbstTerständlich und darum nichtssagend sein würde, hat die Wort-
sprache sich Torbehalten^ der Kopula die Krajft des Gleü^theitseeichens
zu verleihen.
In Bezug auf (2,^) — dass eine Aussage „Nichts (0) ist schwarz
{ay sagen will: 0 a und nicht 0 ^ a — haben wir dies bereits
auseinandergesetzt.
I^asselbe trifft auch bezüglich (2^) zu. Geben wir etwa am Ende
einer Aufzählung eines Berichtes die Versicherung ab: „Diw (das Bis-
herige, Aufgezählte, Referirte a) ist AlW, so wollen wir damit
sicherlich nicht blos aussprechen, dass das Bisherige (a) in allem
Denkbaren (1) mitenthalten sei neben — Gott weiss noeb was — An-
derem, also dass ci^l sei, sondern wir wollen versichern, dass die
fragliche oder erwartete Klasse resp. Mannigfaltigkeit von Objekten
oder Ereignissen, umfassend z. B. alles Dasjenige, dessen Kenntniss
für die richtige Beurteilung der Sachlage wesentlich ist, durch das
Aufgezählte, Referirte gerade erschöpft sei — in unsrer Zeichensprache
also, dass a >-« 1 sei, wenn wir in der That jene ganze Mannigfaltig*
keit mit 1 bezeichnen.
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I 9. KonseqnciueD der Adjangirimg einer Nnltklaiee.
243
Bedeutef iiuti also « irgoud eine Klasfiei wie uScliwarz" oder |,Gold'',
«k, 80 dürieu wir bubäumiionen wie
jedflüfftUs nicht mit:
„Nichts ist Gold" resp. ,,Gol(] ist Alles"
öbersptzpii, obgleich 0 nichts und 1 alloh hr iiU tre bedeutet, resp. auf
UDserm ge^^enwärtigen StaiuIfMinkte nocli bedeuten kann.
Die Übersetzung dieser iSubsumtioneQ in die Wortsprache ist tlber-
haupt unnötig.
Will mau sie aber dennoch ausführen, so ist etwa, wie oben
(unter p), die erstere mit „Das Nichts ist Gold, ist schwarz, etc."
wiederzugeben — vergleiche „das goldene I^kktschen und das silberne
Warteeinweilchen" des Volkswitzes im deutschen Sprichworterschatze.
Bei geeigneler Betonung würde sich sogar die oben zurückgewiesene,
refütirte Aussage aufrecht erhalten lassen. Falsch ist sie nur in der ge-
iröhnlirhm Betonung: ,, Nichts ist schwarz'', welche an den Tonfall des Dak-
tyluü; _ w ^^ wenigättius erinnert. BichÜg dagegen (iu unserm iSiune) wäre
lia mit der nngewQhnliohen Betonimg: ,jNioihts. . .ist sehwari^ (es ist ja
ebensogut aneh weiss) mit dem TonMl des Amphimacer oder Kretikos:
.c- , und einer Pause hinter der ersten LSnge.
Wird 0 anstatt durch „nichts", durch ein Produkt dargestellt, das 0
zum Werte bat,* so kann die gew^lmlicl'.e AnsfJrueksweise wieder Plat/i
greifen. Da z. B. die Klasse „rundes ^^Juadrat = 0 ist, so würe es
wenigstens unTeri^^lich zu sagen: „alle runden Quadrate sind schwär;^''
und dergL
Am besten sage man etwa: das Nichts ist in Allem, so auch in
der Klasse a nocli mitenthalten.
Die aw^te Subsumtion; 1 liesse sicL ttbersetzen mit: „Gold
ist etwas^ ,^c)iwane Dinge sind etwas% etc. indem das nnbesiimtnte
Pronomen „etwas" die Klasse Torstellt, die alles Denkbare unter sich
begreifl^ oAss, fMwo» man 0>erhauipi m reden vemwiiie.
Es wQrde diese allumfassende Klasse entsprechen dem ▼on Boole
in die Logik eingefilhrten „üniTersum des DisknssionslShigen'' (uni-
TCise of diseourse), JoTons' und K. Grassmann's „Totalitilt" oder „All''.
Ob es aber angängig ist^ eine so umfassende Klasse überhaupt zu
bflden, die unter anderm auch die Ableugnung ihrer eigenen Zulässig-
keit, die Verneinung ihrer Existenz raitenthalten müsste, ob wir diese
hier als Bedeutung unsrer ideutischeii 1 (^Peirce's oo) beilegen dürfen^
wll gleich nachher noch eingehender untersucht werden.
9) Nach dem Bisherigen dürfte es heinahe iiberflC1s<?ig sein, noch
besonders darauf hinzuweiseu, dass auch die Subsumtion
0-^1
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244
Vierte VarleBimg,
uiclit mit „Nichts ist Alles" in dio Wortsprache übertragen werden
(liirf, und zwar aus doppeltem G runde. Desgleichen darf sie nicht
mit „Nichts; ist etwas" wiedergegeben werden (aus einlachem (Grunde),
weil hier wenigstens noch das Subjekt ,,nichts" — wie vorhin noch
obendrein das Prädikat „alles" — bewirkt, dass der Kopula „ist" die
assertorische Kraft des GleichJieitszeichena nach dem Sprachgebraach
zukommt, statt deijenigen der Einordnung.
Will man jeiie Subsumtion durchaus in Worte fassen, so sage
man etwa: „Das Vichts ist auch in der Gesamtheit mitenthalten".
Wir glaubten mit den Betrachtungen unter q), v) und (p) so ein-
gehend bei einer ▼erhältnissmässigen Kleinigkeit, anscheinenden Baga>
teile verweilen zn sollen, weil in Beeng auf sie und ihre Aoffassung
ein schroffer Gegensatz der Meinungen unter den Anhängern verschie-
dener philosophischer Systeme sutage getreten ist und noch immerfort
gestritten wird.
Von Herbart, dem auch S ig wart beitritt, ist in Abrede gestallt)
dass die Worts})rache die Existenz des Subjektes unterstelle, und wird von
letzterem als Beleg das TJi-tcil angoföhrt: ..Der Pegasus ist geflügelt".
Allerdings will mit diesem und in viüleu ühalichon Urteilen nicht an*;-
gesprochen sein, dash es in der MannigfaUigkeU des Wiiklidten übernaupt
Individuen der Subjektklasse gebe, hier also: dass wirUieh ein Pegaens
ezistixe. Bemioch aber wird mit dem Urteile ein Subjekt als wirklieh
vorhanden gesetzt.
Das logischr. SuljeJcl fälli nur lihr fiichf ntf^fimmen mit dem grammali-
Tioliscltcn bubjtkte. Wir haben den logischen Gehalt des als Beispiel her-
vorgehobenen Urteils schon in § 2 dahin eiliiulert, dass dasselbe lediglieh
behaupte: die Vorstellung des Fegasus ist enthalten in der Klaoso der Vor-
Bfellongen von geflügelten Wesen, und jene VorsfeUui^ itt eine UfirUidie,
hat eine historische Existenzbereehtagung in einer gegebeuen MannigfUtig«
keit von mythischen Wesen.
Wer diese Wirklichkeit leugnen, die Siibjektklas.se hier als eine leere
hinstelltiu wollte, der müsste als einen vollberechtigten Ausspruch auch
das Urteil zugeben: „Der Pegasus ist ungt/lügdi^*^ — oder, sagen wir z. B.
auch „grün" — kurzum mit jedem beliebig gewählten Prädikate!
Auch der Umstand bildet nur eine Bestftügung unsrer Thatsache:
dass der Glaube an die Existenz so mancher Subjekte oder auch ObjeJrte
— sagen wir z. B. des leibhaftigen Teufels, eines tieriaeh-magnetischen
Plttidums otc. — eben dadurch erzeugt und guiestigt 7u werden pflegt, dass
von früh auf in der Umgebung des lieranwachttenden Menschen vielfach
Uber dieselben ausgesagt, prädizirt wird — ein Verfahren, das als ein
weitrerlnwteter Missbraudi dem Aufmerksamen nicht entgehen kann.
Behr TrefliBiides über die Her berührte noch nicht abgeschlossene Kon-
troverse sagt, auch Yenn^ p. 126 sqq., welcher, die Frage wol am grilnd*
liebsten behandelnd, derselben ein eignes Kapitel widmet. — Aussagen, Prtl-
dikation^ Uber gar nicht existirende Subjekte spielen gerade in den Wissen-
biyiiizoQ by Google
g 9. Kouaequenzen der Adjuugiraug einer Nuilklasäe.
245
sdiaften eme bOchst henromgende Bolle — wie z. B. in der Meohamk
die Sätze üKer die „voUkammen" starren Körper. Solche Satze haben
wesentlich die Bedeutung von Schh'L<}scn, welche an die Voraussetznug der
absoluten Starrheit eines Körpers die betreffenden Behauptnn«]fpn als Fol-
^'cruii^^on kniipfeu ; ihr lügisches Subjekt ist eben diese Hypothese (der
Tolikümmneu Starrheit eines Körpers) und erscheinen damit auch sie als
Urteile fiber 0rteile^ nnd somit Uber Enstirendea.
Wenn es demnaeb mit der Wortepraehe eioh doeh to, wie wir oben
sagten, verhält, 80 sind wir aber an deren Brauch in iinerer Disuplin
nicht gebunden.
x) *) Am letzten Beispiel, der Sabsnmtion 0 1, ISest sidi übri-
gens schon dartbnn, daes es in der That nozulassig ist, unter 1 eine
so umfassende, sozusagen ganz offene Klasse^ wie daa oben geschOderte
yUmTersnm des Diskassionsffthigeu" (von Boole) zu Terstehen.
Wie ausgemacht ist, sollte n&mlich 0 in jeder Klasse, welche aus
der Mannigfaltigkeit 1 herausgehoben werden kann, mitenthalt«i sein,
sodass 0 =^a gilt, 0 sollte Subjekt zu jedem Prädikate sein.
Verstünden wir nun unter a die Klasse derjenigen Klassm der
Manniyfaltiyk^dy welche gleich 1 sitid, [ und dies wäre ja, wenn wir alles
Denkmögliclie in die Mamiigfaltiti;keit 1 hereinziehen dürfen, gewiss
erlaubt], so iimfasste diese Klasse wesentlich uiu- tin Objekt, nilmlicli
das Symbol 1 selbst, beziehungsweise das (»anze der Mannigfaltigkeit,
die seine Bedeutung ausmacht — aiumerdem aber auch „nichls'^ mit-
hin 0. Da nun also 1 und 0 die Klasse derjenigen Objekte aus-
machten, welche gleich 1 zu gelten haben, so miisste nicht nur: 1 == I,
sondern auch: 0 = 1 anerkannt werden. Denn ein Prädikat, welches
filier Kla««e zukomml (hier das Prädikat, identisch gleich 1 zu sein),
muss auch jedem Individuum dieser Klasse zukommen, gemäss Prinzip II.
In einer solchen Mannigfaltigkeit, wo 0 = 1 gälte, würde jede
Möglichkeit der Unterscheidung zweier Klassen oder auch Individuen
von vornherein ausgeschlossen sein; hier wäre dann alles „wurst".
Indem mriti die Gleichnnc^ 0=1 nai;h «pUter bewiesenen liegein bcider-
seita xnit <i, daneben auch mit b inaliiplizirto [gomiiös Th. 21^) und
22,J] isüdann die Ergebnisse 0 = a und 0 = 0 [gemäss Th. 4jJ mitein-
aiider vergliche, wttrde sich dieGleichnng a^bäU oBifemeineFtfrmä ergeben,
galt%, was auch a und b für Klassen oder Indiridaai vorstellen mochten 1
Als allgemeine Formel hingestellt ist solche Gleichung jederzeit ein Unsinn.
Wir werden die Gleichimg:
0 — 1
*) Was unter j) hier folgt iat wol als au subtil für deu ersten ünturriciit
«e&igcr guuignet; es wlie mit jngeadlicben Anfängern — in der Schule s. B. —
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246
Vierte Voilesmug.
nar anzuerkennen vennogen für eine voU^ leere Mannigfaltigkeit 1,
eine Mannigfaltigkeilv welche selbst gar hem Element oder Individuum
enthalt — und eine solche schliessen wir von nnsem Betrachtungen
grundsätslich aus.
Die Torstehende Überlegung wttrde — mutatls mntandis — auch statt»
baft gewesen sein, wenn man in ihr dae Symbol 1 tou Anfang an durch
den Namen irgend einer speziellen Klasse b der erstbetrachteton Mannigfaltig-
kelt ersetzt hStte; sie würde ebenso auf die absurde Oleicbuug 0 = h ge-
führt haben. Und zwar wio folgt: Es gelte 0 ^ <* für jrdr Klas-r rr.
Versteht man unter a die Klasse derjenigen Gebiete, welche gleich b sind,
80 musä die:^e neben h (weluhes ja von allen Gebieten gauz allein gleich
h ist) aueh die identische 0 entballen, was eben die Sabsumtion 0 =^a
behanptel Dann muss also auch 0 ein solches Gebiet sein, welches gleich
h ist; es folgt fim Widersprach mit Obigem) so: 0 — b — für jedes h\
Diese Überlegungen seigen, dass Boole's tmiverseüe Inierpretation
der 1 in der That eine m weitgehende gewesen*)
Im eigentlichen Gebietekalkul, für die Gebiete a einer Mannigfal-
tigkeit 1 von Punkten a. ISsst sieh die Subsumtion O^a, wie wir
schon sahen, ganz unumschränkt aufrecht erhalten.
Doch ist nun die Frage 2u beantworten, inwiefern sich die Ge-
setae des Kalküls aueh auf die Mannigfaltigkeit, gebildet aus aUen
mögliehen Klassen, aus irgendudcken (Ms^eft^ des Dmikens werden fiber^
tragen lassen.
Es ist geseigt, dass es unzulässig ist, diese Mannigfaltigkeit 1
vollkommen bestimmungslos, sie gänslieh uneingeschränkt oder offen
au lassen, indem sich gewisse denkmögliche Formulirungen der PrSdi-
katklasse a schon in (2^) als unzulässig erwiesen. Wie muss sie nun
aber beschaffen sein, damit auf sie angewendet, die Regeln des Kal-
küls, insbesondre die Def. (2^), zu Widersprochen in sich nicht mehr
ffihren können?
Ich will die Antwort auf diese schwierige Frage au geben yersuchen«
Wir haben es zunächst au thnn mit einer Mannigfaltigkeit von
irgend welchen „Dingen" — Objekten des Denkens überhaupt — als
fJ'Uementm** oder .Jndwiduni". Diese mofron (sämtlich oder auch zum
Teil) von vornherein ge«(eben, oder aber (/um andern Teil oder sämt-
lich) nur becjrifl'licli irgendwie bestiuiuit sein. Denn völlig bestimmungs-
los dürfen sie, wie schon gezeict, nicht bleiben.
Damit die Symbole 0 und 1 i tc nach den Regeln des Kalküls in
dieser Mannigfaltigkeit verwendbar seien, wird dieselbe hinsichtlich
*) Bei AbfisMQiig meinei „Opeialiotwkras ete.'* hatte ich dieien Uustsad
noch nicht beachtet.
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f 9. EooiequeiiBfln der AdjuDgirang einer Nullklasse. 247
der Art, wie ihre Elemente gegeben oder auch begrifflich bestimmt
sein dfiifen, gewisae Anfordernngen zu erfOlIen haben.
Als eine erste Anforderang haben wir sehon in § 7 unter Postulat
({I4.)) die namhaft gemacht: dass die Elemente der Mannig<igkeit
ümtlich «eretffSar, miteinander „vairäjßu^ sein müssen. Nur m die-
sm Falk hemämm wir die Manm^aU^heit mU 1. Im andern da-
gegen sieben wir f&r dieselbe den Namen 00 Tor als des einzigen
(Zabl?)-Zeichens aus dem Bereich der Arithmetik, welches daselbst
eine d^imii» unerfüllbare Forderung (die: mit 0 multiplidrt 1 sn geben)
sasdrficlct (wogegen die anfängliche ünmSglichkeit andrer Symbole,
wie — 1, » — }/ — \ j etc., sich bekanntlich durch Erweiterung des
Zahlengebiets belieben lies.s), als dea spezitischen Symbolen, also, der
Unminjlichkeit. [Ein Exempel für letztere wird in Gestalt einer Man-
nifrt'altigkeit von miteinander unverträglichen Funktionalgleichuiigeu in
Anhang 5 gegeben.] Eine Mauüigialtigkeit, welche demnach 00 zu
ueiuien wäre, lassen wir im „identisdien" Kalkül ausser lietriH-ht.
Sind die Elemente der Mannigfaltigkeit vereinbar, so lusöta sich
in derst iljen kollektiv noch Belieben Systeme, „Ucbiete" aus ihren Ele-
menten zusammensetzen, in ihr abgrenzen, es lasseii !«ich lu. a. W.
auch zwecks distributiver Verwendung irgendwie Klaas&n von ludi-
viduen aus ihr hervorheben.
Und insbesondre gehören auch ihre Individuen selbst mit zu den
Klassen, welche wir dann, wenn sie eben zu nur einem Individuum zu-
sammenschmmpfetty als ^monadische" oder ,fii$igulär€^* Klassen bezeich-
nen mögen.
Durch jenen Prozess der beliebigen Herrorhebung von Klasseu von
Individuen der ursprünglich gedachten Mannigfaltigkeit wird nun (im
Allgemein^D) eine tteuc, noch viel umfassendere Mannigfaltigkeit ent-
stehen, geschaffen, nämlich die der Gebiete oder Klassen der vorigen.
So ist die Mannig/ alticfkeit der Funktgebiete der Tafelfläche eine
viel umfassendere als die Mannigfatt^seit ihrer Punkte; denn während
die letztere als Gebiete, Funktklassen, nur irgend welche Flächen ent-
bält, umfasst die erstere ausser diesen selben Flächen (als ihren ^iu-
galiren'' Klassen) aneh noch alle denkbaren Gattungen von Flächen,
L B. die Gattung der kreisförmigen Flächen, als Klassen in sich. Jedes
hidiTidnum der letetem Mannigfaltigkeit ist ein Btnk^ebid, sine Fläche,
die auch in Linie^ Fonktgmppe oder Punkt ausammenschrumpfen kann.
Jedes IndiTiduum der erstem ist eine Gattung von Punk^gdnekn, die
ebenso auch in ein einaelnes Punktgebiet schrumpfen kann und not*
wendig auch alles Toiige mit in sich schliessi
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248
Vierte Vorleeung.
Die ut'ue Mamii^t'üUigkt'it kiinutc mau aU die Potenz" der
vorigeu — besser wohl als deren „ct^te abffekilde oder ätrivirtc Maiiuig-
faltigkeit" bezeichnen.
Von ihr licsstj .sicli abermals eim^ (eventuell) neue, uoch umfassen-
dere Maniii^faltiirkeit „ableiten", welche als die derivirte der ersten
«leriTirteii oder aU die zweite dfxicIriMe Mannigfaltigkeit der ursprüng-
lichen zu bezeichnen wäre. Und so fort.
Wie auf? den vorausgeschickten Überlegungen zd ersehen ht, darf
nun die Bedeutung der identischen 1 sich von der ersten jedenfalls
nicht über die zweite , deren ,,abgeleiteie^^ Mannigfaltigkeit, mit er-
strecken, nocii weniger also über noch höhere von den abgeleiteten
Mannig<igkeiten.
Und damit auch in der ursprünglichen Mannigfaltigkeit die Sab*
sumtiou (2^.) aufrecht erhalten werden kdnne, ist von vornherein er-
forderlich (und hinreichend), dass unter ihrm als ,fitäwiebim*' gegdtmm
Elmmiien skh kerne Klassen hefinde», wMe ihrerseits Elemenie der'
selben Mwmigfaliigkdt als Indimdtien unler sieh begreifen.
Bildete man aucli nur eine singuläre „Klasse'* in cbendieser und
Hesse solche als ein neues hulividuuni derselben zu, so drim^ie augen-
blicklich wieder die identische Null sich zu ihr hiuziu, schlüpfte sozu-
sagen durch die Tliür der Det'. i!?^) in sie ein.
Ich wonie eine Mannigtaltigkeit der genannten Art eine ,,reine'*
nennen — im Gegensatz zu einer f^emischien", bei welcher t)bige An-
forderung; nicht durchaus erfflllt ist, also wenigstens einzolne ihrer
Klcmente Klassen sind, die schon andere Elemente deröelben als In-
dividuen enthalten.
Damit dfr identhchp Kalktif nuf eine ßfarinifffalfighfit anwmuilxtr
sei, mu8s sie eine reine Mannigfaltigkeit sein von vereinbaren Elementen,
Ü) Auch auf die derivirte einer solchen Mannigfaltigkeit ist der
identische Kalkül wiederum anwendbar, nur muss die Ntül in dieser
unterschieden werden van der NttU in jener , der ursprünglichen Mam^h
faltigkeU. Ebenso aueh selbstverstindlich die Eins, indem ja die eine
Mannigfaltigkeit als Ganses nicht identisch war, sich nicht deckte mit
der andern; iUterhaupt werden in ihr sämtliche Ausdrikkc, Operations-
und Besiehungsjsei^en eine neue^ eigenartige Bedeutung heansprudieu.
Bin Gebiet 0, welches die fundamentale Eigenschaft: 0 a nicht
nur in der ureprönglichen, sondern zugleich auch in der abgeleiteten
zweiten Mannigfaltigkeit besässe, kann es, wie wir gesehen, jedenfalls
nicht gebenj ein solches /.u üugireu wäre nicht zulässig, mau könnte,
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% 9. Kerne Mauuigtaltigkeit. 24U
ohne nch ia Widersprüche 2u Terwickehi, es nicht einführen. M. a. W,
Man darf die JßetradUungm ifmerhälb der ersten mÜ denjenigen hwerhalb
der meeiien MamnigfaU^ikeU nüM vermengen.
Schon daa SabBomtionszeichen gibt zwischen Gebiete gesetzt einen
ganz anderen Sinn, als wenn es Klassen Ton Gebieten verknüpft.
Zur Unterscheidung wollen wir die Klassen der ursprünglichen
Mannigfaltigkeit — also etwa Punktg^iete unsrer Tafel — wie früher
mii Uemeny dagegen die Klassen ihrer deriyirten Mannigfultigkeit, d.i.
also GaUungen von ^mkigdneien, oder Klassen jener Klassen, mit
gmsen lateinischen Buchstaben darstellen.
Was dann eine Subsumtion a^h ausdrückt, haben wir längst
er5rterk Auch fahren wir fort, die identische Null dieser ursprüng-
lichen Mannigfaltigkeit mit 0, die ganze mit 1 zu bezeichnen. Es
mögen uns a', o", a", . . . noch spezielle Punktgebiete oder Klassen
der ursprünglichen Mannigfaltigkeit vorstellen.
Wenn nun in der zweiten oder derivirieii Maiiiugiultigktit eine
Subäuiutiuü
gelten soll, so müssen alle in A zu einer Gattuiijj; ziKsammengefassteu
Punktgebiete auch vorkommen unter den in B zusamraeugefassten.
Das Gebiet 0 kann dabei zu jenen gehören oder auch nicht
Wenn etwa:
0
« , ß
a
0
((
a
a
a
gerade die rechts aii^emerkteu Gebiete uniiii.sst, so ist die Subsumtion
A =^ ]{ beispielsweise urfOllt. Und zwar ist hier A B. Hielten
wir aber die Bedeutung von Ä fest, so wäre A •= Ii nur dann zu
nennen, wenn auch B nur die drei angeführten Gebiete 0, a, a
enthielte.
Ich verbinde die zu einer Klasse A oder 7? /.asammengefaisstöa Ue-
biete recht*» hioi* nicht durch Pluszeichen, weil solche als Gebiete-ver-
faiüpfende bereits einen abwetchenden Sinn erhalten haben, und ihre An-
wendung bei J?, z. B., bewirken würde, dass wir von den angeflthrten
Gebieten nach Th. 22^) nur mehr das eine 1 behielten.
Auch in unsrer zweiten Mannigfaltigkeit ist der Fall zulässig,
dass die Klassen (Gebietgattnngen) A, B als singulSre an Torstehen
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•250
Vierte YorleniBg.
sindy nämlich je in oin individuelles Gebiet ausarten. Es mag einmal
A = a, lind vielleicht ebenso B = b je nur ein Gebiet vorstellen.
Im All «j^eiij einen wird dnnn nicht mehr A^B sein. Dass aber
trotzdem vielleidit noch a^b sein kann, TenDdchten wir in dieser
zweiten Mannigfaltigkeit nun überhaupt nicht auszndrficken — jeden-
falls nicht mittelst des bisherigen Sabsamtionsieichens.
Hieran wird auch die Mü^^dicbkeit ersichtlich, dass AB TOn ab ver-
schieden: es mnss t. B. das orstorfi rrodalit unter den angegebnen Vor-
ausset'/ungeii, sobald uui h mit a nicht gerade zusammenfällt, vei'schwifidcn^
ohne this.s iloch ü\\ welches = a, gleich 0 zu sein brauchte.
Das augeiührle Beispiel, wo etwa A = a, JJ = b, a =^ h luui doch
nicht A =4; B augenscheinlich ist, liisst erkennen, dass es beim Über-
gang von Betraclitungeu iuuerlialb der ersten zu solchen innerhalb
der zweiten Mauni^faitii^keit h/cJiI einmal trlduht sein wird, zu beiden
Seiten einer Sub.suLiition Gleiches für (ih irh'S ::>( setzen, und zwar aus
dem d'ninde, weil bei Ausfilhrunnf der .Substitution auch das fcjubsum-
tiüü»/* iVhf^rt seiue Bedeutung nulwendig ändert!
'-^nlltt .1 ^ JJ sein während A =a und 7> = b singuläre Klassen
von (nlHi tfii, also Einzelgebietc selber vorsttH-ii, wäre der Fall
A d ß undenkbar, indem ja B dann ausser dem A (welches einerlei
mit a ist) noch mindestens ein zweites Gebiet enthalten müsste, im
Widerspruch zu der Annahme, dass es auch nur ein Gebiet, b, um-
fasse. Ks bliebe nur die Mötjjliehkeit A = B übrig, und wäre es so-
nach dasselbe Gebiet a^i^b, das beide Klassen ausschliesslich ent-
hielten. —
Wir hätten nun in der zweiten Mannigfaltigkeit A gleich 0 („gross
Null*') zu nennen, wenn A eine leere Klasse ist, welche gar kein Ge-
biet der ersten Mannigfaltigkeit enthält, also jedenfalls auch deren
NuUgebict (klein) 0 nicht — auch nicht einmal dieses.
Hieraus erhellt^ dass in der That die Nullklasse der zweiten Man-
nigfaltigkeity 0, eine ganz andere Bedeutung hat, als diejenige 0 der
ersten, da??« 8ogar erstere die letztere auch nicht unter sich begreift.
Das Nollgebiet der ersten Mannigfaltigkeit ist, als ein „Gebiet'', doch
gewiss ein ordentliches; legitimes Individuum der zweiten; das ^idUs^
in jener ist „Etwa^^ in dieser.
Zu dem absurden Ergebniss 0=1 waren wir aber oben, bei x\
im Grunde nur gelangt, indem wir beide Nullen verwechselten, auch
die andre, 0, mit 0 bezeichneten. —
Lag hienach eine Mannigfoltigkeit ursprünglich vor, auf welche
die Fostulate unsres Kalküls anwendbar waren, so durfte die Bedeu-
tung der 1 schon nicht Aber die Ableitung oder Derivirte dieser Manmg>
j . d by Google
§ 9. Jäeine Manoiglaltigkeit.
251
faltigkeit mit erstreckt^ nod jedenfaUs also wicli nieht über alles Denk-
mSgliclie fiberkanpt ausgedehnt werden!
Es ist indess aucb gaar ntdU M/änat^mtwerti die Bedentmig der 1
in lolch' abstrakter Allgemeinbettf wie Boole sie anstrebt, zu fassen.
Jede Untersnchong dreht sich doch nur um gewisse Dinge. Diese
werden als eine „reine^ Mannigfaltigkeit sich ansehen lassen , insofern
es eben ni5glieh und geboten sein wird, von den Untersuchungen Aber
irgendwelche Klassen dieser Dinge getrennt zu halten alle etwaigen
UDtersuehuiigeii über die Klas6Cii der Klassen vun ebfüilie^cü Dingen!
Man strebt, hei den Cntersuchungen folgerichtig denkend zuwerke
zu gehen. Will man die Schlüsse, die auszuführen sind, sich in der
knappsten Form, wie sie allein die algebraische Zfichcusjprache ge-
wahren kauii, zum Bewusst«ein bringen, sie nach den Methoden der
logischen Theorie kontrolliren , oder aucli soglcii li von der Technik
des Kalküls für die Probleme der Untersuchung Nutzen ziehen , so
empfiehlt es sich, und genügt es, nur eben jene Dinge, um welche ilie
Untersuchung sich dreht, zu einer umfassendsten Klasse zusammen-
zufassen, und sie als „die ganze Mannigfaltigkeit" oder „identische
Ein»'', als den „Denkl/er&ch", mit der Ziffer 1 zu. bezeichnen.
cd) Zum Schlüsse wollen wir noch, obwol es nicht mehr ganz
unter die Überschritt dieses Paragraphen gehört, die identischen Ope-
rationen und Symbole in Vergleichung ziehen mit den gleichnamigen
arithmetischen, mit den sonstigen mathematischen.
Die durchgängige Übereinstimmung ihrer formalen Eigenschaften,
welche aufseiteu der identischen Operationen nur noch ein kleines Mehr
aufweist, rechtfertigte bereits ihre übereinstimmende Benennung und
Bezeichnung mit den arithmetischen Operationen, wenigstens für ein
selbständiges (mit arithmetischen Untersuchungen nicht vermengtes)
Stodiom des identischen Kalküls, wie es hier dargestellt ist.
Im ttbrigen aber zeigt ihrer Bedeutung nach die identische Mul-
tiplikation gar "keine, die Addition nur eine hedingte Vertcandtscliaß mit
der arithmetischen Operation gleichen Namens. Letzteres insofern:
Ist die identische Summe a + h sweier Gebiete eine „reduzirte",
todsas a5 » 0 ist, mithin kein Teil des einen Summanden als ein auch
im andern yersteckter, implicite in diesem tautologisch wie<lerholt er-
scheint, so wird die Maasszahl jener Summe a + h auch die arith-
metische Summe (1^ -|- ^' Maasszahlen <^ und 6' ihrer Glieder a und
h aein. In diesem Falle lasst sich dann also das Pluszeichen ohne
weiteres beibehalten, wenn man unter a, h und a-{-h, statt diese 6e-
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252
Vierle Vorletung.
biete »elber, nur ihre Maasszablen verstehen will; und die identische
Addition geht bei solchem Wechsel der Dentung in die arithtueÜsche
über, fällt völlig mit ihr zusammen.
Anders^ wenn das identische Produkt ab nicht 0 ist, wenn a und
b einen Teil ab gemeinhaben. Hier würde, wie leicht an sehen, das
arithmetische Aggregat:
als die Maasszahl der identischen Summe o + 5 anzusetzen sein, wenn
darin {ah)' diejenige des identischen Produktes «6 bedeutet. Dem Um-
stände, dass in a b' der beiden Gliedern gemeinsame Teil (aby
doppelt in Anrechnung gebracht ist, niüs.ste dann eben durch ein-
maliges Subtrahiren des letztern nur einfaeli ab;;eiiolfen werden.
Es begreift dieser Ansatz auch den vorhin be:?prüchenen Fall lait
unier sich, und ist derjjelbe also als allgemcingüitij^ anzusehen, indem
für ah = 0 auch (ah)' = 0 sein muss (was aber nicht umgekehrt zu
gelten brauclit^), namlicli die Maasszahl eines Gebietes welches als
identische Null verschwindet, sicher die aritlimetische Null sein wird.
Bei gemischten ünterduchungen ist aber, was beaclitenswert und
vielleicht für den Anfänger überraschend, auch die identische Null,
das logische „Ntchtn'' von dem Zfi/<Zindividuum 0 sorgtaltig zu unter-
scheiden. Ein einfaches Beispiel schon vermag dies darzutliuu. Das
idoitischc I'rodukt 2 • I), /.. B., (im (iegensatz zum aritlinietischen 2x3
verstanden) ist „nielits'', nämlich der identischen Null gleichzusetzen,
weil es Nichts geben kann, was zugleich 2 und 3 wäre. Würde mau
es aber der arithmetischen Null gleichsetzen, so hiesse das: behaupten,
dass das Zahlindividuum 0 einerlei sei mit den Zahlindividuen 2 und
3y was absuid.
Bei der Rechnung mit vieldeutigen arithmetischen Ausdrücken
muss demnach nicht nur das identische vom arithmetischen Produkt
mittelst konsequenter Anwendung verschiedener Malzeichen, sondern
es muss auch die identische Null von der arithmetischen etwa durch
kursiven Druck der erstem oder einen über sie gesetzten Punkt, Accent
oder dergleichen unterscheidbar gemacht werden. Ebenso würde die
identische Eins hier das ganze Zahlengebiet, auf welchem die Unter-
suchungen sich bewegen, vorzusteUen haben und erscheint es über-
*) Daa gemeinMune Gebiet, identtsdie Produkt Kweier Flächengcbieto z. B.
kann falls diese etwa aueinander grenzen, sich berühren, aus getrennten Punkten
und Linifni bcätoben, welche zum Flächonmaas^tß null haben werden, ohne dooh ein
leeres Gebiet sa BeLQ, ohne auch im logischen Sinne zu verschwinden.
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I 9. Förteetrang.
253
fluF<ti^ 711 betonen, dass sie von der arithmetischeii 1 unterscheidend
bezeichnet werden müsse.
Sind a, b lineare oder Flächen- oder Raumgebiete und als solche durch
ihre Begrenzung gegeben, so würde es nach den iu Herrn Otto Bödicker's
.,Erweiterui!ir der Ganss hcheu Theorie der Verschlinguugen " etc. (Stutt-
j^art, Spemoim 1876, GÖ Seiten) entwickelten Methoden nicht ächwer fallen,
Ua«88HÜilen und {ah)' ihrer identischen Snnune und desgl.
Pfoduktos durch Inte^nle dsntutfcellen, erstreckt Aber die Gebiete h
selbst oder ihre ümgrenzmigen.
Wenn sonach die Analogie der identischen beiden Gmndoperationen
mit ihren arithmetischen Namensverwandten keine tiefgehende ist, so
tritt dafür eine sehr weitgehende Analogie jener beiden mit gewissen
komplizirteren arithmetischen Operationen antage, die wir nur knrx
anfahren wollen: die identische MuU^Ukatkm Terhalt sieh ihrem ganzen
Wssen nach durchaus ahnlich, wie die Operation der Aufsuekung dSss
gmstm gememadiaftlidien Dknson oder Teilers gegebener Zahlen und
die identische JdtüHon entspricht ebenso der Aufsuchung ihres JUeinsien
gememadiafiUdim MvHtipkms oder Vielfachen. *
In der That kannte man hinstellen: das iäentisehe Produkt von
Gebieten als das grSssk denselben gemeinsame Gdnet, als das umfas-
sendste Ton air den Gebieten, welche ihnen gemein 9iuä\ de^leichen
die idenüsdte Summe von Gebieten als das tetekaie Ton all' den Ge-
bieten, die ein jedes von den gegebnen in sieh enthalten, als das min-
dest umfassende also von denen, die disse alle gemein haben.
Bie Wahmehmong dieser audi Herrn Georg Cantor nicht^ntgangenen
Anslogie hat in der That Herrn Dedekind veranlasst, in seiner sdion
erwähnten Abhandlung* unser identisches Produkt ad, welches er die ,iGe-
memheif* von a und b nennt, mit @(a, 6), unsre von ihm die „Zusammen-
f^mnrt' genannte identische Summe a + b mit 3Jl(a, 6) darzustellen. Da
diese Bezeichnung unstreitig etwas schwerfÄlliger erscheint, wie die unsrige,
so mochte ich, sogar bei logisch-arithmetischen Untersuchnngeu gemischter
Art, antenebeidenden Enüpfungäzeichen, s. B. ittr die identische Addition
ciDem erheblich Uemeren Flusseichen im allgemeinen den Vorzug geben.
E?eataell, namentlich fKr schriftlichen Gebrauch, dUi-fte es sicb-üi solchen
Fällen auch empfehlen gemäss Herrn Peirce's zeitweiliger Übung eines
Pluszeichens mit in die Ff ke rechts unten gesetztem Komma -f-, als iden-
üschf-n Knüpfungszeieheus sich zu bedienen zur Unterscheidung vom ein-
fachen als dem arithmetischen -{"^^i^h^ — wobei dann auch die Summen
und Froduktseichen £^ il, wenn als identische (nicht acithmetisehe) su
deuten, mit einem Kemma als Apostroph nur su versehen wiren, gleichwie
erforderlichenfalls die 0 und 1 — vergL S. 198 sq.
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Fünfte Vorlesung,
§ 10. Die nldht von Negation handelnden Sitae. Beine Qeeetie,
▼on Unltiplikation und Addition je fSr sieh.
12) Theorem. Für die identischm Operationen giU das „Kommuta-
tionsgeseti^:
12J ah^ha. | 12^) « + i>«6 + a.
Nach diesem dürfen die beiden
Faktoren eines identischen Pro- Glieder einer identischen Summe
duktes
miteinander ausgetmtseht werden — ohne dass dies Ton Einfluss auf die
Bedeutung, den Wert des Ausdrucks wäre. Die identische Multipli-
kation resjt. Addition — köunen wir auch sagen — ist eine ^Jcommu-
tativ&^ Operation; ihr Ergebuiss ist ,^ymnietriscJi'^ in Bezug auf die
(beiden) Operationsglieder.
Beweis des Satzes. Nach den Formeln des Th.
von welchen ja nach Anmerkung zu Pr. I, S. 170, eine beliebige «n-
erst statairt werden dorfte, folgt gemäss Def. (3^)' resp. (3^)':
ah^ha I & + a^a + 2i
und in dieser hiemit allgemein bewiesenen Formel darf man auch a
und b TertauBcben und erhalt:
ha^ah | a + b^b + a
was mit dem vorigen Ergebniss nach De£ (1) zusammeuiiiesst zu
ah^ha, I a + 6 — d +
welches su beweisen war.
[Das zweite Ergehniss hätte anch| analog wie das erste, direkt
aus den Tom Th. 6) gelieferten Subsumtionen:
ba=^a, ba=^h | a=^b + a, b=^h + a
iiacli Uef. abgeleitet werden kijnnen; doch wäre diese Variante
des Beweises augenscheinlich etwas weniger einfach geweäcu.j
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§ 10. Die niolit von Negation haDdelnden SStte.
255
Exempol. a = Adelige, & = Besitzende.
Die Besitzenden unter den Adelig<*n sind einerlei mit den Adeligen
unter den Besitzenden.
Anderes Beispiel: a = weiss, & = Pferd, Etwas weisses, was ein
P&rd ist, muaa ein Pferd eein, welches weise ist, und vice venS.
Sei a = Euro^r, h » Busse, so gilt: Europfter und Baasen smd
Russen oder Europfter. Die Europfter nebst den Bussen sind die Bussen
oder Europaer.
Es bedeute a ihxs, was einem andern (einer Itestiminten Klasse) unter-
geordnet ist, 6 das, was ebendiesem gleich ist, so gilt: gleich sowie unter-
geordnet ist nntexgeordnet oder gleich. ^
13) Theorem. Für die ukniisdtm Operationen güt ouc^ das
„AssoeiaHonsgesete'* :
13^) aipc) = iab)c | 13+) (a+b) + c = a + (d + c).
Wenn man in bestimmter Folge, sei es
ein Symbol mit dem Frodakt sweier ein Symbol sa einer Summe zweier
andern Symbole, andern Symbole,
sei es
ein Produkt zweier Symbole mit I eine Summe zweier Symbole zu
einem dritten (Symbol) multiplizirt [ einem dritten Symbol addirt
80 ist es nach dem angegebenen Satze für den Wert des Ergebnisses
gleicJigiUtig, ob sich der in seinem Ausdruck iu die Mitte tretende
Faktor | Term oder Summand
(hier 5) mit dem ersten (a) oder ob er sich mit dem let/.teu {c) der
drei genannten Symbole fyverge.'^pfhrhaßet"' oder „Winmihi", iiamlich ob
er mit diesem oder mit jenem vermittelst einer KJammei zusammen-
geschlossen und dadurch zu
einem Teilprodokte { einer Teileumme
des ganzen Ergebnisses vereinigt wird — nnter
Teilprodnkt ein solches Produkt | Teilsamme eine solche Summe
Torstanden,
welches selbst wieder Faktor eines
andern Produktes ist
welche ihrerseits als Term einer
andern Summe erscheint
Es erscheint hienach der Name des ,,Assoziationsgesetzc8" gerecht-
fertigt.
Man sieht, wie yiel einfacher in Formeln, als in Worten, sich
ein solches Gesetz darstellt.
In dem formalen Ausdruck des letzteren treten Klammern auf,
und ist dies iu unserm Lehrgebäude hier weseutlich zum ersten mal
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256
Fünfte Torlevong.
der Fall. Über Zweck, Sinn und Verwendungsweise tlieses Elementps
der Zeichensprache, welches für die Erzielung knapper Ausdrucks-
formen so hoch wichtig ist, im Grunde jedoch — zur Not — ent-
behrt werden konnte , möge auf den Exkurs über Klammern in An-
hang 2 verwiesen sein.
Beweis des Theorems. Nach 6^ resp. 6J ist:
bc^e und a (pe) he,
folglich nach II:
a (hr) =^ c.
Ebenso ergibt aus
bc=^b und a(pc) ^ bc
sich anch:
a{be)^b.
Endlich ist nach 6^) nnmittelhar:
a (bc) =^ a.
Aus dieser letzten und der vorher-
gehenden Subsumtion folgt nach
Def. (3J': a{bc)=^ah
und hieronSi in Verbindung mit
der vorher erwiesenen Subsumtion
ia{bc) ^ cj folgt ebenso:
a{be)^iah)c
e^b-^c and &+c^a+(&+c)
somit nach II:
e^a + {b + c).
Ebenso ist:
6=^6 + c, b + c=^a + {b+c),
somit:
6 a + (6 + c).
Endlich ist nach 6^) unmittelbar:
a=^a + {b + c).
Aus dieser und der vorhergehenden
Subsumtion folgt nach (3^)':
o + i> =^ a + + c)
und hieraus, in Verbindung mit
der zuerst konstatirten Subsumtion
e ^ a + (6+c} folgt ebenso:
(a J) + <f =^ a + (6 + c).
Analog zeigt man^ dass umgekehrt:
{uh) c aibc) I «4-(6 + c)=^ (a + '>) + c
ist, womit sich dann die Gleichheit der beiderseitigen Ausdrücke nach
Def. (1) bewiesen findet.
In der That ist nach 6^):
(ab) c =^ ah, desgl. ah^a
folglich a fortiori:
{ab) c =^ o.
Aus
(ab) ca^ab und ab^b
folgt ebenso:
(ab) c=^b.
Endlieh ist nach direkt;
(ab) c^c.
Man hat nämlich nach 6^):
a^a+b, a+b^(a+b)+ef
iolglieh
Ebenso
woraus:
b^(a + b)+e.
Endlich nach (i^j direkt:
c=^(a + 6) + c
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I 10. Reine Geeetse der Mnltiplüniioii xe«p. AdditioB. 257
Aas den zwei letzten Subsumtio-
nen folgt nach (3^' : {ah) e ^ be,
und liilt man mit dem vorher^
gebenden Ergebniss {ah)e^a
dies letstere sasanunen, so ergibt
sieb wiederam nach (3^)'
Hienach haben wir, kraft (ß^Y:
und da oben bereits
gefunden ist^ folgt endlicb naeb(3^)'
weiter:
a + (b + c)^ia + b)-i-c, *
q. e. d.
Die vorstehenden Beweise der Assoziationsgesetze bilden meines Er*
achtens eitic Jor schönsten Leistungen des Herrn Poirce.
Exempel /u dorn Butzc. Die Gebildeten (a) unter den adeligen
Grundbesitzern (bc) sind die gebildeten Adligen {ab) unter den Grund-
besttiem (c).
GtbiMcie oder ancfa Adelige (a + b) nebst den Beaibeaden (c) sind
dieselbe Klasse von Personen, wie Gebildete (a) nebst den Adeligen oder
auch Besitzenden (6 + c).
Exemplifikationen zu 13+) sind in Uöi- Wortsprache nicht leicht aus
druek;>voil tJarzustellen, weil in dieser ja Klammern nicht verwendet werUeu
tmd, wo sie docb der Dentlicbkeit wegen erforderUcb w&ren, deren mentale
Erginxnng höchstens durch die Betonung nebst geeigneten Pansen, dnroh
den Rythmus der Hede angedeutet zu werden Termag. Im voilie<fenden
Falle jedoch pflegt die Wortäpnuhp — ohnehin j^ercchtfertigt durch die
Theoreme 13) selbst, ver^'l. dit^ nacli folgenden Zn->iit/,e und Zusatzdcftriitionen
■ — bei der additiven Vereiuiguug oder kollektiven Zusammenfaääung von
drei oder mehr Klassen dieselben stets unterschiedslos, eventuell duroh
Konjunktion«! wie ,,und" ,^owie**, „oder** Tsrknttpft hintereinander auf*
snzÜüeu; sie pflegt die Thton nie 13) allgemein dahin zu verwerteu, dass
sie es sich erspart, sich schenkt, Ausdrucksformen fUr Unterschiede auf"
zoütellea, die ohnehin belanglos sind.
Zusatz 1) und Zusatzdefinition.
Die konsequente Ausdehnung der vorstebeuden speziellen Kommu*
tations- und Assoziationsgesetze zu den gleichnamigen aWitnuinen
Sätzen, welche sich auf beliebig viele Operationsglieder beziehen, ist
nun geradeso, wie in der Arithmetik, zu leisten.
£s wfirde in diesen ProMss der Verallgemeinerung, hier wie dort,
nur das Th. 16) noch mit hereinzuziehen sein.
Die Terallgemeinerten Sätze lassen sieb zu dem Ausspruche zu-
sammenfassen, dass bei der Verknüpfung beliebig vieler Symbole durch
lauter Multiplikationen resp. lauter Additionen die Reihenfolge oder
„Ordnung" und die „Gru^irung" oder Zusammenfassung dieser Opera*
tionsglieder gleidigiätig ist, insbesondre also auch Klammern nach
Belieben gesetzt oder unterdrückt werden dürfen.
ScB>Ö&BB, Algabn &m L«eik> 17
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258
Fönfte Vorlesnng.
Auf diese Sätze ist endlicli auch die Begriflserklärung
eines Froduktes \ einer Summe
von beliebig vielen
Faktoren | Gliedern
genau wie in der allgemeinen Arithmetik zu gründen.
Die Ausführung dieses Programmes kann nur eine Wiederholung
demjenigen sein, was manchen Lesern aus den Werken von wissen-
schaftlicher Tendenz über letztere Disziplin bereits bekannt ist.
Zudem wird durch dieselbe in logischer Hinsicht nichts Wesentliches
hinzugefügt, und sei sie darum ebenfalls in den Anhang verwiesen
(Anhang 3).
Es lässt sich nun auch ein Produkt, eine Summe von drei oder
mehr Gebieten wieder als ein solches zur Anschauung bringen, wie
es für drei Operationsglieder die Figuren zeigen:
Flg. 11
Fig. II
Man nehme sich die Mühe, an diesen Figuren die Gültigkeit des Asso-
ziationsgesetzes 13) wirklich nachzusehen, indem man
einmal die Zweieckfläche, das Bili-
neum ab mit der Kreisfläche c, das
andere mal die Kreisfläche a mit
der Zweieckfläche bc vor dem gei-
stigen Auge zum Schnitt bringt
einmal die (ebenfalls von zwei
Kreisbogen begrenzte) hier in Ge
stalt eines liegenden Achters sich
darstellende Fluche a + b mit dem
Kreis c, das andre mal den Kreis a
mit der Achterfläche b + e zu einem
I Gebiet vereinigt.
Beidemal erhält man in der That dieselbe schraffirte Figur als die
Bedeutung von
abc I a + b + c.
Zusatz 2), auch gehörig zur Def. (3).
Die beiden Teile (3)' und (3)" der Def. (3) lassen sich nun-
mehr leicht von zweien auf beliebig viele Subsumtionen ausdehnen,
nämlich:
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S 10. Rfline Oesetae.
269
(3x)
Wenn sogleich
Z'^a, X'^b, X'^e, •
ist, 80 mass aneh
I sein.
Und umgekehrt:
VVenu
X =^ ahc ■ ■ '
ist, so musB auch seiu:
x^a, x=^h, x=^c^-
(3x)'
(3.)'
Wenn zugleich
a^Xf b^x, c^Xf'
ist, 80 muB8 auch
a + b + c + "'^x
sein.
Wenn
a + b + c-\
ist, so muss auch sein:
a^x, h^x, c^x,-
Der Beweis ist naheliegend, nämlich z. B. linkerhand so zu leisten.
Ad (3^"'. Aus x^a nehst x^b folgt nach (3,,)', dass x=^ab]
hieraus aber in Verbindtitig mit x^e folgt abermals nach (3x)', dass
x^(ab)c, oder, weil die Klammer weggelassen werden darf, dass
X ^ 4ibc Hieraas dann und aus der Voraussetzung x^d folgt wieder
nach (Bj^'f dass x ^ (abe) d sein muss, wo nun abermals die Klammer
wegsnilaasen ist^ u. s. w.
Ad (Sx)"" kann man in der Yoraussetzung auch unter Anbringung
einer Klammer die rechte Seite als ein Produkt Ton nur zwei Faktoren
schreiben, sodass sie sieh darstellt übi x^a{bcd*-'). Hieraus folgt
aber nach (3^% dass x^a, sowie x ^ bed • • - sein moss. Letateres
kann wieder geschrieben werden: x^bied***) und zerfallt nach(3,(y'
abermals va x^b nebst « cc? • • • Indem man so weiterfährt, ge-
winnt man fortschreitend die Terschiedenen Subsumtionen, welche die
Behauptong ausmachen. —
Exempel zum Torstehenden haben wir schon in § 8 unter A)
gebracht
Es könnten Torstehende Sätze auch als selbständige Definition von
Produkt und Summe aus beliebig vielen Operationsgliedem (Faktoren
resp. Summanden) hingestellt werden, während im gegenwärtigen Lehr-
gang wir vorgezogen haben, diese Begriffe rekorrirend auf diejenigen
der Jbinärm*' (d. h. immer nur zwei Symbole auf einmal verknüpfenden)
Multiplikation und Addition zurückinführen.
14) Theoreme. („Tautohgieffeaetg^.) ÄUgemein ist:
14J aa«a. | 14^.) a+a^a.
Beweis. Nach Th. 6^ resp. 6^), wenn darin a fär 5 genommen
wird, ist einerseits:
aa^a. \ a^a+a, *
17»
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260
Fünfte Vorlesang.
Andrerseits trellen die Voraiiss^'tzungen der Def. (3) uach 1 zu,
wenn unter c und b dort ebenfalls a verstaadeu wird, und ist dar- -
naeh auch:
sodass nfteh Def. (1) nun unser Lehrsatz bewiesen erscheint
Während die vorherj^ehenden Theoreme Eigenschaften ausdrückten,
wcl(?-he den arithmetischen Operationen ^anz ebenso wie den ideutiscdieii
zukummen, ist dies mit den Theoreineu 14) nicht der Fall. Wir mögen
letztere deshalb als die spezi/isdten Gesetze des identischen (sowie auch
des logischen) Kalküls liiu.^tellen.
In der Arithmetik würde Gieichunr,' 14^) nur für den Wert 0,
Gleichung 14^) nur für die Werte 0 und 1 vou a eriüUt seiu; ausserdem
könnte man beide Gleichungen noch fttr a » oo in Anspruch nehmen,
welch' letxteres Symbol aber nkht zu den ZaMen gehört
In Worten laseen sich die beiden Satze wie folgt fassen:
IdenHsdte
MiOt^UhaiUm | JädUhn
eines Gebietes
mil sieh s^bst ! 0u skh seihst
lässt dassrlhc nnvi riiudai — ■ doch ist der Forjiielausdruck als der über-
sichtlichere dem verbalen vurzu/ielien.
Die Anschauung lässt beide Sätze als ganz seibstverständiicii er-
scheinen. . Das Gehiet
welches rr mit sich selbst e^moin hat j zu weleheiu a sich seiOst ergänzt
ist eben a selber. Eut:5precheud für Klassen:
Ein Mensch, welcher ein Mensch ist, ist ein Mensch, und umgekehrt
darf mau auch sagen: ein Mensch ist eiu Mensch und ein Mensch, ist
ein Mensch, welcher ein Mensch ist. Was Gold oder audi Gold ist, ist
eben Gold — sowie umgekehrt.
Preihch ist die Bemerkung am Platze, dass man durch solche Urteile
sieh einer unnötigen Wiederholung, einer „2Vitito%ic", eines „Pleonaamtu^
schuldig mache. Es wird auch in der That kaum jeiuals einem Vemttnf-
ttgen einfallen solchergestalt in unTerhUllter Form, sosusagen nackt sn
sagen: ,,die Pferde, welche Pferde sind", „die Neger-Mohren-Xe^er" und
ebensowenig „die Menschen und die Menschen und die Menschen^' oder der-
gleichen.
In verhüllter Form dagegen — implicUe — wird solches, wie sich
zeigen Ittsst, in den Wissenschaften sowol wie im gemeinen Leben, ungemein
hftufig gethan. Ein paar Beispiele werden geniigen, dies zum Bewuestsein
zu bringen.
Zum Zwecke einer zahlentluorcüschen Untersuchnnpr niöcfen wir etwa
aus der Mauniglaltigkeit der positiven ganzen Zahlen diejenigen hervor-
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§ 10. Iweiue Gesetze. 261
heben, „welche mtr durch 1 und durdt sieh sdber teilbar sind**. Die so
charaktorisirte Klasse wird dann bestehen aus dea Primzahlen (d. i. d^
Zahlen die zwei Teiler haben) uud aus der bekauntlich nkhf zu diesen
Lfoiuirij^en FAm (die ja nur r'men Toilur hat). Für bH/;tero aber ist es
üben doppelt gesagt, daüs sie Uuiuii I teilbar, deaa bei ilir heiäät eben
pdurcli sieh selber'* ebenfUls ,)diireb eins'* teilbar. Von ihr sagten wir
also in Terstec^ter Form ans, dass sie f^Sturdi 1 und äurtk 1^ teilbar sei
— eine ausserhatb des Ziisammenhanffes jedeniaUs aberflUsäige Wiederbolang,
die aber innerhalb dos Zusammenhanfj:es i^anz nnerllisslich ist, um die TOr-
bale Charaktorisirung der Klasse so kurz wie oben 7,u f,'cstalten.
Verfügt man bereits über den Nameu „Piiui/,ahlen'\ sind diese schon
eingeführt, ist ihr Begriff bereits erklärt, so kann man Äeilich die hervor-
snhebende Klasse ▼on Zeblen ungefähr ebenso kurz beseichnen als die der
„Primzahlen nebst der Eins"; jedoch tritt hier erstlich der Gesichtspunkt^
unter dem man die Zahlen hervorhebeu will, nicht so deutlich zutage, nnd
zweitens mochte ja auch die ganze Untersuchung der Einführung des Prim-
asahibegrltYs /7)r«Mgegangen sein.
Spreclien wir einmal von „den Besititeudeu und den Adeligen^', so
sind die besitzende Adeligen augcascheinlicb doppelt aufgeführt, nSmliob
einerseita unter den Besitsenden, dann nochmals unter den Adeligen. Die
Beichretbnng der Klasse HiUt aber jedenfiiUs so einfM»ber aus, als wenn
man diesen Umstand vcrnioiden wollte.
In Bezug auf weitere Beispiele möge noch auf die Betrachtungen
unter § 18, or . . ^) verwiesen .sein.
Was nun aber (beim Beschreiben, CharakteriBiren von Klassen) in
▼erhallter Gestalt implieite, ganz .allgemeine P^nuüs ist, nmaa tm Sifttm der
WiasmaOwß muh uiwerkälU, ausdräMdh egi^plidfe eme Stdle finden,
Zneatt 1 an Tb. 14). Die Aoadebnimg dieser apenfiaeben
GesetM des identischen Ealkols auf beliebig viele unter sich gleiche
Operationsglieder ist naheliegend. Wir haben hier auch als all-
gemeingültige Formeln:
aaa-^'^a, I a+a-f «+•••-««.
Behufä Beweises hätte man — unter Vorausbeziehung auf
TL 16) — z. B.:
aaa «= (aa) a aa ^
sodann
aaaa (aaa) a aa
u. s. w.
Die ersto l.'lsst erkennen, dass eine Operation des „Poten^irens" ira
identischen Kalkül nicht vorkommt. Die „Potenzexponcnteii" der Aritlinietik
bleiben hier als obere J))'V>>'i'<! für uns vcrfllgbar, und worden wir speziell
unter hier im allgean laen nicht a selber, soudern irgend ein zweites
von a vielleicbl verschiedenes Gebiet verstehen; ebenso wird uns
a, a\ o*, o\ • • •
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262
Fflnft« Vorl«tDag.
treiter nichfs als euie Ti''>hr von einander vkUekM duirdnceg verschiedener
Gebiete oder Klofi^ftr rorsfrlhn.
Die zweite Foriiu;! ^eigt, daas der Zusammeiibang, wi« er :iwtschen
Additioa und Multiplikation in der Arithmetik besteht — allerdings nur
für den Fall etnea fwsitiTeii gftnaahligen Maltiplikatan, ein Ziunatraaii*
bang, der aber gerade die MnltipCkation zur Operation der zweiten Stufe
dort der Addition gegenüber stempelt — hier im identischen Kalkül kein
Analogen hat Das Fehlen solchen Analogons zn der gedachten Gleichung
der Arithmetik:
a -j- a -j- • • • -f- o = a X «
T ? 7
tUut unsrer Bemerkung keinen Eintrag, dasB die identiäcben Opciationeu
9äf»iUdie formalen Eigenschaften der gleichnamigen arithmetischen beslssen.
Denn eben weil diese Gleicbung niebt allgemein, nicht im komplexen Zahlen-
gebiete fUr ein ganz beliebiges n Sinn hat oder gUltig ist, gehört sie nicht
zn den „formalen" Eigenschaften — im vollen Sinne dieses Wortes,
Während so von den wirklich formalen Eigenschaften der beiden
direkten Operationen der arithmetischen Tier Spezies im identischen
Kalkül in der That keine fehlt, sehen wir hier noch die Bpezifiachen
Gesetze 14) als weitere Eigenschaften hinzutreten, und zu diesen
werden ferner noch — im Grunde als eine Folge derselben — die
beiden Theoreme 23) kommen. Wir müssen demnach die identischen
Operationen der Multiplikation und Addition den arithmetischen gegen»
über als die an formalen Eigenschaften reicheren hinatellen.
Zusatz 2 zu Th. 14). Wenn nun überhaupt in einem Produkte,
einer Summe, Faktoren resp. Glieder wiederholt auftreten, aei es auch
nicht durchweg als successive oder einander benachbarte, sondern riel-
leicht getrennt durch noch andre Operationsglieder, so wird man prak-
tisch von den Theoremen 14) Gebrauch machen, im Sinne einer Ver-
einfachung dieser AusdrOcke, indem mau Ton jeder Sorte Faktoren
resp. Summanden immer nur «me» beibehält (etwa den ersten), die
flbrigen ihm identisch gleichen aber fallen llssi So wird man
s. B. für
ahcaabdacde \ ciH-0+(+<f+A+c+<f+c
in Hinkunft kürzer sagen
ahed. I a + h+e + d.
Muli kann iiiliuliuli wegen der Komrnutativitüt der Openitiuneii die
Operation iiglied er zunächst so umordnen, dass die übereinstimmenden
zusaniraenkonimcn, alsdann kann man die < iriij»{ieu der letztern wegen
der Assuziativiliil jener Ojtorat itnion jeweils zu einem einzigen Opera-
tiüusgliede zusamioeuisciüiesseu, und endlich sie nach Th. 16) — auf
«
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§ 10. Reine Geactz-o.
263
das wir vorrorweisen mflsaen — ersetzen durch den einfacheren Aus*
druck, dem sie nach Th. 14) Squiralent sind. So wäre vorstehend:
(r? a (i a) (^6 h) {c c c) {dä) \ (a +a +a-{-a) + (b + b) + {c + c + c) + (d+ d)
aU eiue Zwischenstufe der Rechnung zu denken gewesen.
Den hier gegebenen Wink dar! der K^chuer nie aus den Augen
Terhercn.
Analog wird man für: ,,die leichts^lSnbiq-fn ✓ fluten, Ifiichfglüubißen
Kiüiiei'' kürzer blo.-^ .'-iigen: „die leichtgläubig«'!! gnt^Ti Kinder", und für:
„Mobauimedaner und Briten sowie Ku^^en und Aluhummedaner'* blos sagen
„Mohammedaner, Briten und Rn8sen*^ —
Für das Th. 14^) gebrauchte Boole' den mit Recht allerwärls als
ungeeignet qualißzirten Namen des „law of duality", wofür Jevons^ den
,4aw of simplicily" vorschlägt. Indem Boole eine Addition nur fUx ein-
ander gegenseitig aussehliessende Snnunandeo zuliess, konnte er auch nicht
das Th. 14^) aufstellen oder zugeben. Von Neueren pflichtet ihm hierin
nnr Herr Venn') noch bei, auf dessen Einwftade wir in § 18, a) . • d)
aufifährlichst eingehen werden.
Das Th. 14 ist zuerst Ton Jevons*) aus«e55prochen, welchem nach
bezüglich Gebrauchs der hier adoptiHen Addition die Priorität zukommen
dflrfte, soweit sie nicht etwa Ton De Morgan anticipirt erscheint. Tb. 14^)
aennt Jevons das „Uw of nnityS indem er darauf hinweist, dass die
Nichtbeachtung des Satzes beim Zählm zu falschen Ergebnissen des ZShlens
führe. Eine .schcm einmal gezShlte Einlieit darf nicht wiederholt gexUhlt
werden. Sind M \ M"\ . . . individuell verschiedene Münzen, z. H.
Markstücke, so gäbe eine Zählnog, wie M' + M" + 31" -\- M'" + • - ein
falsches Resultat; es mutss beachtet werden, dass M' + M' weiter nichts
ut, als M" etc.
Am geeignetsten wflrde mir die Beaeichnung der Theoreme 14) als
tfTautologiegcsd:v" (>1er identischen Multiplikation rcsp. Addition) erscheinen,
indem sie ausdrucken, dass es belanglos ist, das nämliche, was man bereits
genannt bat, nochmals 711 nennen, mag CS mit simultanen oder unter alter-
nativen Termen aufgeführt sein.
15^) Theorem. , 15+) Thoort-m.
Beweis. Nach G^) iat ac=^a, Beweis. Naeh ) i^t
wi'iren a^h also, nach IT: nc^h. nach II also um üu mehr: +
Ebeiiio ist nach ()^): (ir <\ Aus und da ohnehin c=^6 + c nach 6^)
den beidon letzten fSubsumtiüuen ist, so haben wir nach üef, (3^)'
tolgt aber nach (3^)': auch:
In einer SuhmmHon darf mm also "beiderseits
äms^n SymM muitipUMren \ dassdbe Synibol addiren
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264
Fflnfte TdrlenuBg.
und muäs man wiederum eine gOitige Subsumtion hierdurch erhalteni
An der Figur
Fig. tt.
lassen beide Sätze sich durch Anschauung koiitroUiren« Dsss aber diese
Sätze nicht umgekehrt werden dürfen, nämlich, dass aus ac^hc resp.
a + ea^fr+c nicht a^h folgen kann, ofienbaren die Figuren:
Schweden sind Europäer, ergo:
Schweden und Bussen sind Europfter
oder Bossen.
Pig.
bei denen für die Kreise a, h, c die angegebene Voraussetzung sich je
als erfüllt, die fragliche Folgerung aber sich als nicht erfallt zeigt.
Ezempel:
Rappen sind Pferde, ergo: eng- '
lische Rappeu sind englische Pferdf».
Blau ist farbig, ergo: blaue Sake
sind farbige Öalze. ]
Dagegen :
Die europäischen Vulkane*) sind j Russen und Asiaten sind EurojAer
italienische Vulkane. Gleichwol ist j oder Asiaten, ohne dass doch Bussen
„europäisch" nicht notwendig „ita- auch Europäer sein mlissten.
üenisch".
Anmerkung. In der Wort.sprache kann man <hirch tinbcdochte An-
weuduug Uea Tb. 15^) in i'ehler kommen; es ibt daseibbt auf scheinbare
Ausnalmicn des Sut^eä Rücksicht zu nehmen. Ein paar Beispiele werden
dies am schnellsten deutlich machen.
*) Sofern Island and der Tulkaniaehe Teil des Eaukasus nicht zu Europa
gerechnet und von erloachenen Ynlkanen in der Eifel, im griechiecheu Archipel
etc. abgeMhen wird.
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§ 10. Die nicht voo Negation handelnden Sätze.
265
Ein PistoleosobfltBe ist ein Mensoh. Darum muss aber ein vortroff'
lieh«r Schutze noeh nicht ein Tortrefflieher Meneeb, der beste Sohatse nicht
der bette Mensch sein! Ebenso braucht eine grosse Fliege kein grosses
Tier, ein kleiner Elephant Iceiu kleines Tier zu sein, eine grosse Hütte
kein grosses (ichüudf^ — vcrgl. Jevons*'. Pfennige sind Geld, aber viele
Pfennige können doch wenig Geld sein. Etc.
Die Ausnahme iät darin begründet, dass hier das Adjektiv c, welches
dsttrsuniiead znm Subjekt und PrSdik»t trit^ in beiden einoi versdiiedenen
Sinn erhiU sufolge deo Umstandes, dass es als ein rdaiiTes verstanden,
relativ genommen wird, nämlich eine Beziehung, ein VerhSltniss des 8ub-
!«t.inlivs zu andern scincs(j}( icJicn anszudrtickeu be^tinimt ist. Der Begriff
„vortrefflich unter den Schützen" iuit einen andern Inhalt, als der ,,voi-
treiflich unter den Menschen, vortrefflich als Mensch" und demeateprecbend
Ist auch der Umfang beider Klaäsea nicht derselbe.
Das Tb. 15x) gilt stricte nur dann, wenn die Klasse e im Subjekt
und PrikUkat m äbsoUU denudbm Sinne verstanden wird.
Dementspveebttid wttide aneh der Scbluss: Alles Metall ist Substanz,
folglich muss gelten: Das schwerste Metall f Iridium) i^t die schwerste
Sobstanz — dieser Schlnss würde formell falsch, ein F<lilsc/ilu,'is sein, ob-
wol hier die Präuii^so sovvoi als die Konklusiou materiell richtig ist.
Eine ähnliche Bemerkung: dass der Kontrast von Individuen einer
Sabjektklasse zu ibresgleicben nnwillkttrlicb mit in*8 Gewicht f&llt, trifft
nicht selten schon bmm Erteilen solober PirSdikate sn, die sich als absolnt
bestimmte Attribute darzustellen scheinen. So werden wir vielleicht die
gleiche Farbe, die falls von Schafen die Rede ist. noch „weiss" genannt
wird, bei einer chemischeu Öubstanz als grau oder gelblich bezeichneu.
Als den Umfang des Begriffes „weiss'' in absolutem Sinne können wir
immerhin bezeichnen: die Gesamtheit derjenigen Dinge, welche wir (als
solche ihrer Kategorie) eben „weiss'^ nennen wttrden, und bleibt dies un-
bedenklich, es erscheint der Umfang nSmlicb als YöHig bestimmt, solange
nicht Objekte bekannt sind als anter verschiedene Kategorieen zugleich
fallende, unter deren einer sie als weiss, unter deren andrer sie als nicht-
weiss zn bezeichnen wären. — Dass wir nur mit wobldeflnirlen Klassen zu
tiiuu hätten, wurde bereits als eine nicht Überall wirklich erfüllte, ideale
Voraussetzung der Logik hingestellt.
16J Tbeorem. | 16J Tbeorem.
Wmn a^h, so isiae^he» Wem a^^h, ao isi a+c^b^e.
Man darf also auch heiäe Seiten einer Glei^ung mU demsdben Symbol
mii^tMirm, sowie um Dassdbe vermehren.
Beweis. Die Annahme aa5 zerfallt nach Def. (1) in die beiden
SobsnmtioneD a^b und b^(L Aus dex ersten folgt nach Th.
15„) ac^bc I 15^,) a+c^b+e
ond ebenso aus der zweiten:
bc^ae I 6+<?=^a-|-c
wonit nach Def. (1) die Behauptung erwiesen ist
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266
FOnfte Voriefuug.
Aunicrkuug 1. Durch xVnwemlung des Kommutatiousgesoizes 12)
auf «üe Behauptung in den beiden Theoremen 15) und 16) kann man
diet>eii ii* ch versrliicdene Formen gehen. Z. B. dem Th. 15^) noch die
Formen: Wenn u b, so ist auch ac-^ < Ii, desgleichen ca=^6f, desgl.
endlich cw^cb. Doch werden wir Süt^e, die sich so unwesentlich von
den aufgestellten unterscheiden, künftig nicht mehr mit anfuhren, vielmehr
ohne weiteres als sogleich mit jenen gegeben betraehten.
Anmerkung 2. In der Arithmetik dürfen die beiden SStze bekannt-
lieh auch umgekehrt werden. Man darf daselbst einen UlK reiiistimmenden
Faktor der beiden Seiten einer Gleichung, desgleichen ninon libereinstim-
menden Summanden derselben ohne weiteres „sinkhen", den Faktor aller-
dings nur, wenn er von 0 Yersohieden- ist Es kommt dies hinans auf die
Division der Gleichnng dnroh den gedachten Faktor resp. anf die beider-
seitige Subtraktion do^ gedachten Summanden, und beruht die ZolSssigkeit
des Verfahrens auf der Eindeutigkeit der beiden inversen Operationen, näm-
lich der arithmetischen Division (mit Ausnahme tierer durch ()) und der
arithmetischen Subtraktion. Da wie schon erwühnt die iuverbcn (»perationeu
des identisuhen KalkuU mit den gleichnamigen arithmetischen ausser ihrem
Gegensatz zu den direkten Operationen nmr wenig gem«n haben, so Ustt
sich schon erwarten, dass hier der Bücksohluss von
ae^he oder a-¥e^h'^c
auf a »= ö nicht zulässig sein wird.
Für Gebiete thun dies in der That die Figuren kund, in denen a und b
die Kreisflächen, dagegen c das schraffirte Gebiet vorstellt:
Fig. lA^.
Fig. u . .
Ebenso offenbaren fttr Klassen es Beispiele wie folgende:
Die gleichseitigen Dreiecke sind
die gleichwinkligen Dreiecke, aber es
ist nicht: gleichseitig einerlei mit
gleichwinklig ^ der Bhombns s. B.
ersteres ohne das letztere. Die
BchwersteSubstanz ist das schwerste* '
Metall, doch ist nicht: Substanz =
Metall.
Die Primzahlen nebst den unge-
raden Zahlen ist dasselbe wie die
Zahl 3 nebst den ungeraden Zahlen.
Gleichwol ist die Klasse. der Prim-
zahlen nicht identisch mit der Zahl
2, sondern greift noch weit über
dieses allerdings in ihr enthaltene
Zahlindividuum hinaus. U. a. m.
*) Auch wenn man hier im PriUlikat „schwerste** genau to wie im Sotgekte
verateht als „Bchwerer wi<^ dio übrigen Substanzen** und nicht blos als „schwerer
wie die übrigen MetalU^* bleibt die« noch richtig. Vergl. die Anm. sa Th. 15).
üiyitizcd by GoOglc
§ 10. ileilie Gesetze. 267
Weg«B der von der Arithmetik her gelttufigon Übang ist es hier am
Piatie vor dem erwSbnten Rttoltschliiss ausdrHeklich au waraen:
In Gleü^miffen {sowie SuhsumHonm) des iäeniistAen Kalküls ist es
nkiht gestaUet, iibereinsimmeHde Faktoren oder awk Terme der beiden
Seiten su j^strei^m**,
17J Theorem. | 11 j Theorem.
Wenn a^h und a ^ b', so ist auch:
a+<^^b^-b'.
Beweis. Nach 15^) und 12^)
ac^^bb\
Beweis. Nach 15J*) und 12^
folgt aus unsern Annahmen:
a a ^ ha\ hd =^ 66', | a + a' =^ 6 -f n*, h + n ^ l> + 6',
woraus die Behaoptang a fortiori (d. i. nach 11) zu schliesseu ist.
18^) Theorem. | 18^) Theorem.
Weann a=^h und a* fr', ist, so muss sein:
an'^bfj. I a + d=^h + b\
Beweis aus Th. 17^) resp. 11+), da die Annahme a'^b' auch
a'^^b' nach Det'. (1) in sich schliesst
19^ Theorem. | 19^) Theorem.
Wenn a^h und a' so aniek:
ad ==^hb'. I a-fa—
Beweis. Nach Def. (l) schliessen die Voraussetzungen in sich,
dasä sowol <i =^ hj d ^ h', als auch b^a, b'^a' ist. Aus ersterm
folgt nach IT^) resp. 17^):
aa'^bV \ a+a-^&4-&',
ans letstetem ebenso:
hb'=^ad, I b-\-b'=^a + d,
womit die Behauptung nach Det. (1) erwiesen ist. In Worten kann
man sagen:
Gkidies mit Gleicht multipUsirt
gibt Qleidtes,
Glddies 0U Gleichem addirt gibt
Gleidtes.
Zusatz 1. Die Aasdehnung der Satze 17) bis 19) anf beliebig
▼iele Subsnrationen oder Gleichungen ist naheliegend.
Um die allgemeinsten Sätze, welche sich anf diesem Wege ge-
•) NriQilich: indem man in (1er ersten Subsumtion a t=^ 6 beiderseits mit d
«tthmultipUzirt, in der zweiten d b' beiderseits mit b formoltiplisirt.
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2G8
FOnfte V<irle8img.
Winnen IftBseni in Worte su fassen, rnttssen wir aber ein paar Bemer-
kung«! TOianABchicken.
„Qlof^sMmmi^ nennen wir solche Snbsnintionen, in deren Snb-
sumtionazeieben der Bogen sich nach derselben Seite hin Sflhet; dies
sind 8. B. alle bisherigen Subsumtionen, in welchen er es nach rechts
that Dagegen nennen wir „nngleichstininiig" swei Subsumtionen, in
denen der Bogen nach Terachiedenen Seiten schaut, deren eine also
eine CTentuelle ZJnferordnung, deren andre eine eventuelle Üherox^-
nung ansdrficlct, wenn beide von links nach rechts gelesen werden.
In der Arithmetik herrscht der Gebranch, die Anwendung der dort
ebenfalls geltenden Theoreme 19) sowie schon 16) als eine Multipli-
kation resp. Additit»n der die Voraussetaung bildenden (beiden) Glei-
chungen schlechtweg zu beseichnen. Dieses Verfahren ist schon in
der Arithmetik nicht ganz korrekt, weil man ja in dieser Disziplin
faktisch immer nur Zahlen^ also niemals GUithm^ durch Rechnung
▼erknflpft, und aus diesem Grunde haben audi schon einzelne Lehrer
dagegeij geeifert.
Die gedachte Ausdrucksweise ist jedoch in der Arithmetik ent-
schuldbar und auTerfönglich ja zweckmässig, indem sie in dieser Dis-
ziplin durchaus nicht miss verstanden werden kann und einen in der
Mathematik uiibejichreiblich oft auszuführenden J'rozess kurz uud
cliarakteristisch andeutet. Sie ist daj-elbst aucli, wie f^'esagt, ganz all-
gemein üblich, und kfiii MatJieraatiker wird, wenn etwa die Gleichungen
a = h, o'«=6', a" = h" vorausgeschickt bind, Bedenken tragen, zu
sagen: Mulliplmirm wir Jicse Gleichunqm miteinander, so entsteht
aaa" = bh'h"j summiren wir sie, ao kommt a + a a" => h -r b' + h" \
desgl. zu sagen: Multipliziren wir die erste Gleichung mit c, so er-
halten wir ac hc, etc.
Diesen Gebrauch dürfen wir nun aber in den identischen Kalkül
nicht unmodifizirt herübernehmen. Insoweit e.s sich nur um den Ge-
bifc'tekalkul handelt, wäre dies allenfalls noch augängifi;. Dazu werden
wir aber im Aussagenkalkul zu lernen haben, wie Aussagen, Urteile,
Behauptungen überhaupt, insbesondere also auch Subsumtiuncu und
Gleichungen durch Multiplikation sowie Addition zu verknöpfen sind,
* und zwar in einem von dem oben besprochpiipn wesentlich verschie-
denen, nämlich in dem richtigen, korrekten iSinne.
Solche VfrknUpfung von Aussagen wird zu den hHufigsten in nnsrer
Theorie vorzuuehmcnden Proz.psson «T^eh^vren. Da wird denn */. B. eine
Gleichung a = b wirklich uiulupliziren aein uüt einer Auäsage ( , uud
das Produkt (a«B&)'C wird etwas anderes, nSmlicb mehr besagen, als
wie die Gleichung ac^hc. Ebenso wird uns das Produkt sweier Glei-
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§ 10. Die nicht von Negation handelnden ^Itee.
269
chungen (a^h)* (a h') bedeutend mehr ausdrücken als dass bloe die
Gleichung gelte an ~ hh\ i; s. w. — worüber des Näheren der Attseagen-
lulkul selbst zu vergleichen, insbesondro § 33,
Es ist deshalb unerlässlich, die luehreilei Prozesse auch iiutt rätheidend
M benennen. Und dieses geschieht uusres Erachteus am eiulaohsien uud
bMten, wenn man behufa BeBehreihnng der früheren in nnaem Theoremen
ala anlKsaig hingestellten Sehlflaae dem Mnltiplisiren reap. Addiren ein ge-
tignetea Umatandawort , Adverb zugesellt. Das Adrerb muss, .wie sich
teigt-, ein anderes sein, bei den SchUlsscn der Tiienremc 15) und IG) iilt»
bei denen von 17) bis 19). Für jene ist schon ..bridrrsrifs" gebrüuchücli,
Tür diese schlagen wir „überschiebend" vor (nicht unpassend erschiene auch
^nperponirend").
Es soll gesagt wcrdeu: Subsumtionen, Gleicliimgcn (später über-
haupt „i'ropositioneu'* — zunächst von einerlei Art) werden durch
eine Operatiuu „überschitbend" verknüpft, wenn uiun aus iliuen eine
neue Subsumtion resp, Gleichung (Proposition derselben Art) dadurch
ableitet, dass mau sowol ihre liuken Seiten als auch ihre rechten Seiten
durch die gedachte Operation verknüpft.
Damach dürfen wir nun erstlich die Theoreme 15) und IG) auch (nur
wenig abweicheud von der früheieu Fassung) wie i'olgt aussprechen: Sub-
nimtionfai sowol ala Gleichongen dflrfen bddeneUa mit demselben Symbol
moltipliairt, resp. beideraeita nm dasselbe Symbol rermehrt werden; es darf
beiderseits dasselbe Symbol zu ihnen addirt werden; es darf auch ein Sym-
bol mit einer Subsumtion oder Gleichung beiderseitig multipliairt, es darf
ta jenem diese beiderseitig addirt werden. Uud zweitens:
Es liefern uns die Theoreme 17) bis incL 19) dantacb den all-
gemeinsten Satz:
In heutiger Meiui*' vorhandene sei es glekhstimmige Subsumtiofien
oder aucli Gkkkumgen dur/cn überschiebend mü einamkr muUiplkirtf über-
schiebend tu ewumäer addirt werden, und zwar ist das Ergebniss eine
Gleichung nur, wenn unter den verknüpften Propositionen sich keiw
SabsQmtion befindet, dagegen wieder eine mit den gegebeneu gleich-
stimmige Subsumtion im andern Falle, d.i. wenn mindestens eme Sub-
sumtion sich unter den verkuttpften Propositionen vorfindet
Würde man aber eine Gleichung a» & mit einer andern a
bddtrieas multipliairen, so erhielte man eine Aussage
«.(a' = fc') = 6.(a «fe')
dl*- sich ebenfalls als eine im Aussagenkalkul gültige nachweisen lassen
wird, und da^ lbst einen Sinn hat, der weder nich deckt mit dem des Er-
gebnisses der iiberschiebenden Multiplikation beider (ileichuii<^'en: a-a'« b'b\
noch mit dem des Ergebnisses ihrer Multi[)iikatiou (schlechtweg):
(« = ?))• {d = b') .
Man ersieht hieraus, dass auch die üiuatandöwörter „beiderseits" und „tiber-
BCbiebend" nicht verwechselt werden dürfen, nicht durch ein einziges Um-
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270
P<bifte Yorlenuig.
Standswort ersetzt werden k?5nneii, und tlass in der That in unserer Theorie
es ^Gh^Aew erscheint, in beregier Umsicht mehr als in der Mathematik auf
korrekten Ausdruck halten!
Notabene: Multipliürt man die Gleichung a » 6' beiderseits mit a
so entateht auch etwas anderes, wie wenn man die Oleiehuog a a 5 heider'
aeits mit a » b' moltipliurte. VergL § 33, |) und o).
Zusatz 2* Kombinirte Anwendimg der Theoreme 19^) und 19^)
liefert den Satt, daas es in jedem Ausdruck, welcher nur darch die
Operationen der identischen Multiplikation und Addition aufgebaut
erscheint, gestaüet ist, Oleidus dwd^ Gleiekes ta ersetzen. Sicherlich
wird solche Ersetzung ohne Einflus« auf den Wert des Ausdrucks
bleiben, wenngleich die jForm desselben dadurch Tcr&ndert werden mag.
Exempel. Ist b + c » a, so ist auch
a (b + c\ + (i -{■ {b + c) c = an + d + ac t= a + ac + d = a + d.
Wio Venn' p. 146 und anderwärts bemerkt ist, dna der link.seitigen
Kolumne von Öütjiuu 15) . , 19) zugruudeliegeude Th. 1.^^^ bereit* von
Leibais gegeben (Specimen demonstnuidi, Erdmann, p. 99), der auch
schon die Detennination durch Nebeneinanderstellen der Symbole nadi Art
der Faktoren eines Produktes ausdruckt
Die Theoreme des .gegenwärtigen Paragraphen sind Ton so ausser-
ordentlich häufiger Anwendung dass es su umständlich wäre, sie jedes*
mal zu dtiren. Dieselben mQssen in suceum et sauguinem, in Fleisch
und Blut des Rechners fibergegangen sein.
§ 11. Gemisekte OesetBOt den Zusammenhang awisohen boiden
Operationen aelgend.
20) Theorem. Eine jede vo» dm leiden Gkiekungen:
a = ab ^ a -^b
ist nur dm Umschreibung der Substmtum:
dergestalt, dass diese drei Aussagen äquivalent sind, einander gegen^
seitig bedingen: wenn irgend eine von ihnen gilt, so gelten auch die
beiden andern.
Der Beweis besteht aus vier Teilen, indem zu zeigen ist, dass
aus jeder der Gleichungen die Subsumtion und umgekehrt aus der
Subsumtion eine jede von den Gleichungen folgt.
Ist ö-= a 2*, so folgt nach Def. ( 1 ) ' Ist a + 6 ==« 6, so haben wir auch
auch o=^afc, und weil nach Th. 6^) ! a + b=^b, und weil nach (5+) okne-
auch ab=^b ist, so folgt a fortiori: . hin a^a + b ist, so folgt nach II:
a=^b. I a^b.
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§ 11. Gemiächte Oeseiae.
271
lat a^h,,MO kommt Dach 15^):
M^ab, oder wegen 14^): a^^ah,
Dft nim DadL 6^) ohnehin ab^a
gili^ ao ist naeh UeL (1) bewiesen.
Ist a^hf M kommt naeh 15^):
a + b^h-^h, oder wegen 14+):
a-hb^b. Da nan nach 64.) ohne-
hin b^a+b gilt^ ao ist a-^b^b
nach (1) bewiesen.
FOr Gebiete wird der Yorstehende Sats durch die FSgnren 1 und 2
TersinnUehi
Exempel für Klassen. Bappen sind Pferde. Also sind Pferde, welche
Rappen sind, nichts anderes als Rappen. Desgl. Bappen oder lYerde sind
schlechtweg Pferde. Es versteht sich, dass unsre Exemplifikationen noch
in der mannig<igff n Weise vermehrt werden könnten.
Zusatz. Im Th. 20) ist mitenthalten das Theorem Ton Robert
Grassmann, dass auch die beiden Gleichungen einander gegenseitig
bedtngoi. Daa n&mliche gilt von den beiden Subsomtionen:
a=^ab und a + b^b,
die ja mit solchen des Th. 6) in jene Gleichungen ausammaifiiessen:
Auek diese beiden sind mU den drei Mgen dquiwUetUe Aussagen. —
Schreiben wir nun die Subsumtionen der Def. (2): 0=^a und 1
iia( Ii Vorbild des Th. 20) in Gleichungen um, so erhalten wir aujj;en-
blicklich die folifcnden Theureuie (dio als „reine" Gesetze erscheinen):
21^) Theorem. a'i=a.
Theorem. a.0 = 0.
In Worten bezüglich:
Mit 1 muUijpligiren ändert nirhfs,
oder: Der Faktor 1 kann nath Be-
lieben gesetzt oder unterdrückt
werden. (Darum heisst 1 der Mo-
did der MuU^ikaHon.)
Ein Brodukt vers^windet, söbaM
än Fäkior dessdben 0 wird.
' 21^) Theorem.
I 22+) Theorem.
a + 0 = a.
KtUl addiren ändert nicJitSj oder:
als Summand kannO nach Belieben
zugefügt oder weggelassen werden.
(Deshalb mag 0 anch der Modul
der AddiUm genannt werden.)
Eine Sunme nimmt den Wert 1
an, sfibdtd ein Term dersdben ^/eidi 1
wird.
Die beiden letzten Sätze siiid uämlich auch leicjit auf haiiebi^j vtele
Operationsglieder auszudeli neu.
Durch die Voraustelluug des Tli. 20) haben wir hier die aller-
diugd hübscheu vier direkt«»!! He weise, welche Peirce von diesen
Sätzen gibt, erspart. Zum Überiiuss seien auch diese hier reproduzirt.
Beweis von 21^). Nach 6^ ist
rt • 1 =^ a. Aus der Subsumtion von
I: aa^a nebst deijenigen(2J: a^l
Beweis von 21^). Nach I ist:
a=^o, und nach (2^) ist: O^a.
Hieraus folgt nach dem Schema(3.,.y :
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272
Fflafte Vorlerang.
folgt ferner nach (3^': a^a*!;
womit der SaU krafb (1) bewiesen
isi
Beweis Ton 22^. Nach (2^) ist:
O^d-O; nach 6^ aber anch a*0^0,
also nach (1) der Satz erwiesen.
a+O^o. Dazu ist nach 6^.): o ^ a+0,
somit nach Def. (1) der Satz er-
wiesen.
Beweis von 22^). Nach (2^) isl^
gleichwie jedes Gebiet^ so auch das
a + 1 ^ 1. Daza nach 64.) l^a+l»
somit besteht die Gleichheit.
Far den Gehietekalkol ist die Gültigkeit der Satse im Hinblick
auf die Bedeutung von Produkt, SummCi 0 und 1 auch onmittelb&r
evident:
Was eia Gebiet derMaiini<;faltig-
keit mit dt-r ganzen Maiiuigtultig-
keit gemein hat, ist ebendieses Ge-
biet selbst.
Waä ein Gebiet mit nichts gemein
hat, ist nichts.
Dasjenige, wozu ein Gebiet von
weiter nichts ergüuzt wird, ist dies
Gebiet selber.
Dasjenige, wozu ein Gebiet der
Mannigfaltigkeit durch die ganze
Mannigfaltigkeit ergänzt wird, ist
offenbar ebendiese.
Anmerkung X au den Theoremen 21) und 22).
Nach 21^) kann man jeden Ausdruck darstellen als eine Summe,
deren eines Glied er selber, und dessen anderes Glied 0 ist. Anch
einen Ausdruck, der gar nicht in Form einer Summe crscheinti ein
beliebiges Symbol, kann man bienach jederzeit aU eine Summe gelten
lassen, dafür ausgeben, als eine solche behandeln, ansehen, betrachten«
Insofern man aber den Summand 0 nicht ausdrücklich zu schreiben
pflegt, nennt man in solchem Falle den Ausdruck, das Symbol, auch
schlechtweg eine ewgUedrige Summe, ein „Jfonom*'. Dies gewährt den
erheblichen Vorteil, dass man nun Regeln, die sich auf die Yerknfipfnng
▼on Summen ebenso beziehen, wie auf diejenige Ton andern Symbolen
(die keine Summen sind) einheitlich zusammenzufassen, fllr beide Falle
auf einmal darzustellen Tcrmag, worauf wir gelegentlich bereits hin«
wiesen.
Nach 21j() kann man ebenso jedes Symbol als ein Produkt hin-
stellen, dessen andrer Faktor 1 wäre, und da man letztem nicht zu
schreiben piU gt, dasselbe als ein einfakhriges Produkt bezeichnen.
Zusatz zu ebendiesen Theoremen 21, 22).
Koramen in einem Ausdruck die Symbole 0 und 1 irgend wieoft
als multiplikative oder additive Operationsglieder vor, verknüpft mit
irgendwelchen andern durch Buchstaben dargestellten Gebiets- oder
Klassensymbolen, so wird allemal eine Vereinfachung des Ausdruckes
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I 11. Oemisclite Ge««tie.
273
nach clen Schemata 21) und 22) mdglich nnd angezeigt encheinen,
und swar ist leicht einsoBehen, dass sich der ToransgeaetBte Umstand
dea Yorkommena von 0 oder 1 ~ durch das fortgeaetate und ndtigen-
fa)U wechselnde Spiel der Berfieksichtigung des jeweils einschlägigen
Ton diesen Schemata — immer gänzlich beseitigen liss^ mit einziger
Ausnahme des Falles , wo der ganze Ansdruek nach seiner Reduktion
schliesslich selbst den Wert 0 oder 1 annimmt (d. h. sich herausstellt^
dass er eben diesen Wert be^tzen muss).
Es wird nämlich jede aU Summand auftretende Null^ sowie jede
als Faktor auftretende 1 ohne weiteres zu unterdrücken sein. Wo
dagegen die 0 als Faktor erscheint, tilge man das ganze Prodnkl^ in
welchem sie Faktor ist Wofern nämlich dieses Produkt nicht etwa
selbst der ganze Ausdruck ist (welcher dann Tiehnehr in 0 zu yer*
wandeln wäre), muss es nämlich Summand sein; denn wenn es Faktor
wäre, hätte man nicht das ganze Produkt genommen gehabt Ebenso
wo 1 als Summand auftritt, tilge man alle übrigen mit ihm verbundenen
Summanden. Damach muss diese 1 Faktor geworden sein, wofern sie
nicht der resultirende Wert des Ausdrucks selbst isti denn wenn sie
abermals Summand wäre, hätte man ja die fibrigeu Summanden noch
nicht vollständig getilgt gehabt
In solcher Weise reckmirt hrnn ein am Crdnäsjfmbolm mittM Adäi-
Htm ^mä Midtig^iikeMim aufffdHtuier Juaärvdt, sofern er nicht selbst in
den Endwert 0 oder aber 1 sich zusammenzieht^ die Symbole 0 und 1
nidU (weiter) enthalten.
Exempel. (a + b + r) (a + b + d) (a + (+(/)• 0 ■ (l + & + c + d) = 0,
{ atfe+cJ + (i(<i + 6) i{ah + cd)ibf+y/t) + yl+ac){l+gh)*{a*b)'O-(c+d)+ad-^0cd=lj
a+0+(o+lXl+l)c(0+l)(l+«i)+l- lo(öo+d+l)ld-0+c-l ) (l+/^*ir+ü)=»a+c+e.
So wichtig die vier Sätze 21) und 22) für den Knlkul mit Klassen
»ich erweisea werden, so wenig Wert scheint es /.u. haben, dieselben in
der Wortsprache fttr soldie in Ansprach zu nehmen.
Kit Widerstreben fiut bequeme ich mich zu dem Versuche, der mehr
nar als eine Übnng fUr den Leser in der verbalen Einkleidung yon Formeln
sich rechtfertigen dürfte.
21^) Was schwarz und zugleich | 21^) Was schwarz oder nichts ist,
irgend etwas iät, das ist schwarz, ' ist bcliwar^ (und umgekehrt). Es wird
and vice versä. sich freilich entgegnen lassen: es könne
22y^) Was sehwan und zugleich | auch nichts sein. Dieses hebt aber
nichts ist, mass nichts sein — dies i tmser Urteil keineswegs an^ da wir
wird allgemein zugegeben werden. ' Übereingekommen sind, unter den
Aber auch umgekehrt: Nichts ist nichts \ schwarten Dinpfen auch das Nichts
und zugleich schwarz — so wenig- i mitzubegreifen.
ScuJtuDitK, Alg«bra d«r Lvgik. 18
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274
Fttofte TorlMung.
btens in gef^enwärtitrer Disziplin, in 22^) Was schwai'z oder irjjciid eL-
welcber wir übeieingekotumen sind, was iat, rnuss eben nur irgendetwas
sein, und umgdcehrt: Alles ist schwan
oder (sonst) irgend etwas.
das Niehts in jeder Klasse, so aneh
in deijenigen d«r schwarzen Dinge
mitenthalten za denken.
Das Wort „nichts" könnte in vorstehenden Sfttzen anch teilweise oder
durchweg durch |,ein rundes Quadrat'^ z, B. ersetzt werden.
Wir sehen, dass für die Spracho des gemeinen Lebens liuchstcns wol
die Theoreme 22,^) und 21^) beanstandet werden k?>nnen, aber nur diese
— dureiiaus nicht 22^). Jene sind dort in der Thal cum grano salis zu
nehmen.
Dem Maätenuttiker dagegen, der seine bei den Zahlen erworbenen
Gewohnheiten in den identischen Kalkül unbesonnen herübemfthme, müsste
das Theorem 22^) allein anstössig erscheinen. Die drei andern von den in
Redü Bteh» n']t n ThGoreraen konstatiren ja Formeln, die auch in der Arith-
metik allgftiu/inc (lultun;^' luihcn.
Und der ümstaud, dass die identische 0 die (hcidm) Giumieiyomhaftai
a • 0 MB 0 und a -t- 0 » a mit der arithmetischen gemein hat^ rechtfertigt
es zweifellos, dass wir der Arithmetik das Zahlzeichen 0 behnfs Darstellung
nnsres Nullgebietes, des absoluten „Nichts", entlehnten.
Dagegen vereinigt die „identische 1" in sich die Grundeigenschaft der
arithmetigehen 1, das- r? . 1 = a ist, mit einer solchen „der absoluten Un>
endlich", gem;i>s weicher in der Matheiniitik rv -f- oo = oo _ffilt.
In rtin jummlcr Hinaicht würde duniach ein aus 1 und oo zusammen-
gesetztes Zeichen, wie etwa:
wol als das geciguetste erscheinen, um Dasjenige vorzustellen, was ich hier
„die identische Eins" nenne.
Will man aber statt eines besondern Zeichens (wie Jevons' „Üni-
verse^U, R. Grassraann's „Totalität" T) der Einfachheit wegen eines der
beiden Zeichen 1 und "x: selbst hiezn vprwenden, so gibt dio formale Hin-
sicht keinen Aus.sibhig. welcbes von den beiden etwa vorzuzielien wäre.
Jsun haben-Boole und Andere stets, auch Herr Peirce trüber, nur
das Zeichen 1 benutzt Neuerdings jedoch hat sich letzterer" samt seiner
Schule — sekundirt durch Wnndt^ — fClr das Zeichen oo entschieden,
sodass den Genannten also a oo — a gilt!
In sachlicher Hinsiclit nnig hiebei wol die Überlegung ausschlaggeliend
gewesen sein, da^^s das fra^'licbe Zeichen die nnnzc Mannigfaltigkeit, auf
der» 11 (iel'ii te die Untersuchungen spielen, vor/,u>t. llen hat, und diese hüiffig
„eine uuendiiehe" ist, nümlich, wenn sie auch nicht immer ein unbegrenztes
oder unendlich grosses Gebiet vorstellt, doch wenigstens nnbegrenst viele
Elemente enthalt 8o enthttlt ja in der That die durchaus endliehe und
vollkommen begrenzte FlSche der Schultafel (z. B.) gldcbwol unendlich
viele Punkte.
Demungeachtet muss ich jenen Ü bertritt fUr einen Bttckschritt halten
*) Als eine Wirkung dieser Schwenkung citirc ich einen Herrn Peirce zu-
gesohriebeuen paiisue aus der verdienstlichen Abhandlung von Miss Ladd (Frau
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§ 11. Gemischte Gesetse.
275
und scheint mir fttr den identis^m Kalkül mit Gebieten nnd Klassen sowol
als mit Aussagen die 1 anbedingt den Yonug vor der oo zn Terdioieii
»08 folgenden Gründen:
tt) Wfthrend die Oleidiong a • 1 « a fttr die Arithmetik ebe fnnda-
nieDtale ist, spielt die Gleichung a + OOaOO daselbst gar kmne Rolle.
Gruiiil: die „absolute oo" ist gar kcino Zahl, sondern wird nur '/citweilig
211111 Zalilengebiet herangezogen um in der Tbat den Maugel, das Nicht-
vorhandeoseiu eines Zahleuwjertes zu verdecken. Manche Leser dürften
deshalb schon Anstoss daran genommen haben, dass ich überhaupt von
^er ünendlicb** gesprochen. Die oo spielt in der Mathematik nur die
Bolle eines „LäekehbässerS" (S. 240).
ß) Iq den Anwendungen auf Wahrscheinlichkeitsrechnung (cf. De Morgan
Boele, Peiree^ Mae-Farlane, Me Coli) entspricht die identische Eins
immer dem bekannten Symbol, 1, der Oewisdieit
y) In der Anwendung auf jede endliche M au uig faltigkeit, d. i. auf eine
solche, welche nur eine begrenzte Menge von Individuen, Elementen utu-
iasst (Exempel: Feldergebiet eines Bogens kanrirten Papiere) mnss Denen,
die sich aus dem angeführten Grande fttr das Symbol oo entschieden haben,
dieses ganz ebenso unpassend erscheinen, wie ihnen fttr eine nnendliche
Mannigfaltigkeit das Symbol 1 erschien.
d) Zndem dürfte es sieh aber aneh empfehlen, das Symbol oo reser-
virt zu behalten für andere Zwecke: nämlich als Symbol des Widerspruchs,
der UnvcriräglichkeH. Schon im identischen Kalkül — doch ist dies hier
von geringem Belange — mUsste man damit eigentlich die Ausdrücke
^ 0 — X [?ergl. § 23, a)] darstellen. In gewissen andern IHsupUnen
indess, die mit dem identischen Kalkol nnr verwandt sind, nicht xosammen-
fallen, ist es von hohem Werte, das Symbol oo zu dem angedeateten
Zwecke verfügbar zu haben. Speziell /. T3. um die Unverträglichkeit ge-
wisser Fuuktiunalgleichungen, Algorithmeu ntiteinander in Formeln zu setzen
bedürfen wir dieses Zeichenü, als des am angemessensten erscheinenden
(vergl. Anhang 5, Beleg 7). Im Gninde würde so der Gcbraudi von oo,
skUt t, Uffitim eiagesdwänkt auf dm Fall, wo die Elmenie (und also muA
He Gebiete) der gansm MamifffaUigheU mdtt alle verträglich sind miieinander.
Dieser Fall aber ordnet sich nicht dem identischen Kalkül anter,
sondern rribt mit Vcraulassuntr zur Be^ündnng eines neuen Kalküls, dos eigent-
lich „logischen" oder Kalküls mit „Gruppen", in Bezug auf den wir sehen
werden, dass er von einer gewissen Stelle an sich vom identischen abzweigt
— vergl. § 12 und Anhang 4, 5 und 6.
Franklin) — vergl. Studies in logic, p. 19 — : ,,Iu aiiy ]iro[iosilion ol foruial
logic, 00 repreaents what is logically poMible; in a material proposition it rc-
pnsents what exists.** Damit scheint mir doch — Incus a non Ineendo — der
Charakter des Symbols auf den Kopf gestellt zu weiden!
18*
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276
Ffliifte VoilMttngr.
Der Anfänger kann hier noch nicht in der Lage sein, die unter d)
rnbrizirten Bemerkuni^en ganz zn verstehen, mithin die angeführten GriSn le
voll zu wUrdi<jen. AiiJcrs Derjenige, der schon da.s Buch dnrchi^earbeitel
haben wird, i ur dieben müssen wir der Vollständigkeit wegen nuch eines
bemerken:
Im Aussagenkalkvl werden ja auch Aussagen in Bechnang gesogen,
die gemeinhin zu reden miteinander „unverträglich" sind, die mit tftrem
Sinne einander „widersprechen". Es scheint dciiinach kraft des von mir
unter 6) Gesagten das Verfahren des Horm Peirce, die ganze Manni;^-
fiiltiLrkeit der Aushageu mit oo zu bezeichnen, auf den ersten Blick gerade
gerechtiertigt zu sein. Und doch bestreite ich eben letzteres I Usd dies
mein Qrand: Der Aussagenkalkal wird — weaentlieh gam in Überein^
Stimmung mit Peirce — Toa uns so angelegt werden, dass man die Aus-
sagen (teilweise absehend von deren Sinne) jeweils in Gebiete umschreibt:
in Oebiete von Zeitpunkten. Von einer Unverträglichkeit dor letzteren
miteinander (und in fl'ifuem Sinne also auch der zu^'ehrnigpn Aussagen)
kann dann so wenig die Kede sein, wie von einer Unveitiiiglichköit, einem
,f Widersprach zwischen den Punkten einer geraden Linie**.
In der That wird dieser Anssagenkalkul aucb nnr ein Unterfikll sein
des identischen Kalküls mit Gebietoi einer tfannigfalUgkeit vcn tmier sich
verträglicheti Elementen.
Ein Beispiel dagegen dos „logischen" Kalküls, der einen wes«ntlich
andern Anblick darbieten wiril, liefert erstmals der logische Kalkül mit
Funktionalgleichungen, Algorithmen imd Kalkuln, auf den wir in Anbang 4
und 5 eingehen.
Am diesen Gründen sei die Beibehaltung der (Boole^schen) 1 empfohlen
und hier beUOtigL
23J Theorem. SMs isi:
a(a + b) = a.
Beweist. Nach I ist a =^ a,
zugleich nach G^): a=^a + h.
Aus diesen beiden Subsumiioueu
folgt nach Def. (3^)' :
Umgekehrt ist aber auch nachS^):
23^) Theorem. Stets ist:
a + ab = a.
B e weis 1 . Nach I ist a <^
•/us^kMih nach ij^): ab=^n,
woraus nach Def. (ß^)' folgt :
a+ab ^ a.
Dazu ist nach 6^) direkt:
a ^a + ah.
a(a + b) =^ a.
Uiemit ibt dcuu nach Def. (1) die Gleichheit erwiesen.
Beweis 2. Nach 6) ist: ab=^a^a + h uud die erste dieser
beiden Subsumtionen lässt sich nach dem einen Teil des TJi. 20) um-
schreiben in die Gleichung 23+), die zweite Subsumtion, nach dem
andern Teil von 20), in die Gleichung 23^. —
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§ 11. Oemuolite GeMtie. 277
YoD den beiden Theoremen 23) ist — aiia einem erat unter 28)
darEuIegenden Grunde — das aweite 23^) von der grösseren Wichtig-
keit. Es genügt, von beiden nur dieses fQr den Gebrauch beim
Rechnen sich einsupregen, weshalb wir dasselbe auch allein in Worte
kleiden wollen: SoÜdte Glieder einer Summen wMe em midem QUeä
dmdben tum Faktor hdbaUf kSnnm jeweils nnierdrOckti gestrichen, wg-
gelassen toerden, sie gehen in dem letzteren ein, werden von ihm ge-
Wissermassen Terachlnckt, einverleibt oder abiorfnrt — weshalb man
das Th. 23^) auch als das ,,Absorption8gesetz" des identischen Kalknls
beseichnen kann. Umgdedirt kann man natOrlich awh ein IdiAiges
(Gebiets* oder Khaa9n')Symbol um das R^oduki dessdben m irgend wMe
andere Sjfmhole auf Wunsch additiv venndtren, ohne dass dies von Ein-
flnss auf die Bedeutung des Ausdrucks wäre, in welchm jenes Symbol
vorkommt
Für irgend awei Gebiete a, h ist die Gültigkeit der Theoreme 23)
auch unmittelbar anschaulich.
Eiempel ftr Klassen: Die Adeligen, welche adelig oder auch besitxend
sind, mflBsen eben die Adeligen sein. Die Adeligen und die besitsenden
Adeligen sind eir fn. Ii die Adeligen.
Der Ausdruck: „Pferde oder auch Rappen (schwarze Pferde)** sagt
weiter nichts, als der kürzere Ausdruck: ,,Pfei<!ö''.
Freilich, wenn jemand erzählte, es seien (bei einer gedachten Gelegen-
heit) „Pferde und Rappen" su sehen gewnwn, so würde er mdlr sagen, als
wenn er blos entfalte, es seien ,,Pferde** zu sehen gewesen; es wBre nttm-
lieh im erstem Falle positiv behaaptet, dass unter den Pferden auch
(einige) Rappen bemerkbar frowesen seien, während im zweiten Falle hier-
über nichts ausgesagt, also das Gegenteil auch als möglich offen gelassen
ist. Wie ein aolcher Aut^Ji)ruch in der logischen Zeichensprache darzu-
stellen wäre, würde sich erst nach dem Eingehen auf die paitikalareu und
Existenxial-Urteile angeben lassen, dann aber dem Stadirendea auch keine
Schwierigkeit mehr bereiten.
Aufgaben. Den Ausdruck su vereinfachen:
abc(Jb+c) + (ed+a+deß a
Besnltat: a.
Desgleichen die Ausdrucke:
ab{a-\-b)y o-f 6 + a6, «ftc(a+6+c), a + t + c + a6 + ac + öc + aftf.
Endergebaisse besflglich: a&, a + &, abc^ a + d + c.
2i^) Theorem. Wenn
1 ^ ab
istf so miiss auch sein:
1 » a und 1 -» 6.
I 24^.) Theorem. Wenn
I n + = 0
I istf so mii.ss aiuh svin:
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278
Fünfte yorlesimg.
Ein ProduTct kann nwht anders
fflrich 1 Herden j als indem jeder
Faktor desselben gkuß^ 1 tßird.
Beweis 1. Lant Yoraussetzuug
ist nach Def. (1):
1 < ah,
und da nach TIi. 6^)
ah a
ist, so folgt nach II auch:
somit nach Th. 5^):
1 = a.
Analog beweist man auch, dass
\ t=h ist; zudem folgt dies nach
21 als Rückstand aus der Voraus-
setzuDgy nachdem schon a 1 be-
Eine Summe kann nur dann ver-
schtmndm, wenn ihre Glieder sämt-
lick gleidi 0 werden.
Beweis 1. Laut Yoraussetanng
ist nach Def. (1):
Aber uacli Th. G^) ist
a=^a + b,
folglich nach II:
nach Th. 5^) also
a = 0.
Analog bewei^it man auch, dass
h *= 0 ist; des^l. folgt dies nach
21^) als Rückstaiul aus der Voraus-
setzung, nachdem bereits a«=sO be-
wiesen ist.
wiesen ist
Beweis 2. Nach Def. (3J resp. (B^)
sagt die Subsumtion
ganz das nämliche aus, wie die beiden iSahsamtionen:
1 a nebst l^^b | a^O nebst h^O
KQSammen^ und nach Th. 5^) resp. ö^.) sind diese Subsuiutioiioii alle
drei je für sicli it(|uivalent den entsprechenden Gleichungen in unserm
zu beweisenden Satze.
Beweis 3. Beiderseitige Addi-
tion Ton a zu der Yoraussetsnng
nach I64,) gibt wegen 22^):
1 ab-^a
also nach 23
etc.
Beweis 3. Multiplikation der
Voraussetzung beiderseits mit a
gemäss Id^) gibt wegen 22^i
a(a+b)^0,
also nadi ^B^t
» — 0,
etc.
Anmerkung. Nach Th. 5) hätten auch die Gleichheitszeichen
in der Voraussetzung unseres Satzes (desgleichen überall in demselben)
durch das Subsumtionszeichen ersetzt werden können.
Mit Beweis 1 konnte das Theorem schon viel frGher aufgeführt
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9 11. Gemisebte GeMtee.
279
werden, dicht hinter Th. 6), wenn mau will; mit Beweis 2 sogar noch
▼or dem letstom.
Zusätze. Da ans den xwei letzten (den behaupteten) Gleichungen
des Satzes auch umgekehrt die erste (die Torausgesettte) nach 18)
und 21) folgt, BO kann man sagen, dass diese eine Gleichung aqni-
Talent ist dem System der beiden andern, simultan als gültig hin-
gestellten. Insbesondre also sagt rechterhand die eine Gleichung
a -f & » 0 genau dasselbe aus, wie die beiden Gleichungen a « 0
und 5 = 0 Eusammen genommen; denn aus jener folgen diese beiden,
und aus diesen beiden folgt umgekehrt auch jene. Aus einem bald
naher darzulegenden Grande besitzt dieser Sats wiederum grossere
Wichtigkeit als sein duales Gegenstück.
Wir haben auch in der Arithmetik Analoga zu dem erwShnten Satze.
So ist, wenn a und b reelle Zahlen bedeuten uud i die imaginüre Einheit
vorstellt, bekanntlich die Gleichung u + ib — O Uquivalent dem Gleichuugen-
paarp: a = 0, ^ = 0 Desgleichen können diese letzteren boidon in die
t.-ine (ileiehuTi^' <r -{ — 0 /.ns;\iiinieii!Tezogeii wer leu, indem itu roeiicn
Zahleugebiet auch eine Summe von QuadtaUii mcht uadeis verschwinden
kann, als indem ihre Tenne (somit audi die Grandzahlen dieser Quadrate
selbst) simtlich ▼ersehwinden. Die Geltung des Th. 24^.) weist darauf
hin, dags es im identischen Kalkül nichts geben wird, was den negativen
Zahlen der Arithmetik analog wfire. Namentlich kann es hier keine Gebiete
creheu, die als Summanden oder Addenden zu einmal gex't/ten (iebieten
hinzugefügt, diese wieder authöben. Es würden solche Gebiete sich hier
auch nicht fingiren lassen, ohne dass die fundamentalen Gesetse des Eal-
kals umgestossen werden mUBsten. Gleichwol verftigt auch der identische
Kalkül flber die Mittel, eine Ausschliessung, Ansnahme oder Exception vor-
zunehmen, worttber die einschlftgigen Betrachtungen in § 23 zu verglühen
sein werden.
Die Ausdehnung der Satze "M) von zweien auf beliebig viele
Opcrationsglieder und Gleichungen ist leicht zu bewerkstelligen und
naheliegend.
So wird z. B. die Gleichung a + h + c = 0 das nämliche aussagen,
wie die drei Gleichungen a"»0, 6=sO, <? = 0 zusammen. Denn man
kann die dreigliedrige Summe a + h + c zunächst darstellen als eine
zweigliedrige: (a + h) + c. Die Anwendung des für Binome bewiesenen
Th. auf die Gleichung (a + h) + c = 0' zerfallt diese zunächst in
die beiden Gleichungen a + h = 0 nebst c == 0, und die erstere von
diesen wird durch abermalige Anwendung des Th. 24^) noch in a«sO
nebst ft » 0 gespalten. Und so weiter.
Eine l>elktlnffe Menge von Glekiwngen, deren eine Seite 0 (resp. 1)
ist, läsd sUk demnach sids i» eine emmge soldie GUiehung msanmen-
Mi^en und durtk diese auareidiend vertreten.
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280
Fünfte Yorletiuig.
Exempel für Klassen.
Wenn die Aussage wahr iäi: „Alles der Wirklichkeit 1 Agehörige iat
ein B¨icbes a (d. i. irgendwo vorhanden sei es gewesen, sei es gegen-
wärtig ezistirend oder künftig in's Dasein tretend) und ein Zeitliches &
{irgendwann vorhanden)", ao gelten auch die beiden Auslagen: ,fAlles Wirk-
liche ist als ein Rüumlich» irgendwo vorbanden (sc. gewesen, existirend
oder künftig)" und: „Alles Wirkliche i.^t als ein Zeitliches irgendwann vor-
handen". Und umgekehrt ziehen diese beiden letüieren Sätze den vorher-
gehenden nach sich.
Der BalU'. „Es gibt keine Draehen, Heien und Gespenster** sagt das-
selbe, wie die drei Satze: ,fEs gibt keine Drachen**. ,|Es gibt keine Hexen**.
„Es gibt keine Gespenster**.
25) Die beweisbare Subsumtion deaDistribntionsgesetzes.
Es ist allgemein:
25J Theorem.
ah-^ae^ a{b + c).
264) Tbeorem.
a + he^{a+h) (a + c).
Ich gebe för diese Sätze zwei ganz verschiedene Beweise.
Beweis 1. Nach üj ist:
b^b + c und e^b-i-c
somit naeh 15 J:
Hieraus aber folgt nach Def. (3^)
der SU beweisende Satz.
Beweis 2. Nach 0^) ist:
ah =^ (i und (k; =^ o,
woraus nach Def. {'^^):
ab + ac =^ a.
Analog ist:
ab'^b und ae^e
aonacb gemäss 18^):
Aus dem yorigen Ergebniss in
Verbindung mit diesem fliesst nach
Def. (3^) die behauptete Subsumtion.
Beweis 1. Nach 6^) ist:
bc =^b und bc^c
somit nach 15^):
und hieraus folgt nach Def. (3^
die zu beweisende Subsumtion.
Beweis 2. Nach 6+) ist:
a=^ a + b und a =^ a -f c,
woraus niich Def. (3^):
a=4 (a+6) (a + c).
Analog ist:
somit nach 18^):
Aue den gewonnenen beiden Re-
sultaten fliesst nadi Defl (3^) der
zu beweisende Satz.
Zusätze. Wieder gestattet uns das Kommutatiousijesetz, in den
be wiese 11011 l'oriut'lii .sü^Yol l*aktoreu als Gliinlor beliebig utnzustolleii,
und dadurch denst llteu noch andere Gestalten zu geben. Namentlich
sei hervorgehoben, dass auch:
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§11. Gemucbte Oeeetse.
281
ha-\-€a^{b+e)a | &c + <i^ (J+a)(<?+a)
fortan gelten muss.
Die Ausdelmiuig der Sätze auf die identische Addition beliebig
fieier Tenne mit gemeinsamem Faktor^ resp. Addition eines Terms
tu einem Produkt Ton beliebig vielen Faktoren, ist naheliegend, und
leicht zu beweisen. So haben wir auch:
ah + ac + ad=^a{b + €+d) \ a hcd =^{a + h) (a + c) {a + d),
uud so weiter. —
Die Rechtfertigung dur obeu den Theoremen 25^ gegebenen Über-
sciirittj und die Exemplifikation dieser Sätze durch Klassen, verschiebeu
wir auf die nücliste Vorle^nnt?, Desgleichen verziel tcji wir darauf, die
Riitze schon in Worten zu iürmuUren, aus Grüudeu, die daselbst zu-
tage treten werden.
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Sechste Vorlesung.
§ 12. NiohibeweislMuiE6it der Bweiten Bnttmnition des Distributioiii-
gMetees und UnentbebrUehkeit eine« weiteren Prinsipes. Friniip
zur Vertretung des unbeweisbaren Satsses.
Setzen wir einen Augenblick den Fall, es würden sich auch die
beiden folgenden Formeln beweisen lassen, die ich zwar noch nicht als
Theorme bezeichnen aber (Torgreifend) mit den jetzt fälligen Cliifi'ran
numeriren will:
26^) a(b-^c)^ah-^ae | 26 J (a+5) (a + e)^e»+&e,
so würden im Hinblick auf Tb. 25) nach Def. (1) auch die Gleichungen
gelten mfissen:
27.) a[b + c) = ab 4 ck; \ 27+) a + lc = (a + h) (a ,
deivn erste mit dem „Distributi'msgesrfgf^^ der Arithmetik zusammen-
fällt. Und um^'okt'hrt' w<'thi *lie Foruiehi 27) als Gleichungen gelten,
so sind nicht nur diu iSub^iuuitiunen 25) sondern auch die 2(>) kraft
Def. (1) als allgemeine Formel wahr.
Auch diese Formeln 26) und 27) wären wieder von zweien leicht
auf mehr als zwei Operatiousglieder auszudehnen, und hatte man bei
27); z. B. linkerhand, fQr drei Operationsglieder:
und so weiter. Der Beweis wäre zu führen, indem man die dreigUe>
drige Summe d + c + <l zunächst als eine zweigliedrige + + kraft
13^) darstellte und dann zweimal nacheinander, zuerst auf diese bino>
mische Summe selber, sodann auf ihren ersten Term ( + c, das Schema
27^) anwendete. Man hat also zu schliessen:
a(6 + c + rf) = a { 4- c) + j = a{p + c) + ad = {ah + ac) + ad =
= ah + ac + ad,
-Um darnuili für eine vierL^liedrige fcjuiiiine b -r c + d c den »Satz zu
beweisen, hätte man auch diese wieder als eine binomische darzustelieo,
z. ß. in Gestalt von (6 + c + (/) 4- c. Etc
Auf ihre Gültigkeit — die sich bald offenbana wird — wollen
wir die Formeln 21) erst nachher prüfen und und zunächst damit be-
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§12. Nichibeweiflbarkeit der 2. Subsumtion des DistribuiionsgeMUe«. 283
scb&ftigeD, dieaelben in Worte zu kleiden, so, wie man bebnfs ihrer
Anwendung im identischen Ealknl gut thut, sie sich einzuprägen.
Jede als eine allgemeine Formel geltende Gleukimg des Kalküls
laset sich in sweierlei Weise, nSmlich im Sinne von links nach rechts,
sowie im entgegengesetzten Sinne, anwenden, und liefert» znm Zwecke
dieser Anwendungen in Worte gefasst, demgemass ftuch gwei Satze:
den einen (wie wir sagen können) vorwärts gelesen, den andern indem
sie rflckwirts gelesen wird. Die Formel drOckt nimlich [im Hinblick
auf den Zusatz zn Tb. 2), 3), auf Zus. 2 za TL 10) uud später noch
dessen Verallgemeinerung Zus. 2 zu Tb. 32)] die Brlaubniss aus, ge-
legentlich die eine Seite der Gleichung durch die andere zn ersetzen,
tlso entweder die linke Seite derselben durch die rechte, oder, falls
es beliebt, umgekehrt den Ausdruck zur rechten durch den zur linken
Hand befindlichen.
Von links nach reclits gelesen lehrt die Gleichung 27^) oder, was
auf dasselbe hinauskommt, die GloichunL?: (h 4- c)a = ha + ca^ dass
<ine Sumtne mit einem Symbol multiplizirt uenkn Icann, indem man jedes
Glied der Summe mit ihm nifdtljilizirt und die Ergehnisse (Em^dproduktef
„FadialproduUe'^J addirt (summirt). Kürzer gesagt: die Multiplikation
einer Summe kann ,^licdweise" an dieser ausgeführt werden.
Ein Faktor, mit welchem eine Summe bfehaftet erscheint, „verteilt^
sich darnach auf die (Hieder der Summe — so jedoch, dass jedes Glied
den tjanztn Faktor 1»' k jiniut. Und unter diesem (iesiciits|Minkt er-
stlii'iut die Bezeichnung des iSatzes 27^ als ffDistributiotisytsetz*^ ge«
rechtfertigt.*)
Freilicli ist die Art der ,,Verteilun^f" eine eigLiiiümliche, win wir sie
übrigens ächoa bei der diätributiveu Verwendung der Gemeiuuauiea in U
der Sinleitong keuoen gelenit haben. Auf dem Gebiete der materiellen
Welt dflrfte solche Distribution oder distributiTe Ferteüung, bei welcher
jeder an ihr Teilnehmende} Partizipireudc das zur Verteilung gelangende
Objekt gnm. und un^rteilf für sich crhiilt. ohne d.'.'-s »"^^ darum doch den
andorii Partizipanten vorenthalten würde, kaum ein Analogon finden — es
Sei denn (annUhernd) etwa bei der Austeilung, dem Weitergeben von Feuer
— beispielsweise der Cigarre — , von Permenten, auch der Verbreitung
▼OD Attsteckongsstoffen. Wohl aber Tolhiehen sieh distributive Verteilungen
auf dem geistigen Gebiete: in Gestalt der — win diu f^prache /u .sagen
vorzieht — „J//7teilung'* von Gedanken, Charakteristis( h ist hiebei, dass
Derjenige, der einen klagen Einfall z. B. Andern mitteilt, ihn dadurch selber
*) Diesdbe w>U aaeb HaakeP und Herrn Bruce Halatead wahrscheiu'
lieh ven William Bowan Hamilton (im Cambridge Dublin Hathemetical
Uogaxbe) als ertUr Quelle herrühren. Von 8evToit^ itammea nur die Namen
».KommatatiMis*'- and „AstoiiationageBetB*'.
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284
Sechste Vorlesmig.
nicht verliert, wtthreml doch ein Jeder de» ganr.en Einfalles oder Gedan-
kens icilhafti;» troworden, und auf diesem Umatand beiulien wesentlich die
gr().-,beii Vorteile dc-^ tiüg. GedankenausUuscljes (eventuell -aiith die Nach-
teile, i. B. bei Verieiimduug). Wenn in einer üesellsohatL von hundert
Personen Jeder aneh nur d^eN klugen 6edank«i hat und ihn den Anden
mitteilt, so geht ein Jeder mit hundert klugen Gedanken naeh &nse*)!
Der VerteilungsprozesB ist hierbei untrennbar Terbunden mit einer Verviel>
fUltigung, mit einem wiederholten luexistenztreten des Verteilungsobjektes.
Eine Geldsumme z. B. läset unter die Anwesenden in dieser Weise sieh
leider nicht verteilen.
Die Anwendung der Formel 27^) in dem ebeiierwälmten Sinne
heisst Ausmultiplmren; man saf:^t, dass man die Summe h + c + • ' „mit
a ausmultiplisire", wenn man das Produkt (6 + c+«-) a in 5a+ca + -*
Terwandelt.
Man bagt in der Aritlimetik auch, das Produkt werde „enf wirkolt'',
doch wird inan auf dies'» A nsdrucktiweise hier besser verzichten, weil wir
dieselbe iu § 20 in ciuem andern 8iune einzuführen haben. Der Eng-
llnder TerfUgt hier Aber das Wort „expand/edf* wom üntersohiede Ton „de>
▼elopped**.
Soll a(fc + c + d'-) ausmultipliajrt werden, so „gfM man mit dem
Faktor a" in Oedanken „in dir Klammrr hinein", und lasst ihn l»ei dem
ersten Gliede anf w^^'lches uian st<)sst gewissermassen hiiugen. Ohne aber
dadurch seiner Bei^leitung veilu.-^tig zu geben, wandert man mit ihm weit-er,
um ihn auch bei dem zweiteu Gliede haften zu lassen, und so fort.
Die umgekehrte Auweiiihing der Formel , wobei man also eine
k^uinnie hu -i- ca -i- da - ' in das Produkt (b + c + d ■ ')a zusammenzieht,
heiHüt das „Ausscheiden des gomeinsameu Faktors" a. Rückwärts ge-
lesen also liefert unb in 1 onnel 27^) den Satz: Wenn die Glieder
einer ISumme einen „ytnit insamm*' (genauer blos; u'» reinstimmenden)
Faktor „cntJialien"**) , so kann man denselben „0}ts>;rhr.nij:n^'^ d. h. dm
neben eine Klammer seteen, in welche die Summe der andern Faktoren
geschrieben wird.
Damit dies korrekt sei, muss indeBS jedes Glied der gedachten
Summe als ein „binäre^\ d. i. aus nur ;:M:ci Faktoren bestehendes, Pro-
dukt angesehen werden, dessen einer Faktor der in allen Ciliedcrn laut
Yorauäsetzuug übereinstimmend vorhandene oder gemeinsamem' Faktor
*) Volks^tiimliche» Argument des unvergesslicheD Dr. Fauch er, auf die An-
wesenden bei der Grändong eines Arbeiterbildangsvereines exempUfiürend vor-
gebracht.
**) Soll hcusen; ^als Operatioosglied enthalten", keineswegs aber im Sinne
einer Übwordnung oder Snpenamtion, statt welcher im Gegenteil hei den Glie>
dem gegenftber dem Faktor eine Uoteroidnung, Subsumtion vorlftge. Für „ent-
halten** sage man danun unTerfBnglieher: „haben", JmiUen",
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§ 12. Nicbtbeweisbarkeit der 2. Subsumtion des Diätributionsgeäetzet). 285
I
ifli Bettftiid also ein 61ie4 aus YieUn Faktoren, so wird in ihm, nacli
Abtrenniing des „gemeinsamea^ erst das Produkt der übrigen Fakto-
ren den blandem" Faktor Torstellen^ Ton welchem in obiger Erklanmg
die Bede war (dnrcbans nicht dfirfle die Summe von dessen Teilfak-
toten gebildet werden).
Wie an dem Beispiel der Formel 27x) an sehen ist, k&nnen die
beiden S&tse, welche eine Formel Tor- und rückwärts gelesen liefert^
ginslich yerschieden klingen. Dies wird sich sogar als die Regel er^
weisen. Gleichlauten, m. a. W. in einen Sata zusammenfallen, müssen
die beiden nur dann, wenn die Formel symmetrisch ist» d. h. die eine
Seite der Gleichung durch blosse BuclistabenTertanschung in die an-
dere übergeführt werden kann, was dann nebenbei ge.sagt (durch die
entgegengesetzte Vertaaschung) auch immer umgekehrt der Fall sein
inass. Es war dies unter den bisherigen Formeln oder Theoremen
nor bei den Kommutationsgcsotzen 12) der Fall.
Die Formel :?7^) werden wir „ilas duale (icgaistück dts IJi^lribu-
tion^esetee^* neiiütii. ) Dass sie dies wirklich ist, nämlich durch blosse
Vertauschung von „plus'' und „mal" aus dem (eigentlichen) Distribu-
tionsgesetze hervorgeht, erkennt mau deutlichst, wenn man in beiden
Fürmelu die unterdrückten Malzeichen nebist den gesparten, mental
zu ergänzen gewesenen Klammern ausdrücklich anschreibt:
a.{6 + c) — (a.6) + (a.c) | 27+) a + (6 • c) = (a+6) • (a+c).
Auch die Formel 27+) ist von distributiTem Charakter; sie zeigte
dssB ein Summand, welcher au einem Produkte tritt^ sich auf die Fak*
toren des letsteren „Yerteilt", SM ein Symbci »n einem Produkt tu
eiären, kann man es jm jedem Faktor dessdben addiren und die Erg^-
aine (Einzehummeti) miteinander mtdtipUziren, Umgekehrt: Wenn die
Faktoren eines Produktes einen übereinstimmenden Term (Summanden)
enthalten, so lä.^st sidi das Frodukt rcduziren auf diesfn Trrm vermehrt
Mm das I'ioduJd der restircnden Ih nu in den als nur zweigliedrige oder
J/inomiseJic'' »Summen anzusehenden Faktoreu. ■
Von diesen beiden Sätzen ist wol der letztere für die Technik
des identischen Kalküls noch von einigem Werte. Wie sich zeigen
wird, lässt aber die Anwendung des Tli. 27^ i sich überhaupt umgehen,
und kann man sclion mit dem I )i^^tributionsge8etze 21^^) auskommen.
lü der Arithmetik gilt die Formel 27^) nicht; hier stehen Multipli-
katiou und Addition nur m einseiiig distributivem Zuöammeniiange: die
*) In ' glaubte icb, dieielbe entdeckt sn haben; jedoch war mir Herr Peirce
>■ mvor gekommen.
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286
Sechste Yorleeniig.
Multiplikation verhält sich distribatir zur Addition, aber nicht umge-
kelirt Jm identischm Kalkül dagegen steten AddiUan und MuUyg^l^-
Uan in gegenseitUj distributivem Zusammenhanf r.
Da die Formel 21^) die beiden vorhergehenden Subsumtionen 26^)
und 25^ ohnehin umfasst, so verlohnt es natürlich nicht, diese beiden,
weniger besagenden Satze einzeln in Worte zu kleiden und sich ge-
sondert einzuprägen, sondern wird es vorzuziehen sein und hinreichen,
dies nur mit dem inbaltreicheren Satze 27^ zu thun. Wir durften
daher auf jenes Terzichien, und begnflgen wir unzy das letztere gethan
zu haben.
Boss nm die Fomdn 27) — und damit aueh die vorhergehen-
den 26) — m der Thai Getkmg haben, UhH für die bisher als an-
schauliches Substrat benutzten Flächengebiete oder Klassen von Punkten
der Ebene zunächst die Anschatmt^, Man flberzeugt sich nämlich son-
der Mühe, dasB sowol die Imke als die rechte Seite einer jeden Glei-
chung 27) bezüglich denedben in der folgenden Figur schraffirten Teil
der Gebiete a, b, e vorstellt:
Fig. ift„
Fig. 15^.
Die An^sclüiuuni^ konnte auch benutzt werden um alle bishcri^ren
Siitzp des (iebietekalkuln unniittolbnr als ri(.-liti<4 zu erkennen. Doch
wird man zugeben, dass ilics kein Ilciccis derselben sein würdp, unter
welchem ja ihre (bewusste) Zurückfülirung auf die bisherigen Detiui-
tionen (1) bis (3) durch zwingende nach den Prinzipien (1 und 11)
ausdrücklich eri'ulgeude Schlüsse zu verstehen ist.
Sonach erscheinen auch die öätze 27) bis jetzt noch als unbe-
wiesen.
Die rnm'vtjUrhh'it, ihren Beweis auf der Gnindlage des Bisheriffen
zu leisten, kann völlig ausser Zweifel gestellt werden auf eine Weise,
die ich jetzt auseinandersetzen will.
Ein solcher „negativer'' Beweis kann nur durch Exemplifikation
geleistet werden.
Eine allgemeine Behauptung wird als in dieser AUgoracinheit ungültig
erwiesen sein, sobald man auch nur ein einages Beispiel nachweist, für
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f 12. Niehtbeweubarkeit der S. Sulmimtioii DiatribaiuMiBgeBetMe. 287
welches sie nicht zutrifft, und dieses für sie selbst oder e'me ihrer Kanse-
qimizeti ?.n thnn, erscheint als der einzige Weg, ihre üngiiltlfjkeit zn bn-
weisen. im letztern Fall hat mau dafiU- einen bog. „apayoyi^chen ' oder
tjindkrtktm" Beweis, die „reductio ad absurdum'* — wovon sich jene Exempli-
fikation audi als em spezieller Fall wttrde hinstellen lassen, in Anbatraehti
daas die Oeltong der Behanptnng tUx das Beispiel ja eine Konsequeas ist
ihm allgemeinen Geltung.
Handelt es sich insbesondre am den Nachweis der üugUltigkeit rinpr
F"U/(rnng selbst, und zwar einer augeblicheu Beweisführung für einen
materiell richtigen Satz, so bleibt nur der Weg deä unmittelbaren Exem-
pliSnrens offen und kommt folgendes in Betracht.
Da88 ein Satz A aus einer Gruppe von Definitionen, Axiomen und
Sätzen /> nicht mit Notwendigkeit folgt, wird jedenfalls dann unzweifel-
haft erwiesen sein, wenn es gelingt, ein Ciebilde als wirklich oder
denkmö^lich nachzuweisen, welches die Definitionen, Axiome (und Sätze)
der Gruppe B samtlich bewahrheitet und gleiciiwol den Satz A nach-
weislich uicht erfüllt — kurz; wenn man zeigt, dass irgendwo die
Sätze B ohne A geltend vorkommen. Daun in der That kann A vou
B nicht bedingt werden.
In unserm vorliegenden Falle brauchen wir den Beweis der Nicht-
beweisbark»^it nur etwa für die Formel 26^) zu führen. Für die 26^)
ergibt sich derselbe alsdann als ein aelbatändiger ganz ebenso dual
tntspredietid , oder auch als ein vom vorigen al)bäTiEri£r«^r in unraittf»!-
barer Zurückführung auf diesen auf Grund einer am Anfange des
nächsten Paragraphen folgenden Bemerkung.
Der Satz A wird so die Formel 2ü,<), die Gruppe B aber den
ganzen Inhalt der Paragraphen 4, 5, 6, 10, 11 vorstellen.
Es empfiehlt sich vielleicht, das Woson dieser Schlüsse dt^rrh ein ein-
facheres Beispiel zu illuBtriren. Ich wälile folgendes Sophisma (aus Kejrues'):
|Du bi^t nicht das, was ich bin.
\ Ich bin ein Mauu,
loighch: A) bist du nicht ein Mann (keiu Manu).
Sagt dies ein Mann zu irgend Jemand, so sind die Prämissen B dos
snsgeflUuien Schlusses richtig. Sagt er es au einer Frau, so ist anch die
Konklnnon, der Schlosssatz B materiell richtig, und dennoch ist der Sehluss
QQbereehtigt, formell falsch! Dies wird erkannt, wenn man es ihn va, einem
Manne sagen lttsst| wo dann eben die Konklusion anch materiell unrichtig
sein wird.
Ks kann auch in der Anwendung des Satzes auf eine Frau die Un-
richügkeit des Schlusses als solchen nachgewiesen werden, indem mau das
Wort „tfann*' dnrehweg durch das Wort „tfensch^ ersetst Würde eine
vom Denkinhalte unabhängige Denknotwendigkeit von diwn Prämissen B
^nr Konklusion A hinüberltUuren , so mUeste dies gleicbermasscn der Fall
seia, duicb welches andre nomen man auch irgend ein in der Sehluss-
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288
Sechste Yorlemiiflr.
folgorung nuftretendes nomen ersetzte. Die Folgerung müsste nach eineiB
aligemeingUlti^^en Srhnna vor sieb fj;ehon.
Dieses ist hier, wie gezeigt, nicht der Fall, uud der Schluss demnach ein
„Fehlschluss" resp. „Trugschluss", d. i. eben gar kein wirklicher „Schluss".
(Der Yorgescbritieaere Leter wird epftter leteht diesen spezielien Tragsehloss
aaeh nach den Regeln der Logik sa analyBireo ?6rinOgen; derselbe ISaft
hinaus auf eino Verwechselung ron Gleichbeito* und Suhsumtionszeichen.) —
Dcr^'k'ichon „ncnnf'in" Beweise, Beweise für die ITn/.ulässigkeit einer
gewissen Fulgorung oder die Unm^j^liclikeit eines gewissen Beweises, sind
gewöhnlich nicht ganz leicht zu geben. Dies wii'd auch in unserm Falle
zu sehen sein.
Als an ein bertUimtos Vorbild sei hier noch daran erinnert, wie durch
die Arbeiten von Beltrami, Cayley und Felix Klein die Nichtbeweis-
barkeit des 11^° (in englischen Ausgaben 12*^") Axioms des Euklides
aus den übrigen Axiomen der Kuklidischen Geometrie dargethan worden
ist. Nennen wir jenes raiallelenaxiom kurz ^4, die Gruppe der übrigen
Axiome i^, so gelang es zu beweisen, dass A nicht aus B folgen kann,
wesvitlieh dadarch, dass für die Worte: itBanm'', f,AbBtand" and „kongruent"
dnrehweg subetituirt Warden die Worte: i^Quasi^Baam^S „Quasi- Abstand*'
und ,,quati-kongnient'\ den letzteren aber eine solche (an:>chauliche) Bedeutung
untergelegt wurde, dass die Axiomgmppe B sich als durchaus erf)ilit| der
Satz A dagegen sich als nicht erfilHt nachweisen Hess.
Es haben <ell)st Lehrer der Mathematik in ihren gegen dies© Arbeiten
oder wenigstens deren Ergebnis^ polemisirenden Schriften (zahlreiche an-
dere aber durch thatsBchlicbe Niehtaaerkennung dieses Ergebnisses) so
wenig VerstSndniss itlr den logischen Charakter der Präge an den Tag
gelegt, dass Denjenigen, die den Wert der Logik überhaupt bemängeln,
hier greifbar gezeigt werden könnte, wie viel Sireil, beharrlicher Irrtum,
Papier- und Zcitverschweudang durch eine bessere logische Schulung des
Geistes sich vermeiden licsbe!
Da nun im idcutischeu K.ilkul — für uiisre Gebiete" — der
Balz A, wie wir durch Anschaiuith^ tikannteu, doch materiell richtig
ist, so wird sich die Uii il hriuirigkeit des Satzes A von der Satzgruppe
J? nur dorthun lassen, indem wir für gewisse Objekte, von denen hierin
die Rede war, durchweg andere Objekt« substituiren , m. a. W. den
Symbolen, welche uns dieae Objekte darsteliten, eine neue Bedeutung
unterlegen, die beiden Partieeu von Sätzen in ihrer Anwendung auf
ein weiteres ümersuchungsfeld studireu.
Ein solches Anwendungsfeld, in welchem die Gruppe 7? ob?ip d''n
Satz A gilt, ist mm in der That der ,Jj>n>s(:)te Kalkül mit (rruj>}>vii,
z. B. von Funktionalgleichungen, Ab^urithmen oder Kalkuln", den ich
in Anhang 4 und 5 (re.sp. in (>) mit allem Detail begründe. Ich
weise — um l>ei dem Aufbau der gegcnwürtigeu Theorie nicht zu
einer fibergrosf^en Abschweifung genötigt zu sein, unter diesen beson-
deru Überschriiteu — eingehend nach, dass hier wirklich ß dorchaos
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S IS. Nicbtbeweiibarkeit der 2. Subaumtion des Distributioasgesetzes. 2Sd
soiriffty wEbreod Beispiele eich darbieten werden, in welchen Ä keines-
wegs zutriffii. Den Beispielen, sowie dem ganzen Kalkül wird ein ker« ^
Torragendes Interesse auch an sich zukommen. *
Die Anwendbarkeit des identischen ICiilkuls auf das in § 3, S. 160
sutanfgeifthlte Feld wird demnach keine durchguugi^'o sein, vielmehr
aar eine beschrftnkte, teilweise oder partielle } sie wird bei den Sfttsea 26)
snfhdren. •
In der systematischen Darstellung der Theorie, mit der wir im
Zuge sind, werde ich also die behauptete Kichtbeweisbarkeit der Sub>
somtion 26^ nunmehr als erwiesen ansehen.
Dieselbe bildet insofern auch kein wesentliches Moment dieser Theorie,
sIb der letsteren doch nur obliegt positiv fortsaschreiten, so gut sie es
eben vermag.. Das Fortschreiten gelingt ersichtlich auf die Weise, in der
wir es ausfuhren ■werden,' und auf die Hemusforderung, es anders zu
machen, die Subsumtionen 26) mittelst Ikweisos atif (Irnndlage des Bia-
herigen zu Theoremen tu erheben, wird niemand üich melden können.
Wir stehen darnach einer merhcitrdlffm Thafsache gegenüber.
Nach der in § 8 erörterten sprachlichen Einkleidung von a + h
und a ■ b, wenn a und b als Klassen aiifgefasst werden, sind die For-
meln 25^) und 26^) wie folgt in Worte zn fassen:
2ü^) ah 1 ac < n(b f r). ^,Älk a, Ute h sind, ti^sl aUen a, die e
sind, ntihsf-^i solche n mn, die h oder nurh n sind.*'
Kxempel: Die ( Jebildeten, welche adelig, und die Gebildeten, welche
wohlhabend sind (die adeligen (iebikleten und die wohlhabenden Ge-
biideteu), sind Gebildete, welche adelig oder auch wohlhabend sind.
26^) a(h c j ^( ah + nr. „Alle a, welche b oder auch c RÜid^
müssen solche a sein, die b siiui, oder auch solche a, die c sind/'
Exerapel: Die Gebildeten, welche adelig oder auch wohlhabend
sind, sind adelige Gebildete oder auch wohlhabende Gebildete (sind
Gebildete, welche adelig, oder auch Gebildete, welclie w ohlhabend sind).
Von diesen bddm gleich selbstverständlich klingenden ISätsen läsU
dtr entere Wih tytlogiUisch beweisen, der letztere nicht.
Bei den alteren blos verUAen Behandlungen der logischen Disziplin
ist wol sicherlich nie jemand darauf verfallen, jenen ersten Beweis zu
liefern, und übersah man ebenso die Unmöglichkeit des zweiten.
In dem Nachweise und der Ausfüllung solcher Lücken gibt sich
auch wol eine Überlegenheit der mathematischen Behandlungsweise
kund. —
Jene unberücksichtigt gebliebenen Satze (ich denke fast: sie wer-
den auch nirgends ausgesprochen worden sein) sind nichtsdestoweniger
▼on der allerhäufigsten Anwendung (begreiflich zumeist unbewusster^-
SouftBBB, AlgBkr« d«r Loflik. 19
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290
Sechste Vorlesung.
weise) — wie dies schon bei den Baisonnements des gewdhnlicben
Lebens eine gering Aufmerksamkeit lehrt.
Anstatt der be?den Subsumtionen 25^) und 26^) wollen wir
schliesslich nur die Gleichung 27^) , die sie in sich sasammenfasst,
.noch ffir KläBsen formuliren: „Was a oder h und gugleuh a oder e ist,
das sind die a, nek^ den h wddie e sind.**
Exempel: Die Gebildeten und die wohlhabenden Adeligen sind
gerade diejenigen Personen, welche gebildet oder wohlhabend und (zn<
gleich) gebildet oder adelig sind.
Ich mu8s an dieser Stelle das Verb<niss des hier Vorgetragenen sn
Herrn Ch. 8. Peirce's Vorarbeiten kennzeichnen.
So weit der identische Kalkül als Bachstaben rccbnung bis liier über-
haupt zur Darstellun^T gfikommen ist, erscheint ^oin Aufbau der Haupt-
sache nach '^nrvA in di n 1, 5, 10 und 11 enthalten. In formeller Hin-
sicht i.^t Tür diese Knt\vici\i'luni,f Herrn Peirce's p^runulegeniK^ Arbeit'* inj
dritten Baude Ueo American Journal ui Matheniaticä maassgebcud gcvveseUi
und swar nicht nur in Besug auf den Plan im grossen nnd ganzen, son-
dern auch besdglich fast aller einzelnen SStee und der Mehrzahl ihrer Be-
weise. Die SKtse allerdings waren zum Teil schon von Boele, Jevons
und Anderen gegeben.
Ein beträchtlicher linter^chied hndet jedoch statt hinsichtlich der Inter-
pretiition der vorkommenden Symbole. Herr Peirce nftmlieh lii^.it dies
liuch:9laben durchweg als Urteile auf, begründet albo die Theoreme aU
solche des ^ussagenkalkuls" — wogegen hier sie als solche des „Gebiete-
kalkuls** entwickelt vnirden. Durch das letztere Verfahren erhalten sie,
wie in § 32 gezeigt werden wird, eine erheblich grössere Tragweite; sie
werden cfanz wesentlich verallgemeinert. In foi melier Hinsicht indess ist
die Verschiedenbeit der Interpretation bei dem von Peirce eintrehaltenen
Gange zufällig fast ohne jeglichen l^iniluss gewesen, und lag xuis oft ein-
fach ob, die Peirce'schen Betrachtungsweisen auf die Gebiete zu übertragen.
Fussend auf die allbekannt«! Prinzipien I pnd II und die Definitionen
(l), (2) nnd (3), von welchen die letzteren namentlich ihm eigentümlich
sind, gibt Herr Peirce eine streng analytische Herleitung der verschie*
denen Theoreme des Kalküls und zwar zunächst derjenigen — - sagen wir
„bejahenden Charakters'^ in welchen nämlich von ^'egationen nicht die Eede
iüt — bis exclusive des Theorems 25).
Hier augelaugt h< er indess bei den Distributionsgesetzen inne und
werden diese [von uns mit 27) numerirten Formeln] von ihm png. 33)
mit der Bemerkung abgefertigt, dass sie nach 1. c. von ihm dtirten For«
mein leicht zu beweisen, der Beweis aber für die Mitteilung zu langwierig
sei [They are easily proved by*) . ., but the proof is too tedious to givej.
Dies wnr nun ein zu berichtigender Punkt.
Von deu beiden Subsumtionen 25) und 26) aus denen als einfacheren
Slltzen das „volle*^ Diatributionsgesotz 27) sich zusammeugesetzt et^veist,
*} Hier Def. (s) und Th. 6).
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^ 12. NicUtbewuisbarkeit der 2. Subtiumtiou üen Disttibutioiiägesetzes. 291
Uas8 die eine 35) sich in der Tbat leicht, aber gar nicht langwierig, auf
dem aogedentetea Wege beweisen« (Ton den swei in § 11 von mir ge-
gebnen Beweisen beanspmolii der erste kaum mehr als eine Zeile an
Druckraum.)
Für den andern Teilsatz 26) aber wollle os mir zunUchät durchaus
nicht gelingen, den fehlenden Beweis an erbringen. Statt dessen glückte
^ es mir vielmebr, die ünbew^barkeit des Sattes — wie oben (in Verbin-
dung mit den oitirten Anh&ngen) auBeinandergesetst — darzuthun, und
eine dieserhalb mit Herrn Peirce geführte Korrespondenz lieferte die Auf»
klSrung, dass derselbe seines diesbezüglichen Irrtums ebenfalls schon inne
geworden war — vergl. hiezn die Fussnote auf p. 190 in dessen in-
zwischen erfolgter Furtäot^uug äeiues ciLirten Aufsatzes, im siebten Bande
des Americsn Jenmal.
Wenn ich anch in dieser Berichtigung mit Herra Peirce zusammen*
traf, so glaube ich doch darin Über ihn hinauszugehen, dass ich eben die
Unerreichbarkeit des zuerst von ihm erreicht Geglauhton nachweise.
Interessant wird es nuumclir sein, zu sehen, in welcher Gestalt das
von i'eirce errichtete wissenschaftliche Gebäude nach jener Berichtigung
weiterzuführen ist.
Durch jeiiLii Beweis der Unbewcisbarkeit der Subsumtion 2ü) wird
es üüeubur geaiaclit, dass statt des einen cit^cutlich :/r'ierlci Kalkulji
existireti, derart, dass in dem einen beide, im aiulera nur der eine der
beiden Teile des Distributiousgesetzes unbedingt statthat Mit dieser
Erkenntniss aber drängt sich die Notwendi«^keit auf, die verschiedenen
Kalkuln auch verschieden zu benennen. Es erschien mir angemessen,
den ersten, bisher schlechtweg so genannten „Logikkalkul" seitdem .
als den „identischen'' Kalkül zu bezeichnen im Gegensatz zu dem an-
dern, dem Kalkül mit ,,<Jru]ipeü'' — vielleicht als dem eigentlich
Jogischen", beide Kalkulu jedoch nach wie vor in das Gebiet der „Al-
gebra der Logik" zu verweisen.
Bis zum Einschluss der Tiieoreme 25) fallen beide Kalkuln wie
gesagt in einen zusammen, so weit decken sie sich. Erst bei den
Subsumtionen 2t)j erfolgt die Trennung, indem auch diese und damit
das volle Distributionsgesetz 27) im idi>Tit!schen Kalkül noch durchaus
gelten werden, im logischen (dem Kalkül mit ,,Griippcn^') nicht. So
weit auch hndet dieser Gruppenkalkul sich in Anhang 4 und 6 ent-
wickelt, und darüber hinaus ist eine Eutwickelung ihm iberhaupt noch
nicht zuteil geworden, auch bleibt er wol naturgemäss zurück, da ihm
so wichtige Gesetze des identischen Kalküls a1)gohn. Wir beschäftigeD
uns biemächst nur mit dem identischen Kalkül weiter.
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293 Sechst« Vorlesung.
Um weiter zu fahren, mfiasoi wir uns vor allem klar machen,
4as8 die beiden Sätze 20^) und 26^ sich auf einander guriideführen lassen,
GKlt z. B. die Formel 26^) allgemein, so auch wie oben dargelegt
das „voU^ DistributioiiagefletK 2^,^). Und durch des letatern wieder«
holte Anwendung ist ihrerseita leicht an beweisen die ^üU^Ukations-
regd für lM/^mntf*f welche in dem (ans annachst gendgenden) ein-
fachsten Falle ausgedrückt wird durch die Formel:
28x) (a -f Z<) (c + ^/) « ac + arf+ftc + 6<?.
Beweis. Multiplizirt man erst nur die Summe a 4 6 mit deiu
hinter ihr stehenden Faktor nacli 27^) aus, so ergibt sich:
(rt + 6) • (c + rf) = a • (c + i/) + • (c + <0
und wenn man in den beiden Termen rechterhaud nunmehr auch die
Summe c + <f je mit dem vor ihr stehenden Faktor ausmultipliairt, so
entsteht:
(a + 6) (c + rf) (ac + ad) + (6c + hd),
wo nun die Klammem rechterhand auch weggelassen werden dflrfen
[cfl Anhang 2] und der Sata sich bewiesen findet.
Meist wird die Formel 28 J im Sinne von links nocft rechts an-
gewendet, und.Ycrlohnt es nur zu diesem Zwecke sie sich in Worten
einzuprägen (wobei wir wegen der späteren Ausdehnung des Sataea
auf beliebig viele Glieder die Gliederzahl, die bis jetst nur „swei'' sein
dürfte, schon unerwähnt lassen wollen):
Zwei BoUfnome (mehrgliedrige Summen^ kSmien mii einander muU^-
eirt werden, indem man jedes Glied des einen Polynoms mit jedem Glied
des andern multiplizirt und die Einxelprodukte summirt (addirt).
Man nennt diesen Prozess das ^^AusmuUipUziroi^^ der gedachten
l'ulynüuie — in der Ai illiinetik auch wul du.s „Entwickehr' ihres Pro-
duktes; duch erschüijut wieder letzteres aus später zutage tretenden
Gründen hier weniger geeignet (vergi. den § 10 über die „Eutwicke-
lung'' der Funktionen überhaupt.
Im umgekehrten Sinne, jili^o von reclits nach links gelesen, zwecks
der .,ZerfäUun<j'' eines gegebenen Aggregates von (monomischen biüü-
reu) ProLluktci^ in polynomische Faktoren, wird in der Praxis mit
Hecht der einmaligen Anwendung der koiiiplizirten Formel 28^) vor-
gezogen die wiederholte Anwendung der einfacheren 27^) im Siuue «ies
„Ausscheidens" gemeinsamer Fuktoren, so wie sie im iiuii^'»'ktdirten
8iTinp bei[n Heweis von 28^) bereits obeu geleistet ist. Mau wird hier
eben deu Ansatz machen:
ac + ad + 6c + 6rf — a(c + d) + d(c + d) « (a + i>) (c + d).
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S IS. Prinzip zur Vertretung des unbeweisbaren Satzes. 293
Bevor wir weiterfahren sei die Gleichangf 28^) aaeh für Klassen noch
dnreb ein Beispiel erläatert:
Die russischen oder europäischen Kapitalisten o<kr Kaufleute sind die
russischen Kapitalisten liebst den rassischen Kaut'leuteii und den europfti*
sehen Kapitalisten sowie don europäischen Kautleiiten.
Sobald wir nun uns auf 28^) berufen dürfen lÜBst sich die rechte
Seite von 27^) durch Ausmultiplizireu wie folgt serlegeu:
(a + 5) (a + c) •»» aa + a& + ae +
und dies gibt nach TL 14^
» {{a + ah) + ac] +60=» {a + ae) +ftc=sa + fcc,
indem der erste Terui aa oder a nach 2o^) die beiden zuuiiciiüt ihm
folgenden succeasive „absorbirt".
Hiermit aber wird dann die (ileichnnnr 27^) und damit auch die
kraft Def. (l) iu ihr mitenthaltene Subsumtion 26^) bewiesen er-
scheinen.
Dem bisiherigen genau dual enj-sprechend würde vermittelst 26^) auch
26j sich ableiten lassen.. Daher nun mussto auch notwendig unbe«
weisbtr denn wenn ftr diese Snbsnintion der Beweis gdinge, sc
wBre damit aneb für die 36x) ein Beweis geliefert, was erwiesenenntssen
anmOglieh ist.
Keinesfalls werden wir also genötigt sein, die Satse 26) äUe leide
als Prinsipien hinsustellen.
Yenachei einen Ton ihnen etwa nad^ Hinxnfilgung der 0ef. (6)
der Negation mit ihrem zogehörigen Posinlate zu beweisen , sohlagen
ebenfalls fehl.
Dagegen brauchen wir blos einen speziellen Fall' des einen^ z. B.
Ton 26^ als Axiom oder Prinzip zn fordern, und zwar den folgenden.
Prinzip lll^ WeiiigstenSf wem [be «4 0, somit auch] 6c » 0 ^
giU Mar:
Zusatz 1. Nach 25^) und Def. (1) gilt dann auch die Gleichung:
a(h + c)^ ab + ae
vorerst unter der ein^chrauixenden Voraussetzung, da^s bc = 0 »ei.
Zusatz 2. Von zweien ist der Satz leicht auf drei und mehr
Glieder auszudehnen, vorerst unter der entsprechenden Voraussetzung,
^••s deren Produkte zu je zweien gleich 0 sejen. So muss nament-
lich sein:
a(p + c + <l)saaö + ac + ad.
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294 Sechste Yorleaimg.
falls
6c = 0, crf=»0.
Dann ist nEmlich (wegen hc^ 0) nach Zusatz 1:
(6 + « 6rf + — 0 + 0 0
cf. Th, 21+), Deshalb also abermals uach Zusatz 1 ist:
n { i h I (•) + d] = a{b + c) + ad
xmä durch Einsetzung von (([h + c) ab + ac rechterhaud ergibt sich
hieraus der zu beweisende Salz.
Ebenso beweist sich leicht das Schema 2Öx}^soiem nur ab^O
und £tc
Anmerkung 1. Dem Prinxip III^ wQrde ein Sats III+ dual ent-
Sprech«! : dasa (a + b) (a-\- c) ^ a + he wenigsteiifl dann sein mflsse, wenn
h + c = 1 ist» Denselben dürfen wir aber ni^M aneh als ein „Priosip'*
bezeichnen sondern mlissen ihn ein ./rhoonnn" nennen, weil er ■^\<^h nnn-
mehr — selbst ohne die angegebene beschränkende Voraussetzung, näm-
lich verallgemeinert zu 26+j und 27^,) — auf Grund von lU^ beweisen
lassen wird.
Indeeeen braucht auf dieses Theorem hier ttberhaapt nicht Bezug ^e-
nonuDMi sn werden.
Anmoikung 2. i^in spezieller Fall de» Prinzips III^, alüo ein noch
spedellerer Fall der SuhBamtion 36^) würde der folgende Sata sein:
III^^. Es i$t a{h + c) ^ ah + ac, sofirne wenigstens 6c = 0
und h + c = 1 ist,
wo dann auch a(h 4- c) = ah + ac unter denselben Bedingungen gelten
würde — ein SaU, dem wir also weiter uuleu die kürzere Fassung
a(J) + — nh + ah^
O^er die noch Icilrzerc: nr = nh^ wihtK'U geben können.
Mit dieäüui noch eiulaclieren Satze, belbet iu Verbindung mit seinem
dualen Oogcnstttcke, gelänge es sber (wie wir sehoi werden) nidit, hier
aussukommen.
Da von zwei einander dual entsprechenden SUtzen hier blos der
eine III^ zum Prinzip erhoben wurde, so werden unsre ferneren lie-
weist'übrunfren eine Weile notwendig unsyiumetriscli: der Dualismus
ist uns zur Zeit entschlüpft, wird jedoch in Bälde wieder ein-
gefajigen.
Den in Kenntniss zu iicbmeuden Sätzen wer-leu wir bis daliin
auch nielit in der Lage sein, die ihnen dual entsprechenden immer
sogleich ^ügeuübcrzuätellcn.
Uber die anscheinende Unnu diehkeit, statt einseitig, hier doch
symmetrisch vorzugehen, nämlich an stelle von 111,^ einen sich selbst
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§ 12. Prinsip snr Vertretung des anbeweiebaren Saties. 295
dual entsprechenden Satz zum dritten Prinzip zu erwählen, muss ich
mir weitere Pemerknngeu nodb VOTbehalten (S. 310 sq.).
Einstweilen garantirt uns unser Prinzip III^ die £ilaubnis3, eine
Summe urniffsfens dann nach dem Distrihtitionsgesetge auszumultiplizircn,
wenn ihre Glieder unter sich di^uM sind (d. h, an je zweien mulü-
pliairt ein Produkt 0 geben).
Dergleichen Snmmen mag man ffreäHMkief* nennen.
Man kann noch bemerken, dasa auch die ansmultiplisirte Summe
wieder eine redozirte sein wird nnd nebenher diese Wahrnehmung mit
MeColl yerallgemeinern zn dem Satze:
Zusatz ?t. Das Prodult nveier {oder mehr crer) redusirtm iSummen
g^t ausmuiiiplizirt ivkder eine rrduzirtc Suninir.
Jedes Glied der ansmultiplizirten Summe hat nämlich, als Partialpro-
dukt, ein Glied der ersten und ein Glied der zweiten Summo z\xm Faktor.
Haben zwei Glieder ans der einen Summe dmstiben Term zom Eaktor, so
mflssen ihre andern Faktoren disjnnkte Terme aus der andern Summe seiUf
und sie darum zum Produkt 0 geben. Audemfalles haben sie sowol aus
der einen als aus der andern Summe disjunkte Terme zu Faktoren und
geben, wenn miteinander muitiplixirti um so mehr ein Produkt 0.
Anmerkung 3 zu Prinzip III^.
Man kann — Tergl. Jevons^ p. 27 sq. — f&r das Fdnzip lU^
nnd ebenso schon für die allgemeinere Subsumtion 26^^ nachdem sie
(wie oben geschah) f£ür Klassen oder auch iDr Oebiete in Worte ge-
faast sind, einen verbalen ^^eweis^ liefom wie folgt.
Yoransbemerkt sei nur, dass hiebei im Satze, wie im Beweis wieder-
holt (auch in „diejunktiven** Urteilen) die Kox^unktion „oder** Torkommt
Beim spezielleren Satze III^ ist dieselbe im Sinne von § 8, 17) zn TOrstehen
als „oder aber", bei dem allgemeineren Ratze 26^) dagegen im Sinne von
§ 8, zn ersetzen durch ..od-M- auch"'. Hierdurch allein würden die bei-
den Satze und Beweise sich unterscheiden. Wir sagen hiemäohst schlecht-
weg „oder".
Im übrigen mnss man wesentlich auch. die InterpretaUan § 8, von
a-f & Tor Augen haben.
Jerons' jyßeweis" zn Ul^ resp. 26^,
Was a und entweder h oder e ist — wenn es 5 ist^ so iat es ab^,
wenn es ist, so ist es ac, und 4k ist folglich entweder ah oder ae.
j — sintemal auch a{b + c) ^ 6 4- c, sowie ah ^ ab i- ac und
ac=^ah + ac nach Th. ü) sein muss — J.
*) Dann ist es nämlich a und b sogleich, itit ein a, ueldus b ist, ein nö»
Man kann sich auch auf Th. 20^) beruFeu, wonach für ein dem b eingeordnetes
für a d, auch sein, mnse a =- ad, and um so mehr a ab.
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296
Sechste Torleraog.
Es sei nicht in Abrede gestellt die geineinverbiudliche Denknot-
wemligkeit dieser Überlegung, so wenig, als wie schon die Selbstver-
ständliehkeit des darch sie (womöglich noch) plaii8ibel(er) gemachten
Satses.
Allein es wird bei diesen Schlüssen von einem Grundsatze Ge-
brauch gemacht, der bisher weder implicite noch ezplieite Erwähnung
fand, nämlich von diesem:
f/i ist entweder b oder <f* heisst genau dasselbe, wie „entweder a
ist h, oder a ist d*. Küiser: Was b oder e ist, ist entweder b, oder
es ist e.
Man sieht, wie hienach die Kopula „isi*^ sich Terieilt auf die beiden
Glieder ilor Alternative, vr\A wio nTTirrokohrt sie von die!?pn beiden auch
wieder abife/.ogen und in eine einzige Kopula zusammengezogen verschmol-
zen werden kann.
Von den in diesem Grundsatz für „eluaader ii|nivalent'* erkUtrtai bei*
ien Urteilen ist das erste ein Icategorisches, also mit einer Kopula Ter>
sehenes, mit dem Subjekte a und dem FrJtdikate oder c". Das /.weite
Urteil aber ist gar keiu kategorisches, sondern ein „disjunktiveb". Es be-
steht aus zwei 8:Uyt n, deren jeder für sich seine Kopula besitzt, und die
mitteist der Biudcvvürter „entweder . „oder . verknüpft, in Abhängig-
keit voneinander gesetzt sind.
Es gehört dieser Grundsatz als sehleehtliin ü^ültiger uuascliiiesslich
dem „Aussageiikalkul" an, woselbst wir ihn noch näher studireu wer-
den — § 4;"), ci^ K Im Gebietekalkul gilt er im allgemeinen nicht: Wenn
ein Gebiet a iiu ( Gebiete h + c enthalten ist, braucht es nicht entweder
in h oder in c gauv. eiithulten /.u sein. Daselbst gilt er — wie wu
erst viel später, § 17, sehen werden — nur für die .,huIirUluetr der
Klassen, die l'inikte von a. niclit aber für die Klassen selber.
Erst we!in diese „ArytaiiDildlwn auf die Indicidnen^^ der Klasse
als ein Grundsatz, als ein „Prinzip" ausdrücklich vorausgeschickt wor-
den wäre, dürlten wir die obige Überlegung als einen wirklichen Be-
weis hinstellen.
Dt ru'U'icLieu /u tliun wKre^ wohl in der That am zweckmässigsten beim
ersten Unterriclit mit Schülern.
liier dai;et;en wollen wir daraut ausi^eben, unsre Axiome oder
Prinzipien niöi^lielisi aus dem <ieliieto- oder Klassenkalkul selb:>t /u
schöpfen (von dem Aussai:;<'nkalkul, der sich in ihm niitentlialtpu er-
weist, solange e.s nur irgend angeht auch mit den Prin/iyiien 1 und 11
auszukommen suchend — die wir ja bislang schon in liopjteltem .Sinne
zu citiren hatten). Da i' dndct es sich denn von selbst, von Anjumcn-
((dimien auf die hidindnni der Klassen uesentlich Gdframh mi inaciten,
solange das ^^Individuum'' noch überhaupt nicht einer Wissenschaft-
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$ 12. Triiuip zur Vertretuog des unbeweisbaren Satzes. 297
liehen Definition im ElasBenkalknl teilhaftig geworden, auf welche '
solche Argomentationen in strenger Beweief&hrimg erst zu basiren
wSren. Um aber solche Definition und Beweisführung za Terwirk-
liehen (Tergl. § 47) werden wir langst schon des vollen Distribii'
üoDSgesetEes zum Aufbau unsrer Diäziplin bedurft haben und vielfach
in der Lage gewesen sein, desselben nicht entraten zu können.
Aus diesen Gründen verharren wir bei dem gewShlten Prin-
iipe III^
Unverkeunbai' gelit die Aiithiuetik einen umgekeiirten Weg: sie Hingt
bti AaftteUnng ihrer Zahlbegriffe und ersten Sitze eben pit „Argamen*
tttionen auf die Individuen** als den plausibelstai Überlegungen des tfeu'
schengeistes an. In didaktischer Hinsicht dürfte solches Verfahren auch
die grossten Vorzüge besitzen, und tadeln wir sie keineswegs darob. Wir
verlangen jedoch, dass entweder das Kine oder aber das Andre fconsrqnrnt
durchgeführt werde! Jim- nuu haben wir nicht den Begritf det» Indivi-
duums sondern den der Einordnung zwischen Gebieten, Subsumtion, an die
Spitze gestellt; wir haben bereits den entgegengesetcten Weg eingeschlagen
ttäd müssen ihn nun auch zu Ende gehen; wir dflrfen darum jenen Begriff
such noch nicht voraussetzen (es sei denn ganz nebenher bei den Illustra-
tionen durch Heispielo oder den Nutzanwendungen des Kalküls), sondern
^Verden erst verhältniäsmässig spftt im stände sein, eine Definition des In-
dividuums, Punktes aufzustellen.
Wir begnügen uns, einstweilen mit Peirce zu saijen, der obige
„Beweis'* sei nicht syllogistisch, sondern ..iiiummati^^rli ' utj<l verweisen
in Bezug auf die als ein „Dilemma" hinzustellende Art des ^Sctiliessens
auf § 45 des mehrerwähnten Aussagenkalkuls, sowie schon auf das
Schema der Aufi^abe fj) des § 18. [Der vorgerückt»^rp Leser wird
leicht dirse Sclilussforni als eine hier wirklich mit zur Anwendung
gekommene erkennen, indem er sich das s des Schemas als a(6 + c),
das p desselben als ah + ac deutet — ohne dass wir nötig hätten,
hierauf nochmals zurückzakommeu.] Den vorgreifenden Charakter des ^
„Beweises", zufolge dessen er hier noch nicht am Platze, noch depla>
cirt erscheint, erblicke ich aber weeentlieh nicht darin, dass diese
'Schlussform in ihm sur Anwendung kommt, sondern vielmehr in dem
erwähnten „Argumentiren auf Individuen''.
Deal entepreehead könnte der andre Sats:
26^) (a + &)(ö + r)^« + tc,
— in Worten: ,,Was a oder }> und zui^dcich n oder c ist, ist entweder n
o^^r: b und auch dilemmatisch so „bewie^jeii" werden: Dasselbe ist
entweder a oder nicht. Ist ts nicht d, so muas es nach dem ersten Teil
<ler Yoraussetzimg b und nach dem zweiten c sein; also ist es entweder a
«der und c^*.
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298
Sechste Vorlesang.
Nebenbei bemerkt liegt hier ein Fall vor, wo die Wori^^pracbe , als
(los Instrumentes der Klammem entbebrencl, nuprSzise, zweidotttig oder
doppelsinnig wird, resp. durch geeignete BetonunfT und Pausen die Klani-
merstelluiig andeuten, ersetzen muss. Es gibt ja „^a oder b) und zugleich
das ist (a + &)c, einen wesentlich andern Sinn als „» oder (h und zn-
gldch c)**. Der letztere nnr war vorhin maassgebend. VergL die Studie
unter Q vD % —
Riesa ist gehörig Anhang 4 nebet 5 und eine Episode ans An-
hang 6. '
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Siebeute Vorlesung.
§ 13, Negation (mit Pohtnlat) und darauf zu gründende Sätze«
Ihre Einführung für Gebiete.
Ich werde mich im § 13 und 16, d. h. in Bexog auf die DarsteUung
und Begrnndung- der für die Teclinik des Kalküls wichtigsten Sätie am
nfichsten an ob ort Oiassmaun* anscbliessen.
Wir haben nunmehr mit einer dritten fundamentalen Operation
des ideütischen Kalküls Bekanntschaft zu machen, welche — im Hin-
blick auf die Begriffoomfänge oder Klassm — Negatum oder Ver-
nehmng schon von der alten Logik genannt worden ist — eine Be-
nennung, die wir auch fQr die Punktgebiete unsrer Mannigfaltigkeit
sdoptiren. Schoo auf die Begriffe angewendet erscheint die Benennung
agentlich als eine übertragene, ans dem Aossagenkalkul, in welchem
sie ursprünglich wnrselt (resp. ins der Lehre Ton den Urteilen) meta-
phorisch herübergenommene.
£s ist diese dritte Operation insofern von einfacherem Charakter
wie die beiden Yorhergehenden, als sie immer schon an einem eitiKehien ,
Objekte volMehbar ist^ wogegen Multiplikation und Addition je deren
zweie als zu Terknflpfende Operationsglieder Toranssetaen.
Multiplikation, Addition- und Negation sind die „«frei Spme^ des
identischen Ealknla.
Der Begrifiaerklirung der Negation müssen wir einen HOlfssata
toraoBschieken.
29) Hülfet he o rem. Wenn emerseUs
a& — 0 aowit a + b = 1
und atuhcrseits fsugleicJi auch
ac^O sowie a 4- e 1
vii 80 muss aein:
Beweis. Nach Th. 4) hat man
ah = ac und a + ( » a + c
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UOO Siebente Vorlesung.
Maltipltsirt man die Utttere Gleichttng beideraeits mit so ent-
steht nscli Prinsip UI^ [sogar schon nach Uly!^] ond Th. 14^:
ah-^h^ ah + hc,
Ebeuso entsteht aus ihr durch beiderseitige Multiplikation mit ei
ac + bc =^ ac -\- c.
Wegen der erstem Gleichung ist aber gemäss 16^):
aft + 6c — ac + he
und folglich nach Th. 4) aneh
ab + h — ac + c;
d. h. nach 23^), indem die ersten 'I'erme absorbirt werden haben wir:
q. e. d. Einfacher hätte man auch, mit Rücksicht auf die Voraus-
Setzung ah = 0, nach 21^.) und 23^) das eine Multiplikationsergebniss
mbi^bc, das andre, wegen ac = 0, in hc=^c zusammenziehen
kunnen. Indessen hat der erstere Beweis den Vorzug, sich auf eine
spätere Erweiterung des Satxes, zu Th. 40) und Zusätze« ohne weiteres
Übertragen zu lassen.
Bcecichnen werden wir die Negation eines Gebietes indem wir
diesem den ffNegationsstriih** , als Suffixum anhangen, sonach mit a,
(gelesen:
Sollte ein zu ncgirendcs HoMet einen znsamiiienge^ctzieii Ausdruck
haben, so wird es überdies dabei einzuklammern sein gema?:^ tlei allpfmein
bezüglich Gebrauchs der Klammem rrelte ndon Maxime (Tergl. Anhang 2 ».
8o wird B. (ab),, (ü + fcj,, (a,), die Negation Ton ah resp. « + l> und o,
Vorsttillen.
Bei der Wahl obiger Bezeichnung kommt folgendes in Betracht«
Das Suffiznm , soll einen Vertikalärieh vorteilen. Mittelst eines
solchen werden wir auch anderweitig — namentlich fUr Beziehungen — ►
die Negation nnilcnffn. So wird uns z. B. das vertikal «hirchpestrichr^no
< Jli ichheitszeichen: rreli sen „ungleich", die Verneinung der Gleichheit
Hti^zudrUcken haben. Nach diesem Prinzip wird es nämlich leicht, zu
jedem Beziehungszeichen sofort dessen Verneinung m bilden. Indem man
einfach dasselbe Tertikai äurehstrcicitt gewinnt man ein habscbes und durch
sich selbst ver^tUndliches, mnemonisches, obemlr« in auch noch nicht ander-
weitig vergebenes Zeichen zur Darstellang eben der Beziehung, welche die
Negation von jener zu nennen.
