Zeitschrift des
Aachener
Geschichtsv...
Aachener
Geschichtsverein
IX C OMMFMORATION OF THE VISIT OF
IIIS ROYAL HI OHNE SS
PRLNCE HENRY OF PRUSSIA
MAKCH SIXTH.1902
ON BEHAEE OF IIIS MAJESTÄT
THE GERMAN EMPEROR
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6
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Setffdjriff
6cs
3n Komntiflion bei £curatl) Sc Dogelgefan,}.
|88^.
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HARVARD COM EHE LIBRARY
DEC 6 1905
HOMENZOLLERN COLLECTION
GIFT OF A. C. COOL1DGE
Dublette
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hm %n\vt 1657.
SluS bem 9tnd)lafjc be8 Mcfcreitbarä tfarl Oppen!) off
tjcrau^cßcbcn öon Sijeob. <yrans Dppenljoff.
CTte toenigen ^afjrc ber ft*embljerrfct)aft führten für ba§
linfSrfjeimfdje Teutfdilanb nicht aHein in potitifd^cr, fonberu aua)
in restlicher unb fojialer £infia)t }o umfaffenbe nnb tiefgreifenbe
Ummanblungen berbet, tote fie bis bat)m faum ba3 2£erF oou ^a\)x
Intnberten gemefen tuaren. Ta nun naa) ^eenbigung jener .£>errfdjaft
eine dtiicffehr $u ben früfjern (Einrichtungen unb SBerhältniffen in
feiner 9£eife ftattfanb, fo fann e3 nid)t S&unber nehmen, baf? unferer
jc^igen Generation bie innern ( 3uftctnbe oe ^ engern 5*aterlanbs
unmittelbar bor ber fransöfifdjen ^inbafion fanm toeniger fremb
ftnb, als bie jenigen unter ber. 9tegierung 2ftarimilian§ T. unb
Äarls V. 2(S)on »on biefem @efta)tdpun!te auö betrachtet bitbet
bie ^ublifatton urfunblidjer Jeugniffe aus bem letstoerfloffenen 3 a h r;
Rimbert eine banfbare Aufgabe. £ie barf aber and) einen mifjem
fdjaftlidjen Wcvtl) beanft>rud)en, tljeils .infofern fie längft ©efannteS
in 23e,<;ug auf geroiffe Örtiicfjfeiten unb beftimmte Seitperioben när)er
nadjroeift unb erläutert, ttjeilä infofern, als ba§ fo aufgebeefte #
Material immerhin, einzelnes aßiffenstoerthe enthalten mirb, roa§
felbft ber geteerten STSelt bisher gänjüd) Oerborgen blieb. ä\*ir
glauben baljer feinem Xabel $u begegnen, toemt mir eö unternehmen,
au3 einem bem vorigen unb $um Sfyeil fogar bem Oortoorigen iv \al)r-
hunbert angeprigen SRanuffript über bie bamatige Straf red; töpflege
be§ fönigtieben SchöffenftuhlS in 9lad)en ju berichten.
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Oppendorf,
Das "üftanufhibt, gegenwärtig im iöejifce beä Sladjener ßanb=
gertdjts, füllt einen ,\oliobanb unb mirb anf beffen urjörimglid)
mit einem tfjeologifdjen £cr4e bffdjriebenen }krgainentbetfei als
„Protocollum Scabinatus Soutentiarum Criminaliuin ab Aö
1657 altero post incendium Urbis" bejetcfynct. tfö enthalt auf
123 gebrängt befc^riebenen ^aöierblättern 238 (£nb; nnb Htoifdjen
entfdjeibungen, beven ältefte toom 10. Jebruar 1657, bie jüngfte
Oom 26. isebniar 1776 batirt. 'Drei üorfyergefyenbc Blätter maren
augcnfdjeinltd) oon Dorne berein für ein alpf)abetijd)e3 3 n ^) a ^öDer^
$eidntif> freigelaffen morben. Sic enthalten in bei* £l)at ein foldjeö
mit ber Überfdrrift: „Index eontinens solummodo noniina Reoruni,
ut in easu necessitatis facilius inveniri queaut, cum actor de
per se sit notus". iSäbreub jebod) biejer ^nber nur oon (viner
£anb, berjelbeu, metdje $mei Urteile oon 1737 unb 1738 gefdnieben
fürt, l)cvrü(;rt unb aud) über biefe $af)xt nid)t ln'nau*reid)t, fiub bie
(*ntjd)cibungen jelbft (mit einziger 2htSnafnne ber fea)ö älteften, in
bie jfrit Oon 1657 biä 1661 fallenben) nad) Sdjrift unb ^nljalt
offenbar gleid^eitig mit itjrem C^rlaffc, ja einzelne, tüte aus» bem
nachgetragenen ^ublitationäoermert erljellt, fdjon Oor ifjrer ^erfunbung
ober gar fa)on öor ber $efd)luf$faffung, mithin cinftroeilen als
Gntmurf eingejcid)net toorben.
Dajj ba3 ^rotofollbud) tro^ bes ,yet)lenö begtaubigenber Sig-
naturen amtlidjen jjmerfen biente, ergibt md)t bloft obige Überfdjrift
beä Snber, fonbern aua) unb oor Allein ber ganje 3nf)alt bes ^uäjeS
felbft. $leid)mol)l ftellt e3 anfa)eiuenb nidjt ba3 amtliche Sit$ung8=
örotofoll bar (eineö „prot. crim. ordinarir, be$n>. eineä „IfollegiaU
fa)tuj$bud)£" gefd)ieljt ebenfo, ttrie eincö ,.protocolli nmioriae" an
einzelnen Stellen, ißt. 9, 62, 113, befonbere (*rmäfntung), fonbern
mar fjödjft matjrfa)einlia) ein blof^S Manual bes Smtbifs, be^o.
. Sefretärs bes Sd)öffenftuf)l$, bem bie föebaf'tion ber Urteile
obgelegen f)aben mirb (ogl. ftarotina 3(rt. 190), unb ber fia)
benn aud) gelegentlid) als in ber erfteit ^erfon rebenb aufführt.
Der (Mebanfe liegt nalje unb mirb fajon bura) bie üerf)ältnijmiäfug
f leine $a§\ ber eingetragenen Urttjeile beftätigt, bafj baö s lMi<fy auf
unbebingte ^ollftänbigteit feinen 3lnjprud) ergeben faun, bafi bielmebr
ber größere ober geringere (^rab ber ^ollftäubigfeit oon bem
«
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&trafred)tepflefle be* Sdjöffenuutjte.
toedtfetnben fiieifo, oon ber wedtjfelnben Sorgfalt unb Cvbuungöiiebe
beö jeweiligen Sefretchö, möglicher Steife autf) nod) bon anbern
ilmftänben abgegangen l)at. 9ln einer Stelle ($1. 62) finbet fid^
aber aud) auöbrücflid) ftatt ber Wörtlidjen äiMebergabc beö ^efd)loffenen
eine bloße ^erweifung auf baö protocollum ordinarium : „ad causam
Fisci •/• Mariain Kreutz vide in prot. crim. ordinario'*. Ü>om
Jalne 1657 fbringt baö $ud) fofort auf baö ^al;r 1660. 9luö
ber 3eit öon 1666 biö Jnui 1675 ift nur ein einugeö Urteil
t>er$eid)net. 3ot)iel barf jebod) nad> ber ganzen A-affung beö ^udjeä
mit 3id)erf)eit angenommen werben, baf^ bie wirflia) unb mit beut
^nblifationöOermert' eingetragenen (_*ntjd)eibungen, wenn and) oielfeidjt
mitunter in abgefüllter A*onn, im Übrigen aber mörtlid) wieber^
gegeben tuorben fiiib. tfbenfo erjdjeint bie ?(nital)me begrünbet,
baß mistigere Salle, 311m minbeften au3 bem 18. Jafjrfmnbert,
nid)t fehlen.
Ob ba3 ^rotof'oUbud) mir bie Aortje^uug eineö anbern, trielleidjt
burd) ben großen Stabtbvaub bon 1656 $erftörten l ) bilbete, unb
ob eö felbft für bie $ett oon 1776 ab jortgefefct Würbe, barauf
läßt fid) mr $eit feine beftimmte Antwort geben, ba bie in ben
SBefifc beö Vanbgerid)tö gelangten SlrdjiOalien, joweit fie nid)t au baö
Staatöardjio 31t $)üffelborf abgegeben mürben, nod) gan^lia) m-
geovbnet finb *).
Tie (*ntfd)eibungen finb metft in beutfd)er, einzelne wiber
Jyranwfen ober Belgier ergangene in fran$öfifd)er Sbradje abgefaßt.
£i>äfn-enb bie Raffung ber (entern eine gewiffe (Mcwanbtljeit in
ber £>anbl)abung ber 3brad)e oerratl) unb oou ber l)eutigen Vlu3-
brutföWeife faum abmeia)t, maltet in ben beutfa) rebigirteu
(*utfd)eibungen ber bamalige ,fturialftt)l mit alten feinen 9(bfonber-
lidjfeiten bor.
Sie beginnen regelmäßig mit ben Korten: „3" Sadjen beö
A'ürftl. 05ülifa)en Anwalts (fiäfalifä)eu ^Inwaltö), Klägern (peinüdjen
ftlägeru, ?lnflägern) eind- unb miber ?c. (peinlid)) klagten an
berent^eilö" unb enbigeu bura)weg mit Eingabe ber ^ett unb beö
Crteö ber ^ublifation, ber bei legerer anwefenb gewefenen (Merid)tö^
berjonen fowic beseitigen, meld)er atö ^Dienerei ^efretär (seoretarius
maioriae), be$W. alä fiöfalifdjer Anmalt (proeurator tisei) auf
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Oppenfjoff,
^ubtifation angetragen hat. hieran fa)lieften fid) häufig Wegiftratuvett
über bie $ollftrecfung imb fonftige Vorgänge an.
Unter ben ©erid&täperfonen, bie ber ^ubtifation beimohntett
nnb roof)l regelmäßig mit ben ^efd)luftfaffern ibeutifd) waren,
roirb an erfter Stelle ber Statthalter beö ^>er$og§ bon a ^
3nt)aberö ber Sladjener ^ogtei nnb Weberei ober fein Stellvertreter
aufgeführt, meldte leitete iyimftioit geroöhnlid) einer ber Stoffen
nnb mir auänahmstoetfe ber WenereUSehetär oerjaf). fetter mirb
balb „5>ogtmajor" ober „$ogt nnb Liener", balb fd)led)troeg „$*ogt"
ober „Detter" (in fratnöfifd) rebigirten Urteilen Majeur), balb
enblid), im («egenfafc gu ben Schöfffn, „^idjtev" ober „Sdjöjfem
metfter" genannt, Der teuere 2lu8brucf finbet fid) mitunter aber
aud), gleich bem latemifdjen seabinomagister, Don ben Schöffen;
meiftem im eigentlichen Sinne gebraust. x \n einem be(onbern ^alle,
h>o ber ^ogtmajor jroar bei ber ^ubltfation, nicht aber bei ber
^ffdjlujjfaffung zugegen mar, mirb bieö auSbrücflid) bermerft (1686).
2113 ^ogtmajore lernen mir rennen: Wiefel (0. Cfoslar) (1660),
b. &>ei3roeiter (1681 ff.), ,vreif). Sehend 0. Sdimttberg (1695),
o. Reuthen (1706 ff.), 0. s Böt;e (1730), Jyreifj. 0. £au$eur
(1737 ff.) unb iymf>- b. (^etyr (1765 ff.) 3 ).
Die ^ar)! ber mitroirfenben Scr)öffen, meldte einige Wate als
©laibtfdjeffen (= ^eift^er?) bezeichnet merben, betrug bei (*ntfd)ei=
bungen über fcr)roerere %aUt burdjmeg fiebert ober aa)t, ftieg einmal
fogar auf neun, unb fanf bei ^tDtfc^eiuivt^eilen unb minber fd)merett
fallen mitunter gar bte auf jtoei herab; bgl. Carolina 2lrt. 84, 91,
92, 196. Watt begegnet hier ben Warnen iöeularbt, 0. Sbecfhetbcr,
0. $tytre, 0. «elberbufch, StrobJ, b. Wülftroe (1657 ff.), b. ,yürtl),
0. ^allanbt, b. Broich, 0. Sd)ricf, be 2Bitte (1681 ff.), b. «fall
(1685), Schröber, ^raumann (1686 ff.), b. ^eusbal, b. Reuthen
(1695 ff.). 0. StoetS (1699 ff.), b. Düffel (1707 ff ), Weffen
(1716 ff.), 0. Reifer, greif). 0. gambertö (1717 ff.), 0. (flofc (1719
ff.), b. 5)tommeläheim, b'Cliba (1723 ff.), 0. 9cid)tertch (1724 ff.),
0. £imben$ (1738 ff.), o. Beelen (1739 ff.), ,\x*eir). 0. (*bs, gen.
0. ^eusbal (1750 ff.), b. tfommeffem (1765 ff.), b. Woff (1775,
1776) 4 ). 33ei mandjen Urtheilen ift übrigen^ bie Wamhaftmadmug
ber Stoffen, ja fclbft bie beö $ogtmajorä unterblieben. 3iegeU
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3trnfrcd)t$pflege bea Scfjöffeiiftufjtg. 5
mäjng gefdjaf) bicö bei bem Stjnbif, bejto. v^efretäv bes Sdjäffen;
ftirijls, fo baf? bie Hainen Don mir $roei SDnbtfen, SWeffcn (1693)
unb Salben (1723), aus bem ^rotofollbud) erhellen. <Die gunb
tionen eines fisfalifdjen Slntoalts lagen bem 2Ret)era=8efretar
ob. $)a, h)o legerer, roie oben ermähnt, ausnatymstoeife ben 9Soa>
major oertrat, finben mir ftets ftatt [einer einen 3lnbern als ben-
jenigen be^eidmet, ioetdjer bie ^nblifation beS Itrtfyeils beantragte.
Unter ben ^eetyereUSehetären toerbcn genannt SBanr (1657), 2lbelS
(1682 ff.), hoffen (1714 ff.) unb £a>lfc (1726 ff.) 5 ).
Einige s #cate gefd)ief)t aud) ber Amtleute Birgden unb 23Ium
(hmäfjnung. "Tic Stellung eines Amtmanns entfprad), tote bas
s ^rotofollbua) beftdtigt, Derjenigen ber gütigen ©eridjtsbolläieber 6 ).
Gr referirte münblid) über bie gefdjefjenen Stationen (1713, 1751).
£er üiainen oon $>ertljeibigern »oirb bagegen nirgenbs gebaut.
£er Ort ber Urtljeitöberfunbigung loar ein ioeajfetnber 7 ), inbem
festere balb auf bem „®erid)tsf)aufe, vulgo bie 21 djt genannt" (am
$atfd)f)of), ftattfanb, balb auf ber „@erid)tsfammer" ober „8d)efjeu=
leuben, gen. Trüffel" (im ^at^aufe), balb in bem 3lrreftlofal
für bie Unterfudjungsgefangenen, unb $tüar, toic SBl. 8 ergibt,
nid>t bloß für bie bei bem Sd)Öffenftuf)l, fonbern aud) für bie bei
ben Sürgermeiftem „berüchtigten", b. f). befdjulbtgten, bem fog.
,,(tyraftl)auj}", 1720 („in graminaeo", „ad banciun in graminaeo
uff baft Stubgen unten", 1682; „uff ber 9ftatf)Scammer", 1692; #
„inferius in culina", 1695; „in ber Gammer $ur (£rben hinten
am («arten", 1728) 8 ). g n bem dltefteu Urteile (Don 1657) unb
einem feiten (Dom 6. Bpril 1661) toirb bie ^ublifation „unber
ißrüffell" bamit begrünbet, „toeiten bafj getoofjnlidje (Seridjtsfyaujj
nod) nid)t erbatoet getoefen".
®leid)tüof)l erfolgten aud) nad) §erftellung ber 2ld)t nod) gar
manage ^ublifationen unter Trüffel (ober, ioie bas 2i>ort in $tüei
Urteilen üon 1713 unb 1730 gejdjrieben loirb, $raudjfaf)l) unb im
$rasf)aufe, of)nc bajj in jebem einzelnen galle 311 eiferen ift, roeldje
$rünbe für bie ih>af)l beS Crtes beftimmenb toaren. 9tur fobiel
taf?t fid) entnehmen, baf} bie 9ld)t als ber getoöf)nlid)e ^ublifationsort
galt, unb baf? bort namentlich bie toid)tigern <£ntf Reibungen Oer=
funbet 51t toerben pflegten.
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Cppenboff,
.gum ^toecfc bcv publifation begaben jta) bie s ltfitglieber beö
3^öffciiftup jur Öeridjjtäftätte in feierlichem ^uge; fo »irb es
»enigftenö in einem fpe$iellen galle Permerft (1681): „3 in (Mang
naa) baft ©eridjt^aup gienge ,§err Wener an ber Stedden nnb neben
ifjm Jperr ÜJürgermeiftcr 0. gürtl) af)n ber hinten nnb Pcrfolgtia)
unfere Herren naa) @emo^nf)eit et iuxta ordinem snprapositae
scriptionis haben biefetben and; im (tyria)t3hauf} gefeffeu. 'ÜJZagifter
s 3Mhelmu5 Werver ftunbe aua) ahn £tatt maioriae secretarii, fo
abmefenth, nnb batk publicationem." Später (16911) »urbe noa)
anöbrncftia) befd)loffen, baf; fämmtlidje Anmalte bem ,^uge ober
boa) ber bemnachftigen ^ublifation bei»of)nen follten. ,,NB. fternerö
ift überkommen, baj} in publicatione sententiarum criminalium
bie procuratores ad iudicium (»ie nun befdjehen) mit Porbefa)eiben,
erfreuten, begleiten nnb bet)»ohnen, defendens reo» aber hinter
ben £errn Secretarium extra bancuni ber erfte nnb bie übrige
nac^ it)v 2(lter, rings nmb bie Herren extra bancum (»eilen bie
flJcijjtfjater bor bie §erren nnb $»ifrf)en befj $errn 3>ogt=maioris
Cbeuftfc a ) geftellt »erben) fiel) in Crbnnng fetten follen nnb eben=
falft bajj gleid) rci necduni condemnati bie il>orf)ttiibtä tpfort
einfommeu, atjjo »ie Pon Alters bie hintere pfort iam condem-
nati aufgeführt »erben follen, »ela)c X\)üv bau befhalben auch
fonften alt $tit bis auf bergtcia)eu actus oerfdjiofeen }u pteiben
pfleget."
Siefe ,yeierlia)feiten fdjeinen jebod; nur bei ben in ber M)t Por^
genommenen Publikationen beobachtet »orben $u fein. Cb $u (entern
aua) ba3 ^ublitum jugelaffen »urbe, ob alfo bie Urtfjeile mit unbe=
fa)ränfter Öffentlidjfeit oerfünbet ju »erben Pflegten, erhellt aus
bem protofollbua) nicht mit 25eftimmtfjeit. Tod) heiflt es be$üglia)
eines <*rteuntniffes Pom 12. Cttober 1748: „Mbie»eiten auffm
tfatfdioff bie Sicht abgebrochen, • ift bie Kenten* Pon ber 2a)efjen
Cammer aufe ber jyinfter ben baPor auffm Warft ftebenben brei
■Delinquenten in faciem pubii$irt »orben." flhntta) jpäter: Jta
publ. Pon ber 3 Reffen (tammer ber mittler jyinfter tynaufr am
10. ^uni 1750." Die nächftüergetdmctc pubtitation in ber 210)1
fanb am 8. 3mü 1754 ftatt. 3 n (mm m bi e ,,^vob"
(ber $k»eis) »egen eines fd)»eren Verbrechens »iber bie £ittlid)feit
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3trafrcd)tspfUgc bc* SdjBffcnftuljl*.
7
nidjt f)inldnglid) geliefert mar, mürbe, „metl ebenbeSfjalb ein foldjcS
crimen beffev Oerfdjmiegcn als public \u madjen fei", ein blojjes
Gefohlt erlaffen, babin lautenb, „bafi ^eflagter absque iudicii
strepitu feiner Rafften entladen »erben fotte" (1765).
Die ^ubttfation erfolgte ber Vorfdjrift bes 5Irt. 94 ber Carolina
gemdfr burdj ben 9Jhtnb bcö Sefrctdrs (£t>nbifs) beS £d)öfjenftuf)ls.
tfe&terer t)telt todfjrenb beffen, gletd) bem QSogtmajor, eine $ertd)ts;
rutb,e 9a ) in ben ^anben; fiierbon mürbe bei einer im (*nasbaufe oor=
genommenen ^ubltfatton (1695) ausnafjmsroeife abgefefyen, unb
$mar aus £d)onung für bie an „fdjmdrer £ua)t" ((*pitepjie) leibenbe
iPeflagte, „domino Maiore et Secretario ad manus habentibus,
sed non tenentibus virgas iustitiae, meilen condemnata ob morbum
bas ©djrctfen ^ett befommen tonnen".
23ei ber umfaffenben etrafgeridjtsbarfeit, melaje einesteils baS
ftdbtifdje i>A) u r g e r i d) t , anberntbeits SBürgermetfter unb !W a t f>
auf (Mrunb bes im 3. 1660 jhrifdjen bem £>er$og öon ^nlid)
unb ber 2tabt abgefdjloffeuen Vertrags über bie STadjener Bürger
unb über bie Pfaffen bes Sladjener Üfteirfjs 10 ), bie fog. 3ieidjsunter=
tränen ausübten, fann es nidjt SBimber nehmen, bajj bie mitgeteilten
(*ntfd)eibungeu bes @d)öffenftul)l3 burdnoeg miber § r e m b e gerietet
waren. 3 n einem jyalle, mo es ftd) um aufrüf)rertfdie, unten ndljer
ju ermdfjnenbe Auftritte Ijanbelte, traf bie Verurteilung atlerbings
Jufaffen beä Madjencr ^ietdjs. £uer mirb aber im Urteile bie
(erjeptionelle) ^uftdnbigfeit beS 8djöffenftuljt3 unter $e$ugnabme auf
einen , ; (Mülid)=ftattaad)ifa)en Vertrag de a° 1600 m. ll moil auS;
brütflid) fjerOorgetyoben. ^onftige Verurteilungen (*inf)eimifd)er er;
geben ftd) aus bem ^rotofollbua) md)t ; mobei jeboer) $11 bemerfen
ift, baf* manage Urteile über bie Heimat bes Vertagten gar feine
Slttöfunft erteilen. (5in aus 2ladjen gebürtiges graueu$immer,
„(vtyemeib aber Nörten Crtmans, (Mültfdjcn 3olbaten" unb als
fola)es rnobl bes ?(aa)ener Vürgerredjts berluftig, mürbe, nadjbem
fie anfangs „oon megen (*ines Ivrnb. 9tatr)s $ur ftaft gebradjt morben
mar", an ben vBdjoffenftufjl als „fompetente tfrid>ter remittirt"
(1694). tflfjnlid) beijjt es in betreff eines „eingef)eiratr)eten", aus
9tted)eln gebürtigen Bürgers, baf? er „Oon Einern (*r)rb. s Jtatf) Oer;
tragr)mdjug remittirt fei" (1708) n ).
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OppenJjoff,
£eä aus geifttidjen unb meltlic^cn s JJcitgliebern sufammengefefcten
Senbgertajtö gebenft bev ermähnte Vertrag oon 1660 bei Auf =
$al)lung ber (Mcvtd^te für „($riminal= unb pcinlia)e Saasen" ntdjt l2 ).
$leia)roof)t fjatte btefeö $erid)t, gemäß 5Irt. 21 jeneö Vertrags, eine
Art Strafgeridjtsbarfeit, roeldje smar in enge $ren$en cingefd^toffen
unb augenfdjcintid) audj in betreff ber an^umenbenben Strafmittet
fet)t* befdjränft toar, jid) aber nid)t tcbigtid) über Aadjener Bürger
erftreefte. $uv Aburteilung über frembe ,yraucnnmmer, bie ftd)
ber ßanbftreidjerei fdmlbig gemadjt Ratten, marb baäfelbe anfdjeinenb
fogar für au§fd)liejjlid) tompetent eraa)tet, inbem 33t. 102 bcö
^rotofollbudjs jmar einen Urtljeilöentmurf, melier foldje s }krfonen
betraf, baruuter aber bie 9totij enthält: v non fuit publicata haec
sententia, fonbern bie vagabundae fet)nb bem iudicio synodali
überliefert raorben". So oft frembe eineä leisten ^ergefyeuä rotber
bie Sittlid)feit benötigt mürben, fdjeint bem Senbgerid)t, gemäjj
einem unten $u befpredjenben Jyalle, minbeftenö eine fonhirrirenbe
$erid)t3barfeit $ugeftanben unb eöentuell bie fy v raOention entf Rieben
$u Ijaben. Dagegen „miberfprid)t" ein wegen eines fdjmerern %a\kü
ergangene^ $erbannungsurtf)eit (1693) ausbrütftidj : „allem bei bem
S«nbtgerid)t $u Unreajt in bieder Sadjen unter ftanbenen il>erfal)r".
3n territorialer §infid)t befdjränfte ber Sa;öifenftuf)l feine
Cognition teineSmegö auf 3J?iffetf)aten, roeldje in Aadjen ober im
Aadjener ^eidj Oerübt mürben, mobei freilidj in ^etradjt fommt,
bafr berfelbc eben fein ftäbtifdjeö, fonbern ein JJxeidjsgeridjt mar.
Um ftatt bieter ^eijpiele nur eineö an^ufüfjrcn, ermähnen mir ein
^obesurtrjcit öom 1740, mela)eö erging miber Francis Lionnois,
aua) le Roy unb le Turcq genannt, als Xf)eilnef)mer an ber 6rmor-
bung eines bei Süttid) öon feinen Äamcraben umgebrachten „tfapitatne
bereit Äirdjen^ unb anberen hieben, Simon, vulgo Cadet de bon
appetit 4 ' 1S ).
£ies fajlojj inbeffen bie Auslieferung frember s ^erbredjer an
(Meriajte anberer Territorien nid)t etma grunbfä^lid) aus\ (*ine
fötale Auslieferung mürbe buref) ^efdjeib öom J. 1696 „auff üttequi-
fition bes Gerrit £togteu§ Sambtgeridjt bes l'änbtleins $ur .Reiben
unb auff fummarijaje Cognition bes Gerrit Cbrift Lieutenants
be Salm unter £ienft ber fjodjmogenben Staaten über ben
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3trafrcd)t«pflcflc be* 3d)öffenftuf)l«.
n
3ntjaftirten als oorgeblid) ^ftilitatren anbradite reclamation" bem
crftcrn jugeftauben. Tiefer nutzte jebod) oorber „fidjeven uub
reOerfiren, baS 1° ^nfjafftirtcr $u fei» auberes Crtb, alf} ad locum
nndo, aud) nidjt ad duriorem carcerem. fonbern ad similem
custüdiam, wie cv oorbin gewesen ift, gcbrad)t werbe, 2° bas il)mc
[eine 2>ertl)etigung unb redjtswefir gebüfjrenb offengelafteu , if)me
aud) bavübev pro 3° bie justitia ge^iemenb abminiftrirt, unb 4°
pfalji abfoloirt ober erlaben werbe, baö unfer 3d)effenftuet mit in
bei* Urpfctbt begriffen, aud) 5° bie f)ier in hoc puncto auffgangeue
WeridjtSfoften mit enbtrid)tet, unb enblid) 6° baö biefte Verabfolgung
bieder £tatt unb unferem (^cridjt \u feinem ^räjubis, tfonfequen$
ober fdjulbigc 5ttad)folg gehalten ober ausgebeutet werben folle".
Hilter anbern Auflieferung wirb nur im 3"°^ unD $ roar mit Dcn
Sorten gebadet: „NB. Jeanne VarU) ift uaa) langer incarceration
wegen ex parte §errn Majoris be .^au^eur berurfaebten Aufenthalt
bem Detter Oon .fteroe aufjgelicbert unb ex post wie Oerlautet,
juftifijirt loorben."
Xaö £trafoerfafjren beruhte, wie bereits auS bem oben (^efagten
fjerOorgefjt, auf bem Anf tagep r i n^ip. ^>n einem jyalle fommt
neben bem fi3falifd)en Anwalt eine ^rioatperfon — ein $tvv
be Vellebaur (f. unten 8. 23) — als s Jftitfläger öor. Tiefe Sfebenflage
Würbe jeboö) nur puncto minarum et cautionis de non offendendo
angefteUt, oerfotgte batjer gan$ anbere 8 roecfe / öic ^kftrafung
bes iöeflagten. dagegen werben $wei Jsälle mitgeteilt, in benen
• ber Derlefcte ^rioate ftatt bes ftsfalifd)en Anwalts als A>auptf(agcr
auftrat. Ter eine betraf bie Atlage cincS }>. oon Lienen mtber
$wei SMitärperfonen aus ^caftridjt unb Arnf)eim (1695). £ie
fanb tl)re (Mebigung burd) beS „Af)uf lägers Tefiftent*, unb ber
^nhaftirten fteuunciation uff allen 3prud) unbt Meconoention".
3ubem ber ^djöffenftubl t)ici* ben Auflager für gehalten erflärte,
„benen $erid)tsbienern baft Uffd)lus=(Melbt annod) \u $al)len'\ Oer-
orbnete er bie Irntlaffung ber beiben Veflagten unter Verwarnung ber^
felben oor ätynlidjeu .^änbeln, fowie mit ber Seifung, fid) nad) Alto-
fdtfoörung ber Urfeb.be ohne Aufenthalt $u if)veu „(%arnijonen" ^u
begeben, unb bestimmte fd)lief{lid), bajj „ihnen negft Abhebung ihrer
gehabten ^ehrungjtfoften, foban Belohnung il)res Advocati, aud;
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10
Oppcnljoff,
Soften ber (Mevidjtöbrieffe $u berenfelbcn Cffiueren, foban beä
advocati fisealis cvftcn Entlaß unb baroufj erfolgten examinis ber
9teft bev bet) ihnen gefunbener quadruple unb anbereit 3ad)en
reftituirt »erbe".
$tfa3 ben feiten jener beiben -JäUe betrifft, fo mürbe bie Sin*
flage Don einer (Gräfin «ftebmig o. ^offc erhoben „miber $ur *^cit
unbefannteu authorem ac distributorem fixeren famosi libelli,
rubriurt: Chanson nnuvelle pour une Dame Suedoise sur l'air
de la faridondaine" (1718). £er £d)öffenftul)l erlief auf biefe
Auflage nach „besehener ebictaler (Station" ein Äontumacia(=
Urzeit, meines unter Verfälligung ber Vertagten in bie Soften
eutfd)ieb, „salva supplicanti actione injuriarum contra authorem
et distributorem, si expost deprehendantur, nec non salvo
interesse fisci", baf? jene 3rf)rift „öffentlich ui toernichtigen unb
burdj ben £djarffrid)teren ober Jtfaefuneiftereu auf bem Äatf^off
atfjier ahm Äacfö ui Derbrennen fei".
2lbgefel)en oon obigen -jyäUen, ftanb bem Vertagten alö Älagcr
ftetö ber fiöfalifdje Wnmalt, unb uuar auöfa)lief^lia) gegenüber. Vlud)
bcfdjränfte biefer fia) nirfjt etroa auf bie Erhebung ber Öffentlichen
tölage, fonbern behauptete feine ^artetftellung mährenb beö ganzen
Verfahrens. i\>enn cö VI. 110 heifit: „Tan ift fterr Vogtmajor
erfucht morben, bem £)errn advocato Fi sei 311 bebeuten, baft er
fünftighin nid)t, mic in biefer, bas 9lmbt eineö defensoris oertretten
follte", fo ift foldjes ruof>l nicr)t buchftablid) ui üerftehen, fonbern
fo ju beuten, baf? ber fisfatifche Anmalt ald folcfjer bie 2lntlage
(mit Unrecht) nicht aufrecht erhalten, fonbern megen oermeintlich
mangelnben Vemeifcö auf iyreifprecf)ung angetragen habe.
Tas Verfahren mar ein oormiegenb f d) r i f 1 1 i d) e 3. (*ö mürbe
„auf Ätagl), ereeption, eingenohmenen Verneig hinc et inde ge-
pftogenen Elften, eigenen befdjehenen unb miberhof)lten Vetenntniffcn
bie 3ache oor bcfdjloffen auf- unb abngenomen, barauf unb allem
Vorbringen unb Umbftänben nad) ^u i)ted)t ert'ant" ; fo ber (Ein-
gang einesi Urtheilö üon 1714. (iin anbereS au$ bemfclben ^sahve
beginnt mit ben Korten: ,,Vu 1 Information preparatoire et enquete
faites, les depositions et eonfrontations des temoins aux accusös
produits. la plainte et conclusion de l'acteur, les contradictions
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3trafrcrf)t«pflcflc bc* 3rf)öffcuftnf>le.
11
des accuses, le (leeret de la torture, de memo que les reponses
et confessions des accuses enfin faites au Heu de la dite tor-
ture et du depuis ad baueum iuris pede libero repetees ot
reiteroes, vu en outre toutes les pieees produites et eerits hiiie
et iude exliibös et soumission faite atin d'admiuistrcr justice,
La Cour prend la dite cause pour soumise et conclue."
(Hu^elne s 3)?ale, 3. 35. 3M. 44, 56, finbet auch ciue „<£rcu(pa=
tionsfehrift" (Erwähnung. Dod) öerbient es immerhin bewerft ui
werben, baf? ein Urteil Don 1694, weldjes }toet 3d)öffen mit einem
^eugenöcrfwr beauftragte, ben ©et'lagten $war nid)t „aus füllen
oon ihnen angebogenen unerheblichen Sieben (mnb. redene = Wrunb),
fo biemit oermorffen werben, fonbern anberen mehr erheblichen
Urjachen" geftattet, „expensis suis einen bem fiirftttdjen 9lnWalbte
annehmblichen Notarium bem examini $u abjungeren".
(Sinex (nur einmal üorgefommenen) %f tenberf enbuug nnb
ihres MnlaffeS wirb Weiter unten befonbers gebaut.
-Bei ber 33 e w e 1 9 f ü b r u n g tarn felbftoerftänblid) in erfter »)teif)e
ein etwaiges (^eftänbnifi bcö ^ef tagten in Betracht, unb es jpielte
jur (srwirfung besfelben, wie anberwärts, fo leiber aud) tytv, bie
Holter eine anfehnltchc Wolle. SMe ftaty ber mitgetbcilten Tefrete,
meiere berorbneten, bajj ^eflagter „mit ber &d}arffe angegriffen
werbe" ober „ber fa)arffen Jrage 311 unterwerfen fei", belauft fia)
auf einunb^mangig. ras jüngfte biejer refretc batirt oom .J.
1771. Zit finb burd)Weg fe^r furg gefaxt, nnb laffen nidjt er-
fennen, ob alle bic Äautelen unb 35ebingungen, bura) weldje bie
Carolina Mißbrauchen in ber ^InWenbung jenes ^cmeiSmittetS mehren
wollte, ftets beachtet, be$w. erfüllt waren. 3ouicl ift aber immer*
hin erfidjtlich, bajj bie Holter nur in fehtoerern fallen unb nur
wiber ftarf berichtigte s ^erfonen Derfmngt Würbe. Tie ben ledern
oor t utlegenben „Jyragftürfe'' pflegten, wie eS fdjeint, nicht Oom 3d)öjfeii;
ftuty, fonbern 00m fiSfalifdjen Anmalt formulirt ^u werben:
„articulis oom C55ülifcf)en ^Inwalbteu praevie exhibendis" (1700),
„exhibitis per üscalem praevie substantialibus et brevibus
articulis u (1705). — rie alter» Defretc geben ben (Mrab ber
J-olter, bi$ ut Weld)em gegangen Werben follte, nia)t an; bie jungem
iprea)en es meift auSbrütflich aus, „baß 33eflaa,ter mit ber fdmrffen
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12
Cppenboff,
<vrage burd) alle $rabe 511 belegen fei". Unter einem £efret oon
1756 finbet fidj bagegen ber Bennert": „NB. Ter Snqiüfit fülle,
praevia territionc reali cum omnibus instrumentis, nur mit $Weien
(Kraben, nemblid) betten £aumfd)rauben unb fpantfä)ett ©tteffelen
belegt werben." — SLUer Jyälle werben fonftattrt, in betten bie 3 n£ l lU;
fiten bie Aolter, ohne $u gefteljen, überftanben. Htnei btefev ^Mlagten
waren <yrauenummer. J n einem Salle, wo ber Vertagte bas unter
ber Holter abgelegte ©eftäubniß bemnädjft miberrufen r)atte, Würbe
Don Beuern auf Holter erfannt (1714). Mehrmals geftanb ber
Jnqutfit öor ^ubtifation beö bie Jyolter befretireuben Urt^eilö.
3n Chmaugelung eines ®eftänbniffeä würbe iöeflagtcr, „burd)
$mei beftenbige beugen conütturct" (1706), einmal fdjon baä atteitt-
ftehenbe ^eugniß bes „unOerteumbten" Verlebten }ttr Überführung
auöreidjettb Bcfunben (1692).
@letd)Wo^I war bie 8af)l ber ,v v etfpre jungen feine gan$
geringe. 8ie erfolgten meift unbebingt, einzelne SJcalc aber nur
„ab instantia", bc$W. unter Verfälligung beS Sretgefprodjenen in
bic ftoften ober einen Xt)eil bcrfelbcu. Einmal würbe erfannt, baß
ber 311 ben Äofteu öerurtfjetlte „Inqiiisitus sub iuramento de se
toties <]uoties sistendo et obligationo omnium bonorum beren
Rafften 51t entlaßen fei". Crin anberes Wai erging eine bloß
eoentuellc $retfpreä)ung, unb $war eine ,yreifprcd)ung für ben gall,
baß ber Jnqutfit „ben al)tterbottenen C*rpurgationöat>bt außfdjwöhren
würbe" (1748).
dagegen enthalt bas ^rotofollbud) feine einige greifpredjung,
be$w. feine einzige tMbweiftmg ber öffentlichen ftlage wegen einge*
tretener Verjährung. Sollte ber £d)öffcnftuhl, im (vinflang nicht
bloß mit bem jefctgen, fonbern aua) mit bem frühem (Gemeinen
^ea^t, jene als £trafaussfa)ließung§grunb überhaupt jugelaffeit haben,
fo muffen bie Verjährungsfriften fehr ausgebehnte gewefen fein, in=
bem ein Urteil üon 1771, welkes als Strafe für bie iSethetligung
an einem $u (hjnatten oerübten ^robbiebftahl bie auögeftanbene
,ftaft gelten läßt, biefe s Dctlbc mit bem nachherigen faft bretjet)«^
jährigen jJBofytoerhalten bes ^eflagten motiuirt.
iTen freifpred;enben unb ben ju anbern als £obesftrafen »er;
urtheilenben (hfetmtniffen gemeinfam war bie ben 33etlagten reget=
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StrafrecfjtSpflcflc beö 3djöffenftuf)l8.
13
md^tg gemalte Auflage, bie „Urpfeibt" ju fdnoören. Das g>rotofoll=
bud^ enthalt mehrere Jsälle, too bie ^nquifiten ber früher gefajtoorenen
Urfefjbe UJenigftens infofern $unnbergel)anbelt Ratten, als fie tro£
ber üerfjängten Verbannung gurütf gefegt umreit, ot)ite baft biefer
Vrudf) ber gefrorenen Urfeljbe jemals^ als foldjer unb mit ber
bafür im 2(rt. 108, begh>. 176 -ber Carolina oorgefel^euen 8trafe
geafmbet tuorbeu märe; bie Verurteilung erfolgte Oielmef)r ftet§
nxgen Vannbrudf)s\ (Mletd)tt)of)t tourbe jener Auflage offenbar m\
gang befonbereS $ett>ia)t beigefegt, unb ?We3, tuaS barauf Vegug
hatte, burdjjtueg mit großer $ein(ia)feit bejubelt, häufig fogar ber
(*ib, fo toie er in ben einzelnen ,yällen gefdjtooren loorbeu, mithin
nad; feinem gangen Wortlaut im ^rototoUbua) nnebergegebcn. VI.
100 bafelbft finbet fidj aua) ein allgemeines» gormutar für biefen
Cvib. lautet:
„Demnach 3$ ^- ä«f ol fl ie^tftcfcl>tter Urteil, fo id) tuohl
öerftanben, gu k. k. oerbammet toorben, fo ift, baj} tdj ©Ott unb
feinen .ftetyligen fidlere, gtobe unb fdjtoere, bajj micf) biefer Urteil,
naa) bero Vollziehung immer toofjl (erinneren werbe, unb baf? iaj
beut mir Vorgelefenen unb toofyl Verftanbenen inhalt nad)teben unb
gef)orfal)men toerbe, unb baft id) toeber fetbft, roeber burd) anbere
in einig erbenftiajer Lanier gegen biefen Verfahr unb urteil, aud)
gegen berofetben Vollziehung, foban gegen N s*) v0 Cvjurfürftl. ,£errn
gu ^falfc atfe l)ertgogen gu ©iUid) unb Inhabern biefer 8tabt Vogb=
teften, gegen bereu Vogbt^^ajoren ober bejjeu 8tattl)alteren unb
gefambten 6d)öffen=£tuhl, foban gegen bie ftatt dachen, unb gegen
alle unb ^ebe gum geriet, gur §afft, gur Urtivit unb bero Voll--
giehung angeljörige ^erfol;nen unb fonften fambt unb fonberä, nie-
manb aujjgefd^lopen ttid)t rädjen ober rädjen lafjen tuerbe, noch
Wolle, fo toahr mir ©Ott bilfft unb feine liebe ,£eüligen. "
tfingelne Wtak tourbe in bie formet auch bie ^erfon be3 Ver-
lebten, häufig biejenige be3 töaifero eingefdjloffen, einmal (VI. 72)
finben fidj bie i&orte „fo bau gegen feine ^aneftet ben Äaöfer" fogar
untcrftridjen. ^yür Israeliten *° aY ^ e Sormel öem mofaifdjen
©laubenSbefenntnif? angepaßt (VI. 76 k.). 3ie fdjtooren bal)er
„bei) bein allmächtigen, lebenbigen ©Ott, ber Gimmel unb (hb er-
fd^affen ^att unb Sttotofi erfreuen ift in beut feurigen Vuja), unb
beb ben gelm ©ebotten, fo beut SOiotofi gegeben finb".
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14
Oppendorf,
3luii hintan eines ,vaUeö, roo bie Verurtbeilten „meift fraut3Öfijd)
unb lüttigs tt>ttren" , tuurbc 1693 ein bem obigen abnlidjes ,yormular
in fran^öfifdjer Spradjc, „bao forniulare Gallicum", mie eo fpäter
genannt mirb, oerfaftf unb ooiu Sd)öffenftul)l „oorft fünftig pro
nonna hiebet) mit ein zufügen aud) ad prothocollum niaioriae ^u
bringen befohlen".
Tic At*cige)prod)enen mußten fdimörcu „de non vindicando
earcerem" ober aud) .,de non vindicando carcereni nee etiain
torturanr.
Ten >quifitcn mürbe oor bem Scbmur bie Formel bind) ben
Sefretär bes ^ d)öffenftul)lo oorgelefen unb aufgelegt. Wad) ber
(*ibesleiftung erhielten fie, um bem (hteuutniffe befto pünftlidjer
nadjleben ^u tonnen, eine ttuofertigung besfclben unb ^mar aus ben
ASänbeu beo Sd)arfrid)tero.
Tie $lusfd)mörung ber llrfebbe erfolgte unter ttnrütyrung ber
(^erid)torutf)c. üh>ar biefc gerabc nidjt ^ur ,\>aub, jo ber=
trat bereu Stelle ber Wiebftocf beo Vogtmajorö ober feines Statt-
halters (1709, 1723).
(*ö taut mitunter oor, bafj Verurteilte fid) weigerten, ben
3d)U)ur \\i leiften, fo brei ^uben auö Dürnberg, Hamburg unb
Stattbagen, berurtljeilt megen mehrerer Tiebftäble, inöbefonbere bes
riebftaljlö eineö filberneu TegenS, toeldjer „bee> auffm AiomphaujV
Oabt logirenben franko) ifd)en (^efanbten £errn (^raffen be St. Seocrin
(yrcelleun ^ammerbienern unb laptffiercreu aufr ber ^lutidminbre
entfrembt tuorben mar" (1748 ). „teilen biefel6e allen Wjnmabneno
unb fdjarffem l>riunerno ol)ngel)inbert bie Urpfeibt nia)t auf}fd)möl)ren
mollen, fonbern beftänbig gefd)ret)t, bie Citren oerftopft, fid) $uv
Cnben gemorffen unb gaiu oljngebütyrlid) almgeftellt, alfo l)ab 3a)
Sonbicuö beuenfelben in (Megenmart Silier umbftebenben gefagt unb
miebertjoblter laut auffbebeutet, fie mogten bie Urpfeibt autffdjmobren
ober nidjt, bafj nidjtöbeftomenigcr biefelbe für aujigejdjmobren gehalten
mürbe, unb mofern fie inSfünftig babicr in ber Statt unbt Meid)
Don flachen, ober aud) in ber §errlia)feit s ^urtfd)eibt mürben ahn-
getroffen merben, mieber il)neu, aljjtoan bie urpfeibt förmblid) auf}-
gejdjmoljren Ratten, oerfahren merben folle." (*benfo marb einem
jran^öfifchen Kapitän be Mioeö (j. unten 3. 30 ) gegenüber oerfahren.
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StrafrecfjtepTleflc be* Sdjöffenftu^*.
15
Jn einem altern ,vctlle äfmlid)er 2lrt fd)n>or ber £a)arfrid)ter „in
animain condemnatae et illa andiente^ ben <i:ib auö (1694).
rie s -l>erfälligung bev 4>erurtl)eilten in bie Soften, loeldje regel-
mäßig ftattfanb (einmal unter ber naioen Maßgabe: „man jie
| ^nqnijitin| maß l)at" ; ogl. .ttarolina 21rt. 157 ), erfolgte ftetö
„salva moderatione" ober „salva descriptione et moderatione''.
£ie (irfenntniffe maren jofort mit ber ^ublifation red)töfräftig,
be$m. oollftretfbar. sh>enn fid) unter einem (frfenntniffe oon 1706
ber Bennert" finbet: „antoalbt vulnerati appellat, anmalbt X W)<#
tirten aeeeptat quuad prinzipale, provoeat autem quoad impensas",
jo be$og fid) bicö anfdjeinenb lebiglid) auf benjenigen Ibeil beö
ItrtljetlS, tueldjer über bie IHnträge beö Verlebten alö WebenHägerö
(f. oben 2: 9) entfd)ieb. ^a eö folgte, mie fotooljl an* ber Raffung
ber llrtbrile alö aus bem übrigen oiifjalte beö 'J>rotofollbua)3
erbellt, bie Vollftretfung ber ^nblifation in ber bieget anf bem
A*uße, toenn oon ben feltenen fällen abgelesen mirb, wo in ben
Urteilen felbft bie Irntlaffung au£ bem (fyfängniffe nnb ber $*e=
ginn ber Verbau nungöfrift oon ber vorherigen sicbabloöbaltnng beö
Verlebten ober oon ber Gablung ber ftoften abhängig gemadjt ift.
„Unb toeilcn", fo mirb unter einem anf VanbeöOenoeifung,
Oranger nnb „91uöf)auen" mit Oeutben lantenben Urteile oon 1693
bermerft, „ber £d)arfria)ter nidjt gleia) ben ber .ftanbt roafyre, l)at
gefambteö geridjt eine lange ii>eil toartfyen müßeu, toeldjeö baljero
annotirt $u toerbeu anbefoblen, nmb itjn fünftig $ur rebt nnb ant=
toortl) bieget feines oertoetßlidjeu Muöbleibenö oorftellen $u laßen."
3elbft bei lobeöurtbetten madjte man in foldjer Ji>infid)t feine Sliiö;
nafjme, inbem bort meift beftimmt toirb, baß ^eflagter „oom (^e
ridjtöljauß" ober „oon t)ier aiiö" $um Ijoljcu $end)t je. \a bringen
fei; einmal (1736) oerorbnete ber £d)öffenftul)l fogar auöbrücftid),
baß ba3 Urteil „aljofortl) alniljeut bollen^ogen toerbeu folle". .vner--
aug ift jebod) nia)t $u folgern, alö ob bem Verurtfjcitten feine jyrift
belaffen morbeu fei, um fid) 311m Xobc vorzubereiten. Eine foldje
empörenbe Barbarei l)ätte ber religiöfe £inu ber 2(adjener Bürger
uidjt geftattet. 31uö bem 5lad)eu v \fdid)er Vertrage bom 10. 91pril
1777 gel)t aber aud) flar baö ($egentljei( Ijerbor, inbem bort $ur
Erläuterung jc. beö ?lrt. IN, ^ 12 beö Vertrag« oon 1660 feftge*
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16
Dppenboff,
jefct toirb, „baf? alle 3lfcungsfoften für bes Vogtmajorö (befangene
uon fclbigem beftritten, jebod) mälnenb ber legten bretjeit Sagen,
an toelcben bic jum lob ocrurtfjeilte Delinquenten fidr> vorbereiten,
bas Pager^trol) fomt iyeuer unb Vief)t oom Wagiftrat oerabfolgt
werben foll". demgemäß mujj bie Vorbereitung Oor ber feierlichen
Urtt)citöt)crfünbung ftattgefunben baben, ber Veflagte mithin Oon
bein nod) unoerfünbeten (^erid)tsbefd)luffe unb bem, maö tym in
AOlge beffeu beoorftanb, fdjon brei läge früher benadjridjtigt
morben fein.
$iernad) tonnte and) oon einer fog. V cgn abtgu ugö-
inftan; nid)t füg(ia) bie Webe fein. Tagegen tjanbbabte ber
3d)öffenftubl jelbft mit bem Vogtmajor baS bem .fter^og oon 3""' 3)
pftebenbe Vegnabigungsredjt (Ogt. Slrt. V bes Vertrags Oon 1660),
unb $mar regelmäßig auf „ Jutcrceffion" ( Vermeidung) angefebener
^erföntiebfeiten. Einmal gefdjaf) bies, naajbem bie Kenten* bereite
be)d)loffen, ^ueimal, nad)bem jie bereits oerfünbigt mar (1740,1768).
Weift erfolgte jebod) bie Jutercejfion früher unb mürbe alöbaun
fdjon in bem Urteile felbft berücffidjtigt. 3m ^ 18 bes Vertragt
Oom 10. s 3lpril 1777 mürbe fogar ausbrütflid) Oereinbart, baf? eine
Vegnabigung nur noa) Oor ber Urttyeits^ert'ünbung ftattfinben, naa)
berfelben mithin nid)t mefjr ^lafc baben jolte. Unter ben 3 n * ei ' r
cebireuben befanbeu fia) ber ftönig bon Tänemarf unb Wormegcn
( Juli 1724), ber Warfgraf Oon Vranbenburg (September 1740),
„Jljre ftönigl. .f>od)f)eit prinjj $crbinanbifd;e ^rinceffinne oon
Greußen" (6. Slnguft 1768), eine ^rin^effin oon Salm (isebruar
1723) unb ein (*raf oon ?Hu)eimb, „I^umb^err beä (h^bifa).
Stifts ju Salzburg" ( x >uni 1718). Ta ^roifdjcn biefen f)ol)en §err=
fdjaften unb ben betreffenben Jnquifiten keinerlei Verbilligen ob=
gemattet $u l;aben f djeinen, bie Jnquifiten namentlia) nidjt etma
mit jenen biefelbe Heimat Ratten, fo greift bie Vermutfnmg ^>lafc,
baß (entere, maljrenb fie fict) al3 Vabegäfte ober aus irgenb einem
anbern 9lnlaffe oorübergebenb in 2(ad)en aufhielten, bura) dritte be=
ftimmt mürben, ilire Wmocfenbeit bura) (hmirfung eines foldjen
(tytabenafts p ocrl)errlia)en. Tic Vegnabigung beftanb burdjtoeg
in bloßer Strafmilberung. $113 (Mriinbe für eine fola)e fül)rt ein
Urtfyeil oon 1677 außer bem guten Vorleben bes 2lngcf tagten,
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<Strafred)t8pflege beS (SdpffenftufjlS. 17
eines £)ieb§, bcffcn Stubien unb $ertoanbtfd)aft an. Vgl. Carolina
2lrt. 158 a. (S.
(£iner anbern 9lrt beä ^Strafertaffcö ober bod) minbeftenä
einer befonbern 9lrt ber (Intlaffung auö ber ^>aft gebenft ein ßr=
tenntniß bon 1694, inbem bort über eine grauenöperfon, toeläje
trofc gefdjefyener ßanbeäoermeifung fid) tt)ieberum in 5lad)en einge^
funben fmtte, referirt toirb, bafj fte früher „ber fyafft auf; Ufjrjadjen
ber in soptimana rogationum bem Äerfer borbettgangener folemneler
^roceffion burd) alfyiefigen Clerum unfer Ö. gratoenftifftS l)iefelbft
befreiet geroefen" 14 ).
Xritt, bem Vorgetragenen gufolge, ber (9egenfa& stoifdjen CHnft
unb Se^t fajon beim formellen Strafred)t in fo mannen Vegieljungen
rea)t grell Ijerbor, fo gilt bieg in nod) l)öf)erm <$rabe bon bem
materiellen Straf redjt. 2lnbererfeit3 mürbe e3 aber ein ber=
geblidjeS 33emüf)en fein, baö Strafenftoftem be3 Sdjöffenftup in
ben (Strafrahmen be3 bamaügen Gemeinen 9ied)tä, fotoeit biefeS
burdj bie Carolina firirt mar, überall einpaffen gtt toollen. !2Benn
fa)on bie bekannte jalbatortfaje Älaufel eine gefefclidje ©runbtage
für ben gortbeftanb partikularer (£igentf)ümlid)feiten bilbete, gleia^-
geitig aber aud) eine bequeme Jpanbf)abe bafür bot, unangemeffene,
begto. unangemeffen gemorbene Veftimmungen ber Carolina 31t uim
getjen unb fdfliefjlid) faft allertoärtö gu bollfommener Söütrur
führte, fo trat f)ier nod) ber befonbere Umftanb lu'ngu, bafj ber Sdu5ffen=
ftuf>t, mie erroäfmt, ba§ tyergoglidje $egnabigung§red)t auszuüben
berufen mar unb jdjon um beämillen ftd) für befugt galten moa)te,
ftatt ber orbentltdjen Strafen milbere Strafmittel, fetbft fotdje,
toeld>e ber Carolina gängtid) fremb maren, gur Stntoenbung gu
bringen. Selbftberftänblid) muß baf)er aud) bon borne herein auf
jeben Verfud) bergidjtet merben, bie in ben eingehen gälten beringte
Strafe auf eine gefajriebene ©efefceäftelte gurütfgufüljren. 3 n Dcn
mitgeteilten ©rfenntniffen felbft finb folaje Strafgefe&e nur äufjerft
feiten belogen unb bie begogenen eben auf bie Carolina unb getoiffe
ftäbtifdje ßbtf'te miber £anbftreid)er befa)ränft.
Cbgleia) bereite» bie Carolina für emgelne TOffetfjaten grei =
(että [trafen anbroljte, fo tarnen Untere bod) erft biet fpäter
allgemein in ©ebraud). $>er Sa)öffenftuf)l f)at, fotoeit au3 bem
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18
OWeni)off,
^rotofoll&ud) erfichtlid) ift, folcfje Strafen nod) nid)t gehanb=
habt, wenn man bat)in nicht etwa ben gall rennen will, wo
eine grau, burd) beren gahrläffigfeit brei Äinber im föauaj er-
ftitften, u. a. berurtheilt tourbe, „breto tagen (angt) im Äerfer bejj @raj$
in Sßafter unb Sörobt fid) aufzuhalten" (1713). 3» einem anbern gälte
mürbe allerbingS, unbjwar „au3 ©nab" beftimmt, baft bie minber jährige
Täterin, „auf Oter 3a^ r S u fiuttig in ^udithauS Eingebracht
werbe" (1736); hier ift jebodj mit ff £vifyf)au%" offenbar feine
Strafe fonbern eine $efferung3anftalt gemeint 15 ). dagegen Wirb
häufig eine überftanbene Unterfudjungät)aft, „harter, ftrenger, lang-
wieriger tferfer" al3 Strafe, be$w. auf bie Strafe angerechnet ober
at§ 9fltlberung§grunb berücffiditigt. „ s 3lngefehen ^cflagter einen
ad)tmocf)igen forboralen 9lrreft aujjgeftanben, ift er für biefjmatyl,
Wegen ber bem Sebaftianen La perle, ber öerwittibter gram
©raffinnen öon^irmunbt (^celle^ 16 ) ßaquato, zugebrachten Schlägen
unb üblen traftirenS, feiner §afft, mit bem 3ufafce jebodj $u cr=
lajjen, bajj, bafern er ^ernegft fict) annod) übel aufführen bürfte,
alftban einö mit bem anberen gebaut unbt ber fdt)arffe nad) be=
ftrafft Werben fotte" (1727), — ein 3 u f a & ioc(a;er, beiläuftg be=
merft, in überauö otelen (£rfenntniffen Wteberfefjrt. ähnlich mürbe
(1724) gegen einen gewiffen §agen als beteiligt an einem nächtlichen
9itoufhanbel er!annt, bei welchem ber jüngere Sof)n beä $ürger=
meifterä Deltour bermunbet unb iljm ein filberner $)egen abgenommen
worben war. — (Jinmal unb jwar auf bie gürfpradje fowie ba3
Äautionäerbieten ber preujjifdjen ^rinjeffin gerbinanb (f. oben S. 16),
„ben @riminelen auf feine Seben^eit ju fefcen", Würbe bie Oerhängte
XobeSftrafe gnabenweife in lebenslängliches ©efängnijj umgewanbelt
unb ßonbemnat „praestita praevia eaurione burd) ben föefibenten
Songe 17 ) nad) ©ütid) auf bie Schanfc tranSöortirt" (1768).
©leid) ber greif)ett§ftrafe waren bie fonft fo häupaw ©elb*
ftrafen bei ber £riminalrecht£ppege beä 3ct)öffcnftur)tä anfeheinenb
faum in ©ebrauch.
&a£ eingige 9ftal, wo foldje Strafen naa) bem ^ßrototollbud)
oerhängt würben, \)atk\\ fie Oorwiegenb ben ßharafter feuriger
(tryefutionSftrafen. @3 h anDc ^ e P<5 bamalS (1751) um bie ^eevbigung
eines SelbftmörberS auf bem Kirchhofe beS Dorfes Reiben. Sämmt-
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Strafred)t§pflcfle bc§ <3cf)öffcnftuT)f5.
19
lid)e CrtSbemoIjner wollten biefe ©eerbigung nidjt julaffen, obgleich
bcr Entleibte gemäj} einem abgehaltenen 3 eu 9 enöer ^ r fdfjroadfjfinnig
getoefen mar, unb fie beljarrten babei, felbft nadjbem ein burdfj ben
(Meridjtsbiener tjerfiinbeteS unb angeljefteteä ^efret beä Sa)öfjenftuljl3
unter 9lnbrof)ung einer ©elbftrafe t>on 20 ©olbgulben für jebe
5$iberfetrtid)feit k. bie SBeerbigung geftattet nnb ber @eneralbifar
311 Äöln biefelbe verfügt r)atte. 91 tö e3 nun gar $u argen C^ceffen
unb $u einem förmlidjen 2>olföaufftanb tarn, fo baft ba§ jur &t
Sroingung ber ^eerbigung abgefanbte Militär „unter einem ^öfjmfc^en,
mit toielem Spelten begleiteten allgemeinen 3touerngeläd)ter unb
Waajruffen mieberumb abgießen muffen", ja eine auf 96 Sttann
berftärfte £ruöpe noä) ertyebliajen 3Biberftanb fanb, verurteilte ber
Sajöffenftutyl „fämmtlidfje CHnroolmer unb ^fafyrgenojjen gur Reiben
ftabt Waajifdjen lerritorii fambt unb fonberö" $u einer 3küa)ten=
ftrafe oon 300 ©olbgulben, unb $mar bergeftatt, bajj ber Sa)öffe
9t. unb fein Sotyn als .£>aupturl)eber biefer „Sebition, Tumult unb
Rebellion" in solidum 100 ©olbgulben, „bie fog. Ouatfdjen ©erb,
beS Simburgterer fein Söeib, 3afob {yranfen 9ttagb ©toefen
Marian fdjmefter" fomie biete Anbete geringere Summen ex propriis
galten follten.
gerner begegnet man in ben (Jrfenntniffen feinen <Jfyren =
ftrafen im Sinne beä heutigen Strafredjtä, inäbefonbere nid&t ber
Slberfennung ber bürgerlichen (f^renreajte, mobei jebodj) $u berüdf=
ftd)tigen ift, bafc alle bura) ben genfer ooü>genen Strafen gemein^
reä)tlia) fdjon an ftdj infamirten. ^nmiefern befonbere ^renftrafen
anberer 2lrt behängt unb fonftige Strafen bura) bie fa)impflia)e
SBeife it)rer $otlftrecfung berfdjärft mürben, foll unten befbrod(jen,
aua) einiger gäße gebaut merben, roo ber Sdf)öffenftuf)l gerabe
umgefef)rt, burdj einen gu (fünften ber (Jfjr/ be§ SBerurttyeilten ge=
maajten 9?orbel)alt, bie erfannte Strafe gu milbem fudfjte.
(frnbliü) enthält ba§ ^rotofotfbudj) feinen $?atf, mo bie in ber
Carolina fo pufig angebrof)ten Sßerftümmelungen unb fog.
fajroeren'fcobeäftrafen berfjängt roorben mären, eine (hfajemung,
meldte um fo bemerfenämertfjer ift, als naa) bem Vertrage bon
1660, 3lrt. XXIIT, § 1 «ürgermeifter unb ftatfj nur „Strafen mit
ober unter bem Sajmert" oerf)ängen fonnten, alle gälte baf)er, meldte
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20 DWnf)off,
eine härtere Strafe nach fia) giehen mußten, ausnahmslos gur
Cognition beS SdjöffenftuhlS gehörten, felbft wenn ber I^äter gu
ben 9(aä)ener bürgern ^är)ltc. Sämmtliche mitgeteilten £obesurtheile —
ber Jafjl nad) breißig — lauteten oielmef)r auf ben £ob bura) baS
8d)roert ober burdj ben Strang, fiebere Strafe galt tt>of)(
für bie härtere bon beiben, für eine Strafe „über bem Schroert",
meStjalb benn aud) 5trt. XXVIII, § 4 beS mehrbegogenen Vertrags
a(ä burd) iöürgermeifter unb 9tatr) gu berhängenbe Sobeäftrafe
lebigltd) bie Enthauptung erwähnt. Dagegen fd)etnt bie 2luffaffung,
baß Enthauptung minber fd)impfltch, gemiffermaßen bie etyrltdje
£obe§ftrafe fei, nid)t immer maßgebenb gemefen gu fein. So ber=
urteilte ein Erfenntniß auS bem 3. 1740 bon groei herumbagirenben
Dieben ben einen gum lob burdj ben Strang, ben anbern gum $ob
burd; baS Schroert. 3" einem Erfenntniffe bon 1662 roirb roiber eine
grauenSperfon ber Zob burdj baS Sct)roert berhängt, babei aber
beftimmt: „ober pfalß 3h ro me gewöhnliche Sd)roachet)t guftef>en
follte, ahm beften unb füglid)ften mit bem Strangh". — Die §tn=
ridjtungen ber (entern 2lrt fanben regelmäßig am ©algen ftatt;
einmal (1750) mürbe bagegen erfannt, „baß ber X^äter an einen
holfcenen ^fa^l gefielt unb barahn ftrangulirt roerbe". Die getoöfnu
lid)e gormel ber Xobeäurnjeile mar, „baß Äonbemnat auS ber Stabt
in baä gelb gum frohen ®eridjt 18 ) unb bort mit k. bom Ceben
gum $ob gu bringen fei", unb groar mit „lautenber Älotfe" unb
„bei) SSerfolgfj" (avec suite comme de coutume 331. 37), —
roeldje ledern Sorte auf baSjenige hingubeuten f feinen, mag mit
bem entfeetten Körper gefa>hen follte unb moljl regelmäßig barin
beftanb, baß er Dorn Scharfrichter ober beffen $ned)t in ber
9^är)c berfcharrt mürbe. Da§ Schleifen beS 95crurtr)cittcn gum ftich^
plafce unb ähnliche fa)ärfenbe ^ufäfce Deö Gemeinen DtedjtS begegnen
im ^protofollbud) mrgenbS. Die eingigen bort borfommenben üBer=
fd)arfungen ber Xobesftrafe betrafen btelmefjr ben Öeidjnam beö
Eingerichteten. So mar eine öftere 5ßerfd)ärfung ber Enthauptung,
baß ber Äopf auf eine Stange gefteeft unb ber Körper auf baä
Sftab geflochten mürbe. Ein auf Strang lautenbeS Urtheil bon 1750
beftimmte, baß ber Seid)nam berbrannt merben, eineS bon 1706, baß
er am ©algen hangen bleiben folle.
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©trafred)t3pfleße b<8 @d)Öffenftuf)l8. 21
5tnbererfeits roareS eine namhafte Strafmitberung, ja geroiffer=
mafjen eine 2trt ©nabenaft, wenn ein d)rifttid)e3 Segrabnifj gemottet,
ober, nwstoei (*rtcnntniffe bon 1695 nnb 1714 fid) auSbrücfen, „ber
Äörber mit ber gemeinten (*rbe begnabigt mürbe". Mitunter marb
biefe Sergünftigung and) nadjträglid) bcnultigt. So erflärt ftd) bie
9toti$ unter einem (Jrfenntniffe bon 1681: ,,NB. gft ifjme aud)
@nabt ber erben nuberfaljren." ^u fünften eines im 3. 1768
Sum «Strang Verurteilten „inftirte publicata sententia flttagifter
Sdjroark pro scpultura, meldte t>on jjperrn Majoren nnb §erren
Steffen geftattet mürbe''. — ^aö oben ermähnte ©rfenntnift bon
1695 ift übrigen^ aud) infofern bon ^ntereffe, a ^ eä an %-
naljmsroeife eine geheime $inri$tung (mit bem Strang) im Äerfer
berfügte unb bteS namentUdi bamit motibirte, baft bie ^nquifittn fid;
freiroiltig im Jterfer gebellt fjabe nnb nod) baju „mit ber fdjroärer
Sudjt behaftet fei". 3n bem Kudf<$tuffe ber Öffentlidtfeit mürbe
batyer gletajfatts eine Strafmilberung erblttft. £te Voltftretfung
fanb bamatö beim aud; im ftefängniffe ftatt, unb jmar im Seif ein
be$ Stoffen 0. ^aüanbt al§ eteltbertreterS be§ SttajorS, tnbem
teuerer fid) auö ber Stabt entfernt tyatte.
$)afj ber Vogtmajor ober ein Stetfbertreter beSfelben ben §in=
ridjtungen überhaupt bei$urool)nen bflegte, bejro. beirool)nen muffte,
fä)eint aufjerbem aus St. 113 ^erborjuge^en, infofem bort berietet
roirb, baß baä oben ermähnte @nabengefud) ber ^Prinjeffin gerbinanb
bem Vogtmajor „aufferm Xfyox bei «ftinfüfyrung be§ (Sriminelen $u=
gekommen fei". £)odj ift eö mof)t nid)t mit auf bie 2lnroefenl)eit
beö 2ttajorä bei ber £inrid)tung, fonbern auäfajliejjlidj auf bie
Maßregeln gur Vorbereitung ber lefctern $u begießen, roenn 331. 1
bermerft mirb: „£)ie Executio ift burd) ben Secretarium alj?
Statthafteren (be$ VogtmajorS) gefajefjen, metdjer ben Sd)arfjrid)ter,
Spinner unb befcen Soljn berbinget, bafj fie ben tobten Äörber auf
baä föabt aufjuef)en folten, fonften fjaben Herren Varomeiftern ben
boft (Soften) unb bajj ftabt mit einer fieibter borten aufjfityren
unb aufrid)ten lagen."
2)en fajärfften Äontraft $ur SobeSfrrafe bilbet ein anbereä
Strafmittet, roelajeä barin beftanb, bajj bem Später aufgegeben
mürbe, „eine $ittfaf)rt $u tf)im unb über bie abgelegte Sufje
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Dppenboff,
unb geleiftete 2lnbad)t einen glaubroürbigeu Schein etn*ultebern" 19 ).
£aS ^rotofollbuct) enthält nenn gälle, in benen hierauf erfannt
roarb, fieben berfelben gehören bem 17., bie beiben anbern bem %\u
fang be3 18. ^a^r^tnbertö an. £ie in ben Urteilen fetbft atö
3iel ber Vittfahrten beftimmten ®nabenorte roaren biermal Scf)arffen=
höbet (<Sdfjerpenl)öbet bei tUiaftrtd^t), $n>eimal 2>üren, je einmal
St. ^mbert, Sllbenhoben ($u Unferer Sieben grau * n capella
patrum Capucinorum) unb Äöln (ju ben f$. brei Königen). —
£iner ^erfon au3 bem ßuremburgifchen, meldte im Venb oor
üttar[d|iertI)or ntebergcfommen mar unb ihr $inb auSgefefct, bann
aber mieber an fidj genommen fyattt, ttmrbe $roar feine 33ittfat)rt
auferlegt, roohl aber roarb ihr, aufjer ber ad manus beä Vogtmajorä
ab^uteiftenben 9lppromijfion, bem $inb fein „Ungleich" (Unrecht) ^u-
$ufügen, „jn etroahiger Slbbüfjung bes oerahnlaften SfdnbalS unb
Reinigung if)re3 eignen @eroiffen3" aufgegeben, \\d) aufrichtig ju
@ott gu befefjren, bei einem bom ©cria)t beftimmten ©eiftliajen $u
beizten unb gu fommunijiren, etroa „öerheifcfjtc" geiftlidje
ma^nungen ju empfangen, enblia) bier^elm läge taug täglich eine
SReffe $u hören unb barüber einen Schein beizubringen (1707).
$>ie roeitauS gett)öhnticf)fte Strafe (unb gleichzeitig ba3 bequeinfte
Littel, fich frember 3JHffetf)äter fofort $u enttebigen) mar jcbod)
bie Verbannung, be^to. ßa nbeötterroeifung, roetdje balb
auf ßebenö^eit, balb nur für eine beftimmte 9teif)e oon 3flh rcn <*u8 s
gebrochen mürbe. Mitunter aud) marb bem Veflagten btofj auf=
gegeben, bie Stabt jc. ,$u räumen ober $u meiben, be$tt). ftd) be3
ftadjener ic. ©ebtetä „$u müßigen", Vemerfensmerth ift, bajj ber;
gleichen Veftrafungen mehrmals fdjon auf bloßen Verbaut f|in er=
folgten, ja einzelne SSlaU fogar ben (Sharafter bloßer polizeilicher
2lu3roeifungen (im heutigen Sinne) an fidj trugen, fo in einem
gälte, roo Vertagter bie Stabt ic. berlaffen follte, „bis er burdj
bef>örlichen ^ajjport ober 3eugnuffe feine gute Sluphrung ermiefen
haben roerbe" (1759), unb in einem anbern, roo bie Verbannung
mit bem Vorbehalt ber „9lbfoltiirung ab hoc bannet bedangt
roarb, roenn bie Vertagten „(ich ihrer gufjter ü^rofeffion, gam unb
^ahm k. qualtfoirten" (1740). — 2tt8 im 3. 1706 ein §err
ßoutö be Vellebaur „auf offener Strafte an ber roarmer gontain
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Strafrcdjtepflcfle bcö Stf)öffcit[tul)l*.
23
feinen £atbbruber 3afob grans be Sßellebaur angegriffen, mit ge=
$ütftem liegen sugefefct nnb gefährtid) bertounbei" ^attc, mürbe ber^
felbe md)t allein für bie 3>auer bon breiig 3a^ren „cum reserva-
tione honoris" berbannt, fonbern aud), anf bie ^ebenftage jenes
£albbruber3 (f. oben 6. 9), meil er einem in teuerer 2lngelegen=
Ijeit ergangenen 3)efret beä <8d)öffenftuhlä „bis ^era^n nidjt ge=
lebet", angeh)iefen, „$roanfcig teutfaje Wlfyltn ^inbannen abzubleiben,
btö er eine Kaution bon 4000 Dttfylr. obgebad)tem 35ruber, bejjen
2öeib unb föinberen a^ngef Raffet höbe, geftalt biefelbe meber birecte
nodfj inbirecte $u bei eibigen".
$)ie Verbannung felbft erfolgte bormalö nur „au3 biefer <Stabt
unb bem föeid) bon $lad)", fo nod) in einem (*rfenntniffe bom 17.
September 1718, feitbem aber, guerft in einem (Jrtenntniffe bom
16. <Sebtember 1719, ftetd „au3 ber Stabt unb bem SHeidt) bon
Haaren, famint ber fteicpljerrlidjf eit Vurtf d)eibt". —
S)ie Verbannten mürben meift für fdmlbig erflärt, bie ©tabt :c.
nod) bor «Sonnenuntergang ju räumen, einige Sßeiber überbieS, if>re
Äinber mitzunehmen. (*ine 8traffd)ärfung lag in ber 2lnorbnung,
ba| ber Verurteilte bura; ben 8 a; ar frisier gur 6tabt hinauf
geführt merbe. Titö mürbe 3. V. erfannt im 3. 1682 miber
einen geroiffen 5lnton 9touaar, geboren „im ßeger" (ßager) $ur £eit
ber 8d)lad)t $u föohfrob,, melier ben Cbferftorf in ber $ira)e <&t.
gotlan mit „gebogenen Vatetjnen (gifdjbcin) unb Vogelliem" (Vogel=
leim) bis auf „eine Vaufaje" geleert hotte. (*iner bes $}iebftaf)l3=
berfudjä überführten „£artarin", beSgleidjen einer anbern grauenä-
berfon gegenüber, meldte le^tere „ihrer tr)ettö unterftanbenen (ber=
fugten, Carolina 3lrt. 178), tfieilä boltbrad>ten ©ambteberetyen, ihrer
^ittnhafjtirter jugeleifteter ®efeßfd)aft unb Sftittebung Imlber" ber=
urteilt mürbe, lautete ber 6torua) fogar baljin, baji bie |>inau3=
füf)rung burd) be§ £ djarf rtd)ter§ Äned)t, be$m. $) t e n e r er=
folgen foUe (1681, 1693). ^n bem lefctgebad)ten galle bollftrerfte
biefe Slnorbnung gleiajrooht ber ©djarfriajter felbft, unb ^mar „roeilen
feinen Liener hatte", dagegen berfügten jmei Urteile bon 1723
unb 1724 bie §tnauäfüf)rung burd) beä 9ftetyer§ Liener. 3" «nem
fernem galle, bctreffenb Öanbeäbermeifung megen Unfugö, Vebrofmng,
©aframentirenö k. unb megen 9ftif$f>anblung bon fötaler ^ebeutung,
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24
Cppcnfjoff,
bafj bcr 9Jitfjfianbelte tiier^efjn Jage lang einen barbier braudjen
nnb fed)3 2ßod)en Ijtnburd) müßig gefeit muftte (1741), finbet fidj
bloft unter bem Urtfjeite regiftrirt, ber Äonbemnat fei burd) bie
Sotbaten jur Stabt tytnauSgefüfjrt Horben.
Wti ber Verbannung, be^m. SanbeSDermeifung umreit fjäufig
nodj befonbere Strafen unb fonftige Auflagen tierbunben. So mürbe
burd) erfenntnij Dom 23. 2Rär$ 1683 ein Dieb, obmof)t er eine
größere Strafe tierbient fiabe, — eine Ütfenbung, meldje übrigens
in ben tneiften Urzeiten, fetbft foldjen, bie auf SobeSftrafe lauten,
miebertetyrt, — ntd)t bloß auf fünf Jafjrc tierbannt, fonbern audj
für fdnilbig ertlärt, „ftd) gegen ben (^rbfetjenbt ober in $ah,ferltd)e
Dtenfte $u begeben", unb biefe jjeit barin ju tierbleiben, $u meldjem
^mecfe er bem «§errn Vogt unb Majoren überliefert merben folle,
bamit btefer ifjn baf)in bringe, ©in anbereS Urteil, ergangen am
4. 3uni 1718, „entlebigte Oermittels Vorftirua) beS ©raffen tion
Sltnjeimb k. Veflagte Qtoet Diebe) ofjne einigen Sdjanbtflecfen oon
einer infamirenben tfetbäftraff unb begnabigte biefelben bergeftalten,
bafj fie in ÄriegSbienften 3*> v0 .ftatifterl. 9ttaj. ober aber ^tjro
Gfjurfürftl. ©n. $u^fal& fidj mürfttd) engagiren, aud) tierangloben
follen, nebft ißejjerung ifjreS tiorljerigen tjanbelö unb manbetS bie
Stabt k. ^ett oon aa)t Jafjren nid)t $u betreten".
tDMjrere Sttale mürbe audj bie Stuflage einer Vittfal)rt mit ber
Verbannung Oerbunben.
Diejenigen Strafen jebodj, meiere neben ber tefctern am
f)äuftgften tierfjängt mürben, finb Oranger, Vranbmarf unb förtier^
lidje 3üa)ttgung.
Die 3tuäftellung am Oranger fanb auf bem Äatfdujof ftatt,
inbem ftd) bort ber Oranger ober „Äaaf" befanb. Sie mar $unäd)ft
mof)l nur eine @f)renftrafe, tierfolgte aber nebenher, mie aus $mei
Urteilen tion 1762 unb 1764 erhellt, noa) einen anbeut ^meef , nämtidj
bie Ermittelung etmaiger fonftiger 3J?iffetr)aten be$ ftonbemnaten, „ob
ftiemanb 3öeitl)erä mag gegen benfelben ein^umenbeu, be^m. aufoiu
bringen I)abe w . $u glci^fm ( 3mecfe tierorbnete ein Urteil tion
1756 bie Stusftellung beä $onbemnaten auf offenem Sttarfte „an
bem heutigen 9)tarftag tion 10 bis 12 lUjr". — Jn einem anbern
galle, mo man tion ber s £rangerftrafe abfaf), mürbe bafür tierorbnet,
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©trafrecftgpflege beä @d)öffenfrof>18.
25
baft bcr Äonbemnat um ben ^faf)l auf bcm Äatfd)hof geführt werbe
(1713).
$ ran bm arten ober itfranbmirfen, wie baö S$ort in
ben jungern Urzeiten getrieben wirb, gefcfiah burd) (Einbrennen
beö $lbter3 auf ben föücfen ober bic ^dnilter. (Eine <8d)winblcrin
aus 2ßien würbe auf ber Unten Erfüllter gebranbmarft, „weit burd)
Urteil ui 97eaubcuge tf)ro aljj einer Vagabonbin bereite uff ber
reefiten v8d)uttern eine franse £ilie gebranbt worben war", Rte
bemnatin r)atte unter ber Vorfpiegelung, eine s Ucarquifin unb bie
$od)ter eineä frühem furbat)erifd)en (9ubernator§ nt fein, u. a.
bon bem Söirtbe ntr ßanbsfrone beffen Merline mit bier gerben
$u einer Steife nad) $onn, Äötn unb rüffelborf gemietet, bereu
Wuälöfung in Rüffelborf aber bem genannten SMrtfje übertaffen,
ferner einer 3ungfcr iöouget einen £iamantring abgefchmäfct, bor;
gebenb, „benfelben burd) ben (Jljurfölntfd&en .Jubilier beffer inmad)eu
unb berfefcen *u laffcn" (1699).
$113 förderliche Züchtigung fommen einmal (1758)
fünfunb^wangig v5toeffd;läge bor. £onft beftanb fie im 2lusftreid)en
mit föuthen, unb gefd)af) mitunter fd)on am Oranger (1772, 1775),
namentlich aber auf bem 2Sege jur Stabt cjinauS, welcher gleid)
ber 3afjl ber Streiche in ben Urteilen meift genau beftimmt wirb.
(Einzelne llrtfjeile treffen fogar 33eftimmung über bie £afy ber
Ruthen; „mit bier ©ebunbt Ruthen au^uftreid)en", 1694; „am
prangen mit ad)t Ruthen ui peitfd)en unb bemnedjft über ben
großen 3ftarft nad) Söllner Z\)qx bis am £d)lagbaum aufzuführen
unb Überwegs femer fd)arff au^ugeifeelen", 1772; „am prangen
mit 9tuthenftretd)en, mo$u $jn Ruthen gebraucht werben foUen,
ftharf unb h^t au3$uftreid)en ?c", 1775. ,Jn $toei Urteilen, welche
ba3 N 2lu3ftreid)en nur wiber ben .frauptthäter behängten, finbet fid)
bic Stnorbnung, bafc ber mitberbannte ^^ettne^mer, an jenen ange-
bunben, hinausgeführt werbe (1660, 1693). — (Ein Jall ift infofern
d)arafteriftifd), alö ber #eflagte auf Jntercef jion jwar ber .ftauptfache
nad) begnabigt, inSbefonbere nicht oerbannt, gleichseitig aber beftimmt
würbe, „bajj bie intercebirenben Bürger benfelben 51t ber ^rebiger
Älofter, alwho baä factum befchehen, hinbringen unb er bhafelbften
ben s £rior fußfällig um Verzeihung pitten fowie bemnegft ui
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26 DppenM,
Verhütung feiner unb ber [einigen ^djanbt (nidjjt burd) ben <3d)arf--
ridjter, fonbern) bnrdf) einen bagu Dom ^rior befohlenen Conbent3=
bruber mit Ruthen abgeftrid)en roerben folle" (331. 4).
3n einem anbern galle finbet ftd) al§ 9^ebeitftrafc bie Auflage,
baä ®ericf)t um Verleihung $u bitten (1677). Jßegen „eine§
at)it ber ßöllnerpforfcen bei ber 2öadjt begangenen 3fluhthrillS" mürbe
ber X^äter für gehalten erflärt, „*u ©traff bei §errn Vürgermetfter
$u bepreciren", fonft aber nidjt beftraft, „ihnte aud) feine groeu
pacfleinä außerhalb jroetoen berfälfajten fltthlr. mieberumb ausgefolgt".
3Bcnn in ben £trafurtf)eilen ftetS bie inljaltlia) allgemein übliche
gormel roiebcrfehrt, baß erfannt roerbe „Zubern (bei ,£muäbieb=
ftär)tcn ber Tienftboten: „anbern Änedjten unb 2ftägben", 1719)
$um abfd)eutid)en Veityiel, $um abfajeulidjen 8pieget, jum 9lbfd)eu ic,
bem $t)ater felbft aber $ur mohlberbienten Strafe", fo mürbe bennod)
.oftmals aua) bie Vefferung beö tyatm in§ Sluge gefaßt. $>a=
r)in fielen fdjon bie oben ermahnten Sittgänge unb fonfttgen 33ufc
Übungen; ferner $ielt baf)in bie ben Xf)ätem mitunter auferlegte
Nngelobung ber Vefferung (1691, 1718) unb baö einige TOatc üer=
orbnete Slnfdmuen ber roiber bie $ftitfd)ulbigen aufgeführten 8traf=
boUftrecfung (1724, 1740). VefonberS anfchaulid) tritt biefeä Streben
aber herbor in einem Urteile, melajeö miber eine fleiner §auö=
biebftdr)(e )d)ulbige £>tenftmagb im 3- 1770 erging. £a3felbc er=
rannte, baß e$ gtoar bei ber auSgeftanbenen §aft fein Veroenben
behalten, bie £aft jebodj fo lange fortbauern folle, bis ber Vater
nid)t allein ben Veftohlenen befriebigt unb bie Soften gegast, fonbem
aud) bem $ericf)te a^romittirt habe, bie 3 n 9 u ifiti n roenigftenS auf
ein 3&h r fid) $u nehmen unb fict) ju bemühen, fte Don berlei
höd)ft ftrafbaren ©efinnungen abzubringen, hierunter finbet fid)
ber Vermerf: „$ülidj ftäfalifdjer 9lnroatbt agit gratias." (*ine
grau, roetdje eineö mehrmonatttd)en ehebrecr)erifchen Umgangs über=
führt morben mar, mürbe, obgleich fie naa) Vorfcrjrtft be3 9ted)tä
förderliche Züchtigung unb lebenSlänglidje Verbannung berbient habe,
auf 3nterceffton unter ber Vebingung begnabigt, baß fte $u ihrem
^anne unb ihren Pflichten gurücfyifehren eibtid) Derfpred)e unb
über bie Erfüllung biejes Verfprect)enä bei Strafe ftreng gefe&tidjen
(£infcr)reitenS binnen gmei Monaten eine Vereinigung beibringe (1723).
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«trafrcdjtepffcfle beS SdjöffcnftufjU.
27
f)iernad) $iemlid) bunte 33ilb beö bom Sd)öffenftuf)t ge-
fjanbljabien Strafenftoftemä erplt eine nod) grö&ere Wannigfaltigfeit
burd) ba3 Skftreben, bei ber Strafberljdngung, begro. Strafboll;
ftretfung bie $f>at f b m b o U f d) 5 u f e n n 3 e i a) n e n. £a3 ^rotofolt--
bud) liefert in legerer £mtfidjt mefyrfadjc iöeityiete. Eines berfelben
betrifft einen Angeklagten, toeldjer fid) „unter bem tarnen eines
ÄriegSparttfans im 3ülid)fd)en, galfenbergifajen, §er$ogenratl)ifdjett
unb in ber Unterfyerrfdjaft ,^>et)bcn w rduberi[d)er (Jrpreffungen, aujjer=
bem aber ber Ofotf^udjt unb Bigamie fdjulbig gemalt fmtte unb
besfjalb $um Xobc berurtrjeilt mürbe. £er So)öffenftuf>l berorbnete
f>ier, bafj ber Rop\ bes Enthaupteten „auf eine ftangty fambt $roet
S J> i n r ö cf , ber einer $ur redjter unb ber anber jur linder feitfjen auft-
gefe^t merben unb bleiben folle" (1706). 9lus 9lnlaji eines ©emüfe-
biebftafjtS mürbe errannt, „baf? S^ifi* einc Ö utc ^ a ^ e "Stunbt mit
Äabbts unb Sabotoen = <ßf langen ober Äö^l umb ben £alS
r)erumb am fangen r)ierfetbft aufm Äatfct)r)off öffentlid) auS= unb
ttorjuftcUen fei" (1714). 3emanb, meiner aufjer ©emüfe nod)
„§uner unb anberes glügelbiefje" geftof)len fyatte, muj?te „mit einem
Ärag bon §uner= nnb anber en geberu umb ben £alS, unb
nod) einem bon $uf)l = unb anberen v 2ft 0 jjbldttern" am
Oranger ftefjen (1715). 33ei einem Sollbiebftaf)l lautete ber Sbrudj
bat)tn, bap ber 3nquijtt „mit einem roüllcnenÄ ragen umb bie
2ttarftpfeif Ijerum $um 3flfobstfjor f)inausgefür)rt merben folle" (1771).
3n mefjrern anbern fallen, unb $roar foldjen, bei benen auS
befonbern ©rünben ftatt bes ftrengen #ied)ts Sftad)fid)t geübt mar,
fbielte jene Neigung ^ur Sbmbolif toenigftcnS infofern eine Atolle,
als im (Hnflang mit uralten ^edjtSgebrducfjen ftimbolifcf) angebeutet
mürbe, meldje Strafe ber 3uquifit eigentlich berbient fjabe 20 ). So marb
eine $um Strang Derurtfjeilte ©eroohnljeitSbiebin, „meil fie einen
langen Werfer mit biel Überfallenen fdjtoeren ,3ufdllen aupgeftanben
unbt mit gafjr Keinen Äinbern berfeljen, bie geflogenen fachen aud)
mef)rentf)eils reftituirt, auf SBorfcitte berfdjiebener hocr)anfer)nlidjer
geift= unb meltlidjen ^erfonen barnu begnabigt, ba^fiemit einem
St rief umb ben £>alj$ am Oranger gu erponiren, nad)f)er $u
branbmarfen, bemnädjft rjierbon bannen auf?erf)atb ^ f u n b b f 0 rt e n ")
mit 9tutf)en alfo, baj? ^)xo unter anberen 30 gute Streid; $uge=
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28
Dppenfaff,
bradjt »erben, audguftreidjen. unb biefer £tabt 5C, naajbem fie burd)
ben £d)arffrid)ter aufjer ins Reib $um l»f)en («erid)t gebradjt [ein
»irb, e»ig $u üer»eifen fei" (1708). einer anbem Siebin »irb,
»eil fie „groben ßeibeä" (femme grosse) war, baä StuSftreiajen
unb 33ranbmarfen ertaffen, bafür aber bie 91u3ftellung berfelben
am Oranger „mit auf f ben dürfen afjnfyangenben 9lutf)en"
öerfügt (331. 57 v.).
Sagegen fefjlt e§ aber aua) nidjt an ^eifpielen, »o ftatt ber
ftjmbolifajen Ütfjarafteriftrung ber 2lmt ober ber Derbienten Strafe
Maßregeln oerfügt mürben, »e(d)e ben Iljätcr unb bie Xfjat unmittelbar
unb mit bürren Korten fenn^eidjneten. £ie$ gefä)al) gegenüber
einer megen oerfd)iebener v3d)»inbeteien 511m Oranger x. berurtfjeilten
^erfon burd) ein (hrfenntnif? oon 1772, infofern baäfelbe üerfügte,
„bafj 311m 3dmuft>iet unb fünftiger Tarnung alter Öeutljen iljro
ein £d)ilb, morauff bie lleberfdjrifft argtiftige ^etrügerinne
ftetyet, anfangen fei", ferner einem 1758 ^11111 Strang* oerurt^eilten
„oieljäfjrigen, langmierigen, offenbaren, oerleumbben ^trajjenrauber"
gegenüber burd) . bie itfeftimmung, „bafe auff beffen 33ruft feine
ftrafjenräuberif dje Qualität in teutfdjer ©prad) ge^efftet
»erben foÜY'.
eine fernere ^efonberfjett ift ba3 $erfaf)ren »iber 8etbft =
mörber, inbem »enigftenS ber Carolina (trofc ber Überfa)rift beä
9lrt. 135 „vetraff eigner Xöbtung") ein foldjeä 3Serfa^ren fremb
»ar * 2 ). Saä s ^rotofoUbua) tljeilt öier berartige ^ro^eburen mit.
3»ei berfelben betrafen ^erfonen, »eldje fia) im CMefängniffe errängt
Ratten, »äfnrenb fie ftdj »egen anberer Stfiiffetfjaten in Unterfudjung
befanben. Ser 3prud) lautete in biefen beiben Rallen bem 35?efen
nad) gleid) unb $»ar baln'n, bafl „ber Stövptv mit Tagung be3 Stricffj
(be$». be3 atö £tritf gebrausten £d)oftfellS) auf? bem ©efdngnip
gebogen unb »0 mög= unb tlmnlid) burd) ben Xürpel be§ $raf?=
f)aufeö gefdjleppet unb uf einer £ d) 1 1 1 1 e n ober Leiter bergeftalt,
ba|? bas Wefidjt Oon ^eberman »of)l bemerft »erben
tonne, gebnnben, über baf? s }>art)iji, 9tf)inbaf)n, ^>a», $rojjen
3Rarft, ^ontftrag hinunter $ur pforten inft $elt Ijinauj? $um fyofjen
(Meridjt gefd)teppet unb bort faft (feft, bicr)t) neben ober unter bie
®alge an einer J-ürten mit einer Letten bura) ben £d)arffrid)ter
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(strafredjtöpffege bc8 Sdjöffenftufjls.
29
ober be&en Änedjt, ben 2lbbecfer, uffge^enft unb geladen toerben
folle" (1687, 1724). 3n ben beiben anbern gätten mirb — too^t
barum, toeil fie eben feine Unter fudjungögefangenen, bejm. feine
^erfonen betrafen, melaje ber ftrafenben ©eredfjtigfeit vorgegriffen
Ratten — ftatt be3 2(uff|ängenä bes Äör^ers in ber 9?äf)e bcs» (%lgen3
ba§ begraben beöjelben in ber ©ajinbäfaute bura) ben 8a)inber
Oerorbnet, anperbem aber gleia)fatts beftimmt, baft jener gubor
„unber ben $)uröell bef? .^aujjeä tfyor burajgefdjleifft", begtt). „bnra)
bie ^5 i n ft c r geroorffen ober unten bura) ben Surpel gefdjleopt
toerbe" (1663, 1729).
©etbftmorb mar übrigens nta)t ber einige JaÜ, mo nod) n a d>
bem£obe be3$f)äter§ eine 2lrt ©trafberfaljren ftattfanb. ©in
getoiffer 9ftanu§ war git paaren in ber Sefjaufung be£ SBtrttyeS
ftetfiffen gur @ic^ tobtgef hoffen roorben, unb gmar öon fremben
SBagabunben, roeldje bann beffen Äöroer berftecft unb fein ©e(b
fotoie feine ftleiber unter fidj geteilt Ratten. $)er <Sa)öffenftul)t
erfannte f)ier „in ©adjen beä ftöfalifdjen STntoalbtS em3= unb gegen
91. $ftanu3 anberntf)ei(3 für Sftedjt, bajj ber erfunbene Äöröer auff
öffenttiajer ßanbtftrajj, altoo eä fidtj in ber gegenbt be3 $)orfjä paaren
am beften fügen tmrbt, atyn einem Saum ober ^pfal)t unb mit einer
Letten, anberen gum abfa)recflid)en eyempel auffge^enft toerben
foHe, weiten auä ben protocollis visitationis et generalis inqui-
sitionis erfd)ein(ttf), baj? üftanuä mit jenen SSagabunben umbgangen
unb contoerfirt fjabe, er alfo naa) rea)ttia)er 2flutf)majjung ein ber;
gleiten SSagabunb unb SJMjjtfjater gemefen fetoe, unbt gmar umb
fo biefmeljr, a(3 nad) Sluffage jeneä 3öirt^ bie SSagabunben, unter
fta) rebenb, berlauten (äffen, bafj 2ttanu§ ein gulbeneS ftreufe in ber
Äird)en $u 23erbierä geftof)(en unbt me^r bau 40 Äirdjen mit l)ctte
befte^en fjeiffen" (1730).
2Ba3 fonft alles ben ©egenftanb ber bie(en im Saufe cineS
fo großen ^eitraumS erhobenen 3(nf(agen unb SSerfjanbtungen bitbete,
lagt fielt) fetbftberftänb(ia) an biefer ©tetfe im ©ingetnen nidjt roieber;
geben. (53 maren eben 2ftiffetf)aten ber mannigfaa)ften $lrt, unter benen
fia) jebod) „3auberei" ntdjt finbet, me^a(b baä Sßrotofottbud) fein ein=
$ige§ ©eifpiel eineä fog. ^ejreuprogeffeä liefert 2S ). Obtoofyt gleiö)
ba3 erfte ber mitgeteilten (£rfenntniffe au3 %nia# eines Jöruberf
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30
Cppeitljoff,
morbö erging, maren Auflagen roegen Korbes ober Xobtf d)lag3
feljr feiten. 'SaSfelbe gilt oon Auflagen h)egcn bloßer Äöroer- '
oerlefcung nnb ©eleibigung. 3lujier ben bereite oben ermähnten
jyällen fötaler 9lrt möge l)icr nod) gtoeier anbcrn gebaut merben.
Ter eine betraf eifien V?ubtutgörtttcr ans ber Bretagne nnb frühem
Kapitän im Regiment ^Aquitaine, 9?amenö be 3ti0e3. Xrofcbem
ihm .ipausarreft auferlegt unb Oerboten morben mar, feinen (Gegner
<5tobi aufzuflicken unb Ijerau^uf orbern, Tratte er biefen „auf
öffentlicher Strafte mit herben Stotffdjlägen angegriffen unb gum
<ved)ten prooo$trt ; best>atb unb meil Oon ihm beriet) Xl;aten mehrere
gu befürchten, mürbe tym eingebunben, 6tabt unb 9ieia) Oon Aachen
cum expensis gu Oerlagen" (1770). 3)aö Urteil fonnte jebod)
nidjt fofort oollgogen merben, meil be 3tiOeS auf (*rfud)en beS
8enbgerid)t§ in §aft bleiben mufjte bis gur ^ntfa)eibung über eine
$um fteffort biefeä ®erid)t3 gehörige Älage, meldte miber ihn unb
eine ^erfon („creature"), bie er eine Zeitlang bei fia) hatte, erhoben
morben mar. 9113 barauf ber £)ergog oon @hoifeul im 9iamen be§
ÄönigS oon ^ranfretc^ bie (Jinfenbung beä ßubmtgSfreugeä beö be
D^ioeö begehrte, oermeigerte teuerer nidjt allein jcbe SluSfunft über
ben Verbleib be3 CrbenS, fonbem beleibigte aud) in mehrern ©riefen
ben SBogtmajor unb bie 3d)öfjen auf ba3 gröblia)fte, ja er mieber-
tyolte biefe ©eteibigungen unter gleichzeitigen Drohungen gegen jeben
oom ®erid)t, als biefeö ilm für immer Oerbannte. $)er Sdjöffenftuhl
ma^rte jebodj fein Anfeilen unb baSjenige ber ®efe{je nadjbrücfltch,
inbem er ben be ftioeä „ad carcerem remittirte" unb erft entließ,
nad)bem er bort, unb groar in einem ftrengern ©efängniffe eine
Zeitlang „auf behalten morben mar, bepregirt unb bem Urteil fia)
gu fügen oerforodjen ^atte" u ). Einern gemiffen ®troube be Mottle
gegenüber Oerfuhr ber (Gerichtshof mit größerer 9iad)ftcht. (*r erfannte
l)ier „auf befchehene Xranämiffion beä AftenftücfS ad impartiales
unb Oon benenfelben abgeftattete ausführliche Delation, bajj SBeflagter
mit feinem fo fd)rift= als münblidjen Schelten, Schmähen unb
drohen groar guOiel unb Unrecht gethan, gleichroof)len ein fotdjeS
befonberS oormaltenber Umbftänben falber beö fiSfalifchen Ambtg
unb einer fo mühfalmien 3"quifttion nicht mürbig, fonbern generofe
.gu Oeradjten gemefen, mithin ©eflagter ber haften gu entladen feie
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<Strafred)t3pflcge beS <3cf)öffenftuhl«. 31
mit bcr ernftlitt)en Tarnung, bajj, mofern berfelb fid) fü^ro^in nid;t
ruf)ig Oerhalten, fonbern mit Odetten unb £aftern fortfahren mürbe,
er foban als ein 9carr ober llnfinniger auffö 9ieue ergriffen unb
im Äerfer mit Söafjer unb Vrob geföeifet merben folle" (1771).
3m (^egenfafc gu ber geringen 3af)l Don ^rogeburen megen
ber eben genannten SRtffetfjaten mar bie $afy berjenigen megen
£)iebftahtä unb JftaubS um fo größer. $öenn miber manage
ber bieferljalb Überführten bie £obe3ftrafc öerf)ängt mürbe, fo gefd^al)
foldjeä bod) burdjtoeg nur ba, mo eä fidt) um befonberS fernere
gälle fjanbelte, ober mo ber £t)äter als ein „habitueler, befdjrebter
unb Oerleumbter Sieb" crfannt morben mar; bie gemöhnlidje Vc^
ftrafung ber Siebe beftanb immerhin in Verbannung, be$m. Öanbeä-
oermeifung mit ihren 9cebenftrafeu ober aud) ohne biefelben 25 ).
^e^rere Verhanblungen betrafen £>iebftäf)te, roelche oon ^erjonen
auä fefjr entlegenen ©egcnben, g. 93. üon einem „.ftaarenfdjnetber"
auS bem 3ttetftenburgifd)en, gur $eit ber ,£>eiligtfntm3fat)rt unb
ma^renb ber 3 e ^9 un 9 Der ^)eitigthümer „in loco sacro^ ober
„ihimuni" („in <5t. binnen Shur", > «im Umbgang unferer fieben
grauen=$ird)en", 1706, 1713) oerübt morben maren, — ein Verneig,
bajj fd)on in alten Reiten ber ^ubrang frommer Pilger, begm. bie
baburd) ben Xafdjenbieben reidjlid) gebotene (Gelegenheit, it)r §anb=
merf mit (Jrfolg gu betreiben, unterneljmenbe 8pi^buben, fetbft
auä meitefter gerne, herbeigutoefen pflegte. — 3" Unterfud)ung
megen eineä in ber Vefjaufung be3 greiherrn 0. Xriöä 26 ) Oer-
übten £)iebftaf)l3 unb in einigen ähnlichen gälten, mo ber Vertagte ein
Sfraelit mar (1735, 1747, 1766), mirb unter ben betaftenben
Momenten angeführt, „bafj berfelbe fid) gur ©tabt mit gefa)ornem
Söart hineingefd)ltd)en höbe, ohne fid) feiner Obliegenheit gemäj? beim
geitltdjen §errn Vogt Majoren 27 ) ober befjen Statthaltern afmgugeben,
meniger (gefthmeige) oon bemfelben fta) gebührenb öergteithen gu
laffen" ; ogl. über bie Vergeleitung ber ßombarben unb ,3uben ben
Vertrag Oon 1660, 9lrt. I, § 7 ff. $)a§ berbredjerifche treiben ber
Siebeäbanben au§ ber ©egenb Oon ^ergogenrath, Uebach, beerten,
Valfenburg unb Sfteerffen, ber fog. Vocfreiter, fdjeint in ben
Vereidj ber @trafredjt3pflege beS ®tt)öffenfruhl3 nid)t hinübergefpielt
gu h«ben. 3 um minbeften läjjt fia) auö ben mitgeteilten (*rtennt=
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32 Dppenboff,
niffen nicht erfehen, baft ein Sttitglieb biefer iBanben jemals oor bas
forum jenes (Gerichtshofs gebogen worben wäre.
Einzelner ^ro^eburen wegen Sittlich f'eits^erbrechen ober3Ser=
gehen ift bereits» oben Erwähnung gefdjehen. £>ie gewöhnliche Strafe
foCc^er 3Riffetl)aten war £anbesoertoeijung mit ober oljne Meben-
ftrafen. £ie Strafe beS &er$en= unb St eintragend, welche bei
gewiffeu fällen biefer 2lrt wiber Einheimifdje oerf)ängt $u Werben
pflegte, toar bei bem Schöffen ftuht anfa^einenb nid)t in Übung 28 ).
Ein Urzeit oon 1698 oerbannte einen gewiffen $)upuiS aus
©emblours „wegen unjuläffigen }>arteögehens aufi bieder Statt
unb Meid) oon SlaaV', $wei Urteile oon 1728 erfannten biefelbe
Strafe wiber £ebie (?ott)it unb 3of)ann Earabin auS Mew4$hateau,
Oon welchen ber eine ber Entführung eines Aachener Stubenten,
ber anbere ber „gewaltigen Entführung hin ««b h^' auffgefuchter
junger Seuthe in frembe Äriegsbienfte" fid} fehr oerbäd>tig
gemadjt l;atte. /
£äufig waren bie wegen ßanbftreidjerei oerhängten 5>er^
bannungen, insbefonbere feit bem 1738. Sie fanben oon ba
ab ftatt „in befolg Oon Einem Ef)rb. Math crlaffenen Edicti (sur
la teueur du placard et edit Cmian6 par ordre du magistrat)"
unb ergingen 1738 (alfo im 3 a h ve DCg SBtcncr friebenS),
1749 (ein Safyx nach bem Aachener frteben), 1753 unb
1756 namentlich nriber fran^öfifche Deferteure, weta)e fich im
Aachener ©ebiet h eruni S etr ^oen Ratten, „en avancant", wie es
in einem Urteile oon 1749 heifrt, „de ne pouvoir retourner
en France et de devoir entendre le pardon general eu pays
otranger". SMe Urteile aus bem 3. 1738 batirten Ooin 3uli
unb trafen nia)t weniger als bretjeljn folcher fahnenflüchtigen.
$)urd) Oranger unb 2lusfrretchung üerftärft, Würbe bie Strafe
ewiger Verbannung auögeforodjen wiber einen gewiffeu 3°^ ann
als „|>aupt=9$agabunben", welker fich überbies „an bem bem Eiffetter
^Bauern gu JÖurtfchetb abgetrungenen ©elbt, forth an bem an ber
forcirten tarier Saraque aufj bem 2ßeg nad) §enri <5J»apeIfe aus^
geübtem Maub fehr üerbächtig gemacht, aua) bei newlicher $ orcirung
hiefiger ^aubtwadje unb barauö mit ©ewalt gezogenen Sirreftanten
mit ooran geWefen" (16. ÜKär$ 1757).
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(©tTafredjtSpflefle be8 @dj8ffcnftuf)(8.
£)em Vorgetragenen gemäß bürfte baS ^rotofottbud) ein $iemltd)
anfd)auliches SBitb t>on ber Aachener StrafredjtSpflege ber testen
^ahrfmnbertc liefern unb nebenbei manches Streiflicht auf bie fokalen
^uftänbe ber bamaligeu .Seit merfen. 95Mr fönnen aber aud) mof)l
jagen, baß jenes 5Mlb fetnesmegä ein fo abfdjrecfenbeä, fo fer)r mit
ben Immanent 9lnfdjauungen ber (tygenmart fontraftirenbeS ift,
mie e3 und auä ben Säuberungen ber frühem Strafreä)töpflege
mancher anbern Stäbte unb i'änber entgegentritt. freilich pnbd
jid) aud; im ^rotofollbud) manches bezeichnet, maä unfer $efüf)l
berieft, fo namentlich bie 9lnmenbung ber Holter, meld)e3 ^emeiS-
mittel püax fetten, immerhin aber nod) in ber legten 8eit mit aller
Schärfe gefmnbhabt mürbe, fo ferner bie öftere $ertyänguug ber
lobeöftrafe megen £>tebftaJ>l9, 3iaubs unb Grpreffung. 3w3 tt »W en
muH anerfannt werben, baß lefctere Salle bodj nur Sluöna^men
bilbeten, baß ihnen eine gan* übermiegenbe Sötten gegen=
itberftef)t, mo bie erfannten Strafen fogar berhältnißmäßig niebrige
maren, unb baß überhaupt in gar bieten (*rfenntniffen ein auf
Söefferung bes Xfiaters, bejm. auf Straf milberung gerichteter $ug
ber 5J?enfdjlid)feit unb bes $£ohltbottens, gepaart mit einem ed)t
patriardjalifchen, an alten 9ted)tsgemohnheiteu feftr)altenben, um ben
$ud)ftaben gefdjriebener ®ejefce freiließ unbekümmerten Sinne, burd) ;
leuchtet.
Schließlich mag nia)t unermöhnt bleiben, baß bas ^rotofottbud)
nicht lebigtich in redjtä* unb fntturhiftortfd}er, fonbern aua) in
fpraayiicher £>infid)t bon Jntereffe ift, theils megen ber naiben
Äife, mie ^articipial^onftruftioneu gehanbhabt unb SBenbungen
ber lateinifchen Sprache in bie beutfd)e henibergenommen merben
($. cingemicfelte £inlegung bes Äinbes, 1693; berübter unb
mieberbefommener riebftahl, 1700; nach empfangenen Streichen,
1758), theils meil man fo manchen munbartlichen Wörtern,
längft berfdmllenen mie noch jefct gebräuchlichen, begegnet, £ier
mirb bon bem Riebftahl einer Valien (1776), einer fupfernen
„Setjfdjüffer' (1718), eines „bem Äahrenbinber 9?. gehörigen bunfel^
grünen @artoud)e" (1754), bort bon geftot)tenen „Äerspläfcen" (b. f).
($hrift= be$m. 3£eihnad)tspläfcen), „^ranntmeinö-^elmen unb beuten
mit (*elb" (1736, 1699) gerebet, hier ift ber Riebftahl mittels
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34
Oppenfjoff,
„2lu$öerfdjung" (Slus^reffung) bcr Ätommer unb mittete eineä
„burtt; eine #eill jum Älafjmengen sive pro clave adulterina
aptirten, fpater in ben £unbt geworfenen vBc^lüffetö", bort mittel
„3erbreä)ung beä @ebönn8" ober mittels eines „$arrenf)Ott>ells",
bejto. „$autt>els" Oerübt (1699, 1736, 1768). Unter ben im
^ßrotofollbud) ermähnten üftün$en fommen, aufier „Gütermengen
Oßetermämu^en), $Rärf unb JÖufajen, tyollenbifäje $)ubbetgen, (bur=
gunbifdje) ^attafonä unb brabantifdje Crt, bejw. Crter" toor (1663,
1736, 1754) 29 ). $)ie „im lj. Wömifdjen Steierl berbottenen" ^igeuner
toerben balb Jartaren, balb 3 cu Ö euncv / 3 e ^9 ener / .3icfli*ner unb
3iegener genannt (1681, 1702, 1717, 1719, 1749). ©er Warne
beö ©orfeö Reiben toirb, toie gemeinhin noa) jefct im 53otfsmunbe,
als ©attungsbegriff be^anbelt unb bafjer mit bem 2lrttfet Oerbunben,
ber jenige bon Vuremburg einmal fo mie jefct, ein anbereä 3ttal, ent=
fprea>nb ber Ableitung (Süfcelburg = ftleinburg) unb ber gütigen 9lus-
föradje ber @inf)eimifcf)en (ßüfceburg), Sudenburg gefajrieben. %iix bie
£opograpf)ie üon Staden unb iöurtfajetb liefert bas ^rototollbudj
infofern einige Sluäbcute, als mir baraus manage ber Damaligen
Sofatnamen erfahren, roie $. iö. „im Cronenberg (im Äreufcgen
unter ber fträfmt), auf Osenberg" (1693, 1702) je. 2luf „^arbift"
brauajt niajt befonbers f)ingetoiefen $u toerben, ba biefer aus
nuQ(xÖ£tooq, be$to. bem ml. paravisus abguleitenbe, aua) für ben
Sßorptafc ber ^arifer Wotre=;Dame=$ircf)e (le parvis) oorfommenbe
Warne, meiner in üielen alten Urfunben unb fogar in ber iöe^eidfmung
einer 2lad)ener ©raffdjaft, ber ^parütfer)- unb oa)erpftraj$=@raffcf)aft
nrieberfefjrt, erft mäfjrenb ber legten breijjig Jatyre in „$)omf)of"
umgetoanbelt mürbe, unb ebenfo mie ber in ber offiziellen £praa)e
bura) „Gfiorusplafc" berbrängte Warne „Äatfc^of" nodj gegen=
märtig im $olfsmunbe lebt. ;2öelcf)e 23ebeutung ber ^nfjalt bes
^rotofollbudjs für bie Ableitung bes (cktertoäfjnten SBortes befifct,
ift Don uns bereits früher in biefer ^eitförift (5tfb. II, 8. 332 ff.)
bargelegt morben 30 ).
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StrafredjtSbftege bc8 <3a)öffenftur>fS.
jUtmetHungett.
1. $a§ 9Jrd)ib beS Sdjöffenftuf)l3 erlitt bei bem 93ranbc bon 1656
grofce SÜerlufie, ja eS fdjeint batnalä faft gan$ untergegangen p fein; ogl.
ßoerfd), Stdjener 9ted)t3benfmäler @. 13.
2. $ie altern STrdjibbeftänbe be8 Hagener ßanbgertdits beftanben nicht
lebigtid) aus ben Slrdnbalien be$ ©chöffenftuhlS unb ber reichSftäbtifdjen ®e*
riajte, fonbcrn aurf) aus benen bieler anbern, unb jjroar nidjt auöidjüefjlich
gerabe folajer ©eriajte, für welche ber ©chöffenftuhl ben Doerhof bilbete. 2öie
fia) biefe maffenhaftcn ßiteralien jufammengefunbcn fyabtn, barüber berlautet
nichts ÜJtähereS. SBahrfcheinlidj gefchah es in Ausführung beS ®cfefecs bom
5. Örumatre V. ©ine Anzahl bon ®ericf)t8büchern unb Stegiftern aus Uebach,
welche nach SWaftriapt »crfanbt maren unb bon bort §urücfgelangten, mürbe
erft im 3uni 1819 an baS Slrcfnb beS ßanbgeridjtS abgeliefert. 3m 3.
1821 enbticfj erfolgte bic Slbgabe einer Anzahl bon Slften beS 9ieichSfammer=
gerichts, toelche Slawen intereffirten, unb ätoar, toie es fdjeint, auf Anregung
ber ©eneral=$rofuratur ju ftöln; boch ift eS ungemife, ob biefe Slften ben
91rd)ibbeftänben beS ßanbgerichts ober benen ber ©tabt einberleibt hwrben. —
3m Sommer 1833 erhielt ber normal. AppettattonSgerichtS*9lath Srfjr. S3crn=
harb b. Sürth burch baS 3uftf3*9ftimfterium ben Auftrag, (mit fcülfe breier
Uleferenbarten, unter benen ftd> ber fpätere ^cichS=DberhanbelSgerichtS*!!Rath
@d)mifc, ein geborener Aachener, befanb) bie crftcrtbähnten Üöeftänbe ju orbnen.
2>aS Unternehmen, augenfdjeinlich mit großer @achfunbe forote Eingebung
begonnen unb berhältnijjmäfjig mett fortgeführt, gertett) jeboch fdjon nach
toenigen Monaten, in <$olge ber Überfiebelung beS fterrn b. Sürth nach £ölu,
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36
Cppenboff,
in <5tiflftanb imb ift fcitbem ruhen geblieben. 3n$mfd}en erroarb ftch in
neuerer 3eit £>err ©eh. Slrchibratf) Dr. #a riefe baS SJerbtenft, bieienigen
Slrduüalicn, welche öon &erm ü. ftürtb forgfaltig nach ajtoterien georbnet,
rubri^irt unb in SBerseidmiffe gebraut morben waren, nebft einer namhaften
3aht öon ihm felbft an Ort unb (Stelle auSgcfuchter, baburtfi öor ber ©efahr ,
beS SkrberbenS gcfdjüfet unb ber nriffenfcfjaftlidjcn ©cnufoung pganglia) gemalt
Su haben, ba& er bereit StranSlojirung tu baS (StaatSardjiö ju Düffelborf
erwirfte. ikfctere fanb auf ben Gfcunb miniftcrieller Ermächtigung in ben
3- 1873 unb 1875 ftatt. — Öletchroohl ift ber in ben Zäunten beS £anb=
gertdjts öerblicbenc, unb gmar auf beffen (Speisern in wilber Unorbnung
lagembe 9tcft noch immer ein überaus bebeutenber. Spcjialaften ju ben
einjclnen, bei bem Schöffengerichte -jur SJerhanblung gelangten Slriminalfacbcn
merben barin fchwerlicr) mehr entladen fein, inbem bereits im 3- 1833
nad) fotdjen gefugt, aber nur aufeerft wenig gefunben mürbe; bie Stftcn
biefer 9M maren, mie §err ü. ftürth bamalS berichtete, beinahe fämmtlid)
früher fdjon öcrnicrjtct morben. (öcmäfe münblicher 3Wittheilung eine* burdjauS
äuöerläffigen Augenzeugen fanben fid) freilich noch in ben öierjiger 3at)rcn bie
Spejialaften eines, fei es öor bem Stfwffenftuhl, fei es bor »ürgermeifter
unb SHatr) öerhanbclten Sriminalprojeffes im Slrdjib öor unb es beanfprudjt
gerabe biefer ^rogefe in gemiffem Söetradjt ein minbeftens lofaleS 3ntereffe.
3nbem nämlich in ber betreffenben Untcrfudjung, meiere gegen ein Liebespaar,
bie (Eheleute SDlobeS, gerietet mar, jener SDUttheilung gufolge bie $rau 2ftobeS
ftets bie SJiobefin genannt mirb, erhalten mir ^luffdrjlitB über bie Gmtftehung
ber fdjon in ÜDIerjers Slachenfchcn ©efehiebten ermähnten, öon bem ISialete
bitter 3anfen poctifer) behanbelten 3$olf Sfagen öon einer gleichnamigen, fchliefelidj
gum (Spufgeift geworbenen Unholbin, mährenb oon anberer- (Seite aus ber
„3Wobefin" eine burd) Xrugfünfte üerrufene SWarquife be 2Müoifin gemad)t
morben ift.) — StuS bemfelbett Berichte bes $errn ö. ftürth geht übrigen«
herbor, bafe ben aufgefuubeuen alten unb neuern ßiften aufolge im 14., 15.
unb bis in baS 16. 3ahrhunbert hinein ungefähr 120 ©eridjte ben Aachener
(Sdwffenftuhl als SBerufungSinftaitä (in Gtöilproäcfefachen) anerfannten, bafe
bagegen fajliefjlidj nur noch 42 Orte borten appellirtcn. 3" ben tefctern
gehörte auch bie ©tabt 9hjmmcgen. $aS ßanbgericht befifet, ohne 3metfel
aus bem 9tad)taffe beS Sdjöffenftuhls, einen forgfaltig in Seber gebunbenen
$oliobanb, beffen h<wbfchriftlicher 3nhalt, in Orbonnansen ber Bürger*
meifter, ber (Schöffen unb beS SHathS öon 9tymwegen beftehenb, ftch über einen
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Strafredjtepflege beä Schöffenftuhte.
37
flrofecit £t)cil bc« bort früher geltenbcn Gibü», <Sibilpro3cft= unb Strafprozeß
SRechtS berbreitet. Die jättgftc Crbomtaiij ift juerft ber3etdmet; fic trägt bic
Überfdjrtft: Provisionele Ordonnance over d'Appellen oft provocatien,
dewelke volgens liesolutie van Borgermeesteren, Schepenen en liaadt
sampt Gemeensluijden der Stadt Nijmegen in dato den 26. Scptcmbris
1708 von het Ed: en waerde Schepengeright derselven Stadt in Civile
Saecken weder sullen kooraen als van oudts (bon SlltcrS fyer) aan
Scheffcnmecsteren en Schepenen de» Conincklycken Stoels en Stadt
Aacken. (pieroit fchlicfjt fttt) eine in f>oUanbifd)cr (Spraye abgefaßte, bom
23. Oft. beleihen 3ahrc3 batirte (Srf lärung, in roeldjer ftd) bic @d)öffcnmeifter unb
Schöffen bes toniglichen <Stul)ls 31t 91ad)en, unter Berufung auf ir)rcit
2>icuftcib, bcrpflidjtcn, bic Jßorfdjriftcn jener ihnen burd) ben 9*atr)«fcfrctar
„der vryer Hycks Stadt Nymegen" bef)anbigtcn Orbonnans pünftlidj 31t
hanbhaben. Die übrigen Orbonnaujcn gehören bem 16. unb ber erften Jpälfte
beS 17. 3ahrl>nnbcrt3 an; eine bcrfclbcn ift überfdurieben : Dit syn etlijkc
van de principaclste artic: ende puneten van den alden Hechten,
plebiciten, hercomen ende gueden gewoonten der Stadt van Nijmegen,
daerin sij ecrtyts durch den Schepenen van Aecken (als oer hooftgericht)
besweert mögen sijn oft besorgen, in toekomenden tyden besweert te
sullen mögen worden; eä Ijanbclie ftd) Ijter um getbiffe 93efonbcrf)citcn bcS
SRbmioegener Stechte, naracntlid) beS eficlidjcn (Müter=, beö (*rb= unb be3
£cftamentäs9tcd)t§, roeldje als foldjc, mic man beforgte, bom 2fad)encr Sd)öffen=
ftuhl letdjt überfefien, bejio. berfannt roerben fönnten. — Die 3 u f^nbtflfeit beS
3d)öffenftufite befebränfte ftch auf @ibilfad)cn, bon benen manage mieber aus*
genommen waren, unb er burfte über feine an ihn gebrachte (Sache an ein
aubereö, felbft höheres ©erid)t referiren, nod) fie an ein folcheS ©ericht bertoeifen,
wie benn auch bon feinen (Srfcnntniffen nicht meiter appellirt merben fonntc.
©3 ift hier felbftberftänblid) nicht ber Ort, um auf ba§ Detail beS fonftigen
in rechtshjftorifchcr &inficht rcct)t intereffanten Inhalts obiger Orbonnanjen
naljer einsugehen; boefa fei c3 erlaubt, minbeften« smeier (Sigcnthümlichfetten
3U geben! en, nämlid) erftenä, bafe ber @ i e cf c n t r 0 0 ft e r , b. h. ber Äranf entröfter,
alfo mohl ber sunt tonfen gerufene ©ciftliche auäbrücflich angetoiefen mar,
jenen geitig 311m treffen le&ttotlliger Verfügungen 31t ermahnen, unb 3toeiten£,
bafe im (Strafberfahren, hrie 31t iröln (bgl. (£. SB ei ben, $öln'3 Vorzeit
€>. 207, 3- Örimm, D. töcchtsalterthümcr @. 803 ), toenngleid) in anberer
SBeife, ber blaue Stein eine Wolle fpiclte: een Borger gevangen sijnde
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HS
Dppcnhoff,
sali naer oude Costume om den blauwen Steen gcleijdet worden ende
bij gebreck van verborging inde gevanckenis etc.
3. Sic obige Reihenfolge ber SSogtmajore ift boffftänbig, borbebaltlid)
beffen, bafe jhiei Herren Stiefel b. (SoStar unb gtoei Herren b. Aleuthen (SBatcr
unb 6ohn) jene «Stellung einnahmen, fo bafe bei biefen 9tamcn, loo He im
Sßrotofoflbucb borfommen, balb an ben SSatcr, balb an ben @obn ju benfen
ift; bgl. Freiherr £ermann2lriobift b. ^ürt^ (ßanbgeridjtSrath a.$. gu
SÖonn unb @ohn beS in 9Tnm. 2 ermähnten fcerrn b. ftürtb), Sciträge unb
Material äur ®cfd)idjte ber ^ad)encr$atriMer=ftamilien Söb. II, 2lbtb. 2, (5. 16. —
Senn bafetbft ©. 19 mitgetbeilt mirb, baft nad) einer anfdjctnenb fdjon ju Slnfang
beS 17. 3af)rl)unbert8 beftebenben fteftfefeung ber 9Wajorei=8cfrctär ber (ftänbige)
©tettbertreter beS 33ogtmenerS gemefen fei, fo ift bies mobl nur auf beS Iefctern
SirfungSfreiS in Gibilrechtsfaajen gu begeben, ba, tote oben gefagt, für @traf=
fadjen baS (Megentbeil bie SHegel bilbete.
4. Über manche ber ermahnten Familien f. b. $tirtb a. a. D.
33b. II. — SaS bie ftamilie <5trobf (bei Sfoppius Strauff gefdjrieben)
betrifft, fo tb,cilt ftahue im Urfunbenbud) beS <$efd)lcd)ts »Spec ©. 195
baS 51t fömmerid) auf einem ®rabftcin befinblidje Sappen einer Familie
(Strobff mit unb bemerft Sterbet : „Dpboben, genannt 8trotoff, ein abeliges
©efdjledjt, üon bem eine ßinie in Stachen toobnte unb ben Sdjeffenftul)l
bort befleibete"; bgl. aud) ftabne, ftölnifcf>e ©efdjledjter II, @. 237
unb Weberrhein. ©efd)id)t2freunb IV, ©. 18.
5. ©in botlftänbigeS 9lamcn8beräeid)nife ber €>efretäre beS 2lad)ener
©enbgeridjtS aus ber 3cit bon 1568 bis 1758 liefert bagegen (auf 331. 4)
ein gleichfalls bem lanbgerid)tlid)cn 2lrcfjtb ungehöriges ^rotofollbud), um=
faffenb auf 468 engbefdjriebenen ^foliofeiten au&er ben Anträgen ber Parteien,
begto. @ad)toalter bie betrete unb fonftigen »erhanblungen jenes ©eridjtS
mäbrcnb ber Söhre 1745 bis 1758, unb geführt bon Johann 2lbam 2Seinanbt,
meldjer uns (931. 2) in felbftgefälligcr Seife barüber belehrt, er fei „judicii
Synodalis ac Camerae feudalis Praepositurae imperialin Baailicae B. M. V.
secretarius, in Archivio sacrac Romanae Curiae descriptus Apostolicus et
in augustissima imperiali Camera Wctxlariae imniatriculatus Caesareus
Notarius, nec non medicinae Doctor, natu» 1. januarii 1691, et primo
uxoratus 1. jan. 1720, 2*> 23. Oct. 1742". liefern SJer^eichniffe jufolgc
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8trafred>t3pflege bcS ©d)öffcnftuf>ls.
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bcflcibctc jene Stellung bon 1683 bis 1714 ber in 2lnm. 12 entminte
SWofouS Dliba, unb bOlt 1634 big 1650 „Joannes Noppius juris utriusque
Doctor et Chronista Aquonsis (electus 25. Octobris)". Schere» toirb bltrc^
eine $enffd>rift bcS Sd)öffenftuf)lS aus ben cbenbafclbft (2lnm. 12) beförod)enen,
oom föeidjSliofratfje bc $oboci geleiteten 93ergleid)Sbcrljanblungen beftatigt,
infofern es bort Reifet, bafe SftopbiuS „a° 1634 gu beS 6cnbgertd)tS ©efretariat,
unb babon au beS ©djeffenftuets @r>ubifat auf- unb angenommen getoefen",
nad)bem er fdion früher „fdjtocrc officia bebient f>abc unb fdjon a° 1627 §u
beS StyatS affairen unb oornc^tnen (Sommiffionen mitgebraudjt morben fei".
6. $)afe ber Hmrmann — minbeftens in altem 3«ten — auü) gehalten
fear, beim Sftangcl eines ©djarfridjterS iebeSmal für beffen ©tellbertretung
gu Jorgen, ja im $alle ber ftruftrirung ber bafür beroiHigten $rift bon (ecr)d
Sßodjen unb brei £agcn beffen $unftionen fclbft ju berridjten, erhellt aus ben
23rud)früdcn eines ©tabtredjtSbudjS, mitgeteilt bei ßoerfdj, 9ldjencr Stents*
benfmalcr ©. 113. — 2)er ©ib, melden ber Stmtmamt leiften mufete, ift in
bem meljrermäfmtcn Vertrage bon 1660 normirt.
7. SJgl. ßoerf cf), 35er ftads= ober S?atfd>f)of ju 2tad)en, in SßtdS 9Wo*
natsfdjrift für bie ©cfd)id)te 3Beftbeutfö)lanbS 93b. V, ©. 559 ff. 2)aS bort
bezüglich ber ©crtdjtslofalien ©cfagte finbet buraj bas Sßrotofollbud) überall
Söeftatigung.
8. Über biefeS ni(f)t blofe f)iftorifd), fonbern autt) ardjiteftonifd) be*
beutungSbolIe 33auroerf aus ber 3eit SttdjarbS bon teorntoallis bgl. ftr.
»od, s Jtf)cinIanbs SBaubenfmale beS SWittcIattcrS ©erie I, Sief. 6 unb
<S. »od, $aS Stallaus gu Slawen ©. 110 ff. EaSfelbc rotrb im
Sßrotoloflbltcf) meift graminaeuni, fonft aber ©rafetyauS ober aud) btofe
©rafj genannt, £ierburd) erlebigt ftd) tooljl ber ©inmanb, toetdjen 3-
2flüllcr unb SB. Sei ö in iljrem fonft fo borrreffliajen, in ber toiffen*
fajaftliajen 2BeIt freilief) beffer als in ber engften fceimat befannten Sbiotifon
„Sie Sladjener 9Runbart" (1836) gegen bie auf bie STadjener ©djreib* beätt).
©predjtoeife „©rafeljaus" gegrünbete Äonjeftur SlbelungS erhoben tjabeit,
bafe bie aud) in einigen oberbeutfdtjen ©egenben für „©efängnifj" borfommenbe
93cjeid)nung: ©ras mit bem SBorte graft, gräfelid) oertoanbt fei. ©leidrtooljl
ift biefe Äonjeftur eine offenbar hinfällige, fdjon um bestritten, weil jene
»ejeidmung in bie graue $orjeit jurüdreiajt (bgl. baS ©tat aus ©d>erj bei
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Oppendorf,
6. Sß. 93odf: ©rag gramen custodia publica, ©raSgebot scntentia iudieis,
qua quis custodiae addicitur), bie altere <3prad)e aber bas 2Bort grafo in
bem Sinne öon gräjjlich, grauenhaft gar nidjt rannte, baS mfjb. graj bielmchr
als 6ubftanrib Sßuth, franj. rage, nnb als 2lbjeftib müthenb, jorntg bebeutete.
<*inc anbere, bon ^rtfet) berfnöjte (Srflärung, bcräufolge jene Bezeichnung
baher rühren foll, bafe bte befangenen auf ©ras, b. h- auf £eu ober ©trofj
gebettet su merben pflegten, bürftc mof)l faum ber SBiberlcgung roürbig fein.
Söeachtensmcrther nnb jebeufalls ber 2Bafjrbett näher tommenb erferjeint bte
Deutung, meldje 6. % S o d unb ber ftch tr)m anfcblie&enbe r. 33 o d unter*
nontmeu haben. 21nfnüpfenb an eine Serorbuung ÄonftantinS, bafc gu jebem
©cfängniffe ein £>of als 2uft= unb iitdjtraum für bte (befangenen ^crgerid)tet
»erbe, unb tu ber freilief) getoagten Unterftellung, bafe biefer Serorbnung in
$cutfd)lanb pünftltd) nachgelebt korben fei, neunten fie au, bafe jener föofrattm,
in jfranfrefd) preau, b. h- pratellum genannt, fd)liefeltd) bent ganzen
fäugnifj ben Wanten preau, begro. beu aus pratellum oerbeutfdjtcn Warnen
©ras gegeben habe, melchcr letztere ftd) für bas Aachener ©ebaube jtierft in
einer Urfuttbc ftaifer ftriebrtchS III. aus beut 3. 1447 ftttbc. Semjufolge
hätte alfo auch baS 21ad)ener ©ras urfprünglich einen ittnern, cugbegrcnjten,
burd) bas borfjerige »eftehen bes ©efängniffcS bebingten unb für beffen 3mecfe
eigens hcrgericf)teten, felbftuerftänbltd) mit hohen 3)toueru cingefchloffenen Waum
bezeichnet. -- Slllciit felbft biefc Deutung ift nicht jtt billigen, fie ift fett ber
üßubltfation ber Aachener Stabtrechnungeu beS 14. 3ahrhuubcrts burch ben
Slrcfnbar ßaureut gerabeju unhaltbar. SluS ledern erhellt itämlid), ba&
bie beutfd)e Bezeichnung: „ber bttrger ©raff" unb bic latetnifdje: „gramen
(nicht pratellum) civium" fdjon im 14. 3ahrfmnbcrt, mithin au einer 3*ü
gebräuchlich waren, too bas ©raShauS noch bas WatbhouS, „ber burger hut)S w
barfteUte unb nur in feinen untern X^eiteit als fterfer benufet mürbe, bafj
ferner baS baju gehörige, in jener Bezeichnung etnbegriffenc Terrain feinen
engbegrenzten, burd) äWauern cingefchloffenen £of, fonbern einen höchft mahr*
fcheinltd) offenen Waum öon grofeer Slusbehnung bilbetc, mo fogar äöein ge=
Sogen mürbe, inbem bte SluSgaben für bic Bearbeitung ber bortigen Weinberge
als fteheuber Soften in fämnttlichcn Wcd)mmgen feit bem 3. 1334 mieber-
fehren. (1834: „lt. de vineis in gramine civiiim"; 1385: „3t. ben mtngart
Zu machen in ber burger hi»)*".) Ohne 3meifcl ftammt jener Warne jebod)
aus einer noch weit frühern 3cit, aus ber 3ett nämlich, mo baS ganze Serrain
im metteften Umfange ouSichlicfdid) baS, maS ber Warne anbeutet, auch »oirflicb
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3trafrcd)t*pflcQe bes ©cfjöffcnftu^t«. 41
gcwefen fein wirb, b. ty. ein f>Öd)ft umfaffenber (im ©efammteigentfmm ber »ärger
fteljenbcr) Stafcn* unb SBcibepIafe, biclfcid)t bic ftelbmarl, in beren 23efi$ bie
©emeinbe fid) fc^on um bie Mitte bes 13. 3af)rf)unbcrtS befanb ; bgl. (S. 5ß.
Söoef a. a. O. <5. 105, ©rofe in biefer 3ettfärift V, 3. 110. Ungea^tet
fpaterf)in ein £Ijeil bes £crrainS §u SBcinbergcn umgefdjaffen unb ein auberer
burd) bas öürgcrfjaus überbaut worben mar, wirb fid) jener ÜRame nid)t allein
erhalten, fonbern audj auf le^tercö, bcjto. ben bort borfinbliajen fterfer, „bat
buuftcr loid) in ber burger f)M)S" (2luSg.=9ted)nung bon 1394) übertragen Ijaben, —
ein ©rgebnife, ju meldjem bie im SJolfe bon jeljer f)errfd)enbe Steigung, bie
berfänglidjen Slusbrücfe fterfer unb ©efängnijj burdj unbcrfdnglidje gu erfe&en,
gang wefentlidj mitmirfen mochte, ©rtlart ftd) fo bie (*ntftef)ung bes
tarnen« ©ras für baS 3lad)ener ©efängnifj auf r)ödt)ft ungezwungene 2Beife,
wie erflart fid) bann bie gleite (Srfdjcinung im übrigen $eutfdjlanb? $ie
einfadjfte unb gewife niajt gewagte ßrflärung bürfte wof)l bic fein, ba& fid)
jener 9tome bon Stadjcn au« berbreitet fjabc, fei cS unmittelbar, fei es in ber
2Beifc, bafe ber Sladjener ©pradföebraud) anfangs nur für bie nadjftgclegenen
üanbe mafegebenb war unb bafe burd) biefe bie 2Beiterberbrcitung, namentlich,
nad) @übbeutfd>lanb bermittclt würbe. 3n festerer ftinftefit möge erinnert
werben an bic ju ftoln, bejw. Slnbernad) — gleichfalls fd)on in fcr)r früher 3cit
— üorfommenbcn 5luSbrücfe : ftampengraS, gramen episcopi, besw. 9taitf)utffs
©raff (bgl. 2flerlo Mvb. b. rficut. 2«tertr).=2Jer. LVH, ©. 92, 100, 104;
9Jicberrf)ein. ©efcbidjtsfrcunb V, @. 91), welche SluSbrücfe wir ebenmäßig auf
§aftlofale irgeub Welcher SJrt gu begießen geneigt finb. — (SS unterliegt wol)l
feinem 3rt>ctfcl, bafe fett ben 3eitcn ftarls bes ©rofeen baS ganäe Mittelalter
Ijinburch fein Ort 2)eutfcf>IanbS in folgern Maße geeignet war, namengebenb
SU wirfen, wie gcrabe Sladjen. 2lbgefcl)en babon, bafe biefe 8tabt bei beu
bon 3eit $u 3eit wieberfchreuben »Tönungen ber 9tomifcf)cn ftönige bie dürften
unb ©rofecn bes Steigs in if)ren Mauern bereinigte, war fie ja and) ber
bebcutcnbfte 2BaIlfaf)rtSort bieSfcitS ber Sllpen, ein SSaUfahrtSort, nach, welkem
jebe fieben 3al)rc mandjc fmnbcrttaufenbc Üßilgcr aus fämmtliajen feilen
3)cutfd)IanbS f)inftrömten. 2lllen biefeu mufjtc bas in ber nächften Umgebung
bes SJlünfters gelegene, burd) feine Bauart auffallenbe ©rasljaus, fein SRamc
unb feine SBeftimmitng befannt werben. Severe eignete fid) um fo mef)r bagu,
bie Slufmerffamfcit j$u erregen, als bie SBenufcung eines felbftänbig für ficr>
beftetjenben ©ebaubes 31t ©efängnifföwerfcn eine befonberc 6igcntf)ümlid)feit
barftettte, inbem anberwarts als fterfer, bejW. als DetentionSlofale für Unter»
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42 Obbenboff,
fudmngs=, ^oIi$ei= unb (öduilbgefangene fotoic überhaupt für biejenigen ^crfonen,
mibcr toeltbe bic §aft als 3$oHftrecfung8maferegcI angcorbnet mürbe, regel=
mäfeig bic ©tabttbore bienten; maren fic bodj aud> in Slawen (neben
bem ©ra*bo"fe) für foldje 3mccfe in Gkbraud) (moljer baS berannte ©ras*
urtb Sßfortengcbot). 9Wan barf übrigen« »ob! annehmen, bafe bic »egeidmung
QJra« für ©efängnife aud) anbermärtS nur ba borfommt, bestn. oorgefontmen
ift, »o ba» lefctcrc niebt in einem Zfyoxban angebracht mar, fonbern fein eignes
öebaube b«tte. — 2U8 ein ber jüngften 3ett angebörigeS Söeifpiel bafür, bafe
eubbemiftifebe 2lu3brürfe für ©efangniffe aus ber OWitte bes 33olfeS, obne ade
offizielle SWitnürfung, b^orge^en unb in auffaüenb furger ftrift allgemeine
Verbreitung ftnbcn, fann ber 2luSbrutf „3)htIenSl)bf)e" für bas neue ©efängnife
bei Ülacbcu angeführt merben, inbent biefer iool)l öon ben erften 3nfaffcn
beSfelben ftammeubc 9tome fdmn nacb menigen Sauren in bem gangen Umfange
beS föegierungs* unb ßanbgeridjtsbcjirfs gang unb gebe mar.
9. .§aa gen fagt in feiner ©efdndjtc Hajens IL<©.347: „%üt ben 2$ogt=
meier mar bafelbft (in ber Sldjt) eine fed)S 6tufen fjofye SSülme errietet, auf
mela>r er auf einem ©effel fid) nieberliefe; bie Stoffen fa&en auf ßel)nftitf|Ien. w
9 a. ©rci foldjer aus rotbgef erbten 2>ornftödfen öon 1,25 m Üange tyx*
geftellten 5Rutf)en merben im ftäbtifdjen ÜDhtfeum SU 21ad)cn aufbcmaljrt.
10. 2)aS gur SReidjSftabt Slawen gehörige (Sebiet jerfiel in fcdjS
Ouartiere: ©erg, SkelS, paaren, Orsbach, SKeiben, SBÜrfelen; ogl. ßaurent,
2lad)encr ©tabtredmungen @. 445. „2>ifes Gfebtct", fagt 3. 3- üDlofer,
<Staats=Sted)t beS $eil. mm. 9tcicr)ö Statt 2(acben ©. 165, „führet ben ganfe
befonberen ÜRaJmten: $aS Steicb öon Staaken, mela>er Umte aueb felbften
öon benen fmdjften 9teicb>@erid)tcn gegeben mirb." Über ben fog. £anb= ober
#errenritt, ben ber 3Jtogiftrat alljäbrlicb an brei Sagen bes 9)ionatS 3Wai gur
Söcficbtigung ber ©renjen öornafjm, unb melier in ben bcgüglicbcn, aus ber
3cit öon 1659 bis jur ftrembberrfcbaft noeb erbaltenen, im ftabtifeben STra^iö
berubenben sprotofollen genau bcfefjriebcrt mtrb, liefert ein im „(Sdjo ber (Segen»
mart" oom 21. 3uli 1875, 1. SÖ1. erfd)icnener 2luffa&, beffen Sicberabbrucf
ermünfebt märe, 2luSfunft.
11. »gl. 3lrt. XXIII, § 2bc3 Vertrags bon 1660: „lieber bie $r cm ben
aber, beebe ©ingeieffene ober 9lu3länbifd)e, follen Sürgermeifter unb 9tatlj
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©trafrecbtspflege beö ®d)öffenftuhls. 43
mit bcm ©djrocrbt unb borunten in folgenben brci Ratten (mithin nur aus*
nabntSfoeife) gu erfennen fyabtn. 2c." — ®er 2la<hen=3filtchfche »ertrag bom
10. Stpril 1777 befttmmte ben 3citraum, mit beffen Slblauf ein ju Slawen
toolmbafter ftrember baS ^Bürgerrecht ertoerbe, be^m. ertoerben tonne, auf sehn
Sa^re, „toenn nicht fotlft fdjon Oorhcro ber animuti in perpetuum permanendi
au8 Pachtungen, 2lcqutrirung eigener SBobnung, ßontratten, lebenslänglichen
SMcnften unb bergleichcn ju erfennen geiüefen".
12. $cr 9lrt. XXII bes »ertrag» oon 1660 befagt nämlich: „2Ba3 bte
&riminal= unb peinlichen Sachen anbelangt, finb bicfelbige oon SCItcrö an bret
unterfebieblichen ©ericfiten unb Orten in ber ©tobt 2fodjen, al« nämlich bor bem
hohen unb Schöffengerichte, bor SBürgcrmeifter unb töath unb bor bem W&fc
®ericht auäfinbig gemacht unb erörtert morben." SSon bem ©cnbgertcbte
hanbelt bagegen ber biefem 2lrt. borhergehenbe 2lrt. XXI : „ftietocil oon 3llter8,
neben biefen oorangesogenen Berichten (SBerfmetftergcricht :c.) auch «n geld-
liche« ober ©enb=®erid)t binnen ber ©tabt Waä) gehalten morben, bor welchem
£eftaments, 2JtatrimoniaU ober (She=©achen, item Urningen unb ©ebredjen,
fo bou toegen 3<hcnben unb ttmehcrifchen ©ontracten in ber ©tabt unb SRetd)
Stach entftchen mögen, bergleichen bic Übertretungen guter fttrdjensDrbnungen
unb ©afeungen unb äße anbere in Bulla Alexandri IV de anno 1254 &
lnnoccntii VIII de anno 1484 (1488) begriffene ©adjen, unb toann ein SBeib
ein anbere» SEBetb ober auch 2ftann£bilb gefd)olten unb ohne »ertounbung
ober £obfd)lag gefchmiffen, ausftnbig gemacht toerben; als fott e3 bei bem=
felbigen hcrnachmal» auch oerbleibcn." — ®afj es trofc btefer SBefttmmung an
Äompetcnsfonfliften be8 ©cnbgerichtg mit bem ©chöffenftuht feineStoegS fehlte,
3eigt nicht blofe ber oben ermahnte ftaU auä bem 3- 1693. (SS fei
erinnert an ben ^tftorifc^ geworbenen (Stoilproaefe bc (Shattelin gegen
Sürgermeiftcr (ShoruS; ögl. 9Kofer a. a. ©. 6. 126 ff., b. ftürth
a. a. 0. 33b. II, 2lbth. 2, 6. 175 ff. Um bie in ftolgc bicfcS ^roäcffcS
ütoifchen bem ©d)öffenftuhl einer= unb bcm 9tath, begm. ©enbgericht
anbererfeits entftanbenen, immer größere ©imenfionen annehmenben S3cr=
micfelungen auf gütlichem Sßege ju fd)lid)ten, hatte ber Staifcr einen Stommiffar
in ber Sßerfon beS Jteichöhofrath» be Soboci nach Sladjen gefanbt. 35ie
hanbfehrifttichen Sßrotofolle über bte bon lefeterm abgehaltenen Konferenzen
nebft ben ©rreitfehriften ber Parteien 2c. füllen gmet im lanbgerichtlichen 2lrd)to
aufbemahrte, fauber in ©rfjmetnälcber gebunbene Folianten, auf beren einem
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44
Oppendorf,
bic SBappen bon 3obann SBtlf)cIm b. Dlmiffcn gen. 3Hülftroc unb bon 3of)ann
2Bill)etm b. SBbtre gur SBorm in Qtolbgrunb gebrutft fiub. 2Bie ber 3nljalt
biefer Folianten erfennen Iäfet, fächerten bie rcbltd&en (StnigungSberfudje beS
be 3oboci an ber fcartnäcftgfctt unb <$iferfud)t ber ftreitenben £f)eile, ungc=
achtet faft ein ganges 3nf>r binburd) oerbanbett marb. (be 3oboci traf bereits
in ber feiten §älfte beS Januar 1684 gu Slawen ein unb mürbe nod) oor
2lblauf biefcs 2HonatS im SBirtbSlwufc gum Sßilbenmann, feinem 2tbfteige= ,
quartier, bon ben ftreitenben feilen feierlich „compltmenrirt", bie gulefct«
üergeidmetc tfonfereng fanb am 29. 25cj. 1684 unb bic Slbreife beS 3oboci,
mte aus einer anbern Duelle, bem unten ermahnten SRotigbud), erbettt, am
2. 3<muar 1685 ftatt.) Dbfdjou l)icr nid)t ber Ort ift, auf baS $ctaü
jener 23er^anbtungeu eingugefjen, möge bod) einer (fcpifobe aus betreiben,
ba fie bie Situation befonberS fcnngctdjnct, naiver gebaut toerben. ©in ltrtfjetl
be« Scnbgcricfits oom 30. 3uni 1684 fyattc gu 9tcrf)t erfannt, bafe eine gemiffe
©Ife 3anfen megen (frljcbrudjs 2c. „mit anfjabenbem mcijjen ober £obttteibt
unb ein gelb brenneubeS 2öad)felicf|t in ber £>anbt baltenbt burd) &errn Maioris
Liener aus bem GfcfangnuS burd) Sftappergafe über ben grofecn 2Jtorf unb
ber fträfjmcrftrafe Ijinab nad) St. ftoilan ftird) gefübret merbe, mofetbften
fie bie an ber 6ommunifautenbancf ftcfjcnbe an einanber gefettete ©f)ebred)erS
Steinen felbften umb ifjrcn $alö Ijencfen unb bamit oorm bof)en mtat fnieljenb
ftfeen, foban unter ber alba befdjefjener 2Jlcf$ Gtott umb 2$ergeb!)ung pitteu
foüV. 211s bcmnäcbft ber Sefretär beS Senbgertd)ts, Oltba, ben Söogrmajor
b. 2Betfü»eiler, „benfelbcn in St. 5lnna Stirnen antreffenbt", erfudjte, ifym gur
Soßgieljung beS Urteils „feine Liener gu beriefen", ernriberte ber SBogtmajor,
„ibm munberte, bafe man 3bme befemegen quäme requiriren, toeilen fold&e Sad),
ba i>oena corporis afflictiva fei, nidjt einmal)! gum Senbtgeridjt gehörig
merc; oorfjin gefdjefjene Actus meren abusivi; er motte auf bie Sdjeffenleuffe
geljen, unb man es bem Senbtgeritfit beliebig mere, fönten Sie audj ein Spar
aufe 3*)rem Judicio baljin [Riefen, alfeban mollteu Sie ben Sßcrtragfj de
a° 1660 nadtfeljen, unb man fid) barin befinbeu fotte, bafe bem Senbtgeridjt
fotfjane Straff gii bictiren gufäbmc, aljjban meren feine Liener gu beS Scnbt*
gerid)ts $ienft". 2)aS Scnbgcrtdjt ging inbeffen auf biefen öorftyag nid)t ein,
fonbern fafete fofort ben Söefdjlufj, „bic güttidje Xractaten abgubredjen unb
ben beim ^iäpftl. Commissario gu Küttig in föedjt oerfangenen SJkogefj gu
profequiren", ba aus jener 2lntmort f)eröorgef)c, „tuic ber §err- Sogt unb
SJtojor bie tentirtc öütc oom Reiten uirfit meine, fonbern bem Scnbtgeridjt
—i s
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©trafred)t»bflege be» ©d)öffenftuf)t».
45
in befeelben uncontcftirUd)e Sefugnu» ein* unb öorgugreiffen, fogar feine» 9ted)te»
mäbrenb be» güttidjen Colloquij gu fpoliiren gebenfe, nuangefefjcn ba» ©enbt=
gerid)t feine Snclination gur ©üte mit SRatigicfping Dieter anberen Snrbationen
nnb llfurbattouen in ber Xfat begeuget Ijabc". $)cr gute ©efanbte be 3oboci,
meld)em biefer 5Befd)tuf$ in gegiemenber Sßeifc mitgeteilt morben mar, Oer*
legte fidj tfoax auf» SBitten, ba» ©enbgcrid)t möge bodb megen einer fo
„licberli^cn" ©ad)c, gumal ba fte ba» ©d)Öffengeridjt gar nidjt angebe,
„bie tfonferengen nidjt abrumbiren, er motte mit bem £errn SJJajorcn fbredjen
unb bafyin fcljen, ob biefc neuen 3?iffcren3ien ntcr)t beigelegt mürben", ©eine
iöemüfmngen blieben aber auf beiben (Seiten oljne Erfolg, unb e» mürbe
bemgemafj oon nun an im 2BefentUd)cn nur nod) mit bem SDiagiftratc meiter
bcrbanbelt, inbem namentltdj aud) ber Jöogtmajor, unterftüfct oon bem ©d)öffen=
ft«r)I, in feinem fünfte nachgab, oiclmcbr babei befjarrte, in ©ad)cu ber ©Ife
Sanfen gang forreft gefjanbelt gu baben, ja fogar feinerfeit» befdjmerbefüfjrenb
auftrat. ©8 ljatte namlid) ba» ©enbgeridjt, um jene ©ad)e ju ©nbe gu
bringen, burdj ein fernere» UrtfjeÜ oom 5. $uli ba» frühere bafjin crmäfjigt,
„bafe bie $Ife Sfanfcn nit mit bem meifeen bleibt unb brennenber SBad)frterfcen
über bie ©rrafecn geführt nod) ifjr bie Stein angesengt, fonbern ber #crr
Spaftor ad S. Jacobum gu 3f)t 0efdt)icft unb bebeutet merben folte, man fte
fid) gutmittig mürbe in ber ftirdjen emfiubcn, unb bie moberirte ©träfe Oer:
ridjten molte, fo fönte ©ie aufe bem Serfer in be» föerrn Pastoris S. Foilani
&aufj geljen, bafelbft ba» bleibt anlegen unb lief) barauff in bie fördjen
begeben", ma» benn aud) fofort gefdjeljcn p fein fdjeint. 3« ber bemgemafj
burd) ba» ©enbgeridjt, begm. ben Pfarrer bon ©t. Safob unb nid)t burd) bie
3}tenerci=3Mener bemirften ©ntlaffung ber hänfen au» ber £>aft erblicfte nun
ber 2Jogtmajor eine SSerlefeung be» „ius carceris, fo altjie in ber ©tatt feinem
gbft. dürften unb #errn (bem Sßfalggrafen oon Meuburg al» §ergog oon
3ülid)) allein unb öriüattoe 3ufte^e; mie nun biefee» bem ©enbtgerid)t unb
in specie $errn Pastori S. Jacobi befommen merbe, letjre bie 3eit; §err
Maior Ijettc biefee» unoerantmortlidjen eingriff» falber ötelmefjr Urfad) gehabt,
gu erft mit bem ©enbtgcridjt gu bredjen, unb in feine fernere (Sommunication
gu rretten, fo beunod) nidjt gefd)ef)en". — $a» bei o. ftürtf) a. a. O.
83b. II, mit). 2, ©. 181 ff. abgebrudte SKotigbud) au» bem 17. 3af>rl)unbert
gebenft obiger SBeftrafung gteidjfall» unb gmar unter bemfelben ©atum, bem
5. 3uli; fobann aber Reifet e» bort (©. 197) meiter: „11. 3ulo f)aben bie 9Reier»
2>iener ben SJkftor oon ©. 3afob auff treuer ©traffen beu röbten SJtontel
46 Cöpcnfjoff,
umbtlmn motten, aufe Urfad), bafe er obgemclte ^ßerfon lofegelaffen Ijatt ofjne
Mtoefen btcfelbiflc Liener." (SBeldje 23eloanbtnife e3 mit bem Umgängen beS
rotten [ober 9tutf)en=] aJtontcl«, augenfd)einli(r) einem alten ©ebraudje, Ijat,
ift bisher nidjt ermittelt morben.) 3(13 es fid) im $ej. 1685 unb im $ebr.
