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Full text of "Illustrirtes bau-lexikon. Praktisches hülfs- und nachschlagebuch im gebiete de hoch- und flachbaues, land- und wasser-baues, mühlen- und bergbaues, der schiffs- und kriegsbaukunst ... Unter mitwirkung bewährter fachmänner"

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Illustrirtes Bau-Lexikon : 
praktisches Hülfs- und ... 





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 PROSPECTUS, 


Neue Pracht- Ausgabe.) [In gr. Lerikon-Format. 
Das neue 


Bud) der Erfindungen, Gewerke ad Juduſtrien. 


Kundſchuu auf allen Gebieten der getverblichen Arbeit. 
Schs Bände oder 78 Lieferungen, 


Heraudgegeben in Verbindung mit Prof. Dr. €, Birndanm, Prof. Dr. C. Bötfger, Prof. A. Gayer, 
Minijterialrath Dr. 38. von Hamm, Dr. G. Seppe, Dr. R. Ludwig, Baurath Dr. O. Mothes, 
Th. Schwartze, H. Wagner, Prof. G. Zeibig, Prof. Dr. DM. Bölfner u. U. 


unter 


Redaktion von Julius Böllner, 








Siebente, günzlich umgenrbeitete und ſtark vermehrte Auflage. 
Zweiter Abdrud. 


Aͤlt nahem 3000 Abbildungen: Cert- Iluftrationen, zahlreiche Abtheilungs- und Anfangs- 
j vignetten, viele Tonbilder, Porträtgruppen und Frontifpice, 


Nah Originalzeichnungen 


don 


Ludwig Burger, Faurath Dr. Oskar Molhes, Bonnafong, Iohandier und Anderen, 


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Subſtriptionspreis für jede Lieferung von fünf reich illuſtrirten Bogen 50 Bi. 
Preis jedes Bandes: Geheftet A 7; elegant gebunden A 8. 50. 
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Ergänzungsband zum „Buch der Erfindungen“: 


Der Weltverkehr und feine Mittel. 


Kundſchuu über Schiffahrt und Melthandel, 
Induftrie-Ausftellungen (die Weltausftellungen in Wien, Philadelphia und Paris). 


Zwei Abtheilungen. Geheftet M 11.50; eleg. gebunden „4 14. 50, oder 23 Lieferungen a 50 Pf. 
Heraudgegeben von 
Dr. Zul. Engelmann, Ir. Cuchenbacher, Vauralh Dr. ©. Mothes, Schiffskapitän A. Schuck, 
Dr. Th. Schwartze und Juſ. Zollner. 
Dritte voſſſtändig umgearbeitete Auflage. 


MAit 400 Tert-Ilufrationen, einem Titelbilde, 14 Ton- und Buntdruckbildern, einer Flaggen- 
fowie einer Welttelegraphiekarte, vergleichenden Tableaus etc. 


Vollſtändige Eremplare vom „Bud der Erfindungen“ (incl. Ergänzungsband) 
I—VI VI. ı. 2. = adıt Bände 
loſten geheftet A 53._50; in eleg. Einband mit Lederrüden A 65. 50. 


= Die außerordentlich günftige Aufnahme, welche dies weltbefannte Buch auch in diefer neuen, 
fiebenten Auflage allenthalben gefunden bat, veranlaßt uns, von dem Werke zum eriten Male eine 
Ausgabe in Dreimarklieferungen zu veranftalten, jo da dajjelbe (incl. Ergänzungsband) nunmehr auch 


u in fiebzehn Preimarklieferungen u 


bezogen werden fann. Bejtellungen nehmen alle Buchhandlungen de3 In- und Auslandes entgegen. 
Aus Orten, in denen Buchhandlungen nicht bejtehen, wende man fih an 


die Verlagsbuchhandlung von Otto Spamer 
in Seipgig, Gellertſtraße 2/3 — in Berlin SW., Großbeerenftraße 75 part. 


InhaltsAeberſicht 


zum „Buch der Erfindungen‘ ıc. nebſt Ergänzungsband. 


Erfier Band. 
Einführung in die Geſchichle der 
Erfindungen. 
Gipangögung und rn 


er Denihheit 
Einleitung. KRulturgeſchichtliche Ent- 
wicklung des Aecuſchengeſchlechts 
— Geſchichte der Baukunfl. Baus 
ftile der Bölter. Das Wohnhaus 
und feine Einrichtung. Die 

Straßen und Ortdanlagen. Ver: 
fehrömwege. — Die verviclfältigen- 
den Künfle. Geſchichte und Fabri— 

fation des Papiers. Schrift und 

Screibfunft. Die Erfindung der 
Buchdruderkunft. Holzichneide- 
funft. Kupfer⸗ und Stahljtecher: 

kunſt. Die Erfindung der Litho- 
graphie. Die graphiichen Künſte 
in fombinirter Anwendung auf 
d.Heritellungvon Werthpapieren. 

weiter Band. 
Die Kräfte der Natur und ihre 
Berufung. 

Eine phyfitaliihe Technologie. 
Einleitung. Geſchichte der Phnfit. 
Maßu. Mefjen. Das Metermaf: 
ſyſtem. Windmühle und Schiffs: 
ihraube. Hebel und Flajchen- 
zug. Wagen und Aräometer, 
Pendel⸗ u. Centrifugal⸗Maſchine. 
Barometerund Manometer. Der 
Luftballon und die Luftidiffahrt. 
Zuftpumpe u. atmojphär. Brief: 
poft. Hydrauliſche Mafchinen. 
Pumpen und Feuerſprißen. — 
Das Licht. Spiegel und Spiegel: 
apparate. Das Prisma und die 
Speftralanalyje. Camera obicura 
und Laterna magica. Das Auge. 
Panorama. Ghromatrop und 
Stereoflop. Die Erfindung des 
Zeleflops, Das Mikroſtop. — 
Elchtrizität und Magnetismus, Die 
Erfindung der Elektriſirmaſchine. 
Die Erfindung des Blikableiters, 
Galvanismus, elettriiches Licht 
und Balvanoplaftit. Die elektro: 
magnetijchen Apparate, Die Er: 
findung des Telegraphen. Der 
Kompaß. — Die Welt der Töne, 


Das Spradrohr. Die mufifa- | 
liſchen Inftrumente. Rhythmifche 
Inftrumente. Das Klavier und; 


ähnliche Inſtrumente. Die Geige 


und Ähnliche Inſtrumente. Die | 


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Von der Erdoberfläche ſowie aus 
dem Waſſer. 


Einleitung. — Geſchichte der Chemie, 


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Blasinſtrumente. Die Orgel. — 


"Die Wärme. Das Thermometer. 


Der Dampf und die Erfindung 


Fünfter Band, 


Die Chemie des läglichen Sehens. 


der Dampfmajchine. Lotomotive | Einleitung. — Mahlen und Baden. 


und Lokomobile. 
Dritter Band, 


Die Gewinnung der Rohſlofſe aus 


dem Innern der Erde. 


Einleitung. — Die Gewinnung der 


Rohfloffe aus dem Innern der Erde. 
Der Steinbredher. Die Erdboh- 
rung. Gewinnung der Erze. Die 
Gewinnung der Poffifen Brenn: 
ftoffe. Das Kochſalz und feine 
Gewinnung. Die Edeljteine. — 
Die Gewinnung der Rohſtoffe von 
d. Erdoberflädye. — Landwirthſchaft. 
Der Boden u. feine Bearbeitung. 
Der Feld, Gartens, Objt- und 
Weinbau. Die Viehzucht. Milch: 
wirthichaft. Käfebereitung. — 
Fotſtwitlhſchaft und Jagd. Der 
Wald u. jeine Pflege, Die Jagd. 
DieNupung des Waldes. — Das 
Wafler u. ſeine Shäht. Vom Duell 
um Meere. Die Ernten a. d. 

aſſer. Nufternfang. Perlen: 
und orallenfiicherei. Bernitein: 
gewinnung. Schwammfiſcherei. 
Fiſcherei und Seejagden. Süß— 





waſſerfiſchzucht. JZagda.Seevögel. 


Dierter Band, 


Chemiſche Behandlung der Rohftoffe. 


Eine chemiſche Technologie. 


— Chemiſche Grundbegriffe. — 
Der Hüttenarbeiter. — Das Eifen 
und die Eifen-Indunfrie. — Zint, 
Kobalt. — Wismuth u. Genofjen. 
Kupfer, Blei, Zinn. — Dued: 
filber und Gold. — Platin und 
Genoſſen. — Aluminium und 
Magnefium. — Die Edeljtein- 
lieferanten. — Töpferwaaren u. 
Porzellan. — Kalt, Cement und | 
Gips. — Alaun, Soda und Sal: 
peter. — Das Glas nnd feine der- 
arbeitung. — Die Erfindung des 
Sciekpulvers. — Die Juduſtricu 
des Schweſels. — Die Feuerzeuge. 
Phosphor. — Daguerreotypie | 
und Photographie. — Die Farben 
und ihre Bereilung. 


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Der Bucher. — Die Aufguß-— 
getränfe. Der Kaffee. Der Thee. 
— Kalao und Chokolade. — Ges 
mwürze, Droguen u. Medikamente, 
— Die Gifte. — Tabak u. andere 
Narkotica. — Die gegohrenen 
Getränfe. Branntwein u. Sprit. 
— Der Wein. — Das Gier und 
die Blerbrauerel. — Das Slelfd) 
nnd feine Benuhung. — Die Leifen- 
fiederelu. Kerzenfabrifation. Oele 
und Fette. — Aetheriſche Oele 
und Parfümerien. — Die Heizung 
und Ventilation. — Die Beleuchtung, 
insbejondere die Gasbeleuchtung 
u.diedamit zufammenhängenden 
Induftriezweige. —Harze, Firniffe 
und Lake. — Kautſchuk u. Gut⸗ 
taperha, — Gerberei. — £eim- 
fabrikation. — Die Bleidyerei. — 
Die Färberei u. Zeugtuchdruderei. 
— Die Wachstuchfabrilation und 
Tapetendruderei, 


Sechſter Band, 


Die mechaniſche Bearbeitung der 


Rohiftofe. 


Der Mafdinenbau und feine Hülfs« 


mittel.— Nagelſchmiedu. Mefier: 
Ihmied. — Fabrikation Heiner 
Metallwaaren. — Die Hadelfabri- 
kation. — Schloſſerci. — Schlöfjer. 
— Feuerfeſte Geldſchränke. — 
Die Bearbeitung der Bleche, — 
Der Uhrmacher. — Gold⸗ u. Silber⸗ 
arbeiter. —Bijouteriefabrifation. 
— Die Edelfteinjchleiferei. — Die 
Bearbeitungdes Holzes. — Das Dred- 


- file — Die Spielmaarenfabris 


fation.— Wagen⸗ u. Kutſchenbau. 
— Holz- und Strohflechterei. — 
Die Bearbeitung der SFaferfioffe. — 
Die Spinnerei. — Seil» und 
Taufabrifation. — Das Weben. 
— Die Aãhmaſchlue u. die Kleider» 
macherei. — Papiermaché und 
Berwandted. — Die Herjtellung 
derBapierwäjche. — Die Budjbiude- 
rei. — Die Verarbeitung des Leders. 
— Sattler, Schub-u. —— 
macher. — Die Verarbeitung der 
Haare, Borſten und Därme. 


abeliſch · chronologiſche Aeberſicht der denkwürdigNien Erfindungen aller Zeilen. Bollländiges alphabetiſches Gadıregifler. 


Siebenter Band im zwei Abtheilungen. Der WVeltverkehr und feine Mittel, 


Erfte AbtHeilung. 


Einleitung. — Rüdblih anf die Ent- 
wichlung des WVölherverkehrs nnd 
der Welthandelsbewegung. — Die 
roſſen Verkehromege vormals und 
hente, — Die Güterbewegung und 
hre Mittel, — Mleffen und Märkte, 
— Rommnnikationsmittel in den Ale- 


tropolen. — Poften und Poſtweſen. 


— Die Eifenbahnen als Verkehrs- 
rafen. — flüffe und Banäle. — 
üchblih anf bie Entwicklung ber 

Salffahrl, — Ban und Ansrüftung 

der Schiffe. — Das Dawmpfſchiff. — 

Das Ziff in See. — Mlandvrir- und 

Stenermannshunf. 


—ñ— — — 


Zweite Abtheilung. 


Einrichtung jur Sicherung des Seever- 


kehrs. — Die ogeanifche Dampffdiff- 
—— — Schiffahrt und Weltverkehr 
u unferen Bagen. — Entwidhlung 
der Welttelegraphie. — Induftrlelle 
Ausftelungen nnd die Parifer Welt- 
ausftelnng im Zahre 1878. — Voll 
ſtändiges alphabetifcdhes Sacıregißer. 


»Berlag von Otto Spamer in Teipzig und Berlin. 


Bu beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes. 


Sllufirirtes Yau-Sexikon. 


Eriter Band. 


AB. 
Fig. 1 bis 1055. 


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Leipzig: Verlag von Otto Spamer. 


(Titelbild,) 


er Dom zu Köln. 


Illastrirtes Baulexikon. 4. Aufl. 


Zeichnung von G. Rehlender. 


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Slfufrirtes 


au-Leriken 





Praktiſches 
Hülfs- und Nachſchlagebuch 


des Hoch- und Flachbaues, Land» und Waflerbaued, Mühlen: und Bergbaues, 
der Schiffs- und Kriegsbaufunft, 


jowie der mit dem Bauweſen in Verbindung jtehenden Gewerbe, 
Künſte und Wifjenjchaften. ET 
Für 


Architekten und Ingenieure, Baugewerke und Bauherren, Baubefliffene und Polntechniker, 
fowie für Archäologen, Hunftliebhaber und Sammler, 


Unter Mitwirkung bewährter Fachmänner herausgegeben 
von 1? "Pau 


Baurath Dr. Oscar uothes Architekt, 


Inhaber der k. k. öſterr. gold. Medaille für Kunſt u. Wiſſenſchaft, Ehreimeifter des freien deutichen Hochſtiftes, forreip. Ehrenmitglied 
der Sociedad scientifica in Murcia, Mitglied mehrerer gelehrten Geſellſchaften u. ſ. w. 


Erfter Band. 
Mit 1055 Tert-Abbildungen. 






JUL 30 1914 





Vierte umgenrbeitete und vervollftändigte Auflage. 


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Leipzig und Berlin, 
Verlag und Drud von Otto Spamer. 


1881. 





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Vorrede. 


Als die dritte Auflage des „Illuſtrirten Bau-Lexikon“ Mitte November 1876 vollendet 
vorlag, hatten Herausgeber und Verleger zwar die Freude, durch den ſchnellen Abſatz den Beweis 
zu erhalten, daß ihnen gelungen war, die Zufriedenheit eines ausgedehnten Lejerfreijes zu 
erwerben; dennoch hielt feiner von ihnen die Nothwendigfeit einer vierten Auflage jo nahe 
bevorjtehend. Aber jchon im Herbit 1879 begann jich der Vorrath jo jtarf zu lichten, daß 
an die Vorbereitungen zu einer jolchen, deren erjter Band nun vorliegt, gegangen werden mußte. 
Nachdem der Winter 1879—1880 zu Anjammlung von Notizen aus Fachblättern und Fach— 
werfen, der Sommer 1880 zu fleigiger Befichtigung mehrerer Fabriken und Anknüpfung neuer 
Berbindungen benugt worden war, konnte der Unterzeichnete im Herbit 1880 an den Beginn 
der neuen Auflage herantreten. 

Das Ziel des Herausgebers dieſer Encyklopädie der Baukunſt ijt umentwegt dasſelbe 
geblieben, welches er bei Erjcheinen der früheren Auflagen dahin gehend bezeichnete: 

„Bauenden und Baulujtigen einen Schlüffel an die Hand zu geben zu der jo viel verjchlungenen 
Hieroglyphenjchrift zahlreicher technischer Augdrüde, welche auf das Bauweſen im weitejten 
Sinne des Wortes Bezug haben; gleichzeitig ferner bei jo manchen Vorkommniſſen einen 
Rathgeber zu bieten, welchen die Praxis des täglichen Lebens oft jo wünjchenswerth er- 
icheinen läßt“; 
jo dat das Werf eine thunlichjt vollitändige, alphabetijch geordnete Erklärung aller im Baufach 
vorkommenden Arbeiten und Vorgänge, aller techniſchen Bezeichnungen und äſthetiſchen Begriffe 
der Ornamental- und Stilformen, der wichtigſten Symbole, Allegorien u. |. w. enthält. 

Es empfiehlt jich hierdurch als ein praftiiches Nachſchlagebuch auf den Gebieten des 
Hoch- und Flahbaues, des Land- und Wafjerbaues, des Mühlen- und Bergbaues, 
und verjagt jelbjt Demjenigen die gewünschte Auskunft nicht, welcher über Gegenjtände aus 
der technischen Botanik und Mineralogie, überhaupt aus den mit dem Bauweſen in Ber: 
bindung jtehenden Gewerben, Künjten und Wiſſenſchaften den Aufſchluß ſucht, deſſen er als 
Fachmann bedarf. 

Dabei iſt der Unterzeichnete ohne Nachlaſſen ſorgſam bemüht geweſen, nicht nur bekannte 
und bewährte Regeln, Hülfsmittel, Vorſchriften u. ſ. w. aufzunehmen, ſondern auch möglichſt 
viele Verfahren, Konſtruktionsweiſen u. dergl. zuſammenzuſtellen, die erſt in neueſter Zeit 
aufgefunden worden ſind. Nichtbewährte Mittheilungen zu bieten, theoretiſch allzu gelehrte 
Entwicklungen und abſtrakte Grundſätze erſchöpfend auszuführen, iſt nach wie vor thunlichſt 
vermieden worden, ebenſo das Eingehen auf Einzelbeſchreibungen hervorragender, meiſt oft 
ſchon beſchriebener Bauwerke, ſowie Einzelhiſtoriſches. 

Auch bei Bearbeitung dieſer Auflage hat der Herausgeber den bei weitem größeren 
Theil des Werkes wiederum ſelbſt umgearbeitet, die Spezialartikel aber durch bewährte Fach— 
männer einer ſorgſamen Durchſicht unterwerfen laſſen. Es unterſtützten ihn außer den Herren 
Mitarbeitern an früheren Auflagen noch viele ſeiner Freunde und Strebgenoſſen in und außer 


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Deutjchland. So konnte denn durch vereintes Streben eine belangreiche Anzahl ganz neuer 
Artikel Hinzugefügt werden, jo daß der Unterzeichnete die fejte Ueberzeugung hat, dem Pu— 
blifum in diejer Auflage ein — hinſichtlich Tert und Jlluftrirung — zeitgemäß 
vervollftändigtes, weſentlich verbeffertes Werk vorzulegen. 

Schon bei der vorigen Auflage war es nöthig geworden, die vielen, den beiden erjten 
Auflagen einverleibten Artifel aus den Gebieten der Kunjtarchäologie, Heraldif und Ikono— 
graphie thunlichſt zu bejchränfen, um Naum für Artikel zu fchaffen, welche das Bauweſen 
näher berühren. Die auf dieſe Weije ausgejchiedenen Artikel bildeten damals den Stamm zu 
einem „Illuſtrirten archäologischen Wörterbuch“, welches ich in Gemeinjchaft mit Dr. Heinr. 
Aler. Müller in Bremen herausgab und welches — ebenfalls im Verlag von Otto Spamer 
in Leipzig erjcheinend — hiermit allen denjenigen Befiern des Jlluftrirten Bau-Lexikon 
empfohlen jei, die fich auf genannten Gebieten nähere Auskunft zu verjchaffen wünjchen, indem 
beide Wörterbücher fich gegenfeitig ergänzen. Um nun aud) bei diefer neuen, vierten Auflage 
wiederum Berbefjerungen und bejonders Vermehrungen durchführen zu können, ohne den Umfang 
und jomit den Preis des Werkes zu jteigern, wurde eine etwas zujammengedrängtere Druckweiſe 
angeordnet, und jo gelang es auch zugleich, einen Theil des durch diefe Aenderung gewonnenen 
Raumes zu neuen Jllujtrationen verwenden zu künnen. Wie bei den früheren Auflagen, it 
ein großer Theil der Jlluftrationen, mit denen die VBerlagshandlung in höchſt danfenswerther 
reigebigfeit das Werf geziert hat, von mir jelbit auf Holz neu gezeichnet und aufs jorg- 
fältigjte in der Artiftiichen Anjtalt von Otto Spamer xylographirt worden, jo daß fich die 
Zahl der Abbildungen in allen vier Bänden wohl auf 3000 jteigern dürfte, nachdem fie in der 
zweiten Auflage 1994, in der dritten 2732 betrug. 

Wenn nun jchon der bisherige Erfolg die gehegte Hoffnung als begründet erwieſen hat, 
dat das „Illuſtrirte Bau-Lexikon“ ich jelbit als das volljtändigjte Hülfsbuch für Architekten, 
Techniker, Bauhandwerker, Bauherren, Liebhaber der Baufunft und Foricher im Gebiete der 
Kunſt u. ſ. w. empfehlen werde, jo übergebe ich mit um jo größerer Zuverficht diefe wiederum 
reich vermehrte und in ihrem Inhalt abgerundete und vervollitändigte Auflage der Deffentlichkeit, 
fann aber nicht unterlajjen, die bei früheren Auflagen ausgejprochene Verficherung zu wieder: 
holen, daß meine geehrten Fachgenoſſen mic) zu aufrichtigem Danf verpflichten würden, wenn 
jie mich von etwa aufgefundenen Ungenauigkeiten, Lücken u. ſ. w. direft in Kenntnis jegen 
wollten, gejchehe dies nun im Wege rein privater Mittheilung oder durch Ueberjendung einer 
bereit3 zum Drud gebrachten Beiprehung. Es würde mir dadurch ſehr erleichtert, bei der 
Herausgabe eines Supplements oder einer eventuellen neuen Auflage die troß der gewiſſen— 
haftejten Aufmerkſamkeit mir dennoch entgangenen Mängel zu berichtigen. 


Leipzig, im Juni 1881. 
Baurath Dr. ©, Mothes. 





A, als Zeichen u. Abkürzung. 1. Auf Bau⸗Inſchriften 
wirdesam häufigiten in folgenden Bedeutungen gefunden: 
A. für 500, A. für 5000; A. M., AA. M.„ AA. L.L. 
M., artium (liberalium) magister, Meister der ſchönen 
Künſte, Baumeijter; A., anno; A. a. oder A.a. C. u., 
ych v. Ehrijti Geburt; A.0.C., Jahr nach d. Schöpfung; 

.M., dafjelbe od. ante meridiem, Vormittags; A.O. R. 
Jahr der Erlöjung; A. p. oder A.p. EC. n., Jahr na 
Chriſti Geburt; A.C., annoChristi; A.D., anno Domi- 
ni ete. Weiteres f. in M.M.a.W®. [M-s.] 

2. In der Mechanik braucht man den Buchjtaben A be- 
fonders zu Bezeichnung des „Arbeitsmodul“ ; f. d. Art. 
Elaitizität. [Schzo.] 

3. A. ijt das übliche Zeichen für Ar, ſ. d. 

Aa., Abkürzung von aqua (lat.), auch feltiiches Wort 
für Bafjer, Fluß, daber beigartanlaern einnadgeahmter 
Fluß od. eine Schlucht; f. auch d. Art. Aha. 

Aak, f. und nm. (Schiffb.), flaches Flußſchiff des Nicder- 
rheins zum Weintransport, mit breitem Vorder: und 
Achterſteven. 

nalen, akt. 3., eine verſchlammte Röhre Lüften; zu— 
nächit, indem man einen Aal durch dieſelbe jchlüpfen läht; 
doch auch auf Reinigung durch andere Mittel übertragen. 

Aalfang, m. (Wafjerb.), franz. anguilliere, f. engl. 
eel-fishery, fann verichieden angelegt werden: 

1. Als Aalweht, n., frz. Ecrille, f., gord, m., engl. eel- 
wear, niederf. Aallege, f., d. h. als hölzernes oder jteiner- 
ned Wehr (j. d. Art.) mit einer Vertiefung in der Mitte, 
in welcher ein Netz ausgefpannt wird. Wegen unver: 
meidlicher Stauung des Waſſers nicht überall geftattet. 

2. Aalfprung, m., eine Sperrung von Latten oder Rechen 
vor den Freiarchen od. Wüſtegerinnen von Waſſermühlen 
oder an anderen geeigneten Stellen des Flufies, hinter 
welder dann Aalkäften (engl. eel-boxes), Aalpuppen, Aal- 
quäften, Aalkörbe oder Aalreufen (engl. eel-pots) aufgeftellt 
werden, in welche die Aale, über den Nechen fpringend, 
fallen. [M-s.] 

Aalteich, m. (Waſſerb.), frz. anguillier, m., engl. eel- 
pond, anzulegen wie jeder andere Fiichteich; ſ. d. Art. Teich. 

Aam, n., |. dv. w. Ohm, ſ. d. 

Aar, m., für Adler, fommt in Baufprüchen und In— 
ihriften, namentlid) aus dem Mittelalter, vor. 

Aaronjlab, m., 1. (Bot.) fat. Arum maculatum, frz. 
arum, engl. hart-wort, giftiges Knollengewächs, welches 
an feuchten, fchattigen Stellen in Laubwäldern x. fich fin= 
det und im April bis Mai blüht. [ Wf.) 

2.fr;. verge d’Aaron, engl. Aaron’'srod. Der Blüten- 
jtengel obiger Pflanze fommt im Mittelalter als Attribut 
Aaron's, ald Symbol der Ehelofigteit, der Priefterichaft u. 
der Jungfräulichteit Mariä, ferner auch als Ornament an 
ägyptischen Bauwerken vor. Mehr f.in M.M.a.W. [M-s.) 

Ansfliege,f. Das Vorkommen derjelben i. d. Abtritten 
bat jeine Urfache in der Anhäufung trodener Erfremente; 
Befeitigung ift daher durch Räumung der Grube zu er- 
reichen. ©. auch d. Art. Abtrittöfliege. 

Anskäfer, m, j.d. Art. Starabäus u. ägyptiicher Stil. 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


Anskopf, m. (Bauf., Bildh.), frz. tete, f. de boeuf, 
tete, f. de belier, engl. head ofbeast,oxscull, lat.calva 
sacrificialis, Kopfitelet eines Opfer: 
thieres, ſ. ig. 1, bei den Alten häufig 
als architektoniſche Berzierung an Al: 
tären, Sarfophagen undinden Metopen 
doriſcher Tempel angebracht, und dort, 
obleich an ſich unichön, durch die Bezies 
hung auf den Opferkultus entschuldigt, 
in der neueren Kunſt ohne Bedeutung, 
daher eigentl. nicht anzumenden; ſ. übr. Art. dorifch. [M-s.] 

Abaco, m., ital., abaecus, m., lat., |. Abatus. 

Abaculus, m., lat., Mojaititift. 

abädhfeln ( Zimm.), j. ächieln. 

Abaddon, hebr., 1. Abgrund, Hölle. — 2. Engel des 
Verderbens und Todes. Näheres ſ. in M. M. a. W. 

Abadio, Abdio, Abadir, Butplos, Beih-cl, m., bei Orien- 
talen und Griechen runde, aud) fegelförmige, unbehauene 
Steine, theils jelbit göttlich verehrt, theils als Bezeichnung 
von heiligen Stätten dienend, Urjprung der Altäre; bei 
den Griechen auc) der in Delphi verwahrte Stein, den 
Kronos ftatt des Zeus verjchlang. [M-s.] 

abäften, 1. einen Baum (Gartenb.), fra. Ebrancher, 
€laguer, emonder, engl. to prune, to lop, auch ausäflen, 
anspußen ihn aller oder doc) der überflüjjigen, unjchönen 
oder behindernden Aeſte berauben; — 2. einen gefällten 
Stamm (Zimm.), frj. decouper les branches, engl. to 
cut offthe branches, die Aeſte abbauen und die Stummel 
glatt verpußen, [.M-s.] 

abäthmen (Metall.), 1. ein Metall, frz. recuire, engl. 
to anneal, j. v. a. ausglüben oder nachglühen (f. d. betr. 
Art.); aud) für abtreiben (j. d.) gebraucht. — 2. eine Ka— 
pelle, fr3. rougir, chauffer la coupelle, engl. to glow, to 
redden a cupel, f. d. Art. Kapelle. 

abaft, adv., engl. (Schiffsb.), hin, hinterwärts, adhter; 
from abaft, badjtagsweife. — 

abaiden, ſ. aichen. 

abaisser, v. a., frz., 1. abitugen, einen Aſt; 2. ernies 
drigen, eine Mauer; 3. fällen, eine Wintelrechte; 3. tiefer- 
legen, eine Straße. [M-s.] 

Abaka, Avaka, m., frz. abaca, m., engl. abacca, ſ. v. 
w. Manillahanf ſ. d.). 

Abakiskus, m., Abacifjus, &ßaxisxog, das Heine Rlätt- 
chen, welches bei manchen Kapitälen dem Abakus unterge- 
legt oder auf deſſen Unterjeite angearbeitet ift, um das Ab— 
drücken hervorragender Verzierungen zu verhüten (f. a-b 
in Fig. 2). Vgl. d. Art. Schußiteg. [M-s.) 

Abakus, m. (afßaxıov, aßas, &ßaxos), 1. frz. abaco, 
abaque, m., engl. und lat. abacus, ital. u. jpan. abaco, 
eigentlich Tiſch, Platte, Täfeldyen ; daher auch Rechentafel 
der Alten. — 2. (Bauf.) frz. abaque, m., tailloir, m., 
engl. abacus, Dedplatte d. Kapitäls; zuerit jedenfalldan- 
gebracht, nicht um, wie Viele behaupten, die Säulen vor 
der Witterung zu jchügen, fondern um zwijchen der run: 
den, vertifal jtchenden Säule und der geradlinigen, hori= 
zontal aufliegenden oder ala Bogen aufdrüdenden Laft 

1 





Fig. 1. Hastopf. 


Abakusblume 





2 


abbiegen 





eine Vermittlung zu bilden, Die einfachſte Form, wie 
bei c-d in Fig. 2 Dane uam — 

geftellt, hatte der A. der NN 
aͤgyptiſchen u. älteiten do ——— 
rischen Säulen. Dieweiter 
entwidelte, ſehr mannid)= 
fache Gejtaltung der Aba— 
fen j. in d. Art. doriſch, ic» 
niſch, korinthiſch, toskaniſch, 

romaniſch, gothiſch ꝛc. — Sig. 2. Abatus. 

3. Feld mit Figuren, in Moſaikfußböden eingejeßt. — 4. 
Vieredige Marmortafel, zum Schhmud in die Rand ein- 
gefügt. — 5. Die franz. Steinmegen der Gegenwartnennen 
abaque ein gothiſches Ornament in Form eines Plätt- 
chens, das mit Nepwerk oder Perlitabvon der halben Breite 
des Plättchens belegt iſt. —5 

Abakusblume, f. (Bauf.), frz. oeil, m., oder rose, f. 
dutailloir, engl. abacus-flower, die Mittelblumean jeder 
der vier Seiten des Abafus am korinthiichen Kapitäl; ſ. d. 
Art. forintbiich. [IM-s. 

nbarbeiten, 1.alt. 3., frj.degrossir, decroüter, engl. 
to get off, Naubigteiten undüberflüffige Hervorragungen 
mittels eines Werkzeuges entfernen, lostrennen. — 2. 
(Bildb.), frj.degrossir, engl. to rough-hew, ſ. d. w. vor⸗ 
arbeiten, beim Steinmegen auch ausführengeannnt (j.d.). 
— 3, eine Schuld abarbeiten, frz. travailler A comptedu 
regu, engl. to pay-off by labor, d. h. durd) Arbeiten ab⸗ 
tragen. — 4. intr. 3., engl. to work-out a task, bis zu 
Vollendung eines Stüdes oder bis zu einem gefepten Zeit— 
punft arbeiten. s 

abaſtig, adj., wird ein Stamm genannt, defien Äüſte 
durch den Sturm gelodert wurden und welcher daher um 
jeden Aſt herum Rifje bat; dieſer Umſtand thut der Trag— 
fähigkeit des Holzes, der Dichtheit und Nettigkeit der dar— 
aus geichnittenen Breter bedeutenden Abbrud). 

Abatage, abattage, m., fr3.1.A. du bois (Forſtw.), 
das Holzfällen,“der Holzichlag, j. d. Art. Solzfällen, — 
2. A. d'un corps par le levier (Mech.), das Umlegen, Um— 
fanten, ſ. Art. Hebebaum. — 3.1 Schloff.)aud) mandrin.d’a., 
der Nietjtempel, Gegenbalter, j.d. betr. Art. — 4. A. d'un 
bätiment (Schiffb.), das Ktielholen, j. d. [M-s.] 

Abatis, m., abattis, m., frz., 1. j.v. tv. abatage 1.— 
2. (Kriegsb.) Verhau, j. d. — 3. (Steinbr.) die vom Fels 
abgegrbeiteten Steine, bevor fie verarbeitet find, — 4. 
GBochb.) ſowol der Abbruch, als der dabei entitehende 
Schutt, als auch das Abräumen des Schutted. — 5. ſ. v. 
w. abattoir. |.M-s.] 

Abatjour, m. (aud) abbajour, abajour geichr.), 1. 
(Hodb.), ital. abbaino, Fenſteröffnung, deren obere und 
untere Yaibung nad) innen ichräg abwärts geführt iſt, da— 
ber bejonders jtebendes tellerfeniter, dann aber auch jedes 
Oberlichtienjter oder einfallende Licht. — 2. Gewöhnliches 
lothrecht jtchendes Fenſter mit einem unten mit Scharnier 
befejtigten Yaden, der den Eingang des Lichts, aber nicht 
das Hinausfchen erlaubt; namentl. bei Gefängniſſen ge— 
bräuchl. — 3. ſ. v. w. Reflektor, j. d. [.M-s.] 

Abaton, n., oder Adpton, n. (Baut.), lat. abdite und 
abdömen, griech. aßazrov, &öurov, das Ingangbare, auch 
&)avsrov,unberührbar; hr arov,unbetrachtbar;avaxrogev, 
föniglidy; eig. ungangbares, geheimes Kabinet, Abort; 
daher bei griechiichen Kirchen der mit Borbängen ver- 
ſchloſſene hobe Chor; bei griechiichen Tempeln das Aller: 
heiligite, in welches blos die Priefter eintreten durften; ſ. 
d. Art. Kirche und Tempel. | 

Abat-sons, m., frz. (Hochb.), engl. penteys, Schall= 
laden, Scyallbret, j. d. 

Abattant, m., frz., Fallladen, Klappladen, ſ. d. 

Abattoir, abattis, m., irz., Schladhtbof, ſ. d. | 

abattre, v. a. frz, 1. (‚yoritw.) füllen, Hol. — 
2.(Schtifsk.)a.encaröne, fielbolen, ein Schiff; abnehmen, | 
einen Maſt. — 3. (Schloff.) umnieten, einen Niettopf. 








Abattue, f., frz., der horizontale Abitand vom Fuß— 
punft eines Bogens, vom Sewölbanjag bis zu einer von 
irgend einem Punkt des Bogens oder Gewölbes herab ge- 
fällten Lothrechten. 

Abattuta, f., ital., j. d. Art. Battuta, 

Abat-vent, m., frz., 1. (Hochb.) Windladen, Schutz— 
bret, äußerlih an einem Fenſter oder einer Thüre zum 
Abhalten des Windes; befonders heißen jo die unbeweg— 
lichen Jaloufien, die direkt an die Gewände befejtigt find, 
daher aud die Schallbreter an den Schalllöchern der 
Glockenthürme. — 2, (Bartenb.) Dedmatte an Gewächs— 
häuſern ıc. | M-s.] 

Abat-voix, m., frz. (Bauf.), ſ. v. w. Schalldede, ſ. d. 

abbanken, att 3., 1. frz. jalonner, engl. to mark by 
stafls, durch Einfteden von Baalen (ſ. d. 1—3) bezeichnen 
(eine Linie, Straßenrichtung, Grenze 2c.). — 2. frz. bali- 
ser, engl. to mark by beacons, das Fahrwaſſer ıc. durch 
Baalen (j. d. 4) bezeichnen, 

abbaken, at, 3., 1. niederjächjiiche Schreibweiie für 
abbaaten. — 2. fr. delimonner, eine Treppe ihrer Baden 
oder Wangen berauben, j. Treppe. — 3. Ziegel blos halb 
brennen, unvolljtändig brennen. — 4. Holz, um es ſchnell 
zu trodnen, in dem halberkalteten Badofen dörren lajien. 

abbänken, att. 3., 1. (Steinm.) einen Stein, an dem 
nicht mehr gearbeitet werden joll, ſei er nun vollendet 
oder nicht, von der Arbeitsbank wegnehmen und bei Seite 
legen. — 2. bei den Zimmerleuten im Meißniſchen, einen 
behauenen Stamm von den Haubänfen weglegen; ſ. d. 
Art Haubank. M-s.] 

abbamfen, akt. 3., niederdeutich für abklopfen. 

Abbau, m. (Bergb.), frz. exploitation, f., ouvrage, 
m.,in Belgien ouvre, f., oder pourchasse, f. d’uneveine, 
engl. work, working, winningofa seam, Art und ®eije, 
wienugbare Mineralien aus ihren Lagerjtätten gewonnen 
werden. Man unterjcheidet bef. folgende Abbanumelhoden, 
methodesd’exploitation,engl.working-systems, works. 
I. A. mit Bergeverfaß, und zwar a) Firſtenbau, b) Etra- 
henbau, e) Seitenjtraßenbau und Seitenfirftenbau, d) 
Stoibau, e) Querbau, f) Strebbau; II. A. ohne Bergever- 
fab, und zwar a) PBieilerbau, b) theilweiier Abbau und 

rterbau, e) Stodwerts- und Weitungsbau, d) Brud)- 
bau; III. A.,bejonderer, u. zwara) Tunnelbau, bKuhlen⸗ 
bau, ce) Dudelbau, d) Abbau von Bupenwerten; IV. 
Sinfwerke. ©. d. betr. Art. Si. 

abbauen, 1. akt. 3. (Hochb.), frz. detacher, ein neues 
Gebäude entfernt von einem ſchon ftebenden errichten, im 
Segenjaß dv. anbauen. — 2, beim Bergb. heißt abbauen 
a) frz. exploiter, engl. to work, ſ. v. w. ausbeuten, ge- 
winnen;b)jrj. cesserd’exploiter, engl. to finish to work, 
mit Ausbeuten aufhören. Eine Grube oder Stelle ijt ab- 
gebaut, exploite A fond, worked out, wenn der Erzgehalt 
erichöpft ilt; ec) e8 wird aud) „abgebaut“, wenn aus dem 
Ertrag der Grube das Betriebstapital allmählich an die 
Unternehmer zurüdgezahlt wird. | St.) — 3. frz. abattre, 
dömonter, demolir, engl. to pull down, to demolish, 
j.v. w. abtragen. — 4. fi abbauen, refl. 3.: ein Thurm 
baut ſich vom Schiff der Kirche ab, wenn er unten damit 
zufammenbängt, dann aber durch Zurücktreten der Ober: 
geſchoſſe fich eine Kluft zwischen beiden bildet, z. B. an der 
kath. Kirche in Dresden. [.M-s.| 

abbäumen, niederjächi. für abjteifen. f. d. 

Abbauftoff, m., frz. front, m. de taille, engl. face of 
workings (Bergb.), ſ. unter Stop. 

Abbauftrerke, f.,irz. voie,taille, f.,in Belg.coistresse, 
f., engl. board, stall (Bergb.), f. unter Strede. 

Abbaye, f., irz., engl. abbey, j. d. Art. Abtei. 

abbeilen (Zimm.), einen behauenen Stamm mit dem 
Breitbeil glätten, ſ. d. Art. bebauen. 

abbeizen, abbaizen, abbeiten, j. beizen und abbrennen. 

abbiegen, 1. alt. 3., frz. courber, plier, engl.to bend 
off, jpan, encorvar, doblar, cin Stüd Holz oder Eiſen, 





abBimfen 3 abbrennen 


beides gewöhnlich mit Hülfe von Feuer, nad) einer vorge— 
ſchriebenen Kurve frümmen. — 2. fr. fournir de eintres, 











TEE Cr 














— —— — — — — — — — 


ſchächten in feſtem Geſtein wurde zuerſt von Kind in gro— 
ßem Maaßſtab verſucht, um die Waſſerhaltung während 
engl. to set the centres, mit Biegen verſehen, oder durch des Abteufens zu erſparen und die Dichtung durch Holz— 
Aufitellung der Biegen vorbereiten; j. d. Art Biege. — 3. | fäſſer und nachherigen Cementausguß) von oben ber ein- 
intr. und vefl. 3., f13. se plier, se courber, engl. to turn | bringen zu fünnen. Für Schurf- und Wetterichächte war 
aside, to divert, fi) durch zu große Belajtung ausder ur- | das Abbohren ſchon früher von Kindermann angewen- 
jprünglich geraden Richtung entfernen, bej. von vertifalen | det worden. Si. —3. (Steinbr.) die Steine durch Bohren 
Stügen oder Säulen gejagt; von horizontalen jagt man | u. Sprengen vom Felſen jondern. —4. (Zimm.) fr. four- 
einbiegen, wegbiegen; j. d. Art. | nir des trous, alle in einer Zulage od. einem Abgebinde 
abbimfen, alt. 3., frz. poncer, frotter ou polir a la | nöthigen Bohrlöcher hinter einander weg bohren. [.M-s.| 
ponce, engl. to pumicate, to rub with pumice, mit| Abbohrer, m. (Steinbr.), frz. — f., barre, f., 
Bimsſtein abreiben oder jchleifen, ſ. Bimsjtein. a mine, engl. finishing-jumper, der beim Steiniprengen 
abbinden, 1. auch zulegen (Zimm.), fr3.assembler,join- | zu Vollendung des Bohrlochs angewendete Sprengbohrer 
dre, engl. to assemble, to frame,to join, fämmtliche zu | oder Sapbohrer von 60—90 cm Länge. ER 
einem Gebäude oder Bautheil gehörige Holzſtüde jo auf  abbolgen, 1. fr}. fournir des boulons; alle in einem 
einer horizontalen Fläche zurechtlegen, durch) das Ausar- | Gebäude od. in einer Balfenlage nöthigen Bolzen in un 
beiten aller Berbindungstbeile mit einander verbinden chener Reihe darin befejtigen, heißt: das Gebäude 
i 








und dann durch Zahlen zc. fo bezeichnen, daf man fie wie: | abbolzen. — 2. einen Gegenjtand von einem andern 
der aus einander nehmen, auf den Bauplagtransportiren | Durch einen Bolzen entfernt halten. R 
und dort nach diejen Zeichen leicht und ſchnell wieder zu- | _ abboffeln, auch abboffen, alt. Z., ſ. v. w. boſſiren; ſ. d. 
jammenjtellen fan. — 2. Auch im Bergbau werden die | Art, bofien, BIN 
Maſchinentheile und Bauftüde einer Grubenzimmerung Abbot'ſche Geſchwindigkeitsformel, ſ. d. Art. Geſchwin— 
vor der Aufitellung abgebunden od. zugelegt. — 3.(Ham- digkeit. [r. Mr. 
merw.) das Zaineifen in Bunde von '/,, Y, und ’/, Gtr.|  Abbrand, m. (Metall.), frz. dechet, m., engl. loss on 
bringen; es geſchieht dies auf dem Abbindebod, m., einem | the thest, Berluft, welchen uncdle Metalle in der Hitze 
langen, jägebodähnlichen Geftell. unter dem Einfluß des Sauerſtoffs der Luft erleiden. Es 
abblättern, 1. att. 3, j. v.w. abblatten, ſ. d. — 2. vefi, | Nndet z.B. A. ftatt beim Exbipen der Metalle behufs 
oder pail. 3., frz. s’effeuiller, s’exfolier, engl.to scale,to | Stredens, Schmicdens oder Walzens. | WF.) 
scale off, to exfoliate, to flake, ital. sfogliarsi, jpan. | „‚abbrejen, 1.aft.3., frz. abattre, demolir, desceller, 
esfoliarse, fid) durch den Einfluß der Witterung ac. ſchie— demagonner,deposer, engl.to demolish, to take down, 
jerartig ablöjen, von Farbe, Rus, Stein, Metall zc. ge- to pull down, ital. abbattere, jpan. demoler, destruir, 


io rt : ie. 13.9. w. abnehmen, abreiken, abtragen, einreißen, nieder: 
braudyt. Die Urfachen des Abblätterns find ſehr verichie Bredden. 2. frg reconper, retirer, engl. to set off, ital. 


troncare, ſpan. acortar, um ein gewijjes Maaß ver: 
ringern, z. B.: „Bei dem nächſten Stockwerk brechen wir 
10 cm mit der Mauerftärfe ab.“ — 3. fr. rompre, bri- 
ser, engl. to break, abbrechen oder zerbrechen, bezeichnet 
die Ueberwindung des Feſtigkeitswiderſtandes bei einem 
ftangen=, balfen= oder jäulenförmigen Körper durch zu 
ſtarke Biegung; ſ. Weitigteit. [Schwa.] — 4. frz. rompre 
les plaques, die beim Verzinnen zufammengeflebten 
Bleche von einander breden und umwenden. — 5. frz. 
donner aux plaques le dernier feu, den aufgebreiteten 
Blechen noch eine Glühhitze geben und joldye jo mit einem 
hölzernen Hammer Hopfen. — 6. (Maler.) frz. &corner, 
j.v. w. die Eden verbrechen, ein eigentlich vierediges Feld 
mit abgejtumpften Eden verſehen. — 7. eine Kriegsbrüde 
abbr., frj.replier un pont, engl.to withdraw, to break- 
up, to remove, to dismantle a bridge, d.i. Die einzelnen 
Brüdentheile aus ihrer Berbindung löjen und jomit die 
Duerfommunifation aufbeben; Lepteres möge für vor- 
übergebende oder bleibende Zwede geicheben. —8. intr. 3., 
frz. se couper, engl. to cease, jpan. romperse, ital. 
spuntarsi, aufhören: „der Sims bricht bier ab,“ 
abbreiten (Hiüttenw.), frz. aplatir, etendre sous le 
d j martinet, engl.to flatten, Nusarbeiten der Kupferſchrote 
oder — — 2. paſſ. 3., durch die Sonne farblos | zu Keſſelplatien; die Schrote werden unter wiederholtem 
werden, ſ. abblafien 2. Glühen fo unter den Breithammer gebracht, daß diefer 
abbleien, 1. mit Blei abdeden. — 2. mit Blei ab- ſtets von aufen nad) der Mitte zu arbeitet, wodurch die 
Ihnüren. — 3, mit Blei abpaujen; ſ. d. Art. paufen mit Platte rund wird. 
Blei. — 4. f. v. w. ablothen. abbrennen, 1. fr;. brüler, engl. to burn down, to 
abböſchen, fi}.taluter, engl.to slope, to give batter, | burn up, durch Feuer zeritören, Das Abbrennen hölzer- 
die Uebergangsfläche von höherem zu tieferem Boden- | ner Brüden, d. b. die Zerjtörung derjelben durd) Feuer, 
niveau durch Abarbeiten regelmäßig glätten, oder auch, | dem durch Aufhäufen von Brennitoffen aller Art die 
wenn fie zu fteil iſt, als daß die höheren Bodentheile in | nöthige Intenfität gegeben wird, ijt eines der ſchlechteſten 
ihrer Lage erhalten werden könnten, flacher geitalten; | Hülfsmittel, jobald dem zerjtörenden Theil nicht die Ge— 
j.d. Art. Böſchung. legenheit gegeben, den Erfolg abzuwarten und etwaige 
abbohren, 1. frz. achever un trou, engl. to finish | Löſchverſuche abzuweiſen. — 2. fr}. donner le dernier 
boring, die legte Strede eines Bohrlochs bohren. — 2. | feu, engl. to finish burning, einem Ziegelofen die letzte 
Bergb.) frz. fancer par forage, engl. to sink by boring, | Hite mit dürrem Neisholz geben, aud) getrodnete Thon: 
durch Bohrung abteufen. Das Abbohren von Tiefbau: | waaren fertig brennen. — 3. Säulen, Balken ꝛc. abbren- 
ı* 


den: beim Buß 3. B. fann das A. verurjacht fein durd) 
nicht genügende Löſchung des Kalkes, der fi) dann nach— 
träglich noch löjcht u. dabei die Tünche abtreibt, durch Un— 
reinigkeiten im Mörtel, durd) Salpeterbildung, Froſt ac. 
abblafen, 1. aft. }., fr}. sonner au repos, engl. to 
sound the retreat. In manchen Gegenden pflegt man 
dieArbeiter durd) Blajen eines Signals vom Anfang und 
Ende der Arbeit3- und Ruhezeit zu benachrichtigen; das 
zur Arbeit rufende Signal wird dann anblafen, das zur 
Ruhe rufende abblafen genannt. — 2. paſſ. 3., vom Oelfar- 
benanitrich, ſ. v. w. fi) inGeftalt von Blajen von dem an 
gejtrichenen Körper ablöfen; ſ. Anftrich. [M-s.) 
abblafen (Mal.), 1. at Z., frz. degrader, engl. to 
soften, die Farben allmählich bläfier, heller werden laſſen, 
ins Lichte vertreiben, beim Anjtrich, beim Schattiren x. — 
2. auch abbleihen, paſſ. 3., frz. se deteindre, passer, se 
faner, engl. to fade, to lose colour, bläſſer werden, die 
Farbe verlieren, f. d. Art. verichiehen. 
abblatten, 1. (Gartenb.) frz. effeuiller, epamprer, 
engl. to divest of leaves, ital. sfogliare, einen Baum 
ieiner Blätter berauben. — 2. (Bauf.) ein ardhiteftoniiches 
Glied m. Blättern beſetzen. — 3. (Tifchl.) ſ.v.w. abgründen, 
abbleichen, 1. aft. 3., durch Bleichwände (f.d.) trennen 











abbreten 4 Abdampfofen 
nen, auch abbrufoliren genannt, fie an dem Ende, wo jie in | ment, mı., engi. shelvingness, ı gebraudıt; richtiger iſt 
der Mauer oder Erde fteden follen, zu Verbütung der dann: Anlauf, Schräge, Hang oder Doſſirung; j. d. Art. 
Fäulniß theilweije verfoblen; dies Hülfsmittel ift unzu= | und auch d. Art. Futtermauer, Strebepfeiler ic. — 4. 











reichend, j.d. Art. Fäulniß. — 4. Gelbg. abbrennen, auch 
abbeizen, gelbbrennenec. genannt, frz. décaper. derocher, 
engl. to pickle, to dip; Meſſingarbeiter nennen jo das 
Abbeizen des geglühten Meſſings, Argentans ıc. mit 
Säuren, um die ‚Farbe zu verschönern. Gold und Silber 
werden zu demjelben Zweck mit Säuren gekocht, j. d. Art. 
jieden, weihjieden 20. [Schwa.) — 5. (Eifenarb.) den Stahl 
a., jrj.tremper l'acier, engl.to blaze off, to temper the 
steel. Ju harte Stablwaaren, namentlich Stahlfedern, 
werden in erwärmtem Zuſtand in Oel oder Fettgemiſch 
eingetaucht und dann über glühende Kohlen gehalten, bis 
jich das Fett entzündet, woraufmandie Flamme von jelbjt 
erlöfchen läßt u. Schliehlich wol auch die Federn in Waſſer 
abtühlt. [Schwa.) — 6. (Blechh.) die Eifenbleche a., frz. 
donner le premier bain a la töle, engl. to steep the 
iron-plates, heißt das erfte Durchziehen des polirten 
Schwärzblechs durch das ſchmelzende Finn. 

abbreten Steinm.), die Form, wonach ein Stein be— 
arbeitet werden ſoll, mittels eines Schablonenbretes auf 
denſelben übertragen; vgl. d. Art. derobement. 

Abbrevoir, engl., j. d. Art. Abreuvoir. 

abbröckeln, auch ſich abbrödeln, jich abſchuppen, frz. 
s'écailler, s’&caler, engl.to peel off, to scale, to crum- 
ble off, lat. friare, ital, abrieiolare, jpan. desmigajar., 
Das N. des Putzes bat verſchiedene Urſachen, kann daher 
verjchieden verhindert werden; ſ. d. Art. Mauerfraß, Sals 
peter, Froſt, Hausſchwamm u. a. m. 

Abbrudj, m., 1.(Wajierb.) frz. brise, f., &boulement, 
m., engl.tumbling, Yoslöfung eines durch die Strömung, 
durch Eisichollen oder durch Imfallen von hart am Ufer 
ftehenden Bäumen unterböhlten Ufertheils, vgl. d. Art. 
Abzugsgraben. — 2. Das eingefuntene Uferſtück jelbit. 
— 3. ($ocdhb.) frz. demolition, f., engl. pulling down, 
der Aft des Abbrechens. Ein Haus auf den Abbruch kau— 
fen heißt: e8 unter der Bedingung kaufen, es jofort nieder- 
zureißen, alfo eigentlid) blos das Material, ohne Grund 
und Boden. — 4. (Bich.) frz. jet, m., engl. break, ſ. d. 
Art. Gußzapfen. 

abbrüken Kriegsb., Wajjerb.), frz. replier un pont, 
engl. to remove, dismantle, withdraw, break up a 
bridge, eine Schiffbrücke abbrechen, aud) ausbauen gen., 
j. d. Art, jowie Brüde, Schiffbrüde, 

abbrüften, mit einer Bruſtwehr, (f. d.) verfchen. 

Abdach, m., 1. frz. toit, m., avance, appentis, m., 
engl. lean-to, niederd. fir Vordach, Wetterdadh ohne 
Säulen. — 2. fr}. larmier, m., de mur, chäperon, m., 
engl. coping, caping, brow, Mauerabdedung (j. d.) in 
Form einer flachen Bedachung m. Platten od. Dachiteinen. 

abdadyen, 1. frz. Ööter la toiture, engl. to unroof, des 
Daches berauben. — 2, frj.mettreentalus, taluter, engl. 
to slope, to scarp, ſ. v. w. flach abböjchen, in flacher 
Böſchuͤng ablaufen lajien, 3. B. Bruſtwehren x.; daher 
ſich abdachen, eine flach geneigte Fläche bilden. — 3. frz. 
chäperonner, engl. to cope, mit einem Abdach (j. d. 2) 
verjeben. 

Abdadung, f., I. Jede fanft gegen den Horizont ges 
neigte Fläche. Daber 1.(Wajjerb. 2c.) frz. talus, m., engl. 
sloping, ſ. v. w. Böſchung, namentlich auch Maaß der 
Böſchung, ſ. d. Art. Doſſirung. — 2.(Hocb.) frz. pente, f., 
plongée, deelivite, f., lat. declivitas, f., engl. pitch, 
declivity, slope, sloping, slopeness, jpan. declive, bei 
Mauerabdedungen, Blattformen, Höfen, flachen Dächern 
2c., auch Abwäſſerung gen.: das Maaß für den Fall, den 
man folchen Flächen wegen des Waſſerablaufs giebt; z. B. 
jagt man: diejes Zinkdach bat auf den m. 10 cm. W., wenn 
esauf Im. horizontale Yänge 10cm. von der horizontalen 
Ebene abweicht. — 3. Fälſchlich wird dies Wort auch für 
das Maaß der Schräge fteiler Böſchungen, frz. adosse- 


Kriegsb.) frz. plongee, f., engl. dip, Senkung, Fall der 
‘ Brujtwehrtrone, ſ. d. Art. Bruſtwehr; über die A. des 
| Feldes j. Feldabdadyung und Glacis. — 5. (Strafenb.) 
‚j.v.w. Quergefälle. — I. Die Ausrüftung m. einem Dad, 
daher 1. (Hochb.) A. eines Gebäudes, frz. toiture, f., 
engl, roofing, das gefammte Dachſyſtem eines Gebäudes. 
— 2, (Bauf.) N. eines Strebepfeilers, frz. chäperon, 
engl. pediment, jpan. albardilla, die obere Bededung 
gothiſcher Strebepfeiler durch Kleine Giebel- oder Pult— 
dächer. — 3. A. einer Mauer, ſ. v. w. Abdach (ſ. d. 2). 
abdämmen, 1. (Wajjerb.) fr}. arröter, engl. to dam, 
ital. arginare, Halten d. Waſſers durd) einenvorgebauten 
Damm; f. Art. Damm. — 2. (Hüttenm.) Abjperren des 
geſchmolzenen Erzes von einer Dammgrube (j. d.) um 
es nad) einer andern zu leiten. 
abdampfen, abdunften, (Chem.) fr}. évaporer, faire 
@vaporer, engl. to evaporate, to make evaporate, flüſ⸗ 
fine, leicht in Dampf zu verwandelnde Stoffe von weniger 
flüchtigen trennen, wobei den in Dampf umgewandelten 
Frlüffigkeiten der freie Abzug nicht nur aejtattet, fondern 
in jeder Weiſe gefördert werden muß. Im das W. mit 
einem Minimum von Brennmaterial bewirken zu fünnen, 
find möglichit flache, nicht ſehr tiefe Geſäße anzuwenden, 
welche einestheils der zuftrömenden Wärme cine große 
Fläche darbieten, anderntbeils einer großen Flüſſigkeits— 
fläche die Berührung mit der Luft geitatten. Um den 
Abzug der mit dampfförmigen Waſſertheilchen aejättigten 
Luft zu befördern, wendet man Abzugsichlote, auch wol 
Ventilatoren und das Umrühren der Flüffigfeit an, wo— 
durch die dampfentwidelnde Fläche ebenfalls vergrößert 
wird. DasN.ohne künstliche Erwärmung in freier Luft ift 
das eigentlidye Verdunften (j. d.). Das A. von Flüffig- 
feiten fann ferner audy ohne Erwärmung in luftverdünne 
tent od. Iuftleerem Raum gejchehen, 3. B. in Zuderraffi= 
nerien beim Einfochen der Zuderfäfte, fowie bei der Dar: 
jtellung v. Fleiſchextralt, fondenfirter Mildy u. dgl. | WF.) 
Abdampfofen, m., fr}. fourneau, f., d’Evaporation, 
engl. evaporating-kiln. Sie werden meift gebraudıt, um 
nrope Flüffigkeitsmafien, befonders Salzlöjungen, z. B. 
Löjungenvon Nlaun, Eoda, Zalpeter, Nochjalz 2c., ſoweit 
zu fonzentriren,dah aus ihnen die Salze intiyitalliniicher 
Form gewonnen werden können. 1. A. zu Verdampfung 
der Nlaunlaugen ſ. d. Art. Mlaundaritellung und Alaun— 
ofen. — 2, A. zu Konzentrirung der Salpeterlaugen be= 





BE — — — — — — — — — — —— — — ————— — — — — 
J—— 


hufs Darſtellung des Salpeters (j. Fig. 3). Aiſt ein eiſer— 
ner Keſſel, in welchem ſich die ee befinden. 
Um diefen Keſſel gebt die Flamme vom Roft R aus durch 
die Wege WWW, Feuergaſe und erbipte Luft gelangen 
ſchließlich durch den anal K nad) den Kanälen FFFF, 
worüber eine Borwärmpfanne V angebradt iſt. Bei O 
entweichen die Feuergaſe in die Eſſe 8. — 3. Zum Ver: 
dampfen der Köchſalzſölen bedient man jich am meijten 





Abdrud 


der in Fig. 4 im m Durrchjchnitt, Fig. 5 5 und 6 im Srundrig. eines Netortenofens. | Spezielleres läßt fich bei der Neuheit 
dargeitellten Oefen, P ijt die Fianne, gewöhnlich 1O—11 der Sache noch nicht allgemein giltig aufitellen. Bei Wahl 
m. breit und 13— 14m. lang. Der Dien felbjt wird durch | des Bauplages hat man dahin zu ſehen, daß nicht die berr= 
die Scheidewand B in ur 7 volle — und zwar hat ſchenden Winde die ſich hier entwickelnden übelriechenden 

— und ungeſunden Dünſte nad) dem Ort, zu dem die A, ge— 
hört, hinführen. [M-s.| 


Abdampfpfanne 5 




















Sig. 4 und 5. Nbdampfofen für Salzföle, 





jede Feuerung einen etwa 1,1—1,5 m. breiten Roit R, 
defien Züge Z Z etwa 1,3 m. breit find u. bei WW Wen: 
dungen madıen, um ſchließlich die Feuergaſe durch den 
Kanal S nad) der Ejje zu führen. Einige abweichende 





— — — 





———— 
Big. 6. Abdampfofen für Ealzföle, 
Konſtruktionen von Abdampföfen für Salzſoole ſ. in d. 
Art. Salzſiederei u. Pultoſen. — 4. (Töpf.) frz. caisse, f., 
oder cuve, f.,pourraffermir la barbotine, engl. slipkiln, 
Behältniß zu Aufnahme des Schliders, der in demjelben 
abgedampit wird. 

Abdampfpfanne, f., 1. (Zuderj.' ſ. v. w. Siedepfanne 
(ſ.d.) — 2. Pfanne des Abdampfoiens f. Alaun, Salpeter 
oder Salzföle: ſ. d. Art. Abdampfofen. 

abdarren, fr}. söcher, engl. to dry, 1. Ziegel in der 
Sonne oder im ſchwach geheizten Ofen vor dem Brennen 
trocknen laſſen. — 2. Malz und andere Früchte künſtlich 
trodnen; ſ. d. Art. Darre. 

abdecken, 1. ſ. abdachen 1. — 2. frz. decouvrir, engl. 
to uncover, eine Abdeckung, z. B. das Deckungsmaterial 
von einem Dach entfernen. — 3. Das Dach vollſtändig 
mit Dedung verſehen, ſ. eindecken. — 4. ſ. v. w. zudecken, 
proviioriih; — 5. ſ. d. Art, abdadıen 3. 

Abderkerei, f., Ichinderel, frz. voirie, f., engl. flaying- 
place. Da in neuerer Zeit die thierijchen Feihname durch 
die Chemie vielfach ausgebeutet werden, jo haben fich die 





Abderkung, f., |. Abdach 2, Abdachung II, Kappe und 
Mauerabdetung. 

abdeichen, 1. (Wafjerb.) j. v. w. abvämmen 1.— 2. 
eine Ortichaft deicht ſich ab, d. b. jagt fich von der Verbin— 
dung mitanderen Ortichaften zu gemeinjchaftlichem Deich— 
bau los. — 3. abgedeicht heiht ein Deich, vor welchem 
itrommwärts ein anderer aufgeführt wird, worauf der ältere 
den Namen Schäfer befommt. 

Abdins, Obadja, j. d. Art. Propheten in M.-M.a.W. 

abdielen | Zimm,), 1. durch eine Bretwand abjondern. — 
2.engl. plancheier, to board, m. Dielen verſchlagen, dielen. 

Abdite u. Abdömen, lat., |. v. w. Abaton (j. d.). 

abdobeln, abdübeln, abdobbeln xc., alt. 3. (Zimm.), 1. 
frz. degoujonner, engl. to undowel, aus den Dobeln 
herausheben oder berauszichen. — 2. den Dobel jelbjt 
herausnehmen. — 3. fr}. fournir de goujons, alle bei 
einem Gegenſtand nöthigen Dobel hinter einander an— 
bringen; ſ. d. Art. Dobel, — 4, Eine Dede abd.: Tobel: 
hölzer ftatt der Balten anwenden ; ſ. d. Art. Dobelholz. 

abdoppeln, akt. 3. (Zimm., Tischl.), frz. raboter à 
double fer, engl. to double-plane, mit Doppelhobel ab= 
bobeln; |. d. Art. Hobel. 

abdoffiren, att. 3., ſ. v. w. abböjchen, ſ. Böſchung. 

Abdraht, m., Abdrehfpäne,, frz. copeaux, m.pl., tour- 
nure, f., engl. turning- chips, turnings, pl., Metall- 
jpäne, Abfall bon der Metalldrehbant, welche mit Gips 
einen ſehr feſten Kitt geben; f. d. Art. Gips. 

nbdrerken, 1. akt. 3., niederdeutich für abziehen, ab- 
ihieben, abdrüden. — 2. intr. 3., abſchmuzen, Schmuz 
mittheilen, 

abdrehen, 1. iv}. tourner, tournasser, charioter, engl. 
‚toturn, }. v. w. abdrechſeln, durch Drechſeln diinner und 
| rund machen, frz. tordre. — 2. abwenden, durch Drehen 
von Etwas entiernen. 

Abdrehnagel, m., 1. Drechſ.) fr}. mandrin, m., engl. 
chuck, eine auf der Precielbantbenupte Vorrichtung mit 
S pipe oder Schraube, auf welcher das abzudrehende Holz— 
ſtück aufgeftedt wird, um es mit der Prehbantipindel in 
Verbindung zu jegen. [Schwa.) — 2. veraltetes Wort 
für das beim Drechjeln gebrauchte Futter mit vorjtehender 
Schraube. [Schw.) — 3. frz. fraise, f., aröder, engl. rose 
eountersink, Bohrwerfzeug zum Inwendigglätten bereits 
gebohrter Yöcher. 

Abdrift, Abtrift, £., nicderjächi., ein von einem Deid) 
ablaufender Weg. 

abdrillen (auch abtrillen), j.v. iv. abdrehen, abdrechfeln. 

Abdrudt, m., fr}. empreinte, f., impression, f., 
&preuve, f., ectype, m., engl. print, stamp, copy, im- 
pression, lat. exemplar, impressura, stampus, ital, 
impronta, jpan, antitipo, N. nennt man eine Copie, 
die man dadurch erbält, dal; man das Material, in dem 
der N. gefertigt werden joll, gegen das Original preßt. 
Eine nicht gegen die Grundfläche vorjtchende Zeichnung, 
Gravirung oder Schrift u. ſ. w. drudt man ab, indem 
man fie mit Farbe verſieht, oder fonjt zum Ablaſſen 
des Farbſtoffs vorbereitet und dann Bapierdagegen preßt; 
diefe Art der Abdrücke wird in der Architeftur nur felten 
gebraucht, öfter die Abdrücke von erbabenen Körpern, 
welche mittels eines weichen, Inetbaren Materials (Thon, 


Abdedereien zu chemiſchen Fabriken erhoben. Auer den Gips, Wache, Metall, Steinpappe u. Brotteig) gefertigt 
ſchon früher nöthigen Räumen: Hof und Ställen für ein- werden, Die Art, jedes diefer Materialien zum A. brauch⸗ 


gefangene Hunde, fir kranke Hausthiere aller Art, Schup— 
pen zu Bornahme der Sektion, des Nusichlachtens ꝛc., be- 
darf eine moderne A. aud) eines Maſchinenhauſes, Keiiel- 
hauſes und verihiedenartiger Arbeitsräume, meiit auch 


bar zu machen, ijt unter dem daſſelbe betr. Artikel ange- 
geben. Um nun einen A. zu fertigen, wird je nach Um: 
jtänden entweder das Abdrudmaterial auf das Original 
aufgebradyt und mit den Händen an dafjelbe angelnetet 


abdrüden u 


6 


Abeſſiniſche Bauten 











oder das Triginal auf das Abdrudmaterial aufgedrüdt, 
aufgepreht und dann jogleid) wieder abgehoben. ©. aud) 
den Urt. Form. 


abdrücen, 1. akt. 3., frz. empreindre, imprimer, engl. | 


to impress, to print, aud) abdruden, einen Abdrud fer— 
tigen. — 2. (Mech.) frz. cisailler, auch abicheren aen., f. 
d. Art. Abicheruma — 3. reil. 3. (Hochb.), eine Mauer 
drückt fich ab, d. b. ſie wird durch zu ſtarken Drud eines Bo- 
gens od, durch ſchlechte Beichaffenbeit des Grundes x. 
aus der ihr von Haus aus gegebenen Stellung entfernt. 
— 4. oberſächſ. Provinzialismus für Vollendung eines 
Gebäudes. Es fommt zum Abdrüden, d. h. das Ende des 
Baucs naht. 

abdülpen, ſchweizeriſch, f. v. w. abbauen, 

abdunkeln, 1. att. 3., von hellen Farben, durch Dunf- 
lerwerden den Glanz verlieren. — 2. paſſ. 3., durch all- 
mähliches Schattiren von einer helleren Farbe zu einer | 
dunkleren übergeben laiien. 

aberken, beechtu, frz. ecorner, engl. to break the cor- 
ners, jpan. descornar, einen Nörper, namentlich eine 
Holziäule u. ſ. w., feiner Eden berauben; fann durch Ab- 
fajen, Abrunden, oder Abfehlen geichehen, f. d. Art. ı 

Abee, f., jrz., das Mühlgerinne. 

abeifen, vom Eis reinigen, bei. bei Wehren, Mühl- 
rädern x. 

Abend, m., 1. frz. soir, m.,engl.evening. DerAbend, 
der Sonnenuntergang, war bei den Alten Symbol des 
Lebensendes und wurde u. A. gern angedeutet durch Dar— 
ftellung der Diana mit bergab gehenden Roſſen, als ſanft 
herabichwebende Figur mit weit wallendem Gewand, oder 
aud) durch Daritellung des Heiperus, als lieblicher Jüng- 
ling mit dem Abenditern auf dem Haupt und abwärts ge— 
fehrter Fackel; germaniich aufgefaht würdeder Abend dar— 
zustellen jein als Jüngling auf ſchwarzem Roh mit dem | 
Stern über dem Haupt, auch wol ein liebliches Mädchen 
(die Dämmerung) im Arm; chriftlich als fipender Greis, | 
in die untergehende Sonne ſchauend, Mohntöpfe in der 
Hand, oder jymboliich: eine Henne, welche die Küchlein 
unter ihren Flügeln birgt. — 2. ſ. v. w. Weiten (f. d.). 

Abendgang, m. (Bergb.),n. Weiten ſtreichender Gang. 

Abendmahl, fr}. sainte cöne, f., sacrd banquet, m., 
engl. last supper, Lord's supper, lat. coena Domini, 
coena sacra, ital. cenaculo, jpan. eucaristia. Die Dar- 
ſtellungsweiſe deſſelben hat natürlich erit allmählich ſich 
zu einem ziemlich fejten Tupus entwidelt, von welchem jeit 
der Reformation vielfach wieder abgewichen wurde. Meiſt 
aber jigt Chriſtus ind. Mitte, Johannes zu feiner Rechten, 
Judas am nördlichen (linken) Ende des Bildes. Mehr ſ. 
im Art. Abendmahl in M. M. a. W. 

Abendmahlskanneu.Abendmahlskeih,j.Kanneu.stelc. 

Abendmahlstifc, m., j. Agape u. Altar. 

Abendfhicht, f. (Berab.), frz. travail, m. de la nuit, 
täche, f. du soir, poste, m. du soir, engl. night-work, 
Arbeitszeit von Abends 8 bis Morgens 4 Uhr. 

Abendtonne, f. (Bergb.), Förderungstonne auf einem 
Abendgang. 

Aber, n. Waſſerb.), j. v. w. Gerinne. 

Aberaft, m. (Jimm.),Aberäfte oder Zwieſeln in Bre— 
tern jind nicht nur eine Verungierung, jondern jchaden 
auch der Feſtigleit bedeutend, Vgl. Aittnorren. 

Aberefde, f. (Bot.), |. Eberetiie. 

Aberklaue, f. ( Jimm.), ſ. v. w. Afterklaue. 

Aberration, f., frz. die Abirrung der Lichtftrablen, ſ. 
Abweichung 3. 

- Abeflinifche Bauten. Das heutige Abeſſinien, Habeich, 
bildet den Kern der von den Griechen ꝛe. unter dem Namen 
Aethiopien zujammengefahten Landſtriche. Die älteite 
Kunftübung der Netbiopier ſchloß ſich wol der der Aegyp— 
ter an; ſ. d. Art. ätbiopiich und ägyptiſch. In der Mitte des 
vierten Jahrhunderts wurde das Ehrijtenthum in Abeſſi— 
nien eingeführt, Der erſte Metropolit von Abeffinien 





| ward Frumentius unter d. Namen Abba Salama, Vater 
des Friedens. Aus der Zeit der chriſtl. Herricher find nur 





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⸗4 


— — — — 











Hl 
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Fig. 7. Ktroue des Königs Jaſu 





v. Detail 


. 8. Grundriß Fig. 
—E übeffinifchen Hauptlirche zu Echet-hut. 





Big. 10, Abeffinifche Felfentapelle. 


| wenige Rejte übrig geblieben, darunter in Axum etwa 60 
Obelisken mit äthiopijchen u. griechiſchen Anichriften und 


DBEIRaIBE 


mit zierlichen Ornamenten, ferner Lö— 
wenlöpfe,d.alö Brunnenöfinungen dien- 
ten, ſowie Altäremitd. I vieredigen nt. ade 
netchlten Pfeilerneines Ciboriums, deren 
einer gewöhnlich unt. dem faljchen Namen 
Königsfiß abgebildet wird; endlicd) das 
mitten in den Trümmern einer Grab— 
kirche theilweiſe erhaltene Königsgrab, 
aus deſſen Borhalle ein Bang fchräg ab- 
wärts zu drei Grabkammern führt, jebt 
„Fuchslöcher“ genannt. — Nachdem eine 
jüdische Zwiſchendynaſtie wieder geſtürzt 
war, regierten 11 Herrſcher a.dem Haus 
Sagye bis 1268. Einer derjelben, der 
fpäter heilig geſprochene Lalibela, lich 
Kirchen und Siapellen in Felſen aus: 
hauen. Eine davon, die dem Miſſionar 
Iſenberg im J. 1838 als die merfwür: 
digite erichien, die Felſenkapelle bei dem 
Dorfe Hauazien, geben wir in Fig. 10, 
ohne bejtimmen zu können, ob die aben: 
teuerliche Form derjelben aud) bei an— 
deren dieſer Felſenkapellen wiederkehrt. 
Ueber die weitere Entwidlung abeſſi— 
niſcher Kunſt unter der gegen Ende des 
13. Jahrhunderts wieder emporgekom— 
menen Dynaſtie der Ablömmlinge Sa= 
lomo's wijjen wir ebenfalls nichts. Um 
1440 riefen die Abeffinier unter König 
* Jalob die Hülfe 
der Portugieſen 
gegen die An— 
griffe der Mo— 
4 bammedaner- 
an, dieſichaberſo 
verzögerte, daß 
die Mohammtes 
daner 1527 
Mafjaua ein- 
nahmenu.1535 
Axum zeritör- 
ten, che Ghri- 
Fig. 11. Abeſſ. Ornament, itoph da Gama 
zu Hülfe kam, deffen Truppen, nachdem er 
jelbjt gefallen war, den König Galaudios 
wieder in Befip jeines Thrones feßten, da⸗ 
für aber die Einführung des Katholizis— 
mus erzivangen, und von da bis 1632, 
wo Fajtlides die Jeſuiten vertrieb, kam 
das Volf, von Religionstriegen gebept, 
nicht zur Bilege der Kunſt. Nur der Gemp 
Königspalaft) zu Gondar(Fig.12) ſcheint 
etwa um 15410 unter portugiejlichen Ein= 
Huf entitanden zu fein. — Im Jahre 1657 
iſt die Kirche zu Arum (Fig. 14) erbaut. 
Um 1750 wurden die Provinzen wie— 
der unter einem Scepter vereinigt und 
von da ab fcheint die Kunst wieder neu 
aufgeblüht zu jein, und zwar in merk— 
mwürdiger Ahnlichkeit mit der mittelal: 
terlichen Kunſt Europa’s, wie die aus 
diefer Zeit jtammende Krone des Königs 
Jaſu (Fig. T) bezeugt. Am Jahr 1855 
bejtieg Theodoros II. den Thron ut. raffte 
die zerfallenden Theile des Abeſſiniſchen 
Reiches mit Fräftiger Hand zufammen, 
bis 1868 der Einfallder Engländer feinen 
Thaten ein Ende machte. Beidiejer Expe— 
dition erlangte man auc) von der Kunſt 
d. Abeſſinier einige Kenntniß. Wirgeben 
in Fig. 13 Die Anſicht, im Fig. 8 den 





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Sig. 12. Südweſtfront des Gemp in Gondar. 





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Fig. 13. Abeſſiniſche Haupttirche zu Schel⸗tut. 


— * 
— — — 


Big. 14, Stiche zu Mrıım in Tigrie, 


az _ abfaden 


Grundriß und in Fig. Hein Detail der von den Englän— 
dern zeritörten Hauptficche zu Schel-tut. Wie man jicht, 
ift der Gentralbau mit ftarrer Nonjequenz durdigeführt. 
Der äußere Umgang a öffnet ſich in vier Arfadenfeniter- 
reihen zu neun Bogen ır. vier Thürgruppen zudrei Thüren. 
Die Artadenfeniter find mit gemauertem Gitterwerk ge= 
ſchloſſen. Bon dem äuhern in den innern Umgang führen 
vier Gruppen von je drei Rundbogenthüren. Diejerinnere 
Umgang b ijt durch Freskogemälde reich verziert, deren 
Stilan den byzantinischen Stil erinnert. Von dem Stil 
der Plaſtik und Ornamentif giebt Fig. 11, Darjtellung des 
Sebeat, eineg myſtiſchen Thieres, nad) Zander, mit Orna— 
mentjtreifen einen Begriff. Von dieſem zweiten Umgang 
führen vier Thiren nach) dem Sanctuarium S. Die Thü— 
renſind durch mitBildern geſchmückte Vorhänge geichlofien. 
In dein Sanctuarium jtcht als Hochaltar eine Bundes- 
lade, mit Yeuchtern, Glöckchen und Räucherfäſſern ausge: 
ftattet. Statt der ®loden dienen lange Steine, in den Hiten 
naheſtehender Bäume aufgehängt, oder es hängen wirf- 
liche Gloden in einem neben der Kirche ftehenden Häus— 
den. Das Dad) der Kirche ward. Stroh. DieWohnhäufer 
der Abeſſinier find ebenfalls rund, die Umfaſſungsmauern 
in — zwiſchen Hürden aufgeführt, die Dächer regel— 
mäßig gezimmertu. mit Matten od. Stroheingededt. [.Ms.] 

abfadjen (Zimm.), fra. panneler, engl. to panel, eine 
Wand durd) Hölzer in Felder oder Fache theilen, die dann 
ausgemauert werden; ſ. d. Art. Bleichwand u. Fachwand. 

abfahnen einen Aſt oder Stamm, ſ. v. w. abwipfeln, 
d. h. die äußerſte Spitze abichlagen. 

abfahren, frz. charrier, voiturer, engl.tocarryaway, 
von einem Ort zu einem andern mitteld Wagen, Karren 
x. jchaffen. Die Arbeitsleiftung ift hauptſächlich von der 
Beichaffenheit der Wege abhängig. Beijpielsweife kann 
man mit zwei mitteljtarfen Pferden in einem Tag, an 
welchem nad) Abzug der Fütterungszeit 10 Stunden lang 
gefahren wird, auf mittelmähig gutem, ungepflaitertem 
Weg 3 kbm. Bauschutt 1000 m. weit transportiren; auf 
chauſſirter oder gepflajterter Strafe dagegen bis 6 kbm. 
Für hurze Entfernungen ift die Benupung von Pferden 
theurer, als das Abkarren, fr}. transporter a la brouette, 
engl. to cart, to wheel, wobei man das Fortichaffen 
der Schutt: und Bodenmafien denjelben Handarbeitern 
mit überträgt, welche das Gewinnen ſowie das Auf und 
Abladenzubejorgenhaben, EsfanneinArbeitertäglich 10 
kbm, leichten Boden oder 6 kbm. thonigen oder Ichmigen 
Boden loshaden, in den Handfarren werfen und durch— 
ſchnittlich 25 m. weit transportiren, dafern das Terrain 
nicht mehr als 2m.ticfauszugraben ift. Bei über2u. bis 
4 m. Ticfe beträgt feine Arbeitsleijtung 7, beziehentlic) 
4'/, kbm. pro Tag von 10 Arbeitsitunden, 

Abfall, m., I. fr}. pente, f., declivite, f., chute, f., 
engl. pitch, declivity, descent, fall, Neigung, ſ. d. Art. 
Abdachung I. Namentlih: 1. (Hochb.) Neigung eines 
Daches, j.d. Art. Dadyneigung. — 2. (Wajjerb.) Abfall 
oder Abhang eines fliegenden Waſſers ift der Neiqungs- 
winfel jeiner Cherfläche gegen den Horizont. Zur Angabe 
dejjelben auf eine beſtimmte Länge dient das Gefälle, ſ. d. 
betr. Art. [r. Wgr.] — II. Abfall, m., frz. döchet, m., 
engl. waste. Abfälle, m., pl, Abgang, Abraum, ſ. v. w. 
Ueberbfeibjel ; 1.(Steinm.) Abfall, frz. cailles, recoupes, 
f. pl., debris, décombres, &clats, m. pl. de pierres, 
engl. chipps, chippings, shards, pl ‚rubbish, s., Stein- 
jpäne, Arbeitsjpäne, die beim Behauen der Steine ent- 
ftehen; man braucht das Wort M. auch für Arbeitszoll 
(1.d.)— 2. (Zimm.) Abfall,m., frz. dechet, m.,engl.bate- 
ment, die bei Bearbeitung des Holzes entitehenden Ueber— 
bleibjel,, j. auch d. Art. Abjchnitt, Haufpan, Verſchnitt ıc. 
— 23. ſ. v. w. Abfallwaiier, (j. d.\. — ILI. Ort, von wo et- 
was fällt, 3. B. Abfalltraufe (f. d.) 

Abfalleifen, n. (Hüttenw.), |. d. Art. Eifenabjälle 
und Alteiſen. 








8 abfafen 





abfallen, 1.5. v. w. abgedacht fein, frz. pendre, de- 
scendre, engl.to be sloped; das fließende Waſſer, das 
Dach, das Terrain fällt 1zu 100 ab, d.b.: es neigt fich auf 
100m. 1 m. gegen die Horizontalebene, ſ. auch d. Art. ab: 
fallend. — 2.j.v.w. ablaufen. Über das Abfallen der 
Grubenwaſſer, frz. &coulement, m. des eaux, engl. 
draining, j.d. Art. Wafferlofung. — 3. ſ. v. w. weg— 
fallen, frz. tomber, engl. to fall-off, to drop. Hierher 
gehört das Abfallen des Pußes; dieſes kann entiweder in 
Heinen Stüden geſchehen u. heißt dann richtigerabbrödeln 
(j. d. Art.), oder in großen Stüden, Dann ijt gewöhnlich 
die Urſache darin zu fuchen, daß die betr. Stelle der Mauer 
vor dem Abpugen feucht gewejen tft, wo dann nad) dem 
Abputzen Froſt oder große Hitze die hinter dem Bewurf 
verſteckten Waſſertheile ausdehnt, ſo daß dieſelben den Putz 
abtreiben; ſ. übr. d. Art. Buß. — 4. ſ. v. w. abſetzen, 
ſchwächer werden, j. abbrechen 2.— 5. Bergb.) v. Erzen gei. 
frz s’appauvrir, engl. to become of a worse quality, 
im Gehalt geringer werden, weniger Ausbeute geben. 


abfallend, adj. fr}. descendant, engl.sloping, ſ. v. w. 
wenig abwärts geneigt. 1. abfallendes Gewölbe Hochb.), 
frz. voüte rampante, felten gebraucht für jteigendes Ge— 
wolbe; j.d. Art. Gewölbe, — 2. abfallende Arche (Bergb.), 
engl.bank, j.v.w. flacher Schacht, Streb auf Kohlenflötzen, 
Hängebant am Schadht, f. d. betr. Art. 

Abfallrohr, n., Abfallröhre, f., fr}. tuyau, m., de des- 
cente, engl. wastepipe, 1. .d. Art. Fallrohr. — 2. Röhre 
zu Abführung des überflüſſigen Waſſers aus dem Röhr— 
trog. — 3. in einigen Gegenden f. v. w. Gußſteinröhre. 

Abfalltof, m. Im Bauweſen nennt man jo den 
Kehricht, frz. balayures, f. pl., engl. sweepings, pl., jo: 
wie auch die anderen mit Flüffigkeiten —— Küchen⸗ 
abfälle und den Inhalt der Abtrittsgruben. 

Abfalltraufe, f., &gout,m., engl.eaves, s. pl. (Hochb.), 
ſ. v. w. Dachtraufe (j. d.), aud) wol Abfall genannt. 

Abfallwaffer, n., frz. eau, f. de dechet, engl. waste- 
water, das in Haushaltung u. Sewerbebetrieb überjlüffig 
newordene oder verdorbene Waſſer, alfo in Städten das 
durd die Hauptichleußen abfliehende, im Flußbau das 
über die Wehrſchützen fließende Waſſer. 

Abfallwehr, n., ſ. im Art Wehr. [r. Wgr.) 

abfalzen, auch abfalfen, abfälsen geichrieben, in einigen 
Gegenden Deutſchlands abpöhlen genannt, mit einem Falz 
verjeben; f. d. Art. falzen. 

abfangen, frz.&tayer, engl.tostay,toprop, 1.(Bergb.) 
Einſturz drobendes Geſtein unterjtüßen oder verzimmern. 
— 2, (Hochb.) eine abwärts drüdende oder abwärts u. zu- 
gleic) ſeitwärts jchiebende Laſt durch Stüsen fihern, |. 
auch abjatteln, — 3. |. v. w. entlaften, ſ. d. Art. 

abfärben, 1. aft. 3., fr. donner la derniere couleur, 
engl. to finish dying, j. v. w. volljtändig färben. Ueber 
das Abfärben von Mauerflächen, von Gebäuden ıc. |. d. 
Art. anftreichen, weißen, Farbe, Kalkfarbe, Yeimjarbe, 
Oelfarbe x. — 2. paſſ. 3., frz. se deteindre, perdre la 
eouleur, die Farbe verlieren. — 3. frz. lächer la couleur, 
engl.to part-with colour, die Farbe hergeben, mittheilen; 
wenn ein angejtricener Gegenjtand abfärbt, jo hat die 
Farbe entweder von Haus aus zu wenig Bindemittel ges 
habt od. durd; Auswittern einen Theil dejielben verloren; 
ſ. d. Art. Farbe. 


abfafen, 1. auch abkanten, abgraten, bekanten , fälſchlich 
auch abfaßen geichr., frz. delarder, &corner, emousser, 
chanfreiner, engl. to cant-off, to bevel, to bevil, to 
chamfer, ein Stüd Holy oder Stein, d. i. feine ſcharfen 
Kanten in Faſen verwandeln; ſ. d. Art. Faſe. — 2. aud) 
zuichärfen, abjchmiegen, abſchrägen, frz. biseauter, ébi- 
seler, tailler en chanfrein, engl. to slope, to chamfer, 
an dünnen Segenjtänden, wie lastafeln, Klingen, Eifen- 
ſchienen zc.,die Schmale Kante zu einer Schärfe abarbeiten. 


abfafern 9 adfrieren 


— 3. Gurtfirnje u.Abafen im romanischen Stil find unten [| (Hütt.), gepochtes Erz rein waſchen, mittel& Umrübrens 
abgefajet, frz. chanfreine d’en bas, engl. bevelled off. | auf. d. Abfauherd, während Wajjer ib. d. Erz riejelt. | WF.) 
abfafern, intr. 3., wenn Holz abfajert, ift es zwar ehr | Abflauherd, Abläuterhörd, m. (Hittenw.), frz. table, f., 
troden, hat aber nicht viel Tragfähigkeit; der Stamm ift | du Javoir, du baquet, engl. buddling-dish, buddle; j. 
dann meist jchon vor dem Fällen abgejtorben gewejen, ind, Art. Schlämmheerd. 
abfaffen, 1. fr}. etangonner, engl. to underprop | nbfliehen, 1. paſſ. 3., fra, Gcouler, decouler, engl. to 
(Zimm.), einer vertifal drückenden Lajt die nöthige Stüße | flow away, v. Flüſſigkeiten, ſ. v. w. wegfliehen. — 2, at. 
geben. — 2. (Schmied.) Eijen auf dem Amboß umbiegen. | 3., frz. carreler, engl. to flag, mit liefen belegen; ſ. d. 
— 3. (Holzarb.) engl. to round off, ein Stüd Holz durd) | Art. Flieſe. 
Abrundung jeiner jcharfen Kanten berauben. | abfläken, 1. Wiederholungswort für abflauen. — 2. 
abfaulen. 1. paſſ. 3., engl. torotoff, infolge ber Fäuls | frz. flotter, engl. to float, Holz auf dem Fluß transpor- 
nis jich lostrennen oder vergehen. Mittel dagegen f. u. d. tiren. — 3, eine Treppe mit Flögen verjehen; ſ. Treppe. 
Art.abbrennen 3 und unter Bauholz, Füulnisu. Holz. — | abſluchten, akt. 3., frz. enligner, aligner, dresser à 
2. at. 3., ſ. v. w. abflachen, fauler, flacher werden laſſen. — la ligne, engl. to arrange (Hochb.), ſ. v. w. in Flucht 
3. rückw. 3., ein Dach fault fich von den Schieblingen aus | bringen, fluchtrecht machen; ſ. d. Art. einfluchten, Flucht 2c. 
ab, d.h. wird von da ab nach unten hin flacher. | Abfluß, m. I.frʒ. d&coulement, &coulement, m., engl. 
abfedern, 1. att. 3. (Schlojj.), a) ein Schloß oder dgl., flowingaway, running away, Fortbewegung d. Wafjers: 
es volljtändig mit ‚Federn verſehen; b) einen Riegel od. 1. in natürlihen Waflerläufen od. künstlichen Leitungen, 
dgl.,durdh eine Federvon Etw.entfernt halten; c)den Stahl wie Abzugsgraben, Dachrinnen, Schleußen, Gerinnen, 
abf., ihm durch Härten Federfraft geben. — 2. (Bimm.) , Prainröhren, Gußſteinen, Tagerinnenx. Dabei iſt es na— 
a) intr. 3., ſ. v. w. abfajern; b) att. Z. cin Bret abf., ſ. v. tuirlich Aufgabe, den A. möglichit ungehindert zugeitalten; 
w. an ein Bret eine Feder hobeln; oder: Dieje Feder wieder  f. d. genannt. Artifel. — 2. aus geſchloſſenen Gefähen, wie 
von dem Bret abjtoßen; e) rückw. 2.; ein Bret bat ich abge | Keſſeln, Brunnen, Sentgruben xc., meiſt gleichbedeutend 
federt, wenn fich feine Feder aus der Nuthdesnebenliegen= | mit Entleerung. — II. Vorrichtung für den Abfluß J. 1. 
den herausgezogen hat. (pecb.) auch Ablaufgerannt, frz. dechargeoir, m., &pan- 
abfeiern, frzisécouer, engl. to shake off, ein Taut da= | choir, m., engl. issue, flowing, f. v. w. Abzucht, Abzug 
durd) jtraffer anzichen, da; man cs rudweis anzieht und | (ſ. d.) Bei Anlagevon Gebäudegruppen, eingebauten Häus 
dabei in wellenförmige Schwingungen verjeßt. fern x. mu jtets gehörig dafür geforgt werden, daß 
Abfeilerafpel, f. (Hreilenh.), engl. file-makers great | Regen- u. Oberwafler, Abfall von Brunnen oder Röhr⸗ 
rasp, große Raſpel, mit der die Feilen vor dem Hauen ab= | trogswajjer, flüffige Privet- u. Gußfteinunreinigfeiten xc. 
geraipelt werden. quten A. befommen, bef. aber hinreichend weit von den 
Abfeilidyt, n., ſ. dv. w. Feilicht, Feilſpäne (ſ. d.). Gebäuden abgeleitet werden, damit weder Feuchtigkeit noch 
nabfetten, 1. mit Fetten oder Pfetten verjeben. — 2. | verderbte Luft in diefelben dringe. Verſäumnis hierin hat 
vom Kalt, der mit Sand vermischt iſt und eine Zeit lang | Schon manches Gebäude dem Ruin entgegengeführt; ſ. d. 
geitanden, das Obere, welches fich nicht mit dem Sandver: Art. Sentgrube, Gußſtein, Regenwaſſer, Schleufe x. 
bunden, abjchöpfen; follte eigentlich immergeichehen, weil | [M-s.]) — 2. (Waflerb.) A. eines Deichdammes, frz. de- 
dieje Theile nicht gehörig oder zu ſehr gebrannt ind, daher | versoir, m., engl. fall, deversoir, f. v. w. Ueberfall (f.d.). 
im Bug Bläschen erzeugen. Abflufkanal, m., j. d. Art. Siel. 
abfeuern, fr}. cesser le feu, engl. to let go outthe | Abflufrohr, m., frz. tuyau de döpart, de döcharge, 
fire, in Schnielzhütten und Ziegelöfen das Feuer ausgehen | engl. waste-pipe f. d. tv. Abzugsrohr (f. d.). 
laſſen. abformen, * mouler, jeter en moule, former, engl. 
abfiedeln, 1. den Abſtrich vom Werkblei abzichen (Pro: | to mould, to form for the casting etc., ſpan. amoldar. 
vinzialismus). — 2. (Steinm.) Steinplatten mitteldzahn= | Im einen Körper, z.B. ein Ornament odereine Figur, ab= 
lofer Säge (ſ. d.) jchneiden. zuformen, überzicht man ihn erjt mit einerdünnen Schicht 
abfiedern, auch abkröfeln (b. d. Glaſern), mit dem Fie- eines Mediums, welches die Ndhäfion zwiichen dem abzu— 
dermeſſer oder Fügemeſſer die überflüfiigen Glastheile | formenden Körper und dem Formmaterial möglichſt ver- 
abfneipen. mindert, und drückt oder gießt dann das weiche oder flüffige 
abſieren, abvieren, ein Tau (Schiff. u. Wafferb.), frz. | Kormmaterial an alle Erhöhungen und Vertiefungen des 
larguer une manoeuvre, filer une corde, engl. tovear, | Körpers an. Nach genügender Erbärtung entfernt man 
to ease away, to ease off, to pay-out arope, das Tau | die jo entitandene Form von dem Original umd kann num 
nachlaſſen. Copien aus der Form durch Abdrücken od. Abgießen —* 
abſilzen (Maur.),den Putz, ihn nach ſeiner Vollendung, winnen. Näheres ſ. in d. Art. Form und formen. Ms. 
ſo lange er noch nicht angezogen hat, durch Ueberreiben abfrieren, neutr. 3., ri. se perdre par le froid, engl. 
mit einem mit Filz beichlagenen Bretchen nochmals ganz | to freeze ofl. Das Lostrennen einzelner Theile d. Putzes, 
fauber glätten. Diejes Verfahren verdient mehr Berbreis | der Mauerjteine, friiher Bruchiteine, gebrannten Thons 
tung, als es bis jeßt gefunden. oder Bipfes durch den Einfluß des Froftes kann 1. dann 
abfinnen, auch abpinnen, akt. 3., fr. amorcer, engl. to | eintreten, wenn dieje Theile beim Eintrittd. falten Jahres- 
scarf, 1.(Schlojj., Schmied.) m. dem dünnen Hammerende, | zeit nod) foviel innere Feuchtigkeit enthalten, daß durch das 
der Finne, dünner fchlagen, abſchärfen; geichiebt 3.B. mit | Gefrieren derjelben ein Abſtoßen der äußeren Schichten her— 
dem Ende zweier Eifenftüde, die man zuſammenſchweißen | beigeführt werden kann. Um dies zuverbindern, muß man 
will. — 2. (Klemp.) mit demjelben Werkzeug Eden in das | dafür jorgen, daß der Bau noch bei warmen, trodenen Ta— 
Blech treiben. gen vollendet wird. Nach dem Eintritt der eriten Nacht— 
abfiken, frj. goupilloner, engl. to smooth with the | fröfte noch Maurerarbeiten fertigen und putzen zu lajjen, 
brush, to brush (Maur.),den Bug mit dem Sprengpinfel | ift abjolut jchädlich für die@ebäude und nur durch die un— 
(Anneger) glätten. bedingte Willensäukerung des Beſitzers oder durd die 
abflachen, eine Böſchung abfl., fie in die Ebene verlaus | Machtäußerer Umſtände zu entſchuldigen. — 2. eine zweite 
fen laſſen: ſ. abfaufen 2. Urſache des Abfrierens iſt das Stehenbleiben u. Einfidern 
abflächen, 1. iiberhaupt flach oder glatt machen. — 2. |v. Waſſer auf den oberen Flächen vorftehender Theile, die 
(Maurer u. Steinmeß) mit der fläche bearbeiten; f. d. dann bei eintretendem Froft durch die Ausdehnung des ein— 
Art. Fläche, geſickerten Waſſers zeriprengt werden. Sehr jchädlich in 
abflauen, flchen, flöten, flühen,frz.laver, engl.tobuddle | diejer Beziehung wirfen die weit und flach ausladenden 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 2 








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adfügen 
Gurtjimje, Fenſterverdachungen, Sohlbänte, Balkons x. 
Auf ihnen bleibt der Schnee liegen, an warmen Tagen 
ichmilzterzum Theil, das Schneewafjerfidertiichein, friert 
dann in der Nacht wieder und fprengt einen Theil des betr. 
Gliedes ab. Unfere deutichen Vorältern im Mittelalter 
wäſſerten alle diefe Theile auf ihren Oberjeiten fehr ſtark 
ab und fehlten fie unten tief aus, was, bei weiten wirt: 
famer als das Anbringen einer bloßen Waſſernaſe, das 
Waſſer nöthigt, an der Borderkante abzutropfen, jtatt fich 
nad) den dabinterliegenden glatten Wandflächen zu ziehen 
und diefelben zu näſſen; f. d. Art. Gurtjims, Verdachung, 
Abwählerung, Wafjernafe und goth. Stil. [M-s.] 
abfügen, 1. (Zimmerm. und Tiſchl.) ſ. v. w. fügen (f.d.). 
ofen 1 v. w. abfiedern (ſ. d.). 
uhr, f.,charriage, m.,engl.c ing,conveyance. 
Im Allgemeinen die Thätigfeit des Wbfabrens, An Ge⸗ 
ſundheitspflege und Verwaltungswiſſenſchaft nennt man 
jo zunächſt die Entfernung aller „Abfallſtoffe“ (ſ. d.). Ins 
bejondere aber bezeichnet Abfuhr, Abfuhrfnflem, frz.systöme, 
m. des fosses mobiles, engl. sewage, die Entfernung der 
träfalmafien, d. h. des Inhaltes der „Abtrittägruben“, 
(1. d.), in großen Tonnen od. ähnlichen Gefähen. Die mög: 
lichſt jchleunige, unbemerkbare und weite Entfernung ſo— 
wol der Abfälle des Konfumes u. der Fabrikation wie der 
Fälalſtoffe ijt aus Gejundheitsrüdfichten geboten, weil 
beide Stoffe zu mehr od. minder fchnellen Zerſetzungen nei— 
gen, wobei fie dann Brutjtätten, nicht nur für Fäulniser— 
reger; jondern auch für Berbreiter anftedender Krankheiten 
werden (j. Desinfektion), ferner weil fie giftige Stoffe ent= 
halten (Arien, Bleiverbindungen u. f.w.) oder der Selbit- 
entzündung ausgejegt find (feuchte Qumpen). Die Abfüh— 
rung der genannten Stoffe bis in unfchädliche Entfernung 
wird auf jehr verichiedene Weife ausgeführt: a. die jchlech- 
teſte Art ist, alle feiten Abfälle der Nachbarſchaft auf einen 
————— en zu werfen, und die flüſſigen mittels 
offenerRinnenabfließen zu laſſen. — b.beſſer iſt es ſchon, 
wenn eine Auswahl getroffen wird, ſo daß mandieweniger 
unangenehmen und jchädlichen Waſch- und Spülwäſſer in 
offenen Rinnen abfließen läßt, welche letztere dann täg— 
lid) mit reinem Waſſer ausgeipült u. gefegt werden müſſen, 
während man unangenchmere Stoffe, wie die ftäubende 
Aſche, den übelriechenden Haus: und Küchenkehricht, den 
Inhalt der Abtrittsgruben und den Urin auf bejondere, 
verſchiedene Weije bejeitigt, durch Wegtragen in, zu be— 
ftimmter Zeit vorüberfahrende, Wagen, durch theilweiſes 
Anjammeln auf der Straße in Haufen und theilweife 
verdedte Entfernung in Wagen, nebjt theilweiſem Ab— 
fließen in unterirdischen Kanälen, Dieſe Art der Entfer- 
nung ijt immer nod) jehr roh und vielfach unangenehm, 
hat aber den Bortheil, daß die Dungitoffe für Garten und 
Feld gewonnen werden u. die Einrichtung nicht fehrtheuer 
iſt. Freilich iſt fie jo gut wie gar nicht zu überwachen, weil 
au zahlreiche Berjonen nad) einander od. gleichzeitig thätig 
fein müſſen. In Deutichland ift diefe Art der Abfuhr in 
den meilten Städten verbreitet. In Frankreich pflegt man 
für die wenig nachtheiligen Wirthſchaftswäſſer kurze offene 
Rinnen als Einführungen u. lange unterirdische Kanäle 
als eigentliche Abzugsmittel zu verbinden, während die 
feiten Stoffe befonders entfernt werden. — e. In England, 
Hamburg, Brüfiel, Danzig, Frankfurt bat man für alle 
flüſſigen u.halbflüffigen Stoffe, alfo für Wirthſchaftswäſſer, 
Urin, Fükalmaſſen, Regen-u. Schneewaifer ein durch furze 
Anſatzrohre im Innern der Häufer mündendes Syſtem 
unterirdiicher Kanäle, der „Schwemmſiele“ (f. d.) 
eingeführt, und nur für Aſche, Sand, trodenen Kehricht 
1. Bauſchutt noch d. Abfuhr beibehalten. Diejes Schwemm⸗ 
ſyſtem iſt für die Bewohner der Häufer dann jehr aefährlid) 
(durch Entwicdeln des Darmtyphus), wenn die Anſatzrohre 
nicht gut verjchlofjen find, während er ohne alle Befund: 


10 
BRajjerichluf (f. d.) das Eindringen der Kanalluft in das 





heitsnachtheile bleibt, vielmehr den Hausbewohnern das | \ 
Erhalten guter Luft ermöglicht, wenn durch doppelten | dadurd) indirekt Iuftreinigend wirken; endlich geben die 


Abfuhr 





Haus vollitändig vermieden wird. Da reichliches u. kräf— 
tiges Spülen der Kanäle mittels Waffer unbedingt notb- 
wendig ift, fo ift mit dem Schwemmſiel die Wafjerleitung 
ungertrennlich und die für den Hausbewohner angenchme 
Einrichtung der Watereloſets nicht nur erlaubt, ſondern 
fat geboten. Das ganze Syſtem iſt der Gejundheitspflege 
jehr förderlich, wenn es gut auögeführt wird, und fpart in 
großen Städten jährlidy Taufende von Erfrantungen und 
Hunderte von Todesfällen. Sein größter Vorzug iſt die 
durch wenige Perfonen leicht auszuführende Ueberwachung. 
Der Preis für die Herjtellung ist hoch, für die Unterhaltung 
mäßig; im Allgemeinen ift es tbeurer als das unter b er- 
wähnte Enitem der Auswahl, und billiger ala das unter 
d zu befprechende Syſtem der reinen Abfuhr. Der bedeu- 
tendite Einwand gegen d. Syſtem der ausſchließlichen Ab- 
führung dur) Schwemmſiele beſteht darin, daß alle Dung: 
itoffe den Feldern u. fomit auch dem Staatöhaushalt ver: 
loren geben, was 3. B. in London täglich 140 Tons beträgt. 
Haben übrigens die Schwemmſiele nicht genügenden all, 
werden fie nicht Fräftig mit Waſſer ausgeichwemmt und it 
ihr Verſchluß auf der Strafe nadhläffig, jo können fie in 
engen Straßen der Bewohnerſchaft ſehr nachtheilig werden. 
Ferner muß der Inhalt der Siele weit von der Stadt weg— 
geführt werden, joll er nicht die Umgebung der Stadt ver: 
peiten und das Waſſer des Fluſſes, in welchen man ihn eins 
uführen pflegt, verderben. Neuerlich hat man diejen llcbel- 
Händen zu begegnen u. den Inhalt der Siele zugleich nup- 
bar u. unschädlich zu machen gefucht, indem man ihn durch 
„Beriejelung“ (f. d.) zum Düngen von Wiejenflächen ver: 
werthete. —d. Das Syſtem dev ausſchließlichen Ab— 
fuhr. Bei diefem Syſtem wird Alles gefammelt und dann 
gemeinjam auf die Felder ald Dinger gebradjt. Hier gebt 
nichts verloren, die Abfälle werden alfo in beiter Weife be: 
nußt, und daher iſt er in ſolchen Städten des flachen Landes, 
wo die Bewohner meijt Aderbauer find, eingeführt; eben= 
fo in Gratz, Flandern, China, Japan. Auch bei ausſchließ— 
licher Abfuhr fann die Einrichtung verichieden fein. Meift 
mündet das Fallrobr des Abtrittes in ein weites Gefäß 
(Holztonne, Eylinder aus Zinn od. verzinntem, fehr ſtarkem 
Eifenblch oder emaillirtem Eifen), in deſſen Dedel eine 
Deffnung it, die mittels eines Scylauches mit dem Fall⸗ 
rohr luftdicht verbunden ift. Diejes Nufnahmegefäh wird 
von Zeit zu Zeit gewechſelt. Zu diefem Zwed muß ftatt der 
Abtrittägrube eine halb unterirdiiche, von außerhalb des 
Haufes zugängliche, gegen das innere Haus [uftdicht ver 
ſchloſſene Kammer eingerichtet werden, weldye Raum genug 
bietet, daß zwei Männer das leere Gefäß ftatt des gefüllten 
Iuftdicht unter dem Fallrohr des Abtrittes anbringen, und 
das gefüllte Iuftdicht für d. Transport verjchlichen können. 
Dies wird meijt durch Verftreichen des Deckels mit Lehm 
und Einjchieben eines Holzteiles unter eifernem Bügel, 
auch wol durch Aufichrauben des untenm. Filz beſchlagenen 
Deckels hervorgebracht, alfo mit ſehr geringem Aufwand 
an Zeit und Koſten. In Frankreich ift der eiferne Eylinder 
mit einer Siebicheidewand verjehen, welche ihn der Längs— 
achſe nad) in einen größeren und Heineren Theil jcheidet 
(alio auf der Grundfläche ein Segment abjchneidet); dieſes 
Trennungsfieb (Diviseur) läht Urin und andere Flüffig- 
feiten in den Heineren Theil und aus diefem in den Kanal 
laufen, während die fejten Ertremente, Bapier u. dgl., im 
größeren zurüdbleiben. Für einzelne Gebäude oder Ge— 
bäudefomplere in einer größeren Stadt oder aufdem Lande 
entipricht die ausichliehliche Abfuhr, bei ſehr ſorgfältiger 
Ueberwachung, jeder Anforderung der Bejundheitspflege. 
Der Innenraum d. Aufnabmegefähe fann desinfizirt wer: 
den; völlig luftdichter Verſchluß und Iuftdichte Fallrohre 
fichern vor iiblem Geruch; Verbindung der Fallrohre mit 
einem Abzugsrohr, in welchem eine Gasflamme brennt, 
läht die Abortbrille jogar faugend, aljo Iuftabführend und 


IR Abführeifen 11 asbgraben 


Fälalſtoffe nicht verloren, jondern können den Feldern | Theil des Erzganges ind Hangende oder Liegende hinaus— 
jämmttlich zugeführt werden. Ganz anders jtellen ſich die jegt. — 6. ein Bohreiſen gebt ab, d. h. weicht ab, ſ. d. 
Berhältnijje, wenn in einer ganzen Stadt die Abfuhr ein= | Art.. abweichen. — 7. man jagt: von dem Sims ab geht 
gerichtet werden joll. Jit die Stadt eng gebaut, jo fehlt e8 | die Mauer 25cm. ſtark weiter, jtatt: von da an gebt 9— w. 
an Raum für die Aufnahmegefäßkammer; der Zugang zu| abgekürzt, adj.,1.(Herald.) auch abgeledigt, v. Herolds⸗ 
diejer Kammer ijt dann nicht von aufen u. zu ebener Erde, | figuren (f. d.) gebraucht. — 2. (Math.) über abgefürzte od. 
fondern vom Innern des Haufes und über die Treppe; ein | abgejtugte Kegel u. Pyramiden ſ. d.Art. Kegel u Pyramide. 
Peſthauch übler Dünſte ergieht fid) in das Haus, jobald | nbgelben, 1. alt. 3. (Hochb.), frz. badigeonner, ſ. v. 
der Verſchluß nicht tadellos luftdicht ift u. beim Transpor= | w. gelb anſtreichen. — 2. neutr. 3., von weihem Anſtrich 
tiren der ſchweren Gefähe über die Treppe wird wol aud) | gebr., ſ. v. w. vergilben, nachgilben, durd) die Zeit gelb 
von deren eflem Inhalt verſchüttet. Dazu kommt die für | werden. — 3. von gelbem Anſtrich gebr., f. v. w. gelb abs 
den Einzelnen nicht unbedeutende Ausgabe, welche für die | färben, die gelbe Farbe fahren laſſen, mittheilen, 
erite Einrichtung der in eine Aufnahmegefählammer um: | ab gelebt, adj. vom Kalk gejagt, ſ. d. Art. Kalt. | Wf.] 
zuwandelnden Grube, mindejtens 120 Mf.fürzweiTonnen, | abgelegt, adj. (Zimm.), von Baltenlagen x. gejagt, 
und Anſchluß unter das Fallrohr, mindejtens 60— 75 ME, | j. v. w. fertig abgebunden und abgeräumt, 
erheifcht; die Unterhaltungstoften find nod) erheblicher. | nabgerückt, adj. (Kriegsb.), frz. detache, v. Bajtionen 
Etwas niedriger ftellen fid) die Koſten bei einer neuer= | (f. d.) gebraucht. 
dings aufgetauchten Art der Abfuhr. Es wird hierdas An | nbgefeht, adj. (Herald.), von Heroldafiguren (f. d.) ge= 
ſammlungsgefüß nicht gewechſelt, jondern bei beabfichtigter | braucht. 
Entleerung mit dem Wagen durch einen Schlaud) oder ein| nbgefanden, adj. vom Kalk gejagt, ſ. d. Art. Kalt. 
Röhrenſyſtem verbunden, und mittels einer Pumpe oder | abgeflorben, adj. 1. vom Kalk gejagt, ſ. v. w. abgelcbt; 
mitteld Luftdrucks wird der Inhalt des Gefähes in einen |. d. Art. all. — 2. von Beizen, die die Schärfe verloren 
auf dem Abfuhrwagen ruhenden eifernen Eylinder, der | haben. 
ähnlid) einem Dampfteffel tonjtruirt ift, fajt ganz gerudy | nbgeftußt, adj., j. v. w. abgefürzt 2, 
los und ziemlich ſchnell eingefaugt. Die Neuheit der| abgetheilt undabgewedfelt, adj. (Herald.), ſ. abwechſeln. 
Sache, die ziemlich bedeutenden Kojten und die jhwierige |) nbgetreppt, adj. 1. (Bauf.) von Mauern, Giebeln ıc. 
Ueberwachung erſchwerten bis jept dDievolljtändige Einfüh- gejagt, |. abtreppen. — 2. (Herald.) f. Heroldsfiquren. 
rung diejes Syftems in größeren Städten, wo audhder Ab: | abgeviert, adj.,(Zimm.), ſ. abvieren und Abvierung. 
ja des wafjerreichen und daher nur wenig düngenden Zn: | abgewickelte Kinie, f. (Math.), j. Evolute. 
halts der Gefähe nur ſchwer zu erreichen ift, befonders fo| nbgiehen, 1. frz. jeter en fonte, fondre, engl. to cast, 
lange die —— folder Städte, in Borurtheilen be: | to found, to paste, einen Abguß fertigen; f. d. Art. — 2. 
fangen, es verbieten, daß mandiedurch das erwähnte Theis | frz. decanter, engl. to decant, eine fpezifiich leichtere 
lungsfieb gefonderten wäſſerigen, bei Waterclojetsnament= | Flüſſigkeit v. einer ſpezifiſch ſchwereren, auf welcher erjtere 
lid) jchr verdünnten Theile durch das allgemeine Schleus | ſchwimmt, dadurch trennen, daß man erjterer oben, oder 
ſenſyſtem der Stadt mit dem Regenwajfer, Gußfteinwajjer | legterer unten einen Abfluß verſchafft. In d. Chemie nennt 
x, abjließen läßt. — Eine Abart der Abfuhr iſt das Syftem | man allgemein das vorjichtige Abgiehen einer Flüffigkeit 
von Liernur, |. „Kanalifation“. [Rlm.) von einem fejten Körper, Bodenſatz, Niederichlag u. dgl, 
Abführeifen, n., frz. filiere, f.& tirer, engl.draw-plate | decantiren. | Wf. 
(Drabt.), ſ. v. w. Zugeijen. abgleichen, 1. (Straßenb., Erdarb.,) frz. &galer, ega- 
abführen, 1. frz. user, engl. to wear, ſ. v. w. abnutzen, | liser, egalir, aplanir, engl, to lay flat, to plain, to even, 
bei. vom Werkzeug u.vom Gezäh der Bergleute. — 2. Weg: | eine unebene Fläche glätten, ganz oder annäberndebnen; j. 
ſchaffen, bej. auf Wagen, j. abfahren. —3.dengroben Draht auch d. Art. planiren. — 2. (Hochb.) frz. affleurer deux 
in verſchiedenen Zugeijen verfeinern. surfaces, engl.to make flush, to flush, einen Gegenftand 
abfurden, den Buß abf. heißt, ihn durch vertiefte Fur | mit einem andern in dieſelbe Ebene bringen, bündig mit 
den in Streifen, Duadern od, Felder eintheilen. Ein Ge: | demfelben machen. — 3. frz. affleurer, araser de niveau, 
wände von ber Band abf.: zwijchen dem Gewände und der | engl.tolevel, tomakelevel, ital. pareggiare, eine Mauer 
übrigen Wandfläche eine ſolche Furche in den Buß ziehen. | oben wägredjt machen; ſ. d. Art. Gleiche, Gleichſchicht zc. 
abfüttern, 1. att. 3., fümtliche Thürgerüſte mit Futter | — 4. (Blechh.) das Eijenblech bis zur Hälfte ausdehnen 
(f. d.) verjehen. — 2. neutr. 3.; eine Thür füttert ab, wenn | und dünnſchlagen. 
die Bekleidung fih vom Futter abgelöft hat, fo daß eine Abgleichfäge, f. (Tiſchl.), frz. scie, f.A affleurer, dient, 
Spalte dazwiſchen entjtanden iſt. um bie etwa voritehenden Zinten, Zapfen 2c. bündig abzu⸗ 
Abgang, ın.,1.(Berg=u. Hüttenmw.)a) frz. perte, f., ap- ſchneiden. Es iſt eine Gejtellfäge, deren Blatt 40—65 cm. 
pauvrissement, m., engl.loss, smelting-waste, Gewichts⸗ lang, jehr dünn u. mit wenig geneigten Zähnen verjeben ift. 
verlujt beim Schmelzen der Metalle; — b) unbraudybares | Abgleichſchicht, £., ſ. d. Art. Gleichſchicht. 
Gezähe; — ce) eine Zeche ift im Abgang, frz. endépérisss- Abgleidyflein, m., frz. arase, f., engl. levellingstone,. 
ment, en d&cadence, wird nicht weiter betrieben; vgl. | Stein zu Herjtellung der Gleichſchicht (ſ. d.). 
aud) d. Art.abbauen 2b. — 2. frj.rognure, f., döchet,m, | Abgleicdyung, f.,1.des Bodens (Erdarb.), frj.regalage, 
engl. waste, b. Beranichlagen das währendd.Berarbeitung | regalement, dressement, m. du sol, engl. levelling, 
verloren gehende oder unbrauchbar werdende Material, | planishing, die Handlung des Abgleichens (.d. 1.).— 2. 
Abgaſſe, f., |. v. w. Scitengajie. 3 einer Mauer, frz. affleurement, arasement, engl. le- 
abgaf, adv., ſ. v. w. von der Gaſſe abwärts. velling, ledgment, die Handlung d. Ausgleichens (ſ. d. 2.). 
abgebaut, adj., (Bergb.), j. abbauen 2b. abgraben (Erdarb.), 1. eine Bodenerhöhung abgr., 
abgehen, neutr. 3., 1. Metall.) das Abg. des Silbers | frz. ter en bechant, engl. to dig off, fie durdy Graben 
it das Herannaben d. Silberblids,. — 2. (Hodhb.) ein Ges | bejeitigen. — 2. einen Weg abgr., frz. couper par un 
rũſte geht ab, ſ. v. w. jtürzt herunter. — 3. von einem Ges | fosse, durch einen querüber gezogenen Graben jperren. — 
bäude, einer Wand u. f. w. fo und jo viel abgeben, j. dv. w. | 3. einen Brunnen, einen Teich zc. abgr.,frj.saigner, d.h. 
abbauen. — 4. von der Zeichnung abgehen, j. dv. w. ab⸗ ihm das Waſſer dadurd nehmen, daß man unweit desſel— 
weichen; ijt möglichit zu vermeiden, weil danach jehr oft | ben ein Loch gräbt, welches tiefer als d. Brunnen od. Teich 
die Arbeiten der einzelnen Baugewerke nicht zu einander | :c. ift, jo dab das Wajfer ausläuft u. in das ncu gegrabene 
pajjen; lieber muh dann der Bauführende die Zeichnung | Loch tommt. [r. W.]) — 4. ein Grundftüd abgr.: es durch 
abändern. — 5. (Bergb.) ein Trum „geht ab“, wenn ein | einen Öraben begrenzen. 