Aub z. B. wöre hienach auch das» regeheclite Zeichen für nicht
grosser", welches für,!j reelle Zahlengebiet als („kleiner oder gleich")
in der Hatkenmtik sehr -viel gebraucht wird, unschwer abauleiteii.
Da es nun nicht angängig ist, Buchstaben oder gar susammeDgesetste
Ausdrtlcke jeweils in Druck und Schrift wirklich durchzustreichen, so muss
eben der Vertikalstricb jenen angemerkt werden (im letstem Falle,
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f IS. Negation (mit Postnlai) und darauf m grOadende Sfttae. 301
wie betont, uuter Einklarnniernncf der Ausdrücke). Da ferner eine Nega-
tion (die Operation des Negirens) nicht vollzogt-n werden kann, fs sei denn
an einem bestiiumt^u Oijjekte, so ist et» wiudeiuu) uaturgetnäss, ü&» Objekt,
wdehes man beliuf Negirens scbou haben moss, dem Negationsatncli dabei
foransascbieken, letstern also dahmter 2a stoUen, tei es auf gleidier Höhe,
Mt es darüber (als Accent) oder darunter (als Suffixum). Ich- entschied
inieli fDr das Suffiznm als das in Druck und Schrift die grösste Deutlich^
ksit gewührende Zeichen you immerhin minimalen Raumansprüchcn.
fin meiner früheren Schrift* verwendete ich zur Bo/iichnnii;,^ der
Negation noch das Suf^xum 1, schrieb also ftli- unser uon-a t$tetH ^ge-
lesen: „a untm 1 kürzer „a-ems'*). Es sollte dies daran erinnem, das«,
via in § 23 geseigt wird, die Negation von a auch durob 1 — a darstelle
bsr ist Jedoch erscheint es angezeigt, des Dualismus halber, der alsdaun
niner zum Ausdmok kommen wird, ein von den Symbolen 0 und 1 naab«'
togiges Zeichen zur Darstellung der Negation zu verwenden.]
Von Andern (namentlich Boole, R. Grassmann und Oh. S. Peirce)
ist vorgezogen worden, das zu negirende Objekt mittelst Muiaonialstrich
xa ildfntreichen, für nnswr o, also sn sebreiben ä (gelesoi a alrieh).
Emstliche Einwttnde lassen aneh gegen diese 0spflogenheit sich nicht
trkeben. Die Entscheidnng für diese oder jene ist gewissermassen Geschmack-
Mche. Eine jede von ihnen hat gewisse Vorteile und Nachteile.
Will mtm mit dem Horizontalstrieh h»fs>'iHcni sein, so müsste man
nun mit _ (statt =f=) die Ungleichheit darsteiien. Dies sieht nun erstlieh
aoi, wie ein doppelt negirtes Minuszeichen. Öodauu ist das Zeichen auch
wbon andenreitig m Beschlag genommen: in der Zablentheorie sor Dar-
stoUnng von «^gleichrestig** oder ^fjboN^rusnf' — in andern Disnplinen auch
wol für ,4dentisch gleich" im Sinne Ton „allgemein gleich^ d. i, gleich fttr
nik Wertsysteme gewisser Buchstahengruppen. Das Zeichen 7^ würde also
hier seine dritte, mit den ljislierit,''on disparate, Bedentiinpf beigelegt er-
lialten, wogegen für ..nicht gleich" schon vielfach iiiiiich ist (vergl.
z. B. Aufsätze von Neito und Andern iui Journal ihr die reiue und an-
gewsndte Mathematik). — Weiter wttrden wir ftr die Yeraeinnog noch
sodier Benehnngen, wie B.B. ittr „nicht untergeordnet mit dem HorizontaU
ttricb viel weniger bfibsche Zeichen bekommen: ^ statt etc. —
Zeichen, die aus getrennten Teilen bestehen, weniger symmetrisch sind und
vol auch mehr Baum einnehmen, als mit dem Yertikalstriche.
Endlich, schon bei Buchstaben, gefällt mir nicht, dass die Höhenlage
des Uorizontaistrichs von der Höhe des Buchstabens abh&ngig wird, z.B.
üfe für unser a^h^. Sind aber die Buchstaben von gleicher Höhe, wie a
nnd r, so erscheint e.s allzu nahe gelegt, .solche, wie wir sehen werden,
gruadverschiedene Aubdrücke wie = a^c^ uud nc = ('^ ), miteinander
xa verwechseln, indem ihre Unterscheidung davon abhinge, ob an ^ner
Stelle von hOchst geringer Ausdehnung die Druckersebwttne, Tinte, nicht
«ngsgsagen oder abergeflossen ist.
Bei zusammengesetzten Ausdrucken indess hat der Horizontalstrich den
Vorteil, zugleich als Vinculum zu dienen und die Klammer zu ersetzen,
wis ia abf a + 6 und ä für die oben angefahrten drei Beispiele. Auch
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303
Siebtimte Torleaang.
ISsst f^n<^rr Scli reih weise wegen der Ähnlichkeit des Negatioiisstrichs mit
dem Suflixtiin 1 e< fortan weni^'er rat>:ini erscheinen, ein erstes, zweites,
drittes etc. ^iu einer Untersuchung auttretendes) a etwa mit a^^ a^^ . . ,
hier za beDeunen. HiefOr kann mau jedoch, da Potcoasmi ohn^m mbt
geechloesen sind (Th. 14), nun mit a\ a\ a', . . . aieb aehr gnt bdbelfen.
In Bezug auf die Streitfrage «wischen Horizontal- und Vertikaletrieh
bei za verneinenden Beziehungszeichen konnte Ubrij^^en^ TTerm Ohnrles
S. Pcirce die Autorität seines Vaters Benjamin Peirce' f^ejjrenUbcr^^esteiit
werden, mit dessen Rezeichnun^^s vorschlugen in seiner „Linear associaiive
Algebra'^ wir teilweise zuaauiiueutrelTeu.
0e Morgan, Jevons nnd Andere nehmen Ar Begriffe resp. Klaeaen
und deren Negation die korreapondiroiden Bochataben ans dem groaaen
und kleinen Alphabete, bezeichnen die Negation von A mit O, sowie um-
gekelirt — was nach Th. :U) /uliissig. Dies ist nur durchführbar, insoweit
blos „einfache'* Bymbole in JJetraclit kommen (vergl. Anhang 2), verbietet
sich indess, wenn das ^iegiren auch für zusammen »i^esetzte Ausdrücke soll
angedeutet werden können. Denn die Negation von A + Ji wtlrde durch-
aua nicht etwa a + d sein, n. a. w. — vergl. die Theoreme 36), Der Vor-
schlag eracheint uns hier ala gSnzUch unannehmbar.
Mit Worten nennen wir die Negation von a aocb ^itM-a^ oder
Indessen „non-o**, „non(a+5)'* etc. fUr nneer o,, (n + b), in Tomieln
aniuaetsen wttrde achwtllatig („combrona'*) werden.
Definition (6), der Negation.
„NegeUim** eines Qdnäes a nemeii mr etn seildies G^iet a,, wMes '
gtt Um in der Seei^img stdUj äass migleidi:
aa^ =^ 0 und 1 =^ a + a,
ist.
Da uaeh Tii. 5) ulinelan 0 =^ aa, und a + a^=^l sein wird, so
gelten dann i^ralt Def. (1) auch die beiden Satze:
30) Theoreme. Allgemein ist:
:\i »^) 00, = 0. I 30+) « + o, — 1.
Diese Gleichungen hiitten ebensogut zur Definition der Negation a^
von a venvendet werden können, muten jedoch dieser Negation schein-
bar etwas nielir tu, als nur die obigen in ihnen mitenthaiteuen beiden
Subsumtionen zu erfüllen.
Nach § 7, S. 214, können wir nun auch sagen: Negation ei}t€S
Gebietes netmen wir ein solches Gebiet, uieUihes mu demselben sugleiek diS'
junkt und supplementär ist.
Zusatz 1 zu Def. (6). Za einem Gebiete a kann es nidU mi^r
als eine Negation geben.
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% 18. Die Negation für Qelnete, mil "PoBtiilat.
303
Denn wäre a,' eine zweite, so würden noben den beiden Giei-
ehimgen 30)^ und mit demselben Eecht^ auch diese beiden bestehen:
aa{ = 0 und a + a/ 1
and würde ans ullen vier Gleichnngen nach HülfstlieoTem 29) [wo h
dem a, und e dem a,' entspricht] folgen:
< — «M
d. h. die beiden Negationen waren identisch^ einerlei, wiren in der
That nur etfie.
Die Operation des Negirens, d. i die Herstellnng der Negation za
einem gegebenen Gebiete, wird darnach jeden&Us keine j^mehrdeatage"
sein, ,die Negation Oj von a ist ein höchstens eindeuUges Gebietsymbol.
Dagegen könnte noch dieses Symbol als ein „ondeutiges'^, die Opera«
tion desNegirens al unausfahrbar'' erscheinen. Bislang ist noch die
Möglichkeit zugelassen, dass — Tielleicht je nach dem „Werte^ von a
— das Zeichen a, ein sinnloses, einer Deutung als eigentliches
Gebiet eventaell ganz unfähiges ist, welches dann als ein „uneigent-
liches'' Gebiet der Mannigfaltigkeit zu adjungiren die Def. (6) uns
zumutet
Diese Möglichkeit schliesst aus das folgende Postulat mit dam zu-
gehörigen die Interpretation liefernden Nachweise.
Postulat ((3)). Zu jedem GAiete a gibt es (mindestens) eine Nega-
tion a, (und dann wie schon gezeigt auch nur diese).
Diesdbe wird als Bückstand erhalten, wenn ma» das Qtbiet a aus
der gansen MamugfaUi^BeU 1 forÜasst.
Dieses Restgebiet hat nämlich in der That die Eigenschaft, erstens:
mit dem Gebiete a keinen Punkt gemeinsam zu haben, d. i. die
Gleichung 30^) zu erfüllen; hatte es einen Punkt mit a gemeiui so
Ware ja dieser Punkt von a nicht pflichtschuldigst fortgelassen — und
zweitens: das Gebiet« auch zur ganzen Mannigfisdtigkeit 1 zu ei^^inzeni
d. i. die Gleichung 30J zu erfUllen. Fehlte auch nur ein Punkt an
dieser Mannigfaltigkeit, so wäre ja nicht der voUe Rackstand genommen.
Dasselbe ist sonach eine richtige Negation zu a, und weil es nur eine
gibt^ haben wir hier den bestimmten Artikel anzuwenden und zu sagen:
die Negation von a. .
Die Ausführungen des vorstehenden Absatses sind nicht etwa als eiu
„Beweis'^ des vorhergehenden Postulates ansusehen, dessen Anerkennung
vielmehr wir schlechthin fordern. Sie sollen nur beitragen, den Sinn dos-
"^elbcn voll zum Bewusstsein zu bringen, und der Anschauung resp. Intui'
tion bebülflich sein, dasselbe zu veritii^iren.
Dia Negation a^ .eines Gebietes a ist — in unserm bevorzugten
304 Siebente Vorlesung.
Falle — die Ergänzung dieses Gebietes zur Mannigfaltigkeit 1, d.i. zur
ganzen Flüche der Schultafel.
Ist z. B. a die (Tnneu)Flache eines
Kreises, mit Eiiischluss von dessen Kon-
tur, so bedeutet a^ die Ausaenflache des-
^^ selben (soweit sie zur Tafelflüche gehört)
mit Ausscliluss von dessen Kontur, In
Fig. 16 ist dieses Gebiet durch Schraffiren
veranschaulicht.
Pig IG. Diese Ergünzung a, erscheint als das
Maximalgebiet unter den zu a „dis- Minimalgebiet unter den zu a.„8up-
junkteu" | plementüren"
Gebieten.
Als ein „Postulat" durften wir den Satz ('3)) deshalb hinstellen,
weil er die Forderung in sich schliesst, involvirt, zu irgend einem
Gebiet a ebenjene Ergänzung zu denken oder zu bilden, sie aus ihm
abzuleiten und in Gedanken zu isoliren.
Dieser Forderung fühlen wir uns gewachsen.
Zusatz 2 zu Def. (6). Insbesondre ist:
0,= 1 , 1, = 0;
die Negation der Null ist die Eins und umgcJceJirt; denn in der That
haben wir nach den Theoremen 21) oder 22):
0 • 1 = 0 und U + 1 = 1 ,
desgleichen mit umgestellten Faktoren resp. Gliedern. Auch ist es un-
mittelbar intuitiv: Nichts ist erforderlich, um ein Ganzes zu sich selbst
zu ergänzen. Die ganze Mannigfaltigkeit ist erforderlich um das Nichts
zu ihr selbst zu ergänzen.
Die 80 hochwichtige Deutung unsrer Definition und Satze ftir
Klassen wollen wir auf demnächstige Paragraphen verschieben und uns
bis zum Wiedergewinn des Dualismus im reinen Gebietekalkul fort-
bewegen.
Die Theoreme 30) mögen auch einzeln in Worte gefasst werden:
Ein Gebiet mit seiner Negation
mtdtijdizirt gibt 0.
Ein Gebiet eu seiner Negation
addirt gibt 1 .
Und sie können auch auf beliebig viele Operationsglieder dahin aus-
gedehnt werden:
Zusatz 1 zu Tb. 30).
Sooft unter den Faktoren eines Findet sich unter den Gliedern
Produktes solche vorkommen , deren einer Summe -überhaupt eines, welclies
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§ 18. Negation (iiiit I^oatulat) imd darauf zu gründende Sätze. 305
Mttr ^ IfegaUon «2» anäem ist,
das ProäukL
äU dieNegation eines andern Gliedes
ersdieinif so hiat die Summe den
Wertl.
So ist t. B.
a bc ■ ah^ cd^ = 0. | + 6 + + a + c + rf, = 1.
Mau kaon nämlich wegen der Kommutativitilt der Operationen
die Operationsglieder so umordnen, dass das gedachte neben seine
Negation zu sieben kommt} diese beiden kann man dann wegen der
Ässociativität zu einem oinzi^pn Operationsglied zusammenfassen (des-
gleichen die übrigen Operationsglieder) und nach Tb. 19^ Zusatz 2
durch seinen Wert 0 resp. 1 ersetzen, worauf das Tb. 22) in Wirksam-
keit tritt. In nnsern Beispielen haben wir als Wert des Ausdnicks:
aed, • 66, — (acrf,) . 0 « 0. | (fl+6+rf,)+(c+c,) =(a+6fdi)+l-»l.
31) Theorem. Es ist allgemein:
Die Negation der Negation eines Gdnetes ist dies Qebi^ sähst, oder:
Doppdte Vemdnmg Jb^aiki^f JM sieh auf.
Beweis 1. Nach Th. 30) hat man unter Anwendung des Korn-
muiationsgesetses:
und andrerseits, weuu Tb. 30) für a, statt a (so, wie es iai) in An-
spruch genommen wird:
Vergleicht man diese vier Gleichungen mit dem Schema der Vor-
aussetzungen des Hiilfstbeorems 29), so nimmt man dessen Anwendbar-
keit wahr, und erhiUt die Folgerung:
... « - Mo
die zu gewinnen war.
Beweis 2. Man kann auch einfach bemerkeui dass die beiden
VotaoBsetBungen der Def. (6) kraft Th. 12) unverändert gflltig bleiben,
wenn man die Symbole a und a^ mit einander vertansehi Da nnn
die Def. (6) eine eiHgemeine Festsetzung sein sollte, so muss auch die
•n jene Voranssetsung kouTentionell gekaflpfte Folgerung in Kraft
bleiben, wenn man a und o, Yertauscht. — Die Sache wird deutlicher,
wenn man in Def. (6) den Namen a, vermeidet, denselben durch irgend
eben andern, etwa durch h ersetzt Es wird ausgemacht: h die Nega-
von a so nennen, wenn ah^O und a -H 6 « 1 ist In diesem
FaUe ist aber auch 6a 0 und 6 -h « — 1 nach Th. 12). Folglich ist
8cn»M«, Algritem dw Logik. 20
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306
Siebente Vorleiuug.
dann ancli a die Negation von ( za nennen, wozu man sich eben durch
die vorhergehende Abmachung verpflichtet hat, in Anbetracht, dam
diese als eine allgemein zu befolgende hingestellt wurde, welche eben-
sogut fflr ein Paar b, a Ton Gebieten, wie für das Paar a, h yerbind-
lic^ iei Wird nun lUr h der Name a, eingeführt» so gilt für a auch
der Name 5, oder (a,), — vergL flbrigene Th. 32).
Ist also h (resp. a,) die Negatum von a, so ist awh a die NeffoHm
von h (resp. a,).
Die Beiiekung der NegaHon «Msefte» 0wei Gebieten (a und ist
aUemtd eine gegetiseitige. Die Beziehung ist „sifnmetriseh**.
Man wird durch Th. 31 erinnert an die Eigensdiaft des Minus-Zeichens,
an den Satz der Arithmetik:
und konnte sich im Hinblick auf diese Analogie Tersneht fOhleo, die Be-
Eeichnung a, durch — a ersetzen su wollen. Wir werden indess später
sehen, dass nicht 0 — (0 — a) = a sondern 1 - (l — a) f=» a das wahre
arithmetische Analogen des Th. 31) bildet. Vergl. § 23.
32) Theorem.
Ist ü'^h, so ist aucJi a^= b^y oder: Gleiches, negirt, gibt Gleiches,
Beweiz. Ans den beiden Gleichungen des Tb. 30): aa, = 0,
a + a, ^ 1 folgt wegen a^^h nach Th. 16), d. h. indem man eben b
für a substituirt:
&a,eO, &4-a, « 1.
Nach Th. 30) -* flQr in Anspruch genommen — ist aber anch:
Am diesen vier Gleichungen folgt nach dem Schema dez Hülfs-
theorenis 20): rt, = wie zu zeij^en war.
Zusatz 1. Ijit a, = 6,, so mn^^s mieh Th. 32) auch (//,\ 16,),,
mithin kraft Th. .^1) auch a l sf in. Die beiden Gleicliuugen a =
und er, = 6, bediii<^eii h\ch also gef^cnseitig, sind iuiuivaleiit.
Zusatz 2. Ilienacli lasst der Zusatz 2 sub Tli. 11) ), dass in ^c-
wissen Ausdriicken Gleiches für Gleiches gesetzt werden dürfe, sich
nunmehr ausdehnen auf alle durch Addition, Multiplikation um/ ycija-
tion hergestellten Ausdrücke: In jedem nur miitclst der identischen Opera-
tionen der „drei Spezies'" aus Gchictsymbolen aufgebauten Ausdrucke ist es
erlaubt, irgcmt einen Term durch eineti ihm identisch gleichen m ersetzen.
Von dieser Erlaubniss wird beim Bechnen umfassendster Gebrauch
gemacht, meist ohne be^ondern Hinweis auf dieselbe.
ist z. B. a r und b = d, so darf man für (a&, + a,d)« auch
schreiben {cd^+c^d)€. Etc. etc.
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§ 13. Negation (mit Postulat) und darauf zu gründende Sätze. 307
„Eriauhf^ nennt man diejenigen Umformungen eines AuBcIrackSi
welche ohne EinfluM auf den Wert (die Bedentung) desselben sind, in
der Tbat also nur die Form des Ansdmcks (nur den Namen dessen,
was er bedentet) berQbren. Diese erlaubten Umformungen nennt man
Tonrogsweise „TransfamaÜonm**, Es sind das diejenigen VerBnderungen
an dem Ausdrucke, oder f^ien Reproduktionen desselben, durch welche
der Ausdruck in einen neuen Tcrwandelt wird, übergebt, welcher dem
gegebenen identisch gleich sein muss.
Von Verschiedenem eines fär's andere zu setzen ist in dem an-
p:pgebeueu Sinne bei Ausdrücken im Allgemeinen nicht erlaubt, wie
luaii leicht an den nächsten besten Beispielen (und schon bei den ein-
fachsten Ausdrücken, wie a ■ h, a + h, a,) sich überzeu<!;en kann.
Für einen Term auch einen von ihm verschiedenm zu bubstituiren iäi
aatOrlich aber angängig bui uUgem^nen S&tzen oder Formeln. Kommt a
als aUgemeines Symbol in solchen yor, und ist unter a bereits ein be-
stimmtes Gebiet verstanden, ho darf man doch 5 für a schreiben, auch
wenn h ungleich a ist; man darf auch die vorkommenden Buchstabensymhole
allgemeiner Art Itcliebi^,'' unter ;-icli veTfaKsrhen , unbeschadet dessen, dass
sie verschiedene BedcutunL^oii haben mögen (vergl. Anm. 2 zu Prinzip II).
„Erlaubt" sind hier diejenigen Veränderungen zu nennen, die unbeschadet
der Richtigkeit der Formel vollzogen werden können.
Anmerkung zu Theorem 32).
Der ungemein häuBg auszuführende Scliluss von einer (Jleicliung
a = h auf die Gleichheit zwischen den Negationen ihrer beiden Seiten:
fli= 6,, dieser Schluss — mithin die Anwendung des Th. 32) — darf
nicht etwa als das „Nef^nren jeuer Gleichung" bezeichnet werden; viel-
mehr ist zu sagen: aus a = 6 folge durch „beiderseitiges Negiren'^ die
Gleichung a, —
Es würde nämlich die Negation oder VerJieiuung der Gleichung
(i = /, selbst (schlechtweg;) die Behauptung liefern, dass a niclit gleich h
.-eij m Zeiehensprache, dass a =f= 6 (vergleiche den Au.ssagenkalkul ) —
eine Behauptung welche die Gleichung a = /> authebt, unisti'»sst, also
mit ihr nicht nur nicht äquivalent, sondern sogar unverträglicli ist —
desgleichen al5:o auch keineswegs sich deckt mit der Behauptung, dass
Nicht-a gleich sei Nicht-5.
Ich glaubte darum' für diese Anwendung des Th. 32) einen eigenen
Namen in Gestell von f,.F,ntgecTftnsotznng" oder) ., Opposition" seiner Zeit
vorgchlaf^en zu ft<Mlen. I )ocii rrscheint i\m vorstehende als das uiihör liegende
Auskunftamittel , die Verweuhbhing zu vermeiden, und dürfte dasselbe wo!
den Vorzug verdienen. Zudem Hesse auch der bei einer Subsumtion —
vergl. unten Th. 37) — schon sanktionirte Name des „Schlusses durob
JCM«trapoM<toft'* sich hier auf die Gleichung mit Übertragen.
ao*
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^Siebente Vorlesuug.
33^) Theorem. Es ist äUffenum:
a 4- 5 s a& + a^i +
Beweis. Wir hüben:
mit Rücksicht auf die Satze 21 J, .'iOj, und III^ (sogar schon III^"),
endlich 14J — nicht zu gedenken der Theoreme 16), 12+) und 13+)
Zusätze. Man darf nämlich den Faktor 1 hinzusetzen, fQr 1 nach
Belieben & + 6, oder a + a, Bubstituiren (da diese Terme der 1 gleich
sind), sodann ausmultipliziren, weil hier die Summanden disjonkie sind,
endlieh die Additionsklammern weglassen, und die Wiederholung des
Summanden ah als tautologtsch unterlassen.
Zusatz zu Th. 33+). Für beliebige a,b <W auch:
d.h. Eine Summe bleibt ungeändertf wem man einen Summanden mul-
iiji^irt mii der Negation eines otufem, und umgekehrt: so oß in einem
Glied einer Summe ein Faktor steht, der als die Negation eines andern
Glieds derselben erscheint, darf man diesen Faktor unierdrüt^en.
Beweis. Es ist ilhnlich wie oben:
a-^b = a- \ -^h = a(h-\ b,) + h = (ab+ah) + b =^ ah^ i [^ab+b) = ab, + b
mit Röcksicht, ferner, auf das Absorptionsgesetz 23^). Und analog
wenn b und a vertausclit werden. Dies ist der selbständige Beweis
des für die Technik des Kalküls ungemein wichtigen Zusatzes. Am
schnellsten ergibt sich derselbe aus der Formel 33+) durch Vereinigung
des ersten T* rms recbterhand mit dem zweiten oder dritten gemäss
27+), 30+) und 21J.
Durch Anwendung vorstehender Sütze kann eine binomische Summe
jeden^eit in eine „reduzirte'^ verwandelt werden. £s ist ratsam, sich
dieselben einzuprägen. Ihre Veranschaulichung geben wir anter dem
nächsten Satze.
34+) Theorem. Was aueJi a und h für Crdtiete vorstellen mik/cn,
so ist:
Beweis. Man hat in der bisherigen Weise:
1-« a + fl, =» a • 1+ r/, • 1 a(6 + i»,) + a, {b + h^) « ab + ab,+ a^b + afi,
unter Berufung auf III^ [oder auch nur IIT^^. —
Sind a und b z,B, Kreisflächen, so enUpreeben den Gliedern
rechterhand in 34+) die vier Teile, in welche von den Konturen dieser
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§ 18. Negation (mit Poatnlat) vnä damaf su grflndemde Sfttse. 309
Gebiete die kränze Ebeoe der Tafel im Allgemeinen zerschm'tten wird
— wie dies Fig. 17 veranschaulicht Man sieht zugleich, daas du [in
Fig. l^") schrafßrtej Gebiet a + & aus den drei
enten dieser Terme zusammengesetzt ist, nnd
ebensoleiehty wie Tb. B$^), ist auch der Zusatz
zu demselben durch die Anschauung zu bewahr»
heiten.
Zur Erlilutemng sei erinnert, dass man der
unter Postulat ((3)), Fig. 16 gegebenen Interpreta-
tion von a, und &, eingedenk sein muss. Hienach
wird — z. B. — dasjenige Gebiet vorstellen,
welches der Innenfläche des Kreises a und der Aussenflücbe des Kreises b
gemeinsam ist, kurz gesagt: den Teil der Kreisfläche a, der ausserhalb b
ftlli Und a^b^ mnss das den beiden AussenfllUdien der Kreise a und (
geniein:^ame Gebiet vorstellen, mithin die Punkte umfassen, die ausserhalb
beider Kreise zugleich liegen, ein Gebiet, das man als AussenflSche des
(als ein Heftender Achtor erscheinenden) Gebietes n + h bezeichnen darf.
Berührten sich die Kreise « und 6, so würde das Gebiet ah in ^inm
Punkt, den Berührungspunkt zusammenschrumpfen, und hätten ihre Kon-
turen gar keinen Punkt gemein, so würde das Gebiet ab fbrlMlc», nidit
ezistiren, 0 sein; dann wttrde o5, mit dem ganzen Kreis a und afi mit b
iQflsmmenfallen.
Znsatz. Ersetzt man in S4^) die Summe der drei «rsten Glieder
rechterhand durch den einfacheren Ausdruck, welchem dieselbe nach
Tb. gleich ist, so ergibt sich noch:
1 ^a + h + a,h^.
Für die Zwecke des Unterrichts muss zum Bewusstsein gebracht
werden, dass bei der korrekten Ausführung jener SnbatitutioD zweimal
vom Assoziationsgesetze 13^) der Addition, liebst, Zusatz, Gebrauch m
imchen war, und zwar in entgegengesetztem Sinne: einmal behufs Ein'
fSkrwig ehier Klammer, durch welche die Gleichung 34^.) in
arageschnebon, die rechte Seite als zweigliedrige Summe dargestellt wird,
deren erster Term nun erst durch das ihm gleiche a + 6 ersetzbar ist,
welches als ein zusammengesetzter Aufdruck zunächst wieder selbst auch
eingeklammert werden muss (cf. Anhang 2) sodann bä dem Substitu-
tionsergebniss^: 1 a(a+6)+ab behufs ünkrärUdtutig der letzten Klammer.
Dergleidien Zwisehenoperationen übergehen wir zumeist mit Still-
lehweigen.
Nunmehr können wir zur Begründung des vollen Distributionsgesetzes
schreiten. Dazu bedfirfen wir sogar des Th. 34^) niclity und wurde
dieses blos wegen seiner nahen Verwandtschaft mit 3B^) gleich hinter
diesem angereiht.
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310
Siebente Vorleeoag.
Theorem [ohne Nummer]. Auch wenn he nicht ^»leicb 0 ist,
somit ganz alUjcmein, gilt die äubsunUion 2ü J und damit audt dai volle
DislribuHonsgesetz 21^^.
Wir mögen sogleich das letztere beweisen.
Beweis* Einerseits ist:
a& + ac a& • 1 +ac * 1 «
<=a6(c+(?,) + ac(d+6,) «
= abc + abc, + acb + acb^ ==
— übe -T abc^-^- ab^c
nach III^ [sogar schon nach III/].
Andrerseits ist wegen 33^):
a (6 + c) — a (6c+ +
Und chi tlie i'rüilukto je zweier von den rechts eingeklammerten
Gliedern U ireben müssen, indem hier jedesmal mui lesteus zwei Fak-
toren zusiiimiieiikuinmen, die als Negationen von einander sich gegen-
seitig vernichten, da m. a. \V.:
bc ' bCj = 0, bc ' b^c = 0, b'\ • h^r = 0
ist, so dürfen wir nach dem Zusatz 2 zu Prinzip III^ nnn rechterhand
ansmultipliziren. Dies liefert:
a + c) ahc + abe, + ah^e,
Durch Yergleicbmig mit dem obigen Ausdruck folgt also nach Tb. 4):
a(b'i-c) = ab + ac,
q. e. d. Mit dem durch Prinzip 111^, Def. (6) und Postulat ((3)) ver-
stärkten Beweiskapitale ist hienach der Beweis des Distribntionsgesetzes
nunmehr gelungen.
Anmerkung. Eben um zu zeigen, dass auch das Produkt
a(bc+ bt\+b^c) durch Ansnmltipliziren entwickelt werden darf, würde
augenscheinlich der speziellere Satz III^*' nicht ausgereicht haben und
war es unumgänglich, den umfassenderen 111^ als Prinzip hinzu-
stellen.
Dien scheint mir i^erdings mathematisch uoch nicht vollkommen sicher^
gestellt. Und ebenso mnss ich es hier noch dahingestellt sein las«(»n, oh
nicht schon olow (las Pnnzip 111,^ — - auf Uruud lediglich des Zuzui^'s von
Def. (C^ uud Postulat mit Hülfe des (vielleicht auch für Aiis^samn
in Anspruch eu nelauenikn) Theorems 30) und 31) (d. i. den Sätzen des
Widerspruchs, des ausgeschlossenen Mittels uid der doi)polten Vemeinung)
ein Beweis des Distribationsgcsctzes möglich wSre. Den in Anhang 4 und 5
entwickelten logischen Kalkül mit Algorithmen kann man hiefÜr nicht als
beweiBkr&ftig gelten lassen, sofern sich in ihn der Begriff der Negation
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$ 13. Auf Negation gründbare Sfttie.
311
Dicht Ubei'tragen lässt (siehe ibidem Schiassnote) vielmehr in diesem Betreff
dieser logischo Kalktil noch weiter Tom identisehen zu diTergiren, von ilun
sich iu entfern t:"!! scheint.
AVir dürieu fortan auch die Formeln 26), 27) und 28^) als TJwo-
rerne bezeichnen und ohne Einschränkung von denselben Gebrauch
machen. Dasselbe gilt von dem dualen Gegenstück des letzteren, wei-
ches bislang noch nicht erwähnt worden ist^ und lautet:
28^) Theorem. Es ist
(a + c) (a + d) (h + c) {h + d) = ab l- cd.
Beweis durch dreimalige Anwendung von 27^), wodurch sich
mittelst Zusammenziehung der beiden ersten und der beiden letzten
Faktoren linkerhand ergibt: {a + cd) {b-^cd), und dies, ebenso zu-
Mmmengezogen in die rechte Seite abergeht.
Die Theoreme 26) bis 28) finden nunmehr ^ ihrer vorgreifenden
Chififrirung ungeachtet — erst hier im System ihre Stelle.
Wir wollen deshalb die 27^) und 28^) auch einmal in ihrer all-
gemeinsten Fassimg Ton binomischen Summen auf polynomische aus-
gedehnt ansspreehen:
27^) Th. (a» + «« + a» + • • • + a^)h « a»6 + a*6 + o*6 + . . . + a^J.
28^) Th. (a» + a* + a'' + . • • + a«) + + • • • + d») «=
= a*6* + a*h^ + a'd' + ■ • • + «"6* +
+ a»d* + + + • • • 4-a"'5* +
-I-
+ a}lf* + a*J)^ + a»5* + . . . + a'"6*.
Bei den diesen dual entsprechenden 27^) und 28^) sei dies dem
Leser überlussen. Die Formuliruug der.selben dürfte hier kaum ver-
lohnen ^ weil die Erfahrung des Rechners darthut, dass man schon
mit den ein.'^chläsjfitjen Tlieoremeu auf der einen Seite des Mittelsirii lis
uberall bequem uu.-kummt — und diejenigen der linksseitigen Kolumne
sind aus der Arithmetik ^el'aufif?.
Von vorstehender Multijdikationjsregel für l'ülyiiome kann man
8a*^en, dass sie auch das Distributionsgesetz 27) als be.siuidern Fall
in sich scldiesse, indem nuui es als zulässig erachtet und sii'ii vor-
stellen kaun, dass das eine der beiden zu multipli/irenden Polynom r
von vornherein als ein Monom gedacht werde oder auf ein solches
sich reduzire [vergl. die Anni. 1 zu Tli. iM) und 22)J. Schrumpft z.B.
das zweite Polynom in sein erstes Glied 5* 7,usammcn, su ergibt sieh
— indem man dieses erste h als das einzige nun iu Betracht kom-
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312 ' Siebente Vorlerang.
mende statt mit einfacher mit b schlechtweg bezeichuet — aus 28^)
direkt das Th. 27 J.
Es lässt sich also das Th. 28) als der allgemeinste Ausdruck des
Distribution sgesetzes ansehen*
Zusatz 1 zu Th. 28).
Ist aus Gebietsymbolen, die wir „einfache'^ uennen wollen und
etwa durch Buchstaben dargestellt annehmen, ein Ausdruck aufgebaut
lediglich mittelst der ()j)erationen der identischen Multiplikation und
Addition, mithin dadurch, dass jene Symbole untereinander und auch
mit sich selbst ii^endwie Terknüpft siud durch die genannten ncei
dirdcten Speeies, so lässt sUh allemal der Ausdruck darstellen als ein
Agffr^ffot von Monomen ^ als eine Summe , deren Glieder nur Produkte
sind ans lauter einfiEushen Symbolen.
Beweis. Die Torkommenden Operationaglieder können nämlich
nur entweder Summanden oder Faktoren sein, und sofern sie selbst
nocH als zusammengesetzt erscheinen, können sie nur Produkte oder
aber Summen sein. In Bezug auf einen zusammengesetzten Ausdruck-
teil sind daher nur folgende vier FSlle denkbar:
1^ derselbe ist eine Summe und tritt als Summand auf
2^ 19 n n n n » n Faktor „
dP) „ „ ein Produkt „ „ „ n »
4^ „ „ „ „ „ „ „ Summand auf.
Der 0w&te Fall lasst sich überall, wo er Torkommt, durch Aus-
multipliziren nach dem Distributionsgesetze leseiHgen (zu gunsten einer
Vermehrung des Tierten Falles, indem dabei Produkte von Summen
an%el5flt werden in Summen aus Produkten).
Die Fälle 1^) und 3°) kommen unmitU^bair m Wegfall, indem man
die den zusammengesetcten Ausdruckteil umsebliessende Klammer ttnter-
driicH — in Anbetracht^ dass diese sich nach dem Assoziationsgesetze
13) nebst Zusatzdefinitionen in ebeudiesen Fällen als flberflüssig charak*
terisirt. Eiue Summe aus Summen (genauer gesagt: mit einer Summe
als einem Gliede, oder auch mit mehreren Summen und vielleicht noch
atuk'rn Gliedern als Gliedern) lässt sich ja iiiimrr unselicu als eine
einzige Summe au8 Jon säiutlicheii Gliedern, und ebenso ein Produkt
aus l'roJukteu und vielleicht noch andern Faktoren immer darstellen
als einziges Produkt aus den Faktoren jener nebst diesen übrigen
Faktoren.
Hic'Uach bleibt nur noch der vierte Fall übrii?. Das heisst, unser
Ausdruck wird nur mehr f^ein kininen eine Suinine, ein (ciin-^ oder mehr-
giiedriges) Aggregat von Monomen, welche selbst nichts anderes sein
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# 18. Auf Negation grflndbare Sfttie.
313
können als (ein- oder mehrfaktorif^e) Produkte ans einfachen Gebiet-
svmbolen, irgendwie herausgegriffen aus der Gruppe der in den Aua-
druck ursprünglich eingehenden literalen Gebiete, q. e. d.
Man sagt von einem in solcher Weise dargestellten Ausdruck:
derselbe sei in seine leUftm Glieder („uitimate aggregauts'') eerfäUt, auf-
gelöst (oder entwickelt).
Bemerkenswert ist, dass er dann ^eine Klammem »wÄr enthalten
wird. In der That nur beim MultiplisireD von Summen durfte die
Klammer (um diese herum) nicht ohne weiteres weggelassen werden,
wogegen beim Addiren von Produkten dem herrschenden Gebrauch
gemäss die Klammern jeweils gespart werden.
Es Terateht sich, dass man bei der geschilderten Zerfalluugsarbeit
Ton den Gesetzen der Tautologie und Absorption, — Th. 14) und
23) — im Sione der Yereinfiscbung des Eesultates umfassendsten Ge-
branch machen wird.
Qe.'^chieht letzteres nach Möglichkeit, also dass kein Term wiederholt
ang-esetzt und jeder unterdrückt wird, der einen andern als Faktor ent-
halt, so würde .-ich wol zeigen !a-«it^u, dass die Zerfällnng' eines Ausdruckes
in seine letzten Aggreiranten immer nur auf eine Weise möglich, dass sie
eine yollkommen eiudeuUg bestimmte ist, sobald wenigätenä die in den
Ausdruck eingehenden „ein&ehen** Gebiete von einander unabhängig be«
liebige sind [solange alao insbesondre unter diesen Gebieten auch keine
TOrkommen, welche die „Negation" von andern sind]. Indessen im JTiu-
bliek auf spütere viel wichtigeru Ausdehanngcn tmsres Satzes (vergl. §11»)
dürfte es kaum verlohnen, diesen immerhin schwierig erscheinenden Nach-
weis zu lieferiL
Zur Illustration werde die Aufgabe gelöst den folgenden Ausdruck in
seine lotsten Aggreganten xn serflUlen:
xmM \ ahc+ (ahd + acd) ] +
+ ( {a h+cd) (n c + h d) [a d -r h c) ^- {n + b i- c) {^a f 6 -f j ((f + f + rf) (b + c + (Y) ) x
• l i}^ ^ ^ f'"^ + + c) (6 + d) \ ia -{-hc^ (a + bd) (a + cd) (a + bcd) .
Als Nebenrechnung entwickle man erst die beiden Glieder in der
zweiten Zeile.
Das erste wird (durch Ausmultipliziren):
abcd f uhc + abd + acd + bcd^
wo¥on auch noch der erste Term eingeht; das zweite wird:
(a + b + ed) (aft+c+d) ^ ad+ac + ad+6c+i»d+cd+a6cd,
wovon der lotste Term absorbirt wird.
Die stehen bleibenden sechs Terme absorbiren aber auch noch die
sSmtlichen des vorhergehenden (Iliedes, und da die Eutw iclvelung des In-
haltes der geschwungenen Klammer in der dritten Zeile gerade die näm-
lichen sechs Terme liefert, so erhalten wir:
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I
314
Siebente Vorleenng.
X = abc + abd + acd +
+ {ab -k- ac ad bc + bd cd) (a + bcd).
Uultipliaii man hier vollends aus, so gehen auch noch die ersten drei
Terme ven x in dem ErgebnisBe ein, and entsteht:
» a& + ac + ad + bcd
als das gesachte Ergehniss.
Ganz genan dual entsprechend kann man auch jeden Aasdmck der
gedachten Art (der mithin Ergebniss der Verknüpfimg von lanter ein-
fachen Symbolen mittelst identischer Multiplikationen und Additionen
ist) „eerfäUen in seine Uteim Fiäitorm", (;,ulttmate factors'' — yon
Peirce auch geradesu als JMn^äkhrm bezeichnet) , d, h. in solche
Faktoren, welche nur Summen aas irgendwelchen Ton den gegebenen
einfachen Symbolen sind, mithin kein Produkt mehr zum Summan-
den enthalten.
Man scheide hier gemeinsame Faktoren, soweit solche ersichtlich
sind, jeweils aus, und vereinige die dann noch übrig bleibenden (ilie-
der successivp nach dem dualen Gegenbiück der Multiplikauonsregel
lür Polynome, d. Ii. «^emiUs dem Th. 28^.), indem man jeweils jeden
Faktor des einen Gliedes um jeden Faktor des andern vermehrt und
<lie sich ergebenden Einzelsummen schliesslich miteinander multiplizirt
(ohne Ausmultipliziieu sie zu einem Produkte Tereiuigt, ihre Multipli-
kation „blos audeiitend^Y
Auf diese Weise umgeformt wird z. B., wie leicht zu sehen, unser
letzter Ausdruck:
X = {n + b) {a + c) (rt + d) (ft + c + d) .
Ebenso würde ein Ausdruck ij = x + e sich nuu darstellen als:
y = (a + 6 + e) (a + c + c) (a + d + c) (fc + c + d + c).
Da jedoch die Anwendung des dualen Gegenstücks 28^) der Multipli-
kationsregcl für Polynome dem Mathematiker nicht geläufig ist, so werden
wir später (unter Th. 36), Zusatz 3] ein- anderes Mittel anheben, um ohne
jenes denselben Zweck zu enculmn — ein Zweck ührii^n ns, dessen Ver-
wirklichung ohnehin nur selten als vorteilhaft oder wünschenswert erschei-
nen möchte. —
Zusatz 2 zu Th. 28 j [und SO)].
lüt am y,rcdii:irh;'^ Summe gleich 1. d.h. eine Summe, deren Glie-
der unter sich di^junkt sind, so iaf t/^ Xiyaliotf ir<jr)id eines Gliedes
dieser Sumvie allemal die Simwie ihm- übrif/en Gliedo' (ohne das ge-
nannte); ebenso ist — noeli allj^emeiner — die Xo/af/vyi in/ettd liucs
A(/;/rr;iatts l Oii (iliiärni, iterrnrydiohoi (ins dtr.si r Siuiinie, leicht angcObar
iu titstaU dis Aggregaks direr übrig bleibenden Glieder»
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*
§ 14. Der Dualismui. 315
Denn dieaei letstera Aggregat erf&llt die f&r die Negation des
entern charakterietiecheD beiden Bedingungen des Tbeorems 30): das-
selbe erstens anr 1 additiv tu. ergänzen — dies laut Voraussetsong —
und aweitens mit ihm disjnnkt su sein, das Produkt 0 zu liefern; das
Produkt mnsB TeracHwinden, weil beim Ausmultipliziren desselben ge-
mlss Tb. 28^.) alle Partialprodubte nach Voraussetzung verschwinden
werden, mithin auch, deren Summe.
lstz.6. l^a + h-^-e-^d-^-e, wahrend ii,bfe,d,e diirjunkt sind,
so muss sein:
a^ = b + c + d + ef c, » o + 6 + <i -t t , {a + h + c-h d\ = e,
(a + 6), = c + (/ + c , (a + c + e), = h + d , etc.
In der Mauiii^'faltigkeit 1 der Wirbeltiere muss, nis nicht** Fisch
ist. Reptil oder Yoj^el oder Saugetier sein, und was ludU iieptü oder
Yogei ist, muss irisch oder Säugetier seiu. Etc.
§ 14. Der Dualiamtis.
Mit den Prinzipien 1, 11 und IIl^ und den bisherigen Definitionen
hatten wir bereit» die formalen Grundlagen für die Schlussfolgemngen
im identischen Kalkül vollständig gewonnen. Diese Grundlagen eni-
sprachen entweder „dualistisch*^ sich selbst, oder sie traten paarweise
auf als Gegenstücke zu einander. Nur bei Prinzip III^ hörte die
Symmetrie zeitweilig auf, indem der diesem dualistisch entsprechende
8atz III^ nicht auch zum Prinzip erhoben wurde (vergl. Anm. 1 zu UI^).
Die GQltigkeit auch dieses Satzes ist nun aber nachgewiesen; sie ist
mit dem allgemeineren Satze 264.), in dem er enthalten, zugleich sicher-
gestellt
Gleichwie nun also die GrmuUagm, so mflssen auch die aus diesen
ableitbaren Fcitgerutiffen durchaus dem Satze des IhuUismtts genOgen,
welcher lautet:
35) Theuruiu.
In jedein Satze and in jakr allgemeineu i'ormd des ulndiscJim Ge^
hicteliolkuU ist es ytdalktf (jleichzciti(j die Zm ltcn der Unter- und Über-
Ordnung f die 0 und die 1*) sowie das 3lal- und das Pluszeichen —
selbstverständlich mit den zugehörigen Benennungen im etwaigen ver-
balen Texte, wie Subjekt und Prädikat, Produkt und Summt', l''akt(»r
und 8ummand — durchweg su verlausten, uttd muss mau hiedurch immer
*) Der Negationastrich miiM dabei imvfxftodert (lelasaen werden. Dusselbe
gilt vom OleichheitsseicheD ; doch wird die Elegans erfordern, daw man die Olei-
cbuigen rllckw&rfai lese.
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316
Siebente YorlMimg.
wieder einen gültigen Satz, eine richtige Formel erhalten, die von den
ursprQuglichen in der Begel, doch nicht notwendig verschieden.
Anstatt die Zeichen =^ und ^ der ESnordnung und Oberdecknng,
Oller das ,,Sub''"- wud ,,Snpersumtion?7eichen" miteinander zu vortäu-
schen, konnte man ar.eh ein jedes derselben, z. B. das erste =^ festhalten,
wufera uian nur alsdaun die beiden Seiten der Subsumtion, das Subjekt
und Prädikat jeweils vortauschte. In der Tbat: aus a =^b entsteht durch
Vertattflehnsg des im SobsumtionuMchMi enthaltene Bogens der ünter«
Ordnung mit dem ^ der Überordnnng ersicbÜieh: ü^h^ nnd durch Ver-
tauechong von major and minor entsteht: 6^a, was gctiau dasselbe sagt
— faber freilich etwns <?an7. anderes als die nr^prüntrliclie Suböuintion
a =^ h. Diese, wenn für sich allein liingestellt, gilt aueli in der That nicht
alü allgemeine Formel, mithin beansprucht der Satz 35) auch nicht, auf
sie anwendbar ui öüiu. Erst da, wo eine solche Subsumtion von andern
Relationen abbftngig gemacht ist, kann er mit auf sie anwendbar werden,
desgleichen auch in solchen beeondern FftUen, wie a^a, wo eben die
Subsumtion den Charakter einer Formel annimmt].
Prinzip I a ^ a gibt in bc.-^ondre a ^ a; dasselbe geht also auf ge-
nannte Weise in sieh selbst über.
Aus Prinzip II, welches aussagt: „Wenn a ^ b und b ^ c 60 kt
a =^ erhalten wir auf die eine Art: „Wenn b und 6 ^ c, so ist
a^e^, auf die andre: „Wenn h^a nnd e^b^ so ist c^a"; beides
aber ist richtig und deckt sich mit Prinzip U selber.
Man revidire schliesslich, dass durch das angegebene Verfahren die
beiden Definitionen f2^) und (2^) ebenso (3^) und (3^) :'m tausclion kom-
men, wogegen die Det. (1) der Gleichheit und die (6) der Negation nur
in sich selbst «hergeht.
Ersetzten wir die Gebietsymbole 1 und 0 etwa durch 1^ rea^. 1^
and die Operationssymbole • nnd + durch resp. [desgleichen
die Chiflfrirungssufiixa ^ und ^ durch d und "^1, so könnten wir
dem Priiiz.ip des DuaHaraus den einfacheren Ausdruck ^^-ben: hi uJhn
Theoremm des Kalküls dar}' nian die Zeichen und ^ durcliweg ver-
tauschen.
Führt näinlirh von den Orundlageu cuk neiikuütwendigkeit zu
gewissen Folp;erinitj;en hin, so mass diefte Notwendi^^keit bestehen un-
abhängig von der Materie des Denkens und deren Bezeichnung. Also
auch wenn man das mit Ausgedrückte mit dargestellt hatte,
müsste sie fortbestehen. Dann würden aber die Grundlagen dieselben
geworden sein, und statt der vorigen hätte man wol grosaeuteils neue
Folgerungen erhalten — die dualen Gegenstttcko der letsteren ~- so-
nach müssen denn auch diese gelten.
Wir wollen die Berechtigung zu diesem Schlüsse noch etwas
abersichtlicher darlegen.
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I 14. Der Daalismut.
317
£s mögen mit G-^ die luelirerwäbuien formalen „üruudlagea''
des identischen Ealkols bezeiehnet werden, bestehend ans den bis-
herigen Defioitionen (1)^ (2)^ (3)^ (6), und den hier als ^Prinzipien'^
beseichneten Aiiomen 1^ II — unter Zuzug des als ebenfalls gültig nach>
gewiesenen dualen Gegenstttckes III^ (oder III^) zu III^ (oder III^).
Wie wir gesehen, haben dann diese Grundlagen (i die Eigeusciialt,
wiederum in sich selbst nur ilberzugfben, d. b. nngeändfib zu bleiben,
wenn man im obigen Sinne die Zeiclit-n C_ "'i'l ) durchweg ver-
tauscht, und wurde die.ser Umstand dadurch siclithar ^einuclit, dasa '
wir dem fr das Suflixum ]^ erteilten, welches die gleiche Eigenschaft
in sich zu erkennen <^ibt.
Durch diese Gruudlageu Cr ist nun erwiesenermasseu eine Gruppe
Ton Folgerungen denknotwendig mitbedingl^ z. B. die direkt bewiesenen
Theoreme in der Kolumne zur Linken des Mittelstrtches enthaltend,
welche genannt werden mdge. Dieser notwendige Zusammenhang:
„Es gilt ^j^» ö/so auch F^'*
muss a priori bestehen bleiben, wenn man die Zeichen und ^ Ter-
tauseht Dadurch gelangen wir aber zu dem Satze:
„Es gilt G^, eUso auch F-^**,
durch welchen die ganze Gruppe F-y der den vorigen F^ dual ent-
sprechenden Sätze, darunter alle die in der Spalte rechts vom Mittel*
strich befindlichen, mit einem Schlage bewiesen erscheint.
Hieraus erhellen auch die Vorteile des Dualismus und seiner Be-
achtung.
Die durchgängige Symmetrie erleichtert schon das Behalten der
Sitse^ wie denn auf zwei Säulen ein Bau fester ruht, als auf einer.
Man kann aber den Dualismus auch in der That benutzen als ein
wirksames Prinzip um sich die Herleitnng und BegrOndung von nahe
der HUfke aller künftigen Sätze zu ersparen. Neben der kleinen
Mindeizahl sich selbst dual entsprechender Sätze genügt es fortan,
nur die in der einen Spalte stehenden selbständig abzuleiten, woraus
die fehlenden in der andern Spalte fast mfihelos abzuschreiben sind,
und man sieh auf deren Gflltigkeit wird ohne weiteres Tertassen kdn-
060. Ja bei jedem Paar einander dual entsprechenden Satze hat man
die Wahl, ob man nur den linksseitigen oder nur den rechtsei tigeu
wirklich beweisen will.
Beispielsweise müssen darum auch Geltung haben die sämtlichen
318
Siebente Vorleiimg.
noeh ausstehenden dualen G^enatÜcke bisheriger SäUe, nämlieh die
noch nicht erwähnten Theoreme:
33J a& — (a + h) (a + 6,) (a, +
Znsatz dazu:
a& B= (a + hf) h — a(a, +5).
34 J Th. + i) (a + & J (a, + 6) («, + Z»,) = 0 .
Zusatz dazu:
a6(a, + 6,) = 0.
He\v(»ise für diese »Sätze kann man tu)n l J)rr/hi,<s aucl», tlen vor-
getrageiieji genau duiil entsprechend, ! nii^Lruiren. Düügleiclien mügeu
— eine für den Anlüuger emptehleuswerto Übung seibsiändig Beweise
für sie aufgesucht werden.
Bei den „Zusiitzen" genüiit selinn cini'.u hejj Ausmultiplizirea mit Rück-
sicht auf 30y) und 21^). Üei den „Theoremen^' empfiehlt sich Anwendung
des Schemas 27^), wonach sich s. £. die beiden ersten Klammerfaktoren
süsammeDsiehen in a + 55, a + 0 a, etc.
Obrigcns gleichwie in forstehenden Beispielen werden wir auch sonst
nirgends gezwungen seiUy vom Th. 35) des Dualismus einen wesent-
lichen Gebrauch au machen, indem wir uns ja die benötigten Sstse
auch samt und sonders einzeln zu beweisen vermögen. Sofern es
uns beliebt, mögen wir das Th. 35) auch lediglieh die Rolle eines
empirisdim Prinzips hier spielen lassen, welches die eben bei jedem
einzelnen Satze zu machende Wahrnehmung, dass auch sein duales
Gegenstflck gilt, nachtriglich konstatirt, m. a. W. alle diese Wahr-
nehmungen zu einem allgemeinen Satze in erschöpfender Induktion zu-
sammenfasst, resumirt.
In solchen Fällen, wo wir nur mehr des einen der beiden zu ein-
ander dualen Sätze fQr die Technik des Kalküls bedürfen werden, be-
gnügen wir uns hinfort, auf die Existenz des andern lediglich in der
(Jhiö'rirung — durch Anbringung eines »Suflixuuis ^ oder ^ bei des
erstem Chiftre — hinzuweisen.
Den tiefem Grund liir die That.sache, dass wie durch den (Jebicte-
kalkul, so auch durch die Lehre von den Begriflfen ein Dualismus sich
hindurchzieht, kann man darin erblicken, dass — wie auf S. K»<> er-
kannt — die Unterordnung von l^t griffsumfangen einer Uberordnung
der zugehörigen Begriffsinhalte parallel geht, und insbesondre nucli
die Multiplikation der l lmfänge glei( li/t itig ungesehen werden kann als
eine Addition der lidialte. Ks ist dejihalb nicht /u verwnndern, dass
jeni r identischen MuH ijdikatiou aucli die Ki^enschat'K'n der identischen
Addition genau zukommen, da äie im Grunde selbat eine solche ist.
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§15. Kritische VorbemerknngeiL
319
r
§ 15. ScItlMibe VorbeiiiiiaAimgeii sma ]iiLoli«te& PangiBplLMi: Xn>
wieflniL negallTe Uitoil» alB negativ piftdiiirendo aimwelien Tind
dl^jonkttT pMMtmäB UrfceUe Ton den dUijunkttven la unter»
scheiden sind.
Wir treten nunmehr an ein Untersuchnngefeld heran, auf welchem
grosse Vorsicht geboten ist, indem wir namhafteste Fliiloflophen aller Zeiten
— Utk aeime annftohBt nur Aristoteles vnd Kant — hier weit ansm-
andergehen sehen and auch ganz neuerdings von autoritativen Seiten unhalt-
bare Theorieen aufgestellt zu finden meinen, die ihre Urbeber, wofern diese
nur konsequent dabei zuwerke gingen, in die gr08sten Widerspruche mit
sich selbst verwickeln mUssten.
Schon um die hiernach entgegenstehend eD lUndoini^r^se hinwegzuräumen
flehe ich mieh versnlasst, der Fortsetzung des sjstematisehen Teils unsrer
Bisaiplin einige Betrachtungen von kritisch-polemiflcher Natur yoransu-
sehicken.
Bei diesen Vorbetrachtungen will ich mich des Rechnens noch ent-
halteu, die Überlegungen vielmehr gemeinverstümllieh Mos in Worten führen.
Der Kalkül wird schliesslich dio Ergehnisse fiieser Überlegungen bestätigen
uuU alles in noch hellerem Lichte erftchoinen lassen.
Der Gründe für die Schwierigkeiten einer Theorie der Negation
und die durch sie bedingte Uneinigkeit unter den Fachgelehrten sind
mehrere, und werde hier auf die hau|)tsiichlich3ten im voraus hin-
gewiesen, obwol sie sich erst nach Bewältigung des Aussageukalkuls
völlig überblicken und dann auch alle Schwierigkeiten sich als über-
wunden erkennen lassen werden.
Ein Hauptgrund dürfte zu erblicken sein in gewissen Unbestimmt-
heiten der Wortsprache, welche uil schon in iliren einfachsten und
fundamentalsten Satzbililungeri die wünschenswerte Prii/iariuu vermissen
lässt, indem «^ie - — als eine ik 1 \\ t iidiger Zeichen, wie uamentlich des
Instituts der Klammern, entbehrende — verschiedene Auffassungen
dieser Satzbildungeu zuzulassen scheint und insbe<?ondere eine Ver-
mengung von Deutungen des Kktsscnk^lkiiia mit solchen des Aussa^m-
kalkuls nicht selten nahe legt.
Die in Titel des § 16 genannten Sütze der Logik gelii»ren wesent-
lich dem Aussagenkalkul an, wurzeln ganz in diesem und können in
ihrer ursprünglichen Bedeutung erst dort völlig erledigt werden
(Vergl. § 31).
Es kann sich im Klassenkalkal nur um Analuga von ebeudieseu
Sätzen handeln, denen wir aber, weil sie gleichlautenden Ausdrucks
in der Formelsprache teilhaftig sind und später durch einen blossen
Wechsel der Interpretation, durch eine einfache ümdewUmg aus ihnen
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320
Siebente Vorlerangr.
hervor oder in sie übergeben werden, einstweilen schon den gleichen
Nomen beilegen mit dem unterscheidenden Zneatze: „tm KlmsemkalkuV'.
Zwei £11 den allergelänfigsten gelidrende Redewendungen sind
es besonders , die dareh ihren Doppelsinn der Yerwimuig Vorschub
leisteten.
Die etfie*) lantet:
a) isl nuM B^,
Entgegen einer weitverbreiteten Meinung ist es im Allgemeinen
durchaus nicht gletehgülUff (fOr den Sinn dieser Aussage), ob dfo Ver-
neinungspartikel „nicht" (in noch naher zu erläuterndem Sinne) Mir
Kopula „ibV*, oäer ob sie mm Prädikate „1^* ^eschlaffen wird.
Es handelt sich um die beiden Aussagen:
ß) i^iM nirhh uud y) „A id mvht Jh^'
welche als di«> ÜLutungsmöglicbkeiteu der Aussage a) zunächst sich
darzubieten gcheincn.
Da im Wortlcxt die Klanmifni uran/ andoni Zwecken zu dienen pno<,''r^n,
als wie im Kalkül, da sie hier hcliuu uuder\vei(ig besclilaguahnit sind, nüm-
lich wie bokunut jeweils verwendet werden, uiu Anmeikungen, Eiliiiitei ungen
in den Haopttext einzufUgeu, so ersetze ich daselbst die Zeichen (,) des
Kalküls durch eigentHmlieh gestaltete AnftthrungsEeicben (guillemets, qno>
taticn marks) » , « .
Mnti kann die fra;;lichen Bentungen ß) und y) beim Any-preclien schon
durcli den Tonfall untersclioiden : es wird der Bat/, ß) etwa im K'liythmns
dos C lioiianil)ii.s (~ o w _) zu bpreelien .sein, mit einer raii.se hinter der ersten
LUnge, wogegen der Satz y) mehr au den Verbtuös dea Ditrochäus (-w-v)
anklingt.
Nach der Meinung derjeuigen Philosophen, welche, wie Kant,
Lotse, Sigwart**) das ,,Terneinende^' Urteil a) im Sinne von ß) auf-
gefasst wissen, nämlich die Verneinuugspartikel zur Kopula geschlagen
haben wollen — wenn sie auch nicht gerade zu der deutlichkeitshalber
von mir dafür gewählten Schreibung' ji) sich bequemen — boU diesed
Urteil u) oder ß) nur koustatiieu, äu66 die Aussage
d) ,^ ist
beziehungsweise
IT) Das Gebiet Ä ist im Gebiete B enthalten,
d") Die Klasse A ist enthalten in der Klasse B,
d"") Alle Ä sind B
tiMncft%, fidscih sei ümgekehrt käme darnach der Leugnung dieser
*) Die anohre werden wir weiter unten tni unter natnbaft maebea.
**) Übrigens ehae dabei unter rieb flberetnsiistimineii t
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§ 16. Negative Urteile als negativ prädizircnde aozuseheu. 321
Atusagen d) der sprachlielie Ausdruck ß) zu, besiehuugsweiBe die Aus-
druckaform:
ß') Das Gebiet A ist nicht in dem Gebiete B i nlhalten,
ß" ) Die Klasse A ist nicht enthalten iu der Klasse
ß'") Alle A >sind nicht« B.
Die Frage, ob es wirklieb angängig ist, die Verneinung der Au!ji>agen
d) spmcbüdi in die AasdrnckBforinen ß) eimakleidan, werden mr nachher
sttm Auetrag %a bringen haben. Um BinwBnden saYoranikominen will ich
voraus bemerken, dsss dies nicht allgemein, und strenge genommen wol
überhaupt nicht, angängig ist und dajss ich mich blos provisorisch zu dieser
Ausdrucksweise bequeme um auf den Gedankengang derjenigen Philosophen
eingehen zu krtnnm, welche darin den Typus der „verneinenden" Urteile
zu erblicken wähnen.
Dna Missliehe eoloker DanteUnng wird der Leser sicberlidh bei ß'")
bereits herausgefttklt haben.
Bei genauerem Zusehen wird es sich uns als ihkair^ erweisen,
nimlich mit dem anerkanntesten Prinzip der Logik ersichtlich in
Widerspruch bringeUi bestfinde man darauf, die Verneinung der AuS'
sagen d), d'") m die Form der Säiee ß), ßf") eu kleiden, die YerneinungS'
Partikel sonach auf die Kopula su besiehen.
Als den korrekten Ausdruck solcher Verneinung werden wir schliess-
lich allgemein nur gelten lassen können:
f) „Es ist unriMg tu hehauptenf A sei
d*') Es ist nicht wahr, dass alle A B sind.
Im Hinblick darauf werde ich mich auch enthalten, das im Sinne
von verstandene Urteil «) hier ein „verneinendes'' Urteil zu nennen;
ich werde vielmehr diese korrekt durch «) darsustellende Aussage hier
nur als eine „XJrteiisvemeinmuf gelten lassen.
Gebrauchen wir deinuDgeachtet vorderhand dalDr die Ausdrucks-
weise ß)y so ist der bei den Chiffren d) erklärte Sinn derselben nie
ausser Augen zu lassen: es ist demgeumss unter allen Umstünden fest-
zuhalten, dass sie die Geltung der Aussagen 6) in Abrede zu stellen
haben und weiter nichts. —
Was ferner den Simi der Aussage y) betriift, welche als die nndre
DeutongsmÖglichkeit von a) sich darbot, so bat, wenn A und B Ge-
biete unsrer lübnnigfaltigkeit bedeuten, das »nicht jß«, non-^ oder
im vorvorigen Paragraphen bereits seine Erklärung wiederum als
ein Gebiet ebendieser Mannigfaltigkeit gefunden, und könntti wir in
diesem Falle nicht im Zweifel darüber sein, was die Aussage oder
Subsumtion y) bedeutet 8ie wird dann, etwas ausffihrlicher formulirt^
behaupten:
Scailliiui, Alf elm 4ot Logik. 81
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322 Siebente VorlcBung.
f) Das Gebiet A ist enthalten in dem Gebiet Nicht- J?, d. i. in
demjenigen Gebiete, welches übrig bleibt, wenn man die sämtlichen
Elemente von und nnr diesci aus unsier Mannigfaltigkeit fortlässt,
* dem Gebiete, welches ohne ein Element mit B gemein zu haben, das
B zur ganzen Mannigfaltigkeit er^^nzt.
Wie ein Punktgebiet aus der Ebene der Schnltafel, so Term^gen
wir aber auch irgend ein gewünschtes System von Individuen aas
einer Klasse, der sie angehören, im Geiste fortzulassen oder auszu-
streichen und die alsdann fibrig bleibenden Individuen festzuhalten;
diese vermögen wir so zusammenzufassen zu einer nenen Klasse.
Sofern dabei nur Bezug genommen wird auf eine bestimmte Maimig-
faltigkeit der „gewöhnlichen'' Art, deren Individuen etwa den Punkten
einer Ebene eindeutig zugeordnet werden könnten und welche die bei
einer Untersuchung in IJetriicht gezogenen BegrilVsumfdni^e oder Klassen
mit ilireu Indivuiueu siimtlicli enthält, wird deumacli auch die Bedeu-
tung der ,fNegafiou einer Klassef^ (und damit, nach dem Umfange be-
trachtet, auch des zugehörigen „Begriffes") einsiunig ieststehn — und
zwar für alle Klassen des erwähnten Untersuchungsfeldes, Oberhaupt
für alle diejeniL'eTi. welche etwa aus Individuen jener Mannigfaltigkeit
gebildet werden kuimlen.
Haben wir z. B. die iManuigfaltigkeit der iarbigen Dinge im Auge,
so ist klar, was wir meinen, wenn wir reden von nicht weissen^, oder
auch von ^uitht-schwarzen« Dingen, und dieselben Ausdrücke erhalten
abermals eine bestimmt feststehende, obzwar beträchtlich weitere, um-
fassendere Bedeutung, sobald wir sie etwa auf die Mannigfaltigkeit
der sinnlich wahrnehmbaren Dinge beziehen; im letzteren Falle ge-
hört ein Schall, Geruch, ein Druck oder Schlag etc. dazu, im er-
steren nicht.
Iiinerlei, ob das ersiere geschieht, oder das letztere, so werden
beispielsweise die Aussagen gültig sein: „Einige Schafe sind nicht-
weiss'*, und „Alle Schafe sind nicht^grfin'', oder, was dasselbe sagt:
„Kein Schaf ist grün''.
Diese Aussagen, welche nach der landläufigen Terminologie das
„partikular vemeuimdt^ und das „universell vememeude^* Urteil exempli-
fiziren, werden sogar noch richtig bleiben, wenn man auch die in Ge-
danken zugrunde gelegte Mannigfaltigkeit noch beliebig weiter aus-
dehnt; denn ebendadurch kdnnte auch nur eine Erweiterung der
Pradikatklasse »nicht weisse resp. »nicht-grOn« (oder des auf die Man-
nigfaltigkeit beschrankten Umfange des Pradikat„hegriffes'', sofern ron
einem solchen noch zu sprechen ist) bewirkt werden, und gehörte das
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§ 15. Negative Urteile als negativ prädisdrendc aoznselieo. 325
t
Subjekt Bclioii su der eDgeKen, ao wird es um so mebr ancb zu der
erweiterten P^SdikatldaBse gehdren.
Sind Ä und B irgend welche Klassen Ton Individuen oder ToUig
bestimmten mittelst Eigennamens beseichenbaren Objekten des Den-
kens — Klassen, die %, B. als die UmfSnge von uns gegebenen Be-
griffen bestimmt sein' mögen — so kann man immer eine Mannig-
foltigkeit konstruiren, welche die Indinduen aus beiden Klassen samt-
lich enthält» und schon mit Bezug auf diese Maunigfaltigkeit (die Mn.
Ä + B) werden dann die Aussagen: „Einige A sind nicht-J?'' sowie
„Alle A sind nicht-^ einen v911ig bestimmten ^nn haben, nämlich
fiihig sein, aussudrQcken, dass die Klassen A und S teilweise resp.
gans einander ausschliessen (und zwar im ersteren Falle auch auf
welche Weise).
Ganz dasselbe wird auch gelten für eine jede der genannten über-
geordnete MannigfalEigkeit. Und es scheint zunächst nichts im Wege
zu stellen, dass wir die letzt<»re sogar sich erstrecken lassen über das
L^aiize Gebiet de.s überhaupt zu denken MijglicheD, dass — wie wir
dies ausdrücken wollen — wir unscru IJetraehtungen zugrunde legen
die yfibsohiic Mannigfaltigkeit" (des Denkmüglichen).
Es würde daduich die als „Verneinung" einer bestimmten Klassp
B „schlechtweg** zu bezeichnende Klasse Kicht />* die weiteste Bedeu-
tung zugewiesen erhalten, deren sie überhaupt iiihig sein kann, sie
würde nämlicli alle möglichen individuellen Objekte des Denkens zu-
sammen.schlicssen mit Ausnahme der zur Klasse Jl gehörenden.
In so erweiterter Bedeutung pflegt nun die Wortsprache die durch
Ycrbinduni^ eines Terms J? mit der Verneinungspartikel ,,iii»ht" von
ihr zusaninieiigesetzteu Ausdrücke „niciit /i'' allerdings genjcinliin nicht
aufzufassen, nauientlich dann nicht, wenn dieselben in andern Htelluugen
wie als Prädikat gebraucht werden. Vielmehr bezieht sie dieselben in
der Regel stillschweigend nur auf irgend ein dem Begriffe B über-
geordnetes gen US proximum.
Sprechen wir z. B. von „Nichtkombattanten", so wird das genus
proximum (zu Kombattanten; hier etwa die Klasse der zur Armee
gehörigen oder aber der an einem Feldzug teilnehmenden Personen
sein. Und sicher, wenn wir dais Wort als Subjekt eines Satzes^ oder
im Genitiv, in einem von andern Substantiven regirten Kasus ge-
brauchen, werden wir — wie Lotze tretiend Vu'tont die Pferde,
Wagen und Steine am Wege nicht unter die Nicht-Kombattanten
einrechnen.
Fallt dagegen das Wort als Prädikat^ sagen wir z. B. „die Arzte
21*
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824 Siebente Vorlesung. .
sind Nichtkombattanteu", so wird es für die logische Tragweite des
Salzes gleichgültig, ob wir das Wort in jener engeren oder in irgend
einer weiteren Bedeutung fassen. Da schon die engere Bedeutung des
Wortes y^Nlchtkombattant^' die Änste umsebliesst» so wird die weitere
es ebenfalls thnn.
Strenge genommen sagt freilich im letzteres Falle das Urteil weniger
aus, als im cr>teni; es lässt nämlich unausgedrttcktf dass die (gedachten)
Arzte AU den (am Fftldzug tL'ilnehiiien'ien) Pcrsoneti gehören. Allein dieser
Umstand bildete einen auch im eiäteiu Falle nur enthunirmdlisf Ji> n IJestand-
teil den Urteik, iüdem letzteres ja de«> geuus proximum nicht ausdrücklich
Erwfthnung thai. Sofern man — worauf es hior allein ankommen wird —
nur eben die Tfaatssohe, dass kein Arst ein Kombattant ist, als den vollen
Sinn und Gehalt des Uiieils ^'elten lilsst, sagt bei 6et sweiten Aoffiusnng
das Urteil auch ebensoviel als bei der ersten.
Wir mögen hieoach die Frage, ul> bei dem prädikativen Gebrauche
des (dem Umfange nach jedenfalls existirenden^ Begriffes !Nicht-£
dieser letztere mehr oder weniger enge gefasst werden soll^ die Frage,
ob bei der Begrenzung dieser durch Negation ans einer gegebenen B
abzuleitenden Klasse Nicht- Bezug zu nehmen sei auf eine besÜnunte,
mental zn supplirende, der B nächst übergeordnete Gattung (in wel-
ehern Falle auch non-^ als eine wohldefinirte Klasse erscheinen wird,
deren Aufstellung und Verwendung unmöglich beanstandet werden
kann), oder ob dabei vielmehr Bezug genommen werde auf die «ab-
solute'' Mannigfaltigkeit (ein VerfahreUi gegen welches von gewissen
Seiten Protest* erhoben worden ist) — diese Frage können wir zn-
nSchst ganz offen lassen, sie in das subjektive Belieben stellen. Wir
mögen z. B. die in Betracht kommenden verneinenden Ausdrücke wie
„nicht-schjldlich", „nicht vollkommen'^ oder „unvollkommen", „nicht in
eine bestimmte Beziehung eingehend, etwas bestimmtes thnend oder
leidend, etc." ganz in dem allergelüufigHten Sinne verstehen, und sind
darnach auf dem Punkte angelaugt, sagen zu dürfen, dass mit einer
Aussage der Form
y") Die Klasse A ist enthalteo in der Klasse Nichi*^
oder
/") Alle A sind »nicht B^
ein bestimmter und bekannter Sinn verbunden wird.
Das uns die Klammer vertretende Anführungszeichen > € konnte
hier auch entbehrlich gemacht werden durch die Sehreibnng:
A ist (resp. alle A sind) nicht-^, non^B oder Nicht-JS,
wodurch sich schon die Auffassung y) des Urteils d) hinl&uglich
charakterisirt und von der Deutung ß) unterscheidet. Beliebt ist für
y) auch die Ausdrncksweise: „A id ein NidU-B**,
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§ lo. Negative Urteile a!» uegativ präüizireudu unsusehea.
325
Berechtigt iat nun die Bemerkung^ dass ein solches Urteil y) gane
wesentlich als ein bejahend erseheint; es wird dadurch, wie sonst *
allerwärts, eine Snbjektklasse unter die Pradikatklasse subsumirt —
welche letetere hier nur, gewissermassen zufalligi den Temeinenden
Ausdruck Nicht-B besitat Dass solche Ausdrucksform aber als ein
nebensachlicher Umstand hinsnstellen ist^ sich mehr nur psychologisch,
als logisch, begründen und sumeist sich auch Termeiden lässt (sofern
fär nicht- auch ein „positiver^ Name cur Verfügung steht), dass
ebenso, wo sie fehlte, die Ausdrucksfoim sich (mittelst doppelter Ver-
neinung) willkttdidi herstellen liesse, das haben wir schon unter v^)
in B der Einleitung ausgeführt oder angedeutet (Tcrgl. die dortigen
Betrachtungen über parallele und nicht- schneidende sowie schneidende
und nicht-parallele Geraden in einer Ebene).
Im Hinblick darauf will es nicht als rationell erscheinen, auf
tlieseii Umstaud eine westnLlichc Unterscheidung /wischen bejahenden
und verneinenden Urteilen zu <Triinden. Es scheint Beaustaudiiug zu
verdienen, dass mau die ürtt^ile a) mit der Deutung y) überhaupt als
„verneinende" bezeichne — wie ich dies im Einklang mit der seit
Aristoteles in der scholastischen Loiiik (noch) lierrsclienden (erst
neuerdings mehräüitig bekämpften) Terminologie in der That hier
thuu werde.
Die VVabruebmun^ dieser Diskrepanz hat bekanntlich I\.ajit veran-
lasst, neben den „bejabsDden*' und den von ihm „▼emeiaende** genannten
Urteilen ß) noch eine dritte Art von Urteilen einsufahren, die er ziemlich
unglücklich — vergl. Sigwart I, p. 122 — „unendücho'^ oder „limiti-
rende" Ut teile nennt (Die Seele ist nicht sterblich, soviel als: geh«'irt tu
die inien<niche Sphäre, die übrig bleibt, wenn ich da:> Sterbliche aujisoudere).
Wit- mau ^ieht decken sich diese „limitativeu'' Urteile Kant's (deren Be-
rechtiguug und Vorkommen Sigwart — im Gegensatz zu Lotze — aus-
drücklich aankennt) mit den eben besprochenen Urteilen y).
Ich wQrde vorstehenden Einwand als berechtigt anerkennen und
die „verneinenden" Urteile der herrschenden Terminologie als unpas*
send benannte umtaufen, wenn es daoeben noch wirklich verneinende
Urteile — etwa die ß) — gäbe. Indem wir aber, wie schon angedeutet^
diese Ausdrucksform ß) als nicht haltbar erkennen werden, wird offen-
bar, dass solches nicht der Fall ist, und aus diesem Grunde mdgen
wir uns auch der herrschenden Terminologie in Bezug auf ihre „ver-
nemendm" Urteile ganz unbedenklich anschliessen.
Am angemessensten erscheint es, dergleichen Urteile y) — mit
Wündt — als fjnegaHv prädisnreHckf' an bezeichnen.
Diese Benennung durfte auf alle FSlle passend und unanfechtbar er-
sebeiaen, und auch' von Deiyenigen der Kan tischen vorgesogen werden,
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32Ö
Siebente Vorlesung.
die, wie S ig wart, auf einem, dem hier sa reohtfertigeiiden entgegen-
* gesetzten Standpunkte bestehen zu mQsBen glanVeo.
Wir haben jetzt den Sinn der Aussagen ß) und y) als der beiden
Dentongsmoglichkeiton von .«) ' selbständig festgestellt und Torweg
die einschlagigen Benennnngsfregen erledigt
Nnnmehr können wir daau sehreiten, so zeigen, dass die Bedeur
tung der beiden Urteile f), f) in der Thai grundeersdaeden ist. Im An-
. schluss daran wird sieh dann auch heransstdlen, welches von beiden
die dem Urteil a) rechtmässig zukommende Deutung ist.
Ob in «) die Vememungspartikel „nUthif* in dem angeführten
Sinne zur Kopula, oder ob sie cum PkrSdikat geschlagen wird, wird
sich als gleidigültig uns nur dann erweisen, wenn da« ürteil a) ein
singulares ist, d. h. wenn das Subjekt Ä des Urteils keine JSIasee, son-
dern ein Indioidimm vorstellt, wenn es mithin nicht durch einen Ge-
meinnameu als ein vieldeutiger Term, sondern als ein eindeutiger Term
durcb einen Eigennamen ausgedrückt sich darstellt.
Stellt Ä einen Punkt unsrer Mannigfaltigkeit vor, so decken sich
die Aus^ageu ß') und /). Wenn der Punkt einctu Gebiete B niclit
angehört, so geliiVrt er notwendit^ dem Aussengebiete, der Negation
des let/.teni oder dem Gebiete Nicht ig an, und umgekehrt. Der Punkt
kann nielil gespalten werden; er kann nicht iu zwei einander aus-
schlieüscnde Uebiete zugleich hineinragen.
Ebenso, wenn A ein Individuum vorstellt.
Die Musik von Roetliüven — ich meine diese selber, und zwar (um
ein gan^ iudividueUes Subjekt zu erhalten) bei eiuer bestimmten Gel^en-
heit von gewissen Eflnstlern exekutirt, nicht etwa aber die gedruckten
Noten — >t$f nicht« schwarz. Sie «5^ folglich »mc^schwarz«.
Oder, uoi noch ein besseres Beispiel zu nehmen:
Das Kind &ägt: „Darf ich dies thun?^ Der Vater sagt: „Nein!^
und er mag diese Antwort ausßlhrlicher in den Satz kleiden: „Du
darfist dies nicht thun.''
Dies ist zonttohat wol zu unterscheid«! von: Da darfst es »nicht thunt,
d. h. Da darfst es unterlassen! Man sieht: die Verneinungspartikel gehört
nicht zu dem ihr unmittelbar folgenden Worte „thun*', sondern zu dem
Worte ,,<larfs{'* und wäre lo^'i>cli kon-^etpietiter \Vei>r, aber im Gegensatz
/.um Sprachgebranclie. ei_:entlicb voran/ut^tellen dem Prädikate „darfst dies
thun" des entsprechenden bejahenden Urteils. Im Englischen wird sie schon
etwas weiter vorangenommen: „You dare not do that", und am unzwei-
deutigsten prSgt sich ihre Besugnahme auf das Verbum „dürfen**, wel-
ches das nachfolgende regirt, im FransOdsohen aus: „Tu ne dois pas
faire celu".
Ob wir nun das Verbot „Du darfst diee nicht thun'' wie vor*
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% Ifi. KegntiTe ürlefle als negatiT furftdiBirend« amniehen. 527
stehend auffassen als die blosse Verneinung des Satzes „Du darfst dies
tluin^^ welchen das Kind als einen Fragesatz aufgeworfen, oder ob wir
dasselbe deuten in dem Sinne: „Du geborst zur Klasse der Personen^
welche nicht es thun dürfen", dies ist in materieller Hinsicht gana
ohne Belange, kommt wesentlich auf dasselbe hinaus. Hier räeht es
sich niehi^ wenn man die Yemeiniuigspartikel snr Kopula anstatt zum
Prädikate schllgi
Wollte aLer darauf hin jemand behaupten, aus der Verueiiuing der
Aussage: „Du darfst dies thun" sei mit Denknotwendigkeit gefolgt: „Du
darfst dies niclit thi^n". oder umgekehrt, so wäre zu entgegnen, dass solcher
Sehhiss von der Verneiuung des ..Ä ist Ii** anf die Behauptung ,.A ist
nicht B" doch ein formell uarichtiger wäre, im vorliegendeu Falle, wo
PrSmisse ond Konklusion materiell richtig, war der Sofalnss ein nnvoll-
stSndiger, ein Enthpmem, ünd zwar bemhte er wesentlich mit auf einer
stillschweigend Übergangenen KebenprSmisse, besagend, dsss das Subjekt
„Du" resp. das ,Jch" des FragcsatTics ein Individuum sei. Nach der Art,
wie wir den Begriff des Individuums fassen, drückt diese unerwähnt ge-
bliebene Prämisse einerseits ans, dass unser Subjekt nicht eine Mehriieit
vou Bedeutungen iiaue ^keme Galtung ist), und auUreräeiU» auch de^s ea
enstirs, nicht „nichts*^ bedeute oder bedentuiigBlos wlre — sodass» in der
die Null adjnngirt habenden exakten Logik wenigsteus, die ausgelassene
Prttmisse auch als ein Paar von Prämissen hingestellt werden könnte.
Dass in der That ohne solche Prämisse der Schluss hinHUlig wSre,
wird sogleich ersichtlich, wenn wir nachher das Subjekt leb, Du des Frage-
und Antwort.vat/cs durcli Wir, Ihr ersetzen.
Ganz diicler» \^uiirulich) verhält sich aber die Sache, wenn das
Urteil ein (joierdks ist, ma<r es partikular, mag es universal s,'in.
Hier geben die Sätze ß) und y) verschiedenen Sinn, und weim lem
Sprachgebrauch unzweifelhalt entsprecheud das Urteil a) interpretirt
werden soll, so ist es durchaus nur im k^inne von zu deuten. Konse-
quenterweise muss demnach die Verminungspartikd mm Frädikak go:
schlagen werden.
Nehmen wir z. B. an, dass die altem Geschwister etwas thun
dürfen (vielleicht sogar sollen), was den jüngeren untersagt bleibt, so
wird auf die Frage der Kinder oder des unter ihnen das Wort führenden:
„Dürfen wir dies thun?" das „Nein" des Vaters in Kraft bleiben, denn
ein „Ja^' oder ^hr dürft dies thuu^' würde es den jüngeren Geschwistern
mit erlauben.
Die Autwort aber: „Ihr dürft dies nicht thun" würde es (nach
dem Prinzipe: „quidquid de omnibus valet, etc.) auch den älteren ver^
bieten! Und sie würde gewiss auch als ein solches Verbot yerstauden
werden*
Hier also ist es einmal jedenfalls nicht angSngig, die Verneinung
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328
Swbeote VorlMung.
des Urteils d ) in der Form cc) auszusprechen, m. a. W. den Satz a) in
dem als Bedeutung von ß) erklärten Sinne zu verstehen. Es tthlt ja
der Sprache nicht an Ausdrucksformen zur Darstellung des zutretVeuden
Öachverhaltes; der Vater mag z. B. auf die gestellte Frage zur Aut-
wort geben: „Ihr nicht, aber wohl (sondern nur) die beiden ältesten*',
oder „Nur zum Teile dürft Ihr es iSbnn, vom Teil nicht, und zwar etc/'
Als vollständig unmöglich mxxaa es aber hiDgestellt werden^ die richtige
Antwort in Gestalt eines einzigen Satzes zu geben, dessen Subjekt
„Ihr'' (loi?isch dasselbe wie das „Wir'* des Fragesatzes) wäre, und
dessen Prädikat (in Bejahung oder Verneinang hingestellt) schlecht-
weg als „dürft dies thun'' sich darstellte!
Da genau geuommett selbst das Pronomen personale „Ich'*, auf eine
bestimmte Person bezogen, noch ein GattungsbegrifT ist. insofern diese
Person gemeint sein kann in vi rschiedenen Momenten ihres sich abwickelnden
Lebens, so würden schon au die Frage: „Äami ich dies thun?" — z. B.
ein gewisses schwieriges Knnststflck hinbringen, welches nur seitweilig ge-
lingt — sich Betrachtungen anknttpfen lassen, welche den letstm analog sind.
Das vorstehende Beispiel war gi wiss aur^ dem Leben genommen;
es liatte hÖLbt^tens den Misstantl, das^ ein logiscb identisches tSubjekt
A doch im Trage- und Antwurtsatze als Ich, Wir resp. Dn, Ihr ver-
schiedenen Ausdrucks teilhaftig wurde. Fassen wir darum noch ein
Beispiel in's Auge, in welchem das Subjekt seinen Ausdruck nicht
wechselt.
Zugegeben, dasä weläs»» and auch schwarte ächafe gibt. Bedeutet
dann Ä die ganze Klasse der ,,Schafti'^ und B die Klasse ,,wei8s'^, so er*
kennt man augenblicklich dass die Aussage ß) in dem obm für sie feM-
gesctzim Sinne richtig ist, und die zweite y) falsch. Erstere, nJtmUeh:
ß^) „Die Schafe (schlechtweg, d. h. tMe Schafe) »sind nicht« weiss**
mf^sste als ein richtiges Urteil anerkannt werden indem sie die Geltang
der falschen Aussa^je
&*) „Alle Schate sind weiss"
in Abrede stellte — so wenigstens gemäss der Uber die Auslegung einer
jeden Aussäe ß) oben getroffenen Verabredung.
Die zweite Aus.sago dagegen
y^) „Die (Alle) Schafe sind nicht-weiss"
ist ein falscbtfi l'rfcil, würde l)ehan|»tcn, dass auch die weissen Schafe,
weiche et> dm Ii j^ibt, Wülcbu bogar die Mehrzahl bilden, nicht weiss seien.
Die beiden Urteile können daher unmöglich äquivalent min.
Man bemerkt aber anch^ wie ycsicwigm die dem Satze ß^) gegebene
Aaslegong erscheint Unstreitig wttrde hiefllr die Sprache den Ausdruck
Yorziehen: f,Nicht alle Schafe bind weiss'* (d. h. die Klasse der Schafe ist
nicht ganz, nur zum Teil, enthalten in der Klasse der weissen Dinge), wo*
mit sie allerdingB darüber hinaus noch andeuten würde, dass es neben
„uicht-weisseu'' auch weisse Schafe gibt; am besten den: Kinige Schafe sind
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i 16. Negative Urteile ak negativ pritdisirende ansnsehen.
329
nicht-weiss. Soll wirklieh weiter nichts, als was in dem Satze ausgesa^^t
wird: „Es ist nicht wahr, ila^s alle Schafe weiss sind" korrekt zum Aus-
druck gebracht werdeu, ohne da^s man aufhört von allen St-hafeu zu reden,
so stieUt uiiti vorerst nur diese allerdings etwas umstäudliche Ausdrucktsweise
selbst lor Verfügung (§ 33 und 35).
•
Ich machte indass weitere siir Rechtfertigung uneererBehauptaDgeii
dienende Aueftthrangen an geguerischerseite gemachte Einwürfe an-
Iniilpfen:
Kant'b „limitative** Urteile y) glaubten wir angemessener als „nega^
tiv-prfldidrende** bexeiebnen m sollen, imd auch fort&bren zu dürfen , im
Einklang mit der „herrscbenden" Aristotelisch-scholastischen Terminologie
dieselben schlechtweg als „verneinende*' Urteile pelteu zu lassen — in An-
betracht dass wir die andere Urteilform fi) (die für Kant-Lotze- Sigwart
den Typuä des ifemeinenden Urteils vorstellt) Ubjerhaupt nicht werden an-
erkennen können.
Gegen Kant's Umitative, also nnsre negatiT prfldiarenden Urteile
polemistrt nnn aber auf das heftigste Lotse. Ein Autor von des letzteren
Bedeatong und Ansehen, &Us er irrt, verdient gewiss widerlegt zu werden.
Geben wir ihm dämm zunUchst selbst das Wort. In * p. 61 yngt derselbe:
„Eine bestimmte Beziehung zwischen S und J\ welcher Art sie immer
Sttn mag, denken wir uns durch einUi*theü: S ist P, als einen noch frag-
liehen Gedanken ausgedrückt; dies^ Beziehung bildet den Gedankoninhalt,
ttber den twei einander entgegengesetzte Nebennriheile geftUt werden; das
eine affirmative gibt ihm das Pridicat äet Gultigkeit oder der WirUieh-
keit, das andere negative verweigert sie ihm.**
Es erhellt hieraus, daiis Lotze das verneinende" TTrteil im Sinne
unsrer Aussage ß) aufgefasst wissen will. Für diese Auffassung plädirt er
überhaupt auf der ganzen Seite (p. 6L) und weiterhin.
Er fthrt s. B, fort (and hierin kann ich ihm beipflichten):
„ . . . aber swei weswtlich verschiedene Arten des UrtbeUs begründet
dieser UuterMhied nicht. Gültigkeit oder Ungültigkeit siud vielmehr in
Bezug auf die Frage, die uns hier bescb^iftigt, als sachliche Priidicate zu
bezeichnen, die von dem ganzen Urtheilsinhalte als ihrem Subjecte gelten.*^
Aber nun vvtil - i uuten:
q . . . das linuLaUvo oder unendliche Urtheil, das durch eine positive
Copnla dem Subject ein negatives Pridical bdlegen soll und durch die
Fonnel: S ist ein Nieht^P, ausgedrückt zu werden pflegt Viel Scharfnnn
ist auch in neuerer Zeit zur Ehrenrettung dieser Urtheilsform aufgeboten
worden, in der ich dennoch nur cm widerskmiges Erseugmsa des SdtuhoUges*)
finden kann."
Tch werfe zunächst die Zwibcheufrage ein: Steht nicht uniiuttelbar
vorbei das „sachiichu i'rädikat der (/ngültigkeit" schon im Widerspruch
mit dm soeben und noch weiteihin verfocbtenen Anschammg? Ist nicht
*) Ich gestatte mir, in diesen (Staten eiatelnes durdi kursiven Dmcfc eigen*
nichtig hervoKsoheben.
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330
Siebente Vortoeong.
eine Aussage, wie: „Dies Urteil ist ein iiBgttltigefl'* gerade von der be-
kämpften Form: ,.S ist ein nicht-7**'?
Fern lie^^t mir indess. etwa eineu kleinen lapgns consequentiae aut-
greüen zu wollen , um einen Vorwurf daraus zu schmieden- iiören wir
weiter (auf p. 63):
„Und so gibt -es nirgende fOr das natflrlicbe Denken eine swingende
Veranlassung, liniitative ürtheile zu bilden; jede Folgerung, die aus dem
Satze: S ist ein Nicht P, moqlUJi iräre, hh ilf auch uuxjJich nvs drm nndrrn:
S ist nicht P. Es ist uiclit der Müho werth, hierüber weitUiufiger zu werden;
offenbare Grillen müssen in der Wissenschaft nicht einmal darch zu sorg-
fältige Bekämpfung fortgepflanzt werden."
Dies — insbesondre was kursiv gedruckt — ist ein ftmdamerUiäer Irr-
fumt Wir baben bereite gesehen, dass wenn 8 zum Beispiel „Alle Ä"^ be-
deutet, diem hier fftr äquivalent erklärten Sätze — im Grunde unser y)
und ß) — durchaus nicht gleichbedentend sind: sie können daher anch
nicht dieselbe logische Tragweite besitzen. In der That wnrd später wahr-
zunehmen sein: aus» dem letztern Urteil ß) — sei es für sich, sei's in Ver-
bindung mit andern Prämissen — foli^t viel weniger als aus dem erstem y)-
Leicht war es eine derartige allgemeine Behauptung anfenstellen, wenn
man sich dabei beruhigte und es nnterliess, dieselbe in ihre Konseqaenzen
zu verfolgen.
Letzteres haben wir hon fr^than nach der Seite der universalen Aus-
sa^ren. Thun wir's auch noch nach der Öeite der partikularen, um uns zu
vergewissern, wie weit Lotze mit sich selbst in Übereinstimmung bleibt
Sein Subjekt S möge also nun bedeuten: „Einige il".
Wenn Lotse nach den von ihm selbst aufgestellten Grundsttsen ni-
werke geht, so muss er unter dem Satze „ISimge A sind nicht B", oder
wie die> nodi deutlicher geschrieben werden könnte, unter: .,Einige Ä >sind
nicht« Ii'' verstehen: die verneinend ausfallende Antwort auf die Frage,
ob einige ^4 wol // seien? Verneinung des Urteils: „Einige A sind B^^
liefert aber nacli dem gesunden Menschenverstand, nach den liegelu der
Schallogik und wie dies später auch die Beehnung bestätigt, das Urteil:
„Kim A ist B",
Niemandem wird ee einfallen, unter dieser letzteren Aussage genau
das nämliche sn verstehen, wie unter der vorigen, die beiden fOr äquivalent
zu erkliiren; nipnian«! wird /,. B. den Satz: „Einige Schafe sind nicht weiss*'
verstehen als ,,Kein Schaf ist weiss'' um! niemand wird die Verneinung der
Behauptung, da^s einige Schafe gelb seien, durch den Satz ausdrücken:
„Einige Schafe sind nicht gelV^
Auch Lotze thut dies nicht Er versteht nnter Sfttzen, wie: einige A
sind nicht JB, alle A sind nicht 7^, ganz dasselbe, wie alle übrigen Menschen,
und steht nur in dem Wahne, die verneinenden Ausssgen gleichwol durch-
aus uTiserm Schema gemäss zii rlenten.
liut^o tritt überhaupt als entschiedener Gegner einer J.ogtk tks {J&e-
gnS&-)Umfangcs auf. ^ p. oJS sagt- er:
„Natttrlich haben auch diese ümflingsverhsltnisse ihren logischen Werth;
aber wo man diesen bedflrfen wird, ist er «ttcA^ so $dimerig eu ermittdm,
um sich seiner nicht nebwher augenblicklich su bemSohtigen; einen Hm^'
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§ 16. Negative Urteile ala negativ priidizircudo anzusebea. 331
gmdäagpimk/t fUr die Sdradiking der Uriheäe aus jmm VerhäUnitaen au
modern, halte ich für ebenso irrig als latiffn'dlig,*^
Wenn Lotze damit Recht hütto, würde nnser Bemühen, eine exakte
Logik des l'mfange.s hier 7a\ begründen, ein eitel vergebliches sein.
Nun zeigen aber die Fehler, in welclie Lotzo verfiillt (und zwar .^uhon
in so einfachen jedweder Komplikation ermangelnden Fällen, wie bei dem
besptodhenen Tomemenden Urteile), dass es dodi tUdU so Ukki ist, sieh
der fraglichen UmfangsrerhlÜtaiiBae nebenher so bemfiohtigen, und damit
richtet sich seine (ohnehin, wie die vorhergehenden, eminent subjektive)
letzte Bchhisäbenierkimg von selbst Des näheren vergleiche man hietu
noch ig) in (J unsrer F.inleitimg.
Wir haben gesehen, dass sooft das Urteil a) oder Ö) ein tjcncrdlcs
ist, es wesentlich einen and&m Sinn liefert, als der ist, welchen der
Sprachgebrauch mit der Aussage a) verbindet^ will man die Verneinungs-
partikel gemäes §t) anf die Ko^l» beziehen.
Nun aber zu seigeo, dass dies genau genommen sogar einen Un-
Bmn liefert, dazu will ich jetzt schreiten.
Es bandelt sich um das Urteil:
f) Die Behauptung „^4 isti^^' ist unrichtig, von dem ich nachweisen
will, dasa es nkHU (wie provisorisch bisher) mit ß) >ist nuM< B**
noch weniger auch mit a) — wiedergegeben werden darf.
Das Urteil f) ist von Hause aus und bleibt in Ewigkeit (in Boole*8
Benennungsweise') ein srku/iifä'rcp. ein Urteil Über ein Urteil; nur mittelbar
lonächst sagt es autli über A und II selbst etwas aus.
Welche Schlüsse aus dem Urteil e) iu Bezug auf A und i> zu ziehen
sind, wie m. a. W. dieses Urteil aufzulösen ist in primäre Aussagen, die
von diesm Dingen A, B selbst (mtd von deren Negationen) unmittelbar
handeln, werden wir spSter (Ende § 35) erschöpfend darlegen. Dort wird
m sehen sein, dass dieses Urteil aUgemein nnr in eme AltematiTe von
primären Urteilen zerfiUlbar ist
Die wirkliche Verneinung, Lengnung einer Aoseage hat zum Sub-
jekt (vrie Lotze richtig bemerkte) ebendiese Aussage, und zum Prädi-
kate „ungültig, falsch, nicht^wahr^. Sub^dct jenes Urteils e) ist die
Behauptung d) ist B".
Diese selbst*), und nicht, wie nach Sigwart, die Kopula „ist"
derselben, ist dasjenige, was bestritten, in Abrede gestellt werden soll,
ist der Gegenstand, auf den die Ablengnung sich bezieht^ ist zugleich
das „Of^äct der Yemeinuig".
Es scheint Ton vomherein eine Verdrehung der wahren Sachlage
ZQ seioy wenn man ftlr dieses Urteil s) ein anderes unterznschieben
*) In der suppohitio realis genommen, nämlich io Hinsicht Ucssea, wan sie
bedeutet, nidit abn* (in sappodtie nemisalis) all bleaser Schall oder Wortgefuge
genonmen Texgl, li) ia B der Esnleitnng und % Sl.
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332
Siebente Vorlesunig^.
sacht — in Gestalt von ß) — mU dem Subjekte Äl Die Berechtigimg
hiezu müsste (loch erst nachgewiesen werden.
Wie wir aber bereits die Unmöglichkeit eingesehen haben^ wenig*
stens falls Ä eme{n) Gattung(Bbegriff) yoretellt, dies in korrekter
Weise durchsafilhr^ so laset sich nnn anch obendrein erkennen, dass
die Aussage ff) dann einen Widersprach in sich sehliesst
Mit dem Urteil ß) wird beabsichtigt, Ton dem Subjekte (das ist
unstreitig:) A etwas auszusagen, zu pradisiren. Die hinter diesem
Subjekt stehenden Worte:
0 ,»»ist Dichte B**
geben an, was Tom Subjekte Ä ausgesagt werden soll, sie erscheinen
— wenn man nicht gerade sagen will: als das ,»Pr&dikat^ des Satzes
— so doch gewiss: als die „Prädikation" in demselben.
Ü9ibe$ekaäet dm äistrOnttivm Charakters des Prädikates kamt die Kopula
in dasselbe eiogereehaet werden. Schon ans dem Grunde, weil eine Kopula
sehr häufig fehlt, erst in Gedanken zugefügt werden mUäste (z. B. auch
sobald ein anderes Verbum, als das Hülfs/.eitwort ,,sein" im Satze auftritt),
wird nicht selten dasjVnin'o, was oi^xf'^^^^Hch die „Verbindtmg der Kopula
mit dem Priitlikatt'" /,u nennen wiire, schlechtweg .,Prli(likat" bezeichnet.
Wer tichärfer unteröcheiden will, mag für diese Verbindung den Ausdruck
ffRrädikation'* gebrauchen.
Mit dieser Pradikation f;) geraten wir nun aber in Widerspruch
mit unserm Prinsip II, in Konflikt mit dem Satze: quidquid de omni>
bus yalet, valet etiam de nonnnllis et de singulis — den auch die
Gegner unsrer Ausffihrungen als einen die ganze Logik beherrschenden
Grundsatz ausdrücklich anerkennen.
Es müsste diese Prädikation £;) sobald das Urteil ß) anerkannt
wird, nun auch den sämtlichen Arten und Individuen der Gattuni^ .1
zukommen, was im Allgemeinen (wie die Beispiele zeigen) nicht der
Fall ist.
Vom gegnerischen Standpunkt uuHätve als ricliiig der ÜnU zugegeben
werden: ß") Alle (Die) Schafe »sind nicht« weiss. Diese PrSdikation
f,»sind nicht< weiss** mflsste nach dem dietam de omni auch den weissen
unter den Schafen (als einzelneu) zukommen, was widersinnig. Von der
Gattung der Sibafe iuHsstr sie ebenso auf deren Arten, auf jede Schaf-
rasse sicli ubertrai^'cii, wiihrentl es doch Sehr wohl eine solohe Hssse geben
kann, die nur weisse Schate enthiilt.
llagt der Kreis A nur teilweise in den Kreis B berein, so hätte man
ebenso anraerkennen: Alle Punkte des Kreises A »sind nicht« Im Kreise B
enthalten. Dasselbe aber- erschiene damit auch von den in.B hindnfallenden
Punkten des A behauptet.
Sagen wir aber: der Kreis A fällt nicht in den Krei<? H hinein, so
bcheinen wiederum beide Deutungen ß) und y) gleichermassen zulässig zu
I 15. Ifi^tiTe Urteile aU negativ prftdiarende aatoiehen.
833
sein. Das Subjekt ist nunmehr ein Individuum, welches die in ihm eut-
haltenen Punktindividueu hoUcMiv — nicht geficrcU — 7.iif5aminenf;isst, und
biei" könnte man den erhobenen Einwand nicht mehr vorhrinf/eu, denn einen
Grundsatz der Logik, wonach, waä von dtim Gatizcn behauptet wird, an
bodingt anoh toü dessen Ttüm dozela g«lieii mflsste^ einen solchen Gnind-
eais gibt es nichi.
Die obige Argumeointioii wird hinfillig^ wenn ein Sdiliesaeii toh
allen oder eimgen auf einselne nicht angeht, weil ttberbaupt nur em
IndiYidQom TorHegt.
Logiseh ist dies der Fall nur beim ainguUUren Urteil, dem Sprach-
gefühl nach mitunter schon , wenn das Subjekt A im SmgtUar ateht
[So kann man namentlich die SStce ß') nnd /S") passiren lassen,
auch wenn darin das »ist nicht« in AnfQhrangsseicheu gesetzt wttrde,
um 80 tDiehr aber ohne diese Veninstaltungy und zwar weil ihr Suhjekt
charakterisirt erscheint als ein Individnum ^ allerdings nicht aus
unsrer ursprQnglichen, sondern in der aus ihr „abgeleiteten" Maunig-
£sltigkeit, der Mn. der Pnnktgehiete, der Klassen. Jeden&Ils ist —
im Gegensatz, wie gezeigt, zu ß'") — bezflglich jener beiden Satze zu
erklären, dass sie den sprachlich richtigen Ausdruck für die Verneinung
der entsprechenden Satze d'), d") Torstellten.]
Durch die Singularform wird in der Regel psychologisch eine Indi-
▼iduaüsinuig des Subjektes angeregt. Man mag' sich deshalb versucht
fühlen, auch Lotze iUr sein Beispiel wenigstens zuzustimmeUp wenn er das
Urteil: „Der Geist \>-t nicht Materie*' aufgofasst wissen will als die Ter-
neinende Antwort auf die Frage, ob der Geist Materie sei?
Das Urteil tritt zwar in der Form eines j.nn bestimmten" Urteils auf,
beansprucht aber uuzweiieiuaft ein „universales" iu logischer Hinsicht zu sein.
Unrecht muss man Lotze sofort auch fttr das Beispiel geben, wenn
man — anstatt ,^r Geist** schlechtweg — einmal sagt: „Alle Geister^
oder auch nur; „Jeder Geist". [Loi/leres, obwol in Singularform, bringt
durch das adjektivische Pronomen „Jeder" sofort die generelle Natur des
Urteils, den Charakter des rfubjekts als eine Gatlun^' zum Bewns^tsoin,
und begründet dadurch eine Ausnahme zu der eben nebenher statuirlon
psychologischen Kegel.] Es könnten ja — rein logisch betrachtet — auch
einige Geister Materie sein und andere nicht Da w&re denn die Frage,
ob allgemein der Geist Materie ist, zu verneinen, und dennoch das ürtnl:
„Der Geist ist nicht Materie**, mit der gleichen Allgemeinheit hingestellt,
ein ungtlltii^es!
Nun untertcbt ideu sich aber tiie beiden Aussagen: Der Geist ist nicht
&!aterie" (so, wie diese verstanden werden sollte) und „Joder Geist ist
nicht Materie** (oder: Kein Geist ist Materi^ logisch Oberhaupt nicht. Sie
nntersdieiden sich nur pstfdwiogisch, insofern die Mehrdeutigkeit des Bub*
j^ts bei der erstem dem Dewusstsein entschwunden ist.
Man erkennt hier überliaupf die psyi hologi.sche oder subjektive Be-
dingung daftkr, dass man Kant s Benenuungsweise, Lotzens und Sig-
334
BielMute Vorleraiig.
wart's Theorie der verneinenden Tlrteile zustirnmen könne: sie besieht
darin, diiss man vollständig ausser Adü lasse oder vergesse, dass das Sub-
jelct der zu verneinenden Urteile eine Mehrheit von Bedeutaugeu umfassen
kann oder amÜBUst
Von reehtewegen bitte diese Theorie cum wenigsten auf die stngn-
Uzen ürteile auBdrfleUioh besebrBnkt werden mOssen.
Da hei den genertUen ürfeUm mm mdds übrig bleibt, als mu der
Deutung y) fäir ihre Vemeuumg die ZußuiM äu neAmeti» uud wir hei
den singuHären ürteäen minsdien den Deutungen ß) und y) die Wäbl
hatten, 90 werden wir im Interesse der ^inkeiUiMeit des Verfahrens, um
eine oBgemeine Theorie za ermdglichen, audi hei den letstere» der
Deutung y) den Vortntg gu gdm haben,
Fflr die Algebra der Logik lieese sieh noch ein weiterar Qnind geltend
machen, gaws und gar, auch bei den singulftren Urteilen, nicht nur die
Auslegung, die wir mittelst ß) dem Urteil a) gaben, sondern diese Aas*
drucksweiäc ß) selbst: „A *ht nicht« Ji" zu verwerten.
Dieser stellt ^ich dar als eine Fnly^c oilcr Wirkung der hier (im
Gegensatz zur Spniclie de« gemeinen Lebens) vollzugeuen Zuziehung der Null.
Die Null — haben wir gesehen ■ — ist in jeder Klasse miteuthalten;
sie ist Subjekt zu jedem Prttdikate. Hier muss gelten: Das Nidits ist ein B
(in B enthalten), und sugleieh auch: Das Nichts ist ein Nicht-B (in Nichtig'
mitenthalten) — was nebenbei gesagt durchaus keinen Widei*spruch bildet,
obwol die KlasHoii T! und Nicht-B einander ausdchliesseo', indem sie gerade
eben Nichts geraein haben.
Zugleich mit der Klasse zu der das Nichts mitgehört, zu der es
quasi sich mit herandi-üngt, von der es nicht ausgeschlossen werden kann,
wttrde non im Urteil ß) die PrSdikation t) n '^^^ nicht« ein J?" auch dem
Nichts xugesprochen erscheinen. Wir würden so auf die Anerkennung des
Satzes geführt: „r)a> N'itlit.s »i.st iiiilif« ein welcher seinerseits zu
ver.^tehen war als die hinl'i i'di sUHmKi dt-s T^rteils: „Das Niclits ist ein If*'.
Dan letztere unbedingt anzHcrb mn u waren wir aber durch die Konsequenz
verplüchtet — daher ein Widerspruch!
70r die Sprache des gemeinen Lebens wftre, wie schon angedeutet,
diese Überlegung nicht maassgebend, weil diese in ihren UrteilsbildungeUf
wie anderwärts ausgefübrt, das Nichts gemeinhin vorweg auHschliesät (prä-
kludirt). In drr rxiiktni Logik aber dürfen (resp. müssen) wir ./' </' n l'rfi il
der Forw ß) für ftdseh erklären. Die Verneinungsfmrhkel mit Sigwart
auf die Kopula zu beziehen ist dann hier überhaupt nicht angüngig.
So wenigstens, weim der lirundsatz „quid^uid de omnibus valet, valet
etiam de singnlis*^ fllr alle PrSdikationra, welche die Wortspraehe aussu-
drücken ▼ermag, wirklich für ^quidquid valet**, f&r alles, was gUltig aus-
gesagt worden kann, soll aufrecht ei'lMÜtcn werden. Denn unter diesen
Kinzeluen (,,binguli") fi-^'unit hier anch das Nichts, wenngleich wir d;is-
belbe sonst freilich ntcUi als ein „Individuum (im engeren Sinnet der
Subjektklasso gelten lassen wiudcii.
Ich gebe zu, dass dieser vorstehenden Argumentation kein grosses
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§ 15. Negativ« Urteile als negaliT fnidizireiide auiiteheii. 335
Gewicht beizulegen ist. Ob man sich ihr anschliesson will, bleibt in ge-
wissem Grade Geschmackssache. Man kann auch den Standpunkt ein-
nehmen (wie wir ohnehin, bei uuörer Fassung des Prinzipes II, es tliun),
ilaää mau die Gültigkeit Uet» Grandsatzes „quidi^uid valet etc.'^ eiuächräukt
auf solche PMLdikatioBOi, «dche ab wirkliolM (und demnach selbsUerstttod-
Uch bejahend anitretende) SubsunUion unter eine (wenn auch Tielleicbt als
Ne^tion einer andern sich darstellende) Prftdikatklaese erscheinen.
Ich meine jedoch, dass es nicht angezeigt ist, ganz unnötigerweise
und sozusagen gewalt.'^am, in Gestalt der (wie mich dÜnkt ab.-;onderlichen)
batiform: ^4 >ist nicht« i/, solche Prildikationen in die Wort.sprache ein-
zuführen, welche, indem bie einer Klabae A gültig zugetiprocUen werden,
gletchwoi nicht allem Dem sokommen kdonen, was unter dieser Klasse A
mitenthalten ist.
ÜDsre Ergebnisse sind also folgende. *
Die herrschende Terminologie ist wesentlich im Rechte. Ihre
f^oemeinendenf* Urteik sind nßgoHo prädigirende» Die Vemänu»{fspartikd
im Temeinenden Urteil gtStort swn ^radtkakf und in seiner Polemik
^egen Kant ist Lotse im Unrechte.
Mit Kant aber diese Urteile als ,,limitatiTe" abweichend su be-
nennen ist fiberflüssig. Denn die nach Kant*Lotze -Si g war t's Theorie
als »verneinende« hingestellten Urteile honnen allgemein als diese
Jedenfalls nicht gelten und sie Manchen — was sich empfiehlt — als
besondere Urteilsformeu der Worts2)racJie (und iu der Logik als pri-
märe Urteile) überhaupt nicht anerkannt zu werden.
Dieselben sind verneinende, d. h. nun also negativ pradizirende
Urteile über ein Urteil, welches ihr Subjekt und zugleich das Objekt
der Verneinung ist. Allgemein iüt es nicht möglich, dieselben darzu-
stellen in Gestalt eines Urteils, welches das Subjekt dieses Subjektes
zum Subjekte hätte. Die exakte Logik wird vielmehr diese sekun-
dären Urteile, diese ..Urteüsverneimmgen" uut lösen in eine Alternative
von primären Urteilen.
Noch bleibt der Einwurf Lotze's zu widerlegen, wenn unsrer Prädi-
katklasse B ein jbeyrijl zugeordnet ist, der ^als seinen Inhalt) bestimmte
Merkmale in sieh susammenfasst, dass es sameist nicht mOglk^ sei, mit
der Negation der Klasse, mit (Kant's und) unserm „Nioht-£% dem „wider-
sinnigen Erzeugniss de.s Schulwitses** einen Begriff su verbindoi.
Darauf ist zu bemerken, trslcns, dass wenn dem so ist oder w8re, es
nichts zu bedeuten hfittc. Das thut nichts!
Her Sinn, den wir Aussagen, wie:
Alle A üind nicht 11 ^ Peinige A sind niulit iV, wirklich beizulegen
haben, ist, wie wir gesehm haben, ein solcher, dass die „Pfftdikation*^,
nidit-^ wfk sdn, sich ganz in gleicher Weise von den omnes anf die non-
Diilli iin I die singuli (von allen auf einige und die einzelnen, ja sogar auf
das J^ichts mit) Qbertrlgt| wie eine PrSdikatiou, M sa sein.
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336
Siebente Torlerang.
Weil sonach jene Prlldikatioii „nicht B'' za sein, den distrUnUiven Cha-
rakter mit je<lem wirklichem Prädikate gemein hat, weil sie die funda-
mentale Eigenschaft btjsitüt, auf eint' Melirhoit: fTPnerell an^^ewendet allemal
dem Prinzip II gemäss sich auf die Glieder derselben zu verteilen, so
mttuten wir sehoii «u m» Sttsseriiehen ZwMkmAssigkGitsrlleksiehten —
um dne gemeiiueliaftliehe Bebandlwig solcher Prftdiintion mit den wirk-
lichen Prädikaten (mit PrSdikAt^^r^ef») ta ermöglichen — dusa schreiten,
den BegiifT des Pr:i<likat.-> zu erweitern. Wir müssten uns dadurch be-
stimmen lassen, jenes „nicht-i?" — sei es auch als ein fiktives, ,,nneigent-
liches'' Prädikat, d. h. im Grunde blosse Redensart — doch „Prädikat
im weitem Sinne'^ mit zuzulassen; jene wären also unter die „Prädikate"
nutanfstiBehmeD, und swar, weui auch weiter gar nichts darunter zu
denken w&re.
Letzt<ffes ist aber noch obendrein nicht der Fall. Denn zweitens iät
nicht der geringste Anlass oder gar zwingende Grund vorhanden, den Be-
griff des Merkmals so euge zu fassen, wie es bei Lotze'a Argumentation
anscheiueud geschiebt. [VergL y^) unsrer Einleitung.]
Wir erinnern an die grosse Allgemeinheit mit welcher der Begriff des
Merkmals hier stets aufgefasH werden sollte tind auch sonst immer anf-
gefasst wird. JHerhmA eines Binges oder isolirbaren Objekts des Denkens
war alles zu nennen, was von di'tn Dinge (^oder in Besog auf dasselbe)
icuhrhfifsgeynüss nu.^ijrsnrjf trrrdcn kann.
Solches komit-' su^zar bestehen iu einer Beziehung des Dinges zu uns
selbst als der mittelbaren Folge einer z. B. willkürlich von uns hergestollten
Beziehung unsrer selbst tXL diesem. Wenn ich — beisfiielsweise — in
einen Laden trete um gewisse Dinge in kanfim, so mnss es — während
meiner Verhandlungen mit dem Kaufmann, der Besichtigung der Waren
ev. dem Feils- lu n um den Preis — als ein Merkmal gewisser von den
Waren gelten, da^n ich sie kaufen will, im Gegensatz zu den übrigen,
die ich nicht kaufen will. Habe ich jene gekauft, so ist Oä wiederum ein
Merkmal derselben, dass sie in meinen Besits oder Eigeutom llbergegangen.
Der Kaufmann wird, um dieses Merkmal festxuhalten, sie beiseite legen,
meine Adresse auf das Paket schreiben, etc., wofern er nicht, falls die
Gegeustüiido schwer beweglich sind, sie gar mit Kreidestrich versieht, das
,. Merkmal'' sicht1)ar /n machen. Das pleiehe wfhdo der Kaufmann vielmehr
bei den nicht Ljekauften Waren Ibun, falls ich etwa beinah den j^anzen
Laden ausgekauft hätte. Die gekauften Waren sind diejeuiyeu, die nidU
dem Kanfinann Tcrbleiben; die nidA gekauften diejenigen, die ich ihm
lassen will; das eine ist sognt «in Merkmal wie das andre, und kann
auch, wie man sieht, nach Belieben positiv oder negativ ausgedrückt werden.
Wer je versuchen sollte, etwa die Maxirae: „Sooft da im Zweifel bist,
ob du etwas thnu sollst oder nicht, so unterhws' es!" im praktischen Leben
zu befolgen, wird bald gewahr werden, wie oft ihn dieser Rat im Stiche
Ittsst, indem, was unter einem Gesichtspunkt als ein Thun erscheint, sich
unter einem andern als ein ünterlassen darstellt, sowie umgekehrti So s. B.
bei der Frage: Soll ich Berm N grüssen?, oder snll ich ihn „schneiden'*?
Auch „Abwesenheit", .,NichtTOrhandenseiit", „Fehlen" oder „Mangel*'
eines bestimmten Merkmals oder einer Merkmalgruppe ist wiederum als
§ lö. Negative Urteile als negativ prädizireude auzusehea. 337
ein H^rknial uad damit ancli als ein Begriff aDZttarkennen, wie denn oneh
die Sprache dafür die soeben angeführten abstrakten BegriffiswOrter und
überhauiii — vor allem in Gestalt der mit der Vorsilbo „un-" zusammen-
gesetzten Beiwörter und Hauptw?)rter — eine ünmaste von Benennungen hat.
Es ist ein Merkmal des Schalles, Tons oder Klanges z. B., daas er
der Fiurbe (im eigentlichen, nicht im Übertragenen Sinne) cnthdirt, dass er
fiberhftnpt mcM auf den Oeaiohtsnnn wirkt. Wir erblidcen darin eine Yer-
sdiiedettlieit, einen Gegensatz, Eootraat desselben x. B. mit dem Bilde de«
Spektrums. Soll anch „Kontrast" nicht als ein Merkmal gdten?
Warum, frage ich — \\m noch ein Beispiel zu nehmen — warum soll
es nicht ein Merkmal für die Katze der Insel Man („Manxcat") genannt
werden, dass sie keinen Schwanz besitzt? Mir scheint es iür die Katzen
dieser Basse noch ein wichtigeres Merkmal zu sein, dass sie keinen, als
fttr die fibrigen Katsen, dass sie einen Schwanz jeweils besitzen.
Wer sich diesem zazustimmen weigerte, mttsste vor allem ein unfehl-
bares, vom sprtuMichm Ausdruck unabhängiges Kennzeichen aufstellen, wo-
nach über die „positive" Natur eines Merkmals zu entscheiden wSre, z. B.
sich ergeben würde, ob parallel oder schneidcnrl ob gesund oder krank,
nützlich oder schädlich, frei oder gebunden, vorwärts oder rückwärts, gleich
oder yerschieden, etc. das positive (Beziefaungs-jMeiteal.
Sofern wir die Klasse „Meusdi** als eine wohldefinirCe anzuseh^i ver-
mögen, glanben wir mit dem Begriffe „MenscV* ein Mittel zu besttSMi,
Alles, was (ein) Mensch ist, zu unterscheiden von allem Erdenklichen, was
es nicht ist. Diese Unterscheidnnjjf ist eine gegenseitige. Im ferneren
Besitze des fundamentalen liogrifls der Verneinung , „begreifen'* wir damit
auch, was es heisst, wenn i^ich die für den „Menschen" charakteristische
Merlunalgruppe an einem Objekt des Denkens nidtt, oder nicht yollstBndig,
vorfinden sollte. Wir haben damit Ton selbst anch den ^Begriff'*.: „Nicht-
Mensch", nnd haben es gar nicht nStig, nach weiteren gemeinsamen Merk-
malen „von Dreieck, Wehmut und Schwefelsäure etc.'^ noch besonders zu
suchen, indem das Niehtzutreffen jener bestimmten Merkmalgrupp*^ ;ils
Merknuil völlig gen(5gt, um den Begriff „Nicht-Mensch" zu charaki« risiren
und ^krutt des iu Gestalt dieses ^lerkmals iu uns wirksamen l-rinzips) die
Klasse „Nichi>mensch'* zu einer genan ebenso wohldefinirten Klüse sn
machen, als die Klasse „Mensch" es war. VergL der Einleituag.
Auch wer die Existenz eines Inhaltes su dem angeblichen Begriffe
Nichtmensch leur,Miet, indem er bei einer engeren, doktrinären, Auffassung
des „BegriflFes'* verharrt, wird aber wenigstens zugeben müssen, ein
„Umfang" zu diesem streitit,'en Begriffe in Gestalt der Klasisc wirklich
vorhanden ist (^S. dass der BegritV miudesteus „dem Umfange nacb*^
existirt — nnd dies genügt fttr eine Logik des Umfangest
Allerdings mnss die Mannigfkltigkeit nnsrer Denkobjekte, damit
in ihr der Negationsbegriff au£rtellbar ist, gewisse Anfordenmgea*j
*) Dieae Anforderuugeu vermöchte aber eioe uebeu dem Menschen anch die
Dreisoke, Wehmut und Schwefeleftnre nebst noch rielem andern enthaltende
Mannig<igkeit fflr unser obigea Beispiel — in der That zn erföUen.
Scntom, äigthn S«r Logik. S2
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338
Siebente Vorlesung.
erfülleD, an die indess noch niexnand gedacht lu haben scheint^ wekhe
2Q formuliren jedenfalls die Philosophen §^nslieh unterlasaen haben (an
die auch Lotse 's Ansstellnngen nicht entfernt streifen). Bei der Fort-
setcung der Theorie weiden wir diese Anforderungen zu statniren haben.
Die 0wäte der eingangs erw&hnten Bedensarlen laatei:
ij) „A ist B oder C".
Auch hier macht es citien grossen Un (er schied ^ ob wir die Partikel
„oder" mit auf die Kopula beziehen, oder ob wir sie blas auf die
beideü Ausdrücke beziehen, die sie, anscheinend im i'rädikate, unmittel-
bar verknüpft, m. a. W. ob wir als Glieder der Alternative ausehoa
wollen: die durch distributive Verwendung der Kopula entstehenden
beiden Prädikatiouen „ist B'* und j^ist oder aber blos: die Klassen-
terme „/jf'- und „0".
Im erstem Falle haben wir in Gestalt von:
I.,A int entweder Bf oder C/^ — genauer:
„(Entweder) A ist B, oder (es) A ist 6'"
ein wirklich ,4ti5;««^t?es*' Urteil vor uns (falls nämlich die Glieder
der Disjunktion einander ausschliessen). Dieses Urteil stellt eine Aus-
sage {A ist B) als abhängig hin Ton einer andern (A ist C), genauer
gesagt: es macht die beiden Aussagen von einander abhäugig. Ent-
weder es gilt die eine, oder es gilt die andere, oder also vielleicht
auch beide zugleich — so wenigstens bei der fflr uns hier maass^
gebenden Auffassung.*)
Als ein sekundäres Urteil Term&gen wir dieses in nnsrer bis-
herigen Formelsprache noch keineswegs auszudrficken; vielmehr muss
das dem Anssagenkalkul Yorbehalten bleiben.
Da in fj) die Worte ^ist** und „oder" durch das eine, J?, der beiden
Prädikate S und C getrennt erseheinen, so könnten sie auch nicht durdi
eine Klammer auf der Zeile ztisammcngeschlosseti werden, und bleibt zur
deutlichen Oharakterisirung der hier geford» i ton Auslegung, wenn man
nicht eigene Ein- und Auslüsungszeichen einlühreu will, nichts übrig, als
eben so, wie es in der zweiten Fassung von geschab, die Kopula „ist"
hinter der Konjonktion „odex^* sn wiederholen.
Im zweiten Falle haben wir in Gestalt von:
0 ...1 ist oder Ct"
einfach ein kategorisches Urteil vor uq8| kein disjunktives. Während
*) Diese AafTasBaog ist allerdings eine weitere als die altherkömmliche, die
sa dem Namen der dü^uniMom Urteile den Onind aas der Yoranssetcung ent-
nalitt, dftw die JÜMien B uaA C di^fmütu seien.
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§ 15. Disjunktive Urteil« Ton diqnnktiT piftdisirendeo sii ontencheideo. SS9
Torhin B und C zwei gesonderte Prädikate wareii| hat das Torliegende
Ulieil nur ein Prädikat: »JS oder C«, welehea aber ans zwei Elasaen
B and C mittelat der Konjonktion i^oder" zueammengeaetzt eracheist^
somit einen (toq Jeyona so genannten) „ptmrakn Term** Torsiellt
Man kdnnte auch in Gestalt eines sog. „divisiyen" Urteils sagen: Die Ä
sind teils B^ teils C.
Diesmal genttgte die Klammer) oder das sie vertretende Anfahrtinga-
seiohen, zur deutlicbeu Charakterisirung der fflr die Aassago r{) hier ge-
forderten Auffassung. Pofem es nun lediglich daniuf luikomrnt, einer Ver-
wechselung der beiden Autfassungen &) und t) des l'rteils »/) vor/.ul)eugen,
so lüsät sich dieser Zweck erreichen, indem wir etwa die Vorschrift be-
obachteten, im iweiten Falle allemal die Anftthnmgateiohen » c za setzen,
im erslflB aie fortsnlaesen. Alles in allem genommen wttrde also in dieser
Frage mit dem Institut d«r Klaounem dock anstokommen sein.
Im Gegensatz za den (eigentlieh) „disjnnktiTen^ 9) sind Urteile
TOn der Form i) nur als ffiißjwiikUv präämrmd/f* zu bezeichnen.
Beide Urteile 6') und i) geben denselben Sinn, deeken sich oder
sind logisch Sqntvalent, das eine folgt jedesmal mit ans dem andern
(ond umgekehrt) falls sie sich als smguitäin Urteile darstelleni sobald
nSmlich das Subjekt A derselben ein IndividaDm bezeichnet (Und
dieser Umstand bildet dann eine Prämisse, welche auch unerlasslich
ist, damit man die erwähnte Folgerung ziehen dürfe.)
Stellen dagegen unsre Urteile sich als generdU dar, gcuaner: be-
deutet ihr Subjekt A eine Klasse oder Gattung, so geben sie tot-
sehiedeneu Sinn, und zwar sagt das disjunktive Urteil d) entschieden
mehr aus als das disjunktiv pradizirende (), indem es unfehlbar auch
die Gültigkeit des letsteren nach sich zieht, wogegen das disjunktiv
pradizirende Urteil i) alsdann nkkt aufgebrochen werden darf in ein
disjunktiTes 9).
Ist in der Thal ein J'unki A enthalten im Gebiete »ii' oder C« (ti. i.
in dem ans den Kreisen B und C znsunmengeäetKten Gebiete B-^-C^ dem
Inbegriff, der Gesamtheit jener Gebiete), so ist notwendig er entweder ent-
halten im Gebiete oder aber im Gebiete (7, oder vielleicht auch (falls
diese einander nicht ausschlössen) in beiden Gebieten /u^'loich, d. h. es
gilt dann: Entweder ist A in // enthalten oder es ist A in C enthalten.
Desgleichen selbstversläudlich auch umgekehrt: Gilt letzteres, so ist der
Punkt A gewiss auch im Gebiete oder C< enthalten.
Der Punkt konnte ja nicht teilweise dem einen, teilweise dem andern
Gebiet angdidren, da er eben unteilbar ist.
Anders, wenn dem Gebiet A eine Ausdehnung zukommt.
Ist es nach ^) richtig, dass ein solches A entweder ganz in B hinein-
fällt, oder dass es ganz in C hineinfallt , so wird es damit auch in >//
oder C« hineinfallen, d. h. es gilt albdaun auch wieder »).
2a»
340
SiebeDte Vorleaiinf^.
Dagegen ist der umgekehrte Schlnss jetzt nicht uiebr zuläs."!;^. Wenn t)
gilt, so kann dies auch so t^'^schehen, duss A zu einem Teile in deu Kreis Ii
zum andern in C hineinfällt; es gilt dann dat» disjunktiv prädizirende
Urteil i): Ä ist in *B oder C« eotbalten, und gleichwol gilt das disjnnk-
tiTO Urteil S) ntdU, indem weder A in B noch A in C (schlechtweg, d. b.
ganz) enthalten sein wird.
Und 80 verhält es sich nun auch, falls A eine Klassei ein Gattungs-
begriff sein sollte.
Zugegeben etwa, diiss os blos weisse und schwarze Schafe gebe. Als-
dann ist das disjunktive Urteil:
d) Entweder sind alle Sebafe weiss, oder sie sind schwarz, offenbar
unrichtig; das Gegenteil vielmebr:
Weder sind alle Schafe weiss, noch sind sie alle schwan, ist richtig.
Das disjunktiv prttdizirende Urteil dagegen ist richtig, und iwar gibt
ihm die Sprache (ohne Anwendang von besoodem Anführongsaeichen) den
Ausdruck :
<) Alle Scliiife sind (entweder) wei8s(o) oder schwärzte).
Dass unser Urteil, wie in diesem Beispiele, oin universalem, sowie dass
die Glieder B und C der Alternative einander aussehliessen, erscheint dabei
als nebensächlich. Das gleiche gilt, falls es partikular, sowie falls B und C
ein Gebiet gemein haben.
Im Hinblick darauf s. B., dass westafrikanisohe Schafe der Wolle ent-
behren und unter diesen sich auch .M;liwar?.e finden mögen, kennen wir sagen:
«) Einige Schiife sind schwarz oder oline Wollhaare, und niemand wird
diesen Satz als das disjunktive Urteil verstohen:
O) Entweder einige Schafe sind schwarz, oder eioiga Schafe (dieselben)
entbehren der WoUfaaare.
Und anch, wenn das generelle Urtdl steh im Subjekt des Ansdrocks
„Jedes A'\ ,,Maoche8 A" bedienen, sowie wenn es in der sprachlichen AuS'
druoksform des „unbestimmten'* Urteils sich darstellen sollte, gilt ein gleiches.
Sa^en wir:
fl)ie) Milch ist entweder gefUlscht oder unverfrtlsclit fecliO, so ist das
I rtinl wesentlich ein universales, es will von ,.jeder" oder aller" Milch gelten.
« Dasselbe Urteil aber würde wieder nur im Sinne von i) als disjunktiv
prädizirendes su verstehen sein und unzweifelhaft auch Teistanden werden.
Das entapreehende disjunktive Urteil
0) Entweder ist alle Milch gefUIscht, oder alle Milch ist echt,
wttre abermals sowol als Deutung jenes Urteils, wie anch an sich zu vei^
werfen.
Die bisherige Logik scheint mir non zwischen den beiden Arten
von Urteilen, den disjunktiven (die sie den kategorischen gegenöber-
stellt) und den disjunktiv prädizirenden (welche unter die kategorischen
fallen) nicht hinlänglich unterschieden zu haben.
Die von ihr so n:enannten disjunktiven Urteile sind, wie aus dem
Torstehenden erhellt, in der B^fd disjunktiv pnldizirende. Jedenfalls
werden wir es zunächst (bis znm Anssagenkalkul) nur mit den letzteren
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§ 15. DisjunktiTC Urteile von disjtiuktiv pradizireuden m unterscheiden. 341
EU ihliii haben. Bios, wo sie aingolär sind, erscheinen beide Auf-
fassungen gleiebermassen snlässig.
Im Hinblick auf den Umstand, daas bei diesen Urteilen die Glieder
der Disjunktion scbon vielfach in der Sprache des gemeinen Lebens,
desgleidien bei den in nnsrer Theorie mit suzolassenden Urteilen ein-
ander nicht notwendig amgusMessm brauchen, dürfte es als ange-
messener erscheinen, das Wort „disjanktiy" durchweg durch ein anderes,
etwa durch f/diemaHv^* su ersetzen.
Anmerkung. Im Hinblick auf das unter ij) Gesagte könnte man
auf die Vermutung kommen, als ob ähnlich duch das Urteil:
«) Ä oder BistC,
in wolchcui üas liiiulewürt „oder"' aiischoineiul im Subjekt des Satzes
auftritt, zweierlei Deutuiij^smoj^lichkeiten darböte.
Bei korrekter Handhahung der Sprache ist dies nicht der Fall.
Dus Urteil ist unter allen Umstanden ein sekundäres, in Wirklichkeit
disjunktives, welches die zwei Urteile „A ist und „B ist C" der-
art von einander abhängig hinstellt, dass mindestens das eine derselben
gelten muss: Entweder A ist C, oder aber 7? ist 0, oder auch (bei
der für uns maassgebeudeu Auffas-suiij^ des ,,oder'') beide, A und />,
sind C. Zu seiner Darstellung in der Formelsprache wird auch dieses
Urteil des Aussaireiikiilknls bedürfen.
Dagegen würde ein Urteil
l) ».4 oder ist C
auszudrücken haben, dass das Gebiot A + B, der Inbegriff der Klassen A
und B in C enthalten ist, demnach sowol A als B selber sich unter C
subsumirt. Bevdts unter «) des § 8 haben wir darauf aufmerksatn ge-
nsacht, daes aber das Pluszeichen des identischen Kalküls im Subjekte mit
„und" zu Ubersetzen ist, und hUtte darnach in der Wortsprache der Sach-
▼erhalti anstatt durch l) nur durch das Urteil
fi) A und B ist C
ausgedruckt werden dttrfen, wo Verwechselungea alsdann ausgeschlossen
erscheinen.
Die in diesem i*aragrajilieii besprochenen Urteiisformeii lassen
erkennen, dass es — wie schon Jevons betont — oft einen Unter«
scliied macht, ob mau von einer Klasse spricht, oder ob von den in
ihr eMtij;iir<M!Pit hxJirldtten. Will mau von Klassen reden — wie wir
es bis zur Erledigung der wissenschaftlichen Definition des Individuums
ilurchweg Torluiben — so niüsseu disjunktiv (resp. alternativ) prädi-
zireode Urteile von den disjunktiven (resp. alternativen) und negativ
prädizirende Urteile von den UrteilsTemeinungen sorgfältig unter-
schieden werden. —
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Achte Vorlesung.
§ IG. D( utung der Negation für Klassen. Satz des Widorspruchs,
des aut-goschlossenen Mittels und der doppelten Verneinung im
glaeaenkalkiil. Dioliotomie. Gewöbnliolie Man n igf altigkeiU
Die ObertragQDg der bnherigen Begriffe and Sltie tob den 6-
hieiea dner Mannigfaltigkeii 1 Ton Punkten auf die KlBssen einer
Mannigfaltigkeit Ton Individuen nnterliegt keiner innem Schwierigkeit,
wenn nnr ebendiese Mannigfaltigkeit wieder die beiden Gmndeigen-
eebaften besitzt: erstens als ein Ganzes 1 denkbar zu sein, d. b. nnr
miteinander veriräffliche Elemente ah IndiTidnen zn enthalten {Jcmh
sisknt^ Mn. — vergl. § 7) und zweitens eine ^em^ Mn. an sein, so-
mit unter ihren Individuen nicht audi Klassen Ton solchen Individuen
(nebst Yielleieht noch anderem) zu enthalten, und demzufolge die Ad-
jungirung einer einheitlichen Null zuzulassen [vergl § 9, x)]-
Diese beiden Anforderungen aber, vereinbar und rem zu sein, wer-
den sich für die Existenz, fQr die Möglichkeit der Bildung, eines
Negationsbegritl'es nicht nur als hinreichende, sondern auch als uuer-
lässliche, notwendiije Bedin^jungen demnächst ervet'i:5en.
Aus der Manuigfaki^keit des Denknir)«jh*chen überhaupt denken
wir uns tniie Mn. der verlangten Art als (>ine wohldefinirto Klasse
hervorgehoben und bezeichnen dieselbe furtaa kur^ als eine ^^ewvhn-
liclie Mannigfaltigkeit".
Die Elemente oder Tinlividui'n ilerselbon ;>//V.s>v;ii, wie gesagt, ein-
ander gcffetit^i ififf attsschlirssen , in dem ^Siuno, dass zwar wohl ein In-
dividuum zugK'icli Tai*) oder Eiijenschnß, ThätigJccit, Merkmal eines
andern. deRtrlciclicn sogar eine Beziehunfj zwisclien andern, aber nicht
eine Bedi nfunij desselben sein darf, das andre nirht etwa eine das erste
mitunif'ass(Mide Klasse sei. Und ienx r uuissun diese Individuen ver-
eiubar^ d. i. gleichzeitig denkmöglicbe sein, es dürfen heim etoei em-
*) Vergleich« eine unten 8. 861 folgende ezemplifisiiende Betrachlnng.
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9 16. Gewfflmliflhe HaimigfUtiglieii 348
ander ausschliessen in dem Sinne, dass sie beide zusammen sn denken
einen Widersprueh invokiren würde.*)
Unter diesen Umständen, wissen wir bereits, ist es zulässig, eine
Klasse 0 an fingiien, welche allen aus der Mn. bervorbebbaren Klassen
a gegenüber jene von der Def. (2^) geforderte Eigensebaft besitzt, dass
nämlich 0=^a sei, und diese Klasse ist die leere, welche die AoUe
des lyNichts*' für diese, in dieser Mn. spielt.
Und ferner gibt es dann auch eine Klasse 1, welche diesen Klassen
gegenüber die Forderung der Def. (2^.) erfüllt, dass a =^ 1 stets ist,
und dies ist die Mn. selbst als die umfassendste der in ihr enthal-
tenen Klassen.
Alsdann auch ist es möglich, die Individnen irgend einer ga»
gebenen Klasse a aus der Mn. fortsnlassen, und die fihrig bleibenden
Individuan derselben wiederam au einer Klasse ansammensoiassen
(fBr weltthe 0 an nehmen ist^ wenn keine flbrig bleiben solltenX
Wir haben damit die ausreichenden Grundlagen snr Bildung eines
N^täonsbegriffes: die Negation ä oder a, von a wird die bei dem
geechilderfcen Frosess resnltirende Klasse sein.
Wir nennen diese Klasse wM^, noM-a, die J^egaUmy auch das
ImiraäXktorMe Qtgmteü der Klasse a m Bmig onf dk migrmuk Ueffend
ffedat^ Mmn^äUigheitf welche letrtere indess in der Begel dnreb den
Gegenstand der Untersuchung oder die Natur der ansustellenden Über-
*) Dergleichen wäre wol nur dann zu gewiirtigeu, wonn ais üiemente der
Md. (auch) in Uftsilsn niedergelegte übeneugangen figuriren, wenn als deren In-
dividoen ..Gkuibeimätitf* (un weiteren Sinne des Wottea) nnftraien. Dana Obiges
aoidrtckUcb zu verlangen, scbeint eigentlich aberflüasig, weil von Vemünftigen
Unvereinbarea ohnehin nicht znsaramen gedacht wird, und für Vcrrflcktc keine
T.öjTtk geschrieben wird. Von Vernünftigen — jal — sofern sie nicht auf dem
Holzwege sind, nicht irren. Versteckte Widersprüche kOnnen aber aach solchen
entgehen.
Ohnehin dflrfle aneh die Orense swiichen bnden S^tegovieen von Personen '
gar nicht lo fobatrf lo neben aeini viehnebr Imt die Anaieht eebr viel fllr sieh,
dass jeder Mensch an partiellem Wahnsinn leide, dass er seinen „Tollpnnkf* be-
sitzt (oventuell auch deren mehrere, welche, nebenbei <?eRaflrt, meist ?chon daran
i-rkennbar, dass er „böse" wird, sobald eiii solcher von Andern berührt wird) —
oder, um mit meinem Kollegen Knop einen terminua tecbnicus der Geologie za
verwerten, mit dem eie da» Yeikommnifla beseiohnet, wo eine Sdiioht plOfalidi in
gnns enderem Nivean aioh foctsetit, alt auf welcben ne anfgebOit hat sn ttrai«
eben: dass et anoh in des Mentchtn Hine „Verwerfnngat|Mdton'* gibtb —
Endlich war doch in Anhang 4 und 6 en tehOD, dass man auch unverein-
bare, inkonsistente Mannigfa1t)c;k*fiten sehr wohl zum Oegenttand det Stodinmt
nacben, alt üntersucbongtfeld sich erwählen kann. —
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•
344 Achte Vorlemng.
legungen von vornhereiu bestimmt ist, als ein für allemal f^egobcn
erscheint, woneben es, andernfalles, meist als belanglos sich erweist,
ob sie mehr oder minder enge begrenzt wird — woraus sich erklärt,
weshalb sie nicht weiter erwähnt zn wwden pflegt.
Wir abertragen anch diese Benennungen auf die den Klassen a
und a, (oder <i) möglicherweise zugeordneten Begriffe.
Als Beispiele haben wir bereits im vorigen Parap:rnp}ien die Ne-^a-
iionen „nicht-schwarz" und Nichtkombattant" besprochen. Der lot/lerc IJe-
griff luutusst 7. B. die Pionire, Trainsoldaten, liegimentähauUweikcir, Luza-
itiigeliüliüD, Aiüte, Auditoren und Geistlichen die am Feldzug teilnehmen
oder snr Armee gehören, und lassen die Beispiele erkennen, dass in der
That der Negationsbegriff auf eme bestimmt abgegrenste Mn. gemeinhin
besogen wird.
In der Unbestimmtheit jener beim Negiren eines Begriffes zu-
grunde EQ legenden Mannigfaltigkeii> welche als eine demselben (nicht
immer gerade ,|nachst-'') flbergeoiduete Oattnng aasfindtg la machen
die Sprache gewöhnlich dem SprachgefQhl des Einseinen flberlSast»
liegt nnn allerdings eine Schwierigkeit, mit welcher die Theorie sich
abzufinden hat In praktischer Hinsicht ist diese Schwierigkeit minder
erheblich, da man bei der angewandten Logik, in den Wissenschaften,
doch allemal nur zn thun hat mit Objekten einer bestimmten Gattung,
mit den Dingen, welche eben dem Felde der Untersuchung angehören.
Fühlbarer macht sie sich auf dem Gebiete der reinen Logik, die eich
ja nach Möglichkeit erstrecken sollte ttber alles Erdenkliche.
Behufs Erzielung einer möglichst unumschränkten Anwendbarkeit
unsres Kalküls wird es sich empfehlen, die beim Negiren zugrunde
zu legende Mannigfaltigkeit thunlichst mii zu fassen. Auf die Art,
wie dies sich erreichen lasst, gehen wir nachher (am Schlus^ des
Paragraphen) ein.
Einstweilen sei nur auf folgendes hingewiesen. Ausser beim PrSdi-
xiren kommt die Verueinun^'spartikel „nicht^' am httufigsten in Verbindung
• mit Adjektiven (oder deren Substantivirun^) vor, und wird hier nicht
selten (Iiirrh die mit dem griechisclien Alpha privat ivuui entspicclicnde
Vorsilbe ,,uu-' vertreten. Z. B. „möglich'*, „unmöglich'' «»=» nicht-möglich,
„Unmöglichkeit''.
^ Durch die letztere phegt aber noch bestimmter als bei Anwendung
der Partikel „nicht**, auf ein bestimmtes genu» prozimum des dem
negirten Adjektiv entsprechenden Begriffes hingewiesen zu werden, jsodass
man die beiden Ausdrucke fnm^en nicht unbedingt für gleichbedeutend er«
klären «l;uf. Z. B. von „durchsichtig'' oder „undurchsichtig" zu sprechen,
werden wir nur Anluiss haben, vro von körperliehen Dinf^'en die Rede ist.
liei der liilduug des NcgatiuntsbegnÖ's der „Undlu^•h^ic•hti;.,'keiL" wird des-
halb auf die Mannigfaltigkeit der Körpcrwolt (re^p. ihrer Merkmale) Bezug
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I 16. DeotiiDg der Negfttion fflr KUraen.
345
geuonimen, reflaktiri Die Frag«, ob Geister dnrehsichüg seien (Dro bisch)
wird all^'cmcin m verneinen sein; ans dem genannten Grande dürfen sie
aber doch nicht .,uudurchsichtit'" ^'enannt werden. Lo^rifeh korrekt l)leibt
die Antwort: „tieister sind nicht-durchsichtig"', wo dann mit der Negation
Bezag genommen ist auf eine hinreichoid amEassonde Mannigfaltigkeit,
welche neben dem Siebtbaren, der Körperwelt auch miodeetens die Geister,
und (nattb Belieben) anderes mehr, nmfiust.
Mit Denknotwendigkeit gelten nun die Gleichangen:
30^) au = 0, 30^) a + a = i , ol) a — a ,
sowie
0»1 und
Znn&chst die beiden letzteren geben nns (fOr Klassen gedeutet) die
Sätse: ^tc^idUs is^ ekeaa — eine Klasse^ die, wie wir gesehen haben,
Alles flberhaupt (innerhalb der Mn.) Denkbare amfasst. Und
eUeas ist tMi8,
So nnumechrSnkt diese SStie auch zu gelten scheinen (infolge imsrer
Gewöhnung, mit unsern Überlegungen nns immer nur innerhalb einer
w?lhnlichen" Mu. zu bewe^jen), dürfen wir docli >ehon bei ihnen nicht ausser
Acht lassen, dass für eine V()lli<,' offeue Mu., für die „absolute*' Manuig«
faltigkeit des Uberhaupt m denken Möglichen, dieselben keine Geltung
haben werden, indem Är sie ~ wie in § 9, t/;) gezeigt — ein einheitliches,
ein „absolates Nichts*^ vndenkbar ist. Schon dnroh seine blosse Benennnng
und Einfuhrung, durch seine A^nngimng sa einem Teile dor ubsoluten
Mn. wurde das Xicht:* /u einem Individuum gestempelt, „individualisirt"
für andere Teilrnannigtaltin^koiten derselben. Das Nichts in Bezug auf eine
gcwühntiche Mu. i. B. war allemal ein Individuum in Bezug auf die aus
dieser „abgeleitete" Mn.; das Nichta der Grössenlehro war ein Individuum
in der Klasse der Zahl^ (die arithmetische 0)» die Null des identischen
Kalküls ein Individonm in der Klasse der Gebiete oder in der Mu. der
Blassen. Sie wurde selbst ja zu einem Gebiete, zu einer Klasse. Ober*
haiipt ist „Nichts" immer ein Individntim in der KIa.sse der Eigennamen
sowie der Namen schlechtweg, der Worte und der Symbole, eventuell der
Vorstellungen, Gedankendinge oder Erfindungen des Menschen. Jedermann
wird die Behauptung zugeben: ist etwas, wovon man reden, ^^cUi as^'^
worüber man verschiedener Meinung sein und streiten kann. Es existirt
also schon der obige G^ensats zwischen „nichts^ und „etwas^^ in der ab*
soluten Mn. nicht.
[Es könnte eingewendet werden, dass wir hier von Nichts" immer
nur in der snppopitio nominalis gesprochen vergl. der Einleitung, S. 44 —
von ^(km NichLa', als dem Worte, ev. der Vorstellung des Nichts, aber
nicht von Atx Sache, nicht von ebendiesen in der snppositio realis oder im
Hinblick auf seine Bedentong genommen, nicht wirklich von nichts. Allein
im litstern Sinn kann davon ttberhanpt nicht gesprochen werden, man mOsste
denn schweigen.]
Die Gleichung 30^) aa, -=» 0 sagt nun ans: Es gibt mdUSj tßos
ji^Zeicft (und im selben Sinne) a md nidU^ ist
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346
Achke Torlesniig.
Z. B. Nichts ist schwarz und zugleich auch nicht schwarz. Ein
Subjekt auch» dem die Prädikate ,,schwarz'^ und ^iiiicht'sebwan'' gleich-
seitig zukommen sollten, muss ^^nichts*^ sein.
Die Gleichung erseheint als der konziseste Ausdruck für den t,Satß
des Widerspntehs"f das principium conindMmis der alten Logik — sn-
niebst hier mit der Besehrankoog aaf Elaseen and Begri£bnmf2age.
Aristoteles in seiner Metaphysik fürniulirt den Satz so (vergl. Sig-
wart* p. ist unniöißkh , dass da^sdhc (h'msdljcn in dcrseihm Be-
ziehung mgleich -itl-ofnnh" n? /? niclil zukommr . . . und sagt weiter: Dies ist
der allergewisseste liniiidsatz . . deun es ist unmöglich, dass irgend je-
mand annehme , dasselbe sei und sei nicht . . . Jedermann, der einen Be-
weis fahrt, führt ihn deshalb aof diesen Sati als letzten zurflek; denn er
ist von Niinr daa Prinrip auch fttr alle andern Axiome.
Demselben Satze werden wir im Anssegenkalkal wieder begegnen
gleichwie aoob den ttbrigen.
Die Gleichung 30^) a + a, » 1 sagt ans:
AUes ist »a oefer iMt<^€.
In die Formelsprache ?:urück0ber8etzt würde dieser Ausspruch
allerdings nur besagen: l^flr + flr, , allein nach Th. 5^) muss diese
Subsumtion äquivalent sein der Gleichung •'»O^)- Jedenfalls: Was a
isty und iras nicht -a ist, crrjänzt sich zu der Gtsamtlieit alles (in unsrer
Mannigtaltjgkeit) Denlharen , macht zusammen diese »janze Mn. aus.
Ein Drittes oder Mitteldimj sneisdien a und nicht-a^ ,jSchwarz" und
j^uiclit-schwarz", gibt es darum in ihr nicht Und so erscheint der »Satz
als Ausdruck des „principium cjcclusi tcrtii (oder mcdii) inter dtto con-
fradidorin'', als der (Irundsaf- des ausgesrldossencn Dritten oder Mittels
zwischen zwei kontradiktorisch entgegengesetzten BegriflFen oder als
das „tertium non datur'' der alten Logik — für den Klassenkalknl
gedeutet.
Die Übliche Fassiincr: Omnr Ä est auf Ii, mit non-B (Jedes A ist ent-
weder ii*, oder nicht- muss aber vor missverständlicher Deutung, vor
einer zu wMt gehenden Intwpreiation bewahrt werden.
Übersetzt man das i,omne Ä** mit ,Jede6 Tndividwim einer Klasse
so ist der Satz richtig, nämlich, wie oben ^ 1 i) auseinandergesetzt , sowol
za verstehen als das disjunktiv prildizirende Urteil: A ist ■> 7? oder niclit-ß«
— unzweifelhaft gilt in der That: A ^ B + da ebeu + />', = 1 und
..'1 =^ 1 sein muss — als auch als disjunktives Urteil fürs einzelne ludividuum.
Deutete man aber das „omne 4" als: „jedes Objekt A des Denkens",
so ttbersehritte man den dem Satze fbktiseh zukommenden QttlttgkeitBberjBicb,
und namentlieh würde man über die demselben rechtmSaeig zokommende
Deutung hinaus gehen , wenn man das „omne A" ttbersetzen wollte mit
„jede Klasse ^4". Hierdurch nllmlich würde das Urteil «[leichbedeutend
mit der (disjunktiven) Behauptung, dass entweder IS oder A=^B^
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§ 16. Satz des Widersprach« und des ausgeschlossenen Dritten. 347
sem mttflse» was ja falsch sa nennen ist, sooft A ans Tsüen yon S nnd
sieb xnsammensetzt.
So mag s. B. wahr sein: Alle Schafe sind, oder jedovS Scluif Ist. ent-
weder schwarz oder nicht schwarz frosp. woiss), wogegen doch gleii-hwol
nidU gelten Jede Sebafrasse ist ontweder schwan oder nicht schwarz
(weiäs)f indem eine üolche Hasse auch schwarze neben weisäen Schafen ent-
halten mag.
Mit andern Worten: der von „jedm Ä** behauptete 8ats gilt nur
in der ursprOngHoben nnd niebt in der (aus ihr) «abgeleiteten** Mannig-
faltigkeit.
Die Theoreme 30} mfitsen besonders bei der tpiasenadu^tUdtm
KkasifiJiaiim, ^EnUeiltmg (divisio) berOeksicbtigt werden.
Von einer solchen ist als oberste Anforderimg die zu erfüllen,
daas die EtnteilungsgHeder oder (Unter}Arten der zu klassifisirenden
Gattung wirklieb sosammen diese Gattung ausmachen: kein Individuum
der Gattung darf ausgelassen werden; die Klassifikation muss eine
voUsiändige sein; die Einteilung darf keine Lüdx (gap, hiaius in divi-
dendo) aufweisen.
Katllrfieb mtlssen die Einteilnngsglieder auch wirklich Arten der ge-
nannten Gattang (mfissen derselben sSmtlich eingeordnet) sein; die Arten
dflrfeu nicht über die Gattung hinausgreifen.
Diese Anforderung lilldei sihcv keine ^olil.e, vor deren VemachlUssi^nn^
besondiTp /u warnen ist, weil die Einteilungsglieder ohnehin nur als deter-
miiiirenvle lakioreu der Gattung in Betracht zu koiDiiien pflegen. Teilten
wir z. Ii. die Schafe ein in weisse und ächwame, so meinten wir natür-
lich nicht: in weisse Dhiffe tmd schwarze Dinge, sondern in wdsse 8(Mfe
and schwarze.
Damach pflegt sich die Anforderung, dass die identische Summe der
Einteilungi-glieder der Gattung eingeordnet sei, gemii?s Th. G^) und Def. (3^)
ganz von selbst 7u erffillen; die Vollstfindigkeit aber erfordert, dass nun
auch die umgekehrte Kinordming staltfinde, damit eben gemäss Def. (l)
identische Gleichheit zwischen der Gattung und der Summe ihrer Arten
Torliege.
Als eine zweite fundamentale Anforderung pflegt die bingestellt
SU werden^ dass die Einteilungsglieder disjunkt seien, einander gegen-
seitig ansscblSssen^ je su zweien 0 zum Produkt geben.
Die VeinacbllssiguDg dieser Anforderung würde nSmlich zu tau-
tologiscben Wiederholungen von bereits Aufge^bltem fKbren, welche
als nicbt wfinscbenswert^ an sieb zwecklos hinzustellen. Fehlerhaft
könnte aber solches Verfahren nicht wol genannt werden, aucb würde
ein Verstoss gegen diese zweite Anfoidenuig keine bedenklichen Wir*
kongen baben — vielmebr kann, wie wir in § 18, a..d) zeigen, die
Missacbtong derselben durch Rücksichten auf die Kürze und Bequem«
lichkeit des Ausdrucks, bei Aufzählungen (die eine Gattung oder
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348
Achte Vorlosang.
Kategorie klaseifisirend erschöpfen solleD) Dicht selten sogar geboten
erscheinen.
Eine dritte nnd letzte Anforderung^ die rigoros gestellt za werden
pflegt, ist die: dass ein „Einteilungsgmnd*' vorhanden sei (vergl. Ein-
leitung 8. Sö). Diese Anforderung mag durch psychologische, didak-
tische, oder auch methodologische Rfleksiehten diktirt erscheinen; in
rein logischer Hinsicht ist sie wol irrelevant zu nennen. Logisch voll-
kommen ist eine Einteilung — im Sinne der Logik des ümfanges
wenigstens — sobald sie nar die beiden ersten Anforderungen ja zur
Not schon, sobald sie die erste derselben erf&llt.
Eine, alle drei Anforderungen erfOllende, nnd Oberhaupt die logüeh
vollkommenste Einteilungsweise wird erhalten, indem man das Th, 30^)
zum Schema der Einteilung nimmt, nämlich ans der Gattung nur zwei
Arten, aus jeder Art ebenso nur zwei Unterarten, und so weiter, macht,
und /.war in folgender Weise. Sobald (durch ein Merkmal bestimmt,
was indess vom Standpunkt iler Logik des Umfange« noch unwesent-
licli /u neiiiu'u) eine Art n der Gattung als solche sich darbietet,
iiiuss die Negation von dieser: soweit sie nur unter die Gattung
fällt, als die andere Art hingestellt werden. Und ebenso weiter in
Hinsicht der Artm und ihrer Unterarten, falls jene noch fort und fort
eingeteilt werden sollten.
Das solches Einteilnngsverfahren Hn ersehüpfendes sein muss, ist
nach Th. 30^) evident, wenn man dieses fUr die jeweils einzuteilende
Gatttiiit,' als augenblicklicher Mannigfaltigkeit 1 in Anspniel» nimmt.
Ebenso erfüllt das Verfahren kraft Th. 30^) aueli die zweite .\ntor-
dernng (und bil^lof allemal das erwähnte Merkmal den durch die dritte
geforderten Eiuteilungsgrund).
Anwendbar ist das Verfahren auf jede Gattung einer „gewöhn-
lichen** Mannigfaltigkeit 1. Hült man letztere fest, und nennt a die
zu kiassihzirende Gattung, b eine erste Art derselben, so wird 6 =^ a,
somit nach Th. 20^ b^ah sein. Man hat demnach die Einteilung:
a = ab + abf
Ist dann e eine Unterart von ab, d eine solche von a&,, so hat. man
ebenso weiter:
ab — abe + o6c, , ab^ a&,d + a6,d,
sonach
a = ahc 4- «6t, -i- üb^d + «6,«/,,
wo augenscheinlich das Produkt irgend sweier Glieder rechts ver^
schwinden muss, als ein zwei solche Faktoren Tereinigendes, die Nega-
tionen von einander sind. Etc.
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§16. Dichotomie.
349
Eiae derartige Einieilang heiast immieiUff oder dkhofomistk (im
weitem Sinne). Die Gattnng Tersweigt sich dabei in Arten und Unter-
arten 80 wie mancher Baum sieh in Äste und Zweige gabelt Eis ist
aber nicht erforderlich, dase jede Unterart gleiehmässig weit» ein-
geteilt werde und jedenfalls wird man bei gewissen Spezies als letalen
Einteilongsgliedem stehen bleiben.
Gewohnlich setzt man sogleich eines von diesen endgQltigen Ein-
teilungsgliedem jeweils als erste Art resp. Unterart an, dessen Nega- ^
tion dann also die übrigen unter die betreffende Gattflng resp. Art
fallenden EinteilungsgHeder • in sich Tereinigen wird. Hier braucht
nur diese letztere, mithin immer nur das eine der beiden Einteilnngs-
glieder noch weiter eingeteilt zu werden — Dichotomie im engeren
Sinne. Auch diese ist zuverlässig eine erschöpfende (ezhaustiTe) Ein-
teilnngsweise. -
Werden z. B. mit Max Müller' die menschlichen Sprachen unter
dem Gesichtspunkt ihrer genealogischen Yerwandtschaft oder nach-
weislichen Abstammung Ton einer gemeinschaftlichen Muttersprache
eingeteilt in die arischen (oder indogermanischen), die semitischen und
die turanischen, so erhalten wir di^otomisch zuwerkegehend die
Einteilung:
Sprache
arisch nicht-arisch
semitisch nii Iit-soniilisch
turanisch nicht-taranisch
und ist üuu ersichtlich, tlass wenn etwa bei der oben erwähnten Ein-
teilunfii; eine Spraclie üb^'r^^ulK•n worden sein ^^ol]te, die sich in keine
der drei Abteihin<a'n einfü<ji;t, oder wenn vielleielit bei einem wilden
Volkä8tanime eine solche Sprache noch neu entdeckt werden sollte,
diese notwendij^ zu unsrcr Ictztm Gruppe gehören wird — d. i. zur
Gruppe der weder arisch- noch semitisch- noch turanischen Sprachen.
Vorgl hiezu Jevons'' p. ^8.. III, insbesondre auch bezUglicb des
„Baum des Porphyrius" (Malchos).
Solange dergleichen nicht bekannt, mögen wir diese vierte Unter-
abteilung allerdings gleich 0 annehmen.
Ähnlich a])er, wie in diesem Beispiele, bewahrt uns aui den
weniger siclu reti Gebieten des Wissens allein das dichotomische Ver-
fahren vor dem Hegehen einer Auslassung beim Einteilen. Um hier-
gegen die erforderliche Garantie zu gewinnen, genügt es indess. wie
man sieht, sich nur die Utete Unterklasse allmai zum iiewusstseiu
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360
Achte Vorlesnng.
zu bringen, welche von den bereite aufgezilhlten übrig gelaneD wird,
und mit Sorgfalt zu erwilgeu, ob sie wirklich eine leere.
Unterbleibt dies, während sie doch mitangeführt wurde, so macht der
KlM^slR/.irende den Eindruck nur SeUistversttindliches zu sa«,'en. Hierauf
bcruiit /. B. der Humor der folgenden iu Ötudentonkreiaen beliebten Hexa-
meter von uabekauntem Autor:
8t bene rem memini saut causM quinque bibeadi:
Hospitia adventas, praesens eitis atqne ftiinra,
VÜliim, festa dies et quaelibet alia causa.
— Weiss ioh die Sache noch recht, ho f(ibt's fliiif Gründe des Trinkens:
Erstlich die Ankunft des Gast's, dann Durst nebst künftigem Dürsten,
Wein auch^ und festlicher Tag, und je^licJie andt re Ursach. -
Die Gleichung 31) (a,), — a stellt das „Prinsip der doppelten Ver-
nemwn^^f das ,^upplex npffoUo affimuUf' Tor, Sie zerfallt nach J>ef. (1)
in die beiden Sabsumtionen:
a^(aX, d, h. a ist nkkt tuMn,
und
^'1)1 w'os nicht nicht-a ist, mtiss a sein.
So unbestimmt sind ihrem Sinne nach die in Worten ausgedrtkkten
Sätxe, sogar Grundsätze, der herkömmlichen Logik, dabs man darUber ver-
schiedener Meinung sein kann, welchen derselben eigentlich unsre Formeln
jeweÜB darstellen! Es stellt B. Boele , dem wir un^ augesoblossen,
* pag. 49 die Oleichang 30,^) als den Ansdraek des prineipinm eontradic-
tionis hin, wogegen Peirco'' pag. 28 im Anschlnss an Leibniz und Kant,
die Subsamtion a =^ ( /,), als solchen ansiebt — die umgekehrte als das
principium exclnsi medä hinstellend.
Man vergloiche Über diese Stroit frage die grtlndiicbe Auseinander-
setzung von Sigwart* § 23, welcher auf Aristotelct» zurückgehend dar-
tbat| dass unsre obige AulGusm^ die bereohtigte.
Übrigens hUngeu die drei Sätze in der Thai auf das innigste zu-
sammen. Alle drei gelten sie iudess nur für eine „gewöhnliche**
Mauuigfaltif^keit, weil nur für eine solche der Begriff Nicht-« auf-
gestellt werden kuiinle, und koustatiren sie, indem sie als schlechtweg
gültige hingestellt /.u werden pflegen, gewi.s^äcrmasseu gleichuiässig,
dass wir uns mit uü.serm Denken immer nur in einer soK lien bewegen.
Wer mit S ig wart die Verneiuuugüpurtiköl aut die Kopula bezieht,
kann die Sfttze 31) auch wieder nur für Individuen von a gelten lassen,
aber nieht für Klassen a. Eme Sohafrssse z..B. von der es falsch ist, su
behaupten, sie sei nieht^weiss, indem sie neben schwarzen aueh weisse
Schafe enthält, d^rf darum doch nicht weiss genannt werdeu, weil dieses
Frftdikat damit anch ihren schwarsen Schafen zugesprochen würde.
Dass nun die /in unsre Mannigfaltigkeit zu stellenden beiden An-
forderungen fykonsistent" und „rein" zu sein, nicht nur, wie erkannt,
hmniidiendf sondern auch notwendig (unerlässlich) sind, damit die
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} 16. SatB der doppelten Venieiiiuug (im Klutenkalkiü). 351
llieorie der Negation Anwendniig finden k5nne und allgemein , ftlr
jede der Mn. angehonge Ebme^ der Begriff ilirer Negation au&tollbar
werde, ist zudem leicht sn seheiL
Wäre die Mn. nidbt konsistent, so wSre durch ihre Setzung bereits
ein Widerspruch gegeben, und könnte auf dieser Basis unmöglich die For>
derunj,' widerspruchsfreien loj^ischen Denkens ernillt werden.
Wäre aber die Mn. keine reine, so mtlsstc mmdestens einmal als In-
üMimm derselben eine Klasse A fignriren, die neben andern auch ein
Maierdem schon Torkommettdes Jfiiftvieltiiii» b derselben Mn. nnter sich be-
greift. Die Negation dieser Klasse A dürfte nach 80^) kein IndiTidQiun
derselben, also auch 1^ nieht» enthalten, und mOsste dennoch alle übrigen
Individuen der Mn., ausser genanntem A^ umfassen, unter diesen auch das
frei vorkommende — es wäre mithin Widersprechendes gefordert, Ebenao
hätte die Negation des b (als isolirton Individuums der Mn.) alle übrigen
ladifidtten derselben^ sonadi aneb als Indindoen m nnt&ssen, damit
als Inbegriff von b und fraglichem Nicht-5 die ganze Mn. herauskomme
(die ja das Individanm A enthalten soll), und zudem dürfte dieses Nichts»
das h nicht enthalten, welches zugleich mit dem in ihr enthaltenen A doch
in ihr steckt. Aach hier wäre also der Ausschluss des 6 zugleich mit
desäcn Einschlnss (das oine expücite, das andre implicita mittelst A) ge-
fordert — was unvereinbar.
Wihrend es so sich nicht . angängig erwies, nnter AnsscUnss eines
IndividniimB doch gans eine Qattung «unlassen, die es nnter sich begreift,
oder umgekehrt, bei Ausaohlnss dieser ganzen Gattung das Individuum zu-
zulassen, während es logisch unmöglich erschien, der Gattung und den Be-
deulnnnfn ihres Namens VVidei^prcchendes zuzumuten, bleibt solches sehr
wohl tnügiich in Bezug aut eiu Ganzes und dessen TeUe^ wie es das fol-
gende Beispiel erläutern mag.
Qesetat in einer Frage der Besteuerung von Grund- und Hansbesitsern
gelten als S^etmu^f^kU nicht blos die Hinser, sondern auch die Fenster
und die Kamine derselben — um nicht zu sagen, auch die Ziegel auf den
Dächern. Dann sind diese letztern ja sämtlich Teile der erstem. Mau
wird sie aber alle als gänzlich von einander unabhängige Objekte ansehen
und behandeln können, und z. B. aus bestimmten vielleicht gesetzlich nor-
mirten GrUuden jemanden von der Besteuerung seines Gebäudes frei ^
spredien kOnnen, ohne ihm (damit) doch diejen^e von dessen Kaminen «u
erlassen, u. s. w. In dieser Mn. wttrde die Negation «nee Hauses doch
dessen sämtliche Kamine und Fenster als Individuen enthalten mtLssen, die
Negation der gesamten letztern aber das Haus (als Ganzes) doch ein-
begreifen. Es entstünde koinerlci Widerspruch, denn was vom Ganzen gilt
(quidqnid valei etc.) braucht darum bei den Teilen nicht auch schon zu-
zutreffen. Das lläus und sein Kamin bleiben hier doch von einander un-
abhlBgige Objekte des Denkens.
Konsisträt wird nun eine Bin. schon sein, sobald sie keine Urteile
tla IndiTidnen nmfaset^ denn dann kann auch zwischen letateren kein
Widersprach bestehen. Bein wird sie sicher eeini sobald keine Klassen
als ihie Individaen figuriren. .
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362
Athte Vorleintig.
, £iuc Mn. aller erfindlichen, (im engeni Sinne) indmdaellen Ob-
jekte des Denkens ohne die (in der snppositio realis genommenen)
Urteile wird nun flberall da, wo nicht von Urteilen, sondern Ton Dingen
schlechtweg ^ie Rede ist» von hinreichender Erstrecknng sein^ nm beim
Negiren aller in Betracht kommenden Begriffe oder Klassen einheit*
lieh zngnmde gelegt werden sa können, und mag solche etwa die
ffMemnigfalii^xU der erdenkUdien tndwidueUen Bwg^ genannt werden.
Nach Bedarf kann man diese auch noch anf die SphSre der „i«trJ^{tefteii"
Dinge einschiinken»
§ 17. Fernere Sätze für Gebiete und Elaasen. Kontraposition, eto.
36) Theoreme. AStgemän ist:
36 J (ah\ = fl, + ?^ f 36^) (a + b\ ^ afi
II
Die Negation einer Summe ist
das Produkt der Negationen der
Glieder.
Die Negation eines Frodiüäes ist
die Sumim der N^ationcn der Fak-
toren.
Umgekehrt auch:
Eine Summe von Negationen ist Ein Produkt von Negationen ist
dir Negation des Frodtiktes \ die Negation der Summe
Hu er Neganden,
Beweis. Da es nur dfie Negation an einem Gebiete geben kann,
so ist behuf Beweises gewissermassen nnr die Probe sa machen, d. h.
nachzusehen, ob die angebliche Negation
a, + b^ von ah \ a,5, von a + b
die fdr dieselbe charakteristischen beiden Besieh uugc n desTkdO) mit
diesem Gebiete zosammen erftilit, d. h; ob wirklich
ab{a^ + 6,) = U, tt6 + a, + 5, <= 1 j (a + 6ja,t, =-0, a + 6 + a,6, — 1
ist Dies folgt nun in der That aus den Zusätzen zu Th. 34^) und
34^), wenn man dieselben auch noch fQr die Gebiete a„ statt a, b
mit Bficksicht aaf Th. 31) in Anspruch nimmt
Im Grunde kam hiebei wieder das Httlfstheorem 29) in Anwendung.
Man hat — z. B. links vom Mittelstrich — nach 30) einerseits:
ab ' (ab\ — 0, a6 + (a5), 1
und, wie eben gezeigt, andrerseits:
+ 6,) = O, a6 + (a, + = 1,
folglich nach jenem: ((th\ = a, + h^.
Exempel fUr Klassen. Wer nicht adelig und Grundbesitzer wa*
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§ 17. Fernere Sfttie fOr Gebiete and KlMsen. 353
gleich ist, ist entwedor nicht adelig, oder nicht Graadbesitzer (oder
AQch beides zugleich nicht, cf. § 8, ^;].
Was nicht „ausländisch oder billi^'^ ist, znnss nicht anslaadisch
(ev. inländisch) und zugleich nicht billig (er. tener) sein.
Hier ist wieder an eine Eigenheit der Worispniehe su erinnern. IHe
Sabsamtion e=^^/,/', heisst:
„Jedes c ist nicht n und (zugleich) nicht ?/',
wofilr man auch den Ausdruck wählen kann: ^,Jcdrs c ist ucder a noch
— soL!:f'uanntos ,,vorn('inondcs konjimktivRs'' Urteil. Man kann sich auch
n<icli andpi ö ausdrückt'ii und V)eisj>it'I^i\veise sagen: ,,(Jeder Fisch) Ein Fisch
iht kein Voyel und kein bäugetier".
Schlugt man aber in solchem Ealle den verneinenden Artikel zam
Sabjekte (anstatt, wie soeben, zum PrSdikate), so muss das Mal-Zeichen
im Prädikate, statt wie vorbin mit „«imI^*, nun mit „od«'* überset/t werden:
„Kein Fiich is( ein Vou^r 1 oder ein Säugetier" — vergl. § 8, A, jit), S. 232.
Wogc^'cn der öatz: „Kein Fisch ist (ein) Vogel und (ein) Säugetier'* nur
bedeuten würde: c =^ ("/'\, das beisst: =^ + —
Dem gegenüber wUrde das sog. „verneinende kopulative' Urteil: ^^Wcder
die a noek Me b sind (-* Sowol die a als auch die h sind nicht e) in
Formeln einfach durch: a ^ 6 e, darsustellen sein. Und uialog für mehr
als swei Terme.
Ffir Gebiete werden (im Hinblick anf Fig. 16) die Theoreme 36)
▼enmscliaalicbt dnich Fig. 17.
Zusatz 1. Die Ausdehnung der Theoreme 3G) auf beliebig viele
Terme (Operationsglieder, Faktoren oder Summanden) ist naheliegend.
So ist auch:
(ahc\ «, + 6, + tf, I (a + h + c\^ fl,6,c, ,
denn:
(afec),— l(a6).c), = (a6), + <?, = (a, + 6,) + <:,— + etc.