1687 nm äfjnlidje (^efutionen fanbcltc, führten, bemfelben 9iotiäbud) gemäfe,
an Stelle ber ü)lenerei=2)iener bie ©tabtfolbatcn bie Sünberinnen burdj bie
Straften. — 3m Übrigen ogl. Hnm. 28.
13. Beinamen, unb gmar fyödtft feltfamc, fdjetnen überhaupt unter
beuten biefe« Sdjlagd, minbeftenä in ftranfreid) unb 23elgien, ganj ungemein
beliebt unb Ijäufig getoefen 311 fein. Stufeer ben im £erje mitgeteilten feien
b»er erwähnt : Cravatte unb la Fatigue (2)1. 37), va de bon coeur (2)1. 91),
vas de bon coeur, joli eoeur, bei ainour, St Amant, «ans soueis, »ans
fayon, franche montagne (2)1. 63), bie le&tern fämmtlid) 2)einamen franjöfifajer
Eeferteurä. SWttunter hatte eine unb btcfclbc SJkrfon fogar ätoci folc^er tarnen.
Sind) Neroon liefert bereit« ber Scjt ein 23cift>iel, ein anbereä finbet fid)
231. 68 in ber ^erfon bc8 %o\tpt) 23anneur, genannt le Borne unb 1'anguein.
Champagne unb la Gran de ur enblid) mürbe genannt ein gemiffer 3ean
(Saffanooa (231. 29), meldjer mit feiner $rau, SWarie föemt), alias 2lnna (JaffoiS
unb ßoudwis, toegen eines 3U Sladjen oerübten 3)iebftaf)l8 im 3. 1708
oerurt^eilt tourbe, nacfybem er fürs juoor au« ätjnlidjem Stnlaffe 311 23rüffe(
„fdKmottirt" morben mar. Sollte berfelbe ettoa gar ber ©rofeöater oon
3afob (Safanoöa, bem SSerfaffcr ber berüchtigten 9Wemoircn fein? Xiefer
mürbe am 2. Slpril 1725 geboren, feine ©Item maren ein ^crumgie^enbc*
Sdjaufpielerpaar; ogl. fr 2B. 23artf)olb, Xk gefdndjtlidjen $erfönlid)fciten
in 3. (Safanooa'ä Memoiren, »erlin 1846.
14. 2Jgl. über biefen eigentümlichen (Bebraud) Quij, fcift.=toüogr. 2)e=
fdjreibung ber Stabt Stachen @. 110, ßoerf d>, Sladjencr Ghronif, jum 3. 1±68
(«nn. beä hift. Vereins f. b. SMcberrljein XVII, ©. 14), §aagen a. a. 0.
II, @. 83, 336, 0. ftürth a. a. D. 23b. II, 2lnh. 2, <B. 202.
15. $ic feit bem 17. Safjrlmnbert, nad) bem SJorbilbe oon ftoHanb, aud)
in 2)cutfd)lanb entftehenben 3wd)thäufer maren urförünglid) überhaupt feine
<Straf=, fonberu 2lrbeit&, bejm. SSerforgungsk unb 2)efferungs=21nftalten für
oerbicnftlofe, arbeitefdjeue ober arbeitsunfähige 9Wenfd)eu; fie behielten biefc
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Strafreditäpflcge be3 ©ajöffenftuhla. 47
»eitimmung im SefentHdjen bi« gum ©nbe be8 18. 3ahrhunbert$; Pgl.
^älfajner, 2)aS gemeine beutle ©trafredjt I, ©. 577 ff.
16. Dhne 3toeifel ift hier 2Raria ©lifabeth ftreiin P. »ourfdjeibt
gemeint, bie gtoeite ©emahlin beä im SlprU 1727 (nach Slnbern 1722) Per=
ftorbenen Damian §ugo SReicbägrafen P. Jöirmonb, £errn su ülteerfen,
SInrath ic, Stall ®ehetm= unb .ftoffricgSrathS, ©eneralfelbmarfchall»,
©ouoerneurä Pou Siebenbürgen, ©efanbten am fehwebifeben, preujufchen unb
türfifetjen &ofe, ^lenipotenttarä bei bem ftriebenäfongreffe su 9Mfaronri&, be8=
felben, melier im 3. 1717 su 2Iad)en im tarnen Saifer $arI8 VI. bie (in
ßünigS Theatvum cerem. II, 825 ff. unb 2«et)er3 Hadjenfchen (&fchid)ten
©. 694 ff. betriebene) .§ulbigung entgegennahm. Über leetern fonric bie
berühmte niebcrrr)ctnifcfjc Emilie pon SMrmonb überhaupt pgt. bie 3ettfcr)rtft
Meberrhein I, ©.109 ff. (p. Dibtman); II, ©. 47, 58; §eimatb II, ©.53,
59, 182 (fceuf f en);III, ©.28; Weberrhein. ©efaji^frcunb I, ©. 18; II, ©.42,
154; IV, 3.113 (Serres).
17. S)er9tome ift anfehetnenb Oerfdjrieben unb ßognap ftatt 2ong6
Su lefen. ©in 3Wathieu ßognap mar 3JKnifter=9lefibent ftriebrichS be8©rofeen;
er liefe 1749 bie ftattlidjen, iefet als (Sfoftfjof (s«r ftaiferlichen Srone, 2Uejauber=
ftrafee 9lr. 36) benufcten ©ebäulieftfeiten errieten, roetebe, snr 3cit ber frremb=
herrfdjaft ©ifc ber ^räfeftur, mehrmals 9tapoIeon I. unb oerfdjiebene 9Wit=
glieber ber faiferlid)en Familie beherbergten unb tuährenb beS ÄongrcffeS im
3. 1818 pou bem rufftfehen ftaifer 2lleranbcr befoohnt mürben. Du iE,
©efd). ber ©t. Sßcter=$farrfircf)e ©. 57 beseitet biefen ßognan als einen
befonbern ftreunb ber frühem ftegulierberren=Slanonie gum h- Sofjann SBaptift,
führt aber gleichseitig an, bafe er bereit« am 23. Januar 1753 geftorben
fei. 35er im Sßrotofottbud) genannte fdjeint baher beffen ©ohn (»ruber?)
unb 9iad)folger gemefen gu fein.
18. 2)aS # od) geriet für bie Pom ©chöffenftuhl öerurtheilten tag Por
bem KÖnigSthor, mdhrenb bie bureh SBürgermeifter unb 9tath gum Xobe 33er-
urtheilten nad) (Seftalt unb (Gelegenheit ber Sßerfonen unb ©achen entmeber
„auf bem ©djilbdjen" Por bem 9tathhuufe, in bem ©ras ober auf bem „Sfaacf$=
hof", ober aber, toenn fie ftrembe maren (pgl. oben Stnm. 11), Por bem ©t. 3afobS=
thor auf ber fceibe ihre ©träfe empfingen. 2>a« (Shurgeridjt unb ba8 Senb*
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48 Oppcnboff,
gericht fonntcn feine £obe&ftrafc berbängen. Bgl. »ertrag b. 1660, 2lrt.
XXVIII, § 4; XXIV, 1, 2.
19. £ie Auflage bon Bittgängen al« Strafe fam auch anbcrtoärtä
bor; bgl. 3. (Sri mm a. a. D. S. 737 nnb bie bortigen Gitate,
wo fpejicll ber fo berorbnetcu Pilgerfahrten uach JHom, Wachen unb Xrier
gebadjt loirb. — öemafe tfap. XXXV ber reformirten Gburgericbt&Orbnung
bon 1577 bcrbängtc bas 9lad)cuer (Sfwrgericht Don ^ntcr^fjer bei minber
ftrafbaren tförpcrbcrlc&ungcn gleichfalls fold>c Strafen, aber 31t einem gans
befonbern ^metfe, nämlich um bem Berichten 31t einer Weiterung (Bufec, bejh).
ßntfdjäbigung) 311 bcrhclfeu, inbem jene 2BallfaI)rtcn gemäfe einer bort bor=
finblidicn £arc mit unbcrhältui&mäfeig geringen Summen (3. B. biejeuige
nad) St. 3afob in Spanien mit 20, biejenige nadj 9tom mit 15 (M.) abgetauft
tbcrben fonntcn unb bic fo gesagten Betrage bem Berichten gufloffen.
20. Bgl. (SJrimm a. a. D. S. 714.
21. 2>ie Sßontftrafec unb ba$ Sßonttfjor »oerben tm s $rotof ollbuch balb fo
tote jefct, balb unb jmar gerabe in ben altern Urtfjetleu (1661, 1663, 1708,
1719, aber auch noch 1748) Sßfunbtftrafe unb üßfunbtporfc gefebrieben.
Qt% läfet fid) roobl nicht annehmen, bafe lefcterc Scbreibroeife mit ber bamals
im Bolfe üblichen 2lu8fprad)e übereinftimmenb getoefen fei. Ohne 3 lü eifcl
haben bie SRebaftoren jener Urtfjeile ba3 SUort berbochbcutfdjen tooHen, es
mithin oon $funb, lat. pondo, abgeleitet 3. Füller unb ffi. SöeitJ
leiten bagegen ben Warnen oon ber fdjon im frühen 9JHttelalter hodjaugefchenen
Familie oon ^ont ober punt her. 2>a jeboef) Damals eigentliche ftamilien*
namen nod) nidjt gebräuchlich maren, bie abiigen Familien tnäbefonbere ftcb
nur nach ihren Stöen ober Bedungen 31t nennen pflegten, fo ift unbebenflid)
ber Slnftdjt bon Cuir nnb Waagen bariu beipflichten, bafe nid)t bic ftamilie
oon $unt ber Strafte, fonbern btefc jener ben Warnen gegeben hat. ©tue
britte Meinung bringt $ont, ^ontftrafec :c. mit pons, Brücfe, in Berbinbung.
$>iefe Meinung hegten un3mcifelhaft fchon bie Bauherren ber (Scfljäufer, ÜDforft
92r. 41 unb ^ontftrafee 9h. 86, als fie an benfelbcn bie noch jefct bort bor==
ftnbltdjen Statuen bon fog. Brücfenbetligen anbringen liefeen. danach hätte
alfo bie Übcrbrürfung beS 3obanniSbad)S an ber Stelle, mo bic pontftrafec
mit ber Stvafee Slnnunciatenbacb sufammentrifft, 3nr Benennung jener ben Slnlafe
gegeben. Cuts, (Mefdj. ber St. ^eter=^farrfirchc S. 28, %um. 3 nimmt aufeer*
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Strafrecftt^pffege beS ^ cf) ö ff c n f 1 1 1 I -3 .
49
bcm bic über beu ftriefengraben führenbc, baS eigentliche Sßontthor mit feinem
Zorbau berbinbenbe Sörücfe 311 £ülfe, unb macht baljer aus ber Sßontftrafje eine
platea pontium. Snatoifchen fommen, besw. famen begleichen Überbrücfungen in
ben (Strafjen unb an ben Sporen Hachens fo häufig bor, bafe bie fytx frag*
lieben unmöglich als fo ctjaraltcrifttfcr) erfdjeinen tonnten, um für bie SSenemtuug
ber in Siebe ftehenben ©tabttheite mafegebenb 31t werben. 2luch bürfte fieb
fchwerlich nachweifen laffen, bafe bie Sßontfrrafje in altern lateinifeben Urfunben
jemals als platea pontis ober gar als platea pontium aufgeführt worben
wäre. 3n ben bon Laurent herausgegebenen ©tabtrechnungen beS 14. 3ahr*
bnnbertS, fowohl ben lateinifeben wie ben beutfehen, Wirb fie fdjlecbtweg
Punt, Sßuut, tute in ber beutigen SSolfSfpradje (ohne Jpinjmfügung beS Hrrifels)
$onf genannt. 3ene (©tabtredmungen rennen baS SBort Sßunt aber auch in
ber ©ebeutung bon $funb, inbem bort bon Sßuntwerf, b. h- bon (Stfenarbett,
welche nach ^funben begabt wirb, bie «Rebe ift. ©benfo entfprtcht baS munb*
artliche Sßonf bem bochbeutfehen Sßfunb. ©er HuSbrucf $ont, besw. Sßonte für
S3rfidfe fommt unfereS SMffenS munbartlich nur im eiebifdjeu 2c., unb auch
hier nur in ber Söebeutung einer fog. fliegenben ©ebiffbrüefe bor. Stach allem
tiefem fcheint für bie erfterwähnte Ableitung Wofjl bas 9Heifte 311 fbrechen unb
ber 9tomc Sßunt ober $ont ber <3trafee bielleicht um beSWillen gegeben 311 fein,
weil, abgefehen babon, bafe in berfclbcn baS 3unftbauS ber Gabler als eines
6bfiffeS ber Reiser lag (fe^t 9er. 8), bort borjugStoeife <öd)loffer unb difen«
hänblcr ihren @ife hoben mochten. 9tod) heute finbet fich bafelbft eine nach
SSerhältnife nicht unbeträchtliche 3<*hl folcher ©efdjäfte, ebenfo wie noch heute
im ftörbergäfechen manche Korbmacher, besw. ^orbmaarenhänbler unb in ber
Sfrämerftrafee faft nur ftleinhänbler wohnen.
22. $a3 oben befct)ricbeuc Verfahren wegen «SelbftmorbS entfbriebt
alten StccbtSgcmohnheitcn, wie fie in manchen ©cgenben beftanben. ©er ßcidmam
bes (Sclbftmö'rbcrs mürbe nicht über bie <ötfjwetlc ($>ürpel), fonbern unter ihr
her gefchleppt, bamit bereu £>etligfeit nicht entweiht Werbe. 21udj baS SBerfen
beS £eidjnamS aus bem ^enfter fam anberwärts bor. (Sri mm a. a. D.
@. 727. SSgl. ferner Corp. iur. can. c. 9—12, c. 23, qu. 5.
23. @S fcheint in ber £r)at, bafe Hachen bon folgen fchrccflichen SJer-
irrungen faft gänslich berfchont geblieben ift. Obgleich Dr. 3. 2Nüller
31t weit gehen mag, wenn er in feiner ©chrift „Hachens Sagen unb ßegenben"
<©. 144, Hnm. 15 fagt, bafe hiftorifd) fein ^ejenprojefe in dachen nach*
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50 Cppcn&off,
äumcifen fei, fo ermähnt bcr gut untcrridjtetc 9)köcr tu bcn „2lad)cnfdjen
©efdjidjtcn«' bod) uur eine cinjige Sßroaebur biefer Strt, unb su>ar aum
3. 1646. (©cmäfe einer in btefer 3eitförift 33b. V, S. 295 ff- abgebrühten
Hbfjanblung üon (*. SßaulS fanb bie £inria)tung bcr betreffenben Sßerfon nidtf,
tote SWencr oermutfan läfet, im 3- 1646 ober 1647, fonbern erft 1649 ftatt
unb ftnb aufeer biefem einen #atle nod) mehrere frühere, aus bem 3- 1630,
bezeugt.) 3cbenfattS aber barf aus üerfdjiebenen ©rünben als gemife ange=
nonttnen merben unb crljält burdj baS ^rotofollbucb, feine Söeftätigung, —
inbetn, äum ntinbeften feit bem 3- 1660, nur ber <3d)öffcnftuf)l für foldje
fßroseburen äuftänbig gemefen märe, — baf? ju Sladjcn (ebenfo mie mofjt in
bcn meiften Reiten ber 9tljeinlanbc, bgl. SßaulS a. a. O. 93b. V, S. 300)
in ber smeiten £älfte beS 17. 3a^unbertS feine &ejrenberfoIgungen mef>r
üorgcfomuten ftnb, mogegen fie in anbem Xt)ctlcn 3>eutfd)lanbS nod) fpäterljin
mehrere üRenfrfienalter l)inburd) müt&etcn, ja, mie 3. 93. in ©adjfen unter ber
Stuftorität eines Sa rpäom, erft bamals iljren #öf)epunft crreidjten, unb bort
erft im 18. 3al>rJ). (1701) — ootlc fiebenjig 3af)rc nad) bem ©rfdjeinen
ber ljod)beriU)inten cautio criminalis unfcreS r&einifdjen SanbSmannS, beS
Scfuiten ftriebrtd) ü. 6p ee — £f>omafiuS in fcalle baS äßagnifj untcr=
nafjm, o. ©peeS 2lnfid|ten unb bieienigen beS 1691 in fcollanb miber bie
Sjesenprojeffe aufgetretenen 93altf)afar SB c cf er jur (Geltung ju bringen;
ogl. 8. 2t. aWensel, teuere ©efd). bcr Seutfdjcn (2. 9tufl.) Söb. V ? 8. 84 ff.
24. £rofe ber mefjrfadfjen, meift ebenfo Heinlidjeu mie ärgerlichen S?om=
pctcn§= unb 9tangftrcitigfciten, in meldje ber <5djöffenfüu)l mäfyrenb ber lefct*
berfloffcnen 3al)rljunberte bermicfelt mar, ftanb er bei bem Sßublifutn augen=
fdjeinlid) in f)öd}ftent 21nfel)en. $)er oben ermähnte ift bcr einzige im
$rotofollbud) ücräeia^ncte ftaU, mo ein Sßribater fid^ unterfing, miber bie
jenem ©eriajtsljofe fdjulbigc ©f)rerbietung gu berfto&en. 9Hd)t fo glimpflief)
erging es mitunter bem Senbgeridjt, meines allcrbingS in biefer ^tnftcrjt ein
meljr patriarajaltfdjeS Regiment gel)anbf)abt unb gro&e Üttad)fitf)t miber berglcicfjen
llngebüf>rlidjfeitcn geübt ju Ijabcn fdjeint. 3ttef)rere 93eifpiele bon $orfomm=
niffen bcr lefctern 9lrt liefert baS in 2Inm. 5 ermähnte ^rotofottbud) beSfelben.
So erflärte eine bor baS ©enbgeridjt gelabenc ^raucnsperfon bem bic fiabttng
überbringenben Rebellen gerabeju, fie fämc nid)t, bafjin fämen feine cljrliajen
£cute (6. 53). Slnbere ©cflagtc gaben tt)rc 2lbfid)t, bcr ßabung niajt ju
folgen, auf eine nod) berbere unb braftifefrere SBcifc *u erfeunen (<3. 219, 314,
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©trafrcchtspftege be8 «ScSöffcnfhifttS. 51
403). (Sine Jrau auö „ber 2Bcibcu" cnblid) fegte öor ben Singen beä
guftetlenben Gebells bie wiber fic wegen i^reS frühem refpettlofen Verhaltens
ergangene (Straffcntena mit bem 93efen pm £aufc ^inau« (<S. 358). 2>iefc
ftrau hatte früher bie 3nfompetenseinrcbe erhoben unb eS mar aufeerbem bon
Scheu beä Pfarrer* gu Sßürfelen Wiber baS betreffenbc »erfahren förmlichft
proteftirt worben, weil bie gcrabe fragliche Sache öor bag #orum bcS ©enb=
geridjts 31t Sßürfelen gehöre. $>a nun aufcer biefem nod) anbere ftälle bor=
famen, wo bie Pfarrer 3U Sßürfelen, ßaurenäberg unb paaren „ein 5tfftcr=
(3cnbs©eric^t 3U halten fid) angeinafeet", fo wanbte ftdj baS Slachener 8enbgeridjt
im 3- 1758 um Slbrjülfc an ben 9tath, inbem e8 eincStfjeilS auf feine ^Jribi*
legien unb bie tägliche Sßrariä, anberuthcils auf bie entfefclichen s Jtod)theile
hinwies, meiere bem gemeinen SEBefen erwachten mürben, menn fo jarte unb
bcfdjwerliche SSorfommcnheiten, mic 2)eflorattonSiad)en zc. üon jenen SßaftorcS
mit 3ujic^ung eines ober beS anbern ungelehrten, mo nicht gar IcfenS- unb
fehreibenSunerfahrenen föcichsunterthanen ohne ^Beobachtung einer ^rojefeform
tumultuarifd) unb ins £olle hinein eutfrfjieben werben foHten (©. 418). 3n
Solgc beffen erliefe ber SRath unterm 12. 3Hai 1758 ein ©bift (S. 422),
worin es Reifet, berfclbc habe erfchen, „welcher ©eftaltcn bie Herren SßaftoreS
im 9teid), ju SBürfelen, 23erg unb paaren fict) beigeben laffen, in benen 311
hiefigem <3enb=©erid)t privative gehörigen Causis partium einer 3uriSbiftion
fid) anjumafeen, als man in gcmelbten Örtern jnxta Chronicum Noppii ein
i»enb=©ericht fonftituirt fein follte; gleichwie aber ÜWagiftratuS fein anbereS
als bar)ieftgeS briöilegtrteS (SbnobalsCSericht erfennc, welches in causis privi-
legiis insertis jurisdictionem ordinariani fotDOt)! in ber Stabt als im SReidj
Staden gu eyerciren habe, alfo merbe fämmtlichen 9teid)Ss(£ingefeffcnen anbefohlen,
bafelbft ihre Slctionen ein= unb aufzuführen, auch benen üermeintlichen @enb=
Scheffen in SBürfelen, 23erg unb paaren aufgegeben, fid) in causis partium
bei (Strafe öon 20 ©olbgl. für ben (SontraöcntionSfall ieglicher Cognition 311
enthalten". — SBenn es baljer bei Waagen a.a.O. 93b. II, <S. 338 heifet, im
3. 1758 feien burd) SKathSbefchlufe bie ©enbgcridjte 3u 2Bürfelen, paaren unb
Saurensberg aufgehoben morbcu, fo fann bieS nur fo üerftanben werben, bafe
bie Söirffamfcit iener Berichte in ^olge 9tathSbeichluffc3 thatfächlich aufgehört
habe. 2>enn ber teuere wollte bie ©crid)te offenbar nicht aufheben, foubern
er beruhte auf ber Sinnahme, bafe bicfelbcn rechtlich niemals beftauben hätten,
— eine Sinnahme, weldje freilich höchft unhiftorifch unb Wohl ber SluSftafi
neuerer ftaatSrechtlichcr 3been war, inbem baS Söcftchen unb eine mehrere
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Cppenhoff,
3ahrhunbcrte umfaffcnbc 2Birffamfcit jener ©eritfjte, mtnbeftenS berjenigen
bon SBürfclen unb SaurcnSberg, burd) SBeiStbum, SenbgeridjtSorbnungen unb
Sßrotofollbüdjcr bejeugt finb, auch bon Seiten ber Stabt 9lad)en früheren oftmals
anerfannt mürben; bgl. Cuts, (Sefd). ber 8t. $eter=$farrftrdje S. 118,
Waagen a. a. D. II, S. 209 ff., 241, 292, 295; ©rofe in biefer 3«tf<hrift V,
©.221 ff.— ((Srjpriefter unb SSorfifcenber beS 2lad)cncr ScnbgeridjtS mar bamalS,
1758, ber Sicepropft beS SRünfterftiftS, ftrang 2lnton £ett)iS. Seine
feierliche Einführung, bei tocldjcr es gleid)fatt$ mcr)t ganj ohne SRangftreitigfeiten
herging, fanb am 19. 2)eäembcr 1757 ftatt unb ift in obigem Sßrotofotfbud)
S. 377 ff. auSführlid) befchrieben. 9fad)bem ber neuernanntc (Srgpriefter, fo nrirb
bort mitgeteilt, ben Xag feiner Einführung burd) ben bom 2ütticf>er 3Crc^ibtafon
hierzu bcfteUten ftommiffar, ben $ed)anten beS 3WünftcrftiftS, fetbft beftimmt
hatte, hmrbcn, altem 2}raud)c gemäf?, fämmtliche fo gcift= als meltliche Söeifi^cr
beS ScnbgeridjtS auf 5lnorbnung beS alteften bcrfelben jur SSorberatfumg über
biefe Jcierlidjfeit ctngelaben; f)ier fam äur Sprache, bafe bem S3ernefmten nad)
außer bem $cd)antcu unb bem Senior bes Stifts fämmtliche Canonici bem
Slftc beiäutoobnen entfcftloffen mären; ba aber bereu Slnmefenheit nidjt, mic
biejenige ber Seifiger beS Scnbgerid)tS mefentlich fei, fo Oereinbarten lefetcre
cinftimmig, bafe, menn jene bennotf) ben fortritt bei bem Jlufguge beanfprudjen
möd)ten, fie, bic Seifiger, fid) fämmtlid) entfernen folltcn ; fpäter ging man
iebod) auf ben Antrag beS ^anomfuS £emis, ^aftorS ju St. Slbalbert unb
SörubcrS beS ©inänführenben, aus SRücffidFjt für biefen unb sur 9Sermeibung
irgenb melden SfanbalS, baoon ab unb befdjlofe, ftdr) auf eine SftechtSbermahrung
3U bcfcr)ränfen. Slm 19. $)cäember begaben fid) nun bie Sttnobalen praece-
dente cum virga Pedello nach ber auf bem Stloftcr neben beS frühem Er3=
priefters Sßofmung gelegenen 23ch«ufung beS iefcigcn, h>o fie fd)on fämmtliche
Canonici in ihren (Shorröden, b. f). Stödten unb Söeffen im grofcen 3immer
amoefenb trafen, mährenb bor bemfelben beS Stophels 99efen= unb 9hitt)cn=
träger ftanben. 9cadjbem ber neue ©räpriefter feine Htteras institutionis bem
tfommiffar borgcäeigt hatte, erflärte biefer, ben (SinführungSaft bolläiehen ju
moUen. £er 3ug fefcte ftch bemgemäfe in Söemegnng, praecedentibus virgi-
foris Capituli; als aber bem Eräprieftcr, tbeld)em ber $ed)aut unb ber Senior
beS Stifts $ur Seite gingen, bic Sbnobalen unmittelbar ju folgen berfudjten,
fdjoben fid) bie Canonici bor, worauf ber Sefretär beS SenbgeridjtS bem
borberften berfelben, Johann 3afob b. Schricf, ben fcr)riftlid)en ^Jroteft pro
conservando iure ot retinenda possossione behänbigte Hltb bic St)ttobalen
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StrafredftSpfTegc beS ScfcöffenftufjlS.
53
aisbann praecedente cum virga erecta Pedello bcn Sdjluft bilbetcn. 2)cr
3uß ging unter bcn klängen ber fog. 2ftuttcr*®otte8=©locfe über bas Softer
burd) bie fog. SBolfstfjür in baS SMnfter bis unter bie mit brennenben 2Bad)S*
Iid)tcrn befc^tc grofte Stronc, mo über bem ©rabe S. Caroli Magni ein grofter
£eppid) ausgebreitet tag. fcier beteten bie 2tnfül)rer beS 3ugeS fnieenb einige
ftitfe ^atemofter unb tieften fid) bann auf brei bereitftefjenbcn Seffeln nieber,
mäfirenb bie übrigen Sftitglieber beS 3ugeS fie im Greife umftanben unb ber
Sefretär bc8 Senbgerid)t8 mit lauter Stimme bie ifym burd) ben Slotnmiffar
bargereidjtcn litteras institutionis bem SUolfe Portas. $>emn5d)ft mürben
mieber einige Sßaternofter gebetet, unb eS betoegte fid> ber 3ug an bem 3Jhüter*
©otteS=2ntar oorbei burd) bie Ml)mtf)fir hinaus pr ^oitanSfirdjc. 9ßittler=
Jocile fd)mieg bie 9Jiutter=(5tottcS:(3Iocfe unb begann bie grofte ©lotfc ber
3oitanSfird)e p tauten. $n biefe ftirdje ging mau unter Raufen* unb
2:rompetenfd)aa bis nafje an ben $auptaltar f)eran, toofclbft fid) bie Canonici
pr 9led)ten, bie Spuobalen pr SMnfen fd)aartcn, unb, nad) einem furjeu
©ebete, ber Stommiffar, sunt 2Utar tretenb, bem neuen (Srapriefter, „tactis
quatuor cornubus Altaris, tradendo calicem et paramenta consueta,
imponendo Biretum. uti et per tactum funium carapanarum, ac tradendo
claves Eccleaiae, ejusque portae Majoris aperturae et reaerationis realem
et actualem possessionem mefjrbcfagter ftirdjen gäbe". 2luf bie 23cfifcs
etnmeifung folgte ber 2Tft ber S3ereibung, toatjrcnb beffeif ber $cd)ant unb
ber Senior beS Kapitel« fonüe ber bcn «Senior ber Sbnobalen bertretenbe
Sßaftor bon St. Slbalbcrt, mcldicr lefetere ben (Sib abnaljm, auf Seffeln faften,
bie 2lnbcrn aber ftanben. 2)er (fcrpriefter fd)mor bcn Sbnobalcib fnieenb,
inbem er baS (Soangetium beS f). 3of)anneS berührte. Verfette begab fid)
al^bann in bitten beS stoeitälteften geiftlid)en unb beS alteften £aien=S8eifiöer8
fomie gefolgt bon bcn übrigen paarfoeife in gleicher 5trt nad) Sltter unb Staub
georbneten SBeifi^crn, praecedente cum virga Pedello, pr ftird)e fjinauS unb
über bie Strafte gur SmtobaIs©erid)tSsStube hinauf, fefcte fid) bort auf feinen
getoöljnttdjen Seffcl, virgam iudicii porrectam in bie #anb nefjmcnb, unb
nnterfd)rieb, nad)bem it)m Pom alteften Seifiger bie Sd)lüffet bes 2trd)ios
überreizt loorben maren, ben 3iU)or in ber ®ird)e abgegebenen ©ib. ©r fcfjrte
hierauf mit bcn 23eififcern pr ftoUanSfirdje prücf, wo baS Tc Deum laudamus
gefungen mürbe unb |ämmttid)c Spnobateu bis pm SJkbetten p, ber Steide
nad), bem neuen ©rpriciter burd) eine Stcbcrenj fongratulirtcn. Finito
musicali Hymno Ambrosiano tourbe tweber bon fammtlid)en Slnmefeuben,
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Oppendorf,
mit ©infölufe ber in ber ftoUanStirdjc aurütfgeblicbcncn Canonici, ein ftitleS
©cbet gefprodjen nnb bann in bcrfclbcn Orbnung toic ju Anfang aus ber
JoilanSfirdjc burdfj bic Mbmtljür an bem föodroltar im SDlünfter borbei nnb
jur 2öolfStf)ür IjtnauS bis jur &of)nung beS ©rgprieftcrS, biefem baS töeleite
gegeben. $cn Sdjlufj ber 3reftHd)fett bUbcte eine bortrefflicfie 9Jtal)l3eit, mit
meiner ber ©rjpriefter ben 2>ed)anten unb Senior beS ftapttels, fämmtlidje
Seifiger beS Senbgcridjts nnb ben Scfretär, cnblid) feine nähern ftreunbe
and bem Kapitel unb feine fonftigen ^freunbe in pulcherrima harmonia
bemtrttjete. — 3)er fo ©ingefübrtc, beffen in ber ©efd)td)te Staakens bon
Waagen aus öftern Slnlftffen gebadjt tturb, befleibete jene SBürbe lange 3eit
tjtubnra) unb mar überhaupt eine fjcrborragenbc Sßerfönlitfjfett, mas er
namentlid) burd) feine literarifdje fte&be mit bem befannten ftreiljerm
Bricbrict) b. b. £reuef betätigte, tiefer mar im 3. 1765, etma ein
3afir nad) fetner Befreiung ans ber jeljniafjrigcu §aft in SWagbcburg, nad)
Hadjcn geratfjen, fjciratfjetc bort eine £od)ter bes frühem S3ürgcrmeifters
bc 23roe unb betrieb, nadjbcm er bafclbft bereits im 3- 1767 feinen „3Hacebonifd)en
gelben" gefdjricben f)atte, neben einem SBeinfjanbel geitmeife eine journatiftifebe
SBirftamfeit im ©eifte ber bamaligen fransöftfetjen *ßljilofopf)ic, nidjt aljnenb,
bafj bic Saat berfelbeu 2eljrcn, ju beren Verbreitung er fo eifrig mittoirfte,
autf) üjm bereinft — im 3- 1794 — ein jafjeS (Snbe auf ber 5ßarifer
©uiflotinc bereiten mürbe. ü£crois gebührt baS Jöerbicnft, bor atten 2lnbern
ben SBeftrcbungcn beS P. b. £rencf in &ad)en mit SBort unb Sdjrift erfolgreich
entgegengetreten gu fein. 3m 3- 1773 erfdjien feine ©djrift: $)er
entlarbte „SRenföenfreunb" ober richtige Seleudjtung 2c. ber in ber
freien SReidjSftabt 2taa)en im 3af>rc 1772 ausgegebenen Sodjenfdjriften.
SllS hierauf P. b. £rencf ermiberte, folgte 1775 feine gmeitc Sdjrift: 9tid)tige
JBeantmorrung unb mefentlidje ©ntfraftung ber fog. Sßertfjeibtgung beS 2Renfcf)en*
frennbeS, nnb 1776 aus a^nliajem 5tntaffc eine britte, betitelt: 9tad)gebanfen
über bic fog. ftarlcn ©elfter. Safür marb iljm benn aud) bic (£l)re au 2I)eU,
in ber Sclbftbiograpfjie beS £rencf (4 23be., 1787- 1792), einem SBudje, meldjeS,
menn baS bort über 2fad)ener Ser^ältniffe unb ^erfonen ©r-tftfjlte ben 2Jtofc
ftab bilben foll, an Sßrafjlerci unb Unguöerläffigfeit feines ©leidjcn fudjt, mit
io mandjen anbern angefefyeuen unb fjodjadjtbarcn Sßerfonen gefcf)mar)t 31t merben.
3um Slnbcnten an if)n ftiftete neuerbings ein Söermanbtcr, ber englifd)c Sßair
2orb (Sarnarbon, im fünfter ju 9larfjen eine ftupfertafcl mit ber
3nfdjrift: Vir admodum reverendus dominus Franciscus Antonius
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3trafrcd)tspflcflc beS <Sd)öffenftuf)lS. 55
Tewia Archipresbyter per XLI1I annos Parochus Divae Virginia Plebanus
Aquisgranensis et Iudicii Synodalis Praeses Protonotarius Apostolicus
Principis electoris Palatini consiliarius. Qui vixit annot septuaginta
novem, Decessit a. P. VI Idus Iulias MDCCLXXXVI Nominis sui ulti-
mus. Hoc monumentum abaviae suae fratri ponendum curavit Henricus
Howard Molyneux Herbert Cornea de Carnarvon, Catharinae Elisabethac
Tewis viro honorabili Gulielmo Herbert nuptae abnepos, Germaniae
amans et Germani sanguinis memor.)
25. Wlit anbcm Sorten: bic $rarj8 beS Sd)öffenfruf>l8 entfprad) in
$iebftal)l8fad)en burdjtucg ben Sorfdjriften ber Carolina; ogl. bort 9Jrt. 157 ff.
$a aber anbertoärts eine ftrengere grasig in folgen <5ad)en Ijcrrfdjen unb biefe
mit ber öffentlichen Stteinung mefjr in ©inflang ftef)en mod)te, io erfdjeint es
nfcfjt als auffaHenb, menn im SJolfSmunbe ber ©prud) entftanb:
2Ber will fteblen unb nid)t toiü fangen,
Der fommt nad) Sladjen unb läfot ftd) fangen,
ein ©prud), Wetdjer übrigen? aud) Pon ftöln unb Söremen im ©d)toangc mar.
Sie leidjt man es freilid) anbermärts mit Sttenfajenleben naljm, erteilt u. a.
barauS, baft es ftättc gab, mo bic erfannte £obeSftrafe abgefauft toerben
fonnte. 2lud) hierfür liefert baS lanbgcrid)t(id)c 2trd)iü öemeiSmatertal, inbem
baS bemfelben angcfiörtge 2Wed)entid)er SeiStfmm, roelrfjes nod) im 2$ogt=
gebinge Dom 17. September 1749 beriefen mürbe, folgenbe (Stelle enthalt:
„unb fo ftd) gefiele, bat ber 9flifebatiger uff ber leöberen (Setter jum ©algen)
märe, unb bannod) abmürbe gegolben, füllen beebc Herren SBlanfenfieim unb
9tobe bic Pfennige gleid) teilen, unb fo einen Pfenning barafm ungleidj fiele,
fott ber $err au ölanquen&eim benfelbigen mit feiner ©naben fdjmerbe ooer=
mife fjameren, bamit ber §err ju Sttoljbe fein getljeil baraff friege".
26. Die berühmte, jefct gräflidje Sfamilie P. X r i p S befafe in 2lad)cn
baS 1660 gebaute, gegenwärtig bem #errn 3. 9ncr!elbad) gehörige £aus Äürjgaffc
dir. 6. (Sine streite Sefifcung biefer Familie foll baS §au8 Görisgräben
92r. 35 gemefen fein, meldjeS in neuerer 3eit ber als Srunftfenner unb 3nf)aber
rcidjer Shmftfdjä&e befanntc Stentner 3gna3 Pan £outcm lange Safere f)inburd)
befeffen unb bann an beu ^fabrifbefi^cr ßodjner Peräufeert fwt. 2Röglid)er Seife ift
aber an ber betreffenben ©teile beS SßrotofoUbudjS ein britteS JpauS, ©etlgraben
9hr. 36, jefct (Sigentfjum bcS SßagcnbaucrS 23od, gemeint, inbem biefeS §au8
nod) in ben adliger Sauren bes oorigen $al)rl)unbcrt8 bem 3ülid)fdjen
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56 Oppenboff,
ßanbiagermeifter frreif). £rtps o. Söcrg^c $u ftemmcrSbad) (bei fcorrem),
begro. beffcn ftinbern geborte. ÖefetercS tourbc im 3. 1786 „b e i m $ a l m =
f d) 1 o g" freinulltg berfteigert unb oerblieb „nacb mehreren fruchtlos öerftoffenen
^almfd&lägen unb taxae Steigerungen für 6401 Stadialer, jeber gu 54
2»ärf 2lir gcredmet", einer Sitttoc ßubtoigS, meld)e es an Dr. Stüffel 311
2htrtfd)eib toeiter berfauftc. 3nghrifdjen madjte ein $crr ÜKifoIauS Üubtoigs,
fei es als nafycr SJertoanbter ber SSerfäuferin, fei es als Sladjener Bürger
beut SWidjtaadjener gegenüber (nadj 3Wafegabe ber befonbern ©runbfäfee beS
9lad)ener (Statuts), baS betraf treckt gcltcnb; es entfpann fi$ in ftolge beffen
ätoifdjen üjm unb Düffel ein ^rogefe, ber bis ans 9teid)Sfaminergerid)t gu
SBcfclar gebiet), fcblieftlid) jeboet) burd) SBergleid) ein ©nbe nafjm. Sie
betreffenbe Urfunbe bom 30. 9flärg 1793 fagt barüber, „bafe 31. ÜuburigS beut
Dr. Düffel, Slnfaufer ber b. 2ripS'fd|en Sßebaufung, biefc bernäljcrt unb
abgefdjübbet, unb bafe SR. bic <5d)übbgelber erhoben, fot&ane 33efdjübbung bor
©crid)t befannt unb auf bie befebübbete 23cbaufung gu ©unften bes 2. mit
Darf d)ie&ung beS &atmcS entfaget babc". Die le&tern SBorte
betätigen, tt)ie treu gu Slawen ttmfjrcub ber gangen rcirfjSftäbtifajcn 3eit an
alten 9tea}tsgett)ot)nf)eiten feftgefjaltcn mürbe, inbem 3- <8 r i m m a. a. 0.
@. 121 ff. unb 604, bei »efpredmng beS $almcs, begto. §almtourfS, als eines
icfmn unter ben Wörnern, wie nod) jefct unter inbifdjeu 23ergbch>of)ucrn
borfommenben, namentlich aber in ben Gebieten beS franfifdjen unb ripuarifdjen
Stents bei ©utSauflaffungen 2c. gebräudjlid) gemefenen SHcdjtSfnmbolS berietet,
bafe bie jüngfte if)m befanntc Urfunbe, moriu biefcs StombolS gebaut merbe,
aus bem 3- 1559 battre. fernere S3cifpicle einer noaj jüngern (Srroäljming
bcSfelben ©bmbols liefern 3mei Stadjener llrfunben, bon roetdjen bic eine bon
1604 bei ü. ftürtl) fl . a . o. »b. II, %nf). 1, @. 66 mitgeteilt, bic anbere, im
23eft& beS Zentners (Soften befinbltd), bisher ungebrueft ift. Schere, auSgeftcHt
bom ©cböffenftuljl am 27. 9Jiai 1656 über ben Söerfauf einer „auf bem $leb
(©rasplafe) negft befj §erren bon <3etterid)S @rff unb (Smanueten 2lmoa gur
einer unb anberer Seiten gelegenen ©aufteile", auf toeldjer fpäter baS §auS
Seilgraben 9er. 32 errietet murbc, begeugt, bafe ber äkrfäufer Kornelius
27toularfc gu fünften beS SlnläuferS Soljann SBobben auf jene »aufteile
„genfelidjen unb gumat)len mitt SDlunbt, §anbt unb §alm bergid)tet babe".
Safe jenes ©bmbol übrigens aud) anbermärts nod) in fpdtercr 3cit angetoanbt
morben ift, erbellt aus bem im 2lrd)io beS 2lad)ener ßanbgeridjts befinblicben
23ol. VII ber ^rogefeaften in 6ad)en ber SBittme ö. Hillensberg, geb. b. 5Ph)Ien^
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StrafredjtSbflege beS <3chöffcnftu$l$.
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bonf c b. 2Rölenbonf, beste, bcm bort @. 1716 mitgeteilten StuSjmge aus
bem Driginal=&ibgetoinnS*$rotofoll ju ftronenbrua) unb Jeörftgen (bei fthein*
berg), mo es Reifet: „2Inno 1600 ahm 24. Aprilis fabelt £reingen ufgen &am
unb fetter «Schwarten ic. bie $anbt an ben £of ufgegeben 2c. unb haben bor*
gemelte (Srben bafe gelingen berf hoffen unb barauf etoig bergigen." — Über
einen Sfod&ener, jebod) fd)on burd) Sfrufer ^riebridj I. aufgehobenen ®ebraud),
toelajer betn £alm and) beim (Erbieten gum SReinigungSeib Söebeutung beilegte, bgl.
£ a c o m b I e t , Urf.=89ud) I, 9lr. 412, Q u i Cod. dipl. Aquensis no. 51.
27. £rofc ber hoheitlichen 9ted)tc, toeldje ber .§erjog bon 3ülid) als
Inhaber ber 23ogtmet)erei ber fteidjsftabt dachen gegenüber ausübte unb trofc
ber bielfadjen 23eäiefmngen, toeldje in Folge beffen fotoic in Folge ber 9toa>
barfdjaft gmifchen ihm unb 2fad)en obmalteten, befafj berfetbe anfdjeinenb niemals
bort einen 5ßalaft, meldjer ihm bei feinen gelegentlidjen Slmoefenheiten
bafelbft als SRefibena gebient hatte. (3m 2Jtoi 1681 logirtc er, nrie aus
bem oben 2(nm. 12 ermähnten SRoiijoud) h^borgeht, in „ÜDlamen §aufe", beffen
®efd)id)tc uns b. SR e u m o n t in biefer 3eitfd)rift 33b. V, <©. 64 f. liefert.)
®efto auffallenber erfdjeint es, bafj bafelbft aufeer ben einheiinifd)en StbelS*
gefdjtedjtern fo manche Familien beS fonftigen rheinifdjen unb bcS belgifdjen
2ibels, 3. 35. bie dürften bon <3alm=£>dcf unb bon ßigne, bie ®rafcn bon
SRerobe, Jpafefelb, ®eleen unb ©oltftein, bie Freiherren bon £rib8, Serobt,
£oe=3mftenrath, ftofchaufen unb ©enr, bie Herren bon (Setterid) unb
$rimborn 2C. su fetten ihren eigenen £of hatten, — eine für bie Äenntnifj
ber gefeafdjaftlichen 3uftäube ber Sßorjeit beadjtensmerthe unb ber befonbern
Scfbredjung tofirbige £hatfad)e, meldjc fid) tbohl nur burd) baS 3ufammen*
mirfen berfd>iebener llmftanbe erflären bürftc, nämlid) burd) ben MtmbuS,
roelchcr bie alte S?atfcr= unb ßrönungsftabt bis pr neuem 3 c *t umgab, in
33crbinbung bamit, bafe fte nicht allein ein feit 3ahrl)unberten berühmter, oon
ber bornehmen 2Bclt bielbcfud)tcr Söabcort, fonberu aud) bcrSifc eines hohen,
fid) borsugSfoeife aus ©bclleuten ergänjenben Gerichtshofs, eben beS ©d)öffen=
ftuhtS, mar unb bafj es in bem benachbarten .^eräogthum 3ülid) an einer
fürftlichen SReftbengftabt als bem natürlichen Sammclplafe beS HanbeSabelS
thatfächlich fehlte.
28. 3)ie Strafe beS ©teilt trage nS mar fcfjon im 9RittelaItcr,
namentlich bei (§hrenfränfungen unter Frauen, in Übung; bgl. ©rimm
a. a. O. 3. 720. $ie $erurtheilten muftten nach ben bort belogenen @tabtred)ten
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58
Obpcnfmff,
bie Steine bon einem beftimmten fünfte jum anbera tragen. 3u Staden
beftanb bagegen, toie fid) au« bem oben (2lnm. 12) ©efagten ergibt, jene, fjier
ftets mit Sem & e r 3 e n t r a g e n (burd) bie Strafen) berbunbene, aber erft
nad) leöterm jum »oüfeug gelangenbe (Strafe in bem blofeen galten ber Steine
an einer unb bcrfelben Stelle ber ftirdje mäljrenb ber 9Wcffc. Sie toirb im
2Crt. XXI n beS »ertrag» bon 1660 unter ben bem 9Ragiftrat gu ©ebote
ftcfjenben Strafmitteln anSbrücflicr) ermahnt. $aft biefelbe Dom Senbgcridjte
gleichfalls geljanbfjabt morben ift, fomofjl bor als nad) bem in 2tnm. 12 fpegiett
befprodjenen Pfaffe, unterliegt nad) ben bort relatirten Sd)riften nid)t bem
minbeften 3wcifcl, unb ber JBogtinajor ging augenid)cin(id) 311 meit, als er bie
ÜBefugnift ^ierju bem Scnbgeridjtc grunbfatelidj abftritt, mcSl)alb er benn aud)
bei ber fpätern 9ted)tferrigung feiner Steigerung, bie STtojoriebicner pr 5ßer=
fügung 311 fteüen, baran in fold>cr s MgemcinI)eit nidjt feftljielt. 2tud) in ftöln
fam baS ftcqen* unb Steintragen (unb jtoar r)ter baS Steintragen bon Crt
3u Ort) als Strafe für SittlidjfeitSbergeljen bor; ogl. SRorbl) off in 9$icfS
3ttonatsfd)rift III, S. 355, metdjer mehrere ftätte mitteilt, mo biefe Strafe
fogar roiber 9Jiänner behängt mürbe, ©ine af)n(id)c, bort bei ftupplerinnen unb
lieberlidjen kirnen angcbjanbte Strafe mar baS fog. $eufetragen: 9lorbr)off
a. a. D., (S. SBciben a. a. D. S. 206 unb 31. £fjomas, ©efd). ber Pfarre
St. ÜJtaurituiS ju ftölu S. 75. — Sfrifcraebt ermahnt jum 3- 1642 einer
bamatö bei bem alten £>aufe SJHUen in ber ©rbe gefunbenen eifernen £aube,
meldje ©fjebredjcrinnen sur Strafe tragen mufeten. (Set biefer ©elegenljeit
möge auf ben lefotermäfjnten, 311 menig gefannten Sdjriftftetter, einen mürbigen
Sofjn ber ^ülidjer 2anbc, bejonbers anfmerffam gemadjt merben. 3 a f 0 b
St r i ö r a c b t , geboren 31t ©angelt am 1. 2Jtoi 1602, gebilbet auf ben Sdjnlen
3U Stoermonb unb Äöln, mar 1623 ftobi3 in £ricr, 1632 ^riefter 3U Äöln,
1636 Sefuit in Sittarb, unb ftarb 1672. SluSgerüftet mit tüdjtigcn pf)ilo=
logifdjen 2c. ftenntniffen unb bon einer mannen ßiebe für feine Heimat befeelt,
berfafete er in Sittarb mä^renb ber 3al)re 1639 bis 1644, bejto. 1646 fein
„Stabtbudj ©angelt", eine für bie $artifulargefd)id)tc, geneaIogifd)e, red)tS*
unb fuIturr>tftortfcr)c Stubien nid)t unmitfjtigc Sd)rift. Sie enthält eine 42
cngbefd)riebenc ftoliofeiten ftiffeubc (5t)ronif bon ©angelt, an foeldje fid) eine
grofee 3af)I bon llrfunbcn unb @£3erpten, ©angelt unb Umgegenb, namentlid)
ÜDMUen unb 58üd)t b. f>. 2öalbfeud)t betreffenb, nebft fonftigen Iftotteftaneen aus
Butkens. Trophees de Brabant ete. fdjliefet. Die Urfunbcn, 3Um größten
Xr)ctlc bem 15., 16. unb 17. 3a^^nnbert angeljörig, finb meift entnommen
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Strafrcdjtäpflege bes @d)öffcnftut)ls.
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aus ber „Gcnealogia" bcr abiigen ftamilte Somborn im ©raifc=93rud), aus
bcm bamaligen 2lrd>ib bon Reinsberg, bcm bis sunt 3- 1552 reidjenben
©angeltcr (Sdjöffenbud), einem Protoeollum unb ben actis bes ©erid)ts
©angelt, enbltd) aus bem 2lrd)ib ber gfomilic b. &anj:lcr, meldte bon 1503
ab längere 3<ü fyinburd) ben Sßfanbbcfiö bon ©angelt unb SWiHen, toie fpätcr
ben bon ©eriftal fjatte. $iefc (Schrift ift gemeint, toenn oben unb in Sinnt. 29
Sttifcraebt belogen toirb. Slufcer berfelben berfafete er nad) &arfcf)eim, Biblio-
theca Coloniensis @. 146 eine ftortfefeung ber bon ^etnrict) ©imoniuS
begonnenen Historia Collegii Coloniensis für bie 3*tt bon 1622 bis 1657,
toeldjc, ebenfo mie bie ©angclter (Sbtonif, nur im SRanuffript erjftirt; ferner
cineSdjrift, betitelt: „SBon ben $crrltd)fetten Stötten unb SBorn auetore lobo
Zartdarickio" (2lnagramm beS Samens Sacob ftrtferaebt), erfd)ienen su ftöln
1654 in quarto bei §cinrid) Strafft, unb ben Hercules prodicius, erfdjiencn ju
ftöln 1679 in quarto bei Sßeter SUStorff.
29. 3)aS im 9Kr)b. toie im 2Jhtb. batb als Meutrum, balb als SWaSfulinum
bebanbelte unb mit bem m. Ort, locus, fd)n>erlid) ibeittifcr)e SBort Ort, &oU. oord
f ommt in überaus bielen Söebeutungen bor unb lebt in ben meiften berfclben munb=
artlid) nod) ^eute fort. 3»n bem oben mitgeteilten StuSbrudfe „brabanrifdjes Ort"
bat es bie JBebeutung beS bierten X1)til% einer gröfeern äRttnge (unb jjmar
einer 2Jtarf; bgt. äftüllersSBeife s.v. Dot). <Bo fct)on früher, 3.83. ein Ort
<3tüberS, ein SRetdjSort in Urfunben bon 1591 unb 1640 bei Srifcracbt ©.
151 unb 282, Ort ©ulbenS beim Teuthonista, ja fcr)on in ben 2fad)ener Stabt=
redjnungen beS 14. 3af)rbunberts ; bgl. 2 a u r e nt a. a. O. @. 384. 3n (Siebe unb
Umgegenb ift baS SBort jur SBesetdjnung eines SStertelS nod) jefct gcbraudjlid),
aber nur als ftlüffigfeitsmafe, 3. 83. ein Oort SKelf (9Mld)). Obnc befonberu
3ufafc toirb bort barunter ftets eine getotffe Ouantitat ©djnaps berftanben. „$cn
banjt för en §alf=Oort bor et ftür" fagt man im SJWrfifäen bon einem
leibenfd)aftlid)en <3d)napStrin!er; bgl. ftirmenid), ©ermaniens S8ölfer=
ftimmen I, ©. 406. Sfuf bie urfprünglidje ©ebeutung eines Sierteld)enS
(nämlid) bon einem borgen) läfet fid> btelletdjt and) ber in Sonn unb Umgegenb
borfommenbc StuSbrncf örtdfyen als S3esetd)nung eines fog. ^ffangftücfs, b. b-
einer 2lcfer= ober ©artenparäcttc gurücffüfyren, toeldjc fo flcin ift, bafe fie füg=
lid) nur mit ber föanb, be^to. mit Jpacfe unb Spaten bearbeitet toirb. iß 0 1)1
in $ids SDlonatSfdjr. III, ©. 482 leitet bagegen fjier baS Sort bon 2trt= b. b-
5lcferlanb bcr, roäbrenb Öoof, Webcrrbein. ©efd)id)tsfr. I. @. 52 in bemfelben
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Oppenhoff,
als »egetdjnung eine» $$lüffigfeit$mafeeS eine Storruption t>on Ouart oermutbet(?).
(Snblich fann bamit in Skrbinbung gebraut werben bie ©tntheilung bes frühem
3ülicbfchen »mteS Brüggen in 5 Crte ($ablenerort, Dülfenerort, S3riiggener=
ort, 2öalbnielerort, »raebterort), inbem fjicr baS SBort Ort baSfelbe bebeutet,
wo* anberwärts, g. S3. im öebieie ber 9teid)Sftabt Staden unb im frühem ©elber--
lanb, Ouartier genannt wirb. Ort Reifet ferner SBinfel, (S cf e , fpegiett ©trafeeneef e.
(SBinfel, begw. bie ©teile, wo ftdj gwei ßinien fd)neiben, ift na<S) ©d)ifler=ßübben,
Mtttelnieberb. SBörterbud), fogar bie urfprünglid)e Sebeutung beS 2BortS.) ©o
führt nod) icfct in 93onn bie fpifce ©efe, welche burd) baS 3ufammentreffen ber
33rübergaffe mit ber Sengeigaffe gebilbet wirb, ben Tanten : örübergaffenörteben.
früher war eine berartige 33egeid)nung febr häufig, g. 33. uf SeffelSga&en Ort,
uf ber 2RiHifcgaffcn Ortt, uf bem Ortgen, ahm 9Jtortf uf bem Ortgen (93onn,
— SjHcf , ©in alted fiagerbud) ber ©tabt ©onn ©. 8, 15, 20), upbem Orbe tgain
beme MummcrSlocb (tföln, — Sinn. beS bift. ©ereinS f. b. 9Meberrf)ein IX, ©. 4),
up Meeftgaffenoirt, up bat Oirt uan ber »rubergaffen, up ©anfeloirt, bö ber
$nnfegaffenoirt (Slawen, — baf. XXI, ©. 258 f.). $aS bereit« in 9lnm. 21
ermähnte, ftfjöne (ScfbauS mit ben ©rfern, 3Jtorft 9ir. 41, ein ehemaliges
3unftfjau$, biefe gleich ber nad) ihm benannten 3unft „^ontorb" unb wirb fdjon
in ber öon ßoerfcb publigirten (Shronif (baf. XVII, ©. 13) unter biefem
tarnen aufgeführt, hierhin gehören ferner bie arajiteftonifd^en 83egeid)nungen:
SÜierort, 2ld)tort, ßinf ort unb Drtftein ; ogl. 23 o n n , Kumpel unb 3fHrt)bad),
Sammlung öon Materialien gur ©efd). 2)ürenS ©. 126. 6tne brittc, mit ber
Porigen oerwanbte Söebeutung ift©pifce, namentlich ©<bmertfpifce. ©ofd)onim
£ilbebranbslieb 58. 38: „Ort wibar Orte". 9tod) SB egeler, (Sobleng in feiner
2Runbart, wirb bort bie %fyt, baS Snftrument ber (Sattler unb ©djufter gum SJor»
ftedjen, Ort, begw. örter (pU genannt. — SBon Ort in biefer 3. ober in ber
2.33ebeutung leitet Soppen, ^ieberrr). (SfcfcbichtSfr. V, ©.21 ben «Kamen ber
auf einem Sanboorfprung bes SH^etnö gelegenen ©tabt Uerbingen (früher Or=
bingen) her. ferner, wohl in ftolge einer Übertragung, begw. ©eneralifirung,
üiertens bas aufeerfte (Snbc einer ieben ©adjc, g. 93. nad) ber 2tad)ener
SDhtnbart: ber 2lbfafc am (Schuh ober ©tiefei, ©töfeöt: ©dmhfÜcf an ber
©pifce ber ©oble, wooou ßbe, ftö&bbe: bie Slbfäfce ober ©oblenfpifcen ber
©drohe unb ©tiefe! erneuern, ügl. 9Mller=2Beifc a. a. O., ähnlich: örtern in
ber Soblenger 2Jhmbart; ogl. SB e g ele r a. a. O. s. v. oerörtern. 2lls 3M^feI ober
©aum fommt es bereits öor im SJJarcioal 2$. 2612: „fag ber Äünegin unber
ir Mantels Ort". 33eim $eere begeidmet Ort baher bie t^tügel ; beS §erS
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t
StrafrechtSbflcge beS SdjöffenfrubfS. 61
uterfte Orbe (cornua,): Theut. ?. v. $er; bei einem itanbeSgebiet bic
©ren^e; „angefeen, bot Slofe »litten ein Orb Slofe onfer Sanben, baromnte
ber Soeben r§ut) albar funberlid) bon noben is w : Urf. b. 1503 bei ^ r 1 6 =
r a e b t <©. 88 ; bei einem ftluffe bie 9flünbung, baher ber 9tome üon Stubrort
unb bon Singerort, toofelbft ber Singerbach in ben fflljein fallt. (Sbenbabin
gehören bie btrgmännifd)en SluSbrütfe: bor Ort fommen, bor Ort arbeiten
unb Stottenort, b. r). Stoffenenbe, toäfjrenb Ort, fdjlechtbin gebraust, in jener
<2>brad)e fononrjm mit Strcefe ift, mithin einen ftottenartigen Bau bezeichnet,
melier aber nicht bon ber ©rboberflache, fonbem oon einem Schachte ober
Stötten aus getrieben toirb. — $ie £auS* be^to. SRauchfangSbeftfeer bon
Stöbingen unb einigen anbern in ben Greifen Sülidj unb 93ergh.cim gelegenen
©emeinben erhalten traft befonberer ©eredjtfamen au« ben SBalbungen, bie
SBürge genannt, ie ein Örtchen, b. b- eine getoiffe Ouantität §olä, toelctje ihnen
bon ben ftörftern sunt 3uiammcnmachen unb SBegfd>affen angetoiefen toirb.
Slud) tjicr fcheint Ort für ©nbe, begm. Örtchen für (Snbdjen gebraust p fein,
inbem baS 2Bort „(Snbchen" munbartlid) gleichfalls in ber SBebeutung Portion,
9lntr)eil borfommt; bgl. 2Rüller=2Beife ». v. @ngd)c. ©leidföeitig nähert ftd)
biefer Sbradjgebraud) ber sub 1 angeführten Sebeutung beS £heilS eine»
gröfeem ©anjen. ©ine fünfte Söebeutung, Ort = 21 n fang, SlnfangSpunft,
befafe baS SBort minbeftenS im 3Kl)b. ; bgl. ßejrer, aJtirtelbodjbeutfd)eS &anb*
toörtcrbud) s. h. v. Sie hat fid) jebod) unfereS SSiffenS nid)t in ben SKunb«
arten, fonbern nur in ber englifd)cn Sprache (ord) erhalten. Sobann fedjftenS
Ort = SReft, Überbleibfel (engl, ort, orts pl.), unb orten, ortten =
übrig bleiben: Teuth. 2)emgemäfj nennt man nod) r)eute im Xrierifchen, in
ber Umgegenb bon Saarburg Ortthcit ober Ortftücf ein Stüdf, toeldjeS
bei einer realen Üanbbertf)eilung überfdjiefjt unb als unheilbar ber=
fauft toirb, unb „ortheilig ober urtheilig toerben" bei einer foldjen »ertheilung
leer ausgehen, be^to. in ©elb abgefunben toerben. — SBemerfenStoertb ift iebod),
bafe, toährenb baS SBort in ben sub 1—5 befbrod)enen »ebeutungen, toie fd)on
ermähnt, aud) im SJlhb. Ort gefer/rieben toirb (in ber Söebeutung sub 6 fd)eint
eS nad) ßerer imSRhb. nid)t befannt au fein), baSfelbe hier mithin nicht ettoa
bie nieberbeutfehe %oxm für ein hochbeutfdjeS Orj barftellt, bie SRunbart für
ben SBegriff Überbleibfel SluSbrÜcfe hot, toeld)e anfdjeinenb jtoar mit Ort jm=
fammenhangen, gleidjtoohl aber ein % (ober f) enthalten. ßefctereS gilt naments
lid) bon ber ©ifcler 3Jhmbart, toeld)e Ursel fd)led)thin für Überreft gebraucht
($fr. 3. #.Sch mifr, Sitten unb Sagen beS (Stfler »olfcS l, 6.232 unb ©r<
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Oppenhoff,
läutcrungcn bem bort borfinblichen 3biotif on, öoii & o f f m a n u b. 3 a II c r 8 »
leben in ftrommann, $ie bcutfc^cit 2«unbarten VI, ©. 11 ff.), Don ber
Sfadjener 9Jhmbart, tu meiner öfeaje ober Ü$che, unb bon ber Trierer, in
welcher UrreSche einen SReft bon Speiien, fpegteU bon ftleifchfpeifcn Üaben,
«ebiebte in Sitertföer 9flunbart @. 280), enblid) bon ber (Soblenser, n>o Ürgd^e
baffelbe, in erfter ßtnic aber ^uttcr bebeutet, baä bom SMeh au? ber firippe
unter bie ftüfec getoorfen unb \o berborben roirb (baher aud) urje, beruhe —
oerberben; bgl. 2B egeler a. a. O.), mährenb ^ferfcorfcen im Sörenidjer
2Bei8thum (9lnnalen beä hift. Vereins f. b. Weberrhein XI, @. 112), Urfcen
im SßeiStfmm bon 93ogtS=!öcl( (baf. S. 1 17) unb Orte im SBodmmer ßanbrcdjt
§ 47, foJoie im Söremer äBeistfjum (ogl. GJrimm a. a. O. @. 209) überhaupt
bae ^ei^en, toaS bie ^ferbe, bejm. baS Vieh oom Butter übrig laffen. Äb,nnrf)cn
formen begegnet man in ©übbeutfdjlaub, fotoie bei ben 50cutfc^ett in Ungarn
unb Siebenbürgen; fo ber ^orm Urefe'n pl. für Überblcibfel beS #utter3 im
Söarren: Unterinnthal, ber ftorui Ursen pl. für übriggelaffeneS, berworfeneS
Butter, Unrath: Siebenbürgen, Uräfe für Vergeubung beS ©febareu: Ungarn,
woher bie Serben urefeen unb urjen, Icfeteres mieber fiebenbürgifaj ; ogl. 3fr om=»
mann a. a. O. V, @. 39; VI, S. 38, 346. Ob hieraus iebodj gefolgert
toerben fönne, bafe Ort in ber sub 6 unb Ort in ben sul> 1—5 befprodjenen
»cbeurungeu eigentlich äiuei berfchiebene unb nur glcichlautenbe SBorte feien,
mag bahin gefteUt bleiben. ©ine fiebentc Vebcutung bon Ort (ober bom 2>eminutib:
Orbfen) enblich fd)eint 91 eben fache, fpe^iett Sßroäefjfoften im ©egenfafc
3ur föauptfummc ju fein. „3t. erjnich Ufton, ber ein ftunnenis (Urtfjeil)
gefeint inb bt) Orbfen, bn he bamit legt, mir bie Orbfen en maid) he gebne
penbe feren M unb „3t. als he ban ben genen will penben, baer he bat
Sönnerns oeber gemonnen hait bur bie Ijout Summe, unb off he fclben Orbfen
gelabt fmbbe (Soften ausgelegt, be^tü. Sioftenborfchufe hinterlegt hätte), barour
en mach he getjn penbe bur feeren"; aus bem ©angelter Sdjöffcnbuch
(15. 3ahrh«) bei ftrifcraebt 6. 80. - Oben ift bereit* mehrerer Serbas
bilbungen gebacht, 31t benen baS befprochene SBort Slnlafe gegeben hat. Ob
aber auch baS nhb. „erörtern" (mofür, beiläufig bemerft, ein Urtheil bon 1693
baS fonft unbefannte SBort „erängen" Lerengen?] gebraucht: „unb megen übriger
in actis eräugter bofjer Umbftänben") bon bemfelben unb nicht btelmehr bon
bcm m. Ort, locus, abzuleiten fei, erfdjeint einigermaßen stoeifelhaft. #ür
bie Verneinung ipricht ba8 gried)ifche tunos, locus unb ba$ h«rbon gebilbetc
loua^fw (oermnthen, rathen, errathen), für bie Bejahung, bafe bie beutfdje
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6trafredjtSpflege beS @cfjöffenftuf)lS.
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6pradje als fbnonbm mit „erörtern" baS äöort: „auSecfen" (f. ©rimm,
Sßörterb. s. h. v.) fennt. 33gl. aud) £ejer, welker baS inf)b. ortern,
örtem = mit Spifeen uerfeljen, üieredfig machen unb baS gleidjlautcnbe Sßort
= genau nnterfucfjen, in (£tnä sufammenfafet, mobei jebod) jn bemerfen ift, bafe
jener autf) in Ort, locus, baSfelbe Sort mit Ort in ben eben befprotf)<nen
Sebeutungcn erblitft. ^ebenfalls bürften jeboet) bem lefetern fiofalnamen mie
Ortsiefen, Ortenburg unb Ortenftein fotoie bie Familiennamen: Ortb, Ork
mannS (Ortmann = Obmann, ögl. £ejer), örtel, Ortloff, Ortlepp, OrtIjen=
berger unb ©rfjarfenort, if)re ©ntftelmng oerbanfen.
30. Sir mögen Don ben arcrjiöalifcrjcn Sdjafeen beS £anbgericf>ts niajt
treiben, ofme borfyer nod) einer «Schrift ganj anbern Spalts als beS bisher
befproajenen ju gebenfen, unb äfoar eines — SodjbudjS ober bielmetyr eine«
fceftcS mit 38 getriebenen SHejcpten für öerfdjiebene SBarfmerfe, gum einmachen
bon ©emüfcn unb ^rüdjten, pm Vertilgen ber Motten :c. SaS §eft jablt
mit bem Snber, 3 toölf fauber, aber meift nur fpärtid) betriebene ftoltoblätier
unb fct)cint aus bem 17. Safjrfmnbert p ftammen. 2Bie biefeS $eft ftd^ unter
bie ©crict)tSaften unb «ßrotofoUbü^er üerirrte, ift ein ftätfrfet. 2Hcaeict)t beruht
eS an feiner (»teile aus ber QtÜ, too bie betreffenben ßofalitäten nod) nidjt
gertdjtlidjen 3tt>ecfen bienten, fonbern einen £ljeU beS frühem OJltnoriten* btffo.
ftranjiSfanerflofterS bilbeten. 211S Sßrobe mag folgenbeS Sicscpt aus jenem
$efte (231. 9 v.) bienen:
„I p o c ras."
„ÜRimb ein 3Jta& fd)toarfc SBein (= itat. vino nero für 9totljtoein), 12
SWuSlaten ÜRegeH, 12 Keffer Sörner, 2 Cot ©aneel, für 2 alb. squinantos,
12 tot miefeen geftoffeu (San: 3wcfer ober miejje Sßober (?). 3u ben SBein
nefjme 2 ganfce SDtofjfanncn unb tfme in jeber San | ÜDtofe Söein, tfme ban
folgen^ in einer Sannen obgenante (Spcceren ?c, in ber anber San obgenanten
3ucfer. ßafe es alfo ftcfjen ungefeljrlid) 3 ftunben lang unb ruljrc bie Sau,
barin ber 3ucfer getljan, bifctoetfen mit einem fteeflein umb, bamit foldjer
3ucfer fdjmelfce, nad> Serlauff obgenanter 3 ftunben flutte einmal)! ober oicr
ben SpocraS aufe einer Sannen in bie anbre, folgenfe flutte benfelben im
SMen @acf, baS er burdjlaufft, toeldjeS ban 3 ober 4 maljü gefajefjen mufe."
®er 3fpocraS fpiclte fajon im 3>. 1486 bei bem nadj ber SrÖnung
Maximilians I. im 9fod)ener JRatb^aufe abgehaltenen S3anfet eine 94ottc. „3tem
bie ©djau^ffen" (fo Ijeifet es in bem über jene SrÖnung bon einem Stugen*
jeugen, bem bitter b. ßbb erftatteten Senate, 2lunalen beS bifc Vereins
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64 Cppenboff, Straf redtfSpflege be« Sd)öffenfruf)l3.
f. b. g^tcbcrrl)cin XV, S. 14): „^nm erften ein paum mit feinen efren, oergult
unb bereit mit einem coftlidjen füffen, bor anff (nidjt, wie offenbar irrig im
£e£t gefagt mirb: bar auff) lieff npoerafe." 35er 9tome, melier eljebem unb
jnjar bereit* w 3eit ber ßreu^äge au* in ©nglanb für eine 9trt @eroür3=
mein übtid) toar (bgl. SB. Scott, $ie Skrlobten, tap. 13), ift bie mittelaltcr*
lidjc Korruption be« 9?amen3 $ippofrateg. (58 follte bamit mof|I aus*
gebrüeft merben, baft jenes ©ctränf ber (Sefunbljcit 3utraglid), gcmiffermajjen
ein 9(r^nci= ober Heilmittel, bteflcidjt gar ein bon $>ippofratc3 felbft erfunbenes,
bejm. bcrfd)ricbene3 fei. Scfjr möglicber SBeife mirb e$ alä foldjeS bon ben
nüchternen Herren Arsten ber Sdjtjeit nidjt fottber(icr) refpeftirt toerben.
^ebenfalls aber ftattc ifjr cljrtoürbiger 21Itmcifter bei einem anbern 9lnlaffe
mcljr örunb, ftd) über 2Jtifebraud) feine* tarnen* 31t beflagen. &$tcrcr in
berfelben $orm ?)pofras nmrbe nämltd) in ben alten Ofterfpicten einem
Duatffalbcr gegeben, bei roeldjem bie grauen, bie erfdjicncn toaren, um ben
Sieib bc8 $crm 311 falben, bie Salben tauften, ©ans im ©eifte be* Wittel*
alter«, rocldjcS e$ liebte, ©ruft mit Sdjerj 3U berbinben unb bag §od>erlwbenc
burd) ben ©egenfafe bcS £ribtalcn notfj mefjr 311 beben, mar jener in feiner
rotfjen afabemifdjen 2>oftortrad)t bie ftcbcnbe fomifd)e ftigur obiger Spiele,
mie aud) ber Sßaffion&fpiele, unb erlangte baburd) in gan3 2)eutfd)Ianb eine
grofee Popularität, 3itmal, natfjbem iljm eine letdjtfertige, l)abfüd)tige uub
3änfifd)c $rau foroie ein paar nidjtsnuöigc ©cfjülfen 3ugefetlt morben maren
unb fid) fo geuugfame ©elegcnfjett ju f)au8lid)en ©cenen barbot, bei benen
natürlid) bie Prügel nidjt fehlen burften. S3gl. ftinfel in ben Söonner
Safjrb. LX, S. 121. 3«te Spiele finb feit managen -Mrijunberten faft überall
bon ber Sdjaubüfjne berfdjtounben unb bei bem Söolfc längft in Söergeffcnljcit
geraden. ©leidrtoof)! fyaben ftd) bie ÜJtamcn am SWicbcrr^etit munbartlidj er*
galten. Senn e§ unterliegt bod) moljl feinem 3meifel, bafe, toenn bort noaj
heute mit Spefraö ober ?)pefräfccr ein böfer, jä^omiger 2Renfd) ober gar ber
Teufel unb mit Spefraöefdje (b. f>. ftrau be3 Spefrafc) ein habgierigem ober
äänfifdje« SBeib beseidmet ttrirb (bgl. Slnualcn be3 Ijift. herein« f. b. Weber*
rl)ein a. a. D., ftif djb ad) unb bau ber ©iefe, 3)ürcner SBotf Stimm S. 179,
ftirmenid) a. a. O. I, S. 450), ber trüget auStljeilenbe Duadffatber ber Öftere
bt$m. 5ßaffton8fpiete unb feine gleid) unliebenSmürbige ©attin ^ier 3U ©ebatter
geftanben uub bafe jene SSeseidmungen mit bem 3*toborte: fragen (mobou
ftirmenid) a.a.O. ben SluSbrntf „Spefräfcefdje" ableitet) nidjt ba3 3Wtnbefte
gemein Ijaben.
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&efdjrieben bon $ta r I 91 ^ o e n.
(W\t Örunb* unb Mufrife.)
SSor wenigen 2Boa)en *) $at man mit bcm 2lbbruä) etneS
iBauroerfS begonnen, ba3, auf einem £ügel t>or Sladjen gelegen,
ein meit^in fid)tbare$ 2Ba$rgeia)en ber etabt bilbete: ia) meine bie
©t. ©albatorfabelle. <£ine3 ber älteften fira)ltä>n $enfmale ber
alten Äaiferftabt, baä einft gottfeligen Ätofterfrauen gur 5lnbaa)t
unb 33efd)aulia)feit biente, ftanb e3 in tefcter $eit einfam unb ber=
laffen, ein trauriges ^eugnifj, nid)t§ bem 3aljn D « Qtii gu
miberfte^en öermag, menn nia)t be3 9ftenfd)en funbige £anb orbnenb
unb erljaltenb eingreift. $)ie Tabelle mar bÖHtg gur Sfaine gemorben
unb iljr bertoa^rlofter $uftanb «füllte, ben 93efa)auer mit fa)merg-
Itdjftem ©rftaunen. SDie e$emal3 ba§ ^auptfdjtff flanfirenben <5eiten=
fdjiffe waren abgebrodjen, bie 93ogenöffnungen beS 3ttittelfdjjff3 gur
©tufce beä obem 3ttauertberf3 bermauert, bie Sßliefterung ber $)ecfe
unb äßanbe abgefallen, bie dauern geriffen unb burdjbrodjen, bie
genfter o$ne ©laä. £>ie Sebaajung, morfa) unb gerfallen, mar
niä)t me$r im Stanbe, bie Saft beä eigenen ©ett>ia)tä gu tragen,
unb bie $)aa)rcfte, momit bie Capelle noa) bebetft mar, gemährten
Sßinb unb Detter ben freieften Eintritt in baS 3nnere. Sie bieten
Streben in unb an ber Tabelle, bie felbft fa>n fo morfa) geworben
toaren, bajj fte einer ©tüfce beburften, trugen nur bagu bei, ben
berma^rloften ^uftanb be3 ©ebäubeä noa) me$r gum SluSbrucf gu
bringen.
l ) (Skföricb«n im Sunt 1883.
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66 föboen,
Sdjon feit frü^efter ^cit fc^eint bic <ct. SalbatorfabeHe ber
too§lt$arigen Rürforge als 93autoerf entbehrt $u §aben. ©egrünbet
tourbe ftc toon ßubtoig bent frommen unb feiner ©ema^lin 3rmin=
garb (| 818), unb jtoar mit ber Seftimmung einer grieb^ofSfapelle.
$)ie3 ergibt eine Urfunbe i$re3 8o§ne3 Öubtoig beä $)eutfa)en bom
17. Cftober 870, toorin er barüber flagt, baf? er bei feiner 9lnftinft
in ber ^>fal$ gu 2lad)en bie &ira)e gerftört (destrueta) gefunben $abe,
„quam genitor et mater . . . construi fecerunt, ut ibi cymiterium
esset mortuorum" *). Sluffatlenb ift, tote ein foldjeS ©ebäube fdf/on
nad) fo fur$em 5Bcfte^en in Verfall geraden fonnte. $ergleta)t
man bannt bie anbem farolingifajen bauten ber ©tobt, bie
fid> biete 3 a W unöcr te Ijinbura) ermatten §aben, unb beren bor?
neljmltdffter, baä fünfter, nodj befte^t, fo liegt ber ©ebanfe nalje,
bajj bie Capelle auf bem Salbatorberg urforünglid) aus §ot$
errietet toar *). Sftadjbem ßubtoig ber $)eutfd)e fie toieber in «Stanb
gefegt §atte, botirte er fie mit brei hänfen fiänbereien unb mit
Weinbergen in ber 9Wu)e ber Tabelle, hierauf übergab er bie $u
(froren beä (Jrtöferä benannte Tabelle ber Slbtet ^ßrüm, beren &ird)e
bemfelben ^atron getoei^t toar, unb fdjenfte tyr aufjerbem noa) bie
$irä>n $u 2ßürfelen unb SaurenSberg.
©eraume $tit fdjtoeigt bann bie ©efajidjte über bie Tabelle;
erft im 3. 997 toirb fie toieber ermähnt, alä bie eble SBitttoe Mba
auf bem 8albatorberg ein Älofter für freigeborene 3u n öf r ttuen
gründete. Äaifer Otto m. betätigte niajt nur bie Stiftung, fonbern
er fajenfte bem Älofter noa) bagu fünf Sanbgüter: Sßelberitfe, ßeibon,
Umeron, $)§efte unb SMbertcfe 8 ), bie üjm 2llba gum <£igentljum
l ) Quix, Cod. dipl. Aquensis I, p. 33, no.45, sutefet gebrueft 2Rittelrb>in.
Urfunbenbucb. I, <B. 118, 9tr. 112; bgl. baf. II, 6. 599, 9tr. 137.
') Jpolsftrctien toaren jur bamaligcn 3 c 't nichts SöefrembenbeS. 2Bir finben
beren in Sebenter, 23remen, Urtext, (Strafeburg, SRograu in Sdjlefien unb an
bieten anbem Orten. <5elbft nodj mehrere 3^rbunberte fpater nmrbe in
Stachen eine ^öljerne Strebe, bie be8 5fteguIicrI)errenf(ofter8 / an ber ©teile,
too jefet ba3 ©cfl)ait§ 2lleranber= unb (©anbfaulftrafee ftc^t, gebaut.
8 ) Siefe iämmtlidfj in föollanb gelegenen Eanbgüter gingen in ber 9tocf)t
bom 19. Sflobetnber 1420 burcf> einen SJammbrucfj unter. Sgl. aud) 2acom=
biet, Urfunbenbntf) T, @. 88, Sinnt. 4.
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<3t. ©afoatorfapette. 67
übertrogen hatte, mit allem Zubehör, ferner ben $ier $uerft aua)
SuotoeSberg genannten ©albatorberg nebft ber barauf befinblidjen
Capelle nnb bie faiferttd^c Äapeffe gu 3ngelbeim, inbem er gugleid)
ba3 Softer in feinen befonbern @d)uk nahm *). $>ie Stbtei $rüm
nmrbe bura) anbere ©üter öon Seiten beS Äaiferä fdjabtoä gehalten.
S)ie Sötttroe 91lba übergab i$r gangeS (Hgent^um bem neuen Älofter
unb begog eS mit einigen Si^dfrouen, um barin naa) ber Siegel
be3 33enebift 311 (eben; Älofter unb Capelle mürben bem $&dU
$eilanb (s. Salvatori) unb ber (Corona gemeint *).
£)a§ Äloftergebäube lag nörbltdj öon ber Äaöelle auf einem
nod) jefct erfennbaren ^tateau. 3>urd) bie $o$e Sage bon feiner
(Seite gefaxt, mar e§ allen <£inflüffen ber Sßitterung preisgegeben,
rooburefi. bie ^erooljner beSfelben Diel Ungemach, litten; befonberä
roaren fte £ungen= unb 33ruftfranf$eüen auSgefefct s ).
9cid)t lange erfreute fid) übrigens baä Älofter be3 93efifce3 ber
Äapelle. Äaifer Ctto III. grünbete im 3. 1000 ba$ ©t 5lbal=
bertSftift gu Staden*) unb beftimmte bie Tabelle fammt ben bagu
gehörigen tfänbereien mit gur Dotation beäfelben. .^einrieb. II.,
meldjer naa) CttoS III. $obe ben #au ber @t. 2lbaibertäfira>
unb beS ßlofterö fortfefcte, fdjenfte bemfetben am 7. 3ult 1005
aufcer anbern Gütern aua) ben ©altoatorberg nebft Willem, „que, per
preeeptum senioris et antecessoris nostri tertii Ottonis illo con-
cessa ftierant" 6 ). Slber aud) baä ©t. 3lbalbertSftift behielt bie
ÄaöeHe nia)t lange. 6d)on 5laifcr £einria) HI. übertrug pe - nebft
l ) ßacomblet a. a. O. I, @. 81, 9hr. 130.
*) ßacomblet a. a.D. I, <ö. 81, 9tr. 130. „Cenobium saneti Salvatoris
prope Aquis in monte" bet&t ba8 Älofter in einer Urfunbe ftriebriebs I.
(Q u i x l. c I, p. 39, no. 53). Sludj toirb es um 1211 mit ber Sejeidmung „claus-
trum sororum prope Achen" angeführt (Günther, Cod. dipl. Rheno-Mosel-
lanus II. p. 104). $ie h. Corona erlitt im 3. 154 &u 2>ama8fu8 ben SWartertob.
3 ) SBemerfendtoertb ift, bafe beinahe alle auf bem Satoatorberg gefunbeueu
©chabel noeb bortrefflid) erhaltene 3äfine aeigten, toa8 bei langjährigen ßungen*
franfen faft immer ber %aU fein foH.
<) SRopoiuS, Slacfcer (Sbronicf 1^32, £h. I, @.74. hiernach foH Otto III.
felbft ben ©runbftein 31t bem ©au gelegt haben.
6 ) ßacomblet a. a. O. I, @. 88, 9hr. 143; Quix 1. c. I, p. 40, no. 55.
$ier ift ber 9tomc be3 ©albatorbergs „ßebeberg", bort „ßubeSberg" getrieben.
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5Rf)oen,
allem 3ube$ör bem SRänfterftift gu Slawen, h>a3 fein <£oljn §ein=
rid^ IV. am 3. Sflärg 1059 auf bitten ber Äaiferin %te$, feiner
Butter, beftdtigte l ). £eitbem n>ed)felte bie tfapeße i$re 23efifcer
nid;t me$r, fonbern blieb bte gur frangöfifdjen «Säfularifanon im
3. 1802 beim SJfunfterftift.
Ungeachtet beä öftern 25efiktoea)fcl§ gelten bie Tonnen it)re
Söetftunben naa) h)ie bor in einem ber Äaöelle angebauten fog.
Stonnendjor ab.
Die oon ßubnng bem grommen erriajtete unb bon £ubmig bem
Deutfdjen mieber in 6tanb gefegte Capelle muf? rooljl fo lange
geftanben haben, bis fie in ben JÖefifc be3 9ttünfterfrift3 überging.
Sefttereä fdjeint furg nad) ber iöefijjergreifung einen Neubau berfelben
vorgenommen gu haben, ba bie jüngft abgetragenen tiefte ber Capelle
auf bie gmeite §älfte beä 11. ^a^unbertö als bie ^eit ^ rer
Erbauung ^inmeifen. 2öenn aua) 6^or unb 9tebenfa)tffe bereits
oor me^reru 3a$xtn abgetragen mürben, fo gaben boa) bie big bor
furgem borhanbenen gunbamente berfelben, fotoie baä 9ftittelf(f)iff
ber Äirdje für bie geftftellung ihrer urfbrünglidjen gorm fixere
Slnhaltäbunfte.
Die Tabelle, breifduffig unb mit einem Duerfdjiff angelegt,
^atte gtt)ifcf)cn ben äujjern dauern ber 8eitenfd)iffe eine Ua)te 33reite
oon 12,80 m, mobon 5,90 m auf ba§ ^ittelfa)iff tarnen. Die
tidjte fiänge oon ber $h urmmauer b& gum (£nbe beS ßhorä betrug
27 m, bie beS Littel fdjiff 3 bis gum Sriumbhbogen 22 m. Die
lia)te beS aftittelfdjiffä betrug bom gufjboben 2 ) 7,25 m; e$
mar, mie bie s Jiebenfa)ifje, mit einer flaa)en Decfe überfbamtt. Daä
£}uerfd)iff, für beffen «orfprung bor ber ^flauer ber 9?ebenfa)tffe
bie btofcgelegten gunbamente feinerlei 2Inbeutung gaben, geigte fid)
bemnaa) im #ufjern nur burd) eine auf bem ^auermerf ber 6eitenfd)iffe
bünbig aufgefegte, bis gur £>öhe beS Daa>3 reidjenbe ©iebelmauer
») Quix 1. c. I, p. 35, no. 48; ßacomblet a.a.O. I, @. 124, 9h\ 193.
*) 33ei ben Seitens ber ©tabt Slawen angeoTbneten, bitTä) ben 2lrd)iteften
$errn ßaurent geleiteten Sluägrabungen an ber ©t. ©alöatorfabellc tourbe
ein älterer Sufjboben aus toeifjem ftattftein aufgebetft, ber etfcw 0,50 m tiefer
als ber jefetge lag. (Sr bat jebenfaUS bem älteften ©au angehört.
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@t. SafoatorfapeUe. 69
an, über meiere fidj bic $iebelfpifce bist $ur girft^e be3 i0^ittcC=
fcfjiffS erljob. 3n jeber ber beiben ©iebelmauern befanben ftd) bter
genfter, mobon je $mei auf ber ,$ölje ber genfter be§ 9ftittetfd)iff3,
bie übrigen auf ber ,^ö^e jener ber 9£ebenfcf)iffe ftanben. %m ^nnern
mar baö Ouerfctyiff burd) bie dauern ber 9cebenfapelle jum 9lu3brucf
gebraut. £a§ (fyov mar mit einem föreujtgemötbe überfpannt ; ben
@Ijorabfd)lufi bitbete bie runbbogige 2lpfi3.
&te dauern beS 9D?ittctfd)iff3 ruhten auf einer ^feilerftettung ;
ber oberfte, bem 3lltar junäd)ft fteljenbe ^feiler (a) hatte bte breifatfje
Brette ber übrigen. 9tm Anfange ber bie Pfeiler berbinbenben
2*ogen befanb fid) ein in rotljem Sanbftcin aufgeführter Dampfer (b),
ber nur nadj ber Sogenfcitc $in feine WuSlabung ^atte, nadf) ber
tfirdjc 511 aber mit bem ^fctlermauertoerf bünbig mar. $>er $unäd)ft
bem WUax beftnbliche Sogen (c), melier bie boppettc ßia^töffnung
ber übrigen §attc, mar burd) einen Pfeiler bon rothem Sanbftein
(d, bei D bergröfjcrt) in ^mei X^eile gcfcfjtebcn, bie ebenfalls mit
^ogen überbetft maren. Seibc Sogen, bereit Saibung ctmaS fajmälcr
mar als bie be3 großem SogenS, maren in biefen eingefpannt.
DaS Äapttdl beS ermahnten Pfeilers bitbete einen naa) unten fid)
etmaS berjüngenben dürfet; bie ^>fetlerbaft3, auf einem bieredfigen
Sotfet ru^enb, mürbe burd) einen föunbftab gebilbet, morüber fia)
ein nur menig bor bem Pfeiler borfpringenbcS ^piättchen befanb.
Somoljl ber Pfeiler, mie ba§ in bem großen Sogen befinblidje
gültmauermerf, burd) ba3 bie beiben «einem Sogen gebilbet maren,
mürben erft eingefefct, nadjbem bie Tabelle bereits fertig geftettt mar,
ba in ber £aibung be§ großem Sogenä fidj ^liefterung borfanb.
Ttv Triumphbogen mar olme alle ($lieberung einfach redjtminfeltg
angefefct ; bodj mar er burd) Walerei ber^iert, ba unter ber fpatern
Piefterei beSfetbcn ein fomoht in ber Pidjtöffnung be3 SogcnS, mie
auf ber 9ftauerflädje nad) ber .fHrdje hin in ^tcgelrotljer Jarbe auf=
gemalter, bic Äantc be3 Sogenpfciterä cinfaffenber Streifen bon je
0,07 m Sreite Ijcrbortrat, ber an beiben Seiten burd) einen fdjmar$en
Streifen bon 0,04 m eingefaßt mar. 9lud) am $$urm Ijaben ftdj
Spuren bon Semalung borgefunben. ^ie oberhalb ber ^?feiler=
ftellung in ben dauern beö 9ttittelfd)iffä angebrachten genfter maren
unregelmäßig angefefct, b. h- ftc ftanben nicht in organifc^em $u=
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fammen^ang mit ben unter tynen befinblidjen Öogen. S)ie £eiten=
fc^tffc, bon benen baä nÖrbtidje etmaä breiter angelegt mar als
baS {übliche, maren niebrig; ein an ber fübtidjen s JJlauer be3
TOtelfdjiffä beftnbltdjer flbfafc gab bie §ö§e ber Seitenfdjiffe im
Iftauermerf an, mä^renb i$re Taäfyöty ben Anfang ber genfter be3
9ftittelfd)iffä nidjt überragen fonnte. Cb bie ftenfter ber ^eiten-
fd^iffc, be^m. be§ {üblichen bon betben ben Söogen beö TOttetfdu'ffä
gegenüber ftanben, td^t fid) $mar nid)t meljr mit SBeftimmttyeit
ermitteln, eö fdjeint aber ber ftall gemefen $u (ein. $)te fämmtlidjen
genfter toaren mit 9hinbbogen, bie jebod) ber .£>aufteineinfaffung ent=
beerten, überfbannt. Ob in bem nörbtidjen 8eitenfd)iffe überhaupt
ftenfter angebracht maren, bürfte insofern fragiler) fein, alö ma$r=
fdjeinlid) an ber Worbfeite bidjt bei bem 3citcnfd)iff ber Äreujgang
tag, moburdj l>ier bie Anlage ber #enfter untfmntid) mürbe.
3Me aufgefunbenen Junbamente meifen auf eine an ber Sübfeite
beftnbtiajc $or$alle (E) $in, bura) bie man tnd 3nnere ber Tabelle
gelangte. XJtefe 5?orIjalIe, bereu ©ingang jcbenfallä nad) Cften
gerietet mar, um ben (*intretenben bor bem faft beftänbig auf bem
Salbatorberg meljenben $8tnbe ^djufc $u bieten, fd)loj$ fid) burd)
eine XIjür bem fübtid)en £eitenfd)iff an. 9ln ber Söeftfeite ber
5ßor^alle befanb .fid) ein gletd)$eitig mit bem ftunbament berfelben
gemauertes $rab (F), beffen ©emölbe jum großen Xljeil eingeftür^t
mar. <£)ie Duellen berratljen uns nidjt, meffen (Gebeine Ijier nu)en.
£a3 ermähnte Wonnendjor ((>), morin bie ^ajmcftcrn tljre
Xageäjeiten abhielten, befanb fid) an ber Worbfeite -beS Gljorä,
gmifdjen t$m unb bem Älofter. 9JHt bem (^or ftanb e3 burdj eine
Öffnung (h) in ^erbtnbung, bie bem (9ang beä Sttefcobferä $u folgen
geftattete. 3)ie gunbamente beö WonnendjorS maren nodj bis bor
turpem bor^anben; biefeö felbft biente, nadjbem bie Wonnen 1222
bom 6albatorberg nad) $urtfa>ib berjogen maren, als ®afriftei
ber $abeUe.
£er 8tein, morauö bie Tabelle errietet mürbe, mar ber bamalS
unb fpäter bielfadj $um 33aucn gebrauste fog. 8dmeebergcr £alf=
ftein. Xerfelbe mar in burdjgängig fleinen Dimenfionen bermenbet
unb unregelmäßig bermauert; hingegen mar ber hörtet bon guter
Söefcbaffenbeit, unb eä ift nur biefem Umftanbe $u$ufd)reiben, bafj
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3t. Satbatorfapctte.
71
bag fo Dielen nachteiligen &.tftterung3einflüffen auägefefcte Baumert
ftd) überhaupt fo lange erhalten $at.
$)er t^urm ber Saltoatorfapelle, ben man roenigftenä in ben
untern X^eilen erhalten mW, ift bebeutenb fpäter errietet morben,
aU bie Äaoelle felbft, unb id) glaube nid)t 31t irren, wenn ich feine
(Erbauung in ben Anfang beö 13. 3&§tf)unbert3 fefce. 2ln ber
8übfeite beSfclbcn mar c^cbem ein runbeS Xrepöenthürmchen (K)
angebracht, beffen 3Äauertt>erf im $erbanbe mit bem beä X^urmä
felbft aufgeführt mar. Unter bem (£rbgefchofj beä Xh urm 3 befinbet
fia) ein feilerartiger föaum (L), ber mit einem etmaä gebrücften
Äorbbogen überfoaunt ift. 9caa) ber Söeftfeite btefeS DtaumeS fyn
finb *met Sichtöffnungen angebracht, meiere Hefe (frinfclmitte in bie
^flauer hinein bilben. 2ln ber 9lorb; unb ©übfeite befinbet fid)
je eine £ugangsthür ; bie an ber s Jtorbfeite ftanb früher biref t mit bem
anftojjenben Softer in ^erbinbung; bagegen mar bura) bie an ber
6übfcite mittelft einer au&en oor berfetben befindlichen Xxtppt (M)
bie ^erbinbung mit bem berlängerten füblid^en (seitenfdjiff hergeftellt.
@inen befonbern ^meef fcheint biefer 9tam nid)t gehabt au h«ben.
£5a3 (Jrbgefdjoj* be3 X^urmä mar früher überroölbt, jefct ift ba§
©emötbe oollftänbig eingeftür^t. 3 n Dcn mer ^^ cn biefed Öefa)offeä
befinben ftd) im regten Fintel gebogene Pfeiler (o, bei 0 oer=
gröjjert), meiere bie noch theilmeife borljanbenen ©chilbbogen be§
©eroötbeS tragen. Die $reu$ribben berfetben ruhten auf Fäulen,
bie in ben einfbringenben (*tfen ber ^fetter ftchen. 3 n Dcr n <>rb=
lia)en ^flauer ift eine nach Dcr 3 nn ^nfeitc im föunbbogcn, naa)
aufcen mit flauem gemauerten 6tur$ übermannte Zf)üv , burd)
melche ber „^ufammenhang aua) biefeö ©efdmffeS mit bem ßtofter
hergeftellt mar. Die noa) jefct borljanbene erfte ©tage beä tyvixmä
(P) ift im Innern böUtg fchmucfloS unb jeigt nur baä naefte, rohe
Sftauertocrt'.
3m Lüftern ift ba3 @rbgefcho& be$ tyuvmZ ohne architeftonifchen
^dmuicf, nur hatte e3 einen gegen ben Äapellenbau felbft ziemlich
tief liegenben, fr&ftigcn, unter 45° abgefragten Socfel. 3n Dcr
^flauer ber ÜSeftfeite befanb fta) ein jefct oermauerteä Jenfter, baä
$ur ©rhellung bes X^urminneru biente. Die in bem oben ermähnten
Xhürmchen befindliche treppt, bereu Aufgang in einem am 3Beftenbe
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72
flfjoen,
bcä {üblichen ecitenfd^iffö angebauten Raunte (N) tag, führte $u
bem ©efdfjoffe oberhalb be$ ©eroötbeS im Xljurm, mo fid) nod) in
ber füblidjen Sttauer bie jefct ^gemauerte £I)ür ,$eigt, roeldie bie
93erbtnbung groifdjen ber Xrebbe unb biefem ®efd)offe bermittelte.
$)te Trebbe fetbft mar burd) fiia)tfd)arten in ber UmfaffungSmauer
erteudjtet. $)tdjt neben bem Xrebbentljürmdjen führte bom <£rbge=
fdmffe au3 bie ermähnte Trebbe (M) $um Äettergefdjojj beä $§urm3
fynab.
$>a3 (Srbgefdjofc be§ JljurmS roirb bon ber erften (Jtage im
$ujjern bura) ein ©urtgeftmä gefdn'eben, auf me(d>em Sifenen berart
angefefct jtnb, bog an ben fötfen be3 X^urmS je eine breitere unb
in ber 9ftttte eine fdmtälere fid) borftnbet. groifdjen *> cr ^Wittel*
unb ßtflifene bepnben fid) je jroci Weine ^terbogen, bie, ber eine
bon ber (*cf=, ber anbere bon ber Stttttellifene auSge^enb, in ber
Sflttte $ufammentreffen, mo fic auf einer einfadjen ßonfote auffegen.
2)ie Stfenen, Sßogen unb ßonfolen finb aus blauem §auftein gefertigt,
ma^renb baä neben üjnen befinbltttje Sttauerroerf au§ 33rua)ftein
befielt. iJmifdjen ben ßifenen ift baä ^ttauermerf bon Meinen
Öffnungen burd)brodjen. $on ber jtoeiten ©tage, bie früher auf
bem jefcigen SUjurm geftanben, ift nidjtä meljr ermatten; fie mürbe
wegen 33aufalltgfeit abgetragen. Saft eine fotdje einft borljanben
mar, ge§t barauS §erbor, baj$ bem Xljurm, ber bodj urfbrüngtid)
aU ©tocfcntljurm angelegt mar, bie fog. Sdjalllöttjer festen, mcldje
ftdj fonft überall in ber ©tage, mortn bie ©locfen fingen, angebradjt
finben. 9ludj red)tferttgen bie äußere Stnorbnung beö 9ttauerroerfä
unb baä gelten eines 2lbfd)lu|$gefimfeä biefe 3lnnaljme *).
$)a3 Sftauerroert beS XljurmS ift groar gleid) bem ber ÄabeHe
fetbft in iBrudjfteinen ausgeführt, bodj befteljen teuere im &ujjern
meift au§ Öraumacfe, unb finb bon großem Dimenfionen, mie bie
an ber Nabelte. £er am 'tyuxm gebrauste Hörtel meift inbej?
nidjt bie j$eftigfeit nad), mie ber gum iöau ber Nabelte bermenbete.
3efrt ift ber £l)urm btelfad) im #ufjern mit ^iegelfteinen berblenbet,
bie $ur ftebaratur bort eingemauert mürben.
*) 2luf bem ^tane ift bie jtoeite ©tage im Sinne ber übrigen Steile beS
Dürrns beigefügt.
■
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6t. 6alüntorfot)ette.
73
Daß öor ber Erbauung beä jefctgen $h urtlt 3 ein foldjer bereits
borhanben mar, ergibt ber Umftanb, baß eine gmifäen bem Dad>
raunt beS $ftittelfd)iffS unb ber Jeggen obern ©tage beS £h urm 3
beftnblidje 5;^üröffnung (Q) nicht bloß Sftauermerf auS ben S3au=
öerioben ber Capelle unb beS $h urmä geigt, fonbern aud) in ihrem
mit Nunbbogen übermannten obern Steile breiter als am untern
angefefct ift 1 ). ü8on meldjer gorm biefer frühere Xh urm aocr ^ ax r
bürfte mot)l fdjmerlid) mehr mit <5idjerheit §u ermitteln fein.
3?on bem ehemaligen Älofter Ijaben ftd) über ber (Jrbe feine
Nefte erhalten, boa) fann eS nicht $roeifelhaft fein, baß bie gunba=
mentmauern ber frühern ©ebäulia^feiten fid) nodj borfinben, unb
mit geringen Soften bloßgelegt merben tonnen, feine Nachgrabung
mürbe bie oollftänbige Einrichtung beS ehemaligen ÄtofterS flar*'
legen, unb bie 2lufbecfung um fo größeres Sntereffe barbieten, als
fein Älofter aus fo früher 3eit fidt) mehr oorftnbet, baS uns foldjc
2luffd)lüffe $u geben im ©tanbe märe. Daß bafetbft, außer ben
gunbamentmauern, auch <5outerrainS gu Sage treten mürben, geht
au3 einer Notij oonOuir*) fyxbov, worin er (1829) bemerft, e3
fei noch n *fy * an 9 e h cr / Da ß w an bafelbft einen geräumigen Äeller
Oerfd)üttet $abt, meil feine Decfe an einigen Stellen ein^uftürgen
begann, unb baburd) bem toeibenben 33ieh gefährlich murbc. 33iä^cr
mar allerbingS an eine foldje Unterfuchung nicht ju benfen, ba bie
jum Neubau ber Capelle erforberlid)en flttauerftetne auf bem elje=
maligen Älofterterrain liegen, boch toäre bringenb ju münfehen,
baß naa) 3SoUenbung ber ÄabeHe bie Nachgrabung nicht unter=
laffen merbe.
Die Nonnen beS ÄlofterS auf bem Salbatorberg 3eidjneten fleh
ftetS burch grömmigfeit unb erbaulichen CebenSttmnbet auS unb
erfreuten fid) baher allgemeiner Achtung. 3?on ben ßüttidjer
• SMfdjöfen, benen ihre ßebenSmeife aufs bortheithaftefte befannt
mar, mürben mehrmals ©djmeftern oon St. 6albator nach anbern
l ) SJtan fd&emt alfo bei bem S3au beS jefeigen £l)urm8 mit ber bisherigen
(BrÖfee biefer Öffnung fi<f> merjt begnügt, fonbern btefelbe gröfeer angejefet
fabelt.
•) OuiE, 2)ie Äönigl. Capelle unb ba8 efiemal. abelige Sftonnenflofter
auf bem ©afoator&Berge 6. 39.
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74
9tf)oen,
Älöftern getieft, um bafelbft bura) gutes JÖeifbiel m tbirfen. 2lud)
mürben einzelne Älöfter mit biefen Tonnen befefct. £a8 in ber
9fä$e bon TOaftrid^t gelegene 9ftann3¥lofter Jpoicfjt mar bon feinen
Snfaffen mit Orrlaubnip be$ ßütttajer »ifd^ofS Ulbert II. bon
(Jutocf (1193—1200) berlaffen morben unb biefe Rotten ein neueö
Älofter, @otte3tfjal genannt, unfern 5lubel gegrünbet. £)a ber
33if<f)of ntcfjt gemillt war, baä Älofter §oid)t eingeben gu (äffen,
berfefcte er einige Tonnen aus bem St. Salbatorftofter borten,
lodere ba3 Äloftergebäube für ifjren Crben in Sefifc nahmen. $)a
fie aber audj l)ier burd) bie SSitterungäberpltniffe btel gu leiben
Ratten, beranlapte ber 2lbt ©uibo bon ©otteättjal ben ©rafen
Ulbert bon Dasburg (1202) in ber 9*ä$e bon ,£uto ben Tonnen
bon £oidjt ein neueä Älofter $u erbauen, baä burdj ben Sütttdjer
33ifa>f ,£mgo IL öon perrepont eingemetyt mürbe, £er$og £$eobalb
bon ßou)ringen beftatigte 1218 bie Stiftung 1 ).
£a3 $u Jöurtfajcib gelegene $enebiftinerflofter, beffen 3ttönd)e
fidf), im ©egenfafc $u ben Tonnen bon St. Salbator, burd) tyre
Ungebunben^eit §erbort§aten , mar fo herunter gefommen, bajj fein
fömbent nur meljr auä bem 5lbte unb bter Sftitgliebern beftanb 8 ).
3n Gapua befdjlof* Äaifcr Jriebrid) IL 1222, biefeS Älofter ben
Tonnen auf bem St. Salbatorberg ju übertragen 3 ). 9fa>d) im
nämlid)en 3 a $ rc ftebclten (entere nadj 5öurtfa;eib in ba3 33enebiftmer=
flofter über, beffen bisheriger 2lbt mit feinen bier 3ftitbrübern baä
bem Jtlofter geljörenbe ©ebäube be$og, toeldjeä jefct baä 5pfarr$auS
bon St. Sodann fcilbet. 3Bar aud) felbft bie Sage be3 33urtfä)eiber
tflofterS nidjt bie angene^mftc, fo Ratten bod) bie Tonnen §ter bei
meitem nid)t fo biel bon ber Witterung $u leiben, mie auf bem
Salbatorberg.
s Jtod) bem 2lb$ug ber Tonnen blieben bie ©ebäulid)feiten be§
Älofterä auf bem Salbatorberg unbemo$nt. 3lud) bon ben bis ba$in
ftd) bort auf^altenbcn ©etftlidjjen mürbe eä berlaffen unb bie £lofter=
*) MiraeuB, Opera dipl. t. II, p. 842 sqq.
■) Quis, ©efd)tcr,te ber ehemaligen 9teta>2(btei Söurty^cib ©.82.
8 ) 2>ie Tonnen bitten fid) ber Kongregation beS SBenebifrtnerorbenS, toeldje
(Stfteraienfer genannt nwrbe, angefdfjtoffen (Outj a. a. O. ©. 84).
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©t. ©ttlöatoTfapcUc.
75
gebdube bientcn fortan, roie es fdjeint, bem föaubgefiubet $um
2lufent$alt, fo bafj ber ©albatorberg fogar ben berüchtigten tarnen
SRäuberberg (mons latronum) erhielt.
33et ber benftbürbigen Belagerung 9lad)en3 buref) ben ©rafen
SStlljetm bon .$ollanb 1248 refibirte ber fäirbinal $eter (Sabuccio
in bem Ätofter. ($r tieft fid) barin UHoljnrdume §erricf)ten, bie er
mit bem gangen i§m t>om Äönige übertragenen S3erg nad) Übergabe
ber 8tabt ber Decfjanei beä 3flünfterftiftä am 2. 9tobember 1248
fdjenfte 1 ). 2lud) betätigte er bie frühere ©djenfung an ba3
Sttünfterftift.
Offenbar nutzte ba§ Älofter, als eä nidjt meljr betooljnt unb
in baulichem ityftanb gehalten mürbe, berfallen. £>aä 9ftünfterftift
Ijatte nur fobiel 3 ntcrc ff c an ftwer ©rljaltung, al§ bie 2lu$nufcung
ber bagu gehörigen ßänbereien fte erforberte. ferner fdjeint, mie bei
allen berfallenben großen ©ebduben, aud) b^ier baS flttauermert aB
roiHfommener (Steinbrud) für bie in ber Umgegenb gebauten Käufer
gebient $u §aben.
Die Tabelle auf bem Salbatorberg Ijatte im Mittelalter alä
95*aÜ*faljrt3ort einen bebeutenben Stuf unb mürbe bon ben Sladjenern
biel befud)t. tiefer häufige ^erWjr gab ^eranlaffung ju einem
neuen, in bem 33efeftigung3blan ber 8tabt bom 3- H? 2 n *fy
beabftdjrigten $$or, ber fog. 9£tubforte, bie nur be^alb angelegt
mürbe, um einen bireftern unb ndljern 2Beg aus ber 8tabt $ur
8t. 8albatorfabelle $u $aben. Sludj merben motyl in $otge beffen
bie bor biefem £§or liegenben Käufer be3 ©ettgrabenS, be3 33erg=
briefd)ä unb ber Sergftrafte entftanben fein 2 ).
8e$r fbärltd) fliegen in ber golge bie 9tod>rid)ten über bie
8 t. 8albatorfabclte ; mir §ören faft nur bann bon iljr, menn
e3 fid) um eine ftebaratur beö ©ebäubeä Ijanbelt. Die erfte Äunbe
über bie ÄabeKe fett ber Überfieblung ber Tonnen nad) $urtfd)eib
gibt eine Urfunbe im Slrdjib ber 8t. s £etereifird)e ju Slawen, monadj
ber Demant beä Sftünfterftiftä , ©munb bon Sttaitberg, ben
< ») Duij, 3>tc Äönifll. SaöcUe :c. <3. 85, Urf. 6; ßacomblct a. a. D.
II, @. 176, 9ir. 337.
*) Ouij, ©efd>id)te ber ©tabt Äadjen II, @. 31.
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76
Mjotn,
nafant geworbenen <&t. 2Inbrea3a(tar in bcr Saluatorfapelle am
5. 3nni 1459 bcm ÄanonifuS beS TOönftcrftiftö $eter t>on Äö(n
übertragt *).
SSMeber eine lange fteilje oon 3^^ren fe§tt jebe ftadjriäjt über
bie Äa^elle unb erft 1612 gefd)ieljt iljrer nochmals (Jrma^nung, al3
fte bem 6t. tfeoparbuSaltar ber 9ftünfterftrd)e eintoerteibt mürbe.
Sfeftor ber <£t. Satbatorfapette mar bamatä ber Sänger ber 9ttünfter=
ftrd^e, X^eabor bon 2$ueftenracb. £>ie gefammten (Jinfunfte beftanben
in 30 THtfaten; e3 n>urbe aber befttmmt, bafi für bie erften betben
3aljre ber Dfeftor biefe niäjt ermatten, fie bielme^r gur 3 n ^ ait ^ ;
fefcung ber Äapetfe bermenbet merben foltten *) ; jener fdjeint e3 mit
ber 3nftanbfefcung unb Reparatur jebodj nia)t fe$r eilig gehabt
gu $aben.
3n bem 2Ird)to beä Wünfterftiftä befinbet fidj ein toon gmei
SHft^erren an baä Stapitd geridfjteter iPtfitattonSberid^t über
ben Mtanb bcr im 3. 1691 3 ). 9tod) biefem «eridjte
Ijattc btcfclbc bamalö nur gmei Slltare, ben £auptaltar, beffen ftame
nidjt angegeben merben fonnte 4 ) unb einen Settenattar gu (?§ren
be3 Sftfotaud. Öefcterer, an ber (Safrtftet gelegen, mar früher
ber 3ftuttergotte3 unb ben Äafljarina unb Barbara gemeint
gemefen 5 ). 3>a fein £)otation§fonb gu ©runbe gegangen, $atte ber
$>edjant bon SSilre einen neuen 5lltar gu (froren be3 Ij. SttfolauS
errietet unb mit anfeljnlid)en fönfünften au3geftattet. ®a)on bamalä
gebrad) e3 ber Äapetle an manchen nötigen Utensilien, mie ber
l ) ßoerftt) in btefer 3eitfd&rift 23b. V, S. U2.
*) O u t j , 2>ie ftöniaL Äopcffe 2c. @. 90, Urf . 8.
8 ) ©cf. aWitt^eilung bc8 fcerrn ftanoniluS Dr. ftcffcl ju Stoßen.
4 ) aStetteidjt toar e« bcr oben ertoäfjnte Bt 2lnbrea8altar.
6 ) (Sr ift tooty berfetbe mit bcm noc^ 1632 beftebenben „STCtar Trium Vir-
ginum", toic er 8«netnli(f> biefe, bon toetdjem 9lopptu8 a. a. O. £1). I,
@. 143 bewerft: „Sie Sttrd>, ünb audf) ein ab benen nodj bafelbft erjftirenben
2IItaren vulgo Trium Virginum fyabtn atmod) ibre 9tectore8, bnb jimblidje
Kenten, barab iefco ber ©bm>. £err ©erorbu« ©dgourbrob Canonicus
Marianus ex collatione D. Decani piae memor. Henrici Stravij fetbtge
(Sapell fampt angebörigen Sßifen 2c. pofftbiret. 3>en Slltar Trium Virginum
aber conferiren anbere toeltlid)e ©efcblccbter."
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@t. 6alüatorf<mctte.
77
IBcric^t ^cröor^cbt, bod> befaß fte nod; an feftem $)otation3gut
15 borgen auf bem 8albatorberg unb 10 borgen „op bc 6eurfche"
bei ber Sflühle beä §errn fünfter; bie jährlichen Cpfer betrugen
8—10 SRcid^öt^alcr (imperiales).
£)a£ ©hör mar nad) biefem Berichte noch in gutem ^uftanbe,
ebenfo bie <§afriftei, bod) maren beibe einer neuen Ädlfung bebürftig.
Über ben äußern ,3uftanb ber Capelle heißt e3, baß bie Reparatur
beä $)a<he£ bon ber ^flauer ^inter bem Slttar an biä gum britten
genfter be3 £d)iff3 in gutem ^uftanbc fei, baS S)aä) beö £h urmä
aber gegen £üben unb SBeften eine große Reparatur bringenb
erforbere, ebenfo ein Zfytil beö 2lnbau§ gegen @übcn. £)er X^urm
geige im obern ©efdmffe große Sfrffe; fein @emölbe fei in v öer-
borbenem ^uftanbe unb in großer @efa§r einguftürgen, bie ©locfen,
an einem au§ faulenbem £olg beftehenben ©locfenftuhl Ijängenb,
tonnten herunterfallen unb bie Säutcnben befa)äbigen. $)er ^achter,
ber ba§ bei ber Äapellc tiegenbe §auä bemohne, lagere gutoeilen,
ba eä ihm an einer Scheune gebred)e, fein Stroh in ber fttrd)e;
aud) fei ber ftußbobenbclag ber lefctern in fd)(ea)tem ^uftanbe.
3n golge biefeä Berichtes orbnete baä Stiftäfapitel eine fofortige
Sßefeitigung ber ermähnten 9Jtfßftdnbe an.
Um bie SDtftte beä 18. 3 a h r !j unDcr t3 war bie Capelle bereits
mieber fomeit oerfallen, baß, um größerm Schaben oorgubeugen,
bebeutenbe Umdnberungen oorgenommen merben mußten, gu meinem
Stotd eine 1749 oom 5Jtagiftrat genehmigte Äollefte abgehalten
mürbe. 3 m 3- 1^53 mürbe benn aud) ba§ obere ©efdmß be3
£hw™3 abgetragen unb ba§ jefctge Xhurmbaa) aufgefegt. $5ie am
Xf)\\xm bura) eifeme Sinter angebrachte 3 al S) r 3 a $t S^* Dic <8 cit ^ ev
Umdnberung an. $)er Slltar mürbe erneuert unb 1767 bon bem
bamaligen £)ea)ant beö Sftünfterftiftä gemeint. 2lua) fa)eint man
um biefe 3eit baä an ber Sübfeite be3 Z^urmä fte^cnbe £reppen=
thürmdjen, meld)e§ baufällig gemorben mar, entfernt gu haben. %n
feiner (Stelle mürben, um ba3 Sflauermerf beä £h"*™3 ftüfcen, gmei
Strebepfeiler auS ^iegelftein angebracht, gmifd)en benen man bie innere
SWunbung be§ ehemaligen £reppenthürmd)en3 anndhernb beibehielt.
gortan gefdjah nia)t£ mehr gur Unterhaltung ber Capelle.
s Jtoä)bem 1802 bie ftirchengüter fdfulariftrt morben maren, mürbe
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78 »|oen,
fie, »eil man fonft ntc^tö mit ihr anzufangen tuujjte, burdj Dcfrcf
bom 12. 3utt 1806 bem SMfchof «erbotet jugemiefen tiefer
fünfte bem ehemaligen Sluguftinerflofter in ber ^ontftrajje, in
meinem eine ^ö^ere £d)ute errietet morben mar, Wt$, mag fiä)
in ber Capelle befanb. 3Tud^ bie beiben ©locfen, bereit größere
burd) einen ftij? unbrauchbar geroorben, erhielt baS Wuguftinertlofter ;
bie fteinere tum ihnen finbet ftcr) nodj barin. W\t bem 23au felbft
mußte ber SBifdwf ebenfalls nichts anzufangen, er übertrug ihn
ba$er, auf ^erantaffung beä Bürgers (£romm, bem 3°f c P^ n ^W cn
Jnftitut, mobei auSbebungen mürbe, bafj jebe &*oa)e in ber ÄapeUe
eine h« SReffe gelefen merben follte. £>a8 3°Wji Iu f c § c 3nftitut
ging 'auf biefe «ebingung ein, unb nahm bie Capelle nebft ben baju
ge^örenben ^mroobtltcn, etma 17 borgen, in 93efifc. Die $er=
hanblungen über bie 93eftfcna$me, roeldje am 10. gebruar 1807
ftattfanben, mürben bem @eneral^räfeften $ur Genehmigung bor=
gelegt. ^aa)bem nun bie Capelle bem ©otteöbtenft mieber übergeben
i
l ) 9tacbtrögltch fei hier noefi, ber ^Bezeichnung „3ent 3 cu *fter", toie bie
6t. 6albatorfabelIe im Aachener SöolfSmunbe r)cifet, gebaut, jffiabrfdjemltcb
ift biefer SRame aus 6t. 6albator forrutnptrt, tnbem er berimittjlich gunac^ft
in 6t. 6elbeter, bann burdj Slbfdjletfung in 6t. 6efleter (ober 3ctteter) unb
äulefct in 6t. 6eHefter ober 3*lkfter umgebilbet urorbe. ©ie mehrfach,
bcfouber8 im 17. Sahrhunbert borfommenbe Benennung biefer Capelle al8
6t. 6blbefter (..in colle Sancti Salvatoris [S. Sylvestri]" bei P. a Beeck,
Aquisgranum p. 183, „6. 6albator ober ad S. Sylvestrum"- bei 9lopp iuS
o. a.D. £fj. I, 6. 143, „S. Silvester" auf einem jmifchen 1637 unb 1656 an=
gefertigten ©tabtptan bon 9lad)en) bürfte toobl nur eine Übertragung ber
OolfSthümlichen ^Bezeichnung tn8 Jpochbeutfche fein, bie irgeub ein ©chßngetft
bamaliger 3eit erfunben haben mag. 3n ahnlicher llmbilbung heifet in Stachen
bie 6t. SlbalbertSfirche im SSolfämunbe ^entolbet", bie 6t. tJoilanSfirdje
„3entffcng w (2Küller 5 2Beik, $tc Aachener 2Jhmbart 6. 265), in ftöln
6t. ©eorg „3int=©5rre8", 6t. 6eberin „3inter=»ring", 6t. 2Rarta im ßapitot
„3i=2Wärje" (#6nig, 2Börtcrbucb ber Kölner SWunbart 6. 172), 6t. 9lnna=
berg bei fcelmftöbt „3itannenberg" (8orrefponbenäblatt be« Vereins für
nieberb. 6prachforfchung, Sahrg. VIII [1883], 6. 80, 9fa. 22) 2C. 2Rit
©enrifehett läfjt fid) aüerbingS bie $erfunft ber bolfsthümlichen ^Bezeichnung
»f3cut 3eHefter" ohuc eingehenbere llnterfuchung nicht befttmmen, unb e8 toare
toohl ermünfeht, toenn ft<h bon fompetenter ©eite einmal 3emanb barüber
äufeem toottte. ©in SHnberltebchen bom „3ent 3ellefter=83erg w f. bei 3Wüller=
SBeifc a. a. D. 6. 278.
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8t. Saloatorfapcfle.
79
mar, mürbe fotriet atö möglich ba3 nötige Ätrajengeräth tyrbtu
gerafft. $>er Wltax mürbe auä ber aufgehobenen Äirdje bc3 Älariffen=
flofterS in ber ftleinmarfchterftrajjc borten gebraut; bie noch im £§umt
befinbiie^e ©locfe, mit ber 3afaa$t 1475, fünfte ber SMfchof auS ber
6tift§firche ju Bültoid). Hm Dic £iegent)etten ertragfähiger *u machen,
mürbe bie noa) theitroeife t>om alten Softer herrührenbe Wohnung
be§ SMtorS ber bi§ bor einigen 3a$rcn beftehenben ^aajtermo^nung
gugegeben. $ln ber Capelle fctbft gefdyar) jeboer) nicr)tö f nur fudjte
man ihren ^ufammenfturs baburch gu behüten, baft man fte üon
innen unb äugen auf3 forgfältigfte abftüfcte 1 ). ?tber fetbft biefe
9lbftü|3ung mürbe auf bie 'Dauer ben 5öau nicht gegen ben 3ufammen=
fturj gu fa)üfccn Dermocfit ^aben. Über ben $uftanb ^^ c f cr ^tüfcen
habe idj mich bereits eingangs ausgebrochen. 2ln eine Reparatur beä
©a)iffä ber Tabelle tonnte megen ber bieten ^erftüftungen unb Stiffe
in ben dauern nicht gebaut merben. Damit ba3 taufenb 3 a § re a ^ tc
$>enfmat frommen Ghriftenftnnd unb roeithin ftdjtbare v Bahr$eichen
ber <8tabt auch ferner ermatten bleibe, mar ein Neubau erforbert.
9toa) me^rfa^en ^erhanblungen mürbe enblia) bon ben ©tabt=
berorbneten ber Neubau ber Äapeffe, unter Beibehaltung be3 alten
3:hurmä, befchloffen; (euerer follte reftaurirt unb ba3 @an$e
möglichft in ber urfbrüngtichen ftorm r)crgcftcttt merben. ©ine
s 3ttenge Äohlenfanbfteine, Don ber abgetragenen 29allmauer jroifc^cn
23erg= unb 8anbfaulthor herruhrenb, mürbe ben Salbatorberg
htnaufgefa)afft, um jum Neubau bermenbet ju merben. Der ftäbtifcr)c
2lrchiteft §err ßaurent mürbe mit bem (£ntrourf eines ^lanS gu
*) 3*bcnfatt8 übertrieben tft e8, toeim Sßotffcnot (Coup-d'oeil historique
et statistique sur la ville d'Aix-la-Chapelle et ses environs p. 277) pon
ber 8t. SatöatorfapeUe berichtet: „L'^glise, qui appartient raaintenant a
l'Institut-Jose'phine, adte're'parde et embellie"; er fügt bei: „eile
n'eat ouvertc et il n'y a d'office que dnrant les vendredis et les dimanches
du careme. Ce lieu est le calvaire d'Aix-la-Chapelle; on y arrive par
un sentier etroit et penible pour la vieillesse. On a construit a cöte de
l'eglise une maison oü Ton se propose d'e'tablir une laiterie." 3 U ÜRoppniS'
3rit jog SftirttDoefjS in ber Äreuätüodje eine ^ßrojeffton öom ÜJHinfter au8
juun (Saloatorberg; bie 23etf)eiligwig baran toar r)aufig fo ftarl, bajj ber Sßlafc
bei ber Capelle nidjt ein drittel berßeute aufsunebmen bermodjte (9ioppiwS
a. a. O. Stb. T. @. 143).
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80
Wf)oen, 6t. Safoatorfapette.
ber neuen ©t. SatoatorfapeUc betraut; er entfprad) fclbft ben
§ödf)ften (Jrtoartungen. 3^ ift ber Neubau unter fpejießer Leitung
biefeS 2lrd)iteften in ber 2lu3fü§rung begriffen, unb bie $eit nicf)t
me$r fem, h>o baä atte^rioürbige ©Ottenaus in Verjüngter gfradjt,
fdjöner als je fia) ergeben toirb 1 ).
l ) Heber ben (Sarbinafettegaten ^terro (Safcocci ift in gegentoartiger 3ett«
fdmft, itt ben 2lnalecten jur ©efäjiäjte Sladjenä öon 91. ö. föeumont, S9b. I,
@. 206 ff., au8ffiljrlid)er bie SRcbe getuefen. 5>er 2(uffafe über bie (Saloators
fapeüe in ber III. Serie öon Errang 33 od 8 „StbeintanbS öaubenfmale beS
9JHttetalter8" täfet fotoof)l in SBegug auf bie in ben STbbtlbungen öerfudjte
Sfteftauration, torie binftdjtlidfj be8 toon bera öerenrigten SBifdjof Dr. fiaurent
öerfafeten £cjte8 mannen SBebenfen 9taum.
2lnm. ber Stebaction.
— oo-
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|5eHrHg$ \ur ferste ntm ^t^Snam
2$oii Dr. Sofep!) § anfeit.
$on ben in bcr 9iälje uon 9ladjen liegcnben Keinen .fterrfdjafteu
^aben in ber jfingften .^eit mehrere I)iftorijd)e ^earbeituna, erfahren.
2sd) erinnere nur an ,vranquinct3 Sluffafc l " ,ocr D * c Herren uon
3d)önforft *) unb an ^iidjcls Arbeiten über .£>er}oa,cnratf) unb bie
3ütid)fd)e Untcr$errfd)aft Reiben 2 ). Wü einer fcf)r intcrcffanten
Don biefen ,<>errfd)aftcn, mit £d)önau, $at fid) bagegcn fdjon feit
faft 50 3al)ren, feit im 3. 1837 Quir feine „#cfd)id)tc ber erf)löffer
8d)onau unb Uersfelb" oeröffentlid)te, 9fiemanb eingdjenbcr befd)äftigt s ).
$or einiger .Heit fanb id) im ftöuigUd)en 8taat$ard)tD $u fünfter
ein JyaScitcl mit ber 2luffd)rift: „Xa3 Dorn ftrei^errn öon 3Mand)e
a(ö ,£>errcn ber reid)3fretjen ,S>errfd)aft v3d)önau pratenbirte jus
monetandi betreffenb" auö beut 3- 1756 4 ). (*ö enthält eine $fcif>e
»on ftftenftücfen : Briefe bc3 ivrciljerrn 3o$amt (^ottfricb uon ÜUand)e
au ben @nbtfd)of Klemens 3tußuft uon Äötn, bcr ja als ^Pifd)of
Uon fünfter mitauSfdjrcibenber £tanb bcs nicberr^cinifd) meftfälifdjen
ÄreifeS n>ar, 3d)reiben beä (entern an feinen 9ftünfterfd)en (Reimen
1 ) rublications de la socie'ttf historique nt archeologique dans le duehe*
de Limbourg XI, p. 229—335.
2 ) 3eitftf)rift bc8 9lcid)cncr ©efd)id)t3öcrcinS 58b. I, ©. 11t; 8b. II, S.307;
93b. V, @. 241.
3 ) (Srft toäljrenb bcä $rutfeä bicfcr 3cilcn fam mir bic romanhaft gegoltene
Arbeit: „Sdjönait ba* foa. «Sonncnleljcn, fein Stapf utttS $afcin luiber Die
Herren 3ur Jpetjben", im „®d)0 bcr ©caemuart" üou 1875, 9tr. 181- 189 gu
©cfid)t. 3d) fann alfo an bicfcr Stelle nur barauf öerioeifcn.
4 ) 6taat«ard)ib SWünfter. Surft. »fünfter. ßanbeSardjUi 36 M .
6
Di
82
föanfen,
ffiatlj, 3*er$anblungen be$ (Reimen Statin mit bcm fterrn bon 5ßland)e ;
am n>id)tigften ftnb aber bic Belege, meiere >ljann (Gottfrieb feinen
^reiben beifügt, um feinen faftifajcn "Jtnforud) auf ba$ TOngredjt
$u betoeifen. 8ie fönnen ba^u bienen, einmal bie (Genealogie ber
Oerfdnebenen Familien, benen Sajönau gehört Ijat, genauer, als e3
bis jefct mÖglia) mar, fcfauftellcn, bann aber bieten aud) im Übrigen
bie rofumente, toeldje id) im 3ln^ang mörtlia) ober au^ugömeife
mitteile, manche neue dlotijen, bie für bie (Gefd)id)te ber .fterrfdjaft
Scfiönau niajt oljne ©ebeutung finb.
Leiber ift jebod) ba$ ermähnte 2lftcnfa3cifel be§ 5ttünfterfd)en
3taatsard)i03 fcf)r unootlftanbig : e3 gibt meber über ba§ föefuttat
ber iöemüljungcn beö Johann (Gottfrieb bon $Vlandje irgenb melden
ÄufWluB, noa) läßt fu$ ein allfettigc* mb ber frühem ^er^ltniffe
ber ,$crrfd)aft Schönau barauS abftra$ireti *).
^er Umftanb, baß >f)ann (Gottfrieb bon $Vland)c in feinen
(Eingaben fia) barauf beruft, baß cdjönau ein 8onnenlef)n fei,
bcranlaßtc mid), auf biefe Jyrage ettoaä näljcr einzugehen. :£er le^te,
ber fidj, fobiel iaj loeiß, mit ber jveftftellung be3 Begriffs Sönnern
leim eingeljenber befaßt Ijat, ift 3 a f° D (Grimm in feinen fteajt^
altertljümern 2 ). (*r füljrt bom x \. 1469 ab eine Dtc^c bon (Gütern
au, auf meiere biefe ^eidmung angetoanbt morben ift, barunter
aud) Schönau. £em allgemeinen (Gebraud) cntfbredjenb, Ijätt er
biefe (Güter für frei unb unabhängig bon jeglidjem ßeljnSberbanb,
glaubt aber, ber (*inrid)tung einen alten, bielleia)t mit einem „unter
ben (Germanen oerbreiteten (Glauben, baß bie Sonne ben Sttenfdjen
baä ßanb austeile, unbetooljnteä nidjt gern befdjeinc", ^ufammetu
Jjängenben ^eftanb bmbigiren $u müffen.
(Grimm ge^t bamit auf einen ber oielen C*rfiärung3berfud)e ber
Juriftcn beä 18. Sa^rljunbertS 3 ) $urücf, benen $u einer ,^eit, mo bie
l ) Um i'o toittfommener h>ar mir bic große iMcbenStoürbigfett, toomit
£>crr 2$ifar 3- ©roß in itaurenäberg, ber im Söefifce ber Überrefte be8
Sdjönaiier Stratos ift, mir fo mand)c 2JKrn)eilungen au8 bem ifjm gu ©ebote
fte^enben Material madjte. 3d) fä^Ie mid) berbf(icf)tet, £crrn ©rofe aua)
öffentlich $anf 511 fagen.
*) 3- ©rimm, 3)eurfdje SRedjtSaltertbümer €>. 278 ff.
3 ) 2luf$er ben toiebtigen Arbeiten Oon £. ü. (£t)ben (Scripta ed. J. N.
Hertius p. 59, G7 — mit beffett 9ltifid)t bat bie ©rimmfd)e bie meifte $(m=
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Beiträge pr (8efd)id)te öon Schönau. 83
Einrichtung noa) faftifa) beftanb, trofc mannigfacher Untersuchungen
fo berühmter 9ted)tögctcr)rtcn, als .^utbridi öon Eöben, ^HjaSber
jyritfdj, 9Dca3coö, (Btruoe, (Munbling ir)rer $eit roaren, unb trojj
mehrfacher meittäufiger ^rojeffe am 9faich3tammcrgerid)t ba$ Sonnen?
lehn fo bunfel unb jtoeifelhaft festen, baf? „baS mehrftc annoch in
ber oorigen Ungetoißheit beruhet".
?eibcr ift, fett t)on $uri bieö fdjrieb, nichts auf bem 3£ege
geförbert morben, ben er alö ben paffenbften- $ur Erlangung einer
genauem Äenntnifj ber (Hilter, bic al* Sonnenlehen bezeichnet »erben
unb bamit $ur Wufflärung ber >ee be$ Sonnenlehnä fclbft empfahl,
einem 2£ege, ben auaj mir alö ben einzig unb allein $ur Hoffnung
auf enbtidtjc tföfung biefcä Problems berechtigenben anfehen muffen.
Ta3 ift junächft eine crfdjöpfenbe ^ufammenftellung aller, befonberö
ber früheften auf biefe -Jyrage bezüglichen Nachrichten, ^onft ift
man auch * n 8 u f un f* ai, f trjiUtTirIicr)c 2lnerfcnnung ber einen ober
anbei* u ber öon ben fpifcfinbigen Siedjtägclehrten be3 17. unb 18. 3ah r '
t)unbert3 erfonnenen Erflärung$meifen befchränft, bie entfprect)enb ber
bamalS fo beliebten ^Jcetljobe, allem Stfeftchenben bura) möglichft
roeite $urücfbatirung feineö SBegmnä befonbern ©lang $u Oerleihen,
$um Xtyil au f t&erobot, Eäfar unb XacituS, ja fogar auf ben
Propheten Ezechiel, bie Äabbala unb ben Cblun be3 Horben* allen
ErnfteS $urücfgehcn.
£)ie Schönauer £errcn fyabtn in ben mannigfachften ^rojeffen
am föeichefammergericht, menn fie autf> fchliefjlich ihr 5Ked)t erhielten,
bie Erfahrung machen muffen, mie toenig glaubmürbig bieje s J0cara)en
ben 3 ur *f^ n fclbft erfchienen, unb mie fchmierig e3 mar, bie Un-
abhängigkeit ihrer Keinen .fterrfchajt, öon ber ihre ©egner einmal
meinten, eä fei unmöglich, bafc fie freies Eigen fei, ba fie ja nur
„einen Sdmeeflocfen bes heiligen 9cömifchen ffieict)3. aufmache" *), gegen
bie Übergriffe ber .§er$oge Oon ;^sütidt) unb bereu ©enoffen ju mahren.
lidjfett) unb <ötrubtn8 (Coimnentat. de allodiis imperii)] üertuetfe td)
bcfonbcrS auf F. E. Pufendorf , Observationes iurin universi III. p. 400 sq.
unb ö. SBuri, Slu3füf)rlid)e ©rläuterung bc« in $eutfd)lanb üblichen
2ehenred)t8, t>m. öon 3- % Munbe ©. 437 ff. ftür gdjönau fpejicU ift öon
3ntereffe: ö. (Sramcr, 2Be&lartfrf>e «Rebcnftunben £f>. IX, 8. 60 ff.
*) o. Gramer a. a. O. IX, ©. 87.
6*
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84
ftanfcn,
Die bis jefet öorltegenben 9fad)meife finb Dor allem besfwlb
un$ureid)enb, loci! fic einmal nur feiten über baS oorige 3a(jrfjunbert
$tnauöge$en, bann aber aud), »eil fic faft nur in orojeffualifdjen
Eingaben ober (*rrotbeiungen befielen, bie fttt) auf bie eben bura)
bie üerfdjiebene Wuffaffung beö 3onnenlefjnes Ijerborgerufencn (^rb-
unb fonftigen 3treitigfeiten be$te§en, unb fjäufig genug medjfeljettig
für gefälfd)t ausgegeben merben.
$lm meiften ^afjrfajcinliajfeit — bas mtrb ^ttemanb leugnen
mollen unb firf) aud) für 3d)önau aus unferer Untcrfudjung ergeben —
Ijat immer nodj bie Wnfidjt, bajj baS födtere Mittelalter, baS ja
baran geroofnit mar, jebeS ftaatlictye ^erpltniji unter *> cm ^
tfclms su f äffen, bie %l lobe als Sonnen leiten betrautet l)abe,
bajj alfo „2onnenleIjn" bem „C*rb; unb (Hgen, bem borflad)tig eigen
gub, bem callanb" entfpredje v ). Wbcr ^meiertet ift baran auf;
fallenb, einmal, baj* ber Slusbrutf 3onttenle§n nur in fo fettenen
fällen crfcfyeint 2 ), mäljrenb nod) im toorigen 3«Wunbert eine grojje
9(n$a$l allobialer ^eji^ungen borfwnben mar, auf meldje biefe 5öe=
^eiajnung nidjt angemenbet mürbe 3 ), bann aber ber Umftanb, baji
baS Mittelalter in ber Übertragung ber £el)n3ibee fo meit gegangen
ift, fid) fogar ben bireften ®egenfa& bes 2ef>n3, benn baS mar ja
boaj eben baS 2Ulob, im i'eljnSnerus $u benren.
') @d)on 3 djilt er (Institut, jur. feud. e. II, § 5) faßt: quod fere ridiculo
appellantur, quasi omnia bona oporteret dici feudalia. ($8 barf übrigen«
nur an allobialen Söeft^ be« 2lbel« gebadjt loerbcn.
*) 211« Sonnenleben finbe idj bejeic^net: <3d)önau, Sßarberg, 9itd)ott, s Jh)el,
§enncgau, Dlbenbnrg, £afeleben, ©fd)enroba, ftenenroba, SeUftäbt, Ufftentn=
gen, ©djmiebeljanfen, 9tetfcr«f)aufen (f. o. Söuri a. a. D. ®. 437, 446;
Örimm a. a. O. <S. 278; Pufendorf 1. c. p. 405). 2Bte menig bie
in ber 3flitte bc« Porigen Sabrfmnbert« geläufige ©rflärunggtueifc @onnen=
leim = <5oub erlern (f. P. (5 ramer a. a. C. IX, 8. 67; p. S3uri
a. a. O. <3. 441) au* biefem ©efid)t«punft für fid) bot, leuchtet ein. UÄtt
bcnifelben 9ted)te fönnte man aud) an eine Korruption Pon feuduui solare
au« Saltanb benfeu. (£« bmibelt ftd) eben barum, au« tueldjen ©rtinben nur
bie wenigen 9lflobe al« 3onncnlef)en figuriren.
°) Mofer, S3on benen teutfdjcu 9teid)8ftänben, ber 9tetcb«*föitterfd}aft, aud)
benen übrigen unmittelbaren SHeidj8gltebern, ftranffurt 1767; Struvius 1. c.
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^Beiträge jur <Skfd)icbte bon Schönau.
85
(*ine Äonjeffton an btcfe Übertragung bcr ;Jbee eines Seniorats
ber Sonne h)ar febenfallö baö auöbrücflich betonte Auswerfen bon
(9etb unter bie ^ufbigenben Untertanen beim Antritt beö Sonnen^
lehns, wie eö und fowoljt bei Schönau als auch bei Larberg unb
ftbel befugt wirb 1 ).
(*in geficf)crtes SRefuftat wirb ftd) aber, wie fa)on angebeutet
h>orben, ^ier nicht eher gewinnen (äffen, bis bie Jrage nad) bem
erften Auftreten ber Bezeichnung ber einzelnen Bettungen als Sonnen^
lefjn, fowie nad) ber Slrt unb 2Öeifc, wie eben in biefem älteften
gälte ber 33efifc beö (#utes angetreten würbe, beantwortet ift unb
bann buref) Vergleich ber berfd)iebenen gäUe ber wahre Äern ge-
wonnen wirb, ^enn bajj eine fötale 3>bee, ^ie ft c i m Sonnentehn,
falls es in ber ^erfömmlia)en $öeife erflärt wirb, liegt, leicht $u
teeren Zeremonien, $. 28. 51t freujmcifcn Rieben in bie i'uft, toä^renb
bie Sonne fcfjien, wie bas in Larberg $raua) war, ober $um
Auflegen ber tinfen ftanb auf bie Seite, wie bas in Schönau
gefdjah, führen tonnte, Zeremonien, aus Welchen fia) ^ur Zrflärung
ber grage md)t baö minbefte entnehmen laftt, bürftc jebem, ber ben
fo fc^r ausgebildeten Sinn bcr testen Jaljrtjunberte für Formalitäten
femtt, bon born^erein einleuchten. *
2Me ,<perrfd)aft Schönau wirb nun, fobiel id) Weijj, 511m erften
D^al mit ber Sonne in eigentümliche Beziehung gebracht im Anfang
beö 15. J^rfmiibertö, unb $mar in bem bon ©rimm naa) einem
frühern bon Outr beforgten Slbbrucf herausgegebenen Öatcnrcdjt 2 ).
') tJÜr Schönau f. Ludolff, Variarum Observation um forensium liber
p. 37; b. Gramer a.a.O. IX, ©.107. $ür 2Barberg imb Littel f. ©rimm
a. a. JD. S. 278 f. 93ci teöterm ttrirb biefer 8ßt ald semer argent et or
contre le soleil bezeichnet. — Übrigen* ift mir fi> r toobl eine bietteiebt tribial
flingeube Senterfung geftattet. 2Bir fagen heute noch bon einem, ber gar nichts
beftfct, er fei ein Sonnenbruber, feine ©üter lägen im 2ttonbe, er befifee fo nnb
fo biet borgen Sonnenfchein ic, SBenbungen, bie eine getbiffe Sßermanbtfcbaft
mit bem Sonnenlehn, baS ja eben niebt ßebn ift, nicht berfennen laffen.
») Outj, Schönau S. 3; ©rimm, SÖBeiStbümer IV, S. 801 ff. ftür bie
nähere Seftimtnung ber Slbfaffung^eit btefeS ßatenredjtS, baä Outj unb
©rtmm au« fpradjlicben unb anbern ©rünben tu ben Anfang beS 15. 3ahr=
bunbertS fefcen, ift j$u beachten, bafi ©erharb bon 9tuermunbe, ber
mehrfach barin borfommt, ber bamalige 93efifeer bon Schönau, ©erharb
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86
hänfen,
Ter jed)fte ^Ibfcftnitt besfctbcit tautet: off Schonauwen ver-
kocht würde, des, off got will, nyet en sali, ind als man dat
goet guedinge ind genoech doin soulde, dat soulde men
tegen die heilige sonne doin, ind raen en helt die guede
van nyemande, dan van onsen herren gode ind syner liever
raoder.
$crgleid)cn loir bamit bie alterbingä nur fef)r fbärlidjen iftad)-
rtd)ten, bic uu3 über bte frühere ©efdnajte bon £d)önau $u (Gebote
fteljcn.
Tas ättcftc Tofument, baS über £d)önau roeitere Ücadjridjten
als blojje 5lnfür)rung beä Mamenä enthält, ift bie üon mir im
2Cnf)ang abgebrucfte, bisher imbefannte Urtunbe $önig Mtbredjtä I.
bom 25. Cftober 1302 r ), in melier er bem $cr§arb oon ^djönau
feine, übrigens bie t>oIIc lanbesljcrrttaje 05croalt in fta) fdjüefjenben
ffiedjte über ba$ Castrum et dominium de Schonawen, fo mie
berfetbe unb (eine ^orfaljren fie befeffen, betätigt, £ap £cf)önau
bamalä Mob mar, la^t jia) auä ber Urtunbe mit ^eftimmt^ett
jd)ticfjen. Äöiüg s #lbred)t mürbe bem fonftigen (Mebraudj ent|pred)enb
nitfit tocrfäumt fjabcn, ben ße^nSnerus ber .?>errfa)aft Sdjönau an=
zugeben, menn ein foldjer bcftanben f)ättc. (*benfomof)t ge§t aber
aua) mit r)öcr>ftcr ^a^rfdjeinlidjfeit aus» unferm IHtolom Ijeroor, bajj
bon ftfoborp, ©rbbogt bon SRoermonb ift (ermähnt 1391— 1418, f. unten
S. 08) ; 28 i n a n b b o n St o r t c n b a cf) , im 2Bei$tf)um nod) als Sfunf er bekämet,
matfjt 1454 fein £eftament (b. Steinen, 333cftpr>ältfcrje ©efebiebte I, <S. 1253);
Sodann bon 9tobc ift toobl ibentifer) mit bem 1398 unb 1411 bei
ßacomblet (Urfunbeubudj III, 9?r. 1056 unb IV, ftr. 64) ertoafmten;
3ondjcr2Bcrncr enbttö) ift SBerner bon Himburg, 3obn ©briftians bon
Kimburg, beS Gerrit bon Reiben; SBerner nennt ftaj bis 1425 3unfer
(f. !DH djel in btefer 3eitfcf)rift V, @. 250). ®ana$ ergibt fid) baä erfte ober
äiocite ©egennium beS 15. 3aljrl)unbert3 als 9tbfaffung8geit be3 2Bet8tf)umä.
*) $er 3n^att biefer im Original nid|t metjr borijanbenett Urfunbe bietet
feinen Stnlafe ju Sebenfen. Jgerr (StaatSardjibar Dr. (Sdjmetger in 3üricf>,
ber augenblicflia) bte Urfunben ftönig 2llbrccr)tg bearbeitet, bat mir auf eine
beäüglidje Anfrage freunblidjft erhribert, bafe fid) aud) aus ber $orm 2lnbalt§*
punfte für ben 23erbadjt einer t£älfd)ung nidjt ergeben; menn bte Wormeln
aud) nid)t ftets mit ben gebräutf)tid)ften ber tadlet SHbredjtS überetnftimmen,
fo ftnben ftdj bod) immer analoge.
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Beiträge aur ®eid)id)te öon ©djönau.
87
man bamatö bie $e$eia)nung £onnenleljn auf sSduwau nod) nittjt
anmanbte. ergibt ftd) alfo burdj bic 3"f am mcnfteUung biefeö
XofumentS mit bem i'atenredjt aus ben erften ^aljren bes 15. ^r-
Ijunbertö ats $iemlitf| gefidjerteS Stcfultat, bafc für gdfjänau ber
begriff bes 3onncnlcI)ns fta) erft im Saufe bes 14. ^aljrljunberts
uub jtoar, ba in bem Söewtyum biefes ^erljaltnif* burdwus nicf>t
als etmas 9teueS Inngefteia roirb, ctma um bie Sttttte biefeä ! $afc
tyunberts gebilbet fjat 1 ).
9lUerbings bin ia) ntdjt im Staube, Ütäljeres über ben Urheber
unb bie Urfaa)e biefer 33e^eid|nung gerabe für 6cf)önau anzugeben.
i*ieUeia)t roirb fia) aber r)icr (MenaucrcS ermitteln (äffen, toenn
einmal bas urfunbüdje Material ber Sinie ber ^Sa^önau^ajönforfter
Jyamilie, roelajc im 14. Jaljrljunbert, ber fdjönften 3Müt(je$eit
biefes ®efdjled)ts, btc fterrfdmft £a)önau befeffen, in berfetben
^otfftänbigfeit gebrueft oorliegt, roie bas feit Jranquincts Arbeit
mit ben übrigen Linien ber Jamilie ber $alt ift 2 ).
8e§en mir nun $u, ob ftet) bie bem 14. Jaljitymbert borfjer=
gef)enbe (tyfdjtcbte tion £d)önau mit biefem ftefultat in tfinflang
bringen laßt. mit ftnb Ijier atlcrbtngS faft oollftänbig auf baS
*) @8 ift bas ber frü^efte mir befannt geworbene Satt, ba ja, tote fdjon
0. S3uri (a. a. D. 6.439) bewerft, bie $ufeerung im Chronicon Riddages-
husanum (bei Meibom, Rer. Germ. III, p. 343) bon .§einrid) 9ttetbom
fclbft berftammt, alfo erft c. 1600 gefdjrteben ift. 2Bas Sßufcnborf (1. c. III,
p. 404) über bie ©raffdjaft Sßernigerobe als ©onnenlefm jutn 3- 1406
bemerft, fyabt idj in ben mir augängttdjen Urfunbenbüdjern nio)t fonftatiren
fönnen.
*) S3efanntlid) baben nod) mebrere Heine §errfd)aften in ber 2tad)cncr ©egenb
fet)r lange ibren aUobiaten (Sbarafter gewahrt. So it. a. ©öS bei Sßütem,
SBittem felbft, SBnlrc unb 9tid)olt an ber 9)toa$. 9htr bas lefctc wirb toic
Sdjönau als Sonnenlebn bejeiebnet unb jjtoar feit 1469. SSgl. ©rimm,
9ted)t8aIterU)ümcr a. a. O.; 2ttofer a. a. £).; o. Gramer a. a. D. IX,
S. 84 f.; öüjdjing, ©rbbcfdjreibung IX (1792), @. 599. SBenn ber teuere
übrigen« für feine 3eit bebauptet, ju <3d)önau geborte nur ßanb, feine Unter*
tbanen, unb 3öpfl, 2lltertbümer bes beutfd)en s Jteid)8 unb 9ted)t3 I, <S. 124,
biefe Stngabe allgemein roieberrjolt, fo braudjt nur auf bas 2atenrcd)t, bic
$ulbigungcn unb bas 3eugcnoerbör (f. unten S. 105) oertoiefen gu »oerben, um
bie Unridjtigfeit biefer 39ebauptung barjutbun. $ür ben attobialen (Sbarafter
Oon SRidjolt f. nod) Qu ix, Necrol. eccl. B. M. V. Aquens. p. 34.
88 ^anfen,
jclb bcr Vermittlung angeroiefen. £od) ergibt fid^ mit Söefttmmtfjeit
au3 be« Mnnaten Oou Äloftcrratf), baft bie 2lad)ener ^fal^grafen
bis jum beginn be3 12. 3a§r$unbert3 einen umf angreifen Äompler
öon Mobialgütern, bie {ebenfalls urfprünglid) ,yi3falgut ber Äronc
getoefeu, im Horben oou 2lacf)en, in ber ©egenb oon föidjtcrid)
bcfaf^eit. Ithcilä burd) £a)cnt*ungen ber ^fal^grafen Siegfrieb unb
Wilhelm unb it)rcr i'ermaubtcn, bie mit bem neugegrünbeten Älofterratr)
in engen Eichungen ftanben, an biefes (9otte3hau3, tt)eilö aber
aud) burd) Übergang in bie £>änbe @oänünö Don ,yalfenburg, burd)
^ermanbluug in föeidjöfefm ober in föirdjengut bes Kölner <5r.^ftift^
mürbe biefer JÖeftfc um bie angegebene $eit ^erfrucfclt r ). I^r Über=
reft, ber feinen allobialen C f harafter am längften $u betoahren unb
fid) öon bem alle Greife bcö ftaatlidjcn Sebenä mit faft untoiberfte^
lidjer (Meroalt erfaffenben £ehn*t>erbanb freizuhalten muftte, ift eben
3d)önau; e3 blieb trofc tnelfact)er Anfechtungen bon leiten ber immer
loeiter um fid) greifenben s J??aa)t bcr 3ülid)er unb ihrer Vehnäleute,
bcr Herren oou Reiben, ofjne jebe tfehnSOerbinblichreit, bis $ur 2Jcitte
be$ borigen ^a^r^unbertö reid)sunmittelbares (Gebiet 2 ).
ra noc^ in aller jüngfter ^eit ^roeifet an biefer allobialcn
£elbftänbtgfeit oou Schönau erhoben toorben finb, fo bürfte eö
mohl angemeffen fein, biefe iyrage für bie fpätcre $eit nod) einmal
ins 5(uge $u faffen. J- 3- SDHdjet fyat in feiner 2lbt)anblung : „Sie
3ülid)fd)e Unterljerrfdjaft Reiben" 3 ) bie Behauptung aufgeteilt, baft,
als im 3- 1361 *>>ev^og äBilfjelm II. oou Jülich bem (Robert bon
Reiben bie Dörfer dichter ich, %<wä t 3teiuftra§, b. i. Horbach,
(5-igelshoOen unb Berensberg mit ihrer ©ertdjtsbarfeit, ihren Kenten
*) Annales Rodenses in Mon. Germ. SS. XVI, p. 695, 697, 700, 716;
ßacomblet, Urft. II, 9fr. 122 unb 342; Cuij, ©efef). bcr ©tobt Stachen I,
©. 55, 56; II, @>. 17; Cod. dipl. Aquensis no. 42; Dgl. ©rofj in biefer
3eitfdjrift V, & 112.
*) Über bie ^r)atfacr)c, bafc bie 23crlctfjutig ber hohen cyerid)t§barfeü an
Stllobialherren (bgl. bie Urf. bom 25. Dftobcr 1302) feine £cbn2abf)ängigfeit
bon ftftifer unb SÄeich hervorrief (ban liet man ane manscap), f. $Öbfl
a. a. O. II, @. 15.
8 ) ©. biefe 3eitfdr)rift V, @. 241 ff., bef. 246. 9flichet3 2tnfid)t ftfifct fid)
übrigens auf (Strange, Beitrag $ur ©efd)id)te ber «^errfefjaft Schönau in:
Genealogie ber Herren unb ftreifierren bon 23ongart @. 69 ff.
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SBcitröflc aur ©cfcfjicfjtc bon @d)Önau.