— — — — 





abgraten 


‘ abgraten, 1. (‚Zimm.) frz. biseauter, j. v. iv. abjajen, 
abſchrügen (ſ. d.). — 2. (Gich., Metallarb.) Gußnähte ıc. 
abgr., frz. ebarber, engl. to burr ofl, to scrape off the 
burr, von dem Grat befreien, glätten. 

Abgratung, £., frz. delardement, m., face, f ‚facette, 
£,, engl. bevel, chamfer, f. v.w. Fafe, Abjdhrägung. Die 
A. des Gratiparrens iſt die Abjchrägung feiner oberen 
Seite zu zwei Flächen, deren jede mit einer der beiden an— 
ſtoßenden Dachflächen einfluchtet. 

abgründen Tiſchl.), 1. frz. evider, engl. to gutter, 
to grove, die Bertiefung zu einer Einjchiebeleifte mit dem 
Grundhobel machen. — 2. Thürfüllungen abgründen, aus: 
gründen, abblatten, fr. refeuiller, engl.torebate, rings- 
um jo weit ſchwächen, daßſie in die Nuthder Frieſe hinein- 
gehen, und daß zugleid) in der Mitte jeder Füllung eine 
erhabene Tafel entiteht. Ueber den Nupen und Schaden 
des Abgründens f. Art. Thüre. 

Abgründung, f.,Ausgründung, Abblattung,f ‚anThürfil= 
lungen (Tijchl.),frz.plate-bande, f.de panneau, feuillure, 
f.,refeuillement, m.,engl.,rebate; j.d. Art. abgründen 2. 

abgurten, frz. cordonner, engl.tostring, ital.cignere, 
mit Gurten oder Gurtjimfen verjchen; j. d. Urt. 

Abgufß, frz. jet, m. en moule, copie, f. en fonte, 
ouvrage, m. moule, engl. cast, casting, paste, founding, 
ital. getto. Die durdy Aufgichen einer flüffigen, jpäter 
fich verhärtenden Materie ee Nachbildung 
eines Körpers. Um einen W. zu fertigen, formt man zuerjt 
den zu copirenden Körper ab; die dadurch erhaltene Form 
(f. d.) wird dann zunächſt mit einem lleberzug ver: 
jehen, der nad) der Natur des Gießmaterials verfchieden 
iſt und den Zweck hat, daß das Gießmaterial nicht in die 
Poren der Form eindringen kann. Diefer Ueberzug ichadet 
jedoch der Schärfe und Genauigkeit des Abguſſes immer 
etwas, und es ijt daher gut, wenn das ——— ein 
ſolches iſt, welches ſich während des Erhärtens etwas aus— 
dehnt, wodurch dann die durch den Ueberzug erzeugte Diffe— 
renz annähernd wieder ausgeglichen wird. Zu diefen ge- 
hören namentlich Gips, Schwefel und einige Metalle. 
Nachdem num die Form gehörig vorbereitet ift, wird das 
Giefpmaterial, entweder durch Vermengung mit einer 
Flüffigkeit oder durch Schmelzen flüjfig gemacht, in die 
Form gegofien und darin gelafien, bis es ziemlich erhärtet 
it; dann nimmt man die Form ab und der A. kommt zum 
Vorſchein; hat die Form aus mehreren Theilen bejtanden, 
jo werden ſich an den Stellen, wo dieje Theile aneinander 
gefügtgemwejen, Heine Erhöhungen, d. fogenammten Nähte 
oder Grate, zeigen. Soll der U. zur Verzierung dienen 
oder jonjt ein elegantes Anſehen erhalten, jo werden diefe 
Nähte abgearbeitet, abgegratet und überhaupt die ganze 
Oberfläche des N. cifelirt oder fonftwie geglättet; ſoll der 
U. aber blos eine möglichſt treue Nachbildung des Origi- 
nals geben, jo läht man in der Regel die Nähte fteben, da 
mit denjelben fehr oft Fineſſen in der Formation des ab- 
gegofjenen Körpers verloren gehen. Mehr über die Bes 
handlung des Gichmaterials findet fich bei den die betr. 
Stoffe behandelnden Artiteln. [M-s.] 

abhägen, niederdeutich, fra. clore d'une haie, engl. to 
fenze, für einhägen. 

abhämmern, frz. écrouir, engl. to coolhammer, das 
Ungleiche, Faſerige, Schieferige an der Oberfläche metalle- 
ner Gegenstände durch immermwährendes, nicht zu ſtarkes 
Pochen mit dem Hammer glätten. 

Abhang, m., frj.pente, declivite, descente, f., pen- 
chant, m.,engl. descent, slope, declivity, ital. pendice, 


geneigte Fläche, Seitenfläche eines Berges, Daches, Waj- | 


jerlaufs, jowie das Mäh für die Neigung derjelben; 
ſ. d. Art. Abdachung, Abfall und Gefälle. [v. Wgr.) 
abhängen, abhangen, frz. incliner, pencher, engl. to 
declive, ital. pendere, j. v. w. abfallen 1, doch nur jelten 
vom Wafjer gebraucht: der Fußboden hängt jo und fo viel 
ab, hat jo und jo viel Neigung gegen die Horizontalebene. 


12 
| abhängende Platte, f. (Bauf.), f. Hängeplatte. 


abhäuten 





abhängig, ad)., 1. (Feldm., Straßenb. ꝛc.), fr. pen- 
chant, incline, engl. sloping, inclining, ſ. v. w. geneigt, 
fallend, abjallend, namentlich vom Terrain x. gebraudıt. 
— 2, abhängiges Gewölbe, ſ. Gewölbe. 
Abhängling, m.(Baut.), 1.fra.clef,f.enpendentif, clef 
 pendante, f., queue, f. devoüte, pendant, m.de voüte, 
engl. pendant key-stone, herabhängender Schlußſtein, 
wie fie namentlich im jpätgoth. Stil häufig vortommen; 
f. Fig. 15. — 2. frz. pendant, m. de solivure (ungenau 
cul, m. de lampe), engl. knot, queen, häugender Bapfen. 
Herabhängende Knäufe an der Durchkreuzung der Hölzer 








Abhängling. Fig. 16. 


bei jihtbaren Baltendeden und Dachſtühlen fommen ſchon 
an altchriftlichen und romanischen Baltendeden vor, aber 
noch in ziemlich flacher, eher an Rofetten erinnernder 
Form. In der Gothit werden ihre Profilirungen immer 
feder, bleiben aud) in der Frübrenaifjance fo, |. Fig. 16; 
in der jpäteren Zeit der Renaiffance gehen fie wieder auf 
die antife Form zurüd. [M-s.] 
abhaldig, ad). (Bergb.), j. v. w. klüftig, zerflüftet. 
abhalten, 1. (Bergb.), die Waſſer abb., jr}. cuveler 
les eaux, engl. to keep-off the waters by timbering, dic 
Waſſer v. einem Gang durch Holzverdämmung abjperren, 
ſ. Waſſerhaltung. — 2. (Zimm.) Gejellenausdrud für 
aushalten, halten überhaupt; 3. B. der Balken ift jtarf, 
der hält viel ab. 

nbhafpeln, frz. devider, engl. to reel off, to unwind, 
1. das Seil vom Hafpel abwinden. — 2. etwas mit dem 
Haſpel herumterlafien; f. d. Art. Hafpel. 

Abbau, m., Abhauen, n., Hicderhanen, n. (Bergb.), 1. 
frz. descente, f., engl. driving to the hade, die Handlung 
des Abhauens, (ſ. d. 2.) — 2. frz. galerie, f. descendante, 
engl. gallery driven to the hade, ein abgehauener, nie= 
dergehauener Gang, j. Bang u. Donläge. 

abbauen, 1.jr3.couper, trancher, engl. to cutdown, 
durch Hauen abjondern, auch fchlechthin für behauen ge= 
braucht; ſ. behauen. — 2. (Bergb.) auch niederhauen , frz. 
descendre, engl.todrive tothe hade, einen Gang nicder= 
hauen heißt: ihn donläg treiben, nach d. Fallen hin treiben. 

abhäuten, I. alt. 3., frz. Gcailler, deponiller, engl. to 

skin, 1. Holz vom Baſt befreien. — 2. der Weihfalt muß 








abgehäutet werden, wenn er eine Zeit lang gelöicht in der 
Kaltgrube gelegen hat, weil die obere Schicht felbft bei der 
größten Vorſicht abſteht; ſ. d. Art. Kalk und abjetten 2. — 
3. den Leim muß man ebenfalls von der Haut befreien, 
die fich bei zu langem Warmſtehen auf demjelben anjegt, 
weil diefe Haut beim Leimen Unfauberkeit erzeugt. — 4. 
fra. &cumer, engl. to seum, auch abjchäumen genannt. 
Das geihmolzene Metall pflegt auf der Oberfläche cine 
Haut v. orydirten Metalltheilchen anzuſetzen, die vor dem 
Eingiehen in die Form abgejchöpft werden muß, wenn 
der Guß fauber werden joll.— II. rückw. 3., frz. sedepouil- 
ler, 1. Oclfarbe häutet fich ab durch Froſt und durch unter 
derjelben jtedende Feuchtigkeit, j. Art. Delfarbe. — 2. ge= 
ſchmiedetes Metall Häutet fich beim Hämmern od. Schmieden 





ab; wenn man nun die Haut nicht durch Abhämmern 
bejeitigt, blättert das Metall jpäter ab undwirdunjauber. 
abheben, 1. att. 3., frz. enlever, öter, engl. tolift off, 
etwas durch Heben von jeiner Unterlage entfernen. — 2. 
(Hüttenw.)den Abhub (j. d.)ausdem Sieb weqnehmen. — 
3. rückw. 3. (Mal.), fid) abheben, ſich abſchen, frz. s'enlever 
du fond, engl. to rise above the common surface, von 
emalten Gegenjtänden, |. v. w. hervortreten von dem 
intergrumd, 

abhellen, 1. paii. 3., von Farben, f. v. w. abblafjen 
(1.d.).— 2. alt. 3., Flüffigfeiten, z. B. Leim, auge, einge: 
rührte Farbe ꝛc. abb., ſ. v. w. abllären (f. d.). 

Abhieh, m., Haujpan, Arbeitsijpan (Steinm.), frz. 
epaufrure, f., engl. hew-shard, Steinfplitter, der beim 

earbeiten des Steins abfällt. 

abhobeln, j. hobeln. 

Abhols, n., 1. fr}. r&c&pe, m., der von Bäumen ent- 
blöhte Raum im Wald. — 2. frz. abatis, m. pl., Reis 
und Späne, die beim Fallen vom Baumabgeſchlagen wer: 
den; im Niederdeutichen: Abhorfl. 

abholzen, frz. deboiser, engl, to clear from wood 
(Foritw,), von Daumen entblößen, abbaumen, abtreiben, 

abholzig od. abfhüffig, adj. frz. cöne, engl. weak in 
timber, deficient (Forſtweſen, Zimm.), heißt ein Baum, 
der weger zu schnellen Abnehmens jeiner Stärte zum Baus 
bolz unta uglich iſt. 

Abhub, m. (Hüttenmw.), fra. räblure, f.,engl.skimpin 
skipsings, pl., geringhaltiges Erz, weldes beim Sieb: 
jegen im Sieb zurücdbleibt, oder unhaltige Erze, die vom 
Waſſer weggeſchwemmt und jo von der reiheren Maſſe 
getrennt werden; ſ. d. Art. ſetzen. Si.)] 

Abhubkifte, £., franz. räble, ın., engl. rake (Hüttent.), 
eiferne oder hölzerne halbmondförmige Schaufel, womit 
man den Abhub aus dem Sieb entfernt. 

äbicht, adj. ſ. v. w. umgefchrt, links; ſ. d. Art. Abrechte. 

Abies, f., Abietinöae, f., pl., lat. (Bot.), bezeichnet die 
Familie der Nadelhölzer, Sidten, Tannen, j.d. Art. [ Wf.)] 

Abirrung, f., j. Abweichung 3. 

abjshen (Fimm.), 1. vom Joch abheben. — 2. durd) 
ein Joch unterjtügen oder entlajten. 

abkaffen (Bauf.), 1. frz. s’amortir en talus, mit 
einer ſchrägen Fläche nad oben aufhören. — 2. frz. se re- 
tirer en rampe, engl. to set off with a slope, beim 
Schwächerwerden einen Abjag bilden, wenn diejer abge— 
ice dit. 

abkalken (Hochb.), 1. des Kalküberzugs berauben. — 
2, mit einer dünnen Schicht Kalk überzichen durch Auf: 
pinfeln von Kalkwaſſer oder Kaltmilch. So müſſen z. B. 
Bipsornamente od. Gementflächen abgelaltt werden, wenn 
man fie mit Wafjerglas überziehen will; j.d. Art. Waſſer— 
glas. — 3. durd) einen Aufguß von Kalkwafier die Un— 
reinigfeiten und für den vorliegenden Zwed unbrauchbare 
oder jchädliche chemiſche Bejtandtheile einer Flüſſigkeit od. 
Breimischung (Farbe, Mörtel u. j. w.) ausjcheiden. Den 
Borgang näher auseinander zu jegen, wirde zu weit in 
das Bebiet der Chemie führen. [M-s.] 

abkalkiren, abcaldiren, j. taltiren. 

abkämmen, 1. (Zimm.), a. aus dem Kamm abheben; 
b. jämmtliche Kümme einer Baltenlage ausarbeiten; ſ. d. 
Art. Kamm. — 2. (Kriegsb.) einen Wall, eine Bruftwehr 
u. ſ. w. abf., frz. &cröter le parapet, engl. to knock off, 
die Oberkanten wegicdiehen. 

abkämpfen, alt. 3.,(Bauf.), mit einem Kämpfergefims 

be 


chen. 
abkandeln, kanäliren, ansfluten , austiefeln (Bauf.), frz. 
canneler, engl.tochannel, to flute, mit Xandeln, Kanä= 
lirungen verjeben; . d. Art. Kanälirung. 
abkanten, abkauteln (Hochb.), 1. abeken, fra. dcorner, 
delarder, &mousser, engl. to chamfer, to bevel off, die 
ſcharfe Kante wegnehmen, ſ. abfajen und abgraten. — 











nbkappen, 1. (Särtn., Strahnb.), frz. etöter, engl. to 
chop off, einen Baum des Wipfels, der Spige berauben. — 
2. (Schifff.), frz. couper un cäble, un mät, engl. to cut, 
einen Maft, ein Tau oder Seil abbauen. — 3. frz. ca- 
lotter, ein Gewölbe mit Kappen verjeben. 

abkarren, 1. j. im Art. abfahren. — 2. f. v. w. ab- 
quarriren (ſ. d.). 

abkehlen, 1.(Zimm.)ein Dach abk. dasselbe mit Kehlen 
verjchen; j. d. Art. Kehle. — 2. (Zimm, und Tiichl.) mit 
Hohlkehlen oder auch anderen Gliedern einfaſſen oder durch 
jolche Glieder von einer anjtohenden oder umgebenden 
Fläche trennen. Thürfüllungen werden oft, an Stelle der 
einfachen Abgründung, abgefchlt. — 3. (Bauf.) frz. de- 
larder en creux, in Form einer Hoblfehle abfanten. 

Abkehlung, £(Tiicht.), Einfaifung mit Simsgliedern, 
wo dieje mit der von ihnen eingefahten Fläche aus einem 
Stüd, d. h. aus derjelben berausgebobelt jind. 

abkehren, J. alt. 3. 1. Schreibweife für abgehren; ſ. 
Gehrung. — 2. durch Kehren reinigen. Der Pu muß, ehe 
er angejtrichen wird, rein abgekehrt werden, bei. vor Oel— 
anſtrich. — IL. intr. 3. 3.(®ergb.) frz. bouter lekauchet, 
mettre lamain au chif, engl. to strike, to leavethe work, 
ſ. v. w. feiern, die Arbeit einjtellen, Strite machen, ftrifen. 

abkippen, abkappen, abküpfen, abkoppen, abköpfen, 1.aft. 
3., fr}. Epointer, etöter, engl. to cut. off, to nip off, der 
Spige berauben, 3. B. Nageljpigen abziwiden, Baum: 
jtämme föpfen, Bauholz vor Hirns abſchneiden. — 2. paſſ. 
3, abgleiten, fallen. 

abklären, abhellen, klären, frz. elarifier (le vin), Eclair- 
eir (un sirop), engl. to clarify, to fine, to clear off, be— 
zeichnet die Operation, durch welche man die in einer 
Flüſſigkeit ſchwebenden Theile entiveder an der Oberfläche 
oder in Form eines Niederichlags am Boden des Gefähes 
fi) anfammeln läht. Gewöhnlich erreicht man das A. 
einer trüben Flüffigkeit durch Ruhigſtehenlaſſen derjelben,. 
oder durch Einrühren von Haufenblafe- oder Leimlöſung, 
damit die in der trüben Flüffigkeit ſchwebenden Theilchen. 
rascher zum Abjag am Boden gelangen. | Wf.) 

abklaffen, frz. bäiller, engl. to gape, to be a-jar.. 
Thüren, Simsbreter x. Haffen manchmal ab, wenn fie 
8 geworfen haben, der Ruß, wenn die Mauer dahinter 
eucht ift und ihn abftöht. 

abklaftern, Holz, Stein, Erdreichn. Klaftern abmefien. 

abklammern, 1. frj. desharponner, engl. to unpeg;. 
die Klammern herausnehmen. — 2. frz. fournir des har-- 
Syn Sämtliche in einem Gebäude od. Bautheil nöthige 

klammern hinter einander einichlagen. — 3. etwas von 

etwas Anderem durch eine Klammer entfernt halten. 

——— m., fr}. eliche, engl. dabbing. In der‘ 
Baukunſt tommen befonders folgende Arten von A. vor: 
1.Chonabklatfy. Um einander Wand befejtigtes®ips= oder 
Steinornament, Metallrelief oder dgl. in Thon abzuflat- 
fchen, nimmt man einen ungefähr dazu genügend groben 
weichen Thonklumpen und jchlägt ihn mit jolcher Gewalt 
ſchnell gegen das Original, daß er ſich breit drüdt und in 
die Vertiefungen hineinfährt; dann zieht man ihn vorſich— 
tig und langjam wieder ab und hat jo eine Thonform, in 
dieman entweder jogleich Bips giehen kann, um Abgüſſe 
zu erhalten, oder die man trodnen und brennen läht, um 
dann Abdrücde zu erhalten; j. übr. Form. — 2. Metall- 
abklatſche. Wenn von einer Holzichnittplatte, Drudjorm 
oder dal. fo viel Abdrücke gemacht werden ſollen, daß man 
befürchtet, das Holz möchte ſich zu ſehr abnugen, fo fertigt 
man davon Metallabtlatiche oder cliches; j. d. Art. — 
3. Papierabklatfhe. Im auf Reifen, wo man fi) nicht mit 
ſchwerem Gepäck fchleppen will, Reliefs zucopiren, nimmt 
man ganz weiches, ungeleimtes oder ſchwach geleimtes 
Papier, benept es mit Leimwaſſer, drüdt es mit einem: 





abklatſchen 14 ablängen 
zufammengeballten Tuch an den zucopirenden Gegenſtand der gewöhnlich angewendeten Riegel, Säulen und Bän— 


und läht die jo geronnene Form in mäßiger, aber aud) 
nicht zu geringer Wärme trodnnen. In jehr warmen Ge— 
genden kann man auch geleimtes Bapier nehmen u. braud)t 
es nur jehr ſtark mit bloßem Wajjer zu neßen. 
abklatfiyen, frz. clicher, engl. to dab, to beat off, 
ſpan. elisar, ſchnell und flüchtig abdrüden. Während man 
beim Abdrüden das weiche Copirmaterial in das feitere 
Material des Originals langjam und jorgjältig möglichit 
gleihmäßig hineindrüdt od, netet, geichieht dies beim Ab— 
Hatichen nur mit einem Rud, aber mit weit größerer Ge— 
walt; es muß daher das Material weit feiter oder zäher 
jein, ala beim Abdrüden; ſ. übr. d. Art. Abklatſch. 
abkleiden, 1. frz. devötir, engl. to undress, der Ver- 
kleidung berauben, F d. Art.; aud) Taue ihrer Hülle beraus 
ben, fr3. defourrer le cordage, engl. to stake off the 
service; f. d. Art. Tau. — 2. frz. cloisonner, engl. to 
artition, einen Theil eines Raumes von dem übrigen 


durch eine ſchwache Wand verteden, 3. B. eine Nifche zus 
mauern; dafür richtiger zublenden, verblenden. 

abklößen, att. 3., 1. frz. bloquer, engl. to block out, 
einen Stamm in Säügeblöde jchneiden. — 2. einen Baum— 
jtumpf, Klotz oder Blod zurecht hauen, daß er gerade jteht. 

abklopfen, abkruflen, frz. Ecailler, engl. to knock 
out; f.d. Art. Biannenftein. 

abkneipen, frz. pincer, engl. to nip, to clip-off. Die 
BZimmerleute pflegen die äußerſten Spigen von geſchmie— 
deten Nägeln abzufneipen (mit der Kneipzange), weil die 
Spipengewöhnlid) beim Schmieden blätterig od. jchieferig 
werden und fid) dann beim Einjchlagen ſehr leicht umle= 
gen oder jpalten. 

abknippen, abknippfen, Prov. f. abkneipen. 

abkoden, frz. decuire, engl. to decoct, auch abfieden, 
nennt man das Kochen feiter, vegetabiliicher Subſtanzen, 
Farbitoffe u. dgl. mit Waſſer, um dielöslichen, nicht flüch- 
tigen Bejtandtheile auszuzichen. Den Auszug nennt man 
Abjud od. Dekokt. | WF.] Auch mande mineralijche Far: 
ben, 3. B. tölniiche Erde und Braunjpan, müjjen vor dem 
Abreiben abgelocht werden, um ſich zu Hären. 

abköhlen, abkohlen, abhütten (Bergb.), frz. rabattre, 


abattre, engl. to break, to brush, to get; 1. ein Kohlen: | 


lager völlig ausbeuten; 2. einen Bau der Grubenzimmtes 
rung berauben und einjtürzen lafien. 

abköpfen, frz. ötöter, &cimer, engl. to chop. ſ. v. w. 
abjahnen, abwipfeln; wird bei Weiden, Bappeln und Er- 
len alle 3—4 Jahre wiederholt. 

abkohlen, 1.vertohlen lajjen, f.abbrennen 3. — 2. mit 
Kohle vorzeichnen, ſ. abſchnüren. —3.j.v.w.abtöhlen (i.d.). 

Abkommen, n. (Zimm.), j. v. w. Berreihung (j. d.). 

abkommen, intr. Z., ſ. v. w. von der vorgejchriebenen 
Richtung abweichen; vgl. Art. abgehen. 

Abkommmis, Abkommendes, n., engl.deviating vein, 
j. v. w, ein abgehendes Trum; f. unter abgeben 5. 

abkoppen, att. 3., |. ablippen 1. 

abkrabben (Schifisz.), frz. enligner le bois, engl. to 
race timber, ſ. v. w. abzirfeln, abmejien, vorreißen, j. 
Strabber. 

abkränzen (Foritw., Zimm.), einen Baumrindenjtreif 
rund um den Baum abidyneiden, um den Saft zu verhin— 
dern, zu Schnell aufzufteigen, wenn man nidyt Zeithat, den 
Baum vor dem Eintritt des Saites zu füllen; ſ. d. Art. | 
Hausihwamm und Fällzeit. 

abkraßen (Maur.), frz. racler, raper, engl.to scrape 
off, mittels der Kratze abreiben (if. d.). 

abkreiden, mit Streide vorzeichnen oder abſchnüren; ſ. 
die betr. Art, 

Abkreugung, f., Audreaskreu;, n., Arenzband, n.(Zimm.), 
frz. croix, f. de St. Andre, engl. cross. 1. Abkreuzung 
einer Fachwand, frz. entretoise, f. au sautoir, engl. sal- 
tier-cross-bar, Eine Fachwand abkreuzen heißt (jtatt 


der), Andreasfreuze zwiichen Schwelle und Plattjtüd ein- 
fegen, um den = ein oder das andere Ende des Rlatt- 
jtüds drüdenden Laſten ganz gleihmäßig zu begegnen; j. 
d. Art. Fachwand. — 2. Abkreuzung von Baltenlagen, 
Kreuzſpreize, Kreuzſtaale, frz. etaie, f. en sautoir, engl. 
cross-stay, diagonal stay; um bei lang freiliegenden 
Balten Schwankungen zu vermeiden, ohne doch einen Un— 
terzug anzubringen, jegt man, etwa von 2 u 2m. Andreas 

freuze (Fig. 17), i. Heilen 
Kreuzſtaalen genannt, 

ischen die Balken mit 

erjapung ein; dadurch 
wird jeder auf einen 
Balten wirtende Drud 
den beiden nebenftehen= 
den, von diejen wieder 





Big. 17. Abtreuzung. 


den weiter nebenftehenden mitgetheilt und dadurch zwar 
Raum durd) eine Scheidewand trennen. — 3. frz. cAcher, | die Laſt vertheilt, aber aud) einevibrirende Bewegung her— 


| beigeführt, die allerdings mit der Zeit ein Zerfafern des 
Holzes u. Dadurch eine Berminderung der Tragkraft her— 
beiführt; da aber dies ſehr langſam eintritt, jo iſt dieſe 
Konſtruktion nicht ganz zu verwerfen. 
abkribben, niederdeutich für abbuhnen, durch eine 
| Buhne (f. d.) die Verjtopfung oder Verdämmung eines 
| Raiferlaufs bewerfitelligen. 
abkrümmen, j.abbiegen. Bei Holz fann man es aud) 
dadurd) bewirken, daß man frifches oder angefeuchtetes 
| Holz nad) der gewünſchten Krümmung zwiichen Pfählen 
oder in Zwingen einipannt und jo eine Zeit lang ftehen 
läßt, bis es, in die Lage gewöhnt, trodnet und dann 
auch nad Entfernung der zwingenden Vorrichtung ges 
krümmt bleibt. 

abkühlen, frz. refroidir, engl. to cool, ſ. Abkühlung. 

Abkühlkanal, m., Theil des Hohofens (f. d.). 

Abkühlung, f., frz. refrigeration, f..refroidissement, 
m.,engl. cooling, refreshing, Abnahmeder in einem Kör⸗ 
per enthaltenen Wärmemenge. Die A. kann allmählich 
oder raſch jtattfinden, je nachdem die Ausſtrahlung der 
Wärme langjam oder jchneller von dem Gegenitande nad) 
dem fälteren Körper, Luft oder Waſſer erfolgt. Bei zu 
raſcher A. werden häufig die kleinſten Theile in ihre Zus 
fammenhangstraft in einer ®eije verändert, daß der ab- 
aefühlte Körper entweder bei der geringjten Berleßung in 
Stücde zerfällt oder daß der raſch abkühlende Gegenſtand 
ſchon während der Abkühlung Riffe u. Sprünge befommt. 
Es müfjen daher, um das Letztere zu meiden, 3. B. die im 
Ofen gebrannten Thonwaaren, Ziegel u.f.w. erft gehörig 
| und langſam abgekühlt fein, che man fie ausfährt; eine zu 
ichnelle A. verurjacht leicht ein Springen oder Aufreißen 
derjelben. Außer durd Entziehung von Wärme mitteld 
eines fälteren Körpers kann auch N. erfolgen durch Ver— 
dampfung od. Berdunftung eines Theiles der Flüffigkeit; 
darauf beruhen die Einridytungen der Kühlſchiffe, Alfaraz- 
zas, und anderer Kühlvorrichtungen ; f. d. betr. Art. [ W.) 

abladen ‚akt. 3., frz. döcharger, engl. to unload, to 
unlade, eine Lajtvom Wagen, vonder Schulter xc. nehmen. 

Ablader, m., Abladefdaufel, f., frz. dechargeur, m., 
engl. discharger, unloader (Mühblenb.), ein Theil des 
Streicdhwerts, gewöhnlid aus Ejchenholz gefertigt, dient 
dazu, durch feine Bewegung das Mahlgut nad) dem Rand 
des Steins zu treiben, 

Ablagerung, f., 1.(Bergb.) A. der Erze, frz. gisement, 
gite, ın., engl. bed, deposit, das Borlommen in Lagern, 
auch die Lagerftätte der Erze. — 2. Ablagerung der Sink— 
jtoffe im Wajjer, j. d. Art. Berlandung. [r. Wor.] 

Ablang, n., deutich f. oblongum, längliches Redhted, 
fäljchlich oft für Ellipje gebraudıt. 

ablängen, at. 3., 1.(3imm.) (fälichl. ablenken), frz. 
couper & juste longueur, debiter sur le long, engl. to 


| 


1 


| 





ablaſchen 








cut of lenght, to break down, einer Sache die richtige 


Länge geben, fie, nad) einem Gejcllenausdrud, von Länge 
machen. Sollen aus einem ſehr langen Stamm mehrere 
Berbandjtüde von verſchiedener Stärke gefertigt werden, 
fo werden fchon vor dem Behauen die Längen dieſer ein— 
zelnen Theile auf demſelben abgemefjen und dann jeder 
einzelne nad) der ihm zu gebenden Stärte abgeihnürt. 
Diejes Abmeſſen der Länge nennt mana., hieru. da fälſch— 
lich ablenken. Erhalten zwei oder mehrere Theile gleiche 
Stärke, jo werden fie erjt nach dem Behauen abgelängt. — 
2. (Bergb.) einen Stolln a., frz. filer une galerie, engl. 
to dig lengthwise; ſ. im Art. Stolln. 

ablaſchen, alt. 3., frz. layer, entamer, engl. to blaze; 
zu fällende Bäume durch Lafchen bezeichnen. 

ablaſſen, alt. 3.,1. (Wajjerb.) das Waſſer aus einem 
Graben, Teich xc. abl., fr. saigner un fosse, un &tang, 
engl. to drain off, to draw off, to let offthe water of a 
ditch or tank, d. h. das Waffer ablaufen lafjen, wofür 
man aud) ungenau fagt: den Graben, Teich ꝛc. ablajjen. 
Die betr. Einrichtung j. im Art. Ablaß. — 2. (Straßenb.) 
um das Waſſer aus den Gleifen abzulafien, pflegt man 
Ducrrinnden einzuhacken; dies führt aber den Nachtheil 
mit fi, die Straßenoberflähe uneben zu machen. — 3. 
Hüttenw.) das Roheiſen abI., fr}. faire couler la fonte, 
engl. to run off the iron, ſ. v. w. den Ofen abjtechen (f.d.). 

Ablaffen, n., des Roheifens (Hüttenmw.), frz. coulee, f. 
du metal, engl. running off; f. d. Art. Abſtich. 

Ablaftebogen, m., Ablafungsbogen, m. (Hochb.), 1. frz. 
arc, m. en döcharge, engl. discharging-arch, j. v. w. 
Entlaftungsbogen. — 2. frz. arc, m. de soutönement, 
engl. relieving-arch, f. v. w. Stüßbogen. 

ablaften, 1. frz. decharger, cıtgl. to unload, f. v. w. 
abladen. — 2. frz. döcharger, engl. to disburden, to 
discharge, ſ. v. w. entlaften; f. d. betr. Art. 

Ablaf, m. (Wafierb.), 1. fr. döcharge, f., &gout, m., 
engl. out-let, Vorrichtung zur Verhütung des (durd) Ge: 
witterregen 2c. bewirften) Ueberlaufens von Flüffen, Ka: 
nälen zc., bejonders oft in der Nähe der Einmündungen 
von Heineren Waſſerläufen, A A, in gröhere, BB (fig. 





feitwärts einmündenden Kanal CC anoder man verbindet 
an den bejonders gefährdeten Stellen den Fluk oder Kanal 
A A (Fig. 19) mit der zugehörigen Flutrinne B Bdurd 
einen folden Zweigfanal CC. Die in diefen Zweigkanal, 
den Ablaägraben, eingebauten oder demjelben vorgebauten, 
oder auch im Hauptbett angelegten Abläfic DE, FG,H 
ermöglichen nun eine Regulirung des Waſſerlaufs je nad) 
Umjtänden. Man kann zunäcjt offene und verdedte Ab: 
läſſe unterjcheiden. Zu den ofienen Abläfien gehören die 
Ablasfdleußen DE und F G in Fig. 18 und 19. Dieje 
werden aus Mauerwerk mit Gement oder hydrauliſchem 
Kalkmörtel hergeitellt, durch Lchmrammung, Berbeerdung 
°c. geihügt und fir gewöhnlich mit beweglichen Schüpen, 
Ablaffhüßen, engl.sluice-board, verjept. Bei plöplich ein= 
tretender Gefahr kann es aber leicht vorlommen, daß die 
Schüpen nicht zu rechter Zeit gezogen werden. Man jorgt 
daher ojt dafür, dab dad Waſſer, wenn es bis zu einer ge- 


15 


Ablaß ſchleuße 


wiſſen Höhe geitiegen, von jelbft abläuft; dies geſhien ent- 





weder durch Ablagwehre (H in Fig. 18 und 19) oder durd) 
mechaniſche Borrichtungen, wie z.B. Schwimmer, welche 
mit dem Wafjer jteigen und eine Schütze öffnen, oder 
Scyleugenthüren, welche fid) um eine horizontale Achſe 


— — 













EINEN 


7] 
Hr 


Big. 19. Ablaß mac) der Flutrinne. 


drehen, die nur wenig unterdem Normalwafjeritand liegt, 
jo daß beim Steigen über die beftimmte Höhe der Waſſer— 
drud die Thüre öffnet, oder auch Käſten, in welche das 
Waſſer einjlicht, jobald es eine gewiſſe Höhe im Kanal 
überjchreitet, und welche beim Niederjinten die Abſlußtlappe 
öffnen, oder durch verdedte Abläfje, zu denen vor Allem 
die Ablaßducker (f. d.) gehören. [Schw., r. War.) — 2. frz. 
saignee, f., empellement, m., palle,f., engl. sluice-board, 
sluice-stay, Vorrichtung zu völliger Entwäjjerung eines 
Teiches, Kanals ıc., ähnlid) der sub 1, oder in Form einer 
durch einen Zapfen verichlichbaren Röhre (Mönd, frz. 
bonde), oder eincs Ständer mit beweglichen Heinen 
Schützen ꝛc. — 3. frz. lanciere, f., engl. leat, auch Frei— 
fluter, Freigerinne, Freilauf, Leerlauf, Wirftengerinne, 
bei Waſſertriebwerken dasjenige Gerinne oder aud) das 
Wehr (Ablaßwehr), durch welches das ganze Betriebs- od, 
Aufichlagwafier fortgeführt werden kann, ohne den Motor 
zu berühren, aljo bej. wenn das Triebwerk reparirt wer: 
den oder überhaupt ftilljtchen joll; j. auch Ablaßgraben, 
Ablaßwehr und Abſchlag. 

Ablaßducker, m., Kegulirungsſiphon, m. (Wſſrb.), frz. 
épanchoir, m. a siphon, engl. regulating-siphon. Die 
einfachjte Anlage eines ſolchen verdedten Ablafjes zeigt 
Figur 20. Der Haupttheil iſt der Heber A BC, der mit 
einer Quftröhre DE verfchen ift. Eobald das Rafier im 
Kanal in das Niveau des Hebericheitels kommt, füllt fich 
legterer ganz mit Waſſer und es fließt dajjelbe bei C mit 





dig. 20, Ablaßducker. 


nefülltem Duerjchnitt u. unter einer Drudböbe ab, welche 
der Tiefe CH der Ausmündung unter dem Waſſerſpiegel 
nleichtommt. Sinft aber das Waſſer im Kanal wieder bis 
ur Luftröhre, jo dringt Luft in den oberen Theil des He— 
ers cin u. es endet dadurd) der Abfluß. Füllt das Waſſer 
nur einen Theil des höchſten Röhrenquerſchnittes BD 
aus, jo wirkt der Heber einfach als Ueberfall. Schw.) 
Ablafigraben, m., Ablafkanal, m. (Wajjerb.), frz. 
chenal, ın. d’egout, engl. outlet-channel, outlet-diteh. 
j. im Art. Ablaß 1. 
Ablaßſchleuße, f.(Wafierb., frz.6cluse, f.a decharge, 
engl. outlet-sluice, ſ. d. Art. Ablaß 1. 


Abtafwehr 


16 





Abwme ſſung 





Xbtafwehr, n. (Wafierb.), frz. deversoir, m., leur, |zu Erzielung trodener Keller x., geſwieht jept gröften- 


f. d’eau, engl. waste-weir, ein Ablaß (f. d.) in Gejtalt 
eines Wehres. Es dient entweder zu dem in Ablaß 3 ge— 
nannten Zwed oder, nach Ablaß 1, zu Abführung über: 
ihüffigen Waſſers in den zugehörigen Ablahgraben. Das 
Wehr, forwie die Abzweigung des Ablahgrabens befinden 
jich oberhalb des Triebwerfs, unterhalb des legteren, im 
Unterwafjer, aber mündet der Ablafgraben wieder ein. 
[v. Wor.! 

Ablation, f., oder Abſchutlzung, f., der Gletſcher, ſ. d. 
rt. Gleiſcher. 

ablatten, 1. frz. delatter, die Latten vom Dach od. dgl. 
wegnehmen. — 2, vollitändig mit Latten benageln. — 3. 
durch einen Lattenverjchlag trennen. 

Ablauf, 1. ſ. d. Art. Abfluß, Abzucht ꝛc. — 2. |. d. Art. 
Böſchung. — 3. (Baut.) frz. conge, m.d’en haut, cavet, 
ın. renverse, apophyge, f., engl. upper escape, shaffe- 
roon, upper congee, reversed concave quarter-round, 
lat. apothesis, apophygis, gr. anuikarz, aroguyi, Ber: 
bindungsfehle, welche angewendet wird, wenn man zivei 
ganz oder ziemlich vertifale Flächen, 3. B. Platten, von 
denen die obere etwas Weniges vorjteht, mit einander jo 
verbinden will, daß die obere als organische Fortſeßzung 
der unteren erfcheint, ſ. Fig. 21 u. 22, wo aa der Ablauf 


--r 





Sta. 21, Ablauf. Big. 22. 
it; f. übr. den Art. Säule u. die Urt. doriſch, ioniſch ac. — 
4. (Gieß.) Abl. eines Modells, frz. depouille, f., engl. 
delivery, draw oder draught. Man giebt den Modellen 
auch für ſolche Gußkörper, die eigentlich genau prismatiich 
oder cylindriſch jein jollen, theils wegen des leichteren 
SHerausnchmens aus der Form, theils wegen des etwas 
verichiedenen Schwindens des Gußeiſens, eine jehr geringe 
Verjüngung, Abl., fo dah die gröhte Stärke da iſt, wo das 
geichmolzene Metall einläuft. 

Ablaufbank, Abtropfbauk, f., frz. Ggouttoir, m., engl. 
‚dropping-board (Blechh.), eiferne Platte mit Zaden, an 
die das Blech gelehnt wird, wenn es aus der Zinnpfanne 
fommt, damit das überflüffige Zinn ablaufen fünne. 

Ablaufen, n. (Schifib.), das U. des Kiels iſt feine ge= 
dachte Verlängerung bis zu zwei Punkten, lothrecht unter 
den Enden des Vorder: und Hinteriteevens. 

ablaufen, paſſ. 3., 1. ein Seil läuft ab, d. h. es iſt 
nicht mehr viel davon auf der Welle. — 2. (Matl.) frz. 
‚eouler, engl.to gutterdown; Farbe läuftab, rinnt, wenn 
fie nicht gehörig von dem ihr gegebenen Bindemittel durch— 
drungen ift. — 3. ablaufen, vom Terrain gejagt, j. v. w. 
‚abfallen, abhängen. 

Abläufer, m., 1. ſ. v. w. Eisbreder (f. d.). — 2. |. v. 
w. Raditöher, Prellitein (f. d.). 

Ablaufrinne, £., j. v. ww. Tagerinne, Abzugsgraben. 

Ablaufſchleuße, f. (Wafierb.), j. Entleerungsichleuße, 

ablaugen, 1. Holz in Lauge legen oder ‚mit Yauge 
-tränfen; j. auslaugen, Holz und Lauge. — 2. Mauerputz 
‚mit Lauge überpinjeln; ſ. Anſtrich. 

abläutern (Hüttw), fra. laver, cribler, engl.towash, 
-to buddle, das Erz auf dem Läuterherd (j. d.) vom Ges 
ſtein trennen; ſ. d. Art. Aufbereitung. 

Ableidhter, m. (Schiffb.), j. Lichter. [Schm.) 

‚ableinen, j. abichnüren. 

Ableitung, f., fra. d&coulement, m., engl.derivation, 
des Waſſers. 1. A. der Tagewäjler, geichieht durch Fur— 
chen, Heine Gräben, Schleuſen, Schnittgerinne, Röhren, 
Dachrinnen zc., je nad) dem Objekt, v. welchem das Waſſer 
abgeleitet werden joll. — 2. A. der Untergrundwäſſer bei 
Feldern, Gärten, Wiejen, Grundichichten von Gebäuden 


| theils durch Drainage (ſ. d.) mittels Thonröhren. Früher 
arub man tiefe Gräben bis zur undurdhlafienden Schicht 
| (5.d. Art. Grundwaſſer), füllte die Sohle mit Reisbündeln, 
Steinen u. dgl. loder aus und warf dieausgegrabene Erb: 
majje wieder darauf, jo daß die einzelnen Wafjerfäden fich 
nad) diejem durchlaſſenden Tiefpunkt hinziehen und darin 
ablaufen konnten. Weil aber die Füllung öfter der Er- 
neuerung bedarf u. dies Verfahren jomit höchſt umjtänd- 
lich wird, jo hat man dasjelbe gegenwärtig fait ganz auf- 
gegeben und benupt es höchſtens bei vorübergebenden 
Bweden. — 3. A. des Hochwaſſers, j. d. Art. Flutrinne 
und Abzugsgraben. — 4. Abl. der Waſſerſtrömung zum 
Zwed der Erhaltung eines Ufers durch Buhnen (ſ. d.) 
ist mit großer Borficht auszuführen, weil dieſe meiſt Kol: 
tungen (j. d.) und Unterwühlungen der Sohle bewir: 
fen, auch — beifleineren Flüfjen — dasgegenüberliegende 
Ufer gefährden und fomit Streitigkeiten und Prozeſſe her— 
vorrufen fünnen (ſ. den Art. Uferichup). [v. Wgr.| 
Ableitungsgraben, m., ſ. d. Art. Abzugsgraben. 
Able-tree, abel-tree, aps-tree, s., engl. die Weiß— 


ppel. 

Ablieferungswalze, f., frz. cylindre ötireur m., 
engl. delivery-roller, j. d. Art. Walzwerf. 

nabliegen, intr. 3.(Berab.), bezeichnet die Veränderung, 
welche unreine Erze beim Liegen an der Luft erleiden, in- 
dem dabei die Gangart fid) durch Verwitterung von den 
| Erznieren trennt. [ Wf.) 

ablochen, ſ. v. w. abitemmen. 

ablörſchen, oder ablurzen, aft. 3., (Bergb.), nicht tief, 
fondern jeicht, ſchief graben. 

ablöſchen, 1. frz. tremper, engl.to cool, glühende Me: 
talle durch Eintauchen in Waſſer ſchnell abkühlen. Das 
A. der Metalle hat den Zweck, das Abipringen des Glüh— 
ipans oder der Oxydſchicht zu veranlafien; beim Stahl be- 
wirftesdie Härtung, andere Metalle werden dadurch weich 
und hämmerbar, 3. B. Glodengut (j. d.). — 2. Kalt 
a., ſ. v. w. löfchen. | Wf.] 

Ablöfung, f., fr}. enlövement, m., engl. loosening, 
detaching, 1. eines Freskogemäldes zc. von der Wand, |. 
d. Art. Wandgemälde. — 2. A. des Goldes von vergoldeten 
Gegenſtänden; j. Bergoldung. — 3. (Bergb.) frz. lit., m., 
engl. parting, Theilung eines Kohlenflöges in mehrere 
Bänke, Lager oder Baden. 

nablothen, abfenkeln, einlothen, einjenfeln, frz. plomber, 
engl. to plumb, mittels Anhalten des Yothes und Einvi- 
firen prüfen, ob eine Sache lothrecht ſtehe, und etwa ge: 
fundene Fehler verbeijern; ſ. Loth. 

Ablüfter, m. (Sciffb.), . Lichter. 

abmarken, frz. borner, aborner, engl. to border, to 
mark-off the boundary, ſ. v. w. abgrenzen, verrainen. 

Aueh, n., deutiches, leider zu wenig gebrauchtes 
Rort fiir Dimenfton; namentlich zu gebrauchen füräußere 
Mähe und Stärfemähe, wie Ausmäß für die Lichten- 
mähe; ſ. d. Art. u. den Art. Abmefjung. 

abmatten, 1. (Bergolder) fra. matir, engl. to dull, 
| Gold oder Silber glanzlos, matt lafjen oder durch Säuren 
‚des Ölanzes berauben. [Wf.] — 2. frz. adouecir (Mal), 
| Schatten hell, zart behandeln. 

abmauern, 1. fertig mauern. — 2. von einem jchon 
ſtehenden Gebäude entfernt mauern. — 3. durch eine 
Mauer trennen. 

abmeifen, abmeißen, Holz fällen und waldrechten. 
abmeffen, irj. auner, toiser, mötrer, engl. to measure- 
off, to survey, ſ. d. w. ausmeſſen, Sand vermeflen, 5. d. 
betr. Art. 
Abmeffung, f., frz. dimension, f., engl. dimension, 
 measure. Die Abmeſſungen eines Raumes, Bauplapes 
od. Bebäudes find 1. die ſämtlichen Größen desjelben nad) 
Länge, Breite, Tiefe und Höhe nad) der Tandesüblichen 








abmoofen 


Mäßeinheit ausgedrüdt. — 2. das gegenjeitige Ver— 
hältniß diefer einzelnen Größen od. Date zu einander; 
fo jagt man 3. B.: dieſes Gebäude hat gute Abmeſ- 
jungen, oder: jeine Theile find gut abgemefien, für: cs hat 
gute VBerhältnifie. 

abmoofen, fr}. Emousser, engl. to clear off moss, 
alte Dachziegel vom Moos reinigen. 

abmuftern, 1. frz. gaufrer, diaprer, engl. to diaper, 
eine Wand abm., fie, nachdem fie gefärbt iſt, mit gleid)- 
mäßig wiederfehrendem Mufter bemalen;j.d. Art. Muſter 
und Diaper. — 2. ſ. v. w. jortiren. 

abmuttern, die Mutter von einer Schraube abnehmen. 

abnageln, engl. to treenail (Zimm.), beim Richten 
oas Einfchlagen jämmtlicher Holznägel. 

Abnahme, f., öſtr. Abraitung, Eolaudirung, eines Baucs 
heit dievollitändige Abrechnung überdenjelben nad) ſei— 
ner Bollendung mit den Gewerten. Alle einzeln gelieferten 
Arbeiten werden refp. nach Längen-, Flächen- u. Körper: 
mãß volljtändig ausgemeſſen, mit den etwa geſchloſſenen 
Alkorden verglichen unddie dafür zu leiſtenden Zahlungen 
nach den alkordirten Preiſen ausgerechnet; die tadelhaft 
befundenen Arbeiten werden verworſen u. entweder noch— 
mals angefertigt oder etwas von dem geſehzten Preis ab— 
gezogen. 

abnäfen, j. anfeuchten und annegen. 

abnehmen, 1. frz. öter, deposer, lever, engl. to take 
off, 5. v. w. abheben oder wegnkhmen. — 2. frz. mesurer, 
für ausmefjen oder abmejjen und aufzeichnen. — 3. frz. 
prendre la direction, engl. to survey and level under- 
ground, to dial, das Streichen od. Fallen eines Ganges 
mit dem Bergkompaß unterfuchen. — 4. |. Abnahme. 

Abnutzung, f., frz. usure, f.,döchet, m.,engl. wearing, 
wear and tear, bei Werkzeugen u. Maſchinentheilen aud) 
Abführung genannt; die N. ift bei den Metallen je nad) 
ihrer Härte fehr verſchieden und fann durch jor fältige 
Bilege und Schm ierung fehr vermindert werden. Bei der 
Berechnung des Betriebskapitals in Fabriken zc. muß die 
A. mit in Rechnung gezogen werden. 

aböden (Forftw.), frz. depeupler, engl. to deprive of 
game, ſ. v. w. abtreiben, abbaumen. 

Abord, m., frz., 1. (Brücenb.) Auffahrt, Zugang zu 
einer Brüde, f. Auffahrt. — 2. (Wafjerb.) abord d’un 
fleuve ıc., Landeſtelle, Anlände (j. d.). 

Abort, m.1.(Hocb.) iiberhaupt geheimes, unzugäng- 
liches Gemach. — 2. ſ. Abtritt. j 

abörtern, alt. Z. frz. debiter en quarré, engl. to cut 
up, to convert timber in certain dimensions Tiſchl.), 
da3 abgehobelte oder behauene Holz winkelrecht abjägen, 
von dem alten „Ort“, Winkel, Ede. 

Abouchement, m.,frz., Verbindung oder Zuſammen— 
ſtoß zweier Röhrenenden, Röhrenſtoß. 

Abouement, aboüment, m., fr}. (Zimm. ꝛc.) ſ. v. mw. 
bündiger Stoß, dichte und zugleich bündige Fugung. 

About, m., fr;., 1. (Hochb.) das Ende, das äußerſte 
Stüc eines jteinernen oder hölzernen x. Verbanditüds, 
vom lebten Treffpunft mit einem andernan, bei Holzdas 
Hirnende vom legten Zapfenloch an, die Achſelung; about 
de poutre: Baltenfopf, daher frz. assembler en about, 
Hirnholz an Aderholz verbinden, bei. durch Verſatzung; 
daher auch about reconvert, die verdedte Verſatzung; 
about engueule, die Berfagung in der Klaue: joindreen 
about, abonter, Hirnholz an Hirnholz anbınden, an— 
pfropfen. — 2. (Schiffsz.) der Schläf, das Etoppitüd. 

Aboutement, ım.frz.;(Zimm.)die Verbindung v.Hirn- 
holz an Hirnholz, die Anpfropfung. (Wal. d. Art. about.) 

abontir, v. a., frz. 1., auch ambontir, hölzerne Simſe 
oder Ornamente durd; Abdeckung oder Beichlanen mit 








Bleivlatten, Zink ze. gegen die Witterung jhüten. — | 


2. (Wafferb.) eine enge Nöhre mit einer weiteren durch 

einen trichterförmiaen Bleimantel verbinden. — 3. v.n. 

(Hochb.) von Geſimſen ꝛc. gebraucht, fich todtlaufen. 
Mothes, Illuſtr. Bausteriton. 4. Aufl. I. 


17 


abguarriren 


Aboutissement, m., frz., 1.das Todtlaufen (j.d.)eines 
Simjes. — 2. der Kämpfer, das Widerlager. 

About-sledge, s., engl., der VBorjchlaghammer. 

abpatroniren, mittels einer Batroneopiren oder ver- 
vielfältigen; ſ. d. Art. Patrone. 

abpauſen, j. paufen. 

abpellen, niederdeutich, ſ. v. w. abrinden. 

abpfählen, frz. jalonner, marquer par des pieux, engl. 
tomark-outwith pales, eine Linieoder den Umfang eines 
zu errichtenden Gebäudes durch Pfähle bezeichnen. 

abpfetten, akt. 3., f. abfetten 1. und Pfette. 

abpflöcken, 1. (Hochb.) ſ. abpfählen. — 2. (Eijenb.) 
frz. piqueter, engl.to stake out, tonick out; eine Bahn⸗ 
liniere. a., heit, ihre Ausmefjung vorbereiten durch Aus- 
jteden Heiner Bfähle, Piquets, an folden Terrainpuntten, 
Grenziteinen u. ſ. w., deren horizontale u. vertifale Yage 
gegen einander durd) geometrijche oder trigonometrif 
Aufnahme feitgejtellt werden joll. [Fr.] — 3. (Zimm.) 
die Pflöcke oder Holznägel in alle Berzapfungen eines 
Baucs einschlagen. 

abpinnen, j. abrinnen. 

abplacken, abwellern, j. d. Art. Wellerwand. 

abplaggen, 1. Heine Erhöhungen auf Raſenflächen 
ebnen. — 2. (Beftfalen) frz. couper les gazons , engl. to 
lift sods, Hafen ausjtechen, j. u. Raſen. 

abplanfden, ſ. v. w. abklatjchen. 

abplatten, 1. frz. aplanir, engl. to smooth, to flat- 
ten, platt, flach machen. — 2. frz. carreler, engl. to flag, 
mit Platten belegen; ſ. d. Art. Platte. — 3. frz. archi- 
traver, in Platten teilen; ſ. d. Art. Architrav. — 4. frz. 
araser (Ölafer), die Weitſchenlel auf beiden Seiten ab— 
Schneiden, jo daß die Zapfen frei werden. 

abpläßen, 1. (Rupferichm.) ſ. v. w. ablöjchen. — 
2. (Foͤrſt.) die verkauften Bäume durd) das Waldeifen od. 
durch ausgehauene Spüne bezeichnen; j. ablaſchen. — 
3. (Zimm. u. Böttch.) einen Holzkauf abſchließen. 

abpochen (Hüttenw.), fr}. &crouir, marteler, engl. to 
hammer-harden, auch hartfdjlagen gen.: die hammergaren 
Kupferplatten noch rothwarm unterden Shwanzhammer 
bringen, um jie zu verdichten. Hi.) 

abpoften, 1. Flokhölzermit dem Waldhammer bezeich- 
nen, j. ablaſchen. — 2. Holztäufern das Holz in Poſten 
zuzählen. 

abpudern, aft. 3., ſ. d. Art. pudern. 

Abput, m.(Maur.), frz.enduit, m., engl. plastering, 
ſ. d. Art. Pup. 

abputzen, frz. parer,, engl. to trim, glätten, reinigen, 
bejonders: 1. (Zimm.) einen Balfen abp., frz. laver une 
poutre, engl.to dress atimber, ihn mit der Queraxt od. 
dem Breitbeil glätten, nahdem er behauen worden; ſ. be= 
hauen. — 2.(Maur.) a)frj.enduire,engl.toplaister, mit 
Pug verjehen, den Pu aufbringen; j. d. Art. Putz; b) 
frz. regratter, regreer, engl. to smooth, reinigen; ge= 
ſchieht entweder durch Abwaſchen oder durch Abkratzen. — 
3. (Tifchl., Olaf.) frz. aviver, dresser les tenons, engl. 
to dress the tenants, die Zapfen od. Scheeren glätten. — 
4. (Tiichl.) gehobeltes Holz abp., frz. replaner, engl. to 
smooth, j.v. w. ſchlichten. — 5. (Kriegsb.)Faidhinen abp., 
fr}. parer les saucissons, engl.totrim fascines, Aeſtere. 
abſchneiden, die Faſchinen beſchneiden, glätten. — 
6. (Gieß.) die Gußwaaren abp., frz. dresser la fonte, das 
Gußeiſen von dem anbaftenden Formſand befreien. [St] 
— 7.(Strafenb., Eifenb.) Böſchungen zc. abp., aud) ab- 
jtechen, abſtarpiren, fri.recouper, engf.totrim, topare, 
nach Vollendung der hauptfächlichiten Bodenbewegung 
die Unebenheiten der Oberfläche bejeitigen. [Fr.] 

abquadern, frz.rustiquer l’enduit, engl. to rusticate 
the plaistering, den Buß in Quadern eintheilen. 

abquarriren, auch abkarren gen., in Quadratchen thei— 








‚ Ten, duch ſich durchtreuzende Striche, Streifen od. Leiſten; 


abquellen 


18 


Abrichteſtoch 


find die Leiſten ſehr ſtark und gegliedert, jo werden die | wodurch eine gleichmäßige Glätte derſelben erzielt wird. 
Duarres Kajjetten genannt u.die Berrichtung fafjettiren. | Durch Staub oder Rauch beſchmuzte tapezierte Wände od. 
abquellen, 1. aft. 3., Kalt, ihm nad) dem Löſchen Zeit | gemalte Wände und Deden tann man dadurch reinigen, 


fajien zu quellen. — 2. paſſ. 3.: ein Bret quillt von der 
Mauer, dem Yagerholz ab, wenn 08 durch Feuchtigleit jo 
weit anjchwillt, daß es fich abbicgt. 

Abraham 
Iſaal's, als Ü 
Chidane u.v. Auvergne, darzujtellen als Einfiedler, Mehr 
[.inM.M.aW. 

Abrahamsbaum, m., ſ. Keufchbaum. 

abrahmen, 1. mit Rahmen verjehen. — 2. durch einen 
Rahmen od. ein Rahmholz begrenzen, trennen. — 3. den 
Rahmen oder das Rahmenholz ern. 

abrainen, akt. Z. ſ. d. Art. abmarten und verrainen. 

Abras, m., bree, f., frz., (Schmied) das Hammer: 
helmbeſchläge. 

abraſen, ſ. v. w. Raſen ſtechen, ſ. d. Art. Raſen und 
abplaggen 2. 

abrauchen, 1. frz évaporer, engl. to evaporate, j. v. 
iv. abdampfen. — 2. (Bergold.) die vergoldeten Wären 
abr., fra. passer le mercure, engl. to dry off: durch Glü⸗ 
ben derjelben das überflüflige Quedjilber verdampfen 
lafien. [ Wf.) — 3. Gußwären abrauchen oder abranhen, 
frz. Cbarber, decroüter, engl. to chip, trim, dress, die 
aus der Form kommende Gußwäre reinigen und ober- 
jlächlich glätten. 

Abraudene, f., Abrauhofen, m. (Bergold.), frz.forge, 
f.& passer, engl. chimney for the mercury, f. im Art. 
Bergolderwerfitatt. 

Abraum, m., 1.(Bergb.) frz. abatis, deblai, lit, m, 
deterre etde decomhres, engl.shelf,earth-roof, die über 
einer Yagerjtätte, welche durch Tage- od. Bingenbau ge: 
wonnen werden foll, jtehbende Dammerde, Geröll ıc., bei 
Torflagern auch Dede genannt. [Si.) — 2. (Forftw.) ſ. v. 
w. Abholz 2, auch ſ. v. w. Abholz 1,1 wenn eineandere Kul⸗ 
turart folgt. — 3. überhaupt ſ. v. w. Schutt und Ueber— 
bleibſel. 

Abraute, f., |. v. w. Eberreiß, Stabwurz. 

Abrechte, Abichte, Äbichtt, £., einer Mauer ꝛc. fr}. en- 
vers, m. de mur, parement, m. posterieur, engl. back 
ofa wall, innere, hintere Seite, Rückſeite. 

abrecken (Hüttenw.), frz. etirer, engl. to dolly, to 
flatten, das Eifen zu Blech ausdehnen. 

abregeln, alt. 3., f. v. w. abwinfeln. 

abreiben, 1. (Mal.) die Farben abreiben, fr}. broyer, 
engl. to grind, to rub down, to bray. Die Farben wer: 
den auf dem Reibjtein mittels des Yauferszerrieben, dann 
zu dem Bulver etwas von dem gewählten Bindemittel ge- 
gofjen u. durch gehörig fortgejeptes Reiben mit dem Bul: 
ver zu einem zäben Brei vereinigt; Died nennt man die 
Farbe mit dem Bindemittel abr.; ſ. übr. d. Art. Farbe. — 
2.(Hodıb.) eine Wand oder Dede abreiben, frz. racler, 
engl. to scrape off; eine Wand, die ſchon einmal ange: 
jtrichen oder tapeziert war, wird, che man fie von Neuem 
itreicht oder tapeziert, abgerieben, weil ſonſt die Farbe— 
mafje zu did werden und abblättern könnte; oder wenn 
Tapete darauf käme, jo würde die alte Farbe mehr Ad» 
häfton zu dem Leim, der an der Tapete ift, als zu dem 
Kaltpuß der Wand haben u. mit der Tapete ſich abziehen 
und Blajen bilden. Auch wird jeder Anitrich auf einer 
neu abgeriebenen Wand gleichmäßiger und fauberer, ala 
auf einer Wand mit altem, vielleicht ſchmuzigem Farben: 
anſtrich. Zum Abreiben bedient man fich Kleiner eiferner 
Kragen (ſ. d. an langen hölzernen Stielen, mitdenenman 
die Farbe abitöht. Dadurch werden aber bei nicht ganz 
aeihidter Handhabung der Krape leicht Löcher in die 
Wand geſtoßen, auch entiteht jehr viel Staub, und man 
zieht es Daher an vielen Orten vor, die Wände mit naſſen 


| 
| 





da man jie mit Brot oder mit zufammengeballten, wei- 
dien, womöglic) jeidenen Tüchern abreibt. — 3. (Maur. i 
den Bug abr., frz. frotter a l’aplanissoire, engl.tofloat. 


1. der Patriarch, darzuitellen beim Opfer | to flatten, nennt man die letzte Arbeit zu Vollendung 
orbild des Opfertodes Ehrifti.— 2.©t.W.v. | einer gepugten Wand mittels Reibebretchen (f. d.). 


Abreiber, m., Öetreidereinigungsmajcine (j. d.). 
abreifen Schloſſer), frz. Ebarber, engl. to burr-off, 
mit dem Reiftolben den Neif entfernen. 
abreifen, 1. frz. arracher, raser, démolir, engl. to 
pull down, ein Gebäude gewaltiam abbreden. — 2. frz. 
toiser, lever, engl. to trace off, ein Gebäude ausmefien 
u. dann nad) diefer Ausmeſſung eine geometriiche Zeich- 
nung anfertigen. — 3. frz. copier, engl.to copy, einen 
Riß kopiren. — 4. frz. Cbaucher, épurer, engl. to lay- 
out, etwas vorzeichnen. — 5. frʒ. detacher, engl. topull- 
off, to tear off, lostrennen von einer Unterlage. 
Abreifer, m. (Tiichl.), j. v. w. Reißmodel. 
abreuver, v.a., frz., 1. lesterres, bewäflern, beriejeln, 
ſ. d. betr. Art.; — 2. une piece de bois x., tränfen, an- 
jtreichen, um die Poren zu füllen; — 3. un vaisseau, ein 
Schiff, ein Gefäh wäſſern ſ. d.), um die Wafjerdichtheit 
zu erproben; — 4. un mur, j. v. w. annegen. — 5.abreu- 
ver un mur, une menuiserie etc. de couleur, grundiren. 
Abreuvoir, m., frj. 1. (Zandw. B.) Pierdetränte, 
Pferdeſchwemme, Schafihiwemme, aud) Tränktrog, gro- 
her Röhrtrog. — 2.(Maur.) befjer godet, m., Meine Furche, 
die man aufder Fugenfeite der Steine einarbeitet, um 
Mörtel dazwifchen bringen zu fünnen, ohne daß vorn eine 
Mörtelfuge entjteht, oder Heiner Trog aus Mörtel, zu 
ähnlichem Behuf angejegt; f. Schwalbenneft und Fuge. 
Abri, m., frz. Schutzdach, Schauer. 
Abrichtehammer, m., Pritfdyhammer, m. (Ecymicd. 
fr. marteau, m. de parage, engl. planing-hammer. 
Werkzeug zum Abrichten ıj. d. 5 und 6), Yu Dem Ab— 





Pig. 25. 


—— — —— 
richten der Eiſenbleche iſt die Bahn nach Fig. 23 platt, 
zum Abrichten ſaçonnirter Eiſenſtangen aber ſe nach deren 
beabſichtigtem Querſchnitt rundlich, eckig x. geſtaltet, ſ. 
z. B. Fig. 24 und 25. [St.] 

abrichten, 1. (Maur.) frz. dresser, engl. to level, eine 
Mauer vor dem Abpupen nad Schnur und Loth kontro— 
liren und ſich dabei durch Anjepen einzelner Stückchen 
Putz Merkmale machen, nach denen man pußen muh, um 
etwaige Fehler auszugleichen. — 2, die Steine abr., frz. 
laver, parer, engl. to trim, von den Steinen, che man fic 
vermauert, ftörende Ungleichheiten oder IInebenbeiten ent: 
fernen. — 3. fr}. Egaliser, égalir, recaler, engl.toequa- 
lize, to shoot (Tiichl., Zimm.), Holz od. Breter abrichten: 
diejelben jo bearbeiten, daß fie durch ihre ganze Yänge 
gleihmäßig itarf und breit find. — 4. frz. parer, engl. to 
trim (Bergb.), dem Bohrloch u. Anfall, worein der Stem- 
pel gelegt wird, das gehörige Verhältniß geben; iſt eine 
Verrichtung des Zimmerfteigerd. — 5. frz. dresser, pa- 
rer, engl. to pare, to plane, to straighten (Eijenb. und 
reuerarb.), eine Eifenftange gerade und gleichmäßig itarf 
machen, die gehämmerten Bleche mit dem Hammer ebnen, 
auch pritichen genannt. 

Abrihteftock, m., frz. enclumeh fagonner les barres, 


Bürjten abzuwaſchen oder mit einem glatt geichliffenen | engl. straitening-anvil, Amboß (j. d.) zum Abrichten der 
Sandftein abzureiben, frz. frotter au gré, enal.togrind, | Eijenftangen. 


abriebeln 


abſchachten 





abriebeln, auch abriffeln, Prov. für abreiben, i. d. und | abgerundet, weil von der Seite tommende Kanonenkugeln 


Riffelfeile. 

abriefeln, abreifeln, abriffeln, ſ. v. w. abtandeln, fanä= 
firen; j. d. betr. Art. 

abriegeln, 1. (Socdb.) frz. entretoiser, engl.toframe, 
eine Wand mit den nöthigen Riegeln verſehen; ſ. d. Art. 
Bleidyvand. — 2. frz. serrer, engl. to bolt, j. v. w. zu: 
riegeln, eine Thüre xc. 

nabriefeln; wenn Kaltpug, vom Negenwetter gepeiticht, 
in Heinen Theilchen abfällt, jo jagtman: erricjeltab; das 
geſchieht bej., wenn abgelebter oder abgejtandener Kalt 
‘3. d. betr. Art.) verwendet wurde. 

abrinden, frz. ecorcer, engl.to bork, torind, topeel, 
oder abborken, abfdyälen, abpellen, von einem im Saft ge— 
fällten Baum die Rinde entfernen. Dies gejchehe bald- 
möglichit nad) dem Fällen, damit der Saft, der dann an- 
fängtauszujchtwigen, durch Regenwaijerod. aufgegojienes 
Waſſer abgeipült werden kann, weil er, wenn man die 
Rinde daran läht, leicht anfängt zu ſtocken und dann das 
Holz zu Schwammerzeugung ſich neigt; ſ. d. Art. Haus- 
ihwamm und Bauholz. Man jchält auch wol die Bäume 
ſchon vor dem Fällen, in der Meinung, je länger fie dann 
noch ſortleben, um jo ſchwerer und härter werde das Holz; 
j. auch d. Art. ringeln und abkränzen. 

Abrinne, f., 1. (Hochb.) abjtehende Dachrinne. — 
2. (Straßenb.) Tagerinne. 

abrippen Hochb.), ein Gewölbe abr., fr}. orner une 
voüte de nervures, engl.togroin, to rib a vaulting, ein 
Gewölbe mit Rippen veriehen. 

abrifpen (Zimm.), einen Dachſtuhl, ihn mit Wind» 
riſpen verjehen. 

Abrifi, m., 1. nad) dem Leben: geometrische Zeichnung 
von einem jchon jtehenden Gebäude, zum Begenja von 
Rip (ſ. d.). — 2. Abriß nad) dem Zuge, j. v. w. Kopie 
eines Riſſes. 

Abrivent, m., ftz., ſ. v. w. abat-vent, doc) aud) im 
weiteren Sinn jede Mauer, Hede, Plankerc. zu Abhaltung 
de3 Windes; Windichirm. 

abröhren, paſſ. 3.,vom Dedenpuß gejagt, ſ. v. w. durd) 
Abziehen des Rohres und der Schalung Rijje befommen. 

abröſchen, alt. 3., ſ. v. w. abidyrägen, bei. wenn es (in 
Bergwerken, im Straßenbau :c.) geſchieht, damit das 
Waſſer ablaufe. 

abröthen, neutr. 3., 1. roth abfärben. — 2. alt. Z., 
mit Röthel abihnüren. 

abrollen, aft. 3., 1. eine Mauer mit einer Rollichicht 
(i. d.) bededen. — 2. paſſ. 3., beim Bauen an Berg: 
abhängen, vom Baugrund, f. v. w. fortrutichen; ſ. d. Art. 
Baugrund. — 3. alt. Z, ein Zinkdach mit Rollen ein= 
deden; ſ. d. Art. Zinldach. 

abroften, neutr. 3., 1. durch den Roſt verzehrt ſein und 
abfallen. — 2. alt. 3., mit Roſigründung verjehen. 

Abrükwelle, auch Ansrükwelle, f.,frj.arbre, m.,ade- 
sembrayage, engl. disengaging-arbor (Majd).), eine 
veraltete Transmiſſionsvorrichtung bei Mühlen, Walz- 
werfen 2c., beiteht aus einer mit oder in ihren Lagern ver— 
ichiebbaren Welle, um das auf dieſer Welle fipende Zahn 
netriebe aufer Eingriff mit einem andern Zahnrad zu 
bringen; neuerdings wendet man dafür bewegliche Kup— 
pelungsmuffe an; j. Kuppelung, Wellenkuppelung xc. 

Abrund, n..deutich. Wort f. Oval, länglihe Rundung. 

abrunden, 1. frz. gironner, engl.to gironny, den betr. 
Begenitand der Längenad)gefrümmtarbeiten, bei Stufen 
ſ. v. w. wendeln, ſ. d. Art. gironned. — 2. frj. quarde- 
ronner, delarder en quart de rond, arrondir, engl. to 
round-off, einem Gegenſtand die ſcharfen Kanten rauben 
und an deren Stelle eine Rundung geben; dadurd) ver— 
lieren die Formen an Bejtimmtbeit u. Schärfe; in mans 
hen Fällen wirft dies äſthetiſch vorteilhaft, in anderen 


eine Scharfe Ede leichter bejchädigen als eine abgerundete; 
ähnlichen Nutzen bietet die Abrundung bei Korridoreden, 
Unterzugs= oder Balleneden, Gewändeecken ꝛc., bei. da, 
wo viel Wären hin- und hergeichafft werden. 
abrußen, alt. 3., 1. mittel Ruf abpaujen oder ab- 
druden. — 2, paii. 3., ſ. v. w. abfürben, eigentlid) blos 
dv. Schwarzen, doch aud) überhaupt v. dunklen Farben gejagt. 
abrüften, 1.(Hochb.)einen Bauabr., fr. dechaffauder, 
‚ engl.totake downthescaflolds, das Gerüft abnehmen. — 
2. ein Gewölbe a., auchausrüften gen., frz. decintrer, des- 
celler les eintres, engl. to strike the centers, die Lehr— 
bogen herausnehmen. — 3. man jagt aud) abr. für voll: 
ftändig berüjten. 

Abrutſchung, f., Abrntfcen, n., frz. Eboulement, m., 
engl. slip, lJand-slip, von Boden oder Felſen, entiteht bei 
Erd» und Feljenarbeiten durd) Anwendung zu jteiler, 
beziehentl. ungenügend geficherter Böſchungen, beſ. unter 
dem Einfluß unterirdiiher Waſſerzuflüſſe; ſ. d. Art. Bö— 
hung, bez. Böihungsbefejtigung. 

abfägen (Zimm. ıc.), frz. scier, engl.to saw-off, über: 
haupt mit der Säge abichneiden, befonders nad) einemge= 
wijien Mäß, frz. receper, recouper. Die Zimmerleute 
nennen das Langdurchſägen meijtens trennen (j. d.), das 
Querdurchſägen, oder über Hirn jägen, frj.scier en tra- 
vers, contre le fil, engl. to cross-cut, to saw across the 
grain, ſchlechthin abjägen. 

abfaigern, att. }3., j. abfeigern. 

abfanden, 1. frz. sabler, engl.to sand, to gravel, mit 
Sand betreuen. — 2.den Sandabgraben aufe. Bauftelle. 

abfatteln, 1.(Zimm.)ein Dad) abjatteln, es als Sattel- 
dad) gejtalten. — 2. (Hochb.) frz. enchevaler, engl. to 
prop, f. d. w. durch einen Sattel, j. d. Art., abfangen, 

Abfattelung, f. (Hochb.), frz. enchevalement, m., 
engl. propping, die proviforische Unterftügung durd) einen 
Sattel (j. d.). 

Abfaty, m., ftj.retraite, f.,recoupement, m.,berme, 
f.,engl.set off, offset, retreat, lessening, 1. jede Stelle, wo 
eine Ebene endet u. eine weiter zurüd oder höher liegende 
beginnt, aljoz.B.die Stelle, wo eine Mauer ſchwächer wird, 
ſ. d. Art. Mauerrecht, bei Dämmen, Futtermauern ıc., ſ. 
d. betr. Art., aud) Berme, engl. stage gen.; bei Grund: 
mauern die Längenabitufungen der Grundgrube, frz. re- 
dent, m. de mur, engl. steps made lengthways, welche 
auf abhängigem Terrain nöthig werden. — 2.die Glieder 
| des Eäulenpoftaments zwiichen dem Grunbditein und dem 

Würfel; j.d. Art. Poſtament und Säule. — 3. (Garten) 
j.v. w. Rabatte. — 4. (Bergb.) Ruhepunft am Ende jeder 
Fahrt in einem Schadt; Ort, wo ein Gang aus dem 
Hangenden ins Liegende übergeht; Ort im jchmeidigen 


Sejtein, wo man auf Bergfeite trifft. — 5. frz. palier, 
Ruhepunkt einer Treppe; ſ. d. Art. Flötzen, Podeſt ıc. 
Abfakkreus, n. (ÖHerald.), frz. croix, f. per- 
ronnde, engl. perronnee cross, ſ. Fig. 26, aud) 
Stufenfreuz genannt. [Schto.] 
abfäumen ( Zimm.), frz. &quarrir, engl. to 
cut square, ſ. d. Art. ſͤumen. Ya. 26 
abfchabloniren, durd) eine Schablone (j.d.) Abiaptreuz. 
vervielfältigen, mittels einer Schablone fopiren. 
abſchachteln, 1. frz. preler, engl. to rub with shave- 
grass (Tiiehl., Zimm., Stubenmal.), Holzarbeit, um fie 
zu reinigen u. zu glätten, mit Schadhtelhalm abreiben. — 
2. A. aud) abkäfeln, im Grundriß zu viel Heine Räume 
und Winkeleien anbringen. 
abſchachten, einen hohlen, größeren Raum in der Erde, 
wie bei Erdausgrabungen, bei Tunnelbauten, Brunneıt, 
Tiefen für den Bergwerksbetrieb x. ſchachtmäßig genen 
| Einjtürzen der Erdwände ſchützen, verkleiden, namentl. 


nachtheilig. Straßenecken abzurunden tt für den Verkehr | bei ungleihmähig dichtem Boden, verbunden mit Waſſer 
ſehr praltiſch. Die Eden der Bajteien werden gewöhnlich | zudrang; ſ. d, Art. Schadt. [r. Wgr.) 
3* 


abfhadien 


abſchacken oder abfhaken, frz. secouer, affaler, engl. 
to shake off, auf Rollen od. in Einjchnitten gehende Taue 
losſchütteln, damit fie leichter fich bewegen od. herabfallen. 

abfhälen, frz. peler, engl. to peel, 1. über das Abſch. 
der Bäume, j. abrinden und ringeln. — 2. das zum Be— 
rohren nothwendige Rohr wird abgejchält, weil der Putz 
jonjt mit der Schale des Rohrs, die ſich Leicht ablöft, abfällt. 

abſchalen (Steinb., Steinm.), die Bruchſteine abſcha— 
Ien, fr. esmilier, Ebousiner, engl to pare, fie von an= 
hängenden Splittern, verwitterten Theilen ıc, befreien, 

abſchalmen, aft. 3., (Forſtw.) die verfauften Bäume, 
jie durch theilweijes Abſchälen bezeichnen. 

Abfıhälung, f. Deichbau), das Abſpülen und Nach— 
ftürzen des Ufers, welches durch Wetterjchlag und Bran— 
dung verurjadht wird. 

abſchärfen, 1. frz. chanfreiner, dömaigrir, delarder, 
ſ.v. w. abfanten. — 2. frz. adoucir, efüiler, ebiseler, engl. 
to give a basil, mejjerartig im Querſchnitt gejtalten, 
namentlich Breter, Eifenfchienen u. ſ. w., damit fie gegen 
ihre Unterlagen feinen Abſatz bilden. — 3. frz. affiler, 
engl.tosharpen, ſ. v. w. jhärfen, vom Handwerkszeug. — 
4, den Boden mit der Schärfe der Nadehaue, den Stein 
mit der Schärfe ded Mauerhbammers oder der Fläche klei— 
ner Unebenheiten berauben, — 5. frz. doler, engl. tojack 
(Zimm.), f. v. w. abjchroppen. 

abfiharriren, alt. 3., 1. ſcharriren. 

abſchatten, oder abfaattiren, frz. ombrer, engl.to sha- 
dow, eine Zeichnung nicht blos in Kontur laſſen, ſondern 
die Körper- und Schlagichatten, wie ſolche in Natur auf 
dem in der Zeichnung dargeitellten Gegenjtand fich erzeu— 
gen würden, nadbilden; diejes Abjchattiren kann mitdem 
Binjel in Tujche oder Farbe oder mitdem Stift, alfodurd) 
Linien geicheben. 

abſchätzen, frz. &valuer, engl.to estimate, ſ. v. w. vor: 
läufig, oberflächlich veranichlagen, j.d. Art. Bauanſchlag. 

abſchauern, 1.aft. Z. frz. cloisonner, durch eine Schei⸗ 
dewand abſondern, trennen. — 2. intr. Z. einen Schauer 
abtragen (ſ. d.). 

abfhänmen, ſ. abhäuten I. 4. 

abſcheiden, att. 3., fr3.s@parer, engl. to part, tosepa- 
rate, 1. auf chemiſchem Wege gewiſſe Beſtandtheile aus 
einem aus mehreren Stoffen zufammengejepten Körper 
abjondern. — 2. überhaupt fortiren. [ Wf.] 

Abſchenke, f., |. v. iv. Büffet. 

abfiheren, 1. durch eine Scheriwand (j. d.) trennen. — 
2,5. v. w. abſetzen 3. 

Abfıherung, f., Abdrüden, n. (Med).), frz. eisaille- 
ment, m., engl. shearing. Zeritörung des Zuſammen— 
bangs eined Körpers durch Kräfte, die in der Ebene, 
Trennungsfläche (des Querichnittes) wirken; es fommt 
dabei die Zuge. Druckfeſtigkeit zugleich in Wirkung. Die 
wichtigften Säpe über die Abjdherung j. ind. Art. Elaiti- 
zität und Feſtigkeit. (Schw.] 

abſchieben, 1. wenn man auf einer Zeichnung eine 
Linie einerandern parallel machen will, ſo legt man ein Li= 
neal quer gegen dieje Linie, an diefes Lincalan abereinen 
Winkel, deſſen anderer Schenfel genau an die Linie paßt; 
ſchiebt man diefen Wintel an dem genau in feiner Lage zu 
haltenden Lineal fort bis in die gegebene Entfernung, jo 
wird eine an dem andern Schenkel hingezogene Linie der 
eriten parallel jein; dies nennt man: die Linieabichieben. 
Beſſer bedient man fid) des Parallellineals, aber auch 
diejes arbeitet nicht ganz genau; genauere Methoden j.im 
Art. Parallele. — 2. jid) abjchieben, für abichiefern, ab- 
neben, von Farbe, Pub u. f. w. — 3. das Abwerfen der 
Heinen Neite, der jog. Abfpringer, an den Fichtenbäumen. 

abſchiefern, ivz. s'exfolier, engl. to scale off, ital. 
sfaldellare, ſich in Dünnen Blättern od. breiten Splittern 
ſchichtenweiſe ablöjen; ſ. auch abblättern. 

abfrhienen, 1. frz. bander, engl. to tire, to shoe, mit 
Eijenjchienen belegen. — 2. frz. öter les bandes, engl.to 


20 


abſchleifen 


unshoe, dieſelben abnehmen. — 3. frj. lever une mine, 
engl. to dial, to survey underground, die Nusmejjung 
der Erzgruben und Bergwerte bewertitelligen. 

abſchießen, 1. ſ. v. w. abrutichen, abrollen. — 2. f.v. w. 
verſchießen, abblaſſen 1. — 3. ſehr ſchnell an Stärke ab— 
nehmen, abholzig ſein, von Baumſtämmen. 

abſchiften, 1. ſämmtliche Schifter zu einem Dachſtuhl 
abbinden. — 2. die Schifter von einem Dach wegnehmen. 

abſchildern, 1. in Schilder eintheilen. — 2. ſ. v. w. 
abbilden, abreißen. 

Abſchlag, m.,1.derBajjerablauf, ſ. Ablaß; befonders 
nennt man Abſchlag, frz. décharge, f., engl. fall, outlet, 
vent, die aud) Ablaßgraben (j. d.) genannten Heinen Ka— 
näle CC in Fig. 18 und 19, jowie die mechanischen Vor— 
rihtungenzu Bewirfung des Nblafjes. [Schw.r. Wgr.)— 
2. frz. retraite, f., ſ. v. w. Abjaß 1 und 4. — 3. die Aus- 
prägung in Blech, j. a. Brafteat. — 4. ſ.v. w. Abholz 1 u. 
2.— 5.fr3. cloison, f.enplanches, engl. plank-partition, 
j. v. w. Bretverichlag. — 6. Jem. auf Abjchlag, frz. & 
compte,engl.onaccount, before-hand, etwas auszahlen, 
ſ. v. w. bei noch nicht vollftändig gelieferter Arbeit ſchon 
einen Theil der aftord. Summe auszahlen. — 7. aud) 
Raſte f., Raſter m.(Straßenb.), Heiner, wellenförmig ge— 
rundeter Abjaß im Längenprofil ſtark fallender Straßen, 
der dazu dient, das herabfommende Fuhrwerk von Zeit zu 
Zeit aufzuhalten, damit die Verde ruhen können, und zu: 
gleich das Regenwaſſer xc. jeitwärts abzuleiten, um das 
zu jtarte Ausſpülen und Zerreißen der Straßenoberfläche 
zu vermeiden. Im Grundriß erhalten die Abjchläge meift 
eine gekrümmte Geſtalt, die fonvere Seite bergauf gefchrt, 
aber bei jehr ſchwacher oder nidyt vorhandener Straßen— 
wölbung jowie bei Pultitraßen, auch wol geradlinige, 
ſchräg zur Straßenachſe laufende Ridytung. [M-s.) 

abſchlagen, 1. (Waſſerb.) frz. saigner, engl.to letout, 
das Waſſer eines Baches oder Fluſſes bis auf die Sohle 
entfernen, um leßtere räumen od. einen Uferbau, Grund- 
rinnenbau ꝛe. vornehmen zu fünnen. — 2. das Waſſer jo 
hoch anftauen, daß es über die Ufertritt, wie Diesmitunter 
bei Wiejenbewäflerungen vortommt. [r. Uyr. — 
3. (Koblenb.) bei einem angezündeten Meiler die unteren 
Pläße veritopfen und um eine Hand breit niederitechen. — 
4. Blech prägen. — 5. frz. trancher, f. v. w. abbauen. — 
6. ein Gerüst abichlagen, frz. dechaflauder, ſ. v. w.dafjelbe 
abbrechen, abrüjten. — 7.(Deichb.) Erde vom Karren ab- 
werfen. — 8. durd einen Brewerſchlag trennen, ſ. ab- 
ſchauern. — 9.(Bergb.) die Wafjer durch einen Abfall aus 
d. Grubeabführen, j.d. Art. Abſchlagsgrabtu. — 10.(Eijeng.) 
einen fließenden Metalljtrom unterbrechen; wen die erjte 
Form voll iſt, dämmt man das Gerinne durch cine Ab- 
fdlagefhaufel ab, damit das Eiſen in eine andere Form 
laufe. — 11. Buß abſchl., frz. deerepir, engl.to beat off, 
alten Putz abbauen, weil er durch neuen erjegt werden ſoll. 

Abſchlageſchaufel, f., frz. pelle, engl. shovel (Eijeng.), 
j. abſchlagen 10. 

Abfıdhlagfluter, n. (Wajierb.), j.v. w. Ablaß 3, j. aud) 
d. Art. Freifluter. [v. Wgr.] 

Abſchlagsgraben, m. (Bergb.), Graben oder Abfall 
zu Abrührung der Gewäſſer aus der Grube. 

abſchleifen, 1.13. aiguiser, repasser, emoudre, engl. 
to grind, to whet, ein Meſſer oder jonftiges jchneidendes 
Werkzeug a., es oberflächlich fchleifen. Ein ſolches Wert- 
zeug beit abgejchlifien, wenn es durd) öfteres Schleifen 
au dünn geworden tit. — 2. frz. frotter, degrossir, de- 
brutir, engl.to smooth, glätten oder reinigen; bei Stein: 
arbeit geichieht dies meiſt durch Neiben mit einem andern 
Stein oder auch mit Zinnajche. Bei Holzarbeiten vor den 
Roliren mit Bimsitein und Sped, vor dem Ladiren oder 
anderem Anjtrich mit Bimejtein, einem Yappen u. Wajier, 
mit Sandpapier, Nadirgummi, Scacdtelbalm, Zieh: 
tlinge x. — 3. frz. depolir, griser, engl. to make opake 


abſchleißen 


(to frost); um ſchon lackirte oder ſonſt glänzende Gegen— 
jtände abzumatten, werden ſie mit ganz feinem Glas= od. 
Schmirgelpapier abgericben. 

abſchleißen, j. v. w. abbrechen, abtragen. 

abſchlichten, 1. fr. replanir, engl.to clean, tofinish- 
of Tijchl.u. Zimm.), mitdem Schlichthobel bearbeiten. — 
2. (Steinm.) j. jharriren. — 3. frz. planer, engl.to plane 
(Kimpn.), getriebene Arbeit mit dem Abſchlichthammer glät= 
ten. — 4.(Metallg.) fr. noireir, engl.to blacken, den auf 
der Kernjtange aufgetragenen Lchm mit Schlichte über- 
ziehen u. glätten. — 5. frz. affleurer (Glaj.), vorstehende 
Holznägel glatt abarbeiten. — 6. fr}. imprimer, engl. 
to prime, eine zu malende Band mit Milch ſchlämmen. 

Aufeplichthammer, m. ($llempn.), frj. marteau, m. 
a planer, engl. planishing-hammer, Hammer mit jehr 
breiter, nur ganz wenig tonverer Bahn. 

abfehliten (Steinm.), j. abichroten 2. 

abſchmatzen, 1. (Forſtw.) j. dv. w. abmeijen. — 2. die 
Stöde der gefällten Bäume mit Keilen jpalten. — 
3.(Maur.) in Oefterr. ſ. v. w. mit jtehender Berzahnung 
endigen lafien (eine Mauer). 

abſchmechen, 1. (Chem.) die Säure entzichen , neutras 
fijiren (ſ. d.). — 2. auch für einmifchen, 3. B. farbe 
mit Leim oder Milch abjchmeden, d. b. dem Oelfirnih nur 
wenig farbe beimijchen, jo daß fie nur einen Laſurton 
giebt. [ WF.) 

abſchmiegen, jchief abarbeiten nad) der angegebenen 
Schräge; f. dieſen u. d. Art. abjchrägen. 

abfiyneiden, 1.neutr. 3., frz. aboutir, finir, aufhören, 
z. B. der Sims jchneidet hier ab. — 2. alt. Z. frz. couper, 
engl. to cut off, mit einem ſcharfen Inftrument abtven= 
nen. — 3. ſ. v. w. abfägen. 

Abſchneider, m., geftählter Meißel zum Abſchneiden 
des Eiſendrahts. 

Abſchnitt, m., 1. (Geomcetr.) frz. segment, m. (bei 
Münzen, Medaillons x. exergue, m.), engl. segment, 
lat. segmentum, wird der Theil einer Linie, einer Figur 
oder eines Körpers genannt, der im erjten Fall durd) zwei 
Bunte, im zweiten Fall durch eine gerade Sinie od. Sehne 
und ein Stüd der Peripherie (Berimeter der Figur), im 
dritten Fall aber durd) eine Ebene und ein Stüd der Kör— 
peroberfläche abgegrenzt wird. Die Größe eines Abjchnittes 

u finden, ijt häufig ziemlich ſchwierig und nur bei den 
Üinien, Figuren und Körpern möglich, von denen man 
das Geſetz ihrer Entjtehung und Bildung genau fennt. 
Soll die Größe einer krummen Linie in einem beftimmten 
linearen Längenmäh angegeben werden, jo iſt dies die 
Aufgabe der Rettifilation (f. d.). Die Angabe der Größe 
einer Fläche in einem bejtimmten Quadratmäh wird 
dur) die Duadratur (f. d.) und die Angabe der Größe 
eined Körpers in einem bejtimmten Kubikmäß durd die 
Kubatur (5. d.) gefunden. Alle drei Pobleme aber ver: 
fangen häufig die Beihülfe der Integralrehnung (j. d.). 
Weiteres ſ. bei. in d. Art. Kreis und Kugel, [Schwa.) 
Ueber den Abjchnitt bei Münzen ſ. M. M. a. W. — 
2.(Math.) ſ. v. w. Abſeiſſe; f. unt. Koordinaten. — 3. frz. 
bordure, f., engl. border, Reihe Ziegel zu Ende eines 
Daches; ſ. d. Art. Ortſchicht. — 4. (Kriegsbauk. aud) | 
Abfäynittsbefefigung, frz. coupure, f., reiraite, f., retran- 
chement, m.,engleut, retreat, retrenchment, Feſtungs— 
werfe, weiche, im —— größerer, z. B. der Bollwerle, 
angebracht, zur Aufnahme einer weiteren Vertbeidigung 
dienen, jobald der Feind das Hauptwerk — bier aljo z.B. 
das Bollwerk — zerjtört oder erſtiegen hat. Auch heißt jo 
in den Gängen der Minen eine Quermauer, um ſich da= | 
hinter bei dem Eindringen der feindlichen Minirer ver: | 
theidigen zu können. — 5. (Bauf.) frz. retaille, f., ital. | 


[zz 





21 


Abſchrote 


Meinung, dietoskaniſchen Geſimſe jeien zu eintönig, darin 
an, und zwar über jeder Säule einen; indeſſen wurde da— 
durch nur eine noch auffallendere Magerkeit herbeigeführt, 
und Goldmann fühlte ſich daher berufen, ſie gleich den 
Triglyphen des doriſchen Gebälkes zu wiederholen; das 
Beſte aber iſt, ſie ganz wegzulaſſen; ſ. d. Art. toskaniſch. 
A-s.] — 6. Abſchuilt, auch Verſchnitt, frz. bois, m. de re- 
fend, cosse, f., coupeau, m., engl. batement, cuttings, 
pl., scandlings, pl., ital. minuzzolo, kurze Stüde Holz, 
die beim Abbinden und genauen Zurechtſägen der Balten 
abfallen und gewöhnlid vom Zimmermeifter behalten 
werden, aber dem Bauherrn gehören, wenn diejer die 
Stämme felbjt fauft. — 7. Kleines abgeleitetes Waſſer. 

abfihnüren, 1. (Zimm.) den Schnurſchlag madıen, frz. 
eingler, battre la ligne, marquer au cordeau, engl. to 
line, to line out; einen Balten, ein Bret, refp. einen Pla— 
fond abjchn.: dieLinie, nad) der das rohe Holz abgearbei= 
tet, rejp. der Plafond eingetheilt werden foll xc., dadurch 
bezeichnen, daß man eine mit Farbſtoff verjchene Schnur 
an den vorher bejtimmten beiden Endpunkten der Linie 
anhält, fie ziemlich ftraff anzicht, dann aber in der Mitte 
möglichjt genau in der gewünjchten Arbeitschene, reſp. 
normal gegen die einzutheilende Fläche, uufbebt unddann 
ſchnell losläht; die Schnur ſchlägt dann auf das Holz x. 
auf, der Farbejtoff theilt fih dem Gegenſtand mit und 
bildet die verlangte Linie; je nachdem nun die Schnur 
oder Leine vorher mit trodener oder eingeweichter Kreide, 
mit trodener oder in Wafjer aufgelöjter Rotherde oder 
Bolus, mit Waſſerblei oder Graphit, mit Rufjdiwarz ıc. 
gefärbt war, nenntmandas Verfahren abkreiden, abrölhen, 
abfhwärzen, abblelen, abrußen, abkohlen u. j. w.;c& wird 
überall angewendet, wo längere gerade Linien erforderlid) 
find, oder wo die Linien leicht wieder follen verlöfcht wer- 
den fönnen. — 2. abjchnüren od, ableinen nennt man ferner 
auch die hier und da gebräuchliche Art des Abſteckens, 
ſämmtliche Mauerlinien bei Anfang d. Baues durchſtraff 
geipannte Schnuren anzudeuten. Die Schnuren werden 
dazu an Heine leichte Lattengerüfte, Echnürböde, die der 
betreffenden Linie quer vorſtehen, befeftigt und dienendem 
Maurer zum Anbalten des Lothes beim Mauern des 
Grundes; da man die Schnuren bei Regen, für die Nadıtxc. 
entfernen muß, bezeichnet man ihren Ort an den Schnür— 
böden durch Einſchnitte mit Cäge oder Mefjer. [M-s.] 

abſchocken, ſchockweiſe abzäblen. 

Abſchräge, f. (Bauf.), ſ. v. w. Waſſerſchlag (ſ. d.). 

abſchrägen, 1. frz. biaiser, engl. to slope, Anlegen 
jteiler jowol als jtacher, geneigter Flächen; 8 Art. ab: 
wäſſern, abböſchen x. — 2. aud) für ablanten gebraudtt; 
überhaupt aber 3. fr}. biseller, engl. to bevel, ſchräg 
arbeiten; j. d. Art. Einjchrägung und Ausichrägung. — 

abfiyrämen (Bergb.), frz. entailler les couches, engl. 
to curve, to hew thetrenches, Schrämehauen, ſ. d. Art. 
Schram, gefhicht mit Shrämhammer oder Schrämhaue; 
vorzüglid) beim Gangbergbau und Eteinjalzbergbau; in 
den Kohlengruben Englands find neuerdings Maſchinen 
zum Abjchrämen eingeführt. [S%. 

abſchrecken, fr3.tremper, engl.tochill,das Roheiſen, 
dann auch andere erhitzte Metalle, Ziegel ic. mäßig mit 
Waſſer befprengen; ſ. auch ablöjchen. 
abſchroppen, abſchrubbtu, abfArappen (Tiſchl. Zimm.), 


Solz abjchr., fra. corroyer, degrossir avec la demi-var- 


lope, engl. to jack, to jack-down, es mit dem Schropp- 
hobel (f. d.) grob abhobeln. 

Abfihrot, m. (Schloji.), frz. tranche, f., ein Amboß— 
einjagitod zum Auflegen des Eijens beim Abjchroten, 
j. Ambofeinjaß. 

Abſchrote, f. (Schlofj.), frz.ciseau, m. a chaud, tran- 


ritaglio, etwas vorjtehende, ziemlich quadratijche Platte | che, f. a chaud, ebarboir, m., engl. red-chisel, hot- 


im tostaniſchen Fries, den Kopf eines fentrecht abge: | 
ſchnittenen Baltensvorjtellend. Den Etrusternu. Römern 


chise], Schrotmeißel, Setzeiſen oder Nagelſchrote: j. d. 


betr. Art. ; ein furzer, dider, einer Hammerklinge ähnlich 


waren die A.e unbelannt; Scamozzi erjt brachte fie, inder  geitalteter Meipel, mitdem man das Eiſen warm abſchlägt 


— abſchroten 


22 


abſehen 





und der in einem hölzernen Stiel hammerartig befeſtigt 
wird, jo daß die Schneide parallel dem Stiel ſteht. 
abfdjroten, 1. frz. rogner, engl. to saw off, to trim, 
Holz mit der Schrotjäge (1. d.) abarbeiten. — 2. (Steinbr. 
u, Steinm,) um ein Stüd von einem Stein abzujchroten, 
macht man erjt mit der Spighane nach der Linie, wo die 
Lostrennung erfolgen joll, eine einige cm tiefe Rinne 
hinein, dieſe wird dann an einzelnen Stellen nod etwas 
vertieft und in diefe Vertiefungen eiferne Keile eingejept 
u. angetrieben, welche den Stein abjprengen. — 3. Eijen 
abicdhr., frj.trancher, ebarber, engl.to chop off, toclip, 
to prime; Eifen wird mit der Abjchrote oder dem Schrot⸗ 
meißel abgejchroten. — 4. —— verſtopfen und da⸗ 
durch nöthigen, ſich einen andern Ausweg zu juchen. — 
D. frʒ. descendre A la trevire, engl. to dismount by par- 
buckle, eine runde Lajt, Faß, Tonne, Walze u. j. w., an 
einem Kai oder einer Mauer oder auf einer Schrotleiter 
in ein Tau geichlungen niederrollen laſſen. — 6. mit 
Scroten oder Schrothölzern abdeden; ſ. ſchroten. — 7. in 
Dejterreid) ſ. v. w. abwägen (j. d. und Schrotwäge). 

Abſchroter, m., fr}. ciseau, m. A couper les fiches, 
engl. hinge-cutter, oder gebrocdhener Meißel (Schloff.), 
auch Rudertheilitempel genannt, ein Meihel, mit welchem 
Flihbänder u. j. w. zugehauen werden, ähnlich der Ab— 
ichrote, doch ift die Schneide quer gegen den Stiel geftellt 
und etwas fonver. 

Abfiyub, m., 1. f. v. w. Abgeichiefertes, Abgeſcho— 
benes. — 2. die Entfernung zweier Parallelen von einan- 
der; ſ. abſchieben. 

abſchürzen, miteinem Schurz verſehen; die Herde wer— 
den abgeſchürzt; ſ. d. Art. Schurz. 

abſchüſſig, adj., 1. von Terrain, Straßen od. Dächern, 
j.v. m. jteil abhängend. — 2. von Bäumen, ſchnell ſchwach 
werdend; j. abholzig. 

abſchützen, 1. (Mühlenbau) frz. vantiller, mettre les 
vannes, engl. to stop the flood-gates, durch Einjchieben 
der Schützen den Zulauf des Waſſers auf das Triebwerf 
abiperren. [r. Wgr.) — 2. (Hüttenm.) die Blajebälge 
abhängen. 

Abfduß, m., frz. pente, chüte, f., engl. flow, fall, 
1, jede jhiefe Ebene, namentlich zum Ablaufen v. Flüſſig— 
feiten. — 2. der Fall des Schußgerinnes über oder unter 
einem Waſſerrad. 

Abſchußdecke, f. (Mühlenb.), Theil eines Schleußen— 
oder Abzugswehrs; j. d. Art. Wehr. 