Anmerkung zu Tb« 36). Wendet man die Formeln 36) anf a^
und statt a nnd 5 an, so ergibt sich nach 31):
(a,6,),— a + 6 I (o. + ^), —
Diese Formeln zeigen (wie Peirce bemerkt) , dass mii Hülfe der
dritten Spesies, der Negation, von den beiden ersten Spezies -^d. i. von den
dir^knJReehnunffsarten des identischen Kalküls: Multiplikation und Addi-
tion — irgend eine, gleichviel welche, entbehrlich gemacht werden konnte.
Wollte man mit Negation und Multiplikation allein auskommen,
80 brauchte man nur überall, wo eine Summe a + b auftritt; für diese
ab %ii schreiben. Mit Addition und Negation würde man ausreichen,
indem man für jedes Produkt ab konsequent sagte a + b — falls wir
liier diimal den wagerechten Negationsstrich benutzen. [Ebenso liesse
SanBDBB, Algabr* d«r Logik. 2S
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354 Aehte Vorleraog.
nach früherem für 0 sich 1, oder aber für 1 sich Ü durchweg schrei-
ben, d. h. mau könnte auch noch des einen der beiden Symbole 0 und
1 entraten.]
Aualog la&Bt sich mittelst der Partikel „nichf" von dea beiden
Konjunktionen „und** und „oder'' irgend eine logifich durch die andere
darstellen:
FQr oder könnte gesagt | FOr „was a und b hV liesse
worden: ,,wa3 nicht »Nichfc-a «$id \ sich sagen: „was nicht »Nicht>a
Nicht-6« ist", I oder Nicht- 6« ist".
Dass es aber nn zweckmässig wäre, solches durchzufahren, sei es im
Kalkül, sei's in der Wortsprache, bedarf kaum einer nähern Darlegung.
Es liegt die M5glichkeit Tor, dass sich die SStse 36) Tielleieht
in der Gestalt:
Was nicht a und h ist, mnss
■
nicht a oder nicht b sein,
Was nicht a oder h ist, muss
zugleich nicht a und nicht h sein.
in Worte gefasst schon irgendwo in ftltem Logikbüchern vorfinden.
♦
Wo nicht, so mttssen sie De Morgan sageschrieben werden, welcher
[wie Herr Yenn^ p. 389, Fassnote ausfindig gemacht hat] in * p. 208,
indessen ohne Beweis, bemerkt, es hätten a-hb und ab bezüglich a,&,
und + zum Gcj^enteile. Selbstlindig ist auf diese 1>eiden hnbschen
Sätze auch Herr KoUort (J rassmann* gekommen, nml dürfte dicöor sie
Kum ersten mal (und zwar auf die Vorgetrageue Weise) beiviesen haben.
Die in seiner Fussnote zu ^ p. 32 von Herrn Peirce — jedenfalls
im guten Glauben — ausgesprochene, Herrn B. Grass mann eigentlich ver-
dächtigende Vermutung (auf Gmud unsicherer Kemiuisc«azen von Jevons'
Schrift ^) kann ich (nachdem es mir unlängst endlich gelungen ist, dieses
Buch durch antiquarischen Erwerb desselben stt Gesicht zu bekommen)
durchaus nicht boL'rlSndot finJcni.
Die Anwendung der Theoreme 36) im Sinne von links nach rechts,
also die Verwandlung eines Ausdruckes (ab}^ resp. (n + b)^ in den ihm
gleichwertigen a, + resp. aj)^ nennt man das ,,Ausfähmt' (Ent-
wickeln*?) der Negation, welche im Gegensatz hiezu bei den ursprüng-
lichen Ausdrücken (ab), und (a + b), „nur angedeutet^ erscheint. Eine,
wie hier mit Negationsstrich versehene Klammer ( ), mag eine „Nega-
tümskJammcr*^ genannt werden. Das Ausführen der Negation läuft auf
das „Auflösen'^ dieser Klammer hinaus.
Zusatz 2 stt Th. 36).
Durch kombtnirte Anwendung der beiden Theoreme 36) und des
Th. 31) kann man nunmehr von jedem nur durch Multiplikaiiun uud
*) Aur> • Micni in § 19 eniehUichen Grande wird dieser letstere Aasdmck
indesB besser vermieden.
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§ 17. Fernere Sätze fQr Gebiete und Klassen. 355
Addition ans lauter einfachen Symholen und deren Negationen auf-
gebauten flbrigena noch so kompUsirten Ansdrocke die Negation sofort
und mit leichter Mühe ausgeführt herstelleu, und swar indem man
jedes Gebiet mit seiner Negation und ausserdem noch die Zeichen
„mal'' und „plus" Tcrtauscht.
Man schreibe also aus dem gegebenen Ausdruck ab: a mit a^, a^
in Gestalt yon • als + und + als wobei nur noch au beachten
ist^ dass manche Klammem^ welche im ursprQnglichen Ausdruck blos
gesetxt au denken waren aber unterdrClekt sein durften, im negirten
Ausdruck ausdrücklich angeschrieben und beibehalten werden müssen
wogegen andere, diejenigeu, die dort unentbehrlich waren, hier als
Überflüssig in Weg&ll kommen. Man hat nämlich gemäss Anhang 2
au berficksichtigeu, dass ursprünglich jeder susammengesetste Aus-
druck, wenn mit andern Termsii verknllpfb oder zu verknOpfen, in
Klammer stehen muss, dass aber endgültig (teils aufolgc gewisser
Eigenschaften, Gesetze unsrer direkten Operationen, teils auf Grund
eigener auf Klammerersparniss es absehender Konventionen) nur um
Summen herum, welche als Faktor auftreten, die Klammer uiclit
weggelassen werden darf.
War liieiiacdi der ursjtrüDgliclio Au.sdruck schon frei von ühcr-
flflssigen Klammern, so wird beim iNogiron desselben eine Klammer
allemal dann einzuführen, im negirten Ausdruck neu anzubringen sein,
wenn man an das Negiren eines Produktes kommt, welches als ein
Sunimiiuü im ursprünglichen Ausdruck steht — indem eben dadurch
sich eine Summe ergeben wird die als Faktor zu setzen. Dagegen
kouimt je(le (andre, jede niclit gerade ein Produkt als Cilied uni-
schliessendej Klammer des ursprünglichen Ausdrucks beim Negireu in
Wegfall.
Zur Erlüuterung und Ulning seien zimSchst filr einige Ausdrücke die
Negationen hergeseti^t, deren erste »echb schon Do Morgau ' pug. 42 go>
gebiBn hat:
Ausdruck: a + bc, Negation desselben ; a,(ft, +
1» T = (a + b)c, „ a:, = + c,
„ (a + 6)(c + (i), „ »t^t + cA
n ii + fc(c + d), ,» «A + ^i^^t)
„ «+6+a,c(odera+5+c), „ a,6,e,
p ia + hc)((l + cf), „ a,(ö, + '-,) + ^U'', + /i)
„ ab + a^b^^ „ (a^-k^b^)(tl + b) =mub^-^a^b
2a*
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556 Ächte Vorlesung.
Ausdruck: 0,(6, + e + d,), Nation demelbeiit a^be,d
„ a,bc + ah,c, , ^ (a + h^ + c,) (o, + 6 + r)
„ a(fc, + r,) + , „ («, + ?)r)(/j+c)==fl,(ft+n)+6c
a,f^ f r } ,/j 4 „ ^ ^^^^ ^ 4. ^
Noch weiU'rc Aufgaben in § l-S, ^/).
In jedem aus einfachen Gebietsymbolen durch dir Öperatiomn der
drei Spesies Multiplikation, Addition und Negation au/gebauten Aus-
dmcke kann man jetzt alle vorgeschriebenen (angedeuteten) Negationen
misßihrm, wodurch der Ausdruck übergeht in einen Bolchen, der nur
noch durch die beiden direkten ^ezies, Multiplikation und Addüionf
aufyebaut erscheint aus den einfacium Symbolen und deren Negationen.
Man braucht zu diesem Zwecke nur mit den innersten „Negan-
den^ KnsammeDgeBetzter Natur, welche von der oben beschriebenen
Art sein werden, za beginnen, die innersten mit Negationsstrich be-
hafteten Klammem zuerst , und dann nach aumen fortschreitend nach
und nach auch die äussern Klammem dieser Art, aufzulösen, bis keine
Negationsklammer mehr vorhanden ist.
Wird auch auf diese Weise rasch die Möglichkeit 4er Ansftthrung
erkannt, so ist das geschilderte Verfahren doch nicht das praktischste;
Es kann sich nämlich dabei ereignen, dass man irgend einen »isam-
mengesetzten Ausdmckteil wiederholt ,,nmzunegiren'', in seine Negation
umzuschreiben bekommt, was, sooft es zweimal geschah, nach Th. 31)
unnötige Arbeit war. Besser also wird man mit dem Auflosen der
Negationsklammera in der Richtung von aussen na^ innen fortschreiten,
und sobald man mit dem Negiren der in einer solchen stehenden Terme
wiedemm auf eine Negationsklammer st5ss^ solche (mitsamt dem auf
sie bezflglichen Vorsätze des Negirens) einfach fallen lassen, ignoriren.
Darnach ist z. B.
I { (n + h\ r + r } / 1, = { («, c + cl^r)f], = {a + b + r, ) (d + f ,) + f,
auf die erstere Art miY, auf die letztere ohtic die angegebene Zwischeu-
rechnung (der doppelt negirte Ausdrackteil war a + b) sofort himosetieD.
Weitere Ezempel:
[ { {ab\ + (ccO, I (c + Air = a^cd + e + f,
[a + b \c + d(e + ffj\],], <,,[/,, + <; + ,/,.(/; + (7.) I ,
[[{ax -f bj-X { {nix), {nxX i + .r), —
= (a + Jc,) (6, 4- ic) {mx + wxjcx, •« b^ncx^ .
Zusatz 3 zu Tb. 36).
Das am Schluss des § 13 erwähnte Problem der ZerßUung eines
Ausdrucks in seine leteten Faktoren kann nunmehr dadurch gelöst wer-
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g 17. KootrapMition.
357
den^ dass man die Negation des Aosdracks herstellt, dieselbe (durch
Ausmultipliziren) m ihre Icizten Aggreganten zerfällt und dann abermals
die Negation davon gemäss Th. 36) bildet. Z. B. für
^ ab •¥ ac '\- ad -k- hed + e
ergibt sich:
y, — (a, 4- 6.) (a, + <?,) (a, + rf.) [h^ + c, + rf,) = a, ft, ^, + a, c, + + 6, c- r/, e, ,
sonach:
y « (a + 6 + «) (a + c + «) (a + + c) (6 + c + -f c)
in Übereinstimmung mit dem früheren Ergebnisse.
37) Theorem.
Wenn a^-h, .<;o ist 6, (und umgekehrt).
Mtni darf also auch r^V* hrt,trn Sciien einer SuböitmtioH uegiren, tcenn
mau nur rii/jicidi das Subsumfionsmchen umkehrt. Oder: üntergeordneks
(oder Giejches). negirt, gibt Vh^r^/eordnetes (oder Gleiches). Eingeord-
netes, negirt, gibt Umgeordneies.
Es lasseu sich zwei Beweise vollkommen dualistisch führen.
Beweis. Weuu a =^b ist^ so ist
a « a5 nach Th. 20J | a + d»6 nach Th.
also nach Th. 32) auch
a^ = («ft),, das ist f/, = a^ + h^ \ (a -f 6), = b^f das ist «5,
nach Th. ZG), und diese Gleichung ist^ wiederam nach Th. 20) äqui-
▼aU'iit der Subsumtion: b, =4 q. c. d.
Wendet man den Satz 37) auf die Subsumtion b^ =^ a, als die
ursprQnglich vorauszusetzende an, so folgt aus dieser auch (<^),^(&,),t
das ist nach Th. 31) a^b.
Die beiden im Satse Torkommenden Subsumtiotten bedingen sich
also gegenseitig, sagen wesentlich dasselbe ans oder sind äquivalent.
Exempel. Da Gold Metall ist, so ist, was nicht Metall ist, auch
nicht Gold. Desgl. umgekehrt: Gilt etwa der 6dU: „Was nicht i^ro-
teinsubstanz ist (nicht aus dem Ei stammt) ist auch nicht lebendig'*,
so folgt: „Alles Lebeudige ist Protciusubstanz (stammt aus dem Ei)^^
Ist eine Klasse als Subjekt enthalfcn in einer Prädikatklasse, so muss
(als Klasse aufgefasst) die NeffoUon des Prädikats entfiaUen sein in d<r
Negation des Sulffektes — und zwar ganz eiuerlei, in Bezug auf welche
Mannigfaltigkeit man die Negationen bildet, wofern dieselbe nur eine
gewöhnliche ist, den Negationsbegriff sulässt
FOr Gebiete kann man den Sata durch die Anschauung Terifiziren
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358 Achte Vorlesniig.
an der Fig. 1 S. 155: die Aossenflache des Kreiaes b i«t gaus in der
des Kreises a enthalten.
Der Schluss von der Subsumtion a^b auf die Subsumtion b^ =4
(oder umgekehrt) gehört zu den sog. „unmittelbaren Folgerungen", in-
dem derselbe schon zustande kommt , wenn aneh nur eine Prämisse
gegeben ist. Derselbe wird in der Logik als die ^Konversion durcJi
Konbroj^ositicn*^ des durch die gegebene Subsumtion ausgedrückten Ur-
teils bezeichnet
Zusats. U^a^h %iind mtgleich a, ^ 6,, so wird a^h seht, und
umgMuri,
Beweis nach Def. (1), indem aus der leisten Subsumtion nach
Th. 37) und 31) hinzufolgt: b^a.
Exempel. Die beiden Sätze: „Was Kochsalz ist, ist auch Chlor-
uatrium'', und „was nicht Kochsalz ist, ist nicht Cbloruatrium*' —
drücken zusammen aus, dass Kochsalz und Cblornatrium einerlei sind.
38) Theoreme.
Die Subsumtion a sagt genau dasselbe
an<;, icic eine jede der beiden Glcichmujcu :
ad a6, = 0 . ' ad 3S+) a, + 6 = 1 .
Beweis. Aus a^b folgt nach Th.
l&y) durch beiderseitiges Multipli*
siren mit 5,, dass a&, ^ hb^^ so-
15^.) durch beiderseitiges Addiien
von a„ dass a, + a =^ a, + 6, somit
mit nach Th. 30 dass a&, ^ i), < nach Th. 30^), dass 1 + 6,
was nach Th. 5^) auf a5, » 0 \ was nach Th. 5^) auf 1 «a, +d
hinauskommt — Ist umgekehrt
so hat man nach Th. 30^):
a — a*l a(6 + &,)
a, + 6 = 1 ,
SO folgt nach Th. 16x) etc.:
a a* 1 a(a, + b)
= ua, + aZ» « 0 + ab
oder a = ab. Ans diesem Resultate folgt aber nach Th. 20^); dass
u ^ wie zu beweisen war.
Ans dem Umstand, dass der leiste Teil des hier gegebenen Beweises
rwshterband dem links darcbaus nicht dual entspricht, erkennt man die
IfSgUohkeit noch audrer Varianten der beiden Beweise, welche aufsosncheD
dem Leser als eine gute Übung empfohlen sei.
Exempel für Klassen. Da alles Gold Metall ist, so gibt es nichts,
was zugleich Gold und nicht Metall wäre. Und jede Substanz — ja
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S 17. Fernere SSkue.
359
alles Denkbare innerhalb einer die Klasse Metall umfassenden ge-
wdlinliehen Mannigfaltigkeit — ist (entweder) Metall oder [auch]
nicht Gold.
NM äm Theormm 36) läss^ jede SubsumUon sU^ ak eine Gld'
{kung sakreSbeHf derm eine SeUe 0, oder, umn man wiU, auch 1 tsL
Zusatz zu Th. 38). Nach diesem Satze in Verbindung mit Th. 31j
muss auch die Gleichung
besQglicli äquivalent sein einer der beiden Sabsomtionen:
Die Gleichung ah = 0 erscheint .so, als der .symmetrische Ausdruck
— symmetrisch allerdings nur im Hinblick uul dus Kommutationsge-
setz 12j() der identischen Multiplikation — für eine syfnnietrisciw Be-
ziehung, für welche die Wortsprache nur die unsymmetrischen Aus-
dracksformen hat:
j^ein a ist b^, oder „Kein b ist
resp.
^yAlle a sind nicht 5" ,,Alle b sind nicht e^,
(die demnach auch unter sich äquivalent »tan werden) — wofeme man
hier nicht etwa seine Zuflucht nehmen will zu der Umschreibung mit-
tels verneinenden Existenzialurteils:
gibt nichts, was a und b zügleicli ist".
39) Theoreme.
Jede Gleiching a d lässt sidi (auf der
einen Seite, z. B.) rechterhand auf
39^) 0 I 39J 1
Migen. JheseÜx ist nämlich äguivakni der Gleichung:
ad, -I- a,& — 0 I a6 -f a,6, 1 ,
oder auch in einer praktisch minder wichtigen Form geschrieben:
(a + 6)(a, + 6.)-0 I (a + h,)ia, + h)^\,
welche, wie leicht zu selien, durcli Ausniultipliziren gemäss Th. 2S^)f
dO^) und 21^) auf die vorige zuriu kkonimt.
Beweis. Nach Üef. (1) zerfallt die Gleichung a «« 6 in die bei-
den gleichzeitig anzuerkennenden Subsumtionen:
a«^d und b^a.
Nach dem Th. 38) lassen dieselben sich umschreiben in die Gleichungen
afr, «bO, a,6 — 0 | «, + 5 — 1, + a — 1
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360 Aclite Vorlerang.
und folgt aus diesen durch überschiebeadeü Addiren resp. Maltipliziren
die za beweisende Gleicbong in der einen ihrer angegebenen beiden
Formen.
Umgekehrt, wenn die Qleiohaiig gilt:
• ' * siTe (a + 6,)(a, + 6) — 1,
so jnnss nach Th. 24) sein:
ah^ s 0 und a,2» « 0, | n, + 5 « 1 und a + I>, = 1 ,
was nach Th. 38) binauskonunt auf die beiden Subsumtionen a ^ b und
ttt sonnt vMk Def. (1) auf die Gleichung a « 5, wie zu zeigMi war.
Indees konnte man hier auch schon mit der ersten Hslfle des Be-
weises auskommen, mit Bttcksicht darauf, dass nach den eitirten BStsen
das Paar der Subsmiitioncn sowie der für sie fj^enommeneu Oleichuncren
jeweils nqvh'oh^nt SPiii nnihsJc der zum Ansgangspnnkt geiiuiiimonen Gleichung.
Exempel. Da Kochsalz oinerloi mit Chlurnatrium i>t, so gibt es
nichts, was Kochöalz und nicht Chlomatrium oder ( 'hlornatiium nud nicht
Kochsalz wäre. Auch nichts, was Kochsalz oder Chlomatrium und zugleich
nicht Kochsalz oder nicht Chlomatrium wSro.
Allee ist entweder Eochsals und zugleich Chlomatrium oder nicht
Kochsalz und dann anch nicht Chlomatrium. Desgleichen Kochsalz oder
nicht Chlomatrium und zugleich Chloraatrinm oder nicht Kochsalz.
Aufgabe. Man bringe die Gleichungen
a&«ac, a4-ft*=»a-fc
recbU auf 0.
Auflösung: Miiltlbt der Zwischenrechnung — cf. Th. 36):
ab {tt^ + c,) + ac(a, + 6,) = 0 , (a + h)a^e^ + o,i»,(a + c) 0
erhält man leicht die Besultate:
(/ (// c, + 6, t) «= 0 resp. ff, {h + 6| c) 0 .
Bei den Anwendungen wird man aber, bebouderä vvcuii a, h oder c kom-
plizirte Ausdrucke Yorstellen, die ZwiMihenrechnung sparen und sich so-
gleich an das Schema dieser Endergebnisse halten. — Ebenso worden die
rechts auf 1 gebrachten Gleichungen lauten:
a, + ftc+6,f, = 1 resp. a*H>e+ ft,c, 1 .
Das Th. .Sn) ist von grosser Wichtigkeit für die Technik unsres
Kalküls, und zwar das 30^) in höherem Maasse als sein duales Gegen-
stück aus dem teilweise schon erwähnten Grunde, weil man lieber mit
Aggregaten (Summen) von monomischen Produkten als mit Produkten
von Polynomen (die in Klammern gesetzt bleiben müssten) rechnet,
desgleichen Torzieht^ das auch der Arithmetik angehörige Distributions-
gesetz 27 statt seines Gegenparts 21^^ anenwenden — wosu endlich
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$17. Fernere Sfttgie.
361
jefact als ein weiterer Gmnd der Umstand hinzutritt, dase es schon
jedermann geläufig ist, mit reehterhand anf 0 (nicht aber auf 1) ge-
brachten Gleichiingen zu opetiren. [Es könnte überdies als ebendahin
wirkend angef&hrt werden, dass auch in der Wortsprache AasdrScke
wie (a + + <2) meist nnbeqnemer onsweidentig darsostellen sind,
als die ihnen doal entsprechenden ah-^edJ]
Nach Th. 24) Znsata konnte jedes System von gleichzeitig gel-
tenden Gleiehongen mit der rechten Seite 0 in eine einsige solche
Gleichung zusammengezogen und dnrcli diese ausreichend vertreten
werden. Nach den Th. 38) und 39) kann aber jede Substmtion sowol
als jede OUü^mg itberhaujit dargestellt werden als eme Gleichung mit
der rechten Seite 0.*) Thnt man dies bei allen etwa gegebenen Sub-
sumtionen und Gleichungen, und wendet hernach den genannten Zu*
setz an, so iSsst sich offenbar das Ziel Terwirklicheu, weldies der fol-
gende Satz ausspricht:
Zusatz zu Th. 39). Jedes System von smuUcmm (koezistiren-
den, als gleichzeitig geltend hingestellten) £lii&9WiHl£0fiett tffuf GleicAtm^^^
Haast si^ in eine emsige Gleichung inU der reiften 8eUe 0 (oder, wenn
man will 1) eusammenziehen und dunA diese vollkommen verträen.
Wir werden dieselbe die „vereinigte Gleichung des Systemes**
nennen.
Dies legt uns folgende Bemerkung nahe. In der veibaleu Logik wird
gewOhnlieh unterschieden sirischen „Folgerungen'^ als welche sich an eine
einzige Pritmisee knflpfen, und „Sdtlüssen"^ als welche mehrere Prftmissen
haben. Diese Unterscheidung erscheint auf Grund des vorstehenden Zu-
satzes in der exakten Logik — fUr den Kalkül — als belanglos, da wir
hier immer ein System von Prämissen in eine einzige PrJlmisse werden
znsaiiiuienziehen können. Auch „Schlüsse" dürfen hier als „Folgerungen"
hing eti teilt werden.
Und mit der Lfisung von Problemen, die sieh allgemdn beziehen auf
eme einzige Qleiehaiig — z. B. mit deren Auflösung nach einer Unbekannten
— wird das nftmliche dann auch von selbst geleistet sein für irgend ein
Sjstem TOtt Gleichungen!
Übungsaufgabe. Man bilde die yereinigte Gleichung der folgenden
acht Subsumtionen und Gleichungen:
Aufiaeung. Die vereinigte Gleichung ist:
a5, + crf + + g^h 4 kl, + A-, J + «m + »n, «, + + r,8 + rs^^O,
^ Und ftatt 0 konnte auch 1 gesagt werden.
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362
Acbte Vorlerang.
Ebenso ist Ton den drei Sabsnmtioneii:
die Teteinigte Gldehung:
ahf + oc + = 0. Etc.
Die linke Seite einer reclits auf 0 gebrachten Cllcichung nennt
man, wie in dei Mathematik auch „das Poli/nom dieser Gleichung*'.
So ist ab, + ac + h^c das Polynom der zuletzt erwähnten.
Mehr beiläufig wollen wir jetzt ein paar Theoreme anreihen, die
sidi zwar nicht selbst auf Negationen beziehen, aber erst jetzt be-
wiesen werden 1c5nnen, nachdem wir (anf Grund des Prinzips III^J
unter Hinzuziehung des Negationsbegrifis die Berechtigung erworben
haben, von dem vollen Diatributionsgesetse Gebrauch zu machen«
40) Theorem. Warn eugleick
ae ^ he «nä a + e 6 + c
ist, so muss sein : a
Beweis. Ahnlich wie bei Th. 29) haben wir:
a = a(a + e)^a(b + c) -»a^ + ^ + 6(; » h{a + c)^ 6(d+c) — b
nach Th. 23^), der zweiten Voraussetzung nebst lö^), sodann 27^), der
ersten Voraussetzung nebst 15+), wieder 27^), dann der zweiten Vor-
aussetzunf^ nebst 15^ ) und endlieh 23^). Oder dual entsprechend.
Also nach Th. 2) und 3): a =^ 6, q. e. d.
Zusatz 1. Kombinirt man die durch das Theorem 40) gegebene
Aussage mit derjenigen,' welche sich durch Vertauschung von a und b
aus ihr ergibt so erhält mau das Tlieorem:
Wem ac hc und zugleich a + c — & + c is^ so muss a^h sein,
— welches als eine Verallgemeinerung des HtUfstheorems 29) erscheint
und auch selbständig genau wie letzteres bewiesen werden kann.
Anmerkung. Dass sowol beim Th. 40) als bei dessen Zusatz eine
der beiden Primissen allein nicht genügt, nm die Konklusion zu rechtfer-
tigen, haben wir bereits unter Th. 16) und 16) hervorgehoben und durch
Beispiele aber Klassen sowie durch Figuren belegt. Wir Sind jetzt auch
im stände, es analytisch zu beweisen.
Bei Th. 40) gibt die Annahme a = {h + c,)m, wo m ein willkürliches
Gebiet vorötellt, jedesmal ein solches Gebiet a, für welches die erste Prä-
aiibbe «cK^i/c erfüllt iät, indem ja ac = bc- u =^ bc nach Th. 6,^) wird
— und, nebenbei gesagt, auf die allgememste Weise; hier wird nun
al^^ » &,c,tt im Allgemeinen nicht •» 0, also nicht a^b sein.
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I 17. Fernere S&tse.
363
Ähnlich für ( »aCg + tt ist a + c ^ & + ß nBmlioh a+c + und wieder
a6, « a'(a, + c)m, = acu^
nicht notwendig 0, wie es nach Th. 38^) sein mUsste, falls a=^h folgte.
Desgleiclieu, was deu Zusatz betrifft, ist a€^{a-^uc^)c ohue dass
a — a + VC, um mUsate, endlieb ist a + c (a + uc) + ohne dass doch
im AUgemeinen, und fttr jedes beliebige Gebiet u sein mtteste a«"a+uc.
Das Theorem sowol als sein Zusata gilt auch amgekehrt, und
zwar für jedet beliebige Gebiet c Nämlich wenn s. B. a ^ & iat, so
mnss nach Th. 15) anch ae^be aowie a + 0^&4-c für jedes e sein.
Ezempel su dem Satze. Sind die Mongolen nnd die Rassen stets Russen
oder Asiaten, sugleioh alle mongolischen Bussen auch aMatische Russen, so
müssen die Mongolen sämtlich Asiaten sein. [Seit der chinesischen Ein^
Wanderung iu freiiule Wellteile ^ind freilich die Prämissen nicht mehr ganz
zutreifend, sie waren es jedoch zeitweise.]
Zusatz 2 zu Th. 40) Theorem Ton Peirce.
Wenn für irgend em c zugleicii
ac^h und a^^b + c
ist, so fdgi:
desgleidien umgekehrt, für jedes c.
Beweis 1, nach Th. 40), weil unter den Yoranssetanngen des
Satatea nach Th. 15) anch aec ^bc und a + c^^ + c + c, also ae be
und a + « *^ d + d folgt.
Beweis 2^. Aus der zweiten PrSmisse folgt durch beiderseitiges
Maltipliziren mit a gemftss lö^):
aa^a(b'he) also nach 14^) und 27^): a^ab-^ae.
Aber es ist nh + < ali + b, wie sich durch beiderseitiges Addiren
yon ab zur ersten Prämisee gemllas 15^) ergibt. Hienach folgt a fortiori:
a=^ab + b oder wegen dos Absorptiousgesetzes 23^): a^&, wie zu
zeigen war.
Hiezu genau dual entsprechend Iftsst sieh nodi ein dritter „Beweis 2^**
führen, was dein Leser zur Übung empfohlen sei.
Die ümkehrang versteht eich nach Th. 6) und II von selbst: Ist
at^b, so wegen ae^a auch ae^b für jedes e. Etc.
Der Satz wKre eigentlich als ein selbständiges Theorem aaf/nfilliren
gewesen; er sieht noch einfacher aus als das Tli. 40) demzuliebe wir ibn
belinf-j Vergleich ung hier eingereiht haben. Sonderliche Wichtigkeit für
die ilieone möchte er gleich wol nicht besitzen und betrachte ich ihn mehr
nur als Kuriosum. Die Exumpel zu demselben klingen alle recht sonder-
bar. Z. B. Da Gold, welches käuflich, Metall ist, und alles Gold kttuflich
oder Metall sein wird, so mnss Gold Ketall sein. Umgekehrt folgt aus
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364
Achte Vorletung.
lotzterm einerseits, dass auch geschmiedetes Gold Metall ist, nnd Gold sein
wird Metall oder auch geschmiedet.
Von ftindamentaler Wichtigkeit sind dangen folgende Sätee:
41^.) Theorem. (Peirce)
Weim
a =^ 6 -f c
ist f 80 ist
41^) Theorem (Peirce^ p. 39)
a b =^ c
ist, so ist
a ^ 6, + c .
D. h. Es darf
ein F(üsU>r des Sidijdets | ein Summand des Frä^ais
jeweils tfon diesem äbgddst wid mU Ntgatumsstrid^ tf^sdien (in seine
NegaUon verwandelt, ncgirt; als
Summand sum FrädUcat \ Faktor mm Suü^jekt
gesMigen wenkn wonadi denn ans der sweiten Sobsnmtion mit
Bficksicht auf Th. 31) auch wieder die erste folgt. Der eine Sats
nämlich kann, indem man h mit 6, vertauscht ^ auch als die Um-
kehrung des andern dargestellt werden, crniilchtigt zum Rückschlüsse
von dessen Beliau^ftimg auf seine Voraussetzung.
Behufs Beweises schliesse mau aus der Voraussetzung durch
beiderseitiges
Addiren von 6,:
a6 + i>, =^ 6, + c.
Nach Theorem 33^.) Zusatz gibt
dies:
« + 6, =4 + c
und da nach Th. 6^) auch
Multipliziren mit
a&,^6,(6 + c),
oder, wenn rechts ausmultipliairt
wird mit Bücksicht auf 30^:
Da aber nach Th. 6J '
ist^ so folö^t die Behauptung nach Prinzip IT,
Vergleiche hiezu das Theorem j-) von Peirce im nächsten Para-
graphen. Noch einfacher kann man sieh jjiemass Th. 38^) und ev.
^C)\ nherzeugen, dass sowohl die behauptete als die vorausgesetzte ISub-
sumtion hinausläuft auf die Gleichung;
«^»O. I ab^e^^O.
Ezempel:
Die Säugetiere welche Flossen haben,
sind Wale; ergo: die Säugetiere
sind Wale oder haben keine Flossoi.
Mohammedaner sind Sdiiiten oder Sun-
niten; ergo: Mohammedaner, welche
nicht Schiiten sind, mUasen Sunniten
sein.
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Neunte VorleBung.
§ IS. VexBOfaiedenArtice Anwendongen: Bedhtfertigimgen, Studien
und Übungsaufgaben.
tt) Auf Grand der Theoreme 33^.) und Zuiwts sind wir mm in
der Lage, die saerst von Jerons (dann unabhängig auch vonPeirce,
R. ßrassmann und mir, Me Coli und er. noeh Anderen) erfiaasie
und in diesem Buche zu Grunde gt-legte itknHsehe ÄddUion Tonends
SU rechtfertigen gegenüber den von sehr beachtenswerter Seite gegen
sie erhobenen KiiiwüiKleu. Die Betraf litungen dürften auch an sich
instruktiv seiu, dazu als eine ffute Ü
Es wurde bereits erwülmt, dass Boole* in, ilini unl)(^wu88t; zu
engem Anscliluss an das Vorbild der arithmetischen Addition die
gleichnamige Ojieration in der Logik nur verwendet wissen will um
Klassen 7,\i verknüpfen, die keine Individuen ^^rmein haben — und
dass, nach der inzwischen vollzogeneu Lautfriiü _; der Ois/iplin von
arithmetischen Beimengungen, von neueren Autoren ihm hierin mn-
Herr Venn noch beipfliVlitet, indem er * pag. 381 .. 389 die For i rnuu
verficht, die Addition iiut L^^ebietfrenule iSummanden, iudividueniremde
oder disjunkte Klassen zu beschränken.
Herr Venn verwirft es, die Summe n + h für den Fall wo ah
nicht t= 0 ist, überhaupt zu erklUren, da es ihm liier anstössig er-
scheint, dass der den beiden Gliedern gemeinsame Teil a6, welcher in
die Summe a + & doch nur ein mal eingehen soll, daselbst doch zwei
mal (als Teil von a sowol, wie als Teil von h) implicite erwähnt wird.
£s ist unbestreitbar, dass man diesen Standpunkt einnehmen kann,
denn aufgrund der oben citirten Sätae ist man berechtigt, und hindert
in der That uichtS| fiberall da, wo eine nnsrer im Jerons 'scheu Sinne
auftretenden Summen a + t auftritt, dafUr vnnsymmetrisch und etwas
umsUmdUdter sei es a-\-aJbf sei es ab^-hh zu schreiben, oder endlich
auch aymmeHseh aber «oeA umständiitier: ab -i- ab^-i- afi.
Wer dieses rorxieht^ wird also in der That es durchföhrbar finden,
ausschliesslich mit ^yredozirten'' Summen zu operiren nnd bei Herrn
DinitiTorl hv Go vli^
366
Neonte Vorlesung.
YeDii's Ansiebt m yerhanren. Es fragt sich Dur, me man damit
durchkäme, ob etwa besser nsd bequemer?
Nicht der einsigey aber doch ein Hauptzweck nnares Kalküls sind
jedenfalls die Änwendtat^n desselben. Bei diesen mSssen wir Data
▼on Teztau^aben Übertragen in die Zeichensprache des Kalküls, in
Relationen oder Formeln, und haben deren rechnerisch gefundene
LSsuogen alsdann wieder in die Wortspraehe zurQckzuflbersetaen.
Die Brauchbarkeit des Kalküls wird dabei im allgemeinen als
eine um so gr&ssere erscheinen; je inniger derselbe sich an die Wort*
spräche anschmiegt; wenigstens soll er von den Gepflogenheiten der
letzteren nicht ohne Not, nicht ohne triftige, durch greifbaren Vorteil
sieh rechtfertigende Grfinde*) abweichen.
Ich werde nun durch ein paar Beispiele den Nachweis liefern,
dass die Wortsprache unsre identische Addition nicht nur zulasst^
sondern allerorten ganz ungenirt und wesentlich von derselben Gebrauch
macht — in der Wissenschaft natürlich nicht weniger wie im gemciucu
Leben (doch j^cnügt es schun, aus h't/tcrni nur die Beispiele heraus-
zugroifVn'^''";). Es erscheint schon (k\shalb niclit ratsam, jene Addition
aus unsrer Disziplin der Algehra der Logik anszuschliesseiL Überdies
werden wir aber sehen, dass die Wortsprache auch woJU datan thutf
dieselbe zu verwenden.
ß) Kxcmpel. Die gco-j^raphische Gesellschaft einer Universitäts-
stadt veranstaltete im Saale der Museumsgcaelkchaft einen öiVentlichen
Vortrag, und schrieb in dessen Ankündigung im Tageblatt aus, da^is
IStudentcn sotüie Mmetimsmitglmler freien Eintritt hätten.
Ks gab aber viele Studenten, die zugleich Mitglieder der Museuuiä-
gesellschait waren.
Sagen wir für „Studenten'' n, ffir „Museumsmitglieder" 6, so war
also die Klasse der dureii ireioi Eintritt bevorzugten Personen in der
Ankündigung als ^Studenten und Moseumsmitglieder", u^iUiin als a + 6
bezeichnet.
Es ist augenscheinlich, dass die Klasse a • h der den beiden Eate-
gorieen gemeinschaftlich angehörenden IndiTiducn auf diese Weise
Bweimal aufgezahlt wurde, und hatte im Sinne des Herrn Venn kor-
*) Rücksicht auf das Gebot dor Konsequenz und Streben nach Allgemeinheit,
Sparsamkeit, gehüreu zu den vornehmsten solchen.
*^ Auf Beispiele ans Tenchiedenen Winenaobaften verzichten wir, da
lolcbe» um gemeinTerstbidlich ta weiden, in der Begel längere Voibetraehtongen
erheiicben.
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I 18. Teracbfedeoavtige Anwendiuigen.
367
rekier das Inserat besagen mOflsen, dass „fQr die Studenten und die-
jenigen Mitglieder der Museomagesellschaft;» mkhß keine Siudenkn sind*
der Eintritt frei sei — entsprechend a+a^h.
Die Ankflndigung wurde wohlweislich nicht so stilisirt, schon weil
sie dann um die Inseratkosten fSr die gespaltene Petit^Zeile, welche
die hier kursiT gedruckten Worte erfordert hahen wUrdeUi teurer zu
stehen gekommen wSrel
y) Anderes Exeni[>el Ein Armeebefehl gibt bekannt, daas
während des Wafl'enstillstandes aus einer von den deutschen Truppen
umzingelten Festung folgende Kategorieen von Personen herauszu-
lassen seien:
a — Personen weiblichen Geschlechts
h — Kinder
e — greise und altersschwache Personen
d — Verwundete
e — Kranke und
f — Angehörige deutscher Nation.
Hiermit ist die Klasse der herauszulassenden Personen schlechtweg
gekennzeichnet als die identische Summe:
A) a + b'\- c + d-^e-^f.
Dies ist in der That der kCIrzeste Ausdruck für diese Klasse,
welcher mdglich erscheint, ohgleich, oder vielmehr gerade weil man
sich dabei nicht scheut^ es nicht fingstlich umgeht^ Terschiedene Klassen
Ton Personen implieite, d. h. in Terhfillter Gestalt^ unter anderm Namen,
wiederhcU aufnwsaklen, Z. R die deutschen Kinder sind unter h mit
aufge»lhU als Kinder und unter f nochmals als Deutsche, etc.
Will man niemals andere Klassen zusammenfassen als solche, die
einander aussohliessen, so ist man genötigt — falls wir etwa die
obige Reihenfolge beibehalten wollen — den folgenden Ausdruck in
Worten darzustellen:
Um zu heirHf^m, dass dieser in der That dem vorigen identisch irleich
iiit, scheide man eröt den Faktor a, bei den lUnf letzten Gliedern aus, wo*
durch entsteht:
a + a, (& + ch^^\^db^c^ + + / ''i'^/'iO
md ersichtlich wird, dass nach Th. 33^) Zasats dieser ansgesofaiedene
Faktor 0, unterdrückt werden darf. Tbut man dies und scheidet hei den
vier letsten Gliedern der entstehenden Summe sogleich den Faktor aus:
' a + Zu- 6, + de, + cc,d, 4- /c,d,«,)
so darf auch dieser unterdrflckt werden, und so fort
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368
Nennte Yorleeiiiig.
Ebenso wie wir eben 13) in A) transformirton, kann man auch um-
gekehrt den Auödi-uck A) in den H) überführen, indem m-xn — die Glieder
des A) von rechts nach links durchgehend — tiucceüsive von der Erlauh-
niBS Gebraach macht, ein jedes Glied mit der Negation des ihm voran-
gehenden zn mnltipliziren.
Das g&be nnn die folgende Aofzahlang: Frauen oder Mädchen,
dazu die Kinder mannlichen Geschlechts (Knaben), sodann die greisen
Personen, welche 'männlichen Geschlechte „und keine Kinder^ sind
(Greise), sodann die Verwundeten, welche nicht weiblichen Geschlechts,
auch keine Kinder und keine Greise sind, weiter die Kranken, welche
nicht weiblichen Geschlechts, k^ine Kinder, keine Grreise und unver-
wundet sind, endlich die Deutschen, welche nicht weiblichen Geschlechts,
keine Kinder, keine Greise, unverwundet und gesund sind.
Nun lässt sich der Ausdruck ja allerdings noch in etwas verein-
fachen. Indem nämlich hier hc — 0 ist, d. h. keine ivinder gibt,
die Greise sind, inuss:
cb, = b,c + 0 = b^c + bc ^ {b-i-h,) c = l'C ^ c
sein; es lässt sich also der Faktor &, bei c unterdrücken, oder ist der
Zusatz „welche keine Kinder sind'' bei den „Greisen'^ — wie man ja
wol augenblicklich gesehen hat — überflüssig.
Welcher Bo fehlshabende würde gleichwohl sich einer solchen
Pedanterie schuldig machen, wie sie auch deir so vereinfachten letzten
Aussage noch anhaftet?! —
Man bemerke noch die Unsymmetrie des letzten Ausdruckes (B), die
Abhängigkeit seines Baues von der gewählten Reilienfolge der Glieder.
Nilhme man die Glieder von A) in der ura<^ekehrten Folge, z. B , ro hätte
man, um nichts schon Aufgezühlleä /.u wiederholeu, nunmehr zu sageu:
Und wollte mau neben Erfüllung der Boele -Veun'sohen Anforderung gar
noch die Symniofriü duy Ausdrucks bezüglich aller sechs Termc von A)
wahrtMi — so, wie es Tli. .53^) bezüglich der zwei ersten ermöglicht — so
wBren nicht weniger als ilreiundsochzig Glieder anzusetzen, deren jedes aus
sechü Faktoren a oder <i,, b oder //,, etc. hiö /' oder bestünde, wie aus
spttteren üntersuchangen erhellen wird.
S) Die vorstehenden Beispiele liefern Belege für eine sehr be-
merkenswerte Thatsache:
Etwas schon einmal Gesagtes zu wiederholen scheint auf den ersten
Blick eine Verschwendung zu sein an Zeit und Worten.
Die Beispiele thun aber dar, dass es sehr Tiel umständlicher wird,
den Wiederholungen konsequent aus dem Wege zu gehen, als sie sich
gelegentlich zn gestatten; sie zeigen, dass nur dmrch solche scheinbars
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$ 18. Beo1itrerti(fiingen. 369
Verschwendung die grösste SparsamkeU nn ?'ir Beschreibung einer Klasse
besdt^^n Worten oder Zeichen sich cr:iclm lässt, und bewahrheiten so
auf dem Gebiete des Haushalts mit Worten, auf dem Felde der ,yTer-
minologie'', einen Sats, dem auch auf andern wirtsehaftlicheii Gebieten
(se namentHeh hei den Beratungen des Staatshaushalts seitens der
YolksTertreter) eine allgemeinere Berflcksichtigung au wünschen wäre:
dass die anscheinend allereugste Sparsamkeit oh auf die ärgste Ver-
schwendung notwendig hinausläufL
Als Vorteile, welche durch den Gehrauch der (JeTons'schen) eiu'
schliessenden oder iantologisirenden Addition (gegenQher der aus-
schtiessenden Boole-Venn's) au ersielen sind, somit denselhen recht-
fertigen, lassen sich namhaft machen:
1^ Der direkte ÄnsMiss an die Warisprw^ und demgemias leichteste
Obertxaghark^t aus Worten in Formeln, und umgekehrt
2°) VertoirlduSmng des deMar bäreesten (Wort- sowie Formel*) Atis-
drttcJcs für die aus gegebenen sich zusammensetzenden Klassen —
und in Verbindung damit gleichwol
3") Wahrting der Symmetrie der Ausdrücke (in Hinsicht auf die als
Elemente der Zusammensctzuii«^ gc<xobenen Klassen).
4") Bedingungslose ÄusführharkeU der AudiUon; der Allj^emcinlieit dieser
Operation konuat es zu statten, wenn bei der Herstellung von
Siininien aus Klasüen der Fall einer Gleichheit solcher nicht aus-
gosclilossen wird, Deuizutolgo auch
y") C, ri 'fsscrc Freiheit der Rechnungsoperationen und Transfornintions
metlioden, m. a. W. reichere Mannigfiiltij^Mcoit der -/nr Veriugung
stehenden Fornieu von Ausdrücken oder Darstellungen von Klassen^
somit auch der Lösungsmittel bei Aufgaben,
6^) Geltung des JMtalismus, zufolge dessen die ganze Disziplin sich über-
sichtlich und symmetrisch gestaltete, sodass es möglich wurde, aus
nahe der einen Hälfte der Sätze fast die ganze andre Hälfte ab-
znschreihen — eine Harmonie, die aber schwinden wflrde, falls
wir die Grundoperation der einen Spalte preisgaben.
Der einzige Einwand, der gegen jene Addition sich erheben lässt
und auch erhoben wurde*)» ist der Vorwurf der Tautologie: dass man
♦) Von den Vorzügen, welche Herr Venn aeiner exkliHiven AiMition vimli-
nrt, ürsrheint mir der erste: der einer grösseren Annäherung un die arithnietisciie
Zvicbeuspriiclie, als ein Kweifelhaft^r. Wenn reduzirte Summen zar Anwendung
Mf gewiaae arithmetiache Probieme — wie s. B. lur anmittelbsrea Umdeotoiig
m Probabilitilten der entspTecheDdea EnigniBte bei Aafgaben der WahtBcbeulicb-
k«it«rieluiiiBg — eich in der That nicht nur betser qnalifiairen sondern gar allein
SntADBi, Älgtbr» 4er Xiogtk. 24
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370
Neaate Torleanng.
dabei sich scbulUig macho, schon einmal Gesagtes (zumeifli docii nur
in verhüllter Gestalt) nochmals zu sagen, su wiederholen.
Dieses ist nun aber an sich etwas ganz Harmloses, und kann uns
das Ärgerniss, welches an Tautologien, wenn sie etwa wie bei Th. 14)
unTerhfiUt auftreten, welches an den „nackten'* Pleonasmen au nehmen
ist, nicht bewegen, auf alle oben aufgezählten .Vorteile zu verzichten
-~ um 80 weniger, als ja ohnehin bei allgemeinen Festsetzungen fast
immer gewisse Grenzfalle mit eingeschlossen werden, mit unterlaufen,
im Hinblick auf welche aüein man die Festaetzungen sicher nicht ge>
troffeik haben wQrde. —
JevoDs^ p. 76 sq. ftthrt als Beleg dafür, dass das „oder^* — eTeutnell
„und", vergl. § 8, rj, 9) — faktlscb nicht im ausschliessenden Sinne ge-
braucht wird, deu Sat/ an: Ein (englischer) „peer** ist entweder ein Herzog
(dnke), oder ein Oraf (earl) oder ein Marquis oder ein „viscouut" oder o'm
Baron, und Tiuicht darauf aufmerk^^am . dass viele pnors zwei oder mehr
von diesen Titeln besitzen, z. B. der Prince of Waies zugleich Duke of
Coruwall, Karl of Cbesier, Baron li«;nfrew etc. ist. Auf p. 77 citirt er
Stellen aus Shakespeare, Milton, Tennyson und Darwin's „Origin
of specien** (denen leicht aus deutschen Klassikern ttbnliche gegmifiber-
zustellen wären) um die gleiche Thatsache zu stUt/en , und resumirt mit
Recht, (la.ss die nedcntungen der durch die Konjunktionen „und** sowie
„oder*^* verkniipttc n Terme von der absolittm IdeniitcU bis mm ahsoluim Gt-
genaalse schwanken.
$) Als nächste Anwendung unsres Kalküls sei eine kleine Studie
ausgefahrt Ober uneuiX£Mglidie Präzision und MismrständlifXkeit ver-
baler Ausdrücke, welche mit den Partikeln „titufS „odeaf** und „nicJU^
aufgebaut werden und die Beschrcihtauj von Klassen bezwecken, welche
sich aus audern als bekannt vorausgesetzten Klassen ableiten.
und aauchlte8$lich eignen, ao begegnen wir dem dadorch, datt wir in sck^em
Uedorfs falle eben auch unsre Summe a mit Leiditiglceit in redasirte umwandeln,
nnd iht solcher Umbtaud kein Grund für uns, uns auch sonst stets mit solchen
r.n plackfn. fübiT dir» vorgehaltene Anstösaigkeit der üleichnn? 1 ^ l 1
glaulif j(h mit Stills( hwL'igMi hinweggehen zu diirfen.) Was aber die von Venn
viertens als Hauptgrund angeiührlo angebliche Thatsache betrifft, dasä die schönen
EntwiekelnngB- und Eliminationschemata Toa Boele beim Aufgeben s^ner Addi«
tion nicht mehr anwendbar sein vQrden far at has yet been echown*'), so
ist derselbe wol günclich hinfällig und beruht — wie schon Herr Bruce HaUted'
p. 2IS angedeutet zw haben scheint — auf einer Terkennung des Umstandest dass
jene Schemata oder „generali/ation^" (hiroli di*- in meinem Oi.erationskrf'is^ dar-
gelegten Methoflon nicht nur autict lit «Thalieu öuinlem noi b einfacher und ele-
ganter gestaltet werden — eintacher namentlich schon durch die völlige Ent-
behrlichmacbnng aller rabtnikliTMi und divisiven Operationen. Vergleiche andi
Fran Ladd Franklin' p. 659 aq. —
. ijui. u i.y Google
S 18. Stadien.
371
Auf die Mehrsinnigkeit des Bindewortes „oder'' wurde schon iu
§8 unter ttVr ^) aufnierlvsam gemacht.
Was o oder b ist, im inklusiven Sinne ▼erstanden als ,,a oder
oifcA h"f entsprach nach dortigen Auseinandersetsnngen der identischen
Summe:
a + h, welche ^ab^ + abi■a^h ist,
d. h. bedeutet^ was entweder a nnd nicht b, oder b and nicht a, oder
endlich a und 5 aagleich ist
Was a oder b ist, im exklusioen Sinne verstanden als „a oder
aber 6", vergl. § 8, ti), wird nunmehr darsustellen sein mit:
abf-^afi,
il. Ii. onf weder a, und dann nicht b, oder aber h, und dann nicht o.
Für zwei Krei.se n und b wird dieses Gebiet
durch die in nebenstehender Figur schrattirte Fläclie
Yeranschaulicht.
Die beiden Ausdrücke dift'eriren um das (^liedflZ>,
fallen also mit ihren Bedeutungen zusammen, sooft
o6 = 0 ist.
Wir haben dies bereits 1. c. durch das Beispiel
„Gold oder Silber" erläutert, resp. exeniplifizirt. Dagegen bedeutet „Grand-
besitnr odw aber Adelige^' etwas ganz anderes als „Qrundbesitser oder
toch Adelige**. Jenes nSmIioh fasst blos die büigerlicheo Grondbesitxer
mit den nicht grundbesitzenden Adeligen in eine Klasse zusammen unter
Ausächluas der adeligen Grundbesitier. Dieses dagegen unter Einsehluss
der letzteren.
Beiderlei „oder" erscheinen als symmetrisch in Bezug anf die
Glieder der Alternative, „a oder auch 6" sagt dasselbe wie fjb oder
auch o'* nach dem Kommutationsgesetze 12^).
Ebenso ist aber auch oder aber l/* einerlei mit ^Jb oder aber a",
da, wie leicht su sehen,
sein muss.
Hier möchten wir nocli die Frage einschalteu, ob C!s nlclit vielleicht
ein unsymmetrisches „oder'* gibt iu dem Sinne, diiss „a oder h"' iK'ilciitft:
entweder u und dann nicht 6, oder aber h und dann vielleicht doch auch u
ragleiefa?
Die Frage ist offenbar su Temeinen. Der Ausdruck ist ganz unIdar,
sofern er in seinem ersten Teil etwas yerbietet| was er in seinem zweiten
Teile ausdrücklich erlaubt.
Hier kann man entweder — in Analogie mit »lern in der Gesetzgebung
maassgelienden Usus — den tinandsatz anerkennen, dasi^, was etwa in
eituvi liesetzesparagrapheu als erlaubt l^nicht verbotenj erscheint, iu einem
andern aber Terboten wird, verholen sei, den Grundsatz also: Wenn Erlaub-
«4*
n«. 18.
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Neunte Yorletimg.
nis8 und Verbot znsammenireffeD, so gilt das Verbot Darnach bftlten wir
als Bilm des obigen Ausdracks, entsprechend dem ezkloBivea „oder aber'^
— da das wetehes zogleich waxh o ist, dem ersten Teil infolge auch
nicht h sein mnss, al») mit dem Faktor = 0, behaftet sein nnd weg*
fallen wird.
Oder man k<*»nnte nncli den OrniiiUatz tinlialtcii, sobald iu Bezug auf
<\ns Nfimliolie eiue Erlaubjiis.s lO/d ein Verliot ausgesprochen werden, immer
das zuh'lii Gesagte gelten zu lasse», ein ergaugeuea Verbot also durch eiue
darauf folgende ausdrOekliehe Erlanbniss als aufgehoben zu betrachten —
was allerdings nicht im Einklang mit dem Frinxip I des AussagrakalknlB
stehen wird. In diesem Falle würde unser Ausdruck bedeuten:
jenes „oder" deckte sich dann also mit ^oder auch".
In beiden Flllen hStten wir kein neues ,fOder*\ sondern nur eines der
beiden Mheren in weitlftufigerer Formnlirung.
Sofern es nicht aus dem oben gwaimten Grunde ohnehin gleich-
gflltigy irrelerant ist^ werden wir wie bisheri so auch fortgesetst ikt«r,
wenn nicht ausdrQcklich „oder ahei" gesagt wird, unter der schlecht-
weg gesetaten Partikel rfiäai** immer das einschliessende „oder auch**
▼erstehen.
{;) Nach uusern Festsetzungen sind nun die Ausdrücke:
„nicht-fl" „was a und h ist", sowie, „was a oder h ist"
von einer ganz bestimmten Bedeutung; sie können nur auf eine Weise
verstanden werden als a,, aft, resp. a + 6, und erscheinen Missverstand-
nisse'hiebei ausgeschlossen*
Ebenso sind:
„Was a und nicht h ist" als ah^,
^Was a oder nicht h ist" als a^k'h^
völlig unsweidentige Ausdrücke.
Doppelsinnig dagegen erscheinen schon die Ausdrficke;
„Was nicht a und ( ist", «Was nicht a oder h ist".
'Den erstem z. 6. kann man einerseits verstehen als:
„Was nicht und zugleich h, ist"
d.h. als a,^; andrerseits als:
„Was nicht a nnd h zugleich ist",
d. h. als *
{ah\ « a, + ft, « a,& + 5, « a,& + ai, + a,5, nach Th. SS^.)
— woraus zu ersehen, um was sich die Bedeutung des Ausdrucks von
der des vorigen unterscheidet.
Ebenso kann der zweite verstanden werden als:
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\
% 18. Studiou. 373
,,Wa8 »nicht a< oder b iBt% d. h. 0,+ & » afif-h ah + ah,,
oder aber aU:
„Wae nicht >a oder 6« ist, d. h. (a + h), = a,6,.
Im Interesse der Deutlichkeit empfiehlt sich hiernach die Maxime:
bei konjunktiver Häufung von Attributen oder Prädikaten die bejahten
den verueintcn womöglich vorangehen zu labseii.
Man wird hier wiederum bestätigt finden, dass die Mehrsinnigkeifc
und die damit gegebene Möglichkeit von Missverständnissen, ja, ge-
legentlich die Verleitung zu solchen, daher rührt, dass die WorUprache
des InsUtiUs der Klammern entbehrt. HiefHr noch ein Beispiel:
„Was a und h oder c ist*'
kann verstanden werden als:
jyWas »a und oder c
d. i. als
ah-if (ah) + c
oder auch in dem we^ontlich davon verMliiedenea Öiuue:
„Was a und »6 oder c€ ist'',
d. i. als
a(h + c\
Letzterer Ausdruck wird nun vollstilndig bekanntlich gelesen als:
(mal) Klammer b plus c geschlossen", und so könnte man — scheint
es — auch im Texte Doppelsinnigkeiten vermeiden, wenn mau daselbst
die Worte . . . ,,Klammer^* . . . „(ieschlossen" ... an geeigneter Stelle
einfügte. Mindeslcu.s wiirdi-n aber hiefür die... Anfiüuuntjszakhen ^
und ... Scldasszcichen «... den Vorzug verdienen, da wie schon ein-
mal erwähnt, im Worttext die Einklammerung schon anderweitig be-
schlagnahmt i!^t.
In Druck und Schrift dürfte der Gebrauch dieser Zeichen, zu
denen wir auch gelegentlich greifen, in der Tliat der beste Behelf sein
wo immer es auf genaueste Unterscheidung ankommt und Missverständ-
nisse sieh nicht durch den Stil, Wahl geeigneter Redewendungen schon
?511ig an&schliessen lassen.
Zu so verzweifeltem Auskunftsmiitel, jene Zeichen, wie angegeben,
ausdrücklich zu lesen, f^Toift die f'praobe jedoch im gesprochenen Texte
nicht; vielmehr verliiUi sie t^ich diesen Zeiclieii t^'c^'f.nilber i]rpnide wie hei
den Interpunküouäzeicbeu uud bestrebt bich ihrem Mangel abzubelidn uud
dasjemge was die Zeiche uns auszadrOcken bestimmt sind, darsastellen
durch den Tonfall und Rhythmus der Bede, Anbringuiig geeigneter Pausen
and nachdrückliche Betonung einzelner Redeteile, Emphase. Auch heim
Lesen von Formeln werden ja die Klammern nicht immer gesi^rochen,
^ondem zumeist in ähnlicher Weise angedeutet — woraas allerdings, beim
Diktireu z. U., bekannte Schwierigkeiten enti^pringen.
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a74
J»euute Vorlesung.
Immerhin besitzt die Zeichensprache des Kalküls zufolge ibier
korrekten Handhabung der Klammem einen merklichen Vorsprung vor
der Wortsprache, der sich besonders bei subtileren und Terwiekelten
Untersuchungen geltend macht.
Wie schon beim Besehreiben ▼on Klassen, so macht sich auch in
ii'gend welchen andern Besiehungen der beklagte Mangel und gerOgte Nicht-
gebrauch von die Klammem su yertreten fthigen sprachlichen Gebilden
sehr häufig fUblbar.
Als Beispiel dadurch herbeigeführter Unbestiiiimtboii führt Jovons
n. a. den Satz an: Er fuhr ^von Dover nach Loudon und Von London nach
Brightou^ mit dem Scbnellzage'. Zufolge der (Un-)Sittef das Zeitwort
ganz an's Eode sa stellen, entstehen im Deutschm leider solche Unklar-
heiten ganz besonders leicht, wie es beispielsweise die Zeitungsnotis er-
kennen Ittsät: An der deutschfrauzosischen Grenze wird viel über ^Wild-
diebereien S'on fraDzö.^i.^chGr Seite ^ i^^f^klagt* — derfniirloicheu aber unsolnver
auch von den bessern Schriitstellern in uiibegi t n/u r l'üUe beizubringen wären.
In der begunneuen Aufzählung missverständlicher Ausdrücke der
Wortsprache wollen wir nicht nach Vollständigkeit streben, sondern
begnügen uns mit noch ein paar Beispielen.
rj) Aufgabe. Auf wieviele Arten kann der Ausdruek: „Was a
und h oder c uud d ist" verstaudeu, beziehungsweise luiss verstanden
w erden V
Auflösung. Verstanden auf vier, somit missverstanden auf
drei Arten.
Sind nämlich vier Terme durch irgendwelche Operationen zu ver*
knflpfen, was wir dadurch andeuten wollen, dass wir die Terme ahcd
ohne KnfipfuBgszeichen nebeneinander setzen, so können Klammem auf
folgende fttnf Arten gesetzt werden, um die Knflpfungeu auf lauter
„binäre'' (d. h. immer nur zwei Elemente auf einmal verbindende)
zurückzuführen :
{{ah)c}d, {a{hc)]d, (oh) (cd), a{{he)d], a{b{cd)l.
Unser obiger Ausdruck lautet nun:
und lässt folglich fünf Deutungen zu, von denen aber die zweite und
vierte dasselbe Resultat liefern, indem nach Th. 13^) etc.:
{a{b + c)}d ^ a{{b-\-c) d] = a (b-i-c) d = ahd + acd
seia muss, wogegen dieses Kesultat von den drei andern Deutungen:
((afc) + cl<?— {al»+c)d— aW+c<?, a(d+(ciO)^a(&+C(?)«»ad+a<;tf
und
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9 18. Sliudien.
375
(ab) + (od) ^ab-hcd
TerBchieden ist, gleichwie aoch diese unter sich es sind im Allgemeinen*
0') Auffjabe. Wie unterscheidet .sicli thu- Ausdruck: „folgsame («)
fleissige (/>) Kinder (c)'' vüu dem Ausdruck: j^iolgsame Kinder und
Üeisaige iüuder".
AnflSsang. Der erstere ist abe, der letztere
+ (a+ &) 6 also abe + ab^c + afbe,
d. h. er umfasst ausser dem erstem auch noch die Kinder, welche
folgsam aber nicht fleissig und diejenigen, welche üeiäsig aber nicht
folgsam sind.
Sagt man nun: y^folgsame und Eeissige Kinder**, so erscheint es
•janz in subjektives Belieben gestellt, üb luaii den erstem Ausdruck
durunter verstehen will, oder den letztern — vergl. § 8, |).
Es geben, denke ich, die vorstehenden Betrachtungen kein allzu
glänzendes Bild von der Qualifikation der Wortsprache zur exakten
Darstellung und Einkleidung von Untprsucluingen über Klassen, nml
sie lassen wol auch erkennen, dass das Heil nicht etwa zu erwarten
ist von Bestrebungen, die — wie das „Volapük" — blos die unregel-
mäsöigen Formen, z. B. der Deklinationen und Konjugationen, abscbaü'eu.
t) Nunmehr Betraehtungen von einer andern Tendenz: Die Sätze
bisheriger Theorie können gelegentlich verwertet werden um AusdrücJia
£u vereinfadicn , weiche Klassen darstellen sollen.
Aufgabe. Wenn gesprochen wird von den gebildeten Baichen,
den reichen Adeligen und den adeligen Ungebildeten — wie ist die
Beschreibung dieser Klasse von Pemnen zu Tereinfachen?
.\uilösung. Man lasse den mittleren Term wegj die Aatülirung
der reichen Adeligen ist zu sparen. Denn;
Sei a = gebildet, b = reich, c = adelig,
SU ist:
ab^bc + ea,
die gegebene Klasse, und für hr l.aim gesetzt werden:
l - 6c = (a-i «,) hc == abc + afic\
alsdann aber wird in dem Ausdrucke:
ab + abc + afic + a,c
das xweite Glied vom ersten, das dritte vom letzten nadt TL 23^) ab-
aorbirt, und entsteht:
a6 + a,c.
Digitizixl by <jOO^iC
376
Neunte Vorlesmig.
In Worten kann man überlegen: Die reichen Adeligen sind ent-
weder «(obildct oder ungebildet. Im erstem Falle sind sie unter deu
gebildeten Reichen, im letztern unter den adeligen Ungebildeten ohne-
hin erwähnt, und folglich ist es durchaus ttberflassig, sie noch be*
sonders zu erwähnen.
Man sieht, wie hier die Rechnung zwar für den In ihr noch Un-
geübten vielleicht nicht bequemer ist, als die Überlegung in Worten,
wie sie aber die Operationen dieses verbalen oder mentalen Rasonne-
ments Schritt für Schritt wiedorspiegelt und dieselben in knappster
Form 2um Ausdruck nnd Bewnsstsein bringt
Beiläufig haben wir vorstehend einen Satz gewonnen. Denselben
spricht die Formel aus;
Theorem c) a& -I- 6c + ca, a& + ea„
welclie leicht zu merken und in der Technik des Kalküls von ziem-
licher Anwendbarkeit ist.
») Der Satz ist übrigens nahe verwand!^ wenn man will nur eine
kleine Umformung, eines schon von Herrn Peirce aufgestellten Theo-
rems, nämlich des folgenden: Es gilt stets:
Theorem x) {a + x) (h + x,) = ax,-i- hx.
Durch Ausmultipliziren der linken Seite lässt sich nämlich erhalten;
wonach der Satz ersichtlich auf den i) zurückkommt In der ihr von
Peirce cre^jrebenen Form ist die Gleichung dadurch bemerkenswert,
dass ilie eine Seite derselben iils das duale Goi]feiistück der andern
(und umgekehrt) erscheinen iiiirdc, wenn nicht das Symbol x zugleich
mit seiner Negation x, tauscht«. Es wäre darnach nicht korrekt, die
Formel x) selber eine ,,zu sich selbst duale" zu nennen, wohl aber
darf man von dem durch sie ausgedrückten allireineinen Satze sas^en,
dass er sich selbst dual entspreche. Denn das dude Gegenstück von x),
welches lautet: ax + hx^ = (a -f jP,) {b + x),
wird d«»n nFiniliclten Satz ausdrilrkon, da man in letzterer (Ileiehuncf
uut r x iiucli dusjeuige Gebiet versteUeu kann, weiches in x) mit
bezeichnet wurde.
A) Aufgabe. Auf einer strategischen Bahnlinie findet sich für
eine gewisse Zeit der Transport verboten von allen GQtem ausser
solchen, welche Kriegszwecken dienen konneOi wenn sie ezplosiv oder
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I
§ 18. Auwcudungeo. • 377
flieht ffir die Montamudnstrie bestimmt sind, sowie solehen, welche
fSr die Montanindustrie bestimmt sind, wenn sie nicht cx[>losiv sind
oder nicht Kriegszwecken dienlich.
Man soll das Transportyerbot vereinfachen.
Auflösung. Es bedeute a — Kriegszwecken dienlich, 6 = ex-
plosiv, c ^ für die Bergbauindustrie bestimmt. So ist nur erlaubt zu
transportiren die Klasse der Güter:
a(6+(;,) + c (6, + </,).
Von Th. 33^), Zusatz, Gebrauch machend kann mau hieiur schreiben:
a(ie+c,) + 6(&,a+a,) » ac(6+&,) +a&,+a,csiic + atf,+ a|C »a+c,
qnod erat in?eniendnm. Also:
Ansschtiesslich erlaubt ist der Transport derjenigen Güter, welche
Kriegszwecken dienlich, oder für die Montanindustrie bestimmt sind
^jau^ ohne Rücksicht darauf, ob sio explosiv sind, oder nicht). —
Man kann auch gemäss Th. 30) von dem Ausdruck die Negation
nehmen, und findet: («, + fc,c) (c, + ha) = a,e,
unmittelbar durch Ausniultipliziren. Also ist der Transport verboten
für Alles, was weder Kriet^s/wicken dienlich noch auch filr die Mon-
tanindustrie bestimmt ist. — Die Khisse „explosiv" fiel beidemal ganz
heraus; dieselbe kommt wesentlich gar nicht iu Betracht —
^) Man kann nun auch schon manche Streitfirage rechnerisch
entscheiden.
Aufgabe. £in Chemiker hatte, nm weitere Schlüsse darauf zu
bauen, gesagt:
„Salze, die nicht farbig sind, sihd Salze, die nicht organisch sind,
oder organische Körper, die nicht farbig sind.^
Ein anderer bestreitet ihm dies. Zu entscheiden, wer Recht hat.
Auflösung. Es bedeute a » Salze, h = organisch, c a farbig.
So lautete die Behauptung;
ac, =^ ul^ + 6c,.
Nach Th. 3B^) ist die vorstehende Subsumtion völlig gleich-
bedeutend mit der Gleichung:
ac, («6, + 6<j,), « 0 , oder a«, («, + h) (ä, + c) » 0
und ila Auömultipliziren linkerhaud , diese Gleichunfif nach Th. 30^) be-
wuln heitet, so ist auch die Sub.^nni(ion richticj, liiitte der Frsfere Hecht.
Wie von allen verfügbaren Mitteln, so auch vom Auömultipliziren kann
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378
Kennte VorlesuDg.
geschickt uud ungescbickt Gebranelk gemacht werden. ünzweckmUbisig wilre
e«, hier erst die beiden Binome ausznmulliplizireu, wot>ei von den vier zu
bildenden Produkten blos eines, hh^ fortfiele. Besser gehe man mit dem
Faktor a in die eri^le Klaiumei und mit dem f, in die letzte Klammer
hinein, wo dann nur je ein Glied stehen bleiben und sogleich ab •b^c^ eut-
steheti wird.
Man kann auch nach Th. 38^) die Subsamtion amachreiben in
die Gleichung:
(ac,), + = 1 oder a, + c + ai*, 4- 6f, — 1,
welche sich ebenfalls bewahrheitet^ indem nach Th. 33^) Zusatz:
a, + ab^ — a, + &„ desgleichen c-{-bc^—c+h, hernach aber b^^\-b^l
und die ganze Summe: l + a,+ c» 1 nach Th* 22^) sein wird.
Endlich konnte man die rechte Seite der fraglichen Subsamtion
umformen in:
(c + c,) + (rt + ff,) bc^ = ab^c 4- ac\ {h^-\-b') + {(ib^c + a^bc^.
Nach Th. ist nun eiu iSummand — hier at, — jederzeit in
der Summe enthalten. —
v) So unvollständig unser bis jetzt gesichertes wissenschaftliches
Kapital noch ist (wie aus der Fortsetzung der Theorie erhellen wird),
so vermag man doch mit demselben schon unbeschränkt neue Satze
aufzustellen y deren oft recht interessante zu entdecken, entdeckte zu
beweisen. Wir begnOgen uns mit ein paar Beispielen.
Theorem v) (von Peirce). Wenn
ist, so muss auch:
sein fuiul (l(\sgleicheii, mit demselben itechle:
a<^,=^&,+ c, lc^^a^-\-d, bd,-^a, + c, c,(I,^a, + b,,
sodass von allen sechs Subsumtionen eine jede die fünf übrigen nach
sich zieht, mit jeder andern äquivalent ist]. £s kann hknach ein
FakUrr des Subj^ mü einem Simmanäm des Firädikats verlaust
werden, sofern man nur beide in ihre Negationen umwandelt
Der Beweis des Theorems wird am einfachsten dadurch geleistet^
dass man nach Th. 38^) die Subsumtionen in Gleichungen umschreibt»
wodurch die vorausgesetzte in a6 » 0 oder wegen 36^.) in
ahc^d^ — 0, die behauptete in ar, {b^ + rf), 0, das ist aefid^ » 0 über-
geht, sonach die beiden gauz das nämliche besagen.
[Nun darf man in der Voraassetsung nnbeBchadet ihrer Gültigkeit
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§ 18. AawcuduDgeD.
379
a mit h sowie auch e mit d TertooBcben, and tnnss hiebef auch die Be-
hauptnog gOltig bleiben. Tbut man dies einzeln oder gleiebxeitig, so er-
b< man ans der letztem sofort auch noch die drei folgenden von den be-
haupteten Stibsnmtionrn, wnri jjoht d'w alleilct/.tf dann nach dem Theorem
selbst aus der vorletzten hervor, wenn man in ihr die Terme 6 und c vor-
sibriftsrnä.s.-it,' auf die andre Soite dos Suhsiuuliunc/.eichens wirft. Zum
UberÜuää folgt die eine iiülfte der beclifi ÖuLsiumtionen auch aus der andern
nnd 80 die letste ans der ersten dnrcli beiderseitiges Negiren gemSss
Tb. 87) und 36).]
I) Exempel In der Mannigfaltigkeit 1 der (ebenen) Earveii
bedeute a die Klasse der KegtAst^itte, h die Klasse derjenigen Ktorni,
toeldte einen „MUtdpunlf* hahm, c die Klasse der EUipscn (mit Ein-
schlnss des Kreises) und d die Klasse der Hyperbeln (mit Einschiusa
des Geradenpaars y niLmlich Paares moiu&r aehn^dender Geraden), so
ist die Toransgesetzte Subsamtion erfallt, nämlich:
Kegelschnitte, welche einen Mittelpunkt haben, sind Ellipsen oder
Hyperbeln.
Nach dem Theoreme folgt daraus: Kegelschnitte, welche nicht
Ellipsen sind, mUssen Hyperbeln sein oder (Kurven^ die) keinen Mittel-
punkt haben. Etc. etc.
Anmerkung. Das gegebene Beispiel kann benutzt werden um
darzüüiuii, dass es nicht gestattet ist^ dio Subj^umtionszeichen in dem
Satze v) durch GleichUeitbzeichen zu ersetzen. Denn die vorausgusetzte
Subsumtion gilt hier sogar als Gleichung (indem die ?]Uip{»ea nebst den
Hyperbeln auch die Kegelschnitte sind, die einen Mittelpunkt haben),
die gefolgerte Subsumtion aber nicht:
Kurven die keinen Mittelpunkt haben (oder aber, resp.), sowie
li>perbehi, brauchen nicht Kegelschnitte zu sein, die nicht "Ellipsen
sind — sie brauchen uämlich überhaupt Jiicht Kegelschnitte zu sein.
o) Herr Peirce erblickt im obigen Satze v) das wahre Wesen,
die „Essenz" der Negation — was insofern begründet erscheint, als
derselbe die hochwichtigen Theoreme 41) in sich vereinigt Diese
iiiessen ans ihm, indem man c = 0 resp. 6 « 1 annimmt.
Man konnte auch umgekehrt das Th. v) ganz unmittelbar aui die
beiden einfacheren Theoreme 41) zurückführen.
Anstatt aus diesen setzt Peirce^ p. 35, ^ein Theorem aus folgenden
beiden Sätzen zusammen {wie'^ ist mir nicht recht ersichtlich):
Theorem o^). Wem
Theorem O4.). Wem
a =^ Z> + c
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380
Neuuto VorlcBOAg.
SO isi: ac,a^b, | so ist: b^^e + a^
sowk ttmgekdtrt — deren Beweis und Deutung dem Leser ttberlassen sei.
ä) Theorem (von Jevons* p. Gl). Von den öcciis Gleichungen:,
hat jede die fünf übrigen ewr Folge; dieselben sind alle sechse einander
äquivalent.
Aufgabe: das Theorem zu beweisen,
Auflösung. Durch beiderseitiges Negir«n nach Th. 32) und 36)
gehen die beiden Gleichungen einer jeden Zeile in einander üin r. Ks
handelt sich also nur noch darum, die untereinander stehenden links
auf einander zurückzuführen.
Dies kann geschehen, indem man die beiden ersten Gleichungen
mit c, resp. c beiderseits multiplizirt und die Ergebnisse ac^^^he^^
a,e « hc Übersehiebend addirt. Etc.
Am besten bringt man gemäss Th. 39^) die erste dieser Gleichungen
rechterhand auf Null. Dieselbe erweist darnach sieh äquivalent mit
a(6c,+ft,c), + o, (6c,+ 6/) — 0
oder, wegen
mit:
abc + a6,c, + ic,a, + ca,6, =■ 0.
Hieraus ist aber zu ersehen, dass der vorausgesetzt^ Zusammen-
hang zjvischen .den Symbolen a,h^c in Bezug auf diese symmetrisch
ist, durch Vertausch ong derselben nicht verändert wird. Man mag
demnach z. B. die Buchstaben afhfC „cjklisch'' — im Ringe herum
— vertauschen^ d. h. a durch h, daneben b durch e und c durch a er-
setzen; dadurch wird man aus jener ersten Formel die dritte und aus
dieser die fünfte erhalten.
Das behufs Beweises vorstehend eingeschlagene Verfahren und die
daran geknüpfte Wahrnehmung mochte ungezwungen zur Entdeckung
des Satzes geführt haben.
Man verifizire den Satz auch durch die Anschauung an der Fig. 18
(S. 371), indem man das dort schraffirte Gebiet mit c bezeichnet.
In Worten kann man sagen: Tl^ii a bedeutet ,Jb oder äbet if\ so
muss auch h einerlei sein mit ,m oder edier und c mit „a oder aber l^.
Exempel zu dem Satze. Es> möge a die Klasse der ge^ietzlich
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§ 18. SiuUieD.
381
erlaiibteiii h diejtMiige der moraluchezi Handlungen Torstellen (welche
beiden SphSren einander belcanntlich nicht durchaus decken). AUdann
sind die Handlungen ah nnbediugt zu billigen oder wenigstens nicht
zu beanstanden (es sei denn unter Gesichtspunkten, wie der Klugheit,
Zweckmässigkeit, u. a. auf die wir hier keine Rücksicht nehmen wollen),
die H;uiilliuigen rr,Z», sind unbedingt zu verwerfen; dagegen können wir
die liaiulhingen der Klasse a6,+ a,6(=c), welche nur gesetzlich uder
nur iuorulisch, aber nicht beides zugleich sind, für den Augenblick —
nur um etwa einen kurzen ^»ameu i'ür die Klasse zu haben — „strit-
tige" oder ,,frag\\ ürdii!;e" nennen, sofern sie von dem Interpreten des
Gesetzes eine andere I3eurteihm<2: zu erfahren haben als wie vom Stand-
punkte der Moral. iS'üch besser vielleicht wird man sie „Konflikts-
handlungen" nennen, weil Derjenige, der sie begeht oder sich vor sie
gestellt sieht, sich in KonÜikt befindet oder in solchen gerat zwischen
seinem eigenen sittlichen Bewusstsein und demjenigen seiner Nation
soweit es in der Gesetzgebung zum Ausdruck gelangt ist.
Nach nnserm Salza müssen dann auch die gesetalichen Handlungen
entweder moralische oder aber Eonfliktshandlungen sein, und um-
gekehrt Desgleichen mflssen diejenigen Handlungen welche frag-
wfirdig (Eonfliktsh.) oder aber gesetzlich sind, moralische sein, und
umgekehrt.
Stellt man einen Ausdruck ab,-h a,h symbolisch als eine Knapfung
a^h von a mit h dar, so ist diese KnUpfung einerseits, wie erwähnt, eine
kotnmutaiive, es ist ao6 = & <>«, -/ugleich ist sie nach Je von s' Satze auch
eindeutig umlcJirhnr. und befol^'t in Bezug auf iliro T'mkf^hningon das Gesotz,
dass sooft c = a o 6 ist, auch a = ho c und 6 ^ c o a sein muäs. Man
beweise, dass allgemein auch:
(a o fr) o a B ( a 0 (d o a)
sein wird. Die Euupfung genügt Überhaupt den Gesetzen des in Anhang b
unter »»Beleg 6** angeftthrten Algorithmus —
q) Wir haben gelernt, jede beliebige Subsumtion a^h auf ver-
schiedene Arten in eine (Jleichung umzuwaudelu, welche ganz das
nämliche sagt — ci. Iii. i^')) und 38).
Umgekehrt hingegen mochte eine Cileichung o •= 6 nach Def. (1)
durch zwei als gleichzeitig geltend hingestellte ^Subsumtionen a^h
und h=^a ersetzt werden.
Hier liegt die Frage nahe, ob es nicht auch augän*;i;4 ist, jede
beliebige Gleichung umzuschreiben in eine cinsirje Subsumtion.
Diese Frage beantwortet iu bejahendem »Sinne — das
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382
Nennte Verlesmig.
Theoiciu Q). W'tjtii n—h ist, so nntss auch a + b <ib mIik
und ui)Hj< kehrt , sodass die (jlleicliuiif^ oiit der Subsumtion üquivaleut
lu Worten: Wenn alle><, was n oder b ist, auch aunäb sein muss,
80 sind a und b identisch, einerlei — und vice versä.
Dies zu Iteweisen kaua als eine leichte Übungsaufgabe für An-
fänger empfohlen werden* Doch sei deren Ldsung hier angegeben:
Wenn a 6 ist, so wird
a-^h ^ a+ ü'^a und ah*^ aa^ a,
somit lauft die behauptete Subsumtion hinaas auf die durch das Prin-
zip I verbürgte a^a. Die Gleichung zog mithin die Subsumtion
nach sich.
Ist umgekehrt a + b=^ab, so können wir nach Th. 6^), der Vor-
aussetzung und Th. G^) den Kettenschluss aasftihren:
a=^a-\'b, a + b =^ ab , ab , ergo (i =^b,
und ebenso zeigt man, was überdies nach der Symmetrie schon folgl^
dass auch b=^a, womit nach Def. (1) dann die Gleichung a^b be-
wiesen erscheint Die Subsumtion hat also auch die Gleichung zur
Folge, q. 0. d.
£in anderer Beweis ist ganz mecbaiiisch föhrbar, indem man Sub-
sumtion wie Gleichung gemäss den Theoremen 3^^) und S9) rechter^
band auf 0 bringt
6) Aufgabe. Man zeige, dass wenn
a =^ b^c^ und bc^O
ist, auch
b =^ c,a, und ca == 0
sowie
c ^ ajff und a& » 0
sein muss.
Gilt z. B.: ein Fisch ist weder Vogel noch Säugetier, wShrcnd kein
Vogel ein SUugetior ist, so haben wir auch die Folgei-nngen: ein Vogel
ist weder Fisch nocli SUugetier, und kein Siiut^titier ist ein Fisch, sowie:
ein iä&ugetier ist weder Fisch noch Vogel, desgleichen kein Fisch oia VogeL
t) Ebenso zeige man, dass wenn gleichzeitig:
n=^br^-hb/-, b^ca^-rt^Uf c^ab^-Vo^b
ist, dann diese Subsumtionen als Gleichungen gelten rnttssen^ nämlich
a^he^ + hfCf etc.
sein wird.
Ausfahrung — gleichwie hei o) — dem Leser Uberlassen —
vergl. «).
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§ 18. Stadien.
383
v) Dem Anfiiii<;er, wie dem Dozenten wird auch die Zasamnipu-
steüuüg t iner Anzahl mn rechnerischer Ühnngen willkommeo sein, die
wir in mehrere Gruppen Terteileu.
Die Aufgaben ziel^ zumeist auf die Yereinfaehung eines ge-
gebenen Ausdruckes hin» und werden wir sie alsdann dadurch dar-
stellen, dass wir den ^^egebenen" und den resultirenden Yereinfaehten
Ausdruck, der zu entdecken gewesen, d. i. den „gesuchten'' Ausdruck,
ohne weiteres einander gleich setzen. In andern Fällen handelt es
sich Ton Yomherein nur um den Nachweis der Identiföt einander gleich
gesetzter Ausdrücke; in manchen auch darum, aus einer gegebenen
Voraussetzung rechnerisch eine angegebene Folgerung zu ziehen.
Allemal machen die Angaben den Anspruch, allgemeingüliij^ zu
sein bei beliebiger Deutung der vorkommenden Buchstabensymbole als
Gebiete oder als Klassen. Jede so ein Problem nebst seinem End-
ergebniss statuirende Angabe bringt mithin ein eigenes Theorem des
identischen Kalküls zum Ausdruck. Natürlich muss jedoch bei unsrer
beabsichtigten mehr nur miscellenhaften Zusammenstellung solcher
.' Tlieoreiun auf strenge Systematik und VoUstämligkeit Verzicht ge-
leistet werden.
Nur gelegentlich geben wir auch eine Andeutung über die be-
(|u«MiJi»te Art der Lösung, und muss der Leser resp. Loser ehen die
wichtigsten iSütze des Kalküls, vor allem die Hegeln filr'R Ausmulti-
pli/.iren niul Ausscheiden, das Tautologie- und das Absorption sLCesetz,
die Theoreme 30), und Zusatz zu 33^), etc. beständig vor Augen haben.
Als Theorem (p) stellen wir die Formel voran:
q)) (« + 6) (6 + c) (c + a) = ah h bc + ca,
welche dadurch bemerkenswert erscheint, dass sie vollkommen «ii skh
selbst dual ist.
Dieselbe kann auch in der Gestalt geschrieben werden:
a(b + c) + 6c « (a + he) (h + c)
und lässt sich analog in der Form:
a{ü + c -T d • ') + hcd • . = (a + bcd - (b + c + d ' -)
auch auf beliebig viele Terme a, b, c^d," ausdehnen, wo sie dann noch
zu s^ch selbst dual, aber nicht mehr — wie bei dreien — in Bezug
auf alle diese Terme symmetrisch ist.
Für drei Symbole kann man dem Satze auch noch andere zu sich
selbst duale Formen geben, und zwar symmetrisch als:
{a + he) (ft + ae) (c + ah) «o a{h + c) + h(a + e) + c{a + h),
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384 Kennte YorlesiitiK.
desgleichen tmsymiuetriscli, aber einfacher, als:
(a + hc) {b + rtr) =« a(h + c) + h(a + c) , etc.
— indem diese Ausdrücke alle durch Ausmultipliziren, nach dem Ab-
sorptionsgesetae auf a6 + ac + hc hinauskommen. —
X){a + hc)b (a-^ c)b] a{ab + bc)~ab\
(ah + ac + be)abc — ahe \ (b + ac) (c + « ac + 6c + 6d j
a + l»(c + <l) + (a + l»Ä?)c — a + + d); (a + 6) (6 + «c) — 6 + ac;
(ö + ^i) (Z; + a) = ö + ^ ; (« + b) {b + c) (c + rf) + «) «c + IkI;
(« -\-b)(b-\- c) = b+ ac, (rt + ?0 + c) (c + ^0 = ac + cb -i- bd;
(a + i^) (b + c){c + d) (d + = & d + e(a(Z + ac + bc);
(a + 6)(6 + c) (c + d)(d + c)(e + /^) «acd/' + ace + fccc + ödc + W/'i
(a + 6) (a + e) (« + d) (6 + c) (6 + d) (c + d) « alic + aW + «cd + 6cd;
(a + Z;) (ft + r) (c + (d + c){c + n) =m adb + bec + cad + d&« + cc«;
(rt + + c) (a + 6 + (0 0' + <^ + + ^+ ^) = + + + + 5
a(6 + c) c(a + b) = «c;
{(i + bc) {b + ac) ^ ab + ac + bc = {a + 6) {ah + oc + 6c) ;
(a6 + cd) (a + 1») (c + d) — a6(c + d) + (« + 6)cd.
a (6 + c) + c, 1= o + c,; a (6 + c) («,+ 6,) r, — 0; a,l»c ac + fl.r,)* « O ;
(a+ &) (a,+&,) « a6,+ a,l», (« + &,) («,+&) — «6 + ff,«',;
(« + ^r) (6 + <B Ob, (^/,.r + b) (a + Z>,-r,) » ati; o (6+c)+a,+ 1;
(a + («c+?/,) = ac + ?>,r,; a{b, + cd} b {r,+ d) -= «fecrf;
(a,+ 6,) (afc+ac + tc) -= c(oi>,-»-fl,6}j («,+ 6,) «(K+^c) « ad,c;
a (6 + c) (<?,+ «6 + 0,6,) — ä6; a + 6, + c, + 1» (ac,+ff,c) — 1 j
[ a r u + ^.^) i j j « fr^ f ^ + (6 + c) } = a, & ; a6 + a6,c a (6 + c);
t,c) (a,+ &c"^ = «c(«,+ 6,) = rt (&,+ «, c) («, + r,) = 0;
0,(6,+ c,) (6 4-c«) {c + ab) = 0; + (y.+ x*') = 0;
+0?,) («,+y,) (6,+ar,) =- 0; a, + 6, + c,+ a6 + ac + 6c « 1;
(«+!/) +*) («+^1+0 — OJ ö,+6,+c(a6,+a,&)— a,+6,;
= + («6,4- ^»,6) — (/ift,+a,6) + (6r,+6,r) = (^6r,+6,c)+(cfl,+r,«)««
-I (rt+6+c) (a,+ 6,+c,) + ff,(6 + f) — etc.
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§ 18. ObttngWkD^bftii. 385
((|6 + I4,i»,) (6c + 6,C,) {ca + C^ft^) = nhc + 0^h^r^'^
(i»c+i>,c,) {ab^^^■a^b) (ac,+ a,c) -=» a,iic + ab^c^'^
ab + fl,ftg + a,c, + c,+ o& + <r,ft,;
Z», + n = ^1 + 6| -f c, = (iJ'C + + «Är, + +
+ ^i"* {'tb + (ic + he) = u + 1); + + = rt6+ac+6fj
+ + r, + «6 + ^/,?', = o + fc, + c, = tt (^^1+ + c,+ a6 4- a,6,;
1 (6 + c) + 0,6, + + 6,c, = ö + 6,+ «6« + ff,6,H- a^e^¥ 6,c,+ a(6<?g+6,c)}
«, (6e,+ bfC) + ab + ac + bc^h + c^ ab -i- ac bc + «,6,+ 1 5
Auleitong: man lasse in den Summen die Glieder fort, deren Nega-
ticm als Faktor aussen steht, und erhalt: + f,) (6, + <',)6,acd/', etc.j
{a^■^■h->c■ c){a + h^■^ c){a + h + c,) = ah + ac + hc + a,6,c, ;
(fl,6, + 6c,), « a6, + ; ( (a, + } , — c, + ax + 6ap, .
Zeige, dass wenn z «=» a(& + c) + + 6,6 ist, dum 9, ■= a,&c +
«ein mns«. Ebenso dass wenn besOglich:
X — afic + a(6 + c)i 5 c + ca + a6, 6,(c, + a) + c,a, «(ftc, + 6,e) + 6,c„
so
x,«a&,c, + a,(6,+c,), ^6| + (^,a,+a,(,, 6(c+a,)+ca,, a,(6,c+6c,)+6cj
a6, + 6,c + a6c, ac, + 6,c .
^) a,6, + «c + i^ = r + a,6, ; (a + + (c + ^gi»,)«, + 6c = 1 ;
a^bc + a6 + ac-i- 6,c a6 + c;
o,6 + oe, + a,e + 6c + a6| « a + 6 + c,
Anleitung: «, (6 + c) + a(6, + c,) + 6 c — a,(6 + c) + a(6c), + 6c —
« 0,(6 + c) + a + 6c«6 + c + a + 6c— » ete.}
a6 + + ctl + 6(J, = 6 + crf ,
Anleitung: a6 + 2>(cd), 4- cd « a6 + 6 + cd » etc. ;
a + 6 + c, + a,6,c« 1,
Anleitung: Nach Th. 33^) Zneats ist die linke Seite
— ö + 6 + c, + a,6, -=o + 6 + c, + a, = 14-^> + c, = 1,
oder auch nach Th. 30^.) und 30 weil a,6,c = (^/ +6 + c,),;
a6 + a,c + 6c + cd, + a6,cd -» a6 + c,
Bemerkung: das Glied ab könnte aodi beiderseits fortgelassen werden;
a (cd + o6cd, + 6,cd, + ac, + a6,d) « a\
(a6jC,+ 6c) (6c,ö,+ c«) (co,5,+ a6) «= a6c;
SnuDBB, Alg^iA d«r Logik. 85
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386 Nennte Vorleeimg.
( o + (?, (6 + d,) ) ( 6 + d, (a + 1\) 1 + bd,) ^6 + ac,) d, = (« + 6) r.rf,;
(o + 6 + c + d) {«,+ r, + </,) = a (6, + c, + rf,) + a, (6 + c + d).
Anleitung: man zeige, daes der beim Auemnltiplizireii eigentlieb noeb
hinzutretende Term (6 + c+<l) «,+ von den beiden fibiigen nbaor-
birt wird, indem man ihn mit a + a, multiplizirt;
(a + h + c) (a + h,+ c,) («,+ + c,) («, + ^+ c) = 0;
a,hc + a{b + c) = a (h + c) + 6c; « (f^ + + hc^ + &,c
«« a6c + l>c, + ö,c « a6 + öc,+ ?',c = ac + ^c,+ fc,c;
ö6,c,+ a,5c,+ a,5,c + a,6c + a (& + c) — a + 6 + c;
aft« + ö.a?, + a,6 — ft« + a,<r,; a,a?,y, + ary, + flary — a» + <i,y,;
+ + «,?>,xy = ay ■\-hx + orij
wol am bequemsten nachzuweisienj indem man das xy rechts mit 1, =
B a + 6 + multiplizirt;
fl6x,y, + ny + 6« + afi^xy (a + ä) (6 + y);
ad, + 5c,+ ca, — «,6 + \c + c,a — {« + 6 + c) (a, + ft, + f,);
(a + (b + r,) (c + a,) = («, + ^^'l (/', + c) (c,+ a) = rtfcc.+ o,ft,<?,;
«?> + «/>,x 4- = (ix + hx,',
abcd + a (^6, + c, + d,) Jcy + I,'/, + * , + ) xy, + c («, + f/, + d^) +
+ d («, + ft, + c,) ar,y, — a«y + 6«y, + c + da?,y,»
wie m zeigen, indem man a&cd mit 1, «y + vy, + a^lV + dr,y, moltipli-
nrt, sodann die gloebnamigen Glieder susammenzieht. —
») Wenn e « ox + 6x,
bedeutet, so seige man, daw
ab + c {(i + b) e
sein muss.
Desgleiclieu , wenn
e = uxy hxy^ + ci\y + Jj-,y,
bedeutet, da^ä
«i&cd + c (a + 6 + + d)
Wenn «/>r = 0
ist, 80 musB ahd i^x + t,) =» abd
sein. —
Unter der Voraussetzung, dass
ahed -» 0
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§ 18. Dbang«aa%8beo. ^7
ist, solieu Uiti [olgeuden Keduktioueu gerech Ifortigt oder als zulässige etit-
decict werden:
a {bc, + rf,) == a (l> + (7,); («, + Z;, + rf) c {a, + c;
aijß + d^) = a(c,+ ad + ac, + «£»,cd, = a (6, + c,) ;
fl, + frc + cd, = a,+ dtfj a,+ &,c + cd «,+ ÄgCj
<i, + 5d + aftc,d, — «, + 6c,; a&c + (6, + c,) <f , (a + 5, + c,) d,;
n^+h (r, + = rt, + ftp,; « (6, + cd,) — fl (6, + c)j
«/y + {a 4- + r,) f7, = r/ /> + (l>, + r, ) r?,.
Anleitang zur ersten Aufgabo. Die linke Seite lüsst sich schreiben:
o(5c,d + d,) + ahcd a6d(c, + c) + ad, — a(hd + d^) a(6 + d,) .
Anleitang zur zweiten dieser Aufgaben. Die Hnke Seite ist
{a, + b, + d(a, + 6,), \ c = (a^ + + ahd)c (a, + &,)c,
wnl der letzte Term, ausmultiplizirt, Null gibt. Etc.
Anleitung zur Icizteu Aufgabe: Da bc die Negation von + c,, so
d«f man fOr a + 2>, + c, »dmiben a&c4-6, + r,; hieyon der erste Term,
animnltipliiirt, gibt ahed^ (und kann um a&cd, welches 0 ist, Termefart
werden; dadurch entsteht abe) welehes dann in das schon Torhandene Glied
ab eingeht, von diesem versclilnnfren wird.
Hier würde die Gleichung falsch, wenn man das Glied ah beiderseits
fortlaiiäen wollte. Zu ihrer Geltung bedarf sie aber der Voraussetzung nicht.
tt^) Man Tcreiniaehe eine jede der nachfolgenden acht Sabsumtionen:
Auflosung: a=^b — wie vermittelst des Th. SS^) zu zeigen. —
Nach dem dritten dw obigen Schemata könnte beispielsweise dem
Satze: „Alle Sünden sind verzeihbar (kr,nnen Vergebung finden)'' als eine
logisch vollkommen äquivalente — psychulogisch aber so sehr davon ver-
schiedene — auch die Fassung gegeben werden: „Unvereeih liehe Siinden
sind kerne Sflnden** — welche De Morgan Ton dem das Beispiel herrahrt
nicht gans mit Unrecht als „nngesobickt**, tölpelhaft oder abgesehmaekt
(„awkward") hinsteUi
Dagegen mnss man sich hüten, dergleichen an einem Beispiel zn
machende Wahrnehmungen so^loicb auf die ganze Urteilsform aubzudelinen.
Zum Beispiel : Falsche lateinische Deklinationen sind gar keine lateinischen
Deklinationeu . . .'^ hatte ich einst zu entgegnen, als mir ein philologischer
Kollege meine Einteilung der nomeriachen Gldohnngen in richtige und
falmdm^ p. 859 doreh den Vergleich mit einer Einteilang der lateinischen
Deklinationen in richtige und falsche iScherlieh zu machen snchte. In der
That: wirklich lateinische Deklinationen sind Immer richtige, „...dagegen:
üüsohe Gleicboiigen sind wirklich Gleichungen (d. i. Behau [itungcn einer
2ü*
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388 Nomte Verlesung.
Gleichheit).^ So erwies sieh jene „imgesohickto** Urteilsform hier ab eine
gesebiekto sur EntkrftCbuiig des Einwaades.
ßi) Man bringe die Gleichiug a + & » a rechts auf 0 Dach Th. 39).
Auflösung: afi » 0, was mit b^a äquivalent NifHvaidige und
kmrädiemtB Bedingung dafür dass Summamd h im anäem eingehe
und unterdrüdd werden dürfe, isi aUo: dass er diesem eingeordnet sä.
Darnach erseheint das Absorptionsgesetz 23^.) als spezieller Fall und
EoroUar der Theoreme 6).
Man verfahre ebenso mit der Gleichung ah^a und untersuche
die Bedingung f&r das Eingehen eines Faktors h im andern «• Die-
selbe ist abf = 0 oder a^b.
Wenn x ^ ah^ + a^h -\- a^c^ + / ,r, bedeutet, so untemidie man nach
Vorstehendem systematisoh, welches von den vier Gliedern rechts unter-
drückt werden darf — MeColl*. Da
ahf(a,b + a^e^ + i!>,c,), = ah,{a + h,) (a + c) (& + c) « ah,{ah + c) = a6,c
und a,?*(a6, + + 6,r,), = ff,&c
von 0 im allgemeinen verichiedea, so »iud die zwei ersten Glieder beizu-
behalten. Dagegen ist:
/r,r ((7?), + a, & + = 0 und 6,c,(oi/, + «,& -f a,r,), = 0 ;
wir küimen also nacb Belieben das tlritte oder vierte Glied weglassen.
Aber nicht beide zugleich, denn nachdem nun
:6 -B a&, + afi + 6,r, resp. « al», + a,& + a,c,
gesehrieben ist« wird:
+ r/,6), = a,&,c, und (^^c^{ab^ + a,h), = cr,6,c,
nicht verschwinden — so lange die Gebiete 6, c als allgemeine gedacht,
80 lange nicht besondere Beziehungen zwischen denselben bestehend Yor-
ausgesetxt werden,
Natarlieh wird man zur Anwendung des hier erläuterten syste-
matiscben Verfohrens nur su schreiten haben, sofern sich nieht die
tiberflfissigen Glieder (,^redundant terms'*) schon beim blossen Anblick,
bei Durchsicht des Ausdrucks (bj mere inspection) als andere zum
Faktor habend entdecken lassen — vergl. das Beispiel:
a^hc + (l^c -\- <ibc^ + bc^ = a^c + 6c, .
Bei der Untersuchang, ob ein a + &«™a, d. h. a^h ==i 0 ist, kann
übrigens sur Yereinfaehung der Beohnnng, wie HoColl hervorhebt, von
einem spUeren Satze, veigl* Anm. 2 su Th. 44^) mit YortsU Gebranch
gemacht werden.
}\) ^uiiiu» lir noch einige Übungen im rechnerischen Ziehen von
Schlüssen. Mau beweise den Sorites:
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§ 18. Aufgaben uud Aawenduugen. 389
a^hf h^Cf c^df d'^e, ergo a^^e,
indem man die Prämissen in der Form darstellt:
a^äb, hf^hc, e^ed^ d^de.
(Jevons* 31^
AuflÖBiiDg. Dorch ßOckwärtseiDsetBiuig folgt:
a^{abed)e,
d,) Man zeige dass wenn den Prämissen eines (bejahenden) Ketten-
schlusses noch eine Subsumtion liiii/iiLi;ettigt wird, welche «ozusagen
die Kette sdUiesst, durch welche namlieh der müjor seiner letzten dem
minor seiner ersten Prämisse subsumirt wird, dann sämtliche termiui
einander gleich sein müssen. Z. B. ist:
a'^b, b^Ct c^dt d'^e und e^a,
80 tolgt a = b — c — d = e. (Jevous" p. 212.)
In der That hat man a^e nebst e'^a, somit e = a, ebenso
a «4 J nebst d'^a, somit d — etc. —
£j) ^^edes a ist h**, dargestellt als „Jedes a ist h, oder b'*, gibt
darch Eon?er8ion den Sehlnss: Jedes welches nicht b ist, ist b** ^
als scheinbare „eontradictio in adjecto''.
In Formeln kann man noch etwa.> cicfacher so zu diesem Schluss ge-
langen: Wenn a =^ 6, so ist pacb Th. 15^) ah, =^ aber hb,=^b nach
Th. 6^), ergo ab^ =^ b. Am einfachsten nach Th. 41^), c ~b setzend.
Man löse diesen Widerspruch. (Je von b''* p. 2(»2.) Der schein-
bare Widerspruch schwindet bei dem Hinweis darauf, dass a2>, ^ 0,
oder also a\ = 0 sein muss, d. h. es gibt keine a, welche nicht b
sind; die Klasse dieser ist eine leere, und somit aach in der b mit-
enthalten! —
^ Wenn kein a ein bc (d. h. b und e zugleich) ist, was folgt
beaüglich der b und der ac? (Jevons^ p. 200.)
Beantwortung: die Prämisse a ^ (pe\ lasst sich umschreiben in
abe^Of und dieses ebenso wieder in b^(ae\f d. h, kein b ist
ein —
riy) JeTon»* p. 189.
Was ist der wahre Sinn der Redensart: „Alle ^der, welche nach
Croylaud kommen, sind mit Silber beschlagen^?
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390
Hemita VorUrang.
Bezeiclmet r die Klasse der nach Grolland kommenden Kader
und s = silberbeschlagen, so soll r =^ s sein.
Die Unterstellung ist: dass es süberbeschlagene Bader Überhaupt
nicht gebe, d. h. dass 5 0 sei.
Hiemach folgt gemäss Th. 2) und 5^), dass auch r =^ 0 somit
fasO sei, das heisst also: es kommen keine Räder nach Oroyland
(einer gebirgig entlegenen, früher schwer zugänglichen Abtei).
Aufgaben von einer ähnlichen Leichtigkeit der Behandlung, in-
dessen gleichwol nicht immer von nnswetfelhafter Klarheit der Frage-
stellung und unanfechtbarer Lösung, gibt Jevons-in ^ in unge-
heurer Menge.
^i) Beobachtet sei, dass die Phänomene n, h, c nur in den Kom-
binationen ahe^f afifC und a,6,e, vorkommen. Was sind die einfachsten
Aussagen, die Aber hfC gemacht werden können? (Jerons^ p. 219.)
Beantwortung. Der Ansats:
ahe^ + + o,Z»,c, = 1 , oder ahe, +
gibt erschöpfeiiil tUe Maiuiigfaltigkeit 1 der wirklichen Fälle au. Durch
beiderseitiges Negireii tul^t:
(«, + h, 'r c) (a + b) ^ oder ah^ -V (ij.> + (a + h)c = 0 .
Das Vcr.sclivviudeu der beiden ersten Terme zeigt an, dass a — h ist,
uud kauu hienach das Verschwinden des letzten Terms kürzer durch
(a + a)c = 0 oder ac — 0
ausgedruckt werden. Faktisch bedingen also die Phänomene a und h
einander gegenseitig (die Klassen der Fälle wo das eine oder wo das
andere Ton ihnen vorliegt, sind identisch) und wo eines von ihnen
vorliegt, da fehlt e, ~
(,) Gesetzt; Jedes s ist a oder h, aber jedes a ist ji, und jedes b
ist Zu folgern: jedes s ist p, (De Morgan 'p. 123.)
Ist « a + 6, dazu a h ^ j9, so folgt nach Def. (3) ans dem
System der letsteren P^missen: a-hi^jp, und hieraus in Verbin-
dung mit der ersten PiSmisse nach Prinsip II:
wie zu zeigen war.
Nach De Morgan wäre dieser Schluss eine gewöhnliche Form
des JDüemnu^» —
Xi) Gesetzt: Jedes a ist entweder 6, c oder d, ferner kein b ist a
und kein e ist a, so folgt: jedes a ist ä. (De Morgan' p. 122.)
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§ 18. Au^abon und AnwenüuDgeu. 391
Bevreis. Von den Prftmissen
a=^h + c + d , a6«=sO, ac"0
kann man die erste nach Th. 20) schreiben:
n = a(b + c + d) = ab + ac + ad,
was sich mit KOcksicht auf die folgenden vereinfacht zu:
a^ad oder a^d.
A,) Gesetzt: Jctie.s a ist b, c oder d., jedes h ist c, jedes c ist c,
jedes e ist d. So folgere man: jedes a ist d. (De Mor^au^ p. 123.)
Prämissen : a=^b + c + d , b c=^e, e=^(/.
Ergo: ^=^ä, c=<^df 6 + c=^rf,
und da ohnehin d ^ d, so ist auch b + c -{'d^d, woraus in Verbin-
dung mit der ersten Prämisse a fortiori folgt: a^^d, —
Angenominen: Jedes a ist h, jedes e ist d aber kein h ist d.
Zu beweisen, dass auch kein a ein e sein wird. (De Morgan' p. 123.)
PrSmissen: ^^^t <^^d, hd*^0.
Aus den ersten beidtu iolgt nach Th. 1.%): ac=^bdf bouacU uc^O,
waa auf ac = 0 nach Th. 5) Linausläutt. —
v^) Man vereiufaj:he die Aussage:
(e + a)5, + ac — (a + 6)<?, + ad.
Aufiübung. Bringt man rechte auf 0, so entsteht: bc^ + b^c ~ 0,
das heisst: b = c
Ii) Ist X'^ax + bx,f so soU bewiesen werden, dass 6a;, » 0
sein muss.
Am einfachsten geschieht dies mittelst Durchmultiplizirens der Prä-
misse mit o;,.
0|} Wenn a « ad + x(a •¥ h), so ist & <i& + x,(a -f b), und um-
gekehrt. Dies zu beweisoi, wird man beide GleichuDgen rechts auf 0
bringen, wodurch sich afix + a6,^, 0 fibereinstirameDd ergibt
Äi) (Jevons", p. 239.) Zu zeigen^ dass die Aussage: „Alle a sind
sowol b als äquivalent ist dem vSysteme der beiden Aussafjjen : ,,Was
nicht b ist^ ist auch nicht a'' und ,;V\'as nicht c imij iai nicht a", mithin
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392 Neunte Vorleaung.
a^be äquivalent |^*^^*'
Aufl58uiig: Entere Subsumtion, rechts auf 0 gebradit gibt:
ah, + ac, « 0
und dies ist auch die yereinigte Gleichung der beiden letztem Sub-
sumtionen. Zudem geben diese nach (3): ^, + c^, ^ was die EonTcr-
sion durch Kontraposition der erstern Subsumtion nach 37) und 36) ist.
pi) De Morgan' p. 14 empfiehlt einem Jeden, der sich oder seine
Bekannten auf die Probe su stellen wUnscht, in wie weit Zergliederung
(Analyse) der Formen des Aussagens (of enunciation) f&r ihn von Wert
sein irflrde, die Vorlage dieser Frage, deren Beantwortung sofort ge»
geben tmd (t^ifdls^ werden soll: ob die beiden folgenden Behauptungen
(oder welche von ihnen) richtig seien:
Erstens. Alle Engländer, welche nicht schnupfen, sind an finden
unter den Europäern, welche keinen Tabak konsumiren.
Zweitens. Alle Englätiüer, welche keinen Tabak konsumiren,
finden sich unter den Europäern, welche nicht schnupfen?
Bedeutet a » Englander, h « Euro|):ler, e Schnupfer, d Kon-
sument Ton Tabak, so ist behauptet: ac, =^ hd, , sodann ad, =^ &c,, und
gilt als selbstverständlich, dass a^h und c^d ist. Während also
ah, = U und cd^ = 0
ist, sagt die erste Behauptung, dass
ac,(5, 4- <Q » 0, die sweite, dass a(?,(i, + c) 0
sei; die aweite ist mithin ofTenbar richtig; von der ersten aber ver-
schwindet xwar auch der Term ac,h, c,'0 identisch; dage<;en bleibt
die Behauptung ttbrig:
ae^d^O, oder ad^Cj
welche unrichtig, sintemal es auch Engländer gibt, die Tabak konsu-
miren ohne zu schnupfen (indem sie eben rauchen oder Tabak kauen,
priemen). —
<r,) Yenn^ p. 264.
Drei Personen A, Bf C sind beschäftigt, einen Haufen BQcher in
einem Antiquariat au sortiren, A soll alle deutschen politischen Werke
und die gebundenen ausländischen Novellen herauslesen, dem B sind
die gebundenen politischen Werke und die deutschen Novellen, falls
sie nicht politischen Inhaltes, zugewiesen, endlich dem C die gebuu'
denen deutschen Werke und die ungebundenen politischen Novellen.
[Statt „politiscV würden wir vielleicht besser „historisch^ nehmen.]
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§ 18. Aofgaben und Anwendungen. 393
Welche Werke werden Yon sweien der drei PereoBen beaaeprueHt^
und werden es gewisse Wet^e von allen dreien?
Auflösung. Es bedeute a = deutsch, b = politisch, c «= gebun-
den, d = Novelle, und bei der Rechnung A die Klasse der der gleich-
uamigeu Person zugewiesenen Werke, desgl. Ii etc., so ist gegeben:
A = ab-i-a^cdf B = bc + b^ad, C = ac + cfid
und hieraus folgt:
ÄB^he(a-k-ä), ÄC^abie-^d), BC^aeQf-hd),
ABC ahe,
womit die Antworten auf die gestellten FVagen gefunden sind und
z. B. die letzte besagt, dass die gebundenen deutseben politischen
Werke und nur diese (falls solche vorhanden) von allen drei Personen
beansprucht werden. ^
In den MalLematictiil ueetiouä with tlieir äolutionä from the „Edu-
eational Times** (edited bj W. J. C. Miller), Vol. 33, 1880, pag. 99 und
100 sind auch noch in andrer Manier die Lfistmgen der yorstehenden Auf-
gabe gewonnen von den Herrn C. J. Monro, R. R. Orey, und andern,
sowie von H. AIcColl. In Bezug auf des letztem Manier veii^leiGbe der
weiter vorgescbritteae Leser den § 46, 18. Studie.
r,) Aufgabe, McColl, Math. Questions, Vol. 34, 1881, p. 85,
gelöst von W. B. Grove, Elizabeth Blackwood, u. a.
Was ist der geringste Zusatz, der /.u den Prümissuu; a =^ a,
b=^ß, c^y," • gemacht werden muss, damit sie den ScLluss ge-
statten: :r =t | V
Auflosung. Mit Kncksicht auf Th. 38 24+) und 5J lässt das
ursprüngliche Prämisseusysteni sich zusammenziehen zu der Subsum-
tion: öa, + 6/3, 4- r^, -i- • • • ^ Oj und da der «gewünschte Scliluss ist:
=^ ^'^^ Prämissen allermindestens binsuzufUgeu die Au-
nähme, dass
=^ a «, 4- 6/3, + cj', + • • •
sei. Dieses setzt weniger voraus, der Zusatz ist schtvächer, („weaker''),
als wenn etwa das Subjekt nur in einzelnen Gliedern der Summe
recliterhand enthalten gedacht werden müsste oder in einer echten
Teilsumme der letztern, in einer Unterklasse, die nicht das Ganze
wäre G«9bort of the whole").
Vi) Aufgabe (VV. B. Grove, Math. Questions Vol. 35, 1881, p. 29
— hier leicht abgeiindert).
In einer i^cwissen Schule hat jeder bchüler, der EnnHsch und Fran-
zösisch, oder keines von beiden lernt, keine Algebratituuden; jeder an
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394
Neunte Vorlesung.
dem Untemelit in der Algebra TeflDehmende lernt sowol EDglisch als
Deutsch oder keines jon beiden; jeder der Fransosisch aber nicbt
Dentscfa lernt, bat entweder Englisch oder nicht Algebra. Man er-
setse die Angaben durch eine einsige ihrem System äquivalente ein-
fachere Angabe und eeige, dass die AsuM derer, die Algebra habeui
die Zahl der Englisch Lernenden nicht flbersehreiten kann.
Hüt der letsteren Forderang treten wir eigentlich aus dem Bahmen
der uns hier gesteckten Kategorieen von Aufgaben heraus; doch mag die
Lösung als eine so naheliegende hier mit in Kauf genommen werdoL
Auflösung (von McColl, Elisabeth Blackwood, u. a.). Es
beseichne a, d, e, f die Gattung der besfiglich Algebra^ Deutsch, Eng-
lisch. Französisch lernenden Schüler.
So lauten die Data;
uud ist die vereinigte Gleichung derselben:
oder, da der Koeffizient von €^ in der Klammer sich auf 1 reduzirt,
hernach das Tb. 3f%) Zusatz anwendbar wird:
«(f+fl^. + ^.) = 0,
das heisst:
a =^ d€f\ .
Da nun die Klasse a einem Teil der Klasse e schon eingeordnet» und
a fortiori 0=^0 ist, so mnss Num. a <Num. c sein, wenn wir mit
„Numerus af* die Anzahl der Individuen der Klasse a bezeichnen —
wie zu beweisen war. —
Die einfachste Formulirung der Data wflrde Übrigens das System
der beiden Aussagen:
af^O und a^äe
vorstellen, also: Wer Algebra hai^ hat kein Französisch, dagegen sicher
Deutsch sowol als Englisch.
'^1) (Je von s* p. 283 und Miss Ladd^ p. 51.)
Was sind, genau prazisirt, die Punkte, in welchen zwei Dispuian-
ten übereinstimmen, nnd die, in welchen sie differiren, wenn der eine
(Henri ci) behauptet:
Der Raum (a) sei „die dreifach ausgedehnte Mannigfaltigkeit^' (6)
mit Punkten als Elementen (c),
der Andere der Meinung ist, dass der Raum die dreifach ausgedehnte
Mannigfaltigkeit sei uud dass zugleich der Raum Punkte zu Ele-
menten habe?
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§ 18. Aufg^abüD and Anwendungen.
395
AufldBuug. Henriers Behauptung ist: a^bc, oder
fih^ + ac^ + he = 0.
Der Andere behauptet erstens, dass a = 1^ mithin a6, + == 0,
oder aft, + a jte + a, he^ Ö
8ei| und sweitei»! daas a c, das heisrt ac, 0 sei.
Die vereinigte Gleichung dieser beiden Aussagen:
o&, + ac, ■ha,hc + a, bc^ 0
geht über diejenige Ileurici's um daa zu den vorhergehenden dia-
junkte letzte Glied hinaus. Mithin stimmen Beide in doni was
Henri ci behauptete überein, während der Opponent desselben oben-
drein behauptet^ dasa
a,6c, = 0,
m. a. W.
bc^ ^ a
sei, d. h. dass eine dreifach aussredehnte Manuigfaltigkeit, welche nUM
i'ujikle Kleiueiiteii Juit^ Kaum sein müsse.
Wie schon das Beispiel der (Einzel-)Töne zeigt, welche nach Höbe,
Starke nnd Daaer eine drdfach ausgedehnte Ifn. Torstellen, ist also jeden-
fidls der Opponent im Unrecht. Dies sehliesst nicht ans, dass auch Hen*
rici's angebliehe B^auptung falsch ist Beide DispatsAten h&tten nicht
..dir", .sondern nur „eine*^^ dreifach ausg. Mn. sagen dürfen, wo dann ihre
beiderseitigen Aussagen: a=^hc und: a 6, a^^c auf genau dasselbe
hinausgelaufen wären — cf. Def. (3 J. —
Die bisherigen Anweudongsbeispiele und Angaben schon lassen
wol erkennen, dass wo man über so Tiele Methoden verf>» wie im
identischen Kalkül, wo man freie Wahl hat unter so vielen Mitteln,
Ton welchen sich ein mehr oder minder jndizidser Gebrauch machen
lasst — da Jedenfalls Yon einem „toten Formalismus^ nicht zu spiechen
sein wird. —
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Zehnte Vorlesung.
§ 19. Funktionen und d€nren Sntwiokelnng.
Nachdem wir Operationen keuncn gelernt Iniben, dienlich um aus
gegebenen Gebieten oder Klassen deren neue abzuleiten, müssen wir
uns über die Eigenschaften der Ausdrücke orientireu, welche mittelst
dieser Operationen aufgebaut oder zusammengesetzt werden können.
Auf dieses Ziel steuern wir nunmehr hin.
42^.) Theorem.
Jedes Gebiet y läsat sicit äurdi jedes andre Gebiet x und desae» Ne-
gation X, Jniear md homogenf* amdrüdem in der Form:
Beweis. Geometrisch wäre dies zwar evident ffir die Bedeutungen
Yon ü'^Af 5 B der Fig. 19 in welcher x und ij
die Kreisflächen, dagegen Ä und B die Bilineums-
oder BogenzweieckflScheOf in welche diese Bueh-
sti^n eiugeschriehen sind, Torstelleu. Offenbar
ist nämlich hier: Bx^=B, y=A-{-B.
Iiitle.ssen soll ohne Not nicht auf die An-
i'ig. i». schauuug rekurrirt, iturückgcgaiigen werden oder
Berufung erfolgen.
Wir beweisen daher unsre Behauptung rein „analytisch". Und
dies gelingt bereits — und auf die eiufacliste Weise — durcli die
nach bisherigem [Th. 30^.) und 27,^)] leicht erweisliche Identität;
welche mit obiger Behauptung zusammenföUt, sobald man unter a
und h das Gleiche, und zwar y selbst, Terstehi
Noch hesser, iwmlich — wie man hald in der Iiage sein wird,
darzutiiuD — auf die allgemeinste Weise, wird der Satz erwiesen durch
die ganz unumschrSlnkt gßltige Gleichung:
y = {xy-{- «X,) X + {x^y + vx) a;„
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§ 19. t uiiktioneii und deren Eniwickelung. 397
io welcher, auch bei gegebenen Gebieten x, y, die Symbole tc, v noch
völlig beliebige, willkürliche oder arhiträre Oebiete vorstellen. Auch
dieae Gleichung wird man durch Ausmnltipliziren reehterhaad und mit
Rflcksicht auf bekannte Theoreme leicht yerifisiren.
Die in unserm Theorem behauptete Gleichung ist demnach auch
wahr, wenn
erklärt wird, d. h. unter a, h die angegebenen Werte verstanden werden.
Die „Koi'ffigimten ' a und /> der als zuliissi«^ behaupteten homogen
linearen Darstellung des y durch r und j, sind demnach uidd völlig
bestimmt, wenn auch x und tj gegebene \\ ene TBedeutungeu) haben.
Mögen sie doch sogar, wie gezeigt, je einen willkürlichen also voll-
konniien unbestimmten Bestandteil enthalten! Audi werden diese
Koethzienten im Allgemeinen liire Bedeutung ändern, wenn mau dem
X andre und andre Werte beilegt (m. a. VV. Bedeutungen unterlegt).
Auch für Klassen ist unser Satz unmittelbar einleuchtend: Die
Individuen einer Klasse y müssen solche sein, welche x sind, oder
solche, welche nicht x sind. Die Salze z.B. sind teils rerbrennliche
Salse, teils unverbrenuliclie.
Es versteht sich, dass auch eine dieser beiden Teilklassen eine
leeie sein kann, in welchem Falle der betreffende Term der Darstellung
ax + hx^ gleich 0 zu denken ist, und zwax yenägi es, um das Ver-
schwinden dieses Terms zu bewirken, dass man dessen Koeffizienten
gleich 0 nehme. Verstünden wir z. B. unter y die Klasse der Menschen
und unter x die Klasse der sterblichen Wesen (die Klasse „sterblich*^,
80 wäre ( « 0 zu denken. Die Klasse der Menschen besteht aus der-
jenigen der sterblichen Menschen, wozu ans der Klasse der unsterb-
lichen Wesen nUHtis hinzusunehmen ist; hier ist schon y^ax'^yx
^ vergl. auch Th. 20
Entsprechend der schon erw&hnten Unbestimmtheit der Koeffi-
zienten h dürften wir freilich in unserm Beispiel unter h auch ver-
stehen: die Klasse der Bäume — in Anbetracht, dass es auch keine
unsterblichen Bäume gibt, also hx^ doch «"0 wäre.
Die in dem Theorem gebrauchten Aoadrllcke „linear**, sowie „homogen**
sind aus der mathematischen Terminologie herttbergenommen; sie finden
4ß der Mathematik ihre Erklärung, auch die Benenanngen dort ihre Moti«
rirung. Auf letztere wollen wir hier gar nicht, auf erstere nur so weit
eingehen, al- für unsre Zwecke unerlllsslich ist. Für den Augenblick ge-
nügt die Bemerk uDi,'^, dass man eben einen Ansdnick von der Furni ax + bx^
— und nur einen solclieu — in Bezug auf x und „linear und homogen'*
xa neunen hat ])ie allgemeinste lineare aber nicht homogene Funktion
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308
Zelmt« VorlMmig
TOB X und bKtto die Form:
ax + 6af, + c;
»ie enthielte nämlich «laser eiiieni mit dem Faktor x und einem mit dem
behafteten Gliede aneh noch einen von x und x^ freien Term, das ao'
genannte „Ahsolulglifd" c.
AUerdinpfs gebraucht die Mathematik diese Benennungen nur, sofem
die Koelüi^itiutc'U a und h (beziehlich auch c) von x und r^ „unabliäugig",
bezüglich ebendieser Variabelu „konstant'* sind, nämlich stets dieselben
Werte behalten, welche Werte man andi dem x oder in Gedanken
unterlegen mag. BioBe Anfordernng ist im olngen Theoreooi anedieinend
nicht immer erfUlt. Es werden aber die demnächst folgendMl Sätze von
44) an zeigen, dass und wie sie sich iu weitestem Umfange realisircn
lässt; auch oben waren schon bei der Annsüime a & » y diese Koeffi-
zienten für jede Deutung von x die gleichen.
43) Thporeme.
Die bubmmtwu a^h isi auch äquivalent der Gleichninj:
43^) a « 116, I 43+) h = a-^v,
t» wdcher u resp. v em gewisses, ein unbesiimnUes Gelnet vorsidU»
Beweis. Da
vb^h I at^a + v
nach Th. 6), so folgt sach Th. 2} oder 3) aus der Gleichung jeden*
falls die Subsnmiioni was immer u und v bedeutet haben mochten,
und mu88 nur uodi gezeigt werden, daas auch das Umgekehrte für
gewisse t; der Fall ist
Letzteres mag auf zwei Arten geschehen. Einmal selbständig:
Hier genügt es, darauf aufinerksum zu. machen, dass falls a^b ist,
die Gleichung 43^^) schon für u = a, ebenso die 43+) wenigstens für
t7 «s in cler That erfüllt sein wird kraft Th. 20).
Sodann auch mittelst Berufung auf Tb. 42). Nach üieseui Sat/e
kann stets:
w^uh + vb, I h = ua + va,=' {^u + a,) (v + a)
geschrieben werden, indem man das eine der beiden Gebiete a, h
linear und homogen durch das andre und seine Negation ausdrückt
uikI die iu Betracht kommenden Koeffizienten (die rechts vom Mittel-
stridi ganz andre sein m5geii, als links tod demselben) zunächst 1^
und V nennt. Da nun, laut Voraussetsung, nach Th. 38):
isi, so folgt aus Torigem durch beiderseitige.s Multipliziren mit />, resp.
Addiren von a,:
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% 19. Favkttonen und deren Entwickelung. 399
» tia + a, « + a, » 1
wonach sich die obige Gleichung veieiulacht zu
a^ub + O^ub I 6 « 1 (v + a; = a + t;
wie zu zeigen war.
Zusatz zu Th. 48). Im ilmblick auf Th. 38) könneu wir also
jetzt sagen, dass auch die Gleichungen:
ah^ 0 und a » «( | a,+ ( » 1 und 2i a + «
oder, wenn man will, anch die:
a5 a 0 und b = a,u ( a -f & 1 and 6 + «
einander äquivalent sind.
Es wird der Satz links (indem man x für /; sagt) als ein spe-
zieller Fall eines späteren Haupttheorems 50^) erscheinen.
Anmerkung 1. Man hat wohl an nntereeheiden swischen im-
hestimmim und wüXkärli^ten Gebieten. Die letztem gehören zu den
erstem, aber nicht umgekehrt
Tat h gegeben und a \ Ist a gegeben und h
kdiglicih durch die Anforderung bestimmt, dass es die Subsumtion
erfülle, so kann man in der Gleichung
das « I 43^.) das v
als ein Tollkommen wiXOcSrlicl^ oder arbiträres Gebiet ansehen.
Anders aber, wenn überdies auch das andre der beiden Gebiete
0, & gegeben, oder überhaupt nur, falls es auch nicht gegeben ist, noch
andern Äiiforderuiiyjeu ausser jener Subsumtion unterworfen sein sollte.
Für (jegchene a und i, z. B., dürfen u und v nicht gaiiii beliebig
angenomuieu werden.
Vielmehr mUssea sie alsdann von der Form sein:
« a -f «r2>| I f» — (a, + r) &
wo nur mehr w resp. r ein beliebiges Gebiet Torstellt — wie wir dureh
oa sp&teres Theorem 60^.) in die Lage gesetzt sein werden zu beweisen,
iodem wir die Gleichung 4.S) nacli der Cnbekanuten u rc?p. v anflöscn.
Ebenso mag überbaupt jede fernere an n und h gestellte Anforderung
eine Einschränkung des Willküriichkeitsbereichs, der Variabilität von u
oder V involvireu, gewisse Gebieteklassen als unzulässige Bedeutungen für
a oder v ansschliesseD.
Ähnlich, wenn man etwa die beiden die Subsumtion a^h nur um*
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400
Zehnte Vorleanng.
schreibenden Gleichungen 43^) und 43^,^ als f,'leichzeitig geltende in's An^e
fasst, können m und r nicht völlig unabhängig von einander angenommen
werden. Vielmehr, wenn eines von diesen beiden Gebieten (eventuell im
Einklang mit den fttr dasselbe angeführten BeBtimmnngen) festgelegt, ge-
geben oder irgendwie angenommen ist, muss das andre die Form haben:
= + st',, I V — & (m,+ 0»
wo nur mehr 5, resp. f willkürlich bleibt.
Auch dieses nachzuweisen ist weiter nichts, als eine hier vorgreifend
angeführte and als Ühnngeeiempel va. empfehlende Anwaidang des weiter
unten vorgetragenen Theorems 50^). Zur Erleiehterung von deren LSsong
und nm auf dieselbe nicht mehr zurückkommen za mflssen, fUiten wir hier
nur noch an, dass u resp. v die Gleichung erß&Uen muss:
welche sich ergibt, indem man den Wert von h oder a aus der einen von
den beiden Gleichungen 43) in die andre subsiitnirt und dann rechts auf
0 bringt, kurx indem man eines der Symbole a, h aus den Gleichnngen 43)
eliminirt.
Beispielsweise kann die nach DeC. (2) geltende Subsumtion:
nach Th. 43) umgesehrieben werden in eine Gleichung:
•0 « M&. ( 1 « o + tr.
Doch «ind alsdann w und v augenscheinlich nicht vollkoniinen willkürlich
und andieiseits sind sie auch nicht vollkomiuen bestimmt. Es gelten die
Gleichungen (wenn h nicht selbst 0 resp. a nicht selbst 1 ist) niclit für
alle, sondern nur fQr gewisse Gebietet»,«;, aber doch fUr unendlich ?iele;
es muss nftmlieh u,v Ton der Form sein:
wo «? und r arbiträi- bleiben. In der That lag hier ein Fail vor, wo
a » 0 resp. d ■» 1 völlig bestimmt war, wo es „gegeben** erscheint»
Anmerkung 2. Wir wollen jetsct im Überblick die mwo^ Arten
zusammenstellen, anf welche nach den bbherigen SätseD eine Subanm-
tion a^h in Gestalt einer einsigen Besiehnng (zumeist Gleichung)
angesehrieben werden kann. Die folgenden Aussagen sind einander
äquivalent:
a^h und nach 37): ^ a,;
nach 20):
woraus nach 32) und 36) auch folgt:
nach 38): ab, 0, & « 1;
§ 19. FuDktioneu und deren Eniwickelung. 401
nach 43):
woraus nach 32) und 36) anch:
— 6,+ «,. ^ = ö,t^,
— m welchen letzteren Darstellungen « und somit auch gc'
wisse nicht nSher bestimmte Gebiete Torstellen, welche in den oben
erläuterten Fallen auch als arhUräre auszulegen erlaubt ist
Wie man leidit erkem&t kum man obendrein die Gleichmigen auch
aSmtiieh durch Sabsumtionen ersetzen in folgender Wase:
und mag so die Zahl der verfügbaren Ausdruckäweisen noch um zehn ver-
mehren.
Bm den sechs ersten von diesen gilt n&mlioh die umgekehrte Sabsnm*
tion nach Th. 6) und Def. (2) ohnehin als allgemeine Formel, sodass
Glachheit eintritt. Und bei den vier letzten Subsumtionen, welche ihrer-
seits a-ns der ihnen entsprechenden Gleichung nach Def. fl) hervorgingen,
folgt auch auö der Subsumtion wieder die Gleichung nach Tli. welches
ans u6 =^ 6 resp. a =^ a + v liefert, etc., darnach gemä'»:^ Piiuxip II don
Schluss a =^ 6 zu ziehen gestattet, welcher äquivalent war der Gleichung
(in der freUich u^v eine andre Bedeutung haben kann als in der Torans-
gesetsten Sabsnmtion).
Wir geben jetst die Erklärung des jPtin^u7»^begriffes für (und in
seiner Beschiinkui^ auf) den identischen Kalkül.
Definition. «^JVmiUiW f?on x oder — gelesen: f von x —
nemie» «rar im iäimHadim SaBBul jeäm ÄMärudtf wd^ier aus dem
GiAietsifnM x (eventuell auch seiner Negation x,) und irgendwMen
midem Gebietsjfmbolen aufgäbaui ist vermiUM der dm Grundopeirati<men
des SoObuIs ab da sind: idenÜsdie MuUipUhsUon, Addition und Negation.
Beliebig hanfige Verwendung eines jeden Symbols ist bei diesem
Aufbau selbstrerstandlich zugelassen. Auch war die in Klammer ge-
setzte Eiinschaltung strenge genommen flberflfissig, weil wir zu x zu-
nichat durch Negiren ohnehin ableiten und diese beidoi Bausteine
beliebig Weiter Terwenden lc?temen. Yon den Operationen dfirfen
einzelne auch unfertreten sein; ebenso mögen andere Symbole fehlen.
Analog ist unter einer Funhtion f (x ^ y) von x und y, sowie unter
einer Funktion [{x^y^z) von x,y und s, u. s. w. irgend ein Ausdrudi
ScmtoBB, Algebra d«r Loglki 86
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402
Zehate Vorlesung.
SQ yersteHen^ der am den anffegebenen Symhdlm resp. x^y^Bj etc.
nAst tfitXleuM irgend wekhm andern vemiUdst der drei identischen ßpe-
eies am^is^baiui isL
Die aDgefahrten Symbole resp. x^y^ resp. x,y,e, etc. beiBsen
die „ArffHtnentef* der Fanktion f(x), resp. f(x,y\ resp. f{x,y,z), etc.,
welche demnach als eine Fanktion Ton nnr einem ArgumentCi resp.
Ton zwei, drei oder mehr Argumenten za bezeichnen — oder, wie
man sogleich erkennen wird, besser gesagt — ^^anrosehen" ist.
Im Allgemeinen werden hienach in dem Änfbaa des eine Funktion
darstellenden Ausdruckes die Argatnente x, y, z, . . . der Funktion nebst
ihren Negationen .r, .?/,,'^,, vorkommen, unter sich und mit noch
andern Gebietsymbolen, wie 0, 1^ n, h,c, ... a,, b„ . . . verknüpft durch
• identische Multiplikation oder Addition, wobei zwischen die Ver-
knüpfungen hinein, sowie solchen vorangehend oder nachfolgend, aucii
die Operation der Negation au irgendwelchen Teilen des Ausdrucks
vorgeschrieben sein mü^.
.Jene andern" Olebietsyuibole, a,hje, ... welrlie nebi-n den Argu-
menteu vorkonimun mösicn, werden — wenn mit Buchstaben dargestellt
und als allgemeine Gebiete aufgefasst — auch wol „rarametcf" der
Funktion genannt.
Zu jedem ein Gebiet darstellenden Ausdnick darf man nach Th,21^^
den Faktor 1 80 oft es beliebt liinzusetzen, und nacli Th. .^0^) für den
einen Faktor 1 schreiben + für einen zweiten Faktor I schreiben
y + y,, für einen dritten ^ + etc. und was hier für den ganzen Aus-
drack gesagt isty gilt ebenso auch für irgend einen Tenoy ein Opera-
tionsglied oder einen Teilausdmck desselben.
Hienach ist olfenbar, dass man jeden Ausdruck überhaupt nach
Belieben ansehen kann als Funktion von oder von x nnd y, von
X, y nnd g, etc., a«^ tvenn er diese Argumente von vornherein gar nickt
enätaUen sollte. Mit andern Worten: unter der i^beliebig häufigen" Ver-
wendnng der Argumentsymbole in dem Aufbau des Ausdruckes ist
oben auch die Nicht- Verwendung .derselben, die Enthaltung tou ihrer
Verwendung, mit zugelassen.
Auch die Unterscheidung zwichen den Argumenten und den Para-
metern der Funktion erscheint hienach als eine willkfirliche: Wenn
wir einen Ausdruck als Funktion von jr, . . . hinstellen, «o heisat
dies weiter nichts, als dass wir beabsichtigen, sein Verhalten f&r ver^
*) lu Bezug auf irgcud ein Gebiet y folgt dies nebenbei auch schon aus
dem Tb. 42).
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§ 19. Funktionen und deren Entwickelaog.
403
0chiedeue Bedentusgen oder Werteysieme dmeUeser gcnannteii Argu-
mente zu etadiren.
Insofern wir dabei diesen Argumenten andre und andre spezielle
Gebiete als Bedeutung unterlegen, ihre Namen festhaltend denselben
andre und andre Werte beilegen werden, kann man auch sagen, man
lasse die Argumente «cÄ ändern, oder sie seien „veränderlicho'' Ge-
biete, Variable.
Die Parameter der Kuuküuii dagegen, deren jedem wir — etwa
im Laufe einer Untersuchung — stets dieselbe Bedeutunrr untergelegt
wissen wollen, nennen wir ,, beständige" Gebiete oder Kyiu^iutik.
Es kann sein, dass wenn die Bedeutung der Argumente wechselt,
diese also geändert werden, auch der als Funktion derselben hin-
gestellte Ausdruck seine Bedeutung wechselt, dass also der Fuuktions-
wert sich dann ebenfalls ändert. Ebenso kann es aber auch sich er-
eignen, dass trot'/dem man die Argumente alle denkbaren Wertsystenio
(ans der Mannigtaltigkeit nnsrer Gebiete) durchlaufen lässt, der Wert
der Funktion doch stets der gleiche bleibt, dass er als unveränderlich,
, absolut Jconstani'' sich herausstellt. Kurz gesagt: die Funktion selbst
kann sich als variabel oder aber als konstant erweisen, (Beispiele
nachher.)
Im erstem Falle wird die Funktion als die abhängige (dependeute)
Variable bezeichnet, im Gegensatz zu den Argumenten nls den imab-
liängifien (independenten) Variabein — in Anbetraelit, dass es bei den
letztem in unser Belieben gestellt erscheint, welchen \\ ertänderungen
wir dieselben unterwerfen wollen, wogegen hienach die Veränderlich»
keit des Funktionswertes zufolge des fOr denselben geltenden Aus-
druckes sich mit Denknotwendigkeit richtet, mithin als eioe durch die
Yeränderongen, denen man die Argumente einmal unterworfen hat,
durchaus ,,bedingte" erseheini
Bleibt der Wert einer Funktion stets der gleiche, wenn man einem
bestimmten Argument x alle denkbaren Werte aus der Mannigfaltig-
keit nnsrer Gebiete als Bedeutung unterlegt während die Bedeutung
aller übrigen Symbole festgehalten wird, wogegen er sich ändern
wflrde sobald auch die Bedeutung der Qbrigen Argumente wechselte,
so nennt man die Funktion nur „relativ konstant'* und swar hmstant
in Bezug auf 4ieses genannte Argument x. Ebenso kann eine Funktion
auch Jionskmt sein in Beeng auf eine hesHnmte Gruppe von Ärgummten,
indem ihr Wert durch alle möglichen Veränderungen, denen man eben
diese Argumejite unterwirft, sich nicht beeinflusst erweist Auch
hiezu nachher Beispiele,
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404
Zehnte Torlesoog.
Die swiscben Parametern iind Argumenien einer Fnuktion will-
kürlich gezogene Grenze ist demungeachtet von eminent praktiflcher
Wichtigkeit, in Anbetracht, dose es io der Kegel nicht zweckmassig
erscheiBt, einen Ansdrack in seiner Abhängigkeit von aUen in den-
selben eingehenden allgemeinen oder literalen Gebietsjmbolen zugleich
xa untersuchen. Zumeist erscbeint es nur angezeigt oder geboten,
dies in Bezug auf eine gewisse Gruppe der den Ausdruck formal su-
sammensetzenden Elemente auf einmal zu thun, und diesen als den
,,Argnmenten" der Funktion die übrigen Elemente als ihre Parameter
gegenüberzustellen.
Alle hier eingeftthrten BenennuDgeu sind dem Mathematiker — in
ihrer nicht durchaus gleichlaut^den , aber doch analogen Anwendung auf
das Gebiet der Zahlen — längst geläufig. Die math^natiscbe ErklUruag
f1( r „Funktion'* setzt allerdings das Vorhandensein eines „analyti^clu n" oder
Fonnelausdrncks ft5r Uicj^flbe nicht Torans, sondern stützt sicli ledic^'licli
auf die tmdtHinje Zuordnung der Fuuktionswerte zu den Argnmentwettea
(resp. 'Werts j&temeu); doch läest sie wenigstens die analytische Dustellung
der Funktionen durch dergleichen Ausdrücke mit zu, und findet auf dem
Gebiet der lebteni ihre hanptsSchlichsten Anwendungen.
Ausserhalb der mathematischen Terminologie wird you |,Fanktionen'*
sowol als von „Argumenten" in einem gänzlich davon unabhlüigigen Sinne
i^'esprocben: Man spricht von dor Funktion, im Sinne von I-cbonsverrichtung,
vom Funktinniroii , irgend r-inos Ofsjanes des PHanzen- oder Tierkörpcr%
aucli von deui FuukLiouireu einer MttäcLiuo, überhaupt von der Funkiiou,
der Wirksamkeit irgend eines Mittels zu einem Zwecke. Und ferner pflegt
ein Beweisgrund auch als Argument, die Beweisführung, namentlich wenn
sie eine rhetorische ist, als Argumentiren oder Argamentation bezeichnet
zu werden. Diese Benennungen haben, wie gesagt, gar nichts mit den
obigen, an die wir uns liior halten, zn prbnffon. Die vpr.sclilcdenen An-
wendungssphüren dieser üomonynic liegen aber auch so weit auseinander,
dass der vorhandene Doppelsinn nicht sehr verfänglich erscheint.
Ersetzt man in einem als Funktion f (x) betrachteten Ausdrucke
das Argument x durchtveg, wo immer es sich in dem Ausdrucke vor-
findet, durch ein spezielles Gebiet a, also namentlich auch a;, durch-
weg durch a„ so wird der durch diese Substitution sich ergebende
Ausdruck mit f {a) bezeichnet.
Insbesondre erhält man demnach f (l), indem man x durch 1 und
demjTeninss r, durch O durchweg in f{r) er~et/.t — wobei man die durch
tha Tlieorejne 21), 22) und eventuell 'Mj) [Uv^ev.iA'^ivix Vcreinfuchungen oder
Kedukliuuen des Ausdrucks eintreten lassen kann. Ebenso resultirt f (O)
aus f {x), indem man 0 für und 1 für einsetzt.
Obige Bemerkung gilt auch, wenn a einen zusammengesetzten Aus-
druck beseicbnet, und ist hienaoh, sobald f (x) gegeben ist, auch die Be-
deutung yon f(be\ + etc. ohne weiteres klar.
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§ 19. Funktioaeu und doren Kntwickeluiig.
405
Analog entsteht fiajli) aus f{x,y), indem man a fdr x und h
ftir y (somit auch n, für and b^ für iu leizterm Ausdruck sub-
stituirt. Und so weiter.
Wird ein die Gebietsymbole x, y, . . . enthüllender Ausdrut k als
Funlvtion von diesen Argumenten mit f{x, ij, . . .) bezeichnet, so ver-
fügt man damit über eine zweite Darstellun«^ desselben und diese wird,
gegenüber dem ,,akfi(e(len" Ausdruck der l^'unktion in Gestalt des ur-
sprfinüliclieu Ausdruckes, bezeichnet aL-s die ,.stftnboJ Ische'' Darstellung
derselben. Eine Funktion wird darnach ,,symbolisch" dargestellt, in-
dem mau hinter einen „Funktionsbnchstaben" f oder fp.t, Xti'\
Xf . . . in eine Klammer und durch Kommata getreimt die Namen der
Argumente in unabänderlich festzuhaltender Keihentolge schreibt.
Der Funktionsbuchstabe ist ein „Operatinnssynibcd", aljer nicht ein
Gebiets- odoi Klassensymbol, und darf mit einem solchen durchaus nicht
verwechselt werden. Öilhe mau z. Ii. bei f (a-\- h) das f für ein Gebiet
an, so würde diesem Auedruck eine gana andere ale die v^hin erläuterte
Bedeutung zukommeo, derselbe würde nSmlicb dann für das Produkt
f*(4i-i-h) = f ' a + f • b gehalten werden mttssen. Es empfiehlt sich also
tarn Funktionsbuchstaben einen solchen su wftblen, der nicht schon uider*
weitig als Gebiotsymbol vorkommf.
Dass ein Buchstabe als Fuuktiousbuchstabe gelten solle ist jedoch in
der Kegel schon ohne ausdrückliche Vereinbarung ersichtlich. Sagen wir
2. B. f{x), oder auch f {0\ /'(l) und dergleichen, so gibt sich das ein-
geklammerte Symbol flcbon dadurch als ein Argument oder Argumentwert
— mithin das davorstehende als Funktionsbucbstabe — zu erkennen, dass
es mit einer Klammer umschlossen ist, die ohne solche Absicht als eine
,, überflüssige" zu verwerfen wSre (veri^d. Anhaiiu' 2\ Und sacron wir
f\x, »/, . so zeigen auch die Symbole trennenden Kommata deren Be-
stimmuug, Arguuieule ^u reprüsentiren, an.
Haben wir nun etwa eine Funktion f(x,y,z), so wird der Ausdruck
f{*f^Zy x) nicht wieder eben diese, sondern diejenige Funktion Torstellen,
deren Ausdruck ans dem g^ebenen herrorgeht, indem man x durch y,
daneben y durch z und z durch x durchweg ersetzt. Ebenso, wenn f i^y)
jf^fTeben ist, bedeutet fifi^x) das Ergebnitis einer Vertauschung von x
und 2ß niiteiiiander im gegebenen Ausdrucke, u. s. w.
Leicht erhellen nunmehr die Vorteile, welche durch die .symbolische
Darstellung der Funktionen erzielbar sind und im Hinblick auf welche
eben solche Darstellung in die Wisaenschaft eingeführt wurde.
Bei allen Untersuchungen von irgend allgemeinem Charakter ist
CS eine Sache von erster Wichtigkeit, zu wissen, in welcher Weise
sich die Bedeutung eines Ausdruckes richtet nach den ßedLutungen
der ihn zusammensetzenden Terme von allgemeiner Natur. Will man
diese Abhängigkeit erforschen, so muss man den letzteren als Argu-
menten andere und andere Bedeutungen unterlegen, Werte beilegen,
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400
Zehnte Vorlesung.
man muas dieselben sieh anderii lassen oder sie Tarüren, um sodann
die zugehfirigen Werte in's Auge sn fassen, welehe unser Ausdruck
dabei annimmt
Die j^Einsetsung'' oder fßtdtsHMum*^ eines speziellen Wertes fttr
ein bestimmtes Bacbstabensymbol, oder auch eines Werts jstemes f&r
eine ganze Gruppe von solchen, wird darum eine der am häufigsten
geforderten Verrichtungen in der Wissenschaft sein. Und unter Um-
ständen, wenn etwa alle Werte einer bestimmten Klasse Ton Werten
der Keihe nach ffir ein Symbol eingesetzt werden sollten, kann der
ermüdende Prozess dadurch abgekürzt, vereinfacht werden, dass man
statt dessen auf einmal einen allgemeinen Ausdruck für dieses Symbol
8ubstituiit , welcher die Werte jener Klasse, und nur diese, sämtlich
unifassi, dass mau anstatt der Eiuzehverte .selbst einsetzt den Aus-
druck der ganzen Klasse von Werten, So wird es oft erforderlich
auch einen zuwi-ilcn recht kouipliziiten Auöilriick tüf ein Daclistaben-
synibol zu sftbstituireu, sogar nicht selten gleichzeitig ein guuzeä
System von Ausdrücken für ein System von Aiguiuenten.
Dir ( iperatiun der Kiu>üt2ung liiuft im w csoutUchen auf ein Kopircn,
Abschreiben, Reproduziren des gegebenen Ausdruckes hinaus, wobei man
nur dessen eingedenk bleiben muss, sobald man beim AbsiBhreib^ auf
eines der zu ersetzenden Symbole stbsst, dass man dasselbe nicht unver-
lindert kopirt, sondern den eben dafClr einsnsettenden Ausdruck nimmt,
denselben — nötigenfalls in ciue Klammer eingeschlossen — hinsetzt, um
darnnch in dem aolcher'Te.stalt iiKMiiü/ärten Abschreibeverfahren wu^'ler fort-
xui'ahren. An der 8chultafel kann (l« r l'rozess durch AusIü;ichoii der m
ersetzenden Öynibole mit dem Kreideschwamme und Kinschreiben der oin-
zttsetcenden Werte in die leeren Bttome verdeutlicht werden; jedeuMbt ist
unerlSsslieh, dass der Anfänger in der Au^brung solch elementaren Pro-
zesses sich eine gewisse Übung erwerbe.
Es kann nun der aktuelle Funktionsausdruck ein durch ein anderes
zu ersetsendes Symbol hundert mal, ja unbegrenzt, ^^unendlich^ oft ent-
halten, wie das Beispiel zeigen mag:
f (x) = a + X Cjj + xja -{- X {h + X, (a + X )) }
— in welchem der Ausdruck freilitli in den einfacheren f{x) = a + xh
auch /ii><aTnmenijozogen werden könnte, während derartige Verein-
faeViungfU virlleicht iiiclit inniiLM- ausführbar erseheinen. Da wäre es
nun änss'erst ermüdend , re.s[). ^ar nicht vollständig durchführbar, da^
Argument x durch einen kumplizirteu Ausdruck — sagen wir
(fli>,-l-a,6)(<!dH-c,<i,)
— durchweg in Wirklichkeit zu ersetzen.
Die symbolische Funktionsdarstellung er^^ort uns aber die Nötigung
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§ 19. Funktionen und derea Entwlckelun^;.
407
sn dieser Arbeit, führt dieselbe surfidc auf die einmalige Ersetzung
des X an der Stelle, wo es als Argument aufgeführt war^ durch den
Ausdruck, welcher daftlr einzusetzen ist So wird in unserm Bei*
spiele schon
f{(ab,+a,b)icd + e,d,)\
das Ergebniss der verlangten Operation Torstellen, und f&r die Zwecke
allgemeiner Oberlegungen genflgt es zumeist, die Operation solcher-
gestalt nur „angedeutet^ zu lassen.
So liefert uns die symbolische Funktionsdarstellung allemal einen
Qhersiehtlichen und ausdrucksvollen schon durch sich selbst verstand'
liehen Namen ffir jeden Funktionswert, welcher zu einem gegebenen
Argumentwert oder Wertsysteme gehört —
Ein weiterer Vorteil, den uns diese Funktionsbteeichnung gewährt^
ist aber der, dass wir durch sie auch in den Stand gesetzt werden,
Eigenschaften, welche aÜen Funktionen zukommen, desgleichen Satze^
welche etwa nur fQr gewisse Klassen von Funktionen gelten, in der
Zeichensprache des Kalküls konzisest mittelst Formeln darzustellen.
Dieser Vorteil ist für das Studium der Ausdrücke und Funktionen
ein ähnlicher und von der gleichen Tragweite, wie der, den der Ge-
hraueh von Buchstaben als allgemeinen Symbolen für Gebiete oder
Klassen beim Studium der letzteren gewährt. Die Fuuktionsbuchstaben
können auch verwendet werden zur Darstellung von allgetncineti
i-uuktionen.
Nunmehr zur Illustration des Gesagten einige Beispiele und
Übungen.
Bedeutet f(^x) =» a + rt,a?, worin dem Obigen entsprechend a einen
Parameter vorstellen soll, also die Symbole a und (/, von unveränderter
Bedeutung bleiben, wenn man auch dem x irgendwelche verschiedene Be-
deutougen unterlegt, sodass die Gebiete a und a, als „nnabhUngig Ton
SU beMiehnen, so ist f{0) «<■ a und f(t) » 1. Somit ist die Funktion
sicher mit x veränderlich, wofern nur unter a nicht gerade das Gebiet 1
verstanden wird; sie nimmt ja dann für verschiedene Werte von r mit-
unter selbst verschiedene Werte an. Weiter ist auch f(a) — a, niitliin
hier zuialli;,': f{a) = f{0). Dagegen ist wieder f(a^ — l, somit hier
f(a^ /(l). EudUch wird f{b) = a + a,6 = a + 6 — cf. TL 33+) Zu-
satS| und konnten wir auch allgemein den urspranglicben Ausdruck ver-
emüsehen xu f(s) » a + —
Für f{i) ^ a + bx ist ähnlich:
f(0) - « = f{d) « /(d.) . /( 1) = a + 6 - m -» f(a,) ,
f(e) ^a + bc, /"(c,) « a + 6f, , etc. —
Pttr f{x)^(a + x){b'^x^)
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408 Zebnie Yorleraog*
wild
rtO)«a, fil)^b, f(a) ^ üb ^ f{b,), + 6
also wieder, im Allgemeinm, ffy) ▼eriaderlieh bei Terinderlidiein wirk-
lieh „abhfiDgig'' T<m x. Natürlioh darf man bei einer t| ' Hen Funktion
f(x) die ursprüngliche Abmachung, Konvention, durch welche die Bedeu-
tung diesem Zeichens erklärt wurdo, nicht ans dein Anpe verlieren. Würde
z. B. jemand hier irrtfhnlich die Gleichung fi^b) =. <i -r h als die Erklärung,
Definition dieser Funkliou /, als Funktion eines Argumenteji, das (ätatt x)
den Namen h ftthrte, ansehen, so wtlfde er erbaHen:
/■(a,) « a + o, — 1 , anstatt, wie Torhin: /"(a,) « a + 6 .
Dafgenige was ich aus einem Ausdruck f(x) erbalte, wenn ich für x erst
hernach fUr h durchweg in denaelben eissetie, müs^te nor dann not*
wendig als das gleiche erscheinen, wie wenn för .r socIcIlIi in di m Aus-
druck eingesetzt worden w&re, weim dieser b nicht neben x enthielte. — •
Versteht man hingegen nnter den Ansdmck:
/■(.t) = tf(jc + 6,)-f6(a, + j,),
so wird
/■(O) = «/y, + 6 = 0 + 6, /(l) =a + <i,6 — a + 6,
/•(«) = a + 6, /(6)=.a-f 6,
und so weiter; man erbftlt fUr stete den gleichen Wert
wa^ tili ein Gebiet man auch unter x verstehen möge; die hier vorlegende
Funktion ist faktisch unabhängig von X oder konstaut.
Analog wttre
f{x) « (a + h^x) (a,a;, + i») »» a6
(bei g^ebenen 6) absolnt konstant Man Torgleiche § 18, Z), wo be-
reits der Beweis für diese Behauptungen geleistet worden ist
Ebenso wfirde die Funktion:
/"(«, jf) = a (« + y.) + y (a, + jr.) «- o + jf
so nennen sein: „konstant in Bezug auf a^^ wogegen sie, sofern nicht ge-
rade a » 1 bedeutet, Tcm f abhttngig erseheint —
Die Funktion /(a-, y) = u{x ■\- y ■\- x^y^ ist ebenfalls konstaut, und zwar
stets f{x^ y)^a.
Dagegen die Funktion: f(r. r) = rr 4- 4- j,>i~ ist nur in Hin-
sieht auf X und y koubtaut, indem sie deu Wert haben wird:
t(x,y^ff)^e.
Bedeutet: /"{ar, z) = + b:.i^ + cx^f^ ,
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§19. Funktionen und deren Entwickeluug.
409
so folgt:
f(0, y , r) = «>/j, + bs , f(l, = rt»/r, + c?/, ,
rix, 0, o; = tu; = /(l, r,, 0, fix, 0, 1) = i/r, + vx, /V, 1, 1) = hx,,
f{0, ü, 0) - 0 - /(l, 1, 1), /(l, 0, 0) = c, /-(Ü, 1, 1) = 6,
rt«, h c) « a»c, + 6cfl, + eaft, — /(a,, 6„ c^, /"(6, c» a) = 0 ,
Oy h) a5, -I- 6c, + ca, , /(a, 6,, <•,) = a6,c + öc,«, + cab ac+flifte,,
/*(<!,, 6, c) a= <i6r, + bca + Cfl,fc, = ah + , etc.
Der Leber enuitüe auch noch andre Funktionswerte, wie
/(x,l,0), /(af,a?„0). fid,d,d), oto.
44^) Theorem. Allgemein ist:
f{x)=fil)'X + fiO)-x,.
Bewein. In § 17, Zusatz 2 zu Th. H6) haben wir gesehen, dass
(und wie) sämtliche im aktuellen Ausdruck von fix) etwa „angedeu-
teten" Negationen sich werden „ausführm** lassen, sodass scldiosslich
der Ausdruck nur noch durch Addition und Multiplikation (ohne Nega-
tion) aus lauter Gebietssymholen aufgebaut erscheint.
Von einem Ausdruck solcher Art haben wir aber in § 13, Zusatz 1
zu Th. 28) ferner gesehen, dass (und auf welche Weise) derselbe im-
mer in seine uletsten A^preganten" gerßUlt werden kann, also dass
derselbe als eine Summe, ein (eventuell auch nnr eingliedriges) Poly-
nom erscheint von lauter monomischen Gliedern, die nur (eventuell
auch (?mfaktoiige) Produkte sind Yon lauter „einfachen" Gebietssym-
bolen — irgendwie herausgegriffen ans der Gruppe der in den Aus*
druek nisprflnglich eingehenden literelen Gebiete und deren Negatio-
nen — , dagegen keine Summen mehr als Faktoren aufweisen und
ohne jegliche Klammem darum sich anschreiben lassen.
Nachdem in diesem Stadium unser Ausdruck angelangt ist, kann
man nun kraft des Eommutationsgesetzes 12^) in einem jeden der er-
wihuten Monome sämtliche Faktoren^ die x sind, desgleichen sämtliche
Faktoren ^„ zusammenrücken lassen und ihr Produkt nach dem Tau-
tologiegesetze 14,«) je durch einen einzigen Faktor x, resp. x^ ersetzen
[wobei implicite auch das Assoziation^geäetz 13^) nehst Th. 16^ in
Wirkung tritt].
Diejenigen Glieder des Aggregates, welche x und x, zugleich ent-
halten, kommen dabei nach Th. dO^\ 22J und 21^) in Wegfall.
Der Ausdruck erscheint hienach als Jüneaii^ in Bezug auf s und
insofern er diese Symbole nicht mehr mit sich selber oder mii-
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410
Zehnte Vorlesong.
einander, sniuleni Bur noch mii Parametern multiplizirt seigeti \vir<1.
Und zwar hat er, wenn man noch die in Bezug auf x und x^ „gleich-
namigen" Glieder zusammenzieht, sie nach Th. 27^) ,,vereinigt% näm'
lieh j^, bei all den Gliedern, welche r, zum Faktor haben, als gemein-
samen Faktor ^ausscheidet^, und ebenso Sß bei den mit x behafteten
Gliedern — nachdem man kraft des Eommutationsgesetzes 12^) sie
hat zosammenrückeu lassen — notwendig die Form:
fix) =^ Ax^Bx, + öf
wu tlio „Koeffizienten*' yl, B, C die Symbole x und jr, nicht mehr als
üperutionsglicdor enthalten, (sondern hoehstens sich dar.-itüllen werden
als Summen von l-rodukten ««6- lauter rarametcrn oder eventuell auch
Negationen solcher).
Jedenfalls n;iiiilich katm man doch die Snmme dorjenigen (ilicdrr,
welche weder mit x noch mit a', behaftet waren, Uimmelir C neuneu imd
mit A resp. B das Gebiet beseichneo, in welches — nach Ausführung der
geschilderten Operationen — das x resp. x^ maltiplizirt erscheinen wird —
Tonusgesetzt natürlich, dass die Symbole A, C nicht bereits anderweitig
als Namen vergeben waren, nämlich nicht selbst ^^clioii uls Parameter im
aktuellen Fanktiousaiisdruck /(.r) vorp^ekoinmen sind, in welchem Fallo
denn andere Buchstaben zur Darstellung unsrer Koclüüouten genommen
werden niüssten.
Uienach lässt diso jede Funldion von x im Ukntitichcn Kalkül sidi
cUs eine lineare Funldion von x daratellen.
Dieselbe wäre ..homogen" zu nennen in dem Falle, wo etwa das
„Äbsolutglied" C sich = 0 herausstellte, wo man es dann forllasäen
und einfacher: f{x) = Ax + J).i\ schreiben könnte.
Aber auch wenn C in'eht verschwindet, kann man uuscrn Aus-
druck vollends liomügeu machen sei es durch übers« Ii iHbeudea Mul-
tipUziren der vorstehenden Gleichung mit der Gleichung
1 « + JF,
— sei esy noch besser, indem man blos das Absolutglied mit dem
Faktor 1, der ^x + x^ ist, versieht, somit G durch
C' 1 == C{x + A.) = Cx + Cx,
ersetzt.
Hierdurch wird in der That:
fXx) = (A^C)x + {B + C)x,.
Der Ausdruck niniait also scldiesslich die „lineare homogene" Form
an (hindern wir A-k-C kürzer a und B -i- C ebenso h neuneu):
f{x)^ax + hx^j
in welcher a und h von x (und x^ uuabMngig sind.
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§ 19. FunküoDon und deren Entwickelimj^.
411
Im idmüsdien KaOeal Uagt Atenocft jede Funktion sogar als eine
homogene Uneare skh kmsteUen (mit konstaniexi Koeffizienten).
Diesem Umstand haopteSchlich hat es der identische Kalktil ra ver-
danken, doss er 80 orbeblich viel leichter zu beberrscbon und zu handhaben'
iät, als die numerisch rechnende Mathematik für deren Ausdrucke und
Funktionen eine so einfache typibche Grundform nicht angebbar ist.
Die geschilderten Umformungen fanden nun aber sämtlich statt
nach allgemein geltenden Theoremen oder Gesetzen des identischen
Kalküls, sodass die Gleichheit swischen dem urspiUuglicbeu Ausdruck
f{x) und dem so gewonnenen ax + hx^ identisch bestehen muss flQr
ganz beliebige, für alle erdenklichen Bedeutungen sämtlicher vorkom-
menden Buchstaben oder Gebietsymbole ^ wie denn schon für alle
Zwischenstufen der Rechnung die Gleichung zwischen dem Ausdruck
f(x), und dessen successiYen Transformationen nach dem Distributions-
gesetze etc., stetsfort den Charakter einer allgemeinen Formel behielt.
Diese letzte Formel bleibt demnach auch richtig, falls man x
durch 1 ersetzt^ wobei jr, 0 zu setzen ist; desgleichen führt sie fort
gültig zu sein f&r as = 0, o?, » 1. Indem man sie für diese speziellen
Falle in Anspruch nimmt, erkennt man aber dass:
/•(n = a, m^b
ist und nach Einsetzung dieser Werte von a und b in jene letzte For«
mel wird unser Theorem bewiesen erscheinen.
Die Darstellung einer Funktion f{x) nach dem Schema des Th. 44^)
wird die ^ßtUwiMun^ (development) dieser Funktion nach der Varia*
beln X genannt.
Durch solches Entwickeln wird die Funktion ^linear" und i^homogon"
gemacht in Bezug auf x und o-,.
X und x^ heissen die „KonkUuenten** der Entwickelung, im (;!cgen-
satz zu den ffKoefßzienten** f{l) und /(O) derselben.
Das Produkt der Konstituenten ist 0, ihre Summe ist 1, nach
Th. 30), wogegen die Koeffizienten irgendwelche von einander unab-
hängig beliebige Werte haben mögen, wie schon die Annahme
■
erkennen lasst
Nach Boele* p. 72 und 73 Fubsnote ibt das» Theorom 1^+) da» Ana-
logjiak des Taylor 'sehen Satsees in der Fnnktionenlehre di^ arithmetischen
Analjsis.
Die (in der Taylor'sohen bekanntUoh enthaltene) Hac-Laurin'scbe
Beihe:
f(?) ^ m) + /-'(o) + f* r (0) + 1* r (0) + • • •
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41- Zehnte VorlesuDg.
gellt in der Thal in ini>er Th. 14^) Uber, sobald man annimmt, dasB die
ZaU X der Formel des TautologiegesetieB
XX oder x — af« « 0 ,
das heisst der Oleichnng:
x(t — a?) *— 0
genOge. Diese qnadratisdie Gleichung hat aber im Gebiet der Zahlen nor
(iie beiden Wurzeln 0 und 1, und wird demnach unter x dann eine dieser
beiden Zahlen zu verstehen sein.
Für = r ist aher anch • x ^ x • x oder :r' = .r*, srmiit auch
— X, dann weiter x'^-x ~ X'X oder x'^ etc., und vereinfacht dar-
nach die obige Reihe »ich zu:
iDäbeäOudere gibt dies, für = 1 iu Au^prucb genommen;
und wenn mun aus diesen l>eitlen Gloicliunr^-en die in der ^'est-hwunL,'oncn
Klammer { j stehende litulie eliminirt, indem man ilneii Werl aus der
zweiten Gleichung entnimmt und iu die erste einsetzt, so kumml:
/(x)«AO) + a; {i\i) — f{0)\
oder, anders geordnet:
f(i!)-/'(l)-x + /tO).(l -ar).
Dies ist nun das Th. 44^) selbst, in Anbetracht, dass wir beim Stu«
dium der inversen Operationen des identischen Kalküls (§ 23) sehen wer-
den, dass in der That 1 — x =^ .r, bedeutet
Wenn also die (Mac-Laurin'sche) Reihenentwickelung einer Funktion
f(^) ffh- die Werte 0 und 1 von X zulässig ist, so fällt sie mit unserm
Theorem zusammen. —
Bemerkt sei noch, dass mau die Gleichun«? xx = x in der Arithmetik
auch zusammenziehen kannte in xi^x — l) = 0, was im identischen Kjslkul
nicht angiingig wttre, cf. § 23.
Wir wollen non die verscbiedenen Phasen der beim Beweise des
Theorems 44) auszuffihren geweseneu Operationen, die vorstehend ab-
strakt geschildert sind, durch einige konkrete Beispiele erläutern.
Natürlich bleibt es unbenommen, mit dem schematischen Verfahren
auch noch anderweitige Vereinfachungen, die sich unterwegs anbringen
lassen, zu verbinden.
E xem peL Sei f{x) = [ { (ax -f 6x,),c + da; ) , ea^J, .
Dann gibt die Ansftthrung der Torgesehriebenen Negationen:
f{x) = {(ax + &ar,),c -I- rf^r } + «, + a? = (a, + r,) (h, -H «■)€ + e, + jp
indem der Term dx von dem x absorbirt wurde.
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§ ly. Funktionen und deren Entwickelung. 413
Durch Aiismoltipliiii«!! folgt biezans:
f(x) = a^b^c + fi^cx + h,c.v^ + c, + tr = a^h^c + + />,cx, + x
wobei wieder zu Anfang der zweite Term in den loUten einging. Ferner
kann man aber in der Summe b^cx^ x nach Th. 33^) Zusatz den Faktor
jr, nnierdrOeken and darnach wird auch in nnserm
/-(.}•) = r/, h^c + e^ + h,c + X
der erste Term vom vorletzten autgesogen und bleibt:
was — am besten wieder nach dem soeben citirten Satze — homogen ge-
macht sein wird:
/•(a;)-»a: + (6,c + e>,.
In der Tbat aber ist hier mit leichtester Mtthe schon ans dem nrsprttng-
lifihen Ausdrucke zu entnehmen, dass;
f{t) - [(a.c + d),c . 0]. - 0, - 1 , m - [(b,c\el - h,e + e,
ist, womit also die Koef&xienten von x und ifobtig angegeben erscheinen.
Esempel. Bedeutet
/"(.r) = (ax 4- hr^ -f r) (dx 4- f r^gx ,
so Find diesmal keine Negationen aus/,uführen. Durch einfaches Ausmul-
tiplizireii. wenn mau sich unterwegs nicht die geriagtite Vereinfachung ge-
stattet, ergäbe fcicli:
((A «SS adgxxx + aegxx^x + bdgj\xx + b€gx^x^x + cdgxx + ccgx^x.
Nach Th. 30^) fallen ntm aber die Tcrmo alle fort, welche neben 36
zeigen. Bei den übrigen ist nacli Th. liy) tt sowifi .'•./ ./• thircli .; alloin
zu ersetzen und ergibt bich tjchlicsslich durch Vereiuigung dieser (bezüg-
lich j) gleichnamigen Terme adgx + cdgx das Resultat:
f(x) == (a + v)dyx
nnd di*^«^*« wirJ durcli das Th. 44) bestiitigt, beziehungsweise noch rascher
gewonnen^ indem schon aus dem ursprünglichen Ausdrucke direkt sich
ergibt:
f{l) = (tf + c)dff, f{0) = (6 + c)c • 0 = 0 .
ExempeL Man entwickle, ohne Benutsnng des Saties, nach x die
Funktion:
fix) — (ax, + bx) (dx + exX (ßx + Ä) (& + Ix,) ( (war), {nx^ ] ,
nnd koatroUire dadurch den Sats.
Ausführung der Negationen gibt:
f(x) (ax, + bx) (f/, + X,) (r, + x) {gx + //) {k + Zr,) {mx + w.r,) .
Das Ausmultipliziren ohne jegliche Vereinfachung wiinb; hier G4 Glieder
geben. Lassen wir aber sogleich diejenigen fort, ^n welchen x und x^ zu-
sammentreflfen, und mnltipliziren die Faktoren zunächst x>aar weise, den ersten
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414 Zehnte Vorleran^.
mit dem IcUien, etc. sohreiben aacb gleiche Faktoren nie wiederholt ao,
80 entsteht:
Der Tem d^e^ (mit x + dc, mnliiplixirt) wird hier von den beiden folgenden
absorbirt, nnd kommt:
f(x) «= (J^^nc^x^ + hmd^s^ (hlx^ -^gJtx + hJt) «
= af»e,ft^ + aw<?,ÄÄ;a?, + bmd^ghx + &m(f,/iÄ:a:,
also:
f{x) «= + A)j|;m« + a^,ft(i(; + Qn«, .
Mit viel geringerer Mtthe erhSlt man aber dieses Besoltat augenUicklich
nach dem Th. 44^.), indem sich:
f(l) — hdXg + h)hm , /(O) = acji{k + l)n
schon aus dem uiaprünglicbeu Auädruck vou /(^x) — bequemer aUerdiugs
nach ausgeführten Negationen — unmittelbar ergibt.
*
Übnngsexempel. Man entwickele
f(x) mma{x + h,) + h (a, + «,) ,
so ergibt sich rein mechanisch, was wir frtther § 18, X) mittelst Kunst-
griffen fanden: f{x) (a + 1) (as + ar,) = o + 6 .
Übungsaufgabe. Durch Entwickelung nach a zvi zeigen, Uass:
a&(c + d) + (c «f b)cd « a{bc + 6<i + cd) + a^bed .
Bezeichnet man die linke Seite mit f{(i), so ergeben eich in Gestalt
▼on fii) und f{0) die rechts angefahrten Koeffizienten von a nnd a^,
Eutwickeit mau eine Funktion vou der Form
gemSss dem Tli. 44) nach x, so erzeugt sich allemal der gleiche Aus-
druck wieder, indem
f(i) = a, f(0) = b
sich erweiat» d. h.: Eine bemigluit eines Sijntbols homogene lineare Funk-
tim isi immer »^o» «ocft diesem ^jeniwidcdif*.
Dmh das Th. 44^) erscheint das Th. 42^) von neuem bewiesen
fOr alle Gebiete y = f(x)f die eines analjtiscbeti Ausdruckes im iden-
tischen Kalkül fähig sind, und erhalt leiateres für diese dadurch einen
präziseren Inhalt —
Znaata 1 zu Th. 44^) (Boole).
Der Satz lasst you einer Funktion eines Argumentes , «ich leicht
ausdehnen auf eine Funktion Ton zwei, drei, und beliebig vielen Argu-
menten.
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% 19. Pnnktionen und deroi Entwidreluttg. 415
Auch jede solche Funktion kann nach (allen) ihren Aiytimenkn
(sogleich) fpiiwickdif* werden nach den Schemata:
l)a:y+/'(l,0)a:y,+/^(0, l)x,y + f{0,())x,y,,
und 60 weiter, und kann man für das Bildungsgeaetz der Entwiche-
long mit Boole folgende Kegel aufstellen.
Um die Enticichelung emer Funldion y, . . .) von beliebig vielen
Argttmetiten nach ebendiesen su erhalten, ersdge man in dem Ausdruck
der Funktion sämtliche Argumente durch 1 und muUi^plU0ire das JSrgdh
niss wU dem (geordneien) BrodUkt dieser Ar^menie, Ihditreh bekomnU
man das Anfangsfiied der gesw^ien Eniwidcehng, In diesem ersette
man den leUdm Faktor (des ^on^Uuentenf* oder Produkts der Arg^
mmie) durA seme NegaUm md sugleid^ das letste Jrgummt 1 (im
tfKorffiäenten*^) durch 0, wodurdi std^ ein sweites Glied der Eniwiekelung
€rg9>t. In diese» haden GUedem erseise man hierauf den vortästm Faktor
ihres Kimstituenten durdi seine Negation, zugleich das vorletste Argument
ihres Koeffimenten (welches noch immer 1 geblieben aein wird) dur<^
0, und erhaU suiei weitere Glieder, In allen vier bisherigen Gliedern er-
setse man den dritttetsten Faktor ^ktrtA seine Negation, eugleich das driU-
letzte Argument im Koeffizienten durth 0, wodurch sicJt vier weitere Glie-
der erycben, und so weiter fort, bis man jeden, auch den ersten, Kon-
stituentenfaktor durch seine Negation, zugleich auch das erste Argument
1 jedes Kocffizicuteii durch 0 erset/l luit.