80
unb @ef ätten für 3000 alte (*olbfd)ilbe berbfänbete, bem fteinf)arb (I.)
bon £d)önforft bie ©eridjtäbarfeit auf „feinem @utc bon
8 d; ön au", fotbie auf ben ©ütern feinet ©ruberä 2ftafd)ereil uub
ber grau bon Ulbid), mcldje im ftirdjfbiel 9tidjteridj unb im gelbe
ber anbern borgenannten Dörfer lagen, borbeljalten roorben fei, inbej?
nur fo lange, at3 bie Sterpf&nbung ber Ijer^oglid) Julianen Sanbe
bon Sftontjoie unb (Sornelimünfter an föeinfjarb unb feine ©rbeu
bauern mürbe *). SDMt 23e?ug auf biefen ^orbefmlt Ijabe ©öbert
am 24. Stuguft 1361 bem föetnljarb bon ©cfjönforft audf) einen föeberS
auSgeftellt 2 ). Da nun im 15. ^r^unbert jene 3üftcfjfdf)en 33e-
f^ungen au3 ben £änben ber <3djönforfter §erren roieber eingelöft
roorben, fa)lief?t 2JHa>l <5. 254 roeiter, fo feien bie 2lnfprüa>
33alt§afar3 bon Sttblcnbonf, eineä fbätern $efifcerä bon 6d)önau,
bie er in einem mit SBilljelm öon iöongart, bem Gerrit bon Reiben,
roegen ber „&o!jeit3rcd)tc über Sdjtofj ©a)önau" geführten
^iecr)töftrctt erljob, unbegrünbet geroefen.
@3 ift ba3 eine bollfommen unridjtigc 2luffaffung ber £aa)lagc.
Sftan muft bei bem ©efifc ber Sd)önau=Sd)önforfter Herren in ber
9%icr)teric^er $egenb fct)etben $roifd)cn bem <3d)log Sd)önau felbft unb
einer Sfteilje bon fleinern ©ütern, bie fie ebenfalls bort in ftänben
Ijatten. 3^ n W betonen, bafj bie Urfunbe bei ßacomblet,
auf roelaje fid) SJMdjel ftüfct, bon einem „@ute bon @d)önau" gar
nid)t fbridjt, ba ber 9teber3 ©öbertS bon Reiben einen äfmlidjen
Stuäbrutf f>at 3 ). 2lber e3 mirb botf) Sftiemanb glauben, bap baS
») ßefctercS tuar am 25. 3uni 1361 (£acom biet a. a. 0. III, 9fr. 621)
gefdjefjen. 3>a SKidjel ftdr> auf ben SBorflaut btefer Urfunbe beruft, fo gebe tdfj
ben betreffenben gJaffuS (@. 524) toörttüfj: Vortmc so solen her Reynart
here van Schoynvorst ind sine erven up irme guide ind heren Maschereils
syntz broiders ind der vrauwen van Ulpich guide, dat binnen dem
kirapel van Richtergyn ind in anderen den dorpen ind velde gehoe-
rende zu Richtergin gelegen is, richten ind dinegen mit iren laissen,
sunder asverre as id treffen mach an lyf, aslancge ind diewyle as dese
vurwarden staen solen ind nict laneger; ind treiffe dat gerichte an lyf,
dat solen sy oeverleveren uns hertzogen ind unsen amptluden, ind danaf
sal man asdan richten, also yre laissen dat wysen solen.
*) $er Stebers toirb t»of)l ibenttfd) mit bem bon Ouij, Sd&onau @. 13
gebrueften fein. *) Ouir, a. a. O. <ö. 13: „fone guebe bau 6cf>onatocn w ,
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90
fcnnfen,
Castrum et dominium de Schonawen, über tt)eld)es nod) Äönig
3llbred)t I. bcm ©erwarb bon edjönau 1302 bic !jol)e unb niebere
C*erid)t3barfeit berlieljen, tu einer Urtunbe fo einfach al§ $um
8d)önauer @ut gehörig be$ei$net toorben wäre.
3n ber Urfunbe bom 25. Juni 1361 ift eben uon £d)önau
fctbft gar nidjt bie ftebe; §ter Ratten bie JÖefifcer, ä^nlid) tüte bie
Herren bon ftidmlt a. b. WaaS in biefer £errjd)aft *), baä imperium
merum et mixtum. 3d)önau mar tljre curia dominicalis. £>aä
Cbjeft ber bamaligen 5tbmad)ung umreit nur bie £d)önauer ©üter,
metdjc ben beiben $rübern 3leinf)arb 1. unb Sttafo ^Rafdjarel III.
foroie ifjrer £d)roägerin, ber SCBtttroe if)res iöruberö Johann bon
Ulbid), gemeinsam gehörten, roaljrenb, mie ia) meiter unten geigen
»erbe, auf sidpnau jelbft mo§l nur 9Rafo $ftafd>arel 33efi^reajte
§atte. Über biefe ^ajönauer (bitter erhält nun fteinljarb I. bie
niebere (Meridjtäbadeit, bie $cu> wirb bem £er*og bon 3ülid) bor=
begatten 2 ).
tiefem jWed)t$suftattb cntfprid)t aua) baä ^atenrea^t au3 bem
Anfang bcö 15. Jafjrlmnberts. ftier mirb auSbrütfttd) burd) XIjat=
fad)en fcftgeftellt, bap bie iöeftrafung leichter $erge$en auf ben
^d)önauer (Sutern unb bie $eftrafung letzter unb fernerer 5*er=
ge$en in 8ä)önau fetbft ben Herren t»on 8d)önau, bie 33eftrafung
fernerer ^ergefjen auf ben Gütern bagegen bem „tantfjern", ben
«<r>er$ogen bon Jülidj, be$m. beren £teUbertretern }ufam 3 ).
MerbingS benufcten bie ^erren bon Reiben ober btelmeljr
eigentlid) bie hinter Ujnen fteljettben &er$oge bon 3"^$ in D ^r
^•olge^eit bie bei fo bermtcfeUen 53eft£bertyaltttiffcn leid)t p erregenben
^treitigfeiten öfter, um bic ffiedjte, bie tfjnen faftifd) pftanben, aua)
über £du5nau felbft au&jube§nen. 9Iber bamit Ratten fie tein ©lücf.
btelmeljr mürbe in bem am 12. Dezember 1523 $mtfd)en ben £errett
bon ®d)önau unb betten bon Reiben getroffenen ikrgleid) ausbrüeflid)
') b. Gramer a. a. O. IX, @. 61.
*) $at)er ift es ein Srrujum, »enn b. ©ramer a. a. O. IX, @. 70 f.
unb 79 au8 ber SBemerfung „bofje unb niebere ©eridjtc" in bem SReberä
(Stöberte bon Reiben einen Sdjlufe ju fünften ber Schönauer Herren gtet)t.
8 ) 25odj fdjeint ber bamalige gefdjloffene öefifcftanb niajt genau bem bon
1523 (f. unten) $u entfpreajen.
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Beiträge $ur ©cidnditc bon (Schönau.
91
feftgefefct, bafj tu Schönau fclbft unb mehrern namentlich aufgeführten
bam gehörigen ^efi^uugcu bie «Herren t>ou Reiben gar fein Stecht
beanfbruchen bürften ; bie ftrage nad) bem $erhalttüf$ ber im ©ebiet
bon ächtend) gelegenen (Müter, über meldte ben Herren öon Reiben
bie Cber^errUajfeit gebühre, folle nad) genauerer augenfdjemltcher
Prüfung erlebigt merben 1 ).
tiefer jjuftanb blieb beim aud) für bie 3olge$eit mafjgebenb,
fo lange Don ben jperjogen bon $ül\ty überhaupt nod) baö Stecht
befragt tt)urbe. v Me bie £ treitigf eiten, meldte bie «Herren bon
23ongart als $efifcer bon .Reiben mit ben §erren bon SRblenbonE
unb beren Nachfolgern, ben Herren t)on iölanc^c, um ben $efifc
bon vitpnau führten, Ratten fchliejjlid) fein meitereä 3^cfultat f als
ba$ Urteil be3 9teichäfammergeria)tä bom 27. Cftober 1751, morin
auf ben Vertrag bom 12. Xe^ember 1523 mrücf gegriffen unb feine
33e|timmungen alö majjgebenb ^tngcftellt mürben. Nur über bie
mirfUd) ftreitigen fünfte mürbe feftgefefct 2 ) : „So biel aber ^lagere
(bie ölana» fernermeit anfbred)enbe Nechte in bem Dorff Nichtericb,
felbften unb beffen befonbereu fogenannten ^c^terifd^en bon (Schönau
unb feinen obermelbten ^ertinentien abgefonberten Diftrtct betrifft,
bleibt benenfelben, ob fte mollen, biefen in 6aa>n ©althafar bon
flftblenboncf miber meblanb §errn 3°h anu ^ilb^elm, .^erfcogen m
Jülich unb cons. appellationis beb biefem £ebferlia)en (Sammer=
geriet im ^a^r 1596 allfchon eingeführten Runden meiterhin au§=
mführen, aud) fid) biftfallS ber Crbnung m gebrauchen, ohnbenommen
fonbem borbehalten."
Dam mirb esi aber mohl nicht mehr gefommen fein, brutale
(bemalt muffte ben ^ültchern helfen, mo baä Stecht nicht reichte. 3 m
hinter 1758 lieg ßarl Sh^bor, ßurfürft bon ber «pfalj, ber ja gu
jener ^eit Jülich befap, bie beiben bamaligen ^eftfcer bon Schönau,
bie 33rüber Sofyann @ottfrieb unb ferner 2lbolf bon blanche burch
*) b. Gramer a. a. O. IX, 3. 82; ogl. auch bic ©ntfdjeibung beS
3ültchfch€n fcaubtgeritht« in berfetten @acf)e bom 3- 1510 (ebenbaf. 6. 76).
*) b. Gramer a. a. O. IX, @. 101 ff. 2ludj ben Herren üon SBernSberg
gegenüber machten bie SBcfifecr ber Untcrherrltchfeit Reiben feit bem 16. %af}x=
b,unbert immer grofeere Slnfprüdje, aber auch hier mürben fte bon ben (Berichten
Surücf getotefen ; f. iQuij, Schlofe unb Nabelte S3ern8berg <B. 45 ff.
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92
Jüliajfche Solbaten in £tf)önau aufgeben unb naa) Jülich in bic
ftafematten bringen. ,^>tcr hielt er fie fo lange gefangen, bis fie
fieb im 3. 1760 bazu oerftanben, ihn aU ihren Öanbeöherrn an=
zuerfennen. Zxo% beö grofeen s ?luffehen3, toelcheä biefer (Getoaltatt
erregte, nnb trofc ber 2>ertocnbung, bie oon mehrern Letten für
bie ©efifccr oon Schönau eingelegt tourbe, erhielten bie Slandje it)r
(*igenthum nicht jurnef 1 ). £er zähe ifiMberftanb, ben bie fleine
^errfü)aft fo lange ,^eit fjinburd) bem übergreifenben Machbar ge=
leiftet, fjatte enblia) boc^ ber Übermalt unb bem allgemeinen $uge
ber 3«t meinen muffen. —
Sie (Genealogie beö ©efd)lecf)tö £djönau = Sdjßnforft gehört
befanntlid) ^it ben noch feljr toenig erforfdjten, unb, roaS ba3
fd)limmfte ift, fie ift eine oon benjenigen, roetdje baö Unglütf gehabt
haben, auf baö millfürtidjftc zufammengeftellt 51t toerben, che baä
Material in genügender Wenge oortag. So ^at fidj befonberä
Ouir in feiner mehrfach genannten Schrift über Schönau nicf)t
bamit begnügt, bie ihm befannten ©lieber biefer Jamilie aufzuführen,
fonbem aud) baö üerioanbtfchafttichc ^cr^ältnip berfelben flar ju
ftellen gefugt. iBic menig fttchhaltig aber feine ^ufammenftellungen
ber Oerfd)tebenen (Generationen unb Jbentifi^irungen gleichnamiger,
bod) toeit auöeinanbcr liegenber ©lieber beä ©efdjlec^tä Schönau^
Sd)önforft jinb, leuchtet beim erften 33ticf ein.
9(ud> ^eute liegt nodj biö z ur Witte bes 14. 3a§rfjnnbert§
Ziemliche^ Tuntel über ber ©efdjtctyte unferer gamitie. 2ßenn fid)
aud) in einzelnen Öinien berfelben bie 2lbftammung oon 35ater auf
Sohn bis ^u bem in ber Witte be3 13. 3a$r$unbert8 lebenben
#etmemann b^lir zunicfführen läftt, fo ift eä bodj einfttoetlen
unmöglich, eine Stethc oon Warnen in biefen Stammbaum einju-
orbnen, unb namentlich immer biejenigen au3finbig zu machen, h>eld)en
Schönau gehört hat. C5:r)e hier weitere Urfunbenpublifationen üor=
liegen, toirb man es> fich Oerfagen müffen, auch fernerhin in3 ©laue
hinein zu fombiniren, toenn man nid)t foldt)c Wifjgrifje machen toill,
») Schönauer Siran», ftür biefe legten Kampfe ber Herren oon (Schönau
Sur SBafjrung ifjrer (Selbftänbtgfeit bietet manche* 3ntercffantc (Strange
a. a. 0. @. 71 ff., ber ober oon ber Slnfidfjt auggebt, „ba& Sannau feine
iperrferjaft, fonbem nur ein SWobtalbeftfc or)ne eigene ©eridjtsbarfeit toar".
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Beiträge giir Olefc^lc^tc oon Schönau. 93
toie granquinet in feiner im Übrigen öerbienftlichen Arbeit über
bie 6d)önforfter gamtlie e3 thut, menn er (p. 229) ben 1252
urfunbtidj genannten Gerardus de Sconowen auä bem einzigen
@runb mit bem oon ^emricourt ermähnten .fytHtemaun b'9lir iben=
tifi^irt, meit btefer aua) umä 3« 1240 lebte unb granquinet fein
toeitereä gleichzeitige^ ©lieb ber Jamitie fennt.
3<h ftelle im Jolgenben bie mir befannt getoorbenen tarnen *)
unb Säten djronoJogifcf) $ufammcn unb gebe bie ftiliatton btoS in
ben fällen au, too fie urfunblid) ober bod) fonft gut berbürgt ift.
2$on nähern Angaben be3 jebeSmaligen ^erhältmffeS, in meiern
bie Schönauer ^erren in ben oon mir angeführten Urfunben unb
Sitten ermähnt toerben, glaube ia) abfegen $u müffen, ba fie für
Schönau felbft, oon bem nur feiten mein* alö ber 9tome genannt
toirb, ot)ne jebe SBebeutung mären.
£>a e3 einmal hergebracht ift, bie gamilie „oon flachen"
(d'Aix, Aquensis) mit ber Jyamilic 8a)önau=8a)önforft gu iben=
nfisiren, unb idj nid)t im £tanbe bin, etmaä 9Jeues für ober toiber
biefe Sinnahme oor^ubringen, fo laffe ich älteften ©lieber ber
Aquenses borangehen 2 ), wobei ich 3 ur @rgän,umg auf baä bon
l ) 9lm einige, oon benen weiter nichts als ber Sterbetag (nicht ba3
Sterbejahr) befannt ift, laffe ich fort, bertoeife bafür aber auf Dut£, Schönau
6. 16.
*) 2Ba3 ben tarnen Schönau betrifft, fo finb bie Sdjreibweifen für benfelben
fehr Oerfchieben: Sconowen, Schoinauwe, Schoynawen, Schoynouwe, Scho-
nau.wen, Schönow, Schonawe, Schoinhoeven, Schonhoven. SBcnn tcb aud)
fonft fein Stnalogon für bas SBecfifeln ber gfegetcftmincj für 2lu mit ber für
&of fenne (f. Strnolb, »nfiebelungen unb Säuberungen beutfeher Stämme
S. 309 unb De ft er l ei), £ift.*geogr. SBÖrterbuch bcS bcutfdjen Mittelalter^
S. 612), fo mufe id) boch sugeben, bafj bie Schönau fic& auch Schönbooen
genannt haben; benn einmal ift 2frnoß> b. Schönhooen (1340, Quix, Cod.
dipl. no. 328, 329) wohl getuifi ein Schönau, bann toirb ein Schönhooen bei
o. 6 r a m e r (a. a. 0. IX, S. 91) angeführt, ba8 trofe ö. (SramerS JBebenfen nur
unfer Schönau fein fann, unb brittenS wirb SReinbarb I. oon Schönau=Scf)önforft
einmal Scbonhoüen (fiacombtet a. a. £). III, üßr. 432) unb einmal Sd)oin=
boeoen (ebenbaf. III, S. 402) benannt. ©8 toirb aber fcfrtoer fein, biejeniflen
Schönhooen feftäuftellen, bie toirflieb ju unferm ©cfchlecht gehören. $enn
aufeer ber befannten hollänbtfctyen @tabt Schönhooen am ßecf gab es noch
eine SBaronieSchoonhoben (bie Genealogie ber bortigen Herren, tt>cler>e 5 fchtoarae
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ftanfen,
tfoerfd), ^Ic^cncr ftecfjtsbenfmäler £. 273 f. ^ufammcngeftcllte
^cqetdjnifc oerweifc.
1189 dominus Cono Aquensis et Gerardus filius eius. tfc^terer
mar £cf)öffe in $ladjen (Quix, Cod. dipl. Aquens. no. 83).
1226 Wilhelmus Aquensis (Waagen, $efd). 9J$en3 I, 8. 158).
c. 1240 Heinemann d'Aix, dit Schoenvorst (Heniricourt
1. c p. 45).
1252 — 1254 Gerardus de Sconowen miles (Ouir, X^ic ^raufem
bürg Urf. 3, 8. 128; Ouir, C«ejd). bcr ehemaligen $tti<fy&
9lbtei $urtfd)etb <£. 246).
1261, 3luguft 14 Simon miles de Sohonouwen (Outr, Sdjonau
Urf. 1, £. 33; Quix, Necrol. eccl. B. M. V. p. 59, 69).
1280, September 20 Jriebc (*tt>ifa)cn 3ülidj unb Hachen) in Sco-
nowen prope Aquis: ein fterr bon 6a)önau roirb nid)t
ermähnt (Quix, Cod. dipl. Aquens. no. 226; 91. bi TOi =
ranba, (*tn prftenteben 8. 126).
1285 — 1294 Garsilius de Aquis (Cutr, ^crnäbcrg 8. 38 f. unb
94 ff.).
1290 Raso de Schonowen miles (Soljn $etynemannd b^ltr) et
Johannes filius eiusdem domini Rasonis (Outr, iöernäberg
Urf. 18, 3. 103). 3oI)ann tt>irb noa) 1324 (Ouir, Slbtei
^urtfa>ib 329) ermahnt; ber im 3. 1319 erfd)etnenbe
ftafo (ebenbaf. S. 317) mar moljl ber attcfte 8of)n biefeä
ftajo (f. Franquinet 1. c. p. 230).
ßötoenf lauen im golbenen $elbe führten, fteljt bei Butkens, Trophtfes de
Brabant 11, p. 383); ein ©djönljoöen erhielt ba$ ©cjdjlecbt ©mtatten, aI3
^ermann öon (5ttnatten bie StfabeUa Don Strfdjot, (Srbin bon €>d)önt)oüen,
1503 beiratbete (ftabne, Äölnifdbc ©efcbletfjter I, <S. 98); ein Stüter Slrnolb
öon <©d)ot)nbooeu auä einem 3ülid)fd)en ober £hnburg*3ülicbfd)en ®efd)lea)t
erfebeint in einer Urfunbe bc8 $>üffelborfer ©taatSard)to3 Dom 22. Februar
1306 (Urfulaftift in min), beffen (Siegel einen red)t8fpringenben Söroen (baS
urfprünglidje <Sd)önforfter 2Bappen? f. Hemricourt, Miroir des nobles de
Haebayc, ed. Salbray p. 45) im ©djilbe äeigt (gef. 9Rittbetlung beä Jperrn
©ebeimratbö Dr. £arlefj gu Süffelborf). ftaju fommen nod) bie SJrttber
üon ©ajoenbooen 1425 (ßacomblet a. a. D. IV, 9lr. 170) unb Johannes
de Scoynhoven dictus Bouf 1317 (ebenbaf. III, fflx. 165). €>. and) nod)
ftabne a. a.D. I, 8. 42; SHdjarbfon, (SJefdj. bcr Familie ÜWerobe II,
@. 37, 84; Dutr, »ernSberg Urf. 31, ©. 129.
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Beiträge jur &t\äf\dftt toon Schönau. 95
-
1301, Januar 10 Arnoldus de Schoenauwe miles (Outr,
£a>nau Urf. 2, 36; £acomblet a. a. C. III, Wr. 16).
1302, Cf tober 25 Oerardus de Schonawen (f. unten <c. 102,
Wr. 2).
1307 f Heinricus de Schoinhoven, Äantor an ber TOnfterfirdje
(Quix, Necrol. ecel. B. M. V. p. 52).
1312 Oerardus de Aquis, tfanonifud ber ^rämonftratenfer^lbtet
Beaurepaire bei tfüttid) (Quix, Cod. dipl. Aquens. no.
280).
1314, £>e,$ember 14 Johannes dietus Maschreil de Schonawen
(Ouir, Sdjonau Urf. 3, 8. 41).
1321 Oerardus de Schonowe, sancti Sei*vatii Traiectensis ecclesie
decanus (Outr, Nbtei «urtfdjeib e. 320; f. unten jum
3. 1338).
1322 £Ijoma$ oon 9lad)en (£aagen a. a. C. T, £. 240).
1326 Raijszo dictus Maschereil (Quix, Cod. dipl. Aquens. no.
299).
1338 ©erfjarb oon 8d)önau, langer beä 5tad)ener 3Runfterfttft3
(Ouir, beitrage pr ($efdji($tc 9(a$end I, 8. 32).
c. 1338—1350 2tte($tUb oon £a)önau, Slbtiffin oon 33urtfa>tb
(Outr, Slbtet Söurtfa)etb 6. 147—153).
1340, Jebruar 29 strenuus vir (miles) Arnoldus de Schonhoven.
2ln biefem Xage beftätigtc tym ?ubroig ber SBatier für geleiftete
3)icnfte bie 9faid)3tel)cn, bie er unb feine $orfa!jren in 2laa)en
befeffen, befonberS baä ^raulefjn, naa) roetcfiem jeber Trauer,
fo oft er braute, i^m einen alten 9ladjener £>cnar jagten
ntufjte (Quix, Cod. dipl. Aquens. no. 328). £>oa) miberrief
tfubroig fa)on am 31. Sluguft biefc $ele$nung auf bie ^or-
ftellungen be3 Hagener ftattiä (ebenbaf. Wv. 329).
£a oon Ijier ab bie giliatton flar ift, fo fteWe ta) einen
Stammbaum ber Sinie, bie 8a)önau befeffen, ^uf anraten, fefce jebod)
nad) ben Angaben ^emricourtö *) unb JyranquiitetS *) bie roaljr-
fajetnliajen SBefifcer oon £tt)önau fett $et)nemann b^lir an bie £ptfce.
l ) Hemricourt L c. p. 45 sqq.
*) Fr an quin et 1. c. p. 229 sqq.
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9ü
£>anfen,
fceönemann b'Slij c. 1240
i). 9t. oon SBarfüfde, Staute üon »ourtonbur.
£>enri be ftejbe. SRafo 9)Jafcharel I. 1290 Hrnolb Don Söourtonbur.
beftöt Schönau.
9tafo 9Rafd>arcl II.
1319
bcfontmt Schönau unb
Ulpich,h.eineSchroefter
©erwarb» bu Sarbin.
Mann aHafcharcl
1290-1324
bctomntt Sdjönforft.
r
Eochter, mit 9t. oon
©immenid) oerinählt.
9lbelbeib
I). 9lrnolb bon
3ulemont.
1. 3ohann
2.21melius,
3. ©erbarb
4. 3an
5. 9tafo Wa=
6.9teinharbl. 5 )
9Rafd>aret b.
X»Tbt oon
ohne
fcfiarcl III. »)
oon Schön*
9t. oon 2Bar*
St. £roub
tfinber.
ohne
bcfibtScbönau,
forft I). 1) 8a--
füfe"c, befommt
ohne
SHnber.
h. l)2lbillc
tharina oon
Ulpid).
SHnber.
b'föäneujr
2Bilbenberg
2) 9lgne8 bon
2) ©lifabetb
■
I
Söitrcuelb.
oon $amal.
Schönauer
Sd)önforfter
ßinie.
Staie.
l ) Raso Mascharel (strenuus miles dominus Raso dictus Maschare],
dominus de Schonawen) f. Sacomblet a. a. £5. III, 9fr. 443, 621; Duij,
Schönau S. 12 f. unb 42.
*) ftür ifm f. bef. Hemricourt 1. c. p. 54 sqq.; Franquinet 1. c.
p. 232 sqq. 2>iefe für bie rfjeinifdjen SBerhältniffe beS 14. 3a&rb- aufeer*
orbentltch mistige SßerfÖntichfeit berbient toohl einmal eine eigene 2)arftellung.
Sein jüngerer 3eitgcnoffe hemricourt rühmt ben 9teinharb, ber suerft nichts
befafe (nul patrimoine de peire et de ineire, dont ilh pouwist on cheval
nourir) unb bnreb großartige SBoflenoerfäufe ber bcbeutenbftc Einander be$
9tieberrhein3, ©laubiger fa[t fämmtlicber bebeutenbern 2>nnafteu mürbe, als
ly miez fortuneis Chevaliers, quy puis 100 ans fuist entre Mouze et le
Rins (p. 54). #ür ihn unb feine 9tachfommcn, bie, foötcl icb fehc, Sd)Önau,
tute er felbft, nie befafeen, bertoeife ich aufecr auf bie angeführten (Schriften
noch auf 2 a com biet a. a. O. III, passim; Laurent, Slachener Stabt=
rechnungen S. 178; Scibcrfc, Urhmbenbud) jur £anbe§= unb 9ted)t$gefc&.
SßeftfalenS II, 9fr. 708, 714, 715; Jpöhlbaum, ajtittbcilungen au* bem
Sfölner Stabtarcbio I, S. 69, 77; 9tid)arbfon, ©efö- oon Aerobe 1, S. 27;
Sfinblinger, Sammlung merfmürbiger 9iachridjten unb Urfunben S. 82;
^abne a. a. O. II, S. 1.33. — SJgl. aueb $omtntcuS, Söalbeioin oon
Kübelburg S. 490 unb SBtetb, Stellung fteräog Söilbelm* 1. Don 3üHch
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Söciträge %ux ©cf$tcf)te bon 6*Önau.
97
ftafo SJtofcbarel III. luirb üon 1344—1361 ermahnt, ßr
fcatte, toie cö fdjeint, nur eine loc&ter, auf toel^c ber $eftfc üon
(Schönau überging. @I)c id) jebodj ben Stammbaum tt)citcr »erfolge,
finb noef) einige Tanten nachzutragen, benen id) feinen 5fta^ au$u=
tueifen üermag.
1361, Juni 16 2(rnolt üan £d)oenboüen (flacomblet a. a. O.
HI, 9tr. 617).
1382, 21uguft 27 5Ueut üan £cbonoutüe, Wonne $u Malern (Duir,
(Sdjonau 6. 14).
1390 Gruftaa) unb ©obart üon £djönau (Duir, vcdjonau 8. 12;
. er beruft jicb auf bic Sladjener 6tabtrccfenung oon biefem
Ja^rc, boeb finbet ftcf) in bem bei Laurent 3. 371 ab=
gebrueften >yragmcnt feine bc$üglid)c Angabe, roaä freittet)
nichts gegen Duir beroeift, ba bic üon Laurent mttgetfjeiltcn
Soften, toie er auSbrucflidj bemerft, eben nur baä „93rud)=
ftücf einer 2Iuögabe^cc^nung üon 1390" — Ausgaben nadj
bem 13. 5ftonat — finb unb üjm ber übrige Xbeil ber
^aljresrecfynung, ben Duir im 9luge gehabt gu Ijaben fdjeint,
(ebenfalls unbefannt ift).
1433 £ümann unb ÜWaib üon vSdjönau, trüber (Duir a. a. C. 20).
D^afo 9ftaftf)arclö HL Xocfotcr Ijeirattyetc ben iBinanb üon 9iobe *),
bem fic £d)önau pbract)te, baä beffen <3öbne 3°!> anM ÜÄafc^arel
unb ©ottfrieb junädjft gemeinfdjafflid) bejahen 2 ); bann aber ging eä
auf ©ottfrieb unb beffen £od)tcr ©ttfabetl) itbcr ? ).
3um 9teicb ($iff. »ftcr 1882) 8. 48 f. 3d) faim ^icr bic ©cfcb'nforfter
ßinie nidjt weiter verfolgen unb bemerfe nur, bafe föeinbarb I. nad) 2a com biet
a. a. O. III. 9lr. 690 fdjon i:*69 SSirttoer mar, tt>a8 Franquinet 1. c. p. 256
pq. überfielt. — %üt 9leinr)arb I. unb feine 9?ad)folger finb nod) üon 2Bid)tigfett
bic Urfunbctt bei Fahne, Codex dipl. Salmo-Reitferscheidanus no. 203,
209, 212, '234, 242, 270, 276. 3m Übrigen f. Butkens 1. c. II, p. 251.
l ) Henu icourt 1. c. p. 5^. $)iefe Sftobc führen, toie bie <Sd)önau=Sd)ön=
forft, 9 rothe Äugeln im meinen ftclb, nur ftnb bie obern 3 mit einem blauen
$urnierrragen belegt (ein jüngerer 3toeig ber <öd)önau?).
*) Duij, SBtlbelmftein (in »eitTäge I) @. 42; ßacomblet a. a. O. III,
9h. 945; ü. (5 r am er a. o. O. IX, 8. 72 ; SKid)el in btefer 3eitfcf)rtft V, ©. 247.
a ) Siefen ©ottfrieb (©obart) mad)t Duij (©djonau @. 12) gu einem
Söruber SletnharbS I., 2JHd)el (in biefer 3eitfd)r. V, ©. 248) ;ut einem
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98
$anfen,
Mad) bcn Elften be$ 3d)önauer SlrdjtoS ljetratt)etc Urlifabct^
oon £d)önau im > 1391 bcn $er$arb oon ,\(oborp unb erhielt
babet £d)önau alö Muoftcuer. Tiefer (*crfwrb üon Jyloborp ift, mie
id) fdion 2. 85, fluni. 2 bemerfte 1 ), bev (^evljarb oon föuermunbc
bc$ cdjönaucv Vatcnredjtö (bie ,\loborp tuaren befanntlid) (*rbüöa,tc
oon ffioermoub), bcn id) nod) im > 1418 erroälmt finbe 2 ).
(Merfjarbs unb (^üfabetfjs Xod)tcr, Cbilia öon ftloborp, cjciratljetc
bann ben ^otyann öoit "ü^irlar, «f>etm $u 2)tylenbonf unb braute bie
Jpcrrfd)aft vcdjönau in bie .ftänbe btefer ,\amilie, meiere fic biö ^um
(*nbc bcö 17. ^afjrfjunbcrto bcfajj 3 ).
Ter Stammbaum ber ^efifecr üon 8a)önau feit dta\o
fdjavel III. geftaltet fid) atjo in fotgenber ^eife:
23ruber uon beffen (Solrn föeinbarb II. ©ottfrieb ift ber Godard de Schonowen,
ber am 25. Sluguft 1386 an ber treulofen (Srmorbung 3obann8 öon ©ronä=
feib gärigen 2fnn)cil ua^m (Franquinet 1. c. p. 266, 316; Dutr, 8d)lofe
unb ehemalige &errfd)aft Himburg @. 66). 3n 3foIgc beä Sc^iebdfprud^d be§
Kölner (^rjbtfdjofs #riebrtd) III. oon ©aartoerben 1389 ftiftetc er jur @ü>
mtng eine ctoige Üampe in ber ©djönforfter Capelle auf ber 3afobfrrafee in
3Iad)en (Franquinet 1. c. p. 267). £emricourt (p. 53) läfet if)n
irrtbüntltdj ofjnc Grben auf einer Steife geftorben fein. ($r ift audj woljl
berfelbe, toeldjer im 3. 1389 mit ber ©tabt 5Iad)en 3J?t6^cttigfcttcn batte
(Cuis, <Sd>nau <3. 16 ff.).
l ) 3n @. 85, 3Jnm. 2 fei f)icr nadjgetragen, bafi baä Original beS Sd)ös
nauer Öatenrcd)ts, ein grofjeS ^apicrblatt mit ber Sdjrtft beä 15. 3abrbunbert3,
fid) früher im 23efifc beä Ober:ftcgicrung3ratf)S 2B. 9Hfc ju Staaken befanb
unb mit ben uon tf>m biutertaffenen 2Ird)iöatien im 3- 1882 öon ber preu&ifdjen
$lrd)toüern>altung für bas ©taat&ard)to 311 $üffelborf angefauft murbc.
3 ) ftabne, (SJcfrf). beS ©efa)led)ta 23od)olfe II, @. 50; Out?;, Beiträge I,
S. 56.
3 ) 5öei to. ftürtl), beitrage unb Material &ur (SJefajidjte ber 91ad)ener
^atrijicr=?vamttien S3b. II, Sfaf). 2, 3. 93 merben So&anit t>on Uttnlenbonf unb
Obilia sunt 3- 1455 ermäbnt. Obilia mar tooty bie jtoeite ©emablin So^amt»,
tueun man nid)t überhaupt einen 3rrtbum ftabnes (ftdlnifdjc ©efdjledjter I,
S. 283 imb 102) anuebmen tuill.
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Beiträge jur ©efdjicfjtc oon Schönau.
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SHafo anafdjarcl III. c. 1350
mit feiner erften ©emafKin §lbiHe *'esneur.
£od)ter 51. Don 6d)önan % SBtnanb be SHobe.
Sofjann 9Wafct)crcC be 9tobe 1367 ©ottfrieb (©obart) üon
f). 2Waria oon Oupeü. (©djönau c. 1367—1389.
SBinanb oon s Jtobe. (*lifabctfj oon Schönau f). 1391
©erwarb oon ftloborp (erioäfjnt —1418),
erhält ®djönau als SWitflift.
Obtlia oon ftloborp c. 1455
f). Sodann oon 9flirlar, £errn oon 9J?i)Ien=
bonf, bem fic Sdfrbnau gubringt.
£f)eobor oon 3)firlar, &err Oon 3WnIenbonf nnb
Sdjönau 1 ) I). SJtoria oon ftloborp.
Sodann tfraft I. oon ajtylenbonf, $crr ?u <3d)önau f c. 1521 ')
2. ©emafjlin ©ibütta oon <3tecf.
Xictria) oon Sttölenbonf 1523 f). dl oon fcoemen 3 ).
I^cobor, £>err oon SRolenbonf unb @d)önau 1542
I). 2Inna oon 2>rad)enfels.
2. ftinb: 5. SHnb:
Straft 11. oon 2Rnlenbonf, ©ottyarboon^nlenbon^£erräu©of)r,9)leil,
$err ju 9J?eiberidj, ©djbnau ftronenbrud), <3d)önau, 3oron 1574—1596
unb Sooron 1559 — c. 1574. I). SJtoria oon SBreberobe.
5. $Hnb:
23altljafar ijmfictr üon 2Jft)lenbonf, §err ju Schönau unb
SBarben 1596 — + 3Wän 1629 Ij. feine 3flagb.
SlmanbuS ftreüjerr üon 2lnna SJtoria SKgneS.
2Wt)knbonf 511 Schönau, $err f). 1637 Slbolf oon
m Söarben unb &Ü18 .Hillensberg, ber c. 1660
man 1629- f 1674, Eeg. 20. ftirbt.
V) SJon f)ier ab oerbinbe idj ben 3Jig lenbonff djen Stammbaum bei ^fabne
(a.a. O. I, 6.283) mit ben 91ngabcn bei 0. ftürtl) (a.a.O.) unb benen bes
ftaScifelS im SRÜnfterfdjen StaatSardjiü. £ie 3af)Ien bebeuten bic 3afjre, in
benen bie einzelnen ^erfonen ermahnt werben.
*) Ouijr, <Sd)onau @. 20 füfjrt 3um 3. 1510 einen ®otn)arb üon 3JWcn=
bonf als S3cfifeer oon ©d)önau an, ben idj nirgenbs ermähnt finbe.
3 ) Ouij a. a. O. ibentifigirt ben Sictridj unb £neobor.
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100
«alt&afar Ijatte am 6. 3ttär* 1629 in feinem leftament feinen
£ol»t Slinanbus $um alleinigen Arbeit cingefefct imb iljm ben Auftrag
gegeben, feine 3d)roeftern Slnna s J)iaria unb eignes ab$ugütcn l ).
£o gcfcbal) eS aua) nad) feinem nod) in bemfetben Sftonat erfolgten
lobe; fpe$iell ben 2kftfc bon £d)önau trat SlmanbuS am 21. Sftärj
1629 an 2 ), itfad) ber im 3- 1^37 erfolgten Heiratlj feiner £d)tt)efter
s #nna s 3ftaria mit ttbolf oon Hillensberg brauen aber ^ßtütftigfetten
$ttrijdjem bem le^tern unb WmanbuS bornefmilidj wegen ber §errfd)aft
Farben aus, bie biefer am 4. yjlav\ 1661 bem 3°§ ann 23utrette
oerpfänbetc *). daneben crljob nun aber ein Detter beS 3lmanbuS,
üttarimilian bon ^nlenbonf, 2lnfprüd)e, mie es fdjeint, auf ben
gefammten iBeftfc bes erftern. 3lm 29. :)tobembcr 1671 forberte er
bie ,£errfd)aft Farben 4 ), nad)bcm er fd)on im Wuguft beSfelben
3af)reS bas £a)loj* ^a)önau mit (bemalt genommen, bie Slnna
Waria oon Hillensberg, beren (*emal)l s 2lbolf in$n>ifd)cn geftorben
mar, barauS bertrieben unb bic ^djäfee nad) Haus j\ronenbrud) 6 )
gefd)lc$>bt tjatte 6 ).
Mm 20. £c$ember 1674 ftarb nun Mmanbus, unb eS gelang
bem ^arimilian am folgenben Xage, £d)önau als „rechtmäßiges
(£rbc" in 53efi^ $u nehmen "'). dagegen fe^te finita 9ttaria bon
Hillensberg if)rerfeitS am 15. Juni 1676 teftamentarifa) ben iljr
bura) tljre Hctratl) öeroanbien Jjaaf ßambert oon 33lana)e sunt
l ) o. ftürtb a. a. D. 23b. II, Slnb- 2, @. 94 f.
■) Ludolf f 1. c. p. 37.
») o. ftürtb a. a. O. 23b. II, 9lm% 2, 6. 95 f.
«) ©benbaf. ©. 97.
*) S>aS $au« ^ronenbrudj geborte §u ber r ei cb8 freien fcerrlidjfeit
ftörftgen, bic, urförünglidj 9efi$t&um ber Herren oon ^loborp, im 16. 3abr*
bunbert an bie $reü)erren oon 2Jh)lenbonf fam. 2)tc £errlid)feit ftörftgen
ging üon bem ftürftentljum ÜJtoerä ju Sebn, loäbrenb ftronenbrua) ein öfter=
reidjtfcbeS £ebn toar, baS gu SRoermonb geboten iourbe. Stöberet f. $icf£
3ftonat3fcbrift für bie @cfd)icfitc 2Beftbeutfd)lanb3 II, @. 487 ff.; ögl. autb
WittfjcUungen bes Vereins oon ©efand)t8frcunben su 9tbcinberg I, @. 117
unb Slnnalen beä bift. Vereins für ben Webendem XXXIX, @. 20 unb 29.
6 ) (Staatdarebio 2Jffinfter a. a. D.
7 ) o. ©ramer a. a. O. IX, @. 105; o. ^ürtr) a. a. O. 23b. II, SHnt). 2,
@. 97.
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beitrage jur ©efd)ia)te bon @d)önau. 101
■
Arbeit ein M. So fam es benn $u einem langwierigen ^ro^efe am
9faia)sfammergerid)t in Sektor, auf beffen (5ntfd)eibung and) bie
alte, nod) immer niajt crlebigtc Streitfrage, ob Schönau $ur Untere
Ijerrlidjfeit Reiben gehöre, tier^ögernb roirfte. (sdjtiefttid) aber gelang
es bodj ber Familie tion 33lana)e, *u iljrem 9ted)tc $u gelangen
nnb fid} im ^efifce üon Schönau gegen bie Aamilie tion ^ölenbonf
$u behaupten.
£er 8o§n bes Jfaaf Lambert tion 5ftana>, 3o$ann ®ottfrteb,
leitete bann 1756 bie im Eingang ermähnten ^erljanblnngen mit
bem Kölner (frjbifajof Klemens Stuauft megen bes 9ftüii}redjts ein,
morauf ber Umftanb, baji bie Stabt 2(ad)en glcidfoeitig feine fog.
„Sd)önauer Sauften" (fleine Äutifermünjen im Stfertlje bon 4 gellem)
oerbot 2 ), mo^l nid)t olme Cnnfluf? mar.
3a) gebe im 5'0^ eu ^ en mc biefer^alb entftanbenen 8d)rift=
ftnrfe, fotocit ba3, tote fa)on bemerft, untiollftanbige Äontiotut bes
$ftünfterfd)en Staatsardjtos e3 ermögttd)t, mörtlta) ober im 2lus=
$ug. Die Beilagen $u ben 3d)reiben bes 3°^ ann ©ottfrieb tion
$8tana)e finb $um großen l^eit ben Elften entnommen, tueldjc ben
ermahnten s ßrojeB toegen ber Selbftanbigfett tion <Sd)önau betreffen,
nnb fönnen als eine @rgan$ung ber bereits tion Gramer abgebrutften
ober benufcten Dofumente gelten 8 ).
') <5>djönauer 3trdt»it>. ©ingebenbere Angaben über biefe 3nüfttg?eiten bietet
bie oben @. 81, 2lnm. 3 citirte Arbeit im ,,©ä)o ber ©egemoart".
*) Outj:, ©djonau @. 22. 3n ber SJhtnjfammlimg be3 Stadjener 2Jhtfeumä
beftnbet ftd), toorauf $err $rofcffor Eoerfdj mid) aufnterffam gu machen bie
©üte fjatte, nodj ein ©jemplar be8 oon Out 5 in feiner oft ettirten Sdjrift
über (Schönau abgebtlbeten ZfyaltxS üon 1542 unb einc8 ber oben ertoabnten
»ierfjellerftütfe.
8 ) 2lu8 ben §anben ber ftamilie bon S3tand)e fam ®d)önau befannttid) in ben
SBefife ber Familie bon SBroid), unb gtoar toar es ber am 13. Februar 1741
geborene toi SBilbelm bon SBroia), ber e8 ber Familie bon S3land)e abfauftc
(bgl. ». $fitt$ a- «. O. 23b. II, Stbtr). 2, ©. 5).
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102
fcanfen,
1. 3of)antt ©ottfrieb öon ©land)c an ©rjbifrfjof fflcmenö
Wuguft öon Sföln. — ©djönau 1756, Januar 7.
Öleidjtoic eö notorium ift, aud) ber in copia vidimata anliegenber
fattfocrlid)e SBrieff unb Siegel bcioebret 0, bafc meine rcid^«=frctjc fcerrfdjaft
®d)önan> unter anberen mit bem regali eudendae monetae öerfeben, mithin
foldjcs roobl bergebrad)t fenn, alfo bab id> jur benbebaltung fotbanen regalis
einige 2Wünfc«orten nad) bc8 ^eQligen 9töm. 9teid)8 Orbmmg unb beren be=
nad)bartcr 2ftüneberren fufe prägen ju lafeen mid) enti'djliefecn müfeen, unb
foldjcS Gm. Cbnrfürftl. $urd)laud}t als S8ifd)ofen ju 9ttünfter unb bc3 nieber-
rbeinifaVtucftpbättfcbcn GratoBeä mit aufefdjreibenbem dürften unb Directori
untertbänigft ^u erfennen geben follen, (Sburfürftlidje Smrdjlaudjt ju
langtoierig bödtft bcglücftcr Regierung ber Dbbutb ötotteä bebotift empfeblcnb.
G^itrfürftl. $>urd)laud)t
untertbänigfter
3. ©. 9tfbr. öon JÖIandjc unb Sd)önan>.
2. Stönig 2nbred)t I. beftatigt bem ©erwarb öon Sd)önau
bte Sßrioilegien feiner fcerrfdjaft B6)'6nan. - ftöln 1302,
Df tober 25.
Albertus dei gratia Romanorum rex Semper augustus universis
sacri imperii fidelibus salutem. Noveritis quod, cum nobis strenuus vir
Gerardus de Schonawen clarius demonstraverit, quod ipse et sui prae-
decessores Castrum et dominium de Schonawen propo Aquis cum per-
tinentiis, villis, vicis, domibus, bonis, paseuis et nemoribus, hominibus,
lassys ceternque incolis et subditis, alta et bassa iurisdictione aliisque
iuribus et regali bus, videlicet reeipiendi assisias et vectigalia, eudendi rao-
netam, venandi hactenus habuerint et quiete possederint, humiliter et devote
petens, quatenus se suumque Castrum et dominium de Schonawen cum
pertinentiis in nostrara et sacri imperii protectionem reeipere dictaque iura
et regalia confirmare dignaremus, devotae eiusdem petitioni annuuntes,
') 3. baa jotgenbe £ofument.
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Beiträge jur ©cidjidjte oon Schönau. 103
ipsum Gerardum eiusdemque Castrum et dominium de Schonauwen cum
pertinentiis in nostram et aacri imperii protectionem recipiamus (!)
specialem praefataque iura et regalia omnia et singula, quibus dictus
Gerardus suique praedecessores hactenus in praefato dominio de Schonawen
usi sunt et gavisi, de plenitudine nostrae rogiae potestatis confirmemus (!),
volentes, ut ipse Gerardus suique haeredes et successores in dicto dominio
de Schonawen eisdem iuribus et regalibus, ut praefertur, in perpetuum
uti libere et sine impedimento gaudere possint ac valeant — In cuius
rei testimonium ac robur praedicto Gerardo has literas patentes nostro
sigillo regio communitas dedimus. Datum in castris prope Coloniam
anno domini millesimo trecentesimo secundo in die beatorum Crispini et
Crispiniani martyrum, indictione prima, regni vero nostri anno quinto.
9tod) bcr notariellen ßobte eine» üon bcn aBürgermeiftern, bcn (Sdjöffen
unb bcm SRatf) bon Stadien ausgefeilten SnftrumentS, toorin fte bejeuflcn, bafe
»altfjafar ftreifjerr oon 3Hölenbonf tynen bas gleidjlautenbe bcftcflcltc Original
borgest fjabe, d. d. 1615, Stuguft 22.
StaatSardjio m fünfter. fr »fter. £anbeäard)iü 36 M .
3. Siemens 21 u g u ft , ($ r ä b i f d) o f bon StÖln, überfcnbct
b c m 2M n ft e r f d) e n ©eljctmcnStatl) b a 3 © e f u d) b c 3 3f r c t =
Gerrit oon Sölandje mit bem auftrage, barübcr ju bc*
r i d) t e n. — 23onn 1756, Januar 9.
4. Sodann ©Ott frieb oon 23 1 a n d) e an ben © e Ij e t m c n
SR a t f): er fj ab e erfahren, bafe feine ©ad) e t$m jur SScg ut*
adjtung oorltege, er toerbe ifjrn bcsljalb am nädjftcn
^ofttage berieten. — Sdjönau 1756, 3annar 28.
■
5. ^o^ann ©ottfrieb oon Sölandje an beu ©ef) einten
9tatl):erüberfenbct ifjm baS folge nbeSdjriftftücf ncbft
2t n tagen. ~ «Sdjönau 1756, ftebruar 4 -
6. fturfccr unterridjt über bie bef d)aff c n r) e i t beriReid}g=
Ijerrfdjaft Sdjönam unb berofelben anflebigen begatten.
Das §au$ unb ^errfdjaft Sd)Önato ift ein frencs f o n n e n l c I) e n,
fo oon ©ort unbt ber fonnen mittelfe ©tnneljmung ber ©rbljulbtgung oon benen
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104 §anfen,
unterhatten unb anberer üblidjer folcmnitaten teate D. iwses*. de Ludoltf
in observat. forensi 8™ unb nad) auStbeifj anltegenben Documenti sub
n^L l^ 1 ) empfangen tbtrb, perinde sieut reges et principe« regna sua a
Deo ter optimo, ita domini in Schönaw Castrum et dominium suum non
nisi a solo Deo agnoscunt per ea, quae tradit Trittaus in tractatu 34 de
feudo solari, vulgo @onneulef)en, per totuni; uti enim in Longobardieis
legibus allodialia quasi sine hominio vocantur, quae a nemine recognos-
cuntur, nisi a Deo, ita quoqüe castra ista et iurisdictiones, quae €>omtett=
ler)en vocantur. a Sande, tractat de Feud. Cap. 1 n °. 2 a ).
2)tefcS fcrjlofe unb frebtyerrfdjaft 8d)öuan> ift mit attcn Regalien, aud)
in specie mit bem Regali eudendae monetae lautb, bem an fe. ($f)urf.
^rdjlaudjt ju Kotten alfe SMfdpffen ju fünfter unb be3 nieberrljetnifd>h)eft=
pfyältfdjen (SrabfeeS aufefdjreibenben dürften unb SMrectoren unterm 7. Januarii
jüngft untertfiantgft erlaffenen anfd)reiben bengefügten fanferltdjen SrieffS unb
ficgcl de anno 1302 3 ) ntdjt allein berieben, fonbern aud) tu $aiferltd)er
2Jtojeftät unb be3 h. 9tÖmif$cn 5tetd)s fperiale protection angenommen, mithin
Ijabcn jeitfidje Herren gu <3d)önan> bag SWünj regalc mittelfe Prägung atter=
fjanbt bi^ auf rjeutigen Sag gangbarer 3Hünfe ©orten bermög benfommenben
documenti sub nJL 2^ beftanbtg 6er)bet)aUen, bergeftalt, bafe fie bermög
$Retd)fe=6onftitutionen unb 2Baf)l=Gapitulationen babeto umb fo mel)r ju fdjüfcen
unb äit Ijanbhaben Jenen, alfe bie Steidjfj Smmebtetät ber frenen r)crrfcrjaft
(SdjÖnaro burdj sub njL 3*™ nebengefieube Äanferlid)e Urtyefl, toobeb fogar
gnäbtgft erfannt roorben, bafe ber ^abferüdjc fiscal ben ÜWatricularanfd)Iag
Don btefer §errfd)aft Sdjönatb jm beforgen fjabe, nidjt allein beftgeftettet unb
berührte §errfd)aft 6cfiönatb in be$ ftabferlidjen uub 9teid)fc(Sammergericr)t$=
Sßfennigmeifterei fpeeifteation aljj eine im roeftprjdlifdjen ßrabfj gelegene or)n=
mittelbafjre retdjefrebe £errfd)aft (autr) adjecti sub n» 4j_ annotirt, fonbern
aud) bon be& nteberrr)etnifcfj=roeftfäItfcr)en Graojjes auSfdjreibenben dürften uub
Strectoren bermög adjunetorum sub niL 5jl unb 6 ^ bafür gnäbtgft agnoSciret
ift, mithin bte Herren ju @d)önato in 93efifc ihrer Regalien uub 3uri8=
bictionalteu contra violentes turbatores, invasores et spoliatores
l ) ®en 3nf>alt biefer unb ber folgenben S3eüagen j. unter 9lr. 7a — 7g. S3gl.
Lud ol ff 1. c. p. 37. SDort ift ein ftotariatsinftrument über bie Snoeftitur bed Stmanbuö
oon SDtylenbonl! mit Ödjönau otn 21. Sttarj 1629 abgebrueft.
a ) ©emetnt ift rooljl Fridericusa Sande, Commentarii ad consuetudines feu-
dales Äeldxiae.
*) ©. oben ©. 102.
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Jöciträflc jur ©efd)td)t« üoit Schönau.
105
lautf) sub 7?° bettgefügter fattfertid)cn Urzell altergnäbigft mauutenirt
toorben.
7a. WotariaUinftrumcnt bom 20. 3a im or 1675 über
bie am 21. £ eg e m b er .1674 erfolgte 23cfifcergreifung ber
£errfd)aft Schönau burd) 2ttaEim ilian bon Sttttlenbonf.
»bgebr. bei b. (Sramer, 28efelarifd)e «Rebenftunben IX, ©. 105.
7b. 2lu8fagcn ber gtoölf ätteften Untertanen bon
© d) ö n a u bor bcmbortiflcn@d)nttf)et& unb b e n <3 d) 6 f f e n
über bie i|nen befannten <s d)Ö naui fd)en 3W ü n j c n. —
1729, September 27, begib. Oftober 4.
2)te meiften haben ben bei Du iE, Schönau abgebilbeten £haler £f)eobor$
oon 2RbIenbonf au« bem 3- 1542, einige aud) (Mbgulben aus bem Anfang
beS 16. Sa^unbcrtS gefeben.
7c. SluSgug au8 ber „Sententia publicata" b e 8
9teid)8fammcrgerid)ts inbemSd)önauer$ßrogefi. — 1720,
3mti 21.
3n entfdjiebener faefpen toettlanb Slbolff bon £tffen$berg unb feines
(SfjetoeibS Slnnä 3Jtoria bon 3RoIenboncf toiber aud) toettlanbt SRagimilian
unb 2(manbum bon SDlblenboncf mandati de non ostendendo etc. in puncto
supplicationis pro mandato cassatorio, reatitutorio et de exequendo iefct=
gebauten Slmanbt toiber SKajimUianum bon 9RbIenboncf, iefco beren (ührben,
io specie 3fa«c Lambert be Stauche toiber (Uottbart ©rafft bon STtttlenboncf
unb beffen e^etoeib ^Margarethen ©tifabetb baS £aufe unb b«rlid)feit Sd)onato
betreffenbt, ift nunmehr ßicentiat (Steinhaufen principalen alle« refpectibe in
borigen urtljeln fd)on bertoorfenen unb ad separatum proceasum bertoieienen
aud) ungegrünbeten unb obnerbeblid)en ©imoenbenS obngefunbert glaubliche
angeig gu thuen, bafe ben am 7. 3ultt 1674, 12. Februar 1675, 17. Martii 1676
ergangenen urtheln mit reftitution beä Jpaufeg unbt föerttebfett
Schonato an gebauten be Sölandje alfe ab intestato aud)
Xeftaments (Srben toettl. Slmanbi, 2lnnä 2Wariä unb 2lgne8
©efdjtoiftcrn bon 9W tt l e n b o n cf geborfamlid) gelebt fette, geitb gtoeoer
3Wonatf) pro termino et prorogatione bon ambtfe wegen angefefct, mit bem
Anhang, too er foldjen alfo nicht nad)fommen Wirbt, bafe alfeban baS Mandatum
de exequendo aufj ber ©anfclet) gefotget toerben fotte.
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106
$anfen,
Claus, conceraons.
©nbtlid) fotten bicfc acta bem farjfcrlidjen Fiscali jugeftettt werben,
umb megen eine« (Samerai=^atricular^nfd)laa$ oon biefer fccrrfd)aft Sdjönam
bie notturft ju beforgen 1 ).
7d. HitSjuö au8 einer in Sßcfclar flebrneften 3u =
fammenftetlnng ber am 31. $cacmbcr 1756 rücfftänbigen
3ttatrifularäaf)lnngen ber 9teid)8ftänbe. Unter Ickern ift
Sdjönau aufgeführt.
7e. ftopie eines Sd)reiben8 ber au8fd)retbcnben
Stanbe b e 8 nieberr&cinifdj«tDeftfälif$en Greifes an
3faaf öon 33land)e. — 1712, 3uli 29.
Sic forbern ifjn auf, innerhalb 3 SBodjcn bem am 15. 3uli gefprodjeneu
llrtbeil be8 9icid)8fammergerid)t8 in feiner ^rojefefadje gegen ben preufjifd)en
Oberftsßieutenant #reif)errn oon 3Jh)Ienbonf p frronenbrud) ftolge ju geben.
2)iefe8 ging bar)in, bafe er bcmfelben leifte „toürcflidje föeftirution uub au8*
raumung be8 fjaufceS unb farrfdjaft Sdjönato cum pereeptis et pereipiendis
nebft ©rftattung atten ifrate S«if)erm öon 2Jhü)lenbuncf oerurfadjten fdjaben8 M .
3(m 24. 9iooembcr 1712 mieberrjolen biefelben obige Stufforberung, ftetten
aber nur nod) einen Dermin öon 4 £agen, anbernfatte follen w be8 (Sljurfürften
3U Sßfalfc ©ülifdje Beamte gu SBilfjelmftein" bie ©jefution im tarnen ber
ftrei8bireftoren übernehmen.
7 f. DieSRättye ber au8fd)reibenbeu Stanbe forbern
bie unterlieg cnbe Partei in bem^rojefeSÖIandje gegen
3Kt)Ienbonf (e8 ift ©ott^arb Straft öon 9Jinlenbonf gemeint, f. oben
9ir. 7c) auf, if)rem ©egner (ölandje) innerhalb 4 2Bod)en
„b a 8 & a u 8 unb bie £ c r r l i d) t e i t Sdjönam j u reftituiren
unb abäutretten, ober im 2Bibrigen ber toürcflidjer (Sraöfc
orbnungömäfeiger ejecution of)nfef>tbar ju getoarttgen".
— „©eben in Directorio GöHen", ben 4. September 1721.
Diefelben hrieberf)olen am 4. 3anuar 1722 biefe «ufforberung unb ftetten
einen üicräcljntägigcn Dermin.
*) £er jäl)rltd)e Ertrag ber §errfd)aft Sdjönau in biejer 3eit betief fid^ auf 390 Sljfr.;
{. d. Gramer a. a. £>. IX, ©. 63.
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aSeiträßc $ur ®eftf)td)te bon ©d)önau. 107
7g. ftammcrgerid>t8entfd)eibung in bcm ^rosefe
astandje su <3tf>önau gegen Söongart gii Spaffenborf in
93ctrcffbcr3uöcl;örigfcit bon @d)önau3ur$crrltd)feit
Reiben. - 1751, Dftober 27.
SCbgcbr. bei b. ©ramer a. a. D. XI, S. 101.
>
8. 2( n t tu 0 r t b e 3 3Ji ü n ft e r f d) c u ©e^eimen 9t a t b 8 an
ben ©rgbifdjof SMemenä Sluguft bon £ÖIn auf 9i r. 3. —
1756, Februar 6.
3rf)r. öon 23land)e tjabe juiar nadjgetoicfen, „bafe bie ftreiljerrn bon 9Hblen=
bonef, meldje aud) bie $errfd)aft ©djönam befafeen, ehemals 3Wünfe fmben
prägen tafeen", bod) erforbere es nod) eine befonbere Unterfudjung, „ob bie
ftreifjerrn bon 2fttilenboncf alfe Herren su <5djönan> folc^e 9Jffinfe
fjaben prägen lafjcn unb nadjero bie öon Slaudjc baS 9ied)t unb bie poffeffion
bcljörig beibehalten unb conrinmret Ijabcn".
9. $ r e t f) e r r bonSBlandje an ben3ftünfterftfjen<5Jeljeimen
91 a t ff. — 1756, Februar 18.
(£r überfenbet Ujm eine 3 c i^« u "9 ber bei üuir, abgebitbeten 9Wünje
£Ijeobor8 bon SDtblenbonf unb fäfjrt bann, fort: „2>iefeinnad) feonbt meine
SSoreltern über bie £errfd>aft (Sdjönam beim ftabferttrfjen ftamutergeridjt in
9ted)t3ftreitigfeiten geraden unb barauS per invasores violentes bertrteben
gemefen, bife mein tyrx SBatcr immittirt toorben (f. oben 9lr. 7 c) unb gleid)
barauf berftorben ift; ob nun bie 6djonamifdje invasores unb usurpatores
baben münden laffen, foldjeä ift mir bermablen nidjt betouft, toenigfteuä non
currit istud tempus invasionum et usurpationum, unb fetjnbt bie bon
meinen Voreltern in ber &errfd)aft <S>d)önatö geprägte 2J?ünfcforten befag bei=
fommenben Documenti bife auf fjeutige ftunb gangbafir, toobeb bie präg
aufjgebrucft ift, unb toeilen biefer ortf/en ba8 commercium wegen ber 2lad)ifd)en
fd)led)ten rat^jeid)en faft geljemmet ift, fo bin id) geftnuet, anfänglich $opf=
ftücfen nad) ber (Sfjurs unb dürften ober gcneral 2Barabin§ ftufc prägen ju
laffen."
ftiber finb hiermit bie TOenftürfe beä ^ünfterfd^eit 6taat&
ardjtoä, fotoeit fic unfer 3"toeffe beanfbrudjen fönnen, $u @nbe;
bie fotgenben betreffen nur bie 2lbfidjt beä Sttünfterfrfjen ftatljs, fttf)
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108 $anfen, beitrage jur ®efdjid)te t>on Schönau.
mit bcn 3ülid)fd)en unb Sranbenburgijctyen iHätyen in bicfcr 6ad)e
in ^crbinbung fc^cu ; tote fdjon bemerft, feljU bic (*ntfd)eibung ;
melfeidjt tft fic in #olge ber 1760 bon Schönau ergtoungenen
2Inerfennung ber furpffiljtfdjcn Cberfjoljeit gar nid)t getroffen toorben.
80 fann benn auety icf) nur mit ber Sitte fdjliejjen, bie fdjon
Ouir am (*nbe feines «cfyriftdjenö über (Schönau ausgeflogen,
ein Slnberer, bem »eitere Materialien $u (Gebote fteljen, möge meine
Zotigen ergänzen.
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JPaffern imh mm ^i^ungm
Sßoii SRtdjarb $icf.
3m Greife 3ülia) gibt e§ $mci Dörfer be3 kantend Rattern,
bic $ur Untcrf Reibung im ^olfSmunbe, ba3 eine nad) -Jfterfcf) ein-
gepfarrte 23refceln = ^attern l ), ba§ anbere unmett Sllbenljoöen
gelegene ©eufen= Rattern genannt roerben. Über baä ledere
foUen §ier einige Mitteilungen folgen.
€b ber Warne Rattern mit 9ted)t Slnförua) auf römifa)en
Urjprung ergebt, bürfte fdnoer gu fagen fein ; bie (?nbung =ern, bie
im Sülidrfdjen biclfad), aua) bei CrtSnamen entfajicben beutfajer
§erfunft nneberfeljrt, lägt eö immerhin gtoeifet^aft erjajeinen 2 ).
©eroijj aber ift burd) aufgefunbene 5lltertf)ümer, bafj bereite bie
Börner jid) an ber Stelle be3 jc&igen Rattern ober boa; in feiner
näajften Umgebung angeficbelt Ratten. Die fiage bei ^roet 2$erfeljr3=
l ) 3« 2Rcrfdj unb Rattern toirb eine befonbere 9lrt tum ©regeln gebaden,
toelaje unter bem Tanten „9Rerfd>r SSre^em" auf bie Sabrmarfte ber Rieden
unb Dörfer be8 ganjen 3ülicf)cr itonbeS gebracht werben (Äaltenbad), 2>er
9legierung8bejirf Slawen @. 263). Sßieberljolt ift biefeä (33refceln=) Rattern
mit einem fett bem Anfang be3 17. 3abrf)unbert8 öerfdjnmnbencn $orfe
Sßetternid) ätoifdjen SüUdj unb SBroid) öertoedifelt morben (ogL ßacomblet,
Urfunbenbud) II, <5. 151, 9tr. 292 unb @. 430, Mr. 730; IV, @. 797, ftr.
655; ftaltenbad) a. a. D. @. 263). Über lefetcre^ f. »rodmüller,
Sopograpbie ber ©tobt unb beS greife» 3ülid) ©.4, ö. ÜRirbad), gur
Xerritorialgefdlicbte be8 ^erjogtbumS Sülid) %% I (Öebburger ®d)ulprogramm
1874), @. 4, unb Slnnalen be8 ^ift. »ereütf für ben «ftteberrljein XXXV, @. 63.
') Sgl. ftörftemann, 3>ie beutfcfien Ortsnamen @. 197.
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110
wegen 1 ), meiere nod) fjeute borhanbeu jinb, mar einer Mteberlaffung
günftig. 3 m $o(fc crjätyt man jid) aud) bon einem $etbnifd)en
Icmpel, ber bormalö in Rattern geftanben Ijabcn foU. #roei jefct
öerfd)iounbene s 3Jtotronenfteme, bie man im 17. Jafjrljunbcrt in ber
9täj)c fanb, mögen leicfjt ui biefer 3age 3lnlaft gegeben fjaben. $*on
beiben Xcnfmälern berbient einc$ befonbere l$rh>&$mmg, rocil e3
lange unb bis in unfere $cit r)tuctit als ber (ftrabftein bc3 römifdjen
CMefct)ic^tfcr)retbcrö Xacitu3 galt 2 ). Wort) im v s. 1819 berichtete
*) $cr eine biefer SBegc gefjt oon tffdjroeiler über ftronboben, $attern=
bäuSdjen unb Sourbetm nad) 3ülid) (bgl. barüber 3af)rbüd)er beS SBereinS
bon 9lltertbumafreuuben im SHIjeinlanbe LXXV, S. 188 f.), ber anbere, ibn
burdjfdjneibenb, bon s }llbenboben über Rattern nadj 2>üren. SRiajt unmöglid)
wäre, bafj mit bem tefctern 2Bcge baS Stücf Strafte sufammeubinge, meldjeS
Dberftlteutenant Sd)mibt bor mebrern ;3abrsebnten bei 3ttariah>eüer aufgefunben
bat (baf. XXXI, S. 137). ©ine „via que prope Miluchwilere trans Ruram
ad Aquisgrani tendit" tbirb fdjon 973 angeführt (Sacomblet a. a. £>. I,
S. 69, 9?r. 114; bgl. Sonn, ^Rümpel unb ftifdjbacb, Sammlung bon
Materialien jur ©efd)id)te SürenS S. 591). 2>afe e& bon e^tDetler ber
3 ro e i alte 2Bege in ber 9cidjtung naa? 9llbenbobcn unb 3ütid) gab, erbeat
mit ©etbifebett aus einer llrfunbe bon 1466, worin „up deme Alden-
hoever wege dry morgen ind up der herstraissen by dem lande
van Oeverbach ouch dry morgen" ermähnt Werben (Strange, Beiträge
3ur ©enealogic ber abltgen Gtefcf)Icd)tcr VIII, S. 73; bgl. aud) Beiträge 3ur
Öefd)id)tc bon ©frfrtbciler unb Umgcgenb I, S. 81). Demnach fdjeint bie
„fteerftrafee'' bie beutige (5rfd)h)eilcr=3ülid)cr fianbftrafje $u fein. 2ln it)r
lagen aud) bie bon 3)aem bon Söroid) genannt Rattern 1476 ber SHrd&e gu
2>ürtoif$ gefdjenften 3 Morgen Sfeferlanb „in $roenboeber belbe an bes \)tx-
sonegen nutjn morgen gelegen, bac bie berftraiffe burebgeit" (Beiträge
jur ©efä)idjte bon ($fd)toetler unb Umgegenb I, 8. 280).
*) 3ucrft gebeult biefeS SteinS (epitaphium nostra aetate humo
refossum) 1640 ber ^ürcner^rangtSfanermönd) % o I i u 3 (Exegeticon hist.
8. Annae p. 233), obne jebod) ben ^unbort ndfjer 3U beseiamen. üftadj SßoliuS'
SBorten bürftc bie Stuffinbung in bie erften 2)eäennien beS 17. SabrbnnbcrtS
31t fcfccn fein. 9ftid) einer Chronica ms. Aquens. berietet O u i r, (®efd)irfjte
ber ebemaligen 9ieid)3=2Ibtei SBurtfrfjeib S. 1.1, 3lnm. 3): „3n bem #ird)borf
Rattern, Är. 3ülid), foU im 17. 3abrbmtbert ba$ ©pitapbium eines SRömerS,
£acitu$ genannt, gefunben toorben fein. 3>er bamalige §err |bon] 2lbr 3U
Rattern liefe baäfelbe, aus gmei Steinen beftc^enb, als ©effteinc bor bem
©ingang in feinem Schlöffe einmauern." Über bie Schiebungen beS ®efcbid)t*
fdjreiberS XacituS jum Webenbein bgl. Sergf, 3ur ®efrf)i(bte unb Xopo=
grabbie ber 9tbeinlaubc in römifeber 3cit S. 40.
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Rattern imb bic «ßfarrf ird)e m ©enemer). 1 1 1
Darüber ber als Eremit tum (Gauting befanntc Xtyeobor ^reiberr
tum Bollberg 1 ): „J" bem Torfe ©eufeu4>attern unroeit Sülidj
fanb man oor bieten .Jahren bei bem &>icbcraufbau einer abgebrannten
$urg 7—8 guß in ber <£rbc ein römifdjes $rab. 2luf bem Sdjluf^
ftein ftanb Cornelius Tacitus. Tiefer £tetn mürbe jerbrodjen imb
neben bie (Jinfatjrt bes ^urgtljor§ (als ^rellftcin) geftellt. Später
madjten bie ^emo^ner bes» Torf3 einen v lBafferbcr)alter nnb brausten
biefen Stein jum belegen bes ^obenä; — megen ber ©teid)beit
mürbe er fo gelegt, bafi bie 3cr)rtft nad) ber (*rbe gemenbet ift.
Ter ehemalige fönigt. bairijdjc ^ogt=5Rajor $u 3lad)en, ^reiben*
toon #abri, geigte biefc$ ber Regierung an, um iljn ba megutneljmen ;
allein e3 unterblieb unb mic mir ,£crr bon A*abri nodj bor fturjem
fagte, fo liegt biefer @ebäd)tniftftein be3 ^aterö ber beutfa)en ^e-
fdjtd)te nod) ba." (*tma brei 3abrjel>nte fpater ließ roirflitb, bie
ftöniglidjc Regierung gu Slawen, burd) einen äfmlidjen 33crtct)t in
bem „5öcft^älifa)en Slnjciger" berantaftt, bem Verbleib be3 be=
rühmten Örabbenfmalö nad)fpürcn, freilief) o^ne Erfolg; benn balb
nad#er (1853) roieS ber um bie rr)etntfd)c 9lltertI)um§forfcrMng
r)ocr)berbiente ^rofeffor ^raun aus ben 2lufteicf)nungen be3 Kölner
@elef)rtcn $gibiu3 (MelentuS nadj *), bajj es fid) bei bem angeblichen
©rabftein bes römifdjen ®cfd)id)tfd)reibcr$ nur um einen bon
Gorncliuö $eruä lacituö ben matres Alatervae 3 ) ober Alaterviao
») S3onner 2Bod)enblatt 9lr. 415 Pom 20. 9Hai 1819.
s ) 3abrbücf>er bc3 Vereins bon 2UtertfmmSfreunben im ftbeinlanbe XIX,
@. 94 ff.
3 ) (Sefjr ttxibrfdjcinlid) ^ängt biefer ÜJtotronennctme mit bem benachbarten
„uralten" Orte 2lltborf äufammen, baS frütjer Stltorp, 2Utarp, Slltrap, 2lltrappen
biefe unb toofjl aud) mit beut bisher unbefannten (1290) Sitttreppe im 3ültdrfcf>cn
(ü a c o m b l e t a. a. D. n, ©. 537, 9hr. 901) gemeint ift. 2)er rbeinifcfje
©bmnaftal=$)ireftar 3ob- ßeureniuä aus Sftanberatb nennt es 1646 „alta ripa
vulgo Autrup", ^cter SßallanbiuS 1582 „pagus vetus, vulgo Ziletdorpff
(Über bie StaenSformen Drreppe, Hutreppe, Dltrep :c. pgl. Grandgag-
nage, Memoire sur lea anciens noras de lieux p. 96 unb 128.) 3« äl)nttd)er
SBeife tonnten bie bei Slltborf (nid)t SUSborf im ßanbfreife Sladjen, UrieCutE
a. a. D. @. 15, 3lnm. 3 Kuchenbecker, Analecta Hassiaca coli. III,
p. 222 nadjfdjretbt) gefunbenen matronae Hamavehae üon bem naf)e gelegenen
$orfe §ambadj (am ©Ubad)), baS fd}on in fronfifdjer 3eit Dorfommen foU,
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112
errichteten i>ottoftetn Ijanble. Über ben tarnen (Kornelius &cruö
lacituä ftcllte $raun eine eigene Wb^anblung mit „intereffanten
tRefultatcn" in 2luöfia)t, of>ne leiber auf bie 8ad)e *urücf*ufommen.
Dottel ftebt aber, glaube id), in jebem falle feft, baft ber ,/^atcr
ber beutfdjcn (*efd)id)tc" mit bem (Erridjter be3 ^otiofteins nidjtö
gemein Ijat unb fein 9?amc baljer auä ber Gb,ronif bon Rattern ein
für allemal $u ftreidjcn ift.
(Ein toeitcr Sprung fütyrt uns auf bie ooltötljümUcfie $e$eid^
nung (fteufen^Jtattern. Allgemein nimmt man an, ber Beiname fei
bafyer entftanben, baft ^ur .^eit ber s J>rotcftanten=$erfolgung in ben
9Ueberlanben bura) $llba (1567) ^nljlreicfye (Emigranten in Rattern
ein 9lfnl gefunben Ratten l ). iWidjtig ift aücrbingä, baj? in früherer
3eit bie s ^rotcftantcn im '^üliWw (fteufen, ölattb. @üfen ^iefeen
unb öcrein^elt auef) nod) b>ute fo genannt merben ; bennoeb, fann
Rattern feinen Beinamen nid)t bon Urnen erhalten Ijaben, ba e3
nadjmcislid) bort niemals eine protcftantifdje ©emeinbe ober audj
nur ^roteftanten in größerer Sln^aljl gegeben Ijat. ^m 17. v v \a^r=
Rimbert f)atte ber Crt nur eine Familie reformirten (Glaubens unb
$h)ci gcmifdjte (Eljcn, bie i^ren ^otteöbienft auf bem ftaufe 2lfjr
gelten 2 ). (*nbe ber 60er 3 a § re biefcö ^atyrljunbertS roaren unter
naf^u 500 (Eimoofjncrn bafclbft 6 protcftanttfcfyc ,\amilien. (Eine
ober aud) dorn 3)orfe Hamich (ftunbort römifd)er Slltertbümer) abgeleitet toerben.
Ob bie ebenfalls im 3ültdjer ßanb öerebrten matronaeGabiae ober Gavadiae auf
©euenidj (altere 9tomenäformen: Gavenich, Gowenich, Gauwenich, Geuwenicb,
Gewenich) beuten, tote Oereinjett bebauptet morben, bliebe ?u unterfueben. ©et=
läufig fei bemerft, bafe ber ben matronis Rumanehabus gefefcte SBotfoftein nidjt
3U Slltborf (0. §üpfd), ©ptgrammatograpbie I, ©.57; $od), @efc^icr)tc
ber ©tabt (£frfjn>eilcr I, 3. 29 u. 21.), fonbem in „föumanfjeoin", einem SBorort
toon 3ülid), gefunben würbe (bgl. Brambach, Corp. inscr. rhen. p. 132,
no. 601). Über ben 3ufammenbang ber ajtotronennamen mit ben DrtSbe*
nemtungen f. £ c r \ d) , Gcntralmufeum rbeintänbiidjer Snfdjriften I, @. 25 ff. ;
Sjabrbüdjer beS SBereind öon SlltertbumSfreunben im 9tf)einlanbc LXVII,
@. 53 unb LXXVI, ©. 234; 2Beftbeutfa>e 3citfd^rift für ©efebtebte unb ftunft I,
@. 146 ff.
») ©onner ffiodjenblatt 9lr. 415 oom 20. 3Wai 1819; Off er mann,
©efd>id>te ber @täbtc, Rieden, Dörfer zc. @. 45.
*) 33 o n n , $ic ©efebiebte bcS ©etfc unb #reiablid)en ftlofterä SBenau 2C.
<5. 158. Sluffallenbcr Söcife nennt au<b ber frühere ikbrer äu Stolberg,
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Rattern unb bie $farrrtrd)e ju (Seuentcf). 113
anbcre Weitung be3 #einamenä, btc neuerbingö aua) Strange 1 )
Oermutljet fytt, bürftc ba^cr bcgrünbeter erfahrnen. 6eit bem
12. ^ft^w^crt toirb in Urfunben ein Crt „Äerctd)", einft 6i&
eineä gleichnamigen 2lbel$gefd)led)t3, in $erbinbung mit Rattern
ermähnt 2 ). 3 n öcr cr f* cn ^alfte be3 15. ^a^r^unbertä lautet
biefcr 9tome „ftirfcid)", fpäter, j. 33. 1482, Äörfcenid), $ulefct, im
16. ^ahrfjunbert, $urkeuich 3 ) (unb rooljl aud) ©ür^nidj). £iefe$
je^t oerfd)nmnbenc ©ur^enid) unb Rattern mögen baä heutige
©eujen^artern fein. 3unäa)|t ^at bie 9lu3ftopung be$ r (baö
s $olf fagt noa) ^eute ©ityemd) für (Mür$enidj bei Düren) unb* bie
2lbfd)leifung be3 £ ober 3 ju f nidjtö HuffailenbeS an ftd); bie
3. © <h m i b t , in feiner (äfcograpbie unb ®ejdjid)te be8 ^erjogtbumS S3erg ic.
(1804) S. 262 Rattern (@eufen#attern) ein fatbolifcbeS fftrdjborf mit öielen
reformirten Einwohnern.
*) a. a. O. I, S. 37.
*) 3n Bereich befafj bie 2tbtei Siegburg ein ßebngut (beneficium), ba8 fte
an Simon oon Rattern oergeben, oor 1166 aber oon ihm unb feinen Söhnen
für 18 solidi toieber eingelöft l)attc (ß a c o m b l e t a. a. O. T, S. 292, 9h:.
421 unb S. 337, 9fr. 478). 3u ben »errungen biefer Slbtei gehörte aud)
„in Speie (Spiel, $orfim Greife ^filid)) collatum allodium pro Milone et
Diepoldo de Kercich, unde solvuntur sex solidi" (ebenbaf. I, S. 292,
9fr. 421).
8 ) Strange a. a. O. 1, S. 37; II, S. 158 unb Derfelbe, ©enealogie
ber Herren unb Freiherren oon SBongart S. 35 unb 38. $)tc SJerlangerung
oon ftirfcicb in Stirfcenid) ift nicht auffattenb. ©3 gibt zahlreiche Söeifpiele
ähnlicher 2lrt (Uetpenid), früher Ulpid), Sinzenich bei 3ülpid), früher Sinzig :c.).
9tocb ©rocfmüller (a. a. 0. S.,,51) unb 0. ÜDHrbad) (a. a. £). £b. I,
S. 4) fott ba3 2>orf SRerfd) (ogl. o. 109, Slnm. 1) oor 1610 „ftifcenich"
(ftirfetg, ftirfceuidj) genannt worben fein, damals habe ber Ort nur aus ben
Käufern beftanben, weldje iefct noch um bie SKrdje lägen. S)ie Angabe ntufj
aber irrig fein, menigftenä habe idj nirgenbmo jene SBejeidjnung für ba8
Dorf 3Wcrfd) gefunben ; mobl aber Werben beibe, SHrfcenid) unb SWerfd) (öolfstb.
„op ber Sflerfdjen"), ju Anfang be8 16. SabrbunbcrtS als stoei oerfcfjiebene
Ortfdjafteu nebeneinanber genannt («Strange, 83ongart S. 38). 9Rerfd) toirb
im 16. Sahrhunbert als Strdjfpiel angeführt (öinterim unb 3R o or e n a. a. D.
II, S. 77); fdjon bie« fpridjt für ba8 2llter beS Ort«. 2Ba8 aber ftalten=
b a d) (a. a. D. S. 262) unb O f f e r m a n n (a. a. 0. S. 40) barüber jum
3. 896 berichten, beruht auf einer SSertoecbfelung mit bem tujemburgifdjen
«Dorfe gleichen Samens. Sludj ba8 „Moiraissin" be» über valoris (23 i n *
t e r i m unb 9W o o r e n a. a. O. I, S. 183) ift nicht SRerfcb, toie noch
8
Iii
Umbilbung bcä jo umgelauteten ^amenä $u ®üfen toirb aber (eid^t
burcfj botföct^motoflifa^e Anlehnung an bic im 16. Saljrljunbert
allgemein berbreitete ^Bezeichnung ber ^roteftanten »ermittelt roorben
fein
3m ffcatern Mittelalter mar Rattern ber (£ifc eine3 nach ihm
benannten ^ttergefchlechtS (de Patterne), baö, folriel ia) fehe, juerft
1166 ermähnt wirb 2 ) unb fd)on frühe au3geftorben fein fdjeint.
'Der 9tttterfifce Rattern gab eä im J^ühfchen mehrere, fo bafj eä
ferner fällt, bie unter bicfem tarnen in ben Urfunben borfommenben
9lbfigen genealogifd) $u beftimmen. $)cr „lioff van Patteren" mar
im 13. 3 a $ r 5 unDcrt an oen Salbungen ber 2öef>rmeifterei (comi-
tatus nemoris) berechtigt unb trug hierfür jum jährlichen (behalt
ber görfter 3 Pfennige bei 8 ). 2lu§er ihm Ratten bie £>öfe ju
Nothberg*), Raufen, 6iersborf, 2Bet3meiler, 3 ni>en r 3 rcn S, P er /
neuerbingä & o ch a.a.O. I, <3. 204 angibt, fottbem ÜJiorfchenid), norböftlicb,
bon Euren (Slnnalen beS r>tft. Skreinä für ben 9Keberrf)em XXVI. XXVII,
<5. 371 unb 2Kittbeilungen bc8 Steina bon ©efd)i<ht8freunben su «Rbein=
berg I, <3. 12, Slnm. 3). SBeilaufig fei bemerft, bafj ber buraj biele, ttpeits
theologifdje, tljeilS hiftorifche Schriften befannte Kölner SDtfnorit ^eter (Sratepol
(f 1605), gemeinlich Petrus Merssaeus genannt, auf bem $ratepohl8bof (irratc*
po^l = SfrötenpfubO &u 9Jterfdj bei Jülich geboren mar.
*) Sie Umlautung öon sich in =en tommt auch fonft bor; fo nennt
3. 23. Oligfchtäger (Slnnalen be8 hift. 23erein3 für ben Sftteberrbein XXI.
XXII, <S. 163) einen Ortsnamen ©ölen bei 3ülpich, ber 1124, 1140 Eilich,
1140 Elich lautete.
2 ) ßa com biet a. a. O. I, @. 292, 9fr. 421.
3 ) 9fH fc , Urfunben unb Slbbmtblungcn §ur ©cfchidjte beS 9ltcberrr)cinö 93b. I,
Slbtl). 1, 6. 136.
4 ) Wicht Öergbeim, ögftr. (Stocfljeun, toie 9Hfe a. a. O. 23b. I, 9lbth. 1,
@. 137 fagt. Nothberg, früher Söerg (Berghe up der Inden, ßacomblct
a. a. D. III, 8. 786, 9tr. 894; 3ettfd)rift be8 Aachener ©efd)idjrSöereinS IV,
<3. 314), aud) Ubelinberg ober SBalramSberg (SSiutenm unb Sttooren
a. a. C. I, @. 175; »gl. baju 0. SDHrbad) a. a. 0. £&• I. ©• 8 ) genannt,
erhielt nach einer alten Sage feinen iefcigen tarnen oon bem ©nabenbilbe ber
fchmerähaften 9)hittcr ©otteä in ber bortigen ^farrfirdje, su bem man in ber
9toth in jahlreichen ©djaaren gepilgert fei; ogl. Gelenius, De admir.
magn. Colon, p. 409. ein „ftlofter 9loth ©otteS" (hier = £obeSangft;
ogl. © r i m m , $eutfdje3 SBörterbud) s. v. ftoth) gibt e8 im ftfieingau, eine
fog. „14 Dörfer Wotbfapelle" unfern Döingen (©erden, Steifen III, ©.209).
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Rattern unb bie ^farrfirche ©eiternd).
115
Herfen, Wleifyzim 1 ), #rauroüüesf)eim, ©reffeittdj, $>eria)3n>etter,
©ur^nid), tfenberöborf, .^rcujau 2 ), unb £)üren me^r ober
mtnber auSgcbeljnte @ered)tfamc an biejcn Salbungen. 3m 14. 3ac)r:
Ijunbert finben roir bie Herten t)on ßtetjcnba^t 8 ) mit Rattern be=
3Me SBattfafjrten nach Nothberg ftanben oormals in grofeem 9iuf (ogl. SBonn,
Stumpel unb $ifd)bach a. a. D. <S. 304). ©ine noch ber ©rltärung
bebürftige Uloiiä Aber 9teIiqutenproi$efftonen nad) Nothberg (Sftoetberg) im
3-. 1454 f. 3eitfd>rtft bes Sladjener ©efd)icbt8üereinS II, @. 263. $ie 5öe=
nennung Nothberg (Üftoitberge, SRototberge 2C.) fommt urfunblicb feit bem ©nbe
be3 14. 3ahrf>unbert8 oor (beitrage jur ©efebiebte üon ©fcbtoeiler unb Um*
gegenb I, 6. 90, 94 f.); im SolfSmuube fjeifet ber Ort noch f)eute Söerg. Sie
Wothberger 93urg, jefet »tuine, mürbe mahrfcljeinlicb üon einem ©rafen (SBalram?)
üon 3ülicb erbaut. %m 18. Slpril 1361 oergab fceraog Stl^elm üon 3üKcb
ba8 „&au& Söergb up ber 3nben" m \t ber Horburg unb allem 3ubef)i>r bem
©bmunb öon ©ngelsborf als ©rbtefm jum (Entgelt bafür, bafe btefer auf alle
feine Slnfprüdje au8 frühem Grebben unb auf ein 2)arlcf)n Oon 800 9Äarf Oer*
giftet r)atte f baä er unb feine <Sct)rDcftcr SlgneS bem S3ater be8 ^er^ogS 2Bil=
beim üorgef hoffen Ratten (Urfunbe in meinem ©eftfce). (Seitbem blieb bie S3urg
ein Offenaus ber 3tilidjfa)en ^erjoge. ®er @of)n ©bmunbä, 9titter ©erwarb
oon (SngelSborf, oerpfänbete am 21. ©ejember 1398 feinem Sd&ioager SRitter
Sßerner oon galant bie Wotljberger SBurg. Über bie weitern Sdjitffale ber=
felben ogl. Ouir. in ber ioeftfälifchen 3citfdr)rtft für üaterlänbifdje ©efdjtajte
unb SlltertbumSfunbe üöb. VI (1843), ©. 168 ff.
l ) ©in iefct oerfcbtounbeneS 2)orf im ehemaligen ©eriebtsbejirf oon üßergemcf}.
3n ber bortigen Capelle mufjte ber Pfarrer üon SUieraenid) „alle fatertag"
((SamStag) bie b- SHeffc lefen. 3ioei $öfe (im 13. 3abrb- ftorfthöfe) loerben
noch 1600 bafelbft ermähnt. $ie ©ren^e be$ Sürener ^jobeitSbegirfS ging
burch 9ftet$f)eim. $ er Utome lautet in ben mir oorliegenben Urfunben 1300
SReüSbetm, üfleüäbem, 1578 9fleifeheim, 1600 3JHe&beim, 3fliefebem, 9Kei8bcim.
(Sgl. »onn, Pumpet unb ^ifdjbaö) a. a. O. <3. 54, 112, 116, 231; 9tifc
a. a. D. S3b. I, Slbtb- 1, ©. 134.) Mad) Kaltenbach a. a. O. @. 242 folt ba8
3)orf auch 2Bifeh«n gebeifeen haben. 3ft IcljtercS richtig, fo märe üieUeicbt in
bem oerfebottenen 9Wei3f)eim bog „jmeifelbafte" W i s h e i m in ber Urfunbe
Äaifer Dttoä II. oom 3. 973 (ogl. 3eitfcbrift be3 Slacbener ©efebiebtsoereins I,
<S. 225) roiebergefunben. 2112 Äuriofum fei beigefügt, bafj ber in biefer Urfunbe
ermähnte ÜBürgelttwlb (Burgina) in ältefter 3 c 't aut h «©chmarjmalb" (nach
SBucf = Urmalb) h«fe (5öonn, Kumpel unb ^ifchbach a.a.O. @. 228).
s ) Glicht Bieberau, ögftr. Stocfheim, tote 9H^ a. a. D. 33b. I, Slbtl). 1,
©. 133 angibt; ogl. S3onn, Kumpel unb ^ri f ch ba ch a. a. O. S. 163.
3 ) SSon biefem ©efdjlccbte tritt fchon 1376 ^ermann oon ßteoenbahl mit bem
Beinamen „üon Rattern" auf; ogl. ^Öhlbaum, 2ttittbeitungen am bem
8*
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116
leljnt. $)urdj ,§eirat§ ber SJtoria bon tfiebenbafjl mit £>ietrid) bon
5l$r um 1500 fam ein £§eit bon Rattern, baä nad$erige £auä
9tyr, an biefe3 ©cfdfledjt *). 9lufjerbem toerben in fbaterer $eit
bafclbft noef) brei Sfttterfifce ermähnt, bie nadj it)ren Söefifcern bon
SBocf*), bon Reinsberg unb bon föeufajenberg benannt maren. $on
i^nen befteljt baä §auä iöoef noa) je&t, tbäljrenb bic übrigen nur
meljr bem tarnen nad) in Rattern berannt finb. 3 n einem $er=
^etdjnig ber s IRann= unb £er)ngüter, meldte $ur 6cr)h>einetrift in bem
9cotfjbergcr $ufd) berechtigt maren, werben 1569 in Rattern auf=
geführt 3 ): ^mxkv 28iUjelm Bocf 511 Rattern mit einem Banngut
unb $n>ei bon gran$ Mfterä angetauften fiefytgütern, bie Junfer
Poetin (Äonrab) unb SBittjelm 33orf mit einem Banngut bon iljrem
Jpofe neben bcr ^aftorat 4 ) $u Rattern, Runter Äuno bon ßiebenbac)t
mit einem Banngut, ber $obbarfc=£of genannt, Runter Sietrid)
bon 9tyr mit einem Banngut, morauf Sunfer £ubcrt geroö^nticr)
rooljnte 5 ), ©erljarb £erbcrä 6 ) mit einem Banngut, genannt bie
93etfc bon metajem bamatö ein Viertel in ben Söcfifc beä 3unferä
£>tetricr) bon $Ujr übergegangen mar, ber ^aftor gu Rattern mit
einem Banngut bon ber ^>aftorat, ber Sütfdjfdje ©rbfjofmeifter
SMIjelm bon £arff, Jperr $u 2Ü3borf unb £mrtl) mit einem Banngut
@tabtard)ib üon Äöln I. <B. 90, too aber (aud) <3. 103 int SRegifter) unnötig
„bon Sßaiferen" angegeben ift. ©benfo unriajttg toirb bort (<S. 90 unb im
Stegifter ©. 105) ©erwarb bon Rattern „©erwarb bon Ratteren" genannt.
l ) ^Beiträge jur ©efdjid&te bon ©fd)n>eiler unb Umgegenb I, €>. 280.
') Über bie SBocf bon Rattern f. $ a *> n e , ®efd)tcf>te ber ftölmfdjen, 3ülia>
fa>n unb »ergifdjen Otef<f>led)ter I, @. 40; II, @. 14 unb 212. 3u biefem
®efd)Ied}te gehörte belanntlid^ aud) ber lefcte reid)8unmittelbare2(bt
bon Stegburg, 3o^ann Söerner Söocf bon Rattern (f 1676).
*) beitrage sur @efd)id)te bon ©fdrtoetler unb Umgegenb I, @. 316, 2lnm. 2.
4 ) 2)ie S3eäeid>nung „Sßaftor" für ben ffablan unb „Sßaftorat" für beffen
SBobnung ift in Urfunben beB 16. 3<ibrbunbert3 ntdjt feiten.
6 ) Runter Jpubert bon Rattern totrb 1481 unb 1514 urfunbltd) crtoäbnt
(Seitrage %vx ©cjajidjte bon ©fajtoeiler unb Umgegenb I, @. 230 unb 299).
e ) Ob tbetüifd) mit bem SBürgcrtncifter ©erwarb Harbers ju 2)üren? (Sgl.
über Um b. ftürtf), Beiträge unb 3Jtoterial gur ©efdjicfcte ber 2fod>ner
^atri3ter=3amilien S3b. II, 9tbtf>. 3, @. 35.)
»ebeutung ? einen Ort Jöeb&e, iefct $efö im ffreife ©bleiben, f. mtttU
rbeinifd>ö Urfunbenbud) I, 6. 176.
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Rattern unb bie SJJfarrttrd^c gu ©euemdj.
117
bon bem #of bes 3unfers bon ber #orft unb bcr 33ogt SBcc^cr $u
SBoslar mit einem Banngut bon feinem &of $u Rattern.
Das Dorf Rattern, nadj einer totalen Ambition früher mett
unbebeutcnber als jefct, befaft bis $ur neueften Bett nur eine Capelle,
bie nad) einer auf bem Xljürftur$ beftnbltdjen 3nfdjrift im 3- 12 * 8
erbaut morben fein foll 1 ). sSic mar feljr Hein, <u)ne ausgefragten
5öauftit f bas Äreuagemölbe im 3 nuern bon c i« cr mitten in ber
Äapelle fte^enben ©tetnfäule getragen. Die Tabelle $atte jmei 9lttäre,
bon benen ber Jpaubtaltar mit bem Söilbe bes (£bangeüften Slftattfjäus,
bes patronus primarius, ber ©eitenaltar mit bem bes 3°^ anneö
Sftepomuf, beS $JHtyatrons, gegiert mar. ©eibe ftnb aua) bie Patrone
ber je&tgen ^farrftrdjc. Über bcr ©afriftei mar ein Limmer eim
gerietet, baS bicllcidjt *um 9lufentljatt für ben ©etftlidfjen biente,
als ber Dicnft in ber Capelle nodj bon ausmärtS berfe^en mürbe.
Das s £atronatred)t übten feit bem 15. 3a§r$unbert #auS Rattern
($aus Siebenbalil) unb bie 9tad)barn (fämmtüdje (Jinmo^ner) bes
Dorfe« auS 2 ). 3m 3. 1550 mar ber ^Bogt bon 3ülia), £einrid)
23aa)cm, ©efifcer jenes Ajaufes unb bergab als foldjer mit ^uftiim
inung bcr 9^aa)barn bie Äablansftetfe an ©obbart bon ©ittarb 8 )
(f. unten 8. 121). 9luf bem ,$aufe SBocf laftete $u ©unften ber
Capelle eine diente bon 6 kalter Joggen, bie behufs 5lbljaltung
einer SBodjenmeffe jäljrlid) auf St. 2lnbreastag geliefert merben
mußten, unb $n>ar 4 kalter an ben ©eiftliäjen ber Äapelte unb
2 kalter an ben Äüftcr. 1866 töfte ber jefcige iöefifcer bes Kaufes
iöoef , granj bon ßeffeter, bie Diente ab 4 ). Die Tabelle $u Rattern
mar eine ftiliale ber feit ctma 60 %af)xtn berfdjnmnbenen <Bt
ftemigius^farrttrdjc $u ©euenid) 5 ), bie, auf einer bie ©egenb
mettyin be^errfajenben $ln§öfje mitten $mifa)en üjren gilialen 3nben
') SBrieflidje 2Rittf>etluna beä §crrn Pfarrers ®cucnid) gu Rattern.
■) ©Interim unb 9ß 0 0 r c n a. a. O. II, ©. 79.
3 ) & 0 d>, $ie Deformation im &erjogtI)Uttt Stttid) <3. 43.
4 ) Urfunben im $farrarcf)to ju Rattern.
6 ) Über ©euenid) bgl. 25onn a. a. O. <&. 157 ff.; SBeiträßc jur ©efdjidjte
bon ©fdjroeiter unb Untßegenb II, @. 78 ff.; Stnnalen bes fjtft. herein» für ben
9«eberr^ein III, ©. 107 f.; $etmatf)3funbc 1880, Str. 8, <©. 64; Äatten =
bad) a. a. O, @. 228; Off ermann a. a. O. <S. 57; Äod) a. a. O.
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(tit. s. Clementis), SUtborf (tit. s. Pancratii) unb Rattern gelegen,
üon jebem biefer Crte ettoa eine halbe Stunbe entfernt mar 1 ).
©euentd) (ein Dorf $eüenich gibt e$ im Äreife ©rfctenj, ein
anbereS im Greife Äod)em) mirb fdjon im 12. 3a§r^nnbcrt ermähnt;
bie ^erjogc Don Öimburg bcfagen bort bic fttrd)e unb einen $po\,
(entern als ooUfreieä fögentyum. §er$og ^ehma) III. oon Himburg
übertrug 2 ) ben ,$of ju @euenicf) ^uglctc^ mit bem Mob Stütelberg
(Cangermehe) an ben Kölner (£r$bifd)of s |^iliöp Oon Reinsberg
(1167 — 1191), ma^renb er baö s J>atronatrecf)t ber (9euentcf)cr Äirdje
bem 1122 oon ben ,$erreu oon §einöberg gegrünbeten $rämon=
ftratenfer^onnenflofter Stfenau fd)enfte. Öe^tereS gefdjah 1181
ober 1183 3 ). Jebenfallö beftanb in @eucnia) fdmn *ur $eit ÄarlS
be$ Großen 4 ) eine Äird)e, bie ocrmuthlid) nod) in fränftfcher $ett
an Stelle einer ^eibnifc^en Äultftätte errietet toorbcn mar. 3 m
15. ^a^r^unbert, mie e3 fa)cint, mürbe ber alte %u üölltg erneuert.
(*r beftanb biö um 1820, mo er niebergeriffen mürbe, nad>bem
in^mifchen bie Pfarrei (^eucnich aufgehoben morben mar. Über biefe
Äircfjc fdjrieb mir 6nbe ber 60er 3ajre ber frühere Pfarrer £err
W. iö o n n $u Düren : „Die Äirrfje $u ©euenid), mie id) fetbige
noc^ im 3. 1816 gefehen habe, mar gotf)if d)en Stit§, mutljmafjlid) im
8. 42 f. 2tm unforrefteften öon Stilen b. 2tttrbacf) a. a. O. £f). 1, @. 8:
„(Satyrnd)" (\o lautet her Warne aud) bei @ cf> m i b t a. ct. D. @. 262), „eine
einzelne 1802 nod) öorfjanbene SHrdje" !
*) 3n P 0 1 i 1 1 f d) e r Schiebung gehörte Rattern früher halb jum ©ericfjtgs
besirf (Seuenid) im 2fatte SBityelmftein, halb ©eriebtäbesirf SHrdjberg im
Slmte 3ült(h (ö. 2ß t r b a 0) a. a. £5. £f>. I, 8. 5 unb 8 ; anberS nach 23 i n =
t e r i m unb 9ß 0 0 r e n a. a. 0. II, @. 79).
8 ) Item allodium quod fuit ducis pre&icti (de Lymburg) scilicet Rimel-
berg. Item allodium de Gowenich quod fuit ducis (ßacomblet,
2trd)to IV, @. 358). $iefe unb anbere rheinifche Sefifcungen ftnb höchft »ahr»
fd)einlid) burd) bie ©emahlin §eraog §etnrid)ä II. öon ßimburg, SWathitbe
©räfin Oon ©affenberg (f 2. Januar 1145 ober 1146), eine Xod)ter 2lbolf3
©rafen Oon ©affenberg, an ßimburg gefommen (ogl. Emst., Histoire du
Limbourg III, p. 142 sq.).
3 ) 3eitfd)rift beg Sladjener <5>efd)icbt8üerrinS IV, S. 251.
*) «Interim unb Mooren a. a. O. I, <&. 25, 2lnm. 3 unb @. 27,
21mn. 1.
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Rattern unb bie $Pfarr!ird)e gu ©cucmd).
119
15. Sa^rfjunbert gebaut. Der (S$or ^attc 6 fc^r fdjlanfe genfter;
fübmärtä mar eine 91bfeite, toieUctd^t au3 fpäterer 3eit, norbmärtö bie
Satriftei angebaut. £ier in bem 3mtfdE>enraum ber £ird)e befanb
fta) ein großer Sarg eingemauert. 'Der Ijofje £$urm an ber Söcftfeite,
mit niebrigem Dadjftuljt, mar maffio au§ unbehauenen 33rud)fteinen
errietet, feine ^Bauart ließ auf ein Ijöljcreä Hilter fdjüeßen. Der
©age naa) ftanb f>ier ein Ijetbntfdjcr Xempet, ben Äaifer $art ber
©roße p einer djriftlidjen ^trdje umbauen ließ. Damals fotten
nur brei bitten (ober Dietfeidjt gorftljäufer) $u Slltborf, Rattern
unb $r\ben gemefen fein. Diefen brei Dörfern mürbe bei ber ($in=
rid)tung ber Diöjefe 5lad)en bie ßirdje nebft ifjrem 3nt>entar ge=
meinfdjaftlid) juget^eilt. Die Uneinigfeit unter tynen führte aber
erft gegen 1820 $um 9lbbrud) berfelben, nadjbem fie allmitylid) in
einen bölttg baulofen Buftanb geraden mar. Der geräumige $e=
grabnißplafc umgab rtngä bie $ira)e, er mar mit einer etma 4 guß
ljof)en, auä ^rucfjftcinen befteljenben SKauer eingefaßt, bie 1816
feljr verfallen mar, unb enthielt biete Ärcuje. 33ci ber ßiraje lag
ber ^farr^of, naä) ber 9ttittfjeitung meinet 80jäljrigen ©roßoaterS,
ber $u Slttborf anfdffig mar, ein anfe^ntia^er Jjpof mit großen
Öfonomiegebäuben ; ber Pfarrer l)ielt meift 3 — 4 ^ferbe jur
$emirtl)fdmftung ber ^aftorat-ßänbereien."
3n (ofa(gefd)ia)ttia)en vsdjriften mirb öiclfad^ angegeben, bie
$farrttrtt)e $u ®eucnid) fei atö gelbfirdje, b. Ij. ifolirt im freien
gelbe, $ur üöenufeung für bie umliegcuben Crtfdjaften erbaut morben.
Dieä ift jeboefj unrid)tig, ba fid) ermeiäüd) nodj am <£nbe beö 17.
3a$r$unbert3 ein Äomfcter Oon Käufern mit mefjrern Straßen
(bie ^fetfcr§= unb görfterSgaffe merben auäbrütfttcfj genannt) bei
biefer jtiraje befanb l ). 3n melier SBeife ber Ort unterging, ob
l ) Söeitrage gur ©efdjidjte toon ©f^wctler unb Umgegenb II, @. 78. 2fodf>
in einem 9*otf)berger „§ulfch)roicfj unb Sruttjienaettel unfer beiber §ulfegrieben
3. 3obonS £>ieberidj SIfjr öon Ratteren unb Sobannen Seiften. 2lnfangenbe
auf 3)unnerftag ben Ilten SWat) anno 1606 unb fid) enbigent auf ©unnerftag
ben lOten SKatt anno 1607" (in meinem Sefifce) finb Ratteren unb ©eutoent^"
mit 6 ^oljfreülem üertreteu. - 2lu5 ©cuenid) flammte ber Saumeifter
©rfetenj, ber 1747 bie fteineme »rüde über bie ftoer bei Eüren baute
(93onn, Kumpel unb fttfdjbad) a. a. O. @. 593).
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120
burd) Sranb ober Ärieg, ift nid)t befannt. .^ulefct mareu nur meljr
ba§ s $farrljau3 mit ben Öfonomtegebäuben, bic Äüftermolmung unb
ein .£>of übrig. 9lad) einer münblicben Überlieferung in ijnbcn *)
follen früher bei ber ftird)e brei £>öfe getoefen fein, toeldje bie
9iobtet)öfe (ber ftame s Jlobte fommt noef) mefirfad) in ber bortigen
Öfcgenb oor) genannt würben unb oon benen $roei jufammen roeftltd),
ber britte füböftlidj Oon ber $ird)e bei bem Ijter befinblidjen ©runnen
lagen. 3n einer 1693 $u (fünften ber Capelle *u Rattern auf-
gehellten 6tiftungäurfunbe, ber älteften, toclaje baö bortige s ?farr=
ardn'O befifct, ift oon IT 1 /» borgen 2lcferlanb auf bem „$eun>cniger
Detnftljoff" (aud) „(Meuloeniger £off") bie 3iebe. 2Ba3 für eine
Söemanbtnij? e£ fpe$iell mit biefem £ofe Ijatte, bermag ia) nid)t $u
fagen.
s 2tn ber Stelle, loo einft bie ©cuenidjer Äirajc tag, ftef)t iefct
ein mit Saunten umpflanzte* s 3ftif jionsfreuj ; burd) bie ^oljlftätte
be§ Crteö $iel)t ber ^flug feine ^urd)en. (£in au$ ber 9tf<$tung
toon Äirdjberg ^er $u ber 5lnl)öf)e fütyrenber ^etbmeg mit bem Üftamen
„®eucnta)cr iöeg" ift al§ bic einzige (Erinnerung geblieben. £)a3
$olf aber eqätylt ftcfj biel bon ber gefd)nnmbencn .^errlidjfcit auf ber
©euenidjer $bfy, e3 berlegt borten bie fagenfjaftc £tabt ©reffiona 2 )
unb erblicft in ben üon $eit $u $tit tafelbft aufgebetften £tcinreften
bie ftunbamente biefer uralten 3tabt.
£cm Pfarrer *u (feuernd) lag bic Verpflichtung auf, für bie
Haltung be$ ®otte3btenfte3 in ber Capelle *u Rattern oorge $u
tragen. £a er fid) biefer Obliegenheit in einer bic ©emeinbe nidjt
^ufriebcnftcUcnben Steife cntlcbigtc, }o bejammerte fie jtd) 1420 bei
ber Slbtiffin beä ÄlofterS SBenau 3 ), toeldje oermöge iljre3 s J>atronat=
redjtö ben Pfarrer $u ©euenia) aufteilte. fam $u einem Vergleich,
toonaa) ben (£intoolmern oon Rattern geftattet tourbc, fid) Fünftig
1 ) 2>ort fa^ ich aud) bor etwa 25 fahren bas in Öl gemalte Sötlb bes
brittlefeten SRfarrerS üon ©eucnid), 3Ratf)iaS $arf, im «cftfcc beä ©aftwirt^
Söreuer.
2 ) 9Jgl. 58 r o cf m ü 1 1 e r a. a. C. ©. 58; ^ettfajrift bes 9la$ener töefd)icf)tö=
üeretnä II, <5. 151; ©etträge jur ©efchidjte oon ©fdnoeiler unb Umgegenb I,
6. 75.
8 ) llrfunblidje Slufoeidmung im ^farrardjto ju Rattern.
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Rattern unb bic Sßfarrliraje ju ©euenid).
121
fclbft einen Äaplan 511 mähten, her ihnen ben (Sotteöbienft abhalte
unb theilroeife auch bie Satramente fpenbe; bie mit (Mühren ber--
knüpften Verrichtungen mürben bem Pfarrer gu ©euenich vorbehalten.
1550 unb 1559 roirb ®obbart bon Stttarb, 1582 Sodann bon
9Hebermer$ als Kaplan gu Rattern ermähnt, (öfterer mar 1559 ein
feljr atter Wlann unb feit 12 3ah rcn bafelbft angefteltt. (5r ^atte
in fünfter ftubirt unb mar in 9ftom $um ^ßriefter gemeint morben *).
(Jtnfommen be3 Kaplans betrug im 17. 3a$r!)unbert 20 Gatter
Joggen unb 20 Sßatter Werfte, bie bon bem „SBehbenhof" *) $u
Rattern entrichtet mürben, fein fire§ fönfommen foll fta) bamalS
auf 80 ftthlr. belaufen haben 3 ).
33ei biefer Einrichtung berblieb e3 bis gur Organifation beä
burd) 8uße bom 29. ftobember 1801 errichteten SöiSthumS Staden
im 3. 1804, roo bie ^farrfirche 3U ©euenid) fupprimirt unb bie
Capelle $u Rattern $ur Sufturfalpfarrftrche erhoben mürbe. $)er
©otteäbienft mürbe auch fortan in ber fleinen Capelle abgehalten,
biö fie ©übe ber 50er Saljre abgebrochen unb an ihrer Stelle eine
ftattliche (am 8. Sluguft 1861 gerückte) ^farrfirche im gothifchen
Stil erbaut mürbe.
Urfunbltche Nachrichten über ba§ $>orf Rattern, inöbefonbere
über bie bortige Capelle finb meinet 3öiffenä bisher nicht beröffentlicht
morben. Um fo millfommener bürften bie nachftehenb mitgetheilten
brei Urtunben fein, bon benen eine zugleich auf bic bunfte ($ef Richte
ber alten ^farrfirche ,$u ©euentcf) einige 8ichtftrat)len mirft. Sie
mürben 1830 burch ben Pfarrer unb Schuliufpeftor beä ftreifeä
Jülich, SB. 3. ^Udenheim (f 1836), $u Stc^ unb ben ehemaligen
Äod) a. a. £). <&. 43.
8 ) 2)er „2Bebbenf)of" ift ber alte SBibem* ober Sebemfjof (bgl. barüber
i df 3 3ttonat8fd)rift für bie ©efefnehte 2Befibeutfd)lanb* II, @. 602 unb @ffcr
in bem „Stetsblatt für ben ftreis 3Mmebö" 1883, ftr. 18). @r toirb in ber
Designatio pastoratuum etc. ou8 bem 16. btffo. 17. Sahrljunbert (bei S8 i n =
terim unb 3ttooren a.a.O. II, @. 36 ff.) meift 2Btebenl)of, einmal aud)
villa pastoralis genannt. üftad) btefem Sßerjeia^nife gab e3 bamal» im
3 ü 1 1 ö) f a) e n nur bei brei SHrdjen einen SBiebenhof, toäfjrenb ein foldjer
im S3 e r g i f d) e n bei 29 tfirdjen borf ommt.
8 ) 33 i n t e r i m unb 9fl 0 0 r e n a. a. 0. II, @. 79; 23 0 n n a. a. O. @. 158.
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122
«Steuereinnehmer bon ßinnid), 2öet$ unb ftoerborf, 3- 33- Büttgen *)
(f um 1834), $u Sinnig auä, roie e3 fdjeint, $roet 2 ) jefct ber=
fdjtounbenen Äalenbarien ber Äirdjen $u (SJeuenid) unb Rattern au3
bem 15. 3al)r§unbert mit berbürgter ftidrtigfeit abgetrieben unb
toaren urfbrünglia) $ur Aufnahme in ben M ^einifa^=2öeftpp(ifa)en
biblomattfdjen Gober" bon 33intcrim unb Mooren befttmmt, ber
befanntliä) nid^t über ben jtoeiten Xheil ^inausfam. ,$err Pfarrer
Dr. 3Jtooren ^otte bie ©üte, mir bie 2tbfd)riften jur Veröffentlichung
$u übergeben.
Die Urfunbe 9fr. 1, un$roeifetfjaft bie merftoürbigfte, beljanbelt
ba3 Verhältnis bon Rattern $u ©eueuidj, feit ben Vetoöhnern jenes
CrteS bie 38af)l cineä eigenen Kaplans $ugeftanben toorben mar.
Die Aufzeichnung fällt nach bem oben Vemerften in bie jrocitc
£älfte be§ 15. 3a$r$unber«. Der Snjalt ift aud) fulturgefd)ichtlich
bon mehrfachem ^ntcreffe.
Die Urfunbe 9fr. 2 r>at bie Vollziehung einer Quittung über
ein Darfehn jum ©egenftanb, baä bie 8d)öjfen bon Rattern,
s J?amen3 ber ©emeinbe, bon ben ßombarben ^u Düren 3 ) aufge=
nommen Ratten. Die Aufteilung erfolgte am 20. Abrtl 1410 bor
bem Schöffengericht $u 3ülit^. Dort mürbe aud) ba3 Original ben
Sdireinsurfunben beigefügt, roie fict) aus! ber Überfdjrtft in bem
föalenbarium ergibt, wenn idj bie 9lbf Übungen richtig entziffert
^abe : „Nota copiam unius litero scriptam per Symonem Andree
de Kyrberch notarium publicum imperialem, cuius principalis
litera posita est*) ad schrinium scabinorum Juliacensium pro
*) Sgl. über ihn 23 r c n> c r , Saterlönbifcbe (Sfironif ber ftöniglicb Sgreufc.
SR^in^robinjen, 3<ibrg. H» @. 175, 2lnm. unb föbeimfehe ftlora, 3abrg. I,
@. 183, 2lnm.
*) Db bie bret mit Sit. A, B unb C begegneten 2lbfd)rtften aus einer ober
Stoet $anbfcbrtften entnommen ftnb, lafet fic3t> barauS mit Seftimmtbeit nicht
erfeben. (Sie loaren urfbrüngltcf) Anlagen einer Slbbanblung über bie
£age bon ®euenid), ©ubbreffton ber Pfarrei 2C. ßeiber befinbet fid) btefe 2tb=
banblnng ntcfjt mehr im Söcftfec be3 £errn Pfarrers Dr. Sttooren.
8 ) »gl. 23onn,9tumbeIunb §ij<hbadMt. a. O^S. 32 f.
4 ) 3n ber 2fl>)d)rift ftefjt: omq. pncipalis Ire paics e. (Sine anbere als
bie oben gegebene ©ntgifferung meife td) für bie iebenfatte $um £beil berufenen
SBorte ntcr)t.
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Rattern unb bic Sßfarrtirc^c 311 ©eueniä). 123
conservatione perpetue rei memorio scribendum, anno domini
millesimo quadringentesimo tricesimo quarto, mensis julii die
vero feria sexta." 93ei 1 unb 2 bemerfen bie 9lbfd)retber, baft
beibe Zopten „auä bem attcn Calendario bcr ^farrfirdfje gu ©euenidj
unb Rattern entnommen" feien.
T)ie Urfunbe s Jlv. 3 enbltdj ift ein $>er$eta)nifj toon 2lnntoer=
farien unb fonfttgen Stiftungen $u (fünften beä Äaplanä $u Rattern
ober ber bortigen ÄaöcUe. £te „SluSpge" finb, mie bie Slbfäjretber
berftdjern, wortgetreu „au3 bem Criginat=$alenbartum ber $irdje
(®eufen=) Rattern" foptrt, ba3 auä neun ^ergamentblättern in
golio beftanb, rooran aber bie Monate Januar unb gebruar festen.
£>ie 2lbfa)reiber fefcen eä inö 14. 3al)rijunbert, offenbar ein 3afjr=
fmnbert $u frülj, ba barin überall oon bem fteftor ber Tabelle ju
Rattern bie ftebe ift, ber erft nad) 1420 oorfommt. $>ie Dielen
Slbfürgungen, toeldje in ber 2lbfd)rift beibehalten finb, Ijabe id) auf-
<jetöft unb etroaige iJroeifet * n Den s ^oten fennttid) gemalt. Daä
Original mufj ferjr befd)äbigt geroefen fein, ba in ber Slbftfjrift
mandje (im Xerte burdj fünfte angebeutete) Söorte fehlen, bie
offenbar aua) in ber SBorlage gerftört ober big $ur Unleferliajfeit
berftümmett geroefen finb. fieiber I)at ftd) babon nur 2öenige§ burdj
Äonjeftur erfefcen taffen.
3um Sdjluft fei noa) in $3e$ug auf alle brei Urfunben be=
merft, bafj an bem £erte berfelben, roeil eben nur 3lbfd)riften t>or=
lagen, ntcfjt überall bie fonft üblichen v Ünberungen Ijinfidjtlid) ber
Sd&reibroetfe ber einzelnen SSörter gemalt roorben finb.
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124
1. 2lufäetd)nuitflen über ba8 Jöerfjältntfj ber Capelle in
Rattern 311 ber 2Rutterf i r d) e in ©citentd) nnb über bic
Mc^te ber beiberfeitigen <S$ e i ft 1 1 cf» c n. -c. 1450.
Item is zo wissen, dat vur zycz dan vur mans gedenken, eyn
pastoir van Geuwenich plach *) zo Paitere misse zo doin alle sundaghe,
alle heylige daghe ind alle maendachs, godesdachs ') ind vrydachs in
der wechen. Ind dan af en a ) hadde der pastoir neit me dan uis 4 )
propere 6 ) renten ind den offer ind dat dye stole zo brachte. Do dedo
de pastoir eyne wyle also vroge misse, ee dye waylgeboren lüde*)
upgestoenden ind zo kyrehen quemen, dat dye misse uis was. Ind
ander wylen quam der pastoir also spade, dat dye waylgeboren lüde
ind dye naber 7 ) meynten, dat man geyne misse doin en solde. Also
veylen dye waylgeboren lüde mit den näheren van Patteren zo ind
clachden dat den junferen ind proefzte 8 ) van Weynauwen, so wye sy
eynen pastoir zo Geuwenich gesät hetten, de yn zo unzyde ind unge-
woenlichen misse dede, dat sy den underwysen wolden, want") sy eme
dye kirche gegeven hetten, dat he yn l0 ) misse dede, as gewoenlich were
in anderen kirchen ind Capellen, of dat man eyne vunt") da ynne
vunde, dat eyn pastoir des deynst in tragen ") worde ind der arbeyt ind
dat dye waylgeboren lüde mit den näheren eynen capellain halden
mochte, de yn misse dede, as anderweygen gewoenlich were zo doin.
Also worden sy up beyden syden zo rayde dat dye waylgebore lüde
mit den näheren zo Patteren verzegen u ) up den deynst ind arbeyt,
dye ein pastoir van Geuwenich zo Patteren plach zo doin, as vurschreven
steyt. Ind eyn pastoir mit rayde des proefz ind junferen van Weye-
nauwen verzegen wederumb up dye waylgeboren lüde ind naher zo
l ) pflegt«. *) 2Rittn>oa)3. *) oerftärfte Negation. 4 ) aus.
6 ) eigenen; f. SSallraf, 2tltbeutjd)cS SBörterbud) s. v. proper.
•) £ie JBcfifcer ber oerjajiebenen SRittergüter ju Rattern. 7 ) Wadjbarn, 2>orfleute.
*) tropft. 60 gießen früher bie SSorfte^er beS Älofterö 2Benau. 6eit bem dnbe be£
15. 3^r^unbert^ rcurbe ftatt beä '■JJropfteS ein %xiox eingefefct.
•) weit, inbem. 10 ) i^nen. Il ) ItftigeS SJHttel, Mrglift. ") enthoben.
18 ) zo raide werden — nad) SBerat^ung bejd)[te&en (ugl. Sie 6b,romfen ber nieber;
r^etmfdjen ©tobte. Äö l n I, ©lojjar e. 419 unb 429). M ) oerjidjteten.
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Rattern unb bic 5ßfarrfirc^e gu ©euemd).
125
Patteren ind gaven yn dat over, dat sy selver eynen capellain nemen
na yrre godingen *), beheltnisse der moderkirehen etzlicher puncte, wa
ynne dye wailgebore lüde mit den näheren zo Patteren solden bekennen
8yn, dat sy zo Geuwenich gehörende weren as kirspehlude.
Ind dit synt dye pante, dye uysgescheyden worden, as herna
beschreven steynt.
In den irsten wart uysgescheyden, dat dye van Patteren zo den
veyr hogezyde ') nysser gyclicheme $ ) huyse solde gain eyn minsche zo
Geuwenich zo missen ind eren offer dar brengen, wa by si bekennen
weren, dat n kirspelslude weren ind zo Geuwenich gehörten.
Item zo dem anderen mayle wart uysgescheyden, of eynche brü-
lichte 4 ) geveylen*) zo Patteren, so sold man dat den pastoir laissen
wissen, dat he of sin capellain dar queme ind bevelen dye bruyt ind
dede misse ind neme den offer half ind hensen •) ind wat yn dye hensen
gestechen wert.
Item zo dem dirden maile wart uysgescheyden, of eynche lych
of begenknysse zo Paitteren gevylen zo doin, so sol man oich zo den
pastoir senden, dat he of syn capellain zo Patteren queme ind hulp
vigilie leysen ind dede misse ind neme oich den offer half ind sine
presencie ind neyt me.
Item zo dem veirden mayle wart uysgescheyden, dat der heiige
seyn *) solde syn eyns pastoirs, of eymant zo Patteren gewrocht *) worde
ind geyns capellains.
Item zo dem vunfden mayle wart uysgescheyden, dat der pastoir
of sin capellain solden komen zo Patteren in der karwechen of vur
Palmen 9 ), wysen l0 ) eme genoechde ind solde drye daghe byget ") hören
*) ©utbünfen.
*) an ben oier boI|en gefttagen, b. §. ©eiljnad)ten, Dftern, ^fingften unb Sttaria;
Himmelfahrt (Weidenbach, üalendarinm p. 197).
*) jeglichem. 4 ) $o(bjeiten. 6 ) fid^ ereigneten, oorfämen.
•) $anbfd)ub>. 3n Äöln würbe ber $anbfd)ub, $um Ofiergang benufct, ber <£rtrag barau«
gekürte 3um (Stnfommen beS Pfarrer«. 3n ber Pfarrei £t. Mauritius bajelbft rourbe er 1776
auf 30 Hlbuä oeranf d)lagt (% b, o m a 3 , @ef ä)ia)te ber Pfarre ©t. 3RaurittuS ju Äöln 6. 1 2 7 f.).
€in Sßaar meiner $anbf($ube atö fie!>n8abgabe (1311) bei t>. ©tramberg, 94beinijd)er
Mntiquariu« »btlj. III, Sb. 9, ©.431. 3n Dfteratb, rourbe bei einem vom ©$üfeenföntg
auf fceiligentrad&tbienftag oeranftatteten iBogelföie&en ber befte ©ä)üfce mit einem ^aar
meiner baumwollener fjanbföttfje befdjenft (3>ie fjeimatb, 1876, ©. 112).
7 ) ©enb, Bynodue. »gl. über baö ©enbgeridjt Mnnalen be* t>ift. BereinS für ben
Weberrbem XXIII, ©. 87 ff. unb XXX, ©. 97 ff.
*) angeflagt. ») ^almjonntag. 10 ) wy et? wie e3. ") Seilte.
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126
man ind wyf, dye in der ee *) seessen. Ind ein capellain zo Patteren
solde vort kneichte, meyde *) ind deynstboden hören.
Vort wert sache, dat eynch min sehe 20 Patteren geliehen seych s )
worde na der missen, also dat de minsche neit beygden en moethte*)
bis des anderen dachs, of he des heiige sacramentz begeren were, dat
man dat hoylte in der missen behoirende. Want man gein
sacrament in der Capellen en held, so sali man nae Geuwenich senden
ind den pastoir angesinnen, dat he zo Patteren queme mit dem sacrament
ind berichde 6 ) den seichen minschen.
Ind den heiigen olich sal der pastoir zo Patteren brengen, as mans
an omo gesint.
Ind die kynder draig men zo Geuwenich zo der doeffen. Ind die
vrauwen weyt man zo Patteren uys. Item haint die waylgeboren lüde
ind dye naber zo Patteren dat veirde deyl van dem kirchove zo [Geu-
wenich] 6 ).
Vort en hait der pastoir van Geuwenich zo Patteren neit zo schaffen
mit dem heyigen Geiste, noch mit sent Peter, noch mit sent Bernartz
broiderschaf, noch mit sent Peters offer, noch mit sent Peters besatzinge,
want Patteren steyt vur sich selve in des collectoyrs register 7 ).
l ) t^e. *) Jünglinge unb Jungfrauen. s ) fted), franr.
') 2?erfd)rieben für moechte ? möchte, rooltte.
6 ) berichten (mit dem sacrament) — bie SBegjebrung geben.
°) £aä §olgenbe ift, mit bie Slbfdjreiber bemerfen, oon einer otel fpätern $anb betgefügt.
') £er Sinn biefer Stelle tft: 2Ktt ben brei ©iöjefanfolleften, toie fie in Rattern
gehalten werben, b,at ber Pfarrer oon ©euentd) nid)t3 3U fd)offen. Der l). ©eift ift eine
im Mittelalter über bie ganje abenblänbijd)e Gbriftenb/it oerbreitete Slnftalt jum Sammeln
mtlber Setträge für dürftige, befonbers Pilger, Sluöfäfeige unb grembltnge. Jebe jDiöjefc
bilbete einen 9?erbanb. Jntütetoett o&er Mc etnjelnen Spitäler, 2trmenb,äujer (mensae
8. spiritns) unb Dlelatenljäufer (domus leprosorum) an bem Erträge 2l)etl batten, liegt
nod) im £>unreln. 3n ber ©egenb von Düringen bilbeten ftd) SBereine oon Äollcftanten für
ben b. ©eift ju Äollegiatfttftem um. Sieö ober $tynlid)eS fd)eint aud) bei bem römijcben
9titterorben s. Spiritus ber Jall 31t fein, menigftenö fteijt er mit bem 3ftutterfpital
b. spiritns in Saxia in organijdjer SJerbinbung. St. $ et er tft b,ier bie ÄoOefte für
ben Äölner 2)om. 3m Anfang beä 14. Jatirbunbertä rourbe ju Äöln in SOerbinbung mit
ber bamals roieber aufgenommenen 23autl|ätigfeit am 2)om bie 6t. ^eter^Sruberjdjaft
errid)tet, beren Sföttglieber ftd) ju einem jäbjlidjen Beitrag für ben 3>ombau oerpftid)teten.
Sie genoffen bafür getoijfe 5Borred)te, burften 5. 33. aud) an interbiurten Orten fird)lid) unter
Abhaltung feierlicher ©requien unb flJteffen beerbigt werben. SlUmä^lid) entfaltete fid) bie
2:t|ätigfeit beö herein«, bie junäd)ft auf Äöln beftbränrt mar, aud) nad) aufeen Ijin. Weben
ber ?ßeter$-'S3ruberfcbaft betrieben nod) etnjelne ©etftlidbe im Grjfttft bie Sammlungen für
ben $ombau; spapft Johann XXII. erlaubte ilmen burd) 23ulle 00m 1. Juli 1327, an inter=
btjirten Orten monatlid) einmal jum3u»erfe ber 2>omfpenbe ©otteöbienft ju galten (2acom =
biet, Slrdno II, S. 121 f. unb VI, S. 4tt ff.). 3n ber oorliegenben Urfunbe wirb breierlet
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Rattern unb bte Sßfarrfirdje ju ©euentcf).
127
Alsus hant dye waylgeboren lüde ind die naber zo Patteren dit
behalden van vur maus gedenken bis noch y l ) zo, as den eisten nabere
wale kundich.
2. 2>er Sombarbe DU ber aus ®üren qutttirt bor bcm
<Sd>öffengeriä)t ju Sülicfj über ein $arlel)n, toeldjeg
bie (Stoffen öon Rattern 3ur3ettbc8 2»eift er« ©pinolt
b 0 n ben ßombarben in $ ü r e n aufgenommen f> a 1 1 c n. —
1410, Stpril 20.
Wir scheffen zo Guyige alle gemenilicbe kennen ind zughen mit
disme briefe, dat vur uns komen ind ersehenen is Olefer der Lumbarder
zer zyt des huys van Düren ind hait mit moetwillen vur uns gegeit *)
ind bekant, dat he van weghen Bartholomeus ind Johanes Lumbarder
synre meistere intfangen ind upgeboirt hait van den scetfen ind anderen
gueden luden des dorps van Patteren by Loene 8 ) eyne sume geltz in
bezalinghen ind loesinghen eynis briefs, den dye vurgenante guede lüde
in behoif des gemeynen dorps vurschreven gemacht ind erkoren hatten
in der zyt» doe Spinolt Lumbarder ind meister was des vurgenanten
huys zo Düren. Ind umbe want der vurgenante Lumbarder Olifer den
unterfebteben : eent Peter (bie St. $eter*:8ruberfa)aft), sent Peters offer (bte neben btefer
©ruberft^aft t>erget)enben Sammtungen ber ©eifttia)en) unb sent Peters besatzinge (bte
5Bermäa)tntffe gu ©unften beS 5Dombauä). SJlit ber St. Sernbarba = ©ruberf<&aft
enblidj finb bte Vereine jur Sammlung frommer ©aben für bte Äreujfaljrer gemeint, bte jonft
tn.ber Siegel oon ©eiftltdjen auä bem Orben canonicorum regnlarium a. crucis betrieben
mürbe. £ad SKutter^auS biefeä noa) beftetjenben Drbenö mar bii ju ben Stürmen ber fran=
jöftfeben Ummä^ung in Clair-lieu bei §un. Slnfänglicb, tieften bie Äreujprebiger roäbjenb
ibjer SBorttägc in ben Ätrtben Sammlungen abhalten. 2Ste un« bas Chronicum Emonis
abbatis in Werum (abgebrutft in Mattbaei Veteris aevi analecta t, II) belehrt, mar
ber Jtreujprebiger SJiagtüer Dlioeriuä, ®omfa)olafter ju Äötn unb ^ropft 3U Sonn, fpöter
SBiftbof »on ^aberborn unb Äarbinal »on Sabina, ber erfte, melier auf ben ©ebanfen gerietb,
bjerin eine «bänberung ju macben. 3m 3. 1220 fam er nad) ftrteslanb. Ml* er aber pou
bort ju bem £arbmat=£egaten Äonrab, SBifdjof oon ^iorto, naa) Äöln abretfen mufjte,
„juBsit in «jualibet ecclesia poni trunonm" etc. #ier b,aben mir aljo bte erfte Spur
unjerer Dpferftöcfe in ben Äircben. Um biefelbe 3eit (1220) wirb aua) in Valien bereits
ein Cpferftod ermähnt, ber bier aber außerhalb beö 2Jlünfterö oor bem ^eroifa) (ante
paradisum) aufgeftellt mar (ogl. 2 a c 0 m b l et , Urfunbenbudj II, S. 47, 9fr. 84). WäbereS
über bie St. i8ernl>arb$=ä9ruberia)aft ift mir nitbt befannt. beigefügt fei noa), bap jü oev
bier fraglichen 3eit aua) in $üren eine St. 8erabarbä=2Jruberfa)aft beftanb, bie aber mit
ber in ber oorltegenben Urfunbe bezeichneten jebenfalld nicbtS gu fdjaffen Ijatte. Sie
fcürener Sruber|a)aft mar auä #anbroerfern (^liefterern, „Scbleiferern" unb Strob.betfern)
gebilbet unb gehörte gur Sdjreinerjunft ober bem „#ul6en:Slmbaü)t" (Sonn, Kumpel
unb gifebbacb. a. a. O. S. 123 unb 137).
l ) ie^t. *) gejagt, oon gein = jagen. 3 ) 2obn, Dorf, 39gftr. fcürmif».
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128
vurgenanten gueden luden yren gekoren brief, den sy genzlichen ind
sere wale geloist haint, neit geleveren en kan ind umbe dat die selve
guede lnde ind dat gemeyne dorp vurschreven alre ainspraichen ind
vorderinge, so wie die hernamailtz geschein moechte in eyncher wys,
ouch genzlichen versichert ind intdragen synt, dar umbe ao hait der
selve Olifer van wegen sinre meister vurschreven die scheffen ind vort
die gemeyne lüde sementlichen des dorps van Pattern vurschreven van
alre schult ind anspraichen, die sy ye l ) bis hude des tags datum dis
breifs mit den Lumbarden des huys zo Düren hainde gekregen, los
ledich ind quyt geschoulden ind bedank sich van yn gueder bezalinge
sunder alle argelist. Ind orkunde der wairheit soe han wir scheffen zo
Guy Ige gern eyn liehen vurschreven unse gemeyne scheffen siegel an desen
brief gehangen, beheltnisse unsme genedige heren van Guyige ind van
Gelre syn recht ind yeklich datz syn *). Datum anno doraini millesimo
quadringentesimo deeimo, vicesima die mensis aprilis.
3. S3rud)ftücfc a u 3 einem ftalenbartum ber Capelle 3 u
Rattern. — 15. unb 16. Safirb.
Zo Boirhem*).
Anniversarium perpetue et hereditarie faciendum quater in anno
videlicet Semper feria quinta infra quatuor temporum videlicet Reynardi
Croppenberchs *), Nese Kerfs de Johannis Croppebercha, Bele
uxoris, sicut continet missale in Boirhem, cum quatuor pres-
biteris videlicet pastore in Kirberch 6 ) rectore Capelle in Lyn-
l ) jemals. *) ba§ (einige.
*) 33ourl)etm, ©orf, Sgftr. Goätar. $ie Äapelle (tit bs. trium Maurorum) war giliate
oon Äirdjberg, befien Pfarrer bjer finen »icecuratuS aufteilte (»Interim unb SRoorcn
o.a. 0. II, 6.78).
4 ) 9tad) einer Wotij im ^farrard)io 311 Rattern rooljnte eine gomtlte von (Eppenberg
(ob biefe Ijier gemeint?) auf ber Surg ju (htgelöborf, ögftr. 3Ubenbooen. 6ie jd)enfte im
16. 2<i^unbert, wenn id) red)t berietet bin, ber ÄapeUe ju Söour^eim 4 borgen 8tdfer-
lanb im (Sngelsborfer Sttfer, mit ber Sluftage, bafj ju Unrein ©ebää)tnifje ber 9teftor ju
Bourheim, ber Pfarrer ju Äira)berg unb ber SÄeftor ju Rattern jäl)rlicb feria tertia
ante quatuor temporum eine b- 3Keffe in ber ÄapeUe ju 23ourbeim lefen foltten. 3)er
Warne ßroppenberg fommt 1590 in 2Bei£roeiler meljrfad) r>or (Seiträge jur ©efd)ta)tc oon
efdbroeUer unb Umgegenb I, 6. 264); ein Bityelm Äroppenberg mar bis 1664 &aft^aui-
faplan ju «angerroel>e, bann Pfarrer ju SUbenbooen (ebenbaf. I, ©. 221 unb 328).
a ) Äira)berg, $orf, Är. Sülid).
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Rattern trnb bte 3ßfarrfirdK %u Gkucntdj. 129
zenich 1 ), rectore altaris') situati in capella de Boirheim et
rectore Capelle in Paiteren. Inde habebunt predicti preabiteri predicta ,
beneficia regentes tria maldra siliginis, sicut scripta sunt in predicto
missalo de Bourheym. Et rector Capelle in Patteren bene observabit
dies prescriptas ■), si vult gaudere de sua portione.
Zo Alldehoven.
Nota anniversarium Tylmanni zu dem Vorste 4 ) van Aldehoven,
Heynreke, Aleide ejus uxoruin . . . . 6 ).
Slprtl.
Zo Pattern.
Anniversarium semper faciendum cum vigiliis et missis defunctorum,
ut moris est, feria quinta post dominicam Cantate pro Wilhelmo Fabri
et Nese uxore ejus. Inde habet rector Capelle in Pattere viiii jurnales
terre arabilis situatos juxta viam, qne it de Patteren versus Vroenhove
et vocatur vulgariter des Semeetz *).
3Rai.
Item ich Daem van deym Broech *) ind Margreta syn huysfrauwe
haent geordenneyrt eyn waeskertze zo bernen ■) beneven deym altaer
al missen e ) erflighen, ind dat soellen sy doen ind oer nakoemelingh ind
of neyt en gescheghe also, so haent sy dar vur verbunden eyn .malder
even 10 ) ind ij kapoen; den zyns haint sy geldens erflichen ayn eyme
*) fiinjenio), fltittetgut, ©em. S9ourb>im, ©gftt. 6o«Tar. Übet bte Äooelle (tit, ss. Rochi et
Antonii) auf beut $auä 2tnaenic$ f. SHnterim unb Sftooren a. a. O. II. ©. 79.
*) 3Ba$rfd)einli<b; ift bet SUtat B. IL V. gemeint (09t. »interim unb TOooten
a. a. D. II, 6. 79).
*) SDie Kbfdjrift $at: bene obßvat die pstpt.
4 ) @r gehörte roobj ju beut ©cj<$ledjite oon ifljnoeUet genannt oon bem SBorfte, von
n»ela)em 3ob>mt oon bein SBorfte um 1845 bem HRartgrafen SSityelm oon 3«ltä) ben „$of
Stlben^ooen" ju 2e^n auftrug (ga^ne a.a. D. II, 6. 180).
8 ) SDie «bförift bat: Hreke Aleide eju uxor. 5Da8 golgenbe mar im Original ganj
untefertid).
•) ©in „ötoqnbooet weg" toirb 1394 bei Rattern ermähnt (Beiträge jur <M<*><d}te oon
m*>tila unb Umgegenb I, 6. 316). Des Semeetz = be« 6$mteb8? „SKtojctl be* ©meifc
fon* 1515 in <Cürtoi& (ebenbaj. I, 6. 97).
*) Über biefeä ®ef$leo}t (oon bem &roi$ obet ©roetf) ogl. Beiträge jur ®efd)iä)te oon
^xmltr unb Umgegenb I, 6. 479. (Sine Urtunbe $)aem8 oon bem SBtoi^ 00m 3. 1463
bei ©t ränge, Genealogie ber $erren unb greü)erren oon Songart ©.113.
") brennen. •) ju aßen Neffen? fcie «bfä)rift bjit: almiesen. 10 ) fcafer.
9
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130 W,
kampe, hayt der Kreud *), gelegnen is entghein Lugherwyer den Boellen
die naeber dan nemen zo oeren henden ind soellen die kertze dar Tan
bestellen zo bernen anno m cccc lrv.
Item sal eyn regent der kapeilen s ) zo Patteren al sondach up
deym stoel 4 ) bydden vur Thives mutter 6 ) ind vur Wylhelm van Broeghe 6 )
ind synre alden ind vort oyrre naekomelinghe, die mit naemen herbey
beachreven soellen werden.
Item dan af ? ) hait der regent alle jares xvy ß ayn Wylhelms
guede van Broech.
Zo Patteren.
Anniversarium Semper faciendum feria sexta ante festum beate
Marie Magdalene videlicet Wimmari Lutz. Inde habebit rector huius
Capelle decimam unius jurnalis tcrre arabilis situati prope foveam aquarum
penes agrum Johannis Opilionis, quem possidet familia dicta Ploech-
mechers.
Slufluft.
Zo Aldenhoven.
Anniversarium perpetue et hereditarie faciendum in Aldenhoven
videlicet Johannis de Cottinge % Sophie ejus uxoris, Godefridi de Cot-
tingen, Elizabete ejus oxoris, domicelle Jutte de Cotting; Eve van der
Gasmolen cum quatuor presbiteris, pastore in Aldenhoven ....
») Kreud = Wobung, fteubrud) (ogl. Surf, Dberbeutfdjeä glumomenBuc^ 6. 216 unb
götftemann a. a. O. 6. 252).
") 8ud)enoeib>r. &wti 2>örfer Eudjetberg «nb 2ud)em gibt eä in ber »ütgennetftera $ier.
") «egent ber Äapelle = Äoplan.
4 ) Sßrebigrfttty.
6 ) Xbjoe*, au3 SRattbSuS gebübet, ©et SRame tomint naa) ©trange (Beiträge gut
©enealogte ber obligen @efd)led)ter I, 6. 65) im 3ülid)et Eanbe oielfad) in ben mittlem unb
untern @d)id)ten ber Sfcoöfterung vor.
°) SBitbelm »on JBroud), 5Bafatt ber SRannrammer SBil$elmftein=9tot!jberg, besegelte mit
.^ubert oon fiteoenbabl genannt oon Rattern 1528 einen (?rbpad)t8oertrag (©eitrage jur
®efd)id)te oon efd)toeüer unb Umgegenb I, ©. 53).
7 ) baoon.
*) 2)iefe3 @efd)ted)t wirb bei ga§ne a. a.D. nid)t ermähnt; bagegen fül|rt ba8 SRemorteni
bud) be8 ßlofterS SBenau unterm 16. «September „Margareta de Kottingen eorornostra"
unb unterm 23. ©eptember M Reinardus laicns de Kottingen et Margareta uxor eins
et filii eornndem 41 an Cgeitfdjrfft be8 Sladjener ®efd)id)t8Derein« IV, 6. 289 f.). CHn
SÖH^elm oon Böttingen befafe 1482 ©runbetgentbum gu ^uffenborf unb Sberen (©trange
a. a. O. IV, ©. 64 ff.).
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Rattern unb bie gjfarrftrdje 311 (Steuernd).
131
rectore Capelle in Boyslar l ), rectore Capelle in Berga Laurentii *), rectore
Capelle in Patteren *).
September.
Zo Patteren.
Anniversarium Semper faciendum feria sexta ante festum Remigii
cum vigilüs missfisque defunctornm], ut moris est, proximo die Johannis
de Paiteren militis et domine Nese ejus uxoris, Johannis et Hardmanni
eorum filiorum et domicelle Elizabet et Johannis ejus filii. Inde habebit
rector hujus Capelle annuatim xvij ß de eorum bonis in Pattere
ejusdem ville habentur(?) 4 ).
Anno m &c. lxxxiiij.
Anniversarium feria secunda post Mathei Hencken*) Schener cum
Fia 6 ) uxore, Nelis militis (?) ') et Aleid uxoris, Hilla 8 ) Buesse up
ij morgen lantz gelegen bi joncher Hupertz *) xviij morgen . . . ailt in
my8sen zo Geuwenich cum capellano et rectore in Pattere in de
. ." der sal Ion 10 ) bestellen zo geluycht j virdel puntz was Item
zo presence der preister iiij ß, der offerman j ß.
Oftdber.
Zo Patteren.
Anniversarium Johannis Soesmackers, Johannis patris sui et matris
sue Sophie et Droude sue conthoralis, nunc filii Johannis patris et matris
sue et eorum omnium progenit[orum] *■).
l ) SoStor, ©orf, SSfiftr. $>ottorf.
*) SaurenSberg, 5Dorf, SBgfrr. SMhroife.
3 ) StaS Übrige war im Original un(ejertiä).
*) SDie «bja)rift $at: ejd. ville haben.
5 ) 3ob,ann. *) 6opb>.
T ) $ie Äbfd)rift b,at : ms. ©ine fixere <£rt lärung biefer «tttfiraung uermag id) nia)t ju
geben.
8) fcilbegarb.
*)$te Äbfdbrift b>t : Joaota Hnpertz. Sei biefen 1 8 borgen beS SunferS ^ubert sroifdjen
Rattern unb Zofyn lagen 2»/, borgen beä ©t. 9lifolau3=mtar« in ber ^farrtirdje ju <5fa)n>eiler,
bie nebft anbern Sänbeteten bafetbft 1481 ber Hltarift fcilmann von $offelt bem 9tifolau3
$orn ja Rattern in <£rbpaä)t gab (ogl. Beiträge gur @e|a). oon eja)n>eiler unb Umgegenb i,
€>. 280, wo mitUnred)t auä einem bura) bie falfä)e 3nterpunftion oeranlafiten 3Rt&Derftänbni&
bie bejügtiaje Urfunbenabfajrift als „mangelhaft" bejeiä)net rovrb).
10 ) SHe Stbfdt/rift b,at : lo. 2>a« ©ort ift miT unoerftfinbliä).
") ©aä)8.
M ) 5ßa8 Übrige war im Original unleferlia).
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132 Rattern unb bie $farrfird&e ju Gkuenidj.
ftoöember.
Aldenhoven.
Nota anniversarium perpetue et hereditarie faciendum in parochiali
ecclesia de Aldenhoven semper feria [terjcia post festum omnium ani-
marum videlicet Jacobi Bumeisters *) et Methe ejus uxoris, Werneri et
Sophie ejus uxoris, predicti Jacobi patris et matris et cum sex
presbiteris videlicet pastore in Aldehoven seu [ejus vices gerente], pastore
in Boyslar, rectore in Sleiden *), rectore in Berga Laurencii, rectore
altar[i8] situati in parochiali ecclesia de Loyn *) et rectore
Capelle in Paiteren. Inde habebunt predicti presbiteri pro presencia
cuilibet sex solidos .... anniversarium faciendum in Aldenhoven
sicut continet missale in Aldehoven etc.
Aldenhoven.
Anniversarium faciendum perpetue et hereditarie in parochiali
ecclesia de Aldenhoven semper feria sexta infra octavas Martini episcopi
cum quinque presbiteris videlicet rectore predicte ecclesie seu ej[us]
vices gerente, rectore altaris beate Marie virginis situati in eadem
ecclesia, rectore in Boyslar, rectore in Berga Laurencii et rectore Capelle
in Patteren videlicet Johans 4 ).
l ) 3aTob Bumcofter (Saumeifter) gu tttben$ooen j$li$tet mit Stnbern 1480 einen ©treit
jroijdbt n Ritter ©te»b>n oon Knrtel unb $einri$ oon ber Rettert ($aittert) unb befiegelt bie
bejügliibe Urfunbe. ©in SBinanb SBumeifter wirb 1476 ol8 Pfarrer oon (Sfdbioeiler an ber
3nbe verneint (Seiträge jur @ef$ie$te oon eföweiler unb Umgegenb I, ©. 278 f. unb 280).
»gl. audj %a\)nt a. a. D. I, ©. 40.
*) ©Reiben, Dorf, Bgftr. ©ierSborf. Die ÄopeDe (tit. s. Nicolai) bofelbft war ftiliale
oon Älben^ooen (©interim unb SRooten o. a. D. I, ©. 87).
*) £obn, SDorf, »gftr. ©ürtoife. Die bortige 5pfarrftT<$e Ijatte im 17. 3a^rb,unbert brei
Kttäre : B. M. V., s. Nicolai unb s. Mariae Magdalenae.
*) 5Doä Übrige mar im Original unleferlid).
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»on ®. &on Oibtman.
£au3 SBoflljeim liegt in ber 33ürgermeifterei ftemmenid), oftttd^
üon ijültoid) » c ^ Störte im borigen 3«^4unbert als Unterfierrfdjaft
gum 3ülid)fd;en kirnte Sftibeggen. SSolI^eim felbft mar ein allobtaleS
®ut, ber 2lbt bon $rüm mar ©runb= unb SefjnS=, ber <£r$bifd)of
bon ßöln ©ertd)t§fjerr *). $a3 £)orf grauenberg mit feinem ©eridjt,
bie SDörfer 06er=2öitt)teritt) unb Srreäljeim fomie bie ,§ofjeit unb
§errlid)feit über bie Dörfer Süffem unb ftöbemd) maren bagegen
3ülid)fa)e ßefjen. 2We3 jufammen bilbete eine Sülidpe Unter=
ljerrfd)aft. $)ie folgenbe $)arftelfung beruht größtenteils auf bisher
nid)t Benu^ten Duellen. SDer 2lnf)ang enthält burcfjmeg bis jefct
unbefannte Urfunben, h)eld)e für bie Ort3gefd)id)te nid)t ganj mertl)loS
fein bürften. 2lu§ bem golgenben ergibt ftd) gugtetd) bie ©efd)id)te
ber ©üter Ste{3, 9turid) unb (*idf3.
5lujjer 33oll^eim bei ijütyid} e ^ * n ben SBürgermeiftereien
25la^eim unb üftörbenid) ein lieber- unb Oberbolheim. 33eibe
finb ^dufig mit SSotlljeim bei Bülbid) toermedjfelt morben. ®aä
33eraeid)ni6 ber Kenten beS SlboftelftiftS gu Äöln in unb um 9Wr=
benidj üom 3. 1293 fü^rt in »olin^eöm eine Meente an, meldje
2lleibiä, bie ©attin be§ ftitterä ^ietria) bon ©olin^eim, $u entrichten
hatte 2 ). 2113 im 3. 1300 Söalram bon 9Äontjoie=galfenourg unb
Johann bon ßubf bie ©treitigfeiten gmifdjen (Srsbifdjof SBifbotb bon
Äöln unb ©raf ©erwarb bon 3ülia) fü)Ud)ieten, mirb in ber betreffenben
*) 2)a8 2Bei8tI)itm bon »otfljeim öom 3. 1413 ift abgebrueft bei (Brimnt,
SBeiStljtttrter II, 6. 729 f.; ebenbaf. finben fleh @. 725—729 stoei 2Bei8tljümer
»on 2ü5ta)ierta).
•) ©nnen, Quellen sur @efä. ber ©tobt Äöln III, <s. 358.
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134
üon Dibtman,
Urfunbe berietet, bajj £err Xitmann bon ©olinljeim mit ben ßeuten
bcS ©rafen bon 3ülidj bem (Jrabifdjof @a)aben gugefügt fjabe, in=
folge beffen SUmann geästet fei 1 )-
3u 9tteber=33ott)eiin mar im 13. unb 14. 3af)rljunbert ein
3t»eig beö ©efdjledjtä ©bee angefeffen. bitter WvnoVts ©bebe bon
33ullinl)eim fommt 1292 urtunbliä) bor. <5ein 8of)n ©ottfrteb ©bebe
berfauft am 5. gebruar 1312 ber 5lbtei ©teinfelb feinen §of $u
^WitteU33o^eim *). 1481 ftettt §erbrea)t SKommerSlodj, Bürger $u
$öln, einen ße$n8reberö auf einen #of gu 9fteber:23ofl>etm, genannt
2ßat(erben ©ut, au8.
3m 3. 1360 bepfet Sietriä) 9Kott genannt 33lancfart t>on
33olent)eim ben 33lancfart3b>f $u ^ieber^otyeim. SMefer §of unb ein
gröfjereä ©ut bafelbft waren anfangs beä 16. 3<*|jrf)unbert3 ©igen-
tfjum ber gamtlie bon Monreal begib, bereu (Jrbnadjfolger. S3on
ledern ging ber 33efi& burä) Äauf an bie §erren bon 33ongart=
£eb,ben über 8 ). $)ie Herren bon S3ongart werben aud) 1671 at§
3n^aber ber ©bieper^urg 4 ) mit einem 2lreal bon 306 borgen
ermähnt. Um biefetbe 3eit waren fjier greifen: bon S3tanrfart mit
einem §of bon 160 borgen unb bem §of SSinnau mit 190 bor-
gen, fohrie grei^err ©djeiffart bon Üfterobe=$Uner mit einem §of
bon 85 borgen anfäffig 6 ).
3u Cber= ober 3lntoniä=33ol^eim 6 ) mar bie SIbtei <5tein=
felb begütert. 3 m 3- 1301 beriefen ftitterfäjaft, ©tröffen unb
*) ßacomblet, Urfunbenbudj II, ©. 625, 9hr. 1064.
ftabne, Urfunbenbucb bc8 (SfcfäjIecbtS ©pebe jefct ©pee ©. 27.
*) 9läbere3 bei ©trange, ©enealogie ber Herren unb ftreifjerrcn bon
Bongart ©. 47.
*) 3n ber ftolner ftebbe 1477 batte „3oban ©pte&. üon ©üllifebeim genannt
Dan ©oilbeim" einen ©d)aben bon 281 (Bulben erlitten; er erhielt 175 ©ulben
OBertrag üon 1477, 2(mt ßedjenid), Stebingboüenfcbe (Sammlung 93b. XII,
581. 148). Sögt. au<b fjfabne a. a. O. ©. 32, 2lnm. 1. $ie Jöebauptung üon
Strange, Beiträge sur ©enealogie ber abiigen ©efd)Ied)ter XI, ©. 133,
2lnm. 2, fdjeint mir febr getoagt.