Abſchußlage, f. (Ulferb.), frz. premier lit, m. de sau- 
cissons, engl.lowest row of fascines, unterjte Busch od. 
Faſchinenlage, welche auf dem Grund liegt. 

abfhwärzen, frz. noireir, engl. to blacken, j. v. w. 
ſchwarz machen; die Eijentbeile an Oefen werden von den 
Maurern inder Regel mitordinärftem, unreinem Waſſer— 
blei und Ruf jchwarz angeitrichen und färben dann jehr 
leicht ab. Beſſer ift es, fie blos mit gutem Graphit, dem 
höchſtens "/, Beinichwarz od. Schieferichtwarz beigemengt 
ift, troden zu bereiben und dann tüchtig abzubiürften. Die 
Stubenmaler machen dies in der Regel weit forgfältiger 
als die Maurer. 

abfhwarten, akt. 3.,1. frz. deflacher, öterlesflaches, 
engl. to edge the timber, to saw off the slabs, einen 
Stamm, jtatt ihn zu behauen, mittel8der Schrotſäge recht⸗ 
winfelig machen und fo ftatt der Haufpäne Schwarten ge= 


winnen. — 2. mit Schwarten beſchlagen oder durd eine 


Schwartenwand trennen, 

abſchwefeln, 1. frz. depouiller du bitume, dessou- 
frer, engl. to clear of sulphur, to desulphurate, von 
Schwefeltheilen befreien. Steinfoblen und Erze werden 
abgeſchwefelt, indem man durch nicht zu heftiges Erhitzen 
den Schwefel in Dampfform od. in Geſtalt von ſchwefliger 
Säure daraus zu entfernen ſucht. So hat man z. B. die 
Koals „abgeſchwefelte Steinkohlen“ genannt. — 2. Zus 
führen von Schwefeltheilen, fr}. soufrer, engl.to impreg- 


nate withsulphur. Gejdjieht 5. B. mit Gips, welchen man 
zum Abformen benugen will, indem man demjelben vor 
dem Einrühren gepulverte Schwefelblumen beimengt; 
oder man ſchwefelt die bereits fertigen Abgüjje reip. For— 
men ab, indem man jieSchwefeldämpfen ausjegt. Ferner 
dient das A. mitteld Schwefeldämpfen dazu, Theer: und 
Pechanſtriche hart zu machen, 3. B. bei Abtrittsjchloten, 
oder man benußt die Dämpfe des brennenden Schweſels, 
aljo die jhweilige Säure, als Tesinfettionsmittel, um 
üble Gerüche zu entfernen, 3. B. zum Ausräuchern von 
Abtrittsſchloten. Schließlich finden die Dämpfe des bren- 
nenden Schwefeld aud) noch Anwendung als Bleihmittel ; 
j. bleiben. Man hat dabei wohl zuuntericheidenzwiichen 
den Dämpfen des unverbrannten und des verbrannten 
Schwefels. Im erften Fall ift derfelbe durd) Erhigung 
nur in Dampfiorm verwandelt oder fein zertbeilt worden, 
ohne feiner hemijchen Natur nadı verändert zu fein; im 
zweiten Fall ift er durch ftärfere Erhitung entzündet und 
durch Aufnahme von athmoſphäriſchem Sauerjtofforydirt 
und in ſchweflige Säure umgewandelt worden, Die in 
farblojen, nicht — Dämpien mit höchſt ſtechendem 
Geruch entweicht. Die ſchweſlige Eüure hat großes Ver— 
langen, Sauerſtoff aufzunehmen u. ſich in Schwefelſäure 
umzuwandeln; dieje Eigenjchaft wird zu Zerftörung von 
ſchlechten Gerüchen und organischen Farbſtoffen benußt ıc. 

abfihweifen (Tiichl,, Zimm.), 1. frz. echancrer, mit 
der Scweiffäge (j. d.) ein Bret oder dgl. nad) einer 
gefrümmten Linie abjchneiden. — 2. frz. ebarber, den 
beim Abjchweifen mit der Säge ftehen gebliebenen Reif, 
fowie etwaige Unebenheiten, mit Schweifraipel oder 
Scyweiffeile befeitigen. — 3.den Schweif, d.h. das äufere 
Ende, eines langhaarigen Binjels u. dgl. abjchneiden. — 
4. in Waſſer abjpülen. 

abfhweißen, 1. aft. 3., frz. desoudre,engl.tounweld, 
zufammengeichweihtes Eifen in Weißglühhitze bringen 
und dann aus einahder ziehen. — 2. (rückw. 3.) fich ab— 
ſchw., von ſchlecht zuſammengeſchweißtem Eifen: aus: 
einander gehen, jich von jelbjt trennen. 

abfAywellen, 1. eine Wand, eine Thür x. mit der 
Schwelle verjehen. — 2. eine Baltenlage a., ſ. v. w. alle 
zu den auf die Baltenlage fommenden Wänden nöthigen 
Schwellen auf ihr vorlegen und einfämmen. 

abfhwemmen, 1fortſchwemmen, frz3.degravoyer, engl. 
to wash-away; Plagregen, Regengüſſe, Ueberſchwem— 
mungen nehmen ſtets Theile der oberjten Erdſchicht von 
Bergabhängen, von geneigtem Kulturland ec. jowieSand, 
Gerölle, Kies, Moos ꝛc. mit fid) fort u. lagern das Abge— 
ſchwemmte dann anderswo ab; ſ. d. Art. Sinfftoffe, Ab— 
ihälung. [vr. Wor.) — 2. frz. guéer, durch Einlegen in 
fließendes Waſſer od. Uebergießen mit Waſſer reinigen. — 
3. den Thon vom Sand abſondern, indem nach Zerthei— 
lung des Thons im Waſſer der ſchwerere Sand zu Boden 
ſinkt, worauf der im Waſſer zertheilte Thon durch Ab— 
ſetzenlaſſen gewonnen werden kann. Wf.) 

abſchwenken, 1. (Hochb.) engl. to guide, mit einem 
Tau, Schwentleine od. Lenkfeil (j. d.) genannt, einen aufs 
zuziehenden Balken, Stein oder fonftigen Gegenftand von 
der Richtung ablenten, welche er nicht annehmen joll. — 
2. eine Schiffbrüde abjchw., frz. replier par conversion, 
engl. to withdraw by swinging, die Edhifibrüde nach 
Wegnahme der Landbrüdenglieder und Aufhebung der 
Windanker in ihrer Totalität durch den Strom ſelbſt, bei 
neregeltem Nachlafien der Stromantertaue, gegen daseine 
Ufer hin pendelartig abtreiben laſſen; j. Schiffbrücke. 

abfıywinden , frz s'amaigrir, decroitre, se retraire, 
engl. to shrink, von gebr. Thon, Holz, gegofienem Eijen 
u.j. w. jich aufammenzichen; j. ſchwinden u. Schwindmäß. 

Abſciſſe, f., Abſeiſſenachſe ꝛc., ſ. unter d. Art. Koor— 
dinaten. |Schte.) 

abfehen, j. v. w, einjchen, einvifiren; bei den Feld: 
meſſern u, ſ. w. 


Abfehlinie 


Abfehlinie, f., ft3.rayon, m., visuel, engl. visual ray | 
(Feld. )i. v. w. Sehftrahl, Bifirlinie. 

abſeifen. Ueber den Nugen u.das Berfahren ſ. Seife. 

nbfeigern, 1. fra. aplomber, engl.to plumb, aud) ab- 
jenteln (Bergb.), beim Markſcheider f. v. w. abloihen. — 
2. (Hüttenmw.)eig. abjaigern, frz. liquater, engl.toliquate, 
das Kupfer und Arien vom filberhaltigen Blei trennen; 
j.d. Art. faigern, Saigerofen xc. [Si.) 

Abfeigerfihnur, f. (Martjcheidel.), frz. corde, f. à 
plomb, fil, m. du plomb, engl. plumb-line, aud) Sentel- 
ſchnur, Sentelfaden genannt, ſ. v. w. Lothſchnur; war nach 
dem alten Mäß in der Regel 30 Lachter lang. Neuere 
Beſtimmung iſt noch nicht getroffen. 

Abſeite, f., 1. Hochb.) fr3.bas-cöte, ın., contre-allse, 
f., engl. low-side, Seitengang neben einem Hauptraum, 
Nebengebäude, Flügel an einem Hauptbau, vorzüglic) 
einer Kirche; ſ. d. Art. Seitenſchiff; fälichlich wird Abjeite 
für Abjide gebraucht. — 2. frz. pan, m., engl. pane, ge= 
neigte Fläche eines Daches. 

abfenkeln, j. d. Art. ablothen und abjeigern 1. 

abfenken, 1. att. 3., (Bergb.) einen Schadht hinabar- 
beiten, j.v. w. abteufen (j.d.) — 2. rückw. 3., ſich abjenten, 
fich durch Senkung von anderen Theilen des Bauwerks 
durch Riſſe trennen. 

Abſehen, n. einer Mauer, frz. recoupement, m., re- 
traite, f., engl. off-set, set-ofl, retreat, lessening, ſ. d. 
Art. abjepen 5 und Mauerrecht. 

abſehen, 1. rückw. 3.(Chem.), id) abjegen, fr3.d&poser, 
engl. to deposit, to subside, aud) abfiken , öftr. fedimen- 
tiren, ſ. v. w. fich zu Boden jegen, ein Sediment, einen 
Niederichlag bilden. [ Wf.) — 2. alt. 3. (Schmied.), frz. 
menager, Eifen beim Schmieden an die Schärfe des Am— 
boßes halten, damit es daſelbſt, v. den Schlägen getroffen, 
einen Abjag erhalte. —3. Tiſchl.) frz.araser, an ein Bret 
od.dgl. einen Zapfendadurd; arbeiten, daß man aufbeiden 
Seiten etwas don der Stärke des Breted wegnimmt, jo 
daß auf jeder Seite ein Abſatz entjteht. — 4. (Mal.) frz. 
border, engl. to edge, eine gemalte Fläche mit Linien 
oder Streifen abj.: Linien od, Streifen von einer andern 
Farbe darauf ziehen; Felder mit Linien abj.: die Wand | 
durch Linien in Felder eintheilen; auch jagt man für: eine 
Farbe ift jehr lebhaft: fie jeßt ab, frz.la couleurtranche; 
j. auch abheben 3. — 5. eine Mauer abj., frz. retraire, 
recouper, engl. to set-off, fie fhwächer machen, oder auch 
ſ. v. w. Abſäße mauern; auch jagt man, die Mauer jept 
ab, für: fie wird ſchwächer. — 6. v.einem gefällten Baum 
den Gipfel abjägen oder abbauen. — 7. (Bergb.) der 
Gang jegt ab, frz. le filon change. — 8. fr}. s’amortir, 
aufhören, bei. nach oben aufhören. Goethe jagt vom 
Straßburger Münſterthurm: die vier Schneden ſeßen viel 
zu Stumpf ab, es hätten noch leichte Spipen darauf geſollt. 

Abfekfäge, f., 1.(Tijchl.) auch Zapfenjäge, frz. scie, f. 
A arraser, engl.tenon-saw, cine Geftelljäge, etwas Heiner 
als die Handjäge, mit verhältnißmäßig breiterem Blatt 
und feinerer Zahnftellung; dient zum Zinfen, zum Ab- 
ſetzen 3 2c. — 2. Abfehfäge mit Anichlag ift der Gratſäge 
(1. d.) ganz ähnlich, hat abernur einen fejten oder beweg= 
lichen Anjchlag, um parallele Einſchnitte in beftimmtem 
Abftand von den geraden Kanten machen zu können. 

abfikern, das beabfichtigte oder unbeabjichtigte Ab— 
laufendes Waſſers in einzelnen Wafferadern oder Fäden | 
aus einem natürlichen oder fünftlihen Waſſerbehälter 
durch undichte Stellen. [ Wf.] N 

Abfide, f., frj.abside, £,absis,m., mönd)slat.absida, | 
f., falihe Schreibweise fiir Apfis ſ. d.). 

—— adj., frz. chapelle absidiale, ſ. Apfidial- 

e 





abſieden, at. 3., 1. für abkochen von Leim, Waſſer, 
Farbe xc. — 2. von Metall, j. v. w. aufſieden. 

abfinken, 1., aft. 3., (Bergb.) j. v. w. abjenfen 1. — 
2. paſſ. 33., ſ. d. w. fich abienten; ſ. abienten 2. 





23 


_Abforption 


abfiten, j. unter abjegen 1. — abſihen laffen, frz. faire 
deposer,, engl. to get subside; j. unter abhellen, Hären. 

abfkarpiren, j. abputen 7. 

abforken, alt. 3., 1. mit Soden verfehen. — 2. ein Ge— 
bäude ſockt ji) ab, wenn die blos angepußten Soden 
abgehen. 

abfömmern, Breter, Holz u. j. w. in die Sonne legen 
u.bejtändig wenden, um es gehörig austrodnen zu lajjen. 

nabfolut, adj., 1. (Chem.) oft jo vielals rein oder voll- 
fommen, 3. B. abjoluter Alfohol (f. d.). = waſſer— 
freier Alkohol. — 2. (Phyſ.) ſ. dv. w. an und für fich be- 
tracdhtet, im Gegenfaß zu relativ, d. h. in Bezichung auf 
etwas Anderes, 3. B. abjolutes und relatived oder 
ipezififches Gewicht (ſ. d.). [Wf) — 3. (Topogr.) 
bei Angabe von Berghöhen heit abjolute Höhe j. v. w. 
Höhe über dem Meeresipiegel, relative Höhe aber ſ. v. w 
Höhenunterfchied zwijchen dem Fußpunkt des Berges und 
feiner Spipe. Wenn eine befondere Bezeichnung fehlt, ift 
jtet3 die abfolute Höhe gemeint. Leber abjol. Gefälle 
j. d. Art. Gefälle. 

Abfonderung, f., der Geſteine (Geol.), frz. division, f. 
de roches, engl. cleavage, jointed structure, die im 
Gebirge vorhandene Trennung einer Mineralmajie in 
bejtimmt geformte Stüce, Abfonderungsfüde, welche durd) 
Beripaltung ꝛc. entitandene Spalten, Abfondernngsklüfte, 
frz. fichures, f. pl., zwifchen fid) haben. In diejen Klüften 
treten häufig Ausſcheidungen anderer Art auf. Nad) der 
‚Form der von den Klüften umſchloſſenen Gejteinsförper 
haben nun die Abjonderungen beſondere Namen erhalten. 
I. Unregelmäßige Abjonderungen. 1. die majlige 
Abi onderung b.einem Beitein, welches durchſt lüfte der⸗ 
art durchzogen iſt, daß unregelmäßig begrenzte Geſteins— 
körper von bedeutender Größe entſtehen; 2. zerklüftet 
nennt man die Abjonderung, wenn ein Bejtein mit fehr 
zahlreichen, in den verſchiedenſten Nichtungen gehenden 
Sprüngen verjehen ift, wodurch es in cine Menge kleiner, 
unregelmäßiger Etüde zertheilt wird; 3. wuljtig und 
Inollig nennt man die Abfonderung, welche in Klüf— 
ten von unregelmäßig gefrümmter Geftalt entjtcht. — 
II.Regelmäfige Nbjonderungen: 4.die plattenför= 
mige A. findetitatt, wenndie Spaltungder Gebirgsmaſſe 
parallel a diejelbe fommt bei den fedimentären 
Befteinen, 4.8. beim Kallſtein (j. d.), beim Thonſchiefer 
(1. d.), aber auch bei eruptiven Geſteinen, wie bei Branit, 
Borphyr und Bajalt, vor; 5. die pfeiler=, jtengel=od. 
jäulenförmigeN. findet ftatt, wenn die Spaltung der 
Gebirgsmaſſe in paralleler Richtung zu einer Achſe er— 
folgt, doch jo, daß jihdie Spaltungsflächen ſchneiden. Sie 
iſt charafteriftiich für den Bajalt, fommt aber auch im 
Sanditein, in Thon= und Lchmablagerungen vor; 6. die 
fugelige A. bildet meist eiförmige oder überhaupt ſphä— 
rordische Maſſen, die ſich jchalenartig umeinander lagern; 
jie entiteht bei langjamer Erbärtung flüffiner Maſſen, 
öfter noch durch äußere Einflüſſe; hauptjächlich beobachtet 
man fie in der Maſſe langiam abgefühlter Laven. Eine 
interefjante Kombination allerdrei Formen findet ſich bei 
den in Platten getrennten Bajaltjäulen, zwijchen deren 
Schichtungen fi wieder ſphäriſche Abfonderungen zeigen. 

Abfonderungsgraben, m. (Sriegsb.), fra. fosse, m. 
deseparation, engl.intervening-ditch, ].i. Art. Öraben. 

abfonnig, adj., von der Sonnenjeiteab, alſo nach Nor: 
den zu gelegen oder gewendet. 

Abforption, f., frz. absorption, engl. absorbition, 
absorption, lat. absorptio, Verichluden, Einfaugung, 
das Vermögen der Körper, tropibare oder gastörmige 
Stoffe in gewiſſem, oft in beträchtlihem Grad in jich auf: 
nehmen zu können. 1. Abſ. der Gaſe. Ausgeglübte Holz: 
fohle, Thierkohle u. dgl. poröje Körper können verichiedene 
Safe, wie z. B. Kohlenſäure, Sauerſtoff ec., meiſt ohne 
chemiſche Veränderung derſelben, ſowie auch die Farb— 
ſtoffe aus Farbſtofflöſungen in ſich aufnehmen. Man hat 








abfpalten 


dieje Eigenſchaft der Kohle benußt, um ftintende, faulende 
und gefärbte Waſſer geruch- und farblos zu machen. — 
2. Abſ. der Feuchtigkeit (Hygroſkopizität). Die Sand— 
ſteine, der Thon, die Thon= und Ziegelſteine beſitzen in 
höherem oder geringerem Grad abſorptive Eigenſchaften 
für den Waſſerdampf der Luft. Je dichter ein Stein iſt, 
deſto geringer wird die erwähnte Abiorptionsfähigfeit fein. 
Wf.) — Auch die verschiedenen Bodenarten verhalten fich 
hierin verjchieden. Trommer's Unterfuhungen ergaben 
folgende Refultate: 100 Gewichtstheile der trodenen Sub= 
ſtanz abjorbirten an Feuchtigkeit, ebenfalls in Gewichts— 
theilen ausgedrüdt, in 12Etd. Std. as Etd. 72<1d. 





kohlenſaure Kalkerde.. On OO Os 
fohleni. Talferde ——— 
bener Magnefit) . j be DB de 
jtrenger Thonboden 
(Weizenboden) Be Be 
ein anderer Weizenboden . . 3 An A Dr 
Humusjäure (aus Torfmittels 
tohlenſ. Natrons dargeitelt) 7,5 9, 105 12,8 
Kiejelfäure (a. rl Kali) 8, 154 205 248 
Thonerde . . ö de Al 30, Ile 
geichlämmter Feldipat re, Da a Fu 3 
weißer Thon . . — —— 
— Gerſtenſtroh 155 24, 345 45 
Roggenitrob . 12.20. 27. 20; 
= hübler’s Seuche ergaben: 
— and 00009 
Kaltlad . 2 2 2 2 2 0 Od 00 
Ba re 7 ⏑ 6969 
magerer Thon 2 2a Ze Be 
felter Zion .- % 2... Be de I de 
Thonboden I de ie 6 
reiner Thon . . u Bd A 
foblenfaurer Kalt ee 
förmig) ei Bi - Bde 
zus ke he Da a IE SE 
artenerde . . 0 35 Ag da da 
Adererde von Hoffwyl . a Fe Be > 
desgl. vom Jura . Da 28 


. Is 

3. Abſ. der Wärme: das Wirmeäbfor Dtion&ver- 
mögen, das Vermögen, strahlende Wärme in fic aufzu— 
nehmen, ijt gleich dem Nusitrahlungsvermögen bei ver: 
ichiedenen Körpern verjcdieden; geihwärzte und raube 
Körper nehmen die Wärme leichter auf, als Körper mit 
hellen, glatten, polirten Oberflächen. — 4. das Abjorps 
tionsvermögen für Waſſer iſt bei den meiſten Körpern 
in geringerem oder höherem Grad zu finden. Bejonders 
abjorptionsfähig find pulverförmige und fein zertbeilte 
Körper, viele Salze, Mineralien, jtarfe Säuren’tund Al: 
fohol; ferner poröje Körper, wie Holz, Asbeſt, Wolle, 
Seide, vor Allem aber Koble; ſ. auch d. Art. wafl erhal: 
tende Krait. [r. Wogr.) 

abfpalten ‚alt. 31. fr}. fendre, engl. to cleave, to 
split off, von den Gejellen auch abfpällen gen., durch einen 
heftigen, jchnellen Schlag miteinemſcharfen, Ichneidenden 
Inſtrument auf die Hirnfeite des Holzes dafjelbe in zwei 
oder mehrere Theile zertheilen. — 2. neutr. 3., fr}. tom- 
ber en &clats, engl. to come offin splinters, auch abfpä- 
nen, abfplittern, jich zerfajern; geichicht bei. an Enden von 
Säulen x. durch übermähige Belaftung, bei Ballen ıc. 
durch anderellriachen, ſoz. B. wenn Zapfen zu engin den 
Zapfenlöchern ſchließen u. die Brüftungen binausdrängen 
u.j.w, Mandmal ſpaltet Holz auch von jelbit ohneäußere 
Einwirkung ab, doch heißt dies eigentlich aufreißen. 

abfpannen (Zimm.), 1. ſ. v. w. abjpreizen, wenn bie 
Epreizen ziemlich wagerecht ſtehen. — 2. eine Oeffnung 
mittels einer Spannſchicht überdeden (ſ. d.). 

abfpeifei, j. v. w. abjichmeden. 


abfperren, 1. (Schloſſ.) frz. fermer, serrer, engl. to 


24 N 


abfpünden 


verichliehen. — 2. frz. cloisonner, engl. fo partition, to 
separate, durch einen Verjchlag ꝛc. abjondern. — 3. 
(Mech.) eine Bewegung abip., frz. arröter, stopper, engl. 
to stop, f. v. w. anhalten, itopien, vollitändig hemmen. — 
4.(Dampfm.) den Danıpf abjp., frz. detendre, couper 
la vapeur, engl. to cut off the steam, to expand, aud) 
erpandiren genannt, den weiteren Auflufz des Dampies 
abichliehen, abſchneiden, geihicht mittels des Abfperchahnes 
oder Abfperrventils; j.d. Art. Dampfmaichine, 

Abfperrungsrehr, n. (Bergb.), Nohr aus Holz oder 
Blech zum Verröhren der Bohrlöcer. [St] 

abfpiegeln, eine Wand oder Dede abip., fie in Spiegel, 
Felder eintheilen, 

nabfpitten, alt. 3., einen Grund bis zur erforderlichen 
Tiefe abgraben. 

abfpiken, 1. jpipmachen. — 2. der Spipen berauben; 
j. abfippen. — 3. Steinbr., Pflaſt. x.) einen Brudjitein 
abipigen, frz. piquer un moällon, engl. to axe, to dress 
a quarry-stone, auch beipigen, boſſiren genannt, einen 
Bruchſtein mit der Spiphaue aus dem Gröbjten zu vier- 
ediger Bejtalt bearbeiten, bei. behufs der Verwendung als 
Pflaſterſtein. — 4. Steinm., Maur.)einen Hauſtein abſp., 
frz. épurer, degrossir, esmilier, engl. to roug-hew, to 
hew with the pick-axe ihn aus dem Sröbjten mit der 
Spitze bearbeiten; vergl. d. Art. ausführen. Wenn von 
einem ſchon verjegten Stein etwas abgeipißt werden foll, 
fo ift Vorſicht nöthig, Damit er nicht gelodert werde. 

abfpleißen, neutr. Z., ſ. v. w. abiplittern. 

abfplinten, 1.(Zimm.). eg ‚das Holz ſplintet ab, 
iſt abfplintig, wenn der Splint das Bejtreben hat, ji) vom 
Kern zutrennen, oder auch diefe Abtrennung bereits be= 
gonnen hat. Wenn ein Stamm ringsum abfplintig ift, jo 
nennt man ihn auch fplintriffig. 2. ungenau fürabiplittern. 

Abfplif, m., ſ. v. w. Splitter oder abreißender Splint. 

abfplittern, aud) abfpänen genannt; ſ. abipalten 2, 

abſpreijen, frz. &tayer en gueule, @tanconner, etre&- 
sillonner, engl.to prop aslope, toshore, tostay aslope, 
durch Spreizen od. Steifen zc., überhaupt durch hölzerne 
od. eijerne Stüßen ein bauftlliges Gebäude, andräne 
gendes Erdreich oder den Obertheil der Vorderwand eine 
Gebäudes, deren Untertheil eingerifjen werden ſoll, über: 
haupt eine von oben nad unten und dabei ſchrag 
drückende Laſt unterſtützen; ſollen zwei einander gegen— 
überſtehende Laſten, die das Beitreben haben, ſich einander 
zu nähern, abgeipreizt werden, jo werden die Spreizen 
nicht herunter nad) dem Erdboden geführt, fondern gleich 
ziemlich wagerecht dazwiſchen gelegt; dies nennt man dann 
abfpannen; ſtehen die Spreizen ziemlich lothrecht, fo jagt 
man auch abfleifen; überfreuzen fiefich, abkrenzen; Näheres 
j. in d, betr. Art. jowie in d. Art. Spreize, Steifen. Stütze. 

abſprengen, 1. (Steinbr.) frz. tirer a la poudre les 

ierres, engl. to shoot and blast stones; Steine werden 

intoloffalen Stücken vom Felſen dadurch abgelöft, daß man 
Löcher in den Felſen bohrt u. mit Pulver anfüllt; brennt 
man nun diejes Rulver an, fo trennt fich der Stein vom 
Felſen; j.d. Art. Steinfprengen. — 2.(Zimm.)einen Bal- 
fon abipr., frz. assembler une poutre, engl. to strut, to 
build, to truss a beam, ſ. d. Art. Balken und Spreng- 
balfen; eine Wand a., |. d. Art. Wand; eine Brüde, eine 
Dede, ein Dad) a., |. d. Art. Sprengwerf. — 3. rent 
einen Bogen a., ſ. v. w. ſpannen; der Bogen iſt hoch abge— 
ſprengt: er hat vielen Stich ꝛe. — 4. ſ. Glasſprengen x. 

Abſpringer, m., jo nennt man die von den Fichten im 
Frühjahr abgejtopenen Heinen vorjährigen Triebe, 

abfpriten, eine Mauer mit Spritzbewurf abpugen, 
berappen (1. d.). 

abfpülen (Wajierb.), 1. ausſpülen. 

abſpünden, aft. 3., 1.j.v.1. Alles hintereinander weg 
ſpünden. was zu einem Bau oder Bautheil nöthig iſt. — 


lock, to close, ſ. v. w. abſchließen, abriegeln, zuſchließen, 2. ſ. v. w. aus einander ſpünden; ſ. abfedern 2b. u. c. 





nbfählen, 1.1. v. w. verftäblen. — 2. von einem vers 


ftählten Werkzeug beim Arbeiten den Stahl abiprengen, 

abſtämmen, 1. cinen Stamm abbauen. — 2. ſ. v. w. 
abiteifen. — 3. ſ. v. w. abſtemmen. 

Abſtand, m., jr. distance, f., engl. distance, ital. di- 
stanza, 1. Entfernung überhaupt. — 2. Entfernung eines 
Punktes von einer geraden Linie oder Ebene, die man 
findet, indem man von dieſem Punkt auf die Linie oder 
Ebene einen Berpendifel fällt. — frz. espacement, m., 
engl. interstice, auch Zwifdenweite genannt, Entfernung 
der Säulen, Triglypben, Zahnſchnitte, Balten, Conſolen 
von einander, von Mitte zu Mitte; ſ. d. betr. Art. und den 
Art. Eintbeilung. 

abfländen, einen Stall in gefonderte Stände theilen, 

Abfänder, m., . v. w. abjtändiger Baum, 

abfändig, adj., 1. vom Kalk, f. v. w. abgeſtanden; 
f. d. Art. Kalt. — 2. abjtändig, frz. sec (sur le retour), 
engl. decayed, dead, nennt man Bäume, die vor dem 
Fällen durd Alter und Krankheit dürr oder faul und da= 
ber zum Verbauen untauglid) werden. 

nbfängen, 1.(Wald) junge Stämme abſchlagen. — 
2. mit einem Stangenzaun umfafien, abgrenzen; ſ. d. Art. 
Stange. — 3. (Bergb.) durch Aushängen einer Stange 
ein Bejtänge (j. d. Art.) außer 2 bern bringen. 

abftapeln, 1.(Zimm.) Holz oder Breter, die in Stapel 
zufammengejeht, aufgeitapelt, geweſen find, vom Stapel 
berunternehmen. — 2. (Schiffsb.) v. Stapel laufen laſſen. 

abſtauben oder abfäuben, 1. akt. 3., frz. epoudrer, 
€pousseter, vom Staub reinigen. — 2. neutr, 3., vom 
up oder von der Leimfarbe, jo ausgetrodnet fein oder jo 


wenig Bindemittelenthalten, daß bei ſtarler Quftbewegung | 


Staub davon aufjliegt. — 3. alt. 3., 1. abſanden. 
abſtauchen, cine Säule oder fonftige Stüpe ſtaucht ab, 
j. v. w. biegt ab; j. abbiegen. 

Abſtech eiſen, n., 1.(Bergb.) frz. &coupe, f., fer, m. a 
marquer, engl.miner's scraper, j.v.w, Erdſcharre (1.d.).— 
2. (Hüttenw.) auch Abſſecher, Abſtechſachel genannt, frz. per- 

ir, m.,engl.tappingbar, Eijenjtange zum Abjtechen des 
Bopsfens. — 3. (Binng., Drechsl.) auch Abſtechmelßtl ge— 
nannt, frz. ebarboir, m., engl. eutting-knife, Werkzeug 
zum Abitechen; (ſ. d. 8.). 

abſtechen, 1.(Mal.) frz. contraster; eine Farbe jticht 
von einer andern ab, ijt wejentlich von derjelben verichie- 
den, — 2. eine Farbe jticht andere ab, frz. une couleur 


abſtählen 25 


or RBOR, W 
abſtecken 


ablaſſen, d. h. mit dem Abſtecheiſen (ſ. d. 2.) durch das 
Auged. Hohofens ſtechen, u. dadurch dem geſchmolznen Erz, 
dem Roheiſen oder der Schlacke Abfluß verſchaffen; das 
Roheiſen läuft dann in Die Abſtechgrube. — 10.(Erdarb.) 
den Raſen a.;f.d. Art. abplaggen 2. und Raſen, ſowie Die 
Art. Najenmejier und Najenpflug. — 11. Boden a., d. h. 
ihn löjen, joweit dies mit dem Spaten ohne Hade ſich tbun 
läßt. Den Boden böſchungsförmig a., ſ. abböſchen; Bö- 
ſchungen abit., j. abpugen 7. 

Abftedjgrube, f., Abſtechherd,m. (Hüttenw.), frz. moule, 
engl. pit; ſ. d. Art. Stichherd. 

Abftechpfiug, Schälpflug, m. (Erdarb.)., frz. dega- 
zonnoir, m., engl. pariog-plough; ſ. d. Art. Rafenpflug. 

Abſtechſpaten, m. (Hüttenw.),j.d. Art. Borjepichaufel. 

abſtecken, frz. marquer, tracer, jalonner, piqueter, 
aligner, engl.totrace, to mark out,tolayout, torange, 
to line out, 2. Nbit. von Gebäuden. Nachdem der 
Bauplaß jo viel wie möglich und nothwendig geebnet iſt, 
bejtimmt man zunächſt die Yage und Richtung der Haupt- 
front und dann die eine Ede derjelben, jchlägt bier ein 
Pfählchen oder Piquet ein und mißt von diefem aus die 
Länge der Hauptflucht, an deren Ende man ebenfalls ein 
Pfählchen einſchlägt; dann verbindetman die beiden Pfähle 
durch eine thunlichit wägerehte Schnur und trägt dann 
an dieſer die betr. anliegenden Winkel ebenfalls mittels 
Schnuren an, um die Seitenfluchten zu belommen (vgl. da— 
rüber d. Art. Schnur, Wintel, Winkelkreuz x); mun bes 
ftimmt man deren Länge ebenfalld nad) der Beidinung 
mittels der Mäßlatten (j. d.), und jo führt man fort, bis 
der ganze Contour des Baues durch Schnuren bezeichnet 
iſt; da nun die Edpfählchen beim Graben der Fundamente 
im Weg fein würden, jo verlängert man die Schnuren nad) 
binten jo, daß fie fi) genau über den eigentlichen Edpfäbls 
chen durdhichneiden, die man dann berauszieben fann; 
ſ. abjchnüren 2. und Schnürbod, Schnürgerüft x. Man 
kann fich auch jtatt der Sthnuren, und fajt mit größerer 
Genauigkeit langer Yatten bedienen, auf die man die 
Mäße aus dereihnung aufträgt und fie dann horizon— 
tal auf den Bauplap auflegt. Man bezeichnet dann fpäter 
auf diefen Latten zugleich die Mittellinien der Fenſter und 
Thüren, die Vorjprünge u. ſ. w. — 2. Abit. von Gar— 
tenanlagen. Hierzu bedient man ſich wegen der vielen 
frummen Linien bei. bei engliihen Gartenanlagen feiner 
Schnuren, jondern ſetzt die Pfählchen fo dicht aneinander, 








tranche les autres, wirft mehr als dieſelben, befiegt dies | daß dem Gartenarbeiter durch fie allein ſchon der gehörige 


jelben. — 3. ein Mäß a., frz. prendre une mesure, von 
einer Zeichnung oder von dem Mäßſtab, es mit dem Zir— 
fel oder einem andern Inſtrument wegnehmen, um cs auf 
die Kopie der Zeichnung —— oder mit einem an⸗ 
dern zu vergleichen. — 4. Mäße von einer Linie ab— 
ſtechen, d. h. die Maße von einer als Normale angenom— 
menen Linie oder Ebene aus auftragen, mittels Abſeiſſen 
und Ordinaten; ſ. übr. Abſtich. — 5. auch wird a.von den 
Zimmerleuten beim Abbinden im Gegenſatz von anreißen 
gebraucht, indem man bei erſterem durch Abtragen von 
Punkten, Linien und Winkeln die Entwürfe zu Verfer— 
tigung der Verbindungsichnitte erhält, bei Ichterem aber 
die Theile ſelbſt nad) ihren bejtimmten Richtungen zu— 
fammenlegt und die fich durchkreuzenden Stellen derjelben 


als Yincal benupt, um die Verbandſchnitte aufzuzeichnen | 
oder aufzureißien. — 6. eine Zeichnung a., frz. pointer un 


Anhalt bei Trainirung der Beete geboten wird. —3.Beim 
Abit. von Befeitigungswerten werden mittels des 
Abfleckeifeus, eines Stichipatend oder einer Erdhaue, die 
Abfleclinien in Sejtalt Heiner Gräben, Trafien, längs der 
Abflekfhnur, in den Erdboden eingefurct; ſ. traciren. 
Maniann das Abſtecken auch durch Einvifiren von Pfählen 
mittel3 des Diopters bewerfitelligen, deſſen Lineal auf die 
Punkte der auf dem Meßtiſch befindlichen Zeichnung an- 
gelegt wird, doch wird dies nur bei großer Uebung die 
nöthige Genauigkeit bieten. — 4. Abit. von Eiſen— 
bahnen, Straßen, Kanälen. Zunächſt hat mandie 
Mittellinie (Achſe) durch Einſchlagen von Pfählen in gleich— 
großen Entfernungen nach der Längsrichtung abzuſtecken; 
denn dieſe Mittellinie, die in ihrer Horizontalprojektion 
nur aus geraden Linien und Kreisbögen zuſammengeſetzt 
it und in ihrer Vertitalprojektion das Längenprofil des 


dessin, jie mittels Durchitehens fopiren; j. d. Art. — 7. | abzuitedenden Verkehrsweges liefert, dient als bequeme 


(Zimm.) einen Zapfenzc.a., frz.tailler untenon, init dent 
Stehbeutel oder der Bundaxt abarbeiten; auch ſ. v. iv. 
ädjeln und abjeßen 3. — 8. (bei dem Drechſeln) mit dem 
umgefehrten Meihel abnehmen, daber ein Drebeifen, mit 
dem die Zinngicher diefe Arbeit verrichten, den Namen 
Abſlecheiſen hat. — 9. (Hüttenw.) den Hobofen abit., frz. 
percer le haut fourneau, faire la perc6e, faire couler 
la fonte (le laitier), engl. to tap the furnace, to run-off 
the iron (the einder), das Roheiſen (oder die Scylade) 
Mother, Illuſtr. Bausterifon. 4. Aufl. I. 


und ficherite Unterlage für die Bauausführung. Bei min- 
der wichtigen Wegen, bei. inebenem Terrain und bei hurzen 
Streden, wird oft das A. ohne vorherige Vorarbeiten bes 
wirkt, indem man die Richtung nad) dem Augenmäß 
wählt und die Höhen unmittelbar in der Natur mit Hülfe 
der Scheiben an die Pfähle jchneidet. Wenn es gilt, auf 
Grund vorangegangener Vorarbeiten (ſ. d.) eine Bahn, 
Straße oder dgl. für die Ausführung abzuſtecken, pflegt 
man zunächit von den in den Grundplan aufgenommenen 





Abſteckleine 


Fixpunkten aus die Richtung durch Stangen oder Pfähle 
zumarfiren, ferner die Stationen des Projelts in der Natur 
durch Pfähle zu bezeichnen und an dieſen Stationen und 
ſo weit ſonſt nöthig, Niveaupfählchen, die von den Vor— 
arbeiten her gewöhnlich nicht mehr vorhanden ſind, ein— 
zuſchlagen. Es folgt nun das Nivellement der Niveau— 
pfahlhöhen mit Anbindung an die beiden Vorarbeiten mit 
aufgenommenen Höhenfixpunkte, u. danach wird die Höhe 
der Strafe an den Punkten der einzelnen Niveaupfähle 
auf Grund des vorhandenen Projekts genau feitgeitellt. — 
Die Auftragshöben pflegt man an entſprechend hohe Pfähle, 
welche man inderMitte u. an den Seitenfanten einichlägt, 
einzuschneiden, die Neigung der Auftragsböſchungen aber 
durch) ſchwache Pfähle od. Latten, welche man an die Loth: 
rechten Stantenpfähle nagelt, anzugeben. Die Tiefe der 
Einjchnitte kann man beim Abſtecken nicht dDireftangeben, 
jondern bringt an die Nivenupfühle Einjchnitte, die eine 
bejtimmte Höhe über der zu erreichenden Tiefe angeben. 
Bei der Ausführung dient dann das Stehenlafien von 
Mäffegeln zu Kontrolirung der Abtragsticie, Bei 
4. einzelner Kunftbauten, wie Brücken ꝛc. verfährt man 
im wejentlichen wie bei WM. von Gebäuden. [Fr.] 
Abſteckleine, f., Abſteckſchnur, Tracirleine, f.(Striegsb., 
Hodhb.), frʒ. cordeau, m. Atracer, cordean, m.d’align 


26 
Abfleigung, f. (Striegsbf.), auch Abfleigen, n., und llic- 


abſtreichen 











dergang, m., Hinabfeigung, f., Grabendeſcente, f., genannt, 
frz. döscente, f. de fosse, engl. descent into the ditch, 
bededter Gang, um in den Öraben zu gelangen. Dient er 
Angrifisgweden, fo heißt er meijt Grabenniedergang 
oder Dejeente. Die Verbindung des Innern des Wertes 
mit dem Graben j. d. Art. Poterne. 
abflemmen, 1. fr}. couper avec le fermoir, mit dem 
Stemmeifen abaıbeiten. — 2. alle in einem Bundtbeil, 
3. B. einer Wand, nöthigen Zapfenlöcher, Blätter u. ſ. w. 
auf einmal fchlagen. 
Abflerbei, n., des Kalkes, Selbſtlöſchung, f., fra. extinc- 
tionspontande,engl.spontaneousslacking ;. Art. Kalk. 
Abftidj, n., 1.deutiches Wort für Ordinate, daher bei d. 
| Zimmerl. a) jedes Mäß, welches von der langen Eeite 
\ eines Balfens oder dergl. rechtiwinflig abgemefien wird, 
z. B. die Tiefe der Kämme und Zapfenlöcher, Yänge der 
Zapfen u. ſ. w. insbefondere aber b) ein konſtantes Maß, 
welches aus den Berfämmungen herunter oder heraufauf 
die unter oder über dem ausgekämmten Balten ftehenden 
Säulen aufgetragen wird, fo daß das Abſlichzeichen (ſ. d.) 
als Andeutung der Normale dient, von der aus die Mäße 
der Heineren Verbandtheile, der Zapfen u. ſ. w., aufgetras 


e- | gen werden. — 2. (Torfit.) a) Bunft, woman angefangen, 


ment, engl.tracing-line. Dazu iſt am beiten ftarfe, nicht | den Torf zu ftedhen; b) Abfall, der beim Abſtechen des Tor: 
blos gedrehte, fondern geflochtene Hanfihnur, oder ein fes in Steinen entjtcht. — 3. (Hüttenw.) a) frz. coulee, f. 
ſchwaches Strohjeil, leßteres bef. bei Abſteclung von Erd: | du metal, engl. running, tapping, die Handlung des Ab- 


arbeiten, Befejtigungswerfen ꝛc. 

Abfterkpfahl, m. (Straßenb.), frz. jalon, m., engl. 
marking-pole, direeting-staff, etwa 3 m. langer Pfahl 
zum Bezeichnen der Hauptpunkte der Abjtedung, gewöhn— 
lich mit einem Kopf von Stroh ꝛc. verjchen, 

Abſtechpflock, m., Abflekpfählden, Stiel, m., Tracir- 
pfahl, frz. piquet, mm. Atracer, taquet, m.,piquet denive- 
lettes, engl. peg, stake, pickets tracing-picket, braucht 
blo3 bis 1 m. lang zu jein, doc) ift Yänge und Stärfe 
je nach ter Bodenbeichafienheit u. anderen Umſtänden sehr 
verſchieden. Siedienen zu Markirung der Zwiichenpuntte, 
als Niveaupfählcdhen und zu Anbinden der Abſteckleine. 

Abſteckrechen, m. Ein großer Rechen, deſſen Quer— 
holz etwa 2 bis 3m. fang iſt und mit zwei Zinken ver: 
ichen wird, um Gartenwege, nachdem die eine Linie der— 
jelben beſtimmt it, von ganz gleicher Breite anlegen zu 
können; bier und da haben die Gärtner ftatt diefer Rechen 
grobe Holzzirkl oder blos Stäbe, die dann Abflehflab od. 

breißer heißen, aber wegen des bei ihrer Handhabung 
nöthigen Bückens nicht jo zweckmäßig find. [M-s.) 

Abflerkflab, m., 1. größerer, auch Abſteckſtange oder 
Bate genannt, ſ. v. w. Abſteckpfahl; — 2. Heinerer, ſ. v. w. 
Abſtedpflock. — 3. Abſteckſtab der Gärtner; ſ. unter Abs 
ſteckrechen. 

Abſtehen, n., 1. (Hochb.) frz. Event, m., engl. decom- 

sition byhumidity. Ueber das A. des Kalkes u. Gipfes 

.d. Art. Kalt u. Gips. — A. der Bäume, fr}. retour, m., 
engl. decay; ſ. d. Art. abjtändig. 

abfleifen, frz. ötayer, &tanconner, &tresillonner (beim 
Bergbau aud) arcbouter), engl. to prop, to support, to 
stay, to bear up (beim Bergbau aud) to plant struts), 
eine von oben nad) unten mehr als feitwärts drückende 
Lajt unterjtügen, 3. B. ein den Einfturz drohendes Ge— 
mäuer, Säulen und Ständer, die auf einem unten frei- 
liegenden Balken ſtehen und ſich fegen, einen Balken, der 
wegzubiegen drobt, einen Schacht; ſ. d. Art. Schachtzim— 
merung. Beim A. ſtehen die Stüßen fteiler als beim Ab— 
ipreizen (ſ. d.); bei diefem fteiler al3 beim Abipannen; 
von Abfaſſen untericheidet ſich das N. noch dadurch), dai 
beim Abfajjen die Stüßen ganz lothrecht ftehen und daß 
das N. nurinterimiftiichgeichiebt, die abfafjenden, abfan— 
genden Stützen aber öfter fiir immer ſtehen bleiben, 

abfieigendes Gewölbe, n., ſ. Gewölbe. 


ſtechens; b) die Oeffnung; ſ. Abſtichloch; c) das durd) das 
Stichauge inden Stichherd abgelaufene geſchmolzene Erz. 

Abfichbruft, f., frz. face, f. de coulde, engl. breast, 
auch Brujt, ſowie Ablaffeite, Ablaßgewölbe gen., (Hüttenw.) 
vorderer, unten zugemauerterRaumder Schadhtöfen, unter 
weldem abgeſtochen wird; f. d. Art. Schadhtofen u. Bruſt. 

Abftichgraben, m. (Hüttenmw.), frz. fosse, f. d’&coule- 
ment, engl. sow, Sandgraben, durd) welchen das Erz in 
die Abitichgrube läuft. 

Abſtichloch, Stichloch, Abſſich, Siih, m., Auge, f., frz. 
trou, m.de coulee, chio, m.,engl.tape-hole, discharge- 
aperture, die während des Schmelzens mit Lehm oder 
Holz verichlojjene Oeffnung der Stichherde. 

Abftichfpieh, m., Stange, Stachel, ine fpige eiferne 
Stange zum Oeffnen des Stichlochs; ſ. Abfteheifen 2, 

Abſtichzeichen, n., Sid), m. (Zimm.), gewöhnl. ein ge= 
zeichnetes oder eingejtemmtes Sterndien; ſ. Abſtich 1. 

Abftieg, m., deutiches, ganz gutes, leider wenig ge= 

brauchtes Wort fiir Appareille, Rampe; f. d. Art. 
abflocken, akt. 3. (Steinm.), frz. granuler, engl. to 
' granulate, mit dem Stodhammer (j. d.) bearbeiten. 
Abftof, m., j. Prellitein. 
abfloßen, 1. Sich.) die Naje abit., das überflüffig an— 
geſetzte Metall von der Form abichlagen; ſ. Art. Rate. — 
2. (Tiſchl. u. Zimm.) im weiteren Sinn, frz. degrossir, 
engl. to rough-plane, to plane-off, j. v. w. oberflächlich 
abhobeln; vgl. auch abichroppen; im engeren Einn, frz. 
delarder, &corner, engl. to chamfer, to lighten down, 
ſ. v. w. mit dem Hobel ein Hein wenig abfajen, die ſcharfe 
| Kante wegbobeln, auch bei. für abſäumen, aufder ſchmalen 

Kante abhobeln gebraucht; f. ſäumen. — 3. (Steinm.) 
j.v. w. abfajen, ablanten; j. d. Art. — 4. eine Wand oder 
Dede a., ſ. v. w. fie mit der eifernen Krage abfragen; 
j. abreiben. 

Abſtreich, m., Mindergebot; mandye Bauherren alau= 
ben klug zu handeln, wenn fie den Bau an Mindeitfor- 
dernde verdingen; aber fie werden auf diefe Weife nur 
felten qute Arbeit bekommen. 

abfireidyen, 1. auch abziehen, frz. repasser, affüter, engl. 
to whet, ein Mejjer oder fonjtiges jchneidendes Werkzeug 
a.; dasjelbe, wenn es aufdem Schleifitein gefchärft ist, noch 
einige Male auf einem benegten feintörnigen Stein 
EStreichſchale) hin = und herziehen, um den Reif, der fid) 

beim Schleifen gebildet, zu befeitigen. — 2. (Hüttenw.) 





Aöftreider 


fra. ecumer, cailler, engl. to scum, to skim, toscrape- 
of, das Abnehmen des Abfridys (ſ. d.); vgl. auch d. Art, 
abhäuten. —3. (Zimm.) ſ. v. w. fügen (ſ. d.). — 4.(Zimm,, 
Tisch. frz. trasquiner, engl.tomark,togauge, anreißen, 
abjtechen, d. h. mit dem Streihmäß (j. d.) eine Paral— 
Iele zur Kante ziehen. — 5. frz. racler, radir, raser, 
engl. to strickle, ein Mäß, eine Form ꝛc. abjtreichen. 
Benn cin Hohlmäh mit einem Pulver, mit Körnern x., 
der Formlaſten mit dem Formſand gefüllt iſt, ebenſo, 
wenn das Ziegelgut in die yorm gedrüdt und joder Ziegel 
N oftreicht manibnab, indem mandurd) Hin— 
und Herſchieben mit dem Streichholz alle über die Kante 


gejtrichen tft, 
der Form vorjtehenden Theile entfernt; ſ. Abftreicher 3. 


bfireidyer, m., 1. ſ. Streihichale. — 2. |. Fußab— 
treter. — 3. auch Abflreihholz, Abſtreichlincal, Kichtſcheit, 
Streidyhol;gen., frz. rögle,f.üraser,racle,f.,engl.straight 
edge, strike, striker, strickle, Werkzeug zum Abjtrei= 
chen (f. d. 5.). — 4. frz. &cumoir, m., engl. skimmer, 


Werkzeug zum Abjtreichen (f. d. 2). 


Abſtrich, m. (Hüttenw.), fr. &cume, f.deplomb, engl. 
lead-scum, litharge. Die beim Abtreiben auf dem flüſſi— 
gen Metall ſich bildende teigige, fchwer ſchmelzbare Maſſe. 
Man untericheidet 1. erjten A., gewöhnlid) Abzug gen., 
frz. premiere &cume, engl. firstlitharge, blacklitharge, 
heißt auch ſchwarze Glätte und wird durch das Glätt- 
friihen zu Gute gemacht; 2. zweiter A., meijt Abſtrich 
ſchlechthin genannt, frz. Gcume seconde, engl. second 
scum, immer nod) fajt ſchwarz, doch auch grüne Glätte 


genannt, ergiebt beim Friichen das Abjtrichblei (i. d.). 


Abſtrichblei, Hartblei, n. (Hiüttenw.), frz. plomb, m. 
d'éécume, d’ecumage, plomb, m. aigre, engl. skimmed 
lead, arjenil- und ammoniafhaltiges Blei, dient zum 
Schrotguß, Typenguß x. oder wird zu Blei reduzirt; 


j.d. Art. Blei. 


IWF 
abfiroßen, aft. 3. (Bergb.), frz. ouvrer par 


u 








Big. 27. Abſtroßen. 


durch den Aushieb eines fait würfelförmigen Körpers 
(1 in Fig. 27) in der Ede, welche die Strede a u. das Ab— 


bauen b machen, dann folgen die Stroßen zumeift im 


Streichen (jeitwärts), dann im Fallen (abwärts), wie 


Fig. 27 zeigt. Si. 
abſtücken (Wajjerb.); behufs Herftellung ftarfer Taue 
werden 3 bis 4 Seile zujammengedreht od, abgeſtückt xc. 
abfiufen, 1. fr3. couper par degres, ſtufenweis ab: 
iepen, jowol von Mauern als vom Terrain. — 2. (Kriegs— 
bauf.) das Einrollen der lockeren Erde inden Minen durch 
eingeſetzte Stufenböfzer und dahinter neichobene Dielen 
verhindern. — 3. (Maler.) frz. nuancer, die Farben all- 
mählih z.B. aus dem Hellen ins Dunkle übergeben laſſen, 
ohne die neben einander geſetzten Töne zu vertreiben. 
abſtümmeln, 1.fr3. dötrousser, engl.totrim, tostem- 
off. Abgeitimmelte Säulen find halbe, oben abaebrochene 
Säulenjchäfte, als Denkmäler das Geſchmacklofefte, was 
es giebt; j. Säule u. Denkmal. — 2. [.v.w.abholzen (j.d.). 
abſtutzen, 1. frz. &eimer Äſte vom Baum baden. — 
2. eine Säule a.,j. d. w. abjtiimmeln. — 3. (Zimm.) frz. 
€courter, j. v. w. verkürzen, kürzer machen. 


27 




















gradins, 
engl. to work by coffins, das Erz mittels des Schlägels 
itufenweije gewinnen. Dieje Art des Abbaues tritt am 
bäufigiten in Cornwall auf. Der Anhieb (Beginn) geichieht 





Abtkapelle 
abfumpfen, 1. in einer Flüffigfeit das Schwere fich zu 





Boden jegen lajjen und abſcheiden. — 2. (Schmelzb.) den 
im Ofen errichteten Treibherd von Aſche einreißen. 

Abt, ım., frz. abbe, engl. abbot, lat. abbas. "Die In— 
fignien, wodurd das Wappen oder die Statue eines Abtes 
zu erfennen iſt, find: Abtitab, Ring, Mitra, ein Buch mit 
der Ordensregelu. Handſchuhe. Näheres ſ. in M. M. a. W. 

abtäfeln, 1. Tafeln abnehmen. — 2. in Tafeln ein— 
theilen. — 3. mit Tafeln oder Täfelwert belegen; j.d. Art. 
Tüfelwert, Fußboden x. 

abtangeln, cine Nadelholzwaldung abholzen. 

abtäuben, niederſächſ., eine Wandverkleidung, Thür 
verfleidung u. ſ. w. durch Unterlage von teilen hohl 
anjchlagen. 

Abtei, f., $r3. abbaye, f., engl. abbey, lat. abbatia, 
ital. badıa oder abbazıa, jpan.abadia, 1. höheres Höfter- 
liches Stift der Benedittiner, Eifterzienjer, Bernhardiner, 
Trappijten, Brämonstratenjer, Feuillants, Grandmon— 
taner, der grauen Mönche von Vallombroja, oder Haupt- 
Hojter einer Kongregation, 3. B. der regulirten Chor- 
herren x. Erfordernijie bei Erbauung einer ſolchen A. ſ. 
unter Kloſter. — Abtei im enaern Sinn, Wohnung des 
Abtes, muß fo gelegen fein, daß der Abt aus feinen Fen— 
ſtern fowol den großen Kloſterhof oder Kreuzgang, als 
auc die Wirthichaitsanlagen, überhaupt möglichit das 
ganze Klojter überfchen und auf kurzem Weg nad) der 
Stirche gelangen kann, und enthält die Klofterbibliothef, 
das Ardiv, die Abikapelle (j.d.), Erpeditions- und Kaſſen— 
zimmer, Öerichtszimmer, einen Kapiteljäl, Sprechſäl 
als Empfangszimmer für Laien, endlidy die Wohnzimmer 
des Abts, Zellen der ihmdienenden Brüder u. Laienbrüder 
und einige Gaftzimmer, meift auch einen Abihof (ſ. d.) jo= 
wie cine oder einige Strafzellen. 

Abteikirdhe, £., frz. Eglise, f. abbatiale, engl. abbey- 
church, lat. ecclesia abbatialis, Kirche einer Abtei; j. d. 
Art. Kloſterkirche. 

abteufen, akt. 3. (Bergb., Brunnenb.), fr}. foncer, 
avaler, faire une descente, creuser un puits, engl. to 
sink,todeepen, für abjenfen, ausgraben od. tiefer machen; 
erfolgt 1. im ſchwimmenden Gebirge: a) durch Abtreibe- 
arbeit; b) durch eigentliche Senkſchächte; 2. für donlägige 
oder tonnlägige Schächte treibt man entweder ein Sißort 
voraus, um das Fallen zu unterfuchen (bei Steintoblen- 
flößen), oder man teuft zwei gepärte Schächte ab, 12 bis 
16 m. von einander ai 3. für gebrochene Schächte 
durch Anichlichen des jeigeren an den flachen Theil. [Sr.] 

Abteufung, f., 1. (Bergb.) frz. fongage,; foncement, 
m.,feuille, f. du puits, engl. sinking, Herf ellung eines 
Schachtes oder jonjt eines abwärts gerichteten Gruben- 
baucs; ſ. abteufen. — 2. (Brumnenb.) auch Ansticfung, 
Ausſchachtung gen., frz. enfoncement, m., engl. deepness, 
Heritellung od. Bertiefung eines Brunnens, einer Grunde 
grube »c.; j. d. betr. Artikel. 

abtheilen, 1.jt3. detacher, dögager,engl.toseparate, 
vom Ganzen abtrennen, als bejondern, für ſich felbft 
ftehenden, nur indireft mit dem Ganzen zuſammenhän— 
genden Theil. — 2. frz. diviser, engl.to compart, in meh⸗ 
reregleichartige Theiletrennen, 3.B. eine Wand in Felder, 
eine Linie in Theile, auch die Zahnjchnitte, Confolen zc. 
abtheilen, für eintheilen; ſ. d. Art. 

Abtheilung, f., 1. frz. dögagement, m., Handlung 
oder Nefultat des Abtheilens; ſ. d. Art. 1. — 2. frz. com- 
partiment, m., engl. compartment, abgetheiltes Feld; 
. d. Art. Fußboden, Äſtrich, Parkett, Dede ic. 

Abthof, m., Heiner geſonderter Kreuzgang n. Garten 
zur Benußung feitens des Abtes. 

Abtkapelle, f., frz. chapelle, f. abbatiale, engl. ab- 
batical-chapel, Kapelle in der Abtei (ſ. d. 2.), bei. zu Abs 
nahme der Gelübde neuer Ordensmitglieder, auch wol zur 
Tonfirung Dienend, liegt bis um 1220 meiftander Oſtſeite 
der Abtei als ganz gejchlofjene Kapelle, auch wohl mit 
4° 


abtönen 








meiſt im Abthof, jo daß fie mit der Wejtjeite ſich in die 
Halle an der Wejtfront des den Hof umgebenden Kreuz: 
gangs öffnet. 

abtönen (Stubenm.\, 1. frz. teinter, engl. to tint, in 
einemgleichmähigen, aber zarten Ton ftreichen, als Gegen— 
jaß von abfärben mit einem gefättigten Farbenanſtrich. — 
2. durch jehr feine, weniger dem Auge als dem Gefühl er: 
fonnbare Nuancen heller werden laſſen, 5. B. ein Blafond 
wird nad) der Mitte zu abgetönt, — 3. abſatz-, jozuiagen 
jtufenweis aus dem Hellern ins Duntle übergeben lajien. 
Um z.B. eine Kehle abzudunfeln oder abzuſchattiren mit 
einer Farbe, die fich nicht gut vertreiben läht (j. d. Art.), 
ſetzt man erjt auf die ganze Breite den hellſten Ton, der 
nöthig iit, darauf den nächitfolgenden dunfleren Ton etwas 
ſchmäler, jo daß ein jdymaler Streifen des helliten ſichtbar 
bleibt, und fo fort, bis endlich der tiefite, dunfelite Ton in 
einem eben fo jchmalen Streifen aufgetragen wird, wie 
von den anderen ſichtbar find. Dadurd num, daß man die 
Streifen an Breite etwas ab- oder zunehmen läht, kann 
man den Kehlen oder Simfen verichiedene jcheinbare 
Profile geben. 

Abtrag, m., 1. Hochb.) frz. deposement, m., engl. 
taking down, ſ. d. w. Eintrag, Abbruch. — 2. ( Zeichn.) 
für abgenommenes Mäß, aud) für Kopie. — 3. frz. de- 
blai, m., engl. excavation, cutting, bei Straßenbau, 


Eijenbahnbau u. a. Erdarbeiten theils das Mäh, um 


welches ein vorhandenes Niveau durch Abgrabung ver- 
tieft werden foll, theils die Bodenmaile, frz. deblais, m. 

l., engl. excavated earth, dug earth, welche behufs 
Berftelung der im Sängenprofil der Strafe x. vorge— 
zeichneten Planiefläche abgegraben werden muß. Es ift 
Hauptaufgabe, das Längenprofil jo zu fonjtruiren, daß 
A. und Auftrag fih ausgleichen, d. h. daß weder Schutt⸗ 
material zu Heritellung der Dämme fehlt, noch Abtrags— 
mafjen übrig bleiben. Much die Arbeit jelbjt nennt man 
A.; ſ. d. Art. Bodenbewequng. 

Abtragebretchen, n. Ziegelbr.), Heine Bretchen, wo— 
rauf die fertig geſtrichenen Ziegel gelegtu. auf die Trocken— 
breter getragen werben; ſ. d. Art. Ziegelfabrikation. 

abtragen, 1. frz. abaisser, déämaçonner, déposer, 
engl. to take down; wegreißen, wenn dies vorſichtig und 
nad) und nad) geihicht, jo daß man das alte Material 
brauchbar erhält und weiter verwenden kann; auch einen 
Hügel oder Berg ebenen, bei Feitungswerfen rajiren, 
jchleifen genannt. — 2. fr}. compasser, engl.to transfer, 
ein Mäß mit dem Zirkel abnehmen, daher auch überhaupt 
mit dem Zirfelkopiren. — 3. einen Winkel mit dem Trans 
— meſſen u. übertragen. — 4. frz. rapporter, einen 

ih a. oder auf das Feld auftragen, d. b. den Bau nad) 
dem Rih genau abjteden. — 5. ſ. v. w. abbänken (j. d.). 

Abtragsböfdhung, f. (Eijenb.), frz. talus, m. des 
tranchees, engl. slope of eutting; ſ. d. Art. Durchitich 
und Böjchung. 

Abtragstiefe, f., frz. hauteur, f. du deblai, engl. 
digging-depth; j. d. Art. abiteden, Abtrag=u. Mäßlkegel. 

Abtraufe, f., 1. frz. degouttement, m., egout, m., 
engl. eaves, lat. stillicidium, ſ. v. w. Tropfenfall. — 
2. frz. gargouille, f., engl. ; 
gargonl, aud) Schnauze ge⸗ 
nannt; j.d.iv, abjtehender 
Dachrinnenausguß. Fig. 
28 jtellteine normänniiche — 
jteinerne Abtraufein Bar: IF 
————— = Jahrh. 
Fig. 29 eine ne aus — 
dem18.Jahrh. aus Leipzig Big. 28. Abtraufe. 
dar. Jetzt find fie in den meisten Städten gefeplichverpönt 
und durch Fallrohre erfegt; j. aud) d. Art. Waſſerſpeier. 

Abtraufsredjt, n., lat. jus stillieidü, ſ. Traufrecht. 





28 


Krypta für die Leichname der Abte verſehen, fpäter aber ı 








| 





Abtreibofen 





 Abtreibearbeit, f., 1. (Bergb.) frz. methode par pal- 
a 


planches, engl. pilingthrough 
quicksand, j. v. w. Getriebes 
arbeit (j.d.)in loſem Gebirg. — 
2. (Hütt.) frz. coupellation, f, == 
en grand, engl.refiningbycu- 
pellation; j. abtreiben 5. ; 

abtreiben, aft. Z., 1. einen 2% 
Hügel bis zueiner gewifienZiefe NA 
a., heißt, ihn inder Artabtragen, 
daß man an einem Ende anfängt > 
und Stüd für Stüd gi bis 
zur ganzen verlangten Tiefe x 
gräbt u. fo den Hügel mit feiner 819. 29. Abtraufe. 
ganzen Höhe ſozuſagen vor ſich hertreibt, alfo einen Theil 
davon stehen laſſen kann, während beim Abtragen vielleicht 
nicht die ganze Höhe bejeitigt, wohl aber in ihrer ganzen 
Ausdehnung erniedrigt wird. — 2. eine Zulage abtr., fie 
abräumen, indem man die Balken alle nad) einer Seite 
bin vonderjelben abſchiebt. — 3. einen Ziegelbranda., den 
Ofen, von der Seite her anfangend, leer machen. — 
4. (Bergb. u. Steinb.) das durdy (Feuer vom Feljen abge— 
löfte Beitein vollends losſchlagen; einen Steinbrud) bis zu 
Endeder brauchbaren Steinfdicht ausbeuten, auch die Hal— 
den ganz wegräumen od. wenigſtens niedriger madıen. — 
5. (Hüttenw.) frz. coupeller, engl.to cupel, capel, to re- 
fine, N., aud) fupelliven, nennt man das Verfahren, wo— 
bei im büttenmännifchen Betrieb oder aud im Kleinen in 
der Probirkunft, durch orydirendes Schmelzen von Legi— 
rungen, welche neben unedlen auch edle Metalle enthalten, 
dieorydirbaren Metalle alsleichtjlüifige Oxyde Bleiglätte; 
j. d. Art.) und die edlen Metalle (Bold, Silber) in zus 
jammengejchmolzener Majje gewonnen werden. Beſ. ver— 
jteht man unter a. die Trennung des Silbers und Bleies 
durc Zuführung von orydirendemWindaufein auf flachem 
Herd befindliches heißes Metallbad; f. d. Art. Abtreibs 
ofen. [Wf.] — 6. (Bergb.) engl. to driveon. Wenn ein 
Gejtein durch einen Bogen abgejpannt werden foll, den 
dazu nöthigen Raum vorrichten. — 7. (Forſtw.) einen 
haubaren Wald jo abholzen, daß nach Wegnahmedes Hol⸗ 
zes ein neuer junger Wald entjtchen fann, indem man 
alles Jungholz ftehen läht. — 8. (Steinm.) eine rauhe od. 
nicht genau die verlangte Lage habende Steinfläche ab— 
arbeiten, zu welchem Zweck fie meist erft abgefpipt, dann 
gekrönelt und fcharrirt wird. — 9. zwei Gegenjtände von 
Holz, Stein oder Eifen, die zu nahe an einander, aber 
ſchon ziemlich feit liegen, durch Dazwiſcheneinſchlagen 
eines Keiles von einander entfernen. 

Abtreibofen, m. (Hüttenw.), frz. fourneau, m. de 
coupellation, d’affinage, engl. refining-furnace, aud) 
Treibherd genannt. In Fig. 30 iſt a die Feuerung, ein 
Windofen, b der Herd, dejien Boden, die Treibjohle, aus 
natürlichem Kaltmergel oder einer Miſchung von 5 Ge— 





—“ 
Ad —— — —— = 
; * 





Fig. 80. Abtreibofen. 


wichtstheilen kohlenſaurem Kalkeu. 1 Gewichtstheil Thon 
bejteht; e iſt eine Sohle von Thon u. Quarz, d eine Sohle 
von Schladen, e e ijt die Kreuzabzucht im Fundament des 
Ofens, ff find Formen oder Kannen, d. h. Oeffnungen zur 
Windzuführung, g der große Kranz oder Hauptfranz aus 
Bruchſteinen, h der obere Heine Kranz, Ziegeltranz. In 


abfreigen 


legteren befindet fic das Schürlod) zum Abzug der Gaſe 
und zum Nachjepen filberreichen Bleies. Im Hauptkranz 
g befindet ſich das Glättloch, durch welches Abzug, Abjtich 
und Glätte entfernt werden. Der Treibherd hat meijt eine 
niedrige, bewegliche, an einem Krahn aufgehängte Kuppel 
(Haube oder Treibehut genannt), die aus einem eifernen 
Gerippe und Blchbeichlägen bejteht und auf dem Ziegel: 
franz h aufrubt, wobei die betreffende Fuge mit Lehm vers 
jhichen wird. Minder zwedmähig find die U. mit ges 
mauerter Kuppel. In England hat man A. mit beweg— 
lihem Herd. [$t.] 

abtreigen, auch abtreugen, aft. 3.; oberſächſ. Provin— 
zialismus für abtrodnen (ſ. d.). 

abtrennen, 1. alt. 3.(Zimm. 2c.), Holz der Länge nad) 
abjägen; ſ. d. Art. trennen und abſchwarten. —2. er — 
ſich abtrennen, ſich mehr ſenken als die anderen Theile des 
Pe — und durch einen Riß von den anderen abſondern; 
ſenlken. 

Abtrennig, Abtrinnig, n., ſ. v. w. Schwarte (ſ. d.). 

abtreppen oder abtrappen, 1. fr}. ereuser en redents, 
engl. to dig in steps. Wo der Boden nicht wägerecht, der 
Baugrumd aber gut ift, gräbt man beim Grundgraben 
denjelben nicht parallel mit der oberen geneigten Fläche, 


jondern ſtufenweis aus und nennt dies den Grund ab= 
treppen. — 2. fr} .maconner enredents, engl.to build in 
corbie-steps. Gicbelmauern, namentlich badjteinerne, 
die etwas höher als die Dadıjläche 


n geführt werden follen, 











— — 
—** un 


Fig. 31. Bu Art. abtreppen. 
pilegt man abzutreppen, weil man auf diefe Weife die Zie— 
gel nicht zu behauen braucht und die behauene Flächeeines 
Ziegels jelten fo fejt iſt als die Brandfläche; vgl. d. Art. 
Giebel. — 3. fr}. magonner par retraites, en degres, 
engl. to wall stairswise, to wall in recesses, Wenn man . 
eine Mauer nad) der Seite hin ſpäter fortzufegen gedenft 
(infofern z. B. nicht alle Mauern eines Baues zugleid) ge= 
baut werden können), jo läßt man die Schichten ftufenweis 









| 






Fig. 32. Zu Art, abtreppen. i 


zurüdipringen, um den fpäter aufzuführenden Mauer: 
theil in Verband damit bringen zu können. Dies nennt 
man abtreppen oder liegend verzahnen. Am volljtän- 
digiten und gleihmäßigiten kann man das A. beim Kreuz- 
verband bewerfitelligen (f. Fig.31), ungleichmäßiger beim 
— — (! Fig. >) ſJ. — auch d. Art. Mauer, Ber: 
zahnumg um auerverband, — 4. (Herald.) j, abgetreppt. 

Abtrieb, m.,i. abtreiben 7. a ir 

Abtrift, £., j. dv. w. Abdrift (f. d.). 

abtrillen, richtiger abdrillen (j. d.). 

Abtritt, m.,1.j.v. w. Austrittaneiner Treppe;j.d. Art. 
Austritt. — 2. Schöpfgerüft an einem Fluß. — 3. Frei- 
treppe v. wenigen Stufen. — 4, Ruheplag im Bergwert.— | 


29 






Abtritt 


5. Abltilt, auch Abort, Abwinkel, Appartement, Läublein, 
Gelegenheit, heimliches Gemach, Danzf, gewiſſes Ortchen. 
Privet, Ausgang, Latrine, Sprachhäuſel, Abaton (inalten 
Steinmetzurtunden Pervete oder Arſchſpühltkämmerleind, 
frz. aisance, commodité, f., lieu commun, prive, retrait, 
m. lieux, m. pl., garderobe, f., latrines, f. pl., engl. pri- 
vy,jakes, cess, necessary, ital. cesso, privato, jpan. 
secreta, lugar comun, salida, ijt eincs von den noth- 
wendigen Uebeln bei jedem Wohnhaus. Die hauptſäch— 
lichſten Anforderungen, die man an einen guten A. macht, 
find in Folgendem zujammenzufafjen: Er mu bequem 
eingerichtet fein u. bequent, d. h. nicht zu weit vom Wohn= 
und Schlafzimmer entfernt, dabei auch jo liegen, dag man, 
ohne einen zugigen Raum zu pajfiren, zu ihm gelangen 
fann; er darf nicht zu ſehr gejehen und muß dod) leicht zu 
finden jein; leßteres befonders in Gajthöfen, Bahnhöfen c. 
Er darf nicht zu kalt fein, und der unter ihm fich Jammelnde 
Unrath muß leicht, bequem und ohne die Hausbewohner 
zu beläjtigen, fortgeichafft werden fünnen. Endlid aber 
darf er weder jelbit viel Bejtanf enthalten, noch denjelben 
in naheliegende Räume verbreiten. Aus dem Beftreben, 
die in diefen Anforderungen liegenden Widerjprüche zu 
verjöhnen und jämtlichen Anforderungen zu genügen, 











l 


* 
Zu Art. Abtritt. Big. 4. 


ſind die verſchiedenſten Abtrittkonfruktionen hervorgegangen. 
Der ſichtbare Theil eines Abtrittes, die Abtrittseinrichtung, 
bejteht gewöhnlid) in einem Kämmerchen, dem Abtritts- 
kämmerdyen, in welchem ein mindejtens 66 cm. breiter und 
50 em. tiefer, 45cm. hoher Siß (a, Fig. 33u. 34), miteiner 
freisförmigen Brille, ſ. Abtrittsbrille (b, Fig. 33 u. 34), 
angebracht ijt. Bei Bauernbäufern u. ſ. w. liegen diefe 
Kämmerchen ganz ifolirt vom Wohngebäude, direkt über 
einer Düngergrube, in weldje der Koth unmittelbar durch) 
die Brille fällt; ähnlich, nur in das Gebäude hineingelegt, 
bei Wohnhäufern, die blos ein Erdgeſchoß haben; liegen 
aber, wie in den meijten mehrjtödigen Häufern, mehrere 
Abtritte über einander, jo bringt man Abtrittsröhren (f. d.) 
(e. Fig. 33 u. 34) an, in welche in jedem Geſchoß von dem 
Sitz ein Zweigrohr od. Trichter (in Oeſtr. Gainze) (d. Fig. 
33 u. 34), den Koth leitet; dieſe Röhren od. Schloten num 
feiten den Koth in die A.sgrube (g. Fig. 34), zugleich aber 
auch den Gejtanf aus der Grube in die Site und dadurch 
in die Kämmerchen. Um diefen Gerud) los zu werden, hat 
man zunächit auf das obere Ende des Echlotes ein ſoge— 
nanntes Stankrohr (e, Fin. 33) aufgelegt und über das 
Dad} hinausgeleitet; dadurch wird num wohl ein quter 
Theil der Dünfte ins Freie geführt, fo lange nämlic) die 


Big. 33. 


Abtritt 


Luft in den Gruben und Schloten wärmer ijt als überdem 
Stanfrohr; im hohen Sommer aber, gerade wo die Exkre— 
mente am jdmelljten in Füulnis übergehen und aljo die 
unangenehmiten und jhädlichiten Dünſte entiwideln, wer: 
den die Dünſte durch die fchwere Luft zurüdgedrängt und 
fuchen ſich Auswege durch die Zweigröhren u. Sipe, Im 
Died zu verhüten, brachte man in dieſen Zweigröhren nach 
entgegenjegten Zeiten ins Freie führende Röhren 4. F.39 
an; die dadurch hervorgebrachte Zugluft verhindert zwar 
den Geſtank, führt aber Erkältungen herbei. Manverjuchte 
nun, die Verbindung des Hauptrohrs mit dent Zweigrohr 
nur während der Benußung offen zu erhalten, für die 
übrige Zeit abzuſperren, u. zwar zum Theil auf trodenem 
Weg, wiebeihi fig. 34, größtentheils aberder dichten Ver— 
ſchließung halber durch Waſſer; jo entſtauden die Abtritte 
mit Waſſerſchluß oder die engliſchen Abtritte, frz. latrine, 
f.allanglaise, engl. watercloset privy deren verſchiedene 
Konſtruͤftion ſ. unten). Dieſe Elojets find theils in ihrer 
Anlage ſehr foitfpielig, theils erfordern fie ſehr viel Auf: 
mertiamfeit in Reinigung und Unterhaltung, ſämtlich 
aber füllen fie die Gruben ſehr ſchnell und frieren leicht 
ein; dor allem dber können fte nicht überall mit dem ge— 
nügenden Raffer verjehen werden. Auch werden die Gaſe 















ai * — 
Fiq. 85. aus Eſthland. 


durch fie zwar am Eindringen durch den Sig verhindert, 
aber nicht wegaeführt. Man muß alfo, ohneoder mit Wa- 
tereloſets, auf Ableitung der Gaſe aus dem Hauſe bedadıt 
jein. Da die einfachen Stanfrohre nicht Zug genug haben, 
die Zweigrohre einestheils unangenehme unlufe verur⸗ 
ſachen, anderntheils die Dünſte unter den Fenſtern der 
höheren Geſchoſſe entlaſſen, ſo mußte man nach anderen 
Mitteln ſuchen. Guter Abzug wird erreicht, wenn man 
die Luft in den Schloten fo weit erwärmt, daß auch bei 
dergrößten äußeren Hitze doc) die darin enthaltenen Dünſte 
noch mehr Erpanjionstraft haben als die athmoſphäriſche 
Luft. Dieſe Erwärmung gefchieht durch ein permanent 
unterhaltenes Feuer oder eine Gasflamme am unteren 
Ende des Schlotes. Natürlich wird aber bei Offnung der 
Brille die erwärmte Quft auch diefen Ausgang benupen. 
Beſſer ift es daher, man unterhält eine Flamme in einem 
Kamin, nad) welchem von dem hödyiten Bunkt der Grube 
oder des Latrinenraumes eine Röhre die Dünſte leitet, die 
das Feuer nähren und dann durch ein Rauchrohr ent- 
weichen. Doc) ijt dies Verfahren kojtipielig und zeitrau- 
bend. An Ejthland ꝛc. legt man nad) ig. 35 von der 
Grube aus cin Stanfrohr e von 20—25 em. Weite nad) 
der nächſten Eſſe, die dann, wenn die Grube a vollitändig 
luftdicht geichloffen iit, die Luft ausden Kämmerchen durd) 
die Sitze b u. die Schlote e auffaugt. Aber es muß erjtens 
für jeden Sig ein befonderer Schlotangelegt werden, zwei— 
tens muß die Eſſe immer warm fein. Führen in dieje Eſſe 
Rauchrohre aus Zimmern, fo risfirt man, wenn nicht ges 
heizt it, das Eindringen des Geſtankes durch die Etubens 





30 


Abtritt 


———r —— — — —— — 
öfen in die Zimmer. Beſſer und einfacher wird der Zweck 
erreicht, wenn man die Abtrittsröhren oder Scylote, Deren 
verſchiedene Konſtruktionsweiſe weiter unten beſchrieben 
iſt, bis in die in der Grube ſich ſammelnde Flüſſigkeit 
hineinreichen läht, fo daß nicht die Dünſte der ganzen 
Grubenfläche, jondern blos eines Teiles derfelben von der 
Gröhe des Schlotenquerichnittes auffteigen. Neben dem 
Schlot num jtellt man ein Stanfrobr auf, welches an der 
inneren Dedjläche der Orube beginnt und über dem Dadı 
fich öffnet, während auf dem Schlot jelbjt ebenfalls ein 
Stanfrohritcht. Doch ist cs fast beſſer, dieſes letztere Stank— 
rohr wegzulaſſen und dem Scylot nahe über dem legten 
Sit hermetiſch zu fliehen, wie das Aug. Bernd. Brad 
bei feiner — ———— Abtrittseinrichtung, Reichspatent 
5393 gethan hat. Den trogdem noch durch die Sitze in die 
Kämmerden eindringenden Geſtank wird man bedeutend 
vermindern, wenn man nabe am Fußboden des Kämmer— 
chens eine Luftöffnung anbringt, an der Dede aber dic da— 
bin aufiteigenden Dünfte in einem Trichter auffängt und 
in jenem neben dem Schlot auffteigenden Stanfrohr von 
möglichit glattem Material, z. B. von Zink oder Weißblech, 
fortleitet, den Schlot jelbjt aber, oder noch befier Das 
Stanfrodr, an der Rüdjeite der Kücheneſſe anlegt, die auch 


im Sommer noch Wärme genug enthält, um Die Luft in 


dem Rohr warm und daher in aufwärtsfteigender Bewe— 
gung zu erhalten. Die unmittelbar fich neben der Küchen— 
eſſe anſchließende Feuermauer iſt ſchon als ſolche überall 
fo ſtark, daß ein Durchdringen des Geſtankes nad) der 
Küche nicht zu befürchten fteht. Auherdem muß man aber 


auch Mähregeln ergreifen gegen die allzu fchnelle Fäul- 
niß der Erfremente in der®rube oder dem diefelbe vertre= 


tenden Gefäh; pies kann entweder dadurch geicheben, daß 
man diejelbe häufig räumt, fo daß die Exkremente nicht 


' Zeit haben, zu faulen, oder dadurdı, daß man die Fäulnis 


langjamer zu machen fucht, Zu diejem Zweck hat man den 


| Boden des Behälmiſſes durchlöchert, oder ſonſt für Abfluß 
‚der Flüffigkeiten geforgt; in manchen Städten aber, z. B. 


in Leipzig, iſt die Abführung diefer Flüſſigkeiten durch die 
Schleuſen verboten und fo für diejenigen Grundſtücke un— 
möglichgemacht, deren Ortlichkeit nicht geftattet, eine Senf: 


grube dafiir anzulegen. Auch werden durch Trodenlegung 
| der feften Erfremente leicht Nasfliegen erzeugt. Am beiten 


und jchnelliten erreicht man die Verzögerung der Fäulnis 
auf hemischem Weg, 3. B. durch Eingiehen von Eijenvis 
triol, Salzſäure u. dgl. in die Grube. Solche Eingichung 
darf aber nur nach Berathung mit einem füchtigen Che— 
mifer und mitgrößter Borficht vorgenommen werden, weil 
dadurch ſehr leicht ſchädliche Gaſe erzeugt werden Fännen; 
j. d. Aıt. Desinfizirung. Weniger gefährlich, auc billig, 
aber durd) die nöthige häufige Wiederholung läftig, iſt 
Räuchern mit friſchgebranntem Kaffee oder mittels einer 
in die Grube gehängten Schale mit Chlorlall. 

Jedes Abtrittslämmerchen ijt von den übrigen Räumen 
des Logis womöglich noch durch einen Vorplaßzufondern; 
mehrere Abtritte neben einander Fünnen einen gemeins 
famen Vorplaß haben. Der Dedel der Brille ift hin— 
länglich ſchwer und möglichſt dichtſchließend zu madıen, 
auch kann man denſelben entweder durch einen doppelten 
Hebel oder durch eine über Rollen gehende Schnur mit 
der Thüre des A. ſo verbinden, daßer ſich von ſelbſtſchließt, 
wenn die Thüre geöffnet wird, um den A. zu verlaſſen. In 
mehrſtöckigen Häufern ſind in jedem Geſchoß Abtritte, und 
zwar zu jeder Familienwohnung mindeftens ein A., anzu: 
legen, möglichſt aber auf ſechs Bewohner je einer zu red: 
nen, Wo cs die Verhältnifje geftatten, ſoll man gar keine 
Grube anlegen, jondern unter dem Schlauchein fliehendes 
Waſſer hinleiten, welches den Kotb ſogleich mit fortnimmt; 
iſt das flichende Waſſer unrein, z. B. eine Echleufe, fo 
fann man den Zudrang von Dünſten nachdem Schlot durch 
Waſſerſperre vermindern; ſ. d. Art. Wo dies nicht an: 
gebt, jepe man unterden Schlauchein Gefäß (Yatrinenfah 


Abtritt 











31 


Abtritt 


oder Kübel), in welches der Schlot hineinreicht; ſ. d. Art. | einer Sipleijte auf der Vorderfante der Grube, Wenn 


Abjuhr. Hier muß für Gelegenheit zum möglichit ſchnellen 
sortichaffen der Gefäße, ohne Ru Erſchütterung der: 
jelben, gejorgt jein, alſo auch dafür, daß diejelben keine 
Treppe ur. |. w. zu paifiren haben. Gejtatten Ortlichfeiten 
oder jonitige Umſtände die Anbringung eines ſolchen Kü— 
bels nicht, oder wünſcht der Bauherr die Anfammlung des 
Düngers ingröheren Maſſen, jo lege man eine Grube an; 
dieſe muß man entweder ganz oder mindeſtens ihrem grö— 
ßeren Theil nach außerhalb des Gebäudes verlegen; da— 
raus bedingt ſich, daß der Abtritt nahe der Umfaſſungs— 
mauer liegen muß. Man kann nun entweder unmittelbar 
unter dem innerhalb an der Umfaſſungswand herunter: 
achenden Schlot einen Heinen Theil der Brube, den grö— 
Beren Theil aber außerhalb des Gebäudes anlegen und 
mit jenem durch eine überwölbte Offnung in der Funda— 
mentmauer verbinden, oder man fann von dem unteren 
Ende des Schlotes eine möglichit fteile, glatte und waſſer— 
dichte jchieje Ebene, eine jogenannte Rutſche, durd) die 
Umfafjungsmauer nad der Grube leiten, die dann ganz 
außerhalb des Gebäudes liegt; ſ. d. Art. Abtrittögrube. 

Offentlihe Abtritte finden jich neben den Urinoirs nur in 
wenigen Städten, obwol fie zu Verhütung von Verunrei— 

nigungen u. zu Befriedigung der Bedürfnifje wünjchens- 
werth wären. Sie müſſen mit verichließbarer Vorballe, 
halb gefchlofjenem Raum für Wärter od. Wärterin, verjehen 
fein; die Entleerungen find bejtändig zu desinfiziren, die 
Brillen find nad) jedegmaligem Gebrauch zu wechſeln und 
zu ſpülen, jo daß jeder Bejucher eine gereinigte und ge— 
trodnete erhält. Ohne befondere Wärter und ohne Waſſer— 
leitung iſt Daher ein öffentlicher A. nicht ausführbar. 

In Irrenhäufern müjjen Abtritte u. Piſſoirs zahlreicher 
angebradyt werden als in anderen Anjtalten, weil die 
Reinlichfeit des Haufes nur dann gewahrt werden fann, 
wenn der A. für jede Abtheilung möglichit bequem liegt; 
die Irren fünnen feinen langen Weg aus ihrem Zimmer 
od. Säl zum A. geben, ohne dabei ſich oder andere Kranke 
aufzuregen u. jo ihre Heilung zu beeinträchtigen. Wenn 
Nachtſtühle od. Nacıttöpfe in den NAufenthaltszimmern od. 
Korridoren ftehen müffen, fo verumreinigen fiedieQuftu.ge- 
ben den Kranken zu manchfachem Mißbrauch Gelegenheit. 

In Kraukenhänfern bedarf jedes Zimmer, in welchem 
Kranke liegen, einen gegen das Zimmer abgeichlofienen, 
aut erhellten, geruchlo8 erhaltenen A. Wo die Zahl der A. 
gering ijt, muß man fichdurd abnehmbare Brillen helfen, 
indem man jeder Art der aniteddenden Krankheiten (Krätze, 
Roden, Scharlach, Majern) eine befondere Brille zuweiſt. 
Die Entleerungen dürfen, aud) wenn fie desinfizirt find, 
nicht in Siele abgeführt werden, welche in der Nähe von 
Bohnungen verlaufen, weil die Stublgänge bei manchen 
Krankheiten er Gangrän des Darms, Cholera, Ty— 
phus) die Anſteckung vermitteln können. 

In Schulen müſſen die Abtritte außerhalb des Haufes, 
mit dieſem durch offene Galerien verbunden fein, Sie dür— 
fen nicht Sitzleiſten, fondern jollen Brillen haben. Die 
Sitzhöhe muß der durhichnittlichen Sitzbankhöhe der be— 
treffenden Klaſſen entſprechen. Der WU. iſt im Innern 
dunkel (mit Steinkohlentheer) zu ſtreichen, muß aber durch 
möglichſt breite und bis zur Dede gehende Fenſter erhellt 
und gelüftet, im Winter durch Gas oder eine Hängelampe 
erleuchtet fein. [Alm.) 

In Bahnhöfen wird noch vielfach die Wahl des Orts für 
die Abtritte fehr verfehlt. Meiſt nämlich find diefelben zu 
entfernt, fowohl von den Rartejälen als vom Haltort des 
Zuges. Hier und da hat man ſogar, um zu langes Ver: 
weilen auf den N. zu verhindern, den Gebrauch desielben 
für Geſunde erichwert u. für Schwache und Krante völlig 
unthunlich gemacht, inden man ftatt der Brille nur Sitz— 
feiiten anbrachte oder gar die Rückwand jo ſehr nad) vorn 
ſchräg überhängen lich, daß Niemand fich jepen kann. 

In Fabriken, auf Santen ꝛc. beſteht der A. oft nur aus 


dies ſchon auf Bauten zu vielen Unzuträglichkeiten führt, 
fo follteesin Fabrifen, wie auf Bahnhöfen, jedenfallsganz 
vermieden, vielmehr die Mbtritte, natürlich für die Ge— 
ſchlechter getrennt, wie in Bahnhöfen, Schulen zc. fo ein: 
gerichtet fein, wie ſolches die Rüdjicht auf Sauberfeit und 
Geſundheit gebietet. 

Ueber Abtritte in Lagern u. auf Bauten ſ. d. Art. Latrine. 

Schrmannigfad) iſt die Konftruftion der A.srohre(j.d.). . 
In neuerereitfind die weiten hölzernen mehr. mehrdurch 
die engen metallenen od. thönernen verdrängt worden. 
Da man num einen fo engen Schlauch nur mit Gefahr 
der Verftopfung in die Erfrementengrube bineinreichen 
laſſen könnte, fo wird, um den leicht fchädlichen Luftzug 
von unten her und das Aussteigen der Dünſte möglichſt zu 
vermeiden, amunteren Ende des Schylauches eine Meſſing— 
ichale Fig. 31 ifo angebracht, daf fie beim Auffallen des 
Koths herabflappt; dabei wird das fugelföürmige Gegen— 
aewicht k nad) dem Scharnier zu rollen, wodurd) fein ſta— 
tiiches Moment Heiner wird, fo daß es nicht cher wieder 
wirft, bis die Schale gänzlich entleert iſt undfich von ſelbſt 
wieder etiwas aufwärts bewegt, worauf fiedann durd) das 
Gegengewicht k in ihre beinahe horizontale Lage geführt 
wird; ganz horizontal darf fie nicht jtchen, damit die über— 
jtrömende Flüffigfeit nicht in das Scharnier dringen fanır. 

Bei fteinernen Schläuden 
bringt man den Waſſerſchluß 
gern gleich unterdem Sitz an; 
j. d. Art. Abtrittsrohr und 
Fig. 36. 

Die Konftruftion der Waſ— 
ſerſchlüſſe iſt von der Kon— 
jtruftion der Röhren ſelbſt 
vielfach abhängig. Es ſind in 
der neueſten Zeit ſo viele neue 
Konſtruktionsweiſen aufge— 
taucht, daß wir hier nur die 
einfachſten und für die ver— 
ſchiedenen befolgten Prinzi— 
pien am meiſten charalteri— 
ſtiſchen aufführen können. 

Fig. 37 zeigt mit einigen geringen Abänderungen nad) 
der von fl. & Hoffmann in Dresden vorgeichlagenen Kon— 
ſtruktionsweiſe die Hauptröhre a mit dem Trichter b und 
Siß e, den Eingang e 
durch den fteinernen oder 
gewölbten Brubendedel, 
vondemdieRöhre wegen ” 
etwaigen Überdringens 
von Feuchtigkeit mög: 
lichſt ijolirt tft, und den 
durch eineuntergebängte 
Scale f bewertitelligten 
Waſſerſchluß gegen die 
Grube; Fig. 38 eine an⸗ 
dere, einfachere Geſtal— 
tung dieſes Waſſerſchluſ⸗ 
ſes, der aber, wenn von 
gebranntem Thon gefer: 
tigt, ſehr leicht zerbrochen 
werden dürfte und daher | 
auchbei übrigens ti: nl 
nernen ober gläfernen — 
Röhren von Gußeiſen zu 
fertigen ift. Der Kitt zu 
Verbindung der einzels 
nen Röhren ift je nad) 
dem Material verſchie— 





4 





Zu Art. Abtritt. 


dig. 36 





ig. 38 
Zu Art. Abtritt. 

den zu wählen; f. d. Art. Kitt. In Spanien find hier und 
da, namentlich in der Alhambra bei Granada, noch a ra⸗ 
biſche Abtritte von bemerkenswerther Konſtruktion 


Sy 37. 


Abtritt 


32 


Abtrittsgrude 





aus Ziegel und gebranntem Thon erhalten, deren einen | prive, chaise, f. pereée, engl.seat of a closet. Die Weite 


wir in Fig. 39 nad) eigener Aufnahme mittheilen. Der | 
Sig a iſt gemauert, unter dem | 
Trichter b hängteinRohritugen 
e und zwiſchen ihm, undder da= 
runter befejtigten Schale d, bei 
Etageabtritten unter dem Ende | 
des Hauptrohrs, pajjirt fliehen | 
des Waller, welches die Erfre= | 
mente mitnimmt und zugleid) 
einen Waſſerſchluß bildet. Dieſe 
— ————— * 
I der Beachtung werthift, und be⸗ 
— weiſt, wie alt die Benutzung der 
Sig. 39. Zu Art, Abtritt. Waſſerſchlüſſe ift; auqh iſt 
es leicht möglich, daß Stuart und Inigo Jones nach ihrer 
Aufnahme der Alhambra dieſes Motiv in England be— 
fannt gemacht und jo Beranlafjung zu den auf demjelben 
Prinzip beruhenden Waterclosets gegeben haben; die 
Stonjtruftion diefer Waterclosets ijt verjchieden, Doch ent= 
iprechen diefelben in den Hauptzügen der in Fig. 40 ge— 
gebenen Abbildung. a ijt das Sigbret mit Brille, b die 
*⸗ Brillenklappe, o ein Bet: 
— —ken von emaillirtem Mes 
= tall oder Porzellan, d ein 









Beden, welches d. Boden 
von e ſchließt und ſich bei 
e um ein Gewinde dreht, 
bis in die mit d’ bezeich— 
nete Stellung; nachdem 
nun der das Herabſinken 
bewirkende Koth heraus⸗ 
gefallen, wird es durch 
das Gegengewicht f wie= 
der in feine vorige Stel: 
lung gebracht; gh ijteine 
—— * ſobald 
er Hahn ggeöffnet wird, 
dig. 40. Zu Art, Abtritt. gegen die an die Gefäh- 
wand ziemlich anſchließende Metallplatte i das Waſſer 
anjprigt, welches Dadurch gezwungen wird, an den Wän- 
den des Gefähcs herumzufließen und fo dasjelbe auszu— 
ſpülen; Koth u. Waſſer fallen in den eijernen Trichter k, 
unter dem abermals ein Gefäh 1 hängt; fo ift denn bei m 
ein Waſſerſchluß u. durch das wenige in d zurückbleibende 
Waſſer ein zweiter bewirkt, Die Waterclosets find für 
Wohnhäuſer einer Familie, wo Sorgfaltaufderen Pflege 
verwendet wird und für Heizung der Abtritte geſorgt iſt, 
ſehr zu empfehlen, in Miethhäuſern dagegen nicht gut an— 
zuwenden, tragen auch, wie Schon erwähnt, zu vorzeitiger 
Füllung der Gruben bei. 
Noc kann man den Geſtank nach Fig. 41 ableiten: a iſt 
. cin Nachtſtuhl oder der Abtrittsfiß; eine 
Offnung bunter der Brille steht miteinem 
ruſſiſchen Schornitein cod.mit dem Stanf- 
rohr in Verbindung. Bei Nachtſtühlen, 
» die dann freilich unbeweglich jein müſſen, 
dient dies zugleich mitzur Bentilation des 
Zimmers, ohne doc) Schädlichen Luftzug 
herbeizuführen, jobald eine Klappe bei 
b angebracht ift, um den Quftzug während 
/F der Benußung des A. abzufperren. Hier: 
- hergehörtauchd. oben erwähnteBrad’sche 
Einrichtung. In den arditekton. Beit- 
jchriften findet man jährlich den Beweis, 
wie lebhaften und tüchtigen Studien dieſe 
Sadıe fortwährend unterzogen wird ;dortbin verweiſen wir 
daber Diejenigen, die fih nod) näher über die fomplizir- 
teren Abtrittseinrichtungen unterrichten wollen, [M-s. | 
Abtrittsbrille, f., Abtrittsfpiegel, ın., frz. lunette, f.de 





Big. Al. 


der Brillenöffnung nimmt man für Erwachſene meist auf 
25—30 em., für Kinder auf 17—19 cm. Die Höhe vom 
Fußboden variirtvon 43—48 cm., für Kinder von 23—40 
em. Zwedmähig ift es, dem Sig eine Neigung von 2—3 
em. (auf 50—55 em. Tiefe) nad} vorn zu geben. 

Abtrittsderkel, m., frj. couverele, m. de la chaise 
perc&e, engl. cess-cover, ift mit einem Falz in die Off- 
nung einzulegen und mit einem Knopf zu verjchen, auch 
wohl mit einem Scharnier od, beſſer noc mit Zapfen in 
Holztlampen als Klappdedel einzurichten. 

Abtrittsfliege, f., Nasfliege, f., musca cadaverina; 
lebt von faulenden Körpern, legt die Eier in Aas x. In 
Abtritten iſt fie läftig; man vertreibt fie am beften, indem 
man Karboljäurelöjung oder Pulver in Gruben und 
Schlote bringt. | W.] 

Abtrittsgrube, f., frz. fosse, f. d’aisance, engl. cess- 
pool. Die A. muß natürlicd) fo angelegt werden, daß we— 
der Geruch noch Theile der in ihr fich anfammelnden Uns 
rathsmajjen in den Keller dringen fünnen. Die Um— 
fafjungen der ®rube ftelle man daher möglichjt waſſerdicht 
ber (j. wajjerdichte Mauern) u. laſſe fie möglichit wenig 
ander Mauer des Gebäudes anliegen; dies geihieht am 
beften dadurd, dak man die Grube freisrund madıt. Die 
Grube iſt gut zu überdecken, damit feinRegenwajier binein= 


bewegliches kupfernes ! flieht, welches leicht eine Ueberſchwemmung herbeiführen 


könnte und auch die Fäulnis befchleunigt. Ueber der Gru— 
bendede unter dem Schlaud) führe man frische Luft cin. 
Da auch thunlichſt forgfältig gebaute Mauern nidyt völlig 
wajerdicht find, fo umgiebt man die Gruben meijt mit 
doppelten Mauern und bringt zwiſchen diefelben einen 
Lehmichlag. Neuerdings hatte ınan fid) mit großer Vor— 
liebe der gußeiſernen Grube zugewendet; diefe beſteht aus 
Kajten von gußeifernen Platten, die in die Erde verjentt 
und ummauert werden, bat ſich aber nicht lange in der 
Gunſt des Publikums erhalten. Auch ſuchte man überhaupt 
die Anlage v. Gruben zu vermeiden. Seiteinigen Jahren 
aber ijt der Konjtruftion der Ain wieder viel Aufmerk— 
jamfeitzugewendet worden, wobeiman meijt auchdie Des: 
infeftion der Erfremente mit ins Spiel gezogen hat. Das 
Nefultatdiefer Studien ifteine Reihe von Anlagen, die ſich 
rechtgut bewährt haben. Unter ihnen wählen wir hierdieden 
Herren Wilhelm Tuch u. E.O. Wilhelmy in Leipzig patentirte, 
indem wir die volljtändige Darftellung der zwei verfchie= 
denen von diejen Herren projeftirten Grubenanlagen nebjt 
Nbbildungen geben. 

I. Sans-Desinfektionsanlage mit Desinfektionserreger, Ab- 
fah- und Klärgrube uebf patentirtem Desinfektious- und Stau- 
ventil. Die Konftruktion, in Fig. 42—16 dargejftellt, bewirkt 
die Desinfektion der Aborte und Abortröhren jowie der 
in die Gruben einfale j u 

lenden Abfallſtoffe I; fi 
jelbjtthätig u. ermög- | 
licht anderſeits die 
möglichſt vollſtändige 
Klärung und Abſon— 
derung der verbrauch⸗ 
ten Spülwäſſer und 
dünnflüſſigen Abfall— 
ſtoffe nach deren Des— 
infektion u. vor Ueber— 
führung der geklärten 
Wäſſer ın das Schleu: 
ſenſyſtem. Das Sy— 
ſtem erfordert nur die 
gewöhnliche Steige— 
leitung im Anſchluß 





dia. 42. 

an die jtädtiiche Wafferleitung oder dgl. Der Desinfet: 
tionsapparat © wird hinter dem Cloſethahn (Edventil) u. 
vor dem Glofetbeden eingeſchalten, die ſpezifiſch ſchwerere 
Desinfektionsmaſſe nimmt ihren Weg demnach nicht durch 


Abtrittsgrube 33 Abtrittsgrube 


Hähne od. Ventile, ſondern acht 
vom Apparat O, in welchem 
fie fi mit dem reinen Spül- 
waſſer der Wajjerleitung ver: | 1 
mischt, dDireft ins Clofetu.j.m., 4 
nachdem das Cloſet gezogen 
worden iſt. Das von dem Clo- 
jethbabn B nady dem Apparat | 
führende Zuleitungsrohr endet | 
in dem tridhterförmigen Boden | 
von © als ringförmiges, mit | 
Ausiprigöffnungen verjebenes 
Rohr. Durch die Verſchluß— 
ſchraube des Apparates Cwird 
in geeigneten Zeiträumen eine 
Quantität von breiartig ange— 
rührter Desinfeltionsmajjeein: 
geworfen, die für eine Woche 
ausreicht, nach der Kopfzahlder 
in jeder Wohnung wohnenden [7 
Familie zu bejtimmen ift und | 
auf dem Boden des Apparates | 
ſowie über dem ringförmigen i 
Rohr ablagert. 

Bei Definung des Glofet: | 
hahnes B nad) dem Gebrauh | | 
des Glojets wird durd) das zu- | 
jtrömende und aus dem Ning | 
ausiprigende Waſſer die Des- 
infeftionsmafje aufgeregt und 
durch das Abgangsrohr mit 
dem Waſſer vermengt nad) dem 
Glofetbeden getrieben. Die 
nahe oder entfernt vom Boden 
des Apparate angeordnete 
Mündung des Abgangsrohres bedingt die I7 — 
ſchnellere od. —— Fortführung der u 


—— 




















— ——— 
nn 1171117117777 





Desinfeltionsmafie. | Fig. 46. 


Die in der Abjapgrube | a a us — 
E angefommenen Ab— Webhrb, überlaufendem Waſſerſtanda das patentirte Staus 


iallitoife und Wäſſer u. DesinfektionsventilG,n. zwar müſſen die überflichenden 
‘ machen bier den Klä- Wäſſer, vermöge der Nonjtruftion diejes Bentils, noch— 
| rungsprozeh durd), ges | mals zu jiherer Erreichung der volljtändigen Desinfel- 
hen von da in die Stau- | tion durch die in das Ventil eingeworfene Desinfeftions- 
und Klärgrube E, als | maije, weldye ebenfalls in geeigneten Zeiträumen zu ers 
getlärtes Waffer über; | neuern it, durchpaſſiren, wodurch anderntheils nod) das 
während alle jchwere: | oftmals verjüumte Ziehen des Stauventils überflüſſig 
ren Stoffe durch dasvor | gemacht wird. Das leberlaufsrohr des Bentils bildet in 
dem Uebergang aus eis | Verbindung mit dem Trichter desjelben einen Raum 
ner in die andere Grube | zu Aufnahme der Desinfettionsmajje. Bei Erreihung 
angebrachte Wehr I in der Abſabgrube zurüdgebalten | des überfliehenden Wajjerjtandes a der Grube fommt das 
werden, paſſiren die leichten u. völlig flüſſigen nad diejem | überlaufende Waſſer in den rinnenförmigen Freisrunden 
Mothes, Juuſtr. BausLeriton. 4. Aufl. I. s 








Abtrittsgrube 








34 Abtrittsgrube 








Rand und durchdringt von hier aus vermöge der vier ge- beiden Spitemen nur desinfizivte und fejtgelagerte Abfall 


gefrümmten Nanäle von unten 
nad oben in auirlender Art 
die in dem Trichter befindliche 
Desinfeltionsmafie und fließt 
bierauf erſt durch das Weber: 
laufsrobr nad der Senf 
arube E‘ ab, 

IH. 6ruben-Desinfektion mitDes- 
infehtions-, Abſah · u. Klärgruhe. 
Auch bei dieſer, von der Mitdes- 
infizirung der Aborte jelbit ır. 
deren Abgangsröhren abjeben: 
den Anlage Fig. 17 bis 50 iſt 
eine Hauptjache das Einwerſen 
der nöthigen, ſich nach der Kopf 
zahl der Bewohner bemeſſenden 
Duantität Desinfektionsmaſſe 
in die Desinfeltionsgrube. Die 
durch das AbtrittsrohrA herzu— 
kommenden Abfallſtoffe ver: 
mengen ſich im Gefäß Bmit der 
Maſſe. Die Ueberſührung der 
in B jidy befindenden Abfall— 
jtoffe u. der in dieſelben einge- 
worfenen Pesinfeltionsmaffe 
nad) d. Abſatzgrube E geichicht 
wöchentlic; Durch Nufichrauben 
des Abſchluſſes C u. fiihrt noch 
mals eine Bermengung ber: 
bei. Das DPesinfeltionaventil 
(+ hat wie in Anlage I den 
Swed,beiüberfliehendem Rai- 
ſerſtand die nach der Senfgrube 


Ffließenden Wäſſerfernereiner 


ig. au und Au. 
Tesinfettion zu unterwerfen; von F aus fließen dann dieſe phalttheer bewährt; die Emaillivung aber, die allerdings 
Wäſſer durch H nad) den Schleuſen ab und laſſen alfo bei | am ſicherſten ſchützt, macht fie jehr tbeuer. 








N ’ 2 Met. 














Fig. 47 und 48. 


jtoffe in der Grube zurüd, die dann in der gewöhnlichen 
Weiſe von Zeit zu Zeit geleert wird. 
Abtrittskämmerden, n., frz. cabinet, m. d’aisance, 
lieu,m.de lachaise percee, engl. closet, house ofoffice. 
Die Nbtrittstammer jollte nie unter 1 m. breit bei 2 m. 
Tiefe angelegt werden. Man gebe ihrthunlichitein großes, 
direlt ins ‚Freie führendes enter, womöglich noch eine 
bejondere Vorkammer, und lege fie jo, daß fie auch im 
Winter nicht kalt werde, Im übrigen f. d. Art. Abtritt. 


Abtrittsrohr, n., Abtrittsfdjlot, m., Abtrittsfchlotte , f., 
Abtrittsfdylaud), m., frj. tuyau, m. de chute, chausse, f. 
d’aisance, engl. soil-pipe, cess-pipe, cess-tube. a) die 
vieredigen hölzernen Abtrittsrohre, od. Schlolten, c, Fig. 33 
fertigt man gewöhnlid) aus zujammengejpündeten, in= 
wendig getbeerten od. verpichten Pfoſten von Kiefern od. 
Eichenholz. Bei quadratiſchem Querichnitt ſind ſie inwen— 
dig niemals unter 28 cm. weit anzufertigen; die Pfoſten 
find 3 em. jtarf und werden durd) Gebinde, ii, Fig. 33, 

von zujammengejchraubten Eijenjdyienen zuſammenge— 
halten, welche nicht weiter als 1,, m. von einander ent= 

| fernt jein dürfen; dieje hölzernen Schlotten bedürfen aber 
häufiger Neparaturen und nehmen jebr viel Plag weg. 

b) Runde hölzerne, aus langen ſchmalen Tauben vom 
Böttcher angefertigt und mit eifernen Reifen befchlagen, 
brauchen zwar weniger Platz als die vorigen, bei dent: 
jelben Quadratinhaltdes Suerjchnitts, bedürfen auch nicht 
jo häufiger Reparaturen, find aber ziemlich theuer. 

| e) Runde gußeiſerne Schlãäuche, c, Fig. 34, bieten große 
| Widerſtandsfähigkeit gegen gewaltjame Zerſtörung dar 
und ſind in der Anſchaffung nicht ſehr theuer, aber ſie oxu⸗ 
diren ſtark u. werden daher bald vom Roſt durchgefreſſen. 
' Bielerlei Anjtriche wurden fait ohne Erfolg zu ihrer beſſern 
Ntonjervirung verjucht; am bejten hat jich hierbei der As— 


abtrodinen 








35 


d) Bleierne Schläu che werden von denl hiervorlommen- mit ſie trocknen. ‚Höhe zwiſchen den Yattenreg 


abwägen J 


alen 3 bis 


den Säuren wenig angegriffen, bieten daher jehr lange | 40 em. Lattenbreite etwa 6, Fugenweite etwa 4 cm. 
Dauer, fie brauchen blos 3—4 mm. did zu jein, und aud) | Abtropfbret, n., Abtropftrog, m., frz. Egouttoir, m., 


dieje Stärke iſt nur wegen jonft eintretender Berdrüdungen 
nötbig; aber jie find jehr leicht zu befchädigen und zu gute 
Bärmeleiter, frieren daber leicht ein, auch find fie in der 
Anihaffung allerdings etwas theuer: immerhin gebührt 
ihnen ein großer Borzugvor den gußeiſernen. Um bleierne 
Schläuche gegen gewaltjame Zeritörung durd in den» 
jelben berunterfallende harte Körper zu ſichern, find die 
den Trichter d mit dem Hauptrohr c verbindenden Rohr: 
jtußen, Fig. 31, 4 em. enger als das Hauptrohr e zu 
machen; damit bei etwaigem Einfrieren des Schlauches 


das Eis leicht aus demjelben beruntergleiten fan, macht | 


man denjelben koniſch, u. zwar fäht man ihnvonoben nad) | 


unten auf 1 m. je 1 cm. weiter werden, am oberen Ende 
aber madıt man ihn 17—20 em. weit und ſetzt ihn aus 
Stüden, von ca. 1,, m. Lünge zufanmen, 

e) ink fteht zwar dem Blei an Dauerhaftigkeit bedeu- 
tend nad), verdient aber vor Eifen unbedingt den Vorzug, 
obgleich es nicht völlig vor Orydation gefichert ift u. zwar 
feine Shädlichen, aber doch jehr unangenehm riechende 
Gaſe mit den alfalifchen Salzen hervorbringt. 

f) Steinerne Abtrittsröhren haben nur dann die nöthige 
Dichtigkeit, wenn fie vollitändig mit Del getränft find; da— 
durch wird aber der ohnehin Schon hohe Anichaffungspreis 
derjelben noch bedeutend erhöht; nur in der Nähe von 
Steinbrüchen find fiebilliger als gußeiſerne. Jm übrigen 


find fie jehr zu empfehlen, auch in Triejt und den Küſten- 


ländern des Adriatiſchen Meeres vielfady im Gebraud). 
Die Hauptrohre bejtehen aus durchbohrten vieredigen 
Kaltiteinmwiürfeln, die mittels eines furzen Halfes ineinan- 
der geitedt find. Fig. 36 giebt den Durdyichnitt des Sites 
mit dem des Hauptrohres und Bodenſteins, welcher zu= 
gleich zeigt, wie die im Bodenftein angebradite Waſſer— 
ſperre e8 der durd das Hauptrohr aufitrömenden ver— 
derbten Quft unmöglic macht, durchzudringen. So weit 
find die Vortheile diejelben, wie bei allen Waſſerſchlüſſen, 
aber die Unbeweglichteit der ganzen Vorrichtung bedingt 
ein häufiges Reinigen mit einer krummen Handſchaufel, 
Ausjpülen mit Waſſer u. j. w. 

g) Chönerne Abtrittsröhren wurden zwar anfangs hier 
und da, wo fie angewendet waren, wieder abgeichafft; dies 
fam aber weniger daher, weil fie an ſich unpraftiich wären, 
als daher, daß jie nicht gut gearbeitet waren; fie müſſen 
nämlich ſehr jcharf gebrannt, innerlich mit einer ſtarken, 
dauerhaften und gleichmäßigen Blafur verſehen fein und 
ſich nad) unten, wie die bleiernen und runden hölzernen, 
etwas erweitern, auch von außen durd) eine Berichalung 
vor Beſchädigungen gefichert werden, find aber jehr billig 
und nehmen wenig Platz weg, haben jid) daher auch große 
Geltung verichafft. Man jollte jie nicht unter 20 cm. Durch— 
meſſer im Lichten anwenden und die Stöhe nicht anders 
als mit Gement verfitten. 

h) Gläferne Röhren bieten gegen die Einflüffe der Säuren 
und das Anhaften des Kothes die größte Sicherheit, haben 
aber zu geringe Dauer gegen zufällige Beichädigung. Die 
Konjtruktion tft, mit Bartirung der Wandſtärken, diejelbe 
wie bei gußeiſernen u. thönernen; j. übr. d. Art. Abtritt 5. 

abtrocknen, 1. alt. 3., ſ. v. w. abdarren, j. Darren. — 
2. durd) Ableitung des Wajjers troden legen, j. Troden= 
legung. — 3. neutr. 3., gehörig troden werden. Der Putz 
muß abgetrodnet fein, che man färben kann. 


abtrommen (Foritw.), von einem Stamm ein Stüd 
abbauen oder ihm (mit Art oder Schrotfäge) mad) feiner | 
Länge in mehrere Stüde zerlegen; j. aud) abflößen, abs | 


trummen und aufichroten. 