Wenn im Funktionsausdruck^ vielleicht neben einem Argumente, auch
dessen Negation Torkommt, eo mms di^ wlhstrerBt&ndlich in 0 verwan«
delt werden, wenn man das Argument dorob 1 eraetati nnd umgekehrt in
1, wenn man das Argument durch 0 ersettt im Einklang mit einer schon
früher statuirten Bemerkung.
Es wurde beim Formuliren der vorstehenden Regel bereits nnter-
weges angedeutet, dass man den hier als ersten erhaltenen Faktor
jedes Gliedes wieder als dessen ,fEoeffi0ienkn% das Produkt der nach-
folgenden (BQchstaben-)Faktoren aber, welche Argumente oder Nega-
tionen Ton solchen sind, als seinen „Konstituenten^ zu bezeichnen habe. '
Behufs Beweises von diesem Zusätze betrachte man den Fnnktions-
ansdruck |f» • • •) zuerst lediglich in seiner Abhängigkeit von jti
Man entwickele ihn nach diesem einen Argument x gemäss dem
Schema 44^). Die Koeffizienten dieser Entwicklung werden dann
nur noch als Fanktionen von y,M,,, hingegen konstant in Hinsicht
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41B
Zebnte Torlenrag.
auf X erscbein6D| indem eben behufs ihrer Gewinnung dieses x durch
1 oder 0 ersetzt werden musste. Hierauf entwickle man jeden dieser
Koeffizienten nunmehr nach abermals gemiss dem Schema 44^),
setze seinen Wert in den Ausdruck ein und mnltiplizire aus. Die
neuen Koeffizienten werden dann nur noch als Funktionen von . . .
dagegen als konstant bezfiglich x und y erscheinen; sie k&nnen nach
M entwickelt eingesetzt werden , ond so weiter.
Es wird genügen, den angedeuteten Beweis nur flQr die Funktion
f(Zf y) Yon mei Argumenten wirklich auszuführen, da Ton diesem be-
sonderen Falle des auszufahrenden Beweises der allgemeinere sich nur
quantitativ (durch grössere Häufung von Symbolen in den auch häufiger
wiederholt zu machenden Ansätzen) unterscheidet — Dort hat man
zunächst: fi^j^^ y) = f(\^ + /lO, y)x^ ,
uuU dann weiter:
rtl. V) - 1, l)y + «1, 0)y, , m 9) - f(fi, 1), + f(0, 0)jr. .
Die Einsetzung dieser Werte in den Torigeu Ausdruck gibt nach
Ausmultipliziren den zu bew^enden Satz, wie er sich oben angegeben
findet* ~
Die im obigen Zusatz gegebene Ausdehnung des T1i. 44) auf Funk-
tionen von mehr als einem Argumente ist zwar theoretisch interessant
und wichtig, aber für die Technik des Kalküls von geringem prak-
tischen Werte, aus dem Grunde, weil man sich bei den vielen zum
Teil gleichzeitig geforderten Einsetzungen von Werten 0 und 1 (je
für ein Symbol und dessen Negation, oder umgekehrt) allzuleicht ver-
sieht, diese zahlreichen Substitutionen auch ermüdend und lang-
weilig sind.
Sollte wirklich die Entwickelnng einer gegebenen Funktion nach
mehreren Argumenten angeseigt erscheinen, so schlägt man am besten
den Weg ein, der uns zum Beweise dieses Zusatzes verholfen hat,
d. h. man entwickelt immer nur nach einem Aigament auf einmal
und so nach diesen allen nur successive („fortschreitend'', „hintereinan-
det*^, wobei man bei jeder Zwischenoperation schon auf m5glieh8te
Vereinfachung der Koeffizienten Bedacht nehmen wird.
Wir ])egnUgea uns, hiezu nur ein Ezempel zu geben. Sei nach Xy
e zu entwickeln: f{x, y, e) =
(abxy + a^h^ {cd^xe + c,rfy,) + (a,*, + + e^s + d) {yt + <i,y,<,))
so entwickelt man am best^ zuerst nach y als demjcuigeu Symbole, wel-
ches am häufigste in dem Ausdrucke vorkommt — sodass durch Ein-
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I 19. Fimktioiira Dnd deron Entwick«Iiiag. 417
setning- der Spezialwerlc 0, 1 für y oder die 1)oträohtlicfasteil Eeduk-
tiondn des letzteren in Aussicht stehen. Es entsteht:
/ (x, 1, z) = ia 1 + a^b^ cd,xs + (a,a;, + 6, + c, + d) (— etc.)
f (ä, 0, m) = a^b^ {cd^xz + c,d) + <i,9r,<l,#^
tJiid li]0ran8 leiten wir aby wie wenn wir naeli s entwickeln wollten:
/ (.r, 1 , 1) = oaf + + + r, + d, / (.r, 1,0) = 0,
/-(.r, 0, 1) = <!,?>, + «vO» /"(-^ 0, O) = fl,6,r,(^ + <i,ff,x„
woraus endlich, der Entwickelung nach x entsprechend:
/•(l, 1, 1) « a + c,+ d, /•(!. 1,0) - 0,
^(1. 0, 1) « (cd,+ c,d), /-(l» 0, 0) - afi,c,d,
f{0, 1, 1) - a, + fi, + r, + d, /-(0, 1, 0) = 0,
/■(O, 0, 1) = a,&,r,rf, /- (0, 0, 0) = (/;,r, + d,). *
Damit ist denn gefunden:
/■(ä, jc) = (a + &,+ c,+ d) iii/^ + a,6, (^,+ f,d) ay,r + «, /^,c,d a;i/,xr, +
als die gesnchte Eatwiokeliuig.
Das Kesultat ist das nämliche, ob muu erst iiacli x entwickelt
und dann weiter l iich y, oder ob inan es erst nach y und daim nach
X tbut, oder endlicii nach beiden zagleich.
Auch stimmt eine Entwickelung nach dem Argumentenpaare v
und dem Argument e überein mit derjenigen nach dem Argument
nnd dem Ar<;nfnentenpaare y, £; sie ist zugleich die Entwickelung nach
dem Argumeiitetripel x,y,z. Man sieht:
I)(i>s Erituiclcln einer Funhiion ist in Hivsicht auf deren Ar<jn-
mcnfe eine kommutative und zufileick assosiiüirr Operation. Reihenfolge
und Grnppirung der Argumente, nach denen einzeln oder in Gruppen
entwickelt wird^ sind dabei nebensächlich; die ganze Anordnung des
Entwickelungsprozesses steht in unserm Belieben. Woferne nnr allo-
mal ausmultiplizirt wird ist die nach der Gesamtheit der Argumente
entwickelte Funktion zugleich entwickelt nach jedem einzelnen dieser
Argumente und nach jeder Gruppe Ton solchen und umgekehrt — ab-
gesehen natürlich von der Anordnung der resulUrenden Glieder und
der Reihenfolge der zu den Konstituenten derselben zusammentretenden
Faktoren^ welche Momente ja aber ohne Einflnss auf den Wert des
Brgebnisaes sind.
Dies alles wird nebenher bei der Durchftlhning des obigen Be-
weises ersichtlich und kSnnte leicht noch naher dargelegt werden. Hin-
aichüieh b som Beispiel erscheint die nach x, p, m entwickelte Punktion
BeBiAm«, Als^bn dct Logik. 97
418
Zebnl» Vorletmig.
in der Tliat gcsotiikrt in Glieder, welche r splbst uiul solche, welche z^
enthalteu. Die Glieder von beiderlei Art aiud leicht aus dem Gesamt-
atisdruck herauszulesen, wenn sie auchi nicht (durchaus) beisammen
stehen. Analog besflglich des y sowie ^des x. £tc.
Zusatz 2 8U Th. 44^) (Boole).
AUe EonäUuenten der EnltwiMmg einer FwikUoH sind m einander
di^junkt, gAen nändiA tu irgend eweien nmlHpligirt das Brodvkt 0, in-
dem sie sich jedenfalls dadurch von einander unterscheiden müssen,
dass mindestens ein Faktor des einen Konstituenten im andern durch
seine Negation vertreten erscheint^ wonach also das Th. 30^) anwend-
bar wird.
So ist bei swei Argumenten in der That:
xy,'X,y ü, xy,'X,y, 0, x,y - x,y, — 0.
Etc« Es Ware nicht uninteressant, doch etwas umständlich, das all-
gemeine Zutreffen dieser aus dem Bisherigen schon einleuchtenden
Thatsache mittelst zwingender Schlüsse genauer darzulegen.
Ebenso gilt:
Die Swmme äUer KonstOuenten ist sieis gleiA 1 — eine Aussage,
die bei einem Argumente mit Th. 30^), bei zwei Argumenten mit dem
Th.34^) rasammenfallt (für a,d dort x,y gesagt). Bei dreien haben wir:
xyz + xyz^ + xy^s + xy^e^ + x^yn -h x^yz^ + x^y^M + x^y^z^ 1
Etc. Jene Konstituenten sind n&mlich (allgemein) gerade die Glieder
des ausmultiplizirten Produktes — cf. Th. 30^):
wcklios als die Entwickuluug der konätanteü Funktion 1 nach x, y,
j5, • • • anzusehen sein wird.
Hat die Funktion f? Arf,niraeute, 8o ist die Anzahl ihrer Konstituenten,
boiuit auch der Glieder ilncr vollstiiiidig angeschriebenen Entwickdung
gleich der n*'" Poteuz voa 2, gleich 2". Dieac Anzahl ist abu 2, 4, 8,
IG, 32, G4, • • * bei 1, 2, 3, 4, 5, 0, • • • Argumenten.
Anmerkung 1 zu Th. 44^).
Das duale (jlcgeiistück zu diesem Theorcui:
44,) Th. /(«) = laO) + x\ ifil) + x,\
möge hier wenigstens einmal Erwähnung finden*, erstmalig ist dasselbe
Yon Herrn Peirce ausgesprochen.
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1
$ 19. Fnnktionen tmd deren Bniwickelang. 419
Durch Vergleichung dieses Ausdrucks mit dem vom andern, Tjb.44^)
gelieferten, ergibt sieb nacb ibm die interessante Formel:
\m + x)- {/(l) + x,]-f(,l)x + /(O) -x,.
Dieselbe würde als „zu sich selbst dual*' zu bezeichnen sein, wenn
man nur bereclitigt würe die Funktion f(x) sich selber dual ent-
sprechend zu nennen.
Ersetzt man f {\) durch a und f {})) durch Z>, wo dann a und h
als üilgtiHrine Gebiete werden aufgefasst werden dürfen, so erhält man
jene Formel:
(a -f ar,) (6 + a;) « aa; + hx^
▼on Peirce, die wir schon unter x) des § 18 betrachtet haben. —
Gleichwie das Th. 44^) in eventuell wiederholter Anwendung be-
nutzt werden konnte, um eine Funktion f (sc, y,», ' ■ ) nach ihren
Argumenten in eine Summe zu entwickeln, so kann dies auch mit
Th. 44,^ geschehen behufs Entwickelung ebendieser Funktion in Ge-
stalt eines Produktes. Diese letztere wird dann das duale Gegenstück
der vorigen Entwickelung sein* Z. B. bei zwei Argumenten wird:
/•(«,y)-l/'(0,0)+aP+y|{/'(0,l)-f-a:-Hy.) {fihO)+x,+y] (^1,1)+^.).
Etc. Jene crsitre Entwickelung wai' nach dem mathematischen Si>iach-
gebrancU bezeichnen als (ein) /r(mK>^en(er Ausdruck) in Hiiiskbt jedes
eiuelnen sowol, als jeder Gruppe, als auch der Gesamtheit der „^\j-gumeDt-
symbole" (falls in diese wir auch die Negationen der Argumente mit ein-
recbnen); sie war nUmlicb dudurch gekennzeichnet, dass in jedem Gliede
immer gleklwkJe der betrcüVndHD Symltole als Faktoren stehen. (Dabei ist
jeder ArgumentbnchstÄbe auch yertreten.)
Analog erscheint diese letztere Entwickelung in einer eigentümlichen,
der homogenen dual entsprechenden Form, die sich dadurch kennzeichnet,
dass jeder Faktor der Zerföllung immer von genannten Argumentsymbolen
gleich viele als Bummanden enthSlt (so zwar, dass in jedem Faktor aoeh
jeder Argumentbudistabe entweder in Gestalt des Argumentes selbst oder
iu Oc^iult von dessen Negation als Glied vertreten ist, und dies im Ganzen
auf jede mögliche Weise).
Lasst man alle in einem Ausdruck f überhaupt vorkommenden
Buchstabensjmbole als ,,Argumente" gelten, und entwickelt nach diesen
gemäss Th. 44^), so wird man eine Zerlegung jenes Auf; drucks f in
seine „leisten Aggreganten" erhalten — in dem schon § 13 zu Th. 28)
erörterten Sinne, jedoch in der Kegel wol mit dem Unterschiede (vom
Ergebniss der dort beschriebenen Prozesse), dass jetzt von den nach
Th. 30^) möglichen Zusammenziehungen von Gliedern, and dem Ein-
gehenlassen Uberflüssiger Faktoren solcher, kein Gebrauch gemacht ist.
Analog kann man nach das Th. 44^ benutzen, um die Zerfallung
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420
Zehnte VorleBnog.
irgeud ciues Ausdrucks in seine ,^etstcn oder rrim-Faktoren" zu be-
werkstelligen.
Anmerkung 2 zu Tb. 44). Als Folgerungen flieSBen aus diesem
Tbeorem durch beiderseitiges Multipliziren mit x resp. die Sätse
Mc CoU's:
xf(x)^xf(l) und x/{x) =^ x,f{0)
md macht derselbe darauf aufmerksam^ dass durch Anwendung dieser
Schemata manche Rechnungen sich sehr vereinfachen lassen.
Hatten wir s.B. in § 18 unter auszurechnen: n\ (0,^ + ^i^^iH- Vr\)
so kann dies 80 geBefaehoa, dass man den Faktor hinter ah^ als eine
Funktion f((i) von /r, o*1pr aber als eine «olche von b betrachtet;
darnach ergibt sich nach dorn ersten resp. zweiten Schema das Ganze gleich
«6, (0 + 0 + 6,c,), a 6, (6 + c) = a6,i?,
resp.
«6, (0 + a,c, + c,), = a6, (c,), — a6,c
Und dergleichen mehr.
Sind AusdrQclie^ an oder mU welchen eine Recbnnngsoperation
des identischen Kalküls Torsunehmen ist, nach bestimmten resp« den
nämlichen Argumenten „entwickelte — nnd man vermag ja jeden Aus-
druck nach gegebenen Argumenten entwickelt darsnatellen — so lassen
die Rechnungsregcln gana ausserordentliche Vereinfachungen zu, von
welchen jetzt Eeuntniss zu nehmen ist: wir haben mit erdwiMtm
Funktionen nun rechnen zu lernen.
Vorbemerkung zu Th. 45^.).
Schon nach dem Distributionsgesetze allein ist die Summe von
nach x,y,'* * entwickelten Funktionen [ganz ahnlich, wie in der Arith-
metik die von Potenzreihen] zu bilden mittelst aeUtiUver Veremigmig
der KoeffigietUen aUer ffleichmm^^m Glieder — wobei wir „gleidmami^
jetzt solche Glieder zu nennen haben, welche denselben Konstituenten
als Faktor enthalten, sich also höchstens durch ihren Koeffizienten
unterscheiden.
So sind z. B. nxy,« und hxtf^g zwei gleichnamige Terme in Hinsiebt
auf die Argumente ar, ff, t.
In der That haben wir ohne weiteres:
{ax-^lx^ + {a*x + 6'a?,) » ad? + ax + 6ac, + fe'a?, — (a + a*) af + (& + V) x„
{nx^+bx) + {cx,+iix) + {cx,+fx) = (a + e + e) x,+ {b-\-d-¥f) x,
\^axy \ Oj t/^-\-cx^y-i-dx^y^) + (a xy + b' xy,+ c x,y + (V x^y^ =
= (a + ö') a:f/ + (6 + 2)') a;y,+ (c + c') x,y + {d + d') x,y,,
und so fort. Die Summe von Funktionen, welche nach gewissen für
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% 19. Funktionen und deren Eniwickelung,
421
sie alle gemeinsamen Argumenten entwickelt sind, wird hienach eben-
falls wieder nach diesen eTitwiekelt erhalten, und bedarf die vorstehende
liege! iui den auch nur mit den ersten Elementen der Buclistaben-
recbnung Vertrauten keiner besonderen Betonung} sie versteht sich
ohnehin. Aber auch:
46^.) Theorem. Um das Produkt im FmkHmm i^tmgttretMm",
UfdAe nach denselben Argumenten etilwüAdt und geordset sindf braucht
man mtr die Koeffimenten der gleichnamigen resp. gleiohBtelligen Glieder
mOeimnuhr eu muU^igiren und hinter deren Produkte die ihnen ge-
meinsamen Konstiinenten zn setsen. Auf dieee Weise erhält man das
Produkt wieder nach ebendiesen Argumenten entwiekeli
Man hat so gewissermassen nnr eine SuparposiUent ein Üherekh
tmdersdUeben mit den die Batwickelongen darstellenden Polynomen vor*
zunehmen, dergestalt dass die ohnehin fihereinstimmenden Konstituenten
der gleiohstelligen Glieder sur Deckung kommen, ihre Koeffizienten aber
zu neuen Koeffizienten zusammentreten, indem sie sich multipHkatiy
verbunden nebeneinanderstellen.
In der That ist:
(ax-k-hx,) (a'ap+ft'a?,) — aa'x +
{ax,+ hx) (cx^+dx) {cx^-\-fx) = acex^-\- bdfx,
iflxy+bxy^+cx^ij + dx^y^) (a'a;y + fe'a?y,+c'a:,y + <i'ic,yj «
— aa'zy + bb'xy^ + ce'x^y + dd'x^^,
etc. Beweis durch (mentales) Ausmultipliziren nach der Multipli-
katioDsregel f&r Polynome Tb. 28 J mit Rficksicht auf den Znsatz 2
zu Tb. 44
Indem hier jedes Glied des einen Polynoms oder entwickelten Aus-
drucks mit jedem Glied des andern im Geiste zusammengebracht wird^
verschwinden alle diejenigen Einzelprodukte, deren Faktoren verschiedene
Konstituenten enthalten, in Anbetracht, dass ja letztere disjnnkt sind
— m. a. W. ungleichnamige Glieder aus dem einen und dem andern
Polynom entnommen, f?eben alletnal Null /.um Produkte. Von Eintluss
auf den Wert des Er^^^ebnisr^es küunen nur diejeuij^^en Einzclju-odukte
bleiben, welche gleichnamige Glieder aus dem einen und dem andern
Polynom zusammenlassen. In dem Produkt solcher wird aber der in
beiden übereinstimni nde Koustituent nicht wiederholt als Faktor
erwähnen, sundern nach dem Tautologiegesetze 14^) nur eiwmal als
Faktor anzusclireiben sein, q. e. d.
Von zweien ist der Satz äusserst leicht aiu h auf beliebig viele
iuulti|)likativ zu verknüpfende roijnome auszudehnen.
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422
ZebnU) Vorlesung.
Das Theorem ist bereits yon Boele gegeben; es bewirkt dass mal-
tiplikative Prozesse sich im identischen Kalkül oft auBserordentlieb viel be-
quemer, als in der Arithmetik gestalten.
Zusatz zu Th. 45^).
Das Theorem ist noch einer naheliegenden Erweiterung fälii«^,
nach welcher überhaupt das Ausmultiplizireii von t/lcichvttlyitiän/jcn
Ao^irregaten oft sich vereinfachen wird (auch wenn diese Aj^gregate
nkht aus „Entwickehuig'* nach gewissen Argumenten hervorgegangen).
Zur Herstellung des Produktes zweier solchen Aggregate genügt die
midttpUkative Vorhin ftfnnfj ihrer (jhirJistdlujtjn (JUakr, sobald bekannt
ist, dass die Glieder des einen Aggregates (lisjunkl sind mit den un-
(jleichstclligen Gliedern des andern — was dauü immer auch umgekehrt
der Fall sein «wird. So nuiss z.B. sein:
(a + 6 + c) (tt + 6'+ c) « «a'+ bb'-k- cc\
sobald 0, 0, ha'^ 0, 6c'«» 0, ca'— 0, c6'— 0 ist —
46^) Theorem.
Auch die Negation einer nach irgendwelchen Symbolen enkoickdtm
Funktion ward nach ebendiesen entwickelt erhalten, indem man einfach
eUe Koeffieienten des Ausdracks negiri, die Konstituenten aber nnver'
ändert l&sst; es ist:
etc. Beweis 1. Bezeichnet f den Inhalt der Klammer links, das ist
eben die zu negirende Funktion, den Neganden, und f* die rechte Seite
der zn .beweisenden Gleichung, sonach die angebliche Negation von
80 ist blos zu zeigen, dass
d.h. die angebliche Negation in der That die wirkliche ist. Auf Grund
der Theoreme ÖO), wonach ja:
/•/, = U und r+f,-X
'sein muss, wird dies aber nach dem Hülfstheorem 29} geleistet seio,
sobald wir darthun, dass auch:
rr^o und r+r«-!
isj. Beides folgt nun in der That durch Ausführung dieser Multipli-
kation und Addition gemSsB Th. 45^.), indem bei f und f die Produkte
der gleichstell igen Koeffizienten a, a,; ?», h^\ etc. durchweg verschwinden,
ihre Summen gleich 1 werden — konform deii 'I'heoremen 30), wobti
zuletzt Zusatz 2 zu Th. in AVirivaumkeit tntt.
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§ 19. Funktionen und deren Eatwickelong. 423
Der ▼oratehende Beweis lief mehr auf eine Probe der Richtigkeit^
eine Verifikation des Satsee hinaus. Der folgende Beweis ist mehr
iihenristisdi*', ISsst auch erkennen, aof welchem Wege der Sats leicht
SU entdecken war.
Beweis 2. iNach Th. 36) ist — zunächst bei einem Argumente:
wie mich dem Th. § 18, t) oder x), oder endlich durch völlige Ent-
wickelung des vorietzten Ailsdrucke nach x gemäss Th. 44^) unter
BerQcksichtigung des Absorptionsgeeetzes einzusehen.
Nachdem so fOr em Argument der Sata gewonnen ist, lässt er
sich für zwei Argumente hieraus ableiten, wie folgt:
{axp + bxy, + cx, y + dx.yX = ( (ay + » + (cy + rf//,) a:, ) , =«
= («y + ^yX + (cy + dy\ a:,= -i- b^yj x + + (/,y,j x,«
= o^xy + 6, /;//,+ c^x^y + r/.r, ty,.
In derselben Weise fortschreitend wird der Satz für immer ein
Argument mehr gewonnen [und allgemein f&r }i + 1 Argumente auf
den vorher erledigten Fall von n Argumenten zurückgefOhrtJ,
Das Th. 46^) gestaltet auch das Negiren der Funktionen su einer
bequemen Operation, sobald solche nur „entwidcelV* worden.
Von manchen in meinem Operationakrms^ gegebenen Sitsen, die ich
ifpttter durch Herrn Peirce antizipirt, Torw^genommea fond, ist mir
wenigstens dieses Theorem geblieben.
Ezempel. {nx + hx^-^'e)^^ — //,-,) = a^e^x + h^c^x^.
Exempel. Nach unterm Sat/.e kann nun die Negation von ff6, -f<<,6
auf drei Arten hergeätelli werden. Der Ausdruck ist nütuüch entwickelt
sowol nach a für sich, als auch nach h allein, als auch nach a und b sn-
sanuaen. Im Hinblick auf emteres bekommt man die EoefSzienten und h
tu negiren, wfthrend man die Konstituenten a und a, stehen zu lassen hat;
es entsteht: (al>,4* » a& + afi^
In der zweiten Hinsicht nvuss man die a und ri, als die Koeffizienten gelten
latsson, diese negiren, und h als Konstitucntou uuTerttndert lassen, wo-
durch a^h^+ iih somit ilas gleiche Kesultat entsteht.
In der dritten Hinsieht werden in:
o6, + « 0«a6 + 1 -05,+ 1 • «,6 + 0•a^b^
die Koeffizienten 0, 1| 1, 0 zu negiren sein, wodurch sich
(al»,+ a,6), — 1 •a& + 0«ff6,-fO'a,5 + l ««,5,
also wiederum das alle Resultat ergibt
Die letzte Betrachtung zeigt, dass bei der Anwendung des Satees
««t l'dderqudle verfänglich ist: man darf die dua fciUaiden Glieds
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•424 ZebuLü Vorlesung.
der Emkndsdwng nuM Obersdienf da deren Nullkoeffizienten b^im Ne-
giren sich in 1 2Q verwandeln haben; m. a. W. man muss die £nt>
wiekelung jeweils als eine vaUständige dargestellt der Anwendung des
Satzes zugrunde legen, jeden einzelnen Konstituenten bsrOcksiehtigen,
'wenn er auch, weil in 0 maltiplizirt, in dem Ausdruck nicht zu er^
blicken war.
ThSten wir dies nicht, so erhielten wir ja aus a&,+ « 1 • ^( + 1 • a,&
durch Negiren der Koeffizienten iUschlich 0*al»,+0*ir,5 » 0 als die ge>
suchte Negation.
Ebenso ist die Klippe eu ▼ermeiden, dass man das Th. 46^) nidU
etwa anteende bevor die (nach den Konstituenten) gleichnamigen Glieder
vereinigt sind.
So ist z. B. (a^x-\-aXf-^b,x^, nicht
'=ax + a^x^+bx^^ax^\-{a^+b)x^^ sondern «"aa?+(a+&,),ir, =aaÄ+f/,//j,.
Im Hinblick auf die letzten Sätee: Th. 45) nebst Vorbemerkung
und Th. 46), kann man zusammenfassend sagen, dass jede an oder
mit Funktionen auszufahren Torgeschriebene Operation des identischen
Kalküls sich als die gleiche Yorschrift überträgt auf die Koeffisienim
▼on deren Entwickelung. —
Noch sei bemerk^ dass die Negation einer Funktion f ix) in Ge-
stalt Ton [f{x)]^ unbequem zu schreiben ist Um ein handlicheres
Zeichen daf&r zu erhalten, mag man definiren:
f, f^"» == [fKt^ ) o ^"i'l ilhnlich /, y)'=^[f{x,y)\^
etc. Daruacli wird uns auch bedeuteu:
/;(0)-{/-C0)), und /; (l)_ {/■(!)},. _
Es ist zu wünschen, dass mau im stände sei jeweils rasch die ver-
schiedenen Werte zu überselieu, deren eine f^Cü^ebene l'uiiktiuu des
identischen J\alkuls . iliig'* ist, welche sie uäuilich dadurch zugeteilt
erhalten kanu^ da^^ man den Argumeuten irgendwelche Wertsjsteme
beilegt.
Um die an^^eregte Fraixe über die „Variabilität" iri^end einer
Funktion zu beantworten, seliicken wir eine kurze Betrachtung voraus
über „Mittel' oder „Zwisclimwcrtc\
Def iui tion. Ein Gebiet x ist ein „mittlerer^ Wert oder „Zwisdunh
werf* („Mittel^ von a und b zu nennen, es ist zu sagen:
gwistken a und b"^ wenn
a=^x und zugleich x^h
ist. Da hieraus: u nach i'riu/.ip 11 tolgt, so ist ersichtlich, Uuss
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§ 19. FujiktioDeii und deren Enivickeluiig.
425 •
von einem ^yMittclwertc'^ nur fiesprochen werden kauu bei solclieu zwei
Gebieten, zwisclicu weklu'ii tlio l^^ziehimg der Eiiionlniinii, Subsumtion
bestellt, voll denen das eine iia andern enthalten ist. i>ies ist stft.s
Vorauszusetzen — oder es wird mit behauptet — sobald wir die
Uedeusart «gebrauchen.
.Subdld a =^b ist gibt es iiumef Mittelwerte (mindestens cinm
soblien) zwischen a und 6; nach l*riii/,ip 1 und der Voraussetzung ist
Lüiulich X =^ a sowoi als x = h al>darin ein solcher. Es kann dar-
rtacli irgend ein Gebiet a als ein Mittelwert zwischen ihm nnd sieh
selber hingestellt werden — wie bei der durch die VoraUäseUuug
a 6 mit zugelassenen Annahme 6 = a zu sehen ist
Wir gehen nun darauf aus, die allgemeine Form der swischen a
und b liegenden Gebiete, falls es solche gibt^ za finden.
Hier haben wir zunächst das kleine
Halfstheorem sa Th. 47^}. Wenn x gmschen a und h liegt ^ so
ist Siefs:
und umgMuft
Beweis. Ist x swischen a und h gelegen , so gilt nach der ge-
gebenen Definition und Th. 38^:
ax^ ^ 0 und h^x -=> 0.
Ersetzen wir darnach in dem Ausdrucke ao;, + das ax^ durch 0
und dieses durch h^x, so wird derselbe:
ax,+ bx « bfX + bx — (b,+6)» « l»« — a;
wie einerseits zu zeigen gewesen.
Ist andrerseits ax^^\•bx = x, so können wir diese Gleichung mit
Xf beiderseits ntultipliziren (,,durchniultipUsiren'') und erhalten: aj;,"«0
oder as^x — cf. Th. 38x). Damach yereinfacht sich aber die Glei-
chung zu: hx^x, was nach Th. 20^) äquivalent ist: x^ Damit
ist also geseigt dass a^x und x^b^ somit auch a & sein muns,
d. h. dass in der Tbat x swischen a und h liegt.
Man kennte' dem Satse auch die einfachere Form geben: Liegt x
sswUtchm a tmd h, ao ist
a + da; »
in Anbetracht, dass wegen a =^ h nach Th. 20^.) b « a + /> sein muss.
Setzt man in der Tbat diesen Wert für h in den tVühn rn Ausdruck ein, 80
wird derselbe: aXf+bx — ax,+ {a+b) « — a + 6/ •» a + 6«.
In diei^er vereinfachten Gestalt ist aber der Satc nicht rein umkehrbar,
wie in der früheren, vielmehr kann sehr wohl a + hx ^ x sein, ohne dass
doch a X =^ 6, ohne dass tiberhaupt a =^ 6 ist. Bei beliebigem a und b
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42G
Zehnte Vorlesung.
ISsst dies die Annahme X'^a-hhw erkennen, in welcher anch w ein ar-
bitrSres Gebiet Torstellt; denn diese Annahme genügt in der Tfaat, wie
leicht zu proben, der Forderung a + hx = X — und nebenbei gesagt, wie
sich mittelst Th. 50,^ zeigen lassen würde, auch auf die allgemeinste Weise.
Der vci ohifhclitß Satz würde nur so sich umkehren lassen: Wenn
a + Ix = j; und zugkkk a =^b so num x zwischen a und b liegen. In
der That kommt dann die Voraussetzung, wie so eben gezeigt^ aof die des
Mheren (umgekehrten) SatcoB: aXf-\-bx x hinaus.
Nanmehr beantwortet die aufgeworfene Fragu der Sats:
47 J Theorem. iSSfi^ w ein arbUrSm GeM vor, so ist:
X = au\ + hw
die allgemeine 7''>;w eXier zwisehm a imd 6 Ikigendm Gebiete — sobald
überhaupt zwischen a und h Gebiete liegen kSnuoii, d. b. a^b i&t
Beweis. Ist irgend ein x zwischen a und b gelegen, so sind
immer Werte für w angebbar derart, dass unsre Formel gerade dieses
X Torstellt Ein solcher Wert von w ist sicher x selber, indem filr
w^xin der That ax^-^-hx^^x nach dem Torigen Hülfssatse sein wird.
Umgekehrt mnss bei beliebig angenommenem w der Ausdruck
au^i+^w immer awischen a und h liegen , sobald nur a^h ist
Da nämlich dann h^a-^h ist, so haben wir ähnlich wie oben:
ati\ ->chiv = aii\ +{a + b) w = a + hw
und folgt erstens a=^a-\-hw nach Th. 0/), und zwcitrns, wegen
hw =^b — cf. Tli. 1'.^) — auch a + bw < (/ -f h, tl. Ii. n + htc ^ b. Es
ist also a + bw oder aw^-k-bw oder x daun zwischen a und b gelegen,
q. e. d.
Im Einklang mit der Anschauung wird ako der Ausdruck:
x^a + toh
uns jeden zwiscben a und h liegenden Wert vorstellen und nur solche
Werte, sobald nämlich von solchen Oberhaupt su sprechen, nämlich
< a ^ & oder a + 5 » & ist^
Der Mindestbärag oder „minimale'' Wert des x ist der flQr = 0
sich ergebende Wert a selber, sein ffodtslbetrag oder „maximalei^
Wert der für w^l sich ergebende Wert h* Und alle daswiscbeu
liegenden Werte überhaupt erhalt man, indem man in einer der beiden
obigen Gleichungen w von 0 bis 1 variiren lässt — das heisst, im
identischen Kalkül: indem man w alle denkbaren Gebiete unsrer Mannig-
faltigkeit vom gänzlich leeren bis zur vollen 'Intel lläclie als Bedeutung
nach einander annehiucii, oder wie man sagt „dtireblaufen" lässt.
livv Vurgang dieses Durchlautcus ist hier nicht so einlach, wie in
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§ Id. Funktionen und deieo Entwickelang. 427
der Arithmetik etwa das Durchlaufen der reelleu Zahleu vou 0 bis 1, dio
daselbst ja eine bestimmte Beihenfolge haben.
Zunächst anterseheiden sich nur solche Werte toh
— cf. 'Th. 33^) Zusatz — hci ilonen der Torrn tca^b verschiedeu ausrüllt.
Es kommt nur auf die ausserhalb tf zugleich aber inueihull» h liej^cndou
GebieUteile vou w an, wogegen es gleiühgültig ist, wie muu uiu mueihalb
a oder ansserhalh b fallenden Teile von w festlegt, welche Pankte von a
sowie Ton 5, man su w rechnet oder nicht rechnet.
Wenn i» den Wert 0 yerlBsst) so erhalten wir demnach die nächsten
Bedeutungen von wenn wir w nur einen Punkt des Gebietes «,6 be-
deuten lac-^^f'n, ;\^pr irfJm, einzeln cr'^nommen, snccossive. Hernach werden
wir dem ic die iJetleutung jede^ denkbaren l'imktepaares, Punktetripels,
Quadrupels etc. von innerhalb des Gebietes unterzulegen haben. Es
folgen Punktmengen ans unendlich vielen diskreten Punkten Ton a,&, die
sidt in der Nahe einer oder mehrerer Stellen unendlich dicht httofen, dann
solche, die längs eines Linienstücks fiberall dicht sind, solche Punktmengen,
die ein Linienstttck stetig aasffillen, dieses wieder kombinirt mit allen
früheren Punkten, Punktmencren, etc. dasselbe verlHngort oder dazu ein
zweites genommen, und so weiter, dann tVdgen Plilchengebiete aus a^h
heran. -^gegnüfen, dann auch mit früherem kombinirt, etc. Zuletzt die ganze
Flftchö a^b ohne irgend ein Punktetripel, ohne ein gewisses Fimktepaar,
ohne einen einseinen Punkt dieser Flftche auf jede denkhare Weise ge-
bildct, zu allerletst diese Flüche a^b tqII genommen — immerfort mit be>
^ liebiger Besetzung der ausserhalb a^b liegenden (dem Gebiete a + 5, ange-
hörigen) Punkte.
Insbesondre fliesst aus Th. 47) jetzt auch das Th. 43^), indem,
wenn a^h ut, auch 0 ^h, mithin a ein Zwiselienwert zwischen
0 und b zu nennen sein wird. Derselbe kann hienach durch 0 + wb,
also wb dargestellt werden^ and umgekehrt stellt at^wb stets einen
solchen vor.
Nach diesen Yorbetraehtangen wird der Satz verständlich sein:
484) Theorem.
Ekie FwikHm' im ideiUisi^ Kalkül Uegi immer $wia(^ dem
Froekätk und der Summe der Korffisienien ihrer Entwididungf uiid swar
ist sie fähig, jeden zwischen diesen beiden Grenzen liegenden Wert
(mit Einschiusa ebendieser Grenzen) auch wirklich anzunehmen dadurch,
dass man fOr ihtre Argumente geeignete Werte wählt
Beweis — zuuüehst li.r ein Arguiuent. Sei
f=ax-{- hx^j
80 berechnet sich:
f'ab^ab und (a+i»)-/— »/V
DinitiTPr* hv Go ■ - v 1
428 Zchiitu VüilcfcUug.
daher Ist nacli Th. 20^:
al^f und f^a + h,
somit f ia der Thai zwiiM:hen ah und a + b gelegen.
Ebenso leicht wäre dios auch mittelst + / = /" und = a + J»
zu zoigeu gewesen. Desyliiclipn j^anz direkt: Es i^t nucli 6^) ux^u,
br^^h^ woraus durch überischiebondes Addiren folf^t: / =^ a + 6. Und
ferner iüt: f = [n + ah) x + (iih + b) x^ — xa + ai» + 6^",,
Bonacb kraft G^): a6 /,
Daher uiuss nach Th. 47) nun / »ich darstellen lassen in der i' orm:
f = ahw^ + (a + i>) «?.
Damit aber diese Gleichung, d. h.
ax + da?, »6 + tp (a + 6),
zu einer richtigen Identitilt wortle, kann man zu jetlt.'ni gegebeiK'ii x
ein ff angeben, und zu jedem gegebeneu w ein Xf das sie erfüllt, i'ür
crstcres genügt die Annahme:
für letzteres die Annahme:
wie man leicht nachrechnet
In der That ist also f zwiseben a-h und ö + i* auch jeä^ Zwischen- •
wertes fiihig, uikI iiwar wird der Ausdruck ax-\-hx^ einen (/cgebetien
Wert ^ für den nur
ist, annehmen, indem man
X «= a^hf, + ah,f\ somit (a + ?»,) /*, + {<r^ + h) f
nimmt, da nach dem Hülf^theorem zu 47^) dann sein wird:
Beweis fUr gwei Argumente. Sei
so sieht man, ilasJs
abcä' f = abcd und (w 4- 6 + c + + / = <* + ^ + +
ist. iianh Th. 20j haben wir also in der That:
ahcd^f nnd f^a-hh-hc-hä,
wie dicä auch noch aui verschiedene andere Arten wieder nachweis-
bar wäre.
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% 19. Funktionen nnd deren Entwiekelnng. 429
Der erste Teil des Satzes (soweit er kursiv gedruckt) ist hienach
bewiesen, und ist klar, wie man den analogen Beweis auch bei be-
üebig vielen Argumenten leisten kann.
Nennt man nun:
ahed-i-w (a + ft + c + d)«— 9»« ahedw^ + (a + 6 + c + <l)w,
80 gibt es zu jedem Wertepaar y ein Gebiet welches die
Gleichung
erfüllt, zu einer identisch richtigen macht. Ein solches ist =
selber, wie UussotHt leicht nachzurccliueii.
Unii^ekelirt gibt es aber auch zu jedem beliebig angeiioiiimeneu
oder gegebenen Werte von w (oder /) ein Wertepaar «»y, welchea
diese Gleichung erfüllt Ein solches ist z. B. :
s (a + fr) w + (a, + 6,) y » (a 4* e) d,«^ + {afi + c,) dtp, ,
wie die Probe zeigt.
Um die Behauptung mit möglichst wenig Mflhe zu verifiziren rechne
man nicht etwa erst die Produkte xy^ xy^y x^y^ x^y^ fUr sich aus, sondern
sogleich:
üxy ^ax-ay^ hxy^^^lx'hy^, cx^y = cxycy, dx^y^^ dx^- dy^-^
man findet auf diese Weise unmittelbar:
und da nach Th. 33+) Zusatz — vergl. auch § 18, y) — sein mnss:
bo stimmt die Prol>p.
Die Art zu schildern, wie ieli vorstehende Werte von a*, y systeraalisch
fimd, würde hier noch zu weit iaUieu und sei darüber blos im Allgemeinen
fliuf den § 24 verwiesen.
Da nun nach Th. 47+) 9p jeden denkbaren Wert zwischen abcd
Qnda + & + e + df vorstellt, so ist erkannt, dass auch f jeden solchen
Wert wirklich annehmen kann.
Das Entsprechende analog bei drei und mehr Variablen darzuthun,
ist nicht gauz einfach (Problem I) und wollen wir auf den indcpctidentetl
Beweis des nidU kursiv gedruckten Teils des Th. 48^) für diesen Fall
üicht eingehen. —
Man kann jedoch diesen Beweis auch r^eumrend führen, nämlich,
Dtthdem er fOr irgend eine bestimmte Ansahl von Argumenten bereits
geleistet ist, darthun, iasa* er auch für die nächst höhere Anzahl
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430
Zehnte Vorleaniig.
von Argumenten (für rhi Argument vidir) dann gelten muss ('„Scbluss
von » auf « -i- T' oder „Verfalireii der vollständigen Induktion").
Hinreichend wird dies erhellen, wemi wir e& für zwei und drei
Argumente durchführeu.
Ist f der vorige Ausdruck, so kanu man, denselben nach y an-
ordnend, achreiben:
f^(ax + ex,) y + {bx-^-dx^ jr,.
Nach dem fOr an Argument (y) bereits bewiesenen Satze mnss also
ahx + edx^ ^ f =^(a + h) x + {c + d)
sein, und kann /"jeden zwiselien diesen .,GirnzcH^' oder f,ci}ischlicssenden
Werten" gelegenen Wert auch wirklich auuehraen. Nach dem für ein
Argument (t) bewieseuen Satze ist aber ab cd der Minimahvert des
b^ubjektes vun /, links, und (a -^h) + (c + d) der Maximaiwert seines
Prildikates rechts \ bei variablem .r). Folglich kann f jeden zwischen
abcd und a + 6 + c + gelegnen Wert wirklich annehmen, q. e. d.
Sei $ « F(Xj y, e) irgend eine Funktion TOn drei Argumenten und
m5gen a, h, e, d, f, g^h die Koeffisienten ihrer geordneten Ent-
wickelang beissen, so ist nach e entwickelt:
8 = F [X, fj,l)0'\- F [^x, y, 0) ^„
folglieh
F{x, y, iyF(x, y,0)^8^ F(x, y, 1) + F(x, y, 0),
d. h.
ahxy + cdxy,* ef^%y*9^^%fi'^ s^{a*h) xy^{c*d)zy,^{c*f)x^y-¥{ß-^h)x,%
mithin s jedes Zwischenwertes zwischen dem Minimal wert ah*ed'ef*gh
der linken und dem Maximalwert (a-^-l) i ic + d) + (€+f ) + {(/ + h) der
recbtenSeite, also zwischen ahedefgh und a + &+c+(^+ e+f -\-g + h, l'ähig.
Man hatte auch zuerst nach x^y anordnen und die fflr ein und
etvei Argumente schon • bewieseuen Satze in der umgekehrten Folge
auwenden können. —
Um hiemach die Bedeutungen, welche einem Ausdruck für irgend-
welche Werte einer bestimmten Gruppe von Buchstaben zukommen
können, sofort zu überschauen, braucht man nur den Ausdruck nach
ebendiesen Buchstaben au entwickeln und alsdann das Th. 48) anzu-
wenden.
Zusatz au Th, 48^.).
Jede Menge von arbiträren Gebiet^symbolfn fi'V h? rhtcr Funldio»
im identischen Kalkül vorkommen, lässt sich skU durch ein eintiges
arbiträres Gebiet erseteen.
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§ 19. Fnnktioaeii and deren Entwickelong. 431
Behufe Beweises ist nur zd seigen, dass man lueei arbiträre
Gebiete it,v jeweils durch eines w vertreten lassen kann (ohne dass
dies von Einflnss auf den Yariabilitätshereich des Auadrucks wSre).
Auf diese Weise wird man dann die Ansahl der vorkommenden arbi-
trären Symbole solange fortgesetzt um eins vermindern können, bis
sie gleich eins geworden ist.
Denkt man sich aber den die arbitriuren Gebiete u, v enthaltenden
Ansdrucfc f nach diesen entwickelt, so wird er nach Th. 44^) die
(jjhi-'')\mem homogene Form haben:
auv + htiv^ + cu^v + du^t\j
und alle Werte, tleren dieser Ausdruck fällig ist, sowie nur solche,
köuncn uach Th. 48^} auch ?on dem folgenden Ausdruck angenommen
werden:
f «= abcd -i- w {a + b + c + d)
und umgekehrt, sodass dieser letztere für eine offen gelassene Be-
deutung des Gebietes w gerade so allgemein ist» wie der vorhergehende
für unbestimmte u, v.
Die Gesamtheit der Bedeutungen des erstem fallt zusammen mit
der Gesamtheit der Bedeutungen des letzteren Ausdrucks, weshalb es
gestattet war, densdben Buchstaben f zur Bezeichnung beider zu ver^
wenden.
Kxempel 1. Auf diese Weise, wenn inimorfort UjV,w ganz
willkürliche Gebiete vorstellen, vureiulucht sich der folgende Ausdruck
liukerhand zu demjenigen rechterhand in der (ileichung:
nduv^ + hcu^v + v [ad (h c) -\- hc {a + d)\ = tv {ad + bc).
Es stellt also die linke Seite unter allen Umstünden, was immer auch
M und V bedeuten mögen, einen Teil des Gebietes ad-^he vor, und
zwar jeden gewflnschten.
Ezempel 2. Es ist ganz allgemein:
\a{u-\-h,)+h (?/, + «,) j (v + c, (/,) + { c (?< -f- (7,) + d (m, + c,) ) (r, + ff , = rt + 6 + c + (/.
Die linke Seite ist hier trotz der Unbestimmtheit von u, v ein eindeu-
tiger Ausdruck, sie ist konstant bezüglich t;, wie man bereits durch
die, der Anwendung unsres Zusatzes ohnehin voranzuschickende, Ent"
unckelung der linken Seite nach u,v orkennt.
Hier, meinen wir einmal, ist der gemeine Vorstand ohne die Technik
dfs Kalküls niclit ;m>rcichend. Die. intuitiv ansclianlicho Erkenntnis« dfh-ffe
Wul bei vorliegt'ndcr Auf^^alio die luühnun'/ nicht einliulcn. Man versuche
doch einmal, auch nur für eiueu konkrcien Fall da:*, was die Gleiciiung
behauptet zu begieifen, indem man etira
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432
Zehnte Vorlesnng.
a = Kauimann, = Russe, c « Europäer, d » Grundbesitzer, u = ge-
bildet, V = patriotisch
gelten Iftsst und beginnt, die Bedeutung der linken Seite unsrer Gleichung
gemJtes der in § 8 und 16 dargelegten Begeln in Wortem so besehreiben!
Man wende nicht ein, dass so komplizirte Ausdrücke nicht voikommen,
blos künstlich eisonneu seien. Solange die Mitlei zu ihrer Handhabung
nnd praktiscb Bcfaon tn ihrer Einkleidung fehlen, solange Metboden und
Wege dabin nocb nicht einmal eröffnet sind, müssen ja Aufgaben,, die
solche Ausdrücke involviren könnten, natürlich unzugänglich bleibe. So-
fern aber die Philosophie die Ausbildung solch' exakter Methoden Ter-
schmflhte, mUsste sie wol ewig im Phrasentum stecken bleiben, wobei es
allerdings nnbenomroen bliebe, fort und fort in immer neuen Tonarten zu
variireu, wie weit man es darin gebracht. Gleichwie vielmehr die reine Mathe-
matik auf demZahleugebiete noch immer oieht auf die HShe gelangt ist, solehe
Komplifcatioiien zn bewältigen, wie sie die Anwendungen aof selbst ver-
hSltnusmllssig noch ganz einfache Aufgaben der Physik und Technik ihr
zumuten, so werden zweifelsohne auch bei den zu erhoffenden Anwendungen
der geläuterten Methoden unsrer Logik auf die Probleme der „wahren
Philosophie" (vergl. De«cartes — S. 94) die Komplikationen jeder Art
nicht ausbleiben.
Exempel 3. Ea erweist sich auch nach anserm Zusätze :
ahuv^ + (o, + d,) II, V + u (ad, + a,6) «= w
als ToUkommen unbestimmt oder willkOrlich, unbeschrankt jedes Gebiet
zu bedeuten t&hag, man k&nnte sagen: geradesu als yfliBdmti^^ —
Die Aufgabe, eine Fonktion nach ihren Buehstabensymbolen sa
eniwidc^^ deckt sich nicht mit der Anfordemng, dieselbe txuf ihren
formeU emfad^sim Ausdruck £u bringen — wohl aber kann das ein-
Rch lügige Tbeorem 44) behufs Lösung der letzteren oft mit Vorteil
zugezogen werden.
Während aber jene Aufgabe als eine vollkommen bestimmte sich
erwies, so ist solches mit dieser nicht der Fall: es bleibt für eine
Fiinktiüti /uweileu die Wahl zwiscdioii intdirerea j^leich einfachen „eiu-
i;i Ii teil" Ausdrücken, Es genilijjt dies durch Beispiele zu belegen: so
Niiid — vergl. meinen Oiierationskreis', p. 27, Z. 20 v. o. — die beiden
äquivalenten Ausdrücke:
a (b + cj 4- a^h^ ^ ab + (a, -f c,) h^
gleich eiu£Mihen Baues und lassen doch sich nicht weiter reduziren;
Tcrgleiche auch ein schon in § 1*^ unter /3,) behandeltes- Exempel (wo
sich die Methode angegeben findet, die Nichtunterdrückbarkeit eines
Operationsgliedes, wo sie vorliegt, nachzuweisen).
Auf diesem Umstände beruht ea wol, dass zur Losung der Auf-
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§ 19. Fuaktiontin und U^reu Entwickelung. 4^
gäbe, einen Anadnick auf seine einfacfaatmSgKche Form eu bringen,
eine unfehlbar anm Ziel f&hrende einbeiiliche Vorschrift nicht bekannt
ist, nnd eine solche sich auch schwerlich aufstellen liesse: vielmehr
wird dabei immer Einiges der Willkür und dem analytischen Geschick
des Rechners anheimgestellt bleiben.
Miss Ladd and Mr. MeOoll empfehlen sn dem genannten Zwedt
das dojppeÜe Negirm des — wie wir unbeschadet der Allgemeinheit an-
nehmen können, schon als ein Aggregat von Monomen — gegebenen Ans*
dracks, wobei die erste Negation desselben durch Ausnuilüpliziren , unter
Fortlassnng vergeh v.'ndendcr oder eingehender Terme, erst wieder in Ag-
gregauten zu entvsickelu i.st, bevor man abermals negirt. Vergl. auch § 27.
Kxempel zu dieser Methode von McColl. Gegeben:
« o + 6c + a,&,(f + a,c,d, also or, = + r,) (a 4- ^ + t/,) (a + r r?,),
wo zunächst die beiden Termc a als unvertrüglich mit dem Faktor fort*
zulassen sind. Wir erhalten sonach
dr, M ((|+ C|) {jic + B a, ip^ + c,) d,, und folglich: x » a + fte + <2
•Is den anf seine einfaidiste 7orm gebrachten Ausdruck.
Anderes Exempel McColl's. Gegeben: ^
also
ü,«« (a, + & + c) (ä,+ d,) (a, + d) (a + 6 + d) (a + fc + d,) —
— {a,+ (Ä + c) (*,+ d,) d)) (a + 6) — («,+ (a+ft) — ßfi-^-ah.c,
darnach
« « (a + &,) (fl, + 5 + C,) 06 + 0,6, n ^, r,.
Von diebeu vier Gliedern darf nun aber noch das zweite oder aber vierte
anterdrttokt werden, sodass
X = ah + f/f , + cr,6, = at + o,6, + 6/,
sich deckt luit dem oben beispielsweise angeführten zweierlei einfachste
Daretel hingen zulassenden Ausdrucke — vergl. § 18,
Als ein heguemcrcs Verfahren scheint mir indesa die Anwendung von
TL 80^) und 384) Zusatz den Vorzug zu Tsrdtenen, wonach man sogleich
idüiessen kann:
ar « a I /j,c, + 6 (d + d,) ) + fl,6, (J, + d) = a (6,c, + ft) + 0,6,,
d. h. einerseits
» 0 (c, + d) + o,fr,» andrerseits ad + (ac, + a,) 6, ai» 4- (c, + fl|) 6,,
Beim vorigen Exempel wSre zunächst der Faktor a, zu unterdrücken
gewesen, hernach in == a + ix? + (6, d der Faktor als die
Negation von hc vorstellend.
ScbMd»«, Algebn der IiOgUE. 88
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Eilfte Vorlesung.
§ 20. Spezielle und allgemoino, Byntheti^ehe und aualjrtisohe Pro-
poBitioueu: Belatiouen und j^oriuelii.
Schon Yon alten her werclen in der Logik Urteile auch als „2Vo-
pasUimtm'* bezeichseti fiamentUdi, wenn sie ale Glieder eines Theo-
rems oder einer BeweislÜbrong, Argumentation, auftreten. Wir wer-
den uns dieses Namens auch hier, jedoch in einem ganz bestimmten
noch nSber zu erläuternden Sinne, bedienen.
Die kategorischen Urteile, mit deren Ausdruck in der Zeiehen-
Bpracbe des Kalküls wir uns bisher beschäftigten, erwiesen sich — in
§2 — iii der Heg# als iSubsumtiojU'iij zum Teil auch als Gleichungen,
und so wird uns der Nunic ,,Propositwn^' :H}iä€hst herhalteu als ein
geraeinsamer Name für diese beiden Arten von Behauptungen, als ein
kürzeres Wort für ,fSuhsumiioH udtr auch (ihKioou/* — einerlei ob
solche in der Wortsprache oder ob aie in der Zeichensprache des
Kalkiils ausgedrückt errtclieiui, immerbiu vorzugsweise im Hinblick auf
letztere DarstelUingsruüglichkeit.
Späterhin \ver(]en wir aber den IJcgriü" der „l'rojiosition" noch
weiter lat>j>en. Zu den erwähnten beiden Arten von Aussagen werden
nämlich noch andere kommen, welche wie Unterordnungen , l'bcrord-
nungen, Ungleichungen und anderes mehr, sich ebenfalls in unserer
Zeichensprache formelartig darstellen.
Alle Beziehungen, welche denkbar sind zwischen Gebieten unsrer
Mannigfaltigkeit, desgleichen also auch zwischen Klassen überhau])t
sowif^ Bpgriirsunifangen insbesondere, soweit es dabei ankommt auf
Vorhaudenseiu oder Nichtvorhandensein gcmeiusamer Elemente oder
Individuen der unter sich verglichenen Gebiete oder Klassen — sagen
wir kurz: alle „Umfangsbedehungen'', sollen, in Worten oder Zeichen
statuirt, später schlechtweg Ftopositionen genannt werden. Ihre mög-
lichen Arten zählen wir in § 34 . . 39 TolUtibidig auf.
Als Vorbereitung f&r die wichtigeft Untersuchungen zu denen wir
im nächsten Paragraphen schreiten, mOssen wir nun die Aufmerksam-
keit des Lesers richten auf einige Unterscheidungen, welche sich bei
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% 20. Spezielle und allgemeine rropositioncn..
435
Betraclitiuig der Propositionen aufdnLngen. Wir mfiseen uns —
unter gewissen Gesichtspunkten — mit einer ümteihtng der JV^post-
turnen beschäftigen. Was ;>rir aber in diesem Betreff demnächst zu
ssgen haben im Hinblick auf die Subsumtionen und Gleichungen (denen
eine Einführung in die Theorie bis jetst allein zuteil geworden), wird
es Spaterhin ein Leichtes sein auch auf die Qbrigen Arten Ton Aus-
sagen zu übertragen, die unter den erweiterten Begriff der „Proposi-
tion" noch lallen werden.
Zunächst zerfallen die Propositionen in speitidU uyd äUgmeme*
,,SpejiieU" nennen wir eine Proposition^ wenn sie als Subjekt und
Prädikat; als linke und rechte Seite der Gleichung, überhaupt als Be-
ziehungsgliedcr" (der „Uinfangsbezieliung") sowie als üperationsglipder
der diese etwa darstellenden Funktionen lediglich voUkonimeu bustiniiule
oder eiudeutigü üebietsyinbuie, bestimmte wohldefinirte Klassen enthält
— „eindeutig*' in der „abgeleiteten'* Mannigfaltigkeit oder Mn. der
Gebiete, der Klassen — kurz: wenn sie nur von speziellen Gebieten
oder Klassen handelt. *
„ Allgemein^' j genauer: „von unbestimmtem oder allgemeinem Cha-
rakter" nennen wir eine Präposition, weuu obiges uicht der Fall ist,
wenn also auch Gebietsymbole in ihr vorkommen — sei es ah Be-
ziehungsglieder, sei es als 0])eration8glieder der drei identischen Spe-
zies im Ausdrucke derselben — die von noch nicht völlig bestimmter,
vielmehr von teilweise oder völlig unbestimmter^ eventuell allgemeiner
Bedeutung in der Mannigfaltigkeit der Gebiete resp. Klassen sind.
Beispielsweise sind 0 = 0, 0^1, 0 • 1 = 0, etc. desgleichen a=^b,
fall« n imd b etwa die in Fig. 1 dart,'estellten Kieistlächeu bedeuten, lauter
spezielle Propositioncu; ebenso würden d<tiiit 0 =(= (/, f' =^1, ah =^ a solche
exeuiplili/.ireii, nicht minder wie a = ahf und auUeie.
Auch die Urteile: „Die Neger sind von sohwaner Hautfarbe'* sowie
„Alle schwanen Krftben sind sdiwarz**, obwol in der logiBchen TermmO'
logie als generelle, ja universale (su deutscb „allgmeine") UrleUe zn be-
zeichnen, sind Joch in nnserm Sinne nnr als spezielle Propositionen hinzu-
sieUeo, und dürfen sie uicht etwa „allgemeine" Propositionen genannt worden.
Man nimmt hier wieder einnjal die Gefahren eines Doppelsinnes als
nabeliegende wahr, und fühlt die Unabwei^ilichkeit einer genaueren Ver-
stlndigung. loh mnss mich den Spraohreinigern sum Trotze hier gegen
die Verdentschnng des Wortes „univenal*' erUSren, weil ich das Wort
«sUgemein** hierselbst in wesentlich abweichendem Sinne — dem lateiui-
«cheo „generalis" näher koinniend — zu gebrauchen mich genötigt sehe.
Das Subjekt Neger'' war, als ein Gattungsname, ein vieldeutiger Term
in der ursprünglicheu, d. i. der Mannigfaltigkoi* «l^r imlividuellen (der niittplst
Kigeonamen darzustellenden) Objekte dets Denkens. Es erscheint aber aiü
28*
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436 Eilfte Vorlesung.
ein eindeutiger Term in der abgeleiteten, der Manuigfaltigkeit der Klassen^
indem es unter r^en Klassen eine ganz bestimmte, iudividuello Klasse vorstellt.
Als allgemeine PropOr-itiouen würden a = (ih^ sowie u ^ 1», ah =^ 0,
etc. hiuzuötellon öciu, wenn entweder a, oder oder beide Symbole unbe-
stimmte Gebiete oder Klassen vorälellen sollten, wenn die Bedeutung dieser
Symbole ganz oder teilweise offen gelassen wftre. Ebenso, wenn a irgmä
em Gebiet vorstellt (desgleiehen, wenn es tan beliebiges in einem be-
stimmten h entbalteneii Gebiet vorstellte), mass die Proposition a 1 als
eine „allgonieine" bezciclinet werden. Etc.
Auf dem Felde der Arithmetik entsjuechen uusern „speziellen" Pro-
positioneu die „«M»M(r?>f?f(?^i" Gleichungen, wekli© nur mitt&lst Ziffern dar-
gestellte individuelle Zahlen („Tiiimeri.scbe" oder „ziflfrige", „digital numbers")
entbalten, oder in denen wenigstens, üaIIs Baohstaben in ihnen anftareten
sollten, diese, wie « — 3,14169 • • * , e « 2,71838 * • • , • 1,
sebon one konventionell feststehende Zablenbedeutmig haben. Unsem „all-
gemeinen*^ I^ropositionen dagegen entsprechen die „^Vmt/e?»'' oder Buch-
staben-Gleichungen, welche auch Buchstaben als „unbestimmte" oder „all-
gemrino" Zablzeiclifii enthalten, Buchstaben, denen es uns uoch freisteht
verscuiedene Zuhlenwei'te ala Bedeiituuj,' iinteizule^'en.
Solch leicht erkennbares äuä&erliches Unterscheidungsmerkmal, wie das
Anftreteti oder Hiobtanftreten ton Buchstaben in der Arithmetik es bil-
dete, können wir jedoch im identischen Kalkül der Unterscheidung beider
Klassen von Propositionen nicht zugrunde legen, ^ ^11 wir hier auch die
speziellen Gebiete oder Klassen stets mit Buchstaben darzustellen pflegen
und darzustellen genötigt sind — die beiden Gebiete 0 und 1 ganz nilein
ausgenommen. Was dort (in der Arithmetik bei /, tt, c) als Ausnahme
mitanzufUhren war, bildet hier (im identischen Kalkül) die liege! !
Spezielle Propositionen erfreuen aicb jeweils einte vdllig bestimm-
ten Sinnes, nnd darum ist eine spezielle Fh>position immer entweder
eine riMße oder eine fäMe,
Die oben angeführten waren Ezempel von riehtigen spesleUen Piopo-
sitionen. Dagegen wQrden 1 =^ 0, 0 = 1, und bei der durch Figur 1 er-
klärten Bedeutung von n und h die Subsumtion l =^ a , die Gleichung
ab «= etc. eine falsche spe/cicllc Propositiou cxemplitiziren; ebenso die
verbalen Urteile: „Die Mohren ^ind weiss'^ sowie „Einige schwarze Krähen
sind nicht-schwarz", und uudeio mehr.
Die (in unserm Sinne) ^^allgemeinen'' Propositionen kdnnen ftteM
80, wie die der vorigen Abteilungi die spesiellen, ohne weiteres in
richtige und falsche eingeteilt weiden, weil sie keinen Tdllig fest-
stehenden Sinn besitsen. Die Beantwortung der Frage, ob sie als
richtig oder falsch erscheinen, wird vielmehr hSu6g davon abh&ngen,
welche Bedeutungen, Werte oder Wertsysteme man den In ihnen vor^
kommenden Buchstabensymbolen, f&r welche eine vdllig bestimmte Be-
deutung ehen noch nicht ausgemacht ist (und die darum als „unbe-
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§ 20. Aualytiäühc Propositioncn , Formeln.
437
^mmUf* oder „vaHabdif* eventuell als j^aiUgemeM* Symbole hmgestellt
werd«! mdgen) beigelegt denkt
Wohl aber tritt aneh hier bei einer Umscliaa ein groseer Gegen-
eata zutage:
Wir bemerken — schon unter den biaherigen — solche Propo-
sitionen, die richtig vrerden, wdche Bedeutungen, Werte oder Wert-
systeme man auch den in ihnen Torkommenden variablen Elementen
beilegen mag, und solche^ bei denen dies nicht der Fall ist.
Entere nennen wir „ancdytlsM^ Propositioneo, die letstereu f^syn-
Hierbei befinden wir uns in vollkommeneL Analogie mit dem Verfahren
der numerisch rechnenden Mathematik, die ihre Buchstabengleichungen in
analytische und synthetische einteilt.
Beispiele von ,jaDa^^tischen** Proposittonra sind die Subsumtioneu resp.
Gieicbttttgen:
a=^a, 0=^a, fl=^l, a6=^a, + a + aft"»«,
rt«, = 0, a + ff, = 1 , (i{h + c) = ah + «c*, etc.
Cberhaui)t jede in dun hishcrig-en Siitzeii, d. 1. Axionion (,,Prinziiuen**) und
ThenreniPü, als allgemeingültig hingestellte und eventuell Ijcwieseno Sub-
sumtion ucier Gleichung wird als eine „analytische'* Proposiüon zu bezeich-
nen sein.
Analytische Propositionen, in unsrer Zeichensprache dargestellt,
heissen mit einem Worte auch „Formeln^^ im strengen Siuu dieses
Wortes.
Der Sprachgebraucii niit seinen Inkonsequenzen verwendet freilich manch-
mal auch das Wort ,,Forrael" als synonym mit (Buchstaben-)ilu5drMCÄ (ox-
pressio, eompound term), doch ist diese Verwendung die weitaus seltenere^
hat meist einen rhetorischen BeigesdmuuA: und ist eigentlioli als inkorrekt
SU qualifisiren — so wenigstens fftr die Mathematik; ich habe nichts da-
gegen, wenn der Chemiker nicht nur von der Formel fllr einen chemischen
Vorgang, sondern auch von der „Formel*^ einer Substanz als einer chemi-
schen Verbindung spricht.
In der Mathematik ist die Formel Jeweils eine Gleichung (eventuell
auch Ungleiciiungy aibo eme w iikuchQ Bcliauptung^ nicht aber blos ein Aus-
druck, Term oder Name ftr eine Zahl, und analog soll es audi im iden«
tischen Ealkul gehalten weiden.
Das charakteristiache Merkmal der Formel schlechtweg ist dem-
nach in ihrer AUgemeingültigkeit, ist darin an erblicken, dass sie ,,er-
filUt'' ist, gilt, welche Wertsysteme (aus der zugrunde gelegten Man-
nigfaltigkeit) man auch den in ihr Torkommenden Buchstabensymbolen
unterlegt
Niemals, freilich, kann Mer solche Allgemeingültigkeit empirisch
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438
Bilfle VorleeuDg.
nachgewiesen werden ^ indem man etwa alle erdenklichen Werte nnd
Wertsyeteme durehprobirte, dieselben fSr unsre Buchstabensymbole ein-
setzend und das Einsetzangsergebniss anf seine Richtigkeit als spezielle
Proposition in jedem Falle prüfend. Vielmehr steht uns, wenn wir eine
allgemeine Proposition für eine Formel ausgeben, nur die Bemfung auf
das Gefühl derEvidena angebote, mit der wir sei es ihr Schema selbst, sei
es dasjenige der Voraussetzungen ans denen sie abgeleitet wurde, sowie
der Schlüsse die Yon da zu ihr hinführten, als denknotwendige erkennen.
Alle übrigen bisher Yorgekommenen Fropositionen (zonftchst sofera die
in ihnen auftretenden Buchstaben nicht durcbweg ganz spezielle Bedeu-
tungen hatten) sind Kzempel von f,8ynthetiscben^* Propoditionen. So nament-
lich die in unsern Theoremen angeführton Subsumtionen oder (ileichungen,
welche als Voraussetzimji^en oder Beilingnngen, desgleichen diejenigen welche
dann als Behauptung in dem Theorem hingestellt wurden. Ebenso, wenn
zwei Propositionen als einander äquivalent hingestellt wurdon, wo dann die
eine Ton der andern und diese Ton jener bedingt wird, waren es allemal
synthetisehe Fropositio&en. *
Ein einfachstes Beispiel einer Synthetischen Proposition ist insbeson-
dere die Subsumtion " ^ h. Diese rrjlf ja nicht als allgemeine Formel für
beliebige Wertepaare oder Ijcdenti.ngon von a und h. Ks gibt Fälle (illustrirt
durch Fig. 1) in welchen sie richtig, andere (illustrirt z.B. durch Fig. 7.. Ii)
in welchen sie ialsch ist. Ebenso die Gleichung ah = «, etc.
Wenn Prinzip II aussagte, anter den Voraussetzungen a =^ b nnd
bs^e gelte die Behauptang a^Cy oder wenn Th. 37) aussagte, die bei-
den Subsumtionen a =^ h und 6, ^ a, seien fiqulYalent, so waren alle diese
Subsumtionen synthetische.
Um eine allgemeine Proposition als eine synthetische nachzuweisen,
genügt es schon, ein einziges Wertsysteiu ausfindig zu maclien, anzu-
geben, welches, für die Buchstaben in sie eingesetzt, eine falsche spe>
zielle Proposition liefert.
8o kann a h ^ a nnr eine synthetische Proposition sein, sowol wenn
n nnd h unbestimmte Gebiete vorstellen, als auch, wenn eines derselben,
z. B. T) als ein ppeziellor Kreis gegeben sein sollte. ^lan braucht nffmlich
dem fi nur die Bedeutnucr eines ausserhalb h liegenden Kreises beizulegen,
um durch die Anschauung ^u erkennen, dass alsdann sie falsch wird.
Von den synthetisclieu Proiiositioiien kann man sagen, dass sie
eine BrgirjuDuj zwischen den in sie eiiigeiieiiden Gebieten ausdrücken
oder etabiiren, man kann sie mit einem Wort auch JReltUionm^" (im
engeren Sinne) nennen.
Su drückt die letzt lict riichteto ri + Z/ r<= /7, wie leicht zu sehen, dio Bft-
^lehung zwischen den Gebieten a und h aus, dass h in a enthalten ist,
was kflrfer auch h^a sagen wUrde. Die analytische Proposition oder
Formel a6 ^ a dagegen drtlokt hdne Besiehung tuntiJtm a mtd b sdbst
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§ 20. Synthetische FropositioueD, U^latiooen.
439
ans (wenngleich sie altetdings die Beziehung der Einordnung von ah in a
ausspricht und mit Recht behauptet) ; diese läast sich moht als eine „Behl-
Ii' n'^ /wischen a lud h hiostcUen, da ihr alle Gebiete a und 6 schon ao
wie 80 genügen.
Auch die richtigen speziellen Propositionen werden j^analytische'^
genannt, wenn sie durch Eiuseizang spezieller Werte aus einer For^
mel, einer analytischen Propositian toh allgemeiner Gültigkeit herror-
gehen, wenn sie m. a. W. nur eine Formel exemplifiziren, partikulare
Anwendungen, Paradigmata einer solchen, mithin von denkuotwen-
digem Schema sind. Und andernfalles werden wir auch jene wieder
„synthetisch" nennen; desgleichen mögen die falschen apmeiUen Propo«
sitionen mit zu den ^synthetischen*' gesahlt werden.
Darnach ist s. B. jene Aussage: „Die schwar/en Pferde sind Schwan^'
zwar eine spezielle, frloichwo! nl er eine analytische Proposition zu nennen.
Sie geht nämlich aus dem Tli. d^) ah ^ n hervor, wenn man n = schwarz
und h = Pferd bedeuten liiist, und gilt wie dio.-es mit DeukuoLwendigkeit.
Die Aussage gibt uns auch keinerlei Belehrung Uber diese Klassen a und
da sie tu vmerer J}Uü^^ avch nicht einmal die Eiistenz des Subjektes,
nBmlich schwarzer Pferde unterstellt oder fordert. Ebenso bei: „Der weisse
Schnee ist wsiss^, „Die runden Quadrate sind rund".
Dagegen das Urteil: „Die Mohren sind schwarz" ist eine synthetische
spezielle Proposition (und zwur eine richtige); es belehrt über die Haut-
farbe der Mohren, und hat zum Schema: a ^ welches, wie erkannt nicht
von allgemeiner und denknotwendiger Geltung Deiiuirl«n wir freilich
die „Mohren'* als „Menschen ton ecbwaner Haatforbe** und setzten diesen
Ausdruck für das Sabjekt in unser Urteil ein, so wfirde dasselbe sich nun-
mehr als ein analytisches (dem obigen ähnlich) darstellen. Solange ahor
solche Einsetzung nicht geschehen, ist aus dem Urteil selbst seine Selbst-
verständlichkeit nicht zu erkennen und muss djisselhe immerfort synthetisch
l^'enannt werden, um so mehr, als der Begriff der „Mohren" schon ander-
weitig bekannt und auch durch andere Merkmale als das der schwarzen
Hautfarbe definirt sein k5nnte.
Hienach zerfallen denn alle Propositionen wie einerseits in spe-
zielle l:iu1 allgemeine, 80 andrerseits in synthetische und analytische,^
sodass hieraus durch Kombinatiun sich vier Unterklassen ergeben, als
da sind die sfjnthefischen spemelleti, die synthctischm allgefneinen, die
analytischen speziellen und die analytidcJien alUjcmcinm Propositiouen.
Kennzeichen der „analytischen" Propositiou ist somit die aus ihr
selbst ersichtliche „Selbstverständlichkeit" derselben, ihre denknotimuhtje
GtUung — einerlei, oh von allg;enieinerem Charakter ist, oder von
speziellem , nämlich aus allgcmeini^nlti'if'm Schema durch Einsetzen
spezieller Werte für dessen Buclistabensy inhole hervorgegangen.
Kennzeichen der „syntlicdschen" Propositionen ist, dass sie solcher
OMS ihnen selbst erkennbarer denJinotwetidiyer ireUtmg emiangdn.
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440
Bilfte Vorletong.
Deu analytischen und den synthetischen Propoutionen fällt eine
gänzlich Teischiedene Bolle in der Wiasenechafl sn.
Entere sind in Bezug anf die Gebiete oder Klassen, aber welche
sie etwas aassnsagen sehetnen, im Grande vollkommen fjuidUssa^endf^,
sie liefern Über diese selbst keinerlei Information. Dagegen stellen
sie nns, wenn sie Ton allgemeinem Gharaktefi wenn sie Formeln sind,
Gesetz äes Denkens dar (und bringen, im Fall sie spesieller Natur,
solche zur Anwendung); sie bringen uns S&tze, Theoreme der formalen
Logik zum Ausdruck und zum Bewusatsein.
Indem sie als solche eventuell die Gleichheit, Identität zwischen
allgemeinen Ausdrücken konstatiren, ermächtigen sie uns, jeden Aus-
druck von der Form der linken Seite der Gleichung, wo immer es uns
vorteilhaft erscheint^ zu ersetzen durch einen andern, nach dem Schema
ihrer rechten Seite konstruirten Ausdruck, oder auch umgekehrt (vergl.
S. 283). Sie drücken so fahuUaiw anzuwendende Bet^tenwrschrißen aus,
garantircn uns gewisse Freiheiten in der Umformung von AiisdiitcLrn,
von welchen wir — gcächickt, oder zur Unzeit — Gebrauch nuiclieu
mögen in der Absicht, die Beschreibung von Klassen in vereinfacheu
und an Zeiclienaufwaud, Ausdruckükapital uud geistipjer Arbeit Er-
sparnisse zu erzielen, Oberhaupt um irgendwelche Probleme zu lösen.
Und auch wenn unsere Formeln blos als Subsumtionen erschcmeu,
gewährleisten sie uns die Erlaubniss, g<-'wisso Substitutionen, falls es
uns passend erücheiut, vorzunehmen, insbesondre den tniuinus minor
derselben, wo er anderwärts als l^rädikat auftritt, dun Ii den major,
ihren major, wo immer er als Subjekt auftritt durch ihren minor zu
ersetzen; vergl. S. 173. Auch sie statuircn also Lizenzen für die Unh
forrnrnfff Transformation — zum wenigsten von Aussagen.
Wenn dann spHter durch den .jAu^-äa-'i^'nkalkur' uucli solche Theoreme,
welche gewisse Behauptungen von bestimtuten Vorausäetzungen abhängig
hinstellen, in der Zeichensprache durch einen einzigen Ansatz, durch
eine „Formel'* darstellbar gemacht werden, so wird sich das zuletzt Ge>
sagte auch aaf den so erweiterten Begriff der Propoeition und Formel
obertngen. Es regeln diese Formdn den Übergang von einer Aussagen'
form zu andern; sie geben nns äUffemdne Skßimata fUr daiüen^wehäiges
Folgern, deduhUvcs Scldiessrn.
Soviel über die Rolle, welche den analytischen Propositionen, und
namentlich den Formeln zufiUlt, die, soferne sie in Worten dargestellt
sind, auch „analytische Urteile" von der Philosophie genannt werden
oder als „apriorische Wahrheiten*' bezeichnet werden mdgen. Vergl. Q
unsrer Einleitung.
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I so. Speuelle and allgemeine, gynihetiache u. analjrtische Propositionen. 411
- Ich kann mich bei dieser Gelegenheit eines Seiienblieks auf die „Wahr-
heiten der Mathematik'* nicht entschlagen. So ferne diese Zahlen betreflfen
— einorlfi ob pan?.© oder irrationnle oder andero — so ist es er!»t in
neuerer Zeit durch die scharfsinnigen Arbeiten namentlich von Hermann
Grassmann und den Herrn Weierstrass, Georg C'antor und Dedo-
kliid ausser allen Zweifel gestellt worden, dass diese Wahrheiten dnrcbaos
nur den Charakter von «^noly/ifeAm" haben (vergl. hiesa nnsem § 51),
dass mithin Kant's Frage: wie sind synthetische Urteile a priori möglich?
wol eine gegenstandslose ist.
Dagegen erscheinen die Axiome der (Iromdrk als „synfhrfisehe^'' Pro-
positioneu, die eine denknotwendige Geltung nicht zu beanspruchen ver-
mögen und in dieser Hinsicht auf einer Linie stehen mit den Axiomen
oder Prinzipien der Mechanik, mit den Theorieeu und Hypothesen aller
Übrigen Teile der Physik oder Natnriehre. Demaleii bildet dies allerdings
noch eine, selbst unter den Ifathematikem nicht völlig znm Aastrag ge«
brachte Streitfrage. Für den Verfasser kann indess kein Zweifel bestehen,
wohin der Sieg' sich (vollends) neit,'en mnss, und erscheint mir die Geo-
metrie von hause aus als der er-,te Teil der Physik, als ursprünglich nur
cm Zweig der induktiven und Naturwissenschaften, als solcher zunächst im
Gegensatze stehend zur reinen Mathematik im engsten Sinue des Wortes,
die als streng dednktlTe Disxiplin nur Arithmetik*) und Logik .zu um-'
fassen hatte und fllr Deiu^ig^f ^«i^ >n>^ Dedekind die Arithmetik als
einen Zweig der Logik ansieht, mit letzterer geradezu zusammenfiele.
Sofern nicht ihre Axiome als in der Natur des |-i!iv-ikalischen Raumes
begründete einst noch in Zweifel gezo^'en und modiHzirt werden ttiüssoji,
hat aber die Geometrie, cjfefolgt von der Geomechanik etc., ilir iadaktive^
Aufangsstadium läugst schon verlassen und ist, einen rein mathematischen
Charakter annehmend, in das deduktive Stadium übergetreten (vgl. S. 42).
Sie mag, gleichwie die theoretische Mechanik, aber nicht ohne 'diese, stir
(reinen) Ifathematik (im weiteren Sinne) nunmehr gerechnet werden. —
*
Die synthetischen Propositionen, oder Relationen, geben eine lU'
formation über die Klassen oder Gebiete, von denen sie handeln; sie
dienen also in erster Linie dazu, wirklich cticas auszusagen und die
MittLiiuiigbbedürfnisse der SjuaciiC zu befriedigen.
Sofern sie von speziellem Charakter sind, wird die.se Information,
wie erwähnt, entweder richtig oder nnrichtig sein. In diesen Fällen
haben alle Klassen, von denen in der Proposition die Rede i.«it, ihre
l)etiuition, Erklärung bereits anderweitig, vorher, oder wenigstens^
au.sserhalb der Proposition, geluiiden; die Propositiou sagt nur über
lauter „bestimmte'' oder Jjpkannte' Kla&seu etwas aus.
Anders, wenn die Präposition von aHgenieinem Cliarakter ist, wo
sie auch nnhestimmte Klassen oder deren Symbole enthält
*) Ich gebrauche das Wort „Aritbmetik" hier immer in seiner vollsten Üe-
deatuDg, als die Zahlenthcorie Algebra, Aualysifi, Funktionenlehre etc. mitum-
faueod: als die geaanite Lehre von den /^abien und ihren Funktionen.
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442 Bilfte Vorleroog.
Hier mnd dann sweierlei F&Ue za nnteracheideo.
Es kann aein, daas es gar keine speziellen Werte gibt^ dass Ge-
biete oder Klassen gar nicht denkbar sind, welche, fUr jene nnbe-
stimmien Symbole in die Proposttion eingesetzt, dieselbe M^rfÜlUen",
nämlich ans ihr eine richtige spesielle Fh>position herrorgehn lasseu
würden.
Von solcher Art wären, z. B. die Propositionen:
ao, «1, sowie a;+p7, »0.
Da nach Th. 30) für jede Klasse für jedes Gebiet doch «f/, = 0,
und x + sein muss, so würden diese Relationen auf die For-
derang hinanslanfen, dass 1 » 0 sein solle.
Ms wQrde nur satreffbn, wenn die Mannigfaltigkeit, auf die nasre
Untorsnchungen sich beziehen, yon vornherein eine leere wilre, und dass
*5i)lclios nup7tischHcsspn haben wir bereits als rtn diesen üntcr?nrhnn-
gon /u<;rimde zu legendes Postulat biugostellt. l«'Ur uns wird also eine
Gleichung:
1 = 0
als eine unbedingt zu verwerfende gelten, wir können sie geradezu als den
Tjrpus der ,,Af>!fur(lilaT' hinstclleo.
Wer sie /ii^'Jibn wllrdp mil' jegliche üntei>clioiilnnf^' innerhalb der Mn.
Verzicht leisten, wio wir sf hoii S. 245 aii8*:,'efiUn t liabeu. Dem wäre alles
„egal"; buchstäblich y^äUo für Den: „Ks ist Allcd nichts".
Tti solchem Falle ncnucn wir die synthetische Pro^usition eine
Insofern sie zu gelten beanspruchte — uuU Uiea zu thun ist doch
der Endzweck jeder Aussage oder Behauptung — würde die Propo-
sition uns zumuten unter ihren Symbolen uns Gebiete au denken, die
gar nicht denkbar sind. Sie stellte damit an uns eine nnerfüUbare
Forderang. Auf jedem Felde ist es leicht, Forderungen aufzustellen,
welche zu erfüllen unmöglich ist, und so auch auf dem Felde der Logik,
auch im identischen Kalkül.
Zuweilen wird auch die Forderung selbst, a. 6. die Gleichung
eine „mmogliM* genannt; jedoch geschieht dies dann nicht in der
suppositio nominalis, indem es ja leicht ist, dieselbe trota allen Wider*
Sinnes behauptend auszusprechen, sondern in der suppositio realis: die
Gleichung in Hinsicht dessen, was sie behauptet, als eine erfüllte oder
geltende, ist unmöglich.
Eine synthetische Propo'sition wird demnach auch „absurd" zu nennen
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% 20. SpeiicUc und allgcmeiuo, sjutbetiscbo u. anal^Uscho Fropositionon. 443
8eiii| wenn sie mit Denknotwendigkeit — nacb den Regeln des Kalkats —
waS die Gleieliniig 1 » 0 lünaQslftQfL
Dass aber auch nmgekehri auf diese Oleiehnug jode' im obigen Sinne
absurde Proposition binanslaafen muss, jede nttmlich, die dorch kein Wert>
System ihrer unbestimmten Symbole erfüllbar ist^ werden wir im Anssagen-
kalknl scIicn.
Der vorigr Kontext VXmi dann ncbenlier die 'L'hatsacho dentlich wer-
den, dass sobald einmal ein Unsinn /.»gegeben wird, dann aueb jeder Un-
äinn mittelst zwingender Schlüsse sich ableiten oder beweisen lltsst — so-
fern wir nftmlicb als Scbema solchen Unsinnes die Bebauptung nehmen,
dass swei beliebig herausgegriffene yersehiedene Dinge einerlei seien. Ge-
langten wir vom ersteren su 0 » 1, so liess sieb auch von da zu a <=> 6
fortschreiten.
Ist die allgeineinn synthetische Proposition nicht absurd, so j;ibt
es Werte oder Wertsysteme, deren Einsetzung in Proposition (für
die in ihr vorkommenden nicht schon anderweitig bestimmten Gebiet-
symbole) die Wirkung hat, dass eine richtige spezielle Propositiou ent-
steht. Von Bolclieii, die allgemeine in eine richtige spezielle Propo-
sitiou „verwandelnden" Wert(8y8tem)cn saj^ man, dass sie die Propo-
sition j,erßUeH**f derselben ,^eniigm"j sie „hewahrheitenf*.
Man nennt sie auch „ Wurgdn**, beziehnngswelse ein „Sjstem von
Wurzeln'', dieser Proposition (Gleichung oder Subsumtion etc.) — ent-
sprechend dem bei synthetischen Gleichungen in der Mathematik gel-
tenden Sprachgebraache.
Sobald die Proposition aber Geltung beansprucht, stellt sie uns
vor die Aufgabe, uns unter ihren Buchstabensymbolen solche Gebiete
oder Klassen vorzustellen, welche sie „erfüllen", m. a. W., diese Sym-
bole eben nur bedeuten zu lassen: ein System Ton „Wurzeln'' der Pro-
position. Und um dies filr jedermann zu ermöglichen, mfissen solche
Wurzeln mit Hülfe der in der Proposition etwa sonst noch vorkom-
menden bestimmten oder j^egehenm** Gebiete, ihrer sogenannten „Para-
meter", beschrieben, durch diese Übrigen Gebiete ausgedrückt, „beredir'
«eC werden.
Die Ausführung; dieses <.Jeschilftes heisst das „Auflö.'^cn" der Pro-
positiou nach eleu als ihre „Wurzeln" zu bestimmenden Gebieten als
„Unbekannten". Damit sie als solclie .sofj;leich erkennbar seien, werden
diese erst zu bestimmenden unbekannten Gebiete mit Vorliebe durch
die Buchstaben x, y, sf, . . . dargestellt, im Ge^^eiisatz zu den mit den
ersten Buchstaben des Alphabets zu bezeichnenden Parametern.
Und zwar orhillt man eine „besondere" oder „paylikidffre'* Li)-ui!<^
der Proposition, wenn die Angabe von Wurzeln nur auf eine Weise er-
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444
Eilfle Vorletnng.
folg^ wenn nur ein SjBiem von Wurzeln (nach anderer, etwas weiterer
AufiGusnng, wenn nur nieht jedes solche) ermittelt worden » während
die ällgememe Ldsung Torliegt, sobald alle möglichen eiistirenden Wnr-
zeln(s78teine) ermittelt sind, sieh dargestellt finden.
Beides fällt zusammen, es liegt schon die ^allgemeine Lösong^
▼or, und wird der Ansdrack „partikulare Losung'' dann besser ausser
Kurs gesetzt, falls überhaupt nur ein System ron Wunsein existirt,
falls also dio Unbekannten sich durch die i'roposition eindeutig be-
stimmt erweiseu.
üm dies sogleich durch ein einfaches Exempel zu illusjtiiien, 00 haben
wir nach Tb. 43) als AnfUfsung der Subsumtioa se^h nach der Uabe-
kannten s den Ansatz: x » in welchem w ein willkttrlicbes Gebiet
Yoratellt, und zwar gibt bei solcher Deatong von «? dieser Ausdruck alle
erdenklioben LQemigen, er stellt dio allgemeine Lösung vor. Wurzel ist
hifr jedes zwischen O nnd b liegende Gebiet x. A1>j pnrhkulare Lösungen
oder spezielle VVur/t In crgehon 8ich B. durch die Annahmen « 0 und
fo <= 1 die Wert e .' = Ü und a == f> (hier Minimal- resp. Maximalwert der
Wumeln). Werden mehrere solche Wurzelwerte in einundderselben Unter*
sucbiing in Betracht gu^ugcn, ^.o pflegt man sie auch als J;, j'^, . • . unter*
scheidend lu bezeichnen. Alle Wurzeln &llen hier in eine x^O su-
sammen, and ist die LOsung eine eindeutig bestimmte» wenn ?on Toraher-
ein d = 0 bedeutete.
Dual ents}necliciul hat man analog x == a -\- ir als die allgemeine
Lösung der Sub.^umtion a -A^ .c, mit dorn Minimsilworte = 'f und dem
Maximalwerte 1, wobei für a — i wieder nur eine Wurzel jc = 1
ezistiren wird.
Wir ersehen hieraun, wie die allgemeine synthetische Proposition
fähig ist und wie ihr die Mission zufallt, gewisse Gebiete oder auch
ganze Klassen von Gebieten (oder von Klassen, und Systemen solcher)
— gewissen Anforderungen oder Bedinguiigea entsprechend — zu ,,6«;-
st immin", dieselben aus der Mannigfaltigkeit der überhaupt denkbaren
Gebiete (resp. Klassen und Gebiet«»y8teme) auszeichnend hrrr 'rzHhehen.
Die analytische Pioposition vermag nicht, solchem Zwecke dienstbar
zu sein; wird z. B. verlangt, dass xy=^x sei, so dürfen wir unter x xmd
y uns noch jedes beliebige I^ar von Gebieten vorstellen.
Es tritt darnach die Aufgabe an uns heran, uns nunmehr mit
dem Problem der Auflösumg von (synthetischen allgemeinen) IVopos»-
Honen zu beschäftigen, welche Aufgabe wir im nächsten Paragraphen
in eitler für den bisherigen PrqposUionsbegriff erschöpfenden Weise er-
ledigen werden.
Zum Schlüsse geben wir noch rekapitulirend eine Übersicht flber die
vorstehend nötig gewordenen Unterscheidungen. Die Einteilung der Pro«
Positionen, zu der wir uns veranlasst gesehen, veranschaulicht das Schema:
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§ 20. Spezielle unil allgemeiae, ö^'ntheti^cUe n. analjtiscbe Propositionen. 445
spezielle
Infonnation)
muHyUtdie
nichtsBagend
falache,
»
sugleicli
allgemeine
»IftUhetitdie
absurde,
unmöffliche,
PropositioD | unbedivfjt
, falsclie
I PropositioD
auf lösbare,
nur bedinfit
vnhre nätr
falsche Prop.
(Relation)
anäiyAise^e,
unbedingt
wahre
Proposition
(Formtlj
bv Ivo + bva ,
et — hvet + getf
ffa = 0,
Bedeutet p = Proposition, b =»= speziell (erinnernd an besondere prop.,
nl rr nicht im Sinne von partikular), g = aligemein (erinnernd an genera-
lis aber nicht im Sinne von universalj,
tt «3 analytisch , = syntiietiseh (Relation) ,
V irahr (prop. Tora) , f ^ falaeb (prop. folsa) ,
a » abenidf 5 ^ anflOsbar (prop. aolubilis),
so beistehen die Gleichungen resp. Subsumtionen:
Sonach ist:
g^Q^u oder
ebenso
bv=^a + a oder
dazn
indem hier nttmlich auch
SV «= sf— 0
xa gelten hat.
Nach dem Sprachgebrauch kann eine Relation, wenn sie irrtümlich
als eine Formel bisgestellt worden, aoob als eine „^Isoht Formel** qnali-
fitirt worden. In logischer Hinsidit ist dies aber nicht korrekt, denn
Mdclie „falsche Formel" oder „vemMli^ Formel" ist tlberhaupt keine
,. Formel"; niemals ist ein Teil von a =^ ga. Man wird darum dio Formeln
auch nicht in richtige und falsche einteilen dürfen — so wenig wie etwa
die lateinischen Deklinationen! Kino falsche Proposition dagegen ist wirk-
höh eine PropositioD, Aussage und Behauptung gewesen.
Anf die speaiellB falsche Proposition
0 = 1
laufen übrigens wie schon angedeutet auch die „absurden" wesentlich
hinaus und werden wir zwischen beiden späterhin keinen Unterschied
machen. —
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446
EUfl« YorleBiuag.
§ 21. Daa Aut lösungsproblom bei simultanen Gleichungon xmd Sub-
somtioaen. Das JEUimmatiousproblem bei solchen.
Um das Einfachste und Wichtigste vorweg zu erledigen, stelleu
wir au die SpiUe deu SaU;
49^) THeoreiD. Die Oleiehumj
ax + hx, = 0
ist äguivalmt einer jeden da- beiden Dofpdsubsututionen :
d. h, au^Uhrlidier gesprwiwn, dem Faare v<m SübmmUmen:
h-^ Xj af ^ «, resp, « *^ j", , ^
mit tctldiem nebenher dem Pringip Ii ycmii66 (/eycbm ist:
b =^ a, sowie a =^h^.
Allemal i&t also die Uobekannte zwisdien dem Ko^fmenten ihrer Nega-
tion und der Negaiicn üires Koefjßaenten gdegen*
Beweis. Kach Th. 24^ ) zeriäiit die gegebeuc Gleichuug ohue
Eiubusse au Inhalt iu die beiden
axmaQ uud bx^ 0 ;
die leistere tos diesen ist aber nach Th. SSJ aqoiTaleut der Subsum-
tion h^x und die erste äqm?alent der X'^a^^ und damit ist die
erste Doppelsubsnmtion h^x^a^ nicht nur bewiesen, sondern auch
als mit der gegebnen Gleichung äquivalent erkannt
Das Th. 38x) lässt aber auf vorstehende zwei Gleichungen sich
auch noch auf eine eweite Weise anwenden: indem man links, statt
des einen, den andern Faktor isolirt; so ergeben sich auch direkt die
beiden Subsumtionen a.^x^J or, ^ des andern Paares, welche xu
einfiicherer Schreibung sich in die sweite Doppelsubsumtion O"^^,"^^,
susanimenziehen lassen.
Überdies folgen aber auch die beiden Subsumtionen des zweiten
raurcs durch „Küjiversion mittelst Kontraposition" nach Th. 37) —
unter BeriicküichÜgung vuii Th. 31) — uns denen des ersten, und obenbu
also auch die eine Doppelsubsumtiun aus der andern.
Endlich kann man, nachdem die erste Doppelsubsumtion wie
vorstehend bewiesen, als der Gleichuug
ax + « 0
Uquivalent nachgewiesen ist, die sweite auch durch blosse Buchstaben-
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§ fil. AnflflsuDg uad EHnuiMtioa bei Oleielmiigieii tnid Sabramtiooen. 447
Tertanschnng au« den damit gewonnenen Satse ableiten. Yertanschung
Yoü X mit se^^ nnd augleich von a mit h ftlbrt nSmlich die Gleichung
ax + 0
nur in sich selbst über und ist daium gleicliwie lu dieser Prämisse,
so auch iu deren Kouklusiüueu gestattet.
Wir werden im Verlauf der weiteren Untersuchungen erkeuueu,
dass das Tli. 40^) die im Titel des Paragraphen genannten beiden
Probleme schon voilständig löst, dass wir nämlich berechtigt sind,
dos erste Subsumtionenpaar als die Auflösung" der Uleichuug
ax + « 0
nach der Unbekannten x hinsaetelleny nnd ebenso das aweite Subsnm-
tionenpaar als deren „ AuflöBung^ nach der Unbekannten (der Nega-
tion der TorigeD). Und ferner wird die nebenher mit diesen Subsum*
tionenpaanm gegebene Belation a ^ oder, was damit nach Th. 37)
äquivalent sein rnnss: h ^ a,, oder endlich nach Th. S8x) in symme*
trischer Fassung augeschrieben:
ah = 0,
als die j^licsuitantc'' der Eliinination von a; (nebst a.*,) aus der Glei-
chung ax + hx, = 0 zu bezeieliTioii sein.
Auflösung nebst Kesultante iasst die Doppelsubsumtion übersicht-
lichst zusammen.
Um alles dies zu erkennen, müssen wir uns aber jetzt in einige
Betrachtungen von nicht mehr ganz so einfacher Natur vertiefen; wir
müssen namentlich noch mit einer andern Form der „Auflösung" Be-
kanntschaft macheu, welche demjenigen, was man in der Mathematik
unter der Auflösung, „Wurzel" einer Gleichung versteht, nülier kommt,
und, wenn sie auch nicht so bequem, wie die (angeblich) im obigen
Theoreme dargestellte, mit Worten au interpreiiren sein wird, doch für
die Zwecke der Rechnung gewisse Vorzüge beansprucht
Als mit einer — wie man später übersehen wird — im Grunde
nur neuen Fassung des vorigen Theorems müssen wir uns auch mit
dem folgenden Theoreme befreunden.
ÖOJ Theorem. Die GUuSimg
ax + 2»«, 0
isi ägmvaHent dm GlekihungeHpaare:
a& — 0 und + a^f^ ,
worin u ein unhestimmtcs Gebiet vorstdU.
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448
EUfte VorleMog.
Der Beweis besteht aos mehreren Teilen.
Im ersten Teile gilt es zunachat za zeigen, dass ah = 0 aus der
▼orausgesetsten GleichiiDg folgt. Dies findet sich bereits oben auf eine
erste Weise bemesen. Ich will dafür aber noch einen zweiten Be*
weis geben:
«) Gilt für uewisse Wertf von n, h, r die er.>tc Gleichun;^, so
kann man (Ii! -' Ibe beiderseit«? oimiiul mit a, ein andermal mit h mul-
tiplizireu uiui die so .sich ergebenden Gleichungen überschiebend ad-
diren. Dadurch erhält mau:
ax + ahx^ + ahx + Ja?, = 0.
Aber die beiden anssersten Glieder linkerhand geben nach der Vor*
anssetzang (zasammen) nnll. Deshalb yereinfaeht sich unser Ergeh-
niss za:
db{x^ + «) 0 , oder ad 0,
womit gezeigt ist, dass die zweite Gleichung aus der ersten folgt.
Sollte nun also diese zweite Gleichung a6 = 0 — wir mögen sie
etwas vorgreifend schon die ^,Besultant^' nennen — von den Koef-
fizienten a und b der ersten nicJU erfnllt sein, so kauu auch die erste
unmöglich gelten, sie kann dann durcli keinen Wert von t erfüllt
werden — denn, wenn sie für ein ixew'i^s' ^ x richtig; wäre, so uiüsste,
wie fre/f igi, aiicl) die zweite Gleichung gelten, entgegen der soeben
gemachten Auuabme.
/3) Nehmen wir sonach die (.ileichung «6 = 0 als erfüllt an, so
muss ferner — was auch immer für eiu Gebiet unter m verstanden
werden möge — der durch die dritte Gleichung gegebene Ausdruck
hu^ + a^u, fflr X in die erste Gleichung eingesetzt, dieselbe erfüllen,
d. h. jedes durch die dritte Gleichuug darL'ost eilte Gebiet x ist dann
eine richtige „}Yurgei'^ unsrer ersten Gleichung. Denn die Frohe
stimmt: ist
so folgt
a-j » h^^i^ + au
nach Th. 4(1^) und 'M), und die erstere Gleichuug luit die letztere
mit b durchmultiplizirt liefert beim Addireu:
ax + hx^ adu, + abu al>(u, i-u) ^ ab* 1
wie behauptet worden.
Man sieht jedoch, dass die Probe fflr das ErfQlItsein der Gleichung
durch die angebliche LSsung nur insofern stimmt, als die Resultante
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§ 21. Aufldaung und Eliminatioii bei Oleichungeu nnd ^ubsuiutionen. 449
«ben erfllUt xtl^ denn 4iireh die BinsetBong Terwandelto sieh die Glei-
ebong zoDlolist in jene BeBültante.
Oline Rttcknoht aaf du ErfftUtaein oder NichterfllUteein dieser
letetereo kfliinte man dslter mit Herrn Voigt definiren:
„Losung^ (oder „Wun^) einer Oleuiiiung nmmen wir einen Am-
druck, nelchcr, für die Urätekamtie in die Gleichung eingesetzt , dieselbe
auf ihre Jiesultank redugirt (genauer: auf die Resultante der £Hmina*
tioQ jener Unbekannten aus liir).
*
y) Umgekehrt läset aber aach jedes die (eiste) Gieiclmng
ax + (jp, 0
erfilllende x sich dnreh den Aasdmck hu, + a,tt darsteUcB, indem es
B. B. genügt unier ii sich » selbst Torsastellen, nm die Gleichung
jp 6u, + a,u
zu einer analytischen oder richtigen Identität zu machen.
Alsdann wird auch u^ durch zu ersetzen sein. Nach der An-
nahme ist aber, wie unter 'J'h. 49^) bereits erwähnt, auch schon für
sich: «a; = 0 und ?).r, = sonach fols^t, wenn für hx, erst 0, für 0
dann nx geschrieben wird (mit ähnlichem Kunstgriff, wie S. 42.5):
fcw, + a,w hx^ + a,ic « 0 + a^x = ax + a^x = (a + a^x «= 1 . a; = a;,
was zu zeigen war und auch nach Th. 19,) mittelst Buchstaben-
?ertau8chung aof das Hüifstheorem 2ti Th. 47J hätte sarfickgef&hrt ,
«erden können.
Wir sind hienach berechtigt den Ausdruck, welchen die dritte
Gleichung « &m, + a,«
f&r die ünbekannte liefert (oder auch diese Gleichung selber) als jjdie
allgemeim Losung der Gleichung hiniustellen.
Hiermit ist dargethan, dass wenn die erste Gleichung gilt, dann
auch die zweite gelten muss (vergl. a) und die dritte wenigstens fttr
ein gewisses ii (vergl. }/), woneben unter ß) gezeigt ist, dass wenn die
sweHe Gleichung nebst der dritten (für irgend ein u) güt, dann auch
die erste Gleichung gelten muss.
D. h. das ganze Theorem ist bewiesen, luid mag niaii merken:
Die Gleichung ist stets äquivalent ihrer allgemeinen Lösung n^st der
Resultante.
Jener Satz ist das üaupttheorem der bisherigen Theorie. Er
lehrt (noch unmittelbarer wie der vorige) bezüglich irf^end ein fr TJn-
bekanrtfn x die im Titel dieses Paragraphen anL'f'dcuteten Probleme
losen. Bei der WK htigkeil desselben müssen wir noch einige Zeit bei
seiner Betrachtung verweilen»
SciuOoSR, Algehr» der Logik. 29
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450 EUfke Vorlesung.
In froher geacliilderter Weise ISesi nftmlich jedes System von
gleicbzeitig geltraden oder zu erfftUenden Glelchiiiigen (oder nadi Be-
lieben auch Subsumtionen) sich zusBrnmeniiehen m und eraetaen äurA
eine einsige Gleichung mit der rechten Seite 0, die „Tezeinigte Glei*
chang" des Systemes«
Kam in dem Systeme neben irgend welchen andern Gebietsym-
bolen ein Gebiet x Yor, so wird die linke Seite der Teremigten Glei-
chung eioe „Funktion'' von x sein (und auch wenn jenes nkhi der Fall
-war, wfirde sogar sie als Funktion von x sich doch ansehen lassen).
Diese Funktion laset sich nach Th. 44^) durch x und x^ linear und
hoimogeu darstellen in der Form aa; + hx,, sodass die erste Gleichung
in unserm Theoreme die Stelle vertritt des allgemeinsten Systemes
von simultanen Gleichungen und eventuell Subsumtionen, in welchen
neben vielleicht noch andern eine Unbekannte x vorkojunit.
Eine „Uubekauntu^^ laügeu wii' das Gebiet x uennen auch danu, wenu
es beks&nt sein sollte, indem man doch immer die Frage aufwerfon katin,
welche Werte steh dem x noch beilegen lassen wflrden, ohne dass die Pro-
posittonen des Systems zu gelten aufhören, indem man, m. a. W. die For-
derung stellen kann, die vereinigte Gleichung, somit auch jenes System
simnltanpr rrr»|»nvitionGn nach x ..anf~nlnsen", rind zwar sie vülhtiinälg anf-
zulüsen, imthin sämtliche },Wiir7,eln'' derselben anzugeben. Durch den einen
vielleicht schon bekauuten Wert von x ist jene Frage doch im AUgemeiueu
noeh nicht von vornherein erledigt.
* Die Auflösung einer Gleichung oder eines Systems setzt die Vor-
frage nach deren Auflösbarkeit als erledigt Toraus. Der Vernünftige
wird ja nichts Unmögliches unternehmen.
Unter a) ist aber darrrethan, dass in Hezufj; auf die Auflösun^f
der vereinigten Gleicliung ax •\-hx^=0 nach x diese Frage bald m
bejahen^ bald zu verneinen ist:
d) i)te Gleichung ist auflösbar , es gibt Werte, welche fiir x
0 eingesetat, dieselbe erfQllen, d. h. sie besitzt Wurzeln imtner dann,
wenn zwischen den Koeffizienten derselben die Relation a6 0 be-
steht, d. h. wenn ihre Koeffizienten di^fuM sind; aber aueh nur damt.
Denn wenn diese zweite Gleichung unsres Theorems nicht erfiült
ist| haben wir gesehen, kann auch die erste Gleichung fOr keinen
Wert von x besteheii| sie hat dann ttberhanpt keine Wnneln und ist
dieselbe^ sowie das ihr äquivalente System von Propositionen in dieoem
Falle ^unauflösbar" und „absurd^ au nennen. Unter den Propositionen
des Systems werden dann sich entweder solche finden, die för sieh
allein schon ,,absurd" und durch kein x ^rf&llbar sind, oder die Pro-
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§ 21. Aaflösang und Elimiootion bei Gleichungen und Subsumtionen. 451
Positionen sind wenigstens ^fmmmbaiif'^, ,^Mk(mktoiUf, sie yertrageu
lieh nicht miteinander.
Die Forderung, die rereinigie Gleichung aafznlösen, überhaupt^
sie für irgend eine Bedeutung des Symboles x als gültig aozuerkeunen,
bleibt es hier unmöglich, ü;u erfüllen.
Die Gleichung ah =i 0 erscheiiii lüenach als das Kennzeichen für
die Auflösbarkeit der Gleichung axi h.r^ ~ 0 nach der Unbekaiuiteu x.
Nicht auflösbar wai" beispielsweise die Gleichting 1 • + 1 • .r, = 0; sie
selbst sowol als ihre „Resultante^' lief auf die absurde Forderung 1=0
lunaas; der Anaats einer solchen Gleichung x + x^^O ist ganz nnd gar
wmt^äss^f,
Nicht nur ist a& — 0 eine unerlassliche, noHcendige Bedingung
sondern auch die hhimcheiide Bedingong i&r diese Auflösbarkeit.
Ist sie nSmlich erfüllt, so gibt die dritte Gleichung unsres Theo-
rems: X'^bu^ + a^u fflr jede Bedeutung des u eine richtige Wurzel
and für ein Ton 0 bis 1 (im Elassenkalkul von „mchW bis fjaHHesf)
variirendes u die samtlichen Wurzeln der ersten Gleichung an*
Diese bat hienach, hXls sie auflösbar ist^ im Allgemeinen unend-
(ich viele (eine unbegrenzte Anzahl oder Menge von) Wurgt^; ihre
L5sung nach x ist (unendlich-) viddeuUg, Geleistet wird die verlangte
Auflösung der ersten Gleichung dann also durch die dritte Gleichung
des Theorems, und zwar ausschliesslich und YoUständig, indem die-
selbe für X einen allgemeinen Ausdruck angibt, welcher sämtliche
Wurzeln der ersteiu uiiJ uüy solche umfasst
Als die notwendige und hinreichende Bedingung dafür, dass die
Unbekannte x überhaupt einen Wert oder Werte habe, könnte man
die Gleichung ah = 0 füglich auch die „Wertigkeit' - oder „Valens-
hedingung" für x nennen. Nur wenn sie erfüllt war, konnte es ein die
<ileicliung ax bx^'= 0 erfüllendes Gebiet x geben, war x eines
Wertes fähig, und wenn «ie erfünt ist, musste es auch ein solches
(eventuell mehrere solche) Gebiete geben, denn im letzteren Falle er-
wies sich jedes durch den Ausdruck &{«,+ a,M dargestellte Gebiet als
eines von der verlangten ^Eigenschaft.
s) In Anbetracht, dass diese Gleichung a6 « 0 den Namen x der
ünbekannten fiberhaupt nicht enthalt, kann man sie Aber, wie schon
eingangs angedeutet, auch noch unter einen andern Gesichtspunkt
bringen: man kann sie bezeichnen als „Bendfonfe der EUmkiaUcn des x
ans der ersten Gleichung ax + bx^»Mt(y* unsres Theorems.
So oft nämlich eine Gleichung oder Oberhaupt ein System, von
Propositionen gegeben ist, in welchen eine Gruppe x, y, ... von »Sym-
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452
Eilfte Vorlesong.
bolen eTentnell Torkommt (neTentuell'', d. b. nicht notwendig diuehaiu,
▼ielleicht sogar überhaupt nieht), und man leitet danuu durch logiMshe
SohlflMe solche (eventaell neue) Propositionen ab, welche jene Sym-
bole x,fft,». mcÜ enthalteni in welchen deren Name gar nicht TOr-
kommi^ so nennt man diese letztem Propositionen (sowol sie einadn,
als audi das System derselben) „ein Ergebmss der EUmmaiim von x,
Vf ous jenem gegebenein Propositionensysteme''. Man sagt: man
habe die Symbole y, ans dem Systeme heransgewwfm oder
Es gibt hienach im Allgemeinen mdlfvre Eltminationsergebnisse
ftir das nSmliche Propositionensystem nnd in Bezug auf die nSmlichen
Symbole x^y^ . . . als zu eliminirende Gebiete oder „Elimhumden^,
In tmeerm Falle würde z.B. auch al>c 0 ein solches sein, was
imuiur c bedeuten mag.
Duell ist zu Ijciiierkeii, uuss mau diejeuigeu von den durch die
Kliiiiijiatiou gcwoüueueu Propositionen, welche etwa sich als ,,aua-
ly tische" Propositionen herausstellen sollten, fallen lässt, und sie eud-
gQltig, definitiv dem Elimiuatiousergebnisde nicht zuzuzählen pflegt
aus dem Grunde, weil man sonst immer eine unbegrenzte Menge von
j.nichtssasenden" i'ropusitiüncu mit ins Auge zu fassen hätte. So
diirlten beis|)jeiäweise die analytischen Propositionen 0^(7, h=^\,
ab^a, (a6), = fl, -i- etc. unserem Eliminationsergebniss ah == 0
nicht zugezahlt werden, obwol auch sie sich als Aussagen über a,6
■darstellen, die x nicht entluilten. M. a. W.:
Gleichwie hei dem als ,,lJasis" der lüiminaiion dienenden Systeme
von gegebenen Propositionen diese nur in Betracht kommen, sofern
sie Relationen darstellen, dagegen beiseite zu lassen sein werden, so-
bald sie etwa analytische Propositionen sein sollten, so fallen auch
als Elimiuationsergebnisse nur Relationen in's Gewicht.
Es ist nun eine gelegentlich sehr wichtige Frage, welche Rela-
tionen etwa^ UMidhikigig von den Werten der Symbole a;, . . . misciim
den übrigen im gegebenen Propositionensysteme YOrkommenden Gebiei-
symbolen bestehen werden, sobald dieses System gilt, m. a. W. welche
Relationen diese übrigen Symbole erfüllen, zu einander eingehen müssen,
damit das Propositionensystem überhaupt bestehen könne — filr irgend
ein Wertsystem der Eliminanden.
Ein solches Eliminationsergebniss, durch welches diese Frage
„vollstiMi^ beantwortet wird (in sogleich noch nSher prSaisirliem
Sinne), heisst voÜe EUnniMHomergAmaf* oder schlechtweg ,/2as
E]iminationsresttltat''y und sofern es nicht als ein System von Rela-
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§ 21v AaflOsang nod Etiminatioii bei 61eie1iiiiigeii und SnbemnÜDDen. 453
tionen sich darstellt, vielmehr in eine einsige Relation zasammeu'
geiogai ist, anch BesuUanie der EUmmation**. Daaa die An-
wendnog de« bestimmten Artikels biebei gerechtfertigt ist^ wird dem-
nlehat erhellen.
Ss heieiehne B kars das als Basis der Elimination Ton y, . , .
gegebne System von P^oiitionen (nnd swar Relationen), ebenso
beseieline B ein EliminationsergebnisB. Dasselbe wird hienaeh ein
System von Relationen sein (oder anch eine einsige Relation), das
ans B folgt, jedoch die in B (Tielleicht) Torfcommenden Symbole Xf
. , . nieht enthalt; B kann nur andere, in B ebenlUls vorkommende
Symbole, wie a, 6, . • . enthalten (nebst yielleicht noch ganz neuen
Symbolen, die auch in B nicht vorgekommen waren, wie es smn Bei-
• spiel unbestimmte Parameter sein wfirden).
Nach der beabsichtigten Erkl&ruug ist B dann „ein Tollet^ Eli-
minationsergebniss" sn nennen | wenn, sobald B erfilllt ist^ es sieher
mindestens ein Wertsystem von Xfff,»,* gibt^ für welches auch B er-
füllt sein muss.
Ist nun auch Ii „ein volles EliminationsergebnisB^ in diesem
Sinne, so erkennt mau leicht, da^s die beiden Ergebnisse Ii und Ii*
logisch äquivalent sind, dass sie einander f^egenseitig bedingen müssen:
wann 11 erfüllt i«t, wird aucli R' erfüllt sein und ebenso folgt um-
irekehrt aus der Geltung von Ii' auch die von JB; der Fall, dass zwar
eines vou den beiden Ergebnissen, aber nicht das andere, erfüllt ist,
kann nicht vorkommen.
Denn wäre zum Beispiel U erfüllt, während H' nirJit eriiilit ist,
80 gäbe es aus dem erstem (irunde em \\ erlsysteni der .i\ y, . . . für
welches auch B erfüllt ist. Da für dieses nun also B gilt, so muss
auch B' gelten, indem laut Voraussetzung W als ein Kliinination.s-
ergebniss B folgte. Das Erfülltsein von 7?' widerspräche ;il^o der
soeben gemachten Annahme seines NichterfüUtseins, welche hienaeh
unxnlassig war, zu verwerfen ist Etc.
Wir sind darum berechtigt, R' eine blosse Umschreibung von R
SU nennen; au sagen R und R' seien wesentlich äasaeUbe Eliminations-
ergebniss — vielleicht nur in yerschiedenen Formen oder Ausdrucks-
weisen. ^^'ir dürfen R (sowie auch R') als t^äas Resultat der Elimi-
nation'^ schlechthin bezeichnen.
In dem besonderen Falle, wo das Propositionensystem B die Eli-
minanden jr, jf, . . . gar nicht enthalten sollte, wo ?on vornherein kein
einziger Ton diesen in ihm TorkSme, ist leicht am sehen, dass B selber
das Besnltat der Elimination yon o;, |r, . . . ans ihm sein muss; es f&Ilt
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454
ESfle Vwlesnog.
dann mit B xiisamnieD und ist aame eigene JilmmaUimsnmUante. Denn
entenfl ut ea „ein" filiminationsergebniBa^ ireil es JC, . . . mcht mehr
(genauer: ohnehin nicht) enthält und doch „ans B folgte« nämlich
seine Geltang mit der von B gegeben ist (Wenn B gflt, so gilt B —
vergl. Piinsip I im Anssagenkalkul); und sweitens ist es das voüe
EigebnisSy indem, sobald es erfBllt ist, sonach B gilt^ es auch Wert-
systeme von x^y,,, geben muss, ,^ilr welche B gilt'', dann nämlich
B ohnehin gelten mnss, welche Wertsysteme man anch immer unter
Xf i/j. . Terstehen mag. — Es versteht sich, dass in solchem Grenx-
falle Ton Eliminiren nur in uneigentlichem Sinne zu sprechen ist» so-
fern man Jemanden, der gar nicht da ist, auch nicht hinauswerfen kann.
Aber auch wenn B Ton vornherein die Eliminanden . . . oder
wenijjcstens einige derselben enthielt, kann es doch mit der Elimi-
uaiioiisresviltaute Ii logisch äquivalent sein — und dies bildet uuch
eine zweite Art vou besoaclerii 1 ulkii bemerkenswerten Charakters.
Triü't jjolches zu, sodass also iiiclit mir R aus B folgt, il 1 Z>
nur für irfjcnd ein Wertsystem der x, y, . . . erfüllt ist, schlechtiiin
gilt, sondern aucb, wenn 7^ gilt, U uübedin^4 gelten niuss. mitUiu
gelten luuss /ur jcdc^ hrliehiiic Wertsystem der Eliminanden .r, ij, . .
so sagt man, dass letztere „von .icUh^f aus B herausfallen^^ Dann kann
ja in der Tbut II durch R ganz und gar ersetzt werden. —
Ist die volle Resultante zu einer Gleichuno; (Basis) nur eine ana-
lytische, Formel oder Identität, wie 0 = 0, so wird man nach dem
unter i) Bemerkten auch sagen dürfen: die Gleichung liefere, oder
habe, keine Resultante.
2u allen diesen vorerst theoretisch als möglich erkannten Vor-
kommnissen wird uns die Praxis Beispiele liefern.
Durch die Elimination entlastet sich der Geist, indem er auf seine
Kenntnisse in Hinsicht der Eliminanden zeitweilig verzichtet, dieselben
fallen lässt, von ihnen absieht, abstrahirt, jeweils von solchen Erkennt*
nisselementen, welche für die Verfolgung bestimmtor Erkenntnissawecke
unwesentlich, belanglos erscheinen und deren Beibehaltung- also ihn
hiebei nur als ein Ballast zu beschweren vermöchte.
{:) Kehren wir nach diesen allgemeinen, nämlich auf jedes System
von Propositionen, Aussagen und jede Gruppe von Symbolen anwend-
baren (in gleicher Weise auch auf die Relationen der numerischen
Mathematik fibertragbaren) Betrachtungen, durch welche der Begriff
des Eliminationsresultates festgelegt ist^ surflck au unserm Theorem
Hier wird in der Tbat die Gleichung a(«0 nun als die voUe
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§ 21. Aul'lÖBUUg und Klimiuutiou bei (jileicliuugeu uucl Subsuuilioucn. 4ö5
Resultante der Elimination Yon x ans der Gleichung ax + (x, 0 eu
besoichnen sein, sintemal, wenn jene erfüllt ist^ es nach ß) auch immer
Werte von x gibt welche diese erfüllen.
Die erste Gleichling des Theorems exemplifizirt das die zweite
das B der obigen allgemeinen Betrachtungen.
Sollte die Tsreinigte Gldchung das gar nicht enthalten, so wird
sie, wenn wir a ihre linke Seite nennen, die Form a-*0 haben.
Nach Früherem können wir ihr Polynom gleichwol nach x „entwickeln",
wodurch sie wird:
ax + ax^ = 0 ,
und wenn wir jetzt x wieder regelrecht eliminiren, so ergibt sich
aa = 0 oder a — 0 als die Kesultiinte - somit in der Tluit wiederum
die ursprüngliche Gleichung in Bestätigung des üben Gesagten.
Ungeachtet der durchgUngigen Ühereinstimiming der Bcgrifle von „Kli-
luiuation'', „Resultante", „Wurzeln" uml „Auflösung'^ in Bezug auf Glei-
chungen des arithmetischen, wie auf Propositionen des identischen Kulkulb
gestaltet sich die Anwendung dieser Begriffe in beiden Disziplinen doch
sehr yerschiedenl
In der Arithmetik erweist sich das Eliroinationsproblem sowol als das
Aufl5sungsprobIem in bestimmter Weise abhängig vm der Ansaht der zur
VcrfllgUDg stehenden („von einander unabhängigen"') Gleichungen in ihrem
Vprliültniss zur Anzahl der /.u eliminirenden, beziehungsweise als Unbe-
kannte zu berechnenden Zahlgröäüeu. Im identischen Kalkül, in Bezug aaf
Gebiete, ist dieses, wie sich zeigte, dtircJiatis nicht der Fall.
In der Arithmetik kann man ans einer Oleichimg Überhaupt nichts
elimimrsn — > sofem die Besnltante wieder eine Gleichung weiden soll.
[Allerdings Hesse sich z. 6. im Gebiet der positiven Zahlen eine ünglei-
chung, wie a > aticli als die Resultante der Elimination dfts x aus der
Gleichung a •= h 4- x hinstellen,]
Man ist nicht im stände, aus einer (synthetischen) (lleicium«^^ eine andre
abzuleiten, welche eine oder mehrere Buchstabeuiuihlen , die in der erstem
vorkamen, nioht mehr enthält, wofem diese nicht nach den Regeln der
Arithmetik von selbst aus ihr hecansfallen.
Damit Elimination mOglich sei, dürfen erstens die gegebenen Olei*
chnngen einander nicht widersprechen und mnss zweitens die Anzahl der
„unabhiingigen" Gleichungen (d. b. colcher von welchen keine aus den
übrigen folgt), um eins grösser sein nL «He Anzahl der Eliminanden.
Um eine Grösse zu eUminiren sind aiäu in der Arithmetik miudestens.
swm Gl^diungen erforderfieh, ftr n Gzflssen mindestens «i + 1 Gleichungen,
Im identischen Kalkül losnn schon ans einer Gleichung jedes beliebige
Gebietsymbol eliminirt werden, mid gleichwie eines, so auch mehrere nach-
einander oder auch a iempo, auf einmal (eine Aufgabe die wir noch zu
betrachten haben werden). Hier ist das El'nninaiion9j>roblcm ganz allgemein
lösbar. Aus jeder beliebigen Menge von Prupositionen lässt sich eine be-
liebige Gruppe von Symbolen jederzeit eliminiren. Nur wird die Kesul-
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4&6
Eilfte Vorlflavag.
tanto niclit immnr eine Relation sein, 8ond«ni manehmal nar «ne «i&ljlaflche
Propositiou, eiue IdeutitJit..
Soll in der Arithuietik ein System von Gleichungen uach einem System
von Unbekannten auflösbar sein, so darf die Anzahl der unabhängigen
Gleicbniigeii mcht grOsser sein, als die Anzahl der Unbekannten und dflrfen
auch keine den andern widerspreehttide Gleiehnngen mit vorliegen.
Im identischen Kalkül darf sie beliebig gross sein.
Eine Ähnlichkeit zwischen beiflen Di.-zlpliuen erblicken wir aber darin,
da.<^^ hier wie dort da& Aaflösungsproblcm nicht unbedingt, nicht in allen
Fällen l<»sbar ist
In der Arithiuetik eiächeiuen durch die Gleichungen die Unbekannten
nicht völlig bestimmt, sie bleibm teilweise willkOrlich, die AvflÖsungen
sind vieldeotige, jedenfalls dann, wenn (Auflösbarkeit vorausgesetst) die An>
zahl der Gleichungen kleiner ist, wie die der Unbekannten.
Im identischen Kalkül ist die Auflösung in der Kegel eine mehrdeu-
tige, auch ^fhi-ivi \ip\ einer Gleichung ersten Grades mit rincr Unltckannten,
und mit in ProLiemen als mit rm<T Gleichung ersten Grades können
wir hier /.uniichüt überhaupt nicht zu thuu haben.
)}) Um für die Auwendungeu das Tb. 50^) sich einzuprägeUi merke
man (einer5?eits):
Dk Uesuliftntc (Jvr lütmination eines Symbols, einer Unbekannten x,
aj4S ciwer rechts auf 0 gebrachten litil:s nach dieser entwickelten Glei-
chung ergibt sich, indem man das Produkt der Koeffmenien von dieser
Unbekannten und ihrer Negation gkicJt 0 setzt.
Man kann aber — auf zwei Arten — der Gleichung eine solche
Form geben, dass die Elimination sich schon vdleiehtf indem man ein-
fach den Elitninanden und seine Negation ausstreicht, utUerdrüdet,
Einmal nämlich trifft dies zu, Ebenso trifft es zu, wenn mau,
wenn man die linke Seite der Glei-
obnng ab Produkt sehreibt^ sie in
ihre „letzten Faktoren*' zerlegt. So
wird sie:
(a + T,) (6 + 0
und unterdrückt man hier die zwei
ten Glieder der Binome, so ergibt und wird durch Löschen von x
die linke Seite tote früher entwidceU
lassend, die Glekkmg reeiUs auf 1
bringt — vergL Th. 33).
Für ax-¥bx^^Q haben wir
dann in sagen:
sich in der That die Resultante:
ab^O.
und o;, hier in der That entstehen:
a, + h,= l,
eine Gleichung die mit der Besul-
tante a&>=0 nach Th.B2 und 36)
äquivalent ist
Stellte man aber, wahrend die Gleichung rechts auf 1 gebracht ial^
zugleich auch die Unke Seite als Produkt dar, schriebe man also:
§ 21. Anflösung uod Eliminatiou bei Gleichungeu und Subaatutionen. 457
(a, + a?,) + — 1,
80 ir&fe die letste Bogel nickt mekr sa, ebensowomg, wie es bei der
orBprunglicken Form der Qleiebung
ax -f = ()
der Fall war — indem ja nach derselben falschlich a,6, =» 1 , resp.
a + i = 0 entstehen würde. —
Ein bequemeres Eliminationsver&hren als das Fortlassen, Aus-
liiscJim, die Tilgung der Eliminanden ist nun überhaupt nicht denkbar.*)
£8 ist deshalb bei Elituinationsaufgaben mitunter vorteilhaft m
operireB mit rechts auf 1 (anstatt auf 0) gebrachten Gleichungen (in-
dem man links AggregatOi sack wie Tor, Flrodakten Yorzieht). Be<
sonders wird dies ^ anck noch ans einem andern Grunde: der Inier'
preiation kalber ^ im Anssagenkalkiil siek empfeklen.
d) Lautet
eine uacb r aufzulosotide Gleichung, so entsteht durch Eutwickeluog
des Poijfuouiä derselben nach x gemiUs Th. 44^):
/•(l).« + AO).«,-0
und ist daher:
m-tw-o
die Resultante der Elimination von x und zugleich die Bedingung für
die Auflösbarkeit der Gleicknng nack x und für ikre mdglicke Geltung.
Die Auflosung selbst würde heissen:
*) Von praktisckem Nutien ist nock diese Bemerkung. Wir seilten
beim Eliminiren bisker das Poljnom der Gleicknng als besflglick des
Eliminanden x (dnrck Entwickelung nack demselben) homogen gemacht
Toraus. Von dieser Yoraussetanng ist es Torteilkafi» sich nnabktogig
m macken. Ist nftmlick:
«flf + 6a?, + c 0
die Gleichung, aus welcher z zu eliminiren ist, wo die linke Reite als
nicht homogene lineare Funktion jetzt ein Absolutglied c enthält, so
würde diese Gleichung; homogen gemacht, lauten:
(a + c)x + (6 + c)x^ 0
und gi&be nack der Regel:
•) Die Beuieikung ibt wol, unter Leitung von Mr. Pcircc, zuerst von MiBs
Ladd gewacht und von Mr. Mitchell noch weiter ausgedehnt worden.
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458 Külte Vorlesung.
(<i + «)(6 + c)i=0
als die BesulUitte. Diese Tereinfacht sich aber zu:
ah-he^O oder c + Äft-«0.
Daher kann man merken: Das AhsolutgUed (Aggregat der Glieder
welche x nnd nicht zum Faktor haben) gcJd jcweUs wnverimdeii m
die Jksnlkmte ü^; es braucht demselben nur noch das Produkt der
Koeffizienten hinzugefügt zu werden, mit welchen x und ursprüng-
lich behaftet siud.
js) Ist nun bei einer Gleichung ax + bx, = 0 die Bedingung für
ihre ZulEssigkeit oder Auflösbarkeit, die Valonzbcilinguug für x oder
Resultante seiner Elimination, erfüllt, so handelt es sich auch noch
darum, den allgemeinsten Ausdruck für die Unbekannte oder Wurzel
X der GIcicliuug jederzeit richtig herstellen zu können. Eis ist zu dem
Ende nicht praktisch, etwa nur die Formel
SS mm hu^ + a,«
auswendig zu lernen, schon weil in einer solchen die für die Unbe-
kannte (x)f die Koeffizienten (n, b) und den Parameter (w) /ngrunde
gelegte Bezeichnung sehr liüutig kollidirt, in Kuiillikt gerät, nicht
stimmt mit denjenigen BezeichuuLigeu welche yeijchcn siud iu den Pro-
blemen auf die der Satz angewendet, für welche er verwertet werden
soll. Eä empfielilt sich deshalb, dass man die durch die Formel der
Auflösung l^aHerdings am kürzesten) ausgedrückte Iveü-el sirli oben-
drein in Worten einpräge, uud merke man darum (andrerseitsj:
Um nach einer Unhekannlm eine Ghichumj anfztiVusen, nachdem
dieselbe rechts ;uif ' » gebracht, links nach der Unbekannten entwickelt
und als auflösbar erkannt ist, setze man die Unhehinnte fj((i<Jt der
Is'&jation ihres Koeffizienten multiplizirt mit einem unbestimmten Gchietej
plus dem Koeffmenten ihrer Negaiion nuU der NegtUion dieses Gebietes.
Für die Gleichung
ax'\'hx^^0, wo a&«»0
isif hat man also die Wurzeln x, neben welchen auch deren Negation
angegeben werden mag:
x) X " a,M + 6«, , X, — au + b,u^ ,
worin man wegen der Willküriicbkeit von u natürlich auch u und ir,
hätte vertauschen können.
X) Die Auflösungen lassen sich nun aber auch noch in folgenden
Formen schreiben:
X) x = b + a,u = a^{b + , a;, -= b^{a + ?<,) = a + i,M, ,
Diqitized bv Goo<:?Ie
§ 21. AuflöäUDg uuU Elimination bei Gleichuugen und ^ubBumtionen. 459
welche dadurch bemerkenswert sind, daaa sie em Operfttionsglied weniger
enthalten^ mithin einfacher erscheinen.
üm BttDächst diese beiden neuen Formen ftkt x miteinander surllckxu-
führen, bemerke man, dass wegen ah^O hier
( » 1 . » (a + a,)b a& + a,& = 0 + <i,5 -= ajj ,
oder auch rückwärts: a^h == h sein rouss; und ühulich auch, daäs a^, = a.
Mit der vorhergehenden nach n homogenen Form x) bringt man so-
dann die Darstdlung k\ s, B. x^h-^ a^u In Zusammenhang, indem man
rechts nach u entwickelt, wodurch sich eigibt:
X = h{u + M,) + er,» » bu^ + {h + «,)«.
Nach Tb. 33^.) Zusata ist aber jetzt 6 + <i, == a, + «i^ = n, + Ü = a,
— wie denn überhaupt wegen n ^ fc, oder 6 =^ a, hier:
ah^ = a, a,h = by a,+ 6 = a,, a + 6, = 6,'
Bchon nach Anm. 2 zu Tb. 43) folgt — und erhalten wir die frühere Form
auH der letzten durch Einsetzung jenes Wertes a, für 6 + a,. Umgekehrt
crhiilt man aus dieser jene, indem man ri, durch das wegen ab — 0 ihm
f(leiche a^ + h ersetzt und darnach die Glieder mit b zusammenxieht, d. h.
die eben vollzogene Umformung nun rückwärts ausführt»
fi) Nach tdkn in ihr Torkommenden Symbolen rechterhand ent-
wickelt lautet unsre L9sung:
(x = (ah + a,/>)w, -f ((i,b + a^b^)u = a,6w, 4- (n^h + f/,2>,')ll,
^ K^'^'i'^ + = («^ + + ab^Uf
wie sich aus %) leioj^i nach Th. 44^) ergibt, am bequemsten aber
direkt, indem man in ») den einen (mit h nicht behafteten) Term mit
h + den andern (von a noch freien) Term mit a + a, multiplizirt.
Die Ausdrücke f») könnten hinwiederum auch in:
^(x = a^b + a,b,u^a,(h + uh;), .
la:,== aZ>, + = ^(^ + w,a,)
zusammengezogen werden, wobei sie nach ^ noch «ntwickelt blieben.
{) Einen keurisHst^ Beweisy eine „BerJ^tm^, der die Auflösung
leistenden Formel l) — somit auch ») — habe idi in meinem Opera-
tionskreis* gegeben wie folgt.
Soll ax-^hx,^0 sein, wahrend die Bedingung ab^O fQr den
Bestand nnd die Auflösbarkeit dieser Gleichung erfüllt ist, so mnss,
wie schon unter 40^) erwShnt, für sich:
axumO und bx, « 0
sein. Der ersten Forderung, genügt man nach Tb. 43) Zusatz auf die
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460
Eilfla Torle«uDg.
allgemeioste Weise, indem mau x » va, setc^ wo v ein unbestimmteB
Gebiet bedeutet Darnach folgt dann
af, — f, + a, 6a:, = + a6 = 5t7, + 0 =9 6t?,
und um nun auch noch die zweite Forderung lm ertülien, braucht mau
uur mehr so zu bestimmen» dass hv^ = 0 ist. Darnach folgt in
gleicher Weise:
wo fff, ebenso^ wie nisprfingUeb 10, ein nnbesiimmtes Gebiet fontelli
Hiermit ist gefnnden:
und dies ist die eine der unter A) f&r die Lösung angegebenen For-
men, wenn man noch den Namen tc, des nnbestimmt bleibenden Ge-
bietes dareh den Namen « ersetst Fttr dieses o? a,(^ ^) '^in^mli
nun, wie schon (indirekt) erkannt (nnd auch wieder direkt leicht nach-
weisbar wire) die Probe: es erflillt die aufzulösende Gleichung bei
beliebigem ti.
Das Ergebniss mu9s darnach die Yollstandige Auflösung darstellen.
Denn jede Wur7el x der Gleichung muss wie erkannt diese Form
haben, und jedes x von dieser Form ist eine Wurzel der Gleichung.
Übrigens ist zu bemerken, dass unser Th. 50^.) obwol iu deu vor-
liegenden Gestalten erst von mir aasgesprochen, hergeldtet und bewiesen,
im Grande doch nichts anderes ist| als dss Hanpttheorem im Bool ersehen
Werke^, nar gereinigt von allen arithmetischen Beimengungen und von
der spezielleren Boole'schen mitausgedehnt über die allgemeinere Je-
▼ons's^^lr:» Addition, demgemÄss auch nicht unerhebjich vereinfacht.
Im tiegensatz zu noch andern eventuell ssu besprechenden Methoden
&ur Bewältigung des Auflüsuugs- und Eliminationsproblemes werde ich da-
her die auseimmdergesetEte (nach einem auch schon von andeni Seiten vor-
Hegenden Vorgänge) „die von mir modifisirte Boole'sche Methode" nennen
(„Boole's method, as modified by Schröder**). BesUgUoh dessen onmodi-
fisirter Methode vergleiche § 25, Ende.
0) Beabsichtigten wir Anwendungen des Theorems 50^) im Klaissm-
kalkul, so muss noch näher erwogen werden, icii daselht der unhe-
stimmte l^arameter u m interpretiren, wie also die Formel der Auilösung:
x^hUf-bafU oder x^b + ua^
in 4er Warispratiie darzustellen sein wird.
Jene Formel unmittelbar in diese zu Übertragen, gemSas den in
§ 8 und 16 erörterten Regeln, erscheint misslichi in Anbetracht^ dsss
u allemal einen unbestimmten Bruchteil: ,^chtSy oder einiges (etwas),
oder das ganze (alles)^ von der mit ihm mnltiplizirten Klasse heraus-
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§ tl. Auflöiuiig und Elimination bei Gleicbongen und äubsumtionen. 461
tchnmden wird. Eio Ausdraek wie: j^was h und nicht etwas Gewiiees
oder anc^ nicht a aber gleichseitig jenes Gewisse ist" entbehrt doch
wol der wünschenswerten Dnrchsichtigkeii Anch passen SabsnmtioneD
sich bequemer der Wortspraehe an, als wie Gleiehnngea.
Dem Mangel wird leiehtUch abgeholfen, indem man anf die Form
49^) des Theorems 50J zurOckgehi
Jenes Theorem statuirte, dass die Gleichung
ax + bx^ =' 0
auch äquivalent ist dem Paare der Subsumtioneu:
h=^x und X =^a^f
oder — noch einfacher geschrieben — der Doppelsubsumtion:
Demnach teerden dk heidm misammei^iuUigen Aussagen:
ttAUe h amd und hem » iH
mU Workn die „AuflSsmis^ ^ Oleidiung az ^^hx^^O noA der ün-
hdumnfm x läsfen.
In dar That erseheint in diesen Aussagen die Unbekaante x auf
der einen Seite, als Prädikat resp. Subjekt einer Subsumtion, isolirt,
wahreud auf deren andrer Seite nur bekannte Terme, gegebene Klasseu
stehen — und dieses muss als das Charakteristikum der ,,Auflösung^'
tut die Wortspraehe angesehen werden.
Auch wenn wir eine Gleichung lüi die \\ urz i haben — wir mögen
sie für den Augenblick kurz mittelst x = c darbtelleu — könnte die-
selbe ja mit Worten nur in Gestalt der beiden Subsumtioneu c x
und x=^c — vergl. Def. (1) der Gleichheit — ausgedrückt werden,
welche wesentlich von dem eben beschriebeneu Charakter sind. [Diese
würden sich auch wieder in eine Doppelsubsumtion C =^X =^C, oder
auch x^c =^ j-j zusammenziehen lassen.]
Allerdings wäre hier die „andre" Seite, das aus den bekannten
Klassen zusammengesetzte Subjekt oder Prädikat der Subsumtionen,
heidemal das nämliche: c, was vorhin nicht der Fall war. Es wird sich
aber im Hinblick auf den obigen Satz 41 oder o) empfehlen, bei
dem Begriff der „verbalen Auflosung*' von dieser Anforderung Umgang
zu nehmen, ja den BegriflT der ,,Auflösang^^ Überhaupt eben dadurch
an erweitern.
Zu demselben Ergebnisse kann man anch von den Formeln k) oder
^) auä, d. b. auf dem Umwege Uber diese Darstellungen der Wurzeln, ver*
inittebt des Theorems 48) gelangen.
Damach in der That mu^s x = hn^-\- a^u zwihclteu dem Produktti und
der Sonune seiner Ko^&iienten liegen, and sieh in Gestalt von:
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462
Eitfte VorlMQDg.
auch dftniteUeii iMsen* — ▼orgL Tb. 47), sweite Form; m. a. W. die Glei-
ehnag ist IqniTaloat dem Sabsamtionflapaaie:
Wegen ab <== i) haben wir aber, wie bereits gezeigt:
a,b " b and a, + 5 = a,,
also wieder
h =^ X =^ q. e. d.
Ebenso sieht man dem Aut^dnick jr = // 4- «a, augeublickiieb an. »ia?s
er zwiBehen // und b + a, irgendwie gelegen, welches letztere sich aber da,
wo ab = 0 ist, in a, selbst zusammenzieht. *)
q) Es erübrigt» dass wir uns nocb ToUeode Aber die ,,Determioa>
tion'' des AufldsungsprobleoiB orieuiiren, Tor allem, das« wir uns Aber
die Frage Uar werden, wann die Gieicbung nur eme Wurzel beaitst,
wann dagegen mehrere; in welchen F&llen sie gar keine Wnnel hat»
wurde bereits festgestellt
Wenn ein Gebiet x durch eine gegebene Gleichung
ax + 6a?, — 0
ausschliesslich bestimmt ist, wenn an x keine andern Anfordern u gen
gestellt werden, als dass es eben dit-se (ilt'iclnni^ erinlle, m. a. \V.
wenn X geradezu ilefinirt erscheint als die Wurzel dieser Uleichuugf
dann bleibt in unsrer Formel lür die Auflösung:
x^a^u + hu^f
das unbestimmte Gebiet u Tollkommen beliebig oder afffUtmr,
Die Wurzel x ist dann in der Regel nicht em Gebiet, sondern —
kann man sagen — eine ganze Klasse von Gebieten, die sich eben
ans unsrer Formel ergeben, indem man dem « alle möglichen Bedeu-
tungen (in der Mannigfaltigkeit der Gebiete) beilegt
ö) Je nachdem die Werte der gegebenen Koeili^ienten a, h be-
schaffen sind; kann indess auch der Fall eintreten, dass alle Werte
dieser Klasse susammenfallen, sich auf einen einzigen rednziren.
•) In den Formen 6 =^ a; =^ a, + & habe ich iu meinem OperüLiüutikreis*
die LCeuDg bei den Boole*tchen Problemen jeweilt mit Worten gedeutet, jedoch
dieses Schema lelbit ali eioe „anf die loterpretation betflglicbe Bemerkung** —
vergl. p. 24 — doit nicht mitgeteilt, da ich mich in jener Sohrift immer taut der
Gleichheitszeichen bediente. Ich wüssie demnach kaum zu sagen, wem nun du
Th. 49.,) eij^Piitlifli /u/.uscl)reiV»pn würo. Von spitern Schriftstollrrn kommt ihm
McColl ain nächsten, indem er nach seiner in § 'i7 dar^'clegtt'n Methode die
Löaung in GenUll der beiden iäubsumtioneii: 6 ^ a*, a ^ x*, gewinnen mOssie. —
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§ 21. AnflöBang and Elimination bei Gleichungen und Subsumtionen. 4G3
Sieher tritt dies, well nach Tk. 49^) x swiaelieti 5 und gelegen,
ein, wenn
l =*a^f somit auch a = &, ,
ial^ oder^ da dieae Bedingung, reahta auf 0 gebracht^ als
ab + 0,d, = 0
sich darstellt, wenn nicbt nvr die Anfldsbarkeitabedingang a&-BO,
sondern anch daneben noch die Bedingung afi^=*0 erfHUt ist.
Wir haben in diesem Falle:
als die einzige Wurzel der aufziilosendeu Gleiciiung, dm n verschipdene
Äusdrucksformcu der Leser mit Rücksicht auf die angeführt mi Kelii-
tionen, soweit es nicht bereits geschehen, leicht auf einnn<]<n zuiilck-
führen wird. In der That fällt daun aus allen Formeln lür die Wurzel
X das unbestimmte Gebiet u von selbst heraus, wie auch direkt bei
einer jeden von ihnen — am leichtesten bei v) — zu sehen ist.
Jene Bedingung h ^ ist aber nicht nur hinreichend für das
Zusammenfallen sämmtlicher Wurzehi, sondern auch notwendig für
dieses. Soll nämlich x = hu^-\- a,u unabhängig sein Ton «, so muss
es insbesondre fOr u 0 auch denselben Wert annehmen wie für
««■1, d. h. es muss 5«a,, sonach da ab ohnehin «0 ist, auch
aJb^ = 0 sein. Also:
Ndwaidige md hinreicJiende Bedtngwig dafür ^ dass die Gleiekung
eme und nur eine Wurgd habe isi: dass die Ko^jßgienkn Negationen von
einander seien.*)
Ihre Warzel ist dann eindeutig bestimmt, die Unbekannte näm-
lich gleich dem Koeffizienten ihrer Negation (oder der Negation ihres
Koeffizienten) in der Gleichnng.
Für diesen Fall kommt in der That die Gleichung
ax + = 0 oder &,a7 + hx^ 0
nach Th. 39) auch direkt auf x = b hinaus. —
In jedem andern Falle ist die Wurzel durch die Gleichung nicht
vollkommen bestimmt, vielmehr die Autlösung (^unendlich) vieldeutig
(„unenulich" nur in dem Falle nicht, wo die Klaase, das Gebiet fl,6
aus einer begrenzten Menge von Individuen, I'uukten beätünde).
t) Wir erwähnten bereits, wann i« arbitr&r bleiben wird.
*) Man künoie auch »agen: a^b^ — 0 ist die licdiuguug dafür, da^-s nidtt
siehr eis eine Wnnel, Miwie ab 0 die Bedioguag darür, dass mdU weniger «Ii
eine (dsai nloiit gar keine) Wnnel existire.
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464
Eilfte Vorlesung.
Sobald Ungegen ausaer der Gleichung aü>+ hs, « 0 Aber x noch
anderweilige Information Torliegb, so wird die Yariabiliiat von i* ge-
wissen EinBehrinknngen unterliegen.
Erledlgen wir noch die Frage, uMe Werte dem n gugekSt yset-
de» düirfmt wm x einen bekannten Wert hat oder emm gegebenen
Wert erhalten adU, der jedoch immerhin der Oleichnng ax -f 0
Die Antwort ergibt sich, indem man atiter letsterer VoransietKang
die Gleichnng 2>ti, + a,U'^x nach der Unbekannten u auflSst Zu dem
finde hat man diese Gleichung rechts auf 0 su bringen — et Tb« 39)
und 46): u- {h^ u, + au) + x,{bu, + u) = 0 ,
links nach u zu ordnen:
{ax + a,a:,) tf + {h^x 4- bx,)u^ = 0
und nanmehr das Tb. 50) selbst anzuwenden.
Als fiesultante der Elimination des u ergibt sich:
(ax + a,2,) Q^^x + bx,) — > ab^x + a,&a;, » 0 ,
.und ist diese wegen der Torausgesetsten Relationen ax'^O und bx, -= 0
▼on selbst erfüllt Darnach berechnet sich:
wo nun V ein arbiträres Gebiet bleibt.
Machen wir mit diesen Ausdrücken iüh Pr<»l>e der Auflösungi von der
nicht ganz leicht zu sehen ist, dass sie wirklich btimmt.
Zuniuh.st ist zu. bcmerkeu, dass man durch Tilgung der Terrae
ax und hx^ schon die aufzulösende Gleicliuug hatte vereiuiacheu kOa»
neu zu:
und dass ebenso hei f< der zweite, bei M, der dritte Yon den vier Ter-
meu in Klammer AveglÜlIt.
Indem man diese vereinfachte Gleichung gemäss Th. 50) nach der
Unbekannten n auflöste^ ergäben sich für u und m, die noch ein»
fächeren Ausdrücke:
«) ti » X9^ + (a + ar)i;, «, « (6 + x^v^ + «,jr,ü
welche auch aus den vorigen durch einen Kunstgriff ableitbar, indem
man s. B. oben bei u in der xweiten Klammer den Term ax, der ja
0 isl^ sufBgt und Th. 33J anwendet
Iffnn wird:
▼en welchem Ausdruck wir einsusehen haben, dass er (bei beliebigeai v)
gleich » sem muss.
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§ 21. Auilösuug und KlimiAatioD bei Uleicbungen uod Subramtioneu. 465
Wegen hx^ 0 Iftlli »mlUsliflt ücor letste Tem fort^ und fttr den Tor-
letsten kCnnen wir ebendealialb schreibeii:
hv^ ■= hvX» + a?,) « hVfX + t\hx^ = bv,x + 0 bv^ge,
Alsdann tritt x als gemeinsanier Faktor heraus, und sein Koeffizient wird:
(fl,&, + h)v^ + fl,i' = (rt, + + fl,i; = (Oj +, ab) r, 4- a,t? — a,v, + a,i? ««=» a,,
da ja ab =^ 0 ist!
Hiemit ist denn gefunden:
und bleibt nun Uo8 noch in Betracht zu xiehen, dass wegen ad; « 0 in
der That:
sein muss.
Die Probe mit den Ausdrucken v) stimmte also für jede Bedeutung
von V,
Der Parameter u der Auflösung x^a^u■hhu^ unsrer Gleiehung
ax + = 0 is^.Menacli hei gegebenem m im Allgemeinen VKäer voU-
hmnten beliebig noch voUkommen besHmmt. Vielmehr ist aus den Dar-
stellungen v) für denselben zu ersehen, dass er zwischen b^x und a + x
liegen muss, in Formeln, dass:
9») b^ X =^ II ^ « + /?
und dazwischen iiuun er auch jeden Wert zugeteilt erhalten, wie man
durch Auweuduog des Th. 47) auf die Funktion, welche u hier von v
ist, erkennt.
'l) Völlig beliebig konnte bei gegebnem x der Parameter u nur wer-
den, weun b^x = 0 und a + x = 1 wäre. Bilden wir aber aus diesen
BelationMi und der yovauegeeetito ax -f &jr, s Q die Tsreinigte Oleiohuug,
80 erhalten wir:
(a + i>,)af + (a, + &)ap,=-0,
woraus durch EUminatioin von « entsteht:
(^/ + &,) (a, 4- b) oder a6 + « 0 ,
d. h. n — sowie b = womit wir auf den schou unter tf) behandelten
Fall verwiesen werden, in welchem die Wurzel x vollkommen bestimmt war.
VüSUg beaUmmt kflnnte dieser Parameter ii nur sein, wenn
ft,af =5 <i + a; , d. h. a,a5, • 6,« + (a + «) (6 + j:,) = 0 ,
oder ax^ + hx = 0 noch wäre, im Ganzen also, d. h. im Verein mit der
ureprüng liehen Gleichung, wenn:
ax + bx^ + aa;, + i*« WS 0 ,
oder
(fl + 6) (ar, + a;) a + 5 — 0 ,
mithin sowol u = (}, als & a 0 wäre.
äoBBuuMB, Algebra d»r i>ogik. 30
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' 466 Eilft« VorlMnng.
la diewni Falle wOrde daroh die aufmlOflende Gleicbung:
0 • a; + 0 • JP, 0
ofTenbar x vollkommen imbestimmt gelassen, und mttBste in der Tbat w »
selbst genommen werden, falls hier die Formel
X hu^-^ a,tt « 0 • w, + 1 • u
noch die Auflösung darstellen sollte.
Augeuscbeinlicli ist jedo( )i dieser Fall nnr rin nrenzfall von sehr spe-
/it'lltMu Oharaktor uiul untorgoordueter Wichtigkeit, der wol kaum besonders
gemerkt zu werden braucht.
cj) Jedenfalls Jst. wie aus qr) noohuials und schon aus y) ersiclit-
lich, die Annahme u — x selber für den unl)esiiüHitten Parainf'ter r/r-
nügend, mn einen [iq/chrnm Partikularteert x am detn allyemeinett Aus-
druck der Wurzeln hervorgelum zu lassen.
% 23. rortMtaong, anoh ffiv mebxere Unbekannta.
Nachdem vorstehend das Auflösunps- sowie das Eliminationspro-
blem für eine Unbekannte erledigt ist (^insoweit als t^'pcrt'hene Propo-
sitionen nur Subsumtionen und Gleichungen in Betracht komuieuj,
fassen wir den Fall in's Auge, wo naJirere Unbekannte vorliegen.
Diese werden, wenn sie in einem Propositionensystcnie vorkamen,
in der Regel auch in dessen vereinigter Gleichung auftreten. Wenn
niebt — so fallen sie aus dem System von selbst heraus, da mit
diesem ja die vereinigte Gleichung logisch Uquivalent ist. Wird diese
stehen bleibende Gieiehang sich als „falsch^' herausstellen, so war das
ganze Auflösungsproblem unmöglich; andernfalles aber bleiben die
herausfallenden Unbekannten ToUkommou unbestimmt, und, sofern ni( lit
noch anderweitige Bestimmungen für sie hinzutreten, willkürlick, Iiis
bleibt dann nur noch die Frage nach den Wertsjstemen der nicht
herausfallenden Unbekannten zu beantworten.
Seien Xf y, , die in der vereinigten Gleichung auftretenden
Unbekannten. So wird die linke Seite derselben sich naeb jeder ein*
zelnen von diesen, sowie nacb allen snsammen entwickeln lassen.
Man kann nach der (vollständigen) Resultante der Elimination
irgend einer Ton ihnen, od«* einer Gruppe derselben, oder aucb Ton
allen miteinander fragen.
Hier gilt nun der Satz:
Zusatz 1 zu Th. 50). Die HemUank dn- Klimination sümtlicJter
Vnhdcanntm wird erhaUent indem mim das Frodukt dar KoeffUieiUm
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§ 22. ForiaetzuDg, auch für mehrere Unbekannte.
467
da nad^ densdben etskviMien Folffiims der Gleiehmg sßekih 0 seUtL
[Aiisdeliiiinig tou ij) das § 21.]
Wir beweisen den Sats snnäclist für irgend zwei Unbekannte y.
Naeh diesen entwickelt bat die Gleiehting die Form:
«) axy + hxy^ + c^v^y + dx^y^ = 0,
oder nach » geordnet:
ß) («y + ^yd^ + (cy + dy,)x, - 0,
desgleieben nach y geordnet:
y) («a; + c./ , I V 4- (6.17 -f dx,)y, = 0 ,
wobei die Koeftizieiiteii a, 6, c. d nun nocli die übrigea Uiibukauuten •
2,... als Argumente enthalten können.
Elimiuirt man x allein^ so kommt nach schon bekannter Regel:
f) (rty + hy,) {cy + rfy,) = U oder acy + bdy^ — 0,
und wenn hieraus jetzt y eliminirt wird:
acd<7 — 0.
Eliminirte man aber znerst y^ so Uhne
y ) {ax + f r ^ (&./• + dx^ = 0 oder ahx + Cf/a", = 0
woraus durch Elimination von x entsteht:
ahed 0
. — das ist wesentlich dasselbe wie vorhin.
ff) Es ist also zunächst gleicJigültig , ob man erst dann y, oder
ob man erst y, dann x eliminirt.
Die gefundene Relation ahcd = 0 mu8S nun aher auch dio vc^llo
Resultante bei Elimination des Paars von Gebieten x, y sein. 1 »enn
wenn sie erfüllt ist, so gibt es jedenfalls (mindestens) ein liebiet .r,
welches die vorhergehende (Jleichung erfüllt — vergl. Ö) des § 21).
Weil diese aber die ilesultante der Elimination von y aus der ersten
Gleichung vorstellto und somit (für das gedachte ./■) erfüllt ist, so gibt
es \z\i diesem) nun auch ein y , welches die erste Gleichung erfüllt.
Sonach gibt es, sobald die Relation abcd — 0 erfüllt ist, sicherlich
ein Wertepaar von 2", y, für welches die ursprüngliche Gleichung rich-
tig wird, d. h. diese Relation ist die (volle) Resultante der Elimina-
tion von X nnd y zugleich.
In dieser Weise kann man weiter schliessen. Bezüglich dreier
Unbekannten y, t entwickelt hat die Gleichung die Form:
axyt + bxyßt + cafy.s + rfapy,«, + ex^yß + + + ^^ttft^t — ^
und gibt die Elimination von 01
so*
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468
EUlU Vorlesung.
oder:
Hieraus aber folgt durch Elimiuiren Ton y liebst a? nach der Torstebeud
scbon bewieflenen Regel sogleich:
ahcdefgh = 0,
und dasselbe würde (nur mit umgestellten Faktoreo) sich auch er-
geben haben y hatte man zuerst x nebst y, bemach 0 eliminirt
Man sehliesst unn, wie Torhin, dass diese Relation die volle Be-
snltante der Elimination von y, » sein muss. Denn ist sie erfUlt»
so gibt es mindestens ein Wertepaar von y, fBr das die Torber-
gebende Gleichung und au diesem dann auch einen «-Wert, snsammen
also ein Wertetripel von x, y, m, fOr welches die erste Gleichung er-
fttUt ist
Man k5nnte auch zuerst $ und y auf einmal eliminiren; so er-
gäbe sich:
(ax + ex,) (Px + fx^ {ex + gx^ {dx + hx^ — 0
oder
ahcdx + efghXf — 0,
woraus dann durch Elimination des X wiederum dieselbe Resultante
folgte — desgleichen, falls man etwa in umgekehrter Ordnung erst
hernach y und ß miteinander eliminirte.
f) Es ist also auch gkahyuliujf ob mm die Gruppe x, y und
ausserdetn oder ob man x für sich^ utid die Gruppe y, e auf einmal
elimimrt.
Mau feieht: das Eliminiren von Symbolen iöt in Bezug auf diese —
nach d) — eine kommuUUive und — nach s) — auch eine assoeiative
Operation.
Wollte man vollkommen gründlich sein, so hatte man auf die-
selbe alle in Anhang 3 über die Multiplikation angestellten Betrach-
tuii|i;en zu übertragen — ähnlich, wie dies auch in Bezug auf das
Entwickeln der Fall war — vergl. § 19 Zus. 1 zu Th. 44). Und diese
Übertragung unterläge auch nicht der geringsten Schwierigkeit^ iudem
die erwähnten Betrachtungen einfach Geltung behalten, falls man nur
unter ah, anstatt ein Produkt^ vorübergehend versteht: das Ergebniss
einer Elimination von a, h — aus irgend einer bestimmten Elimina-
tionsbasis — resp. der Entwickelung nach a, h von irgend einer be-
stimmten Funktion.
Aber auch schon darum, weil in unsrer resoltirenden Relation
keine Unbekannte hinsichtlich ihres Koeffizienten (oder deijenigen ihrer
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§ 22. Eiuuiuatiüii vou mehreren Unbekanuteo. 469
Negation) bevonugt erscheint (desgleichen keine Gruppe TOn Unbe-
kannten und Negationen solcher, kein Konetituent der Entwickelung)^
m* a. W. schon ans der Synmebrie dieser Relation (in Bezug auf die
den yerschiedenen Konstituenten zugeordneten Koeffizienten) ist zu er-
sehen, dass die Beihenfotge und Gruppinmg, in welcher die EUminan*
den beseitigt werden, dass die ganze „Jjnoränung des Elminatiotis-
prosesse^* glekltgüUig sein muss für die zu erwartende Resultante.
Geuauer:
Zusatz 2 zu Th. 50). Es ist ßr das Ergt^miss ofm Bdcmg^ m
voMtußr JRaheirfolgs mm am einer Gku^tung die varsdnedenen üttbdumnten,
sei es einfidn, sei es in Idiehigen Gruppe» eiiminirtf awik einerlei, ui
wtidien Oruppenj und ob man sie sueeessive oder ob man sämUiehe Un-
bdcannte auf einmai eUminirL
Da das Entwickeln nach Tielen Symbolen zugleich 8. 416 eine er-
müdende Operation ist, bei welcher leicht auch Versehen mitunter-
laufen, so wird man behufs Elimination einer Gruppe Yon solchen am
besten 80 verfahren, dass man erst eine Unbekannte allein eliminirt,
1». X. Die Resultante wird mir nocli die übrigen Unbekannten y,
Sj . . . enthalten. Aus dieser wird man hernach eine zweite von den
Ulli « Iv Minuten elimiuiren, z. B. y, aus der so gewonnenen neuen Kesul-
tajile eine dritte und so weiter fortschreitend nach und nach die
sämtlichen Unbekannten.
Q Auf Grund des Zusatzes 1 zu Th. 50) wSre — in Erweiterung
der unter tf) des § 21 gemaehten Bemerkungen — leicht zu zeigen,
dass tcenn die vereinigte Gleiekung rechterhanä auf 1 gdtradU ist, auch
hier (bei beliebig vielen Eliminanden) wieder die Resultante erhalten
wird, ijidem man einfach die Konstitumlen des mich den Elimiuanden
entwickelten Polynoms der Gleichnnü; (mithm diese Klimmandeu selbst
samt ihren Negationen) durcJitceg auslöscht.
War /. B. f{xy = 0 die Gleichung nach zweieu vou den Unbekauuten
entwickölt, so wird sie nun
/;(ar, f/) = 1 oder (i,xg + b^xy^ + c^x^^J + dfX^if^ = 1 ,
und gibt durch AubBtreichuu der Konstituenten:
«, + &, + c, + d, = 1,
was mit abcd = 0 äquivalent ist Etc.
fj) Anmerkung zum Zusatz 2 des Tli. 50).
Im Gegeusatz zu vorstehendem ist es aber uicJd (jleirhgüUiff, wel-
ches Verfahren man beim Eliminiren einschlägt in folgeuder liinsicht.
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470 Eiltte Vorlesung.
«
Hat man ein System toh Prapasitionen (wir können ohne Beein-
trSchtigung der Allgemeinheit eagen: Gleichungen, da sich ja anch die
Snbsnmtionen stets als Gleichungen darstellen Hessen) — also: Hat
man ein System Ton Gleichungen, so kann man ein Symbol (oder auch
eine Gruppe von solchen) aus diesen, indem man sie gäremU ISsst —
mithin aus jeder Gleichung fttr sich — eliminiren und schliesslich die
Resultanten an einem einzigen Ausspruch susammenfiassen.
Oder man kann auch die Gleichungen des Systems suerst in eine
einzige zusammenziehen und aus dieser ,,Tereinigten'' Gleichung als-
dann das Symbol (resp. die gedachte Gruppe der Symbole) eliminiren.
Auf letzterem Wege ergab nach unsern Regeln sich die volle lia-
^ultanto der Elimination.
Auf dem ciskrn Wege jedocli erhält mau im AUgemeiuen ein
weniger umfassendes Resultat, zwar wol ein richtiges, aber nicht das
volle Eliminatiousergebuiss — wie dies schon au einfachen Beispielen
nachweisbar ist.
Wird z. B. das Symbol x aus den beiden Gleichungen des Systems:
aa; + 6^, ««=0, cjj + rfjp, =«0
einaeln eliminirt, so lautet die vereinigte Gleichung der beiden Er-
gebnisse:
geradeso, wie sie auch lauten würde, wenn man aus den Gleichungen:
da» Paar y eliminirt hätte. | Offenbar kam hiebei nicht zur Gel*
tung, nicht zum Ausdruck, dass die Unbekannte y der zweiten Glei"
chung die nämliche sein sollte, wie die der ersten, dass beide Gleichun-
gen fQr denseVien Wert des Eüminanden erfüllt seien.]
Dagegen ist die Resultante der Elimination von x ans der ver-
eioigten Gleichung:
(a-l- (6 + — 0
(von jenen) nun:
(a + 0) + <0 — a& 4- ac2 + frc + — 0
— sonach umfassender als das vorige Eliminationser^obniss, indem
sie, ausser ah = 0 und cd ~ 0, auch noch besagt — wu-^ daraus allein
nicht folgen würde — dass auch aU — O und hc = 0 sein muss!
Behufs Gewinn II iiy Jt^ vollen Eliminatioi^ergdmisses mnön man aUo
erst vereinigen, dann climinirm.
Gegen diese Vorschritt kann man freilich zuweilen auch ohne Schaden
sdiidigeQ — im obigeu ExBui^jel iuäliOoondre Uauu, wenn die dabei ver-
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% 'IL Elimination von mehreren UnbekauuLen.
471
loraea Terme von selbst oder analytisch TerschwindeDf wie dies s. B. ein-
treten würde, wenn sieb ad als von der Form aj?, • und cd als Yon
Uei" Form a/3 • cf,^, oder violleicht yd-fd, , und dergleichen, herausstellte.
Es haben durch ;;olchen Verstoss einzelne meiner auierikaniseben Mit-
arbeiter auf dem Feld der logischen Algebra bei der BehandluniLr spezieller
Aufgaben einen Vorsprung vor mir gewonnen, indem öie alleriiaud Weit-
ISufigkeiten des Droekes ersparten und mit einfacherem Foimelansats «im
Ziel kamen, als wenn sie nach den von mir empfohlenen Schemata streng
systematisch zuwerke gegangen wftren. Solchen Vorsprung muss ich aber
als einen illegitimen bezeichnen , sofern sich die dabei befolgte Taktik bei
andern Gelegenheiten rächen niilsste.
Durch die vorstehenden Überlegungen wurde das Eliminationa-
problem für eine beliebige Menge von Eliminanden erledigt.
O") Es frägt sich noch, wie das Auflösuogsprublem bei einer Mcfir-
saJd von Unbekannten sich gestaltet.
Im Gegensatz zur numerisch rechnenden Mathematik inuss das
Problem der Auflösung eines Propositionensystems nach mehreren ebenso
wie schon nach einer Unbekannten allemal mit der Eliniination eben-
dieser Unbekannteii verbunden werden in der Art, dass diese Elimina-
tion der eigentlichen Auflösung jeweils vorauszuschicken ist. Und
ferner scheint das Auflösen nach mehrern Unbekannten für die Logik
nicht die entsprechende Wichtigkeit za besitzen, wie für die Arith-
metik.
Die Unbekannten mögen Xfij,g,,,. heissen. Eliminirt man (aus
der vereinigten Gleichung des Problemes) sie sämtlich — z. 6. Mcces-
sive in der umfjckehrten Ordnung als wie sie ang^ieben sind — so ergibt
sich als Besnltante eine Gleichang, in der nur noch bekannte Gebiete
0, 1| o» (j 4 . . . Torkommea werden.
Die Besnltante — B^O möge sie heiisen — kam eine anaUf-
Usdie Identität sein, wie es namentlich der Fall sein wird, wenn sie
anf die Gleichung 0 0 sich ausammenziebt, w&hrend auch umge-
kehrt, nachdem sie rechts auf 0 gebracht ist, die linke Seite R der-
selben auf Grund der Regeln des Kalküls dann ebenfalls identisch 0
sein wird. In diesem Falle wird die Aufgabe der Berechnung tou
x,ij,s,.,* unbedingt lösbar sein fftr alle denkbaren Wertsysteme der
Parameter öder Symbole a, 6, . . .
Oder aber: die Resultante B » 0 ist selbst eine syntheHsche Glei-
chung, eine I{elati<m,
Ist dieselbe Yon den gegebenen Symbolen «, 6, . . nUhi erfQllt, in-
dem sieb für ihre linke Seite R eben ein gemäss den Voraussetzungen
des iVoblemss vun 0 vtrödtkävn zu denkender Wert herausstellt (und
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472
Eillle Vorlewuig.
wie es uamentlicb vorliegen wird, sobald die Resultante etwa auf die
Gleichung 1 — • 0 sieb zusammenziebt), so wird nnsre Aufgabe unlos*
bar> uomöglicb sein, nicht etwa, weil man alsdann die Werte der Un-
bekannten nicht sollte na entdecken Termögen, sondern weil es dann
gar keine solchen Werte geben kann, welche die anfinilöseude Glei-
ehnng erfttllen.
Ist dagegen die xesultirende Relation JB«0 von den gegebenen
Gebieten • * eri^Ut^ >o ist die Aufgabe losbar, die Auflösung m5g-
lieh, und kann man alsdann gleichwie im ersten Falle schreiten cur
Ermittelung der „Wur«eln", d. h. der (aller deijenigen) Wertsysteme,
welche fttr a;, y,e,.. eiugesetat die Tereiaigte Gleichung erftllen.
t) Häufig smä auch die Parameter fl, 6, c, . . . nicbt speziell gegeben,
«ondem selbst noch unbestimmte, als genehm blos zu dcnkcndr Gebiete; «ie
werden etwa, da man in der Wissennchaft sogleich möglicbät allgemeine
Probleme za Utoen bestiebt ist» uns aügewmne Gebiete Ton Tomberein vor-
zustellen haben.
In solchem Falle kann man nach der gleichen Methode, die wir hin-
sichtlich X, Ify z, . . noch auseinanderzusetzen haben , die Parameter a, 2>, . . .
zuerst selbst als T^nbekanute so bestimmen. Hn<s pie jene Kcsnltante 7? — O
auf die allgemeiuhte Weise befriedigen. Alydann ist in der That auch kein
Unterschied mehr vorhanden zwischen gegebeneu und gesuchten Gebieten;
wir mögen dann sämtliche Buchstabengebiete, welche in die vereinigte Glei-
chung eingehen, gleiohmRssig als „Unbekannte** beseichnen und erlangen
den Vorteil, dass das AufKSsnngsproblem nun stets lOsbar wird, sofern die
Gleichung nicht geradezu auf die Absurdität 1—0 hinauslSnft.
Denken wir uns nämlich alle Buclistaben eliininirt, Iiis auf r'tnm O,
60 kann die Resultante nur eino von folgenden vier Formen haben:
0 • a + 0 • a, = 0, d. h. O = 0, wo a dann unbestimmt bleibt,
1 * a + 0 • a, s= 0 , wo dann a » 0 sich bestimmt,
0 • a + 1 • a, = 0 , d. h. a, •= 0, wo sich a = 1 bestimmt,
1 • a + 1 • «, = 0 , d. h. 1 « 0, was (för jedes a) unmöglich —
— in Anbeiraclit, dass ja ausser a keine Buchstaben mehr in der R-esiil-
tante vorkommen werden, sonach das Polynom der letztem, nach a ent-
wickelt, als Koeffizienten nur 0 oder 1 aufweisen kaun.
Im erbten Fall war die Uesultante als eiue analytische Gleichung er-
füllt, hier fiel a mit den llbiigen Boehstaben von selbst herans und bl^i
es wilfktirlicb.
Im zweiten und dritten Falle erwies sieh a (=» 0 oder aber l) als
absolut bestimmt; man wird diesen seinen ermittelten Wert in die ver-
einigte nieichnng einsetzen unten* Vereinfaclinng derselben in der dadurch
bedingten Weise, und wird es fortan ausser Betracht lassen um sich nur
noch mit der Aufgabe zu beacbäftigeu diese vereiufaübte Gleichung aufzu-
lösen, SO als wenn sie die nrsprQnglioh gegebene gewesen wtre; dieselbe
enthält dann mindestens einen Boehstaben weniger.
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§ 22. Auflösung nach mehreren Uabekannteo«
473
In allen drei Fallen beben wir dann eine ünbekannte weniger, weil
ancb im ersten a als willkOrlieb bleibend erkannt, gefanden ist
Im viei*ten Falle wird man das Problem als unsnlissig: verbissen. Da
die Resultante aus der vereinijürten Gleichung folgte^ so w'wd auch diese
schon absurd sein, für keinen Wert von a und für k^in Wort System der
Buchstabensjmbole — ktir/utn überhaupt nicht — zu bestellen vermögen.
Liegt dieser vierte Fall nun nicht vor, so kann auch bei keiner fer-
nsren Elimination irgend einer Bndistabengruppe die absurde Gleicbong
1 0 mehr Torkommen. Dson da diese letatere anoh a aiofat enthftlt, so
kann sie jedenfalls als „ein Ergebniss der Elimination des tt'' auch an-
£:esehcn werden, und mflsste also, entgegen der Annahme, in der wMen
!iP"u!tnnt.e der Eliminatinn von a schon enthalten f^ewesen sein — nnd
eben (iie volle Resultante hatten wir ja beim Eliminiren i^fler/.cit gebildet.
Wir hätten nunmehr jetzt zur Elimination und Berechuung von l», c, . .
zu schreiten in der Weise wie es für o:, . . des weitern auseinander-
gesetst wird.
x) Aus der rorletzten Elimiiiationsresultante ^{x) = 0, welche
beim Einhalten der oben empfohlenen Anordnung des Eliminations-
proaesses yon den rnbekaimteu nur uoch x enthalten kann, berecfaoe
man x gemäss Th. 50^). Dies ist möglich, weil die Bedingung filr
ihre Aofldsbarkeit ja eben das Erfülltsein der (letzten) Resultante
J7 B 0 war. Im Ausdrock für die Wurzel x wird ein willkfirlicher
Parameter u auftreten.
Für jeden Wert der somit gefundenen Wnrael x wird dann die
Gleichnng ^{x) — 0 erfüllt sein, weil die Probe fttr die Aufldsnng^
wofern sie licbtig Tollzogen war, doeh sicber stimmt
Diese Gleicbong B{x) 0 war aber selbst die Resultante der
Elimination Ton y aqa der dhittleteten Elimiaationsresnltante
welebe von den Unbekannten ausser x nmr noeb y ^nthielt (da die
folgenden Unbekannten bereits eliminirt waren). Da« ErfQlltsein dieser
Resultante i2(a?) ^0 ist die Bedingung fOr die Aofldsbarkeit der Glei-
chung 72 (t, sr) 0 nach der Unbekannten y.
Setzt man in letztere den für die Wurzel x gefundenen Wert fttr
X ein, so eutbiilt sie ausser der Unbekannten // nur noch die bekannten
Gebiete a,h,.. nebst dem willkürlichen i'at auieter u, und ist sicher
nach y auflösbar. Ihre Auflösung gemäss Th. 50) liefert uns nun
aufh diese zweite Wurzel, deren Ausdruck noch einen neuen willkür-
lichen Parameter v enthalten wird.