5 ) (öteuerüeranfötagung be3 ©rsftift« Äöln für 1671/72.
a ) ©o genannt, toeil bie bortige Capelle bem b- Antonius getoeibt imb ben
2lntonitern su ftöln inforporirt toar; ügl. SBinterim unb SKooren, ®rg«
btösefe flöht II, ©.107; Ouij, #cngebacb ©. 96 unb Ouij, ©efambte ber
©tobt Sttacben II. ©. 53.
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»ottfjcim unb feine S9cft^cr.
135
Sßfarrgenoffen bon ^ter ber Slbtei 8teinfelb gtoet 5Wittcr=©en)attcn im
^öndjbufä)* unb in ifjrer ©emeinbe für bercn §öfe gu £od}fira)en
unb Oberbolheim (Bolenheym), roogegen bie Slbtei ben 3Jconä)bufä)
ber ©emeinbe einberleibt. 3n ber Urfunbe »erben bie dritter ©ottfrieb
bon §amboä) unb Äonrab genannt ftoft, fobann föeiiu)arb bon Obbem
borb 1 ) unb 3o^ann genannt Söuff errodfmt. ($3 fiegelt ber ffiitter
£err ©erwarb genannt ftoft*). 1390 befa§ aua) baä 2lntoniter=Älofter
gu tföln einen £of gu Oberbolheim.
<£iner 33urg gu Bolljeim gefdr)ter)t guerft 1341 (*rrodl)nung.
9lm 29. 3uni biefeS 3 a h re 3 t™gt ndmltdj ber Änabpe SMetrid)
genannt Kiliane bon SKörbeniä) 8 ) mit Söiffen unb ^Bitten feiner
©attin bleibte feine 33urg (Castrum) SBotolnheijm, foeldje er auf
ergftifttfdjem ©ebiet erbaut t)at, mit ©räben, dauern, 3$oren, % 0T:
bürgen unb allen ©ebduben, bie babei errietet finb ober noa)
errietet werben, bem (Jrgbifdjof SBatram öon Äöln als ßelm= unb
Offenljauä auf ; er berbflidjtet fiä), bem (Jrgbifdjof gegen S^rmann
§ülfe gu leiften, ausgenommen gegen feinen §errn, ben üttarfgrafen
Söiljielm üon 3ülia) unb beffen 9tad)f olger 4 ). 5lm 29. Sluguft
1352 bitten bie borgenannten £f)eleute ben (Jrgbifdjof 2Qßilr)elm bon
Äöln, er möge ben föitter ©erwarb ftoft bon Slrnotbäroeiler 5 ), bem
fic §au3 23olfieim mit ädern 3ubeljör berfauft Ratten, bamit belehnen 6 ).
2Bie auä bem 3öei3tf)um üon $ol%tm bei ^ülpia) bom 3. 1413
^erborge^t, mar ber 5lbt bon $rum bort ©runb- unb ßelmäljerr.
l ) ©iefer Steinhart bürfte ein SBorfahre ber (©djettart öon Dbbenborf fein.
s ) ßacomblet a. a. O. III, @. 10, 9ir. 16; Duij, @d)onau <S. 37 ff.
*) ®r fiegelt 1343 als Kämmerer be8 Kölner (SrgbifdjofS mit 3 fingen
im ©äjilbe, auf bem untern 9Hng fteht ein fQafyn; als $elmgier erfd&eint
ein bärtiger, mit jübifdjem £ut bebecfter Stopf. (StaatSardnb au ©obletts,
SBabbenbuch, angelegt bom 2lrd>ibrath b. ©Itefter.)
4 ) 2a combl et a. a. D. III, @. 290, 9fr. 365. 3eugen tooren bitter
Sofymn <3cf)eiffart #err Don 9tobe, Slrnolb Sogt bon »ornfjeim, ©ottfrieb
ffnöd)el üon Sßönen unb ber Sftwpbe Sfteinharb bon Slörbenidj.
4 ) ßacomblet a. a. O. III, S. 290, 2fnm. 3. $ie Urfunbe besegelten
Stüter 3obann bon Sufdjfelb unb Strnolb Unbefäjeiben bon bem Jörole,
6ibam ber SBerläufer.
•) ©erarbuS SÄoft be 93oeU)ebm unb feine ©attin Stleibi« ftnb als 2Bofjltt)äter
be8 Älofter« ©thttwrjenbroid) im 9lefrolog biefeg ftlofterö ermähnt.
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136
bon Otbtman,
$)a in ben beiben eben angeführten Meinungen feiner feine @rtod§«
nung gefdjieht, fo fonn hier niä)t ©ott^eim bei 3ülöid) gemeint fein 1 ).
Unter ben ©eftfcungen be§2lad)ener2tbalbertSftiftS, toetdje Äönig §ein^
rid) VIL im 3. 1222 betätigte, toerben ©üter in «otheun (bona in
Bolheim) aufgeführt 2 ).
Die SBurg SMheim bei äülöia) finbet fiä) anfangs beä 14.
SahrfjunbertS im 3?eftfc eines gleichnamigen ©efchledjtS. Unter ben
beugen in ber Urfunbe öon 1331, mittelft melier ©raf Söityelm
öon 3üK<h ölS gemähter <5d)tebSria)ter gtotfc^en Slrnolb öon granfem
berg unb ber <Stabt Äöln feinen <Sd)iebSförudh fällt, tturb Jjperr ©obart
öon Söoitnheim ermähnt 3 ). tiefer bitter ©obart ober ©ottfrieb öon
33olft)eim (Godefridus de Boylheym, miles) trägt am 25. Januar
1339 bem ©rafen 9teinalb öon ©elbern für ein $)arlelm öon
120 2ftarf eine jährliche föente öon 12 Wlavt aus feinem SftanfuS
in bem Dorf 33erg ber h- Sftaria (g-rauenberg) bei 3ülpich, foeldjeS
fein freieä 2HIob ift, ßet)n auf. $)ajj ber in biefer Urfunbe 4 )
genannte bitter »öon Sollheim ber 33efifcer ber $urg 23oHh«m bei
^ülpict) unb nia)t, nne gähne meint, ein ©pee öon 9iieber;93olhetm
bei 9töröemd) mar, geht barauS tyrtiov, bafe er eben in grauenberg,
„in villa dicta Berge sanetae Mariae iuxta Tulpetum ad me
ex puro et libefo allodio pertinente" angefeffen mar. ©ottfrieb
erfdjeint in bemfelbcn 3ahre als ,3euge in ber Urfunbe, mittelft
roeldjer (^riftian öon Surfenbael öon bem ©rafen £>ietria) öon
ßoen=£einSberg eine 3ahreSrente öon 10 Sftarf auf ©runbftücfe im
©ebiet öon ßüffem (in territorio villae de Loysheyni) $u ßelm
empfängt. 9lufjer ben ©eftrengen unb ©ctreuen beS ©rafen, ben
Gittern §errn ©ottfrieb öon 23oilf)eim unb $errn ©erwarb genannt
föoft öon SinSfelb, ftnb bie weifen ©efchtoorenen ber SSilla ßüffem,
l ) Sttnberer Meinung ift 9tid)arbfon, «Dlerobe I, <©. 37, Slnm. 7, ber an
23ottf|eim bei 3ülptd^ fcft^ält; ögl. ebenbaf. II, @. 385. dagegen nennt
ßacomblet a. a. O. III, S. 290, 9hr. 365 bie Surg in ber Übcrfdtjrift ju
ber betreffenben ßehnSurfunbc auSbrücflich Oberbolheim.
a ) ßacomblet a. a. O. II, <5. 56, 9tr. 102, unb Ouij, ©efdjidjte ber
@tabt 2tad)en II, <3. 53.
3 ) (Snnen a. a. £>. IV, <&. 195.
4 ) gähne a. a. O. ©. 34 f.
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»ollfjetm unb feine »efifecr.
137
nämliä) ©ottfdjatf ber SRüUer, ^anneS genannt SBulemann, ©obelin
genannt bon Ulbta) unb Sodann genannt «Slatgmege ^eugen 1 ).
$ie tfölntfchen SSafallen unb bitter, ©ottfrieb üon 23othetm
unb 3°$ önn öon SSttttten, finb 1341 beugen in einer üon bem
knappen Söerner Don blatten, <Bof)n be3 Sodann, aufgeteilten
Urfunbe 8 ). ©obart üon Sontheim toirb 1342 unier ben ©urgtnannen
beS ©rgbtfdjofä 2Mram bon ÄMn aufgeführt 8 ). 3m 3. 1362,
üftontag bor (St. Slgat^entag (31. 3<*nuar) toirb ©obart bon SBoityem,
Änabbe, auf Seben^eit 3Safatt ber (Stabt Äötn, er fiegelt mit einem
einfaäjen Äreuj im <Sä)ilbe 4 ). 3m nämlichen 3 a 1) re tft Dcr ÄnflW*
©ottfrieb bon SBoilhem unter ben Reifem be§ (Jbetherrn Äonrab üon
Homberg 5 ). Ob nun üon biefem ©obart ober ©ottfrieb 6 ) bon 93ot=
T^eim bie $urg SBottheim burd) (£rbfä)aft ober Äauf in ben 93eftfc
etneä ftitterä bon Statten gelangt ift, bafür fehlen bie Belege.
1379 befifct ber Änabbe bom Söaüüen fteinharb bon blatten bereite
©runbeigentfium $u BoUtyim. 3n biefem Jahre paßtet nämlich
©ritgin bon 6ömd), Söittme be3 ftifolauä Dorfen bon <£lbenia),
einen 33enb „ber ©roemunt", bei ben 23otfl)eimer S3enben gelegen, ber
gu 2Bid)terid) an ben efjrfamen 2ftann fteinharb bon blatten, fötabbe
bom SBabüen, $in% gibt 7 ). 1391 belagerten bie Äölner ba§ bem
bitter bon blatten zugehörige @d)loj3 33oü*heim unb eroberten eä.
£ie Kölner ^^ronif 8 ) berietet barüber: „3n ben felben jaren
munnen bie ban Sollen bat bergfribe 23oilheim unb beingen ba uü
33albtbin ban ber blatten inb finen brober inb anber ire habere;
inb bur bem fwtS bleif boit Ulrid) ban föinborb, ©erhart ban
33enefiä inb 5 anber man be ba erbrunfen." Sofjann bon blatten
') Urfunbenabfdjrift in ber 9lebingf)0benfd)en (Sammlung 23b. VII, 581. 320 f.
■) Sfciajarbfon 0. a. £). II, @. 171 f.
*) ßocomblet a. a. D. III, @. 301, 9tr. 382.
4 ) Sahne a. a. O. ©. 32, 3lnm. 1, Sflr. 2.
6 ) ©nnen a. a. O. IV, @. 471.
6 ) (Sottfrieb ift ibentifdj mit ®obart; bgl. bie Urfunbe bei ^fa^ne a. a. D.
6. 35.
0 Urfunbe im 8rd}to fcreiborn ; bgl. Slnlage 1.
■) $ie ©hronifen ber nieberrheinifdjen (Stabte. St Bin II, S. 79. 2)afe unter
»oil&etm nicht ^oulljeim bei SWln (baf. 2lnm. 4) ju berftehen ift, gef)t au«
bem oben ©efagten tjeruor.
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138
oon Oibtman,
^attc im ©ommer 1391 ber ©tobt Stein geljbe angefügt; unter
feinen Dielen SBunbeSgenoffen »erben SBalbuin unb ©obart Don
Klotten ermähnt 1 ). 3o^ann oon äiäfoDen Dertangt 1394 Don ber
©tabt Ädln <£ntfa)äbigung für feine SMenfte, er fagt u. a. : „gtetn
fo fjan id) gelben »tinnen mit anberen ören bieneren inb brunben
bat gemub,rbe flog 93olenljem mit fonen bruegen, inb barub beengen
gtoene Ijeuftmanne mit namen Soljanne ban 23olenljetom inb Sofymne
ban 23ufebelt 2 )." $)a8 Ijier genannte 23olenf>eim fdjeint mir aber
niä)t ibentifd) mit Eottyeim gu fein, ba ber statten feine <£r=
toäfjnung gefd)ie^t unb eä auäbrücflid) „23olenfjem" Oeifct 8 ). $)er
2ftiä)ael Don 23oUjeim, meiner 1393 mit 3°§ ann ©GJöbwrt Don
3mid), 3°^ ann blatten unb 3o^ann flttoir Don blatten auf
ßebenSgeit fiebigmann ber ©tabt Äöln toirb, nadjbem bie Kölner
ben 3o^ann Don statten in einer geljbe gefangen genommen Ratten,
fä)eint Don ^oufljeim ben tarnen geführt gu Ijaben. 3)aS Seljn,
toeldjeS er im 3- 1393 mit (Genehmigung beS 3°*) ann b° n ^aiterbe
unb feines ©d)nuegerfof)n3, .^ermann 3ucfet öon ©obetöfjeim, bem
©tift ©t. ©ereon in Äöln berfaufte 4 ), tag mentgftenä im£ird)fbiel
Weufirdjen. ($3 toar fieljn be§ £errn gu ^eibt; Sfoulljetm liegt
in ber ftäfje Don föfjeibt. 9tttd)ael Don «olljeim fiegette mit quer=
geteiltem Söabben, oben brei $ögel nebeneinanber 4 ).
2Bie madjtig bie blatten unb rote heftig bie gelben gefeefen,
toetdje fie in ben 3. 1391—1395 mit ber ©tabtÄotn geführt $aben 6 ),
geljt barauS Ijerbor, bajj eine grojje 5lngaf)l dritter unb Änabben
SBerbünbete ber blatten roaren, unb ba§ felbft £ergog 3ßilf)elm Don
3ülid)s©elbern fid) 1393 in§ Wittel legte, inSbefonbere für feinen
Amtmann 2Bttf)elm Don blatten. 2lm 24. ©ebtember 1394 bewilligten
dritter SBtUjetm ber Sitte, £err gu ©in^id), unb Söttyelm Don
statten ber ©tabt Äoln im Warnen «atbuinä Don blatten unb aller
l ) © n n c n a. a. O. VI, @. 52—54.
*) 2fdj t)alte 33ufctoelt für einen $rudffel)ler, es totrb Stüter 3of>arot bon
SSinsbelt gemeint fein, »eitler im 3. 1373 auefc in fteljbe mit ber Stobt Slawen
lag (SÄetoer, Sladjenfdje ©eföidjten I, <&. 343).
*) ©nnen a. a. O. VI, @. 274.
*) $ a ff n e a. a. D. <&. 32, 2lnm. 1.
*) »gl. barüber ©nnen a. a. D. VI.
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33oHf)eim uitb feine »efifcer.
139
feiner Eerbünbeten einen fedjgmöttjentliajen SGBaffenftittftanb. £)ie
©tretttafeiten fdjetnen hiermit ir)r (Jnbe erreicht gu l>aben.
9Jon 3ofjamt3 (Srben erroarb ftolmann bon ©etebufdj bie 33urg
SSoltyeim, unb gtoar berfaufte gunad^ft am 27. (September 1415
©obart 6djn>ertfdjeib *) tym feinen bterten Streit am £aufe SBolfljeim
ne&ft 3ubef>ör. $n bemfetben 3aljre berctu§erte Sodann bon statten
feinen gleiäjen 3lntljeit am §aufe 33olfl)etm. 1416 belauften SBitfjetm
öon blatten, bitter, föeintyarb nnb Sßcrner bon blatten ü)re §älfte
beö §aufeS 33ottfjeim mit allem 3ube$ör ben (Seeleuten 9toImann
bon ©etöbufdj nnb Ttt^a bon ßtffinaen. $)er (efctgenannte 3Bemer
bon Statten Ijatte 1401 $)orf unb §errltä)feit (Slbenidj fammt allem
3ube§ör für 400 rljeimfdje ©utben an ben ©rafen Slrnolb bon
93(anfenfjeim berfauft *).
ftolmann bon ©eiSbufä), ©o^n beä Zitters 3o$ann ») unb ber
Slnna bon £>tcblia), toar ein reidjer unb angefer)ener dritter. 1410
l ) 2)o8 ©efdjledit ©c^wertfcfjcib ftommt bom $aufe <Scfjtoerti"d)cib in ber
»ürgermeifterei labert, im frühem 3ülid)fd&en Slmt SRitlen. ©obart <Scb>ert*
föjeibe, ftnabpe, beftegett 1376 mit Stbam bon bem Serglje, ®roft unb SBurggraf
bon HMen unb ©angelt, eine Urfunbe (Slrdjtb §aag bei ©elbern). 1398 nennt
ber ftnabbe 9Wtfart bon G&ben Ü)n feinen Steffen, er ift mit 9hitü>arb Srufe
bon ber ©rbbrfiggen, ftnabbe bom Sabbln, 3^uge (Slrdjib $aag). 1400 erfajetnt
©obart ©djtoertfdjeit, ben man Reifet ban ber öorgb, mit Slbam ban Serge,
Stifter, unb Steinfjarb Srubtf bon ©uttefoben sufammen als &tviQt (3nbentar
bc8 «rdjibS bon 6ittarb I, @. 67). 1440 flegelt SMetridj ©djtoertfäjeibe mit
bier Duerbatfen (ebenbaf. <3. 67). 8lm 6. September 1541 ttrirb ein fcietrid)
@d)»ertfd)eibt gtentmeifter ju »orn unb SffHflen, ein anberer SJietricb, @d)toert=
fd>ibt erhält am 28. 3ult 1542 baSfclbe Stmt. ßefcterer tourbe am 5. 3uli
1552 Sogt ju ©ittarb, nadjbem am 24. 3uni ©obart @d)ommarfc fein
Amtsnachfolger geworben toar. 1507 mußten bon ber SRitterfdjaft beS 2fatt8
Sftillen ©obart unb SDIartin ©djtoertfdjetbc je einen toofylgerfifteten ©etoapps
neten für ben 2)ienft bcS £>er3o0 bon 3üliä>93erg ftetten (SKebingljob. ©amml.
Sb. XII, 331. 558, 561 unb Sb. XXI, 251. 332). 2>er Herausgeber be$ 3n=
bentarS be8 @tttarbfe>n 2lrä)ü>8 ift ber Meinung, baß bie €>d)toertfdjeib mit
ben <Sd)h>arfcenberg gleichen ©efdfjledjtö feien. 3)a8 ift ein 3rrtt)um, er ber*
toeäjfelt bie fß f ä t) I e be8 @#n>arfcenbergfd)cn SBabpenS mit ben Ouer*
balfen be8 ©ajtoertfc&etbfdjcn.
•) öarffl), ©iffia ittuftrata »b. I, 8tbU). 1, @. 273.
*) 3bf>amt3 Sater, ^einrid) bon ©eisbufa), toirb in ber Urfunbe bon 1332
erioäbnt, mittclft toelö^er feine ©Item 3obann bon 5poIO), 9titteT, unb Sela i^re
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140
bon Dtbtman,
erhielt er ein 93urglel)n gu Nürburg 1 ), 1415 belehnte ber ©raf bon
Sölanfenljetm, Söitbelm bon ßoen, if>n mit bem ®ut (Jfoenia)*), 1420
beftegelt er bie SBergleidjSurfunbe be3 §ergog3 2lbolf bon 33erg unb
3oIjann8 n. bon ßoen. 1422 ift er Amtmann bon §eimbadj
a. b. ttoer unb £ergog fteinalb bon 3ülid) fdmlbet tljm 2100 ©ulben *).
föolmannS Sftame erfdjeint in galjlreiajen Urfunben bon 1426—1432.
9ca$ bem Stöbe fetner erften ©attin, Slgne« bon Xreifc, £od)ter SSalterä
unb 'SBitttoe be§ Zitters Sodann bon ßiebenftein, fd^rttt ftotmann
1411 gur gtoeiten ©(je mit Uftefca, £od>ter be3 Zitters 3°^ ann
©mehd) bon ßiffingen, SBeftfcerS beä ©djloffeS 3iebel, unb ber %ia
bon föebe. üftefca tbirb nodj 1473 urfunblid) ermahnt 4 ). föolmann
mar beftrebt, feinen 23eftfc Sßolfljeim möglidjft gu bergröfcern. 1419
faufte er bon ^atfyarina bon $)ein§bur, ber ©attin föaboboä bon
©tomnid), unb ityren Äinbern 5lbolf unb Äatljarina bon ©tmtnid),
£au3, $of, (£rbe unb ®ut gu (£lbenid) nebft Zubehör. 1421 ertoarb
er bor bem Sajulttyetf? unb ben Stoffen gu Ober-(*tbenid) bie <£rbbaä)t=
©ereajtfame ber bortigen 9ttüf)le 5 ), 1422 bon Jpermann ftoft bon 2öitre
unb beffen ©attin grifca ben §of ©önief 6 ) mit allem 3ubelj8r.
1423 faufte er bon 2Mf)elm bon S^cffclrobe, glecfenS @obn, ben
§of gu Albernd) nebft allem 3ubef)ör. 2lbt griebrid) bon gSrüm
belehnte föolmann 1424 mit bem Sdjloj? SBolfyeim, bem §of (Sonic*,
bem ,$of gu 9tteber=(*lbenidj unb bem §of gu $Rülf>etm, melier
S3urg ®et8bufd) bem (Srgbifdjof Mbuin bon Erter gu ßebn auftragen. Über
SBeleljnungen ic. ber ©ciSbufd) bgl. Günther, Codex dipl. Rheno-MoseU.
III unb IV.
l ) Günther l. c. IV, p. 138.
*) SBarfd) a. a. D. S3b. I, 2lbtb. 1, ©. 129.
") Müller, Beitrage gur ©eföidjte be« $eräogu)um8 Sültö) II, @. 36 unb
9tebingf)obenfd)e Sammlung 33b. XII, 231. 549 v.
4 ) Strange, beitrage U, 6. 7.
5 ) $te eine fcalfte biefer ©eredjtfame war bon ben ©bmnid), bic anbere
bon $atfca bon Srnid), ftrau gu ffleeburg, ben (Seeleuten Bertram unb (Slfe
in (Srbpacfjt gegeben toorben.
•) ©ottfrieb genannt bon Bernia), bitter, embfangt 1306 fein bei 6obnid)
begto. ©Ibenidj gelegenes §au8 bom ©rafen ©erfjarb bon Sttlid) gu ßeljn.
©r ftegelt mit einem &reug, in ber WHttt ein ©tern. (Stebingbobenfdje
Sammlung S3b. XXVIII, öl. 983.)
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SöolHjcim unb feine aScft^jcr.
141
9teinl)arb öon ©entern 1 ) gehört ^atte, gelegen über bem Sßege,
genannt beä 93ogt$ £of bon 2öidjterid) *).
föolmann Ijatte brei ©ölme unb gtoei £öd)ter, öon benen (Slfe
(au§ erfter (£f>e) suerft mit 3of>ann ©djenf öon ßiebenftein unb feit
1423 mit 3o!)ann SBrömfer öon Sftübeöljeim bermäljlt mar. $)ie
anbere, 5lnna, ^eivat^ete 3<^ ann b° n D * r Setjen ben 3 un 9 en «
©öljne Riegen 3 0l S> ann / tion *> cm * m 5°^9 cnBen gefjanbelt iüirb,
föolmann unb §einrid).
^etnriä) öon ©etöbufd) roirb 1440 Dritter genannt; 1446 gibt
il)m ^ergog ©erwarb öon Sütid) für ein Startern ton 6205 ©ulben
feine brei Giertet Sintbert an bem ©ä)to§ unb 2lmt Jpetmbadj amtS=
unb tofanbtoeife 8 ). 1447 mar er Slmtmann $u S3erg^eim 4 ) unb
faufte bie #ätfte beS ©d)toffe§ Bettnau mit bem (Jrb^ofmeifteramt be3
§er$ogtlMm3 Sülidj öon £ugo bom ©rene unb beffen ©attin <£ba 5 ).
©eine SBitttoe bleibte bon ©djönrobe 6 ) erhielt 1451 feitenS i^rer
©a)h>ager ©etebufdj für tyren rücfftanbigen $etratf)8tofennig bon
2000 ©otbgulben bfanbmeife bie £ätfte ber 33urg Riebet.
föofotann bon ©eiSbufcf), 1440 bitter, mürbe 1448 mit ber
iöurg ©eiäbufä) belehnt, er befaß 1457 aua) bie §älfte ber 23urg
Riebet. $luS feiner följe mit §ittenberga bon ©djönrobe 7 ) etüftoroffen
*) SReinfjarb bon ©edjtem toar als SelmSmann be8 ©rsbtfdjofs öon Sfoln
unter ben 3eugen, meiere 1413 ba8 2Bet8tl)utn öon SBott^ehn anerfannten.
$te anbern 3 cu 0 en maren: föeinriä) öon 83ette, Slmtmamt ßedjenidj,
©obert ©rbüogt, Otto Shraif^üttel, 2öiU)elm öeiffel öon ©bmniä), ©obart
3>öffcr unb föeinljarb öon SSultd). föeinfjarb öon (Septem toar mit Stitfe
bonSBulidj üerljeiratfjet («Strange, Beiträge VIII, <S. 76). Sie fißeistfjumfr
Urfunbe beftegelte auä) £ljeu8 öon (StoeniO), toobl ein SBorfafae ber iefcißen
ftreiljerren öon ©toenia) in Öfterreiaj. $ie<Sedjtem führten basfclbe Sappen
Uric bie SSuföfelb nnb bie Bo'gte öon 38onü)eim.
*) ©erwarb Sogt öon Söidjterto) beficgelte 1344 eine Urfunbe ber Seeleute
$ermann Sogt öon ^frieSfjcitn unb 8lgne8 mit einem ßötnen.
•) 2>iefer 8mtf>eil toar guüor Sfatolb öon ßutrait genannt öon 5Red)ter8$eim
SU SBurgfct) ücrpfänbct gcöjefen.
4 ) JBgL SWüller a. a. O. II, @. 36; ftebingfj. Samml. 93b. XII, 5ÖL 552 v.
6 ) $ie Urfunbe ift bei «Strange, Beitrage V, <S. 84 ff. gebrueft.
•) Sie öwr feü 1442 oerma<.
«Sdjtoefter feiner <5cf)nmgerm, Xodjter 3of>amt8 unb ber ßutgarbi» öon
Birgel; fie toar feit 1441 oerma^lt.
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142
bon Otbtman,
fünf ©öfme unb eine %otytv ©enobefa, roeld)e 2tteifterin beS ÄlofterS
«ürbenia) nmrbe. £)e§ älteften ©ofineS £einrid> gefaxt 1464
urhmblitt)e (Srroäfjiumg l ).
93on ben anbem «Söhnen toar ÄaSbar 1486 ^ropft gu bitten,
Äarl toirb 1484 mit beut SSatcr urfunblia) ertbäfmt, er ftarb unber^
mäf>lt nadj 1499*). äßttyelm mar 1486 Äamtutar gu Gorneli;
münfter unb föohnann bon ©etebufd) mürbe in ben 3. 1493, 1503
unb 1512 mit ber 23urg ©etebufa) betefmt. ©ein ©djtofj Qitod
t>ertaufd)te er 1479 gegen baä ©ut SBeiler auf ber (Jbene an Äart
bon SMternitt), SBogt gu SlntroeUer, §errn gu ©ommerSberg *).
töolmann mar bermäfjlt mit 3lnna Äetge bon JÄingä^eim, Söittme
fiambredjtS bon 5lfjr 4 ). TOt ifjren beiben (Söhnen Sßerner unb grang,
roefd) legerer Wlonü) gu ßaaa) mar 5 ), fotf baä ©efdfjledjt auägeftorben
fein. 2öemer empfing 1532 bie Söelefjnung mit ©etebufo). ©eine
SBittme, Äatfjarina Sriftant auS Strier, ^eiratljete Äarl bon Monreal,
ber 1547 mit ©eiöbufa) belehnt mürbe.
Sodann bon ©eiäbufa) ift 1440 im 33efifc bon SBoIOjeim mit
allem 3ubel)ör. 1444 befennt £ergog ©erwarb bon 3ülitt>33erg,
feinem lieben ftatf) unb ©etreuen Sodann bamme ©eiäbufa), Sfatter,
3300 ©ulben fdjulbtg gu fein, wofür i$m @a)lojj, greift, Sanb
unb ^errtiöjfeit Sttontjoie berf abrieben feien 6 ). 1445 ift Soljann
^ofmeifter beä ^ergogä, 1447 Stmtmann gu ©rebenbroiä) ; 1457 mar
er Amtmann gu Sftorbenia) unb 3Sitt)tertdj), befiegelte aud) 1463 bie
(Sljeberebung §ergog8 Sßifljelm bon ^vlty mit <5tife bon Sftaffau.
©eine ©attin mar Sßaifca bon Stterobe; mit ifjr erfdjeint er urfunb=
l ) @r ift tooljl ibentifdj mit §ehtridj bon ©eiäbufd), beffen Oatrht 2>ruba in
fetter (5f)e 3oljann bon 2)iebenbroicfj Ijeiratfyete. SBeibe Ratten einen <s>of}n,
Jpeittri^ bon ©eiäbufä) föabne, Äölnifd&c (Sefdjledjter I, <5. 108).
') b. SRering, ©efdjid&te ber JBurgcn 2c. XII, <S. 38.
8 ) Strange, {Beiträge I, @. 115. $a8 Urfunben^nbentar bc8 @d&loffe8
ftreng bei SJergljeiin fiu)rt eine Urfunbe bon H70 an: ftarl bon 9Wetternid)
unb JBtldjen JBeiffel bon ©tomntd), (Seeleute, berfaufen einen #of p Sßiler
an föofotann bon ©eisbufö).
4 ) Sllfterfcfc Sammlung gu 3>armftabt »b. XXXV, @. 1026 ff.
*) 1527 übergibt fein ©ruber tyn bem Softer unter 3ablung bon 100 ©ulben
unb ber Serbflidjtung, Um gu Heiben (2B egeler, ßaacfj ©. 109).
a ) Stebingb. Samml. S3b. XII, 931. 551 v. unb 554.
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Mfjetm unb feine JBefi^er.
148
lid) 1443. Um iljre 23efifcung SBoüljeun bergröfjern gu tonnen,
normen beibe Kapitalien auf, fo u. a. 1451 bon ben ^deuten
Sodann bon Äall genannt ©d&nefcgin 1 ) unb Äattjarina 770 rljet=
nifdje ©ulben*). 1452 übertrugen bettet bon ©unberäborf,
eljeliäje £au8frau beS beworbenen SfitterS ftp bon ben §etoftern,
unb if>r (Soljn föolmann bon ben §euftern itjrem lieben Steffen unb
Cfjetm, £errn .Jofjann bamme ©etöbufä), bitter, §erm 3U 93ollf)eim,
einen föentbrief bon 100 ©ulben auf be§ §ergog3 Kenten auä <5tabt
unb 2lmt Sülia) s ). 9lm 18. SHarj 1453 befennt #ergog ©erwarb
bon $ül\ty$$txQ, 3of)ann bamme ©eiSbufa), §erm gu SBoelfjem,
bitter, 600 ©ulben fä)ulbtg gu fein unb berfefet if>m bafür feinen
Dritten ftfjetl ber Dörfer fööbeniä) unb ßüffem, gelegen bei
^ülbia), im ßanbe bon 3"^/ a ^ cn Stuten, fjoljem unb nieberm
©eridjt, mit allen föeäjten, £errli(f>r>tt, ©ebot, Verbot, Kenten,
©ülten, ©djafeungen, $>ienften, ^infen, ^ädjten, »rügten k. 2luj?er
bem £er$og beftegelten feine lieben föätfje unb ©etreuen äBttyelm
bon blatten, Amtmann gu Sftbeggen, £>ietria) bon 23urtfä)eit,
bitter, unb Soljann ftaett bon Ätonfctotlre, gur £eit ftentmeifter $u
Süliä), bie Urfunbe 4 ).
1453 faufte 3°^nn bon ©eiäbufa) §errtid)feit unb ©ertd)t
grauenfierg mit ben gefdjtoorenen Röfleuten ic. bon Sodann bon
Kinzweiler genannt Velgen unb feiner ©attin ©reta bon 9lfjr, toie
baS alleä bereu ©Item begto. ©djnnegereltern 3°§ ann öon ^ r
unb Jpilla befeffen Ratten 8 ).
») »ei Duij, &engebadj @. 25 toirb er ©djuürfc genannt. @etne £oäjter
(Sreta fear mit ßubtoig bon ber ©bleiben, Burggraf gu $eimbadj, oermäJjlt.
*) Bürgen toaren bie SRitter Oobart bon $arff, <Scr)ciffart oon 9ioibe, $err
511 Bonü)eim, £epart oon $etmbad), ©tjoart oon bem Bongart ber Sitte,
grambaal oon bem SBeöer unb Sodann föolmann oon $uöfen genannt 3>abefen
(b. i. Babenberg!) ber 3unge.
') ftebingt). ©antml. Bb. XII, Bl. 538. $aS SBaöpen ber §eöftern jeigt
einen ßötoen (mandratal mit einem auSgejacften 6(f)ilbe8ranb).
*) SRebinglj. ©ammL Bb. XII, Bl. 538 v. So&ann ^ ae a oon Äinatoeiler fiegelt
mit brei fdjräg geftettten jammern, an ber fceraftelle be8 @djtlbc8 ein ffiing.
$a8 ©tfiledjt 9toett ober 9togel oon Äinstoeiler ift alfo ein gang anbeTeS
mie bie Herren oon SHnfltociler mit bem ßötoen im SBapben.
•) »gl. Beiträge jur GkfdMte oon ©fajtoeiter unb Umgegenb I, @. 479
unb unten Anlage 4.
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144
bon Dibtman,
Äatfjarina bon ©etöbufa), eingigeä Äinb 3<>f>flnnä, tourbe ©attin
be3 3°5 ann öon £ om P c W/ todtyt 1480 urfunbiia) $err 33oH=
tyeim *) genannt h)irb. @l)e ia) auf ifm nnb feine 9taü)fommen na^er
eingebe, mill id) junädfjft bie ältere Genealogie biefeä ebeln ©efdf>tedjt3
berühren, foeil e§ bisher tneift mit bem ganglid) bon if)m berfdjiebenen
©efdjleajt §oen bon bem $ef$e bertoed)fett toorben ift 2 ).
©tammftfc ber Herren bon §ombefä) ift baS $)orf (roofjl ur=
fprüngltd) ein £of) §omtoefcf) nörbtia) bon 3ülid). föenarb bon £obufa),
dapifer, toeldjer in Urfunben bon 1260 unb 1271 ermahnt tbirb, fann
ein §err bon §ombefd) getoefen fein. ©iajer geboren bem ©efd)ledf)t
©eleman unj) Äuno bon §ombefd) an, toetdje 1275 iljren 5lntf)etl an
bem $ofe 9?euftrdjen unb bem ^atronat ber Äirdje Otbtfoeiter
berfaufen 3 ). 2Berner bon §umbab^, $anonifu§ be§ 5lbatbert§ftift§ $u
2tad)en, ftarb am 11. ©ejember 1296. Söerner bon £umbeb,fa) ift
1333 unb 1335 ^euge in Urfunben 4 ). 2ötll)elm ©raf bon Sülia)
bertauft 1351 bem ef)rfamen 3ßann, £errn @obart bon £ombefa),
Sßrobft gu <5t. $lnbrea§ in Äöln, feinen (Jrben unb Sftadjfolgem unb
benjenigen, meldte er als foldje beftimmen will, fein £>orf unb feinen
freien,eigenen §of $u $efc mit ber §o^eit, mit bem Ijoljen unb niebern
@eria)t, mit 23üfd)en, gelbem, 23enben, Söaffer, Reiben, Äorngütten,
gfödjten, ßabaunen, Sjtynttn, 3pi\tn, Äurmeben, mit gebleuten,
eigenen fieuten, mit »rau^auä unb SKüljle für 2250 üttarf Äolnifa) 5 ).
1393 tt>irb föeintyarb £oengb,n bon $umtoefa) urfunblia) ermäfmt 6 );
er fommt 1396 mit feinem ©o^ne SDßerner bor 7 ), ($ine gufammen-
tjängenbe Genealogie beS ©efd)lea;t3 beginnt mit Sßerner bon §ombefa)
*) ttrfunbe im Sircfjiö be8 Sreiberrn bon »ourfajeibt gu SÄatlj.
') Sgl. 33arfdj a.a.O. SBb. II, SKbtt). 2, <S. 527. (Strange, Songart
@. 79 ff. gibt bie (Genealogie be8 ©efrf)ledjt8 #oen bon bem Sßefdje, toeld&eä
einen mebrfad) fdjrägeredjtö geseilten (Sdjüb, im (Sdjilbeäfjaubt mit furnier»
fragen belegt, fürjrte.
») b. (Stramberg, 9tfjein. 2lntiquariu8 Stbü). HI, Sb. 13, <S. 145.
*) %at)nt, <Salm I, <S. 77, unb Quix, Codex dipl. Aquens. no. 309.
8 ) $ie Urfunbe ift abfdjriftlid) in 93b. VII ber ftnabbfdjen (Sammlung
im (StaatSardjto gu &üffelborf enthalten.
6 ) 9tebingbobenfä)e (Sammlung 23b. XXXV.
7 ) fteutfeber £erolb, Sabrg. 1873, <S. 107.
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Sottbeim unb feine »efifcer. 145
pefa), bem ef)rfamen unb frommen bitter, feie er in Urfunben
genannt mirb. 1384 ift er 3euge a(8 ftreunb unb SBermanbter ber
gia bon lüften, SSittroe ÄoftgenS bon ßiSfirdjen *), 1388 ^euge
bei ber 23elef)nung 3of)ann§, £errn $u SW^eibt, mit »treibt, ferner
mar aud) (Jrbe be3 oben ermähnten ^roöfteä 2 ) unb mirb ibentifd)
fein mit Söerner bon ^omtoefd), bem ©arten einer Xodjter be3 9tttter3
Äonrab bon $ifd)enid) unb ber ©uitgin bon Söinäfctb 3 ). (£r erfdjeint
nod) 1389, 1395 unb 1402 urfunbtidj *). (Seine <5öl)ne ^iefeen
£einrid), melier ben tarnen fortpflanzte, Söerner, 143J ber 9Ute
genannt, ßubroig, ber 1396 alö SBerbünbeter beö Sftitterä ©obart bon
9ftoir ber ©tabt Min $ef)be anfagte 5 ), unb ^ermann, .fteinridf bon
£ombefa) trat 1390 in ben 3>ienft ber etabt äötn, er befafc baä
Stammgut ,£>ombefd) unb heiratete 1402 (So^ia, Soüjter Hermanns
bon Sttanberatf) unb. ber 9Jcargaretfja bon 2öad)tenbonf. $eibe merben
im 9lerrotog be§ ßtofterä edjmarjenbroid) als 2öor)ltf)äter biefeS
ÄlofterS aufgeführt. £einrid) 6 ) hmrbe am 22. Cftober 1428 in einem
®efea)t mit 05clbrifd)en greibeutern, mettt> baä 2)orf Dcöbingen pivm-
berten unb einäfa)erten, töbttid) bertounbet unb ftarb gteid) barauf 7 ).
Seine SSMttroe unb fein trüber ferner 8 ) bon ,$ompefd) ber 2ttte
roaren bei ber §eiratf)3berebung feiner Xodjter 1431 noa) zugegen.
J£>einrid) fyatte aufeer biefer £od)ter Margaretha, roetdje 1431 ben
bitter ©ibert bon Reffet 9 ) rjetvat^etc, groet £öf)ne, ©obart, Sptxv gu
l ) Slieberrbein, 3af)rg. 1878, <B. 178.
8 ) aWanuffribt be3 3ülid)ftt>n Slmt8f djreiberS ®iff euberg aus bem
18. 3<U)rf>imbert, früher im SBcftfe bes ^retyerrn bon Oering.
») Ofabne, Stolnifdje ©eföled&ter I, <S. 100.
4 ) Stebinßbooenföje Sammlung Sb. LXV.
*) @nnen, Duetten VI, ©. 473.
6 ) Um biefelbe $eit fommt ein §einrid) bon &obufd) bor, ber 1399 mit
fünf fdjrägeredjtö geftettten bauten fiegelte (ftabne, Urhmbenbud) be$ &t-
fdjletfits <Sbebe jefct <3bee ©. 72). ©in §of §oebufdj lag im 3ülid)fd>en
ftirdjfbiel ÜReufirdjen.
7 ) (Effenberg o. a. D. nnb 3eitfd)rift be3 9(adjener ©efdjidjtäüereinä IV,
@. 19.
8 ) 2>aä aWemorienbud) bon äBenau ermahnt unter bem 5. Dftober einen
SBerner bon fcompefd) mit feiner Gtottin ßutgarbiä unb feinem @obne SBerner.
») Sobann bon Steffel empfing 1492 einen $of ju fcombefd) mit 15 borgen
2tcferlaiib al* 3üli*fa>e« 2ebn. 9iegcft ber fcciratbsbercbnng f. Anlage 6.
10
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140
üon Dibtman,
$efc, iöeftfcer bon @ütern $u ^ompefd), Sameräborf, .Remberg unb
SülSborf 1 ), unb ferner, 33efifcer bcr @üter £>ompe[cl) unb 2öad)en=
borf, njclc^cr 1431 bei bcr §etratf)äberebung feiner ®d)tt>efter antoefenb
mar. 1447 quittirt 3Berner üon £ompefcf), dritter, bem £er$og üon
3ülicf)'i8erg über aßen s X*erluft, Unfoften unb £d)aben, meldte er
als t)evsoglicr)er Dttttmeifter in ber @etbrifo)en R-etybe, „als er ju
gelegen", erlitten fyat 2 ). 1450 nrirb er al§ bitter, 1456 in ber
Urfunbe, mittelft toelcf)er 3ot)ann üon §arff bie @rbbogtei (lüften
faufie, ermähnt 8 ). 1477 lebte er noer), 1485 war er tobt unb in
ber Aantiliengruft $u Biringen*) beigefefct.
') 2Sgl. Beiträge gur @efcf)ichte bon ©fd^roctlcr unb Umgcgcnb I, S. 136.
') fflebingh. Samml. 58b. XII, S31. 528.
a ) Urfunbenabfchrift in 33b. X bcr SCtftcrfd^cn Sammlung ju 3>armftabt.
*) Biringen mar eine 3ohanniter=Crben3sftommenbe in unmittelbarer 9caf)e
üon 3ülich- Sic beftanb auö einer ftirche nebft Spital unb ber eigentlichen
$fomtl)urei. SBäbrenb ber fog. Sülichfchen ftehbe 1542 mürben bie ©ebäube
ber Äommenbe burch bie fpanifdje ©arnifon ber fteftung 3üliaj üöllig ein=
geädert. 3m 3. 1559 beflagten fidt) bie ftatnilien fcompefd), föeufchenberg
(ju Oüerbad)) unb ©reü,n (51t 9Hcrftein unb (SoSlar), bafe ber tomthur üon
Biringen, 3oachim üon Sparr, meldjer theilä 311 3Mng, tbeils su §erren=
ftrunben »ohne, fid) meigere, bie abgebrannte unb ocriöüftctc ftommenbe mieber
aufzubauen. Sic führten in bcr ftlagcfchrtft an ben föergog öon 3ülich an,
bafe if>rc Vorfahren fotoie bie Sttttcr Otto oon .^afcnfclb unb SWullart öon
öroidf) (lebten um 1350) eine ©ruft in ber Kirche 3u Biringen geftiftet unb
bort ihre 3tur)cftättc gefunben Ratten. 2)a3 ©Ottenaus fei üon ben ©enannten
reid) mit fianbereien unb (Sinfünften bebadjt morben, fo baft ^toet OrbenSfjerren
bort gelebt, bie 9Hemorien gehalten unb jebc Sßochc 7 big 8 9Äeffen gelefen
Ratten. 9tod)bcm bic Äommenbc in ber 3ülichfchen gc^bc abgebrannt fei, märe
eä jämmerlich angufeften, mie baS Sich über bcr SQnengruft unb in ben
Srirchenräumen feine SBeibe fuche, gleidjfam als toären bie 3hrigen auf bcr
gemeinen £anbftrafee begraben. Sie hatten ben ftomtfyur Sparr erfucht, eine
neue befcheibene SHrchc 51t erbauen, ba er bodj bic aus ben Stiftungen ihrer
Vorfahren herrüfjrcnben (Sinfünfte bcr tfommcnbe begieße. Sparr habe inbefe
leben Neubau runbtocg abgefdjlagcn. 2)a3 ©cfudj icheint nicht erfolgreich
gemefen jw fein, ba 1588 Biringen bcr SCommcube öon SRedjeln einöcrlcibt
mürbe. 3efct ift jebe Spur öon Biringen ücrfchtöimben unb cö läfet fich nicht
einmal bie Stelle angeben, 100 bie ftommenbc gelegen hat. Ouij, ber in
feinen Beiträgen III, S. 121 ff. einige Nachrichten über bic tfommenbe
bringt, behauptet, fie habe anrifdjen Jülich unb Studberg gelegen, ma8 ich
fehr bejmcifle. Dffcrmann, ©cfchichtc bcr Stäbtc S. 47 gibt an, ber
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93ottf)eim unb feine ©eftöer.
147
SBernerä Gattin toar <£lja ßetge bon 9>itng8l)eim, ^ofiannä
Xoajter. 1477 geben ^otyann Äetge bon SÄing^etm ber Sitte unb
3of)<mn Äetge bon SfingSlieim ber 3»«9 e / Stüter, if>retn lieben (£ibam
unb (sdjtoager ferner bon ^ompefd}, ftatt beö auäbebungenen
£etratl)3)}fennig3, 200 oberlänbtfdje ©utben au§ ifjrem 9lntf)eit au
ben (Hnrunften beS $lmt3 9iörbentdj.
2lu3 biefer (£(>e famen brei @öf)ne $einriä), Sßerner unb 3<>^oun,
roelcfyer ba§ ®efd)lea)t fortpflanzte.
£>einrid) Don ,^ompefa) erhielt in ber Teilung ber $üter fetneS
OjjetmS 1476 baö $)orf unb bie .£errliä)fett forote baö (*rbe
unb ©ut 31t «gtonpefä); er ftanb bei feinem gürften, bem £>ergog
SGßtfyelm Don Sülid) 1 ), Mm £r$f>ersog, bem foätern flaifer
Sttarimiltan *), in f)of)er ®unft.
jefcige $of üftierftein, toeftlid) bon 3ülid), läge an ber «Stelle ber frühem
Sommenbe. (£8 erfäjeint aber bereits 1424 ein SBilfjelm bon föafetuert genannt
bon Slteürftein, ber bod) mobl bon biefem £ofe bei 3ülid) ben tarnen geführt
bat, ba ba$ ©efd)led)t $afetuert Dom §ofe #afenfelb 3töifd)en Sülid) unb
Saroten b*rftammte. 9Wtt ben ßänbereien beS &ofS ÜRierftein fönnte bie
Sommenbe Biringen im 14. 3abrf|unbert gegrünbet toorben fein unb ^ötte
bann nad) (SMfcberung ber lefctern bietteid)t fpater ber $of feinen alten tarnen
prücferbalten. 3n bem $ombefd) = a3ourfd)eibtfd)en £cftament bon 1486,
toeldjeS &u 2Bicfratb gefdjrieben ift, b^ifet e§: „zo kyrengen vur Guyige";
banad) müfete bie Äommenbe nörblid) bon Sültd) gelegen baben, toofür aud)
ber Umftanb fbrid)t, bafe fie einen föof p S3roid) unb ßänbereien in ber
Sßfarrei SBoSlar befeffen baben foH (Duij a. a. O.). $>a$ (SHnfommen ber
Sommenbe mürbe 1559 folgenbermafeen angegeben: 150 üMter Joggen, 25
©otbgulben, einige 3cbnten im Springer ^fclb, ja^rlict) 1 ©emalt §olj aus
bem Süliajcr Söufd), 2 ©emalten £oIj aus bem (SoStarer 83ufd), einige fcofc
geredjtfame im (SoSlarer unb im ©djlagbufd), einige Siefen, SBeiben, Jaunen
unb $fennig8gelber (9tebingbobenfd)e (Sammlung S5b. IV, 33L 106 v.).
l ) Serjog SBilbelm fiebert ibm 1481 für 2165 borgefd)offene ©ulben 108 V«
©ulben jäbrlidjer Kenten aus bem 2fmt SKünftereifet gu unb ernennt Um jum
SÄmtmann über Sdjlojj, €>tabt unb Slmt SDiunftereifeL
s ) Saifer SJtarimilian, föerjog bon (Selbem, gibt 1491 feinem lieben ©etreueu,
9latb unb Jämmerling föeinrid) bon &ombefd) toegen ber bieten guten $ienfte,
bie er ibm gegen ben Sönig oon ^ranfreid), bie ^flamlänber unb anbere Un»
getreue jebergeit betoiefen bot, für fid) unb feine (Srben foldje Sornifdje 3Jlann=
leben, meld)e unter ber ßinbe su Boslar in bem ^erjogtbum embfangen toerben,
mit allen ®ered)tfamen, bie ber ßaifer bort bat (töebingbobenfdje Sammlung
S8b. XXVIII, 331. 423 f.).
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148 öon Oibtman,
Öe&terer übergibt 1485 feinem föatf) unb Äämmerer Heinrich
üon Jpompefa) als ßrftattung für treu getriftete Dienfte unb für
eine t>orgefä)offene Summe ©elbes baä bon (*t>crt 2}ogt gu #elte
eroberte £chlo& 2öicfrat$ *). 1488 belehnte Äoifer fftiebrich ihn mit
bem Ztyiofy aU unmittelbarem taiferlidjen fie^n. §einrich mar
3üüa)fajer ,$ofmeifter unb Üftarfchall, Burggraf be3 fianbeö Himburg,
Amtmann ju Stauben, Statthalter ber $)iann¥ammer ber JÖornifd)en
£efjen ju Boslar unb 1498 (ftefanbter beö «frerjogä öon 3üttd) beim
Äaif er. 2118 9caa)f omme einer üfttadjtenbonf *) machte er bei ben ^erjogen
Johann I. unb Jobann IL oon (5(cde (^rbanfprüdje auf Sa^lof?
unb ,<perrtid)c>it 2£ad)tenbonf geltenb. (£r berief ftd) auf bte .£>eirathä=
berebung ber Johanna, Xoa)ter Slmolbö, Jperm $u 3öaa)tenbonf,
mit Wilhelm, bem ^aftarbfo^n beä §er$ogä JJtetnalb oon ^ülity
(Selbem, ooin 3. 1410 3 ). 2x*acJ)tenbonf muffe, ba Johanna ofme
$inber geftorben fei, naa) bem £obe irjreö (hatten an bie regten
(*rben, bie 2Bad|tenbonf be$to. bereu Rechtsnachfolger, $urücffallen.
Die Apeqoge oon (Siebe roiefen inbefj ^ompefd) ab, inbem fie ftol=
genbeä anführten: Der lefcte £err üon 28ac$tenbont (9trnolb, ber
nod) 1406 *) urfunblid) öorfommt) fei bon bem ftitter bon ^ofcfjrim,
welcher ftauöfreitnb auf $äaä)teitbont getoefen, bort erftoa^en roorben.
$o^eim ^abe äöaa)tenbonf bejefct gehalten unb bie unmünbige
£odjter be§ legten §errn mit fia) auf baö Sa)lof? genommen. Der
,£er$og bon (Hebe fmbe nun äöadjtenbonf belagert, e3 eingenommen
unb ben IBo^etm inö (Scfängnift geworfen. Die Xodjter 5Bacf|ten-
bonf fei hierauf mit bem i!3aftarbfof)n beö .£er$ogS toerrjctratljet
toorben. 2lls biefe aber geftorben unb ihr Chatte baö 3a)loj3 befeffen
habe, feien bie Oettern ätfachtenbont' (bon ber ®refrather Sinie)
bor baä Sanofi gebogen unb hatten eS erobert. Der £er$og ^ätte
eö ihnen jeboä) roieber genommen unb fie gefangen gefefct. Sä)loft
') Slnnalen beS bifc SöereinS f. b. Üticberrhetn XXXI, ©. 187.
2 ) 33gl. bie Genealogie ber SBadjtenbonf im Üftieberrbeinifcbcn (Sefcbicf)t8=
freunb 1882, 9ir. 1 ff. 2Wargarctf)a oon SBacfjtenbonf, bie ©djtoefter be&
lefetcu Jperrn gu 2Bacbtcnbonf, hatte .^ermann öon Nanberatb geheiratet.
3bre £od)ter (Sophia nmrbe 1402 (Gattin #etnria)8 öon $ompefaj (f- oben).
3 ) Slbgebrucft nact) bem im $üffelborfer ©taatöarcbto beftnblichen Original
bei 2a com biet, Urfnnbeiumcf) IV, Mr. 55, @. 58 ff.
4 ) 9tebingl)00ciif(be Sammlung «b. LXIII, öl. 41.
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SoUfctm unb feine Söcfi^er.
149
*
unb .^crrltc^fctt feien barauf in tanbeöf)errlta)en $efifc übergegangen.
Jperjog Äarl bon 33urgunb unb ber beutfd&e Äönig ptten bie £er$oge
redjtmäjjtg mit bem £cf)lof$ betefynt unb fönne baljer bon 9(nfbrüd)en
ÜBaajtenbonffdjer 9?ad)fommeu nidjt mefjr bie 9?ebe fein 1 ). ,f>om=
befä) mujjte ficr), mie eä fa)eint, mit biefem ^efdjeib aufrieben geben.
£>te @arHn .freinridjä bon ,<>ombefcfj mar fett 1473*) £obtn'a,
$od)ter be3 Zitters unb 3ütia)ja)en (*rbf)ofmeifters £)ietridj bon
$8urfa)eibt, $errn ju (Hermont, unb ber $Hetb (frumet bon (Gimborn.
Jßeibe errichteten 1486 ifyr Xeftament 8 ). 9ftit (Hntoilligung tyrer
^erwanbten Söerner unb 3Mann bom ^omoefdf) matten fie 1491
eine Stiftung im Stuguftinerftofter $u SiUcfratf) unb befttmmten
bafür ben SDcörtersnmfter £of 4 ). 1492 überträgt ^einlief) bon
^ombefcf), £err $u &Mcfratf> unb £efc, bitter unb SttarfcfmU, metajer
furj borfjer mit feiner ©attin eine Chrbt^ettttng unter feinen £inbern 5 )
unb @rben borgenommen f>at, morin er fid) bie Serfügung über
feine ©üter borbetjielt, feinem trüber 3»^ann f .f>errn ju Boüfjeim,
bie Serfdjreibungen erblidj, roetdje er bom (trafen Tineen} bon SJcoerö
unb (3aarmerben f>at, mit 9(udnatjme berjenigen, meldte auf 6000
(Mutben tautet unb für ifjn unb feine Cetbeäerben auf bas 3Tmt
Brüggen ftajergefteltt ift. 3°^ ann ^on ^ombefa) erfyätt $mei Äötnifa)e
^annle^en 6 ). 20. ^uli 1498 bertief) ftaifer SJcarimUtan bem
§einria) bon ,f>ombefa) unb bem Cyprian bon 3aretf)ein, feinem
^rotonotar, ba3 £cf)tof? ßrafau mit ber Stabt (Srefelb, toeldjeö
©raf Cämalb bon $erg buref) feine 2Inf)änglid)feit an Äart bon
(Sgmont berroirft fjatte 7 ).
1 ) 9tebtngf)0benfd)e Sammlung 33b. LXV, 931. 331.
2 ) £eiratf)gbercbung bom 12. Eejember (tfopiar be8 SlarenffofterS au W«ufe
im StaatSanfnb $u Xüffelborf).
3 ) $as £eftamcnt ift abgebrueft in ben ©fd^tucilcr Beiträgen I, ©. 66 ff.
4 ) ä«uaen maren Gkbfo bon Dpljetm, (Statthalter ber SBicfratfyer 9)tonn*
fammer, $>aem bon Sfturia) unb Stöbert bon $ur«bael als SWann bom £ef)n
(«ärfd) o. a. £). 2)b. II, Slbtf). 2, ©. 529).
*) I). (stieffinber. Sopfjia bon 93ourfd}eibt mar SBitttoc be$ Zitters
SBityelm Dnabt, meldjem fie Sdjlofi SBcbnau anbrarfite. $ic Onabt befifcen
bann fpäterbin SßicfratI).
d ) Originaturhmbe im Slrdjiö bcS ^rci^errn bon 99ourfd)ctbt 9latf).
"') b. atramberg, JH^ein. Mntiquariu* 5(bU). III, «b. 13, @. 146.
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150
«
öon Oibtman,
#einrid) bon §ompefd) unb feine ©attin £opfna waren Wlit'-
gltcber beä bon §eqog ©erwarb bon 3ülid) 1444 geftifteten Hubertus-
CrbenS, unb $war war Reinritt) $ruberfa>ftä=2ftarfcfmtl *).
ferner bon ,£>ompefd), 2ßerner3 <£of)n, erhielt baä bäterlitt>
©ut 38ad)enborf unb erbte bon feinem Cfyeim ©obart ©üter $u
£amer3borf, Remberg unb ßülSborf; 1493 War er 2lmtmann §u
SDtünftereifel, 1499 Amtmann ju Homberg 2 ); jur ©elbrifdjen gefjbe
war er im 3- 1502 beranfd>lagt, für ben §er$og t>on 3üliä) brei
©ewappnete ju ftellen. 1507 muftte er $u gletdjem 3wecf 6 s £ferbe
liefern. 1512 belehnte £er$og 3°^ ann f c i nen Hdxn Vtafy unb ge=
treuen Amtmann gu Homberg, SBerner bon £ompefd), mit Sdjloft
unb §au« $)ollenborf nebft 3ubef>ör wegen feiner (gmetten) ©attin
§elena bon ber Ttavt, SöittWe 3BU$etm8 bon &arcourt, £errn $u
$>oHenborf *). 1514 war Söerner tobt, benn in biefem 3al)re berglia)en
fid) feine Sßittwe unb fein 6djwtegerfof)n, 3ofwnn bon galant,
mit ^erjog 3o^ann über bie <5umme, weldje 3öerner biefem wegen
ber .$errlia)feit Homberg fd)utbete 8 ). Wit feiner erfteu ©attin
9lnna, Jooster 3o^ö«nä bon Sparft ju ßinbenberg unb ber 2llberabi3
bon Sirgel, fjatte SBerner nur $Wei Xöajter: Ataxia (Sdctlia unb
Äatfjarina. (Srftere braute ifjrem ©atten 3^onn bon galant, ^errn
gu Stotfjberg, $Bilbenburg, ßaurenäberg unb #reä)en, baö ©ut ßinben=
berg $u*); teuere f>eiratljete 1498 §einriä) bon Wagel gu Söuftebe,
') Driginal*S3ruberfd)aft3bud) in ber SfönigL $of* unb Staatsbibliothek ju
2Ründ)en.
') 9tebingf). Samml. S3b. LXI.
3 ) (*benbaf. 23b. XXI 3tbfd>riftcn ber »elefmungen mit DoUenborf.
4 ) 2Bad)enborf erhielt ftc nad) bem Xobe ber Altern. $icfc8 ®ut tüirb burd)
$auf bon ben Srent bon äkrnid) an SBerner bon &ompefdj gelangt fein. Sie
©Ijelcute Otto bon 2Bad)enborf nnb Slletb bon ©oer batten 1434 bie &errlid>
feit Sßadjenborf an ©mmerid) S3rent bon üöerntd) berfauft. @mmerid)8 SBitttoe
2)rutgin lebte nod) 1444. Sfyrt Söfme toaren tooljl bie 23rüber ©oStoin unb
Steinfjarb 83rent genannt bon Sßadjenborf, n>eld)e als Settern ber ©ebrüber
©o8tt)in unb föeinljarb 83rent $u 33ermd) 1473 ertoäljnt Serben (Stebingl).
«Samml. 23b. XII. 331. 69 v.). $ieieS @efd)led)t 2Bad)enborf führte in rot&em Selb
mit gelbem Sd)ilbe3&aupt brei weiße Seeblatter (Siebmad)er8 SBappenbud)
bon 1609, 93b. II, S. 104, mofelbft aud) ba8 SBappen ber $ompefd) abgebilbet
ift). (58 gab nod) ein anbereS ®efd)led)t 2Bad)enborf in S?öln mit Sd)lfiffeln
im SBappen.
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SM&eim unb feine $cfi&er. 151
Droft *u SRfmftereifel. $eibe (Seeleute foKeit bei ^cbjeiten ber eitern
bic .§errfdjaft 2ßad)enborf befifcen ; nadj bem £obe berfelben foll bic
£errfa)aft an bie ältere 6d)mefter Gäcitia fallen. Die ißraut erhalt
23urglef)en $u 6d)leiben unb SBittlidj, einen .£>of unb .g^ten $u .
s ^affenttd; fotoie einige ©üter unb Kenten als Mitgift. Der 23räutt=
gam bringt feine 5pfanbfd;aft auf ba3 s Kmt Sftünftereifel in bie (*f>e,
aujjerbem gibt ujm fein müttertidjer Cf)eim, Söertram öon Keffelrobe,
§err $u (5r)renftetn r 1000 ©uiben 1 ).
Kad) biefer längern 9lbfd)tt>eifung fomme id) auf ben erften
Jpompefa) $u 3?oll^eim, 3°^ nn öon £ om P e W/ «^errn $u SöoUfjeim,
gurücf. 3^m ftellen fein trüber .<peinrta) unb beffen grau 1480
einen ©djabloSbrief au§, nadjbem er fidj mit tynen bei ©oSmin
33rent öon Pernio) für eine lebenSlänglidje Kente öon 100 ©ulben
verbürgt l)atte 1482 überträgt fein ©dfjtoager Kotmann öon©ei$bufd) '
tym erblid) ben £of $u Kööenid), 1498 gibt ber .^er^og SBttyelm
öon Jülia) tt»m 40 ©olbgulben unmiberruflidjer ©rbrenten auö ben
©mtönften be3 2tmt3 Körbenitt) 3 ). 3n bemfelben Safjre überträgt
ber §er$og ujm erblid) bie Dörfer Kööenid) unb fiüffem, mit aller
$of)eit, Jperrüc^feit jc. in ber $ßeife, mie früher ber 6d)n)iegeröater
3>of)ann3, Kitter Sotyann öon ©etebujd), ben britten £f)etl biefer Dörfer
bef effen fyatte 4 ). 5tu§erbem öerbf änbete il)m ber §er$og bie (£inf ünfte
öon 3ro3$eint unb €ber*2öia)terid) 5 ). $ombefd) taufte öon bem
©rafen öon 9ftanberfd)eib aud) D6er=(£lt>emd), meines bie ©eiäbufa)
aB 2ftannlef)n empfangen Ratten; er erhielt ferner bie gefammten
erjbiftt^öflid^en (Jinfünfte $u äBidjterid), 9Kütf)eim unb Kieber=(Slbenid)
in $fanbfd)aft. 9Kan fann baf>er 3ol)ann öon §omöefd> als ben erften
«efifcer ber Unterb,errlia)feit »oltyeim betrauten. 2llä Sodann
bie Äatljarina öon ©eiäbufd) rjeiratr)ete, mürben üjre (£infunfte auf
500 ©ulben beredetet, nämtid) 300 aus JÖol%iin unb SBid&teria),
60 au§ £d)a{$ unb Dienft ju tfüffem unb Kööenid) fomie 140
©ulben an 3mfen, toelaje ber §er$og öon 3ütf$ f ur eul a ^ eä
Darlef>n jaulte 6 ).
l ) Kegeft ber £eiratf)3berebung bei 23ärf (b a. a. D. 33b. II, Slbtf». 2, @. 528.
a ) Urfunbe im Stroit) be* $reif>errn öon S3ourfd)eibt gu 9taüj.
3 ) Urfunbe ebenbaf. «) StnlaQe 5.
*) Stften unb Urfunben im 2lrd)iö ©ubenau. 6 ) Urfunbe im 2lrd)to $arff.
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152 öon Oibttnan,
Tie Gattin 3of>annä, Äatljarina Dort (*etö6ufd), mar 1504
SBittme. 3&r einiger £of)n, granj Don ftompefd), befaji aujjer #olI;
beim aud) bte ,£>errlia)feit £efc; er r)ctratfjetc 1 504 *) Äatyauna, £oa)ter
. (9ert)arb3 Ouabt Don Sanbäf ron nnb Homberg imb bcr Öertrub Don
2tterobe=£d)lo(jberg. Jranj ftef>t 1511 auf bcm 3ü(ia)fd)cn iÄittcrjcttct.
Die Äinbcr be3 5 ran 3 öon ftompefd) maren:
1. ^ermann (folgt unten).
2. 3o^ann r fe&te ben tarnen bauernb fort.
3. ilrfula, r)eiratf>ete 1523 Utria) 3d)eiffart öon 9Kerobe=
s8ornr)eim.
4. ferner, mürbe am 4. 3uni 1545 Dom 916t ju ^rüm mit feinem
^ntljetl unb ber (Meredjtigteit am £aufe #olIr)etm belehnt.
1550 ift er Äanonifuä $u ^ünftereifet 2 ).
5. Äatfmrtna, r)ciratr)ctc 1535 ^ermann Don 3Mbrücf gu ißetbe s ).
6. &Ulf>elm, ftarb atä ®eut)a)=Crbenä^itter in fiiDlanb am 29.
WoDember 1577.
Jeimann Don ftombefd) ^ciratt)cte 1535 Slnna Don Stettenberg,
Xodjter beö :föUrjelm £ietrid) $u 6a)önrab unb ber Barbara 6(t)eiffart
Don iRerobes$ornr)eim, SSMttme Don i'üfcenratf). 2(m 14. 9ttär$ 1542
fd)liejjt fie atö SBittme mit ifjrem <8djmager Sodann oon ,£>omtoefd)
einen $ergleid) ab. .friernadj err)ä(t fie teib$ud)t3meife £aua 2Öotfr)eim
fammt ^uberjör fomie ben £of unb mehrere Kenten bafelbft, mäf)renb
3o^ann bie .v>errlicr)feit £e£, mehrere Kenten unb ber ,§of gu
Böbingen p&eftimmt mürben. $)ie jär)rltd)en Kenten au3 bem Jr>of
$u §ompejcf) jollen geseilt merben. 1548, atö $(nna (Gattin beä
ÄUltjelm oon 45ernfau jum ftarbenberg mar, oergleidjt fie ficr)
nochmals mit if)ren Sdjmägern 3of>ann unb ferner Don Jpomöefa).
3ie l)attc auä ^meiter <*f>e nur einen £ofm, ftran$ Oon £ompefa),
') 3n biefem $ai)tt vergleicht er ftd^ mit feinem Sdjn)aa.er 3o^ann Quabt
weflen ber SluSfteuer feiner ©atttn (Söärf d) a. a. O. 93b. II, Slbtr). 2, 6. 529).
2 ) ©ine alte (Stammtafel im SBott^eimer Slrdjto fagt bon tljm: „Repudiato
duxit (?) Maria Plancken, ex quo sustulit N. tili um Jesuitam, in qua
professione niortuu*."
3 ) Sie erhielt laut $eiratbsberebung ja^rttd^ oon tbrem »ruber 140 öolb=
ÖUlben. $er DriginaH?eiratf)Sbrief befinbet fitt) im gräflid) 58eiffelfd)en
2trct>iü au ftrenj.
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JöoUJjcim imb feine &efi$er.
153
ber 1560 unb 1578 oom $bt ju ^rüm mit Göllheim betont würbe.
1565 fchloft er mit feinem Cheim Johann einen Vergleich unb erhielt
$aus unb A>of gu Göllheim mit allem Zubehör, ber ,£errltcf)feit unb
ben ba$u gehörenben Dörfern jyrauenberg, Süffem, ftöbenidj unb Cber=
(*lbentch, ben ,§of $u fööüenich unb bas ganb ju (*loenich mit ber
2Rü$te unb „^enoltälanb" nebft jJuM&ör, bie 2*ogtei 93M$teri($ mit
ben gugetyörigen Dörfern, bie Sttühlen Unter=(£löentch unb Cber=
Mdjterkh mit ihrem ®ericf)t unb ollem ^uoehör, foroic ben 33ufd)
„bie 93ifc" *). granj führte mit bem britten hatten feiner SDhitter,
Sßilhelm oon 33ernfau jum ftarbenberg, $Bergifd)em 2ftarfchall unb
Amtmann $u (Solingen, als $ormunb feiner Äinber toegen beä
mütterlichen (*rbe§ einen Stec^tsftrett. %m 27. Sftoüember 1563 ht-
ftimmten ber ßanbesfyerr unb feine Sftäthe, baft ber SJiarjchall baä
ganje mütterliche @rbe an grang herausgeben foße, aufgenommen
bas Silbergefchtrr, roetd)cö er oom £aufe $ottheim befommen habe,
bagegen gahlte grang bem $ernfau 3000 (ftolbgulben. 3>ie genoffenen
(Hnfünfte follten $ernfau oerbleiben 2 ).
grang Oon ^ompefd) t»erfud)te bie (^erid)töbarrett in grauenberg
an -fta) gu reiften. £u bem ra ^h>ecfe lieft er in ©egentoart einiger
ihm gefälligen Seute s ) auS bem $)orfe ba§ alte 2öet3thum grauenbergä
bom 3- 1551 neu aufftellen unb jum britten Xhetle: „item maä
llebelthaten auch 311 gebürlicher Straf erfdu'enen, Üunbt man, baft
Seine gürftliche Knaben ben 9lntaft tyüt, bie Uebelthäter nach
(Gelegenheit ber Xr)at ftrafen $u laffen" fH' n 3 u fc$?n: „ unD Daä
§au3SBolheimanftattunfer3gnebigen,<>errn, tote oon
Hilters" gebräuchlich", .$ompefd} tieft baS fo Oeränberte $öeiä=
thum in grauenberg beriefen unb als bie ©emeinbe, ihr ^aftor
3afob $?trfenfem an ber 3pifce, bagegen proteftirte unb baö alte
29eiöthum üon 1551 im £ird)en=9tentbuch borgeigte, rift £ompefch
bie Blätter auf bem 23ud)e unb äufterte, tote eö ^eiftt, eä hatte nun
feine Stotlj mehr, ba baS Äiotfmm neu oerfiegett fei. Sie ©emetnbe
') Start bcfdjäbigte ftopic im ehemaligen 2lrd)to Göllheim.
s ) Drtginafarfunbe im $lrd)to be« ftrci&errn oon SBourfdjcibt &u SRatf).
Sjompefd) fcfjafcte feine ganje »efi&ung «olüjeim auf 41360 Xf>Ir.; iura
®d)lofe gehörten 720 borgen, meift Sltferlanb.
8 ) @o heifet es in ben ltrfunben ber SRebingfjobenfcfien Sammlung 93b. XXI.
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154
Don Dtbtman,
grauenberg Wagte hierauf bei ber ljer$oglia)en Regierung unb bat
biefelbe, fic gegen bie ©etoalttfjatigfeiten be3 ftompefd) in Sdfjufc
nehmen. (£§ erfolgte, nadfjbem ber fjersogtidfje Sdjultfjeifj gu
(hiöfirdjen, s $eter @ülid), eingefjenb berichtet fjatte, am 7. 3uli 1567
eine notarielle $eweljmung ber @inroof)ner grauenbergä barüber, ob
baä ÜEßeigtfjum bon 1551 ober 1559 if)r rtajtigeä fei. 2llle bezeugten
bie föiajtigfeit beä erftern, toorauf am nämtufjen £age auf ©runb
beSfelben ein neueä 2Bei§tf)um ^rotofoll gegeben mürbe 1 ), ^roei
3a^re fbäter marb bon ben Untertanen gu granenberg ben ^ergog=
tiajen Äommiffarien 95>i(f)elm bon (Bleibt genannt 2Bef Pfennig
unb £an3 SßJi^elm bon ©er&en genannt Sinzig, SImtmann
gu TOtnftereifel, (hiäfirdjjen unb Homberg, gefyulbigt unb bie
(Merictytäbarfeit bem A^ompefd) abgefprod)en *). %m 15. Dezember
1576 fam enblid) ein ^ergletd) gtotfe^en bem .^ergog unb
,<r>ompefa) $u Staube, bemgemäj} (euerer ba3 Dorf grauenberg mit
ben baju gehörigen gierten Cber=$Öid)terid) unb Srceäfjeim foroie bie
.£>ofjeit unb .fterrliajfett über bie Dörfer öüffem unb Stöbenitt) nebft
^ube^ör al§ atteö flftanntelm für fia) unb feine (Srben Dom §ergog
empfing. JyaUö ,ii>omfcefd)3 s Jtoa)fommen be$m. SttannSerben alle
ftürben, foUten bie genannten Ortfajaften an ben fianbeöljerrn fallen
gegen 9tütf$af)lung ber oumme, roelaje bie .§ompefd) früher gegen
bie Dörfer Süffem unb üttöbenid) borgefdjoffen Ratten. Die 33e-
lefjnung gefaxt) in ©egentoart beö Sültdjfajen ÄanglerS unb 9tatp
äöil^elm oon Oräbetf ju Densberg unb beä ^ülidjfdjen <*rbfäm=
mererS SGÖerner bon bem $ongart s ). gran$ ftarb am 29.
1586, au§ feiner (Slje mit Äattyartna bon ber Söaelen genannt glecf
gu ©lefjn feine fönber funterlaffenb.
3ofjann bon .^ompefa) erhielt bon bem oätcrlid)en (£rbe bie
£>errfd)aft Xt$, 1550 mürbe er für fttt), feinen iöruber SÖerner unb
\) 2We barauf bezüglichen 2Htenflücfe in 58b. XXI ber föebtngl). Samml.
$as 2BeiStf)um bon 1551 bejto. 1567 tft abgebrueft bei ftafefeb, fünfter*
eifel II, S. 77.
*) 2>er ^ergog berlteb ana) am 7. SUtärs 1570 bem Sefjultbeife unb ben
©djöffen be8 2)orf£ ^rauenberg ein Sieael, ba8 oben ben fc&toarjen 3ülia>
fc^en Sötten, unten Stitter St. ®eorg, ben $rad)en töbtenb, actgt (föebingb.
Samml. 33b. XII, 931. 568).
8 ) ftopie im Slrdjiü 83oIlljeim unb in ber SRebingb» Samml. 33b. XXI.
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>
»oltljcim unb feine »eftfcer. 155
feinen Neffen Jrang mit 40 ©olbgulben jä^rtid)ev ftente auö bem
»mt flörbenia) als 3üiidf>fa)em flttannlelm betest. 1565 erhielt
er im $ergteidj mit feinem Neffen grang .fyuiS unb £of lefc nebft
allem £vibt1)bv gu §ompefd), ben £of gu Böbingen, 100 @o(bgulben
auä bem 9lmt 40 ©olbgulben auä bem 3(mt Wörbenicf)
jäffrltä) unb bie .frätfte ber (*infünfte gu (hnbfen. 6eine ©atttn
Ätaubtna, £odjter 3oljann3 bon ,£>orn unb ber ^perftna bon ber
$raä)t, mar 1585 als üßMtttoe bei ber .^>ctratr) ifyres <Sofme§ .^ermann
5pijtftpp bon .ftompefdj gugegen. Lintia bon 9teufa)enberg, mela)e er
am 26. Stobember bief e§ 3 al S) r ^ fyetratfjete, braute 6000 ©olbgulben unb
ifjren 5tntf)ett an ben elterlidjen @ütern Shirtdj unb @icf3 (menn U)r
©ruber .(peinrid) fterben follte) in bie @I>e, mogegen ber Bräutigam
bie fterrltajfett Xe£, ben £of .fiompefaj, ben £of Böbingen unb
Kenten au3 ben Ämtern £üren unb Jülid), iär>rlicr) 200 Bulben
auämaajenb, alä £eiratf$gut mitbraajte. 2lm 9. (September 1587
erhielt ^ermann s Wlipp bic SBeleljnung mit 33oa^etm. <£§ fdjeinen
aber foroor)! bie SßMttroe be§ grang bon .^ompefä) alö aua) bie bon
$ernfau 2lnfprüa)e auf 33olIf)eim geltenb gemaajt gu fjaben. 9lm
31. 9ttärg 1603 bef (beinigt ndmlifl) 2tnna tum ^ompejä), geb. bon
föeuf dfjenberg, grau ä u 23oflljeim unb grauenberg, bafc ber
6djultl)etj$ 2ßirfc gu ©tefm ifjr 100 $fjlr. borgefdjoffen fmbe, melcfje
fie für tf)re 9ttöf)n $atl>arina bon ber 2kelen, 3Bittme bon Ajompefap
23oltf)etm, bei iljm aufgenommen tyabe 1 ). $or itjren ©Höffen gu
Ober^tbentd) berfaufen am 10. Sftobember 1613 .^ermann ^fjitipp,
Sodann SMetrid), 2Bitf>e(m £atarb, %nna unb Ätaubina bon .ftompefd),
23atir unb fönber, an £>einria) bon ber ,£>orft gu &eimergf)eim, 5(mt=
mann unb ^fanbf>errn gu 2tftenaf)r, eine erbitte Diente bon 140 fttfilr.
für 2800 fttf)lr., tt>eld)e fie gur ©inlöfung beä §aufes ©oiflieim bon
ben bon 23ernfau gebrauten. £te ftellen gum <pfanb baö fretallobtale
©ut, ben £>of gu Cber^loenidj. gür bie mtnberjäljrigen 2öüf)elm
§atarb unb Älaubtna befiegeln itjre Oettern Johann bon ©umnid)
gu 93tfä)et, 2öalb r Mörmter unb 9teurat$ unb 9Ibolf bon $Um gu
9ttetingf)0ben ben TO 2 ). TOttelft Urtunbe d. d. (Siefs ben 24. Cftober
l ) Originalurrunbe im 3tr<^iö 9latfi; f. Sintagc 9.
a ) ^opie im Slrdfa 9tatr).
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156
üon Oibtman,
-
1611 übertrugen bie (feilte ifjren £öf>nen 3of>ann Dietria) unb
2Bill)etm £atarb bie 5lbminiftration i^rer ©üter 1 ). Hermann
^fnlipü fa>itt nod) 1613 $ur fetten (*f)e mit flftaria Don galant,
Sßitttoe ©ottfriebä Don 9ieuttrdjen genannt 9iieüenfjeim , metdje
finberloä blieb. $te Äinber ber erften (*f)e ftnb oben ermähnt.
ä&ilf)elm §atarb erhielt bie ^errfdjaften unb (Jtcfö, roäfjrenb
3obann $)tetridj SPolfljeim unb fthtridj befajj.
(*f)e iä) bie (Genealogie ber Herren üon ,£>omüefd) roeiter fortführe,
fei mir geftattet, f)ier ber frühem ^öefifcer üon 9Rurid) $u gebenfen.
l Die $urg fthirid) mar im SBefifc etneä gleichnamigen ©efdjtedjtS.
3m Januar 1248 üerf auf ten Slnfetm, sBafiliuS, 3<>() a nn, SBityetm,
ßngebranb, "ätteajtilbtö unb Jutta, alle $inber 3o^annä üon ber
iöaelen unb feiner ef)elitt)en £au$frau .^eitmig, mit SBiffen unb
iftatf) if)rer 2*ormünber, ber (Mrüber (*ngebranb unb 2öilf)etm üon
dtuviti), ferner beö §einrid) üon £oil)torü unb £)terirf ßuff, ifjrer
Cfjeime, ©crfiarb üon Äörren$ig, 2Bilf)elm üon ©limbad) unb 2öill)etm
oon §oif)torp, einem geiftlidjen §errn, ifjren Sölutsiüermanbten, ber
^Ibtiffin unb bem $onüent beö Älofterö ju Op^oben ein (£rbe,
gelegen bei ber Jöaelen unfern Äörrenjig, nämlidj i^ren „betimmerten"
§of mit 74 borgen 3lcferlanb, baüon 56 $ef)ntfrei finb 3 ).
^m 15. Jafjrfyunbert ift eine £inie beä ®efd)led)tsl Zweibrüggen
im Jöeftfc üon itturidj unb nennt fidj banaef). "Dietrict) üon ifturid)
unb feine /yrau fteilnng 3 ), meiere 1430 unb 1440 urfunblid)
ermähnt toerben, Ratten folgenbe Äinber:
1. £aem üon jfturia), ältefter 8olm (folgt unten).
l ) Driginalurfunbe ebenbaf.
*) Äopie in beutfdjer Überfefcung im ehemaligen Slrdjiü Soll^eim. 3 c ugen
waren ber Sßaftbr Don ßuüerfe, ©obert, ein Sßrtefter üon Sörrcnjig, ftietrid),
ein <8d)olaftcr oon Stachen, 2lbam üon ber Surfen unb fein SBruber SBinjclm,
91. (unlcferlidjer 9tome) üon 23ergelboüen unb feine ftinber Heinrich unb
Steiner, S3urd)arb üon SBerflelbooen nnb feine Sfinbcr, &elia3, ein 2$ogt gu
3ÜU4 Öiäbert, ein Sogt gu SBaffcnberg, «Sibert üon ©rumpbeim, Safob
unb .^einrieb üon ftörrenjig. 2>a3 (*rbc ift bas je^ige §au3 SHppingen.
8 ) 3obann üon Holtrop würbe 1522 mit §of, ©rbc unb ©ut 3U fttoücrtcb
bclebnt, meiere Sobann oon Sßalant gu Jpänben 2>ietridj8 üon 9turidj unb
ber #tfo>ig, feiner er)cltcr)en #au§fran, üertauft bßtte ßülidtfdie ßebnSregtfter).
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»oüljcim unb feine SBefiöer.
- /
157
2. Dietrich, im 3. 1460 tropft *u ÜKuffenborf »).
3. §ermann, 1460 SNitbefifcer bon 9turidj.
4. tfatljarina, ^ctrat^ete 1460 3°$ ann i ^°^ n «S>cinric^§ bon
©überid) $u ftripSroalbe *).
5. Sttettel, unb
6. Jpeilroig, beibe 1460 Tonnen \n 33nrtfd^eib, erretten jährlich
20 kalter Äorn auä bem elterlichen Vermögen.
7. ütttonta, unb
8. Surfet, beibe 1460 Wonnen $u ©nabenthat bei Weufc; jie er-
hielten {a^rCid^ 1 5 Gatter Äorn auS bem elterlichen Vermögen.
$aem bon Zurief), auch Detern bon Rurich genannt .^roeibrüggen 8 ),
befaft in ©emeinfefjaft mit feinem trüber .^ermann ba3 3 tammgut
Rurich. Seine Gattin mar feit 1468 Sophia bon 2öad)tenbonf,
Xochter MrnolbS unb ber Sophia bon tyavto. beugen bei ber $eirath3=
berebung roaren: ^ermann j?on Rurich, Sanber t)on (*il, Dietrich
bon SPetgenhaufen, Jyriebria) bon ©rittern, 3°4 ann öon Äviefenbetf
genannt Spoir, ©erfmrb öon .ftoffeler, Ulbert bon (*il, bitter,
£ierrid) bon ^ßarto, bie 33ruber .^ermann unb Slrnolb bon 5öoa)ol^
unb 3°^nn bon 9W)eibt. 1461 berfaufte £)aem bon JÄuria) ben
halben §of ^arbS $u Sftabottraeb an Johann Griffet bon ©Upen*).
1470 unb 1488 befiegelte er ba§ &>eiätf)um ber Jöatborbnung be§
iöocholfcbufchä 5 ) ; 1490 fdjliejien er unb feine ? yrau einen Vertrag
mit 3°*) ann bon Silber ich, ihrem Schwager, unb feinen Äinbern
^aem, Heinrich unb Slleib a6. (fr gibt bon feinet $ruber§ ^ermann
©ut gu Rurich ben Elberich 150 (Mulben diente unb aufterbem
139 (Bulben baar, mogegen bie hübend) ihre ®üter 51t g>fanb fteHen.
$aem beftegelt noch 1491 bie .^eiratfjäberebung ffieintjarbä bon ber
Sippe genannt §oen unb ber 2Inna bon Ärietenbecf genannt Spoir.
Seine einzige Xoöjter, Sophia bon Rurich, r)eivat^ctc bor bem 3- 1517
Heinrich bon Jttcujdjenberg, Amtmann gu Boslar. 9lm 15. Cf tober
») Strange, ^Beiträge XI, @. 24.
■) Urfunbenregeft im ehemaligen Slrajto ©ollljeim; ögl. Anlage 7.
a ) Urfunbc im Slrdjiü $arff.
*) Du 15, @upen @. 79 ff.
6 ) fiacomblet, 5lrajiö 1TI, 3.240. $aem fiegelt mit pfählen, im rechten
Cberecf SMerung mit fiilie, atfo gan* tote bie üon 3»wibrüggcn.
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158 bon Dibtmcm,
1539 berfaufen bie (Seeleute %xnt bon Jpochfteben 31t Dcieber$ier unb
ftattjarina $ucf ber Sophia oon 9hnid), SBitttoe bon Dfleufajenberg
unb ihrem 8ot)n §einricr) bon föeufchenberg 3 ©etoalten §ol$ im
&irchfpielÄörren$tg, ausgenommen ba3 Sttollenraibt, bagu lOÄapaune,
metche fie jährlich in biefem ßirchfpiel haben, nämlich 4 bon £au§
unb #of im $)orf ßorren^ig, meiere gum St. ftatharinen^Iltar
gehören, $n>ifchen bem Söad) einerfeits unb ^atob bau $aeffem§ @ut
anbererfeitä, 4 Don 3rmin Sdjeefferä £au3 unb £of $u Dturid),
gn)ifä)en obengenannter Sofien (Jrbe unb 3 rm in3=$)rief$ gelegen;
2 bon It)önniö ©ffevö §aus unb $of, mela^e 3rmgen ©utelmanö
gehörten, im $)orf ÄÖrrengtg, gtoiföeit ©tjlman (SfferS unö
ÄlauteS ÄeeffS ©ut gelegen. £)ie Stoffen Oon Äorrengig befiegeln
bie Urhmbe l ). T*tv barin ermähnte Heinrich oon föeufdjenberg
befafi bas mütterliche ©ut Meurich unb bie §errlia)feit ©iefs 2 ),
mar 9lmtmann gu Söoälar unb JÖaffenberg unb ftarb ben 29. Sep=
tember 1559. 3 ö !)ann DOn §oltroo ber 3llte befennt 1552, bajj
bie geteilte 9fceinr)avb oon ,$orrid) unb Älara oon Verden ihren
.§>of gu Rurich feinem lieben Neffen, Jpemrich bon Sleufchenberg $u
Kurier), §errn 3U (Siefs, unb 2lgneä bon 23ubberg, beffen Rrau, ber=
fauft haben. l*r habe feinem Neffen 35 boppelte Dufaten unb 100
©olbgulben borgefdjoffen ; teuerer hat nad) bem Xobe feiner (Gattin
in fetter @h e $fana bon ©omnict) geheiratet. Reiben quittirt er
über bie $urücf erhaltenen ©elber 3 ). 9lm 26. 2lpril 1582 bergleia)t ftd)
3lnna bon ©tonnia) als SÖMttme mit 9fbolf bon unb $u s 3fterfelbt,
i^rem Schnnegerfohn, toegen beö «JpaufeS Stocfum.
Sind erfter C^e entjproffen eine Xofyttv Sophia unö ^otyn
Heinrich, welcher ber Stiefmutter biele Sorgen berurfad^t haben mufc 4 ).
*) Sopie im ehemaligen Slrdjib SBoltyeim.
') CHcfö hatte bie Üflhttter Ictbäuchtgloeife befeffcn. $iefe ^errlidjfeit fear
1440 bei ber ©rbtbeilnng ber ©üter bcS Zitters 2lnbrea8 <3mebch bon ßiffingen
an feinen ©nfel 3oh° nn bon SBunneberg gefaflen. ($r berfaufte 1450 §au3
unb $errlicf)feti an Johann Sctge bon SRingähetm. S>efcterer gab fie feiner
Tochter bei ihrer fceiratfj mit Heinrich oon ffleufchenberg jur Mitgift.
3 ) Driginalurfunbe. Holtrop flegelt mit Dnerbalfen, im linfen Obere*
auänwrts fehenber 8lbler. &elm : fteuerfpeienber fcradjenfopf.
4 ) (Sine 9(n?ahl Slften au8 bem Slrchib 23oUheim enthalt klagen über ben
nngeratl)enen Sohn ; er wirb fpäter als irrfinnig beseitet.
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»ofl&eim unb feine gSeftfccr.
159
(*r entführte bie Wonne (Hifabety öon £orria) au3 bem Älofter ber
Söeifjen grauen $u Radien unb lieg fia) am 22. Sluguft 1567 in
23raa>ten mit ujr trauen 1 )- gamttie berftteg ifm; er ftavb 1587.
ßinber ber jmeiten (£f)e waren:
1. §einricf) öon Dleufdjenberg, §err ^u Sfturid) unb (£icfö, Amt-
mann $u Söoötar, 1561 tobt. Seine üßtttroe, Barbara öon
Aerobe, ^ctratr)cte £terrid) öon galant. £>er einzige Sofm,
9teinl)arb Tuetricf) öon 5teufd)enberg, ftarb als §err gu Wurid)
unb (£Ufä unöermäf)lt 1612.
2. Nbolölnna, ftarb als Slbtiffin beö Älofter* £üftern am 15.
Oftober 1626.
3. 3o$ann, £>om$err gu $rter, ertranf 1582 CrleanS in
ber fioire.
4. Sttaria, 1621 erroäfmt.
5. Sttargaretfja, errjtctt bei tyrer £eiratf) mit 9lbo(f öon unb $u
Stterfelbt 5000 ®olbgutben, toogegen fie auf bie elterlidjen
©üter öerjitfjtete.
6. ftnna, (Mattin be§ §ermann Philipp öon Jpompefd) gu 58otT=
luüm. $laä) bem lobe itjrcö Neffen 9tein^arb £)ietrid) fielen
bie ($üter Shiridj unb (*icfö an biefe geteilte.
Dcadj biefem langem (S^ftträ über Sfturidj roenbe ia) mtdj hrieber
$ur (Genealogie ber §ompefa). UBtlfjetm §atarb öon §ompefa),
©efifcer ber ^errlicftfeiten Xefc unb (SirfS, mar 1640 unöermäfjlt
geftorben. Sein trüber Sodann T)ietria) folt bie .^errlidjfeit
<£icfä feiner Sajroefter Slnna bejm. beren ©arten Xljeobor öon
Böberg öerfauft fjaben. ^otyann SMetrtcf) öon £ompefd>, £err gu
SBoltyeim, Sturia) unb £efc 8 ), Amtmann 3U 23oSlar, l)eiratf)ete
') £raufdjein im ehemaligen Slrdjto ©otttjeitn.
J ) £efe ging enttoeber öon ifynt ober feinen ftinbem burd) ftauf in ben Söefifc
öon 2JMd)ael ßeerS, furöfalaifdjem @ef)eim= unb Äammerrati), 3lmrtnann gu
Sßorfc, über. 2)iefer ift 1668 im SBeftfc, 1669 erfjielt er ben föeidjSabel (12.
Februar 1669 furbranbetümrgifdje Seftattgung). «Sein 23ruber 2>ietrid) ßeerS,
hirpfäl}. 3Bef)rmeifier 3U $üren, Glatte ber Änna .9tidjmub öon »erlern,
machte eine nod) in ftöln beftebenbe ©tubienftiftung unb ftarb 1690. $err
öon SeerS r)atte stoei @ölme: Sobamt W^PP $ierrid) ju ßeerbad) nnb
SBlabfelauS Söil^chu, »efi&er ber SBurg unb eine* SedtftelS ber §errlid)feit
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lfiO
oon Otbtman,
am 14. jyebruar 1616 &una, Softer 3)egenf)arbs £>aeö oon (£on=
rabStyeim unb ber t*life bon 2&adjtenbonf. tiefer (*f)e entftammten
folgenbe Äinber:
1. 3obfna, beimaßt 1) feit bem 14. September 1663 mit ^ofjamt
SiMUjehn bon ^aeren *u Äörrenjig, 2) fett bem 6. Cftober
1674 mit 2£atraf bon SPaeren, 3) mit ^otyann A'riebrid) bon
,£>orridj ju ßHimbaa), melajer 1707 ftarb. Sie teftirte am
6. 3flar$ 1690 M.
2. SSitfjelm 3>genf)arb (folgt unten).
3. (*f)riftine.
4. 3(nna @life, Gattin be§ SBerner bon 3Mn3fetb p 9fibeggen.
5. 3 ol ^ anu £ietrid), mürbe £>err 511 Dteia) unb grünbete bie
nod) blüfjenbe ßinie $11 föurtd). $roei feiner Söfme mürben
(Generäle in fyollänbifajen SMenften, ber eine, Sfteinljarb 93incen$
Jyretyerr bon Jpombeftt), mar aufierbem faiferlidjer ©eneral=
felbmarfd)all unb bitter bes fa)mar^en Mblerorbenä. (*r
faufte am 9. :Kobember 1719 bom ©rafen W^PV ££itf)etm
bon i'imburg^ronrf^orft-Stirum bie £errfd)aften 8tepf)en3=
toert unb 2i>alburg an ber 3ftaa8 unb ftarb fmberloS am
20. Januar 1 7 33 $u §emmer§bad) 2 ). $He £odjter feines
Kruberg 5lbrian ®uftab : (Heonora £>enrifa 2ttauritia, Chrbin
ber §errfa)aften i^red Df)eim3, r)civatr)ctc griebrid; Soljann
Sigiömunb $reif>errn bon ^e^ben 311 Cotmarfum, ^Droft gu
£roente. üöeiber Sofyn Sigiämunb 33incenj fiubmig ®uftab
nalnn Tanten unbSSabben ber £>ompefa) an unb erhielt unter bem
Tanten @raf bon .ftebben^ombefd) 1771 bie Dtetdjägrafen;
mürbe, $ermäf)lt feit 1752 mit 2lnna Sobljia £orotf)ea
Sftiebefet Sreiin ju (Jifenbaa), Unterliefe er eine (*rbtoa)ter
ftrieberif a Gleonora Shiifa Charlotte (Gräfin bon §eb>n^ombefdj
%ti$. S3ort feinen 5 Sftnbcrn erwarb ber ©atte einer £od)ter Äatljarma 9Jtor*
garetba ftonftantia, Srang 2BHf)elm oon S3rad)el, im 3- 1699 bie 93ura nebft
^nbebör. @cit biefcr 3cit blieb ba« Ötot in ber Sfradjelfdjen Familie.
») m aus bem ehemaligen 2trä)to ©apnau, im »efife be3 &errn 3- ßeöbcl
in SBonn.
J ) ©r foU oon fcemmcröbad) baS Slrdjiü foeaaenommen Ijaben, mobin, ehoa
nacb SBalbura?
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33oUf)ctm unb feine JBefifcer.
161
ju ©tepljengmert unb SBatburg ic, toetä)e ©attin be3 greiljerrn
3of)ann Äonrab 9>ctebefet bon (Jifen&aä) tourbe. (htbltä)
braute SlrnaiUe SDorotljea Slugufta 3o§anna Termine grie=
berife greün SKiebefel bon @ifenbaa) bie £errfa)aft SMburg
nebft ^ubc^ör 1859 an tyren ©atten Stbolf ©rafen bon
§ombeft$=iRuriä), melier ben tarnen ©raf bon £ompefa>
Söalburg füf)rt.
6. Sftaria Barbara, ©attin be3 Sötl^clm bon unb gu SSercfcn.
Söilfjelm £>egenfjarb bon £>omj>efä) gu IBottyeiut, grauenberg
unb §ompefd), Oberjägermeifter be§ ^evjogt^umä «nb fur=
pfäfäifdjer $ammerf)err, Ijeiratf)ete am 4. 3unt 1654 (Jlife ^riftinc
bon Sieef, Grbin ber ©üter ©ritieren unb Steffen 1 ). (*r tourbe
1677 für ftäj unb feine ©öf)ne mit $oUl)eim 2 ) unb bem iöau=
meifteramt im £ird)fl>iel SBidjteridj bom fturfürften Sotyann £ugo
bon Zxkr aB gürft^bt bon $rüm belehnt, ©eine 8öf)ne Wfyp
ferner unb Äarl Äaäpar erretten 1681 gemeinfam bie Segnung ;
(euerer mürbe nad) bem $obe feine« SöruberS in ben 3. 1684,
1712, 1718 unb 1731 betont; er mar Oberjägermetfter, furj>fät=
Stfdjer ©efjeimratf) unb Amtmann gu 9ttbeggen unb 3&lp\ty ©ein
(Soljn, 3°^ ann Sßtl^elm greifjerr bon $omj>efcfj, Oberjägermeifter,
rurpfäljifdjer ®ef)eimratl) , ftämmerer, ©eneralbufdn'nfbeftor unb
Oberamtmann gu SWbeggen, £err ju Söoßljeim, (£fd)toeiler, ©rüteren
2c, tourbe 1741 unb 1757 mit ^öoÜ^eim betefmt. <£r heiratete
bie reiche <£rbin Sfabetta greiin bon S3totanbt=3ft)eibt, Sefifcerin
einer £älfte ber §errf<fjaft 3*r)cibt, beä ©ute§ ©djtoargenburg im
Stanbe (Sornelimünfter u. a. Unter Urnen tourbe (Bdjlofj ©oH^etm
neu erbaut, toie ifn* STfliancetoapben unter einer UJjr an ber ©djlofj--
front früher an$eigte. $)a3 ©djlofc, ein ftattlidjer 33au mit bier runben
türmen, tourbe 1882 toegen SBaufälfigf eit abgeriffen ; eS fte^en nur
nod) bie umfangreichen, bon Seidjen umgebenen 2öirt^fä)aft§gebäube.
*) (Späterhin gelangte nodj (Sfdjtoeiler infolge biefer #eiratf> an bie £om*
pefa); baS Stegeft be« $eira«)8brief3 f. Anlage 10.
') 3n ber ©teueroeranfeftagung be8 ©rjftiftS ftöln für 1671/72 beifet e8:
tJrei^err oon ^omOefd) gu S9ottf>eim Ijat ben abiigen ©ife 311 83oUf)etm, 288
Rölnifdje borgen SIrferlanb unb 30 SKorgen JBenben.
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162 tum Oibtmon,
2113 1840 ©rof Söityelm Don £ompefd) feine r$einifdjen ©üter
SBotlfleim, ^alant=5©ei3n>eiter, (SfötoeUer, ©ritteren u. a. oerfaufte
unb naä) 9ttä$ren gog, ging SBoUfjeim in ben $efife beS #er$ogg
t>on Urenberg über, beffen (Jigentfnim eS nod) ift.
Jlti tagen 1 ).
1. $ie Sßitttoe SftifolauS Dorfen öon ©löenidj poltet
öor ben ©Höffen öon SBid&terid) unb Süffem einen bei
ben 33olIf)eiineT SSenben gelegenen 33enb, toeldjer 9tein =
fjarb öon blatten angehört. — 1379, September 10.
Ich Gritgin van Soenich, wylne elich huavrauwe Clais Borken van
Elvenich, doen kunt allen luden ind bekenne offenberlichen, dat ich zo
erve ind zo ewelichen dagen geleynt ind vur eyne paicht erflicher gülden
entphangen han mit verhenctzenisse ind willen Wilhelms mins soens,
ßelen nune zo Hoeven ind Kathrine mynre doichter, mit namen eynen
beent, genant der Groemunt, by Boilheymer beenden gelegen, die zo
Wichterich zyns geldent widder den eirsamen man Reynart van Vlatten,
knappe van den wapen, as alle jaire vur druzien marc Coeltz pagamentz
erflicher cyns, zo sent Remeys missen zo bezalen sunder verreknung,
angaynde na datom dis briefs. Ind umb dat Reynart vurschreven, of
behelder dis briefs mit synem willen, des vurgenanten erfliches cyns
alle jare np die vurschreven zit der bezalungen van mir ind myne
nacomelinge des sichenre sy, so han ich eme of behelder dis briefs mit
synem willen gesät zo underpande ind setzen ouch mit willen mynre
kinder vurgenant den vurschreven bend ind darzo zwene morgen beendz,
die wilne war hern Kirstiayns van Durffendail *), gelegen in Loissemer
l ) 3« ben nadjfolgenben Urhinben, bte steift nur in mangelhaften unb unjuoerläffigen
3tbfct)rtften überliefert ftnb, ift unsroeifefljaft ntandbe« oerfd&rieben ober unrichtig gelefen.
Seiber lief» fi£$ oor bem Slbbrud berfefben eine nochmalige ajerglcidbung mit ben »orlagen
nid&t ausführen, ba bie einfielt ber lefrtern ntdbt §u ermöglichen mar. SD. SReb.
*) Gtjrtftian von ©urfenbael, 1355 Stüter, fc^Cie^t 1360 wegen feiner brei Söbne
£einria), Shiirre unb SBiftjelm einen Vertrag mit Äarfiltuö oon Aerobe (alteS Urhinben:
3noentar $atantf$er äftteffetjaften im Hrdjin SDreiborn). 6t)riftian »o« SDurfenbael, SRitter,
unb feine ©attin Ghriftina febenfen 1847 ber ffira)e 3U Uetpenia) 18 SWorgen £anb
(Urfunbc im Äira)enara)io JU Sfloema)).
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SoWjetm ttnb feine 23eftfcer. 163
velde by beenden bern Johans van dem Vorste*), mit vurwerden, of dat
sach were dat ich of myn nacomlinge an bezalingen des vursebreven
erfliebee eweliches cyns zu eyngme jare versumelich wurde, an eyme
deile of allzomaile, des nyet syn en müsse, so mach de vurschreven
Reynart of beheldere dis briefs mit einem willen angriffen ind antasten
an die vurgenante underpende ind mach damede doen as mit dem syne
as lange, bis eme van verses des vurschreven erfliches cyns genslichen
ind wael bezailt sy, aen alle werwort of widderede mynre, mynre erve
ind nacomelingen of jemants van mynen wegen. Alle bosseyt, schalkeyt,
argelist, firpel ind nuwe vunde syn ebemails usgescheiden. Ind dis zo eyme
gezuge der wareide so han ich gebeden die eirsame lüde mit name Clais
der Smyt, Heynrich van Enzen, Jacob Schelgin, Volquin der schoultisse,
Clais den Rychen, Wilhelm der Jungerste son ind Pauweltz Clais des
Smydtz eydom, scheffene zo Wichterich, ind han ouch gebeden die eir-
same lüde Henken den Schweder, Tielen in der Müllen, Tielen der Scheyl,
Heyntzen van Wissenkirgen, Peter des Mulleners son ind Goitzschalk,
gesworen zo Loissheym, dat si ere siegele an diesen brief hangen willen.
Ind wir scheffene van Wychterich ind van Loissheym samen v urgenant
ergien alle diese vurschreven punte wair syn, ind wir des unse volle Urkunde
entphangen han, as dat mit uns gewenlichs ind recht is. Ind bekennen
samen v urgenant, dat wir unser scheffenstoele vurgenant egeyne siegele
en han, herumb wir scheffene van Wychterich vurschreven gebruyehen
siegele des eirsamen mans Reynartz Nirtz (?), knappe van den wapen,
umb unser beeden wille vur uns an diesen brief gehangen, dat ich Reynart
vurschreven bekenne wair sin. Ind wir gesworene van Loissheym vurgenant
gebruyehen siegele des eirbaren mans Johans van Patteren, knapen van
den wapen, umb uns beden wille an diesen brief gehangen zo eyme ge-
zuge der wareit, dat ich Johan vurschreven bekenne wair syn. Gegeven
na Christi geburde dusent drihundert nuyn ind sievenzich jair, des zienden
dags in deme Evenmaynde, zu latyne zeptember gesprochen.
Dtiflinalutfunbe auf Pergament im &rä)to be8 fycttytnn öon #arff ju
Dreiborn. JBeibe ©iegel ftnb abgefallen. $a8 eine öon ü)nen jeiflte eine
ljeralbifä)e 2Uie (toa&rfdjeinlid) baä beö SRemfjarb «Rirfc).
l ) ©eorg, $ropft, unb Ärnolb oon Drj<$eibt, Äanonifu* 8 U ©*• ©«ton in JWtn, entfegen
1864 aOen tyren KtQtm auf boiöut ju Bemmen^ ju «unften 3ob>nn3 von ber Sorft unb
feiner ©rbtn (alte8Urfunben=3nimuar$ar[fj<6^T Urfunben vom 3- H30 im «r<&> ©reiborn).
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164
öon Oibtman,
2Me llrfmibc ift mit «mflttcnicficit ^IrditDiilicit in bca Slrdiio ^IJörüciiidi
gelangt, unter ber irrigen Sinnahme, e£ fei in ber Urfunbe ©olheim bei
«öruenicfc gemeint. 2>ie8 geht au» ben Stuffcbriften beroor, welche ftcb auf
ber 9Wicf feite ber Urfunbe beftnben: „eyn alt paichtbreyf van eyme benden
by Norveneych gelegen" unb „Nörvenich Erbpachtbrief, so vermelt, das
Reinhardt von Flatten zo erbpacht einen bent gegeven Grittgin von
Soenich, wilne ehelige huisfrau Clees Borken, vor 13 mr. Colsch payraents
bei Boilheimer benden gelegen". 9(u3 bent Inhalt ber Urfunbe ergibt fid)
Sur ©enüge, bafe Senheim bei 3ulpic& gemeint ift.
2. 2)a8 2Bei8t!)um ber ®efd)»orencn beä 23ollbeimer
$ofgericbt8 *u ftrauenberg. — c. 1490.
Der geschworenen Bolhemer Hoifgerichte weistumb zu Frauenberg.
Item dit nachgeschreven seint alsolch achten und recht, als die
geschworenen weisen up dem ho?e zu unser liever Frauenberg, der da
zuhoerig ist junkers Johans van Hompesch, herrn zu Bolheim, wie der
vorgenante geschworen von ire aldern und vorvadern gesehen, gehört
und behalten haint.
Item in dem irsten manet der scholtis junker Johans vurgenant
die geschworenen umb das hofrecht, so weiaent die geschworen vor recht,
junker Johan vorgenant von den ungeboden geding die erste acht, die
zweite und die derde von wegen des hofsgericht vorgenant und dat jairs
zu heven, mit namen 21 malter roggen und fünf malter even Zülpger
maissen, zu bezalen zu seint Bemeiss missen in dem wiuter drei mark
fünf . . penninksgeldB, zwee capuyn, ziehn hoener.
Item fort manit der scholtis jonker Johana vorgenant die geschworene
umb die ander achte, dan so weisent die geschworene vor recht, wer
ohne untfang der hand an erben oder guede sitzet, dat dem vorgenanten
hoven zugehörig ist, dat sei unrecht des hof und heren.
Item fort manit deT scholtis die geschworene vorgenant umb die
derde achte, dan so weisent die geschworene vor recht, so welcher ge-
schworene des hofs vorgenant nit enkompt zu den recht ungeboden
geding, als sich das gebürt, die geschworene, die also fellig wordent
und nit enkummen zu dem irste, zu zwiete und zu dem derden maill,
») Unlcjttli^eä »ort ; n>a$ri$emli$ Schilling.
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«oübeim unb feine aScft^cr.
der sei vellig dem scholtissen vorgenant vor fnnf . . . l ) up gnade und
zu dem vierte mail vor fünf mark, dem hern up gnade, und weret sach
dat die geschworen, der sei ein hof mehr also . . . l ) die vier vorgenanten
gedinge ungehorsam weren und also benytlichen funden worden, so mag
der herr vorgenant of der scholtis zer zeit von des heren wegen, dem
of denselben, also ausbleven weren, der ungebode geding laissen ge-
pieden und der gedingen zu warten, wat not sie gehat hetten, dat sie
also ungehorsam ausblieven weren und nit in die antwort inquemen,
so sali her seine hand an dat guit slain, wie he of sie dat untfangcn
han gebat, und damit sali it dem heren erfallen sein sonder widderrede.
Item fort manit der scholtis die geschworene, warfür man dem
heren kenne von dem hove vorgenant, der brächlich of fellig werde, so
weist der geschworene, dat der richten sali als ein her auf dem seine
zuische himmel und erden.
Item fort weist der geschworene, of sache were dat einich gewalt
dieft, mort, of der geleich geschehe up des heren guit vorgenant, und die-
selven beklagt worden von jemant, dar sal der scholtis genuicht afnemen
von den kleger bei der klaght zu plieven, und der scholtis sal den man
ahngreifen ; und weret sach as der scholtis den angriff dorn wirt und
dan enig geschworene zu dem hantgemeinge up dem gude weren, da
sollichs geschehe, sali der geschworene dem scholtissen vorgenant dem
man helfen halten und seiner sicher zu sein, und den man nit von dan
in enicher andere herligkeit zu füren, und dem kleger, of der also ge-
braucht hett, in maissen vorgenant recht zu thun und zu widderfaren
laissen, na erkentnus der sach overmitz die geschworene des hofe vor-
genant.
Item weist der geschworene vor recht, were it sach da der geschwo-
rene ir enich von ihr gelden of verkaufen würden, erf of guit, dat sali
der geschworene haben, bausen widdersprach des hern vorgenant.
Item weist der geschworene vor recht, alle guide, die pacht gelden
up dem hoven vorgenant, die gelden auch kurmoede, und dat penniksgelt
en gilt ghene kurmoede.
Item auch weist der geschworene, dat der herr des hofs vorgenant
einen scholtis alda sitzen müge, der ein geschworener ist, of enen anderen,
l ) Unleferi«^ ©ort,
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166
üou OtMman,
weme er das scholtisambt bevolhen viert, und der scholtis mag der
reuten gesinne, wannehr die erschienen, und faren umb, und sali redoich
(?) umb hain und sein sumber bei ihm und sali der pecht gesinne zu
enfangen.
Und weret sach dat dem heren einige erschienen pecht, zins,
kapune of hoener auf die ehgemelte zeit unbezalt stahn pleven und dem
scholtis vorgenant as sie mit dem nit in worden, soll der scholüs von
des heren wegen darumb muegen penden up dem seine, sonder
widderrede.
Item fort weist der geschworene vor recht, wannehr als ein ge-
schworener ahnkompt und sein gut entfangen sali, der sali geloven und
schweren dem heren des hofs vurgenant heult und treu zu sein, sein
ärgste zu warnen, sein beste vorzubehieden und recht urtheil zu wiesen
na seinem besten sinnen, sonder argelist
Item auch weist der geschworene, were sach dat eine frau, dere
ire man abgegangen were, dat ein geschworen gewest were, also sonder
man blive sitzen, und ein kind hett, die unmündig wer, sali dat un-
mündige keint, also fere it ein soin, dat guit entfangen in behoif der
erven und dat vergain und verstan, wie sich das geburt; und en hett
sie gene kinder und pleiven al sonder man sitzen, 89 sali dieselber er-
scheinen zu den ungeboden geding, damit sali sie ungeschart plive und
sali ires wedombs genissen, und weret sach dat sie einen man nemen
würde, der man sali sie vergahen, verstan und dat guit entfangen in
behoef der rechter erven» bis zer zeit die rechte erven körnen und ent-
fangen sollich erve und guit, wie sich das zu recht geburt, auch son-
der argelist
Item fort so weist der geschworene, dat neimant von in den andern
auswendig up andern Staden helligen, kumbern noch laden ensall; wer
von ihnen dat thede, der sali dem herrn weddig erlallen mit fünf mark
up gnade. Und hette jemant mit dem andern zu thun von ihn, der mag
dem andern zusprechen up den ungeboden geding vor den geschworen,
und were auch sach dat ire enig mit dem andern von ihn zu thun hette,
und ein gericht gemacht wolt hain von dem scholtis zer zeit, dat sal
der scholtis thun zu des gesinnen, obermitz den geschworenen, as duick
des noit geburt; und wille parthei davon undenlicht, sali dem herrn er-
füllen sein, wie der geschworene dat weist und sali dem geschworen ire
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»ottheim unb feine »efteer.
167
kost bezalen, wat sie darüber verzert nett, as gewonlich ist und bis
herzu gehalden haint 1 ).
Äopie auf ^atfer im ehemaligen »olßjeimer Jlrdjtt), nadj ber ©djrift
aus beut 16. Saljtljunbert.
3. $ie(SIjeIeute3oljannunb2lgrte3 bonftinstoetler ber«
laufen bie §erttid)feit unb bas ®eridjt gu ftrauenberg
mit allemSu^e^Ör, toie bitter SBil b elm bon£üd)eIboben
e8 befeffen l)at, ben Seeleuten öon 2(rc gu SRÜnfter«
ei fei. — 1420, fcesember 4.
Ich Johan von Kintzweiler und Nesa, wilne was elige dochter
heren Wilhelms van Hüchelhoven ritters selig, sine elige betgenosse, don
kund allen leuden, die diesen brief an sullen sen of hoeren lesen, und
bekennen, dat wir samender hand und eindrechlichen, mit guden vurbe-
dachten rad unser und unser freund und mit unsem motwillen um uns
kundlich notz und urbars willen meren schaden zu erweren, in einen
rechten Steden, vasten erfkauf erflichen und zu ewigen dagen verkauft
haven, verkaufen overmitz diesen offenen brief vur uns und alle unse
erfen redelichs und bescheidens kauf den bescheidenen leuden Johanne
van Are, dem alden, scheffen zu Münstereifel und Heillen sinen eweife,
eren erfen of behelder dis breifes mit eren willen, unse herlicheit und
gericht zu unser lieve Frouwenberg und fort unse geschworn hofleude,
die nu da seint of hernachmails umberme werde ofkomen muigen, und
darzu alle unsere rente alda von fruchten, von roggen, even und alle
rechte, sowat wir alda hant von kormoden, pechten, pfennige, zinse,
hoener, kappune, gebot und verbot, upvort und nidervort, wetten und
') folgt bann ein 3 u i a fe> anjc&etnenb oon foäterer #anb : „Dies feint ich in alten
registern und wert bei mich gehalten, das die aide also geweist haben: Item
wer ein herr zu Bolheim ist, der ist ein Schirmherr des ganzen kirspels von
Frauenberg vorgenant von wegen unser liever frauen und ritters sankt Joeris."
©iefer 3ufafc föeint nad) 5lu8ftellung beö Söeiätbums oon 1559 beigefügt wotben ju fein.
3n 93b. XXI ber 9tebingbooenfä)en Sammlung befinben fid) abfd)riftltd) ffieiät&ümer von
grauenberg auä ben 3. 1551, 1559, 1567, bet 23erid)t beä 6ä)ultbeifjen $eter Oülid) ju
<£u3rird}en (ogl. oben 6. 154), ein notarieller Htt, roorin bie GHnroobner grauenbergS
bezeugen, bafe ba8 22eiötbum oon 1551 tbr wabreS SQeiStbum unb baS oon 1559 oon
$ompefä) aufgeteilt fei, bie $ulbigung ber grauenberger oom 3* 1569 unb ber Sergletd)
jioifd)en $ompefd) unb bem $erjog oon 1576. 2>a8 SSetetbum oon 1559 ift abgebtutft
bei ©timm, SBet$t^ümer II, 705,
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168
Don Dibtmon,
brachte, nass und druge, hoich und dif, klein und gros, so wie wir dat
mit alle dem, dat darzu gehoert, zu unser liever Frauenberge hant oder
haven mögen, neit da ane usgescheiden, mit alle dem rechte, gebode
und verbode, vreiheit und rechten, sowie her Wilhelm von Hüchelhoven
ritter selig, unser liever vader und schwegerher, dat alda plach zu han,
als umb eine bescheidene summa von gelde, die uns wal genoeget ist,
die uns die egenante elude Johan und Heille zu unser notz und urbar
an einre summe und gereiden gelde guitlich gehandreicht, gelevert und
genzlich allwol bezalt hant, eye diser brif gegeven worde, des wir
uns von inen bedanken und scheiden sie und ire erven der furgeachreven
summa geltz zu ewigen dagen los, ledig und quidt und alle die geine,
die wir billich dar af quidt scheiden sollen. Und darumb so hant wir
Johan von Kintzwiller und Nesa sein elige betgenos, samender hand
vur uns, unse erven und nachkoralingen die vurgeschreven herlicheit
und gerichte, sowie dat mit alle seinem zubehoer vurschreven steit, den
egenannten eluden Johan ind Heille, iren erven of behelder dis brief
mit iren willen, upgedragen mit hand, mit halm und mit mund und hant
des samender hand usgegangen vur uns und alle unsere erfen und
hant luterlich und genzlich daruf verzigen und darzu uf alsulche hulde
und eide, als uns die gesworene zu unser Heven Frawenberg gethan
hatten, und hant die geschworenen alda alle seraptlichen don hulden
und sweren den egenanten eleuden Johan und Heille in behoef irer
erven of behelder dis brifs mit erem willen, erflich und zu ewig dagen
an dit vurschreven herlicheit, gerichte und erfschaf und] an alle vur-
schreven sachen und punkten geerft und dat gethan an allen den steden
und enden, da sich dat geburt von rechts wegen und billich thon solten
und to zeigen, overmitz disen offenen brif vur uns und alle unse erfen
und nachkommelinge, op alle dat recht, up alle erfschaft und vorderunge,
die wir an dem erfe und herlicheit han of haven moegen, und geloven
an recht alden truven und an eidsstat den egenanten eluden Johannen
und Heillen, iren erfen of behelder dis briefs mit irem willen, an der
vurschreven herlicheit und gericht noch an alle deme, das darzu
gehoert.
Der ©d&lufe ift toeggefoffen. Die Urfunbe beftegeln Johann bon Äinstotiler
imb feine ©atitn, SBinanb Don $Hn$h>eiler, ibr lieber »ruber unb <Sdjtoager,
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»ott&etm unb feine 33efi$er.
169
3ofann oon #u<felbaä), ü>r lieber ftreunb, unb Sunfer ©obart Söffet bon
2Bid)terid). 1420 auf ©t. Barbara £ag.
$obie auf Rapier, anidjeittenb auS bem 16. 3fl^tt)unbert.
4. Sodann bon ftinatoeilcr genannt Velgen unb feine
e^elid^e $ au 8fr au ©retabonSt&r 1 ) »erlaufen i&re $err*
Iidjfeit unb ifcr ©eridjt &u ftrauenberg mit bcn ge*
fdjtoorenen Röfleuten 2C, alle» toie3o^annbon 81^ r, i^r
lieber @d)toieger fjerr unb »ater, unb fcilla, feine c^clict) c
$au»frau,e8befeffenf)atten, anben9Htter3of)annbon
©eisbufdj, fcerrn au SBollfjeim, unb Sßaifca bon Stöbe,
feine etyelidje föauSfrau. — 1453, im Oftober.
35ie Urfunbc befiegeln 3ol)ann bon SHfinjtücilcr, Sßilljelm Steffel bon
Nürburg, fein (Sibam, 3o$ann bon 20)r ber Sitte, tijr ©djtoager beste), ©ruber,
3o^arai bon 2Öjr ber 3unge, i&r lieber <Sä)toager unb Stoffe, fottue 3«nler
9teiiu)arb bon »uliaj.
ftopie im Slrdjib »oltyeim, anfäjeinenb au« bem 16. 3a$rlmnbert.
5. Btlijelm fcergog bonSütiaj überla&t 3o$ann bonfcombefä),
$erruau»oII$eim,erblidjbenbierten2:ijetIber$örfer
ßfiffem unb 9töbenia) mit allem 3ube$flr gegen Stflcfgabc
einer $f anbb erf djreibung bon 600 ©olbgulben. — 1498,
27iara 18.
Wir Wilhelm von gottes gnaden herzog zu Gülich, zu Berg, grave
zu der Ravensberg thun kund, so as der hoichgeborne fürst unse liebe
herr und vatter her Gerhardt wilne herzog zu Gülich, zu dem Borgh etc.
lobliohs gedechtnus in vorzeiten die drittheil unser dörfer Boevenich
und Loessheim unserem lieben rathe und getrauwen heren Johan zu
Geisbuss, herren zu Bolheim, ritter, selige vor sechshundert enkel be-
scheidene goltgulden kurfttrster müntzen pfandweise thun verschreiben
und ingegeben hat, inhald der pfandverschreibung davon sprechende, so
dan unse liebe getrawe Johan van Hompesch, herr zu Bolheim, des
vorgenanten herrn Johan van Geisbusch eheliche doechter zur heiliger
ehe hat und damit die pfandschaft der sechshundert gülden an den
') fciejcn «bleuten ocrtoufte Sofymn oon©eiabufc$ 1473 eine gtbrtntf oon 25 3Roltet
Koggen ju $off.
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170
i
bort Oibtman,
vorgenanten beiden unseren dörferen zusammen an den heren Johans
nachgelaissen gütern an Johan vorechreven koummen und gefallen ist
und als vorschreven Johan hundert onkele, bescheidene goltgulden
kurfürster müntzen an uns in unsere amt von Galich geldens und fallens
hat, wilge hundert gülden *ime jairlichs herzo niet dan mit schlechten
gülden, nemlich veir und zwensich weisspfennink vor den gülden ge-
rechnet, bezalt worden, also ime dairan in verfolg ander enkelen beschei-
den goltgulden kurfürster müntzen gebrechen und hinderstendig ist ein
mirkliche somma, so bekennen wir öffentlich mit diesem brief vor uns
und unsere erben und nachkomlingen, das wir mit dem vorschreven
Johan van Hompusch haben gutlich thun uberkommen und vertragen, das
er uns die pfandverschreibung von den sechshundert enkelen bescheiden
goltgulden kurfürster müntzen, uf die vorschreven dörfer wie obgerurt
sprechend, wieder ubergeben hat, wir haben ime vor dat vorgeschreven
hinderstendige gebrech dat veirte theü zusampt der erbschaft an den
vorgenanten beiden unsem dörfern Roevenich und Loessheim zu behoif
sein und seiner erben of helder dis breifs mit irem wissen und guten
willen, erblich überlaissen und zu ire henden gestalt, übergeben und zu
iren henden stellen, veatlich in kraft dies breifs, mit allen und jeglichen
dieselven dörfer, hoichheit, herlichkeit, gerichte, vischereien, zam und
wilde wieren, wiesen, weiden, büschen, weide, mühlen, zinsen, zehnten,
pechte, hoenern, kapaunen, brachten, kurmöden, geboden, verboden, fort
mit allem rechten nutzen und aufkomsten erbfall, sowa und wie die und
dat alles in nassen, in drugen, in hohen und tifen, in lengten, weiden
und breiden, unden und boben der erden, sowie dat gelegen und ge-
noempt maeg sein, geistlich und weltlich, dair in und zuhurende mit
allem, davon, id sei hiein benant of unbenant, nit afbleven noch aus-
gescheiden, also das der vorschreven Johan und seine erben of helder
dies breifs vorgenant die obgenante beide dörfer mit allem ihre zu und
eingeh ur, wie vorgekleirt steit, van nu fort an erblich und ewichlich
zu allem ire nutz, urbar und besten jelichs anderen iren eigenen pro-
peren erbe und gude genoissen und geprauichen sollen und moegen,
gelich und in aller maissen wir selbst thun moegten und wir unse
erbe und nachkomlingen en sollen noch en willen aech we (?) deiser
zeit dairan einige rechsforderung noch ansprach haven, kregen, legen
noch behalten, wir willen und sollen auch Johan seine erben of helder
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iöoafjeim unb feine Seftfccr.
171
vorgenant bei .den foren und pelen fort aller hoichait und herlichkeit
und gerechtigkeit zu den beiden vorgenanten dörfern Roevenich und
Loesaheim gehoerende, wie vurgerurt, nu und zu verfloissen ewigen
zeiten gewitlich und getrauwelich na alle unseren vermoegen helfen,
behalten, hanthaben, bescheinnen, verantworten und verdedichen, gelich
in alle maissen und nit mein dan of die beide dörfer noch in unsen
of unser erben of nachkomlingen henden weren. Auch bekennen wir,
dat wir dem gemelten Johan van Hompusch zu behoif sein und seiner
erben of helderen vorgenant, zu befestigung dieser erbgift nu rechte
erbschaft und werscliaft gethain haven und thun vestiglich in kraft
dieselben breifs, und wir willen und sollen in zukommen zeiten, so dick
und manig weis ihn des von nothen sein wird, in solcher werschaft thun,
sowie sich solichs alles in einer rechter, stediger, erblicher ubergift zu
recht heist und geburt. Wir verziehen ouch in diesem selven breif uf
alsoige hulde und eide, so ihr lehenleut, schulteis, scheffen, ingesessen
und undersassen deren beider dörfer Roevenich und Loesaheim zu unser
behoif gethain, stellen auch sementlich und in sonderhait, van nu fort
an, in hand des gemelten Johans, seiner erben of helder vorschreven und
befehlen auch ernstlich und festlich in diesem selve briefe, dat ihr vor
euch, eure erben und nachkomlingen den vorschreven Johan zu behoif
sein und seiner erben of helderen vorschreven geloben, schweren, hulden
und eide thun und ihn getraue, heult, gewartig und gehorsam sein und
plieben, in allermaissen ihr uns gethain solt haven, schuldich zu thun
wairt und of wir euch noch in unseren henden netten, und dat allen zu
erflichen, ewigen zeiten, dat ist unsere ernste meinunge, will und befehL
Würde auch dieser brief nass, loecherich, an segel oder buchstaben ge-
quaet oder geletzt oder sonst in ander weis verwahrlost, wie solliches
auch zuqueme, destowinner moege noch moecht en soll her nit haven,
sonder gehalden werden als ein rechtschaffen breif, der mit allem einigem (?)
gebrech noch vitium en hade und des allezeit gewaren vidimus oder
transumpten heraus und offen gemacht gelauben. Wir verzeihen auch in
diesem selben brief auf alle quade, dreuge, exception, neue und aide
funde und fort auf alle andere behulf und beschuitnis geistliche und
weltliche rechten, sowie die benant moegen sein und werden, dat wir,
unsere erben und nachkommen und nachkomling wider einig inhelder
dies briefs gebruichen möchten, förder auf alle gesetzte fxeiheiten und
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172
üoh Oibtnton,
Privilegien, die uns hierine zn statten und dem vorgenanten Johan, seinen
erben of helder vorschreven zn un Staden kommen of sein moechten. Alle
und jegliche die vorgenanten punkten und artikulen gelouven wir
Wilhelm herzoch zu Gulich, zu dem Berge und grave zu Bavensberg
vor uns, unse erben und nachkomlingen bei unser fürstlicher trauen und
ehren, wair, vast und unverbruichlich zu halten, dairwider nit zu thun,
thun lassen geschehen oder schaffen gethan zu werden, durch uns
selbs oder jemand anders, von unser of anderen wegen, um einigerlei
sachen will, die gescheit sein oder geschehen moechten umber mehr,
sonder allrekunne argelist, indracht, hindernus und geferde, die in alle
dis briefs punkten genzlich und zumail ausgescheiden sein und bleiben
sollen. Und dis zu urkund der warheit und ganzer faster, erblicher und
ewiger stedigkeit hain wir unse segel mit unser rechten wist und guten
willen vur uns und unser erben und nachkomlingen an dies unsern brief
thun hangen. Und zu merer künden hant wir geheischen und befohlen,
heischen und befehlen overmitz diesen selben brief unsen lieben räthen
und getreuen, heren Gotzschalck van Harve, heren zu Alstorff, ritter,
unseren landdrosten unsers lands van Gfilich, Dederich van Burtzheit,
unseren erbhofmeister, Engelberdt Hurte van Schoneck, herr zu Beefordt,
erbmarchalck und Johan van dem Bong ard, erbkemmerer . . .*) vorgenant be-
kennen wair ist und gern gethain haben, van geheis und befelch unseres
gnedigen, allerliebsten herrn herzogen zu Gttlich etc, Auch bekennen
wir lehenleute, scholteis, scheffen, ingesessen und untersessen gemeinlich
der beiden dörfer Rövenich und Loessheim vorgenant und geloven vestig-
lich in diesem selven brief vor uns und all unsere erben und nachkom-
linge, dat wir alle desjenige, hervor in diesem breve van uns geschrieben
steit und uns van unseren genedigen allerleipsten herren, herzogen zu
Gulich, zu dem Berge vorschreven befohlen ist, dem vesten, frommen
junker Johann van Hompusch, herrn zu Bolheim, unserm lieven junkern,
seiner leibs erben of helder vorschreven van nu fortan aufrichtig, erbar-
lich und fromlich zu halten als getreuen untersassen gebührt und in
hold, getreu, gehorsam und gewerdigt sein und bleven sollen und willen,
als wir ime als unserem rechten erbherrn pillichen thun sollen und
pflichtig zu thun sein, dairuf wir dem vorgenanten junker Johan zu
l ) £ier ift eine Äürfe; es feljlt nätnlidj her ©efeljt jitr 6iegelung.
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»ottfatm unb feine »efiser.
173
behoif sein und seiner erben of helder vorgenant auch itzund holde
und eide gethain haben in alle vorgenanten dingen, soviel uns die
berurende. In urkund der wairheit hain wir lehenleute, scholtis, scheffen,
ingesessen und untersassen alle gemeintlich vorschreven, so wir gein segel
en haven, gepitten den vesten junkeren Johannen van Heimbach *), dat
er der vorschreven sachen uns betreffend zu wairer urkund sein segel
vor uns und alle unse erben und nachkoinlinge an diesen brief wille
hangen, des ich Johan van Heimbach vorgenant unten meinen
siegel so hain gehangen, bekenne wair ist und gerne gethain hain
umb beden willen der obgenanten lehenleute , scholtis, scheffen,
ingesessen und untersassen. Gegeben zu Hambach in den jaren, als
man schreibt nach der geburt unseres herrn 1498, auf sonntag Oculi in
der vasten.
Van bevelch meines genedigen, allerliebsten herrn herzogen vor-
schreven und ubermite Bertram van Lutzenradt Wilhelm Lunick.
Äopie auf Rapier, anfdjeinenb au» bem 16. 3af)rfnmbcrt.
6. $etratl)gberebung g to t f d) e n <3 i b e r t bon Reffet unb
SWaTgaretlja bon $ o m b c f d). — 1431, 3unt 19.
Kunt sei allen luden, die diesen brief soelen sehen of hoeren lesen,
dat overmitz raeth, freunde ind maige zu beiden syden vergadert, als
mit namen Werner van Hompesch der junge, her Henrich van Gertzen,
custer zu sent Cornelius Monster uf der Inden, her Goedart van dem
Bungardt, Wernher von Hompesch der aide, Herman van Randenroide,
Henrich van Randenroide ind Johan Greyn up die eine syde, ind her
Mathias von Kesseil, Canonich zu sent Serwaes binnen Triecht, Daem
van dem Bungardt, Johan von Schoenrade, zur zeit drosset zu Berchem
ind Johan von Plettenbergh zu der ander syden, gedadinkt ind geraempt
is eins gewissen heilichs tuschen Sybert von Kessell, elige soen wilne
Johans von Kessell seliger gedachtnis, up die eine syde ind Greten von
Hompesch, wilne elige dochter war Henrichs van Hompesch seliger ge-
dachtnis ind Fyen seinre eliger hausfrawen, up die ander syde, ind dat in
l ) 3ebenfatt3 3ob>nn »on $etmbad& (genannt £oen), »eld&er am 24. 3uni 1492 (Jrbe
unb Out in bm Dörfern 88ocni^ unb Jinjenicb, als 3üli$fa)ea 2e$n empfing, ©eine $oä)ter
Margareta WxatyU 1641 »baut von (Efferen genannt fcall ju fcau« Sufä bei 2Bid)tcrid).
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174 bon Ötbhnatt,
massen ind furwarden als hernae beschreven folgt, dat is gewist, dat
der vurschreven Sybert von Kessell mit der vurgenanten Greten von
Hompesch nu ah fortan nae datum dis briefs upbueren ind heven Ball
alle jaer alsulche hundert gülden als die vurschreven Pye, wüne elige
hausfrawe war Henrichs von Hompesch seliger gedachtnis, dem vurge-
nanten irme eheligen manne järlicher gülden zu heilichH gelde bracht hat,
an alsolche renten ind gülden zu Setterich gelegen, ind dat nae uswei-
songen alsolcher principal besegelter brieve darup gemacht synt, doch
ist zu beiden mitbesonnen, of die vurschreven Grete aflivich wurde an
geburt, des gott nit en wille, dat der vurgenante Sybert alsdan der
vurschreven hundert gülden fortan sein leben lang gebrauchen soll als
ein leibszuchter, beheltnisse den rechten erven ire erbschaf. Were auch
sache dat den vurgenanten eheleuden Sibert ind Grete vurschreven die
vurschreven hundert gülden abgeloest wurden van den ghenen, die des
mechtigh weren mit rechte, so sollen Sibert ind Grete elude vurgenant
mit rade irer beider freunde die principal somme der lösungen widerumb
belegen an erbschaf als sich das geburt, ind die erbschaf, die umb die
vurgenante summa geltz gegolden of belehent wurde, der saU Sybert
vurgenant gebruichen als ein leif zuchter, of die Greten vurgenant ver-
leift sonder geburt geschaffen van ire beider lyve. Ouch wert sache
dat Sybert vurgenant Greten vurschreven verleifde, ind die vurgenante
hondert gülden danaf geloest wurden van den ghene, die dat mit recht
wal doen mochten, so sali Sybert vurgenant die summe belegen mit
rade irer beider freunde, ind des sali Sybert vurgenant gebruichen als
ein leibzuchter, ind lies Grete vurschreven ouch gepurt, und alsolche
hundert gülden vurschreven wurden danaf geloest, dat gelt sali Sybert
ouch belegen mit rade irer beider freunde, Ouch ist mit gefurwart, of
sache were dat Sybert ind Grete elude vurgenant samender hand ver-
leifden Fyen van Hompesch, ir lieve swegerfiraw ind moder, so sollen die
vurgenante elude ind ire beider kinder, die sie alsdan hatten, of darnae
erkregen mochten, geschaffen von ire beider lyve, fortan erflich haven
alle alsolchen halven hof mit artland und acker, als Fye vurgenant hat
zo Severnich, ind of Grete vurgenant ehe sturve, ehe Fye ir mutter, aen
geburt, so sali Sybert vurgenant an dem vurgenanten halve hoeve, art-
lande ind acker eghein recht noch anspraiche haven, id en were dan
sache dat Grete vurschreven einiche geburt laisse na irme dode van
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«oltyetm unb feine SBefifcer. 175
Sybert v urgenant, die kinder sollen der erbschaf als nae syn nae doet
Pyen vurgenant gleicher weis of Grete vurgenant ir mutter noch levede.
Ouch so sali Grete vurgenant geweldich sein an allen alsulchen gueden,
als Sybert van Kessell vurgenant ir elich man nu zer zeit hat of her-
naemals erkreigen macht sie sein bewegelich of unbewegelich, nit darvon
ausgeschieden, ind dat nae lantrechte ind gewonheit der lande, da die
guede gelegen synt, sonder argelist. Ind wir Mathies vurgenant, broder
des vurgenanten Sybert», ind Daem van dem Bungard, des vurgenanten
Sybert swager, bekennen ind geloven in dieses heilichs furwarden für
uns ind unse erven, dat wir Greten vurgenant an allen erven vurschreven,
die Grete ind Sybert samen besessen haint ind besitzen, sollen lassen
sitzen ind gebruichen des ir levenlank sonder hindernus unser of unser
erven. Vortme ist auch zo wissen, of sache were dat die vurgenanten
elude Sybert und Grete vurschreven samender hand aflivich wurden of
sturven sonder geburt van ire beider lyve geschaffen, des gott nit en
wille, so sali all erbschaf, so wie die alsdan gelegen weren, wederumb
ersterven daher ind up die erven, da dat herkomen is. Were ouch sache
dat die vurgenanten elude samender hand einich erfschaf na datum dis
briefs gelden of verkregen ind aen geburt sturven, dae gott für sein
muesse, dat erve sali zu beiden seiten ervallen ind ersterven sonder
einiche wedersprache der erven van beiden syden. Vort ist gefurwart,
dat Sybert und Grete vurgenant für sich ind ir erven van ire beiden
lyve geschaffen verzogen hant ind verzyent overmitz diesen hilichsbrieve
uf alle erve ind guet ind gereide have, als Fye vurgenant heutigs tags
hat of namals erkreigen mach, ausgescheiden byvall, dat ir ind ire beitz-
licher geburt ind erven ansterven ind beivallen mag, ohn argelist. In
urkunt der warheit ind faster stedicheit so hain ich Werner van Hom-
pesch als bruder der vurgenanten Grete, mynre liever suster, mein siegel
für an diesen brief gehangen ind hain fort gebeden ind bitten mit mynre
liever suster unse lieve frunde ind maige zu beiden syden vurgenant,
want sie alle punten dis wyslichen heilichs gedadink ind geraempt haint,
dat sie darumb ire siegel mit an diesen brief willen hangen, dat wir
dadinkslude, frunde ind niage zu beiden syden vurgenant uns gerne er*
kennen gedaen haven umb beden willen Wherners ind Grete unser liever
frunde ind niage vurgenant, ind haven darumb mallich von uns unse
ingesiegel zu einre künden der warheit mit aen diesen brief gehangen,
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176
bon Dibtman,
ind dat in den jarn ons hern dusent vierhundert ind eininddrieasich, des
dienstags na sent Vitz dage.
7. 2tu8äug au8 bcr §eiratf)8berebung ätoifdjen Sodann
üon öüberid) unb Scatfjarina öon SRurid). — 1460,
Sanuar 21.
3o!jann öon SJüberid), $einrid}8 @of)n, unb Stotyarina öon Storid), 2)aem8
6d)toefter, f)ciratf)en. Sodann bringt in bie ©Ije ba8 @ut ©rütötoalbe im
#mt ßinn, mit allem SabtfyÖx, ben §of ter SSreeben, einen falben §of to
^artbödf, ben $of to 2)icf, genannt (£ngelbrcdjt8 ©ut, bie 3ef)nten im föaetfdjer
Jelb im ßanbc bon 2Woer8, ben §of &u Söubberg im 2lmt Uerbingen, bie
falbe Sogtei $a SSfiberidj, 8 7» rf)einifa> ©ulben au8 bem 3bß S" S3überidj.
Äatfarina bringt als SRitgift 1250 oberIänbifd)e rf)einifd)e ©uiben. 3&re
©djmeftern 3Kettel unb fceitorig, Tonnen ju öurtfdjeib, Gaben Sfafprud) auf
jäljrUd) 20 2Mter #orn, bie anbem ©djmeftem SQfojnta unb ©urfel, Tonnen
gu @nabentf)al bei 9ieufe, auf Jaljrlid) 15 SNalter 8orn. $ietrid) bon »torid),
fcerr au ©bbreajt l ), Äat^arinaS »ruber, erhalt ja&rlid) 20 rf>emifd)e ©ulben.
fciefe ßeibrenten fotten ilfre SSrüber $aem (ber ältefte ©ruber) unb Hermann
bon SRurid) erben. 3eugen maren Sodann bon fcoemen, SHtter, ©ofm su Oben*
firmen, 3of>ann bon öübcrid), 2>aniel8 ©oljn, STrnb bon SBarle, 3o&an in gen
§abe, ©djot bon SWermorf einerfeüä, 8arfiliu8 bon galant, $err ju S3reiben=
benb, $oen bon bem Sßefdje, bitter, $)ietridj bon SBetgenljaufen ber Sflte,
3)ietrid) bon S3etgenf)aufen ber 3unge, $)ietrid) bon ©ritteren anbererfeit8.
1460, auf ©t. 8tgne8tag.
Äopie im ehemaligen Strajib SJoltyeim, anfd)einenb au8 bem 16. 3<rfjr s
fmnbert.
8. StuSgug au8 ber §etratty8bcrebung gtoifdjen £einriä) bon
9fteufd)enberg su 9turid) unb 2lgne8 bon Soebberg. — c. 1537.
68 mirb eine $etrail) gefdjloffen ättrifcfren £einrid), ©oljn ber ©opljia
bon 9htrid), SBittme §einrid)S bon Sfteufdjenbcrg, unb 2lgne8, £od)ter be8
Kornelius bon Soebberg, ©rbmarfdjatts be8 £anb8 ©elbern, unb ber 2lgne8
#ubn bon 2lmftenrabt. §einrid) bringt in bie (S&e ba8 $au8 ju 9torid) mit
Sldferlanb, S3enben, SBciben, Sßetycrn, $ifd)erei, §ol3toad)8, Shirmeben, $öd)ten,
*) Soll TOoIjt 6/ifjen : @eiftli$er gu ©tegburg ; in bemfetben %a1)xt wirb er bann tropft
ju äJhiffenborf geworben fein.
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fcottMm unb feine »efifcer. 177
Kapaunen, fcütmern, 3in3 unb ^feimigSgelbern, ben $of su Äuöf, ben $of su
©ctterid) nebft 3ube$6r, toeldjer für 40 SMter Joggen, 40 «Walter #afer,
20 2Mter ©erfte, 20 9Ralter ©pelfc, 15 «Walter SBeisen, 1 SHalter Kübfamen,
1 SWalter ©rbfen, 12 (Bolbgulbcn unb 4 (Sdjtoeine ocrpadjtet ift. 3um $ofe
gehören 22 kalter unb ein Sümber Koggen jabrlirfjer (Srbpaäjt su Dürboslar,
im $)orfe ©eiterig 15 3al)re8renten Don 2 ftapaunen, bie jäf)rlid)en Kenten
feiner <3d)n>efter #etlnrig, toeldje Könne ift, üorbefjalten. SBeiter bringt tv
in bie Qtfft ben §of su krummeren mit allen ®ereä)tfamen, oerpacfytet für
30 ©olbgulben, 24 Kapaunen, 14 Rennen unb 22 SllbuS, su bergen unb
£)pr)oben „12 paar Äorn" unb 15 Äapaunen, su ©eoenid) an 3trnb3 &of t>on
<Sair 10 «Utolter Koggen unb 6 fcorngulben jä^rlidjer Kenten, 12 «Walter
$afer am 3cfmten be8 9»tar8 su ©Iimbadj; ferner su ftörrengig, su Kuricf)
unb auf ber öaten stammen an gtodjt, 3in8 unb SßfennigSgelb 7 Sßatter
Koggen, KSümber fcafer, 34»/t fiapaun, 28 Sllbu»; 2 «Wanngüter mit allem
3ubeljor gu ©Upen im ßanbe fiimburg, ba8 eine ber «JJtorfd)all8=$of, ba3
anbcre SetgenM?of genannt, toeldje ©ütcr sufammen 80 ©olbgulben unb 12
limburger Äafe $ad)t geben, ^ferner bie ©eredjtfamc an $au8 unb &of gu
©torfem im ßanbe Himburg, bie Keäjte ber naä)getaffenen ftinber feiner Oer»
ftorbenen ©äjtoefter SWargaretlja üon Keufdjenberg 1 ), fpegiett ber ©opfjia oon
Stumett, beren §eiratlj8bricf auf baSfetbe ©ut su ©totfem tautet, Oorbcljalten.
6 l /s ©utben unb 18 fetter jäljrlidjer Kenten oon bem ©an&broiä) *), 6 ©ulben
iäfjrlia) an Slrnb oon §oefteben, auf beffen (Srbpaäjt ju ßoberidj 3 ) im
ftirdrfpiel »aiftnmlre, 18 ©ulben ialjrltäjer ©rbrenien auf ©rittern« ©ut su
©limbad), ben $rotinf>of su ©itfs in ber ©ifel unb ben 2Bibeml)of bafelbft,
oerpadjtet für 38 «Walter unb 1 Sümber Koggen, 40 «Walter unb 3 ©ümber
fcafer fotoie 24 Kabergulben; ba8 «Hcferlanb su ©ier&borf, für «JMter
Koggen unb 78 «Walter fcafer oerpadjtet; 53 ÄurrentSgulben su ölumenratf) ;
enblia) 4 4 ) ©olbgulben iär)rlicr> oon bem3ottner su kofferen. 2>te«Wutter fott
an alten biefen ©fitem bie ßeibsuajt Ijaben, ausgenommen ftnb Neroon bie
l ) ©ie mar Dtrnta^lt mit Strnolb Stephan oon Stommet.
*) $au* @an8broi$ bei ©ooeren. 3m 3- 1610 betrug bie ia^rlid&e Äbgabe an bi<
föeufäenberfl 4 SRabergulben (5Berjei<$nife unb <5rtraft aller abligec fielen, in bie Wart
fteindbeta. gehörig, »ertöte ber «2e$naftattb>lter oon 1530—1732 im ©üfjelborfer
6taatSar$it>).
8 ) $er 9lame, bura) 3Jiäujefrafe in ber Urfunbe jerftbrt, ift jToeifel^aft.
*) Rann auä) 5 b/ifetn.
12
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178
oon Dibtinan,
beiben #öfe 311 ®i*8, ba« ©ut gu ©icrSborf unb bie 9tente gu Äofferen, Joeld*
$einrid> [ofort erhalt. S)ie »raut bringt 3000 (golbgulben in bie ©&e unter
»ergitfctleifrung auf bie elterlichen ©üter.
25er ©d)lujj ber llrhmbe (ftopic auf Rapier im SÜrdjiü Soll&eint),
3eugen unb $atum, ift leiber gerftört. $a& Rapier fat an einzelnen ©teilen
burd) 2>täufefrafe fe^r gelitten.
9. SluSgug o«$ ber $ciratf)8berebung stuifd^en ^ermann oon
§ompeföj unb Slnna öon 0teuf Osenberg. — 1585, «Roocmber 26.
^ermann öon $ompefd) gu Xt%, ©ofju ber üerftorbenen (Seeleute Sodann
Don §ompeid) unb äfaubina oon $$oxn, unb Slnna üon 9leufd}enberg, £od)ter
^einria)S oon Sieufdwnberg unb SKurid), §errn gu ©icfö, StmtntannS gu SBaffen*
berg unb JBoSlar, feiig unb ber nod) lebenben Änna oon ®nmmd), foUen <5r>eleute
werben. $er ^Bräutigam foQ nad) beut 2obe feiner Butter alle elterlichen
©üter unb ©inffinfte erhalten. ©r bringt mit in bie (S&e bie §errlid)fett Stefe,
bie §öfe fcomüefdj unb Böbingen unb 200 9ttr)tr. an iafjrlidjen Kenten aus ben
Ämtern Sülid) unb $üren. $ie »raut erhalt 6000 ©olbgulben, toofür fie gu
©unften i&res »ruber» #einrid) auf alte ©üter üergidjtet. ©oUte ber »ruber
fterben, fo erben bie brei ©d)toeftern (SRargaretfja, ftrau oon 9Jierfeß>t, ift tobt)
ben abiigen ©ifc 1 ), au&erbem Sünna unb iljre unüerfjeiratfjete ©d)toefter ba£
$auS gu ßöln, wogegen Slbolfa oon 9leufd)enberg, SCbtiffin beS freitoeltlidjen
©tiftS gu ©üftern, 2000 ©olbgulben erhalten fott. 68 ficgelten Söerncr oon
$od)fird)en gur ÜReuerburg, SReinljarb ©d)ciffart oon 2Rerobe, ßanbfomtljur ber
$eutfd>Drben8=S3aHei Gobieng, $err gu (SIfen unb 97cÜlfjeim, ^ermann ©djeiffart
oon 9Werobe, £err gu $aren, ©d)aret unb 2lrfentf)iell, $aem ©djellart oon
Dbbenborf, £>err gu ©ürgenid), ©Rinnen, ©eiftem unb 2)örtuerbt, fürftlid)
3ülid)fd)er Slatfj, §atarb bon galant gu SBeibel8fird)en, Böttingen, ©iebenborn,
3)agftiü)l, Stalenbrotd), Silbenburg, Stmtmann gu ©ürd 1 , »mbrofiuS oon
»trmonb gu Herfen, 2>ictrid) Ouabt, #err gu 2Bicfratf), ©rbfjofmeifter be8
SürftentljumS ©elbern, Wrid) $oen, $err gu §oin8broid), SRarfUht» üon
') 3öel<£er, ob SJturid» ober föcfä, ift nity gejagt.
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»ollfjeim unb feine Beftfcer.
179
galant, $err gu SBadjenborf, 3«<h««, «adjem unb ffiilbenburg, öernljarb
Duabt öon JßanbSfron, §err gu Xomberg unb 2Retott, Otto Ulrich ©d&eiffart
öon SWerobe, §err gu «Reurath, einerfeitS; anbererfeit» 8tnna öon ©ümnich,
SBitttoe t>on SReufchenberg, grau gu (Siefs, Reinritt) öon föeufehenberg, ©ruber
ber S3raut, &err gu ©icfs. §einridj öon 9teufchenberg, $eutfa>£)rbenSs2anb*
fomthur gu ©ruitrobe unb ©entert, Sodann öon SRcufdjenberg, $err gu
©etterich, fürftttdt) 3iUtct)fcr)er Statt), Slmtmann gu SBÜhelmftein unb ©fdjloeiler
an ©teile beS türglich oerftorbencn SBifljelnt öon SReuföenberg gu Döerbadj,
$erro gu SRofchett, ©rbmarfdjaffs beS §ergogthum8 Himburg, Sodann öon
SReufdjenberg, beS lefetgenannten ©of)n, §err gu Sftofd)ett, Slbolf öon ©ömnid),
&err gu ßettenheim, Slmtmann gu 9Men unb JBorn, Sodann öon ©nmnich,
$err gu SSifdjet, 2Bilhelm öon §od)fteben gu 3ier, Sodann öon »inSfelb, $err
gu 2Wcrgenidj, Strnolb öon Sßachtenbon! in gen 33rotd), furfölnifajer Stmtmann
gu SBifchofSfempen, «nb SReinharb öon Holtrop gu Srnidj, fürftlid) 3ülid>fdf>er
fchürtoärter. 1585, SRoöcmtor 26.
©letdjgeitige ffopie auf Rapier int ehemaligen Strdn'ö Göllheim.
10. SluSgug auSber^eirathSberebunggmifchenSBUhelm
$egenharb$reiherrnöon$ompefchunb © 1 1 f e <S h r i ft i n e
öon ßiecf. — 1654, 3uni 4.
fceirathsberebung gmifcfjen SBilhelm ®egenharb ^reiherrn öon ^ompefdj gu
SouTjeim unb ftrauenberg, furpfälgifchem flämmercr, Sülid&fchem 3ägermeifter,
©of>n beS oerftorbcnen Sreiherrn Sodann a>ierrid) öon §ompefch gu ©otthetm,
£efr unb Siefs unb ber 2lnna fcaeS öon GonrabSheim, unb ©life ©hriftine öon
ßiecf gu ©ritteren, eingiger £od)ter beS öerftorbenen SJietxidt) öon ßiedf, Äantmer*
geria)t8=21ffeffor8 gu ©pener, unb ber SRaria öon fcefcingen gu ©fd>weüer. $er
Jöräutigam bringt in bie ©t)e $au8 unb fterrlichfeit Göllheim nebft ^rauenberg
int 2fmt SRibeggen, ben abiigen ©ife $ompefch im Stmt Boslar fonrie bie
©infünfte ber S3aumeifterei SBia)tertd) # ausgenommen bie ßeibgudjt ber SUhirter
hieraus unb öom §aufe £ompefch. $ie SJraut bringt in bie ©he ben ©ife
©ritteren mit 9Rfihle k., baS abiige fcauS ©cer)fcn unb ben ©djeurerhof, gmei
SeibgetoinnSgüter bei Weinberg (atteS öäterliche ©üter) fowic ein Kapital
öon 1666 l /t £fjlr., baS ir)re SRutter gu »tatingen hinterlegt hat. ©oüte
ber Bräutigam finberlos fterben, fo fallen feine ©üter an feinen »ruber 3ohann
12*
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180 öon Dibtman, öoffljeim unb feine »eftfcer.