Abtropfbank, f., 1. Blechh.), ſ. Ablaufbanf. — 2. Lat⸗ 
tengeitell, auf welches man friichgeipülte Weinflajchen ac. 
mit dem Hals nad) unten, zwiſchen die Latten, einftellt, da= 


| engl. drainer, dropping-board, in Küchen zum Trodnen 
ı der darauf gejtürgten, eben newajchenen Gefäße, befommt 
eine geringe Neigung nad) dem Gußſtein oder jonitigen 
' Ablauf, und einen Nand von 5—15 cm. Höhe, wird mit 
Blech oder Zink beichlagen. 

abtropfen, 1. neutr. 3., abtraufen, tropfenmweis herab 
fallen. Ber Anordnung u. Formgebung der Geſimſe muß 
man dafür jorgen, daß ſich das Waſſer nicht an den Sims: 
gliedern hin nad) der Mauerfläche zieht, fondern vorn ab— 
tropft; j.d. Art. Waſſernaſe, Gurtſims x. Wenn man ein 
Ofenrohr auf große Länge ziemlid) horizontal ziehen muß, 
jo muß man dafür forgen, daß die Ihmupige Feuchtigkeit, 
die beim Erkalten des Rauches ſich an den Rohrwänden 
nıederichlägt und in den Nähten ꝛc. durchdringt, nicht ab- 
tropft; j. d. Art. Ofenrobr und Rauch. — 2. akt. 3., ein 
Berzierungsglied mit Tropfen (f. d.) beſetzen. 

abtroßen, auch abſtrozen, alt. 3., ſ. abtreppen 1, 

abtrummen, auch abteumpfen geichrieben, aber fälſch— 
lich, denn es ijt von Trumm, pl. Trümmer, abzuleiten 
(Zimm.), fr}. raccoureir, engl. to trim. Ueberhaupt ab: 
jchneiden, verkürzen, abfürzen, ſ. d. Art. Trumm, Trummts 
holz u. ſ. w.; daher bej. (frz. enchevätrer) f. v. w. aus- 
wechieln; j.d. Art. Wechjel, auswechſeln, Trumm. 

abtuſchen, alt. 3.,). tuichen. — 

Abundantia, Copia, f., lat. Beiname der Göttin Ceres 
(j.d.), als Böttin des Reichthums, Ueberfluſſes; als ſtarke 
weibliche Gejtalt mit einem nr dargeitellt. 

Abutment, butment, s., engl., Widerlager (f. d.); da= 
ber auch für Strebepfeiler und Kämpfer gebraucht, vergl. 
d. Art. End-abutment. 

abvieren, 1. frz. mollir, j.v. w. abfieren; 2, fr}. &quar- 
rir, &carrir, carrer, engl. to square, to veer, vierkantig, 
vieredig (3. B. quadratiich, wilrfelförmig) bearbeiten oder 
aud) inQuadrateeintheilen,abfarriven, abquadriren.[ Pte.) 











Abvierung, f. (Zimm. u. Steinm.), 1. frz. &quarrisse- 
ment, m., engl. squaring. Das Beſchlagen nad) der Vie— 
rung, (ſ. d.. — 2, In. dquarissage, m., engl. squareness, 
j. v. w. Abgeviertjein, n., die vieredige Beitalt. 

abvifiren Feldm.), frz. —— jalonner, engl.tosight 
out, to line out, f.v. w. abjluchten, einfluchten, ſ. d betr. Art. 

Abwägeinfirument, n. (Feldim.),j. Nivellirinftrument. 

nbwägen, 1. frz. peser, engl. to weigh, das Gewicht 
eines Dinges bejtimmen. — 2. (Bergb.) fr}. dependre, 
niveler, engl. to level, j.v. w. abnehmen. — 3.(Schiffsb.) 
Ausmeiiung des Schiffes, um zu jchen, wie viel Laſt es 


| tragen kann. — 4. (Feldm., Baum.) abwägen, abwiegen, 


| 


fr}. mesurer par le niveau, engl. to level, to take the 
level, auch nivelliren gen. Das A. der abwechjelnden 
Höhe und Tiefe des Bodens eines Platzes oder Feldes (das 
Ausmitteln des Niveauunterjchiedes) geichieht bei Heinen 
Dimensionen, aljo meift beim Hochbau, mittels eines ge— 
nau gleichbreiten u.gerade bearbeiteten Bretes, des Wäg- 
icheites (j. d.), und der darauf gejepten Setzwäge (f. d.); 
wern das Loth an der Setzwäge einfpielt, jo ift dies ein 
Zeichen, daß das Wägicheitgenan horizontal jteht, die abge— 
wogene Strede aljowägrectijt. Beigrößeren Ausdehnuns 
gen bedient man ſich eines Nivellirinjtruments (f. d.). 
Deden, Fußböden, Sohlbänte, Gurtſimſe u. j. m. müſſen 
genau wägerec)t liegen, und daher werden fie jelbit ſowohl 
als ihre Unterlage genau abgewogen; beim Mauerwert 
nennt man das Berichtigen etwaiger, beim Abwägen ge— 
fundener Abweichungen von der Horizontalen aud) Ab— 
gleichen, Auf-, oder Ausgleichen; ſ. d. Art. Gleiche, Bal— 
fengleiche, Sleihichicht. Der Bauplap muß ſchon vor Ent- 
werfung der Zeichnung abgewogen werden, weil ſich die 
vielleicht an verichiedenen Stellen des Baues verſchiedene 





Sodel: od. Fußbodenhöhe, die Stufenanzahl bei Treppen. 
nach der äußeren Niveaubejchaffenheit zu richten hat, 
5’ 


abwalmen 








abwammen, ſ. abbamjen und abflopfen. 

abwärmen, oderanwärmen, frz. chaufſer, fumer, flam- 
ber, engl. to heat, to warm, das langjame Erhitzen aller 
Gegenjtände, welche durch plögliches oder ſchnelles, ſtarkes 
Erbigen Schaden leiden könnten. Solche Begenjtände, die 
vor ihrer eigentlichen Benußung langſam erwärmt werden 
müſſen, find: 1. alleArten gemauerte Oefen; diejelben ent— 
halten in ihrem Mauerwerk große Mengen Feuchtigkeit, 
deren Dämpfen Gelegenheit gegeben werden muß, lang: 
jam entweichen zu fönnen, denn bei ſchnellem Entweichen 
würde das Mauerwerk Riffe und Sprünge befommen und 
jelbjt der Einfturz des Ofens herbeigeführt werden fünnen. 
— 2, Neue Schmelztiegel werden im Abwärmeofen oder 
Temperirofen angewärmt, bevor man fie in die volle Glut 
des Schmelzofens bringt, cbenfo die ®ichpfannen, in wel— 
den man das flüjjige Metall nach den Formen trägt, weil 
leicht ein gefährliches Umherſprühen des Metalls beim Be- 
rühren d. falten Oberfläche eintritt (j.d. Art. Glas u.Stahl). 

abwaſchen. Um alte Farben oder dergl. von Wänden, 
Thüren u. ſ. w. abzuwaſchen, verfährt man auf folgende 
Reife: ift das Abzuwaſchende in Waller auflösbar, z. B. 
Leimfarbe, jo feuchtet man den Gegenjtand an, und nach— 
dem er jo ein pär Stunden gejtanden hat, wird die Farbe 
oder dergl. gelodert fein, jo daß man fie jedenfalls mit 
einem najien Lappen, Schwamm oder Bürfte herunter: 
wijchen, in manchen Fällen ſogar miteinertrodenen Bürſte, 
Spachtel, Schabholz oder Kratze abjchaben fann, Oel— 
farbe wäjcht man mit jchwarzer Seife ab, die man cben= 
falls vorher eine Weile darauf ftehen läht; neue Delfarbe 
fann man auch mit Terpentingeijt abwaſchen. Andere 
Waſchmittel richten fich nach der Befchaffenheit des zu ent= 
fernenden Ueberzugs und find unter den betr, Art. nachzu— 
feben; ſ. a. d. Art. Reinigung. 


abwäffern, 1. frz. detremper, lotionner, laver, engl. | 


to water, to soak, to steep, einen Körper in das Waſſer 
legen und eine Zeit lang darin lafjen, um gewifje Stoffe 
herauszuziehen und dadurch den Körper geeigneter zu der 
beabfichtigten Verwendung zu machen. — 2. fra. drainer, 
engl. to drain, to rid of water, irgendeine fast wägerechte 
Fläche, z. B. eine Wieſe, Feld, Garten, Sartengang u. |. w., 
theil& durch Abdachung des Terrains, theils durch Ab— 
zugsgräben u. ſ. w., von den jchädlichen oder überflüffigen 
Waſſern befreien; beim Straßenbau, Brüdenbau, Eiſen— 
bahnıbau muß man das Längen= und Duerprofil jo geitals 
ten, daß das Negenwafjer x. möglichit jchnell nad) bes 
ftimmten Punkten ſich binziebt, von denen aus eine weitere 
Ableitung jtattfindet. In der Regel dient hierzu eine Wöl— 
bung des Querprofils, an Steigungen in Verbindung mit 
Abſchlägen (f. d. Art. Abjchlag). Die Wölbung muß bei 
zunehmender Längenfteigung zu Verhinderung des Glei— 
tens der Fuhrwerke ſchwächer werden. Bei jehr fteilen 
Straßen kommt daher bisweilen die Wölbung ganz in 
Wegfall, jo daß die Abwäſſerung nur durch die Abjchläge 
geſchieht. Vergl. aud) d. Art. Pultſtraße. — 3. frz. tailler 
obliquement, engl.to weather (Hochbau), die obere Fläche 
eines Gurtſimſes, einer Fenfterjohlbant od. jonft eines dem 
Wetter ausgejepten Bautbeiles jo geftalten, daß fein Waj- 
fer darauf jteben bleibe, jondern vom Gebäude abwärts 
ablaufe. — 4.(Zimm.) ein im Freien liegendes Holz, z. B. 
den Sturz einer Gartenthür, die Hölzer einer Yaube, vor: 
ftchende Balkenköpfe u. j. w., nad) der Yänge oder Breite 
jo abſchrägen, daß das Waſſer ablaufe. Vergl. auch d. Art. 
abdadyen. — 5. (Kriegs-) Laufgräben, eingefchnittene 
Scanzen u. Batterien wäfjert man ab, indem man den 
Sohlen Fall nach rückwärts (meift 1:12) giebt. Das fid) 
fammelnde Waſſer leitet man durch Gräbchen in Senfgrus 
ben. Minengalerien wäjjert man ab, indem man Sider- 
Ihächte von der Baleriefohle abteuft u. inberdedt. [Ptz.] 
Abwälferung, f. 1. fr}. lotion, engl. watering. Hand 
lung des Abwäſſerns 1.— 2. frj. drainage, m., engl.drain- 


36 
abwalmen, engl.to hip aroof,j.d. Art. Dadu. Wal. 


abweichen 


ing, j. abwäſſern 2. — 3. (Hochb.) Abwäſſerung eines 
Geſimſes ꝛc., frz. glacis, m. d’une moulure etec., engl. 
weathering, jchräge Oberfläche für den Ablauf des Waſ— 
ſers. Im füdlichen Klima ift feine jo fteile A. nöthig als 
im Norden, wo man fie immer jo fteil machen jollte, da 
auch der darauf fallende Schnee nicht liegen bleibt, weil 
fie dann zugleich das Abfrieren des Putzes u. ſ. w. verbin= 
dert. Dieje Aufgabe ift in den Öliederungen des gothijchen 
Stils ſehr gut gelöft, wo die A. gewöhnlich 60°, jelten 
unter 45° von der Horizontallinie abweicht. Es iſt darin 
und in den aus demjelben Prinzip bervorgegangenen 
ſteilen Dächern der Hauptgrund der guten Konſervirung 
‚mittelalterlicher Gebäude zu juchen. Die Verpflanzung 
des griechijchen Stils und der römischen und italienischen 
Zweigſtile desjelben in unjer Klima hat die wägerechte 
Seftaltung der Feniteröffnungen, der Verdachungen und 
in Harmonie damit die flahen Abwäſſerungen ſämt— 
lichen Simswerks jowie die niedrigen Dächer mit ſich ge= 
bracht und dadurch den Uebelſtand erzeugt, daß fich an den 
meiſten in diejen Stilen ausgeführten neuen Gebäuden 
Schr ſchnell ſchmutzige und jogar ſchadhafte Stellen in der 
Nähe joldyer Theile bilden. Dan hat zwar allerlei fünfte 
liche Mittel, 3.B. Zinkbedeckung, Asphaltu. Cementpuß xc., 
‚ angewendet, um diefen Uebeljtänden zu begegnen. Alles 
dies fann wohl zuibrer Berminderung, nicht aber zu ihrer 
Vertilgung beitragen. Um beiten haben die Architekten 
des 17. Jahrhunderts die Schwierige Aufgabe gelöjt, eine 
höhere A. engl. upperslope, mit den Herizontalformen 
der obigen Stile zu vereinigen, indem fie die A. in Geftalt 
‚einer ftehenden Kehle oder eines großen Anlaufs geital: 
teten, jo daß jie ander Vorderkante des abzuwäſſernden 
Geſimſes flach beginnt, bei ihrer Annäherung an die da= 
binterliegende Mauer ſich immer jteiler hebt und jo dem 
darüberitchenden Mauertheil zugleich als Sodel dient; ſ. 
d. Art. Renaijjance. S. auch d. Art. Waſſerſchlag. 
abwerhfeln, 1.(;3imm.) frz. chevetrer, engl. trim off, 
aud) abtrummen, auswechjeln; j. d. Art. Wechfel, wech— 
jeln und Trumm. — 2. ſ. v. w. die Wechjel wegnehmen. — 
3. neutr. 3. (Herald.) Man jagt, die Tinkturen wechfeln 
ab, wenn z. B. bei einem in vier Felder getheilten Wap- 
| ven lints das obere Feld roth, das untere Gold, rechts 
das obere Bold, das untere roth iſt; ſ. übr. den Art. ab» 
wecjeln in M. M. a. W. 

Abwedfelung, f. Die Natur, Borbildaller Kunſtwerke, 
iſt nirgends eintönig, bietet überall Abwechſelung. Bei 
Entwerfung eines Bauwerks hatmandaber, dafern es ein 

| Kunſtwerk werden foll, ebenfalls auf A. zu ſehen; dieſe 
darf jedoch nicht aus bloßem, durch feine innere Nothwen— 
digkeit bedingtem Nebeneinanderitellen des Berfchiedenen 
bejtehen, was leicht Verworrenheit, oft jogar Unfinn er— 
zeugt. Bei rationeller Auffaſſung der einzelnen Tbeile an 
ſich undrichtiger Abwägung ihres Verhältnifjes zum Gan— 
zen wird fich die nöthige A. von jelbjt ergeben. Diefelbe 
wird dann im Organismus des Gebäudes begründet, als 
etwas von innen Herausgeiwachienes und nicht als ge: 
juchte Zutbat von außen ber erfcheinen; zu tadeln ift 8. 
der Wechjel verichiedener Berdadyungen über gleichberedh: 
tigten Fenſtern, gereditfertigt hingegen das Hervortreten 
od. Neichverziertjein der Fenſter oder Facadentheile, die 
einem vornehmeren Raum, 3. B. einem Salon, angehören. 
Ebenfo darf mancine Farben-A. nicht in zu lebhaftem Ab— 
ftechen der Farben von einander juchen, vielmehr muß bier 
wie in den Formen die A. immer ohne Beeinträchtigung 
der Harmonie herbeigeführt werden. 

Abweg, ın., Hcbenweg, m., Abftraße, f., Beiftraße, f., frz. 
chemin, m. detourne, engl. by-road, by-path, by-way, 
Weg, der, um einen jeitwärts der Hauptitrahe liegenden 
Punkt zu berühren, von diejer abgeziweigt wird und ſich 
jpäter wieder mit ihr vereinigt. 

abweichen, intr. 3. 1.5.d. Art. abgeben 4. — 2. ab: 

| weichen, frz. brouter, engl. to bore away, to bore out, 














abweichend 








reißen — ſchief gehen, ſeitwärts oder krumm bohren, hat 
ſeine Urſache entweder im falſchen Anſetzen oder in Ver— 
biegung der Spitze ıc. 

abweichend, adj., heißt eine Sonnenuhr, wenn ihre 
Ebene zwar ſenkrecht auf dem Horizont ftebt, aber mit der 
Meridianebene einen ichiefen Winkel madıt. 

Abweidftein, m., j. v. w. Brellitein, Radſtößer. 

Abweichung, f., 1. (Afjiron.) fra. deelinaison, f., engl. 
declination, die in Meridiangraden gemefiene Entfer- 
nung eines Sternes vom Nequator. Bezeichnet in Fin. 51 | 
E den Standpunft des Beobachters, aljo die Erde, 
AA’ den in der Ebene des Erdäquators liegenden Him— 


OR 












Ss 

ig. 52. 
melsäquator, PDP’ den durd die in der verlängerten Erd» 
achie liegenden Himmelspole P P‘ gehenden Himmels: 
meridian des Beobadhters in E, fo bat für Letzteren der in 
die Ebene diejes Himmelsäquators fallende Stern S eine 
durch den Winkel DES bejtimmte Abweichung oder Dekli— 
nation; j. übrigens Horizont. — 2.(Phyf.) Abweihung der 
Magnetnadel, frz. declinaison, f.ou variation de l'aiguille 
aimantcde, engl. variation ofthe needle. Darunter ver: | 
ſteht man den ſpitzen Winkel, welchen die Ebene des magnes | 
tiichen Meridians mit der Ebene des aſtronomiſchen Meri— | 


dig. 51. 








dians einichlieht. Denkt man ſich nämlich durch die Erdpole 
und den Drehpunkt der Magnetnadel eine Ebene, Fig. 52, 
NS, gelegt, jofällt der aftronomifche Meridian in diejelbe, | 
während eine durch die Richtung der Nadelu.den Erdmit⸗ 
telpuntt gelegte Ebene die Ebene des magnetiihen Meris | 
dians ift, Fig. 52 N’S'; der Winkel NON’ bezeichnet dann 
die magnetiſche A., und esfind N,S die Erdpole, hingegen 
N’, S’ die magnetifchen Role. Dieje fallen nur auf weni— 


37 


to cut untrue, von Bohrern gejagt, auc ausweichen, einz | 





gen Punkten der Erdoberfläche mit den Erdpolen zuſam— 
men; die A. ift auf fajt allen Orten der Erde verſchieden, 
ja ſogar an einem und demfelben Ort der Erde ift fie 
jtetiger Veränderung unterworfen, und cs ift die Auf— 
aabe des Phyſilers und Nitronomen, für die verjchiedenen 
Punkte der Erde die mittlere Lage der magnetischen Pole 
feftzuftellen, deren genaue Kenntnis bejonders für die | 
Schiffahrt von größter Bedeutung ijt, aber aud) beim 
Bauen dann nöthig wird, wenn ein Gebäude, z. B. eine 
Kirche, genau nad) der Himmelsgegend angelegt werden 
foll; ſ. Orientirung. — 3. (Optik) Abweichung der Lidt- 
ſtrahlen, auch Abirrung, frz. aberration, f., engl. aber- 
ration, die Erſcheinung, da die von einem Punkt ausge— 
benden gebrochenen oder refleftirten Lichtſtrahlen ſich nadı 
der Brechung in Linfengläjfern oder dem Zurüdwerfen 
von jphäriichen Spiegelflähen nicht wieder in einem 
Punkt vereinigen. Theilweife beruht diefe Erjcheinung in 
der verjchiedenen Brechbarkeit der Lichtitrahlen, theilweiſe 
in der Augelgeitalt der ſich brechenden oder refleftirenden 
Flächen. — 4. Abweichung der jcheinbaren von der wahren 
Horizontallinie; j. Horizont. | 
abweifen, alt. 3. ſ. v. w. abbajpeln. 
Abweifebledy, n., Schoßrinue, f., frz. fourchette, f., | 
noquet, ım., engl. flashing. So heißen die an den Seiten | 











der Dachfeniter, hinter den Feuereſſen und in den Ein: 
fehlen angenagelten Bleche, die das dajelbit zuſtrömende 
Waſſer jeitwärts leiten, damit es den betreffenden Theilen | 
feinen Schaden thue. | 


Abwikelung 


Abweifer, m., 1. (Wajjerb.), j. v. m. Buhne (j. d.). — 
2. ſ. v. w. Radſtößer fi. d.). 

Abweiſeſchaufel, f.(Mihlenbt.), pilugicharähnlichge- 
ftaltetes Eijen= oder Holzſtück, welches, an der Mühlen- 
ipindel innerhalb des Läuferauges befejtigt, dazu dient, 
das Getreide von der Mitte des Bodenjteins in den Bereich 
der Läuferfläche zu bringen. 

Abweifeftodk, m., j. v. w. Radſtößer (j. d.). 

abweißen, j. d. Art. weihen. 

Abweite, f., deutiches Wort für Diſtanz, Abftand, 
Entiernung. 

abwelken, 1. von dem Mauerpuß, f.v. w. oberflächlich 
trodnen. — 2, vom Holz, a) fir abtrodnen, austrodnen; 
b) für: auf dem Stamm jchon wel werden, abiteben. 

Abwelle, £., veraltete Bezeichnung für Pfanne oder 
Bapfenlager; j. Angewäge und Zapfenlager. 

abwellern, j. Wellerwand. 

Abwerf, n., deutſches Wort für Kopie, im Süden 
Deutjchlands noch viel im Gebraud). 

abwerfen, 1. eine Brüde, einen Bogen, freitragendes 
Dachwerkee., ſ. v. w. abreigen, einreißen. — 2. einen Baum: 
ihn der Krone u. dürren Aeſte berauben. — 3.(Hohöfen u. 
Schmiede) frz. haler le laitier, engl.to run-off the slags, 
die Schladen mit der Abwerfgabel vom Herd entjernen. — 
4. (Blechh.) das überflüffige Zinn im Abwerfofen von den 
frifch verzinnten Blechen durch Erhitzung in die Abwerf- 
Pfannen abflichen laſſen. — 5. (Eifenb., Strib.) den Bo- 
den a., fr. jeter sur berge, engl. to throw out: den aufs 
genrabenen Boden jeitwärts aufbäufen. Eine Straße a., 
eine bisherige Staatsitrafe, die ihre Frequenz verloren 
bat, den Gemeinden od. jonjtigen lokalen Wegebaupflich— 
tigen zur ferneren Unterhaltung überweifen. |Fr.] 

Abwerfpfanne, Abtropfpfanne, f. (Blechh.), frz. chau- 
diere, f., pot, m., caisse, f. a lisser, engl. list-pot, flache 
Pianne, welche, unter die Abtropfbant geitellt, das ablau— 
fende Zinn aufnimmt, 

Abwerk, n., 1. ſ.v. w. Abraum, Späne ꝛc. — 2.(Müb- 
lenbau) das vor den Schußbretern befindliche Gerüjt, auf 
dem jtehend man die Schupbreter erhöht oder erniedrigt; 
an ihm ift der Rechen von Holz oder Eijen befejtigt, der zu 
Abhaltung der Unreinheit von den Nädern dient. 

abwerken, j. v. w. abarbeiten. 

abwettern, 1.(aft. 3.),j.v. w. abwäfjern. — 2. (pafj.3.) 
auch abwittern: durch das Wetter bejchädigt werden. 

abwehen, frz. affüter, engl. to whet. Scneidende 
Inſtrumente, die aus feinem Stahl gefertigt find, pflegt 
man nicht auf einem benepten groben Schleifitein, ſondern 
troden od. mit Del od. Waſſer auf einem feinen, geraden 
Stein durch Hin= und Herzichen zu fchärfen; dies nennt 
man abweßen. 

abwichſen, 1. fr}. eirer, engl. to rub with wax, mit 
Wachs jtreichen; j.d. Art. Wachs und wichjen. — 2. Pro— 
vinzialismus für ſchnell abbauen. 

Abwictelung, f., frz. developpement, deroulement, 
m., engl. unrolling, ijt die Ausbreitung gefrümmter Kör— 
peroberflächen in eine Ebene (in die Ebene des Zeichen: 
papiers) zum Zweck der künſtlichen Daritellung ent- 
iprechender Körperumbüllungen. Wir geben bier nur die 
A. der Cylinder-, Kegel: u. Kugeloberflächen, da alle an— 
deren N.en. fich auf dieſe begründen od. zurüdführen lafjen. 

Der Eylinder ift, je nad) der Stellung jeiner Achſe zu 
feiner Grundebene, ein gerader (die Achſe ftebt jenfrecht 
auf der Grundebene) oder ein jchiefer (die Achſe jtebt jchief 
zur Örundebene). Die A.des geraden Kreischlinders, Fia.53, 
ergiebt ein Rechteck, defjen eine Seite gleich dem Umfang 
des die Grundebene bildenden Kreiſes (f. Rettifilation) 
und dejien andere Seite gleich dem jentrechten Abſtand der 
beiden den Eylinder begrenzenden Kreisflächen od. der Höhe 
des Eylinders iſt. Der fhiefe Kreisceylinder, Fig. 54, wird 
von zwei elliptiichen Flächen begrenzt, wie der Grundriß 
der Figur zeigt. Die A. desjelben läht fich theilweije auf 











Abwidelung 


die einesgeraden Kreischlinders zurüdführen, wenn man 

im Aufriß von b und daus die Schnitte bf u. de jenfrecht 
nad) den gegenüberliegenden Eylinderjeiten führt; den jo 
berausgejchnittenen geraden Kreisylinder widelt man 
nad) der vorhergegangenen Erklärung ab; jeine A. ergiebt | 
das Rechte J,III, Fig. 55; theilt man diefe Abwicke— 
lungsfläche in eine beliebige Anzahl gleicher Theile, z. B. 














Fig. 55. Zu Art, Abwickelung. 


in 12, u. überträgt dieje Theilung auf ig. 54, jo werden 
die andemgeraden Eylinder anfigenden Eylinderabichnitte 
ec de und ab febenfalls auf ihren Oberflächen in jo viel 
Theile getbeitt, u. man kann nun aus Big. 54 die Längen 
21H,31II, 4IV u. j. w. und 2/II‘, 3°’III‘, 4IV‘ u. j. w. 
an den entfprechenden Punkten in Fig. 55 antragen, und 
indem man dann die Endpunfte derjelben durch eine ftetig 
gefrümmte Linie ver: 
bindet, erhält man die 
Abwidelungsfläcde des 
ſchiefen Cylinders in 
Fig. 55. 

Die Abwidelungss 
fläche des geraden Kreis- 
hegels, Fig 56, iſt ein von 
zwei Geraden, deren 
Länge gleich der Seitens 
länge a ce des Kegels iſt, 
und einem Kreisbogen 
a b begrenztes Dreied, 
dejien Mittelpuntt im 
Durchſchnittspunkt e der 
beiden Geraden a c und 
e b‘ liegt und deſſen Halbmeſſer gleich — 
der Länge dieſer Geraden iſt. Der 
Winkel acb‘, welchen die beiden Ge— 
raden ac und ce b’ mit einander ein— il; 
schließen, wird gefunden, wenn man |" 
mit der Zahl, weldye ausdrüdt, wie 
viele Male der Halbmejier der Baſis 
des Kegels in der Seite desjelben ent- 
balten ift, in360 dividirt; die erhaltene Win. 56. Bu 
Zahl drücdt die Gradzahl des Winkels Art. Abwickelung. 





4 





aus. In Fig. 6 iſt der Halbmeffer derfreisfürmigen Baſis | 


a b des Kegels dreimal in der Seitenlänge a c enthalten; 
daher umschließt der Winkel a c b‘ 120%, Man könnte mit 


38 


Abwidelung 


hierzu den Umfang der freisförmigen od. ſonſtwie geform— 
ten Baſis in eine beliebige Anzahl (je mehr deito befier) 
gleiche Theile, z. B. in 8; überträgt man dann die Theil: 
punkte durch jenkrechte Linien nad) der Baſis a b des Ke— 
gels auf diejelbe, zieht dann aus diefen Punkten 2‘, 3°, 4°, 
5’ u. ſ. w. der Bafıs a b Gerade nad) der Spitze c des Ke— 
gels, jo erhält man eben fo viel geradjeitige Dreiede, als 
man Theilpunfte im Umfang der Grundfläche angenom- 











| men hatte, u. diefe Dreiede umbüllen eine Pyramide, die 


um jo mehr fich der tegelfläche nähert, je weniger die Seh— 
nen zwiſchen jezwei benachbarten Theilpunften der Grund: 
fläche von den dazu gehörigen Bögen in der Länge ver: 
jchieden find, d. h. je Heiner die Theile im Umfang der 
Grundfläche find. Die Seitenlängen diejer gleichichent: 
ligen Dreiede werden bejtimmt durch die Längen der Ke— 
geljeiten und die Längen der Sehnen der Bogentheilchen 
des Umfangs der Grundfläche; legt man jo viel jolcher 
Dreiede, als Theile des IImfangs vorhanden find, jo an 
einander, daß die Spigen derjelben in einen Punkt zuſam— 
menjallen u. je zwei benachbarte eine Seite gemein haben, 


‚jo erhält man eine der Abwidelungsfläche des gegebenen 


Kegels mehr oder weniger genäberte Fläche. 
Big. 57. dig. 58. 
c ce 








N Fig. 59. Zu Art. Abtwidelung. 
| Die Beitimmung der Abwidelungsfläche des fhiefen 
| Kegels findet man in ähnlicher Weije, wie beim geraden. 
Die in der Praxis am bäufigiten vortommende Form des 
ichiefen Kegels ift jo gewählt, daß eine Seite desjelben ge— 
| rade iſt, d. b. jenkrecht auf der Grundflüche des Kegel iteht, 
be, ig. 57. Man tbeilt den Umfang der freisförmigen 
ı Grundfläche in eine möglichſt große Anzahlgleicher Theile, 
4. B. 12, und überträgt diefe Theilpunfte durch jenkrechte 
Linien aus dem Grundriß in die Bafis a b des Aufriſſes 
man erbält jo auf a b die Punkte 2°, 3°, 4°, 5° und 6°; von 
‚ diefen Punkten ziebt man im Aufriß, Fig. 57A, Gerade 
nad der Kegelipige ec. Im Grundriß, Fig. 57B, zieht 
man vom Fußpunkt 7 der geraden Stegeljeite b ce Gerade 
nad) allen Theilpunkten des Umfangs bin, welche die 
Grundriſſe jener Seraden geben. 
Um auch die Abwidelungsfläche des ſchiefen Kegels 





beliebiger Annäberung die Abwickelungsfläche des geraden | durch aneinander gelegte Dreiede annähernd zu lonſtrui— 
Kreiskegels auch durch die Abwickelungsflüche einer von ren, hat man zuerſt die wahre Länge der auf der Kegel— 
demſelben umhüllten Pyramide darſtellen. Man theilt | fläche gezogenen Geraden Le, 3c, Ye u. ſ. w., weiche 


Abwielungsfinie 


39 


i — 











Seiten dieſer Dreiecke bilden, zu beſtimmen. Die genannten 
Geraden bilden aber mit den im Grundriß gezogenen Ge— 
raden 7,6; 7,5; 7,4 u. ſ. tv. und mit der geraden Kegelſeite 
be rechtwinklige Dreiede, welche man mittels der in wahrer 
Länge gegebenen Geraden b c und 7,6; 7,5; 7,4 u. ſ. w., 
die einen rechten Winkel einfließen, fonitruiren kann. 
Dieje Konjtruftionen find in Fig. 58 ausgeführt und da= 
durch die wahren Längen 1’e‘, 2’e‘, 3°‘ u. ſ. w, der ge: 
nannten Seraden erhalten. Aus diejen wahren Längen 
ſowie den Längen derentiprechenden Bogenichnen (die bier 
alle gleich find, weil der Xreisumfang in gleiche Theile ge— 
theilt wurde) kann man nun die Dreiede 102,23 ıc.ton= 
ftruiren, die, in angegebener Weiſe an einander gelegt, die 
Abwidelungs- oder Imbüllungsfläche des gegebenen jchies 
fen Kegels mit beliebiger Annäherung bilden, j. Fig. 59. 

Die Abwickelungsfläche der Angel wird auffolgende Weiſe 
mit beliebiger Annäherung gefunden. Sei Fig. 60 der 
Aufriß der gegebenen Kugel, jo legt man durch die Kugel: 
achie a b Bertifalichnitte, welche den Nugeläquator 1,9 
in den gleichen Abjtänden 2,3, 4, 5 u. j. w. jchmeiden und 
fi) in dem Grundriß der Kugel, Fig. 61, alagerade Linien 











Fig. 60. a a 
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Im —71 
Fig. 61. Zu Art. Abrwidelung. 


1,9; 2,10; 3,11 u. |. w. daritellen, welche den Puntt a als 
Projektion des Rols u. Mittelpunkt des Nequators durch— 
jchmeiden; legt man ferner im Aufriß Fig. 60 parallel zur 
Aequatorebene in gleihen Abſtänden Horizontalichnitte, 


fo projiziren ſich dieje im Grundriß als fonzentriich zu a | 
gelegte Kreiſe, welche die Vertikalſchnitte durch ab, z. B. 
in den Buntten gh,h’ g’;e f,f e';cd, ce‘ d'u. ſ.w. durch⸗ 











J 


ſchneiden. Um nun einen der im vorliegenden Fall 16zäh—⸗ ’ | 
hin⸗ und ber zieben, ſ. abjtreichen 1; dasjelbe thut man 


lenden Nugelitreifen, 3. B. a 4,5,6 in Fig. 62, abzumwideln 
und in die Ebene des Papiers zu legen, reftifizirt man zu— 
erſt einen größten Kugelkreis und macht die Geraden ab in 
ig. 62 gleich der Hälfte desſelben, ihren Abjtand = 41,5; 
hierauf theilt man die Geraden a b in jovielgleiche Theile, 
als man gleiche Theile im Halbfreis des Nugeläquators 
angenommen bat, und zieht durd) die erhaltenen Theil: 
punkte winfelrecht zu ab Gerade, auf welchen man dann, 
lints und rechts von am aus, die Yängen der halben Bo: 
genjehnen 4,5; ed, efundg h ig. 62 aufträgt; ebenjo 
verfährt man auf der andern Hälfte bm der Geraden a b. 





Berbindet man die erhaltenen Punkte, wie dgecegahfd 
5, ſo erhält man die Hälfte des Umfangs eines abgemwidel- 
ten ugeljtreifens; die andere Hälfte wird eben jo konſtruirt 
und in gleicher Weije werden alle übrigen Nugelitreifen, 
deren Anzahl ſich durch die Anzahl der Theile des Kugel— 
äquators bejtimmt, abgewidelt, welche, mit ihren Spitzen 
a und b vereinigt, annähernd die verlangte Kugel bilden. 

Abwickelungslinte, f,j. Evolute, [Schte.) 

Abwinkel, m.;j. Abtritt 5. 

nbwipfeln, abkappen, kappen, frz. Ehouper, 6cimer, 
etöter, engl.to lop, totoptrees, einen Baum des Wipfels 
berauben, bej. bei Bappeln u, Weiden üblich, bei Bappel- 
alleen, um benadybarte Häufer, Zäune 2c. vor dem bei 
Stürmen drohenden Umfallen der Bappeln zu fchüßen. 
Die Schnittfläche darf nicht horizontal fein u. ijt, um Ver— 
narbung herbeizuführen, durd) einen Ueberzug, am billig- 
jten von Steintohlentheer, dem man etwas Leim zufegen 
fann, zu ſchützen. 

abwiſchen, 1.(Zeichent.) mit dem Wiſcher abichattiren; 
j.d. Art. Wiſcher. — 2. durch Wiſchen reinigen, j. abreiben. 

Abwurf, m., 1. (Maur.) frz. hourdage, m. d’enduit, 
gobetage, m., gobetis, m., engl. coarse plaister, rough 
cast, ſ. v. w. Berappung, grober Abpug, Bewurf; ſ. d. 
betr. Art., bei. d. Art. Buß. — 2. ſ. v. w. abjtehendes Wet- 
terdach; j. d. Art. Abdach und Anwurf. 

abwurzeln, 1.der Burzeln berauben. — 2. j.v.iw. rob, 
grob und unordentlic) abbauen. 

abyſſiniſche Bauten, j. abejfinifche Bauten. 

abzahnen, 1. frz. denteler, endenter, engl.to indent, 
to tooth, ein architeltoniſches Glied mit Zahnjchnitten 
verzieren (j. d.). — 2. frz. breiter, bretteler, engl. to 
scratch, to tooth, to dent (Tiſchl.), j. v. w. mit dem 
Zahnhobel abhobeln, wodurd die Fläche in Heine Rinn- 


‚ chen getheilt u. jomit das Haften des Yeims vermehrt wird. 


abzapfen, 1. Flüjfigleiten, 3. B. das Waſſer, aus den 
Bergwerten, von den Wiejen ıc. durch Röhrenleitung oder 
durch Sentgruben wegbringen. — 2. ſämtliche Zapfen 
an die Säulen und Riegel zu einer Zulage arbeiten. — 
3. eine Säule x. aus dem Zapfenloch berauszichen. — 
4. einen Zapfen abjchneiden oder abbrechen. 

abzargen, abwangen, die Wangen oder Zargen von 
einer Treppe x. wegnehmen; ſ. d. Art. Zarge. 

Abzehrung, f., eine Krankheit des Holzes; f. d. Art. 
Auszehrung. 

Abzeichen, n., deutjches Wort für Attribut (f. d.). 

abzeichnen, 1. fr. copier, eine Zeichnung nachbilden, 
fopiren od. auch einen Körper od. ein ausgeführtes ſchat— 
tirtes Bild in blojen Contouren nachbilden. — 2. frä.mar- 
quer, mit Zeichen verſehen; j. abiteden, bezeichnen ꝛc. 

abziehen, 1. frz. &couler, engl. to withdraw (Chem.), 
jo bezeichnet man die Deitillation einer Flüffigkeit, Waſſer, 
Spiritus, über einer Subjtanz (Pflanze), um dieflüchtigen 
Theile derjelben mit den Wajjer- oder Spiritusdämpfen 
zu verflüchtigen. Das Deſtillat erhält dann die flüchtigen 


| Brodufte der behandelten Subftanz gelöjt. [WF.) — 


2. (Tiſchl. und Zimm.) frz. racler, engl. to scrape, geho— 
belte Holzwären mittels der Ziehklinge (j. d.) abſchaben 
und glätten, auch für abbobeln überhaupt. — 3. frz. repas- 
ser, engl.to whet, jhneidende Inſtrumente, nachdem man 
jie geichliffen, auf einem Abziebjtein oder Streichriemen 


3. B. bei den zu Feilen bejtimmten Stabljtüden vor dem 
Hauen, um jie volljtändig zu glätten; jind die Stahljtüden 
groß oder an etwas befejtigt, jo werden nicht fie über den 
Stein od. Riemen, jondern derjelbe über fie binbewegt. — 
4. (Hüttenw.) die Glätte und Scylade vom Herd weg— 
ichaffen; j. Abzug u. Abſtrich 1.— 5. Blechſtürze zu aleicher 
Stürfe jchlagen. — 6. (Bergb.) ſ. v. w. vermeſſen. —- 
7.(Schmied) Stahl u. Eiſen abzieben, j.v.w. über Koblen 
bärten. — 8. (Maler) mittelslanger paralleler Linien ber: 
jtellen, 3. B. einen Sims abz.: jeine Schattirung durch 


Aösiehklinge 0 abjmängen 














eine dgl. mit Fugen a., fie durch Linien ſcheinbar abqua= 
dern. — 9. (Maur. u. Stuff.), Simsglieder a., diejelben 
aus Gips ziehen; j.d. Art. Gips. — 10. Sich a., loötrennen, 
loder werden, wenn der loder werdende Gegenjtand eine 
größere Ausdehnung hat. — 11. Abzugsgräben macen; 
kleine dgl. werden nicht gegraben, jondern mit dem Ab- 
jichpfing gepflügt. 

Abziehklinge, f., j. Ziehtlinge. 

Abziehftein, m., ſ. Streihichäle, Wetzſtein. 

abzinken, ein Bret, um es mit einem andern zu verbins 
den, mit Zinken verjeben; ſ. d. Art. Zinte. 

Abzudjt, f. (plur. Abzüchte), 1. (Hochb.) ſ. v. w. Abort, 
j. Abtritt 5; doch auch ſ. v. w. Abfluß IL, 1; 5. d. Art. 
Abzug. — 2.(Wafjerb.) niederdeutich f. Abzugsgraben. — 
3. (Straßenb.) frz. &gout, m., engl. shore, sewer; ſ. v. w. 
Dohle, Kloake, Schleufe; j. d. betr. Art. — 4. (Hüttenw.) 
jr}. event, m., aspirail, m., ventouse, f., canal evapo- 


an einer höheren Stelle zufliehende Waſſer, joweit es der 
Teich nicht braucht, abzuleiten. Bei Sammelteichen (j.daj.): 
das Teichwafler einem Wafjertriebiwerk zu defien Bewe— 
gung zuzuführen. Zum Schlänmen (Fiichen) des Teiches 
bedarf es noch eines bejonderen Schlämm= oder Fiſch— 
gerinnes; ſ. d. Art. Teid). ' 

‚ ad3,4,5,6. Im allgemeinen hat man zu Verhütung 
theils von Gefällsverluft, theils einer nachtbeiligen Ein: 
wirkung auf das Bett des N. plöglichen Wechfel der Rich: 
tung und des Duerjchnittes zu vermeiden. Invermeidliche 
Krümmungen müſſen möglichit flach, d. bh. mit großem 
Radius angelegt werden. Scharfe Eden in der Richtungs— 
linie, wie jie bei Hauptabzjugsröhren der Drainagen noch 
bier u. da ausgeführt werden, find fehlerhaft. Das Waſſer 
wäjcht ſich an ſolchen Stellen auf Koften des fonfaven 
Ufers jelbjt eine Kurve aus. Vor allem hat man gegen 

ratoire, canal d’humidite, conduit, engl. vapour-chan- | das übermähige Ablagern von Sintftoffen auf der Sohle 
nel, air-pipe, drain. Kanal zu Ableitung der Feuchtig- und gegen das Wuchern von Waflerpflanzen (bei. lang— 
feit oder Yuleitung der Luft unter dem Herd, 3. B. in der fadigen Algen) daſelbſt zulämpfen, danamentlid) hier— 
unterjten Schicht des Abtreibofens (. d.). durd die größten Sefällsverlufte, Rückſtau in die Mühl: 

Abzug, m.,1. frj.dechargeoir, &pancheoir, m.,rigole, | räder, Unterwafierjegen der Drainausqußröhren ıc. ent= 
chante-pleure, f., engl. issue, drain, channel, allgem. | jtehen. Die Kanäle jind daher von Zeit zu Zeit zu räu— 
Ausdrud für alle Vorrichtungen zu Ableitung des Waj- ' men (j.d.). — Der Böihungswinfel des Duerprofils richtet 
jers, beſ. unter der Erde. So giebt man den Teichen, | fich bei. nach der Dichtheit oder tohärenz des betreffenden 
Sien x. Abzüge, um Ueberſchwemmungen zu vermeiden; | Bodens; ſ. Böſchungsanlage. Zwedmäßig ift Rajenbes 
j. übr. d. Art. Abzugsgraben, Teich, Kanal x. — 2. frz. | legung, unzwedmähig Anpflanzung von Bäumen u. bohen 
empreinte, impression, engl. print, prynt, ſ. v. w. Ab⸗ Sträuchern hart am fer, da dieſe ſich allmählihdem Waſ— 
aus, Abdrud, AbHatich. — 3. fr}. descente, engl.retiring, | jer zuneigen und Uferbrüche erzeugen; j.d. Art. Entwäſſe— 
Gegentheil von Aufzug, alfo Vorrichtung zum Herunters | rungsgraben, Drainage, Grundrinne x. [v. Wgr.) 
ziehen, Herunterlafjen einer Laſt. — 4. frz. crasse, engl. | Abzugsgrube, f., auch Senkgrube, Sichergrubt gen., frz. 
slag, scum; W. heißen die aufder Oberfläche beim Schmel= | puisard, ım., trappe, f., engl. sink-hele, sinktrap, ift ein 
zen von Metallen od. Legirungen fi) anfammelnden Un-— | in durchläſſigen Bodenshichten brunnenartig ausgegra= 
reinigfeiten, bef. die zuerit von dem geſchmolzenen Wert: | bener Raum, weldyerjolche Tagewäfler, Kellerwäfier, Ab- 
blei mit eifernen Kragen entfernte schwarze Maſſe; vergl. | fallwäſſer u. i. w. aufnimmt, für die weder ander Terrain: 
d. Art. Abjtrich 1.[WF.]) — 5. frz. chüte, engl. fall, der | oberfläche no in Schleujen oder Röhren ansreichendes 
Fall des Wafjers, oder aucd der Fall, das Gefälle des | Gefäll zum Ablaufen nad Flüffen befchafft werden kann, 
Waſſerbetts. — 6. (Schloff.) ſ. v. w. Schnappſchloß. und welche deshalb an einen Ort geleitet werden müſſen, 

Abzugsgraben, Abzugskanal, m., Ablanfrinne, Ab- | von wo aus fie ſich allmählich in die umgebenden Erdichich- 
leitungstinue, Entwällernugsgraben, frz. fosse de döcharge, | ten verziehen können. Ueber die Herjtellung j. d. Art. 
fosse d’&coulement, m., lacunette, f., cunette, f., cu- | Senfgrube. [Fr.] 
vette, engl. channel, trench, ditch, water-course, dra- | Abzugsrinne, f., frz. dalot, m., engl. kennel, flacher 
wing-ditch, ital. cunetta, jpan. refosito, neugried). puzxe, | Abzusgraben (j. d.), be. wenn er mit Holz, Steinplatten, 
dient hauptſächlich 1. bei indujtriellen Waffertriebwerfen | Bflajterfteinen ıc. ausgelegt ift; j. d. Art. Tagerinne, 
(für Mühlen, Fabrilen, Bergbau u. . w.) zu Abführung | Rinne, Siel ꝛc. 
des Betriebs⸗ (Aufſchlags-⸗ Waſſers unterhalb des Mo-  Abyugsrohr, n., Abuzgsröhre, f., frz. tuyau, m. de de- 
tors. — 2. bei Teihen zum Ablaſſen des Teichwaſſers. | part, de döcharge, de degorgement, engl. waste-pipe, 
3. als Hochflutgraben (j. Flutrinne). — 4. zu Ableitung | 1. ſ. v. w. Abſſußrohr, Gußſteinrohrec aud) für Drainage: 
des fi) anjammelnden Regen- oder Quellwaſſers aus | rohr, Rauchröhre, Dunjtröhre und Ventilator gebraucht; 
Straßengräben ıc. In Feitungsgräben find je 1,,, bis | j.d. Art.— 2. (Kriegsb.) Röhren, die am Fuß von Graben= 
2m. tief u. 7,, m. breit, dienen zugleich als Hindernis für | rev&tements das Sickerwaſſer aus den hinter den Mauern 
den über den Graben fappirenden Angreifer. [Per] — | liegenden Kanälen in den Graben leiten. [Prz.] 
5. zu Ableitung der Tagewäfleru.Grundwäjjer(aud Drais: | Absugsröfrhe, f. (Bergb.), j. Nöjche. 
nagewäjjer) von Feldern, Härten u. Wieſen. — 6. zu Auf: | Abjugsſchlacke, f. (Hüttenw.), j. Garſchlacke. 
nahme und Fortführung desjenigen Ouantums an Fluß: | Abzugsfchleufe, f., 1.(Hochb., Straßenb.) frz. Egout, 
waſſer, welches die Betriebswafjermenge eines direlt da= | m., eloaque, f.,engl.sewer, sink, cloake, ſ. d Art. Kloake. 
rin gelegenen Triebwertes (aljo bei Abwefenheit eines | Schleujere.— 2. (Waſſerb.) frz. &cluse de fuite, dechasse, 
bejonderen Zuleitungs: Mühl: |Srabens) überiteigt. — | engl.outlet-sluice; j.d. Art. Jagdichleufe, Fluchtichleuje. 
7. in Städten zu Ableitung verunreinigten Waſſers. Abzugsfdlot, m. (Striegsb.), j. Brodemfang. 

ad 1. Den Abhzugs- (aud) Unter) Bräben giebt man) Abyugsteid), m. (Wafjerb.), frj.ctang, m. absorbant, 
in der Regel kein zu großes Gefälle, weil dann hiervon | engl. absorbing-tank; j. d. Art. Drainage, Entwäfle: 
dem Triebwerf (der Waſſerkraft) verloren gebt; aber auch | runa, Teich ıc. 
fein zu Heines, weil dann das Waſſer nicht Schnell genug | Abzugswehr, n., j. d. Art. Wehr. 
den radtichiten Bunkt (j. Radtigfjtes) verläßt und nicht | abzwängen (Zimm.), von zwei zu eng oder nahe an 
jtrömend genug jein wird, um den etiwa ſich auf der Sohle | einander befindlichen Stüden, das Heinere von dem grö— 
anjammelnden Schlamm oder Sand fortzutreiben. Den | Fern dadurd) abrüden, daß man einen keilförmigen Kör— 
A. bei Freiberg in Sachſen 3. B. giebt man ein relatives | per in den Zwiſchenraum fchiebt und feitwärts bin und 
Gefälle (ſ. Gefälle) von O,,,, bis O,.93. Ihr Suerprofil ift | her bewegt. Geſchieht, wo das Abkeilen zu viel Erjchüttes 
ein flad) oder fteiler geböjchtes halbes Schhsed aus Erde | rung oder Geräufd) verurjachen würde. 





abzweigen 

absweigen, ſ. unter d. Art. Dammbau. 

abzwerten, frz. raboter en travers, engl. to plane 
a cross (Tiichl., Zimm.), Holzoberflächen, z. B. eine Die: 
lentafel xc., in eine genaue Ebene (in Flucht) bringen, da— 
durch, daß man mit einem Schropphobel oder, wenn es 
feiner werden joll, mit dem Zwerchhobel diagonal oder 
quer gegen die Adern hobelt. 

abzwirken 1. fr}. pincer, von Nägeln die Spibe ab- 
fneipen. — 2. mittels einessteils, Hebels oder dergl. rud- 
weile abzwängen. — 3. |. v. w. auspwiden; j. Zwider. 

Acacie oder Akazie f., 1. frz. Acacia, m., Faux-Acacia, 


41 


Accolade 


jen, danach theiltman es im Handel inglattes, gemajertes, 
gewäjjertes, marmorirtesx,. Es fommt nicht in Stämmen, 
jondern nur in Pfoſten oder Planten nad Europa. Das 
Holz der Spondias lutea, aus derielben Familie, wird 
ebenfalls Acajou genannt, beides heißt auch Eailcedrahol;. 
Das Aranahol; iſt ebenfalls röthlich, fommt aber aus Oft: 
indien. Ncajou wird auch häufig, aber unrichtig, das 
Mabagoniholz genannt. Zu derjelben Gattung gehört ein 
den Balmen und Bandanen nahe verwandter Baum, der 
‚ Elefantenbaum (Elephantasia macrocarpa), der in Süd- 
| amerifa am Magdalenenfluß u. in Oftindien wächft, defien 





engl. Common Acacia, locust-tree, gemeine oder unchte | Früchte (Steinnüſſe) als vegetabiliiches Elfenbein ın den 
Aracie, auch Schotendorn genannt (Robinia Pseud- | Handel fommen u. von den Drechslern als fünftliches El— 
acacia, fyamilie der Schmetterlingsblütler), ſtammt aus fenbein zu Stodfnöpfen u. dgl. verarbeitet werden. | Wf.) 


Nordamerika, wächſt jchnell, erlangt in 40 Jahren eine | 
Stammböhev.15— 18m bei60 cm Durchmeijer. Das Holz 
von ausgewachienen Ncacien ist hart, ſchwer (1 kbm wiegt 
710 kg, jpez. Gem. — 0,71), feit und dauerhaft, hält in 
allem Wetter gut aus, ift weder der Fäulnis nod) dem 
Wurm unterworfen, nach dem Austrodnen ziemlich hart, 
jchwer zu bearbeiten, ſchön gelb, zuweilen ins Grüntliche 
jpielend, atlasartig glänzend, nad) dem Kern hin dunkler 
gejtreift, mit feinen purpurrothen Adern durchzogen; zwar 
ziemlich großporig , aber doch feinkörnig; läßt ſich daher 
gut poliren und beizen, reiht aber leicht auf. Bei einem 
Alter von 20—30 Jahren ift das Holz gut als Brenne | 
material zu verwenden. Seine Heizfraft verhält fich zu | 
jener des Buchenholzes wie 7'/, zu 10. Mit grünen Wal: 
nußſchalen u. einer ſchwachen Galläpfeltöjung in Bitriol, 
dazu arabiiches Gummi und Weingeift gemifcht und ge— 
tocht, befommt es die Farbe des grünen Ebenholzes oder 
Aspalaths. In Europa dient es nur zu Möbelarbeiten, 
in Amerika dagegen auch zum Schiffbau, neuerdings be= 
fonders zu Schifisnägeln; zu dieſem Zweck bezabit man 
dort jogar den kbm. mit 100 M. Auch als gelbes Farbe— 
hol; iſt e$ verwendbar. Wenn man esmiteiner Auflöfung 
von Gummigutti in Waſſer tränft, erhält es eine dunkel— 
citrongelbe Farbe mit vielem Glanz. — 2. Echle Acacie 
(Fam.der Sinnpflanzen, Mimoseae), iftinzahlreichen Ar- 
ten über alle wärmeren Yänder verbreitet. Diejog. arabiiche 
A. (Acacia nilotica, vera, arabica) liefert das arabiſche 
Gummi. Das Holz, Sittimbolz, war bei den Alten jehr 
geihägt; von den Aegyptern wurde es dem Sonnengott 
geheiligt, von den Juden zum Bau der Stiftshütte ver- 
wendet. (S. außerdem Akanthus 1.) Bon der Senegal-N. 
(A. Verek), die am Senegal anfehnliche Waldungent bil— 
det, jtammt das Scnegalgummi. Das Holz der Sabicu-A. 
(A. formosa) in Weftindien übertrifft an Feitigfeit und 
Dauer jelbjt noch das ojtindijche Teafholz. Die Sands 
wich. (Acacia heterophylla), auf den Sandwidinjeln 
Kra genannt, giebt ein jehr Schönes Möbelholz. Es 
hat lichtgelbe Farbe und feine, federartige Zeichnung, 
durch welche es ſich trefflich für Kunfttiichler eignet. Den 
Eingeborenen dient es beim Schiffbau. Die Acacia cate- 
chu, ein in Oftindien heimifcher Baum, aus dejjen Holz 
das Eatedyn (terra japonica), j. d. Art., gelocht wird, wel= 
ches zum Färben u. Serben dient. Much einige A. in Chile 
jind wegen ihres feiten Holzes in Ruf. S. Espimo. | Wf.] 
Die Engländer nennen German acacia den Shwarzdorn, 

Acacin, n., j. Arabin. 

Academie, f., |. Alademie. 

Araja, n., Holz vom glanzblättrigen Mombinbaum 
(Spondias myrobalanus, Familie Terebinthaceen), in 
Südamerifa, rotb, leicht wie Korkholz, nicht zu poliren. | 

Arnjon, n., Hierenbaum, Anacardien- oder weißes Maha- | 
gonihol; (Anacardium oceidentale, Familie der PBans | 
danen, aronartige Bilanzen), von den franzöſiſchen Inſeln 
in Amerifa über Bordeaur und Marjeille und auch von | 
der Oſtküſte Brafiliens zu beziehen, ziemlich in gleichem 
Preis mit dem Mahagoni. Es iſt röthlich, mit weißen u. | 
gelben Adern, oder braunröthlich mit fonzgentrifchen Kreis | 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. L 


Acajou, m., frj. Die Franzoſen benennen jo 1. das 
Holz der Swietenia mahagony in Brafilien; j. Maha— 
goni; — 2. das Holz einer Cedrele (f. d.); — 3. das Holz 
des Cassuvium des Juſſieu. — 4. Acajou bätard, ın., 
heißt das Holz der Swietenia senegalensis, deutih Ma- 
deiras Mahagoni oder afrikanisches Mahagoni genannt, 
engl. Bastard-mahagony. — 5. Acajou femelle, de 
eaisse, das Zuckerkiſtenholz, Caobaholz, die Havana- 
ceder. — 6. A. mouchete, das gefledte Mahagoniholz. 

Acanahols, j. unter Ncajou, 

Acanthe, f., frz., acanthus, lat u. engl., j. Afanthus. 

Acenstillage, m., frz. (Schiffb.), Oberwerf, Ber: 
teuning. 

Arreleration, f.,frj.acceleration, f., engl.acceleration 
(Mech.), iſt die Stärfe oder Größe der Veränderung in der 
Geſchwindigkeit eines Körpers innerhalb einer gewifjen 
Zeit; fie iſt entw. pofitiv (Bejchleunigung) oder negativ 
(Berzögerung), je nad) Zu= oder Abnahme der Geſchwin— 
digkeit. Bei der gleihfürmig veränderten Geſchwindigkeit 
iſt die A. unveränderlich, und fie läßt ſich daher in dieſem 
Hall durch die Zu: oder Abnahme der Geſchwindigkeit 
mejjen, welche in einer Zeitjefunde ſtattfindet. Bei jeder 
andren Geſchwindigkeit iſt dagegen die A. diejenige Zu- od. 
Abnahme an Geſchwindigkeit, welche ein Körper erbalten 
würde, wenn von dem Augenblid an, für welchen man die 
A. angeben will, diefelbe feine Veränderlichkeit mehr hätte 
und aljo die Bewegung in eine gleichförmig veränderte 
überginge. — Gleichförmig verzögert würde (ohne Luft: 
twiderjtände) ein Körper ſich bewegen, welcher in die Höhe 
geworfen wird; gleichförmig beichleunigt: ein in Iuftleerem 
Raum jenfrecht fallender Körper. Bei diejer Bewegung 
wird die durd die Schwerkraft erzeugte A. nad) allgem. 
Ucbereinfommen mit dem Buchitabeng bezeicynet, u, nach 
genauen Mejjungen iſt ihr mittlerer Werth (die N. der 
Schwerkraft nimmt von den Rolen nad) dem Wequator zu 
ab) = 9,,, m. Abnlich iſt die Bewequng eines auf jchiefer 
Ebene rollenden Körpers. Das Flußwaſſer, das als fol- 
cher anzuichen iſt, nimmt jedod) feine Beichleunigung an; ſ. 
d. Art. Bewegung, Fall, Schwerkraft ıc. |Schw.,r. Wgr.) 

Accefforien, acceforifhe Gemengtheile Mineral.), Mine: 
rale, welche inden eigentlichen Beitandtheilen der Bebirgs- 
arten als Begleiter derjelben in einzelnen Fällen einge: 
iprengt vorlommen; z. B. der Granit, welcher ala ſolcher 
aus Feldſpat, Quarz und Glimmer beiteht, enthält bei 
Hammerbrud (im ſächſ. Erzgebirge) blaßgelben Topas 
als acc, Semengtheil. |r. War.) 

Arcridentalperfpektive, f., frz. vue, f.aceidentelle, engl. 
oblique perspective; j. im Art. Perſpeltive. 

Arccidenz, f.( Mal.) frj.accident, m. de Jumiere, engl. 
accidentallight. Unterbrechung der Sonnenjtrahlen durch 
eine Wolfe, Auch Nebenbeleuchtung, z. B. durch eine Lampe 
od. Fackel auf einem Mondicheinbild, [M-s.) 

Arcidenzhaus, n., hier u. da f. Leihhaus (j. d.), 

acclamper, v. a., frz, anframpen., 

Aceoingon, m., frz., der Auffchiebling, die Ausglei— 
chungsknagge auf einem Dadı. 

Accolade, f., frz. (Baut.), Schneppe, Ejelsrüden (f.d.). 

6 


Accolage 
Aceolage, m., frz. ( 
Anbindung. 

Accolement, m., frz. (Straßenb.), Streifen zwiſchen 
den Bflafterrändern und den Grabentanten, 

aeeoler, v. a., frz. (mönchslat. adeolare), 1.anbinden, 
anpfählen. — 2, accoler une colonne, jrz., eine Säule 
mit Balmenzweigen, Blattwert, Bändern, Ranfen oder 
dgl. umſchlingen. — 3. (Zimm.) jtumpf anftoßen. 

Accon, m., f13.(Schiffsb.), eine Art Lichter an der gas: 
cognijchen Küfteu. aufden Antillen in Form eines Brahms 
von 8—10 m. Länge, 3—4 m. Breite u. 1 m. Bordhöhe, 

Accord, m., j. Aftord. 

Accotement, m., frj., 1. (Eifenbahnb.) das Bantett, 
der Raum zwijchen der äußeren Schiene und dem Nand 
des Dammes, der Brüde x. — 2. (Straßenb.) j. v. w. 
accolement 











Aceoteir, m., frz., 1. (Bauf.) Baden, an den fich das | 


abgeſchnittene Ende einer Sohlbant, eines abgejchnittenen 
Gurtiimjes oder Hauptjimjes ze. anlegt. — 2. (Tiſchl. ꝛc.) 
Seitenlehne an Chorſtühlen zc. 


Accoudoir, m., frj., Ellbogenlehne, bei. Oberplatte | 


der Brüftungen, Feniterjoblbänfe ıc., dod) wird es aud) 
für jede niedrige Lehne, alſo auch in gleihem Sinn mit 
accotoir 2, gebraucht. 

Account, s. engl. Bauanſchlag (j. d.). 

accoupl£, adj., frz., gefuppelt (j. * 

accoupler, v.a., — pären, fuppeln (j. d.). 

Accourse, f., accoursie, accourcie, f., frz. (Hochb., 
Schiffsb.), Verbindungsgang, Laufgang. 

Acereseendi jus, n., lat., Auwachſungstecht od. Zu—⸗ 
wachsrecht. Recht, ſich einen durch Kunſt od. Natur ent: 
ftandenen Zuwad)s an einem Grundftüd oder dgl. anzu— 
eignen, fteht dem Befiger 3. B. dann zu, wenn fein Grund— 
jtüd am Waſſer liegt u. dieſes Erde xx. an fein Grundftüd 
anſchwemmt und dadurch dasjelbe vergrößert. 

Acrumulator, m., frz. accumulateur, m., engl. accu- 
mulator (Hydr.); j. Altumulator. 

Acer, lat. 1.n. (Bot.), j. Ahorn. — 2. m., Stahl. 

Acera, f., jpan., Trottoir, Steinreihe in der Mitte des 
Strafendammes, doch auch Damm, 

acerer, v. a., fr3., verjtählen, anftählen. 

Acerra, f., lat., frz. acerre, f., navette, f., Weihraud: 
pfanne; auch das Gefäh, worin der Weihraud) aufbewahrt 
wird; j. Weihrauchſchiffchen. 

Acerrofere, m., acerofere, m.,‚acerofaire, m., frz., 
Dreifuß zum Aufftellen der Weihrauchſchale. 

Acetabulum, n., lat., 1. urjprünglid) ein römifches 
Gewicht — 2 Unzen 4 Dradimen, und ein Flüſſigkeits— 
mäß, ungefähr = 0,9995 Liter = 3°/, preuß. Kubikzoll. — 
2. die metallenen Effingefähe, jpäter alle Metallgefäße; 
3. B. die 12 Schüfjeln, worin die zwölf Stämme Jiraels bei 
der Einweihung des Altar dem Herrn ihre Gaben dar- 
brachten, dann die Schallgefähe inden römischen Theatern; 
j. d. Art. Echeion u. Theater. 

Acetylfäure, j. v. w. Eifigiäure (j.d.). | Wf.] 

Ach, n., altdeutich für Waſſer, in manden Gegenden 
nod erhalten. 

Achat, m., Adatflein, Adtfein, Agat, fälſchlich auch 
Agath geſchrieben, frz. agate f., engl. agate, ein weſent— 
lid) aus Kiejelerde beftehendes Mineral, halbdurchſichtiges, 
jehr hartes, innig verwachjenes Gemenge aus den zu den 
wafjerfreien Varietäten des Quarzes gehörigen Minera- 
lien: Chaleedon, Zajpis, Hornftein, Karneol, Feuerftein, 
Heliotrop, Amethyſt 2c.; fommt auf®ängen im Gneis und 
Porphyr, meist aber als Ausfüllung von Blafenräumen 
dor, nad) deren Bejtalt die Lage derverschiedenen Beſtand— 
tbeile und jomit Die Zeichnung auf der Durchſchnittsfläche 
jich richtet; man unterjcheidet nad) diefer Zeichnung Fe— 
ſtungs-, VBerjteinerungs=, Band-, Kreis-, Moos-, Land— 
ſchafts⸗, Röhren-, Jaſpis-, Korallen-, Punkt-, Stern-, 
Wolken-, Holz-Achat ꝛc. Den ſchönſten A. findet man zu 


42 
Gart., Straßenb.), Anpfählung, 


Achſe 














Oberſtein in der Rheinpfalz, in Oſtindien, Sizilien und 

Sachſen. Außer zu allerlei Heineren Luxusartikein wird er 
bei. in Florenz zu Moſaikarbeit, Reibſchalen, Rolirjteinen 
und ausgelegter Arbeit an Boijerien 2c. verwendet, auch 
von den Glaſern als Erjapmittel des Diamants benugt. 

Hadjahmungen od. Färbungen des A. kann man beritellen 

‚1. durch Anbeizen geichliffenen Ehalcedons mit Honig, od. 

durch Kochen von‘. in Ol und nachfolgender Behandlung 

‚mit engliiher Schwefelfäure in der Wärme, wodurd 
ſchwarze Streifen entjtehen. — 2. Um einen A. mit jehr 
feinen weißen Linien zu erhalten, überzieht man den Stein 
mit einer Lage von Soda und glüht den jo vorbereiteten 
Stein im Ofen unter der Muffel. — 3. In 16 tüchtig ge- 
ſchlagenen Eidottern läht man 66 g. arabiiches Gummi u. 
50 g. Kopal, beide gepulvert, zergehen und das Ganze in 
einem Glasgefäh 8 Tage an der Sonne jtehen. 

Das Schleifen des N. geſchieht mittels jtets naß ge— 
baltener Schleifjteine, die mit der gewünjchten — des 

Arbeitsſtückes entſprechenden Kanälen verſehen ſind, und 
erfordert ſehr viel Kraft. W.) 

Ache, f frz., lat. apium, Eppich (Sellerie, Peterſilieec.), 
ſehr häufig zu Blattverzierungen benutzt, namentlich in 
der franzöſiſchen Gothik. 

Achel, f., 1. ſ. v. w. Spitze, auch ſ. v. w. Angel an Klin— 
gen; ſ. d. Art. Angel. — 2. Auch Age, Agen, Ahne, Anne, 

geſchrieben, ſ. v. w. Flachsſchebe (j. d.). 

eiropita, &yeıporomtz, frz. acheiropoßta, nicht mit 
Händen gemacht; jo nennt man diejenigen Bilder des 
Heilandes und der Maria, die von Engeln oder jeligen 
Geijtern gemalt jein jollen, daher auch alle wunderthätigen 
Marienbilder. S. in M. M. a. W. 

Achelor, Achiler, Achlere, altengliſche Schreib— 
weije für Ashlar (j. d.). 

Adyromafie, f., frz. achromatisme, m., engl. achro- 
matism, Yarblofigfeit, Bleichheit, aud) Vernichtung der 
Farben durd) Segenwirkung anderer Farben; j. Farbe. 

achromatiſch, adj., frz. achromatique, engl. achro- 
matic, farblos, bej. von Glas u. durchſichtigem Stein. In— 
jolge der Abweichung (j. d. 3.) der farbigen Lichtitrahlen, 
aus denen das weite Tageslicht bejteht, erſcheinen die 
durd) ein Linjenglas geſehenen od. erzeugten Bilder an 
ihren Rändern bunt gefärbt. Diefe bunte Färbung, zus 
gleich mit der ebenfalls durd) die Abweichung erzeugten 
ungenauen Wiedergebung der Mähe und Contouren der 
betr. Gegenſtände, wird aufgehoben, wenn man ftatt des 
einfachen Linfenglajes ein Linſenſyſtem anwendet, bejte: 
hend aus einer Konverlinfe von gewöhnlichem Glas und 
einer pafjenden Konkavlinſe von Kronenglas; ein jolches 
Linſenſyſtem heißt a., und zu Vermeſſungswerkzeugen 
dürfen nur jolche verwendet werden. 

Achſe, f., Arc, f., 1. frz. axe, m., engl. axis, aud) mathe- 
maliſche Achſe, Adıslinie, Ahsfrid genannt, heißt allgemein 
und im mathematijchen Sinn diejenige Linie, um welche 
fi) ein Syſtem anderer Linien, Flächen oder Körper als 
um die allgemeine Richtungslinie gelagert hat oder in 
Bewegung befindet, oder auf welche diejelben ideell bezogen 
werden. Daher nennt man a) in der Geometrie A. einer 
frummen Linie diejenige Gerade, durch welche die frumme 
Linie in zwei congruente, ſymmetriſch liegende Theil zer— 
legt wird Symmetrie-Achje). A. eines geometriſchen Kör- 
pers aber iſt diejenige Linie, welche durch die Mittelpuntte 
aller parallelen und unter einander ähnlichen Durch— 
Ichnitte des Körpers geht, jo bei Eylinder, Kegel, Kugelec. — 

b) In der Aitronomie verjteht man unter Himmels- oder 
Weltachſe, frz. axe polaire, axe du monde, engl, polar 
axis, diejenige gedachte Linie, um welche fich der Himmel 
bei jeiner jcheinbaren täglichen Rotation herumdrebt; ibre 
Endpuntte jind der Nord: und Südpol des Himmels. In 
ähnlicher Beziehung ſpricht man von der Erdachſe. — 
| e) Inder Mechanik nennt man Achſen diejenigen geraden 
' Linien, welde man jo durch die Körper hindurchgelegt 


Adel 








43 


Adtelkreis 











denfen fann, daß bei der Drehung alle Buntte des Kör- Fig. 63 u. 64, ganz am Ende eines andern b in dasfelbe 


pers um fie herum Kreiſe bejchreiben (Schraubenadjie, 
Wellenachſe, Radachſe u. ſ. w.), doch kann die A. auch außer: 
halb des ſich bewegenden Körpers liegen, 4. B. die Schwin- 
gungsachſe, A.der DOscillation, j.d. Art. Bendel u. Wäge. | 
(Schwa.] — d) In ber Baukunſt ift z.B. N. eines Grund- 
riſſes die Linie, weldhe die Mittelpuntte beider Hauptfa= | 
enden mit einander verbindet; N. einer Façade, eine von | 
der Mitte des Portals ſenkrecht aufiteigende Linie; U. 
einer Säule die Gerade, welche durch die Mittelpuntte der 
Duerjchnittsflächen der Säule hindurchgeht ꝛc. — e) Im 
Rafjerbau jpricht man inähnlichem Sinn vonder. eines 
Stromes, j. d. Art. Strom. — f) (Schifib.). Die N. eines 
Schiffes ift eine durch defien Schwerpunft der Länge nad) | 
nelegte, das Schiff in zwei gleich ſchwere Hälften theilende | 
Vertitalebene. —g) Inder Mineralogie, jpeziellinder iry: | 
itallographie, nenntman Achſen die geraden Linien, welche | 
durch die Mittelpunfte von gegenüberliegenden Kryitalls | 
flächen oder durch die Eden oder die Mittelpunfte der Kan | 
ten geben und dabei den Mittelpunft des Kryſtalls durch= | 
ſchneiden. Lage und Länge dieſer Achien find für Unter: | 
ſcheidung u. Beſtimmung der Kryſtallformen von großer | 
Wichtigkeit. — 2. frz. essieu, m., aissieu, m., arbre, m.., 
engl. axle, axle-tree, arbor, arbour, spindle, aud) kör- 
perliche Achſe, Achsbaum, Welle, Wellbaum, Spindel gen., 
nennt man Slörper, welche in der angewandten Mathema— 
tik, bei. der Mechanik, an Stelle jener mathematischen U. 
eintreten; v orzüglich ſolche Träger, welche an jeden Ende 
mit einem Zapfen verjchen find, u. mit welchen diejenigen | 
Theile verbunden find, die durch ihr eigenes Gewicht und 
dieauffieausgeüibten Prefiungen den Drudauf die Zapfen 
hervorrufen. So werden Balanciers, Wafjerräder, Mühl: | 
fteine, Schleifiteine, Wagenräder ıc. um Achſen bewegt, 
die Eifenbahnmwagen u. and, Fuhrwerle durch Achſen ges 
tragen. Eine rotirende Adıfe, frz. essiou roulant, engl.tur- 
ning axle, heißt eine ſolche W., wenn der ſich drehende Kör- 
ver (Rad, Mühlſtein ꝛc.) nicht blos auf ihre Zapfen dreh— 
bar aufgejchoben, jondern mit der A. feſt verbunden ijt, 
jo daß die A. jich mit dreht. 

Achſel, £., frz. aisselle, össelle, f., 1. (Maur.) engl. 
haund, haunch, Gewölbſchenkel, Bogenjhentel, j.d. betr. 
Art. — 2. (Zimm.) Achjel, Achielung, £, Edel, m., eines 
Zapfens, fra. epaulement, m.dutenon, engl peg-shoul- 
der, heißt die Seitenfläche des geächfelten Zapfens, mit 
welcher er an der Achiel des Zapfenlochs, Brüftung, frz. 
epaulement de lamortaise, about, engl.mortice-cheek, 
anliegt. — ©. d. Art. ächjeln und Fig. 63 u. 61. — Man 
nennt auch wohl den geächjelten Zapfen jelbjt Adhjel, bei. 
bei Wagnern, Zeugarbeitern und Müllern. 

Adyfelband, n., Schulterband, n., Tragband, oberes Win- 
kelband, Stühband, Kopfband, n., Bug, m., Büge, f.(Zimm.), 
frz. aisselier, esselier, gousset, m., paule, f., table f., 
engl.brace, bracket, shouldertree, upperstrut, Wintels | 
band, welches eine Säulemitdem darauf ruhenden Rahme | 
tüd, Balten od. dergl. verbindet; j. aud) d. Art. Band Ib. 














Fig. 6. 


Zapfen mit 
Ichtefer 


chſelung. 


Fiq. 68. 
gerader 
äüchſeln, frz. retirer le tenon, epauler le tenon, auch 
ärelu, ehfeln geichrieben (Zimm.). Wenn ein Holz a, in: 





eingezapft werden joll, jowürdedas Zapfenloch, wenn man 
dem Zapfen e jeine ganze Breite ließe, an einer Seite offer. 
jein; daher nimmt man ven dem Zapfen an der betr. Seite 
etwas weg und madıt das Zapfenlod) entiprechend kürzer, 
jo daß es nad) dem Ende des Holzes hin noch eine Brü- 
jtung, Adıfel, behält, an welche ſich die entiprechende Seite, 
d e, die gerade od. ſchiefe Achjel od. der Edjel des Zapfen, 
anlegt. Vgl. d. Art. Achſel. Dieſe Verrichtung nennt 
man ächſeln, den Zapfen geächſelt. ö 

Achſelung, £., . d. Art. ächfeln und Achſel 2. 

Adyfenende, n., Achſtuhals, Adıfenzapfen, m., Adıfenlager, 
n., Adjfeufdjenkel, m., frz. fusee, f. d’essieu, engl. axle-arm, 
axle-journal, j. Wellzapfen, Zapfen, Zapfenlager ıc. 

Amſenſchicht, f., neutrale Schicht eines gebogenen Bal- 
kens, j. d. Art. Balken, Elaftizität ıc. 

Adıfenftock, Adıskloß, ım., frz. lisoir, m., engl. axle-bar 
(Wagn.), Holzſtück, welches a der Hinterachſe aufgelegt 
wird, um jie zu verſtärken. 

Adysnagel, m., Lünfe, £., Vorfieker, m.,1. frz. esse, f. od. 
asse, f. d'essieu, engl. fore-lock, linch-pin, axle-pin, 
Nagel, durch das vor dem Rad vorftehende Ende einer 
Achje geitedt, damit das Rad nicht abrutiche. — 2. audı 
Protznagel, Spannnagel, frz. cheville ouvriere, engl. 
pigtail, pintle, Nagel, der die bewegliche Vorderachſe 
eines Wagens an den Körper desfelben befeitigt. 

Achsriegel, m., frj.entretoise, f., auch Rubriegel, ein 
Stück Holz, welches unterdem Körper des Wagens befejtigt 
ift und durch defien Mitte der Achsnagel 2 geht, jo daß, 
wenn die Deichjel geradeaus fteht, der Achsriegel auf der 
beweglichen Borderachie aufliegt. 

Adjsring, m., frz. frette, f. od. anneau m. de bout 
d’essieu, engl. end-hoop, linch-hoop, aud) Schentel- 
ring gen., eiferner Ring, um eine Achje gelegt, damit die— 
jelbe nicht zerjpringe. 

Adıs „m. frj. axe, m. droit, engl. axis, bei Zeich— 
nungen die Linie, welche die Achje einer Façade ıc. dar: 
jtellt, ſ. d. Art. Achie 1. 

Adıt, f.,ein Beichluß in Deichangelegenbeiten, vor allen 
Mitgliedern eines Deihbandes gefaßt. 

Acht. Die Zahl Acht iſt als erjte Kubikzahl nad) der 
1 (8—=2 22) feit den älteften Zeiten als eine der myſte— 
riöfen und deshalb heiligen Zahlen betrachtet worden. 
8 Höllenftrafen u. Seligkeiten werden verheißen, 8 Men: 
ichen überlebten die Sintflut, 8 Geftirne (7 Planeten u. 
der Mond) erleuchteten hauptſächlich das nächtliche Fir- 
mament, daher aud) die Negypter 8 Hauptgötter hatten, 
Auch bei den Griechen galt dies füreben jo heilig wiedie 3. 

Adıterk, n , frz. octagone, octogone, m., engl. octa- 
gon, 1. (Geom.). Das regelmäßige A. Fig. 65 wird am 
einfachiten fonftruirt, indem man ein Quadrat aufrecht 
u. ein gleihgroßes übered um den- 
jelben Mittelpunkt zeichnet, reſp. in 
denfelben Kreiseinjchreibt.— 2. Die 
chriſtliche Kirche hatte nach der 
Symbolik der alten Chriſten die Ge— 
ſtalt eines Quadrats; da nun das 
Achltem aus der Durchdringung 
zweier Quadrate entſteht, ſo galt es u 
ald Sinnbild der Durddringung fig. 65. Achter. 
der Kirche auf Erden durch die Kirche im Reich der Scligen: 
und erhielt als folches eine hohe Stelle unter den Grund— 
formen des gotb, Stils. — 3. (Kriegsb.). Das Achte ift 
wenig gebräuchlich für Redouten, dagegen fehr für Stern: 
ſchanzen. Ptz.] 

Adıtel, n., 1. (Bergb.) eine Zeche wird in 4 Schichten, 
eine Echicht in 32 Kuxe getheilt und 8 Hure heißen ein 





\ Achtel. — 2.Name mehrerer Mäfe; ſ. d. Art. Map. 


Athtelkreis, m., frz. octant, m., deutfches Wort für 
DOftant. 1. der achte Theil der Nreislinie, e fin Fig. 66. 
2.derachte Theilder Kreisfläche, alio die Fläche cef 7.66. 

6” 


Achtelſchlag 44 Acrotere 


Achtelſchlag, m., frz. mitre, f., engl. mitre, Gejellen= | der Fall. Die wichtigiten diejer Adergrößen find im An. 
ausdrud für den Winkel von dh, als für den adjten Theil | Mäh B. angeführt, verglichen mit dem Ar. 
von 360°, 3.8. Winfel fc e Fig. 66. Acherbau, m., lat. Agricultura. Die allegoriiche Dar- 
jtellung des Ackerbaues wird meiſt geſtaltet als Geres, 
mit Kornähren gekrönt, zur Seite Pflug und blübender 
Baum, Stier oder Löwe, audy mit einem Füllhorn, das 
mit Früchten gefüllt ift, oder einem Grabſcheit. Auch fann 
man der den A. vorjtellenden weiblichen Figur Scymetter: 
lingsilügel geben, wegen d. Honigfammelns dieſer Tbiere; 
jo, und nicht als Pſyche, wie manche Archäologen meinen, 
iſt die Darjtellung auf einem geſchnittenen Stein im Ba: 
titan zu Rom zu deuten. Die dem A. dienenden Baulich— 
keiten j. unter den betr. Artikeln. 

Ackerbewüſſerung, f., ſ. d. Art. Bewäilerung. 

—— m., — E — degtlatious · 

—ktrume, f. frz. terreau, m., sol, m., terre, ſ. vegetale, engl. 

Achtelſchlaglineal, n., Winkellincal zu 45 Grad, ft} | vegetable Koll soil, ploughed land, oultivated land, 
querre, f. a onglet, de mitre, engl. mitre-square, iſt in nennt man den fruchtbaren Boden, beſonders wenn er 
Form eines rechtwinfligen gleich wenkligen Dreieds gez | zum Fruchtbau bearbeitet iſt. Bei Errichtung von Gebau— 
wöhnlich aus Leiften zufammengejegt. den muß derAderboden jtets ſorgſam bejeitigt werden, um 

Arjtendeel, n., Getreidemäh in Rotterdam, ſ. d. Art. per Entjtehung des Hausſchwamms (f. d.) thunlicjit vor: 
Mahl. unter Holland. —— zubeugen. Vergleiche auch d. Art. Entwäſſerung und Ve— 

Achter, m. Bergmann mit achtſtündiger Schicht. getationskrume. 

Achter, n., 1. Prov. für Lachter, j.d. Art. Mäh A. — ackeren, adj., für eihen; aderes Holz für Eichenholz, 
2. früberes preußifches Holzmäß, ſ. d. Art. Maß 0. | niederdeutich. 
unter Preußen. . in, herentwäperung, £., 5. d. Art. Entwäflerung. 

Achterdeich, Afterdeidh, m. (Wafferb.), j.d. Art. Deich. Ackergalle, f., j. Nafgalle. i 

Adıtering, n., 1. öfterreihiiches Weinmäh, ſ. d. Art. Arkerhols, n., j. v. m. Buſch- und Laubholz am Rand 
Maß C. unter Oeſterreich; — 2. auch Adhterli gen., ſchwei⸗ der Felder. 
zerijches Getreidemäß, j.d. Art. Maß C unter Schweiz. | Acmua, acna, f. (lat.), j. dv. iv. Actus quadratus. 

Adıterkaftell, n., Sinterkafell, n., fr. chäteau, m. d'ar- Acoltello, ital., frz. en feuilles de fougöre, eine Art 
riere, engl. quarter-deck (Schiffb.), veralteter Name | Fiegelfuhboden, wobei die Ziegel auf die jchmale Seite 
der Schanze (1. d.). (auf die hohe Kante) und zwar nad) Fig. 68 verlegt werden. 

Adıterklaue, f. (Zimm.), ſ. Niterflaue. | Dieſe Fußbodenform ist ſehr alt und wegen ihrer Zwed: 

Achterſchiff, n., Öinterfhiff, n., fra. arriere, m., poupe, | mäfjigfeit u. ihres netten Ausjehens anzuempfeblen. Die 
f., engl. after-body, hind-part (Schiffb.), hintere Hälfte | Römer nannten fie opus spicatum, Aehrenwerf, die jepi: 
eines Schiffes, ſ. d. Art. Schiff. gen Jtaliener nennen jieacol- 

Achterſchlag oder Afterfdlag, 1. |. v. w. Abraum 2, — | tello od. spina pesce (Fiſch— 
2. (Waſſerb.) Stück bedeichten Yandes, durch weldyes ent= | gräte). Die alten Römer wen 
weder ein erhöhter Weg geführt od, das durch einen Land- deten fie im Innern von Ges 
deich hinter dem Hauptdeich befonders gefaht wird. bäuden, bej. in Werfitätten, 

Achterſteven, ın., ft3.&tambord, &tambot, engl.stern- | Bädern niederer Hlafjexc.,an. 
post (Schiffb.), f. v. w. Hinterjteven (j. d.). In Stalien wurde noch im 

Achterſtücke, n. pl. (Schiffb.), Hölzer, durch welche die | Mittelalter, wenigjtens bis 
Planten am Hintertheil des Schiffes befejtigt werden. zum 13. Jahrhundert, fast ig. 68. Acellolto, 

Adıtfladh, n., deutjches Wort für Oltauder (ſ. d.). allgemein diejer Pflaſterbau 

Achtort, n., auch Adıtuhr, f., frz. octuple, ötoile, f. oc- | anderen vorgezogen, jo daß man noch jet, befonders bei 
toradide, engl. octopoint, eight-rayed star, mittelalter= | Siena und Urbino, ganze Städte damit verjeben findet 
licher Ausdrud für Adtfpig, achttheiliger Stern (Fig. 66 | Auch in neuejter Zeit fommt er noch vielfach, theils für 
1.67), eine der wichtigiten Grundfiguren zu Entwidelung | wirkliche Fußböden, theils für die Unterlage zu Asphalt: 
der Thurm-, Pfeiler⸗ und Fialengrundriſſe im gothiichen | fußböden, Äſtrich, battuta ac. in Anwendung. Vgl. aud 
Kirchenbau; i. d. Art. gotbiich d. Art. Heringsgrätenbau. 

Adytfäulenban, m., Oktafiylos, fr}. octostyle, oeta-| Aromashols, n., gelbes, dem Buchsbaum ähnliches 
style, m., engl. oetostylum, Tempel mit 8 Säulen ander | Holz aus Wejtindien, dort zum Bauen benußt. 
Biebeljeite; 5. d. Art. Tempel. Acoustics, s., engl.,acoustique, f., jrz., Atuſtik (1. d.). 

Acide, m., frz., die Säure; acide, adj., jauer. vase acoustique, ın., fr}., Schallgefäh. 

Acidimötre, m., frz., engl. acidimeter, Säuremeſſer. Acre, m., frz., Acker; der Acre, das ältere franzöſiſche 

Acier, m., frz. 1.Stabl(j.d.).— 2. (Mal.) Stahlfarbe. Feldmäß, variirte in den verjchiedenen Provinzen ſeht. 
Die Franzoſen miichen fie aus Bleiweih, Koblenichwarz, | Als annäherndes Mittelmäh galt der acre von 50 Ares; 
Preußiſchblau oder auch aus Bleiweih, Preußiſchblau, j. übrig. Art, Mäß B. 
feinem Lad und kryſtalliſirtem Grünſpan. Acre, s., engl. 1. engliihes Feldmäß — 40,555 Ar 




















Fig. 60. Achtort. Fig. 67. 














aciérer, v.a ſtählen, in Stahl verwandeln, ſ. betr. Art. | 2. ſchottiſches Feldmaß — 51,463 Ar 

aciéreux, acérain, adj., nennt der Franzoſe das zur | 3. irländifches Feldmäß — 65,133 Ar 
Stahlbildung binneigende Eijen. ı Nüberes ſ. in Art. Map B. 

Aeci6rie, f., frz., Stablhütte (1. d.). Aecrifolium, n., lat., jpisblätterige Palmette. 

Acionia, f., lat., Wendeltreppe (j. d.). Aecropodium, n., lat., Fußgeſtell einer Statue, 


Adker, m., frz. acre, m., engl. acre, Flüchenmäß, zus) Acropole,; f., frz., ſ. Akropolis. 
nächit für Feld und Pilugland, dann überhaupt für unbe- | Acrotöre, m., frz. 1. engl. acroter, acroterion, |. 
baute, benupte oder benupbare Ländereien. Das Nder- | Atroterium. — 2. Die franzöſiſchen Tiſchler nennen jo die 
män iſt, ſelbſt indenverjchiedenen Diitriften eines Yandes, | Holzipindeln an den Eden und Jochabtheilungen von 
oft jehr verjchieden; bej. war dies bisher in Deutichland | Dodengelindern, welche die Handleijte od. den Oberriegel 





Art 


45 


Adjuster 











halten, die Mauern, auch die Brüjtungsplatten u, Gelän— 
derdoden in Fenſterbrüſtungen, die Antefiren u. dgl. mehr. 
3. Niedrige Attila, 

Art, activ, Actfaal, :c., ſ. unter Aft, aktiv, Aktjaal ıc. 

Actus, m., lat., 1. cin Stüd feld. Es war der a. mini- 
mus 120 Fuß lang, 4 Fuß breit, der a. quadratus 120 
ins Cuadrat, der a. duplicatus 210 Fuß lang und 120 
Fuß breit. — 2. Recht des Durchtriebs, des Durchfahrens 
Durch ein Grundſtüch. 

Acumbre, s., jpanijches Flüſſigleitsmaß. ©. d. Art. 
Mäk ©. unter Spanien. 

Acuftik, f., j. Akuitik. 

Adam. Leber die Daritellung A's. j.d. Art. Baradiesu. 
goth. Stil, fowie Art. Adam in M. M. a. M. 

Adamshols, n. (Tiſchl.), foſſiles, Schwarzes, ebenholz— 
ähnl. Holz, wird in d. Gegend v. Aſtrachan ausgegraben. 

Adansonia, £., lat. (Bot.), j. Aſſeubrotbaum. 

adapter, v.a., frj., anpajien; in Ojterr. verſteht man 
unter Adaption (eigentlich Anpafjung an eine neue Be— 
jtimmung) j. v. w. Umbau eines Gebäudes, 

Addice, s., eng. adze, adz, das Ärtdhen; hollow ad- 
dice, der Düchjel; ſ. d. betr. Art. 


frz. bätiment a., Sceitenbau, Nebenbau. 

Adel, m. (Landiw.), bayeriicher Provinzialismus für 
Jauche, daher Adelskammer, Düngerſtätte. 

Adelsbeere, Adlersbeere, f. (Bot.), j. Eljebeerbaum. 

Adent, m., frz. (Zimm.), der Zahn, die Einzahnung. 
A.Aa croc et a contre, jchräge Zähne, welche nad) der 
Mitte zu jteigen (bei verzahnten Trägern); A. carre, vier- 


Schwalbenſchwanzzinke. 
Adentage, m., assemblage en adent, frz. Lüngenver— 








Artikeln nachzuſehen ſind. 
additional, od. additionnel, frz., adj.; a. building, 











quin, m. à filet, engl. router-gage, Werfzeug zur Her: 
jtellung der Nuthen für eingelegte Arbeit. 

Aderpilz, m., j. Hausſchwamm. 

Adhäfion, f. Phyſ.), frz. adherence, adhesion, f., engl. 
adherence, adhesion, das Bejtreben zweier Körper Phyſ.) 
von dverichiedenen Bejtandtheilen, die einander mit ihren 
Oberflächen berühren, an einander zu haften, jich mit ein— 
ander zu vereinigen. Die A., mithin auch die zu ihrer Auf 
hebung nöthige Kraft, iſt um ſo größer, je volljtändiger die 





' Berührung ift, jewerdiger Zwiichenräume zwiſchen den Be- 


rührungsflächen bleiben; aljo fann man die A. dadurd 
vermehren, daß man dieje Flächen genau einanderanpafit, 
oder daß man einen die Heinen Jwiichenräume ausfüllen: 
den Körper zwiſchen diejelben bringt; Waſſer füllt dieſel— 
ben nun zwar am beiten aus, erhält aber die A. wegen 
feines Vertrodnens nur hurze Zeit, ebenſo wie DL, welches 
zwar nicht förperlos auftrodnet, aber in die Körper eins 
dringt und dadurd) die Zwiſchenräume wieder öffnet. 
Durch dieje Beobachtungen ift man zu der Erfindung der 
verjchiedenen Leime, Kitte und anderer Bindemittel ges 
langt, deren Eigenithaften bei den fie einzeln behandelnden 
Verwandt mit der W. ijt 
die Kohäſion (j. d.) oder die Wirkung der den inneren 
Zujammenbang des Körpers bewirtenden Kraft. Beim 
Waſſer z. B. hängen die Cinzelnen Theilchen (Moletüle) 
nicht allein unter einander, jondern auch mit anderen 


Stoffen, z.B. mit den Wandungen eines Gefähes, zuſam— 


men. Der Unterjchied zwiſchen Kohäſion und A. des Waſ— 
ſers zeigt ſich am beſten an einem Tropfen, welcher an 


‚einem feſten Körper hängt. Daß das Waſſer einen Tropfen 
ecliger Zahn bei der Verſchränkung; A. a crdmaillere, | 
Zahn wie leßterer, aber kürzer; A. à queue d’aronde, | 


bildet, bewirkt die Kohäſion; daß diefer an dem feiten Kör— 
per hängen zu bleiben vermag: die A. (ſ. d. Art. Molekular— 
wirfungen). Nadı Du Buat beträgt die Kraft, welche 
nöthig tft, um die A. zwijchen 1 [_]m. verzinnten Eiſen— 


bindung von Hölzern mittels dreiediger Feder und Nuth. | blechs und dem Wafjer aufzubeben, aljo auch die A. jelbit, 
adenter, v. a., frz. tailler et assembler en adent, | ca. 5 kg. Aehnliche Werthe fanden Achard, Hay-Lujjac ıc. 


r&unir a adent, Balken auf Einzahnung verbinden, Bal- 
fen verzahnen. 

Ader,f., 1. frz. veinule, £., engl. leading, auch Schnur, 
Erztrümmchen genannt (Bergb.), fortlaufender Streifen 
einer Erzart, j. Gang. — 2. (Steinm.) frz. fil, m., engl. 
vein, cloud, eingefprengter Streifen einer fremden Stein= 
art; jo giebt es Sandjtein mit Eijenadern, Marmor mit 
Duarzadern ze. ; ſolche Adern machen oft den Stein jehr 
ichön, oft aber bilden ie, wenn fie jehr bart find, ein Hin— 
dernis im Bearbeiten, oft auch jind fie ſehr weich und dann 
der Dauerhaftigkeit des Steines nachteilig, |. d. Art. Erd: 

alle. — 3. In der Erde giebt es oft Wafjeradern, oder 
aule, d. h. jumpfige Adern; ſ. d. Art. Gründung. — 4. A., 
iq. fil,m., engl, streak, nennt man die Yängendurd)= 
ſchnitte der Faſern bei getrenntem Holz, z. B. auf der Län— 
genfeite von Bretern xc., die da, wo die Anfänge der Aeite 
durchichnitten find, oder wo das Holz am regelrechten Fort⸗ 
wacjen gebindert war, von der geraden Yinie abweichen 
und oft recht ſchöne Zeichnungen bilden, bei. bei feineren 
Hölzern. — 5. (Klmpn.) in Blech geichlagene Berzierungen. 

Aderhols, n., Langhol;, Längenhols, frz. bois, m. de fil, 
engl. wood cleft plank-ways, with the grain, der Yänge 
nad) geipaltenes oder getrenntes Holz. 

aderig, adericht, Aaferig, niederdeutich aderredht, adj., frz. 
filandreux, filandeux, engl. veiny, veined (vom Holz 


| 
| 





streaked, vom Stein flawy), wird das Holzgenannt, wenn ' 
die Adern jehr unregelmäßig, der Stein, wenn feine Adern | 


jehr auffallend u. zahlreich find. 
adern, frz. veiner, marbrer, engl. to vein, to marble, 


an Scheiben von Blei, Kupfer, Meſſing, Zinn, Zint, Eifen, 
las, Holz. Sobald in einer Blasröhre die Bafjerober- 
fläche konfav ijt, jo iſt die A. ftärter als die Kohäfion. 
Wenn fich aber eine Fugelfappenjörmige Oberfläche bildet, 
jo iſt auf da8 Umgekehrte zu jchlichen. [v. Wr. 

Adhäfionsplatten, f.pl. Man hat verjucht, durch Plat- 
ten die Kohäſion und Adhäſion des Waſſers zu bejtimmen 
in der Art, da man auf der einen Seite einer Wäge ftatt 
der Wägſchale eine Platte anbrachte, welche die Oberfläche 
der betreffenden Flüffigkeit zu berühren hatte, Durch all— 
mäbliche Auflegung von Gewichten auf die Wägichale (die 
andere Seite) entitand ein Moment, in welchem die Platte 
abriß. Dod) hat man hierbei zu beachten, ob die Platten: 
grundfläche hiernach troden geblieben iſt oder nicht, da 
man erjtenfallsdie Adhäſion, im zweiten Fall die Kohäfion 
ermittelt hat. In den meijten Fällen werden beide Kräfte 
zufammenwirten. (v. Wgr.) 

ädifiziren, akt. 3., erbauen, ſ. aedificare. 

Adildisko, Gerechtigkeitsſtuhl, Nichterituhl und Ges 
richtögebäude bei den Arabern und Türken. 

Adilen, j.d& Art. Aedilis. 

Adit, s, engl., der Zugang, bej., audı day-level, 
(Bergb.), der Stollu; draining adit, sough, thurl, der 
Bajjerlojungsitolln; deep adit, dertiefe Stolln. Die eng: 
lifchen Bergleute nennen häufig auch den Wetterſchacht adit. 

Adjeetio, f., lat.,gr.vrası; (Entajis), ſ. Anjchwellung. 

Adjoining-pillar,cngi.iBauf.), Nebenpfeiler,aneinen 


| größeren angejegter (Heinerer) Bieiler. 


Adjoining - post, s., engl., 1. (Jimm.) der Hülfs— 


to streak (Maler.), durch Anſtrich oder dergl. die Ader⸗ pfoiten, Hülfsitänder. — 2. (Bauf.) adjoining-post of a 
zeichnung von Holz, Marmor xc. nahahmen; Anweifung | gothie window, adjoiuing-mullion, der junge Pfoſten, 


dazu ſ. in d. Art, Jmitation. N 
üdern, das Einlegen jhmaler Holzitreifen in ein Holz 
anderer Gattung. 


junge Mönch. 
, Adjuster, gauger, s., engl. (Maidı.), frz. adjusteur, 
Justificateur, m., der Iuficer, Monteur, Majchinenbauer, 


Adernkraßer, m., Unthenreißer, m. (Tiſchl.), frz. trus- welcher eine Maſchine aufitellt und in Gang jept. 


Adjusting-serew 46 Adular 

















Adjusting-serew, s., engl., die Stellichraube. Der Dreiviertelftab (j. d.) wird hier und da fäljchlich 
Adjusting-windlass, s., engl. (Brüdenb.), die Bier: | Adlerichnabel genannt. 
winde einer Gierbrücke. Adlerftein, n., Netit, Klapperſtein, frz. adtite, f.,pierre, 
adjuftiren, ajufiren, aft. 3. (Maſch.), frz. dresser, | f. d’aigle, geode, f. ferrugineuse, engl. aetites, eagle- 
ajuster, engl. to adjust, to make true, to face, eine | stone (Miner.), ein ſchaliger Thoneifenftein, beiteht aus 
Machine adjuftiren oder montiren heißt: fie aufjtellen u. | Thonerde, Eifenoryd, Kiejeliäure und Waſſer. Wf.) 
in Bang jepen. Adlervitriol, m., Benennung des YZinkvitriols von 
Adjuftirung, f., Montirung, f., frz. ajustage, dressage, | Goslar, weil die Fäſſer, in denen er verpadt ift, mit einem 
montage, m.,engl.adjusting, adjustment, das Nufjtellen, Adler bezeichnet find. [ Wf.] 
Zujammenpafien, Anpafien u. Ingangjepen e. Maſchine. Adlerzange, f., Steinzange, f., zangenförmige Sttinklaut 
Adjustment, s., 1. j. Adjujtirung. — 2. (Zimm.), frz. | (&ochb.), frz. louve, f. a tenailles, engl. 
engraissement, m., das jtrenge Einpaſſen der Zapfen | stone-pincers, pl., mason’s iron-ton- 
in die Zapfenlöcher. gue, ram-tongue. njtrument zum 
Adler, m., frz. aigle, m., engl. eagle (Symb.). Der | Einhängen aufzuziehender Baufteine, 
Adler ericheint als heiliger Vogel in den Mythologien fait | 1. Fin. 70. Die Kette a wird an das Tau 
aller Bölfer. Bei Griechen und Römern galt er zunächſt | eines Flaſchenzuges befeſtigt u. zwiſchen 
ala Symboldes Siegesu. der Herrichaft. Als Begleiter des | die Hafen bb der aufzuwindende Stein 
Zeus war er Symbol der Macht und Majeftär, erjchien | gebracht; beim Anziehen der Kette qrei- 
neben dem Thron oder auf der Spipe des Scepterftabes, | fen die Spipen in den Stein ein, dieſer - 
als Vligträger, Entführer des Ganymed x. Auch auf den | wird durch die Zange fejtgehalten und zig.70. Adlerzange. 
Afroterien der Zeustempel jtellte man ihn dar. Später | jo in die Höhe gemunden. % 
wurde er das Feldzeichen der römijchen Legionen u. jpielte | Admiffionsklappe, f., frz. soupape, f. d’admission, 
dann in der Heraldik ala Wappenthier eine hervorragende | valve d’admission,, valve regulatrice, £., engl. admis- 
Rolle, Auch in der hriftlichen Kunſt iſt er vielfach ver- | sion-valve, admitting-post; ein (fog. Drofjel-) Bentil in 
wendet worden, ald Attribut wie ald Sinnbild. In der einem Dampfrohr an Dampftejjeln, durd welches die 
neuen Kunſt gilt ein fich zur Sonne erhebender W. als | Dampfzujtrömung, mithin aud) die Dampftraft regulirt 
Sinnbild des Genius, ferner als Sinnbild des Muthes, ; werden fann. 
der Aitronomie x. Näheres f. in M. M.a. W. Val. aud) | Adobe, m., jpan., Quftziegel. 











d, Art. Reichsadler. M-s.] ſß Ados, ın., adossement, m., frz., die Böſchung, Doſ— 
Adlerdach, n., griech. zerös, area, das niedrige Satz | rung. 
teldadı der antifen Tempel; auch überhaupt Satteldad. | adosser, v. a., frz., anlehnen, aud) böjchen, daher toit 


_Adlerfiug, Adlerfittich, m. (Hevald.); einzelne oder ge- — —— —— abe 
are a andoliir anfaffen, wehdmnfien.&.0.Ingiaoe, 
vor; 1. M. M. a. W. * * — * 
ln ; une piöce de metal ete., mattjdyleifen. — 4. a. jet 
Adlerholg, n., frz. bois d’aloös (Bor.). Unter diefem Bid Ida —— Ber u — Suse 
Namen werden mehrere Holzarten verjtanden, die weniger icleifen Een bef. bei * Beinfarbe — — 
zu techniſchen Arbeiten als zu Räucherungen dienen. Das kn nftä de it Bü n di viel ar u 
echte U. jtammt von dem Adlerholzbaum (Aquilaria agal- —* nden mit Bürſten ꝛc. die zu viel aufgebrachte 
locha), welcher der Heinen Familie der Nquilariaceen an: * ge Ai i [ 
gehört, in den Gebirgen Tjtbengalens wächſt, aber ziem- ee Pepsi * Auch y ge ur Pc ifen — 
* unge — — gr 9 hr * ie ar —— fawertieffreichen Körpern erbigen: um ihm einen Theil 
über 1 m. Durchmeſſer; fein harzreiches, weißes, jehr | 19 6 j ‚ . j 
feichtes u. poröſes Holz ift mit dumfelgrauen Adern durch— | jeincs Koblenitofjed Penn u. es —— ſtahlartig 
zogen, welche das gejhäpte Parfüm (Uggor oder Aggur) | 3 —— auch d. * et [ 7] — 
enthalten. Es wird dies Holz auch als Alocholz, Para— N m M., Pain einm.), da Poliren 
— —— — — zu — ee a hal) ——— 
en x. verarbeitet. Eine andere Sorte, „Calambak“ ge: y Me [ld 8. . j 
nannt, jtammt v. Aloexylon agallochum, einem Schmet⸗ | et a Be Piss 
terlingsblütler; eine dritte von Excoecaria agallocha, | > CHR a * ‚ Ablauf, Viertelſtab od. dgl. — 
einem Wolfsmilchgewächs; eine vierte („Gero“), die mehr | * al, * son 7 der Farben. 
nach Moſchus riecht, kommt von Aquilaria malaccensis. | —— mer . . pl., ſ. Zubehör. 
Das Adlerholz ift oft jajerig und ſchwammig, duntelt | Arien © ne, 1., —————— Auri⸗ 
allmählich jehr nach, ſteht aber im ſeinen beſten Sorten & pr u —— on e * rauer, Attri⸗ 
Ken 5,00 fm Preis, dafs mit Geid auſoe. ndnn n., lat. Mörianeen hichn Heine gte 
wogen wird, ; —— ha — nr. Ben 
Adlerpult, n., frz. aigle, m., aigle-pupitre, m., engl., dienstliche Gebäude, wie Kaifer. adrian fie zu errichten 
eagle-desk. Evangelienpult (| d.) in Beftaft eines Adlers. —— geſtattet hatte: ſ. ide d. Art. altchriſtliche 
2 Abb. J. . a. W. — 
ee — — Glied, ſ. Fig. 60, | Adrianopelroth, n., Türkiſchroth, Merinorotb, n., frz. 
namentlich an doriicen Rilaitertapitälen vortommend, | re ea —— 





2 2 Adular, m., fr}. adulaire, m., feldspath-adulaire, 

RN feldspath naere, engl. adularia, aud) edler Feldipat, 

Me "T J x * opaliſirender Feldſpat, Filch- oder Wolfsauge, Giraſole 
B| iR; 3 p * genannt, eine farbloſe, durchſichtige und ſtark glänzende 
— Varietät der Feldipate (j. d.), wird unter die Edelſteine 
Sig. 69. Adlerichnabet. gerechnet. Am ſchönſten findet er ih auf Ceylon, auch in 


Norwegen u. Grönland, Jriſirenden U. mit eigenthüm— 
als Ueberichlag stehender Schilfblätter bemalt; audy fte= | lichem Lichtichein nennt man Mondftein; A.mitgoldgelben 
bende Hoblfehle mit vollem Ueberjchlag genannt; ſ. übri- oder glänzenden Punkten aber Sonnenjtein. Beide Arten 
gens d. Art. dorisch und Kymation, jowie d. Art. Gapota. | jind gejhägte Schmuditeine. | Wf.! 





Adumbration 





Adumbration, f., 1.j. v. w. Scyattirung. — 2. Flüd)= 


tiger Entwurf. 
Aduokatenbaun, m., j. Advokatbaum. 


47 





aremehanit 





bezieht dieſelbe auf die Flächeneinheit (Dem. od. m.) 
der gedrüdten Fläche und giebt jie in Kilogr. an. Die 
Mefjung des Luftdrudes geſchieht durch das Barometer 








Adyton, n., 1. ſ.v. w. Abaton (ſ. d.); im A. dachte man | (Manometer) mittels einer Quedjilberjäule, und es ent- 
fi die Wohnung der Gottheit. — 2. überhaupt Geheimes ſpricht die Höhe von 76 cm. derjelben oder einer Waſſer— 


platz, Kirchenftübchen, auch Hausfapelle. 


Adz, Adze, Addice, small hatchet, s., engl.(Zimm., | atmofphärijchen u 
Böttch.), die Heine Art, das Ärtchen; hollow adz, small | wirft auf den [] cm. mit 1 


crooked hatchet, barrel-howel, der Dächſel, das Hohl- 
beil, die Krummhbaue. 


jäule von ca, 10,,,, m. Höhe dem mittleren Drud der 
ht an der Erdoberfläche; diefer Drud 
| gas Kilogr. — Wird dasjelbe 

Luftquantum entweder auf ein feineres Volumen zujam- 


‚ mengedrüdt, oder läht man es jich auf ein größeres Vo— 


to adze, to addice, to dub the timber, v. a., engl. | lumen ausdehnen, u. bleibt die Temperatur der Luft da= 


(Bimm., Böttch.), dächjeln, deiheln; toadze the sleepers 
(Eifenb.), die Schwellen einblatten. 