Die gefundenen Wertepaare .r, y befriedigen jetzt die drittletzte
Resultante Ji(jt-, y) = 0, welches die Bedingung war für die Auflös-
barkeit nach e der t;i^^letzten Resultante Iii^x,y,g)^Of die ausser
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474
EUfte Vorlesimg.
diesen als Argumente angeführten drei Unbekannten keine andern en(-
.hiUt. Naeh Einaetamng der gefundenen Wnrzelwerte Ton x, y wird
man daher dureh Auflösung gemäss Th. 50) jetst die dritte Wurzel
g erhalten deren Ausdruck einen neuen arbiträren Parameter w in steh
schliesst.
Und so kann man augenscheinlich fort&hren bis alle Unbekannten
gefunden sind, welche dann auch die (suletat nach der letsten Unbe-
kannten anfgelöstoiy das ist die) ursprünglich gegebene vereinigte Olei-
chung erfüllen werden.
X) Wir wBren hiemit ni Ende, wenn nicht noch eiae beim siiccessiven
Eliminiren von . . r, x zuweilen eintretende Möglichkeit ?.u bciücksichtigeu
wäre, die wir mit Stillschweigen übort'atMT^en haben: Es kann bei diesem
successivcn Elimitiiren — eventuell zu veibchiedenen Malen — vorkommen,
dass beim Liimmireu einer beätimniten Unbekannten mit dieser zugleich noch
mehrere emden, dass eine ganze Gruppe von solchen auf einmal berausftllt.
FsUt s. B. beim Eliminiren von y anch » sngleich heraus, so wird die
der definitiTen Resultante Ii = 0 unmittelbar vorangehende vorletzte Be-
sultante jetzt nicht ll{x) = 0 sondern J^(a:, t/)=»0 z\x nennen sein. FaHcn
unterweges mit z zugleich schon r und ij heraus, so ist die twletftte ße-
Sultan te von der Form 7?(.r, »/, ^) = Ü, etc.
Man kann erstlicli solchen Fall beseitigen, indem man — im ersten
Beispiel — swischen die allerletzte •>» 0 und die vorletzte ^) = 0
die Qleiohung
- « + 12 • dr, 0
als nunmehrige t)orletste unter Jl{x) ^0 su yerstehende Besultaaie «in-
schiebt — eine Gleichung, die sich aus » 0 durch „Entwickelung** der
linken Seite nach x ergab.
Im zweiten Beispiel, indem man zwischen 'R{x y s) ~ 0 und i2 « 0
als dritUetste und vorletzte Besultaute die Qieichuiigen einschiebt:
als dermaligen StellTcrtreter des im Text erwKhnfen E{x^ y) 0 und wie-
der Ji ' X + 7» • r, = 0 als Stellvertreter von Jt(x) ^ 0 — und so fort
Zur Erledigung des Falles genügt dann der Hinweis darauf, dass so-
fern eine Unbekannte aus der nach ihr aufzulflsendcn Gleichunj:^ von selb-t
liorauslallt, dieselbe (wie bereits erkannt) unbestinirat l)leibt, liier also, w<»
sie durch die Gleichung allein bestimmt werden sollte, als willkürlich oder
arbitrSr sn bezeiobnen sein wird«
Zweitens erkennt man aber auch ganz direkt, dass wenn beim Elimi-
niren einer Unbekannten auch die ttbrigen mit herausfallen, diese alle bis
auf eine willkürlich bleiben mttssen, welche letztere sich durch die übrigen
ausdrücken ISsst.
Gibt z. B. die Gleichuncr Ilixjf f^ 0 beim Eliminiren von f sogleich
eine Resultante 7? = 0, die auch x und y nicht mehr enthUlt, so ist —
das Erfülltsein der letzteiea vorausgesetzt — die erstcre nach 8 schon «lo^
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§ 22. Auflösung nach mehreren Unbekannten. 475
*
ifftH^ suflSeb&r (also: welche Werte andi immer unter p und x verstan-
den werden mögen; es bleiben somit » und p ferbitrlr, und Ittsst Bich dareh
Auflösung der Gleiobong 2i( r, ^] « Q nach 0 nanmehr dieses durch die
beliebigen x und ff ausdrUckcD).
Wir mögen hienaeb als
Znaats STxa Th. 50) den Satz regiBtriren: Änu^ fioeft jedem Sydem
wm Ünhkannim hmn jedes System vm SitbsiinUionen md Olekkufiffen
bequem aufgelöst werden, sobald dieselben nur llberbaapt zulässig und
miteinander yertrSglich sind, was daran zn erkennen, dass die Bestd-
Umk der l^n^mSkm dieser XJfMamSm erfSSU ist.
Sobald es nnr Wertsjsteme der Unbekannten gibt, welche ein-
gesetzt in die Propositionen des Systems dieselben erfüllen, sind solche
anch immer leicht vollständig aufzufinden.
Für die allgemeinste Gleichung mit zwei Unbekannten — ((^ dieses
Piiragruphen wollen wir die Auflösung nach x, y wirklich auslühren.
Dies las.si sich auf zwei Arten bewerkstelligen. Unter Voraussetzungi
dass die iiesultante der Elimination von x und yi
ahcd = 0
erföllt sei, kann erst y eliminirt und aus der Besultante y*) das x be-
rechnet werden, hernach aber if aus y)i oder umgekehrt mittelst /T)
und ß). Ersteres gibt:
|i) x^edu^'¥ («, + h^u, — (c, + + ahn
und dies in y) eingesetzt:
{ (a + + {h^ -f c)au | ♦/ + { (t + c,)(/m, + (a, + il)Ou J = 0
woraus sich endlich berechnet:
f2/— {(& + c,)rf«, + (a, + e06«}», + IM + <?.>i + (*<^.+«>}<'»
Wi ^ I ('^ ^ ^C' "1 + + ^) " 1 + ( (« + «^ + (^1 ■^c)au] V,
Letzteres gibt:
9) y « bdVt + (a, + c,)v , y, — (6, + <*,)t;, + aev ,
WM in eingoseizt liefert:
f (rt -I- d,)bv, + (6 + e^)av } x+ ( (6, + c)rfr, + («, + d)cv ] .r, = 0
uud aufgelöst:
(^^{(b, + c)(lv, + (a, + fr)cr ] u, + ( (^,f7 + h,)t\ + (b,c + a,) j « ,
U,— Hbe, + d,)v, + {ad, + c,)v\u,+ {(a + d,)bv, + ib + c,)av\u.
Die Wurzeln a, y werden hienach durch die Ausdrtteke fi, (it) oder
nach Belieben auch v, v ) roUst&ndig oder in allgemeinster Weise dar-
gntelli^ wobei n, v jedes denkbare Gebietepaar ▼orzustellen haben.
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476 Eillle Vortosniig.
£b könnten nebenbei auch die Faktoien u^, v, v^ zur einen Hälfte
unterdrückt werden, namlieh bei x in ft) der bei der fi, ete.
Man bemerkt die VerscbiedeDartigkelt und Unaymmetrie» der f&r
die einen und fttr die andern Wuneln eich ergebenden Darstellungen
je nachdem man die eine oder die andere Reihenfolge bei dem Auf-
iSsungsTeffabien einhält. Diese Wahrnehmung wird uns noch eigen^
artige Forschungen in § 24 ausaufilhren anregen.
I) Von grösserer Wichtigkeit als die vorstehend erledigte sind
die Aufgaben, bei welchen nicht nach den Werten der verschiedenen
Unbekannten x,y,z... selber, je fQr sich, sondern sogleich nadi dbw
Werte einer besUnmtm Fwnktüm f(x, y, ir, , . .) dieser letzteren ge-
fragt wird.
Sind die ünhekannten horeits selber sämtlich ermittelt, so brauchte
man ihre Ausdrücke nur in den gef^ebenen Ausdruck dieser Funktion pin-
zuset^en, um auch diese Anf^Mlu; f^fohisi liaben. Das Resultat würde sii
eine ganze Reihe arbiträrer raramcior u, t', u\ . . . enthalten, die behufs
Veretofachung desselben nun noch gemtes Tb. 48) Zusats durch einen eiU'
zigen solchen ersetzt werden mOssten.
Dies wäre unbequem; zudem würde den Unbekannten je nach der
Reihenfol*?e, in der man sie heim Auflösen ermittelt, wiederum eine ver-
schiedenartige Behandlung zuteil werden, die einen sozusagen vor den an-
dem bevomugt erscheinen. Überhaupt aber wäre die angegebene Art, das
Problem zu lösen, obwol Bchuiubar ala die am nächsten hegende sich dar-
bietend, doch als ein Umweg zu beseichDen, in Anbetracht dass eine sehr
viel emfsehere und in Hinsicht simtlicher Unbekannten symmetrisch snwerke
gehende LOsungsweise der Aufgabe möglich ist
Es ist bemerkenswert, daas ohne die Werte der Unbekannten
p,gf,, irgend selbst su kennen man die Berechnung von f(x, ff,ß,.. .)
doch unmittelbar zu leisten yermag:
Zusatz 4 zu Th. 50). Mit den einfachen Mitteln des Th. 50) sind
wir schon im stände, wenn ein helidnges Sutern wm simultanen Glei'
chungen md Subsumtionen gegeben ist, irgend eine verlangte Funktion
f(d; y, . . .) einer Grupiie von {,Mnhckannten^') Gebkien — faüs es ge-
uninseht wird: ohne Rücksicht auf die Wi rk eiticr mceitcn Gri'pjir w,
jp, r, . . . — durdi die Sgmbek einer dritten Gruppe, nämlich durch aüe
übrigen a,h,e,, aussudrikken, resp. im identischen Kalkül au j^be-
rechnen'*.
Man füge einfach dem gegebenen Systeme Ton Propositionen die
neue Gleichung
hinzu — indem man eben fQr die gesuchte Funktion einen einfachen
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g 22. Äuflöäu&g nach mehreren Unbekannten.
477
Namen, als welchen wir t gewSUt Baben, euifahrt Man bilde nun
eni die Tereinigto Gleicbung des also TergrdBserten SystemeSi eliminire
SOS dieser sowol die Symbole f»,nfp,q,r,,,, der sweiten als ancb die
sCffffB,,,. der ersten Grappe, so wird man eine Resultante erbalten,
die ausser dem gesuchten i nur noch die Gebiete a,h,e,,., der dritten
Gruppe enth< Und diese nach der Unbekannten i gemäss Tb. 50^)
aufgelöst fllhrt cur Erledigung unsrer Angabe.
Den Torlicgenden IlDgeneig hat schon Boele gegeben.
Ezempel siehe in § 25 unter Aufgabe 34, . . 26 und anderw&rta.
Hinsichtlich der „Determination*' auch dieses Problems, seine even*
tuelle Unzul&ssigkcit, Be-^timmthelt oder Unbestimmtheit, sind wicderam
verschiedene Vorkommnisse möglich, welche sich aber der Leser nach dem
Vorangegangenen leicht selber zurecht legen wird, and die zum Teil auch
durch die Beispiele illustrirt werden.
Wenn — wie dies wol im iit beabsichtigt sein wird — die Sym-
bole m, n, 2>, . in ticin Ausih uck /■{./•, y, . . .) nicht vorkommen,
80 kann man natürlich auch au» der vereinigten Gleichung des noch
unvergrösaerten Propositionensystems erst einmal die m, n, q, . . .
eliminiren und die so gewonnene Resultante dann noch mit der Glei-
chung t = /'(x, ßf. . .) oder also
„vereinigen'', um jetzt nur mehr tf,g,'. an eliminiren. Bei dieser
Anordnung des Yer&hrens wird man alsdann mit weniger komplizirten
Belationen an thun haben, als bei der Anordnung nach dem allgemei-
neien Schema. —
Man sieht: auf unserm bisherigen Standpunkte, wo wir als „Pro-
positionen'' nur erst Subsumtionen und Gleichungen kennen, hat der
identische Kalkül den seltenen Yoraug, die allgemeinsten Aufgaben,
die innerhalb seines Rahmens Überhaupt erdacht werden können, auch
wirklich au lösen.
Doss immerhin auch hier noch etwas su thun bl«bt, dass fernere
Fortschritte der Distiplin noch mdglieh und aasustreben sind, werden wir
m § 24 sehen, wo an die Art und Weise der LOsung obiger Au^ben —
z. B. in Hinsicht ihrer ,,Symmetrie'' bezüglich gewisser Sjrmbolgruppen — '
noch weitere Antordenmgcn L'estelit werden.
Auch in Anhang G eröönen sich Perspektiven auf noch fernere i'io-
bleme. Man kann von diesem Anhang grösstenteils schon jetzt — noch
besser nach § 24 Kenntniss nehmen. —
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Zwölfte Vorlesung.
§ 23. Dio invorsen Operationen des Kalküls: identische Subtraktion
uud i->ivijiiiou sdä Exccptioa und Abstrailiüu. Die i^ogation aiü ge-
memäamer Spezialfall beider.
Eine erste Anwendung des Haupttheorems 50) wollen wir — mehr
im theoretischen Interesse — machen, um über die zur Addition imd
Multiplikation entgegengesetzten oder inversen Operationen des Kalküls
Klarheit zu gewinnen.
In jeder Disziplin die überhaupt von Subtraktion nnd Division
handelt^ werden diese Operationen definirt als diejenigen^ welche eine
Aufgabe Idsen, die in der Besiehnng der ümkekrmg steht sur Aufgabe
der Addition xesp. Multiplikation.
Bei den letstern AufgabeUi deigenigen also der beiden direkten
Operationen^ werden die Summanden resp. Faktoren a, h als gegeben
angenommen, nnd kommt es darauf an, deren Summe resp. Produkt:
herzustellen, zu bilden — oder, wenn mnu die iu der Arithmetik ge-
bräuchliche, hier nicht mehr ganz ])aHäemie Ausdrucksvveiöe iu uusre
Disziplin herüberuennien will: sie zu „berechnen'^ Eine zu der ebeu
gesclnlderttin „umgekehrte" oder „inveiiie'' Aufgabe liegt vor, wenn der
bei der vorigen gesucht gewesene Terra gegeben ist und einer der
beiden vorhin bekannt gewesenen Terme als Uul^okanute gesucht wird,
wübrend auch der andere nach wie vor als bekannt gilt. Diese Auf-
gabe tritt also an uns heran, wenn getragt wird nach demjenigen
Terme, welcher mit einem gegebenen additiv resp. multiplikativ ver-
knüpft ein gegebenes Resultat liefert, eine gegebene Sunune, resp.
ein gegebenes Produkt gibt
Eine Operation, welche zwei Opcrationsglieder tbetisch Terknflpft,
lüsst im Allgemeinen sweierlei Umkehrungen, zu ihr inverse oder
Ijtische Operationen zu, je nachdem bei bekanntem Knüpf nngsergeb'
nisse das eine oder das andere jener Operationsglieder als Unbekannte
gesucht wird. Wegen der Eommutativitit der identischen Addition
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§ 23. Die inversen Operationen des Kalküls.
479
resp. Multiplikation — Tergl. Tb« 12) — kann man aber den zweiten
Term einer Summe reep. Faktor eines Produkte allemal sam ersten
maehen; ee ist darum gleichgültig, ob es das erste oder ob es das
sweite OperationsgUed war, naeb welehem gefragt wurde, und fallen
die beiden Umkebrungen der Operation bier jeweils in em$ zu-
sammen.
Bezeichnen wir abermals die bekannten Terme mit a und h, den
gesuchten Term mit sc, so wird es sich nun also darum hundchi, das-
jenige Gebiet, oder diejenigen Gebiete x zu ermitteln, welche die Glei-
chung eriülleu:
m. a. W. es wird diese Gleicbung nach der Unbekannten x aufzulösen
sein. Als
^yideiitisehe Di/jlrem^: a minus l, „identiscben Qnotimien**: a (geteilt)
aus dem ,,Minuenden'^ a und dem (^urc&&,aus dem Dividenden (Zähler)
„äubtrahendeu ' b a und dem Divisor (Nenner) h
werden wir zu definiren haben: die Wurzel der vorstehenden Gleichung
ß) — falls sie nämlich eine solcbe besitzt^ falls die Gleicbung ß) Ober-
haupt auflösbar ist nach a\
Die Bedingung hiefQr ergibt sich aber nach Tb. 50), indem wir
die Gleicbung zunächst recbterband auf 0 bringen » nacb Tb. 39)
wird sie:
y) a,(6 + aO + <*^^i ""^ I a,6ir + a{ar, «f J,) «0
— und indem wir nunmehr die Unbekannte x aus ihr eliminiren. Die
Kesultaute lautet:
d) a^b=^öf somit b=^a | ab, 0 sive a=^h.
Und diese Relation drückt die Anforderung aus, welche von den
gegebenen Termen (Gebieten, Klassen) b erfüllt sein muss, wenn es
Überhanpt ein Gebiet oder Gebiete x geben soll ftlr welche die aufzu-
lösende Gleicbung besteht Sie ist unerl&ssliehe Bedingung fQr die
mdglicbe Geltung der Gleichung^ die notwendige und hinreichende Be-
dingung fBr die Auflösbarkeit derselben und die Existenz einer ,i Wur-
zel'' (oder Ton Wurzeln). Identasehe Subtraktion und Division sind
hiernach keine unbedingt ausführbaren Operationen; ihre Ausführbarkeit
ist vielmehr an die l^edinguug ö) geknüpft.
Ist diese Kelation nicJit erfüllt, so l;ann veniüuttigerweise über-
haupt nicht von einer Diü'erenz miiius 6" resp. einem (Quotienten
fflL durch 6" gesprochen werden j die letzteren bleiben sinnlose jNamm
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480
Zwölfte Torlemmg.
und in gewisser Hinsicht von demselben Charakter, wie die nächste
beste Silbenzusammenstellung.*) £s gibt dann eben nichts, was dem
Namen als seine Bedeutung entspricht. (Audi die Null, das ^^ichte**
unsrar ursg^rü9igaehm Mannigfaltigkeit bleibt als solohe Bedeutung ansp
geschlossen.)
Als Bediuguog dafür, dass gedachter Differens, gedachtem Quo-
tienten eine Bedeutung ein Wert Oberhaupt sukomme, mögen wir sie
auch die j^Valensbedingung^ für letstere nennen. Diese Bedingung
müssen wir, so oft im folgenden von Differenzen oder Quotienten ge-
sprochen wird , jeweils als erfüllt voraussetEen.
Ist jene Wertigkeitsbedingung d) erflillt, so vereinfacht die auf*
aulSsende Gleichung sich au:
b) + ab^Xf « 0 I afix + ax^ « 0
und kann man nun snr Auf Idsung derselben nach der Unbekannten x
schreiten.
Aus dem allgemeinen Theorem 50), nach dessen Schema die Auf-
15sung stattzufinden hat, wissen wir aber bereits, dass es nicht blos
eine Wunel geben wird, sondern unendHeh viele (im Allgemeinen von
einander Terschiedene). Einen Ausdruck, der sämtliche Wurseln und
nur solche liefert, werden wir erhalten, indem wir die gegebenen
Terme a, b mit einem willkürlichen Gebiet u iu bestimmter Weise
verknüpfcij.
Dieaeu Ausdruck wollen wir die „lolldcutigc Dili"ereli>^."^ resp. deu
„tolldvutigai Quotienten'^ nennen, oder auch den jfGeneralwert der Diffe-
renz, des Quotienten" im Gegensatz zu einem nachher herTorzuheben-
deu beöondern Wert derselben (desselben), den wir als deren „Pnn-
snpal- oder Uaujdwert^^ zu bezeichnen Aulasa linden und auch die
ffiindeutige Differenz'', den „eindtutujen Quotienten" nennen mögen.
Ich will mir das gewöhnliche Subtraktions- und Divisionszeichen
zur Darateilung von letzteren reservireu, und müssen wir dann, um
nicht Missverständnifise lieraui^zutürderu, iür die volldeuti^eti Ausdrücke
unterscheidende Zeichen wählen. Als solche habe ich schon- das ein
Koluu durchsetzende Minuszeichen fQr die Subtraktion und ein dop*
peltes Kolon für die Division angewendet.
Ais die allgemeinste Wurzel der Gleichung ß) oder <) erhalten
wir nun also:
*) Sageu wir etwa: ,,Kiuigerdluk8uaidia,k-lkera0akBuat." — Ich nahm dabei
aa, daw der Leter nicbt Gidnl&ndiich Temteke; denn eigeniliok weien dies ein
paar grtalBadisoke Ortmioen, nrRprOagltth beMgend; „Ort, wo Leute welmeii^ und
dergleiohen.
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§ 23. Identische Subtraktion und Diviüon. 481
wo die rechte Seite den Ausdruck bedeutet:
in welchem u ein imllhürlidies Gebiet vorstellt.*)
NatHrlich stimmt nun auch die Probe der Auflösung, welclie
darin besteht, dass man den Ausdruck tj) oder t,) für x in die Gleiciiung
ß) einträgt und sicli überzeugt, dass dieselbe auf Grund der Voraus-
setzung ö) crtüllt ist — und zwar fär jede Bedeutung des u. In der
That muss sein:
^) (a :-6) + 6»a | (a::i)5*aia,
d. b. jedar Wert
der Biffermg, eu dem 8ub(rahendm | des Quoiienien, mit dm Divisar
addirt gibt den Minuenden ! mültiplieirt liefert den Dividenden,
Bei den) Nachweise ist schon die Valenzbedingun^ 6) uaeatbehrlicb,
indem muu als Wert der Hukeu Seile in zunäcbbt erhält:
a + b I ab
was mi auf Grand von d) sich in a snaammenuehi — vergl. Th. 20). —
In § 21 tmd 22 gelang es uns, die allgeaieinijten Eliminations und
Aaflüsungsprübleme der biaherigeu Theorie schon ohue jegliche Keuutniss
▼on den hier betraebteten ioTersen Operationen des identischen Kalküls xu.
losen. In dieser Thatsaehe hauptsSchlieb ist die Bestätigung zu erblicken
für eine, frttber schon einmal gemachte Andeutung: dass die identische
Subtraktion und Division ohnp Sch;uleu oder Einbnsso ans der ganzen Dis-
ziplin des Kalküls sich ausmerzen lassen. Auch die gegenwärtige Studie
bat die Tendenz dies vollends zw erhärten.
JJie hier gebrauchten Be<^eichuungeu t>ind deshalb aucb als proviso-
riftehe, nur dem angenblioklichen Bedarf su dienen bestimmte ansoBehen»
nnd aus diesem Grunde ist es aucb sehr gleiobgflltig, wie man etwa die
volldeutigen Operationszeichen in !- &, a::& sur Onterscbeidnng yon den
eindeutigen in a — 6, a :h verbatim lesen mag. Da es immerhin misslich
erscheint, häufitr Z*^i*ben lesen zu müssen ohne einen Fingerzeig darüber
und eine bestimmte Gew<»hnnni?, wie dieselben auszusprechen seien, so mag
man für jene etwa „Toli-minus'* und ,,voll-durch" sprechen.
Beachtenswert erscheint noch folgendes. Wir haben vorstehend x er-
*) Die angegebenen venchiedaen Aasdrnckafonnea für die Wiinel sind in
% ti schon implicite anfeinauder zurückgeführt. Uro die Zaruckführung direkt zu
leisten, genügen, im Hinblick iiuf di- Yal>.'nzbf(.lingung d), die Theoreme 30+) und
38^.) Zu^aU, oder aucb „KutwickeluDg" uacli b, u.
BcamöDBR, Algobra der Logik. 31
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482
Zwölfte Vorlesung.
klitrt als die aUgemeinete LltouDg der Gleichung ß)^ als den Qeneralvert
der Wurzel. IXeser ist eigentlich nioht ein Wert^ aondern stellt gleiobwie
die Ausdrücke t/) eine ganze Gattung oder Klasse von Werten vor, die
man erhalten wird, indem man daselbst das u von 0 bis 1 variirt (vergL
S. 42r>sq.). Die Gleicbungeu J^) bis ^) sowie die uocli weiterhin folgenden
auf voUdeutige Differenzen und (.^uotieuten bezüglichen sind darum auch
nicht, wie rameist die früheren, in deuten als Qleiobnngen swiflchen Ge-
bieten, sondern als solche swischen Elassen von Gebieten — die allerdings,
wie in 0) rechts, sich unter Umständen auch in ein einziges Gebiet zu-
sammenzieben mögen. Sie sollen aussagen, dass (nicht etwa jedes einzelne,
sondpm^ die Gesamtheit der Gebiete links einerlei ist mit der Gesamtheit
der i>ebiete welche rechts vom Gleichhcitezeicben dargestellt erscheinen.
Die Gleichheitszeichen sind also wirksam nicht in der urspriii^lichen, sondern
in dar ans ihr abgeleiteten Maanigfaltigkeit, in der ICn. der Klasseii Toa Ge-
bieten, nnd sinken dieselben nur in AusartnngsfUIen, wie ^), in die erstere
2Cn. zurück.
Will man jedoch « als ein eindeutiges Gebietsymbol aufgefasst mssen,
mithin darinitrn nur ein spezielles die Gleichung ß) erftillendcs Gebiet, eine
partikulare Wurzel dieser Gleichung verstehen, so ist es nicht mehr zu-
lässig die Angäben ^) als Gleichungen beizubehalten. Wie wir schon ander -
wSrts ausgeführt haben, darf das Ittdivldnum seiner Gattung nicht etwa
gleicJi gesetzt werden. Fllr t) mfisste alsdann korrekt geschrieben werden:
— wobei im Allgemeinen die Unterordnung gilt und Gleichheit nur in den
(nachher auch zu betrachtenden) Gronzfälien eintreten Äaww, wo die rechte
Seite eindeutig wird, die Gleichung ß) nur sine Wund sulftsst, in diesen
Fällen aber auch eintreten mu88.
Auch diese Subsomtionszeichen wären aber als solche der abgeUiUien
Mannigfaltigkeit zu interpreären, nnd nicht als solche der nrsprUn Etlichen.
Die Subsumtion besap-to hier nicht, das Gebiet r gei als Teil enthalten in
einem recht« anj^^etuhrten Gebiete, sondern nur, es sei als Individuum ent-
halten in der recht» stehenden Klasse von Gebieten.
Gerade in jenen GrenzßLlleu aber, wo die Klasse a -f* 6 rechts selbst
nur ein Gebiet nmfasst, mflsste das Snbsumttonsseichea Missverständnisse
nahe legen, indem es Einordunng (als Teil) nutsuznlassen scheint, wo, wie
erwähnt, nur Gleichheit gelten kann. Zur Vermeidung solcher (und ähn-
licher schon in 9 unter t;-) charaktcrisirter Mißstände niüsste man eigent-
lich zui.icrhi SnbsumimmtttJtm verwenden fUr die ursprüngliche und für
die ahyeleiidc Mannigfaltigkeit.
Die Nötigung hiezu lässt sich indess vermeiden und sie pflegt glück-
lich vermieden sn werden, indem man die Lösungen:
auch jetzt wieder als Gleichungen schreibt, dafflr aber dem u eine andere
Deutung gibt. Statt wie bisher es als ein willkürlicJies Gebiet gelten zu
lassen, dem alle erdenklichen Bedeutungen innerhalb der nrsprflncliclieu
Mn. mit gleichem Rechte zukommen, braucht man es jeUi nur hinzuätelleu
SS = a(6, + m)
X tarn a + uh.
»
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§ 23. Identische Subfraktiüu und Division.
483
als Bin „unhesfmtnles^^ Gebiet, das nelleiclit noch seiner nltheren Bestiin-
moBg harrt. Man wird es jetzt, wo x eindeatig aein boU, nur „ein ge-
wisses*' Gebiet ]>pder.ten lassen [oJor irjjend f»ino« vnr! je?ier sub t) des
§ 21 bestimmtea Klasse von GebielenJ und dadurch hinbringen, dass beider-
seits vom Gleichbeitszeicheu eindeutige Gebietsymbole stehen zwischen denen
die Behauptung der Gleichheit wieder zulässig ist,
Demgemftss werden wir es fortan aneh wie bisher Termeiden, mit
nnsem Betracbtungen Uber die nrsprttngliebe Mn. solche sa Termengeo, in
welchen das Snbsumtionszeiehen anders als fttr diese selbst gedeutet wer«
den mttsste.
Unter allen Gebieten, welche wir als die Partikularlösuiigen der
Gleichung ß) in rf) z.ii;amüiei)gelasst, der Gebiet^klasse also, welche
wir als „volldeutige" Differenz resp. Quotienten daselbst angegeben
haben, sind besonders zweie hervorhebenswert, nämlich: die beiden
einschliesseiidm Griefe oder „Grenzen'*, zwischen welchen (sie selbst
mitzugelassen) alle Gebiete der Klasse a -r- h resp. a::h liegen müssen.
Ans nnsern Formeln if) ergibt sich das eine als das umfas^end-te
Punktgebiet od>^r die umfcsie unter den Bedeutungen, welche der Ditie-
reuz, dem Quotienten von a und h eindeutig untergelegt werden kön-
nen, bei der Annahme u=\, das andre als die mgstc dieser Bedeu-
tungen für u = 0 — wobei indessen nicht zu übersehen ist, dass der
Dualismus erfordert, der Annahme « = 1 bei der einen die » — 0 bei
der andern Operation, und umgekehrt, gegenübersostellen.
Wir erhalten (für m = 1 resp. 0) als den
Maximalwert der identischen Dif-
fereng:
() (a minder » a .
Der hödiste unter dm Werten der
Diffcrens ist darnach der JÜimend
selber
"Minimaltßert des voUdeutigen QhO'
^ina) »a.
Der medmiU unter den Qu/otiei^
teiMoerten ist der Dmdend oder
Zähler
und bei dieser Auliasaung erscheinen iinsre inversen Operationen als
Völlig imrJcungshs au dem passiv nnl iliueu ' aftizirten Operations-
gliede. Es ist deiau iih müssig, etwa noch nach formalen Geset/cn
dieser eindeutigen ,,Maximalsubtraktion" und „Minimaldivisiou" zu
fragen, auch nicht angezeigt, deren Ergebnisa für den Hauptwert zu
erklären.
Desgleichen verlohnt es nicht, eigene KnOpfiingszeiclien für diese Ope-
rationsweisen einzuführen, weshalb wir uu» in t) mit einem charakteiiäti-
schen Wortansdrack fUlr die Andeutung ihres Ergebnisses begnügten.
Bei der andern Annahme (u » 0 resp. 1) dagegen stellt sich her*
auä als der
81«
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484
Zwölfte Vorle«Qng.
MminuHtoeii der Tolldeutigen Difi
fereuM:
«) a — h ^ah,
MaximahveH des Tolldentigen Quih
und indem wir für diese hiermit die gewuhuHchen Sui»tr;il{tinTis- und
Divisionszeichen einführen, bezeichnen wir sie auch als den eindeu-
tigeu oder JJaupiu crf , d. i. als Ditferen/ und Quotient sclilechtweg.
„Eindeutige'" Siil)trciktion resp. Division nennen wir die zu ihrer Jiil-
dung dienenden Operationen. Auch diese Operationen sind nur „aus-
führbar'^f es haben a — b und a : b nur einen Sinn^ wenn die Valenz-
bedingnog Ö) erfüllt ist.
Ans den Definitionen ij) und x) sind als besondere. Fälle hervor-
zuheben:
a-i-a
1 -> 1
0-~0
a : 0 =
1:0-
1: a —
1-1-0
0 — 0 — 0
a = o — 0
1-1—0
a, + tt , I — a —
a;:a — a + u, a:a— 1 —
0::0»«, 0:0—1 — -
0
1
1 1 o
1
— 1:1
0::1 — 0«0:1
0 : : a — ua,, 0 : a — a, — —
wo die Valenzbedingung (für die angegebeneu Differ(»n7,en und Quo-
tienten) jeweils analytisch, von selbst erfüllt ist, weshalb von iiir ab-
peselien werden kann , den Formeln A) unbedingte Geltung zukommt.
i))e Subtraktion einer Klasse voii sich selbst sowie von der 1 ist
unbt'dintrt ausführbar, etc.
Die Symbole 1 -:- 1 und 0::0 sind hienach vollkommen unbe-
stimmt oder „alldeutig" zu nennen; sie stellen die ganze aus der
ursprünglichen Punktniannigfaltigkeit „abgeleitete" oder al)leitbare
Mannigfaltigkeit der Gebiete vor, indem uns eben u sdilechtltin jedes
Gebiet zu bedeuten hat.
Die letzten Formeln unter X) aber:
fi) 1 — a -=» ö, -« oder U ; a
lassen erkennen, dass die NegaHon weiter nithU als ein gemeinsamer
SpegialfaU der (eindeutigen) Subfräkttan und JOtvision is^: a negiren
heisBi^ es von 1 abziehen oder es in die 0 hiueindividiren.
Mit diesem Spezialfall der beiden inversen Operationen aber kommt,
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§ 'Jini* Diu Negatiou als ihr gemeioBamer Sj>ezialftiil. 485
wie wir geflehen habeo^ der identiBche Kulkul — aU mit seiner ^/Iritieu
Spesiea" — schon TdUig aa<.
Zieht man auch die beiden inrersen Operationen mit unier den
Gesichtspunkt dee Dualismus^ so werden natürlich zugleich mit Addi-
tion und Multiplikation auch Subtraktion und Division ihre Köllen
auszutauschen haben. Alsdann kann man sagen, d&66 diu iiieuiit ge>
gubeuti Gleichung:
V) 1 — a —
a
jnt sich selbst dual ist.
Und das glcidm gilt aucli vou don noch' durch ihre Kombination mit
sich selbst enUtehendeu Gleichungen wie:
j_(l_„)-_,
etc. Die p. 31 meines Oiieratiooskreis* gemachte Angabo, dass diese er-
wähulen die eiozigen m »ich selbst dualen Formeln dos identischen Kal-
küle seien, beruhte jedoch auf einem Übersehen, ist eine zu weit gelieiuie
gewesen, wie wir denn in der That schon in § 18 anter 9») auch noch
andre Formehi solchen Charakters kennen gelernt haben. —
Mit Rücksicht auf ^) bitten die fnndmientalen Theoreme 30) und 31)
nun auch in folgenden Formen angeschriehen werden können, in deren
("itii^^cii (den durch die Beisetzung der Chitfro hervorgehobenen) es ntttslich
ist, äie gesehen zu haben:
I)
3iO a + (1 - a) — 1
« — — 0
a
30j a(l — aj = ü
31) 1 — (1— a) — a,
0
0 . 0
7 — fl, 1 — ~ « a
1 — « ' a
Die 31) zeigt, dass uicht — ( — r/) a oder 0 (<) — «) = fi, sondern
1 — (! — «) = « daa wahre arithmctLiche Analogon des logischen Satzes
von der doppelten Verneinung ist — worauf wir uns schon S. 306 beriefen.
Beachtimswert erscheint, dass der Ausdruck x), mit « bezeichnet
bezüglich die Anfldsnng ist des folgenden Paares von Gleichungen:
0) x + b = a, xh^O j j;b = a, x + b^l
durch welches also
vuiikuiiiuien eindeutig bestimmt wird.
Man erkennt dies leicht, indem man systematisch zuwerke geht, zu-
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Zwölfte VorleiuDg.
ent also di« vcrninigto Gleichung lios Glcicbungenpaares o) herstellt, aus
dieser daun x eliminirt, wodurch sich aberinals die Valenzbedingung d) und
uur diese ergibt, nndlich jene nach drr Unbekannten X auflöst. Als Auf-
l(>sung ergibt sich der völlig bestimmte Wert:
und umgekehrt ist leichl uacbzuweisen , dass dieser letztere Ansatz ui-
eammen mit der Yalenzbedingang d) auch das Gleichungcnpaar o) nach
eich zieht, n&mlich dieselbe Tereinigte Gleichung liiert Mit welcher dieses
llrjuivalent sein muss. Sobald man also die in der Voraussetzung re) doch
sicher miteingeschlossene Annahme gelten iKsst, dass die daselbst gegebenen
Ausdrücke einen Sinn haben, wird die Gleichung anch ihrerseits das
Gleichungeupaar o) zu erset7en im stände sein.
Links vom Mittelstriche z. B. ist aus dieser Betrachtung zu lernen,
dass man im identischen Kalhd einen Svniwaudcn (h) von der einen
Seile der Gleichung uenigslens dann (jrdorh auch nur dann) von dieser
Seite als einen Suhfrahendm (mit dem Minuszeichen) auf die andere
Seite weifen darf, wenn er mit dein andern Summandeii {x, resp. mit
allen übrigen Gliedern der vorausgesetzten Summe) äis^vkt ts^ wou
also die binooiische Summe eine redußirte war.
Während aas einer Qleiohang x + b ^ a im Allgemeinen nur sn
schliessen ist, dass x einer von dm Werten der voUdeutigen Differeox
a -:- h sein müsse, folgt x = a — h ausschliesslich danOi wenn neben-
her bekannt ist, dass xh — 0 sei.
Dagegen darf ein Subtrahend immer als Summand Ober das
Gleichheitszeichen hinObergescbafflty transponirt werden, m. a. W. aus
einer Gleichung x^a^h ist es immer Kul&uig den Sehlnss zu
ziehen: + » in Anbetracht , dass die Ph>be einer richtig toH-
zogenen Subtraktion doch sicher stimmen wird.
Im II inidick darauf z. B., dass h -¥0 = h nebst b • 0 >» 0 gilt, wird
es darnach insbesondre gestattet sein, eine Gleichung a = b (oder a = 5 + 0)
in die Form a — 6 = 0 umzusot/eu, dieselbe mithin anch nach demselben
Schema, welches in der Aritlunetik geläufig ist, rechterhand auf 0 zw
bringen. In der Tbat sagt der Ansatz a — ?j = 0 nach x) aus, Jaöi»
ahf « 0 sei, wozu aber noch die Yalenabedingung a,& 0 tritt, und dieses
Ittufb nach Th. 24) und 39) zusamnen auf a^b hinaus. Wie den 6e*
brauch der inversen Operationen überhaupt, so wii^ man aber auch die
Schreibweise a — /i = 0 in unsrer Disziplin besser vermeiden.
Unberechtii^t würdn aber beispielsweise sein, aus der Gleichung'
^/ + 0 = n, die aligeiueiii gilt, den Schluss xu ziehen, dass 0 = un sein
rallsse bei bdiihigcm u, nämlich dass 0 dem Generalwert von a «, nach
dem Schema ii, k) gebildet, gleichzusetzen sei Es gilt dies, da der Term 0
ein vollkommen bekannter, notwendig nur fUr gewisse («■ vn,, z. B. filr
if » 0); es darf nur geschlossen werden, ti sei einer von den im General-
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f 83. Identifche Snbtralitioo und Divuioo. 487
wert zusammengefasbten Werten, und weil a • 0 « 0, bo iei es hier der
Uaupiwert selber: 0 » a — a.
Es erllbrigt ooeb, auch Ausdrücke von den folgenden Formen einmal
in's Auge sn fessen:
o 1 , a — 1
9)
0 -:- a, 0 — a
a::0, a:0 = J
1 a, 1 : a » —
von welchen die Yaleiubedingun«:^ ''■^io^ ^''^-^"^ im Allgetneiuen sinnlose,
„uninterpretable'' sind, falls nämlich nichl ^'eiade a gleich
1
0
0
1
bezflglidi bedeutet.
Fflhrte man hier das Zeiehen oo („tmenMidk'') als Symbol der Ab-
surdität, des Unsinns ein, so könnte man — falls nur nieht gerade die
eben genannte Voraussetzung zntrifft — diese Ausdrücke samt und sonders
gleich oo setzen, und spesieil wftre zuvArlAssig:
c) 0-M-*oo=6l::a sowie 0 — 1 — oo — 1:0 —
— letzteres wie in der Arithmetik [wobei nun auch die Gleichung
0 — 1 = ^ als zu sich selbst dual erscheinen würde].
ist m der Thal unverfänglich, die verschiedenen absurden Ausdrucke,
wie 0 — 1 und 1:0, einander fjJrliJi -n scf:ren. Alff.^ icas unsinnig ist,
darf für eineiici uns gelten. Giibe luaii überhaupt auch nui- den aller-
geringsten Unsinn zu, so würde ja durch vollkommen logische Schlüsse
auch jeder gewllnsehte „noch so grosse*' Unsinn sich beweisen lassen —
Ithnlieh wie bekanntlich in der Arithmetik, so auch im identischen Kalkül.
Speziell hier: LKsst man zu, dass es ein « ^ gebe von der Eigen-
schaft, dass x O = 1 ist, so ist leicht zu zeigen, dass auch für ebendiese^j
X gilt: x+1 ^0 nebst :e* 1 » 0, dass also auch x^O — 1 anzuerkennen
ist. Wegen x*0^0 folgte nSmlieh aus der Annahme, dass 0 und
hieraus durch beiderseitiges Multiplizuren mit x auch 0 « sodann
a;+l-*x + 0 — x«>0 und ir«!— 0-l«"0. —
Das Symbol oc kann aber nicht, wie seinerzeit das Symbol 0, ttl$ ein
„uncigc^iIVu-ln s" Gibut (hr Mnnnigfaltigh 'il }(nsrrr Gebiete zugeschlagen, ad-
junglrt u fnlm; vielmehr vertritt es die Null der „abgeleiteten" Mo., Mn. der
Gebieteklassen.
Es müsste nüiulich oeine Hinzuziehung, Zulassung als „Gebiet" die
Folge haben, dass die Prinzipien unsres Kaikols, wenn sie in voller AlU
gemeingttltigkeit aufrecht erhalten würden, sich selbst aufhöben, uns nach
allen Seiten in Widersprüche verwickelten [wie wir denn nach der Defi-
nition OD s= ^ non OD • 0 » 1 hättra un Widerspruch mit o * 0 0 bei
der Anuahfue a *= oo , etc.J — dass sie anderuialles ihre Allgemeingültig*
keit verlören und mit ISstig zu beobaofatsnden Ausnahmen behaftet würden,
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488
Zwölfte VorlMUDg.
wodurch es nahegelegt erschiene, den EindnngUog oo aus der MaimigMUg'
keit der Gebiete wieder aaszastosseu. —
Durch die Koexistenz der Gleiciiungen tc) und findet si(di
unsre Definition von eindeutiger Differenz und Quotieni, du wir oben
durch Partikularisiren der volldeutigen gewannen, noch einmal selb-
ständig ausgedrückt. Z. B. linkst Weiss man von einem Oehieto x
nur das eine, dass seine Summe mit einem gegebenen b ein
anderes a liefert, so ist x noch nicht vollständig bekannt. Wohl aber ist
der gesuchte Summand vollkommen bestimmt, wenn man ferner weiss,
dass er den andern b ausschliesst, dass also bx gleichzeitig 0 ist. Etc.
Und ähnlich auch für Klassen. Für letztere besitzt die in
a 6 a6, (wahrend a,6 = 0 gedacht wird) vorgeschriebene logische
Operation einen sehr geläufigen sprachlichen Auadruck in Gestalt jener
Terbalen Formen, mittelst welcher eine Attsnahme statuirt wird.
Eis kann das Miuuszeiclien geradezu mit der Partikel „aus-
genommen*', ffihne^^ in die Wortsprache übersetst werden, indem die
Differens a — h die Klasse der a mit Ausschluss (for h Torateilen wird
(von welchen die Yalenzbedingung die Voransaetsung auBBprieht^ dass
sie ganz in jener enthalten seien).
Bedeutet z. B. a Metall, h = Edelmetall, so stellt (j - h «= «6,
die Metalle vor, welche nicht Edelmetalle sind, also die Metalle ohne die
Edelmetalle, die Metalle mit Ausnafimr (hr Kdelinelalle.
Umgekehrt jedoch liar/ ein sprachlicher Ausdruck von der Form
„die a ohne die b", „a ausgenommen b" in unsre Zeichensprache iu der
ßegel nidU mit a — b ohne weiteres übertragen werden, sondern nur mit
a — ab = a (afe), a («,+ 6,) = ab^ (wo dann in der That a,* a6 » 0
ist). Die Wortaprache setzt es nämlicli als selbstTerstandiich vorana,
dass man aus einer Klasse nur solche Individuen ansschllessen kdnne
und auszuschliessen beabsichtige, welche in ihr enthalten sind — und
diese stillschweigende Forderung muss der hier ausdrucksvollere Kal-
kül ausdrücklich darstellen. Sagt man „die a ohne die 6'', so meint
man sicherlich nur „die a ohne diejenigen (, welche a sind".
Wird z. B. berbfatet, im untergegangenen Schiffe seien alle Passa-
giro (a) ertrunken, an^genommen die Frauen (^). welche genttei wordon,
so ist, uonn die Klasse der Frauen schlechtweg, äoiuit im ganzen
Menschengeschlechter bedeutet, die Klasse der ertrunkenen Personen offen-
bar nur a — a6 ah^ nicht aber a — 6, welcher Ansatz gar keinen Sinn
hahen wflrde, indem hier die Valenshedingung h =^a nichts erfüllt wire.
Für a — ab hier a — 6 schreiben hiesse: von den Passagiren des Sehifes
auch die in ruhiger Sicherheit auf dem Festlaode lebenden Fhinen aus-
schliessen zu wollen.
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§ iä. Uieselben als Excei>tiua uqü Abstraktion. 489
Sagen wir ebenso: ^/ä» Eiuroptter ohne die Bassen**, so heisst dies
▼ollst&idiger ausgedrückt: dieEorop&er ohne die enrop^sehen Bussen, und
kann es uns nicht einfallen, anch die asiatischen Rossen von den Euro-
pSem ausschliessen zu wollen.
Ungeachtet dessen, dass nun also liier die Wortsprache einem
geringeren Zwange nnterworfon ist, in ihren Ausdrucksformen eine
grössere Freiheit, Licenz geniesst, wie unsere Zeichensprachei sind
wir doch berechtigt, die Subtraktion im Klassenkalkul als eine Ans-
aehlieesnog su erklären , sie ausingeben für die Hxcq^tion,
Für die eindeutige Division hat die Sprache keinen entsprechenden
oder adäquaten Ausdrack« Unter der VorauBsetzong, dass a ^ & sei»
bedeutete ^ « a + 5, dasjenige was a oder nieht-6 ist Es liegt im
gewöhüliclien (JtMlankonverlatife wol selten eine Veranlassung vor, eine
derartige Klasse zu bilden, und dieser Umstand war Beweggrund
fHr 1)!)^, der identischen Subtraktion den Vortritt vor der Division
zu geltrii^
Lnter doujt'iiigen Operatioru'n zwar, welche imlivr dem Nanu n
der voUdculi(jen Division zusammeiigefasst sind, ist immer ciu<\, welche
im Klassenkalkul^ im Kalkül mit Begriö'sum fangen oder -Inhalten hiu-
zusiellen ist als eine Äbstraktim.
Ist bei bekannten x nämlich .7 • 6 so ist x selbst sicherlich
einer von den Werten des volideutigen Quotienten a ::b und muss
man, um von dem Produkte a zU diesem seinem Faktor x überzugeheUi
dabei absehen, abstrahiren von den für den andern Faktor b charak*
terietischen Merkmalen.
Z. B. seien a, b, x die Klassen: a — j^Rappe", 6 = y,8chwara%
X — Qpferd**, so gibt der Begriff ffinppef*, befreit» abgesehen vom Merk-
mal der achwarsen Farbe, den Begriff „Pferd''.
Die eindeutige Division liefert uns aber in Gestalt von ^ nicht
gerade jenen besonderen Faktor a;, sondern einen andern^ der eben-
falls mit b multiplizirt, determinirt, a liefert Als Quotienten der
Klasse „Bappe'^ geteilt durch die Klasse f^aehwarz^' stellt sie vielmehr
hin: alles, was entweder ein Rappe, oder nicht schwarz ist. Unter
diesen ^cht-schwaraen^' Dingen sind auch die Qbrigen Pferde noch
mit enthalten.
Es mag der Psychologie flberlassen bleiben, an erklSren, weshalb
das duale Gegenstück sur Einschriinkung, Ausnahmebildnng im natOr-
liehen Denken keine Stätte su findev scheint, jedenfalls hier nicht die
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Zwölfte VorlesoDg.
entsprechende Rolle spielt Uns genOgt es bier, Ton der Thstsaehe
Notis zu nehmen. —
In den Figuren 20 üuden sich für die Kreisflüchen a und b zu-
nächst die Gebiete a — &»a&, nnd ^«a + (, mittelst ackniger
SchralBrcing herrorgehoben; zugleich sind Ar eine bestimmte Annahme
Ton u als dritten Kreis durch v/agreddes Schraffiren die bei i}) in Be-
tracht kommenden Fliehen ub resp. «d, sichtbar gemacht^ nnd damit
auch die Generalwerte a-hd und a: :5 soweit möglich (nimUch eiempli-
ficando) Tcranschaulichi
Wie wir gesehen, liesse sich der Subtraktion wol nocli einige
Wichtigkeit für die Technik des identischen Kalküls zuerkennen, indem
bei den Übersetzunf^en aus Wort- in Zeichen spra che ^ oder umgekehrt
— namentlich also bei der Einkleidung Yon Textaufgaben behufs ihrer
rechnerischen Behandlung, sodann bei der Interpretation der Rechnnngs-
ergebnisse mittelst Worten — diese Operation in Betracht kommen
wird, wo immer Attsuahmcn zu konstatiren sind oder gefordert werden.
Aus diesem Grunde, dessengleiehen bei der Divisioa nicht vor-
liegt, wollen wir nun der Subtraktion noch einige Betrachtungen
widmen (dem Leser es flberlassend, sieh das dual Entsprechende be-
züglich der Difision gewflnsohtenfalles selbst snm Bewosstsein sa
bringen).
Von den Gesetzen der mmlniA^ AiNraib^jdfi ist vor allem das
„THskib^iitkinsgeaeUf* (derselben) sn beachten:
t) a (6 — e) a( ac oder (fc — c) a &a — ca,
▼on welchem auch in den Diskussionen des gemeinen Lebens allgemein
Gebrauch gemacht wird. *
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§ 23. Die Subtmktion aU Kxception.
491
Z. B. Dtr eoropiisdie obne den ruBelaeben Handel nt der europlisehe
Handel ohne den russischen HandeL Die geflügelten Tiere mit Ausnahme
der Insekten sind die geflUgolten Tiere mit Ausnahme der geflfigelien Jn-
«ekien und vice versa. Ktc.
Der Beweis des Satzes ergibt sich am einfachsten, indem mau
die beides Seiten der Formel nach dem Schema x) evaluirt. In der
That hat die linke Seite derselben die Bedeutung a {b — c) = ahc^
mit der Valenzbedingiuig » 0; und die rechte Seite der Formel
hat den Wert:
ah — ac -» ab (ac), = ah (a, + c,) = a5c,
mit der YalensbediDgong
{ah\ ac (a,+ 6,) ae ^ ah^€ 0.
Unter der Yoranssetznng also, dase die Anadrfleke sa beiden Seiten
der Formel nur überhanpt einen Sinn haben — eine YorantaetKung,
die man fliglieb als eine f^st^hskerständHM* bezeichnen kann — werden
diese beiderseitigen Ausdrflcke das Nämliche (nämlich ahe,) bedeuten
und ist die GQltigkeit der Formel unanfechtbar. Bedingung daför ist
die vereinigte Gleichung der beiderseitigen Valen/bedingungeu, welche
im vorliegenUeu I alle aber auf' die erste, die liakseitige Valenz-
bedingung sich reduzirt, indem diese, nämlich h^C 0, schou von
selber auch die andre ab^c — 0 zur Folge hat.
Immerhin ist nicht zu übersehen, dass die Valenzbedingungen für die
beiden Seiten der Gleichung i) verschiedene shid, dass die linke Seite, um
einen Sinn an haben, mdir yerlangte, ala die rechte. Man kann daher
durch unbedachte Anwendung des Sfttoes in Fehler Terfallen, und es iat
z. B. aa — a oder a-a — a» 1 nkM ■=» a(a — 1), weil die Valenzbedingung
für <]]<' Differenz a — 1, das wttre ff, = O, im allL'f^nM'infn nicht erfilllt ist,
während andrerseits ua ■ — a sehr wohl einen Sinn, nümlich den Wert 0 hat.
Im übrigen kann auf Grund von r) der Satx des Widersipruchs oder
die Formel 30,«) sub Ö a (1 — a) = 0 jetzt aufgelöst werden in a — aa »■» 0
und erscheint er darnach als eine blosse Uroachreibmig dea Tautologie''
geset/es 14^) aa«a— eine Auffassung, welche besonders Boole betonte.
Für die Wortsprache i.-t die AnateradltlasBvmg der Yerschiedraairtig-
keit jener bcidf^rsr iti^^'on Valonzliedinfjnngen nicfit verfänglich und zwar wegen
der oben erw.'iiuitcn Liceuz, deren sie sich beim Statuiren von Ausnahmen
erfreut. Ein Beispiel wird dies deutlich machen.
Es mSge a betrunken, h » Heide, c Grönländer bedeuten.
Nehmen wir an, dass es betrunkene OrönlSnd«* gar nicht gibt, sintemal
man auf Orönland nur in Lebertbran kneipt, so wird der Satz an-
zuerkennen sein, dass die betrunkenen Heiden ohne die Grönländer einerlei
sind mit den betrunkenen Heiden ohne die betrunkenen Grönländer, das
ist ab — aCy welches wegen «c = 0 sich in ab zusamnienzieht! Keines-
wegs dürfte aber a(b — c) hiefür geschrieben werden, iu Anbetracht, dass
'nid^t alle ChrOnlSnder Heiden au utSa. brauchen oder wirklich sind, man
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Zwölfte Vorlesung.
daher von den Heideu b exdtt such nicht die Grönländer c siibirahirend
ansnehmen kann, sondern nur die grönlUndischen Heiden bc, Ks wUrdc
darnach der Ansdnuk h — r schon jeglichen Sinnes baar sein, and wäre
es nur zulässig die Klasse b — hc = h (l — c) = hf\ zu bilden.
Um uns auch (Iber die sonstigen Gesetze der logischen Subtrak-
tion möglichst rascli /u orientiron, will icl» zunächst in ftbersichtlirlier
1 orinelztisammenstelhint^ die fuiulanientulen SäUo der arithmetischen
Subtraktion zur Vergleichung hersetzen.
Soweit dieselbe!! nnf lürht mehr als drei allgcnieiue Zahlen Bezni,'
haben, könueu letztere — vergl. meine Schritten ' und ^ — in folgende
vier Gruppen gebracht werden:
v,) (a — 6) + 6 — (« + 6) — i> — 6 — (6 — ö) « a,
a — (6 + c) « (a — 6) — <? «■
— (a ~ c) - - b,
a — b = {a + c) — (b + c) (n - c) — (6 — r) =
« (o fr) _ (o ^ a) « (« - c) + (c - 6X
a + 6 — (a + c) + — c) = (a + c) — (c ft)
« (« — c) + (6 + c) « (b + v) — {e — a).
Nach dem Schema x) könneu wir nun lUr jeden der hier verglichenea
Ausdrucke dem Wert angeben, der demselben im identieoben Kalkol beisu*
legen ist Besgleieben Termögen wir nadi dem Scbema d) anch leine
Valenzbcdingung ansnsetvea, oder, wo mehrere Hiansseiehen in dem Aas*
druck vorkommeo, seine sämtlichen Valenzbedingnnj:fen, welche wir dann
rn einer ein/i"f>n Gleichiincr vereinigen m^pen. Mit Rücksicht auf diose
»seiue Valeuzbedingung (schlechtweg^ können wir endlich jeden Ausdruck
nötigenlails- entwickeln nach den Symbolen, a, b^ (c)^ auö welchen er auf-
gebaut ist.
Sonach ist es dann weiter keine Knnst, lusnseben, ob (und unter
welchen Bedingungen) die in der Arithmetik gleichwertigen Ausdrücke
auch im i<Ientischen Kalkül ttbereinstimmen und um welche Terme sie sich
andernfalles nnterschei<len.
Ks sicllt i^ich heran-, diis8 von den in der Arithmetik. ;;eltenden
GleichuDgeu ho /.ienilich die Hälfte auch im identischen Kalkül Geltung
besitst unter der Voraussetxung, dass die Ausdrucke beiderseits gleiehseitig
einen Sinn besitsen, d. h. unter den ans dem Anblick der beiden Seiten
selbst ersichtlichen Yalenabedingungen.
Unter Zug'rundelegunnr dcr5?elben Annahme (der „verein ii^ten** Valen?.-
bedingung der (ilcichung) bcclarf die andere Ilfllfte der rrltMchv-nfren , um
im identischen Kalkül gültig in werden der Ilinzufilgung eines Kornkdon^-
gliedes auf der einen Seite derselben — eines additiven oder subtraktiven
Gliedes, welches eines allgemeinen Ausdrucks selber fthig ist
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§ 23. Die inveräen Operationen.
493
Es würde zu weit führen, wenn wir fOr alle Kombinationen der vor-
stehend unier t^) einander gleichgesetsten Anfldrfidce dies hier im einzelnen
rechtfertigend durchführen wollten. Jede von den einschlägigen Unter-
buchungen nebst iliier geometrifechen Deutung kann eine interessante
oder wenigstens zuträgliche Übung, geistige G^rmnastik für den Anfänger
empfohlen werden.
Von den nicht unmodifisirt geltenden SSteen ict deshalb nur weniges
speriell henrorgehoben.
Zn Vg) haben wir insbesondere:
9») (fl+h) — 6 — « — «6 oder « — &
das ist a6,. Korrektionsglied ist mitbin — o6 oder — h. Es wäre nicht
erlaubt, den Ansdruch, wie in der Arithmetik, anf a an rednairen. Z. B.
Die Begüterten nnd die Adeligen, ohne die Begttterten, sind nicht
etwa schlechtweg die Adeligen, sondern nnr die nnbegaterten Adeligen
(K. Grassraann).
Zu Vj) gilt beispielsweise:
3t) « + — c) — {(a + fc) — cj + ac;
KorrektioDSglied mitbin: +ae. Die Heihenfolge, in welcher Additionen
und Subtraktionen Tollaogen weiden, ist also im identischen Kalknl nicht
gleichgültig.
Üie Sätze f,) dagegen gelten auch im identischeu Kalkül ganz un-
verändert.
Zu V4) haben wir exempli gratia:
t//) (a + c) — {b + c) =^ (fi - b) Vi — c),
das Konektiousglied ist also — (a — })) r. Hieraus ersieht man, dass ein
überein^timmender Rest4indteil (Summand, c) von Minuend und Subtrahend
einer DilTeronz jedeutalls dann unterdiUckt, die Dilleienz also immer dann
mii ihm ,^ekürzt'* werden darf, wenn derselbe gegen die andern Bestand-
teile di^'nnkt, wenn n&mlich ca » 0 und c6 « 0 ist: hem Svhtrahiren
reAuirter Summen von emanäer sind iüteremstimmmde Terme unbedenktieh
tu tirckhm*
Statt nach den GesetMii der eindeutigen kami man anch nach
denen der volldeniigeo Snbtraktian fragen.
Man findet, dass die Regel der Arithmetik für das distributive Ane-
mul Upliziren einer Diflfereuz (sowie umgekehrt für das Ausscheiden eines
gemeinsamen Faktors im Minuend nnd Subtrahend dner solchen):
»i) a (6 ' i-c) « ah -: ae
auch hier Geltung hat, indem nach dem Schema 1}) sich ttbereinstimmend
ah (^,+«) als Wert der beiden Seiten ergibt unter der schon bei t) er-
wähnten Valenzbedingung ^,c=0, die man als eine selbstverständliche
auch iinorwähnt lassen könnte «auf rjnind des Axioms, dass ein Satz nur
(ieltung beanspruchen kann für diejenigen Fälle, für welche Dasjenige,
worüber er aussagt, einen Sinn besitzt.
Ferner ergeben sich die Werte der nachstehend nniereinandergestelllen
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494
Zwölfte Vorleeuog.
ElementaranBdrQcke, wenn man die rechta nelen gestellten Gleichungen,
eventuell — wo sie vorkommen — unter Elimination von y und ge-
mUflg der Methode des § 21 nach der Unbekaimten x aaflöst:
«t)
' sc
ya^vj c »US
X
a'\-{b-ir€) „
X
a-i'ic : h) „
X
a (6 + r) „
ar + + = ff,
X
(a : b)-i-c „
X
(a+c)H-(6+c)
aas « + 6 + c « a + ,
X
(a-5-c)-^-(6-^c)
„ jp + y — jr + (?*— ft, jp + c — II,
X
\
(a c) + (c -•- f>)
und so weiter. Valensbedingung ist jeweils die Besultaixte der filiminatton
▼Oü x,y^ r.
Hier »teht jedoch noch ein andrer Weg ofieu: kann auch das
Sohema ij) eyentueU wiederholt als Voracbrift benuUen, um die verlangten
Ausdrfldw darnach aufsubauen, wobei man mit den Inhalten der Klammem
beginnend successive nach aussen fortschreiten wird. Dieses Verfahren —
bei CO,) oben TOn uns angewendet — ist das bequemere da, wo nur ein
' : Zeichen sich in dem Ausdrucke vorfindet. Wo aber deren mehrere auf-
treten, würde 80 in das Ergebniss eine Mehrzahl von arbiträren Para-
metern M,v,M' eingehen, die dann nach unserm Zusätze zu Tb. 48^) auf
einen einzigen erst noch zurückgeführt werden mtlssten.
Hat man so (auf die eine oder andere Weise) die Elementaiausdrache
berechnet, so nnteriiogt die Tergleidiiang derselben wiederum keiner
Schwierigkeit, und wird man Uhnliche Wahrnehmungen, wie oben bei den
eindeutigen Ausdrücken, machen.
lusbesomlcre möge noch der Leser untersuchen, ob allgemein, oder
unter welchen Btidinguugen Uio Ausdrücke
«,) (a + c) (b + d) und (a -'-b) + {c :-d)
fttr einander gesetst werden dürfen, desgl. für die einfachen Minnszeiohen.
Wol genügen aber schon die bisherigen Studien um ein Bild su
geben Ton den Schwierigkeiten oder besser Unbequemlichkeiten, mit
welchen man fortgesetzt sich au placken hatte^ wollte man etwa nach
den solchergestalt für die Ezception und Abstraktion geltenden Formeln
wirklich rechnen. Als empfindlichster Misstand wfirvte sich der Um-
stand fühlbar machen, dass die Regeln nicht unbedingt gültig, die
Transformation Ton Ausdrücken nach denselben nicht allgemein an-
lassig sind, sondern an die Yon mir so genannten Yalenzbedingungen
als an eine jeweilige Voraussetsung geknüpft erscheinen. Sodann sind
die mittelst des Eorrektionsglieds modifisirten Sätsce auch weniger
einfach, als die entsprechenden in der Arithmetik| und analoge Ver-
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§ 23. Die iuver^en Üperationeu des Kalküls. 493
euifftclmiigBiiy wie sie letitere Disziplm noch obendrein dnreh die Ein-
ftibning der ^negatiTen^ Zahlen för den ganzen Komplex ihrer ein-
schlagigen Satze erzielt hat» waren hier nicht anzubringen* Die Satze
würden hier, znmal bei ihrer nicht unerheblichen wol kanm Termioder-
baren Anzahl, auch eehwer zu behalten sein und mOssien jedesmal
bei der Anwendung samt ihren GOltigkeitibediiigaDgen nachgeschlagen
werden — gewiss eine hSchst unerquickliche Zumutung! Und
anderes mehr.
£s ist darum nur zu beglück w ansehen, dass durch das Studium
einzig ihres gemeinsamen Spezialfalles, der Negation, die weitere Au-
wendung der inversen Operationen des Kalküls entbeiirlich und über-
flüssig geworden.
Der Studirende möge deshalb aucli einen Ausdruck wie ,^ie a
ohne die fe", „die a mit Ausnahme der h ' künt'tighin nicht mit a — ah
resp. a — b sondern nur mit a6, in die Zeichensprache übertragen. In
der That ist der Ausdruck mit: „rfie a, welche nichi h sind'- augcu-
Boheinlich äquivalent —
Zum Schlosse sei noch erwähnt, dass die Darstellung if) des
Generalwerte der Differenz sich auch nnter dem Gesichtspunkt des
Tb. 44^) Zusatz 1 fOr die Entwicklung einer Funktion fia^b) =*a<"h
nach ihren Argumenten darstellen, nachträglich ableiten läset. Nach
diesem Satze nämlich mfissten wir haben:
«,) a : h = {l'>\)ah + {\-: 0) ah^+ (0~- \) a^h + {0 : 0) a^b^.
Nun ist der Koeffizient 0 1 sionloB — vergl. das unter 0) Gesagte.
Damit der sinnlose Term aus dem Ausdruck fortfaUci wird der zu-
gehörige Konstituent a^5 0 sein mfisaen, was uns die Valenz-
bedingung liefert.
Nach den nnter A) angegebenen Spezialwerten (die auch dorch ge-
sonderte Oberlegnngen hätten unabhängig ermittelt werden können) sind:
1 -1- 1 = M, • 1 0=1 und 0 0 = 0
fOr die übrigen Koeffizienten einzusetzen und ergibt sich:
a -T* & OB uab + a5,
in Übereinstimmung mit i}).
Analog dual entsprechend für den Generalwert des Quotienten.
Das Theorem 44^) nebst Eorollaren wird in dieser Weise auch
ftlr die nnter Konkurrenz imverser Operationen aufgebauten Funktions-
ausdrlleke gültig bleiben, wenn man es durch die Zusatzbemerkung
ergänzt, dass diejenigen Konstituenten , deren Koe/fisienten undeutig aus-
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I
496
fallen, für sich gleich 0 gesetzt icaden müssen und so die Valenzbediogung
für den Fanktionsausdruck liefern.
Die vorstehende nähert sich der Art und Weise auf welche Boele
seine inversen Operationsergebnisse ermittelte.
Die weüeutlichsten in diesem rüiagiapbcn gewonnenen Ergebnisse,
seinerzeit im Operationskreis' von mir mitgeteilt, habe ich niicUtr&gUch als
von Herrn Feiree in seiner Schriff schon frtther verOffisnUichte vor-
gefundeii*
§ 24. Bymmetritiah allgemelae Lösungen.
Die zur VeiYolUliindigung der Theorie hiernäcbist von nns anf^estellten
Betrachtungen könneu bei erstmaliger Lektüre des liuches überschlagen'
werden — es sei denn, dass der Autiiuger sie beuiitzen wolle um sieb im
ideuUscbeu Kechnen zu üben. Dieselben scheinen mir vorwiegend ein theo-
retisches Interesse zn besiUen — von eigentümlichem Beiz vielleicht für
den Malheaintiker — dagegen praktische Yerwertbarkeit wol erat fttr eine
fernere Znkiinit in Anssicbt zu stellen.
Ein nicht ganz leichtes Plroblem ist ea, das uns hier noch za be-
schäftigen hat, da seine Lösmig unter Umstanden wQnschenswert er-
scheinen kann. 'Dasselbe besieht sieh aof den Fall, wo nach einer Jtfsftr-
gM von unbekannten Gebieten oder Klassen gleichseitig gefragt wird.
Hier kam es darauf an, die sämtlichen Wertsysteme, und nur
solche, ansugeben, welche fQr die Unbekannten x,}f,Mp,., in die ver-
einigte Gleichung des Problems besüglich eingesetsl^ dieselbe erfiSUen.
In § 22f unter sqq. gelang uns dieses, indem wir die vereinigte
Gleichung nach dem System der Unbekannten allgemein auflösen, ihre
Wurseln wirklich ,,berechnen" d. h. unter Zuhfilfenahme adritrairer Para-
meter u,v,w,.,. Ausdrücke fUr dieselben aufsustellen lernten, welche
bei beliebiger Deutung jener Parameter uns allemal ein System von
Wurseln, ein solches aber auf jede mögliche Weise, liefern mussten.
Zu dem Ehide mussten aber die Unbekannten successive (eliminirt
und in der umgekehrten Ordnung) berechnet werden und die für die-
selben als W urzeln erlialleneii Ausdrucke erwiesen .sieh nach ihrem
ganzen Jiaue — ,,iürmeli" — abhängig vou der dabei eingehaltenen
lleihenfolge.
Die zuerst berechnete l iibekannte enthielt z. I?. in ihrem Aus-
uruck liur einen \s lilkürlichen Parameter, die nacii <li«.^rr berechnete
dazu iioeh einen weiteren, mithin deren zweie, die uiu li.-t lierechuete
ihrer dreie, u. .s. w. Es konnte auch vorkommen, dass bei der letzten
Elimination (eine oder) mehrere Unbekannte auf einmal herauslieleii.
Diese ranssten dann unbestiiunit, willkürlich bleiben und waren limeh
sie hernach die übrigen Unbekannten auszudrücken. Auf diese W eise
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§ 21. Symmetrisch allgetuetne Lösungen.
497
worden bei der Aufldsung einzelne Unbekannte vor den andern levor-
gitgt, nnd solches war sogar der Fall, wenn auch die nrspflngliche Auf-
gabe ,symmetriȊif* erschien bezOglich dimtlicher Unbekannten oder
auch einer gewissen Gruppe von solchen, wenn die Tereinigfce Gleichung
durch gewisse unter den Unbekannten vorgenommene Tertausehungen
— in Verbindung vielleicht mit einer gleichzeitigen Vertauschuiig unter
ihren getf^nen Parametern a,bfC,... — ungeändert blieb, nur in
sich selbst transforrairt wurde.
So iüt z. B. die Gleicbuug xy = 0 bezüglich x und y symmelriscb.
Bliminaüon von y gibt 0 0 (womit also auch ' « von selbst heraus*
gefallen); mithin kann x als willkUrlich hingestellt werden, und damaeh '
berechnet sich dann: p *-* vdP,. Somit stellen uns die Oleiehungen:
bei beliebigem r und V in der Tbat jedes System von Wurzeln yor; man
küntki» auch sagen:
b« beliebigen v.
Hatten wir aber die umgekehrte Beihenfolge bei der Auflösung Tor^ •
geoogen, so würden wir in Gestalt 7m y^y,x^ «y,, oder:
X = UV., y V
snr Darstellung von ebendieseu Wurzelpaaren gelangt sein.
£ine gerechtfertigte, rationelle Anforderung ist es, nnnmehr zu
verlangen, dass die Darstellung für die Wurzelnsysteme von dem bei
dem AnflSsungsverfahrMi befolgten modus procedendi unabhängig er-
scheinen aollen, und dass insbesondere alle diejenigen Veriamchxmgen
dneraeits zwischen den Unbekannten y, . . . andrerseits zwischen
den gegebenen Parametern a,hf ... welche die Data des Problems
ungeändert lassen, nämlich die vereinigte Gleichung desselben in sich
selbst irauaformiren, auch das System der Msungen nicht affisiren,
nämlich die Darstellungen der Terschiedenen Wurzeln nur auf emoMkr
EurttckfUhren, wofern sie noch mit geeigneten Yertaosehungen unter
den neu hinzugekommenen Symbolen, den wUlkürUdim Parametern,
terbnnden werdea
Um diesen Anforderungen zu genflgen, dürfen nun jedenfalls nicht
mehr einzelne Unbekannte direkt durch andere yon ihnen ausgedrückt
werden, wo letztere unbestimmt bleiben; nelmehr müssen jetzt aUe
Wurzeln ausgedrückt werden lediglich durch die (jeyehenm Parameter
a, h,c, (oder die Koeffizienten der nach den Unbekannten ent*
wickelten yereinigten Gleichung) und durch wUlkürU^ oder „unab-
haagige'' Parameter.
SonVM*, Alfttteft dw Lo(ik. 88
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403 ^ Zwölfte yorleauig.
Dergleichen arbiträre Gebiete (welche wir bisher mit Vorlieb«
VfW genannt haben), will ich in diesem Paragraphen ansachlieBBlich
durch i^rtee&tflefte Bnchstaben (des kleinen Alphabetes) darstellen, sodass
auch umgekehrt jeder solche uns stets ein v(iBkomimm w&tkiirUAeß
Gebiet bedeutet.
Ein durch solche Parameter ansgedrQcktes System von Wnnteln
wird als ein richtiges, als eine LSmng der gegebenen Relation oder
yereinigten GleicbuDg su bezeichnen sein, wenn dasselbe, in die
Gleichung eingesetst, diese in eine analytische Identit&t yerwandelt;
es darf also durch die Einsetsung nicht etwa eine ,,Relation^ zwischen
den Parametern sich ergeben.
Und als die aügemein(st)e Lösung wird es zu bezeichnen sein,
wenn jedes beliebige die vereinigte Glei^ihung erfüllende Wertsjstem
oc,y,z, ... der Unbekannten aus den fÖr die Wurzele aufgestellten
Ausdrücken datlnrch erhalten werden kann, dass man den in sie ein-
gelieudeu rarameterii geeigaete partikulare oder besondere Werte
beilegt.
Die Forderung der „Sytnmcfrie^' haben wir oben schon cbarakterisirt
Ein allen diesen Anforderungen genügendes System von Aus-
drücken (resp. von Gleichungen, in welchen linkerband die Unbekannten
siiratlich isolirt prscheinen, rechterhand nur die Koeffizienten mit will-
kfirlicheu Parameieru verbunden erscheinen) nennen wir eine ,fSifmme-
triscfi allgemeine" Lösung des vorgelegten Problems.
Man mag noch ausserdem verlangen, dass die Anzahl der ver-
wendeten arbitrüren Parameter nicht grosser sei, al^ inmmgänglieh.
Ich werde nunmehr die vorstehend charakterisirte Aufgabe für
eine Reihe von Einzelfällen lösen — die wichtigsten, von elementarer
Nfitur. Es zeigt sich, dass die gefundenen Lösungen immer leicht als
solche, die allen Anforderungen wirklich genügen, zu bewahrheiten
sind. Weniger leicht sind sie manchmal zn entdecken.
Zu ihrer Auffindung verfüge ich bis jetzt erst über den Anfang
einer allgemeinen Methode. Der erste Schritt von dieser — bei jedem
Problem der gleiche — führt nicht selten schon sofort zum End-
ergehnisse. Manchmal aber wird man durch denselben zunächst in
einen Zirkel geführt, aus welchem es bis jetzt nicht möglich erschein^
ohne besondere Kunstgriffe herauszukommen. Die Methode bedarf
also noch weiterer Ausgestaltung. Was Qber dieselbe zn sagen ist,
will ich gelegcBtlich der Beispiele auseinandersetzen.
Idi beginne mit der folgenden (anbegrenzten) Reihe Ton fonda*
mentalen Problemen.
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§ 24. Symmetrisch aiigemeiae Li^ungeu. 499
Aufgabe 1. Es scU die Oleidmig
fjsyninu: Irisch allgmiein'' nach den Uftbekannten x und y anfyelöd werden.
Die Aullöäung wird dargestellt durch die Gieichungeu:
woriD, wie Torbemerkti ß und m ganz beliebige Gebiete bedeuten.
Aufgabe 2. Ebenso «tae& x^y^g die Gieiehnng
xys^O
symmdrisdi allgemein m lösen,
Aufldsung:
a? « « 03, + y,) »,+ «, OJ+y) a,
Ä — y («,+ ft) o, + y, (a + ft o). *
Aufgabe 3. Desgleichen nach x, y, z, w aufzulösen die QUiekmg:
xyzAV — 0.
AuflSsang:
ar « + y, + d,) Gj, + cf, + y + d) o,
2/ = ^ (ff, + r, + f^r) o, + (« + y + (i) w,
* — y («,+ ö>, + y, (« + + 0) ö,
Und so weiter: das Bildungsgeaets fQr beliebig viele Faktoren des
aum Ver«ebwinden an bringenden Produktes ist ersichtlich.
Beweis. Erstens stimmt bei gaoz unbestimmt gelassenen will-
kürlichen Gebieten 03, «, y, d, . . . fflr die angcjohonen Wiirzelwerte
die Probe dfr Auf1i':-.ir,iij — wie dies leicht nachzurechnen ist.
Die AutluHuugen smd also jedenfalls richtige.
Zweitens sind sie aber auch die allgemeinsten, wie ich für Auf-
gabe ?i niiher nachweisen will (ganz analog ist es auch für die vor-
hergehenden beiden Aufgaben zu leisten ^ etc.).
Ist Xft/fgftc irgend ein Wertsystem oder System von gegebenen .
Gebieten, welche die Anforderung xygw = 0 erfCLlien, so kann man
immer ansre Parameter a^a, ß , 6 so bestimmen, dass unsre Aus-
drücke für. die Wonseln gerade dieses Wertsysiem liefern. In der That
genQgt es» zu diesem Zwecke etwa:
w «• 0 und « — a:, ß^y, y — d«w
selbst 3SU denken.
8«*
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500
Zwölfte Vorlesung.
Um dies darzuibun muss nur erkannt werdeuj daaa die Gleichung:
X (//, + if, +
unter der Voraussetzung 0 = xyzw eine richtige Identitiit ist. Ad-
diren wir aber diese letstere überscbiebend zu der vorigen Gleichung,
80 entsteht:
in Anbetracht^ dasa wegen y,+jr,+tr,»(y#fr), der Inhalt der Elammer
rechts gleich 1 sein muss — cf. Th. 36^) und SO^.).
Und analog bezflglich der tibrigen Unbekannten. Ebenso wfirde
mit den Annahmen
der Xacliweis gelungen sein.
Es is^also wirklich jede denkbare Losung, jedes der Forderung
jCffffw = 0 genügende Wertsystem in unsem Ausdrücken fQr die
Wurzeln enthalten.
Und drittens gleichwie die Aufgabe in Bezug auf samtliche Un-
bekannte symmetrisch war, so sind es auch unsre Resultate, indem
durch Yertausehungen unter den Parametern tt,ß,y,S augenscheinlich
die verschiedenen Wurzeln nur in einander flbergefnhrt werden, das
System der L&sungen aber, wenn zugleich auch diese Wurzeln yer-
tauscht werden, als Ganzes unTerSndert bleibt.
Wir sind darnach mit dem Beweis zu Ende. —
Unsre Lösungen sind sogar Sfffnmeirisch in Bemg auf die Grufpe
äor jparoffiefer vmd diejenige ikfer NegaHtmmy indem bei Veitansehnng
▼on tOf a, ß,y,d mit bezfiglich o,, a,, d, die Ausdrucke wesent-
lich ungeändert bleiben, nur in sich selbst wieder übergehen.
Letzter«' Eigenschaft ist ein J.uxiis. Man kann sie preisgeben und
dafür den Vorteil erkaufen, diina mau mit einem I'uiameter weniger
auskommt.
Wie im zweiten Teil des Beweises sich oflenbarte sind nämlich
auch die för die spezielle Annahme 0 = 1 (oder auch = 0^ sieb er-
gebenden Ausdriieke schon die allgemeinsten Losungen und kann man
also sagen, dass auch durch die Formeln:
««tt.Ü' + y + d)
y = ß,iy + d + a)
« -= y, (d + a + /3)
W^(f^(tt + fi + y)
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§ 24. Symmetrisch allgemeine Ldsuogen. 50X
die Gleichung xyzw^Q schon symmetrisch Allgemein ^elüsi wird,
wobei wir nan nicht nwAr Parameter^ als Unbekanute liabeu.
Analog aoch fllr die übrigen Aufgaben: es wird z. Ii.
^ -= y =
die c'infuclist mögliche symmetrisch allgemeine Lösung der Gleichung
0 sein. Etc.
Zur Auffindung der angegebenen Lösungen kann man hmtististk
aich leiten lassen durch die folgende Überlegung.
Soll xysw = 0 sein, so mösaen wir nach Th. 43) Zusatz haben:
« «= a — « (y, 4- + w,) und ist damit die allgemeine Form
gefunden, in welcher x sich dorch vier andre Gebiete a,ff,0fW aus«
drücken lässt; sjmmetriebalber muss das Analoge in Besag auf die
übrigen Unbekannten der Fall sein, sich also y durch ß,XfM,tff aus-
drücken lassen, etc. Würden wir aber dieses Schema zum Vorbild
nehmen^ so bekämen wir noch mit einer ttbergrossen Anzahl von
Parametern an thnn (die auch nicht ?oii einander unabhlngig bleiben
dürften).
Vorteilhafter ist darum die Bemerkung, dass nach bekannten
Satsen — ef. Th. 38) Zus. und Th. 20) — eine Gkfdwng ab — 0 ägm-
vaieHt isi (der Snbsumtion a^6, und folglich auch) der CReidmng
a *— a&, (wie dies, wegen a — ah^^\■ ah, auch leicht ganz direkt nach-
xaweisen). Aua der Gleichung xytw = 0 erhalten wir also:
05 — » « (y, 4- + tr,), !/ y (^,+ w, + J?,), etc
Ersetzt man hier rechterhand die Symbole x, y, z, w selbst durch un-
bestimmt gelassene Parameter a, ß, y, d so erhält man jedenfalls nyia-
luetriHche DarstelluiiL'fii iür die vier Unbekannten, welche tiiiug bind
jedes gegebene WerUybtem der Wurzeln bei geeigneter Bestimmung
des Parameter uianilich für die Annahme a = a?, ß = y, etc. der-
selben; auch wirklich zu liefern^ und ist mit diesen Darstellungen nur
die Probe noch zu machen, ob sie auch für alle möglichen Werte
dieser Parameter schon die Forderung, dass xyzw 0 werde, erfüllen
— und siehe da: die Probe stimmt!
Die damit gewonnenen symmetriBch allgemeinen Lösungen:
bleiben jedenfalls ebensolche, wenn man sie noch mit einem weitera un-
bestimmten Parameter o, mnltiplizirt, und aus den Darstellungen gehen
dann pI'ph^o berechtigte hervor, indem man siimtliche Parameter mit ihren
Negationen vertaugoht. Aus don beiden S3'5temen von Ausdrucken erj^eben
sich endlich durch additive Vereinigung der eiit»pr&chenden neue, an-
scheinend die allgemeinsten (in Wahrheit aber nur ebeoso attgememe) die
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502
Zwölfte VorlesttDg*
ebenfaUs die Forderung xijzw » 0 erfüllen mflBsen, in Anbetracht, da^s
sie nach m samt uud sonders entwickelt erscheinen und man also behufs
^ruUi[ilikation derselben nin* die Koeffizienten ihjrer gleichnamigen Glieder
übereiuftiidor zu leg^cn luaucbt.
Um die beim vorstehenden Spozialproblem erlaiitrten Fingerzeige
in der Hichtiui«^ einer zum Ziel tÜhreiiden Methode z\i verali^femeinern,
müssen wir noch dem Th. ÖO) eine neue Ausdrucksform geben, durch
welche dasselbe mit dem Zusätze zum Th. 47^) in Zusammenhang ge^
bracht wird. Das letztere si^e (mit neuer BezeiebnuDg) ans, dass
sooft A^x ist, auch immer Ax^-\- Bx « X sein müsee. S^en
wir hier h fQr A nnd 0, ffir Bj so gelangen wir — in Anbetracht,
dasB die Gleichung a.r + Z'a;, = 0 auch mit der Doppelsubsumtion
b =^ X =^a, naeh Tb. 41^^) SquiTalent ist, va dem Satze, den wir be>
Eeicfanen ala das
Hülfs theo rem des § 24: l)ie Gleichung ajr + ta, = 0 ist äqui-
valent ikr:
X = hx^-\■ a^x.
In der Tliat kann «liese Äquivalenz auch leicht direkt uachgowieeen
werden, iiidum man einfach die letztere rechterliand auf 0 hrini^t.
Die letztere Gleichung, ubwol sitj rechterhand die Unbekaiinle x belbot
noch enthält, kann gleichwol als eine partikulare „Lüsuug" der crätera hin-
gestellt werden, in Anbetracht, dass sie ans der allgemeinen LOeuug
«a- bt«,+ a,« anoh hervorgeht, indem man den willkOrliofaen Parameter«
gleich X selbst anninunt. 8ie stellt aber mit gleichem Bechte jede
Partikularlösung vor, indem es offen blieb, welohe von diesen unter x
gedacht wurde.
Man könnte, im Hinblick auf die erste, unsre zweite Gleichung
auch noch zu:
(mittelst UnterdrtlckuDg von hx^, welches ja 0 sein sollte) vereinfachen.
Für unsre beabsichtigten Anwendungen wird sich dieses aber nur
selten empfehlen, — so, nattlrlich, wenn der Term hx^ analytisch ver-
schvrinden sollte, wie es oben bei Aufgabe 4, wo 6 0 war, der Fall
gewesen«
Wir werden darnach ein Arbeiten nach dem „voUenf* und ein
solches nach dem »tVerkSrstai^* Schema unsres Hfitfstheorems zu unter
scheiden haben.
Nach obigem Hfllfstheorem können wir nun die vereinigte Gleichung
unsres Problems nach irgend einer Unbekannten so auflösen, dass wir
ohne Zuhülfenähme eines arbiträren Faramctas (lie«e Uubekauute durch
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§ 84. Bymmetritch aUgemeine LSiongao.
9Uh sclbsi und dmdt die übrigen Unbekmnten linear iumI eiudeuiig
amdrücketu
Tbim wir dies fttr jede Unbekaiintef so erhalten wir ein System
YonGleichangeni deren jede mit der Qxeprflngliclien vereinigten Oleieheng
iquiYalent ist (und je ffir eine Unbekannte einen Ausdruck angibt).
Jede Vertauscbong von SymboleUi welche die uriprfingliehe Glei>
chnng in sich selbst Terwandelt, muss darum auch bei dem System
dieser aus ihr gezogenen Folgerungen snlSssig sein^ dasselbe in sich
eelbst verwandeln.
In uttsera Darstellungen für die Unbekannten kommen nun freilich
rechterhand neben den KoefiBzienten der vereinigten Gleichung auch
diese ünbdumnten selbst wieder vor. Brsetei man aber (bkn redUer-
JiandJ jede emaine wn dietm leMem dwr<äwoeg durdt einen besondem
nunmehr imMtnim^ m lassenden Farcander oder griechischen Buch-
staben, 80 wird man ein allgemeineres System von Darstellungen für
die Unbekannten erhalten, welches jedenfalls fähig ist, ein jedes be-
soiidere System vou VVurzelwerteii [iür gewisse l^immuter werte) dar-
zustellen, welches (m. a. VV.) alle Wurzelsjbteme uotwentlig mituüifabst
oder in sich begreift.
Ausserdem wird dieses System von Gleichungen unfehlbar die An-
forderungen der Symmetrie aucli erfüllen. Wenn näralith vor der Er-
setzung durcli die griechischen Buch.stabeii eine lileichung des Systemü
aus ( im r ;indern hervorging durch eine vielleicht zwischen dun Koef-
tizienten und jedenfalls auch zwischen den Unbekannten der vereinigten
Gleichung vorgenommene Vertauschung, so muss das gleiche auch
nach jener Ersetzung noch der Kall sein sobald man nur mit der Ver-
tauschung eben der Unbekannten auch die entsprechende zwischen den
Cur sie eingesetzten griechischen Parametern parallel gehen iässt.
Also die Anforderung der Al^iemeinheit und die Anforderung der
Symmetrie erfüllen bereits die so gewonnenen Darstellungen für die
Unbekannten. Um sie als ,^jmmetri8ch allgemeine Ldsungen" der
Tereiuigten Gleichung hinstellen zu dürfen, mflssen wir nur noch zu-
sehen, ob sie auch Losungen derselben sind, ob sie als Wurzeln die-
selbe erfüllen schon bei beliebig gelassoien Parameterwerten. Zu dem
Ende ist nunmehr die Probe zu machen; die Ausdrucke sind für die
Unbekannten in die Tereinigte Gleichung einzusetzen.
Nicht selten, wie gesagt, stimmt diese Probe: es resultirt aus der
Substitution der Ausdrucke, die wir dann als die „Ww^K^*' bezeichnen
dürfen, eine Ton den Parametern analytisch erfüllte Identität; man ist
schon mit dem einen geschilderten als dem ersten Schritt der Methode
am Ziele.
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004
Zwölfte Torletnogf
Zuweilen aber führt die GinBetznug jener Darstellungen für die
Unbekannten zu einer Melation swischen den Parametern, welche von
diesen erat erfElUt werden mUsste. Die Aufgabe ist alsdann wenigstens
auf die andre zurückgeführt: diese Relation nunmehr nach besagten
Parametern als Unbekannten symmetrisch allgemein zu losen. Hätten
wir schon deren Wurzeln, so wQrdo ihre Substitution in die früheren
Gleichungoi nns auch die ursprünglichen Unbekannten darstellen lehren.
Die Hfll6aufgabe, auf die wir so geführt werden, kann sehr viel
einfacher und leichter sein, als wie die nrsprBngliche, in welchen
Fällen wir schrittweise zum Ziel gelangen werden. Allein es kommt
auch Tor, dass die für die Parameter resnltirende Relation oder Hülfe-
gleichung genau von derselben Form ist, wie die ursprüngliche rer-
einigte Gleichung in Bezug auf die nrsprüuglichen Unbekannten es
war, sodass das Fkoblem wesentlich' — bis auf die nunmehr durch
andere Tcrtretenen Namen der Unbekannten (und vielleicht Koeffizien-
ten) — diXSieUfe gehlieben ist, und es, auf die gleiche Art von neuem
in Angriff genommen, in Ewigkeit bleiben mOsste. Alsdann vermügca
nur andersartige Kunstgriffe aus dem Zirkel herauäzuführeu — wofern
überhaupt das Problem ein lösbares.
£s werUeu fernere Beispiele dies nach und nach illustriren.
Aufgabe 4. Die StAsumHon:
nach iß und u symmärisch allgemein m lösen.
Aufldsung. Die Gleichung cy, = 0, mit der uusre Subsumtiou
äquivalent^ ist dies auch wieder mit den beiden:
X = X1J und y = X y.
Nach der auseinandergesetzten Methode gelangen wir also zu den
Formeln:
welche auch schon für o « 0 angesetzt werden konnten als:
und die Aufgabe lösen.
Ebenso konnte aber auch die Ltisnng schon aus der bei Aufgabe 1
gpf»ehenen iihgeleitet wonlen, indem man nach dortigen Schemata die Glei-
chung xtj, = 0 sjnimotrisch allgeiiiein löst nach den Unbekannten x xmA
t/,; für diese hat man ilie 1. o. aufgestelUen AnsdrUcke und orgiU uocli
aus dem letztem sich y aelb&t durch beiUeiaeitigea Negiren. Man bekommt
die nKmlichen Formeln, wie vorstehend, bis anf den Umstand, dass der
Parameter ß mit seiner Negation gewechselt
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% ü* Sjmmetriach allgemeine Lösungen. 505
Bs gibt keine wirkliche Yertanscliuiig, welche hier die Data des
Problems nngeatidert Hesse: es koonen x und y hier nicht die Rollen
tauschen and die Aufgabe selbst ist nosjmmetrisch. Die Symmetrie
nnsrer LSsongen besteht hier gleichwol in dem Sinne, dass weder ff
einseitig durch x ausgedrQckt wird, noch umgekehrt x durch y, sondern
dass Tielmehr beide ünbekannte gleichmSssig dargestellt werden durch
swei unabhängige Parameter tt und ß, Dass diese Darstellungen so-
gar in Besug auf letstere symmetrisch erscheisett, dQrfte mdir wol
nur als ein Zufall anzusehen sein. Verzichteten wir auf diese Gleich-
mässigkeitj so könnte die Aufgabe schon einfacher mittelst:
oder auch mittelst:
in unabhängigen Parametern gelöst werden,
Aufgabe 5. Eine Reihe von Problemen einfachsten Charakters
ergibt sich, indem man fordert, dass von den vier Gliedern der nach
X und ff entwickelten Einheit (identischen Eins) irgend eines, irgend
zweie oder irgend dreie verschwinden , dass also von den Wer Glei'
chungen:
ary — O, ory, = 0, J'.yO, = 0
in jeder möglichen Weise eine Gruppe gelten solle und allemal das
System nach x und tf symmetrisch lülgemein gelöst werde.
FUr die erste Gleichung, wenn sie für sich allein gelten soll, ist dies
schon unter Aufgabe 1 geleistet, für die zweite unter Aufgabe 4 und dar-
aus ergibt sich auch die Lösung für die dritte Gleichiin?»", indem man x
und t/ verlansfht; endlich braucht man, um für die vierte Gleichung die
Lösnngen zu linden, nur bei denen der Aufgabe 1 das x, y durch x,, y^
zn ersetsen, somit hier als x und y anzusetzen: die Negationen der an-
gegebne Wuneln.
Gleichzeitige Geltung von irgend zweien der vier obigen Gleiehnngen
führt auf die sechs Aafgaben, je eine ven den Gleichungen symmetrisch
allgemein zu lösen:
Von diesen bietet nur die dritte und die vierte ciu Interesse (äiehe
unten). Bei den vier andern Aufgaben fiel nftmlich die eine ünbekannte
von selbst heraus; diese bleibt willkflrlich und kann einem Parameter «,
oder ß, gleichgesetzt werden, wogegen sich die andre Unbekannte gleich 0
resp. 1 bestimmt.
Nach Th. 33^) gibt das Vei-schwindcn irgend dreier von den vier Ter-
men, mithin auch ihrer Summen zu irgend dreien, die Ansätze:
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I
506 Zwölfte YoTlesaiig.
+ — 0, a?, + jf — 0, a; + y, — 0, x + tfO,
welche nur je dnrcli das Verschwindeii der beiden Glieder befriedigt wer*
den können, womit sich aber » nnd y gleich 1 oder 0 vOlUg bestimmen.
Alle vier Terme zugleich köunen nicht verschwinden, weil der Angats
nach Th. 34^) auf die absurde Gleichung 1=0 führen würde.
Als einzige weitere Ausbeute der yorstehenden filttmeulese notiren
wir also diese beiden Probleme: die Gkukmg
xy + ar,y, «— 0 reep. a?y, + — 0
je symmetrisch allgemein m losen.
Dieselben sind da l i roh interessant, dass sie die emfa<Ji6leH J^xentpcl
zu dem oben erwähnten liefern.
Behandeln wir zunächst das erste derselben. Die Gleichung /er-
fällt in die beiden Forderungen xy = 0 und v,?/, == (\ Der ersten
von diesen wird nach Auf^ijabe 1 durch den Ansatz: ,/ = c(ß^, ij = cf,/3
auf die allgemeinste Weiso syniniptri>ich genügt, und müssen die Para-
meter « und ^ nur mehr noch so bestimmt weiden, dass sie auch die
sweitc i^'orderuDg x^y^ = 0 erfilUeu. Es wird aber
^, y, - («. + « (« + A) - «, A + «/»
und sonach erhalten wir in Gestalt von aß + a^ß^^ 0 für diese unbe-
kiiuntcn Parameter eine Gleichung von genau derselben Form, als die
ursprüngliche Gleichung in Hinsicht von x und y gewesen.
Das gleiche btellt sich herau2>, wenn wir streng systematisch ver-
fahren, die Gleichung nämlich gemäss dem Hülfstheorem des § 24
nach X und y auflösen, wodurch sich x y^, y = a*, ergibt, alsdann
die Symbole y rechterhand durch arbiträre Paramuiei a, ß ersetzen
und mit den gewonnenen Darstellungen x ~ ß^, y = cc^ die Probe der
Auflösung machen: es zeigt sich, dass diese Parameter nicht unab-
hängig von einander sind, sondern die Relation: a^ß^ + aß'w=0 be-
friedigen müssen, welche wiederum von der alten Form ist. Auf die-
selbe Weise (behufs Ermittelung von a, ß) fortfahrend müssten wir
nun immerfort auf die gleiche Aufgabe behufs ihrer eignen Lösung
zurückverwiesen werden.
Ans dem ZirJcel tritt man aber hier leicht heraus TCrmittelst der
Bemerkung I dass die Relation swisehen den Parametern auch *mit
a^ßf oder äquivalent ist Es genflgt also in den obigen
Daratellungen durch a zu ersetzen, nnd erhalten wir;
als die gesuchten symmetrisch allgemeinen Lösungen.
Die Symmetrie gibt hier sich darin kund, dass die beiden Lösungen
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§ 24. S^mmelriflcfa allgemeine Lösungeu.
507
In eisander ttbergeben, wenn man den (einzigen) vorkommenden Pora*
mekr a mü semer JfegaihH «, Tertausehi —
Die analogen Betrachtungen fQr das zweite Problem dnrchsa-
führen, deeaen Gleichuig auf » t/ oder tj = x hinausläuft und mittelst:
a: = a, y = tt
symmetrisch allgemein gelöst wird, dürfen wir füglich dem Leser
überlassen.
Indem man analog dem hier Durchgesprochenen systematisch alle
diejenigen Probleme aufsucht, welche sich nrirebeu können durch. die
Forderung des Verschwindens von irgend einer Gruppe yon Termen,
hervorgehoben aus den acht Gliedern der Entwickelung von 1 nach
or, y md e gelangt man weiter zn den in Aufgabe 6 bis U behan-
delten Problemen — wobei wir aber nur mehr diejenigen erwähnen,
welche nicht snfolge Heraasfallens von Unbekannten auf früher Er-
ledigtes hinanslanfen und welche ferner der Art nach Terschieden sind»
sodass sie nicht durch blosse Yertauschung von Unbekannten mitein-
, ander oder mit ihren Negationen auf bereits Behandeltes surück-
kommen.
In Aufgabe 2 ist sonsch fttr die Forderang des Verschwindens von
nur einem der acht Terme implicite die Lösung schon für alle Möglich-
keiten angegeben.
Wir fuhren auch die Probleme nicht mehr in der streng konibi-
natorisch'leiikalischen Reihenfolge vor — in welche sie erst durch die
Anordnung: Aufg. 2, 10, 7 (oder 8 Anm.), 6, 8, 11, 9 treten würden.
Aufgabe 6b Die Gkiehmg
oder, die rechte Seite auf 0 gebracht:
symmetrisch aUgemeinsl zu losen.
Die Auflösung leisten die Formeln:
Ä — /Jy, + Ay, a-, — + fty,,
|f — 9^a, + y,a, etc.
wie schon durch den ersten Schritt der anseinandergesetaten Methode
sich ohne weiteres ergibt — vergl. hiexu auch das Th. von Jeron s
unter n) des § 18. Wieder genügt hier die Annahme « o:, ß = y,
y » um gegebene Werte ron x, e heransspringen zu machen.
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508
Zwölfte VorlMUDg.
Hätte man ÜDr die Auflosoog einer Qletcliaitg ax -^hx^^O an-
statt des ToUen Schemss x^^hx^-j- a,d?, das verkQnte: x »= 0,0; —
Teigl, nnser Hfllfstheorem — benutzt, so wflrden sich die ebenfalls
richtigen aber weniger einfachen Formeln als Ldsong des Problems
ergeben haben:
rc = (x{ßy, + ß,y) , ^, = «, + /3y + y, ,
Man ersieht hieraus, dass das Problem der sjmmetriftch allgemeinen
Daratelloog eines Systems von Unbekannten nicht nur auf Tenchiedene
Weisen, sondern aach in yersehiedener Weise lösbar ist.
Aufgabe 7. Die Qläckung
welche nur die letaten drei Glieder der Torigen enthalt, symmefrisd^
allgemein s» Usm.
Auflösung. Systematisch ergibt sich;
« = «tf + y) + «/^y, + ß^v) = + y) + A + y.) =
= «ßy ßYx-^ ßxYt
wozu a;, = «,/?y + ß^y^
gehört, und so weiter — x^y^ß nebst cyklisch (im Ringe her-
um) vertauscht.
Die Lösungen sind richtige, aber nicht die einfachst möglichen.
Bessere ergeben sich hier merkwürdigerweise, indem man anstatt des
,,Tollen'' Schernaus das ,,gekarzte'' in Anwendung bringt. So kommt:
ap««(/J + y), a?,-=«, + fty„
y = ß{y + a), etc.
r=«yfa + /3),
als eine schon beträchtlich einfachere unter den uiöglicheu Lösungen
der Aufgabe. iMiin mache hier die Probe und überzeuge sich, dass
mittelst der Annahme a = x, ß •= y, y — ^ die Lösungen tiucli jedes
gewünschte die Data erfüllende System von VVurzehverten zu liefern
im stände sind; Elimination von a, ß, y führt blos auf die obige
Gleichung.
Aufgabe 8. Die Gleichung
xyB + x^ye + y^zx + s^xy «• 0
naek X, yt s symmetrisch aägemein sie löeen»
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§ 24. 8^vnni)eiri»cli allgeiueioe Löaungen. 509
Dieselbe ist auch äquiTaleni dem System der drei Gleichungen:
y« = 0, jfa? — 0, xy^Oj
indem ihr Polynom sich mittelst identischer Umformungen leicht iu
xy yz + zx zusammenziehen lasst.
Auflösung. Es wird also die nach x aufzulösende Gleichung in
der Geatalt erscheinen:
x{ii-\-s) + x^yg = 0,
und nach dem Tollen Schema ergibt sich darnach systematisch:
X « «Ay, + ir, — «08 + y) + <r,(/3, + y.) ,
y — /Jy,«,-l-fty«, etc.
wozu nur noch bemerkt werden mag, dass x und x^ auch iu der Gestalt:
X « (y«, + y,«) (aß^ + a,/3) , a;, — (y« + y.«,) + (aß +
geacbrieben werden könnten, etc.
Anmerkang. Die Lösung derjenigen Gleichung:
x^yg + y^gx + g,xy = 0,
welche nur die drei letzten Glieder der obigen umfasst, müssen sich
nunmehr ergeben, wenn man in denen der Aufgabe 7 die Unbekannten
mit ihren Negationen vertauscht. Thut man das gleiche auch mit deu
dortigen rarametern, so werden sich:
x^a + ßy, ir, — «,(A + y,)
y — /} + y«, etc.
* — y + «iJ,
al« diese gesuchten Lösungen ergehen.
Übrigens ist herrorsuheben, dass bei den Aufgaben 7 und 8 weder
das Verfahren nach dem Yollen, noch dasjenige nach dem TerkOrzten
Schema uns die in formaler Hinsicht emfoMm Lösungen lieferte,
welche möglich eracheinen.
Vielmehr drdcken schon die AnsStse:
X am ß + y
x = ßy
x^ß.y
x-'ß + y,
y = ya
y-^y.a
xr — a + /3
Z = aß
z=^a^ß
g^a-i-ß,
Attfg. 7
Aufg. 8 Anm.
Au%. 8
jfß-i-MX + Xff'^0
Losungen ans filr die darunter gesetaitti Aufgaben (deren letzte aus
Aufgabe 8 durch Vertauschung der Unbekannten mit ihren Negatiuuen
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510
Zwölfte VorleBimg.
hervorgeht) — wie darch Elimiiiirco toh a, ß, y auB den drei Giei-
chiiogen je leicht zu yerifisiren ist
Bei gegebenen Werten von Sf welche die fiesultante oder vor-
gelegte Gleichung erfilUen, sind hier bezfiglieh:
bei den zwei ersten IVoblemen; sodann
tt = y (auch y + uz,) j a y^ (auch + uz)
— und so weiter, die Buchstaben a, ß, y und t, y, g cjkliacb Tertauscht
— diejenigen Werte, welche für die Parameter ansunehmen sind, am
die L5sungsgleichungen identisch za erfüllen.
Gelegentlich der ersten von obigen vier Aufgaben sei noch eines
kleinen Paradoxons erwähnt. £liminirt man blos ß und so entsteht
für a die Gleichung:
in welcher dns letzte Glied links auch nntordrückt werden mag auf Gmnd
der von v, r ohnehin erfüllt vorauszusetzenden Isolation oder Endresul-
tante der Klimiuation (auch noch von a). Darnach berechnet sich:
«r«Ä,(jf + i5) + tty^r,
worin u willkürlich,
Behufä Erzielung einer möglichst einfachen Annaiuue iUr a wird mau
sieh nun ▼ersucht fühlen u (anstatt wie oben 1) lieber gleich 0 su nehmen,
somit a jr,(y + ip) und entsprechend ^ « y, (i? + a;) , vol
set/on. Mit diesen Werten stimmt nun aber die Probe ^ + y »= r a«f-
falleudemeise «jcä/, vielmehr läuft diese Gleichung (auf Grund der Vor-
aussetzungen über ?/, vereinfacht) noch auf die Kelation Xffg « 0 hin-
aus, welche mit den Voraussetzungen nicht gegeben war.
Um dies aufzuhellen, eliminiicn wii aus den drei Gleichungen
or = ß + y , etc.
der Aufgabe in Vereinigung nüt den drei Ausätzen;
a — a;,(if + ir) + t*jfs, /J — sf,(f + + y + + «psry
die Parameter o^ß^y und erhalten als Tereinigte Resultante:
Aus dieser ist zu ersehen, dass v^\\w ai ailcu drei Ansätzen wUI-
kürlieh bleiben, wenn x^fs -= 0 sein sollte, dass aber ohne diese Yoraus-
setsung dieselben (unabhftngig von y, z) nur einander gleich genommen
werden dürfen, falls u, V, « fP, » 0 somit u^Vmmtcmml gesetst
wird, womit sich die oben angefflhrten Parameteranmihmen als notwendige
ergeben.
Bei der dritten Aufgabe dagegen resultirt fUr o die Gleichung;
ycr, +ir« + d;j9 * D, woraus «oB^ + fiir,
folgt Der analoge Ansafat füx ß xmä y ia Gestalt von
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§ S4. Syainie.fcriäch allgemoinc Lösuugen. 511
liefert durch das entsprechende Verfabren die Resnltante:
» 0 =^ i/£ -r £x -f + + + W|*')»
worauB ersieh tlicli ist, dass der Ict/te Term ffir « fP « tf sehoD bei be-
liebigem u in Wegfall kommen wird. —
Aufgabe 9. Die Gleichung:
welche die bei den Aufgaben 7, und 8 Anm., vorgekommenen Glieder
in Bich »MammenfMS^ nach x, » tiifmmtitmi^ aia^eimn £u losm.
Auflösung. Die Gleichung fordert, daas:
a? 4- y + f = xyz , oder (a? + y + ^) (r, + + 2-,) « 0
äeiu bolle, und läsest sich schreibcu iu der Gestalt'
oder
oder
(y*. + y.') + + + («y, + «,y) — o,
womit y da die drei Terme auch einzeln Terecliwindai mfiesen, nach
Th. 39) gesagt ist, dass:
Bein müäse. liieruach wird deun augenscheinlich:
X
y
Vi
0
— «1
die gesuelite Lösung in unabh&ogigen Parametern sein. *
Behoft Verfahrens naoh dem (vollen) Sehema der Methode mUsate
man die Oleiehnag zuerst nach einer Unbekannten ordnen, s. B. nach
wo sie sich in fönender einfachen Gestalt darstellen wird:
sodann nach jeuer auflösen, etc. Ks würde sich
a: = «/Jy + «,(^ + y) = 03 + y) («, + §y) ,
oder noob konsiser:
4/ = y« + /3,(y + etc.
crp>^l)on, und da sich yz = ce{ßy-\- ß^Y^, somit ^ ,.'/: = «ff^,y, und folglicli
eUuso a*!/,«^, = &^^y herausstellt, so fuhrt uns die Probe der Auflösung
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512 Zwölfte Vorlesung.
auf eine Gleichung in «, y von derselben Form wie die gegebene in ^r,
jr, « nnr die drei eräten Glieder mit den drei letzten yertanBcht, d. h.
wir gelangen zum Zirkol. Ans diesem wird wieder nur lieraiiRzi'.ko-nmen
sein durch die Bemerkung, dass die Relation zwiseheu unsern Parametern
auf y ^ ^ = u binausläuii, woiait äich die oben angeführten Lösungen .
ergeben. — Nach dem gekürzten Schema würden hier alle drei Unbekannten
sieb gleich ußy ergeben haben, —
Aufgabe 10. Die (^feu^cin^;
xyz 4- a-,t/,r, = 0
^fninietrisch allgemein r« lösen m unabhängigen Parametern.
Das systematische Verfahren nach dem vollen Schema der Methode
führt hier lu der ErkenntDisB, dass die Wurzeln folgenden Bau haben
mflssen: e
d. h. wir erhakiii uieselbeu Ausdrücke, wie im Kuutext der vorigen
Aufgabe — nur die Parameter mit ihren Negationen vertauscht. Weil
mm aber xyz = ^tß,?, und a*,f/,«, •= aßy wird, so werden die Para-
meter selbst noch die Relation
aßy + — 0
symmetrisch allgemein zu erfllUen habeD, womit wir hei dem Zirkel
uns angelangt finden.
Auf ebendiesen Zirkel wttrde es auch ftlhren wenn man etwa die
Losungen der Aufgabe 3 benutien wollte, um die vorliegenden au ent-
deeken. Ebenso:
Wendete man das gekfinte Schema an, mq ergäbe sieh:
and so weiter (die Bnchstaben ejkliseh vertauscht). Hier wUrde twar
Xfft ^ 0 schon identisch verschwinden, dafür aber
sich ergeben und somit der alte Zirkel resuliiren.
Der Leser mag hier uuu selbst verüucheu, aus diesem Zirkel
herauözukommeu.*)
Aufgabe 11. Die Gleichung:
*) Tergleidie hiesu Anhang 6. —
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§ 24. Symmetrisch aUgemeiue LOsungen. 513
— welche links die Glieder der in Aufgabe 8, Anmerkung und Auf-
gabe 10 gegebenen Gleich uugon euaammenfaset — stfmmetrisck aügemem
Mu lasm.
Die Darstellungen fitlr die Worzehi mflssen — hiernach — sich er-
geben, wenn man in die bä der Aufgabe 7 gefundenen AnsdrOeke die-
jenigen Parameterwexte substituirt, welche die Forderung der Auf*
symmetrisch allgemein erfüllen.
Anmerkung. Vertauschte man noch die Unbekannten mit ihren
Negationen, so ergäben sich daraus weiter die Lösungen fär eine Auf-
gabe, welche die Glieder aus den Aufgaben 7 und 10 zusammenfasste. —
Mit Torstehenden Aufgaben Wörden alle diejenigen erledigt sein,
welche irgend Interesse bieten Ton jenen, die unter den sub Aufgabe 5
angegebnen Gesichtspunkt fallen.
Aufgabe 12. Die Qleiehunff:
ncu^ X und y symmeMsdi o^emem 0Ü lösm,
Auflösung.
Die in Aufgabe 6 gelöste Gleichung hätte nach Jevoua; dort citirtem
Theorem auch angeschrieben werden können in der Gestalt:
woraus ersichtlich ist, dass die dortige von der hier vorliegenden Aufgabe
sich nur dadurch unteraeheidet , dass jetzt : nicht mehr unbekannt sein,
sondern einen gegebenen Wert c besits^en soll.
Wollte man die Lösungen der Aufgabe 6 2ur Auffindung der War-
sein der obigen 12 benutzen, so bliebe man in den Zirkel gebannt , für
die unbestimmten Parameter u und ß jener Lösungen eine Gleichung
ti^ß + aß^ c von genau der nämlichen Form, wie die vorstehende lösen
zu ratlssen, und so oIuim Fn<le fort weiter, falls man abermals neue Para-
meter zur Darstellung d< i 1. tztcrn einfuhren wollte.
KliiiJinirt man x und y aus der rechts auf 0 gebrachten Gleichung,
so resultirt 0 = 0^ woraus zu erkfnnen ist, dass c vollkommen will-
kürlich gegeben werden kann. Die Gleichung lautet;
Das sjstematische Verfahren führt (ebea&Us) hier zum Kirkel:
Nach dem vollen Sebema wird man unschwer die Darstellungen ge-
ie^cß,-i-e^ß, +
(in Bestitigung Ton Jevons* Theorem) uud mflsaen dann aber, damit die
ScBBftPBiS Als«)'» Her Logik. 33
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Zwölfte Vorlatnng.
Probe stimme, die Parameter aelbsi wieder die HelaiitHi aß^ + 9t^ß ^ c
eifUleiL.
Nach dem gekürzten Schema erhielte mau;
X — «(c/J, + c,ß) . jr — ß(e«, + c,«) .
wo «, ß dann die Oleichimg erflUlen mllwten:
c{aß, + a,ß)^c, oder c(aß + a^ß,) ^ 0,
welche aufzulöseu wenigstens nicht leichter ist, als die ursprüngliche Aufgabe.
Um nun aus diesem Zirkel herauazukouimeu, uehmeu wir die Uu-
bekaniiteii nach c entwickeit au:
und machen mit diesen Werten die Probe; es moss dann:
€Xay, + aj) + (-{ßd, + ß,d)'^€
werden, d. h.:
Diesen Forderungen genügen wir (zwar für ein gege))ene8 c keines-
wegs aui die allgemeinst« Weise, immerhin jedoch in einer iür alle c
Kutrefiendeu VVeiie), indem wir:
«^1 + «.y = 0 and ßä + /J, d, = 0
selbst machen, womit sich
y B= « und d /),
bestimmt Einsetzung dieser Werte führt uns nunmehr an den Dar-
stdhn^ der Wurgdn:
x^at\ + ßi, x,^u^<^ r ß,e
von welchen in der Thal erweislich ist, dasa sie unser Problem lOseu.
Einerseits stimmt (^wie gezeigt) die Probe.
Andererseits genügen sie den Ford'^nuigen der Symmetrie: durch
Vertau5?chung von ß mit ß, gehen r und y ineinander über — während
durch Vertauschung voa a, ß mit a^f ß^ auch y in d?,, y,, und um-
gekehrt, Qbergeht.
Endlich aber — und dies muss hier noch besonders nachgewiesen
werden — sind die Lösungen auch die allgemeinsten: Für die An«
nahmen:
a^xp, ß = Xff^ (oder auch « + y,) , <: — «y, + af,y
werden in der That die Gleichungen au analytischen, identisch ut Xjff
erfdllten. Bei geeigneter Bestimmung der Parameter o, ß werden also
nnsre Ausdrücke für die Unbekannten auch jedes gewQnschte, die Yor-
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§ 24. SymnietriacL uUgeiueiue Lübuogen. 515
gelegte GleiohuDg erfüllende Wertepaar y darsustellen im stonfle
sein, q. e. d. —
Selbstredend kOnneii solche Parameterwerte, welche dieses Idsten, wie
soeben die fOx « und ß angegebenen, auch systematisch aafgefunden wer-
den, indem man unsre die Wurzeln darstellenden Gleichungen mit der
ursprünglichen Gleichung des Problems „Tercinijrt" und nach den Unbe-
katiTit©n <r, ß auflöst. Es gentlgt dann aber für Uieae nur irgend ein System
vun Partikularlösungen zu entdecken, wobei man denjenigen vom einfach-
sten Ansdruehe den Vorzug geben wird.
Zur Übung für den Studircnden fUluen wir noch folgende beiden Auf-
gaben mit ihren Lösungen ohne weitere Bemerkung au.
4 •
Aufgabe 13. Die Gleichung:
nach » und p symmetrisoh allgemein sn Ideen.
Auflösung: « a + , f/ a + a^ß.
Aufgabe 14. Das Oleichungenpaar:
symmetrisch aligemein zu lüi>en.
Auflösung. Es mflssen a und b die Toraussetzung:
erfnilen, womit sich: a c^ß^, b = a^ß ergibt AIsAuin sind:
die gesuchten Usungen. Um gegehme y zn erhalten, braucht man blo8
f = «y, oder auch y^x + y^ (oder irgendwie dazwischen) zu nehmen.
Wir gehen nunmehr zu einer letzten und Hauptaufgabe Über.
4
Aufgabe 15. Dk eXlgememste Gleidimg mt ewei ünb^BomUen x, y:
axy-i-hxy, + cxj/ + r/a ,?/, » 0
— kürzer: F =^ 0 — soll nach lücscu aymmciriadi allgemein yelöd werden,
Auflösung. Durch Elimination von x^y resultirt zwischen den
Koeffinenten der Gleichung die Belation:
ahcd 0
nnd diese ist znnSchst identisch an erfttlten, indem man gemSss Auf-
ga))e \) für jene Koeffizienten in nnahhSngigcu Parametern die Ana-
drücke nimmt:
S3*
ZwOlft« Vorleinng.
a — a(ft + y, + d,), o, «, + ^r«,
= + y, + d,) etc.
^ = y(a, + /i, + <y,)
J d(a, + + .
Obwol wir uns unter den Koeffizienten fortan diese AuMlrückc
vorzustellen haben werden, ziehen wir der Einfachheit wegen vor, doch
die alten Namen b, c, d für dieselben beizubehalten.
Schon in § 22 unter ß) und y) haben wir dif OU idiung 7''= <»
nach X resp. nach y geordnet angeschrieben und aus dem Anblick
(lieser Darstellungen fliessen — nach dem vollen Schema unsrer
Methode — die Gleichungen:
X — xia,y + fc.y,) + X, (cy + rfy,) ,
deren jede mit der aufzulösenden J' " äquivalent sein wird.
Systematisch /Aiworke gehend ensetzen wir rechts in ihnen diP
Namen x, y der Unbekannten durch unbestimmte l'arameter ft. v.
Ordnen wir auch sotjleich nach diesen^ so ergeben sich die Ausdrücke,
neben welche wir diejenigen für ihre Negationen schreiben:
X = a^fkv + + e^^v 4- rff»,Vg , x^ -= »ftv + 6fiv, + <:,jt,v + <^,f*|V, ,
Hiermit sind nun leicht die vier Produkte sn bilden:
deren Einsetzung in Fm^O uns die Bedingung lieiert:
welche einzig noch von yk^ v su erfüllen ist
Der Versuch, die Gleichung so, wie die obige, systematisch nach
den ünb^cannten fi, v aufzulösen, fahrt im Zirkel herum — wie auch
schon a priori zu sehen ist, in Anbetracht, dass die Gleichung uuge-
Sndert bleibt, wenn man in ihr (dem Vorbild entsprechend, das sie
mit JP»0 zusammengehalten darbietet) das a sowol als das ä durch
ad^ zugleich das h und das c durch hc ecsetxt
Indessen kommt man hier unsohwer snm Zkle durch die Bemer-
kung, dass wenn
fiv, + ft,*/ ^ Q genannt wird, sich + f*,*', =
dazu ergibt, wonach die zu erfüllende Gleichung lautet:
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§ 94. Symmeiriicb allgememu Ldsunj^ii.
517
Dieser wird auf die allgemeiiiste Weise Yermitielst de^ Anaatzcs
(ci. Th. ÖO):
— worin die ttberttricheueii Faktoren auch unterdrQekt werden dfirfteii
— zu genügen sein, und wenn man darnach
= x(), + Ap, ?t, = x,p, + A,p
+ A,p, V, = x,p, +
niniint, wie sich dies nach den in Aufgabe 12 gewonnenen Schemata
ÜQr die symmetrisch allgemeiue Äufldsung der Gieichaog
nach den Unbekannten fi, v (bei gegebenem p) ergibt, i<o wird unser
Problem gelöst sein.
Es erübrigt nur melir die Werte von ^, oder besser sogleich
die Produkte:
ftv=-xp,, fii», = Ap, = 'l.C, .**,»', = »,C,
nebst den gefundenen Werten Ton p, p, in die letzten Ausdrücke von
jr, y einzusetzen. Nach 9 geordnet wird zuoächst:
X « (a,je + + (p^l + cA,)p, « (ax + ef,x,)p, -f {bX + c, A,)p,
y = (rt,x + <^x,)p, + (6A + c,A,)p, //, = (ax + e?,x,)p, + + cA,>p
und hieraus fliessen bei Unterdrflckung jener Oberstricheneii « FaKtoron
wol die konzisestmöglichen Ausdrücke für die „ H iirzeln" der vorgelegten
Gleidiung:
X 6c(a,x + rfx,) + a(Hb,i + cJL^ + o,(</ + x)<d, + + A)» ,
1. &c(<i,ie + + ae?(dA + c, A,) + a,(rf + jc)«, + c,(6 + A,)ai ,
jp^ » + «f,«,) + a<;(dA + f, A,) + </,(a + x,)», + + A,)a ,
« 6c(ax 4- ^/,x,) + a(l{j\l + cA,) + + x,W, + 6,(c + A)w,
worin x, X, cd unabhängig beliebige Tarameter vorstellen.
Direkt dürfte hier nicht ganz leicht zu sehen sein , dass die lu'i-
den letzten Ausdrücke wirklich die (korrekt üfobildeteti) Negationen
für die ersten beiden sind, übersehbar wird dies er-^t, nachdem man
die Ausdrücke nach den drei Parametern entwickelt haben wird, wa«
anch zum Ausmultiplizireu derselben behufs Probens der Autlösungeu
die bequemste Form gibt. Man findet:
|(a, + 6,iQxA 4- (a, + cc^äA, + d(a^ + ft,)x,A + rf(a, + <f)x,A, ) o», +
+ { (6, + a,<j)xA + <?(a, + 6,)xA, + {h^ + ett)%,X + e{b, + rf)x, A, ) a> ,
y = {(fl, + hd)iiX + 'Vi, + c,d)xX, + d{a^ + b)x,X + d(a, + c,)x,A, } o, +
+ (ft(a, + c,)xA + (c, + f'J')xX^ + h{t\ 4- d)x,A t + fcJjx.A,} w ;
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518 Zwölfte Vorlesung.
a-, « \a(b + <I^)xl + «(<?, + rf,)xi, + (rf, + afc)», A + frf, + ^, | «d, +
+ { 6(fl + c,)xA + (c, + a6)xjl, + + A + (c, + /'«^Oxi^, j © ,
^1 = { (t(h^ + d,)xX + a(c + d^)xX, + frf, + ah,)x,l + (r/, + )», +
4- { + ac)*A + c(a + h,)x^., + + cd^)x^l + c(b, + r/,) x,A, ; oi .
Die Probe, dass, aftcef = n vorausgesetzt, identisch:
^itf/ = U, = CO.,!/ == 0 und d.r:^ij^ = 0
wird, stimmt — was eine Anzahl leichter Reclienexeinpel liefert, in-
dem man immer nur die (jlcicJoi' U 'ijm Koeffizienten aus den eutspreehen-
den zwei Zeilen zu verkuüpten braucht. Mit Rücksicht auf die 8yui-
metrieverhältnisse brauchte flbrlc^prtp nur eine von diesen vier (ilei-
chuDgen anf ihre Hichtigkeit i i r itt zu werden, woteru die letztere
diesmal nicht schon aus der lierieitnn^ erhellte.
Auf Grund der Relation ahcd = <» kann man bemerken, das« die
folgeudeu unter den obigen Koefüuenteu mit den ihneu rechts gleicb-
geaetsten äquivalent sind:
<t, + b^d « a, + + c) , rf(rt, + <?) — + ,
<i, + r,<? «— a, + + f ,) , rf(<T, + 6) « £f(<i, + ic,) ,
c, + a^h — <j, + 6(ff, + + rf) — + .
Ersetaste man jene dnreli diese, desgleichen ihre Negationen wo sie
auftreten durch diejenigen der rediten Seite, so ist eS| um alles
Tollends in den unabhängigen Parametern ausgedruckt au erhalten,
nur mehr erforderlicli, dass man die hiteinischen Buchstaben a, h, c, d
durdiweg in die griechischen a, ßj ^, 6 verwandle.
Was die Anforderungen der Symmetrie betrifft, so geht die Glei-
chung 0 ausschliesslich in sich selbst über durch die folgenden
Vertanschungen („Trans Positionen**) links vom Vertikal strich:
2») (x,jr,)(a;„y)(a,rf) | (x,x,)
3«) («, X,) (a, e) (b, d) («, A,) (A, «,) (», «,)
4») ( V, («, 6) (c, d) i (X, A) (x„ A.) («, 0,,)
5") (y, 1^,) («, rf) I (x, X,) (A, A.)
Dieselben, verbunden mit den rechts vom Vertikalstrieh daneben
gesetsten Yertauschungen zwischen den Parametern, f&hren auch das
System der vier für x, y, x^, y,, angegebenen Lösungen nur in sich
selbst zurück. Da aus denen l*^) und 3*^) die übrigen Vertanschungen
alle ableitbar sind, so braucht dies nur f&r jene beiden wirklich nach-
gesehen an werden.
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{ 84. Symmckiscb allgeineioe LOsUDgen.
519
Den Forderangeu der Symmetrie üi also durch unsre Lösungen
durchaus Genüge geleistet
Es ist nunmehr nur noch die Frage sn erledigen, wie etwa die
Parameter ic^ Xf m anzunehmen sind, damit unsie Formeln für die Wur-
aeln ein ffegebenes Wertepaar x, y darstellen, das Übrigens die Glei-
chung 0 erfüllt
Nach dem Hfilfstheorem des Paragraphen — vergl. auch § 21, o)
— ist es zu dem Ende ausreichend ^x, v = y selbst zu machen,
desgleichen a>»^ selbst su nehmen, und nach dem in Aufgabe 12
Ermittelten werden die Annahmen ftp nebst l ^ ^iv^ (oder auch
1» + y,) cum Ziele führen. Damach werden wir in Gestalt tou:
X — xy , l = a"f/, (oder auch + f/,) , i» — .r ?/, + ;r, _>/
ein System von Annahmen haben, welches iu eiufaclier Weise unsre
Formein für x, y zu solchen macht die sich als blosse Umformungen
der Gleichung F <= 0 herausstellen, auf Grund von dieser sich iden-
tisch bewahrheiten. Die Rechnung bestätigt dies in der That direkt;
man wird dazu am besten die konzisesten Ausdrücke von .r, y nehmen
und auch die aus P=0 durch Elimination von x oder y sich er*
gebenden beiden Relationen ß), /) des § 22 dabei berücksichtigen.
Die vorstehend «ri Ii jäten Aufgaben lieloiji Ik greifliclierweise uns
auch ebensovieie Elimiuatioüsprobleme: eliminirt man aus iliren Lösun-
gen, resp den die Wurzeln darstellenden Cileichungen, sämtliche unab-
hängigen Parameter (also griechischen Symbole), so kann man sich
überzeugen, dass als Resultante hervorgeht die ursprünglich zur Auf-
lösung vorgelegt gewesene Gleichung, und zwar gerade nur diese aber
keine weitergehende Relation zwi<;chen den Unbekannten (und Koef-*
ßzienteu) — was als eine Kontrole ffir die Richtigkeit unsrer Be-
trachtungen dient
Dies auch bei Aufgabe 15 durcbBufÜhren, ist leicht^ obschon ein
wenig mflhsam.
Eliminirt man hier erst k und X ohne si, so seigt sich, dass m
diesmal kein Luxus-Parameter ht, wie bei den Angaben 1 bis 4, wo
es, selbst bei ^feigdtenm x, y, . noch beliebig spexialisirt, gleich 0
oder 1 &• B. genommen werden konnte. Vielmehr muss diesmal m
eine als Resultante der Elimination von «, X sich ergebende Helation
erfttllen, welche — mit Rücksicht auf die Endresultante « 0 — in
der einfachen Gestalt geschrieben werden kann:
(ö, -l- rf,) (xy^ -f x,y)m, + (6, -f c.) (xy + a5,y,)o « 0.
Nur insofern die Werte von x, y als erst durch die Gleichung
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520
ZwGlfIte Vorlesung.
F= 0 bestiniiiit gelten sollen, wird «^Ipichwie x und A, so aui-h e»
willkürlich, werden alle dreie wirklich unabiiäiigige Parameter sein. —
Au.s Vorstehendem wird der Studirende schon inne q^c worden sein,
daas in untrer Disziplin noch eine Falle von Problemen der Jiösung
liiirrt. Ich signalisire (ausser den Aufgaben 10 und III insbesondere:
die ü^mmetrisch allgemeine Auflösung der allgemeinst «ii Gleichung
mit drei Unbekannten. Ferner: die Ergänzung der MeUiodc zu einer
solchen, die in allen Fällen unfehlbar /.um Ziele führt — oder auderu
falles: der Nachweis, dass in gewissen Füllen die Aufgabe unlösbar
ist, nebst der volUtäudigen Angabe, iu welchen Fällen eben ihre Löfiong
uumöglieh bleibt.
In Anbetracht, dass wir bei der Darstellung stmer Unbekannten
mittelst unabhängiger Parameter in Aufgabe 14 mit einrnt soleheu aus-
kamen, in Aufgabe 12 deren etffeie und in Aufgabe 15 deren dreic be«
nötigten, reihen weiter hieran sich Fragen nach der Minimalanzahl der
bei jedem Probleme ertbrderlichen selbständigen Parameter, und an-
deres mehr.*)
Dies alles schon bei demjenigen Teile unsrer Disziplin, der (nächst
dem Atissagenkalkol) als der vollendetste, ja als im weaenUieheH yoU-
endet hingestellt weiden darf! BetreffSsn ja doch die eben charakteri*
sirten Forderungen nur noch die Art und Weise, nur 'mehr die Aus-
drueksformen einer L&sung, die schon gegeben wnrde. —
Des weiteren Torgleiehe man noch den Anhang 6, welcher (etwa
mit den Schlussbetrachiungen des Anhang 4 rerschmolaeo) auch als
eine selbständige, den andern ebenbürtige Vorlesung in die Theorie
hätte aufgenommen werden können. Dass ich ihn aU eine solche nicht
einreihte, geschah hauptsächlich deshalb, weil in ihm das numeruichc
Element der Logik in einem Grade hervortritt, welcher mit der auf
dessen Ausschlusä gerichteten TendeoE des Buches nicht gan^ im Ein-
klang sich befindet —
*) Z. B. noch: Wir stietiseii auf ÄQsdrficke, wie bei Aufgabe 9 auf
be + 0,(6 -f e) ,
deren Negation eiofiscb erhalten wird, indem man sftmtliche einÜM^en Symbole,
welche im Ausdruck vorkomuien, in ihre Negationen umwandelt — Beantwortung
«ler FiagC: welches sind die A isdrücke, die dii sL' Eigentchaft haben mÜ8i>en und
allein haben künaen? Welches sind enchö|(fend die an sich selbst doaien
Formeln des KalkuU/ Etc.
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Dreizehutü Vorlesung.
§ 25. Anwenduugsbeispiele mxd Aufjgabon.
Als einfachste Anwendungai der Theorie läge es Banmehr nahe, etwa
die sogenannten ,.unmitteJh€areft Folgenmgcn" und alsdann die SijUotjismm
der schuliiiibsigen Logik vorzunehmen. Dies könnton wir aucli leicht, in-
soweit nur itnivcrsalc PrSmissen und Konklusionen in Betracht zu üiehtMi sind.
Aufgaben aber, bei welchen parttki{lnre Urteile mit iu Betracht kommen,
mlbsen wir als um einen GraU schwieriger bezeichnen. Bei der Unbei>tiuiuit-
heit des Zahlworts „einige*^ ist dies auch begreiflich. Es stellt sich heraus»
dasB die Behandlang solcher Aufgaben, selbst wenn sie in ihrer Art noch
80 einfach angelegt erscheinen, fUr die bisherige schon leidlich iu sich ab-
poschlossene Theorie znmeist*) norh rjar nrrhf rrnlchluir ist Tvorgl. § 33).
Und so könnte von den angedeuteten Problemen dijcli nur ein unbedeutender
Bruchteil zur Zfit erledigt werdeu — Grund iUr uns, das ganze ünter-
nehmeu zu veräuhieben.
Wir beschSftigen uns darum hiemttehst nur mit solchen Aufgaben,
wie sie unsrer Theorie prinupiell schon zuglinglich sind ^ mOgen dieselben
in ihrer Art auch erheblich verwickelter ei-scheinen als wie die oben an«
gedeuteten. Dabei wird ähnlich, wie in der Mathematik vorfahren, wo
man z. B. auch die komplizirtesten Aufgaben über quadratische Gleichungen
bewältigen lernen wird, bevor mau sich mit der einfachsten kubischen
Gleichung abgibt. Durch jeweilige „Beschränkung" auf besummte abge-
grenste Gebiete ist allein die «Meister^scbaft zu erlangen.
Wir stellen demnach eine R^he von Problemen und Untersnchnngen
hier zusammen. In erster Linie »ollen diese zur Hfläutetung ditucn für
die bisher entwickelten allgemeinen Methoden. Auch mögen sie als Ühmujs-
bcispif'f' nngesehen werden, um die Bethfitignng ebendi^^ser Methoden beim
Studireuüen anzubahnen. Zum Teil sollen tlie.se Beispiele später auch als
Prüfsitiiiie verwendet werden, uui au ihneu vergleichende Betrachtungen
fiber diese und noch andere fernerhin auseinanderzuBetsoAde Aofiösungs-
metboden aniustellen. Alle können sie dazu dienen, die Kraft der rechne«
risoben Methode gegenüber den herkömmlichen schiümlssig verbalen Ober>
•) Ausgenommen sind nur diejenigen Fälle, wo durchweg ~ beim Problem
und Bciner Lüsung — das ,,eini>?e a" im selben Sinne verstanden werden muss,
sodass es als Klasse von vorahereiu uiit a' be^eichenbar , in Bezug auf welches
daxm die Aufgabe von universalem Charakter wäre.
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522
Ureitohnto Vorlenmg.
legungBWQiiteii in'fl rechte Licht kq »etssen, jene als die überlegene tu
erproben.
Dagegen wolle man diesen Beispielen nicht etwa die I^c^tiinmung zu-
schreiben, (las.s sie den Is'ut:cn untrer Kinisllehre des Denkens. — viclleiclit
für das praktisühe Leben — darzuthuu iiütt€Q.^} Uülituri^ühe lietjtrebuugen
liegen uns naeh wie tot ferne vnd setien wir voraus, dass auch der Leeer
von dem wisBenflchaftliehen Interesse geleitet sei.
Ich gebe die Aufgaben nicht etwa peinlich nach ihrer Schwierigkeit
geordnet. Der Stndireiide, welcher mit den leichtest'en beginnen und von
diesen allmiilig aufsteigend zu den verwick' lf eren fortschreiten wiii t,, schwie-
rige'' gibt eti eigentlich unter den bisherigem Kalkül überhaupt zugäng-
lichen Problemen, nachdem derselbe so weit entwickelt ist, nicht mehr)
braucht sich nnr snerst an diejenigen m machen, welchen der geringste
Drncknmlkng gewidmet ist, und bei denen sich am wenigsten Formel-
snhSufongen dem Auge darbieten!
Ich beginne Ticlmehr mit jener komplizirte^ten der von Roole ge-
stellten Aufgaben, welche ich erstmalig in'" naeh seiner gelihiterten Methode
behandelt habe und auch hier mit^ allen Zwiächenrcchnungeu durchnehme
— weil mir dieselbe jenen oben angedeuteten Zwecken der Methoden-
erlflutemng und spftter anoh 'Vergleichung am Yielseitigsten und besten
voi dienen fthig erseheint.
1. Aufgabe. (Boole^ p. 146 .. 149.) Es werde (^omäss l^oohA
angenoninieii dass die lieobuchtung einer Klasse von Erscheinungen
(Natur- oder Kunst(>rzeugni^sen, 7. 6. äubstanzeu) zu den folgenden
allgemeiucn Ergebnissen geführt hat:
ft) Dass in wekkem oneft von ^Kesm Erßeu^niaaen die JHerhmaU A
und C gleidtMeiHg fekUn, das Merkmal E gefunden wird, aneanunen mU
einem der beiden Merkmale B und D, aber nu^ mü beiden,
ß) Dass, wo immer die Merkmale Ä und D in Abwesenheit von K
gleickieitig auftreten, die Merhmede B und C enkfeder beide sich vor-
finden oder beide finden,
y) Dass überall, wo das Merkmal A mit dem B oder E, oder mit
beiden ::i(snmmcn Iwsteidj auch etdwedcr das Merkmal C vorkommt mici'
das D. aber nicJä beide. Und umgekehrt, überall wo rou den Merkmalen
C und D das eine ohne das andre wahrgenommen wird, da soll auch
*) Dafür sind sie meiatenB zu küoBtUch ersonnen. Zum Teil werden die
Aufgaben mehr nur mit 8chenrät6eln , Vexiranfgaben, Spielproblemen verwandt
enebeinen.
**) Ober die Znlftisigkeit (in gewtatem 8mne ünsnllsaigheit) dieser Annahme
Tergleiohe die nnten folgende „Anmerkimg** sor AnH^abe.
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g tb. Änweoduugwbeitipieiu und Aufgaben.
523
das Merhrnal A i» Ywbkikämg mit B cd» rnii E oder mü leiden »u-
gkkh annf freien.
Verlangt sei
erstens dass ermittelt werde, was in jedem gegebeneu Falle aus
der erwiestnuu Gegeiiwari des Merkmals A iu JJezug auf die Merk-
male C uud D geschlossen werden kann,
zweitens auch zu entscheiden, ob irgendwelche Beziehungen uii
abliilngig von der An- oder Abwesenheit der übrigen Merkumlc bc-
stebon zwi^cheu derjenigen der Merkmale B, C, D (und bejaheuden-
falles welche?),
drittens iu ähnlicher Weise zu beantworten, was aus dem Vor-
handensein des Merkmals 7i folgt in Bezug auf die Merkmale .4,6'
und I) (sowie umgekehrt, wann aus An- oder Abwesenheit von
Merkmalen dieser letzteren Uruppe auf diejenige von B geschlosseu
werden kann),
viertens za konstaiireiii was fQr die Merkmale A, 0, J) an
sich folgt.
Auflösung. Die ganze Klasse der Fälle von Erscheinungen,
resp. die Kla.sse der Eizeugnisse, in welchen sich eines der Merkmale
vi, B, C, I)f E Yoriiudet, werde mit dem entsprechenden Buchstaben
des kleinen lateinischen Alphabets bezeichnet.*) Bedeutet sonach a
die Klasse der Fälle iu welchen das Merkmal A vorliegt, so wird ^7,
die Klasse derjenigen Fälle bedeuten, in welciien dieses Merkmal A
fehlt, ete.
Nach dem in den l'aragraplien 8 und IG über die liuerprelation
des identischen Kalküls für Klassen Gesagten — vcrgl. auch § 18,
. . . '9') übersetzen sich im engsten Anschluss an den Wortt^xt die
Data }') unseres Problems bezüglich in die nacbatehendeu Pro*
Positionen (äubsumtionen resp. Gleichungen):
Die Gleichung crhiilt maa eigentlich zuerst als tSubsumtion vor und
rückwärts gelesen, nämlich als
a{b + e)=^ cd^ + c,d nebst cd, + c,d ^ a (6 + e),
was aber nach Dsf. (l) der Qleioltbeit sofort eben in die Oleiebung sosamroen-
siudebeD ist.
Man bemerkt nun, dass in jedem nnsrer drei Data a), ß), y) die
*) FOr unser a, / c,<l,e verwenden Boele and Einige der nach ihm da«
Problem Behundelndea bezüglich: a;, ^r, to, v.
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Ureisehnte Vorleming.
bezüglich der Merkmale AyB^Ö^D gegebene Aaakanft verquickt er^
echeint mit einem andern Element Ej Aber welches wir in den ver^
langten Behlussfolgexungen nichts za eagen wibiedien.
Es wird deshalb in erster Linie erforderlich sein, das dem Merk-
mal E entsprechende Klassensymbol e zu eliminiren ans dem System
der Propositionen 9)^ in welches wir die Data eingekleidet haben.
Zu dem Ende bringen wir dieselben rechts auf Null — nach dem
Schema der Theoreme 38,«) und 39^) ~ und bilden gemiss Th. 20^.)
— ihre „vereinigte Gleichung^', indem wir, statt jeder einselnen, so-
gleich die Summe ihrer linken Seiten gleich Null setsen. Dabei ist
lediglich Sorge zu tragen, dass man die^Negationen der vorkommenden
Ausdrücke richüg ansetze, mit Rfleksioht namentlich auf Th. 36)
und 46^). Die vereinigte Gleichung lautet:
fi a,<j,(6rf+6,rf,+r,) + ade^ (ftc,+&,c) +a (6+e) (<;<?+c,(f,)+(a,+&,c,)(c<f,+c,«/) = 0.
Die Resultante der Elimination von e besteht nun nach § 2\, t)
aus dem von e und freien Gliede im Polynome dieser Gleichung:
^7,c, {hd + -t (ih [cd -f L\d\ -f ff, (cd^-\- c^d),
dessen erster Term n^cjid uoch in dem letzten n^c^d nach dem Ab-
sorptiousgeset'/.e 23^^ eingeht, vermehrt um das Produkt der Koetti-
zienteu, welche c uud in s) besitzen — das Ganze gleich 0 gesetzt.
Der Koeffizient von e ist aber: a + o,<^,), der von e, ist des-
gleichen leicht aus c) herauszulesen als:
a,c, + ad (6c, + 6,c) + 6, («</, + c,rf);
das Produkt beider ist gleich:
adh^c*)j
mitiiin die Resultante:
oder durch Zusawmeuziehung zweier Terme:
l) a (ed + de, d,) + a, (cd, + c,d + b, c, 0.
Diese schon recht übersichtliche Gleichung hat nun deu Ausgangs-
punkt tiir unsere weiteren Betrachtungen zu bilden.
Man bemerkt zunik'li>t., dass. betrachtet als „entwickelt" uacli den
Argumenten r niid d, die Koeflizienten vun a und a, in £;) geradezu
die Negationen von einander sind, meinem Theorem 46^) gemäss
•) Miss Ladd hat' p 58 darauf aufmerksam gemacht, dasa Herr Wundt'
p. 356 sq., indem er die aut b bezüglicheu ISchlüsBe zieht, diese» Glied sa(äUig
aoaUbnt, weehidb dieaelbeii falsch uiifiehin; ich find«: nur nnvoUsiftadig.
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9 2ö. Anwendungulieispiele und Aufgaben.
gebildet*) Das Produkt dieser beiden Koef&zieiiteD sowol als auch
dasjenige ibrer beiden Negationen ist demnach gleich Null. •
Vm die gweite der gestellten Fragen su beantworten und zugleich
die Beantwortung der ersten Frage voraubereiten, müssen wir jeUt a aus
Q eliminiren. Dem Gesagten zufolge f&hrt diese Elimination aber auf
die Identität 0 0, wmit in Beantwortung jener Mweikn Frage be-
wiesen erscheint: dass 8wisdim dm Merhmakn B, C md D für sich
hinsichtlich ihrer Xn- oder Abwesenheit Mie unMangige Begidnmg
heskhL
Die Oleiohuug ^) ist demnach äquivalent ihrer „Auflösung" nach a.
Weil indess, wie bemerkt, auch das Produkt der Negationen der
Koeffizienten von a und «, verschwindet, der eine KoefHzient die Ne-
gation des andern ist, muss hier der in § -l, ö) betraclitete Fall
vorliegen u der in dem Ausdruck der Wurzel gemeinhin iiuftreteude
ein unbestimmtes Gebiet u eiithalteude Term geht in den andern ein,
die Gleichung hat uur ehw "^N ur/rl, dio Unbekannte a ist durch die
Gleichung eindeutig bestimmt, und zwar hat sie zum Ausdrucke den
Koettizienten ihrer Negation a, in der Gleichung, sodass ganz un-
mittelbar:
ij) a — cd, + c^d + h,c^d^
als die gesuchte Auflösung nach a erhalten wird.
Dieselbe k5nnte nebenbei gesagt auch in den Formen angesetzt
werden:
o = cd, + i\d -f 6,c, = crf, + 4- b,d, = cd, + c,d + b, (c, + rf,),
die unbedingt mit dem Auadruck tj) äquivalent sind, vergl. § 18,
Die Gleichung fj) beantwortet nun die erste der gestellten Fragen,
and zwar, indem wir sie als Subsumtion vor- und rückwärts inter-
preüren, dahin: wo immer das MerknuU A su finden ist, muss aucfi das
Merkmal C oder das D vorliegen^ aber nidti beide Mugleich, oder aber es
müssen beide eusammen mit dem Merkmal B fiMm; umgekehrt: Wo die
Merkmale B,CyJ) alle drei fehlen, sotcie aitdi, WO von den Merkmaien
C, D das eine ohne das andere vorüegtf da muss atidi das Merkmal A
sitk finden,
*} Die Bemerkung des Herrn Peirce in ' p. 42, Z. 5 o. dass die in
Gleichung t) "'ber a, h, c. d enthaltene Information tsich in: a + crf 4 &c,(?, — 1
insammenziehen lasse, berulit auf einem Versehen. Will man tlie (Jleicining reehti
auf 1 bringen, hat mau uur die Koefh/.ienten vua a und a^ uut»;&utuubcheu, und
eine dufaehefe Fassung als die nachfaerigc //) oder Iftast sich der Auasage
aiobt geben.
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526
Drmidmte Yorlerang.
Des weiteren musa nuu h aus der Gleichung ^) eliminirt werden.
Da die Koefti^ietiteii ac^d, uud a,c,ä, von h und ?>, dasell).st (lisj-:7ikt
sind, Null zum Produkte haben, so besteht die Resultante dieser Eli-
mination einfach in der gleich 0 geseiasten Samme der von b und
freien Glieder in Q, d.h. sie lautet:
i) ac(f + a,c<f, + a^c^d « 0
— eine Gleichung^ »ns welcher die Antwort auf die vierie Frage nach-
her zu entnehmen sein wird.
Mit Rackalcht anf diese Relation *) vereinfacht nun die Gleichung ^)
sich zq:
und gibt dieselbe dem Th. 50^) gemäss regelrecht nach der Unbe-
kannten b aufgelöst:
wobei V eine nnbestimmte Klasse Torstellt Hier IBsst aber nach
Th.334.) Zusatz der in V SU multiplisirende Term a^ sieh mit dem Fkktor
+ *o c,</, ausstatten und geht hernach das betreffende Glied
va^c^d^ im ersten Term der rechten Seite nach dem Absorptionsgesetse
auf, sodass:
X) b a,c,d, + V {c + d)
als ein einfacherer Ausdruck für die gesuchte Auflösung nach b erscheint.
Behufs bequemster Deutung mittelst Worten werden wir dieses
Ei^ebniss — dasselbe für 1; 0 und o « 1 in Anspruch nehmend —
umschreiben in die Doppelsubsumtion:
fi) a,c,d,^b=^a, + e + d,
die aucb gemäss Tii. 4!i^) direkt aus x) herausgelesen werden kuinite.
Damit ist in Beantwortung der dritten Frage gefunden: i\tnn die
Mfrl-nialf A,C und JJ gleichseitig fehlen, so fpdei swh das Merkmal Ii.
und wo das Merkmal 7? sieh findet, da |»i«s das Merkmai C oder €Mch
das D vorliegen, uvnicht A fehlt.
Behufs Beantwortung der vierten Frage könnte man die Gleichung t)
direkt in Worte fassen wie folgt: Die Merkmale A, C utid D kmmum
niciit alle drei zusammen vor und uo das Merkmal A fehlt kann von
dm Merkmalen C und D das eine nickt ohne das andere aufiretm.
Etwas Ober sichtlicher v!«lleicht wird man die Gleichung 1) in ihre
Aut'Utöung nach (i umschreiben mit der sie (weil Elimination von a blos
auf 0 = 0 tührtj iiiiuivak'Ut ^eiu nuiss. Diese Auflösung lautet:
r) a •« cd^ + c,ii + </ ^r, + W,) = cd^ + <',W + «r, J„
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% 26. Anwendungsbciapiele und Anfgabcn.
527
wo 10 unbesfimmt ist — cf. Tb. 33^.) nebst dem Absorptioiugesetze (be-
hufs Rcebtfci H^ninpr der letstToiiaogeneii Kflnung). Oder als Doppeiaab-
sojuUon geschrieben:
{) cd, + c,(i ^ o =^ c, + äf,
Sie lelirt, dass aus der AnmeamüieU von A peadiilosam werdm ham auf die
Ahufesenh^ von wenigstens einem der hridcn Merhnah C, D, und ii]nge>
kehrt, da<^s wo rmi diesen kfzfrm C und D das eine allnn (ohne das andere)
sich vorfindit, geschloF^n) n erden kann mtf die Amresi ftJteit von A.
Zur Übung möge der Leser aus t) ttuch c durch a, 2>, d und d durch
o, ft, c ausdrücken und die Ergebnisse interpreÜren — Aufgaben die auch
Ke Coli Bloh geateUi ICan findet leielit ab BliminatioBmaltante, ver-
«nfachte Gleleliiuig und LOtong:
a^b^d^ = 0, (ad + fl,d,) c + (abd, + a^d) c, = 0.
c ahd, + a,d + uad, oder a//(/, + <i,fi =^ c =^ at/, + a^dj
a,5,<f, 0, (ac + a,c,) d + (aZic, + a,c) rf, «=• 0,
d V tthCf -1- a,c + <atf, oder a5c, + a,c >^ d ^ ac, a,c.
Anmerkuug /Air 1. AutLjabe.
Natflrlich sind die Data unseres l'roblems auch mögliche und
logisch zulässige; denn ihre vereinigte Gleichung e) ist eine Relation,
die keinen Widerspruch involvirt, die nach den Regeln des Kalküls
auf die im bisherigen Aaesagengebiete aUein absorde Behauptung 1 0
nicht hinausläuft.
Unmöglich können aber diese Data, so wie Boole aogibt| ganz
durch Beobachtung (einer Klasse Ton Naturerzeugnissen) gewonnen
worden sein, indem der in der Prämisse^) angeführte Fall ade,f dass
„wo immer die Merkmale A und D in Abwesenheit von E gleichzeitig
anftreteii*^ kraft des Gesamtsystems dieser Prämissen, überhaupt wie
vorgekommen mmi iann.
Liest man n&mlich aus der vereinigten Gleichung i) diejenigen
Glieder herans, welche die Kombination ade, zum Faktor haben, in-
dem man da, wo einer dieser Buchstaben a, d oder e — nennen wir
ihn f&r den Angenblick x — nnvertreten erscheint, sich den Faktor
1, + r„ hinsndenkt, so ergibt sich leicht als die Gesamtheit dieser
Glieder:
od«^ (de, + b,e) + adcde, + a6^c,dtf, «
-« ad«, (be + 6c, + 5,c + b,e,) — ade,> 1 ade,.
In der That ist also nach der vereiuigten Gleichung selbst:
o) ade^ « 0,
d. h. der Fall konnte niemals ?orgekommen sein — ein Umstand, anf
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Dreiiebnt« Vorlesung.
welchen mich anfmerkeam gemacht za haben ich Herrn M. Badorff
in Baden-Baden Terdanke.
Bae Boole'sche Problem ist darnach eigentlich als eine Vexir-
aafgabe an beaeichncD, nnd um Ton diesem ihrem vezatoriachen Cha-
rakter befreit an sein, hatte die An^be yielmehr etwa mit den
Worten eingeleitet werden sollen: „Gesetat darch Beobachtong einer
Klasse Yon Erscheinungen »fer ionst «mf irgend eine Weise am er-
kannte dass . . A
2. Aufgabe Ton Herrn Venn^ p. 487.
Die Miiglieder eines ÄMfsit^tsrais (VerwalttmgsratS; members of a
board) a sind entweder OhU^aü^menbesiteer h (bondholders) oder aber
JMienbesiiger e (shareholders) — d. h. also nicht beides zugleich.
Wenn nun die Ohligatimmbesieer sufällig aße im AnfsidUsrai sind, was
folgt 4n Besug auf diese und die AkHenbesOeer (die h und die c)?
Auflüöuug. Übersetzung der Data in die Zeichensprache liefert:
Aus diesem Präniissenäjstem ist a zu eliminiren. Die yereinigte
Gleichnng desselben lautet:
tt(Pe + h,e,)-^afi^O
und gibt regelrecht aU die Resultante: (fcc + t,c,) 2> = 0, oder:
fcc = 0;
dies heisst: kein ObUgationenbesitger ist Aktienbesiteer,
Noch k&rzer l&sst die Elimination des a aus den beiden Prämissen
sich hier unmittelbar nach Prinzip U ausführen, den Schtoas liefernd:
h =^ bc\ + 6,c', oder & (6c + 6, ( J = 0, de « 0,
wie (»beil.
Auch die be^t»* nllqenmne Methode wird so iu eiir/oliit n Fallen
durch besondre tlen?.* angepasste Kunstgriffe sich ott nach Ein-
fachheit der L()s!iing noch übertreffen lassen.
Herr Venn verwendete die obi^'e Aut^abe zu eirn m ^Ve1t^t^eit /witschen
eifier ,,Klag8e'* von gut in der veibaiün Logik gofeclmhen Studireudeu und
eiuei anderu iu der rechnerischen Logik bewanderten — welcher eklatant
zagnnsten der letstem ausfiel.
3. Aufgabe. (Boole^ p. 118 ISO und 138 ..129.) Das Stu-
dium einer Klasse von Substanzen habe zu den Ergebnissen geführt:
Treten die Merkmate a und 2» zusammen auf, so findet sich das Merk-
mal c oder aber das d. Treten h und c zusammen auf, so findet sich
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§ 26. Anwendungsbeispiele uud Anfgaben.
529
sowo] das Merkmal a, als das ä, oder beide fehlen^ Sooft die Merk-
male a und h zusammeD fehlen, fehlen auch die e und d, und umge-
kehrt Gefragt, was ohne Bfickaicht auf daa Merkmal d von den
flbrigen auegesagt werden kann.
Auflosung. Die Klasse der vSubstauzeu , die ein bestimmte»
Merkmal besitzt, möge für die Zwecke der Kcchnung hier mit dem
Nameo des Merkmals selbst dargestellt werden. So fordern die Prä-
missen, dass:
ah ^ cdf + Cfd, de ^ a<{ + a,<f„ a,5, — c,d,
sei. Aua diesen ist d zu eliminiren, die Resultante nach a oder h
oder e aufsul5sen, das Ergebniss mit Worten zu deuten. Vereinigte
Gleichung des Pramissensjstemes ist:
ah {cd + c^d^) + bc (aii, + a^d) + a,6, (c + d) + c^d^ (a + 6) — 0.
Die Elimination Yon d erfordert den Ansata:
a,b,c + (ahe + afie + a,b,) {abc, + ahc + «f, + he^ ™ 0
zu dessen Herstellung man aus der vereinigten Gleichung blos lieraus-
zulesen braucht: das von d sowol als freie Glied, sodann die Koet'ti-
aicnten, mit welchen d behaftet erscheint und endlich die Koeffizienten
von f/, . Der erste Klammerfaktor zieht sich in bc + a^b^f der zweite
in nh -\- ar^->r zusammen, wonach leicht abc als das Produkt der
beiden erkannt wird. Mithin ist unsre Resultante:
ahe + afi^e — ■ 0.
Sie lehrt, dass die Merkmale a,h und c nie alle drei susammen auf-
treten, auch in Abwesenheit von a und h das e nicht vorkommt.
Elimination irgend eines der drei Buchstaben a, c aus ihr führt
auf: 0 = 0 (/. B. des a auf bc ■h^c = 0). Die Resultante sagt dem-
nach genau dasselbe, wie ihre Auflösung nach irgend einer dieser Un-
bekannten. Die Auflösungen sind, wenn UfV^w unbestimmte Kia^Hen
(von Substanzen) vorstellen, bezüglich:
a = fc,c + 1( + f,) »= 6,c -f tt + = b^c + M6„
analog
J ■« fljC + i r, und endlich c ^ w {a\ + a,b),
oder in Form von Doppelsubsumtioneu:
h,e^a^b, + e„ a^e b ^ + c,, 0 =^ c =^ «6, + a,6.
Sie seigen, daaa wo in Abwesenheit von b das Merkmal c vorliegt^
auch a sieh finden muBs; wo a sich findet aber h oder auch c not-
wendig fehlen wird. Desgleichen, a und h TertBuaeht Endlieh wo e
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Dreisehnte Vorlesnnp.
sieb findet y da mnsB von den Merkmalen a und b das eine ohne das
andere (muss a oder aber h) zugegen sem.
4. Aufgabe. (Jevons" p. 202.)
In einer Manuigi'altigkeit ist Jedes Ding entweder ein b oder ein
und jedes c ist ein b, wotern es nicht ein a ist. Zu beweisen, dass
jedes a ein b sein muss.
Beweis. Prämissen sind: 1 ^ i + c und c =^ 6 + a,. Sie geben
die vereinigte Gleichung:
b^c^ + a6,c «= 0
aus welcher c an eliminiren ist Die Kesultante lautet:
ahj = 0, oder also: a^^b
wie zu zeigen war.
5. Aiif^aho ~ aus dem „Moral scieace tripos" von Cambridge
1870, behandelt vou Jevons'-^ p. 206. Es stehe fest, da^s jedes b,
welches uicht d ist, entweder a sowol als r, oder weder a noch r ist:
und ferner, dass kein r und kein d eiii a und 6 zugleich sein kaun.'^J
Zu beweisen, dass kein a ein b ist
Beweis. Die Prämissen in Formeln eingekleidet lauten:
bd^^ac'{^a^c^, c^(ab\f d^(ab\,
und geben die vereinigte Gleichung:
{a<^ + /u/, + ahn + abd 0.
Elimination von d aus dieser gibt:
abe-^ab (ac, + ö,c) » 0, oder abc + «6c, = 0,
und hieraus BUmination you et
ab^O,
d. h. kein a ist wie an beweisen war.
6. Aufgabe. (McColP p. 21.)
Es sollen x und y eliminirt werden aus den Prämissen:
ax^=^C'¥dy, bx^c + dy-^e, a,5,=^aH-c+rfe„ a + b-\-e^x-^y.
*) In Goätult von „ueithst C tior d is both a and fr** gibt Jevons (eTeniucU
8i hon der Aufgabensteller) diesem letzten Teil der Anfpabe einen inkorrekten
Ausdruck. Ks müste hejgsen: „neither any c nor any d is . . Denn in der
angegebenen Fassung wäre der Siim unstreitig der, dass weder alle c, noch alle d,
a und h sugleieh sein kfinnten, nud würde das Problem, nach den Methoden des
§ 41 behandelt, nicht die Terlaogte Konklurion, Tielmohr nach Elimination des c
nnd d nnr die Resultante: «i, + fr, ^ o oder 4^ 1 liefern, welche blos lehrt,
dasB es Dinge gibt, die nicht a nnd b «ngleich find.
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% S5. Anwendangibebpiele und Anfgab«D. 53 i
Auflösung. In der vereinigten Gleicliung:
«r.Ä-, (rf, + y,) + hc,e,x ((/, + y,) + a,0,c, + e) x, + (a -i- h + c) ^ 0
kommt y nur als y, in der Fom ^ + .ßy, 0 vor, ireshalb als
Reaal taute der Elimination von y anznaeizen i«t ^ «-* 0, d. )i. die
Glieder, welche y, sam Faktor haben, sind einfach wegzulassen. Um
aus dem Rückstände: ^
noch X herauszuwerfen, hat man alsdann das IVoilukt ilt-r beiden KoelH-
zieuteu gleich 0 zu setzen, welches augcusclieinlich gibt:
aüc^d^e^ = 0, oder ab=^c + d-\-e.
7. Aufgabe. (Bool.;^ p. 237.)
Eine Anzahl Tuchmuster lieferte bei der Uutersuchuug folgeude
Kegeln :
Jedes weiss {(r) und grün (//) ^t stri-ifte Stück war auch schwarz (ö)
und gelb (e) gestreift und umgekehrt.
Jedes rot (r) und orange (a) gestreifte Stück war auch mit blau {b)
und gelb gestreift, und umgekehrt.
Was kann ohne Eäckaicht auf gelb geschlossen und Uber grün
ausgesagt werden?
Auflösung. Die Data sind:
wff ^ sc, ra «
sonach in Tereinigter Gleichung:
u'f] (.s, + + sa (//, + + ru {Iß^ + t,) + Oc + f/,! U
woraus e elimiuirt:
wffs^ + rat, + («IT, + Äy, + fcr, + ba^) {tvg + ra) «= 0
oder
Die Resultante der Elimination von g läuft auf die NuUsetzung
des ersten Terms hinaus:
ra (5, + sw^ « 0 oder ra ^ ras ^ fr.
ünablulngig von gelb und grün ist also lediglich zu schliessen:
dass rot und orange gestreifte Muster auch blau, sowie rot, orange
und schwarz gestreifte auch weiss gestreift sein müssen.
Mit Rücksicht hierauf lasst sich nun der erste Term der obigen
von f freien Endgleichung unterdrücken, und gibt dieselbe nach der
Uubekaunteu y aufgelöst leicht:
g — rnft + « | tr, + « + ra) } ,
34*
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532 Dceisebnie Vorlesung.
d. h, die grüu gestreiften Mudtev bestehen auH alleu, die zugleich rot,
orange und schwarz gestraft sind, nebst einer nnbestinunten Menge solcher
(keinen, einigen oder aUen solchen), die entweder nicht weiss gestreift
sind, oder die sehwnn, und zugleich nicht Unu oder rot nebst onoge,
gestreift siud.
Bequemer wird sich dies in Gestalt der Doppelsubsumtion beschreiben
lassen, welche darum für die Einkleidung der Lösung den Vorzog verdient:
ras =^g =^u;, + s{b^ + rä)
und SU erkennen gibt: dass die zugleich rot, orange und schwarz ge«
streiften Master auch grfin gestreift sein mdssen. Jedes grfin ge-
streifte Muster aber muBS, falls es nicht weiss gestreift ist, sicher
schwarz und entweder nicht hlau, oder rot nebst orange gestreift sein.
£s versteht sich, dass vorstehend ein jeder Buchstabe nicht das
Merkmal der betreffenden Farbe, sondern die Klasse der mit diesem Merk*
mal behafteten Objekte in onsrer Mannigfaltigkeit — der Tocbmuster —
vorzustellen hatte. —
Man vergleiche auch die Lottung vorstehenden Problems nach Peirce's
Methode in § 27. Das Ftoblem ist auch behandelt von Grove (Educatio*
nal Times, April 1881), Miss Ladd^ p. 55 . . 57.
8. Aufgabe. (Lambert^ T, 14.)
Wenn die x ohne die o einerlei sind mit den 6, und die a ohno
die X zusauimenfalleu mit den c, wie drückt sich x durch b und e aus?
Auflösung, Data sind:
a,z «V h und ax, e,
also in Tereinigter Gleichung:
X + {a-{'X^)h + a<?,a?, + (a, + c — 0.
Durch Elimination des x ergibt sich zunächst die Ilelution:
al» + + (fl,i>, + c) (6 + ac,) = 0, oder: ab + a^c + hc =^ 0, oder:
ah + ci,c « 0
— vergl. Th. t) des § 18 — wonach die Gleichung sich Tereinfacht lo:
X (fl, + c) + a:, (ac, + 6) «■ 0
und nach x aufgelöst gibt:
= ac, -H 6 + M (a + 6) c, — ac, + b,
indem der unbestimmte Term eingeht.
In Anbetracht, dass hc = 0 ist, also b = bc, + bc = bCf gesetzt
werden kanui läset sich dem ürgebniss auch die Gestalt geben:
« — (a + 6) <?,
und lehrt dasselbe: die Klasse x besteht ans den a und den 6, mit
Ausschluss der e (was wir in § 23 mit a 6 — c dargestellt
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§ S6. AowenduBgsbdipMle und Aufgaben.
533
haben würden» wooach ea mit Lambert's Brgebniss buchstäblich ttber«
einstimmte).
Wie Herr Venn' p. 272 bemerkt, besitzt vorstehende Aufgabe ein ge-
wisses historisches Interesse als einer der frfUiesten Verstieho, logisch c Auf-
Hjnbcn rechnerisch (in Symbolen) zu lösen, und reiht sich unter dem gleichen
Gesichtspunkt hieran auch die folgende von Lambert behandelte Frage.
9. FrUge. Wemi adt^be ist^ ISsrt sich alsdean soUiessen, ^s
^ » j sein mflsse, d. h. wenn die a mit den d die nftmlichen IndiTidnen
gemein haben, wie die h mit den c, muss dann Jede (resp. Uberhaupt eine,
resp. MDe besümmte) Klasse, welche durch b determinirt sich in a tu-
sammenzieht, sieh decken mit jeder (resp. etc.) Klasse, welche durch d
determinirt c gibt?
Wie in den Klammem schon angedeutet, unterscheiden wir mehrerlei
Autfassungen der Frage, für welche alle sie trrn(i>i')id zu beantworten
sein wird. Herr Venn 1. c. konstatirt einen Irrtum Lambert's, welcher,
obwol die Nichthebharkeit beiderseits tibereinstimmender Faktoren in einer
Gleichung schon bemerkend, doch mehr als einmal annehme, dass es sich
also yerhalte (die Frage nttmlioh su bejahen sei). Indessen gibt Venn
selbst, unter ÄusseroDg l erechtigtsr Zweifel, eine nnrichtige Beantwortung
der Frage, indem er ihre Bejahung an die Bedingung knüpft, dass a = c
und b li sei — was sich bei einer jeden der Aulfa.>sungen nicht gerade
als notwendig, eventuell als nicht hinreichend, herausstellen wird.
Um dies alles ao&ahellen, sei die Frage auch hier behandelt, obwol
sie nicht ganz in den die flbrigen Aufgaben umsoUieesenden Rahmen passt:
wir wttnsditen mit § S3 die inrersen Operationen des Kalküls «idgultig
aus unserer Disziplin aasgemerzt zu haben, weshalb wir denn auch die
Untersuchung auf '^'egenwHrtigen Kontext besehranken.
Zur ünter.scheidung von General- und Prinzipalwert des Quotienten
greifen wir auf die Bezeichnungen des § 23 zurück.
0ie PHtanisse, rechts auf 0 gebracht lautet:
ad (ft, + r,) + hc (a, + dj = 0,
oder links nach a, c, d entwickelt
ad (6,<?, + 6,c + 6<f,) + be («,d, + a^d + ad,) — 0 ;
sie leagnet also die Bzistens Ton sechsen der sechzehn zwischen a, c, «2
«md ihren Negationen überhaupt denkbaren Kombinationen, welche die
Mannigfaltigkeit 1 «U<r Müglielikeiten zusammensetzen, wogegen sie Uber
die zehn übrigen K ;>n]biuatiüuen derselben nichts aussagt.
Soli nun abtt itaupi ein Wert von a : : 6 ubüreinstimmeu mit uiuein
Werte von c : : so mUüsen zunächst die beiderseitigen Valenzbedingungen
erfliUt sein, welche lauten: ab, — 0 und c<l, « 0. üm die veremigte
Gleichung der letatem ab, + c(7, 0 nach allen vier Symbolen zu ent-
wickeln, wird man am besten das Th. 33^) Irnks anwenden, wonach sie
die Form annimmt:
ab,cd, + ab, {c, + ti) + cd, (a, + fr) 0,
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534 Drviiehnttt VorlcBQiig.
also
a6,rr/, + ah, (i\d 4- c,?/, + rdi 4- c^/, (o^h + + oh) 0.
fHlitte man statt desson jrdf^s ilir< r iieiJen «ili(»dor mit der iMilwickcbuT^,'
von 1 naoli den beiden andern im hetreflV^nden »iliod nicht vorkouinieuUün
Symbolen geuiüe»» TL. uiulti|jiuiit, bü wäio dui' Term a6,cd, unnötig
zweimal angesetst worden.] Versammelt man nun tiieraas diejenigen
Glieder, deren .Verschwinden dnrcH die Pr&misse nicht ohnehin ^aranttrt
ist, bemerkt man dass es die folgenden dreie sind: ah^rd^^ ""^
a,h,i (/^. Darnach ist i>,d, {ac + ac, + a,c) = 0 oder b^ä^ {a + c) 0,
das heis«t:
n c h + d
die notwfiidiy^e Bedingung dafür, dass ein Wert von fr::b nur OHerbaupt
mit einem solchen von e::ä tilierein^iininiin könne. Da schon diese
Bedingung im allgemeinen nicht eitUilt iai^ und, wie erkannt, gam und
gar nicht in der Voraussetzung liegt, so wird die gestellte Frage für jeg-
liche Auffassung derselben zu verneinen sein.
Nehmen wir nun aber ausser derPrflmisSQ ad^he auch noch diese
Forderung a + <• =^ 6 + (? als erfüllt an, so ist uns nicht nur letztere,
-onderu sind auch die Valenzbedingungen a ^ Ii und • ^ d selbst ge-
sichert, und auftser diesen f-tipnlirt die Prämisse nur noch, da<äs
bä { /' j + n^r^ = 0 oder (« + r) =^ (ir
sei. Die so erweiterte Prftfflisee läuft also auf die drei Voraussetzungen:
• « =^ i>, e^d, (a + c) bd ^ ac
binau.s, deren vereinigte Gleichung das Verschwinden von nennen jener sech«
zehn Konstituenten festsetzt — die im bisherigen sich auch angegeben finden.
Unter dieser Aiumlime können wir nun weiter fraj^cn, ob, oder unter
wekhüii ferneren l>*'dinguuü:en auch jeder Wert von a b mit j'cdct» Werte
von c:;rf übeieiustimmeu wird?
Dies ist nur möglich, wenn diese beiden Ausdrücke eindeutig ausfallen,
nümlich selbst nicht schon mehrere unter sich verschiedene Werte umfossen.
Für den Generalwert des Quotienten von a und h hatten wir in § 23,
)}) den Ausdruck:
a : : Zi » ati, + (a + 6,) u
und soll dieser von ti unabhängig ausfallen, so muss für beliebige «, v sein :
aw, + + h^ u «f, + (n + bf) V,
was rechts auf 0 gebracht: a^b^ {uc^ -f ?f,r) = 0 gibt und für jedes Worte-
paar II, V nur bestehen kann, wenn selber a 0 ist — vei^l. unten
Studie 21. Da nun ohnehin ab, » 0 nach der Vatenzbedingung war, so
haben wir alsdann a 5, + = 0 ndn 5,^0, d. b. 6«1 und wurd
a :: ^ ~ 1 ~ n «;ein mü.,.-on. Analciir (/ = 1 inid r ;: — c.
Die obige Frage wird demnach >icii nur bejahen lassen, wenn
« = c und 6 = cZ == 1
ist; mithin war hier Herrn Venn 's P^ntscheidung, bei welcher h^d nocli
unbestimmt blieb, nicht ausreichend.
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§ 25. Anwciiduugäbüiapiclc und Aufgabuu. 535
Von grösserem Interesse erscheint die Frage, ob oder wann vielleicht
die GcsantlhcU der Werte von a::h sich deckt mU der GesamtheU der
Werft- vnn c : : d?
D'ioi^e Gleiehhoit a : : h — : : d tritt nur dann und sieber dann ein,
wenn anter der oben stipuiirtau Annahme die Gleichung:
a + Mi», -» c + vd^
(Ur ein beliebig ang^ommenes u erfüllbar ist durch ein v und für ein
irgendwie angenommenes v erfüllbar ist durch gewisse u — vergl. § 23,
Letzteres tritt ein, wenn für die (rechts auf 0 gebrachte) Gioichong:
(a + 6,m) c, (d + V,) + a, (6 + «,) (c + d^v) 0
die Resultante der Elimination des fr:
ac^d + a^bc + b^c^du + ",cu^ = 0
iniflusbar i?t nach d. h. wieder, wenn nur die Resultanfo iuidi seiner
Eiiminiition hieraus erfüllt ist. Als die c^osnchto Hedincrun^' linden wir
hieuach schlechtweg die liesultante der Kümination von u nebst v aus der
obigen Gleichung, also:
ac^d + a^be = 0
— eine Gleichung, welche laut Priiuiis&e schon uimehin erfüllt ist.
UiUtr den durch Zuzug der Valenzbedinguugen von a ::b und c :: d
zu der Prtbnisse ad^^he enedtirlen ynraus^^bnai^m wird folglich aller-
dings ans letzterer auch auf die Oeltung der „Proportion*^ a : : 2» c : : d
zu schUessen erlaubt sein, indess auch nur unter diesen Voran >( t/ mgen.