$ietridj p Ztti, 2fattmamt su JBoSlar bejw. beffen erben. 2)ie Urfunbe
ift untertrieben öon ben Brautleuten, ber 27hitter ber öraut, «beim
tfe$gcn, §an8 Sßerner unb Slbolf öon §efcingen ju ©fdjtoeUer beato. Rotten»
bürg, ftöln 1654, Sunt 4.
Driginalurfunbe im 9lrd)io be8 ^rei^errn oon 93ourf(beibt su 9tat&.
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«geseilt bon 9t i Qaxb SJHcf.
•
Äußcrft bürftig ftnb bie gefdjjidfjttid&en 9?adj)ridf)ten, meldfje mir
über ba3 „freunblidfje Ätrdfjborf" ftatfieim im Äreife Reinsberg
befifcen. spotittfd) geborte eä bt§ gur geit ber grembfjerrfdfjaft 31t bem .
Slmte 28affenberg im £er$ogtlmm SüHdfj, fird|)licf) $u bem g(eid(^
namigen S)efanat in ber $)iÖ3efe Süttirf) 1 ). 3 n e ' nem $f arröeri
geicf>mj$ 2 ) bom 3. 1768 mirb bie Äircfje $a Sftatfietm ben „ecclesiae
mediae" biefeä ®ef anatä beigegd^tt 8 ). 5ln i^r, bie bem l). ^o^anneä
*) Sit ber frangöftfcr)en 3ctt gehörte 9tat^eint §um Äanton JpeinSberg; bie
Pfarrei mürbe burd) bie S3utte de salute animarum bom 16. 3uli 1821 ber
©rjbiöjefe Äötn pgemiefen.
2 ) Duij, ©efc&ttbte ber ehemaligen SRei^Sfbtei SBurtfdjeib <S. 429. ©in
SBcrseicr)ni& bon 1792 bei $ r 0 u b e n , Die «Reformation in ber Gölniföen
Stircbenbrobinj @. 6, 8lnm. 1.
*) 3n ben jum 9(rcr)ibiaIonat üon ftembenlanb (archidiacematus Campiniae),
bem alten 3Raa8gau, berbunbenen 2>efonaten SBaffcnberg unb <3üftern maren
bie $farrfird)en in brei klaffen eingeteilt: „ecclesiae integrae, ecclesiae
mediae unb quartae capellae". Sludj unterzeichnete ber 8lrdjibiafon „arebi-
diaconus in quartis capellis". SBobcr btefc Unterfdjeibung rührt, ift nicht
mit ©tcr>crr)ctt anzugeben. SB. 2 ü et er atb meint, bie ©intfjeiumg ftebe mit
ber §öbe ber ftatbebralfteuer in SSerbinbung, meiere bie einzelnen Sßfarrfircfjen
ju sagten gehabt; bie ecclesiae integrae hatten ben ganjen Söetrag biefer
©teuer, bie ecclesiae mediae bie &cilfte unb bie quartae capellae ben bierten
X^eil entrichtet. 3. § a b e 1 8 bemerft hingegen in feiner Oefajiajte be3 S3i8:
ibumS Sloermonb I, @. 291, bem fcedjanten habe über bie Äirajen bom 3.
Stange, welche quartae capellae ober capellae decani gebeifjen, eine befonbere
©eroalt jugeftanben : an biefen babe er ben Pfarrern, 9teftoren unb S3enefijia=
toren bie ^nftitution berliebcn unb bei feiner SSifitation ein Viertel ber (Sebübren
erhoben, meldje ber Slrdjibiafon bon ben ecclesiis integris genoffen b<*be.
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182
bem Säufer getoeifjt fear, liatte baä benachbarte abiige £au3 £all
(früher „$ur §alleu") baä gtotronatredjt, fo gtoar, bafj bie »eft^er
biefcö £aufeö sugletdj bic <Pfarrftelle, ben Slltar (ober bie beiben
Altäre) unb bie Äfifterffette $u Dalheim befefcten.
£au3 Jpall 1 ), im 13. uub 14. Sa^r^unbert ben $um ®efdjlecl)te
6djiHtng gehörigen Gittern oon ber Ratten unb naä) it)rem 3lu8fterben
bem 3o^ann öon ßoen, £errn gu Reinsberg unb Sömenburg, guftänbig,
mar im Anfang beS 16. 3ö^unbertS $ur £älfte burä) (*rbfä)aft,
baö Übrige burä) Äauf an bie gamilie Don Clmiffen genannt
SJcütftroe übergegangen. 3°f) ann öon Clmiffen mürbe guerft 1510
bamit belefmt 2 ). 1617 fiel £au§ §aU bura) £eiratf) ber (Hifabetl)
oon Clmiffen an gran$ bon Steinen 3 ), ber e3 nebft bem $atronat=
red)t gu Dtatfjeim 1634 3oI)ann bon Clmiffen genannt TOülftroc $u
§ücfettjoben unb beffen @efa)miftern S&itfjelm, fiubmig unb Slnna
Flavia bon Clmiffen berfaufte. 2öilf)elm bon Clmiffen braute
fbäter §au3 §aH gang an fia), baä feitbem bi§ $um @nbe beS
borigen 3af)rf>unbert§ in feiner gamilie Oerblieb 4 ). 2lnber3 mit bem
©ine Deutung ber ©egetd^nung ecclesiae mediae erhalten toir bamit freilich
nicht. 9loch eine anbere ©rflärung ber Benennung quartae capellae ftnbet fleh
nach (3. $ r o u b e n in ben ^rojefeaften ber ©emeinbe ^Hartenberg gegen bie
2)ecimatoren. 5)ort Reifet e8 namlid): „quartae capellae sunt ecclesiae filiales
in parochiales erectae". OßtdfS SWonatöfajrift für bie ®efrf)id)te SBeft*
bentfd)lonbS IV, ©. 658 unb V, ©. 110 f.) 2Jton fteht, eine befriebigenbe 6r=
flärung ber brei Slbftufungen fehlt. SMit einer ähnlichen merfwürbigen Sketch«
nnng, bie aber mit ber üorliegenben nichts gemein fat, fommen im 17.
3a$rf)imbert brei gSfarrlirdjen im Slmtc ©Olingen bor: 3>fiffel ex quatuor
capellis, ©ruiten ex quatuor capellis unb ©chöHer ex quatuor capellis
(© t n t e r t m unb 2ft o o r e n, $ie alte unb neue erabtöäefe ftöln II, ©. 165 f.).
') 2Jgl. Strange, Beiträge gur ©enealogie ber abiigen ©ef chlecfjter VI, @. 18 ff.
*) Srrtg gibt Hattenbach (2>er 3tegierung8besirf 2lacben ©. 289) an,
bafe febon bor bem 16. 3abrbunbert ber Runter bon SWalftro (fo!) sur
fallen bad Sßatronatrecbt jju 9tau)eim befeffen fyibt.
3 ) ©o nennt er fid) in ber unten abgebrühten llrfunbe (9er. 7); Strange
a. a. D. VI, @. 25 ff. fdjreibt ben tarnen „Stehen", berichtigt aber VII, ©. 72,
bafe er in einigen SBriefföaften aud) „Steinen" ober „feinen" laute, hiernach
bermuüjet ©trange, ba& Sunfer §rans, ben er anfänglich ber ©raffebaft
SBalbecE sufdjricb, mobl au« SBeftfalen nadj bem Sülicber ßanbe gefommen fei.
4 ) 2)urcb ^eiratt) ber ftrangisfa fjreiin bon Olmiffen (1788) fam ^au8
!gaU an ^mmerid) ^ofepb ^retbenn Äai^ bon fjrtn^ unb fbäter auf gleichem
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Urfunben bon 9totijettn.
183
^atronatredfjt. ©dfjon ber (sof|n SBilljelmS, ©erwarb bon Olmiffen,
entäußerte fta) beöfetben, inbem er eä am 9. 3uli 1668 „für einen
Älebber mit feinem Zubehör", tote ein fbätereö ^rotofott fagt, bem
Söefifcer beä §aufe$ fteuburg, Slbolf Söinanb greüjerrn bon £od>
ftrdjen, Amtmann $u Söaffenberg, fdjjenfte; nur 6ifc unb SBegräbntfj
(ius sepiilturae et sedis) in ber Sßfarrfirdjje föatyeim behielt er
fidj bor 1 ). Über ba3 Sttotib ber ©djenfung fagt ©erwarb felbft in
ber Übertragung3=Urfunbe: „ahngefehen ia) ber reformirter religion,
megen bieler bor unb nad) empfangener courtoiften, fonberlid^er
ßuneigungfj berafmlaffet". 5lm 30. 3>uli 1668 genehmigte ber
Öanbeäfürft unb am 14. Sluguft beäfelben 3afjreö ber 23ifa)of bon
fiüttia) unb gleiQ)$eitige (Sra&ifdjof bon Äöln, Sftarimilian §etnria)
bon labern, bie Übertragung *). ^roar fua)te ber 6obn ©erbarbS,
alä er gegen baS 3al)r 1710 Äenntmjj bon ber Saa> erhielt, im
Sßege beö ^rojeffeS ba§ ^atronatredfjt toieberjuerlangen, er berlor
aber in allen 3nftan$en. 1725 raufte er e3 für 1000 Äöln. Xtyv.
bon @hrifto&h ^lle^anber greiljerrn bon 93ef)len gu Auburg jurürf ;
ber Kaufpreis mar aber 1744 nodfj nid)t gejault. Sei einem $er=
gleite, ben ber ©ofjn be§ Käufers, Slleyanber 5lbolf bon Clmiffen,
in biefem 3a^re mit feiner (Stiefmutter üftaria <5ibbUa bon ©aten
bom Jpaufe trieft bei SSloborp einging, begab er fid) be3 ^atronat=
redfjtä unb erklärte, „erleiben gu tonnen, baß feine Jfrau (Stiefmutter
unb halbbürtige ©efdjtoifter foldjeS rebimiren unb fidjj beffen naa)
i^rem fd&önften bebienen, aud) ben £ifc in ber Äirdje unb SBegräbnijj
conjunetim mit ihm gebrauten". Weitere Nachrichten fehlen.
3m 3. 1533 totrb bie ^l ber Äommunifanten in ftathetm
auf ungefähr 400, im 17. 3ahrfjunbert aber auf 700 bqiffert,
beibeä in amtlichen Berichten 3 ). <£ine 3unahme ber bortigen Se-
fflege an bie freüjerrltd&e ftamüie bon <5&ie3=S3üttc8heim, in beren aSeftfe eö
fid) nod) jefct beftnbet.
') Urfunbe bei Strange a. a. O. VI, ®. 35 f. Unrichtig ift b^rnad)
bie 9lngabe OffermannS (<Sefdjid>te ber ©tobte, ftlecfen, Dörfer 2c. @. 205),
bafe ber 9tftterfi& Auburg bereit« feit bem 16. Sahrhunbert im S3eftfee be8
SßatronatS &u 9tau)eim gemefen fei.
•) 93 i n t e r t m unb 0 0 r e n a. a. D. II, @. 125.
3 ) So melius, ®efchicf)te beS äRünfterifdjen Slufrubrä I, @. 229; »in*
terim unb Mooren a. a. O. II, @. 125.
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bolferung um cttoa 300 Äommunifanten in bem Zeitraum etneä
3aljrljunbertS tagt ftd^ nidjt annehmen. Die s #btt>eidjung bürfte
baljer, wenn fie nidjt überhaupt auf Ungenauigfeit beruht, fo gu
erflären fein, bajj an einer Stelle nur ba3 ^farrborf aCCetn, an
ber anbern baS gan$e Äirdjfpiel berücffidjttgt ift. §iergu ftimmt
auä) fo gtemlid^ bie frühere Seelen$af)l bon Dlatfjeim ; fie betrug in ber
erften §älfte biefeä 3 a W unDer tö runö &0Q t maä naa) ben örtlidjen
Serljaltniffen ungefähr 400 jtommunifanten entfprea)en würbe.
SSon ber reformatorifdjen Bewegung, Welaje ftdj (£nbe ber
20er 3<rijre beä 16. 3öf>*Üunbertg oon SBaffenberg au§ über ben
nörbliajen a$eil beä gagogtyum* 3ülia) Verbreitete, blieb ftatyetm
nidjt böllig unberührt. Über ben bamatigen fird)lia>n ^uftanb
bafelbft geben bie Sitten ber Äirdjenbifttation in ben ßänbern Sülidj
unb ftabenäberg bom 3. 1533 einigen Sluffdjlufj. 2lm 19. 3um
biefes Sat)x& würbe ba§ 2lmt SBaffenberg bifitirt unb in 33e$ug
auf „9ftaett)em" golgenbes pvotofotlirt *) : „^aftor unb (£apellan.
(JtUaje ber unberbanen falben fia) nad) orbnong 2 ), ber mögen
irgent XIII ftn. (£r s ) Ijait nodj neftbergangen fonbad) ein fermon
Dan bem fjodjw. facrament gebain. (*tttdje fjaben benoegen gefyat,
etliche nit unb fin ujj ber firdjen gegangen unb bafur ein rumor
gemadjt. gur gitö fin mait etliche btyfompften*) getoeft, bie fln nu
afgeftalt feber 6 ) orbnong m. g. Der lam Taumels ift bar fomen
ban Dremmen. Daä fie uf beS facramentg bad) unb unferg £em
©ofc fu'melfarfc bad> arbeiben, ba madjen fie gein grofte befd)Werni§
ujj. <£r Wift $imtid)en befd)eü $u geben."
SCßic eä fajeint, f)atte bie neue ßefjre im 16. 3afjrf)unbert audj
bei bem 33efifcer beä §aufe§ §all Slnftang gefunben; WenigftenS
wirb bei einem 1657 auf SBeranlaffung be3 Pfarrers Xefc $u Slatljeim
abgehaltenen 3 cu 8 eitöcr ^ r befunbet, bafj §etnrid) bon Clmiffen
„einen ,3wingUaner ^amenä (£amf>anu3 an fia) gebogen, ber Ijeims
Ud) unb näd)tlia) in iBufa) unb Salb gkebigten gehalten, fo lange,
l ) ©orneliu» a. a. D. I, @. 229 f.
*) (Slebifdje föirdjenorbnung Dom 8. Slbrit 1533.
3 ) ©entehrt ift ber Pfarrer bon SRattjeim.
*) 3ufamntcnfünfte ber ebangelifö (Seftnnten. 5 ) feit.
itrfunbcn bon SRathctm.
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bis er burä) bic Cbrigfett bertrieben morben". §einrid) bon Olmiffen
fei hierfür im % 1560 bom £anbe3$errn in eine Ijo^e ®elb=
ftrafe genommen morben 1 ). $>en tarnen #einriä) führten in bem
angegebenen Zeitraum $tt>ei 33efifcer beä £aufe§ §all, 33ater unb
<So$n, bon benen jener um 1574, biefer gegen 1598 ftarb. $)a
nun JoljanneS Gampanuä, ber befannte Wntitrimtarier, gegen ben
unb §einricr) bon Fongern am 1. Sftobember 1532 §ergog Sodann HL
bon ,3ülid);<Jtebe=33erg einen 9lu3tt>eifung3befef)( ertaffen Ijatte 2 ),
fetyon 1555 gefängliä) eingebogen mürbe unb feübem bis gu feinem
1574 erfolgten Xobe im Äerfer berblieb 8 ), fo toirb bie 93efcr)ulbt=
gung, toenn fte überhaupt auf 9ßa$r$eit beruht, bem $ater £einridj
bon Clmiffen gegolten $aben*).
$)odf> fei bem, nrie i$m motte, fo biet ift getoifj, bajj anä
Slntaj* biefeö ober äl)ntia)er Vorgänge bie 33efifcer beS #aufe§ §aH
feit ben legten ^ejennien beS 16. 3al)r§unbert3 bis gur Übertragung
beS $atronatred)tS an ben grei^errn bon £oä)ürä)en 1668 mit ber ®e=
meinbe föatljeim in beftänbigen <5treitigfeiten lagen, bie bei ber jebeä=
matigen SSafanj ber ^ßfarrftelle aufs SReue entbrannten unb abgefe^en
bon ber toieberljolten ©obpelbefefcung biefer Stelle $u ben traurigften
2luSfd)rettungen Ijüben unb brüben führten.
«Sotoett befannt, traten biefe ^nnftigfeiten juerft $erbor, als
£einrtdj bon Olmiffen <5o$n an stelle beS 1582 beworbenen
Pfarrers 3afob bon Äingmeiler ben %atcib ^aeren nad) 9tat$etm
berief 5 ). £)ie ©emembe, bamit ntcr)t aufrieben, mahlte tyrerfeitä
£einriä) Söirtten gum Pfarrer, ber fta) am 23. Januar 1584 bereit
erflärte, bem 3<tfob gaeren für feine 9lbftanbna$me jäljrltd) 20
fötljlr. auf 6 3a$re $u sagten. £amit fäjeint jeboct) bie <5aä)e
nidjt erlebigt getoefen -gu fein. Pfarrer ©irrten mürbe, roie er felbft
unterm 13. Oftober 1584 melbet, „6onntagS aus ber Äirdje ge=
*) © t r a n g c a. a. O. VI, <5. 62.
*) 3 a c o b f o n, Urfunben=@ammlung k. für bic cbangelifcf>e SHrd&e bon
ftbtinlanb unb Sßeftfalen @. 3.
*) SB o 1 1 e r 8, ftonrab bon §ere&bad) €>. 77 f.
4 ) Anberg <S t r a n g e a. a. 0. VI, ©. 63, ber bic SBefä)ulbtgung au*
unsurcia)cnbcm ©runbe auf Jpeinrtdj öon Olmiffen @ofyt bejiefjt.
•) Sgl. liiergu unb ju bem ftolgenbcn <S t r a n g c a. a. D. VI, @. 62 ff.
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fangen toeggefü^rt unb in ein elenbiglidj jämmerlid} ßodj geworfen".
$)er ©runb ber 93er$aftung unb ber Weitere Verlauf finb unbefannt.
Um 1619 befleibete Sodann joggen bie «ßfarrftelle gu ftatyeim.
(£r ttmrbe, angebltd) megen unorbentlidjen tfebenämanbelä, gegen ben
Söitten be§ ^atronatljerrn, 1624 au3 bem Slmte entlaffen, fpäter
aber an ber Jilialfirdje S u ^flarienberg bei <5d)erbenfeet toteber
angeftettt. Sftad) ü)m ernannte ber Sßatronatfjerr Jrang öon Steinen
(1624) ben 2öiUjelm bon SEÖtic! gum Pfarrer bon föatyeim. 06=
gleid) bie geiftlidje Söeljörbe bie 2öa§l betätigte, gab ftd^ bie ©emetnbe
nid)t aufrieben. 1647 mürbe ber Pfarrer al§ „ÄtnbeSmörber" (!)
nad) Süttid) abgeführt, ^ier aber nad) gmeijä^riger #aft bom geift=
lidjen @eriä)te freigefbrod)en.
3ngmifd)en $atte 3oljann Stoffen l ) bie Pfarrei ftatyeim ber=
mattet nnb erhielt aud) am 13. 3uti 1649 öon bem bamaligen
23efifcer be3 $aufeS §all, £errn bon ©mig 8 ), bie Kollation. S)ie
©emeinbe Ijatte inbeffen fdjon 1647 fidj ben War gu S3eecf, Sodann
Xefc, gum Sßfarrer auäerfeljen, ben fie enblid) aud) mit gemaffneter §anb
unb unter £rommelfd)lag in bie Äird)e einführte. %e§ mufjte fid) in ber
(Stelle gu behaupten, mufcte aber an ben früljern Pfarrer Sßifljefon
bon 2Btocf jäljrlid) 8 kalter Joggen unb 8 üftalter ©erfte auf
ßebenägeit abgeben, (£r ftarb am 2. gebruar 1693. 3 n S to ^ en
mar ba3 Sßatronatredjt an Slbotf äöinanb greifjerrn öon £od)ftrd)en
gu 9ieu&urg übergegangen. £)a3 Slnfeljen biefeS mit allen möglichen
Stürben befleibeten Cannes (er mar ©e$eimrat!j, Äommerer, 3ütid)=
33ergifa)er £ofrat$3=$räfibent, 3ütia)fdjer (£rbmarfdjalt unb ßanb=
^ofmeifter, Slmtmann gu Söaffenberg k.) bradjte ben bisherigen
jpänbeln ein mo$l allfeitig erjeljnteS (Snbe. 2luf Zt§ folgte als
l ) @r toar fbater Pfarrer unb $)tä)<mt gu ©rfetenj unb toetfjte am 11.
3uli 1678 bie Heinere ©locfe in ber Sßfarrfirdje gu SWeberfrfidjten. 1681 fdjjemt
er geftorben gu fein, ba in biefem Sflfjre ber Pfarrer gu Iftteberfrüdjten, ÜDKdjael
(SubberS, gum 2)ed)ant be8 2>efanat8 ©rfeleng ertoafjtt würbe (Stnnalen be8
t)iftorifd^cn herein« für ben Stteberrljein XXIII, @. 242 f.).
*) 3ob<mn SSernborb bon ©ttrig beiratijete um 1647 Slnna Äatljarina bon
Sodjolfe, Sitttoe be8 Bildetet bon Olmiffen (fl644), unb fam baburd) auf furge
3ctt (1659 toar erfdjon tobt) in benSBeftfc beS Kaufes #aU unb be3$atronat=
redjtS gu ftatfjetra (Strange a. a. D. VI, &. 30 unb 33).
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Urfunben Don 9totf>cim.
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Pfarrer gran$ Stefan 2öilmä, ber nod) im ndmlidjen 3a$re (1693)
$u ©unften feines Söruberä Sodann 93ituä SöilmS reftgnirte. 1721
legte audf) btefer bie ©teile nieber unb ber $atronat$err <5$riftoi>$
$lleranber JJreiljerr öon SSeljlen 1 ) übertrug nunmehr einem 3$er=
manbten beSfelben, $lbolf 3°f c P5 %ttd, baä Pfarramt gu föatljeim,
ber nod) 1768 bafelbft als Pfarrer unb $)edf)ant beä T)efanat8
2öaffenberg fungirt. 3 m 16- 3ft$r$unbert tou* * n btx „ßtrajfptelä;
firc^c" gu 9tat$eim nur ein 2lltar, ber be§ ßaurentiuS, ermähnt.
Sunfer §einridf) Don Olmiffen genannt ÜJcütftroe übertrug i§n am
13. 'Dejember 1541 bem Sflat^iaS Offermann, <£o§n öon §ermann
Offcrmann, auS ©oberen, mit ber Auflage, bafj er binnen 3*^=
frift ^riefter toerbe unb ben Elitär in $erfon bebiene 2 ). 3unfer
£einridfj, ber Pfarrer unb bie ©emeinbe 311 ftatljeim forgten gemein=
fdjaftlidj für beffen Sluöfommen. 3m 17. 3a$r§unbert befafc bie
Äirdje jtoei Slltäre 8 ), nne ftd) auS bem unten abgebrudften $)ohtment
Dom 3- 161^ (9fr- 7) unb ber auf bie Übertragung beS ^atronat=
reü)t§ begügltdjen Urfunbe öon 1668 („meine Ijabenbe Jura patro-
natus ber Sßaftoretjen, beiber Slltarien unb (Jüfteretien $u Dtatfjeim")
ergibt, foenn aua) baä Don 33interim unb Mooren 4 ) mitgeteilte
SSerjeidOnifj ber Pfarreien jc. auS bemfelben 3 a 5 r ^ unDCl ^ nuv Dcn
3lltar ber fft. Äat$arina unb SftfolauS anführt, 9caa) biefem
$er$etdfjni§ $atte ber Pfarrer an (£infommen „ungefeljr 46 borgen
lanb, item Ve t^eil jeljent ad 15 par 5 ) §alb roggen unb §alb
') 35urd) feine stoeite @f)e mit Stbriana Satbarina oon $ocf)fträ)en, ber
alteftett Xodjter be8 Stbolf SBinanb ftrciljerrn Don $od)fira)en, toar ujm
Sleuburg ^gefallen.
*) Urfunbe bei «Strange a. a. D. VI, ©. 61 f.
") 5)er stoeite Slitar nwr ber ff. Satfjarina, nadj anberer Sngabe ben
ftatfjarina unb 9Htolau3 geh>eü)t. tiefer unb ber @t ßaurenttoSlltar loaren
1619 91t einer ©teile Derbunben. @o erflärt e8 fta) tooljl, toenn bei ötnteritn
unb SRooren nur ein Slltar (ber ffatf>arina unb ÜRifolauS) genannt tft.
35cm entfpredienb ift aud) bei bem 23erfauf be8 $aufe8 #att im 3- 1634
nur Don ber „ Kollation ber Sßaftoret, Altaris unb ftüfterei gu föartjeim"
bie Sftebe.
*) a. a. O. II, @. 125.
6 ) „Sßaar $rüd)te" tft ein 3n^lntaB für ©etretbc, baS in ber „Designatio
pastoratuum, collatorom etc. inDucatu Juliao et Montium" (£f. be8 16. beflö.
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haberen", ber 5lltarift $u ben Katharina unb StttolauS an
Sadfrenten 9 Gatter Joggen unb ben 23e$ug für bic ©amStagSmeffe.
<Bä)on in mittelalterlicher ^ett befafcen bie §erren toon galant
$u 9lau)etm einen $of. (?r fiel bei ber (Jrbt^eilung ber ©ebrüber
öon galant im 3- 1456 bem (*bmunb t>on galant gu 1 ) (3tem
ben ^off go Roitham mit Gaöuönen, jönfen inb fbme joge^oere).
Sehr roahrfchetnlidf) ift eö ber Ohof bei 9tat$eim, woran bie §erren
oon galant nod) in föäterer $eit beteiligt toaren. $)er Dljof mar
ein 3ütidjftt>§ fie^n, baä bon ber Äammer in SCßaffenberg empfangen
rourbe *).
(Sin gmeiter $of mar im SBefifce ber Herren toon Olmiffen
genannt 9flülftroe; er lag hinter ber Äirrfie. $ei ber Leitung be§
9tatt)laffeg ^einritt^ Oon Olmiffen im 3ahre 1575 tarn er an
beffen älteften £oIjn, 3o$ann oon Clmiffen 3 ). Settbem Oerlautet
barüber nia)t3 meljr. Cb biefer §of ibentifa) ift mit bem
unten ermahnten §ofe bei bem Äird$of, oermag id) nidfjt ju
entf Reiben 4 ).
17. Safjrtj-, abgebrueft bei 93 1 n t e r i m unb Wl 0 0 r e n a. a. O. II, ©. 36 ff.)
oft, balb für ftä) allein, balb mit bem 3ufafc „halb Joggen, halb $afer" ober
„halb SBetjen, fjalb Joggen" 2c. ioicberfebrt. @8 ift barunter ein 9Walter oon
jeber ber bezeichneten Gktreibearten unb, too eine foId)e Angabe fehlt, toobl
ein kalter Joggen unb $afer ju oerftehen. SSereinjelt begegnet mit ber
lefetern SSebeutung and) bie S3ejeichmmg M 5ßaar ftornS" (Sßalantfäje X^eilung
1456: „zien par korns"; (Sfangelt 1528: „Pastoratus facit annue 30 5J$ar
StornS, Altare s. üeorgii 17 $ar"; SBaffenberg 1533: „Der principaill Xde
ist wail 1 par korns"). 2Bie Jperr Kaplan ßfitferatb 8U SBalbenran) mir
gütigft mittheilt, ift ber SluSbrucf „$aar ftrüchte" in ber ©egenb oon £ein&
berg noö) heute berannt unb toirb bort, befonberS im Sßerfehr mit bottanbifäjen
unb belgtfdjen ftrucfjthanbtcrn, für ic ein 9Jtolter S?orn unb 2Bei$en gern
gebraucht.
l ) ©t ränge a. a. O. I, S. 73; Seiträge sur ©efebiebte üon ®fd)toeiler
unb Umgegenb I, ©. 95. SBeniger forreft bei o. 3R e r i n g, ©efdjicfjte ber
SBurgen 2c. XI, ©. 33.
*) ©t ränge a. a. O. I, ©. 73 unb XI, ©. 55 f.
8 ) ©t ränge a. a. D. VI, ©. 21.
*) 35er $of au „9totbeim bo ©todjem", toeldjen fcietridj ©raf oon Soen
unb ebino, §err ju Reinsberg unb SBlanfenberg, 1353 feinem ©ohne
»itter Sictritt) gab (ßacomblet, Urfunbenbud) III, ©. 433, 9er. 532),
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Urfunben bon Stotfjeini.
hierauf ungefähr befd&ränfen fidj meines Söiffenä bie 9?aa>
rieten, metaje in ben tofalgefcf)itf)tlidfjen Sdfjriften, ben r$eimfa)en
toenigftenä, aerftreut über 9tatl)etm borljanben ftnb. Sie erhalten
eine ni^t unroef entUdje Vereiterung burdjj bie unten mitgeteilten
gelm Urfunben, bte fämmttidj im StaatSarajib gu Düffetborf
berufen unb pim Xfytü bon bem je&t berftorbenen Pfarrer unb
Definitor @. D rou.be n gu 5iat^eim borten gefdjenft morben finb.
Seiner @üte unb ber be§ §errn ©etjeimen $lrdf)ibrarlj§ Dr. §artej$
ju Düffetborf berbanfe ta) bie Slbfdjjrtften.
2tu3 bem Snfjalt ber Urfunben fei tjerborgefjoben, bafj föatljeim
1296 eine villula (Dörfdfjen), 1305 eine villa (Dorf) genannt toirb.
ein abtigeä (Bcf^tcd^t, baS bon bem Dorfe, mie e$ fajeint, ben
tarnen trug 1 ), Ijatte auf bem §ofe bei bem $ircf)Ijof — nadj ber
Urfunbe bon 1305 ^iejj er „de eimiterio" — feinen Sifc. Der
Dedfjant be§ St. (StangotfSftiftS 311 Reinsberg, 2lrnolb bon föatljeim,
fajenfte ben §of fammt feinen Sjugeljörigfeiten 1305 biefem Stift,
um mit beffen (Hntunften $u ben borljanbenen aa)t Äanonifatä=
bfrünben nod) eine neunte $u botiren. Die SBefifcergreifung erfolgte
burdj jmei Stift3geiftliä)e, 3 a f°& öon Reinsberg unb Jpeinridj bon
Sieben, mit att ben ©ebräuajen, roie fie bei ber Übertragung allo-
biater ©üter bamatS übtia) toaren. Sbejiett toerben in ber Urfunbe
(9tr. 5) ber grüne Olafen, ba3 Keffer mit nmjjem Stiel unb ber
Denar bei ber Übergabe ertoäfmt. Die begüglia^e $erljanblung fanb
auf öffentlicher Strafe bei bem £trd$of in 9tnt§eim ftatt, in @egen=
toart mehrerer ^farreingefeffenen (parochiani), bor bem Cffaiat be§
£er$ogs bon Himburg unb £errn $u Söaffenberg, SBilljelm bon
Stuftet, ben Stoffen bon äöaffenberg, bem bitter (miles) Sambert
bon föatljetm unb (Jberljarb bon 3Mrd$eim. 3 U öcm 9^örte
unter Stnberm ein Söeiljer, ber nadj ber etbltd^cn Sßerfidjerung ber
gehört nidjt fytxtyx. ©8 ift bamit föotbent bei <3to<fl)em in ber belflifd&en
Sßrotiing Himburg genteint.
') 3u biefem ©efdfjleäjte gehörten offne 3ö>eifet audj (1231) Arnoldus de
Rothen (1262 Arnoldus miles de Rothein) unb (1237) Wilhelmus de
Rotheim, bieftcidjt aud) (1219) Reinerus de Rotheim unb (1260) Gozwinus
de Rothen (OflI. £ a c 0 nt b t e t a. a. 0. II, <&. 46, 9tr. 82; <3. 88, 9ir. 170;
6. 114, 9tr. 221; 6. 273, 9lr. 487; @. 293, 9ir. 520).
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Slteften iBetoohner beä Ortä (Urfunbe 9lx. 2) bura) 6chentung eines
£errn bon Söaffenberg bagu gefommen war. Slutt) ein bitter
Slrnotb unb bie Vorfahren beä Zitters Söil^clm bon SBebbinfoben
Ratten ©runbeigentfjum gu Dalheim, ßefcterer begeugt 1296 bie
$ltfobialeigenfd)aft biefer ©üter. 9loä) befaj? bort in ber erften
£älfte beS 14. 3fth r h unöer t3 3oh ann oon CrSbecf einen §of. (*r
tont mit feinem iöruber, bem Dritter Stephan öon Dräbecf, überein,
bafi ber jä^rltc^e ^adfjtginä, meldjer btöljer bon beffen Jpof 31t ©ober=
foefc gegast morben fear, künftig bon bem #ofe gu föatheim
entrichtet werben folle. £ergog Sodann bon Lothringen genehmigte
1331 biefen Vertrag.
2lu3 ber <£rtoof)mmg be§ Kirchhofs unb ber auäbrücflich alä
w ^>farreingefeffene w begeiäjneten ?>e\wn in ber Urfunbe bon 1305
geht mit ©eroijfteit herbor, baft fa)on gu jener jfttit eine *ßfarr=
firdje in ftatheim beftanb. 2lm 25. September 1619 berlieh ber
bamalige ^otronat^err ber Äird)e, §rang bon lehnen, bem Älerifer
§einridj Soppen aus Düffelborf ba3 föeftorat ber miteinanber
berbunbenen Altäre ber hh« Laurentius unb Äatfjarina. Sa)on £ag3
barauf ergriff beffen SBebollmächtigter, ber söifar unb 9teftor be§
6t. Sodann ^öaptift=5lltarö in ber förtopta ber ©tift§fira)e gu §ein§=
berg, Daniel §orft, 23eftfc bon ber ©teile in ber hergebrachten SBeife
„per palpationem calicis et caeterorum ornamentorum tangen-
doque quatuor eorundem altarium cornua". Pfarrer gu Harheim
mar bamalä ^o^ann ^aggen. Sluf Seranlaffung eineä feiner 9toa>
folger, be3 $echanten unb Pfarrers 3. $ßilmS, mürbe gu 5ln^
fang beS 18. 3ahrl)unbert3 bie (Samötagämeffe, »etd)e ber 93eneftgiar
beS St. Katharina =2lltarä in ber Spfarrfirdje gu tefen ^otte, in eine
Sonntag3=$rühmeffe umgeroanbelt. Näheres hi eru & cr h a & c nac h
einer 9^otig beö §errn ©et)eimrathä £>arlefj, ber Beftärigung£=
urfunbe ber geiftlichen Söehörbe bom 3. (^ r - 10) in einer
Slnmerfung beigefügt.
Schließlich fei nod) ermähnt, baß nad) Offermann l ) ein Xfyii
be3 2)orfe§ Nütheim „$enn" h"6^ cnle ®egeia)nung, bie mohl mit
ber frühern fumpfigen Lage biefer Stelle gufammenhängt, ba $enn
') a. a. D. <B. 215.
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llrfunben bon SRatfjeint,
191
ober 33ccn (aljb. fenni, ml)b. ven, mittellat. fangus, frang. fange)
fot>ict a(§ „<5umpl Sflarfd), Söeibelanb" bebeutet 1 ).
1. Stüter 2Btlf>elm bon »ebbtnfoüen beseugt bic 2Tlto =
btal = (Sißenf d^a f t ber @üter toeilanb Zitters 9(Tnolb
«nb feiner eigenen 33 or fahren gu 3tatf>eim. — 1296, Samiar 26.
Universis et singulis presentem litteram visuris et audituris nos
Wilhelmns miles de Beddinkoven notum esse volumus per presentium
tenorem publice protestantes, quod illa bona sita in villula, que dicitur
Rotheym, que quondam fuerunt domini Arnoldi militis ibidem et que
bona ab antiquo attavorum et avorum nostrorum fuerunt, purum sunt 1 )
allodium libere et proprie facultatis. Et ut horum discretio veritas et
certitudo habeatur, quia nobis id constat et est notum, presentem litteram
conscribi feeimus super istis et sigilli nostri munimine roborari. Datum
anno domini m cc nonagesimo sexto, feria tertia ante purificationem
beate Marie virginis*).
ÜRad) einer Äobie be8 16. 3af}Tfmnbert8.
2. Urfunblid)e3 3eugnife über bie <Sd)enfung eine»
2öci!)er8 aum o f e „de eimiterio" in Statte int burd)
ben fcerrn bon SBaffenberg. — 1305, Stobember 30.
Universis, ad quorum notitiam pervenerit presens scriptum, nos
Lambert us de Lunenborgh miles et Everardus de Bisseim fidel is domini
Wassenbergensis nec non Thomas fidelis dicti domini et scabinus oppidi
Wassenbergensis, Simon et Gerardus de Loetfort scabini Wassenbergenses
predicti loci salutem cum notitia veritatis. Noverint universi et singuli,
quod interfuimus, vidimus et audivimus, quod seniores et antiquioros
ville de Roetheym sub suo iuramento testificati sunt et confessi, quod
dominus de Wassenberg contulit vivarium, quod adbuc est Roetheym
ante eimiterium pre loco molendini Roetheym ibidem et paludibus et
vivariis, secundum quod iacent ibidem, quae omnia pertinent ad curiam
l ) ftörftemann, 2lltbeutfd)e3 «Ramenbud) II, 2. Slufl., 0.534 unb
$ e r f e l b e, $tc bentfdjen Ortsnamen @. 68.
*) 5Me #anbfö»rift b>t sub.
*) ©ine Sb|<b/rift be* 17. 3abjljunbertd (in meinem Sefifee) b>t bie Übcrförift: „Copis
eines befiegelben brief« bejeugent, baf» bie flötet befe Gopittulä $oftS ju SRotljeim freu finbt*.
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192
dictaro de cimiterio. Datum anno domini millesimo ccc quinto, die
sancti Andree apostoli.
9toä) einer non Sodann be tyait, apoftolif^em Sßrotonotar unb ©djotaftcr
SU Reinsberg, beglaubigten, iebodj offenbar nidjt fehlerfreien 2lbfd)rtft be8
17. 3al)rf>unbert8 auf Rapier.
3-6. SranSfumt mehrerer llTfunben (üon 1305, 1306, 1331),
betreffenb ben$of beim S?trd)f)of 3u9tatf>eim unb beffen
Scfienf ung an ba«<St. @angolf8ftift 511 Reinsberg bel>uf 8
2>otirung eine» neunten Sanonifat 8. — 1363, 9tobember 12.
Universis presentes littcras inspecturis nos Engelbertus, prepositus
inonasterii monialium sancte Marie virginis, ordinis Premonstratensis,
extra niuros Heynsbergenses, Leodienais diocesis salutem cum noticia
veritatis. Noveritis, nos tres litteras apertas ex parte honestorum virorum
dominorum decani et capitub" ecclesie bcati Gengulphi Heynsbergensis,
dicte dyocesis, nobis presentatas, non cancellatas, non abolitas, non rasas
nec in aliqua earum parte viciatas aut suspectas, sigillis veris inpendenti-
bus 1 ) illorum, de quibus in ipsis litteris fit raentio, sigillatis vidisse, manu-
tenuisse, legisse et audivisse de verbo ad verbum tenorem qui sequitur
continentes:
Nos Johannes dei gratia Lothar ingiae, Brabantie, Limburgie dux
notum facimus universis, quod nobis placet et ad hoc nostrum adhibemus
consensum, quod pactum, quem curia domini Stephani de Orsbeke militis
fidelis nostri dilecti de Godersoeke solvere consuevit annuatim, curia
Johannis fratris sui de Roetheym solvat annuatim et quod ipsa curia
de Godersoeke inde sit et maneat imperpetuum deonerata et absoluta.
Et quidquid dicti fratres inde ordinaverint inter se, hoc ratum et firmum
promittimus observare in futurum. In cuius rei testimonium sigillum
nostrum presentibus litteris est appensum. Datum in Fura, in conver-
sione Pauli apostoli, anno domini millesimo ccc xxx primo.
Nos Wilhelmus de Anstele, officialis domini ducis Lymburgensis
et Wassenbergensis, Symon, WilhelmuB dictus Vridach et ceteri scabini
opidi Wassenbergensis nec non Lambertus miles de Roetheym et Everar»
dus de Birsheym, fideles castri et dominii ibidem, universis, ad quos
presens scriptum pervenerit, cupimus esse notum, quod constitutus in
') 2)tf $>atibj<$rtft $at inpendenti.
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llrfunben öon SRatfjcttn.
193
nosira presentia vir discretus Arnoidas de Roetheym, decanus ecclesie
sancti Gengulphi in Heynsberg, cupiens cultum divinum et numerum
canonicorum et preben darum in dicta ecclesia augmentari, curtem suara
in villa de Roetheym iuxta cimiterium ibidem sitam cum omnibus et
singulis suis pertinentiis, prout ad ipsum -a suis progenitoribus devoluta
pertinet et hactenus pertinuit, ecclesie sancti Gengulphi in Heynsberg
memorate in elemosinani ob remedium anime sue et suorum progeni-
torum contulit et tradidit et in manus Jacobi de Heynsberg et Her-
manni de Schewen, sacerdotum et dicte ecclesie canonicorum ad hoc a
suo capitulo special iter destinatorum, supraportavit cum viridi cespite et
cultello manubrium album habente et cum denario, sicut allodium
consuetum est tradi et supraportari, ut de fructibus, redditibus et pro-
ventibus dicte curtis et suis pertinentiis fiat in dicta ecclesia nonus
canonicatus et prebenda, hoc adiecto quod redditus annui et proventus
dicte curtis quousque equipolleant redditibus et proventibus unius pre-
bende in ecclesia predicta de capituli et Arnoldi decani dicti consilio et
auxilio et ordinatione in augmentum reddituum ad opus probende
prenotate convertentur. Acta sunt hec in villa de Roetheym iuxta
eimeterium, in strata publica, anno domini millesimo trecentesimo sexto,
quarto idus decembris, presentibus parrochianis dicte ville de Roetheym
Johanne de Lunebruch 1 ) advocato domini Godefridi de Heynsberg dicte
ecclesie patroni ob id ab eo misso, Theoderico investito de Huckeloven
et Johanne firatre suo, cognatis domini Arnoldi decani predicti, et Gosuino,
filio Goswini quondam fratris sui, et aliis quampluribus fidedignis. In
cuius rei testimonium et noticiam nos Wilhelmus officialis antedictus et
scabini Wassenbergenses et Lambertus miles supradicti sigilla nostra
presentibus duximus apponenda. Et ego Everardus prenominatus proprio
carens sigillo de consensu scabinorum sub sigillo eorum hec omnia et
singula suprascripta testificor esse vera.
Universis, ad quorum noticiam pervenerit presens scriptum, Gode-
fridus dominus de Heynsberg, patronus ecclesie beati Gengulphi ibidem,
') Johannes de Lunbrucke advocatus de Heynsberg 1304 Beuge (£a com biet,
ttrfunbenbud} III, 6. 26, 3Jt. 35). £ie €d)retbroeife beö Wamcnä roedjfelt jroift^en 2un-
brude, £mtbru<$, ?unenbrod), Suntnbrud}. Gin JJtetner oon Sunbrudfj, ftanonifuft von <St.
©ongolf ju Reinsberg, ftiftete 1285 eine Äanomfatöpfrünbe unb »räjentirte baju bot Älerifer
Santbert oon Sunbrucb, ber bamalS „scolas apud Heynsberg" befud)te (Wnnaten be3 fn'ft.
SBereinS für ben Weberrbein XXXVIII, 6. 33).
13
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194 W
et capituluni eiuadem salutem cum noticia veritatis. Cum vir discretus
Arnoldu8 de Roetheym, decanus eccleaie nostre predicte, cultum divinum
et numerum canonicorum et prebendarum in dicta ecclesia nostra
augmentare desiderans, curtem suam in villa de Roetheym sitam iuxta
ccclcsiam ibidem cum agris, pratis, pascuis, aquis, silvia, paludibus, mansi-
onariis seu litonibus ac aliis omnibus et singulis suis pertinentiis, prout
ad ipsum a suis progenitoribus devoluta allodialiter pertinent et bactenus
pertinebant, ipsi ecclesie nostre contulerit et tradiderit ac de illis con-
ferendo et tradendo disposuerit in hunc modum, videlicet quod de
fructibus, redditibus et proventibus dictorum bonorum persona idonea,
quam Arnoldus decanus memoratus quamdiu vixerit velit eligere et
instituere, quindecim libras pro beneficio eccleeiasticonigrorumTuronensium
percipiet et habebit et pro illis ecclesie et choro canonicis horis deserviet
et tamquam unus de canonicis erit de correctione decani et capituli et
canonica disciplina. Residuum dictorum fructuum, reddituum et proventuum
Arnoldus decanus predictus nomine capituli percipiet et de illis disponet
et eoa in proprios usus convertet utendo fruendo videlicet quamdiu
vixerit pro suo arbitrio, prout sibi videbitur expedire. Post mortem vero
Arnoldi decani sepius memorati beneficio predicto vacante patronus dicte
ecclesie personam ydoneam ad deserviendum prefatas quindecim libras
eliget et capitulo presentabit et quod ultra predictas quindecim libras
excreverit, capitulum una cum persona electa colüget et exinde redditus
comparabit ad augmentandum proventus et redditus memoratos, donec
ipsi fructus, redditus et proventus collati et comparati equiparentur
fructibus, redditibus et proventibus unius prebende, secundum estima-
tionem et taxationem congruam bonorum et discretorum virorum, qui
ad estimationem et taxationem huiusinodi faciendam a dicto nostro
capitulo ex parte una et a persona electa ex altera assumentur; et extunc
fructus, redditus et proventus predicti commiscebuntur et incorporabuntur
ceteris ecclesie nostre bonis et nono quidem iure canonicatus et prebende
creato persona electa ut dictum est a dicto nostro capitulo in canonicum
assumetur et successores eius perpetuo canonici dicte ecclesie remanebunt
et cum aliis canonicis de omnibus ecclesie fructibus, redditibus et pro-
ventibus equalem recipient ^portionem canonicatuum et prebendarum
numero augmentato, quorum canonicatus et prebende sicut aliorum
canonicatuum et prebendarum ad patronum collatio pertinebit. Sciendum
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Urfunben t>on Sftatrjcim.
195
tarnen, quod si fructus, redditus et proventus predicti ante mortem
Arnoldi decani sepedicti in tantnm fuerint augmentati, quod fructibus,
redditibus et proventibus unius prebende secundum taxationem et esti-
mationem premiasam valeant coequari, extunc post mortem ipsiua decani
persona electa sine ulla ulteriori cxpectatione a nostro capitulo recipie-
tur in canonicum et in fratrem. Et notandum, quod persona in dictis
fructibus, redditibus et proventibus instituta seu postmodum instituenda,
quamdiu non fuerit canonicus, nonnisi ad subdiaconatus ordinem potent
coarceri, postquam autem canonicus factus fuerit, in sacerdotem pro-
moveri tenebitur infra annum et donec sacerdos fuerit, de predictis pro*
ventibus nonnisi medietatem tantummodo obtinebit, hoc tarnen excepto,
quod persona prima vice in dictis redditibus, fructibus et proventibus
instituta, etiam postquam canonicus facta fuerit, non tenebitur nisi velit
ad ordinem sacerdotii promoveri, fructus tarnen, redditus et proventus suo
prebende integraliter percipiet et habebit. Nos autem scientes, quomodo
diligentibus deum omnia cooperantur in bonum, beneficientie Arnoldi
decani predicti, quam dicte nostre ecclesie ad honorem dei, beate virginis
et sancti Gangulfi gratiose impendit, affectu gratuito concurrere et
cooperari volumus, predictis quidem Omnibus et singulis consensum nostrum
liberum adhibentes, ea laudantes et irrevocabiliter approbantes, quantura
in nobis est, confirmamus presentium, quibus nostra sigilla appensa sunt,
testimonio litterarum. Actum et datum quarto ydus decembris, anno
domini millesimo trecentesimo quinto.
In cuius rei testimonium verum et validum sigillum nostrum presenti*
bus est appensum. Datum inspectionis nostre: anno domini millesimo trecen-
tesimo sexagesimo tercio, crastino translationis b. Martini episcopi gloriosi.
9tadj einet Slbfdjrift beS 16. Safirhunbert« in einem Soptar be3 @t.
©angolf&frift» gu Reinsberg.
7. 3f r a n i ö o n Stefanen a ( 8 3 n B a b e r b c 8 abiigen §aufe$
gur fallen f onf erirt bem SMerif er ^einrid) Soppen au 8
Sfiffelborfba? u n i r t e SUtarsJBenefigium ber 1) h. 2 a u *
renttu8unbßatljartnainber$farrftr#egu9flatl>eim. —
1619, (September 25.
3d) ^franS non Svenen gnr Ratten tyun funbt unb fügen biemit gu
ttriffen iebermcmtigUd) : $emnad) in ber $farfird)en su föatljeim be8 9lmbt8
13*
196
SBaffenberglj bie unürten 2Htaren SS. Laurentii unb Catharinae gur 3 e <t
lebigfj unb bacirenbt fein unb mir als Snfjakren unb beftöcr beä abliefen §au8
gur Ratten unb batyero red)tmeffigem Collatori obgemelter Slltaren, biefclben
ber gebur gu conferiren unb gu oergeben beoor unb frei fteljet, baS id) berfjalben
Henrico Coppenio Dusseldorpensi, Coloniensis diocoesis Clerico, uf feilt
bienfttid) pitten unb anhalten borgemeltte beibe altaria SS. Laurentii unb
Catharinae freüttttlligf) unb canonice frafft fjabenben iuris patronatus
Liicalia conferirt unb bergeben, tyun aud) foldjeS fjiemit unb in frafft biefeS
ber&alben alle unb jebe, toeld)e fotdje« beruren magft ober ber gebur erfu=
djenbt, obgemeltcn Henricum Coppenium ober beffen Sßolmedjtigen gu befagten
Altären gu abmittiren, unb toürctfidjer Sßoffeffion gu gulajjen unb geioonlidje
Snfritution unb 3nbeftitur, nrie fotd^eö nad) Snfyaltt ber geiftlidjen redjten ftc^
geburt, gu erteilen, aud) alle bargu gehörigen 3nfombften, gefeH unb fltenttyen,
nrie unb rooc bieffclben gelegen, frei) unb unberfyinbert folgeu unb geniefeen gu
lafecn. 3» Urfitnbt fmb bis mit meiner augebomer Sßitfdjafft üerfiegelt unb
eigener §anbt unberfdjrieben. ®efd)el)en a^m 25. September 9lnno 1619.
(L. S.) ftranfe bon Steinen.
8. ©er Ijarb floppen, 83 ü r g e r gu$üffelborf, befte'Ut ben
S3ifar$aniel$orft gu&einSberg gumSßrofurator feine»
<© offne 8 ,§einrid) begüglid) be& nadjertoafinten SSefifc*
ergreifung3 = 3lf teS. — 1619, (September 25.
Slnno tfyaufenbt feeSfmnbert neunten afym fünff unb gmanfctgften <3ep*
tember ift bor mir offenbaren ftabjerlid)en ^Rotario unb unbenbenanten 3^ugen
perfoinlid) crid)einen ber ©rbar unb frommer ©erwarbt Soppen, Öürger gu
2>üffetborf unb f)ait anftatt feine« <SofjnS Henrici Koppenii Clerici Diocesis
Coloniensis angegeigt, baä beibe uniirte Sfltaren SS. Laurentii unb Catharinae
in ber gJfar Matrum, im Slmbt SBaffenbergfj gelegen, jefet bacieren unb lebiglj
fteljen, unb bem ©blen unb ©rnbeften ftranS bon fö&enen gur Ratten iure
patronatus laicalis gu conferiren Ijeimgefatten, unb toolgemelter 3uncfl>er
Styenen feinem @oljn burfd)reben biefelben Stttaren fnnttriber conferirt, unb aber
feinem ©ofm bor bijjmatt unmoglid), perfönlid) gu 9tatfjum gu compariren,
ba8 @r ©erwarbt beroroegen gu feine» @oljn8 ungegroeiffetten Sfntbalbt unb
Sßrocuratoren ement unb conftttuirt fjaben toolte, tljun aud) foldjS ^temtt unb
in frafft biefeS, ben mürbtgljen unb anbedjtigcn bereit Stanielem .§orft, SStcaricn
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Urfunbeu oon SRatfjeim.
197
p fcein&bergl), umb im n&amen unb bon wegen feines ©o&nä bei allen unb
ieben, benen fold^d bernren magf), literas collationis ju praefentiren, barauf
actualem et realem possessionem et inveatituram ber gebur jugefinnen,
biefelbe gu aeeeptiren unb legitime %n apprefHmbtren, aud) fonften alle baäjenigf)
SU tfmu unb j$u berridjten, toaS ju folgern actu öon red&tS unb getooinl)cit$
loegen bie notturfft erforberen toirbt unb fein @o^n felbfi, fo zugegen, tljun
follte, fönte ober modjte. SEBaS alfo gemeltter (SonftitutuS tljun, Ijanblen unb
laffen toirbt, baffelbe woll iebergeit für genehm galten unb 3nnen bijjljalben
aUerbingffä fdjabtloifj galten, sub obligatione omnium bonorum. 2Ufo
gefd}eljen ju föeinfebergl) uff taqfy unb bato toie oben, praesentibus honestis
et discretis $enriö)en SDtyrbad) unb ^ermannen 6d)urcfyen, als glaubtoerbige
3eugen Ijirsu fonberlid) beruiffen unb erforbert.
In modum simplicis prothocolli latiore extensiono quatenu8 opus
semper salva Reinerus Mirbach publicus nec non in aula Juliae approbatus
notarius in fidem praeniiasorum requiaitus scripait et subacripsit.
R. Myrbach notarius m. pr.
9. 3ntrobu!Hon8sunb 23efifeetnfefcung3*;3nftrumentfür
ben ftlcriler &etnri<fj Soppen. — 1619, (September 26.
Anno domini milleaimo sexcentesimo deeimo nono, die vigesimo
' sexto septembria, inter duodeeimam et primam poat meridiem horani
Ratheniii introduetus et missus est vigore huius praesentationis et
exhibitae atque huic praesentationi adiunetae constitutionis venerabilis vir
dominus Daniel Horstius, vicariu8 et rector altari8 beati Joanni8 evangelistae
in crypta collegiatae Heinsbergensis, conatitutus ab ingenuo adolescente
Henrico Coppenio, clerico Coloniensis dioecesis, nomine ipsius constituentis
Coppenii in veram, realem, corporalera et actualem possessionem duorum
altarium unitorum sanetorum Laurentii et Catharinae in parochiali Rathe-
mienai per palpationem calicis et caeterorum ornamentorum tangendoque
quatuor eorundem altarium cornua per venerabilem virum P. Joannem
Paggenium, paatorem ibidem, praesentibus honeatia viris Wernero Stein-
metzer et Matthia Vincken testibus ad hoc specialiter vocatis. Quod
attestor ego in&ascriptus notarius manu mea.
Andreas Streithagen, publicus et in aula Juliacensi approbatus
notarius vocatus et requiaitus scripait et aubscripait.
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198 $ttf, Urfnnben öon 9totf>eim.
10. fcerSlrdHbiaEonber @amt>inne,Sif($ofbonftamur,
©raf$erbinanb2KarJmilianbon»erlo,toertoanbeltbic
Sam8tag« = 3}leffeamÄat^artnen s 2lltarbcr5|Jfarrfir^c
§u 9Utljeiin in ein ftrüfMSonntag 8 = 0 f f isium. — ,
1702, 3uli 11.
Ferdinandus Maximiiianus comes de Berlo de BruB, dei et apostolicao
8edis gratia episcopus Namurcensis, cathedralis ecclesiae Leodiensis
canonicus et in eadem maioris Campiniae archidiaconus: Quandoquidem
in ecclesia de Rathem archidiaconatus nostri exiatat beneficium beatae
Catharinae, cuius pro tempore rector tenetur ad sacrum sabbathinale,
• nec sit in eadem ecclesia primissarius, ita ut diebus dominicis et festivis ,
parochiani vix omnes sacrosanetae miaaae officio interesae posaint, hinc
authoritate noatra pro maiori dei gloria et parochianorum aalute dictam
miasam sabbathinalem per rectorem dicti beneficii diebus dominicis de
mane (servata fundatoria intentione) hora per dominum paatorem loci
limitanda legendam esse decernimua, donec aliter ordinandum duxerimua,
requirentes eiusdem loci parochianos, ut rectori per noa iuribus et iuramento
salvis instituendo eiusque successoribus condignos assignent reditus, ut
pariter diebus festivis matutinum habeant sacrum. Datum anno domini
1702, mensis julii die undeeima.
De mandato et per regiatrum Joannes Thomas Cartiels, archidia-
conatus Campiniae notarius l ).
l ) SDic 3uftimmung ut ber Umroanblung bev ©amslagä: in eine <SonntagS:$rü$meife
fcatte ber ^ßaftor 3- ®> SBitmd 311 SRat^eim juerft bei bem ^atron, ftreiljerrn oon #od);
firmen, naa)gefucbt unb unter bem 23. Sftärj 1702 erhalten unb barauf fid) wegen ber
firdjlidfen SColIjie^ung on ben 3(rd)ibiafon geroanbt. 2Silm$ gibt in einer ber bejügti^en
Äorrefponbenj beigefügten 9totij bte (Stntünfte beä 5Utor;SBenefijiumö roie folgt an: „3u
6. ßatljartnä aitar feinbt funbirt 10, foge 3eb> ntftr. roggen, ipoljeoon jroei fiegel
unb brief norljanben, einer von 6 unb ber anber von 4 malber roggen. SMefee brief
(einbt iu archivio bei? #erren oon ber fallen, uti ego vidi in inventario scriptornm,
fo 3unfer (Steig Don ber Ratten binterlafjen. Petantur copiae iBtarum litterarnm.
•J. V. WilmB pastor Ratheim, et Decanus."
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1765-1780.
S3on 91. b. SR eu motu.
1.
Die buc^änblerifdje ^nbuftrie — eine titerarifäje fann man
fie nid)t nennen — ^at in ben jüngften Sagen einen Sttann unb
ein Söuä) auä bem ©dfjlummer geroeeft, meinem 33eibe nun berfaHen
fa)ienen, mochte man auä) gelegentlich be3 SDtonneS gebenten, wenn
Don fürftlidfjer SBillfur beS borigen 3>a$rhunbertd ober Don ben
Abenteurern bie Diebe voar, an benen ba^felbe einen niö)t beneiben§=
toertljen SReidjiljum aufeuroeifen hat. Ob Beibe bie 2Biebererroecfung
berbienen, mag bafjingeftettt bleiben. Da§ 33ud) ift Itterarifa) ein
elenbeS s $robuft, breit unb unbe^ülflia) in Sdjilberung unb (ärjetys
lung, ohne regten ^ufammenhang unb fia)tlia) boll fteticen$en,
mit einem 8djroatt bfeubomoralifirenber Betrachtungen unb banaler
ftufcanroenbungen in fc^led^teftem <5til. Der Autor erfc^etnt als ein
©lücfSritter, niä)t ber fä)limmften, aber ber orbinärften ©attung,
obgleich er, meldjer einer alten unb guten, noch blüf)enben oft^rcu^ifc^cn
gamtlie entftammte, bie (*f) rc gehabt fyat, in ber preufufdfjen ©arbe
als Cffaier ju bienen, auffd^neibertfe^, bramarbafirenb, inbiSfret,
unwahr, ein (Stoeftafetmacher, ber überall anbinbet unb fia) überall
^änbet auf ben .£alö $ief)t, unb für ben alle feine 2öiberfad)er
Stufte unb Öumben ober in fettenen gällen Betrogene finb, tbährenb
eS bei ü)m Don Sugenb, Sftädfjftenliebe, ©rofcmuth überftrömt. Den
^ann nennt bie Überfdjrtft gegenwärtiger ©fi^e — baä Buch ift
bie bor nun balb hundert Sauren berfajjte unb gebruefte Sebent
gefliehte, bon melier ein neuer fauberer, aber fonft of>ne alle frittfehe
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I
200 bon SReumont,
•
«Sorgfalt befjanbelter Slbbrucf in einer jener (*ine:3ttarf=33ibliotfjefen
borliegt, roeldje @ute§ unb <ßroblemattfdjeä in bunter, $u bunter
föetye bringen. Slud) menn bie beutfdje Strmutf) an lesbaren Sttemoiren
nidjt fo groj? märe, roic fie eS leiber ift, toürbe bie Strencffc^e 6elbfc
biograb^ie immer nodj ein gemiffeS, menngleidj gemifdjteä ^ublifum
finben. $)enn ber S^eig beä sperjönlidfjen bleibt immer ein groger, unb
in einem anfetynliajen Styette biefeS 23ud)e3 r)at ber fiefer ein 8d)auber=
gem&lbe bon Äerter, Äetten, 23rob unb Söaffer unb mißlungenen
glud)tüerfud)en bor fid), roic man e3 bei ©biefj unb Gramer unb
in ben „SBanberungen burd) bie §öl)len beö ßafterä unb beS UnglütfS"
nia)t brafttfdjer antrifft, maljrenb man u)m tyier nia)t gugumutljen
brauet, baß er ben 3n^alt beS 23uä>3 genauer prüfe unb bie 2Bafjr=
fjeit, woran immer nod) in ben er^lten $fjatfaa>n biet borljanben
ift, bon ben ©rfinbungen unterfdjeibe. £te baroefe ©efd)macftoftg=
feit, mela> baS 23ua) allerbingS mit btelen anbern ^robuften ber
>}ett tyeilt, muß ber Sefer mit in ben Äauf nehmen.
©er ^metf gegenmärtiger 23emertungen fann nur ber fein,
einiges in 93egug auf Xrencfö $lnmefen^eit in 2laa)en ju erörtern,
mo er im Hilter bon neununbbreißig Sauren, roobon er faft ein
drittel in §aft $ugebradjt fjatte, ungefähr aa^tge^n Monate nadj
feiner Befreiung anlangte unb fia) auf längere 3eü r)eimifd^ madjte.
(*r tarn mit bem Xitel eines faiferlidjen DberftrcadjtmetfterS (flftajor)
im 3- 1765 in Begleitung beä nüjmgefrönten ftelbgeugmeifterS grei=
fjerrn bon Saubon (Xrencf nennt iljn „gelbmarfajall", ma3 er jeboa)
erft naa) bem 5luöbrua) be3 33aierifa>n (£rbfolgefrieg3 1778 mürbe),
ber tyter eine habetur beabfiajtigte. $)er SBefudj Leiber mürbe bura)
ben am 18. 2luguft gebauten 3a$reä mätyrenb ber Xrauung3feier=
lidjfetten für @r$ergoa, Seobolb, bamaligen ©rofftergog bon £o8cana
unb fbätem Äaifer, gu 3nn3brucf erfolgten tob Äatfer grang' I
abgefürgt, inbem ßaubon unb Xrencf naa) 3Sien gurürffe^rten, bon
mo Se^terer jeboct) norf) bor bem 3 a !) rc 3fd)lu6 mieber in $lad)en
erfdjien, mo er fid) mit ber jungften Xodjter beS §rang %atöb Sluguftin
bon 23roe berfjeirat^ete, meldjer, einer belgifdjen in ben föeidjöabel
aufgenommenen gamilie ange^örenb, fia) inSladjen niebergetaffen tyatte
unb in ben Sauren 1760 unb 1762 bafelbft ba§ Jöürger-33ürger=
meifteramt bermaltet fjatte, baö aud> bem grang 3°^ bon Söroe
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Sriebrid) öon bcr Xttnd in Hadjen.
201
üon £>ieüenbenb, feinem ©ofjne, ber int 3. 1786 wäljrenb ber
TOäfctei=etrciHgfeitcn eine TOffton nad) Druffel übernahm, im
3. 1787 anüertraut Würbe, ©ellert, ben er feinen greunb nennt, fjatte
tfmt geraden, er follte feinen „$a großen Unternehmungen fähigen
ßeibenfd)aften burd) einen üernünftigen (J^eftanb ein ©ebi§ anlegen" ,
melden dtafy er auf foldje 2öeife befolgte, waS er nid)t gu bereuen
gehabt gu Ijaben fd)eint. „$)ie ßebenSart in 9lad)en unb <Süa
gefiel mir, Wo 3ftenfd)en auS allen ßänbern auftraten unb aud)
regierenbe gürften, um nid)t allein ju bleiben, mit $ftenfd)en üon
allerljanb ©tänben unb ©attung Umgang fud)en muffen. 3$ f au *>
bafelbft in einem Sage meljr greunbe, mefjr 2ld)tung, meljr Vergnügen,
als id) in meinem gangen Sieben in Söien gefunben Imbe." $)aji
bieä nid)t blo&e 2luffd)neiberei ift, ergibt fid) auS ben Memoiren
eineä SftanneS, ber Diel um^ergetuanbert ift unb mandje £öfe befugt
^at, £oui8 Butens. £u £ourS im 3. 1730 geboren unb aus einer
Ijugenottifdjen gamilie ftammenb, als C^iefjer nad) ©nglanb gelangt,
wo er eine fird)lid)e Sßfrünbe erhielt, längere Qtit tyinburd) ber
britifdjen ®efanbtfd)aft in Sturin beigegeben unb auf fortwäfjrenben
Reifen in fteter Berührung mit ber 3lriftofratie wie mit ©elef)rten,
2Kitglieb ber Royal Society wie ber Academie des Inscriptions,
ift er in ber ©elefjrtenWelt namentlid) burd) feine (Sammlung üon
Seibnifc' Serien in fed)S Duartbänben befannt, in ber leid)tern
Literatur burd) bie „Memoires d'un voyageur qui se reposo", Weld)e
in «Paris im 3. 1806, fea)S 3a$re üor feinem £obe, erfa)ienen. tfein
Sßerf üon tieferm ©efjatt, aber reid) an 9ßad)rid)ten unb SBemerfungen
eines Wetterfahnen 3flanneS über ^erfonen unb £)inge.
3m 3. 1771 befua)te $)utenS 2lad)en in Begleitung ber #er$ogin
üon Sftorthumberlanb unb üermeitte bort einige £age. ilöaS gog it)n
bort namentlid) an — Woüon berid)ten feine Memoiren ? $on feinem
Umgange mit bem greityerrn üon ber £rencf ! „üöir begaben unS
mit ber £er$ogm üon Sftortlmmberlanb nad) 2laa)en, wo mir einige
£age üerWeilten, um bie 9fterfwürbigfeiten biefer Stobt, beS £teblingS=
aufenu)altS ÄarlS beS ©rofjen, fennen §u lernen. SSon allen 2ftert^
mürbigfeiten, bie id) bort faf), 30g jebod) feine meine 5lufmerffam=
feit in fola)em ©rabe auf fid) wie bie ^erfon eines öfterreid)ifd)en
CffeierS, beffen üBefanntfdjaft ia) bort maa)te. £)iefer Dfpster $iefc
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202 t>on ttcutnont,
greiljerr bon bcr Srendf. $ur 3eit beä erften Krieges groifdjen bcm
Äönige bon ^reuften unb bem §aufe §aböburg erbot bcr junge
unb unternef>mungäluftige Wann fid) bagu, mit einem Raufen be=
Ijergter Seute ben Äönig gefangen gu nehmen, wenn biefer fid) gum <
DrefognoSgiren ber Stellung beä geinbeS au§ feinem Säger entfernen
mürbe. 3n *> cr berfudjte er ben ftoup, aber mit fo wenig ®tücf,
baft er felbft ergriffen unb gu immermdfjrenber §aft in ber 3 e f* un 9
2ftagbeBurg berurtljeilt mürbe, (üftan fieljt, mie fd)led)t DutenS bon
ben mirflidjen Vorgängen unterrichtet mar, fei eS, bafj Xrencf ü)n
im llnflaren gelaffen, ober bajj er beim 9^ieberfa)reiben feiner 9ftetfe=
erinnerungen burd) fein ©ebddjtnijj getduf d)t morben mar.) ©eine
33el)anblung mar nia)t tocniger auffallenb als graufam. <£r tourbe
fter)enb mit Letten an ber SCßanb beS ©efängniffeS befeftigt, fo ba&
er 3afyre lang fict) meber fefcen nod) nieberlegen fonnte. ©eine
Söddjter erhielten ben 23efef)t, iljn nur eine furge £tit lang fdjlafen
gu laffen, eben nur lang genug, um feine Gräfte nid)t gu erfdjöpfen.
93ier bis fünf 3 a, S> re währte biefe entfefclid)e Sage, bis bie $uxfy,
ba§ er eS nia)t lange mef)r aushalten mürbe, ben Bemeggrunb gu
einer Sinberung bot, inbem man tl)n fo anfettete, bafj er ftfcen
fonnte, roaS ihm eine grojje Erleichterung fdjien. Er hat mir felber
ergabt, bajj, nad)bem er rodhrenb ber erften j$(fyvt feiner §aft bon
quälenben Übeln ^eimgefud)t toorben, feine frdftige Äonftitutton bie
Cberljanb gemonnen ^abe, fo bajj er feine frühere gute ©efunb^eit
miebergemonnen. Gaffer unb 23rob maren feine eingige Nahrung,
befamen tf)m aber fo gut, baft aud) feine alte Jpeiterfeit fict) mieber 1
einfteHte. 2luf fold)e SSeife gelang eS if)m, bittet gu fmben, bie
Sangemeite einer fo langen @efangenfd)aft gu berminbern, inbem er
3Serfe mattete, fie gut ober jä)led)t in 9Jhiftf fefcte unb ben falben
$ag lang laut fang. $)a er nid)tS gu fdjonen r)attc r mar ber Äönig
bon ^ßreujjen oft ©egenftanb feiner $erfe unb mürbe in benfelben
nicht gefront. 9lud) rief er feine EinbilbungSfraft gu $ülfe, um
fid) über feine entf etliche Sage ^llufionen gu mad)en, unb menn
er nicht fang, fbiegelte er fid) alle möglichen angenehmen Lebenslagen
unb Eretgniffe bor, fo baf? er beinahe ba^in gelangte, bie Sräume
feines £irnS in Realitäten gu bermanbeln, md^renb fein Elenb ü)m
mie ein bedngftigenber Xraum borfam. Enblid) bermanbte bie
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ftriebrid) öon ber Xxtnd in Staden.
203
Äaiferin=Äöntgtn, Wela> if)n längere ,3eit hinburd) tobt geglaubt
hatte, nadjbem fte öon feinem unglücflidjen ßoofe in Äenntnife gefegt
Worben war, fia) bei bem Äönige mit foldjer 2öärme für feine Be=
freiung, bajj fte biefe gulefct erlangte. 2llg ta) ihn in 2ladjen fah,
erfreute er ftdj einer trefflichen ©efunbljeit unb hatte eine hübfehe
grau geheiratet, bie Xodjter eineg ber angefefjenften Bewohner biefer
fatferlia)en a^cic^öftabt, welche er $u feinem Slufenthattgorte gemault
hatte, um bon feiner 2öiHrurljerrfd)aft mehr abzuhängen, (£r hat
mehrere SOöerfe in beutfeher Spraye herauggegeben, oon benen einige
bie grudjt feiner währenb ber langen ©efangenfdjaft angeftellten
Betrachtungen finb, nebenbei ^oeften gegen ben Äönig öon ^reufcen
unb einige Bewertungen über bie 2lrt unb SBeife, Wie er feine 3eit
in STcagbeburg ^brachte. @r hat mir biefe Schriften gefdjenft, bie
$war in Begug auf ben Stil fein grofjeg Berbienft haben, aber
wegen ber Originalität ber 3been unb ber ©efehtefe beg 33crfaffcrö
3ntereffe Wecfen. 2öag mich & ci $ m in ßrftaunen fefcte, mar bie
©eiftegfraft, ber 3)htth unb bie Stanbt)aftigfeit, bie ihn in einer
Sage aufrecht erhalten hatten, in welcher er faum noch h°ff cn durfte,
beffere Xage mieber$ufeheu. (£r fct)ten alleä bergeffen $u haben unb
erinnerte ftdj an bie Oergangenen Übel nur, um bag ©lücf feiner
bamaligen Sage üoller gu genießen, (£r mar fel)r heiter unb hatte
felbft Momente, in welchen man, ohne ihm grojjeg Unrecht $u thun,
hätte annehmen bürfen, baj? bag ©leichgeWtdjt feiner Vernunft burch
feine ©efangenfdmft einigerma&en geftört toorben toäre. $lber man
barf fia) barüber munbern, baj} bieg nicht in einem ^ö^ern ©rabe
ber gatt mar." Bon ber Stimmung unb ©emüthätierfaffung SrencfS
gibt biefer Bericht, mie man annehmen barf, eine ber 2öar)r^ctt ent=
föredjenbe BorfteHung, mälprenb bagjentge, was berfelbe über feine
Sdjicffale enthält, obgleich tnan annehmen bürfte, bajj eg bon ihm
f elber herrührt, jiemlid) irrig ift. £)er wahre ^ufammenhang ober
bag, mag man gewöhnlich bafür halt, fdt)eint erft burch bie nach
griebrtdjg beg ©rojjen Xobe erfdt)ienene ßebengbefchretbung befannt
geworben 3U fein, währenb Srencf ©rünbe gehabt haben mag, ihn
big bahtn gu üerfchmeigen, öielleicht um fich nicht neuen ©efahren
augjufe^en, ba ein ©ebiet wie bag „Aachener föeidj" bor einem
©ewaltftreid) feine grojje Sicherheit barbot. Bon bornherem ber=
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204 öon fteumont,
mechfelt $utenö unfern Srentf entmeber mit feinem blutigen Setter,
bem Sßanburencfjef, öon bem man einmal behauptete, er Ijabe ben
Äßnig gefangen nehmen tonnen, ober mit bem Saron SEßarfotfd),
beffen Serrath im 8pätf>erbft 1761 nahe baran mar gu gelingen.
$)er „raftenbe föeifenbe" fd)eintfid) übrigens um feinen Aachener greunb
fpäter menig mehr gefümmert ju haben, benn beffen Siographte,
meld)e ihn beffer l)ätte belehren lönnen, mar feit gtoangig 3 a Ü r * n
gebnirft unb in« §ran$öfifä)e überfefct, als feine eigenen £>enfmürbig=
feiten anä £id)t traten.
2.
3m 3. 1767 mar ein Sttann in Slawen, beffen Gijarafter unb
©efdjicfe nicht ohne eine gemiffe ^nlia)feit mit jenen unfereä gelben
finb, 3afob Gafanoba, ber fid) £f)et>alier be (Beingalt nannte, unb
jebenfallS einer ber größten Chevaliers d'industrie feiner 3eit mar.
©ein hiefiger Aufenthalt fann aber r)öc^ftend ein paar Sage gemährt
haben, fo baj? e§ nicht gum Sermunbern ift, menn er mit £rencf
nicht jufammentraf. (*r ging öon fytv nad) ©pa, mo eö if)m an
SSefannten nicht fehlte. Alle Säber mehr ober minber, mie alle
Sftefibengen, bie geiftlichen nicht aufgenommen, maren ßieblingäorte
für folche Öeute, benn an allen gab eä <Spiel unb %$tattx (in Aaä)en
freilia) M r f c^tedt)teS r toie man bura) Äönig ©uftaö HI. öon ©darneben
meijj) unb ©cfeHfdjaft jeber Art, gute mie fchlechte, unb ©elegenheit
gu 3ntriguen, galanten mie inbuftriellen. ©er nunmehr öor langer
als einem Sierteljaf>rhunbert öerftorbene ©reifäroalber Sprofeffor
griebritt) SBilhelm Sartholb, beffen (SrfttingStoerf über ben 9tömer=
gug Äaifer $einrtd)3 VII. größere Hoffnungen mecfte, als feine
fpätern Arbeiten erfüllt f)abm, hat im 3. 1846 ein Sud) heraus*
gegeben unter bem Xitel: „<Die gefchichtlidjen Sperfönlichtttten in
3acob ßafanoöa'S üftemoiren." 3 n biefem Sud)e, meldjeS öon ^n-
thümem unb fatfö)en Urteilen nicht frei ift, aber bocr) einen guten
unb unterhaltenben Beitrag gur Historia miscella beä 18. 3 a 5 r=
Imnbertä bitbet, gibt er eine Art parallele gmifa)en bem Senetianer
unb bem Cftpreufcen, bereu „Äometenbahnen" fich mieberholt getreust
haben, ohne einanbergu berühren. ,,C*ine Sergleichung beiber Staturen,"
heijjt eS h«r, „bie einanber fo ähnlich maren, möchte $um Sortheil
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^riebrid) öon ber Xxtnd in Slawen. 205
be§ SSenetianerä auäfdjlagen, obgleidj ber prcufeifd^c greif)err feine
®f)re bom SBormurf toerbotener Snbuftrie rein erhielt. 9^ct<^c ©aben
Ratten 23eibe empfangen ; bodj fdjon if)re Söilbung mar fo berfdjieben
tote ba§ finftere tut(jerifdje pebantifdje Königsberg, bie oberflächliche
frangöjifdje Kultur in SßotSbam, in meldte ber Jüngling Häuptlings
fid) geftürgt, gegen bie italiemfdje ^eitere, feefe $erftänbigfeit unb
geniale angeborene 3Sorurt^eil§frei^eit abftad). Leiber ^erborragenbe
©igentf)ümlia)feit mar mafjlofe Selbftfudjt unb barum bei SBeiben
nachhaltiger §ajj gegen gefellfa)aftlia;e Crbnung unb Sitte, fo oft
biefelben ber Sßefriebigung if)re3 gereiften EgoiSmuS entgegentraten.
33ei bem preufjifd)en grei^errn äußerte fid) bie Empfinblichfett gegen
23efd)ränfung feines Eigenmillenä ober gegen angebliches Unrea)t in
fdmaubenber 2öuth, in leibenfdf)aftlid)er $erläfterung ober in breiter
moralifdjer Salbabcrei; beä 3taliener3 fa)arfe ^ialeftif loufjte bura)
bie originellfte 3«riegung fonbentioneller begriffe unb gefellfd)aftlia)er
Safcungen fid) felbft gu beruhigen unb manbte ftatt tobenber ©rob?
heit bie SEöaffe beS fdjneibenbften Spottes an. (SafanobaS fitttidje
93ornef)mfjeit brüeft fid) auet) in feinen $)enfn)ürbigfeiten auS. $ur
£röftung etneS freubenarmen 9llterS ftt)reibt er bie Erinnerungen an
berfdjnmnbeneS ©tütf nieber, Erinnerungen, bie ihrer brennenben
ßebljaftigfett ungeachtet in feinen papieren berfdjloffen bleiben, ober
möglicher SCBeife erft nad) feinem £obe, toenn fdjmertich aua) nur
eine feiner beglückten greunbinnen am fieben fei, an baS £idjt ber
Öffentlichfeit gelangen follten. ( 3artgefüf)t unb ®anf legte ihm
bieä ©ebot auf, fotoie anbererfeitS feine Kämpfe gegen 93orurü>ite
unb ©umm^eit iljn nict)t gu radjfüdjtiger SBlofjftellung feiner ©egner
reigten. £rencf bagegen tiefe, fobalb er ben tob feines mächtigen
SöebrütferS erfuhr, nia)t allein alle Sdjleufen feines $orneS offen
unb fprubette in fieberhaft erregter Stimmung roafjre unb untoahre
Anflogen gegen feine SBerberber auS, fonbern gefiel fid), ungrofjmütfng
unb unebel, geheime iBerfjattniffe gu nod) Sebenben, bie ihm einft
mohtgetoollr, ben läfternben ^eitgenoffen preiSgugeben. So bleibt
ber Statiener, feiner ©aunerfünfte unb ^ciUofcn Sftorat ungeadjtet,
bennoa) h)ie unbeftritten intelleftuell, fo aua; fittlia) eine fytynt
9ktur, unb hatten bie Sa)itffalSgenoffen bamalS in 2fad)en ftdj be=
gegnet, fo mürbe Eafanoba eine ©leichftellung fdmjcrlia) ertragen haben."
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1
206 öon SReumont,
£ie 3toUener fyaUn fia) ziemlich fpät mit ihrem baga=
bunbirenbcn SanbSmann unb beffen $>enfmürbigfeiten befdjäftigt.
3m 3. 1827 brucfte $foar bcr in ©nglanb lebenbe Ugo goScolo
in einer englifä)en 3eitfd)rtft $wei Artifel über bie bamolä in ßetpjig
erfa)einenben SBänbe ber Memoiren, aber er beamtete nur bie auf
Venebig unb Venetiantfa)e Angelegenheiten fia) be^ie^enben X^eite
nnb glaubte eine 3*itlang fogar, Verfaffer unb Vua) feien apofrtoph-
<Siebenunbgtoan$ig 3 a h rc fpäter benufcte ber frühere $)ireftor be§
großen Venettanifa)en Ara)it>3, ftabio 9ftutinelli, bie Memoiren gur
(sa)ilberung ber fittlidjen ^uftänbe be§ testen falben Sa^r^nnbertS
ber föepublif, eine 8a)ttberung, mela)e biet 9lrgernijj erregte unb
auf entfcf)iebene literarifa)e Cppofttion ftief?. Aber erft in ben
jüngften Sohren ^at man fia; mit einer eingehenden ftritif be3
Vua)e§ in 23e$ug auf feine (nftorifd)e ©laußmürbigfett unb mit
5ftaa)forf jungen über bie *ßerfon beä AutorS beschäftigt, lange
naa)bem ber ©reifätoalber ^rofeffor fein oben angeführtes SGBerf
beröffentlia)t f)attt. Ta finb benn atlerbingö Umftänbe befannt
geworben, welche biefen mof)l babon abgalten mürben, tyute Don
ber „ftttlidjen Vornehmheit" unb ber „höhern Sftotur" feine§ gelben
ju reben. 3 m 3- 1877 maa)te ber Abate 9hnalbo $ulin, ein un*
ermübliä)er ?yorfa)er in Venetianifa)en fingen, bie (5ntbecfung, baft
ber 2ftemoirenfä)reiber, ber einft «im ©efängnifj in ben Vleifammern
oerurtheitt unb au§ benfelben entfommen mar, naa) mancherlei 93e-
Rehungen jur geheimen ^oli^ei im CFtober 1780 alä bezahlter
Agent ober „Confidente ordinario" be§ oberften Tribunals ber
Staatäinquifition angeftefft morben mar, ein Aminen, in meinem
er fia) im Sichte eines eifrigen Vefämpferä ber Smmoralität geigte,
Welä)e3 er aber fa)on nad) gwei 3 a h rcn n?egen einer heftigen Schmäh 5
fa)rift gegen einen bornehmen Venetianer aufzugeben fia) genöt^tgt
fah, worauf er feine Vaterftabt noä)mal3 unb auf immer berliejj.
(frrfä)eint fomit bie fittlid)e Vornehmheit eines Cannes, ber feine
©aunereien unb übrigen fa)limmen Streike gang offen etngefte^t unb
bie @eftänbniffe für nüfclia)er als ^rebigten t)att, einigermaßen
problematifa), fo fott bamit auch $rencf8 9fatur nia)t gerabe fwa)
geftellt werben. (?§ mag fogar bahingeftellt bleiben, ob in feiner
Autobiographie nia)t berhaltnijimä'fug ebenfobiele Auffa)neiberei bor*
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ftricbrtdj öon bcr £rencf ttt 2(adjctt.
207
fommt tote in bcn Memoiren Gafanobaä, toeläje überbieS ben 93or=
t^ett fjaben, bafc fie (toir (äffen bie Sftoral Betfeite) toeit beffer
gefdjrieben finb. Seruljt bte (£rgäf)lung be§ 93er$Sltmffe§, toelä)e§
ben breufjifdfjen ®arbeoffigier enblia) auf bte geftung 3ttagbeburg
geführt fjaben foH (8eben§gefd)icf)te 8. 25 ff.), auf 2öaf)rljeit? £)ie
neuern ^iftortfer griebrtdfjS beä ©rofjen fagen 9tetn. £f)oma3 Garlüle,
für beffen SDarftellung td) ntdjt im geringften fa)toärme, ber ober
fein Urt^cit, günftig ober ungünftig, ftetä mit großer Cffenljeit au§=
gefproa)en fjat, tyegt bon £rendfö SBa^rfjaftigfett bie allerübelfte
Meinung unb toirft ifjm toieberf)olt glunferei unb fiügen bor, tote
er benn g. 23. bie Sdjladjt bei 6oor 1745 auf eine SSeife befdjrteben
Ijabe, alä toäre er babet getoefen, toäf>renb er hinter ben fallen
bon @lafc jag. „$)a toar" (fo Reifet eä bei tf)tn in Söegug auf bie
^ringefftn Amalie, nadfjmaltge Slbtiffin bon Queblinburg), „toie bie
fieipibliot^efen nodfj funbtf)un, ein getoiffer bral)lf)after freier bon
ber §tfrriomfd)4eroifa)ett Sorte, gretyerr bon ber Srencf mit tarnen,
toinbig, unbefonnen unb nidjt olme Sügenfyaftigfeit, ber gefugt Ijat,
bte Sßringeffin mit feinem eigenen überfa;toängltd[)en unb nia)t un;
berbtenten fltttjjgefdjicf in SSerbinbung gu bringen, tooburd) er ber
armen Sßringeffin einen traurigen Dfaf an ben §al§ gebeutet tyat,
mofür, toie e3 fia) nun fjerauöftetft, nia^t ber entferntefte ©runb
borljanben toar." $)er SSerfaffer beS im 3. 1804 in ^ariS er*
fdnenenen 33ud)eä „Mes Souvenirs de Berlin", £)ieubonne Sfnebault,
meiner, oon bem Könige mit 2öopf»aten überhäuft, gtoangig 3af>re
lang in ©erlin gelebt f)at, unb bie $efa)id)te toieberergäf)lt, foll fie
nur Oon £rencf ^aben. ©elbftberftänblidf) fann bieg l)ter unerörtert
bleiben, räti)felljaft bleibt aber immer bie graufame Söeljanblung beö
befangenen, toenn biefelbe nidfjt bura) 2lnläffe berurfaajt toorben
ift, toela)e ben Äönig berfönlidj aufö embfinbltdfjfte farüfjrten. Über
folüje Slnläffe fdjtoeigen aber (Sarltole unb bie Übrigen bollftänbig.
SluffaHenb ift eä immer, bafj griebria) ber ©rofje, toenn biefe
Sdjtoefter iljm burd) iljre Sluffü^rung folgen SSerbrujj bereitet unb
iljn gu fo garten Maßregeln beranlajjt l>atte, ifjr bte an fein (£nbe
befonberö getoogen blieb, ©eneral oon ber 2flartoifc=grieber3borf
fd^itbert in ben nadfj feinem Sobe 1852 gu Berlin gebrueften
djjarafteriftifdjen ?tufgeia)nungen, toie er alö Änabe am 21. Sftai
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208
uon jtcitmont,
1785 ben bon bcr föetme bor bem §atfefdjen ^orc $urücffefjrenben
Äönig in ber 2Bilhelmftraße fat), tote er, feiner ©ehjo^ett $ufolge,
feiner Sä)tt>efter in beren 2Bor)mmg (heute ^alaiä be3 ^ßrinjen
9llbrecf)t) einen SBefud^ abftattete. i)ie Schilberung, mie griebrich
auf feinem Schimmel (Ionb6 in ben burd) eine Äolonnabe üon ber
Straße getrennten .$of hineinreitet, rote bie alte lahme ^pringefftn,
auf ^mei tarnen geftüfct, bie flaä)en stufen herab ihm entgegenroanft,
er ftd> in (Mopp fefct, ptt unb rafd) bom ^Pfcrbc f bringt, fte
umarmt, ihr ben 2lrm bietet unb bie treppe roieber hinaufführt,
ift in ihrer 2lrt ebenfo malerifd) roie GamphaufenS 3Mlb ber legten
^arabc. toar Jyriebrichä tefcteS (*rfcheinen in ^Berlin. S)ie
^ringeffln hatte für feine 3Bäfd)e $u forgen. Cb bie Sd)ulb an ihr
ober an bem 93ruber lag, mag baf)ingeftellt bleiben, aber ber große
griebrid) foll bei feinem £obe ein $>ufcenb §emben hinterlaffen
haben, unb biefe nicht im beften ^uftanbe. Sfttdjt totcl über ein
3ahr föäter, am 17. 9luguft 1786, ftarb er einunbfiebgigjährig in
Sanäfouci, fä)on am 30. 2ftär$ 1787 folgte ihm, elf Saljre jünger,
bie Sd)roefter. Sie h a t otfo niä)t8 Don bem böfen ßeumunb er=
fahren, roeldjen Xrencfö ßüge ober 3 n ki3fretion ihr berfchafjt §at
3n bem gu dachen mit 2ttüllerfchen Schriften 1772 gebrueften
erften 33anbe ber „Sämmtliche SGBerfe unb ©ebidjte SriebrtdjS
greiherrn bon ber £rencf, faiferl. fonigt. Cbrift=SGBad)tmeifter§ w
ermähnt ber SSerfaffcr in bem SBorberidjt ber ^ringeffin alä feiner
„großen SSohtthäterin unb ©efchüfcerin im llnglücf" unb richtet an
fie eine „Obe im ®efängniß" bei ihrer Slbretfe üon 3Jiagbeburg
nach im 3. 1762, eine Obe, melier eine ©emerfung in
$rofa toorgebrueft ift, roorin eä ^ci§t : „ $)iefe große Äennerin echter
SSerbienfte hatte mir im Unglücf, im tiefften flamme menfehlicher
(ührniebrigung alle bamalä mögliche 9Jlerfmale if)re8 2ftitleiben§, auch
ihrer <$mabe unb 2la)tung entbeeft. (*3 mürbe griebe: Sie reifete
gum großen griebrid): 3h r a ^ n *> UT fte i$ bamalS mit (Jrtaubniß
beS ©oubernemenä mein Seiben flogen: Sie Imtte mir bie greÜjeit,
Sicht 3U brennen, erroirft." 2öie er aber, ^um $>anf für alle biefe
2öot)lthaten, in feiner Selbftbiographte bie ^rinjeffin, bie er freilich
nur als „eine große £)ame" bezeichnet, bloßftellt, roie er erzählt, fte
habe ihm mehr $elb gegeben als er brauste, toie er babei betheuert,
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ftrübrtd) bon ber £rencf in Staden.
ba§ ©eheimnijj folge ihm fid)er gum ©rabe — atlcä bieä roährenb
2lmalie nod) lebte, mufj man im 33ud)e felber (@. 25 ff.) nadjlefen.
Uber ben Einlaß gu f c * ncr langen imb garten ©efangenfd)aft fagt
er in bem $orberia)te gu gebauten „@d)riften" nid)t3, berfbrid)t eS
aber in einer befonbern ©rgahlung ausführlich gu tlmn. „Sfteine
häufigen Unternehmungen gur glud)t, bie $lrt meiner 10jährigen
Sßefdjäftigung ohne $ageS=ßid)t, ber unfd)ulbige Urfbrung meinet
mehr al§ grojjen Ungtüdfö, meine enblid)e Rettung fetbft, unb meine
übrige munberlidje Seben§=33egeben^eiten erforbem ein befonbereS
33ua), ft>etd)e§ fia)er ber merflbürbtgft, aud) gugleid) tehrreid)fte Vornan
unferer 3eit für bebrängte, aud) glücflta)e Weltbürger fein wirb.
Unb ba meine ©efd)id)te groar in gang (htropa bem Stufe nad)
befannt, aber mit fo befonbern golgen unb Umftdnben berfnüpft
ift, baj$ ihre natürliche @rgel)lung nid)t meljr roar)rfcr)einlt(^ märe,
roenu fie erft nad) meinem Xobe befannt gemacht mürbe, unb bie
ifct nod) lebenben 5lugengeugen mit mir im ©rabe fäjttmgen müfjten;
fo ^ab id) gu 93ert^eibigung meiner ^re, ba, roo man mid) nicht
tennet, ben 6d)luj$ gefaxt, fie beb, fünftiger TOchaette flfteffe in
fold)er ©eftalt öffentlich fertig gu liefern, nne fie meine gegenwärtige
perfönlidje, aud) polttifd)e Sage berftattet; folglich roerb id) roeber
gürften tabetn, noa) 3)^enfa)en beleibigen, bie meine ungeheuren
Unglücksfälle berurfaa)ten." Sorfäfce, bie er in feiner 1786 bei-
fügten fieben§befä)reibung nid)t eben genau befolgt §at 3™ S5or=
toort gum groeiten SBanbe feiner 2Bod)enfa)rift bon 1772 eröffnet er
fogar eine Pränumeration gu gtoei ©utben CM. auf feinen „merf*
roürbigen unb bon fo bielen 3Äenfa)enfreunben längft geroünfa)ten
ßebenälauf u , tbetd)er gtoei Alphabet ftarf mit Äupferftid)en in nädjfter
Oftermeffe erjd)einen follte.
3.
$)er erfte 33anb ber 2laa)ener 5lu§gabe ber „<5ämmtlid)e
Werfe k. u , meinem fd)on im 3. 1766 eine in grantfurt, toie er flagt,
fefjr fehlerhaft gebrückte «Sammlung feiner ©ebia)te borauSgegangen
mar, abgefehen bon einer in Kopenhagen ohne fein 3 ut fm» im
3. 1771 beröffentlia)ten 2luSgabe feineä ©ebid)te$ ,,<Der macebonifa)e
§elb", fa)eint aua) ber lefcte geblieben gu fein. 3m SBortoort gu
14
210
öon fteumont,
bem gmeiten ,$albja$r bcä „Sttenfd&enfreunbS" bc^au^tct er, 23ua>
tyänblergeig §abe i!jm benfelben alSbatb nadjgebrudft unb ifim fünf=
gelmljunbert (Sremplare auf bcm §alS gelaffen. (£rft biergefjn 3a^re
fpdter hat er in SSMen mit einer großen Sammlung »on Sluffdfcen
unb Herfen anS £id)t.
$>ie ad)t Vdnbe „moratifdjer Schriften" finb gemäjj bem im
1780 im @d)loffe ^roerbad) in Öfterreid) getriebenen Vor=
tuort großenteils nidjt Originale, fonbern freie Übertragungen auS
bem grangöfifdjen' eines 5tbb6 33aubran, „mit beutfdjen Xrencfijdjen
£>id)ter ©ebanfen oermifdjt", unter Venu&ung früherer in Sladjen
verfaßter Huffäfce. „3$ fa)rieb", Reifst eS, „im 3. 1772 unb 1775
in ber freien fteid)S 6tabt Slawen bie 2öoa>nfa)rift betitelt ber 9Kenfa>n=
freunb, einige ©ebidjte, politifdje Söetotrdge, aua) ben macebomfdjen
gelben. Steine Sdjreibart gefiel, fie mar aber freö unb troefen,
unb eben befftatb fanb fie in bieten <probingen $)eutfa)lanbS $eto=
fall, in anbern aber Xabel unb Verfolgung. Kenner beS innern
üßerttyeS uneigennüfctger <8d)riftftetter, aua) 2ßi&linge unb ßiebf)aber
ungefdjmücfter 2ßaf)rf)eiten erhoben unb lobten gmar bie unerjdjrocfene
Offenfjergigteit in einem angenehmen Vortrage; hingegen fdjüfcte,
unterftüfcte unb troftete mia) Stiemanb, unb alles gog-fia) gleich
gültig gurütf, ba an bem Crt, mo ia) fa)rieb, bie miber mid) loS=
brachen, roelaje fia) bura) entf fieberte SOßartyeit beleibigt glaubten,
ober n>ol)t gar ben foarf>afften Sinn unb Vegrif meiner Schriften,
unb if>rer 2lbfiajt miftfannten. £)a mein §erg nun niemals böfe
mar : unb bie geber nur gumeilen mit gu lebhaftem geuer ©ebanfen
auSbrütfte, bie gereifter Sdjmerg, ober öerjdljrte ßmpfinbungen
aufwallen unb überftrömen maä)ten: ba id) nie auS ,3 antf; noa )
^ra^lfua)t gef ^rieben fmbe, unb nur Sttoratift feton mollte, weit
meine ©^rtiebe gefifcelt mar, nidfjt mit ber $ai)l ber fragen unb
$ttüffiggdnger in unferer allgemeinen Verbrüderung berddjtlia) be=
urteilet gu merben; furg gefagt . . ba td) aud) ofme öffentlitt) 2lmt
unb Xitel bennoa) unter bie groffen SMnner auf ber Söeltbüfjne
auftreten, unb mein erarbeitetes ßidjt in eben biefem 2Bettgebdube
mollte leudjten laffen; fanb ia) fdjon SDrangfale, Sfteib, unb $lrglift
gu befdmpfen, unb SDotd) unb ©ift maren fa>n bereit, mia) fajmeigen
gu maa)en." <£r backte nid)t gering oon Sertl) unb Sötrfung feiner
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ftrtebridfj bon bcr $rettcf in Sfodjen.
211
©Triften. „2öie reidf)litt) bin tdfj belohnt, tüte grofj ift mein ©IM,
menn audfj nnr (*in ßefer burdfj bie 9lrt meines Vortrags gerührt,
gm* @f)riftenbflidf)t angefpannet nnb burdj meine gegenm&rtige Schriften
bereinft glüeflid) mirb!"
$)eS SlutorS Meinung bon fiaj fetber unb feinen 8til s u
ä)arafteriftren, ift nadf) biefen groben nidjt nöttng. $riebrtd() bon
ber Xxtnd mar feineSmegS ofjne latent nodfj ol)ne 3&een. §ätte
er in guter 8dfmle gebilbet fta) mäßigen unb befjerrfdfjen gelernt, fo
mürbe er eine gemiffe SBebeutung gu erlangen bermodfjt haben. Slber
fein unftateS unb abenteuernbeS fieben unb feine innere föaftloftgfeit
liefen bie Jyrüdjte feiner bielfadjjen unb bielfeitigen Erfahrungen
niä)t reifen, unb mie er in $ielfü)reiberei berfiet, geriet!) er in einen
breiten unb feilten Söortfd^maff. 9lber in 5k$ug auf (entern fomofjl
mie auf ben £on unb 3 n 5 a ft fetner moraltfdfj=religiöfen Sluffäfce bilbet
er feine SluSnaljme t)on einer ganzen grofjen Älaffe Don Sfribenten
feiner „aufgeflärten" Qtit, bie in banalen Sßljrafen ein berfdfjmonu
meneS <5f)riftentf)um bortrug unb in rattonaliftifdjjem $retttreten bie
5>erpad)ung ber ©lanbenSlefjren im .Jntereffe e ^ ncg religiös fein
mollenben befenntnifjlofen SttifdjmafdjS anftrebte. $)ie entfe^lia)e
©efdjjmacflofigreit furj borfjergegangener 3eiten unb gebanfenlofe 5lm
bäa)tetei unb Jyormenmefen Ratten allerbingä an bem Sluffommen unb
ber Ausbreitung biefer 9Hd)tung <5a;utb getragen, meldte bann im
©unbe mit einem angebtidfjen ^hitant^ropiämuä ber 5luffla"rung,
toie ein beutfa)er Äaifer fie $um S3eften ber Sftebolution auf feine
ga^ne föjrieb, in bie §änbe arbeitete, ^rin$tyien unb SßrarjS biefer
Sdfjule ^aben meit über bie $eit, meldper fie entfproffen, gemährt,
unb mie man ben £rencffa*jen ^P^rafen bon ber reinen @f)riftuSlef>re
unb ber ^ädfjftenliebe in bem in ben erften Trennten uufereS
3ialjrl)unbertS noa) bietberbreiteten ©ebetbua) „©ort ift bie reinfte
Siebe" beS §errn bon <£cfartSf)aufen ober bemjenigen beS „^aterS
£f)Abbäu§" (ty- ^nt. Serefer, t>ic Seele ber <£mfer ^unftation)
begegnet, fo gemäßen mir bie 9?aa)blüte in gefcljmacfbollerer gorm
in ben 8a)riften 3gnag bon Helfenbergs unb in ben eine Zeitlang
(fpoaje maa)enben „<Stunben ber Slnbadjt" — gemäjj bem ,3eugnif$
beS liberalen 33rocfl)auSfcf)en ÄonberfationSlerifonS „ber botlfommenfte
SluSbrucf beS mobernen Nationalismus", mobei man 3al)re ^ on 9
14*
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212
uott 9teumont,
im 3toeifef mar, ob fic oon einem &atf)olifen ober einem ^roteftanten
berfafjt feien, bi§ ber 9flagbeburgifd)e ®a)roet$er .£>einridj 3fa>ffe
}\d) als 9lutor entpuppte.
3?on bem @lücf, toelajeä bie Xrenrffdje ^>rofa in %aä)tn madjte,
wirb nott) bie 9^ebe fein. 3>er ^rofaifer ^ie(t fia) aber aua) für
einen großen ^oeten. (£r bietete in allen $erämafjen unb in jebem
©enre, in Originalen unb Überfe&ungen. 9ludf) in SBejug auf feine
Spoeften gilt, roa§ oon feiner $rofa gefagt roorben ift. ©ine poetifdje
3lber mar in il)m, aber 3llle3 ging inä breite unb ©rbinäre. 2öo
er emft ift, mirb er balb pf)iliftröö, too er fdjergt, mirb er niebrig.
5(n einer gemiffen ßetdjtigfeit ber gorm fefjlt e3 tf)m nidjt, unb feine
Slleranbriner, g. ÜB. in ber Überfefcung eineä 2)oungfa>n ©ebidjteä öom
Süngften £age, finb um nidjtS fdjledjter atä taufenb anbere feiner
^ett. 5(ber faum eine Seite bleibt bei tyin oljne baroefe @efa)macf=
lofigfeiten. £ur ^robe mögen Ijier ein paar Stütfdjen ftelien, bie
ungeaajtet i^rer &ür$e einen SBorgefajmacf feiner X>ia)tfunft geben
tonnen.
„$er ©traufe fd)lutft Stein unb ©ifen ein,
Der ©tord) fann ©drangen ©ift berfodjert,
Uns aber fann ein Shtmmerfnodjen
3utoeilen unüerbaulid) feon.
2)aS mad)t toir benfen oft 31t meid),
Unb alle 9Jffigen ftnb nid)t gletd)."
Unb ein anbereä:
„$er 2Renfd), ben (Sott $ur ßuft gefdjaffen,
Söerad)tet nur fein eigen SBoljl.
SBiß auf ber frönen Sßelt nur fdjlafen,
Unb fieljt nid)t, toa8 er febett fott.
SCBir leben füljlloS, taub unb blinb,
©o lange toir int ©lüde ftnb.
2)00} toenn uns ©otteS Stutze fd)läget,
Slknn man im bunfetn fterfer ftyt,
Senn ßeib unb Sßttten ffetten traget,
Unb in betrübter ©cfjnfudjt fdjtoifct;
$atm ftefjt man erft ben Gimmel an,
SBenn man tyn ntd)t mef)r feben fann."
9hm oerne^me man noa) fotgenbe jtoel Strophen au§ einem
^aufgebet, melajeä eine jum erftenmal ft<f> Butter fü^lenbe @$efrau
$um £d)öpfer emporfenbet:
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ftricbrid) bon ber Srencf in Stoßen. 213
„2Ba8 iif> nodj toünfdfjte, ift erhöret;
©u feaneft meinen (Sljeftanb,
SKein ^reunb (©Ijemann!), ber ©id) in mir üerefjret,
£adjt, toett fein Sitten ßmabe fanb.
©er neue SUlenfdj mäd&ft fdfoon in mir.
ftür wen? 3$ übergeb' üjn ©ir.
£err! Ijöre, mie ber ©pröftfing lallet,
©er unter meinem fersen füurnt;
©er, meil mein S3lut in ifjm audfj mattet,
Sdjon, toaS tdO bettle, unreif träumt;
Unb efj' er nod) bie äBelt erblich,
©urd) meinen SWunb ©ir (Seufoer fdfncft."
$)ie groben beä $oljen <Sdjtounge§ unb beä garten 2lu3brucf3
in ben poctifd^cn ^robuften, bic nad) beS «erfafferä Sßerfidfjerimg
bei bem guten kellert günftige Slufna^me fanben, werben bie 33c-
gierbe mäßigen, bon ben Cben, Plegien, ©bifteln unb anbern <2tücfen,
toeldje nad) be3 2?erfafier3 Sßorten großenteils Äerferbtumen ftnb,
mel>r ju berneljmen.
4.
Söäfjrenb ber bom 9lad)ener grteben bon 1748 biä auf bie
frangoftfd)e Dlebofotion reia)enben S^ennien ift bie fteid)3ftabt be=
fannttid) mef)r als je bon ^or>cn (Säften befud)t roorben, ba „grembe
bon bor$üglidjem föang", h)ie Äarl granj Detter in feiner (Sf)ronif
fid) auSbrücft, „fid) in ben erften <sommertägen allste jufammeiu
fanben unb beö ben roarmen SOBaffem tljeilä ityrer ©efunb^eit pflegten,
tljettä allerteto gewellte ©rluftigungen fid) gur (Sur bienen liejjen".
3>n ben 3 a ^ ren / todty Xrencf !)ter berbradjte, füfyrt ber (Sfironift
fotgenbe fürftlidfje unb anbere ^o^e SBabegäfte auf: ^ring 9fuguft
*gerbinanb üon ^reufjen nebft ©emafjlin unb ©djtoägerin, ^arfgrdftn
<pfjilibtoine bon 23ranbenburg=Sdjtt)ebt, nadjmatS mit griebrid) II.
ßanbgrafen bon §effen^affef berntäf)(t, Äurfürftin Sttaria Antonia
bon @ad)fen, Äurförft Älemcnä 2öen$e3lau3 bon Girier, <prin$effin
Äunigunbe bon @ad)fen, §eqog grtebrid) bon ©ad)fen=©ot^a,
^3rin$ (£rnft bon ^ecflenburg=6treli^, §er$ogin grieberifa bon
^ecflenburg*6d)tberin, §er$og bon (Sumberlanb, ber ,,<Sd)täd)ter''
(butcher) ber Schotten im gelbjuge Äarl ©buarb Stuarts, ber
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214
tion dtcumont,
£ergog toon Gtjartveä, nadjmatS Philippe Egalite, bie ^ringen toon
£effen^l)ititop§tl)at unb föotyenburg, Äart £er$og Don ©überman*
tanb, griebrid) Slbotf ^erjog toon Cftgottanb, ^rtnj griebria) toon
$n$att*$ernburg=8df)aumburg, §crgog toon Urenberg, bic gürften
$u ßötoenftem-'SBertfjeim unb £obfon>i$, ^rinjefftn 9toffaiu2Beil=
bürg, ©raf toon ^ofjenjottern, bic ^rin^effinnen Sttabginritt, (Satoiefja,
8angu3fo, $5afd)foff, ©allein, Sulfotoäfa, bic gürfteit Slbam
^artor^fi, 9^cpnin unb $>olgorouft, bic Ißrinjeff innen toon 9>to!f)an=
tlftontauban unb ßoo$, bic ^ringen toon ©atore unb gifcjameS,
§erjog unb §er$ogin toon ftortljumbertanb, ßorb Gtitoe, ber ©eneral=
goutoerneur Don Cftinbien, Sttfgr. Gatorara 2ftontecuccoti, pätoftlidjer
^untiuä, fieotoolb Äarl toon <St)oifeul, ©r^bifdiof toon (Jambrai, ©raf
girmian, gürftbifdjof toon ßatoant, greifen- toon SBelben, gürftbifa>f
toon greifing unb, nadj beä Gfjroniften 23eredmung, in einem einigen
3atjre nod) fedfoig grdflid)c £errftt)aften.
2öir fafjen oben, tt)ie $rentf bie 3Inne^>m(id)fciten beS 2tuf=
entfjattS in Sladjen unb 6toa Wegen ber 2)f enge bon Äurgdften aller
Nationen fäjilbert, unb lefen in fetner ßebenSbefdjreibung, bafj fein
§au3 „(£ammettola& alter großen unb umgangStoürbigen gremben"
War, unb baf? er „überall greunbe ber ebelften, aud) ber erf>abenften
©attung" ertoarb, aber toon all beit eben genannten s $erfonen rnadjt
er feine einzige namhaft. 9luv ber Äurfürftin toon Saajfen gebenft
er, aber aus Slnlafj eines 3ufammentreffen§ mit ifjr in Sttann^eim.
©etbft be3§er$og§ toon ©übermantanb, nadjmatigen ÄöntgS Äarl XIII.
toon Sd)Jtoeben, ermahnt er ntdjt, obfdjon biefer if>n $um iBegteiter
auf einer Steife bnra) bie Sftieberlanbe wählte, raaä fidj babura) teidjt
erftärt, bafc er im 3. 1743 bei bem $ettager ber Butter beä
^ringen, ber ®a)tt)efter • grtebria)§ be3 ©rofjen, ^ringeffin fiuife
Ulrife, ©emaf)lin $önig Slbolf griebrtdjS toon 8a)tt)eben, in üBerlin
bie (Sf)renttoad)e Ijatte unb bic iBraut nad) Stettin eSfortirte, wie er
benn nadjmatS andj einen 23efud) in 8tocfl)olm abgeftattet fyat. $)afj
er in 2lad)en bieten ^uftoruä) fyatte, ift unzweifelhaft. $)te (htglänber,
fagt er, fudjten if)n befonberä atS t 3 a 9 ö ^ e0 ^ aö et auf, toätjrenb fie
aud) biet über Sßolitif mit ijjm biSfutirten. (£r trieb altes SJtbglidje.
(£r h>ar nidjt nur Sournatift, fonbent nebenbei SBeintjcmbter, ber
mehrere auswärtige ^iebertagen befa§, babura) aber in Sonbon in
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ftriebrid) üon ber Xxtnd in Aachen. 215
feljr berbrießUche #änbel mit ber Nötiget unb ben ©engten gerietfj.
Über bie ftäbtifdjen Angelegenheiten öernehmen mir bon ihm feljr
Wenig, außer wo er felbft mit benfelben in tollifion gerätf). £)ie
famofe Befefcung Aachens burd) turpfälgifche Gruppen im 3- 1769
fott gemäß SrencfS (Srgählung aus einem ,3anf ber grau beS Bogt=
meiert 33aron ®etjr bon Schwebbenburg mit ber Sdjjwefter bes
Sürgermetfters Äa^r entftanben fein, inbem ber „erflarte fiiebhaber"
ber Baronin, ber furpfälgifche Cberjägermeifter Baron Blanfart,
Schwager bes 3ülich= unD Bergifdjen flttinifters ©rafen ©ottftein,
bie Sache eingefäbelt habe, um „ben Sd)imöf feiner $)ulcinea gu
rächen". £ie Sad)e mag auf fia) berufen, ebenfo wie bie 33e-
merfungen über bas ,f>a$arbfoiel bor ber Stabt unb in Sba, an
meinem Xrencf eine Beteiligung angeboten worben fein fott, bie er
jebod) abgelehnt fyabt. 9Bie er bon bem Bogtmeier rebet, wirb weiter
unten angeführt Werben. Sftan barf fia) übrigens md)t barüber
Wunbern, wenn er biefen unb bie Hagener überhaupt, Bürger wie
^atrijiat unb Älerus, mit Schmähungen überhäuft, ©in 9ttann bon
feinem Temperament mußte notf)Wenbig in ,$änbel aller Art gerathen.
(Sin $rogeß, ben er bor bem Sajöffenftuhl berlor, regte feine ©alle
gegen bie ihm ungünftigen dtifyex auf, währenb eine bergebliaje Bewer=
bung um ein Amt ihn nod) mehr erbittert fyabtn foll. $)ie Auflagen
gegen Äaljr, ber „totrflich ebenfo unumfehränft als ein Sultan im
Crient in einer freien Sleichsftabt" geherrftht fyabtn fott, währenb
„alle ehrlichen ßeute unterbrüeft waren unb feine ftathsglieber aus
bem Schaum bes niebrigen Röbels beftanben, mit benen er will-
ruhrlich gebieten fonnte", fehmeefen fchon ftarf nach ber ^rafeotogic
ber fürs barauf begonnenen Sfläfelei. SrencfS gebensbefdjreibung
ift wegen ber barin enthaltenen Berleumbungen in Aachen burcr)
ben genfer öffentlich berbrannt worben.
3n Begug auf bie Aachener Bürgermeifterwahlen möge fyzv bie
Bemerfung ftehen, baß bie häufige Söiebermahl berfelben ^>erfonen
auch anberwärts in freien Stäbten, felbft außerhalb 3)eutfchlanbS
üorfam unb fia) nicht bloß burd) bas Überwiegen bon Parteien unb
©efchlechtem, fonbern aud) burch ben llmftanb erflärt, baß gefd)äfts-
funbige Männer nöthig waren unb foldje ©efchäftsfunbe eben nur
im Amte erlangt werben tonnte. 3°^ ann Lambert Äaf)r ift üon
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216
üott SHeumottt,
1763 btä 1775 aHerbingä fxtbtn 3M ©ürgermeifter getoefen, aber
lange bor tym befleibete Martin fiambert be fionneur bon 1725
biä 1754 bteä 2lmt fec^n 2Kal, 3a!ob TOctaä bon 1731 bis
1755 bretge^n Wlal, Äornel ^omS bon 1764 bis 1774 fedjS SBal,
ber greiljerr bon Sßtotre bon 1768 bis 1781 elf 2Kal, 3ofcp^ £aber
bon 3tia)terid) bon 1757 btä 1785 fünf^elm 9Kat. 2luc§ früher
würben bie Cliba, 29roiä) u. 31. toieberljolt gewählt. (*S mar bei
foldjen SSorfommmffen eben nidjt SltleS Sftijjbraud), unb in mandjen
ftreitigen gätten galt bie alte sparteienbrarte beS: Öte-toi de lä
pour quo je m'y mette.
5.
Wlit einer angefefienen gamilie ber ©tobt berfdjtoägert unb
anfdjeinenb in entfbredjenben befunidren Verpltniffen fjdtte £rentf
in Sladjen ruf)ig unb in guter Stellung leben fönnen, tote er felber
gefreut. Slber er toar nid)t nur ein 2luffd)neiber, ber immer bon
fid) reben machen toollte unb unter $lnberm in 3 a 9M* uc ft!j en P ar ^
getoefen $u fein fd)eint, fonbern, worauf bereits fn'ngetoiefen toorben,
um eS mit einem nid)t eleganten, aber treffenben 2lu3brucf gu be=
getanen, ein (Stdnfer, ber auS purer 9Äenfd)enliebe bie 9^afe in Sllleä
ftedfte unb auf alle 3Göeife §änbel fud)te. $)ie <5treitigfetten mandjer
2lrt, toeldje if>m am (£nbe ben 2(uf enthalt berleibeten, ertoud)fen ü)m
aud), unb nidjt in geringem Sttajje, auS feiner £djriftftelleret. (Jr
gab nidjt nur eine bolitifaje Leitung, fonbern aud) in ben 3al)ren
1772 bi§ 1775 eine ltterarifa)e 2öod)enfd)rift „£>er Sftenfdjenfreunb"
f)erauS, morin er fid) angelegen fein lieg, baä untoiffenbe SBolf
aufklären unb gegen „$ftöna)3toutfj unb ebifcbubenarglift" $u
fdmbfen unb bie „Slnfdjläge nieberträdjtiger 23öfetotdjte 3U germdjten",
9We3 auö „reiner £ugenb", toobei er bann freilidj, roie er felbft
fagt, in „tmmertoäfjrenbem Äambfe unb Verfolgungen lebte". 2luf
ben (Sfiarafter ber ^Meinungen unb ßefiren, toeldje er gu Oerbreiten
beftrebt mar, unb toofür er mit einer toirfltd) ftaunenStoertf)en
grudjtbarteit toirfte, ift bereits f)ingebeutet toorben. $afe er gleid)
aßen feinen Kollegen biefer 9tid)tung „fein Söort gegen bie reine
Se$re Gf)rtfti" gefd&rieben $u $aben behauptete, ift felbftberftdnbltdj.
(£r „berührte allein einige grobe Sflijftrdudje toiber biefelbe, griff
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$riebrtd& bon ber Xtmd in Sfodjen.
217
bic Betrügereien ber Sftöndje, üjren friminetlen ßebenSmanbet in
Slawen, Äötn unb Sötti^ an, too fic „arger als bic Kannibalen,
tote bie 3Jlaftfa)tt)eine in ben ^füfcen ber Untbiffen^eit müßten".
„3$ toottte meinen TOtbürgero bie a)riftlid)en ^flia)ten lehren;
eben biefeS fdjabete ber unerfättttd)en römifdjen §errfa)= unb §ab=
fudjt, unb ba3 h>ar genug, um jie gegen midf) gu empören."
9£atürftü)ern>eife fanb er ein reta)e§ Slrbeitäfelb in „einer <5tabt, too
23 Ätöfter, Sftrdjen unb $)omfabitet Ijerrfdjen, too baä SSoH ben
SDßöndj wie einen ©Ott berefjrt ".
2Mä)en £on biefer SBeltberbefferer anfdjtug, mag folgenbe
eteöe auä bem ET. 23anbe beä üftenfdjenfreunbS bom 3. 1772
geigen. „SBenn ein graneifeaner mit einer Uniform ober mit einem
©djtafrocfe nur über bie (Straffe gienge, mürbe ntdjt <5$redfen unb
<5djauber alle frommen 2flütterdjen beb, folgern Slnblicf beftürgen?
SBürbe er iool toieber in bie ©emeinfdjaft feines ÄlofterS auf=
genommen toerben, um öffentliche 3lergemiS gu behüten? 2öenn
aber eben biefer Reverendissimus bety einem 23ruberfdijaft3=<5d)maufe,
ja fo gar beb, bem atferljeittgften gefttage ftd) toie ein grungenbeö
<Sajtoein bottfauft, feinen 9tätt)ften läftert, fromme 2)£ütterd)en burd)
Jftänfe bemegt i^r ©ut redjtmäfjigen (Jrben gu entreiffen unb un=
fdjulbige am SBettetftabe fdjmadjten gu laffen, roenn er ,3nrietradjt,
^aft unb 9tti§gunft unter Sörübem unb gamilten auSfdet, um im
Grüben gu fifdjen. $)ann mirb ftd) fein frommer Ätrdjen @f>rift
ärgern, ber burdj gabetletyre getböfjnt ift, metyr auf Sftenfdjen als
©otteä ©ebot gu adjten. (Sr toirb fid) niäjt einmal bernntnbern,
ein foldjeä 6^riftUa)eä Ungeheuer gu fefyen, toeil er e§ alle £age gu
fetyen gewöhnt ift: Sftodj mein*; (£r toirb mit ü)m um bie Söette
trinf en, unb glauben, baft er gu gröfferer (£§re ©otteä f aufe : genug,
wenn ^fjro §oäjtoürben tf)tn ©läfer einfdjenfen. Verfluchter 3rr=
u)um! ber unfern Ijeiligften ©tauben fdjänbet! ©egen foldje $luS=
fdjtoeifungen arbeitet meine geber unb mein §erg, unb juft gegen
biefe ©fjriftlidje rü*jmlitt> Schriften brebigt ein folajer nur u)ierifd)
lebenber unb medjanifa) betenber Sttönd)."
Sttan brauet fia) bon ben firdjttdjen Söerpltmffen in Slawen .
ja feine glängenbe Vorstellung gu madjen, fann offne toeitereS manage
2tttfjbräua)e boraugfefcen, unb toirb bod) begreifen, baf? Angriffe
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218
boit SReumont,
bicfcr Art toon Seiten etneä unberufenen Auälänberä, tt>eld)er bie
©aftfreunbfdmft ber Stabt genofj, ntc^t gebutbet foerben burften.
$)ie gfrebigten auf ben Langeln gegen $rencf ftetgerten bie Auf-
regung, unb Luheftörungen waren gu befürchten. $)ie (frgählung
bon bem gegen u)n geplanten Angriff in feiner Selbftbiographte ift
eine fel)r ergöfctiä)e. £>a8 bon ihm bewohnte §auä, an bem flftarfte
bem föatfyfjaufe fö)räg gegenüber gelegen unb fytutt mit 3^r. 1 ber
©rofcfo'foftrafje begeidjnet, $at erft burdj einen in neuerer 3ett t)or=
genommenen Umbau ber ga<?abe bie 33alufrrabe be§ erften ©efdjoffeS
berloren, auf meläjer Srencf biefer (£rgählung gemäf* ftd) mit gtoet
Sägern unb bierunbad)tgtg gelabenen glinten berfdjangte unb fo ben
Angriff ermartete, ber bann bodj niö)t erfolgte. „£)aS SSolf in
Aachen" , bemerft er, „ift fananfa) bumm; aber gu feig, um Semanben
gu ermorben, ber nodj freie £änbe gur ©egenmehr ^at." ^ugleid)
beutet er barauf hin, bafj man ihn für gefeit hielt. „@rfd)ie^en
tonne mid) Sftemanb, tucit mid) ber teufet feft mache."
£)er eifrige Opponent gegen Arendte im 3>ntereffe Dcr 2faf=
Härung unb freien Vernunft enttoicfelte titerarifä)e ^ätigfeit fear
grang Anton £enn§, ©rgpriefter beö <Stift§fapttel§ unb Pfarrer
ber 9JMinftertircf)e, apoftolifdjer ^rotonotar unb Sßräfeä be§ ^iefigen
©önobalgerid)tS. £>te nia)t toeniger als biertehalbhunbert Seiten
umfaffenbe $)rucffdjrift , f $)er entlarbte 2ttenfd)enfreunb" erfdjien
1773 in SDüffelborf mit ©utheifcung ber Aachener grangiätaner unb
£)ominifaner=(Senforen unb bem gu 9tobicrt am 16. Auguft gebauten
3a^reS aufteilten ^ritiitegium Äaifer 3ofeph§ II. $)ajj ber $er=
faffer eine gute 3afjl anfechtbarer Au§fprüd)e unb Behauptungen
in ber £rentffa)en 2Bod)enfa)rift fanb, brauet nid)t erft bemerft gu
toerben. ©er Angegriffene fdinrieg nid)*, unb £etote antwortete in
einer gtoeiten Schrift unb „Sttachgebancen" auf beffen SBeriljeibigung.
Wlan mirb e3 mir erlaffen, auf ba§ detail einer foldjen Spolemtf
näher eingugehen. @r§ braucht nicht tyxt>ov$tf)of)tn gu Werben, bafj
Xrencf fitt) einem gefdwlten Geologen gegenüber in einer mijjltchen
Sage befanb unb nur mit bagen Lebensarten, Söerbädjtigungen (er
griff fogar ba3 faiferliche ^ribilegium atä unecht an), neuen, fetbft
ehrenrührigen 23efdmlbigungen, unfaubern Anelboten unb Schimpfereien,
Worin ber „£err Obriftwachtmeifter" ftarf mar, antwortete. $u
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#riebridj öon ber Zxtnd in Sladjen. 219
melden Greffen eä babei fam, möge folgenbeä Slnefbötdjjen geigen.
3n einer feiner Entgegnungen gegen $en>iä ergäljlte Xrencf, btefer
fjabe an gemeintem Crte ftdj mit einem Pfarrer (bem Sßaftor 3m!)<iu3
t)on ßaurenäberg) bermafjen geprügelt, baj? eine Spenge VolfeS gu=
gelaufen fei unb ber furfürftltdje ©etyeime föatf) Sßeter Straud) au&
gerufen f)abe: „Vergleid)t eud), u)r Ijodjnmrbigen Äanaillen, fonft
(äffe id) bie SEBadje rufen." ©in Vorfall, foeldjen ber gebaute
Straud) im 9lpril 1775 oor 9totar unb 3 cu Ö cn fa r erlogen erfldrte.
2luf bie reiä)3ftäbtifd)e ^ßoligci mie aud) auf ba3 Genfurtoefen teirft
bie gange @efd)id)te nad) beiben Seiten fu'n ein eigentfnimlidjeS fiid)t.
$ie Xrentffdje Sd)ilberung beä 3»ifteä unb Auftritts mit bem
Vogtmeier auS Slnlafc ber furj>fälgtfd)en §änbet, mobei gegen biefen,
einen allgemein gearteten Sftann, fdjtoerfte Slnflagen erhoben unb
Sluäbrücfe, nrie 6d)urfe unb fa)lea)ter Äerl, ma)t gefbart merben,
geigen unfern gelben ebenfo in feiner Verlogenheit, tt)ie bie ber
Äaiferin SSlaxia ^erefia in ben flftunb gelegte föebe : „2öa§ fönnte
Er mit feiner geber für GtoteS in meinen £änbern ftiften, menn (£r
für bie Religion {abreiben wollte." 2öie wenig eä tfjm auf genaue
2öaf)r^eit anfam, too er fid) rühmen gu tonnen glaubte, geigt unter
Slnberm, bajj er al§ fiebge^njä^riger ßieutenant mit feinen „greunben"
Voltaire, 2a Sttettrie, 3ttaut>ertuiä, Sorban, <pöumfc gro&tfmt, toä^
renb menigftenä bie beiben ©rftem nod) gar nid)t in Verlin lebten.
3m 3. 1780 berlief* £rencf 2lad)en, mo er, auper 3 citun Öf
2öoa)enfd)rift unb Streitfd)riften, nod) eine neue Auflage beä mace=
bonifd)en gelben unb eine 2lbf)anblung über bie erfte Teilung ^olenS
öeröffentlia)t l)atte, furg nad) bem bafelbft erfolgten £obe feiner
Sd)nriegermutter. 5ftad) bem tt>ot)t unfreimilligen 2luff)ören feiner
publigiftifd)sjournaliftifd)en $f)&tigfeit mar er fjäuftg abtoefenb ge=
mefen, auf Reifen bura) bie 9fteberlanbe unb (Jngtanb, im «Sommer
oiel in Sj>a, too^in er aud) bie Seinigen mitnahm. Er taufte fid)
in Öfterreid) an. £>ier fefcte er bie Sdjriftftellerei fort, tootoon bie
Sammlung feiner 2öerte unb bie Selbftbiograpfjie ,3eugnijj ablegen.
(*ä gereicht iljm gur (*f)re, bafc ej im 3. 1789 2ftirabeau§ falfdje
3lnflagen grtebrid)ä be3 ©rofjen mibertegte. £)ie frangöftfd)e dtt\)o=
lution gog u)n in tf>ren 9lbgrunb hinein, tnbem fte Um feinem Vor=
fa$ untreu maa)te, fia) nun ruljtg gu behalten. ,,3a) mitt ben
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220
üon JHeumont,
SHcft meiner 3al)re auf meinem $)orfe nur allein meinen Ijäupdjen
Pflichten leben, unb menn mich bie <Sd)reibfud)t reifct, getbifj meine
9*uhe nicht burd) unnüfce #änbel unterbrechen, fonbern fo fd)rctbcn
feie ber Staat, in bem ia) mein SRcft "für meine Äinber gebauet
^abe, forbert bajj ein ©etc^rter (!), meldjer 9ttitglieb biefcä Staates
ift, f ^reiben fott um im groffen ©angen nüfclich gu fein." (Sine
im 3- 1791 erfd)ienene SBertljeibigung ber ©runbfäfce bon 1789
foftete ir)n feine ßfterreid)ifa)e Sßenfion, unb at3 er fidj nach ^ari§
begab, roo er atä £torannenobfer unb SlufflärungSaboftel 93efounbe=
rung gu ernten erwartete, fanb er <£lenb unb Xob. ©er SSerbadjt,
ein breujjifdjer <£miffar gu fein, führte iljn nad) St. fiagare, bie
23efdjulbigung ber $h eilnal fi mc an einc ™ 2fachtfomblott führte ilm,
ber fia) feiner ©emanbtheit in glua)tberfuchen gu taut gerühmt hatte,
bor ba3 Dtebolurionätribunat. 2lm 6. £1)*™"*»** be3 3. II ber &e=
bublif (24. 3uti 1794) mürbe er mit fechäunbgtoangtg anbern
Hngeflagten öon St. Sagare nach * er ßonciergerie gebracht. Unter
feinen SchicffatSgenoffen befanben fich mehrere Männer bon Dfamg,
ßr^ui^ontmoreneto, 2ttontatembert, föoquetaure, unb bie $)id)ter
5lnbr6 @h6nier unö 3 can 2tntoine föoucher, öon benen ber Chrftere,
beffen ^oefien immer mieber in neuen Auflagen erfreuten unb bem
bie Sttufe big gu feinem $obe3gange treu blieb, gu ben beflagteften
Opfern ber SdjrecfenSgeit gehört. 2lm nächftfotgenben £age beftieg
griebrich öon ber Srencf ba3 Sdjaffot auf bem ^tafc an ber 33arriöre
bon SBincenneS. (Sr ftanb im ad)tunbfech$tgften 3af)re feineä ruheloä
abenteuemben Sebent $rei £age fbäter fiel ba§ £aupt Sttarjmitian
föobeäbierreS, ber nicht biel mehr at8 bie Jpätfte feiner 3ahre gdhlte.
£a§ 3ahr 1794 ift ben ©eutfdjen, bie fich föebotution in
bie Slrme toarfen, berberblich getoorben. 3tm 24. 2ttärg enbete
5lnad)arfiä ($loot3, ber Glebifche ©betmann unb ärgfte ZoW)Glu$Izx
beö £errortömu3, am 1. 2tbrtt (SutogtuS Sä)neiber, ber bie ©uiHotine
im <$lfa| fbagieren geführt hatte. 2tm 10. 3 anuar toar ihnen in
berfelben Stabt ein tüchtigerer, aber berblenbeter ;3ttann borau3=
gegangen, ©eorg gorfter, nicht tote fie auf bem 33tutgerüft, aber in
ber 9teich3acf)t unb in bitterer ($nttäufd)ung.
£)ie ftifotau^ ober heutige ÄreugfabeHc be§ Hachener Sftünfterä,
etnft ©rabftätte ber StiftSmitglieber, bon benen noch einige intereffante
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$riebrid& öon ber ^rendf in Slawen. 221
♦
Monumente borljanben finb, betoaljrt eine Erinnerung an biefe für
2lad)en nid)t gerabe erfreulidje 3«t. ($3 ift bie gegenwärtig in bic
toeftlidje 2Banb eingeladene bronzene, bon 9ftarmor=Umraljmung um=
fdjloffene ©rabtotatte be§ Er^ricftcrä gronj 2lnton £efoi§. (Seine
Sa)h)efter Äati)arina fötifabett) r)eirat^ete ben ef)rentt>ert$en (honorable)
SäMlliam Herbert unb mürbe fomit Slterältermutter beä gegenh)är=
tigen Qftjefä biefeä ebten öon ben ©rafen öon ^embrotf ftammenben
©efajledjtö, beS fc^r e|jrentt)ertf>en §enrtj §otoarb Sttoltmeur. Herbert,
Oierten ©rafen Don Earnarbon, 8taat3fefretär3 für bie Kolonien
unter bem 2ftinifterium SD'Sfraelt (53eacon§fielb). SMefer, ein ©taat§=
mann unb ein ju Oyforb ftaffifdt) gebilbeter Sflann, §1$ 8teh>arb
gebauter Unioerfität, eineä ber §äubter ber Xorieä, f)at bem fiepten
ber gamilie $ett>i3, feinem Ururgrofjofjeim, bor beiläufig gtoangig
Sohren biefe $)enftafel gefegt, ein greunb $)eutfa;tanb3, 100 ber
(Sdjreiber gegenwärtiger feilen ifm fenneu gelernt t)at. 2)ie ^nf^f*
lautet :
Vir admodum reverendus
Dominus Franciscus Antonius Tewis
Archepresbyter
Per xi, tu annos parochus Divae Virginis
Plebanus Aquisoranensis et Iudiot Synodalis Praeses
Protonotarius Apostoijcus
Principis Electoris Palatini Consiliarius
qui vixit annos septuaginta novem
Decessit a. d. vi. Id. Iul. mdcclxxxvi
nominis sui ultdfus
Hoc MONUMENTUM
Abaviae SUAE ERAT HI
PONENDUM CURAVIT
Henricus Howard Molyneux Herbert
COMES DE CaRNARVON
Catharinae Elisabethae Tewis
VlRO HONORABILI GuiLELMO HERBERT NUPTAE
Abnepos
Germaniae amans et Gkrmani sanguinis mkmor.
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222
oon .Keumont,
<£ttet<mfd)e ^lotij.
2>ie „ERcrftbfirbige ßebenSgef d)id)te be$ 3frteferid) ftreiljerrn
b. b. £ren<f bon iljm felbft als ein ßeljrbud) für 9J?enfd)en gc=
fd)rieben, bie toirflid) unglütflid) finb ober nod) gute SSorbilber
für alle Salle beb firfen" erfd)ien juerft in 4 Sfcilen, angeblid) »erlin
unb SBien 1786, iebenfaU« fpäter, ba ftc erft im 2>esember btefed 3af>re&, be=
fanntlid) Sfriebrid)« beä ©rofeen XobeSja^r, abgefd)loffcn ttmrbe. $er £itel
befagt genug — ex ungue leonem. $ie neue britte ober biertc, fefjr fauberc
unb wohlfeile »uflage, mit einer Einleitung bonJDtto$ennesam9tl>t)n,
Stuttgart, »erlag bon SB. Spemann, oljne SaljreSsaf)!, aber Enbc 1883,
296 S. 8° mit einem £itelbilbc, Erencf im (Sefängnife, eine fd)Ied)te ftopie be8
bon 3. E. ÜDtonSfelb feljr fauber geftodjenen SßortrittS bor ber Hagener SluS«
gäbe feiner Sd)riften bon 1772. $ran&öftfd)e ertoeiterte 2lu8gabe, angeblich bom
SBerfaffer felbft überfefet, ber iebod) in ben franjofifd^en fl3rocfen im 23ud)e
jämmerlid) rabebridjt, (Strasburg 1788. 3n n>eld)em SBerljaltnife ba8 1868
ju Eelle erfd)ienene breibänbige Sßerf Über £rendf ju ber 2lutobiograpl)ie fteljt,
bcrmag id) niajt 31t fagen. Über fein ßeben fd)rieben nod) SBalirmann,
Seipsig 1837, unb Erid), ebenbafelbft 1846 — man fte&t, bafc ber (Stoff
immer StotfetjungSfraft übte. 2)em neuen Slbbrucf feljlt e8 an allen unb jebcn
Erläuterungen über Sßerfonen unb $inge, über b)eld)e ber ßefer 2lu8hinft
tofinföen bürfte, wäfjrenb bie jafjlretdjen fe&lerfjaft gefdjriebenen Familien»
namen, 3. SB. b. Aerobe SBefterlo, 33roe u. a. unbcrbeffert geblieben ftnb.
$ie Einleitung tragt nidjtS bagu bei, bem üWangel an ebitorifd)er Sorgfalt
abhelfen. Sturer giemlid) oberftöd)lid)en SBemerfungen über bie 3^tt unb
einem unglaublid) abfpred)cnben Urteil über ^friebrid) b. ©r., an meinem im
©runbe nid)t8 gerühmt totrb als fein „claffifd)er M franjöftfdjer Stil, toorüber
ber bofe SBoltaire, lebte er nod), lädjeln mürbe, enthalt biefe Einleitung nur
einige befannte 9tad)rtd)ten über ben gJanburenoberften $rana bon ber Xrcncf,
fonft nid)ts bon bem, toa8 man r>tcr fud)t. 3tuffattenbermeifc bermifet man
XxtM 9>tame in St. ©öbefeS mufterljaft fleifeigem „©runbrifj ber ©efd)id)te
beT beutfd)en $id)turig w , mo tf>m unter ber SBiclaaljl ber fd)led)ten 5Reimfd)miebe
be« 18. 3afjrl)unbert8 jcbenfatt« eine Stelle gebührt Ijättc.
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^ricbrich t>on ber £rencf in 3lachen. 223
$ie Familie öon bcr Zxtnd ift eine alte bes oftyreufeifdjen 2(bel8, im
ßabiaufdjen Äreife, too ©regor öon bcr Xxtnd im 3. 1533 mit ben ©fitem
feine« ©efehledjt« neu belehnt tourbe. 3m 3. 1798 tourbe Staxl Sllbrecbt
öon ber Erencf in ben breufcifchen ©rafenftanb erhoben, melden er mit bem
SRajorat (Schafaulaf auf feinen Neffen griebriaj «(Jeter ßeoöolb, @ohn ftrtebricb«,
»ererbte. Seliger 27toioratshcrr ift beffen @ohn $eter ßeopolb ©uftaü, geb.
1823. (Sgl. MtorifaHeralbifdjeS §anbbuch ber gräflichen Käufer <S. 1019,
unb ©enealogifcheä £afd)enbueh ber gräflichen Käufer, 1857 unb fpäter. ß. o.
ßebebur, SlbelSlerjfon ber ^reufeifcfjen Monarchie 93b. III, ©. 25.) — Über
bie Familie be SBroe gibt es toentge Nachrichten. 9lach ßebebur (Nachtrag
gum 9lbelSleEifon u. f. to.) erlangte fie in ber gmeiten $älfte be» 18. 3abr*
hnnberts ein faiferltd)ed SäbelSbiplom. Errang 3afob Sfaguftin o. SJroe, ber
»ürger^ürgermeifter in ben 3. 1760 unb 1762, beibe 2Wale mit SUejanber
Sheobor o. Dltoa als <Scböffen*öürgermeifter, toar oerheiratt)et mit SWarianne
Xherefe 0. föoberfc. 3hr Sohn ftrang 3ofe»h, »ürger^ürgermeifter im
3. 1787 mit 3oh- 9*ep. 3Jtortin o. Dltoa als ©choffen^ürgermeifter, geboren
in Stachen 1752, ttxir bermählt mit 3Jtoria 2tnna o. fcoetfd) gu #auS Sluel im
heutigen «Siegfreife, too fid) gegenwärtig bie auf bie Familie bezüglichen (Schrift«
ftücfe beftnben. £rencf nennt biefen Errang 3ofeph gelegentlich feiner 3*01^9*
feiten in Gmglanb feinen »jungen «Schtoager". ßefcterer hatte gtoei Xöajter.
S)ie ältere, ©Iifabetb grangiSfa, r)etratr)ete ben %xtityxxn ü. Sa Palette
<St. ©eorge (ßebebur, ©b. II, <S. 15) unb ftarb als bie ßefcte ihres ©e*
fehlest» im ©ommer 1876 gu ftönigStointer. 3Mc jüngere Tochter, Sohanna,
fear üermahlt mit bem ©rafen o. SSaro auf $au8 (Saen bei (Straeten, »eiche
®he hnberloS blieb. (Sohn ber altern ift ber gegenwärtige ^rofeffor ber
Anatomie an ber UniOerfität »onn, Stbolf grhr. o. ßa »alette, beffen ©efätlig«
feit ich bie 2>aten über bie ftamilie o. öroe Oerbanfe.
3fr. $aagen ermähnt in ber ©efchidjte Stehen» (Söb. II, ©.344) XrtnM
nur gang flüchtig; ft. fr SJteö er, ber ftch nur auf $aupt* unb €>taat3aftioncn
einlädt, nennt ihn begreiflichertoeife gar nicht, ©er ^rrljr. 8L 0. $nrtl)
ermähnt £rencfs in feinem SBerfe : „Beiträge unb Material gur ©efdjichte ber
Aachener gJatrigier^milien" 93b. II (SSonn 1882), @. 199, Slnmerfung, too
auf ben Langel an ©laubtoürbigfeit ber auf Stachen fi<h begiehenben 9taa>
richten unb auf ben fchlimmen ßfjarafter beS SRanneS r>ingetotefen nrirb. 3)ie
jffiochenfehrift „$er aKenfehenfreunb" erfct)ien 1772—1775 in Äleinoftab unter
bem Sitel: „$er SWenfchenfreunb, eine SBochenfchrift gefchrieben in ber Irenen
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224
bön $eutttont,
Weidj« (Stobt 2lad)en für baS 3afr 1772 bort ftribridr) Srebljerra bon ber Xrentf
äaiferl. ffönigl. Dbrifttwtdjtmeifter. Practica duce docea." $er $rucfer
ift nid«" genannt. @8 finb 52 Wummern, bon im ©angen 800 (Seiten. SMe
Sladjener @tabtbibltott)ef beftfct bon ben Xrencffdjen bmobifdjen giublifationen
nidjtS, bie übrigen «Sdjriften unbotlftänbig; bie Bonner UniberfttätSbibliotfjef
beftfct ben 2Nenfd)enfreunb bon 1772. <£in Xrjeil be3 3nfjalt8 be8 3Renfd)en=
freunbs ift in bie adjtbänbige SBiener 2tu8gobe ber „aWoratifdjen ©djriften"
bon 1786 übergegangen. 2)er Scrfaffer ber Originale ber in btefen enthaltenen
Betrachtungen mar ein bormaliger frangöfifdjer 3«fuit,BartIje'le mto Baubran,
gegen 1730 gu Bienne im 2>aubr)ind geboren, geftorben gu 2bott gegen ba«
<$nbe beS 3af>rf)unbert8, meiner gum Xf)eil anonbut eine Sttengc religiöfeT
©Triften Verausgab, bie unter bem Xitel: Oeuvres spirituelles deB.Baudran
im 3- 1777 gu 2bon in 6 Bänben gefammelt erfdjienen. $te @d)rift bon
$r. 81. XetoiS: „$er ©nttarbte 3Renföenfreunb ober richtige Beleud&tung
unb toefcntlidje ©ntfräftung häufiger Srrfäfce ber in ber Äatferlidjen ftreto*
SftetdjSflabt 9ladjen im 3. 1772 erfefrtenenen SBoajenföjriften", 3)üffelborf,
<Stal)l, trägt auf bem Xitel toeber ben Warnen be8 BerfafferS nod) bie 3öl)re3 5
gal)l, bie fid} iebodt) aus bem fatferltdjen Sßribilegium ergeben. $te „9tid)tige
Beantwortung unb mefentlidje ©utfräftung ber fogenannten Bertf)etbtgung be8
2)fenfd)enfreunbe3 burd) einen äd)ten 9Renfd)en unb SBatirljeitSfreunb'' trägt
ba8 Saturn 1775 olme Slutoraamen unb 3)rutfort, ioeldje aud) auf bem Xitel
ber „Wadjgebanfen über bie fogenannten ftarfen ©eifter, befonberS über bie
lederen @d)rtften beS angeblichen 2Renfd)enfreunbe8 w 1776 fehlen. Severe
beibe Arbeiten umfaffen ntd)t meniger als 500 Seiten! gr. §aa gen
(©efdjidjte SldjenS Bb. II, 6. 692) tt)eilt aus bem (StiftSfalenber gum 3- 1761
baS Bcrgeidmtfe ber 2JHtgltebcr beS ftrönungSftifiS mit, toeld)e8 mit
Francisco I. Romanorum Imperator semper augustus beginnt unb toorin nad)
bem $robfte gratis Sofebf) ©rafen b. 2Ranberfd)eib, bem $>ed)anten SB. 9t. 2. 3-
Srf)rn. b. Bierens unb bem ffantor 3- 3- SB- b. @djri<f, $r. SC XetoiS als
SMceprobft erfdjeint. Stbltge SWitgltcber aufeer ben bret ©enannten ftnb nod):
2B. b. fterdjobc, 3. £!). ft. b» ftratyont b. SBermerbofd), Sß. 3. be Sßaijf,
9C 2. SR. b. BroucfmanS, <S. ft. ©raf b. fcoenSbrod) ©djolafter, fr fr
frrfjr. bon ber ^ebbeteBelberbufcb, gu ©treberftrop, 3- b. frfenne, SB.
b. Äerdjobe, W. 3- 3frt)r. bon ber £eöbeu*a3clberbufdj, fj. SB. 3- b. SJrauman
b. (Siligfum, 3R. 2R. Ä. b. Brienen, SB. 3^r. Wai^ b. ftrenfc auf
©d)lenber^at)n, 3- & @raf b. ©eloe», SB» 3- b. Dltba, 3« 2. b'SlrrajoIa
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ftriebrid) bon ber $rencf in Stocken.
225
b'Dnata bc ^eutegem, Siefctcre beibe föniglid)e »ifare, 3. 9». bc 3Jiaba.
2Wan bemerft, tute ftarf ba& bctgifdje ©lement berfjaltnifema&ig bertreten
ift. (Sin Sofebb GJottfricb 3gnag SCctoi« finbct fid) unter ben einbeimifd)en
«StiftSmitgliebcrn ; bie ®cfammt3af)l betragt 35, bon benen ft. Garboll
als $ed)ant bie 3eit ber breufjifdjen §errfdjaft ertebte. ($ a a g e n o. a. C.
99b. n, @. 525.)
3n ber bem neueften Sfbbrucfe bon Genier» ©ebidjten (Poewes de
Andre* Chenier, $ari8 3)ibot, 1883) borangeftetlten 9loti$ üon i>eo Soubert
wirb unter beffen ®d)icffal&genoffen <s. XXXVI Xrend* erwabnt. 2lud) ber
burd) feiuen Sßrogefi mit 23eaumard)ai8 befannte Gtoegmau war unter ben
Opfern be8 XageS.
2>a8 93ud): „®ie gefcbid)tlid)en $erfönlid)feiten in Sacob (Safanoba'3
9Remoiren. Beiträge jur ©efd)id)te beS ad)täef)uten Safjrbuubert« bon ft. 28.
Söartbolb" crfdjten in 2 33änben, »erlin 1846. Ugo $o8colo8 erfterSTuf*
fafc über (Safanoba in Se&tcljuug auf bie »enetianifdje Regierung, guerft in
ber Westminster Review 1829, in italtenifdjer Bearbeitung in ben Opere
edite e postume di U. Foscolo, 33b. IV (ftlorenj 1850), @. 340 ff.; ber
gtoeite ebenbafelbft 33b. XI (1862), 6. 165 ff. ftoScolo wufete nur bon ben
erften fÜnfSSanben ber Bearbeitung bon SB. b. Sdjüfc. „Giacomo Casanova
o gl'Inquisitori de Stato ricerche del Prof. Ab. Rinaldo Fulin" ftefft
in ben Atti del R. Istituto Veneto, Serie V, 93b. III, »enebig 1877. Sgl.
Slugeburger „Allgemeine 3eitung" 1877, 9h. 193. Slleffanbro b'Stncona,
Sßrofeffor in $ifa, fdjrieb: „Un avventuriere del secolo XVIII. Giacomo
Casanova e le sue Memorie" in ber Nuova Antologia, Serie II, 93b. XXXI,
Slorenj 1882. Söeldje retdje Ouctte bie HRemoiren für bie ®efd)id)te ber 3eit,
namentlid) für bie Shtlturgcfdjtdjte bieten, wenn man bei beren »enueung bie
ßritif borwalten läfet, ift immer mefjr anerfaunt worbcn, aber aud) be3 JBer*
fafferS magren ^baralter ^at man immer mefyr fennen gelernt. $ ab io
DJutinelliS „Memorie storiche degli Ultimi cinquant 1 anni della Re-
pubblica Veneta", Weldje aus (Safanoba ©ift fogen, erfdjienen Senebig 1854,
($ttore9Rola$ „Giacomo Casanova e la Repubblica Veneta" unbollenbet
in ber Rivista Europea, 83b. XXIII, SDtoüanb 1881. 3n ^ranfreid) fjaben
2lrmanb 83afd)et, ber unermübete ^forfdjcr in ben SSenetianifdjen 9(rd}ibeu,
u. m. 81. fid) mit (Safanoba befdjäftigt. ©elbftberftänblid) fann bier auf bie
(&ifanoba=2iteratur nur im Sorbeigeben bingewiefen »erben, ba fie bem &tqtn- '
ftanb gegenwärtiger Darftellung ferne liegt, bicUeidjt aber 9Wancf)em will*
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226 öon Steumont, ftricbridj üon ber Strencf in Äadjen.
fommcn ift. $er 9tome tarnt in Statten häufig bor, aud) in Ijöfjern
©tänben; her Urfprung fott iebod) fpanifd) fein.
$ie öortiegenbe futge 2)arfteflung n>ar bereits brutfferrig, als mir bie
auf @. 52 ff. beä üortiegenben SBanbeS ber 3 c ^tf<^rift in ben 9(mnerfungen
31t Oppenfjoffä 2(ufiaö über bie <®trafredjt$pflege be& Hagener ©ajöffens
ftu^lS enthaltene 9iotij über ft. £etoi8 ju ©eftd&te fam, in toeld)er beffen
Schriften gegen Xrencf nebft feiner ©rabfdjrift mitgeteilt werben. 2Benn id)
nun bicfelben I)ter normal« gebe, fo gefd)ief)t e8, loeit fie notytoenbig in ben
3ufammenlmng meiner $arfteltung gehören, ans toelajer id) fie nidjt meglaffen
fonnte.
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$us b*r Jfott for Ifremb^rrs^afl
JBon (£mil $auU.
L
Pex fernher be* Vernunft In Jlac^eit.
Übereinftimmenb Berichten SRifg unb §aagen, bafe ju (£nbe
be§ 3al>re3 1794 t>on ben frangöfifdjen 9fte»ublifanern ein Sempet
beä työdjften SBefenS, ein fog. Sßernunfttempel, in ber Krämer;
leufe gu Slawen gegrünbet roorben fei *). SSMäjer 9trt ber in biefem
Tempel gefeierte „©otteäbienft" gemefen, wie lange er beftanben
Ijat unb melä)e 6bmpatljien ifjm bon leiten ber ©ebölferung gu Sttyeil
geworben finb, bürfte einer näfjern llnterfudjung nid)t unroertlj fein.
S)er mit bem 2ltf)ei3mu8 im SöefentUdjen gleite ftuttuä ber
Vernunft erreidjte naa) ber pünberung berfduebener Äircfien unb
bereu Umroanblung in SBernunfttempel gu Sparte feinen £öijepunft
befanntliä) borin, bajj eine junge grau am 10. 9iot>ember 1793
auf ben Stttar ber 9totrebame=Äirä)e a(3 ©öttin ber Vernunft gefegt
mürbe. £ä)on toenige Monate naä)f)er mar man ber Sßerefnmng ber
0 Will, gkogr. be3 Slad&ener ©nmnaftumä 1871/72, <3. 17; fcaagen,
©efö. Hajen» II, (S.427. »gl. aud)$ert5c8, ^oliHfdje 3uftänbc I, @. 142.
3n ben bon mir bemifctcn Duetten ttrirb bie Shrämerleufe als ßofol be8 JBernunft*
tempels nid)t genannt, &afi 3oubeTt bei ber Eröffnung eine Siebe gehalten
fiabe, tft nwljrfdjcinlid) irrig, unb liegt toofpl eine 83ern>ed)ielung mit Sßorttej
bor. 2tu8 einer ©teile im „Hagener 3ufdjauer" 1794, ©. 1219 barf bielleid)t
gefolgert merben, bafj ber JBernunfttempel ba8 SlmtSlofal beT (Fentratoer*
maltung mar.
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228 $aul»,
2>ermmftgötttn überbrüffig. Wuf ben Antrag 9f obespterreä erflärte im
Mai 1794 bcr National =£onoent, bag ba§ fran3Öftfa> $olf baö
Stafein einrö fjöcf)ften SBefenS unb bic Unfterblidtfeit bcr 6eete aner--
fenne imb bafc bie mürbtgfte 2?eref)rung bc§ fjöa)ften 28efen§ in bcr
Ausübung bcr 9ttenfd)enl>flid)ten beftefje.
9luf3 neue mürbe in btefem £efret bic 9Migiongfreit)eit au§ge=
fproctyen, gleichzeitig aber $ur 33efeitigung bcr 8onntag3feicr unb
bamit gur $>ermä)tung einer mefentttd)en djriftlid)en (Einrichtung bie
2lbf>attung »on T^cfabenfcften, bie an jebem gefjnten $age gefeiert
merben füllten, angeorbnet.