Aedes und Aedis, f. (lat.), cigentlid) etwa jo viel wie 
das deutiche Saden, Gemach. Daher aedes, f. pl., aud) 
wol aedes domi, die Gejamtheit der Gemädher, alio das 
Haus; bejonders aber bezeichnet aedes den Tempel, das 
Haus Gottes, ſ. d. Art. Tempel. 

Aedieula, f., lat., mönchsl. aedesiola, 1. die Meine 
Kirche, Kapelle. — 2. jedes Heine Gebäude oder Bebäude- 
modell, bei. Kirchenmodell. — 3. Niſche zu Aufjtellung 
eines Götterbildes, einer Statue oder Njchenurne. 

Aedifex, aedificator, m., lat., Erbauer, Baumeijter. 

aedificare, v. a., lat., erbauen, auch errichten, aus- 
bauen, bebauen. 

Aedilis, m., lat.; im Alterthum Gebäudeaufjeher, be- 
jonders Tempelaufjeher; ım Mittelalter und der Renaij- 
fancezeit hießen daher Adilen die Rathsherren, welche das 
ſtädtiſche Baumejen zu verwalten hatten, 

Allem (arab.). So heist der auf einer Stange befeitigte 
zen wie folder als Fahne, Thurmipige ıc. auf 

auten islamitiſchen Stiles vorfommt. 

Ar, m., lat., 1. atmojphärijche Luft. — 2. Kelchtuch, 
ſ. in M. M. a. W. 

Aérage, m., frz. belg. Airage] (Bergb.), die Wetter— 
führung, Bentilation. 

Aerarium, n., lat., 1. Schaphaus, Ort zu Aufbewah— 
rung der Tempelihäße, j. Tempel. — 2. Dokumenten: 
fammer in Rathhäufern ꝛc. 

aerer, v. a. frz., lüften, ventiliren. 

serial, engl., aerien, frz., adj.; 
rienne, Luftperjpeftive. . 

aeriform, engl., aeriforme, fr;., adj., luftförmig. 
aerne, s., engl., ſ. Arn, Ahre. 

Atrodynamik, f., Dynamik, f., Inftförmiger Körper, 
(Phyſ.), frz. Adrodynamique, f., engl. Aerodynamics, 
pl., ein Zweig der Neromedhanit (j. d.). (Schw) 

Atrolitl, m., Alcteorfein, m., Fenerkugel, f. (Miner.), 
frz. agrolithe, m., metcorolithe, m., pierre, f. möte- 
orique, engl. aerolite, meteorolite, meteoric stone, 
falling stone, ſ. d. Art. Meteoreijenitein. 

Atromehanik, f. Phyſ.), frz. mecanique, f. des fui- 
des aöriformes, engl. mechanics, pl. of elastie fluids, 
Lehre vom Gleichgewicht und der Bewegung elaſtiſch flüfs 
figer Körper. Den Theildiefer Bewegung, der vom Gleich: 
gewicht handelt, nennt man Weroftatif, den von der Bes 
wegung handelnden Aerodynamit. Beide Theileergänzen 
und berühren fich vielfach. Die luft- oder — 
Körper charalteriſiren ſich dadurch, daß ſie das Beſtreben 
haben, ſich allſeitig auszudehnen, ein größeres Volumen 
einzunehmen; wird dieſer Ausdehnung (Erpanfion) durch 
fejte Körper, z. B. die Wandungen eines Gefäßes od. an: 
dere flüffige Schichten, entgenengewirtt, jo üben die luft- 
förmigen Körper einen Drud aus. Wird auf eine abge: 
ſchloſſene Luftmaffe von außen nach innen ein Drud aus: 
geübt, jo wirddiejer Drudnicht blos nach allen Richtungen 
bin gleihmäßig fortgepflanzt, fondern die Luftmajje wird 
aud) unt. is. Arc Segendrud auf ein immerkleineres 
Volumen zufammengedrängt u. giebt dabei Wärme aus. 
— Die Kraft, mit welcher eine Luſtmaſſe auf ihre Umge— 
bung drüdt, heit ihre Elajtizität oder Spanntraft; man 


perspective ad- 


bei unverändert, jo verhalten fi die Spannungen (Drud: 
fräfte) umgefchrt wie die Volumina oder gerade wie die 
Dichten; dies Geſetz heißt nad) feinem Entdeder das Ma— 
riotte'ſche Geſetz. — Wird ein Luftquantum bei unverän- 
dertem Drud erwärmt, jo wächſt jein Volumen, und die 
| Zunahme des Volumens iſt der Zunahme der Temperatur 
proportional. Gcht das Volumen bei konſtantem Drude 
von v, in v, über, wenn die Temperaturvon Oauft Grad 
C. fteigt, fo ift — 
o 
fahrungstoöffizient ift. Dieje Gleichung repräjentirt das 
Gay⸗-Luſſacſche Geſetz. 

Ein gewiſſes Luftquantum läßt ſich mit einer geſpann— 
ton Feder vergleichen; beide können, indem fie fich aus— 
dehnen, Widerjtände zurüddrängen, aljo mechaniſche Ar: 
beit verrichten. Ein beftimmtes Luftquantum befigt ein 
beftimmtes Arbeitsvermögen, wenn man annimmt, daß 
es ſich bis zum gänzlichen Verluſt feiner Spannung aus: 
dehnen kann u. dabei die Widerjtände zurüddrängt. Die 
Größe dieſes Arbeitsvermögens hängt von der Gewichts⸗ 
größe der Luft und von ihrer Spannung ab. Erwärmt 
man aber dieſes Luftquantum in einem geſchloſſenen 

| Raum, jo jteigert fid) jeine Spannung u. demzufolge aud) 
fein Arbeitsvermögen, Zuführung von Wärme ift daher 
gleichbedeutend mit Vermehrung des Arbeitsvermögens 
und Ableitung von Wärme mit Verminderung des Ar: 
beitsvermögens, fobald beides bei unverändertem Bo: 
lumen jtattfindet, 
| Wird Luft auf einen Heineren Raum zuſammenge— 
drängt, wobei der Spannung der Luft entgegengewirkt 
werden muß, jo wird dabei Arbeit aufdie Luft übertragen, 
u. man bemerft eine Steigerung der Temperatur. Dehni 
ſich aber die Luft auf ein größeres Volumen aus, indem 
fie dabei auf zurüdweichende Wände drückt, aljo Arbeit 
ausgiebt, jo jinft ihre Temperatur. Dehnt ſich aber die 
Luft in einem ganz leeren Raum (Bacuum) aus, jo bat jie 
feinen Widerſtand zu überwinden und demzufolge erlei- 
det jie aud) feine Temperaturveränderung. Die Wärme: 
fapazität oder auch jpezifiiche Wärme (j. Wärme) der Luft 
bei fonjtantem Drud (c) ijt größer als bei fonjtantem 
Volumen (e,). Nach Berjuchen von Regnault iſt — 0,4445 
und c, —=0,,gg7. Dieüber einander liegenden Luftichichten 
der Erdatmojphäre haben nad unten bin zunehmende 
Dichte und Spannung, weil jede untere Schicht durch das 
Gewicht der über ihr ftehenden gedrückt wird, daher ist auch 
der Elaſtizitätsdruck irgend einer Luftſchicht gleich dem 
Gewicht der ganzen über ihr ſtehenden Luftmafje. Hieraus 
folgt die Möglichkeit, aus den befannten Spannungen der 
Luft p, u. p,, die an zwei über einander liegenden Stellen 
jtattfinden, die Vertikalentfernung diejer beiden Stellen 
annähernd zu finden. Unter der Vorausſetzung, daß in 
dem zwijchen beiden Stellen befindlichen Raum diejelbe 
Lufttemperatur t jtattfinde, it h— 213,995 (272,4 + t) 


— t, wobei a0), 9397 ein Er: 


| 


log > Anwendung des Marivtte'jhen und Gay-Lufface 


ichen Gejepes: 1. wie viel wiegen 5kbm. Luft bei 26 Grad 
C. und 74,, Barometerhöhe? Nach der aus dem Gay- 


Lufjacihen Geſetz abgeleiteten Gleihung v, = — * 











j kromeieie 








14 0,0301 X 26 | 

ergiebt jih, daß 5 kbm. Lust unter gleihem Drud, d. i. 
bei gleihem Barometeritand, bei 26 Grad cben fo viel 
wiegen, wie 4,,., kbm. Luft bei Null Grad. Da ferner 
nad dem Martotte'ichen Geſetz die Volumina einer und 
derjelben Yuftmenge bei gleicher Temperatur ſich umge— 
fehrt verhalten wie die Dichten od. wie die dieſe bedingen= 
den Preſſungen, welche durd) Die Barometerjtände gemejien 
werden, die Gewichte aber in gleichem Verhältnis ſtehen, 
wie die Dichten und wie die Barometerjtände, da ferner 
durch direften Verfuch beitimmt worden ift, dab 1 kbm. 
Luft bei Null Grad und 76 cm. Barometeritand 1,, kg. 
wiegt, jo erhält man nad) der Proportion 74,,:76=1,,:x 
das Gewicht x von 1 kbm. Luft bei Null Grad und 7D,, | 
Barometerjtand als 1,35, kg. demnad) 1,44 X 1age = 
Ö,945 kg. als das Gewicht von 5 kbm. Luft unter den in 
der obigen Frage geitellten Bedingungen. [Schwa.) — 
In das Bereich der Abrodynamik gehören die Berech— 
nungen über die Ausitrömung der Luftaus Geſäßen, 3.8. 
des Leuchtgafes aus den Röhren, ferner über den Durch- 
fluß der Luft: und Gasarten durch Röhren. Der dabei 
eintretende Reibungswideritand wächſt proportional mit 
den Duadraten der Sejchwindigfeit der Bewegung und 
gerade mit der Länge der Röhren, ijt aber umgekehrt pro- 
portional dem Nöhrendurdmeijer. Der mittlere Werth 
des Reibungstogffizienten für Luft- u. Gasarten iſt O,094- 
Ins Gebiet der Nerodynamif gehört aud) Die Mejjung der 
Rindgeichwindigkeit, |. d. Art. Anemometer; die Berech— 
nung der Stärfe des Winditohes, z.B. in der Anwendung 
auf Windmühlenflügel ꝛe. Auch behandelt die Neromeda= 
nik die Bewegung fejter Körper in der Luft. 

Aerometrie, f., frz. acrometrie, engl. aerometry, 
Lehre von Meſſung der Luft- u. Gasarten in Bezug auf 
Gewicht u. Geſchwindigkeit, Zweig der Abromechanitk. 

Atroftatik, f., frz. adrostatique, f., statique, f. des 
fluides agriformes, engl. aerostaties, pl., von den Ge— 
jegen des Gleichgewichts flüfjiger Körper, der Luft, der 
Gaſe 2c.; 7. d. Art. Acromechanil. 

Aeruea, Aerugo, f., lat., $rünjpan, baftjch eſſigſau— 
res, mit organischen Subjtanzen verumreinigtes Kupfer— 
oxyd, aerugo nobilis, der grünblau mit Braun gemijcht 
ericheinende Anflug, welchen die Bronze mit der Zeit durd) 
Oxydation annimmt, bei den Jtalienern jetzt patina ges 
nannt; beim forinthiichen Erz ſetzte ſich dieſe Kruſte lang= 
famer an als bei anderen, wurde aber heller. Bei neuen 
Bronzearbeiten wird durch Apung mit Säuren eine fünit- 
liche A. erzeugt, um ihnen ſchnell das ſchöne Anfchenälterer 
Bronzefiguren zu geben; doch ift diefe künſtliche Oxyd— 
frufteniemals ſo ſchön als die natürliche; j.d. Art. Patina. | 

Aes, n., lat., Erz, Bronze, daher aud) eherne Geräth- | 
ſchaft, Bronzearbeit eigentl. aeramen); aescampanum, 
das Glockengut; aeseyprium, das Kupfer, weildieRömer 
es von der Inſel Eypern bezogen. 

Aesceulus, m., lat. (Bot.), Wintereihe, Speiseiche, 
Aesculus hippocastanum, Roßfajtanienbaum, 

Aestas, f., lat. Sommer; bei den Römern dargeitellt 
als junge, leicht befleidete männliche oder weibliche Figur | 
mit einem Ahrenkranz ums haupt, auf ein Adergeräth ge= 
jtügt, an der Seite Garben; aud) wohlaufeinem lagernden | 
Stier reitend. 

Aestheties, pl., engl. die Äſthetik (f. d.). 

Aestimatio, f., lat., der Bauanidılag. 

Aestiva, n. pl., lat., 1.cigentlid)castra aestiva, Som: 
merlager, Standlager, aud) Sommeraufenthalt; 2. bei 
den Römern die Sommerzimmer, die, wie Vitruv vor= 
ichreibt, nad) Nord oder Djt bin ganz offen fein und nad) 
dem Wajjer zu liegen follten ; fehle natürliches Waſſer, jo 
müſſe es durch ein Baſſin erjegt werden. 

Aestuarium,n.,lat.,1.3uglod, Wetterſchacht in einem 


oder fir den vorliegenden Fall v, = 





48 





bad. — 3. Scewajjerladye, Kolk, Bradwajjer. 

Aetit, Aöthit, m., frz. adtite, engl. aetites (Min.), ſ. 
Adleritein. 

Attoma, gricd). ad zemz, Biebel; daher Astomaton, das 
Giebelfeld. 

Attos, griech. aᷣcröc, für Giebel, Giebeldach, eigentlich 
Ndler; vielleicht weil man häufig die Giebelfpigen durch 
einen Adler verzierte, oder auch weil man die Giebel- 
ſchenkel mit den ausgebreiteten Flügeln eines Adlers ver— 
glich; vgl. den Art. Adlerdach. 

Affaissement, m., frz., die Senkung, das Einſinken 
von Gebäuden, Erdflächen, Bodenauffüllungen ıc. 

alfaisser, frz., 1. v. a., einbiegen, abbiegen. — 2. v.r., 
s’aflaisser, jich jenfen, einjinten, 

Affaitement, m., und affaiter, v. a., fr}.; j. enfaite- 
ınent und enfaiter. 

Affe, m., 1. Hebezeug, um große Laſten aufzuzichen, 
aud) einfacher Hafpel genannt (j.d.).— 2. bei den Hegnp= 
tern war der A. Symbol des Neumonds, des Prieiter- 
ftandes und der Welt; im hriftlichen Mittelalter vielfach 
ſymboliſch angewendet; ſ. Symbolif. 

Affel, f. ſ. v. w. Blafe, Harzgalle. 

Affenbrotbaum, m., Adansonia digitata, Familie der 
Malvengewächſe, Malvaceae, frz. calebassier de Séné- 
gal, durd; den größten Theil des Äquatorialen Afrifas 
verbreitet, wird 20—25 m. body und 6—9 m. did, gilt 
für eines der ältejten Gewächſe der Erde, wächſt ziemlich 
raſch und hat ſchwammiges Holz, das zu wenig Zweden 
verwendbar ijt. Ältere Bäunre find meist kernfaul und 
hohl, während das Bat gute Stride und Taue liefert. 
Das Fruchtmarf der melonenartigen Früchte wird von 
den Negern ald Nahrungsmittel geſchätzt. WF.] 

affermir, v. a., fr3. (Tiſchl., Schlofi.), anjchlagen. 

affiler, v.a., frz. 1.a.un outil, aud) affüter, aiguiser, 
engl. to sharpen, abziehen. — 2. a. les dents d’une scie, 
die Sägezähne ſchärfen. 

Affination, f., Affınirung, frz. affınage, m., engl. affi- 
nage, refining, Yüuterung, Garung, Feinmachung, f., 
Feinmachen, n. (Hüttenw.), nennt man allgemein die: 
jenigen metallurgiichen Arbeiten , mittelS derer die edlen 
Metalle Gold u. Silber aus ihren Legirungen rein aus: 
gejchieden werden, jowie die Slasveredlung. 

affiner, v.a.,1.fr3. la fonte,engl.to fine, das Roheiſen 
friſchen. — 2. fra. a. la ferraille, engl. to work-up the 
scrap-iron, das Alteifen zu Gute machen. 

Affinerie, f., frz. (Hüttenw.), Friſchfeuer (j. d.). 

Affinität, £., frz. affinite, £., engl. affınity. Indem 
zwei oder mehrere (hemijche) Elemente oder mehrere aus 
Elementen bereits zujammengejebte Verbindungen zu 
einer chemijchen Verbindung zulammentreten, grups 
piren fich die einzelnen Atome (j. Atom) derjelben in einer 
gewifien Negelmäßigfeit der Anordnung zufammen, 
Dabei wirkt nicht eine allgemeine Adhäfionstraft (j. d.), 
jondern eine bejtimmt fich ausjpredyende Vereinigungs— 
fraft, weldye man Berwandtichaftsfraft, chemiſche Ver— 
wandtichait, Affınität, nennt. |v. Wa.) 

Aftinite, f., frz., die (hemijche) Verwandtſchaft; aff. 
elective, die Wahlverwandtichait ; j. d. betr. Art. 

affleure, adj., & fleur, frz., abgeglichen, bündig (j.d.). 

Affleurement, m., frz., 1. Abgleichung; 2. in Belg. 
(Bergb.) das Ausgehende, der Ausbiß eines Yagers ꝛc. 

affleurer, 1. v. a., frj. mettre & fleur, abgleichen, 


gleichmachen, bündig machen, d. h. in eine Ebene bringen, 


— 2. v. intr., bündig mit etwas jein. 

Affolter, auch Affholder, Apfolter, m. (Bot.), Provin— 
zialismus im Badenichen fir Apfelbaum, in Niederfachien 
für weiße Mijtel und Ahorn, im Oldenburgiichen aud) 
Apeldören od, Aplern genannt; auch für Waſſerhollunder. 

Alfouillement, ın. d’une fondation, frz., die Unter- 
waſchung eines Grundes. 


Affourchement 





Affourchement, m., frz. (Zimm.), Anſcherung, An— 
ſchlitzung, Kerbenfügung. 


affoureher, r. a., jrz. (Zimm.), anjcheren, mittels 
uth und Feder) verbinden; | durd) eine neue Subitanz erfüllt wird, oder ein neuer Stoff 
‚legt ſich um einen vorhandenen Kryſtall an, ohne eine Ber 


Scerzapfen (doch auch mit 
j. Auſcherung und Anfchligung. 
Affrufdy = Aberraute, für Ebereiche. 


Affütage, m., frz. 1. das Schärfen. — 2. der Satz von 


Tifchlerhobeln, die aus Schaft u. Eifen bejtehen, 
mit Ausnahme der Simshobel, daher ouvrier 
affüte, ein Tifchlergejell, der diefe Werkzeuge 
beißt. 

affüter, v.a., 1. jchärfen. — 2. anſchäften, 
bebhelmen. 

Afghaniflan. Die Kunftiwerfe Afghani— 
ſtans gehören dem indischen, aſſyriſchen und 
perſiſchen Stil an; f. d. betr. Art. 

Afra, St., 1.von Augsburg. Patronin reu— 
iger Dirnen, Attribute: Baum u. Flammen. 
— 2. A. von Brescia. Näheres ſ. in M. M.a. W. 

Afrika wirdals eine bis an den Gürtel nackte 
auf einem Elefanten reitende Negerin mit 
Sonnenſchirm dargeſtellt. Ihr Symbol iſt der Skorpion. 

er ter Röthel, ſ. Röthel. 

Aft.aft-bay, tail-bay, s., engl. (Waſſerb.), Unterhaupt 
einer Schleufe. 

aft, ab-aft, adv., engl. (Schifib.), adıter, hinterwärtsg, 
nach dem Hintertheil des Schiffes zu. 

After, m., 1. der Sintertheil, daher in Zuſammen— 
ſetzungen, bei. im Schiffbau, auch Achter geichrieben, 
ſ. v. w. Hinters. — 2. After, f., pl. die Aiter, frz. queue, 
f., engl. tail (Bergb.) od. Schwänzel, die beim Erzwaſchen 
nach Abhub der Berge im Sieb zurüdbleibenden Körner 
in Bohnengröße, die gewöhnlich, reich an lies find und aud) 
noch etwas Erz enthalten. Si. 

Afteralabafter, m., frz. alabastrite, f., albätre, m. 
gypseux, engl. alabastrite, Alabaitergips, harter, uns 
durchſichtiger Alabaiter, bedeutend feiter als dereigentliche 
Wlabajter (j. d.). [ WF.) 

After-body, hind-part, s., engl. (Schifib.), das 
Achterſchiff, Hinterjchiff. 

After-euddy, s., engl. (Schiffb.), die Hinterpflicht. 

Afterdeid, — heißen die an kleinen Flüſſen 
oder durch das Binnenland hinter dem Hauptdeich ge— 
legten Deiche; gehen ſie bis an die Quelle der erſteren 
hinauf, jo heißen ſie Quelldeiche. 

Afterflügel, m., 1. gg an einem Gebäude. — 
2. N. oder Wiederfhöfchen, frz. faux-chässis, m., engl. 
second wicket, second wing, Feines, in einen größeren 
Fenſterflügel eingefeptes Schößchen. 

Aftergefälle, n. (Hüttenmw.), Käſten mit Querbretern 
zum Aufhalten der After (j.d. 2.) beim Erzverwaſchen, um 
die Aitern noch zu Gute machen zu fönnen, wobei dann aud) 
die Afterfint, dev Aftergraben ıc. gebraucht wird. 

Afterkegel, m., j. Konoid. 

Afterkiel, m., frz. fausse quille, engl. false keel 
Schiffb.), jtarter Balken, unter dem Kiel eines Schiffes 
befejtigt, um den Kiel jelbit zu ſchonen. 

Afterklane, Aberklane, Adyterklaue, 
f., auch Hinterflaue (Zimm.), jo heißt —*8 
die Klaue eines Sparrens, wenn fie auf NA 
der Hinterjeite des Rahmholzes hinab» 
greift; ſ. Fig. 71. Ag. TI. 

Afterkohle, f., beißt in der Mineras Afterklaue. 
logie das bituminöje Holz; als erdige Afterkohle bezeichnet 
man die Alaunerde. Wf.) 

Afterkryftalle, m. pl., Pfendokepfalle, fr}. Epigänies, 
nennt man kryſtallähnliche Gebilde, welche nicht alle we: 
jentlichen Eigenichaften eines Kryſtalls befigen u. zwiſchen 
deren Auferer Form und innerer Maſſe ein Wideripruch 
itattfindet. Man umterjcheidet zwei Hauptarten diejer 
Gebilde: die fog. Paramorphofen und die Pfeudomorphofen 

Mothes, Jluftr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl. L 


49 





al 








Agalma 











(1.d.); Aiterkryitalle fünnen 3.8. aus Kryſtallen entjtehen, 
welche in einer Umhüllung ſich befinden, wenn der Kryſtall 
durch irgend welche Einflüfje entfernt und die leere Form 


änderung der urjprünglichen Form herbeizuführen. [ Wf.] 
Afterkugel, £., ſ. Sphäroid. 


—— 





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E . 
85 


Fig. 72. Zu Art. Afterröite, 
Afterramme, f.. Auffeher, m., Rammkuccht, m., Ancdt, 
m., ft}. faux-pien, m., engl. pile-block (Wajjerb.), Stüd 
Holz, weldyes man beim Rammen auf den einzurammen— 
Pfahl auffegt, wenn er bereits fo tief jteht, daß ihn der 
Rammbär nicht mehr erreichen würde. 

Afterröfte, f., frz. aire, f. de grillage pour la queue, 
engl. tail-roasting-spot (büttenw.); das Röſten der Ai: 
tern (ſ. d.) geichicht entweder in freien Haufen oder auf 
Röſtſtadeln, gewöhnlich mit ftufförmigen Erzen jufam= 
men, Neuerdings läht man die beim Röſten entitehenden 
Gaſe aus mehreren an einander liegenden Stadeln ineinen 
in der Mitte liegenden gemeinichaftlihen Kanal geben, 
der mit einer Eſſe in Verbindung jteht, um die jhädlichen 
Gaſe in höhere Luftichichten zu bringen. Auf die fchiefe 
Ebene a (Fig. 72) kommen zu unterjt Holz und Kohls, auf 
weldye dann das Röſtgut, bis zu 1000 Eentnern, in Haus 
fen aufgefchichtet wird. Nachdem das durd) die Nojte b 
entzündete Brennmaterial abgebrannt ift, brennt der 
Schwefel im Röftqut von jelbjt fort, und ziehen dann die 
Gaſe durch die Löcher enadı dem gemeinichaftlichen Kanal 
d, in weldyem ſich gewöhnlich noch etwas arjenige Säure 
ablagert. Si. 

Afterfijanze, f. (Kriegsb.), auf freiem Feld angelegte 
Vorſchanze oder Redoute, jetzt ungebräuchlid). 

Aſterſchlag. ın., ſ. Afterzagel. 

Afterſchleüſe, . (Waſſerbauk.), frz. vanne, f., 6cluso, 
f.aretenue, engl. swelling-sluiee, Staufchleufe aneinem 
Heinen Waſſer. Manche find jo eingerichtet, daß fie das 
Waſſer nur bis auf eine gewiſſe Höhe ſtauen und fid) dann 
von jelbjt öffnen. 

Afterſchlich, m. (Hüttenw.), der aus dem Aftervorrath 
zu Gute gemachte Schlich. 

Afterfilber, n., geringes, nicht über 10löth. Silber. 

Afterfpradge, f., Zufammentunft von Zunftgenojien, 
bei. Sejellen zu heimlichen Umtrieben od. Beſprechungen, 
auch Morgenſprache gen., hier und da jcharf verboten. 

Afterftein, m., in Glasſchmelz nachgeahmter, unechter 
Edeljtein. | Wf.] 

Afterfirom, m. (Waijerb.), Nebenjtrom, der von der 
Rüdjeite des Hauptdeiches ber in den Hauptitrom einmün⸗ 
det. Durch den Deichbau werden jehr oft ſolche Aiterjtröme 
abgeſchnitten und troden gelegt. 

Aftertrumm, m. (Zimm.), nachträglich eingezogener 
Trumm. 

Aftersagel, m., Afterzegel, Afterfchlag, ım., frz. chablis, 
m., 1. Gipfel u. Nite der gefüllten Bäume, aud) überhaupt 
Reisholz, namentlich dürres. — 2. ſ. v. w. Abraum (j. d.). 

Ag., chemiſches Zeichen für Argentum, Silber. 

Agalloryum, Agallocha; j. Adlerholz. 

Agalma, n., ar. &yadgz, plur. Agalmata, eigentl. alles 

7 





| Agalmatolith 


oO 


0 














Sierende, namentl. die zierenden Götterbilder, jpäter auch 
die Hervenftatuen an Tempeln; j. d. Art. Agora. 


galmatolith, m., Korcit, Iteatit, auch Bilditein, hines 








groß ſind, daß man ſie mit bloſen Augen unterſcheiden 
fann; ſ. Konglomerat. WY.)] 
Aggregatsform, f.. Aggregatssufand, m. (Pimi.). So 


fiicher Speditein, Pagodit, frz. agalmatolithe, m., tale, | nennt man die drei Hauptformen oder Zuftände der Kör— 


m. glaphique, tale glyphique, steatite, f. de la Chine, 
pagodite, f., pierre, f. A magot, à sculpture, de lard, 
lardite, f., Koreite, f., engl. agalmatolite, figure-stone, 


per (Stoffe), in denen ſie, jenach der Stärfedes Zufammen- 


hanges ihrer einzelnen Heinjten Theilchen, auftreten lön— 


nen. Man unterjcheidet dreierlei Aggregatformen: 


steatite-pagodite, gehört zu einer Gruppe von Mineras | 1. die fejte oder ftarre W., frz. forme des corps soli- 
lien, welche aus Kieſelerde, Thonerde, Kali und Wajjer | des, engl. rigid forın of bodies. Hierbei hängen die Kör- 
bejtehen; wird in China, Ungarn und Sachſen gefunden; | pertbeilchen jo innig zujammen, daß ein gewifjer Kraft- 
theils durchſichtig, theils undurdjichtig, durch Eifenoryd | aufwand erforderlid) ift, um fie zu verjchieben od. zu tren- 
oliven= u. jpargelgrün, röthlichbraun geadert. Der‘. ge: | nen; fie behalten fürgewöhnlich ihre gegenfeitige Lage voll— 
hört zu den leicht zu bearbeitenden, politurfähigen Stein= | kommen bei und die fejten Körper befipen daher auch eine 


arten, deren Härte zwiſchen der des Gipfes und Kalkſpats 
ſchwankt; fühlt fich jettig an; nicht zu verwechſeln mit dem 
bärteren Nephrit, der von den Chineſen gleichfalls zu Zie— 
raten x, verarbeitet wird. Aus ähnlichem Material fer- 
tigen die Hottentotten ihre zierlich gefchnigten Pfeifen.| Wf.) 

ape, f., gr. ay&rm, frz. agape, f., lat. agape, f., dad 
Liebesmahl der ältejten Chriften, daher aud) der Ort, wo 
e3 abgehalten wurde. Der Agapentifd jtand in kleinen 
Kirchen mitten im Schiff, in gröheren unter der Kreuzung. 
Mehr. in M. M. a. W. 

Agarie, m., frz., der Baumſchwamm, Ag. mineral, 
die Bergmilch; ſ. d. betr. Art. 

Agastera, f., Flüſſigkeitsmãß auf der Inſel Cerigo — 
1,136 1; 2 madhen eine Bozia, 60 eine Barilla. 

Agate, £., fr;., Adat (1. d). 

Agath, m., falſche Schreibweiie fiir Achat (j. d.). 

Agatha, St., Patronin des Malteferordens, der rö- 
mijchen Frauen, der Brüfte, gegen Feuersbrunſt; Attris 
bute: Zange, Koblenbeden x. S. M. M. a. W. 

Agathodämenen, gutthätige Geiſter; von den Agyptern 
unter dem Bild von ungiftigen Schlangen und Hunden 
verehrt, von den Griechen als geflügelte Schlangen, ſpüter 
als Menſchen dargeſtellt, eine Patere in der Rechten, in 
der Linken Ähren und Mohn. 

Agatino, m., ital., eine harte Art Nlabajter mit Adern. 

Agũtſch, Agafdy oder Berri, türkiſche Meile; 66,5, geben 
auf den Brad des Äquators. 

Agnve, f., Fam. Agaveae (Bot.), verwandt den Nar— 
ziffen u. Spargelgewächſen. Die befanntejte ift die ameri- 
tanifche A. (A. americana), aus Mittelamerifa in Süd— 
europa eingeführt, daſelbſt aber völlig afflimatifirt, oft 
fälichlich 100jährige Aloe genannt. Der 10—13 m. hohe 
Blütenjtengel dient als Bauholz, die Faſern zu Säulen, 
Matten ꝛc. 

Agen, f., für Spreu, Kaff. 

Agencement, m., frz., Anordnung, Dispofition, Grup— 
pirung von Simätheilen, Gebäudetheilen ıc. 

Agenouilloir, m., frz. iniebret der Kirchenſtühle ıc. 

Agens, n.; allgemeine Bedeutung: wirkende Urſache 
oder Kraft; in der Chemieu. Phyſik versteht man in diefem 
Sinn unt. A. die mit Kräften begabten und auf einander 
wirfenden Stoffe; ein hemijches A. ift ein Stoff, der im 


jelbjtändige Geſtalt 
2. Die flüſfige od. auch tropfbarflüſſige U., frz. 
forme des corps liquides, engl. fluid form. Die Körper 
diejer Form bejigen eine jehr leichte Beweglichkeit und 
Verſchiebbarkeit der einzelnen Theilchen ; in Heinen Maſſen 
nehmen fie tugelgeitalt an und bilden Tropfen. Dagegen 
fann der Raum, den fie erfüllen, durch Druck oder Zug 
nicht merklich verändert werden. Die jelbjtändige Geſtalt 
geht diefen Körpern ab; fie wird durch das Gefäh bedingt, 
in welchem jie jich befinden. 
| 3. die luftförmige, gasförmige, dampfför— 
mige oder elaſtiſch-flüſſige W., fr}. forme des corps 
gazeux ou a@riformes, engl. aeriform, wird bedingt durd) 
eine jehr leichte Beweglichkeit der Körpertheilchen gegen 
einander u. durch einen ſehr hohen Grad von Zufammen: 
drüdbarteit u. Ausdehnbarfeit derjelben. Atmoſphäriſche 
ı Luft z.B. oder irgend ein anderer gasförmiger Körper 
\ fann eben jo wohl durch Bermehrung des Drudes auf Mei- 
‚neren, als durd; Verminderung desjelben auf größeren 
Raum gebradjt werden. 

Eine große Anzahl von Körpern fommen in allen drei 
erwähnten Aren vor oder laſſen fich durd) Anderung der 
Temperatur u. des Drucdes in diefen drei Jujtänden dar: 
jtellen, daher man die Hypotheſe aufgeitellt hat, daß die 

‚ Urjache der drei Aggregatzujtände in der Entziehung und 
Berleibung von Wärme zu juchen jei. 3. B. Waſſer, bei 
0° fejt, bei gewöhnlicher Temperatur flüffig, bei 100° 
dampfförmig. Duedjilber, bei — 40° fejt, bei gewöhnt. 
Temperatur flüjjig, bei 360° dampfförmig u. ſ.w. Andere 
Körper fennt man blos in flüffiger Form, wie Ölycerin xc.; 
‚ andere wieder nur ala Safe: Saueritoff, Stidftoff xc. 
In neuerer Zeit hat man durch Verjuche gefunden, daß 
jtarre Körper, d. h. Metalle, wie Blei, Kupfer und Eijen, 
unter jtartem Drud fich wie tropfbare Flüffigfeiten ver: 
halten, d. b. durch enge Offnungen ausfließen; ferner weiß 
man, daß tropfbare Flüffigkeiten nad) Bejeitigung oder 
| Verminderung des Luftdruds ohne Weiteres in Gasform 
übergeben, jo da man annehmen mu, die A. fei weient- 
‚ lid) durch den von aufen auf die Körper wirkenden Drud 
‚ bedingt, welcher der Anziehungs- od. Abjtojungstraft der 
Heinjten Nörpertheilchen entgegen zu wirten hat. Da nun 
‚tropjbare Flüffigkeiten durch bloje Entfernung des Luft: 





v 








Sinn der chemiſchen Verwandtichaft auf einen andern | druds in Gasſorm übergehen, ſo muß manannehmen, daß 

Stoff, deſſen Zufammenjegung abändernd, einwirkt. Wf.] | zwijchen den Theifchen der flüſſigen Maſſen gar keine An- 
Agger, m., lat., eigentlih Material zu Aufführung ziehungskraft, jondern nur Abſtoßungskraft vorhanden ift. 

eines Dammes, daher aud) jeder Erdaufwurf od, Damm, Agide, f., j. Agis. 

beſ. 1. die Erhöhung der römischen Straßen nach der Mitte | Agidius, St., einer der 14 Notbhelier; (ſ. d.) ©. auch 


zu.— 2. Damm, von Erde, Steinen, Strauchwerk u. Holz, 
bei Belagerungen aufgeworfen, theils zum Schuß, theils 


zu Erhöhung der Mauern, theils um dahinter Yaufs | 


gräben machen zu können. — 3. Waſſerdamm, Deich. — 
S. auch M. M. a. W. 

Aggregat, n., frz. agregat, m., engl.aggregate, nennt 
man jedes aus an einander haftenden Theildyen bejtebende 
Gebilde, welches als blos mechanische Bereinigung anzu— 
ſehen ijt. Bei den Mineralien umterjcheidet man krypto— 
meres W., deſſen einzelne Beſtandtheile nicht mit blojen 


Augen zu unterjcheiden, und phäneromerves, bei dem fie jo | 


d. Art. Mgidius in M. M. a. W. 
Agiosthyride, f., frz. Flügelaltar, Diptychon. 
gis, f., griech. alyic. 1. Ziegenfell; daraus pflegten die 
‚ riechen Lederpanzer zu macen; daher 2. Panzer, Nü- 
‚tung. — 3, ein Ungeheuer, welches Phrygien verheerte; 
Minerva erlegte es und lieh; ich aus dem ‚Fell desfelben 
‚eine Rüſtung, die Agide, machen: daber befam das Wort 
Agide aud die Bedeutung göttlichen Schußes. — 4. das 
honiggelbe Kernholz der Picea vulgaris (Lärche), das die 
Griechen zu Malertafeln verbrauchten. 
Aglaja, j. Grazien. 


— — 


Aglar, Aglen, £., ſ. Akelei. 
Agnes, St., wird dargeſtellt mit ſie umhüllendem Har, 
das Lamm zur Seite, auch an eine Steinfäule gebunden 
auf dem Scheiterhaufen, aber vom Feuer unverjehrt; aud) 
mit Beil, Beil, Dolch oder Schwert, oder miteinem Blut⸗ 
ring un den Hals. S. übr. in M. M. a. W. 
Agnus Dei, m., lat., fr. agneau, m. pascal, agneau 
de Dieu, engl. lamb of God, Yamm 
a N Gottes; Benennung Ehriiti, des Yammıes, 


\ 








’ diejes Botteslammes, Fig. 73. Vgl. auch 
M. M.a. W. 
Agone, f., äywwn, Kampfſpiel bei den 


Alten; Agonengebäude, die zum Anſchauen diejer Kampf— 


ipiele beitimmten Gebäude, 3. B. Theater, Stadien, Hippo— 
dromen, Amphitheater 2c.; j. u. den einzelnen betr. Art. 
Agora, f.,2yogz, urfprünglich Volksverſammlung, da- 
ber auch) die hierzu eingerichteten Orte, die bald zu Orten 
für den allgemeinen Verkehr, d. b. zu Marktplägen wurs 
den; fie waren bei den Griechen meijt vieredig, von Tem— 
peln und anderen öffentlichen Gebäuden umgeben, zunächſt 
aber von einer doppelten, reip. vierfachen Säulenballe. 
Ein großes, fäulengetragenes Portal ſchmückte den Eins 
gang u. Agalmata mahnten das Volk an die erhabenen 
Vorbilder der Helden und erhoben die Bedeutung des 
Platzes weit über die unjerer jeßigen Märkte, Der Theil, 


wo die Sötterjtatuen jtanden, bieh der Choros, weil bier | 


bei Boltsjeiten die Chöre der Epheben aufgeführt wurden. 
lieber die römischen Marktpläge j. Forum. 

Agrafe, f., frz. Im allgemeinen ein zur Verbindung 
dienender Gegenitand, daher in der Baukunſt 1. a. 


d’arcade, aucd im Deutichen Agraffe genannt, Schluß | 


jteinverzierung der Spätrenaijjance in yorm eines Scil- 
des, Medaillons oder dgl., dejien Verzierungen ſich in 
Halenjorm um die Bogenglieder herumichlingen; ſ. d. Art. 
Baroditil u. Zopfitil. — 2. a. en fer, Klammer, Krampe. 
— 3. a. d’espagnolette, contre-panneton, m., Riegel— 
haſpe, in welche der Hals der Ejpagnolettitange eingreift. 
— 4. Klmpn.) agrafe, f., oder repli, m., j. v. w. Falz bes 
hufs Zufammenfügung zweier Blechplatten. . 
Agraffe, f., frz. agrafe, lat. agrappa, engl. scroll, ſ. d. 
Art. Agrafe 1. j j 
Agrös, m. pl., frz., Talelwerl des Schiffs, Seilwert 
der Hebezeuge, Winde ıc. 
Agrikultur, £., ft}. agriculture, f., lat. agricultura. 
Uber die allegorijche Darjtellung f. d. Art. Aderbau. 
Agrikulturdemie, f., u. A.-Phnfit, die auf den Ader- 
bau angewandte Chem. und Phyſ.; erjtere durch Liebig's 


„Mineraltheorie“ (j. d.) in ein ganz neues, aufflärendes | 


Stadium getreten. Die Kenntnis beider ijt dem Meliora= 
tionstechnifer unbedingt nöthig. {r. Wa.) 
Agronomenſchule, T. ſ. O konomieſchule. 
Agrono mie, f., Bodenlunde, Kenntnis des Bodens, ſei— 
ner Beſtandtheile u. Eigenſchaften, iſt dem Architelten noth— 
wendig, um die Beſchaffenheit des Baugrundes zu beur— 
theilen, nicht minder dem mit landwirthſchaftlichen Melio— 
rationen ſich befajjenden Techniker. Ent- und Bewäſſe— 
rungen ꝛc. ohne Kenntnis der A. ausgeführt, find oft in feh— 
lerhafteſter und nachtheiligſter Weiſe bergeitellt. [v. Wa.) 
Agftein, Agifein, m., manchmal fäljchlich fiir Agat oder 
Achat gebraucht, eigentlich j. v. w. Bernſtein (1. d.). 
ägyptifhe Mauerziegel, m. pl. Die alten Ägypter 
jertigten ihre Mauerziegel aus feinem Nilſchlamm, den 
fie mit Hein gehadtem Stroh vermifchten, in Formen preß— 
ten und dann mehrere Jahre an der Sonne trodnen ließen; 
i. Quftziegel. — 
ägyptiſcher Sal, m., lat. decus aegyptius, m.; jo 
nennt Bitruv, ebenjo nannten die jpäteren Römer, für die 
er jchrieb, einen Säl, der rund herum freiltehende Säulen 
bat; dieje tragen Unterbalten, von welchen nad) den um— 





| das der Welt Siinde auf jich nimmt; Job. | 
h 1,29. Uebergetragen aufdie Daritellungen | 


e) — — 


herlaufenden Wänden Balken liegen: hierauf liegen Bre— 
ter u, ein Aſtrich unter freiem Himmel, fo daß man rings 
herum geben kann; innerlich jteben auf den Unterbalten, 
nerade über den unteren Säulen, um ein Viertel Kleinere 
Säulen, zwijchen denen Fenſter angebracht find und deren 
Geſims eine zierliche Felderdecke trägt. Dieje Säle haben 
alſo viele Ähnlichkeit mit den fpäteren Baſiliken, nur daß 
die Seitenichiffe ringsum geben, die Emporen unbededt 
find und die Tribüne fehlt. Ihr ägyptiſches Vorbild iſt 
der Baſilika noch ähnlicher, indem alle drei Schiffe bis an 
beide Endwände geben; j.d. Art. ägyptiſcher Stilu. Fig.84. 
ägyptiſcher Stil, m., fr. architecture egyptienne, 
‚engl. egyptian style. Das ältejte Volt, deſſen Vauweiſe 
ſich zu einem volljtändig geordneten Bauſtil beranbildete, 
war das Bolfder Ügnpter. Sie wohnten in dem von Felſen— 
reihen und Wüſten eingeſchloſſenen Thal, welches der Wil 
durch Ueberſchwemmungen jährlich befruchtet, im heutigen 
Haypten u. Nubien (früher Äthiopien). Ernites, fleißiges, 
immer wachſames Entgegenarbeiten gegen die ſchädlichen 
Einflüſſe der benachbarten Wüſte und der Nilüberſchwem— 
mungen, weiſe, umſichtige Regelung und Benutzung der 
letzteren, beide zur Exiſtenz dieſes Volkes nöthig, gaben 
ſeiner geiſtigen Thätigkeit eine eigenthümliche Richtung, 
die noch ſchärfer durch Regierungsſform, Verfaſſung u. Re— 
ligion begrenzt wurde. Strenge Prieſterherrſchaft, wohl— 
geregelte Kaſteneintheilung, hohe mathematijche Kennt— 
niſſe befähigten die herrſchende Prieſterkaſte ſchon früh, 
das Bolf ganz nach Willen zu leiten. 

Nlles dies nun ſprach ſich natürlich auch in Form und 
| Wefen der äghptiſchen Baufunft deutlich und Haraus, die 

fo lange fajt jtereotyp blieben, als die Religion, getragen 
von der Prieſterſchaft, diejelbe war, Die Bauwerle ver: 
rathen vor allem die Grundzüge rieſenhafter Willensfrajt, 
ı Ausdauer und Energie, weiſer Benußung des vorgefuns 

denen Materials, Hug berechneter Bereinigung des Zweck— 
| mäßigen mit dem, dem gemeinen Volk als heilig Geſchil— 
|derten. Alles ift mit weijer Ordnung, Beſonnenheit und 
Konjequenz behandelt, Alles für ewige Dauer beredinet 
und ausgeführt. Dieſe Haupteigenichaiten erhielten fich 
fajt durch die ganze Zeit ägyptiſcher Kunſt, von etwa 4000 
vor Ehrifto, wo der erſte pharaoniſche König Menes oder 
Mena die äthiopifche Priejterfafte von der nominellen 
Herrſchaft verdrängte, bis zum Jahr 395 nad) Ehrifto, 
wo Theodoſius begann, die ägypt. Tempel vom Gößen- 
dienst zu ſäubern und zu zerftören. Dabei muß man jedoch 
an keinen vollitändigen Silftand denfen, vielmehr läht 
jich diefer Zeitraum füglicd nach der Anuftentwickelung in 
8 Perioden theilen. 

Zunächſt müjjen wir die Spuren einer vorbereitenden 
Periode erwähnen, die wir in ſchwachen Ueberbleibſeln 
finden, welche vielleicht aus dem jechiten Jahrtaujend vor 
Chriſtus ſtammen. Noch erfennt man quadratijche Außen 
wälle und Mauerrejte von Subjtruftionen. Oberbauten 
und etiwaige Hallen zc. mögen in diefer Zeit von Holz er= 
richtet gewwefen fein, wie aus manchen, dem Holzbau ent= 
nommenen Formen auch der ältejten erhaltenen jteiner: 
nen Bauten zu ſchließen ijt, und zwar einem jchon künſt— 
lerijch entwidelten Holzbau, ein Umſtand, der auf Jahr: 
| taufende vorbergebender Kultur jchliehen läßt. 

Die erfle Periode nun hiſtoriſch nachweisbarer Kunſt— 
thätigkeit umfaßt die Zeiten der 1. bis 12. Dynajtie (etiva 
von 4000 bis 2380 vor Ehriftus). Von den eriten Bauten 
in Memphis ( Stadt de8 Menes), welche unter der eriten 
Dynajtie errichtet wurden, Scheint nichts mebr erhalten zu 
jein. Die Bergwerte aus der Zeit des Snefru in Wadi 
Maghära auf der Sinaihalbinjel gehören nicht eigentlich 
hierher. Die älteiten erhaltenen Bauten außer dürftigen 
Neiten in This (Abydos) find der jogenannte Majtabat 
el Pharaoun, ſüdlich von Sakkarah, u. die Beamtengräber 
an der Pyramide des Chufu (Cheops) bei Gizeh, länglich- 
vieredige, ziemlich niedrige Duaderbauten mit jchrägen 
7* 


























ägupftifder Stil 52 





Wänden, erjtere mit dem feinen Kalt von Motattem, 
leßtere ganz ohne Mörtel verjegt. Der Majtabat beitcht 
aus einem von geböſchten Mauern umgebenen Hof, dejien 
Periſtyl von 12 vieredigen Pfeilern getragen ward. In 
der nordöftlichen Seite iit der Eingang und inder S.-®.- 
Ecke des Hofs führt eine Thüre zu einem kleinen Gemach 


agyptiſcher Stil 
ähnlichen Aufbauten auf dem Gipfel befrönte Pyramide 


von Meydun (fünfte Dynajtie) zeigen deutlich, daß die 
älteften Pyramiden, ähnlich denen der Olmelen, in 
großen geböjchten Stufen errichtet wurden umd zwar der: 
art von innen nach außen fortichreitend, daß die Pyramide 
immer für vollendet gelten fonnte, wenn der Tod den be- 


mit Statue und Näudheraltar. Bon da gelangt man in | treffenden König, der fie für fid) als Grab baute, während 

— des Baues überraſchte. Dies geſchah offenbar 

ds bei beiden erwähnten, von denen namentlic 

— die zu Meydun mit ihren großen, ſehr ſteilen 
Stufen auffällige Ähnlichkeit mit der Moſchee 
zu Timbuktu hat. Nachdem die Hauptmaſſe zu 
erwünſchter Ausdehnung aufgeführt war, fing 
man dann von oben herab an, die großen 
Stufen zunächſt durch kleinere und endlich 
ſchräg auszufüllen. In dieſem Stadium wurde 
die Erbauung der Steinpyramide von Da— 
ſchuhr (fünfte Dynaſtie) unterbrochen, daber 
iſt diejelbe in ihrem oberen Theil jchon flad) 
(unter 42°) abgejchrägt, während unten noch 
die jteilere Bölchung (55°) ſichtbar iſt. 

Die andere Byramide bei Dafchubr ijt nur 
von Lehmziegeln erbaut und mit Quadern be: 
Heidet gewejen. Sie enthält an der Nordſeite 
einen Borbau mit dem Gemach für die Zeichen- 
feier, welches durd) übergelragte Steinſchichten 
im Spigbogen geſchloſſen it. Die drei Pyra— 
miden von Abufir find aus Bruchiteinen mit 
Nilihlamm als Mörtel erbaut und mit Kalt: 
fteinquadern verkleidet. Sie mefjen 50— 70m. 
Höhe. — Der 4. Dynastie gehören die drei großen Py— 
ramiden von Gizeh an, deren ältejte und größte von 
Ehufu (Cheops) 3095 ff., Die zweite von Ehafra Chephren 
3032 ff., die dritte von Mentera, Menferes (Ramenle 
oder Muferinos) 2966 ff. erbaut ward, 

Die Pyramide des Cheops, von der wir in Fig. 75 einen 
Durchſchnitt geben, hat nach Thevenot's Mefjung 227 m 
Bafıslänge, 137 m. Höhe und 208 Stufen, die vormals 
aber mit polirten Granit: 
blöden jhräg befleidet wa⸗ 
ven. An den beiden an: 
deren, bejonders aber an 
der des Mentera, iſt eben 
jo wie an drei Heinen Py 
ramiden neben derjelben 
deutlich zu erkennen, daß 
auch jie erit in großen 
Stufen aufgeführt war, 
deren Winfel man durd 
kleinere Stufen ausfüllte, 
worauf erjt die jchräge Be 
kleidung aufgelegt ward. 
Auf der Oſtſeite der zweiten 
und Dritten liegen Leine 
Tempel, deren Konjtruf 
tionsweife dem der Be- 
amtengräber gleicht. Chef- 
ren lich auch die Niejen- 
ipbing arbeiten, theils aus 
den Felfen hauen, teils 








an Fr 


io 20 E’] ‘eo E71] 
Fig. 74. Turchſchnitt der Pyramide von Sallarah. 


den eigentlichen Grabraum, unter weldhem der Sarko— 
phagraum liegt. Die hier erhaltenen Thüren ſowie in 
mehreren der Beamtengräber die an der Oſtſeite ange— 
brachte Thüre zu dem Gemach der Todtenfeier zeigen in 
ihrem runden Deckbalken bereits die Nachahmung der 
Holzbauformen in Stein. Die Weitjeite öffnet fich ineinen 
zu dem Sarkophagraum führenden Schacht. Selbjt wenn 
uns nicht die Chroniken Aghyptens erzählten, daß unterdem | 


Nora 





bauend 








Fig. 75. Durchſchnitt der Puramide —— 
der erſten Dynaſtie angehörenden König Atothes, Er— 
bauer der Königsburg von Memphis, Säge, Hauſtein— 
mauerung und Schrift erfunden worden feien, würden wir 


gewonnenen Fortichritte der Technit erfennen. 
Die genannte Pyramide (Fig. T4)unddie ähnliche, aber 
nur indrei Hauptitufen aufjteigende, auch mit zwei thurm: 


8 Chcopß. 








ergänzen und 
zwiſchen den Bordertagen 
derjelben ein Tempelchen 


errichten. Architektoniſche Theile find leider nicht er: 
halten. Doc) find uns fir die Beurtheilung ihrer Fer: 
men dennoch nicht alle Spuren verloren gegangen. Inter 
an der in der dritten Dynaſtie, chva um 3500 v. Ehr., er: König Phiops, welcher der 6. Dynaſtie angehörte, etwas 
bauten Pyramide von Sakkarah allein jhon die damals vor 2700 v, Chr, lebte und die erjten Obelisken erridıtet 
haben joll, find audy die Grottengräber in Zauiet el Meitin 
bei Benihaſſan entitanden, deren Wandbilder, zujanmen: 
gehalten mit jenen fümmerlichen Tempelrejten an der 


Gocd )IIE 


53 


äguptifher Stil äguptifder Stil 

Dftfeite der Chafrapyramide, mit der alten Gella des übri- edigem Querſchnut, etwas verjüngt und oben bogenför- 
gend neuen Tempels Tothmes' III. in Theben, mit den | mig abgejchnitten. Das jind weltliche Erinnerungszeichen, 
blinden Tbüren und den, Balmenjtämme nahahmenden, | während die Obelisfen, deren uriprünglicher Name Menu 








Deden der genannten Feliengräber, endlich mitdem Sar- | 
tophag des Königs Mentera (Fig. 76), uns in den Stand | 
jegen, einen Schluß auf die Tempelformen diejer eriten 
Periode zuthun. Danach beitanden diefe Tempel ſämtlich, 
Den von Mena (um 4000 v. Chr.) dem Phtabzu 





lautete (oßekisxo;, Spieiichen, iſt ein griechiicher Spott- 
name), dem Sonnengott Ra geweiht find, deſſen Verherr— 
lihung auch oft ihre Jnichriften gelten. Der ältefte be: 
fannte Obelist, der von Heliopolis, iſt von Uſurteſen er— 





Ehren errichteten vermutblich nicht ausgenom- 
men, im wejentlihen aus einer langgeitredten 








Cella mit oder ohne geichlofiene Vorhalle, um— 
geben von einer Pieilerhalle, deren Pieiler aber 
erit auf hohen Brüftungsmauern begannen. 
Urſprünglich waren dieje Pfeiler vieredig, all- 
mahlich wurden zunächſt blos die den Eingang 
flantirenden, dann auch die anderen durch Ber: 
brechung der Eden zu achteckigen, dann ſechzehn— 
feitigen,, endlidy runden Säulen. Die Eapfeiler 
muften nun um der Fejtigleit willen jtärfer, 
bejonder& breiter gemacht werden; dann wurden 
Die Zwiſchenſäulen bis zum Fußboden herab: 
geführt, und num ftand die Brüftung zwijchen 
ihnen. Man hatte gelernt, Brüftung von Gründung, 
ausfüllende, jchließende Theile von ftiigenden zu unter: 
jcheiden, ſah aber auch in den Stüßen nicht mehr blohe 
Gejtellträger, fondern zugleich Begrenzung der Öffnung. 
So wurde der Edpfeiler aus einer verjtärtten Stüße | 
zum Mauerjtüd, die Halle war nicht mehr ein um den 
cigentlich baulichen Kern gejtelltes Gerüſt, jondern zeigte 
ſich als SFeniterreibe in der Mauerumfajjung. Infolge 
defien gab man nun aud) ihr die geböfchte Geftalt, welche 
ſchon längit die aus Lehm aufgeführten Wände der Bohn: | 
häufer, die Wände der Cella und die Stufenmwände jener | 
älteiten Byramiden gehabt hatten. Das Dad) war wohl 
jchon bei den vorhergehenden Holzbauten ziemlich), von Bes | 
ginn des Steinbaues aber ganz flach. Die Hohlfehle des | 
Simſes Scheint ebenfalls nicht zu den urfprünglichen or: | 
men zu gehören. An dem Sarkophag des Mentera tritt fie 
zuerſt auf. Gerade diejer aber zeigt gleich jenen blinden 
Thüren Formen, weldye auf einen früheren Holzbauftil 
deuten, der jedenfalls auch auf die erwähnten Bildungen | 
Einfluß hatte, die den Schluß diefer Periode bezeichnen. 
weite Periode. Die hervorragendite Stelle unter den 
betr. Bauten gebührt den Werfen der 12. Dynajtie (nad) 
Lepfius 2380—2171v.Ebr.). Dievonllfurtefen IIIerrich⸗ 
teten Burgen zu Semneh u. tumnee, der vonibmerbaute, 
von Thotmes III. reparirte Tempel zu Kumnse mit 
feiner gejtredten Cella, der Tempel des Amenemeha III. 
9 Sarbut el Chadem, das Allerheiligſte in Karnak, von 
Wurtefen III gebaut, ein großer Theil der Gräber bei 
Benibajjan und viele andere Werke diejer Zeit zeigen die | 
dem Steinbau direft angehörige protodoriiche Säule in 
ihrer erjten, einfachiten Form, zeigen aber namentlich auch 
zum Theil das entichieden auf vorhergehenden Holzbauſtil 
deutende Gebält mit Tropfen. Wir geben in Fig. 77,78, 
79 und 80 eine Außenanſicht, einen Durchſchnitt und das 
Bieilerdetail eines der Gräber von Benihafjan. Amene- 
meba III, genannt Möris, war es auch, der die Wunder: 
werte in Fayum, den fünftlichen See und das Labyrinth, 
ſchuf. Die Pyramide an der vierten Seite des an drei 
Seiten von Regierungsgebäuden umzogenen Labyrinth- 
bofes und die beiden Byramiden im Sce bejtanden aus 
Lehmziegeln und find verſchwunden. Sie zeigten nad) der 
Beichreibung des Strabon und Herodot bereits die ausge— 
bildetite Pyramidenform, der wir in Ägypten überhaupt 
begegnen, mit Vorterrafie, pylonenbefrönter Vorballe u. 
Bekrönung durd) eine Statue oder ein Tempelgebäudchen, 
ähnlich den jpäter in Meros errichteten. In diejer Zeit 
lommen zwei Formen von aufrecht jtehenden Monolitben 
vor: neben den allbefannten Obelisfen, quadratijchen 
Spitzpfeilern, erjcheinen noch Standplatten von rechts 














drängten die Koila— 




















Sartophag des Königs Ramenka (Mentlera). 


Fig. 76. 


richtet. So wurden in diefer zweiten Beriode bereits alle 
Grundzüge zu dem ägyptiſchen Stil gegeben. 

Dritte Periode, circa 2170— 1680. Chr.; die 13. bis 17. 
Dynaſtie. In diejer Zeit Schwerer Kämpfe mit den einge- 
drumgenen Hirtenvölfern Ajiens, den Hyklſos, fam das 


| Land nicht zur Ruhe; fein Wunder aljo, daß wirausdiejer 
| Beriode weder von großen Bauten noch von Fortichritten 


—— ER 


= Le zen 


Pd ; = A 
EEE 


Man —— 






Fig. 77. Eingang eines Grades bei Benihaſſan. 


in der Kunſt melden fönnen. Ganz ruhte diebauliche Thä— 
tigkeit allerdingsnicht. Einzelne Heine Tempel, Feſtungen 
x., entichieden auch Statuen ꝛc. wurden errichtet, wie wir 
denn die Statue eines Flußgottes zu Tanis aus diejer 
Zeit befigen. Zwei wichtige Veränderungen auch vollzogen 
jih unter dem Einfluß der Hykſosherrſchaft. Erſtens ver- 





naglyphen die bis 
dahin vorberrichend 
üblichen Flachre— 
liefs, und zweitens 
nahm der »iegel- 
bau noch mehr als 
früher überhand, 
weil der Strieg den 
Transport der 
Steine nad) Unter— 
ägnpten erſchwerte. — — 
Vierte Periode, in. 78. i 
circa 1680729 v9. Durchſchnitt eines Grabes bei Benibaffaır. 
Ehr., 18. bis 23. Dynaftie. Dem Heldentönig Thotmes 
III. war das von jeinem Vorgänger begonnene Befrei: 
ungswerk gelungen. Die Hykios waren vertrieben; das 
Land athmete wieder auf, Macht u. Wohlftand Agyptens 
blühten empor und die Slanzperiode ägyptiſcher Kunſt 
brach an. Der Reichstempel zu Karnak wurde von jedem 


ägyptiſcher Stil 5 
der nun jolgenden Nönige vergröhert Tempel u. Paläſte 
erhoben ſich rings, und bei jo unausgeſetzier Gelegenheit 
zur Berhätigung machten Kunſt und Technif raſche Fort: 
jchritte, Die eriten Bauten knüpfen an die formen des 
alten Reiches au, die ſich auch noch lange erhalten. Der 
von Thotmes III. erbaute Tempel zu 
Amada, mit feiner faitan das Etrus- 
filche erinnernden Anlage dreier Zel— 
len neben einander, zeigt jene viel- 
eefigen protodoriichen Zäulen, Die wir 
in einem von demjelben König erbau- 


in Karnak wiederfinden, Die uns auch 
an dem von Amenophis IL. errichteten 
Tempeldes Hor Amun zu Wadi Halfa 
und an zwei Bauten Amenophis' III. 
wiederum begegnen. In Karnal zei— 
gen ſie jich in geſunder Weije weiters 
gebildet ı Fig. S1), an dem Tempel bei 
El Kab und in Zedinga aber tragen 
die 10ſeitigen Biciler bereits Hathor— 
masten. Zelbitderunter Rhamſes II. 
erbaute Höblentempel zu Kalabſche 
zeigt noch Die geſtreiſte Säule von 32 
Seiten, von denen vier glatt, die ans 
deren hohl, als Nanältrung geitaltet 
find. Aber es treten nun auc) andere 
Formen als tomangebend auf, 
welche bald jene einfachen verdrän: 
gen. Wir meinen die Schon beim La— 
oyrinth und in Benihaſſan vorkom— 
menden Bündelſäulen, eine Nachbil— 
dung der aus mehreren zuſammen— 
geſchnürten Stämmen beſtehenden 
Holzpfeiler, die runden Säulen, ala 
Vertreter des gereiften Steinbaues, 
} die vieredigen Pfeiler mit daran ges 

jtellten Statuen nebjt den dieſen 

Schaftbildungen entiprechenden 
Kelchkapitälen, Nuospenfapitälen ıc. 
Andeutungen dieſer Form finden ſich 
zwar ſchon auf Wandmalereien aus 
dem alten Reich, aber wirkliche Säu— 
fen in dieſer Geſtalt jind uns erit an den Bauten der in 
Rede jtchenden Periode erhalten, Namentl. unter Sctbos I. 
und jeinem Sohne Rhamſes II, (Zeioitris) entitanden 
unter Anderem der Titristempel in Abydos u. das Mem- 
nonium dajelbit, ferner unter Abamies III. 20. Dynaitie 





Fig. * und bo. 
Protodoriſche Zäufe 
aus Benihaſſan. 


—UVV 





Vom Khameffeion. 


Fig. 81. Saulenfuß aus Murtal. 


Ar Br 


(1090), das Rhameſſeion. Das bundertthorige Theben, 
auf dejien Ruinen jept die Orte Karnak, Luxor, Medinet- 
Abu Kournah ıc. jteben, ferner die Tempel von Wadi 


2 


das Nhamejjeion Fig. 87. 
ten Nebenſäl des hinteren Palajtes | 


4 


eine lange, glänzende Reihe anderer Riejenwerfe ent— 
ſtammen diefer Yeit, während welcher auch (um 1600 v. 
Chr.) zuerit Wölbungen vortommen; ſ. Fig. 83. Auch 
die hypoſtilen Säle mit erhöhtem, oben von der Seite be— 
leuchtetem Mitteljchiif traten jegt auf. Fig. 84 ift ein Bei- 
jpiel vom Südtempel zu Karnak, 
Fig. 85 der Grundriß, in wel: 
diem A B die Linie des obigen 
Durchſchnitts bezeichnet. Einen 
der jchöniten dergl. Säle enthält 


— ägnptifder Stil ne 








Der stetig ſteigende Einfluß 
der Prieſter zeigt fich im dem 
immer riejenbafteren Umfang, 
den immer fomplizirter werden 
den Dispofitionen der Tempel, 
| von denen Fig. 85 freilich nur 

ein ſehr einfaches Beiſpiel ift, 





Fig. 88, 
Grabtammerwölbung. 


‚in der Anlegung der Todtenftädte, in dem Aufbören der 
Pyramidenbauten, an deren Stelle gebaute oder in den 
Felſen eingegrabene Königsgräber treten. 





| 4 F T — 
sig. 84. Durchſchnitt nah A B, Fig. ©. 


Fünfte Periode, 729—525 v. Chr. Der minder gebildete 
Bewohner Athiopiens jiegt über die verweichlichten Ju— 
jafien von Agypten. Die äthiopiſchen Nönige bauten, 
gleich den früheren Derrichern, Nanäle und Straßen, 
nahmen Nejtaurationen in Luxor vor; auch nahmen fie 
‚den Pyramidenbau wieder 
‚auf. Auf der Injel Meroe 
ſindüber 170, am Berge Bar- 
fal ebenfalls jehrviele jolcher 
Pyramiden, von Ziegeln er: 
ridytet u. abgepußt, erhalten, 
von denen viele im Spipbo- 
gen gewölbte Vorhallen ha— 
ben j. Fig. 86,884. Aus der⸗ 
ſelben Zeit ſtammen der Tem— 
pel des Phtha und der große 
öſtliche Tempel am Berge 
Barkal, der Tempel zu Mau— 
ri ꝛe. Die Napitäle find mit 
Iſisköpfen und fogenannten 
Inphongejtalten verziert, 
doch kommt aud) das Knos— 
penfapitäl vor. 

Unter der Dynaſtie von 
Sals nahm die ägyhyptiſche 
Kunſt nochmals einen Aufs 
ſchwung. Die damals be— 
gonnenen Bauten von Philä, 
die Mauern und das Süd— 
thor des PBhtabtempels zu 
Mempbisıc. zeigen jchr feine, 
zierliche Verhältniſſe u. For— 
men. Das Palmenblätter— 
fapitäl wird in dieſer ZJeit 
vielfad; angewendet, kommt 
aber jchon unter der 19. Dy- 
naſtie in Tanis vor. Amaſis 
gab einen Beitrag zum Tempelbau von Delphi und jtand 
auch jonjt in regem Verkehr mit den Griechen. 








A 





BEEBBBENN TE 
UBBBBEBEBE 


dig. 85, Tempel in Narnat. 


‚ Sehle Periode, 525—331 d. Chr. Die altchrwürdige 
äghptiſche unit drohte unter der eiſernen Fauſt der Per— 
ſerherrſchaft zu erjterben. Aber noch einmal gelang die 


Sebuan, Gerf-Hoſſayn, Abu Simbel (Jpiambul), der 
Heine Tempel von Kalabſche, die Memnonsiäulen und 


55 äguptifder Stil 


ägupfifder Stil 
Befreiung um 14040. GEhr., umd wenn aud) bis um 380 nur | jo blieben doch die Arbeiter dadurch in bung und 
Reparaturen der Tempel vorgenommen werden konnten, | waren im Stande, die zierlichen Anbanten an das Rha— 
mejjeion in Medinet-Abu, den eben jojeinen Hathortempel 


auf der Inſel Philä (Fig. SP ze. auszuführen. 


or 

















Fig, 86, Pyramide ber Meros. 


In der fiebenten Periode, 331—30 v. Ehr., unter den 
Ptolemäern, wurde trop der eindringenden griechiſchen 
Kultur doch noch ziemlich im alten Stile fortgeſchaffen. 


TE Mit 





— 


m. — N 


Sig. 68, Pyramidenvorhalle aus Merod, 


Aus diejer Zeit ſtammen die Tempel von Denderab, Fig. 
90, Edju, Esnch, ſowie cin Theil der Bauten auf Philä. 








Fig. 8 sg, ——— auf Phılä, 


— lu \ \ 

\ N Der griechiſche Einfluß gab ſich namentlich in zwei neuen, 
| dabei aber den älteſten wieder ſich nahernden auformen 
fund, Die Mamme iſis, die Geburtsſtätten der Gottheit, 





Wig- 97. Grundriß des Rhameft jeion in Theben. 


Vom Tempel zu Tenberab 





Fiq. 90. 


ägupfifder Stil 56 ägyptiſcher Stil 


welche lange Zeit für Tupbonien, Heiligthümer des zer- | miſche Bauform nod) lange, wie dies der Tempel von Det: 
itörenden Gottes des Reichthums, Typhon, gehalten wur= kah bezeugt, der exit unter Nero gebaut iſt. 
den, beitanden aus einer Zelle mit Vorhalle und hinterem Der in Borjtcehendem angedeutete Entwidelungdgang 
Raum (Opiitbodomos), rings von einer Zäulenhalle um: läßt ſich bis jept noch nicht volfftändig überſehen, auch zeigt 
durd alle dieſe Perio— 
den hindurch umd bei 
allen Kortichritten und 
Mopifitationen den— 
noch der eigentliche Stil 
feine totale Umwand— 
lung, bis endlich unter 
der RMömerherrſchaft 
durch das Eindringen 
der Chriſtenheit der alte 
Glaube und mit ihm 
auch die ihm dienende 
Baukunſt zu Grunde 
geht, die unbedingt die— 
jenige iſt unter den 
ſogenannten vorklaſ— 
ſiſchen Bauweiſen, die 
am ungeſtörteſten aus 
jich u, aus dem Boden 
herausgewadiien iſt, 
auf dem fie wurzelte, 
ehe te (um 1600v, Ehr., 
j. oben bei der vier— 
ten Beriode) von der 
Hierarchie firirt wurde 
u, demgemäh zu einem 
s — ſtarren Syſtem ſich ge— 
Ag. 91. Mammestfis auf Philä. jtaltete, welches ſich 
am deutlichſten im 
zogen: ihr Unterbau enthielt Archive und Schaßkammern; | Tempelban ausſpricht, indem der Sekos, der Käfig des 
die zu Nuferzichung heiliger Thiere bejtimmten Gebäude | heiligen Thieres, zum Allerheiligſten wurde, umgeben 
bildeten blos ein offenes Säufengehege mit hohen Brüs | von Höfen und Alleen fir die Prozeſſionen und Peri: 




















rn 


— 


Fig. 92. Agyptiſcher Tempel, Seitenanſicht. 


jtungen zwijchen den Säulen, wie ein joldes in Fig. 89 ſtylen zum Schup für die Wallfahrer; f. Fig. 85 (vom 
lints Hein, in Fig. 91 größer dargeſtellt ift. Tempel zu Karnaf) und Fig. 87 vom Rhameſſeion. 

Selbſt in der adıten Periode, 30 v. bis 60 n. Ehr., die Die Sphinx, aus den Gejtalten der Jungfrau und des 
eigentlich den Verfall der ägyptiſchen Kunſt infolge der | Yöwen, oder aus Löwe und Widder zujammengejept 
römischen Herrichaft bezeichnet, erhielt ſich dod) die Heiz galt als Symbol geheimnisvoller Weisheit. Eine Allee 


ägyptiſcher Stil 57 ägnptifder Stil 








Ze nn nn — ——— — — —— nn ne ss. — — — — — * 
ſolcher Sphingen, auch wohl mit jipenden Koloſſen oder ſich ſehr häufig eine rothe, geflügelte Kugel mit zwe 
Widdern abwechſelnd, genannt Dromos, oft 32 m. breit | Uräusſchlangenhälſen u.-Köpſen, das Symbol des Horus 
und 120 m. lang, führt 
von einem  ijolirten 
Portalbau zudem Ein 
gang des eigentlichen 
Tempelbaues; j. Fig. 
Ss5und92. Die vor dem 
Eingang des Borhofs 
fiehenden Pylonen 
(Fig. 93) find 2 der Iſis 
und Nephtys geweihte 
breite Thürme, die dad 
Heiligthbum wahren, 
und werden bei feit: 
lihen Gelegenheiten 
mit Fahnen 20. ge: 
ſchmüchkt. 

Durch die Konſtruk 
tion aus trocken übe 
einander Pr Big. 93. Pylonen vom Tempel zu Edfu. 
nen u. das jährlichlich wiederhofende Andrängen des Nils | als Sieger über Typhon, indem er im Kampf genen das 
waſſers war es bedingt, daß die Mauern nad) oben zu an— | Böſe die Geſtalt einer geflügelten Sonnenideibe annahm. 
| Zu den Seiten diejes Portals jtanden Fahnen in ſenk 
rechten Einjchnitten der Mauerjläche, meijt auch Bildſäu— 
fen (j, Fin. 93) oder Obelisten, welche, jowie die Mauer: 
jläche der Bylonen, mit Basreliei-Daritellungen oder mit 
Hieroglyphenſchriften bededt find. Durd das Portal ge: 
langt man in den Vorhof, ſ. Fig. 95 (vom Tempel zu 
| Philä), der von Säulengängen umgeben ijt. Beigröheren 
Tempeln folgen mehrere Vorhöſe hinter einander, deren 
4b Ih | Eingänge wohl auch nodymals mit Heineren Pylonen be= 
- jept find. Das Rhameſſeion Fig. 87 z. B. hat zwei Höfe, 
deren borderer vielleicht noch unvollendet iſt. Der zweite, 
als Periſtyl geitaltet, iſt der eigentliche Tempelvorhof. 
—MW Auf der dem Eintretenden gegenüberſtehenden Seite des 
| ' Borbofs num erhebt jich der vielſäulige Naum (A Bin 

au . Fig. 85 undsT). Dieje Halle ift häufig nur an den Seiten 
dig. 91. Haupiſims. durd Mauern abgeichlofien; die Rorderfeite bildet dann, 
liefen. Im das lleberjtäuben des Wüſtenſandes, der vom | wie in Fig. HD, eine Zänlenjtellung, die ſich im Innern jo 
Sturm an diefen ſchrägen Mauern in die Höhe getrieben | oit wiederholt, als es die Größe der Vorhalle verlangt, 
wurde, in das 
Innere der da— 
binterliegenden 
Höfe zu verhin: 
dern, jowie um —— 
die Mauern und —⏑ 
die darauf ange— 
brachten Male— 
reien biszum Fuß 
vor dem Regen zu 
ſchütßen, befrönte 
man ſie mit einer 
weit ausladenden 
ſchattigen Hohl 
lehle, ſiehe Fig. 
94, welche durch 
einen Rundſtab 
von der Mauer 
getrennt iſt, an 
deren Eden, um 
diefelben vor dem 
Beſtoßen durch die 
Flut zu ſchützen, 
ſich ein ähnlicher 
Rundſtab hinan 
zieht. Zwiſchen 
den Pylonen —— a A 
fteht das Bortal, meift nad) oben verengt, mit jheitrech- | damit die nöthige Stüpung für die 2 ecke erlangt werde. 
tem Sturz überdeckt u mit einer großen Hohllehle beklrönt. Dieſe Decken beſtanden früher nur aus Steinplatten, 
Als Berzierung diefer Hohlkehle über dem Portal findet | jpäter, d. b. circa von 800 v. Chr. an, bier und da aus 

Mothes, JAufte. Baulegiton. 4. Aufl, 1. 8 




















iatifiimmin 
In IN 





Fig. 95. Borhof zum Hathortempel von Philä . 





58 








agyptiſcher Stil 





— — 


aguypti ſcher Stil 





ſlachen Ziegelgewölben (indem die Aegypter Holzdecken 
bei Tempeln verſchmähten), konnten alſo in beiden Fällen 
nicht weit frei liegen. Die Säulenweiten nach dem Vorhof 
zu find im untern Drittheil durch eine ſtarke Brüftungs- 
mauer verichlojjen, und blos in die Mittelfäulenweite ift 
ein Rortaleingebaut (in Fig.90 fast verichüttet). Diefeviel- 
jünligen Hallen waren häufig, um Licht einzulaſſen, als 
Hypoſtyla, d. h. na Sg: 84, rege Ay 
geftaltet u. gaben das Vorbild zu r 

denägpptiichen SälenderNömer; N 
das Dad) diejes Hypoſtyls jtand 
dann auch wohl über die Seiten- 
räume empor, wie in Fig. D2. 
Hinter demjelben ſchließt sich 
meist noch ein Eleinerer Sal mit 
Säulen und dann das eigent- 
lihe Heiligthum an, ohne 
Säulen, niedriger, meiſt von 
mehrfachen Mauern umzogen, 
oder auch als monolithe Kapelle 
wie in Edfu. Diejes Heiligthum 
war wohl vielfach zugleich der 
Stall des gebeiligten Thieres, 
wie man denn auch in joldıen 
Räumen Thiermumien inmono= 
lithen Behältern gefunden bat. 
Das Heiligthum ijt entweder von 
Heineren Räumen umgeben, die 
fich direlt um dajjelbe reihen, wie 
in Fig. 87, oder fteht ifolirt in 
einem Hof, wie in Edfu und im 
Südtempelvon Karnaf(Fig.85). 
Die Heinen Nebenräume, die fich 

in letzterem Fall um diejen def „ull)) 
anichliegen, enthalten Sahi: == — 
ſteien, Ankleidezimmer, auch Fig. 96. Saule aus Yuzer, 
wohl Wohnräume für die Prieſter, Laboratorien ꝛc. und 
find oft in 2 Stodwerfen über einander angelegt. Der 
Zempelbezirk enthielt aud) häufig noch Herbergen für die 
Wallfahrer, Nebentempel xc. Fig. 89 zeigt die Hinteranz 
ficht eines Tempels. 

So weit die Anlage der Tempel; num noch einige Be- 
merkungen über die Details, 
wie jolche fich in dem entwickel— 
ten ägyptiſchen Stil daritellen. 
Mauerflähen, Säulen ꝛc. wur: 
den meist erſt mach dem Verſetzen 











Aus Edfu. 


bearbeitet; ein jchr zweckmäßiges Verfahren, welches alle 
Völker des Altertbums befolgt zu haben jcheinen. 

Die Dächer find ganz flach und liegen ehvas tiefer ala 
die Oberkante der Umfafjungsmauern, fo daß dieſe die 
Brüftung der Plattform bilden, was durd) die Konitruf- 





ia. 93. 











tionsweife bedingt und durch bastrodene, regenloje Klima 
erlaubt war. Durch die Hige wurden große hohe, Inftige | 


Räumeund ftarte Mauern mit Heinen und wenigen Defi- 
nungen gegen Süden, größeren gegen Norden hin bedingt. 
Die Säulen bildeten in den eriten 5 Perioden nie die 
Eden des Gebäudes, fie waren zwiſchen Mauerwertpfeiler 
geitellt; Die Anordnung des Gebälts ſ. Fig. 90 bis 95, 97 
und 100. 

Selbjt bei ſchmalen Tempeln ift die Fronte breiter als 
hoch; dadurd bedingt ſich ein kurzes, gedrungenes Vers 
hältnis der Hauptſäulen, die zwifchen vier u. ſechs untere 
Durchmeſſer hoch jind, während die Säulen der Portifen 
im Vorhof xc. oft viel ſchlanker find. Eäulenfühe fehlen 
entiveder oder find nad) Fig. 80, 81, 96, 98 u. 99 geitaltet. 
Der Schaft hat etwas Verjüngung, aber ohne Entafis, 


KERITGESTENTE RR 








= 7 9 | 
„ —— = N OR, * 


Fig. 99, Aus Denderah. Fig. 100. Aus Medinet-Abu, 


auch wohl unmittelbar am Sodel eine kurze Einziehung, 
36. Das Hapitäl hat ungefähr (an pedantifche Ba 
banden jich die Alten niemals) anderthalben Durchmeſſer 
Höhe und iſt auf ſehr verſchiedene Weiſe gejtaltet. Die 
hauptſächlichſten vorlommenden Formen jind folgende: 

1. Knofpenkapitäl. Ein abgejtußter Segel, oben etwa jo 
ſtark wie der obere Zäulendurchmejjer, unten am jtärferen 
Ende mittels einer kurzen Einziehung mit dem Säulen: 
ihaft verbunden. Fig. 96 (aus Luxor) zeigt dieje Form 
ſowie die Methode ihrer Verzierung, Fig. 101 und 102 
eine andere Modifikation derjelben Hauptform, zugleich 
auch die oben erwähnte Form des Schafts in Nachbildung 


von 4 zuſammengebundenen Holzſtämmen, alſo auf die 
frühere Holzlonſtruktion zuriictdeutend. Manche erklären 


die Stengel als Papyrusſtäbe. — 2. glohenförmiger oder 
tulptnãhnlichet Rumpf mit Lotosblättern und Blüten, 





ägupfifder Stil 59 agyptiſcher Stil 


Muſcheln zc. bejept; fiche Fig. 82 (aus Theben), 97 (aus 
Philä); der obere Umſchlag ift häufig mit einer Neibe, die | wäre der Sand zu leicht eingedrungen. Die größeren 
einzelnen Blattüberichläge andeutender, Einkerbungen, | Lichtöffnungen in den Mittelichiffen der hypoitylen Säle 
etwa gleich einem Eierftab, verziert. — 3. ſteile Hohlkehlemit | find mit jteinernen Fenſterkreuzen verjehen und jo in Hei- 
jtchenden, überhängenden Palmenblättern; ſ. Fig. 98 | nere Offnungen eingeteilt. 

(aus Edfu). — 4. nmgckehrier, abgeſtuhler Kegel mit Bötter- | Das Material zu den Tempeln war meijt Sandjtein. 
figuren, JIſisgeſtalten oder dergl. bejept. — 5. erhöhter | Die Obelisfen, Sphingen ıc. waren in der Regel von 

N SON Wiirfel mit Tempelfagaden | Branit, und zwar Monolithen. 


STLÄN N \ 
\ — {st apelichen), 5 oder Nach⸗ Aeghptiſche Ornamente. 

| bildumgen hieroglyphen— 
bejeßter Tempelmände, oder Warst: \ an 


auch mit arshiteftoniich einge: 
rahmten Figurenreliefs auf 
jeinen vier Seiten. Die Kapi— 
tälhälſe find in der Regel jebr 
hoch und gewöhnlich mit einer 
Anzahl Rundftäbe od. ähnlicher 





ſchießſchartenartig geitaltete Lulen; durch gröhere Fenſter 











fin. 198, Vapyrus und Numphän 









Sig. —— engelige — dig. 104 Lotosblume, Knoſpe und Blatt. 
Heiner Glieder verziert, oder auch durch große Sphing: | Die großen Flächen der Wände bedeckten die Ägypter 
töpfe, Jlismasfen oder dergleichen erjegt; fiche Fig. 99 | durd) Eintheilung in Streifen oder Felder, reich mit Bild- 
(aus Denderah). ‚nereien, Bilderchroniken, Inichriften ze. bejept. 

Die Deiplatte des Kapitäls ift eine glatte, blos durch | Unter den Verzierungen fchren beſonders folgende häufig 
Farben verzierte, quadratiſche Platte, Deren Breite unges | wieder: Die Yotosblume, als Attribut der Iſis und 
führ die deg oberen Säulendurchmeſſers iſt, offenbar da | Symbol der Fruchtbarkeit, der erzeugenden Kraft. Die 
mit der in gleicher Breite fih darauf legende fteinerne | geflügelte Kugel, deren Bedeutung bereits angeführt 

it. Der Sfarabäus, Miſt— 
füjer oder Masfäfer, wel: 
BETTER der aus Düngerklumpen Ku— 
— EN geln dreht und diefe mit einem 
67 i zäben, in wunderbarem regen= 
bogenfarbigen Glanz ſchim— 
mernden Schleim überzicht, 
um fie zur Winternahrung 
unter dev Erde zu bewahren, 
diente als Symbol der weiſen 








(Mäphab 1: 1209.) 
dig. 106 


A 














EN ’ 
a 63 GG 6: 
Bi. ı. ii: 
| 4) nl \ = — —— 
LEERE — ———— ——— Fig. 107, 
Fig. 105. Grundriß und Längendurchſchnitt des Tempels von Ivſambul. (Maßſtab ı : 600.) Hemifpeos zu Dichiricheh. 


Tragbalten die ausladenden, oft ſehr ſchwach und zart ge: | Sparjamfeit und regen Ausdauer im mühlamen Ar: 
arbeiteten Kapitälverzierungen nicht bejchädige. beiten umd der Fähigkeit Gottes, aus unjcheinba rem 
Dit jind auch die Säulen durch Ojirispfeiler, d.h. glatte | jelbjt verachtetem Stoff glänzende Erzeugnijje bervor- 
vierehige Pfeiler mit daraus hevvorjtehenden karyatiden⸗ zubringen. Meiben folder Veiftkäfer wurden zur perl: 
ähnlichen, aber nicht tragenden Statuen, erjept; fiche Fig. | ftabartigen Verzierung der Nundftäbe unter den Hohl— 
100 (aus Medinet Abu). fehlen benupt, auch fommen fetten davon ala Behänge 
Eigentliche Feufer kommen nicht vor, woll aber Heine | vor. Reihen von aufrechtſtehenden Federn, überkreuzende 
8* 





ägyptifder Stil 


in mannigfadhen Modifikationen. Eine große Nolle in 
der Verzierung jpielt aud) der Thierfreis. Unter den 
eigentlichen pflanzlichen Ornamenten ſpielen die hervor: 
ragendjte Rolle die aus der Zumpfpflanzenwelt entnom: 


menen Formen des Yotos, der Nynt- | 


phäa, des Papyrus, des Schilfs ıc., 
fiir welche wir in Fig. 103 und 101 
ein pär Beijpiele beibringen. Alle 
Simſe, Felder, Injchriften u. Orna= 
mente waren reich mit farbigem 
: Schmuck verjeben, der in zwar leb— 

ig. 108. Pavillon zu haften, abernichtichreienden Farben, 
Mebdinet: Abu. ohne viel Schatten u, Yichteffekt, oben 
nur als Anſtrich behandelt iſt, jo dat er dem Eindrud des 
Ganzen als joldyen nicht nachtheilig wird. Die Verzierun— 
gen an Kapitälen, Hohltchlen, Säulen xc. erheben ſich alle 
wenig über die Flächen der Hauptform, jind aber durch den 
bunten Anftrich beftimmt geichieden. Die bildlichen Dar- 
Vtellungen der Außenwände find eigenthümlich, aber doch 
ſehr zwedmähig als Intaglien (Koilanaglyphen) behan— 
delt, d.h. ausderglatten, polirten Fläche in jehr flachem Ne: 
lief jo herausgearbeitet, daß die höchſten Stellen mit der 








— — 


dig. 108. Pavillon zu Mediner:Abu. 


Deupipäge in xiner Ebene liegen und jo die Ruhe des 
Ganzen nicht jtören. Jm Innern ficht man auch blos ge⸗ 
malte, aber reliefartig geordnete Wandbilder, deren Con: 
touren mit Scharien Strichen angedeutet, die Theile zwar 
bunt, aber ohne Modellirung gefärbt find. Die Daritel- 
lungen im Innern betreffen Gegenjtändeder Religion und 
des Kultus, die am Aeußern der Tempel Thaten der Herr: 
ſcher, Schlachten, Triumpbzüge ıc. 





"ig. 110. Pyramide des Ehafra, 


Im eigentlichen Ägypten find dieTempelalle gebaut, | 


in Nubien vielfach ganz (dann Speos genannt), oder 
wenigſtens zum Theil in den Felſen gehauen (dann 
Hemijpcos genannt, dadurd) natürlich noch majjiger, 
jinjterer und geheimnisvoller. Fig. 105 giebt den Grund: 
riß, 106 den Durchſchnitt eines Speos, Fig. 107 den 
Grundriß eines Hemiſpeos. 


60 
Bänder, Yictzads, überedjtehende Vierede x. finden ſich 


äguptifder Stil 


Palälle. Die Paläſte waren vielleicht in ihrer Aukern 
Erſcheinung vielfach den Tempeln ähnlich, da ja die Könige 
als Söhne der Götter betrachtet wurden. Der Haupt— 
unterſchied bejtand nach den erhaltenen Abbildungen da- 
rin, daß die Säle in den Paläſten größer waren, und daß 
an die Stelle der Zelle im bintern Theil des Tempels 
eine Gruppe bewohnbarer Gemächer trat. Ferner waren 
die Fenster größer, bef. jehr breit; über den Hauptſimſen 
erhob fich eine Reihe Zinnen. Die Sejanuverbältnifje wa— 
ren jehr leicht, auch waren fie bis zu drei Stock hoch. Erhal— 
ten find nur Theile, 3. B. der Ravillon in Medinet: Abu 

———— Fig. 108u. 109, Manver— 
miednämlichmeiſtbei den 
Paläſten die Anwendung 
des Sandſteins, vielmehr 
waren ſie zum großen 
Theil aus Holz und Zie— 
geln errichtet, die mit 
Steinplatten, mit Stud 
od, mit einer der Fayence 
ähnlichen Maſſe belegt 
waren. Die Dächer wa: 
ren wol metjt eben jo flad) 
als die der Tempel, ob» 
qleichdie Anwendung von 
Holz zu Bededung der 
Paldjte nicht umwahr: 
ſcheinlich iſt, denn die 
meist aus Lehmziegeln errichteten Wände waren wohl 
nicht im Stande, eine jo ſchwere Steindede zu tragen, als 
jie auf den Tempeln gefunden worden; die Wölbungen 
aber aus ungebrannten Ziegeln durften dem Wetter nicht 
ausgeſetzt werden. R 

Tie Grabmonnmente der Ägypter zerfallen bauptjächlich 
in drei Klaſſen. 

I. Die Pyramiden find ſchon oben genügend be- 
iprochen worden; meijt find fie ohne Bindemittel aufge- 
baut. Die meijten erheben ſich in 
Stufen und enden oben in einer 
Heinen Blattiorm, wobei aud) wohl 
die Stufen nad) oben zu an Höbe 
abnehmen, was erjtens die Arbeit 
dis Hinaufſchaffens erleidıterte, 
zweitens aber aud) der Perſpektive 
nachhilft u. jo die Pyramiden noch 
höherericheinen läht, alsſieſind. Bei 
anderenfinddir Seitenflächen ichräg 
befleidet geiwejen und noch Spuren 
Diejer Bekleidung erhalten, 3.B. bei 
der Pyramide des Chafra, Fyig.110; 
andere ſind aus Luftziegeln errich⸗ 
tet und nur mit Stein bekleidet ge— 
weſen. Nur ſelten findet man einen 
bituminöſen Cement od. auch einen 

® Mörtel von Hall oder Bips und 
; Zandals Bindemittelangewendet. 
Die innere Einrichtung der Pyra— 
miden bejteht meift nur in einem 
2 abwechſelnd auf⸗ und abwärts ſtei⸗ 
genden Gang, an deſſen Ende ſich 
eine Grabkammer mit einem Sar: 
fopbag, ungefähr in der Mitte der 
Pyramide, befindet. Den Eingang aber zu diejem Gang 
ſchloß ein genau in die äußere Verkleidung pafiender und 
deshalb jpäter ſchwer zu findender Stein. S. ig. 74u. 75. 

Die nubiſchen Pyramiden der 4. Periode, j. Fig. 86 u. 
‚58, mit vorjpringenden Stäben an den Eden, meift von 
Bacſtein ausgeführt, zeigen deutlich das Beftreben, die 
Grundidee der Pyramide architektoniſch fortzubilden,, fie 
zum Hauptalicd einer architeltoniſch geftalteten Gruppe 
zu madıen, 





u 


— — aa 





Fig. III. 
Eingang zum Grab des Rhamſes. 


— 


‚aa 





Grab des 


Fiq. 112, 
Rhamſes (Brundrik), 


| 





ägyptiſcher Stil 

2. Hnpogäen oder Syringen. Dieſe unterirdischen 
Grabanlagen liegen am Nil entlang, an der Libyjchen 
Bergfette und unter den angrenzenden Sandfeldern. Die 
anjehnlichiten haben einen vorgebauten Hof unter freiem 
Himmel oder eine in den Felſen eingehauene Vorhalle, 
ähnlich den Felſentempeln, j. Fig. 77, 105, 107 jowie 
Fig. 111 und 112, Grab Rhamſes' IIL.; an dieſe ſchließt 
ſich ein oft vielfach gegliedertes Syftem von Gängen, 
Kammern und Sälen, die meijt reich verziert, mit Reliefs 
und Statuen geichmücdkt find. 

Den Schluh der ganzen Anlage madıt eine Niſche mit 
ber fipenden Statue eines Gottes. Seitengänge führen zu 
der eigentlichen, nochmals durch eine Heine querliegende 
Vorhalle mit zwei Thüren hinter einander vertheidigten 
Grablammer mit dem Sarkophag, ſ. Fig. 76, worin, 
noch mehrfach eingehüllt durch ineinander geitellte Särge, 
die Mumie rubt. Die Gefäße und Geräthe, die man 
hier gefunden, tragen das Gepräge des Kultus und haben 
alfo denjelben Stil mit den Bauformen und Skulpturen; 
fie find zum Theil aus gebranntem Thon mit buntem, 
alasartigem Schmelz. Auch fand man Heine Statuet= 
ten aus diejem Stoff, jowie aus Bronze, Sylomoren— 
u.anderem fojtbaren Holz. Größere Figuren findaus Holz, 
Alabajter, Serpentin, Hämait, Bafanit, Porphyru. Gra— 
nit gefertigt ; größere Dietallfiquren hat man gar nicht ge= 
funden; —— war das Metall dazu zu koſtbar. 

3. Die Todten aus dem niedern Volk wurden gemein— 
ſchaftlich in großen Gräbern, Nekropolen, beerdigt, die 
unweit der Städte meiſt unterirdiſch angelegt waren und 
ähnliche Dispoſition zeigen, wie die Hypogäen, nur größer 
und einfacher. In flacher Gegend grub man Schachte und 
unten Stollen, in denen die Leichname aufgehäuft wur— 
den; wo dies wegen des Waſſers nicht anging, baute man 
die Nekropole in mehreren Geſchoſſen aus Ziegeln u. über— 
ſchüttete ſie hügelförmig mit Erde, damit ja kein Ver— 
weſungsgeruch hervordringe, obgleich die Leichname durch 
Harz und Natron ꝛc. vor dem Verfaulen geſchützt wurden. 

Von den Kanalbauten, Wafjerrefervoirs und anderen 
Nothwendigkeitäbauten der Ägypter ift leider aufer dem 
füinjtlichen, durch einen Damm von 10 m, Breite vertheis 
digten See von Möris und —* Bauten bei Bahr el 
Juſuff jo qut wie gar nichts erhalten; die Kanäle findver- 
jumpft, die Dämmevon Wüſtenſandüberweht, der auch die | 
Tempelruinen immer mehr u. mehr zu überichütten droht. | 

Werfen wir nun nocheinen Rüdblid aufdie Gejamtforz | 
mation der Öffentlichen und heiligen Baumerfe Ägyp— 
tens, fo kündigt fie beim eriten Anblid eine unendliche 
Sroßartigfeit an, die den Eintretenden durch folojjale, 
übermenjchlich riefenhafte Maijen, durch impofante Por— 
tale, Borböfe und Hallen, nicht erhebt, denn ſolche Maſſen 
liegen der Faſſungsgabe der Menichen zu fern, jondern 
einschüchtert und fejlelt, dann aber weiter binein immer | 
enger und düſterer fich zufammenzicht und endlich in die 
Dede eines myitischen, ſchweigſamen Dunfels übergeht. 

Darin auch iſt die Urſache zu juchen, warum die ägyp— 
tiiche Architektur einer lebendigen Fortbildung nicht fähig 
war, jondern in allen ihren Formen zwar organisch zu— 
ſammenhängend ſich geitaltete, aber fait jtereomp auf der 
errungenen Stufe der Ausbildung ſtehen blieb; die Urs 
jache ferner, warum man überall indiejer Architektur auf 
Gegenſätze jtöht, die fich nicht nad) innerer Nothwendigkeit 
löfen, ſondern nad) den Regeln äußerer Huger Berechnung 
gegen einander nad) Möglichkeit ausgeglichen find. 

Wohnbäufer 











ſahen die AÄgypier, gleich allen alten Völlern, nur als 
vorübergehende Herbergen an, die Gräber dagegen ale 


ihre eigentlichen bleibenden Wohnjtätten. Deshalb bauten 
jie die Wohnhäufer nur aus Holz, Ziegeln sc. Chgleich 
nun infolge deflen fait nur von öffentlichen und gottes= 


61 





dienstlichen Gebäuden, jelbit nicht von Königsſchlöſſern, 
Ruinen auf ung gefommen jind, da jogar die lepteren als 


agyptiſcher Stil 





Wohnungen u. als Werte Einzelner weniger jolid gebaut 
waren, als öffentliche Gebäude, jo find wir doch nicht ganz 
ohne Kenntnis von der Einrichtung u. Kormgebung ihrer 
Wohnhäuſer. Auf Neliefs find uns nämlid Pläne und 
Anfichten von Wohnhäuſern vorgeführt, die, vereinigt mit 
dem Studium der Städteruinen, Folgendes ergeben haben. 
Die Iraßen waren regelmähig angelegt, aber fchr eng, jo 
daß die breiteiten kaum Raum für einen Wagen boten. 
Die Häuſer bildeten gejchlojjene Reihen und hatten jelten 
mehr als zwei Gejchofle; nur in Theben und Memphis, 
two der rund und Boden theuer war, erhoben fie fich nach 
Diodor bis zu 4 u. 5 Geſchoſſen. Vor der Eingangsthüre 
war ein Portikus od. mindejtens ein Bordad) mit 2 Säu- 
fen, über dem Fahnen wehten. Auf dem Sturz der Piorte 
war der Name des Befigers eingehauen u. häufig irgend 
ein gaftfreundlicher Wahliprud. Bäume, mit Gittern 
umgeben, jtanden an der Façade. Die Pforte führte auf 
einen Hof, An der Hinterjeite diefes Hofes ſtand ein Pa- 
villon, dejjen Dach von Säulen gejtüßt war, die durch eine 
Brüftungsmauer verbunden waren. Diefer Pavillon 
diente zum Empfang der fremden. Bon diefem Hof führ— 
ten 3 Thüren, eine große zwijchen zwei Heinen, zu einen 
zweiten Hof, der, mit Bäumen bejegt, gegenüber eine hin= 
tere Nusgangsthür hatte, An diefen Hof waren bei klei— 
neren Häujern die Zimmer rechts und linfs direft ange= 
baut; bei größeren jchloffen ſich rechts und links in der 

















Fig. 113. Agyptiſches Haus, 


Mitte der Brundjtüdstiefe ziwei andere Querhöfe an, an 
deren Seiten nun erſt die Zimmer lagen. Vor diejen 
Zimmern zogen jih Säulenhallen bin, die die Korridors 
der obern Etage trugen. Am Parterre waren Magazine 
und Dienerwohnungen, oben die Wohnung des Herrn u. 
der Familie. Kleine Häuser hatten blos unten eine Reihe 
Zimmer, oben einen großen Eäl, zu dem man vom Hof 
oder direft von der Straße aus auf einer Rampe oder 
Treppe gelangte. 

Statt des Dachs hatten die Häuser eine zinnenbewehrte 
Terrajie; bei Neicheren war diefe mit einem auf furzen 
Säulchen rubenden leichten Dach verjeben ; bei Aermeren 
mit einem das Negenwajier nad) der Mitte des Gebäudes 
oder nach dem Hof leitenden Breterdach, womöglich jo ge= 
legt, daß e& vor dem Nordoſtwind ſchützte; manchmal ſtieg 
ein Theil der Façade höher empor und bildete jo eine Art 
von Thurm. Fenſter u. Thüren waren zweiflüglig, ſchlu— 
gen nach innen und wurden mittels hölgerner Uuerriegel 
verichlofjen; 5. übrigens Fig. 113 und 114, welche ägyp— 
tiiche Wohnhäuſer nach alten Wandmalereien daritellen. 

Galerien, Brüjtungen, die Säulen der Borhalle, Maus 
ern und Plafonds waren bunt bemalt und mit Linienver— 


ſchlingungen, laufenden Yabyrintben und Zidzads vers 


ziert. Yandbäujer waren ähnlich eingerichtet, aber nod) 
von einer großen Einbegung umgeben, die die Wirth- 


ſchaftsgebãude einſchloß. In der Nähe der Hauptjtädte 


äguptifder Stil 62 Able 
und Hauptſtraßen waren fogar die königlichen Villen, die | Mertwürdig ift, dab cin Volt, welches den Bogen 
bios als Abjteigequartiere dienten, eng u.einfadh. Weiter | fannte, welches in der Anfertinung von Töpferwären u. 
entlegen waren fie ausgedebnter und durch Pylonen vers | Fanence, in der Kenntnis der Werkzeuge u. im Gebraud 
theidigt, von ichönen Gärten, ausgedehnten Waſſeran- von Metall ſchon fo weit war, in anderen Stüden jo ju- 
lagen, Gebüſchen, Terrafjen mit Ausſichtsplätzen ꝛc. um-⸗ rüdblieb; fie brannten z. B. ihre Ziegel erſt ſehr jpät, kul- 
geben. Zelte, Lauben und Baldadine luden in Höfen und | tivirten die Wölbfonjtruftion jehr wenig, ebenjo die Datı- 
Gärten zum Genuß des Schattens ein, Fig. 115 zeigt ein | fonftruftion aus Holz; fait alle ihre Gebäude find wäge- 
jolches Zelt nad) einer alten Wandmalerei. recht mit Stein abgedeckt. Erklären läßt fic dies nur zum 
Die Speicher waren kegelförmig nad) oben verengt und | Theil durd) den Mangel an Holz. . 

wurden von oben gefüllt, wohin manmittelSeinerRampe | Betr. endlich die Anwendung des ägyptiſchen Stils 
gelangte. Unten wareine Heine Thürezum Herausnchmen | auf neue Gebäude wäre wohl Folgendes zu bemerten: 
des Getreides. Unjere Sitten, Gebräuche, unfere Religionen und Staats- 
In der Nähe des oben jchon erwähnten Sees baute Mö- | verfafjungen haben nicht die mindejte Ähnlichtkeit mit den 
vis das Labyrinth, einen Komplex von 3000 Gemächern, in gIgyptiſchen, unfer Klima ift ein ganz anderes als das 
zwei Gefdhoffen, deren Trümmer man vor Kurzem ent Äghptens, folglid) würden fich die Formen der agyptijchen 
det und aufzudeden begonnen hat; es war aus Lehm- | Tempel, Paläjte und Wohnhäuſer durchaus nicht zu An: 
ziegeln aufgeführt und mit Naltiteinen beffeidet; zu | wendung auf unfere Kirchen, Schlöffer und Wohnbäufer 
welchem Zwect 08 diente, ift bis jet unbefannt. Doc) | eignen. Unſere Technit ift unvergleichlich weit fortge— 
vermuthen Einige, daß es ein (um ganz moderne Aus: ſchritten und bietet uns Mittel dar, mit weniger Umſtän— 
drüe zu brauchen) Reichstagspalajt mit Sigungsjälen, | Den u. Koſten unfere Ziele zu erreichen, als es den Agup- 
Seftionszimmern für die Provinzialftänden. Wohnungen | tern möglid war; es würde alfo gerade Unfinn fein, zu 
—— —— für die Abgeordneten jener Konſtruktionsweiſe zurückzulehren. In unſerer Zeit 
R 84 * war, Andere halten es iſt das ganze Bolt jo weit gebildet, daß es leſen kann; wir 
[ NEUSS) für einen Kompfer von | brauchen alfo zu Hieroglypben u. den fie tragenden Obe: 
al! j Magazinräumen. listen feine Zuflucht zu nehmen, um unjeren großen 
Vie Steinbrühe bat- | Männern Denkmäler zu jepen, bej. da unſere Bildhauer 
ten natürlich) infolge | Statuen mit Porträtäbnlichkeit zu ſchaffen verſtehen, und 
der enormen Bauten der Agnpter eine un- | Wir im Stande find, aus denjelben Steinmafjen und mit 
aebeure Ausdehnung erlangt und bieten denselben Koſten, die ein Obelist oder eine Pyramide 
dadurch viel Interefie, daß durch In brauden, belebtere, ausdrudsvollere Dentiteine herzu- 
schriften allemal befagt ift, zu welchein Ge⸗ itellen. Auch die Verwendung Ägpptiicher Axchitelturſor⸗ 
bäude und unter welchem Herrſcher die | Men zur inneren Deforation, 3. B. von Freimaurer⸗ 
Steine aus dem betreffenden Bruch ent— logen, iſt logiſch nicht zu rechtfertigen. Die Myſterien 
nommen wurden. unferer heutigen Freimaurer ſind ganz anderer Natur als 
Die Fehungen, welche auf den Reliefs die der ägyptiſchen Prieſter, ihre Zwecke ſind ganz andere, 
an den Prlonen 2c. dargeſtellt find, zeigen und die Mittel, womit ſie dieſe Zwecke verfolgen, finddurd 
aus nicht jo finſterer, myſtiſcher Art, daß der ägyptiſche 
peresvwrrrr Stil die richtige Ausdrudsweife für Diefelbe wäre. Dod 
—————— davonſ.d. Art. Freimaurerloge. Die einzige logiſchzu recht⸗ 

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7 ' fertigende king ägyptiſcher Formen tft daher die 
‚bei Detoration von Räumen zu Aufitellung ägyptiſcher 
Altertbümer, wie z. B. das Erdgejchoß des neuen Mu: 
ſeums in Berlin; f. darüber d. Art. Mujeum. | M-s.) 
Aha, n., fr. haha, m. (Sartenb.), künſtlich nadıge: 
ahmte Scylucht, vergl. d. Art. Aa; will man durd) diellm: 
fafjungsmauer des Gartens nicht im Genuß der Ausficht 
— — geſtört jein oder an gewiſſen Stellen einen Einblid in den 
um get Agopt. Haut. Garten gejtatten, fo unterbricht man ſie an der betreffenden 
Re E ‚ Stelle und erjept fie durdy eine Grube von gemügender 
ein Enſemble von vieredigen breiten Thürmen und durch | Breite, meift an allen Seiten mit Mauern eingefaft, und 
dieſelben begrenzten hohen Mauern mitReihen von Schieß- | mit niedrigen Brüfiu ıgen verfehen. Von weitem jcheint 
icharten in Halbfreisform, jo dgß fie durch die ebenfalls es, als ob hier ein Eingang inden Garten wäre; die Frem— 
halbtreisförmigen Schilde der Ägypter verjchlofien wer⸗ | den nähern fich u. finden ſich getäuicht; von dem dabei wohl 
den fonuten. natürlichen Musruf „Aha!“, den zuerſt Ludwig XIV. in 
Was nun die Tehwik der ügypter anbelangt, jo waren | Meudon ausgeſtoßen haben ſoll, rührt der Name ber. 
fie ſehr neichiett im Bearbeiten harter Steine, namentlid | Ahle, f., 1. (Bot.), frz. putiet m., lorier-putiet, me- 
im Schleifen und Boliren derfelben, vorfichtig u. affurat | risier a grappes, engl. bird-cherry, grape-cherry, Abl- 
in der Bearbeitung weichen Steins. Von den Felsmaſſen | kirfde, Bogelpflaume, Traubentiriche, Hoblkiriche, Heden- 
löſten fie die Steine theils gleich in regelmäßigen Blöden kirſche, Prunus padus, cerasuspadus od.Padus vulgaris, 
dadurch, daß fie nad) der vorgeichriebenen Sprenglinie | Fam. Rojenbliimler. Das Holz diefes Baumes bat weiß— 
eine Neihe Keile einfepten u. gleichzeitig antrieben, theils | lichen Splint, wird im Alter bräunlich, ins Schwefelgelbe 
in unregelmäßigen großen Mafjen dadurch, da fie Löcher | jpielend, jeidenartig, ift ziemlich dicht, feingeadert, lang 
in das Geſtein einbobrten, mit hölzernen Bolzen ausfüll= | feinfaierig, bart, feit, zäbe, aber nicht jchr dauerhaft. In 
ten u. diefe dann annegten, wodurch der Stein abgejprengt | Frankreich wird es als faux bois de Ste. Lucie vicljad 
wurde. Zum Transport der großen Stüde bedienten jie | verarbeitet. Es nimmt schöne Politur, Farbe und jeden 
fich theils der untergeleaten Walzen, theils niedriger Wa- Yad an und ficht zu Möbeln befier aus ald Schwarz 
gen mit Heinen breiten Rädern, die fich auf einem hölzer- kirſchen- und Weichſelkirſchenholz, indem ibm die feinen 
nen Schienenweg jortbewegten; zu Aufrichtung der Obe- | Poren ein fremdartiges Anfchen geben. Die Früchte die: 
lisfen errichteten fie große Gerüfte, auch kannten fie | nen zum Rotbfärben. [ Wf.) — 2. Ahle oder Pirieme, fr;- 
den Gebrauch der Erdwinde, der Steinzange und des | alene, f., engl. awl, bier u. da gebräuchl. Benennung für 
Flaſchenzugs. den Spitzbohrer. Es giebt runde, viereckige u. flache Ahlen. 


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6 





Ahmchen, n. früheres preußiſches Hohlmäh zu Flüffig- 
leiten, 1,405 kbdm., circa 17 Quart = 23 ſächſ. Kannen. 

Ahming, f. (Schiffb.), frz. marque, f.du tirant d’eau, 
engl. draught-marks, pl., eine Art Regel am Vor— und 
Dinterfteven zum Abjchen des Tiefgangs. 

Ahne, f., Age, Agen, £., frz. chönevotte, f., engl. awn 
chaff, bullen, j. v. w. Kaff, Spreu. 

Ahnenfäl, m., j. Schloß und Burg. 