Fragen wir endlich, ob oder wann auch die Haupt werte der beider-
seitigen Quotienten ttbereinstimmen werden, d. h. wann in untrer Bezeich-
nong wirklieh a : 6 » c : 4, oder " j i >^ wird? — unter ebendiesen
Voraassetinngen, ohne welche ja die Frage gar keinen Sinn haben wttrde!
Kach ») des § 23 deckt sich dies mit der Forderang, dass
0 + 6, «s» c-f rf,, oder + + (c + tl,) =« 0,
sei. Da laut Främisbe nchon zwei von den vier Termeu linkä fortfuUeu,
redu/.irt sich dies auf die Forderung:
b^c^d -i- a^bd^ =» 0 oder + «,) b^c^d 4- «,6 (v + c,) d^ == 0,
worin nach den Valensbedingungen abermals awei Terme sich wegheben.
Es bleibt die Bedingung:
ib,d + bd^) » 0, oder b + d^a + c + bd
durch welche den neun schon yerschwindenden Konstituenten noch swei
weitere zugesellt werden. Schliesslich haben wir:
a4^c^ I ^b + c, he ^ (I b ^ n d
aJa den Inbegriflf der erforderlichen Uodingiangen für die Bejahung der
Frage, «l» ^' = ^
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53G Droizobnt© Vorlesung.
10. Aufgabe. (Venn* p. 267.)
Aus einer gewissen Klasse von Gegenstanden liest eine Person
heraus (picks out) die z, welche g sind und die welche nicht m sind.
Aus dem RQckstande scheidet eine andere Person aus die welche y
und die welche nicht y sind. Man findet, dass nur die 0, welche
nicht X sind, diese aber sämtlich, übrig bleiben.
Was kann alsdann über die ursprüngliche Klasse — w möge sie
heissen — ausgesagt werden?
Auflösung. In die Zeichensprache fibersetzt lautet die Prämisse:
w {xß + yir,), {sy + XfX =
— vergleiche das über die Ausschliessung, Ezceptiou in § 23 S. 4!}5
gesagte.
Nacli lUL'iuem Tli. 4G) stellt die liuke Seite sich dar als:
£s lautet also die Gleichnng:
x,y,w — X,»,
wobei die linke Seite zu erkennen gibt: der Erfolg der zweimaligen
Änsscheidnngen war ein&ch die Beseitigung dar x und der y aus der
Klasse der tv.
Da nun die Gleichung, rechts auf 0 gebracht, aussagt:
so haben wir erstlich als Resultante der £limination von w die Relation:
x^y» ^ 0 oder yz x,
(]. h. alle y, wo1< lie ^ sind, mussteu auch x gewesen sein, und zweitens
haben wir als Auflösung:
'w — x^g + tt (« + y)
bei unbestimmtem 11, oder:
d. h. die Klasse w musste sicherlich die z, welche nicht j isiud, alle
enthalten liaben, und konnte nur aus ladividucu der Klassen x,y
und z zusammengesetzt gewesen sein — was auch unmittelbar als
selbstYerständlich einleuchtet
11. Aufgabe. (Mc Coli, Math. Qucstions etc. froni the Educa-
tioiuil Times, Vol. 31, p. 43 und 44, auch gelöst von Herrn Llojd
Taillier.)
Durch licobachtung sei erkannt, dass sooft die Ereignisse a und b
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§ 25. AuwenduDgsbeigpiele und Aufgaben.
537
rosammen eintreten, denselben allemal folgt*) das Eraigniss 6, des-
gleichen das d oder aueh e, ferner: dass, sooft die Ereignisse d und e
beide eintreten, ihnen allemal Torhergegangen*) ist das Ereigniss a,
oder auch h nebst e. • Wann kSnnen wir (aus dem Eintreten oder Nieht^
eintreten der Ereignisse a^hjC oder d) schliessen erstens, dass e ge<
wisslich eintreffen wird, und zweitens, dass e siclier nicht eintrifft?
Auflosunp^. Die Data Jauteu s^wenn a gedeutet wird alü ii-iasbe
der iüüe, wo dad gleichnamige Ereigniss eintritt, etc.):
od«r:
ah (c, + + a, (6, + c.) — 0 ,
woraus durch Elikiiiiiation Yon c zunächst zu ersehen ist, dass ahe^ — 0
oder ub-^c, d. b. das Zusammentreffen von a und h stets von c ge-
tolgt ist, wie dies auch schon die l'rämissen statuirten, sodann tlurch
AutlÜAeu der restirendeu Gleichung nach der Uubekannteu e, sowie e,,
sich ergibt:
a?/c?, =^ e =^ ö + + rf„ a^d -f t,) ^ ^, ^ + + t^-
Die ersten Teile von diesen Doppelsubsumtionen enthalten die
Antwort auf die gestellten Fragen: s tritt sicher ein, wenn a und 6
(und c) ohne d eintreten, und e tritt aaverlässig nicht ein, wenn d
eintritt und entweder a und 5, oder a und e nicht eintreten.
12. Aufgabe. (W. B. Grove, Educational Times 1. Febr. 1881,
6616; Miss Ladd' p. 54.) Die Mitglieder einer wissenschaftlichen
Gesellschaft zerfallen in drei Abteilungen (Sektionen) a, c von denen
jedes Mitglied mindestens emer angehören muss, und gelten folgende
Bestimmungen :
Wer der Sektion a aber nicht der Sektion h angehört, desgleichen
wer der h und nicht der e augehdrt, endlich wer der Sektion e aber
nicht a angehört, darf der Gesellschaft einen Vortrag halten, falls er
seinen Beitrag beaahlt hat, aber sonst nicht
Ein jeder, der Sektion a aber nicht e, e aber nicht a, b aber
nicht a, Angehörende, darf den Mitgliedern ein Experiment Tormachen,
falls er seinen Beitrag gezahlt hat, sonst nicht
Jedea Mitglied muss jährlich den Clbrigen Mitgliedern entweder
einen Vortrag halten oder ein Experiment vonnachen.
*) Meines Erachtens müssten diese Verba des zeitlichen Folgons und Vorher-
gegangenseins wol durch ein auf eine £ey/et<erBcheinung hinweisendes Verbum,
wif nn't denselben Einhergehen** erseist werden — so wenigsteiiB besfigUch des
Ereignisses c
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538 Dreitebnte Voflesang.
Gesuclit der Mioimalznsatz zu eleu Bestimmungen, durch welchen
jedes Mitglied gezwungen würde, entweder seinen Beitrag zu zahlen
oder seine Mitgliedschaft zu Terwirken.
Auflösung. Sei 1 die Klasse der Mitglieder, x die Klasse derer,
die einen Vortrag halten müssen (sonach auch dürfen), y die Klasse
derer, die ein Experiment vormachen müssen, z die Klasse derer, die
ihren Beitrag bezahlt haben.
Dann garantiren die bisherigen Bestimmungen schon dass:
a,6,c, = 0, {ah^ + ln\ } rn^ xz^ — 0, (rtc, + «,c + ija^ = 0, x,fj, = 0
ist, und handelt es sich darum, hinzubringen, dass z, ausgeschlossen
werde aus allen den Teilen der Gesamtheit 1 der Miti<;Iieder, aus denen
es nicht bereits ausgeschlossen wurd^ nämlich aus der Negation von:
r?,/>,c', + \ah^ + b(\ + a^c) x + (ac, + a,6 + <i,c) y + x^y^.
Diese ist:
(a ■i-b + c) {ahc + ",/>,c, + x^) \a<; + f + y^) ^x + y)
in Anbetracht f dass der KoefGzicni von x vollends nach a entwickeli sich
als H (J>^ 4- -L rr^ (h -'- r-) darstellt, wlilireiiil <1er von jt als n<\ + : + c)
schon ebendarnacli entwickelt ist, wonach di(! Xreatioiien diet-er Koettixtenten
sich sofort als abc-\- (t,h^c resp. ac + na-ch meinem Th. 46^) er«,'eben.
iiier sind nun zunächät die beiden Terme <<,^,c',, als iu ihre Negation
(f + & 4- c zu multipUzirende fortzulassoi. Darnach gibt das Produkt der
beiden mittleren von den vier Faktoren:
ahc -4- ncx, + ah< >i^ -f a-,»/,,
wovon der letzte Tenu als Negation des nachfolgenden Faktors x y zn
imterdracken, der vorletzte vom ersten ab^orbirt. wird. Dann erhalten wir
durch Ansmultipliziren leicht: ahc + ^) + j wobei jedoch statt x^p
^'cnommen werden kann: x-^x^y und dann der vom zweiten dieser Glieder
herrttbrende Term in dem letiten Gliede eingeht
Es bleibt:
als Ausdnick jener Klasse^ von welcher auszoscfaUessen wire.
Daher ist der gesuchte geringste erforderliche Zusatz zu den Be*
Stimmungen dieser:
ac {bx + x^y) « 0,
d. h. uWer seinen Beitrag nicht gezahlt hat, kann nicht allen drei
Sektionen zugleich angehören und einen Vortrag halten, desgleichen
kann er nicht den Sektionen a und e gleichzeitig angeh&ren und ohne
Vortrag zu halten ein Eiperiment vormachen^.
Uütte man oben die Koeffizienten von x und y mittelst AosmultipU»
zirens von (w, + b) {ir, + r) |^<r, + a) resp. (<i, + c) (« + h^) (a + r,) negirt, so
Digitizeci by GoOgl''
§ 25. Auweaduugdbciüjiiclti uud Auig.ibuu. 530
konnte niese Aufgabe scholl in § 18, als j,) gebnusfat werden, da sie eine
Elimination oder Berechnung einer Unbekannten nicht erforderte.
13. Aufgaben. Unter dieser Nummer geben wir eine lleilie voit
leichteren Kechnangsaafgaben.
«) Man bringe die Gleichung x = a rechts auf Null, löse sie alsdaun
systematisch nach x auf und ttbenseuge sich, dass der nnbeBtimmte Term
eingeht.
/J) Aus der Gleichung «a; + = 0 soll x elimiuirt [und berechnet]
werden. AnflOsnng; die Resultante ist: h^Q. [Damadi wfirde sich be-
rechnen: SB tia,, d. h. «,.]
y) Analog x und y aus der Gleichung
zu eliminiren etc. Resultante: t:^Q, Berechnen wUrde sieh darnach:
XiBfia,, = t?t, oder a?«^'*,, U^^r
6) Wenn (t = i J> \\r\A h = i/a, so i:it durch Elimination von x und i/
4U zeigen, dass <i = h sein muss.
Anstatt das systematische Verfahieu an/.uwonden, kann m.iu lucr üinh
mittetst Durchmultiplizixens der Pxttmisson schliessen, dass
ah = xbb = xb = «, ba yaa = ya = b^ souach ab = 'i ~ 0
«ein nittss.
«) Ans ax^h das x zu eliminiren und sn berechnen.
Resultante: afi^O^ LOsung: x ^ & 4* tfa,, resp.
Durch beiderseitiges Multipiiziren der Prämisse mit und Vergleiclumg,
erkennt man auch direkt, dass ab = b sein mussj doch gibt das syste-
matische Verfahren Oewissheit, dass man hiermit die volle Resultante
besitie.
Nach X aufzulösen die Gleichung:
(ab -i- a,b,) Jr + («6, + a?, « 0.
A aflOsung: x ^ ah^-\-a^h, (Resultante: 0 0.]
ijl) Desgl. a^h^x + {jub^ + a,i>) = 0. Aufl. x = «6, -f- «,// + uab.
Man zeige, dass aus der Gleichung:
-f (',) j: + {(IC + a^h) j\ =0, wo ah^r + 'i,f><\ = 0
.-ein wild, sich y~~>(c-^ti^b völlig <nnili!u1i^f lic.sliinmt. Mau sieht: dio
Bedingung S. 463 in a) dc^ § 21 braucht nicht etwa aualyti»üh eriülU
sein, sondm es gcuagt, wenn sie nur erfttllt ist kraft der Resultante.
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Dreizehnte Vorlceimg.
i) Dagegen für (d, + c,) « + a, (h + e) d?,. wo a, (&<r, + &,c) = 0, wird
X tssa (b + c) + übe irgendwie xwiaohen (6 + und a, (64-0) + &c
liegen können.
») (Boole?) AuB a& + xah^ + ya,& + a,6, « 0 elimioiro man js, jf.
Die Resultante heisst /> + = 0, oder a 2» » a,. Mit Rttck-
sieht darauf vereiuÜEkcht die Gleichung bicL zu xa + //a, => 0, woraus
X = «dp if ^ va odw ff ^ a,, jf ^ a sich berechnen würde.
1) Das Gleichungenpaar nach o; aufzulösen:
a = «6 + (a + &), 6 = + a", + 6).
Dio Wurzel ist: == nr + n (a 4- , und ergibt sich keine Rnlation
zwischen n und b. Die zweite Prämisse deckt sich mit der ersten —
vergl. § 18, o,).
(i) (De Morgan* p. 123.) Zu zeigen, dass aus den Prümis^en-.
„Jedes (i ist ^ oder c und jpde«^ ist r/" Adw Sehluss in Bezug auf nur
zweie der drei Klassen a, b, t gebogen werden kann.
Auflösung, tt =^ 6 + c, c =^ a gibt ^lh^c^ + a^c = 0 als vereiaigle
Gleichung. ElinuMÜon toh a allein, desgleichen von e für sU^, führt
attgenaoheinlieh nur auf 0 « 0, als der Yollen Besaliante. Die von b fBhrt
blos auf die sweita PrBmisse zurflek.
V) Venu'' p. 13. Die Data zu vereinfacheni
Resultat: sy « 0.
14. Aufgabe (nach Venn^ p.270 den deutschen Schul verhaltniaaen
angepaast).
Wir beschranken nnsre Aufmerksamkeit (confine oorselves) auf
die Schaler der Mittelschnlen einer Stadt als da sind:
a « Gymnasiasten und « Realschüler.
Bedeutet h die welche HebiSisch und e die welche Englisch hatten,
so soll Ton der Kategorie z der bei den Promotiousprüfungen durch-
gefallenen, der silaen bleibenden oder niehtpromovirten Schüler bekannt
sein, dass — was der Leser sicli leicht in Worte fasst:
a; =^ a6, + a,c, ax^b + c, cx=^ab
ist. Man ermittle diese Klasse.
Auflösung. Unschwer flberseugt man sich, dass der Faktor,
welchen z in der vereinigten Gleichung erhält:
ah + a,c, + ah^c, + a,c 4- 6,<J — 1
ist, und die^e dich zu: x = 0 vereinfacht. Mithiu sind alle promo-
virt worden.
üigiiized by Googl
§ 26. Anwenduagsbeispiele und Aufgaben.
541
15. Aofgabe. Venn^ p. 268 — desgleichen.
Bei einer Rodeni Schflleraiifgabe bedeute x die Knaben , die
HSdcben, a die primiirien, h und « die an einem bestimmten Unter-
riehtsgegenstand, z. B. Griecbiscb resp. Literatargeschichte teilnahmen.
So soll ans der Angabe:
fi = hx +
die Unbekannte x berechnet werden.
Aaflösnng. Man findet:
X'^ae^ + a,c + « (ad + 0,5,),
wo u unbestimmt; d. h. die Knaben zählten suTorlassig in ihren Reihen
die sämtlichen prSmiirien Schulkinder, die nicht Literaturgeschichte
hatten nebst den nicht pi&miirten Schulkindern, die Literaturgeschichte
hatten; sudem Tielleicht irgendwelche primiirte Kinder die Griechisch
hatten sowie ev. nicht prämiirte Kinder die kein Griechisch hatten,
doch jedenfalls keine andern.
16. Aufgabe. Venn^ p. 2Ü2 — auch Math. Qucst. Vol. 34,
p. 35 und 36. (Lösuiigeu von Ilarlej, Matz, Mc Coli, Genese,
u. a.) Bei einem Klub bedeute
X Mitglied des Finanzausschusses (^tinancial Gommittee)
y « ^ der Bibliothekskommission (iibrarj „ )
« « „ des VerwaltungBausschnsses (general „ },
8o sollen die folgenden (in Worten an gebenden) Klubregeln;
^=€^> y^^^y jpjr — 0
vereinfacht werden.
Auflosung. In der vereinigten Gleichung:
laest zuerst der Faktor je, sich nnterdrficken — indem man in den
beiden lotsten Gliedern linkerhand sich y als gemeinsamen Paktor
ausgeschieden denkt und in der Klammer das Th. 33^) Znsata an-
wendet, die Klammer hernach wieder auflösend. Alsdann aber ISsst
unmittelbar das Th. i) des § 18 sich anwenden und entsteht:
zz^ + = 0 oder x^m nebst yz » 0,
was wieder in Worte zu fassen.
Venn findet dies mittelst „Kntwiekelnng*^ der einzelnen Tcilanssagen
nach y und e tind aadihedger Zusaramenziehung der Ergebnisse, welch
letztere, wie er nicht ganz imricbti<( bemerkt „is purely a matter of tact
and skill, for which no strict rules cau be gWeil*^
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542 Dreiätehnte VorlCBüng.
17. Aufgabe. Venn^ p. 14.
Gegeben;
ff -^h + c, h=^c + (i , c =^ d + a, d =^ a + h .
Welche Bediuguug muss miudestens hiuzugotügt werdeu^ damit
ah^d sei?
Anfldsnng. Die Forderung abd^ — 0 gibt, nach allen vier Sym-
bolen entwickelt:
In der vereinigten Gleichung der Prämissen:
4- bc^ä, + cd^a^ + da^h^ = U
ist aber das einzige Glied in welchem ahd, als Faktor stecken kann,
weil es von a, sowol als und d frei ist^ das zweite, und dieses garan-
tirt, dass nbc^d^ + a^hc^d^ =^ 0 ist. Demnach ist der zweite Teil der
entwickelten Forderung bereits ohnehin erfüllt, und braucht nur mehr
noch stipultrt werden, dass: abcd, ss 0, das heisst ahe ^ d sei. —
18. Aufgabe. Man eliminire und berechne x aus der Sub-
sumtion:
aa- + bx^ + c =^ ax + ßx, -h y .
Auflösung. Homogen gemacht lautet dieselbe Prämisse:
(o + c)x + {b + c)Xf «4 (« + y)* + (ß + y)^i
und wird dieselbe rechts auf 0 gebracht, indem man ihre linke Seite
mit der Negation der rechten multipliairt» Nach den Theoremen 38),
36) und 46) l&sst sich dies unmittelbar hinschreiben in Gestalt von:
(a + f ) ./ + b + c I /J, 7, = 0 ,
woraus nun als iiesultante der Ehmination von x folgt:
(ab + c) a,fty, = 0, oder ab + c^a-k- ß + y,
und als Auflösung :
— (6 + c)fty, + «<i,c, (a + y) ;
oder in Form einer Doppelsubsumtion beides vereinigt;
{b + a^c^ + a + Y,
oder auch:
(a + e)ü,r,^x,^b,c, + ß + y,
19. Aufgabe. Eliminire und berechne x aus der Gleichung:
ax + br,-\-e ^ ar + ß.r^+y.
Auflösung. Elechts auf 0 gebracht und homogen gemacht lautet
die Gleichung:
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S 25. Anwenduugsbciapicle unJ Aufgaben.
543
( (fl + <j)«f,y, + r/,r, ia+y)\x+ {^h + c)ß, y, + h, r, {ß + y) ) j:, c= 0 ,
woraus die Resultante folgt:
(ab + ()a^ßj, + \^nb^a^ß + + o^h^c^aß + y) = 0
uud die Auflösung:
X— {(i, + c)fty, + 6,(!,(/} + y)J +«(a + f + «,y,)(fl,c, + a + y)
oder:
(fc + c fty, 4- + y) =4 =^ (fl + f) (« + y) + a,r,«.,y,.
20. Aufgabe. Die Gleichung h xa-k-ya^ nach x und y auf-
KoloseD.
Auflösung. Rechts auf 0 gebracht lautet die Gleichung;
«(6,« + 6a:,) + + ^//J =
Der erste Teriu, gleich 0 gesetzt, ist die Üesultante Uei Elimination
von y, ebenso der zweite, gleich () •gesetzt, die Resultante der Eli in i-
natioii von x. Da Elimination heider I'iiliekannten auf die Identität
<> = 0 führt, so l)rauflit zwiselieii a und }> keinerlei Kehition zu be-
stHliuii; vielmehr können diese beiden (iebiclo vr.lli«^; nach lieiieben
angenommen werden. Auflösung der ersten Üesultante nach und
der letztem nach gibt endlich:
X » a5 + + 6) — ä6 + ah) « ai> + «a, ,
y « <i,ft + v{a + 6) «■ afi + v{a + a,6) — a,6 + 1?« ,
für willkürliche t;. In der That stimmt die Probe:
h ti=B (ah + ua^)n -f (fi,b + va)a^ ,
und ist damit, wenn mau nur noch die Namen 6 durch x,y ersetzt^
die Formel des Th. 42) systematisch aufgefunden.
21. Studie. Soll es mindestens eine» Wert von x geben , fKr
welchen die Gleichung besteht:
aX'^hx^^O,
so — haben wir gesehen muss ah^O sein. Welche Relation aber
die Koeffizienten h erfüllen mfissen, wenn die Gleichung fdr jeden
Wert von x Geltung haben soll, ist auch nicht schwer zu sehen.
Dieselbe lautet; a + & ««• 0 ,
d. h. die Koef'fieienten müssen dann beide schon einzeln gleidi <' sein.
Insbesoudri? muss nämlich alsdann die Gleichung auch tiir u; = 1, .so-
wie für X = 0, gelten , was als notwendig z,u erfüiiLnue Bedingung
0=0 nebat /» 0 lii^fort, und das g» nü<it auch, um die Gleichung zu
einer allgemein geiieuden Formel zu macheu.
Dreisfthnle Vorlesang.
ÄDalog mnsate bekanntlich ahcd=>0 sein, wenn ein Worte-
paar Ton x und oder auch deren mehrerei geben eoH, für welches
die Gletchnng:
aafy + + ex^y + rfÄgjf, «- 0
riehtig wird. Soll diese Gleicliung aber f&r jedes Wertepaar x, y, noW
sie aUgemein gelten, so ist:
a + b + c + d ^0
dafür die notwendige und hinreichende Bedingung; wieder Diüssen
dann also alle Koefifixienten für sich Terschwinden, je den Wert 0 haben.
Behnfe Nachweises bilde man aus 1, 1, 0, 0 alle erdenklichen Werte-
paare (1,1; 1,0; 0,1; 0,0) und setse sie für x nnd y — oder anch:
man erteile nar dem y die Werte 1 resp. 0 imd yerwerte fUr die
stehen bleibende Gleichung in x, die dann noch für jedes x winl
gelten mfisaen, das Ergehniss der Torhergebenden Überlegong.
Analog für noch mehr Variable.
22. Aufgabe.
Die Gleichung:
auv + fett», + cu^v + du^v^ abcd + »(a + 6 + c + <!)
ist, wie wir in § 19 unter Tb. 48) Zusate gesehen hahen für irgend ein
w erfüllbar durch gewisse Weriepasre w, V und für iigend ein Wertepaar
U, V erfüllbar durch wisse ic.
Eäi soll die Bedingung (Relation zwischen a, &, d) dafür aufgesucht
werden, dass diese Gleichung auch fUr ein irgendwie angenommenes Werte-
paar «, w besteben (d. b. dvrch ein u erfflUt, nach u aulgeUlst werden)
könne, resp. fQr ein beliebiges Wertepaar ii, w (erfQllbar sei dnroh ein v),
Auflösung. Man eliminire zunächst v aus der rechts auf 0 gebrachten
Gleiobong. AU Besultante stellt sich nach einiger fiecbnnng h«rans:
afi^(e + d)iiw + ah(c, + ä^)uw, + (a + &)r,<f,«,w + (a, + h^)edu^w^ » 0
nnd da dieselbe nun für jedes irgendwie gedachte Wertepaar w Geltimg
haben soll, so muss — cf^ vorige Studie — sein:
nMc + d) + ah{r^ + rf,) + (a + b)t\d, + (n, + 6,)<rd = 0,
das heisst:
a + h e+ d nebst ab^cd»
Die Resultante der Elimination des u ergibt sich analog, bequemer
aber, indem man vorstehend « mit v und xugleich b mit e vertauscht Zu
deren allgemeiner Geltung in v, w würde sonoob erforderlich sein, dass:
a + c 5 + d und ae — ■ hä
ist. Die vereinigte Gleichung der beiden Ergelmisse, m. a. W. das System
der Forderungen:
a + Irwc + d, a + c^h + d^ ae^bd^ ab^ed^
welches auf a » d, b hinausläuft (Aufgabe, dies nschanweisen),
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§ 25. Anwendungsbeispiele und Anfgaben. 545
stellt die Bediognng dafür vor, dass von den drei Symbolen tv irgend
nrrlr ganz beliebig angenommen werden können, ohne dass der Bestand
Uei* ersten Gleicbung gei^hrdei wird. —
23. Aufgabe (Boole* p. 144).
Die liingelwUrmer (Anneliden) sind weicbleibige Tiere und eutweder
nakt oder in einer Rfibre eingeschlossen. Andi besteht die Ordnung der
Ringelwttrmer aus allen wirbellosen Tieren, welche rotes in einem doppelten
GefitoSBysteni zirkulirendes Blut haben.
Bedeutet a «b« Anneliden, <9 = weicbleibige Tiere (softbodied auinials)
fj = nnkt, f = in einer Röbre (tnbe') nin^cschlnssen, ? = wirbellos (inver*
tebrate), r = rotes in etc. zirkulirendes Blut habend, so werden:
a sin 4- 0 1 a «B» fr , nebst = 0
(was als selbstverstSndlich eingesehloaseii) die gegebenen Propositionen sein.
Qesetzt wir wQnschen nnn su erfahren, in weloher Weise die Klasse
fi( = tr der weichleibigen in einer Tiohre ein;:reschloEi?ieneu Tiere sich '/n-
."«aninieusetzt aus den Klassen r, m, t der rotblütigeUi der nakten und der
wirbellosen Tiere.
So werden wir zuerst aus der vereinigten Gleichung der Prüraissen:
a(*, + w,/,) + a(*, + r,) -|- a,tr + nt ^ 0
das a eliminiren. Die Besaltante ist:
ni + (»g + »,<,)ir — * 0.
Und diese Gleichung werdm mr mit der btnsngekommenen:
w^st + ic{s, + = 0 •
vereinigen. [Die Elimination des a knmitn hier vor dieser Vereinigung er-
folgen, weil a in der hinztitretenden Gleichung w = si nicht vorkomait.|
Ans der vereinigten Gleichung ist alsdann s und t zu eliminiren. Die
Resultante der Elimination xnnSohst des s lautet:
nt + «,/,•> + 10*, + w^tir = 0 ,
sodann die anch yon ti
(n + «f^ir) (w 4- »,«r) = 0,
oder:
HW + n^ir10^ •= 0.
Und diese Gleichung ist nun wiederum nach vf als Unbekannter anfsolösen.
Es wird:
st =z w => njir + u) ,
worin ti eine unbesf iiumfc Klasse bedeutet; d. h. Die Klasse der in oino
Röhre eingescblo-sonon weicbleibigm Tiere he^teht aup den nielif naktpu
wirbell' »i^en roLblütigeii 'l'iert'U nebst einem uubestimmten iieste von nieiit-
nakten Tieren. Das UesuUal befindet sicli, wie man leicht nachweisen
wird, in Oberoinatimmung mit dem von Boole in der weitlHufigeren Fassung
w == n^ \ ir + M(ir, + /,) j
dargestcUieu Ergebnisse.
Scndiin» Algcbi* dM Logtk. 86
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546 Dreiidmto 7orlMDng.
Benennte man anch , s^t und je mit einem eigenen Buchstaben
(gleichwie vorliin st mit ic) und brächte das gleiche Verfaliren geiiiilsN dnin
Th. 50^) Zusatz — in Anwendung, so würde sich in Einklang mit liooie
ergeben:
8t, = nir + u(i, + r,) , s,l^ «».(i, + r.) , f, — u(i, + r,)
(wobei nur u jedesmal wieder von neuem eine unbestimmte Klasse vorau-
atellen hstie) welche Eeeultate zu deuten wir dem Leser (iberlassen.
24. Aufgabe (Venn» p. 310).
Gegeben » gxt^ h] es soll c^xy durch a und h aoe-
gedrtlekt werden.
Auflösung. Aus d«r vereinigten Gleichung der beiden ersten
i'rümisseu:
a^ye + + <s',) + \xz + h{x^ + i?,) = u
eliminire man zuerst welches ja in der dritten Prämisse nicht vor-
kommt Aus der Resultante:
a + 5aJ, + (ff,y + ft.x) (a + 6) — 0
und der dritten Prämisse bilde iiuin sodann die vereinigte Gleichung:
ay^ + 6a;, -i- afiy + a6,ii; + c^xy + + y^) = 0
um aus ihr noch x und y zu eliniiniren, schliesslich c zu berechnen.
Die vorstehende Gleichung^ wird die volle Uesultante der £iimi-
natiou des s aus dem System der drei Prämissen, resp. aus deren ver-
einigter Gleichung, uns vorstellen, weil die Terme, die von vornherein
vom EUminanden frei sind, immer unverlndert in die Resultante über»
gehen» Elimination von y gibt:
h»^ + ah^x + cx^ + (a, 6 + r,a:) (a + e) = 0 ,
oder:
afic + a(6, + c^x + (6 + « 0
und hieraus die von xi
afic + o(6c, + 6,c) « 0 ,
oder
(aft, + ö,6)c + dbc^ 0 .
Da die Elimination von e hieraus auf 0^0 fthrt, so braucht zwi-
schen a und 5 keinerlei Relation zu bestehen und konnten diese Klassen
von vornherein beliebig angenommen werden, so lange x und y unbe-
stimmt gelassen wurden. Nunmehr bi rechnet sich:
oder
was EU finden war.
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% 25. AnweDdangsbeitpiele und Aafgftben. 547
Anmerkung. Um x and 1/ auf einnial zu eliminireii, wäre freilieh
ein einfoeheree YafUiren das gewesen, dass man in das Qberseliiebend ge-
bildete Produkt der beiden orsten Gleichungen zaty = nh den Wert von
seif (= c) aus der dritten Prämisse einsetzte. Aus dem Ergebniss cs~ah
schliesslich z eliminirend erbSlt man aber blos: ahc^ = 0, woraus zu er-
kennen i.st, dass jenes Erj^'ehniss nicht die volle Re5?ultante Seewesen. —
In andern Fallen mag ein Kunstgriff schneller als das systematische Ver-
fahren aaweilen auch sur vollen Resnltante fuhren, dooh ist das leUtere,
selbst wenn es weitlftufiger, yortuiiefaen, eben weil es nns Uber jene Frage
nieht im Ungewissen ISsst.
Wäre xp^-hx^y zu suchen gewesen, so hatte sich ergeben:
also:
Für x,y^ ebenso : (« + 6)e — 0 , e tta,6, .
Für f — xy^ desgleichen: af -4- a,6/, = 0 , / = a^ih -f «) .
Und dergleichen mehr — wobei natürlicli die Symbole u der ver-
si b irdenen Lösungen beliebige aber uiciit von einander unabhängige
üedeutungen haben« —
25. Aufgabe. Unter Elimination von x die Funktion l = fp{x)
auszudrücken durch die Koeffizienten der Gleichung f{x) = 0.
Auflösung. Sei entwickelt:
w« also
« = /•(!), h^m, a = 9>(l), ß-^m
gegebene Parameter vorstellen werden, so haben wir die letzte Glei-
chnng recht« auf 0 zu bringen:
- ans ihr nnd der andern die vereinigte Gleichung za bilden;
also entwickelt:
{ax + hx^ (t + Q + t(a,x + ß,x;) + t^ax -f ßx,) = 0,
sodann x zu eliminiren, und die Uesuitaute:
{a(<+ 0 + «.< + «M + 0 + A< + - 0,
oder
(a + a.) (6 + i + (a + a) (6 + /J)*, = 0
nach der Unbekannten t anfzal58en, nicht ohne dieselbe zuvor auch
eliminirt zn haben. Da
(a + «,) {b + /i,) {a 'i-u){b + ß) = {a + a^a) {h + ß^ß) = ah
86*
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548 Dreisebnte Vorlesung.
ist, haben wir als Resultante nnr die alte Yalenxbedingung:
welche auch schon ausj der Gleichung /(ä;)«0 zu ersehen war, uiul
sodann:
als die gesuchte Darstellung.
l ist demnach gelegen zwischen
aß -bin \ aß und ffß + ba+^a^a + h,ß
(in welcher Summe der Term aß einging — vergl. § 18, Th. t).
26. Aufgabe. Analog unter Elimination von x,if durch die Koef-
fisienten der Gleichung:
die Funktion t^(p{x,y) auszudrücken.
Autlösung. Entwickelt sei
f(x, y) — = axy + + ex^y + <fa?,y, =- 0,
y) = «i»?y + /5«y, + ?^,y +^^1^1«^
80 hat man wie vorhin zu Terfahren: die letzte Gleichung rechts auf
0 gebracht mit der vorigen zu vereinigeUi dann ^r^ y herauszuwerfen
und die Resultante nach t aufzulösen. Sie lautet:
(rt 4- «,) ih + (c + y,) {d + d,)t + {a + «) {b + ß) {c + y) {ä + d)f^ = ,
gibt bei Elimination von t die alte Valeuzbedingung: «
abed -i 0
und aufgelöst:
+ a) (6 + (<J + y) (d + d) +fi(ö,« + b^ß + c,y + c/,d),
worin u unbestimmt bleibt. —
Ähnlich ISsst sieh die Losung bei beliebig vielen Eliminanden
x^y^z,... hinsetzen.
27. Aufgabe fiMiss Ladd' p. 58.. Ol).
Die Werktage der Wocbe sollen kurz nüt
Mo., Di., Mi., Do., Fr., Sa. .
be^eiubnet werden.
Sechs Kindern er, b, c, d, c, / wird zugemutet*), dass sie folgende
Vo r h c h r i t te 1 1 I > c f i » 1 »* n .
1'*) Am Mo. und l)i. dürfen nie vier«; (^oder mehrj zusammen ausgehen
*) Die armen Kinder! — wird man freilich sagen.
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§ 26. AnwODdungaboispiele and Aufgaben. 549
2^ Am Do.^ Fr. und Sa. dfirfen niemals dreie (oder mehr) daheim bleiben.
3^) Am Di., Mi. und Sa. mflssenj wenn b und e beisammen sind,
auch <h bf e und f beisammen bleiben.
4^ Am Mo. und Sa. darf h nicht ausgehen, wofern nicht d zuhause
bleibt oder c, e und f zuhause bleiben.
b und f beschliessen zuerst, was sie thon wollen, und c trifft seine
Entscheidung Yor a, d oder e.
Zu ermitteln ist erskns, wann e ausgehen mnss, etmtcm, wann es
daheim bleiben muss, mithin drittens auch, wann es verfahren kann
nach seinem Gefallen.
Auflösung. Man lasse a auch bedeuten die Klasse dej- Falle
oder Zeiteij, in wclclieii das Kind d ausgeht, suiiaiii a^ die Klasse der
Fülle ü>lt-T Zeiten , in welchen das Kiud a daheim va u cilt und so
weiter. Kbeiisu lasse man Mo. bedeuten die Klasse der Fülle, in wel-
chen „es Montag ist^', d. b. die Klasse der auf einen Montag fallenden
Zeiten, n. s. w,
Al.-(iann fuidein die beiden ersteu Vorschriften, dass sei:
1**) (Mo -I- Di) {abcd + nhce + abcf+ aide + ahdf-\- ahcf-l- »cdr ■{
-r ucdf + ücef + adcf-\- hcde + bcdf -f hcef + bdef + cdef) — Ü,
2**) (Do + Fr + Sa)(ö,^*,f, + rt,6,d, + r, + ^.ft/, + fl.c.rf, +
+ t»,c,/; + a,<2,c, + a,d,/; + o,e/, + fr,c,d, + 6,c,c, + + i»,</,«, +
In der Tbat soll die Klasse der Fslle, wo es Mo. (oder Dl) ist nnd
KUgleich die Kinder a, 6, c, r/ zuaammea ausgehn, eine leere sein, was durch
(Mo + Di) • ahcd = 0 auszudrücken; etc.; ebenso soll die Kla^-e der /eiteu
eine leere sein, wo es Do. (oder Fr. oder Ra.) ist und die Kinder (/, c
zusammen dalitnin liloiben, was durch fDo + Fr + Sa'^ nh^r^ = 0 pich aus-
drucken wild, etc. Dass an den betretleuden Tagen nicht mehr als viere
ausgehen, bezüglich nicht mehr als dreie daheim bleiben sollen, braucht
nicht besonders formnUrt zu wwden, indem die aus dieser Formulirung zu
unterm Ansatlfi hinzutretenden Torme ohnehin von den bereits angesetzten
absorbirt werden müssten, wie abcde von alcd^ wie n^b^c^d^ von etc.
Ferner ist 7.n bemerken, dass im Sinne der Anr.'ib't.'^tellorin die
sämtlichen Kinder etwa in einer und derselben Pension uiiter^rt braclit zu
denken sind, sodass diejenigen, die daheim bleiben, dann auch „beisammen"
bleiben, und diejenigen, welche ausgehen , dies ebenfalls „zusammen** thun.
Die dritte Prämisse schliesst für gewisse Tage die Fälle aus, in
welchen b und c beide aus oder beide daheim sind, falls nicht (oder
„ausgenommen", wennj zugleich a, 6, e und / beisammen bleiben. D. h.
sie fordert:
(Di + Mi + Sa) (6c + &,c,) {abef+ afi,e/X — 0.
Die Negation im letzten Faktor kann uach meinem Th. 46) als die-
. y 1. ^ . y Google
550 Dreisehnte Yorleaang.
jenige einer nach b eutwickelie Funktion ausgefObri werden, wodurch
derselbe wird:
und dies nach Th. 45) mit dem ebendaruach schon entwickelten vor«
hergehenden Faktor multipliEirt^ verschafft unsrer Prämisse die Form:
3^) (Di + Mi + 8a) {a,hc + hce, hef, + a6,c, + ft,c,fi + — 0.
Dia letütu i'iämisse ist in Formeln:
(Mo + Öa)6((^, + e.e,/,;, = 0
oder
(Mo + Sa)W(c + c + — 0.
Multiplizirt man liier mit dem ersten Faktor au:^ und berückbichtigt, .
dass nach der »weiten Prämisse: Sa-c,e,/, = 0 iat, so kann mau mit
Rücksicht auf: c 4- c + / + C^e^f^ ««= 1
im zweiten Teil vereinfachen:
Sa.(c + e + /) — Sa-(c + e + /'+c,c,/;)«= Sa-1 i= Sa.,
sodass
40J Mo-hd{c + e + f) + Sü.'bd = 0
der Ausdruck der vierten Prämisso wird (wie auch direkt einsusehen,
da das Daheimbleiben e^e/^ am Sa. schon aasgeschlossen ist).
Zunächst ist erforderlich, a, d und c zu eliminiren [vergl. den
Nachsatz unter Prämisse 4^) im Text der Aufgabe].
Der Teil der Primisseo, welcher schon frei von diesen ist, lautet:
2*) (Do + Er + Sa)6,<!,/;— 0,
3') (Di + Mi + Sa) (6c/, + h^cj) « 0 ,
wobei 1^) und 4") keinen Term beisteuern. Die Somme der linken Seiten
von 2') und 3') ist jedenfalls ein erster Bestandteil in dem Pol^mom der
gesuchten Resultante.
Miss Ladd entnimmt nun weitere Bestandteile als Eliminationsergeb-
uisso ans don einzelnen Paaren von Pi-ämissengleichungen, wobei sie indest
einige Paare ^ — wie (l) mit ^4), etc. — übergeht.
Da nach § 22 S. 470 diea immer insofern bedeuklich ist, als maa
riäkirt| nicht die volle Kcsaltante zu bekommen, eliminiren wir lieber sy:>to-
matiscb aus der ,tVereinigten" Qleiehung der vier PrSmissen (su welcher
man dieselben im Geiste leicht susammenzieht) — wenn auch mit mehr
Schreiberei — erst « ^ .lami dann c (wenn man will, unter Beiseitelss-
K'infT der vorstehend schon hervorgehobnen Terme, welche sich ja unvcr-
.■iiulürt eiliallon müssen — oder, weil es Knbcqnfsm , auf sie besonders
achton zai niü- fii. Hf^ber unter Mitantiihrniii: driselhciil
Die Kesuluiutü der Elimination vou a enüiiili, gleich 0 gesetzt die
Summe aller, der Glieder aus den vier Pr&missen, welche weder a noch 0,
zum iUctor haben:
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§ 25. ADwondungsboispiele und Aufgabeu. 551
0 » (tfo + Di) (hede + hedf'{- heef+ hdef+ cdef) +
+ (Do + Fr + Sa) + 6,c,c, + b,c/, + ft,d,e, + + b^ej^ + c,d^c^ +
+ c,d,/; + c,e,/; + d,c,/;) +
+ ipi + Mi + Sa) Q)ce^ + hcf, + b^c^e + b^c^f) + Mo • bd(c + e + / ) + Sa • 6d +
plus dorn Produkte aus der Summe der Koeffiaie&ieii y<m a in die Summe
der Koeffizienten von a,, nämlich:
+ [(Mo + Di) (bcd + bce + hef-^ bd€+ bdf'\'h€f'{-€de-i'Cdf+cef+def)'h
+ (Di + Mi + Sa)&,<;,] . [(Do + Fr + 8a).(6,c, + ^<^, + fe.e, + fc/, + c,d, +
+ + c/, 4- d,c, + d/, + c,/i) + (Di + Mi + Sa)6c] .
LeUieres ist zunächst ftuSKunraltipliziren. Nennte raan es kurz
{Ä + B\ [C-i-U] = ÄC + ÄD + BC+BD,
so verschwindet nicht nur BD, sondern, iccil das Produkt je zweier ver-
scJiirdencn Woclicnlafjc 0 ist auch AC^ und aus demselben Grunde verein-
lachen die stehen bleibenden Glieder ÄD + BC sich zu:
Di {bcd + bcc + bcf) + öa • b^c^
mit Rücksicht auf da.s Absorptionsgesetz.
Denkt man dies sich oben hinter das + Zeichen gesetsty und eliminirt
auB der Gleichung <l, so erhält man analog weiter:
0 — (Mo + Dijbcef^ (Do+ Fr + Sa) (ft,o,«^ + b,e,f, + b^e/^ + <?,«/,) +
+ (Di + Mi + Sa) {bce, + bcf, + b,c,e + h,cj) + Di (&ce + bcf) + Sa-^,c,+
+ [f \fo + Di) (bcc + bcf+bef+cef) + }>\o-b{c-he 4- /) + Sa-i;+ Di-&cJ •
. (Do + Fr + Sa) (6,c, + 6,c, + bj, + c,e, + ej, + c,/,) ,
wo das Produkt der swei lotsten Zeilen sieh wieder redusirt^ und awar zu:
Sa.5(c,«, + ü,/; +«/,).
Wird, nachdem dies eingesetzt ist, endlich e efiminirt, so kommt:
0 == (Do -f F r + Sa) ^,c/,+ (Di 4 >I i -f Sa)t^ 6 c7,+ 6, c, /) + Di« 6G/+Sa- 6, c,+Sa • b c,/,+
+ I Mo + D\)bcf+ (Di + Mi + Sa)fc,c, + Di. bc] •
. [(Do + Fr + 8a) (d,c, + b/^ + <?,/;)+(Di + Mi + 6a)«K? + Sa- 6(c,+ /;)]
wo das lotste Produkt uoh redusirt zai
Sa- 6,c, + Di'ftcf + Di'ftc DI «ftc + Sa • f>,c, .
Is'ach den Wochentageu geordnet ist dcmiiuch die gesuchte llesul-
taiit«, wenn wir eingehende Terme sogleich bei den Kuefhzieutcu lort-
lassen :
0 — Di(i>c + b,c/) + Mi {bcf, + b,c/) + (Do + i r) bfyf, + Sa(6/; + bfy),
wo der letite Koefifisieiit zusammengeasogeii ist aus
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552
Dieiäieliüt« Vorlesuug.
Dies gibt, nacli c geordnet:
0 « Sa ■ 6/i } ( Di + Mi . /; ) . C + ( (Di + Mi)/' 4- ( Do + Fr) /; + Sa ) • c, ,
was zerfällt in die llesultauto der Elimiuatiun auch uuch vou c:
und in die beiden Subflnmtionen:
Di . 6 + Mi • V, <?, , (Di + Mi)6/+ (Do + ¥r)b/, + Sa • 6, =^ c.
In Beantwortung der gestellten Fragen haben wir denmack das
Ergebnis 8 :
Wenn iim Di. oder Mi. / ulmo h ausfeilt, desjyleichen , wemi um
Do. oder Fr. b und { beide dalieiui bleiben, endlich, wenn aai Sa. h
zuhause bleibt, so muss c ausi^elien.
Wenn am Di. b aLis<;eht, sowie wenn am Mi. h ohne f ausgeht,
dann muss c zuhause bleiben.
In jedem aiulern Falle kann c nach Belieben verfahren. Wie es
aber auch verfahren möge, so wird am bu. 6 nicht ohne / ausgehen
dilrlen.
Die vorstehende ist wol tlic kounili/,irte.ste von den Auf^^abeu de«
Deukrechuons, die bis jetzt überhaupt gestellt und gelüät worden äiud,
28. Aufgabe. Met 'oll, Math. Questious, Vol. 33, 22 .. 24, auch
gelöst vou C. J. Monro.
Ähnlich wie in der 11. Aufgabe mögen naclisteliend die lUuh-
stabeii jj^edeutet werden als Klassen der Fälle, in welcliea ein gieich-
naiuiges Ereiguis.s eijiUitt, Daun soll beobachtet sein, dass:
(^hx^^cdCf bcy^de, c+d+c,^ (0,4-^+0;) (t, + c + y), a,a; = d,y.
Gesucht^ wann obne Rücksicht auf y das Eintreffen (resp. Eingetroffen-
sein) oder Nichteintreffen des Ereignisses x verbargt ist.
Aufldsung. Elimination tob y aus der vereinigten Oleiehmig der
drei letzten Prttmissen:
l>c(rf, + c,)5f + (c+«l+e,)(«7»,r, + ?>c,y,) + a,a:(6+y,)+(a+-p,)6,y = 0
gibt: a^hx + ah^{c •¥ d+ e^)j^ «= 0 ,
und dies mit der ersten Prämisse (die y gar nicht enthielt) vereinigt:
(«, + + + c,)&« + a\{c + <! + f Ja?, ■= 0 .
Die Auflösung dieser Besnlt«ite nach x, mitnebst deren Konversion (d. h.
ihrer Auflösung nach £,):
ahXc + d + c,) X =^ aede + 6„ (a, + c, + + ' ,) h ^ =^ + h + c, r/, c
l;ibst die Subjekte von x und r, (daneben nni^efragt auch ihre l'riidikate)
erkennen — was leicht in Worten zu forniuiiren.
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§ Anweiulungsbcispiele und Äufgabco. 55^)
29. Aufgabe (Elizabeth Blaekwood, Math. Quesi Vol. 35,
1881| p. 24 u. 25). Bekannt sei, dass jedes Ton den zusammengesetzten
Bieignissen ayi^ h09f cxy von mindestens zweien der Ereignisse e, /
begleitet (resp. gefolgt) ist und dass jedes von den zusammengesetzten
„Nichtvorkommnissen" (i,y,e,, e,s^x,, f^x^y^ das Nichteintreten von min-
destens zweien der Ereignisse a, b, e bedingt. Welche Abhängigkeit
folgt daraus zwischen dem Eintreflfen oder Nichteintreffen der Ereig-
uisae a, h, c, d, e, f ohne ROcksicht auf die a;, i??
Auflösung (cf. McColl, Grove, und andere).
Die Prämissen sind:
Indem mau das Polynom ibrer vereinigten Gleichung nach y, z ent«
wickelte, und das PiiMluki der Koeffizienten = 0 setzte, ergäbe sich un-
ucliwer die gesachte Kesultante als: ahcd^c^f^ t= o.
Da diesoä syätematischo Vorfahren immerhin einige Schreiberei erfor-
derte, wollen wir die Aufgabe durch einen Kunstgriff ISsen, der noch ein-
facher ist sla der von MoColl etc. („by mere inspection") angewendete.
Wir zerlegen jede der beiden PrUroisseusubsumtioncn, deren Subjekt ja als
Trinom- erscheint gemäss Def. (3^,) in drei einzelne Subsumtionen, und
werfen in einer jeden von diesen den Koeffisuenten von links gemäss
Peirco's Th. 41) nach rechts; so entsteht:
xy =^
Addiren wir überschiebcnd jut/t diese soclis Subsuintioueu und bLaeldeii,
tiass i/, + + 2",^/, gerade die Negation von ys + zx + xy ist, so er-
halten wir:
1 «, + + <?f + d + e + A
oder:
abc ^d + e-k-fi
was zu. ündeu gewesen.
30. Auf'^^abe (Muciar luiic, Math. (.Jucstious, Vul. 44, p. 48 . . 50).
Aus den mit Worten gegebenen Data:
ax + ^/.y = c, dxXc-^y)=l
sollen die Klassen y als Unbekannte durch die übrigeo ausgedrückt
werden.
Die Auflösung soll hier mit allen Zwischenrecbnnngen gegeben wer«
dea Aus dw Tereinigteu Gleichung der Data:
(a« + + (a, + «,) (6 + y,)c + <i/;x,(c + y) 4- (d, + + e,y,)f — 0
heben wir die Koeffizienten von y und y, henror, und bilden ihr Produkt:
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554 Drauahnie Vorleaiug.
Aus diesen und den stehen gebliebDen Gliedern (welche weder jf noeh jf,
zum Faktor liaben), hoben wir die Koeffizienten too x und von herYor,
um deren Produkt zu bilden:
(ac, + /) (&c + deft + cdfy — ae,äef, + bef,
Letstercs, mit den beKttglieh x und y konstanten Termen des Torigen Er-
gebnisses sowol als der vereinigten Gleichung vereinigt und gleich 0 ge-
setzt, ist die Resultante der Elimination von x nebst j/, oder die zwischen
den bekannten Khusen notwendig geltende Relation:
welche leicht als
flclc«^c + A 6c«^a, /^^(& + c + e)<l
*
in Worten zu deuten ist Um x zu finden, braucht man nur mehr die
Gleichung mit der rechten Seite 0 aufzulösen, in welcher x und bezüg-
lich die Faktorou des zuletzt ausmiiltiplizirten Produktes zu Koettizienien
haln ii. Da hcf ~ 0 ist, vereinfacht der Koeffizient von sich noch zu
(bv + cd + de)ffy und ist hieuach die AiiflöHing:
Ebenso heben wir noeh ans der vereinigten Gleichung die Koeffizienten
von X und x, hervor; das Produkt derselben ist:
(«c, + /■) {c(b + ij,) + df^ij i >n 1 ac^dcf, + lcf+ cfij, + nr^df^»,,
wovon oi;4»ntlich nur die htilen letzten Glieder auszurechnen j,'cwcseii.
Diese ziKsunineni^ezopen mit den nur y oder aber nicht x odt'r r, zum
Faktor habenden üiioderu der vereinigten Gleichung geben die uach y aul-
zolöseude Gleichung:
(fe.r, + ac^dQ!/ + (a,c + f/+ c/)y, = 0,
deren Auflösung ist:
O^r -\ t/ + ^ ^ =^ c -f h{(t, + df + f).
Zur Darstolluu«^ dieser letzteren (in der Zeichensprache) nimmt Herr
Mailar laue den llaum von sieben Druckzeilen in Anspruch, zur Dar-
stellung der Auflösung nach x deren viere, uuJ Labe ich nicht versucht,
seine Resultate zu kontroliren, da der hervorgehobene Kontrast wol ge-
nugsam erkennen Iftsst, daas sein Verfahren weit entfernt sein muss, zu
den zweekmissigsten zu gehören*
31. Studie. Um dem Leser, welchem Boole's grundlegeDdes
Werk^ vielleicht schwer zug&nglich ist, eine Idee za geben, in welcher
Weise dort Probleme rechnerisch behandelt werden, wollen wir eehlieas-
lieh ein paar Aufgaben dieses Autor^s noch in seiner Manier lösen,
obwol wir, wie schon angedeutet, dasjenige, was diese Manier von
den neueren Behandlungsweisen unterscbeidet, auf Grund der unver-
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9 S5. Anwendungsbeupiele uod Aufgaboo. 5ää
keanbaren YorzQge dieser letkteren für endgQltig abgethan halten, ihm
nur histoiisehes Interesae noch zuerkennend.
Vor allem sei die fundamentale Aufgabe behandelt, die Gleichung
ax + d«, — 0
nach X aufzulösen. Zu ücm Eude muss im Eiiiklan;j;(' mit den Ergeb-
nissen unsres § 23 zunäcli.st 1 — x für x, geschriubeii, diu Gleichung
also mit Boole^ p. 155 in der Form iin<]:esetzt werden:
ax + h(l ^ x) = 0.
Diese aufealosen verf&hrt Boole wie bei den arUhmeÜsi^en Glei-
chungen ersten Grades, bildend:
und dieses ErgebnisB wird von Boole nun als f{a,b) betrachtet und
in Gestalt Ton:
f(a, h) - /(l, l)ah + fii, 0)a6. -f /(O, l)a,h + f{0, 0)a,h,
gemäss Th. 44^.) nach a und h ^^eutwickelt". So ergibt sich ihm:
X ab 4- ab A a b A a b aa»
wobei ich davon absehe, daas auch für a,, 2>, in der Kegel nur 1 — a,
X — b von ihm geschrieben wird.
Da ein Unsinn wäre, falls es wirklich vork&me, so muss es
herausfallen, d. b. ia einen verschwindenden Konstituenten, in 0 mul-
tiplizirt sein. Dies gibt die Valenzbedingung liir x oder Auflösbar«
keitsbedingung für die gegebne Gleichung, nämlich:
ad — 0
(d. ]. unsre Resultante der Elimina^tion des x), und da -~ jeden
erüt rikliclK'u Wert vorätellt, uubesiimmt oder willkürlich bleibt, so
haben wir:
x = a^b + ua^b^
in Obereinstimniung mit unserm rein logisch gerechtfertigten £i^b-
nisse v) des § 21.
Man sieht indess, dass hier Zwih:clu;noperationen ausgeAlhrt wukIoti,
die einer lop^ipchrn Dciifnn;^ mifiliig bleiben , wie z. B. nicht nur die Bil-
dung tk't> im identischen Kalkül jedes Sinnes eriiianj?p!ndpn Xenncrt; U — 1,
sondern namentlich auch schon der Ansatz einer Dillercuz 6 — während
a gar nicht in b enthalten!
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556 Dreisehnto VorleBQng.
Andere Aufgabe. In ^ p. 95 . . 97 verlangt Boole, daHs die Gl« i-
chung: x^y(0'¥*o) nach der Unbekannten |f aufgelöst werde, wobei
ihm bedeutet: x — > verantwortliche Wesen, y ^ vernunftbegabte Wesen,
g B Diejenigen, die Freiheit des Handelns haben, w Solche, welche
ihrer Freiheit sich freiwillig begeben haben. .
Und er verfUbrt analog wie vorhin folgendemassen. Die arithmetische
LOsimg des Problems:
X
^ ^ z + w
wird, alfl Funktion von x^e^w betrachtet, entwickelt nach dem Schema:
f(ry e, w) = /T(l, 1, i)xeuf + f{ty 1, 0)xjpw, + • • • + /(O, 0, 0)jp,r,», .
Ks entöteht, wenn wir diu drei suiurt liurauöiaUendeu Tenuc noch lu
Klammer mit anfahren:
y » Y xew + 1 ■ xew^ + 1 • xs^te + +
/() «I 0 \ 0
nuU folgt hieraus erstens, dass die Konstituenten der beiden deutungiun-
lühigen Koeriizieuleu — und y verscbwindeu müssen, also
x(ew + « 0
sein muss, und zweitens, dass
gefundeu ist. was dann luii.hl ini( Worten zu iuLerprulucii.
Instruktiv i.sL die Vergleicliung dieses ErgobniiSbCä mit dem nach unsrer
Theorie sich ergebeudeo. Die Aufgabe fftllt, wenn man s-¥w mit einem
Buchstaben bezeichnet, unter das Schema der in Aufgabe 13, e) des gegen*
wäriigen Paragraphen schon gelösten (wobei die dort x genannte ünbe«
kannte nur t/ hci.sbt, wogegen « = + 6*=a? bier als gegeben zu den-
ken — vergl. auch ^ 2'6) und haben wir su verlassig als ßesultante:
xs^w^ «= 0
sowie als Auflösung:
jr » » + M*,»c, oder: x =^ // <3 ' ~i " i •
Nach Tli. 3iJ^) Zusatz kann «latt dos Terms ns^1r^ allerdings auch
Ma",r,M', gesetzt werden. Gleichwol deckt sich aber untiier Ergubniss nuJU
mit dem Boole'äeheu, und die Abweichung erklilrt sich aus dem Umstände,
dass bei Boele die Summe « + als eine „redozirte** verstanden wird, ^
deren Glieder z und w als disjunkie das Produkt:
gut ^0
geben — bei uns jedoch im Allgemeinen nicht. Ziehen wir diese Glei-
chung als eine nach den Dateu des Problemes selbstverständlich geltende
. ijui. u i.y Google
§ 25. ADwendungsbeispiele und Aufgaben. 557
m miseni PrSmissen hinzn, so — aber ent duin — erweist sieb (leioht)
die völlige ÜljereinstinanoDg der beiderseitigeii Ergebnisse.
Indem bei Boole sogar x -{-X'=2x^ etc. gilt, so treten überhaupt,
wie vorstehend, bei seinem Verfahren in den Gliedern des liesultates oft
1 2
Zahlenfaktoren, wie — yt ^ Eoef&identen anf, die er schlieBS-
licb als belanglose, nicht interpretable, aber Bord wirft, die Konstitnenteo,
mit denen sie behaftet erscheinen, gleich 0 setzend«
Ähnlich mag endlich zur Vergleicbimg herangezogen werden eine
Ton den zahlreidien Aufgaben, die Boole knflpft an Senior 's Defi-
nition Ton jywealth" (wortlich des Reichtums, genauer wol dem volks-
wirtschaftlidien Begriffe des „Gutes" entsprechend). Prämisse ist:
st{p-\- r) ,
wo fi7 n Gut, s = Diuge, die nur in begrenzt piu V orrat verfügbar (limi-
ted in siipply), t = übertragbar (Irans lerabie), p = Gennss verscbnffend
(productive of plcastire) und r = Leid vorbeugend (preventive of paiu)
bedeutet. Cf. ' p. 106, sq.
Verlangt ist ein Ausdruck für tv ohie iiücksicht auf r.
Wir würden systematisch ans der Qleichnng:
w^$i{p + r) + + /, +l>,r,) « 0
erst r eliminiren, die Resultante: w^6iJJ + a\s^ + t^) ^0 sodann nach w
auflösen und finden:
fp = St(^p + n) oder s (p =(= ic ^ st
— ein ErgebniöS, das aber hier .schon imniittelbar zu ^j^ewinntm war, indem
man den Namen r des Biiminanden durch den u einer unbe^timtnteu Klasse
ersetzte !
'Boele hingegen, welcher natCLrlich die PriLmisse, da p und r sich
g^enseiüg nicht ansschliess^ in der Form ansetzen muss:
w » «<(jp + rp,)
operirt, i>, durch 1 — p ersetzend, wie folgt. Er schreibt die Gleichung:
w — stip + r — r|)) = 0,
bemerkt, dass das Polynom derselben für r = 1 in w — st und für r««=0
in w — stp übergellt, mithin
(ic — 8t) {w — 8ip) 0
die Resultante der Elimination von r ist. Ausmultiplizirt gibt dies (wegm
«HP s etc.) eine Gleichung:
•p — W8(p — wst + 5/p « 0
aas der sich:
fitp
«« + ««P— 1
«
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558
Oreizebuto V-orlesung.
naeb dea Regeln der Arühmetik berecbnei [Statt dessen konnte aber anch
jenes Polynom erst nach w entwickelt werden in der Geetalt:
(1 — st) (1 — si]^)w + «(p(l — = 0,
worans dann:
fff ^ ^
8tp — (1 — 8t) (l — 8tp)
sich brrf^cbnete.J Heidcnial orgüit sich durch die nidhsaino ,,Entwi€keliillg^
der rechten Seite ala einer Funktion [(SfifP) Übereinstimmend:
ip — + y 5/ (1— P)»
als ein auch unmittelbar einlencbtendes Ergebniss: Die wirtscbaftlichen
Güter bestehen an> iilkii übertragbaren GenuBsiuitleln von begrenztem Vor-
rat und einem unbeötiuiiiiteu Reste (indefinite remainder) von nur in be-
grenzter Menge zur Verfügung stehenden übertragbaren Dingen, die keine
Genussmiitel sind.
Der Leser bat vielleicht den Eindruck, das» Boole's Verfahren sieh
— in Praxi wenigstens doeh riemlicb stark von meiner Modifikation
desselben anterscheidet
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I
Vierzehnte Vorlesung.
§ 26. BMpMdniiig notih andrer Vetbodeii lur XiStimg 6m biähraigem
Kalkül zugänglichen Probleme.
Das primitiTBte oder AusmtisterTingsverfahren von Jevons. Lotzo's
Kritik, und Venn's grapliisclie Modiükatiou de« Verfuhrens.
Es handelte sich im bisherigen atets am Probleme, derea Data
ausdrflckbar sind durah Subsumtioiieii (oder Gleichmigen*)) awiachen
Klassen oder Funktioiieii des identischen Kalküls von solchen, und
deren Lösnng dann ebenfalls wieder durch Aussagen Ton dieser Form
darstellbar ist Es kam dabei darauf an, gewisse Klassen aus den
Daten des Problems zu eUminiren, andere aus denselben in dem in
§ 21, o) erläuterten Sinne zu berechnen, d. h. ihre Subjekte und Pro-
dikate aufzufinden, welche vermittelst der übrigen Klassen sich be-
sehreiben lassen.
Ehe wir mit nächster Torlesnng in Band 2 diesen Kreis unsrer
Aufgaben erweitern, wollen wir noch ein Weilchen bei den bisherigen
Terweilen um uns Aber die Terschiedenen Methoden zu orieniiren,
welche zur BewSltiginig dieser Aufgaben vorgeschlagen worden sind
und zur Verfügnn<:^ stehen.
Ais solche /-iiliit Herr Peirce in seiuer grundlegenden Arbeit^
in chronologischer Folge auf: die Methoden von Boole, Jevons,
Schröder, McCoU, denen er alr^dann noch eine fünfte selbst hinzu-
fugt. Wir werden selien, duss diese nur auf dreie „wesentlich" hin-
auslaufen, von dtnen die von mir modiüzirte Boole'sche Methode iiu
bisherigen schon dargelegt und ausschliesslich angewendet worden i.st,
hurch diese ihm zuteil gewordene Modifikation erscheint das ursprüng-
liche Verfaliren Booie^s nunmehr als vollständig antiquirt (superseded)
und dürfte künftig niemand mehr je auf dasselbe zurückgreifen. In
seiner abgeauderteu Gestalt jedoch wird dasselbe^ denke ich, wol forlr
*) Diese besonders zu erwähnen könnte untcrl. leiben, da nach Def. (l) ©ine
UleicboDg äquivalent ist einem i'aar von Subsumtionen.
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560
Vienebnte YorleraDg.
leben, obwol ihm nenerdiugä durcli McColl and Peirce ein ebenbQr-
tiges Verfahren an die Seite gestellt ist —
Das Verfahren Yon Jerons ist zwar ein konstloses — wenn man
will, das nSchstliegende oder ursprünglichste ^ doch verdient es immer-
hin als eine besondere Methode (die zweite von oberwShnten dreien)
biijgrstellt zu werden.
Im wesentlichen besteht dasselbe kurz gesagt darin: ciass man
für die niuntlichen Klassen, voti dci%m im 'Problem die Rede ist^ alle
NiMjlichJieitcn hinsciireiht^ welcJie inBeznfi auf das Vorhomnu n (nhr ^SicJU-
vorkommen einer jfdru ni VtrhindiiUij mtl dui andern denkbar sind, von
diesen dcnkharm K(>ml/iHai tonen alsdann alle diejmiqen misstreicht, tclcJic
dtirr/i dir rklfd d(.i l'rUtltmes ids iniruh'issiffc (in,s(/f schlodseu Krrdni. und
aus den stdicn bleibenden midHrh htrüii6zulesm sudit die Änttvort auf die
Fragen f die das Probletn auf wirft.
"Von Jevons' p. 44 sq. zuerst lHr»4 anseinandergesetzt, ist, wie Heu
Venu' p. 351 bemerkt, derselbe Gedanke schon £rUlier, 1811, auch von
So ml er* p. 48 angedeutet.
Der erste dir drti im Jevons'scheu ,,^M^MM5/erM«</5verfahren" ge-
forderten l'ruzt sso deckt sich mit der „Enluickclung" im Sinne des
Th. 44^) der tdodischen l — welche die ganze Mannigfaltigkeit vor-
stellt der Individuen otler Obji'kte auf die das Proldeni Bezug nimmt
— nach <h'ii im Prül)leme vorkommeudeu Kluaaensymboleii als Argu-
nieüteu. Die (Glieder und Konstituenten dieser Entwickelunji; sind i Im ii
jene Kombinationen*', die alle hinsichtlich dieser Klassen denkharuii
M<»gliehkeiteu reprasentiren. Anstatt die.selht n mitteist Piuszeichen
unter sich zn vorknüpt'en und die fo n;,'bildete bumme ansdrücklich
L^leieli 1 zu st'tzt'ii , wird man gewöhnlicli vorziehen, gedachte Kombi-
nationen bequemer nur einfach untereinander zu schreiben.
Man lieginnt demgemäss damit, als erste Ki niliination hinzuschreiben:
das Prudiikl sämtlicher vorkommenden Kla^öcns} ml ule ^^mdem man, wo
etwa eine Klasse nebst ihrer Negation in den JJata des Problems cnvübut
sein BoUtSi sieh für eine Ton beiden, etwa fttr die affirmatiT atisgedrOekte
entscheidet). In dieser ersten Kombination orsetst man das letste Symbol
durch seine Negation und erhält die zweite Kombination; in beiden bis«
herigen Kombinationen ersetzt man das vorletzte S^^mhol durch seine Nega-
tion nnd erhält zwei weitere Kombinationen, ^[an f.Ihrt so fort in allen
!)i.-herigen K inbinationen inuuer ein früheres iSymboi durch seine Nega-
tion zu ersetzen, bis diejies auch für das erste Symbol geschehen ist, so
werden sllmtliche Kombinationen angesetst sein.
Die Zahl der letzteren ist 2*, wenn n die Anzahl der vorkommenden
Sjrabole gewesen — vergL S. 418 — und jede dieser 2" Kombination«!
iKt ein Prodoht von n Faktoren, wobei als Faktor ein jeder von den im
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§ ä6. Besprccbuog noch andrer Mctbodeu. Verfabreu von JevouB. 561
Problem m Terwenden gewesenen Buchstaben entweder nnnegirt als soh
eher steht oder aber durch seine Negation Yertreten ist.
Um beispielsweise die 7. Aufgabe des § 25 nach Jeyons' Methode
zu behandeln, würde schon der Ansatz von 2' = 128 Kombinationen (welche
je aus sieben Symbolen sicli zusammensetzen) crfVtr^lfrlich sein. Man wird
sich schwerlich dazu verstehen, fttr n >■ die Operationen noch prakÜHcb
dorchzufUhreu.
In dieser mit wachsender Zahl n so lasoh sanehmenden Weitlftnfigkeit
der Proieese liegt eine erste und grosse Schwitehe der Methode.
Behufs Ausführung des zweiten von der Methode gefortlerten Pro-
zesses muss man eine jede der angesetzten Kombinationen im Geiste
zusammenhalten oder vergleichen sowol mit der linken Seite, dem
Snlgekte, als eventuell mit der rechten Seite, dem Prüdikatc einer
jeden in Form einer Subsumtion gegeben gedachten Prämisse des
Pfüblemes. Man muss ja zusehen ob die Kombination mit der Prä-
misse verträglich ist, oder nidUf um — im letztem Falle — die Kom-
bination OMmtötrekhen* Dieses geht genauer dargelegt in folgender
Weise vor sich.
Beide Seiten der Prämisse mögen wir als Aggregate von Mono-
men uns dargestellt denken, sodass
die Form untrer Prämisse isl^ wo die Glieder Sy jS', . « P, . . aelbat Pro-
dukte sein werden von höchstens n Symbolen (in der Regel weniger),
hervorgehoben aus der Gruppe der fiberhaopt im Problem vorkommen-
den (it) Klassensjrmbole a,b,e,..* und ihrer (n) Negationen a„ c„. . .
Man hat sich nun au erinnern, dass nach § 8, ») die Pluszeichen
der Subsumtion links, im Subjekte, mit „lim^, rechts, im Pridikate
aber mit ffider^ in Worte au fibersetzen sind, mithin die PrSmisse
fordert, dasa wo die in j9 vereinigte Faktorenkombination vorliegt^ so-
ml, als aw^ wo die in 8' vereinigte vorliegt, etc. da auch vorliegen
muss enUceder die iu P oder die in P', oder die in P", etc. vereinigt
erscheinende Kombination von Faktoren.
In Bezug auf die mit dieser Prämisse zu vergleichende Kombi-
nation (aus der Menge der 'J" angesetzten) — K möge sie für den
Augenblick heissen — können nun verschiedene Fälle vorliegen.
Entweder sie ist — nach Th. 6^) oder Prinzip I — einem der
Subjekte S, S', . . (eventuell auch gleichzeitig deren mehreren) einge-
ordnet, d. h. die sämtlichen Faktoren, aus denen sich eins dieser Suh-
jtkte zusammensetzt, treten auch als Faktoren in K auf, oder nicht.
Im letztern Falle tretieu sc4ion die Vuraussetzun'jpn der l'riimisse
für unsere Kombination K uicbt zu, die Prämisse berührt die Kom-
ScHKöDSK, Algebra der Logik. jiO
562
Viersehnte Vorlesung.
binatioii gar nicht^ geht sie nichts an, sagt Oberhaupt nichts in Besag
auf dieselbe aus. Die Kombination kann als mit der Prämisse ver-
fraglich, doch zu ihr intUfferefU, nentral, bezeichnet werden.*)
Im ersteren Falle fordert die PrSmisse, dass die Kombination K
nun auch mindestens einem der PrSdikate P, F , F", eingeordnet
sei, d. h. "dass sie auch dessen Faktoren sämtlich in sich aufweise.
(Sie muss deshalb mit letzteren der Reihe nach im Geiste zusammen-
gehalten werden.)
Ist es der Fall, so erfüllt die Kombination K unsre Prämis.se, sie
ist nicht nur mit ihr verträglich, sondern sogar konfmin mit ihr ge-
bildet, in .JJhereinstimmung' mit tler^olbon.
Ist es niclit der Fall, so u idcr^pncht die Kombination K der Prä-
misse, wird von ihr als nnziilässig hingestellt^ ausgeschlosäen^ verboten,
UuU mus8 ausgestrichen werden.
Um dies /.ur Stelle durch ein ganz einfaches Beispiel zu erläutern, so
möge die Priunisse li'ns.^en : (lO^ ^ , d. h. die a, welche nicht h sind,
sind auch nicht c (od«r: wo die ilerkmale von a vorliegen und Merkutale
Ton & fshlen, da fällen auch solche Yon c). Wie Terhalten sich dann die
drei Kombinationen: a^h^cd^^ t^h^c^d und a6,cd,? Nun: die erste bt in-
different zu der Prämisse, als den Faktor a&, nicht in sich aufweisend; die
zweite ist im Einklänge mit der Prämisse, fiillt unter dieselbe, da sie neben
ah^ auch c, aufweist; die dritte aber widerspricht der Prämisse, indem sie
zwar aber nicht r,, vielmehr statt dessen c in sich als Faktor auf-
weist, dieselbe wuro demnach zu stxeicheu, wogegen die beiden andern
Kombinationen stehen bleiben können als Ton dieser FrKmisse erlaubte
(d. h. nicht verbotaae) sofern sie nicht von andern FrSmissen noch auf'
gehoben werden.
Ehe wir znr Besprechung des dritten und letzten Prozesses der
JoTons'schen Methode Qbergehen, mdgen die beiden Torigen an jenem
Boole'schen Problem, der 1. Aufgabe des §25 erprobt werden.
Oitirenshalber legen wir nns die Prämissen a), ß), y) des Problems
in folgender Fassung auseinander:
*) Ich bemerke, daas ich in meiner Darstelluug uicuriach, und wie ich glaube
Torbessemd oder er^oseDd, von Jevons abweiche, dessen Benenaungen aU ez-
clnded, indnded uod contradietorj ,,>nbjecV* mir unter andorm nicbt ganx gldck-
licb gewählt erscheinen.
a,c, bedingt bd^c oder h^de\
ade^ bedingt hc oder &,c,;
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% 26. Das AasmiuterangiiT^rfahreu von Jevons.
ccl, oder
663
|r,') a6e,
y')\y.:) ah,e
ly,') übe
beiliugt
frtr. oder
I
bedingt \"^\e oder
\abe
— indem wir auch den Ausdruck a (6 + e) •*> a + + uach
den drei in ihm Torkommenden Symbolen entwickelten (was strenge
genommen nicht n5tig: man kSnnte auch mit ah-^-ae echon die
Oberlegungen anstellen). —
Da mnf Symbole afb,Cfd,e in Frage kommen, so haben wir
2^a32 Kombinationen durchzngelieu, die wir nachstehend geordnet
und nnmerirt untereinander stellen.
Die link$ notarten Chiffren a), ß), y) Ton Primissen erklaren die
daaebenstehende Kombination als mit diesen ttbereinstimmendei als
eventuell Kulasstg, die rechts notirten als ihnen widersprechende Ufutu-
lässige j dergestalt, dass wo Erlaubniss (im vorerwähnten Sinne) tind
Verbot zusaiuineiitreffeu, das Verbot zu gelten hat Die Konibiua-
tionon, bei deneu keine Prämisseuchiffre angemerkt ist, sind die zu
ulieu Prümisseii ludiö'ereuten.
Kombinationen.
1)
. abede —
n)
11)
aficde
2)
ß) abede, —
r:)
18)
aficde.
8)
Y-ri Yi") a^c(l,c
It))
a^h<d^(■
~ 7i )
4)
Yi) yO^'^ciI^c^
20)
a,hcd,r^
- Yi )
&}
Y:i')Yi")a^Ct'iG
21)
a^bc^dc
— Yi")
6)
Yt) rt) (^h€,de,
ß)
22)
afiCtde,
— «) n")
7)
a&e,r/,e —
2S)
a) a^he^d^e
8)
ahc,d,p,—
r,')
• 24)
-«)
9)
ah^cdc —
25)
a,h^cdc
10)
ab^rde, —
ß)
20)
a^b^cdc^
II)
27)
-n")
12)
ah^cd^e^ —
28)
a,b,cd,c^
— Yi )
13)
29)
a) a^b^e^de
14)
ß) ab,e,de,-^
n )
30)
afi,e,de,
- «) vn
16)
ah,c^d,c
n)
31)
o,h^c,d^('
-«)
10)
ah c d f
32)
a,b^e,d,e^
- «)
8«*
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564 Vierzehnte Vorleaang.
Die rechts glossirtea Eombinationeti sind ausgestrioben zu denken.
Man bemerkt^ dass einige von den Fallen: 21, 22, nnd 20% sieh zwei-
mal in den PrKmiasen verboten finden. NatCtrlieb, nachdem sie ein
erstes mal als solcbe erkannt nnd gestrichen worden» war es ein Luzas,
uns davon zu flberzeagen, dass sie nochmals daselbst ausgeschlossen
werden, und seitens welcher Prfimissen; man durfte sie von da beim
Durchgehen der letztem Uberspringen.
Die rechts unglossirten Kombinationen oder F^Ue sind die zu-
liissi^en. Es sind die elfe mit den beigefügten Nummern, die wir
uns übersichtlich nochmals herausschreiben in eine
Tabelle:
3) abcd^e
4) ahcd^e^
5) abe^de
11) oft, cd, c
13) nh^c^de
17) aficde
18) a,hede,
23) a,hc^d,e
2b) afi^cdc
26) afi^cdc^.
Der oben f^o^cbonen Andeutung zufolge ninss nun diese Tabelle
uns vertreten eine (Üeichung, in welcher die Summe der elf in ihr
zusammengestellten Kombiiiatioueii gleich 1 gesetzt wird. Wurde sie
doch aus der vollständigen Entwickelung der 1 erbalteUi indem man
alle diejenigen (einundswanzig) Glieder oder Konstituenten fortliess,
welche kraft der Pribnissen verschwinden!
Aus dem Anblick der Tabelle kann man ohne weiteres entaebmoi,
dasß — worauf wir unter der 1. Aufgabe schon aufmerksam machten —
die Korabination ade^ überhaupt nicht vorkommt, duss hier adr^ = 0 sein
mu8s. Es ist dns jener von Büolo sicherlich nicht beabsichtirjte vielniöhr
bei der Formuliruug seiner Aufgabe wol übersehene Umätaud, zufolge
dessen seine Prttmiäse ß) einen vexatorischen Charakter bekam. Ausser
auf die in § 35 angedeutete Weise wttrde sieh dies auch noch venneideu
lassen, indem man der Prttmisse ß) anstatt der angegebenen positiven die
negative Fassung gftbe „dass in Abwesenheit von E die Mi rkmale Ä
nnd D zusammen niemals mit 7> oimo C sowie mit C olinc ]» sich vor-
finden" — was einfach auf den Ausschluss der KlementarHÜlo oder Kombi-
natiuuen 0) und 10) hinausliefe.
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§ 26. DiM Autiiuuttleruugsverfahren vou JeTons.
565
Wir kommen mm kq flen letston Im JevonB'scheo Verfahren ge-
forderten Prozessen welche dahin zielen^ dass aue den stehen geblieheneu
Kombinationen herausgelesen werde die Antwort auf die im Probleme
au^eworfenen Fragen, betreffend entweder die Resultante der Elimi-
nation eines Symbols, oder anch die Auflösung der Data nach einer
Unbekannten.
Die Behandlung, welche JeTons diesen letzten Teilen seiner
Methode angedeihen l&sst, ist entschieden der schwächste Punkt in
seiner Darstellung^ weshalb ich mich auch nicht mehr an diese halte.
Ist es doch keineswegs uusre Absieht, eine Geschichte aller irgend
gemachten verfehlten oder unzulänglichen Versuche zu schreiben —
ansonst das tausendfache Volumen dieses Buches nicht ausreichen würde!
Nach den anderwärts — vergl. § 21 unter ^) rechts vom Mittel-
htriclie — gegebenen Andeutungen ist es nun aber ein Leichtes, auch
das ijJiiuiuation.sproblem noch glatt zu lösen:
Die EliminatiuH eines Symbols ist daruach einfach zu leisten,
iiuiem man aus der Tabelle der stehen gebliebeneu Kümbiuatioucu den
Klinünanden (nebst seiner Negation, wo immer er als Faktor steht,
und er tritt eben nur als solcher auf) unterunhkt, weglöscht. Eine
jede dabei wiederholt als Rückstand bleibende Konibmation aber wird
man natürlich — cf. Tautologiegeaetz 14+) — nur einmal beibehalten,
das zweite mal fortlassen.
So liefert nun die im obigen Problem geforderte Elimination von e
aus unsrer Tabelle die Resultante:
1 = abcd^■ir abc^d + ah^aJ^ -h ab^c^d + nb^r^(I,+ (i,bcd + a,bc,d, + a,OfCd,
wo der erste von den acht Termen rechterhand aus den Kombinationen
3} und 4), der drittletzte aus 17) und 18), der letzte aus 25) und 26)
— wenn man will auch schon gemäss Th. 30^.) — zusammengezogen ist.
Zufällig sind die acht Konstituenten in vorstehender Gleichung
gerade die HUfte der 2* — 16, welche die Entwickelung der 1 nach
den Symbolen a, c, d (ohne e) zusammensetzen. Die übrigen achte
treten in der linken Seite der Gleichung l) der 1. An^. des $ 25 auf,
wenn man diese vollends (auch nach h) entwickelt. Unser Ergebniss
stimmt also fiberein mit dem dort (viel bequemer) gefundenen.
Eliminirt man aus ihm a auf die angegebene Weise, so ergibt
sich weiter nichts, als die Entwickelang der 1 nach den Argumenten
bfCjd mit ihren 2*» 8 Gliedern, also eine analytische Identität^ durch
welche die zweite der im Problem gestellten Fragen sich erledigt
Eliminirt man h, so folgt:
1 mm acd^ + ac^d + ac,(/, + a^cd + a,c,(7„
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566
Vierzehnie VoriesuDg.
welehe fHof Glieder dio dme in Gleiebung i), 1. c. la der Thai sur
▼oUstfiiidigeii Eniwickelntig der 1 naeh den Symbolen a,€ und d er-
gänzen ~ und die vierte Frage des Problems beantworten. ~~
Das Äquivalent der Auflösung nach einer Unbekannten endlich
wird nun bei dieser Metbode darin zu erblicken sein, dass man aus
der Resultante oder Zusammenstellung der stehen gebliebenen Kombi«
nationen diejenigen Kombinationen der übrigen Symbole herauszulesen
vermagi welche als Koeffizienten mit dieser Unbekannten selbst, sowie
diejenigen welche mit ihrer Negation ausschliesslicb verknOpft sind.
So kommt — in Beantwortung der ersten Frage unsres speaielleu
Problems — die Klasse a mar vor in Verbindung mit
und wo eine von diesen tünf Kombinationen vorliegt^ da kann auch a
sich findeuj a, aber kommt nui uai den dreien
hcd 4- h c^ d^ + b^cd
verbunden vor; und entweder bei mindestens einer TOD den fOnfen
wird a oder bei mindestens inner von den dreien wird a, sich auch
finden müssen, da nicht alle Glieder, deren Summe ja « 1 ist» sngleicb
versehwinden können.
Ebenso kommt — in Beantwortung der dritten Frage — h nur
vor in Verbindung mit:
aed^ + aefd+ a,(;(2 + a^e^d^
und h, nur mit: aed, + «<?,(! 4- ac,rf, + a,cd. —
Eine schwache Seite des Verfahrens Ueibt darin bestehen, dass
man diese Antworten in einer unübersichtlichen Form, nach allen
restirenden Symbolen gleichmässig cntwiekelt gewinnt, und es nun
noch dem analytischen Geschick des Ueehners überlassen bleiben muss
— resp. der Willkür in Bezug auf die Auswahl unter den verschie-
denen Arten, auf weklie dazu das Th. 30^) sich verwenden lässt —
die Beschreibung dieser die Autwort enthaltenden (Aggregate von)
Klassen weiter zu vereinfachen!
Ich moebte hier mit ein paar Vierten auf Bemerkungen tob
Lotse in seiner „Anmerkung Ober logischen Oalclll'' (Zweite Auflage
seiner Logik' p. 26C und 2G7 — das Vorwort datirt vom 6. Sept. 1880)
eingehen, da dieselben geeignet erscheinen, eine irrige Ansicht über
das Verliältniss der reclmerischen Methoden zu dem Verfahren von
Jcvons hervorzurufen und zu verbreiten.
In thatsächlicher üinsicht ist zunächst zu erwähnen: die Scbluss*
§26. Li Otze'» Kritik.
667
beroerkung Boole's bei Boinem (aU 1. Aufgabe in unserm §25 behandelten)
Probleme „I bave not atteinptod to vcrify tliese conclunons" hatte Lotze,
wie er mir .sclirieb veranlasst, diese Verit'kntion zu versuchen. Boole's
Fassung der l'riimisse ß), welche eine Kombination i(ihcd') als „Ijcubachtet'*
hiustellt, diö uach den Konklubiouüu dann gar nicht vorgekomiueu 6cin
kann, führte ihn jedoch dabei irre, und wandte er sich nach einem erfolg-
losen Anlanf dieserbalb brieflieh (19. April 1880) an mieh, worauf ich am
23. Afoil ein Antwortsohreiben abgehen Hess, welches nebst dem Hinweis
anf Badorffs Wahrnehnning (S. 528) die oben (S. 563 sq.) gegebene Zu-
sammeustellmig der glossirtcn Kmuliinationen mit den zugehöric^ou Er-
liiuterungen nahe wörtlich cnthiolt. Ich hatte dieselbe — ohne noch von
irgend welchen Scbiiften J e vons' damals Kenntniss zu haben, jedoch nach
'dem Vorgänge meines damaligen Kollegen, Herrn Lttroth — schon zuvor
entworfen. Nach einem spiteren Schreiben mnss Lotse meinen Brief anob
erhalten haben.
Ich will nun nicht davon reden, dass die Bemerkung Lotze's p. 2G6,
dass der , .passendere" Weg ,,?^ich ganz von selbst darbietet", sowie p. 267,
dass Jovüiis das Verfahren nicbl erst entdeckt zu halH-n brauchte, da es
in der Anweisung zu Klastiilikalionen hingst vorgelegen, mit seiner anftlng-
lichen Httlflosigkeit einiger massen kontrastirt. Jedenfalls auch la^' für
Lotze keine Verpflichtung vor, jener kleinen Beihttlfe meinerseits su er-
wShnen, welche sich ja blos als Bethätigung einer schon anderweitig be-
kannten (mir swar seitdem erst als solche kund gewordnen) „Methode"
Yon J e V o n s erwies.
Was ich aber im sachlichen Interesse sagen zu sollen glaube, i»i
folgende«.
Indem Lotze bei seiner Besprechung des Boole'schen Problems
sich darauf beschränkt, lediglich die „Tabelle" der elf stehen,
bleibenden Kombiaatioiien (tou S. 564) hinzusetzen, und Toa den
übrigen meint^ dass sie schon gleich während des ^ganz mechaDischeu''
Veraicichnens derselben zu unterdrücken waren, erweclvt er den An-
schein, als ob (hier) die rechnerische Behandlung des Problems gegen*
über einer solchen nach dem «gemeinen Verstände einen ganz über-
müssigen Arbeitsaufwand erheische^ auch einen erheblich grösseren
Druckumfang in Anspruch nehme; er verhilft dem kunstlosen Zuwerke-
gehen gegenüber dem wissenschaftlichen zu einem billigen nnd un-
verdienten Triumphe.
Kaum m5cbte selbst dem Scharfsinn eines Lotze suzutrauen seiiii
dass er es praktikabler finde hier schon vriihrend des Yerzeichnens die*
jenigen Kombinationen zu unterdrücken, „welche durch die Gesamtheit
der gegebenen Bedingungen ausgeschlossen sind". Jedenfalls aber ist
die von Lotze so geschickt verhüllte mühsame Geistesarbeit (der wir
in der Absicht^ sie in eitenso darzulegen, auf S. 563 unter der Ober-
schrift „Kombinationen'' einen doch immer noch unzulänglichen Aus-
568
Vienelmte YorleniBg.
druck gegeben haben) beim Je von s 'sehen Verfahren gar nicht zu ver-
meiden; sie mu68 durch mentale Vergleichung einer jeden von den
32 Kombinationen je mit fast allen der (14 resp.) 16 Prämisseusubjekte
und ev. -Prädikate doch wirklich geleistet werden.
Nmi pfl^ bei einer Methode schon eine geringe Arbeitserspartu^s
sehr wichtig su sein wegen der unbegrenzten Iiäufigkeit| mit der sie
sich anbringen lasst, und bei einer Vergleichung zwischen verschiedenen
Methoden sind selbst geringfOgige Unterschiede in dieser Hinsicht
nicht SU Terachten. Hier aber ist der Unterschied zugunsten der
Rechnung fflr sich schon ein ganz betrachtlicher und Jeder, der die
beiderlei Arbeiten durchgemacht, wird mir beipflichten, wenn ich be--
streite, dass jener JeTons'sche Weg hier „der passender^ gewesen.
Er ist es wol Überhaupt nie^ doch um so weniger, je grosser die An*
zahl der in Betracht zu ziehenden Symbole.
Die ganze „Anmerkung Aber logischen Calottl*', auf deren sonstige
Auslassungen hier einsngehen ich verzichte, ruft doch in etwaa den Aus-
spruch Melanchthon's zu Sinn: „Den alten Lehrmetstera gefällt nicht die
neue Lehre**! —
wie in Bezug auf die Jerons 'sehe Methode,
treffen auch hinsichtlich Herrn Hermann Scheffler's Verfahren zu,
welches nur eine geringfügige Modifikation der vorigen ist.
Auch er behandelt in ' auf p. 739 . . 742 das Boole'sdhe ProbiesK
— unsem Prfifstein fttr die Methoden — und zwar, wie gesagt, wesentlich
in Jevons' Weise, indem er nur: erstlich die uegirten Fülle als Faktoren
unterdrückt, was eine kleine Druckcrspamiss bildet, dafUr die positiv YOr-
handenen Merkmale zwischen Vertikalstriclic « inschliessend — so bedeutet
ihm a\ die Klasse der Fülle, wo das Merkmal a allein, ohne eines dor
vier übrigen vorliegt (was uns ah^c^d^c^ darstellt), desgleichen |a6j die
Klasse der Fslle, wo nur die Merkmale a und b verbunden, Jedoch ohne
c, d und e, auftreten (was also bislang durch ahe^d^e, dargestellt wurde),
etc. — und indem er zweitens, anstatt der Gesamtheit 1 aller denkbaren
Fillle, die Klassen a,{),c, <I, e selber nach den (positiven) Symbolen „ent*
wiokeU*\ Letzteres ist kein Vorteil, indem es ihn nötigt, nach dem Vorbild:
a » |a| + \ab\ + \ac\ + \ad\ -f \ae\ + \abc\ + |a6d| + \abc\ -f ^acd\ +
+ \aee\ + |ade| + |a5cd| + \abee\ + |a((fej*) + \aede\ + \abede\
nun 5 X 16 80 Olieder — statt unsrer 32 — hinzuschreiben und
sichtend (ev. streichend) dnrdizngehen.
Nach den Prämissen — vergL unsre „Tabelle" auf S. 564 — bleiben
X. B. von diesen 16 Cilicdcrn nur die sechs folgenden stehen:
a — |al + \abe\ + \ace\ + \ade\'^*) + \abce\ + \abdc[
*) Dieses Glied findet sich bei ihm ausgelassen.
**) Bei Seheffler ist dieses Glied f&lschlick duiek |ac| veitceten, welckss
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§ 26. Venn'« grapbiecbe HodifikHtion des Yerfabrens.
569
und wild der fjoser leicht aiib Ueui Anblick jener Tabelle sich die uiiahigou
Eutwickeluugeu von 2>,c,(l und c auch in dieser Symbolik herausschreiben. —
Von ebigem Interesse nad noch SehlSsse die Herr 8 che ff 1er am
Schlosse sieht, tod der Art der folgenden: dass, wenn nnr ein einstges
Merkmal erscheint, diese.^ nnr a sein kann, dass wenn überhaupt vier
Merkmale zusammen erscheinen, damnter immer b und c sind, etc. Solche
Schlüsse zu ziehen die lialb arithmeti^^cher Natur sind, srhcini nicht direkt
in du.s Ke.ssort unsres Kalküls zu f^eh'iri'n. Daife;((ii wird sie der Leser
Itichl iu der Tabelle der 11 ^ulü8&if,'eu i aiie beötüligt erblicken oder aus
dieser entnehmen.
Herr Scheffler TeranschanliGht schliesslich das Boole'sche Problem
aach nodi dnr« !i « in Figar (in der nachher zu besprechenden Manier des
fferrn Venn, der ihm darin zuvorgekommen) — die aber unbrauchbar ist,
weil sie <h\< uanze Feld 1 nur in 31 anstatt in 32 Felder ^erlcift, sonach
von allen deukbaren Fallen von vornherein einen nnberilcksichtii^i Ülsst.
Dass es Herrn ächefilcr „nicht ganz klar'' geworden, wieso >^wi.schen
den Merkmalen h,c^ä keine unabhängige Beaiehung resultiren soll, wahrend
er doch den Fall \edH nebst \beä\ als einzig sugelassen konstatirt, liegt an
der üomlSnglichkeit seiner IJezeichnung. Der Fall \bc(l\ /.. B. weist nicht
auf eine solche Beziehung hin, indem er ja das Fehlen der Merkmale a
und (• unweigerlich — nur e1>en leider nicht ,, ausdrücklich*' - - fordert.
Die obenerwiihnte kleine Drupker.-^parniiäs war al><) nicht umsonst /u haben,
sondern muss mit dem Zustand des ungedeckten IrrtUuiern-ÄusgestiUläcius
erkanfb werden. —
Herr Venn zieht in seinem mclirorwahnten Werke' im Grunde
auch die devons'sche Methode iiocli den übrigen vor. Er gibt der-
selben aber - wenigstens sofcrne nicht mehr als fünf Klassensynibule
beim Frobieni in Betracht kommen — eine -^'raphisch auschauliclie
Gestalt, die Beachtung verdient. Er verwendet Diagramme nach Art
der Euler'scben, macht aber einen eigentümlichen Gebrauch von der
Sdirafftrmg, Während in meiner Schrift' ich, gleichwie im Bisherigen,
mich dieses VeranschauUcbnngsm Ittels bloe bedient hatte um gewisse
(Fl8clion-)(tebiete vor den übrigen hervorzuheben, legt Herr Venn
dem Schraffiren die Bedeutung des Ausstreichens, einer Tilgurnj bei.
Dnrch Schraffiren soll ein im allgemeinen logisch denkbares Gebiet, resp.
eine Klasse, als eine nach den Daten des vorliegenden Problemes nicht
Torbandene, als eine verschwindende oder leere gekennzeichnet werden.
auch in »einer Kntwickuluug von c gestrichen werden muss; hei ff und e fohlt
ihui daa Glied \ad€\^ sodass von den fäuf Kntwicküluugtii, die er gibt, uur die
TOB h richtig i»t. £• leigen wol tohon die vieleB Fehler» in welche Herr
Scheffler verfUltf dass die vermeintlichen Tont0ge «eines Verfahrens illnsoriidi
dnd; auch spricht es nicht zugunsten des letztercBi ist vielmehr in Hinaicht dessen
lehrreich, dass ihm trotz dieser Fehler die Diskrepanz seiner K^^sultate mit denen von
Boele and mir gar nicht aufiälit, er vielmehr diese nur einfach bestätigt findet
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570
Vienehnte Vorletong.
0
Wig. tt.
Kill von ihm gegebeueü eiulache» Beiöpiel wird die Sache sogleich
klar niaclion.
l'riimibsen eines Prübicuia seien: a b (oder ah^ = 0) und
bc — 0. So werdpTi die Data, nacli Euler'scher
Weise durch die Fi^iir 21 darzustellen sein, aus
welcher auch direkt ersichtlich ist, dass = sein
wird — ein Schhiss, der rechnerisch durch Elimi-
nation von h aus den Prämissen ge/.o^en werden
kann (^Bekannter Syllogismus — vergl. „Celarent" und „Cesare" in § A2).
ötatt dessen veranschaulicht Venn die Data mittelst der Figur 22,
in welcher die Gebiete ab^ (wagrecht) und hc (hier
senkrecht) sich ausgestrichen finden. Man erkennt
auch hier sogleich, dass ac völlig ausgestrichen ist.
Für Probleme, die sich auf zwei, drei, vier oder
fünf Klassen n,h,Cfd,e heziehen, empfiehlt dem-
gemäss Herr Venn die durch die handlichen
Figuren 23, 24> 25 n. 26 dargestellten Schemata,
welche etwa durch Überdruck za verrielfaltigen und
bei jedem derartigen Problem gana stereotyp an Terwenden sind. [In
den ersten beiden Figuren erblicken wir kongruente Kreise, in der
dritten als Gebiete a, b, c, d vier kongruente Ellipsen, in der vierten
I is. 22.
Flg. ».
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9 86. Vena » gra|»bi3cho ModifikftUoo de« VcrfabrenB. 571
aber uebon zwei Paar kongrueuter Ellipseu r/, c und b. d noch eine
ringförmige Fläche c in Gestalt einer Raute mit abgerundeten Ecken.
Herr Venn verwendet andere Buchstaben.]
Die Figuren zerschneiden je die ganze Ebene, den KonstiLiienton
(ier Entwickelung von 1 entsprechend richtig in resp. 4, 8, 16 und
32 Felder.
Ich habe diese Fehler numorirt so, dass die Numueru angeben
die Stelleuzahl des beirefi'endcu Konstituenten von
1 « a5 + + + a,5„ resp.
1 — ahc + ahe, + a5,c + a6,c, + a,6c + afie, + a,6,c + «,5,c„ resp.
1 =a abcd + ahcd, + abc,d + ahc^d, + ah^cd + ah^cd^ f + ^/^vvA +
+ a^bcd + a^bcd, -i- a,bc,d + ifj>c\d^ + a^h^cd + a^b^cd, + ajj^t\d + ü^b^c^d^y
resp. bei der letzten Figur die Nummer der betreffenden Kombination
in der ZuBammenstellnng, gegeben beim letzten nach Jevons' Methode
bebandelten Ptoblem auf S. 568, welcbe Kombination jeweils eigentlicb
selbst, ftla durcb das Feld yeranschaulicbt, in ebendieses bineinzu-
scbreiben wäre.
Demgemäss TeraoBebaulicbt und zugleich damit Vosi Herr Venn das
Dunmebr woblbekannte Boole'sche Problem dnreb die Fig. 27 in welcher
blos unterblieben ist, auch das Aussen-
feld (32) zu schraffiren, und aneaerdemihm
das Versehen zu Terbessem war, das
Feld 24 der Fig. 26 freigelassen zu haben
(vergl. Venn» p. 281).
Übrigens schliesst es auch einen Fort-
schritt gegenüber dem ursprünglichen
Jevons'schen Verfahren in sich, dass
Venn diesen Strich der Felder nicht im
Hinblick auf das Kombinutionenaystem
der nach allen Symbolen gleichmässig
eutwiekelten Einheit vollzieht [wie sie beim vorliegenden l'roblem auf
S. 563 angegeben], sondern im Hinblick auf die Glieder der einzeln
rechts auf 0 gebrachten Prämiasengleichungen, wie sie sich in unsrer
vereinigten Gleichung jeweils zusammengestellt ünden [so oben bei c)
der 1. Aufg. des § 25]. Gewisse Ton diesen Gliedern — nämlich die
aus weniger Faktoren zusammengesetzten — werden sich dabei als
Ton grosserer Tragweite (^scope^) erweisen als die andern, nämlich
den Strich ganzer Komplexe yon Elementarfeldem auf einmal er-
heischen.
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572
Yierzehjito Vorlesung.
Zur ferneren Illustration sei auch Venn's graphische Behandlung
der 10. Aufgabe des § 25 hergesetzt (Fig. 28), wobei wir die aus dem
Gebiet tv herausgeleseneu Felder horizontal
schraffirt, das übrig bleiben sollende Feld durch
einen Punkt hervorgehoben und diejenigen vier
Felder die darnach verschwinden inussten, verti-
kal schmffirend ausgestrichen haben, deuigemass
das Feld a\yziv nach beiden Richtungen schraf-
firend.
Zum Schlüsse seien noch ein paar Probleme
Venn's angeführt, bei welchem sein Verfahren in der That vielleicht
bequemer erscheint als irgend ein rechnerisches.
Die von Jevous* p. G4 aufgestellten Data:
a = h+Cf 6 = c, + f/,, c^<l^ — 0, ad = hcd
Fig. 28.
seien zu vereinfachen.
Klg. 29.
Schraffiren („shading out") aller
Felder, die durch diese Prämissen als
leere hingestellt werden, liefert die
Fig. 20, aus welcher sofort ersichtlich,
dass
sein muss, indem eben nur das Feld a^/e
noch übrig bleibt.
Rechnerisch würde sich dieses Resul-
tat ebenfalls ergeben, indem man die
vereinigte Gleichunf;:
a6,c, + fl, (6 -{- c) -f hcd + 6, (r, -f f/,) + c^d^ + (a6, + ac, + o,6c') d = 0
etwa nach a entwickelte, wodurch sich
a{\-\-c^-¥d) + a^'X =0
mit einiger Mühe ergäbe; es muss sonach in der That fi, = (), das
heisst « "= 1, hernach auch + c, + r/ — 0 sein, et<j.
Treffend widerlegt Herr Venn' p. 148 Fussnote die Bemerkunrr von
Jcvons, I. c. dass die obigen Data zweifellos einander widersprechende
(„contradictory") seien, auf die wir in Anhang 0 zurückkommen müssen,
weil die ihr zugrunde liegende falsche Anschauung Jevons vielfach zur
Aufstellung ungeeigneter Ergebnisse geführt hat.
Ähnlich kommt Venn^ p. 15 von den Daten aus:
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*
§ 27. Methoden von HcCoU und Feirce. 573
cor Anlegung der Figur 30, aus welcher auf den ersten Blick ein-
leuchtet, dass
,-0
der ganze logische Gehalt (import) des Prümissensystems sein rauss.
In der That erlialten wir dieses Ergebiiiss auch als dessen „ver-
einif^e (ileichung", welche hiernach zusammen-
falit'ii wird mit der Resultante der Elimination
von .r, ^ oder iv — einzeln, oder in einer Partie,
oder insgesamt — aus dem Priimisseusysteme.
Vergl. auch Math. Quest. vol. 31 p. 51, wo
dieselbe Aufgabe mit vertauschtem x und y gestellt
und — umständlicher — von MoColl gelOst ist
Dagegen löst sie auf die Torstehende Wnse
Herr K Harley, ibid. p. 74.
§ 27. Metboden von KeOoll nnft Feiree.
Die Methode, welche Herr Peirce in seiner grundlegenden Arbeit^
p. 37 .. 42 als f&nfie — meiner Auffassung nach: dritte — den übrigen
hinzufügt, ist äusserst beachtenswert und genial, wenn auch seine
Darstellung derselben einzelnes zu wünschen lassl
Ich möchte das Yerhaltniss dieser Methode zur modifizirten
Boole'schen Torweg im Bilde charakterisiren. Bei dieser wurden die
▼erschiedenen EnEuel der PkrSmissen oder Data des Problems erst fest
zu einem einzigen Knoten geschürzt (der vereinigten Gleichung) und
dieser dann durchhauen (bei der Elimioation).
Beim Peirce'schen Verfiihren aber werden jene Knäuel in ihre
dünnsten FSden auseinandergelegt nnd die erforderlichen einzeln zer-
schnitten (oder auch neu nach Bedarf verknapft) — wogegen die
JeTons'sciie Methode sogleich ein fficksel aus dem Ganzen machte!
Ich denke zu zeigen, dass durch eine geringfügige AbSnderung der
Peirce'schen Tendenz unter Beibehaltung seiner Schlnss weisen, indem
man niimlich jene Knäuel immer nur so weit auseinandernimmt, als
erforderlich, um den Eliminanden resji. die Unbekannte frei zu be-
kommen, dasjenige Verfahren entstellt, welches für gewöhnlich den
Vorzug verdienen dürfte — wobei sich das Verfahren aber dem
McCoU sehen genähert haben, nicht mehr allzuweit von demselben
verschieden sein wird.
Wenn Herr Peirce von seiner Methode sagt, dass sie „perliaps
is simpler and ccrtainly is niore natural tban any of tlie utliers", so
musa ich ihm iu Bezug auf die grossere Natürlichkeit liecht geben.
VI«, an.
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574
Vierzebote Vorlesung.
obwol 98 beim ersten Blick auf die sechs |,Proses8e^ aus denen sie
sieh zasammensetst, durchaus nicht so scheint. Die (nur eYentnell)
grössere Einfachheit wird erst erreicht hei der angedeuteten Abänderong,
die kli Torschtege.
Ich will zuerst Tersuchen, eine möglichst getreue Darstellung
seiner Methode zu geben^ was ich indess nicht thun kann, ohne einige
£rgäQ7.uugeu beizutügcu und gelegentliche Kritik zu üben.
Methode von Peirce.
Erster Prozess. Man drflcke alle Prämissen mittelst der
Kopula =^ aus*), beachtend, dass nach Def. (1) a = 6 dasselbe sagt,
wie a^b und b'^a. Die Prämissen werden sich darnach als ein
System Ton lauter SubsumÜonen darstellen.
Zweiter Proze SS. Man „entwickele" jedes Sulijeht in Form einer
SatHiiic iieinäss Th. 44^.) und dual entspreclieiiJ jede.s Pnidilat in Form
eiucä l^roäuJcts gemäss Th. 44^) nach den iu ihm vorkommenden iiuch-
stabensynibolen — indem man etwa im Einklang mit den im § 19
auseinandergesetzten Methoden links das Schema:
f(x)^f(l)x + f(0)x,, rechte das -{/"(O) + «}(/•(!) +
bezfiglich jeden Buchstebens wiederholt in Anwendung bringt
Als das „leichteste'* Verfahren stellt Peirce hier ein gewisses hin,
auf das ich erst in der Anmerkung nachher eingehen will.
Ich muss aber bemerken dass eine ToUstfindige „Entwickelung^ schon
im 8inne der Peiroe'scben Methode gar nicht erforderlich ist Es ist
♦) Hier mnss ich zuerst bemerken, dusB Peirce bei seinem eiiteu und
dritten Frozeeso auch daa Beziehungfizeiclv^n der „Subsuaitionenveraeinung'*
iD den Kreis seiuer Hetiachtnnfjeo zieht, uiithiu auch verneiuto Subaumtioaen als
unter den Prämissen vorkommend mit zuzulassen scheint. Die Möglichkeit solcbea
Vorkommens verliert er aber beim Schüden der flbrigen ProseMe Tollst&ndig
ans den Augen, uaterUList mtnentlieh sn «sgen, was mit den eatstehenden Alter-
natiyen von negirten SabtomtionMi naeh sdner Absicht ansnfiuigen wkte, nie
denn nun aus ihnen iwter sich und in Verbindung mit den positiven SubenmtioneD
die Eliminationen zn vollziehen wiiren u. s, w.
Abgesehen davon, dmn wir bei öolcher Mrweitt'ninfj des Kreises zugelassener
Prilraiasen das Verfahren eret unter dem Aussageukalknl bürücksicbiigeu und be-
sprechen könnten, muss dies ober schon darum unterbleiben, weil ein solches
Qberhmpt nicht Torliegt» die Metbode oach dieser Richtung nieht autgebildetk
unfertig, ja auf wenige gani mdimentftre Asdenfamgen besdirftokt erscheint
Ich muss xodom bezweifeln, dass sie sich durch irgend naheliegende Modi-
fikatioDeu den Mchs Proxessen eDtsprecbend ei^Uusen Uesse. Cf. § 46, 10. and II.
Aufgabe.
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§ S7. Methoden von ICeCoU und Peirce.
575
TüUig ausreichend, wenn man nur die Subjekte in „letzte Aggreganten*\
die Prädikate in „letzte Faktoren" im Sinne des § 13 zerlegt, jene also
ausmiiltipli/ireud je als Snmnu' von monomischen Produkten einfacher Sym-
bole darstellt, diese aber gemäss dem dualen Gegenstück 27^) des Distri-
butionsgesetzes jeweils in ein Prodakt von Sammea «infaeher Symbole
verwandelt
Wshrend z. B. nach Peirce ein Prftdihafit x + y$ m
(x + y + z)(jx + tj + z,)(x + y, + s)
dual „entwickelt" werden solltOi genügt bereits desäen Zerleguug in
(x + !/) (x + z). Und analog wird auch allgemein das letzterwähnte Ver>
fahren seiner grosseren Einfachheit halber den Vorzag verdieuett.
Kach Aosfühning des zweiten Prozesses werden also als Subjekte
nnr Summen YOn Produkten, als Pridikaie nur Produkte von Summen
aus einfachen Symbolen auftreten — und das genflgi
Dritter Prozess. Gemäss den Schemata der Def. (3), wonach
eine Subsumtion der Form
äquivalent ist dem Systeme von Subäumtionon:
d =^a
oder
b
c
d
a^b
ü'^d
oder
r5
a =^
— wie ich bequemer dafür schreiben will — ' löse man alle „zusammen-
s^^eizten" Subsumtionen in die damit äquivalenten Systeme von simul-
tanen einfacheren Subsumtionen auf.
Ei8 wird darnach irgend eine Prämisse, welche nach dem bisherigen
die Form besitzen mnss
« + s' ^ ppV'p'"
in der Gestalt anzuschreiben sein:
8
»
s
(P
=4
womit gesagt sein soll, dass 8=^p, s =4 ;>', ^=^p") •'«=^1'">- »
s'4i'> ^•'=€p'» 8«-
In praxi — meint Peirce — werden diese Operationen schon
beim Niederschreiben der Prämissen sich vollziehen lassen.
576
Vieraebnto Yorlesiinff.
Da die Glieder s, s', . . der in Da die Faktoren |>, . . der
letzte Summanden zerlegten Sub- in letzte Faktoren zerlegten Prä*
jekte ihrerseits mooomisehe Pro« dikate ihrerseits Summen ans ein-
dukte waren, facben Symbolen waren,
so werden nach Vollzog onsres dritten Prozesses gerade nmgekehrt
wie {rfiher
die Subjekte nur Produkte | die Prädikate nur Siminien
sein, aber jetzt aus lauter einfachen Symholcnj nämlich den Argumenten
(Variablen, KoefHzienten, Parametern, Eliminaaden, Unbekannten, oder
wie man sie ncnucii mag) und ihren Negationen — wofern sie nicht
seihst schon einfache Sj^mbole sind.
Vierter Prozess. Dieser soll nunmehr die Elimination eines
Symbols bewerkstelligen. Wir nennen den Elimiiianden .r. Dann
müssen nachPeircc auf jede inöyliclic TKeisa zusammengehalten werden
eine Subsumtion des vorliegenden Systems, welclie x im Subjekt oder
aber x, im Prädikat enthält, mit einer bolcheu, welche umgekehrt x
im Prädikat oder aber a*, im Subjekt enthält.
Sollte beiden zugleich der Fall .sein bei einer Pr'imispensnbsuration,
BO tiillt der Eliiumaud bchoa von äullist heraus, uüer aiau kann das eine
weglassen, den einen Term X resp. a?, unterdrücken — gleicbTiel welchen.
Wenn nftmlich x und x, zusammen im 8objekto vorkamen, so wttre
dieses (als das Produkt der einfachen Symbole) kraft Tb. 30,^) gleich 0,
wenn sie zubammen im Prädikate vorkamen, so wäre letzteres (als die
Summe dieser und vielleicht noch nnderer Terrae) nach Tb. 30^) gleich 1.
Diese Fälle werden gar nicht iu Betracht kommen, weil man Subjekte und
Prädikate doch immer nur mügUchbt „ausgerechnet" ansetzt.
Kommt aber x im Subjekt und mighidi x^ im Prttdikate vor, oder
nmgekehrt» so kann dies nach bisherigem nur in der Form:
ax =^ b + X, resp. cx^ =^ d + x
eintreten, und wird gemiis.s Th. 41) solcher Ansatz zu
ax^b oder a^b + x^ resp, cjr, ^ d oder c^d-^x
— nach Belieben — sich sofort Tereinfachen lassen.
Nach der vorausgehenden Bemerkung wird jene Subsumtion Yon
der Form sein:
<r) axs^h oder aber a=^h x^
und diese von der Form:
ß) c^d-^-x oder aber cjt, =^ d
wobei nach dem Th. 41) des § 17 die nebeneinanderstehenden Sub-
sumtionen ja äquivalent sein mfissen.
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$ S7. Hetboden von McCoU nud Peirce.
677
RefluUaiite der ElimiDation von x aas den beiden Subsumtionen
des Paares, welches ans den Zeilen «) und /}) je eine Subsumtion
enthalt, ist nun die Subsumtion:
y) =^ 5 + <f.
Beweis. Die vereinigte Gleichung von a) und j3) würde in der Thai
(in der tob mir bevorzugten Sehreibweiw) lauten:
somit al> Resultante liefern: a\cd^ = 0, was nach Th. 38^) mit der Sub-
snmtion y) är^nivalent ist.
Die Kegel für solche Einzcleliminfitioii lautet also: Man mnlfipli-
2irr die Snhjrhtr. und nddirr die Trädilatr der sntsammengehalienen
sunttionen unter ^Vcff(assnu(J des FAiminanden.
Von den so gewonnenen Resultanten müssen die nicht analytisch
erfüllten (diejenigen, welche „Relationen" sind) vollständig registrirt
werden, sofern sie nicht in bereits registrirten mitenthalten sind.
Zusammen mit deiyenigen Sabsumtionen, in welchen der Eliminand
gar nicht vorkam, werden sie in Gestalt eines Proposiiionensjstems
die volle Resultante darstellen.
Es ist nvM erforderlicli , elno Subsumtion der Form o) mit einer
andern von ebendieser Form «) behufs Eliniination des r ^u^amirK^nzuhalten,
und ebensoweni?,' braucht man x ans irgend y.woi Subsinnti in >n der Form ^)
apart zu elimiiuren, weil in solchen Fällen die Hesuitauicu stutd auf die
Idaitil&t 0 0 hinanslaitfeii mttssen.
In der Tbat würde bei iwei Subsumtionen der Form «):
ax =^ h und cx =^ d (oder c =^ 4-
die vereinigte Gleichung lauten: {(ih^ \ rt?,) .r + 0 • = 0, sonach bei Kli-
minatinn des x nur fonlern, dass [cth^-k- cd^-O = i) sei, was von selbst
der Fall ist. Und uhuiich verbült es sich bei irgend zwei Subsumtionen
der Form wie:
a ■\- X und c =^d-\- x (oder cx^ =^ rf),
welche vereinigt 0'X-\- {ah^ 4- cd^ 0 geben. Tm übrigen mUsste, dass
hier die Gesamtheit der Ein/.olresul tauten die volle iicsultauto darstellt^
doch eigentlich noch bewieoeu weiJeuI
Fünfter Prozess. Derselbe bezweckt (in Verbindung mit dem
nächstfolgenden und lotsten Prosesse) das Äquivalent dessen su leisten,
was wir seinerseit als die ÄtrfWsung des Propositionensystems nach
mar Unbekannim (x) bezeichneten. Nach § 21, o) kommt diese hinaus
auf die Ermittelung erstens eines {x nicht als Operationsglied ent-
haltenden) PrSdikates, au welchem x Subjekt ist, und zweitens eines
(ebenfalls Ton x freien) Subjektes, zu welchem x Prädikat ist.
ScBaaoBB, Alfebn der JVogik. 87
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578
Vienehnie Vorlefiing.
Im fiOnften Prozess worden Bimächat alle Subjekte ^ sowie alle
Prädikate von x (unter den im PiftmiaBensystem yorkommeDden Sym-
bolen oder Tennen) ans den vorliegenden SnbBumÜonen einzeln Heraus-
gelesen; im sechsten werden sie hernach an einem einzigen Subjekte
respb Prädikate zusammengefassi
Na^ukm Tontehend hmgebraelU war, dass aUe Süifjdie hSMms
Produkte, äUe Bradikak aber höchstens Summen sind (wofern Bie.näm*
lieh flberhauptr noch als zusammengesetzte, nicht schon als einfache
Symbole erscheinen), können wir nach Belieben gemäss Tb. 41) jedes
Operaiionsglied aus dem Subjekte tn*s Prädikcd hringen, oder vmffdu^,
indem wir dasselbe erstens in seine Kegation verwandelii, zugleich
aber auch zweitens die Art seiner Yerknfipfung (mit den andern Sym-
bolen) dualistisch abrmderii. nämlich diese aus einer Addition in eine
Multiplikation oder umgekehrt verwandeln — vergL den Wortlaut
jenes Theoremes, nach welchem ja:
a=^b + x^ mit ax=^b und ax^ ^ h mit a'^b-i-x
gleichbedeutend ist
Keineswegs dttrfte dagegen
ft + x,=^h in a^hx oder auch a ^ / , in a + x ^ 6
(oder uiiigokehrt) verwandelt werden, wie man, die Subsumtionen rechts
auf 0 bringend leicht erkennt, wo sie besagen:
(a + X,) — 0, a (6, + «,) — 0 rssp. a (6, + jp) « 0, (a 4- a;) » 0
und augenscheinlich einander durchaus nicht decken. Mit Subsumtionen
von Yorstehender Form kOnnm wir es aber hier lycht mehr zn tbun be>
kommen, da, wenn solche vorkamen, ue nach dem dritten Ftozess zerlegt
sein mussten.
Wo ea etwa erforderlich wird, ein Symbol auf die andre Seite
der Subsumtion „hinfiberzuschaffen*' (zu „transponiren'^, welches auf
der einen Seite isolirt steht, so IBsst es die Einheit znrflck, falls es
Stthjekt war, die Null falls es Ptadikat gewesen. Schematisch: soll
in einer Snhsumtion a^h das a hinübergeachafft werden , so sagt
man: l*as^( und folgert nach der Regel: ls^a^+b\ sollte aber
das h herabmrgeschafft werden, so denkt man sich die gegebene Sub-
sumtion in der Gestalt augeschrieben: und folgert regel-
recht: a-b,=^0. —
Demnach kann stets die Negation x, der Unbekannten, wo sie
irgend vorkommt, in Gestalt von x transponirt werden , wodurch er-
zielt wird, dass das yorliegende Subsumiionensystem nur mehr x selbst,
aber nicht mehr x^ enthält. Und weiter können diejenigen Operations-
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g 27. Methoden voa McCoil und Peirce 579
glieder, mit welchen nun x noch Terlmflpft erscheint» ebenfalls auf die
andere Seite geschafft werden, sodass in Jeder einseinen Subsumtion
(in der die Unbekannte fiberbaupt Torkommt) diese jetst endlich isoUH
erscheinen vird, und zwar entweder als das Subjekt, oder als das
Prädikat derselben. Die regelrechte AnsfOhruag dieser Operationen
macht den fünftcu Prozess aus.
Sechster Prozess. Man vereinige flchliesslicli die gewonnenen
Subsumtionen, welche die Unbekannte x zum rrädikate haben in eine
einzige Subsumtion mit e})endiesem Prädikate .r. inilein man die Summe
ihrer ^Subjekte bildet, ebenso diejenigen Subsumtionen, welclie ffomem-
sam die Unbekannte x zum Subjekte haben in eine einzige bubsum-
tion mit cbendiesem Subjekte x und dem Produkt ihif r Prädikate als
Prädikat — auf Grund der jetat im umgekehrteu ^iuue, wie beim
dritten Prozess, anzuwendenden Schemata der De£ (3).
Hiermit wird man schliesslich die Doppelsubsumtion (mit x als
dem Mittelterme) erhalten, welche die j^Berechnung^ der Unbekannten
leistet und das Problem löst
Zur Illustration dieser Methode wollen wir mit Peirce das als 1. Anf>
gäbe in ^ 25 von uns gelöste Problem von Boole nocbmals behaadelo,
dessen Data, waren:
=^ (bd^ + 6, d)« , ade, ^bc-^ , a(p + e) cd, + c,d ,
und bei welchem verlangt wird, erstens diejenigen Aussagen Über a so
finden in welchen nur nodi Ton 6, r, d die Bede ist (which „involve'* only
?>, c, d\ zweitens anzugeben welche Relation awißchen i>, c, d allein besteht,
drittens zu finden, was von (und mit) h in Be7,ng auf a^c^d ausgesagt
werden kann und viertens zu ermitteln, welche Kelation zwischen o, c und
d besteht
AnflOsang gemlss Peirce. Dnreh die ersten drei im Ebiif ans-
gefnhrten Prosesse ISsen wir die drei Prämissen besttglieh auf in die nach-
folgend sasammengestellten Subsumtionen:
e + d cd,
6 + d
' 6 + c, ah
a,c, —
6,+ d,, ade^^
e
b^+ c tie
nebst
a
6 +
Ks war hiebei blos zu berücksichtigen, dass
lid, + « (ö 4- d) (fr, + d,), 6c + e>,c, (6 + c,) + c),
fthnlich cd, + c,d « (c +d) (c, + d,) and endlich a(fr + c) « «tb + ac ist
Znersh müssen wir c eliminlren. „von welchem wir nichts wissen wol-
len^'i von welchem abgesehen werden soll.
37*
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68p
Vienehnttt YovleniDg/
Zum System der Resultanten gehüren eretens dicgenigen unter den
oltigeu Snbennttkoieii, welche e Überhaupt nicht enthalten; dieee sind:
der liiiminaüon des c aus
6 + e
Zweitens tragen dazu bei die lleäultanieu
je einer Subsumtion der Gruppe:
mit je einer solchen der Gruppe:
tifkZ w«r dksty weil in den SubsumtioDen jener Gruppe wesentlich c im
PrUdikat (oder, was auf dasselbe hinauslUuft, r, im Subjekt), in den Sub-
Bumtintien dieser Gruppe aber c im Siibjokto auftritt.
Nach der Regel des vierten Prozesses gebildet sind nun un^re Ueüut-
tanten aUmtUch hingeuchrieben folgende:
1 +c + d(= 1)
(0
1 + <?, + (I, = 1
(6 -i- r,-f (/,
H-c, + c + <l — 1
6 + f, + < , 4- = + flc(/, )
ft, + c + c + W = + c + </ ' «'^'i J
+ C4- c, + d, — 1
wovon aber nnr diese eine:
f) od =^ 6 + + rf,
wirklich 2U Dotireu gewesen, die andern — niimluli: 0^1, ad^\y
(td=^b^+c + d, etc. bis ar, J =^ 6 + r,+ rf, — als selbstver.stiindlich schon
mittelst „Kopfrechnaog". erkannt und sofort hutten weggelassen werden
können.
Die zuletzt gefuudne Eiiizelrusnlt-anto £) kanu uun auch noch, indciu
man <?, der Regel des Th. 41) gemttss nach links wirft, vereinfacht wef^
den zu:
Und ferner geht die zweite von den Subsumtionen d): «,f, =^ 6, 4- </,
augenseheinlioh in der letzten c,d ^ a auf, wie man in Peirce's Manier
am schnellsten sehen wird, indem man erstere mittelst Umstellung zweier
Terme umwandelt in e,(i^2i,+ a, wss aus e^d^n und Tb. 6^) doch a
fortiori schon folgt.
Es wird d;irnacli jene furtzulassen sein.
Die Goiäamtresultanie der Eliniiiintinn des c, zunäch.st durcii das System
der koexistirenden Subsumtionen d) imd t) vollständig dargeätcllL erüchei-
nend, zieht sich demnach zusammen zu:
Digitizeo ^^OOgle
§ 27. .Methoden von McCoU und Fcirce, 581
Diesen Sy«jtcra von sechä Subsumtionen bildet namnehr die Frimiäsen zu
allen weiter verlangten Schlussfolgerungen.
Die zweite, dritte und sechste von diesen gibt die Prädikate tou a
an; dieselben sind:
?>, 4- c + rf , h^ + c^ + d, und 6 4- 1, + .
Es uuibs a eiiigeoidnet sein ihrem Produkte:
« =^ ^6 + c, + d,) (6, + c + d) (6, + c, + rf,)
oder BQsmaltiplizirt:
üm zu finden, ob irgend eine Relation zwischen b, c und d besteht, suchen
wir auch die Subjekte von a zusammen. Diese sind aus der ersten, vierten
und fünften Subsumtion ^) zn enfnolimen in Hestalt von; &,c,d|, ctJ, und
<r,d; es mnss also ihre Suiuine dem u eingeordnet sein:
h^c^d^ + cd^^{^e^d^a,
Ängenieheialieh resnltirt dnreh Elimination des a ans den beiden lotsten
Subsumtionen, welche hier schon durch den Schluss Barbara nach Pnn-
zip II erfolgen wird, weiter nichts als eine analytische, „leere", das Prin-
zip I der TdentiUt exemjilifizircnde Formel (an „emptv" j>rnjiosition), so-
dass zwisclu.ii b, c imd d keine unabhängige Bc/iobung zu bestehen braucht.
Um die Früdikate von b zu finden, kombiniren wir die zweite tad
dritte Subsumtion ^) und erhallen (analog, wie bei a des genaueren an-
gegeben wurde):
=^ (ff, + c + d) (ff, + + fl,) oder 6 =^ f/, + crf, + c^d
als driUea l- f \ t.'i laugten Ergebnisse.
Durch bunmilung der Subjekte vou 6 gchi au« der erbten iiud der
leisten Subsumtion ^) berror:
Durch Elimination vou 0 aus diesem und dem vorigen Ergebnisse ge-
miiss Prinzip II geht dann hervor:
acd + a,c,rf, =^ «, + cd^ + (\d ,
oder vereinüscbt: acds^O, was mit der vierten und fünften Subsumtion gibt:
cd, + c,<l a =^ c, + cl,
in Beantwortung der letzten von den gestellten Fragen. —
Anmerkung. Unter dem zweiten Prosesse emp6ehlt Peirce, nm
einen Ausdruck in seine letsten
Smmanden \ Faktoren
„entwickelnd'* zu zerlegen, falls er nlmlieh Yon vomhersän ein
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582 Vioselmte Vorlemang.
ProäivM (too Sammen) | «ine Ammm (von Prodokten)
gewesen, da» folgende Yerfiüiren. Man bilde
jedes denkbare Produkt | jede Samme
au8 allen in dem Ausdruck vorkommenden l!ii<.lir:tabensvnilM-iltij und dpren
Negationen, sodass darin jeder Buchstabe nur t//aual (negirl oder aber uq-
negirt) Teiireten ist.
OemAss der fondsmentalen Formel des Th. 6):
a& 6 ^ 6 + c
unterbuche man , ob
die ätuume ein Prädikat ist von
das gebildete Produkt ein Subjekt ist
von jedem Faktor
jedem Giiede
des gegebenen Aasdrockes. Trifft dies su, so ist es, xesp. sie ein
letster Snorauuid | Primfaktor
ebendieses Aosdniekes, aadecniisUs nicht
Man fsbie in dieser Weise fort, bis so viele letste Summanden resp.
Faktoren gefunden sind, als der Aosdmck besitsen muss.
Um diese Zahl zu finden (unter obeoerwälmler Voraussetzung, die ja
schon nach § 11 sich immer vorgSngig erfüllen lassen wOrde), gibt Peirce
ohne Herleitung den aritbmetiächen Ausdruck au:
iro, ;u die Gesamtanzahl der verschiedenen Buchstabeusymbole bedeutet, die
im Ausdruck vorkommen, falls ein Symbol und seine Negation nicht als
verf^chieden angesehen weiden, wo ferner n die Gesamtzahl der im Aus-
druck als OperationsgUcder überhaupt auftretenden Symbole voiätellt, mögen
diese Yerschieden sein oder nicht (nach Berttdcsiehtigung übrigens der Tan-
tologie- nnd Absorptionsgesetxe behnfs eiu£BiehsfmOglioher SehreibnDg des
Ausdrucks), endlieh p die Anzahl der
Faktoren | Glieder
des Ausdrucks ist (mit dem gleichen Vorbehalte wie soeben, ohne wel>
eben scmsl ja die Zalilen n nnd p beliebig hoch angesetst werden konnten).
Es sei hienach z. B. der Ausdruck x -k- yz „dual zu eutwickeln" [„dual**,
das soll lieis.-en: in die Form eines Produktes, f^cmäss Tb. — sinte-
mal die „Kntwickelung'' bclilechtweg, in untrer l'erniinologio sich stets be-
zieht auf die Zerlegiinff in ein© Summe gemäss Tli. 44^.)]. Nach Peirce
ist üu bemerken, das» hier w = ä, w = 3, j> = 2 ist, womit sich die Au-
sahl der gesaehten Faktoren (arithmetisch) berechnet zu
2^ -f 3 — 3 X 2 — 2 = 8 + .*{ — G — 2 = 3 .
Mau sollte nun alle acht Ausdrücke, welche durch additive Vereinigung
dreier von den sechs Symbolen ar, r, .r„ y„ z^ mit verscliiedenen Buch-
staben gebildet worden können eigentlich durchprobiren in folgender
Weise. Da
+ y + und ^«-i-y-i-'f
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g 27. Methoden von MoCoU uod Feircc. 583
80 ist + + « ein Falttor mueres AnBdradcs x + pe» Um die Probe init
z-¥!f-¥Mt KU machen, haben wir in bemerken, daas:
» =^ tr + 2/ + r, und yt^s + ij + z,
ist, sodass dies ebenfalls einer von den gesuchten Faktoren sein musste.
Das nämliche stellt sich heraus, wenn wir mit x + y^ + s den Versuch
machen, womit also (hier suflftllig bei den drei ersten Yersachen) die ge-
Buchten Faktoren schon volMhlig gefunden sind. Dagegen wttrde a. B. mit
x + y^ + ßf der Versuch fehlgesehlagen haben, indem zwar x=^x + 3^, +
aber nicht !f'=^x+y^+z, sein raOsste, und bezüglich a:, +y, H-r, liesse
sich weder einsehen, dass noch dass yg demselben eingeordnet sein
mUsste. Etc.
Sollte ebenso beispielsweise der Ausdruck:
{a + b + v) {a -i-b^ + c,) (u, + b + c)
— diesmal in die Form riner Summe, also schlechtweg — „eutwiekell**
werden, so wäre m = 3, n = 9, p = Z, sodass
2* + 9 — 3x3 — S«=ö
die a priori bestimmte Anzahl der zu gewärtigenden Entwickülungsglieder
ist. Von den acht Konstituenten der Entwickelung (von 1) nach o, 5, c
sind daher nnr dreie hier ausgeschlossen, und zwar sind es diese:
a,&,c,, a,dc, «Vi»
welche aHein nicht in allen drei Faktoren, nSmIich in den gerade darüber-
stehenden nicht, sieh enthalten erweisen. Der Ansdrock ist sonach:
= abe-i' ahe, + al,c + a,hc, + a^b^c. —
Die Vorauöbcstimmung der Anzahl Glieder resp. Faktoren der ge-
suchten Entwickelung erscheint mir zwar verdienstlich, das ganze Verfahren
auch in der That nicht schwierig, jedoch (im allgemeinen) fds zu amsittnd'
lieh und ermüdend gegenüber denjenigen Yerfahruugsweiscn, vor welchen
ihm Peirce den Vonmg zuerkennen will, und die schon im § 13 ansein-
andergeeetzt '.vnrden.
Ich würde bei Aulgaben der Ictzterwühuten Art judiziüscs Ausmultipli-
ziren vorziehen^ wo noch Faktoren fehlen dieselben iu (jestalt von l, = a; + j'„
hinzulegend, wiederholten Ansatz eines Gliedes aber Termeidend. So haben
wir, in dem Beispiel, dnrch Yereinigang des ersten mit dem dritten Fak-
tor sogleich:
{h + c) (a + b, + c,) =.a{be + bc, + 6,c) + + 6,c)
— etwa bei (/>, + c,) den Faktor a, gemäss Th. 33^) Zusatz beiftlgend, und
b + e beim Mnltipliziren mit a vollends entwickelnd gemftss Th. 33^) selbst
Bei den Aufgaben der vorigen Art aber scheint mir das Schema des
. Th- 27„) am bequemsten vei-wendet zu werden, wdnaoh in obigem Beispiel
zuerst x + yz in (x -r i/) ( i -r s) übergeht, sodann woil rr + v den Buch-
staben r, s + 0 aber den y noch nicht, wie es ertbrderlich wäre, enthält,
weiter:
x + y = x + y + 0e^^{x + y + £)\x + y'^zJ
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584
Vienebnto Yorlesfiil^.
und analog « + ä « a? + « + yy, « (x + y + jp) (af + +
genomm«!, im Produkte:
» + « (« + y + f) (jt + y + ,?,) (a- + y, +
über der erste Faktor rechts nur einmal angesetzt wird. Um deu CJcdanken-
^ng darzulegen miuste ich dies alles aiederBchreiben; man kann jedoch
das Ei^ebniss leicht gleich ans dem Kopfe hinsetien.
Zum Glücke aber brauchen wir, wie oben betont, uns bei den Pro-
lilemen hiermit üborlianpt nicht 'zu plfiiren. Gleichwol aber scbion mir
l'eirce's Manier im „Entwickeln'' der Funktionen es wert zu ßoin, der
Aufmerksamkeit des Lesers untorbrcil-'t zu Averden, sollte sie auch hlos
dazu dienen, die MannigtiUtigkeit uud Flille der VVeiseu, auf welche in
unsrer Disziplin zuwerke gelungen werden kann, anf s neue xa iUnstriren.
•
Ich will non diejenige Modifikation der Feirce'schen Methode
auseittandersetEen, weldie mir, wie eingangs angedeutet, als die aller-
natürlichste und einfacbste sugleich erscheini
Wie der Leser wol bereits berausgef&hlt hat, besteht der Vorzug
der Natflrlichkeit gegenüber der Boole'schen Methode bei der Peirce-
scben darin, dass sie — nicht wie jene mit Gleichungen — sondern
vielujelir mit Subsumtionen operirt, souacli mit Subjekten und rriidi-
katcu VM tliun liat, die den I'rteilafunktionen im gewöhuliclieii Denken
sich durehaus anpassen. Die i'rümissen brauchten nicht mehr recliter-
band auf 0 gebracht, auch nicht mehr zu einer einzigen Aussage ver-
einigt zu werden — Operationen, deren erstere zuweilen mülisani aus-
zuführen ist, deren If^tztere, so leicht sie ist, ein sch\vülstit?e^^ icuui-
brous) Ergebniss aufwei " ii kann. Bei Peirce's Verfahren mussieii
indess dafür andere Weitiaufif:^keiten in Kauf «genommen werden, die
wir nun vermeiden Wüllen unter Beibehaltuni^ der Vorzüge.
Äus irgend einem System von in Form von Subsumtionen an-
geschriebenen Prämissen ein »Symbol x zu eliminiren, desgleichen das-
selbe (im mehrerwähnten Sinne) zu „berechnen" ist unsrc Aufgabe.
Mit der „Berechnung" ist bekanntlich allemal die Klimination der
TTiibckannteu zu verbinden, die uns die Anfb'>sbarkeitsbedinj,nuig liefert;
«losgleichen geht schon nach § 21 und wie weiterhin zu t^ehen n)it der
Khuiiuation auch <iie Auflösung oder Berech uuug von »elber Hand in liund.
Sollte also etwa ein Symbol zu eliminirw nnd et» anderes so bereohnen
verlangt sein, so wende man nacheinander in Hinsicht auf jedes der beiden
fth sich das Ver&hren an« welches wir nun bezüglich des einen x be-
schreiben werden. Ebenso, wenn mehrere Unbekannten zu ehminiren da-
neben irgend welche zu berechnen sind, wird man (wie schon früher er-
wähnt) die Kiimiuandeu iuniiur einzeln siucessive ^n irgend einer Keihen-
folge) beseitigen, weil dabei mit jedem Schritte schon eine erhebliche Vei'-
einfachimg des fernerhin die Piilmisaen zu vertreten habenden Propositionen-
. ijui. u i.y Google
§ 27. Methoden von McGoll und Peirce. 585
syatenu «ruelt wird — wogogm, W9uti man die Operationen bebufs nnidl-
ianer Elimination au das ursprüngliche PrSmissensyetem ankttpfen wollte,
man dieses Vorteils yerlustig gehen würde. Wir werden es demnach in
ihr That immer nnr mit rinrm Symliol, als Eliminanden oder Unbekannte,
auf einmal zu thuu bekümmen, und brauchen nur darauf Bedacht zu nehmen,
wie wir uns in Bezug auf dieses (^somit auch jedesj am besteu aus der
Schlinge ziehen.
In jeder Främissensiibsumtion (welche a; Überhaupt enthält) mtwichdc
man die linke Seite, das Sidjckf, falls x in demselben vorkommt,
mich X in Furm einer Sn))unv gemäss Th. 44^) die rechte iSeite oder
dm Prädikat, falls x in ihm vorkummt, in Form eines Produktes ge-
mäss Th. 44^). Darnach lässt sich:
ax + bx^ =^ (a + x^) (ß + x)
als die allgemeine Form einer jeden x enthaltenden rraiuis.sc hin-
stellen, wobei nur, wenn x auf einer Seite von selbst herausfUllt oder
fehlte, dasselbe nicht extra eingeführt zu werden braucht, vielmehr
dann in Gestalt von
ax -^-hx^^Y resp. c =^ (a + «,) {ß + x)
mit der betreffenden Prämisse weiter zu operiren ist. Es brauchen
auch etwa auslallende Glieder, wie Q'X oder 0•x^ oder Faktoren, wie
1 i X oder 1 + .',, durchaus iiiclit uuj^esetzt zu werden, vielmehr kommen
in bulciien Fällen auch die beim allgemeinen Schema anzuführenden
Operationen, soweit sie sich auf jene zu beziehen hätten, einfach in
Wegfall.
Man löse jetzt die hdrrffefide Subsumtion gemäss Definition {d) auf
in die einfacheren Subsumtionen:
ax
hx.
'\ ia + x. ax]
a+x,
ß + x
wobei wieder, falle ein Term fehlte, derselbe auch vorstehend nicht
vertreten sein wird.
Das allgemeine Schema reprüsentirt nur zwei (nicht vier) Subsomtioneo,
nSmlich die beim Lesen einer jeden Zeile sieh ergebenden: ax^a-hx^^
hXf^ß-hXt da die über's Kreuz durch das Suhsumtionszeichen vevbundeuen
Terme nur analytische Identitäten =^ (S + Jf, bx^ =^ « + x^ liefern.
Mach der Regel von Peirce s Theorem 41) werfe nmn das Opera-
tionsglied Xt^ jdzt (als x) auf die attdcre SeUe, was beim allgemeinen
Schema auf eine Unterdrückung des Terms hinausläuft, und für
sämtliche angefahrten Fälle gibt:
ax^a ax^f cx^tt
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586
Vierzehnte Vorlcaung.
Sodann isoUre num x voBends durch Hnmbeneerfm des nUt ihm ver-
kmipflm Operatknßgliedes nach denelben Begel, wodnrcli entsteht:
=^ ^ =^ »I + «» resp. =^ a? =^ a, + y resp. c/5, =^ « ^ + a.
Hierdurch ist dann die Prämisse verwandelt in eine Doppehiihsum-
Um mit dem Mitteli^liede x und einem davon freien Subjekte sowol
als Prädikate. Dieselbe ist m. a. ^V. für sieh >ehou „aulgelöst" naeli x\
zugleich erscheint x elimiiiirt, sobald mau eä beim Lesen der Uoppel-
subsumtioii gemäss Triuzip II überspringt. lu der That wird beim
allgemeiiieu Schema bß^ =^ a, + a die iiesultaute der Elimination de» x
vorstellen.
Wüüii vou dem allgeinuiiien Schema eimelue Terme fohlten, so kann
Oö sich ereigncu, dasä mau blaLL uiuer Doppelsubäumliou nur eiue eiul(U;he
Sabsnmtioii erbÜt von der Form ,
d^x oder aber x =^ d.
Diese ist jedoch leicht zu einer Doppekabsumtion zu ergUnzen in Ciestali vou:
d ^ j: =^ l resp. 0 ^ x =^ d
und ist ersichtlich, dass aUdunn diirrli die Eliniinati<in des r ;it;s der
l'jinzelpriiraisse ntir eine Identität: r/ ( 1 ixep. ü Ö rcsuUircu würde,
die bei Aufslelkug der Güsamtresultunte nicht weiter berücksichtigt zu
werden braneht (weil 0 link« Samniatid, 1 rechts Faktor wttrds — wie
aogleieh va sehen).
Um nunmthr das gange System von Prämissen nadi der ünbtitannien
X aufzulösen, nachdem die x enthaltenden a&mtlich an solchen Doppel-
Subsumtionen umgeformt sind, hrauehi man nur die Suhjekle dieser
letateren additiv su einem einzigen Subjekte, ihre Prädikate muUijoUkaiie
SU einem einzigen Prädikate von x eu vereinigen. Man wird dadurch
eine Doppelsubsumtion mit dem Mittelgliede x und davon unabhängigen
extremen Gliedern erluilten, welche nach Def (3) äquivalent sein muss
dem System jener Duppelsubsumtionen, welche also zusammen mit der
Gruppe der x von vornherein nicht enthaltenden Trämissen das ur-
sprüngliche Prämissens)btem vollständig vertritt. Die volle Resultante
der Elimiuatiuu des x besteht aus dem Syistem der Prämissen eben
dieser letztern Gruppe in Verbindung mit der aus der „vereinigten"
Doppelsubsumtion durch Überspringen des x- gemäss l'r. 11 sich er-
gebenden Resultante, welche die Summe der Subjekte des x einordnet
dem l'rodukt seiner rrädikate. —
Um dies an dem klassiBcheu Prtddem v(»n IJoole, 1 Aufg. des i; i'^t,
■m erläutern. ^ schreiben wir behufs Elimination von c die erste Prarausc
m der Gestalt an:
/f,c, , die sweite als: ad (6c, + 6,c) ^ e,
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§ 27. Methoden von McColl uud Peirce.
587
iodem wir dme Doppelumstellung an ihrem früheren Ansatz vornehmen,
nSmlich den Faktor T<m linke als Summanden e nach rechts warfen,
sodann den Summanden &c4*&,<!| aegirt als Faktor he^-\-h^e von rechts
nach links — oder beides a tempo.
Dio dritte PrSmisso, welche Gleiclinng war, lösen wir als Torwftrtige
und rückwärtige äubsumtioii bezüglich auf zu:
ab ^ edf + e^d retp. cd, + c,d ^ a
e ^ cd, c,d + a, (ed, + c^d) e.
Die Hcsultante der EUmmauon des c besieht au» dorn System der
drei Yon den Torstehenden Bubeomtionan, wektha e gar mcht anibalten,
zusammen mit derjenigen, welche die Summe der drei Subjekte von e sub*
snmlrt unter das eine Pridikat desselben. Letstre lautet:
a,c, + ad (&c, + i>,c) + />, (cd, + c,d) =^ cd, + (;,d +
Hiermit ist diese Eliiiiiiintion bereits volkogeu. Bei keiner allgcmciucu
Methode wird man sich alm der Auforderaug entziehen können, die sjsto-
niatiäch von ihr gelieferten ßechnaugsergebuisse jeweils nach Möglichkeit
— mit Büoksieht auf die besonderen VerhSltnisse des gerade Torliegenden
Falles — zn Tereinfaehen, eu redmirm! Das letste Tereinfaeht sich su:
ab,ed «-< 0 oder «cd ^ 5,
wie man augeublicklich orkonnt, wenn man das Glied a, von rechtö als
Faktor a und ebenso das Glied cd^ + c^d von rechts als Faktor cd +
aaeh links wirft.
Der Übersicht wegen reprodosiren wir die (bereits da stehende) Gesamt-
resultante, zugleich die Elimination T<m a vorbereitend; sie besteht aus
dem Systeme:
(frd + d,d,)c, a, a 8^ + cd, + r,d, ed.-^c^d^a, a^2> + i:, + d,.
Mithin ist ihre Auflösung nach a:
{bd + Jrcd,-^c,d^a^ (6, + cd, + c,d) {h + c, + d,)
in welcher Doppelsubsumtion die extremen Glieder sich nach leichter Re-
duktion als gleich herausstellen, sodass die Elimination von a ergebnisslos
bleibt, und
a = cd^ + lyi + b^c^d^
geschrieben wenleu kann.
Um Südaun 0 ui eliminiren, iielinien wir am besten die letzte als die
einfacli:jLe Zusammen£issuug der uuu als Prämissen dienenUou Kigebnii^se,
und zerlegen die Qlddinng als vor- und rückwSrtige Subsumtion in:
a(cd + c.d,)^f , \^a.
^ * Ud, cd, + c,dj^
Die Elimination von (, ans der ersten und der in ^ a + c + r/ um-
geschriebenen dritten von diesen vier Subsumtionen liefert augenscheinlich
nur ein identisches Ergebniss, weshalb die fiesultante der Elimination
Yierzcbalo Vorlosuag.
von b (somit Ir,) blos ans den tob b freien Sabsumtionen dieeer Gruppe
besieht, die sich in
C(/, + =^ « =^ c,^/, + crf, + r,(( oder c^ + (l^
zusainmenzieben. Auch liest man ijofort heraus dio Auflösung nach
« (c(^ + r,r/,) =^ =^ a + V -r d,
woraus sich diejenige nach b durch Umstellen der Tenne, oder auch beider-
seitiges Negiren ergibt zu:
wo Ici /leres Prifdikat (nur) mit BOcksicht auf (Vn; vorhergehende Relation
(zwibcben a, c, d) auch in + c + d zusarameuziehbar ist (indem man ihm
a, cd ohnehin, aber auch noch acd^ welches 0 ist, /.tifOrron kann).
So gelangten wir also zu den früheren Ergebnissen.
Es m0ge femer noch die 7. Aufgabe des § 25 (von Boole) entsprechend
behandelt werden. Die Prämissen waren:
iPff 5ff, ra =^ 6«, sc wffj be =^ ra
uuil werden im Iliublick auf die bcabsichii*,'ic EliuiinaUou von e zu
schreiben sein:
oder
mitbin stellt des System:
^9 4 »■<* ^ «'f7 4 rrt + l»„ ra /( «j +
die licöultante der Elirainatiou vou r vor.*)
Um die Elimination und Berechnung von g vorzubereiten, schreiben
trir letzteres:
(s + w, ras^w
+ + ^ ras^g
womts folgt:
ras ^g^{s + tv^ (ra + + w,) oder ir, + ^ (ra + &,)
wie froher — eine Behandlung, die mir derjenigen des § 25 entschieden
vorsnziehen scheint.
Ich meine gleichwol, dass das von mir modifistrte Vorfahren Boole's
durch diese neue Methode keineswegs ü1>orflUssig gemacht wird. Nicht nur
liohült es (Ion einen Vorzug, dass man dabei mehr rein mechanisch — um
nicht zu sagen: gedankenloser — zuwerke gehen kann, womit ich mir zum
Teil deu Umstand erklUre, da^s, wie Herr Puirce seinerzeit mir schrieh,
*) Ka wird, wie hier, nicht selten vorzuziehen scinf duäa uidu beim Kliiuimren
die Eimelrcsultanten unvereiiiigt huse.
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§ 27. Methoden von McColl uiul Peircc. 589
seone Sdkttler mein V^erfahren dam aeinigen Torznsiehen pflegten, sondern
auch zwm vollen Verständniss der ga&sen Disziplin wird dasselbe stets xm-
entbehrlich blcibun. Endlich kann man auch die nn jeder cinirclncn Prü-
missensnbsumtion lu vollziehenden Operationen der Auflü.>unf^' uud Klimina-
Uon mindestens geradesogut nach jenem Boole'schen »Schema auüiühren,
als nach der vorstehend illustrirten Peirce 'sehen Methode, wie eine ver-
gleiehende Bearbeitung der typisobeB 18. üvdg. des § 25 nach den beiden
Manieren m erkennen gibt. —
Das Verfahren, welches Herr McColl ganz selbständig, indessen
immerhin sehr nachträglich, ?.nr Lösuhl'' der Probleme des Hoole'schcn
Kalküls ersonnen, ist doch nicht ganz so sehr, wie er selbst glaubt,
von dem moditizirten Boole'schen verschieden — und muss ich hierin
Herrn Venn^ p. 372 beipflichten (vergl. ebenda). Sofern nur eine
Prämisse in Betracht kommt — und die Boole'schen Prämissen lassen
sich ja stets in eine einsäe zusammenziehen — möchte ich dasselbe
überhaupt nicht als eine neue Methode, sondern höchstens als eine
eigene „Manier*' in der Anwendung der Boole'schen Methode gelten
lassen.
Ein Fortschritt tritt erst da zutage, wo es sich um Elimination
nnd Auflösung bei Systemen Boole scher Prämissen handelt und ist
eben darin zu erblicken: dass McColl deren vorgamgige Vereinigung 0»
einer enw^en Pramissenglei^umg enibthrUch macM, womit er denn Peirce
Torgearbeitet nnd eine neue Behandlungsweiae der Probleme angeregt^
mitbegrflndet hat
Vorwiegend scheinen mir Herrn MeColPs Verdienste auf einem andern
Felde zu liegen: auf dem der Anwendungen — worQber u. a. unser An-
hang 7 zu vergleich eu ist.
McOolPs Verfahren basirt auf den beiden Gleichungen:
X fix) = X f\\) und a?, f{x) = x, r{0),
welche wir schon in § 19 als Anm. 2 zu Th. 44^) angeführt haben,
und die er auch für beliebig viele Argumente zusammenfassend er-
weitert zu dem Satze:
xyM'*u^v^*'f(x, y,e"U, v, • -) ^ zgg u,v^ •/'{l, 1, l,-.,0,0, •)■
Die Gültigkeit auch dieser Gleichung ist unmittelbar ersichtlich aus
der allgemeinen Boole'schen Formel 44^) für die Entwickelung einer
¥wOikü<m f(xtfffMf"UfVf") beliebig vieler Argumente nach ebendiesen
— in Anbetrachti dass bekanntlich f(t> 1» l-*0, 0,«) der Koeffizient
isty mit welchem der Eonstituent xgg'^v^v^^ in jener Entwickelung
behaflet erscheinen wird, und dass die übrigen Glieder derselben Ent-
wickelungi als mit dem angegebnen disjunkte Konstituenten habend, ,
in diesen multipUzirt verschwinden müssen.
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590 Vienehnte Torletong.
Charakteristisch ist aber die Ai-t, wie McCoU zu liger Gleichung
gelangt. Seine Reelirningsweisen sind wesentlich aus dem Aussagenkalkol
' („calculiis of oqnivnlent statements") hervorgewachsen, und könnten eigent-
lich erst imtrr dieaem ganz ungehindert hesprochen werden, wcbhalU wir
auch noch eiumui auf äie zurUckkomiuön — § 46 am Schlüsse. Bedeuten
ihm nim sr'^t^t" Tersebiedene Aussagen, so wird diflsen Sjmbokn
der Wert 1 zukommen, wenn sie wahr und der Wert 0, wenn sie ftlscb
sind (vergl. luiton §28). Wird nun angesetzt das Produkt «.yjer ••t*,t;^", so
sind damit die Faktoraussagen als gleichzeitig gtUtige hingestellt oder an-»
genommen (vergl. § 28), d. Ii. es ist a;=»»/ = Z'-=l und ebenso
w, = i;, = •• ^ 1 , bonach m = r — = 0 gesetzt; und deshalb dürfen
in der That die geuannten Symbole in einer etwa uoch dahinter treteuden
(d.h. gleichzeitig gemachten) feineren Aussage /(x, ••, u, r, ••) durch
diese ihre Werte 1, 1, 1, -0, 0, •• bezüglich ersetzt werden.
Es mttsste dies auch gllltig bleiben, wenn etwa nicht
mehr blos einen Funktionsansdrock des identischen Kalküls in onserm bis»
herigen Sinne, sondern auch, wenn es irgend ein System von Propositionen
vorstellte, in welcbem nur ah Aus.sagenöjmbole die Argumente vorkämen.
Gelegentlich macht, um Schlü>.-,e zu ziehen, McCoH auch in dieser Weise
von deui Satze Gebrauch. Doch lüsüt von dem wie wir sehen werden
engeren ,^uBsagen**kalkal (in welchem nBmlicb die Symbcde ledigliob der
Werte 0 und 1 fthig sind) der Satz auch auf den weUerm „Klassen^kalkul
(in welchem sie beliebige Werte haben kOnnen) sich nicht ohne weiteree
ttbertragen (cf. § 46, 18. Studie).
Ist nun 2. B. eine Subsumtion:
narli der Unbekannten x aufzulösen, oder auch diese au elimiuiren, so
wird gefolgert;
9 W ^\ W -4 0
was dasselbe besagt, wie, dass es ^0 sei; und hieraus durch beider-
seitiges Multipliairen mit x, oder unter Anwendung des angeitibrieo
Satses: •
x,ip (s?) ^. («) - «.9(0) ^,(0) ^ 0, x^ix) if,(x) - xp(i) #»,(1) <^ 0,
oder, was dasselbe besagt, = 0. Nach Th. 38) lassen nun aber diese
letzten Subsumtionen sich umschreiben in:
oder anchi nach Belieben, in:
a^, =€ 9>, (0) + tl' (0), x^q>,{\)-^t (l).
Mnltiplizirt man (iberschiebend die Subsumtionen der ersten, oder ad-
dut ebenso man die der zweiten Zeile, so ergeben sich mit IJücksiehi
aui' Th. :'.()) und Tli. f)) die Formen, in dereu erster McColl die Resul-
tante der Eliinimthn von x ansetzt:
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§ 27. Methoden von McCoU und Peirce.
591
9(0)9)(i)^,(0)^,(i)-o i'=-9»,(i) + 9.(0) + *(i) + i('(o)
— oder auoli =^ für = geschrieben.
Ich denke, mau erkenut, dass dies nur eine andere Manier ist, zu
derselben SesuUaiite lu kommen, sa welcher Boole gelangen würde, indem
er die Gleicshung 9 {x) % {x) 0 links nAch x entwickelte und das Pro-
dukt der Eoeffiiienten «0 setste.
VerbSnde man dagegen diagonal oder übar^a Kraus je zwei Sab-
Bumtionen ans den beiderlei Zeflen ▼ermittelst des S/llogismas Barbara
(oder Prinzips H) am z oder za eliminireni so würde sieh diese
Besaltante auf eine dem Yeifahren von Peirce n&ber kommende
Weise ergeben in den Formen:
9 (0) V', (0) 4 9.(1) + (1); 9 (1) ^. (1) < % (0) + (0).
Die beiden Subsumtionen dnei- (der ersten) Zeüe aber stellen für
McColl die Auflösung nach der Unbekannten x vor — wofür meines
Erachtens wieder diejenigen der Haupidiagonale den Vorzug verdienen
würden, gleichwie dann auch die Subsumtionen der Nebendiagonale
die Auflösung nach am besten darstellen werden.
Die Art, wie hienach McCoIl mit Systemen von Subsumtionen
operirt, erheilt ans folgendem.
Nachdem jede einzelne Ton den gegebenen Pramissensabsamtionen,
wie oben gezeigt in zweie Ton der Form u^x^ ß^^t i^iifg^l^st^
lerfallt isty kdnnen wir als unser Ptamissensystem ansehen:
und lassen diese »Faare nach Def. (3^) sich zusammenzieUeu iu:
«^+a' + ••• «*^a?,
welclie beiden Subsumtionen zusammen dessen „Auflösung" nach x
vorstellen, wogegen deren überschiebeud gebildetes Produkt:
{«' + + + ««) (/J^ + + . . . /S») =4 Ö
die Resultante der Elimination des x sein wird.
Ein Beweis für dlo VollsiUndigkeit dieser Resultante — nlimlieh der
aß — O für die I'i ümi.-jben cf^r, |9 =^ .r — wärn nach unsern Betrach-
tujij^'en in § 21 leicht lü erbrin;,'cri (re.-p. i.st dorl ötilböl impUcite bereits
erbracht), iat jeduch von McColl nicht gegeben.
Nach vorstehendem Schema. In-hanUelt Mc Coli verschiedene Pro-
bleme, namentlich von Boole, darunter auch die bek.iimie 1. Aufgabe
des § 25 und diese mittelst zwei (ein lialb) Dnirkseiten Kecluning.
Irgendwelche Vorteile iu Hinsicht der DruckersparnisS| Vermehrung
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592
Yienebiite Torlesungf.
der Übersicht oder Erleichternng der Arbeit gegenüber den schon
ansesnandergesetsteii (und teilweise allerdings der McGoll'scheu sich
nähernden) Behandlungsweisen vermag ich aber nicht dabei wahnu-
nehmen.
Wo mehrere Argnmeute als Elimittanden oder Unbekannte gleicfa-
zelti«,' iü BefraLlii kommen, verfUirt Übrigens Mc Coli nicht etwa rein nach
dem üben geschililt itcn Schema für eines nach dem niulern von diesen.
Vielmehr mUssen wir, um vollständig sein Znwerkegehfn charakteriüirt m
haben nnd den bis incl. zu nnseini § ;>2 vorgefichi itieiien Leser in den
Stand zu setzen, die vuu McColl behandelteu i*rubleme genau in seiner
Weise (nach-)reehnen zu können, etwas voigreifend noch folgendes bemerkeD.
Set (x, xr, . .) ein PrSmissensystem, z. B. ein anssagenreohnerisch
angesetates „Produkt"' von Subsumtionen, so wird dasselbe laut Voraus-
setzung gelten, somit den Wert der 1 des Aussagenkulkuls haben. Irgend
ein Konstituent (einer Eutwickelung) nach den Argumenten ir,y,r, ..,
z.B. jry, ., wird daher mit diesem Faktor F (x^iff e der ja 1 ist,
versehen werden diiilen, sodass
Nach dem im Sdilusspassus der S, 589 gegebenen Satze (und mit Ilürk-
sicht auf deHijen zulässige im Kontext der folgenden Seite schon angedeutete
Erweiterung) ist aber die roclitr Seite dieser Gleichung = j-i/,j,--«/'(1,0,0,--)
und somit =^ i*\l,0, 0,« •) kiult Th. 0^), Sonach ergibt sich in der Gestalt:
3//r-, - =4 ^^(1, 0,0,..)
ein Prädikat zu dem gedachten Konstituenten, welches sich xonXchst
wlodernm als ein Produkt von Subsumtionen darstellt, worin aber die
Argumente nicht niebr vorkommen. Dasselbe wird nun nach den in § .'Vi
gegebneu Scheauiia, insbesondre dem A), sich umschreiben lassen in tiucu
von allen Subsumtionszeichen befreiten Ansdrack, der auch als ein solcher
des Klasseakalkols deutnngsfähig geworden.
Ans den zn sSmtliehen Konstitaenten auf diesem Wege gewonnenen
PrUdikaten leitet hernach McColl dnrch überschiebendes Addiren sich seine
Kliminationsf^rgebnisse ab, die sich so als Prüdikationen ergeben für dio
KonstituL'iiten nach den als Unbekannte zu berechnenden Argumenten.
Z. Ii. aus den Prädikaten zu o"//, und zu xif^z fliesst so ein Prädikat zu
aus diesem und einem ähnlich gewonnenen Prädikate zu xy ergibt
sich ein Prttdikat zn x (welches dnrch Kontraposition schliesslich in ein
Subjekt za verwandelt wird). Etc.
Dass dieses Zuwerkegehen nicht eben vorteilhaft ist, zeigt deutlichst
eine Vergleichnng der von \rcColl gegebnen LSsungsarbeit — z. B, bei
der 2ti. Aufgabe des § 25 — mit der — dort — von mir geleisteten. —
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9
Anhänge.
ScuKüDBR, Alfebni der Logik 3g
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I
Anhang 1.
BeÜäuiige Studie über identisoJie Multiplikation und Addition.
(Zn § 6. ÜberschlagbaiO
T)as Verstlindniss der Betrachtungen wird sehr erleichtert, wenn sich
der Le.sor die geringe MUhe nimmt| sioh dieselben mittelst Fliicheugebieten
zu veranächuuliciieu.
Um flbxaselian, dass es immer getvme O^tkie e gibt, wdiAe äen IMe-
rungm der Jkf» (5) genügen t Dttmlieh (S. 205) die Bigonschait haben, dass
fUr afU 9, fttr welefae
a) or =^ a iu4 sogleich x^h \ a^z und ragleicli h^x
ist, auch
x=^c I c^x
sein intiss, könnte man folgende Überlegung ausfeilen.
Gesetzt ausser f> rcRp. 1 goLc hein fUr das die Beziehungen er)
erfiilli sind. Daun genügt bereits der Wert
der obigen Forderung, fernerhin also jedes hdi/ib^e Gebiet €.
Ist diese Annahme aber nicht erfüllt, so r^lit es ausser 0 re?]!. 1
mindest ous ein x — ein solches heisse — von solcher BescImiTLuheit,
da«8 die Bedingungen tt) bezüglich erfüllt äind, d. h. dasn wir haben:
'AJsdann ist auch für alle aolchen je, fttr welche
<S») «=4^^' I Ä**^«
ist, a fortiori die Bedingung u) erfüllt.')
Wenn nnn andi daa UmgdsMc gilt, daaa nSmlich für jeäe» fOr
*) Es wird nachher = x' als das gemeinsame Anfangsglied swcier von
da diverjjirenden Werti'cihen: x', x'\ x"\ . nml x', .t', x", . . . or-ifTuMTifn , l>ei
deren letzterpf die Kxpüueuteu am h nur il- hulices aufgefasst wcrLiea soih ri.
jMun hat demnach für dieses erste x die Wahl uüter den Bezeichnungen u;' uud x.
«8*
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596 Anhang 1.
das die Bedingungen a) sutreffen, aaeh die Subsumtion p') besteht, daim
ist in Oestalt von
c »■ as*
bereits ein die Fordeningen der Def. (6) erf&Ilender Wert des c gefunden.
Gilt er diese ümkehnuig Mit, so gibt es mindestons ein « ein
solches hetsse — derart, dass die Voraossetsiuig a) sntriffb, d. b. dass
wir hoben:
ohne dass doch für dieses x auch /^^) ei'fUlli wäre, d. h. ohne dass wir
hätten:
in (liosc'in Falle kafiu nach Del.
(3 J aus =^ « und x" | (8^) aus a=^x^ und a =^ x"
gefolgert werden, dass
sein muss, und analo;:,' < rgibt sich, dass zugleich auch ist:
x' + x" \ & 4 x'x\
Nennen wir aber
so ist dieses Gebiet x' jetit ein solches, für welches x" bei icner Uui-
kdimng %eine Ansnahme mehr bildet, desgldeben, nach wie yqi, aucb x^
keine. Wir baben nSmlieb nacb Th.
6^) x^^x^+x\ also «>^af* | 6j «>»"«^a;\ also =
desgleichen:
Dieses ist jetst der den Fordemngen nnsrer Def. (5) genQgende
Wert des c selber, es ist:
wenn es jetxt Überhaupt keiu x mebr gibt| welches den Toraossefzangen a)
genügte, ohne mit die Besiebnngen einzogehen:
Gibt es aber noch soldie x, welche sich dem — will ich knrs
sagen — „nicht ßgm**'^ d. b. ftlr welche xwar die Voiaussetsungen er) aber
nidit die Subsumtion ß^) erfüllt ist, so kann nitui ebenso weiter schliessen.
Es sei dann x"' irgend eines derselben; so haben wir:
x"'^a, «"'«$5 I 0=^«"', h^x'
aber doch nicht
x" =^ 1 =^ x"\
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Beiläufige Studie Aber identiiehe MultipUkatioa aad Addition. 597
Dann folgt naeh Def. (3) ans:
x*^a und x"* ^ a | a ^ and a ^ x'^'
dasa
und analog aneli:
^ + x"'^h I
iöt. Neniitjn wir nunmehr
so ist ein solche^ Gebiet, welchem sich alle bisherigen „fügen**, sogar
das leiste: %'\ da wir nach Tb. 6) haben:
' wKhrend «) ja ohnehin Ton diesem erAUlt wird.
Gibt es jetst kein % mehr, welches a) erfOllt, ohne auoh die Sub-
sumtion:
zu erfUlen, so ist: c « o;' als ein die Anfordemngen der Del. (6) er^
faltendes o gefonden.
nibt CS aber noch ein c — es heisse t'"' — welches sieli bei der
JmkehruQg dem „nicht fügt", «io kann man, ebenso weiter schliessend, ein:
konstmiren, für welches nch »**' samt allen früheren Gebieten % „fUgt^'.
In dieser Weise fortfahrend kann man aus jedem angebberen sieh
„nicht fUgenden^^ und dem zuletzt gewonnenen x allemal ein neues x ab-
leiten, bezüglich dcBsen sich alle bisherigen „f&gen*'; man kann das ^ich
nicht fti^^jendo Hn7iiHa;^'en endgültig beseitigen.
Man kTinniti bich iiienach zu dem Schluss berechtigt glauben, es uiü.sso
ein c cxisliien, für das sich jedes x „fügt''. In der Tbat sieht man tiich
▼or die Alternative gestellt, entweder diese Existenz zuzugeben, oder un-
begrenzt in der angegebenen Weise fortzusohliessen.
Jener Schlus.^ wUiq gleichwol nicH äUfSüialUg. Beispielsweise können
wir dies aus dem bekannten Paradoxon vnn Achilles mit der Schildkröte
lernen, wu die Alternative vorliegt, entweder zuzugeben, dass jener diese
nicht einholen könne, oder aber auf den zehntel, hundertel, lauHeutitcl elc.
Schritt, der noch lehll, ohne Ende l'ortzuüchliesüeu. Die Abueigung vor
letzterem ist kein zwingender Grund, sich fttr ersteres zu entscheiden. —
Daas es Gebiete c gibf, die den Forderungen der Def. (5) genügen iut
stichhaltig ja scheu iu § 0 bewiesen.
Man könnte es nebenher auch so einsehen. Da nach Th. 6^) resp. 6^):
sein mnss, so ist ftlr jedes di^ Bedingungen 0) erfllllende « auch sicher:
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598
Anhing 1.
folglioh iat unter andern aaoli
c~a + & I e^ah
ein die Forderangen der Def. (5) erfüllendes c —
üngeaehtot der Analogie mit Def. (ö), welohe in nnsrer Theorie die
Def. (4) — vergl. Th. 7) — »laibietet, läset sich an letztere doch eine
Studie, welche analog der vorstehenden erschiene, nicht knüpfen. Vielmehr
ist man hier anf^cnblicklich mit den ül>eilogiingnn fertig:
Dat)S es c gp1»p. welche den Fonleniiigcn der Def. (4) genii;,'en, uiiai-
lich die Eigenschaii haben, dass fUr alle welche der Öubt»uiiitioQ ß) ge-
nügen, auch die beiden SuVsomtionen a) erfüllt seien, ist sofort schon klar,
wenn man nur das Gebiet: •
ü«0 * I c== 1
in'B Angc üasst. Nach Th. 5) kann nämlich für diesem c die Sabsumiion ß)^
also die
« 0 I 1
überhaupt nur bestehen, wenn
T = 0 I a; = 1
selbst iät, und dieses einzige welches ß) erfüllt, erfüllt dann anch ge-
mäss Def, (2) die beiden Subsnintinnen a).
Das augoHlIii te c ist also bereits ein die Forderungen der Def. (4)
schon erfüllendes.
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J
Anhang 2.
ÜJLkurs über Klammem*
(Zu § 10.)
Derselbe Ut vorzugsweise bestimmt für nicht malhemati«chgebiidete
Leser.
IndeBsen dürfen doch auch in einer TollBtändigen Theorie die funda-
mentalen AnBeinandersetsnngen Uber ein so wichtiges Element der Zeichen-
sprache, als welches die Parenthesen sich darstellen, nicht fehlen.
Man versetze sich zonttchst auf den Standpunkt zurück, wo eben erst
das Th. 13) bewiesen ist, resp. bewiesen worden soll. Dasselbe fordert
schon (und erstmalig) die nachstehenden Burm rkungon heraus.
Dass Klammem oder Parenthesen (brackets) auch im identischen
Kttlknl voimöteu sind, wird bedingt durcli den Umstand, dass man
auch in diesem Kalkül oft zu thon, zu operiren, umzus})ringen, zu
,,rechnen'' hat mit Gebieten, Klassen oder Aussagen (etc.), die einen
zusammengesetsteUf einen hmplizir* n Namen oder Ausdruck besitzen —
einen Namen z. B. von welchem einzelne Bestandteile oder Elemente
selbst wieder Gebiete oder Klassen Torstellen mögen, yerschieden Ton
dem durch den ganzen Namen Torgestellten Gebiete.
ümfath (simple) — strengen oder engsten Sinn des Worts
— nennen wir einen NameO; Term, wenn er ein Budistabe ist, wie a
oder h, X, a, A, etc., desgleicben, wenn er eine Zitfinr, wie 0, 1 (anch oo).
ZuaammengeaM (Compound) heisst der Name in jedem anderen
Falle.
Mag es euafach oder snsammengeBetBt SMn» so mnss an ein Zeichen
die Anforderung gestellt werden, dass es im Druch isolirt stehe, nKmlich
von andern Zeichen durch unbedruckte Zwischcfiräume, Spasieti, geschieden
sei. Ziisammenc^esetzt sollte nun eigentlich ein Zeichen immer dann heissen,
wenn an ihm selbst sich noch in dieser Weise fjetrcmUc Teile erkennen
labsen, wogegen es einfach zu nennen wäie, sobald in ihm die Drucker-
schwärze ein zusammciüiängcndes Flächenbild bedeckt. Kb machen jedoch
hieven die Bnchstaben «, j (imd die als Namen hier ttberhanpt nicht ver-
wendeten Vokale ä,ö^ü) eine Ausnahme. Dass es unverftnglich ist^ anch
diese noch den einfiichen Zeichen bdsosShlen, beruht erstlich auf dem üm-
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600
stand, daäs wir eineo Über Buehstaben zu setzenden Punkt oder Tupfen
(dot) hier nicht als Opor:if ions/cichen verwoiiflcn tvcrdnii, nnd ZWOit^S »uf
der nunmehr sogleich im Haupttext folgenden liemerkung.
Aus einfachen Nameu können auch neue, demnach ,,zu8animen*
gesetzte" Namen aufgebaut werden, wobei man jene jedoch in der
mitsamt den etwa sie verbindenden Eofipfongsaeichen einer be-
stimmten Zeüe enUang zu setzen und zu leaen hat Fflr die meisten
Zwecke wird es daram zulässig sein, auch solche Namen als ,,einfache''
(im weiteren Sinne) gelten zu lassen, die nur auf der Zeäe umigskna
keine getrennten Bestandteile anfweisen.
So darf der als ein&cher Name sn behandelnde Buchstabe allenfalls
noch mit einem Äccmtc oder aber Suffimm, unteren Indes^ also Uberhaupt
mit einem (Stellen-) Zeiger versehen sein, wie a (sprich: a strich, oder o
prim, englisch: a dash), a", . . er,,, rij , o^, . . a,. (gesprochen: n null, a eins,
zwei, . . . a unten«), desgleichen — im identischen Kalkül wenigsten.--,
und dies entgegen der sonstigen mathematischen Gepflogenheit — auch
mit einem ßx^pünaUen, wie a\aV-<^ ' (h^^'- hoch null, etc.) indem
hier 8. 261 sq. die Bxponenten stets nur als ,fObere Lidices** angesehen weiden,
(das Kapitel Uber die „Logik der Beziehungen'* vielleicht ausgenommen)^
Wie schon in B der Einleitung 8. 45, erwShnt, wird durch die Zeiger
der Vorrat an „einfachen" Namen, die zum Benennen zur Verni<:ung stehen,
der bich sonst aiii di'; Buchstaben der paar Alphabete beschränken würde,
fttät unbegrenzt vormehit.
Durch ihre Stellung Uber oder unter dem Niveau der Zeile aber,
sowie durch ihren kleineren Druck in dieser andern Höhenlage, sollen die
Zeiger sich als zu dem ihnen unmittelbar links yorangehenden Buchstaben
gehörige su erkennen t;e!jcn, und rihnliches gilt auch von dem „Negation^>^trich**.