. X^te tjor^anbenen 93ernunfttempel erhielten jefct bic Sluffdjrift
„Xempel be3 f)öd)ften 2Befen3", boa) blieb bie Söegeidmung $ernunft=
tempet bic gebräuchlichere freilich nur für jene furge grift, bie
überhaupt biefen Xempeln befdneben mar. $>afe bcr #atf)olici3mu3
einem 5hiltu§, ber mit bem (Sljriftentyum faft gar nichts gemein
hatte, feinbttcr) gegenüberftanb, bafür aber aud) ferneren 93ebrücfungen
au§gefefct mar, braucht moht faum ermähnt gu merben.
5tm 23. «September 1794 nahmen bic grangofen gum gmeiten
9J?al toon 5lad)cn $efifc. 3^ re 3ftaf$regeln gegen ben Äleruä unb
bie Älöfter in ber Sladjener ©egenb oerrict^cn gar balb bic Schute
ber ^ßarifer Stteifter. $emaltfam burften fie ba§ ^riftent^um nicht
unterbrüefen ; fie nahmen fogar, um ben Schein gu maljren unb eine
gemiffe 3 unci 9 un 9 & ei ^ cr ©ebölfcrung ft<h 8u ermerben, mitunter
bic TOtmirfung beS fat^otifa)cn Äleruä in Slnfprud), ober fdjüfcten
u> gegen gar gu mafetofe 5lu3fchreitungen. So g. 33. mürben bie
greif)eit3bäume gu Stoßen, Gornelimünfter unb (Jfchmeiler *) nadfj ber
2lbf)altung toon Hochämtern unter ben Älängen bc§ Te Deum ge=
pflangt, unb nod) fpäter erhielt ber Sd)riftfteller ©icrganS, ber
in feiner berüchtigten ^ettfdjrift „23rutu3" bie ©ciftltdjfeit in uner=
l ) 23gl. %$\tT%, @efd). bcr fran^. 9teöoIution. Deutfd) Don SB. Sorben,
$1). X, ftap. 33. 6ott>oljl für SBrüffel als für Slawen ftnbe idj bie Tempel
be8 böäjften 2Befen8 faft ftetd nur Sernunfttempct genannt, n>c3ljalb aud) in
ber Überschrift biefe SBejetdnumcj gctt>ät)It tft.
») Stadjen: Aachener 3ufdjauer 1794, 9h. 124; ©fdjtociter: Slnnalen b. fcift.
SöereinS f. b. SKeberrhein XVI, @. 133; (Somlimünfter: fcagebudj beS
^rieftcr» unb ffledjtöariehrten ßrorft.
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2fo8 bcr 3ett bcr ftrembljerrfchaft.
229
hörter Steife angegriffen fyattt, eine SBermarnung 1 ). Slnbererfeitg
ober fonnte ben fran^öfifd)cn ^od)t^abern ber ftrenggtäubige (Binn
ber 2laä)ener Söebölferung nur fet)r unbequem fein, benn mit richtigem
33tidfe mochten fie bie ungeheuere Äluft jmifchen d)riftlid)en unb reöolu=
tionären ©runbfci&en erfennen. (£3 galt, ein getoiffeä ©egengemicht
ju fdfwffen, bem greiheitätaumel heitere Greife $u erfdjtiejjen unb
bie Begehung ber Defabenfefte anzubahnen. Da tag ber Sßerfuä) nat)e,
aua) in Slawen bie Sfteligionäform einzuführen, meldte ein halbes
3at)r bort)er in Sparte fo großen SBeifalt gefunben hatte, ©ans
au§fid)t3lo3 mar ein foldjer $erfud) feincöfaHä. Der Äuttuä nadf)
repubtifanifd)er 2lrt, mobei ben menfä)lid)en <Sd;mäd)en ein fo groger
Spielraum gelaffen tourbe, mujjte in einer 3eit, mo bie gän$tid)e
Stuflöfung ber althergebrachten bürgerlichen unb fird)tiä)en Orbnung
na^e gu fein fdjien, für ^ingelne etmaS ungemein 23eftritfenbe§ haben.
3ubem mar ber 23erfudj meber gefährlich noa) unzeitgemäß.
Die Äanjet unb bie treffe mürben mit etferner Strenge Über-
macht, gegen fonftige unliebfame (Störungen fchü&te.bte in 2laä)en
öorhanbene mititärtfehe ^adt)t. ^ariä, Trüffel *) unb anbere Stäbte
maren mit ber ©rünbung bon Skrnunfttempeln borgegangen, fonnte e3
fonberlia) auffallen, menn Stachen folgte? ©elang ber SSerfua) 3 ), fo
mar für bie ^ntereffen ber 9tepubli£ ein nicht unmefentlichcr ^ortheil
errungen, gelang er nicht, fo blieben Littel genug übrig, um ben
rejmblifamfchen Äuttu§ $u förbern, ben chriftlichen gu bebrüefen.
Die Ärämerteufe 4 ), ber ehemalige 3unftfaat bcr Ärämergunft,
mar baä Sofat, bem bie gmetfethafte (*hre ber Umtoanblung in einen
33ernunfttempel befchieben marb. 6ie tag am ^ülmermartt, unmittel-
bar neben ber alten gleifä)haffe, mit ber fie einen (Eingang unb ein
») Aachener 3ufd)auer 1795, 9lx. 59.
3 ) »rüfftl erhielt bereit» im Moöember 1794 einen Söermmfttentpel. 2foä)ener
3ufchauer 1794, *Rr. 140.
s ) ©ine gefefeliche Verpflichtung jur Einführung üon SSernunfttcmpeln hat
in ben 9tt)eintanben nicht beftanben, Mabenfefte ftnb allerbtngs noch lange
nach 1795 borgefdjrieben getoefen.
*) 3n Stachen befafe iebe 3«nft i^rc ßeufe, b. h- ihren Serfammlungäfaal.
2JgL Saurent, 2fod)ener ©tabtrechnungen 6. 10, 2lmn. unb @. 441 unter
louve.
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230
X« Weitnaus gemeinfam hatte l ). 2$xtm Umfange noa) mu&bte tfrämers
teufe nid)t unbebeutenb getoefen fein, benn 1742 mürben über 115 <5oU
baten barin einquartiert *). 3m borigen 3atjrhunbert benufcten toanbernbe
^d)aufj5ielertru^en bei 33efudt)en Stadjenä in ber Siegel bie Ärdmer*
teufe ju U)ren Sßorfteltungen *), anfangs 1793 tagte eoenbafet&ft ein
3a!obinerf tub *), unb noef) lange nadj ber 3eit ber grembt)errfd)aft finb
bort <Sef)en§n>ürbigfeiten aller Strt $ur @d)au auägeftettt roorben 5 ).
9tur nad) 2öod)en !jat bie £)auer be§ Stad^ener 23ernunfttempeB
gejagt. $)te 33efd)reibungen einiger barin abgehaltenen gefte unb
berSBortlaut ber gleidjäettigen Sieben ftnb unS ermatten geblieben 6 ).
3m gotgenben toiU id) einen f nappen 2lu8$ug auö ihnen geben ; nur
baS SBefentlid)e ift babei berücfftd)tigt, bie Zotigen über ©efänge,
.fttimnen, gähnen ?c. ^abe id) auger 33etradjt getaffen. £>er Über*
fidjtlichteit foegen ift ba§ ©anje in bier 2lbfd)nitte ^erlegt.
1. 2lm 20. ®ejember 1794 nrnrbe ber £empel ber Sernunft gu Staden
eröffnet. ©in feierlicher 3"8 mit ÜTHlitarmuflf ging bureb bie (Strafen ber
Stobt sunt ftefttofal; ben Stern biefeä 3ug8 bttbete aufjer ben übrigen
23ebörben Stachen» unb S3urtfd>eib3 bie neu ernannte (Scntratüertoaltung für
bie ßanbe stoifdjen 9ftaa3 unb dtfyin. $er SolfSrepräfentant Sßortiea tytlt
bie fjeftrebe. (£r ftettte bem Sßotfc bie (Sentralbertöattung in bem Xempel bor,
»eitler ber Vernunft geöffnet unb gur aScrefjrung be§ böd)ften SBefen» befrtmmt
fei. $cr £empel fei offen für flWenfchen alter ßanber unb oon allen „frarben",
burd) toetdje Srrtbümer fle auch bi8r>er getrennt getoefen fein möchten. „§ier
wirb ba8 allmächtige SBefen gefeiert, toetebeä baS ßid)t erfdjuf unb bie Elemente
in Harmonie fefete; hier befingen wir bie ©rofettjaten ber S3ertr)ctbtflcr ber
l ) Du ij, $iftor.*tobogr. Söefajr. 6. 148 unb 149; noch fpejietter bie Sin*
jeige im @tabt*8lachener Stngeiger 1822, @. 444.
*) fcaagen, ©efet). Sieben» II, <5. 664.
») Stbn, 3ahrbuc§ für ben Heg.^egir! Stachen 1828, ®. 135.
*) Gerthe», $oltt. 3uftanbe I, <S. 139.
*) ^fotgenbe jöeiföiete, alten Stadjener 3eitungen entnommen : 1817 ein mon=
ftröfer Dcfjfe, genannt ber bueflige Siger; 1818 eine fcodjter SttbtonB unb ein
SBacfiäfigurenfabinct; 1822 jjtoci Iebenbige Srrofobite.
•) 2tu8führtidje8 in ben legten Strn. be8 3*hrQ- 1794 unb in ben erften 9lrn.
be8 3af)rg. 1795 be* Stadjener 3ufd)auerS. $er Stbbrucf ber bei ber Eröffnung
be$ Tempel» gehaltenen 9teben oon ^ ort ie$ unb $orfd) füllt über 10 Seiten,
tro§ ber angetoanbten fteinern $topen.
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SSuS bcr 3ett bcr ftrembf>crrfrf)aft.
231
ftreü)eit unb bic £ugenben ber aflenfcfyenfreunbe; ^ter toerben bie (SJeft&c Der*
Iefen, meiere bie gefeHfdjaftUcbe Orbnung regeln, Ijier cnblia) treten »rüber
jufammen, um Hufflärung ju berbreiten." $er folgenbe polittfcfcc £t>etl ber
SRebe begann mit einem Ausfalle gegen baS Sßrieftertljum, bod> mürben bic
SluSbrücfe: ÄleruS, Gkiftlicbtcit, ^riefter 2c. forgfaltig bermieben. „»etrüger
unb Stbenteurer, bie nie ir)re (Senbung beurfunben tonnten, fünbigten ÜRöfterien
an auger bem SRetct)e ber Statur unb festen fia) in üjrer Slnraafwng jmifdden
ben @d)öpfcr ber Sßelt unb baS ©etoiffen beS Ettenfa^en." 2luf bie S3artt)olo=
mau&üftacbt unb bie ftctltantfcr>e Söespcr mürbe f)ingcmiefen unb betlagt, bafc es
immer noa) Äaijer unb ftonige gebe. „@ine £anb boll Xölpet unterbrüeft bas
SDlenfdjengefdjlcc&t unb eine SBanbe Zauber gebietet Millionen 2Jtenfd)en. 3>ic
franjöftf<r)e SRebolution berechtigt gu ber (frmarrung, bafe ber £ag ber 33er«
nidjtung für bie Xbrannen nalje fei." @S folgte bie Slnfforbcrung an bie neuen
»ertoatter, bie Krieger unb bie grauen, mitjumirfen am 2Berfe ber ftreibeit;
bie ©inmofiner mürben ermahnt, bie Stequifitionen $u leiften, ben 2tffignaten
t$ren SBertt) p geben unb namentlich bie ßanbleute über ben SBcrtf) bcr lefetern
aufouRären. „©inmoljner bon Staden, prägt bem ganjen fianbc einen rebolutio*
naren Üricb ein !" 9lm ©djluffc 30g 9tebner einen Serglcid) jtoifdjen ber bor»
Uegenbcn einfachen $eier unb ben prunfbollen, bom SJolfSfebmeifj begasten heften
bei ber beutfdjen SfönigStrÖmmg. $ortiej fcf)to^ : „(Sefprengte Ueffeln, umgc=
fturjte Jerone, Könige in ben legten 3 u 9 cn » fleftrafte 58erbrea>cn, gebämpfte
3mietracf>t, — bas ftnb bie Opfer, meiere freie SRcnfcfjen bem tjöcfn'ten 5Sefcn
barbringen f ollen."
. 9todj $oriieä naljm Eorfd), ^rafibent ber (Sentralbermaltung, bas
SBort. <£r forberte bie ©inmoljncr auf, bie neuen Sermalter ju unterftüßen.
2)ie ftranjofen batten uns oon ben Abrannen befreit unb be&aubelten uns als
SBrüber. ©credit fei eS bab,cr, bafe wir ifinen baS lieferten, maS fie bebürften.
S)ie Slffignatc feien unfere ®olbs unb «Silbcrftücfe mertl), fie feien garantirt
bon ber reichten unb bteberften Nation ber Sßelt unb tonnten täglicb cingelöft
merben. <So lange man einen Unterfdjieb macf}e 3toifd)en Slfftgnatcn unb
flingenber 2Jtönae, fei man ein gefdjmorener fteinb ber föepublif unb feiner
bürftigen Mitbürger, ßefeterc tonnten nid)t befteben, ba fie mit Slfftgnaten
bejaht mürben unb bie Lebensmittel 31t unmäßigen greifen (in 2tfftgnaten)
taufen müfeten. $af)cr bie fcr)cinbare 9totlj, namentlifl) bei ber armern Stlaffe.
3nr ßinberung bcr 5Rotf> feien meife 2)ta®eln getroffen, aber augenblicflidje
Opfer feien nö'tyig, bie 3utunft merbe reidjlidj entfajabigen. „Äommt an jeber
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232
Ucfabe in biefen Tempel; fnüpfet fncr bic ©anbe ber Serbrübcrung, fröret f)ier
bie ergangenen »efölüffe, bcfennet Ijier bic ©runbfäfce ber $rctl)cit unb ©lcia>
bcit!" ©in ftreubcnmaljl unb »all auf beiben SKcbouten-
(galcu befahl offen baS $eft.
2. 2lm 30. Uc^embcT 1794 fanb im öernunfttempcl baa Ucfabenfeft
ftatt, getoibmet bemftaffe ber Xbranncn unb 85erratl)er. ©imeona, 9ftitgtieb
ber (Sentrataerwaltung bea üanbea gmifdjen 2Jtaaa unb SHIjein, f)ielt bie ^eft-
rehe. #rül)er jiueierlei Ueapoten im ßanbe, getrönte Räuber unb infulirte
33etrügcr. ftransöfifaje Nation bietet bie ftrcifjeü an. $ie meiften ©mtoofjncr
motten frei fein, aber für bic ftretfjeit md)t8 tfmn; forgt für bie Armeen,
tfjeilt mit ben Oettern ! ftepubtif forbert ata $robe ber 3lnfjängli<f>feit 3utraucn
in bie 9lffignate. Steide ®goiften, IjabfÜdjtigc Sfaufleutc unb fd)anblid>e 2Bud>ercr
»tffen, bafe Slffignate baarem ©clbe gleiaj finb, bringen fte aber in aJctfefrebit
unb wollen, menn fpöter bie SRepublit fie einlöfcn ttrirb, 500- 600 $rojcnt
baran berbienen. #ierburd) mirb bic ärmere Stoffe gefc^öbigt, auf bereu Soften
ftä) folaje 3Wcnfd)en bereitem, dürftige Söürger! t$ür)rt btefe ßafter&aften
oor bie fticfjtcrfrfiljle, bamit fte bie ©träfe itjrer 9taubfud)t erhalten.
3. 2tm 21. 3anuar 1795 fanb im SBernunfttempel bic ®ebad)tni&feie
ber £inrid)tung ßubmig (Sapeta (!) ftatt. Sitte öffentlichen Beamten roaren
amoefenb; 2)orfd), ^rafibent ber (kntrafoermaltung, bielt eine furje 2lnfpratf)e.
©in Sönig fei eine giftige $ffon}e auf bem »oben ber ftrei&eit. Ute ^rangofen
fa^en ein, bafe berjenige, ber fid) SBater bea Bolfa genannt, in ber £fjat beffen
SHÖrber gemefen fei. Sitte aufgeflärten SBöIfcr ©uropaa mürben balb mit tfmen
ben ©turj ber ^rannen feiern.
4. 9lm 29. Januar 1795 f)ielt ©imeona, 9flitglieb ber (Sentrafocrmal=
-
tung, im SSermutfttcmpel eine Sftebe. $ie frreifjcit fei nad) ber Eroberung
fcottonba befeftigt. 2luf 27toaa unb Stfjein mürben ftrüd)te aus ^oEtanb antommen.
fcottanba Eroberung merbe bie 2lffignate gu i&rem magren SBertbe bringen
unb balb toürben Slffignate mit flingenber SWünje glciajmertbig fein. $ie gute
bürfttge klaffe I)abe bann nidjt metjr burd) 2Bud)crer unb ©pefulanten, bie
fid) burd) bie Stffignatc bereidjern mottten, ju leiben. SRcbner fötofe mit ber
Slufforberung, bie Bereinigung mit $ranfreid> $u begehren.
9iadj bem 29. 3anuar 1795 ftnbet fid) ber 3(a$ener 25crnunft-
tempet md)t meljr ernannt. Ct)ne Saug unb Älang ift bic flägtidje
(Jinridjtung $u ®rabe getragen toorben; öffentlich t)at Wiemanb ein
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2lu8 bcr 3eit bcr $rembberrfd)aft. 233
£ob ober einen Stöbet aussprechen gehjagt 1 ). $)er fd^neUe Untere
gang ift leidjt erftdrtid). 5Betrad)tet man gunächft bie bamalige
materielle Sage ber Sladjener 23et>Ölferung, fo mar fte ungemein traurig.
Ungeheuere föequifittonen unb Kontributionen Ratten bie föetdjen, bie
^Idfter unb bie Slbligen bem Untergange nahe gebraut, bamit
alfo eine allgemeine Verarmung herbeigeführt. ^ubem herrfd^tc
infolge ber legten fchledjten Ernte unb ber nott)n)enbigen SJerprotoian^
tirung ber franjofifchen 9trmee eine entfe^ttc^e S^otl) *). Eä mar jene
,3cit f bon tt>ela)er eS in bem benfmürbigen, 1796 bem bollgiehenben
$)ireftorium eingereihten flftemoire 3 ) hrifjt: „Sllleä marb geliefert.
2öir faljen mit @tt)auber in unferm SBaterlanbe mehrere ^unbtxt
«Bürger öor Elenb unb junger bahinfterben, maljrenb unfere 2lcfer8=
leute nodj genötigt mürben, ihre Körner ben Armeen abzuliefern."
gür foldjeä Elenb hatten bie SÄebner im SBernunfttempel feinen
anbern $roft, alä bringenbe Slufforberungen $u immer neuen Opfern
für bie Sache ber Sftepubltf, Empfehlungen merthlofen Sßapiergelbö,
pomphafte $h ra f cn ü& cr °i e errungene Freiheit unb leere 9?er=
tröftungen auf bie ^ufunft. 33ot nach biefer Seite ber neue KultuS
feinen Xroft, fo befriebigte er noch biel meniger in anberer 33egiehung.
$)ag ^rebigen be3 KönigSmorbö unb bie Eingriffe gegen bie föeltgton3=
biener fonnten bei ber grofjen Mehrheit einer SBeöötferung, in »elcher
Erinnerungen ber (5^rfurd>t unb Danfbarfeit gegen Äart b. ©r.
unb fo manchen Äaifer mächtig fortlebten, in bereit Witte fo aaf>l=
*) $ie$ fcbliefje icb nad) genauer 25urebftd)t einer SRenge gebrueften unb
ungebrueften UJlatertalS aus ber 3eit &hrifcf)en 1795 unb 1814. 92id^t unertoahnt
bleibe, bafe 2)orfcb, einer ber Stebner im SBernunfttembel, anfangs ftebruar
1795 nach SßariS berfefct nmrbe.
*) 3n gabireichen Stftenftüefen ber bamaligen 3ett toirb über bie unjuretc&enbe
SJerbflegung ber frans. 2lrmee in ber 2lacbcncr ©egenb gellagt. @o 3. 33.
beifet es anfangs ftebruar 1795 in einer (Mlarung ber SestrfSüerwaltung
toon 3lachen*3üHch unter Slnbrohung mtlitarifeber 3toangSmafjregeln auSbrücf*
lieh: „3Me frangöfifebe Slrmee leibet entfefeltchen SKangel".
*) Jöerfaffer beS Memoire toaren 33 o u g e t unb bie Slacbener S3ürger 33 o ff e n
unb Gromm. 2>aS f5r o r ftf ct)c Xagebud? crtoäf)nt für ben Keinen Ort
(Sornelimünfter gutn 3<tnuar unb ^februar 1795, bafe bort täglich gange $ro-
jefftonen Söettfcr buret) bie <Stra|en sögen. $ o r ft güblte an einem £age über
300, an einem anbern £age über 500 Söettler an fetner Xljfir.
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234
reit^c Äirc^en unb Softer alä 3eugen frommen @hm8 fid) erhoben,
nur ben tiefften SBiberroillen maajrufen. S)abei mujjte baä Spüren
beö Älaffenfjaffeö, toeldjeS Bei ber überaus lügnerifajen Übertreibung
beö 2lfftgnatens2Bertf)a offen gu £age trat, auö) bem blöbeften Sluge
e§ Kar maa)en, bajj ber $rieg 2ltter gegen 2llle ber neuen fielen
le^te $onfequeng mar. 3 U feiner (£f|re Ijatte 3ladjen, be3 beutfdjen
9leiä)$ roniglidjer Stuljt, fein $erftanbnifj für ben ©lauben§= unb
ÄönigSljajj ber 3afobtner, für bie greiljeit olme bie ©eredfjtigfeit.
©in inbirefter 23ett>eiä für ben batb nadj bem 29. 3<*nuar
1795 erfolgten Untergang be3 Sladjener 23ernunfttempelS liegt barin,
baß fdjon am 28. gebruar 1795 ber 9tottonal=2lgent Sefcarnpä
im ßofal ber Gentralberroaltung gu $lad)en eine föebe luelt 1 ),
toeldje unter SSermeibung ber Namensnennung bie frühere 9fcobeä=
pierrefdje £errfcf>aft in ber fdjärfften SEßeife berurtyeilt. Senige
3ttonate fpäter tourbe in 2lacf>en ber 3afjreStag beö Sturgeö ber
Partei föobeSpierre unter großem 3ubel gefeiert 2 ). Uftit bem
33cfte^cn eineä 93erounfttemtoet<3 mären biefe 9teben unb geierlia)f eiten
ferner vereinbar gemefen, benn 9ftobe§öierre mar ja in getoiffem
Sinne ber ©rünber foldjer Ztmpd unb „jener tugenbljafte Bürger,
ber ba8 troftretd^c £)ogma üom 5)afein eines Ijödjften SöefenS unb
ber Unfterbltdjfeit ber Seele berretiren lieg 3 )".
£)ie grage liegt nafje, ob gu <£nbe beä öorigen S^r^unbertä
in 2la$en3 nädjfter 9täf)e SSernunfttempel entftanben finb, unb ob
SInflänge an ben Äultuä ber SBermmftgöttin in ber 2laa)ener ©egenb
ftd) naajtoeifen laffen. SBernunfttembel finb tyier nidjt nadjtoeiäbar; ber
$oben mar gar gu ungeeignet 4 ). SCßaö bie 33ernunftgöttm betrifft,
fo ftanb gur ^eit i^rer 33ere^rung gu <JSariä im SBinter 1793/94
bie Sladjener ©egenb unter beutfdjer Cberfjofyeit, unb badfjte man
l)ier gu Sanbe an nichts meniger, al§ an ©laubenäabfall unb Äirdjen=
*) Stadjener 3ufdjauer 1795, @. 260.
*) 2lad)etter 3uf<f|auer 1795, @. 723.
*) <Bo biefj e8 &u SftobcSpierreS Sßertljeibigung am 27. 3uli 1794. 33gl.
Xfyutä a. a. D. XI, Stop. 36.
4 ) Slnbcrc guerft in 2Jad)en getroffene (£inrtdjtungen Würben meift in ber nädjften
Umgegenb balb nad>geal)mt; fo 3. SB. entftanben fonftituttonette ©efeUfdjaften
anfangs 1798 faft gletdfectttg in Staaken, 2>üren, 8toE&erg unb @fd)tt>eiler.
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2Tu8 bcr 3elt ber ftrembberrföaft.
235
fdjanbung. SBct beginn ber grembljerrfdjaft aber formte, tote oben
entroicfelt,' nur ber 25erfu<§ gemacht toerben, eine 93ere!jrung be3
fyödjften SBefenä nact) rejmbttfanifajer 2lrt etngufüfjren. 3 ur ®* n5
füfjrung beä Äultuä ber SSernunftgöttin ift e§ alfo in unferer $eimat
nie gefommen 1 ). ^ereingelt tritt bagegen, alö 33ett>et3 ber 2lnljäng=
lidjfeit mandjer föepublifaner an att)eiftifd)e ©runbfäfce, bie bilblidje
©arfteuung ber ©öttin auf. @o ttmrbe nod) im 3- 1798 ein
unftttlia)e8 2Mlb ber SBernunftgötttn in (Jfdjtoetler auf bem 9Äarft=
plafce gur <Sä)au auSgeftellt *). tljnltäje Silber finb im legten
3a^rge§nt beS öorigen 3 ö W u ^ crts ftdjerliä) auet) in 5lad)en bei
mannen geftltäjfeiten ftdjtbar getoefen, bürften aber, ba ein fiob
ebenfo gefat)rtia) mar als ein £abel, öffentlich nia)t befprodjen
korben fein, ©er ^eit nadj bem Äonforbat Watooleonä mit bem
römifdjen ©tuljle (1802) blieb e§ vorbehalten, mit folgen „2>enf=
malern* grünbtidj aufzuräumen.
IL
§xn 3ftiftiär-Jlttffiattb in jtaa)ttt.
Unmittelbar nad) if>rem ©inrurfen in 9ladjen im (September
1794 trafen bie grangofen umfaffenbe SSorficfjtSmajjregeln. Um
unnüfcem 2öiberftanb unb SBlutbergiejjen borgubeugen 8 ), liegen fie
fiö) 3unact)ft binnen 24 Stunben bie Staffen ber ©intoolmer auö=
liefern. £djon am 11. Df tober muffte bie 2fad)ener 2Jhmi$it>alitat
unter 2lnbrof>ung ftrengfter ©trafen jebeä Äomtolott gegen bie fran=
3öftfa)e ftejmblif unterfagen*). 2lm 26. Sttoöember ttmrbe ein Obimt3=
Sluäfdmjj eingefefct 6 ), ber nia)t nur über baö 2lfftgnaten=2öefen,
») $teS beftätigt audf) Waagen, a. a. O. U, @. 432.
a ) 2lnnalen be8 i)l\t. Vereins f. b. 9Hcberrf)ein XVI, @. 142. 3n Staden hmren
am 21. mti 1798 unter bem ftreUjeiiSbaum bie Göttinnen ber ftmbett unb
<Sleid)f)eit aufgehellt. 3n S3onn fufjr fogar nod) 1798 eine burdj einen 3üng«
Itng reprafenttrte ©öttin ber Vernunft int offenen SBagen burd) bie ©trafen
(Slnnalen be8 ^tft. SSereinS f. b. ftieberrbetn XIII, @. 129).
*) ftreiltd) audj gur SBetoaffnung ber eigenen Armeen unb jur SJerfenbung in
ba$ grofee Sftaublagcr gu $ari$, n>of)in it. a. 15 in 2fodjen gefunbene metallene
Stanonen twmbcrten. Sögl. 2lacf)ener Bufdjauer 1794, 91r. 123, B. 981.
4 ) 2tad>ener 3ufa)aiter 1794, 9hr. 122, ©. 976.
6 ) 9lad>ener 3u^ouer 1794, ftr. 138, @. 1103.
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$<mtt,
fonbcrn überhaupt „über SlUeö, ma» bie öffentliche 9fruf)e imb 6idjer=
f>eit gef darben tonnte", bic blufft djt ^atte. ©teidjgeitig beftanb in
Stachen ein föebolutionä=Xribunat *), toetdjeS „über alle Äontre=
SteboluttonS^erbredjen erfannte unb oljne Berufung entfdjieb".
3Ref}r at§ biefe tf)eiltt>eife balb aufgehobenen (Einridjtungen ^iett
5tt)ifd)en 1794 unb 1814 eine in ber Sieget in Slawen üorf)anbene
mdftig ftarfe Militärmacht etmaige 3lu§brüa)e murrenber Unjufrieben=
heit in 8d)ranfen. Oft genug f)at biefe TOlitärmacht gegen 93ürger=
lia)e i(jrc ftarfe §anb teilen muffen. Würben irgenbmo greiheitä*
bäume auSgeriffen, ober gingen bie Äontributionen in einem ©ejirfe
nicht pünftlia) ein, fo mar brücfenbe (Einquartierung bie balbige
golge. Namentlich auch mürbe baS Militär mit ber ©ensbarmerie
$um ©inbringen miberfpenftiger ober befertirter Äonffribirten Oer*
menbet; Älopfjagben, tt>ie fola^eö (Einbringen h^fr fanben noch in
ben legten $tittn beö Äaiferreicf)ä ftatt. 3öir lefen nicht, baß ßibi=
liften gegen militärifdje Maßregeln einen frua)tlofen QÖiberftanb
geteiftet Ratten. 2llterbing3 ftanb, nad) einem (Erlaffe $)orfdjä $u
fdjltejjen 2 ), bas Sftilitär beim Giöil in geringem 2lnfef)en, auaj"
tarnen einzelne 9luSfcf)reitungen öor. §ierf)in gehört ein 1799 in
3ladjen an einer £d)tfbtt>aa)e toerübter Trebel, beffen Später gum
größten 6a)recfen ber 2laä>ner Sttunigtyalbertoaltung unentberft
blieben 3 ); ferner bie 1798 wieberholt erfolgte «ebrolmng bon SJctlitär--
toerfonen burd) bemaffnete (Etbiliften, ma§ gur golge hatte, bafj ber
$)ibtftonä=®eneral b\£autpoul alten ©inmofmern beä Stoerbepar*
tementä baä fragen bon Staffen auf§ ftrengftc unterfagte unb fogav
bie ©rtaubni|fd)eine $ur N ?lu3übung ber 3<igb für ungültig erflärte 4 ).
$ftehr 3 nlcre ff c a & er a ^ bfef c (Einzelheiten bürfte eine (leine
^ftilitär-^ebolte in ^Infprudj nehmen, bie im (Sommer 1 795 fidj in Stachen
abhielte, £>a biefeS 5lufftanbö in ben tofatgefchichtltdjen Söerfen
bis jefct feine (Ermähnung gefa^e^en ift, folgen nadjftehenb in un-
mefentlia) gednberter 6d)reibn>eife bie bürftigen TOttljettungen, meiere
•) 2lad>ener 3ufchauer 1794, Mr. 143, <3. 1142.
2 ) SBortlaut im 2lngeiger bc3 9toerbepartement8 1798, 9lr. 27, <S. 165.
3 ) Näheres im Sinniger bcS 9toerbepartement$ 1799, 9k. 14, @. 102.
*) SBortfant im feiger bc8 9toerbej)artementS 1798, 9*r. 26, 8. 160.
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2fo8 ber 3eit ber ftrembljerrfc&aft. 237
feiner 3eit ber in frangofenfreunblidjjem Sinne bon g-. £ au fcenberg
rebigirte „2lad>ener $ufä)auer" über baS (Jreignifj gebraut Ijat.
„3n ben legten Sagen", fo fd)reibt biefeS 23latt (1795, ftr. 92
bom 1. 5Iuguft) au8 2laä)en, „ift e§ burdf) bie ^otge einer unter ben
©renabteren ber luefigen ©arnifon, mie an anbern Orten meljr in
unfern ©egenben unb in ©elgien, eingeriffenen 3 n fuoorbination gu
fef)r mifjlidjen Unorbnungen gefommen. 53efonber3 ereigneten ftdj
am bernndjenen aRittinoa) fotdfje Scenen, woran man bie ßinmirfung
feinbliajer geeinten Agenten nta)t berfennen tonnte. Skr 2*olf3=
repräfentant 9ttegnarb liejj aber unbermetlt ernfte unb nacfjbrücfliäje
flttajjregeln borfeljren unb bie frrafbaren SBraufeföbfe bon ber ©ar=
nifon eingießen, ©eftern ift barauf nadj bem (*mmarfdfje eines
Äüraffier^egtmentS auf bem ^arabeplafc bie ©amifon berfammelt
unb eine Äompagnie ©renabiere im SBeifein beö SSolfärepräfentanten,
beä 33egirf3=Äommanbanten Senig, beä 2Jcilitärrid)terS ber Slrmee
unb anberer (Stabsoffiziere förmlidj entmaffnet unb faffirt, bie
Sdjulbigften babon aber, 18 an ber ,3aljl, f* 110 Dcm ^riegögerid)te
überliefert morben, ba§ nadj ben ©efe&en über fie 9reä)t fpred^en
foll. £>ie Dhtrjc ift nun mieber bollfommen tyergeftellt unb feit geftem
2tbenb frät atleS in botfen 3ubet bura) bie Hnfunft beä ÄourierS
gefegt morben, ber bie ftadfjndfjt bon bem oben befd)riebenen Siege
bei Duiberon Ijieljer gebracht f>at."
3n Wr. 98 (bom 17. Sluguft) berietet baSfelbe 33latt: „$or=
geftem am 15. ift fn'er gu %afyn baS Urteil be$ ÄriegSgeridjjtS
über bie wegen ber Vorgänge am 29. ^nii bemfelben überlieferten
©renabiere erfolgt. (£S finb babon fed^S gum $obe unb elf gu
gtoeijiu)rtger ©efängnifeftrafe berurtfyeilt toorbeu. £)ie 6 erften mürben
geftern SRad&mtttag arqueoufirt, unb empfingen ben £ob, §anb in
§anb fteljenb, mit offenen 2lugen. 3^r lefcter 9£uf mar: (£8 lebe
bie 9tyroblif!"
<£)ie SSertljeibigung ber ©renabiere bor bem Äriegägeriajt führte
ber ftebafteur be$ „Hagener ^ufdfjauerä". @3 folgt bieö auä gtoet
Mitteilungen in ftr. 96 unb 98 biefeä 23latte§. $n ber erften
fagt $)aufcenberg, baß bie bem ^riegägeridjt überlieferten ©re*
nabiere „auä i^rem finftern Äerfer" ifm aufgeforbert Ijätten, iljre
3Sertf)eibigimg gu übernehmen. C?r bittet beäljatb „im Manien ber
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238
$aut», »u» bcr 3cit bcr ftrembljerrtoafi.
Sttenfäfteit unb 93ruberliebe" ferne 2Äitbürger, iljm mit ermeiätiajen
Sljatfadjen unb Umftänben gur £anb gu ge^en. 3 n *om
17. Stuguft entfä)ulbigt Laudenberg fta) foegen 9*ia)terfci)emen3
beä 3ufa)auer3 am 15. Sluguft, ba er an biefem Xage „einem Don
ber Üttenfdjljeit tfmt gut $ßfliä)t gemachten ©efajäfte fiä) Ijätte nribmen
muffen", ^ebenfalls tyat biejeS ©efdjäft in ber 93ertf)eibigung ber
am 15. Sluguft berurtljeilten ©renabiere beftanben.
9täfjere3 über ben Umfang unb bie Letailä beä 2lufftanb3, bie
tarnen ber 2tngeflagten, bie geridjtlidjen SSer^anblungeniK. nrirb ftä)
fäjmertidf) jemals ermitteln (äffen, ba bie begüglidjen 2lften bermuu>
liä) längft untergegangen ftnb. 2öal>rf<f)eintta) nmren bie 2lufrüln*er gum
Streit ©renabiere ber ehemaligen fteidjäftabt Slawen, meldje frangöfifa>
Lienfte angenommen Ratten, bodj ift eö gtoecftoS, fid) hierüber in
mettern 2Jhitf)maf?ungen gu ergeben. Laudenbergs furge Lar-
fteffung ber ü)m fo mo^lbefannten unb feinen ßefern fo intereffanten
©efdjiä)te bemeift bie ftrenge Sluffidjt, meldjer bamalS bie treffe
unterlag. <Sia)erliä) fmben anbere Leitungen noä) toemger barüber
gebraut ober bringen bürfen, benn unter Laudenbergs fRt-
bat Hon mar ber „2laä)ener t 3ufä)auer" eut Den Sftepublifanern
angenehmes 33latt, metyrenb fie fonftige eüu)eimifä)e Leitungen als
ariftofratifä)e 3<>urnale begeidmeten *).
Anbere ;3Mitär=9lufftänbe auS ber 3eit ber grembljerrfdjaft
finb in ber 2laä)ener ©egenb nid)t befannt. 9tur einmal noä), htrg
bor ber enbgültigen <£ntfa>ibung, ift nia)t toeit toon Sladjen ein
äl)nlid)er Slufftanb mit äfmlia>m SluSgange toie bort im (Sommer
1795 öorgefommen. Leutfäje (fädjfifd» ©renabiere lehnten fia) nämlid)
im Sttai 1815 gu Süttid) auf unb gertrummerten naä) tumultuarifttjen
Vorgängen am SpalaiS beS gelbmarfäjallS SBtüa)er bie <Sä)eiben.
33lüa)er madjte furgen ^rogefc. 3 m f«nc8 großen ©egnerS
Napoleon erflärte er, bafj baS ttnberfpenfrtge Regiment aufgehört
fjabe gu eriftiren. hieben friegSgeriditlid) berurtfyeilte Slufrütyrer liefs
er erfdjiefjen, anbere tarnen auf bie geftung 2ttagbeburg; bie ftegu
mentSfalme mürbe berbrannt 8 ).
l ) »rief ©ftienneS im Slac&ener 3«f*aucr 1798, $>hr. 157, <S. 1254.
") Stüters ^roflamation unb9iäljere8 im Nouvclliate d'Aix-la-Chapelle
1815, 9tr. 66 unb 83.
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1. $ut §ef$\$te bn *a$enfaM.
(SS fei erlaubt, ein paar ^ottjen jur ©efcbidjte ber Stad&ener £eüigtbum«*
fabrt an biefem Orte jufamtnen fteffen. $ie totale ftorfchnng wirb ftdj
i^rcr, tote 311 ertoarten, bei Gelegenheit bebienen, um burd) fie bie hohe 8er*
ef>rung, weldje bie $eiligtbfimer Slawen« bis in bie fterne genoffen, ju be=
leud)ten.
3d& Iaffe bie Zotigen, weldje id) bei Sammlungen sur beutfdfoen Stäbtes
gefdjidjte gewonnen ^abe, rein djronologiid) folgen.
3n Stubenaerbe an ber Scheibe, in Oftflanbem, bort, wo eine §anbel3s
ftrafje aus ben rbeintfeben ÜRieberungen mit ber Strafte Don (Stent nach bem
nörblicben Sfranfreitb fid) freute, unterhielt man feit Sflter» eine rege &anbel&
üerbinbuug mit bem weftliehen $eutf$tanb. Sie geftaltet fid> wie überall ju
einer allgemeinen »eaiebung ber ftäbtifeben ^Bürger hüben nnb brüben, in
Religion unb Sitte, in Stecht unb gJolttif. 3n biefen äreis, ber eine ©ren$c
faum fennt, führt eine Slufoeichnung aus Slubenaerbe oora 3. 1338, welche in
ben Slubenaerbfajen SRengelingen 1, 130, 131 abgebrueft ift. Unter ber Stuf*
fdjrift: Dit zyn de pilegrimagen gibt ba3 »Iatt eine £ifte ber am meiften
befugten SBaßfahrt&orte nebft ben gebräuchlichen betragen für ben 3lbfauf.
SEdhrenb bie ^eiligen Orte ScbottlanbS, @nglanb8, 3rtanfreicb2, Spaniens unb
Italiens in ihr überwiegen, fehlen bo<h auch nicht bie fireblichen Zentren ber
rheinifchen ßanbe:
te sente Mathys te Trieren, op 3 Üb. par. (Slbfauf).
ten drie conninghen te Cuelne, op 40 schel. par.
te On8er Vrauwen tAken, op 30 schel. par.
3n fpötem 3ahren ^at man oon bort auch ba3 heilige £3fut ju SÖJilSe
ttaef befugt.
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240
kleinere 2RittfieUungen.
%m 4. 3uui 1359 beauftragt gu 2Raeftrid)t fcersogin Sobanna bon »rabant
bier ibrer 9Wanncn (fterrn ipeinrid) bau ©ronSfelt, #errn 3an bau Sanbefe,
Keiner ban 93orne unb SBilbelm ©aftmolen) mit bera Sertauf bon ©etreibe
3ur $erfung ber 2lu8gaben, wetdje ihr ber 2lufentbalt in 2Waeftridjt berurfadjt
hat unb bie Sdjenfung eines „sijdenen laken, dat si offerdo tot Aken Onser
Vrouwen", im Sßertbe bon 20 fleinen Bulben ; bgl. De Brabantsche Yeesten
(be8 Jan de Klerk), uitgeg. door J. F. Willems, deel 2, cod. dipl.
p. 568, n. 78.
3n ein anbereS, toeit entferntes ®ebiet reidjt ein ©treiben ber ©tobt
ftafberftabt, meldjeS meine« 2Biffen3 bisher nufjt befannt gemorben ift. SMefer
Beitrag gur 6kfd)id)te ber 9iad)enfabrt mag bier unberfürgt feinen $lafe finben.
$er 9tatb bon falber ftabt an ben bon ÄÖln: beflagt
fid) über bie SJergemaltigung einiger &u ben heilig*
t|ömern tu 51 a eben, £rier unb bin pilgern ber$alber =
ft äbter burdj benS3urggrafen bonSRontioie; bittet um
ftürfpracbe bei bem 9tatb bon Stachen, ber ein ftlage*
fdjreiben nodj nidjt beantwortet ^at. - 1403, 3mti 13.
(#alberftabt.)
2lu8 ©tabtardjto Äöln; Dr., Rapier, m. ©puren b. brieffd)liejjenben
(Siegels, ©teiefeeittge 3nbalt8angabe auf bem dürfen: civitatis
Halberstadensis (sc scriptum) contra domicellum Johannem de
Schoenforet
Slbreffe: Den ersamen unde wisen radismesteron unde ratherren to
Kolne unsen besfindern herren unde guden f runden scal kome(n)
disse bref.
Unsen willigen denst tovore. Ersamen unde wisen leven herren unde
besfindern guden {runde. We beghem juwer wisheit weten, dat itlike
ünse medborgere ute unsir stad Halberstad in bedefart utgetogen weren
unde wolden riden to Aken, to Treyre unde to sente Eenwalde 1 ) unde
weren pelgryme. Vorkundige we unde clagen gik clegelken, dat jungher
Joban von Schoneforst unde borchgrave to Monjoe, der von Aken med-
wonere unde ingesetene, deselve pelgryme, unse medborgere, uppe dem
wege gehindert, gefanghen unde der he en deil reide beschattet unde
') 6t. Kunibert in JWn.
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kleinere SDMttfjeitungeri.
241
noch der en deil in der gefenghnisse hefb uppe dem slote to Monjoe weddir
god, weddir ere unde weddir dat recht, also alse alle pelgryme, ore lif
unde güd uppe der Straten jo veilich wesen scolde unde besundern von
den von Aken, oren medwoneren unde ingeseten des deger umbesorget
sin, we unde de unsen lyves unde gudes veilich vor one scolden sin ge-
wesen. Dit hebbe we vorkundiget unde geschreven den erbaren herren
dem rade unde der stad von Aken, dat uns dat von dem vorgen(anten)
•loh an von Schoneforst, oren medwonere unde ingeseten, weddirfaren
unde geschin were, unde se gebeden, dat se denselven Johan vorbenant,
oren medwonere, vormochten unde dat also bestelleden, dat uns de
pelgryme, unse medborgere, mit orir hafe unde teringhe weddir leddich
unde los unde ore schade weddirdan worde; dar uns neyn antworde
von geworden is unde uns ok allet nicht gehulpen heft. Unde vortmer
sint deselven pelgryme, unse medborgere, dede beschatted sin, to orem
gelde unde gude, dat se to schattinghe gheven schullen, uppe orveyde
getogen unde gedrunghen, de se gelovet unde gesworn hebben dem vor-
gen(anten) Johan von Schoneforste, unde de heft se vordir gewiset unde
gesaut an eynen to Aken geheten Gherd von Harn, deme scolden se
wissenen unde sinen willen maken umme 900 güldene, de se to schattinghe
gheven schullen. Unde dat hebben se gedan unde hebben darumme
sinen willen gemaket, so dat ome genoget; sundir deselve Gherd von
Harn heft se uppe gar swarlike unde unmogelike orveyde getogen unde
gedrunghen, unde hebben uns de gebracht in eynir schrift, de we also
von unsir unde von orir wegen unde vor alle andere unse medborgere,
ingeseten unde tobehoren loven unde vorsegelen scolden, der we gik
senden hir by unsen breve eyne utschrift 1 ). Dat hebben de pelgryme,
unse medborgere, also gelovet unde gesworn Gherde von Harn alsulken
bref unde orveyde vorsegilt ome to bringhene von unsir stad edir ome
weddir in to körnende in dren weken in de gefenghnisse, boven dat se
ore gelt unde g&d to schattinghe vorwissent unde gheven moten : des se
uns al dieses vorgeschreven also berichted hebben. Des glik we ny mer
irfaren hebben, unde uns duncket dat onerlovede, dat sy weddir god,
weddir ere unde weddir dat recht, unde steid uns nicht, to donde, dat
we de ungetruwen darmede stercken scholden unde de groten oveldaet
l ) 6$«int ntt^t tne^T erholten ju fein.
16
242 kleinere SJHttljetlungett.
unde bosheit, de an den armen pelgrymen, unsen medborgeren, geschin
unde gedan hebben, vulborden unde overgheven ne moghen. Hirumme
bidde we juwe vorsichtigen wisheit, leven herren unde guden frunde,
mit allem flite, dat gi truweliken vor uns schryven unde bidden to den
erbaren luden dem rade unde der stad Aken, dat se den vorgenanten
Johan von Schoneforste, oren ingeseten unde medwonere, darto vormoghen
unde ok aelven darane wesen unde dat also bestellen, dat den pelgrymen,
unsen medborgeren, ore schade von one ful unde al weddir gedan unde
weddir leddich unde los werden sundir jenigerleie vortoch unde hinder,
oppe dat we uns des nicht swarliker beclagen unde grotere arbeit weddir
darumme bestellen unde •behindern dorfen; dat we juwer truwen
anwisinghe unde hulpe des hirane geneiten unde grotere koste unde
arbeides irhaven bliven moghen, dat is uns von juwer erbaricheit be-
sundir wol to dancke, unde willen dat tegen gik unde de juwen alle
weghe gerne vordeynen. Unde bidden des juwe antwovde weddir be-
screven. Gheven undir unserme secrete des neisten midwekens na trini-
tatis int jar xiiii« unde drey.
Ratmanne der stad Halberstad.
9Wan toirb habet untoittfürliä) erinnert an ben öeridjt, ft>eld)en fmnbert
3af)re fpäter ber $ec&ant Dlbecop öon §Ube3f>etm über feine SBattfafjrt nadj
2lad)en nteberfdjrieb (t>gl. ftlofi, Sfadjener §eiligt&ümer 6. 382), pgleidj an
eine Überlieferung aus Lüneburg, bie einen regen S3efuä) ber $etligtl)üiner ber
tfronungSftabt aus ben öftlidjcn ßanben erfennen lüfjt. Sttad) ben SRittfyetlungen
SobemannS über bie Öenoffenfd)aften ber ©tabt Lüneburg int ÜZKtttelalter
im 3a^rg. 1882 ber 3cttfdjrift be8 $iftorifc$en Vereins für «Rteberfaäjfen
ift bort für baS 15. unb 16. Saljrfjunbert eine „fraternitas beatae Mariae
virginis itineris Aquensis vulgo der Akenvahrt" bezeugt. 9toO) ben UT*
funblidjen Sfufoeidmungen aus ben 3- 1434, 1497, 1516, 1522 finb ber
SBruberfd^aft U. 8. %r. ber Sladjenfa&rt, toeldje üjr GJenoffenfdjaftSljauS not
ber <3tabt, unb jtoar bor ber ßanbtoefjr #afenburg gehabt, hrieber&olt reidje
©cfd)enle bargebrad)t toorben : es berfteljt ftä) bon felbft, ntd)t nur für bie
^ilger aus ber ©tabt, fonbem jur ©peifung unb Verpflegung aller Statt«
fairer, toeldje auf ifjrem SBege aus bent Often fifineburg berührten. CHne
©eberin, öefe, bie SSHttroe beS ßüneburgcrS 3ol>. Solfyagen, beftimmt be*
fotlberS; „were ok yennich rechtverdich pilgrime, de in der utreyse up
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kleinere SRittheilungen.
243
den wech wes begerende were van den vorbenomeden vorstenderen, deme
schal men handrekinge don mit eynem Schillinge edder mit twen, alse
men dat en don kan."
Ääln. Dr. fcöblbaum.
2. tytnWM einet SReitetfftitfe am htm greifet
2lu8 ben ebigrabbjfchen gieren beS 1805 beworbenen 23aron bon $übfd) 1 )
(Cod. 3287 ber §ofbibliotbef su $armftabt) bat jüngft ber Scibetberger Ober*
bibliothefar, Dr. fl. gangem etfter, in ben SSonner Sabrbüdjern (LXXVr,
@. 225) bas Fragment einer 3»eUenfanle befannt gemacht, bic nad) ben barauf
beftnblicben, teidjt ergän^baren 3nfd)riftreften unter 2Rarf tael ätoifchen 169
unb 180 n. Gbr. gefefct morben. $er SKbbitbung be8 ©aulenftücfs bei fcübfch
ift bie öemerfung beigefügt: „SMefeS ftücf faulen Sercf nebs bent rauben
fufegeftel t)ab bier im bufd) gefunben unb nad) häufe bringen laffen"; auf ber
anbern (Seite beS 3ettel8 ftebt: „§rn $aniel8 ju ©fchtoeiler". fcierauS fc&liefet
§err 3ttngemeifter mit $ug, bafe ber ©tein in ber@egenb bon @fa>
toeiler su £age gefommen fei, freilich, ohne über bie $erfon beS Einberg
unb bie ^unbfteSe ©enauereS angeben ju fönnen. totale f$orfd)ungen fefcen
mid) in ben <Stanb, biefc intereffante SWachricbt einigermaßen gu ergangen.
#err Daniels, bon bem bier bie Siebe, ift ohne 3^eifel ber Sergbogt ^franj
3afob StanielS su ©fchtoeiler, ber bis gegen Stnfang biefe8 MrfiunbertS lebte.
@r betoohnte ba8 nod) freute nad) ibm benannte 23ergbogt8*§au8 neben ber
reformirten Äirdje (iefct ©afttoirtbfd)aft bon Slrnolb Äiefelftein), ba8 er in ben
60er S^ten be8 borigen 3abrl)unbert8 erbauen liefe (SSeiträge jur ©efdjicbte
bon ©fötoeiler unb Umgegenb II, ©. 63 f.). SReineS SBiffenS ift ber ©tein in
©fcfjweiler berfdjotten; bafe SaniclS il)n fdjon bor bem S3au feines $aufeS
gefunben unb bieUeidjt babei mitbertbanbt tyabc, ift nid)t toafyrfdjeinlid). 3118
ftunbort tüirb bei §äbfd) ber S3ufd) („hier im bufd)") bezeichnet. @8 ift bamit
ber ©fdfomeller Sßalb gemeint, ber nod) Ijeute fo beim Söolfe Reifet unb nach
einem Sßrotofoll bom 3abre 1792 fic$ füblicfc bis an baS ©tolbergcr ©ebiet
unb ben Stotbberger SBalb, öftlid) bis an ben 9totbberger 2Balb unb baS S9erg=
rather unb ftöthger Selb, nürblich bis an baS föötbger ftelb unb ben öufd)
beS Kaufes Stötten unb tocftlid) bis an bie 3nbe erftreefte (Beiträge jur
l ) »gl. über tyn 9lutf$, ©upen unb Umgegenb 6. 205; fcetfing, ©eföid&te ber
etobt unb ehemaligen f>errf$aft ©t. JBitb. ©. 84 f. unb 247.
16*
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244
kleinere ÜHittbcilungen.
<&fajicbte oon ©fdnoeiler uiib Umgegenb I, S. 467 f.). Saft in ber SKitte
biefeS SßalbeS lagen bie üerfd&iebenen Soljlmerfe, bei benen ber öergbogt
Daniels angeftefft war. 3n ifjrer 9lä^c wirb ber Stein gefunben Worben fein,
unb gwar, wie man mit ©ewifcfjeit üermutljen barf, bei ber heutigen ©fdjweiler=
Stoiberger ßaubftrafte, gu beren Seite auf ber Sßumpe beim Neubau eines
Kaufes anfangs ber 30er Sabre biefed SabrfwnbertB aua) eine Spenge römifdjer
3iegel junt »orfdjein fam (»ottner 3af>rbüd)er lxxv, S. 188). «Die 2ln=
nafjmc, baft mir es bei biefer Strafte mit einem römifdjen #eerweg ju tfjun
baben, erfjält burdj ben oorliegenben Stein eine neue Stüfee unb ifire STnlage
■mgletd) eine beftimmte $atirung. 35er ßauf ber Strafte oon 3ülid) Ijer über
SJourfieim, ^ronI)oöen, Sfirwift, ©ftfjweiler unb $umpe täfet fttr) burd) römifd)e
ftuube unb urfunblidje 9lacr)ri^tcn aus mittelalterlicfjer 3eit genügenb feftftctten
(tjfll. biefeS &cft S. 110, 2fom. 1); fte fott fid) weiterhin über (Sreffentd)
unb burd) bie Sßalbungeu nadj ©üben fortgefefct unb gwifdjen Hürtgen unb
Simmerath in bie Sröln=3Rontjoier Strafte gemünbet ^abeu (SSonner Mr*
büd)cr LXXVI, S. 25, 9fr. 38). ®ie oon Oberftlieutenant Sdjmtbt (Söonncr
3afjrbüdjcr XXXI, S. 137) ermähnte Stömerftrafte öon ©reffenid) üb er ci 8 =
weiter nadj Sültd), auf bte &err 3angemeifteT bjnweift, fann, wenn fte
überhaupt beftanben f)at, l)ier nid)t in SBetraajt fommen, ba fie nidjt in ben
Söeretd) beS ©fdjmeiler SBalbeS fällt.
3. tyomiftie $t&6et 0ci £Ufatt0 im Steife £eiiis0er0.
©twa l /t km füböftlid) öon §ilfartl), ba wo bie ffioer einen weiten
Sogen nad) Dftcn mad)t, ftieften am 10. frebruar 1883 Arbeiter beim Um*
graben einer ^arjette SIcferlanb in ber £iefe öon c. V» m auf eine alte
Söegräbntftftatte. 5TCS ber Unterjeidjnete balb nadjljcr -jur Stelle (am, waren
bte ÖJrdber bereits gan^lid) 3erftört. ÜRadjfolgenbe Angaben berufen auf ben
überetnftimmeuben 2lu8fagen ber üier burdjauS glaubwürbigen Arbeiter unb
bürfen bafjer Woljl als juberlafftg gelten.
$ie gange Anlage umfaftte einen Staunt oon ungefähr 6 bis 6,5 qm
unb beftanb aus aefm ober jwötf oblongen föoljlrdumen, welche aus £f)on*
platten gebilbet unb mit folgen beberft waren. 2>ie platten fclbft, oon benen
eine gröftere 3af)l uttöerfeljrt geblieben, waren aus rotfjem 2$ott, c. 78 cm
lang, 55 cm breit unb 4 cm bief. $n ber 27Htte eines ieben 9toumS ftanb eine
18,3 cm fwfje, ftarf ausgebaute, mit fcr)r fleinem $ttft unb gwei §enfeld)en
am £alfc öerfebene Urne aus wetftent £bon mit bünnen Sßanbttngen. 9hmb um
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.Sffcincre aRtrtbeiluugen.
245
jebe größere befanben ftd) 6 bis 8 t>iel Heinere Urnen. 5ftur eine ber größern
ift gan$ erhalten. Stile maren mit &fdje unb ©rbe gefflUt. 3n einem ber
ftaume fonb fid) eine beträdjtttcbe @ä)id>te $oljafd)e. Son @ajriftaeid)en ober
bilblidjen Starftellungen mar feine (Spur $u entberfen. ®ine gletd)aeittg auf
bem $elbe gefunbene SRünse mar fo ftarf ojtobirt, bafe fid) über ifjr Slüer
nidjts bermutben läfet. ^nlid) geformter Srüge bon ganj gleichem HJtaterial,
aber mit nod) bünnern SBanbitngen lourbcn mehrere uor ein paar 3obren and)
bei Dremmen gefunben. 3n unmittelbarer Släbc beS $Üfarttjer ^runborts finb
in früherer 3«t toieberfiolt platten, 3**8*1 unb (Sdjerben ausgegraben toorben.
2)a bie ©teile jefct ben bielfadjen Überfd}toemmungen ber 9toer trofc ber erft
in neuerer 3"* ausgeführten ©djuöbdmme ausgefegt ift f fo mufj ber %hih
früher anbern Serbdltniffen unterlegen haben, totnn man nid)t annehmen totU,
bafe bie Stuheftätte abfiebtlid) in einem fumpfigen Terrain gekt>ar)lt loorben fei ').
Hilfarth. Dr. »raun.
4. J>as Pettftmat §ut frimtewwa, an bie gr^Caauttg bes
örafftt 2Ött(kritt von Jüfty nadj eiltet arten 3Se(d>rei6tttta,.
3n ben bon bem Sßiccfatiäler (Meorg Sofepf) $retf)erru oon ftnapp ^inter=
Iaffcnen r)anbfct)rtftüc$cn „Beiträgen jur 3ütid> unb 23ergifd)en SanbeS;
©efchid)te w (bgl. über biefeS 11 »änbc umfaffenbe SBerf meine 9Jotij in 93b. III,
& 167, ta. 1 biefer 3citfd&rift> flnbet ftd) auf »I. 4 beS mit bem <3pejtat=
titel: „ßanbcSWtorie, 3ugang unb Abgang einjelncr Orte unb ©ered)tfamc"
begebenen I. SanbeS folgenbe nicfjt untntcreffante Slufjeidjnung (oertoeiienb
auf Brosü, Annales Juliae etc. I, p. 42 unb batirt bom 30. Januar 1766):
Zu ehren des 1277 zu Aachen erschlagenen Wilhelm den (!) 7.
Grafen von Gülich i&i an dem Ort, wo derselbe* erschlagen worden, in
S. Jacobsstrasse nemlich über den sog. Paufiuss grad über dem Kloster
deren weissen Frauen zu Aachen (heutiges Tags deren Coelestinerinnen)
*) $err ^Jrofefjor 3- <3a)neiber ju "Duffelbotf ^Qttc bie ®üte, auf eine Anfrage ber
9tcb. r ob ber oorliegenbe ^unb mit einer Äömerftrafee in ißerbinbung fte^e, fotgenbe Hm=
funft ju ertb/ilen: „Die gunbftefle liegt 10 Ultnuten oon bem in ben Sonner 3ab>;
bücfjern LXXIII, 6. 4, %r. 14, betriebenen rötmfeb/n $>eeriüeg. ©troa 10 Minuten
öftliä) oon berfetben, auf "ber redeten «Seite ber 9toer, rourbe neben biefer Strafe römifä)ea
TOauerroerf unb Mnbere« gefunben. Senn bie bier fragliche fiofalität auf bem tinfen
Roerujer gelegen ift, fo fann fie uifbt ju biefer 9tömerftraf»e gehören, unb e$ ift niä)t
unroa^rfc!r)ein(icb, bafe eine römijaje ©trafje oon Cbilienberg f>er über $itfqrtf> gegangen
ift, roaft noä) ju Unternien märe. 3« $tlfarib, foll aud), roie mir gejagt nmrbc, ber
fteft eine« 23artfjügel& fein; ia) b,abc banaa) gefugt, aber nod) nia)t« gefunben."
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246
kleinere 2Rittf)ctlungcn.
ein monumentum von Stein aufgerichtet worden; solches hatt in 4
steinernen Püaren bestanden (NB! solches wäre von groben und schlechten
Sandsteinen erbauet und keine Versen seind auf solchen ausgebauen
gewesen), welche überwölbet gewesen und mitten auf dem Gewölb war
ein grosses Kreuz von Eisen, sodann an denen 4 Ecken 4 kleine
Kreuze gesetzet.
Inwendig in dem gebau ist die statua eines manns gestanden, der
ein Schwerd in der Hand gehalten und vor demselben hat eine grosse
Latern oder Lamp gehangen, andere sagen, es sei ein grosser stein ge-
wesen, in dessen mitte ein eiserner Ring gewesen, in welchen man eine
Kerz habe aufsetzen können.
1666 ist das Gewölb eingefallen ') und anno 1705 sind 2 Klaren ein-
gestürzet. Heutiges tags seind nur noch die rudera von diesem monu-
mento übrig und dessen Herstellung ist daher vernachlässiget worden,
weilen nicht hat ausgefundiget werden können, dass Magistrate zum
Unterhalt erwenten Monumenti verbunden seie.
Videantur acta erwenten mon. betr. i
SBeber a SBccrf nod) SloöbiuS betreiben bas $enfntal. Die oben gege*
bene @a)überung ift genauer als bte bei Wtytt, Sladjenfaje (tfefcfctdjten I,
@. 301, § 19, toelaje Outj, JBefdjreibung ber ©tabt 2fod>en @. 90, fcaagen,
©efd)id)te Stajeu« I, 6. 200, unb 2t. bt 2JHranba, Sttyelm IV. bon 3ültd)
6. 127 ttnebcrfjolen. $afc 1278 bte nötige 3at>re$äaf)I ift, braudjt nadj bem,
roaS Don fiacomblet unb Zubern ausgeführt unb in ber jule&t genannten
6d)rift <3. 116 ff. jufammengefafet unb erganjt tuorben, nid)t nod) auäbritdlttt)
gejagt au »erben. 2Bie lange fott nod) ba8 falfdje Datum auf ber Oebenftafel
in ber Safobftrafce bleiben?
Sonn. SJoerfdj.
3n 23b. V, @. 333 biefer 3eitfärtft toüufty bte 9tebaftioit über bte
2Betterf)örner 2lu8funft, toeldje nadj einer in ©irltnger« Sllemannia XI, <3. 269
abgebrudten 2Rütf)etIung aus ben ^rebigten ftonrab DietridjS gu Ulm (1632
-1642) in Slawen (§u STa) in Trabant) getoeujt unb bc8fjalb „S^örner"
l ) Km ttanbe fte^t: ben 19. ftebt. ift aber i«a)t erfitylid), ob biefeö ©otum ft<$ auf
bte erflc ober bu jroette ^alpreögab^ be$tetyt.
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feinere amttbeilungen.
•247
genannt mürben. 3Wir fdjeint e3 bamitfolgenbe ©eroanbtnife ju fjaben. SBie ftdt)
au« P. a Beeck, Aquwgranum p. 186 sq., unb 5loppiu8, 2(ad)er Tronic!,
2$. I, @. 137 be8 ftctyern erfefcn läfet, mar e8 in frühem 3eiten allgemein
gebraucfjlid), bafj bei 3«8un9 bcr #eiligtl)fimer ju 2lad)en ba8 untenftcbenbe
SBolf, grofe unb Hein, jung unb alt, au8 bon @rbe gebacfenen Keinen Römern,
bon ber Oform eine» ^oftbörndjen, „bcrmaffen ftaref bW blafen" pflegte, „b n
groeb neben einanber fteijenb fid) nid)t erhören mögen". $iefe irbenen #örnd)cn
maren, tote 9tobtoiu8 mittfjeilt, „robt ober blam gefäroet". 92oct) bor ungefähr
einem Sfaljrjeljnt mürbe nad) mfinblidjer ÜDHttljeilung be8 frfibern SBeigeorbncten
bon SBürfelen, föerrn Sorneli §u ©ld)enratf), ber ielbft eine rcidjljaltige @amm-
lung bon 2ntertf)ümern au8 ^iefiger (Segenb beftfct, an bem alten ^ilgertoeg
bon SBflrfelen nad) 21ad)en, in ber @rbe bergraben, eine grofee Slnja^I berarttger
irbener £örnd)en aufgefunben; roaJjrfdjetnltd) befanb fid) f>ier eine Eljonbacferei.
SWe^rere (Sammler fjaben bamal8 au8 biefem ftunbe ©remplare erworben,
unter Slnbern §err Sifar ftranfeen ju SRö^e 1 ). $on $errn ©orneli ift mir
neuerbing» mitgeteilt morben, bafc er bor bieten $abren in SBürfelen eine
. fe$r alte ftrau getannt f>abe, roeld)e bei ©eroirtern, wenn c8 bonnerte unb
blifcte, in ein fold)e8 irbene» §örnd)en berart ftarf su blafen pflegte, bafe bie
ganje <ftad)barfd)aft sufammenlief. @8 roare jebenfaU8 ber 97Hif)e roertr), bei
alten Beuten in 8lad)en unb Umgegenb nadföuforfd)en, ob fid) nod) fonftwo
Spuren biefer Xrabition erhalten ^aben. Slud) fönnten etwa nod) im 2trd)ib
ber 31ad)encr 3Rünfterfird)e borfwnbene alte 9litualbüd)er ober öenebictionalien,
meldje bie ©cgnung8formel bei ber SBeiljung berartiger „Setterfiörner" enthalten
bürften, hierüber eine entfd)eibenbe 8tu8funft geben. 3ebenfall8 liegt aud)
et mag angebeutet in folgenben Sorten be8 a öeeef (1. c): „inflatis
cornibus seu tubis coctilibus et lateritiis a promiscua plebe olim tantus
fragor ac «trepitus edebatur, ut aera sonitu complerentur . . . : qui mos
apparet diuianasse ab Hebraeis ad Ecclesiam ... in exemplum tubarum
iussu Domini factarum in iubilaeo, ad quarum virtutem et crepitum
corruat Hiericbo, hoc est instabilitas defectioque lunae ac quiequid eius
l ) Stuf ber Äunftauäftcllung ju Gjd)roetlcr im 3« 1870 befanben fiä) jroei fofd)ev
„£>et(igtb / umäb / örner N unb ein „alter JCupferfttd^", worauf ber Qtebraua) biefer $örner bei
.Seigung ber #ri(igtbümer oeranfa)autid)t mar (vgl. @fä)roeiler SonntagsMatt 1870, 9lr.
27, 6. 209). Eeiber läfet fia) über bie $rooenien§ be* Äiq>ferftta)3 nid&tt ©eftimmte« an-
geben, ba er in bem Äatalog ber ^(udfteOtung nia)t erwähnt ift. 3tt$t unmog(id) märe
aber, bafe er mit bem oon Werlo in ben Ännaten be« Ijift. Vereins für ben hieben
rb^in XXXIII, 6. 1 64 f. befa)riebenen ^oaarfa)en etia) aus ^opptuä' 3taa)er 6b,roni(f (
äu*gabe oon 1632, ibentifa) ift. 25. 9teb.
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248
Mlcincrc 2Jltttncilunqen.
odoria est etc." 2Ber benft t)icr nic^t unttrillrurlidj an bas früher bei ©emittern
allgemein gebrauäjfidje ßäuten ber ©locfen $ur JBerfdKudjung bon Bonner unb
»lifc? 2>afe ffonrab $ietridj „atö" nad) SBrabant berlegt, mirb ben nid>t2Bunber
nehmen, ber bebenft, in mie naljer öejieöung nad) ber örtlidjen Sage unb ben
fonftigen »ertfaltniffen Staden sunt alten ßimburgerlanb ftanb, baS feit 1288 mit
SBrabant bereinigt mar. Sagen bod) bie meiften unb fdjönften »efi^ungen be8 alten
2lad)euer ftrönunggftift« im ßimburgifdjen, unb gehörte fogar bas ftrömmgfc
fabitel mit ju ben getftlidjen ©tanben be8 alten §ergogtf)um« ßimburg, bie fid)
au8 ben #bten öon Slofterratf) unb ©obsbaal (Val-Dieu) bei §eroe, fotoie
aus einem 27Ktgltcb be* Äadjener ftrömmgsftiftö aufammenfefcten.
Äo$lfd)eib. 3.-3. ÜRiäjcl.
6. Jut ättefttn $ef<$tyte bet Rittet ^ottßatf, ^Jwettßctg
3>as ®efd)led)t de Pomerio ober bon bem SBongart, meläjeS im 13.
unb 14. 3af)rf>unbert bie &errfd)aft Reiben befafe, ift Ieine8meg8 basfelbe mie
bas 31t Sergerljaufen, $ertt>inanb8ratfj unb ^affenborf. 3)ie früljeften Söeftfeer
oon Reiben au8 bem ©efd)led)t de Pomerio flegeln mit einem bon brei fteffet*
l)a fen begleiteten Ouerbatfen s ) / wafyrenb bie SöongartsSßaffenborf einen Sparren
im @d)ilbe führten. Söcibc ©efd)Ied)ter erfdjeinen aber ju gleicher 3 e ^ m ber
Sladjener Öfcgenb 8 ) unb ift eB baljer ofme ftenntnifj ber Siegel fd)mer, bie
einzelnen ^erfonen bem einen ober bem anbern @efd)led)t jugumeifen. ®rft
nadjbem Billjelm öon bem aSongarts&ergertjaufen SDtaria üon 2Rafd)ereil au
Reiben gef)eiratf)et fjatte unb fein @ofm 2Bilf)elm in ben SBeftfc ber fcerrfdjaft
Reiben gelangt mar, aetgt ber »ongartfd&e 2Babpenfd)ilb im 2. unb 3. ftclbe
ben alten 33ongart*$eibenfd)en @d)ilb: Duerbalfen unb Äeffel^alen 4 ). SBon
») »gl. Gfömtila Setträge I, ©. 268, 277 unb II, ©. 32.
2 ) 3n ©il6er fd)n)ar$er Duerbalfen. oben jioei, unten ein rotier Äeffetyafen, ber #elm
3eigt meift einen 3tblerftügel mit 6eeblättem beftreut. 3 n e ' nfm SBappenbuä), roelä)eä
jpäteftenä ber Sttttte be$ 1 5. 3ab,rbunbert3 angehört, in »b. XXXVIH ber ttebing^ODenja)en
Sammlung, jeigt ber Songart;$eibenfd>e $elm einen filbemen £unbefopf mit rotten
emporfteljenben ßljren.
*) 6o befiegeln 1369 bie Üffeilungäurfunbe ber Srüber oon ©äjönforft forootjt (Sobart,
#err ju Reiben (SBappen: duerbalfen ic), alä aua) ©obart oon »ongart (3Bappen:
©parren. $>etm : road)fenber 9Äann).
*) 3 roc ' anbere gamilien be* 9ticbcrrljein$ oerbanben ebenfall« baä Sappen eines
gleidjnamigen ®eja)led)tö mit bem irrigen. ®ie ^»erren r>on Brempt ju Brempt unb
Sßonbern fügten im 16. 3a^unbert (cor 1585) tyrem Stammroappen, ben oier Ouer;
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kleinere Mitteilungen.
249
einem 3urücffaaen ber fcerrfdmft an bie alte ftamilie Söongart, toie #err
Pfarrer amdjel in ferner Slbfanblung über bie Sfittdrfdje Unterljerrfdjaft Reiben
(»b. V, S. 249 biefer 3ettfc$rift) faßt, farai ba$er nid)t bie 9tebe fein. 2Tua)
Strange bermedjfelt in feiner Schrift über bie ©ongart beibe ©efdjleä)ter, er
tonnte eben bie Siegel ber a3ongart*£eiben nidfjt. $te fcerrfrfmft fam fyaU
fadjlid) erft infolge ber §eiratf) Songart=2ftafd)cretl an bie fbdtern SreÜjerren
bott S3ongarts$Paffenborf. $err 2Ricf>el Ijat bei feiner borljin ermahnten 8tb«
fanbfang baS midjtige SBerf 9Wdjarbfon8, ©efdjidjte ber Stterobe, gar nidjt
benufct. 9tun bietet aber gerabe ber 2. Stfjeil biefeS SBerfeS eine ganje SReifje
für bie ©efdn'djte ber $errfd>aft Reiben ibidjtiger Urfunben, bie tyeilmeife
Strange fdraterglia) bermifete 1 ).
34) toitt in ftolgenbem mit #inwei3 auf bie Siegel öerfucticn, eine
©enealogie ber a3ongart*§eibcn, beren SBaüöen Querbalfen unb Äeffefljafen
aeigte, aufstellen.
3tt) miß einmal annehmen, ©ottfrieb de Pomerio, meiner 1289 eine
Urfunbe be8 ©erwarb bon SBetStoeiler genannt Sfalant mit bem Duerbalfen
unb ben Äeffelljaten beftegelte*), mar Stöobialbeftfcer ber S3urg SBongart bei
SBeiStoeiler. $ielleid)t ift jener Söilljelm de Pomerio, toeld}er 1278 mit bem
©rafen SBityelm bon 3ülid) in Slawen fiel, ©ottfriebs ©ruber getoefen.
©ottfriebs Söfjne toaren ioof)l ©ottljarb ober ©ottfrieb unb ©erwarb bon
öongart su Äörrensig 3 ). Söfme be» lefctern toaren Stmolb öon SSongart
genannt Storrenjig 4 ), Stüter, 1342 4 ) unb 1352 4 ) urfunblicf) ermähnt, unb
bitter ©obart bon öongart genannt Sö^dart (Godefridus dictus Schelart
de Bungarde, miles 8 ), melier 1330 bie Jpälfte feinet fcofeS m Baal, ben
er bon Sodann bon ©limbadj getauft Ijatte, bem ©rafen bon 3ülidj für
100 SRarf 31t 2ef>n auftrug 6 ). Slrnolbä Solm, ©erwarb bon »ongart, ftnappe
bom Babben, mar mit öela ber&eiratf)et, fie berfaufen 1377 iljr ©ut jur
@raa)t bei ©reffemd) ifjrem £el>n§l)errn unb Dljeim, bem 8lbt SBinrid) bon
balfen, ba£ Sföappen bec £xrren oon Srempt ober 23rent oott SBernia) (erlofdjen um 1550),
brei 5Pfä$te, $tnj)u. £>ie Herren oon $oä)fteben ju ftteberjier führten 6nbe bce oorigtn
3ab,rb,unbertsi im 1. unb 4. gelbe tyteä 2Bappen$ ben 3lbler ber ©nnaften oon #oa)ftaben.
*) SJefonberä möchte iä) auf S. 399 $tnroeijen.
*) Original im fcüffetborfer Staataatajio ; ogl. 3eitja)ttft beä Hagener @efa)ta)täoertm8
»b. IV, S. 314.
3 ) »gl. Strange, Songart S. 24 unb ,3eitfa)ttft b«i Hagener @efa)ta)t«oeretnd
*b. IV, S. 814.
4 ) iJiebmg^ODenfdje Sammlung 89b. LXV, n>o bie Sieget, Ouctbalfen unb Äeffel^afen.
6 ) Strange, »ongart S. 4, %nm. unb Äebüiglj. Sammlung ©b. LXV, »0 fein
Siegel mit Duerbalfen unb Äeffetyafen abgebtlbet ift.
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250 SWeinere ÜRitüjeitungen.
Ätnatociler $u (Sornelimünfter 1 )- ©ottfjarb ober ©ottfricb miles de Pomerio
trug 1301 fernen §of $ u Songarten mit 15 2Rorgen SWerlanb, gelegen gtoifdjen
-tanicnDUa) uno oem !öu|ct) genannt -otrtoa in oer v e rrua)ieit !ü5eisrocuer,
bem ©rafen ©er&arb bon3ütta) ju ße&n auf). 1313 lebte er nod) 8 ). ©eine
©öfme toaren 2(rnoß) de Pomerio 4 ) nnb Safob miles de Pomerio genannt
Scfjeüart ban Stöbe 4 ), Seftfcer be8 ©utc8 ^ongart mit einer $atfte be8
urfbrünglidjen 2treal8. Providas vir Jacobus, miles, dictus de Pomerio
fiegelte 1315 unb 1337 mit Duerbatten unb ÄeffaOjAfcn 5 ), 1342 unb 1352
toirb er Of^eim be$ 9Htter8 ©obart bon Reiben genannt 6 ).
Slrnolb de Pomerio, miles de Heiden, erhielt b^rfdjcinlidj eine £älfte
beS ©uteS Songart, bielleidjt ift er burd) § ei rat!) in ben Seftfc ber #err=
fd)aft Reiben gefommen. 1303 machte er Reiben sunt 3Ülid)fd)en Offenaus,
ebenfo 1306 feinen $of 2Raneim bei paaren 8 ). @r Iwttc fotgenbe &inbcr:
©obart, Sobe 0, 3tmoIb unb SWecfjtilbe. ©obart miles de Pomerio, §err &ur
Reiben, erhielt nad)' feine» DfieimS Safob Xob toof)l als altefter (Soljn ben
©tfc Songari unb teilte bann ben ©runbbefifc mit ben Srübern. ©obart
roirb 1342, 1352, 1359 unb 1361 mit feinem »ruber Sobe bon ber Reiben
urfunbliä) ermahnt*). @r nennt 3af ob oon Songart feinen D^eim 8 ). 1359
tourbe er Amtmann &u ftalfenburg, 1363 quittirt er bem $ergog bon 3ülidj
über 600 ©djilbgulben für ben Serluft, n>eld)en er unb feine ©efetten in
2)ienften be8 ^erjogS in Trabant erlitten Ratten 9 ), ©ein ©iegel geigt ben
Ouerbatfen unb bie Seffefljafen an ber llrfunbe bon 1370, mittelft meiner er
Reiben gu fceljn empfing. 2>er ^elmfajmurf seigt einen mit ©eebldttern
beftreuten Flügel. 3n ber Urfunbe toirb ©obart bon Songart, Stüter, fein
«Reffe, ftembobo bon fjloborb, fcedjant ju Sladjen, fein Oljeim genannt, ©obart
ftarb am 5. ©ejember 1373. 2fo8 feiner ©f>e mit 2Igne8 bon galant au
l ) Strange, Songart ©. 24, «nm. 2, unb Üuir, @efä). beö Äarmeliten;£lofterä
6. 109.
a ) SüH^fd^e ScbnSrtgifier im StaatSard&io 3U fcüfjelborf. S)ie Urfunbc ift abgebrutft
bei Strange, Songort 6. 2.
*) 6t ränge, Songart 6. 4.
4 ) 9taa) biefem Seinamen fotttc man annehmen, bafj feine ÜÄuttct eine Sdjetfart oon
ÜRerobe geroejen fei.
6 ) 8ftebing^ooenfo)e Sammlung Sb. LXV, SM. 80 unb 297 unb Sb. XXVIII, 331. 1010.
8 ) 3üIia)fo>e 2ef>näregiftet im etoat«aro)iD ju Uüflelborf.
7 ) (Jr b>tfet aud) in ben Urfunben oon 1359 unb 1361 SBityelm Sooe oon ber
Reiben, Stüter, unb »ruber ©obart«
*) 9tebingbooenjd)e Sammlung Sb. LXV unb Sb. XXVIU, 100 bie Sieget angegeben finb.
9 ) Gbenbaf. Sb. XII, St. 485.
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kleinere SJHttfyeihnigen.
251
»reibenbenb 1 ), SBitttoe SlrnolbS, £errn bon Brandenberg, cntforoffen feine
jsttttber.
SSobe bon ber Reiben erbte bieüetc^t bom »ater ein Viertel be8 ©rmtb*
beftfrea bon 23ongart unb baute barauf bie öurg SBobenberg. @ein ©ofm*)
folgt unten.
2>er britte JBruber, Sfatotb bon bem $ongart, erhielt mahrfcheinücb bom
SBater ein Sterlet bes <Brunbbefi$e& bon Songart unb baute bie SBurg £ofc
heim, toonad) er fid) nannte: Sfotolb bon bem Songart genannt bon £>ol^ctm
1333 3 ). ©ein 2Jtann8ftamm totrb bor bem £obe 2BitbelmS SBobe, feines
Neffen, erlofd)en fein, bietteidjt hatte er Töchter 4 ).
2Red)ttlbi8 bon »ongart mürbe ©attin ^einrieb« bon ®ron8feIb bor •
1346 6 ); ihre 5?ad^fommeu erhielten Reiben.
SBil^elm, miles, dictus Bove von der Heiden 6 ), toabrfcbeinlid) lefct*
Iebenber bon GtottbarbB «Stamm, betrachtete fid) toobl als ßrbe bon SSongart
(ba es ßebn toar) unb bon Boisheim, ba lefctereB jebenfattB ein &bfbli& bon
erfterm mar (tote 93obenberg). 8luf Boisheim toaren jebod) Äabitalien aufge*
nommen, 3. S5. hatte ein @d)önrobe einen (Sdmlbbrief barauf. SBilbelmS
ökittin S)ruba, beibe toaren 1398 tobt 7 ). 3b" einige Xodjter tourbe
um 1380 ©atrin §einridjs bon #üd)elboben. Johanna, £o(r)ter beiber, ^etrat^ete
1403 Brambach bon Birgel. 2)iefer erhielt S3obenberg, toeldjeS ©ut feine
ftrau (Sdjtoefter ©ertrub unb ihr 9tan 3obamt bon Sempernd) 1420 an
^ersog JRcmalb bon 3ülid>©elbern berfauft hatten, in fetbigem Sfabre bom
fcergog gurücf. Stör fd)eint, bafe bie Mitgift beT Äembenid) auf »obenberg
unb (Sfdjtoeiler angetoiefen toar unb bafe Äernpenicb, um au feinem (Selbe ju
lommen, bie ©üter, auf bie er toof)l <Scf>ulbbrtefe hatte, bem ^erjog berfaufte.
2>enn im SSeftfc bon »obenberg befanb ftd) fd)on feit 1416 Brambachs bon
Sötrflcl »ruber (Simon, welcher für Sobenberg au ©unften Brambachs auf
feinen SJntheil an ben £errfd)aften «Satoe (3uibe) unb ©harnoir oerjichtet
') 9tid)arbjon, SDfcrobe II, @. 189.
a ) Gin jroeiter <£ob,n war oietleidjt ©ottfrieb dictus ßove de Pomerio, $5ed)ant 3U
Hadjen, geftorben 1393 (Outr, Die Pforte jum ffreus 6. 34, Hnm.).
8 ) Quix, Cod. dipl. Aquensis no. 309 ; er $at oCfo #otjt|eim nod) bei 2ebjeiten
feines Dljetmd 3afob gebaut.
4 ) 3m öruberfdbaftsbudb ber ^farrftrdje ju Gornetiotünftet non 1423 — 1553 fteb,t:
Goäart van Holtzheim cum domina sua vrauwe Hilgnnda van der Heiden, vidua.
s ) ftadjener ©tabttedjnungen.
a ) »gl- 3e»tfd)rift be« Moderner ©ef<$idjtäoereüi8 23b. IV, ©. 270.
r ) »gl. aud) über ba* gotgenbe: @fd)roeiIer JBeitroge I, ©. 268 ff. unb 379 ff.
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252 kleinere amttheilungen.
hatte. SBegen feine» «RachlaffcS f<hlo& feine SBitttoe ftrifca bon fchorr 1422
mit ihren <3djtoagern Brambach unb Mbuin einen Vergleich, infolge beffen
2?otoertberg nrieber an $rambacf) gelangte.
Unterbefe toar ©djönrobe be8 ©djulbbriefä vuegen in ben 83cfifc bon ^ols*
heim eingeroiefen. $a aber Sfohamt bamme 8ttnc (roetblicherfcit» öietteidjt öon
Sfotolb bon Söongart genannt bon ^o^eim abftammenb) 1425 SSelehnung
erhalten hatte *) („Sofjan oamme 9Hne hatt bon §ergog Slbolf gu ßeljn empfangen
fcauö ju $ol$ehn unb jfteiridjgfjciot unb ©djoenhotfen half unb ben falben
löorftfjoöc su öreffemer) unb alle bie ©fiter unb ßeljnlcute, bie bon SllterS 51t
ben Banngütern gehören 1426"), fo hielt e8 <Sd)önrobe für flug, 1429 fidj feine
• ftorberung lieber buraj ben reichen (SrbmarfchaU Stambach oon SHrgel fiebern
Su laffen unb ertannte biefen feiner grau wegen al» erbberechtigt an. $ie
(Befahr, toeldje ihm oom §ersog su brofjen fchten, ging btetteicht inbefe borüber,
bieHewfjt ftarb auch Sohann bamme Mine finberloS unb fo gelang es Sohann
bon ©djönrobe 1438 burdj »ersieht ©ugetbrcchtS bon 93irgel, #err gu ftolp
^eim su bleiben. (So erbte beim Boisheim auf bie ©chönrobe, »obenberg
nadj Simons Xob auf Brambachs 6rben, bie aud) Songart erhielten.
3)a au$ bem ©efagten herborgeht, bafj bie 83ongart mit bem Duer*
ballen unb Seffelfjalen im SBappen suerft im ©efifc ber Söirrg Songart besto.
beren 2(bfpliffe S3obenberg unb Boisheim maren, fo !ann alfo biefe ©urg bei
SBeiSroeiler nicht bie ©tammburg ber SongarkSßaffenborf mit bem Sparren
im 2öappenf<hilb fein. Klarheit in bie altefte Genealogie beiber ©efchleajter
mürben iebenfatt» bie im Sladjener ©tabtarcfjib befinblidjen Urfunbeu burd)
Jöergtctct) ber ©iegel ber barin ermahnten Herren de Pomerio bringen.
(Soblens. ©. bon Dibtman.
7. 3*x &f$\Qtt tot &a$mn &to&en$ie%n-$mitie
2)en 2JHtiheilungen, toelaje bor mehrern fahren Dr. ßerf er) in biefer
3eitfchrift J ) unb fpater 33öcfelcr in feinen „beitragen sur ©lodenfunbe" 8 )
über bie Aachener ©loclengiefjer bon £rier gebracht haben, reihen fidj bk
l ) 3ülio)fd)e £eb>6regiftet im ©taatäard&io ju ©üffelborf.
■) SeUfärift be* 2lan)ener $e|'c$i<$töoereinä II, ©. 339 f. ,
8 ) ©. 16 — 45. Sögt, bie mancherlei 9cadjrräge entljaltenbe Slnjeige oon 2oerjd) in
biefer 3eitfd)tiit IV, 6. 348 ff. unb meine ,3uf&fee ju SBöcfelerS <5$tift in ben 3 a h ri
büo)ern beä SBeretn* oon 3Utettb>msfteunben im 9tyemlanbe LXXV, 6. 203, «nm. 2.
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kleinere SUHttfaifanflett.
253
nadjfolgenben 9lot\#n ergänsenb an. ©ehr ju münfd^en toare, bafj aud) bon
anberer ©eite in biefcn ©tattern auf bisher unbefannt ober unbeadjtet geblie-
bene 9facbrid)ten über jene meitbersibeigte ftamilie aufinerffam gemalt mürbe,
3umat bie ©ebeutung unb ber Umfang ibrer fünftlerifdjen Stiftungen es gemifj
rechtfertigen bürften, fte einmal eingehenber, als es bisher gefd)eben ift, gu
bebanbew.
©regortu$ (I.) bon £rtcr. SJon ben #oei großen ©forfen in ber
Sßfarrfirdje gu ^freialbenBoben im SfreiS 3ülid) trägt nad) einer ftufoeiebnung
be« beworbenen 5jßfarrer8 3B. 3Keufer l ) bie gröfete, c. 1500 $fb. fettere
©locfe bie Snfäjrift: „Salvatori nostro, Vivos voco, . Mortuos plango.
Leonardos pastor ecclesiae decanus Iul., Gregorius de travev a. d. 1483".
Offenbar ift traver beriefen ober berbrueft für Trever. unb ber ©iefeer ©re=
goriu8 bon £rier, beffen fcfjatigeeit um biefe 3eit aud) anbertoartg bezeugt
ift»). fcerfelbe SRetfter gofc bie Heinere ©locfe in ber $farrttrd)e %n ©reben-
broid) mit ber 3nfd)rift: „Sent Peter heischen ich, Zu dem Dienst Gottes
luden ich, Die Leyen roifen ich, Die Doden beschreien ich, Gregorius
von Trier goss mich, a. d 8 ) M (bie aSudjftaben ber Sahrjabl finb
unleferlid)); fobann gtoei ©locfen in ber $farrfird)e gu Neurath im Sfreis
©rebenbroid). Son ben beiben lefetern tragt bie grojje ©forfe bie 3nfd)rift:
„Lambertu8 Urbanus heis ich, De Levenden rofe ich, De Doden beklage
ich, Gregorius von Trier goss mich Anno Domini 1495"; auf ber Keinen
©lotfe fleht: „Maria heischen ich, Zu Gottes Denst rofen ich, Den Duevel
verdrieven ich, Gregorius von Trier goss mich Anno Domini 1506" (?).
Die 3abrgafil ift nid)t mehr mit ©ie&erfieit au lefen*).
^einrieb oon £rier. <£r gofe 1559 bie grö&te ber fünf ©foefen in
ber $farrtird)e @t. SKartin %u ßord) am Sftbein; fie toiegt 6000 $fb., hat
1,64 m im $urd)meffer unb oben einen ftrang bon ÄBimbergen über föenaif*
fancebfeilern, stoifeben benen Keine SMieffiguren ftd) befinben 8 ). Sine minber
bebeutenbe Arbeit bon ihm ift bie fleinfte ©locfe in ber Sßfarrfird)e su 33or*
nid) im 9t&ehtgaufrei8 (9tgbj. SBieSbaben) mit ber 3nfd)rift: „Hinrichcus
de Treveris rae fecit anno Dni mdlx" (1560) 8 ).
l ) Seittfige gut <&eföi$te oon efdfawiter unb Umgegenb I, 6. 825.
*) ©ötfeler o. a. O. 6. 27 f.
*) ©umont, @?fd)icf)te ber Pfarreien ber grjbiöcefe JWtn. XXII. Jfcfanat ©reoens
btoio} oon $. £. ©ier«berg 6. 141. *) $a(. ©. 816.
ö ) 2o& = 6dbnetber, 3>ic ©aubenfotSI« im WegterungSbeattf SBitfbaben ©. 305.
6 ; Haf. 6. 40.
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254
.uietnere a'arineuunflcn.
© r e g o r i u 8 (II.) b o n X r i e r. 33on tfjm tourbe bie stoettgröfete ©lotfe
in ber Sßfarrfird&e @t. 3Bartin ju ßord) am 9lf>ein mit ber Snfdjrift: „gre-
gorius Treverensis me fecit anno domini mdlxv" (1565) gegoffen; flc fflt
1,33 m im Eurdjmeffer, gotljifdje Weiterungen unb bie brei Figuren ber
Ärcugigung in SRelief 1 ). ferner gofe er 1566 eine ®Io<fe für Sßarteiujeim in
Wfteinljeffen. 3)ie bon <3djnetber') aufgeworfene $rage, ob biefer „Gregorius
Treverensis" ibentifdj fei mit bem CBlocfengiefter ©regorb, ber jufammen mit
£>emmerid) 1561 eine Gtfocfe für ÜReuborf im 9Hjeingaufrei8 gofe, btirfte mit
3idjerf)eit bemeinen fein.
Bieter (II.) bon £rier. (£r gofe für bie Sßfarrftrt^e gu &elfer8firä>n
im UntcrmeftertoalbfretS (Stgbj. 2Bie3baben) bie ameitgröfete ifjrer bier ©lotfen
mit ber au8 gotfjifdjen 3JHnu8feln unb neurömifajen 9Waju8feln buntgemifd&ten
3nfdjrift: „Anno domini 1573. H. Melchior Kvppfr van Collen pastorn zu
Helperskirchen vnd gous mich peter von trier". Oben ift an ber ©lotfe
ein ftrieS mit ©üften unb fdjreitenben paaren 8 ). Sßeter ban £rier burger
bau Stilen »udjfenmeifter" fdjtofe im 3)esember 1595 mit bem Statthalter
©raf ^ermann bon bem SBerg einen Vertrag über bie Lieferung gtoeier fubfer*
ner ©efdjüfce*).
Sodann unb fein <SoI)n ftrang bon £rter. ©ie SJHttelglodte ber
Stirbt gu £>ui£berb«n im SrreiS ©lebe Ijat bie 3nfdjrift: „Maria heischen ich,
to der Ehren Gottes leuden ich. Johann und Franz von Trier Vader
und Sohn gössen mich Anno 1613 6 ).
Sodann bon £rier aus §uiffen. 2fof einer 1644 bon üjm gegof*
fenen ©Iorfe in ber fatfjolifdjen ftirdje gu (Sranenburg Reifet er: „Job. a Trier
Huissensis"*).
ftrana bon Xrier. 3n ber föedjnung beB föentmeifterS äßil&elm
Kolben auf ber Stotfjberger Söurg bei ©fdrtbciler bom 3. 1634 (§f. in meinem
»eftfce) finbet fid) sum 5. fttbruar unter ben StuBgaben folgenbe ©intragung:
„3>en 5. %tb. ftranfeen bon Xrier SHotfengiefeer ju Slawen wegen eines ftrautt*
ftufeerS (gesagt) 12 gulben V/% albus."
») $a|. 6. 305. *) $af. im »tegiftet 6. 560. *) fcaf. 6. 221.
) 3af>rbü<$et beö SBeretn« t>on 5Utertb>mSfteunben im 8t$einlanbe LXXV, 6. 201 f. ;
3eitjd)rift beS Mautner @ej<bJ$täoeteinä V, <5. 334.
b ) Sd) ölten, 2>te Stobt (Steoe 6. 302. fciejem Sodann t>on Jrier ift roobj auefj
bie 1653 gegojfene ©locfe (Joannes a Trier me fecit) ju Äfferben ju jujdjrtiben ; f.
SWebert^einifdber ©efd&id&tafteunb, 3aljrg. IV (1882), <S. 102.
6 ) ecbolten a. a. O. e. 444.
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kleinere 2ftittf)eilmiflen.
255
$eter (III.?) bon fcrier. @r mar »ürger m ©ebcnar in fcoHanb
unb Übernabm sufolge »ertrag» bom 12. Dftobcr 1636 ben Umgufe einer
©lode für bie $farrfird)e au Slnbolt, ben er aud) im fclbigen Sabre mit
3o$ann Wtibfen ausführte. SDic Snfdjrift auf biefer GHotfe (attittelglotfe
im ©emiäjt bon 1900 $fb.) lautet: „Sancti (!) Pancrati, ora pro nobis. Her-
manu8 Brandhoven, Pastor huius ecclesiae, Wilhelm van Suylen, Jost
Möller, Kirchmei8tern. Door dat vier ben ik gevloten, Peter van Trier
ende Johann Philipsen hebben my gegoten Ao. 1636" *). 3>te sefjn ^ohre
jpäter ebenfalls bon Sßeter bon £rier gegoffene Heinere OJlotfe in ber ebange»
lifdjen SHrdje gu SleeS trägt bie 3nfd)rift : „Door dat vier ben ick gevloeten,
Peter van Trier heeft my gegoeten 1646"«). 9tod) @d)olten a ) mar ein
©locfengiefeer $cter bon £rier au #uiffen in fcottanb anfafftg. SBenn biefer
mit bem borbin genannten ibentifd) ift, fo mufj er in feätern Sabren bon
6ebenar borthin übergefiebelt fein. 23ietteid)t gelingt e8 burd) STuffinbung
toeiterer 9todjrtdjten, feine aSertoanbtfdjaft (@obn ?) mit bem oben angeführten
Sohann bon £rier aus Jpuiffen feftjuftcHen. Sßeter bon £rier au» #uiffen unb
fein SKeffe <Stebban SÄutgerS bafelbft goffen 1678 unb 1679 für bie Stifts*
Cßfarr:) &ird)e ju (Siebe gtoei ©totfen, bie eine 994 Sßfb., bie anbere 2133 $fb.
fdjtoer, mit ben 3nfd)riften: „Soli Deo optimo maximo in honorem S. S.
virginum Margarethae, Christinae et Walbinae patronarum. Sub peril-
lustri admodum reverendo et amplissimo Domino Woltero Spaen, Protho-
notario Apostolico et collegiatae ecclesiae B. M. V. Clivis Decano Petrus
a Trier et Stephanns Rutgers me fecerunt anno 1678" unb „Soli deo in
honorem S. S. Apoetolorum Petri et Pauli patronorum (folgt berf elfte
äBortfout toie auf ber borigen ©locfe) anno 1679". 9tad) bem Srontroft bom
29. Stpril 1678 fottten bie beiben SWeifter eigentlich brei ©lotfen herfteHen,
namlid) aus brei fleinen gedrungenen eine bon 900 $fb., bie neu ausgefeilte
©lötfe ad 2000 $fb. unb bie „berbetoerfs ©locf" ad 1400 $fb. umgießen
unb alle brei mit ber Ubrglocfe bon 3000 $fb. in Äonfonanj bringen; ba8
Äabitel wahrte fid) eine ^Jrobegeit bon einem 3abr unb 6 SBod)en unb jablte
l ) 9Mebml)eimidf)er ®«jd)i$t$freunb, 3a$rg. VI (1884), 6. 62. Die nähere Betreibung
biefer @Io<fe f. 3aljrbüd)er btö SßereinÄ oon SHtCTtbumSfreunben im Styeinfonbe LIII. LIV,
6. 97. 3^ an " ^Hipjen gof? 1647 aud^ für bie (utyeriföe $tixä)t ju ßleoe eine ©lorfe
mit äijüubem ©pru$; f. ©polten a. o. D. 6. 504.
*) Stieberr&^inifäer $e|($tyt8freunb, 3a$rg. IV (1882), ©. 120.
*) © i) o 1 1 e n a. o. O. 6. 448; ogl. aud) Weberr^einiföfT ©efäidjtSfreunb, 3«^g. IV
(1882), ©. 80.
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256
kleinere 3Wtttf>eilungen.
pro 100 Sßfb. 5 1 /* mtflx. $a aber bie beiben ©loden mit bcr Ityrglotfe böllifl
biffonirten, enthielt baB ffoUegium ben Stiftern ba8 Umgießen bcr britten
®locfe oor *).
ftraiiä fceinrich oon fcrier. Sranj fceinfc uon £rier gofe 1761
eine ©lotfe für ®l«^eiin in 9Kf)einf)cffen unb im (Sommer 1763 für bie fatljo=
Ufdje 9$farrfird)e 311 (Sfdjroeiler im ßanbfreis Stoßen &roei ©lotfen, bon benett
eine 2600 $fb. ferner, bie anbere fleiner mar. £er ®ufo fanb auf bcm
SRarftpIabe 311 (Sfdjtoeiler ftatt; bei biefcr (Gelegenheit mürbe auch bie bon
SBödfelcr •) ermähnte <$Hodfe für baS $orf SBranb bei Slawen tnitgegoffen s ).
©onn. 3*. $itf.
8. Jitt #e(<fit(t}te bet «StofigttyihRtt in fcet $ $aefiana-£\x$e
)« Radien.
©in £heil ber jefct in ber Zt)m[\antr*8iTty 9 u dachen borhanbenen,
ehemals bei ben Sluguftinern aufbewahrten Reliquien 4 ) fott befanntlidj au«
überfeeifcben ßänbern ftammen unb gegen 1400 6 ) burdj ben SRttter Hermann
üon Stanberatb auf ^Betreiben be8 SeftorB SCrnolb oon ^Balhorn in ben
SBefifc be$ Stuguftinersfionbents gelangt fein. Sß. a Söeecf •) gibt feine 3aljre8gaf>l
an, 5H opp tu$ 7 ) fdjeint bie Reliquien gar nidjt gefannt ju haben. Du ig ermähnt
an einer 6tette 8 ) ber früh« &« bat Slugufrinern borhanbenen 2ßuttergotte8*
») ©Rotten a. a. O. ©. 443 f.
*) 0. a. 0. 8. 45.
») Gfcjnxiler ©onntageblatt, 3a$rg. 1864, ©. 26; Äod), @ejd)id)te ber Stab! Q?f<^=
loeiler I, 6. 321 f.
4 ) ftctyereö unb ßergetdjnifi ber SRetiquien bei 35 0 df . 9leliqutenfd)ätje oon SBurtfdjeib,
6orne(ijnünfter, ©t. Slbafbert unb ber X$erefianer=Äird)e in Hadjen. 9lad) biejem 8er;
jeidjntfs befinbet ftd) bei ben {Reliquien ein Äorporate, gerottet com f). Slut, mltyi
ein ^riefter nad) ber Äonjefration ju oerjdjütten ba3 Ungtütf Ijatte. 3 n ®«jug hierauf
unb auf bie im 14. unb 15. 3a$rtyunbert ljäufigen SßaUfalrrten ju betn an oerfd)iebenen
©teilen oere^rten lj. »lut ift eine »eftintmung oon \)otyrn 3ntereffe, bie auf bem Äölner
^JrooinjialiÄonjil oon 1452 unter betn SBorfit} beö Äarbinalä Wfolausi oon §uja für
bai @ebiet ber Äölner Grjbtöjefe ergangen ift. $iernad) mußten bamalS Mutige $oftien
ben Kugen bee Wottti gang entjogen werben. <S« ^ei^t nämtid): Si hostia tranafor-
metur in cruentam carnem seu in sanguinem apparentem, occultetur penitua et
omnino iuxta traditionem iuris, neo popnlo qnomodolibet publicetur seu osten*
datur, ne seducatnr et quaestuarius aocunuB popnlo prohibeatnr.
6 ) S>iefe Sa^refljaW finbet fid) in alten ^>ei(igt^uin6fa^rtbuo)Iein unb in ber unten
citirten 6>d)rift oon SooenS.
•) P. a Beeck, Aquiegranum cap. XI, p. 234.
7 ) Sloppiu«, Äad)er ß^ronitf (1643), Sßud) 1, Äop. 17, 6. 89.
8 ) Ouir, frtft.^topogr. a?efd)reibung ber ©tobt «ad)en ©. 58.
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ffleincre 2Rittljeifongen.
257
Reliquien, toeife aber in einem neun 3al)re fpater erfajienenen 9luffafc l ) über
bic $erfunft unb ®cfd)icfe ber Reliquien nicfjts au melben. 2Baljrfd)einlid) ift
bie ©djenfungSurfunbe im 3. 1656 mit ber StuguftinerstSfjronif 311 ökunbe
gegangen ') unb tyaben 2lbfd)riften fid) ntdjt erhalten.
(SS ift baf>er beadjtenSmerib, bafe ein Stüter ^ermann DonSRanberatfj
gegen baS (£nbe beS 14. 3aI)rf)unbertS mieberljolt urhmblid) Dorfommt *), unb
ebenfo Derbient bie faum befamtte Xljatiadje ©rtt>äf>mmg, bafe beim grofeen
©tabtbranb Don 1656 bie Reliquien in auffälliger Seife ben Statut«
entgangen finb. $ieS ergibt ftrf) au« einer unmittelbar nad) bem für Slawen
fo oerfjängni&Doüen 2. Sttai 1650 in »ruffei erfdjiencnen, jefet fet>r feiten
geworbenen Sd)rift Don §. Eonen« 3 ). 3>er SSerfaffer, beffen Angaben
im Sefentlirfjen mit ben Don anberer (Seite über ben Söranb gelieferten »eridjten
genau übereinftimmen, fagt nämtid) ©. 22; „?fud) bie SHrdje ber Sluguftiner
traf baS gleite ®t\ä)id. Slber bie Ifö. SHeliquien, toelaje ber eble £err Don $ia\\=
benroe im 3. 1400 aus überfeeifdjen Orten borten gebraut Ijatte, tourben
Dom Steuer unDerfeljrt Dorgefunben, obfdjon bie Xb,ür ber Sdjatjfammer bereits
Don ben flammen Derart mar *)."
6 ornelimünfter. Qs. $aulS.
9. Jixtexaiux.
®efajia)te ber Sefuitenftrdje sunt f)l. ättidjael in 2fad)en.
2lus autfcntifdjeu Duetten äufammengeftellt Don Dr. 2ttartin Steins,
©DmnafiakJDbertefirer in Äöin. SÄaajen, 1884. ©elbftberlag beS »erfafferS.
(ftür ben »ua^anbel in Gommiffton bei 9lubolf »art&.) 51 @<3. 8°.
3>aS ©djriftdjen ift aus einer 2lbf>anblung entftanben, loelaje ber Söerf.
über benfelben ©egenftanb im V. SBanbc biefer 3eitfa)rtft Veröffentlichte. @ie
erfc^eint fjier t^eUrueife umgearbeitet unb niajt unerfjebtid) erweitert. JöorauS
gebt eine über bie beuufcten Ouelleu orientirenbe w 33orbemerfung w (ß, 3—6).
»ei ber Slrbeit ift unbenufct geblieben %. SReiffenbergS Historia societatis
Jesu ad Rhenum inferiorem, ein blofe im I. »aube 1764 erfdjieneneS, naa>
l ) Cuir, Beiträge juv ©e|d>. ber Stobt 3lad}en unb ibrer Umgebungen II, 6. 46 ff.
*) Bcitfd^rtft bea «todjener @ejd>id)t3oerein3 58b. I, <3. 203.
a ) BuBtum urbis AquensiB publico dattim ab Huberto Loyens (Bruxellae 1656).
4 ) SSörtlid) : Attamen sacrae Divorum reliquiae, a nobili D. de Randenroe ex
loci« nltra-marinia illuc illatae, anno 1400 ab igne illaesae repertae sunt, postquam
nihilomiuus sacrarii janua esset exnsta.
17
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25*
Kleinere 2Rittbeilungen.
gerabc feiten geworbene* SBerf, ba8 auf ®runb meift hanbfefiriftlicber SBor*
laßen (tyr Skraeiebuife ift Anfang be& SBerfeS abgebrueft) über bie nieber=
rbdnifdjen 3fefuitenfottegien aicmlid) ou8ffi^rltd)e unb febr feb^öenftoerthe
9tad)ricbtcn nebft ben urfunblidjen belegen gibt. Seine SWe&tbenufcung tfjut
freilieh bem ©ehriftefien feineu aUgu großen ©tntrag, ba BleiffenbergS Angaben
über bie 3efuiten in dachen gr8fttentheil$ auf ber in ber Sönigt. ©tbltotfjet
3u Berlin noeb erhaltenen hanbfä)riftliehen (Sffronif be$ SReftorS ßambert bu
(Sfjateau (Historia diplomatica CoUegii Aquensis) berufen, ber nämliehen
Duette, au8 toclcher aud> @ebein8 bie 3Rebrsaf|l feiner SKitt^eitungen entnommen
bat. Wufeer bu Cattau benuöte Steiffenberg'su feiner ©efc&idjte be8 Slaehener
3efuitenfottegium« an banbfdjriftliehen Duetten noa) eine „Historia Ms. Collegii
Aquisgranensis contractior, Authore ignoto (Extat in tabulario provinc.)"
unb „Schrikii Math, olim Canonici, postea Rectoris CoUegii Aquisgr.
historia diplomat. urbis Aquensis (restttuta tabulario Aquisgranensi)" —
Stoei $anbfdjriften, bie meines SBiffenä ücrfd)otten ftnb.
3umbeffern SJerftänbnife bc8 (Stoßen bat ©djein« oaffeub ber ©efdjiehte
ber Stirebe felbft einige allgemeine SBemerfungen übeT bie ©ntfteljung unb SBirfc
famfeit beS 3efuitcnorben8 (<B. 7 unb 8) oorau8gefd)ieft, aueh nadj #aagen3
Öefcfiiajte ber Stabt Stachen bie religtöjen SBirren bafelbft im 16. Safjrfmnbert
furj berührt (8. 9—11). $afe er teuere niefit, wie a SSeetf, ftoppiu« unb
noefi §aagen e$ t&un, mit ber burcbauS grunblofen ©rja^lung oon fiut^er»
^lufentbalt in 2lad)eu beginnt, üerbient lobenbe ©rmäbnung. »ei ber gefd>icb>
liefen »efdnreibung ber ftirebe bat ber SBerf. fid> niefit auf bte gerftreuten 2fuf=
jeiebnungen ber frübern Scfuiten über 93au unb 2(u8ftatrung befefiränft, fonbern
jugleicfi alles basjenige berüeffidjttgt, maS bie Stirpe felbft in iljrcr Slrchjteftur
ober ibrem SJtobilar au8 alterer 3*tt noch, beloafjrt. (So mar e$ iljm möglicb,
niebt blofe oon ber ©ntftebung unb 93augefrf)id)te fämmtlicher architeftonifchen
-Cfjeile ber SHrdjc, fonbern auch oon ber attmabtichen S3efdjaffung iljrer tnneru
StuSftartung unb beS 9)iobiIar8 ein üollftänbigeS unb genaues Söilb p geben.
SBct ben auf ben »au ber ftirche bezüglichen Snfcfiriften (@. 20 unb 21) ift
eine« Oon §. ßoüenä (Bustum urbis Aquensis publico datum, Bruxellae
1656, p. 23) überlieferten (SbronogrammS an berfelben niebt gebaäjt. Unb
bod) ift biefeä niebt obne Sntereffe, tueil es im SEBiberfürudj mit allen bis*
berigeu Angaben, toeldje 1618 als ©rünbungSjaljr be&eidjnen, ben »egttm be8
33au3 ein 3«br früher (1617) fe^t. ßotjen» fdjretbt nämlieh: Patrum quoque
Societatis Iesu delubrum, anno 1617 excitatum, ut testatur Chronographi-
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Älcincrc ättittljeüttttgen. 259
cum ei inscriptum : eXjeDIfICatVM, nec non Coenobium virginum Deo
sacratarum ad sanctos Ioachim et Annam, instituti D. Benedicti gravein
quoque jacturam passa sunt etc. ©a baS ©hronogramm, fobiel mit bcfomtt,
nicht mehr borfjanbcn ift, bürfte eine ßöfung beS SBiberfpruchS boppclt
fchhrierig fein.
3ulefct behanbelt ber SSerf. in Äürje bic Stufhebung beS 3efuitenorben8
unb bic ©efdjicfe ber ftirdje bis gu ihrer Umtoanblung in bic gjfarrfirdjc gum
h- aWidjad im 3. 1804 (S. 44—46); er fchliefet mit einer Reihenfolge ber
Pfarrer unb ber Sdjitberung ifjreS berbienfttichen SötrfenS. S)a8 23üd)Iein
ift anfprechenb unb äugteich populär gefdjricben, ba e8 einen mögtichft weiten
fieferfreiS im Sluge f)at. 3ut Tratte einer aweiten Auflage Dürften bießeicht
nod) folgenbe Berichtigungen unb <5rgan§ungcn SBerücffichttgung üerbienen.
S. 9 wirb als Saturn ber Sfbreife beS Sefutten ftaber bon Sachen ber
22. Sanuar 1544 angegeben; nach Reiffenberg (1. c. I, p. 15) mufj fie fpäter
erfolgt fein. 2>ie Sarfteflung S. 10, Stbf. 1, weicht bon ber bei 9teiffen=
berg I, p. 187 in manchen fünften ab. 3)er 1578 nach Stachen berufene
(Setfttiche hiefe J&efiuS unb fam bon ßöwen. ©r prebigte juerft in ber
St. ^oilanSfirche, bann auf ber neuen Langel im ÜRünftcr. Stach brei Monaten
ftarb er an ber $eft. 3h>u folgte Sfrang Sofftos, ber fpatere $ect)ant beS
Hachener ERünjterftiftS. 25er ßanbfomttmr ber S3attci Stttenbiefen (S. 12
ungenau blofe Siefen, beren es befanntlich brei:- Stttenbiefen, ÜRcucnbicfen unb
Sungbiefen gab, genannt) h«6 Heinrich bon Reufchenberg (nicht Raufchenberg).
$ie Sefutten erhielten bon bem SUfunfterftift jährlich 700 SBrobantifche ©ulben
(nicht £baler, S. 12) unb ber 3Jtogiftrat ergänzte am 6. 3uni 1600 biefe
Summe auf 1000 Stachcitfche Spater, ungefähr 500 Rthlr. 2Ran erficht bieg
aus einem Schreiben beS Kölner ©rgbtfchofS gerbinanb bon SBatoern an ben
flaiferfterbinanbll., d.d.2utti4 18. 2tprü 1624 (abgebrueft bei Reiffenberg T,
Dipl. p. 138 sq. aus ber fcanbfchrift bu <Shateau8), worin er btefen um
Unterftüfcung ber Scfutten gu Stachen angeht. Slm 4. September 1626 bc=
willigte ber 3Kagiftrat biefe Rente auf ewige 3eiten (Ibid. p. 139 aq.). 2Babr=
fcheinlich berantafete P. fJflabiuS (S. 17) auch ba8 bei Retffenberg (I, Dipl.
p. 108 sq.) abgebruefte Schreiben bc8 GhrsbtrgogS Stlbert bom 14. Stpril 1617,
worin biefer ben $aifer 2ttathtas um 3uwenbung eines Beitrags für ben 3öau
ber Ätrche unb beS SlofterS ber 3efuiten tu Stachen aus ben lonfisjirten
(Sutern unb ben ©clbftrafen ber bortigen Sßroteftanten bat; ja %a bermutheu
ift, bafe SflabiuS ben »rief fctbft bem Äaifer überbracht hat. 2>iefe8 Schreiben
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260
kleinere SWittbeilungcn.
ift aud) barum uon 3«tcreffe, toeil bann ba3 Stadjener 3efuitenfottcgium als
baS ärmfte im ganzen römifdjen Weiche bejeiefmet n>irb unb ferner barauä
^eroorgebt, ba& bie 3efuiten in Sladjen bereit« fett 1599 fünf Sdmlen fetten.
$ie mefjrfadj erma&nte Familie &uön triefe bon »mftenrabt ober Slmftenratf)
(nidjt Slnftenrabt, @. 20, 27 unb 34), aud) bürfte bie Sdjreibtoeife örüdfen
unb Gittern für bie frühem 3ültd)fd)en #mter »rüggen unb «Witten in einem
©d)riftdjcn, n>ie bem borliegenben, unftattljaft fein. ©. 25 ttrirb ein #err
O0tt Sauierfdjcibt (auf @. 29 Reifet ba&felbe ©efd)led)t $ammerfd)eib) als
Stifter ber St. 3ofeöf)8fapellc genannt, waljrenb Qufe (&ift.*topogr. öe=
fdjrcibung ber (Stabt Sladjeu @. 55) einen „$?errn uon Stmftenraibt" als. fplcfyen
beseidmet. SBorauf beruht biefer Unterfdjieb in ben Angaben? 3ur Datirung
fei nod) bemerft, bafj Steiffcnberg in feinem „Index collegiorum et domici-
liorum societatis Jesu" bie „missio prima Aquensia, adornata per Joan-
nen! Macherentinum" inS 3- 1578 (Sd)ein8 1579), unb ba8 „Collegium
Aquense Ludovico Thovardo Rectore" (<3d)emä nennt ibn, jcbenfallS un=
ridjttg, überall Xfpnarbu«) in« 3- 1600 fefct.
Ungead)tet all biefer 2lu8ftellungen bleibt ba3 „anfprud)&lofe" ©djriftdjen
ein fd)äfcbarer Beitrag äur 9lad)ener ßofatgefdjidjte unb üerbient unfere botte
<Smpfel>lung, unb ba3 um fo meljr, al8 ber Steinertrag beäfelben für einen
guten 3mecf, bie 9teftauration be3 gro&en um 1628 angefertigten ftronleudjter»
in ber Sßfarrfirdje jum f). SRidjael, beftimmt ift.
2Jiöd)te aud) bie ©efdndjte beB 2lad)ener 3efuitenflofter8 balb einen
ebenfo fletfcigen unb gefdjitften ^Bearbeiter finben; binrcidjenbeS Material bap
foitte bereit» Duij, nrie er «. a. D. @. 185, Sinnt. 27 angibt, gefammelt.
Sonn. 9t. %i<L
$ie S3augefd)id)tc ber Sirene beS beiligen Victor gu Tanten.
9tod) ben Driginalredjnungen unb anbem banbfdjriftlidjen Duetten bargeftettt
oon (Stephan S3eiffel S. J. 2ßit bielen 2lbbilbungen. ftreiburg i. 93r.,
1883. §erber'fd)e SerlagSfjanblung. XII unb 232 @8. 8°.
3>ic oorliegenbe Sdjrift f>at nid)t blofe ein lofaleä 3utereffc, fie ift
äugleid) für bie ättefte ®efd)id)te ber SMjcinlanbe unb inSbefonbcre für bie
gange rfjeinifdje Stunftgefd)id)te oon fjeroorragenber 33ebeutung. 3)a8 mag eä
redjtfertigen, foenn aud) biefe Blätter ifjrer gebenfen, sumat ber Üttame be$
33crf., eines geborenen 2lad)enerä, in if)nen eine eljrenbotte Stelle einnimmt.
S9cfantitlicfj bilbetc Xanten, fo lange bie 9tömer iljre Dffenffopolitif gegen
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kleinere amttl)cihmnen. 261
3)eutfd)lanb berfolgten, neben Äöln nnb Bonn, ben &ebeutenbften Säger» unb
SöefeftigungSpunft am 9Heberrt)ein. Sftit ber Aufgabe biefet ^olittf unter
ftlaubiuä tarn freilid). bie militarifdje Söebeutung be8 Dm siemlid) in SBegfall,
aber eine anbcre, bie fird)lid)e, trat an i&reT ©teile in ben SBorbergrunb. 2Bie
Sonn bie St. 8affiu3fird)e, ftötn St. ©ereon, fo füljrt Xanten bie St. »iftorä*
firdje in if)rem Urfprung auf bie SDtorterung ber djriftltd) gefinnten Zfybatx
unb bie Äaifcrin Helena surücf. 2(tte brei ftird)en maren mit btfd&öfltdjen
Stedten auSgeftattet unb galten nodj bis ins fpatere ^Mittelalter hinein als bie
borneljmften ftiräjeu be8 Kölner ®rgftift8. (Sollten fie nid)t urfprünglid)
romifdje ®arnifonfird)en geroefen fein?) 2>er enge 3ufammenf)ang gnufdjen
ber ©efd)id)te be2 „Xantener StornS" unb ber alteften bc8 Ort8 beranla&te
ben Serf., biefe in ben ftretö feiner Unterfudjungen mit funeinguaieljen. .§aben
aud) bie Ijier auftaudjenben fragen nid)t alle eine abfäjliefeenbe Söfung gefun=
ben, fo barf man bod) mit ftug behaupten, bafj ba8 bor&anbene reid)e Material
bon P. Söeiffel in einer befonnenem unb fritifd)ern SBeife, als e8 bisher
gcfd)el)en, geprüft unb bemerket morben ift. SRadjbem er an ber Spifcc beS
SBudjeS bie „ardjibalifdjen Duellen unb §ülf3mitte(", bann bie Don i&m benufcte
„Siteratur über bie 9$ictorfird)e" öeräetdjnct, fjanbelt er in ber „(Einleitung"
unb ben „©runblagen" 3unäd)ft (1. Äapitel) bon ber ©ntftefmng unb Sage
ber oft mit einanber bertoedtfelten Orte: Castro Vetera, Colonia Traiana
unb 2Uts93irten. Vetera, baS f)ier abh»eid)enb bon ber Sfafidjt beS neueren Sd)rift=
ftellerS über Xanten, ©cneral bon 23eitb, auf ober an ben $ürftenberg gefegt
rnirb, galt ben Körnern feit ben ftriegSereigmffen ber 3a*>re 70 unb 71 n. ßfjr.
als Unglficf8ort. „3n if)rer abergläubifdjen Sdjeu berliefeen fie ben $Iafc, an
bcm fiegeägetoobnte Segionen @l>re unb Slnfefjen berloreu Ratten" unb „sogen
eine f)albe Stunbe weiter, um unmittelbar bor beut (Slebertljor ber ie&igen
Stabt Xanten ein neues Sager ju erbauen". So entftanben bie Castra Ulpiae
legionis XXX, neben benen Trojan, mie P. 23eiffel trofe anbertoeitigen Sßiber*
fprud)8 feftbalt, eine, tbie er meint, bamatS fd)on nid)t meljr biel bebeutenbe
römifd)e Kolonie, bie Colonia Traiana (Troiana), anlegte. Über Xrajanä
Xbatigleit am DHeberrljetn bgt. je&t aud) Lettner unb Sampredjt, Sßeft*
beutfdje 3eitfd)rift für @efd)id)te unb, ftunft, Safjrg. III, S. 14. 3)aS alte
»irten (nid)t ju bermedjfeln mit Vetera) fud)t ber SBcrf. am $u&e beS prften=
bergs mitten im Söcttc beä jefct ^alb berfanbeten alten 9tf)einlauf$. hieran
fdjliefet ftd) (2. Äapitel) ba$ attartnrtfjum beg »iftor unb feiner ©enoffen.
2)er SSerf. seigt an ber §anb urfunblidjer 3eugniffe, inbem er borerft bie
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262 kleinere TOtbctümgen.
2Ba^r^ctt beS 3)tarrörium8 bcr tfiebaifdjen ßegion im Allgemeinen bar$utl)un
futfjt, tote fpeateK bcr ©laubenStob beS f>. SHftor unb feiner ©enoffen au
Xanten funlanglidj berbfirgt fei. 9fad) biefen einleitenben Untcrfudjungen toenbet
P. Beiffel ftd) bem eigentlidjen ©egenftanb feines »ud&es, ber SBiftorseirc^e,
SU unb fttoar befpridjt er im erften Steile bie ®efd)id)te beS ©aus unb ber
SluSftattung ber ftirdje bis sunt 3- 1311. $ie ßegenbc be§eid)net bie % $ctcna
als ©rünberin ber 3Hftor8fird)e. (SHne erneute Unterfud)ung über ben Sertf)
biefer ßegenbc unb ber rljeinifdjen §elenalegenbcn überhaupt f)at sunt <Srgeb=
nife, bafe bie besüglidje £rabition ftd) felbft bor ber ftrengften Äritif aufregt
erhalten läfet. @8 folgt eine 3ufammenftcKung ber nodj borfyanbenen 9toa>
ridjten über „btc franfifdje SMctorfiraje in Äletn^roja". Um» 3- 451 brannte
baS älteftc Äirdjengebäube ab, an feiner Stelle erridjtcten bie $ranfen einen
Stoeiten „tounberbaren" 33au, ben bcrmutylidj aud) Äarl b. ®r. bon 9tymtoegen
au« befudjt Ijaben toirb. Sil« bie Normannen ü)tt im 3. 864 bertoüfteten,
f>alf, toie es fajeint, bie ©räfin ©misa, angeblidj eine 9Wa)te bes StaiferS, mit
ju feiner SBicberfjerftellung. 3m (S&or ber alten Siraje tourbe bie „£aupt=
toofjlt&aterin t»on Xanten" begraben, fte fott nod) faute öftlid) bom ßettner
rubelt. 2lud) bie beiben Slpoftel beS 9tteberrf|einS, bie fjfj. SBillibrorb unb
Bonifatius, Ratten ofjne 3tocifel Bestellungen su ber alten Xantener ftirdje.
JMnfnüpfenb an bie bon bem Sölner (Srjbifdjof ^ermann II. (f 1056) geprägten
ÜDWinsen mit ber Slbbtlbung ber Xantener SSiftorSfirdje unb ber Umfdjrtft
Sancta Troia, gebenft bann P. Seiffei ber fränfifdjen Xrojafage, bie er mit ber
©intoanberung fleinafiatifd&er Stamme nad) 3>eutfd)tanb in Serbinbung brin=
gen mödjte, toeld&e bon.XiberiuS beranlafjt toorben, am Ufer beS 3ftr)tm« ftd)
niebersulaffen unb bort Stäbte su bauen, bon benen bie bebeutcnbfte £roja=
Xanten getoefen fei. SÖei ber SluflÖfung bes 9tömerreid)S Ratten gröfjere 9luS=
ftdjten bie @tnroor)ner anberStoofiin gelocft unb bie metften bie Volonte toieber
bertaffen, fo bafe bie ©rünbung ber neuen §auptftabt unbottenbet geblieben
fei. Unterftüfot toirb biefe SSermut^ung burdj ben bon bem &erf. jtidjt beadj=
teten Umftanb, bafj bie einsigen auf bem redjtcn Ufer bes 3JHttelrf)einS gefunbenen
oorrömifajen SDWinjcn einf)eimifd)er $rage baS lucifdje Xriquctrum feigen,
mithin auf ein HeinafiatifdjeS Söorbilb . surüefsufübren finb. 2>ie beiben fol=
genben (3. unb 4.) Äapitet befdjäftigen ftcr) mit ber romanifd&ett 2JiftorSfird)e,
bon beren Sau unb SluSftattung, toie fie um 1250 toaren, ber »erf. eine
genaue JBefc^reibung gibt, ferner mit bem 1082 in Xanten geborenen I>. Norbert
(oon ©ennep) unb bem Sdjolafter öertfjolb, bem Urheber beS älteften erfjal=
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kleinere 9JHttbeilungen. 263
tcnen £&eil8 an her heutigen »iftor«fira)e (SBeftbau). 3m 1109 mar ba«
nadj einem 93ranbe bon 1047 iDteber^ergefteKte ©Ottenau« auf« «Reue oon
einer freuer«brunft heimgefud)t teorben unb fammt ben 9iebengebäuben bi« jur
@rbe niebergebrannt. Sie öftlid)e $alfte be« mit ©ifer betriebenen Neubau«
teeüjte 1128 ber h. Norbert ein, ba« <Sd)iff 1165 ber Kölner @rgbiftt)of 9tct=
nolb bon ©affel. ©er Sßeftbau mit ben Stürmen blieb noa) ju erbauen,
©iefe Stufgabe übernahm ber Xantener 6ttft£fdjolafter ©crttiolb, inbem er
jur Söefcrjaffung ber nötigen ©elbmittel fcerfönlia) in ftrieslanb eine Stotterte
betrieb unb, nadj Xanten jurüdfgefe^rt, um 1190 ju bem majeftatifd)en Sau
ben ©runbftein legte. Äurj barauf ftarb S3ertI)olb. 1213 fanb bie @inteeifjung
feine« 2Berfc« ftatt. Salb genügte inbeffen bie fcirdje ber ©rifttgeiftlichfeit
nia)t meljr, ein Neubau tourbe befdjloffen unb ein allgemeiner $lan aufgeftellt.
3unad)ft begann man um bie romanifdje Slpfi« einen neuen (Sljor aufzuführen;
gerabe 50 3a!jre nad) ber ©intoeifwng be« 2Beftd>or« mürbe ber ©runbftein
zum Dftd&or gelegt. 2lber teahrenb erfterer nod) ganz im romanifdjen Stil
gehalten ift, jeigt ber le^tere bereit« bie üolle, entteidelte ©otfjtf ohne eine
©pur be« rheinifdjen Übergang«ftil«. Der bisherigen allgemeinen Annahme,
monad) man bie Xantener j8iftor«fird)e al« eine £od)ter ber Kölner SBauhütte
fünftem, mirb öon bem SScrf. entfd)ieben roiberfbrochen; nad) ihm fam ber
erfte j&aumeifter ber ftirdje (SJleifter Satob) au« Srabant ober 9iorbfranf reia)
unb mar bie 2lbteifird)e ©t. gbeb (1180 begonnen, 1216 eingeteert) ba«
Sorbilb für bie Xantener ©tift«ftrd)e. „3Ran fann fühn beraubten, bafe fia)
feine gotfjifdjen $lane benfen laffen, bie in ihrer ganzen Anlage bon ©runb
au« fia) mehr unaljnlid) ftnb, al« bie ©runbriffe be« Kölner Dom« unb ber
Xantencr SSictorfirdje." SWit einer fcr)r lehrretdjen 2Iu8führung über bie 5Ber=
faffung be« Xantener ftabitel« unb bie ©ebeutung feiner ©tift«red)nungen
fdjliefjt P. SBeiffel ben erften £heil feine« anfdjaulid), geteanbt unb übergeugenb
flcfcfjriebenen Söud)e«.
©er steeite unb lefcte £f)eil behanbelt au«Ja)liefjlidj bie 33augefd)id)tc ber
SJiltor«fiTO)e Dorn 3« 1316 bi« ju trjrcr SSottenbung in ber SKitte be« 16.
Saljrfuinbcrt«. ßeiber geftattet ber öergönnte SRaum niajt, auf bie intereffanten
Einzelheiten närjtr einzugehen, auf eine furze Überftdjt über ben Fortgang ber
SBautfjatigfeit mu& fid) ba« Referat an biefer ©teile befa)rän!en. ©obalb ber
neue $auptd)or mit zteei ©eitena)öreu hergeftellt toar, braa) man bie romanifdje
Slbfi« ab. $ann baute man, nad)bem inzteifdjen neue Stttttel gefammelt
toorben, bi« zum ©ranbe bon 1372 an ber öftlidjen Hälfte ber aufeern ©eiten=
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264
.Stleinere 3Rittr)cilungen.
fd)iffe. 33ei einem fctnbltc^en Überfall in bem aulefet genannten 3af)Ti, ben
ba& bamals nodj toe^rlofe ©tclbtcfjen Xanten bon leiten ber Herren Don
9Woer8 nnb (frfel erlitt, gerietf) ber Sßeftbcm ber $Hrd)e in 83ranb, boeb, f<f>ehtt
ber @d)aben Diesmal uicfjt fonberlid) grofe gewefen ?u fein, ba er 1B89 bereits
auägebeffert mar. Sn^wifctjen naljm man audj bie Sirbetten an ber Öftlidjen
Partie ber ,<Hrd)e, bie burd) ben Sranb 3unädjft eine Unterbrechung erfahren
hatten, wieber auf. 3n bem ERafee, als ber Neubau fortfd&ritt, würbe bie
alte Stirpe niebergetegt; fo beburfte man feiner 9?otr)ttrd^e unb feine» neuen
«auplafceS. 3ulefct fam ber Xfjeil au bie töeiljc, worin bie ©fjorftüljle beS
8tift8fapitel8 ftanben unb ber ©otteSbienft weiter gehalten tourbe, ioäfjrenb
bereit« rechts unb linfS bie ©eitenfehiffe emporftiegen; er mürbe 1396—1437
niebergetegt unb an feiner Stelle baS üWittelf^iff bis aum ßettner auggebaut.
1437 enblich, ljunbertoierunbftebgig 3«^e nach ber ©runbfteinlegung, mar bie
erfte §alftc ber Slrbeit bottenbet. öftlicfj oom fiettner ftanb bie neue gotfnfchc
§älfte ber Äiraje, weftlia) ba» alte romanifche ©djiff. ©ine etngehenbc
ardjiteftonifcfje SBürbigung, welche ber SScrf. in einem befonbern Äapltel bem
gotfnfdjen (Sfyor %u Xhcil werben läfet, gehört ;u ben lefenswertljeften 2lb=
fefmitten bes S3ucf}e8. (Segen ©nbe bes 14. SahrbunbeTtS machte fidj gegen*
über ber bisher feftgeljaltenen norbfransöfifdjen @djule bje Äölntfcbe beim
Xantener Sirdjenbau geltenb, fo jtoar, bafe bie weftliche jüngere $alfte ber
mx<S)t (natürlich abgefefjen bon bem untern Steile bes SeftbauS) biefer
lefctern Schule sugefajrtcbcn Werben barf. $on 1481—1519 baute man auch
baS (Schiff in gotfnfdjem @til um: 1481—1492 würben bie nörblidjen @etten=
fdjiffe meftlich üom Seltner, 1489—1506 bie f üblichen ©eitenfehiffe unb bann
bis 1519 baS 2Rittelfd)iff äWifdjen ihnen errietet. (Sine „flare, confeauente,
ruhige 23aufübrung" tritt uns an ber Xantener SHrdje entgegen, „tJaft alle
Srircbcn bes 2JctttelaltcrB finb fo entftanben. SBenn man eine biefer Ätrdjcn
untcrfudjt, fann man öon bornberein borauSfefcen, bafe bie Öftlidjen nnb weffc
liefen £beile unb oft auch bie nörblichen unb füblictjen Weber auS@iner 3«t,
nod) oon ©inem 2Mfter flammen." $a8 lefcte Kapitel wibmet ber 3*erf.
ben 9tcbengebauben ber ftirebe, ber ©afriftei, bem ftapitetbauS, ber ©dmlc
nnb «ibliotljef, ber Merei unb bem ftreuggang. Überall finb bie arebiteftonifchen
SluSfübrungen burd) beigegebene .§olsfcbnitte beranfebauliebt. ©inen befonbern
s Mi gewährt bie Settüre baburdj, bafj ber JBerf. bie funftfjtftorifdjcn WtiU
tbcilungen mit mancherlei gefcbicbtlicbcn, namentlich fulturgefduebtlicben 3?ad^-
rieten berflocbten r)at, fo 3. 23. über baS fteft beS SBaftunumS (warum
kleinere 2ttittlieilungen.
265
SBaftunium?) in bem „mit bunter $rad)t auggefdjmücften" Äapitclfaal (ber
lefcte, welker ein »aftunum erhielt, mar Johann ©rudferS au8 Staden, ber
1669 fein Äanonitot antrat), über bie »iftorstracht, über ben mittelalterlichen
©locfengufj, über bie greife ber ©ficher im 3WttclaIter, ihre SBefeftigung an
Letten unb bgl. mehr. Üttan fieht, ber überreiche Sfohalt be* 35uü)e8 läfet fich
nicht in eine furje 33efpredmng einjttoangen. ©iajerlidj aber mirb fem auf=
merf famer ßefer ba8 33uch aus ber §anb legen, ofme bie Überjeugung gc*
monnen gu ^aben, bafe e8 eine ganj neue Slnfidjt bon ber mittelalterlichen
ftunft unferer $eimat eröffnet. „@3 mirb ihm flar fein, bafe man im 14.
unb 15. 3ahrbunbert & e i (Stauung einer Stträ> in biel einfacherer Söeife
boranging, als biele unferer Sunfthiftorifer unb alle öftr)ettfcr>en Sbealiften
glauben machen motten. 3>ie bamalige Shtnft mar eine bolfsthümliche. Äünftler
unb 2lrcf)tteften, mie fie fid) heute oft breit madhen, ftnbet man nicht in ben
Urfunben jener 3eit. 2>ie treuen 3Ränner, meldje bie grofeen ftunftmerfc
fdjufen, bie mir bemunbem unb nachahmen, maren einfache ßeute, bie ihr
&anbmerf berftanben, bie nicht in Saftiger Site unb ftolgem ©elbftbemufetfein
für ihre ©hrc unb ihren SBeutel arbeiteten. 3n treuem 3fleifj förberten fie
ihr SBerf ju ©hren (Softes unb feiner .^eiligen unb gaben ihm fo bie höhere
SBeihe unb ben innern SBerth, ben auch bie fommenben ^ahrfmnberte bemunbern
mußten unb ber ihm eine Stauer burd) Sahrbunberte berbiente." 25er 3)rurf
beä JBu(he8 ift untabeflfjaft. SJon SWängeln finb uns folgenbe bei ber 2>ura>
ficht aufgefatten: ®. XII fehlt bei beT „ßiteratur über bie »ictorfirche"
Eerfteegen, @t JBictor :c. Xanten 1854. <©. 1, 3. 10 0. u. mirb ber
ftürftenberg irrig auf bic rechte ft. auf bie linfe 9ir)einfeite berlegt. ©. 90,
3. 3 0. u. heifet e8 unrichtig, bafe ^ropft Johanne« ©raf öon Virneburg
1304 ©rgbifchof oon ffur=ftöln, fomie ©ifdjof oon SRfinfter unb Utrecht ge=
morben fei-. ©r mar 1328-1363 ^ropft ju Xanten, 1360-1363 gugleid)
2)ombechant üu ftöln, (nad) $otthaft) bor bem 26. Oftober 1363 00m Sßapftc
prooibirter 38if$of oon 3RÜnfter unb feit bem 8. September 1364 iöifdjof
oon Utrecht, in melcher Stellung er am 23, 3uni 1371 ftarb. S. 91, 3. 3
mirb bie 3&W ber su ftarbinäten ernannten Xantener kröpfte auf 5 beziffert ;
überfehen ift babei ber tropft ©eorg #effeler (1466—1476), ber atlerbings
erft nach üRieberlcgung feiner ©teile in Xanten sunt ftarbinal ernannt mürbe
(bgl. ©nnen, ®efd)id>tc ber ®tabt Ädln III, ©. 530, 2lnm. 1). 8. 91, 3.
5 mirb ala £obe$jahr beä tropfte», fpätem ftarbinalS ßufa« bon SRamialbtö
1513, ®. 208, 3. 3 bagegen 1514 (ber Warne tautet hier bon 9taönalbi) an=
gegeben. <£r ftarb su 9tom am 26. ftebraar 1513.
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266
Kleinere 2ttittf)eifangen.
<Sold) arcfjitcf tontf cf> nterftuürbtger Jrtrdjen, tote bie 23iftor£firä)e ,511
Xanten, gibt es int SKheinlanbe manage; ben meiften Don ihnen aber fehlt
nod) eine toürbigc !8cfd)reibuug unb 0"ki*d)icf)ie. hoffentlich finben ftdt) auch
für ftc balb bie geeigneten Bearbeiter.. 3JHt bollern 9ted)t barf bie borltegenbe
©d)rift als ein muftergültigeS Sorbilb für ähnliche SSarfteHungen empfohlen
- All
loeroen.
Sonn. 91. gJidf.
lieber rh eintfdjer (SefchichtSfreunb. herausgegeben bon 2.
Henrich», ^fünfter Jahrgang. 1883. $rutf unb Serlag bon fttöcfner &
SDtouSberg in Srempen a/fflh- 24 Hrn. 192 <3<S. H. $ol.
2Hehr als fonfhoo am Slhein begann bor ungefähr einem Sfohraehnt am
untern Stiebendem ber Sinn für bie erforfdmng ber ^eimatliajen (Sefdjithte
fid) äu regen. 3n ungetoöfmlicher 3ahl entftanben bort ®efd)id)tSbereine, gum
&heil mit periobifchen Seitfrfjriften, uwb ®efd)tdjt$blätter. 3Jon erftern fei
beifpieistoeife an ben Xantener SUtertfjumäöerein, ben herein üon ®efd)id)t3=
freunben *u Weinberg, ben fcüffelborfer ©efchidjtBberein, ben SReußer 3llter=
thumSberein erinnert, bon lefetern an Sßicfö 2ftonat3fd)rift für rr)ctnifcr)=tt»eft=
falifdje ©efchichtSforfdjung unb 2nterthutn3runbe unb an baS SEBoct)enblatt „2)te
heimath", meld) lefctereS, feit 1876 oon Dr. Äeuffen rebtgirt, jtoar fdjon nach
Dreijährigem 93efte^en im Tläx% 1878 einging, aber nod) in bemfelben ^aiftt in
ber neuen 2Bod)enfd)rift „$er Stieberrhein" einen 9fcad)folger erhielt. STtterbings
hörte aud) biefeS SBlatt bereit» im 3. 1879 auf gu erfdjeinen, inbeffen beranlaßtc
eine Spaltung gmifdjen SRebaftion unb SBerlag, baß nunmehr beibe mit einem
befonbern ®efd)id)t#b£att hwbortraten, ber SRebafteur & Henrichs p 2Bad)ten=
bon! mit bem w 9Heberrheinifd)en ©efchtchtsfreunb - , ber Verleger 3- ßenfcen
3U 2fifd)eln mit ber „$eimathSrunbe". ßefctere, bie 3at)re lang mit ein paar
Stummern ein förglicheS Stafeüt triftete, fdjeint neuerbtngs nrieber auf ein
regelmäßiges ®rfd)etnen S3ebad)t genommen p haben, dagegen erfreut ftd)
ber w 9liebenheinifd)e @efd)id)t8freunb M feit feinem SBeftehen eines größern 8ln=
fchenS unb zahlreicher Zeitnahme, hier befd)äftigt uns ber Inhalt feines
fünften Jahrgangs. @r umfaßt eine anfehnliche 9iei^e meift fdjafcenSroerther
2luffafce aus ber rheinifchen profan», Kirchen» unb Äultnrgefd)ichte, in benen
allerbingS, ber Slbficht ber 3«tfcf|rift entfpredjenb, in erfter ßinie ber untere
Slieberrhein oertreten ift, aber auch aus toeiter abgelegenen Orten, toic «Sieg*
bürg, 9theinbach, Slnbernad) unb felbft aus bem meftfälifd)en fünfter mancherlei
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kleinere 2Rtttf)eifoitgen. 267
3lacf>ricf|ten beigetragen finb. 23efonbere fceroorbebung, toeil bon attgemeinerm
3ntereffe, berbienen aus ber SHrajcngefcfiJdjte : ein bisfjer unbefannter Kölner
SBeüjbifdjof Sßeter bon 3erif (SibuS), bie kröpfte an ber @t. SSiftorSfircfc
gu Xanten (ftreubenijammer), Beitrag« gux nieberrljeinifajen SHrdjengefrf>td)te
(#enriä)3), ber fj. ^entlimtS gu 9teeS (©lubter), bie 3)lünftcrifcr)en 2öcüj=
bifdr)Öfe 3oIj. SftfolauS (JlaeffenS unb Sodann öon 6ternenberg=$üffeIborf
(XibuS); aus ber Sßrofangefdncfjte: ©eneral Soljann öon 2öcrtr) in ber @d)latf)t
bei (Jretburg 1644 (jQenridjS), Beiträge gur (SefajtdOte beS 2lmteS Debt (SöerreS),
SR^einlaufe, €>pbcfe, Uferfjöfe, ^furt^c, 2Barbe unb §orfte (©tubter); aus ber
<Mturgefä)icf)te: 2)a3 Slnbernadjcr Subenbab (Xermelp), (Slebifdje 5Bolf3fprüd)e
unb töebetoeifen (Söcrf. ?), 2luS «Rheinberger 9totf)Sprotof ollen ($icf), ^ejen*
proseffe in 2lnbernacb (£ertoelp). ^pejieU aus bem (Gebiete unfcreS SkreinS
enthalt ber öorliegcnbe Saljrgang nur eine Heinere 2Hittfjeilung öon Balten
(ßornelimünfter) über bie ftamilie bon 2lgri8, bie, aus bem ßimbnrgifdjen
ftammenb, urfunblid) suerft anfangs bcS 17. 3al)rf)unbertS in ber QJegcnb
bon Slaajen auftritt. Meiner bon 9lgriS, toctct)cr SInna bon ©efrtoaräenberg
aus bem Slaajener a5ürgermeiftergefd>leä)te b,etratf)ete, befafe aufeer anbern
(SJütcrn „ÜDlergel" unb „Duoitfmbjen" im ßanbe Herzogenrath, jtbei, mie es
fdjeint, iefct berfchtounbene Sofalitäten, beren SBeftimmung noch ausfteljt. 2)er
Sftüdffidjt auf ben iieferfreis beS SBlatteS, toclcr)cr nur sunt flcinften Ttyik aus
tJforfc^ern in gefd)icbtlia)en fingen befteljt, mag eS jujufd^reiben fein, bafe in
bem „^Kberrhetnifchen ©efdn'd)t3freunb w beinahe auSfdjltefelich ausgearbeitete
Sarfteuungen, Urfunben aber in ber Siegel nur bann jum SlbbrudE gebraut
werben, toenn fie in bie 2>arftellung mitberflocfiten finb. 2tn ben mitgeteilten
Urfunben ift in formeller ^infiajt su rügen, bafe bie Xttft ber heute fo jiem^
lief) allenthalben angenommenen @ct)rcibtocifc nicht angepaßt finb. Slucb bürfte
im Allgemeinen ber 3Wc^r^ar)t ber Beiträge eine etmas größere 2lfribie %u
toünfchen fein. Sieben bem Angeführten enthält ber borliegenbe Banb noch
äablreiche Heinere äJMttheilungen, rjtcr unb ba furje Steigen literarifchcr 6r=
fchetnungen aus bem ©ebiete ber rheinifeben Sßrobin§ialgefebicbte, enblia) ein
buntes Sitteriet in „fragen" unb „Antworten". SBer fid) mit ber rr)etnifcr)en
(#e)d)tdjte, fpegtell ber nieberrheinifeben, eingebenber befajäfti'gt, toirb ber bor=
liegenben 3eitfd)rtft nicht entrathen fönnen. Schabe nur, bafe ber Langel eines
9tegifters ihre iöenu&ung fo erfebmert.
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268
kleinere 2Rittf)cilungen.
»u$ Beitfdjriften.
1. 2ttüllermeifter, fthrinifa>2Beftfälifd)e Schulleitung, Safjrg. V
(1881/82), 9fr. 1, S. 8 ff.: 3. §ermannB, Über »ilbungS* unb ©r3iefmng8=
Slnftoltcn ber Stabt $)üren in früherer 3«t (nteift nach Sonn, SRumpel unb
ftifdjbattj, Sammlung oon 2Raterialtcn jur ©efdn'chte 35üren8).
2. Bulletin de la socie"te" nationale des antiquaires de France, 1882,
p. 293 sqq.: 27Htthcilung beä ©rafen bc 2Rarfü nach bem bon $rof. ßoerfdj
cingefanbten Bericht über 3tteifter «nb (Sntftehungääeit ber großen ©locfe bon
St. Sßctcr in Staden (bgl. biefe 3citfchrift, 8b. IV, S. 318 ff.).
3. Sinniger für Shmbe ber beutfdjen S3oräeit, 23b. XXX (1883), Sp.
327—332: $orth, ©olbarbeiterrechnung für ben ^erjog 2BiIhelm IV. oon
Jülich unb 23erg auä ben 3- 1480 unb 1481.
4. Sftöbiger, Seutfdjc ßitterarurjeitung 1883, S. 1410: »triebt über bie
Sifcung be8 Vereins für ©efdjichte ber ÜRarf S3ranbenbnrg bom 12. September
1883. ©ömnafiallehrer Dr. 93olte legte üor einen 1585 in »erlin bei liefet
Sollen erfchienenen 9?ad)brucf ber 1582 oon bem 3) ü rener Sdmlmeifter
SWartin Sdnnibber ober #abriciu8 oerf afjten, bisher unbefa unten äomöbte
„35a« Kern Borgens <$ett". 05er Stoff be3 burch gefchiefte öertoenbung älterer
bramatifcher Sttotioe beachtenstoerthen StütfeS ift bie aus einem altern nieber=
beutfajen ftaftnadjtöfpiel unb einer fpätern franjofifd^en ÄomÖbie befannte
3ähmnng eines böfen SBeibeS, meines oom Spanne blutig gefchlagen unb in
eine gefallene Stto&haut eingeioicfelt mirb. S)ie Jöertoitfelung toirb burd) eine
bom Teufel felbft angeftiftete böfe Schwiegermutter herbeigeführt, toelch« auch
eine SBerfammlung ber grauen ju einer »erathung über ihre Emanzipation
beruft.
5. Lettner unb ßamprecht, SBeftbeutfche 3eitfchrift für ©efchiehte
unb Äunft, Sahrg. II (1883), S. 428: fcettner theilt bie Stempel gtoeier
an ber norböftlichen Seite beS Sladjener SttünfterS unb bidjt an beffen ©runb*
mauer in einer £iefe oon 10 ftufe gefunbenen römifchen 3icgelplatten mit,
toeld)e, fid) gegenfettig ergdn$enb unb in SJerbinbung mit einer bei fechten
(föollanb) gefunbenen, folgenbe 3nfchrift ergeben: trans Rhenum f(ecit)
Ategiuö (AteriusV) Jullinus m(iles) l(egionis) I M(inerviae). — <3or)rQ. III
(1884), S. 188 f.: Bericht oon %x. 23er nbt über ba& Suermonbt*3Rufeum
3U 2tact)en.
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kleinere ÜWittbeilunflen.
269
6. Steinmaöer, 3ettichrift ffl r beutfrfjeS Sllterthum, 33b. XXVIII
(M. fr XVI), S. 133: ftarl Äochenbörffer, 3um turnet oon ^ant^eig,
glaubt, bafe bie Seranlaffung p biefem erftcn (Sebicbt beS tonrab oon 2Bür$=
bürg bic Grefte unb Storniere gemefen finb, welche bei ber Krönung föicharbS
oon GortttoalliS (Himmelfahrt, 17. 9)toi, 1257) ju Slawen gehalten mürben.
7. 9tiebcrrbeinifcher ©efer/ichtsfreunb, 3ahrg. VI (1884), S. 22: 3. Hoff*
mann«, S)ie öefifeungen ber Slbtei ftlofterratb an ber 2Tr)r (ber 9toberbof
unb ad)t SBeinberge in ber SUjrroeUer ©emarfung).
8. Höh Iba um, SJHttbetlungen aus bem Stabtarcbiö öon Sroln, Heft IV:
Siortb, 2)aS Urfunbcnarchiö ber Stabt Sdln bis 1396, oerseichnet aus ben
3. 1275-1303, Steiler, ®ie ftabtUInifteu ftopienbücber, aus ben 3.
1373—1401 eine grofje SRenge öon tlrfunben unb Schreiben, toetche für bie
©efdjiebte SlaajenS, mie ber Orte unb Familien beS ScrcinSgcbictS in »etraebt
fommen. CHnaelbeiten anpgeben ift hier nicht möglich; es fei für biefeS jpeft
mie für bie frühem auf baS fehr genau ausgeführte SSerseichnife ber Orts* unb
Sßerfonennamen oertoiefen unb auf bie fehr beherjigensmerthe &orbemerfung
beS Herrn Herausgebers aufmerffam gemacht.
9. 3«tf<hrift beS »ergifchen ©efcbtcbtSöereinS, 93b. XVni, S. 1-148:
©ebharb, Bericht beS HoffammerrathS ftriebrich Heinrich Sfacobi über bie
3nbuftrie ber Herjogthümcr 3ülicb unb S3erg aus ben 3. 1773 unb 1774.
— S. 175 f.: Ha riefe, Wefrolog über 3ohann SBilhelm ©raf oon Erbach ;
— S. 179 f.: ftefrolog über Dberft förnft oon ©djaumburg. — S3b. XIX,
S. 215 f.: Sinnige oon $od), ©efebiebte ber Stabt (Sfcbmeiler, 23b. I.
10. 2lmtalen beS hiftorifchen Vereins für ben «feieberrhetn, Heft XLI,
S. 1 ff.: Slley. Kaufmann, Nachträge su ben Quellenangaben unb S9e*
merfungen &u ftarl SimroctS 9lbeinfagen. 3roeite Sammlung. 35arin mirb
S. 11 f. bie Aachener Sage üom Scbtoanenring behanbelt. — S. 135: $te
oon 9c. $ t et begonnene Sammlung oon föoerfagen mirb bei ben im ©ebiete
biefeS fttuffeS mohnenben 3Ritgliebettt beS f>tft. Vereins jur Unterfrüfcung burch
beitrage empfohlen. (Stodj mir fdjlie&en uns mit ber gleichen S3irte an bie
3)ittfllieber unfereS SBereinS an. 3). 91 eb.) — S. 156 f.: Nachrichten über
ben Stufenthalt beS h- öernbarb 511 3ülich unb Slawen im 3- 11^7.