Ähnlidjkeit, £., frz. similitude, £., engl. similitude. 
So heißt die Uebereinſtimmung zweier Gegenstände in 
wenigitenseinem Mertmal, volllonmene A. die Ueberein— 
ftimmung in allen Merkmalen, außer in der Größe, Dies 
gilt bei Nachbildungen plajtiiher Werke, Abzeichnen aus: 
aeführter Gebäude xc., bei. in der Mathematik bei Verglei— 
dung geometriicher Figuren; ein größeres Polygon und 
ein Eeineres find 5. B. dann einander ähnlich, wenn ihre 
Winkel gleich find und in gleicher Ordnung auf einander 
folgen, die Seiten aber proportional find; jind dann auch 
die Seiten u. Flächeninhalle gleich, jo geht die A. in Ah: 
lichgleichheit oder Kongruenz über, die Figuren find ähn— 
lichgleich, fongruent,, frz. egal, engl. equal, identical, 
Das Zeichen für dieK. iſt für die Ahnlichgleichheit “O2. | 
Arithmetiſche Größen, 3. B. Gleichungen, jind einander 
ähnlich, wenn ihre Beitandtheile in gleichem Verhältnis 
zu einander jtehen, oder ihre Entjtehungsart dieſelbe ijt, 
3.8.3.4 17 6.8; 2? cob’;a+-bx-—+ex’=M it ähn: | 
ihdtex+fx=N, jobaldard=b:ie=e:fiiti, 

Ahorn, ın. (frz. erable, m., engl. maple, lat. acer, n., 
ital.acero, jpan. arce, Fam. Ahorngewädie), Baumgat- 
tung, von denen zahlreiche Arten in Deutichland heimifch 
jind, andere eingeführt werden. Die hauptjächlichiten find: 

1. Der gemeine oder weiße Ahorn, Ehre, Platanenahoru, 
Waldahorn, Waldefche, Bergahorn, Arle fr}. erable, m. blanc, 
erable sycomore, engl. plane-tree, sycomore, acer 
pseudoplatanum) befigt weißes, feinfaferiges Holz von | 
jebr dichter Tertur, das jehr hart, feſt, zäbe, vein u. dauer: 
haft ijt. Es nimmt feine Politur an, läht fich gut u. glatt | 
bobeln, leicht u. fejt beizen, wirft fich nicht, reißt nicht auf, | 
ift dem Wurmfraß jelten ausgeiegt. Das geflammt maje= 
tige Holz alter Stämme (als Pfauenholz oder frans 
zöſiſcher Ahorn, aud franzöſiſches Adlerholz 
befannt) läßt jich nach Art des Mahagoniholzes jchön bei— 
zen. Schr alte Bäume befommen oft ſchwammiges Holz. 
Die Rinde ift glatt und weißlich. Zu Drechsler: u. Tiſch— 
lerarbeiten ijt es brauchbarer als zu Zimmerarbeit, zu 
Dächern, Hausthüren ıc., denn im Trodnen iſt es dauer— 
haft, aber im Freien, wo es der Witterung ausgefept it, 
wirft es jich leicht ır. ift dem Wurmfraß ausgejegt. Spe— 
zifiſches Gewicht (zugleich Gewicht pro kbdm. in Kg.) 
troden = 0,9, — 0,5, früh 0,, 0,95. — 2. der Spihahorn, 
fpigblätterige Ahorn (Acer platanoides), gelblich im Holz, 
nicht fo fein u. dicht, zwar härter, aber nicht fo dauerhaft 
wie der Bergahorn. — 3. der kleine Ahorn, Feldahorn, 
Maßholder (Acer campestre), gewöhnlid) ftrauchartig, 
doch auch bis 10m. hoch im Stamm, ijt über ganz Europa 
verbreitet und auch in Nordafien heimisch. In Feinheit 
und Dichtheit ſowie in Schönheit der Mafern übertrifjt 
die legte Art noch die beiden eriten. Bon den Hölzern dieſer 
drei Ahornarten ſtehen Schrauben ganz vorzüglid,. — 
4. der geftreifte Ahorn (Acer striatum). Sein Holz iſt feit, | 
zäb, oft geflammt, nimmt ſchöne Politur an. — 5. Slber- | 
ahorn (Acer dasycarpum) bat gelbliches, feinaderiges, 
aut beizbarcs Holz, welches zu empfehlen iſt. — 6. Iuder- 
ahorn (Acer saccharinum) wird bei. zu Gewehrichäften 
verwendet und ift dazu bejier als jelbit Nukbaum. — 
7. ber herzblätterige oder ruffifche Ahorn (Acer tataricum), 
weniger zäbe als die anderen. — 8. der Eſchenahorn, Neguu- 
doahorn (Acer negundo, aceroides), iſt feit u. jogarzäher 
als Eſchenholz, aber weniger fein. Man findet ihn bei. 





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3 


Aidverfahren Ben 


in Nordamerika oft als Bromenadenbaum. ÜberdieNadı- 
ahmung jeiner Aderung im Anſtrich ſ. d. Art. Jmitation. 

Ahornmafer, f., frz. erable, m. madre, brousin, m. 
d’erable, engl. curled maple, birds-eye-maple (Tiſchl.), 
gefräujeltes od. gemujtertes Ahornholz, zu 
Fournituren, bei. in der Zeit von 1810 big 
1830 gern verarbeitet; j. d. Art. Maier, 

Ähre, f., 1.fr3.&pi, m.,engl.spike, ear, 
Symbol des Aderbaues, Attribut der Ce— 
res, der Agathodämonen x. S. a. M. M. 
a. W. — 2. Ühre, aud) Ore, Ehre, Are ge: 
ichrieben für Arn, Hausflur, Diele; ſ. d. 
Art. Arn. — 3. ſ. v. w. Ahorn (j. d.). — 
4. frz. Epi de pigmon, engl. iron gable- 
ear, auch Giebelähre genannt, metallene 
Dadjipigenverzierung, im fpäteren Mittel: 
alter und der früheren Reneiffance häufig 
angewandt, ſ. Fig. 116, N 

— Pflaſter, n., j. Ahren— 
werk. 

Ährengraupe, f. (Metall.), eine Art 
Silbererz. 

AÄhrenflein, m. (Min.), od. Straufas: 
beit, zu Ofterode im Harz vortommendes 
Gemenge von grauem Thonu. Schweripat. Fig. 118. 

hrenwerk, n., Abrenverband, m., frz. 8. Art. Ähre. 

appareil, m. en feuilles de fougöre, engl. hering-bone- 
work, lat. opus spicatius Hochb.), fann in zweierlei 
Formen vorfommen: 1. aufrecht jtebend, |. d. Art. Fiſch— 
grätenverband; 2. liegend, u. ziwar entiweder als Mauer: 
verband, dann gewöhnlich Stromichicht (f. d.) gen., oder 
als Fuhbodenverband. Dieſes ährenförmige Pflafler, frz. 
pavé, m. en feuilles de fougere, engl. herring-bone- 

avement, wird in der Regel in Ziegeln ausgeführt. 
Näheres ſ. im Art. Acoltello. 

aichen, eichen, jtempeln (jüdd. pfechten), at. 3., frz. 
jauger, etalonner, poingonner, engl. to gauge, to 
stamp, ein Mäß oder Gewicht nad) einem vorhandenen, 
namentlich geſetzlich beitimmtenAidmäß, Aichgewicht, Mut- 
termäß, Urmäß, Normalmäß, frz. jauge, f., etalon, m., 
engl, gage, gauge, standard, berichtigen; das geaichte 
Mäß wird dann gewöhnlich vom Aichamt oder jonjtiger 
Behörde mit einem Stempel verjeben. Gilt re 
von Hohlmähen. Das Wichen der Schiffe ift die Beſtim— 
ki ihrer Tragkraft nach Laſten und Tonnen. 

Aichpfahl, m., auch Mahlpfahl, Sicherpfahl, Heimflod:, 
frz. palplanche, f. hydromötre, marqueur, m., engl. 
water-gauge, marker (Wajjerb.), ein Pfahl, welcher den 
gejeglich erlaubten Stand des Aufichlagwailers eines 














‚ Triebwerfes, oder auch die zuläfjige Höhe der Schützen— 


ſchwelle angiebt, an deſſen, rejp. deren Innehaltung der 
Beſitzer des lepteren gebunden iſt, um die durd) über— 
mähiges Anjpannen oder Aufitauen bewirkten Über— 
ſchwemmungen od, Nüdjtaue in das Unterwafjer anderer 
Triebwerke zu verhindern. Er bejteht in einem ca. 16cm. 
Duadratieite habenden Pfahl, der entweder indastrodene 
Land fejt eingerammt und mit Boden bededt, oder in die 
Fluß- oder Grabenſohle direft eingeftoßen wird. Im er: 
jteren Fall braucht der Pfahlkopf nicht in gleichem Niveau 
mit der betr. Höhe zu ſtehen, doch muß der Höhenunter— 
ichied geieglich geprüft und notirt fein. Steht der Pfahl 
im Waſſer, jo giebt jein Kopf zugleid) Die Standwafjerhöbe 
an. In beiden Fällen wird der Kopf gewöhnlich mit einer 
Metallplatte überzogen, auf der ſich ein Metallfnopf bes 
findet, welcher die Aichhöhe angiebt. S. Art. Begel und 
Mahlpfahl. [r. Wa.) 

Aidyverfahren, n., 1. das Verfahren bei Aichung von 
Sefähen, Mähen, Schiffen ze. iſt neieblich geregelt und 
eine Beichreibung desjelben dürfte hier überflüſſig fein. — 
2. (Hydrotechnik) das Verfahren behufs Regulirung der 
Vorrichtungen zu Mefjung durchlaufender Waſſermengen 


% 


Aide 


heißt ebenfalls A. Zu Beitimmung der Korrektions— 
Noeffizienten eines Hydrometers — bei. des Woltmann’- 
ſchen 9. und der tube-Darey — iſt zum Theil aud) 
die Benugung einer bereits befannten Geſchwindigkeit 
nothwendig. Um diejelbe bei Mangel einer ſolchen zu er— 
halten, läht man Waſſer durch ein Gerinne in einen Aid): 
kafen jlichen, beobachtet die Zeit bis zu deſſen Füllung u. 
erhält jo die Wajlermenge (Q) pro Zeiteinheit (fast ſtets 
pro Sefunde). Da man den benepten Querjchnitt (F) im 
Gerinne kennt, jo ergiebt ſich die mittlere Geſchwindigkeit 





vo 2. Aus der Größe der Bewegung der mahgebenden 


Theile des Inſtruments Umdrehungsanzahl der Flügel, 
Waſſerſäulendifferenz ꝛe. und der befannten Geichwindig= 
teit ergiebt fich dann das Verhältnis zwiichen dieſer und 
den Ktoöffizienten. Ebenjo benutzt man das W. zu Be: 
ftimmung von Ausfluß-, Kontraktions- x. Kogffizienten, 
Näheres hierüber ſ. in d. Art. Noäffizientenbeitimmung 
und Seichwindigkeitsmeiler. [r. Wa.) 

Aide, m.,fr;., 1. Gehülfe, 3. B. aide-maigon, m., Hands 
langer, aide du geomötre, Stettenzicher . — 2. Aide 
d’eglise,engl.chapelofease, Hülfstapelle, Filiallirche.— 
3 Atos, m. pl., Nebenräume neben größeren Räumen, 
3. B. Speifefammer, Spülküche, Gefählammer x. find die 
aides der Küche, Spielzimmer, Nauchzimmer x. die aides 
de3 Geſellſchaftsſals ꝛc. 

Aigle, m. irz., 1. der Adler (j.d.).— 
pupitre, m., frz., das NAdlerpult (f. d.). 

Aigle, f., jr3.(Herald.), der beraldiiche Adler; j.d. Art. 
Adler und Reichsadler. 

aigre, adj., frz. (Düttenw.), vom Eiſen gebraudt; ſ. 
v. w. kaltbrüchig. 

Aiguille, f., frz., 1. Nadel, 3.B. Nbbohrer und Räum— 
nadel des Steinbrechers, die ſchwachen Steinbohrer des 
Steinmegen x. — 2. jehr ſpitzes Thurmdach; ſ. d. Art. 
Helm und Thurmbelm. — 3. Obelist, Fiale und dgl. — 
4.(Zimm.) Helmftange; aiguille pendante Hängejäule 
in jehr hohem Hängewerk. — 5. (Schiffb. Auflanger. — 
6. (Wafferb.) A. de pertuis heißen die Stäbe der rechenför— 


2 


- 


A., audyaigle- 


migen Stauſchleuſen u. die Nadeln der Nadelwehre, meiſt 


lg bis 1,4, m. Fang, O,ng — 0,,, m. ſtark. — 7. A. de 
pont(Rajierb.), Jodhpfahlder Jochbrücken. 8. A. d’hor- 


loge, der Zeiger. — 9. A. de changement (Eijenb.), die | 


‚unge, Weichenichiene, Weichenzunge. — 10. A. aiman- 
tee, die Magnetnadel. 

aiguise, adj., frz. (Herald.), unten zugeipigt. 

alzuiser, v. «a., frz., jhärfen, jchleifen, wegen. 

Ailanthus, m., lat. (Bot.), ſ. Hötterbaum. 

Aile, f., irz., engl. aile, aisle, isle, ile, 1. aile d'un 
edifice, Flügel (1.d.); a. laterale, Seitenflügel; a. retirde, 
renfoneee, rüdliegender Flügel. — 2. A. de cheminde, 
Anjäße, welche man in Frankreich beim Anmauern einer 


Eſſe an eine dem Nachbar gehörige Wand oder an eine | 


Nommunmaner rechts und linfs an die Eſſe anzufügen 
pilegt, um darin die Rüftlöcher anbringen zu fönnen. — 
3. A. d’eglise, engl. aile, side-aisle, Seitenſchiff. — 


4. A. de la cale (Schifib,), das Piek, Kot. — 5. A. | 


d’un ouvrage (Kriegsb.), Arm od. Flügel eines Wertes. 
A.. frlügel, heißen aber auch grade verſchanzte Linien, 
welche vorgejchobene Werke mit riidwärtsliegenden Be: 


feftigungen, oder auch abgejonderte Werte mit Terrain= 


bindernijien verbinden. [ Pte. — 6. A. de roue (Müh— 
lenb.), Schaufel des unterjchläditigen Nades. — 7. A. 
de theätre, Seitentheil der Bühne, wo fid) Die Couliſſen 
beivegen. — 8. A. de lucarne, Bade oder Wange des 
Dachfenſters. — 9. A. de pont, Ausweichſtelle auf dem 
Brüdenlandpieilerhaupt. — 10. A. de moulin & vent, 
Windmübhlenjlügel. — 11. A. de pave, Hälfte einer 
Straße von dem Scheitel bis zur Rinne. — 12. A.d. Pan- 
cre, Anterflügel. 

Aileron, ın., frz. 1. So heißen die verkehrten Konſolen, 


64 


Aisselier 











ı welche in der Spätrenaiffance und im Baroditil vielfach 
‚ angebracht wurden, um die beim Aufſetzen ſchmälerer auf 
breitere Partien entitchenden Abjäge zu maskiren, z. B. 
an Dachfenſtern, neben den auf breiten Unterfenitern jte- 
henden Oberfenſtern, ja jelbit injchr grokem Mäßſtab vor 
den Halbgiebeln der Seitenſchiffe dreifchiffiger Kirchen. — 
2. A.de fiche, Yappen des Fiihbandes, — 3. A. d’une 
roue de moulin, auch alichon, volet, engl. ladle (Müb- 
lenb.), die Radſchaufel: bei. die an der Seite angebrachten 
Sülfsihaufeln, auch alichon, m. — 4. (Krieg&b.) feines 
Flügelwerk an den Halbmonden im Graben, zuerſt 1589 
angewendet, und Kleine Brille zur befieren Bertheidigung 
der Außenwerke nad) Belidors Vorjchlag. [.Prz.) 

Ailette, f., frz., Heiner, niedriger Flügel eines Ge: 
bäudes. 

Aimant, m., frz., der Magnet, 1. A. naturel, der 
Magneteijenitein. — 2. A. artificiel, der fünjtlihe Mag: 
net. — 3. A. de Ceylon, Turmalin. 

Air, m., frz., engl. air, 1. die Luft. — 2. Air, engl. 
blast, die Gebläfeluft; air chaud, die erhigte Gebläjeluft; 
air froid, die falte G. — 3. Air, airage, m., engl. air 
(Bergb.), das Wetter, die Ventilation, 

Airain, m., frz., das Erz, die Bronze. 

Air-chamber,air-vessel, engl.(®mp.),d.Windtefiel. 

Air-channel, air-eonduit, s.,engl., 1.aud)air-pipe, 
air-tube (Vergb.), die Wetterlotte. — 2. aud) air-escape, 
Hochb.), die Brodemröhre, Dunſteſſe. 

Air-door, air-gate,s..engl.(Bergb.),die Wettertbüre. 

Air-drain, s., engl. (Gieh.), Gebläsform. 

air-dried, adj., engl., lufttrocken. 

Aire, f., frz., 1. engl. area, die Bodenfläche, der innere 
Raum, Yichtenraum; ſ. Area. — 2. A. d’un bätiment, 
die Bauftelle. — 3. A. der Fuhboden; aire de chaux, 
der Kalläſtrich; aire en plätre, der Gipsäftrich; faire et 
dresser l’aire, den Boden ebnen und fejtrammen; faire 
l'aire du plafond sur lattes clouees, halben Windel: 
boden maden, Schwebäjtrich legen; etendre, battre et 
frotter l’aire, den Aitrich giehen, jchlagen u. ſchleifen. — 
4. A.d’un pave, das Planum od. Bett fürdas Pflaſter. — 
>. Aire d’une grange, die Tenne, Dreichtenne. — 6. A. 
‚ d’un pont, die Fahrbahn, Brüdenbahn. — 7. A.de gril- 
lage Hüttenw.), die Röftitätte, der Röftjtadel. — 8. A. 
d'un fourneau, der Herd. — 9. A. de planches, die 
Dielung; fausse aire, der Fehlboden. — 10. A. de re- 
coupes, Aufſchotterung, Scotterbelag. — 11. A. d’en- 
elume, die Amboßbahn. 

Air-furnace, engl. (Hüttenw.), d. Windofen, Zugofen. 

Air-head, air-way, s., engl. (Bergb.),d. Wetterjtrede. 

Air-hole, s., engl. 1.(Hochb.)das Zugloch, Luftloch. — 
2. (Gieß.) der Windfang. — 3. (Niriegsb.) ſ. Tunnel. 

Alring, s., engl., die Lüftung, VBentilation. 

Air-level, s., engl., die Yibelle, Röhrenlibelle. 

Air-pipe, s., engl. 1. (Bergb.) die Wetterlotte; 
2.(®ich.) die Windpfeife. 

_ Air-pump, s.,engl., 1.die Quftpumpe.— 2.(Bergb.)der 
— die Kolbenwettermaſchine, der Grubenven— 
tilator. 

'  Air-shaft, s., engl. (Bergb.), der Wetterſchacht. 

' Als, m., frz, das ſtarke Bret, die Pfoſte, Bohle (von 
33 — 40 mm. Stärfe),aisd’entrevoux, Einſchubſchwarte, 
schlbodenbret; ais de marche, die Trittjtufe; aisdecon- 
'tre-marche, die Sepitufe. 

Aisade, aissade, f., j13. (Schiffb.), das Scharf, die 
ı Schärfe des Hintertheils. 

Alsances, f. pl., frz., Abtritt (f. d.). 

Aisle, s., engl., j. aile; aisle-wall, Flügelmauer. 

‚ Aissante, f., alsseau, m., aissi, aissis, aissy, m.., 
frz., die Dachſpließe. 

Aisselier, m., frz. 1.das Achſelband, Kopfband (j. d.), 
das Band(f.d.). — 2. Radjpeiche, wenn jie über den Kranz 
‚ hinausgeht. 

















Alsselle 


Aisselle, f., frz., Achjel, d. b. untere Hälfte eines Bo— 
gens oder Gewölbes; ſ. Bogenichentel. 

Aissette, essette, f., frz., Dächſel. 

Arthuſa, f., gr. aidousa, Säulenvorhalle vor dem grie⸗ 
chiſchen Wohnhaus der homerischen Beriode, zwifchen Aula 
und Prodomos. Weiteres j. im Art. griech). Bauftil. 

Aitre, ın., frz., ſ. Atrium. 


Aja und Ajos, cigentl. Hagia u. Hagios, j.v.w. Sant, 
bei griechifchen Heiligen und Kirchen; z. B. Kirche Aja | 


Sofia in Konftantinopel, deutſch: Heilige Weisheitäfirche. 
ajointer, r.«a.,frz., ftumpfjtoßen v. Röhren, Bretern ie. 
Ajour, m., frz., 1. durchbrochene Arbeit; 2. Heine, hin- 

ter Ornamenten verjtedte Lichtöffnung. 

à jour, adr., ajoure, adj., frz., durchbrochen, durch— 
fihtig, in Bezug auf Steinarbeiten, Holzbrüftungen, 
Mäßwerk, Faſſung von Edeljteinen, Bearbeitung von 
Soldarbeiten ꝛc. 

Ajoutage, ajoutoir, ajutage, m.,irz.,engl.ajutage, 
1. frz. (Brunnenb.), Aufſatz bei Springbrunnen x., 
um das Wajjer in allerlei Figuren fpringen zu laffen. — 
2. (Ehem.), engl. additament, der Zujchlag, Fluß. 

— m., frz., die Adjuſtirung, Juſtirung, bei 
Maſchinen die Montirung. 

—— m., frz., der Juſtirer, Monteur. 

ajufiren, zurichten, ordnen, berichtigen, ausgleichen; 

daher Ajuflirwäge, j. Wäge. 

Akademie, f., frz. acaddmie, engl. academy, gricd. 


&raöryuia, urſprünglich ein nad) dem Heros Afademos be: | 


nanntes Landgut bei Athen, von demjelben dem Staat 
legirt und dann zu einem Gymnaſium eingerichtet, ſpäter 
von Plato zu feinen Vorträgen benußt. Daher übertrug 
jich der Name auf höhere Schulen und gilt jegt noch für 
Anftalten zur Ausbildung in den Fünften oder Wiſſen⸗ 


ſchaften und für die Pflege und das Gedeihen derjelben. | 


Die Afademieen für Ausbildung x. junger Leute bebür: 
fen in der Regel großer Lofalitäten, befonderer Gebäude, 
der Alademiegebäude; f. d. nächiten Art. Wenn wir hier 
nicht von den Gebäuden, jondern von den darin unterzu- 
bringenden Anftalten reden wollen, jo gehören natürlich 
nur die Baualademteen hierher. Die ältejte befannte N. 


wurde in Alerandrien gegründet und blühte gerade zu der | 


Zeit, als die Ägyptische Kunſt ſank. In den erſten chriſt— 
lichen Jahrhunderten, währendd. Verfalls römisch. Kunſt, 


waren die Akademien in voller Blüte. Karl der rohe ver: | 


fuchte eine A. zu gründen, fie hielt ſich aber nicht; die ro— 
manifche Kunſt war im Aufblühen begriffen. Seitdem, 
während des ganzen Mittelalters, während der Zeit 
der Einquecentiften, gab es feine W., die erjt mit der 
Barijer A. im Jahr 1660 von Eolbert begründet, wie— 
der ihre Wirffamfeit begannen. Und gleichzeitig ſank 
auch die Kunſt. Am auffallenditen und prägnanteiten 
trifft diefe Beobachtung bei der Bautunjt ein; worin 
fann dies nun feinen Grund haben ? Sind die angeitell: 
ten Lehrer ungeeignet, ihre Aufgabe zu erfüllen? Sind 
zu wenig Lehrer da, jo daß fie dem einzelnen Schüler nicht 
genug Zeit widmen können? Werden zu wenig Vorträge 
umd Borlefungen gehalten? Wird den Schülern zu viel 
freie Zeit und zu viel Freiheit in der Art und Weiſe zu ar- 
beiten gelafien? Werden jie nicht ftreng genug auf die 


Regeln der Kunſt hingewiejen? Sind die Originale, wo— 


nad) fie arbeiten, jchlecht oder zu wenig ? Nein, im Gegen- 
theil, alle dieſe Fehler find, wenigitens in der Gegenwart 
meist jorgfältig und faft vollftändig vermieden. Aber be— 
traten wir einmal ganz furz den Studiengang eines 
jungen Ardjiteften in einer Zeit, wo e8 feine A. gab, 3. B. 
im Mittelalter, und vergleichen wir damit den jetzt ge— 
wöhnlich vonden Schülern eingeijchlagenen afademijchen 
ang, jo wird fich der eigentliche Grund des jcheinbar 
nachtheiligen Einfluffes der N. herausitellen. 

Der Knabe, nachdem er in einer Kloſterſchule od. ſonſt— 
wie durch Brivatunterricht bei frommen, wirdigen Yehrern 

Mothes, Illuſtr. BausLerifon. 4. Aufl. I. 


6 


5 Akademie 
die nöthigen wiffenfchaftlichen, bef. mathematischen, natur: 
geſchichtlichen u. phyfitaliichen Vorkenntnifje gefammelt 
und tiefe, innige Verehrung, wahrhaftige und aufrichtige 
' Begeifterung für die Schönheit der Gotteswelt und die 

Lehren jeiner Religion eingefogen hatte, erlernte erft zünf- 
| tig irgend eines der Bauhandwerke, dann wanderte er von 
‚ Stadt zu Stadt, gewöhnlich blos in jeinem Heimatsland, 
jeltener im Ausland, u. ftudirte an den Bauwerken jelbit. 
Sah er irgendwo Baue, die ihn jo recht anjpracdhen, jo 
fuchte er bei dem betreffenden Baumeister als Schüler ein 
Unterlommen. Hier arbeitete er unter dem Einfluß des 
geachteten Meijters, ohne von einem durch Regeln ſchema— 
tifirten Stil etwas zu wiffen, ohne durch die Ueberfülle 
von Kenntnik der Bauten alter, längjt begrabener Böller 
irre geführt zu werden. Sein eigenes Talent, ohne welches 
ihn fein Meifter aufnahm, des Meijters väterlicher, nicht 
pedantijcher, weil nicht nach Schematen gegebener Rath, 
die Bedürfnifje der Gegenwart, die Lebensbedürfniſſe des 
Bauherrn bei profanen, die Ehrfurdht vor der Religion 
| bei firhlichen Entwürfen waren feine einzigen Leitfäden ; 
die Eigenfchaften des vorhandenen Materials, der von 
ihm durch Arbeiten u. Anschauung kennen gelernte Stand 
der Technif feine einzigen Hülfsmittel, die gefehenen Baue 
und die Entwürfe feines Meifters feineeinzigen Originale. 
Durd) den Umjtand, daß die ihm werdenden Aufgaben 
mehr und mandjfaltiger waren, als die ihm zu Gebote 
jtehenden Originale, konnte er gar nicht mehr mit dem 
Kopiren auslommen, fondern wurde gezwungen, neue 
Kombinationen zu erfinden. Die Folgen einer jolden 
Heranbildung waren natürlich Einfachheit und Klarheit 
in dem Entwurf, Tüchtigkeit und Zuverläffigkeit in der 
Ausführung, Zwedmäßigfeit, Sittengemäßheit, Anpaſſen 
an das Klima in der Einrichtung, Originalität und dabei 
doc immer Stiltreue in der Formgebung. Nachdem er 
bei mehreren Meiftern oder auch blos bei einem einige 
Jahre lang gearbeitet hatte und jo eine fefte Richtung, 
einen bejtimmten Charakter gewonnen, begann er feine 
Wanderung von Neuem, num in weiteren Kreifen hier und 
da jeine Kräfte verjuchend, bis er endlich irgendivo jeine 
bleibende Wohnftätte auffchlug. Diefe zweite Wanderung 
erweiterte den Kreis feiner Anſchauungen, ohne ihn in 
| jeiner Richtung wanfend, in feinen Begriffen unflar zu 
machen, denn er war bereits zum Mann gereift. Ganz 
anders jept. Väter, deren Söhne Architekten werden jollen, 
jomwie die jungen Leute jelbjt, glauben leider, das akadem. 
Studium müſſe jo zeitig wie möglich angetreten werden. 
Infolge deſſen treten die Schüler meist ſchon ala Knaben 
von 15 bis 16 Jahren in die A. ein; die Leiter dieſer letz— 
teren haben zwar zum großen Theil den Nachtheil des 
Studienbeginns in fo unreifer Zeit eingejehen, künnen 
aber natürlich, da es ja viele frühreife Talente giebt und 
diefen gerade die A. nicht verfchloifen bleiben darf, für 
den Eintritt nicht wohl ein gewifjes Alter bedingen. Sie 
haben daher zu einem andern Mittel gegriffen. Durch ein 
jtrenges NAufnahme-Eramen oder durch) Zeugnifie nämlid) 
muß der junge Menſch erlangteviel-, fait alljeitige Kennt⸗ 
nifje nachweifen. In den jungen, gewöhnlich ohne Haren 
Überblid angefüllten Kopf müjjen nun fajt im Flug 
jümtliche Regeln aller bis jetzt dageweſenen Stile, na— 
türlich um leichteren Erlernens willen tabellenartig ge- 
ſtaltet, aljo faſt aller Poeſie entlleidet, noch Eingang fin- 
den; er muß Entwürfe machen in allen diejen Stilen. Zu: 
aleich wird ihm der gejamte Reichtum an Mitteln, die 
| unfere fortgefchrittene Materialientunde und Technik bie- 
ten, ebenfalls in möglichjt fürzefter Zeit vorgeführt, und 
ſobald dies vorbei ift, hält er ſich für fähig, in das Yeben 
hinauszutreten. Höchjtensd macht er vorher noch eine Kunſt⸗ 
reife, fieht ebenfalls im Flug die Werfe der Griechen, 
Römer, des frühen Mittelalters und der Renaifjance 
in bunter Reihe an jeinem jchon durd) das unendlich viele 
und rafch Gelernte halbtrunfenen Seijt vorüberzicehen und 

9 





— — — 




















Akademie 








66 





nn 

















fehrt dann zurüd, um feine Wirkſamkeit ſogleich zu 
beginnen; entweder befommt er nun durch Glück od. Em— 
pichlungen ſogleich Baue und bereichert die Welt mit un— 
verbauten, der Bejtimmung der Gebäude wohl oder übel 
angepaßten Kopien des Bejehenen, oder er befommt eine 
untergeordnete Anftellung, wo er den ganzen Tag mit 
Kopiren, Rechnen und Schreiben bejchäftigt wird; kurz, 
er fommt jedenfalls nicht dazu, das Gelernte zu verdauen 
und Ordnung in jeinen Kopf zu ſchaffen. Faſt allgemein 
pflegt man die Schuld an diejen Uebeljtänden den A. auf: 
zubirden, während doc) lediglicd) die Studirenden jelbit, 
reſp. ihre Eltern, die Schuld tragen. 

Ein junger Mann, der Architekt werden will, bejuche 


zunächſt eine technische Bildungsanijtalt oder Baugemerf: | 
ſchule, damit er die Technik unferer Zeit und ihre Hülfs- | 


wifjenfchaften, ſowie das Techniiche der Baukunſt, das 
Zeichnen, vielleicht auch die Kunſtgeſchichte und Haupt: 
merkmale der früheren Stile, in einfachen, großen Zügen, 
ohne zu viel Details, aber gründlich fennen lerne. Dann 
möge er ſich in wenigjtens einem der Bauhandwerke die 
nöthige praftijche Fähigkeit erwerben. — Wenn er mit 
dieſem praktiſch-techniſchen Kurſus fertig iſt, bereiſe erfein 
Vaterland, beſuche die Baue und Ateliers der bedeutend— 
ſten Architekten und wähle einen davon zum Mujter, in 
dejjen Atelier er nun Arbeit fucht; oder er befuche dann 
eine A., um ſich eine genaue Kenntnis der Stile und Aus- 
bildung in äjthetiicher Beziehung zu erwerben, und be= 
ſchließe endlich ſein Studium durd) eine langjame, ruhige, 
wenn aud) weniger ausgedehnte Studienreije. 

— f., heißt auch noch eine Zeichnung nach einem 

t(j.d.). 

Akademiegebäude, n. Die Anlage derjelben wird fich 
nad) dem Umfang der Lehrgegenitände, nad) dem Bor: 
rath an Originalien, nad) der Anzahl der Schüler und 
danach richten, ob die betr. Akademie für Maler oder Ars 
ditekten, Bildhauer, Kupferſtecher, Holzſchneider, Litho— 

raphen, Forſtwirthe, Landwirthe oder andere Techniker, 
Für Mediziner oder Mufifer u. a. m. bejtimmt ijt. Die U. 





für Mufit behandelt der Art. Konfervatorium, für! 
Medizin d. Art. Klinikum und Medizinſchule, für 


Forſtw. d. Art. Forjtihule, für Landwirthſch. d. Art. 
Oekonomieſchule, für technische Künfted. Art. Kunſt— 
induftriefhuleu. ſ. f. 

Hier folgt nur Einiges über die Einrichtung eines Ge— 
bäudes für eine Akademie der bildenden Künſte. 
Bei Heineren Aufgaben fann man dann das für den 
jpeziellen Zweck Überflüffige weglaſſen, aber dabei immer 
die allgemeinen Regeln im Auge behalten. 

Die Zugänge, Hausfluren, Treppen ıc. müſſen geräus 


mig und fonnig, daher nach Süden gerichtet fein, luftige, | 


fühle Gänge die Zimmer verbinden; die Etagenhöhe muß 
man ziemlich reichlich bemejien. Die zum Zeichnen, Ma— 


len 2c. bejtimmten Zimmer müfjen möglichitgleihmäßiges, | 





langandauerndes, nichtgrelles Licht haben; dies wird man | 
am beiten erreichen, wenn man ihnen möglichit viele große | 


Fenſter giebt, diefe aber ſämtlich nach Norden richtet, 
Dadurd beftimmt ſich die Stellung des Gebäudes mit 
einer Langjeite nach Norden bin; dabei jehe man nod) da- 
rauf, daß vor dem Gebäude ſich nichts befindet, was ein 
Blendlicht erzeugen könnte, alſo fein großer freier Platz 
oder Feld, wo fich im Winter eine große Schneefläche bil- 
den könnte; aber aud) feine glatte, hellgetünchte Façade; 
ſehr glücklich liegt in diefer Bezichung die Dresdener A. 
an der Elbe, aber hoch über derjelben. Im Sonterrain 
fann man die Wohnung des Kaftellans od. Hausmeifters 


und vielleicht eines oder mehrerer Nufwärter anbringen; | 


außerdem einige luftige Niederlagen fiir Bildertiften, Ge: 
jtelle, Gerüjte u. dgl. Im erhöhten Barterre fei das Lokal 
fürdie periodisch wiederfehrenden Ausstellungen von Schü— 
lerarbeiten, für Bibliothek und Kupferſtichſammlung, eine 
Galerie zu Aufhängung der Originale, jo weit fie in Bil- 








dern und Kupferftihen, architektoniſchen Modellen :c. 
beftehen, aljo Seitenbeleudtung verlangen od. vertragen. 
Die Originale in größeren Gipsmodellen, 3. B. Statuen, 
Gruppen ıc., welche Oberlicht verlangen, find indem ober: 
iten Geſchoß, als wo man das Oberlicht durch dad Dach am 
beiten erlangen fann, aufzujtellen. Hierher find auch dieje— 
nigen Unterrichtsjäle zu bringen, die Oberlicht verlangen; 
in dieanderen Geſchoſſe find die zu vertheilen, die hohes oder 
tiefes Seitenlicht nöthig machen; in das Erdgefhoß außer 
oben erwähnten Räumen blos die Unterrichtöfäle, in welche 
oderaus weldhen manchmal große Laſten zutransportiren 
find, z. B. das Atelier für Bildhauer 2c., welches aber eben- 
falls mit Oberlicht zu verfehen iſt u. daher nicht überbaut 
werden darf; j.auchd. Art. Atelier. Dabei iftaberdaraufzu 
ſehen, daß die für ein Kunſtfach bejtimmten Unterrichts» 
füle allemal in eine Gruppe vereinigt werden und in ihrer 
unmittelbaren Nähe der Säl für die betr. Originale, fowie 
ein Kabinet zum Aufenthalt für die die betr. Abtheilung 
überwachenden Lehrer ſich befindet ; für Abtritte u. jonjtige 
Bequemlichkeiten muß natürlich Hinlänglic) geforgt jein. 
Bei Anlage der ve iſt darauf zu fehen, daß gar 
fein Rauc und Ruß in die Zimmer und Säle dringen 
fann, und daß die Heizung eine möglichft gleihmäßige, 
in Handhabung und Bedarf leicht zu fontrollirende fei. 
Am beiten wird ſich dazu die Warmwaſſerheizung eignen. 
Sollen noch Wohnungen für Lehrer oder für Schüler 
oder beide zugleich in dem Gebäude untergebracht werden, 
jo wiirde man diejelben am beiten an der Süpdjeite, od, bei be- 
ſchränktem Terrain in einem Zwifchengeichoß anbringen. 
Immerwährende gleihmähige Beleuchtung von oben 
verlangt der Säl, wo die größeren Gipsabgüfje ftehen, 
die als Originale für die Übungen im Modelliren dienen, 
der Modellirfäl der jüngeren Bildhauer ıc. 
Wechſelnde Beleuchtung, nad) Bedürfnis von oben oder 
von der Seite und auch da tief oder hoch verlangen: der 


ı Altjäl, der Säl zum Zeichnen nad) Statuen 2c. und einige 
der Malfäle. 


Hohes Seitenliht, d. h. mit mindeſtens 1,,, m. hoher 
Brüftung: die Bildhauerateliers, die Lolale zum Kompo- 
niren von Thonmodellen u. einige der Säle, wo Übungen 
im Malen getrieben werben. Dod) ift ed gut, wenn audı 
dieje zeitweilig mit Oberlicht verjehen werden fünnen. 

Niedriges Seitenlicht, d.h. mit 1m. hohen Brüftungen: 
der größte Theil der Zeichenjäle, bei. da, wo nad) Zeidh- 
nungen od. Kupferſtichen fopirt wird, alfo die Unterrichts: 
jäle fiir die unterjten Anfänge in der Malerei, für die 
Kupferſtecher, Lithographen ꝛc., ſowie deren Ateliers, die 
Unterrichtsſäle und Zeichenſäle für die Architekten ıc. 

Die Vorlefungsfäle können beliebige Beleuchtung er: 
halten, nur nicht jo, daß das Licht den Zuhörern gerade 
ins Geſicht fcheint. Über die Erfordernijje der einzelnen 
Räume j.übr. die Art. Aftjäl, Ntelier, Modellirjäl, Mal- 
jäl, Zeichenfäl. 

Akajou, ſ. Acajou. 

Akäne, axalvn, Längenmäß bei den alten Griechen; 
die große Akäne hatte 12 geom. Fuß, die Hleinere 10 Fuß. 

Akanthus, m. 1. Unter dem Namen Alanthus, ara- 
biſch Sont, war das dunkle, rothe, ungemein feſte Holz der 
Acacia arabica im Alterthum befannt u. jehr geihäßt.— 
2, der Afanthus oder echte Bärenklau, frz. acanthe, f., 
branc-ursine, f., engl. acanthus, bears breek, brank ur- 
sine, lat. branca ursina, acanthus (Familie der Alan— 
thaccen), iſt ein zu den tropischen Pflanzen geböriges, jedoch 
in zwei Varietäten (Ac. mollis und Ac. spinosus) in 
Griechenland und Jtalien häufig wild wachjendes Stau— 
dengewächs mit lang und gerade bis zu 1,5 m. aufjchie- 
bendem Blütenftengel (ähnlid) wie bei unferer Königs: 
ferze) und großen, oft bis 1,5 m. langen und über O,, m. 
breiten, ſaftigen, vielfad ausgezadten und dijtelartig ge— 
rippten Blättern, deren einzelne Zaden beim Acanthus 
mollis rundlich enden und weicd find, beim Acanthus 


Akanthus 67 Akanthus 





\\ N 
N N 
—88 N 


\ ANIN 


\\ 








fig. 120, Mf. aus der römijchen Kaijerzeit. 


Sage gegeben, die Bitruv erzählt: Eine Amme jtellt auf 
das Grab eines Mädchens einen Korb mit den Lieblinge: 


— — 


— im 





| 
| 
| 
Fig. 117. Alanthusblätter nad der Natur. | 


oder Reben treibt, wurde doch ihr ſchönes Blatt von den | 
Griechen und Römern häufig in ihren ranfenförmig lau- | 
fenden Ornamenten, oder 
mit Ranken verjehen in 
Balmeıten :c., ſ. d. Art. 
NAtroterium u. Stele, bei. 
aber an forinthifchen und 
römischen Sapitälen in 
einfacher oder doppelter 
Reihe vielfady modifizirt 
um den Held berumijte- 
hend angebracht, während 
die oberen Ranten und 
die Blumen von anderen 
Pflanzen entnommen find 
und alſo — nicht, 
wie man häufig lehrt, = NP, 
Dig. 118. Zu Art, Alanthus. am torinthif—hen Kapi- —— 
täl fih die Darftellung einer vollftändigen Alanthus- Fig. 121. 4 
pflanze befindet, die um den Krater des Kapitäls herume 





ft. vom Bantheon. 

















Fig. 119. At. vom Tempel der Minerva polias, 


wächlt und deren Ranken, durch die Dedplatte am Reiter: 
aufſchießen gehindert, fih ringeln und fo die Schneden 


Big. 122. At. der — 
rankt fi daran in die Höhe, die Ranken biegen ſich an 
der Ziegelplatte um, und cin zufällig vorbeigehender 
9° 








68 














berühmter Architekt, Kallimachos, jieht das Ganze u. be— 
nußt es zur Gejtaltung einer neuen Kapitälform, der 
forinthifchen. So hübſch dieſe Sage ift, jo ift es doch eben 
nur eine Sage, und Diejenigen, welche die Entjtehung 
von wirklich ſchönen Arditelturformen als auf ſolche Zu: 
fälligfeiten zurüdführbar annehmen, verfündigen fi an 
der Baukunst, indem fie diefelbe zum Kinderſpiel herab- 
wirdigen und, wenn wie hier Namen genannt werden, an 
dem Andenfen des Betroffenen; denn ein jo bedeutender 
Mann, wie Kallimachos, hat wohl andere, tiefer liegende 
Gründe bei der Wahl der Kapitälform gehabt, die jpäter 
den Namen forinthijch erbielt, als den ihm in diefer Sage 
untergeichobenen; j.übr. d. Art. korinthiſche Säule. Auch 
mwiderjpricht der ganze Organismus der Afanthuspflanze 
einer ſolchen Formation. Fig. 118 und 119 zeigen Alan 
thusblätter vom Tempel der Minerva Bolias aus der io- 
niichen Zeit. Fig. 120 ift ein Kapitälblatt aus der erjten 
römijchen Kaiſerzeit, Fig. 121 ein Napitälblatt vom Ban- 
theon und Fig. 122 das Schema der Hapitälblätter der 
Renaifjance. 

Akajie, f., i. Acacie. 

Ake, Gewicht in Sudan in Afrika, 22 hol, As ſchwer. 

Akelei, Agley, Akoleie, £., frz. ancolie, f., engl. colum- 
cine (Aquilegia vulgaris, Fam. Nanunculaceen), eine 
hübjche N 
Frauenſchuh genannt, die in den Gärten oft als blaues 


Fingerhütchen bezeichnet wird. Ihre Blüte erfcheint auf | 


Ornamenten des römijchen u. bygantinifchen Stils, ihr 
Blatt im gothifchen Stil häufig nachgebildet. 

Akkord, m., 1. fr}. forfait, m., engl. contract, Ver: 
trag, zufolge defien der Arbeiter oder Arbeitslieiernde 
nicht nad) der Menge der Zeit, jondern nach der Menge der 
gelieferten Arbeiten, Materialien oder dgl. bezahlt wird, 
Beim Vergeben der Arbeiten in A. muß man jehr vor— 
fichtig jein, damit man nicht in Beziehung auf die Quali: 
tät der Wäre oder Arbeit betrogen wird; j. d. Art. Baus 
anjchlag, Kontrakt ꝛc. — 2. frz. accord, m. (Mal.), ſ. v. w. 
Harmonie inder Farbengebung; man unterjcheidet a)na= 
türlichen; ein Bild oder ein Kolorit bildet einen natür— 
lihen A., wenn die einzelnen dargeitellten Gegenstände 
ihre natürlichen Farben haben, dabei etiwa vorfommende 
Diffonanzen aber durch Übergangstöne verjöhnt find, 
b) Künjtliher U. entiteht bei einem Gemälde dann, 
wenn man allen bargejtellten Gegenſtänden diefelbe Farbe 


giebt, oder wenigſtens von ihrer natürlichen (Farbe bedeus | 


tend abweicht, um einen A. hervorzubringen; am ftärfjten 
tritt Died auf bei Sepia- und Tufchzeichnungen, grau in 
Grau ausgeführten Bildern, bronzefarbigen Blätterorna- 
menten, weihen Blumenranfen auf buntem Grund ıc.; 
j. a. d. Art. Konſonanz, Diffonanz, Farbe. [M-s.) 
Akkordarbeit, f., frz. travail latäche, engl. task- 
work, im Bergb, tutt-work, f. d. Art. Aftord 1. u. Lohn. 
Akkumulator, m., fry.accumalateur, engl. accumu- 


lator (Waflerb.). Um in Rafferthürmen od. Standröhren | 


bei unregelmäßigem Abfluß des zugeförderten Wafjers 
möglichſt gleihmäßigen Waiferdrud zu erzielen, wendet 
man an Stelle des Drudes in — wegen der großen Dehn— 


Drud eines belajteten Kolbens an. Den hierzu gehören- 
den regulirenden Apparat, wie ihn der engl. Ingenieur 
Armjtrong benußte, nannte derfelbe Altumulator, fiche 
Fig. 123. Am unteren Ende eines Drudcylinders B 
münden zwei Röhren RR ein, deren eine dem A. das 
Bafjervon einem Dampfpumpwerk zuleitet, die andere das 
Drudwafjer nad) der Betriebsmaſchine abführt. In den 
gußeifernen Eylinder B(6—12 m. hoch, 42—56 em. weit) 
tritt von oben durch eine Stopfbüchſe der Taucherkolben 
A ein; ein mit Steinen ıc. befchwertes Gefüß KK, welches 
den Kolben mit einer Kraft vonca. 113 Bid. pro[_Jem. auf 
das Wajjer aufdrüdt, ift an des Kolbens Querhaupt DD 





lume, auch Unfrer lieben Frau Handſchuh oder | 








verluſt ſehr ge— 


zugleich den Verſchluß des Dampfventils und das Still: 
jtehen der mit dem A. verbundenen Dampfmaschine, Bei 
tichitem Stand fißt das Gefüß auf dem Holzring HH auf; 
dabei öffnet fid) da8 Dampfventil wieder, dem N. wird 
abermals Wajjer zugeführt und das Spiel beginnt von 
Neuem. Dadurd) 

fann der Drud ge 
einer®afierfäule 
von ungefähr 500 
m, Höhe oder ca. 
50 Atmojphären 
Prefiung erjept 
werden. Fernere 
Vortheile find, 
dab, indem man 
das Drudwafier 
einfach durch 
Röhren weiter— 
führt, der Kraft— 


ring it, außer: 
dem auch die Be- 
fäftigung durch 
Dampf oder die 
Anwendung von 
euer an gefähr- 
lien Orten, wie 
in Magazinen, 
wegfält. Much 
zum Betrieb von 
unterirdiichen 
Arbeitsmajci- 
nen iſt der A. 
jehr vortheilhaft. 
[Schwa., v., Wgr.) 
Akoimetenraum, m., Akömetenchor, n., j. d. Art. Ba— 





Fig. 123. Altumulator, 


filifa u. Chor. (Val. Art. Aloimet in M. M. a. W.) 


Akoluthenleumter, m., Heiner Handleuchter zum 
Meßdienſt, |. M. M. a. W. 

Akra, f., griech. äxpa, Spitze, Gipfel, Höhe, daher auch 
für Burg. 

Akribometer, n., Inſtrument zu genauer Meſſung 
kleiner Gegenſtände; ſ. d. Art. Nullzirkel und Härzirfel. 

Akrogterium, n., gried. axpoarmp:ov, Vorleſungsſäl. 

Akrobatikon, n., lat. acrobaticum, griediichen Ur: 
iprungs, von Bitruv und feinen Nachahmern viel ge: 
braucht für Treppe, bef. für Wendeltreppe. 

Akrolith, m., axpörıdos, Statue, an welcher nur 
Hände, Füße und Kopf von Stein find, das Übrige von 
Holz, Gips oder dergl. Auch Ornamente, Figuren x., 
deren äußere Fläche mit einem Ueberzug von Stein oder 
jteinartiger Maſſe verjehen ift, die aber innen aus Holz, 
Pappe oder dergl. beſtehen. 

Akropolis, f., axpörorts, Hochitadt, Burgitadt. Wenn 
die Akra, Burg, Plap bot für öffentliche Gebäude (Tem- 


pel, Wohnungen der Gebieter x.), jo wurde fie zur N. 
barfeit der Luft weniger verlählichen — Windkeſſeln den | 


Unter den 40 griechiſchen Afropolen, von denen wir theils 
Nachrichten, theils Trümmer bejigen, war 
bie von Athen die prunkvollite, daher man 
meist unter U. fchlechthin dieſe verftebt. 

Akroftolion, n., Korymbon, n., hieß bei 
den Alten die Verzierung des Schiffsſchna— 
beis; j. Fig. 124. 

Akroterium, n., auc) Akroterie, f., &xpu- 
mpwv, ft3.acrotere, m.,engl.acroter, acro- 
terion, Pl. acroteria, ital. acroteria, lat. 
acroterium, n., bießen bei den Alten alle 





2 " Fig. 124. 
weit vorjtchenden, äußerften Theile, daher Akroftolion. 
dt, iſt am Dei J t die Flügel der Nike (Siegesgöttin), die Schiffsſchnäbel, 
befeitigt, welches in einer Schienenführung CC auf und ſ. Fig. 124, u. Anderes mehr; in der Baufunft aber war 


Akt 








bäude geſetzte, oben wägerechte, meift gar nicht verzierte 
und jehr niedrige Sodelplatte, welche durchaus gar nicht 
ald Poſtament, ſondern höchſtens als ganz einfacher, 
ſchlichter, nur eben eine horizontale Aufitandsfläche vers 
mittelnder Unterfaß bezeichnet werden kann. Dieje Afro- 
terien nun, welche zugleich die Dachrinnenanfänge und 
Firſtziegel verdedten, trugen gewöhnlich jymbol. Verzie- 
rungen, engl. acroterial ornaments, z. B. bei einem 
Tempel des Apollo 
Yeiern, bei einem 
Tempel der Miner- 
va Greifen, ſ. Fig. 
125, bei anderen 
Tempeln Trophäen, 
Dreifühe, Bildfän- 
len x. 

Wenn der darzu- 
jtellende ſymboliſche 
Gegenſtand ſich durch 
ſeine Geſtalt nicht 
recht zum Freiſtehen 
eignete, mw. z. B, bei 
der eier, ſo half man 
durch an ihn ſich an: 
Ichnende od. ihn um: 





Fig. 125, Akroterium. 


mente, meiſt in den Formen des Alanthus, nach. Wo man 
fein leicht verjtändliches oder greifbares Symbol hatte, 
oder fich der Symbolit aus irgend weldyen Gründen ent= 


halten mußte, geftaltete man das Ganze ornamental, bei. | 


häufig als Mittelpunkt ein Fächerpalmenblatt (eine Bal- 


mette) aufftellend; f. Fig. 126 129. Nach und nad), bei. | 









En 
ALTEN SESTETETSTRTST STE") 


Fig. 128 und 129. 


Fig. 127. 


beim Sinken der Kunit , gewann das bloje Pflanzenorna— 
ment immer mehr die Oberhand, u. jelbjt wo noch Sym= 
bole angebracht wurden, wurden fie dem Ornament unter: 
geordnet; jo finden ſich z. B. Pferdeköpfe, Adler u. Miner- 
ventöpfe ziemlich Hein, mebdaillonartig in die Mitte der 
zen eingejegt, wie in Fig. 127. Falſch ift es, den 

amen Alroterium auf die ganze Verzierung anzuwen— 
den, wie häufig neichicht. 

Akt, m., beißt bei Malern ein zum Nachzeichnen in 
malerifcher Stellung aufgeftelltes lebendes Modell, ſowie 
die danach gefertigte Zeichnung. Der zum Zeichnen diejer 
Alte eingerichtete Säl heit Altſäl; ſ. d. Aıt. 


Aktinolith, m., frz. actinolithe, actinote, m., engl. | 


actinolite (Min.), j. d. Art. Strahlijtein. [ WY.] 
Aktinometer, n., Strahlenmeſſer, v. Herichel erfunde- 

nes Injtrument zu Meflung der erwärmenden Kraft der 

Sonnenftrablen, auf das Prinzip des Thermometers begr. 


icdlingene UOrnas 


69 








Aktion, f., Lebendigkeit, Thätigfeit, eines der Haupt- 
erforderniſſe guter künstlerischer Kompofitionen. In einem 
Figurenfries z. B. dürfen nicht nur Figuren neben einan— 
der gejtellt jein, jondern fie müjjen fi) in einer gewiſſen 
thätigen Beziehung zueinander befinden und fo ein ganzes 
Bild ausmachen. 

aktiv, adj. 1. die Berzierungen in der Baukunſt werden 
inattiveund pajjive, oder organiſche und unorgani= 
ice, oder aud) motivirte und zufällige eingetheilt; die 
aktiven find diejenigen, die blos verzierte Formen eines 
nothwendigen Bejtandtheils find, z. B. verzierte Fenſter— 
joblbänfe, Thürgewände u. dgl. Mehreres j. u. d. Art. 
Aeſthetik u. Verzierung. — 2. (Striegsb.) Unter aktivem 
Charakter einer Befejtigung verjteht man diejenige Eigen: 
thümlichleit der Anlage derjelben, vermöge deren fie eine 
aktive Vertheidigung, d. h. offenfive Unternehmungen ge: 
gen den Angreifer, zuläßt und begünftigt, wenn fie z. B. 
breite und wohlvertheidigte Wege zum Hervorbreden — 
Ausfallen — bejigt.— Theile, Glieder eines Befeſtigungs⸗ 
werfes nennt man a., jobald fie vermöge ihrer Anordnung 
od. Konjtruftion gejtatten, daß eine vertheibigende Kraft 
— Feuerwirkung — von ihnen aus geht, 3. B. crenelirte 
Mauern, Dechargefajematten ıc. [Ptz.| — 3. (Majdı.) 
Man unterjcheidet auch zwiſchen aktiven und paifiven 
Maſchinentheilen; a. find alle, welche zu Hervorbringung 
oder Fortpflanzung einer Bewegung dienen; paffive: Ges 
rüfte, Zapfenlager, Schrauben x. — 4. Im chemiſchen 
Sinn bedeutet aktiv fo viel wie wirkſam; d. i. den- 
jenigen Zujtand eines Körpers, in welchem er jehr leicht 
auf andere Körper chemiſch verändernd einwirken fann. 
3. B. freies Waſſerſtoffgas iſt bei gewöhnlichen Berhält: 
niſſen indifferent, ohne Einfluß auf gewifje andere fauer- 
ſtoffhaltige Subjtanzen ; jobald aberWaſſerſtoff im Augen: 
blid des Entſtehens (status nascens) ſolche ſauerſtoffhal— 
tige Körper vorfindet, können dieſe in jaueritoffürmere 


‚ Verbindungen umgewandelt xc. werden. | Wf.) 


| 


Aktfäl, m., Sal in einem Kunftatademiegebäude, 
in welchem nach lebenden Modellen gezeichnet wird; er 
muß fo eingerichtet fein, da man ihn beliebig von oben 
oder von der Seite, und zwar auch da hoch od. tief beleuchten 
fann; ferner muß er Gejtelle, Gerüfte, Flafchenzjige mit 


Schlingen, Kiffen, Krücken mit Fußgeſtellen ıc. enthalten, 


um ein od. mehrere lebende Modelle, einzeln od. zu Grup— 
‚ pen vereinigt, in verſchiedenen, oft jehrfühnen Stellungen 
ſo unterjtüßen zu fönnen, daß fie, ohne jehr zu ermüden, 


lange in der Stellung ausbarren fönnen. Die Sitze für 
die Zeichnenden müfjen nicht blos gerüdt, fondern auch 
hoc) und niedrig pojtirt werden künnen. 

Akuflik, £., frz. acoustique, £., engl. acoustics, pl., 


| eigentlich Lehre vom Hören, meijt aber gebraucht für Lehre 





vom Schall, d. h. von der Seftaltung und Bewegung der 
Scalljtrahlen, von ihrer Brehung x. Die N. ift nod) 
jehr in ihrer Ausbildung zurüch, die bis jetzt aufgeitellten 
Süße find noch zum großen Theil bupotbetiicher Natur, 
und es laſſen fid) daher nur wenige allgemein giltige Re— 
geln geben, durch deren VBejolgung man jich eines quten 
Erfolges verſichert halten fönnte. Die hier gegebenen Sätze 
mögen daher eben nur als praktiſche Andeutung gelten. 

A. Anforderungen, die man in Bezug auf. an die 
verschiedenen Räume ftellt: 1. In®orlefungsjälen joll 
die Stimme des Nedners, der immer auf demjelben Punkt 
jich befindet, möglichit von allen Anwefenden gut gebört wer- 
den, ohne daß ſich der Redner zu ſehr anzuftrengen braucht ; 
d.6.dieSchallwellen ſollenſichmöglichſtwenigbrechen, ſollen 
ſich ununterbrochen im ganzen Raum ausbreiten fönnen. 
— 2. Bei Konzertſälen jollen die von den verfchiedenen 
Punkten des Orcheſters ausgehenden Schallwellen auch 
den ganzen Säl gleihmähig ausfüllen, dabei aber har 
moniſch, als ein Gejamtton, aljo alle in einen Ton 


— 


70 


Afuftik 





vereinigt, das Ohr des Zuhörers treffen. — 3. Bei fir: | 


chen wird für die Predigt und die Nede des Prieſters am 
Evangelienpult und Altar die Wirkung 1, für Mufif, 
Orgelton und Chorgejang vom Orgeldyor aus die Wir: 
fung 2 verlangt. — 4. Bei Theatern wird für den jpre- 
chenden und allein fingenden Künftler die Wirkung 1, für 
den Chorgejang und das Orchejter die Wirkung 2 verlangt. 
— 5, Bei Orcheſter bauten für lonzerte im Seien wird 
verlangt, daf der Schall möglichft intenfiv aus denſelben 
herausdringe und je nad) der Lage des Orcheſters ſich ent= 
weder a) ringsum, oder b) nad) vorn, nad) rechts u. links, 
oder c) nad) vorn möglichſt gleichmäßig und ungeſchwächt 
verbreite. — 6. BeiSälen fürgejellichaftlichen Männer: 
aefang wird ein Zufammenhalten u. HSarmonijchgeftalten, 
d.h. Vereinigen der einzelnen Schallwellen zu eben jo vies 
len Theilen der einzelnen zufammengejeßten, überall hin— 
dringenden Schallwellen nöthig fein. — 7. Bei Sälen für 
Vollsverfammlungen, Sigungen, Schulprüfungen ꝛc. 
wird verlangt, daß die von irgend einem beliebigen Punkt 
des Säls ausgehende Rede überall gehörig verftanden 
werde, daß alfo die Schalljtrahlen von überall her überall 
hin ungebrochen dringen können. 

B. Unter den Mitteln zu Erfüllung diefer Aufgaben 
dürften wohl hauptjächlich Hauptform, Material und De: 
foration zu nennen fein: 

1. Die Hanptform gliedert ſich in Geſtalt des Grundriſſes, 
Höhe der Wände und PRrofilform des Plafonds. All dies 
num ftellt fich in einer Kombination von Flächen dar, bei 
deren Wahl be. Folgendes zu berüdfichtigen fein wird. 

Die Schalljtrahlen prallen unter ungefähr demjelben 
Wintelab, unter dem fie anfchlagen; nur das Material 
des Körpers, an den fie anprallen, hat etwas Einfluß auf 
diefen Winkel (f. unten). Man muß alfo den verſchiede— 
nen Flächen eine ſolche Richtung geben, daß die Schall: 
jtrahlen, wenn fie nicht gebrochen werden follen, direkt 
ohne jenen Anprallwintel, wenn fie aber gebrodyen werden 
jollen, durch jenen Anprallwinfel auf den Weg geleitet 
werden, den fie nehmen jollen. 

a) Iſt die Grundform rehtwinflig, fo werben die 
Schallitrahlen, fie mögen von einem Punkt ausgehen, von 
welchem fie wollen, nad) dem Anprallen einander durch— 
freuzen, und zivar alle unter anderen Winkeln, d. h. fic 
werden, alle unregelmäßig und ungleihmähig gebrochen 
werden. Kommt aber der Schall von einem an der kurzen 
Seite eines Rechteds liegenden Punkt, jo daß dieje kurze 








Seite für die Brechung der Schallitrahlen ziemlich außer | 
Wirkung gejept wird, jo werden fie fich weitgleihmäßiger | 


vertheilen und alle unter vom Ausgangspunft mit der 
Spige abgefehrten Winkeln durchſchneiden, jo fich nicht 
weſentlich ftörend, fondern vereinigend. 

b) Die Ellipfe bat die Eigenjchaft, daf nicht nur die 
von einem Brennpunkt ausgehenden Schallſtrahlen ſich 
nad) dem Abprallen von der Beripherie im andern Brenn: 
punft vereinigen, jondern aud) dievon irgendeinem Punkt 
der Fläche ausgehenden, fich in dem auf der andern Seite 
der kurzen Achſe forrefpondirend liegenden Punkt vereini- 


gen, fo daß fie alle ganz gleihmäßig gebrochen in dem | 
an deſſen einer kurzen Seite ſich eine parabolifche Nifche 


Raum fich vertheilen. 

e) Der Halbkreis ift, wenn der Nusgangspunft des 
Schalls fi) von der geraden Seite irgendwie entfernt be= 
findet, nicht zu brauchen wegen zu unregelmäßiger Ver: 
theilung der Schallitrahlen. Wollte man ihn nun in die 
gerade Seite, und dann der Gleichmäßigkeit wegen in den 
Mittelpimtt legen, jo würden die Schallftrablen wieder 
auf den Ausgangspunkt zurüdtehren, ein Echo hervor— 
bringen und die Schallerzeugung erſchweren. 

d) Dafjelbe tritt beim Kreis ein, wernder Ausgangs: 
punft im Centrum fid) befindet; liegt er an der Peripherie 





oder jonft in einem Punlt der Fläche, jo vertheilen ſich die 


Strahlen fehr ungleihmäßig. 





Brennpunkt ausgehenden Strahlen nad) einmaligem An- 
prallen parallel der Achfe, alfo ohne fid) weiter zu brechen 
oder zu jtören, fortlaufen. 

f) Bei der Hyperbel gilt dies vom Brennpunkt und 


‚ annähernd von allen anderen Bunkten, außer denen, die 


der Kurve ſelbſt fehr nahe liegen. 

2. Das Material betr. haben faft alle Materialien die 
Eigenſchaft, den Schall zu abforbiren, jedoch in größerem 
oder geringerem Mäß; die Reihenfolge diejer Schall: 
Leitungsfähigfeit ſ. u. d. Art. Schall-Leitung. 

Ein je ſchlechterer Schall-Xeiter das Material des ſtör— 
pers ift, an den der Schallftrahl anprallt, defto weniger 
wird der Abprallawinfel vom Anpralläwintel verfchieden 
fein; je befjer der Schall-Leiter, defto Heiner ber Abpralls- 
winfel, defto mehr aber aud) wird die Intenſivität bes 
Scalles geſchwächt werden. 

Die Stellen der Umfaſſung oder des Plafonds alſo, von 
wo der Schall ungefchtwächt wieder abgehen joll, müfjen von 
ſchlechten Schall=Leitern konſtruirt werden, erzeugen dann 
aber aud) einen dem Anprallswintel faft gleichen Ab— 
pralldwintel; will man alſo diefen ändern, ſomuß man es 
durd; Veränderung der Lage des betr. Theiles thun; die 
Stellen aber, von wo man die Schallftrahlen nicht gern zu: 
rückkehren lafjen will, weil fie vielleicht im ungünjtigen 
Winkel ſich durchkreuzen würden, die man jedoch ausirgend 
welchen Gründen nicht offen laſſen kann, geſtalte man aus 
recht guten Schall-Leitern. 

3. Mit der Dekoration der in Rede ſtehenden Räume 
muß man jehr vorjichtig fein, be. wenn man ſich nicht auf 
bloje Malerei befchränten, jondern Simswerf und andere 


plaſtiſche Dekorationen anbringen will oder foll. Bel. in 


den Füllen, wo die Schallftrahlen nicht gebrochen werden 
jollen, vermeide mar möglichit alle großen, ſtark ausla- 
denden Simſe, Fenſter mit tiefen Yaibungen, Logen mit 
Starten Säulen xc., und wo man fie nicht vermeiden fann, 
fonjtruire man fie aus möglichit guten Schall = Leitern; 
denn es iſt befier, etwas Schall zu abjorbiren, als eine 
jtörende Refonanz (Schallabprallung) zu erzeugen. In 
vielen Fällen fann man gerade durch joldye plaſtiſche 
Dekorationen die Scyallitrahlen auf zwedmähige Weije 
brechen, ihnen die gewünjchte Richtung neben, oder aud) 
der Beichaffenheit des Tones ſelbſt nachhelfen, wie dies 
3. B. die Alten durch die Schallvajen, Gott. Semper im 
alten Dresdener Theater durd) die Qogenmujceln (f. d. 
Art. Echeion u. Theater) gethan, endlich den Schall wenig: 
ſtens zum Theil verhindern, dahin zu gehen, wo er ver— 
ſchwinden würde, 3. B. durch vorjtehende Einfaffung der 
Fenſter, Thüren, Kronleuchteröffnungen x. Farben baben 
feinen Einfluß aufdie A. Mit Material, Geftaltung und 
Aufhängeort der Kron- und Wandleuchter ſowie mit der 
Wärmevertheilung und Heizung muß man jehr vorfichtig 
fein, da die veränderte Dichtigkeit der Luft aufdie Richtung 
der Schalljtrahlen nicht ohne Einfluß ift. 

©. Vergleicht man das Geſagte mit den unter A ange: 
führten Aufgaben, fo ftellt fich Folgendes heraus. 

ad. Ein ziemlich ſchmales Rechteck, höchſtens 25 m. 
lang (weiter jchallt die menjchlidye Stimme nur ſchwer), 


befindet, in deren Brennpunft der Redner fipt oder fteht. 
An den langen Seiten des Rechtecks möglichit wenige Un— 
terbrechungen der Fläche, der Plafond gerade, von der 
Wand durch ein jtark profilirtestchlenglied getrennt, da- 
mit der Schall nicht an der Dede ſich verliere, ſondern 
unten zufammengehalten werde. 

ad 2, Ebenfalls ein Rechteck, breiter als das vorige, 


an der einen ſchmalen Seite nicht geradlinig, jondern in 


einer hyperboliſchen Nifche gefchlofien, die die ganze Seite 
einnimmt und zum Orchefter dient, der Blafond flach para— 
boliſch mit ſtark profilirtem Kehlſims. Die Logen, wenn 
folche nöthig find, ebenfalld parabolifch oder mit Schall» 


e) Die Barabel hat die Eigenſchaft, dab alle vom | mufcheln verjehen (ſ. d. Art. Theater.) 


at 








71 








gerade Seitenflächen aber jedenfalls zu vermeiden, weil ſie 
Echo geben. Aus demſelben Grund iſt die Deckenfläche 
möglichſt zu unterbrechen. 

ad4. Der der Bühne zunächſt liegende Theil im Grund— 
riß gebildet nad) einem Theil der Ellipſe, jo daß der 
iprechende Künftler fich im Brennpunkt befindet, u. Pro— 
jceniumsmwände u. Sofjiten einen Theil der Ellipfenperi= 
pherie ausmachen, der andere Theil aber als Halbfreis, 
und zwar den andern Brennpunkt der Ellipje zum Mittel- 
punkt habend, nad) oben koniſch breiter werdend x. Das 
rüber mehr ſ. u. d. Art. Theater. 

add. a) Rund, ganz offen, in der Mitte niedrig und 
nad) allen Seiten höher werdendic.; b)glodenförmig, aber 
jehr breit im Grundriß; c) parabolifcher Grundriß. 

ad 6. Ellipfe im Grundriß u. möglichit auch im Durch— 
ichnitt, daher wenigjtens der Plafond als halbe Ellipſe 
zu gejtalten ift. 

ad7. Schon auf viele Weijen verfucht, aber bis jept 
ohne genügendes Refultat; am beiten dürfte die Löſung 
in der Deputirtenfammer in Paris gelungen fein: ein 
Halbfreis, im Mittelpunkt vor einer paraboliichen Niſche 
die Rednerbühne, der Halbkreis nach oben koniſch fich er— 
weiternd, die Dede durd einen ſtarken Kehlſims abge: 
trennt und vielfad, unterbrochen. Höchſt interefjant in 


Bezug auf. war der Bau des Konzert-, VBortrags- und | 


Berjammlungsjäls im Palaſt des Trocadero zu Paris 
gelegentlich der Weltausjtellung von 1878. Diejer Säl 
bat etwa die Form der Deputirtenfammer, aber im 
Halbfreis einen Radiusvon nahezu25 Meter. Bei der er- 
iten Benußung wirkte ein jtartes Echo jehr jtörend; das— 
jelbe ijt aber völlig befeitigt, und jelbjt ein nicht jehr voll- 
tönendes Organ, wiedas des Verfaſſers, der ſelbſt Berfuche 
angejtellt, wird völlig gut in allen Theilen des Raumes ver: 
ftanden, jeit der geniale Daviouft, der Erbauer des Pa— 
laftes, die ganze Halbkuppel mit ziemlich langjajerigem 
Barchent überziehen ließ. Ähnlich ift das hier und da mit 
Erfolg angewendete Mittel, Echo durd) aufgehängte Faden 
oder Nepe zu bejeitigen. — Einzelne Andeutungen in Be: 
zug auf A. find noch in den die einzelnen akuſtiſch zu fon- 
jtruirenden Räume betr. Art. gegeben. Weiter auf eine 
ſolche Wiſſenſchaft eingehen, hieße don Zweck diejes Wör— 
terbuchs überſchreiten. 
AL, f., 1. in der Wetterau der enge, ſchmale Gang zwi— 
ichen zwei Häuſern; 2. im Perjifchen ſ. v. w. Graben, Wall. 
la, f., lat., frz. aile, engl. aisle, 1. Flügel (f. d.); 2. 
Schiff einer Kirche ald Gebäudetheil, bei. das Langhaus 
(j. d.), Alae, pl., die Seitenfhiffe; 3. die Vorhänge des 
Altars; 4. im römiſchen Wohnhaus altovenartige Aus- 
weitungen, deren eine oder mehrere zu den Sciten des 
Atriums angebradt waren, um häusliche Verrichtungen 
dajelbjt vornehmen zu fönnen. Dieje Alae find oft jehr 
hübſch grottenartig verziert, oftaberaud) jehreinfach; hier 
und da jcheinen fie auch blos den Zugang zu den Treppen 
gebildet zu haben. Manche wollen unter Alae alle an den 
Seiten des Hofes liegenden Zimmer veriteben. 
Alabandine, f., frz, Manganglanz, Manganblende. 
Alabafler, m., fr;. albätre, m., engl. alabaster, tedj= 
nijher Name für den in der Natur fid) findenden dichten 
törnigen Gips, oder wajlerhaltigen fchwefeljauren Kalt; 
er ist hbalbdurchfichtig, politurfähig und nimmt überhaupt 
unter den Gipsarten die Stelle ein, welche der Marmor 
unter den Kalkſteinen einnimmt. Spez. Gew, friſch circa 
3,00, troden 2,. Er wird bei uns hauptjädlid als 
Prachtbauſtein, zu Heinen Ornamenten, Statuetten, Va— 
jen ꝛc. verwendet. Wo er häufig iſt, 3. B. in Spanien, beſ. 
in Andalufien, benugt man ihn aud) zu Simswerk, Säus 








arbeitet, koftet faum halb fo viel wie Marmor, ift aber zu 
Fußböden viel zu weich. Diefer Harzer A. ift weißlich, 
mit gelben und braunen Adern, oder auch jilbergrau mit 
ſchwärzlichen Adern. Zum Scleifen dient feines (am 
beiten geihlämmtes) nafjes Bimsjteinpulver oder, auf 
großen Flächen, ein in Waſſer getauchtes Stüd Bimsſtein 
recht gut, aber e8 verdirbt leicht die Schöne Weihe des Stei- 
nes und iſt daher nur auf buntem U. zu empfehlen; den 
weißen ſchleift man lieber mit naß gemachtem Schachtel: 


halm; bei verzierter Arbeit mit Glaspapier troden. Be— 


vor man polirt, wird der geichliffene A. mit einem Brei 
von gelöjchtem Kalk und Wafjer abgerieben, wodurch eine 
reine und fein matte Oberfläche entjteht. Als Polirmittel 
dient gelöſchter Kalktmit Seifenwaffer auf einem Läppchen, 
und zuleßt wird diefer Miſchung etwas fein gepulverter 
und geichlämmter Talg (Federweih) zugejegt, wovon zarte 
Theilchen in den Boren des N. zurücbleiben, demfelben 
einen eigenthümlichen Atlasglanz verleihend. Auch Milch, 
mit Seife u. gefchlämmter Kreidezu Brei angemadht, polirt 
gut, beſ. wenn zulegt troden mit warmen Flanell abgerie: 
ben wird; allein der weiße A. wird dadurd) gelblich. Auch 
fann man den W., naddem man ihn mit Schadhtelhalm 
abgerieben, mit weißgebranntem und pulverifirtem Hirich- 
horn poliren, auch mit Mlabafterpulver und pulverifirter 
Berlmutter und einem feuchten leinenen Läppchen, dann 
aber zulegt mit einem Brei aus venetianischer Seife, 
feingejchabter Kreide und etwas Wajjer. 

Um A. zureinigen, wird gepulverter Bimsſtein mit 
dem Saft jaurer Trauben gemijcht. Nad drei Stunden 
überreibt man den N. mit dieſer Miſchung, wäjcht fie mit 
einem leinenen Tuch und Waſſer ab und reibt dann den 
A. mit weichen leinenen Lappen ganz troden. 

Um auf. zu äßen, überzieht man die Stellen, welche 


ı nicht matt und vertieft werden follen, mit einem Firniß 


aus Terpentinöl und jehr wenig fettem Del; nad) dem 


Trocknen diejes Auftrages werden die Blatten in abge: 


fochtes Wafjer od. Regenwaſſer gelegt u. bleiben 48 Stun- 


den oder länger darin, je nachdem die Aetzung mehr oder 





| weniger tief werden joll. 


Um dem A. eine größere Härte zu geben, fept man 
ihn erſt mäßiger, dann aber, je nad) der Größe des Blods, 
längere oder kürzere Zeit einer ziemlich ſtarken Badofen- 
bite im wohlverjchlofjenen Ofen aus u,taucht ihn hierauf 
einigemal auf ganz kurze Zeit in Waſſer ein; er wird 
dadurdy marmorhart, verliert aber jeine Dichtigkeit 
wenigjtens zum Theil. 

Alabaster-glass, s., vgl. Mildyglas, Beinglas. 

Alabastrina, f., lat. Aus dünnen Alabajterplatten 
beitehende Fenſterſcheibe, wie fie vor der Einführung des 
Fenſterglaſes vielfach in Anwendung famen. An altchrift= 
lichen Kirchen und an arabijchen und maurifchen Bauten 
wurden fie nod) bis zum 9. Jahrh. jehr häufig aus Eripar- 
nis, bis in das 15. Jahrh. hinein aber angotbifchen Bau- 
ten bier und da wegen des jchönen matten Lichts u. wegen 
ihrer bequemen Berbindung mit den Steingewänden an— 
gewendet. Erhalten find ſolche Platten z. B. in der Baſi— 
lifa S. Vincenzo alle tre Fontane bei Rom und in der 
Kathedrale von Torcello bei Venedig. 

Alabaftrit, m., frz. alabastrite, f., engl. alabastrite, 
1) nicht mehr üblicher Ausdruck für harten Kallſinter. 
2) Auch Nlabajtergips gen., frz. albätre — engl. 
compact gypsum, dichter Gips, ſ. d. V) 


Alacena 





72 


Alaundarſtellung 








Alacena, f., arabiſch, Bandichränfden, ‚Heine Nifche, 
rechts und linte in den Laibungen ber Bortale von Mo= 
icheen, Sälen zc., jowie auch in den Spindelwänden jtei- 
nerner Treppen, um die Bantoffeln, die der Mujelmann 
bekanntlich jtets beim Eintritt zu Bornehmen od. in heilige 
Räume ablegt, hineinzuftellen. 

A la greeque, ft}., m. (aud) frette, fröte, f.,engl.fret, 
frett, broken battoon), aebrodhener Stab, Verzierung 
für laufende Frieſe, Einfafjungen ıc.; ſ. Fig. 130—133; 


% 


W 


fi 





A la grecque. 


häufig verwechjelt mit dem aus runden Linien bejtehenden 
Mäander; ſ. a. d. Art. Labyrinth. . 
Alaise, alöse, alöze, f., fr3.(Tiichl. ), Beiſtoß; die fran— 
zöſiſchen Tiſchler verftchen darumter bej. 1. den jchmalen 
Bretjtreif, der beigeftohen werden muß, wenn das zueiner 
geitemmten Füllung bejtimmte Bret zu jchmal ift. — 
2. Das legte Dielenbret der Wand entlang. 
Alamandine, almandine, f., frz, Almandin. 
Alameda, f., jpan.,eiq. Reihe von Ulmen od. Schwarz: 
pappeln, aber auch auf Alleen aus anderen Bäumen über- 
tragen, ja jelbjt für alle Arten Spaziergänge und fogar 
für Garten gebraud)t. 
Alamin, m., arab.,Bauinfpeftor,bauführend. Architekt. 


Alamo, jpan., Alamus, m., lat., Ulme, Schwarzpap= | 


pel xc., daher Alameda, j. d. 

Alare, m., ital., j. Andiron. 

Alarif, eigentlid) al Arif, arab., der Baumeijter als 
Künſtler. (Bgl. d. Art. Alamin.) 

Alarmbhaus, n.(Siriegsb.), in lantonnirungen, welche 


feindlichen Angriffen ausgejeßt find oder auf deren Ein | 


wohner man jich nicht verlaſſen fann, läht man die Trup- 
pen Nachts in größeren Abtheilungen vereinigt in Alarm: 
häuſern, wozu man Kirchen, große öffentliche Gebäude, 
Scheunen x. wählt, jchlafen. | Ptz.) 


Alarmfange, f. (Sriensb.), Stange mit Brennmates | 


rialien umwunden, dient bei Anzündung durch den Dich» 
ten Rauch od. die Flamme zum Signalgeben. [Ptz.| 

Alaternenbaum, m., immergrüner Kreuzdorn, m. 
(Rhamnus alaternus), fr}. alaterne, m., engl. evergreen 
privet, barren-privet, alatern, Hedengewächs, welches 
aus Siideuropa jtammt. Die Beeren enthalten, jedoch in 
geringerem Mäß, denjelben grünen Farbſtoff ala die 
Beeren des Faulbaums; ſ. d. Art. [ Wf.] 

Alaun, m.,fr;. alun, m., en l.aluın, aus dem Lat. 
alumen, diejes aus dem (rich). n (Salziges). Der A. 








‚den Liparifchen Inſeln und die Azo— 








| gehört jeiner chemiſ en Natur ı nad) unter bie Doppeljalze, 
und wird von einer Berbindung aus ſchwefelſaurer Thon 
erde und einem fchwefeljauren Altalifalze gebildet; doc 
fünnen ftatt der ſchwefelſauren Thonerde aud) andere 
ichwefeljaure Salze der Thonerdegruppe, wie ſchwefelſ. 
Eiſenoxyd, ſchwefelſ. Mangan= oder 

Chromoxyd, in die Berbindung treten; 

in den meijten Fällen enthält der A. 

jchwefelj. Eifen. Er hat fühlich zuſam— 

menziehenden Geſchmack, findet ſich 

vorzüglich als Beichlag auf alaunhal⸗ 

tigen Mineralien, als Alaunſchiefer, 

Alaunſtein ꝛc., bildet aber auch agen dig. 134. 
von ftängliger Struftur inden Braun. Alauntrvſtau. 
toblenlagern. Er findet inder Leder: u. Bapierfabrilation, 
Färberei und Pharmazie u. zur Konſewirung thierijcher 


Subjtanzen Anwendung. Fund— A 


orte: Ticherning in Böhmen, Dutt- 
weiler bei Saarbrüd, Tolfa im Kir— 
chenjtaate, Stromboli u. Boltano auf 
Kalialaun, auch römiſcher A; er try⸗ Fig. 135. 
itallifirt, wie alle Mlaune, in Ofta- Alaunkryſtall. 
edern, Fig. 134, die aber "oft durch die Würfelflächen an 
den Eden abgejtumpft und unregelmäßig gebildet find; 
Fig. 135. Die chemiſche Formel Fir Kalialaun, zugleich 
erg für alle Alaunſalze iſt: Ka0,S Ö, +Al, 
380, +24ag;b.i. — Kali, ichwefell. Thon- 
uk . Waſſer (hr) 
red 5 (Hüttenw.). Zu den technifch wich- 
tigen Alaunſorten rechnet man den Kali-, Ammonial- u. 
Natron-Nlaun. Der Kalialaun wird 1.ausnatürlich vor- 
tommendem Kalialaun durch Auflöjen der alaunbaltigen 
Mafjen in warmem Waffer u. mehrmaliges Auskryſtalli— 
firen gewonnen; 2, aus Mlaunfels und Mlaunjtein 
dadurch, daß man diejen Bebirgsarten durch nicht zu ſtar— 
tes Glühen Waffer entzieht, wobei, unter Zurüdlafjung 
von unlöslicher Thonerde in Waſſer löslicher Alaun ent- 
jteht, wenn man den gebrannten Stein unter beitändigem 
Anfeuchten mit Wafjer einige Zeit liegen läßt. Diejes 
Glühen des Alaunjteins wird jo ausgeführt, daß man die 
Steinmafjen entweder, wie in Civita-Bechia, in Haufen 
oder, wie zu Tolfa im Kirchenjtaat, in niedrigen Schadht- 
öfen, welche den Kalköfen ähneln, mäßig glüht. ©. Fig. 
136. Der Ofen wird durd) einen über dem Boden befind- 
lichen durchbrochenen Bogen in 2 Abtheilungen getheilt, 
von denen die obere zu Aufnahme des Alaunfteins durch 
Deffnungen a oder b beitimmt und mit8 Zuglöcherne ver- 
ſehen ift. Der untere Raum fteht mit der yeuerung d in 
Verbindung, deren Speifung durch die Deffnung e erfolgt. 
Die Temperatur muß genau requlirt werden mittels der 
Sugl öcher c. 
achdem der Röftprozeh nad) der einen oder der andern 
Methode 2—3 Monate fortgefegt worden ift, werden die 
geglühten Stüde in gemauerten Behältern täglich mehr: 
mals mit Wafjer angejeuchtet und der erhaltene Brei in 
großen Siedepfannen mit heigem Waſſer ausgelaugt. Die 
Kryſtalliſation geihieht dann in hölzernen Fäſſern, aus 
denen man jchliehlich durch weiteres Abdampfen den ku— 
biſchen Alaun ‚erhält, auhAlaunrotdgen., ein helles 
Rothbraun, das in der Malerei Anwendung finder. 
3. Aus Alaunſchiefer und Alaunerde. Hier muß 


ren. Der am häufigjten verwendete, 
weil eijenfreiefte, ijt der natitrliche 


ſich zuerst durd; Verwitternlaffen oder Röften der Erze 


ichwefeljaure Thonerde bilden, was gewöhnlich in freien 
Haufen geichieht, deren Sohle der Länge nad) aus 28 cm. 
weiten u. 14 em. hohen Kanälen von durchlöcherten Holz— 
ſchwarten hergejtellt ift. Nach diefem Röjtprogeh erfolgt 
die Auslangung der Erze, entweder ganz im Freien, oder 
in hölzernen Gefüßen mit Losboden, oder in gemauerten 


Alaunerz 





nn 








Ciſternen, die terraſſenförmig untereinander ſtehen. Dur | 


Sradiren fann man die Lauge noch anreichern od. durch 
Dornengradirung fonzentriren. 


3 


Alb fuß 


ſcheiden Dieje Oefen ſind jetzt dahin vervolllommnet, daß 
das Feuer nicht unmittelbar über der Flüſſigkeit hin— 
ſtreicht, ſondern um allſeitig geſchloſſene Pfannen herum— 








Die jo gewonnene Rohlauge enthält neben der ſchwefelſ. zieht, wobei dem Dampf durch beſ. Röhren Abzug ge— 


Thonerde noch Eiſenvitriol, Bitterjalz und Gips. — Das 
Verſieden der Rohlauge geſchieht alin bleiernen Pfan— 
nen (Schwemjal, Whitby, Goslar u. a. O.), wenn viel 
freie Säure in derjelben enthalten; b) in gußeiſernen 





Fig 136. Alaunofen mit Schacht. 
Alaunkeſſeln, frz. chaudron, m.& l’alun, engl.alum- 
boiler, wenn wenig freie Säure in derjelben enthalten. 
Solche Keſſel haben gegen 3 kbm. Inhalt, halten etwa 
2 Jahre, find noch theurer als die Bleipfannen und man 
ift der jteten Gefahr des Springens ausgeſetzt; e)inge=, 
mauerten Pfannen mit flahem Gewölbe bei direkter | 
Wirkung des Feuers auf die Oberfläche der Lauge Fal— 
fenau, Schwenjal, Hurlet, Altfattchh. Sole Pfannen 
(Fig. 137) von 2 m. Länge, 2 m. Breite und 1,, m. Tiefe 





jtattet wird. 








[Si.| 

Alaunerz, n., ft}. mine, f. d’alun, engl. alum-ore, 
aluminous ore, Der Alaun wird, jo weit er nicht als 
Kalialaun natürlich vorfommt, vorzugsieije aus folgen- 
den ejteinen gewonnen: 

1. Alanuflein oder Alumit, ım., ein Mineral, wel= 
ches alle Bejtandtheile des Alauns, nur in anderen 
Verhältniffen, enthält, in Tolfa im Kirchenſtaat 
jowie im vulkaniſchen Gebirge Ungarns vortommt. 

2. Alaunerde, f., auch erdige Afterkohle genannt, 
frz. terre, f. d’alun, findet ſich in der Tertiärformas 
tion von Braunkohle begleitet, jo in Freienwalde a. 
d. O. zu Schwemſal bei Düben, zu Muskau in der 
Lauſitz, in Braunſchweig, am Nhein ꝛc. 3. Alaun- 
fdıiefer, m., fr}. ampelite, f, alumineuse , alumini- 
före, engl. alum-slate, iſt cin Thonjchiefer, der von 
Schwefelkies durchdrungen und von Kohle ſtark ges 
färbt iſt. Durch Oxydation des Schwefelkieſes wird 
die Alaunbildung im Alaunſchiefer eingeleitet. Man 
läßt zu dieſem Zweck denſelben in Haufen 1—2 
Jahre liegen, wobei ſich oft die eintretende Erhi— 
tzung bis zur Entzündung ſteigert; doch muß dies 
verhutet werden, damit nicht eine Zerſetzung der be— 
reits gebildeten ſchwefelſauren Salze ſtattfindet, wo— 
durch unbrauchbare überröjtete Alaunjchieiererze, 
fr}. cendres passdes, entiteben. Hat ſich eine genügende 
Menge jdhwereli. Thonerde gebildet, jo folgt das Auslau— 
gen der Maiie, j. d. Art. Nlaundaritellung. | Wf.) 

Alaunhütte, f, Alannfiederei, f., Alaunwerk, n., frz. 
aluniere, f., engl. alum-work, alum-house, Anjtalt zur 
Alaundaritellung, j. d.). 

Alba, £., lat., Weißpappel. 

Albanifcher Stein, m., jebt 
Peperiuo genannt, ein vulkaniſcher 





vermögen in 24 Stunden gegen 20,000 Liter Flüſſigleit 

zuverdampfen. dd jinddie Berdampipfannen, aus Mauer: 

werf gebildet. Die „Flamme jtreicht, vom Rojt pausgebend, | 
über die Oberfläche a der Flüffigkeit in den Pfannen bin: | 
weg und entweicht durch e in den Schornſtein. hh find 
Laugengefäße, aus welchen mittels der Hähne i die Yauge 
in die Vertiefungen k geleitet and von da in die Pfannen 
gelafien wird. mm u. nn jind verichliehbare Oeffnungen, 
von denen die erjteren zum Reinigen der Pfannen und die 
anderen als Beobachtungsöffnungen dienen. fijtein Rohr, 
welches die Lauge aus der höheren Pfanne in die tiefere 
leitet; o h ein anderes Robr zum Ablajien der fonzentrir: 
ten Yauge. In diejen Defen wird, unter fortwäbhrendem 
Zulaſſen friſcher Yauge, dieſelbe bis auf ungefähr 
42° Be, eingedampft, jo daß bei mittlerer Temperatur 
die Lauge gefättigt it. it die kongentrirte Yauge durch 
Steben gellärt, jo bringt man die erforderliche Menge 
Altalijalz hinzu, um Alaun zu bilden, welcher fi dann 
in fehr Heinen Kryſtallen meblartig, daher Nlaunmehl, 
fra. fleur, f. d’alun, engl. alum-powder genannt, ab= 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexilon. 4, Aufl, I, 





Tuffitein von jchwärzlicher Farbe, der in Nom vielfach 
zu Bauten benußt wird. Schr leicht zu bearbeiten, aber 
nicht Fehr dauerhaft. | WW. 

Albanil, ma ipan., Weiher, Tiincher, Maurer. 

Albarium opus, n., lat., nach Bitruv eine Art Weiß— 
itud, d. b. Mörtel aus Kalt, etwas Bips u. jcharfem Fluß: 
fand, zu Bug u. Anjtrid der Wände. 

Albätre, m., frz., ſ. Alabaiter. 

Albe, Alber, f., ſchwäbiſch für Weihpappel, öjterreichiich 
für Schvarzpappel. | Wf.| 

Alben oder Alın, m., heißt ein in Bayern vorfommen« 
der Kalktuff. WY., 

Alberca, f.. ipan., arabiſche Ciſterne. In Spanien 
find fie noch zahlreich erhalten und jehr ziwedmähig kon— 
jtenirt; ſ. d. Art. Ciſterne. 

Alberese, £., ital., eine Kaltiteinart, hart und weiße 
li, in Italien vielfach als Bauſtein benupt, namentlich 
in und bei Venedig. 

Alberga, albergata, f., lat., Herberge, Hoſpiz. 

Albfuß, m., ſ. Drudenfun. 

iD) 


Albin 





74 


Meg Baum 





engl.Cleavelandite, silicious feldspar,enthältca.10Broz. 
Natron, dient zur Borzellanfabrifation; j. Feldipat. 

Albitgranit, m. So heißt der gewöhnliche röthliche 
Granit (j. d.), der ftatt des Feldſpats oder neben demſel— 
ben Albit enthält. [ Wf.) 

Albſchoß, n., mittelhochdeutich für Donnerfeil. 

Album, n., lat., bei den Römern weihe, mit Gips über— 
zogene Tafeln zu öffentlichen Bekanntmachungen, daher 
jpäter Verzeichniſſe, Kataloge u. dgl. jo genannt wurden; 
endlich Verzeichnifie von Mitgliedern einer Gejellichaft, 
Befuchern eines Ortes, Freunden des Befigers eines Ars, 
und jo übertragen auf Stammbiücder, Sammlungen von 
einzelnen Aufjägen u. Gedichten, auchv. Handzeichnungen 
als Erinnerungszeichen. 

Albumin, n., jrj.albumine, f.,engl.albumen, Eiweiß 
—— iſt ein in kaltem und bis 50° warm. Waſſer lös— 

icher, im Pflanzen- und Thierreich vorlommender, aus 
Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Sauerſtoff u. Stickſtoff nad) kom— 
plizirten Berbältniffen zuſammengeſetzter Körper, nicht 
flüchtig, nicht kryſtalliſirbar. Er bildeteinhauptnabrungs- 
mittel für den thierifchen Organismus. In der Technif 
dient bei. das Eiweiß der Eier zum Klären von Flüſſig— 
feiten, indem das A. in der Wärme (bei 77°, C.) fejtwird, 

erinnt oder foaqulirt, dabei alle Verunreinigungen um: 
lt und mit denjelben ale Schaum von der Oberfläche 
der Flitffigfeit abgenommen werden fann; ferner dient 
das N. zum Grumdiren beim Bergolden, zum Appretiren 
von Geweben und mit alt verjegt als Kitt. WT.) 

Alburnum, m., fat., alburn, s., engl., Splint u. Bait 
des Holzes. 

Aleaiseria , f., die Kaiſerei, abzuleiten von caesarea ; 
jo hießen die FFreihafenmärkte der kaiferlich römiſchen Ko— 
lonien; die Mauren trugen diejen Namen, mit arabijchem 
Artikel (al Caiseria), auf ihre Bazars über, und daher hei- 
hen jo nod) jegt in Mauritanien u. Andalufien die Marft- 
pläße, wenn fie nach arabijcher Arteingerichtetfind. Dem 
Bublifum dienen einander durchkreuzende Gänge, ca. 2m. 
breit, von Säulenreihen eingejchlojien. Jede Säulenweite 
bildet die Vorderſeite einer Bude, deren Dächer nad) hin— 
ten in einen Hof abjallen. Dieſer dient zugleich zur Be- 
auemlichkeit der Verkäufer, als Badraum x. Die Gänge 
ſelbſt jind zierlich gepflajtert und mit Segeltuch überbängt, 
um vor der Sonnenhige Schuß zu erlangen. Die Säulen 
find entweder von Holz und tragen auf einem Rahmen die 
geichnigten Sparrenföpfe, oder in wohlhabenden Städten 
von Stein, durch mauriiche Bögen in Badjtein oder Gips 
verbunden umd oft mit reicher Farbenpracht verziert. Die 
Verkaufsgegenſtände find in Gruppen auf die durch die 
Buden gebildeten Quarrés vertheilt. 

Aleali, m., frz., alcali, s., engl., das Alfafi. 

Alcantara, f., arab.-jpan., jteinerne Brüde; alcan- 
tarilla, Schleufe, Kloale. 

Alcantarakreus, n., grünes Lilienkreuz, ſ. Kreuz. 

Alcatifa, f., arab., 1. Teppich; 2. Aitrich, ſowie Lehm = 
lage, um Pflaſter von Ziegeln oder Kacheln (Azulejos) 
daranf zu verlegen. Bei den Arabern, daher auch noch jetzt 
bei den Spaniern in Gebrauch. 

Aleazaba, f., arab., Feitung, be. Borfejtung od. ein— 
zelne Citadelle ohne Wohnung eines Herrſchers, auch be= 
fejtigter Stadtteil; die Benennung enthält den Begriff 
eines von einem andern beherrichten Feitungswerfes. ©. 
d. Art. Kaſhba. 

Aleazar, m.,bejiern., arab., I. Hochb. Kaſhr, Schloß, 
Burg, ſobald ſie als Wohnung eines Fürſten dient u. entw. 
im Bereich einer andern Befeſtigung liegt oder alle ande— 
ren Befeſtigungen beherrſcht u. alſo als Reduit betrachtet 
werden kann. In Spanien überhaupt auf alle Schlöſſer 
u. Balais übertragen, die nicht rein fortifikatoriſchen oder 


überhaupt militärischen Jweden dienen, wo jie dann Ca— 
jtillo heihen. — 2. (Schiffsb.) Hinterfaftell eines Schiffes, 

Aldyemie, f., Aldıymia, f., frz. alchimie, f.. engl.alchi- 
my, bezeichnete vom 10. bis Ende des 17. Jahrh. die Kunſt, 
aus uncdlen Metallen Gold und Silber zu bereiten. Die 
N. beichäftigte fih auch mit Auffindung eines Univerjals 
medifaments, das vor allen Krankheiten ſchützen, das Le— 
ben verjüngen und verlängern jollte, und war die Vor— 
läuferin der Chemie. [ Wf.) 

Alcoba, f., jpan.=arab., die Wölbung; alcubilla , die 
Heine Bölbung. Arabiiches Uriprungswort unjerer Wör— 
ter Kuppel, Altoven zc., ſ. d. Art. 

Alcohol, m., enql., frz. alcool, m., Altobol (j. d.). 

Aleor, m., alcorana, f., jpan., Anhöhe, Reiter, ara= 
biſches Wort, daher Erfer, Dachreiter, wohl das Stanım= 
wort für unſer Erfer (j. d.). 

Aleornoque, m., ipan., ſ. Korkeiche. 

Aleove, f., frz., alcove, s., engl., j. Altoven. 

Aleubilla, f., jpan.=arab., eig. Heine Wölbung, daber 
Fiſchbehälter, der fait in feinem größeren maurifchen Haus 
fehlte, u. zw. meist in einer ſchattigen Nifche in der Ede des 

Hofes od., wo dies der Platz nicht erlaubte, unter dem Hof 
neben der Ciſterne angebracht war. S. übr. maurifch. Stil. 
Aldaba, f., jpan., Thürklopfer. 
"eig bar m., frj. ald&hyde, m., engl. aldehyd. Mit 
diefem Namen bezeichnet man in der Chemie eine Klaſſe 
von organiichen Verbindungen, weldye die Mittelalieder 
zwijchen den Altoholen und den dazu gehörigen Säuren 
bilden. Dieſelben entjtchen aus den Alfoholen durd) Oxy— 
‚ dation, indem aus ihnen 2 Mcquivalente Waſſerſtoff aus— 
treten. Aus dem gewöhnlichen Alkohol entitcht auf dieſe 
Weiſe der gewöhnliche A., auch Eijigjäure-M. genannt, 
eine bei 22° ficdende Flüffigkeit von ätheriſchem Gerud; 
bei weiterer Oxydation liefert der A. die Ejfigfäure. [ WF.) 

Aldehydgrün, n., i. Anilingrin. . 

Alea, f., lat., Halle, Yauigang. 

Alder, s., engl., Eller, Erle. 

Aleatorium, n., lat., Spielzimmer im röm. Wohnhaus. 

Alebaum, m., j. Eljebeere. 

Alege, m., frz., Berzahnungsitein in der Feniterlai= 
bung, un die Brüftungsmauer darein zu fügen, 

Aleipterion, n., Naltzimmer im griechiichen und rö— 
mifchen Bad, 

lem, m., der aufeine Stange befeitigte Halbmond, 
' als Fahne, Thurmjpige ıc., j. islamitiſcher Stil. 
\  Alema, f.,jpan., Rafjerportion, weldye einem bei einem 
Riego betbeiligten Feldbeftger täglich auf fein Feld gelei- 
tet wird; dieſe A. wird genau berechnet nach der Feldgröße, 
der Größe des vorhandenen Sammelbaifins oder Quells 
und der Größe der Alfarda, die der Betr. zablt; willfürliche 
Vergröherungen der Alema auf Koſten Anderer durch zu 
langes Offenlajien der Auleitungsichleufen, Abſperren 
der Nachbarichleufen x.) werden jehr jtreng beitraft. 
Mehr ſ. u. Riego. 

Alöne; f., frz., engl. awl, Able, Pfrieme. 

Alerce, m.,jpan., Lärchenbaum. Das Lärchenholz war 
unter dieſem Namen fchon bei den Mauren während ihrer 
Herrſchaft in Spanien jehr beliebt und vertrat ihnen bier 
und da die Stelle der Ceder, namentl. zu Deckenſchalungen, 
Thüren und Feniterläden; j. übr. d. Art. Lärchenbaum. 

Alerze-ßaum, m. (Fitzroia patagonica, am. der 
Zapfenfrüchtler), unjerer Tanne verwandt, bildet im 
Innern von Chile bedeutende Waldungen (Nlerzales), 
entwidelt riejige Stämme bei verhältnismäßig Meiner 
pyramidaler Krone u. läht jich vortrefflich ſchon mit Hülfe 
der Art zu Bretern verarbeiten. Das Holz iſt roth, zieht 
ſich nie, ift im Feuchten u. an der Luft gleich unverwüftlich 
und jehr leicht, Gefirnißt ficht c8 fajt aus wie Mahagoni. 
Zu Gefähen für Flüffigfeiten eignet es ſich nicht, da es 
legteren jeine Farbe mittbeilt. Die Alerze-Breter haben 
etwa 2m. Länge bei O,,,ın. Breite und O,,, m. Dide, und 





Alese 


75 


Alkali 














vertraten lange Zeitineinigen Gegenden Chile's die Stelle 
der Scheidemünge. Der Splint ift weiß, aber nur ſchmal. 
Die Nadeln der Alerze jtehen in drei Neihen, find Hein 
und jtumpf; der Bajt wird zum Kalfatern der Schiffe und 
als Bindematerial gebraudt. Die Kähne der Ehilenen 
beitchen aus Planken, die mittels Alerzebaſt an einander 
befejtigt find. [ Wf.) 

Alese, Alöze, f., frz., ſ. alaise. 

aleser, v.a., frz. 1. ein Bohrlocd oder das Innere 
einer Röhre nachbohren, ausräumen, aufreiben, innerlich 
glätten. — 2. Münzen rändeln. 

Alesoir, m., alezeir, ın., frz., 1. auch &carrissoir, ın., 
broche, f. Die Reibable, Räumahle; 2. aud) machine a 
aleser, Cylinderbohrmaſchine; 3. aud) Meinbohrer gen., 
mwihelartiger Erjenkeil zum Abfeilen der Steine; 4. aud) 
polissoir, Schlichtbohrer. 

Alösure, f., büchille, £., frz , der Bohrſpan. 

Alette, f., irz., engl. allette, 1. Mauerfläche zwijchen 
dem Pilaſter oder der Säule und der Deffnung eines da= 
neben jtehenden Fenſters od. Bogens. — 2. (Tiſchl. Rahme 
glied, eine vertiefte Füllung umgebend. 

Alerius, St., als Bettler neben einer Treppe im Ster— 
ben liegend darzujtellen. Mehr j. in M. M. a. W. 

Alfaba, f., jpan. fyeldmäh, '/, Tahulla (j. d.). 

Alfagia, f, jpan., Heine Balken, faljche Wechſel, inden 
arabiichen Kaſſettendecken jehr häufig; bei freiliegenden 
Dachſtühlen fo viel wie Pfette. 

Alfarda, f., jpan.arab., 1. Wafjerjteuer, Abonne- 
mentsbetrag für die jährliche Alema; mehr ſ. unter Riego. 
— 2. Binderbalten, ſ. arab. Stil. 

Alfenid, n., jilberplattirtes Argentan. 

Alfombra, f., ipan. 1. Fußteppich, Mofaitboden, bei 
den Arabern ſehr weit ausgebildet und oft ſehr zierlich 
geſtaltet; ſ. d. Art. arabijcher Stil. — 2. Wieſe. 

Alfreseco, j. d. Art. Fresco. 

Algarithmus, m. Math.), Rechnung mit dem defabi- 
ſchen Zahlenſyſtem. 

Algebra, f., frz. algebre, f., engl. algebra, literal 
ealeulus, arab. Wort, n. E. vor ihrem Erfinder, Geber, 
einem Arditeften, n.A.von Al gebr wal mokäbala, d.h. 
Ergänzung und Vergleichung, abgeleitete Benennung der 
Wiſſenſchaft, unbefannte Größen mit Hülfe von Glei— 
dungen zu berechnen; man pflegt dabei die betr. Größen 
durch allgemeine Zeichen zu eriegen und fo zu verrechnen, 
daher die N. aud) Buchjtabenrehnung od. Gleichungslehre 
genannt wird. Sie ift Theil der analytiichen Marhematif. 

Algez, m., jpan., arab. für Gipsitein, daher alge- 
eeria, f., ipan., Gipsgieherei. 

Alguaza, f., jpan., Thür- oder Fenſterangel. Die 
Araber hängten ihre Thüren u. Fenſter in ähnlicher Weije 
ein, wie wir z. B. Scheunthore; unten jtand der Flügel 
mittels eifernen oder bronzenen Zapiens in einer mars 
mornen od. metallenen Pfanne, die oft reich verziert war; 
oben ging ein großer Zapfen ebenfall$ in einer Pfanne, 
die meijt von Holz u. ebenfalls oft jehr reich verziert war; 
ſ. d. Art. Angel. 

Alhambra, f., jpan.sarab., eigentlich die „Rothe“ ; j. 
d. Art. mauriſcher Stil. 

Alhamar, m., jpan.=arab., rother Vorhang, rothe 
Bertdede. 

Alhena, f., arab., Rainweide (j. d.), zu zarteren 
Scnigereien von den Arabern vielfach verwendet. Die 
Kohle davon brauchten fie u. brauchen die Spanier u. A. 
nod) jept als Reißlohle und zur ſchwarzen Farbe. S. aud) 
Altanna 2, 

Albidade, f., jr. alidade, f., engl. alhidada, ar., ein 
Mepinitrument, auch Alhidadeuregel oder Albidadenlincal, 


auch Abfchlincal genannt, mit Diopter oder Fernrohr vers | 


jebenes Lineal, welches fi) ald Radius um das Centrum 
eines eingetheilten Kreijes bewegt und auf demſelben die 
Winkel zweier eingejehenen Yinien.angiebt. 


\ Alhondiga, £., jpan.sarab,, in Bortugal Alfandega, in 
Venedig Fondaco genannt, Nornmagazin, Getreidehalle, 
von den Arabern in Spanien oft ehr großartig angelegt; 
es find wenige erhalten, 

Alichon, m., frz., ſ. Aileron 3, 4 und Aube. 

Alignement, m., frz., 1. Einfluchtung, Abfluchtung, 
d.h. Abmeſſung od. Richtung nach einer bejtimmten Linie, 
Fluchtlinie, aud) diefe Bauflucht oder Fluchtlinie ſelbſt. — 
2, Keltiſche Steinreihe. 

aligner, v.a., frz, abfluchten, aligniren, einfluchten, 
nach beftimmter Fluchtlinie abſtecken, einſehen x., al. le 
bois, jchnüren, abjchnüren; al. un terrain, jalonner, v. 
a. (Feldm.), gerade Yinien abjteden. 

Alimentation, f., jv;. (Maid), Speifung. 

alindar, v. a., jpaı., Örenzen fteden, vergittern, aber 
auch zierlich pußen; daher ein Gartengitter oder Laube 
Alindada, Alindaraja ıc. heißt. 

Alinga (ind. Stil), j. v. w. Plättchen, j. Campa. 

Alisier, m., frz. 1. auch alizier, Maulbeerbaum. — 
2, aud) alouchier, der Eljebeerbaum. 

Alizur,m., atad.:ipan., Täfelwerku. Fließe, ſ. Azulejo. 

Alijari, m., frz. alizari, m., engl. allizari, lizari, 
Krapp (j. d.). 

Aliyarin, n., frz. alizarine, f., engl. alizarine, Farbe: 
jtoff der Krappwurzel; j. d, Art. Krapproth. 

Alizarinfäure, f., einedurd Behandlung des Alizarin 
mit Salpeterjäure dargejtellte Berbindung. 
| Aljibe, f. (ipan.zarab.), 1. Eijterne, wenn jelbige als 

Röhrtrog gebraucht wird. — 2. Gefängnis. 
|  Aljimez, f., arab., jo heißen die Bogenfenfterdes mans 
rischen Stils (j. d.) nach ihrem Erfinder, 

Alkali, n., frz. alcali, m., engl.alkali, alcali, aus dem 
Arabijchen al kali, d. h. Pilanzenaichenjalz. Die Alkalien 
jind im chemijchen Sinn als Gegenſatz der Säuren zu be= 
trachten, mit denen jtefich leicht zu Salzen verbinden. Die 
itarten Säuren, als Ejjigiäure, Schwefeljäure, Salpeter= 
jäure, Salzjäure x. fünnen mit den Alkalien jogenannte 
neutrale Salze bilden, d.h. Salze, in denen ſowohl der 
Charakter der Baſis (hier des Alkali) als der Charakter 
der Säure vernichtet iſt; die ſchwache Kohlenſäure dages 
gen bildet mit den Alkalien jogenannte alkaliſche 
Salze, d. b. Salze, in denen der Charafter der Baſis 
noch hervortritt. 

Die Altalien oder unorganischen Bajen find als Oryde 
von Metallen zu betrachten, ſämtlich in Waſſer leicht 
löslich, verbinden fich mit Waffer zu den jog. Alkalihy— 
draten u. find bei. dadurch charakterijirt, daß ihre wäſſe— 
rigen Löfungen äbend auf Pflanzen- u. Thierjtoffe wirs 
fen und auch bei einer großen Anzahl von Pflanzenfarb— 
jtoffen die Farbe verändern. Letztere Eigenſchaft 
dient ala Mittel, um die Anwejenheit der Altalien in einer 
Löſung zu konjtatiren. Zu diefer Reaktion, die man die 
altalijche Reaktion nennt, verwendet man bei. die 
durch Säure rorhgefärbte Ladmustinktur, deren uriprüngs 
liche blaue Farbe durch alkaliſche Yöjungen wieder herges 
jtellt wird; ferner wird durch die Löſung der Alfalien das 
gelbe Pigment der Kurkume braun und das blaue der 
Veilchen, der®inden ıc. grün gefärbt. Nad) ihren Eigen= 
ichaften werden die Alfalien in zwei Gruppen getheilt: 
| 1, Die eigentlichen oder reinen Altalien: Kali, 
ı Natron, Lithion, Ammoniaf. 