Der Nrf;n(ion<tslri<h nimmt im identischen Kalkül eine Sonderstellunpr
ein, indem er liier als ein Oprmiionszrichen gcbnnicht werden wird, um
die ,,Verneinuui,''* des mit ihm beliafteten Aut^ Inn i:s zu i'ordern, darzu-
bteUt'U. DemgemäbS werden wir a, (gelesen: a uxcIiLj eigentlich als einen
zusammengesetzten Namen anzusehen haben und kOnnen ihn als einfisch
nur in den (oben charakterisirten) Fsllen gelten lassen, wo auch a s. B.
als einfach tuigeseben v, r üen dtlrfte, nSmlich wo Aber ihn hinweg streif
auf der Zeile weiterzulesen ist.
[In der 25. Vorlesung gilt auch der Accent sowie das Suffiium 0 als
ein Operationszoichen , indem dort a steht fUr das „Bild" von a und
tür die „Kelle'' vun a, was dort alsu zu ähnlichen Bemerkungen in Bezug
auf dtti Accent und das Snf&zum 0, wie soeben in Bezug auf den Nega-
tionsstrich Veranlassung geben wttrde.]
Abgesehen von diesem Operationssttchen, mit welchem bereits aa
einem einzigen Symbole (dem es rechts unten anzufügen) opcrirt werden
kann, verwenden wir als „Operationszeichen" fast nur noch Knüpfungs-
zeichen, und zwar solche, welche mindestens zwei ^^ynibole aut' der Zeile
verbinden. Wesentlich kommen sogar nur zweierlei solche Knüpfungs-
zeichen: plus und mal, fUr uns in Betracht, als + und • (oder »), und nur
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Exkurs über Klammem.
601
▼oiübergelieiicl, in § 34, treten xn diesen noob Sabtrsktions- und DiTiaions-
seichen hinzu, unter letztem der Brach»toich, d« xwei Symbole in Terti-
kaler Richtung verbindet.
Ausser dui-ch Operntion^/eichcn , werden aber Ansdrüclcc auch noch
durch „Bczu'hunffssfndHh" z:; Auss^a^'eu verbunden, wie =, ^= etc. die
Sünitlich nur auf der Zeile zwischen sio zu ireten haben.
Ein Wort, sotcni es nicht blub aus cinan Bucliöiaben besteht,
sowie eine VerbinduiFj; von Worten zu einer litr^^cliroibung oder zu
einer Ausüage, würde uis ein „zusaminengeaetaiter" Name oder Aus-
druck hinzustellen sein.
Solche führen wir aber nicht in die Kechnung ein, da sie
für die Bezeichnuugss wecke der exakten Logik als za amstandiich
erweisen.
Unser Hauptbestrebeu bleibt ja darauf gerichtet, eine Ökonomie
der Zeiciien zu verwirklichen und zwar, Ja an die Zeicben auch die
iiedaukeu geknüpft aind^ damit aaf möglichste Erspamiss an Oedanken-
arbeit hinzuwirken»
Wenn dämm — etwa in einer Textaufgabe — eine Klasse mit
^^^)rten gekennzeichnet ist, und es augezeigt erscheint, dieselbe der
„Rechnung'' zu unterwerfen^ sie in Subsumtionen^ Gleichungen, Formeln
oder auch Ausdrücke eingehen sn laaseni Qberhanpt sie mm Gegen-
stände anhaltender Überlegungen an machen, so werden wir wie gesagt
dieaelbe jeweils mSgliehst einfach uns darstellen, demgemäss also von
vornherein einen Buchstaben, einen ,fiinfaäml* Namen fbr sie einführen.
Muss ja doch bei den an ein Objekt geknüpften Untenrachungen
— vollends beim Rechnen mit demselben — sein Käme erfiüinings-
mEssig in häufiger Wiederholung gedacht und ausgesprochen werden,
und verursacht (S. 44) ein umständlicher Name^ ein unbequemes Zeichen,
doch allemal, so oft es nur gebraucht werden muss» einen höchst ärger-
lichen Aufenthalt!
Hauptsächlich auf diesem Umstand, dass sie die Wiederholung meistens
langwieriger Kamen ersparen durch den Hinweis auf ihre einmal vollendete
Aasspraehe, beruht — nebenbei bekanntlich — der grosse Wert der
Pronomina demonstrativa fUr die Wortsprache.
Bolchcr nun bedürfen wir im Kalkül nicht (können sie da auch nicbl
brauchen!) und sichern uns den gleichen Vorteil in noch höhnretu Matisse,
indem wir für den verwickelten Namen einon Buchstaben eintühren, den-
üelben dann in jedem 15edartsfalle wiederholend.
"VS enn nun bei den anzustellenden Überlegungen unsro einfachen
Nauieii vermittelst der Rechnungs- und Beziehungszeichen des iden-
tischen Kalküls zusaninR'n/.u.->etzen sind zu ..Au6ärückcii'', welche viel-
leicht selbst wieder zur Büdung noch komplizirterer Ausdrücke oder
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602
Anhang 2.
Attssagea als deren Operations- oder BesiehtiDgsglieder weitersiiTer-
wenden wm werden, wenn also an solche noch fernere Oberleguugeu
angekuüpft werden müssen , welche ein (eventuell wiederholtem) Uer>
»teilen, Ansetzen ihres Namens erfordern — , so würde es nach bis-
borigcr iMuxime angezeigt erscheinen, auch i'ür sie wiederum .,einfaclie''
oder Buchstaben als iSamen neu eiuzutühren — wo wir dauu y;äu^iich
der Klammerii outr'iten könuten.
In der That würde diese Praxis; iür jede in Betracht zu ziehende
Klasse, für jeden Ausdruck sofort einen einiaclien Namen zu schaffen,
am besten durchweg eingehalten, wenn nicht ihre strikte Behjlgung
einen Misstand nach sich zöge, durch die Rücksichtnahme auf welchen
die Wirksamkeit jener Maxime wieder eingeschränkt werden muss.
Kesultireu würde nämlich eine Überladung der Untersuchungen mit
einer allzugrossen Menge aparter (wenn auch einfacher) Zeichen, deren
Bedeutung, da sie doch wenigstens während gedachter Untersuchungen
festgehalten werden muss, im Gedachtnisse zu hehalteUi demselben
eine übergrosse Last aufbürden hiesse.
Ans diesem Qrande verwenden wir zur Bezeichnung Ton solchen
Gebieten oder Klassen, die an andern bereits einfach benannten in
einer einfachen Beatebnng stehen, anstatt willkürlich zu erfindender
,,einfaGlier% doch oft lieber «^sosammengesetEte^ Namen, und zwar
solche, welche durch die Art ihrer Zasammensetsnng stetsfort erkennen
lassen, in welcher Beziehmig jene gedachten Gebiete an diesen er-
wähnten stehen sollen*
Im Ganzen kommt es also darauf an, den goldenen Mittelw^ zu
gehen zwischen Gebundenheit an bemühend schwerffLllige Ausdrueks-
weisen einerseits und Überlastung des Gedächtnisses andrerseits, m.
a. W. darauf: dass man das an sich gerechtfertigte Bestreben nach
möglichster Erleichterung und Vereinfachung der Ansdrucksmittel
zügeln lasse durch die Rücksicht auf eine nur massige Inanspruch-
nahme des Gcdiichtüiäses, namtjitlich aul' Entlastung des mechanischen
Gedächtnisses — durch Beizug des judiziösen — vermittelst massigen
( iehtauches von zusammengesetzten und zwar von ratioticü zusammen-
gesetzten Namen.
Sobald nun bei einem zusarameiiu' tzfon Ausdruck eine Operation
augedeutet, an oder nnt ilmi vorgenommen werden soll, wird die An-
bringung von Klammern zum unabweislichcu Bedürfniss: damit einer
Mebrsinnigkeit der Bezeichnungsergebnisse vorgebeugt werde.
Um dies näher darzulegen, wollen wir vorzugsweise die Fälle in's
Auge fassen, wo jene Beziehungen darstellbar, wo nämlich zusammen-
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£Ukara über KUoimem. 603
gesetete Ausdrücke henustellen sind durch die Kllüpfungszeichen des
ideniischen Kalküls.'
Sind a, 6, c Gebiete oder Klassen, so werden a*&, h-c^ a +
h+Cj etc. die nächstliegenden Beispiele von neuen, aus deu vor-
liegenden abgeleiteten Gebieten oder Klassen sein, für welche sich uns
diü augeführtcu Sjmbole aiä „ausauimeügeöetzte" ISaiueu zur Ver-
tiigung stuUeu.
Wenn wir nun z. B. ein Orbiot a zu muitipliziren haben luit dom
( lobiete ^ + so dUrfen wir für das sich dadurch ergebende Gebiet
nicht olme weiteres schreiben;
a-h + c
ans dem Grunde, weil dieser Ausdruck ebensogut gehalten werden
konnte ffir das Ergebniss der Addition eines Gebietes c zu dem Gebiete
a*h. Und diese beiden Ergebnisse wSren doch Yersehieden, wie schon
die Veransehaulichung derselben für das nächste beste Beispiel zeigt;
sie durften also durchaus nicht Terwechseli werden. Solcher Ver-
wechselang vorzubeugen ist die Klammer bestimmt
Das Malseichen in obigem Ausdruck a*& + c erscheint faktisch
nur neben den Bestandteil h des zusammengesetzten Namens & + c
gestellt^ und niemand vermag dem Ausdruck anzusehen, dass es sich
auf diesen ganzen Namen beziehm sollta
Ebenso bliebe in Hinsicht des Pluszeichens der Zwcilel uifen, ob
es sich auf daa ganze Produkt (/ • h oder nur auf deu ihm zunächst
stehenden Faktor h desselben beziehen solle.
»^ol( h ' U!i))estininitheit (hier Zweideutigkeit, Doppelsinnigkeit) zu
heben vermögen wir vermittelst der K.lammern| und zwar, indem wir
als oberi)teu (irundsat?« adoptiren:
Sooß o» oder imt «mm f^naammenffesMm** Äusdrwk eme Operation
ausgeführt Mferdm acU, loMe äun^ ein tm demadben amntbrif^fendes
Operaiionsgekhen darMuskSen is^ — wie z. B. aach durch eine bestimmte
Art der VerknQpfnng des Ausdruckes mit noch anderen Symbolen —
so m«8S dersdbe ekißMunmeri werden, und zwar: damit man erkenne^
das Operations- resp. Yerknüpfungszeiohen beziehe sich auf den ganzen
Ausdruck und nicht etwa btos auf den ihm zunächst stehenden Be-
standteil desselben.
Hienacb erscheinen denn in der That die beiden vorhin noch
in der Gefahr einer Verwechselung befindlichen Ausdrücke als n-{b + c)
— sprich « mal Klammer h plus c, gcachlossm — und {(i-b)-\-c —
spr. Klammer a mal b geschlossen, plus c — nun auch äusserlich ge-
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604
Anluuig t.
bohrend nnterachiedeiiy und wvt es tod dieaen der erstere a-(^ + c)y
den wir su bilden Torhftiten.
Die Klammer () mag angeeehen werden ab Oberresi einer einlach
geschlossenen (unverkuoteten) Kurve, welche den zQsammengesetzten Nmdmi
oder Ausdruck als ihren Inhalt umfassen, einhegen soll un<l ihn so zu
einem Ganzen '/uf^amnienMlilic-f^t, welches nur ah- ?.olclie.> /.n allem, was
auäserhalb befindlich in licsiiuhung treten kann. So in uuberm Beispiele:
Von dieser Ellipse braucbeu aber nur die iu die Zeile
'^^^[^^ fidlenden beiden Teile wirklieh ausgezogen oder forterhalten so
werden, weil eben nur dieeer entlang der Anedraek gelesen
wird. Zugleich erhellt aus dieser Bemerkung, wie zuweilen
auch ein wagi'cchter Btiiih oder Haken ' als „T/woi/^Mm" die Klammer
zu ersetzeu Yermag — so in der Arithmetik der verlängerte WnrzeUtrich^
sowie der Bfuehsirkhf snm Exempel bei ^ «
Sich die Befolgung obiger Regel zn erlassen, ein Dispens Ton
derselben, ist nur zulässig auf Grund bewusster Überlegungen (oder
durch boltli'. ^gerechtfertigter Übung), die wir nachher erörtern werden.
Ist der verknüpfte ein einfacher Name wie a oder l\ so ist dessen
Eiuklamnurun^ unnötig, indem bei a h' niemand auf die Meinung
Verfallen kaim, i]as 31al/A'icIicii btzielie sich nur etwa auf die rocliie
Hälfte des Buchstabens (f , und nicht auf dics<^ri ganzen Buchstaben
und niemand auch iu den Irrtum geraten wird, es be/.Iehp sich ua
das b ohne seinen Accent. [Sollte freilich einmal — zu irgendwelchem
Zwecke — das Produkt ««6 accentuirt werden, so müsste es ein-
geklammert, es müsste dann (a b)' geschrieben werden.]
Sofern also alle in Betracht (jezogctien Gebiete oder Klassm mit ein-
faclien Namen benannt sind, ist das Institut der Klammei-n übcrflüssi<j.
Die .,ührr flüssige^ Klammer büdet ein noch für aridere Zwecke
disponibles Merkgeiehmf und mag man z. B. in einer Untersuchung mit
(a), {b)f etc. ganz andere Dinge wie a, h, * * * bezeichnen.
Auch in den andern FEllen wird die Klammer entbehrUch, sobald
man die erforderliche Menge von einfachen Namen einfahrt.
Der obige Ansdmck a^Qf+e) s. 6. kann auch ohne Klammern darge-
stellt werden in Qestalt tod a-g, sobald wir h+e^mg nennen, und ebenso
lässt sich, indem a*b»^x genannt wird, ohne jegliche Klammer J!+c
schreiben ffir dasjenige was wir oben mit (a*&)+c darstellen mussten.
Um noch ein Beispiel anzufahren, so ISsst sich das Assoziations-
gesetz der Multiplikation ohne Klammem dahin aussprechen, dass,
wenn a'b^X und b'C^y genannt wird, dann o • y = x • c sein müsse.
Die Klammer, indem sie uns die Einführung noch besondrer ein-
facher ^s^amen erspart, übeilicbt uns also auch der Nötigung, dit> 13e-
Google
ExkoTB ftber KUmmem.
605
deutiuig dieser Nameu ausserhalh des Textes auseiiKuulerzusetzen, sei es in
vorglingiger Erklärung, sei es in iiaclitrügliclier Anujerkung zu dem-
selben, wo nicht iu Form einer Einsclialtunjx; sie gestattet, von dem,
was sie zu bedeuten hatten, im Z^sammtuhangc des Textes zu reden.
Anstatt welches 6-f c bedeutet" sagen wir sogar bequemer „(6 + c/*.
Fassen wir den Zweck der Klammern nooli unter einem, aadern
Gesichtspunkt in's Auge. Sobald in einem Ausdruck imkror Knüpfungs-
Eeichen zu erblicken sind, fallt den Klammern die Aufgabe, die Mission
eO| die Succession oder Beiharfolge der betreffenden Operationen za
regeln. Naeh der Erklärung, welche unsre Operationen der identischen
Multiplikation und Addition gefunden haben, hat es nur einen Sinn,
zu verlangen, dass zwei Grebiete (zu einem dritten) yerknüpft werden.
Es wäre aber sinnlos, etwa zu fordern, dass a, 5 und e gleichzeitig
durch Multiplikation nnd Addition yerknflpft werden sollten. Wenn a
tempo a mit b mnlt^pliurt und h mit e Bommirt werden sollte, was
sieh ja in der That durch Terachiedene Personen ansf&bren lieaBe, so
wfirden auch twei Ergebnis«« a*6 und & + c resultiren. Zu emef» Er^
gebnzsse durch die heidm Rechnungen der Multiplikation und Addition
lassen sich die drei Qebiete nur Tereinigen, wenn diese Bechnungen
nadieinander, mieeessivef forMmiend ausgefohrt werden, und da frigt
es sich TOT allem, in welcher Ordnung oder (Eleihen )Folge.
Wird zuerst h und c summirt, und hernach (mit dem Ergebnisse)
a multiplisirt , so entsteht a • (b + c).
Wird dagegen zuerst a mit h multiplizirt, und dann (sn dem Er-
gebnisse) c addirt, so entsteht (a-h) + c.
So wenig man ein üdiis bauen und heriKiL-li tr.-^l die >taiUQ
und Balken da^u liefern kann, so wenig kaiiu man an einem Gebiete
eine Operation (sei es auch nur audeutungs weise) vollziehen, bevor
man (einen Namen für) dies Gebiet selbst hergestellt hat. Ehe man
es wenigstens gedadUf kann man nichts daran oder damit maciieu.
Auch „die Nürnberger hangen Keinen, sie liiitt n ihn denn zuvor"
Es ist darnach eine innerhalb einer Klanuuer vorgeschriebenp
Operation jeweils vor derjenigen ausgeführt zu denken, welche an oilcr
mit dem Klammerausdruck selbst vollzogen werden sollte, deren Zeichen
also auch nur ausserhalb von dessen Klammer zu erblicken sein wird.
Man wird in einem jedra Bestandteil des Ausdrucks jeweils leicht die
innersten Klammern ausfindig machen, und für die Interpretation so*
wol als eventuell auch fiQr die „Ausrechnung'' von komplizirten Aus-
drücken, welche Klammem ev. in Klammeransdrficken und wieder in
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606
Anhang 2.
solchen etc. desgleicheii vielleieht auch neben solchen eingeechachiett
enthalten, let also die Regel gereehtfertigt,' diese Prozesse wm mm
«odk aussm fortedireitend anssnfQhren. Auf dieser Bemerkung vor
allem beruht die fflr den Anfänger schon nicht gans leiehte Kunst des
riehligcu Verstehens und Ansetsens ron Ausdrflekeni eine Kunst in
Bezug auf welche, wie bei jeder Kunst, die Obong ^in Übriges, viel-
leicht das meiste, thun muss.
In prinzipieller Hinsicht ist nun aber noch zweierlei zu bemerken.
Erstens ist das Einschachteln von Klammeransdrücken in neue
Klammern u. s.w. sowie überhaupt das häufige Aiibriugou von solchen,
immerhin ein lästiger Notbeiielf; der erstere Fall sogar nicht selten
ein die Übersicht erächwerender Umstand. Man sucht diesen Misstand
dadurch zu verringern, dass uian da, wo im nämlichen Ausdruck
Klammern von einer andern umschlossen werden, für die eingeschlos-
senen und ffir die umschliVssi tkIo verschiedene Klammerhakeii mit
Vorliebe verwendet, so diejenigen der runden (• • der geschwungenen
oder geschweiften { • • • ] nnd der eckigen [• • ] Klammer.
Zudem aber sucht mau überhaupt den Gebrauch der Klammern
mdgliclist einzusehränken.
Ein für allemal sei bemerkt, dass man übereingekommen ist, die
zusammengesetzten Ausdrücke, welche durch ein logisches Bezvchungs-
zeichen zu verknüpfen sind, welche also die linke oder rechte Sdte
einer Subsumtion, oder einer Gleichung, einer Ungleichung, etc. bilden
sollen, im (6ebiete)Kalkul memais eiimMammem, Also man schreibt S.B.:
ah^a-^'h und nicht: {ah) =^ + ft).
Erst im „Au^äagenkafkul", wo jene Ausdrücke Aussagen bedeuten, die
selbst wieder derartige Beziebungszeicben enthalten mOgen, kann solche
Einklaaunernng nOUg werden, nnd wttrde in der Tbat s. B. as^&»c
ganst etwas anderes bedeuten, als {a =^lt) =^ c — jenes nämlich kuud
geben, dass a m h enthalten sei, welches einerlei mit c, dieses aber, das8
c die Au.^sat'c bedeute (oder ihr äquivalent sei), dasfi a in 2> enthalteo.
Das Niihere wird sieb aus dieser Di.>/.iplin ergeben.
Der Gebrauch der Klammer ist dort durch die Konvention geregelt,
dass, wo sieht eine solche Klemmer das Gegenteil vorschreibt, die Zeichen
der identischen Operationen stets vor den Besiehnngsseichen interpretirt
werden müssen.
Dannich dürften wir im Gegensatz zum obigen Beispiel in einem Aus-
(hnelc des Aussagcnkalkuls, wie o(&^a) + d, die Klammer jedenfalU
nicht woglas.sen.
Doch kehren wir wieder zum Gebietekalkul zurück.
Ausserdem .si( Ii von der Klammer zu dis^cusireu gelingt zunächst
m der Ilalfte der l'üüe.
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Exknn ftber SlftminenL 607
Wo es nimliehy wie in den angeftthrien Beispielen lediglich darauf
ankommt, Yennittelst der Klammer zwei verBcbiedene AufiGuaimg»-
möglidikeiten ftlr einenunddenaelben Anedruck sn onteracheiden ge-
nflgt OB, und ist es folglioh erlaubt, die Klammer bei der einen
AnffiwBongBweiee konaeqnent wegsnlaseen, wofem man nnr sie bei der
andern konseqipent beibehält.
Uan ist in der Mathematik übereingekommen, ham Adäwm von
^roäukim die S^anmem (nm diese henun) «wj^sulosseii*), and diesem
Gebrauche wird es zweckmassig sein, sich auch im identischen Kalkül
anzoschHessen. Sonach schreiben whr flfar
(«•6) + c hinfort bequemer a« Z> 4- c oder ah + c.
Um so gewissenhafter muss dann aber beim Multiplizireu von
Summen die Klammer (um letztere herum) beibehalten werden und
ist es niemals erlaubt, einen Ausdruck a{h + c) in ab + c abzukOrzeo.
Beispielsweise kann bienach der Ausdruck o • fc + c • d nur mehr
als {ah) + (cd)^ nicht aber als a(& + c)d, auch weder als a(d + c<Q
noch als {ah + c)d ▼erstanden oder gedeutet werden.
So wird femer — wenn wir hier vorgreifend auch den Negationsstrich
mit in den Bereich der Betrachtimgen ziehen — bei «•(^,) = ^md
a + = a + h^ die Klammer sich sparen lassen, wofem sie nur bei Aus-
drücken der Form {a • 6), und (a 4* b)^ festgehalten wird, und indem wir
ersteres thon wird hiagebracht, dass nun, den KommutationsgesetEen 12)
entsprechend, das ohnehin aidit misBrerständliche h^a resp. + a ohne
weiteras lUDgesteUt werden darf in ab^ und n + b,. Sofern nioht eine
Klammer es anders Torschreibt, wird also die Negation jeweils vor den
beiden andern Spezies ausgeführt zu denken sein.
Ebenso mtigen wir definiren: ö| = ((*')|j wo vielleicht (a,)' noch
einen andern Öinn behält. —
Für die Zeichen II und 2^ werden lünäichtlich des Klammergebrauchs
in § 30 noch besondere Festsetzungen getroffen.
Ferner aber kann die Klammer auch in beiden Fällen weggelassen,
sie kanu durchaus (jespart werden überall tla, wo die duicii die Klammer-
stellung von einander unterschiedenen AusLlriicke denknotwendig den*
selben Wert haben müssen, wo sie jiur als verschiedene Is^amen für
das nämliche Gebiet, für ein und dieselbe Klasse erscheinen.
Ein erstes Beispiel liefert uns das Assoziationsgesetz 13) selbst.
Nach diesem — welches wir nur etwa für die Multiplikation ins
Auge fassen wolle n — ist es für den Wert des Produktes gleich-
gSltig, auf welche Weise man in dem Ausdruck
'*) Cber diti allgemeineren Konventloueo, von welchen die obige nur eiueu
Sonderfell vertritt, vergleiche nein Lehrbuoh * p. SIT sqq.
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608
Anhaug 2. Exkurs Aber Klammera.
eine Klammer anbringt Eine solche kann nur entweder die beiden
ersten oder aber die beiden letzten der drei als Faktoren angeeetaten
Symbole — bei Fesflialtong von deren Reihenfolge — umeehHeesetty
da a und c durch das mittlere Symbol b getrennt erscheinen, folglich
deren Einschliessung ohne h in eine Klammer iiritlumlicli ist. Eine
Einkliiuimoruntr des ganzen Ausdrucks ahc ist ja, solange nicht weitere
Operationen an ihm vorzunehmen sind, ah-, unnötig zu verwerfen, und
ebenso eine Einklammerung der einfachen >S;y^mbole a, h oder c selbst
bereits ausgeschlossen.
Auf eine der beiden angegebenen Art«n aber vinss die Klammer
auch gesetzt s^edaclit werden, wenn überhaupt dem Ausdruck em '>hiu
untergelegt werden soll. Denn wir können auch zwei Multiplikationen
nicht gleichzeitig ausführen: eine von beiden — entweder die von a
mit 6 oder die von h mit c muss den Vortritt haben, m. a. W. ein
Produkt ist bis jetzt nur für zwei Faktoren definirt worden; ein
Produkt von dreien aber zur Zeit noch unerklärt.
Wir könnten demnach unter a-bCj wenn überhaupt etwas, so
nur entweder {a-h)-C oder a-(b-c) verstehen. Welches von beiden
wir thon, ist aber, wegen aihc) = (ah)c, also kraft des Assoziations*
gesetzes gleichgültig und folglich braucht darüber auch keine Vorsdirift
gegeben zu werden. Wir schreiben künftig unterschiedslos, bequemer
und fibersichtlicher für die genanntoi beiden Ausdrücke den einen
ahe
und sind so natnrgemSss an dem Begriff des Produktes von drei (zu-
nächst noch in bestimmter Ordnung gegebenen) Faktoren a, b und c
gelangt, als welches wir — unter dem Namen abc — zu verstehen
haben den kruiL des Assoziationsgesetzes übereinstimmenden Wert der
Produkte a(b() und (a?>)c.
Als eine Art von psychologischem J^stulat, neu hinzutretend zu den
auf die Interpretation bezüglichen und in § 7 schon angeführten Postalaten,
kann es allerdings TieUeicht hingestellt werden, dass wir uns schlieeslieh
dieses Gebiet ahe noch auf eine (anscheinend) dritte Weise, n&mlidi:
als das den dreien a, h and c schlechtweg gemeinsam Gebiet, im Geist an
erzen^en und vorzustellen verm?5gen, ohne dabei einen der vorher ange-
deuteten Bildungsprozesso wiederholen, mit Bewasstsein durchlaufen zu
müssen.
Indem wir diese Überlegungen nun analog auch auf beliebig viele
Faktoren ausdehnen, scli Hessen sieh hier ebenso naturgemüss an die
Betrachtungen des folgenden Anhangs.
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Anhang 3.
Anadehimiig von B«griff und Sätzen über Frodukt und Bimiiike
Ton iweimi «uf beliebig viele Tenne»
(Zn § 10.)
Ich werde zunächst nur vom Produkte reden, üm den B^priff
einee Produktes von beliebig viel — sagen wir n — Faktoren zu ge-
winnen, bedürfen wir ausser dem speziellen Assoziationsgesetz
und dem speziellen Kommutationsgesetz 12^) noch wesentlich des
Satzes 16^); dass Gleiches mit Gleichem multiplizirt Gleiches gibt (so
wenigstens im Falle der Anwendung Ton nie mehr als zwei Faktoren)
— wobei, wie in dieser ganzen Disziplin ,,gleicV ja eigentlich nur
Identisches genannt wird. Dieses Th. 16), welches wir im System
erst ein wenig später anfsufldhren Torzogen, konnte, samt dem dasselbe
Torhereitenden Th. 15), anch unmittelbar hinter Th. 13) angereiht
werden, ond ist für die nachfolgenden Oberlegnngen Torausgeschickt
an denken.
Diese Überlegungen, welche als ebenso scharfrinnigf wie einfach und
fundamental zu bezeichnen siud, rUhrcn wesentlich von Hermann Grass-
mann her. Von Hermann Hankel und von mir reproduzirt, wobei äio
vielleicht noch ein wenig gewonnen haben, sind sie neuerdings auch von
O. Stolz in dessen Vorlesungen tUier allgemeine Arithmetik aufgenommen
worden. ^ Es könnte in ihrem Betreff auf dieses letztere Werk sowol wie ,
auf mein Lehrbuch/ Terwiessn werden. Doch will ich, um ein möglichst
Iflckenloses Gcbftnde hier aufiturichteo, das f&r unsere Disciplin ünent-
behrliche davon hier einfügen, und zwar mit der Verein&chnng, welche
Herr Stolz ^ der Darstellung noch hat angedeihen lassen.
Was auf die Anordnung (Reihenfolge) und was auf die Zusammen-
Schliessung (mittelst Klammem, Gruppirong) der Faktoren sich bezieht,
ist nach Grassmann's Vorgänge scharf auseinander zu halten. Wenn
wir zunächst yon der letzteren, also Ton der Elammerstellung, handeln
wollen, so ist demnach die Reihenfolge der als Faktoren zu verwen-
denden Symbole von Yomherein gegeben zn denken und im Verlauf
der Untersnchnng unabänderlich festzuhalten.
SenODBB, Algebni d«r ho^ 39
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610 Anhoog 8.
Es empfiehlt sich, diese Faktoren mit namerirten BuchBtaben sa
bezeichnen, aie etwa
C^f Ojf, * " ' Om—lf
zu Dennen.
Das Th. \o^) zeigte uns, doss dio Klammerstellaog bei drei
Faktoren gleichgültig ist. Dazu gilt der
Satz 13)*. Wem die KkmmersbUUmg bei weniger als n Faktoren
^demnt ist, so muss sie es auA hei n Faktoren sein.
Beweis. Nach der Voraoasetzang ist es bei 3, 4, • • bis inelnaiTe
ff — 1 Faktoren b^ts als ftlr den Wert des Ergebnisses gleichgfiltig
erkannt, in welcher Weise mau dieselben vermittelst S^Iammem so in
Gruppen scheidet, dass ein Ausdruck entsteht, welcher durch lauter
Multiplikuuujieu von immer uur zwei Faktoren hergestellt ist. Der
laut Annahme stets (ibereinstimmende Wert des Ergebnisses für alle
die verschiedeneu hierbei noch denkbaren Bildun^sweiscu des Ausdrucks
kuuu demnach schon vimc jede Klammer geschrieben und schlechtweg
das j^TroduW der in dem Ausdruck vorkommenden Symbole oder
,. Faktoren ' ffilr dio bestimmte ßeihenfoige in der sie auf der Zeile
stehen) genannt werden.
Es ist dann zu zeigen, dass auf Grund der Theoreme IB^) und
16^) dasselbe auch für n Symbole zutreüeu muss, wenn diese in be-
stimmter Reihenfolge angeschrieben und dann irgendwie mittelst
„binärer" Multiplikation (d. i. eben Multiplikation Ton immer nur
zwei Faktoren) zn einem Produkte yereinigt werden.
Nun kann der ganze Ansdmck in zwei Faktoren mittelst Klammern
nur auf folgende Arten gespalten weiden, fttr welche wir die suge*
hBrigen Ergebnisse mit den linkerhand eingeführten Namen benennen
wollen:
^ «= {ax<h){a^ • • • fl»)
Xr = {a^a^ ■ ■ • Or) (ar4i •'•«•)
^ (a^öa ♦ • • a„_i)a„,
wo r irgend eine der Indexzahlen von 1 bis n — 1 bedeuten mag,
mitiiin l<r^ff — 1 zu denken ist
Die Bildungpiweise für die beiden Hauptfaktoren oder Teüprodukte:
▼on irgend einem dieser Ausdrücke
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ÄasdebnuDg des FroduklrBogriffii aaf boliobig viele Temo. 611
Xr — Sr
braucht nach dem Gesagten nicht weiter aiigetleiitet oder mittelst
fernerer innerhalb derselben anzubringender Klaiinneru angegeben, vor-
geschrieben zu werden, da diese Teilprodukte jedenfalls weniger als
n (höchstens n — 1) Faktoren enthalten, wrdirend sogar = öj und
f„_i«=/7„ — wie man sich auszudrücken pflegt — „mir ans einem
Faktor bestehen^ eigentlich nämlich gar nicht Produkte sind.
Zu zeigen ist, dass die obigen n — \ Ausdrücke a;,, - • • Xn-x
einander gleich sein müssen, und dies wird nach Th. 4) Zusatz geleistet
sein, wenn wir darthun, dass allgemein (nämlich fUr jedes der gedachten
r bis anm leisten hin)
sein mnss, womit ja « o:^, — • • • Xn^% — Xn~\ dann erkannt
sein wild.
Nun ist znfolge der den Symbolen tt and ^^.i beigelegten Bedentong
(kraft der bei solchen Teilprodukten beliebig anbringbaren Klammem):
nnd kann nach Th. IG^) dies in x, = s, tr eingesetzt wurden. Darnach
wird sich dann Xr aus drei Faktoren zusammeuseizeu und kraft Th. 13^)
sich ergeben:
Xr = Sr («r+l « («r Ör+l) ^r41»
E9 ist aber zufolge der den Symbolen Sr und Sr^i sukommenden Be-
dentong auch (wegen der Unterdr&ckbarkeit von Klammem in denselben):
und kann dies wit ih runi nach 16 J in das letzte Ergebniss eingesetzt
werden. Dadurch entsteht:
was zu beweisen war.
Xun war ])ci drei l aktoren die K l.i!iiinerst<^lIuDg ohne KintUiSü
auf den Wert des Ergebnisses-, nach dem eben Bewieseneu muss sie
es auch für 3 + 1 oder 4 Faktoren sein; ist sie es sonach für viere,
so muss sie es auch sein für 4+1 oder 5 Faktoren und so weiter.
Es kann in dieser NN'eise ohne Ende fort geselilossen werden, und
jedenfalls auch so lange, bis man irgend eine vorgedachte Faktorea-
zahl erreicht hat (Schlnss von n — 1 auf n resp. n auf n + 1, oder
Bern ou Iii selier „Schlms der volhtiuuiKjni ImlulcliorC').
Gilt also nur das spezielle Assoziationsgesetz (für drei Faktoren),
80 gilt auch stets das allgcmeme Assoziationsgesetz (l^r beliebig viele
Faktoren). Letzteres lautet:
«9*
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612
Anhang 3.
Sfttz 13)^ (t^Ugmemes AmtmUansgesellif^), Auch hei irgend einer
Amählf bei einer beliebigen Reihe von mulUpUhaiio m* verhnUpfendett 8ym-
holen ist die Klammersiäkmff für den Wert dee Ergdmkses gUiehgiiUiff.
(Definition.) Den für jede denkbare Art der Klammerstellung
übereinstimmend erhältlichen Wert des ErgehniH.'ies der Verknii^ funs^
nennt man kurz dm I^rodnkt der sutnH/chen, in ihrer gegebenen l^eiheu-
iolge verwendeten, Symhole und pflegt man dasselbe darlurch auszu-
drucken, dass mau diese Symbole als „Faktoren" in jener bestimmten
Beihenfolge gemeinbiii ohne alle Klammern nebeneinander stellt
Die hier angestellten Betrachtimgen sind nicht nur fOr die identische,
wie ftlr die nnmerische Multiplikation in glciclier Weise gttltig, snndeni
überhaupt für jede Art von eindcutinrr Yrrbnüpfunri , die man sich unter
dem vorstehend gebrauchten Namen „Multiplikation" irsrend vorstellen ma?.
Nichts hindert, den Punkt, wo er als Malzeichen m liedaiikeu ^u äetzeu
gewesen, wirklich hinsnschreiben und ihn dabei durch ein beliebiges
EnttpfongBzeiehen o (wie Herr Stols es titnt) sn ersetzen. Die an nnsro
Voraussetzungen angeknüpften f^chlussfolgerungen müssen dabei unverändert
stichhaltig bleiben, weil sie eben (von der Materie unabhängig) nach all-
gemeinen Schemata mit Denknotwendigkeit erfolgten. Sofern also für die
gedaciite Knüpfung nur die Voraussetzungen 13,() und 16^) zutreffen, rauss
auch doä allgemeine A^suziationsgesety. für diese Knüpfung gelteu und kann
der Begriff der nrsprünglieh nnr »^binttron** Knttpfung erweitert werden »a
demjenigen einer beliebig viele Tenne auf einmal (in bestimmter Beihen-
folge) verbind enden Knttpfnng der nUmlichen Art.
Namentlich sind unsre Ergebnisse aucli auf die identische gleichwie
auf die numeri>ichc Ad(hfhr' ohne weiterem übertragbar und gilt dies nicht
minder von dem hieniüchdt uocb weiter Folgenden. Ais KnOpftmgssäcben
wird hier eben nur das Pluszeichen zu figuriren haben.
Die 80 ausgedehnten, dergestalt erweitert anzulegenden Betrachtungen
gehören sich eigentlich eingefügt in den Rahmen einer oßgem^nen Theorie
der Verknüpfung, welche — passend wol „abeolate Algebra" za nennen —
dieselben für die verschiedenen ünterdissiplinen ein für allemal erledigte.
Doch sei bemerkt, das^, abgesehen von Tereinaelten Bruchstücken, solche
Theorie noch nicht geschrieben i.>l !
Nebenbei gesagt gibt es auch Operationen, die nur asso/:iativ, nicht
kommutativ aiud — wie i. B. diu Multiplikation der Substitutionen und
die der Quatemionen nnd unsShÜge andere — wmh aneh mngekebrt
Operationen sich angeben lassen, welche kommutatiT aber nicht assoziativ sind.
Hier indess haben wir nur noch mit der Verbindung beider Eigen*
Schäften der Assoziativitfit und Kommntativität uns zu beschäftigen.
Auf Grund der bisheri^^en aus 13,^) abgeleiteten Theoreme (und
Definition) liest sich nun der Sats beweisen:
■
Satz 13)*^. In einem ProdvM von n Faktoren dürfen irgend suci
benacftharte miteinander vertauscht werden.
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Aaädehauog der Produkte btiireffendcn Sätze auf beliebig viele Teripe. 613
Wird: 0|as***aM""^ genannt, so gilt auch:
X = a^OiCi^ • • • ==
= ajfli • • • Or— &ar+l4r<i^+S • • • Om—l^ ™»
Beweis, Da man uacii 13)^ Klammerii uucli beliebig uubriügen
darf, 60 kumieii wir schreiben:
X = (a^O, • • • Or- 1) (i^Or+l) (flr+M • •<»■)=»
Nach Tb. 12 J ist aber OrOr+t Or-^-iOr, und darnach wird —
gemiss 16^):
Setzt mau hierin wieder die Werte von s^-i nebst tr+i ein, und
läsüt die dabei um diesen ihren zusammengesetzten Namen ursprüng-
lich anzubringenden Klammem kraft 13)^ weg^ so ist der mittlere
(allgemeine) Teil unsrer Behauptung bewiesen.
£benso beweist man die beiden andern Teile, indem für die ex-
tremen oder Band-Falle (r » 1 und r « n — 1) sein muas:
und
e. d.
Sats 13)^. Isi aber Vertausekung hmuMarter Fakkifm oMbt,
so kam man am tfgend emer gegebenen otfcft jeäe gemmatiiU Anordnung
dar Fakforen herkUen»
Man saehe unter den Faktoren der gegebenen Anordnung den*
jenigen heraus, welcher (in der gewünschten Anordnung) an die erste
Stelle treten aoU. Steht er nicht bereits an dieser, so lasse man ihn
durch notigen^slls fortgesetzte Vertauschung mit dem ihm jeweils un-
mittelbar vorangehenden Faktor, nach und nach bis au die erste Stelle
vorrücken. Sobald er dieselbe innu hat, in^sc luaa ihn an dieser
fortan unverändert stehen. Man suche hierauf denjenigen Faktor in
der nunmehr als gegeben vorliegenden Anordnung auf, welcher in der
verlangten die zweite Stelle einnehmen soll Hat er diese Stelle nicht
schon selber inne, so ist er jedenfalls hinter derselben zu finden, weil
vor ihr nach dem Bisherigen bereits ein andrer Faktor steht. Man
lasse ihn dann ebenso — in fortgesetztem Platzwechsel mit dem augen-
blicklich unmittelbar vor ihm stehenden resp. vor ihn getretenen —
bis au die zweite Stelle vorrücken, und wenn er sie erreicht, in der-
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614
selben verharren, und fahre so fort, bis jeder Faktor die ilim v.n-
grwioseuc Stelle eiDgenommen hat. Dies muss endlich eintrctea weil
mit jedem neu Yorgenommencu Faktor, die Zahl der nocli nicht an
ihre StelleiL gebrachten immer um 1 abnimmt, und weil die neu, die
an den folgenden Stellen, hinzutretenden Erfolge die früher emmgenen
nicht wieder umstossen.
Soll beispielsweise ans der Anordnung 050,01101113 die Reihenfolge
0| 0^090401 hergestellt werden, so wird der Reihe nach ku bilden sein:
Hienach ist erkannt, dass eine (multiplikatiTe) Verknüpfung, welche
associatiT ist gemäss Th. IS,,) und ausserdem dem speziellen Kommu-
tationsgesetze 12x) unterworfen, welche somit „bei zwei Faktoren kommu-
tatiV* ist, dies auch bei beliebig viel Faktoren sein muss, d. h. es gilt
für sie der
Satz 13)*^ („Allgemeines Kotnmutatimsgcsetß^'). Auch hei einem
Frodukte von bdü^ vielen Faktoren ist deren Iteümtfolge gkiciigäüig.
Legt mau von vornherein die Toranssetzungen 12^) und IS^) in ihrer
Verbindung mit einander zuj/runde, so kann man zu den allgemeinen Er-
gebnissen 13)'' und 13^' auch noch aut andre Weisen gelangen, über
welche am vollälündigsten wol mein Lehrbuch * Aufschluss gibt.
Uiermit nun sind wir 2U dem Abschlüsse gelaugt, den wir er>
strebten.
Ich gestatte mir nur noch eine T^ Muerkung darüber, was von der
ganzen mathematisch so musterhatt ätrengen Betrachtung in Bezug
auf ihre Stcllmig sur Logik zu halten.
Es wurde hier als ein — sollte man meinen — der Logik (im
engsten Sinne) eigentlich fremdes Element, die ZaM, mit in den Kreis
der Untersuchungen hereingezogen — allerdings nur die natarliche
^ahl oder Anzahl, jedoch — in Gestalt von r und n — auch die alU
gemeine oder Buchstabenzahl. Dies geschah teils nebensächlich, teila
wesentlich. Ersteres insofern wir die Zahlen als Suffixe des Bnch>
Stabens a verwendeten: es boien eben 0^,01,.. o« sich als zweck-
r
I
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AusUeliDung der Sützc über Produkte «tc. auf beliebig viele Termu. 6X5
m&sdge Namen für die (irgendwieTieloD) n Faktoren dar, und diese
Namen sind so gni wie irgendwelche andere. Letsteres bei dem
^ySehlnese von n aof « + 1^ doreli welchen aUein der Sats iZY be-
wiesen werden konnte und auf den wir auch schon sub Th. 4) Zusatz
hinweisen mussien.
Der rein logisclicu KcchtfertiguLi^' <{irses Schlusses (der voll-
fctäudigen I:; lul tion) in Verbindung mit holclieu logischen (Jrund-
betrachtungt ii, wie sie die Gewinnung des Begriffes der „Anzahl" (der
Einheiten einer Menge) vorzubereiten helfen müssen, ist der § 51 im
2. Bande gewidmet. Aua dem gegenseitigen Hinübergreifen der beiden
Diszii'lineu ist aber ullerdings zu entnehmen, dasä sich die Elemente
der Logik und diejenigen der Arithmetik in Hinkunft wol niclit mehr
ganz in der bisher beliebten scharfen i^onderung von euiander vorzu-
tragen empfehlen werden (resp. .streng und gründlich abhandeln lassen),
weh he ich für die ersteren hier noch nach Möglichkeit aufrecht zu
erhalten mich bestrebt habe. Die elementarsten (nämlich die „Anzahl-^^
Begriffe der „quantitativen" Logik müssen wenigstens bei den Buch-
staben oder Symbolen schon zur Anwendung kommen dürfen, mittelst
deren wir die Überlegungen der g^gpiaHtativen'* Logik formuliren —
mögen wir diese jener auch vorangehen lassen. Wie denn anch um-
gekehrt die Überlegungen der Arithmetik nie entbunden so werden ver*
m5gen von der Befolgung jener denknotwendigen Gesetse, welche die
(des Zahlens sich noch enthaltende) allgemeine Logik aufstellt In-
awischen mögen auch noch folgende Erwägungen aur Beachtung
empfohlen sein.
Es wurde im Bisherigen von Beihenfolge oder (An-yOrdnung und von
C ni i>pirvng oder Zusammenfassung der Faktoren gebanddt, so gelegentlich
früher auch von Eindeutigkeit der Operationen. Und sei bemerkt, dass wir
hier nicht etwa aus den „Begriffen" von „Eindeutigkeit" resp. „DrdiiHni;"
und „Gruppinin^'" (welcher letztere eigentlieli liier erstmalig zu gewiuueu
gewesen) werden abstrakte Folgerungen zu ziehen haben. Wir haben uns
dafür hellsieht noeh Isnge nicht weit genug in diese Begriffe und derm
Definition vertiefi;, Aber die sich jedenfiilU noch manches sagen liestie. Viel-
mehr begnügten wir uns, diese Begriffe hier genetisch einzuführen, sie auf
sjnthetisckem Wege an dem Substrat der Faktoren entstehen zn lassen,
•^'ewissermas.sen den Anfttnger zu drn^elben zu erziehen. Eh war die Eiu-
tlf'clitung dieser Begriffe in den Text für uns nur das Schema, die Formel,
unter der wir das in den Sätzen bereits in seinem Wesen Erkannte nach-
träglich allgemein und mnemonisch zusammenfassten.
Um zu erkennen, dasa mit alledem keine fremden Elemente in
ungre Disziplin wesentlich hereingezogep sind, braucht man sich nur
etwa dasjenige, was wir hier allgemein als durchführbar erkannt haben,
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616
Aahaog S.
in jedem Falle seiner ktlnftigeD Anwendttiig wirklieh dmcbgefOlirt sa
denken. Z. B. solcke Umformangen^ die wir kraft dea allgemeinen
Eommutations- und AseosiationegeBetBeB an Produkten uns künftigliin
gestatten weiden, mag man jeweils auf die strikte Anwendung der
Sdiemata 12 13^ und 16^) zurfickföhien, wie ich es zum Schlüsse
noch für ein Beispiel darlegen will Es md^ snm Bzempel für die
OleichuDg:
der Beweis vorlant^t werden, weil mau vielleicht den einen dieser beiden
Ausdrüike in dfn undeni zu verwandeln wünscht. Hier kann mau
unter Auwcndung der darüber und darunter augesetzten Schemata wie
l'oljjt 2um Ziele der gewünschten Umwandlung beweiskräftig gelangen:
IS 1» 18^
AB'^ BA iAB)0 ^ AdtC) {A B) (7^ A {BQ
{ab) (cd)— (cd) —(6a) (de) = { {ba)d] c={h(ail)]G^{(ad)b\e^ (ad){bc),
AB ^BA A («C) ^ {A m C AU ^ B A
«X
In dieser Weiae durchweg zu verfahren, hiesse nun freiiicli, auf den
Nutzen unserer allgemeinen Sätze zu verzichten, durch deren An-
wendung wir ja olmc weiteres den einen Ausdruck in den andern
(mittelst blosser Abänderung der Faktorenfolge) hätten umsclireibeu
können. Allein der Hinblick darauf, dass man Obiges doch überall
tluin konnte, oQeubart uns, dass die ganze TheoJUe doch nur auf den
Prinzipien der §§ 4 und 12 wesentlich beruht.
Google
«
Anhang 4.
liogiaolior Kalkül mit „Gruppen" hiornachat von Funktional-
gleichungen, mit Algorithmen und £alkuln.
(Zu § 12.)
Der gegenwartige Anbang dient einem doppelten Zwecke: emem
ausserhalb des Interessenkreises dieses Buche» liegendeu^ und eiuem
iu denselben fallenden.
Der erbte Zweck ist: die Gniud^^Uge einer eigenen Zcichcmj)racJie zu
«niwieltelii und sjatematuoli sa erlSutem, Ton der kh in anderweitigen
lütteilnngea bereite beüinfigen Gebraocb gemacht habe und — behufs
Aiifttelliuig «n^ aUgemekim Hieone der Verkni^fwig — einen noeh viel
umfassenderen Gebrauch zu machen haben werde — einer Zeichensprache,
die es mir namf^ntlich durch ihre Einfachheit erst ermöglichen wird, die
zahlreichen l^i Ljel nis'^o meiner Untersuchungen über FitnJdiotialffleichungGn
übersichtlich nutzuteiien und in knappster l urm lU begründen.
J^sdbe Uhu M iänigtm an die aBgemeine Zeidtem^achc des idcn-
tisdien EaUhuU emf das kmigste an,
Ihr Gebranch nird anch in Anhang 5, wo sie nieht entbehrt wecdm
luum, iUnatriri
Dem zweiten Zweck soll gegenwärtiger Anhang 4 nicht fQr sich
allein dienstbar sein, sondern in Verbindung mit dem nächstfolgenden,
gewiBBermasseii aekundirt toh Anhang 5. £r besieht in der üeleniiig
des schuldig gebliebenen Bmeiges für eine in § 12 nnsrer Disraplin
aafgostelltei fUr die Theorie der Erkenniniss wol nicht belangloBe Be-
hauptung: dass nimlich ein gewisses Geseta des folgerichtigen Denkens,
die j^eüe Snhsnmtion des Distributionsgesetzes'', nu^ sjllogistisch
bewiesen werden kann.
Behufs Eireiehmig dieses Zieles werde ich ans meinen Unter-
snchuDgeB über Fnnktionalgleichungen eine kleine aber interessante
Episode (ganz elementaier Natur) herauBsngreifBn und in Anhang 5
▼ozzufühzen haben.
Dieselbe dient zugleich als eine Exemplifikation, sie liefert ein
spezielles Substrat för die allgemeinen Betrachtungen des Anhang 4,
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618 Aobaog 4.
und zwar ein solches^ tKer dessen JReaUtät kein Zweifd o&wattefi kann^
indem ich su allen in Betracht zu ziehenden Fnnktionalgleichungen
auch LöauDgen angebe , welche ohne Vorkenntniaae Ton jedermann
leicht als solche erkannt und Yeiifizirt werden k5nnen — so echwierig
sie mitunter auch zu entdecken waren. Durch die Existenz Ton
Lösungen wird dargethan, dasa jene FunktionalgleichuDgeu wirklich
bestehen können und für gewisse Funktionen (f&r eben diese L&sungen)
in der That als allgemeine Formeln gelten.
Von matbematischw Bildongselemeoten dtlrfte hierbei kaum mehr ab
der Begriff d^r eindeutigen Funktion (wenigstens von swei Argumentcahlen)
TOmuägosetzt erscheinen.
Bei den Ausemandersetzungen werde ich wiederholt zwei meiner Ab-
handlungen zu citiren haben — die erstcrc lediglich, um nii Dic'jcnif»pn,
die sie kennen, den Zusammenhang mit dem GcgenwUrtigcu herzui^tellen.
Von der zweiten werde ich das zum Verstiludniss des Ganzen und der be-
absichtigten Nutzanwendungen Unmlhehrlkke nachstehend ebenfalls kun-
mdglichst zusammenstellen, sodass der Leser, welcher verstehen will, sicbi
geswungen sein wird, Einsicht von derselben xn nehmen. Immerhin dOrfte
.aber solche Einsichtnahme hier als wünschenswert zu bezeichnen sein,
wenijfstens soweit die hier anj^e/oi^cncn einlcitcTi(ltn Paragraphen dieser
zweiten AbluuullunL: in Betriielit kommen. Ich werde die^ Abhandlungen
in Anhanif 4 und b immer mit (1 c.y und (1. c)" citiren, — siehe uuter
„Schröder" das Literaturvur/.oiohnis:?.
Gegenstand der Untcr.suci.Luig sei eine Mann i <jf alt i<il<cU U von
K>äl7en, deren jeder für sich betrachtet gelten oder aiali nicht gelten
kam], im ersten Fall aber auch die Geltung von noch andern Sätzen
derselben Maüni'jralti<i;keit nach sich zieht auf Grund von „IVinzipieu"
welche selbst der geiiadiff^n Mannigfaltigkeit nicht durchaus anziigehJireu
brauchen. Die sämtlich« ii Sätze der Mannigiaitigkeit seien ferner mit
einander und mit den i*riuzipicn verträglidi.
Derartige Sätze wüion ■/ II. diese:
„Das Ditieek ABC ist rechtwinklig",
„Die l'unktion f (a;, y) ist symmetrisch" —
dmn wir im Aussagenkalknl als nGelegenheitsurleilen*' wieder begegnen
werden. Es kommt ganx darauf an, tou welchem Dreieck, von wdicher
Funktion, die Rede ist — je nachdem werden die angeführten Sätse gelten
oder nicht gelten. Die Geltang des ersten Satzes zieht die Geltung einer
ganzen Reihe anderer auf das Dreieck ABC bezüglicher Sätze oder Aus-
tw^i'n nach sich, nämlich aller derjenigen, welche Eigenschaften konstatiren,
die auf Grund der „Prinzipien^' (Axiome) der Euklidischen Geometrie aus
der Rechtwiukligkeit folgen. Ebenso zieht die Geltung des zweiten Satzes
bdspielsweise die Folgerung nach sich, dass die beiden Umkehrungen der
Funktion f (x^ y) mit einander identisch sind — auf Grund der Voraus-
setzung, die man hier als zu den „Priuzipien'' gehörig ansehen magi dass
die Funktion eine eindeutige Umkehrong llberhaupt zulasse.
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V
Logischer Kalkül mit Gruppen — von FunktionalgleiuUungen. 619
Nachdem biermit der allgemeioe Charakter des Substrates ansrer
Untarsnehntig hmlänglich gekennsdchnet sein dfirfte, empfiehlt es sieh,
ein apesielles Substrat dieser Art nmimehr hervorzuheben, eine ganz
bestimmte Mannigfaltigkeit von S&taen namhaft an machen und jeweils
mr lUusfraUo» zn benutzen:
Die „^tz^ der Mannigfaltigkeit seien — analog dem zweiten
der vorstehenden Beispiele ,/ (x, y) ^f{i/^ x)** — durch arithmetische
Ibrm^ darstellbare, nämlich FiiMionalffleUMngen.
AJs eine „Former* hingestellt za werden verdient eine Funktional-
gleiebung insofero, als sie fUr eine FimltUon, die ihr genügt, den Charakter
der J^^ememgOltigkeit besltst, nBmlieh gelten wird ßr jedes erdenkliche
Wertsydem der ÄrffumeiUe, welohes man irgend aus dem Gebiete der Zahlen
herausgreifen maj,'. Keinfisvrec^s alicr Lraucht die Funlciioiial^^'leicliung auch
erfüllt zu eein für jak. Funldon. vielmehr haftet ihr auch ein syntlietiücher
Charakter an insofern als »ie dienlich sein kann, gewisse Funkiiouon (oder
Klassen von solchen) als solche, die ihr genügen sollen, zu bestimmen.
So bestimmt ja in der That die Fimktiooalgleichmig f{x^y) = f{y^
wenn sie analytisch („allgemein" für aQe Wertepaare Xy y) gelten soll, die
Fonktion f als eine symmetrisclie; fttr eine solche aber ist sie dann als
fliiie Formel erfüllt.
Der Name „Formel", den wir hier den Funktioualgleichungeii beilegen,
rechtfertigt sich ausserdem durch die nachfolLjend für sie einzulührende
symbolische Schreibweise, in welcher sie einen ähnlichen Anblick dar-
bieten werden, wie die )^kannten Formeln der allgemeinen Arithmetik —
wie S.B. EommntationsK uid Assosiationsgesets — gel^entlieh auch geradezu
mit solchen zusammenfallen.
Und zwar mögen unsre Fnnktionalgleichungen sich nur beziehen
auf eine Funktion meeier Argumente ndtst ihren beiden Umkehnaigeny
die ich nach den (L § 1 dargelegten GrundsStzen symbolisch als
TtoäM, VerhaUmss und BruGk schreibe und alle drei als voUkommen
cmdSml^ yoraussetse.
Die dreifache Yoraussetzittig dieaer Eindeutigkeit nebst den, den
Gegensatz der drei Grundoperationen (oder die Definition von zweien
derselben durch die dritte) zum Ausdruck bringenden sechs ,,Funda-
mentalbeziehungen*' [die ich sogleich angeben werde — vergl. auch
(L t^y, § 2] konsiitniren alsdann die „Prinzipien'' ^, nach denen
Folgerungen zu ziehen sein werden.
Für f{ayb) werde also kttrier Uos ah geschrieben, und dies eu
„Hymbolisobes Produkt*' genaani Zu jedem beliebigen Wertepaar a und h
^oll es stets einen und nur einen Wert von f{(ifh) oder ah im Gebiete
der Zahlen geben. Die Anfsuchung dieses Wertes für gegebene a, b ist
eine Operation, die wir demnaeli nl-; -llc ..erste Dnindoporatinn" (oder
„symbolibcbe MuHiplikaiiun ") hezoiciuu n wordüu. Für ein gewisses Werte-
paar a, ö sei c der Wert von ab, sonach afc = c.
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620 Anhang 4.
♦
Fat die Im Anbang 6 gegebenen Brnspiele wiid stell alleinal der
Wert c in einer die Funktion ah definirenden Tabelle (FunktionaiaCAl — '
in Qestalt eines symbolischen Einmaleinses) aufschlagen lassen.
Nim kann man aber auch, wenn h und c gegeben sind, nach dem
Werte (oder den Werten) von a fragen, die so beschaffen sind, dass ah
gerade gleich dem gegebenen c ist, und ebenso, wenn a und c gegeben
sind, nach dem oder dei^jeuigen Werten von Dir welche aib^c fribce.
Die Operationen, dueh welche wir Antwort sof diese beiden Fragen
erlangen, nennen wir die „umgekehrten** oder „imersm" Operationen von
der als symboUaobe Uoltiplikation bezeichneten „direkten" Operation. Wir
bezeichnen sie als „ji\Tnbolische Divisionen" und zwar Lczüglich mittelst
Doppelpunktes als „syTTiboHsche Messung*' und mittelst Bruchstrichs als
„symbolische Teilung"; aic bilden die beiden andern von den „drei Grund-
operationeu'\ Auch sie werden jeweils uuääorst leicht au der die Funktion
ah erklSrenden Fnnktionstafel ausiufllhren sein.
Wir nehmen nnn ferner an, dass die Antwort auf die gestellten Fragen
dda (für jedes Wertepaar von a und c, sowie Yon b und c) und immer
nur auf eine Weise gegeben werden^ könne, oder wie man sagt, da.^s die
beiden Symbol. Divisiorr^n rgleicliwic die Multiplikation) unbedingt aus-
führbar" und „nie raciucleutif^" seien. M. a. W. wir erkUiren, nur mit
bolchen Funktionen ab uns betichüttigen zu wuUeu, bei welchen bolche Ein-
deutigkeit der Umkehr ungen sntri^Rk Sooft dann ah^ah sein sollte,
wird auch a^a sein müssen; ebenso, wenn ab^ ah' ist) wird h^h*
folgen.
Daigenige &, ftir welches bei gegebnen a, c:
ab^so ist, nennen wir h^eia
und dasjenige a, für welches bei gegebnen h^c:
ah ^ V iat) ucnnon wir = y
und nach der Voranssetzung wird es immer ein und nur ein solches geben,
sodass das symbolische Verhaltniss a:b und der symbolische Brach
MKS in jedem Falle (lur gegebene OperaÜousgliedor desseibeuj eine ganz
büätiiuuite Zahl vorstellen werden.
Nach diesen Definitionen sind dann
afe = c, h = C'.a und a =
drei einander Sqnivalente Aussagen, und substituirt man den Ausdruck,
welchen uns irgend eine dieser Gleichungen für den auf ihrer einen Seite
isolirteu Buchstaben als einen neuen diesem eben znkomrnen<lf>t! Xamen zur
VerfUg\mg stellt, in die beiden andern Gleichungen, so ergeben üah die
secha Beziehungen:
5-»(a6):a, a — ^, a(c;a)-«c, «=^-'„, ~^ & — c, h^Cij
welche für die beiden, je in sie eingebenden Buchstaben den Chaj'akter von
allgemein gültigen Formeln haben mtUse&i da aweie von den drei Buch-
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p
Funktionalgleichungen. $21
tkaben tob yornbereiii beliebig aagenomBieiL wurden kannten (wodnroh eich
ent der dritte bestimmte).
Es wird deshalb gestattet sein, in obigen Besuehnngsgleichungen die
Buchstabeu aucb durch irgend welche andcro zu ersetzen, und kann man
sich für einen solchen Buchstabenwechsel entscheiden, dass in jeder von
den Gleichungen nur mehr a und b — und zwar der letztere b auf einer
Seite iBolirt — Yorkonmien. Daniadi werden sieh die seehs „FundameDtal-
beaehnngen** su dem fibersiohtliolien Bohema «naammenriehen laasen:
a(pia)
a - tt
a:b o
in wülchem die im regelmässi^fon Sechseck angeordneten Ausdrücke dem
im Mittelpunkt stellenden h gleichgesetzt zu denken sind, natürlich aber
auch unter sich einander gleich gesetzt werden dürfen.
Endlich seien aber die zu betrachtenden Funktionalgleichuuf^eii
auch von einer bestimmten Form. Sie seien diejenigen der „i^orte^*
a,b, c = a,b,e
von (I. c.)-, § 4; d. h. solche GieiohQng^lli in welchen beiderseits die
Ergebnisae der Verknüpfung der nimliclien diei Buchstabenzahlen a,
h and e dnreh irgend welche swei sncceeeive von den drei symbolischen
Grandoperationen stehen — wo diesen BoehstAben nun Yon einander
unabhängig beliebige Werte sokommen sollen.*)
ünsre ,JAannigfaltigkeit'' nrnfassfe darnach 990 (nicht durch Buch-
stabenvertanschung auf einander zurfickführbare ond nicht identische)
Gleichungen, die man leicht Tollstfindig hinschreiben kann, und deren
Gesamtheit ich also U hier zu nennen haben werde. (In Anhang 5
werden nur wenige Gruppen ton diesen Gleichungen wirklich in's
Auge zu fittsen s^n.]
Derselben geboren die ,,Prii]zipien" ^ hier Überhaupt nicht an.
Die in diesen Funktionalgleichungen auftretenden Argumente oder
O])erationsglieder a, 6, c nuissteii dabei stets als aUycmcine Zbhlen eines
bestimmten, sei es diskreten, sei es koutiuuirlichen, begrenzten oiler
auch unendlichen Zahlengebietes aufgefasst werden. [Wirklich in
Ijetraclit kommen werden für uns aber nur Zahlengebieie, die aus
einigen wenigen Ziffern bestehen ]
Indem (1. c.)"", § 9 eine Jb'uuktion von mir koustruirt ist, welche
*) D. h. tmter c soll jetzt nicht mehr dor durch n imd h bestimmt pff^wov-pne
Wort des vorigea Kontextes, sondern ein ganz beliebiger Wert vcrstandeu werdun.
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622
ADbang 4.
für das ganze Gebiet der komplexen Zahlen die 990 besagten GleiehangeD
gleichzeitig erf&Ut — aber schon dadurch auch, dass eingangs des
Anhang 5 eine Funktion angegeben is^ welche dies wenigstens f&r ein
Zahlengebiet ans aswei oder vier Ziffern thnt — ist die Ezistena von
Losongen für alle diese Funktionalgleichungen sowie die VertrS^eh-
keit der letitem mitnnander dargethan.
Die 990 „Fonaeln" nnsrer Maonigfaltigkeit U wttrden in der flbliehen
Gestalt von ^Funktionalgleichangen^ ersoheineo, wenn man fftr jedes sym»
bolische Produkt ad wieder f(o, fUr die symbol. Quotienten aih und
~- aber etwa ^(a^h) und -^(a, 5) besOglieh scfariebew Beispielsweiae
müBsia so die Fonnel:
^^h^ eigentlich lauten: ^[9{)i,c),a\'^ f[h,^{a,c)\,
Sobsiimtion.
Um hinfort nicht allzu abstrakt zu reden, halte ich mich srhou hol
der DaiäteUung Uer aUgeiueiutilöu Jiogriiiäerkläningen uud Theoreme an
das hervoigehobeue spenelle Substrat ü.
Unter A, B, 0 Terstehen wir lauter ffAlfforWmm**^ d. h. irgend-
welche Gruppen von Funktioiialgleichungen, herausge«rriffen aus der
„Mannigfaltigkeit", d. i. dem Gebiete der 990 Formeln U.
Ich untcr^tlicide dabei, wie anderwärts, zwisclien VornMAtirupi^cn
und YoTme\sy stemm, indem ich unter einer ,,Furmelgruiipe'' ver.strhe
ein solches System von Formeln des Gebietes, welches keine ihm nicht
bereits anirehinigo Formel des Gebietes kraft der „Priüiiipien" nach
sieh zielit — al^o ein System, welches ergänzt worden ist durch den
Zuzug aller seiner Konsequenzen, so weit diese wieder dem Gebiete U
angehören.
Von andern Formelsystemen, als den in dieser Weise zu Algo-
rithmen kompletirten Gruppen sei hier überhaupt nicht die Kede. Nur
sei in Bezug auf die ohne Ilücksicht auf logischen Zusammenhang fgi'
bildeten ,,Fonnel8ysteme'^ bemerkt , dass sich auf sie ohne weiteres
jener Kalkül anwenden lUsst, der für Gebiete einer Mannigfaltigkeit
Überhaupt in der Algebra der Logik aufgestellt worden ist, und den
wir in die^ier Anwendung den „id&Uischen Kalkül mit Formelsystemen''
zu nennen haben werden im Gegensatz zu dem sogleich zu begrflndenden
ffoffisdim Kalkül mit Algorithmen".
Wenn A aus B (kraft der „Prinzipien'') folgt, aber nicht umge-
kehrt^ so werden wir hier schreiben:
«) AC^*
•
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Sabsumilou.
C23
Es ist dann in der Tbat das FormeUjstem des Algoiithmas A kleiner»
mar ein Teil (m. a. W. f^sdikr Teil'*) dee FonneUysteme des Algo-
rithmns B,
Allerdinga Ist aach die umgekehrte Sebreibweise bereditigt and wird
im „AussageDkalknl" vorgezogen — vergl. Bd. 2 § 28 — im Hinblick
dtrauf, dass die Zeit^ während welcher (resp. die Klasse der Gelegenheiten
bei welchen) die von einer andom B einseitig bedingte Aussage A als
wahr anzuerkennen ist, nur ein Teil sein wird der Zeit (resjp. etc.) während
welcher die Aussage A gilt:
Venn, (wann, solange, sooft) B gilt, gilt auch Ä aber mcht umge-
kehrt; Ä kum aoob gelten ohne B,
Ebenso ist nun aueb bier die Oesamtfaeit der Fllle In welchen (die
Sltsse der Funktionen, ßr welche) der Algorithmus B erfüllt wird, nur
ein Teil von derjenigen, für welche es der Algorithmus A iat. Unter
diesem Geeiohtepunkt mUsste man eigentlich die Sohreibasg:
Rir DarsteUuBg des -voranqgeBetsten Sachverbalts wfthleo.
Wenn demnach das Zeieben ^ der Unterordnung ii^enau dem
Zeichen <C entsprechend verwendet werden soll, so hat man doch für ein-
unddieselbe Beziehung a priori unter zwei Schreibweisen die Wahl, niimlicli
einer extens^it^en ß), bei der mehr auf die räumliche (Flfichen-)Ausbrtiilun^'
der — etwa gebchrieben gedachten — Siitze oder Formelsysteme gesehen,
uod einer intmswen ß)^ bei welcher mehr anf ibte gäüidie Ausdehnnog,
ihie Ottltigkeiisdauer, das Angenmerk gerichtet wird, oder sofern man
von einer solchen nicht spreehen mag — anf die Klasse der Gelegenheiten,
wo sie Anwendung ßnden, hier also die Fälle des firfülltseins oder die Klasse
der Lösungen der Funktionalgleiehungcn.
Durch die ]3evorzugung der extensiven vor der intensiven Schreibung
unterscheidet sich der hier vorzutragende Kalkül schon iu der Anlage von
dem spKter yonntiagenden Anssagenkalknl.
leb würde miofa nnter UmstBnden i^ol aneb der zweiten Sebreibweise
anacbliesBeo, mnse aber bier der ereteren den Yorrag geben.
Folgt nicht nnr A ans B, sondern auch B ans A, so sind die
Formelsysteme der Algorithmen A und B identisch dieselben, und
sebreibeii wir:
A-^B oder B^A.
Denn da wir nnr mit Algorithmen zu fhun haben wollen, so ist
das Formelsystem A ergänzt in denken doieh Zusiehung aller seiner
Konsequenzen, zu denen nach der Yoraussetzung auch B gehört, und
umgekehrt, d.h. beide sind eines.
Um lediglich auszudrücken, dass A aus Ii folgt, während uu-
heivuniit ist oder unentschieden, offen gelassen werdeu soll, ob auch
umgekehrt B aus Ä folge, worden wir schreiben:
A^B dosgl. B^A,
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624
AalMHig 4.
was man wie bisher als „eingeordnet'' oder f,8\ih" lesen kann, dauebok
aiieh: A folgt aus ist Teil von in B enthalten; B beding!^ nm-
fasst Ä, schllesst A in sich, involTiit es dfimplies^ A),
Damaeh müsaan die beiden Axiome ingegeben werden:
L A^A,
IL Wenn A =^ B und B =^ C, so ist auch A =^C.
Auch kann man, das Zeichen =^ „der eventuellen Unterordnung''
als (las ursprüngliche auseheudi durch dieses das Gleichheitszeichen
dehniren mitteist der
Definition (1). Wenn A=^B und zugleich B=^Af ao werde
A ^ B genaniit.
Versinnliclien wir uns die Algorithmen durch Flüchengebiete der
Ebene, so stellt — wenn nur groasc anstatt kleine Buchstaben in sie
eingetragen gedacht werden — die Figur 1, S. ir)5, die Beziehung
A dB, und die Figur 2 ibid. die A = B dar, und falls A=^B, so
findet entweder das eine oder das andre statt.
Diese Versinnlichung ist aber hier noch mehr als blosse Analogie,
auch mehr als eine Abbil<lnng: Mau kann sich geradezu die Flüclieii-
gebiete in soviele Parzellen zerlegt denken, als wie viele Gleichungen
des Gebietes V der zugehfirige (gleichnamige) Algorithmus uuifasst,
und in diese Parzeilen — wie in die Felder auf einem iiogen karrirten
Papiers — diese Gleichungen selbst hincingeschrieben, so wird damit
das wirhUcihe Verhältniss der Fprmelgruppen A,B zu einander direkt
zax Anschanimg gebracht
Moltiplikatioii.
Wir definiren jetzt das „logische' I^oduktA B oder AB und die
JogisM* Summe A + B zweier Algorithmen, und bringen alsdann die
Grundeigenschaften der so eingeführten Gebilde zum Ausdruck.
Uiebei wollen wir für alle Definitionen und Sätze durchweg die-
selben Chiffren verwenden, welche den entsprechenden im identischen
Kalkül ankamen, wenn diese auch hier in etwas anderem Zusammen-
bange vorgebracht werden, weil ja gerade die anfängliche Überein-
stimmuig der beiden Kalkuln von erster Wichtigkeit ist.
AB stelle den, den beiden Algorithmen A und B gemeinsamen
Formelkomplez vor, es sei also das „logisehe'' Produkt der Formel-
gruppm einerlei mit dem „identischen'* Produkt der betreffenden Formel-
Systeme, cf. Fig. 9^, 8. 214.
Dasselbe werde 0 genannt, also AB.^0 geschrieben, wenn A
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Mnltiplikation.
625
and B innerhalb U keine Gleichung gemein haben, und diese 0 werde
als ein oneigentlicher, der ^«UrAlfforiämHS^* mit an den Algorithmen
gezahlt
Im andern Falle ist AB auch nicht bloe ein Formelsystem , son*
dem eelbst wieder ein Algorithmne, indem es alle Gleichungen, die
es innerhalb U nach den ,^rinzipien'^ amr Folge haben kann, bereits
in sich schUessen mnss.
Ersichtlichcrmassen gilt nämlich (auch wenn AB nur Formei-
Bystem wäre):
Tb. 6J AB-^A und AB^B.
Hat nun AB innerhalb U eine Eonsequenz C, so folgt diese,
weil mit A auch AB gegeben ist, nach Prinzip II auch ans yl, d. Ii.
es ist C=^A'^ und ganz ähnlich folgt C=^ß, <1. h. es muss C den
Algorithmen A und B schon gemeinsam sein, aicii m AB befinden.
Die Multij)likation von Algorithmen ist ein ungemein fruchtbares
Mittel, um neue Alj-nrilhmen AB zu i/nuiircn, sie als vollständige
oder „Gruppen" nachzuweisen, die firenzeu ihrer ivonsequenzeii (inner-
halb ü) zu erkennen, wenn bereits diejenigen der Faktoren A, B be-
kannt, diese selbst limitirt sind. (Beispiele weiter unten, Anhang 6
sub »»Beleg 1^)
Aus der Obereinstimmnng der logischen mit der („extensiv'' anf-
gefassten) identischen Multiplikation geht herror; dass jene anch die
Grandeigenschalten Ton dieser besitat; sie ist fcommutativ und asso-
ziatiT, anch gilt z. B. Th. 14^ A^A^A — was alles übrigens auch
ganz direkt einleuchtet.
Speziell seien hier aber zum Bewusstsein gebracht die der Defi-
nition (3) der Theorie cntsprccheuden beiden Sätze:
(ß^y Sooft X=^A und eiHjhich X-^ 7?, so ist auch All.
(3^)" Jedesmal, wenn X=^ AB ist, muss aucJi X^A und X=^B sein.
Der letztere C^y)" von diesen beiden Sätzen erscheint im Hinblick
auf Th. 6^) und II als geradesu selbstverständlich: Wenn X aus dem
dem A und B gemeinsamen Formelsystem schon folgt^ so folgt es
a fortiori ans A, desgl. aus B.
Nicht in gleichem Grade (der Unmittelbarkeit) leuchtet aber der
erste Satz (3^)' ein. Liesse man hier ausser Acht, dass die Formel-
gruppe X ganz dem Gebiet U angehören muss, so wftrde sich der
Satz (3^)' leicht durch Beispiele widerlegen lassen. In der That ist
der Fall denkbar, dass gewisse Behauptungen resp. Formeln X nach
SoMMtDMB, Ala«ibi» d«r I«ogik. 40
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C2G
Anhang 4.
den ja ausserhalb U liegenden ^rinapien'' zwar aus den Prämissen A
folgen y desgl. aus den Prämissen B, ohne jedoeh ans den, den beiden
Pramissensystemen gemeinsamen Elementen oder Gleichnngen za folgen,
welche letatere sogar 0 sein, ganz fehlen k5nnen. (Betrefia wirklichen
Vorkommens solchen Falles siehe Anhang 5, ,3eleg 2"»)
Wenn dagegen, wie ▼orauszusetzen, A,B komplete Algorithmen
desselben Gebietes JJ sind, so niuss, falls X aus A folgt, das Formel-
system der (iru})pi; A' geradezu ein Teil desjenigen von A sein, ebenso,
falls auch X aus Ii folgt, ein Teil von Ii, und J.inn aUu ein Teil
des dem A und B gemeinsamen Formel komplexes (^welcher mitbin
sicher vorhanden ist).
Sonach gelten also in der Tbat die beiden Teile von (3,^), einem
Satze, von dem wir sahen, dass durch ihn das identische Produkt
ausreichend d^mirt werden konnte. Diese Definition hätten wir anstatt
der Ton uns gewählten unmittelbar intoitiTen auch hier au Grunde
legen können.
Desgleichen gilt hier das Analogen der
Definition (2J: 0=$^,
und zwar hat dieses einfach den Sinn, dass mit dem Gebiet der Felder,
in welche die Formeln irgend eines Algorithmus eingetragen sind^
auch jederzeit unbeschriebene Felder Terbunden gedacht werden m5gen.
„Nichte'' oder ,Jeera Feldei^' bilden die Bedeutmg des NtMlfforUkmus,
wenn wahr sein soll, dass jeder Algorithmus seine eigenen Formeln
und ausserdem 0 enthält.
Z&ge man indess die 18 IdentiiSten der Formelsorte a,b,c = a, h, c
mit in den Bereich der alsdann 1008 Gleichungen umfassenden Mannig-
faltigkeit JJ herein, so würden diese 18 den Tnhalt des Nullalgorithmus
uuaujachen. Seine Bedeutung würde dit Aussago sein, dass die For-
meln a{h:c) = a{h'.c), etc., allgemein gelten, und würden diese als
konstanter unvermeidlicher Bestandteil sich in jedem Algoriiiimus mit
vorfinden. Durch sie würde aber offenbar über (leltung oder Nicht-
geltung von noch andern Formeln des Gebietes kein Präjudiz gegeben.
■
Addition.
Als die ,;loffische ^ummc" A t Ii definiren wir denjenigen Formel-
komplex, welcher nicht nur die Gleichungen von A und die von B
sunitlicli enthält, sondern auch noch alle diejenigen Gleichungen dfs
Gebietes U dazu, welche aus die«eU| wenn sie gleichzeitig als wahr
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Addition.
627
acgeuommen weiden, auf Gnmd der „Prinnpien^ hinsogefolgert werden
können.*)
Dieee logisehe Summe Ä-hB greift fiber die ,^denÜ8che Snmme''
Ä (+) B der Fonnelsjsteme im ÄUgemeinen hinaas — wie sieh naehher
leicht durch Beispiele belegen lassen wird (Anhang 5, „Beleg 3").
Die letztere bedeutet bekauntlicli das Formelsysteni, zu welchem
die Systeme A und B sich gegenseitig ergänzen j dieselbe wird iiu
Allgemeinen kein „Algorithmus" sein^ weil aus Ä und B zusammen
als Prämissen sich oft noch weitere Gleichungen schliessen lassen
werden, die weder dem Ä noch dem B für sich angehören.
Es ist demnach die logische Summe zweier Algorithmen etwa in
folgender Weise durch eine Figur zu versinnlichen.
Sehr oft ereignet es sich, dass die logische
Summe A + B sämtliche Gleichungen des Gebietes
U umfasst Diese konstituiren ja zusammen
selbst einen Algorithmus: üoy welcher inner-
halb des zur Illustration gewählten Substrates
mit dem Formelsystem Ü zusammenfallt.
Dieser Algorithmus Uq möge — für den
Augenblick mit dem Zahlzeichen 1 bezeichnet werden, eine Kon-
vention, die sieh dadurch rechtfertigt, dass alsdann die Gleichung
A'l^ A allgemeiti gelten wird. Dann gilt für jedes Individuum A
in der Mannigfaltigkeit der zur Betrachtung vorliegenden Algorithmen
aach das Analogen der
Definition (2^): A ^ 1.
Und endlich gelten die beiden Satze, welche in der Theorie die
Definition (3^.) der identischen Summe zusammensetzten:
(3J'. Wenn A=^X und B ^ X. so ist mich A + B=^X.
(.'»^ )" Wenn A -i- B =^ X, so id auch A =^ X mul B ^X.
Da nach unsrer Definition der logischen Summe offenbar:
Th. 6+> A-^A-tB und B^A + B
süiii musH, erscheint der letztere Satz (3^)" nach TT als geradezu
selbstverständlich: Wenn A uebst B und allem, was beide noch zur
Folge haben, aus X. folgt, so folgt natürlich auch A aus X und
B aus X.
Weniger unmittelbar leuchtet der erstere Satz (3^)' ein.
Wäre X kein Algorithmus, sondern blos ein Formelsystem, aller-
*) Bei der „inten8i?en" Peuturifi wurde unsre obige „Sanime** alt „Produkt**
s« beaeichoen sein (nnur „Pirodakt'* aber nicht ala MSumme").
40*
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(',28 Anhang 4.
dings ganz axa U, jedoch irgendine» beranagegriffen, so wSre ein Fall
denkbar, wie ibn die folgende Figur Tennmüieht: wo zwar A und
gana in X liegen^ dagegen Ä + B doch
nicht in X enthalten ist (vgL An-
hang 6, j|Beleg 4^ Ea brandiie dann
(3^)' nicht an gelten.
Non aber sollte X einen Algarük-
tnus (innerhalb ü) bedeuten, komple-
tirt dnrch Hinaiudebung aller seiner
nadi den „Pkiniipien^ bedingten Eon-
sequensen. Wenn dieser Ä aar Folge
Fig. bat, dessen ganzes Fonuelsyatem ia
sich schliesst, desgl. B zur Folge hat^
so hat er auch alles das zur Folge, was kraft der Prinzipien aus A
und i> zusammen noch weiter gefolgert werden kann, d. h. er hat
auch A + B zur Folge und schliesst dessen ganzes Formelsjstem vou
Hause aus in sich.
Hiermit ist sorgfaltigst erivannt, dass die Axiome 1 und II, sowie
die Dofinitiouen (1), (2), (3) des „identischen Kalküls" auch in dem
i,iogi.>?t:liL'n Kalkül" mit Algorithmen*) uumo iifizirt Geltung haben.
Diese aber bildeten ausschliesslich die formale Grundlage für den
ersten Teil if'ji. H Kalküls, soweit er in den Paragraplicn 4, 5 bis 10,
11 der Theorie liargestellt ist. Folglich können wir auch alle aus
flieser Grundlage streng deduktiv dort abgeleiteten bätze jetzt ohne
weiteres in den logischen Kalkül herübernehmen, die kleinen Buck-
siaben von ebendort in grosse umschreibend — eiusMesslich d&r ersten
SubsumHo», Th. 25^), dc,< Di^fributionsgcsettes.
Dass die zweite 26 J ntcht gilt, werden wir gegen Schloea belegen
(Anhang 5, „Beleg 5"); doch sei bemerkt, dass von dem nur diesen
Zweck im Auge Habenden die vorhergehenden nnd nachfolgenden Be-
lege des Anhang 5 ttberachiagen werden können.
Wae Toretehend erörtert und festgesetzt worden an dem Snbstrat
der resp. ftr die Algorithmen^ oder „Gruppen Ton Funktional-
gleichungen'') das lässt sich noch allgemeiner nnd fQr die Gruppen-
Üieorie überhaupt aufrecht erhalten.
Der Begriff der „Grappe** hat neuerdings fast in der gesamt/nn Mathe«
matik eine rapid steigende Bedeutung nnd sunehmend vwbreitete Anwen-
*) TliU ten wir ein umfaHnrndi rcK Substrat gewählt, 80 wurc dieaer auch als
ein Kalkül mit KaJkuln zu bezeiehucn.
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Logischer Kalkül mit Grappen. 629
(long gefunden. Sind doch Flerrn Dodekind's Zahlenk5rper, Kroneck er* 8
Haiionalitätäbereiche, etc. nichts anderes wie ^, Gruppen '\ und wie die Sub-
stitntioncntlicorie Hirh fasf unr um Grappen von Sub.-^titntionen dreht, so
haben auch für die Cieometrie Herrn Walter Uyck's gruppentheoretische
Unteiüuchungcn, fiii- die höhere Aualjsih Herni Sophus Lie s Trans-
foimationsgruppen etc. eine fandsmentBle Wichtlgkdt erlangt Nicht minder
sah die Mecbimik neh genötigt ifGmppen*^ Yon Bewegungen (l^raofllBtioneii
und Botationen) zu studiren, und ist mit deren Studium durch Camille
Jordan u. a. die BraTais-Sohnoke'flohe Erkl&rosg der Krystallsirnktur
erwachsen, u. s. w.
Unter solchen Umständen dürfte es wolil verlohnen, die Gesetze, nach
welchen aiie Forscher, die sich mit Gruppen beschäftigen, wenn auch viel-
leicht imbewnsüt, denkeo, siok einmal gründlich snm Bewussteein zu
bringen, somol diese Oesetse in ihren elementarsten Grandzttgen sich als
keine andern erweisen als die der Logik Uberhaupt und des identisdien
Kalknls, bis MdnsiTe aar «weiten Subsumtion des Distributionsgesetzes.
Ist ein System Ton Dingen gegoben^ die mr,pSlemente** nennen
wollen^ und kennen wir einen Brogess, doreh welchen ans irgend-
welchen von diesen Elementen sich nene Gebilde erzeageo, herstellen,
„ableiten^* lassen, so Termdgen wir auch die letzteren als weitere
f^Blemente'' au dem System der bisherigen hinsoanselilageu, sie aosu-
sagen dem Systeme als neae Brrungenscbaft anzugliedern^.
Aul diese Weise kaun man forttalireu, und den gleichen Prozess
auch aul die (oder irgendwelche) Elemente des so erweiterten Elemente-
systems anwenden, solange überhaupt der Prozesa noch neue Dinge als
Kiemente zu liefern vermag und auf die hiuzutretenden anwendbar bleibt.
Df'V. Prnzcsn lialien wir uv.^ l-nnach begrifflich bestimmt zu denken
als eine gewisse Art von Pr i/fi?»eu. Sofern wir ihn eigenmächtig aus-
führen können, mögen wir ihn auch eine „Operation^' neuneu, oder, wenn
Steh an dieser Tcrsdiiedene Stadien unterscheiden lassen, ihn hinstellen als
ein „System Ton Operationen*' (den Teiloperationen der vorerwähnten als-
dann „sosammeDge^efsten'* Operationen); die Reihenfolge solcher Teil-
operationen kann eine vorgeschriebene, oder auch ganz oder teilweise in
unser Belieben gestellte sein, je nach der Art, wie der Prozess begrifflich
bestimmt erscheint. Operationen können (als „uni-üäre"y) f^chon aus cinein
Elemente (zuweilen oder immer) ein neues erzeugen« oder aber als
„Knüpfungen'* deren zweie oder m^ere bedttrfen um ein neues Element
herrovaubringen („ binare ,ytemBre" und „multi-nSre**? Knttpfimgen). Als
anf Beispiele sei auf Negation und Multiplikation als soloiie Operationen
hingewiesen.
Durch die Yotsehrift, welche die Natnr des Processes bestimmt
und dnich die niaprüngUeh gegebenen Elemente ist in allen Füllen
die Mannigfaltigkeit der Objekte des Denkens bestimmt, welche durch
den PlroieBS ans jenen Elementen ableitbar sind.
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Anhwig 4.
Vorbehalllicli jedoch dessen, dass die als gegeben bingestolUen Ele-
mente nicht bereits unverträglich miteinander seien und dass als Elenienie
nicht etwa ,,Klassrn von Elemonteu*' figuriren. Die erstere Fordei-ung er-
scheint ^^ofort ah eine selbstverbtändliche. Bei Nichtbeachtunt,' der letztem
aber müBsto späterhin Verwirrung, Konfusion entstehen, es müsütcu Wider-
sprüche sich ergeben mflofam kerne Sidieihelt, kerne- Gaxvatie dagegen vor-
lüge, ds68 wir niebt bei den nötig feilenden ünterscheidnngen zwischen
den Elementen " ein bestimmtes Element als solches (bei einer bestiinmtoi
BetriuLtung) auszuschliessen und zugleich dasselbe als ein Individuum einer
solchen (Jaltung oder Khisse, die selbst Klemcnt ist, /uznlassen lüitten. Nur
höchstens hoUcklivc Zustimmenfasaungeu von Elementen zu einem Stfstrtnc
solcher, nicht aber gcnerdlc (zu einer Gattung von solchen) wird man
wiederum als „Elemente** gelten lassen dürfen. M. a. W. das Sysictn der
dem Prosess der Gruppenbildnag au unterwerfenden J^emenfe wurd von
vtnnberein — in dem in den §§ 7, 9 nnd 16 erläuterten Sinne — eine
konsutaUe sowol als reine, wird eine gewöhnlidte Mannigfaltigkeit sein
müssen, und auch der Prozess der Gruppeubildung ist der Einschränkung
zu uutcrwerlen, niu# so beschaflfen sein, dass jenes System bei seiner Er-
weiterung zur „Gruppe" eine solche Mu. stoti. bleiben wird.
Die also aus den gegebenen Elementen ableitbaren Elemente bilden
mit diesen selbst zusammen ein System, welches die durch die erstem
besÜmmte, denselben zugehörige „Ctrvgpe*^ zu neuneu ht, und dürfen
jene als ausreichende y^Bestimmungselemente'' dieser Gruppe iiingestelli
werden.
Der Begriff der Gmppu i^t hicnach ein engerer als der des „Elemente-
systems"; jede Gruppe ist ein lälementesystem, aber nicht jedes Elemente-
system ist eine Gru])|>c.
Hienacli ist klar, dass (zunächst) die Be«j;ritr.serkläruugen der Em-
Ordnung oder Subsumtiou, der Gleichheit uud der üuterorduuug auf
die Gruppen ebenso anwendbar sein werden, wie auf die Elemente-
Systeme überhaupt, uud bedarf der Ansatz: A =^ JB, oder die damit
äquivalente Redensart: die Gruppe A iai „ ünkrgru^^* der keiner
neuen Erklärung,
Die in der Wissenschaft eingeführte Arbeitsteilnng bringt es mit
sich| dass anch gruppeniheoretische Untenuchungen sich immer nur
auf eine (begrifflich) bestimmte Mannigfiiltigkeit von Objekten des
Denkens au beaiehen habeni ans welcher nur die Bestimmungaelemente
aller in Betraeht su ziehenden Gruppen allein liervoicnheben eind.
Diese Mannigfaltigkeit (die wir, wie gesagt als eine „gewöhnliche''
vorauBBUsetsen haben) bestimmt ihrerseits eine Gruppe, oder besser
gesagt, sie ist — wenn mit Bttoksicht hierauf eben vollständig, um-
fassend genug, charakterisirt — schon selbst eine Gruppe.
Diese Gruppe, die umfasseudste, welche alle denkbaren Gruppen
. ijui. u i.y Google
IiOgisch«r KaUcnl mit Gmppen. 631
des vorliegenden UntersuchiingBfeldes in sich flehUesBen wird — und,
als bloisei Elementarsystem anfgefasst, etwa j^die sugnmdeliegende
Hanmg&Itigkeii^' m nennen wäre — mag ^ «oflsAftid^ Qvu^pif^
(schlechtweg) genannt werden. Sie entspricht der j^dentiischen Einä",
des Aussagen- nnd Gebietekalkuls und würde nicht unpassend anch
als Gruppe V hingestellt werden.
Dieselbe ist jedoch — bei den Snbstitationen s. B. — nicht mit der
^identisclieD Substitution" 1 zu verwechseln, welche letztere vielmehr, wie
nadkher erhellt, eine „N il] i u{.|)e", „die Gruppe 0" kooBtitairen wird,
AU „Produkt'^ A-B oder AB zweier Grappen A und B gilt uns
das System der Elemente, welche sowol der Gruppe A als auch der
B angeh5ren — m« a. W. das „identische Produkt'' der zugehörigen
Elementesysteme y die j^Gemeinheit'' dieser Systeme in Herrn Dede-
kind's^ Au8drucksweiB& Dasselbe muss, sofern es kein leeres (oder
lyNullsystem'') ist» allemal selbst eine Gruppe sein.
Denn wSre dies nicht der Fall, so mOsste durch den Proxees der '
Gmppenbildung aus seinen Elementen ein neues ableitbar sein, welches
ihm selbst, döm Systeme AB^ nicht au^^ehürt, tmd darum anch nielit dem
System A und dem B zugleich angehüron kann, vielmehr wenigstens einem
dieser lieiden — sagen wir dem System A — nicht angehören wird. Da
laut Detiuiliou die Elemente von Aß aber äUmtlicU auch Elemente vou A
(sowie Ton B) sind, so wSre es hienach auch gelangen, aus den Elementen
des Systems A ein neues, diesem nicht angehOriges Element absuleiten —
im Widerspruch mit der Yoiaussetsung, dass A eine Gruppe gewesen.
„NuUgrupp^* oder „Gruppe 0^' nennen wir das Produkt aller er- •
denklichen Gruppen, welche in der Tollständigen Gruppe (als Unter-
gruppen) enthalten sind (diese selbst also einbegriffen).
Wo etwa auch ein mit 0 beieiebnetes Element auftritt, ist diese
„Gruppe O'* von dem „Elemente 0^^ BatUrEdi zu unterseheideo. ^
Die Nullgruppe wird eine eigentliche Gruppe sein auf jedem
solchen Untersuchungsfelde, wo gewisse Elemente in jeder Chruppe
enthalten, allen Gruppen ^meinsam sein müssen.
So z. B» wird im Gebiet der Snbstitntion^gmppen die HuUgrappe be-
stehen aus der einen identiachen Subatitotion 1; in der Gruppentheorio
deiJ identischen Kalküls — vergl. Anhang 6 — wird die Nullgruppe aus
den beiden Elementen 0 irnd 1 l»e>to]ien, und auch auf dein Ocbiot der
Gruppen von Funktionalgleichungeu oder Algoritiimen köunen der Null-
gruppe ak Inhalt uder ihre Bedeutuug eveutueU untergelegt werden: die
„sechs Fundam^talbeziehungen** nebst all den Formeln, welche etwa
noch auf Grand derselben allgemeSn, als analytische Gleichungen, gelten.
Andemfalles wird die Nullgruppe als eine uneigentliche, n&mlich
inhaltlose oder leere, zu gelten haben.
Summe A-^B zweier Gruppen A und B nennen wir diejenige
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632 Anhang 4.
Gfufjpe, welche aus den Elementen von A und B siuammengenommen
ableitbar iet^ welcher m. a. W. die Elemente der „identischen Snmm^'
der Elementegysteme Ä und B als Bestimmongselemente dienen. Die
entere greift Uber die letztere im Allgemeinen hinaus, wie gelegent-
lich gegebene Beispiele darthuL
Es wQrde nun blos eine Wiederholung desjenigen sein, was wir
im identischen oder Gebietekalknl bereits eingehendst durchgesprochen
haben (was uns femer behufs Angliederusg der Dede kindischen
Kettentheoiie obliegen wird, in neuer Fassimg aufzufrischen) und was
wir endlich för da» Substrat der Algorithmen im Eiagang gegenwar>
tigen Anhanges erinnernd in Anspruch zu nehmen hatten, wollten wir
von neuem darlegen, wie ans den hiemit gegebenen Grumllagen wieder
ullc Gesetze des identischen Kalküls bis zu dem in § 12 chuialcteri-
sirten Divergenz- uder Abzweigimgspunkte hin ald auch für den
jßruppenkalhd*' gültige fliessen. Wir dürfen diese Gesetze für ihn
hinfort ohne weiteres in Auspruch nehmen.
Ist (lor gi iippeabildeucle Prozess eiiio ,,uiiin;ire" Knüpfung, d. h. eigeut-
licii gar kerne IvnUpfung, »oudern vielmehr eiue Uptiialion, uiiltelst welcher
je aus ejnem Elemente immer schon ein eTentnell neues als Funktion oder
Bild desselben abgeleitet werden kann — wie s. B. im tdentischen Ealkal
die Operation des Negirens, in der Arithmetik die der Quadratwuzsel-
ansziehung, oder die Herstellung des Briggs'schon Logarithmus, etc. — so
steht nichts im Wp<rf^ die gedachte „Ableitung'* i\\s eine „Abbildung" an-
zusehen, und deckt hich der Begriff der „Gruppe'' luit dem Dede k ind'srhen
BegriÜ" der „Ivette", Dos Letzteieu Ketten sind die durch eiueu Abbiidungi»-
prozeas erzeugten Gruppen. Der Qruppentheorie ordnet die Theorie der
Ketten als ein besondrer Zweig eich mter.
Es klJnnte sogar scheinen als ob die letztere sidi ebensoweit erstreckte,
wie di^ erstere. Denn ist die eindeutige Abbildung eine solche nur ein-
seitig', nicht auch umgekehrt, ist sie eine unähnliche", so ni?^gen irgcnd-
viele Elemente das nJlmliche Bild haben. Dieses Bild als das Krgebniss
einer Vcrkntipfmu/ jener Elemente hinzuHtellen, geht aber dann nicht an,
weil der Unterschied besteht, dass es diesen nicht erst in ihrer i<iüdttwm
Verbindung, als dem Systeme derselben, sondern dass es ihnen bereits
einxeln genommen, distrifixdc oder generell, eindeutig entspricht. Immerhin
ergeben sich ans Äesem Yerhttitnisse vielleicht Anknttpfangspankte für beide
Theorieen.
Die Gruppentheorie ist hienach anzusehen als eine wii'kliche Erweiterung
der Theorie der Kotten. —
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Anhang 5.
Substiat snm Torisen Anhang und If stovial m desMn Belegen.
Als solclies iniiss ich jetzt ein paar spezielle Algoritlimen des
Gebietes L vuristelleu.
Voraus bemerke ich, dass ich den logischen Zusanimeuhang zwischen
den 090 Formeln dieses Gebietes langst volUtUudig erforscht habe und
denselben auob anf die einfachBte Welse lu begründen Tennag. Die Dar-
legung dieses Zusammenhanges ist aber niobt der Endiweck der gegen-
wtrtigeu MitteUnng. Yielmehr beabsichtige ich ja, denselben nur nebenher
SQ benutzen, nm durch ^er^entciligc Beis|rinle (Tarznthtin, daSS gewisse Stttze
im logischen Kalkül keine Cieltuiig zu haben brauchen.
Ich kann mich daher in Bezug auf das — unter vielen denkbaren,
ebenfallB schon ziemlich von mir durchforschten Formelgebieten [vergl. (1. c.)^
§ 3 und 4] wiUkOrlich ausgewUüte — Gebiet U daranf beachrinken, die
meinem Hnnptsweck dienlicben Tbatsachen einfaeh anznfllbren, sofern diese
Thatsachen (mit mehr oder weniger Mühe) von jedermann kontrolir^ar
sind, und brauelie icli dabei weder auf die Metliodcn einzugehen, durch
welche sie (im Zu ammenliang) am be^cmsien zu beweisen wttreu, noch
darauf, wie sie geiuuden wurden.
Die Ableitung der einen Foraielu au^ den audciu, von denen sie mit-
bedingt werden, ist zadem IddU und ganz elementar zu bewerkstelligen
und mag desbalb dem Leser llberlassen bleiben. Nur in Bezug auf das
sebwierige (nnd hier bosonders wichtige) Problem der Abgrenzung jeder
Pormelgruppe will ich beweiskräftige Angaben machen.
Woffentlich sind es fünf AlgorithmeAi mit denen wir Bekannt-
schaft zu machen haben.
1*) Dar AJgorUkmm Uq selbst, bestehend aus den sämtlichen
990 Gleichnngen des Fonnelgebietea U [vergl. (l c)^ § 7 sq.].
Fflr ODB ist nur der Nachweis von Belang, dass es Funktionen
gibt, die alle diese Fauktionalgleichangeii gleichzeitig erfüllen, dass
diese also, als „Formeln'' aufgefasst, miteinander Yertraglieh sein
mfissen.
Der Nachweis ist zu leisten durch Angabe einer Funktion, die
sie wirklich erfHUi Eine solche wird nun für ein Zahlengebiet von
Tier Elementen, den ZiffSem 1, 2, 3, 4, definirt (in Gestalt eines sym-
bolischen Einmaleinses) vermittelst der Tafel:
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C34
Anhang 5.
2-2 — 3'3->-4*4
3 = 1 . 3 = :M = 2 4 = 4 . 2
* 4= 1-4 = 41 =2-3 = 3-2,
dergleichen auch sclion fttr ein Zahlengebiet Von nur zwei Elementen,
i und 2, durch das erste Viertel dieser Tafel — (ea sind das die
FunkttonatafelD lo,o)' vnd lo.o)* von (I. c.y.
Übeneugen wir uns wenigstens für ein Beispiel davon, dass solcheis
in der That der FUl ist Unter anderm mflsste etwa gelten:
— eine Foimel, aus der nebenbei gesagt, alle ILbrigen von U fliessea, die
somit für sich schon eine ansreiebeBde Prämisse des Algorithmus hildet
(dergleichen er 15G innerhalb U besitzt). In di^r Foini( 1 dttrfen wir unn
für ?>, r irf^cmlwclilio von den ZlfTern 1, 2, .'5, 4 s.(>1::pn. }\w\ luUsseD,
falls sie gülti'-r, :i11< !h;iL oine richtige Gleichung erbaltexi. 6u muss sich
<L U. borausstcUcu, dass
8 4 ,,12
— = — . sowie auch — = — • .
2:4 2 3' ™^ 2:2 21»
etc. ibt. Um ilics naclizuselien entnehmen wir aus der zweiten Zeile der
Tafel vom letzten „Produkto'* (als zusammengehalten mit Bcinem unge-
gebcucn Werte 2) daäü 2:4 = 3 ist, aus der vierten Zeile aber, dass
2.3=1. Durch Einsetzung dieser Werte kommt also die erstero Glei-
3 4
cliuug hinaus auf: = , und dass dieses richtig ist, indem beide Seiten
den Wert 1 haben, ist aus der dritten und vierten i^iie der Tafel vom
ersten „Produkt" zu entnehmen.
1 2
Ebenso kommt die andre Gleichung auf -|- ^ y hinans. —
Der Leser vergesse bei diesen Betrachtungen nicht, dass hier keines-
wegs von ^^eii^'entlirhon" Produkten und Quotienten die llede ist, ftlr welche
ja das Einmaleins schon anderweitig feststellt. Vielmehr ist vorstehend
1-1 und 2-3 etc. nur aufzufassen als eine ab^^'ekür/tc Schreibung ad hoc
für / (1, 1) und / f2, 3) etc., und konnten solche Funktionswerte bei der
Definition, tabellarischen Erklärung von f{x, y) doch nach Belieben lost-
gesetsi werden!
80 leicht es nun auch für ein Beispiel sieh erwies, das ErfOUtsein
einer le^timmten Formel nachzusehen, so würde es doch bei ihr schon
sehr weitläufig werden, solches ftir alle Wert.systeme der Argumente aus
dem Zahlrnf^ebicte dnrehzuführeu, nnd vollends kaum durchführbar, fast
eine Lelionsiuf^abe, bei allen O'Jü Formeln des Formelgebietes U denäclben
empirischen Weg auszuschreiten.
Der Leser, welcher meinen in jedem beliebig herausgegriffenen Bei-
spiele sich bewShrenden Behauptungen gleichwol den Glauben versagt, mnss
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Substrat zum vorigea Anhang und Material za deNeo Bulegen. G35
deshalb verwiesen werdoi auf die generellen BeUflsse, durch welche ich
(I. c.)^ und an andern Orten das empirisohe Verfohren Tereinfacht oder
entbehrlich gemacht habe. —
2®} Der AJfforühmus Äi» Die Gleichimgy welche das Assoaations-
geseta ausdrdckt:
2p (ac) (pa)e
ist eine TOn den 990 Gleichungen U. Ana ihr fliessen noch 15 andere
Gleichungen desselben Gebietesi und nur diese. Ich mnss dieselben
▼ollsiandig anfahren. Sie lauten:
wo die Seiten der beiden Druiecke und des vollständij^en Vierecks als
Gleichlu'itszeicheD zwiaclieu den an die Ecken gesetzten Ausdrückte
iuteriuetirt zu denken sind.
Die Al)leitung dieser 15 Olciclnmiren aus der PrUmisso yibt zum
Überfluss mein Lohrbuch der Arithuieük und Algebra, I. Band, p, 242 h«]4.
Die vorstehenden 16 Gleichungen bilden dasjenige, was auf dem
Gebiete U der Algorithmus Ag der (eindeutigen und eindeutig uui
kehrbaren) asaosiativen Operationen zu nennen ist.
DasB wirklich keine andern als diese 10 Gleichungen des fubieles
aus dem ganzen Systeme folgen, kann auf die elementarste Weise
nachgewiesen werden durch die folgende Tafel von Funktionswerten
11
2
2
<«S-3
»44
— 5*6
»6.5
2 =
1
-= 3-0
= 6-4
= 4-5
5 • 3
3«=
3-1
1
•3
= 2-5
= 5-4
= 4 • <;
= (3 . 1>
4»
41
1
•4
= 2-6
«=6-3
«3-5
— 0-2
5»
1
.5
= 2-3
«-3-4
— 4-2
--6. 6
6»
61
1
•6
^2 4.
«4 3
»5*5
welche auf einem Zahlengebiot Ton 6 Zahlen, die mit den Ziffern 1
bis 6 bequemlichkdtshalber benannt sind, in Gestalt eines symbolischen
Einmaleinaes eine vollkommen eindeutige und ebenso umkehrbare
Ftoiktion definirt
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636
Anhang 5.
Man sieht leicht, dasä dlBBes Zahlengebiet der einfachsten „Gruppe'^
die 08 gibt, von niclit durchweg vertaiiHcbburcn „Substitutionen" entspricht,
indem mau das Eleuieiit 1 mit der „ideutiscben Substitution^', die Ele-
mente 2, 3, 4 mit den „Transpositionen" («/?), (fiy) vn(\ {ßy) ideutitiziren
kann, wo daun dio Elemente 5 und ü den „cyklischeu'' »Substitutionen
{aßy) und (ccyß) entsprechen werden, and unsra ejmbolieche Multiplikation
2U8amnienflUlt mit der eigeotiioben HnltiplikAtion der Snbetitiitionen.
Wie die Multiplikation der Substitutionen überhaupt, so ist also aucb
dto vorliegende jedenfalls assoziativ. Und auch der Nachweis, dafls keine
andern von den 990 Gleichungen U als die sab angeführten 16 von
der durch die Tafel definirlen Funktion durchaus erfüllt werden, unter-
liegt theoretibclj nicht der genngsicn Schwierigkeit. Dagegen wUrde, den-
selben ohne weitere Vorberaitnng direkt ni liefern, idlerdinge einen Auf-
wand na Mflke erheischen, welcher der Kenntnlssfiahme der gesamten das
Gebiet U erledigenden Theorie der YerkntipfuDg, nachdem dieselbe ini Zu-
sammenhange von mir dargelegt worden wfire, schon allein £ut gleich-
kommen durfte.
Nebenbei sei noch bemerkt: Lasst man die vertikalen Seiten der
beiden Dreiecke, sowie die Diagonalen des Quadrats in fort, so
bleiben diejenigen 12 von den 16 Gleichungen Ai, deren jede für sich
als eine „ausreichende Prämisse*' Yon Ai au bezeichneii i«t und also
innerhalh U die Tragweite 16 hai Dagegen bilden die fortgelassenen
4 Gleichungen einen dem A^ untergeordneten Algorithmus JT,, dessen
Prämissen eben jene beiden Vertikalseiten (mit der Tragweite 4) sind.
Von den Diagonalgleichungen des Quadrats bildet jede für sich einen
eigenen Algorithmus: resp. J^, indem aie keine weiteren Eonse-
quenzen innerhalb ü nach sich zieht.
Diese Eigenschaft, iiiiurhalb ^7 die Traji^weite 1 /u haben, kommt
unter allen IMK) Gleiciiuugcu 6 ausser den beiden genanuteu nur noch
der Gleichung zu:
die somit ebenfalls einen eigenen Algorithmus: Ji TOfatellt (Vcr<;l.
unten „Beleg 1^)
ä**) Der AUjoriUimus Eine Prämisse desselben kann zuuüciisi
augegeben werden in Gestalt einer jeden vun deu beiden Glcicbungen:
Diese gehören awar dem Gebiete U nicht an; auf letxterem aber
ziehen sie folgende 30 Gleichungen als Konsequenzen nach aich, die
wir den Algorithmus Ci (der hommutaUven Operationen) imierhalb Ü
nennen.
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Substrat zrxm vorigen Äabaug uud Material zu dessen Belogen. 687
(cb)ia (pe):a
a
WO die punktirten Linien Wiederholnngen (Dubletten) anderer bereite
als Seiten ausgezogenen Formeln Torstellen, ans denen sie durch ein-
fache BnchBiabenTertaneehnng hervorgehen und daher nicht mitsn-
sihlen sein wwden«
Es ist nun bemerkenswert — wenn auch für unsem HauptewecV
unwesentlich — dass 29 vou diesen 30 Gleichungen einzeln als Prä-
missen des gauzeii Algorithmus, ausreichen, sonnt die Tra<^weite 30
li ibt n. Nur die Diagonalcrleichung des obersten Quadrats, d. i, die
vurhm erwähnte Gleichung «7^, teilt diese Eigenschaft mit den übrigen
nicht, sondern bleibt ein in sich abgeschlossener Unteralgorithmus
Yon mit der Tragweite 1.
Eint' (lein Algorithmus C\ ausschliesslich unterworfene Multipli-
kation dehiurt auf einem Gebiete v vier Zahlen die Tafel lli.i)*
nnd, auf eme zweite daron verschiedene Art auch die Tafel X2i,i)*
meiner Abhandlung (1. c.)^ — welche lauten:
1
1 •
1
= 2
•2 =
3-4
= 4-3 1
1 =
3-
3
= 4-4«
1
2 =
2-
1
2 =
2-
4
= 4
2 =
1-3
= 31 i
2 =
2.
4
= 42 =
1
3 =
3.
1
3 =
3-
3
= 4
4 =
12
-2.1 ,
3 =
1-
1
= 22 =
3
4 =
4.
3
4<»
4-
1
«1
•4 —
2-3
1-3-2 1
4 —
4.
1
2
3^
3-
2.
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638 Anhang 5.
Für jede andre von den 990 Fonueln welehe nicht mit einer
yon den 30 angeflBhrten zneammenfSllti ist der Leser werngstene in
der Li^e, eich zu überzeugen; daes sie von den Torstehenden Funi-
tionen niclity oder niclit durchaas erfüllt wird.
4**) Der Algorithmus 0, , (1. c.)*' § 5 besprochen und limitiri, kann
— nach den Elcmeuteu Uer Arithmetik — delinirt werden &lä die
logische Summe:
Bei «genauerem Zusehen zei^ sich leicht, dass aus der Annahme,
eine Multiplikation sei aüsoziativ und kommutatiy zugleich, folgt, dass
von den 990 Gleichungen U nun 150 erfüllt sind, uümlich alle die
von einander verschiedenen Formeln, welche erhalten werden können
durch Gleichsetzung irgend zweier der nachstehend Tom selben Rechteck
umrahmten Ausdrücke:
aibc),
b(ca), c{ab),
{bd)c, (ac)b, (cb)a
h{a(:), ({bd),
i(ih)r, {c(i)h, {hc)(i
0,*
{cb):a, b(c:a),
ie:a)b, 6^,
5
a:c *
•
hc
a
(bc):a, c{b:a),
c:^, ci{a:b),
{b:a)c, c^,
c
asb'
b
a '
eh
a
{a:c):bf
« , aie \e f
V'^* ~F» "6"»
a
eb
a ; {cb)f
{a-.b): Cj
n atb \b /
b'^> c ' c '
a
be
Das .erste Rechteck enthalt (als nicht durch blosse BachstabenTer*
tauschung aufeinander zurückkommende) 14, das zweite 100, das dritte
36 von den genannten 150 Gleichungen, welche zusammen den Algo-
rithmus Ol der gewöhnlichen Algebra oder sog. „allgemeinen Arithmetik"
im Formelgebiete ü ausmachen.
Auf einem Zahlengebiete von 3 resp. 4 Elementen erfdllen aus-
schliesslich ihn die durch die beiden Tafeln, (1. c.)' ^i.i)^ und 9i,i)\-
Digitized by Go
Siilitlrat tarn Torigen Aobung uod Material tu äeeaen Belegen. G30
1
«= 1*1
— 3-3 —
3-2
1
— 1.
1
-i3-3
— 2.4
— 42
2
«-3-3
— 1-2 —
2*1
2
— 2-
1
— 1-2
-3-4
— 43
3
— 2.2
= 31 =
1-3
3
— 3.
1
= 1-3
= 22
= 44
4
= 4-
1
-= 1.4
= 2.3
= 32
(lefiniri«n beiden Funktionen, sodass eine jede von den (innerhalb U
beiläufig 60) ausreicbenden Prämissen von 0^, wie z.B. die Gleichung
(ab)c'^b(fia)f wirklich nur die Tragweite 150 (daselbst) besitzen kann.
5°) Der Algorithmus f,,,,. Wostütlich \N»'rilen wir jetzt nur noch
♦los na< li8tehenden Algorithmus bedürfen, welcher 18 Gieichuugeu des
Gebietes ü umfasst:
a {he) (eh) a
a
und Qy„ g> nannt werden möf^e, in Anbetracht, dass er nur als ein
Unteralgurithmua dos schou aiiJerwiirts von mir erwähnten Algorith-
mus Cq mit den Prämissen ah = a:h ^ Sick darstellt
Die 12 Gleiehongen an den beiden ersten sechsseitigen Sternen
siehen einander und auch die 6 am dritten Sternecke nach sich, wo*
gegen von diesen letzteren immer nur die zwei Gleichungen an den
parallelen Dreieckseiten einander gegenseitig bedingen, und ausserdem
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640
Anhang 5.
keine Konsequeuzen haben. Es sei dies nur nebenbei ^ m Orien-
iirung — bemerkt
Wesentlich ist aber der Nachweis, daas dieser Algoiithmns kom-
plet ist, keine weiteren als die angeführten 18 Gleichungen des Ge-
bietes ü znr Folge haben kann.
Dieser Nachweis laset sich unschwer führen mit Hfllfe der nach-
stehenden Fnnktionstafel*), welche auf die einfachst mdgliche Weise,
nnd das ist för ein Zahlengebiet von 9 Elementen, eine eindeutige und
eindeutig umkehrbare Funktion aweier Argumente so definirt, dass sie
eben nur den angefahrten Funktionalgleiohungen C^, nnd keinen
andern Formeln Ton U, Genüge leistet:
1 — 2,58,197340
3 — 1,47,389265
• 4 = d,82,4H1(;T9
5 — 0,93,512487
6 4,71,623098
7 = 8,25,704913
8 = 9,30,84r)7Ln
9 7,14,956832.
Dieselbe ist in der bei den eiiifiichereu Tiifelu noch nielit beliebten
Abkürzung gescbrieben, welche verständlich wird durch die Bemerkung,
das8 die erste Zeile derselUeu auüführlicher lauten sollte:
1 « 2.2 — 5. 8« 8-5 « 1-9 — 9 7 = 7 . 3 -=3.4 «4. 6 = 6-1,
und so weiter.
Als besonders beachtenswert mflssen wir hervorheben, dasa in
fiMf die beiden ivagrediteti Seiten des dritten sec hsseitigen Sterns eine
Eigenschaft ausdrücken, die auch der gewöhnlichen Multiplikation au«
kommt, sub 0, gilt, nämlich die Eigenschaft:
Dies ist also ein Formeis jstem, welches man durch ebendiese
Wahrnehmung, dass
Ö,.Clo«£i
*) leb habe dieselbe (niitetwu permntirten Ziit'orn) erstmalig anf dem 67Bien
Meeting der Britith Aisociation, in Hancheater — vergl. B«port für 1887, p. S21
— der OffentUohkeit flbevgeben.
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Belege.
641
Ui, als eine TollstSDäigc Gruppe, als emen eigenen Algorithmns von
der Tragweite 2 (innerhalb ü) erkennt.
Als „Beleg 1'^ (cf. Anhang 4 unter ^Multiplikation'') mag ausser der
Schlussbemerkung des vorigen Absataes noch angeführt werden, da«8 die
oben behauptete Yollstlndigkeit der ans nur einer Oleiehnng bestehenden
Formelgmppe her?5rgeht doreh die Bemerkong, dass
Kbenso ist A^^-C^^J^, wo die Trumiäse hat: a:b h:a. Etc.
,,Beleg 3" (of. ibidem). Die etwa zu nennende Formel a:a ■» y
fülgt leicht aus A^y deogleicbcn also auch die Formel:
Dieselbe Oleichnnj,' ist auch in einem Algorithmus Dj enthalten,
von welchem das reiiio Multiplikationsgesetz {ab)c~[nc)b eine Prämisse
bildet Jene folgt aber nicht auü dem Algorithmus Ä^-D^, welcher
^ ist; denn in der Tbat sind für in Gestalt der Tafeln 112,2/ und
12t^)^ maner eehon oiUrten Abhandlang (1. c.)^ Lösungen angebbar, welehe
logar dem nodi umfassenderen Algorithmus genOgen, dagegen die
Formel augenscheinlich nicht erfüllen. Hier folgt also X (= M^) aus
A (= A^) desgl. ans 7? (= D^), und dennoch nicht aus A • B (= J^. Grund
dieses scheinbaren Widerspruchs zu dem Theorem (3,^)' des Anhang 4 ist
der Umstand, dass eben X, = ilf,, nicht dem Formelgebiet (6) angehört,
innerhalb dessen das Produkt AB aufgesucht wurde.
„Beleg 3" (cf. Anhang 4 sub „Addition"). Das Hinausgreifen der
log^ischen über die identische Summe ist schon an dem Beispiel A^^^C^ =
ixx sehen, wo sich die l»j ■[ .')() üleichungeu der let/tern zu den 15U Glei-
chuugeii der er&tern erweitern. Noch einfacher zeigt es sich an demselben
Beispiele, wenn man auf das Gebiet der „reinen" MnltiplikationsgeBeiae
innerhalb ]7, d. i, anf das Formelsystem 0^ des Algorithmns 0, sich be-
BchrSnkt: Die snis PrSmisse h {ac) — {ha) c von mit den vier Glei-
chungen des Vierecks nnten links in fliesst dann zu den 14 Formein 0^
logisch zusammen.
„Beleg 4**'(ef. ibid.). Versteht man anter Z das Formelsystem, be-
stehend ans den 150 Gleidinngen 0, nnd noch irgendwelchen andern Glei-
chungen des Gebietes TJ^ s.B. der Gleichung (ca):&»^, jedoch ohne
die zwei öleichungen E^y so ist — im Gegensatz zu (3^)' — sowol
A^mmAi als auch j5, «=* in X enthalten, dennoch aber «=»^. + 6^ = 04
nk^ (ganz) in X enthalten.
SonASMB, Alfrin» dtr L«sfk. 41
Bdflg« (fiberschlagbar).
(i:a = h:b.
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642
Anliang 5,
Der Bauptboleff.
„Beleg 5" (cf. ibid.). Man bemerke, dass der obige Algorith-
mus Cqq mit den beideu vorhergegangenen Algoritlimeii ^1^ sowol als (7^
überhaupt keine dem Gebiet V angehorigen Formeln gemein hat, dasa
also hiersei bst:
A.'Coo^O und C.'C^^O
iat. Damach haben wir auch:
-^i-Qo + Ci-Qo «0 + 0 — 0.
Im Gegeiuaii dam irt aber:
nach dem unter Oj und Cqq Gesagten.
Eine Unterordnung:
ist folglich hier unmöglich. Denn diese, nämlich Ei = 0, müsste wegen
der ohnehin gültigen Subsumtion 0 =^ J?j — cf. Def, (2^) — nach der
Definition (1) der Gleichheit wii£i 0 hinausUufen, wSkreud doch Mi
yon 0 verschieden ist.
Da nun 0 =^ j?^ stetefort in Geltung bleibt, während, wie gesagt
die Gleichheit 0 = ausgeschlossen ist, so bleibt nur die andere
AlteTDative: 0 ^ £| fibrig, d. h. wir haben hier:
und zwar äe/miUo tmlerifeorthietf aber nicht gleich, «».
Dieses Ergebnies findet «eh im Einklang mit der anderweitig be-
reits erkannten Thatsache, dass die erste
Subsumiiou Jeä Distributionsgesetzes not-
wendig gilt.
Der Sachverhalt wird — in Anbe-
tracht, da.«s auch A^ und C, innerhalb U
keine Formel gemein haben — versinn-
licht durch die Fig. 33, bei der wir auch
die Zahl der Formeln jeweils in die Ge-
biete eingetragen haben.
Ein ::ueiUs Beispiel, wo wirklich Unter-
ordnung eintritt, würde im Anschluss an
das vorstehende erste erhalten, indem mau den Algorithmus CJ^ ersetzte
durch das ebeutalls als ein Algorithmus:
JSi'¥ Ef + JS^
nachweiabare Formelsystem seineB dritten Sternecka, und ein driUes
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Der Hauptbeleg.
643
Beispiel das allerem&chBte • erhielte maa durch EnetzuDg von
Cqq durch J?j selber.
iJa^ analoge Verhältniss bestellt fUr Uie augetlihiteu Beispiele auch
nodi auf dem luufasBendweti Gebiete der 3064 (L c.)* chaanJcterisirten
Formeln fort^)
Der logi$(^ Kalhd tmtersclieidet sich demnach in der That von
dem identischen dadurch, dass in ersterem das Distributionsgesetz nicht
als GIeichun«r zu gelten brauclitj suuderu nur einseitig gelten muss als
die SuisunUioti:
wogegen cUe umgekehrte Suhsumtion:
26 J Ä {1J + C)^A'B + A C
oft nicht erftlllt ist.
Jedenfalls Icann aiis den den heiäen KaJhidn gemeinsamen Qtund-
sätaen nicht die Gleidiheit der beiderseü^efi Ausdrücke folgen.
Noch ein Beweis für diese merkwürdige Thateache, der von den
Betrachtungen des gegenwärtigen Anhanges gans unabhängig ist,
wird von mir in Anhang 6 ge-
geben. Derselbe nimmt die
AusfBhrungen des Anhangs 4
für ein Substrat in Anspruch
welches ausschliesslich dem
Gebiete des identischen Kal-
kais angehört und setst mit*
hin keinerlei Betrachtungen auf
eztralogischem Gebiete voraus;
auch er jedoch wird kein gänz-
lich müheloser sein.
Das als nur einseitige Sub*
Samtion geltende Distributions-
gesetz 25^) des logischen Kal-
küls wUrti in diesem durch die
Fig. 34 zu ver.<innlichen, worin A {B+(T) den überhaupt (resp. schräge),
AB + AC den doppelt scliraflirten Teil vor.stellt.
Dass diese beiden iu ems zusammeiitliessen, nämlich Cileicliheit
*) üb OB anch fortbestdiea würde, und nicht vit-lleicht doch Gleichheit ein- ■
träte, auf finera Gebiet, "wolchcs all*^ denkbaren FoMiipIn ntnfasste, ist eine noch
offene Frage und bleibt fär die Kraft der Beweisfübruog gleichgültig.
41*
Fig. U.
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644
AnLaog 5.
ebtritt» kommt übrigens aueb suwclleii vor, und geben wir doEu nocb
folgenden vorletzten
„Beleg 6". Ein gewisser — nämlich der bereits (I.e.)*, §ö be-
trachtetete — Algorithmus Q^^ umfasst 324 Gleichungen innerhalb ü (vüu
dessen 132 ausreichenden Prämissen z. B. die Gleichung a (6 : c) = o
dne sein würde) nnd hat mit dem Algorithmus 0| von 150 Gleichongen
ein gewisses, leicht ausfindig zu machendes Formelsystem von 46 Gleichungen
gemein, das einen Algorithmus bildet, welcher heissen möge — als
deesen Prftmisse z.B^ die Formel genommen weiden konnte: (b:c)a«a:y
Wir baben also:
Oi^o — «1 oder (Äi-\-C^)Q^'=Q^,
Ferner ist (siehe unter A^): = /T^; dazu Cj*?,,"^!' ^^'^-'^ g**"
iu enthalten; somit: A^Qq 4- C^Q^ — Aj + C^, Daad aber Aj+C\«
ist leidit nacbsaweiseD. iBtbin i^t hier in der Tbat:
als Gleichung.
Es kommen also beide durch das Zeichen =^ in der ersten vSub-
sumtion des Distributiousgesetzes als AlteruaÜTe ofien gelasseneu Fälle
faktiscb vor.
„Beleg 7''. Wir k&nnten andi unser Unteisaebungsfeld nodt
tl&er Ü hinmts ausdebneoy indem wir es beispielsweise alle diejenigen
(auf eine Funktion zweier Argumente nebst ibren ümkehrungen be-
züglichen) Fuuktionalgleichungen umfassen Hessen^ welche (bei sym-
bolisch abgekürzter SclireibuDg dieser drei Grundfunktionen als Pro-
dukt, Bruch uud Verhültuiss) nicht mehr wie sechs Operatiousglieder
a, h oder c enthalten.
Alsdann würden die Formeln des Gebietes nicht mehr allesamt
miteinander vertriigiich sein.
Es würden Falle vürkommeu, wo von zwei Fuuktioualgleichungen
zwtir jede für sich als allgemeine i'üriuel gelten kamt und in der Tliai
Lösungen besitzt, indem Funktionen sich angeben lassen, die sie
wirklich erfüllen — wo aber beide Gleichungen unmöglich zusammen-
bestehen können^ es keine Funktion geben wird, die sie gleichzeitig
erfüllte.
Ein solches Formelpaar wäre z.B. dieses:
a ■» (a-6)*(6*a) und 6 (a*d)*(6'a).
DasB jede von diesen Fonneln fOr sieb als allgemeingOltige besteben
kann, tbnn becfigUcb die beiden Tafeln dar:
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Belege. 645
1 = 1^345678
1 » 1,2345,6789
2 -»2,1754836
2 2,4718,3695
3 .%7t86524
3 « 3,7561,9824
4 -= 4^812763
4 — 4,1629,7358
5 — 5,4621387
5 « 5,8193,4276
6 » 6,8573142
6 — 6,3974,8512
7 = 7,3268415
7 = 7,6832,5941
0 = 8,6437251,
8«= 8,9257,1463
9 = 9,5486,2137,
welclio in der unier Cqq erU^aterien Abkürzung gesclirieben nnd, sodass
ausfUhrliclier z. B. die erste Zeile der erstem Tafel zu lesen wSre:
l=l.l=»23=-3.4==4-5 = 5-6 = 6.7-=7. 8 = 8-2
und die der zweiten:
1« 1-1 »2-3 «3-4»* 4-5 »5*2 -»6*7 «7 -8 — 8*9 — 9-6,
ete. — Dass aber jene beiden Formeln nldit zugleicb bestehen kdnnen,
geht daraus hervor, dass durch Yergleichung aus ihnen folgen würde:
a^h, was für ein, wie wir yoraossetzen, mehr als eine Zahl ent-
• haltendes Zahlengebiet, mithin als allgemeine „Formel" unmöglich ist,
iiidem es die Gleiclibeit auch für irgend zwei als verschieden voraus-
gesetzt« Zahlen oder Elemente des Gebietes postuliren würde.
Ahnlich würden sich auch Fälle anfuhren lassen, wo von drei Funktional-
gleicbmigen eine jede für sich, auch irgend zwei zusammen, nicht aber
alle drei zugleich von Huer Funktion erftllt werden hSunen und dergl^dioi
mehr — worauf ich hier Indeas vefzichte.
Endlich würde das Formelgebiei aueh solche Formeln mit um-
fassen, welche für sich allein schon ungulässig sind, nämlich nicht be-
stehen können, ohne einen Widerspruch mit den Yoraussetsungen der
Eindeutigkeit der Funktion und der Mehrheit resp. Yerschiedenheit der
Elemente des Zahlengebietes zu iuTolviren. Eine solche würde z. B.,
wie der Leser leicht nachweisen wird, die Formel ah^a ipa) sein,
und andre mehr.
Die Gesamtheit der Formeln des Gebietes, als „Gruppe'^ oder „Al-
gorithmus'' betrachtet mitumfasst also diesmal auch absurde Folgerungen
und trägt den Charakter der UnmoglichkciL an sich. Zur Bezeichnung
des ieutem empiiuhlt sich darum nicht die 1, die wir ohen für ver-
wenden mochten, sondern vielmehr ein Svinbul, welches die Nicht-
existenz, Unmöglichkeit des ilauiit zu Bezeichnenden in sich zu er-
kennen gibt. Als solches bietet die Mathematik aber nur das Zeichen cx>
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046 Anhang 6.
der „absoluten Unemllicli'^ dar. Vergi. die Bemerkung in § 10 unsrer
Theorie des identischen Kalküls 8. 27 1 sqq.
Allerdings würde jetzt — ein geringer Obelstand, denn an Sonder-
barkeiten und exceptionelles Verhalten ist man ja bei dem Symbol oo
ohnehin gewöhnt — wenn A einen salässigen Algorithmus innerhalb
des Formelgebietes Torstellt, A'Oo^A sn gelten haben, und nicht,
wie in der Arithmetik « oo (sofern dort A'J^O ist). Dafür aber
bietet sich nun oo — J. als ein mnemonisches und bequemes Zeichen
dar, um das System deijenigen Formeln des Gebietes oo an bezeichnen,
deren jede ftlr sich mit den Gleichungen des Algorithmus A uuTertriig-
lich sein muss. Nennten wir die erste und «r, die zweite der obigen
beiden Funktionalgleichnngen, so gehörte die erste dem Systeme oo — <t^,
die zweite dem oo^ 6^ an. —
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Anhang 6.
Zur Grappentheorie dee Identfsolieii Kalkvls. OeomeftaEiflOli-loglBoh-
kombinatoxisolie Probleme von JeTona und Olifford.
(Ztt § 12, 19 und 24.)
Hier kommt die Frage znr Beantwortung, uic viel verscliicdone und
welche Ausdrücke der identiscbe Kalkül mit Gebieteu oder Klassen aus einer
gegebenen Menge solcher vermittelst seiner drei Spezies überhaupt zu
bilden vermag, und ferner im Zusammenhang damit die Frage, ivie vielerlei
nnd welche Anssagen tlW zwei Qebiete a, Aber dieie a, c, aacb wie
vielerlei Uber viere o, c, df, etc., die exakte.Logik imetande igt abmgeben,
solange sie sich noch auf ihrer ersten Etappe befindet, nämlich nur erst über
lUis Subsnmtions- und Gleicliheit«7pichen (nicht aber über deren Verneinung)
verfügt — eine Erage, die wir für die zweite Etappe erst in § 39 be-
antworten werden.
Die Beantwortung jeuer Fragen wird ermöglicht durch das Studium
der „Qmppen^, zn welchen die Anedrttcke oder Funktionen des identischen
Gehietekdknls zosanunentieten.
Ab eine Nutzanwendung der r 'rachtangen ergibt sieh nebenbei ein
neuer Beweis für die Nichtbeweisbarkeit der zweiten Subsumtion des Distri-
bntionsgesetzes, bei welchen es nicht erforderlich ist, ein extraloffisches Sub'
strat ins Äuge zu fassen fvergl. § 12).
Und endlich wird aui üruad derselben die Unmöglichkeit dorgethan,
die Gleichung xi/z »0 in drei unabhängigen Panunetem sjnime-
triseh allgemein sn Itfsen (vorgL § 24).
Es wird sa sagen sein: ein System TOn Aasdrücken (des iden-
tischen Ealkols) bilde eine Jjtwpp^ (in Hinsicht der Operationen
dieses Ealkals), wenn es nicht möglich ist, mittelst der dm identischen
Spezies (als 'da sind Negation imd additife sowie moltipIikatiTe Ter-
knflpfüDg) aas denselben einen neuen Ansdmck herzuleiten, welcher
nicht tichon mit einem unter ihnen identisch gleich, wäre, welchen
m. a. W. das System nicht bereits m üich schlösse.
Nennen wir jene Ausdrücke die „Elcmadd^ der Gruppe, so wird
also eine Gru{)pe ihrem Begriffe gemäss alle diejenigen Ausdrücke,
welche ans ilireu Elementen mittelst der drei Spezies aufgebaut werden
können^ bereita als Elemente enthalten mOsseu.
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648
Anhang 6.
So bilden — am diu ein&chBte Beispiel ▼onotattelleii — die
beiden Ausdrücke
0 und 1
ensammen eine Gruppe — nebenbei bemerkt: die „NtdUfruppe"' — weil
auch ihre Negationen 1 und 0 sind, ^e multiplikatiTen sowol als die
additiven VerknOpfungen dieser beiden Symbole aber immer wieder
auf 0 und 1 selbst nach den Theoremen 22) und 23) hinauslaufen.
Kommt in einer Gruppe auch nur ein Buchstabe (oder auch Buch-
stabeiiausdruck) a vor, so euthält die Gruppe notwendig aucii dessen
Negation welche es ja möglich ist, mittelst Negirens aus ihm ab-
zuleiten. Dann iüsst aber auch a-a,, welches gleich 0 ist, und a + a,,
welches gleich 1 ist, sich mittelst identischer Spezies aus diesen ver-
fügbaren Elementen ableiten, und folglich muss die CJruppe — sulern
sie diesen Namen wirklich verdiente — auch die Symbole 0 und 1
euthalttiu haben, d. h.
Die NuUgru^ ist (selbstTerständlicher) BeslatuÜcil einer jeden
Gruppe.
^ £8 bilden, wie leicht nachzuweiseu, die Symbole
0, 1, a, fl,
selbst wieder eine Gruppe. Wir nennen sie die ,Xinip}ie von weU
sie aus a allein, wie gezeigt, schon ganz ableitbar ist.
Die Gruppe von fällt hienach zusammen mit der Gruppe von o,
die Nullgruppe auch mit der Gruppe rem 1.
Wenn III einer Gruppe ein gewisses System von Elementen für
sich schon eine Gru}»pt: bildet, so nennt man diese eine „üntcryrappc'
von jener, jene auch, wenn man will, eine „Überytuppc^ von dieser —
vergl. Anhang 4, Schluss.
8o war die Null|^ruppe eine Untergruppe der a-Gruppe, gleichwie
überhaupt von jeder erdenklichen Gruppe zu nennen.
Tn der Gruppe vou a kann indess ^^wie schon angedeutet) der
Buchstabe a auch durch ir;.^end einen Ausdruck, eine Funktion des
identischen Kalküls vertreten sein, und sind B.
0, 1, ah, +
0, 1, a + bf a,h,
0, 1, afc,, a, + 6
etc./ noch allgemeiner:
0, 1, /(a,6,<:,..)i /,(«.*.«f*'*)
nach dem Obigen eben&Us richtige Gruppen, die wir alt die i^Qmppe
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Znr Groppentheorie des identlBchen Kalkolf.
649
?on ah (oder Äg + J,)* die „Gruppe tob a + h", resp. a6,, resp.
(a, &, « • • •) bezeicbneii dürfen.
Bei Angabe oder Aufzählung der Elemeuie einer Gruppe sollen aatür-
lieh taatologische Wiederholungen mSglu^ unterUdbeiL SoUmge nur die
einftu^en Qebietsjmbole oder Buchstaben, welehe aUenfoUa in den Aus-
drücken für die Elemente vorkommen, als von einander unabhängig be-
liebige Gebiete angesehen, gedeutet werden, müssen hienacb auch sämtlicJie
Elemente einer Onippe im Allgemeinen unter sifh rrrsrhirdnr sein, m. a. W.
die Gleichsetzuug irgend zweier Ausdrücke der Uruppo niu^>s allemal eine
synthetische Gleichung, eine „Relation'^ liefern, nicht aber darf dadurch
eine „Foimd.** ratsMien.
Diese Forderang ist stricte aufreobt su erhalten, sobald etwa die
„Ansaht' der Elemente in Betracht gezogen werden, wenn yon dem f,üm-
fiang" der Gruppe gesprochen werden soll — andenifalles würde ja der
Gnippe ein bestimmter Umfang gar nicht zukommen. Ist sie erfüllt, so
mi'igen wir sagen, die Gruppe sei in ihrer „reduzirteu'^ Foim dai'gesteilt,
rcdHzirt gegeben, ausgerechnet, ermittelt.
Im übrigen wird es aber bei den in's Auge zu fassenden Erzeugungs«
weisen der Gruppen sich empfehlen, dses man im Geiste des Tautologie-
geeetaes Wiederholung von Elementm mdd va/hiele, sondern nur fUr Mang-
Jos erkläre. Wo keine Yeranlassang dazu vorliegt, wird nuin alsdann doch
sie ohnehin unterlassen — so z. B. bei allen Endergebnissen, bei denen ja
auf gnisstmögliche Kinfacbheit derselben für künftigen Gebrauch zu sehen ist.
Auf der andern Seite gewinnt mau so die Freiheit, eine Gruppe z. B.
auch ans einer Übergrappo entstehen zu lassen dadurch, dass man zwischen
den Elemeuten von dieser Kclatiouen einführt, z. B. einzelne Elemente, die
ursprünglich yersohieden ^edacl^fc wurden, einander gleich werden iSsst.
Nur aber indem man sulSsst, dass verschiedene Buchstaben auch gleich-
wertig werden dürfen, nur dadurch wird man In der That imstande sein,
sich die volle Allgemeinheit der BetnushtuDgen mitsamt deren Vorteilen
«u sichern.
Hin solches System von Elementen der Gruppe aus welchem alle
ftbrigen Elemente derselben durch nosre Operationen (der drei Spezies)
schon Tollstandig ableitbar sind, nannten wir ein |,(aii8reiehendes)
System Ton BesimmunffSiimmk»** der Gruppe.
Wir heeeidiittm die Gruppe km, indem wir hinter den Buch-
staben G ein Syatem Ton Beetimmungaelementen derselben — * diese
dureh Kommata getrennt — in eine Klammer schreiben.
Auch die Gruppe selbst kann als ein ausreich^des System von
Bestimmungselementen ihrerselbst hingestellt werden, insofern hier
„übrige'* Elemente, die erst noch aus den angegebenen abzuleiten
wären, gar nicht vorliauden sind. In äoldieiH Falle mögen wir das
öytnboi 0 o>u:)i wtylasscn. *
Sonach werden wir nun haben:
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650 Anhang 6.
G(0) = 6^(1) = G(0,11 = (0,11;
G («) - 6f (a.) = G {0, l,a, a,) - |0,
und jsudem — ö («»«,)-« ö (0, a) — (f (I, o) G (0, ö,) — ff (1, a,) —
— O (0, a, «,) — ff (1, «,) — ff (a,, fl) — ff (rt, 0) — «40.
iadeui es auch auf dtc licihcnfohje hei der Angabe der Elemente nicht an^
hmmm wird.
Nehmen wir «• ff (a) das a gleich 0 an, so entsteht:
ff(0)-{0,l,0,l}-{0,l),
uud ebenso für a 1 erhalten wir 6^ (1) » (0, 1, 1, 0) was sieh eben-
&Ub m {0, 1) „redufirt" — in niustration des im Tongen Kontext
Gesagten.
Die Nullgruppe besteht aus zwei, die Gruppe von a schlechtweg ans
Tier Elementen, weil smoLSchst in ihr das a als beliebig zu denken.
Bei der Angabe von ausreichenden Bestimmungselementen einer
Gruppe wird indess im Allgemeinen darauf zu halten sein, dass man
sich unnötiger Weitläufigkeiten nicht schuldig mache, d. h. es sind
überflüssig Elemente dabei mt mterdrüdeen. Als ^.überflflssig'' wird die
Angabe eines Bestimmungselementes dann zu bezeichnen sein, wenn
dasselbe ans den bereits angegebenen (resp. den Übrigen „Bestimmungs-
elementen^) dureh die erlaubten Operationen! ^'^^ Spezies,
schon ableitbar isi
So ist btt ff (n, a,) das <i, ein überflfissiges Bestimmnngselement, wes*
halb es besser unterdrückt aad die botreffendo Gruppe einfacher mit G (a)
dargestellt wird. Rr>s[i. falls man Og beibehalten will, so wird a als aber*
ilUäsig zu unterdrücken bein.
Kommen überflüssige Bestimmuugselemente nicht (mehr oder von
Tornherein nicht) vor, so ist das System der Bestimmungselemente ein
„reduzirtes". Wir haben dann „ein ausreichendes System von uncnt''
^r^ic^ Bestimmungselementcn^' (welche freilich allemal auch durch
ganz andere yertreten werden könnten, uud darum nur in einem ge-
wissen Sinne als „unentbehrliche'^ hingestellt werden dürfen — näm-
Hch als ,^chi>überflfi8sige" — wie aus dem Obigen erhellt). Auf ein
solches System soll der sehleohtweg gebrauchte Name „System von
Bestimmungselementen" httoftig immer hinweisen. —
Unsre nächste Aufgabe sei: die Gruppen anfiEosnchen der Aus-
drftcfce, welche aiittelst zwei, resp. resp. 4 Baehztaben 6, (2
gebildet werden k5nnen. So weit thunlich m5gen wir auch inzehen,
auf welche Art diese Gruppen in Untergnippen sich gliedern. Vor
allem aber kommt es darauf an^ die Anzahl und BeschaffiBnheit der
verschiedenen ^Artemf' oder „Ti/penf* zu ermitteln^ von welchen die als
Elemente der Gruppe auftretenden Ausdrdoke sein werden.
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Zur Qruppeniheorie des identischen Kalküls. 651
Von zwei AusdrOcken werden wir nimlieh sagen , dsss sie zam
nimliclien I^ßm geboren, wenn aie dnreh blossen Bncbstabenwechsel
ans einander • berrorgeben, genauer: wenn es möglicb ist» aus dem
einen Ausdruck den andent, dadnrcb absdeiten, da» man £lr die ein«
fachen Boebstaben a, a,, 5, aus denen er sieb zusammensetii nnd
deren positive ans uDabhangig beliebige Gebiete vorstellen, eventnell
andere (sei es positive, sei es negative) einfache Symbole sub-
.Htituirt, deren positive ebenfalls unabhängig beliebige Gebiete vorzu-
stellen liabeu.*) Es wird dauu immer auch möglich sein, den andern
Ausdruck aus dem einen zurückzugewiuueu: indem mau nämlich die
vorigen Einsetzungen wieder rückgängig macht. (Postulat?, dass man
dies immer köuiie.)
Vom S(^en Tjpus sind z. B. die Ausdrücke
• a + a,bü, und 6,4-a,<2,
weil der zweite (zunSchst in der mit ihm iquivalenten Form h ä ,= &da,)
sich aus dem ersten (der auch zu a + be, redazirbar) ergibt, indem man
in diesem das a durch — somit das ff, durch 6' — zugleich das h
durch d' und das c, durch ersetzt, hernach aber die Accente weglässt.
Darnach wird auch der erste Aasdruck sich aus dem zweiten (in »einer
rednzirten Vorm^ ergeben, indem man im letstem dnn^ a', d dvxek V,
mid a, durch c, ersetzt, sodaon die Aoeente fortlBssi
Hat man zwei Ausdrücke auf die Übereinstimmung ihres Typus zu
untersuchen, in welchen teilweise oder dnrohans die nämlichcti Buchstaben
auftreten, so ist es ratsam (so, wie es im vorstehenden Beispiel durch-
geführt worden), die Bnchstaben des einen Ausdrucks provisorisch mit Ac-
centeu zu versehen und dadurch von denen des andern unterscheidbar zu
machen.
In der Tbat sollten die Bndhstabeo des einen Ausdrucks eine von den
gleichnamigen des andern unabhängig beliebige Bedeutung haben, und wird
man so nur die allgemeine fUr das Bezeichnen maassgebende Maxime im
vorliegenden Falle befolgt haben, da^^s in einer Untersuchung als Ter-
schieden Denkbares nicht ülierfinstiramend bezeichnet werden dürfe.
Andernfalles läuft man nicht selten Gefahr die gleichnamigen Buch-
staben als solche des ersten und als solche des zweiten Ausdruckes zu
vermengen, wie an einem Beispiel dargelegt werden möge: Um den
Ansdrack:
ax + &y + h,e in 6,a; + frc, jf ae
SU TOrwandeln und damit zu erkennen, dass beide zum selben Typus ge-
bfiren, ist erforderUeh und hinrsiehend, a tempo zu ersetien:
. (« dureb :c, y durch y),
*) Sc'lbatver.^tilndHch ist bei diesen Einaetzungen ru beacliten, dass nach
I i h2), wenn b für a gesetzt wird, auch ^| ffir «, gesetzt werden muss, gleichwie,
wo a durch 2», ersetzt wird, auch a^ durch b ersetzt werden muss.
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*
652 Aohaug 6.
a dnioh somit a^ dnreh
h dnrdk c,, „ dniüh c,
tf durch a, ( „ c, dureli a,).
Bringt man sich aber snm Bewusstsein, dass gUiekzHtig a, dvieh 6 und
dareh c, (desgleichen (, dnrcfa e ond e duob a) ersetzt werden solle (im
ersten Ausdrucke), so liegt das MtssrerstlndnisSy der Wehn, nahe, als ob
etwa ff, durch c, (desgl. 6, durch a) zu ersetzen wäre. Dies ist nicht der
Füll, denn das h (des ersten Ausdruckes) uclches durch r, daselbst ersetxt
werden soll, ist ein ganz anderes Gebietsy rabol , als das b (des zweiten
Ausdruckes), durch welches das o, (im ersten) zu ersetzen war.
Dem Missverständniss wird vorgebeugt, wenn man sich die fiaehsteben
des zweiten Ausdruckes mit Accenten ▼ersiehti wo dann sn sagen ist, dass
man a durch h*, h durch c,\ e durch a\ somit auch zugleich a, darißh 6',
hf durch c', (f, durch «,') zu ersetzen habe.
Jedenfalls wh d n nn bei Beachtung dieser einfachen Yorsichtsmassregel
leichter und sicherer diejenigen (oder solche) Vertausch ung^n ausfindig
machen, welche den einen Ausdruck in den andern ttberfllhreiu, sofern es
deren gibt — und andernfaUes wird man ebenso die Unmöglichkeit solcher
Verwandlung bequemer erkeimeiL
Jn vielen lallen freilich — wo Vertausohusgen von immer nur zwei
Buchstaben auf einmal, sogenannte „TVanupoaiUonei^ schon hinreichen, die
beabsichtigte Überführung zustande zu bringen, rtnd zwar solcho Trans-
positionen, die nie einen Buchstaben ala Yertauschungsclemeut miteinander
gemein haben — braucht man nicht zu solcher WeitlllufigkeiL (der Ein-
führung und Wiederfortlätisung von Accenten) seine Zuüucht zu nehmen.
Man erkennt s. B. angenblicklicb, dass von den beiden AnsdrUcken:
ah ac -^^ a^h^c^ und ah + hc^^' a^h^c
der eine aus dem andern durch Vertauscbang von a mit h und zugleich
von c mit c, hervorgeht, mithin auch diese von einerlei Art sein werden.
[Wo dagegen sog. „cyläisduf Yertanschungen von höherer Ordnang«
Yertanschongen im lUnge herum erforderlich werden, wie beim vorher-
gehenden Beispiel die Ersetzung von a durch von d n nh c und von
c durch a, da möchte die kleine Weitläufigkeit sich fUr den Anflüiger
lohnen.]
I^idit vom selben Typus sind z. B. die beiden Ausdrücke:
ab + a,6, und ab + ab^
deren zweiter sich auf n reduzirt. Was ftir unabhängig beliebige (lebicte
man auch für u und 6 einsetzen möge, nie wird derselbe hier in den
zweiten übergehen, wie leicht durchzuprobii-en wäre.
Die „Gmppe von a und h** besteht ans 16 Elementen^ als da sind:
Q (a, h)^{0, 1, «, 5, a„ &„ ah, ab,, afi, Oi^«, a + 5, a +
a, + 6, a, + 6g, ah + a,6, , ah, + afi )
Dass diese Ausdrucke in der That durch die identischen Spesies
ans a und h ^^ableitbar'', nämlich abgeleitet sind, ist augenscheinlich.
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Zur Grappeatliaori« dm idMitiic]ie& KaUrali.
653
Ebenso ist ersichttieh| dass dieselben unter sich Tersohieden. Um
es zu beweisen, brancbte nun nnr ein jedes der Elemente nach den
beiden Argomenten a and h im Sinne des § 19 „lantwickelt'' dann-
stellen, wie ee die beiden leUten derselben, sowie die Tiere von ab
bis afi, schon sind. Alsdann wflide sich offenbaren, dass keine der
Sntwickelongen dnrchans dieselben Glieder enthilt, wie irgend eine '
andere, dass sie Unter verschiedene (additive) Kombinationen von den
Txer Konstituenten ab, ah^, afiy Toratellen, m. a. W. dnreh die
Werte 0 oder 1 der Koeffizienten, mit denen diese Eonstitaenten in
ihnen (in den Entwickelnngen) behaftet sind, sich unterscheiden.
Bleibt also nur noch darauthun, dass mit dem angegebenen System
Ton Elementen die Gruppe erschöpfend angegeben ist: es blabt die
jyVoUstftndigkeit der Gruppe'' au beweisen.*)
Dieser Nachweis kann auf iwei Wegen geliefert werden.
Der erste Weg besteht in der Anwendung der Methode, durch
welche sich ein gegebenes System von Bestimmungselemeuteu einer
Gi*uppe allemal zu dieser Gruppe vervollständigen oder ergänzen lässt.
Bleibt diese Methode bei dem vorliegenden System von (16) Elementen
erfolglos, indem durch sie keine vireiteren Elemente demselben hinsn-
gefllgt werden, so musste das Sjrstem schon die Tollstäadige Gruppe
gewesen sem»
Bevor wir von dem zweiten Wege sprechen, wollen wir diese
Methode näher in's Auge fassen.
Gegeben irgend welche Symbole oder Ausdrücke als Bestimmungs-
elemente einer Gruppe. Es handle sich darum, die ganze Gruppe her-
sustellen. Dies ISsst sich unfehlbar, wie folgte bewerkstelligen:
Man füge den gegebnen Bestimmungselementen (durch Kommata
getrennt) aunächst die 0 und 1, sowie die Negationen jener hinsu, so-
fern sie nicht bereits unter denselben sich mitangegeben finden. Hier-
mit wird dieser erste Prozess des Negiiens — sidi als schon ab-
geschlossen erweisen, indem es nicht n5tig fallen wird noch weiter
Tom Negiren Anwendung zu machen.
Die Elemente 0 und 1, die wir uns «orongeschrieben denken,
*) Diese Acsdrackeweise ist bequem und verstftndlicb, obswsr de kehie gans
genane. Ihrem Begriffe nach ist jedo Gruppe eine Tollstiindig'c. Eine „nnvoll-
Btändige Gruppe" wJlre eine contradictio in adjecto, verdiente den Namen „Gruppe"
nicht, sonderu wäre als bluüaeü Syst^im vou Elementen 2u bezeichnen. Durch die
Redensart soll der Nachweis gemeint sein, dass das für eine Gruppe ausgegebene
Sjsteiii die Blemeets einer solchen ToUslftadig euth<» tonaeh den ihm gesehenen
Namen verdknte.
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654
An\iang 6.
mögen bei den folgenden Prozessen aosser Betracht bleiben, sintemal
es nicht mdglieh ist, dvaeh mnltiplikatiTe oder additive Yerknfipfiing
eines Ansdmekes mit ebendiesen jemals einen neuen Ansdiuek m
gewinnen.
Von der hinter 0, 1 stehenden Reihe als nunmehrigem Bestände
von Elementen verknüpfe man nun (in Gedanken), znnlchst s. B. stets
fnulUjaiikaHv, ein jedes Element mit jedem andern, und fttge^ wenn dsB
Prodnkt keinem einsigen Ton den bisherigen Elementen gleich ist»
dasselbe allemal als ein neues Element den bisherigen am Ende der
Reihe hinan. Man fahre solange damit fort, bis sich durch die mnlti*
plikative YerknQpfung keine neuen Elemente mehr ergeben, bis uim-
lich jede zwei von den rorhandenen (den gegebenen nebst den hinzu-
getretenen) Elementen Terknllpft wotden. Der Prozess des Multipli'^
zirens wird sich damit als abgeschlossen* erweisen.
Ebenso verfahre man endlich in Hinsicht additiven Verkiiüptens
indem man von dem dermalen verfügbaren Vorratö jede zwei Elemente
zu einer Summe ziisammculiiilfc und dieso, wenn sie von allen bis-
herigen verschieden, denselben sofort als ein neues Element am Ende
der Reihe angliedert. J)ic Gruppe mu^s dann vollsUindiq dasteheUf so-
bald auch dieser Prozess des Addirens zu Ende gekommen.
Da die verknüpfenden Operationen kommutative sind, so wird
man natürlich, nachdem ein a mit einem h zusammengehalten worden,
das b nicht nochmals mit diesem a zu verbinden brauchen. £s ge-
nügt darum, ein jedes Element gewissenhaft in il jedem der ihm vorlier-
gehenden in der Reihe verknüpft zu haben. Verknüpfungen der Ele-
mente mit sich selbst können wegen der Tautologiegesetae erlassen
werden.
Auch zulässig zwar, jedoch minder gut wUrde die Taktik sein, ein
Element je mit allen ihm nachfolgenden zu verknüpfen, weil im Lauf der
Prozesse das Ende der Reihe sich oft noch wiiter liin;iusschiebt und man
sonach genötigt wäre, nachdem ein frUhes Element uiil allen zur Zeit auf
dasselbe folgenden, nebst den eventadl ebeadadurch noch neu hinzutretenden,
schon TollBtlndig verknttpft wordra, spftter, wenn durch Verknüpfen späterer
Elemente deren abermals neue hinzugokoinnion f:ein werden, nochmals auf jenes
zurückzukommen um es auch mit diesen inzwischen neuhiuzugetretenen noch
zu verknüpfen — und dieses eventuell wiederholt, bei jedem Elemente! Man
miisäto .so von jedem Elemente im Sinne behalten oder notiren, bis zu
welcher Stelle der Reibe als ihrem dcriualigeu Eudpuakte mau et» bereits
mit den ihm nacbfolgendeu verknOpft hat, von wo an noch nicht; man
klhODe aas der gleicbmSsstgen Ordnung heraus und würde leichter Ans-
husnngen begehen.
Um zu erkennen, dass das so gewonnene Eiementesystem die ge-
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Zur Gruppentheorie des lUfutischeu Kalküls.
6ÖÖ
sachie ToUstÜDdige Gruppe ist, eind folgende Überlegungen anzn*
stellen. .
Naehdem der Prosesa des MultipUsirenB beendigt ist kann selbst-
Teretändlich durcb mnltiplikattTe Yerlmfipfoog moekt Elemente kein
neues Element mehr gewonnen werden, auch nicht dnrch maliiplika-
tives Verknüpfen beliebig vieler von den yorhandAien Elementen —
deun solches läuft bekanntlich auf das successive Verknüpfen von
liiinif r nur zwti.ca ubendieser Elemeute hinaus, welches, wie wir wisseu,
ein neues Element nie liefern konnte.
Ebenso, nachdeüi der Prozess des Addirens beendigt, kann addi-
tive Verknüpfung von zweien oder beliebig vielen der nun vorhandenen
Elemente kein neues Element mehr liefern.
Wir wollen die Reihe der nach diesem dritten Prozesse vorlieg 'u lt n
Elemente kurz die „Summenreihe'' nennen, und ebenso das System der
Elemente soweit es nach Beendigung des zweiten Prozesses vorgelegeUi
die jyProduktenreiiie".
In der That kann jedes Element dieser Öummenreihe angesehen werden
als die Summe a + ß zweier Elemente « und ß der Produktenreihe, indem
man, wenn es mit einem Element a dieser Produkteureihe selbst zusammen-
fallen sollte, sich nor die 0 unter ß Yoraustellen braucht
Ebenso konnte jedes Element « der Produktenreihe sagesehen werden
als das i^dukt yd zweier Elemttite y nud ö der vorhergehenden (dnrch
den ersten oder Negationsprozesfl ergänzten) Reilio — sie möge knrz dio
„erste" Reihe heibscu — (im Gegensatz zu dem ursprünglich gegebnen
Systeme von Beälimmuugätiitiuieuten als der „nullten^^ Heibe). Denn wouti
das Element auch als ein 'y zu diesem uräprUugUcbeu System« selbst ge-
hörte, so braucht man sich nur (unter « ebendieses y und) unter d die 1
YortustoUen.
Ich behaupte jetit, dass noch die MvUSpUkaHo» irgend zweier
(und darnach auch beliebig yieler) Elemente der Smmemeihe kein
neues Element mehr liefern kann. Denn dnrch « + wird sich das
eine, dnrch n'+ß' das andere dieser Elemente darstellen lassen, wo a
und ß sowie «' und ß' der Prodnktenreihe angehören. Nun ist:
(a + /3)(«'+/3')-- ««'+«/!' + «'^ + ßß\
Die Tier Glieder reehterhand gehören aber unfehlbar selbst schon
der Pioduktenreihe an^ denn diese enthält ja als Element bereits jedes
Produkt von zweien ihrer Elemente.
Die Summenreihe aber enthält jede Summe nicht nur von zweien,
sondern auch von beliebig vielen Elementen der Produktenreihe; sie
enthält nämlich auch als Element jede Summe von irgend zweien (und
beliebig vielen) ihrer eigenen Kknienli'. im vorliegenden 1 alle luusseu
Z.B. auch aa+ttß', sowie a'ß+ßß' schon Elemente dieser Öuuimea-
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66G
Anbaog 6.
reihe sein, und ebendarum muss auch die Summe dieser beiden wieder
ein ihr selber angeböriges Element sein, wie zu zeigen gewesen«
Bei dem Beweise wurde atigenecheinlich kein Gebraach gemacht
von der Annahme, dass zuTor der erste Prozess vollzogen sei, dass
die VerroUetändigung des Systeme mittelst EinTerleibung aach der
Negationen seiner Elemente fiberbanpt atattgefunden habe* Wir mflaien
vielmehr allgemein den Sata haben:
Wenn ein Sffstem wm Ele$nmtm 90 headiaffm igt, dass es ämtk
nnd^pitkaHve Verkm^pfimg gwi8(^ saiun Elementen — ,fiUermiiitgßi'
ären" — keine neuen Elemente m«ftr Urfem hnm, und man venftMän-
digt das S^fstem soweit dass sidi aucft durth oddiHee Verhnäpfungen
ßwiseiien seinen Elementen — Jnteraddiren** — Jseme neuen Ekmeuk
nu^ ergeben können, so kann audi das so vervoUständigte Sysism heim
IntermuUiplieiren keine neuen Elemente mehr liefern, 11 a. W.:
Eine „Gngape kinsiMiA MuitipUhaUonf*, teenn tfemukrt auch su
einer „Gruppe kinsidUUdt AddiHm", bleibt dennoch Gruppe hinsidiÜkh
der Multiplikation f wird also eine „Gruppe in Hinsicht beider Opera-
tionetv.
Des Dualismus halber liefert natürlich dieser Satz noch einen
zweiten richtigen, wenu man die Worte „Multiplikation*' und „Addi-
tion" in ihm vertauscht.
Icli behaupte ferner, dass nachdem der erste Prozess vorausge-
gangen, nun auch die Operation des Nq/ircnt; aus keinem Element der
Summeureihe ein neues mehr erzeugen kann.
Zunächst wird als « 4 ß das zu negirenJe Element darzustellen
seio^ wo tt und ß der Produktejureibe angehören. Und wir haben:
(« + ßl -> ir,ft.
Oer Beweis wäre erbracht, wenn etwa auch «r, nnd /}, der Pro-
dnktenreihe angehören mfissten. Dies lässt sieh aber keineswegs be-
haupten. Nachweisbar ist gleichwol, dass a^ß^ wenigstens der Summen-
reihe angehören mnss.
Als Element der Produktenreibe ist nSmlieh;
cc = yd und ebenso ß — y' d\
wo y, d, y' , S' der „ersten"* (abgeleiteten) Reihe als Elemente angehören.
Da diese mittelst Ne^ireiis vervollständigt worde/i, so enthält sie not-
wendi«^ auch schon die Negationen y^, d,, y^, d/ ebendieser Elemente.
Nun ist
wo die Glieder reehterhand notwendig der Produktenreihe^ und dar-
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Zur 6rnpp«iiüieorie de> icleiitischen Katkida.
657
' nach das Aggregat derselben auch der Sammenreiliey schon nnver-
meidUch angehören.
Hiermit ist erkannt, dass weder durch Addiren, noch durch Mulii*
pliziren, noch durch Negiren aas der Summenrcilie neue Elemente
abgeleitet werdou kounen. Dies ist also anch nicht möglich durch •
irgendwelche Verbindung dieser Operationen unter einander*
D. b. jene Sununenreihe mnss die gesuchte Gruppe sein. q. e. d.
80 sehr die Ergänzung von Bestimmungselementen asur Tollstän-
digen Gruppe durch vorstehendes Verfahren auch vereinfacht erscheint,
80 ist sie doch imraerhiu noch mühsam fi;onur^.
Beispielsweise aus den Bestimm uiigäülemeuteu «, b ergibt Bich ulüj
„erste** Seihe:
0, 1, a, d, a„
sodann als zweite oder Produktenreihe bm strenger Einhaltung der vor-
geschriebenen Ordnung:
0, 1, o, rtp h^y afc, a,fe, oi*,, a,&,
— ein System, welches die Negationen der yier letzten Elemente in der
Tfaat noch nicht mthllt. Zur dritten oder Snmmenreihe treten dann tu
den angegebenen noch der Reihe nach:
a + 5, a,+ 6, « + ^n + a6, + a,6, o& + a,&,
als weitere Elemente hinzu.
An ferneren beiläufig von uns angeführten Gruppen wird der Leaer
reichliche Qelegenbeit haben, die Metbode einübend zu festigen.
Ein zweiter Weg, die YoUätüudigkeit einer ^egebeucu Gruppe
nachzuweisen, besteht duriu, dass man die Anzahl ihrer Elemente
a priori ermittelt und sich überzeugt, dass dieselbe hier vorliegt.
Zu diesem Zwecke muss man ein System von Bestimmungs-
elemcnteu der Gruppe kennen.
Ein solches iiusüchiiessiich und auf jede mögliclie Weise aus der
Gruppe herauszulesen, ist eine keineswegs leichte Autgabe, die wir
einstweilen als ein systematisch erst noch zu lösendes Problem vor-
merken.
Sehr häufig genügt jedoch schon die blosse lieaugenscheinigung,
Okularinspektion der Gruppe, um ein System vou Bestimmungs-
elementen derselben zu entdecken, indem man eben wahrnimmt, dass
ans gewissen als Elemente auftretenden einfachen oder Buchstaben-
Symbolen die übrigen Elemente alle aufgebaut sind — als Funktions- '
ausdrücke des identischen Kalküls. Diese einfachen Symbole, nach
W^lassnng derer, welche die Negationen Ton beibehaltenen sind, bil-
den dann das System der Bestimmungselemente. So oben a und b.
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658
Anhaaig
Sind aber n unaiiiMt^fUf heliebige Symbole als BestimmungselemaUe
einer Gruppe gegeben, so nmss dieselbe aus 2^ Elementen hesichoL
Die firmittelung ihrer filementenzabl ist sonach eine leichteste
Aa%abe. '
Analog JevojiB^ p. 221, und' p. 137... 143 lässt dies doh in der
Thai tuiBchwer wie folgt heweiaen.
Jedes Element der Gruppe iat eine Funktion lediglich der «i Be-
atimmungselemente, und enthalt die Gmppe alle Funktionen, welche
durch die Operationen des identischen Kalküls ans diesen aufgebaut
werden kdnnen.
Denkt man sich jedes Element gemSss § 19 nach den n Beatim-
mungselementen als den Argumenten |,entwickeU'', so enthalt diese
Entwickelnng, ToUstandig angeschrieben, 2' Glieder (vgl. ibidem). Jeder
▼on den 2" Konstituenten der Entwickelung kann zum Koeffizienten nur
entweder 0 oder 1 haben, weil laut Voraussetzung noch andere Buch-
staben als die der Argumente nicht vorkommen, und 0 und 1 die
einzigen speziellen Gebietsymbole des identischen ivalkuls waren. Je-
iiachdem wird der bctrefiende Konstitucut als Glied in der Entwickelung
fehlen oder gauz in derselben vertreten sein. Darnach haben wir aber:
2x2x2...x2 = 2^'"^ = 2«"
12 3 8
verschiedene Mdglichkeiten, die Koeffiaientenstellen mit Nullen oder
Emsern zu besetzen, und ebensoviel verschiedene ^vaMdcef*, aufgebaut
aus den » Argumenten, kann es nur, ebensoviele muss es auch geben.
Die ermittelte Zahl, nur um 1 vermindert, muss auch zugleich
die Anzahl sein der inhaltlich verschiedenen (einander nicht aqniva-
lenten) Aussagen, welche von der auf simultane Subsumtionen und
Gleichungen beschränkten Logik abgegeben werden können in Bezug
auf n Gebiete oder Klassen.
Denn da die Aussage eine Subsumtion oder eine Gleichung sein
soll (zu welclier ja auch ein System von simultanen Propositionen
ebendieser Art stets sich vereinigen lässt), so kann sie als GteirhuiKj
mit der rechten Seite 0 gescJuiebm werden. Das Polynom, die linke
Seite dieser Gleichung kauu aber als eine Funktion der n gegebeneu
Klassen, nur einer von den obigen 2^ Ausdrücken sein, und somit gibt
es auch anscheinend genau so viel verschiedene Aussagen. Von diesen
Ausss^en läuft aber eine auf: 1^0 hinaus, diejenige nämlich, bei der
links alle Koeffizienten als Einser angesetzt sind, das Polynom also
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Zur (Truppeatheoriu dcä idouiiticheu Kalkulä.
G59
die Samme s&mtlicher EoBstitaenten sem wird. Diese eine Aussage
ist als abstude, unzolSssige, niclit mitsiizechiien, sonach die fragliche
Anzahl der Uber »Elassen möglichen Aussagen:
Eingerechnet dagegen ist (wieder) die ^puchtssagende'* oder „iden-
tische AuBsagei bei der linkerhand alle Koeffiaienten Nullen sein werden
und welche auf: 0^0 hinauslauft
Nach diesen Ergebnissen muss also a priori
2«'— 2*— 16, 2*' — 2» — 256 , 2**— 2« = 65536,
2^'— 2" — 4 2949Ü7296, 2*' « 2«^ « 18446744 073709 ööiülö, • • •
die Anzahl sein der im Allgemeinen unter sich verschiedenen Aus-
drücke, welche aus zwei Gebieten a, b resp. aus dreien a, h, c, resp.
aus Tieren, a, 5, c, resp. etc. durch die Operationen des identischen
Kalküls aufgebaut werden können (bei sechs Gebieten mithin Aber
18 Millionen Billionen!).
Ebendiese muss bezüglich auch die Anzahl sein der Elemente fQr
die Gruppen
Cr(a,6), resp. G(a,h^v)^ resp. G(ajh,c,d)f • • •
Die Vollstaudigkeii der pben angegebenen Gruppe (^(a, 5) ist
hiermit auch auf dem zweiten Wege bewiesen..
Wir wenden uns iiuumelir der Fra^e zu, wie vielerlei und welche
Jffpm die Ausdrücke aufweisen müsseu, welche unsie (iruppen U{u),
0{a, 6), G{a, h, c-), G(a, b, c, d)f ... — in nunmehr ja bekannter An-
zahl — als Kleinen te zusammensetzen.
Es zeigt sich, dass diese Frage für die Auwendungen der Gruppen-
theorie (von denen wir am Schluss eine geben) von Wichtigkeit ist.
Leicht ist die Frage bei den Gruppen G(a) und G{a,b) zu beant*
Worten die ja oben schon fertig gebildet vor unsem Augen stehen.
Zunüclist müssen die Elemente 0 und 1 für von verschiedenem
TyipUS erklärt werden, welcher Gruppe sie auch augehören mögen,
sodass jedes von diesen beiden Elementen als für sich allein schon
einen aparten Typus konstituirend anzusehen ist. Es ist nämlich
nicht möglich, von den beiden Ausdrücken
desgleichen vuu den beiden
42«
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1
660 Anhang 6.
Oa6 + Oa6, + Oa,& + 0-a,t,, l.a6+ + + l-a,5,
ete. den einen ans dem andern dnrcli eine Bvdiskibemfertaus^ung ab-
zuleiten.
Bei G(fl) gesellt eicli nun zu dem „ersten"* Typus 0, als ^izweitec^'
der Typus a, a, , dessen beide Repi^sentanten in der That dureb die
YertauBcbung tob a mit a, in einander flbergehen, und endlicb als
fydritter^' der Typus 1. Wir baben also nacb l^en ordnend für G(a)
das Scbema:
0
a, a,
1
Die Reiheiifulgc der Typen bestimmt sich hier unter dem Gesichts-
ininkt, dass aus der Entwickelung der 1 nach dem Bestinimuugs-
elementc a der Gruppe: 1 = a + o, beim ersten Typus A-d/i, beim
zweiten ein Glied und beim dritten Typus alle ncci Glieder in einem
liepräscutanten des Typus Tereiuigt, zu einem solchen zusammengefasst
erscheinen.
„KomplemenUif'' werden wir zwei Typen zu nennen haben, wenn
ein Kepräsentant des einen Typus die Negation ist von einem liepra-
sentanten des andern. Als „Repräsentanten" eines Typus dürfen wir
jeden aus den Bestimmungselementen der Gruppe aufgebauten Ausdruck
bezeichnen, der zu dem Typus gebört (,,Yon*' diesem Typus t^ist^
Darnach wäre es nicht schwer zu zeigen, dass zwei komplemen-
täre Typen immer gleicbviele Repräsentanten besitzen, gleichviel Ele-
mente der Gruppe umfassen mOssen, und zwar sind die Repräsentanten
des einen gerade die Negationen von denen des andern. „Entwickelt^'
nach den Bestimmungselementen der Gruppe enthült der eine Bepri-
sentant immer gerade diejenigen Glieder, welcbe in der ESntwicIceluDg
des andern fehlen — vgl. den Zusats auf S. 314 sq.
Bei strenger Anordnung der Typen nach der Zahl von Gliedern
in der Entwickelung ihrer BeprSsentanten werden also komplementlre
Typen einen Bang einnehmen, der sich dadurch kennseichnet, dass
der eine Typus Tom Anfang der Typenreihe gerade so weit abstebl^
als der komplementäre Tom Ende derselben. Es wird sich aber spater
zumeist empfehlen, von dieser strengen Anordnung abzugehen, nämlich
die Beihe der Typen gleichsam in der Mitte zu knid^en und die beiden
Schenkel zusammenzulegen, sodass die komplementSrm Typen zu
Nachbarn werden.
Von zwei komplementären Typen werden wir sagen, dass sie zu-
sammen einen fjlau^ity^jm» ' uuamacheu.
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Zur Gruppc-ntheorie des identischeu Kalküls.
Die komplemeBtiren Typen kdimteii awth einander ,/fiia{ entsprc-
diendef genannt werden. Zu einem Ausdruck als Repräsentanten eines
Typus erhält man nämlich den dual entsprechenden, wenn man —
während die in ihn eingehenden einfachen Symbole (seien sie positiye
oder negatiTe) ungeändert gelassen werden — tiPlns" mit ^^mal" in
ihm Ycrtauseht. Die Negation erhält man — nach den Theoremen 36)
— Aenso, indem man nur obendrein noch jene etn£EUihen Symbole in
ihre Negationen verwandelt. Die Negation des Ausdrucks geht also
aus dem dualen Gegenstück desselben hervor, indem man die Buch-
staben des letsteren mit ihren Negationen Yertauscht — sowie um-
gekehrt, d. h. Negation und duales Gegenstück des Ausdruckä gehören
zum selben Typus, den wir den komplementären von demjenigen des
Ausdrucks nannten.