11. 9thenus, SBctträgc sur ©efebtebte beS amttelrheinS (Organ beS
ßahnfteiner SllterthumSüereinS), 3ahrg. H (1884), 9tr. 4, S. 63: Sföt Hin*
meiS auf brei im treibe bei Oberlahnftein ftehenbe ©rensfteine mit ber 3"*
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270
kleinere 2Mttf)eUuitßen.
jdjrift: 1754 KAYSL STIFFT zu AaCHEN mirb über bie Übungen bicfeS
Stifts au Dberfobnftein angefragt.
12. Sfl^fbäd^er beS SSereinS oon StltertbumSfreunben im 9t^einlanbe,
$cft LXXVI, 8. 20 ff.: 3- ©djn eiber, 9fcue Sorfd^ungen über Römers
ftrafeen jvtptfd^cn Sttaas unb Hflfytm, enthalt aud) einzelne ftaajridjten Über
©trafjen im 9tgbä. »adjen. — @. 238 f.: <£. auS'm SEBeertb, ©cfrtoert*
flinge aus 2llbenbooen, mit $arfteuungen aus 2Hbred>t 2)ürer8 £riumpbtoagcn,
vom 3- 1528, toabrfdjeinlidj eine Sütiajer ©iegeSbeute, toeldje in ber @a)lad)t
bei Sllbenboöen 1578 einem berüorrageuben ftüfjrer ber ftaiferlicben abgenommen
tourbe. — @. 243 f. : 3. Ä 1 e i n, SBieberauffinbung eines Verlorenen (römifcben)
3nfcbriftfteinS in ber ftunbamentmauer eines ftaufeS ju SBlanfenbcim.
13. ((Stberfelber) 9teformirteS 2Bod>enblatt, 3af)rg.XXIX (1884), 9ir. 18,
©. 137 ff.: Ä. ftrafft, (Erinnerung an Caspar ©ibel aus ©tberfelb, Sßaftor
SU JRanbeTatb, 3ülidj unb §u 3)e0enter in §ottanb (1590—1658). §ier toirb
aud) beS SßaftorS ftriebrid) ftefeler ju ©fdjtoeiter gebaut, ber 1636 oon bett
©eneralftaaten ben Auftrag erhielt, nad) SSrafilien %n reifen, um als (Super*
intenbent ben niebcrlanbifdjen Öemeinben beijufteben.
14. $er $eutfd)e £erolb, 3af>rg. XV (1884), 9h:. 6, S. 86: SB.
(Srecelius, 3ur ®efd)iajte ber Herren oon ^aflant. llrfunbe: Sodann oon
galant Oerfauft am 3. 2)tai 1424 bem „sadelmecher Heynrich van Haym-
boiche" feinen Stntyeil an bem Jpaufe in ber 3afobftrafee, baS fpäter ber
Familie oon GUtaita geborte unb an beffen ©teile iefct baS SJSoftgebaube
ftef)t. 1453 toirb eS baS §au8 „zer pappegayen" genannt. 3)ie llrfunbe
tourbe mitbeftegelt oon bem ©ruber beS SerfauferS „Reynart van Pallant
canonich ind vitzdom zo onser vrauwen zu Aiche".
15. De Maasgouw, Orgaan voor Limburgsche Geschiedenis, Taal-
en Letterkunde, 3<*brg. VI (1884), 9hr. 221, @. 971 f.: öeboortezang op
den Koning van Rome, bat ein „Carmen genethliacum primogeniti
Galliarum prineipis, regia Romae a Directore et Professoribus Gymnasii
Aquisgraiiensis 9na Junii 1811 oblatum" jum ©egenftanb.
Sonn. ßoerfd).
•
- S8r
Iriirf oon (f. 91. ^olm in ?tarf)eu.
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• HPK
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\nmv %avh V, l[rirtmng in %nifytn
betrieben von Balbaffar Cafttglione.
8<m 81. t>. föeumont.
L
3m 3. 1562 bruefte ®irolamo ftuScelli bon SSiterbo, eilt
ungeachtet feiner beinahe fabelhaften X^dtigfeit ^eute fo^ufagen ber=
geffener ßiterat, in $enebig ben erften, bem Äarbinal (Sarlo 93orromeo,
Neffen ^apft SpiuS' IV., getoibmeten 23anb einer Sammlung tum
politifd^cn ©riefen, melcfie unter bem Xitel: „Lettere di prineipi",
fpäter burä) groei fernere Xfyüt bermeljrt unb in neuer Auflage
erfreuen, unter ben zahlreichen 23rteffammlungen biefer mie folgenber
Reiten einen ber üorneljmften spiäfce einnimmt unb für bie Äenntnijj
ber ©eftt)ic^te beS 16. 3^^unbertä unentbehrlich ift. $)a3 feierte
(Stücf biefeS 33anbe3, nad) brei Dom ßarbinal GajetanuS bon granf=
fürt aus im 3uli 1519 an Sßafift ßeo X. gerichteten Schreiben, ift
ein an ben ßarbinal bon ©ibbiena erftatteter, mit „umilissimo
servitore Baldassare Castiglione" unterzeichneter Bericht, bon Äöln
am 2. ftobember 1520 (irrt^umUc^ 1519) über ÄartS V. Krönung
in 2lad)en am borauSgegangenen 23. Oftober. ©0 biet meine 9toä>
forfc^ungen ergeben Ijaben, ift biefer S5rief in $)eutfd)tanb unbefannt
ober toenigftenS unbeachtet geblieben, ©ennoefj berbient er folcher
$ergeffenljeit entzogen gu roerben, nicht forooljt als enthielte er bieleS,
mag man nicht burd) anbere 33erichterftatter, namentlich burch ben
Äölnifchen dtafy ^ermann SRohr ober, tbie er fia) auf bem Xitel
feiner ausführlichen ©dn'lberung beS feierlichen Vorganges latinifirenb
nennt, §artmanu3 Maurus roeijj, bem bie Aachener ©tabtgef dachten
gefolgt finb, vielmehr toegen ber ^perföntichfeit beS Schreibers unb
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bon töeumont,
aB SBcmeiö bcö 3ntercffeö, toetdjeä bcr Vorgang audj für ben päpft=
liefen ipof ^atte, ber in baS bcrmorrene unfcf>öne ^arteitreiben ber
granffurtcr 3Ba#, mobci fo bicleä auf bem 8pielc ftanb unb meiere in
gemiffcm Sinne über bie @efd)icfe Deutfdf)lanb3 entfdjjieb, mit n>ecf)feln=
ber ©efinnung eingetreten mar. 3 U 3 ta K cn ift Der ^ r ^ c f $t° ar me$r=
mate gebrueft, aber mit 51u3naljme bcr in ©aetano ©iorbani'ä öie(=
leid)t $u au$füt)rltdfjem 3Berfe über ÄarlS V. ÄaiferrrÖnung in
^Bologna gefa)e^ene (Ermahnung unb Sftitthcilung beS £erte3 nidjt
befonberä berütffidjtigt roorben. s 2ludf) ©iufeppe be fieöa, bcr in
feiner nod) unöottenbetcn mufterljaft fleißigen ©efajiajte ÄartS V. atter=
bingä nur beffen Regierungen $u ^talkn au3für)rttd)er beljanbelt,
befdjränft fid) auf ein btogeö (Sitat be3 Briefes nad) ftuSceÜTä $rucf .
3n ber beutfcfjen Literatur, in melier mir freilief) nur $u öiel ent=
gangen fein mag, ift mir, wie gefagt, feine Ermahnung biefeS $ltten=
ftücfä üorgefommen. 2lber fdjon bie SÖebeutung ber hier in SBetradjt
fommenben ^erföntic^feiten wirft heute noch, nach mehr benn m'crtc=
halb 3 a 5 r § unöertcn f c * ncn fetten »©lang auf bie Gegebenheit, bie,
neben ihrem gerichtlichen 3ntcreffe, aud) in bie h<Wen Greife ber
Jftenatffancegeit hineingezogen nrirb.
2.
£)te beiben Banner, um bie eS fidfj hobelt, ber (Schreiber be3
93riefe3 unb ber, an melden er gerietet ift, gehören gu ben glän=
genbften ©eiftern ber <£poa> bcr pd^ften Glüthe ber »icberbelcbten
flaffifd)en 93ttbung. 33cibc ftanben in öertrautem $erhältnif$ gu
^ßapft Öeo X. mie gu 9raffacl bon Urbino. Galbaff ar ba ßaftigtione
entftammte einer ber bornehmften gamitien bcr fiombarbei unb n>ar
im 3« 1468 im 9#antuanifchen geboren. 3 m 3- 1^05 toar cr
gum erften flttale in dtom mit bem .Ipergog üon Urbino, ©uibubalbo
Oon Sttontefettro, an beffen £ofe er mehrere 3&$ r * to frönen
herein öerlebt Ijfttte, ben er in feinem berühmten Gucfje „H Cor-
tegiano" fo anmutig gcfa)ilbert ^at. 3 m Darauf folgenben 3^rc
ging cr für benfetben §ergog naa) (Jngtanb gu Äönig Reinritt) VII.,
im 3. 1507 naa) 3ttaitanb gu fiubmig XII. oon granf reich, ber
nad^ ber gerben Züchtigung ©enua'S fid) at3 Geherrfa)er ber öonu
barbei in feinem ©lange fonnte. 3 n fpätern 3ah ren t°« r er oiel
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Äaifer ÄarlS V. ftrömmg in Sfad^en. 273
in fRom, tt>o er mit bcn ©cleljrten, Siteraten unb Äfinftlern ber
Reiten 3ultuS' II. unb Seo'S X. in freunbfdfjaftlichem 23erfeljr ftanb,
unb fidf) nicht bloß litcrarifc^en Arbeiten, fonbern auch ben anttquaru
fdf)en (Btubien roibmete, toelche bamalS mit großem <£ifer roieber
aufgenommen mürben. ,3 n lefcterer ©e^ie^ung ift er föaffael an
bie §anb gegangen, als Seo X. biefen mit einer 9lrt 9tefonftruftion
beS antifen dtom beauftragte, unb ein befannteS 6d)riftftürf, meines
in ber ftovm einer SßMbmung an ben ^apft eine Einleitung $u
einer folgen umfaffenben Arbeit bilbet, mirb öon fielen (Saftiglione
gugefdfnneben.
3m 3a^re 1520 übernahm er in ftom bie biptomatiföe $er=
tretung für ben Sftartgrafen unb fbfitern §ergog öou 2ftantua,
Seberigo <$ton$aga, beffen Territorien er burd) feine ©cburt ange-
hörte. 3 m 3- finben mir tljn in Sttantua, jtoet ,3 al ^ rc fpötcr
ging er als SRuntiuS $abft ÄlemenS' VII. nacf) ©Manien $u $arl V.,
eine 9ftiffton, ber er $um Xfyii unter ben fa)h)ierigften Umftdnben
borftanb; benn maljrenb berfelben erfolgte bie ßrrftürmung unb
^lünberung föomS burch baS bon bem (Jonnetable bon Söourbon
befehligte faiferlicfje §eer, ein (Jretgmf?, welches iljm größtes ^erjc*
leib berurfaajte unb bon beffen golgen er fidf) nicht miebcr erholt
hat, mie er benn $h>ei 3aljre barauf in «Spanien geftorben ift.
£>ie ^Biographen (Saftiglione'S, bon melchem eS übrigens feine
ausführliche fiebenSbefchreibung gibt, mogu bocfj reichliches Material
oorfjanben ift, fagen nichts über eine ©enbung ju Äarl Y. aus
$lntaf$ feiner 2lacf)ener Krönung, roährenb auch auS feinen übrigen
©riefen unb <Scf)riften nichts über biefelbe ^erborge^t. (£benfo
menig fbricf)t er fid) in ©riefen ober fonftigen ©Triften früherer
3a§re über Äarl V. auS, menn man bie einige Stelle in feinem
oben genannten 23udf)e aufnimmt, mo er eben bem 9ttanne, an
melden ber ausführliche Bericht über bie Krönung gerichtet ift, fot-
genbe Sporte über ben jungen $rin$en in ben Sttunb legt: „©roje
Hoffnung meeft ber ^ring bon Spanien, $>on ßarloS, melcher, noch
nicht jum ahnten Lebensjahre gelangt, fa)on fo öielen ©eift unb fo
ftetjere Reichen toon ©üte, Klugheit, 33efd)eibenheit, JJodjfinn unb
anbern Tugenben an ben Tag legt, bafj man, menn bie höa)fte 3Bürbe
ber <$hnftenheit, mie man ertoartet, an ihn gelangt, hoffen barf, er
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üon 9ieutnont,
roerbe bcn tarnen bietet alten Äaifer in Statten ftetten unb ben
$Berü$mteften ber SBelt an ®lan$ beä Samens gteidjfommen." ©in
Urzeit, roetdjeä, ba ber £ortegtano *mar tdngft (1514) berfafit
unb in 93e$ug auf bie ^anblung in eine roett frühere £tit berlegt,
boa) erft im 3 a h re b° r ^ 33crfaffer8 £obe gebrueft morben ift,
einer Prophezeiung post factum d|n(id) ftetjt.
$u nitt)t geringerm Stufe als (Safttglione gelangte Söernarbo
SHbbiena, mie man i$n na<h feinem ©eburtSorte gu benennen
pflegt, einem nidjt unanfe^nlid)en Orte in bem frönen Söergtljale
beä (Safentino, mo man ju bem berühmten Älofter bon Sltbernia
hinaufsteigen beginnt, in mela)em ©t. granu'SfuS bon Affifi bie
Sunbmale empfing. 6ein 93ruber, 6er piero $>obi$i, mar erfter
Sefretär ober Äanjler, mie man e$ nannte, im £>aufe ßorenjo'3 be*
9ttebici, ber auö) ben jungen Söernarbo $u fia) nahm unb ifm mit
feinen «Söhnen erziehen lief;, bon benen ber um fünf 3>ah rc Jüngere
©iobanni firi) ilmt befonberö anfä)lofj. 5lud) alö biefer im 3. 1492
gur Äarbinatämürbc erhoben morben mar, blieb Söemarbo bei ü)m
unb teilte mit iljm baS (Sril, metd^eS i!jn gmei 3a^re fpäter mit
feinen SBrübem auö ber «$eimat bertrieb, mar fein ©efä^rte auf
feinen langen Reifen im ftudlanbe unb fein ©enoffe in diom in
papft Suliu«' II. 3eit. 2113 ßarbinal ©iobanni be' SKebici am
11. Sttärg 1513 unter bem tarnen Öco X. ^apft gemorben mar,
berlieh er in feiner erften ÄarbinalSpromotion ben rotten §ut
feinem 3»9™M r e unD e unb treuen ©efährten, ber neben feinem
«etter, Äarbinat ©iulio be 1 ÜKebici, in politif<f>en Angelegenheiten
fein bornehmfter 9tatfjge&er gemefen ift. 3)er Äarbinal bon 23ib=
btena, ober, mie man üjn geroöhntid) nadf) feiner Xitetfiraje nannte,
Sta. Maria in porticu, mar mdfjt bloß ein eifriger Söefdjmfcer unb
greunb bon Söiffenfdjaft unb ftunft, fonbern felbft s -l$erfaffer ber
lange $eit hinbura) beriu)mteften profa=Äoinöbie, ber (Salanbra, bie
im ^atifan aufgeführt murbc, obgleich fie eben fein dufter bon
eittenrein^eit ift. <£r mar ber ©önner unb Vertraute ftaffaelö,
ber fomohl fein «ilbnig mie baäjenigc Gaftiglione'ä gemalt hat unb
mit bcS ßarbtnalg 9iia)te Waxia berlobt mar. 3ur 3eit, als
8eo X., ber immer groei 6a)nüre am 33ogen gehabt $at, mit granf=
reief) gan$ einberftanben fa)ien, mar SMbbiena £egat bei Äönig
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Ämjer Barls, V. Krönung in Slawen.
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grang I. unb blieb aua) naa) feiner 9tütffe§r naaj föom mit beffen
Sttutter, fiuife bon ©abotyen, in bertraulidjem 93riefberfeljr. Einern
Äarbinal jener £tit, ber übrigen« nid)t ^riefter mar, fdjeint e«
nidjt unbaffenb erfdju'enen gu fein, menn er ben Äönig, feine
Butter unb feine geiftreidje, in i^ren ©lauben«meinungen nia)t
gerabe ortljobo^e ©djmefter 2ttargaret$e, bie £>ergogin bon 5llen$on
unb nachmalige Äönigtn bon 9labarra, bie „Srinität" nannte. ©r
t)at ben an tljn genuteten 33erid)t loo^l nie ermatten, benn er ftarb
in 9tom am 9. Sftobember 1520, fieben Sage, naä)bem berfelbe ge=
fdfjrieben mar. 9ftan §at feinen Zob bem @ift gugefdjrieben, roel=
dje« i$m au« 2lnla& eine« $erbad)te«, bafc er mit frangöfifdjer
Unterftüfcung naa) ßeo X., bem man fein lange« ßeben gutraute,
Sßabft gu toerben Ijoffe, beigebradjt morben fein foll. — Slriofto
fdjeint biefer Scrmut^ung föaum gu gönnen, inbem er in einer feiner
Satiren bon i^m fagt, e« mürbe beffer für üjn gemefen fein, menn
er bon fetner Negation nitt)t gurücfgefefjrt märe: „ein ©lücf für
tljn, mär 1 er in $our« geblieben". 2lber au« 23ibbiena'« eigenen
Briefen ge$t §erbor, ba§ er fä)on im 9ttat 1520 franf mar. (£r
mürbe nur fünfgtg, (Safttgltone etnunbfea)«gig 3 a 5 rc
$)afj ber 93eria)t über bie Slaa^ener Ärönung bon Sefcterm
$errüljrt, fteljt mo$l auger ^metfet. 2öer follte bie g&lfdjung be=
gangen Ijaben — gu meinem 3mecfe follte fie begangen morben
fein? iu Gaftiglione'« ßebgetten gehrifj nidjt — menn fbäter, in
meinem ^ntereffe? S)a«jenige an be« Äaifer« beutfdjer Ärßnung
mar gmeifel«o§ne ein §öd)ft geringe«, unb e« mürbe deinem einge=
fallen fein, gum £totd einer literarifajen £äufa)ung eine für einen
$)raufjenfte§enben jebenfall« feljr fäjmiertge Delation gu fäjmteben.
$)er 33erid)terftatter Ijat in amtlidjer Stellung ben Zeremonien bei=
gewohnt. 2lber in metdjer, unb in meffen Auftrage? ©a)merlia)
at« toäbftliajer Sftuntiu«, mie man barau« fdjließen mäd)te, bafj er
an Äarbinal 33ibbiena fdjreibt; ber eigentliche $otfä)after ober
s Jhmtiu« mar ber Prälat unb naa)malige Äarbinal Marino @a=
raectolo, beffen er ermähnt, o^ne feinen tarnen gu nennen. 2Öar
er biefem beigegeben? Sein eigener Dtang fönnte baran gmeifeln
laffen, obgleta) man e« annehmen mufj, ba ber 2lntaj* ber 9tun=
tiatur einen in fira)lia)er 2öürbe ftetyenben flttann erforbert Ijaben
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üon föeumont.
bürfte, maä bei Gaftigltone, obgleid) er f^äter fctbft Nuntius mürbe,
nidjt ber #all toav, fo baj? er uin eine« Jollen £inberuiffe$ millen
jtoar niajt an erfter, aber mo!)l an jtoeiter (©teile ber gemijj glän=
genben papftlidjen Sttiffion angehören tonnte, ßiacconiuä begetajnet
in feiner ttotij über Garacciolo in ben &ben3befd)reibungen ber
^äpfte unb Äarbinäle biefen al$ Legatus, roaä nad) ftrengerm
Zeremoniell ber fturie nur ein Äarbinal fein fann, aber ber üßer=
muttyung 9taum lajjt, ber Vertreter Seo'ö X. bei ber Krönung $abe
einen Ijö^ern 3tang als ben ber geroöljnlidjen Nuntien gehabt, fo
baft @aftiglione üjm als ein fötaler beigegeben fein fonnte. öefetcrer
$atte nod) einen Kollegen ober ©efetyrten, ben er, nad) (für bie
s Jtod)melt fe^r unbequemer) italientfd)er (Bitte, nur mit bem $or=
namen, Keffer gittypo, nennt. 2öer barunter $u t>erfte$en ift,
öermag id) ungeadjtet aller 9*ad)forfd)ungen nidjt gu fagen; meine
anfängliche $ermutljung, Rilitopo 6tro^i, ber fd)on burd) feine
«ipetratlj mit einer s Jctd)te beä ^apfteS in engen, $u engen 93ejieljun=
gen $u ben 5ftebici ftanb, möd)te gemeint fein, mar nidjt ,$utreffenb,
ba er nie in £eutfd)(anb gemefeu gu fein fdjeint. 3 eDen f a ^ö ge=
Ijörte ber Treiber 3U einer an bie ^erfon be3 2ftonard)en gehne=
fenen (9efanbtfd)aft, tote fid) aud) auä bem <5d)luffe beä 23erid)teä
ergibt, ©er !ftame Söibbiena'si beutet aber genugfam barauf Ijin,
ju roetd)er. 3» Statten fdjeint Sftiemanb einen 3tt>cifcl an ber
2tutorfd)aft (Saftiglione'ä erhoben gu $aben.
9fun möge aber ber Söeridjt felber folgen.
3.
„Sfleiu erlaubter unb l)od)h>ürbiger £err.
3Benn id) smangtg $age tyinburd) $u fa)reiben unterlaffen $abe,
fo ift e$ nid)t auö s Jiad)läffig!eit gefd)e§en, fonbern nur beS^alb,
weil mir in fteter 33erocgung maren unb rociljrenb biefer 3eit nidjtä
23emerten3roertl)e3 fid) ergeben tyat. (Begenrodrtig Ijabe ia) 3U melben,
baß, mä^renb 6eine Äaiferlidje s IRajeftät fid) in ßömen befanb, um
$ur Krönung naa) Sladjen $u gießen, bie Äurfürften, metd)e in Äötn,
einer $ef)n teilen bon 5lad)en entfernten 8tabt, angelangt maren,
deiner SRajeftät fd)ricben unb $otcn jufanbten, mit ber 33itte, einen
anbern ÄrönungSort $u mahlen, meil in $lad)en eine arge anfteefenbe
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flaifer tfarlö V. ftrftmmg in Staden.
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ftranfheit herrfa)e. Aber bic Bürger Aad)enä, toetc^c bie Ouarttere
in Crbnung gebraut unb grojje Auslagen für Sebenämtttel unb für
btc geftlidjfciten gemalt Ratten, nrie in folgen gäKcn $u gefchehen
pflegt, fanbten aud) threrfeitS $oten an ben Äaifer, um Um $u
bitten, feine Krönung in ihrer <stabt nitfjt $u unterlaffen, wie bieS
feine Vorgänger gethan unb e§ in ben ®efefcen beä Sfteidjeä begrünbet
fei. £>te anftetfenbe Äranfheit, fügten fie Ijin^u, fei bei weitem
ntdjt fo fchlimm, ibie man fie barjuftetten öerfuaje. £>er Äaifer
ernnberte ben furfürftlicf)en Abgefanbten, er fonne bon bem ©efefce
ÄartS IV. nid)t Abftanb nehmen, meldjeä berorbne, bafc alle £aifer=
frönungen in Slawen borgenommen roerben follten. hierauf begaben
bie (£r$bifchöfc bon 9ftain$, bon ftöln unb bon Stricr fia) nach Radien
mit ben Abgefanbten beä Äurfürftett bon ©achfen, ber franf in Äöln
jurücf blieb, unb mit benen beö Sftartgrafen bon öranbenburg. Am
folgenben v £age, bem 22. beö bergangenen 2ftonatä Cftober, $ogen
Alle bem Äaifer entgegen, unb als fte einen falben 23üchfenfchufj
bon fetner Sßerfon angelangt maren, ftiegen fte bom ^ferbe unb
gingen iljm Hjre ©fjrfurcht $u bezeugen, wobei ber (£r$bifdjof bon
^aing im tarnen Aller einige mohlgefefcte SÖöorte fbradj, auf toela^e
ber Äarbtnal bon £algburg im tarnen be3 ÄaiferS gnftbig ant=
mortete. hierauf ftiegen bie Äurfürften mteber ju Sterbe, inbem
AHeS fid) ber Stabt ^umanbte. ^Dic Äurfürften maren bon mehr
alä 1600 Oettern, theitö Sängern, theifä Armbruftfchüfcen begleitet,
toftljrenb ber Äaifer ungefähr 2000 mohlgerüftete Ärteger mit fta)
führte, abgefeljen bon 300 Oettern, meldte ber «£>er$og bon (Siebe,
beffen ©taat nid)t ferne liegt, herbeigeführt hatte. ^nrifchen biefen
unb bem (befolge be§ ^er^ogö bon Saufen entftanb ein arger (Streit
megen ber ^rdjebenj, fo bafc, ba bie £age furj toaren unb ber
Äatfer erft naa) bem ütttttagämahl abgeritten mar, eä ^adjt mürbe,
e^e fte ihren §aber beenbigt hotten. £)ic3 fa)abete bem ©lan$e be$
Aufzugs, bon melchem manche Augenzeugen mich berfichert haben,
nie fei etmaö Ähnliches in biefen fianben gefehen morben. Der
Äaifer ritt jfotfehen ben ^urfürften=(^rjbifchßfen bon Sttainj unb
bon Äöln, gefolgt bon bem Vertreter beS Königs bon Böhmen, ben
Äarbinälen bon ©itten, bon (Salzburg unb bon (Sroto unb ben
33otfa)aftern aller Äönige unb gürften ber (Shriftenljeit. 9te bie
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üon 3tcumont,
33otfa)after bcä «ßa^ftcö unb beä ÄönigS bon (Snglanb fehlten, eä Reifet,
»eil fte, ba fie nadj ben beutfdjen gürften Ratten ^piafc nehmen
follen, fid^ beffen roeigerten, um ber Söürbe iljrer §errfd)er nichts
gu bergeben.
$CtS ber Äaifer am X$ore ton Sladjen angekommen mar, tarn
i§m ber £urfürft=$falggraf entgegen, unb fo ritten Sitte in bie
©tabt ein unb begaben fid) gerabesmegö nadj ber Äird)e Unferer
Sieben grau, too fte bom ^ferbe ftiegen unb eintraten. £ier ber=
richtete ber Äaifer fein ©ebet unb föraä) bann einige ©orte mit
jebem ber Äurfürften, worauf er fia) naa) feiner 2Bo$nung begab.
2lm folgenben Sage gog Sitte« gu ber gebauten ßirdje, unb ber
jjulauf mar fo unermefjlid), bafj fo bie 2öaa> be§ ÄaiferS wie bie
ftäbtifdje nur mit M&e ben 2öeg für (Seine Wajeftat unb gürften
unb ©efolge frei gu galten bcrmodjten. 3n ber Witte ber Äirdje
$ängt eine grojje ßtd)tertrone, unter melier eine Wenge Xeppidje
ausgebreitet maren, morauf ber Äaifer niebertniete, toaljrenb ber
(Srgbifdjof bon Äöln einige ©ebete fbradj. hierauf Ijoben bie ($rg=
bifd)öfe bon Watng unb bon Xrier ben Äaifer auf unb führten iljn
gu bem Slltar Unferer Sieben grau, bor roeldjem ber Äaifer nieber=
kniete, ben SBoben mit ber <Stirn berü^renb, unb fein ©ebet ber=
richtete, toonadj er gu einem bergolbeten ©effel geführt mürbe.
3Gun begann baS £od)amt, meld)eä ber (£rgbifd)of bon Äöln celebrirte.
2H3 eä gu @nbe mar, frug gebauter (£rgbifdjof in lateinifdjer 9tobe
mit lauter (Stimme ben Äaifer, ob er ben fatyolifdjen ©lauben
aufred)tljalten, bie Ätrdje befdjüfcen, baä föeid) befeftigen, SCBtttmen,
SGBaifen unb Slrme bert^etbtgen unb enblidj bem ^apfte bie ü)m
fdjulbige (£§rfurd)t gu $ljeil merben laffen motte. 2luf atteä bieS
ermiberte ber Äaifer mit $a, morauf gmei Äurfürftcn iljn bei ber
§anb nahmen unb gum Slltar führten, roo er feterlid) baö bom
(frgbifdjof ©efragte befajmor unb bann gu feinem 6ifc fid) gurücf=
begab. 9tun frug ber (Srgbtfdjof bon Äöln mit lauter Stimme bie
gürften, ob fie «Seiner Wajeftät %reue unb Untertänigkeit berforea)en
mottten, morauf alle antmorteten, bieS merbe mit greuben gefd)e$en.
hierauf foradj berfelbe <5rgbifd)of einige anbere ©ebete unb falbte
bem Äaifer ba§ §aupt, bie 23ruft, bie Ellenbogen unb bie £änbe,
morauf bie Chrgbifdjöfe bon Waing unb bon Srier i$n in bie
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Steifer Äarl» V. ffrömmg in Slawen.
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Safriftei führten, i$m baä £)iafonu3=©ett>anb anlegten unb ü)n gu
feinem Sifc gurütfgeletteten. ftadj einigen toeitern ©ebeten berfügte
fid> ber (Jrgbifäjof bon Stbln in Begleitung ber beiben anbern (Srg=
bifd^dfe gum Äaifer, bem er ein btofjeS Sdjtoert in bie §anb gab
unb bie ©fjriftengcmeinbe empfaljl. $)er Äaifer Ijielt baS Scljroert
eine ^^^9 * n ber §anb unb fteefte e3 bann in bie Sa)eibe,
morauf ber (£rgbifa)of bon Äßln Üjm einen 9Wng an ben ginger
ftetfte unb i$m ba3 fonigliä)e ©emanb angog unb Sgebter unb
&eia)Sabfel überreizte, ber bie ©eftalt beS 2BeltaU$ $at. 9hm
festen bie brei £rgbifa)öfe bereint i$m bie Ätone aufg #aubt unb
führten i$n noajmalS gum Slltar, bor meldjem er bon neuem alä
guter prft gu »alten fdjtoor.
Stockem alleä bieä gefdfjeljen, begleiteten bie <£rgbifä)öfe ben
ßaifer gum obern ©efdfjoj? ber Äirdjje unb festen i$n auf einen
fteinernen Stuljl, worauf ber (Jrgbifdfjof bon flftaing in beutfdjer
Sprache ©Ott anflehte, er toolle bem neuen Äaifer langet fieben
fä)enfen, bem er nun fid) felber, feine ©enoffen unb alle Staaten
unb gürften beö 9fceid)e3 empfahl, tote eö auef) bie Äanomfer ber Äiräje
traten, meldte ben Äaifer in iljr Stift aufnahmen. 9hm begann
baä Orgelfbiel mit trompeten unb Römern unb anbern 3nftru=
menten unb großem greubenlärm. 2llä bie geterlia)feit gu <£nbe
mar, empfing ber Äaifer baS Ijeilige 2lbcnbmaf)l, morauf er 2Keljrern
ben 9titterfa)lag erteilte, toaä einft ber £o§n ber Xapferfeit im
Äampfe gegen bie geinbe mar, inbem Äaifer ober Könige foldjen
£apfern baä Sdfjmert unb bie golbenen Sporen anfdjnallten, gegen=
roärtig aber cinfaa) bura) bie Berührung ber Sdjulter mit bloßem
Schwerte gefa)ie§t. Bei all biefen §eierlia)fetten mar bie Äönigin
2ftargaret$e, Wtvfymt ©einer 9fta jeftät, gugegen, meldje bie Regierung
bon glanbern in iljrer Jpanb §at.
9toä)bem bie fira)lta)en Zeremonien Ujr (£nbe erreidjt Ratten,
begaben Sllle fia) nadfj bem ^alafte, ber in 2Ba$rIjeit gl&ngenb
gefajmücft mar. £ier fpeifte Seine Sflajeftät in ©egenmart 2111er,
mie e§ audj bie Äurfürften traten, jeboa) ntdjt 2ltle an einer Xafel,
fonbern jeber Äurfürft für fidj, inbem bie £ifa> naa) allen Seiten
gefteßt maren, ber be3 ©rgbifd)ofö bon £rier gunädjft bem beS ÄatferS,
mie bie Bulle Äarlö IV. borfajreiben foll. 3a) falj ber SDto^lgeit
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280
H A ** Alt Hl A fr« 4
oon .ncumont,
$u mit bieten Zubern. 2ßa$renb beö Iffens brauten bic Bürger
ber Stabt einen ganzen gebratenen unb mit anbern gieren gefüllteu
Cd)fcn herein, Don meinem fte ein £tücf abfdjttitten unb deiner
Sftajeftät bortegten, morauf ber 9^cft bem 3L>olfc Übertaften mürbe,
mela>3 ben ganzen Xag mit ®aftmaljlen unb geften »erbrachte. 3m
^patafte mar notf) eine 9J?enge anberer Xafeln glän^enb Ijergeridjtet,
an melden bie fremben (*belleute s J*tafc nahmen, bie ju ber Jeier=
lidjfett gefommen maren, gu welchen aua) ia) unb unfer Keffer
Riltypo gehörten, unb ia) muß fagen, baß mir fo reiajltaj bemtrtljet
mürben, baß $mifa)en bem föüfer unb unä fein Unterfdjieb ftatt=
$ufinben festen. 2>en ganzen Jag über ergoß ftd) auf bem $ptafce 2öein
auö einem großen Brunnen, maö aua) bei einem anbern im £of-
raum beö ^alafteS ber jvall mar. s Jtaa) ber 9ttaljl$eit $og fiö) ber
Äaifer in fein (Memadj gurütf unb übergab bem (Jrjbifa^of bon flftainj
baö föetdjäfieget. Hm folgenben Xage gab er ben Äurfürften ein
glänjenbeS 3fta!jl, mobei er mit ü)nen an bcrfelben £afet fbeifte.
9töd)ften $agö mürbe bie fyaupttixty befugt, mo eine ftiHe 9tteffe
celebrirt mürbe, morauf ber Äaifer ben bort aufbemaljrten fdjönen
SÄctiquicn feine ©fjrfurdjt bezeugte, unter benen man bie SBinbeln
fie^t, in mefdje, fo fagt man, ber &eilanb nad) feiner ©eburt gelegt
mürbe, hierauf trat ber (£r$btfcf)of bon Sftainj gum 2tttar unb
Oerfünbigte mit (auter Stimme, baß ber ^abft bie Söaljt flarlä V.
gutgeheißen habe unb biefem bon nun an ber Äaifertitel gebühre.
9toa) äffen biefen fteterlid) feiten unb Zeremonien berließen bie Äur=
fürften 2Iaa)en unb begaben fid> nad) Äöln, mo aua; 6eine 9flajeftat
eintraf unb mir unferm 2lmte gemäß SDiefelbe begleiteten, ©eftern,
am erften $age 9£obemberä, erließ ber Äaifcr (Bdjreiben burd) ganj
£>eutfd)tanb $ur ^Berufung beä föetd^tagS naa) 3öormS für ben
6. beö Sftonatä Januar fünftigen 3^reö. $)ie$ ift eö, ma3 ia) für
jefct ($m. (Maudjt unb £od)roürben ju melben ^abe, ber id) in
Ergebenheit bie §änbe füffe unb midj $u ©naben empfehle. Äoln,
am 2. ftobember 1520."
4.
(SS ift nia)t ndu)tg, h ier eiu « $ergleidmng $mifa)en biefem
23eridjt unb ber au3füf)rtid)en Sefajreibung beS ßölnifa)en 9ftatt)e8
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ftaifer flarlS V. ftrömma in Slawen. 281
anstellen, mit toelajer bcrfctbc im tt>efentlid)en übcreinftimmt, tbctyrenb
jaljlreidje Einzelheiten augenftt)eintitf) bem ^mccfc beS 3 tal i cucrä f crn
lagen, ©clegentlitt) berneljmeu mir burdj Settern aud) £)inge, bott
benen ^ermann 3ftof>r fdjmeigt. So berichtet biefer nid)t babon, baft
in bem (befolge beä ÄönigS aufier bem Eqbifajofe bon Salzburg,
Äarbinal $RattIjäu3 fiang bon Jßellcnburg, bem etnflujjreidjen föatlje
Äaifer 9ttarimilian$ (geft. 1540), $»ei anbere $arbinäle ftd) befanben,
ber 23ifa>f t>on Sitten, 2ftattl)auä Spinner, ber friegerifd)e Äird)en=
fürft, ber in bie Äämpfe äroifdjen £ab3burg unb grantreid) fo
getoaltig eingriff, unb ©utttaume be Eroto, So$n §enrb'ä be Eroto,
£>cr$ogä bon $lerfd)0t, unb ÄatljarinenS bon (S&ateaubriant, 5Bifdr>of
bon Eambrai bon 1516 bis 1519, auf Äönig ÄarB SBeranlaffung
im 3- 1517 bon ^abft £eo X. $um Äarbtnal ernannt, unb atä
Ergbifd)of bon $olebo unb ^rimaä bon Spanien mäljrenb beö dttiä)&
tagS gu Söormä 1521 burd) einen Sturg mit bem ^ßferbe auf ber
3agb geftorben. 3 n berfetben Stabt enbete aud> fein Oheim, ber
£err bon (Sljtebreä, um biefelbe 3ett fein tljättgeä Seben. £>ie 2ln=
gäbe ber tarnen ber geiftlid)en Äurfürften ift ben 93erid)terftattern
überflüffig erfa)ienen. SMefe tarnen meefen jebod) bie Erinnerung an
fo toiajtige Ereigniffe, bafj bie Nennung berfelben hier nia)t unjmecfc
mäfcig fein mag. $)er Äöiner Ergbifdjof, roeld)er Äarl V. frönte,
mar ©raf ^ermann bon 5öieb, ben ba3 SBeftreben, bie broteftan--
tifd^c Deformation im Er$ftift einzuführen, im 3. 1546 feine geifttia^e
Söürbe foftete. £>er 5ftain$er mar Sftarfgraf 2llbred)t bon 33ranben=
bürg, jüngfter So^n beä Jhtrfürften 3°^ ann Cicero unb augleid)
(frrsbifdjof bon 9ftagbeburg, ber burd) feine unentfdjiebene Haltung
in bem erften Stabium mie bei bem gortfdjritt ber Deligionöftreitigs
feiten feineStoegä $ur Schlichtung berfelben beigetragen hat, obgleich
er im 3. 1545 als fat^otiftt)er «ifdjof ftarb. Der britte mar
ftidjarb ©retffenftau bon Allraths, ber bon 1511 bte 1531 auf
bem Trierer Eqftuhl fafc, als Äirajcnfürft ebenfo tyätig unb ent=
fd)loffen in ber 2lbmeifung ber neuen &hre bon feinem ©ebtete, mie er
als Äriegämann Sicfingenö Angriff auf baSfelbe mit Erfolg $urücf=
fd^tug. 2luffaUenbermeife nennt ber italienifc^e SBcrtd^tcrftattcr nur
eine ber beiben gürftinnen, bie ber Ärönung beiroohnten, nämlich
Margarethe, bon §abSburg, £er$ogin=2Bittme bon Sabotoen, be3
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282
bon 9kumont,
jungen flönigä SBaterfdjmefter, flttarimilianS unb bcr burgunbifdjen
üttaria Zofytv, bamalä nia)t me$r „Margot la gente damoiselle",
toie fic fid) in bcm berühmten ©pitap§ nannte, baS fic etnft für fiel)
felbcr in SebenSgcfaljr berfafjt Ijatte, fonbern bie burdfj ga$treid)e
£obeSfälle gebeugte grau unb fluge unb gemanbte <S>tatt$atterin ber
SKieberlanbe für ü)ren fflniglictyen Neffen, bie mehrere 3a$re fpdter
burd) ben mit Äönig grang* I. 9Jcutter, Suife Don ©abotoen, bcrein=
barten „^amenfrieben" bon Gambrai 1529 ben groeiten Saffengang
mit grantreid) gu ÄarlS V. 3tort$etl nid)t lange t>or ü)rem £obe
befa)lojj. $)en tarnen 2ftargaret$e §aben in jenen 3eiten mehrere burci)
©eift unb ©efdjüf berühmte gürftinnen getragen, bon benen Ijier nur
gtoei genannt »erben mögen. $)ie ©rfte mar 2Jcargaret§e t>on SBalotS,
grang' I. <Sct)mefter, §ergogin bon Sflencon unb nadfjmatige Königin
bon ftabarra, ©rofjmutter #einricl)g IV., beren marmornes ©tanb=
bitb ben $lafc bor bem bormatigen ©djloffe bon Slngouleme fdjmücft,
in meldjem fic gur 2Mt fam. £>ie anbere mar flttargareuje bon
Öfterreidfj, ßarlS V. natürliche $od)ter unb Jpergogin bon Sßarma,
bie al§ ©tattljalterin ber ^cieberlanbe ben 9luSbrud) beS ÄampfeS
falj, ben nid)t fte berfdjmlbet ^atte, ber aber ben frönen <5taat ber
£ergoge bon 93urgunb in gmei Steile gerrifc, bon benen ber eine erft nad)
langer als brittijalb 3a§rljunberten toieber gu alter 93lüt§e gelangt ift.
$oa) eS ift £tit, öon Dcr Stociten gürftin gu reben, toelc^e bei
ber 3lac^ener Ärönung gugegen mar, oljne bafj unfer 93erid)t ü)rer
ermähnt. (£S mar beS jungen ÄönigS ©tiefgrofcmutter, ©ermaine
be goir, meldte gerbinanb ber Äat§oltfa)e, 2öittmer bon SfabeHa
bon Gaftilien, gu Anfang 1505 geljeiratfjet Ijatte, in ber Hoffnung
mfinnlid)er ^adtfommenfdjjaft gum 9todjtljeil beS (£rbred)teS feiner
£od)ter 3>uana unb üjreS ©emaljlS (sfxg^ergog $!)itty$)S. ©ermaine
mar bie Zofytv 3>eanS be goir, ©rafen bon (JftampeS, unb SftarienS
bon Drteanö, ber ©dfjtoefter Äönig ßubttrigS XII. gerbinanb, bamalS
bierunbfünfgig 3a$re alt, mar ©rofjoljm ber ac^tge^nja^rigen 33raut,
beren <Sa)önI)eit nidjt grofj getoefen gu fein fdjeint, obgleid) Robert
be la Sftarcf, §err bon gleurange, in ben Memoires du jeune
Adventureux fie „une belle et bonne princesse" nennt, rocü&renb
ein fpanifajer £iftorifer, roeniger galant, fte als „bruta y zota"
begeid)net. (Sie mürbe gu $aUabolib als Königin bon 5lragon unb
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Äaifer toi» V. Ätömtna in 3Iad)cn. 283
üon Neapel gefrönt unb festen gerbtnanbä Hoffnung gu üerroirf=
lid&en, inbem fte einem <So$n baä ßeben gab, ber jeboä) balb naef)
ber ©eburt ftarb. Warf) be3 Königs im 3. 1516 erfolgtem Stöbe
geriet!) ©ertname in ernfte ^erroürfniffe mit bem Regenten Äarbinal
3Eimene§ unb lief* fiä) üielleidjt gu tief in baä ^arteimefen ein, baä
bie 93eftfcergreifung (Spaniens burdfj Äarl I. (V.) mit folgen
©dfjttnerigfeiten umgab. 3§ rc 2öteberüermä§tung mit einem beutfdjen
dürften, bem neugeborenen (Boljne ber ©efunbogenitur^fiinie eineä
furfürftlidjen £aufe3, bürfte Söunber nehmen. 2lber ber Äöntg unb
feine 23erat$er, welche biefe Söerbinbung einleiteten (aläbalb nadj
feiner Slnfunft in Spanien 1518 $atte Äarl ©ermaine au3 bem
Softer, in meinem fie lebte, gu ftdj nad) 8aragoffa fommen laffen),
oerfolgten babei einen boppelten 3n>ecf : fie roünfäten bie „Äönigin üon
Aragon" (biefen ^itet führte fte als gerbinanbä 2Bttttoe) mogltdjft
beifette gu fd&ieben unb fta) ba3 £au3 23ranbenburg für bie Unnm
nittjt gu langer $rift erwartete Äaiferma^l gu üerpflidjten. Sodann
üon 23ranbenburg mar ein ^olm ^riebric^d be3 filtern, $ftarfgrafen
oon 9ln3bacf) unb SÖatreutl), be3 ißruberä be§ Äurfürften 3°$ ann
Cicero, unb fomit (£nfel be3 tapfern 9llbredf)t $lcf)ille§, britten 5fttr=
fürften au3 bem §aufe §o$engollern. (Siner feiner 33rüber mar
Sltbredjt, ber le&te £od(jmeifter be3 beutfcfien Orben£ unb erfte £ergog
in Greußen, ©eboren im 3. 1493, fomit um üier bis fünf 3a$re
jünger als ©ermaine, mar er 1516 gum SSigefönig oon Valencia
ernannt morben. Äein langet geben mar i§m bef Rieben. 3m 3- 1526
ift er in eben biefer Stabt, e§ Ijetfjt an ©ift, geftorben, unb bie
SBittme, bei feinem $obe aajtunbbreijjig 3a£re alt, ift ein britteä <£$e=
bünbntjj eingegangen mitgerbinanb üonSlragon, §ergog oon (Salabrien,
bem<SoljneÄönig griebrid)ä üon Neapel, meldfjem fein Detter gerbinanb
ber $at§olifd)e im Söunbe mit granfreid) fein fdjöneä 9^eict) genom=
men Ijatte, worauf man ben 6o$n in einer 2lrt glangenber ©e=
fangenfdjjaft in (Spanien Ijielt, mo man ü)m eine grau gab, oon
ber man feine 9todf)fommenfd(jaft gu beforgen fyttte. $lm 18. Oftober
1538 ift fte in Valencia geftorben.
S3ei ber geringen 3aljt üon ^eugniffen über ben Slufentyalt
©ermaine'3 be goir in nörbltdfjen Legionen ift baSjenige be3 größten
beutfa)en Äünftlerä ber ^ett gtoiefaa) millfommen. 2llbrett)t öftrer,
284
»on föeumottt,
bcr fid) im Sommer 1520 bon Dürnberg nad) ben Sftieberlanben
begeben ^attc, mar bon bort Äart V. nad) Sladjen gefolgt, roo er her
Äronung beimolmte, um bann bon ßotn au$, moln'n er ben Äaifer
begleitet, gubörberft nad) £ollanb fid) gii berfügen unb ben hinter
grö&tentljeiB in 5lntmerpen 511 berbringen. ,$u Anfang Suti 1521
. toar er $ur 2lbretfe bereit, alä ber bertriebene .fönig Cnjrifticrn II.
bon $)änemarf, ber ju feinem Sdjmagcr, bem Äaifer, gekommen mar,
t$n $u ftd) befdjieb, fein iöilbnij? bon iljm malen lieft, u)n feljr eljrte
unb reid)lid) lohnte, unb ifjn nad) Druffel mitnahm, mo er ifm $u
bem „großen Lanfert" lub, meld)e3 er am 7. $uli bem Äaifer,
ber ©tattljalterin unb ber Äonigin bon Spanien gab. £>ie Königin
bon Spanien mar aber eben bie SBttttoe JerbinanbS bc3 $at§olifd)en.
Söeber ^ermann 9ttoIjr nod) unfer SBertcr)terftattcr nennen ben
päpftlidjen Nuntius mit Tanten unb fagen bloft, er fomo^l mie ber
englifdje ©efanbte feien bem (Srtnguge ftartS fern geblieben, meit fic
ben beutfajen gürften ben fortritt nicr)t ptten geraderen motten,
um bem 9tang Ujrer £*>errfd)er nidjtö gu bergeben. Marino @araccioto,
päpftlidjer ^protonotar unb naa^maligcr Äarbinal, mar ein Üftann
bon perfönliajer Sebeutung. ©iner ber älteften unb borneljmften
gamilien 9leapctä entfproffen, mar er in diom anfangs am §ofe
Äarbinat 5l3canio flftaria Sforga'ä, beä 23ruber3 Öobobico'3 il 3ftoro,
£er$og3 bon Sttatlanb, unb trat fbäter in 23egiel)ung $u s J$apft ßeo X.
2113 päpftlidier 33otfdjafter §atte er bie <£rftdrung abzugeben, baf?
ber gefrönte Äönig ftd) be3 XitelS eine§ getollten römtfdjen ßatferS
gu bebienen Ijabe, mie fein Vorgänger Sftarimilian getrau, ber nie=
matö bie ftaiferfrone empfangen f>atte. $ielfad| lieft man, namentlich
in italienifdjen ®efa)idjtäbüd)ern, ßaracciolo Ijabe in 2ladjcn Äart V.
bie Ärone aufgefegt ; ein ^rrtfjum, ben feine ®rabfdjrift im 3ftail&nber
$)om beranlafjt Ijat, mo e3 Ijeiftt: „primam Carolo V. imperatori
ad Aquisgranum coronam imposuit". $)er $aifer Ijegte grofteS
Vertrauen $u ü)m unb na^m iljn meljrfad) in 9lnfprud); auf bem
SEöormfer ftetd)3tag mar er College Slleanbro'S. 5lm 21. 3ttai 1535
berlief) <J*apft $aul III. i$m ben rotten £ut unb nad) bem Sobe
beS legten Sforga bon bem ^ergoglidjen 3tueige übertrug ber ftaifer
i^m bie s l>ermaltung 9flatlanb§. 3n biefem 3lmte ftarb er neununb=
fedjSgigjäfjrig am 25. Januar 1538.
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Äatfer äarlä V. ÄrÖmmg in Stadien.
285
3u bcm Sagebuch bcr Reifen ftaxU V. bon feinem §au^of=
meifter 3ean bc $anbeneffe wirb bie Aachener ftrönung mit wenigen
3etlen abgetan, aber basfclbc enthält eine Nachricht, metche man
oergebenS bei ben 23ericf)tcrftattern über bie gcftlidjfeiten fudjt, unb
bie boefj bon hiftorifchem ^ntereffe ift. „$lm borgen nach ber Ordnung
berliefj Robert be la 9ftarcf mit feiner grau mijsbergnügt Slacfjen unb
begab ftd) nachgranfreief^roo burd) fein ^nftiften berftrieg entbrannte,
roeldjcr feitbem groifcfjen bem Äöntge, gegenwärtigem Äatfer, unb bem
fransöfifajen Könige gemährt hat." Über biefe $)tnge gibt ein Sftann
SluShmft, ber perföntiü) in erfter fteihe babei beteiligt mar, ber
obengenannte .£>err öon gieurange, @o^n NobertS II. be la Wlavd,
melier auf foldfje SBetfc bem Äaifcr unb ber faiferlidjen Partei
abfegte. Diefe Sinie beS meftfälifchen £aufcä Don bcr Wlavd mar
im 3- 1424 jum $eft£ einer ^errfefjaft in ben füblic^en $lrbenncn
gelangt, beren £>aubtort 8eban fiel) unter ifjr unb il)ren Nachfolgern
aus bem ^>aufe ßa $our b'Mubergne $u großer Sölüthe erhoben r)at.
3^re Parteinahme für ba§ Neia) ober granfreid) h a * immer eine
geroiffe 2Bid)tigfett gehabt, ba fte in einem gebirgigen Sanbe auf ber
©renge groifchen beiben fafjen. Robert IL, mehr berüchtigt alä
berühmt unter bem Namen be$ „(£ber3 ber Slrbennen", hatte gu ftaifer
unb Neid) gehalten, bis bie nicht erfüllte Hoffnung ber 2Öicber=
crlangung eines feiner Meinung nach nriberrechtltch ihm genommenen
Eefifceä ihn tarl V. eutfrembete. fiaffen mir feinen 6olm, ben
nachmaligen Nobert III., bie (Sache erzählen. Nacf)bem er bie
3ufammenhtnft $mifcf)cn Äarl unb Heinrich VIII. öon (Jnglanb
gefchilbert, fahrt er fort: „$)er Äönig bon (Saftilien gog nun burch
gtanbern unb Trabant, roo er überall mit großem ©lange empfangen
mürbe unb e§ laut ^erging. 2113 bie beutfdjen Äurfürften bon
feinem herannahen benachrichtigt mürben, begaben fie fid> nach
Slawen, um ihn nach brauche $u fronen, entfchloffen, ihm
größere <£§rt gu ermeifen, als je einem ^errfcher bor ihm gu Ztyil
gemorben mar. $)er gebachte fatholifche Äönig führte ein glängenbeS
unb zahlreiches ©efolge mit fidt> nach dachen, inbem er nicht nur
alle gürften unb Herren feiner Nieberlanbe aufbot, fonbern auch
eine 9ttenge Spanier bei ftd) fyattz, mährenb biete beutfehe gürften
ftch eingefunben hatten. 6o gog er mit biefem glänjenben ©efolge
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öon Jteumont,
auf Slawen gu, too bie Äurfürften unb bie übrigen beutfdjen §erren
tyn erwarteten. TOt tym mar feine Wvfymt, bie §ergogin öon
©aöo^en, toeld)e i^n auf biefer Steife nidjt »erliefe unb öon einem
fd}önen befolge öon Manien umgeben mar. Überall, mo man ein=
fe^rte, tourbe ber Äönig J>räd)tig bettrirtljet. $118 man fidj 3lad)en
näherte, tourbe in einiger Entfernung öon ber €>tabt baä 9ttittag§s
maljt eingenommen, toorauf bie Äurfurften bem Könige in Lüftung
unb Sßomö entgegenkamen, inbem i^re ^Begleiter fid) mit ben ©einigen
öereinigten. 9iie Ijatte man einen fdjönern Eingug in bie ©tabt
gefeljen, in toeldjer er gum Äaifer gefrönt mürbe, mit einem £riumöl),
toie nie ein äl)nlid)er öorgefommen ift. 3$ brause nia)t barüber
gu fa)reiben, benn alle biefe Zeremonien finb in ber 93utle ftaifer
ÄarlS IV. enthalten, meldje bei ber Krönung feiner 9^ad^folger
befolgt gu toerben pflegt. Die #ergogin öon (Baöotyen teerte barauf
nad) Trabant gurütf, toä^renb ber Äaifer nad) 2öorm3 toeitergog,
um Deutfdjlanb gu befud)eu. Der iperr öon <Seban befanb ftd) im
Dienfte be§ Äaiferä, ben er nad) 2lad)en begleitet ^atte, inbem er
baä ^ergogtljum Bouillon öertrat, toeldjeS er öon feinem ©rofeöater
geerbt §atte, an ben e3 burd) einen 2Mfd)of öon ßüttid) gekommen
mar. 3 U biefem £ergogtl)um gehört ein Ort, SftamenS Jpierge,
melden ber £err öon 2lömerie mit ©etoalt befefct Ijatte, toorüber
fia) ber £err öon £eban bei bem ßatfer beflagte, ba er ftd)
nid)t mit bem benannten Ijatte üerftdnbigen fönnen. Der Äaifer
öerforad), i^m gu feinem 9led)te gu öerfjelfen, aber bie Sadje 30g
fid) in bie Sange, toa3 ben £errn öon <Seban aufö §öd)fte frdnfte,
inbem er fta) fagte, feine Dienfte mären bem föufcr ebenfo üiel toertlj
toie bie be3 $tvrn öon $lömerie. ©0 fe^rte er äufeerft ungufrieben
nadj <Seban gurütf unb liefe öon bort bem Äaifer melben, menn er
tf)tn nidjt 9led)t üerfd)affe, werbe er feinen Dienft öerlaffen. De§
ÄaiferS Antwort mar, e3 fomme nid)t öiel auf Ujn an, morauf er
in ber^at ben Dienft öerltefe, toaS biefem unb namentlid) ber §ergogin
öon ©aüo^en bod) fe§r taftig mar." Roberts <SoI)n §atte öon feinen
frü$eften ^aljren an im frangöftfd)en Dienfte geftanben unb feine
Ermunterung im herein mit ben SSerfpredmngen Äönig grang' I.
ermutigte beim beginn beä ÄriegeS gtoifdjen ben beiben grofeen
ftiöalen ben Gerrit öon 3eban gu einem tollfüljnen Angriff auf
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&mfcr Starts V. Krönung in Staden.
287
baä benachbarte luremburgifche ©ebiet, ber ihm jebodj treuer gu
fielen fam, ba ber frangdftfehe Äflnig ihn, feinen Sßerheiftungen
gumiber, im @ttd)e ließ. $>er §errf<her, ber feine eigenen tapfern,
obgleich meift unglücfltchen Armeen im gelbe barben lieg, machte
fidj begreiflichertoeife noch toeniger ein ©emiffen barau§, feine 33unbe3=
genoffen für jtcf) f elber Jorgen gu laffen.
5.
$ie Aachener Ärflnung gab noch STnlafe gu einer Zpifobe ber
Äaiferfronung, n>elä)e am 24. gebruar 1530 gu Bologna ftattfanb.
SDic furchtbare <piünberung ftomS im grü^ling 1527 lieg nia)t
baran benfen, bie uralte Zeremonie in <St. $eter oorgunehmen,
unb ba e§ Äarl V. bod) barauf anfam, nid)t bloS, mie fein ©rofj=
öater, erwählter, fonbern gefrönter römifdjer ftaifer gu fein, fo ent=
fd)lo§ fidj ^ßapft Klemens VII. gur Steife nach ^Bologna, n>o er
am 23. Df tober 1529 anlangte, furg bor Äart, ber, bon (Spanien
fommenb, am 5. S^ooember in biefer <Stabt eintraf. $)ie ^tx-
fommlichen Zeremonien mürben mit foldjer ©enauigfeit beobachtet,
bafj für bie Aufnahme beä ÄaiferS in ba§ ßapitel Don <5t. $eter,
meiere in föom in ber alten, ber $atifamfd)en 93afitifa angebauten
Capelle Sta. Maria inter turres ftattgufinben pflegte, auf ben
Stufen ber tftrdje San ^etronio, in roclcr)er bie Ärönung ftatt=
finben foßte, eine pracf|tt>olle Capelle für biefen befonbern ^toeef
au§ £>olg errietet mürbe. Äarl V. unb feine ERat^e fcheinen oer=
geffen gu h^ben, bie Urfunben über bie 2lad)ener Ärönung mitgu=
bringen ober fommen gu laffen, falls fie nicht annahmen, bajj bieS
nid)t erforbertich fei, ba bie päpftlid)e Genehmigung bamalS burd)
Marino Zaracciolo auägefprochen morben mar. Slber baS päpft=
liehe Zeremoniell mar bamit nicht befriebigt, unb fo erlief? ber $apft
am 1. $)egember eine 33uHe „Ronianus Pontifex", morin er auS=
fpricht, ba§, ba Äönig ßarl nad) Söieberherftellung be§ griebenS in
beinahe gang Statten buref) feine £anb mit ber eifernen unb ber
golbenen Ärone gefrönt gu merben münfehe, um bie $)inge in
$>eutfcf)lanb ber Drbnung rafcher entgegenguführen, unb bie 3)ofu=
mente über feine rechtmäßige SEÖaljl gum römifchen Könige nicht gur
©teile feien, er bem ftarbinal oon 5lncona, $ietro (3lccolti), 23ifd)of
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288
bon SHcumont,
bon Sabina, aufgetragen §abe, fidj bon ber ©ültigfeit ber JBaljl unb
ber Söeftätigung berfelben ^uberläffige ilunbe $u berfdjaffen, um bie
(hrljebung beö (benannten jur faiferliäjcn Söürbe gu ermöglichen.
9?acf)bem befagter äarbinal biefen Auftrag erfüllt Ijabe, beftätige
unb bekräftige er $ur (*§re ber ^eiligen römiffen $ira)e unb beä
^eiligen 5ftcicf)e3 bie burd) bie Äurfürften gefa)e$ene 2BaIjl fötrlö
$um römifdjen Könige unb föiifer burd) bie Autorität beä aboftx>=
lifcfyen Stuhles, unb erkläre, bafj bie in ber getoölmlidj 9lad)en ge=
nannten Stabt beä obern £eutfd)lanb3 bura) ben ©rgbifdjof bon
Äöln borgenommene Krönung mit ber filbemen tone, naa) bem
Vorgänge ÄarlS, ben man ben großen nenne, gültig unb bem
^edjte nad) gefd)e$en fei. 2(ber aud) hiermit fajien bem Zeremoniell
noa) nid)t ©enüge getrau $u fein. 9lm 21. ftebruar 1530 mußten
Marino ßaracciolo, 3lnbrea ba 93orgo bon Grema, 23otfd)after beä
ÄÖnigS bon Ungarn, ber @raf ^tyltbb bon Sftaffau, fatferlidjer
Cberfämmerer, unb $l(effanbro @omalonga, einer bon $art§ ®e=
Ijeimfdjrcibern, mit (Jibfajhmr erflären, bajj fo in granffurt mie
in 3laa)cn genau nad) ben Regeln unb ©ebräud)cn be§ 9^eia)eä ber=
fahren toorben fei. Äarbinal Slccolti, in feiner (£igenfd)aft alä
Protektor ber fbamfdjen tone, bekräftigte biefe Sluäfagen mit
feinem CHbe. @rft bann genehmigte ber $ab)t bie $8erlei$ung ber
eifernen tone, meldte in 2fton$a ^dtte ftattfinben follen, moju aber
bon biefer ©tabt ber ftarbinal bon Xortofa, SSilljelm (£ntfebocrbt,
ber Vertraute ^ßapft ^abrianä VI., beputirt loorben mar, mit ber
üftobififation, bajj er felber bie Krönung bome^men unb 8djn>ert,
©jepter unb gotbenen 9lbfel bem ©efrönten überreifen, ber $ar=
binat babei ba3 §od)amt celebriren follte, toie e3 am 22. gebruar
gefa)a$.
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datier Sari« V. Ordnung in Slawen. 289
£itetatif$e Ito%
2)er SSrief (Saftiglione'S mürbe, mie im (Eingänge gefagt, juerft ge-
brueft öon ©irolamo 9t u See Iii in ben 1562 in SSencbig erjdjienenen
Lettere di prineipi, auf SBlatt 8 verso ff. ber urfprünglichen «Sammlung, toelche,
burch ätoet fpätere SBänbe ermeitert, im 3- 1581 in bemfelben ^Berlage, aber
nach beS Herausgeber« £obe ergäbt, berichtigt, beffer georbnet erfdjien. 5Bgl.
JBartolommeo ©amba, Serie dei testi di lingua, 4. Slufl. SBenebig 1839,
<S. 434. Unbegreiflich ift es, bafe ©. Brune t in ber mir borliegenbeu 5.2tufl.
feines Manuel du libraire, fomeit ich habe naehforfdjen fönnen, MeS 33ud)
gar nicht aufgeführt f)ht, baS für bie ©efchichte beS 16. 3af>rhunbertS unent*
ber)rlt(^ ift unb öon welchem man cor menigen Sahren in fjlorcna eine neue Stuf»
tage gu üeranftalten bcabftcrjttgtc, mag fcl)r münfehensmerth märe, ba man es nur
auf Mttonen unb nicht leidet auftreibt. Brune tS (StiHfchmeigen ift um fo
unerflärlidjer, ba eS eine franjöfifche Übertragung öon $rancoiS be Seiles
foreft (1530—1582) gibt, ber ein noch ärgerer 95ielfcr)rctbcr als SRuSceUi mar.
Über SRuSceKi, einen ber bamalS nur gu häufig merbenben Sßoltjhiftorcn, meife man
menig über bie Xitel feiner Bücher hinaus; felbft £iraboSd)i mibmet ihm fStoria
della lett. ital.) an öerfchiebenen «Stetten nichts als bie attermagerften Zotigen,
unb nur ©amba hat (S.472 einige mie gemöhnlich brauchbare Bemerfungen.
(Saftiglione'S »rief ift bis sunt 3- 1838 in öerfdjiebenen italienischen
aWufterfammlungen gebrueft morben, toelctje aufzuführen ich unterlaffe. Gr fehlt
auffattenber 2Beife in ber öon 21. «Seraffi beforgten ©ammlung feiner ©riefe
($abua, (Somino 1769—84), fteht aber in ber ebcnbafelbft 1733 erfajienenen 2luS*
gäbe ber Opere volgari e latine, mit anbern, an $arb. ©iulio be' äßebici, ütolebo,
26. September 1519, an aWeffer ßatino ©ioöenale, ben berühmten 2llter=
thumSforfcher, ÜJtontua, 4. Dezember 1519, an Sßietro Bembo, SWantua, 15.
Sanuar 1520. 3« «ner flaren Hnfchauung ber Chronologie öon (Saftiglione'S
ßeben öerhelfen ©inem bie gebrückten Brieffammlungen ebenfo menig, mie
Bernarbino aflarliant'S Biographie oor ben SBerfen öon 1733 unb
bie öon $.21. (Seraffi üor ber Ausgabe ber ftorrefponbena 1766. S)er ©raf
Garlo Baubi bi BeSme beabfichtigte eine fritifche 2luSgabe ber Sßerle,
mofür er reichliches SRaterial gefammelt hatte, aber es blieb beim erften
ftlorens 1853 erfchienenen Banbe, unb ber gelehrte unb getftüoHe 9Jtonu liefe
fidj in bie Unterfuchungen über |ene $älfd)ungen hineinziehen, melche unter
bem üftamen ber Carte d'Arborea nur §u befannt geworben finb, unb mürbe
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200
üon wcumont,
ber crflärte ©ertheibiger jener ben toirflicben anfangen ber italientfchen $oefte
angeblich borausgegangenen farbigen unb to8canifcben dichter, tooran iefct
toot)l nur Senige glauben unb toorüber er bie f oftbare 3*ü fetner legten
3abre berlor. ©ei ber ttaltenifchen Unfitte be8 9lidjtbatiren8 ber ©riefe flnb
3rrtbümer unb Scrtocdj^lungen fehr erflärlidj ; auch bei unferm ©riefe ift bie
3ahre8gat)l 1519 be8 erften 3)rucf8 Don fremb«r §anb unb irrig, $er neuefte
2)rucf ift bei ©aetano ©iorbani: „Deila venuta e dimora in Bologna
del Sommo Pontifice demente VII. per la incoronatione di Carlo V.
Iraperatore" (©ologna 1842). Documenti @. 160—164, worauf in ben
9Inmcrfungen 311m btftorifdbcn Jcrt be3 93ud)e3 öerfchicbentUd) 9tücfftcf)t ge=
nontmen nrirb. $>a8 6d)riftftürf, obgleich bon einem berühmten «Wanne unb
über eine toiajttge Gegebenheit, fdjeint in ber biftorifctjen ßiteratur 3talien8
toentg 3kad)tung gefunben gu haben. 3Me jüngfte (Srtoahnung beSfelben, aber
ofme eine ©pur bon ©emerfung, ftnbe id) bei ©iufeppe be ßeba, „Storia
documentata di Carlo V. in correlazione all' Italia", $obua 1867 ff. ©b. II,
@. 26, ber e8 nur au8 Äu 8c et Ii* 8 Sammlung fennt. SJtterbing8 lag ihm
bie Sache giemlich fern, aber ben 2iu3brucf, bafe ftarl nach ©egrfinbung feines
©ünbni|fe8 mit (Sngtanb fidt) nad) Stachen begeben, n>o er bie Äatferfrone
feierlich empfangen habe, hatte er billig bermeiben foHen. 3u bcmerfen ift,
bafe bie Slnrebe be8 ©riefe8: Reverendissimo ed Illustrissimo Signore bie*
jenige ift, toeldje ben fiarbinälen gutam, bebor % Urban VIII. ihnen bie
<£mineng beilegte, toorauf obige Titulatur ben Prälaten erften 9fange8 blieb.
(58 ift hier nicht ber Ort, auf ©aftiglione'8 unb ©ibbtena'8 ßebenSeretg*
niffe unb bie barauf bezügliche ßiteratur näher einzugehen, al8 bereits gc*
fd>chen ift. ©eibe gehören gu ben glängenben ©eiftem be8 3^italter8 ßeo'8 X.,
©etben toerben ihre freunbfd)aftlid)en ©egiebungen gu SRaffael Sangio nod)
9tod)ruhm beschaffen, tt>enn JHemanb ihre SBerfe mehr lieft, bie fid) bei bem
6inen auf bie berühmte ftomöbie befchr&nten. Slud) erlefenen ©eiftern fommt
refleftirter ©lang gu gute! föne genügenbe ©iographie (£aftiglione'8 gibt e8,
tote gefaßt, nid)t ; fie mufe au8 feinen ©riefen unb Schriften fonftruirt toerben.
Über feine unerfreuliche $iffereng mit ©ittoria ©olonna au8 Slnlajj be8 bon
biefer nicht forgfam genug gehüteten 2Jtonuftnpt8 be8 (Sortegiano habe ich in
ber ©iographie ber erlauchten ftreunbtn SJftchelangelo'a (ftreiburg 1881,
S. 70 ff.) gehanbelt. $ie ftrage, ob (Saftiglione ober 9taffael, ober, toa8
toahrfcheinlicher, ein ^Dritter ©erfaffer ber an ßeo X. gerichteten 5)ebifation ber
Stubien in ©egug auf bie Ruinen 9fcom8 fei, haben nach ^affabant, mit
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Jfrüfer $arlä V. Krönung in 2larf)cn.
291
cingehenbercr ftritif, obgleich Immer noch mit gtoeif elfjaftcm ©rgebnifj, $ e r m a n n
@limm („De incerti auctoris litteris quae Raphaeliii Urbinatis ad Leonem
deeimum feruntur", in 21. b. 3ahnS Sahrbüchern ber Shtnfttoiffenfchaft,
S3b. IV, @. 66 ff.) unb Sin ton Springer («SRaffacI unb SJcichelangelo"
@. 314, 315) be^anbelt. ®ie $ebifation8fchrift, bon ©eipione 2Raffei unter
<£aftiglione'S papieren gefunben unb in ber Sßabuaner SluSgabe feiner 2Berfe bon
1733 beröffentlicht, galt allgemein als beffen Sßerf, bis ber Slbate ftranceS*
coni, {Rom 1799, bie Slutorfchaft ober ^Beteiligung JRaffaelS aufs £apet braute,
©aftiglione fdjrieb eine ©rabfdjrift für föaffael — baS (Spttaph im $antl)eon
ifi befanntlidj oonSßietroöembo, bem nachmaligen Äarbinal, ber in feinem
(Spitaph für (Saftiglionc nur brei feiner biplomatifchen ©enbungen nennt, nach
©nglanb unb fflom für ben Jpersog Don Urbino, nach Spanien für Klemens VII.
SS mochte bem SJtonne, ber 9tom in all bem heitern ©lanä ber ßeoninifajen 3eit
gefannt hatte, ferner fallen, nach ben ©reuein bcS „@acco" mit bem fcerrfcher &u
üerfehren, beffen §eer all biefe fterrlichfett grünblidj jerftört hotte. 5lur mit
f$mer3ti$en ©rapftabungen !ann man baS (Schreiben lefen, meines er, 83urgoS,
10. 2)esember 1527, an fy. ÄlemenS VII. richtete (Lettere di prineipi, 931. 107
ver8o), aus toeldjem beS SßapfteS Unjufrieben^eit mit bem geringen Erfolge
feiner SDliffion, tooran er mohl fehr unfdjulbig mar, unb fein föerjjeletb barüber
herüorgeht. ®r blieb Nuntius, aber ffarbinal Slleffanbro ftarnefe, ber nachmalige
Sßaul III., ging einige 3eit ber Sßlünberung als ßegat nach (Spanien.
2luch oom ßarbinal »ibbiena beffen mir feine genügenbe Biographie,
bennSl. SR. »anbini'S, beS öieljahrigen gelehrten BibliotbetarS ber aJcebiceo*
ßaurentiana: „II Bibbiena ossia il ministro di Stato" («ibomo 1758) fann
heute nicht mehr als folaje gelten, unb bie 9coti§en XiraboSd&i'S (S3b. XII
- VII, 3 — @. 1907-1914) finb unenblid) bürre unb armlich. 3«m ©lüdt
ift fein Sehen üon Anfang an mit bem ber beiben berühmteren SDiebiceer nne
bereint, anfangs mit £orengo, bann mit ßeo, unb fo mirb er uns burch ihre
Biographien, namentlich burch bie beS ttefetern, borgeführt, toäljrenb StaffaelS
Biographen beffen intimes Skrhältnifj gu bem geiftooüen, roeltltcr) gefinnten Stav
binal erläutern. ©utfchmibtS „ Stoff aelhxrl" enthält in feinem erften ©anbe baS
in SJtabrib befinbtiche Vortrat Bibbiena'S, toic bas im ßouore enthaltene
Saftiglione'S, unb im jmeiten »anbe bie ©fi&en ber fJreSfen in »ibbiena's Diel«
befprochenem SSatifanifmen Babejimmer. 2)eS ftarbinals fünf oertraute Briefe an
ßuife oon ©abotoen, Februar - 2Rai 1520, flehen in ©. ÜRolini'S (öino
(£apponi'S) Docuraenti di Storia italiana, ftlorena 1836— 37,23b. I.S.71-87,
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bon SReumont,
3$ finbc nicht, bafe man in Stalten bic Authentizität bon (Saftiglione'S
Bericht über bie Aachener Krönung irgenbmie in 3weifel gebogen hätte, ©afe man
ihn ofme weitere« ShmtiuS nennt, ift wohl irrig ; er mufi aber, tt>ic ich oben
ausgeführt, 2ttarino (Saracciolo nur beigeorbnet gemefen fein. ©S ^at Wohl awei
Nuntien ju gleicher 3eit gegeben, aber it)re Aufträge waren bann berfebieben,
wie beim SBormfer SReichStag bon 1521 Marino (Saracctolo bie politifchen,
©irolamo Aleanbro bie religiösen Angelegenheiten &u bchanbeln hatte.
Über SlnbereS, Sßcrfonen wie $>iitge, fanu ich hier rafd) hinweggehen.
2)ie beiben beutfajen ftarbinäle, 2ang unb Sehinner, ftnb befanut genug aus
ber attgemetnen ©efcr)id)te unb iener Äatfer 2JtorjmilianS ; ber SBelgier ©uil*
laume be Grob berbanfte feinen bergänglichen ©lang nur bem (Hnflufe feines
gleichnamigen DheimS, beS 6eigneur be (ShtebreS, frühern ftofmeifterS, bann
erften ÜJhnifterS SarlS V., geftorben in SBormS 28. Wlai 1521. Von aftobame
2Warguerite reben taufenb SBIdtter frangöfifcher unb belgifcber (Shronitcn unb
ftorrefponbenäen. 25er ©ernat)! ber ftaatSflugen Softer SßhütPPB wrt> aJtoria'S
mar S|3r)iltbert IL, ber Schöne, §erjog bon Saboben, f 1504, Mb fte mar
burdj ihre finberlofe et)e Schwägerin SuifenS bon Saboben, ber Butter Ofranj' L,
Saris III., bon bem baS nachmalige tonigliche #auB ftammte, unb Jiliberta'S,
ber ©emahlin ©iuliano'S be' 9Rebici, ^erjogS bon SiemourS, ©ruberB Seo'S X.
SBelanntltch übernahm nach ihr ihre Seichte 2#aria, Königin bon Ungarn, bie
Verwaltung ber SHeberlanbe. (SS ift fchabe, bafe unfer 93ericr>terftatter nichts
über ©ermaine be ftoir, fagt. Stoch einer Vorgängerin, wie 3fabetta, fonnte fte
an ber «Seite eines ber ärgften unb gewiffenlofeften ©goiften, wie fterbtnanb
ber Satholifdje, nur eine ärmliche Stolle fpielen, unb ihre $eiratt)fucht trug
bann nicht eben bajit bei, fte in ber SWeinung ju heben, obgleich fie immeT
eine Partie behielt. ftarl V. mufete es baran liegen, fie su gewinnen, unb
eS fcheint ihm gelungen ju fein. 3n ben bor lursem burch (S. b. #öfler
herausgegebenen „fccpefcben beS benetianifchen 93otfajafterS bei ©raherjog Wltpp,
^erjog bon löurgunb, ftönig oon ßeon, Gaftilien unb ©ranaba, D. SSincenao
Cuirino 1505-1506" (2Bien 1884, aus bem „Archtb für öfterreichifche ©e*
fchtchte", Vb.LXVi) ift mieberljolt bon ©ermatne'S &eiratt) unb bon $$ilippg
unb feines Vaters SKifebergnügeu über ben (Sutfchlufe $?. ^erbinanbS 0 { e
9tcbe, ber für feinen ©ibam in 2Bar)rr)eit ein coup de Jarnuc war. 9War>
miltan fagte einem fpanifdjen 93otfcr)after ohne Umfchweif, „bie tfreunbfchaft
jwifchen Spanien unb ^rottfreieb *hue ihm äufeerft leib; bie ^ransofen feien
^erräther unb würben bett ftönig bon Spanien berratr)en, wie fie ihn unb
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Genfer STarlS V. ÄrÖnung in Staden.
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feine ftinber berratyen Ratten". Unb al8 ber Votfehafter ermtbertc, „er »un=
bere ftch barüber, ba& ©eine 27toieftat fid) über ben ^rieben feines §errfd)er8
mit bem ftönige oon ftranfretd) mifjbergnügt geige, ber boch fein ftreunb unb
Vunbe8genoffe fei, antwortete er fcr)r erjürnt (cun gran colera). er fei nie fein
$reunb gemefen, unb er (2JtorjmiIian) benfe nicht, bafj er e8 je »erben »erbe".
2>ie gtoeite 6^e fterbinanbS fchetnt übrigens feine befonberä glüdf»
Iid^e geroefen ju fein. Slntoine be ßalaing, §err Oon SUcontignö, welker ben
(Sräherjog begleitete, bemerft fpöttifch, nacfjbem er gefagt, wie biefe ©f)e gefdjloffen
worben fei, um Philipp ben größten Verbrufj ju bereiten: „$er ftönig bon
Sfragon fann fid) rühmen, feine gute erfte ©emafjlin, »eber »a8 förperltche unb
geiftige ©igenfdjaften unb ©üter betrifft, »icbergefunben 31t haben." (#öfter,
21. be ßalaing, 35. Ouirino jc, SBien 1883, au8 ben ©ifcung8berid)ten ber
f. STfab. b. SB. 93b. CIV.) — Wut im Vorbeigehen möge hier bemerft »erben,
bafj ©acharb, ber bie Delation über ^P^UippS jmeiten 3^0 nach ©panteu
im I. Vanbe ber „Collection des voyages des souverains des Pays-Bas",
SBrüffcl 1876, gebrudft hat, ficf> gegen bie Stutorf a^aft ßalaing8 au8fprtd)t.
SB. SßreScott nennt ©ermaine oft in ber History of the reign of
Ferdinand and Isabella, abgefehen oon ben altern, »ie ©uicciarbini. 3n
ber legten 21u8gabe ber (Stammtafel be8 &aufe8 ^ohenjoHern, 1879, fefet
©Hilf rieb ihre Vermählung mit SWarfgraf Sohann oon Vranbenburg irrig
in ba8 3. 1522. (3ohann8 jüngfter »ruber mar SRarfgraf ©umprecht,
©ompropft 3U 2Bürjburg unb (Shrenfammerer ßeo'S X., ber fid) »äfjrenb ber
Sßlünberung 3tom8 bort befanb unb bem faiferlichen #eere nad) Neapel folgte,
mo er 1528 ftarb unb in ©an Sßietro ad aram beigeiefct mürbe; ©Hilf rieb
hat ungenau „bei ©t Sßeter". Vgl. ©. Vellermann, Erinnerungen au8
©übs(5uropa, Verlitt 1851, »o 2tbbilbung be8 ©rabftein8.) ©uicciarbini
fagt über ©ermaine'8 britte fceirath mit ^er§og $erbinanb oon (Salabrien,
»eichen ©onjaloo be ßorboba, ber feinen glänsenben ritterlichen 9hiljm buraj
fein fonftige8 Verhalten nicht mehrte, im SBiberfprud) mit bem gegebenen
SBort im 3- 1503 gefangen nach ©panien gefanbt hatte, inbem er oon bem
Slufftanbe ber caftilifchen ©tobte toährenb ftarl8 91b»efenheit rebet: „3nbem ber
Äaifer in Vetracht sog, bafe fterbinanb ben Slufforberungen ber empörten Spenge,
fich an ihre ©pifce ju ftetten, fein ©ehör gefajenft, fonbern bie Vurg oon £artoa,
»o ber Äatholifdje ihn 1512 hatte einfperren laffen, nicht öerlaffen hatte, berief
er ihn (1522) mit grofjen ©hren an ben $of unb gab ihm nicht lange barauf
©ermaine, bie üormalige ©emahlin Sönig fterbinanbä, gur ftrau, reich aber
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oon fteumont, ftaifer Saris V. Sftömmg in 5Jad)en.
unfruchtbar, auf bafj in üjm, beut legten Sprö&ling SUfonfo'S be8 fcodföcrsigen
öon Aragon, biefe Familie erlbfcben möchte, inbem atoei feiner jüngern S3rüber
fd)on, ber eine in Sranfreid) (tfönig ftriebrid) öon Neapel ftarb al8 (Befangener
in Xour8 1506), ber anbere in Stalten geftorben toaren." (£8 »ergingen jebod),
tote man ftefjt, ntebrere SoJjre, bebor biefer Slft föniglidjer ©rojjmutb unb S)an!=
barfeit (!) fia) öofl&og, benn ©ermaine tourbe erft 1526 jum gtoeüenmat SBitttoe.
5Der neuefte febr fleißige Herausgeber bon M 9Ubred)t S)firer8 Xagebud) ber
Steife in bie 9ciebertanbe M (ßeipjig 1884), $riebrid)2eitf(bub,tftim Srrtbum,
inbem er in ber „Königin öon Spanien", ©.91, be8 ftaiferS Sdjtoefter
©leonore, Königin öon Portugal, nacbmalS öon ftranfreid) „mit JBeftimmt&eit''
öerututbet (S. 196). ©leonorenS ©etnabl, flönig Gtnanuel ber ©lüefliebe, toar
bamals beut £obe nabe unb ftc toar nidjt bei belgifdjen Sefiten antoefenb ; $ürer
toar aueb mit ben fingen au öertraut, um fie flöntgtn öon Spanien p nennen.
@8 banbelt ftcb ffitx um ©ermaine, bie ben Ittel einer ßönigin öon STragon
aueb nad) ibrerSBieberoermablung fübrte unb inSBelgien längere 3eit geblieben fein
rotrb, ba bie politifeben Hngelegenbeiten in Spanien tr)r einen toenig fiebern unb
rubigen Stufentbalt öeTfpraeben. ftarlS arme, geifteSfranfe 37hitter, 3uana la ßoea,
lebte in ber 33urg öon £orbefilla8, toobin ibr Sater, ÄÖnig ^ferbinanb, fte im
3. 1509 gebraebt batte unb too fte 1555, nur brei Sabre öor ibrem Sobne, ftarb.
2)a8 £agebud) SeanS be Sanbencffe über ftarls V. Steifen ift
gebrueft in ber Collection des voyages etc. S3b. II, SrÜffel 1874. «gl. 3ett*
febrift be8 »adjener ©efd)td)t8öerein8 23b. I, S. 212 ff. $ie Memoiren bc8 , jeune
Adventureux", toie Robert be la SRarcf ftd) nannte, gefebrieben toabrenb feiner
®efangenjd)aft im ftort be l'@clufe in ftlanbern, toobin er, mit Ä. ftran§ I. bei
gjaöia gefangen, gebraebt unb ber #ut SbarleS' be St. $aul übergeben toorben
toar, fübren ben Xitel: „Histoire de« choses memorables advenues du regne
de Louis XII et Francois I« en France, Italie, Allemagne et es Pays-Bas
depuis Tan 1500 jusqu'en 1521 mise par escriptpar Robert de la Marek,
seigneur de Fleurange et de Sedan, mareschal de France." $)te erfte STuSgabe
SßariS 1753, nad) bem im 23eft$ be8 ©rafen be la 2Jtarcf befinblidjen aWanuffript,
bann in $ß e t i t o 1 8 unb $8 u d) n n 8 Sammlungen. S)ie ©rsdblung ift febr lebenbig
unb anfcbaulid). ftleurange, ber nid)t, toie fein 93ater, öon Partei toccbfelte, fonbern
treu su ftranfreid) tytlt (er toar neunjabrig an ben #of 2ubtoig8 XII. gefomnten
unb geborte gur ©efellfd)aft be8 prafttmtiöen ^btonerben ftrang öon Slngoulente),
ftarb 1536 an einem biegen Sieber ju ßongjumeau, im Slugenblicf, al8 er ba8
burd) ben $ob feines SSatcrS ibm jugefaßene ©rbe bon Seban antreten tooßte.
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|)q Ipsterlatrifer In jfctdfpn «nh iit har %n$tn$r
X*on Dr. 3ofep$ fcanfen.
(£3 ift eine auffatfenbe (Jrfdjeinung, bafj, fo mannigfadfjer 5lrt
aua) bie Sßubttfationen über bie ©efdf)id)te unferer <Stabt fein mögen,
toeldje in ben testen Saljqefjnten öon Slawen felbft au3 an§ Sidjt
getreten ftnb, 3toet ©ebiete in benfetben nicr)t einge^enber beljanbelt,
faum fjie unb ba geftreift morben finb. 3a) me » te *>k Stellung,
roetd^c 9Iad)en in nriffenfdjaftliäjer unb religiöfer 33egie^ung einge=
nommen §at. ftamenttid) bie beiben für biefe grage intereffanteften
unb bebeutfamften 3a^unberte ; baS 15. unb baä 16., finb toon
biefen ©eftd)täpunften auä $ier nod) gar nid)t in ben S3ercia)
Ijiftorifdjer Unterfudjung gebogen toorben, menn audj in auäroär=
tigen ^ßubttfationen fdfjon feit geraumer £tit eine Sftenge braua>
barften Materials gerabe für bie fjiefigen SSerlj<mffe gefammett
unb gebrutft oortiegt. $)a3 ift übrigen^ niä)t nur eine (Jigentfjüm*
lidjfeit ber 5ladjener !jiftorifcf)en Siteratur jüngern Urfprungä,
fonbem man barf behaupten, alle§, roaä feit ben einfeitigen unb
ungureidjenben (5$ronifen beä a 23eecf (1620), be8 Sftopptuä (1632)
unb 2ftet)er (1781) bis ju ben neueften ©rgeugniffen tyiefiger fiofat-
gefaxte über bie frühem 93erpltniffe unferer 6tabt erfdjienen ift,
franft an bemfelben geiler 1 ).
*) S3tet meljr $at in btefer 29eate$ung unfere Heinere 9tod)barftabt 2>üren
aufjumetfen. 2lbgefe!jen bon ben neuem unb befanntern 2lBf)anbIungen Don
SScfymifc über Franciscus Fabricius Marcoduranus unb üon Döring über
Philippus FabriciuB Marcoduranus Ijaben Jöonit, ^Rümpel unb $tfd)bad)
fdjon 1838 in UjreT (Sammlung bon Materialien gur ©efdjtdjte 3)üren3
(©. 427—452) ben Serfud) ber 3"fammenftettung einer Bibliotheca Marco-
durana gemadjt.
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296
.v? nttfen,
§ier fann e3 nicht am $ta$e fein, bic ©rünbe bicfcr (£rfd)einung
$u »erfolgen. @ä genügt \u fonftatiren, baß 9lad)en über bem
bebcutenben materiellen s #uffcf)toung, ben c3 in ber legten 3 cit
genommen, bic ^^eilna^me an ben toiffenfchaftlich=retigiöfen 3>ntereffen,
bie {einen 8öljnen ehebem am §er$cn lagen, einigermaßen eingebüßt
$u ^aben fdjeint. Einige fleine Anläufe, um baä frühere roiffen=
fchaftliche ßcben unterer Stabt ber ©egentoart ettoa3 naher gu
bringen, finb atlerbingS in jüngfter 3eit gemalt toorben, unb $toar
feit ber ©rünbung beö ^iftorifa)en Vereins unb im föaljmen ber
bon if)m herausgegebenen 3eitfcf)rift *). 3lber au§ foldjen leifen 2ln=
.beutungen eineä ertoad)cnben SntereffeS läßt fia) ein Urteil, über ben
gan$ ^crüorragenben 2lntheil, toelcfjen 5lacf)ener an ben ^umaniftifajen
Söeftrebungen 2ikftbcutfa)tanb3 genommen haben, burd)au§ nicf)t bilben 2 ).
Unb boa) — TOanner wie $eter t>on ©tomniclj, ber Äano=
mfuS am TOartmiftift in fünfter, ber grünblid)e Kenner $tato3,
ber greunb S^ubolfö oon ßangen, ber aud) mit ßutljer einen (tote
e§ jdjeint) bertorenen 5Meftoecf|fel unterhielt; TOathtaS Wremer
genannt Mathias Aquensis ober Aquanus, ber 1557 alä
S^eftor unb anerfannt tüajtigfter ßef)rer an ber TOontanerburfe in
Äöln ftarb; 3°h ann Himburg, ber erfte ©efifcer ber unter feinem
Nachfolger, bem TOathematifer, Dieter unb TOufifer $>ietrich
£$totit>el (auä ^toeifall bei Stachen), fo bebeutenben 3flünfterfa)en
Of fein ; ber £>id)ter TO a r f u 3 $ t c a r b u § , ber ^orbljäufer $ano=
nifuä Melchior de Aquisgrano, ber alä föebner unb Sd)rift=
fteller gleich befanntc ©ottfrieb Ganbelarti; ober ein TOann
toie 3oh annc§ <5äfariu3 au3 %üliä), ein SlnbreaS ßuenacf,
ein ©ber^arb 58illid)iu3 ; ein TO a i a S oon Sittarb unb
toie bie in 5laä)en ober beffen ndc^fter Umgebung gebürtigen TOänner
>) 3eitf£hrtft beS Aachener @efcf>icht8bereing IV, 6.334; V, @. 143, 146, 310.
*) Gbriftian Ouir. beabfichttgte bor mehr al& einem halben Safjrbunbert
bie Aufarbeitung eines „©elcbrten Sladjen", tuobon er in ber 3«tfdjrift
w 0H)eimfche fjlora", öon melier int II. SSanbe ber unfrigen ausführlich bie
SRebe gen>efeu ift, furge 23rud)ftücfe mitteilte, toeldje aQerbtngS biet gu toünfcfjen
übrig laffen. 2tuf baSjenige, mag Sß. 6. 33 o df über bie mittelalterliche ßiteratur
cjefcfjrieben hat, ift in nnferm V. SBanbe bingetbiefen toorben. SlnbereS möchte
loohl bereinjelt borfommen. Sinnt, ber SReb.
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$ie SBtebertäufcr in Stadjen.
297
alle §eijjen, bcrcn tarnen in ben 3a$ren 1450—1550 in ben Greifen
r^etnifd^ = toeftfätifc^en gelehrten Öebenä einen guten, $um Xfyil
auöge$etd)neten Älang Ratten — berbtenen fie e3 nic^t, ba§ iljrem
^nbenfen aud) bon iljrer föeimat au3 einmal ndfjer getreten merbe,
nadjbem fte in ber grembe foroof)l bei i^ren ßebgeiten als audfj
§eute noa) bie berbiente Slnerfennung gefunben Ijaben?
3a; behalte mir bor, biefer Männer bemnddtft in einer befonbern
$>arftetlung ber reformatorifajen 93emegung in 2lacf)en eingeljenber
$u gebenfen, für jefct möchte td) nur einige auf bie retigiöfe $er=
gangenfjeit unferer Stabt begüglidje Zotigen, wie fie ftd) bei meinen
Vorarbeiten für jene 3Ibfjanbtung angefammclt tyaben, ju allgemeinerer
Äenntnijj bringen: ia) meine einige Sftadjriajten über bie f)ieftge
9Ööiebertdufer=®emeinbe.
Cljne mia) über ben reltgiöfen 28ert§ ober Unmertty ber tdufe=
rifajen Söeroegung berbretten $u wollen, fwlte id) e3 bod) nidjt für
überflüffig, barauf tyinjumeifen, bafj man erft fett fcr)r furjer 3eit,
feit einigen ^Degennien etma, angefangen §at, bie 3been, bon melden
biefetbe getragen mar, richtig gu ernennen. SBd^renb man früher
alle§, ma§ man mit bem tarnen SBiebertäufer belegte, oljne roeitereS
mit ben fommunifttfdjen <5d)märmern in fünfter unb 5lmfterbam
tbentiftjirte unb berabfdjeute, Oerbanfen mir eine nötige SBürbigung
ber gangen (Strömung erft ben ba^nbredjenben Arbeiten bon Kornelius,
fiang, Heller, 33ecf u. 21.; burd) fie ift e§ nadjgemtefeir, bafj ber
5lnabaptiämu3 nidjtä anberä ift, als eine burd) baä 9ftebium ber
^Jtyftif ftd) an bie malbenfifdje Dlidjtung anfajliepenbe Öetyre, ja bafj
er fiä) gemiffermapen als eine 5ftad)blütlje ber fübbeutfcfyen s Uh)fttf
betrauten (äfjt. $>ie Abneigung feiner 2ltü)änger gegen bie $inber=
taufe, moljer fie bon iljren ©egnern ben s Jlamcn Söiebertdufer
erhielten, mar bura)au3 nia)t ba§ mefentltajfte unb mtajtigfte Unter=
fajeibungämerf mal ü)rer £e§re : für fie mar bie Saufe ber <$rttmd)fenen
„nidjt bie gemeinfame Signatur Ujrer Xenbeugen, fonbern nur ba§
Äenn$eid)en unb bie $ebingung ber TOtgliebfa)aft ber burdj baä
2öort Rottes nad) bem $efel)lc (Jtyrifti gefammelten Äiraje. £a$
eigentlid)e ^ringib beö $abti3mu§ liegt unb lag in bem gcftljaltcn
an bem ^rtngib ber Unmittelbarfctt ju ©Ott ober Gf)riftu3, in bem
begriffe ber &ira)e unb ber ©emctnfajaft ber ^eiligen".
♦
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298
föanfen,
2Ber o$ne Voreingenommenheit, aber audj o$ne gegen bte
Sdjtoftdjcn unb ©djattenfeiten ber tduferifdtjen SKidjtung bltnb ju
fein, ein rein fad)lia)e$ 3ntereffe hat an ber (£rtenntni& ihreö
toahren 2Sefen§, an ihrer ^eroorragenben Betonung be3 ettyföen
Moments ber Religion, toer $$ettna$me beftfct für ben nur mit ber
©laubenätreue ber erften Triften bergleidjbaren freubigen Opfermut!),
mit toetdjem fte $u $aufenben für ihren ©lauben in ben £ob gingen,
für ben fei an biefer (Steife auf fiubtoig ÄellerS unter bem Xitel
„(£in $tyoftel ber SBiebertdufer" erfdjienene Sonographie beö §anS
SJemf 1 ), auf 3of ef 23ecfä ©efa)ia)täbü^cr ber Sßiebertdufer in
Oefterreia>llngarn *), fotoie auf bon ßtltencronä TOttheilungen
auä bem ©ebiet ber öffentlichen Meinung in $)eutfchlanb roä$renb
ber gtoeiten §dtfte be3 16. 3ahrhunbertS 8 ) oertotefen.
gür unfere 3medfe genügt eö ju fonftatiren, baj? bie für gan$
$>eut{d)lanb geltenbe Beobachtung ber aujjerorbentltchen 2lngiehung3=
traft, meld)e biefe Se^re namentlich auf bie Waffen beä ÜBolfeS übte,
bie X^atfache be$ jdjaarenroeife forno^l aus ben Leihen ber fat^olifdt)
(Gebliebenen, wie au3 benen ber Anhänger fiutherS unb ^toinglte
erfolgenben Übertritts auch für unfere ©egenb zutrifft.
3n ben Sauren, too in (5übbeutftt)tanb (Stdbte toie Strasburg,
SlugSburg, Dürnberg Sftittelpunfte ber tduferifdjen SBetoegung maren,
vertraten biefelbe bei un3 im Sülidjer ßanbe tarnen tote ber beö
Johannes ßampanuS, be3 §einrich dtoü, beä Heinrich oon Songern
genannt ©laajtfcaep, be3 StonöfiuS 33inne, be3 ^ermann ©tabrabe*),
tarnen, melaje burd) bie öftern 2)arftedungen ber Uftünfterfchen
Äataftroplje nadjgerabe fo befannt getoorben finb, bafj eä nur ihrer
Einführung bebarf, um eine weite ^ßerfbeftibe auf bie graufigen
*) Seidig 1882. — ©tngebenbe SBürbtgung ftnbet bte tauferifd)e ©etoegung
nod) befonber8 in bem foeben erfcoetnenben ©udje oon Äe 11 er, $te 9tefor*
mation unb bte ältem SReformpartcien, ßetpstg 1885. 3<h fann tytr nur
borauf bertoetfen.
*) Konte» rerum Austriacarum Slbtf) 2, 93b. XLIII. SBten 1883.
•) Stbbanblungen ber btft. .Waffe ber SOTAnd). Slfab. b. SBiffenfdj. 1875, @. 124 ff.
4 ) 93gl. ©orneliu», ©efd)id)te be8 9Hfinfterfd)en 2lufrubr8 I, ©. 225 ff.;
II. ©. 161 ff.; Äeller, ©efd). ber Sßiebertäufer unb iffreS *Reid)8 in fünfter
©. 84 ff.; SSoutertoetf in ber 3eWrtft be$ bergigen ©efdndjtSbcrein? I,
©.280 ff.; ärafft, ebenbaf. vi, ©.287 ff.; SBolterS, ftonrab bonfcerefe
bad) unb ber clebifdje §of ju feiner 3 e it 75 ff«
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<bit SBtebertäufer dt Sfadjert.
Vorgänge mdhrenb unb beim <5turge be§ „<Sdjneiberregiment3" in
ber tucftfdlifc^cn §au|>tftabt gu eröffnen. Urfprüngltch antitrinU
tartfd), lutherifä) ober gttünglifcf) angeregt, Ratten alle biefe ßeute
toä^renb i^reä Aufenthalts bei bem ber anabaptifttfehen Sftidjtung
gunetgenben SEBerner bon galant, bem ^fanbin^aber ber Wogtet beS
3ülid)f(f)en Amts SBaffenberg, befonberä burä) ben <£influfj beS in-
folge feineä Aufenthalts in Strasburg mit ben oberbeutfajen 33ab*
tiften befannt geworbenen £einri<fj föott, allmählich tduferif^e 3been
in ftd) aufgenommen, bie fte im 3ülid)er fianbe nad) Ärdften ber=
breiteten unb fpdter, nad) ihrer Auämeifung aus ben ©ebieten beS
£ergogS, nad) fünfter brauten, wo fie in bem Strubel allgemeinfter
religiöS=fogtaler 35ern>trrung faft fdmmtltch ihren Untergang fanben.
3§re S^ätigfeit in unferer ©egenb, befonberS in bem ßanbe
ghufchen SBaffenberg unb Aachen, fallt in bie 3>a$re 1528 — 1532.
Ob fie bie «Stabt felbft mit in ihren SBirfungSfreiS gebogen
§aben, bafür liegt ein beftimmteS 3 cu 9 n ^6 00r - 2l& cr Lüftern,
£öngen, ©angelt, Dremmen, §ücfelhoben, bor allem SBaffenberg —
alles Orte, bie nur foenige Stunben norbtoärtS unferer <Stabt liegen —
maren bie Statten, an benen fie entmeber öffentlich, ober, toenn eS
galt, ftd> bor ben ^rgoglic^ 3ülid)fa)en Beamten gu fid)em, im
freien gelbe unter einfamen Räumen i^rc fielen *) oerbreiteten. Unb
tljren Anfang fanben fte nicht ettoa auSfd)ltej$lich unter bem gett>ö$n=
liefen SBolfe; aud) in ben Leihen beS 3 u ^M cn Abels mußten fie
^Profelbten gu toerben. Aufjer bem ermahnten $)roften Sßerner bon
galant finb eS namentlich ^cinrid^ bon Clmiffen genannt üttülftroe
auf §auS £all bei 9>tatljeim unb 3°$ ann Don Herfen, §err gu
Sßuffenborf, bie mit ihnen in SSerbinbung traten 2 ).
£>afj biefe ^rdbtfanten aber in bem $erbaa)t ftanben, aua)
mit ©emoljnem ber Stabt Aachen Segiehungen unterhalten gu haben,
ttrirb bura) berfä)iebene Umftänbe betoiefen. AIS am 29. Oftober
') 6. bie Sitten ber 3ülid)er Ätrd)cnbirttation bon 1533 bei Kornelius
a. a. O. I, <S. 225 ff. Sftre ©laubenSlebre richtete ftcf> befonberS gegen bie leib»
hafte ©egentoart (Jbriftt im Altargfaframent, gegen bie ftinbertaufe, bie Ver-
ehrung ber Silber, ben b- ®eift als brittc Sßerfon jc.
*) Sur ©einriß bon Olmtffen f. 3ettfd)rift beS Aachener ®efcht<ht8berein8
VI, <S. 184; für Sofann bon SBerfcn f. u. 6.321, «ßr.3.
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300
fcattfett,
1532 bic Äirdjenoifitation im ,£>er$ogtBum ^üticb angeorbnet tourbe,
befahl bcr £er$og 3^ann in einer 9tebentnftruftion auSbrutfUd),
barüber (*rtunbigungen ein$u}ieljen, ob bie Calenberger „etnidj
oerftant of fontfdwft IjaOen binnen 9ld), triebt" jc. *). 3 m 9lpril
bes folgenben 3 a ^ r ^ liefe ber Jper^og bic £tabt auff orbern, ben
Jpeinrid) oon Fongern unb einen getoiffen s 3ttütlenmad)cr aus ?Iad)en
gefangen ,$u nehmen, too fte immer tonnte*), unb im Juli toarnte
er nodj befonbers bie £täbte dachen unb s 2)taeftridjt oor beimlicfyem
2lufenrt)alt bc$ .freinrid) oon longern 3 ).
£)ie Iliatjadje, bafe foldje iöetfeljungen, ioenn fie fid) aud) nid)t
ins ftin^etne Oerfolgen (äffen, in Ctrf(idj)feit beftanben baben, ergibt
fid) bann aber mit bödjfter 38abrfd>einlid)feit burd) einen SRütffölufj
aus bem intereffanten, oon 2lrd)iOar £>abcts in 9Jtaeftrid)t $uerft
ans £ia)t gezogenen Tofument, bas ia) im 2lnljang nochmals ab=
brurfen laffe 4 ).
9^ad) biefem ^ftcnftücf, einem 8>dji'etben bcS £)eqog3 3°^ aun
üon (Ueoe an ben 5Mfd)of (*berf)arb Oon Putrid), gab e§ nad) bem
SPefenntniffe eineö \\i Unna in ber ©raffdjaft Üftarf gefangenen
(Miasma d)crs, bcö aus Slawen oertriebenen 2Bil^elm ©tupmann ober
Sflottencop 6 ), fotoobl ^u Slawen, als aud) $u £üttid) unb 2ftaeftrid)t
ums Jafjr 1533 (Memeinben oon „dunftlidjen trübem" unter bcr
Leitung oon üicr Cberften ober Wintern. JÖenn in biefem $)oh£
ment ber 9lmocfeuIjett beS §einrid) oon Fongern in ^aeftrid|t au3=
brüeflid) gebaut toirb, fo ift ber Crinffufe biefeS 9flanne3 unb feiner
(Menoffcn auf bic 5Mlbung ber 5lad)ener (9emembe, bie i^re (Hn=
ridjtung oon einem au3 Süttict) geflogenen ®lasmac&er erhielt 6 ),
') (Sorneliu« a. a. 0. I. 8. 224.
8 ) Rahlenbeck, L'eglise de Lie"ge etc. p. 176.
8 ) (Sorneliu« a. a. £5. I, <B. 244.
4 ) Sgl. u. @. 319 f.
6 ) a Beeck, Aqui*granum p. 257 unb nad) if)rn 9loppiu8, Stodjer
<£f)romcf II, ©. 175 ertoafinen biefen 9Kottencop aud), aber irrig als Sln&änger
eine» „lutfjertfdjen" ^räbifanten.
6 ) SBafjrfdjeinltd) Bieter ftutöntann genannt ©laStnadjer, ber fpäter oon
Xelgte (bei fünfter) aus in SSeftfalen als einer ber „Sifdjöfe" ber 2Bieber=
taufers<Sefte toirfte, f. Heller, 3ur (Sefd). ber 2Biebertäufer nad) bem Untergang
be8 2Hünfterfd)cn Stöntgreid)8, in ber äBeftbeutfcfjen 3ettfd)rift I (1882), S.462 f.
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&te SBicbcrtoufcr in Slawen. 301
gleichfalls auger allem ^meifet. ® a 6 ^ir eä aber mit einer
jebenfatfö ben oberbeutfdjen ©emetnben naajgebilbeten Bereinigung
toon 5lnababttften gu tljun tyaben, beroeift außer bem tarnen
„d)riftlid)e trüber", ben tf)re ©lieber ftd) beilegten, audj ber
Umftanb, baß fie „mit ben orbentlidjen ©eria)ten nidjtä gu tfjun
§aben mottten", mit anbern Söorten, bie Autorität ber meltlidjen
©ematten leugneten. $)enn baä mar ja t>on jetyer ein befonbereä
Ufterfmal ber taufertfdjen Sftajtung, baß fie bie bollfommene $lbfon=
berung ber ©emeinbe bon ber „ungläubigen" 9lußenh>elt teerte,
alle Hnroenbung äußerer ©emalt in Saasen be3 ©laubenö ber=
abfd)eute unb jeben ftaatlttfjen Einfluß auf baä tnnerftrd)licf)e ßeben
gu entfernen fudjte — ein Streben, bem fie bann aua) gum Cbfer
fiel, als fie gtoifdjen gmei fo gentratifirte 6tofteme mie ba3 tatf)olifa)=
Ijierardjifdjie unb bie lutljertfaje ©taatöfirdje geriet^.
Uber bie meitern ©efdjicfe ber $lad)encr ©emeinbe berlautet in
ben nädjften 3>afjrcn nic^t biet. £>ie Verfolgungen, benen fitt) bie
SBaffenberger ^räbifanten unb tl)r 5lnf)ang ausgefegt faljen, feit ber
bortige £)roft feineä Slmtcä entfefct 1 ), unb ein (Jbift beä £crgogö
gegen Johannes Gambanuä, £etnria) bon Xongem unb ü)re ©enoffen
erlaffen roorben mar 2 ), befonberä aber, feitbem bie Äir^cnüifitatian
bon 1533 ftd) gegen alleä, ma§ nidjt tatfjolifd) ober lutfjerifd) mar,
mit «Strenge gemanbt unb atlcö „28infelbrebigen" aufä ftfjärffte
unterfagt Ijatte, merben bie Urfaajcn gemefen fein, baß man ba3
tieffte £>unfel über bie f)iefige ©emeinbe gu bemaljren fud)te, fo baß
c3 un§ nidjt äöunber nehmen barf, menn nur feljr menige 9tod)=
rieten au3 biefer £tit auf un§ gefommen finb.
©ang laffen unä aber aua) I)icr bie ljiftorifd)en Scugniffc nia)t
im 6tia).
S)er SHat^ ber ©tabt, bamatS nod) gang tatljolifcf), erließ unter
bem CHnfluffe best JpergogS bon %üüö) unb unter bem CHnbruaY ber
maa)fenben Erfolge, meiere bie Sefte im 9ttünftcrfd)en aufgumeifen
') ftura nad) bem 4. Suli 1533, f. ßacomblet, 2lrd)iö für bie ©efd). bc8
3fteberrf)ein8 V, @. 87, 2lmn. 14.
8 ) Sacobfon, ©efd). ber OiieHen be8 ebangetifdjcn SHrd)enred)tg ber5ßro=
öinjen 8tf)etnlanb unb SBeftfalen II, <5. 1.
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-
302 $<mfert,
hatte, im Januar unb ftpril 1533 unb im September be3 fotgenben
3c^te5 fdjarfe Orbif te gegen bic neuen 8eljren, bor allem gegen bie toieber=
täuferifche, (*bifte, melajen im % 1535 3<>h ann ßranfc, 9ftatt)ia3
Äöffer unb Songer ,£enSgen alä ^uroiberhanbelnbe S um Opfer fielen 1 ).
Diefe 93eftimmungen beS föatheä fdjeinen benn aua) nicf)t ganj
ohne Erfolg gefcefen gu fein; jebenfallS fpricht eine föetlje bon
X^atfat^en bafür, bafj Aachener Säufer in biefer 3eit fia) auä bcr
(Stabt entfernten'), unb fta), $um Ztyil toemgftenä, naa)
TOinfter begaben, mo^in ja aua) alle ©affenbergcr ^räbtfanten mit
2lu3na§me be3 GampanuS gebogen roaren. $uf bie ©ntmicfctung
unb Belebung biefer £uft $ur ^eitna^me an ben Vorgängen in
bem „neuen 3 cru f a tem" $u einer £c\t, too ja aflerbingö bie (Stabt
fünfter fa)on offen bie SÖMcbertaufe angenommen hatte, mo bie großen
S&uferberfammtungen am Söergftofter bei Raffelt ftattfanben unb
gum Aufbruch naa) 28eftfalen prebigten, roo bie in fünfter an-
mefenben SInabaptiften SSermanbten unb greunben in ber gerne bie
locfenbften SdjUberungen bon bem unbergtetchlich frönen fieben, baS
fie führten, übermittelten 8 ), too aber anbererfeitä aua) bon Seiten
beä 23ifd)ofä gran$ fcf>on bie umfaffcnbften Werbungen um ©efdjüfce
unb fianbäfnea)te in ben benachbarten ßanben ftattfanben, ift in
unferer ©egenb jebenfallä bon fjeröorragenber Söebeutung bie Steife
be3 3 0 § ann öon CSnabrütf geroefen, ber, bon ben 3J£ünfterfd)en
ÜBaptiften auSgefanbt, in SCßaffenberg, gongen, Dremmen unb anbem
benadjbarten Orten $um 5Iufbrua) naa) fünfter mahnte unb eä
baf>in braajte, bafj allein auä bem Umgenannten $)orfe 38 Käufer
ben (£ntfa)lujj faxten, feinem Aufruf gu folgen 4 ).
') a Beeck p. 257 sq.; 9ioüpiu8 II, @. 175; 2fteber, 2fad)enfd)e
(SJefc^. I, @. 446; nad) bem SBortlaut ber 9tachrid)t ift e8 3h>eifett)aft, ob
mit e8 ^ier mit Käufern ober mit Sßroteftanten gu tf)un haben. ßefctereS
nimmt SRecfltnghaufen, 3tiformation8gefd)icf)te ber ßänber Sülid), 93erg :c
unb ber ©täbte Sladjen, ftötn unb $ortmunb I, <B. 256 an.
*) 3n ftöln wirb 1534 als SduferbrebigeT ermahnt „ber berlaufene ^rauen-
brubermönd) (SoSmaS au» 2tod)en", f. @ n n e n , ©efd). ber 6tabt flöln IV, @. 338.
*) $>rei folcfjer »riefe (nad) Duisburg, Homberg unb tfötn gerichtet) f. bei
liefert, Beiträge ju einem 9Jiünfterfd)en Urfunbenbud) I l (1823), ©.246 ff.
4 ) 3Künfterfche ©efd)id)t8queaen II, 6. 220; ff eil er, $ie SBiebertäufer
in fünfter ©. 156.
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$ie Siebertäufer in Slawen. 303
<Bo finben mir benn aud) unter ben 28 Trabanten, bic einen
£f)etl be3 §offtaatä bilbeten, mit trjelcfjem ftd) 3°5 ann DOn Serben
umgab, einen Quirin öon ^lacfycn 1 ); ,$einria) öon Gornelimünfter
unb ©oäroin öon greialbenljoöen rourben im SDegember 1534 öom
Xäuferfonig al§ „9lüoftel" auSgefanbt unb feuerten in ,<pambaa)
unb ßinnid) gum $uge m $ fünfter an 2 ).
2öte fid) aus bem 23efenntnig be§ bei ber Belagerung öon
fünfter gefangenen ,£>cinrid} ©rag ergab unb öon bem 23ifcf>of
ftrang bem SSormfer $)eöutation3tage im Slöril 1535 mitgeteilt
rourbc, beabfidjtigten bie TOunfterfcrjen Slnabaötiften, „baö fie öier
banner folten laffen fliegen, etnS gu (Jfajenbroicf bei ber 9flaeffen
im tanb öon $ulid), ein§ in ^ollanbt unb Sßafferlanben, ein§
3jn)ifd)en 9ttaftrid)t, $lta) unb bem lanbe Dan fitmburg unb baä
öierbt in gretälanbt bei <&roninge; mitlcrroeil baä gefajetie, folten
fid) bie brüber mit geroeljer unb gemergelt fertig machen unb fo
balb fie Dementen, bie banner fliegen mürben, jeber gum neljeften
gu gießen unb nadj fünfter gu entfefcen unb bie lanben ein-
nemen" 8 ).
2Benn e3 aud) nid^t feftfteljt, ba§ btefer $lan, menigftenS
toaS bie ^iefige ©egenb betrifft, gur 2lu3füljrung gefommen ift, fo
roirb ber enge 3ufammenl)ang ber Slaajener Käufer mit ben ^ünfter=
fd)en für biefe 3ett mit (Bict)err)cit fonftatirt burd) baS SBefenntnif?
be3 am 5. $)egember 1534 bei einem 3luSfaH au§ fünfter gefan*
genen ferner <Sct)ciffart öon Aerobe, tiefer erfT&rtc am 11. <De*
gember : „baj} Sollen, SBefel unb 9lia) ^eirnlid) nubberteuffer babinnen
an fie gefant, tren Ijanbel gu öernemen, unb mögen auefj nod) öil=
leidjt babinnen fein unb enthalten merben; unb §aöen btefelöe bic
öertroiftung babinnen gebraut, roie ba3 ber funig gu granfreid),
(Jngcllant unb <2d>otlant bie mibertauf angenomen unb getauft.
9lu3 Sollen 9lrnt unb @er$art Sßefterberg, gebrueber, unb binnen
•) Stcrffenbrocr, ©efdj. ber SBiebertaufer 311 SWünfter (1771) II, @.55.
©iner ber brei <$abnrid)e toar Sofjann öon Sülicr), ebenbaf. <3. 5f>.
«) Steller a. a. O. <5. 271.
8 ) ©taatSardjtö fünfter, 9H. ß.»9l. 518/19 VIII, %ol 44; ögl. Äeller
a. a. O. @. 274 ff.; Habets. De Wederdoopers te Maastricht p. 155.
20
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304
$>an|en,
(Sollen bcr mibberteufer ungeferlid) 700, bodj binnen 2Sefel unb
m$tn nit fo biet" 1 ).
3n$hrifd)en na^m ber 9tati) ber £tabt 9(ad}en, an melden fid)
iöifd^of granj am 19. gebruar 1534 mit ber Söittc geroanbt hatte,
bie Werbungen feineö Hauptmanns @erharb bon fünfter um
.gmlfätrubben $ur 2öiebereroberung feiner rebellifajen ^auprftabt ge=
nehmtgen $u roollen*), burdj feine $lbgefanbten, ben 23ürgermeifter
ßeonharb bon (JUerbanb unb Stifolauö ^iltman, an ber $erfamm=
lung beö oberrheinifd)en, furr^einifa^en unb nieberr^einifa)=n)eftfdli=
fttjen &retfeö Ztyit, melaje am 13. Dezember 1534 in Äobtenj
gehalten mürbe, um über ein gemetnfameS Vorgehen gegen bie
Sftünfterfdjen 9lnababtiften ^u beraten 3 ); e$ ift befannt, bafj bie
einhellige ©rflärung ber 8täbte barauf ^inauötief, fie feien nid)t
befugt, ohne borhertge Anfrage $u £aufc .£mlfe für biefen 3me(f
jugufagen 4 ). 2luf bem im 5lbril beä folgenben 3ahre3 3 U 2Bormä
ftattfinbenben $)ebutattonätage, ber fid) gleidifallS mit biefer grage
befd)äftigte unb bem 5Mfd)of bon fünfter bie naajgefudjte ^ülfe
bewilligte, mürbe bann bie ©tabt 2lad)en mit 700 (Bulben (einem
ganzen iWömerjug) beranfajlagt 5 ).
£iefe JReich^ülfe fefcte ben 23ifdjof, roie allgemein befannt, in
ben Stanb, bie Belagerung feiner £aubtftabt mit befferm ©rfolge
alä bisher fort$ufcfcen; bie Eroberung berfelben (am 23. 3uni
1535) unb baä fdjretfliche iölutgerid)t, baä er über fte behängte,
bilbeten falb ben 2lbfd)lu6 be3 greuelbollen $)rama3, baä mehrere
3a^re $inburcf) ben ganzen äöeften (JurobaS in Aufregung erhalt
ten ^atte.
gür bie Käufer mar bie Eroberung TOinfterS allerbingS ein
harter <sdjlag, aber, toie berfelbe nid)t einmal in SBeftfalen, ja
l ) üttünfterfäe ©efa^tSqueHen II, @. 293.
*) SSgl. u. @. 321. ®ie 2lnttoort bcr <3tabt ift mir tticfjt befannt. 2Bie
ablefjnenb fid) ber obengenannte Sodann bon SBerfen Sßuffcnborf gegen
biefe SBerbungen öerfjtclt, jeigt bie ^Beilage 3, @. 321.
*) @taat2ard)to fünfter, fr 2.=2l. 518/19 VI II, %ol 217 ff.
*) @nnen a. a. D. <3. 325 f.
6 ) 9leue unb botlftanbige Sammlung ber 9leid)$abfd)icbe, IjtSg. bon St od),
S3b. II, @. 407 ff.
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$ic Sötcbcrtäufer in STadjen. 305
fclbft im 9ftünfterlanbc bie Partei gänzlich $u öertilgen bermochte,
fo noch biet meniger in ben benachbarten ftutben. 35Me im ©egen=
theit in ben unmittelbar auf ben Stur$ beö £äuferreid)ö tu
fünfter folgcnben Jahren bie allgemeine Stimmung unter ben
s 3lnababttften jogar in nädjfter 9tähc biefer Stabt biet eher auf
Staate alö auf Untermerfung brang, mie man e3 magte, fa)on 1536
in Vocfmlt, 1 538 in Ottenburg allgemeine 9lnaba|>tiften=Äonoente $u
halten fo beftanben auch bie zahlreichen nieberr^etnifajen ©emein*
ben rrofc ber Verfolgungen, benen fie im Slnfdjlufi an bie 9Jcunfter=
fa)en Vorgänge au^gefe^t mürben 2 ), metter. Slawen fpc^ieU mar,
menn mir einer aUcrbingS nur fehr allgemein gehaltenen 9^aa)ria)t
(Miauben fa)cnfcn bürfen, t>on ben Käufern jeitmcilig ba$u au§cr=
fe^en, eine ähnliche (Stellung einzunehmen, mie fie bor menigen
Jahren fünfter gehabt. 2luf einem Xäuferfonbent in ©reben (bei
fünfter) nämlich mürbe, mie man aus bem 33erennrmj$ eine3 ©e*
fangenen erfuhr, bie $lbfid)t laut, menn man mieber ftarf genug
märe, eine Stabt $u erobern, in melier man fich ähnlich mie
früher in fünfter fon^entriren fonne. „9ftan freche bon flachen",
erklärte ber befangene, ohne aber etroaS Näheres über biefen ^lan
anzugeben 3 ).
$ajj bie Nachrichten über bie Aachener Xäufer unb bie unferer
nächften Umgebung in biefen 3 a 5 ren f° fpä r ft<h flwjjen, ift noch
befonbcrS au3 bem ©runbc ju bebauern, meil gerabe jefct bie 3tf)cU
buug ber Seftc in Vatenburger, Joriften, Anhänger beö Benito
SbmonS K. fta) boll$og, je naa)bem baö reooluttonärc Clement
ober bie bem urfprünglia)en SBefen ber Seite mehr entfprechenbe
(Ergebenheit unb Stühe, meldte ben Käufern mit bollern Stecht ben
Beinamen ber „Stillen im £anbe" einbrachte, bormaltcte. gür bie
Stellung, mclchc bie Aachener ©emeinbc in biefem innern Kampfe
einnahm, ift es mir nicht gelungen, irgenb ein 3 eu S ni 6 aufjuftnbcn.
£a3 menige, ma$ mir mährenb etma jmei Bennien feit ber
Sftünfterfchen ßataftrophe über bie ©emeinben in unferer ©egenb
l ) Sgl. Heller, 3»r ©efdjicbte ber Söiebertäufer nacb bem Untergang beS
2ßünfterfd)cn ftönigreief)«, in ber 2Beftbeutfäen 3eitfd)rift I (1882), ©.429 ff.
*) %nx aWaeftricbt 3.23. f. Hab et 8 1. c. p. 128 sqq.
*) eller ct. a. 0. 3. 4(;5. 5E)ic Skrfaimnlung in ©reben fanb 1538 ftatt.
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306
cutfeit,
erfahren, bcftc^t $auptfäd>lidj in 9tad)rid)ten, lote fte fid^ in ben
Äbertäufer=@$romfen über $ingcrid)tetc Slnljänger ber 6efte üor=
finben. <solcf)e $inrid)tungen finben fia) SB. jum 3 a § rc 1550
in 8ittarb, 1551 in Sinnig, 1552 in SJcontjoic nnb ^üiiö) l )
ermähnt. Cb ber als einer ber IjerDorragenbften $äuferprebiger in
ber UJiittc be3 16. 3 a W unDcr t* bielgenannte @iffcö ober $di%
öon %ttn auä unferer 6tabt gebürtig mar, t)abe td) nid^t feft=
ftellen fönnen 2 ), bagegen ift eö motyl als fidler an$unel)men, baj?
mir in bem am 5. 9ttär$ 1558 in Min Ijingeridjtetcn Sljomaä
Dmcfcr oon 3mbrotf, bem I)ia)ter einer föeü)c oon religiofen
Siebern, burd) meldje $a$lreidie neue Mnpnger für bie SBtebertaufe
in ben ^eintanben gewonnen mürben, einen £öröfjling aus bem
etma 5 Stunben Don Ijier gelegenen $orfe 3mgenbroidj $u feljen
t)aben s ).
@röfjere Älarljeit über ben Umfang, ben bie täuferifd)e 33e=
megung in unferer 6tabt in biefen 3 a !) rcn gewonnen, Derbreitet
bann aber, aufeer ben gleid) gu crgä^lenben ©reigniffen, ein oom
12. vSeötember 1559 batirtcS 6a)rciben beS 9lbrian Dom ^ämftebe,
bamalS reformirten s J>rebiger3 in ßonbon, an ben Äurfürften
griebritt) III. tum ber WW)- £amftebe, ber im 3. 1558 mit
meiern reformirten gamilien au3 Slntmeröen nad) 2laa>n gekommen
1 ) 33gL van Braght, Het bloedig tooneel of Martelaerspiegel der
Doops-Gesinde of weereloose Christenen (2. Slufl. 3lmfterbam 1685) II, p.98,
131, 132. — 3n SJlontjote beftanb übrigens nodj 1711 eine 2lnabaötttten=
©emetnbe, bie ftd) in (Stnrubr öerfammelte. 3n bem genannten 3ar)re
fanb in Sladjen, SWibbelburg, Slmfterbam jc. eine ftottefte ftatt für bie „Der»
triebenen 9Ronfa)jom»er brubers auf ber ©inrubr". <S. bie SRedmungSbüdjer
ber f)ieftgen 2Rennoniten=(5Jemetnbe im Slrajib ber f)icftgen eöangelifdjen ©emeinbe
(ögl. u. @. 316, 2lnm. 2 unb 6. 331).
2 ) Über Um f. J. G. de Hoop Scheffer, Inventar^ der archiefstucken
berustende bij de vereenigde doopsgezinde gemeente te Amsterdam T,
no. 354, 360, 361, 367, 370, 372, 399; van Braght 1. c. II, p. 237;
Blaupot ten Cate, Geschiedenis der Doopsgezinden in Holland,
Zeeland, Utrecht en Gelderland I, passim.
8 ) 2Bte fdjon ©öbel, ®efd). be8 d)riftlid)en ÜebenS in ber rl>etaifa>n)eftf.
ebang. SHrdje I, <S. 215 bermutfjete.
4 ) 2Bürtemb. §au8= unb ©taatSardjfo in Stuttgart, Sßfalä CVI, $oi. 12.
$>ie ©teile lautet toörtltd): Aquisgrani cives ploerique (quibus ex faraa
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$ie Sßiebertöufer in Slawen.
307
toar unb furje $eit fjierfelbft als N $rebiger fungirt Ijatte, berietet
in biefem Briefe bem Äurfürften unter anberm auef) über bic Sladjener
itferljdlrniffe unb feine 8a)icffale in biefer 8tabt. $ei feinen ^rebigten,
fo erfldrt er, §abe er fid) wegen ber großen Verbreitung ber tt)teber=
tduferifd)en Celjre l)ierfelbft fjauotfddjlid) auf Darlegungen über bie
Saufe befdjrdnfen muffen.
6ott>ol)l ber eben genannte SljomaS oon 3m&rotf, als aua) ber
gleid) $u ern>af)nenbe ^ansi Arbeiter bon Maasen fetten fid) (legerer
loenigftenS anfangt) $u ber frf)n)eijeri}c^en Xdufergcmeinbc (?3 fjatte
ftd(| ja infolge be3 SBiberftanbS, ben bie 5lnabatotiften in ,3ürid) (ber
(Statte, too bic Sefte burd) Äonrab (Trebel, ftelir Wlani, ©eorg
SPlaurotf unb SBaltljafar .^ubmaier feit 1524 inä ßeben gerufen
loorben) an ^mingli unb feinem 9lnf)ang fanben, ein l Xljeil ber-
fetben auö ber 8d)mei$ megbegeben unb nadj 8d)tt)aben, Gattern,
befonberö aber (feit 1526) unter ber ^ü$runß ^ubmaierö nad)
9fldljren ©erlogen, mo in ben 3 a D ven 1526 — 1622 baä „ge^
lobte ßanb w ber Käufer fta) befanb, ba$ geittoeilig 12—15000
Slnljdngcr be3 SBapttSmuS beherbergte. Diefe bilbeten bie mäf)rifd)c
©emeinbe im ©egenfafc $u ber fdjmeijerifdjen, meiere aus ben in
ber (ia^meij ^urücfgebliebencn htjtanh.
SSd^renb nun, mie ia) eben bemerfte, ber um biefc 3 eit & e=
beutenbfte Käufer in Äöln*), ber $orftef)er ber bortigen Ocmetnbe,
fid) $u ben fdjrocijerifdjen trübem fn'clt, madjte am (*nbc ber fünf;
giger 3 a ^ rc Deö 16. 3ft$r$unbertö bie mäf)rijd)e ©emeinbe ben
Verfug, eine Verbinbung mit ben 2lad)ener Xdufem f>er$uftellen
unb, menn möglid) (entföred)enb bem bie mdfjrifdjen trüber dmraf=
terifirenben Streben), ©lieber ber $laa)ener ©emeinbe junt Über=
ftebeln nad) 2ftäf>ren $u oeranlaffen. Sie bebtente fiel) ju biefem
cognitus eram) cupiverunt, ut illis evangelii doctrinam proponerem ; satis-
feci ipsorum petitionibus ac de baptismo aliquandiu concionabar, prae-
eipue quod animadverterem, anabaptistas pluriuios civium seduxisse.
») Beck, Fontes 1. c. p. 234, 239; togl. Söortoort ©. VIII ff.
") Slud) in 3)üren bielten ftd| in biefer 3cit 9lnf)änger ber Sßtebertaufe auf,
tote fid) aus ben gegen ftc erlaffenen ©bitten be8 ^erjoaS 2Bilf>elm Don Sülid)
ergibt. SBgl.83onn, Kumpel unb if djbad), ©ammlung oon Woterialien
jur ©efajitye Bürens @. 318 f.
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308
&an|en,
3tüecfc beä £an3 ftaiffer, eines Cannes, bcr in ben Greifen bcr
mär)rifd)en (iHaubenägenoffcn ein tyerborragenbeS $lnfefjen genofi.
J£>anö iRaiffer — bem allgemeinen $eftreben ber tduferifdjcn
3ttd)tung, im ®egenfa& $u miffenfd)aftlid)er Xf)dtigfett baä .§anb=
merf $u fultioiren, eutjprea)enb — feincS ^cidicnS e ^ n ^c^mieb 1 ),
rootynljaft $u Xatfoun^ in ^ftäljren, mar Don feiner ©emeinbe fcr)on
mefjrfaa) ju s 3Jiiffionen nad) &>ürtcmberg, nad) Reffen unb inä sßam=
bergijaje oermanbt morben. Sm^afjre 1557 roanbte er ftd) ben D^ein;
lanbeu gu unb $attc In'er mit bem fdmn genannten ,£>an3 3(rbeiter bon
9(ad)en, ber biö baljiu „ein edttocifcer bruber unb ©Iteftcr" gemefen mar,
eine Imputation über berfd)icbene (SHaubenSfätje. <Ss gelang if)m, ben
lefctern jum 2lnfd)tujj an bie mdfjrtfdje (9emeinbe $u öeranlaffen 2 ).
A)anS ittaiffer ging bann nod; einmal für htr$c £dt nad) 9ftdljren
gurfief, fam aber fdjon @nbe be3 3aljrc3 J u Dcm angegebenen ^meefe
nad) 2ladjen.
1 ) $>ie SBicbcrtäufcrsßbtonifcn nennen ifjn „£an8 Statffer, feines brnibttoercfs
ein fd)tnibt, ein ebangelifdjer Liener unb Slpoftel %t\ü (Sfjrifti". 9tod) feinem
^anbtuerf Reifet er f)äufiß £>an£ Sdjmib genannt 9tatffer, aud) tt>of)l JpanS
(Sdjmib allein. — a Seerf (3. 260) nnb nad) tfjm ittoppiuS unb ÜKeuer
ertonljnen bie Vorgänge ber 3af)re 1558/59 nur ganj fnrj. Slufecr ben £ar*
ftellungen bei van Braght. . Martelaerspiegel II, p. 209-212 unb bei
Bock, Fontes 1. c. p. 227—234 toar es mir burd) bie ®üte beS fcerrn
#ofratf)S Dr. 3of. Setf in Säftrtng bei Sien inöglid), eine Steifte bon ©riefen
unb Biebern beä §an£ SWaiffcr, bie berfelbe in ben 5lrd)iben in ®uba*$eft,
©ran 2c. gefammelt, au benuöcn. Grfjaltcn ftnb bon ben ©riefen beS $anS
Sftaiffer 14 an feine ^Mitgefangenen, 6 an bie ©emeinbe in 2ftaf)ren, 15 an
feine föauSfrau 3Jtogbalena, 1 an $anS Slrbeiter. SBon feinen Biebern, bie
faft nur religiöfen 3nf)altS finb, ejiftiren nodj 18 (f. u. @. 322). ©ins ber=
felben ift gebrueft bei 2ßacf ernagel, 2>aS beutfdje $ird)enlieb III. <3. 812.
Sie ftnb toäljrenb feiner ©efangenfdjaft in 2Iatf)en gebidjtet. Slufjerbem fdjrteb
er eine (gleichfalls erhaltene) „9tccr)cnfct)aft bont abentmal (Sljrifti unb
feiner redjten bebeutung unb djriftlidjem gepraud)". 3d) für)tc mid) Oer*
pftidjtet, fterrn §ofratf) Dr. 33ed aud) öffentlich für bie freunblidie
Übermittelung biefer Slftenftiirfc meinen tnärmftcn $anf 3» fafl«"- Einige
ber für bie i>ofalgefcf)td)te iutereffanteften 2>ofumente gebe id) unten im
9ln*3"9-
2 ) 5?lud) ^>ans Arbeiter bon 9ladjen n>urbe in ber Solge eine toidjtige $er=
fönlid)feit in ber ntabrifdjen ©emeinbe. 1568 h>urbe er mit §etnrid) <Sd)nfter
bon feiner ©emeinbe anSgefanbt, um in ber SRbeinpfalj unb ben bcnadjbarten
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2>ic Sßiebertaufer in 5lacfjen.
309
.$ier aber ereilte t^n balb fein ©efd)icf : am 9. 3<wuar 1558
mürbe er mit ben 11 ©efdljrtcn 1 ), meiere mit tfjm, jum Xfjeü
fdjon au$ $ftdfjren, gefommen maren, ^adjtö in bem §aufe, mo fie
ftd) berfammelten, gefangen genommen. ©ie mürben, bie Scanner
bon ben grauen getrennt, in ben bamalö „Uljrgtocf" genannten
2ftarfttl)urm unb in baä ©rafj, ba3 alte 3tatf)Ijau3 auf bem
gifd)marft, in beffen untern Räumen ftd} ©efdngmffe befanben, ge=
legt. 9tm folgenben $age mürbe §an3 ©d)imb bor @erirf)t geftellt,
mollte aber tro^ ber 2lnmenbung ber Holter meber über bie bi^er
in 5lad)cn ©tebergetauften Angaben machen, nod) aud) bei ber
(£ramination bura) $mei tat§olifd)e ©eiftltdje bon feinem Söefcnnhüfj
abfielen, obmoljl man tfjm ©nabe unter ber Söebingung berfbradj,
bafe er feine SInfidjt über bie £aufe dnbere.
$)er dlatf) ber ©tabt mar im 3^"!^/ wie cr ftd) tn tiefer
©acf)e benehmen fottte. $)ie ftnferUdjen (Srlaffe gegen bie 5öieber=
täufer, mie fie feit 1528 unb befonberä nodj im 3 a § re 1^40 er=
gangen maren, gaben tfjm ba§ föerfjt, mit ben fjärteften ©trafen
gegen bie ©efangenen alä Ijartnddfige Äefcer bor^uge^en. X>ennoä)
fcf>manfte er faft ein gan3eä 3a^r lang in feinen (§ntfd)lüffen *).
2M§renb beffen maren bie befangenen in leidjter §aft, fonn=
ten mit ü)ren ©taubenägenoffen in Mfjren ©riefe medrfeln unb
mürben bon iljren 5ln^ängem in Slawen mit <3petfe unb Xranf
mo§t berfefjen.
(£3 fanben roof)l nod) mehrere 93erfjöre ftatt, fo am 24. Januar,
im 5lprit, (*nbe $ftat unb am 21. $vmi, fotoofjl Olatffcr fetbft
a(ä mehrere fetner Mitgefangenen mürben inquirirt unb mußten
mit ©eiftlidjen über iljre ©laubenäjdfce biäbuttren, aber o§ne baf?
©ebieten neue 2tnbanger toetben. 2lm 18. 3uH tourbe er gu §ainba$ im
Signum Spener gefangen unb auf bem ©djlofe ftirdjroeiler ein t)albc§ 3abr
in ©etoafjrfam gehalten, bann aber entlaffen unb beS ßanbe« üernnefen. 1575
Sog er, bon ber ©emeinbe auSgefcfjicft, naa) Ungarn, too er am 21. 3uli
biefeä 3abre8 in ©abatifer) ftarb. Sgl. Beck 1. c. p. 213, 229, 268.
*) (*8 toaren 6 üRänner unb 6 grauen, unter Iefctern bie beS §anS Arbeiter.
s ) $ür einen äfjnlidien Vorfall in ßippftabt, too ba8 SSoIf bie beabfieftigte
$mri<fchmg bon SBiebertaufern gemaltfatn f)inberte, f. fteUer, SBeftbeutfdje
3eitfd)r. I, @. 455.
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310
Tarifen,
ber Wati) $u einem befinittben £ntfä)lufj gelangt todre. Huf ftaiffer
machte bie £ad)e ben (Hnbrucf, alä fürchte man fid), fie *u tobten,
aber auch fie leben laffen, lefctereä „megen ber faiferlidjen
SKanbate".
Sie Xdufer Ratten im 9>tath, in meinem fia) ja eben bamalö
bie religiöfe Spaltung juerft ftdrfer bemerkbar machte, einige
Stimmen für fict). 2öenn bie eine Partei ungeftüm ihre £inrich=
tung verlangte, ja, roie e3 ^eißt, fünfmal ben £a)arfrid)ter beftellen
liejj, fo füllte fid) Sftaiffer öon anbern SRatf^erren fo „linb, mol
unb freunblich" behanbelt, „baö td) nit matfj, ift betrug bahinber,
ober fennb fu unfertmegen besagt, baö fie nit mer fta) miber unö
fer legen" x ).
Sie ben (befangenen abljolbe Partei getoann aber fc^lieplia) bie
Cberlmnb: fie tonnte fid) auf ba$ 23eifbiel beä benachbarten Äöln
berufen, too im 3ftdrg X|omaä bon ,3ntbrocf Eingerichtet morben
mar; aujjerbem fyattz man fid) an anbere Dfaidjäftdbte, fonric an ben
*5 cr 5°Ö ÜOn 3 U ^^ um ^ a *h gemanbt, ber in einem ben Käufern
ungünftigen £inne, fo fdjeint e3 mentgftenä, erteilt morben ift.
s JMan mar ja bamalS foroohl auf fat^otifetjer, als auet) auf
broteftantifd)er 8eitc — md)t blofi Luther, ^roingli unö Galüin,
fonbern fclbft 9JManchthon billigten bie fctyärfften Maßregeln gegen
bie Slnababtiften — getoohnt, alles, maö 2öiebcrtdufer §k%, ohne
weitere^ uad) ben (Mrunbfafcen gu berurtheiten, mie fie bie 2luS=
fdjmeifungen ber biefen tarnen tragenben fommuntftifchen ©chtoar*
mer in fünfter $u rechtfertigen fdu'enen. Wlan gab fic3t> ben 2ln*
fdjein, alä fdr)e man nicht, baj? in ber großen ©laubenägefellfchaft,
bie man Söiebertdufer nannte, eine gange 9teihe oon Seften ber=
treten mar, bie, abgefehen oon ber gemeinfamen Abneigung gegen
bie Äinbertaufe, fid) gu ben aUerberfd)iebenften @runbfä&en befann=
ten; man fonnte ober mollte nicht einfehen, ba§ ber unmerkliche
Srucf, ber gur 3eit be§ Sttünfterfchen 5lufruhr§ fdjon ein bolleä
*) 2lud) im Übrigen war fltoiffer burd)au8 nid)t mutfjloä. 2113 Stefultat
feiner legten ®i8butatton mit einem 2ttönd) ermahnt er in einem Sörtcfc an
feine ©attin: „ber mtnidj Ijat befent, ba8 er eön fünber fen unb baS n>ir toot
ein recfjt leben füren, wenn mir nnr baä nit glaubten, ba3 bie ftinbertauf on
notf) fei) unb baä facrameut",
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$ie SBiebertäufer in Stadien. 311
3at)rgehnt auf ben Xäufern gelaftet fjatte, bic gemaltfame, oon £afj
unb ftad>fuct)t gegen allcS $u Stecht 93eftel)enbc erfüllte Eruption
ber tteibenfehaften einer ihrer gührer beraubten, unoerftänbtgen,
größtenteils ben niebrigften Greifen entftammenben Sftcnge menn
nicht rechtfertigte, fo boct) menigftcnS in etn>a entfdmlbigte.
Sluct) bic in Slawen gefangenen läufer, bic fidicr nicr)t m ber
Umfturjpartei u)rer <3c f te gehörten — mof)er Hefte fid) fonft ba£ 8d)man=
fen beS SfatheS erflären ? — erlagen biefem Vorurteil ihrer ^cit.
Wad) bem legten Verhör mürbe ^anä Sftaiffer aUetn gelegt
in „ein Ijäuslcin, ba£ 7 fcf)uh breit unb 7 fd)uh meit" mar. Wart
mollte menigftenS bic beiben mid>tigften ber (befangenen, ben .$an3
S^aiffcr unb ben §einria) 2lbam3, hinrichten. 5lm 13. 2luguft mar
alleä fo meit vorbereitet, bafc fie öom ftath t>or bie £d>öffen gefteHt
merben fonnten, gu bereu Äomoeten$ bie Verurteilung biefer
ßeute gehörte, ba auf ihrem Vergeben bie VerbrennungSftrafe ftanb
unb fte aufierbem grembe maren 1 ). 3« Stabt mar beftimmt
ermartet morben, bafj bic beiben nunmehr oerurtheitt mürben; eine
grofje ^ftenge VolfS ^atte fid) ferjon brausen oor bem 3 ft f 0 °3th w /
mo bie Einrichtung auStoärtiger ^Scrfonen ftattfanb, angefammelt.
s 2lber ben ^Bemühungen eines ben Käufern befonberS gemogenen (un=
genannten) Dtat^errn gelang eS, nod) einmal 9Iuffcf)ub $u ermir=
fen 8 ). C^rft im Cftober mürbe bann mnächft EanS föaiffer öer=
urteilt unb am 19. bicfeS Monats ^ur Einrichtung aus ber etabt
geführt: er mürbe am $fa$l evmürgt unb bann öerbrannt. 5lm
24. Cftober folgten ihm Reinritt) s 2lbamS unb E anä 2Belcf, am
4. 3anuar beS folgenben Z a $ v & Sftatlu'aS 8a)mib unb Xilmann
©cfmeiber; ber fedjfte ber „trüber" mar auö fturc^t bor bem lobe
oon feinem ©tauben abgefallen. Den fed)3 grauen, für meiere
gefeilter) ber lob burefj (£rtränfen beftimmt mar, bemteS man
fid) gnäbiger: fie mürben mit Ruthen geftrtcf)cn unb auS 6tabt unb
fRcidJ 2lad)en Oermiefen.
2öenn man übrigens geglaubt $atte, burd) biefe Einrichtungen
bie läufergemeinbe oöllig ausrotten ju Wimen, fo mar baö ein
l ) 9loppiu« I, @. 115.
a ) 9tod> bem unten abgebrueften (Bebtest beS £anä SRaiffer toaren aufeerbem
bon ben 7 ©chöffen brei gegen bie Einrichtung ; f. u. 3. 327, Strophe 40, 41.
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312
fconfen,
großer ^rrtfjum. Xtcfctbc gemann im ©egentyeil, gefdjüfct bura)
bie allgemeinen reltgiöfen Girren, meldjc in ben folgenben $e$en=
nien bic 2lufmerffamfeit oon einer einzelnen Sefte ablenften, an
Umfang unb 23ebeutung.
Slüerbingö madjt fid) aud) in biefen 3 a § re n g&n^ltdje
Seiten bon 9tad)rid)ten auä bem Sdjofie ber ®emeinbe fetbft Ijerauä
rea)t fühlbar 1 ).
infolge be$ Langels an folgen £ofumenten bin ia) nament=
lief) nidjt im Stanbe, Mitteilungen über bie Stellung $u madjen,
meldje bie 2lacf)ener ®emeinbe in ben innern Streitigreiten einnahm,
feie fie feit ben $erf)anblungen in 2Öi$mar 1554 bis! a^u ber Sönobe
in Äöln im 3 a § re 1591 gttrifdjen ben heftigem unb gemäßigten
2lnljängcrn ber 2lUebertaufe geführt mürben unb bie gange Sefte
lange $eit in offener Spaltung erhielten.
9lm ma^rfajeinlidöften tft aber — ftfmn infolge ber allfeitigen
23ebrücftmgen, benen fie ausgefegt maren — baß bie Käufer unferer
@egcnb fict) ju ber frieblia)en, ber Pflege bes tnnerttrdjliajen £eben3
$ugemanbtcn Partei ber Sefte befannten, bie iljren tarnen bon
ü)rem &auptbertreter Sflenno Stomonä entlehnte unb feit ben fea>
jiger 3af)ren in Dielen beutfdien Sänbern öffentlidje Mbung genoß.
3m ,frera;ogtf)um Julia) bauerten allerbtng3 bie (Jbtfte gegen
bie 3lna6atotiftcn fort; menn bie Strafen, bic auf bie 3ugef)örigfeit
$u ber berbaßten Sefte ftanben, audj allmäljlidj gemilbert mürben,
fo mar man bod) noa) mett baoon entfernt, ber (Jntmicfelung ber
Xäufergemetnben ru^ig $u$ufetyen *).
<£er Sftatf) ber Stabt, ber, fo lange er fatljoltfa) mar, fidj
in religtöfen gragen gerne nad) bem §er$oge bon Sültcr), bem Seftfcer
') 2Ba8 a 33 c erf (3. 260) unter ber „inaudita antea catabaptistica secta"
berftefit, beren Slnfianger ber Sladjener SRath, 1556 oertrieb, fann id) md)t
fonftatiren. 3m Übrigen bertoeife id) für bie „ftatabapttften" in (Strafeburg
auf Heller, (Sin Slpoftet ber SBtebertäufer 6. 152 ff. - 1558 unb 1560
tourben in Slnttoerpcn brei Sladjener grauen als Anfängerinnen ber 2Bieber=
taufe ertränft, f. van Bracht, Martelaerspiegel II, p. 202, 270. Über bic
Siebertäufcrin SlgneS bon Aachen 1563 in ftöln f. (Snnen IV. ©. 816.
*) Sgl. $od), $ie ^Reformation im ^erjogt^um 3ülid) @. 22, 2lnm. 1, nad)
ßacomblet, 2lrd>ib für bie ©efd)id)te be« WeberrfjeinS V, @. 78,
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$ic Söiebertaufer in Wad)en.
313
ber Wogtet unb Meieret in ber €>tabt, richtete, behielt cinftroeiten
feine abletynenbe Stellung gegen bie SStebertdufcr bei. 3 m 3- 1^62
fdjritt er gegen einen {ebenfalls anabaptifttfcf)en ^rdbtfanten $u 3Beiben
im Dfaid) dachen ein 1 ), unb er üermieS nodfj im 3- 1^73 ben äöieber^
tdufer^rebiger 33altf)afar Warte au3 ©tabt unb föeia) 5ladjen.
2tua) ba$ \3enbgericf)t traf feine ^orfefjrungen, unb $mar nid)t
btoö ba3 2laa)ener, fonbern attd) baä Saurensiberger. $)te gebammelt
mußten in bem (*ib, ben fie bor biefen ©engten abzufegen ge$roungen
roaren, geloben, alle eitern, bie i^re ftinber nid)t taufen licfeen,
gettüffen^aft $ur 9ln$eige $u bringen 2 ).
©röterer Dulbung Ratten fidj bie Käufer in $lad£)en ju erfreuen,
atS bie toroteftanttfehen (demente im Statte bie Obcrljanb gemannen,
ein Umfcbmung, ber Dom 3- 1 5 ^4 an begann unb im 3. 1581
ooHenbet mar. Won ber relativen (Sicherheit, in mela)er fidf) bie
©emetnbe fdfjon in ben erften 3 a ^ rcn biefer ^erdnberung füllte,
legt befonberS ber Umftanb 3 cu 9 lu tf a ^ Dcr befannte nieber=
l&nbifche Slnababtift .franö be ffiieä, ^rebiger $u Wmaar, eS magte,
In'erfelbft im 3- 1576 mit einem anbern Käufer eine Disputation
über bag 2öefen ber (*rbfünbe ju Imlten 3 ).
MerbingS mar auch bie (Stimmung, mit melier bie Vertreter
ber berfä)tebcnen ebangetifchen 3?efenntniffe in unferer £tabt auf bie
mennonittfdjje ©emeinbe büeften, eine feineämegS freunbltdje. 2luf
bem am 16. ,3utt 1572 in Sftanberatf) gehaltenen ÄlafftFatf onbent 4 )
ber reformirten Kirchen unferer ©egenb mar e3 bie Ijteftge mdlfd)c
©emeinbe, welche burdj eine be^ügtidje Anfrage ben 33efchtufe bon
ftrengen 9fta§regeln gegen jebeö hinneigen ber täuferifdjen dtify
tung berankte 5 ). £orooI)l bie beutfdje reformirte, als auch; bie
') a Beeck p. 268, bgl. 267; SRopptuä II. @. 184.
*) SRopptuS I, @. 125; 3«itfdjr. beS 2lad). ©cfchichtSbereinS V, @. 238.
s ) de Hoop Scheffer, Inventaris 1. c. no. 468.
4 ) 2)ie beiben 2lad)cncr reformirten ftirdjen (bie beutfefie unb roälfdjc)
gehörten feit ber ©eneralfonobc in ©mben (1571, Cftober 4—14) jur jmeiten
klaffe (ober Cuartter) ber rheiniidien reformirten Kirchen „unter bem Äreua",
f. dichter, ©Dangclifcrjc ftirdjenorbnungen be* 16. 3abrb- II, S. 339 ff., § 10.
6 ) Acten van Clasxicale en Synodale vergaderingen der verstrooide
gemeenten in het land van Cleef, Sticht van Keulen en Aken 1571 — 1589,
in ben Werken der Marnix-Vereeniging. Serie II, Deel 2, p. 20.
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314
$anfcn,
lutjjerifdje ©emeinbe tycrfclbft traf bann aud), roie fidj aus* ihren
tfonfiftorial^rotofollen ergibt, in ben 3abren 1588—1598 beö
öftern $orfef)rungen gegen jebe engere Berührung mit Anhängern
ber idufergemeinbe, oljne aber fjinbern $u tonnen, baß fortbauernb
©lieber i^rrö Verbanbeä in ben mennonitifd)en übergingen 1 ).
£>er diaty aber, ber ja feit bem 3- 1581 feiner übermiegenben
Majorität nach, reformirt ober lutherifcfc. war, nahm, mie er aud)
im Übrigen — anfangs toenigftenö — aßen Ijier Vertretenen $on=
feffionen gegenüber ficb. eine freiere, öon bem (betriebe ber t>er=
fdu'ebenen einanber befämfcfenben Dichtungen jtemtich unabhängige
Stellung $u betoahren gefoult hatte, an biefen Verfugen $ur Unter=
brücfung einer numerifdj fd)tt)äa)ern Partei feinen Sintbert. (£r falj
fidr> baju jebenfallS befonberä burd) bie @rtt>ägung beranla&t, bafc
eS nic^t in feinem 3>ntereffe liegen tonne, fid) burd) bie Verfolgung
ber Anhänger biefer 8efte — bie fid> obenbrein alä meift tt>ohl=
habenbe, fleißige unb nüchterne fieute überall, n>o fie ftdj ungeftört
entnntf ein tonnten, 5lnfe^en auch in ben Leihen ber übrigen Äon^
fefftonen $u ermerben oerftanben — mit ben s JMeberlanben $u über-
merfen, too bie SJicnnoniten fid) öffentlicher £)ulbung erfreuten.
SKaturgemdfj mujjte ber proteftantifc^e dlaty, ber ftd) ja forttodhrenb
in fc^arfem ©egenfafc $u Äaifer unb D^eid^ befanb, alles bermeiben,
maS ihm in feiner ohnehin fdjon gebrdngten Stellung neue geinbe
berfdmffen tonnte. £atte ja bod) bie Äommiffton, toetd)e ßaifer
ftubolf 11. im 3. 1581 hierher entfanbt hatte, um bie $ürgermeifter=
mahl 3U beobachten, ba3 ebangetifd)e SBefenntnifc für ebenfo unjuläffig
in unferer Stabt erfldrt, mie ba3 ber SBiebertdufcr, eine (Jrfldrung,
burch melche bie Majorität be§ Slatheä ohne meitereS als abgefegt
bezeichnet mar 2 ).
x ) 3)tc Sßrotof oUe befinben ficr) im 2lrdjib ber biegen ebangelifcfien ©emeinbe.