2. Dieerdigen Alkalien oder alkaliſche Erden: 
' Kalt, Magnejia, Baryt und Strontian. Beide Arten von 
Alkalien untericheiden ſich beſ. durch ihr Verbalten zu ans 
deren Körpern, durch die verschiedene Löslichleit ihrer 
Hydrate und Salze. Während die reinen Alfalien in 
Waſſer jehr feicht löslich jind, finden wir die Löslichkeit 
der erdigen Alfalien in Waſſer geringer. Die phosphors 
jauren, Eoblenfauren, jchweielfauren Salze der reinen 
Alkalien find in Waſſer jehr leicht löslich; dieſelben Salze 
| der alfalijchen Erden dagegen in Wafjer unlöslich. Da 


16* 














Alkalimetall 76 Allegorie 


Ammoniatu,Ammoniafjalze flüchtig find, ſo hatman dieſes wendung. Man prüft dieje mittel® des Alkoholometers od. 
Altali auch flüchtiges Alkali, flüchtiges Laugenfalz, | der Alkoholwäge, ſ. Aräometer, und nennt A. von 100%, 
frz. alcali, m. volatil genannt. Früher nannte man auch abjoluten, von 80—90°,, höchſt vektifizirten, von 60%, 
eine Reihe von organischen Körpern, welche fich in den | reftifizirten Weingeift und von 30—50%, Branntwein. 
Pilanzen fertig gebildet finden und gewiſſe Eigenichaften | Konzentrirt ijt er ein wichtiges Löſungsmittel für Harze 
mit den Alfalien gemein haben, vegetabilijche Alka- und Lade; ſ. Weingeiſtfirniß. Außer dem gewöhnlichen 
lien; jet nennt man dieje Nörper Alfalorde (f. d.) N. kennt die Chemie nod) cıne große Anzahl von aus Koh— 
oder organ. Baſen. Wf.) lenjtoff, Waſſerſtoff und Saueritoff beitcehenden Verbin: 
Alkalimetall, n., heißen die Metalle der Altalien, das | dungen, welche dem Weingeiſt in vielen Beziehungen ähn— 
Kalium, Natrium, Lithium und Ammonium. Sie find | lich und mit dem gewöhnlichen A. in eine Reihe zu ftellen 
ſämtlich ſpezifiſch leichter als das Waſſer. Das leichtejte | find. Die nachbenannten Alkohole unterſcheiden jic 5. B. 
iſt das Lithium. Die Altalimetalle haben die Eigenichaft, | bezüglich ihrer Zufammenjegung vom gewöhnlichen A. nur 
an der Luft fich ſehr leicht zu orydiren und das Waſſer, | dadurch, daß fie entweder weniger oder, die meijten der— 
jelbft bei 0°, mit großer Heftigkeit zu zerfepen. Weiteres | jelben, mehr Kohlenstoff und Wafjerjloffatome, dagegen 
j. bei d. betreffenden Metallen. |Wf.) alle gleichviel Saueritoff enthalten. Ein anderes Unter: 
-Alkalimeter, n., Inſtrument zu Bejtimmung des als | jhyeidungsmertmal bilden die Siedepunfte, welche meift 
kaliichen Gehaltes in fäuflicher Botajche oder Soda, jowie | höher find als der Siedepunkt des gewöhnlichen A.s. 
in altalischen Tinfturen und Yöjungen. Die Methoden zu Methyl: Altohol oder Holzaciit, 

















Beitimmung des Werthes der roben Altalipräparate be— Aethyl⸗ „gew. Alkohol, 

ruhen theilweiſe auf Ermittelung der zur Neutraliſirung Propyl⸗4 

einer gewiſſen Menge von Säure (Schweieljäure) erfor: Butyl: BE 

derlichen Menge des Nobprodufts, theils auf Ermittelung Ampls * „Narroffelfuſelöl, 

der Menge von Kohlenſäure, welche aus Rohſoda oder Denantbpl-,, „ (im Weinbouquet), 

Potaſche durch eine Säure (Schwefelfäure, ale — Getyls . „Aethal (im Walrat), 

ausgetrieben wird; j. d. Art. Soda und Potajche. [ Wf. Gerotyl=- „ Kerotin (im Wadıs), 
alkalifdye Erden, j. Altalien 2. Phenyl: „ „ NKarboljäure (in den Stein 
alkalifdje Zinkturen, ſ. Beize. fohlentheeröfen). | Wf.] 


Alkalsid, n., frz. alcalorde, m.,engl.alealoide. Alka- | Alkoven, m, fr}. aleöve, f., engl. alcove, altengl. 
loide oder organische Salzbajen werden eine Reihe orga= | zotheca, ital. alcöva, jpan. alcoba, alcuba, a.d. arab. 
niiherstiditoffbaltiger Verbindungen vonmehr | al kubbe, das Hohle, Gewölbte, entitanden, eig. alſo für 
oder weniger entichieden baftichem Charakter genannt, die | Nijche anzuwenden; in den mauriſchen und arabiichen 
ſich wie die Aifalien mit Säuren zu Salzen verbinden | Bauten find auch die A. gewöhnlich gewölbte Niichen, die 
können u. deren wäfjerige oder weingeiftige Löſung rothe durch ein darin jtehendes Ruhebett ganz ausgefüllt wer- 
Ladmustinkttur blau, Kurkumefarbſtofſe braun ıc. färben. | den; ähnlich wurden fie von den Spaniern angeordnet 
Sehr viele N.e finden fid fertig gebildet in verſchiedenen und um 1650 in Frankreich eingeführt, in reicherer Form 
Pilanzen vor, einige aud im Thierkörper. Die meiſten A.e zuerjt von Dime. de Rambouillet angewendet. Bei uns hat 
des Pflanzenreichs gehören zu den narfotiichen Subjtanz ſich nun der Begriff des A. aufeine Art Schlafzimmer aus: 
zen, zum Theil mit mehr oder weniger ſtark giftigen | gedehnt, welches durd) einen vorbanggeichlofienen Bogen 
Wirkungen. Einige find flüjfig u. flüchtig, wie Coniin u. | oder eine Glaswand mit dem Wohnzimmer zuſammen— 
Nicotin; andere feit und Eryitalliniich, nicht flüchtig, wie | hängt; man muß mit der Anlage folder N. ſehr vorjichtig 





Strychnin, Morphium, Chinin, Narcotin, Brucin ıc. jein, damit fie nicht ungejund, dDumpfig od. zu dunkel wer— 

Alkanna, f., zwei rothe Farbituffe, 1. von der Wurz: | den. Die Größe bemißt man nah Zahl der Betten, die 

zel der Alfanna, lat. anchusa tinctoria, die in Ungarn u. | darin aufgeitellt werden follen; ſ. Bett. 
Südeuropa wächit; eine ähnliche Farbe fommt von Al-| all’ Agemina od. all’ Azimina, f., eine Art Damas— 
kanna Matthioli aus Kreta und dem Orient. — 2. aus | zinung in Metallen, mit Einlegung verichiedener Metalle 
dem Laub der ännptifchen Weide, (al) Henna od. Henneh, | und einzelnen reliefartigen Auftreibungen der Hauptfläche 
Kopher der Bibel, Lawsonia inermis, einer Lythrariee. verbunden. 

Alkohol, ım., frz. alcool, m., engl. alcohol, ifteine| Allee, £., frz. 1. früher nur: jchmaler Hausflur, Haus— 
Flüffigkeit, welche durch einen eigentbiimlichen Bährungs= | gang, zwiichen Hausthür u. Hof, jept auch auf die Korri— 
prozeß (weingeiſtige Sährung) aus ſtärklemehl⸗ und zuder- | dore, Gänge zwiichen den Zimmern in minder eleganten 
haltigen Subſtanzen dargeitellt und durch Deitillation | Häufern übertragen, a. biaise, gebogener, unvegelmäßiger 
und wiederholte Entwäfjerung der dejtillirten Flüſſigkeit Norridor. — 2. a., engl. allay, alley, Baumgang; a. 
mit Chlorcaleium oder gebranntem Kalk in tongentrirtem | d’eau, Gang mit Bächen, NRinnjalen x. zur Seite; a. 
Zuſtand als abjo‘uter Alkohol erhalten wird. Spezifiidyes | verte, Baumgang mit Raſen belegt; a. blanche, nicht 
Gew. — 0,4, Siedepuntt — 78° Wärme, Gefrierpunft | mit Rajen belegter Baumgang; a. sablee, geſchlagener 
noch über 100° Kälte. Ie nad) dem geringeren und grö= | und bejandeter ae a. labourde et hersde, mit 
heren Waſſergehalt des Alkohols führt derjelbe die Namen | loderm Sand belegter Baumgang; a. simple, mit zwei 
Weingeiit (spiritus vini) oder Branntwein, Bei Mar: | Baumreiben; a. double, Aquatrerangs, mitvier Baum— 
cus&räcus, imß. Jahrhundert, findet ſich zuerjt Die Nad- | reihen; a. d&couverte, Hedengang, Baumgang mit be— 
richt, dah man Wein durch Dejtillation erhalten habe, u. | ſchnittenen Bäumen; a. couverte, jchattiger B.; a. de 
im 10. Jahrh. wurde Weingeiſt durd Deitillation allge | front, auf das Haus zuführender B., Avenue. ©. übr. d, 
meiner von den arabiichen Nerzten aus dem Wein darge- | Art. Baumgang. — 3. allée couverte, j. d. Art. keltiſche 
jtellt. In der Neuzeit wird der wäſſerige N. befonders aus | Bauten. — 4.1. Dromos und Avenue. 
dem Stärfemebl der Nartoffeln und Getreidearten, jowie| Allege, f., frz., 1.(80chb.) Brüftungsmauer eines Fen— 
aus dem Zuderjaft der Rüben fabrizirt. Will man aus | jters, wenn fie ſchwächer ijt ala die übrige Mauer, aljo 
Stärkemehl N. erzeugen, jo muß aus demjelben erit Krü— 5. v. w. abgejegte Brüftung. — 2. (Schiffsb.) Lichter, 
melzuder oder Fruchtzucker gewonnen werden ; esgeichiebt | Yichterfahrzeug, Boot mit Maſchine zum Aufheben der 
dies bei den Getreidearten durch Bermittelung des Kei- | Schiffe beim Baifiren jeichter Stellen. 
mungsproxciies, bei dem die Diaftajeentitebt, durch welche | allegir, v. a., frz.‚abſchwächen, verdünnen. 
die Jucderbildung aus der Stärfe vermittelt wird. Der.) Allegorie, f., die anjchauliche Darjtellung einer ab— 
findet in jehr verichiedenen Konzentrationegraden Vers | jtraften VBorjtellung oder eines ganzen Gedankens, einer 





Allemanderie J 7 


7 


Almiztega 





allgemeinen Wahrheit ꝛe. unter einem verwandten ſinn— | 


lihen Bild, aljo eine ausgeführte Metapher. Daher fann 


jondere Bedeutung haben. In der Architeftur bezeichnet | 
man mit dem Namen N. in der Regel die in Geſtalt einer | 
Statue oder Gruppe freiſtehend, in Relief oder Malerei | 


ausgeführte ſinnbildliche Darjtellung eines moralichen | 
Sapes, einer Tugend, eines Yajters, eines Gewerbes oder | 


dergl., doch pflegt man auch wohl eine auf eritere oder 
legtere Reife deutbare hiſtoriſche od. mytbologiiche Scene, 
obwohl nicht ganz richtig, als N. zu bezeichnen. 


A. Eine A muß, wenn fie ihrem Zweck entiprechen joll, | 


folgende drei Hauptbedingungen erfüllen: 

1. Sie muß veritändlich jein und daher nur folche Bil— 
der enthalten, deren Bedeutung jedermann erratben und 
für Zeichen des Abjtractums annehmen fann, weldes 
man darjtellen wollte ; und 

2. müjjen die Bilder ſelbſt jo ausgeführt fein, daß fie 
beim Beihauer Wohlgefallen erregen; 

3. darf eine A. nicht jo, wieein Symbol behandelt werden. 
Eine A. drückt durd) eine od. mehrere hbandelnde Figuren 
das Darzuftellende vollitändig und deutlich, in der Regel 
aber blos nad) feiner äußern Erjcheinung aus, muß und 
wird daher immer lebende Weſen daritellen, während ein 


Symbol jowohlaus Darstellungen lebender Weſen als aus | 


todten Gegenftänden beftchen kann, dabei aber mehr ab— 
jtrahirend auf das innere Wefen des Darzuitellenden ein= 
gebt; jo wird z. B. die weije Berechtigfeit eines Negenten 
durch eine Themis oder eine Daritellung des Urtheils des 
Salomo allegoriich, durch Wäge u. Richterſtab od. durch 
Ehriftus als Weltrichter ſymboliſch dargeitellt. 

B. Allegorien können bejtchen: 

1. In einer einzelnen allegorijchen Figur, 3. B. die 
Themis unter der Geſtalt einer ernſthaften u. nehfligelten 
Frau, mit einem Zaum in der einen, einem Mäßjtab in 
der andern Hand, und mit einem Fuß auf einem Rad 
ftehend, durch welche begleitende Zeichen — Attribute ge 
nannt — fie ald Göttin der weilen Gerechtigkeit anſchau— 
lich gemacht wird; denn der Mäßſtab bedeutet Wiederver- 
geltung nadı Mähgabe des Berbrechens; der Zaum: Zu: 
rüdbaltung und Hemmung des Laſters; die Flügel: 
ichneller Heranbruch der Rache; das Rad: jchnelle Ände— 


rung der Umſtände, Unficherbeit der Befiptbümer, dieman | 


fih auf unerlaubten Wegen ennvorben bat x. 

2. In einer Gruppe mehrerer allegoriicher Figuren, 
3. DB. die drei (ältejten) Mufen, um die drei verfchiedenen 
Tonarten zu bezeichnen ; die drei Barzen als Sinnbild des 
Lebens x. 

C. Nadı den Bereichen, denen fie entnommen find, 
könnte man die Allegorien nennen: 

1. phyſiſch, wen fie einen Gegenitand der Natur ab» 
bilden, z. B. die vier Jahreszeiten ıc.; 

2. bijtorifch, wenn fie auf Begebenheiten deuten, z. B. 
auf die Gründung einer Stadt, auf errungene Siege ı. 

3. moralijch, wenn fie eine Beobachtung aus der mora- 
liſchen Welt behandeln, 3. B. Mitleid oder Barmberzig- 
keit unter der Geſtalt eines freundlichen Frauenzimmers 
mit entblöfter voller Bruſt, welches in der einen Hand 
einen Ölzweig hinreicht, die andere gegen ein ihr entge— 
genlaufendes Kind ausſtreckt. Der Bizweig nämlich iſt 
hier als Bild des Friedens und Schutzes gewählt; das 
Kind bedeutet Hülfsbedürftigleit, die volle Bruſt: Bereit: 
willigteit zu geben und zu helfen ꝛc. 

D. Die Allegorien find in der Baukunst injofern nütz— 
lich, weil fie wie die Symbole geeignete Mittel abgeben, 
den Zwed anzudeuten, den gewiſſe Bebäude haben, und 
nebenbei auch; mit als Verzierung dienen. So pflegt man 


3. B. durch Armaturen oder Trophäen, oder durch eine 


Statue der Bellona, des Wodan, des heiligen Georg ıc. 


jede Allegorie eine doppelte, d. b. eine allgemeine oder be: | 





Die Griechen und Römer entnahmen natürlich den 
Stoff zu ihren Allegorien meift ihrer Mythologie. 

Auch die altchriftliche Kunſt (ſ. d.) nahm vielfach zu den 
mythologiſchen Sejtalten des Heidenthums ihre Zuflucht. 
Selbit das Mittelalter behielt einzelne diejer Beftalten bei. 

Wir aber jollten uns eigentlich jehr hüten, bei allego= 
riiher Darftellung unjere Zuflucht zu Gegenftänden der 
griechiichen oder römiſchen Mythologie zu nehmen, weil 
ſolche N. bei uns durchaus nicht allgemein verſtändlich, 
‚ auc) nicht aus dem Boltscharafterentiprungen find. Auch 
‚ bietet die Bibel mit ihren Gleichniſſen, Vifionen und 
Weisſagungen Stoff genug zu Allegorien. Vgl. aud) d. 
Art. Allegorie in M. M. a. W. 

Allemanderie, f. (Hüttenw.). Die Luppenſchmiede, 
Zäugerei, der Zainhammer. 

Alley, s., engl., 1. j. Allee 2. — 2. Gäßchen; blind 
alley, Sadgajie. 

Aller, f., ſ. Eller. 

Alterheiligftes, n., j. Sanctuarium, 

Allinge, aloi, m., fr3., engl. allay, alloy, alligation, 
1. Yegirung. — 2. das Legirungsmetall, d.h. das niedere 
Metall, welches mit einem cdleren Metall legirt wer: 
den joll. 

allier, aloyer, v. a., frz., legiren. 

Allonge, f£., frz, 1. (Schiffsb.) der Auflanger. — 
2, (Kriegsb. und Bergb.) engl. eking-piece, das Ver: 
längerungsitüd des Erdbohrers. | Prz.| 

allotropifch, adj. Manche chemiſche Elemente fünnen 
in mehreren Abänderungen von verichiedenen Eigenichafs 
ten auftreten, welche allotropiiche Abänderungen genannt 
werden. So tritt z. B. der Kohlenstoff in drei all. Abänd, 
auf: Diamant, Graphit (Neihblei), Kohle. Sie haben 
ſehr verichiedene phyſiſche Eigenschaften, aber find alle 
drei Kohlenstoff u. ihre hemische Eigenschaften find ganz 
gleich. [ Wf.) 

Alloy, allay, engl., 1. frz. alliage, m., die Legirung. 
— 2. frz. aloi, m , das Mijchungsverhältnis, Korn, einer 
Legirung. 

to alloy, v. a., engl., legiren, faratiren. 

Alluchon, m., fr;., der eingejepte hölzerne Radzahn, 

Alluvialſchicht, f., Aluvium, m., fr3.,Ablagerungen aus 
Wajjerfluten. Die Wiſſenſchaft unterjcheider Diluvium 
und Alluvium und verjegt erſteres in die jüngite Erdver— 
gangenheit, letzteres in den gegenwärtigen Zeitabjchnitt 
‚des Erdlebens. Beide find einander oft zum Verwechſeln 
‚ähnlich und das Diluvium oft nur durch jpärliche Ver: 
| fteinerungen ausgejtorbener Thier- oder Pflanzenarten 
ı erfennbar. [v. Wr.) 

' Alluvionsredt, n., j. Anſchwemmungsrecht. 

'  Almacen, m., jpan., 1. Magazin. — 2. Arſenal. 
Almandin, m., frz. almandin, m., almandine, f., 
'hyacinthe-la-belle, f., grenat, m. rouge, de fer, engl. 
almandine, alamandine (Min.), der edle orientalische 
oder ſyriſche ſchönrothe Sranat, Eifengranat, Starfuntel, 
7. d. Art. Granat. [ Wf.) 

Almatriche, m., arab. Wort (jpr. — itiche), Haupt: 
‚ kanal bei einem Feldbewäſſerungsſyſtem; ſ. Nicgo. 

Almena, f., jpan.sarab., Zinne, im arabiſchen u. mau— 
riſchen Stil häufig, jogar auf Gotteshäuſern, angewandt. 

Almenara, f., jpan.sarab., 1. Yeuchttburm, — 2. Abs 
| Teitungstanal. — 3. Aud) almenaje, ın., Söller, von 

Binnen umgeben. 
 Almenhütte, Alpenhütte, £., ſ. Baute und Sennhütte. 
Almer, m ,‚jchweizeriich, Schrant, fat. armariuım, al- 
' marium, n., almarchia, f., frz. armoire, engl. almer, 
‚ ambre; daher Almerei, lat. almaria, frj. aumaire, engl. 
 almry, ambry, Safrijtei (f. d.). 
Almiztega, ın., arab., 1. Maitir (j. d.), von den Ara— 








| 
I 





anzudeuten, daß die Gebäude, woran fie ſich befinden, zu | bern häufig als Bindemittel für Farben, als Firniß und 


militärischen Sweden beſtimmt find, 


| Lad angewendet. — 2. 5. v. w. Baumſchule. 


Almond-furnace 


78 


Alquez 














Almond-furnace, alman-furnace, s., engl., der 
Schmelzofen. 

Almonry, almnery, aumry,s.(engl.), frze aumönerie, 
f., 1. das Almojenhaus, die Almojenfammer eines Klo— 
jterd. — 2. die Wohnung des Almofenierd. — 3. lat. | 
almoneria, engl. alms-box, alms-chest, der Almojenitod. 

Almorrefe, m. (jpan.sarab.), Mojaitpflaiter, ſ. d. 
Art. mauriicher Stil. 

Almofenhaus, n., Almnofenkammer, f., frz. aumönerie, 
engl. almonry, lat. almonarium, Gebäude oder Gemach 
zu Bertheilung der Almojen an Klofterarme. 

Almofenftoc, m., j. Armenſtock. 

Almud, m., jpanijches Getreidemäß, in Aragonien 
941°, Bar. Kubitzoll; es geben 4 cine Duartata, 12 eine | 
Fanega, 96 ein Gabiz und 1152 ein Almudi; auf Majorca 
und Minorca 101 Bar. Kubikzoll, 6 ‚geben eine Barrella, 
36 eine Quartera. — 2. Wein: und Olmäk in Portugal, 
814 Bar. Nubifzoll, 2 Alqueires vder 12 Conhados vder 
48 Quartillos machen eine Almuda. 

Alna, Ana, £., ipan., ſ. v. w. Elle (j. d.). 

Alnus, m., lat., j. Erle. 

Alot, f., frz. aloes, engl. aloe, aloes, nennt man den 
aus den Blättern mehrerer baumz= u. frautartiger Pflan— 
zen gewonnenen eingetrodneten Saft, weldyer des in ihm 
enthaltenen Bitterjtoffs wegen vielfache Verwendung in 
der Medizin findet, aber aud) häufig als Farbeangewendet 
wird, Die NAloepflanzen find bei. im füdlichen Afrika (am 
Kap) heimiſch: fommen jedoch auch in Griechenland, auf | 
Jamaika, ın Arabien, Sizilien und Syrien vor. Die | 
Blätter find dick und jleiichig, das Holz der baumartigen 
U. ijt nicht dauerhaft und findet feine Verwendung. Im 
Handel finden fid) gewöhnlich 4 Sorten W. in Harzform 
vor, welche jich nach ihrer Farbe, der Farbe des Pulvers 
u. nach dem Ausjehen ihres Bruches unterjcheiden lafjen. 

1. Aloö hepatica, Lcber:W., fommt aus Griechen: 
land; fie befigt aufeinem glängenden Brud)eigentbümliche 
Ihwarzbraune Streifen und läßt fi) zu einem rhabarber= 
gelben Bulver zerreiben. 

2. Alo® capensis, Kap.«A., von einer baumartigen N. 
des Kaps der guten Hoffnung (aloe arborescens), hat 
jplitterigen Bruch und giebt jafrangelbes Pulver. 

3. Alo& Barbadensis, von einer A. der Inſeln Barba— 
does und Jamaika, auf dem Bruch kaum glänzend ohne 








Streifen; Farbe ift ihwarzbraun. 

4. Alo& succotrina, aufder Jnjel Socotora gewonnen; 
leicht zerbrechliche Stüde, im durchfallenden Lichtegranat: 
roth, laſſen fich zu einem hochſafrangelben Pulver zer: 
treiben; j. a. d. Aıt. Agave. | Wf.] 

Alsthanf, m., jhöner, langer, gelblicher Faſerſtoff, 
aus den Blättern von Agave americana x. gewonnen, 
zu ſehr baltbarem Tau- und Stridiwert, ſowie als Ein: 
ſchuß zu damaftartigen Möbelitoffen verwendet. Ähnlich 
ijt der peruanifche Pitthanf. [ Wf.) 

Alo&hols, n., ſ. d. Art. Aloe. Unter dem Namen Aloes 
holz kommen verjchiedene Hölzer in den Handel; f.d. Art. 
Adlerbolz, Baradicsholz und Calambour. 

Alstpurpur, ın., aus Aloe durch Erhitzen von 1 Thl. 
derj. mit 8 Thin. Salpeterjäure erhalten, löſt fih in Waſſer 
und Weingeift zu purpurfarbener Löſung, welche zum | 
Seide: und Wollefärben dient. Durch Bermijchen von A. 
mit Orjeille erhält man ſchönes Blau, 

Alogia, f, lat. Verſammlungshalle, Loge, Laube, 

Aloi, m., frz., der Feingehalt, das Miſchungsverhält— 
nis bei Yegirungen. Vgl. Alloy 2. 

Aloring, s., engl., ſ. Alura. 

Alpenbahn, f., allgemeiner Gebirgsbahn, Hoch— 
gebirgsbahn. Dies jind Eifenbahnen mit jo ſtarken 
Steigungen und jo kurzen, jcharien Krümmungen, daß 
deren Betrieb die Anwendung außergewöhnlicher Kon: 
ftruftionen der Yolomotive und Fahrgeleiſe erfordert. 

Tie Benutzung v. Flachlandbahn-Lokomotiven, welche 








ihre Zugkraft durch Vermittelung der Reibung zwiſche 
Treibrädern und Laufſchienen äußern, erweiſt ſich überall 
da als unpraltiſch, wo jtarfe Steigungen bedingen, daß 
dieſen Maſchinen nur jehr geringe Laſten angehängt wer= 
den. Alſo nicht blos da, wo die Steigungen jo groß find, 
daß jie durch Fladhlandbahn- Lokomotiven, ſelbſt obne jede 
Yait, nicht überwunden werden fönnen, ift man genöthigt, 


Motoren und Fahrbahnen zu konſtruiren, welche ein 


jejteres Anhalten gewähren. Die wichtigjten der infolge 
deſſen projeftirten, zum Theil auch Schon ausgeführten 
Hochgebirgsbahn-Syſteme find: 

1. Das Zahnradſyſtem, bei weldem an den Treib— 
achſen Zahnräder befeitigt find, die in eine auf der Bahn 
planie zwijchen den Fahrichienen liegende Jahnjtange 
eingreifen, bereits mit jehr gutem Erfolg im Jahr 1870 
bei der Rigibahn für Steigungen bis zu '/, zur Anwen 
dung gefonmen, ijt unter allen Eiſenbahnſyſtemen das 
ältejte, da es bei der erjten Eijenbahn im Jahr 1812 zur 
Ausführung fam, wo man noch fürdtete, daß die blofe 
Reibung zwiichen Treibrädern und Yaufjchienen nicht 
einmal für Flachlandbahnen ausreiche. 

2. Wetli’s Syſtem. Die Treibadyie hat hier die Form 
einer Ralze, Felgenrad genannt, welche mitipipwintligen 
Vertiefungen über entiprechende, unter glei großem 


ſpitzen Winfel zwifchen den Fahrſchienen auf der Planie 


befejtigte jogenannte Zahnſchienen greifen und jo bei der 
Umdrehung jedes Zurüdrutichen unmöglich maden. 

3. Fells Syitem. Bei diefem befinden ji) außer den 
als Treibräder dienenden Yaufrädern unter der Yolomo= 
tive noch befondere horizontal liegende Drudräder, die 
pänveije von beiden Seiten an eine etwas höher als die 
Fahrſchienen auf der Planie gelagerte Mittelſchiene ges 
preht werden und fo gewifjermaken vorwärts Mlettern. 
Es fand bei der 1865 erbauten Interimsbahn über den 
Mont:Genis Anwendung. 

4. Brajji's Syitem. Hierbei wird eine in der Lüngs— 
richtung der Mafchine angebrachte Schraube od. Schribe 
in ſehr jchnelle Umdrehung verjept und das Fortichreiten 
dadurd bewirkt, daß die jpiralfürmigen Gewinde derjelben 
zwiſchen Rollen m. vertifater Achiecingreifen, welche in der 
Fahrgeleismittellinie auf der Bahnplanie befejtigt find. 

5. Yarmanjat's Syitem. Bei dieſem laufen die 
Treibräder nicht auf den fürdie Transportwagen vorhan— 
denen Fahrichienen, fondern auf einer Schotierbahn, auf 
Steinmwürfeln oder Holzichwellen, und gewähren deshalb 
wejentlich größere Reibung, als auf gewöhnlichen Eiſen— 
bahnen zu erzielen ijt, fünnen jomit auch eine größere 
Nupfrait äußern. [Fr.)] 

Alpenföhre, f., Alpenkiefer, j. u. Föhre und Kiefer. 

Alpenkalk, m., aud) Aipenkalkfiein. Man veriteht das 
runter gewiſſe Halkbildungen, die aus mehreren Gliedern 
jich aufbauen u. bedeutende Höhen erreihen. Nach Weiten 
reichen fie bis in die Schweiz, nach Oſten dis zu den Kar— 
patben; bef. vertreten find jie in den bayerijchen und öſter— 
reichifchen Alpen und enthalten daſelbſt die befannten 
Salzlager. Die Klaffifizirung derfelben in der Reihe der 
Formationen ſteht noch nicht feit, weil die verjteinerten 
Thierformen, welche ihr hauptſächlich bei jedimentären 
Sefteinen als Richtſchnur dienen müſſen, im Aipentalt 
jehr widerjprechenden Eharafter entwideln, denn c8 kom— 
men bier die Berjteinerungen, welche den Muſchelkalk der 
Triaggruppe u. die Juraformation charakterifiven, gleiche 
zeitig vor; auch die Kalte und Mergel der Trias find in 
derjelben vertreten. Jedenſalls hat man cs im Kalk der 
Alpenbildung mit den oft überworienen Schichten vers 
jchiedener Formationen zu thun. 

Alpenkreus, n., j. Drudenfuh. 

Alpenfandftein, m., wird oft, obgleich mit Ungrund, 
der körnige Quarzfels der Schweiz genannt. 

Alquez, m., ſpaniſches Flüſſigkeitsmäß, 12 Gantaras 
baltend, 


Alquifoux 











Alquifoux, m., frz. 1. (Min.) Glajurer;, Hafnererz. 
— 2, (Hüttenm.) Bleiglan;. 

Alquitrau, m., ipan., Theer. 

Alfe, f., auch Aale, ſchweiz. für Feime (j. d.). 

Alf, m., Holzfnorren, jdnväb. Brovinzialismus, 

alt und jung, adj., in der Steinmepfrage, auch bei 


Maurern und Yimmerleuten, für ſtark u. ſchwach; ſ. na⸗ 


mentlih Dienit und Pfoſten. 

Altan, m., auch Altane, f., frz. altane, ital. altana, 
fpan. azotea, ein Austritt, der nicht gleich einem Balkon 
auf Konjolen, jondern auf Säulen, Bieilern od. Wänden 
ruht, dejien Fußboden alſo zugleic als Dach eines da— 
runterliegenden Raumes zu betrachten iſt. Man kann 
Altane über tiefer liegenbleibende Anbaue oder Flügel, 
über Säulenvorballen, Veranden und jelbit oben auf Ge— 
bäuden (comble tronque) anbringen, muß aber damit 
wenigjtens in unjerem Klima ſehr vorfichtig fein; denn 
da ein‘. zum Fußboden feiner Bejtimmung gemäß na= 
türlich nur ein ſehr flaches Dad) befommen fann, jo ift 
dieſes jehr Schwer gebörig Dicht zu bringen; ſ. dar. d. Art. 
Dachdeckung. — Der Begriff A. ift nicht mit Plattform 
zu verwechſeln; mit dem Begriff A. ift der der Höhe, des 
Hochliegens untrennbar verbunden, eine Plattform fann 
auch niedrig liegen. 


Altar, m., frj. autel, m., sainte table, f., engl. altar, 


fat. altare, n., ara, f. I. heidniſche Altäre. Die Alten unter: 
jchieden zwijchen ara, griech övrnzıwv, u. altare (altaara), 
griech. Benaöz. Erjteres war eine bloje Erhöhung des Bo- 
dens für die den niederen Göttern zu bringenden Opfer; 
legteres cin auf die ara gejtellter Herd, für die den höheren 


(olympischen) Göttern zu bringenden Opfer. Die Altäre 
für die unterirdischen Götter waren Aushöhlungen (sero- ; 
bieuli). Die älteiten Altäre mögen jehr robe Form ge= | 


habt haben; die ältejten bearbeiteten waren vieredige, po— 
lirte Steine. Die blos für Libationen, Fruchtopfer oder 
Weihrauch beftimmten arae turicremae waren Hein und 


tragbar, die für blutige Opfer mußten größer fein, waren | 


daher nicht tragbar, bei. diejenigen nicht, für deren Gott: 


beit man einen beitimmten Wohnort annahm, in deflen | 


unmittelbarer Nähe die Opfer gebracht werden mußten. — 
Aus diefen durch den Nultus gegebenen Bedingungen, 
fowie aus der Berjchiedenheit der Orte ihrer Aufitellung, 
entwicelte fich nun nicht blos die Größe, ſondern aud die 
manchfache Form der Altäre. Manche wurden auc 
blos als Zeichen der Frömmigkeit oder zum Andenfen an 


ein bedeutendes Ereigniscrrichtet; fiedienten auch zur Hei⸗ 


ligung des Eides wie zum Aſyl für Verbrecher; aud) war 


in jedem Haus ein den Laren (Hausgöttern) geweihter A. 


zu finden. Die römischen Hausaltäre waren jelten trans- 
portabel, meiſt in Form eines Heinen Herdes, mit einem 
Randverichen, hinterdem A. cine Nische fürdie Statuedes 
Hausgottes,od.cin Feld mit feinemgemalten Bild, od. aud) 
blos mit einer einen Binienapfel verzehrenden Schlange. 
Dft iſt diefe ganze Anlage von einem feinen Tempelcen, 
dem lararium, umgeben, oft aber auch ohne dies im Atrium, 
bei ärmlichen Häufern jogar in der Küche aufgejtellt. 

Die tragbaren Altäre der Agypter hatten die Form 
einer Sänfte, baris (j. d.), oder, wenn man will, einer 
Sondel mit Hlappfühen. Die Stangen zum Tragen der: 
jelben waren entweder gleichdaran befeitigt, odereswaren 
Hafen oder Ringe angebradıt, um diejelben hindurchzu— 
itedten ; dDieje Hafen wurden dann künſtleriſch verziert und 
biegen Hörner. So war wahrſcheinlich auch der U. der 
Stiftshinte bei den Niraeliten beichaffen; unter den künſt— 
leriſchen Gejtaltungen diejer Hörner jteht die Form der 
Widderköpfe obenan. 

Die tragbaren Altäre waren wohl auch von Stein und 
dann in der Regel klein, jchlanf und vicrjeitig, unten mit 
Löwenfüßen, oben mit Hörnern, z. B. in Geſtalt von Wid— 
derföpien verziert, die zum Anhalt für die Tragitangen 
dienten, an den Seiten mit mythologiſchen Daritellungen 


79 


Altar 








im Relief geſchmndt. Als man mit der Behandlu 1g des @r- 


| 308 vertrauter wurde, gejtaltete man die traabaren Altäre 
als Dreifuß mit aufgejegter Schale; die FFühe haben dann 
häufig die Form von Ziegen-, Reh: od. Bodsbeinen; man 
richtete fie wohl auch zum Zufammenklappen, einem Feld— 
ſtuhl Ähnlich, und die Schale zum Abnehmen ein; an dieje 
Form Ichnt fid) die der Kleinen jteinernen, dreifeitigen Als 
täre, die übrigens ganz den oben erwähnten vierjeitigen 
äbneln, jedod gewöhnlich im Hauptförper nicht prisma— 
tiich, jondern ols abaejtußte Pyramiden geitaltet find. 
Auch gemauerte aus Stein und Ziegel gab es, die dann 
meijt rechtedig im Grundriß und ziemlich groß find, wie 
dies die Opferung von Stieren u. dergl. verlangt. Nach 
Paujanius gab es auch hölzerne, Auch runde, in Gejtalt 
einer kurzen Säule hat man gefunden, dieje waren oft bis 
1,,, m. hoc), wie denn überhaupt die Höhe der Altäre von 
0,50 1,55 m.differirte. Nach Vitruv richtete fich die Höhe 
nad dem Rang der Gottheit. Die Ausſchmückung mit 
Guirlanden x. an Feittagen gab die Motive zu bleibender 
Detoration derjelben mit jteinernen Blumengewinden ꝛc. 
Häufig find fie natürlich mit Inſchriften verjeben. Auch 
die Bilder der Götter, denen fie geweiht, brachte man 
‚ manchmal an den Altären jelbjt an. Wo irgend möglich, 
war die Borderjeite der Altäre nad) Oſten gerichtet. 

In den gröheren Tempeln waren oft drei verichiedene 
 Altäre, der cine in der Cella jelbit vor dem Bildnis des 


| —* 4 





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Gottes, der zweite auf dem Platz vor dem Tempel, der 
dritte, ancalabris genannt u. tragbar, war zu-Nufnahme 
der Weibgefchente u. heiligen Sefähe ſowie zum Gebrauch 
bei Prozeſſionen bejtimmt. Bon den Druiden wurden ala 
N. nicht blos die Dolmen und bededte Bänge (j. keltiſche 
Denkmäler) benugt, fondern auch einzelne große Fels— 
blöde, an deren Oberfläche man Beden ausböblte, auch 


\ wohl gemauerte Herde mit eingejeptem Bronzebeden. 


II. Chriſlicht Altäre. Die Altäre der hriftlichen Kir— 
chen leiten den Uriprung ihrer Form nicht vom Opferherd 
ber. Dieſelbe iſt vielmehr zum Theil, aleich dem Tifch für 
die Agapen, von dem Abendmahlstiſch (mensn sacra) 
Christi, zum Theil von den Sartophagen der Märtyrer 
(tumba) entlehnt, die in den eriten chriſtlichen Zeiten oft 
als Stätte für die feier des Gottesdienites u. der Agapen 
gebraucht wurden. Daber ihre Bekleidung, entiprechend 
dem Tijchtuch; daher das Freiltchen des Hauptaltars, der 
Chriſto ſelbſt und dem von ihm gejtifteten Liebesmahi ge= 
weiht ift, während die den Heiligen und Märtyrern ge- 
widmeten Altäre, äbnlicdy wie man dies mit den Sarfo- 
pbagen zu tbun pflegte, an der Wand ſtehen lönnen. 

1. Die althriftlichen Altäre (auch mensa, archa, 
ministerium ete. gen.) waren anfangs hölzerne, dann 
nad) einem schon 101 gegebenen, 517 eingeichärften kirch— 
lichen Geſetz jteinerne Tiſche ſ. Fig. 138) mit darımter 
jtehendem Sarfophag oder darunter licgendem Grab des 








— Altar 


80 


Altar 














Märtyrers; manchmal beides einzeln, aber unmittelbar 
über einander geſtellt, ſo daß der Sarkophag oder Reli: 
quienjchrein zwiſchen den Tiichbeinen jtand, manchmal ins 
jofern getrennt, daß der Altartiich über einer Ofinung 
jtand, unter der in der Krypta der Sarkophag des Mär: 
wrers aufgejtellt war, manchmal aud) direft vereinigt, 
indem der Sartophagdedel als Tijdhplatte diente; wo man 
nicht den ganzen Leichnam eines Märtyrers, jondern nur 
eine Reliquie von ihm haben fonnte (und ohne ſolche iſt 
feit 270 fein Altar weihbar), bewahrte man diejelbe in 
einer Heinen, länglich-vierecligen Aushöhlung der geſeß— 
lich aus einem Stein beftehenden, mindeſtens 2m. langen 
und 1 m. breiten Altarplatte (tabula) oder der Mittel: 
jtüße (stipes) derfelben auf, dem Reliquiengrab (sepul- 
chrum), das niit einer Steinplatte (nach dem diejelbever- 
ſchließenden Siegel jelbjt sigillum genannt) zugededt war, 
auf welcher ſowie auf den vier Eden der Tijchplatte kleine 
Kreuze ausgemeißelt und bei der Weihung des Altars ge— 
falbt wurden, an die Wunden Chriſti erinnernd, Der 
Altar ward mit der gront(aspectusaltaris) urſprünglich 
nad) Oſten, jpäter nad) Änderung der Orientirung (1. d.) 


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chen; äbnliche Altäre ſind jetzt auch in Preußen eingeführt. 
Überhaupt haben ſich die ftrengeren proteftantiichen Eef- 
ten vielfad) wieder diejer Tiſchform des Altars zugewendet, 
fo die Galviniften, die Anglikaniſche Kirche, die Herrn— 
huter ꝛe. Nach Imänderung der Orientirung (f. d. Art. 
Kirche) wurde die Nordjeite zur Evangelien: oder Brot- 
feite, die Südjeite zur Epiftel- oder Kelchſeite Nun wurde 

vielfach das Ciborium weggelaſſen, die tetravela erft an 

| einzeln ftehende Säulen befejtigt (j. F. 140), dann auchviel= 
fach weggelafien. Das Kreuz erhielt nun jamt den Leuch— 
tern feine Stelle jenjeit des Altard, mußte aber höher ge- 
jtellt werden, damit es der Priefter nicht verdede, u. hierzu 
brachte man eine nicdere Altarrüdwand, retabulum, 
superfrontale, an, die harakterijtiich für die Altäre ro— 
maniichen Stils iit. Mit Zunahme des Bilderſchmucks 
wuchs diejes Retabulum zum Altarjchrein und Flügel: 
altar auf, indem auch manchmal ein Zabernafel für die 

Hoſtien eingefügt wurde. Die Altäre der einzelnen chriſt⸗ 
lichen Sonfeffionen haben ſich nun allmählich nad} den 
Kultuserfordernifien derjelben verjchieden geitaltet. 

ı 2 Die römiſch-katholiſche Kirche untericheidet: 





— — ER 


— 


Fig. 189. Altar aus St. Ambrogio, Mailand, 


nach Weiten geitellt; die Südjeite hieß die Evangelienjeite, 
die andere die Epiltelfeite, Epiſtelhorn (cornu epistola- 
rum); an der Frontſeite jtiegen Stufen auf, deren oberjte 
mindejtens 1,,, m. breit fein mußte, um für die Bricjter 
Standfläche (suppedaneum, piedrella, pradella, sca- 
bella) zu gewähren, während die anderen, auf drei Seiten 


dieſer oberſten angelegt, mindeſtens 0 ,,, breit, O, .„ hoch fein | 


mußten, Die Höhe des Altartifches durfte nicht über 1,05 
jein. Nach oben bin wurde der Altar geſchützt durch einen 
eigenen lIeberbau, umbella, tegurium, tegimen, cooper- 
torium, derentweder als Himmel, Walldad) (baldachium, 
coelum, umbraculum), aus Seide oder bemalter Lein— 
wand, oder, wenn die Mittel e8 erlaubten, aus Bretern 
(tabulatum, laquearium) bejtand, Am wünſchenswer— 
teften und beliebtejten aber war ein jteinerner oder bron— 


zener Uberbau, ciborium, arca, von deſſen Gewölbe herab | 


das Geftiß mit dem Weihbrot (pastophorium, eiborium), 
wohl aud) ein Kruzifix hing, und deſſen Seiten durch Vor— 
hänge (tetravela) verhängt waren (f. Fig. 139). Die 
Prieſter hatten meift hinter dem Altar zu than, und daher 
fonnte man einen wandförmigen Überbau nicht gebrau— 





A feſtſtehender A., altare fixum, a) Hochaltar, Haupte 
‚altar, Saframentsaltar, Fronaltar, Choraltar (frz. 
| grand-autel, maitre-autel, engl. high altar, lat, sum- 
mum altare, altare authenticum capitaneum, cardi- 
nale, dominicum, majus, magistrum, a. chori}, am 
öftlichen Ende des Chors, ſtets freiſtehend. b) Laienaltar 
(altare laicorum), in Stifts- und Kloſterkirchen an der 
Weſtſeite des Letiners, unter der Vierung, gewöhnlich 
dent heiligen Kreuz geweiht, meift freiftehend. c) Meh- 
altar (frz. chantrerie, engl. chantry-altar, lat. altare 
votivum), lediglich für Abhaltung von Privatmefien 
beitimmt. d) Seitenaltar, Nebenaltar (frz. autel sub- 
ordonne, engl. subordinate altar, low altar), zur Ver— 
chrung von Heiligen beitimmter N tar, in der Regel 
‚in einer Seitenfapclle oder im Seitenſchiff aufgeitellt. 
e) Todtenmeßaltar, Ullerfeelenaltar (a.animarum). Den 
Rand der Altarplatte mit hölzernen oder metallenen 
Spangen oder Leiſten einzufafien, ijt verboten, Streifen 
aus bunter Seide oder Goldbrofat hingegen gejtattet; 
doc; muß der Plattenrand immerden Fingern des amtirens 
den Priejters erreichbar bleiben. 








en 


Altaranffah 

B. Tragaltar (altare portatile, gestatorium, via- | 
ticum, levaticum, motorium), aud) Reifealtar, befteht 
aus einer Heinen Tijchplatte von Holz, Stein ıc. mit ſtei— 
nernem Reliquiengrab u. vorichriftsmäßiger Bekleidung. 
Die Borichriften fir altchriftliche Altäre behalten meijt 
ihre Geltung aud) jet noch in Bezug auf kathiſche Al— 
täre; ſ. in M. M. a. B. 

3. In der griechiſch-katholiſchen Kirche ſteht hinter dem 
für die Gemeinde beſtimmten, nicht vollgültig geweihten 
Altar die Trennungswand des Allerheiligſten IkKono- 
stasis), hinter welcher der eigentliche Altar in Tiſchform 
verborgen ift; j. übr. im Art. Kirche. 

4. In der evangelifchelutheriichen Kirche ift leider auch 
in Bezug auf den Altar, wie überbaupt in Bezug auf 
Kirchenausitattung, noch feine ganz fejte Norm gewonnen. 
Als nad) der Reformation bei den Katholiken die Taber- 
nafelaltäre mehr und mehr überhand nahmen, und die 
Altaraufjäge zu riefigem, plumpem Schnörfelwert an— 
ichwollen, begannen die PBroteftanten einen ähnlichen 
Mißbrauch einzuführen, inden fie die Kanzel in die Altar: 








81 





rückwand einfügten. Erſt neuerdings hat jich die Auf— 
mertjamfeit aud) diefer Frage zugewendet und dürften 
folgende Regeln jetzt als feitftehend zu betrachten fein. 
Ter Altar (denn nur einer ift im eigentlichen Kirchen: 
raum zuläjfig) ſtehe im Often frei, hinter demjelben jeien 
feine Siße, feine Emporen, Galerien oder dergl. ange- 
bracht, die Front jei nach Weſten gekehrt, jo daß der Prie— 
jter zwifchen Altar und Gemeinde jtehe. Der eigentliche 
Altar habe monumental geftaltete Tiſchſorm. Der Altars | 
aufjat richte jich nad) dem Stil der Kirche; bei Durdh= 
führung der Bafilitaform fällt er alfo weg od. wird durd) | 
ein Eiborium erjegt. Bei romanischem Stil ſei erniedrig, 

bei gothiihem Stil kann er die Form eines Bildſchirms 

annehmen, ſei aber nicht zu breit, verdede namentlid) fein 

Licht. Der Altar ſtehe erhöht; das suppedaneum be= 

foinmt, rechts und lints, furze Schranten oder vielmehr 

Geländer, Appoditorien, zur Stützung des Geiftlichen bei 

Spendung des h. Abendmahl; außerhalb derjelben ſtehen 

an der Seite des suppedaneum Kniebänkchen für die 

tommunifanten. Eine Schranfe zwifchen Altar und Ge— 

meinde ift unnötbig. 

5. In der reformirten Kirche hat der Altar feinen 
Auffag, jondern nur die Form eines monumentalen 
Tiſches, auf welchem Leuchter u. Kruzifig jtehen. Zwijchen 
ihm u. der Gemeinde ift eine Schranfe, an derdas Abend: 
mahl gereicht wird. 

6. Die Anglikaniſche Kirche fordert ähnliche Anord— 
nung, doch jeblt hier fogar das Kruzifir. 

Altarauffat, m., frz. arriere-dos, revers, m., engl. 
reredos, lat. tablatura altaris, postaltare, retroaltare, 
intabulamentum, n., fann ſehr manchſach gejtaltet 
werden. Die Kunſtgeſchichte kennt aber nur drei Haupt: 
formen. 

1. Der niedrige Altarauffaß, Altarrücken, frz. retable, 
m., engl.lardos, lat.retabulum, ijt etwa 0,,, m. bis höch⸗ 
jten® 1,,, m. hoch, außer einem höher auffteigenden Mit: 
telbau, der das Kruziſix trägt, während auf den niedrigen | 
Seitentheilen die Leuchter ſtehen (j. Fig. 140). Im Mittel: 
bau fann man bei fatholijchen Altäven Tabernatel und 
Erpofitionstbron anbringen, Wenn der A. zum Weg— 
nehmen ift, oder mit beweglicher Verkleidung verſehen, jo 
heißt dieje lat. superfrontale. 

2. Der hohe Allaraufſah, Altarbildfdirm, Altarlod, frz. 
contre-autel, contre-retable, m., engl. high reredos, | 
lat. iconia, f., fteigt oft bis zu 20 m. hoch auf und fann 
ebenfalls einen Mittelbau mit Tabernafel u. Expoſitions— 
thron erhalten. Er bejtcht meift aus der Predella, dem 
Haupt» und Mittelſtück, welches Bilder, Reliefs und Fir 
guren enthält, und einer leichten durchbrochenen Bekrö⸗ 
nung. Wenn ihm bewegliche Flügel angefügt find, wird 
er zum Altarfdrein (j. d.). | 

Mothes, Illuftr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I, 








Altarbekleidung 


3. Der breite feinerne Altarauffah, Altarwand, Ausges 
burt der Spätrenaiffance, ſchlechthin verwerflich. 

Altarbaldadjin, m., Altachinmel, m., frz. dais, m, 
d’autel, baldaquin d’autel, engl. baldachin, canopy, 
lat. coelum, baldachinum, umbraculum, n. Aus 
Stoffen gefertigter Altarüberbau, vieredig oder rund, 
jelten auf Metalljtangen, die vom Fußboden aufftiegen, 
bei Nebenaltären aud) wohl aus der Wand hervorkamen, 
meiſt aber von der Dede der Kirche herabhängend, in Ges 
braud) in altchriftlicher Zeit u. biß zum 12. dann wieder 
im 16. u. 17. Jahrh., jept in Deutichland faft nirgends 
mehr, wohl aber in Italien u. Spanien noch angewendet. 

Itarbehang, m., ſ. Altarbetleidung. 

Altarbekleidung, f., Altarausfattung, f., Allarſchmuck, 
m., Altarzeug, n., frj. ornement d’autel, m., engl. altar- 
ornament, lat. vestis altaris. 

1. Für tatholifche Altäre. Ein gültig geweihter Altar 
wird auf der Oberfläche mit drei weißen leinenen Altar: 
tüchern, Twelen (lat. mappae, tuellae, tobalea, lintea- 
mina, fr. touailles, linges d’autel, engl. towels, altar- 
eloths, jpan. manteles), deren oberjtes an den Seiten 
bis auf die Erde herabgeht, bededt, und an der Border: 
feite über dem frontale, oder, wenn dieſes fehlt, an Stelle 
desjelben mit einem Altarbehang, Altargewand, Altarver- 
hüllung (lat. pallium, antipendium, fr}. nappe d’autel, 
engl. pallium, jpan, sabana), verdedt, der diejelbe Farbe 
mit den Meßgewändern hat, die für die verfchiedenen Feſte 
bejonders vorgejchrieben ift. Die anderen zu Ausjtattung 
des Altar noch gehörigen Tücher find das Korporale, die 
Balla, das Purificatorium, das Kommuniontud), das 
Vorſatzvelum, das Konopeum, das Veſperale ıc., j. die 
betr. Art. in M. M. a. W. Sonft ift über die Altaraus— 
ſtattung nod) Folgendes zu bemerken: In der Mitte jteht 
ein Kruzifix und an jeder Seite desjelben mindejtens ein, 
nad) dem Rang des Altars auch mehr Yeuchter mit Kerzen. 
Am Fuß des Kreuzes jteht die Kanontafel, tabella secre- 
tarum (BWeihungsurfunde des Altars). Ähnliche Heinere 
Tafeln mit Gebeten ıc. jtehen an den Hörnern des Altars. 
Auf der Epijteljeite jtehr ein Bult für das Meßbuch und 
eine Kerze. Daneben aufeinem Tiichchen, eredentia,(j.d.), 
Konjol, od, in einer piscina (f.d.) ſteht ein Glöckchen, eine 
Wein und Waſſerflaſche, ein Waſchbecken und ein reines 
Handtuch, auf der Nord: oder Evangelienjeite das Sakra— 
mentshäuschen (j. d.). Bol. auch M. M. a. W 

2. Der evangeliſche Altar wird ebenfalls mit einem 
leinenen Altartuch überdedt, unter weldyes man eine Un— 
terdecke aus ftärferem, auch wohl ungebleichtem Linnen 
legen fann. Das Altartuch jelbjt joll von möglichjt feiner 
Leinwand fein (Damajt ijt dabei mit großer Vorſicht in 
Bezug auf die Mufter zu wählen). Das Altartuch ſelbſt 
joll, namentlidy wenn der Altar die einzig richtige Form 
eines Tifches mit Füßen hat, nach vorn nur wenig über- 
hängen und erhält eıne Kantenſtickerei in weißem, roth- 
jarbigem oder (für Baifionszeit, Todtenfeft, Buhtage) 
ihwarzem Zeihengarn, oder eine Einfafjung in guten 
leinenen Spipen mit jtiltreuen Muſtern, in den Eden ge- 
ſtickte Kreuze, aus weißem, rothem od, schwarzem Zeichens 
garn. Das Corporale, Leibtuch, zur Unterlage für Kelch 
und Hojtienkapjel, ijt ebenfalls von Yeinen, entiveder jo 
groß, daß es den ganzen Theil der Altarplatte bededt, der 
bei der Konſekration und Diftribution in Anſpruch ge— 
nommen wird, oder es fünnen zwei Kleinere Tücher jein. 
Sie werden von feinftem Leinen gefertigt und nur mit 
fingerbreiter Kante jowie mit einem Kreuzchen in der 
Mitte bejtidt. Die Ballen, Dedtücher für Batene und 
Kelch, bejtehen aus demjelben Stoff wie die eigentlichen Al— 
targewänder, mit Trefien befegt und mit Leinwand ges 
füttert, In der Mitte unterlegt man fie mit einer Papp— 
tafel von O,,, m. ins Quadrat, die beim Wajchen heraus: 
genommen wird. In einem großen Theil Deutihlands 
verhüllt man die heiligen Gefähe bis zum Beginn der 

11 


Altarblatt 


82 


altchriſtliche Daumweife 











Kommunion mit einem Velum, welches bis zu * m. ins 
Geviert aus feinſtem Linnen oder aus weißer Seide gefer— 
tigt und dann mit Linnen gefüttert iſt und mit Gold, Sil— 





ber oder Seide geſtickt ſein kann. Die Altargewänder, 


vela, vestes, gewöhnlich Altarbehang, Altarverhüllung 
oder ſchlechthin Altarbekleidung genannt, liegen unter 
dem Altartuch. Sie bedecken entweder die ganze Platte 
und ragen vorn nur um Handbreite unter dem Altartuch 
hervor, während jie an beiden Seiten bis fast aufdie Sodel 
berabreichen, wo man fie dann mit ſymboliſchen Dar: 
ftellungen befticten fann, während der vordere Saum nur 
eine ſchmale geitiette Kante erhalten kann. Oder man legt 
eine lange, ſchmale Dede aufdie Leinentücher, in der Breite 
Y—}/, der Altarlänge einnehmend, dabei aber von ſol— 
cher Yünge, daß fie, in der Mitte des Altars quer über die 
Platte gebreitet, dieſe von hinten nach vorn überdedt und 
vorn big zum Sorel herabhängt. Diefer Antipendien- 
jtreifen erießt dann zugleich die Fonft nöthige Unterlags— 
decke für Bibel und Agende, od. für das Bultchen, welches 
dieje beiden Bücher trägt und dann wiederum ein geſtick— 
tes Pulttuch erhalten kann, und bietet in feinem herab: 
hängenden Theil Raum zum Auſſticken einer Unterfante, 
eines Medaillons, Kreuzes ıc. Iſt jedoch, u. das iſt leider 
oft vielfach der Fall, der Altartiich glatt, Ichlicht, od. gar 
aufgemauert und gepußt, jo fommt cin eigentlicher voll: 
ftändiger Altarbehang zur Anwendung; dieſer braucht 
die Platte nicht zu bededten, jondern fann an deren Unter: 
fante angehängt werden, am beiten über einem Unterkleid 
von groben, didem Stoff; er hängt glatt od, auch in Fal— 
ten, wobei man ſich aber hüten muß, die Faltung nicht wie 
bei Fenjterdraperien zu machen, thunlichjt an allen vier 
Seiten des Altars. Die Vorderjeite fann, ala Antepen: 
dium, veich geftict fein. Die Ellbogenſtützen, Appodi— 
tevien zu der Seite des Podeſtes befommen einen Polſter— 
bezug aus demjelben Stoff wie das Unterkleid und werden 
mit Fächeln von der betreffenden Farbe, darüber mit Bor: 
haltetüchern von Finnen überlegt. Kniebänke, Podeſt und 
Altaritufen erbalten eine Belleidung mit Teppichftoff, 
ebenjo fann vor den Altarjtufen ein Teppich ausgebreitet 
werden. Auch können die Wände des Altarraumes mit 
Teppichen behangen werden. Der Stoff zu den Altar— 
verhüllungen muß jchwer, ſtark, jolid fein, Tuch, Reps, 
Wollendamaſt, Halbjeide, Serilin, ſchwerer Seidenitoff 
oderjeidener Sammet fanı genommen werden, — Wollen- 
jammet, Wollenplüjch eignet ſich nur zu den Teppichen. 
Baumwolle it zu vermeiden. Ueber die Farben u. Sticke— 


reien der Nltarbeffeidung j. d. Art. Farben, Symbolif ıc. | 


Altarblatt, n..1.auc) Altarbild, Altargemälde,n., Altar- 
tafel, £., Altarfüc, n., frj.tableau, m. d’autel, engl. altar- 
piece, das Bild iiber dem Altar, ohne deſſen architekto— 
nische Einrahmung. — 2. ſ. v. w. Altarbildichirm, ſ. Al— 
tarauflaß 2. 

Altarciborium, n., auf Säulen ruhender Altarüber- 
bau; j. d. Art. Ciborium. 

Altare, n., lat. Altar (ſ. d.). 

Altarflügel, m., Altarthüre, f., ft. volet, m., elouant, 
m., engl. leaf, lid, wing. So heißen die beweglichen 
Seitentheile eines Altarichreins. 

Altarfront, f., frz. front, m. d’autel, devant d’autel, 
engl. altar-front, lat. aspectus altaris, Vorder jeite des 
Altars, früher nad) Oft, jpäter nach Weit gerichtet. 

Altargefäßi, n., frj. vase, m. sacre, engl. holy 
vessel, sacred vessel, lat. vas sacrum. Zu dieſen gehören 
Kelch und Patene, Hoſtienkapſel, Kelchlöffel, Weinkanne, 
in der katholischen Kirche noch Waſſerkanne, Seihaefähe, 
Gießgefäße, Kelchröhrchen, Salbenbüchſe. Näheres]. ind. 
betr. At. in M. M. a. W. 

Altargeräthe, n., frz. chapelle, f. portative, engl. al- 
tar-plate, lat. fabrieaturae, ministraria. Dazu gehören 
zumächit fämtliche Altargefähe, auferdem aud) noch Kru— 
zifix, Yampen, Leuchter, Rauchfäller, Reliquienbehälter, 


Lichtauslöſcher, Meßglöckchen x. Näberes j. in den betr. 

Art. in M. M. a. W. 

Altargrab, n., irj.tombeau, m. en autel, engl. altar- 
tomb, table-tomb, ſ. d. Art. Grab. 

Altachaus, n., Altaranbau, Altarkapele, engl. altar- 
aisle, lat. exedra, altarium, auch Chorbausgenannt. Der 
öftlichite Theit des Kirchengebäudes als Gebäudetheit. 

Altarhimmel, m., ſ. unter Altarbaldadhin. 

Altarkreus, n., j. d. Art. Kreuz. 

Altarleuchter, m., frj. chandelier, m. d’autel, engl. 
altar-candlestick, lat. candalabrum, f. Leuchter. 

Altarnifche, f., Konche, f., j. Apfis und Chorniſche. 

Altarort, Altarplaß, m., Altartribünr, f.,auch Chor, frz. 
choeur, m., engl. chancel, lat.titulus, deröftlichite Theil 
des Kirchenraumes. 

Altarparament, n., Allarſchmuch, m., frz. parement, 
m. d’autel, engl. altar-ornament, parament, lat. para- 
mentum, umfaßt die Altarbefleidung, das Altargerätbe 
und alle jonjt zur Zierde des Altars dienende Gegenjtände ; 
j. d. Art. Baramentif, 

Altar-platform, s., engl., Mtarpodef, ın., oberjte AI: 
tarſtufe, ſ. die Art. Altar und Belleidung. 

Altarplatte, Altartafel, f., lat.superaltare, frj.tranche, 
table, f. d’autel, engl. altar-slab, die Tifchplatte des Als 
tar. Näheres ſ. in M. M. a. W. 

Altarſchranke, f., j. Cancellen. 

Altarſchrein, m., frz. coffre, m. d'autel, contre-re- 
‚table a volets, agiosthyride, tableau clouant, engl. al- 
tarscreen, swinging reredos, aud) Flügelaltar (j. d); jo 
heißt — * wenn er bewegliche Flügel hat, wie 
dies im ſpäten Mittelalter faſt allgemein Brauch war; doch 
wird das Wort auch manchmal für Ciborium gebraucht. 

Altarſtaffel, f., lat. gradus superior, fr}. gradin (de 
dessus), engl. step for the candlesticks; jo heißen die 
‚ Heinen Stufen, welche, am Fuß des Altarauffages, don 
der Altarplatte aufwärts jteigend, dazu dienen, Kruzifir 
und Leuchter aufzuftellen. 

' Altarfufen, f.pl.,fiz.gradins de dessous, engl.altar 
steps, lat. dus inferiores, ascensio adaltarem, j.d. 
Art. Altar; die Zahl derjelben ift nicht feft vorgejchrichen, 

doch findet man am häufigiten die 3 oder eine Multiplis 

fation der 3 angewandt. 

Altartafel, f., 1.5. v. w. Altarblatt. — 2. ſ. v. w. Als 
tarplatte. — 3. lat. frontale, Vertleidungsplatte für die 
Vorderfeite des Altars. 

Altartifdj, ım., lat. mensa, frz. table sacrde, der 
| eigentliche tiichförmige Altar ohne den Aufſatz. 

Altartribüne, f., \. Altarort. 

Altartudy, n., j. Altarbefleidung. 
Altarüberbau, m., ſ. d. Art. Altar, Altarbaldachin 
und Ciborium. 

altbygantinifdy, hier u. da für frühromaniſch, auch für 
altchriftlich fälfchlich gebrauchter Ausdrud. 

altchriſtliche oder lateiniſche Bauweife, frz. archi- 
teeture chretienne primaire, style latin, engl. old- 
christiern style, early christian architecture. Ueber 
die Stellung, welche den älteſten Erzeugnifien chriftlicher 
Kunst gebühre, find verſchiedene Meinungen aufgeftellt 
worden. Manche habe tenjelben furzivegalle Berechtigung 
abjprechen wollen, in der Kunſtgeſchichte eine befondere 
Stelle einzunehmen, indem fie ſagten, die Zeit ihrer Fer— 
tigung jei alles wahren Kunſtgefühls bar und von aller 
Technik entblöht geweien, die Architelten und Bildhauer 
derjelben hättın kaum den Namen Handwerker, geſchweige 
denn Hlünjtler verdient. Andere wieder wollten der alt: 
chriſtlichen Bauweife die Stellung cines vollftändig abge— 
rundeten Stils einräumen. Näber als Beide famen Die- 
jenigen ter Wahrbeit, welche dieſe Bauweiſe einen Ueber— 
gangsſtil vom römischen zum byzantinischen Stil nann- 
ten. Noch Andere wollen Das, was wir byzantinischen u. 











altchriſtliche Bauweiſe 8 





3 RB altchriſtliche Bauweiſe 











frühromaniſchen Stil nennen, mit als Ausbildungs: | 


phaſen des altchriftlihen Stils betrachtet wiffen ; darüber 
f. d. Art. ebergangsitil, byzantinifcher und romanifcher 
Stil. Die altchriſtliche Bauweiſe bildete allerdings, in 
ihren formen an die römische Baukunſt ſich anlehnend, in 
ihren Anlagen Lie 
Grundlage zu allen 
ipäteren chriftlichen | 
Stilen, folglich aud) 
zum byzantinischen 
u. frühromanijcen. 
Die älteft. Chriſten 
Icbtenunterrömifcher 
Herrſchaft, waren rö- 
miiche Ilnterthanen, 
zum größten Theil 
ſelbſt Hömer. Natür: 
lich Tagen ihnen rö— 
miſche Sitten, alſo 
auch römiſche Bau— 
formen, am nächſten. Im Anfang nun, während fie den 
graufamften Verfolgungen ihrer Landesherren, der rö— 
mischen Kaifer, ausgefept waren, mußten ſie ihren Gottes— 
dienst und ihre 
Saframente, 
die Taufe und 
das Abend— 
mabl, die Aga— 
pe, das unblu: 
tige Opfer zum 
Andenken an 
d. Tod Chriſti, 
im —— 
feiern. Da die 
Feier beider 
Sakramente 
‚un über * Srä- 
ER: bern frommer 
Fig. 142. Mitchriftliches Kapitäl aus Bethichem, Ghrijten 
(1. Kor. 15, 29) geſchah, fo verlegten fie ihren Gottesdienst 
theils in die unterirdiichen Begräbnisitätten, die Kata— 
fomben (j. d.), tbeil& in die Häufer der Ehriften. Zu völ— 








Aus Torcello. 












— 


Fe. 10. Aus Ravenna. Big. 144, Aus Navenna. 


liger Seftaltung einer Kunſt konnten fie es während diefer 
Verfolgung natürlich nicht bringen, eben io wenig wäh- 
rend der Pauſen derjelben, 3. B.unter Hadrian, der ihnen 
erlaubte, Heine Kirchen, nad) ihm Mdriancen genannt, zu 
erbauen und unter Aler. Severus, denn dieſe Pauſen wa— 
ren eben zu furz, ala daß ſich eine wirkliche Kunftrichtung 
hätte entwideln können, Nur in Bezug auf Diepofition 
der Räume hatte man bereit8 ein Refultat gewonnen, und 


in Bezug auf Dekoration durch Malerei und Symbolik 
konnte ſich Schon in den latafomben ein Syſtem bilden. 
Als nun 312 nadı Chr. Konjtantin der Große die neue 
Religion in Schuß nahm, konnten fie ſich ſelbſt Gebäude 
zu Abhaltung ihres Gottesdienjtes aufführen, ja c& wur- 
den ihnen bier u. da jogar ſchon vorhandene zur Berfügung 
geſtellt. Nun galt cs, eine völlig genügende Form für dieſe 
Gebäude fritzuitellen. Natürlich lag es näher, dazu vor: 
handene römische Gebäudeformen zu Grunde zu legen u. 
diefelben der neuern Beitimmung gemäß fortzubilden, 
als eine ganz neue zu erfinden. Die Tempel der Heiden, 
an welche ihrer Beftimmung gemäß zunächſt gedacht wer: 
den muß, waren nun zwar feine Verfammlungshäufer, 
jondern Wohnhäufer der Götter, beſtehend aus einer nur 
bei den Hypäthraltempeln hellen und geräumigen, im 
Hintergrund mit einem Sanctuarium verfehenen Belle, 
oft mit Außerlich umgebender Säulenhalle; ſ. den Aıt. 
Tempel. Die Chriſten aber brauchten eine große, geräu- 
mige, viele Menſchen fafiende Berfammlungshafle, um 
ihrem Gott vereinigt zu nahen, in jein Haus einzutreten, 
vor feinen Richterſtuhl fich zu jtellen und von jeinem Tiſch 
zu eſſen. Dennod 
boten jene hypä— 
thralen Tempel, jo: 
wie die zum Theil 
jchr weiträumigen, 
auch vielfah in 
Schiſſe getbeilten 
römiichen Weihe— 
tempel manches 
braudbare le: 
ment. Die antife 
Sandeld= und Ges 
richtsbaſilika (j. d. 
Artikel Bafilita 1.) 
bot einige cbenfo 
braudbareMotive, > - 
andere zeigten fich 
in dem ägyptiſchen 
Säl (j. d.), der in 
der ſpätrömiſchen 
Beit fat in keinem 
großen Haus fehlte 
und den fie daher * 
ſamt dem vor ihm 
|Tiegenden Atrium 
mit dem Brunnen 
und Wafjerbeden 
(puteale und im- 
luvium) bei den 
ſchon erwähnten Hausgottesdieniten fennen u. lieben ge: 
| lernt hatten, der überdies, aus einer Nachbildung des by: 
poſtilen Sals im ägyptiichen Tempel hervorgegangen, 
‚dem Tempel zu Jeruſalem ähnlich war, der den ** 
Chriſten, namentlich den Apoſteln, beſonders theuer fein 
mußte, ſchon weil Chriſtus in ihm zuerſt gelehrt hatte. 
Das „Taufenlafjen über den Todten“, der Gottesdienit 
an den Gräbern leitete den Blid auf die heidnifchen 
Mauſoleen und Grabtempel (f. d. betr. Artilel). Man 
fombinirte aljo die Formen der genannten Gebäude, 
‚wobei von manchen derfelben einzelne Exemplare jogar 
direft benußt worden zu jein jcheinen, und wandelte 
fie theils durch Veredlung der Verhältniſſe, theils durd) 
Dinzufügung ganz neuer Elemente, 3. B. der Quer— 
Khihe und Triumphbogen, theil® endlich durch verän— 
derte Symbolifirung der von den alten Tempeln ents 
lehnten Elemente, 3. B. der abjondernden, heiligenden 
Vorhalle mit dem Reinigungsbrunnen, des Altars mit 
dem Tabernakelüberbau xc., in ein für die neuen Bedürf- 
niſſe geeignetes heiliges Gebäude, in eine Kirche um. Im 
allgem. wurde unter den fo gebildeten Gebäudeformen 
11* 





Fig. 145. Aus Navenna. 





altchriſtliche Rauweiſe 


84 


althrintige Banweile 








für Pfarr— und Abendmahlskirchen die Form der Ba— | 


filita (ſ. d. 2.), fir Grablirdyen der Märtyrer (j. Mar: 


tyrium) und für Stätten, wo man über den Todten taufte | 


(h Baptijterium), in der Hauptjache die nad) den Mauſo— 
een gebildete centrale Form befonders beliebt, ohne daß 
jedoch eine fejte Norm für diefe Verwendung aufgejtellt 
ward. Nun fam es darauf an, zudengewonnenen Haupt: 
formen auch die Details organisch zu gejtalten; im Ans 








in Byzanz, welches bei. nach dem Sturz des weitrö- 
miſchen Kaijertbums aucd im Abendland Einfluß ge— 
wann. Die neuen arditeltoniichen Elemente, die daraus 
refultirten u. namentlich in Nom und Byzanz ſelbſt, in 
der Gegend von Venedig, Navenna, in Baläftina und 
Kleinafien jowie in Gallien ac. ſich Geltung verichafften, 
ja jelbit bis Aachen, an die Wiege der mittelalterlicden 
Kunſt des Oceidents, ihren Einfluß evitredten, waren in 
Kurzem folgende: 


fang natürlich ging es damit bei dem damals jehr geſun— 
1. Der Rundbogen wurde 










Da, a nicht mehr, wie bei den römi— 
Manz, 5 * — ſchen Gebäuden, auf Pfeiler 
— Pr tele der 5 binter die Säulen, jondern auf 
aintferkehlrche 


die Säulen jelbit geitellt. 

2, Die Säulen —** wurden 
etwas anders als früher geſtal— 
tet; da man noch oft vorhandene 
antife Schäfte benupte, jo zeigte 
fihh die Veränderung haupt 
jählidh in Kapitäl und Fuß; 
das Kapitäl nämlich, im allge- 
meinen nach dem antitengebils 
det, wurde ſchmäler u ſchlanker, 
aufſtrebender, und entſprach ſo 
mehr, als das antile römiſche, 
der darauf ruhenden Laſt, die 
nur ſelten noch ein breites, bo= 
rizontal liegendes Gebälk, meist 
vielmehr ein bemahe vertikal 
beginnender Rundbogen war; 
Fig. 142 iſt ein Kapitäl aus 
der Geburtskirche zu Bethle— 
bem, etwa vom Jahr330, Fig. 
141 aus der Kathedrale von 

Toreello (641) und Fig. 143 
I; vom Palast des Theodorich in 
Ravenna (um 500). Die Füße 
wurden ebenfalls etwas höber, 
elaftiicher, aufitrebender ge— 
bildet, obgleich jie inder Haupt» 
form metjt noch den attischen 
glichen und nur felten, wie in 
Fig. 143, eine ganz neue Form 
N zeigten. 

N 3. Als vermittelndes Glied 
— zwiſchen Träger und Lajt ſetzte 
man auf das Kapitäl, unter den 
* Bogen, einen Würfel ſſ. Fig. 
144 und 145, beide aus Ra— 
venna), der, wo nötbig, nad 
oben breiter gemadht wurde u. 
meist ein Monogramm Chrifti 
oder ein Kreuz als Verzierung 
befam. An Stelle dieſes Wür— 
ſels trat auch wohl ein Sims— 
ſtück, wie in Fig. 143. 

4. Der Bogen, gewöhnlich 
aus Zicgeln zufammengejeßt, 
D.Moliude: » * verlor die bei den Römern üb- 

din. 146. Altchriftliche Kirchenanlage zu Torcelo bei Venedia. U — erg 
lenen Zuftand der Technik und der Wiſſenſchaften lang: | pußt, oder aus bunten Ziegeln in abwechjelnden Farben 
fam und unficher vorwärts; beinahe hundert Jahre nach ausgeführt und ungepußt gelafien. 
Konjtantin noch blieben die Details ganz römifh; um: 9. Wo Kuppeln angewendet wurden, neftalteten ſich die— 
das Jahr 125 jedoch begegnen wir neuen Formen, die, | jelben immer höher und fchlanter; einen bejondern Be— 
obgleich an römiſche ſich anlchnend, doch ſchon bei weis | weis für die damaligen ſchnellen Fortichritte inder Technik 
tem mehr Nachdenken, mehr Eindringen in die Aufgabe | bietet die häufige Uberwölbung quadratiicher Räume durch 
des einzelnen Theils dem Banzen gegenüber zeigen. Das | runde Kuppeln, und die Verbindung diejer beiden durch 
zu famen Fortſchritte in der Technik und die nähere Be- | Pendentifs (j. d.) fowie die Anwendung der Topfge- 
fanntichaft mit den Konitruftionen und Formen des | wölbe (1. d.\. 
Orients, vermittelt durch das oftrömiiche Kaiſerthum 6. Bei jpäterem vermehrten Reichtbum der Gemeinden 








Garten der 
Gestliehm | 
Ä 













altdeutſcher Bauſtil 8 








wurden Wände, Gewölbeflächen und Fußboden mit Mo⸗— 
ſaik verziert. Die dabei herrſchende Farbenvertheilung 
weicht ſehr von der antiken ab und zeugt für orientaliſchen 
Einfluß. Dieſer muſiviſche Schmuck erſtreckt ſich auch auf | 
Altar und Ambonen (j. d.). 

7. ®o die Räume nicht überwölbt wurden, lich man 
die Dachkonſtruktion häufig fichtbar, doch bediente man ſich 
auch noch hier und da der bei den Römern gebräuchlichen | 
Kajettendeden. Die Hölzer des Dachſtuhls u. die zwiſchen 
Sparren und Pfetten entjtehenden Felder wurden eben= 
falls buntfarbig verziert. 

8. Die Ornamente waren nicht mehr wie bei den Rö— 
mern rein ornamental, jondern wurden jymboliich. Das 
Alanthusblatt wurde allmählihdurd Weinblatt, Palme, 
Kornähre ꝛc. verdrängt und zwifchen den Ranken fahen 
oft ſymboliſche Thiere (Taube, Lamm, Hirich, Piau, Löwe, 
Fiſch) und andere jymbolifche Figuren (Sonne, Mond, 
Sterne, jegnende Hand ıc.). " 

9. Innen u. außen, in Hauptformen u. Details wurde 
die Horizontallinie häufig durchbrochen und aus ihrer 
bisherigen, von den Griechen bewußt ihr eingeräumten, 
von den Römern wohl ziemlich unbewußt ihr gelafienen 
berrichenden Stellung durch das neue dharalterijirende 
Element chriftlicher Kunjt, durch den Rundbogen und das 
dadurd) bedingte Aufitreben und Inſichzuſammenziehen 
der Kräfte verdrängt, wenn fie auch wohl nicht ganz 
bejeitigt tourde, jondern bier und da jogar nod) eine wid): 
tige jetundäre Rolle jpielte, 

10. Der Thurm, öfter rund ald quadratiich, tritt zwar 
bier und da als Begleiter gottesdienjtlicher Gebäude auf, 
hat aber noch feine fejte Stellung, jondern ſteht bald vor, 
bald hinter, bald neben der Kirche, gewöhnlich ijolirt von 
derielben, als jelbjtändiger Bau. 

11. Die Außenfeite der Kirche ift im vollen Gegenjag 


zu dem heidnifchen Tempel ziemlich einfach, deutet jedoch 
in ihrer Gruppirung die innere Organifation an. Die 


Mauerflächen find durch Rundbogenfenſter unterbrochen 
oder mit Blendarfaden verziert. Bier und da findet man 
auch Heine freisrunde Fenſter, jeltener ein großes Nad- 
fenjter; die Portale bejchattet eine Borhalle, deren Dad) 





5 Althot; 
Alteiſenſchmiede, f., frz. atelier, m. de fagotage, 
engl. fagotted-iron-work (Hüttenw.), ein Theil der Walz⸗ 
werfe (]. d.). 

alte £Fourniere abzunehmen; j. Fourniere. 

alte meffingene Berzierungen zu reinigen, j. d. Art. 
Reinigung. 

Alten (die), m.,pl., frz. lesanciens, engl. theancients. 
Wenn in der Kunſt von den „Alten“ die Rede iſt, jo ver- 
ſteht man darunter die Bölter, deren Kunititile dem klaſſi— 
ſchen Alterthum angehören; j. Altertum 1b, 

altenglifd), adj., early-english, häufig gebraucht für 
engliſch-gothiſch, jowie für angelfächjiich und anglo=nor- 
manniſch (j. d.). 

Alternance, f. desupports, frz., Stützenwechſel (j.d.). 

alternirende Arnfalle, ſ. Kryſtall. 

Alterthum, n., 1. fr. ancienäge, m., engl.antiquity. 
‚ Die Beriode der Kunſtgeſchichte bis zum Aufblühen des 

althrichjtlichen Stiles, alfo bis circa300n, Ehrifte. Man 
pflegt das Alterthum gewöhnlich einzutheilen in a) vors 
klaſſiſches oder nichtklaſſiſches, frz. Age anteclassique, 
periode herorque, engl. antielassical antiquity, welches 
die indische, chineſiſche, aſſyriſche, babylonijche, chaldäiſche, 
‚ altamerifanijche Kunſt u. dgl. umfaßt. — b) Klaſſiſches 
Alterthum, frz. periode classique, engl. classical age, 
welches die ägyptifche, phönikische, griechische und römische 
Kunſt umfaht. 
2. Alterthum, auch Altıhum genannt, fr}. antiquite, 
engl. antique, A. nennt man aud) irgend ein durch be= 
deutendes Alter ſich auszeichnendes Erzeugnis der Kunit. 
Man kann dabei ımterjcheiden zwiſchen einer Antife und 
einer Antiquität; ſ. d. betr. Art. 

Alterthumskunde, f., frz. arch&ologie, engl. archeo- 
logy, j. Antifenertennung, Archäologie ıc. 

altfränkifch, adj., frz. gaulois, in der Kunſtgeſchichte 
richtig blos auf die merovingiiche Kunst, höchſtens noch 





' auf die barode Kunſt, fälſchlich oft auf gothiiche Kunst an— 
gewandt und als gleichbedeutend mit altwäteriich, veraltet, 
frz. suranne, gedeutet. 

altfranzöfifches Dad, j. im Art. Dadı. 





meijt von einem auf 2 Säulen rubenden Rundbogen ge: 
tragen wird. Spezielles über die einzelnen firchlichen Ge— 
bäudearten j.d. Art. Baſilika, Baptijterium, Martyrium, 
Grabmal x. Die Art, wie man kirchliche Gebäude in 
Gruppen vereinigte, erhellt ohne weitere Ertlärung aus 
beijtchenden Plan der Kirchenanlage von Torcello bei Bes 
nedig, wo Stathedrale, Baptijterium, Atrium u. Bijchofs: 
ſtuhl von 641, ©. Fosca aber aus dem 9. Jahrb. datiren. 
Die Wohnhäufer behielten zwar im Innern noch zum 
großen Theil die jpätrömische Einrichtung bei, doch nicht 
anz ohne Modifikationen (j. d. Art. Haus) während fie in 


zug auf architeltoniſche Details den Fortichritten der | 


Kirchenarditettur ſich anjchlojien. 
Die altchriftliche Baumweije fonnte ſchon wegen der Ent: 
ftehungsgeichichte ihrer Gebäudedispofitionen und ihrer 
aupt- und Detailsformen nicht zu einem entwidelten 
til ſich ausbilden. Aber auch weiter aufjie wirfende, bei. 
nationale Einflüfje brachten es mit ſich, daß fie in lofale 
Zweige zerfiel, die dann wiederum theilweis fic) vereinig: 
ten; j. den Art. Merovingerbauten, Ojtgothenbauten, ar— 
menische Bauweiſe, angelſächſiſche Bauweiſe, lombardijche 
Bauweiſe, romaniſcher Stil, byzantiniſcher Stil ꝛc. 
altdeutſcher Sauſtil, m., j. gothiſcher Bauſtil. 
altdeutſches Dach, n., ſ. im Art. Dach. 
altdoriſche Säule, f., j. doriſche Säule u. griech. Stil. 
Alteifen, n., frz. ferraille, masse, ıitraille, £., engl. 


old iron, scrap-iron (Hüttenm.) Heine Stüde altes und | 


neues, in feinem Zuſtand unbrauchbares Eijen, woraus 
man jogenannte Katzen madıt, um es wieder verichmieden, 
zu Gute machen (fr}. affıner la ferraille, engl.to work up 
the scrap-iron) zu fünnen; ſ. d. Art. Nabe und Packet. 


Altgefelle, m.. fr}. maitre-gargon, m., engl. fore- 
man, wurde vor Aufhebung der Innungen derjenige Ge- 
jell genannt, welcher die Sejellenfajje der Annung führte, 
die Herberge beauffichtigte, den Berfammlungen und Be: 
rathungen der Gejellen über Innungsangelegenbeiten 
 präfidirte u. die Geſamtheit der Bejellen bei Innungs— 

verjammlungen der Meiſter vertrat. 

altgothiſcher Stil, m., faliche Benennung für den 
' jpätromanischen und byzantinischen Stil, von Vielen, 
allerdings mit noch weniger Grund, für alles Alterthüm— 
liche, auch wohl ſtatt des Ausdruds altfränkiſch gebraucht. 
Traurig ift e8, wie oft man ſogar von Gebildeten gothiſche, 
echt deutiche Bauwerke altfräntiich, andere Bauwerke im 
verdorbenften franzöſiſchen Spätrenaifjanceitilaltgotbiich, 
altdeutich oder germanifch nennen hört. Mit Necht könnte 
man altgotbifch eigentlich nur die Ojtgotbenbauten (j. d.) 
nennen, 

altgriechiſch, adj., werden die Kunſtwerke aus der er: 
ſten Periode der griechifchen Kunſt genannt; j. den Art. 
Griechiſch. 

Althandwerke od. auch alte Handwerke ſind diejenigen, 
welche vor der Reformation ſchon ſich in den Städten nie— 
derließen und Innungsrechte erwarben. Dazu gehören 
unterden Bauhandwerfern namentlich Maurer, Zimmer: 
leute, Schmiede, Schlofjer und Tiichler. 

En adj., ſ. v. w. aus dem vorklaffischen Alter: 
thum ſtammend. 

althiebig, adj., auch althänig, ift Forſt- und anderes 
Laubholz, welches älter als 20 Jahre iſt. 

Althols, n., heißt in der Forjtwirtbichaft der Aſt vom 
'3., der Baum vom 25. Jahr ab. 








Altimeter 
Altimeter, n., j. Höhenmeſſer. ‚nicht blos Unterricht, ſondern aud) Koſt, Wohnung und 
Altius tollendi jus, n., lat., das Recht eines Haus- | Verpflegung erhalten; bei der Anlage find außer dem bei 
befigers, höher als der Nachbar bauen zu können; ihm | jeder Schule (j. d.) Nöthigen bei. folgende Punkte zu be- 
entgegen haftet auf vielen Grundſtücken eine Servitus rückſichtigen: Gejundheit der Wohn: und Schlafräume, 
altius non tollendi, d. b. die Verpflichtung, nicht höher möglichſt leichte Kontrollirung, eine geräumige Küche nebit 


86 Amalgam 





zu bauen als der Nachbar. 

Altknecht, m., Brov. mancher Gegenden Deutichlands 
für Altgeſelle. 

Altmeifter, Altermanıı, m., frz. doyen, engl. head- 
master, senior master, Obermeifter, Borfigender und 
Nepräientant, j. v. w., Kaffenführer der Innung. 

Alto rilievo, m., ital. Hochrelief (j. d.). 

altrömiſch, adj., heißen diejenigen römifchen Kunſt— 
werte, welche aus der Zeit ftammen, wo Nom noch Kö- 
nigreich war. 

altfächffdh, adj., j. angeljächjiich. 

Altwafler, m. (Waſſerb.), früheres Bett eines durch 
Regulirung od. Selbjthilfe in jeiner Richtung veränder- 


ten Stromes oder Flufies. Bei gröheren Waſſerläufen ift | 


die Ausfüllung des verlafienen Laufes fast nurdurd Sink— 
ſtoffe der Hochwäſſer, mithin allmäblich zu erzielen. Hier: 
über j. „VBerlandungen“ der Altwäſſer. [v. Wr.) 


Alumelle, £., frz., 1. Tiſchl.) Schabeijen,, Zichflinge. | 


— 2, (Kohlenb.) der Zünder. 
Alumen, n., lat., j. d. Art. Alaun. 


Aluminit, m., fr}. aluminite, f., engl. aluminite, in 
Amerifa fich findendes erdiges Mineral, welches aus 


dritteljchwefeljaurer Thonerde und Waſſer beſteht. WY.) | 


Aluminium, n., fr}. aluminium, m., engl. alumi- 
nium-metal (Metall), metalliiches Element der Thonerde. 
Seine Gewinnungsart ift neuerdings fchr vervollkomm— 
net, gehört jedoch nicht hierher; e8 hat den Glanz des Sil- 
bers, iſt jehr Hangreich und wird daher mit Vortheil zu 
Klingeln x. verwendet; aud) zu Leuchtern, Thürgriffen, 
Schmuckſachen ꝛc. ifteszu verwenden, da es große Ahnlich- 
keit mit Sılber hat. Das M. gehört zu den leichten Me— 


tallen, iſt ungehämmert 2,,mal ſchwerer als Waffer. An | 


der Luft, jelbit in kochendem Waſſer bleibt es unverändert 
und bejipt die Farbe und den Glanz des reinen’ Zinns 
und die Härte des Silbers; es iſt hämmer- und dehnbar 
und läßt fich zu den dünnften Blechen, jogar zu Blätt- 
chen ausiwalzen. Es verbindet fich mit anderen Metallen 
mehr oder weniger leicht zu Aluminiumlegirungen, welche 
meijt härter und jpröder als das Aluminium find, Mit 
’/,, Eijen oder Kupfer ift es faft nicht mehr zu gebraudyen. 


1/0 Kupfer macht es Ipröde wie Glas und es ſchwärzt fich 


dann an der Luft. Eine Legirung von 5 Theilen Silber 
und 100 Theilen A. läht fich wie reines A. bearbeiten, it 
härter u. nimmt einen ſchönen Glanz an; "/,, Gold raubt 
dem N. die Dehnbarteit. Y/,00, Wismuth macht es ganz 
ſpröde. A. zu Kupfer giebt demfelben die Farbe des 
Goldes und mehr Härte als das Bold, ohne die Dehnbar: 
feit zu vermindern. "/,, N. giebt dem Kupfer eine blaffe 
Boldfarbe. 5. A. und 100 Silber geben eine Legirung, 
die eben jo hart ift ala Münzfilber mit ’/,, Kupfer und 
nicht oxydirt. Wf.) 

Aluminiumblättden,n , Blattaluminium, Blättchen- 
aluminium, n. Die Eigenſchaft des Aluminium, daß feine 
Farbe durdy Einwirkung von Dämpfen u. Dünſten nidyt 


jo verändert wird wiedas Silber, macht es zu einem höchſt 


ihäßbaren Material für Bergolder und Delorateure. 
Die Technik bei feiner Anwendung tft diefelbe wie bei der 
Verjilberung, d. h. man fann die Blättchen eben jo wie 
Silber mit Del, Leim x. auftragen; fiche daher den Art. 
Verfilberung. 

Aluminiumbledy, n., ſ. d. Art. Blech, Aluminiumbronse, 
j. d. Art. Bronze und Bronzirung. 

Aluminiumoryd, n., frz. alumine, f., engl. alumina, 
j. d. Art. Thonerde. 


Alumneun, n., cin Schulgebäude, worin die Schüler | 


nöthigen Borratbsräumen, Wohnung mindeitens für 
einen Lehrer, ein Wachzimmer, geräumiger Speifejäl, 
Spiel: und Turnlotale für Sommer u. Winter, Säl für 
Muſik- und Singübungen, Bibliothet mit Lefezimmer, 
vielleicht auch Betjäl ıc. 
|  Alunit, m., fri. mine, f. d'alun, engl. alunite, alum- 
| stone, Mlaunftein; j. d. Art. Alaunerze 1. 
| Alura,f.,mittelalterl. lat. frz. allure, vamure, f., engl. 
alur, aloryng, valuring, deutich Vohr, Letze; j. d. Art. 
Bohr und Galerie. 
' Alvarftein, m., Thonfalfitein von dem Hügelrücken 
| der Alvaren in Oeland. Wf.] 

Alveare, n., lat., Trog, Bienen: 
forb, Badtrog, Badewanne. 

Alvearium, n., lat., 1. Babde- 
| zimmer. — 2. Bienenhaus. — 3, 
Badhaug, 

alvented, adj. engl., irz. alv&o- 
laire, zellenförmig, Bienenzellen 
nachgebildet, frz. dessin alveolaire, 
engl. alveated pattern, Honigwa— 
benmujter, wiederfehrendes Mufter 
auf romanischen Säulenjdäften ꝛc. 
des 12. Jahrh. ©. Fig. 147. 

Alveus, m., lat., 1. Badewanne. 
— 2. Mulde, Badtrog. — 3. Fluß— 
| beit. — 4. Kahn, Schiff. — 5. Ver: 
—* liegender ringförmiger Gang 





V — Ic ; 


— — 


—— 





zwiſchen schola und Badebaſſin 

(alvus) im römiſchen Bad, ſ. Bad. 

Amabouks, s., engl., graue, grobe Leinwand, Schot: 

| terleinwand zu Unternagelung der Tapete auf Bretwän— 


Fig. 147. Alveated. 


den; ſ. d. Art. Tapete und Bretwand, 
Amah, alte hebräiiche Elle, = 20'/, Par. Zoll = 





OÖ, m. 

Antalgam, n. (Name arabifchen Urſprungs), Quik- 
brei, frz. amalgame, m., engl. amalgam, amalgama, im 
allgemeinen jede Metalllegirung, im bejonderen jedoch 
die Bereinigung anderer Metalle mit Quedfilber, und 
zwar find dieje Vereinigungen meijt breiartig. Man un: 
tericheidet a) natürliches W., frz. amalgame natif, mer- 
eure, m. argental, engl. argentalmercury, ein natürlich 
| vorfommendes Silberamalgam. b) Künjtliches N., auch 
ſchlechthin A. genannt. Von Wichtigkeit ift die Bildung 
‚ eines Amalgamıs, d.h. einer bei gewöhnlicher Temperatur 
ſchon flüſſigen Metalllegirung, bei. für die Gewinnung 

der edlen Metalle, des Silbers und des Goldes, welcher 

Prozch der Amalgamationsproseß genannt wird; für die 
| Ueberzicehung der Oberflächen unedler Metalle mit edlen 

(Anquiden), alfo behufs des Berfilberns und Vergoldens 
(5. d.); für die Ueberziehung des Glaſes mit einer re 
flektirenden Metallfläche (Berquiden), behufs der Spie: 
gelbildung; zum Ueberziehen des Zinfelements in galva- 
nischen Batterien und zu manchen anderen Zweden. Ein 
BZinfamalgam wendet man an, um dem Kupfer die Farbe 
von Scmilor oder fogenanntem Mannheimer Gold zu ge- 
ben, welches aus 5 Thl. Kupfer u. 2 Theilen Zink befteht. 
Ein A. aus 1 Theil Zinn, 1 Theil Zinf und 4 Theilen 
Queckſilber dient, um Blasfugeln mit einer jpiegelnden 
Fläche zu verſehen; ſolche Glaskugeln find befanntlich häu— 
fig eine Zierde von Gärten. Um das Queckſilber aus einem 
A. zu entfernen, alſo z. B. die zufällig durch Quedſilber 
amalgamirten Stellen der Oberfläche eines metalliſchen 
Gegenjtandes zu reinigen, ift nur Erbigen des Gegen: 
ſtandes nöthig, wobei man aber für freien Abzug der Au: 
berjt ſchädlichen Queckſilberdämpfe Sorge zu tragen hat, 


Amande 


— — 











87 


Amba 




















ebenjo wie in den Amalgamirwerken, wo Gold und Silber | jeinem Verhalten gegen die anderen Farben und die Bin- 


durch Anwendun 
ſchieden werden. 4 
Amnande, f. mystique, frz., ſ. Mandorla. 


Amandolamarmor, m., ongl. und ital, amandola, | 


ein grünlicher Marmor. 

Amaraholz, n., Wamaraholz, n., Holz der bittern 
Dedelmyrte (Lecythis amara), Fam. dev Myrtenge— 
wächje in Guayana, jchwarz, hart, verwachſen, ſchwer— 
jpaltend; eignet ſich zum Schiffbau. 


Amarantfarbe, f., fr}. couleur, f. d’amarante, engl. | 


amaranth-red, nennt man ein Schönes dunkles, ins Vio— 
fette jpielendes Roth. 

Amaranthols, n., aud) blaues Ebenholz, Purpurholz, 
Biolettholz gen., frz. bois, m. violet, amarante, f., pali- 
sandre, m. amarante, engl. amaranth-wood, violet 
wood, purpled wood (Tijdl.), von den Weſtindiſchen Zn- 
jeln tommendes Holz von jehr ſchöner Blutfarbe, ſehr hart, 
aber jehr porös; wird in Frankreich häufig zu Möbeln 
verarbeitet, oft mit Mahagoni verwechielt oder umge: 
fehrt joldyes für Amarantholz ausgegeben. 

Amarin, n., j. v. w. Bitterjtoff. 

Amarque, f., fr;. die Bake, Boje. 

Amasijo, jpan., 1. Mörtel. — 2. Baditube. 

Amassette, £., frz. (Mal.), Farbenſpachtel von Horn 
oder Holz. 

Amaufe, f., Benennung verfchiedener Glasflüffe und 
farbiger Metallverbindungen, aud) aller Emails im Mit: 
telalter, j. Email. 

Amaufit, ım., j. v. w. dichter Feldſpat. WF.) 

Amnzonenfhild, m., lat. pelta, f., ericheint bei faſt 
allen Daritellungen von Amazonen aus dem Alterthum 
als halbfreisförmige Scheibe, an ihrer geraden Seite mit 
zwei ebenfalls halbkreisförmigen Ausichnitten verjehen. 





Fig. 149, 


Amazonenichtid. 


Im römischen Stil und in dem der Nenaiffance hat man 
jie häufig angewendet, entweder im dorifchen Fries, bei 
Trophäen x. mit anderen Waffen vereinigt (f. Fig. 150), 
oder in Reihen neben einander jtebend als Verzierung 
eines laufenden Gliedes, z. B. eines Karnieſes od. Viertel- 
jtabes (Fig. 148), od. aud) als Simabefrönung (Fig. 149). 

Amazonenflein, m., 1. ein durch Kupferoxyd grün ge— 
färbter Orthoklas (j. d.); kommt bei. aus Sibirien und 
Norwegen, nimmt jehr gute Bolitur an, läht ſich zu Va— 
jen, zu eingelegten Arbeiten u. dgl. verwenden. — 2. ſ. v. 
w. Nephrit (Mu der Chinefen). [ WF.] 

Amber, ın., Ambra, f., frj.ambre, m., engl.ambar, am- 
ber. 1. Gelber Amber, Bernitein, Agtitein, ambrejaune, 
yellow amber. — 2. Nlaunamber, Bernjteinalaum, fr}. 
suceinate d’alumine, aluminous amber, bernfteinfaure 
Thonerde. — 3, der flüijfige Amber, Storaz, aus den Saft 
des Amberbaumes gewonnen, frz. ambre, m. liquide, 
engl. liquid ambar. — 4. Ambrafett, n., frj. ambre, ın. 


von Quedjilber aus ihren Erzen ges | 


demittel ſtimmt es mit den anderen Ocherfarben überein; 
ſiehe daher d. Art. Ocher. Wf.) 

Amber -varnish, s., engl. Bernſteinfirniß. 

Ambitus, m., lat., 1. Umgang, um einen Hof oder 
Gebäude führender Gang, z.B. Kreuzgang, Chorumgang 
(.d.). — 2. Schlippe zwijchen zwei nahe neben einander 
jtehenden Gebäuden. — 3. der freie Platz zwijchen den 
Außengebäuden einer tirche u. der fie umgebenden Mauer. 

Ambiygon, n., gried)., Stumpfed, jtumpfwinfliges 
Dreied. 

Ambiygonit, m., ein von Breithaupt entdedtes Mine— 
ral; findet fich nur in Chursdorf bei Benig und bei Geyer 
in Sachſen, in Arendal (Norwegen) und Maine (Nord: 
‚ amerifa), grünlichweiß bis heil berggrün, äuferlich itellen= 
weije röthlich u. gelblihbraun, ſtark durchſcheinend, derb 
und blätterig brechend, ſchmilzt leicht vor dem Löthrohr 
mit vörhlichgelber Bhosporefcenz zu weihem Email. Be: 
ſteht aus Phosphorſäure, Thonerde, Lithion, Natron und 
Fluor. | Wf.] 

Ambo, m., Ambon, m., Ambone, f., lat. ambo, m., frz. 
ambon, m., engl. ambo (aud) gradus, lectorium, thri- 
num, specula, suggestus, analogium, pyrgus, audi- 
torium, dietorium), vom griediichen Wort zußev, erha= 
bener Rand, Erhöhung, od. von ambo, lat., beide, zwei, 
die Kanzeln in den altchriftlichen Kirchen. 

Jede Kirche hatte urfprünglich zwei Ambonen; dieje 
jtanden einander gegenüber an den Gittern (cancelli, da= 
her unſer Kanzel) des Chors, und zwar auf der, vom Als 
‚tar aus gejehen, techtöliegenden Männer oder Evange- 
lienſeite, aljo uriprünglich im Süden, nad) Umkehrung 
der Drientirung im Norden, eine größere zu Verleſung 
| der Evangelien, welche nach einem beitimmten Ritus vor— 

genommen ward, infolge deſſen die Gejtalt des Evange— 
 lienambo folgende war: nad Oſten und Weiten batte er 
‚ gerade Treppen von 6 Stufen, oben einen Podeſt mit zwei 
halbfreisförmigen oder vieredigen Ausfragungen nad 
Norden und Süden, auf deren Brüftung je ein Bult anges 
bracht war; neben dem Evangelienambo nad) Dften zu 
itand ein großer Marmorleuchter für die Oſterkerze. Der 
Epijtelambo, ihm gegenüber, an der Epiſtel- od. Frauen 
jeite, war Heiner: nad) dem Altar (alfo im Anfang nad) 


Fig. 181. 








Fig. 192. Altchriftlicher Amtbo, 


gris, engl. ambergris, ambergrease, ambergreese, ge- Weiten, jpäter nad) Often) zu hatte diejer ein Pult zu 
wonnen aus der grauen Ambra, einer leichten wachsarz Verleſung der Epiftel; auf den nad) der entgegengejeten 
tigen Subjtanz von der Küſte Koromandel, die für einen | Seite zu hinabführenden Stufen war ein Ruheplaß mit 
Auswurf des großföpfigen Pottwal gilt. Das Ambrafett | einem nach Oſten, jpäter alſo nad) Weiten zugerichteten 
dient zum Räuchern. — 5. der Bogelamber, ambre | Rult zum Abjingen des danad) Graduale benannten Lob— 


blanc, white amber. gefanges; von da führten die Stufen weiter hinab gegen 

Ambergergelb, m., genanntnac dem Maler Ehriftoph | Süden, jpäter nach Norden, in das Innere des Chors; 
Amberger, der 1509 zu Amberg geboren wırrde; jehrichöne | gepredigt wurde von diejen Kanzeln herab nicht. Dieje 
Ocherfarbe; es giebt gebranntes und ungebranntes; in | durch den Ritus bejtimmte Hauptform wurde manchfach 


Amboinahol; 88 
auf reichite Weije ausgeſchmückt. Die Brüftungen waren | einen Rojt von großer Grundfläche daritellen, worauf die 
in der Regel v. Marmor u. mit oft jehr ſchönen Mojait- Scabotte auffigt. — Die Amboße für Handſchmieden 
verichlingungen ausgelegt od. jonjt aus fojtbarem Mate: haben je nad) dem Gewicht, den Dimenjionen u. den For— 
rial gefertigt, jpäter wurde aud) Hauptform jowie Stellung | men der darauf zu Shmicdenden Gegenſtände veridhi@ene 
der Ambonen bier und da etwas verändert und ging all- | Gejtalten, und im Durchſchnitt folgende Gewichte: für 
mäblich in die der Kanzeln über; Näheres j.i. Art. Kanzel. | Heinjte Feuer (Nagelihmicde) 20—40 kg., für gewöhn: 

Amboinahols, n., Amboinifde Planke, f., von der mo- liche Schlofierfeuer 0—90 kg., für größere euer 100 
luttiſchen Inſel Amboina benannt, rotbgelbes, zuweilen | bis 150 kg., für größte Schmiedefeuer 175—2W kg. — 
goldgelbes Palmenholz, fein, ſehr hart, Dauerhaft, meift | 1. Mitteldeuticher Ambo, Galgenamboß, enclume a po- 


Amboßeinſatz 














von Holländern in Europa eingeführt. 


tence, engl. german anvil; dieſe, bei. in Mitteldeutich- 


Ambof, Ambos, m., mittelhochdeutich Auboß u. Anboffe, | land (ſ. Fig. 153) u. mitgeringer Abänderung (j. Fig. 151) 


niederdeutjcdh Ambolt, frj. enclume, f., engl. anvil, ital. 
ancudine, jpan. yunque. Der A. bildet die feſte Un— 
terlage beim Schmieden und Hämmern der Metalle. Die 
obere Fläche, Bahn, muß möglichit glatt und hart jein, u. 


wird daher aus ‚gehärtetem und geichliffenem Stahl herges 
ftellt. Um den Scylägen genügend Widerſtand zu leiiten, | 


muß der A. hinreichend maſſig, d. b. Schwer, u. ficher 
Fig. 158, Fig. 154. 


— 
nn 
114 

N 


ar 


IV Kan 


Fig. 166. Sperrhafen. | 
| 


und elaſtiſch fundamentirt fein. Zu Erfüllung diejer Be: | 
dingungen bejtcht der A. aus drei Theilen: eigentlicher 
Amboß, Amboßblock und Ambohftod. Für Handichmie- 

derei beſteht Amboß und Blod aus einem Stück, meijt 

Scmiedeien, worauf die Bahn aufgeſchweißt ift. Bei 
ſchweren Mafchinenhämmern beitcht der Amboßbloch, 
hier Schabotte genannt, aus einem maſſigen Gußeiſenſtück 
und der eigentlihe X. it darauf mittels Keilen bes | 
fejtigt. Bei Heineren Amboßen bejteht der Ambohjtod aus 
einem ftarfen hölzernen Kloß von 0,— Im. Durchmeſſer 
und 1—1,,, ım. Höhe, welcher in die Erde eingegraben 
und mit Lehm unterjtampft und umitampft iit. Der Am— 
bohblod ift in eine Vertiefung des Stodes mittels eines 
tonischen Zapfens eingelafien. Bei ſchweren Majchinen- 
hämmern wird die elaftiicye Unterlage durch mehrfach 
(4—8 Reihen) kreuzweis über einander geichichtete höl— 
zerne Ballen von 0,,—0,,, m. Seite gebildet, welche 








auch in Sachſen üblichen großen Amboße haben eine Bahn 
in Geſtalt eines Rechteds von ca. O,,, m. Länge und 0, 
m. Breite, an welche fih manchmalnod ein Ambohichentel 
(j. d.) anfept. — 2. der Hornamboh, auch jüddeuticher od. 
engl. Amboß, fri.enclume A corne, anvilwithonearm, 
beak-iron (Fig. 155), untericheidet fich vom mitteldeutichen 
durch ein in der ge der Bahn a b angejeßtes 
Horn c. Bei b ift ein Loch zu Aufnahme von Einjägen u. 
Geſenken, d die Bruft, e der Amboßſtock, meiſt von Eichen= 
holz. — 3. der Zweiſpitzamboß, das Sperrhorn, Bankhorn, 
der franzöfiiche Amboß, frz. enclume A deux cornes, bi- 
gorne f.,enclumeen T.engl.two beak-iron, rising-an- 
vil, hat2 Hörner. — 4. der Sperrhaten, das Heine Sperr= 
horn, frz. bigorneau, m., engl. small beak-iron (Fig. 
156); das eine Horn ijt rund, das andere viertantig. — 
5. Bankamboß, Schlagitöchen, frz. enclumeau, enclu- 
mot, m., engl. little beak-iron, beek-iron, bick-iron ; 
dieje fleiniten Sorten Amboße jpannt man im Schraub= 
jtod an die Banf. — 6. Handamboß, fr}. enclumette, f., 
bigorne k main; hierher gehören der Dengelitod der 
Schnitter, der Schieferdederamboß ꝛc., ſiehe auch d. Art. 
Geſenkamboß. [Schw.] 

Ambofbahn, f., Eiſtuknecht, m., frz. table, plaque, f., 
fau, ım., aire, f. d’enclume, engl. anvil-plate, face, ſ. d. 
Art. Amboh und a, b, ce Fig. 155. 

Amboßblork, ın., Amboßfutter,n., Ehabotte, f., Icabotte, 
Schawatle, f., frj.chabotte, f.,engl.anvil’s bed, der Blod, 
der entiweder mit dom Amboß aus einem Stüd gearbeitet 
ijt, oder in den der Amboß eingeteilt wird. 

A 





Fig. 157. Ambokeinfäge. 
Amboßcinfat, m., od. Einfehloc, m. ; Fig. 157 zeigt in 
!/, der natürlichen Größe mehrere diejer Heineren Schmie— 


deunterlagen, die mittels eines ihnen angearbeiteten Za— 


piens in das Loch b des Ambohes Fig. 153— 155 einge 


ſetzt werden. A tft ein Kettenſchweißdorn zum Schweißen 


von Ktettengliedern. B ijt ein Abjchrot; man legt das ab- 
zuichrotende Eifen auf die Schneide und jchlägt mit dem 
Hammer darauf. C und D, Unterjtödchen, dienen zum 
Bilden rinnenförmiger Eindrüde. E dient zu verſchiede— 
nen Zweden. 


— ———— 


89 


Ammon er 

















Ambofihorn, n., frz. bec, m., corne, f., engl. beak, 
ſ. e in ig. 155; Fig. 156 hat ein rundes und ein ediges 

orn. 

Ambofirand, m., frz. aröte, f., bord m.de l’enclume, 
engl. anvil-edge. Der hintere Querrand der Bahn oder | 
des Schentels bei a in ig. 153— 155. 

Ambofifcyenkel, m., jrz. jambe f.del’enclume, engl. 
anvil-side. Die Verlängerung der Bahn bei a Fig. 153 
bis 155; j. d, Art. Amboß 2. 