Wie zahlreiche Beispiele darthun, kann aber ein Ausdruck auch
sich selbst, oder wenigstens einem solchen voui nämlii hijii Typus dual
entsprechen, sodass ea auch Tjpeu gibt, die zu bich selber dual und
komplementär .siud.
Ein sich selber komplementärer Typus ist zugleich ein Haupt-
typus, konstituirt für sich einen solchen. Ein solcher kann nach dem
Vorstehenden aber nur vorkommen innerhalb derjenigen Abtei lurio^,
wrlche die Mitte innehält in der Reihe der Typen, somit je gerade
die Hälfte aller Konstituenten zu einem Elemente zusammenfasst.
Dies alles exempliüzirt sich bereits bei der Gruppe Cr(a)| wo die
Verhältnisse freilich höchst einfach liegen:
Der mittlere (zweite) Typus, repräsentirt durch a, o,, ist zu sich
selbst komplementär, und zugleich der zweite Haupttypus. Der dritte
Typus, repräsentirt durch 1 , i*^t komplementär zum ersten, durch 0
repräsentirten, und macht mit liim den ersten Haupttypus aus. Wir
haben also bei G{ä) drei Typen und zwei Haupttypen.
Der Analogie mit dem Folgenden wegen heben wir noch hervor,
dasB sich die Frage nach der Anzahl der Typen in der Gruppe 6f(a)
geometrisch deckt mit der Frage nach der Anzahl der Arten, auf
welche sich an der aweipunktig begrenzten Strecke, dem (geradiinigeu)
jiZweieck'' Ecken auswählen lassen.
Man kann entweder keim £cke, oder irgend eine, oder alle zwei
Ecken auswählen.
Analog wird bei der Frage nach der Zahl i ^
der Typen, in welche die Elemente .der
Gruppe Gr (a, h) sich einordnen, es darauf ^ „
ankommen, zu ermitteln, auf wie viele Arten ^- '
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()G2 Anhat.g G.
sieh beim (ebenen) Viereckt z. B. beim Qmdrate (Fig. 36) Ecken aus-
wühlen lassen.
Offenbar kann man ent-
* weder Mm Ecke wählen, oder
irgend eine, oder irgend gweie,
und dann entweder zwei he-
nadihartet oder aber swei gegen-
g ^ ^ ^ Uberliegende, oder irgend dreie
' ' ' (mit Auslassung jedes vierten)
oder alle viere,
Weuii wir für die Koustituciiteii (U r Eiilwickelung der identisclien 1
nach den Hestimmung^ulementeii a, b der (Jruppe die Nummern boi-
belialtt'U, welche aus der Vergleichuug der beiden Quadrate der Fiijur
ersichtlich werden, hü liulxüi wir in der That bei den Elementen von
G{(i, h) die fülgeudcu 0 Typen — in strenger Anordnung:
Krater Tj'pua: 0
Zweiter : lna&, 2a»a^,, 3— >a,6, ^^«»A
Dritter : 14-2«a, 1 + 3 = 6, 2-f-4 = 6p 3 + 4«»a,
Vierter „ : 1 -|-4 = «d4-«,6,, 2 4-3— •«^',+ «,6
Fünfter „ : 2 -f 3 + 1 = «,+ Z*„ l+3 + 4 = a, + t, 1 + 2 -f 4 =^ a -f 6„
1 + 2H-3 = a + 6
Sechster „ : l + 2 + 3 + 4»l,
und schliessen sich von diesen der erste nnd sechste su einem Haupt-
typus, ebenso der «weite und fünfte au einem zweiten Haupttypus zu*
sammen, während der dritte und vierte je fttr sich einen Haupttypus
konstituiren. Wir haben ako bei zwei Bestimmungseiemeuten liccJ^6
Typen und vier Uaupttyen.
Nachdem dien erledigt, uelmien wir die analoge Aufi^abe bei der
<lrii|ipc au^ <i,'i miabhiingigen Bestimmungstdemcnien: <J{a,h,c), in
Allgrill, lud zwar wollen wir die fragliche Anzahl der Typen und
l laujiitvpen erst a priori ermitteln. Eine empiriselie lU'.stütigun«.^ der
Er<^ebnisse wird sich nachträglich ergeben, indem wir die Eh-nionte
der Gruppe in den einfachsten Ausdrucksformen, deren sie im ideu-
ti. sehen Kalkül fähig scheinen, wirklich hinschreiben — was sich der
mannigfachen Anwendungen halber, die ?0Q der Zusammenstellung
gemacht werden können, verJohnen wird.
Numeriren wir in der Entwickelung der identischen Eins nach
den Bestimmungselementen a, b, ei
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Geometrisch- kuuibiimtoruolies Probit^ui von Jcvuhü.
663
1*345A7 8
1 = ahc + ahCf+ ah^c + ah^e, + r/,6c + a,hc, + a,b,c + (f,h,c,
die acht Glieder kurz mit den dai iilH r^fesetzten Ziü'eni, so erkenut
man sogleicli, dass uiiaer Problem sich deckt mit der Aufgabe, die
Anfall l der Arten zu ermitteln, auf welche an einem Würfel — mit wie
nebenstehend nomeriiieu Ecken — deren irgend welche ausgewählt
werden können.
Genauer läsat dies sich in folgender Weise einsehen. Denken
wir uns irgend eine Funktion f{a, e," <) von den ,,Argunieuten"
a, h, Cf"' nach diesrn im Boole'schen
Sinne entwickelt, so wird nach § 10 ein
jeder „Konstituent" der Eutwickelung sich
darstellen als das Produkt der sämtlichen
Argumentbuehstaben;
ahc - • •
— je mit oder aber ohne Negatiousütnch
genommen.
Und bei den Problemen der vorlie-
genden Gatiimg haben wir nur mit den
Eutwickelungen der identischen Eins zu
thun, welche der Summe aller jeuer Konstitucutcu <j;leich ist.
Nach dem Gesagten muss ein jeder Konstitnent in jeden andern
(zu der nämlichen Eutwickelung gehörigen) sich überführen lassen
lediglich dadurch, dass man gewisse Argumentbuchstaben in ihre Ne-
gationen verwandelt. Vergleichen wir irgend zweie dieser Konstituenten
mit einander, so lassen dieselben sich jedeufallä dadurch in einander
überführen, dass man diejenigeii A rgumentbnchstaben nnge&ndert lässt,
welche in beiden Konstituenten übereinstimmend vorkommen, nämlich
entweder beidemal positiT (unnegirt)^ oder aber beidemal negativ (mit
Negationsstrich versehen) erscheinen, dass man dagegen diejenigen
Argumente mit Uiren Negationen veriamchi, welche in beide Konstituenten
in verschiedener Weise als Faktor eingeheni nämlich im einen —
gleichTiel welchem von beiden — unnegirt, im andern negirt auftreten.
Mit Olifford (siehe weiter unten) kann mau passend ^Istand^
der beiden in Yergleichung zu ziehenden Konstituenten nemien: die
Anzahl der Argumentbuchstaben, welche dergestalt behufs OberfQhrung
des einen Konstituenten in den andern zu vertauschen sind mit ihren
Negationen.
So werden beispielsweise die beiden Konstituenten
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664 Au hang 6.
ahcd und ah,ed
den Abstand 1 besitzen, weil es erforderlich und ausreichend ist, das ime
Argument h mit seiner Negation zo TertBoadieii, um ans dem einen von
ihnen den andern absuleiten.
Bie Konstituenten a^hed und ah^cd dagegen haben den Abstand 2,
weil au diesem Zwecke die leiden Argumente a und h mit ihren Nega«
tionen nnd ?), vertanscht werden müssen.
Die Konstituenten (il'^cd^ und a^b^c^d haben den Abstand 3, etc.
Ein jeder Koutititueut besitzt von äich selbst odi^r einem ihm identisch
gleichen (wie z. B. a,&,cd von a^h^cd) den Abstand 0.
Nach den Erörterungen besitzt ein Konstituent A von einem
andern B denselben Abbtaud, wie der andere i> vom eräteii A.
Untersucht man nun beim oben vorliegenden Probleme, wie sich
ein Konstituent oder Glied unserer Kntwickelung, z. B. das erste 1
oder ahc als ,,Ursprunt/' zu den übrigen Gliedern in Ilinsiclit seines
„Abstandes" von denselben verhält, so bemerkt man, dass es y.u dem
I rs^itiiiiL^ (hl i Glieder (Konstituenten) gibt, welche den Abstand 1 vou
ihm Deaitzen, und die man darum passend als die dem Urspmp'.'- „be-
nachbarten" oder ..auh'rijrndm" Glieder wird bezeichnen können. I)rti
andere von den 7 übrigen Gliedern haben von ihm den Abstand t?,
nnd sollen die dem Ursprung „abliegenden'' Glieder heisaen. Das letzt«-
noch übrige Glied hat von dem Ursprung den grossten hier vor-
kommenden, nämlich den Abstand 3, und mag das denselben ^^egm-
iSterlicgende^' oder der „Gegenkonstituenf^ des Ursprungs genannt werden.
Für den eben gewählten Ursprung Tenunnlicht diesen Sach?erbalt
die Figur:
Anliegende (iliciicr und
Abliegende Glieder und
(jSegeugliüd: a,&,c,
Urspnmg: abe
abCf
Wahrend Ursprung und Gegenglied ungeandert bleiben (festge-
halten werden), können, dnreh blosse Vertauschtingen unter den Argu-
menten a, b, c selbst, die drei anlieg^den Glieder ineinander über- »
gefQbrt werden, desgleichen die drei abliegenden.
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GeomeiriMb'kombinatorüobea Problem Tim Jevont.
665
Ganz ebenso verhält sich nun die Würfelecke 1 zu den ilrei ihr
benachbarten 2, .-5 uuü 5, iiebst den ihr abliegenden Ecken -1, () und 7
uütl ihrer Gegeiiecke 8 — wofern die Abstände entlang dem Kauten-
gystem des Würfels gemessen werden.
Und wie die Würfelecken als gleichwertig zu gelten haben, indem
man jede Ecke in die Lage jeder andero bringen kann, ohne dasB der
Würlel aufhört mit sich selbst susaouaensufallen, so kann man auch
durcfai blosse Yertauscbangen von Argumentes a, h oder e mit ihren
Negationen (sowie auch von jenen unter sich) die ganze Konstituenten-
summe so in sich selber transformiren , dass irgend zwei Terlangte
Glieder derselben den Platz gewechselt haben werden — sodass, was
oben über den Urspmng ahe in seinem Yerhältniss zu den ttbrigen
Gliedern gesagt ist, anch Ton jedem andern Gliede als Ursprung wird
.gelten müssen.
Um alle saalytiseh ansftUurbaren Transformationen der Konstitnenten-
samme in sieb selbst unter geometrischem Bilde erblicken za k<^en, wird
man, anch den ,,amge8tülpten" Würfel , das ist denjenigen Würfel, bei
welchem die Ziffera aller Gogenocken au.«itGta\iSLlit worden, für gleicliwcrtig
gelten zu lassen haben mit dem nrsprüiigliclicn Würfel, obwol er mit
diesem nie zur Declrang mit allen glcichnaniigen Ecken f^ebracht werden
kann, demselben vielmehr nur „t>j miuetrißch gleich'' sein wird.
Jene, die KonstitiiMitettBnmme In sich selbst transformireiiden Yer>
tamtehnngen sind leieht zu ermitteln. Es sind Tor allem die folgenden
I^odukte von „Transpositionen**, bei denen wir solche Bnchstabenvertau-
schongen, die von selbst ans andern folgen, jeweils unter diese schreiben:
(a, «.) (1 . 5) (2 , 6) (3,7) (4,8); (&, fe.) (l , 3) (2, 4) (5,7) (6, 8);
(c.c,)(1.2)(3,4)(5,6)(7,8);
(«,&)(3,5)(4,6)} (a.c)(2,5)(4,7)i (6, c) (2, 3) (6, 7)
(flM («i>0
Auä dicken schon wtlrden bich die folgenden Yertauscbungen nach den
Moltiplikationsregeln der „8nbstitntionen*Hiheorie abldten lassen, gleichwie
sie direkt sich ergeben:
a, &, c) (2, 5, 3) (4, 6, 7); (a, c, h) (2, 3, 5) (4, 7, 6)
(ö, a.) (6, 6.) (1, 7) (2 , 8) (3 , 6) (4, 6) j (a, a.) (c, c.) (1 , 6) (2 , 5) (3, 8) (4 , 7) i
(&A)(M.)(1.4)(2,8)(5.8)(6,7);
(a,a,)(&,6,)(c,c,)(l,8)(2,7)(3,6)(4,5);
(fl,6,)(l,7)(2,8); (a,c,)(l,6)(3,8)i (h,c,)(l,i)(b,8)i
(opc)
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666
AubuDg 6.
c,) (1 , 8) (2, 6) (3,7) (4 , 5) 5 (a, c.) (1 , 8) (2, -l) (:5, C.) , 7) ?
(f,c,)(fl,y(l,«)(2,7)(3,4)(5,6)';
U,^r,)(l,6,l)ca,5,ö); O',?'.,0(l,4,7)(2,ö,5)j jCl,7,G)|,2,3,b;;
(«n^i')
— desgleichen in den drei letzten Vertauscliuij^'t'ii dio Cvklen sämtlich Hick-
w&rts gelesen, beziehungsweläc dio buideu kUlen EleiueuU) in deiiaclbeu
durchweg Tertausebt.
Da es nim bequemer ist, sieh toü der geomeiriaehen AnschauuDg
des WOrfels leiten za lasseD, als derartige ZeielieiiTertaascliuugeu vor*
sttnehmen, so wollen wir die uns obliegende kombinatorische Unter*
Stt^hmig jetzt am geometrischen Bilde ausführen.
Wir haben entweder keine Aushebung: dies gibt den eiateii Typus
welcher der nichtssagenden Aossage entspricht und das Element 0 der
Qrappe Gr(a,&,c) liefert
Oder wir haben cmc Aushebung, indem wir als Element der Gruppe
irgonil ein f^lied, einen Konstituenten jener achtgliedrigen Summe, oder
also eine Ecke des Würfels nchiiion — einer von Jevnns tnul Clifford
so genannton ,,6iufaltigen" Au.s.>agc (,,onc-fijM s(;iteiiient'"i ent>itrechpn<l.
Dies gibt den zweiten Typu:» mit den b Hepräaeutuulun uder Formen {jaIü
Elementen der Gruppe):
1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8.
Oder wir liaben :icri Aushebungen, indem wir zwei Ecken des Würfels
nehmen, entspreclicnd zweien Konstituenten, welche additiv vereinigt zu
denken sind zu einem Ausdrucke, als einem Kiemente der Gruppe, oder
als dem Poljnom einer (rechts auf 0 gebrachten) Ausi^agc, die als eine
„swiefiUtige*^ oder ,^weifache^' (twofold statement) bezeichnet werden dürfte.
Zwei Ecken des Wttrfela lassen nnn aber auf «ireterlei Weisen sich
auswählen.
Beginnen wir jedesmal mit der Ecke 1, so kann die zweite Ecke ent-
weder eine ihr benachbarte {anliegende) Ecke beiu, d. h. eine von den
dreien 2, 3, 5 und dann gleichviel welche, oder eine ablivgctuk, d. h. 4, 6
oder 7, oder die gegenllberliegende, somit 8. üies gibt fllr die drei fol-
genden Typen, bei dfmen die verbundenen (kombinirten) Ecken entweder
Endpunkte einer Kante, oder Gogenecken einer Seitenfiftohe des Wttrfels
oder endlich Qegeoecken des Würfels selbst sind:
Dritter Typus mit den 12 Beprttsentanten (wenn wir Baumerspamiss
halber die Flnaieichen jeweils nnterdrOcken, weiche die Ziffern einer jeden
Kombination eigentlich Terbinden sollten):
12, 34, Ö6, 78, 13, 21, 57, 68, 15, 26, 37, 48.
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Geomeirisch-kombioatorisohei Problem von JoTon«.
667
Vierter Typus mit den 12 IvcpräöunlanLcn:
14, 23, Ö8, 67, IG, 25, 3b, 47, 17, 36, 2«, 46.
Fünfter Tjpns mit den 4 BeprSeentanten:
18, 27, 86, 45.
Oder wir haben Aushebangeu („tbreefold'^ statemeut) Aucb diese
lassen sieh auf drei Arten bewerkstelligen und liefern drei weitere Typen.
Entweder lütmlieh; i&wei von den drei aaszahebenden Ecken sind be-
nai )il i.u te; dann mügen wir 1 und 2 als diese nehmen. Alsdauu kann auch
die (iritto auszubebende Ecke einer von diegen beiden beiiachbai*t sein (aber
nicht beiden zugleich, weil sonst der Würfel ein Dniock zur Beitenfläcbe
haben m(isste), gleichviel welcher — wie z B. 3 der 1 , uud die drei
E^en bestinunon ciQe rechtwinklig gebrochene Linie: 213, ein „Knie^'; dies
gibt den
Sechsten Typus mit den 34 Beprilsentaaten:
312, 124, 343, 431, 657, 578, 786, 865,
215, 156, 562, 621, 734, 348, 487, 873,
513, 137, 375, 7il, 426, 2Üö, 684, Ö42.
Andernfulles wird die dritte neben 1 und 2 ansxuwllblende Ecke keiner
von die.S(<n beiden beniichbart seinj dann fallen die Ecken 3, 4, 5, 6
ausser lietracht, und kann jene nur einer von den beiden i^.ud|)iüikteu 7
nnd 8 der Gegeuhaate von 13 sem, gleichviel welcher von diesen. Diese
Ansbebnng verknüpft also die BndpiuJcte einer Kante je mit einem End*
punkt ihrer Gegenkanto und gibt den
Siebenten Typus mit dun 24 Kepräseutanten:
127, 128, 781, 782, 345, 346, 663, 564,
136, 138, 681, 683, 245, 247, 572, 574,
154, 158, 481, 485, 263, 367, 372, 876.
Oder unter den anssubebenden Ecken sind keine zwei benachbarte.
B^innen wir mit 1, so werden also die drei anliegenden 2, 3 nnd 5 zu
verwerfen sein. Nun kann aber auch die Gegeneoke 8 nicht genommen
werden, weil dieser die drei noch übrigen Ecken 4, 6 uud 7 benachbart
sind und dann Vtnuo nicht benachbarte Ecke mehr vorhanden wäre, die für
die dritte sich nelimen liesse. Folglieh müssen in diesem Falle die beidt^i
andern Ecken unter den der ersten abliegenden 4, 7, 8 ausgewählt werden,
^deichvi^ auf welche Weise. Wie 147 bestimmen dann die gewühlten
Ecken ein gleichseitiges Dreieck, welches von Diagonalen dreier Seiten-
flUchen des Würfels gebildet wird, und auf welchem als GrondflKche je
eine Ecke des Würfels pyramidenförmig steht Dies ist der
Achte Typus mit den 8 Uepräsentanten:
523, *i41, 714, 832, 176, 258, 385, 407. —
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668
Anhang 6.
Da hiennit bei drei Amhebniigeii alle Möglichkeiten encbSpft wurdeO}
80 haben wir ttbenogehen xa dem Falle, wo vier Aushebungen gemacht
werden. Es wird aicb heraiiBstellen, dass diese anf ««xftserlei Arten ge-
schehen k(>nnon.
Erster Unterfall: Drei von den vier ausauwülilenden Ecken bihlen die
Figur des rechten Winkels (das Knie, wie 213 etc. beim sechsten Typui),
sodass zwei von ihnen der von uns in die Mitte gesetzten dritten benachbart
sind. Alsdann kann die vierte Ecke einer Ton diesen dreien benachbart
sein, oder nicht.
Ist äio der bevorzugten oder mittleren Ecke benachbart, so erweist
«ic sich als vollkommen bestiniint. Well nämlich von den drei derselben
bonaelibartcn Ki-ken schon zwei aus;Lrebobcn sind, ran«s sie die dritte sein.
Die vier gewählten Kck(>ii hcsliiiiiiicii dann ein Dreikant (einen Dreifn«s^•,
ihr System be&teht aus einer Ecke den Würfels miiuttb&i Ueu Kudpimktea
der drei in ihr sasammenstossenden Kanten. Dies ist der
Nennte Tjpns mit den 8 BeprUsentanten:
1523, 3641, 3714, 4832, 5176, 6258, 7385, 8467.
Ist die vierte Ecke aber einer von den bddw andern benachbart, mit-
bin bei 213 der 2 oder der 3, so kann sie entweder demselben dnreb die
bisherigen drei Ecken bestimmten Seitenqnadrate als dessen vierte Ecke
nnj^ehörcn, oder, wenn diesem nicht, ?o sicher dorn gcgcnnbcrliegenden.
Irn ersten Falle sind die <,'ew;ihlten vier Ecken diejetiigou einer f|uadra-
titcheu Seitenflilcbe des WürtcU; bie beistimmen dann auf vier Arten jene
zweiteilig im rechten Winkel gebrochene Linie (ehi Knie), sowie eine drei-
teilig in Hufeisenform gebrochene Linie. Dies gibt den
Zehnten Ijpns mit den 6 Beprftsentanten:
1243, 5786, 1562, 8487, 1375, 2684.
Im andern Falle muss die sn 213 hinzn sn wShlende ^erte Ecke ent>
weder 6 oder 7 sein (weil 5, als der mittleren benachbart, schon unier
d< in neunten Typus bertlcksichtigt ist, und 8 za keiner von den dreien
benachbart). Die vier Ecken, wie G213, bestimmen jetzt eine windschiefe
dreiteilig gebrochene Linie (windschiefes Doppelknie) und haben wir den
Elften Typus mit den 24 BeprKsentanten;
ai-Jt;, ^1^1, i;Ms, 7:342, 15G8, 7562, 3786, Ü784,
2137, 6134, 1248, 6243, 1578, nr.73, 2687, 5684,
2157, 3156, 1268, 4265, 1378, 4375,^487, 3486.
Bleibt der Fall zu erledigen, wo die vierte Ecke keiner von den drei
ein Knie 312 bildenden benachbart ist.
Als vierte werden duim also auszuschliessen sein die Ecken 4, 5, 6
und 7, sodass als einzig i^uläsaigo 8 geblieben. Die vier erwiiUlten Ecken
erscheinen als diejenigen an einem rechtwinkligen Knie in Verbindung mit
der Gegenocke seines Scheitels und haben wir den
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Geoueiiiach-kombinatorisches Problem von Jovons.
.669
Zwölften Typns mit den 24 Reprftsentanten:
3128, 1247, 2435, 4316, 6574, 5782, 7861, 8653,
2158, 1564, 5628, 6217, 7346, 3485, 4871, 8732,
5138, 1376, 3752, 7514, 4267, 2683, 6841, 8425.
liieruiit sind die Fülle abgethan, bei denen eine erwählte Eck sei
andern erw&hlten benachbart ist, also drei von den vier zu erwählenden
Ecken in der Lage wie bdm sechsten Tjrpns an dnander stehen; denn
das von diesen drtten gebildete Knie kttnnte man immer für 213 im
obigen Räsonneroent eintreten lassen, welches in allen seinen mSglichen
Kombinationen bereits aufgefüln t worden. Solleu Wiederholungen Teimieden
werden, so ist also fortan solcher Fall nicht mehr zuzulassen.
Bleibt der ünterfall au erledigen, wo drei von den vier erwählten
Ecken in der Lage wie beim siebenten Typus sich zu einander befinden —
wie s. B. 127. In diesem Falle sind 3, 4, 5, 6 als an 1 oder 8 bwiachbart
nach dem soeben gesagten an Terwerfen, und bleibt blos 8 als vierte sn>
I&ssige Ecke übrig. Die vier erwUhlten Piiuktc bilden jetzt die Ecken von
einem der rechteckigen Diagonalquerschnitte des WUrfels, nnd haben wir den
Dreizehnten Typus mit den G llepräseutanton;
1278, 3466, 1368, 2457, 1548, 2637.
Bleibt j als letzter noch der ünterfall zu erledigen, wo drei von den
vier auszuhebenden Ecl<en die Figur des achten Typns miteinander bilden.
Und /.war wird aucli die vierte Kcke mit je zweien der drei erwähnten nur
diese Figur des achten Typns eingehen dürfen, AS'cil andemfalles (wenn
uüoilich eine Kouiiguratiou des siebten oder sechsten Typuü dabei mit
nnterliefe) die Anshebmigsweise schon im Bisherigen abgethan sein mttsste.
Insbesondere dflrfen sonach benachbarte Ecksn jetat ttberhanpt nicht mehr
vorkommen.
Gehen wir von der Aushebung der Ecken 235 aus, so sind 1, 4, C
und 7 als einer (oder mehreren) von den drei erwählten Ecken benachbart,
zu verwerfen und V>lei1)t nur mehr 8 als vierte zulä.-^.sigc Ecke übrig. Die
vier zu orwählendcn Kcken sind jetzt durchweg von einander abliegende
nnd tulden das System der Ecken von einem der beiden regelmässigen
(dem Wtbrfel einschreibbaren) Tetraeder. Wir haboi somit als letaten
Typns dieser Aushebnng den
Vier sehnten Typus mit den awei Beprttsentanten:
1476, 2358. —
Nunmehr auch die Fälle von 5, 6, 7 und 8 Aashebungen durchzu-
gehen ist nicht erforderlich, weil hierbei gerade die Ecken ansanheben sein
werden, die bei den ersten vier Anshebnngen (diese in nmgekehrter Beihen-
f dge genommen) bezüglich anrflckgelassen wurden. Die Typen von jenen
Aushebungen sin<l 7,u denen von diesen bezflglicli kom]tlcinentär. Insbesondere
. werden (die) 8 Aushebungen lielern: das Element I der Grnppe G{a,h,c),
670
Anbang 6.
aU einzigen Repriienta&teo des letzten Tjpufl denelbeu — entspreohend
der absnrdw Aussage: 1 0.
Wir müssen demnach im Ganzen haben entsprechend je
0, 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Aushebungen:
l + l + 3-f3 + 64-34-3-fl + l=^^^ Typen
voll Elementen der Gruppe Gia,h,c), mithin so viele Arten von Aus-
drücken, welche aus a, b und c mittelst der drei Speziea aufgebaut
werden können.
Und diese Typen konstituiren zusammen:
l4-l + 3H-54- Ü — 14 Baupiiypen
zu welchen sich je die von Anfang und £nde der obigen Reihe gleich-
weit absiehenden Typen besQglich Zusammenthun. —
Wir wollen nunmehr Ton jedem Typus einen Ileprusentanteu wirk*
lieh anschreiben, um denselben auf seine einfachste Gestalt oder be-
quemste Ausdmcksform im identischen Kalkül zu bringen. Es reprasen-
tlrt den
I. Typus: 0; 2. Typus: l«*a50; 3. Typus: 1 + 2 « abe-^abe^ — ab\
4. Typus: 1 + 4 — abe + ab,c, ^a{bc + ?>,r,) ;
5. Typus: 1 + 8 ^ ahc -i- a^h^c^;
G. Typus: 1 + 2 + 3 = ahc + abc, + a,bc «= o (6 + c);
7. Typus: 1 -H 2 + 7 a6c -h abc, + a,6,c — a( + a^b^e\
8. Typus: 2 + 3 + 6 « abc, + a5,c + afie a (be, + b^e) + afic]
die geriii<^'filgige Vereinfachung findet hier jedoch auf Kosten, unter
Yerhfillung der Symmetrie statt
ü. Typus: 1 + 2 + 3 + 5 = a6c + abc, + ab^c + afic =»
a {bc, + b^c) bc == a (b -\- c) + a^bc = a{b + c) bc — ab ac ^ bc\
10. Typus: t + 2 + M + 1 = abc + abc^ + ab^c + a/>,c, = aj
II. Typus : 1 + 2 + .3 -j- a — abc -I- abe^ + ab^c 4- a,6tf, =
« a + c) + — a<? +
12. Typus: l + 2-l-3-(-8-»a&c -l-a6r,-l-a&je-|-a,ft,r, «-a(6+c)+<i,6/,;
13. Typus: 1 -f 2 + 7 + 8 — a&c + c^-^o,6,c + fl& + o,6,;
14. Typus: 1 + 4 + (J + 7 = a6c + a6,c, + i n^h^c =
= fl r + c,) + rt, ( j> f , + ?>, ^) = (a c -f a, cj + 6, (ac, +rt,r) =
= c (a6 i 4- r, (///>, i </,/<);
ir». Typus (komplementür zum ö. Typus): 1 + i + G + 7-t-8M
= abc + nft/, + afic^ + a,&,c H- a,Ä,r, « ai»c + 6,<?, -h a, (ft, -i- r,) «
(a + ft, -I- (d, -I- ft + c,) (fl, 4- 6, ri- c) — » atc + <i,ft, -f a,e, + i^,c,;
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Geometrisch-kombinatoriscbes Problem Toa Jcvons. G71
16. Typus (kompl. zum 7. Typ.): 3 + 4 + 5 + 6 + 8 —
= a6,c + ah^c^ + a^hc + a^he^ + «i^c, ^ ah^ + afi + {a^ + c, =
a&, + a,Z> + a,c, = a6, + afi + fc,c, = ah^ + a, (6 + c,) «=»
» (a + c,) 6, + a,ö « a6, + a,d + a,d,c,;
17. Typus (kompl. sum 6. Typ.): 4 + 6 + 6 + 7+ 8 —
— flZ>,c, + a^hc + fl.fcc, + a,6,c + afi^c^ = 6,c, + a,;
18. Typus (^kompl. zum 5. Typ.): 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7
ahc^ + ah^c + afe.c, + afic + a,2>c, + a,6,c «
— + 6c, + ca, — a«, + c6, + 5a, — (a + 6 + c) (a, + 6, + c,);
19. Typua (kompl. snm 4. Typ.): 2 + 8+ 5 + 6 + 7 + 8 —
= fltc, + a6,c + afic + a,6c, + a^h^c + a,fc,c, = fcc, + 6,c + a,;
20. Typus (^kompl. zum 3. Typ.): 3 + 4 + 5 + 6 + 7 + 8 =
— ah^e + afc,c, + a,5c + a,ic, + ajb^c + a,t,C| — a, + 6,;
21. Typus (kompl. zum 2. Typ.): .2 + 3 + 4 + 5+ 6 + 7 + 8 —
— ahe^ + a\e + ß^/, + «,6c + a,6c, + a,6,c + a,&,c, « a, + + r,;
] "ypus (kompl. zum 1. Typ.): 1 + 2 + 3 + 4 + 5 + 6 + 7 + 8 =
«= ahc + ai/c, + ah^c + a6,c, + a,Z<c t a^hc^ + + a,6|C, = 1.
Die vorstelieuil von mir durchgeführte Unierstichung' — ohne das
geometrische Gewand, in das ich sie gekleidet, und ohne die Ikv.ugiiahme
anf „Ausdrücke" sowie „Gruppen" — ist zuerst von Je von 8 in Angrilf
genommen, der sich die Frage vorlegte, wie vielerlei »yAussagcti" (innerhalb
der Toa tms ohanktenflirten Schrankeii) ÜW drei Elaasen a, 6, c gemackt
werden* kennen. Jevons achreibt — freilich in gans aairer Gestalt, als
die oben gewonnene — die 256 rechts auf 0 gebrachten Aussagen wirklieh
hin p. 28G . . . 289 cf. auch " j). 137 sqq.) — eine Zusammenstellung, die er
alri ,,tlio logical index'' bezeichnet. Er ordnet diese Aussagen in ver-
schiedene Typen" ein, deren er aber (statt 22) nur 15 aufstellt. Die der
übrigen klaäbüiziitin verhindert ihn ein fundamentaler Irrtum, zufolge
dessen er eine Anasage als eine nch eelbst widersprechende (als „inoonei-
Stent**) erklirt wenn sie das Yerechwinden Ton einer der drei Klassen
5, c, oder von einer ihrer Negationen a,, c, involvirt. Mit Hecht hebt
"Venn* p. 1G2 Fiitsnote hervor, dass was (auch von Jevons) bei ab-
geleiteten Symboleu, z. B. Produkten wie ahy etc. als znlllssig erklärt wird,
auch bei den ursprünglichen Symbolen nicht ausgeschlossen werden darf,
dass aber die Eiufühiuug einer solchen Ivebtriktiou überhaupt (ein Vorbot,
leere oder Tenekwindende Klassen zur Sprache zu bringen) für die Lo^
«n geradem selbstmSrderisches Yerfiüiren (snicida)) wftre.
Zu verwundem ist, dass Clifford, der wie nachher zu schildern, das
analoge Problem für vier Synihole a, 6, c, d gelöst, gleichwol die
Jevon.s'<;che Ijüaung des niedereren Problems (für dreie) nicht re?idirt su
haben scheint.
C72
Anhaiig 6.
Ist ein Anadrack Yon einem der Toratehenden 22 Typen jßä^
NuU za setzen^ ao ISesi. eich die damit gegebene Anesege oft noch
auf eine einfachere Gestalt biingen dadarch, daaa man einzefaie Glieder
auf die andere Seite des GleichheitszeicbenB wirft, oder auch die
Gleicfanng in mehrere zerfUll^ diese in Sabsnmtionen nmachreib^ etc.
Wir kommen damit den roa Jerons in seinem „logieal index** ge-
gebenen Formen der Aussage näher, werden diese aber meist an Einfacli-
lit'it der Ausdrucksweise uoch überbieten können, -weil Jevons des ?nb-
suintioiisx.eichenä noch entbehrte und die Kinorduuug a=^b zum Beispiel
durch die Gleichung a ~ nh auszudrücken genötigt war.
W'eun wir unt» geaau an die oV»ori vorgeführten Typns-Repräseu-
tanten hulten, so ergeben auf die augelührte Weise in der Tiiat sich
leicht die lolgenden Aussagen zum
1. Typ. 0 0 (identiaehe Ansaage);
2. Typ. a6c«— 0 oder unsymmetrisch ai» =^ c,, oder auch a=^t, + c,;
'd, Typ. a6 » 0 oder a ^ 6,;
4* lyp. dbt — 0 und a 6 + oder ab ae^ oder a\ « ae\
5. Typ. ahc = 0 und (tj\c^ = 0 (oder 1 =^a + h + c)\
ti. Typ. ah = 0 und ac = (Jj oder a =^ 2»,c,;
7. Typ. ah^O, c^a + h-,
8. Typ. ab ^ c, ac^ ft, be^a; oder be^a^be-^-
9. Typ. ab 0, ac = 0, bc == 0;
10. Typ. a = 0;
11. Typ. ac = U, b=^c.
12. Typ. a6 = 0, ac=.0, l=^a + & + c;
13. Typ. ad « 0 und 1 a + oder: a — » 5, oder a, ^ 6;
14. Typ. a&c = 0, a=^6 + c, b^a + c, r^a + 6, oder a& = ae,,
0,6 = «,c, oder etc.
1 f). Typ. atc = 1 =^ fl6 + + />r;
IG. Typ. a ■» i» und 1 ^ a + 6 + c (oder 1 a + c);
17. Typ. l^a, +
18. Typ. a » & >» c;
11). Typ. 6c=c;
20. Typ. 1 =^ a = 6;
21. Typ. 1 =^ a = 6 c;
22. Typ. ImmQ (absurde Anasage).
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Zur Gruppeutbeorie des ideotiscbea Kalküls. 673
Die Gruppe G {a,h,L^ besteht hieuach aus fol^endeu 256 Elementen:
1. Typus: 0; 22. Tjpus: 1;
• '
2. Typus:
ahCj Oftc,, ab^c, fl^hc, ^^''^u ^i^S*
21. Tjpas:
3. Typus:
a6, ad,, a,b, a,&„ ac, ac„ ajC, 0,0,, be,
20. Typns:
ö,+ 6,, ff, + 6, «■) 6,, + 0,+ c, o + c,, ff + f , c,, Z'j+c, l+c^^ l-^c.
4. Typas:
a {bc + 6,cJ, a (//c, + 5,c), a, (6c + ?>,c,), ff, (ir, + />,c),
h {ae + «,c,), 6 (ac, + a,c), 6, («c * a,c,), 6, (ac, + ö,c),
{« 6 + «, (« 6, + o, fe) <?, {ab + <i|6g) c, , (« ^1 + Ä, i>) .
I
19. Typus:
ff, + //(, + ff, + bc + ff + 6r, + /;,r, ff + 6f + ?>,f,,
6, + ar, + ff,c, /j, + ffr + ff,r,, + «r, > ff,r, + ffc + ff,c,,
fl6, + a,i* + c^t ab + o,fc, + <;,, ad, + a,fr + c, at + fl,fc, ♦ c.
5. Typus:
18. Typus:
(a + 6 + c)(ff, + /», + r,), (« + '> + r,)(ff, + />, + c), (ff + + ('/,+& + <?,), (fl + &, + c,) («,+ />+/)
[oder: fffc, + ft^^ + cff,, ff?», + ff,f, + fcc, ö?> + ff,c + />,r,, (tc + ff, 6, + ?>r, |
[oder: öc, + c6, + Z/ff,, oc + a,i> + fc,Cp ac, + a,i^g + 6c, o6 + a,c, + 6,c, j
6. Typus: ' ~
a(d + c), a(6 + c,), a(^i», + c,), a(6, + c), a,(ö + c), a,(t,+c), «,(^+0»
!»(« + c), 6(a, + c), + l»(ö + <r,), ft,(a + c), 6,(a+<',), 6,(<i,+c,), l»,(o,+c),
(a + 6) c, (ff + 6,) c, (ff, + bj c, («, + b) c, (ff + 6) c,, (ö, + 6) c,, (ff, + 6,) c, , (a + 6,) c,.
17. Typus:
n, + 6,<?,, ö, + 6,c, ff, + a, + 6<?,, a4&,«,, a + a + 6c, ö + &,c,
/>, + ff,<',, 6, + «r,, 6, + ac, l», + ff,«", 6 + o,c,, b + ii,c, l» + flf, + ar,,
fl,6, + r,, ff,6 + f",, fll> + r,, «6, + f',, ff,6, + f , ff/», + c, ff6 + r, «,6 + c.
ScaatofB, Algvlm» d«r Logik. 43
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674
Anhang C.
7. Typus:
16. Typus:
ab, + 0,6 + a,6,c,, ai>, + + a&, + a,6 + ab, + o,^ + (t6c,
ad a,&, -i* a,b(!„ aZ» + a,&, + a,be, a& -f a,b, -i- ab,<;„ ab -i- a,b, -i- ab,c,
ac, + a,c-i- a,b,c,, oc, 4 a,e + bc,, ae, + a,c ab^c, ac, -i- a,c + abc,
ac + ff,c, + fl,6,c, ac + a,c, + f/,6c, ac + + ^/ /-^c,, ac+ «,c, + «tr,,
o,6,c, + 6c, + 6,c, ab^c^ + bc^ + bfC, «,6c + 6c, + 6,c, a6c + 6c, + 6,c,
o,6,c + 6c + b,c„ abfC * bc + bfC^f a,bc, + 6c + 6,c,, tt6c, + 6c + 6,c,
[in welchen Ausdrücken too dem ternären Qliede auch jeweils der eine,
nder aber der andere von den beiden Faktoren unterdrückt werden darf^
die in einem der übrigen mit ihm yerbundenen Glieder vorkommen].
8. Typus:
ahc^-¥ab,e*afie, ahe*(ab^ + afi)e^y abe*b^(ac^*a^e\ a(6c, •t'b,c)+a,b,Cp
abc + a, (6c, + 6,c), 6(ac, + a,c) + a,6,c,, (a6,+a,6)c + a,6,c,, rt6,c,+o,6c,+o,6,c
15. Typus:
fl6c+rt,6,+«,c,+6,c,, a6c,+(cr, + 6,)c+a,6,, fl6,c+6(a,+c,)+a,c„ ab,c,+a,{b+c)+6f,
a(b,4-c,)+a,bC'i>b,c,, a,bc,+b,(a+c)-fac, a,b,C't'(a<i>b)c,4ab, ab4ac+bc-i-a,b,c,,
[oder: (a*b^ + c^) (a^•¥b'¥c^){a^*b^'^c), (a+6,+c) (a, + b + c)(a,+b, + c,), ete.]
ab ac •i' (c, a6 + (a + 6)c,, ac b, (a -i- c), a (5, + c,W 6,r,,
a,(6 + c) + 6c, 6(a, + c,) + a,c,, (a, + 6,) c + a, 6,, a,6, + a,c, + 6,r,.
10. Typus:
a, a,, 6, 6„ c, c,.
11. Typus:
ac + 6c,, flc, + 6c, ac + 6,c,, rtc, + 6,c, <i,r, + 6c, rt,f' + 6r*,, ",' '
ab^bfCj ab^ + bCf ab*b^e^t abj-t-bc,, a^b^*bc, a,6 + b,c, 0,6,-1- bc,, a,b-^b,r,,
ab4-a,c, ac<i-a,b, a(+a,c„ ac,-i-a,bf ac*a^b^, ab,-i-a,c, ae^ + a^b^^ ab,to,r,.
12. Typos:
o (6 + c) + a,6,c,, a (6 -»■ c,) + a,6,c, a (6, + c,) + rt,6c, a (6, + c) + a,6f,,
. ^ .d by Googl
Zur Groppenibeorie de« idenÜichan B^lknlc 675
a6,ff, + fl, (ft + c), abc^ + a, (6, + c), ahe + a, (ft, + al»,c + a, (6 + <?,),
6 (o + es) + a,6, c„ ab,c, -i- ( (a, c), + 6 (o^ + 6 (a + <?,) + a, ft,<j,
(fi + 6) c + rt,7>,^, , (« + l>,) c + ö,fcc,, a&<:, + («, + fc,) c, rt6,r, + (a, + 6) c,
- 6) r, + a,6,c, oii,c + (a, + b) c,, afcc + (a, + fc,) c,, (o + i»J + a,i»c.
13. Tjpas:
14. Typus:
a {bc + 6,c,) + a, (6c, + 6,c), a (Ar, + &,c) + a, (6c + 6,c,).
Die Atudrficke eines jeden Typns sind so geordnet, dass sie, wenn
der Reihe nach gelesen, genau entsprechen den vorher zusammengestellten
Aushebungen cbiffrirter Wtirfelecken. Durch Vergleichimg eines Ausdrucks
mit dor gli'iclistellit,'eu Ziffernkonibiiiation uuter dem gleichen Tyjius wird
uuruach auch sogleich ersichtlich, wie der erbterc nach a, 6, c entwickelt
sich darstellen wttrde, a. B. der erste Ansclrnclc (Reprüsentaiit) des elften
Tjptts muss sein:
ac + 6c, ■-3 + l + 2 + 6«=l+2 + S + 6« übe + ahc^ + a6,c + a^bc^.
Die Anzahl der Typen und Haupttypeu in welche die 2'*"' = G5 536 Ele-
mente der Gruppe Ö(a, 6, c, d) zerfallen, hat Clifford' bestiramt —
Tergl. auch eine hierauf bezügliche Bemerkung von Cajriey^
Dabei ist es ilim um die T>-peuzahl der Aussagen va Ülvb, welche
in sinmltanen universalen Urteilen über 7ier Klassen a, Jt, e, d abge-
geben werden kdnnen (wenn also Alternativen zwischen solchen Ur-
teilen ausgeschlossen bleiben, sodass nur die von uns später soge-
nannten einfachen oder monomtsohen Urteile in Betracht kommen
werden).
Wir wollen fiber den Charakter und die Ergebnisse seiner müh-
samen Untersuchong wenigstens kurz referiren, nns einige Zusatz-
bemerkungen gestattend«
Die 16 Glieder oder Konstituenten in der geordneten Entwickelung
der identischen Bins nach den Argumenten a, c, «f :
1 r= abcd -T uhcäf ahc^d + ahc^d^ 4 ah^cd -i aj)^c,d^
wollen wir uns wieder mit den Zahlen 1,2, 3, ...16 der Reihe nach
nnmerirt denken.
Was die Abstandsverhältnisse dieser 16 Konstituenten betrifft^ so
gibt es zu irgend einem derselben als „Ursprung" O»origin'') vier „an-
48*
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676
liegende" („proximates"), welclie den Abstand 1 von iliui besitzen,
sechs „mittelstündige" („mediatcs"), die von ihm den Abstand 2 haben,
Tier „abliegende" („ultiniates'') mit dem Abstand 3, endlich einen
„gegenüberliegenden" (,/jbverse") mit dem Abstand 4 — so wie es fSr
den Ursprung abcd das folgende Schema zu erkennen gibt:
1 origin und 4 pronmates; 6 mediatee; 4 alüinateB und 1 obterse.
Ufbed o.bf cd <i&,e,<l,
9 13 18
abedf — abcd — ab^ed a,I>,c,4l — a,b^Cfd^ - a^be^t^^
S II 6 15 16 I IS
XI »0
abc.d aUc.d, a.b.cd.
9 4 14
Vig. M.
Die Frage ist: anf wie viele Arten irgendwieviete Ton diesen
16 Konstitnenten ansgehohen und sn einer identischen Somme ver-
einigt, additiv kombinirt werden können, wenn man zn einerlei Art
alle diejenigen Aushebung^ rechnet, bei welchen die resnltirenden
Summen durch blosse Yertanschungen unter den Buchstaben a, 5, c,
o^,h^,c^, auf einander sarfickgefahrt werden kSnnen.
Anob hier iBsst das Probien sich unter geometrisohem Bilde be-
trachten. Und swsr ISoft es hinaus auf die Ermittelung der Anzahl der
Arten, auf welche bei dem ^^Aniihgon (ks Wärfels in einer räunUieshen
MannigfaWgkdt ton vier Dimmsionm" sich Ecken auswählen lassen. Um
znnlichst fHr dieses «tebilde einen geeigneten Namen 5^u rrowinnen, mdge
mau bedenken, dass iukIi zutieti'end bezeichnet werden könnte
die SUeckti alö Zucicck
das Quadrat „ (regalftres) Vterslreeik (Vierseit)
der Wtirfel, Knbus „ Sechsguadrai (Hexaeder)
— indem in dem ohnehin für letztem gebräuchlichen Namen „Sechsflach**
(Hexa-hedron) nnr zui^Uig nicht ausgedrückt er»dieint, dass jede Seiten-
fläche ein Quadrat soiii solle.
Für jene» iVa^'üclit! vieidiuieu&ionalo (iililde bietet demnach unge-
zwungen der Name „Achtwürfel" „Oktoknb" oder
(reguläres) „Aßhtzdl"
sieh dar. Dieses Aohtsell ist in der That zu denken als ein ▼ierdimensiO'
nales (hypur-)r¨iohes Gebiet, welches begrenzt ist von acht Würfeln,
von denen immer vicrn in einer Kcke der Figur zusammenstossen und zu
je zweien eine quaiiratische SeitcnflHclio gemein balien.
Man kann das Gebilde ganz gui auch in nn-t.im (dreidimcn^i(lnaIen)
Räume veiauachaulicheu — sei es durch seine Projeküoa in den letütern,
WO die Würfel sich als Bhomboeder darstellen, sei es auf eine Weise, die
ich jetzt beschreiben will.
Schon das Quadrat kann gellx r (ich meine nicht eine Projektion des-
selben) mit seinen vier Ecken in eine gerade Linie eingezeichnet werden,
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GeometriMh-koinbinatorisches Problem von ClifforU.
677
desgleichen der Würfel mit seinem Ecken- und Kantensysteni in eine IClieiie,
wofern man nur aicli gestattet, eimelne Seiten resp. Kanten desselben zu
verbiegen, dieselben kttrceododerdebnend.
FUr das Quadrat soll dies Fig. 40, für
den Würfel Fig. 41 erlSntern; in beiden
halj'^n wir auch die Nnmmera der Ecken i t 4 ' 9
eingetragen (be/.Oj^eu auf die Glieder Flg. 40.
unsrer Eotwickelung der identischen Eins nach h re>i). a , //, rV
Zwei Seiten des Quadrates sowie zwei SoiteoUaciicu des Wia-relb er-
blickt man unvenerrt.
Nickte hinderte, beim Quadrat die beiden andern Seiten gerad*
linig anzunehmen; jedoch gescbftbe dies auf Kosten der ÜbersicMlicli«
keit, indem die Tier Seiten dann in- und ülter-
einaiidcr falieu vvünleu. Nun kann man aber
doch von den Verzerrungen aboeheu, un<l deren
ungeachtet di& Seiten resp. Kanten für gleich-
wertig gelten lassen. Indem man die Qua-
dratseiten den Defonnati<Hien geschmeidig folgen
Iftast, kann man z. B. auch in der Anschauung
das soit-disant „Quadrat" Fig. 40 in sich sellt-t
liernmschwiugen, sodass die Kcke 1 nach 2, 2
nach 4, 4 nach 3 und 3 nach 1 rückt. Eben.-.»
kauu uiau ueu — sit venia verbo! — „Würfel"'
Fig. 41 in sich selbst Tersehieben, sodass er stets
mit seiner Anfangslage in Deckung bleibti aber
z. B. die Ecken 1 nach 4, 2, die 4, 2 nach 8,
0, letztere nach 7, 5 un>l (Lose nach 3, 1 rücken,
etc. Kurz man kann alle am wirklichen Quadrat Fig. 41.
resp. Würfel avisführbaren Piozesf^e oder Opera-
tionen im Gfcible auch zur Aubfühiung bringen an den vorbtehendeu Ab-
bildern dieser Gebilde, welche eine Dimmsioo weniger als das Gebilde
selbst besitsen nnd — nach Analogie
eines Herbariums — fflglich als ..;,'e-
presstes^^ Quadrat, „f/eprmter" Würfel
zu bezeichnen würen.
Analü^' bietet nun der vierdimen-
bionale Oktokub im iln idimensioiml ge-
pressten Zustande (gcpresst natürlich
unter Verbiegnng und Zerrung von
einzelnen seiner Kanten") sich in einer
Gestalt dar, die wir nebenstehend in
einer annriht rnd Perspektiven, nümlielj
ortliogonal« n rrujektion in der Ebene
der Zeichnung darstellen, die 16 Num-
mern an die Ecken setzend.
Tier von den Wflrfeln haben, wie
man sieht, jetzt eine wiegenförroige
Gestalt gewonnen, weldie an gewisse vtg. 4«.
678
AnhaDg 4.
Yieraitöge Kmderscliaalc«]]! eiiiuiert; swd Yon d«ii Würfeln sind uoTonerrt
geblieben; zw]8cb«a diesen enebeint einer als der Kern der gnnEen Figur
in unserem Räume; der letzte von den Würfeln ist diese ganze Fijnr selbst,
und schliesst die >it<hon vorerwJlhntpn in sich, iet aber gleichwol nie mit
einem jeden derselben gleichwertig anzusehen.
Das Gebilde hat 32 Kanten, von welchen immer viere in einer von
dtiu IG Ecken zusammenstossen. Je droie von ßolchen 4 von einer Ecke
ausgebenden Kanten bestimmen einen ,,Wttrfel^' nnd Ton den vier so be-
stimmtra Würfeln (y<m welcben ebenlUls zu mgen sein wird, dass sie In
dieser Ecke znsammenstossen) haben je zweie wieder eine Seltenfläche mit-
einander gemoin, sodass auch sechs „qiiadratische ScitenflSchen in jeder £cke
zusaranieutrcflen; der Seitenflächen sind es 21 im panzeu.
Anstatt der hier gewählten Vtirauschaulichuug&waise kann man auch
eine exakte Parallelprojektion des vierdimensionalen Gebildes (regulären
Oktoknbs) in nnsem dreidimensionalen Banm betraohten. Eine orthogonale
Projektion derart gibt die Figur (das Eantensystem) des regnllren Rhomben-
dodekaeders (RantcnzwdlfflScbners, Granatoeders) mitsamt den acht Radien,
welche die dreikantigen Ecken desselben mit seinem "MiUelpunkto verbinden,
in welchem letztern die Projektionen zweier Ecken des Achtzells zusammen-
fallen — ein Umstand auf welchen Herr Kollege Hertz mich aufmerksam
machte. Die Projektion ist analog derjenigen, bei welcher ein Würfel sich
als regnlSres Sechseck projizirt^ wobei zwei Wflrfelecken in dem Ifittelponkt
des letztem ttbereinander fallen. Wie wir diese ia der ¥ig, 43 «n wenig
anseananderhslten, so woll«i wir auch in der Fig. 44 des inrcgizirten Acht-
Zells die beiden Koken S und 9 beiiufs Vennohning dt-r Übersicht nicht
gauin '<:u^amiueufuUen lasaeu, was sie eigenllich thuu sollten.
Die 24 «quadratischen .Seitenflächen des AchtseUs projiziren sich zur
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Goouictriacb-kombiuutoriäcLoä Problem ?ou Clifforii. Ö7U
einen Hallte als die 12 rauteiifSniiigen Seitenflleliea dos Oran&toeders, vat
andern HSlfte als die im Innern des Körpers liegenden Bauten, die auf
7weieti Oe<:^enkanten cinor vlcrkanlii^'en Graiiatoederocke stehen und dessen
Mittelpunkt 8 oder 9 zur vierten Ecke haben. Und ganz deutlich wird
niim nun allemal die beiden als Ebomboeder projizirten Würfel erblicken,
die auf ir^'eiid einer von den vorerwähnten 24 lüiuteu als auf eiucr
gemeinsamen Grandflaehe sieben.
.In der Regelmftsöigkeit der Torstolienden Figur prägt sich mit der
Umstand ans, dasi die 16 Eeken des regnliren Oktoknbs aof dem vier«
dimensionalen Analogen einer EngelflSebe, auf einer ,,Vierer-Spbftre'* liegen
mttssen.
Würde die Seite des Quadrats oder Kante des Wttrfels und Oktokabs
snr L&ngeneioheit genommen, so würde nebenbei gesagt der £%dias dieser
vierdimensionalen Hyper^SphSre leiebt als » y |/4 « 1 sich berechnen,
gleiehwie der Radius der doreb die Ecken eines WOrfels gelegten (drei.
dimensionalen) Kugel = l/S , der des dem Quadrat umschriebenen
Kreises y V*^ ^ „eindimensionalen Hjpo-Kreises'^, gelegt
durch die Ecken des Zweiecks (der Strecke l), = yT = ist. Die
dem Oninatocder uuitjchreibbaren Kugeln, welche nämlich durch die Ecken
\(fn einerlei Art desselben hind irLh^^ehen, sind natürlich vou kleinerem
llulbuesser, aiä dem vorerwähaten 1 der iiyper-Sphüre, und zwar wären
ihre Radien anschwer zu find«i — in Anbetracht, dass (naoh einer Be>
merkong von Horts) gleichwie in Fig. 43 die Qnadratdiagonalen 23, 47,
etc. un<l die Dreiecke 235, 47G) so in der rftumlichen Figur zu Fig. 44 dio
Würfeldiagonalflächen l, G, IC- 4, 6, 7, etc. sowie die Tetraeder I, 10, 11, 13
und 4, 6, 7, Iß sich in natürlicher Grösse präsentircn müssen. Wol dio
einf"ili,<lr Veranöchaulicluing des Achtzells entnehme ich einem Modelle
Uerru Victor Schlegel s — Modell iSr. 2
der 16« Serie (Projeküonsmodelle der vier
ersten regelmftssigen vierdimensionalen ESr-
I)er) aus der httbsoheii Sanmlong von
Modellen für den höheren mathematischen
Unterricht, welche in L. BrilTs Verlari^c
in Darmstadt erschifinen. Das Gebilde itit
in des ersteren Abhandlung: „Theorie der
homogen zasammengssetsten Raumgebilde**
in den Nova acta der Ksl. Leop^Carol.
' Deatschen Akademie der Naturforscher,
Bd. 44, p. 343.. 457, angeführt p. 434 —
auch als Stringham's reguläres „Oktae-
droid ' (cf. American Journal of Math. " pig.
Vol. 3, p. 1 14). '
Das Modell stellt eine centrische Projektion de^ Achtzells in unsern
Kaum vor, analog derjenigen durch Fig. 45 dcugebleliten, bei der man
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680
Anhang 8.
selben auf diese projizirt
Fig. 46,
einen Würfel auf die Ebene stellt un'l v<hi cinrm Punkte ol>erh;ilb des-
Eä »ei durch die beitolgeuden Fig. -ii» und 47
veranschaulicht — jen« wie die
früliereii orthogonal, diese nach
Kopp'scher Manier schief pro-
jizirt — bei welcher der innere
CMlrr Kfni-Würfel thatsilchlich
in unsf^rni liaurae steht.
Ks kauu nun die geonietriscb-
kombinatorisohe Aufgabe ge-
stellt werden, zn ermitteln, auf
wie Ticle Arten siili an er*
wBhntem Achtzell Ecken aus-
wählen lassen, vrcnn 7,'i einerlei
Art alle diejeuigeu Aushebungen
>,'eziihlt werden, bei welchen die
ätcme der ausgewShltenEcken
kongruente oder eymmetrisch
gleich e F i gu r en b i M < ' n . Und mit
dieser Aufgabe ftillt das von
Clifford «^'plöj^tf loci?eh-kom-
binatorifeflic Prnlilein -/ii-ainiuen,
die Anzaiil der Tjpen zu er-
mitteln, in welche cÜe aus vier
(und nur vier) Argumenten o, b,
Cy d (also ohne Zutritt von Pa-
rametern als KoeüB^ienten) zu-
fiamiiifn?c1/"f'U'n ,,Fnnktionen
im identihcluui Kulkiil" zerfallen,
oder die Typeuzahl der Aus-
sagen SU finden (vermehrt um
1), welohe Aber vier Klassen
oder Begriffe (ohne Hinzu-
ziehung von noch anderen) in
simultanen universalen Urt eilen
abgegeben wei'ik'ii künneti.
TJni nunnieiir (Jlii'iord s
Resultate ah auf die Typenzahl der Elemente von G (a, h, <7)
bezügliche anzutühreu, wollen wir uusre voraugeschickton Iiesultate
für 6r (rt), G (a, h) und G (a, 6, v) noch einmal rekujatulirend
zusammenstellen, indem wir für jede Zahl von ausgehobuen Konsti-
tuenten auch hinzufügen: die Summe der Formenzahlen der Typen,
in welche sie zerfallt, da^^ ist die Qesamtanzabi der Elemente untrer
Gruppe, welche entwickelt aus soviel Konstituenten sich additiv
zusammensetzen.
Diese Formensahl ist bei n Bestimmungselementen der Gruppe und k
Fig. 47.
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GcomctrUc-h-konibinatoriscbes Problem voo Clifford.
G81
auszuhebenden yon den 2" Konstituenten (der Entwidcelung der identischen 1
nach Jonen) a priori bekannt, inlom sie sein muss: <1io Ansaht der (addi-
tiven) Kombiuationen ohne Wiederholungen zur A**" Klasse von diesen 2"
KnriBtiluenten (oder EutwickelungsgUedem) als ,|Elementen^^ Sie ist mit-
hiu der Biuomiualkoeftizieiit:
wotV rii wir un- für den Biimininalkooffi'/ienf /um Expnncnton m und vom
Index K der bekannten Schlömilch 'scheu l]e/AMcIjuungsweiäe bedienen:
m X (m — 1) X (m — 2) • • - X (wi — X ^ 1) , ^
Wir hatten liir m = 1 , mithin bei G (a), au
Oy 1, 2 Äushehntujm (resp. -facher Aussage^ -fold Statement):
1,^ If 1 Typen, mit zasammen
" f,^ 2, n oder
(^2)0^(2)1,(2)2 J^orme» (Repräsentanten oder Elementen der Gruppe),
dabei 1 -|~ ^ ^ ^ Hanpttypen.
Desgleichen hatten wir f&r n 2, also bei G (a, H), zu
0, 1, 2j 3, 4 AwMmngm:
If 1, 2, 1, 1 Typen, mit znaanimen besflglich
1, 4, 6, 4, 1 oder
(4)o, (4)i, (4)., (4)3, (4)., Formen, somit
1 + ^ "f" 2 = 4 Haupttypen.
Femer fClr « « 3, also bei G (a, 6, c)^ au
0, t, 2, 3, 4, 6, 7, 8 Äusketmi^:
\t 1, 3, 3, 6» 3, 3, 1, 1 Typen mit zusammen
i7~H7~28,'~~5ü7~T07'])ü7"2<S,'"8 oder
l^i«, 1^)1; {^^i, (8)5, (H)^, (8)„ (8\. (8),, (8), Fmnm,
was 1 -f 1 -f •] -f 4- C. = 14 iiadpttyen gab.
Endlich für « = 4, mithin bei G{a^h,c,(i), gibt es bei
0, 1, 2, 3, 4, 5, G, 7, 8, HJO, ]1, 12, 1.% 14, 15,lG^lu«/u'^»»^/«^:
l, 1, 4, G, 10, 27,47, f).% 7S, oö, 47, 27, 19, G, 4, 1, 1 /!/;i«M_init
), i<;, iio, :>«(>, l^ll;l■,.^;;(:.s,^üOÄ,l I I u».i-H;o,ni 10, tiu'S, u<;s, ij^iio, .'•»•o, 12«, i*>, i od»r
0%, it;),.ut;)„(ifv>, (i<:-„(it;)„(iiiK,(JO)„ (i.;^. (iG)..,(it!>,,,(i(!i,„(ic),5„;iOj„,(iO),„ucjj»,ii6j,. /■"onw«
und beträgt die Zahl der liaupttypen:
1 + 1 + 4 + () ^- in 27 + 47 4- 65 -f- 78 = 2^8.
In Summa haben wir also i'ür
» — 1, 2, 3, 4:
3, G, 22, 398 Typen und
2, 4, 14, 258 Uaupttypcu.
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682 Anhaug G.
Die von Clifford gegebne Typenzabl 396 war bier nm 2 m Ter«
mebren, weil er die Elemente 0 und 1 der Qrnppc, als identische (0-fold
statt itK-iit) und absurde Aassago (IG-fold Blatement) nicht mitbeiUckaiciiiigte.
kh Imbe nur die vier ersten Typenzahlangaben des obigen Sebema's
selbst nacli;^'erechnet.
Bei drei Aushebungen hat man in der Tbat in Bezug aut die Ab-
standsverhältnisse der drei ausgehobenen Glieder die folgenden 6 Hüghch-
keitea: PPf>*t pmu^ puo^ mmm, mmo, ntuu^ oder
112, 123, Kil, 222, 224, 233
wo die Bucli>l;iben wi, «, o als Anfangsbuchstaben auf „proximale, me-
diate, ulüuiato und obverso'* hinweisen sollen, und selber — oder besser
die darunter gesetzten Abstand^zifiem — je an die Seiten eines Dreiecks
gesetzt zu denken sind, an dessen Ecken die drei sosgehobenen Glieder
Bteben. Bepiteentanten dieser 6 Typen sind etwa die Ansdrllcke:
ahcd + o&c<f, + ahe^ä •= ab (c 4-
ahcd + (ibtii^ + ah^r^d = a (bc 1
abcd + ab cd, + (ijt,i\d abc + a,&,
ahcd + ahc^d^ + ab^cd^ a{bcd + (be, + d^ ) ,
ahcd + flft<?,c?, + a,6,cd ah (cd+c^d^ + a^h^ed — (ab + cd 4- «^r,«?,,
ahcd + ab<\'!^ i a^bfC^d = {abc + «,'^,^,) d + abc^d, .
Wie man sieht läuft das Problem, arithiiutisch gefasst, binuu3
auf die additive Zerlegung der ßinomialkoeffizicnten von der Form (2")2
in die Formenzahlen der verschieUeneu Typen, weiche sicii bei A Aus-
hebungen ergeben. Für » » 2 and 3 ergaben sich als solche Zer-
legungen:
(4),-4 + 2;
(8), = (B)« -12 + 4+12, (S), = (8), « 24 + 8 4 - 1,
(8), = 24 + G + (8 + 2) + ^ +
Das allgemeine Gesetz scheint jedoch nicht leicht zu ermitteln.
Will man das Problem bei beliebigem n und X mithin allgemein be-
handeln, 80 empfiehlt es sich vielleicht, die 2" Konstituenten der Knt-
Wickelung so zu numeriren, dass ihre (.)rdnung>zalilen im „dyadisclicn Zahleu-
j^ystem" dargestellt erbcheinen. Aus dciu strenge nach den Argumentbuch-
staben geordnet dargestellten Konstituenten ergibt sich die OidnungsaU
in der dyadisehen Darstellung aufs leicbteste, indem man alle unnegirten
Argumcntfaktoren in Nullen, alle tnlf Xogationssti'ich versehenen in Einser
umschreibt. Man kann heroaeh die ßntwickelung der identisohen Eins so
zusammenfassen:
1 =B ^1 ^> • • «1«, .. (als ,,identi6che Summe).
0 0 0
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Zur Oruppentheohe des identischen Kalkais. 683
Dm den Äbitand irgend zweier Glieder dieser Summe zu erfahren, setze
man sie mit den gleiehaielligen Ziffem (ihrer dyadiBchen Ordnangnahlen)
unter eutander, nnd setze eine Kall an, wo xwei gleiche Ziffern (swei
Nullen oder zwei Einser) unter einander stehen, eine Eins, wo zwei im-
j^^k'iche Ziflfem (O und 1 oder 1 nn<l O) unter einander stehen. Der ge-
suchte Abstand ist die Ziffernsummo („Qucrstimm«") des t:o <,'ebil(ioten
Ansatzes. [Den letztern könnte mau als Jus „symbolische l'ioJukL" der
beiden Glieder im Sinne meiner Abhandlung^ § 9 und 10 hinstellen.]
Für Of 1, 2 Ansbebnngen hat man jedenfalls bnttglich 1, 1, n als
Typensablen. Doch schon fttr 8 Ansbebungen ist die Typen»hl mit ihren
den Typen einxeln sngebOrigen Formenzahlen nnr sehr mühsam sn ge-
wimien.
Das Problem sei den Mathematikern zur Weiterführuug empfohlen. —
Was die eingangs angeregte Frage nach der Gliederung einer
. gegebenen Gruppe in Untergruppen, und deren Anzahl, betrifift, so ist
dieselbe noch seHr leicht empiriseb fQr G (a) und G {a, h) sn beant-
worten!
Es enthalt nämlich*) (a) (0, 1, a, a,) — ausser sich selbst
— nur die eine Untergruppe (0) = 1).
i^y ^) enthalt als Untergruppen
erstens die Nullgruppe (»., (0);
zweitens die Hieben viLielementigon Gruppen:
GA"), 6* (4), G^{ab). G^(ab,\ G^ia.b), G^M, G,(ab, + a,b)
drittens die sechs aehtelementigen Gmppen:
(a, ab) = (0, 1, o, a„ ah^ a, + h„ a&,, a, + 6),
6rg (bf ah) °=» (0, 1, b, 6,, ab, o, + 6,, a,fe, a + 6,),
(?8 (a, a,6) = (0, 1, a, a^, a,6, a + 6„ a,6„ a + b),
G^ (6, ah,) — (0, 1, h, h,, ah,, a, + h, a,6„ a + h),
{ab, afi,) = (0, 1, ah, a, + 6,, »,6,, a ah + afi,, ah^ + aj)\
{ab,, a,h) = (0, 1, ah,, a, + h, a,h, a -hh,,ab + a,h,, ah, + a,h)
viertens sich selber als 16 elementige Gruppe. Zusammen enthält
G (a,b) also + 1 = 15 Untergruppen.
Die Gliederung auch dieser Untergruppen wäre leicht in ähnlicher
Weise ansugeben.
Dagegen ist die analoge Aufgabe, die Untergruppen von G^r^ (a,
h,e) ToUstandig ansugeben, eine noch ungelöste und signalisirt sich
*) Der Deutlichkeit zuliebe fägen wir die Elcmeutezahl der Gruppe dem
Bachstaben G als Suffix bei.
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684 Anhang 6.
hier abermals eine Reihe von Problemen dem Mathematiker und
Philosophen.
Anetait Ton ,^Grappen'' schlechtweg, d. i von Gruppen hin-
sichtlich aller drei Operationen oder Spezies des identischen Kalknls
bat man zuweilen Veranlassung, auch zu reden Ton Gruppen in Hin-
sicht nur gewisser von diesen drei Operationen. Und verdient es,
hier noch kurz erörtert zu werden, auf wie yiele und welche Arten
solches m5glich ist.
Von vornherein erscheint es mdglich zn reden von einer Gruppe
in Hinsicht l^ner, oder irgend einer, oder irgend ffweier oder endlich
tdler dreie von den gcuannten Operationen.
Der ^erste Fall bleibe ausser Betracht. Von den fibrigen
3 4- + 1 ^ 7 Möglichkeiten erweisen aber nur fünfe sieh als
wesentlich verschieden, wo 5 entstanden aus 3 4" 1 +
In der That ist haltbar der Begriff einer Gmppe in Hinsicht der
Nrgation für sieh als eines Systems von Elementen, welches durch
Is\'ji;ireu nicht weiter vermehrt werden kann, wt'khes niinilich zu jetlem
AuöLlrucke, der als Element des Syssteius auftritt, auch Uesücn Nega-
tion bereits als Element euthUlt.
l)i'sglei(hen der l»e<i;riff
einer (inippr i)t JlliistcJit der Maltiplikadon uiul (dual euisprecheud) der
einer Gi uppe in llumcht der Addition allein.
Weiter der Begriff
einer (i nippe in Jliusicht der Multiplikation tou^ ^(i't/t^/uii (mit Ausschluss
jedoch der Ne;j;ationl und endlich der Bef^rif^'
einer Grupjtc in Huwclit aller drei Spegies, der üruppe schlechtweg.
Beispiele gelegentlich in Hand 2.
Dagegen kann es nicht geben:
eine Gruppenbildung hinsichtlich Multiplikation und Negation allein,
desgleichen nicht eine solche nur in Hinsicht auf Addition und Nega-
tion — denn sind die Operationen eines von diesen beiden Paaren von
Spezies zugelassen, so ist es von selbst auch immer die dritte Spezies,
und wird d*>r letzte Fall vorliegen: der GruppenbilduDg schlechtweg
oder in Hinsicht aller drei Spezies.
Dies beruht auf der Anmerkung zu den Theoremen 36), wonach
auch (S. 353)
(a, bX — a -I- 6 resp. (a, -i- 6,), — ab
allemal gebildet werden kann, sobald es gestattet ist, neben der Opera-
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Zar Qrappentheorie des ideatischcn Kalkok.
685
tion des Negirens nur die eine der beiden direkten Operationen des
Kalküls anf die Elemente a und 6 der Gruppe anzuwenden.
In der Tbat sind also im identischen Kalkal nur die auf^^ezühUon
fünferlei Artcu der Gruppenbildung möglich, von welchen die letzte
als die wichtigste diejenige ist, mit der wir nna vorwiegend be-
schäftigten.
Wir können auch das Substrat der hier untersuchten „Gruppen"
benntseui mn (aufs neue) jene Behauptung des § 12 nnsrer Theorie
zu erhärten: dass die zweite Subsumtion des Distributionsgesetzes nüM
sjllogistisch beweisbar ist.
Im logiadien Kalkül mit „Gmppen" (speziell von Ausdrücken,
Funktionen, wie sie im identischen Kalkül vorkommen) gilt in der
Thai diese zweite Subsmntion des Distributionsgesetzes tm aUffemetnen
nidU und gelten gleichwol doch alle andern Sätze des identischen
Kalküls, wie solche bis einschliesslich des § 11 der Theorie entwickelt
worden — insbesondre natürlich also auch die erste Subsumtion des
Distribntionsgesetzes.
Um gedachten Nachweis zn leisten, braucht man sich nur nach
der oben von uns begründeten Methode von der Vollständigkeit nach-
stehender Tier Gruppen zu überzeugen, die wir kurz mit den links bei-
gesetzten Buchstaben bezeichnen wollen:
-4 « {ahc, ab l a c + hc) — {0, 1 , ahc, a, + i t, ,
ab-i-ac + bCf a^i, + a^c^ + b^c^f a^bc + a6,c -i- abc^ , abc + a^b^ + a,c, + b^e^ \ ,
B G^^{ahf bc) {0, 1, ahf hCj + a, -f a&c, ahc^y a^bc,
+ rt, + 6, + c, a + b^+c,, b{a + €\ l\-^-a^c^, b(ac,-\-a^c), b^ + ae+a^c,\f
^i6(o<7> he) « {0, 1, ac, be, «, + b^+€^, abe, ab^e, afie^
a, a,-hb+€fy a+t,+c„ c(a+b), «(a&,+a,Ä), <!,+a&+a,d, ) ,
^31 («^1 ««J» ^<^) ^ { Ö, 1, ab, ac, bc, + a, + c, , 6, -f <?, ,
abe, a6c,, a5,c, a,be, c, + 6, +<?,, a, + &, + i?, a,+-ft + c,, a + + <j,,
a(b + c), 6(a + c), c(a + fc), a, + ?>,c,, b, + a,r^. +
n{bc^+b^r')f i/(rtc,+a,c\ clab^-i-a^b), a^-\-bc+b^r^ , h^ 1 fic+ff,c,, c^+ab+a^j^,
ab + ac + bc, a^b^ + a^c^ + b^c^, a^hc i ab^c 4- abc^ , a^c-f tfi^, + cr,r, + J .
Die drei er>?ten von diesen: A, B, C, sind Untergruppen der vierten
l), was RelbsiverstHndlich erscheint anch bei der ersten A, in An*
bctracht, dass die Bestimmungselemente von dieser nichts anderes sind,
als Produkt und Summe der Bestimmungselemente von D,
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G86
Anhang 6.
Da C aus B hervorgebt, indem man h und c vertauscht, so braucht
die Probo auf Vollständigkeit blos bei den Gruppen A, B und D aus-
geführt zu werden: für diese aber ist sie von erster Wichtigkeit, da
auf der konstatirten VollstiLiidigkeit die Beweiskraft der Überlf^irnfigen
beruht [Man luüsste sich hier also der nicht unerheblichen Mühe des
systematischen lutermultiplizirens und Interaddirens nnteniehen.]
Nach dem ao^stallten Begriffe der logischen Summe Yon Gruppen
haben wir nun:
weil G {abf ae, he) die Bestlmmnngselemenie von G (a&, he) und
G (aC| he) in sieh Tereinigt Daher ist:
— iiacli Th. 20^.), weil ja A =^ JJ , wie oben erwuhiit, sein musste.
Andrerseits i>t es leicht die Produkte A • B und A • C der ersten
Gruppe in die beideu auf sie folgenden zu ermitteln.
Sucht man die Elemente auf, welche die Gruppen A und B, uamlicli
ihre Elemeiileiiisvötenic, gemein haben, so bildet deren System not-
wendig wieder oiiu- Gruppe. Diese möge E heissenj so lehrt der blosse
Anblick von A und B, dass
E « G^iabc) =» {0, 1, abc, o, + i», + c,}
ist, und haben wir also;
AB^E.
Ebenso zeigt sich aber auch, dass
A'C^E
ist (wie zum Überiluss auch schon aus der Symmetrie von E bezüg-
lich a, h, c hervorgeht).
Darnach wird sein müssen:
A'B^A'C-^E-\-E = E.
Nun deckt aber E sich keineswegs mit A, es ist sonach auch
AB + AG Terscbieden von, jedenfalls ungleich A{B + C), welches
gleich A erwiesen. Man bemerkt, dass E iittr eine (d. i. eine ,^echte*')
Untergruppe von A ist; wir haben:
und folglich auch (durch beiderseitij^e Kiusetzuug des Gleicheu): .
AB + AC(^A{^B + C)
womit nachgewiesen ist, dass es im logischen Kalkül mit Gruppen
Fülle gibt, in welchen die Formel des Distributionsgesetses nur ein-
seitig als eine Unterordnung gilt
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Zttt Grruppentheorio des identisch«!! Ealkah. 687
Die UnteFordnung folgte hier auch schon aus dem Nichtvorliegen
der Gleichheit in Anbetracht^ daea AB + AC als das ist « oder ,
il(^ + C) in Th. 250 bewiesen ist
Von der erworbenen Bekanntschaft mit den Typen der Gruppe
G(a,bf e) md lon der gegebenen Zusammenstellnng ihrer Elemente
wollen wir schliesslich eine Nutzanwendung machen, um die Theorie
derEliminaüonsresnltanten sowie diejenige der symmetrisch allgemeinen
Lösungen um einen Sehritt an fördern.
Denken wir ans a:, y und g irgendwie dxirch „Parameter" a, b, c,
äf . . . ausgedrückt, mithin sie als Funktionen des Gebietekalkuls von
eben diesen Symbolen — und nur von diesen — gegeben, so kunn
man nach der Relation / (u;, z) = 0 1 ragen, die als Resultante der
Elimination sämtlicher Parameter aus den vorliegenden Gleichungen:
x^fp(a, hy c, ••)» h c, d, .•)» ' — »(«1 ä,")
folgen muss. Das Polynom f{Xyy,z) dieser Resultante kann nur eines
der 256 Elemente der Gruppe Gix, e) sein^ da es andere Symbole
ab jj?, y und $ selbst laut Voraussetzung nicht in sich aufweist, mithin
hei seiner „Entwickelung^ nach seinen drei Argumenten x, y^ z als
Koeffizienten nur die Symbole 0 und 1 zur Verfügung stehen kSnnen.
Sehr häufig — wie wir bereits erfahren — tritt insbesondre der
Fall ein, dass unser Polynom das Element 0 der Gruppe G (.r, ?/, z) ist.
Die Resultante stellt sich alsdann in der Gestalt 0 «= 0 dar und iüt
eine nichtssagende. Wir dürfen alsdann sagen, dass bei unbestimmt
gelassenen Werten der Parameter a, 6, c, rf, .. auch die Gebiete y^s
von einander unabhängig hviielxye bleiben, oder dass keine Relation, Be-
ziehung zwischen denselben bestehn mms oder folgt (S. 4r)4V
Falls f{x, y, z) sich als das Element 1 der Gru})pe G u, y, z)
herausstellen sollte, wäre die llcsultante (als da ist: die Gleichung 1 «=0j
eine absurde (Behauptung).
Dieser Fall kann aber nicid vorkommen, — und die Erfahrung
wird es bestätigen — auch lässt es sich strenge, wie folgt^ beweisen.
Eine Kesultante 1 «= 0 wäre als ein firgebnisa der Elimination nicht
nur Ton a,h,c, sondern auch ?on x, y, e anzuerkennen. Als letzteres
müsste es auch in der vollen Resultante für ?/, s enthalten sein.
Eliminirt man aber regelreeht aus der Tereinigten Prämissengleichuug
«i9 + a:?), + y, + yil^, + if|Z + ^z, 0
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G88
Anbang 6.
ebendiese drei Symbole^ so ergibt sich als die gedachte ToUe Resultante
nur: 0 0.
Der Aassagmibereicb , mit dem vrir es im Torliegenden ersten Bande
der exakten Loji^ik ancscbliesslich zu tluiu haben, war auf (lic universalen
Urteile beschränkt, unila:<ste uämlicb nur, was mittelst Gleichungen oder
Subsumtionen ans(^rücklj:ii- ist.
In diesem Bereiche kann ein unmiitclbarcr Widerspruch (S. G) über-
haupt nicht Torkommen, sintemal bekanntlich das kontradiktorische Qegen*
teil einer universalen allemal eine partikalare Behanptnng ist — vergL 8. 33.
Gleiehwol kann mittelbar, innerltehf anch schon auf dieser ersten Logik>
etappe ein Widerspruch zwisdien sowol als in Aussagen auftreten, insofern
sie zusammen oder für fIcIi Rcbou auf die ]5ehanpttin£r 1—0 hinans-
laufeu oder zu scbliessen ^a'^t;ltten — zusamiiien, ^vie i. Ii. die Gleichungen
a = 0 uud a, = 0, uud tur sich schon, wie z. Ii. x + x, = 0 ^ oder wie
axy^ + + + y =^ 0 — womit sie denn in unmittelbtiren Widerspruch
treten wflrden su der allen nnsem Betrachtungen implicite zugrunde liegenden
Annahme, dass 1 nicht gleich, 4=0 sei
Dass dergleichen nun hier nicht vorliegen kann, ist mit obigem dar-
gethan.
Und wie sollten auch jene Prämissen x^q> {a, b, • i' («,••),
...einen Widerspruch mit einander involviron. fla durch eine jede de^
selben doch nur festgesetzt wird, was unter dem Buchstaben linker*
hand verstanden werden solle, einem Buchstaben, der neu, noch un-
erwähnt war, und auf den in den übrigen Prämissen auch keinerlei
Bezug genommen ist?!
Ans diesen Gründen wird uns also die absurde Resultante Über-
haupt nicht in den Weg kommen und mag fortan unberficksichtigt
bleiben. —
Als in Xf Pf 0 stffnmdrisdie ResullatUen können nun Oberhaupt nor
folgende fünf sehn — von ocA^erlei Typus — auftreten*), für die wir
die beigesetzten Chiffren einfuhren:
IQ 0«0-
^) a-.i/^-f xw/ = 0, R,') xy,2, + yz,x^ + £X,ij, => 0-
iij ipyjs + x^ysf + y^esc + s^xy = 0 oder yif + + a^y «■ 0
•ß/) i«^iyi*, + a?y,«,+y',a',+^a5,^, — O oder sr,«, + if,Är, +jr,y, ^ 0-
IQ xyz + xy^2^ + y^^x^'i' sx^y^ =^ 0 oder x^ys^■^y^^
*) Bei Mitberucksichtiguug dtr aWaukii itcMultanlo: J/^), uUmlich l-=^0 win n
es 16 Resultanten von 9 venckiodenen Typen.
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Zur Gruppentheorle des idenÜBchen Kalküls. 6BU
[womit nach % 18, Th. s) auch ff^Mx^ + z^x ond jr » ji;jf, + ge-
geben ist],
*ii/i^t + ^i!/^ + Vk^^ + ^x^y = Ö oder x = f/^^ +
(womit zugleich auch y — ex + e^x^ , e ^^xy-i- seiu luuas).
ü^) Ä y J + + y.Äa; + 0fXy + «f, = 0 , oder:
von welclicu ilrt-i Gleicliuugori nämlich eine aus den zwei auderu folgt
— ein iSatz, der denen § 18, :nc, ö, t) sich anschUesst.
. ü,') a? yiJ + jcy,£r, + yif,a:, + + jp, — 0 , oder
oder: (x + y + z) (a:, + y, + = 0 , oder: x = y = s
(somit auch: x^ = =
IQ xyz + x^ys + y^ex + + + y*,a?, + «= 0
oder jB + y + tf^sOy oder: a;syas^«saO
oder ^1 + 2/, + -^1 = > a; = »/ = r = 1 •
Von diesen Kesultauteu sind paarweise kofHpkmmtür: mit
(siehe oben die Fussnote)
R^ mit B/ mit Ji;,
und Rj
R^ mit li^'tmit i?«
und 12/
i^r^ und lir,'
insofern die Polynome derselben (nicht aber die resultircuden Aa8>
sagen selber) Negationen von einander sind — wogegen die zum selben
Tjpns gehörigen (die hier gleich numerirt erscheinen und sich nur
dnicb den Accent unterscheiden) als solche, welche durch Yertanschung
der X, y, 0 mit ihren Negationen in einander flbergehen, nnr als 6b-
verse Ton einander bezeichnet werden durften.
Wir haben hienach nur sechs Haupttypea
Die Volletandigkeit der Zusammenstellung naehzuweisen sei als
eine ganz leichte Aufgabe dem Leser überlassen.
Wie man einerseits die Gleichung R^O betfachten konnte als
die Resultante der Elimmation Ton a, 6, . . ans den gegebenen
Gleichungen
SobmSm«, Aliflbn dar Logik 44
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690
80 kann man andrerseits aach umgekehrt, indem man jene Resoltaiite
i2 « 0 als gegebeHf als eine von den Unbekannten z, y, g zu erfüllende
Relation ansieht, diese drei Gleichungen x==q>, etc. auffassen als die
Lösungen dieser Auftrabe, nämlich als die Formeln, welche die (oder
gewisse) Wur/.i ln jener Gleichung ii »= 0 in unabiiangigen Parametern
a, h,.. ausgedrückt darstellen.
Wie von Anfang schon bei der Zahl der Unbekannten, so wollen
wir jetzt auch hinsichtlich der Anzahl der Parameter uns auf die An-
nahme beschränken, dass es ihrer dreie stien: a, b und c.
Die rechten leiten unserer drei Gleichungen nämlich
werd^ alsdann ebenfalls Elemente sein der Gruppe G (a, bf c). Und
sollten etwa durch cyklische Vertauschung von a, b und c diese drei
Funktionen in einander Übergehen, so werden wir in Gestalt von
«) Ä — g»(a, 6, c), y — c, a), ^ — a, d)
symmetrische Ldsongen haben für die, wie sich seigen wird, ancb bin-
sichtUch der Unbekannten symmetrische Aufgabe, die Gleichung
12 B 0, ausführlicher II {x, s)=^0
aufzulösen.
Gedachte Lösungen verdienen den Beinamen von aUgmiemm
Losungen allermindestens insofern, als sie bei der Willkürlichkeit der
Parameter a, b, c uns unendlich viele iSysteme von Wurzeln der
Gleichung jR = 0 ausdrücken. Sie verdienen aber sogar als all-
gemeinen^^ Lösungen hingestellt zu werden, nämlich als Ausdrücke,
weiche jedes erdenkliche Sjrstem von Wurzeln der Gleichung ^ = 0
schon in sich fassen werden, indem in § 22 «rkannt wurde, dass (die
notwendige und) eine hinreichende Bedingung für die Auflösbarkeit
des Gleichungensystems X ^ tpj y »^ipf s = % nacfi den üiMcannien
a, bf e die ist, dass die Resultante 12 0 der Elimination von a, b, c
ans dem Systeme erfüllt sei} es werden demnach die Parameter a, c
sich auch immer so bestimmen lassen, dass für ein (irgendwie) ge-
gebenes, nur aber die Forderung R^O erfHUendes Wertsystem der
Unbekannten x, ff, # jene drei Gleichungen gerade dieses Systems von
Wurzeln darstellen.
Wir haben dann also kurs „die symmetrisch allgemeinen Losungen''
der Gleichung JR » Der Form nach kann (und wird) es noch Tcr-
schiedene Systeme solcher Iiosungen ffir eine nSmliohe Gleichung iJasO
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Zur Gruppentheorie des identischen KaJkuk. 091
geben, doch werden diese immer gleich nmfiissende flein, der Bedeutung
nach sich mit einander decken.
In der Absicht^ die eymmetriach allgemeinen Ldsungen der Gleichtmg
(und damit andi die toxi nebst B^' — vergl. § 24, Aiifg. 10 und
11) welche bislang nicht erreichbar schien, zu entdecken, oder andern-
{alles nachzuweisen, dass die Lösung dieser Aufgabe mittelst tlreier
unabhängigen Parameter unmöo;lich ist, habe ich nun für alle erdenk-
lichen Annahmen der Funktion <p (a, 6, c) die llesultanLe 11 — 0 auf-
gesucht.
Um die Ergebnisse der Untersuchung übersichtlich angeben zu
können, bemerke ich, dasa von den drei Gleichungen x — tp (a,b, c), y =
etc. immer nur die erste wirklicli angeführt zu werden braucht, indem
die beiden andern ja durch die cyklisehe Vertauschung von a, b, c zu-
gleich mit der von x, y, e aus ihr sich auf das leichteste ergeben.
Was die Untersuchung herausstellte, können wir hiernach dahin
zusammenfassen. Es ergibt sich als Resultante der Elimination von ff, 5, c:
Bq aus der Annahme x — a, desgieidieii aus der x = ab + afC, des-
gleichen aus der Annahme
^ &c + a, + c), desgl. ana der — abc^ + + c);
ans
X
aus
X
a^ +bCf ahc^ + bc + fc,c, ;
aus
X
6c, a + bc, a (6 + c,), a {bc + 6,c,}, a6,c, + bc, abc + 6,Cj,
ah,e^ + a, (ft + c), at.c, + a, (d + <?) + 6c ;
aus
X
«,6c + he, + 6,6- , abe + o, (/', i r, ) , abc + {bc, + b^c) ;
aus
X
n;
aus
X
6 + c, , a, + 6 + c, (a + 6, + c,) (a, + 6 + c) i
ans
X
6c, + d,c , a (6c, 4* 6,c) , a6, + a,c j
ans
X
6c + 6,c,, a + 6c + 6,c,, a6 + a,c,;
ans
X
a6c, o6c + a,fc/, , «,6c + a6,c + a6c,, 6c + c« + a6 nnd
a(6c-f 6,c,)+a,i /)r,+/>,cJ, a+b+c, {(l+b+c){a^+b^■{^c^), ab+ac-^bc+a^b^c^,
NidU Tertreten sind die ßesoltanten:
R^, Bt, Biß', i?B, Bf'
[und — wie Toranszuaehen gewesen — auch die absorde Besnltante
oder 1—0 nicht].
Was zunächst die beiden letrteren betrifit, so wird bei ihnen die
Frage nach ihrer symmetrisch allgemeinen Losung gewissenuassen
4A*
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692
Anhang 6.
liiiifällig, iudem durch die f^ordemogen i2g oder sich die Un«
bekannten als
-B y « o. 0 resp. als x ^ 0^1
absolut be^lmimt erweisen. Weuu man wollte, könnte man freilich
auch hier in Gestalt vom
y — resp.
as a + a,
solche Losuiin; in drei ^villl ürlichen Parametern Zj, c angeben.
Auch Tu liisst sich schon einfacher wie oben mittelst eines Para-
meters lösen in Gestalt von
y = a
..e ■= a.
Bei allen andern von den Torgekommenen Gleichungen wird 3 die
Minimalzahi von den zu ihrer eymmetrischen Lösung erforderlichen
Parametern sein.
Die Vollständigkeit unsrer Resultantentafel vorausgesetzt wird
durch das N ich tauftreten der Kesultanten JKg', Hq, li^ der Beiceis
erbracht sein, dass diese Gleichungen eine symmetrisch allgemeine
Lösung in drei unabhängigen Parametern nicht besitzen. Jcöuuen.
Darnach bleibt es aber unbenommen, in vier oder tmhr Parametern
immer noch nach einer solchen Losung zu fahnden. So ist z. B. die
Resultante der Elimination von a, &, c, d ans den drei Gleichungen:
x^ ah + cd
y ac + hd
ß = ad-vhc
keine andere als: — von welcher Gleichung denn also auch nm*
gekehrt die drei vorhergehenden eine symmetrische allgemeine Losung
geben. Und es erscheint nicht undenkbar, sondern fast als wahr-
scheinlich, dass auch f&r sich in solcher Art Lösungen finden Hessen.
Mit der Fertigstelhmg gegenwSrtigen Lehrgebäudes noch allzusehr
auderweltig in Atispruch genommen muss ich das interessante Problem,
dies zu eutächeiden, zur Zeit Andern überlassen.
Was aber die Vollständigkeit unserer irür drei Parameter gegebeneu
Eesultanteutafel betrifft, die für den obigen Beweis von erster Wicbt^^
keit war — sowie überhaupt in Betreff der Gewinnung derselbeUi so
ist folgendes zu bemerken.
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■ Zur Uruppentheorie des identücliea KalkixU. 693
Keineswegs bianoht man alle 256 ElemeiLte TOB G (o, 6, c) einzeln
gleieh x gesetst (nncl dnrch eyklisehe Penniitatioii der beiden Bnehstaben«
Systeme <i, e und jß, s zu einem Systeme Ton drei Gleicbnngen er-
gänzt) direkt auf ihre Resultante zu prüfen.
Zunächst liefern die hin^iditlich c symmetrischen Ausdrücke oder
Elemente von ^ (a, 5, c) stets nline alle Kechuung 7?^^ weil der Ansatz
ttuf x~y — e augenscheinlich iiiüausiüutt. Dergleichen Aubdrücko kommen
nur bei dem
1, uud 22., 2. und 21., 5. und 18., 8. und 15., beim 9., und beim 14.
Typus vor, mithin bei 10 Typen und 6 Haupttypen, und finden sich —
abgesehen von den Elementen 0 und 1 — oben bei v(»rtreten durch
Repräsentanten, welche mit Rücksicht auf die uachl'olgeuden Bemerkungen
als aasreicbende^ bingestellt werden durften.
Wir braucbten also nur mehr die Ansdrttcke durcbzugeben, welebe
nidU bezüglich aller drei Buchst aLen c symmetrisoh erscheinen.
Solche können nun aber noch in Hinsicht zweier von die«on drei Buch-
staben symmetrisch sein, was in der That vorkommt bei den Typen:
2» 3, 4, 5, 6, 7, ^jo in io in
und 21, 20, 19, 18, 17, 16, 16, ' ^'
sonaobi bei allen Typen ausser 11 nnd den schon abgethanen 1 nebst 22
und 14.
In solchem Falle braucht man nur solche Ansdrücko zu berücksichtif^en,
bei welchen der Buchstabe u bevorzugt erscheint, die Symmetrie also hin-
sichtlich b und c vorliegt. Denn war dies nicht der Fall, war ein andrer
finobstabe als a beyorzngt, so l&ssi sieb durch cyklisohe Vertauschung der
drei Favameter immer hinbringen, dass es der Fall wird, dass in dem ^ x
m setzenden Ausdrucke 9 (a, 6, c) der bevorzugte Buchstabe gerade a ist
Denken wir für den Augenblick uns den bevorzugten Buchstaben als
das erste Argument angeftifart| so müssen in der Tbat die drei Gleichungen
» — 9(6, c, a), Jf — a, ft), « — 9(ö>b, «),
desgleichen diese:
bei der Elimination von a, c uns die nämliche Resultante JB « 0 liefern,
als wie die drei Gleichungen:
nntemal die Besnltante, weil sie die Eliminanden a, 6, c gar nidit ent-
hllti anch nngdtndert bleiben moss, wenn man diese irgendwie unter sich
▼ertanscht.
Auf Grund dieser Bemerkung reduzirt sich nicht nur bei den hin-
sichtlich zweier Argumente syni metrischen, sonderu auch bei den gSnzlich
unsymmetrischen Funktionen 9> (u, 6, c) die Menge der direkt zu ermit-
telnden Resultanten sehr beträchtlich, und wird die Resultante schon nur
fllr höchstens ein Drittel der Ansdrfteke wirklieh au&usnchen sem.
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694
Aiiliaag (9.
Nehmen wir Torl&nfig als erwioten an, dasa die Beeoliante aus den
drei letzten Gleichungen, wie immer aoob die Funktion 9(0} ^1 ^)
schaffen sein mü^'e, liinsiclitlicli ?/, * <tifmmr(r!scJi sein miiss — - ein Pniikt
über welchen nachher noch zti sprechen sein wird — .so kommt aber um
die Mcn>(e der auf iiesuitanten zu prülenden Ausdrücke za vereinigen noch
folgendem hinzu.
War E (2:, s 0 die zum Aacais £ » Ta, 6, c) etc. gehörige Re-
snltaate, so nraas ebendiese, nSmlieh B (ds, ^er, ji) » 0 auch an dem An-
sätze KS ^ (d, c, &) gehören, weil die Gleichungen
« « 9 («, c, l>) , f/ = 9) (b, a, c) , z = <p (c, b, a)
durch die gleichzeitige Vertauschnn^ von h mit r und ij mit z in die vorigen
aTTg^enscheinlich verwandelt werden (mit Umstellung der beiden letzten von
ihnen).
Von den sechs Ausdrucken, welche aus 9> (a, 6, c) durch Vertanschong,
Permntation der Argnmente ableitbar w8ren, braucht also immer nur einer
auf seine Resultante (wenn = x gesetzt, etc.) geprüft zu werden — womit
im Allgemeinen (d. b. sofern jene sechs Ausdrücke ▼erschieden), eine fie>
duktion der Arbeit auf ihren sechsten Teil erzielt sein wird.
Weiter aber mnss der Ansatz x = <p ('/, , f\ , , etc. auch seinerseits
die obige Resultante Jl (x, 2) = 0 liefern, da die Bezeichnung der Eli-
minanden gleichgültig ist, diese also anch durch ihre Negationen durchweg
ersetit werden durften — eine Bemerkung, durch welche die resUrende
Arbeit sich abermals um nahe die Hälfte reduzirt, nämlich nur dann sich
nicht verringern wird, wenn die Funktion 9 (a, b, c) bei Vertauschnng der
Argnmente mit ihren Negationen nngoändert blieb.
Eine abermalige Keduktiun der Arbeit auf ihre HUlfte ermöglicht
endlich diese Bemerkung: Hat der Ansatz a: ~ gj (a, fc, c), etc. zu einer
Besultaute Ji^ (a', ;?) » 0 geführt, wo x einen gewissen von den Indices
1 bis 8 vorstellt, so muss natürlich aus den Gleichungen:
*i = 9i («> ^. c) 9, 9t (Pt ö) I ^1 = % i*^* ^')J
— unter 9), die Negation von <p verstanden — sich ganz dieselbe Besol*
taute ergeben, weil diese Gluicliungen bezüglich äquivalent, blosse Ti-ans-
skriptionen von, den vorhergehenden sind. Daraus folgt aber, dass uim
auch der Ansatz:
» — 9, (a, d, c) et& [d.h. 9^ (b, c, a), «==91 (p, a, h)]
nun auch nicht mehr dondi mühsames Bliminireii auf saue Besnltaate ge-
prüft EU werden braucht, vielmehr letztere sich aus der vorigen onmitielhar
abschreiben lässt, indem man die Symbole £ mit ihren Negationen
vertauscht Das heisst, die hier in Frage kommende Resultante lautet:
litt (x,^ y, , r,) = 0, oder nach der eingeführten Nomenklatur: /)' / r, ?/, r) = 0-
Die gleiche Jiemerkung trifft auch für x » Ü zu, wenn man i^' für
einerlei mit 7.',^ gelten lässt.
Auf Grund deri^olben brauchen die Ausdrücke der zu schon goprflflen
nhomplementSreD*' Typen nicht mehr auf ihre Resultanten geprüft zu werden,
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I
Zur Ghrappeutheorie des identbcheii EalkolB. 695
and von den AnadTttokeii eines wa sich^ aelbet komplementKreii Typus nur
die eine H&lfte.
Ist beispielsweise als Resultante zu sc = -! nh^r^ ermittelt, so
musj» i?^' die Resultante sein zu dem Ansätze = (a + />, -f- <,) (<t, + b + c)
— Ol» + a,c, + 6,c. Und — in Dlastratiou zu den vorhergehenden Be-
merkungen — ' ist i^' die Besnltante m dem Ansaise » a 4* so
moss es aneh die Resultante sein sn dem jCH»a4-d|e, der doreh Vea>
tanschung yon b und c ans ihm hervorgeht.
Ist Jij die Resultante zu «=» a (6^, 4 ^,c), so mnss es auch die zu
a; =3 «, (6 c, -f 6, c) sein, weil letzteres Gleichungensystom durch Yertauschung
von bj c mit a^, 6, , c, in das vorige Ubergeht, iiiic.
Hiemaoh ist es nur mehr eine kleine Geduldsprobe, die Vollständigkeit
nnsrer Besnltantentafel naehzaweiseo.
Mfihsam bleibt aber die Ableitung von 19 der sosammengestellten 44
Besultanten selbst, von welchen 20 direkt abgeleitet werden miissten (was
nur bei dem Ansätze: or = n s\ch auf den ersten Blick erledigt — und
wobei die ebenso teibotverbtändlich auf F~ f(5hrtiidon VliWv nicHt ein-
gerechnet sind). Ich habe nach schou crliiuterlen und auch ]i('cli nicht, er-
Iftutertm Hetboden das Eliminatumsverfiihmi auf die manniglaltigste Weise
varürt) dasselbe aber immer als ein mtthsam anzuwendendes gefunden; und
wer mir auch nur einen Teil der Resultanten nachrechnet, wird sicherlich
gleich mir den Wunsch nicht unterdrücken können, dass hierbei eine Art
von Denkrecbenmascbine die mechanische Arbeit abnehmen möchte! —
Versuch eu wir jetzt noch den rUcksfAsdigen Beweis des sehr plausibeln
Satzes zu leisten, den ai.gli die Erfahrung in den vorstehenden Aufgaben
bestätigte: dass die Kesultaute (x, j?) = 0 der Elimination von a, 6, c
aus den drei Gleichungen:
eine ^fnmelriseke Funktion von or^ g sein milsse, so sollte man meinen,
dieser Beweis mflsste a priori gelingen: es mttsste gelingen, zu zeigen^ dass
wenn man irgend zwei Argumente von Ii, wie etwa y und r, in den vor-
liegenden Gleichungen vertauscht, dio nfimliche Resultante herauskommen
wird. Gelänge dies, so wäre in der Tbat der Beweis der Symmetrie von
Ii erbracht, indem sich durch eventuell wiederholtes Vertauschen („Trans-
position") von immer nur zweien der Argumente ify z bekanntlich jede
erdenkliidie Anordnung derselben wUrde herstellen lassen. Anfiallender-
waise ist es non aber auf k^e Weise mSglieh, die drei Glsiobungeii:
ä; = 9 (^a, 6, c), z = (f) (6, c, «j, y = <p (c, a, b)
durch was immer ftlr Vertauschnn^en unter den Parameteiii a, 6, c in die
vorigen dreie zu transformireu, wie es der Le^er leichtlich nachweisen wird.
Und die Versuche einec Beweisfiibruug auf dem angedeuteten Wege scheinen
fehlzuschlagen, auch wenn man etwa noch in BerUcksichtigung zieht, daSB
es von voniherein gleichgültig gewesen, in welcher Reihenfolge man die
Argumente der Funktion qf ansetzen mochte. IKe Funktion 9 (a, (, c) hKtte
man ja s. B. auoh <P (a» 0, b) nennen kOonen. Allerdings, wenn man b
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696 AnbiUkff 6.
mit c vertauscht und dazu das zweite Argument mit dem dritten, so gehen
die drei letzten Gleichtinj^en in der That in die thi i vorigen tlber. Von
rechtswegen heisbt ei> dann aber durchweg uuu 0 biatt q>. —
Auch dio ffiiumieliiiiig der AmiBhme, dass die Funktion 9 (a, c)
aneser h, c sonit keine Fftrameter enthalte — eine Annahme, die sich
übrigens für die Geltung des Satzes als unwesentlich erweisen wird —
sobeint eine aprioristische Beweisführung nicht zu fördorn.
Und somit bleibt nichts librifr als den Beweis drs Satzes a posteriori
anzutreten, indem mau die Resultante tür die allgemeiüüte Funktion qp (/r, h, r)
wirklich herbtelU, uud ihre Öyiuiuetric darnach sozusagen empirisch nach-
weist als eine nnmittelhar wahrzunehmende.
Zu dem Ende iSsen wir sunftchst die noch allgemeinere
Aufgabe. Die Parameter a, e xu eliminiren ans den drei Glei-
chungen:
x^ip (a» i>, c), y — ^ (a, c), £ — jr (a, 6, c),
wo 9, ^, % irgendwelche Funktionen im identischen Kalkül siod.
Auflösung. Man hat „entwickelt'*:
(p (a, c) = <p^^^abc + cp^.^/ihr^ + <Pun" ^>t<^ + ^'i.m)«^^'! +
+ 9>ou«i^<^+ 9oio«i<'^i+ 9ooi«i^<^ + 9oeo«»^t|»
analofif für tl> und 35, worin nun n1 die Koeffizienten als gegeben zu
denken sind in Gestalt von irgendwelclien (iebiets- oder Klassensymbolcu.
Bezeichnen wir hei (Uesen Koef/ijgimten die Nejgation durch übergesetzten
Horizou talstrich, so ist ferner:
analog ftlr ^ und
Vereinigte Qldchnng der Prämissen ist nun;
wo die linke Seite nun leiehtlich nach den c geordnt t -jrh .scli reiben
liesse. Mau lieyt iudess die Koettizienten der verschiedenen Konstituenten
schon bequem aus den fUr 9:» und cp^ gcinachten Angaben heraus, liesul*
tante der Elimination von a, 6, c ist das Produkt dieser Koeffizienten = O'
gesetstf mithin;
Diese Resultante soll jetst noch nach den Argumenten m enfp
wickelt werden. Man erhslt unschwer:
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Zur Gruppeuiheorie des üleniiücheu Kalküls. 697
0— a?y*(^„,+^„,+2|,,)(9,io+ij?,,o+X,io)fVioi+^ioi+iioi)^^
• (^01 1 + %i 1 + Z.. u (fou) + ^0 1 0 •*■ Zoi o) (^üoi + ^üoi + Zooi ) &000 + '^wn) ^ /Um) +
<9flit+^ou+5feii)(S»io+^rtio+X»io)(^ooi+^ooi+Xooi)(Vo(»
+Äi/,-'(^ni+^iii+Ziii)l<Pi.o + V^iio-^2iio)(^i(.i^ V^M-^XioL)* ^fioo + 'f^,^^^^
• (Voii + toi I + Zol I ) («Pol« * ^010+ Xoio) (^001 + %oi + Zooi * ^ «Poott + V»©!»* Zooo) +
♦•^i'i^X^^in ♦Finnin) (Vtio+V'uo+Xii5)(?nw +^toi +Ziw){9wo+*ioo+Xioo)-
*(Voii+*oii+Xoit)(9oio+*oio+2Mo)(^ooi*^<H)i+Xooi)(Vow
^•^•i/- (Vui +^»a + Zi 1. K?'!!©* V'iio-^Ziio) (g'ioi + tioi
•(Vöu+*oii+2ou)(9oi«+^oio+it«w)(9ooi+^«oi+iioi)(^^
+«^V»^(9ul■^V^I.+ZHl)(9l^o + ^uo■'Zuu)(<?'l l + ^''iül'Zlol)L^^^ 'i'n)n+Zio))-
•(Voii +^011 ^Zoii) (.9010+ toio+ZoioK9'oo»+tw»i +Lm>i) (9^0^
+«iyi«(9m+4'iii+Xui)(«»uo**uo*Xiio)(9'i»i+*toi+Zioi)^^^
• (<Püi 1 + -^01 1 + Zoll) («Jfoio + 1 010 + Zolo) (9>ooi + 1 ooi + ZoqI ) (^'ooo + ^<y^o + Zooo) +
+^iyi^.(9jii + i^'iu+Xni)iVuü+^*'ito+Ziio)(9ifli+tioi+Xioi)(y^^
•(Vou+tou+Zoii) C9»oio+toio+Ziio)(<^oi»i+*«oi+X(»i)(Vooo+*o«»+2o^ ~
Sei nun insbesondere:
(a, 6, c) 9» (6, c, a), Z («. ^'i =* 9» (C|
mithin
t («. ^> c) = Tui^''>'" + <Pioi«^«'i + «Foll"^<^ + <3Pool«^<?l +
Z («j ^»1 — + 9>oi|Ol><?i + Vllo«^« + 9on>«^<'i +
oder also;
It*!!! Viii» ^ito"*Vm» ^101 Vom ^tno'^Voon
'^'oii ^ 'J^iioj toi" ~ 9'i(Mt' t(i(ii ~ Tüio» to'^o ~ 9üoo»
Zill = Villi Ziio Vom Zioi = fiioi Zioo ~ 9'oio»
Zoll Vioi» Zoiö ~ Vwn Zo<it — 9*100» Zooo ^ ^''oooi
desgleichen mit übergesetzten Horizontalstrichen, so erhalten wir durch
diese Einsetzungen als die Besultante der filimioatioD von a, d, c aus den
drei Gleichungen:
y (a, 6, c) — 9 (6, c, <#), r — 9» (c, a, d)
die nacfastehende Gleichung:
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69d AobaDg 6.
0 «y''9iii(9uo+9Mi+9«i)(9ioo+Voio+9qoi)9<K»+
'(9oio+9i' o*9ooi)(9ooi +9oio+9>ioo)+
+«yi'(^iio*^^oii '*'Viot)(9ioi +9»iio+9oii)(9ioo*Voio+9ooi)(^^^
• (^010 foQi * *PiQo) ^9qoi + ^100 + 9oio) +
• (9'oi 0 ■*■ "Pi 00 + ^odO (Tooi + •Püio + 9i oo) +
•(vi4io+ Vooi '*'9\>io)(Voio+9ioo+9«w)+
hierbei wurde lediglich Gebrauch gemacht Ton den Tantologiegesetsen t4\
dem Th. 30^.) ^ + 9> — 1, 22+) a + 1 = 1 und 21 J a*t^a.
Beachtet man ttberdies, dass die Koeffizienten von x^r,, xy^z und
.r;/r die niluiliclion sind, desgleichen sich als einerlei herausstellen die
Koet'fizieuten von 3C^yz^ und x,»/, r. so treten weitere Vereiofacbimgen
ein. In diesen Koet'tizienten lassen zudem nach dem Rchema:
(«, + + y) (a + + y) (o + |J + y,) «= + ay + /Sy + «,fty,
noch drei und drei Faktoren rieh aasmnltipliriren, sodass die Resultante
sich am einfachsten darstellt als:
+(«,|/i;+xy,ir+a:y^,X9no^üti+^iio'Pioi+^ioi9Poii+9iio»'ioi9'o»i)"
+(a:y,£f,+a?,yz,+ar,y,^)(g>,,o9„,+9„o«3f),oi+9iot 9oti+Viio9>ioi 9»oii)"
1/,^, 9m (9'iio+ Vioi + Von) (9ioo+ Voio + 9m)9ooo'
Die Symmetrie derselben in Besag aaf jt, 2/, 4: ist nun ersichtlich.
Er^etTien wir die Namen der Argumente a, 6, c durch die griechischen
Duchstaböu y um die lateinischen Buchstaben frei zu bekümmeu iür
andre Zwecke, so eiuptiehlt es sich noch, die zwar ausdrucksvolle, doch
etwas schwerfällige Bezeichnung der bisherigen Koeffizienten von durch
die danmter gesetiten Zeichen an ersetien:
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Zur Orappentheorie des identischen Kalküls. 699
91 lu 9iiQt 9iön 9i90t Vom 9^010» 9*001 > ^^ooo
a, 5, c, d, Z', ^, Ä.
Als Resnltante der Elimination von a, j3, ans den drei Gleichnngen:
y -«» a/Sy« + • • ««*aya/S + -'*
ist dann gefunden:
0 «= flf jf jpo, (6, + c, + e.) (r/, + /; + Ä, +
+ (^.y^ + xf/^z + xyz^) + 6,r, + c/, + hcc) (d,g, + rf/, + f,ff, + dfg) +
+ ar,y,r,a (6 + c + c) (d + + A.
Soll eich dies in
zuBainiueiusiebeu — wie es doch der Fall sein mtlssto, wenn diese Gleichung
eine symmetrisch-allgemeine Lösung x — tp (a, y), etc. in drei arbiträren
Piirame^tern or, |?, y besösse — so müssen der erste und der lel/to KoefÜ-
zieiit gleich 1 gemacht werden (durch geeis^etö Bestimmung vüü a, 6, c,
^) A 9\ '0 während die beideu mittleieu Koeffizienten verschwinden.
Jene beiden Gleicbnngen:
tt, (7>, + r, + f(/, 4- /; + </,)//, = 1 = a (i» + c + e) ((Z + /+ /7) Ä
geben aber durch Koutrapositiou:
o + Ä + &<:e + d/> 0 nnd a, + + + «0
nnd inToMren Widersprttebe miteinander, wie diesen: dasa gldehzeitig
a = 0 und = 0 sein mttsste (desgleichen /» + A, » o, anstatt « l).
Vergl. auch Tb. 24^).
Es geht hieraus von neuem die Unmöglichkeit hervor, die Gleicliung
7?^ = 0 i^und damit auch die resp. li^ = O) in drei Paiametern sym-
metriseh aUgemeln sa lösen.
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Literatnrverzeichiüss
nqbst Bemerkungen.
Nacbatehend goV..- "rli das Verzeichniss der von m'r =<'lliat benutzteu Lit**-
ralur, noch ergänzt durch Literaturangaben aua Yeuu'ti bcbriil^ ebenda. You
dieien sollen die beeteroten nach ihm beeondere fllr die eymbolisirende ^oder
rechnerißcho Loj^ik von Interease sein. Wo mir dits nuf Griuul ei;;i'n*>r Tbcr-
MDgung oder Einsichtnahrae der Fall acbeint oder wir überhaupt zum Bewuut-
eein gekommen « daee nnmittelbar ein Werk von erbeblichem Einflnas anf die
Gestaltung meiner vorliegenden Schrift geworden, habe ich dasselbe meistens
noch durch den Drack henrorffehobon. Von jeder Schrift, die ich zu Geeicht be-
kommen, findet »ich die Anzahl ihrer Seiten angeführt.
Altited, J. H. 1) Logicae systema barmonicum, 1614.
Apelt» E. F. l; Die Theorie der Induktion, Leipzig 1854, 204 Seiten,
Aristoteles, l) Kalcgorkn, oder Lehre von den Grundbegriffen, Ed. von
J. II. V. Kirch mann, „Philosophisohe Bibliothek*^ Bd. 70 und 71.
Leipzig 1870, 41 + Seiten.
2) IlennctmUica , oder Lehro vom Urteil, desgleichen 41 -f- ^'^ ^seiten.
3) Ente Analytiken, oder Lehre Tom Sehlus«, desgL Bd. 72 n. 73, 1877,
150 + 260 Smten.
4) Zweite Analytiken, oder Lehre vom Erkennen, Bd. 77 n. 78, 1877,
102 -{- 190 Seiten.
5) Toiiik, desr?l. IUI. 8l> n. OO, 18^2. lMh; -f lÜO Seiten.
6) Sophisfi^ciie Widerk'giinLfL-n, de^gl. Bd. [H u. Ü2. GG 4" 04 Seiten — je
eiuscblieahlich der Erläuterungen v. Kirchmanu's.
7) Die Metaphysik des eto. Bd. 38 ii. 39, 432 + 346 Seiten.
Bachmann, G. F. 1) System der Logik, 1828.
*Bain, Alexander, l) Logic, 1870. Part L Dednetion, 2. ed. London
1873, 283 Seiten, Part. II. Indaction, 445 Seiten.
2) A higher English grammar, new edition, London 1884, 358 Seiten.
Im erwähnten Jahre wurde das BOste Tausend der revised ed. aus»
3j A couipaniou tu the higher Euglish grammar; second ed. Londou
1877, 858 Seiten.
*Bardili, C. G. 1) Gmndriss der ersten Logik, gereiniget von den Lr-
thttmmem bisheriger Logiken Überhaupt, der Kantieehen insbesondere.
Keine Kritik, sondern eine Medieina mentis, brauchbar hauptsftcblbh für
Deutschlands ktitiache Philosophie. Stuttgart 1800, 860 Seiten.
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Literatarverxeichniss nebst Bemerkungen. 701
Bftynos, T. S. l) fiesay ob the new analjüc of logical forma, 1850.
Beb ag bei, Otto, l) Die deutsche Sprache. Leipzig und i'rag 1886,
231 Bfliten; zugleich 54. Baad der deutschen TJiÜTenalbibliothek fttr
Gebildete „Das WisBen der Geg^wart**
Beueke, Friedrich Eduard. 1) System der Logik als Kunstlehre dea
Denkens. Berlin, Dtlmmler, 184*2; zwei Bände mit 328 + 397 Seiten.
Beutham, George. 1) Outline ot a new system of logic, 1827.
Bergmann, Julias. 1) Die Grundprobleine der Logik. Berlin 1682,
19G Seiten.
BernouUi, Johann, l) ParaUelismns ratioeinii logici et algebraici (1 686 ;
Opera I, 214).
Binet, Alfred. 1) La peyehologie du raisonnemeift fiecheiehes eip6rimen-
tales par rbypnotisme, „Bibliothdqne de philosophie contemporaiae^,
Paris 1886, 168 Seiten.
Bolsaao B. 1) Logik, 1837.
Boele, George (gesprochen: Buhl).
*l) 7%e ma^emtUktU anatffsis' of logic, being an essay towards a oal>
culus of deductive reasoning. Cambridge, MaenuUao, Barclay A Mae-
mUlan, London, George Bell, 1847; 82 Seiten.
*2) The calculus of logic, „Cambridge aad Dublin, Mathematical Jour-
nar\ Vol. H. 1848, p. 183 . . 198.
3) The Claims ot scieuce (Lecture at Cork, 1851).
♦4) An investigaiion of thc Laws of ihought on which are fouudod the
mathematical theories of logic aad probabilities. London, Walton
and Maberly, Cambridge, MacmiUaa St Co., 1854; 424 Seiten.
*6) Of propositious numerically definitc, ,,Tran8actions of the Cambridge
philosophical society'^. Vol. 11, p.3d6 ..411, posthum mitgeteilt von
A. De Morgan.
Born, Th. 1) Über die Negation iTnd eine notwendige Einschränkung
des Satzes vom Widerspruch. Ein Beitrag zur Kritik des menschlichen
CrkenntnissTermögens. Leipzig, Friedrich (ohne Jahreszahl), 91 Seiten.
Bowen, ?. 1) Treatiae on logic 1872.
Brentano, T. 1) Psychologie vom empirischen Standpunkte, 1874.
* Busch, M. l) AufangsgrOude der logikaliscben Algebra, Ttlbiagen 1768.
Carrol, Lowi^. l) The garae of locric, London, Macmillan 1887, cf. Re-
zension von Alfred Sidgwick p. 3 sq. und John Venn p. 53 sq. von
„Natnre** Vol. 36, 1887.
Cayley, Arthur (gospr. Keieh).
♦l) Note on tho calcnhis of logic. „Tbo i^uarterly Journal of pure and
applied maUiematicä", Vol. 11, 1871, p. 282 bq.
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702
Ltteraturverzeichniä«.
2) Oo Compound oombinations, „Prooe^dings of the Utenuy aad philo-
sophieal sodetj of MancbeBter'S Vol. 16, 1876 ..77, p. 113.. 114.
*de Castillon, 6. F. l) Sur un nouvel algori^me logiqm 1803 (Classe
de Philosophie specalAtive), p. 3 . . 34 der „Mömoires de l'Acad6niie
Boyale des Sciences et Bellea-Lettres depuis rayönement de Fr6d6rie
Guülaume III an trdae 1803 avec rhistoire poar le mßme temps",
Berlin 180d.
Chase p D. P. l) First logie book, 1875.
CHfford, W. K.
*l) Lectares and essays, 1879.
2) „Contemporary Review", 1873.
3) On ßic types of rompomul sfafonenf inroluing four dasses, ,,Procee-
dings of the Literary and Philosophical Society of Maocbester*\
Jan. 1877, Vol. 16, p. 88 . . IUI.
4) On the nature of things-iD-themselves, »,Mind" (A quarterly retiew
of psyohology and philosophy, ed. by Croom Robertson) VoL 3,
1878, p, 67 . . 67.
Dal gar no, G. l) Aza sigaonun, ed. 1834.
*Darje8, J. G. 1) Weg sor Wabrbnt, 1776.
Dedekind, Richard.
1) )V as smd und was soUen <Ue ZaMm?, Braunschweig, Vieweg 188b,
58 Seiten.
2^ Stetigkeit nnd irrationale Zahlen, Braonschweig 1872, 31 Seiten.
3) Siehe unter Diricblet^
♦Delboeuf, J. l) T.ogiquc alijorilJinuque. Eöbai aur un Byst^mo de sigiies
applitju^ ä la lügiijue avec ime introduction ou sont trait^ea les qua-
stions generale« relatives A Femploi des notatioos dans lea scienoes.
Li^ et Bmxellee, 1877, 99 Se\^n.
De Morgan, Augnsttts.
1) First notions of logie (preparatory to the study of geometty).
London, Taylor is Walton 1839; 32 Seiten.
*2) Formal logie, or the calculuh nf inference necessary and probable»
London, Taylor and Walton, Ib lT; 336 Seiten.
*'6) SjfUnbus of a pioposed System of logie, London, Waltou and Maberly
1860} 72 Seiten.
* Sodann in den „Transaeticms of the Cambridge Philosophieal Society**:
On Üte struehtre of (he ^ßoffiam and its appUcation (Nr. I) Nov. 9,
1846, Vol. 8, part 3, 1847, p. 379 408.
Diese Abhandlung' (Nr. 29) rief jen*» denkwürdi;.,'»^ Polomik in Betreff
der Selbständigkeit von Do Morgau« Entdeckuugeu mit Sir W. Ilamil»
ton hervor, worin letzterer sie schliesslich auerkanote (Die Kontroverse
begann 1846, setzte sich intorniittireml im ,,Athenaeum" fort und kam
in der „Contemporary Review" 1873 zum Abachluss) vgl. Vfnn' p, 9.
6) On the symbcäs of logie, the theoiy of Uie ^Uoffistn (l\r. U) and
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LiteratarrerzeickDisB nebst Bemerkungen.
703
in particiilar of tbe copula, and Üie applioation of the theoiy of
pi-obabilities to some questions of evidenoei Febr* S5, 1660, Vol. 9,
1851, part. 1, p. 79 . . 127.
6) On the sifUwfistn Nr. III and on lopfic ia gouezal Febr. 8, 1858,
Vol. 10, 1864, part. 1, p. 173.. 230.
7) Oll (he syllogism Nr. lY and on the logic of relatious. April 23,
1860, Vol. 10, 1864, part 2, p. 331 .. 358.
8) On Ote syllogism Nr. V and on Tarions points of tbe onymatic
System. Maj 4, 1868, VoL 10, 1864, part. 3, p. 428 . . 487.
9) Artikel Logic in der „Englisch Gjdopaedia" Ton 1860.
10) VergL Boole^
Dieffenbacb, Ladwig. 1) Der mensddiehe Wille und seine Grundlagen.
Die Freiheit des Willens und die Zurechnung. Darmstadt 1886, 130 S.
(Selbstverlag des nun verstorbenen Verfossers, 0. F. Winter'sehe Baeh-
dmekerei.)
Diriehlet, Lejenne. 1) Vorlesungen Uber Zahlentheorie, herausgegeben
und mit Zusätzen versehen von Dedekind, 8. Aufl., 2 Binde. Braun-
schweig 1879, 627 Seiten.
^Drobiseh, Morits Wilhelu. l) Neue Darstellung der Logik nach
ihren einfiushsten Verhiltnissen mit Rücksicht auf Mathematik und Natur*
wiseenschafteo. Vierte Auflage. Leipsig, L. Voss, 1875, 244 Seiten.
Inswischen ist eine fOnfte Auflage erschienen.
Du Bois Beymond, Emil, l) Beden. Erste Folge, Xicipsig 1886,
550 Seiten (darin: Die sieben Weltrftfbsel, p. 381 ..411), 2. Folge,
ibid. 1887, 589 Seiten.
'^Ellis, A., J. l) On the algebraical analogues of logical relatious, „Pro-
oeedings of the Bojal Society of London", Vol. 21, p. 497 sq.
EUis, Vi. L. 1) Edition of Bacon's works, 1858.
*2) Mathematical and othoc writings 1863.
Erdmann, J. E. l) Geschichte der neueren Philosophie 1834 . . 53.
Ealer, Leonhard.
l) Briefe an eine deutsehe FOrstinn ttber ▼erscbiedene Gegenstande ans
der Naiurlehre. Nach der Ausgabe von Condorcet und de la
Croix, übers, von F. Kries. Leipzig 1792.. 94, 3 Bde. von 547
-f 384 + 424 Seiten. Das Original führt den Titel: Lcttres :\
une princease d'Allemagne snr (juolque sujets de physique et do
philoäophiü, 1768 .. 72 — daijelbst vergleiche II p. 106, Lettre
102 105 — auch existirt eine englische Ausgabe: Letters to a
Getman Piincess, Ed. Brewster, 1823.
Franklin, Frau, s. Ladd.
Frege, Gottlob.
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704 Litentarreneidhiiisi.
*l) Begriffssdirifl , eine der aiitbmctiscben nachgebildete Formelsprache
des reinen Denkens. Halle a. S. L. Nebert, 1S70, 8S Seiten.
2) Anwendnnfjen der Begriffsschrift, Vortrag, in den Sit zu ngsbe l ichten
der Jonaiäcbun Gesellschaft für Medicin und Naturwissenschaften,
1879; 5 Seiten.
8^ Über den Zweck der Begiiffaflchrift, ibid. Jul 1882, p. 1 10.
4) Die Grundlag«! der Arithmetik, eine lof^ch matbematisofae ünter*
Buchung über den Begriff der Zahl, Breslau 1884, 119 Seiten.
Diese Schrift enthlilt uiaiich' kritischen Seitenblick anf mein Buch*
(siehe uuter Schröder); indesö vermag ich nicht zu fiudeu, dasd der Ver-
fasser deuieelbeu sonderlich gerecht geworden. So z. B. gründet er selbst
seine Begriffserklrirun«,' der „Anzahl'* von Einheiten einer Menge atif den
büäouders von ihm erklärten ßef;priff „gleichzahlig" und bittet, p. 7t^, dies
Wort aU eine willkürlich gewühlte Bezeiohnmifiwexfe tu betrachten deren
Bedeutung nicht der sprachlichen ZuBamTnensptznns^ flOodern jener Er-
klärung zu entnehmen ist — ansonst ja in der That ein circulus in de-
finieitdo vorliegen wfirde. Die gleiche Rflekmoht aber Iftest Herr Frege
keineswegs auch mir an<;odBihen, indem er (p 28) bemängelt, dass in
meiner Definition der Anzahl das Wort „Häutigkeit** nur ein andrer Aus-
dmck tOt Anzahl sei, ohne dessen Brwftbniing sn thnn, dass daneben
auch meinerseits der Begriff „gleichhäufig" („von ghiclier Hiinfigkeit")
seine strenge Erklärung selbstäiadig gefunden, p. Vill findet es Herr
Frege „ergötzlich", daas ich unter der Überschritt „Einziges Axiom" auf
die „Permanenz der Zeichen'* hingewiesen, ein Vergnügen, das ich gern
ihni lasye; die .^us^stelliing trifft nnr das (von mir beliebte) Wort Axiom",
womit ich glüubte und noch glaube, ouc Voraussetzung oder Annahme
beidehnen zu dürfen, die den Beweisführungen mit zogronde liegt —
wenn sie meinetwegen nneh ,. innere oder äussere Bedingung einer jeden
Beweisführung" i»t. Wetjeuthch wollte ich 1. c. andeuten, da^ii» jedenfalls
eine and^e Voraussetzung empiritch^i^ntiictischer Art bei den arithme-
tischen Wahrheiten nicht gefordert 7,n werden braucht, und da auch ITcrr
Frese zu der Überzeugung gelangt, dasB die^ arithmetischen Wahrheiten
„anuytiscbe" seien, so b^tehi wol in sachlicher Hinsicht hier Überein-
stimmung. Über andi re einzelnen meiner Aussprüche zuteil gewordene
Aufllegungeot mit denen ich nicht ganz einverstanden, glaube ich hinweg-
gehen SU dfirfen, sie dem Urteil Derer «ihehneieUend, die von denselben
Kenntniss nehmen. Richtig ist (p. 63) dai>R ich einmal genauer hätte sagen
sollen, dass ein (gewisser) „JC^ame** za einem gewissen „Begtiffimorte**
(anstatt „Begriffe**) wird.
Qergonne, J. D.
1) Essai de dialectiquc rationelle (Gergoane's „Anaales de mathömaii-
ques'', Tome 7, p. 189 228.
Gilman, R. J. 1"^ Observations in reliitive nnmber with applications to
the theory of probabiliiies, siehe „Studies in logic", p. 107 .. 125.
Grass mann, Hermann. 1) Lehrbuch der Arithmetik fttr höhere Lehr>
ansialten. Berlin 18C1, 220 Seiten.
Grassmann, Robert
Die Wi^Menschaftslehre oder Philoaophie. Zweiter Ergioziuigsteil: Die
Formenlehre oder Älathematik.
1^ Erstes Buch: Die Grüssenlehrc; 52 Seiten.
*2) Zweites Buch: Die Begriff sichre oder Logik; 43 Seiten. Stettin,
B. Qrassmann, 1872.
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LiteratamcieictioiflB Mbit Bemarkongen. 705
^Günther Sigmund, l) „Vierteyahnebrlft fllr wissenaeliafUiohe Pbüo-
sophie'S 1879.
Halsted, George Bruce.
ia) Boole'ä logical luetliod, „Tlie Journal oi speculaüve philosophy^'
(edited by Wm. T. Harris» St Louis MO.). VoL 13, 1878, Nr. 1,
p. 81 . . 91.
Ib) Statement and reduction of eyllogism, ibid. Nr. t, p. 418..42G.
Ic) Algorithmlc division in logic, ibid. Vol. 13, 187'J. Nr. 1, p. 107 112.
2) Thö modern logic. ibid. April ls<s3, Vol. 17, Mr. 2, p. 210.. 213.
3) De Morgan as logician, ibid. Vol. 18, Nr. 1, p. i .. d.
*4) Algebras, space^, logier, „Populär .^cicnee raonthlj", Aug. 1880.
Hamilton, W. 1) Lcctures on Logic, 1860.
2) Discussious ou philoäopby, 1866.
Hamilton, William Bowan. l) Blementa of Qoateniions, 1866.
Hankel, Hermann. 1) Torlosmiigen Uber die complmcen Zablen und
ibro Functionen. Theorie der eomplexen Zablensysteme etc. Leipzig 1867,
196 Seiten.
Harlcy, Robert.
*1) „British Quarteriy Review", July 1866.
*2) Ün Boole's laws of thought, „Report of tlie Biitish Association"
' 1866, p. 3 .. 6 der Notices aud abstracta, und 1870, p. 14 sq.
3) Remarks on Mr. Murphy 's paper'', „Proceedings of tbe Literary
and philosophieal soeiety of Manchester", VoL 23, 1884, p. 36 .. 40.
Hunas, Friedrich, l) Logik. Aus dem h. Nachlaase des Verf. berauä-
gegeben too Heinrich Wiese, Leipzig 1886, 308 Seiten.
Hauber, F. C. 1) Scholae logico-iaaLuematicae, 1829.
V. Helmholtz. 1) Vorträge uud Reden. 1. Pid. Braunscbweig 1884,
396 Ötiteo, 2. Bd. ibid. 380 Seit^jn, darin: Die Thatöaciiou in der Wahr-
nehmung (1878) p. 217 .. 251 — auch separat erschienen.
Herbartj J. F. 1) Einleitung in die Philosophie. Vierte Aufl. 1850.
Hoffbaner, J. C. 1) Analytik der Urtheile und Schlosse. 1792.
*v. Holland, Georg Jonathan. 1) Abhandlung über die Mathematik,
die allgemeine Zeichenkunst und die Yersdüodenheit der Rechnungsarten,
1764.
*Hughlings, J. P. The logic of names, an introduotion to Boole's Laws
of thought, 1869.
Ingleby, C. M. 1) Uutlines of theoretical logic, 1856.
Itelson, Gregor. l) Zur Geschichte des psychophysi sehen Problems,
Stein s „Archiv für Geschichte der Philosophie'*, 1889, Bd. 3, p. 282 .. 290.
JoTons, William Stanley (gcepr. Dschihwns).
ScMiADim, AlgtItM d«t Logik. 46
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706 LitoEtttonrecieifiliiiiM.
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on Boolc's System and on thc relailon of logic and mathematios.
London, E. tStanford, 1864; 87 Seiten.
*2) TJw ffuhsfitution of similnrs, the tnie principal ot' reasoDint'. d( lived
from ä modi&cation of Ariätotlü'ä dictum. Londou, Macuuliaii liu Co.|
1669; 86 Seiten.
3) On a ge&eral System of namerically defiaito reasoniog, 1870,
YoL 4 der 3^ Series der „Memoirs of the liteniy and pUlosopliioal
Society of Manchester", 187L p. 330 .. 352.
4) On the mecbanical performanco of logiwil inference, „Philosophical
Transactions of the Koyal society of London", 1870, YoL 160,
p. 497 ... 518.
5) Primer of logic. With Ulostrations aad queetions — unter den
„Sdenoe primers" London, Macmillun 1876, ersciuenen.
6) Ekmentary hssons in logic: deductive and inductive. With copious
qaestaons and cxamples and a vocabulary of logical terms. 7^ Edi-
tion. London, Macmillan «t Co. 1878; 340 Seiten.
7) Lessons in li»iric. indnctivc and deductive. With numerou.s illnstm-
tions, London, üucmillau Ai Co., ä*^- ü*^; 2'' Ed. (laut liuclihündler-
anzeige).
*8) The prkieiples of scienee. A treatise on logic and adentifie metbod.
3** Ed London, Maeroillaii ä Co. 1879; 786 Seiten. (Erste Ans-
gäbe 1874, 2 Bände.)
*9) Sfudks in deductive hqic. A n:aniial for stndents. I«iondon, Mac-
, ' milhiu k Co. 1880, 304 Soiten.
10) On the inveree, or iuductive, logical problem, 1871, „Memoire of
the literary and philosophical soeiely of Mandiector^', 3^ series, Vol. 5,
1876, p. 119.. 130.
11) Who diäcoveied the quantification of the predioate? ,)The Contem-
poraiy Beview" 1873, VoL 21, p. 821 ..824.
Kaut, Immanuel
1 ) Logik. Em iiandbucli zu Vorlesungen, heraubgegebcu von G. B.
JSsche; erlKutert Ton J. H. t. Eirchmann, 2. Aufl., Leipzig 1876,
164 Seiten.
2) Die falsdie Spitsfindigkeit der vier syllogiätischen Figuren, 1762,
Ed. Bosenkrans Ton Kant's Werken, Leipsig 1838, Bd. 1,
p. 57 ..74.
3) Kritik der reinen Vernunft, Ed. v. Kirchmann, 2. Aufl. Berlin
1870, 720 Seiten.
Keller, Julius. 1) Der Ursprung der Vernunft. Eine kritische Studie
über Lazarus Geiger's Theorie von der Entstehung des Menschen*
geschlechts. Heidelberg 1884, 220 Seiten.
Keyues, John Neville. l) Ötudies aud exercises in formal iogic, in-
cluding a geueralitiation of logical proceäüei» in their application to com-
plez inferenees, London, Macmillan 1884, 414 Seiten.
2) Matter of &ct logic, „Mind*', YoL 4, p. 120 . . 122.
Digitized bv Gooj;;!
LiteraturverzeichuidB nehst Bemerkungen. 707
3) On Ihe position of formal lo^, ibid. p. 862 . . 376.
Krrelier, AtliaiiBsias. l) Ars magna adendi, 1631.
V, Krieti, Johannes, l) Die Prmcipieu der Walirscheinlichkeitsrechming,
eine logische üntersttcbung. Freilnirg L B, 1886, 398 Sdtan.
Kvöt, F. B. 1) Leibnizen's Logik, 1857.
Ladd, Christine (Frau Fabian Franklin).
1) On ihe algebra of logic, siehe unter „Studies in logic" p. 17 .71.
2) On some charadcrisücs of mmhnlie Inqir. „American Journal of psy-
chologj" edited by G. Stanley Hall, Worcester 1889, Vol. 2,
p. 543 .. 567.
3) Some proposcd rcforms in common logic, „Mind", January 1890.
p* 76 • . 86*
4) Aufgaben in den „Mathematioal Questiona'*.
Lambert, Johann Heinrich.
*l) Neues Organen, oder Gedanken Uber die Erfonwhnng und Beseidi-
nung des Wahren und dessen Unterscheidung vom Irrthnm nnd
Schein, 2 Bde., Leipzig 1764, 592 + 436 Seiten.
*2) „Nova acta eniditonim" 17G5.
*3) Logische und philosophische Abhandhmgcn, 1781.
*4) Dentsoher gelehrter Briefwechsel, herausg. von J. BernonlU,
4 Bde, 1782.. 84.
6) Anlage zur Architectonie, oder Theorie des Ersten und des Ein-
feu^hen in der philosophischen und mathematischen Erkenniniss,
2 Bde, Riga 1771» 376 + 660 Seiten.
Lange, Friedrich Albert.
1) Logische Studien. VÄn Beitrag zur Neubegründung der formalen
Logik und der l<>kenutaissÜieorie. Iserlohn 1877, 149 Seiten.
Lange, J. C. 1) Nucli-us loL-icae Weisianae, 1712.
2) Inventum novum quadratilogici.
Latham, R. G. 1) Logic in its applications io langnage, 1866.
Leeohman, J. l) Logic, 1864.
V. Leibniz, Gottfried Wilhelm.
*l) Opera philosophioa, Erdmas n's Ed. 1840.
Liard, Lonis.
*l) Les logicicns unglais coniemporoms, 2"** Edit. Paris, Germer Bail-
It^re 1883; 177 Seiten.
Unter dem Titi;l: „Die neuere englische Logik" auch ins Deutsche
Überheizt von J. Imelmann, 2. Auü. Leipzig, Denicke, 1883,
168 Seiten.
Liebmann, Otto.
1) Zar AnalyiiB der Wirklichkeit, PhÜosophisdie üntennohnngen,
Stiasshmg, E. J. Trabner, 1876; 619 Seiten. (Inswisohen in
iweitcr Anfla^ erschienen.)
46*
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708
LiteratorrmeiehinM.
Lindsay, T. M. 1) Ueborwog^s logic, 1871.
Lipsehitz, Bndolf. 1) Lehrbuch der Analysis. 1. Baad, GrundleigeB
d. A., Bonn 1877; 594 Seiten. (3. Bd. DHE- und Int^gialxecbnuiig,
Bonn 1880; 734 Seiten.)
Lotze, Hermann.
1) Logik. Drei Bficher ▼om Denken, vom üniarsvdien und vom Er-
kennen. Zweite Aufl. Leipzig, Hinsel, 1880; €08 Seiten.
2) Metaphysik. Drei Bücher der Ontologie, Kosmologie nnd Psycho-
logie. Ibid. 1879i 604 Seiten.
Maass, J. G. E. l) Grundriss der Lugik, 1793.
Macfarlane, Alexander (gesprochen: Mkfnrlfihn).
*1) Frincipkfi of the ahfrhra of hgic, with ezample«, Edinboazgh,
D. Douglas, 1879; 155 Seiten.
*2) On a ccUculus of relaiionship. Part 1. „Proceedings ot the Rojral
Sodety of Edinbourgh", YoL 10, p. 334.. 232, Maj 1879.
3) Alff^ of rOoHonO»^. Vaxt IL ibid. Vol. 11. p. & ..13, Dee. 1880.
4) Desgl. Part TU. ibid. Vol 11, p. 162 .. 173, March 1881.
5) An analysis of rdaUon^tip. ,^hilosophical Magaane^*, Jone 1881»
p. 436 . . i if).
Ii) Analytii» of rulatiootihips applied to various problems. „Journal of
the anthropological Institute'', London 1882.
7) Antäjfaia of rMhiu^^, of oonsanguinity and affinity. London,
Hamsons A Sons, 1882, 18 Seiten.
8) Besprechung yon Kant 's critiquc of pure reason: translated into
English bei F. Max Müller, 2 vols. London, MacmilJan — ^^hilo-
sophical Magaziue*^*, June 1882, p. 1 . . 4.
9^ I7t€ logkiil spedrum, „Philos. Mag.", AprU 188Ö, p. 286 ..289.
10) Aufgaben in der „Educational Times'\ cf. „Math. Qaestions*'.
♦Maimon, Salomon. l) Versuch einer neuen Logik 1794.
Mangel, H. L. l) Prolegomena logica 1860. 2) Aldrioh, 1862.
McColl, Hugh (gesprochen: Hjuh Mäkohl).
*l) The cafntlns of equivalent Statements and integratirm timifs. („Procee-
dings oi the London Matbemaiical Society", VoL 9, 1877 .. 78,
p. 9 .. 20.
*2) The caUctdus of eguivalmi Mements (seeond paper)^ ibid. p. 177 .. 186.
DeggL (thiid paper), ibid. Yol. 10, 1878, p. 16 .. 38.
*4) Deßg^ (fonrth paper), ibid. Yol. 11, 1880, p. 113.. 121.
6) A note on prof. C. S. Peiree's probabilify notation of 1867, ibid.
Vol. 12, p. 102.
♦6) Symbolical reasoning, ,.Mind", Jan. 1880, V(»l. 5. p. 45 . . 60.
7) On the growth and use of a symbolical lauguage, „Proceedings of
ibo litefsiy and philosophieal society of Haaehestei*, 1881, YoL 20,
p. 108.
8) Aufgaben in den „Math. Qoestions", nnd der „Bdncational Tiaue^
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Literalufreneichiiiu oebsi Bemorkuigeii.
709
Marquaud, Allan.
li The logie of ibe Bpieureoiu, «ehe „Btndi«i in logic", p. 1 11.
3) A machme for prodnoing syllogistio vaiiatioiui, mit Note od an
eight-term logical machine. Ibid. p. 12 .. 16.
8) A new logical machioey Froceed. Amerie. Acad. Vol. 21, p. 303 307.
Mill, John Stuart
1) Sij<;fem öf logic, ratioeinatiTe and indactive 8^ ed. (Znletat 9^ ed.
erschienen.)
2) Dasselbe in deutscher Ausgabe, als „System der deUuctiven und
iuductiven Logik^' von J. Schiel, Braunschweigf Vieweg, 1868,
S. Aufl., 573 + 586 Seiten. Die Citate beneben sieh auf Bd. 1
der 5. Aufl. der Übersetzung.
8) Ezamination of Sir W. Hamilton'» Philoeopbj, 186«5.
Hitobell, 0. H.
1) Om a new aXg^a of Ifigk, Siehe „Stndies in logi^, p. 72 106.
Mflller, Max.
1) YorleBongen Aber die WieBenadiaft der Sprache. FUr das deatsebe
PnbHkum bearbeitet von Carl BQttger, Leiptig, Gast* Mayer,
1863; 400 Seiten.
2) Da8selt)C in neuer Aufla^p. in zwei Bänden. Bd. 1, 3. Aufl. 1876,
500 Seiten, Bd. 2, 2. Aufl. 1870, 036 Seiten.
3) The science o£ thought, unter dem Titel: „Das Denken im laichte
der Spraebe**, aberaetzt ^on Engelbert Schneider, Leipzig 1888,
607 Seiten.
4) No language without reason — no reaaim withont langnage, „Natnre*^
Vol. 36, 1887, p. 249 .. 251.
6) The original Intention of coUectiTe and abstraot terms, ^Mind^'
Vol. 1, p. 345 351.
Murphy, Joseph John.
*1) llddlton of logk in Invqutige, Belfast Natural history and philo-
ßophicai Society", Febr. 1875, 21 Seiten.
«2^ Fandamental logio, „Mind'', Jan. 1877, Vol. 2, p. 47.. 55,
*3) On ofi extmsion of the ordmartf lopk, eotmeeting U wlA Ae logie of
relatives. „Proceedings of the Literary and philoaopbioal. Bodetj of
Manchester", Vol. 19, 1880, p. 90.. 101.
4) On tho transformation of a logical proposition containiag a single
relative term, ibid. 1882, Vol 21, p. 36 sq.
5) On the quautihcation of predicates aud ou tlie inttiipielatiou of
Boole^B logical Symbols, ibid. 1884, Vol. 28, p. 83.. 36.
6) On the meaning of addiüon and subtraetion in logic, ibid. 1886,
Vol. 25, p. 8 .. 16.
Feano, Ginseytpe (Joseph).
l) Calcolv (jmmdncu secomlo rAusdehuungülehro di 11. Grassmann,
preceduto dalle operazioni della logi(» deduttiva, Torino, Fratelli
Booea, 1888, 170 Snten.
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710
Literaturrerseicliuias.
S) ÄriämeHees pnndpia, nova methodo ezposita» Tarin, Born, Florenx,
Fratelli Bocca, 1889, 40 Seiten,
8) / principti (U Qtametria, logiounente esposti, Soggio di • . ibid. 1689,
40 Seiteu.
Diti Hehr beachtemwcrten Schriften sind dem V'erf. z,u üpät l>ckaaui
Corden um iu dieHoin Bande noch eingehende Berücksichtigaog sa
an. Es ist höchst frappant, in 3) z. B. eine riesige Meng© Ton f»eo-
metriBchen Sätsen mitsamt deren Beweisen — fa.-t einen Druckbogen
bindorch nn^eflÜur von Zeile zn Zeile fortschreitend ~ ohne jeglichen
Text oder Figuren lediglich in dtr Zcichenffpradtt dargestellt zn erbliekpn
— nur erläutert noch durch einige ^anz am Sohlnsse angehängte Noten
B«bit voraaege8cbiekt«m SehUtiel. Die Zeieheoipra^e wesentlich die
unsrea Klassen- und Aussagenkalkuls (mit wenigen Zufügungen), obwol
äoaaerlich ganz eigenartig ersonnen und Ton der hier verfouitnen leider
▼erscbieden. Es erhellt ans ihrem Anblick, dass das S. 98 aaff^stellte
Ideal der Pas^i^irrnphie für die Zwecke der Wissenschaft bereit« in ganz
erheblichem Umfange verwirklicht ist. — Die Menge der «og. Axiome
mfisste jedenfalls noch weiter, noch sehr verringert werden. —
P e i r c e , Benjamin (gesprochen: Pörsss).
1) Linear associative algebri^ new edition with addenda and notes hy
Ch. 8. Peiree, aon of iho anthor. New-York, Yan Nostrand 1882
— Abdroflk ans dem „American Jonmal of MatheinaticB" Vol. 4,
97 . • 229.
Pcirce, Charles S(antiago).
*X) Tbreo pnpers on logic, rend bcforo the Ameriean Acadomy of arts
and scienees 1867 — siehe: „Proceedings of the American Academy
of arts and sciences" Vol. 7, 1865 .. 1868:
1») (hl an mq/rovcment in BooWs ealculus of logic, p. 260.. 201.
Ib) On the natural Classification of arguments, p. 261 . . 287.
1.) On a new list of categories, p. 287 . . 298.
2) Descriptim of a notation for the loc/lr. of r'Iafircft resulting from an
amplification of the conccptions of Boole's ealcnlns of logic.
moirs of the American Acadcmv*' Vnl. 9, 1870, p. 317... 378.
3) On the applicalion (d" logical analysis to multiple algebni, „Procee-
dinya of the American Acad. ' 1876, Vol. 10, p. 392 .. 394.
4) Note on Grassmann's calcnlos of eztension, iUd. 1878, VoU 13,
p. 115 sq.
*5) On ihe aJgehra of logic, „American Jonmal of MathematioB'* 1880,
Vol. p. 15 .. 57.
6* Briet de:icription of the algebra of relativea, 6 Se:*^^Il (wo?).
7) On the logic of number, ..Amor. Journ. of Math \ ul. 4. p. 85.. 95.
ii) On the algebra of logic: a contribution to the philoäopLy of uotatiou.
Jonm. of Math.** 1884, Vol 7, p. 180.. 202.
9\ Li dem Buehe ^Btndies in logic** siehe unter 8 unsrss Veneichiiisses:
9a) A theory of probable inference, p. 126 . . 182.
9b) Note A. On a limited universe of marks, p. 182 .. 187.
9c) Note B. Thr logic of rdntivcs, p. 187.. 203.
*10) „Journal of speculative pbilosophy", Vol. 2, IbGö (tbreo paper8^:
1^0») Questions conceming «.^rtain t'acultieä claimed for man, p. 103 .. 114.
10b) Some consequences of fonr incapittee p. 140 '.. 167.
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Literaiurvoneicbiusa uebst B«mcrkuugeu.
711
lOe) Oronnds of validity of ibe laws of logie. Parther conseqnenoes of
foor incapacities p. 1 93 . . 208.
loh würde diese Schriften in der Einleitung berücksichtigt haben,
wenn sie mir früher zug&jiglich gewesen wären.
11) Upon ibe logic of matbenuitics, „ProceediiigB Amerie. Acad.*' Vol. 7,
p. 403 . : 412.
Ploncqaet, Gottfried.
*l) Sammlang der Sohriften, welche den logischen Kalkal des Herni
Prof. Ploucquet betreffen, Prankfurt und Leipzig, 1773 — Ton
A. F. Bük. Nach Itelson': 177^ cf. p. 284, ibid.
2) Methodus calculandi in logicis, 1 i incof. et Lipa. 1763.
3) Godotredi Ploucquet Principia de bubsiautiis et phaenomenis (Ao-
cedit Methodus calcalandi in logicis ab ipso in?enta cui pxaemitti-
tur Gommentatio de Arte ChMaeteristica), Fnuioof. et Lipsiae 1764.
Die erste Auflage der ,»Priiicipia** (ohne die Beilflge) ist 1763 er-
schienen.
4) Elementa philosophiae contemplativae , sive de scientia ratincinandi
nntionibus discipliuarum fimdameutalibus Deo, üniverso et speciatim
de Hominei Stuttgart 1778, 543 Seiten; enthält p. 37.. 42 ein
Kapitel: de Calcnlo logico.
Pommer, Josef. 1) Beispiele und Aufgaben zur Lehre vom kate-
gorischen Syllogismus, Wien 1884, 36 Seiten.
Port- Royal, La l>*gique de.
1) EUiliou nouvelle, avec introductiou et uotes suivie d'eclaiicissements
et d'extruts d'Aristote, DescarteSf Malebranche, Spinosa,
Leibnitz, Kant, Hamilton, Stuart Hill, par Alfred Foaill6e.
Paris. E. Belin, 1871>, l.'O Seiten.
Das ursprüngliche Werk: ,,La logiqnc, ou Tart de penacr'', bekannter
unter obigem Titel, hatte ta Verfassern Arnanld und Nicole, Patres
in einer neben dem Cisterciensernonnenkloster Port-Royal-des-Champs un«
weit Versailles (in einem Üebäade Les-Qrange«) gegründeten Kloster-
schule; es erschien 1G62.
.V. Prautl, KarL
1} GeBoIiiohte der Logik im Abendlande. Vier Bünde, Leipzig 1666 . .
1870, 733 + 408 + 426 + 305 Seiten.
Biehl, A.
*1^ „Yierieyahxssebiift für wissenschaftliehe Philosophie", 1877.
2) Der philosophische Kriticismua und seine Bedeutung für die posi-
tiTO Wissenschaft, 2 Bttnde, Leipzig, 1876 79, 447 + 358 Seiten.
Bttdiger, A. 1) De sensu Ten et ftlsi, 1741. •
Scheffler, Hermann.
1) Die Natnrgesetse und ihr Zusammenhang mit den I^rinzipien der
abstrakten Wissenschaften.
Dritter Theil. Die Theorie der Erkenntniss oder die logisehen
Geeetse. Leipiig 1880, 930 Seiten.
« Sehlote 1, W. 1) Zorn 4. Mu 1876. Kleine Bausteine sn einem Denk-
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7X2 Ijit;4;raturTeraeichni88.
male. Zur PriTatmittheilung an Gelehrte bestimmt Preiburg L Br.
1876. 206 Seiten.
S. 89 . . 114 nimmt der (auf dem Titelblatt nicht fjcnanntt ) Vi-rfa-sfr auch
einen Aolaaf zu einer von ihm als „RecursioaBsjllogiistik'' bezeicbiiettiu Sym-
bolik (den ich aber nicht für eioen glücklichen halte). leh würde die Arbeit«
ganz versteckt wie sie ist , in i inem seiner \*ielen , zumf'ii.t fiepen Profe^tior
Drobisch, die Berliner Akademie, Bibliotheksvorstände etc. gerichteten Pam-
phlete, sicher übersehen haben, hfttte mich nicht ihr Verfasser In finer lelt^
Barnen Zuschrift auf dieselbe utul darauf aufmerksam ^'omacht, dasa ich lie bei
der Groeah. Badischen Hof- iiikI I.aiule.sbihliothek entleiben könne.
2) Die Logik, neu bearbeitet. Güttingen 1854, 118 Öeit^u.
^Schlosser, P. P. 1) Dispiitatio de sororio logiccs et niathcseos nexu,
et appUcaUone praeceptorum logicorum in disciplinis mathematiciS| 1727.
Schopenhauer, Arthur, l) Über die vierfache Wurzel des Satiefl TOm
snreicheiideiL Gninde, 8. Aufl« Leipiig ,1864, 160 Seiten.
Schräder, Friedrich Wilhelm Karl Ernst
l) Lehrbach der Arithmetik imd Algebra fttr Lehrer und Stadirende.
1 Band: Die sieben algebraischen Operationen. Leipiig, Teabner
1873, 360 Seiten.
•2) Der Opera (ionskrtis f?<"f LofflH-nlkttls, ibid. 1877, 37 Seiten — rezen-
sirt, von Adamson „Mind'\ Vol. 3, p. 252 .. 255.
3) Note über den Uperationäkreis deä Logikkalkulä , „Mathematische
Annalen** 1877, Bd. 12, p. 481 ..484.
4) Rezension von Frege's „Begriffsschrift^ in Schlömilch*s „Zeit*
Schrift für Matb. uiid Physik^*, 1880, Bd. 25, p. 81 94 der histo-
risch-literarischen Abteilung,
ö) Exposition of a logical principlr», as discloscd by tlie alir»'^»ra of
lo^ic. but overloüked by the ancient logicians, ^.Hopurt oi tlie .'»:>*'
Meeting ol" the Britiöh Association held at Southporf, 18b3, p. 112.
6} Über das MhiUwiiionqarolfkm im idmüM^ KtOkul „Tagblait d«r
68. Versammlnng deutscher Natnrforscher nnd Arzte in Strassbnrg^
18R5, p. 353 sq.
7) Tafeln der eiiirleuti^' mnkelirbaron Funktionen zweier Variabein auf
den einfachsten Zahlengebieten. „Matb. Aunalen" 1887, Bd. 29,
p. 299 .. 317.
8) Über Alguriilajun und Kalkuln. Hoppe's „Archiv lür Matb. und
Physik«, 1887, 2. Reihe, Teil 6, p. 225 .. 278.
Leider wurde mir der Aufsatz einigerijuiysen veruu^tiiltet zufolge Inter-
venirens der Hedaktion bei den Korrekturen, an die ich nicht obnf^
Schaudern zurückdenke. Am empfindlichsten bleibt, dass bei ErwAhuuug
der Integrabilitätsbedingungen , p. 207, niobt nur mir die beabsichtigte
Fusenote tin't den ausfülirlirhen Liteniturangaben, sondern anch im Teste
die ^,'ebiiihiende Erwähnung der N;tm«n Hiomauu uiid faul Du Bois
Revuiond (neben dem von Thoina«) ungeachtet aller meiner Bitten,
Anerbietungen und wiederholten \'or?telIungen au? erster und zweiter
Korrektor gestricheu wurde. Ich muss den Leser erHUchen, vor der Lek-
türe die (someiBt zweimal vergebens angebrachten) Korrektaren nnd Vex-
l^e^fiernngen ans den Berichtigungen des Bandes eintragen zu wollen,
iu welche sie wenigstens schliesnlich aufgenommen erschieuen.
9) Oher dk Anrahl der Urteile, welche die Loffik äbmgeben vermag iib^ *
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Litenttnrreaeiehniaa nebst Bemerkongwi. 713
ewei Jirffrißc, „Tagbiatt der U2. Versammlung deutscher Natui*forticlier
and Ante va Heicitlberg" 1880, p. 190.
Anlässlich genannter VerBammlung wurde ich ent dnrch Herrn
Walti r Pyck anf dit; Schriften* nnd' den Herrn Peano anfmerkfam
gftuucbt, nach welihiu ich auch dessen Schrift' erwarb. Ich ersehe aud
dem Vorwort der letzteren, dass die von mir ermittelte Zahl 32767 schon
Horm Peano bekannt war und in piner allgemeineren Foninl deuelben
entli.uun ist, die ich im Kweiten liande nun begrüuden werde.
Schuppe, Wilhelm. 1) firkeontiiissthearetiaohe Logik, Bonn 187Ö,
701 Seiten.
*SegBor, J. A. 1) Spedmeii logieae «niTenaliter demonstratae, 1740.
*SeiDler, 0. A. l) Venneh ttVer die oonibiaatorisehe Methodei 1811.
8ervoiö. 1) Cf. Gergouuu s „Annales de Math- matiiiues" Tome 5, p. 98,
III, 142, etc. wo sich die Namen „commutalive^' und „distributive'' erst-
malig finden.
Sigwart, Christoph.
1) LoffUs, Erster Band. Die Lehre vom ürtiieü, vom Begriff und vom
Schluss. Tflbingen, Lanpp, 1873, 420 Seiten.
2) Zweiter Baad. Die Methodenlehre. Ibid. 1876, 61*1 Seiten.
•SoUy, T. 1) Syllabüs of logic, 1839.
Spalding, W. l) Introduction to logical science, 1857.
Spottiswoode, W. l) Reniark;? on some recent geneialüiations of algebra,
„l'roceediugs of the Loudon Math, hociety'' 1872.
Steinthnl, H. Der ürspruncf der Sprache, im Znsammenhangf mit den
letzten Fra<,'on alles Wissens, oine Darsleiiung, Kritik und Fortentwicke-
iung der vorzuglichsten AusichteD. 3. Ausgabe, Berlin 1877, 374 Seiten.
Stolz, Otto.
l) Vorlesungen über allgemeine Arithmetik, nach den neueren An-
sichteu bearbeitet. 2 Bände, Leip^g, Teubner, 1885.. 86; 344
+ 326 SeiteiL
Siudies in logic hj members of the Johns Uopkius Universitj. Boston,
Little, Brown is Co., 1883, 203 Seiten.
Sweet, Henry, l) Words, logiu und grammar, „Transactions of Philo-
logical society^^ 1876.
TbomsoB, W. 1) Law8 of tbonght, 1875.
Thüiights ou lü^'ic, or tlie 8. X. I. X, proposilioiial tlieory, 1877.
"^Tünnies. 1) De logicae sQentiae ad exemplum arithmeticae insiituenda
raUuno, 17. '»2.
Trcndeienburg, Adolf.
1) Logische Untersuchungen, 2 Bde, Leipzig 1870, 3. Aufl. 388
-f 538 Seiten.
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714 Lilcraiuivcnteicluiiaa.
2} Hisforiflobe Beitrage mt Pbilosoplii«» 4 Bde. Baad S, Berfin 1867,
444 Seiten.
TweBten, A. D. C. 1) Logik 1825.
üeberweg, Friedrich.
l) System der Logik und ■Oßs^chiehte der logischen Lehren. 4. Aofl.,
Bonn, Marcus 1874, 434 leiten.
Ulrich. J. H. l) Institutiones logicae et metaphysicae. 1792.
ülrici, H. „^itschhit für Philosophie und philoBophische Kritik'*, 18 *b,
Venn, Jobo.
1) SymMie Loffie, London, Ifaeniillaii, 1881; 446 Seiten.
Wef?( n cUr ;^u.-^ erordentlichen Beleseubeit des Verfassers. >»nner sorj?-
fältigen kritischen Anmerkungen und seiner „Historie not^a^* inChapterXX,
tn Bezng auf die Entwickelungsgeschicbte der eymbolisirenden Logik eine
Bcbiitzenswertc Ergiatong mm TOrllegenden Boche.
2) The logic of cbancc, an essay on ibe foundations and province of
the thcory of probability with especial refereuce to its logical
bearingt» aud itä application to moral and social science. 2^ ed.
London, Macmillan, 1876, 488 Seiten.
3) Cooeiateney and real btference, ^Mind", Vol. 1, 1876, p. 43 .. 52.
*4) Boole'a logical eystem, ibidem p. 47 9.. 491.
*5) On the diagrammatic and meeliauical represeniution of propoöitions
and reasonings (Tbe London, Edinbourgh :iud Dublin), .,I'hilosophical
Magazine" (and Journal off^cienrn\ Vol. 10. titnies, 188o. p. 1..18.
*C) Symbolic losrif-, „Princeton Review". XewYork, Si'i»t. 1880. p. 1*17. .267.
*7) On tbe various uotations adopted i'or expressing the comtuun pro-
posi^ons of logic, „Proeeedings of the Cambridgo PhUoaopbical w-
cieij^, Bec. 1880, Vol. 4, p. 35 ..46.
*8) Oft tlM employment of geometrical diagrams for tbe BOBSible re-
presentaiion of logical propositions, ibid. p. 46 .. 58.
9) Tbe difficnlties of material logic, ,,Mind" Vol. 4, p. 35 . . 47.
10) On ihe forms of logical proposition^ „Mind" Vol. 5, p. 336 349.
In 4) bii 8) aind einaelne Kapitel von 1) vorantbearbeitet
11) Tbe principlea of empirical or indnctiTe logic, MacmiUan 1889,
594 Seitoii.
Enthält aach viel zur fomialen Logik gehOiigei, n. a. aohätsenswerie
Angaben über UniversaUprachen.
Vives, Ludwig, l) De censura ?eri, 1556.
Voigt, Andreas Tf«'Inricb.
Ij Die Aufliisuug von Urteilasy steinen, das EUniinutionsproblcm und
die Kriterien deu VViderspmchB in der Algebra der Logik. Frei-
bnrger BoktofdiBBertatioB, Leipzig, Ales. Dans 1890.
Waits, Theodor, l) Lehrbnoh der Psychologio ala Natarwiaaeaacbaf^
Bramwobweig 1849, 685 Seiten.
Weber, Heinrich, l) Über OanBalitSt in den NitnrwiwwBBchaften.
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LiteratunrenekluiiM nebst Bemerkungen. 715
Rede, gehalten bei der Übergabe deö Prorectorats der Albertus-Üniversi-
tit m Königsberg. Leipzig, Engelmaan 1881, 30 Seiten.
Weise, Chr. cf. Lange, J. C.
-Wilkins, J. 1) Essay towards a real charucter and philosophical lan-
giiage, 1668.
Wolf, Christian. Psychologia empirica, 1779.
Wundt, Wilhelm.
1) Logik. Eine Untersuchung der Principien der Erkcnntniss und der
Methoden wissenächaftlit-her Forschung. 1. Bd. Erkenutnisslehre,
Stuttgart, Enke 1880; 586, Seiten.
2) 2. Bd. Methodenlehre, ibid. 1883; 620 Seiten.
Was die Legikliteratur überhaupt betrifft, soweit solche bier nicfU an-
geführt worden, 80 iind Hchon in Ueberweg' und PrantP ilie reichlialtigöton
Angaben zu finden und ausserdem sei bemerkt, daüs uach L)e Morgan* p. 3S3
— tehoa 1847 — die aweite Anflage Ton Blakey's „Essay on logie** einen Kata>
Ilw von über tnnsond LogikBchriften mit kurzer Titelangabe enthält.
Biographische Notizen über De Morgan, Boele und Jevons finden sich
bei Liard' p. 71, 99, 147. Boele'* Leben ist unter dem Utet „Homeeide lifo
of a Hcientific niind" in dem ,,Uni\< r liy Magazine" von 1878 anonym von seiner
Wittwe Mre. Mary Boole beschrieben — vgl. über dasselbe auch Ilarlev*.
Über An^ustus De Morgan's Loben und Schriften gibt aaeh die „KncyciO'
paedia Bntannica'' 9^^ Ed., Vol. 7, p. 64 . . 67 schätzenswerte Notizen.
Da ich die Anwendungen der Algebra der Logik auf numeriBche Probleme
(im Allgemeiaen) und iusbciiondere auf die Aufgaben der WahrscheinlicJikeits-'
redinung, wie im Vorwort erwähnt, vorerst beieeata lassen muaste, so sei zum
Schlüsse bier -wenigstenB die Literatur darüber zasammengeFtf^llt , «-»weit solche
mir irgend zur Keuntnisa gekommen. Es machten in erwSkhuter Hinsicht in iie-
tradit kommen:
Boole* p. 24S..898, (De Morgan* p. 893 .. 406, * p. 11«.. IW),
Ch. Peirce'», wo er Fehler Boole's berichtigt,
Macfarlane* sowie „Math. Qaestions" Yol. 38, p. 18 sq., p. 74.. 77, Vol. 86,
p. IUI »q.
Qilman*, Elisabeth BUokwood, „Math. Qnestions", YoL 99, ji. U».. 108.
MeColl' p. 16 .. 17, « sowie ,3Iath. Qaeetioas^ Vol. 88, p. 80..88, p. 100,
VoL 33, p. 113.
Betreffs numeriacher Syllogismen und Probleme üborhaupt: Boole'', .Trvon':^ and
Macfarlane und McCoU, „Math. Questious" Vol. 35, p. 103 sq. Vol. au, p. iTsq.,
p. 65, p. 78.
NamenverzeichniBs zum ersten Bande.
Die Zahlen hinter den Namen bedeuten die Nummer der Seite, auf welcher
der Name sich erwähnt findet.
Apelt 8j Aristoteles 92, 173, 319, 346, SML
Baco 61_i Badorff 628, 567^ ßain 26; Becher 94j Behap:hel 47j Beltrami
288; Beneke Slj Berkeley 27i Bernoulli 611; Blackwood 393^ 894.
653; Blakey 716j Bodenstedt I6j Bödicker 258j Boole VI, 119, 194, 248,
245, 24t). '251, 2G3. 214 . . 27(5^ ^ .lOt^ 831^ 360, 365, 309, 370, 411, ÜA. il^
418. 422, 4f.O. 4(')2, 477, 4'.)«). 522, 527, 628. 531, 640, 645. 654 .. 65'.). 56i. 564.
667, 56'.>. 571, 584, 586. 588, 581» . 591. 663; Bravais 629j Brill L. 679;
Brown 26i Büchner 19, 23-
Cantor, Georg 139, 156^ 253, 44t ; Cartesius cf. Descartes; Canchy 137;
CayleY288. 675; Clifford 047^ 663, G66j 67r, filS . . 682] Corti30; Grelle USL
Dalgiirn 94j Darwin 16£, 870; Dedekind IV, 100, 189, 268, 441^ 629, 682;
De Morgan 28, 56^ 105, 120^ 140, Ul^ 154^ 194^ 2C3j 276, 302, 36ii SW.
887. 390 .. 392. 640; Deacartes 03, \n, 432; Dieftenbach 24_i Dio-
genes 88i Drobisch 4, 846; Du Bois Keymond, Emil 24, 30^ 31; Du
Bois Reymond, Paul 140, 712; Dyck 629, Iii
Edison 39j Eckermann I, XI; Erdmann 4, 270; Euklides 169, 288; Euler,
Leonhard 101, 165, 156, 168, 162, Mi. 570.
Faucher 284; Fechoer 34; Fitger 24; Fischer, Kuno 21j Franklin cf.
Ladd; Frege 96, 704; Fresnel 4L
Galiani 24; Gauss 263; Geiger, Lazarus 4j Genese 641; Gilman 715;
Goclenius 173; Goethe Titelblatt, XI, 154. 182, 23G; Grassmann, Bermann
441, 609; Grassmann, Robert 243, 271, 274, 299, 801, 864, 366; Grey 393;
Urove 393^ 632, 636, hhl,
Halsted 283. 370; Hankel, Hormann 283. 609; Hamilton, William Rowan
283; Hamilton, W. 702; Harley 641^ 678, 716; Harms 31; Hegel 5, 21;
Henrici 394, 395; Her hart 244; v. Helmholtz26, 31, 33^ Hertz 41, filSsq.;
Hoppe 104; Hoppe, Reinhold 712; v. Humboldt, Wilhelm L
Jevons 61 . . 63, 65, G3, 72, 154. 17^ 243, 263, 265, 274, 29Ü. 295, 302, 339, 341,
849. 354. 366. 3G'J, 370. 374. 380. 381. 389 . . 391, 394, 460, 507, 530, 559 .. 562.
6fifi . , 669, 572, 047, 658, Üiia . . 672; Jordan, CamiUe 629; Jürgens IM.
Kant 36, 81 1)2, 110, 174, 319, .320, 326^ 329, 333, 885, 350, 441 ; Keller, Julius
4, 97_, 98^ Keynes 287: Kircher 94; Klein, Felix 288; Knop 848;
Kopp 680; V. Kries 8; Kronecker ß2ÄA
Lactantius 33; Ladd 120_, 274, 370, 394^ 433, 467, 624, 6SLi 586i 648, 660;
Lamarck 164i Lambert 119 . 532, 533: Lange, F. A. 3^ 13, 14, 89, 104,
146. 155. 177; Leibnit 40, 4l_, 56, £3 . . 95, HO, 270, 350 ; Liard VI, 716;
Lie 629; Liebmann XI, 36; Lotze 10, 33, 99, 102, 105, 120, 174, 320, 323,
326. 329 ■ ■ 331. 888. 836. 886. 888, 669, 666, 6G7; "ITöröth XT; 139, 156, 667;
Lullius
Macfarlane 276, 563, 664; Mac Laurin 411, 412; Malchos 849; Matz 641;
Maxwell 41; McCoU 161, 275, 365, 388, 391 420, 483, 462, 627, 630,
68C. 541. 662, 663. 669, 670, blÄ . . . 576, üllJ ßSl, öfiÄ . . . bHb^ ^ ... 592i
NamenveneichnisB zum ersten Bande.
717
Melancbthon 668i Mill, John Stuart V, 2i8,'2C,32^36i44.62,54i55.
60^ 62^ 63. 86, 92^ ^06^ 122^ 1^2, 177^ 222j Miller SÖSi Milton 870j Mitchell
120, 457; Monro 393, 5ö2j MfllTer, Max 46, SiS»
Papin 126; Peano 710, 713; Peirce, Benjamin 802; Peirce, Charles S. III. 92.
96, 107 ... m, 115, IIJL 120, 13S, 140, 141^ 191, 193, 194, 211, 243^ 253j
257. m . . . 276, 286, 290, 291^ SUL 301. 302, 814, 350, 353, 354, iM . . . 365,
376. 378, 379. 418. 419. 423. 467. 496. 626. 632. 668. 669, 660. 673. 688. 589.
691; PTaton 88^ Ploucquet 119j Port-Royal 122i~Forphyriu8 cf. Mal-
choB; Prantl 101^ 224, TLh.
Riehl 24; Riexnann 33, 34, 112.
V. Scheffel 148i SchefHer 568^ 569j Schlegel, Victor 679_; Schlömilch
681; Schlötel lilsq ; Schxaparelli XI, UOj Schiel 26^ ü2i Schiller 149;
Schopenhauer 26^ 81_i Schubert, Hermann 139, 189; Schultheias 95j
Shakespeare 182_, 370^ Semler 660; Senior 557j Servois 288; Sigwart
V, 2, 3, 8,^ 11... 13, 15, 16, 82, 86, 90, 92, 106i IJA 126, 142, 154» 244, 320,
325, 326, 329, 331, 'i^ ■ ■ . MiL 350j Silesia 77j Sohucke, Leonliard
629; Spencer 26] Spinoaa 23^ de Stael 24i Stas XI. 163; Steinthal 4, 97j
Stolz 609j 6l2i Stringham filfl.
Tanner 686j Taylor 411: Tenuyson STOj TertuUian 88^ Thaies 124; Tho-
mae 712; Trede 94; Trendelcnborg 38, 40, 46, 56^ 98, Öl.
Ueberweg 4, 33, 84, 104, 105, 155^ ITT, Iii.
Venn m, 244, 263, 270, 354. 366. 36iL »70, 892, 528, 533, 536, ÜID^ 542,
546, 559, 560, 5lili . . 572, 5«9i Vieta 95^ VTves 155; Voigt 419.
Weber, Heinrich 26, 139; WeieratraHs 441 ; Weise 155; Weismann 108;
Whately 2^ Wbewell (gesproclieu: Wjuil) 38^ Wilkin» 94i Wundt III
. . . 179, 225 .. . 226, 274, 326, öiL
Zöllner Si.
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