■) £>ie Äommtffarc unterfagten, nrie fidt) auä einer im 2lrchib ber eban*
gelifchen ©emeinbe hierfelbft beftnblichen Delation über bie Vorgänge oon 1581
ergibt: alle ingeschlichene sectische sowol auslendische als inheimische,
geborn alte und junge (so mit nimen Lutterischen, Sacramentirer und
Widertauffer genant seind). 3« ähnlicher Seife berichtet ber aöoftolifdje
Nuntius in flöht im Oftober 1577 an ft. föubolf II., in Stachen feien „2fog3*
burger ftonfeffionSberroanbte, ©aframentirer, (Salbinifien unb eine Uftenge
Slnabaptiften". 8taat8archib $5üffelborf, Steichgfachen (3ülia>S3erg) 9lx. 55.
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3>te Sßtebertäufer in Stachen.
315
$)tc Stellung be§ föatheS, ber atterbingS formell 1 ) noch im
3- 1578 in einer fogenannten 9ftorgenfprache bie ^ufammenfünfte
ber „SSiebertäufcr unb Saframentirer" öerbot, ergibt fid^ am flarften
auä ber unten abgebrueften Chrftarung ber bereinigten föonfiftorten
berbeutfehen unb toälfehen reformirten ©emeinbe bom 25. 9luguft 1595,
monact) biefclben eö nid)t für angezeigt fetten, ben föatt)3h crren baö
9lnftnnen §u ftelten, fic bei ü)ren Maßregeln gegen bie Söicbertäufer
gu unterftüfcen. 5113 bann infolge ber (frrefution ber faiferlidjen
Sicht gegen ben öroteftantifchen 9tath bie Verhanblungcn jur 2öieber=
herftellung be3 fat^olij^cn föegimentä im 3. 1598 begannen, unb
ber föath am 15. 3uli „bie öffentlichen ©rercitia ber eOangetifa^en
Seljr $u beiben Seiten einstellen" befahl, über bie Söiebertäufer
aber feine Wnorbnungen erlief roanbten fich bie ^iefigen ßutheraner
an ben 93ürgermeifter Bonifatius (5olün mit ber grage: „ob ban ber
mancherlei) miberbeufer nit gebaut ober obä alr)eh fein fol mie in
Jpollant, bae biefelb pribilegirt ?" darauf ließ bann allcrbingö ber
23ürgermeifter ben SSMebertäufern ba§ ^prebigen oerbieten, aber eigen=
mächtig, ohne fia) auf einen DlathSbefchluß ftüfcen $u fönnen 2 ).
£ie ^ieftge 9ftennoniten=©emeinbe genoß alfo in ben 3 a § ren /
in melden bie Stabtöcrmaltung in ben £änbcn ber <ßroteftanten
lag, ööllige Dulbung. 9lud) nach ber 2£icbereinfefcung be3 fatholU
fct)cn 9^at^eö blieb il)r SooS anfangt noch erträglich; nur auf i^re
öffentlichen ^rebigten fahen fie, ebenfo mie alle anbern S^id^tfat^otifcn,
fiel) gezwungen ^u Oergichten. 3)od) toar btefeä Verhältniß nicht
oon langer <£>auer, benn nur äußere ^üeffichten maren e§, bie ben
9tatlj oon einem fd)roffern Vorgehen gegen bie ©emeinbe abhielten.
2ftan mollte fie nämlich * n Dcr großen finanziellen Verlegenheit,
in ber man fich bamalS befanb, mie unfer ^rontft 9ttet)er fid) in
feiner mitunter etroaS fe^r braftifchen föebemetfc auäbrücft, „nun
nicht mehr pulöerifiren, fonbern mie ein poütifcheä Kapital au3=
beuten" 3 ). Um fich ftctö freie £anb in feinem Verhältmß gu ber
Stauf ergemeinbe $u hatten, erließ ber ftatt) in ben 3. 1598 unb 1599
l ) Senn man nicht — toaS ftdj aber fdjtoerltdj toirb fcftftctlcn laffen —
annehmen toitt, bafe bantals noch bie 9Wehrheit beä 9totfje8 fat&ottfd) mar.
*) 2lrd)to ber eoangelifchen ©emeinbe.
») 9Wener a. a. O. 1. <S. 515, 516, 522.
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. 316
fcanfen,
atterbtngö SlusroeifungScbiftc gegen bic Sttennoniten, Heft fid) aber
gegen Erlegung bon 2000 Xfjalern baju bewegen, tljnen nod) eine
Zeitlang ben flufentljalt $u geftatten, biö fxc bann fdjüefjlid) im
3. 1601 trofc breimaliger 33ittfa)riften ben ftrtften 25cfe^l erhielten,
binnen einem s 3#onat i^re ßtnber fatbolifd) taufen *u (äffen ober
aber bie £tabt unb iljr Gebiet $u räumen. Ter größte £f)eit roan=
berte am 6. September infolge biefeö EbifteS aus», unb $roar in
baä benad)barte $urtfd)cib. $icle festen jroar im hinter mieber
naa) $lad)en ^urütf, mürben aber in ben erften lagen bc3 5lpril 1602
nochmals auögcmiefcn. s #ufjcrbem bcfd)lof} nun aber ber dlatf) am
27. Juni, üjnen aud) in ^urtfdjeib ben 5(ujeutf)alt $u unterfagen:
am 14. Juli gab er bem 2lad)ener unb bem $urtfd)etbcr 2fleier
ben Auftrag, auf bie Entfernung ber ^iebertäufer au* beiben Orten
ju bringen; in ber £t)at lieft ber 23urtfd)eiber Stteier bcnfelben am
16. 3uli ben Skfcljl jugeljen, fict) binnen 4 lagen meg^ubegeben.
2Bie menig ftreng aber auf bie 2Iu3füt)rung biefer Ebtfte ge=
fefjen mürbe, bemeift ber Umftanb, baf? fid) au3 ben 3af)ren 1606
— 1620 eine $teif)e t>on Vorfällen nad)roeifen läfjt, roo 3ßieber=
täufer ober beren föinber in 23urtfa)eib fat^otifer) getauft mürben.
3n ben 3> a b ren 1607 unb 1610 roaren ©lieber ber Xäufergemeinbe
fogar Äirdjmeifter an ber fatf)oltfdjen ^ftidjaelsftrdje in ÜBurtfdjetb 1 ).
(J§ mar jebenfallä bie 9^ücffid^t auf ben 9teia)tf)um unb bie
inbuftrielle Xfyätigfeit ber 2i>icbertaufer, meiere bie Slbtifftn öon
33urtfcf)eib beranlafete, nict)t toeiter auf ir)re Entfernung $u bringen
unb if)nen gegen eine jäf)r(id)e „Grfenntnnft" ben 3Iuf enthalt auf
i^rem ©runb unb Söoben gu geftatten 2 ).
$)ie in 2{aa)en ^urücfgebtiebenen bilbeten nun mit ben nad)
25urtfd)etb 2>er$ogenen eine fombinirte ©emetnbe, mit melier fid)
l ) Detters banbfdniftlidje SWiScellanea auf ber ^tefigen (Stabtbibliotljef l,
@. 247. Kirdjenbud) beS 33urtfd)ctbcr Sßfarrerä Slljrtueilcr (er mar öon
1596-1618 Pfarrer). 3d) Derbanfe biefe Sfotiäen ber ©iitc beS §crrn Söifar
©rofe in SaurcnSberg.
■) 2)iefe Slbgabc bcjablte bie 2Wcnnoniten=©emeütbe nod) im 18. 3af)rfnmbcrt.
2>ie3 ergibt fta) aus ibren Slaffenbücbern, beren ftd) nodj brei (aus ber
3ett bon 1699—1791), ebenso wie einige ©rief f haften (au8 ben 3ab«n
1747—1811), im 2lrcf)to ber r)teftgen eüaugclifcben ©emeinbc befinben.
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$>ie Siebertäufer in Slawen.
bann audj nod) bie in SBaelS foofjnenben 3Rennoniten berbanben.
$)ie fortbauernben Störungen, benen fta) bic ©emeinbe in 2laö)en
nnb $Burtfd)eib auägefefct fat), beranlafjte fie nämtid), bem SBeifbtel
31t folgen, baS ifmen bon ben beiben reformirten unb ber tuttyerifdjen
©emeinbe unter benfetben Umftänben gegeben tourbe: fie bertegten
ifire gotteSbienfttiajen Sßerfammtungen nad) SßaelS, mo fie unter
bem Sdju&e ber ©eneratftaaten ungefjinbert brebigen, taufen unb
ba§ Stbenbma^l feiern tonnten.
^rebiger ber ©emeinbe mar im beginn be3 17. 3 a fyrfjunbert§
5Ibraf)am SJtietmafer, ein 2lnljänger ber bermittetnben fogenannten
materlänbifdjen Stiftung. $on ber <£>eftigjfeit, mit meldjer ber ba=
matö faft alte $äufergemeinben in ,$tbei ßager fpattenbe Streit
namentlich über ben @t)eftanb unb über bie 9ttenfd)h)erbung (Sfjriftt
aud) in ber tjiefigen ©emeinbe geführt mürbe, legt ber im SInfjang
abgebruefte 33evid)t bes 9lbraf)am ^ietmafer an ben fa)on ermähnten
£>an§ be 9^ie§ in OTmaar berebteö 3 eu 9 m 6 abl )-
$)urd) bie ungünftigen äußern 2}erljättniffe unb berartige innere
3*biftigfeiten nafym bie (Memeinbe in ber gotgegeit an ^atjl immer
met)r ab. Sftaa) einer Setzung beö $prebiger3 ber beutfdjen reformir=
ten ©emeinbe fyierfelbft, ©eorg Ulria) SBenning, gab eä in ber 3ftitte
beö 17. 3afn'fmnbert§ in SBurtfajeib nod) 24 mennonitifcfye gamilien 2 ).
3m 18. 3af)rfnmbert, mo bon etma 1710- 1746 3an £itgerä
unb bon 1747—1776 $eter Stafjl ^rebiger ber fn'efigen Xaufge=
finnten maren, btlbete nur ettoa nod) ein £>u}3enb gamitien, unter
ifjnen bie berfdjiebenen ©lieber ber gamitien Soebenid), Sdjorn,
Sftobbenei, be @raf unb ©oben, bie tombinirte 2ftennonitem©emetnbe
bon 9(ad)en, 2>aet3 unb 23urtfd)eib.
21t§ im 3- 1776 ber ^rebiger Stallt geftorben mar, roäf)tte
bie ©emeinbe, metd)e bie Soften für bie Untergattung nid)t mefjr
*) 3^ berbanfe biefen SBcricfjt, rok audj nod) niedrere anbere über benfetben
©egenftanb getoedjfeltc S3riefe ber banfenStoertben 3freunblid»fcit bes befannten
bollönbifdien fHrdjenbiftoriferS $errn Sßrofcffor be §oop Sd)effer in SImfter*
bam; f. u. 331 ff.
*) 2lrd)to ber ebangelifcben ©emetnbe r)tcrfclbft. 9^acr) biefer @d)äfeung
hraren aufjerbem 90 fatf>olifcf)e, 90 refortmrte unb 4—5 lutberifaje §au8*
fjaltungen in »urtfcfjeib.
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318
fmnfen,
gu tragen bermocf)te, feinen eigenen ^ßrebiger mehr, fonbern fte lief*
ftd) burd) bie tfrefelber ^rebiger 2Bopfo "ättolenar, $mo tum 2lbema
unb bon ber <pioeg bebienen, meiere einer Abmachung gemäfj jährlich
groetmal hierher famen, um gu prebigen, gu taufen unb baä 3lbenb=
mar)l gu fpenben 1 ).
Um$ %af)v 1800 mar bann bie ©emeinbe auf jtuci £auS=
Haltungen gufammengefchmolgen 2 ), bie anbern Ratten fta) an bie
übrigen t)ter beftehenben Äonfefjionen angefa)loffen.
£eute eriftiren, foütel mir befannt, feine 2lnr)änger ber ßehre
Pernio (ErnnonS mehr in unferer (Megenb.
Ja) bin meit entfernt, mit biefer flehten Slbhanblung bie Untere
fud)ungen über bie (>3efd)id)te ber tuefigen läufergemeinbe für abge=
fchtoffen gu Ratten; über eine gange 9leif)e oon SScr^ättniffcn bin
td) ja oollftänbtg «uifcer Staube, irgenb melden Sluffdjlufi gu geben,
teilte 2lbfid)t bei ber Veröffentlichung biefer Reiten mar aber auch
burdjauS uid)t, eine erfchöpfenbe Sarftellung gu geben; ia) mollte
bielmehr nid)t$ weiter, als aud) in t)iefigen Greifen baS ^ntereffe
für eine religiöfe ©enoffenfdjaft meefen, bie, mie einmal redjt treffenb
gefagt morben ift, „mit manchen 3lnfia)ten unb ©runbfäfcen gum
V)t\[ baö einige Unrecht hatte, bajs fte brei^unbert Saljre 3 U früü
fam" s ). £enn man mag über bie fielen ber Religion, gu melier
fia) bie Söiebertäufer befannten, unb über bie 2lrt unb SBeife, mie
fte in ihrer Crganifatton ba3 Vorbilb ber älteften d>riftlichen @e=
meinben nad)gubilben futf>ten, benfen, mie man ttntt, baä SBerbtenft
fann ihnen niemanb ab|>red)en, bafj fte mit ihrem fd)on oor brei
3af>rt>unberten immer mieber betonten ©runbfafce, bie melttidie
Obrigfeit fei gur $tnmenbung bott ©emaltmajjregeln in @laubenä=
fachen nicht berechtigt, ihrer £tit meit vorausgeeilt ftnb. Cnnftmetlen
hat e3 ja allerbings ben Slnfchein, alö ob „man nach (£ntf Reibung
') Slrdnü ber eöangcltfdjen ©etneinbe ^icrfclbft.
■) Pro Memoria bie ^Jroteftanten in Steden betreffend IBerfafet bon Sßfarrer
SSettcr (um 1800), herausgegeben $ om ^reSbutertum ber biegen et>angeltfä)en
©emeinbe 1881, <3. 23. — 1811 sär)(t bie Ötemeinbe nur nod) ein mann*
lidjeS SJHtghcb, 1823 roirb fie als erlofdjen beseid)net. (2trd)to ber eöang.
©emeinbe bierfelbft.)
8 ) 3. 2B. Saum, Ga&ito unb JBufcer in: Ceben unb ausgehöhlte
Triften ber SSäter ber ref. SHrche III, @. 371.
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$te SBiebertäufer in Staden.
319
be§ Kampfes bem beftegten ©egner um fo toentger einen Sßlafc in
her ßtteratur l)abe $ugeftefyen motten, al§ man fdjon toäljrenb be§
ÄampfeS gegen biefe 9ftenfd)en, bie metft ben niebern Staffen ange=
Ijörten, eine tiefe $eraä)tung $ur ©d)au trug" 1 ). 2tber toenn eS
erft attgemeiner begannt fein mirb, bajj eine Stteifje ber retigiöfen
33eftrebungen, bie im 16. 3al)r^unbert Don ber anabatotiftifdjen
föic^tung bertreten würben, attmä^id) ©emeingut ber länger alter
äjriftttdjeu Sefenntniffe geworben ift, bann nrirb aud) ba3 ^ntereffe
für biefe ©taubenägemeinfefjaft tebenbiger »erben, bie 3af)rt)unberte
lang felbft ba, roo fie reinem ©runbfäfcen ^ulbigte, unter bem
Slbfdjeu gelitten Ijat, ben man in ber Erinnerung an bie gräuelöollen
Jpanbtungen einer @cfjaar entarteter 3ftenfä)en, beren eä in allen
Äonfefftonen gegeben f)at, fdjon bei ber btojjen 5lnfüf)rung be3 Samens
„SSMebertäufer" allgemein empfanb.
1. ^ergog Sodann Don (SIeöe an ben S3ifd)of ©berljarb öon
fcüttid): madjt bemfelben auf ©runb bes SelenntniffcS eines
in Unna gefangenen flüdjtigcn 8lad)ener8 3Wittbeilungen über
bie fcäufergemeinben in 2lad)en, ßüttid) unb 3Wacftric^t.
#au8 Wlaxt, 1633 Stuguft 16. — ®cbr. Habet», De Wederdoopers
te Maastricht (1878) p. 71; Heller, ©efdj. ber SBiebcrtäufer unb ifjreS
SReidjä in 3Kunfter @. 301.
Unser vruntlicher dienst und wea wir liefs und guetz vermoegen
zuvorn. Erwerdiger fürst, fruntlicher liever ohem. Wir sind in ge-
wisse erfarung komen, wie eyner ufrurischer oder muthwilliger glas-
macher, genant Wilhelm Stupman oder Mottenkop, in unse stat Unnahe
komen, der hiebevor umb eins moitwillens und ufrors willen us der
at&t Aich gebannen und verjagt ist worden, welcher Mottencoup lange
zyt eynen diener, der auch ein glasemacher gewesen und us ire liebden stat
Lütgen verjagt ist, in synen huys gehalden. Der, wie er selfs bekant,
dickmals gepredigt und daeselfs zu Lütgen und Triecht, auch zu Achen
eyn sonder secte oder gemeynde, als sie die genant, angericht, die sich
geller, 2öcftbcutfd)e 3eitfd)rift I, @. 429.
SU
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320
-Öaitfcn,
ander eynander verbonden und cristliche broeder nennen, und haven
auch byr vier vuer oversten oder richter gekoeren dergestalt, das die
oversten sy regieren und was Unwillens zwischen inen erwoesse, nider-
1 eggen und das sie sich sunst der gerichter und rechts enthalden sollen
und mit anderen underdanen, die nyt in irer secten syn und sie gott-
loisen scheiden, nyet zu doin haven willen. Daruf dan alle ordentliche
gericht, recht und policey afnemen und ufror und twedracht entstain
wurd; und wiewol wir fliessliche erfarung haven gesekeen lassen, umb
zu wissen, wer die oversten binnen Lütgen gewest, soe er uns doch die*
selvige nyet zu nennen gewust, sonder alleyn etliche zu Triecht aenge-
zeigt, die mit in sulliche faction syn sullen, mit namen eynen schoe-
meker, genant Berne, wont nit fern von den gülden hoif, eyner muliner,
Goischen genant, und eynen goldsmeyt uf der münz, der lieset und die
scrieft uslegt, und dass by Triecht Oppen Locht der ufroerischer pre-
dicant Heinrich von Tongeren gewesen in eyne grossen nouwen huys,
dae er brief und anders gescreven. Weichs alles wyr uwer liebden unser
fruntlicher naeberschaft nach nit haven willen bergen, damit uwer liebden
derhalver flyssliche und eigentliche erkundigunge doin und fernem ver-
rath und beswerungen rurkommen lassen moegen, und uwer liebden zu
willfahren sind wyr geneigt. Gegeven etc.
2. ftratta non SÖalbed, ©ifäjof üon 2Mnfter, an bte (Stabte
Sladjen, ßöln unb 2Befel: bittet btefelben, Äöerbungcn gegen
bie 2Rfinfterfd)en Sßtebertäuf er geftatten gu tnoUen. — 3*>urg,
1534 Jebruar 19. Äonj.
<Staat2ard)iü fünfter, amtafterfd&eä fcmbe8*2lr<$to ftr. 518/19 II,
%ol 293.
Erbern guden frundo. So uns etlige noitwendige sacken vorge-
fallen, derhalven wy sommige lantzknechte in unsen naberlanden by
juw und in anderen Steden und gebeden antonemen bedacht, derwegen
wy dan ock etlige unse bevelsluide afgeferdigt Is demna unse guitlige
begerte, gy uns eder unsen bevelhebberen to eren anaynnent up duit-
mail vergünstigen und gestaden wyllen, sodanne knechte by juw upto-
bringen, desulven ock, umb eren pennynk to teren, velich und unver-
hindert mögen dorgelaten werden. Des synt wy also in guder to ver-
sieht und umb juw in gelyken und merem to verschulden geneigt und
willich.
Gegeven to Iborch am donredage na deme sundage Estomihi 1534.
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$ie SQBfebertäufer in Sladjen.
321
3. S9ifd)of ftrana bon SRünfter an Sodann bon Serien, fcerrn
3u$uffenborf: erfudjt i$n um freies ©eteit für ßanb&fnedjte,
bie, auf bem3uge nad)37iünfter begriffen, bon bemfelben an«
gehalten morben. — Sßotbed', 1534 Sttoril 4.
€>taat8ard)ib Mnfter, fr 3Rünfterfd)eS ßanbc8«S(rd)ib 9tr. 518/19 in,
Sol. 180.
Erbar leve besunder. Szo wy durch unsen hoeftman Gerdt van
Munster bericht, wo he eynen bevelhebber, Kreyhanen van Guilich ge-
nant, afgeferdigt, etliche bestalte lantzknechte uns in unsen krigeshandel
tegen de van Münster to tforen, denselven Kreyhanen gy in Verstrickung
angenommen, ock den knechten durch juw bevollen ampt eder juw
gebeede passagie verweigern, is unse guitlig beger, gy willen erge-
dachten den angeholden knecht der Verstrickung verlaten, ock den
krigsluden, de he ut zyner hoeftmans bevell bewerven und uns to-
brengen werd, durchreisens gunstlich gestaden und ans to gefallen dar-
yn guitwillich und unweigerlich finden laten; zint wy negst guder
toversicht umb juw gnediglich gneigt to versculden.
Datum Wolbeck, am hilligen paeschavent anno XXXIV.
4. Sladjen, 1558 ftebruar 7. — #an8 SHaif f er an feine ©attin
3Ragbalena in Hfla&ren: er rolffe nod) nid)t, toai ©Ott über
iljn berfügen mürbe. $ie£eute fagten gunt^^eil, man raerbe
fie toSlaffen, aber suerft „auSgeifceln"; Stnbere aber beraub«
teten, man mürbe fie tobten. 2)er9tatlj ber<Stabt fei uneinig.
2fo8 ben Sammlungen bcS fcofratlj» Dr. öed* in SBaljring bei SBien 1 ).
5. 2fad&en, 1558 3Wars 9. — fcan» «Raiffcr an feine ©attin 2Rag*
balena: nod) immer Ijarre er feine» ßeibeS ©rlöfung, bod)
fei bie ©tunbe iefet too&l na^e. „3)enn bie au ftöln fcaben am
5. 3Wersi ben Stomas, ben (Sdjtoeiaerbruber, föpfen laffen,
barauf mir ad)ten, bafe bie <Stabt 2Ud) aud) fd)aut."
2Bie 9fr. 4.
6. 2fad)en, 1558 Stpril 26. — $an8 ftaiffer an bie ©cmctnbe in
SRä^ren: e8 gelje i&nen nod) tooljl, fie ermarteten alle £age
borgcfüljrt gu werben, fürs nad) Dftern (10. Slbrit) feien fie
inquirirt morben über bie ünbertaufe, bie ße&re bom
*) 6. oben ©. 308, «nm. 1. 21*
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322
£anfen,
©lauben, (saframent, 9Renfd)toerbung (S&riftt, Dbrigfeit,
@d)tour, SSu&e unb barüber, ob fie ©emeinf c^af t mit ben
Sefjrcn ber SRünfterf djen Ratten. ($>ie Slnttoortcn fehlen.)
SBie 9fr. 4.
7. Slawen, 1558 2Rai 26. — $an8 Haiffer an feine (Sattin Mag*
balena: „bie Herren oon 2ldj feinb unferttoegen gar uneinig
unb Ijaben Dill in bie SReidjSftett gefdjicft um föatfj." 2lud) fei
ber Sogt gum ^erjog bon 3ülid) geritten, ©er ftürft aber,
meldjer @djufel)err ber <Stabt fei, fei ifjnen fe&r feinb.
S5He 9ir. 4.
8. Staden, 1558 Sluguft 5. - #an8 töaiffer an feine ©attin «Wag*
balena: er liege nun allein gefangen in einem fcauSlein,
bog 7 @d)ub breit unb 7 <3d)ufj toeit fei. eine reidje ftrau
fdjirfe if>m unb auaj ben anbern (Befangenen, bie alle tfjrem
(Glauben treu ju bleiben e n t f rf) 1 o f f c n feien, (5 f f c n. Seit
3oljanni Ijabe man fie nidjt meljr borgef orbert, bod) gelje
bie Siebe, nod) in biefer 2Bod)e mürben fie gerietet toerben.
©r nimmt batyer Urlaub oon iljr.
SBie 9tr. 4.
9. ©ebtdjt be» $anS SRaiffer über feine ©ajidfalc in Äadjen.
1558, Sluguft.
2lu8 ben (Sammlungen bc8 fcofratfjS Dr. 93edf in Sßaljring bei 2Bien.
2Bie id) @. 308, 8lnm. 1 ermähnte, finb bie 17 übrigen no<$ bor^anbcnen
ßieber beä §an« ftaiffer auSfd&iiefelid) religiöfen 3nl)alt8. «Rur in einem
menbet er ftä}, äf)nlidj tote e8 aud) baS Kölner SWarterlieb aus berfelben
3eit tljut (f. ©öbel, ©efa). beS cbriftlidjen ßebenS I, ©.218), an bie @tabt
mit ber SBarnung, tl)m unb feinen ©enoffen nichts ju ß«be &u tfmn, um nidjt
ben 3om ©otteä auf ftrfj ju laben.
Im ton: Am freitag vor sant Ulrichs tag, da man das creitz am himel saoh.
1. Frölich so wil ich heben an,
gottes wunder erzelen than;
sein macht that er beweisen
durch etzlich frume diser zeit
wolt er sein namen preisen.
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Die SBiebertäufcr in Madjen.
2. Im tausend und fünfhundert jar
im acht und fünfeigen fürwar
ist dise gschicht ergangen,
zu Ach wol in dem Niderlandt
hat man zwelf Christen pfangen.
3. Das sie auch willig namen an
und lobten gott im himmelsthron,
der sie zu diesen sachen,
sein warheit zu bezeugen frei,
würdig und werd that machen.
4. So merkent was weiter geschach:
etzlich ratsherren waren gach,
wolten die frumen tedten;
gott aber thet machen zu nicht,
was sie fürgnumen heten.
•
5. Ir ratschlag kunte nit fürgan,
wie woel fünfmal der henker kam,
die frumen solt umbringen,
das auch an manchen ort erschol,
weit und breit thet erklingen.
6. Erstlich der frome diener zwar
von inen hart gepeinigt war,
thets doch frei überwinden;
gottlichen trost in herzen
thet er reichlich entpfinden.
7. Streng namen sie es für zu hand,
gott iren willen da zertrent,
künden in nit abtreiben;
den gott mit seines geistes kraft
thet alzeit bei ihm bleiben.
8. Oft theten sie die frumen zmal
für sich bringen und fragen all
umb ires glaubens gründe.
Von gott im alzeit antwort war,
gab in weishait und munde.
9. Vil münich und auch pfaffen zwar,
des babst blosse beschurne schar,
gar oft zu inen kamen;
es thet in aber gelingen nit,
was sie inen fünnanen,
10. Gott die feind al machet zu schand,
Hess sehen sein gewaltige hand,
die man da muest erkenen;
er stund den seinen alzeit bei,
wie ichs euch jetzt will nennen (V).
11. Mit ain radsherren gschachs fürwar,
stridt mit den frumen imerdar,
doch thet es sich bald wenden,
den er must hie das leben sein
mit grossen schrecken enden.
12. So merkend auch desgleichen mer,
wie weiter handlet gott der herr ;
als nun die zeit thet komen,
die glaubigen zu teden lan,
in heten fürgenumen.
13. Schickten ain pfaffen zu der stund,
der redt mit im aus falschem mund,
den tod er in der gstalte,
(feljtt)
so sie sich nit wurden bekeren balde.
14. Zum diener er am ersten kam;
der sagt: wie Christus hat gethan,
also wil ich dermassen
im unbeweglich volgen nach,
darfür mein leben lassen.
15. Dennoch er zu den anderen kam,
wolt obrigkeit von Christen han;
derselb mit kurzer sumen
mit grund der warheit antwort gab,
das er gleich must verstumen.
16. Noch ward ein ander pfaff gesandt,
der muest auch abziehen mit schand,
künden in nichts schaffen.
Sie theten in begegnen frei
mit schwert und geisteswaffen.
17. Es war der feinden rat und sin,
den diener, sonst noch ein mit im,
woltens am ersten theten;
den dise zween am allermaist
in widerstanden hetten.
5>te 2Bieberiaufer in 21ad)eu.
325
18. Auf das sie die andern all
forchtsam and zag machten zumal,
kunt in doch nit gelingen;
als der diener vernam sein end,
thet er vor freiden singen.
19. Er freuet sich wol zu der stund,
das er mit Christo het ein pund,
lieb, glauben und vertrauen,
zu begegnen den preitgam fein
mit den klugen junkfrauen.
20. Er dankt auch gott im himelstron^
umb alle seine gaben schon,
die er von im entpfangen,
das er durch Cristum sein genad
an in hat lassen glangen.
21. Er lobt auch gott um sein werk schon,
das er in im het wirken thon;
sein bit auch herzlich wäre
für alle seine kindlen schon
und für all glaubig schare.
22. Das sie gott wachsen mach alzeit
in fried und lieb zur sälligkait,
das uns nach diesem leiden
hernach ewig meg schauen an
mit grossen wun und freiden.
23. Er bat auch gott im himelstron
für die im vil guetes hetten thon,
für all menschen darneben,
und das gott auch den feinden sein
ier unrecht wol vergeben.
24. Im augBtmonat dises geschach,
den dreizehnden tag man sach
für gricht den diener füeren,
was sich alda verlofifen hat,
das wil ich euch berüeren.
26. Vil volk versandet sich zu hand,
etzliche potten im di hand;
er war frelich zu stunden,
tröstlich er inen antwort gab
frei mit lachenden munde,
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$> aufen,
26. Sein herz in grossen freiden war,
zum tod gerichtet ganz und gar
und wartet mit verlangen
auf einen seines glaubens gnoss,
der mit im war gefangen.
27. Wälchem dan auch verkündet war,
mit im zu leiden todesgfar.
Wes sich nun hat begeben,
weil sich die handlung lang verzech,
das solt ier merken eben.
28. Zwen falsch münich kamen her,
theten an im hantieren mehr,
sprach zu im dermassen,
das er sol von seira glauben ston
und von sein iertumb lassen.
29. Und so er dises nit wolt thon,
muest sich mit dem schwert richten Ion,
on alle gnad und hulde,
dan die etat diesen brauch thet han,
wil solche leer nit dulden.
30. Der diener in bald antwort gab:
kain irrthumb ich in herzen hab,
sonder der warhait gründe,
das wil ich mit dem leben mein
bekennen alle stunde.
31. So bistu nur allein gerecht,
sprach der münich, der falsche knecht ;
der diener antwort gäbe,
gott hat mich gemacht von Sünden rein,
daran kain zweifei habe.
32. Dich aber münich wil ich zwar
mit gottes hilf bezeugen klar,
das ier in sünd thuet leben,
darzue auch in abgetterei,
in gleisnerei darneben.
33. Auf dis der münich antwort mer:
ich bin kainer, der fuert di leer;
thue mich kain lerer nennen,
aber ein sünder bin ich zwar,
das muess ich dir bekennen.
$ie SBtcbertoufcr in Wadfjen.
34. So man dich wiert auffüeren thon,
magst leiden, das ich mit dier gan.
Der dien er liess sich heren:
darf kains falschen prophetten nit,
ich wil dein wol emperen.
85. Gschahen mer reden zu der stund,
der münich nichts gewinen kunt,
muest gleich von im ablone;
bestät dier gott den glauben dein,
sprach er und zoch darvone.
36. Als sich lang verzoch die sach,
under dem volk vill red geschach,
warteten mit verlangen,
wen man kam verlesen thet
das urtel der gfangnen.
37. Die lust und lieb hatten zu gott
trauerten umb der frumen tod,
waren laidig zu stunden;
doch hat sich auch im gegentail
das widerspil erfunden.
38. Dan etzliche mit freuden schon
der fromen tod woltn schauen an,
gleich wies den fromen eben
zur Machaber zeit geschach,
hat sich da auch begeben.
39. Den diener ward gezeiget an,
das grab im sei gemachet schon,
ja auch das man und frauen
beim galgen sich versamlet han,
daselbst ier end zu schauen.
40. Noch ain8 kan ich nit underlon,
sonder muss euch erzellen thuen:
so sie ain richten wollen,
muessen der schenken siben sein,
die solchs urtl feilen.
41. Gott ieren rat umbstürzet frei;
denn under inen waren drei,
wolten gar nit hierinen
bewilligen noch urtlen thon,
theten damit nit stimmen.
ftanfen,
42. Der diener hat verlangen gross,
wen si brechten seins glaubens gnoss
in den kamens dahere,
brachten mit in den bruder sein,
des freuet er sich sere.
43. Er empfieng in mit freiden bald,
frölich in freidenreicher gstalt;
der richter auch her käme
und thet den diener sprechen an:
Hans, wie thuet es dir gane.
44. Es thuet mir wol zu diser stund,
gott sei gelobt von herzengrund;
herzlich verlangen haue,
das ich Cristo, dem bräutigam mein,
balt 8ol entgegen gane.
45. Die herren fingen zu reden an,
ob sie noch ain gelerten man
inen her bringen solten,
denselben sich weisen lan,
lenger verziehen wolten.
46. So irs aber nit wolt thon,
so ist das volk versandet schon,
und müssen euch Ion tetten;
den es ist ie nit änderst dran,
künen euch nit erretten.
47. Wir euch kain lust zu ttitten han,
wolten ier wörent weit hindan,
der kaiser wils nit dulden;
eur tauf und leer verbotten hat
bei verlierung seiner hulde.
48. Lassen doch nur von tauf zu hand,
den man nit leidt im ganzen land;
babstich und luterisch alle
von euren tauf nichts halten thon,
verwerfen in zumale.
49. Der diener antwort inen clar:
wol umb des kaisers mandat zwar
thuen wir gar nichts nit geben;
wie uns Cristus bevolen hat,
das woll wir halten eben.
2>ie SBtebertaufcr in Stadien.
50. Des taufs halben hab wir ein grund,
er ist mit gott der gwisse bund;
Cri8tus hat nuer die alten
zu taufen uns geben an,
des wellen wier uns halten.
51. Für mich gib ich yetz antwort her,
das ier nit derft verziehen mer:
ganz steif beschlossen hanne,
mit gottes hilf bis in den tod
bei diser leer zu bestane.
52. Also redt auch der ander schon:
vil reden sich verloflfen hon,
nit als erzellen kanne,
Hessen das volk gleich wiederumb
zu ierer handierung gane.
53. Die fromen in auch zaigten an,
sprachen, das solt ir wissen thon:
werdt ier uub tetten lone,
solt ier in euren herzen zwar
alzeit kain rue nit hane.
54. Hiemit also die herren all
hingiengen samentlich zumal,
aber die fromen schene
in herzen sich erfreiten hoch,
einander trestet hane.
55. Ain richter war da, N. genant,
dreimal er zu dem forsten rant,
das im wurd zuegelassen
die glaubigen zu tetten Ion,
war blutgierig dermassen.
56. Derhalben ich erachten kan,
und aus der handhing schliessen thon.
das er hab die gefangenen
für gericht bringen und fueren Ion,
ee das urtel ist gangen.
57. Demnach als nun der abend kam,
muestens wider in gfenknuss gan;
dem diener wars ein laide,
das er nit solt bezeuget han,
das im doch war ein freide.
330
ftanfen,
58. Durch die stat fuert mans ledig gar;
dem gmainen volk thet es fürwar
ein grossen schrecken geben;
denn gott sie fiberzeuget hat,
muestenB bekenen eben
59. frei öffentlich mit ieren mund,
das got den fromen zue der stund
errettung hab gethone;
daraus sie dan über die mass
vil trost empfangen haue.
60. Als sie nun voneinander schon
herzlich urlab genumen han,
hat mans in gfenknuss thone;
dennoch da ist der henker auch
wider zogen darvone.
($8 folgen nun no$ 15 (ht einet mir nid^t uorltegenben SRebaftion nod)
44) (Strogen. 2>iefe enthalten nidjts über bie 2Tad)cner 5Berf>altniffe, fonbern
nur ©rüjje k. an bie Säufcrgemeinbe in 2RaI)ren.
10. SBefdjlufe ber Bereinigten Äonftftorien ber beutfdjen unb
toalfdjen reformirten ©emeinbe in Staden gegen bie SBicber«
taufer. — 1595, Sluguft 25.
Slrdjto ber eoangeltfdjett ©cmeinbe in Slawen.
Demnach wegen einschleichung der widderteuffer wie auch ihrer
lehrer und Schulmeister, damit dasselb einschleichen wie auch dern
schullen etwas gehindert wurden, allerhand gespräch furgefallen, is ver-
abredt, dieweil es beiden kirchen nicht will zustehen noch geziemen,
einen erbarn rath alhie darin in ichtem einige eintracht zu thuen oder
mass zu stellen, so sollen die eltisten beider kirchen in ihrer Visitation,
welche gemeinlich vor dem nachtmal geschieht, ihre mitglieder der
kirchen mit fleiss underfragen, wo sie ihre kinder zur schulen halten,
und im fall einige befunden wurden, die ihre kinder da Hessen gehen,
sollen sie dieselben gütlich ermanen, davon abzunemen, dan wofern sie
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$>ie SBiebcrtäufer in Slawen.
331
darin nachlässig oder Beumig weren, würde man ernstere straf nach
brauch der kirchen gegen sie fürnemen.
11. ©ertd&t bc8 Slbraljant Sftietmafet, taufgefinnten sßre»
bigerS in 2ladjen, an $an8 be töieB in Sllfmaar über bic
«Stellung b er 21a ebener ©cm einbc in bem Streite berbeutfdjen
unb toaterlanbtfd)en ©emeinben. — Slawen, 1614 SWarj 25.
Amsterdam, Archief der vereenigde doopsgezinde gemeente I, 543 b.
Eersame gonstige liebe broeder in den heere Hans de Ries. Uwer
liebden sal believen te weten, als dat ic uwer liebden schry ven aen my met
tsamen de brieven aen de leeraeren der Duytachen gemeynten wel heb
ontfangen, ende dewyl onse leeraer Hennes (hoe zynen toenaem is, dat
is my vergeten 1 ) wechveerdich was, om nae Berchslant te reysen, so
ben ick met de brieven terstont tot zynen huyse gegaen ende heb hem
de coppi ende al de naemen der ondergeschrevene voorgeleaen; hy
sach de meyninghe oock wel voor goet in, maer hy seyde, dat ick se
Jan van Eestrick (die hem oock Jan Heep schryft) soude overleveren,
want die sal met hem nae Berchsland reysen; ende nadat se haer
rekeninge gemaeckt hadden, dunckt my, dat se wel wech sullen zyn.
Soo heeft hy de voorschreven brieven aengenomen ende geseyt, dat
hy se aldaer der L. V. sal toestellen. De heere wil wysheyt, verstaut
ende gehoorsame herten gheven, om goeden raet aentenemen ende te
volgen.
AI deghene, die op Lenaart Clocks syde staen, souden wel geerne
een byeencomste te weghe brengen, om tusschen Lenart Clocks ende
Claes Wolters te handelen, maer Claes Wolters hout niet op met schryven
aen allen eynden, om de byeencomste te verhinderen. Hy laet oock
niet toe, dat iemant van Lenart Clocks syde onder hem vermaent; op
dese syde van den Reyn heeft hyt seer al tot hem. Onse broder Hennes
meynde nu nae t'Monj erlant*) te gaen, ora daer te vermaenen, maer
l ) Gr Reifet, tote |ty auä einem foätern ©d&reiben (1614 3uni 13) ergibt, #enne§
oon Smborcb,.
*) pr TOontjoie j. oben 6. 306, Slnm. 1.
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332 fcanfen,
hy heeft bootschap gecregen, dat hy daer niet en hoefte te komen, des
hem de goede man seer bedroeft (Monjerlant is by de Eyffelt.) Hier
t'A k e n staet de geheele broederschap behalven 2 outsten, JacopPelsser
ende Lucas de Grand, ende noch 3 of 4 gemeynbroeders, die op Claes
Wolters syde staen, op Lenaert Clocks syde, en tys al van den Duyt-
schen en Vriesen vrede ende haerlieden verstant, wat se weten te seggen ;
onser mach 4 of 5 zyn, die onpartydich staen. My dunckt, costen se
maer tusschen Lenart Clocks ende Claes Wolters vrede getreffen, sen
soaden op de Waterlanders noch op deghene, die met haer in vrede
staen, niet veel passen.
De 2 outsten, daer ick uwer liebden van geschreven heb, dat hen leet
was 'tverdrach tot gheyen (?) gemaekt onderschreven te hebben, dat syn
die 2 voorschrevene, .Tan van Kestryck ende Hennes, maer sy geven haer
leetwesen also niet te v er staen, dat haer leet soude zyn, denghenen de
broederschapt afgeseyt te hebben, die den Duitsen ende Vriesen vrede
niet en hebben willen aennemen, maer dat deghene oock inede daarin
begrepen zyn, die op den Duytsen gront ende verstant staen ende de
andere niet gheheel willen verlaten, maer te beyden syden broederschap
houden, dat men met soodanigen niet wat beter insiens gebruyckt en
heeft; ende dan moeten se oock bekennen, dat het niet seer wysselyck
gehandelt is, dat men de Waterlanders niet eerst verhoort en heeft.
Jan van Kestryck seyt oock, dat het voornemen van de Duytse
broederen in den eersten was, de Hollanders met haer sake laten te
gewerden, maer Claes Wouters (seyt hy) die heeft niet opghehouden,
tot dat se haer der saeke hebben aengenomen, ende Goos sen Clots
seyt, *t is Lenaert Clocks schult, die hadde aen de Duytsen geschreven,
dat de Waterlanders een presentatie al om door de gemeynte souden
vol bedroch ende dubbelheyt.
Aengaende dat uwer liebden schryft verstaen te hebben, als dat hier
t'Aken een samencomst van broederen soude geweest zyn, daerin is
uwer liebden quaelyck berecht; Claes Woltem is eens hier geweest, ende
de broederen hadden wat met hem te haspelen, van dat hy wat van Hennes
ende noch van eenen anderen van onse outsten soude geseyt hebben,
ende Cock Jan, een broder in Berchslant, is oock corts hier geweest,
maer daer is niet gehandelt, daer ick van weet.
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I
2>te Siebertäufer tn Äacfjett.
Ick heb uwer liebden oock eens met Matthys den urwercker op Haerlem
een briefken gesonden, daerin ick uwer liebden liet weten, als dat ick de
copy Lenaart Clocks aengaende wel hadde ontfangen ende dat ick se
Goossen Clots geleent hadde. Alsoo ben ick daernaer over ettelycke daegen
by hem gegaen ende vraechde hem, of hy se gelesen hadde ; hy seyde, hy
hadde een weynich daerin gelesen. Ick merckte wel, datet niet weert
en was, dat ick se hem geleent hadde, ende al de outsten weeten wel
daarvan, maer niet eenen van allen en begeert se eens te sien, om
deselve te lesen oft te hooren leesen. Van de boeckskens, die uwer liebden
my gesonden heeft, heb ick myn s'wyfs broeder, die in der Eyffelt
woont, een medegedeylt, ende is aldaer van den eenen ende den anderen
gelesen, ende en weten oock niet daertegen te seggen. Doent voor den-
ghenen quam, die daer t'volck vermaent, gevielt hem qualyck, dat de
broederen sulck boecks onder banden hadde, maer myn swaeger seyt,
dat heyt weder wil hebben. Also is Goossen Clots daer oock gecomen,
want hy daer gevordert was, so als hy seyde, om aldaer t'volck te be-
dienen met den woorde godts. Ende als hy vernam, dat se daer een van
die boeckskens hadden, was hy daerin seer ongerust, ende als hy oock ver-
noinen hadde, dat ick my tegen niynen swager voorschreven verclaert hadde,
der Waterlanders gevoelen te hebben int straffen der buytengetrouwde,
gelyck ick oock daer te vooren my tegen hem verclaert hadde, doen
heeft hy my so haest, als hy weder t'Aken quam, voor de olste der
gemeynte doen bescheyden.
Als ick daer quam, sach ick, dat al de olsten in Aken ende uyten
dorp by Aken haer daer versaemelden. Gilles van Heer was oock daer
bescheyden, want hy hadde hem oock tegen Goossen verklaert, tselve
gevoelen te hebben. Doen hief Goossen aen, zyn dachte te doen ende
seyde tot my, soo ende soo heb gy gesproken tegen my ende oock
tegen uwen swaeger; ick bekendet als waer te syn ende seyde, cont
ghy my bewysen, dat ick onrecht heb, ick wil my altyt met des heeren
woort gerne laeten onderwysen. Hy seyde, jae, dat hope ick te doen.
Hy nam de bybel, die daer op de tafel lach en las 1 Cor. 7 '). Ick
vraechde, hebt ghyt nu bewesen? Hy seyde, ic meyn wel jae. Ic
*) 63 ift bo8 Äopttel üb« b«n e^eftanb.
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334
£mnicn,
vraechde, of se alle buyten den heere zyn, die niet met ons een lidt-
maet in ons gemeynte en is ? Hy seyde, wy en willen niemant ordeelen.
Ick vraechde weder: of dan al tghene, wat niet in den heere geschieht,
mit den ban moet gefttraft worden? Hy seyde van verloop den eenen
broeder tegen den anderen, ende overylende Bonden ende feylen mögen
wel sonder den ban gesleten worden, maer de buytentrouwe, dewelcke
een openbare sonde is, die uyt voorbedachte raet geschiet, behoort met
afneminge der broederschap ghestraft te worden, ende eer ick hem noch
daerop antwoorde, dede my onse broder Hennes oock een vraege: of
dan de buytentrouwe gbeen argernisse en is? Ick seyde jae. Wel, seyde
hy, daer staet geschreven: doet van u, wie daer argerlyck is (luyt des
Zurichsen text).
Ick viaegde hem wederom, of de hooverdye oock niet argerlyck
is? Hy seyde, jae, die is seer argerlyck. Oock, seyde ick, die groote
onnoodige comenschaffen, sonderlynge, dat hem een dienaer int woort
(daermede Goossen oock aengeruert wert) hem alzoo menget in de
handelinge der neeringhe, om veel gelt ende goet byeen te schrabben,
daerdoor de menschen vallen in verderven en verdoemenisse, want
giericheit is een worttel van aJle quaet, of dat oock niet argerlyck en
is? Hy eeyde, jae, dat is oock seer argerlyck. Jae wel, seyde ick, dan
moeste men sulcke Heden oock al uyt de gemeynte bannen, want sulcks
niet uyt overylicheyt maer uyt voorbedachten raet coemt. Goossen
vraegde, oft niet verboden is ? Ick vraechde wederom, of al tgheene, wat
verboden is, met den ban moet gestraft worden ? Hy seyde, wat vraegh
is dat ? Een ander van de outste seyde : Abraham, ghy en behoeft sulcke
vraeghen niet te doen. Gilles van Heer stont my toe, er seyde: Jan,
laet Abraham vraeghen, men behoeft sulcks te weten.
Woe, spraak Jan van Kestryck daerin, en vraechde my, of Samson
hem door de lust der oogen niet versondicht hadde? Ick vraechde hem
weder, of Samson hem daermede van godt afgescheyden hadde? Hy en
gaf my daerop geen antwoort. Wy quamen van Samson op Salomo.
Ick vraechde, of Salomo, doen hy Faraos dochter genomen hadde, hem
daermede van godt hadde afgescheyden? Hy seyde jae, maer t'bleef
onbewesen. Doen quam een ander olste Jan van Kestryck te hulpen
ende dronghen vast daerop, de buytentrouwe soude de sonde syn, die
van godt afscheyt Ick seyde, de bloote buytentrouwe niet, maer wel
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$ie ffitebertäufer in Slawen. 335
tghene, om dewelcke deselve verboden wort, namelyck de afgoderye.
Doen Adam, seyde ick, den appel aengeroert hadde, en was de sende,
die van godfc afscheyt, noch niet volbracht, maer doen hy daerin gebe-
ten ende gheten hadde, doen was de sonde volbracht.
Doen hief Goossen Clots aen en woude wat van de Waterlanders
aeggen. Ick seyde, al wat men de Waterlanders nae seyt beneffens haer
opentlycke bekentenisse, dat behoort men voor haer hooft ende niet
achter haeren rugge te seggen. Hy seyde, jae, beneffens haer opent-
lycke bekentenisse? Ick heb hier, seyde hy, een copy van seker
artyculen, die tot Amsterdam geaccordeert zyn : ick wil bewysen, seyde
hy, dat sulcke articuleu maer dienen, om een deur open te doen, om
daerdoor een menichte van vryheden in de genieynte intelaten. Ick
seyde, treekt se uyt ende laet se ons eens hooren. Dat dede hy, maer
ick wederstont zyn betaedelinghe, dat hy, doen hy se gelesen hadde,
stilswygens weder in synen mouen staek, sonder bewesen te hebben,
datter een tittel in was der woorde godts contrary.
Ick seyde Goossen oock daerom, dat hy my so onvoorsiens voor
al de outsten hadde laten bescheyden, dattet hem gheen eere en is,
eenen armen siechten broeder so onvoorsiens soecken te overstuelpen
ende te blood is, met deghene te spreken, die hy weet, dat se hem
wel souden weten te beschryven. Syt ghy getrouwe herders, seyde ick,
so bewyst de liefde tot de schaapen; daer isser een groote menichte,
800 als ick verstaen, seyde ick, in de Nederlanden, die anders niet en
soeken, dan goet onderwys door godts woort aentenemen, daer soudt
ghy gaen ende verlossen die van de roovers; men seyt, de Waterlanders
zyn Hstich ende en gaen maer met list ende spitsfinderheyt om. Soo
ghy, seyde ick, gerne voor getrouwe herders aengesien waert, soo neemt
den staff godts in de hand, die in de tyt Moysi tot eender slanghe
wert, so en sal u niemant met zyn list te boven gaen, maer ghy sult
door de goddelyck list alle list overwinnen, vernielen ende te niet
maken; dat was oock Davids staff, seyde ick, daer hy hem op verliet,
doen hy den leew en den beir naeliep om een eenich schaap, dat hy
hem genomen hadde, ende verlosten t'schaep uyt synen muyl, en doen
hy hem woude tegen hem stellen, greep hy hem motten baert ende
doodde hem. Met denselven staff, seyde ick, liep hy oock den Philistern
enteghen, doodde hem en nam zyn hooft van zynen lichaem tot een
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336
.£>an)cn,
teecken der overwinninghe. Ick seyde: Goossen, ghy eegt, ghy riet den
wolf comen); ghy sout vrymoedelyck een wolf onder ooghen treden!
So haest, als ick uyt hadde, greep hy de bybel in de hant ende
seyde, dat wil ick doen. Hy meynde, hy wilde my onder oogen gaen,
maer ick meende, hy soude deghene onder oogen gaen, die hy in haer
afwesen heeft helpen ordeelen.
Ick seyde, de Waterlanders en soeken niet anders, dan dat men
wilde gespreeck met haer lieden houden; jae se schryven, dat se wel
gherne een lang stuck wechs den wech wouden overcruypen, alleen dat
se mochten tot verhoor geraeken. Se seyden: dden so wel, als dander!
Wy willen die in Hollant daermede laten geworden. Ick seyde, hadde
ghy dat metten eersten gedaen, so hadt ghy wel gedaen. Goossen seyde,
als voorBchreven is, dattet Lenaart Clocks schult was. Goossen Clots ende
Lucas de Grand seyden, men heeft daer int landt eens daeghen gespreek
met hen ghehouden, maer ten heeft niet geholpen. Lucas de Grand
seyde, se hebben opentlyck bekent, dat se ons verstant niet aengenomen
en hebben noch en begerent oock niet aentenemen.
Ick vraechde: moet men u verstant aennemen, om salich te wer-
den ? Hy seyde, ick meyn den Duytsen ende Vriesen vrede. Ick vraechde,
wouden se oock godts woort niet aennemen? Hy seyde, wat will men
daervan seggen ? De papisten seggen oock wel, dat se godts woort willen
aennemen. Ick seyde, men kan de papisten opentlyck met godts woort
bewysen ende overtuygen, dat se datselve niet aennemen en willen.
Zyn de Waterlanders oock overtuigd, dat se een valach verkeert ver-
stant hebben ende dat se gods woort niet en hebben willen nannemen?
Hy seyde, ick meyn wel jae, ende Gooasen Clots seyde oock, ick meyn
wel jae.
Doen seyde ick, ick ben wel versekert, dat men haer sulcks niet
overtuycht en heeft, ende dattet u onmogelyk is, hem sulcks immermeer
te overtuygen. Lucas vraechde, waerdeur ick sulcx soo versekert was?
Ick seyde, duer godts woort, dat ons in de schryft naegelaten is, dwelck
ick oock selfs lesen kann. Also hebben Gillis van Heer ende ick voor
al de outsten opentlyck ons verclaert, dat wy de "Waterlanders voor
broeders houden tot er tyt, toe dat men hun overtuycht heeft, dat se
onrecht hebben.
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$ic SBtebcrtftufer in Slawen. 337
Als wy nu verlof hodden om wechtegaen, begeerd Jan van Kestrich,
dat ick tocb sulche boecxkens niet meer onder de broederen strooyen
soude, noch oock eenige brieven van de Waterlanders voor niemant
meer lesen soude, daermede men commer aenrecht onder de broederen.
Ic seyde, vint ghy dan iet in de boeckxkens, dat tegen gods woort is?
Dat en wilde hy niet seggen. De brieven, seyde ic, wil ick wel altemael
voor n allen nederleggen en besiet, öfter iet in is, dat tegen godts
woort is! Daerop swegen se still.
Waermede hadden wy ons eynde.
Op der 3« dach daerna, dat was de 22 e february, quam onse
leeraer Hennes by my en seyde: se seggen nu (dat was Lucas de
Grand en Goosen Clots), dat men u niet genoegh door de heekel getrocken
en heeft, dat men u also ongestraft heeft laten wechgaen. Ick eeyde,
wat was men my te straffen, ick en was toch niet overtuycht, dat ik
onrecht heb. Hy seyde, ghy sout wel moogelyck in cortten weder be-
scheyden worden. Ick seyde, ick ben te vinden altyt, wanneert de
broederen belieft.
Maer ick en ben noch niet bescheyden ende dachte u, liebe broeder,
hiermede den heere te bevelen. Van den redelyken welstant by u en de
omliggende gemeynten in Waterland, uyt uwer liebden schry ven vernomen
hebbende, dancke ick den heere voor sulcke goede tydinghe, die syn
genaede altyt by ons allen wil vermeeren, die reyn is, dat hy noch
reynder worde.
Liebe broeder, ick verblyde my des briefs aen de Duytschen niet so
veel handen der leeraeren ende dienaeren onderteeckent, hoope, dat de
heylige geest daarin gearbeyt heeft, bidde derhalven den almoghenden
godt alder genaeden ende bennhertigheyt, die de liefde selfs ia, dat
hy syn vaederlyche oogen der bermherticheyt op ons wil slaen ende
om zyn huys wil yveren, duer zyn vierige ongrondelycke liefde tot
zyn uytvercooren, opdat datselve weder mach gebetert ende opgebout
worden tot lof, prys ende eere des alderhoochsten. De heere, die ons
belooft ende toegeseyt heeft al, wat wy den vader bidden in zynen
naame, dat hy dat doen wil, die wil aen zyn woort gedencken, dat uyt
den mont der eewiger waerheyt gegaen is. Godt, die niet liegen enkan,
wilt' gebed zynder kinderen genadichlyck verschoonen. Amen. Amen.
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338
fcanfen, $ie ffiiebertäufer in Staden.
Weest ten anderen mael den heer bevoolen, hertelycke liebe
broeder, beneffens een vriendelycke groetenuse duer die eenigheyt ende
gemeynschap des heyligen geeates.
Uwer liebden schlacken broder
Abraham Rietmaker l ).
l ) «ufter biejem Beriet befinben fia) int Slrduo ber Bereinigten taufge jtnnten ©emeinb«
ju Slrnfterbam noä) vitx auf benjelben ©egenftanb bejüglidje Schreiben bei Slbra^am
SRietmafer an £an* b< JRirt (d. d. 1613 fcejember 29, 1614 Mpril 8, 1614 3uni 13
unb 1614 Cf tober 7). 2lud) bad umfangreiche ttntroortjdjreibcn bes §anö be SRied auf
SRietmaferö legten ©rief liegt bort oor. &bja)rtften ffimmtlia)er ©djreiben finb in meinem
SJejife. gür ben ftatl, bafj einmal ju einer ^arfteQung ber tnnern @ejä)iä)te ber b,iejigen
Säufergemeinbe gejebritten werben fönnte, ift biefer ©riefroecbjel oon nia)t ju unterfd)ä$enber
23<öeutung.
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1. 5itt Qtieutteife be* Rittet* Jtrttoft von Äarff.
«Meiner im V. S3anbe biefer 3«tfdjrift, @. 191—218, öcröffcntttc^tcn
Stt^onblung über bie gefällten Steile ber Sfreifebefdjreibung Slrnolb» bon fcarff
famt id) freute einige Stodjtröge unb Söertdjtigungen folgen laffen.
3unadjft toitt td) bcmerfen, bafc id) bei ®elegenf)eit einer für bie 3*occfc
ber „Socie'te' pour l'histoire de l'Orient latin" unternommenen Steife Diejenige
^anbfcbrift beS ^itßerberidjtS, toeldje nad) Hartzheim, Bibliotheca Col.
p. 328, eljebem im Sefuitenfottegium §u Düffelborf fid> befaub, oon ©roote
jeboä) ntdu* meljr benufct toerben tonnte, in ber @tabtbtbliotf>e! ju £rier toicber
aufgcfunben fjabe. ©ie tragt bie Signatur (L. N. 1938) St. N. 1582, g&W
146 ^apierblatter in 4° unb ift um bie «Witte be8 16. 3af)rf>unbert$ gefdjrieben.
$er Xitel, toetdier auf bem erften, nidjt foliirten blatte ftefct, lautet im
2öcfentlid)cn toie fcarfefjeim a. a. O. angibt, bod) ftat föon eine $anb be8
17. 3a^rf)unbert8 ben tarnen „SJrebemunbt" am Staube in „örebenbent" ber»
beffert. Unter bem Xitel ift §u lefcn: „Collegii «ocietatis Jesu Dusseldorpii
1626", barunter toieberum: „J.Hansen 1826. Modo Bibl. publ. civ. Trevir.
ex dono d ni Hansen 1830", fo bafe bie ©efdjidjte be8 Sobej faft lüdfenloS
gegeben ift. $ie beiben folgenben Starter enthalten ba8 alpfjabettfdje 2Ser=
Seidmife ber Ortsnamen, fobann beginnt ber Xejt be8 Stetfebudfo jebod) unter
ftortlaffung ber SBibmung an ben £erjog bon 3ülid) unb ber gefammten
©rsäfjlung big gur STnfunft in 8tom (©. 14 ber 2tu8gabe); ebenfo fdjliefet auf
$ol. 141 b bie Xrierer §anbf<f>rift fd>on mit ber @rtoäf)nung ber Stütffefjr nad)
Äöln (SluSgabe @. 251) unb täfet bie 2foftaf)lung ber Entfernungen toie bie
©rmaljnung an ben Sefcr au«. Die 93itber unb bie barauf Söejug ncljmenben
©teilen ber ©djilberung toie enbtidj aud) bie STlpbabete feltfcn, jeboer) ift baS
2J?anuffribt fefjr forgfältig unb gleichmäßig gefdjrieben.
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310
kleinere 2ttittf)cihmgen.
9tad) bem SBlanfcnbeimer ftobej f>abe id) in !£rier Oergebltd) gefugt.
3u 6. 203, 2lmn. 1 meine» Stuffa^ed fdjreibt mir $r. $rof. 3M.
®ilbemctftcr:
„2Ran fönnte oerfud)t fein, in fcanabam bad arab. hammad, hammäda
ju finben; btc« beaeidjnet eine Formation, bie furj al8 (Steintoüfte im ®egen=
fafc pr Sanbmüfte toiebergegeben toerben fönnte, unb nod) beute ift im eigene
liefen Arabien unb in Äfrifa ba8 2Bort im ®ebraud). 9hir in biefer ©egenb
pafjt e8 nidjt redjt, ba bie hammäda im Stilgemeinen eben ift, mogu bier
ber töaum feblt."
3u <5. 208 bemerft berfelbe ©dc^rtc; „Sc&arafj ift nidjt appetlatib
$öbe, e8 ift nom. popr. be8 Öebirg8§ng8, ber ba» rottje 2Jleer begleitet
unb toirb in üerfdjiebener 2lu8bebnung bafiir gebraudjt. ©off e8 ein Ort fein,
fo liegt nabe, an 3>fd)ar, ben Slamen ber alten fcafenftabt, ber 3ambo gefolgt
ift, ju benfen. 3>asu pa&t freilid) nid)t gan| gut, ba& er jenfettS be8 ©e=
birgeS siebt, er mfifete benn biefe« paffirt baben ober ftonfupon bei ibm fein."
3u @. 213: „Galamtna ftebt bei Slbbiaö au8 ben Actis Thomae, auf
bie auaj beutet, bafc ber SSerfaffer auf ©fein burd) 3nbien gebogen ift, wie
XfyomaS. 3)a8 Saturmina ift oon SWifftonaren aus (Salamina gemadjt."
Über einen jtoifdjen 363 unb 537 n. (&f)t. liegenben $Ügerberid)t, beffen
SSerfafferin aud) ben ©inai beftieg, bat neuerbingS (5. fto|ter auf (Srunb
eine» gu 2tre$o befinblidjen Cod. saec. XI (n. VI. 3) in ber Bibliotheque
de l'ecole des chartes 54 (1884), p. 141—151 9lad)rid)t gegeben.
&n bie S)arfteÜung be8 ßötoen mit ber ßanjc auf bem ©rdbmal
ÄrnolbS in ber ftropta p ßöbenid) fnüpft ftd) angebltd) eine ßofaljage, m
toeldber Elemente ber Stoeinlegenbe mit bem SJolf&bud) oon §einrid) bem ßötoen
(fcersog @rnft) gufammengefloffen gu fein fdjeinen.
Äöln. ßeonarb Äortb.
2. ?tt bem Jlttffa%: §friebtt$ twit ber grettdl in £ad)«t.
5E)te in bem Sluffa^e über ^friebrid) Don ber £rencf in oorliegenbent
Söanbe ber 3eitfdjrift entbaltene ©efpredjung be8 $ermanbtfdjaft8=a3erbaltnifTe8
ber Familie £ettn8 3U jener ber britifd)en ©rafen oon (Sarnaröon (ogl. aud)
oben @. 54) bat einen jungen ßaubSmann, §rn. 2lnton $eufd) jun., §ur
©ntwerfung eines Stammbaum« oeranla&t, ber ben 3ufammenbang berfelben
ftamtlic burcr) grauen nnb in auffteigenber ßtnie mit feiner eigenen nadjtoeift.
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kleinere 9Jiittbeilungen.
341
tiefer 3ufammeit^ang ttrirb betoerfftettigt burd) gtoci Softer, ob ©cbtocftero,
ift nidjt angegeben, einer lotljringifcfjen ftamilie, ®e 2a ©ränge aus 3Ne&,
$atf)arina unb 5lnna ftatbarina, jene an W. 91. XetoiS, biefe an ©erwarb
Jpeufcb, med. Dr. oerbeiratbet. ftinber ber erftem toaren ftranä Slnton kernte,
. ber im 3- 1786 üerftorbene SBi^cpropft bes Hagener SrönungSftiftä, «nb
ftatljarina ©lifabetb Xetoi«, im 3- 1740 üermitylt mit 2Waior SBilliam §er*
bert, fünftem ©ofjn beS achten ©rafen Don Sßembrofe, ber im 3- 1756 ftarb.
3&r ©of)n §enrn Herbert, geb. 1741, mürbe im 3- 1780 33aron (2orb)
Sßorfajefter (beute ^weiter ober SfourtoiftesiXitel ber Familie), im 3* 1793
©raf oon (Samarüon unb ftarb 1811. ©ein ©rofeenfel ift ber iefoige bierte
©raf oon (Samarüon, melier bie ©rabplatte im 2lad)ener fünfter fefcen liefe.
Dr. ©erljarb §eufd&, toelcber bie zweite 2)e 2a ©ränge f>etratbete, mar ber
©ofm beS Dr. #gibiu8 §eufd>, eine» in ber »alneograpljie burtt) fein Schrift*
d)en: „Experientia doctrinalis de aquarura mineralium A-quisgranensium
ingredientibus" (erfdjienen Äöln 1683, 24 ölätter in ©cbej, in bemfelben
3abre 2Jtoeftridjt unb 2ütttcb; ogL 2erfd), ©Triften über bie Abernten
Oon Slawen unb SBurtfdjeib, 1867, @. 14) bekannten 9Jianne&, unb fjatte
gum ©ofjne ©erbarb Xaoer §eufd), faiferliajen 2e^nöüertoalter. 2)er ©of>n
biefe« (entern, ©erfjarb 3ofepb 3o^ann Xaoer, mar ber ©rbauer be8 ©d)loffe8
Wafyt am ftufee be$ 2ou8berg8, üermäljlt mit 2lnna 2Raria 2^erefe SSranb,
fcodjrer be8 ©ünbifu« unb $>roffartS be8 ©djöffenftubls ber SReic^Sftabt Soeben
unb S)oftor8 ber Sterte $eter S3ranb. SSon ber Familie fceufö) blühen beute
noa) jmei 2inien in Staden, »on ber gamilie Setoi« finben fieb noeb brei
SHitglieber genannt: 3ofepb, ©ottfrieb Sgnas, Sisefdjolafter be« 3Künfterftift8
unb Sßfarrer oon ©t. Slbalbert, mar ein ©ruber be& aStjcpropftc». (Sgl.
Oppen&off, ©djöffenftuljl ©.52.) SBafjrfcbeiulia) gehörten au beffen naben
Angehörigen aud) ©erwarb, ©ubprior be3 9fcegulierf)errenfIofterg, unb SRaria
23)erefia, Untermutter im SfTofter 2Jlarientbal. S)ie Familie fd&eint fomit in
Oier ^erfonen geiftlidien ©tanbeS geenbet 31t haben.
©enealogiftffe Wacbrtdjten über bie ftamilie t>on S9roe enthalt Hermann
^friebrid) Wla cco, beitrage jur ©efdjidtfe unb ©eneatogie r^eimferjer SlbctS-
familien, Slawen 1884, ©. 180. Warf) bemfelben mare ^frang 3afob Huguftin,
©of>n SWicbaete be 33roe unb ber 2Raria ©lifabetlj Warfen, in 21ad>cn am
30. HRai 1695 getauft »orbett. $ie Oon üRaria ^rangi^fa ©lifabeth ©abriete
oon SBroe, getauft 28. 2ttära 1740, bem ftretyerrn oon ber Srcncf in Slawen
geborenen fünf ftinber, oon benen ber jtoeite ©ol)n bie Warnen Sßeter 2eopolb
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342
kleinere SJHttfjeilungen.
ohne 3toeifcl na* beut ©r$erjoge ©rofeljeraog bon Xonana, fpatern ftaifer
ßeoootb II. führte, toerben ebcnbafclbft aufgeführt f3für bic ifingften 3eüen
bgl. ben Sluffafc über fcrencf.
3n SJesug auf fr 2B. »arthotb» parallele ättrifdjen Xttnd unb
Gaffanoba fei fner nod) auf bie ©emerfungen über be8 SBenetianerS Slufenfc .
halt in ftöln 1760 berttriefen, meldje ßeonljarb Snnen in feinem öud)c:
ftraufreid) unb ber Sheberrhetn ober ®efd)id)te bon ©tabt unb fturftaat Äöln
feit bem brcif3t3iaf)rigen Ärtege unb bis jur franjöftfchen Dccubation (®öln
unb 9leu& 1856, 8b. II, ©. 342 ff.) beröffentlidjt fjat unb bie atterbingS ber
Stoff affung be8 @reif8ft>aQ>er Sßrofeffor8 fehr toiberfpredjen. SWan mag bon
@nnen8 ©djtlberung unb SluSbrütfen einen giemlidjen Stbjug mad)en: „Safob
(Saffanoba, ber frtbolfte, gemeinfte, lieberltdjftc unb unberfd)amtcfte 2Remoirtits
fdjreiber, ber fid) nid)t fdjeute, mit bem fd)eu&lid)ften (SbntemuS SSlttcS in feinen
fogenannten SWemoiren sufammen ju furnieren, toa» bie berborbenfte ^^an=
tafic nur au«guflnnen im ©tanbe ift." Unb ferner: „@8 brdngt ftd) un» bte
Überzeugung auf, bafe wir mit einem eitlen SRenommiften, gefd)Iiffenen ©auner,
brafjlerifdjen ßljarlatan unb genriffenlofen Betrüger p tbun haben, beffen Qk*
fdjftft ©djhrinbelei, beffen £rad)ten grober ©innengenuf}, beffen (5f)arafter leere
2htfgeblafenheit mar." Slud) toenn man aber ben @harafter ber ganzen 3 c tt
ettuas mehr in 9lnfd)Iag bringt, wirb man fönnen gerne glauben, bafe Saffa=
nobaS €>d)tlberung ber 3uftänbe in Äöln unb S9onn leinen ober ^ö^ften»
berfdfainbenb geringen ©runb, unb ©artholb ebenfo geringen Stnlafe Im*, für
beren fnftorifdje £reue in bie ©djranfen ju treten.
3. ^Derftyt übet bie im jU<$ir» bet fliegen tv*u$ttif$en
#ememoe außewatytten JMUenJtüdie.
£a8 Strdjib ber hiefigen ebangelifdjen ©emeinbe, baS bon mir im 2luf*
trage be8 SßreäbbteriumS georbnet toorben ift, enthalt eine SRenge toerthbottften
2Jtaterial8 für bie ®efd)id)te ber reformatorifdjen »etoegung in dachen, um fo
mehr, als es bis heute nod) abfolut gar nidjt ausgebeutet toorbcn ift.
®8 enthält ben fjanbfd)riftlid)cn 9tod)fa& 1. ber hiefigen beutfdjen refor*
mirten ©emeinbe *) (feit 1559), 2. ber fueftgen lutherifdjen ©emeinbe (feit 1578)
*) ®a3 Hrdjto bet ^tefigen tcälfdjen reformirten ©emeinbe für bie 3eit von 1558 — 1660
fdjeint verloren ju fein. 5Die Äften ber fombinirten walfd&en ©emeinbe von Madjen, SSaelfl
unb Surtidjetb aui ben Sorten 1660—1823 befanben ftd) bis jitm Wlai 1884 in »aets,
feitbem finb fie im Sefifre ber CommiBalon des Eglises Wallonnes in Eegben.
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flletncre TOtttfjeilungen.
343
unb 3. einige Überrefte beB 9lrd)ibB ber ftefigen 3Hetmonttens®emetnbe (auB
bem 18. 3af>rl)unbert).
3d) &ebe in ber folgenben Überfidjt nur biejenigen Slbt&eilungen Ijerbor,
bie ein attgemeinereB Sntereffe beanfprudjen fönnen; benn lofalgefcrjtdjtlid) im
frrengften Sinne genommen finb bie meiften «Stüde bon einem getoiffen ÜZÖertb.
3ln erfter Stelle finb natürlich §u ermähnen bie Sitten betreffenb bie
ftreiljeit ber SReligionBübung. $ier bieten forao&l bie Sitten ber beutfdjen
reformirten alB aud) ber lutljerifd)en ©emeinbe redjt biet 9*eueB. (Sine
Steide bon Schreiben beB ftaiferB, ber beiben ^faljgrafen Sodann unb
3ot)ann ftafimir, bie Driginalinftruttion für (SoBroin bon 3*uel unb 2tnton
&nge£bred)t nad) ftranffurt unb SlugSburg bon 1559, Styril 10 (fle ift allein
bon 22 broteftanttfdjen 9fatr)Br)erren unterfdjrieben), ein juriftifdjeB ©utadjten
über bie red)tlid)e Stellung ber SlugBburger ÄonfefftonBberroanbten in $tad)en
bon 1593 mit einer SReibe mistiger Anlagen, Sitten betr. bie berfd)iebenen nad)
Sladjen gefanbten !aiferlid)en Äommiffionen feit 1581 :c. fmb bie roidjttgften
Stücfe berart auB bem Slrdjib ber beutfd)en reformirten ©emeinbe. 3)ie ent*
fbredjenben Sitten ber lutyerifdjen ©emeinbe baben ein erljöfjteB Sntereffe nod)
baburd), bafe fid) auB ibnen 9töbere8 über bie feinblid)e Stellung, roeld)e bie
Iutljerifdje ©emeinbc jum reformirten 8ftotf> einnahm, über iljr 3ufammengef)en
in biefem fünfte mit ben ftatfjolifen ergibt. $ier finb namentlid) bon ©ebeu«
tung bie Delationen 3or)ann Äattberncr§ (bc§ öefannten fbätern JBürgermeiftcrs)
Über beffen Streitigfeiten mit bem Statt}, feine Weife nad) Sad)fen unb Reffen,
fotoie baB @utad)ten breier b^ffifdjer Geologen (unter irjnen beB befannten
SlgibiuB §unmuB, SßrofefforB in Harburg) für bie lutfjerifdje ©emeinbe über
2Rittel jur Stbmeljr beB S3erbad)teB beB ÄrbbtocalbiniBmuB.
3m Übrigen finb in biefem Sinne bon SBidjtigfeit auB bem 17. 3a$r=
Ifunbert bie umfangreichen SBerfjanblungen betr. ben meftfalifd)en ^rieben, ben
SWirnberger fteftitutionBtag, »orrefbonbenjen mit ben fturfürften bon SBranben*
bürg u. a.
3)aB innere ßeben ber ©emeinben läfjt Rd) nad) ben borbanbenen fton=
fiftorial- ßßreBbbterial*) ^rotofotten, Äird)enbüd)ern, Scaffenbüd)ern, nad) ben
ftorrefponbenften mit anbern (Sfcmeinben, ben Sitten über ben SHrdjenbau, bie
SlnfteHung ber ^rebiger :c. berfolgen, bie fämmtlid) biB inB 16. 3afr&u!tbcrt
binaufreidjen.
Slud) für baB Serbaltnife ber Ijieftgen beiben reformirten (Memeinben ju
ben Slafftfalfanoben (bie lutfjerifdje ©emeinbe mar ftetB tnbebenbent) m
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344
»feinere aRittbeilungen.
33 ebbur»9tetfferf d^etb, 2lacf>en, ju ben ©eneralfnnoben bon (Smben (1571) unb
fcortredjt (1578) ift, menn au* nur in geringem SWafee, SRatcrtal borljanben.
£afe für bie 3eit fett 1837, in meld&em 3af>« bie Union ber beutfc&en
reformirten unb lutf)erifcben ©emeinbe f)ierfelbft oou>gen ttnrrbe, baS 2lrcr)ib
gleichfalls bon SSebeutung ift, bebarf faum ber Ermahnung.
2>er Kaum, in meldjem fid) bte 2tra)ibalien befinben, ift ein in ber 9fäl)e
ber »ircfje beftnblid>eS feuerfidpreS Gkroölbe, bie Sitten ruljen in eifemen
SRebofituren. ©er Kaum ift heilbar unb ermöglicht aud) im übrigen ein bequemet
Arbeiten ju jcber 3ahre8jeit
3m 3ntereffe ber Hagener @efa)i$te märe es gemifj ju toünfdjen, »erat
bie hier aufbemahrten Schate in ber 3 u * un ft nicfy fo boflftanbig unbeachtet
blieben, tbie es feit^er ber 3fatt gemefen.
Slawen. Dr. §anfen.
4. <£teb attf &axt ben $rofjen.
©S gibt ein Sieb ober ben Anfang eines ßiebeB auf Starl ben ©ro&eit,
beffen SRef. fiaj aus feiner 3ugenb;eit erinnert, ohne fagen gu fönnen, tooljer
er es ^at. @S lautet mie folgt:
©in braber 3Wann mar Äaifer »arl,
@in braber SJtonn!
Das ftocttucr) »ob ihm fein ßkmahl,
2>ie £od)ter fbamt;
2>cn 3eug sur #ofe f)olt' er fidj
S3on einem fcirfdje ritterlich;
©in braber SWann mar Statfer Sari,
©in braber SWann!
@inb bie SBerfe alt ober neu? »lang unb Haltung fdjeinen mehr auf
legeres hinaumetfen. ©ine 2lu8funft mürbe ertbünf<r)t fein.
5. |>te gttabt Tßionon ftettt einem MQenex, Rauten* Hermann,
§o(}tt bes 23tet6raner$ gofin von ftommans, ein 3en$tti| ans.
1415, 2luguft 17.
2Iu8 <Stabtarcrjib »Öln, Original, Pergament, baS «Sieget an einem
^ergamentftreifen ; ©iegelbtlb: $>er Kiajter auf feiner öanf rebet *u ben
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»leine« ättittbeilungen. 345
^arteten [?], Umfdjrift: t Le seel le majeur et les jures de Noion
ad causes.
A tous ceubc qui ces presentes lettres verront ou orront, les maire,
jurez et communaute de la ville et cite de Noyon salut. Nous vous
certeßions par ces presentes, que au jour duy 17e de ce present mois
daoust mil iiii c et XV est venu et coniparu en personne pardevant
nous a Noyon un josne homme nomine Hermant, natif de Ays en AI-
maigne, filz de Colin de Rommans brasseur de chervoise; le dit Hermant
a agiet de 24 ans ou environ et serviteur de mons[eigneur] George de
la Trinioulle seigneur de Suly, si comme il disoit. Liquelz Hermans
estoit en bonne sante bien parlana, oans et entendans et de sa peraonne
par gens creables dignes de foy et demourans au dit Noyon, qui le
congnoissoient de veue, nous a este relate en bien. En tesmoing de ce
nous avons mis le seel aux causes de la dicte ville et commue a ces
presentes lettres, qui fiirent faictes et donnes len et jour dessus escriptes.
C. Burry.
Äöln. Dr. ©Ölbaum.
6. Literatur.
fceinrid) Hubert ftod), 2>ie Deformation im fcergogtbum
Sülid). ftranffurt a. 2R. 1883. 48 (Seiten. 8°. Drucf unb Äommiffion«*
berlag ber ftranffurter 23erein8brud*ereL
3)er burd) feine oerbienftlidje ©efdndjte ber ©tabt ©fdjtoeiler bereit»
bekannte SBerfaffer bietet in biefer Keinen ©djrift, beren Eitel allerbingS etoaS
enger fyattt gefaxt »erben müffen, eine Deilje intereffanter Doüa für bie @e=
fdjtdjte ber Deformation in einem Steile be« benachbarten £ersogtf)um8. ©ein
SSeftreben ift, ben Dadjnjeiä liefern, bafe im §er$ogtfjum Sülid), menn audj
bie tatfjoltfdje &ird)e fcr)r in SöerfaU geraden fear, bod) ber SßroteftantiSmuä
im 16. 3a^rbunbert (eine fo grofee 2lu8breitung gemonnen fabe, als man
bteber annahm.
2)amit fefct ff. ftd) in behmfeten ©egeufafc 31t bem befannten SSerfe oon
Decflingbaufen, ber an Dielen ©teilen allerbingS ben Söegtnn ber Deformation
ju toeit jurücfbattrt unb aud) wof)l infolge ber Ungutänglidjfeit feiner Duetten
ben Umfang ber reformatorifdjen SBetnegung im £erjogtbum 3üliä) überfdjafct.
Slber fo allgemein, tote if>m ftoä) baS bortotrft, tft eS bod) nta)t jutreffenb.
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346
kleinere 2Jhttf)cilungen.
2Bag er 3. 99. ©. 34 bon ber SSiQmng protcftantifdjer ©emeinben fagt unb an
Siecfling&aufen tabelt, gc^t JU weit. @ine ©emeinbe war iebesmal fdjon bo
borljanben, wo bie an einem Orte wofmenben Sßroteftanten fid) Ältefte unb
SDiafonen w&ljiten unb fld^ bann entWeber öon einem eigenen ober aber aud)
bon einem auswärtigen gJrebiger berfefyen liefeen. 2>er befte SJeweiS bafür,
bafe man aud) im lefctern fJaKe an eine wirflid)e „©emeinbe" §u benfen f>at,
ift ber llmftanb, bafe foldje Bereinigungen fid) felbft w ©emeinben" nannten.
83on „$farrgemeinben M ift bann aflerbingS nidjt bie 9tebe, aber babon fprtcfjt
— wenige SHale abgeregnet — aud) töetflingbaufen in biefem ^fattc nidjt.
2>a8 9Kd)tige fann ^ier nid)t burd) blofee Negation ber £el>aubtungen 8fc(flmg=
Raufen» gefunben werben.
EBeim bann Ä. toettcrrjin behauptet (<5. 37), „im ßaufe bes 16. Saljr*
ljunberts finb gewife im £eTäogtf)um Sülid) reine Iutf>erifd)en ©emeinben ent*
ftanben", fo ift baS oottfommen unridjtig 1 ). MerbingS fanb ja baS reformirte
93efenntnife in unferer ©egenb biet fdjnettere unb umfaffenbere S(ufnaf>me, aß
baS lutf)erifd)e. Slber Wie in Radien feit etwa 1570 ftd) eine jal)lreid)e Iutije=
rifd)e ©emernbe befanb, über beren <Sd)i<ffale in ben erften 50 Saferen üjrer
©jifteng aUerbtngS einteilen nod) faft md)tS befannt ift, fo gab es aud) im
#cr3ogtfmm Sülid) am ©nbe bes 16. 3af>rfwnbert8 eine föeüje lutljerifdjer
©emeinben.
<Sid)er nachweisbar finb fotdje aus ard)ibatifd)en 9tod)rid)ten — alfo ab-
gefeiert bon bem bei föecflütg&aufen I, @. 230 ff. ©ebotenen — in ßtnnid)
(too 1592 swangig erwadjfene ^erfonen lutberifd) waren), in 2flontjoie (1597),
in ©tolberg (Wo 1590 Serfjanblungen Wegen ber 2tnfteHung eine« eigenen
SßrebigerS ftattfanben) unb in SBaffenberg (1585, unter bem €>d)ufce beS bor*
tigen 2tmtmann8 3)ietrid) bon Sßalaut §u SSreibenbenb). ©iefe 9tod)rid)ten finb
aber atte berart, bafo ftd) bie frühere ©rjftenj biefer ©emeinben aus if>nen
mit SBeftimmtbeit ergibt. Serfefjen würben biefelben üon ber Stadjcner ®e*
meinbe aus, meldje brei, seitWeilig fogar bier $rebtger Ijatte.
JReformirter ©emeinben laffcn fid) aus ben legten 30 bis 40 Sauren
beS 16. Sabr^unbertS weit mef)r nadjWeifen. hierfür bieten bie oon Äod) nid)t
benufcten Sßrotofoffe ber reformirten StTaffifalfonoben, bie &um S^eil aud) fd)on
gebrueft borliegen "), reid)Iid)en 2lufftf)tufc.
') gür bie^ett oon 1571 — 1589 in ben Werken der Marnix-Vereeniging, Serie II,
Deel 2, Utrecht 1882, ed. Janssen unb Toorenenbergen.
*) SDie oon St. irrtljümUdj aufgefüllte 93el|auptung ift tnjtoifd)en fd)on oon SDietatnp
(£iterorifd)er $anbioeifet 1884, ©palte 486) obne weitere« als richtig angenommen worben.
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kleinere 95HttI>etlungen.
347
2>iefe 9tod)rid)ten foffen fidj ätoar burdj 2lu8nu&ung be8 nodj ungebrutften
3RaterialS ber ©emeütben felbft nod) bebeutenb bermeljren, aber »te toemg
fctbft bann fid) ergibt, befcetft ein SBticf auf bie föefomaHon8gefd)id)te bon fcürcn.
§ier ISfet fidj auf ©runb ardjibalifdjer 3>ofumente im fjiefigen ebangelifäen
©emeinbeardjib bie reformirte ©emeinbe bis 1560 jurütffüljren. Stafe aber
fdjon feit 1529 eine fef)r bebeutenbe reformatorifdje Bewegung in $üren beftanb,
ergibt ftd) aus ben bon 93onn, Humbel nnb ftifdjbadj in iljrer ©amm*
tung bon Materialien gur ©efa)td)te $üren8 (@. 318 ff.) angeführten 9tod)rid&ten
aus bem 2trd)ib beS $ürener ftranjisfaner^onbents, alfo gemifj einer für
biefen $unft pberlaffigen Ouelle.
»on Sntereffe ftnb bie aßittfjetlungen über bie ^ötigCeit Stbrian #5mftebe3
— befanntüa) beS Stifters ber 2tod)ener malfd&en reformirten ©emeinbe —
im §eräogtfmm 3ülid) im Satire 1559 (@. 30 ff.). SBenn ber Serfaffer aber
glaubt, berfelbe fei ein abgefallener fatfjoltfajer ©eiftlidjer gemefen, fo ift baS
em Strt^um. ftfür fein Vorleben bertoeife id) auf Paquot, Memoirea pour
servir a l'histoire litteraire des dix-sepfc provinces des Pays-Baa II (1768),
p. 342 sqq.
3m 2lnljang gibt St. an ber &anb ber im 3)üffelborfer <3taatSard)ib
beruljenben Sütidrfajen ©rfunbtgungSbüajer eine nad) ben einzelnen SHrdjen
georbnete 3ufammenftettung ber fat&olifdjen ®eiftlta)feit in einem Steile beS
fccraogtljumg, i&rer miffenfdjaftliajen SBorbilbung 2c. 3n ber Senkung biefer
SifitationSaften beruht, nrie ber SSerfaffer felbft fd)on bemerft, ber 2Bert$ ber
Keinen @d>rift, bie feinen toeitem Slnfbrud) ergebt, als eine Vorarbeit für
fbatere Starfteßungen ju fein.
Slawen. Dr. §anfen.
3luS 3eitfc^rif tett.
1. Heues 2lrd&iü ber ©efeßfefaft für altere beutfty ©efajiajtstunbe IX,
@. 630: SB ol ff, (5ine ttrtonbe beS ^apftc» 3nnoceng III. bon 1204, Hob. 12.
^opft 3. übertragt an bie Pfarrer bon @t. ßaurentiuS, <3t. Kolumba unb
<3t. Sllban in Äöln bie enblidje Beilegung beS «Streits jtoifdjen <St. SWartin
bafclbft unb ber Äirdje in Slawen einerfeits unb bem Pfarrer bon 2Bin=
ningen anbererfeits über ben 3eljnten in SBinningen, nad>bem gegen
ba§ Urteil ber Stefane (a. a. O. falfd): 3)iafone) bon 6t. ßambert, @t.
3of)ann unb <St. SrtontoS in ßütttd^ bon <St. 2Jtortin in ftöln abbettirt toorben
ift. 3>a8 Original im Sßfarrardjib bon <©t. ©ereon in Äöln.
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348
kleinere SDttttfjeilimgcn.
2. Lettner unb 2ampred)t, ffieftbeutf^e 3eitfd>rift für ©efdjidjte
u«b ftunft, 3o$rg. III (1884), Äorrefponbenabtatt @. 125, SRr. 144: fceinridj
bon Horrem unb feine tjrau ©opljta berfaufen Ujren Jpof in ©olsljeim unter
Angabe tmrtltfdjaft»* unb re($t^efd)id)ttid) mistiger $etatl$. 1299/ 3anuar.
3. Slnnalcn bed f)iftorifd)en Vereins für ben 9?iebcrrl}ein, #eft XLII,
@. 100 f.: 2)ed)ant unb Stapitel be8 9Jtarienfttft8 ju Slawen fdjenfen im
iRobember 1589 bem bei ben Xrad)fefrfd)en SBirren toieberljolt auSgeplünberten
Sßünfter gu SBomt burd) SBermtttelung be8 bortigen ÄanonifuS $einrid) bon
Homberg genannt SBormbS, bejfen einer ©ruber <Stift$bed)ant, ber anbere
©tiftöfjerr an ber 2fod)ener 37torienfird)e mar, berfdn'ebene Äird)enutenfilien.
— <3. 179 f. : ©efefct beä Äurfürften Sodann SBit^elm bon beT Sßfalj jur
Sammlung bon Altertljümern in ben §erjogtljümern Sülidj unb S3erg. 1707,
SIprit 11. $er Ort ber Ablieferung mar bie föejibenaftabt 2)üffelborf.
4. 9Keberr$eintfa>r @efd)id)t8freunb , Safjrgang VI (1884), SRr. 21,
©. 166 f.: Xertoelp, 3)aä Ungarntreuj in ber Sßfarrfirdje ju Anbernad),
enthält 9tod)ricf)ten über bie Regierungen ber (grabt Slnbernad) gu ben alle
fiebert 3aljre nad) Slawen pitgernben Ungarn ober Sßienem.
5. De Maasgouw, Orgaan voor Limburgache Geschiedenis, Taal- en
Letterkunde, 3abrg. VI (1884), 31t. 231, 6. 1011 f., 3h. 232, 6. 1014,
3h. 234, @. 1022, 9fr. 235, @. 1026: 5ftad)rtd)ten über bie Slbtet fftofter*
ratf) jur 3eit ber ftrembberrfdjaft $3roteft ber Stbteimitglieber gegen bie
©eftfcnafjme burd) bie ftranjofen, SSerfouf ber Abtei unb ber baju gefjörenben
©üter je). — 3h. 235, 6. 1028 : ©rabfd&rift beS ©eorg ftriebrid) ©raf bon
SBalbecf, ©oubemeur bon 3Jtoeftricf>t (er mar sugteid) &err bon SBilbenburg,
ftin&toeiler, (£ngel8borf jc), t S« Aroifen 1692, 9lobembcr 19 unb $u (Sor*
bad) begraben.
6. Aadjener Anseiger, $olitifd)e8 Tageblatt, 3a$rg. 1883, 3h. 227,
Abenbau8gabe : 2)a8 Aadjener Oueue be (Sf)aine (ber Straßenname, im 2Botf8*
munbe &otfd)een, im Duijfd)en Necrologium p. 11 curcele, totrb auf curti-
cula, &öfd)en [falfd): fleiner ffönig8f>of] prücf geführt). Aua) in Sonn gibt
e8 eine <3tra&enbe3eid)nung „am $öfd)en".
Aadjen. $itf.
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2fm 19. Stpril 1884 mürbe bic ©enerafoerfammlung beS Sfodjener ©c*
fdjtcbt8berein& in Vertretung be8 burdj Äranffjeit üerhinberten SBorftfcenben
burcfj ben crftcn SMäepräfibenten, Sßrofcffor Dr. ßoerfd), eröffnet, ©r ge*
bachte äunäcbft ber freier beS fünfzigjährigen $)oftoriubiIäum$ beS Vereins«
prafibenten, meldte unter attfeitiger Teilnahme am 3. 3Wai 1883 ftattgefunben
^at unb aus beren SÄnlafj bemfelben eine runfitertfeb auSgeftattete Slbreffe üon
Seiten beS VorftanbS überreizt morben ift. $er Sorftanb beS Vereins \)ai
Stnei SRitglieber, bic ihm feit ber ©rünbung angehörten, buraj ben Zok Der*
Ioren: @nbe 9cobember 1883 ben #anonituS=Senior beS SfrönungSftiftS,
©rafen ßeopolb öon Spee, am 19. ÜRarä 1884 ben 2trjt Dr. 2>ebet).
ßeopolb öon Spee, ber Spröfeling eines uralten, mit bem gangen nieber*
rheinifdjen unb roeftfalifchen Slbel jufammenhängenben, öon ßaifer Sari VI.
in ben 9teid)Sgrafenftanb erhobenen ©efchlecfjts, mürbe am 28. 3anuar 1818
Su 5Däffetborf geboren, ftubirte Sura, bann St^eologie unb mürbe 1847 gum
^riefter getoeiht. (Srft Vifar in ©iefenfircfien, bann Pfarrer in VenSberg bei
Äöln, mürbe er im 3- 1863 an baS &ottegiatftift in Slawen öerfefct, roo er
feine ganje übrige ßebenSjeit subraajte. 2)o(tor ber Geologie, papftltcher
©efjeimfämmerer (Camerier segreto sopranumerario). Sftitter beS Johanniter*
SJtolteferorbenS, hat er ganj ber ©rffiUung feiner priefterltchen Pflichten gelebt.
@r mar ein frommer, treuer, thätiger Sßriefter, hülfreich, mohlthätig, in feiner
©efinnung feft, aber ruhig unb mafeüofl, ber ©Ott toaB ©otteS, ©äfar luaS
(SafarB gab, loöal unb feinem ÄönigShaufe anhanglich, frei unb offen in feinem
Urtheü über bic bebrängte ßage ber SHrche, ohne fich oorgubrangen, ftets bereit
für biefelbe 3cugnifi abzulegen, mo baS 3« u fltri& etroaS gelten unb nufcen
tonnte. $>ie Vermaltung beS Sfapitels führte er als beffen «Senior, mührenb
er bei aßen priefterlichen 5"nftioncn meit über feine S3erpflid)tttng hinaus
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350
treulich mithalf. An ben toohlthatigen »ereinen unb Serien, beren bie ©tabt
bei ihrer grofeen ftabrifbeoölferung in hoh«m SRa&e bebarf, beteiligte er ftd)
immer rathenb, helfenb, leitenb. ©eine einfache, anfbru<h»lofe Haltung unb
reine §ergcngüte ertoarben ihm ftreunbe in allen ©tänben, unb ber 2Jtann
t)on feiner Söilbung unb angenehmer ©efettfdjaft fear ftet» bem Firmen jugäng*
lid), ber ihn in Anfpruch nahm. — Dr. 2Rathia» $>cbeö, beffen Alter (er mar
im 3- 1818 in Staden geboren) unb fräftige ©efunbheit längere» Seben Oer-
hiefeen, ift ein Ar^t in ber Döllen ©ebeutung be» Sorte» getoefen, üon einer
aufopfernben SRäcbftenliebe unb ©clbftüerläugnung, toie fte nicht oft oorfommt,
ftreunb unb £röfter ber ftranfen, bic feiner Obhut empfohlen toaren. @r ift
al« Scbrtftfteller mannigfach thätig getoefen, unb feine im 3. 1861 erfdjienene
©ebicbtefammlung, „ein Büchlein geiftlidjer Weber", hat ihm jahlreicbe ftreunbe
ertoorben. ©leid) feinem ÄoÜegen &önig»felb hat auch er fleh ber mittel«
alterlichen §t)imtenpoefie augeioanbt, unb feine metrifdjen Übertragungen lotet*
nifcher ftirdjenlieber ftnb glückliche Serfuche auf biefem neuerbing» oon fielen
angebauten treibe. ©r mar einer ber erften, bie fich in unfern Sagen bem
©tubium ber baulichen ÜWonumente Aachens totbmeten, unb feine ©chrift über
bie SDWinftertirche unb ihre SBieberherfteKung, melche im 3. 1851 erfdjien,
jeugte oon einbringenber JBefchäftigung mit bem ©egenftanbe, obgleich feine
(Sntmürfe für beren fünftlerifche Au»fchmüchmg nicht &ur Ausführung lommen
tonnten, ©eine naturhiftorifchen Arbeiten erwarben ihm bie Anerfennung aller
ftachgenöffen. $ie ©erfammlung ehrte ba» Anbenfen biefer für bie Sntercffcn
be» Seretn» ftet» eifrig beforgten SWänner burch Erheben oon ben ©ifcen.
2>a» Au8fdjeiben be» §errn Dberbürgermeifter» oon SBeife au» feinem
Amte hat ben SJorftanb oeranlafet, benfelben §um $anf für bie eifrige görbe*
rung, welche er bem SSerein feit beffen ©rünbung hat angebeihen laffen, tum
(Shrenmitglieb feine» SSorftanb» gu emeimen.
SBährenb $err @hmnalfials$ireftor Dr. SWilj irofc feiner Überfiebdung
nach ÄÖln auch femer SRitglieb be» SSorftanb» bleiben nrirb, hat #err Dr.
Berfa) ben SBunfeh au»gefprochen, au» bemfelben au»$ufcheiben. $>er SJor*
ftanb hat fich W Ausfüllung ber entftanbenen ßücfen burch Kooptation auf
bie ftatutenma&ige 3ahl öon 20 üMtgliebern ergänzt @8 ftnb neu eingetreten
bie Herren: Dr. Freiherr Oon (So el», fcanbrath be» üanbfreife» Aachen,
SßeterSuetgen», ©tabtüerorbneter, Dr. ßemcf e, gJrofeffor an ber technifchen
$od)fchule, Dberbürgermetfter feiger, ®bmnaftal*$ircftor Dr. ©d) Weng er.
$er SBorftfccnbc begrüßte bie neuen &orftanb»mitglieber unb ermähnte mehrere
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(Sfjronif.
351
©reigniffe bcr legten 3eit, toetdje entmeber gefdjid&tliü) bebeutfame ©egenftänbe
betroffen faben ober fär bie ©eftrebungen be8 Vereins bon SBidjtigfeit ftnb.
®r erinnerte an ben 93ranb ber 9ffot&l)au8tljürme, beffen Verlauf bon falber*
ftanbiger ©eitc in ber SBeretnSseitfd&rift gefdjilbert morben tft, an bie ©ntftefjung
be8 neuen 9Wünftertf)urm8, ber neuen 3afob8firdfje, ber feitbem im &ufeero
boßenbeten Tabelle auf bem ©albatorberg. S)ie alte 3afob8firdje ift in ber
3eitfdjrift burd) §errn ft. Jftljoen unter 3«9nmbele0img einer Qüdimtiq bc*
{^rieben toorben ; aud) l)at berfelbe eine SBefpred&ung ber alten (Salbatortapeflc
nebft erläuternber 3eiamung ebenbafetbft gebraut, ftreubig begrüfet ftebner bie
frertigftettung beB @uermonbt=2Rufeum8 in feiner erweiterten SBebeutung unb
(Seftalt, inbem er ljerbor!)ebt, bafe ba8felbe neben feinen f>o$en unb mefent*
lidjen Aufgaben auaj bie nidn" ju unterfdfäfcenbe ©efttmmung Ijabe, 8uftuü)t8=
ftättc su fein für saljlreidje unb leicht beut Untergang getoeüjte ©egenftänbe
aus 3lad)en8 Vergangenheit. ®r toeift #n auf bie fdjon in bielen (5jem=
plaren bertretenen &ad)ener Supferf ctjüffeln unb §erbblatten, bor altem auf
bie bor&figlid) georbnete üDKingfammtung.
$er ©djafcmeifter be8 33erein8, $err Dr. SBingB, trug ben SRedmungS»
beriet für bie Saljre 1882 unb 1883 bor.
SDie ©innafjme bro 1882 umfafete:
ben Äaffenbeftanb au8 ben Vorjahren mit 1848 3tt. 02 *ßf.
bie ©eirrage ber 2ttitglieber , 2604 „ — „
bie 3a^lung ber ©ud>!janblung Benrath & SBogelgefang
für berfaufte ©jembtare ber 3«tfa)rift (berfd&iebene
3a^rgänge) * 422 „ 50 „
rürfftanbige 2Ritglieberbetträge au8 ben SSorioiiren . „ 160 „ - „
3infen ber «Sparfaffe „ 68 „ 82 „
jufammen: 5103 2R. 34 $f.
$ic «u8gaben betrugen: 2553 „ 75 „
©8 berblieb fomit ein flaffenbeftanb bon: .... 2549 SW. 59 $f.
£>ie ©innafyme bro 1883 umfajjte:
ben borfyin ermahnten Äaffenbeftanb, alfo: 2549 3tt. 59 5ßf.
bie 3a^re8beiträge ber SRitglteber mit 2396 „ — „
Beiträge ber SKitglieber au8 1881 unb 1882 ... „ 20 „ — „
SU übertragen: 4965 SR. 59 g*f.
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352
Sfjrontf.
Übertrag: 4965 2R. 59 $f.
bcn ©rtrag au» 90 berfauften CSjemplaren bcr 3ettfä)rift mit 90 „ — „
3mfcn bcr ©parfaffe „ 68 „ 52 „
äufammen: 5124 3R. 11 «ßf.
3)ie Ausgaben betrugen: 2706 „ 10 „
(SS Perblicb bemuad) pro 1883 ein Äaffenbeftanb öon: 2418 2». Ol
2) ie SReoifton ber Jtoffenocrmaltung pro 1882 Ijat am 25. September
1883, bie pro 1883 am 5. Stpril 1884 burd) bie fcerren Dr. ßcrfcb unb
Äanjleiratb 8Q5eifc ftattgefunben.
&em @djafemeifter, mic ben für baS 3a^r 1884 roiebergerodblten 9ted)s
nungSsStebiforen, Herren Dr. ßerfdj unb ftanjleirat^ 2Bcife, mürbe für if>rc
äftüljeroaltung ber $anf ber Serfammtung abgeftattet. 2)ie Sage beS JöereinS
tonnte als eine günftige bejeicrjnct roerben. 2lflerbing8 bat fid) bie 3^1 ber
SWitglieber gegen Diejenige, meld)e bei ber ©rünbung borfjanben mar, etroaS
bermiubert, flc ift aber immer im SSergleid) mit anbern Vereinen eine red)t
ftattliaje unb erreicht nabegu fedjSbunbert.
§err 3gnas SBciffcI befprad) ben in ber 9iäf)e beS ßangen Sturms
liegenben grojjen unb midjtigcn SBegräbnifepIafc aus merobingifd)er 3eit unb
münfd)te Sereinigung bcr aus bemfelben f)crborgegangenen ©egenftanbe su einer
eintyeitlimen ©ruppe im HJhtfeum.
$rofeffor ßemde tr>etlte mit, bafe foeben bei €>olban in Dürnberg
baS ftaffimile eine« Flugblatts aus ben testen Bennien beS 15. 3abr=
bunbertS erfdjtenen fei, meldjeS bie Jpeiltgtfjümer Pon üJtoeftrtä)t unb 2lad)cn
in eincT fefyr intcreffanten 2)arftettung enthält unb bis jefct oöttig unbefannt mar.
2Rit einem SBunidje für baS fernere ©ebenen beS Vereins unb ber an
bie 2lnmefcnben geriajteten 2lufforberung, baSfelbe burtt) tätige 2Ritmirfung ju
förbern, fdjlofe ber SBorfifeenbc bie Serfammlung.
3) a #err <St. Äanfceler infolge feiner SSerfefeung in bcn Sftubeftanb
bem ^rafibium beS Vereins feinen Austritt aus beffen JBorftanb angezeigt fiat,
fo ift ftatt feiner ber neue ftäbtifdje 2lrd)ibar, $err 9tid)arb $i<f, pon befagtem
SBorftanb gu feinem üRitglieb unb jum «Scfrctär ernannt toorben. 2>erfelbe roirb bei
ber JRebaftion ber3eitfd)rift fernerhin bie §ülfe leiften, meldje er bereits an ©teile
beS Dr. SHinfenberg bem gegenwärtigen Safjrgang batju^eil roerben laffen.
(53 mar bie 2lbfid)t, bem borltegenben SBanbe ber 3eitfd)rift baS ©enerals
regifter über bie jefct erftf)ienenen fea)S Söänbe beizufügen. $ie ©d)roierigfeit
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®&rontf. 353
bcr jeitraubenben Arbeit Ijat jebod& beffen Sßottcnbung toergtigert, unb hrirb ba8*
fclbc im Saufe be3 nädrften SafjreS in bic $änbe ber 3JHtglteber gelangen.
©er herein ftefit gegentoartig im <5cbriften=2lu8taufa) mit folgenben
tjiftorifdjen Vereinen unb 9iebafttonen :
3lttertf)um8=äkrein au Oberlaindern.
SntertbumgsSBerein, 2Bürttembergtfd)er.
SBureau, 2Bürttembergifd)eS ftaHfttfd)=topografcbifd)e3.
©efancfjtäberein, »ergifdjer.
©efeUfajaft für nüfclidje frorfdjiingen in £rier.
§odjftift, freies beutfd)e8, in <5rauffurt a. 2Jt.
Sftufeum, ®ermanifd)e3, in Dürnberg.
SRebaftion be8 t)tftorifd^ett SaljrbudjS be8 ©örreSöereinS in SMndfren.
Sftebaftion beS lttcrartfct)cn $anbmetferS in 9Wünfter i. 2B.
SRebaftion ber anittfjetfungen aus bem Kölner <3tabtard)to.
Societe historique et archeologique du Duche* de Limbourg.
Societe' historique de Compiegne.
Section historique de l'Institut du Luxembourg.
herein öon Slltertljumgfreunben im föfjetnlanbc.
herein gur @rforfd)ung rfiein. ©efdjidjte unb 2lttertf)ümer in attaina.
herein für ©efajidjte unb 2Utertf)um8cunbe in ftranffurt a. 9JI.
iÖerein für ®efd)id)te in ^ofjcnäottern.
Söerein für ©efdjtdjte ber (Stabt 2tteiffen.
SBeretn für f)anftfd)e (Sefdjidjte.
herein „fcerolb" für fceralbif unb @^ragtftif in Berlin.
»erein, biftorifajer, für ben BreiSgau.
herein, „ im ©ffen a. b. 9to§r.
SSerein, „ für ben SHeberr^ein.
herein, „ für ftieberfadtfen.
herein, „ für bie fünf Orte (in ßuaern).
SSerein, „ für DSnabrüd.
herein, , für bie Sßfals.
Serein, „ für Unterfranfen unb 2lfdf>affenburg.
herein für ÜRaffauifdje 9lltcrtf>um3funbe unb ©efc&idjt&forfdmng.
herein für S^üringifdje @efd)idjte unb SHtertimmSfunbe.
SSerein für SQBeftfalifäe ©efdnajte unb MtertfamSfunbe.
Verlag ber ©trafeburger ©tubien gur ©efa)id)te unb Literatur.
23*
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354
G&ronif.
I. poxfianb.
Dr. 9Ufreb bon SRcuinont, ftönigl. fiammer^crr unb (Seljeimer ßegationg*
ratf>, SRinifterrefibent j. 3).
f ifryrifiteitri :
Dr. §ugo ßocrfd), orbentlta)er Sßrofeffor ber Steckte an ber Uniberfttät
Söonn.
Dr. 2llejranber föcumont, ©efjeimer SamtatiJratfj.
Sthfttift:
3fr. Jöernbt, Hauptmann a. 2). unb <®tabtberorbneter.
9t. $tcf, (Stabtarchjbar.
Dr. Sing 8, Zentner.
tHifrrnfi^aftliilrr |o«miffi«n:
^fr. Söernbt f. oben.
Dr. 2oerfd> f. oben.
Dr. bon Dteumont f. oben.
f rifi^er:
SgnasSetffet, Zentner, SBurtfdjeib.
Dr. ftretyerr bon (SoelS, ßanbratfj be8 ßanbfreifeS Slacfjen.
ftreifjerr bon %ürtf), fianbgeriajtöratb, o. 89onn.
$eter ftuetgenS, ©tabtberorbneter.
Dr. ft. ßemefe, Sßrofeffor an ber tedjnifäen fcodjfdjule.
ÜDHbbelborf, S3ürgermctfter, SBurtfdjeib.
Sßrofeffor Dr. Wlili, ®ümnaftol=$)treftor, StÖIn.
Dbbenfjoff, ßanbgcridE)t8s^räfibent.
ß. ^ßcljcr, Dberbürgermetfter unb amtglteb beS fcerrenljaufeS.
$?. 9t^oen, Strdu'teft, S3urtfa^eib.
Dr. 9tobenf>agen, SRegterungS* unb ©djulratfj, $>üffelborf.
Dr. <Sd)etn8, ©bmnaftolsDberlefjrer, ®öln.
Dr. Sdjtb enger, ©bmnafial=2>ire!tor.
2B. SBetfc, Hauptmann a. 2). unb flanäletratf), 23urtfd)eib.
ßubtotg bon SBetfe, ©efjetmer föegterungSratl), bortnalS Dbcrbürgermetfter
ber Stobt 9laa)en.
«
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-
(Sfjromf.
355
IL SStfg fteber.
a) 3n Staden iiitb 23urtfdjctb.
Alfters, Dr. Norbert, ©ömnafiafc
Oberlehrer.
21 refc, 21., ßanbgeridjtSratf).
£3 a e (f e r , 3oI)ann, Eomtoerfmetfter.
23a rtf), ftubolf, 23u#f)änbler.
23 a um, ©abrtcl, Pfarrer.
2? an er, ©ugen, ©teuerratf).
SSeaucamp, ftarl, Steferenbar.
23 e i f f e 1 , 3Qna3, Dtenrner, 23urtfd)etb.
23etffel, Dr. 3gnaj, 2lrät.
23 ei ffet, ßouiS, ftabrtfant.
23embt, $rifc, Hauptmann a. %.
23ibttotbcf ber ©tabt 2lad)en.
231 um, .3ofepfj, Oberpfarrer, t
S3ocf, Dr. 2tbam, SWcntncr.
23 ö cf et c r , ©tif tSOif ar unb Somdjor*
Dirigent.
23oner, 2lIpIjon8, ©eneraI*3nfoeftor.
23retfd)neiber, ftarl, ftantonak
@d)ornftefnfegermeifier.
23rud>, 9?apf>tali, Kaufmann.
23rutt), 9tetn&., gabrifant, SBurtfc^ctb.
23rucfner, Dr. Sonft., 2lrät.
23rüggcmann, 2fl>oIf , $euerberftä)e=
rung&fctreftor.
S3rügmann, ftabrifant, SBurtfcr)cib.
23rütl, Dr. 3o&ann, ©nmnaflafeOber*
leerer.
23Ürgermeifteramt S3uriid)eib(2 (gr.)
23üttgenbaäj, 3ofepl), Ste^täanmolt.
$affalettc, ©buarb, Kaufmann.
(Staeffen, 2R. 3., Ober=Stegierung8 5
rat!) a. 35.
(Hoffet, 2llejanber, Zentner.
(Sotfertll, 2tbele, SRentnerin.
(Sode rill, 3ante8, Stentner.
(So eis, ftreüjerr Oon, ^franj, Zentner.
(Soel8, Dr., ftreiljerr oon, ßanbratlj.
(SoelS, 3rrettn oon, ÜJtotfjilbe.
(Sornelt), ftriebrid) ßeopolb, 9Mar.
ßofemann, 3ofjann, gftöbelfabrifant.
(Sreufcer, 2lnton, 93urf)f)anbler.
(Sron, 2Rid)acl, Kaufmann.
3>amert, ^rofeffor.
$egen, Dr. ^nUipp, Steligionfe unb
Oberlehrer.
Melius, ff. fen., ftabrtfant.
$ e I i u 8 , jun., gabrif ant, 23urtf cr)cib.
Melius, Robert, ftabrifant.
$nbepol8, ^ermann, 9?otar.
©refen«, Osfar, Pommer jienratf),
Söitrtfcrjcib.
©rcfenS, D^idjarb, $abrifant unb
erfter 33etgeorbneter, 23urtfdjeib.
®ffer, ftranj, Kaufmann, löurtfct)cib.
©ffer, Sofebi ftabrifant.
Hetlinger, SBirtroe Sari, föenrnerin.
gen, 2lnbrea8, Sieftor.
$ifenne, ßubtoig oon, Zentner,
gleuftcr, 2Bemer, betgeorbn. 23ürger=
meifter.
Flörsheim, 21., Kaufmann,
ftorefenbeef, OSfar üon, Zentner.
$aloptn, 2Bitttoe, Stentnerin.
®eor, Freifrau oon, £f).
(Siefen, 3of., Sßetnljänbler.
©IaSmadjcrS, 21., SRcgierunggs unb
©amlrath, 23urtf($etb.
Öörf ajen, Robert oon, 2Iffeffor a. 2).
@ r e ü e, Dr.Xf)., s JteaIgomnafialsßeljrer.
£aas, O., Zentner, SSurtfäjcib.
§ ab et 8, fr, Hotelier.
Jpalfern, SQBitttoe oon, SRentnerin,
23urtfajeib.
IL
356
fthromf.
£alfern, ftriebr. bon, 83urrfd)cib. N
Jammer», ^ SJJljotograpf).
$anfen, Dr. 3ofepf>.
fcanftetn, Dr. Sßeter, Strjt.
§afcncleoer, 9t. SB., ©eneral-$tref*
tor.
.^»efpenftet n,$aaobert, 9ted)t&anmalt.
.ftenrtct, Sari, Sßrofeffor.
ftctjenS, 2. Zentner.
£eufcr, &lfreb, ftabrtfant.
fteufer, (Srmtl, ^fabrifaut.
£tlgcr8, $rof. Dr. 3-, ®el). SHcgtc=
rungSratfi unb 9tealgt)mnaftal=2Mrefs
tor a. <D.
&illemann?, 3-, ©tabtberorbneter,
»urtfäeib.
#ilt, Sari, 23ergmerf$=2)irertor.
§0<f8*©rünbgcn3, 3-, frabrifant.
§ociiingl)au8, SB., Saufmann,
fcoffmann, bon, 9tegierung«*5|$rafU
bent.
^o nigmann, (Sbuarb, SBergmetfter.
^otjer, ©uftab, Zentner.
&üls, ft. SB. oon, fctreftor.
gsanffen, Slbolf, Sabrtfbeftöcr.
3 mm elen, ^ Gfjefrebafteur beS
„©d)0 ber ©egenmart".
3öriffen, 2ubto., föecfjtsantualt.
3ungblutf), Dr. 58., Slrjt.
£änfceler, (St., 2Trcf)tbar a. 2).
Sab f er, Sllfreb, Zentner.
Steffel, Dr. 3. £^ SanomfuS.
Sef fei faul, Sauf mann.
Sef fei faul, 9t., Sommerstcnratl).
Sonerfe, 91, 3Jtourcrmeifter.
$rabb, ^ £ud)fabrtfant.
Sreu$, 2eonbarb, Kaufmann.
Sreufc, ÜRifolauä, Zentner.
Süper, SBityelm, Saplan.
Su ctg eng, ©tabtberorbneter.
Suj, 3o|'epf), 9ted)t£antt)alt.
Lambert 8,&rm., 9Jtofcf>tnenfabrtf ant.
2ammerfc, ©buarb, ftabrifant.
2ammerfc, 2eo, frabrifant.
2etmfüf>ler, fr, Kaufmann.
Semrfe, Dr. Sari, Sßrofeffor.
2cnnarB,.$. 3ofepr) / SJomfc&afemcifter
unb Safrtftanpriefter.
fierfaj, Dr. S3. 9K., 21rgt unb 23abc*
infpeftor.
2 ebbe!, ftraits, Sngenteur.
fingen«, ^rang, ftabrtfant.
2ingen8, Dr. 3of., 9tecf}t3amoalt
unb 9tbgcorbneter.
2 ob, 23cnjamin, ftabrifant.
2 ob, 3ticr>arb, Sauf mann.
2oerf$, Ulbert, Xutfrfabrifant.
2oerfcb, 2lrtfmr, Xudtfabrifant.
2ongarb, <3eb.< 2artbgerta)täratl).
2uciu3, Sari, SRentner.
2ürfen, 3afob, 9tecf)t3antoalt.
28a a$, 3. 9ted&t8affloaIt.
üDtacco, §ermann, jun.
«Blatte, SBüfjelm, Saufmann,
«ütaber, Dr. @., ©ef). ©anitatsratf).
Wlatitx, Sari, §ofbud)l)änbler.
9Waner, Wlipp, Suftijrat^.
2tt e r cf e n , SB. 3-, 2Intiquitätenf)anbler.
Sperrten 8, Stattner, Surtfäjeib.
3JJerf elbad), 3-, Zentner.
HJHbbelborf, Sari, 23ürgermetfter,
Surtfd&eib.
Völler, ORas, Sauf mann.
Völler, Ulrtd), Saufmann.
Wl o n 1) e i m , SMftor, Stabtöerorbneter.
üftofel, $eltr, bon ber, Dber*9tegte*
rungSratf).
"gtaefen, Jpetnridj, Zentner.
9taufe, 2. 3-
9telleffen, Freifrau bon, S.
9MIeffen, £ljeobor.
9t e 1 1 e f fe n , SBittme £f)eob., Beninerin.
91 cu, fjranj, Saplan.
(Sfjromf.
357
sjiculjaufen, ^ Spebiteur.
fteufe, ^ 9ted)t8antoalt.
91 o b i 8 , ßeonfj., ftommunalempfanger.
Waffen, ^oltseifefretär.
^ffcrgelt, 2lug., 9tedjt£anroalt.
Off er mann, 21., Kaufmann, t
Oppens off, 2$. ßanbgertd)t3=
Sßräfibent.
OSlcnbcr, äBitljetm, föcdjtSanmalt.
^ a I m , ^franj 9ttfoIau8, SBudjbrucferets
beftfcer unb Serleger ber „2tad)ener
Solf Leitung".
sparabieS, S., Kaufmann.
Sßaftor, 21., ftommeraienratf), ©urt*
fd)eib.
$ a ft o r , 21. iun., ftabrttant, SBnrtfdjctb.
a ft o r,@ottfr., @el). tommersienratf).
Sßelfcer, ©uftab, Kaufmann,
feiger, ßubnng, Oberbürgermeifter
unb 2Ritglicb be8 $errenf>aujes*.
$iä\ 9li(f)orb, Stabtard)ibar.
planier, Sebaftian, Oberpfarrer,
«ßlum, 2f., Sßribatgetftlidjer.
9*ommer=@fcfje, 2Rorifc bon, ©ei).
SRegierungSratl) a. 35.
SPfdjmabt, 3oi, ßcfjrer.
5p ü n g e I e r , 5ßct. 3af ob, Äommerjien=
ratb, SSurtfdjeib.
gJüfcer, 3v 9lealfä)ul=$ireftor.
ganteten, £f)., töedmungsrebifor.
«Ratte, Dr. Ärei&Sdjulinfpeftor.
9d ein er 8, %txb., 9ted)t8anmalt.
Jftetf), ftaäpar bon, SBilbfjaucr.
föeumont, Dr. 2llcEanber, ©ef).
SanitatSratfj.
gteumout, Dr. 2llfreb bon, ©ef).
ßegationSratf), 23urtfd)eib.
9tf>ocn, flarl, 2irdjtteft, S3urtfd)cib.
91 Oerings, Stabtberorbneter.
8ftotf)fd)il&, Kaufmann.
9t Ott mann, ftr. SSüf>., Kaufmann.
Gumpen II, Äarl, SKedjtgantralt.
£d)äfer, Dr. ^ ©bmnafiallef)rer.
3 rf) eibler, ^retyerr bon, SSernfjarb,
ßanbratb a.
(Scrjcibler, Sßittme ßeop., ©ef). 8om*
merjienrdtbin.
(Saferer, %atob, ßanbgeridjtä^rafi*
bent a. unb SBirflidjer ©ef).
Ober=3uftt3ratf).
S ererbt er, 2tug., Kaufmann.
Sd)iffer8, 3-, Zentner.
S d) m i & , Dr. 27t., Seafgbmnaf.sßebrer.
Sdjmifc, Dr. ßamb., 9led)t8antualt.
Sdjttorrenbcrg, Staufmann.
S cf> o 1 1 e n, @taatgann)altfd).*<Serr.
Scfjulä, 3of)., Kaplan.
Sd)umad)erl, Dr.3of.,Sanität8ratf).
Sdjumadjer II, Dr. ftart, Slr^t.
©djufter, Dr. ßubtoig, 2tr§t.
Sdjtoamborn, (£., £ud)fabrifant.
Sd)tt>ar$, 9tid)arb, föed)tSanh)alt.
Sdjtoenger, Dr. ^ ©ömnafial*
Streftor.
S e b, I e r, ft.,9tobelfabrifant, ©urtfdjcib.
Sinn, %xa\\%, Kaufmann.
Sommer, 2W., 2)treftor unb bei*
georbn. Sürgermetfter.
Spiefe, 2llbert, Sauf mann.
SpÖlgen, Dr. 3-, föealgtymnaftal*
ßefjrer.
Starfc, 21., Stabtberorbneter.
Starfc, Äonrab, Staufmann.
Stafc, %• X., Suftijrat^.
StcenaertS, ^ ^ofiutoelier.
Steinmeifter, 20., Sauf mann.
Sternberg, (£., Sufttäratf).
Straeter, Dr. 2tug., 2lrjt.
Strom, 2R., tauf mann.
Suermonbt, 23., Zentner.
Suermonbt, Ä., Zentner.
^albot, §ugo, Zentner.
X fjeifen, Dr. Hermann,
IL
358
(£&romf.
£f>eijen, 2%tob., 9tea>t8amoalt
Skiffen, Slnton, Mabelfabrifant.
X^k)tt»if f cn, Kaufmann.
Softer«, 9i, ©olbfdjmteb.
SBeüng, ft., 3"fti5ratf>.
SSenbel, 3ofcpb, Kaplan.
Sogelgefang, @rnft, Söuajfjänbler.
SBogelgefang, ftarl, Kaufmann.
Soffen, 3hK»t3' Zentner,
»offener. Otto, SKrjt.
58 agner, (£., @ef}. Sommeraienratfj.
2Beber, fr, 3uftijratl).
2Beüer, Ä. 3-, gufHarat^.
b) fcnötoärtta
Jippetrat^, $rana, ÄÖtn.
Sirenberg, ^rinj $I)ilipp oon, bif df>öft.
geiftlicfcr Matf), ©*ftätt.
Slrefc, SBittt, »ürgermftr., GJeoeläborf. i
21 r n 0 1 b 8, ßubtt>ig,2ef)rer, ßangertoelje.
JSacdocco, 5BtfaT, SHnstoeiler.
Sartf), Pfarrer, ©pid).
39aum elfter, ft. 20., 2ef)rer, fceto
berg.
89 a u m e i ft e r , $ub., Sipotbcf er, 3nben.
33ecf, Dr. Sluguft, 6eminar=2)ireftor,
Sinnig.
33 e cf e r , 3utiuS, Wotar, 33lanfenf|ct!n.
58 e cf e r 8 , aWatfn'cu, SRentmetfter, 2an=
gerroefje.
33er g er, Otto, SRajor im 3nfant.=
SReg. 9tr. 32, §er8fetb.
33 c rgr) üon £rips, ©raf 371aj, j
§emmer§batf).
33er u8, 2üig., Söürgermeifter a. 2)., :
Hinnicr).
33 e r n 8 , ftran 3, 33ürgermeifter, ßinnid).
23erre8fjeim, ftrifc, ©eminarleljrer,
(Sornenmünfter.
SB e i f e , ß. oon, Oberbürgermetfter a. 2).
unb ®ef). 9tegterung8ratf>.
Sßetfc, 20., ffanjleiratlj, 33urtfd>eib.
3Better8, Stob., S3ud)f>anbler.
SBtefentljai, 8t., £ecf>nifer.
SBilben, Zentner.
SBinge, Dr. Zentner.
Solffgarten, Dr. Oberlehrer.
Söütlner, Dr. ST., Sßrofeffor unb
Terror ber tedmtfd&en Jpoc^fc^ute.
$artf), 91., Stabtrentmetfter.
3immermann, S., beigeorbn. 33ürs
gernteifter.
3imntermann, 3., ^rabrüant.
: Vtttgtteber.
»ibUotM ber SRitrer^fabetnie *u
33ebburg.
33ibliotf)ef ber ©emeinbe (Eornelfe
münfter.
SBibli otr) ef ber ©tabt $üren.
23ibtiotIjcf beS 23ürgermeifteramt8
3ülicr).
S3ibitotf)ef ber <Stabt ftöfa.
23 i b 1 i 0 1 f) e f ber SfreiSfönoben Stadien
unb Süliö).
33ibttotf)ef be3 ©ürgermeifterantt«
üinnia).
S i b l i 0 1 f) e f be8©ümnafwmS gu SReufe.
33ibltotf)ef be8 33ürgermeifteramt8
Btyebbt.
39trfenfelb, 91., ©eminarle^rer,
Sinnig.
39tancf art, greifen oon, 33ür*
gernteifter, 2ll8borf.
SBleefer, «Robert, S3ergaffeff or, ff oljt*
fdjeib.
83 0 1 1 e n , Sari, Steuerempfänger,
(Srfelenj.
33 on gart, üertoitttoete Freifrau Sft-
oon, @d)lof$ Sßaffenborf.
©{jrontf.
359
Songare, (Motifrieb, Stpotbefer,
Jperjogenratb.
Sorg», (Sfjr., ßanbhrirtb, Dpboöer*
&of.
83 o r n 8 b u f dj, Otto, ftauf mann, 9totI)e
®rbc.
©Ott, ©ürgermeifter, ©ilenborf.
iörarfjel, greifen: oon, Ritterguts*
beftfcer, 3ütia>.
Sranbenbcrg, 3<>b., Dberforfibaaj.
©ranbt, $erb., Pfarrer, ©angelt,
iö r a nb 1 8, 3of., ©uajbrucfereibeftfcer,
©rfeleng.
©raun, Dr. mit)., Pfarrer, SUfartb.
23 reu er, SMreftor bei ©olf8banf,
Reinsberg.
Breuer, 3of., Oberpfaner, ©lanfen*
Ijetm.
©ro d e8, 2$., ©ömnajialle&rer, ©ffen.
©roidj, ftreiljerr oon, Sanbratb,
fcanau.
©ruber», ©., Reftor, SBiffen.
©rüll, Dr., ©ümnaftallelirer, Sfö'ln.
©ünbgen8, ©ttmnafiallebr.,£rarbadj.
©ürgel, ft. SB., @emtnar=$>treftor,
(SorneltmünfteT.
©urggraf, %r^., Kaufmann, Sinntcf).
©ufcf), ßefjrer, ftötrenatg.
©ntanbt, ©rafDon,©aron&u9W)eöbt,
äRaior a. 2Bilt>elm8f)öf)e.
©rjn8, $etnr., ©ut8bef., Slnbernaa).
<£arbucf, (Serbarb, ©iegburg.
(Sljriftoffel, Kaufmann, 3Kont*
iote.
©laer, ©berfjarb oon, fteferenbar,
a. 2)., ©onn.
(Staeffen, Xbeob., Rotar, ^rfelenj.
(£ 1 a u f e n, 3-, ©ürgcrmftr ., $)oberen.
6 o eilen, bon, Direftor, (Solinar.
(Sobnen, ßebrer, Dremmen.
(Sorneli, (Sbuarb, Oberft a. Jper=
Sogenrat^.
©rem er, $eter, Reftor, ©mmel«.
(S r e u 6 , 3RaE,@teuerempfanger,2lü>en*
booen.
©ünger, ßaurenj, Sßrtoatfetretär, 9tU
beggen.
Pabmen, 3-, Sßfarcer, ©ranteratf}.
Werfer, 2B. 3-, öderer, 9ftün$.
2>egen, ©artb-, 9tebafteur, $üren.
2)egen, $an8, 2lmt8rtcbter, ©orin.
Zemmer, ©buarb, Pfarrer, ®fa>
meileT.
©eufc, 3ofeprj, $)ea)ant, SHrdjratb.
©obmen, Dr. ^einrieb, 2lrjt, Sim=
meratfj.
$omboi8, 21., ßanbratb, ©rfeleng.
S)orn, $aut, Sieftor, Staufenberg.
Srooe, ^»ermann, Ribeggen.
$umont, Dr.. Somfapttular, ftöln.
fdart, ßaurens, ^famr, Ütteratb-
@dfert8, 2B., »potfjefcr, ftanberati
©tferfc, Sßrofeffor Dr., min.
©nbrulat, Dr. ©., 9lrtf)ibar, SBefclar.
(Snnen, ©ürgermeifter, @t. ©itf>.
©rbmann, &arl, Rentner, 3ülicf).
©ffer, SB., ©ürgertnfrr., ©rateten,
©ff er, Dr.. Ärei8*@ai)ulinfpeftor,
2Mmebo.
(Srjnatten, ftreirjerr oon, $remier=
ßieutenant, ©onn.
©ötorff , 3- ft-, Pfarrer, £od»fircben.
Reifet, ^ Pfarrer, Cammers
borf.
frif djenta), $ranä. ©ut8beftfeer,
©angelt.
5 i f cb e r, Dr. 3t., ftel tgton8lef)rer, ©ffen.
j $ üd)er, ©., ßanbnrirtb, SterSborf.
ftifdjer, 3- 3-, Kaufmann, paaren,
ftifeber, 3oi., ©iicb&anbter, 3ülicb.
%xant, §einrid), ©emeinbeoorfteber,
©eggenborf.
360
(Sfiromf.
ftranfen, SBilb., Pfarrer, ffrauborf.
ftran&en, ftabrifant, 3nben.
r a n 3 c n , 21., ©ürgermeifter, ff empen.
ftrenfen, Dr. ftrei8pboftfu8,
* ßoccfen.
^riefen, 3of-, ßebrer, Simmerath.
r 0 i l) e t nt, 3., 9tedjt8ann>alt, 3ülid).
Sud) 8, 3- ff-, Pfarrer, ütteebernieb.
Sürtb, ^ret^err oon, Üanbgericbt8s
rätb a. 2)., SBonn.
ftüHcnid), ff., ffaplan, §arff.
ftufe, Dr., $treftor, Strafeburg
$el)lcn, 3 &&™r, »eet.
©enuit, £f)., ftentnteiftcr, Dttenfelb.
©cuenidj, Dr. 3of., 2trjt, $üren.
©eör, <3freibcrr öon, 9ttübbcr8beim.
©il8, 3afob öan, ff aplan, fföln.
©imfen, Srtebrid), S3ifar, Sonden,
©öller, 3of., ©ecfjant, Simmerath
©oeter8, §einr., Äaufmann, SR&eöbt.
©olfc, Dr., ftreüjerr öon ber, ffarl,
ßanbratl), ©cüentfreben.
©otttoalb, fr, Pfarrer, üflülljeiin.
©ranb=9tö, SInbr. öon, flHttergut8=
bepöer, ©Upen,
©rcbel, fribrifant, $üren.
©reben, Dr., 3ttor8bad).
©rofe, 3-, ffaplan, 2auren8berg.
©rubenbeajer, ßeonf>arb, Pfarrer,
min.
©mbenbcajcr, Pfarrer, ©cbmibt*
fjeim.
«Jaaan, 2lrnotb be, SRcftaurateur, ßan*
gerwe^e.
§abct8, 3ofcp^, @taat8arcf|iöar,
2Kacfrricbt.
$ auf er, 93ertöaItung8*Sefretär,
©djleibcn.
$atnmcl8, 5., 2)edjant, Benenberg.
Jammer ft ein, ^reiben öon, @.,
©encraltnajor, ffommanbeur öon
Stralfunb.
§a riefe, Dr. SS., ©taat&ardnbar unb
®eb. Slrcbtoratb, fcüffelborf.
$ a u d, &t 8lmt8geria)t8ratb, ©etnünb.
$aöer8, £b«obor, 9Wtergut8befi&er,
SBammen.
#ecftng, Dr. 2lnton, Str^t, <3t. SUft.
ipetmbacb, 2., Äpotbefer, ©fduoeiler.
feinen, 2B. 3-, Pfarrer, 3»öeifaff.
§enfen, ftrana, 23radjelen.
ftenfen, 3-, ßanbtoirtlj, £ilfartlj.
Hermeling, @., Pfarrer, ffir8penidj.
Kermes, Dr. theol. §einriaj, fföln.
^erje, Kaufmann, SRanberatlj.
&eübinger, 3<>b- SB-, Pfarrer unb
(Sdnilinfpeftor, ©djletbtoeiler.
Pilger», Notar, fföln.
$ilger8, ^rei^err oon, Lieutenant,
$üffelborf.
^i Ig er 8, SBfirgertnctfter, ©erberatfj.
$ülebranbt, Dr. med. 83., ütte*
djernid).
§ i n 8 b e r g , ©eorg, ftabrifant, ©üren.
$ Öljlbaum, Dr., @tabtarö)töar,
fföln.
&oentger, Dr. Robert, fföln.
&oefcb, 23tftor, fjabrifant, $üren.
§ 0 f f f fi m m e r , ff ., ftabrtf ant, $üren.
0 f f f ü m m e r , SM. 2I.,$Jabr., $üren.
§ 0 f f f ü m m e r , ©., % abritant, ®Üren.
$ommel8ljeim, 3-/ Dber*<5teuers
tnfpeftor, 93erlin.
§orfd^, 3)omöifar, fföln.
.^ofteler, ffaplan, Reinsberg.
Softer, Sluguft, Pfarrer, Übaaj.
$ouj, ßebrer, ©Impt.
^üffer, Dr. ©ef). 3»ftiaratl) unb
Sßrofeffor, 33onn.
föumperfc, SB., SSifar, Sangertoebe.
^upper^, fr SB , SSergmeifter a. 2).,
2Red>eruia).
5 a ef I e , 6f>r., ff atafter*ff ontrolcur,
S3uir^au8,
©fjromf.
361
3 an f en, (£., £ud)fabrifant, SRontjote.
Sanfen, 3«genieur, 3)üren.
Sutern, Pfarrer, SSouberatfj.
Sülidj, ß. ^ SBtfar, @immeratf).
3ungblut, Zentner, Sltbenboben.
Sungblutf), 3., ©utöbefifcer unb
Sürgenneifter a. ÜDtoriatoalb.
3 u n g b I u t f) , ßeonf)., Wotat, ®rf clcnj.
itabjenbadj, 3., &i!ar, @id)er=
fd^cib.
tfaifer, 3afob, Pfarrer, Sürfden.
Äamp, Dr. 3of., ftöln.
äamp, te, Dr. 3. & SIrjt, 2ttont=
joic.
ÄappeS, %. 3., Pfarrer, geebbt.
Ä ap p c8 , ^ Pfarrer, 93urg SReufonb.
ftaufylen, 3- & &x $emmerben.
ffeller, (Sbmunb, ©erid)t3f Treiber,
ftfiren.
£ eil et, Sßirfjelm, Sldferer, (Stotfljeim.
erftg e n 8, 9tcanc^rcr,ObcrIa^nftein.
Älee, X., ©teuerempfänger, W'6U
gen.
Älein, Otto, ßebrer, 3nbcn.
Ä leinen, ^ SBürgermeifter, ©e=
münb.
ftlinfenberg, 21., Salfenburg.
Ä n t e p e n , £^ ©nmnaftallefjrer,
9leuf$.
& o ä), £. ^ StbtfionSpfarrer, $ranf=
furt a. SR.
ÄocferolS, ©utsbeftfcer, Dibt*
tociler.
ftoerfer, ^ Sieftor beä Sßrogbnts
nafmmä, ©rfelenj.
ffofferatb, 8lpotf)efer, ^Battenberg.
#ortl), Dr. ß,, 2lrd)tos5efretär,
min.
ftrabbel, (fc 2lffiftent im <&tmu
nar, (£icf)ftatt.
ffrafft, 9te<$t3antoalt, ftöln.
Ärabe, 3. ST., »ürgermeifter,
Prummern.
ffreinS, 3franj, föeftor, (Apeler.
ßret3*ßebrerbibliotljef, $ein&
berg.
Ären, 9B., ftetfoertr. ©ftrgermeifter,
®etlenftrcf)en.
Äridjel, Dr. 2flejanbcr, 2)ireftor,
Colmar.
ÄringS, $eter, beigeorbn. 89ürger=
meifier, 3toetfatt.
Äroll, 2K., Pfarrer, ©ebfarbsfain.
Ä ü p p e r , 3v S3ürgermeifter, Simme*
ratlj.
ÄüftcrS, Dr. Sß. 2B., Strjt, 2öaffen*
berg.
Lamberti, Söürgermeifter, SHbeggen.
ßamberfc, Dr. ftriebr., Slftenet. f
ßampreä)t, Dr. ff., Sßribatbosent,
S3onn.
ßafaulj, Dr. 2(. bon, Sßrof., S3onn.
ßeljrerbibltotfjef be3 $rogbmna=
ftumS, 3üli^-
ß e m p f r i e b , ©bmnafialle&rer, ©aar*
gemünb.
ßenn^, Dr. St., 2frät, 2>ülfen.
ßebfam, Freifrau öon, <5d)lofj @I=
jum.
ßinj, Pfarrer unb töeftor, 2Ba=
rienftatt.
ßoequengbien, ftrbr.bon, £f>., ©e=
neralmajor, Sarmftabt.
ßoebrer, ©., ßefjrer o. 2).,
(5mmel8.
ßoerfdd, Dr. ^ SJkofcffor, Sonn,
ßoetoc, £arl, ßanbratb, Reinsberg.
ßncaS, ftrana, Slrgt, ^rlelenj.
ßuba, 91., ©cmiitarlefjrer, ßinnieb.
ßürferatb^, SB., ftaptan, SBalbcn*
rat^.
ßürfen, 23., Söürgermeifter, 2tlben=
booen.
362
38 aa ff en, Pfarrer, fcemmcrid).
SRarbaife, Dr. 8. ^ 2lrgt, $er*
jogenratf).
ER a trottet, fr, Kaufmann, 8t.
TO.
9Reld)er8, Amtsrichter, ©tolberg.
2tterfen8, ßofaerber, amaid).
SReulenbcrgl), Amtsrichter, Stents
fcbeib.
ÜJtebi«, &arl, Kaufmann, ©ä)ön*
tbal.
SRebiS, ©fdjroetler s #umpe.
3Re tt er , 3ferbinanb, ©cricbtsfcbrciber,
2)üren.
üRenerS, ftrans, Sifar, Dbcrfrüditen.
3Reüer3, 2., Pfarrer, Dbcrfrüd)ten.
2Ricf|el, 3. 3., Pfarrer, Äot)Ifcf)ctb.
2Jlicf)ieU, ^. 3., ©ürgermeifter,
9tteberfrüd)ten.
2Riej$en, 9R., ftaplan, 2>üren.
9JH 1 g, Dr. fteinr., ©timnafial=3Mreftor,
flöln.
2« i r b a c& febe, ©raf lidje g. Ä., 93ibIio=
t^cf, ®d)lofe §arff.
aflifdjel, 3o^v Kaplan, Sültdj.
«Woe^ten, 9t, Kaplan, 3üüd).
2Kollü, Dr. SB., 9lrst, 2ttore3net.
2ftommarfc, ©. ^ föeftor, §ein3*
berg.
lommer, Kaplan, 9tteberfrüa>
tcn.
o n f c^aw, Otto bon, ©erbereibe*
fifcer, ©t. 8ttf).
9)looren, Sürgermeifter uitb Slbge*
orbneter, ©Upen.
Mooren, Dr., Sßfarrer, SBadjten*
bonf.
SKüllej an 3, t., Sauf mann, langer»
toefje.
ü l le r , Ägib., Pfarrer, Bornhofen.
SR filier, 3., Pfarrer, S3lanfenbeimer=
borf.
äRüüer, 9ieligionSlef)rer, Ä3fo.
2RbIiu$, Freiherr bon, $au« 2in*
jenid) bei 3ülidj.
a t h a n , 33ürgermeifter a. S) $cin8=
berg.
9Uuböfer,2.,5pfarrbertoalter,
»eiler.
91 i de«, 3., ©utsbefifcer, ftorft.
tieften, Jpeinrid), ©efretär, ©angelt,
tieften, 3of., Kaufmann, ©tolberg.
9*ötf)licf}8, Dr., 5lrgt, Reinsberg,
ftötfjlicft*, 3- ßv 39ürgermetfter,
Dremmen.
5R ü & e r , ©buarb, SRotar, OR. 5 ©fobbad).
# f f e r g e I b , 3-, Sommunalempf änger,
©angelt.
Dibtman, (S. bon, Sßremiersßteutes
nant im 9leg. „Königin", 2Refc.
Dibtmann, Dr. ^ Strjt, 2innid).
Dtten, &etnrid), 2eljrer, ©cfjleiben.
Ober^amm, Dr. SB., Slrjt, ©angelt.
^alm, SB., Sifar, ©radjelen.
üßaftor, Dr. 2ubm., gkofeffor, 3nn8*
bruef.
$ atro n, 2floto8, Pfarrer, ©Dönberg.
$aul8, (£mtl, Apotljefer, SSebburg.
% au tb, Dr. fteftor, 2Rontjote.
$elfers83eren8berg, O. bon,
2emier$.
feiger, %, Saufmann, ßangertoelje.
flippen, 3- SR-, ßanbttrirtlj,
Dtanberatf).
$&ilip8, ®., gabrifant, Offenbar
a. m.
$ i e l e r , fr, Sergmetfter, Sortmunb.
Sßlum, S3ürgermeifter, SBaeStoeüer.
Sßlum, 93ürgermeifter, Nothberg.
Roetgens, 3of., S3ifar, ©angelt.
$of)l, Dr. 3of., ©omnafial^ireftor,
2Rünftereifel.
»IC
363
$raetoriu8, ©., Zentner, Düffel*
borf.
gtabermadjer, Dr., ©anitätSrattj,
aftontjoie.
9tetcben8perger,Dr. 2lug., 3tppett.«
©eridjtSratb a. 2)., Äöln.
DfceinfenS, ©ürgermetfter, @rfelen3.
föeuleauj, ftarl, 83arbenberg.
Deuter, Dr., Hrjt, paaren.
9t eb, Dr. Slrjt, 2llbenf>oben.
SRtdjarfe, Dberpfarrer, Chipen.
BHngemann, Steftor, (Sangclt.
dornen, 3 • ©■ unb ©obne, 83ud>
brucfer, SRoermonb.
9t o 8 b a d) , D., ©btnnafiallefyrer, SBonn.
9tofen, Dr., 9toermonb. f
9tobenf>agen, Dr. ßubtoig, 9tcgte=
rung8= unb ©cfmlratf), Süffelborf.
9tütten, 3ob-/ £ef)rer, Reinsberg.
9tubr,bon ber, Söürgermeifter, ©et).
£aurbter, 3afob, ßefjrer, ©cmünb.
© äj a b t , 2B., 2lmt8gertcbt8ratlj, §etn8=
berg.
©ä) äff er, ©eb. ©eorg, @eneral4ßrä=
fe8 ber fatfj. ©ejellenbereine, Äöln.
©djeen, Dr., 2lr&t, (Sornettmünfter.
© cfj c i n 8 , Dr., ©tymnaftalsDberle&rer,
STöln.
Steuer, fiubmig, 3«fttgrat^, 3ültd).
©cbiffer8, 3ofePb, ©ebopboben.
©d>illing8, S9ürgermftr., ©üraentdj. I
©djleber, ©bmnaftalleljrer, -fteufe. |
©cbjtct, £^ ©ut8befifcer, Alsweiler,
©d) malen, ftommunalempfän*
ger, Oppen,
©djmtbt, 9tedjnung8ratf), Mellens
tljat.
© d)m ifc, Slrnolb, Pfarrer, ^ergogen*
ratf).
©djmtfc, 3of v Äommunalempfanger.
Sangertoe^e.
©djmifo, 8lmt8rtdjter, (Srfelcns.
© dj m t , 3ofv 83ürgermetfter, 2Bebe=
lingfyoben.
®d)mtfc, 2out8, SJtaler, SWecfarnid).
©Völler, 23enno, ftabrtfant, 3)ürcn.
©cböller, ©äfar, ftabrifant, $>üren.
©diöller, ©b., Kaufmann, ©emünb.
©djoller, Sabrifant, 3>üren.
©Roller, ßeopolb, ©elj. Äommerjiens
ratb, 2)üren. t
©Völler, »1., ftabrifant, Stören.
©d)ön, Ulbert, Kaplan, ftelj.
©djröber, Dr. Pfarrer, Sülid).
©gröber, 23al., ßebrer, 2)üffelborf.
©d)üll, 9tidjarb, ^abrifant, 2>üren.
©d)ü&, Dr., Obcrftab8arät a. SX,
9Hbeggen.
©d>tifc, bon, SWajor a. 3)., ©dtfofe
ßeerobt.
©ebumadjer, Dr. ftrans, ©nmna=
ftallebrer, Äöln.
© d) h) a l g e , St., ©teuerempf änger,
(Sali.
©eb nun ger, 21., 9iotar, 9*f>ct)bt.
©ebalbt, D., ftönigl. Dberförfter,
Klötgen.
©ettfjümer, 3. Pfarrer, ©t»
djerfebetb.
©ieben, 2L &± ftommunalempfäns
ger, fcilfarti).
© t m o n 8 , SftiappidjaftS * Snfpeftor,
Söarbenberg.
©ittarb, S?orn., ßebrer, ©tammein.
©pee, ©raf bon, 2B., 27taubad).
©pee, Dr., ©bmnafiallebrer, Söonn.
©piefe, ft., Seigeorbneter, (Srfeleng.
©piefe, ^ Wotat, ßinnid).
©taat8arcf)ib, ÄÖnigl., 25üffetborf.
©ta ffen, 3ob,., flaufm., ©üfterfeel.
©teenaerts, 3-, 5Pfaner, 9lette8=
^etm.
©teiger, ^erm., Sifar, JRanberatfj.
©tern, ©teuerinfpertor, S)üren.
IL
364
Cftjromf.
@treratfy,5fret8*2^terar3t,£ oberen,
©troganoff, ®raf ©regor, ©t.
Petersburg.
© trom, 2R., Obertofarrcr, Reinsberg,
©truff, StpoÜjefer, ßinnid).
© ü r 1 1) , 2lug., SBürgermeifter, 9toggen*
borf.
^erStapoen, JBürgertneifter,
SBaffenberg.
£$oeneffen, 3- 3-, 9iotar, 9tan*
berate
ridö, Dr.. Äötn.
UniüerHtätä;»ibUotM,3ömgl.,
©öttingen.
3?anbenefd), Jpetnridj, ßreigs©djuU
inföeftor, ©bleiben,
»äffen, äömgl. SReoierförfter,
©immeratf).
»afterä, £. ^ Sürgermeifter, SBccf.
» aftersj, £. 3-, ©utSbefi&er, ©rfjön*
Raufen.
» e tber,2lnt, ©utsbeftfcer, fteöenberg.
SU i e i o o 9 e , Dberlanbe8gerid)t&£Katf),
fiöln.
bieten, SB., Äcwfmann, ©Isweiler.
Sogt, SBürgermetfter, 3Jlontiote.
S3 o^I, Ä. 3., aSeigeorbneter, ©rfelenj.
»offen, HR. 3., ßefjrer, Ütteratf).
»roon, 3- 2ttfil)lenbeft&er, Snben.
SJBefbefer, 3o&anna, $üffelborf.
SBern er, fr bon, S3ürgermetfter,
©tolberg.
SBerfdj, ban, ©teueremofanger, ©t.
2Bilf)elm8, Dr. St, Strjt, ©fdjtoetler.
2Bill)elmS, Zentner, ©f^toetler.
SBtnffjolt, Sltfanafiug, 2ßalbf)üter,
§annooer.
äBirfc, £L föentmeifter, £arff.
2Bitten$aug, Dr. ft. Sieftor,
9t&enbt.
2B olf f , ©buarb, 2lmtört<f)ter, 2)üren.
SBolff, Dr. granj, ®ötn.
SBolff, 3. Stfar, <£ a icar.
^anber, Dr., 2lrgt, (Sfdjtoeiler.
3iegler, 3lbolf, £ed&nifer, ©emunb.
3iinmermann, »ürgertneifter, ÜRoe*
3ing3^etm, 3., aWirgertnetfter,
9toberatlj.
(Seite
1. $ie ©trafredjtspflege beS <3(f>öf?enftufjl8 Slawen fett bem Saljre
1657. 2lu3 bem 9tocf)laffe be8 9teferenbar3 ft. Oppen fjoff f>erauä=
gegeben bon £f>. fr Dppenfjoff 1
2. Sic @t. ©albatorfapctle bei Sladjen. fßon tf. 9tl>oen. (2Rit @runb=
unb STufrife.) 65
3. Beiträge jur ©efd)id)te bon ©djönau. S3on 3. §anfen . . . . 81
4. Rattern unb feine 23eaief)ungen 31t ber ehemaligen Sßfanfirdje gu
©euenia}. Son «. Sßid 109
5. Sottfyeim bei 3ülpi<^ unb feine SBefifcer, inabefonbere bie Herren bon
£>ompefdj. SSon ©. öon Oibtman 133
6. Urfunben pr ©efd»d)te be8 ^farrborfS ftatfjeim. Son 9K $icf 181
7. ftrtebridj oon ber Srentf in 8ad)en 1765-1780. S3on 21. oon
fteuntont 199
8. 8u8 ber 3eit ber Srembljerrfdjaft. SBon (S. $au(8 227
9. kleinere SDIitt^eilungen:
1. 3«r ©efd)td)te ber »adjenfafort. SSon ». fcöfjlbaum . . 239
2. S3rud)ftü<f einer äReilenfäule au* bem ©fdjmetler Sßalb . . 243
3. SRömif dje ©raber bei Hilfarth im Streife Reinsberg. SBon 58 raun 244
4. 2>a8 3>enfmal gur Erinnerung an bie GTfdtfagung be8 ©rafen
SBilfjelm bon Sülid) nad) einer alten Sefdjretbung. S3on
§. ßoerfd) 245
5. 2>ie Sladjener SBetterljörner. 23on 3. 3. 2Rid)cl . . . . 246
6. 3"* älteften ©efdjidjte ber ©üter 93ongart, Söoöenberg unb
Boisheim bei 2Bei«meiler. Son 6. bon Oibtman . . . 248
7. 3ur ©efdjtd&te ber Sladjener ©tocfengiefeer^amilie oon Xrier.
S3on 9t. Sßitf 252
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366 Malt.
8. 3ur ©efdjicfjte ber §eiligtf)ümer in ber $l)creflaner^$ttrd)e $u
3la*en. ®on ©. $aul8 256
9. ßiteratur:
Ökfajidjte ber 3cfuitcnfirct)c jum f). SWicfael in Staden. Bon
SR. (SdjeütS 257
$ie SSaugefc&iajte ber ftirdje be8 t). Sictor &u Xante«, öon
@t 23etffct S. J 260
9Hcberrfjeimfd)er <3efd|id)t3fTeunb. herausgegeben öon ß. &em
rid)8. fünfter 3at>rgang. 1883 266
2IuS 3cttfcr>riften 268
10. ftaifer ftarlä V. ftrönung in Slawen. 33on 91. oon SReumont. . 271
11. $ie SBiebertäufer in WaQtn nnb in ber Sladjencr ©egeub. Söon
3. #anjen • .... 295
12. kleinere 2nittf)eilungen :
1. 3ur Orientreifc be8 SRittcrS 2lrnoIb oon $arff. SBon 2. ftortf). 339
2. 3« bem Sluffafe: ^riebrtet) bon ber £rencf in Slawen . . . 340
3. Überfielt über bie im 2lrd)to ber fjieftgen ebangelifajen ©emeinbe
aufbewahrten Slftenftücfe. $on 3. fcanfen 342
4. ßieb auf ftarl ben ©rofjen 344
5. $ie Stabt SRonon ftettt einem Sladjener, tarnen» ^ermann,
6ofm bes SierbrauerS (Solin öon SRommanS, ein 3*ußnife aus.
SSon ft.$0$lfcanm 344
6. ßiteratur:
$ie Deformation im £eräogtfmm J^ültcr). S3on Äod). 345
2lu8 3cttfct)riftcn 347
be$ 9laa)ener ©efd)icf)tBberein8 1883/84 349
2)rucf oott g. 31. Jpoltn in «aefcen.
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