Ambofftock, m., Schabottenfodk,, m., Hammerflock, m.., 
frz. billot de chabotte, tronchet m.de l’enclume, engl. 
anvil's stock, block. Die Unterlage des Ambopblods, 
j. im Art. Amboß. 

amboutir, v. a., fr;., engl. to emboss (Klempn. 2c.), 
auftiefen, auftreiben, j. aud) emboutir. 

Ambra, f., j. Anıber. 

Ambraholz, Amberhol;, n., j. Santelholz. 

Ambry, s., engl., aud) locker u. hutch. 1. Kredenz— 
tiſch (ſ. d.). — 2. Schranf zu den heil. Gefähen; j. Almer. 

Ambulacrum, n., ambulatio, f., lat., frj. ambula- 
toire, m., engl. ambulatory. 1. Halle zum Sees 
neben an den Gärten der römijchen Wohnhäuſer. — 
2. Raum zwijchen Gella und Säulenreihe des Periſtyls, 
auch pteroma gen.; ſ. Tempel. — 3. Chorumgang. — 
4. Kreuzgang. — 5. Halle des Atrium. 

amcaesa vasa, j. dv. w. celata vasa, n. pl., lat. So 
nannten die Nömer Gefäße mit erhabenen Verzierungen. 

Ameifen dienten der heidniſchen Kunſt als Sinne 
bild des zeritörenden Brinzipes, des Todes, der hriftlichen 
als Sinnbild des Fleißes. 

Amel, s., engl., ſ. v. iv. enamel, j. Email. 

Amelet, m., frz., . v. w. Annelet. 

amerieain, ad)., ft3.; poutre f. am6ricaine, Gitter— 
balten (ſ. d.). 

Amerikanifche Baukunſt, f., frz. architecture amé- 
ricaine, engl. american architecture. Als die Spanier 
Amerika entdedten, fanden fiedort Bölfervor, dieaufeiner 
hohen Kulturitufe jtanden und zwar, fo viel ſich aus den 
damals noch unverlegt erhaltenen vielen und fojtbaren 
Baudenkmalen ſchließen lieh, ſchon jeit langen Zeiten. 

Die Denkmäler, die Wohnftätten und jomit aud die 
Bildung diefer Völker wurden von den goldfüchtigen Eu— 
ropäern zerjtört; erjt in neuerer Zeit hat manangefangen, | 
die Ruinen jener Baudenkmale wieder aufzujuden, und 
bat darin die Neberbleibjel von Straßen, Hanälen, Bes | 
jejtigungen Und Gotteshäufern erfannt; im allgemeinen 
zeigen leptere die Byramidalform, dod) ift dieſelbe bei den 
verichiedenen Stämmen auf verſchiedene Weife ausgebil- 
det und auch jehr verfchiedenartig verziert worden, indem 
man bei den einen ojtindifchen, bei anderen ägyptiſchen 
bei noch anderen jogar byzantinischen Reminifcenzen be: 
negnet, obgleidy von einem Umgang der Ureimvohner 
Amerika's mit einem der dieſe Stile fultivirenden Völler 
bis jet aus den allerdings noch ſehr unvolljtändigen | 
Nadrichten über die frühere Gejchichte Amerifa’s nichts 
erhellt. In Bezug auf die einzelnen Kunſtrichtungen, die | 
durch die Bauten der verjchiedenen Vollsſtämme repräs | 
jentirt werden, ſ. d. Art. nordamerikaniſche, peruaniſche, 
aztefische, toltekifche, olmekifche Baumwerfe. [M-s.] 

amerikanifcde Mühle, f., j. Mühle. 

Amerimnum, n., lat., ſ. Ebenholz. 

Ametall, Nichtmetall, n. (Chem.), = Metalloid (j.d.). 

Amethyft, m., Amethyſtquarz, ın., ft}. amöthyste, f., 
quarz-hyalin m. violet, engl. amethyste (Min.), ein 
durd Mangan rofenroth od. violett gefärbter, mit jtreifi- 
gen Zeichnungen verjehener Quarz od. Bergkryſtall. Der 
A. kommt oft in Drufen eingewachſen vor u. findet ſich in 
Deutſchland an verſchiedenen Orten, in Ungarn, Spanien, 








Ceylon u. Oftindien. Bei den Alten jtand er im Ruf, ge— 

gen den Rauſch zu ſchützen, und hieß deshalb ausidtustos 

(ernüchternd), doch auch Hyazinth, während der jept Hya— 
Mothes, Jluftr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


zinth genannte Stein ein anderer ijt; wegen diefer Eigen= 
ſchaft wurde er oft als Amulettgetragen. Noch heut findet 
er als Schmudjtein zu Ringen ꝛc. Verwendung, hat jedoch 
nur geringen Werth. Häufiger wird er in der Mojail ver: 
wendet, und man jtellt ihn zu dieſem Zwed aud) fünjtlich 
dar durd) folgenden Glasfluß: 

Farblofer Straf 1000 

Manganoxyd ... 8 

Stobaltomd ....5 

Goldpurpur .... O0. 

Der ſog. orientalijche A. ift eine violette Abänderung 
des Saphir od. Korund. Vgl. d. Art. Brafem. [ Wf.) 

Ametrie, f., Mangel an Ebenmäh oder Gleihmäßige 
keit, alſo Gegenſatz von Symmetrie. 

Ameublement, m., frz., Hausgeräth, Zimmereinrich— 
tung, bei. die Gejamtheit aller zu einem Zimmer gehöris 
gen, aus gleichem Holz und in gleichem Stil gefertigten 
Möbel. Leider wird immer nod) oft der Fehler begangen, 
da; man das U. nicht mit Sorgfalt, beſ. nicht mit 
Zubülfenahme eines künſtleriſch gebildeten Rathgebers 
auswählt. Infolge dejien harmoniren die Möbel kaum 
unter einander, geichweige denn mit den Wänden und 
Deden des Zimmers, und oft bejteht der grellite, ſchnei— 
dendite Kontrajt nicht nur zwiſchen diefen beiden, fondern 
auch zwifchen der ganzen Einrichtung und der Architektur 
des Gebäudes. Näheres fiche in d. Art. Möbel, Möbel: 
jtoffe, Tapeten ıc. und bei. unter d. Art. Ausſchmückung, 
Ausbau und Farben. [ Ms.) 

Amborn, m. (Bot.), ſ. v. w. Ahorn (j. d.). 

Amiant, ın., frz. amiante, m., engl. amianthus, auch 
Erdflachs, Bergflachs, Steinflachs, faferiger Asbeft gen., 
ein der Hornblende jehr nahe verwandtes Mineral, aus 
biegjamen, härförmigen Kryitallen bejtehend; ſpez. Ge— 
wicht = 2,,, weiß, jeidenglängend; vor dem Löthrohr ver= 
hält er fich wie Hornblende, läßt ſich ſpinnen und weben 
und wird bef. zu unverbrennlichen Geweben, welche man, 
obgleich jehr theuer, zum Ueberzug von Holz anwenden 
fann, zu unverbrennlichen Lampendochten, zu Asbeit: 
papier, welches zwar raub u. fpröde, aber unverbrennlid,, 
zu Asbeſtöfen, welche namentlidy in China in Gebrauch 
jind, und zu Filtration von Säuren u. papierzerjtörenden 
Flüffigkeiten verwendet. [ Wf.) 

Amiantsid, n., auch Bnfolith, m., frz. pierre rayon- 
nante, miroitante, engl. amianthoid, grünfiches, kalte 
haltiges Mineral, dem Asbeft verwandt, in der Dauphinde 
vorkommend. 

Amid, n., jrj.amide, m., engl. amid, amidet, ammid 
(Ebem.), ſ. Amylum. 

Amidin, n., frʒ. amidine, amyloline, f., engl. amylo- 
line, dextrin, durch Hitze veränderte Stärfe, fiche aud) 
Dertrin. 

Amiden, n., frj. amidon, m., t&colit, engl. amylum, 
das Stärtemehl, j. Amylum, 

Amm, f., Spreu, Kaff, jhwäb. Provinzalismus. 

Ammelmehl, n., Amylum. 

Ammon, eigentl. Amun, der aus dem Berborgenen 
Glänzende, aljo der unfichtbare Allmäcdhtige, eine Gott— 
heit der Aegypter mit Widderhörnern, aud mit Widder: 
fopf, ſelbſt ganz ala Widder abgebildet, vermuthlich: 
1. weil bei dem Zeichen des Widders das Jahr beginnt; 
2. find Hörnerdas Snmbolvon Macht, Glanz u. Strahlen; 
3. Widderhörner winden fid) zurüdgebogen nad ihrem 
eigenen Mittelpunkt zu, deuten aljo den in ſich jelbjt zu— 
rücgezogenen, jeinen Glanz in ſich verichlichenden, d. h. 
unfichtbaren Gott an, der fich nur in der Hülle der äuße— 
ren, fihtbaren Welt den Sterblichen zeigt. Die Jiraeliten 
folgten den Aegyptern darin, indem Mojes ſich jeinem 
Volk nur mit verbülltem Antliß zeigte und nachmals mit 
Widderhörnern abgebildet ward, als Stellvertreter des 
unfichtbaren Gottes. 


12 


Ammoniak 


Griechen u. Römer, den Aegyptern nachahmend, hatten 
einen Zeus, rejp. Jupiter Ammon mit Widderhörnern, 
die auch an Altären angebracht wurden. [.Ms.] 

Ammoniak, n., fr}. ammoniaque, f. (u. m.), gaz m. 











ammoniacal, engl. ammonia, ein eigentliches und zwar | 


flüchtiges Altali, auch flüchtiges Laugenjalz, Ammoniak: 
gas gen. (Chem.), ſehr jtechend riechende Luftart, die aus 
1 Theil Stiditoff und 3 Th. Waſſerſtoff beſteht. Das A. 
tritt bei der Zerießung jtidjtofihaltiger, organiiher Sub- 
ftanzen, d. i. bei Füulnisprozeſſen, jomwie bei der trodenen 
Deitillation diejer Subjtanzen auf. Das Ammoniafgas 
verbindet jich begierig mit Wafler und bildet damit die 
Ammoniakflüffigkeit, auch Salmiat: od. Hirſchhorngeiſt gen. 
Mit Kohlenjäure verbindet fi das N. zu kohlenſaurem 
4, einem Salz, welches die Eigenſchaften des A. aber in 
emilderter Weije zeigt, Daher es aud) den Namen mildes 
— ———— führt. Mit anderen Säuren bildet das A. 
leichfalls Salze, wovon der Salmiaf (j. d.) die häu— 
Hate Verwendung findet. Das A. findet in der Medizin 
jowie in hemtichen Künften und Gewerben vielfache Ans 
wendung. [ Wf.| 
Ammoniakalaun, m., frz. alun m. ammonical, engl. 
ammonia-alum, nennt man das Amitallijirte ſchwefel— 


faure Thonerde-Ammoniat. Wird U. durch langjames | 


Erjegen in wäſſerigen Fluß gebradıt und mit gebranntem 
Gips vermifcht, jo lieferter, in Formen, beſ. Metallformen, 
gegofien, volltommen fcharje Abgüffe, wozu man aber den 


römischen Alaun nicht nehmen darf, weil diejer den Gips | 


ungleihmähig gelb färbt. | WY.)] 
Ammoniakalkupfer, n., j.v. w. Kupfewitrioljalmiat. 
Ammoniakflüffigkeit, franz. ammoniaque liquide, 
engl. liquid ammonia, f. Ammtoniaf, 
Ammoniakgummi, Ammoniakharz,n., der harzige, eins 
gedidte Saft einer in Perſien wachſenden Umbelliferen— 
pflanze (Dorema armeniacum), fommt ım Handel in 


bräunlichen, zufammengebadenen Körnern od. Klumpen 


vor und dient in der Medizin und zu Kitten. 

Ammoniakmafdine, f., j. traftmajchine. [Schwa.) 

Ammonit, m., Ammonshorn,n.(Miner.), eine Schnede, 
die häufig in Flötzkalk, jelten in Nupferfies verjteinert 
vorkommt. 

Ammonium, n., frz. und engl. ammonium, 1. ein zu 
den Allalimetallen geböriges buypotbetiiches, bisher noch 
nicht ijolirtes Metall in den Ammonialjalzen, aus 14 
Gewichtstheilen Stidjtoff und 4 Gewichtstheilen Waſſer— 
ftoff bejtchend. — 2. Ort, wo Jupiter Ammon verehrt 
wird, j. Ammon. 

Ammoniumamalgam, n. (Chem.), metallähnliche 
Verbindung von Ammonium und Uuedjilber, fiche 
Amalgam. | Wf.) 

Ammoninmelorid, n., jalzjaures Ammoniat, frz. sel 
m. ammoniac, ammoniaque f. muriatee, engl. muriate 
ofammonia, salmiac (Chem.), ſ. d. Art. Salmiat. | Wf.| 

Amoise, f., j.d. Art. Moise, 

amont, en amont, adj., frz., ſtromaufwärts, bergauf- 
wärts; d’amont, bergaufwärts gelegen, doch auch von 
bergaufwärts fommend, 3. B. vent d’amont, jtromab, 
bergab wehender Wind; vent amontal, Ojtwind (von 
Südoſt bis Nordoſt inbegriffen). 

Amor, bei den Griechen Eros genannt, Gott der Liebe, 
nad) den verichiedenen Mythologien aus dem Chaos, od. 
von Kronos und Bäa (Zeit und Erde) erzeugt, nadı noch 
jpäterer Mythe von Mars u. Venus. Himeros u. Rothos 
Sehnſucht u. phyfiiches Verlangen) find feine Begleiter. 
Sein Hofitaat find die Amoretten, Kinder der Nympben; 
beigegeben werden ihm die Grazien oder aud) die Glüds= | 
göttin. Dieipäteren Griechen gaben ihm einen Bruder im | 
Anteros (Gegenliebe), die Römer aber vereinten feine Bes | 
gleiter — und Pothos in einen Begriff Cupido, zu 
einem Li 





90 


Ampbibol 

| er als zarter Jüngling, jpäter als ſchallhaſter Knabe mit 

Blumen im Här, mit Bogen u. Bfeilen, meist geflügelt, oft 

‚ mit einer Binde vor den Augen, aud) angelnd, od. Schmet: 

‚ terlinge fangend oder einen ſolchen in der Hand zur Er- 

innerung an feine Liebe und Ehe mit der Pſyche (1. d.), 

eine jehr jhöne Sage; auch findet man ihn in einem Käfig 

zum Verkauf ausgejtellt, oder jelbjt als Verkäufer von 
Herzen x. 

Amoree, f., fr;. 1. Zündfraut, Zündung, Durchſchlag⸗ 
| brändchen x. — 2. Yöjung von Gold, Silber oder Platin, 
in welche man eine zu platirende Kupferplatte taudıt. — 
3. ſ. Anbruch 3. — 4. Auch für Zahnſtein gebraucht. 

AMOTCET, v. a., franz., 1. cin Minenloch xc., ihm Züns 
dung aufgeben. — 2. Ein Stüd Eijen, es abfinnen, zu: 
ihärfen, um es zu ſchweißen. — 3. Eine zu platirende 
Kupferplatte, fie in eine Löjung von Bold zc. eintauchen 
od. damit beftreichen. — 4. Ein Loch in Metall od. Hol;, 
es anförnen, zu bohren beginnen, anbohren. — 5, Eine 
Pumpe, fie anheben, anjaugen lafjen. 

Amoreoir, m., frz., der Mittelfucher, Körner, Bert: 
zeug zum Anförnen ; ſ. amorcer 4. 

amorph, frz. amorphe, engl. amorphous, adj., wird 
derjenige Zuftand feiter Körper gen., in welchem ihnen 
nicht nur äußerlich jede Kryitallgeitalt, jondern aud bis 
in die Heinften Theile jede kryſtalliniſche Tertur abgeht. 
Amorpbe od. geitaltloje Körper bilden fonad) den Gegen— 
ap zu den Emitallinifchen oder geftalteten Gebilden, 
Amorphe törper, wie Glas, Stein u. Brauntohle, Harze, 
Gummi, eiweißartige Körper ic. laſſen ſich in jeder Rich— 
tung gleich leicht od. ſchwer zerbrechen (mujchliger Brud), 
während dies bei kryſt. Körpern nur in bejtimmten Rich— 
tungen geichieht. 

Amortisation , f., amortissement, m., franz., jede nicht 
zur Seite ausladende, jondern zurüdweichende od. ſchmä— 
ler werdende Abſchließung eines Bautheils nad oben, 
wohl zu untericheiden von couronnement (f. d.) od. Bes 
frönung. — s'amortir heißt nicht, „Sich todtlaufen“, jondern 
in eine jchmäler, ſpitzer werdende Abſchließung enden. 

amouler, v. a., frj., abzichen, ſ. Wepftein. 

Amount, s., for the settling, engl., zunächit Zugabe, 
oder Ueberhöhung bei Auffüllungen in Rüdjicht auf das 
Sehen oder Senten, daher aud) j. v. w. Senkmäß. 

mour m. du plätre, frz., j. im Art. Gips. 

Amourettenhols, n., fr}. benoit fin, bois d’amouret- 
‚tes, von den Antillen fommendes feſtes, ſchweres Holz, 

gelbröthlich, mit braunrotben Adern. 

Ampel, f., frj.ampoule, f.,engl.ampul, v. fat, ampulla 
und diejes wieder von amphora, aud) als ampla olla ge= 
deutet, aud) ama, amula od. hama, &ur, deutſch Ampolle, 
Polle, Bulle gen. 1. In der fathol. Kirche Gefäß zum Auf: 
bewahren des Salböls, auch die zwei Dedeltrüge aus 
Metall, von denen der eine, mit V bezeichnet, den Wein, 
der andere, mit A bezeichnet, das Waffer für den Gebraud) 
bei der Meſſe enthält; fie heijen dann Meßpolle, frz. bu- 
rette, engl. eruet. — 2. Im Mittelalter jedes Oclgefäh, 
jede Lampe. — 3. Jet bei ung jedes zum Schwenfen oder 
Aufbängen eingerichtete Geſäß, mag es num zum Hinein— 
pflanzen von Schlinggewächfen (Blumenampel) oder zur 
Beleuchtung (Lichtampel) dienen, Zu Dekoration von 











| Niichen, Lauben, Boudoirs, Blumenienjtern ꝛc. find Am: 


peln ein jehr dankbares Mittel, 

Ampelith, m, frz. ampelite, f. (Min), Bergpecherde, 
eine Art mangans u. eifenhaltige Erdfohle, dem Asphalt 
jehr äbnlid und von den Alten zum Malen gebraudt. 
Ampelite aluminifere, engl. aluminous ampelite, der 
Alaunjchiefer. 

Amphibien, f. pl., galten in der chriſtlichen Symbolif 
des Mittelalters als Sinnbild der Wankelmüthigkeit, Un: 


ebesgott in einer viel niedereren Sphäre der zuverläjfigkeit zc. 
Einnlichfeit, als der bei den Griechen. Nbgebildet wurde | 


Amphibol, m., ity.amphibole, m., Hornblende (j. ?.). 


Amphibotit 


amphibole m. de Labrador, frz., Labrador-Hornblende, 
Hyperſtehn, a. vert, Aftinolith. 

Amphibslit, m., fiche Hornblendeſchiefer. 

——— m., augıraöstuiog, fr. amphipro- 
style, m., ein Tempel, der auf der Vorder- und Hinter- 
jeite eine Säulenvorhalle, an den Lüngenſeiten aber feine 
Säulen bat; auf der Vorderſeite iſt er wohl auch mit An: 
ten verſehen, zwiſchen denen die Thüre; ſ. Tempel. 

Amphithalamus, m.. zap:dakauo;, im griechiſchen ır. 
römischen Wohnhaus ein Gemächerpär, weldyes an das 
Scylafzimmer der Herrichaft ſtieß od. demſelben gegenüber 














en 








Fig. 158. Schema tinet Amphithenters- 
lag, den Eingang zu den Arbeits: u. Wohn: 
räumen der Frauen bildete und den Mäg— 
den zum Aufenthalt, wohl auch ala Schla}- 
raum diente. 


Amphitheater, n., großes Schauhaus, F= ——g 


welches ringsum Sipe für die Zuſchauer, 
die Bühne alfo in der Mitte hat. Daher der 
Name aupıthiarzov. Die Griechen fannten 
wahrscheinlich die A. nicht; die Etruster 
hatten welche, theil& in den Felſen gegraben, 
theils von Holz erbaut; die Homer bauten 
die eriten A. ebenfalls von Holz, und zwar 
mit Hilfe etrusfifcher Arbei: 
ter; erſt jehr jpät wurden jteis 
nerne aufgeführt, deren eine 
große Anzahl in mehr oder 
weniger guterhaltenen Ruinen 
auf uns gelommen find und 
uns eine ziemlich vollitändige 
Idee von der Einrichtung diefer 
ebäude geben; nur jelten wa- 
ren fie ganz freisförmig, in der 
Regel elliptiih im Grundriß; 
j. Fig. 158 und 160. Die in 
der Mitte liegende Bühne A, 
ig. 158, welche mit Sand be= 
jtreut war und daher Arena 
biek, war beivielen untermölbt 





dig. 160. 


mit einem Syſtem von Schleufen und Behältniffen, die | 


theils als Verſenkungen, theils dazu dienten, Die ganze 
Arena ſchnell unter Waſſer fepen zu fönnen, um Seege- 
fehte, Naumachien, darauf auszuführen, und dann eben 
jo ſchnell das Wajjer ablajjen zu lönnen; umgeben war 
die Arena zunächit von einem wajjergefüllten Graben aa, 
euripus, und einer 12—15 Fuß hohen Futtermauer, po- 
dium genannt, in welcher ſich die Eingänge b für die 
Kämpfer, die Einfahrten für Schiffe, Thüren zu den Kä— 
figen oder Stallungen, carceres, caveae, cc, der bei den 
Thiertämpfen gebrauchten Thiere befanden; auf dem 
Podium d hinter einer Brüftung u. Eijengittern jtanden 


9 


Fig. 159. Durdichnitt det Ampbitheaters des Flavius. 


— Amphitheater 








oder ſaßen auf den subsellia oder einzelnen tragbaren 


Seſſeln die Vornehmen, Beamten xc., bei ], auf dem pul- 
vinar, suggestus, unter einem Baldadin, papilio, der 
Kaijer oder Präfekt; hinter denjelben nun, abermals ge— 
trennt durch eine reid) verzierte niedrige Dauer, balteus, 
frz. baudrier, zogen ſich Stufenreiben, gradationes, gra- 
dus spectatorum, in die Höhe, jo daß aljo der innere 
Raum des Amphitheaters, das visorium, die cavea, ſich 
nach oben erweiterte. Dieje Stufenreihen zerfielen in Ab— 
theilungen e, f, g, moeniana, getrennt durch Podeſte mit 
größeren Stufen oder niederen Brüftungsmauern h, 
praeeinetiones, Die unteren moeniana, e, waren für 








Grundriß des Amphitheaters des Fiavius. 


die Prieſter, Ritter und Tribunen , die nächſten, f, für Die 
reicheren Bürger, die oberen, popularia, g, für das ge— 
meine Volk bejtimmt, zu dem Alle gezäblt wurden, die 
unter 400,000 Sejterzien im Bermögen hatten. Bei gro= 
ben W.n war für leßtere od. auch für Sklaven über i eine 
befondere Galerie zum Stehen hinter der lepten Stufen- 
reihe aufgebaut; bei dem für 87,000 Zuſchauer einges 
richteten Colosseum, Fig. 159— 161, jogar zwei hinter 
und über einander. An der Rückwand diefer Galerien 
waren dann (ob bei allen A.n, wiſſen wir nicht) Vorrich— 
tungen, meijt jteinerne Oeſen oder Krampen angebracht, 
um Maftbäume hineinzuſtecken, vondenen aus ſtarle Seile 


12* 


u Amphitheater 92 Amphore 


nad) einem über dem Mittelpunkt der Arena ſchwebenden 1,,. m. Höhe mit nach außen ſchlagenden Thüren, melde, 
Ring von Tauen liefen; zwiſchen dieſen Seilen waren geöffnet, arrade binreichen, um ben hinter dieſer Blante 
Segeltücher, velaria, ausgeſpannt, welche beliebig beis | ringeum laufenden Ilmaang von circa 1,,, bi® 1,,, m. 
jeite gezogen werden fonnten; diejes Zeltdach war meift | Breite zu jperren. Hinter dDiefem, etwa dem Euripus ent= 
von braunem od. gelbem Wollenſtoff, doch auch von Seide, | Iprechenden Umgang erhebt fich eine zweite Schranfe von 
jaNero lich fogar eins von Burpur mit goldenen Sternen | ca. 2 m. Höhe, welche man Podium nennen könnte, denn 
anfertigen. hinter ihr ziehen ſich die Sperrfige herum, unter denen die 

An verichiedenen Orten waren die Sipftufen durch Hei= | Ställe für die Pferde, Stiere oder andere zum Kampf be- 
nere Stufen unterbrochen, scalae, scalaria, k, melche auf | jtimmte Thiere, die Ankleidezimmer für die Kämpfer ı. 
der Oberfläche der Cavea binliefen undauf denen manaljo | liegen. Hinter den Sperrfigen laufen nun Sipreihen 
von der praecinctio aus abwärts auf die zugehörigen | herum, welche immer böber aufjteigen: bei einigen zieht 
Sipreihen gelangen konnte, welche aber auch zugleich die ſich, ähnlich wie bei den antifen A.n die Galerie, eine Reihe 
Sißzreihen in keilförmige Abjchnitte, cunei, theilten, von von Logen, in Bejtalt einer Arkade, blos hinter den legten 
denen einige für die Frauen, andere für Die Mädchen, ans | diejer Stufenreihen herum, auf ihrem flachen Dad) eben- 
dere für die Ehemännerec. beftimmt waren. Ueber die Be: | falls noch Zuſchauer bergend; bei anderen, namentlich, 
obachtung diefer Eintheilung wachten die cunearii, loca- | bei den von Holz gebauten U.n find die Logen vorgerüdt 
rii, die an den Thüren, vomitoria, pojtirt waren, durch | und bilden gewiſſermaßen ein Geſchoß über den unteren 
welche man auf die praecinctiones von den Treppen aus | Stufen. Wenn fidh, wie bei einigen allerdingsder Fall iſt, 
gelangte, die im Innern des Unterbaues nad) den Korris | die Logengeſchoſſe mehrfach wiederholen, jo gewinnt das 
doren, Umgängen, fornices, concamerationesx., hinab- | Ganze mehr Ähnlichkeit mit dem Innern unferer moder: 
führten. So hatte jeder Rang, jede$ moenianum, ans | nen Theater. Diefe Etiergefechts Amphitheater führen 
dere Treppen und andere Vorpläße im Parterre, und | in Spanien den Namen plaza de toros oder de corrida, 
jomit andere Eingänge von der Strafe ber, m, fo daß | und es giebtderen, die30,000 Jufchauer fajjen. Dem Ein— 
leid; von der Strafe aus das Publikum, je nach den | gang für den Stier gegenüber ift, ganz ähnlich wie beim 
antifen X., derpulvi- 
narfürden Kaijer od. 
Statthalter, die Loge 
für den König oder 
für den höchiten Bes 
amten der Stadt od. 

I 2 — welcher bei 
Ph ' —— m Stiergefecht den 

Are 2 N R Vorfig führt, auf 
! zu, 1 1 — Ordnung hält, Dilet⸗ 
tanten die Erlaubnis 

—— = zur Theilnahme am 
Kampf ertbeilt x. 

Die zweite Art noch 
jebt in Gebrauch be: 
findlicher U. find die 
Cirques &questres, 

Kunftreiterbuden. 
* ——— Auch ihr Haupt— 
ga — 

mpbithenters Flavius (Eolofjeum). S dhranfen, beren 


Pläßen, zu denen es Billers gelöft, in verjchiedene Ihüren | Oberkante gepolftert ift und binter der fogleich die ſtufen⸗ 
vertheilt wurde, was die tontrolle bedeutend erleichterte. | artig auffteigenden Site anfangen, weldhe nur bei eini- 
Bei dem Coloſſeum jowie bei mehreren größeren A.n führ= | gen bis an die Umfaſſungswände gehen, bei anderen hinter 
ten nad) dem Podium, aljo nach den Sitzen der Vor: ſich Yogen, bei nod) anderen ſolche über ſich haben. 
nehmen, diejenigen Eingänge, die den vier Enden der bei | Mod) find zu erwähnen die Schaupläge für die Hahnen— 
den Achſen der Ellipie entipraden, n; Die anderen waren | gefechte, Amphitheater mit einer ſehr Heinen, von hober 
(gewöhnlid am Schluhftein) dur Buchjtaben u. Nums | Schranfe eingefahten Arena und diefem Umftand ent: 
mern bezeichnet, damit das Publikum gleich wifie, wobin | jprechenden jehr fteilen Stufenreiben. 
08 durch jede einzelne gelange. Die Außenarchitektur der A. Die Benennung Ampbitbeater bat aber dieſe moder- 
war natürlich in mehrere Stodiwerfe getheilt und zeigte | nen Gebäude verlafien und wird jeßt für den vornehmſten 
eben fo viele Arkadenreihen, deren Pfeiler mit Säulen od. | Plab in dom Zuſchauerraum der Theater gebraucht, und 
Pilaſtern bejept, oder auch blos miteinem Nämpfergefims | zwar bier und da für den (ſonſt Barfet genannten) vor: 
verjehen waren; bierin berrichte viele Willfür und große | deren, dem Orchefter zunächit liegenden Theil des Bar: 
Mannigfaltigfeit; ſ. ig. 159 und 161. Je nad) den ın | terres, anderwärts für die hintere, der Bühne geradegegen- 
denfelben vorgejührten Schauſpielen hieß Das U. bei den | ütberliegende Barterreloge, deren Brüftung dann gewöhn- 
Römern theatrum venatorium, naumachia ıc. lid) bedeutend in das Parterre hineingeſchoben ih [Ms.| 
Da während der graufamen Chriftenverfolgung die) Amphithyren, n., aupıdügev. 1. zweiflügelige Thüre. 
Anhänger der neuen Lchre vielfältig verurtheilt wurden, | — 2. lat. Amphithura, f., Tbürvorhang, bei. der Bor- 
in den An im Kampf mit wilden Thieren zu fterben, | hang zwifchen Mittelfchifi und Altarhaus. 
jo faßten die Chriften tiefen Widerwillen gegen diefe| Amphore, f., lat. amphora, f., grich. aupopsig, 1. rö- 
Kampfipiele, die A. jtanden lange leer u, verfielen endlich. | mijches Flüſfigleitsmäß — "/, Culeus, entbielt8 Congios, 
Nur in Spanien hat fih in den Stiergeiechten noch ein ungefähr 34,,,1.; in Benedi hältjept1 Anfora = 8 Cogni 
Reit jener Kampfipiele erhalten; die zu Abhaltung der: | ca. 68,, 1. — 2, Öetreidemäß, die Hälfte eines Medimnus 
felben dienenden A. find jelten elliptijch, meiſt freisrund; | = 2 Urnas x. — 3. Ehiffsmäß,, ungefähr jo angewandt, 
bie jandbejtreute Arena umgiebt eine Planke von etwa | wie wir nad) Tonnen redinen. — 4.Amphoracapitolina, 























— DE 


Bi. 161. Maine 








- 


amphofere Stoffe 


93 


Ananasfreißfaus 








Aichamphore, Normalmäh, wie joldhe auf dem Kapitol 
jeder Stadt des römischen Reiches vorhanden fein mußten. 
— 5. Zunächſt trugen nun die eine A. mejjenden Gefähe 
auch diefen Namen, der fih allmählich auch auf andere 
von ähnlicher Größe oder Form übertragen mochte. Die: 
felben batten nämlich cylindriichen Rumpf, trichterför= 
migen, ganz jpigen Boden, und neben dem ziemlich engen 
Hals zwei Heine Henkel, wabricheinlich bei. zum Durch— 
ziehen eines Strides gebraudıt. 

ALS die jpäteren Römer anfıngen, jene kühnen Kuppeln 
zu bauen, bei denen jo viel auf Leichtigkeit des Materials 
ankam, verwendeten fie Amphoren dazu, indem fie den 
jpigen Boden der einen in den Hals der andern jtedten 
und fo auf dem Wölbgerüfte eine unten beginnende Spi— 
rale zujammenjeßten. Näheres ſ. d. Art. Topfgemwölbe. 

amphotere Ztoffe ( Chem.), ſ. indifferente Stoffe. 

Amphotis, f., griech. äupemız, zweihenfeliges Gefäß, 
Amphoton, n., Becher mit 2 Handhaben, auch Tragbahre. 

Ampulla, ſ. lat., Dimin. vd. ampa, bauchige Flaſche 
mit zwei Henteln Stammmort von Ampel (f. d.). 

Amfteig, m., j. v. w. Spreufammer. 

Amt, Ambadıt,n., in Norddeutichland, bef. inden Hanſe⸗ 
ftädten, die älteren, mit Privilegien verfehenen Innungen, 
bei. Maurer, Zimmerleute und Schloffer. 

Amthaus,n.,1.j.v. iv. Gerichtshaus.— 2. ſ. v. w. Pach⸗ 
terwohnung, in einigen Gegenden Deutſchlands und auf 
einzelnen privilegirten Gütern, wo der Pachter den Titel 
Amtmann führt. 

Amtshaus, n., Junungslofal, ſ. Ant. 

Amtsmeifter, m., ſ. v. w. Obermeifter einer Innung, 
j. unter Altmeiiter. 

Amula, f., Dimin. von ama, lat., j. Ampel. 

Amun, j. Ammon. 

Amurea, f., lat., Gemiſch von Oelhefen und Oliven— 
blättern, mit Lehm oder Thon vermengt, ſchon von den 
Römern als wajjerdichter Ruß gebraucht. 

Amussium, n.,amussis, f.,lat., 1. Richtſchnur, Richt— 
icheit, bei den Römern wägerechte Scheibe, iiber die man, 
äbnlic) wie jeßt die Pflaſterer, vijirte und die jo die Stefle 
unjerer Setzwäge vertrat; wie die Römer fie wägerecht 
jtellten, wifien wir nicht. — 2. Vorrichtung, um die Rich— 
tung der Winde zu finden; ſ. Anemojfop. 

Amylalkohol, m., Amplorpdhndrat, Kartoffelfufelöl, n. 
(Ehen. |, unangenehm riechende, bei 132° fiedende Flüffigs 
feit, welche ſich bei Gührung bildet und bei. im Brannt— 
wein aus Kartoffeln ſich findet. In Waſſer ift M. nur 
jchr wenig löslich, ſchwimmt auf dem Waſſer, löſt Phos— 
phor, Oele, Harze auf. 

Amylum, Amplon, n., Amidam, m., fr}. amidon, m., 
engl. amylum, auch Ammelmchl, Kraitmebl, Stärkemehl, 
aus Reizen, Kartoffeln sc. erhaltenes Sapmehl; in faltem 
Waſſer nicht lösbar, in jiedendem Waſſer zu einem Haren 
Kleifter auellend. | Wf.| 

Amyris, f., lat., j. Roſenholz. 

Anabathron,n.,avaßadgov, 1. Treppchen, Stujentritt; 
Cajus Grachus ließ an den römijchen Strafen Ana 
bathra zu Bequemlichkeit der Reiter beim Ab⸗ und Auf- 
jteigen zwiichen Mittels und Fußweg in regelmähigen 
Zwiichenräumen anbringen. — 2. Siß, der um einige 
Stufen erhöht ift; ſ. Katheder. 

Anadhronismus, m., vorſätzlicher, od. unvorjäglicher 
Fehler gegen die Heitrechnung. Sole find in der Archi— 
teftur 4. B. für jemand, der im 18. Jahrh, lebte, ein gothi— 
ches Dentmal Be ein gothiſches Gebäude in antitem 
Stil möbliren xc.; ſ. d. Art. Konjequenz und Stil. 

Anagiyph od. Anaginpt, n., in halb od. flach erhabener 
Arbeit ausgeführtes Kunstwerk, Flachrelief in Metall, 
gebrannter Erde, Gips x. Daher Auagipplik die Kunſt, 
Flachreliefs zu fertigen. 


‚ verfertigt werben. | Wf.) 





und bis ins Mittelalter hinein Herbergen und Zufluchts— 
jtätten fir Arme und Berfolgte neben der Kirche, auf ge= 
weibtem Boden, alfo unantajtbar. 

Anakamptik, f., Lehre von den zurüdgeworfenen 
Licht und Schallitrahlen ; ſ. Akuſtik, Cptil u. Reverbere. 

Anakardienholg, n., j. d. Art. Acajou. 

Anaktoron, n., gricch,, ſ. Abaton. 

Analogeion, n., griech, lat. analogium, 1.1. Ambo. — 
2. ſ. v. w. Pulpitum, aud) im Theater. — 3. Ueber der 
Grabjtätte eines Heiligen errichtete Kapelle. 

Analogie, f., bei Nunftwerten j. v. w. Einheit und 
Gleichförmigkeit in der Darjtellung, verbunden mit inne— 
rer Geſetzmäßigkeit. 

Analyfis (Aualyfe), f., frz. analyse, f., engl. analysis, 
Scheidung, Zerlegung, Auflöfung, Zergliederung. 1. In 
der Philoſophie nennt man A. im Gegenſatz zur Syntheſis 
(}. d.) diejenige logiiche Behandlung eines gegebenen Be— 
griffes, durch weldye man ihn in jeine Beitandtbeile, Mert- 
male x. auflöft, um fo zu den Prinzipien zu gelangen, 
3. B. um nach den vorhandenen Baumwerfen einer Periode 
Regeln für die Entwerfung neuer Bauten im Stile jener 
Beriode zu fonjtruiren. — 2. In der Mathematik veriteht 
man unter. die Buchitabenrechnung im weiteſten Sinne, 
indem diejelbe alle Größen ala unbetarnte behandelt und 
fich der Buchjtaben ftatt der gemeinen Zahlenzeichen bes 
dient. Die Algebra (j.d.), wird als erfter Theilder A. auf: 
gefaßt, deren zweiter Theil, die eigentliche A., als A. der 
' endlichen und der unendlicdyen Größen unterſchieden. Er— 
ſtere umfaht die Lehre von den Reiben, Kombinationen, 
\ Kogaritbmen, die A. der frummen Linien ıc., während die 
| zweite die Differenzial-, Integral: und Variationsrech— 

nung begreift. [Schwa.) — 3. Unter emifder Analnfe 
verjteht man die Ermittelung der Zuſammenſetzung irgend 
eines Körpers. Man trennt die chemiſche A. in zwei 
Theile: in die qualitative hemische N., welche die in 
einem Körper vorhandenen einzelnen Beitandtheile ihrer 
Art nach ausfindig zu machen jtrebt, und die quantita= 
tive W., welche die Verfahrungsweiien fetitellt, nad) 
welchen man die Gewichtsverhältniſſe der vorher qualita= 
tiv beitimmten einzelnen Körper auffinden kann. Da die 
‚ Methoden der hemijchen A. überaus zahlreich find u. die 
Anführung nur einzelner dem Zweck des Buches nicht ent= 
iprechen fann, jo verweilen wir auf die fpeziellen hemijch- 
‚ analytischen Werke und führen nur noch an, daß man eine 
organiſche und cine unorganiiche A. unterjcheidet. 
Erſtere beichäftigt fich blos mit Körpern, welche der leben - 
den oder organijchen Welt angehören und meiit nur aus 
Kohlenſtoff, Waſſerſtoff, Saueritoff u. Stidjtoff bejteben, 
während legtere c& mit Körpern aus dem todten Neich, 
dem Mineralreich, zu thun hat. | Wf.| Die Analyſen, die 
für das Bauweſen notbwendig find, findet man in den die 
Materialien betr. Art. 

Analzim, n., frz. analcime, f., engl, analeime, ein 
zu den Zeolithen (j.d.), geböriges Mineral, befteht aus 
Natron, Thonerde, Kieſelerde und Waſſer, findet ſich meiit 
zu Drujen verbunden ın leucitoedriijhen Kryſtallen. 
Seine Härte ſteht zwiichen Apatit u. Ortboflas. 

Anamorphofe, f., Verzeribild, welches, von einer ge- 
wiſſen Stelle aus oder durch einen Cylinder- oder Kugel— 
jpiegel gejchen, als in richtigen Verhältnifien gezeichnet 
erjcheint. 

Ananashanf, m.,od. Pinna, f., wird der weiße, ſeiden— 
artig glänzende Faſerſtoff aus den Blättern der Ananas— 
| pflanze(Bromelia ananasod. Ananassa sativa)genannt, 
woraus Gewebe und Geſpinſte von bedeutender Feinheit 








Anannstreibhans,n., Hauptregeln für die Anlegung: 
Die Wärme, mındeitens 20°R., muß bis auf40°gefteigert 
werden fünnen; ebenjo warm muß das Waſſer fein, womit 
wöchentlich dreimal begofien wird. Die mit Pferdemiſt u.. 





Anakampterion,n.,io hießen bei den älteſten Ehriften | Eichenlaub gefüllten, mit Lohe überdeckten Beete werden. 


ananſtern 


94 


Anchorage 








ziemlich jtarf ummauert, alles Abtropfen des Schwiß- 
waſſers an den Bänden mußverhindert ſein. Mehrj.unt. 
Treibhaus. 

anankern (franz. cramponner, amarrer, engl. to 
fasten with cramps), j. v. w. mittels eines Ankers befejti= 
gen; ſ. d. Art. Anfer. 

Anapiesma, n., von avarızfo, Hebemajchine, welche 
durch Gegengewicdte, Seile und Räder wirkte; namentlich 
in Theatern bei den Verjenfungen verwendet. 

Anaquel, m., ipan., Regal, Fach in einem Schrant, 
Schiff in einer Mojchee. 

anarbeiten, 1. j. v. w. anpaſſen u. dann befejtigen. — 
2. j. v. w. aus demjelben Stüd mit dem andern arbeiten; 
3. B. das Kapitäl ift an die Säule angearbeitet, d. h. ijt 
mit ihr aus einem Stüd. 

Anatomiegebäude, n., das für den anatomischen Un— 
terricht, beitimmte, möglichjt von anderen Gebäuden ifolirt 
zu ftellende Lokal hat zu enthalten: 1. einen gewölbten, 
möglichjt fühlen Ort zur Aufbewahrung der Yeichen, die 
zum Unterricht benußt werden. 2. Lokale für die Samm— 
lungenan Präparaten, Wachsmodellen, Steletten ꝛc. meijt 
aud) eine Bibliothek; ein Kabinet für den Profeſſor, ein 
Berfammlungszimmer zum Luftichöpfen u. zur Erholung 
für die Studirenden, und endlid) den Hörjal ſelbſt, das 
anatomische Theater; diejes iſt entweder halbfreisförmig, 
oval oder freisförmig zu machen, befommt im erjten Fall 
an der gefrümmten Wand, im zweiten ringsum amphi— 
theatralifch ſich erhöhende Siße, bei großer Zuhörerzahl 
auch Salerien, die aber nicht zu hoch jein dürfen, um von 
ihnen herab den Leichnam genau erfennen zu fünnen; 
dieſer befindet fih in der Mitte der Arena auf einer lan 
gen Tafel, die durch eine Verjenkung im Fußboden in den 
darunter liegenden Raum verfchwindet u.von da aus auf- 
fteigt; bei allen Räumen muß für jehr vollftändige Quft- 
eirfulation gejorgt fein. [Ms.) 

Anbau, m.,1.jr3.defrichement, m.,engl.settlement, 
ipan. descuajo, erjte Anfiedlung auf einem vorher noch 
nicht bebauten Terrain; daher auch neu angelegter Stadt- 
theil.— 2. frz. annexe, m., bätiment additionel, appen- 
tis, m., hors d’oeuvre, m., engl. out-house, additional 
building, Anfügung eines neuen Gebäudes an ein ſchon 
ſtehendes, das angefügte Gebäude jelbft, der jpäter hin 
zugefügte Flügel eines Gcbäudes, — 3. ſ. v. w. An— 
ſchwemmung: dieſem A. durch Stromeinbaue, Anhägerun- 
gen 2c. zu Hilfe zu kommen, ift bier u. da jtreng verboten. 

anbauen, 1. ſ. v. w., anfiedeln, oder eine neue Stadt, 
einen neuen Stadttheil anlegen. — 2. Ein neues Gebände 
an ein bereits ſtehendes anſetzen. Hat das ſchon jtehende 
einen andern Befiper als das neu zu erbauende, fo darf 
diefes nur dann an das alte angebaut werden, wenn der 
andere in dieſer Beziehung fein Verbietungsrecht, 3. B. 
fein Traufrecht nad) dem Nachbargrundſtück zu od. dergl., 
bat, und wenn außerdem den gejeglichen Anforderungen 
in Bezug auf Feuerſicherheit 2c. volltommen genügt wird. 
— 3. Anſchwemmen, ein Fluß baut an, d. h. er ſetzt Land 
an. — 4. Der Bildhauer jagt „anbauen“ für: ausladen 
lajien, Ausladung geben, vorjtehend arbeiten. 

Anbaum, m., Aubinne, £., j.v. iv. Mahholder u. Ahorn. 





Anblas, n. (Hüttent,), der Punkt über dem Auge in 
Binnjchmelzöfen, wo das Gebläſe (j. d.) antrifft. [Sr] 

anblafen, 1.durd) Blajen zur Arbeit rufen, ſ. abblaſen. 
— 2, (Hüttenw.) den Hohofen anblajen oder anlajien, frz. 
mettre à feu, engl. to blow-in a furnace, ſ. v. w. eine 
Schmelzcampagne beginnen; 5. d. Art, Eiſenhohofen. 

anbintten (Zimm. u. Tijchl.), franz. assembler a mi- 
bois, engl. to half together, ein Stüd Holz; an ein 
anderes a., heißt: beide mittels eines Blattes (j. d.) mit 
einander verbinden, ſ. d. Art. Aufblattung. 

Anblattung, f., Verblattung, f., franz. assemblage 
a mi-bois, engl. halving, j. Aufblattung. 

anblenden, fr}. poser en parure, en faux parement, 
engl. to blind, ohne organischen Zufammenhang mit 
einem dabinteritchenden Körper daran anfepen, 3. B. von 
Arkaden und anderen Architelturtheilen, die blos als Des 

foration dienen; ſ. blind. 

Anblendung, f., Verblendung, f., frz. revötement, m., 
faux parement, m., parure, f., engl. facing, j. Belleidung. 

anbohren, franz. sonder, forer, engl. to bore-on. 

1. Nicht vollitändig durchbohren, 3. B. einen Baum, um 
aus den erhaltenen Spänen die geiunde Beſchaffenheit 
jeines Holzes zu erjeben, oder auch um Saft oder Harz 
berauslaufen zu lafien; franz. terebrer, ſpan. taludrar 
3. B. bei Ahorn, Birken und zur Pechgewinnung bei 
Schwarzholz; die Erde, um die Bodenbeſchaffenheit zu 
unterfuchen. — 2. Durch Bohren an etwas befcjtigen, ges 
ichicht gewöhnlich blos proviſoriſch. — 3. (Miner.) ein 
Bohrlody beginnen. — 4. Einen: Gegenjtand mit Bohr: 
löchern zum Eprengen verichen, 3. B. einen Brüdenpfeiler. 
anbolzen, frz. boulonner, cheviller, goujonner, engl. 
to bolt-on, ein Stüd Holz oder dergl. vermittel® eines 
Bolzens an etwas Anderes befejtigen; 5. B. Balfen an 
einen Ueberzug od. Träger, Schiffsplanten an d. Rumpf xc. 

Anboffe, f., |. Amboß. 

Anbredybohrer, m., 1.(Bergb.) dient zu Unterfuchung 
des Terrains und zum Auffinden der Lagerjtätten brenn- 
barer Fojlilien, Steinfalz zc.; ferner um durch vertifale, 
geneigte oder horizontale Öffnungen Wetter: und Waſſer— 
tommunifätionen zu bewirten; endlich zu Erihürfung von 
ei u.dergl. Man unterjcheidet den kleinen A.-Bohrer, 
zu Löchern von 10—30 m. Tiefe u. 5—7 em. Weite; den 
Bergbohrer, bis zu 200 m. Tiefe und 16 cm. Weite, und 
endlich den großen A.-Bohrer oder Brunnenbohrer, bis zu 
500 m. Tiefe und 0, m. Weite; 5. d. Art. Bohrarbeit. 
Si.) — 2. (Min.) ſ. d. Yrt. Anfangsbobrer. [Ptz.) 

anbrechen, 1. alt. 3.(Bergb.), den Anbruch (i. d.) aufs 
juchen. — 2. anfangen zu brechen, z. B. einen Steinbruch 
eröffnen. — 3. paſſ. 3., anfangen zu zerbrechen, anbrüchig 
werden. — 4. intr. 3. (Min.), franz. entrer en galerie 
— einen Minengang vom Tag herein beginnen abzu= 
treiben. |Ptz.] 

anbrennen, 1. ſ. v. w. einbrennen, ein Zeichen, Buch— 


ſtaben ꝛc. — 2. Ziegel, |. v. w. anheizen, dem Ziegelofen 


die erjte Hibe mit Neifigfeuer geben. — 3. Thonwären 
das erite Mal brennen, worauf die Wären glafirt werden. 
Anbrudj, m.,frz.entamures, f. pl. (Bergb.u.Steinbr.), 





anbeilen, 1. ſ. v. w. anlajchen, mittel3 eines Beil: | 
biebes bezeichnen (Foritw.) — 2. Anfangen mit dem Beil | 


zu behauen. 

Anberg, m., 1. jeder ungewöhnlich Meine Berg. — 
2. Anböbe, die ſich an den Abhang eines größeren Berges 
anlehnt. — 3. Rampe, Appareille (f. d.). 

anbermen, einen Deich, ihn verſtärken oder befeitigen. 

anbeffern, j. v. tv. genau und jorgfältig anpajien. 

anbetten, einen Fluß od. Graben an einen andern a.: 
jein Bett neben das des andern verlegen. 

anbinden, akt. 3. (Zimmerm.), bier u. da für anblatten 
(1. d.); auch für ſchnüren. 

Anbindung, f. (seldm.), j. d. Art. Antnũpfung. 


1. Das, was ſich von Erz zuerft darbictet, die erjte Erziorte, 


die in einer neuen Grube zu Tagegefördert wird, die erſten 
Steine, die einem Steinbrudy entnommen werden. — 
2. Der Ort, wo dies geſchieht. — 3. (Minenb.), franz. 
amorce, f. d. w. Mundſatzloch (j. d.). 

anbrüdig, nennt man einen Stamm oder ein Bret, 
wenn fie von einer Seite angefangen haben zu zerbrechen, 
auf der andern aber noch ganz find. 

Anceile, f., jrz., die Dachſchindel. 

Anchor, s., engl., ?.der Anter (f.d.). — 2. Schlangen= 
junge, Bieiljpige eines Eierjtabs (f. d.). 





Anchorage, s., engl., 1. auch ankor-hold, Anadjore- 
tenzelle, j. in M. M. a. W. — 2. Much anchoring-place, 
Anterplag. — 3. Auch anchoring, Verankerung. 


Anchor-steel 


Anehor-steel, s., engl. der Anterjtahl (j. d.). 

Andhufin,n.‚derrotbergarbitoffderanchussa tinctoria; 
j. d. Art. Allanna. 

Ancon, m., lat., 1. Schenfel eines Winkelmäßes. — 
2. Konjole, aud) jeder andere Stein, der oben mehr als 
unten ausladet. — 3. Seitenlehne eines Lehnſtuhls. — 
4. Ein Trinfgefhirr. — 5. Gabelitange, Zapfenichere; 
daher ancones prothyrides, die Thürangel; j. Angel. 

Ancon, m., franz., 1. ſ. v. w. Ancon, lat., 2 u.5. — 
2. Elbogenartig gefrümmter Bautheil, etwa ſ. dv. w. en- 
coignure. 

neona, f., lat., Bildjäule, Statue. 

Ancone, s., engl., 1. Kragſtein, Tragitein. — 2. Za— 
pfenichere. 

Anecone, m., ital,, Mittelpunft der Konſtruktion der 
ioniſchen Schnede. 

Aneora, f., lat., 1. Benennung des Kallkes in der Als 
chemie des Mittelalters. — 2. ſ. Anker. 

Ancorea, f., jpan. (Mal.), gelbe Erde, eine Art Ocher. 

Ancrage, m., frj., 1. auch mouillage, m. (Schifff.), 
der Anterplaß. — 2. Das Berantern der Schiffbrücen. 
— 3. Beranferung der Mauern. 

Anere, f., frz., der Anter. 

aucrer, v..a., ft}., 1.auchmouiller (Schifff.), antern, 
den Anfer werfen. — 2. (Baum.) verantern. 

Anerure, f., frz., Anterichliehe. 

Andalufit, Stanzait, m., frz. andalousite, f., mäcle f. 
hyaline, feldspath m. apyre, spathm.adamantin, engl. 
andalusite, stanzaite, in Baramorphojen ericheinendes 


95 


Andronitis 


u kryſtalliſirter Hornblende mit eingeſchloſſenen Kryitallen 
von glajigem Feldſpat, jpez. Gew.:.3,,,. Die Grund: 
maſſe beſteht entw. aus einer Verbindung von kalkhalti— 
gem Feldſpat und reinem Albit, oder aus einer eigen= 
thümlichen, feldipatigen Majje, die durch Andeſin konſti— 
twirt wird. | Wf.] 

Andira ibacariba, f. lat. (Jam Schmetterlingsblüt- 
ler), Baum von 23 m. Höhe, liefert ſchönes u. dauerhaftes 
Holz, in Brafilien zum Schiffsbau am meiften gejchäßt. 

Andiron, s., engl., Handiron, altengl., alare, m., ital., 
Feuerbock (j. d.). 

Andito, m., ital. und jpan., 1. Galerie, um ein Haus 
jid) herumziehend, entw. auf einem Perron od, im Ober: 
geſchoß, auch als fortlaufender Balkon. — 2. Trottoir. — 
3. ſ. v. w. androna (\. d.). 

andobeln oder andübeln, zwei Hölzer an einander; ſ. d. 
Art. Dobel. 

Andreaskreuz, n., burgumbdiiches Kreuz, Scrägkren;, 

‚ n., frj. croix f.deSaint-Andre, de Bourgogme, sautoir, 
| m., engl. cross of St. Andrew, of St. Patrick, saltier- 
‚ cross, saltire, saltiron, scotch-cross, lat. erux decus- 

sata, jpan.aspa, 1.(Öeraldif, Ornamentitzc.) Der Apoftel 
Andreas wurde zu Paträ in Achaja an ein Kreuz von 

dieſer Form (X) gekreuzigt, welches daher Andreaskreuz 
heißt, |. d. Art. Kreuz. — 2. (Bergb.) zwei Gänge bilden 
| ein W., d.h. fie treffen fich unt. jchiefem Winfel.— 3. (Zimm.) 
die Sireuzipreizen zwijchen den Balken werden V. genannt, 
auch in Wänden fommen fie vor; ſ. d. Art. Abkreuzung, 
Kreuzband ꝛc. — 4. (Hüttenw.) N. eines Hohofens, ſ. v. w. 





veilchenblaues, fleiichrothes, auch perlgraues Mineral | Abzucht (j. d.). 


aus Gajtilien, Andalufien, Sachſen, Bayern, Böhmen u. 
Schleſien, beitehend aus 37,, Kiejelerde, 62,, Thonerde, 
fommt in Glimmerjchiefer, Gpmeis u. gewiſſen Graniten, 
jelten in Serpentin vor; rigt Quarz, rigbar durd) Topas; 
ſpez. Gewicht: 3.,; vor dem Löthrohr allein unſchmelzbar, 
mit Kobaltlöjung befeuchtet u. geglüht eine blaue Farbe 
annehmend, mit Borar zu Harem Glas jchmelzend, durch 
Säuren nur wenig angegriffen. 

Andamiada, f., andamio, m., jpan., Serüft, Gang 
Bühne, Weg auf einem Wall, überhaupt jeder jehr erhöhte 
Gang; auch Kothurn. 

andampfen od. andämpfen (Maler.). Um auf ſchnellem 
Weg ichraffirte Zeichnungen für die Dauer berzuitellen, 
bejtreicht man das Papier mit Leimwaſſer, zeichnet, nach— 
dem es getrodnet, mit Kohle darauf und hält dann das 
Papier jchräg über ein Gefäß mit jiedendem Waſſer, jo 
daß die Dämpfe dieſes Wajjers darüber hinſtreichen. 

Andana, f., jpan., Fries, Ornamentenreibe, Fenſter— 
reihe, rad) in einem Regal ıc. 

ndaraje, m., jpan., Rad am Zichbrunnen, Schöpf- 
rad, f. Azequia. 

Anden, m., fpan., 1. Trotteir, in Spanien jchon zur 
Beit der Araber in Gebrauch. — 2. ſ. dv. mw. Anaquel, 

Andena, f., eine Art jchmelzbaren morgenländijchen 
Stabls, in Formen giehbar; j. Gußſtahl. 

Andena, f., anderius, m., andarium, n., lat., ſ. v. w. 
Andiron. 

Andersun, Reiberabtheilung in den perſiſchen Paläſten 
der Gegenwart; vergl. andron. j 

Andelin, m., Art Feldſpat, nach feinen äußeren Eigen= 
ichaften dem Albit jehr ähnlich; beitcht aus 59,,, Kiciel- 
erde, 24,,, Thonerde, 1,9, Kali, 6,5, Natron, Dr Kalt, 
l,gg Talterde, 1,,, Eijenoxyd, ſpez. Gew.: 2,,; ſchmilzt 
leichter als Albit, leuchtet intenfiv in Weißglühhitze, giebt 


milchiges, poröjes las, verwittert ſehr leicht, giebt gutes | 


AufihuttmaterialfürChaufjeen. DerKölner Dom ijtzum 
Theil daraus gebaut. Nein weihe, metallfreie Varianten 
werden mit Vortheil zu Glaſur von Steinwären benußt. 


Andefit, m. (Miner.), in den Anden vorlommendes, 
förnig verwachienes, äußerlich dem Trachyt ähnliches Ge⸗ 


menge aus einer vorwaltend feldjpatartigen Grundmaſſe 


Andreaskrenzfein,m., Audreasbergolith, ſ. Kreuzſtein. 
andrehen, nicderd., andriefeln, 1. ſ. v. w. andrechieln, 
durch Drechſeln anarbeiten. — 2. ſ. v. w. anfangen zu 
drehen; eine Winde a. heißt jo viel, als jie joweit herum— 
drehen, daß das Seil ſtraff iſt. 3. Etwas durch Dreben 
an einen Körper befeftigen; 3. B. eine Schraube feit a. 
oder anzichen, d. b. fie jo tief ala möglich hineinichrauben. 
4. Beim Drechjeln die Stangenwand mittels eines Dreh— 
| baums u, einer Spafe fteifer machen od. anjegen. | Schwa.) 
Andriantogiyphos, m. (gr. Wit.) Bildhauer od, Bild- 
ſchnitzer, deſſen Werte Menſchen daritellen. 
Andriantoplaftos,m., Bildner von Menſchengeſtalten 
in Gips oder Wachs, Boſſirer. 

Andrins, f., avöpia, zunädit nur männliche Rorträtz 
jtatue, doc) auf Bildnifje aller Art, wenn fie nur Menjchen 
daritellen, übertragen; j. d. Art. Bildſäule. 

Andron, m., lat. (zvögwv), der von dem Gynekäum des 
griehiihen Wohnhauſes zur Andronitis führende Ver: 
bindungsgang. Val. Andronitis. 

Androna, f., nannte man im Mittelalter ſowohl die 
Zwiſchenmauern od. Grenzmauern zwijchen zwei Häujern, 
als aud) den etwa dajelbit freigelafienen Zwiichenraum, 
Dieje Benennung wurde aber audı oft für den abgegrenz- 
ten Raum vor dem Haus, aljo für den Vorhof, gebraucht 
u. auf das Atrium der Kirchen, auch wohl der Bedeutung 
des griechiichen Urwortes entiprechend, auf den Theil der 
Ktirchen, der den Männern eingeräumt war, das Männer- 
ſchiff, übertragen. 

Androneum, n., lat., jpätere Benennung des Andron 
oder der Andronitis. 

Andronitis, f.,lat.,frj. andronitis, m. (&vöswvir;), bei 
den Griechen das Männerhaus (j. d. Art. Haus), das der 
Strafe näherlag als das Weiberhaus. Der Eingang von 
der Straße ber wurde durch eine Art Hausflur gebildet, 
welche in den mit Säulenhallen umgebenen Hof mündete 
(1. Periſtyl). Auf der Mitternachtsjeite diefes Hofes lagen 
fuzifenische Speifefäle u. Bilderfäle, gegen Oſten Biblio- 
thefen, gegen Abend Eredern, gegen Mittag aber große 
quadratische, auf vier Tafeln eingerichtete Speiſeſäle. 
Späternannten die Römer die mesaulae, d.h. die ſchmalen 
‚ Gänge od. Höfe zwijchen den Beriitylen des Männerhaujes 











Andropolis 


nung etymologijch kaum zu rechtfertigen iſt, weshalb fie 
ſchon Vitruv wunderlich findet, jcheint ſie ſich ziemlich 
lange erhalten zu haben, denn Androna (ſ. d.) iſt jeden— 
falls daraus entitanden. Es fcheint, als ob es aud) öffent— 
liche Spaziergänge blos für Männer gegeben hätte, die 
ebenfalls Andronen bichen. 

Andropolis, f. (avöporöirz), Todtenjtadt, Gräberjtadt. 

Äne, ın., frz., Bock, Galgen, Ejel, Gerüjtbod. 

Anefalle, Aucvall, Anevelle, veraltet für Angefälle, An— 
fall, (j. d. 1.). 

Anellus, m., lat., Ring, |. Annéau. 

Anemius, m., eine bei. Art der Schmelzöfen, (ſ. d.). 

Anemograph, m., j. Ancmojtop. 

Anemologie, f., Windtunde, Lehre von den in den 
verschiedenen Gegenden vorberrichenden Winden und der 
Einwirkung einzelner derjelben auf die Bejundheit. Vor 
Anfertigung des Entwurfs zu einem Gebäude muß man 
fich mit der U. des Bauplatzes befannt machen, um die 
Räume danadı vertheilen, Stellung u. Größe der Feniter, 

Scyorniteine ꝛc. danad) einrichten zu fünnen. Mehr fiche 
unter Wind, 

Anemometer, * Windmeſſer, frz. an&momötre, m., 
engl. wind-ga Apparat zu Beitimmung der Windges 
ſchwindigleit KL Wind). 


gleichen Apparate lajien fi ohne Weiteres zu beiden 
Zweden benugen. Unmittelbar läßtfich die Windgefchwins 
digkeit durch leichte, in der Luft ſchwimmende Körper, wie 
Rapierichnigel, Federn, Heine Ballons ıc., mefien, doch 
find dieſe Mittel, wenigitens bei größeren Geſchwindigkei— 
ten, unzureichend. Die eigentlichen U. laſſen ſich, wie die 
Hydrometer, in drei Klaſſen eintheilen: 1. die Windge— 
ihwindigfeit wird durch ein vom Wind bewegtes Flügel- 
rad, ähnlich einer Heinen Windmühle, angegeben; dahin 
gehört der aud) ala Hydrometer viel benugte Woltmann- 
iche Flügel (j. Oydrometer). Derjelbe wird ala A. mit 
einer Windfahne verfehen, welche das Flügelrad in die 
Windrichtung einjtellt, und muß, um die Windgeſchwin— 
digfeit genau anzuzeigen, ſehr leicht u. alkurat konſtruirt 
ſein. — 2. Man mißt die Windgeſchwindigkeit durch die 

— Höhe einer vom Windem⸗ 
porgedrüdten Wajjerjäus- 
le, wie 3. B. beim ſogen. 
Lindſchen A. weldyes der 
als Hpdrometer benugten 
Pitolſchen Röhre gleicht, 


verläffig iſt; viel genauer 
iſt das von Rollajton fon 
ſtruirte Differenzial-A., 
Fig. 162. 
ſteht aus zwei Gefäßen B 
u. C und aus einer gebogenen Röhre D E F, welche beide 
Gejähe von unten verbindet. Das eine Gefäß B ift oben 
verichlofien und mit einem jeitlihen Mundjtüd A ver— 
ſehen, welches gegen den Wind gerichtet wird. Das zwei— 
ichentelige Rohr ijt bis etwa zur Hälfte mit Waſſer und 
darüber mit Ol gefüllt, welches auch in beiden Gefähen 
emporſteht, jo dat jedod) die Miindung des Nohres A nod) 
frei bleibt, „Der durd A eindringende Windftrom ver: 
drängt das Ol mehr oder weniger aus dem geichlofjenen 
Geſäß B in das Rohr D hinab, und dadurd) jteigt in ent— 
jprechender Weile das Waſſer im Rohr F und man fann 
die Kraft des Windſtoßes danach beurtbeilen. — 3. Man 
bejtimmt fie durch die Hebung oder vielmehr Verjchiebung 
eines Bendels. Die Apparate diejer Art ähneln den als | 
Hydrometer gebrauchten Stromquadranten und find für 
den gewöhnlichen Gebraud) am bequemjten. Fig. 163 u. 





Fig. 162. 
Anemometer nad) Wollafton. 


96 
und des Saftgebäudes, Andronen; obgleich dieje Benen= | 


Die Einrichtung der zu diefem | 
Zwed gebraudten Vorrichtungen fällt meift mit derjenis | 
gen der Hydrometer (ſ. d.) zufammen und manche ders 


aber nicht bejonders zus | 


Dasjelbe be- | 


Anemofhop 


164 jtellen einen foldhen dar. Auf einer feiten Unterlage 
iſt ein metallener Rahmen aa in jenfredhter Stellung bes 
fejtigt, in welchem fid) ein anderer Rahmen b b leicht um 
feine Achſe d dreht. An deren oberem Ende ift eine Wind: 
fahne W angebradyt, durch welche der Rahmen b b jtet$ 
winfelrecht gegen die Windrichtung gejtellt wird. Am uns 
teren Ende der Achſe c befindet ſich ein horizontal gerich— 
teter Zeiger, der auf einer Windroje die Richtung des 
Windes genau ablejen läht. Während man num den Rab- 
men a a jo gegen den Wind jtellt, daß lepterer nicht durch 
die Stäbe a a des Nahmens in feiner Wirkung auf die im 
Rahmenb b befindlidye Borrichtung gehindert wird, wird 
mittels einer Magnetnadel die Windroje jtets wieder ge— 
nau eingeitellt. Durch den Nahmen b b geht nämlich in 
horizontaler Richtung eine feine Stahlachſe e f, um welche 
fid) ein Pendel g h jhiwingt, welches unten eine Scheibe 


> 





Big. 163, 


Fig. 164. 
Anemometer mit Pendel. 


G von O,,, m. Durdimejjer trägt; beſſer dürfte eine hohle 
Blchfugel fein, weil der Windſtoß bei allen — 
des Pendels derjelbe bleibt, während er fich bei der 
Scheibe mit derNieigung derjelben ändert. Die Länge des 
Pendels, von der Achſe bis zur Mitte der Scheibe gemejjen, 
beträgt O,, m. Damit der Wind gegen den kurzen Theil 
der Bendels, über der Achie e f, eben jo ſtark wirft als auf 
den langen, unter der Achje befindlichen Theil, jo wird der 
obere Theil g m etwas breiter gemacht als m h, fo daß die 
gegen den Wind gefehrten Flächen wenigitens annähernd 
gleich find. Der Winkel, um welchen das Pendel durd) die 
Gewalt des Windes aus feiner vertifalen Richtung ges 
bracht wird, wird an einem Gradbogen i kabgelejen. Auf 
diefem Gradbogen befindet ſich ein verihiebbarer Inder 
n, welchen der Zeiger z einftellt, jo daß man nad) einem 
bejtimmten Zeitraum den größten Ablenkungswinkel 
ablejen, aljo die Marimaljtärte des Windes ertennen 
fann. [Schwa.) 


Anemofkop, n., Windjeiger, frz. andmoscope, m., engl. 
anemographer, v. gricd). zveass;, Wind, und —— ge⸗ 
wöhnlich Windfahne, Wetterfahne gen., Vorrichtung, um Die 
Richtung des Windes zuerfennen. Das N. beſteht zudiejem 
Zweck aus einer ebenen Fläche in oblonger Form, welche 
an einer ıhrer kurzen Seiten um eine Achſe leicht drehbar 
it. Dan bringt joldye Vorrichtungen jo hoch als mög— 
li an, damit nicht durch Rüdprall und Ablenkung des 
Windes durd) Gebäude und Mauern die Angaben des 
Instruments verfälicht werden. Die Geftalt der Wind— 
Fahne ſelbſt it willtürlich, nur muß man bei ihrer Her— 
jtellung durch ein Gegengewicht oder dergl. dafür forgen, 
daß die Achſe durch den Schwerpunkt der Fahne geht, ohne 
dabei die einſeitige, die Drehung der Fahne durch die 
Kraft des Windſtoßes bewirkende Maſſenvertheilung auf- 
zuheben. Das Gegengewicht wird daher am beſten durch 





Anemothek 


97 


anfalzen 








einen ſchweren Körper von geringer Ausdehnung, viel- Anfahrten bei. an ſolchen Gebäuden an, wo oft ein großer 


leicht eine an einen dünnen, ftabförmigen Hebelarm ge- 
jtedte metallene Kugel gebildet werden, etwa in der Weife, 
wie Fig. 165 zeigt. Bei Windfahnen für fehr genaue Be— 
obachtungen muß noch bedacht werden, daß der Wind 
meiſt in einer gegen den Horizont geneigten Richtung 


bläjt. Mit Rüdjicht hierauf ift die in Fig. 166 dargejtellte 
Fig. 165. 


Windfahne fonftruirt. Dies 
jelbe bejteht eigentlich aus 2 
Fahnen, wovon die eine, A, 
um eine vertifale Achſe a b 
und die andere, B, um eine ho= 
rizontale Achje ce d drehbar ıjt; 
A giebtden Winkel an, welchen 
die Windrichtung mit dem Mes 





€ ridian, B den Wintel, welchen 

die Windrichtung mit dem Ho— 

4 rizont de3 Ort3 macht. A wird 
daher die Deflinationsfahne 

Sig. 100 und B die Inklinationsfahne 


genannt. Die Fahne B wird 
durch das Gewicht einer Metalltugel ce ausbalancirt, 
während A durch das Gewicht der ganzen, für die Fahne 
B nöthigen Vorrichtung im Gleichgewicht erhalten wird. 
Sit die Vorrichtung jo getroffen, daß die in einer gewifien 
Beriode jtattfindenden Windrichtungen vom Apparat jelbjt 
verzeichnet werden, jowirder Auemograph genannt. Daß ein 
Anemojtop alle Richtungen u. Beränderungen des Windes 
im Zimmererfennen laſſe, erreicht man auf folgende Weiſe: 
die Fahne fteht, jtatt auf einer fejtitehenden Spindel, viel- 
mebr auf einer Röhre, in der ſich die Achieder Fahne in Ge— 


jtalteiner ſchwachen runden Spindel dreht ; dieſe geht herab | 


bis an die Dede des betr. Zimmers und hat dort einen 
horizontal liegenden Zeiger, der an einem Zifferblatt die 
Richtung des Windes anzeigt. Soll das Zifferblatt an 
einer andern Stelle der Dede angebracht werden, jo fann | 
man die Bewegung durch ein Laufband oder durch Zahnz | 
räder leicht auf die an der gewünfchten Stelle angebrachte 
Zeigeradjje übertragen; die dazu nöthige Vorrichtung 
fann zwiſchen den Balfen oder auf dem Dachboden ange: | 
bracht werden; joll die Windroje oder das diejelbe vertre= 
tende Zifferblatt nicht an der Dede, jondern vertikal an 
der Wand des Zimmers ftehen, jo läht man das Getriebe 
der Spindel in ein vertifal jtehendes Kronrad greifen, 
deſſen Achſe, horizontal durch die Wand geführt, den Zei— 
ger dreht; hat das Getriebe eben jo viel Zähne wie das 
Rad, jo bewirkt eine volle Umdrehung der Fahne aud) 
eine volle Umdrehung des Zeigers, — 
Anemothek, f., lat., Windkaſten, beſ. die Windlade an 
den Orgeln. 
anend, adv.,engl.(eigentf. on end), jenfredit, lothredit. 
Anerle, f. (Bot.), j. v. w. wilder Ahorn. 
Aneroidbarometer, n., ſ. d. Art. Barometer, 
anfahren, 1. berzufahren, 3 B. Baumaterialien. — 
2, ſ. v. w. auffahren, auffüllen. — 3. Intr. 3.: mit dem 
Wagen an etwas ftogen, daher Aufahrflein. — 4.(Bergw.) 
frz. descendre, hineinfteigen in die Grube, aud) für „die 
Schicht antreten“, ja jelbit für das Hingehen nach den 
Gruben= und Hüttengebäuden, um dajelbit zu arbeiten, 
gebraucht. Si. 
Anfahrſtein, m, ſ. v. w. Prellſtein, Radſtößer (ſ. d.). 
— Anfubrt, £., I. (Hochb.) frz. approche, faengl. 
approach, Ort zum Heranfahren an ein Gebäude, ges 
wöhnlic) vermittelt durch einegeneigte Fläche, eineRampe 
oder Appareille, wenn der Fußboden der Hausflur höher 
liegt al$ das Straßenniveau; unterjceidet fid) dadurch 
von einer Einfahrt, daß die Wagen nicht in das Gebäude 
bineintommen, jondern blos von der einen Seite an das | 
Thor hinfahren, von derandern wieder fort; man braud)t 
daher das von einer A. in das Gebäude führende Thor 


Zudrang von Kutſchen jtattfindet, 5. B. Ballhäujern, 
Theatern xc., wenn die Räumlichkeit es nicht erlaubt, eine 
Durdjfahrt, einen großen, zumlImlenfen der Wagen hin— 
reichenden Hof oder eine Ein- und eine Ausfahrt anzu— 
bringen. Hierbei ijt es ſehr zweckmäßig, die A. durch eine 
Halle zu überbauen, um die Aus- und Einſteigenden vor 
der Traufe zu ſchützen. Bei Magazinen, Lagerhäuſern, 
Heuböden x. müſſen die Anfahrten möglichſt flach an= 
gelegt werden, wegen der oftjchweren Belaftung der Fuhr- 
werfe. — 2. (Waſſerb.) frz. cale de quai, rampe, f., 
abord m., engl. ramp, Auffahrt, Rampe an einem Kai, 
aud) Landungsplaß (j. d.). — 3. (Bergb.) frz. descente, 
engl. descent, Ort, wo man ein Bergwerf, eine Mine x. 
betritt, aud) j. v. w. Einfahrt. 

Anfahrtstan, n., ſ. Seil. 

Anfall, m., Augefäle, n., Anefale, ꝛe. 1. (Zimm.) auch 





\ Gratanfall ꝛc. frz. appui, m., assaut, m., engl.hip. Der 


A. einer Heinen Dachfläche an eine größere ift überhaupt 
die Durchſchneidung oder der Zufammenftoh derjelben, 
jei es nun Grat oder Kehle, in&bejondere aber der Wintel, 
unter welchem diefer Zujammenjtoß neichieht. — 2. Der 
Uebergang des Befiges eines Grundſtücks durch Erbſchaft 
an die Erben. — 3. (Bergb.) U. oder Anpfahl, frz. 6taie, 
f., engl. prop, stay, ein Holz zu Befeftigung der Stempel 
bei der Eiihalsnenme, Dasjelbe liegt ſchräg gegen 


den Stempel und befteht meift aus gewöhnlichem Rund: 





Ib. 
Schacht. 


Fig. 
Anfall im Anfall im Firſtenbau. 


brüchiger, fo verlagert man den A. noch befonders. In 
Fig. 167 ifta der A. oder Anpfahl, b der jogenannte 
Bod, ein etwa 8 cm. langer Pflod, für den man einen 
Span aus dem A. nimmt, damit der Pflod zu Befejtigung 
des Stempels eingeteilt werden kann, c loje Bergmaffe. 
Fig. 168 iſt befonders unterjtüßte Jimmerung beim fir: 
jtenbau. Die Buchjtaben haben diefelbe Bedeutung wie 
bei Fig. 167. [St.] — 4. (Maur.) frz. naissance f. de 
voüte, engl. spring, springing of a vault, aud) Gewölb⸗ 
anfall gen., die Stelle, an der ein Bogen, Gewölbe oder 
Gewölbtheil mit der lothrechten Widerlagsfläche zuſam— 
menjtößt; j. Gewölbe und Impost. [Ms.] 
nfallspunkt, m., eines Walms (Zimmerm.), frz. 
point d’appui, engl. hip, hipping-point, bei einemabge= 
walmten Satteldad) der Durajfepnittspunft der Firitlinie 
mit den beiden Graten des Walms (f. Unfall 1.). Am be- 
quemſten fihert man die fejte Stellung der beiden Grat— 
jparren, wenn man den Anfallspunkt gerade in die Schere 
zweier geraden Sparren legt; erlauben dies befondere Um— 
jtände nicht, jo kann man auch eine Säule unterjegen und 
eine Spreize nach dem nächjten Gejpärre einlegen. Hat 
das Dad) einen Wolf, jo fann man die Gratiparren auf 
diefen auflegen, jofern nurder nächite Unterftügungspunft 
des Wolfs nicht zu weit entfernt ijt. 
anfalzen (Zimm.), fr. enchässer, encastrer, engl. 
to rabbet, to scarf, j. v. w. anblatten, wenn ſolches an 
der jchmalen Kante eines Bretes oder an der Langkante 





nicht jo breit zumachen alsein Einfahrtsthor. Man bringt 
Mothes, Iluftr. BausLeriton. 4. Aufl. I. 


eines Holzes geichieht. 
13 





Anfänger 


Anfänger, m., j. Anfangsbohrer, Anfangsftein und 
Anfangsitufe, 

Anfangsbohrer, ın., Anfänger, Aubohrer, m., frz. pisto- 
let, m., engl. pitching-borer (Steinb.), der Bohrer, mit 
welchem man die Bohrbahn zum Abjprengen des Steines 
im Steinbruch beginnt; er iſt 7—29 em, lang, wird mit 
dem Bohrfüäuitel geichlagen, nach jedem Schlag etwas ge— 
dreht, damit das Loch rund werde; die gewöhnlichen W. 
haben die Geſtalt eines Steinmeißels mit gut verftählter 
Scyneide. Für jehr hartes Geſtein ift die Schneide gerad— 
linig und durd) zwei Facetten unter einem großen Wintel 
(45—60°) zugejchärit; ſchwache Bogengeftalt u. ein klei— 
ner Zujchärfungsmwintel paht für weniger wideritehende 
Steinarten; fürganz weichen Stein endlich ſtark gekrümmte 
und dünn ae Schärfe. Die Breite des A. differirt 
v.36 mm. für weiches Geftein bis 22 mm. für hartes; die 
Dide der runden od. adjtedigen Stange (de Schafts) iſt in 
der Regel um 6—12 mm. geringer. Das Bohrloch füllt 
meift eine Kleinigleit weiter aus, als die Breite der 
Schneide. Mehr. ſ. u. Bergbohrer, Bobreru. Steinbohrer. 

Anfangsfuge, f., j. unter Anfangsitein. 

Anfangsgefhwindigkeit, f., j. Bewegung und Ge: 
ſchwindigkeit. 

Anfangsmündung, f., Einflußmündung, f.(Wajlrb.), 
ber Anfang des Bettes eines Kanals oder Baches. 

Anfangspunkt, m., frz. origine, f., j. Koordinaten. 

Anfangsftein, m., Anfänger, m., Bogenanfänger, ın., 
Anwölber, 1. frʒ. premier claveau, engl.springing stone, 
springer ofarch, der erjte Wölbftein, den man auf das 

iderlager aufſetzt. Bei halbfreisförmigen Bogen hat 
derjelbe gleiche Geſtalt mit den folgenden Wölbfteinen, bei 
Stihbogen hingegen ift ernicht eigentlich blofer Anwölber 
oder eriter Wölbſtein, jondern zugleich Widerlagitein; 
ein ſolcher Anfänger, fr}. sommier, m., hat entweder die 
Geſtalt eines Trapezed, indem er nad) dem Bogenlichten 
zu in einer Spitze endigt, oder er bildet an der inneren 
Seite einen Theil des — legt ſich aber in beiden 
Fällen mit einer horizontalen Lagerfläche, Auflage, frz. 
cul m. du sommier, engl. skew-back,, auf die Oberjeite 
des Widerlagpfeilers, die Kämpferfuge, fr}. lit du som- 
mier, engl. springers-bed, auf. Wird der Bogen von 
Baditeinen fonjtruirt und hat eine bedeutende Spannung 
od. nicht viel Laſt zu tragen, jo fann man die Anfangsfuge, 
frz. lit de naissance, engl. springing-bed, d.h. die ſchiefe 
Anlegungsfläche des Bogens, gleich mit an das aus Zie— 
geln aufgeführte Widerlagsmauermwert anbauen und zu 
den Anfängern gleich den anderen Wölbjteinen Baditeine 
verwenden; über die Sejtaltung, die das Widerlager in 
diefem Fall befommt, 5. d. Art. Widerlager. Hat jedoch 
der Ziegelbogen eine bedeutende Belaftung auszuhalten, 
oder übt derjelbe durch jein eigenes Gewicht infolge einer 
weiten Spannung viel Drud auf das Widerlager aus, jo 
muß manden Anfänger aus einem härteren Stein arbeiten 
lajien; man giebt ihm dann nur ungern die oben erwähnte 
Trapezgeftalt, weil die ſpitze Ede ſehr leicht weggedrückt 
wird, jondern macht ihn lieber fo lang, daß er einige 
Wölbſchichten erſetzt. Bei Kreuzgewölben u. dergl. kom— 
plizirten Gewölbformen wendet man gern auch bei Heinen 
Spannungen u. geringer Belaftung Anfänger von Stein 
an, jelbit wenn das Gewölbe von Ziegeln ausgeführt wird, 
weil die Anfänge diefer Gewölbe oft jehr ſpitz enden und 
ſich in Ziegeln nicht gut arbeiten lafjen würden ; bei Kreuz— 
gewölben wird an dieſe Anfänger dann oft gleich das Rip— 
penprofil mit angearbeitet, frz. claveau A nervure, engl. 
ribbed springer, und bei Steingewölben und dergl. er: 
halten dann dieje Rippenanfänger gewiſſermaßen Gabel: 
form, frz. voussoir ä branches, fourchue, engl. forked 
springer; bei Huppeln über runden Räumen, bei Brücken— 
bogen, Tonnengemwölben ꝛc. vereinigen fid) die Anfänger 
zu einer Aufaugsſchicht, frz. retombee, f., engl. springing 








98 


anfeuchten 


Gewölben liegen die Anfünge in der Regel alle in 
aleicher Höhe; bei unregelmäpiger Grundform, jteigenden 
Bogen x. aber kann es wohl vorfommen, da jie in jehr 
ungleicher Höhe zu liegen fommen. Bei Stihbogentbüren 
‚ oder Fenjtern, deren Gewände von Sanditein, die Bogen 
aber von Ziegeln ausgeführt werden, arbeitet man aud) 
wohl den Anfänger glei an das Gewände; ſ. überh. 
Art. Bogen, Gewölbe x. — 2. (Pflaſter.) Anfangsitein 
neben der Bofje, Bandjtein, zweiter Bortitein, frz. pierre 
| f. marginale, contrejumelle, engl. curbstone, kerb, 
kirb, border, second cheekstone; f. d. Art. Bortftein u. 
Pflaſter. 

Anfangsſtufe, f., Anteittsfufe, frz. marche, f.dedepart, 
engl. curtail-step, die erſte Stufe einer Treppe, von unten 
an gezählt, doch auch die erite Stufe nad) einem Podeſt, 
fr}. marche-paliere, f.; bei Treppen, die ein Geländer od. 
Wangen erhalten, läht man fehr häufig die Anfangsitufe 
an den Seiten über diefe Wangen hinausgehen u. rundet 
fie ab, um dadurch; das Aufiteigen der von der Seite her 
auf die Treppen Zulommenden zu erleichtern; bei Holz— 
treppen pflegt man dies Verfahren wohl aud) auf zwei od, 
mehrere Stufen auszudehnen und jebt dann in der Regel 
die Anfangsjtufe nicht wie die anderen aus Trittitufe und 
Sepitufe zufammen, ſondern madıt fie majfiv aus einem 
Stüd Holz, aus einem Blod, und fie heißt dann Blodfinfe 
(). d.); j. übr. Treppe. 
| — 
| einer Galerie in Getriebeholz, unterjcheidet fi von den 

anderen Thürgerüften dadurch, daß es an den Enden der 
Geſichtsſeite der Kappe 2jtarte eichene Knaggen bat, unter 
welche die Gegenſtreben gejtüßt werden. [.Ptz.) 
anfärben, 1. tranſ. 3., anfangen zu fürben, den erjten 
Anjtrich geben, grundiren. — 2..v.w. abfärben, anjtrei- 
chen, ſobald dies ganz glatt mite iner Farbegeſchieht, blos 
von Leimfarbe gebraucht. — 3. rückw. 3., ſich anfärben, 
von Sachen, die von jelbit Farbe befommen, 3. B. der 
weiße Marmor färbt ſich durch das Alter gelb an, dic 
Bronze grün ge; Näheres ſ. u. d. Art. Anſtrich. 
anfaffen Tiſchl.), Hirnleiſten a. heißt: an eine Tafel, 
Bret, Yade ꝛc. eine Hirnleifte (f. d.) durch Nutb, od. Nuth 
und Zapfen oder blos durd) Zapfen befejtigen. 
anfeilen; die Dichtheit und jonitige Güte gegojiener 
Metallwären unterjucht man mittels des Anfeilens, Me: 
tallitäbe, die man zerbrechen will, pflegt man ander Stelle, 
wo fie brechen jollen, anzufeilen. 
anfeudhten; 1. die Steine, bei. ſolche, welche große 
Fähigkeit zu Anziehung von Näſſe haben, z. B. Baditeine, 
Kalkiteine ꝛe, muß man beim Vermauern, ebe man den 
Kalkmörtel mit ihnen in Berührung bringt, a., negen 
(j.Anneper), damit fie das im Kalkmörtel enthaltene Waſſer 
nicht zu ſchnell abjorbiren, weil dies das Adhäriren des 
Mörtels am Stein, jomit das Feſtwerden des Mauer: 
werks verhindern wiirde. Der Maurer drüdt ſich dabei jo 
aus: wenn der Ziegel nicht angefeuchtet ift, jo bindet der 
Kalt zu fchnell und kann nicht ordentlich fangen. Die 
Maurer müſſen aber in der Regel ſehr oft an das A. der 
Steine erinnert werden, bej. wenn fie in Allkord arbeiten, 
weil es etwas aufbält; auch viele Bauherren find thörich- 
terweije dagegen, weil fie meinen, die Mauer würde lang= 
ſamer troden, wenn die Ziegel angefeuchtet find. Aber jo= 
wohl die Steine beim Vermauern als aud) die Mauervor 
dem Putzen und den Pub vor dem Tiinchen muß man an— 
| negen. — 2. Delmalereien müſſen vor dem llebermalen an- 
| gefeuchtet werden, weil Del auf Del bei wiederholtem Auf— 
‚tragen leicht Hebrig wird, ruticht oder Häute bildet. Dieſe 
Anjeuchtung geſchieht in der Negel mit Nu: od. Mohnöl, 
was aber nicht zweckmäßig iſt, weil die Farbe danadı 
| ſtellenweis ſehr leicht einſchlägt; bejfer ift folgendes von 
Fernbach vorgeichlagene Mittel: 1 1. jtärfiter Alkohol, 
100 g. Summi-Sandarad), 30 g. Maftir, 8 g. Kopai— 

















course, Beiregelmäßigen Grundformenu.gleihmähigen | vabaljam, 24 g. venetianiſchen Terpentin und 30 ge. 


Anfeucdtepinfel 


Terpentinöl, zujammen in einer Glasflaſche von Zeit zu 


Zeit geſchüttelt, bis nach ungefähr 2 Stunden Alles auf: | Sch 


gelöjt ift, ohne Bodenjag zu bilden, der bei Unterbrechung 
des Schüttelns leicht entiteht und unlöslich ift. Die Auf— 
löjung fann jpäter mit Weingeift verdünnt werden. Nach 
einigen Tagen iſt ſie brauchbar; das Bild wird nun jtellen= 
weije, wo man es übermalen will, mit diejer Auflöfung 
mittels eines großen Härpinjelseinmalgleihförmig über: 
jtrichen, nachdem es gereinigt u. auf einige Minuten am 
Dfen oder an der Sonne erwärmt worden ift; nad) dem 
Trodnen kann es entweder fofort oder aud) nad) Jahren 
erjt übermalt werden. — 3. (Töpfer.) Die Thonwären 
werden im Ofen durch allmähliche Hige vor dem eigent- 
lien Brennen zum Ausſchwitzen des in ihnen nod) ent= 
haltenen Waſſers gebracht; dies nennt man fie anfeuchten. 


Anfeuchtepinſel, m., der Pinſel, womit ein zu vergol- 


dender Gegenjtand zuvor angefeuchtet wird; bejteht aus |. 


Eichhornhären. 

anfeuern, ſ. v. w. in Brand ſetzen oder allmählich in 
Hiße bringen; j. anbrennen 2. und abwärmen 1, 

anflammten, j. v. w. abbrennen 3., 4. und 6. 

anflohren bezeichnet das Anbinden eines einzuram- 
menden Biahles an die Laufer der Ramm-Maſchine. 

anflößen, 1.13. faire flotter, auf Flößen herzufchaffen, 
3. B.das Bauholz. — 2.ein Strom jlößt an, frz. charrier, 
wenn er Erdreich anjept, Daher das Anflößungsredt, fr;. 
droit d’alluvion, d. h. das Eigenthumsrecht über den An— 
fluß (f. d.), welches dem Befiger des Grundſtücks zuſteht, 
an welches dieſe Auflößung, frz. atterrissage, flottage, ın., 
geſchehen ift. 

Anflug, m., 1. (Foritw.), auch Sofhen, m., Brut, f., 
Wicderwuchs, m., gen., frz. pousse, f., junge, aus vom 
Wind herbeigetriebenen Samen entitandene Holzpflanzen, 
namentlich Nadelholz. — 2. in Salpeterhütten der ange: 
ichofjene Salpeter. 

Anfluf, m., fr}. atterrissement, m., j. v. w. ange: 
jlößtes Land, 

anfreffen, 1. vom Wurm, anfangen das Holz zu durch— 
löchern. — 2. fr}. corroder, ronger, von Säuren, Roft, 
Wetter ıc. die glatte Oberfläche eines Steines, Holzes oder 
Eiſens rauh machen und dadurd) der weiteren Zerſtörung 
vorarbeiten. 

anfrifcyen, akt. 3., 1 (Bergb.) die Pumpen a., heißt, 
Waſſer oberhalb des Kolbens eingiehen, damit er zum 
luftdichten Schluß gebracht werde und die Pumpe wieder 
kräftig anfauge. Vgl. d. Art. anheben. — 2. (Hüttenf.) 
frz. reduire, revivifier, refraichir, engl.to reduce, ver: 
falftes od. orydirtes Metall im Kohlenſeuer desorpdiren. 
So wird Schmiedeiſen, welches viel Roſt angelegt bat, 


durch gelindes Glühen zwijchen Holztohlen vom Roſt be= | 


freit, d. b. die Oxydſchicht wird desorndirt, der Sauerjtoff 
ihr entzogen. 

anfügen, anfugen, 1. f13.emboiter, befejtigen. — 2. frz. 
assembler, joindre, engl.to joint, zwei Breter, Steinexe. 
fo an einander paſſen, daß die Fuge möglichjt dicht wird; 
j. d. Art. fügen, Fuge. 

anfüllen, frz. remblayer, engl. to puddle , eine Ber- 
tiefung ausfüllen, etwas bis zu einer, gewifien Höhe 
auffüllen. 

Anfuhr, f., die Herbeiihaffung von Baumaterialien ze. 
Vgl. d. Art. abfahren und abfarren. 

Anfuhrt, Anfurt/f., j. v. w. Anfahrt (j. d.). 

angähren, eig. angehren, fr}. joindre Aonglet, assem- 
bler ä mitre, engl. to mitre, nad) der Gehrung anpafien, 
anfügen; ſ. d. Art. Gehrung. 

Angar oder hangar, m., frz. im Mönd)slat. anga- 
rium, ein Schirmdad oder eine Art Schuppen, wenn 
jolcher feine Wände hat, fondern blos durch ein auf Stem= 
pel oder Pfeiler gejtügtes Pultdach, an der Rüdwand an- 


99 


| und verjah fie unten 


Angel 


) gelegt, bedeckt ift; entfpricht ungefähr unferem Abdach od. 
auer. 

Angarten, m., auch Angerten, Angert, m., f. v. w. 
Bradıfeld. 

Ange, m., mitteldeutich für Angel. 

Ange, f., {vj. regayure, f., Angen oder Flachsſchäben, 
die holzigen Theile, welche beim Brechen des Flachies ab» 
‚ fallen, mengt man unter den geichlagenen Lehm; fie thun 
‚ wegen ihrer geringeren Glätte bejjere Dienjte als die häu— 
‚ figer hierzu verwendete Gerjtenjpreu. Den Zweck diefer 
Vermiſchung j. unter Lehm, 

Angebäude, n., j. Anbau und anbauen. 

Angeber, m., 1.an vielen Orten für Barlier gebräuch— 
lid). — 2. frz. delateur, m., engl. deteetor, aud) Ent» 
decker genannt, Theil eines Brahmaſchloſſes (j. d.). 
angeblendet, adj., j. anblenden und blind. 
angebolst, angehängt zc., adj., ſ. anbolzen, anhängen. 
Augehänge, n., in Oberſachſen Angehenke, j. v. w. 
Hängewerf (j. d.). 

Angehör, n., 1. ſ. v. w. Beſitz, Eigenthum. — 2. Ge: 
jellenausdrud: jemandem etwas zum Angehör geben, 
jemanden mit etwas neden. 

Angel, eigentlich m., häufiger aber als f. gebr., 1. 5. v. 
w. Achje, aber nicht mathematisch, jondern körperlich ge= 
nommen, auch nicht als ein in der ganzen Länge der Dre— 
hungsachſe dDurchgebender Stab zu denken, derdann Spin= 
del heißt, ſondern als Firirung der Achjenfinie durd) zwei 
oder mehrere Punkte; z. B. bei einer Stugel, wie die Erde, 
wiirde man von Angeln reden können, wenn in die Bol: 
punkte drehbare Spigen eingeitedt wären, um welche fid) 
die Erde bewegte. — 

Bei Thüren oder —..ıl. 
Thoren giebt es ver- 
jchiedene Arten An— 
geln, frz. penture & 
' piton etpivot, engl. 
socket-hinge, lat. 
axadorium, italien. 
ganghero, ſpan. al- 
guaza. Es wird % 
nämlich) a) — und 
dies iſt Die älteſte Art 7 
der Thürbefeftigung 
— die Thüre indie 
Angelngebängtod. 
vielmehr zwiſchen die 
Angelneingeflemmt, 
und man jagt dann, 
die Thüre dreht jich 
in ihren Angeln. Die 
älteften uns aufbe- 
wahrten Thürflügel 
bejtehen aus Mar: | 
mor und haben an 
ihrer Hinterede oben 
u. unten einen Za— 
pfen; in Schwelle u. 
Sturz ift ein ent- 
‚ jprechendes Zapfen 
loch eingearbeitet. 
Hölzerne Thüren 
verjtärfte man an 
der betreffend. Stelle 








Fig. 169. Mauriſche Angel in Granada. 


mit einem metallenen Zapfen, Angelzapfen, Gidel, ın., frz. 
pivot, m., engl. pivot, pin, der in einer jteinernen oder 
bronzenen Pfanne, Angelpfanne, frz. piton, m., engl. pan, 
socket, sole, gebt, oben aber in der Regel mit einem bei 
weitem jtärferen hölzernen Zapfen. Die Umgebung diefes 
oberen hölzernen Zapfens beitand aus Stein, Holz oder 
‚ Metall. Bei den Griechen und Römern jcheint man zu 
13 * 





angelagt 


angetfäßßfge Bauweiſe 





diejem Behuf theils ein Yoch in den Sturz gemacht zu | eijen, wenn fie aus zwei alten abgenugten zufammenges 


haben, theils benutzte man die die Verdachung tragenden 
Kragiteine zu dieſem Zwed; wenigjtens fcheint dies aus 
der Anwendung des Ausdruckes ancones prothyrides 
bei Vitruv bervorzugeben. Die jpäteren Römer benugten 
wohl aud) das Metall in Geſtalt eiferner oder bronzener 
Ringe zu diefem Zwed, vielleicht ähnlich wie die Byzanz 
tiner, von denen wir cd aus mehreren erhaltenen Beijpies 
len wijjen. Doc nahmen die Byzantiner aud zu dem 
Holz ihre Zuflucht, indem jie nämlich einen Klotz oben aus 
der Mauer vorſtehen ließen, welcher unten eine dem Za— 
pien entjprechende runde Bertiefung hatte. Da bei diejem 
Loch nun, fo nahe am Ende des Klotzes, den man bod) 
nicht unſchicklich weit vorstehen laſſen konnte, das Aus— 
fpringen des Holzes jehr leicht eintreten mußte, jo mußte 
man darauf bedadht jein, dem Uebeljtande zu begegnen; 
famen doch ichon die Byzantiner auf Umlegung des Loches 
mit einem Metallring;; die Nraberaberu. Mauren, welche 
dieſes Angelſyſtem von den Byzantinern mit annahmen, 
jegten an die Stelle des aus cinem Stüd gefertigten, an= 
gebohrten Klotzes eine Art Kajten, innerlich rund, äußer— 
lich oft ſehr reich und geichmadvoll verziert, welcher auch 
ſchon ohne Metallring, dadurch, daß er überall Langholz 
darbot, hinlänglich vor dem Ausipringen geihüpt war. 
Den unteren Zapfen madıten fie in der Regel von Eiſen 
und ließen ihn in einer Heinen, in die Marmorjohlbanf 
eingelafjenen Pfanne von Bronze geben, die oft miteinem 


Drnament umgeben war; Fig. 169. Es mag auf den | 


eriten Augenblid befremden, daß man den oberen Zapfen 
nicht gleich, wie wir es wohl jept noch an Scheunthoren, 
Hofthoren ꝛc. zu thun pflegen, in einem Metallring, dem 
Angelreifen, Angelring, frz. anneau, m., engl. hinge-ring, 
geben ließ, aber das Holz wird ſich, an Holz ſich reibend, 
weniger schnell abnutzen als an Metall, und bei Thoren, 
die im Freien hängen, wird ſich auch die Näſſe, hängt der 
Zapfen blos in einem Ring, leicht von oben in das Hirn- 
holz hineinziehen, während der Holzfajten oder Blod jehr 
leicht abzudeden ift, da er ſich nicht mit dreht. 

b) Hängt man nun — und dies ift die jet gewöhnliche, 
bei Heinen Thüren in der Regel angewandte Art — die 
Thüre aufdie Angel, jo hat dieje, diedann aud) Angel- 
haken, n., Angelhafpe, f., Kolbe, Hajpe, frz. gond, m., engl. 
erook, hook, hasp-hook, lat. cardo, ital. ganghero, 
jpan. quicio, gozne, heißt, die Geſtalt eines hafenförmig 
gebogenen Eijens, welches in das Gewände eingeichlagen, 
eingefittet oder eingeichraubt ift; an die Thüre wird dann 
ein Band (1.d.) eingejchlagen, deſſen Oſe od Ring, frz. ma- 
melon, collet, engl. loop, auf den Hafen paßt undfich um 
ihn dreht. Man ficht leichtein, dag manan einem folchen 


loop, eine Thuͤre nicht anhängen fann; um eine Umdre— 


hungsachſe, alſo eine gerade Linie, feſt zubeitimmen, müſſen 


mindeſtens zwei Punkte derſelben beſtimmt ſein; alſo muß 
jede Thüre mindeſtens zwei Angeln erhalten. Die Kon— 
ſtrultion dieſer Angeln und der in ihnen gehenden Bän— 
der hat man num im Lauf der Zeiten jehr vervolllommnet, 
theils auf gleihmäßigere Bertheilung und möglichite Ver— 
minderung der Reibung, theils auf Schuß vor Regen oder 
Staub, theils auf größere Eleganz abzielend. Dieje ver— 
ſchiedenen Formen j. unt. d. Art. Band. 

2. Angel, f., Adel, £., frz. soie, f., queue, f., engl. fang, 
tang, tongue, spike, jpan. espiga, bei Wertzeugen, 
Klingen zc. der pibige Theil, womit ſie in dem Heft, Griff 
x. bereftigt werden; bei Sägeblättern das jchmälere Stüd 
an beiden Enden, welches zum Befejtigen in dem Gejtelle 
reſp. Gatter dient. 

3. Den Namen Angel führen auch noch verichiedene ha= 
lenförmig geitaltete oder mit Widerhaten veriehene Werts 
zeuge, 3. B. die Fußangel, frz. chausse-trape. 

angelangt, adj., aud) augelogt (Bergb.), heißen Berg: 











‚ die nicht blos den Släubigen, ſondern 


ſchmiedet ſind. 

angelaufener Stahl ꝛc. ſ. anlaufen. 

Angelpunkt, m., j. v. w. Drebpuntt. 

angelſächſiſche Bauweile, frz. style anglo-saxon, 
engl. saxon architecture, anglo-saxon style, auch alt= 
engliicher, altſächſiſcher Stil, bei. von englifchen Kunſt— 
bijtorifern genannt, obgleich mit Unrecht. Diefe Bauweiſe 
iſt vielmehr blos eine Abzweigung des romanischen Stils 
und verdient als jolche das Prädikat Stil um jo weniger, 
als fie nicht zu einer bejonders ausgeprägten nationalen 
Entwicklung gedieb, obgleich fie von 660 bis um 1020 be— 
folgt ward. Die diejer Baueife angehörigen Theile vie— 
ler Kirchen Englands zeigen zum Theil rein romaniſche 
Elemente, 3. B. die bafilifenartige —— Tren⸗ 
nung des Baptiſteriums von der Kirche, gleichzeitige 
Benutzung desſelben als Grabkirche, Inkonſequenz in Be— 
zug auf die Stellung der Glockenthürme, den aus der by— 
zantiniſchen Kuppel in den romaniſchen Bauten entſtan— 
denen Centralthurm, das vortretende, von außen aberun: 
zugängliche, wenig marfirte Querſchiff. Spezifiich angel: 
ſächſiſch, aber nicht kofequent durchgeführt, ericheint Fol— 
gendes: Der gerade Abflug auf der Tftjeite des Chors u. 
Querſchiffs; die Verlegung der Kan— Sig. ı70. 
zel von den Eancellen in die Galiläa, =. 


auch den Katechumenen und Büßen— 
den, ja ſogar den Nichtgläubigen zus 
gänglich war, vielleicht dadurch zu 
erklären, daß eben die meiiten diejer 
Kirchen noch Miifionstirchen waren; ” 


die vereinzelt vorfommende Anord- I 


nung, daß die Pfeiler im Haupiſchiff 
ZORNINL 





nicht einander gegenüber, jondern 
en quinquonce jteben (z. B. St. 
Michael in St. Albans). In Bes 


zug auf die Details dofumentiren ſich dig. 171 
dieje Bauten als romanische dur) __, £ 
das Konftruftionsjyitem der Maus N N.N N 
ern, der Fenfter umd anderer Bogen, FEEHE 
durch Die geraden Soffiten, die jchräg dig. 7 


eingehenden Fenſter- und Portal— n 
gewände, die durch Säulchen getheil— — — 

ten, gekuppelten Fenſter, die Beſetzung der Kanten und 
Theilung der Flächen durch Liſenen von behauenen Stei— 
nen. Zwar nicht allen Provinzialrichtungen des roma— 
niſchen Stils eigen, aber auch nicht exelufio engliſch, 
weil auch anderwärts vorfommend, find die dreiedigen 


Fenſterſchlüſſe, Spannfchichten, ſächſiſchen Bogen, die 
Angelband, frj. penturef.a gond, engl. gemel, hook and a chich * ara ⸗ 





Fig. 174. fig. 175. 


Long- and short-work. 


Fig. 178. 


direft auf den Gewölben aufgemauerten Steindäder ıc. 
Eigenthümlich, wenn auch mehr von dem plaftiichen Un— 
vermögen jener Zeit, als von dem Streben nach nationeller 
Ausbildung zeugend, ift die Durchbildung der Details in 
fonjtruftiver jowohl als deforativer Hinficht; die haupt— 
ſüchlichſten darunter find folgende: 

a) Mauerverband. Diejer ericheint bald als rubble- 
work, j. ig. 170, bald in regellojer Verwendung alter 
römiſcher Ziegel ohne genügenden Verband, bald als her- 


‚ring-bone in iegeln, Fig. 171, od. inbehauenen Steinen, 


angelfähfifhe Bauweiſe 1 
Fig. 172, Den Edverband, long- 
Fig. 173, Fig. 175 aber eine Cd. u. Fig. 174 eine Wand: 
lifene. Solche Wandlifenen ftehen auffallend eng an 
einander ; dieje Eigenthümlichleit ſowie die Art des Auf- 
jeßens der Gurte, 
die zwijchen die Li⸗ 
jenen eingejegten 
Andreadfreuze u. 
Halbfreisbügel u. 
andere Umijtände 
(j. Fig. 176) deu: 
ten auf gewiſſen 
Einfluß der Holz: 
fonjtruftion, wie 
denn auch nod 
Holzkirchen in je: 
ner Zeit beſtanden 
haben. 

b) Die Fenſter 
find ziemlid roh 
und zeugen von 
“ jeher mangelbaf: 
- tem Beritändnis 

des Bogens, jo- 
= wohl die gefup- 
- pelten, die weist 
rundbogig, ſelte 
ner im jächltichen 
Bogen geichlofjen 
jind, Fig. 177a— 
— du.i, als die ein: 
- facdhen, Fig. 177, 
e—h, k u. 1; noch 
deutlichertrittdies | 
bei den früheren 
we Ihren (j. sin. | 


al 
— 

“ur 
1: 


D) 





S vor; erſt fpäter, 

nad) 827, wagte 
Fig. 176. Thurm von Earls Ba mangrößere Thi- 
ren, Portale, zu errichten, doch haben auch dieje in den 
Formen der Gewände, namentlich aber der Kämpfer, noch 












4 
r. 


—8* denſte 
viel Rohes; ſ. Fig. 179 (a das Detail des Kämpfers), ſo— 


wie Fig. 180 u. 181. 
ce) Haupt» u. Gurtſimſe beſtehen in der Regel blos aus 


Streifen od. Bändern mit rechtwinkligen Profilen, indem 


— — — —— —— — 


winkligen oder blos unten etwas |* = 
abgeichrägten Platte, oder aus 1 | 
Platten u. Plättchen, mit flachen A L_ 


178b, c, e, f)bers | 


01 Angerhäusler 


and short-work „zeigt | bei den Gurtſimſen zwei foldye Bänder einen Fries ein- 


ſchließen, ſ. Fig. 182 f., bei den Hauptſimſen größere _ 
Platten auf Heineren ruben, ſ. Fig. 182 a und d. 





Fig. 178. Angelſächſiſche Thüren. 


d) Die Bögen, weldhe die Schiffe trennen, jowie die 
Triumphbögen, find in der frühern Zeit ganz glatt, fpäter 
Stirnen mit 


mit Abfafung verjehen, auch wohl an den 
Stulpturjtreifen verziert. 

e) Dedwürfelder Kapitäle ſowie 
Kämpfergefimje der Bogen beite- 
hen entw. nur aus einer ganz recht⸗ 






Rundſtüben ohne organiſchen Zu 
ſammenhang abwechſelnd, ſ. Fig. ig. 179. 

182 bu.e. Die VBogenpfeiler der Ungell. Portal. 
Schiffe find meift glatt rechtwinklig, ſpäter erhalten fie 
| eine Abfaſung od. einen Biertelitab an der Kante. 








| 


j i 
2 Angelſachſiſche Berta. ® 
fi Krypten find nur wenige erhalten. Die der Kirche zu 
Repton wird von einem Bruchfteingewölbe bededt, das auf 
4 Säulenu. entiprechend. Wand- 
pfeilern ruht, die ftatt des Kapi— 
täls blos mit einem Dedwürfel — 
T. 
I 
? 
1 


Fig. 18 


| 
| Detail in e. Den Zugang bil— 
| Deten zwei Wendeltreppen. Die 
wenigen erhaltenen Skulpturen 
‚ zeigen fehr mangelhafte Technif 
' und jehr niedern Standpunft der 
Plaſtik. Sie beftehen aus Blatt- 
und Knotenwerk, hier und da mit 
rohen Thbiergeftalten beſetzt. Au— 
her dem Thurm über der Vie— 
rung hatten viele Kirchen noch 
einen am Weftende, mit einem 
hoben Dad) verichen. 
Angerbirnbaum, m.,i. Maß— 
holder. 
Angerhäusler, m., jchlefiiher Prov., in Niederfachien 
Brinkfier genannt, Bewohner eines auf dem Dorfanger 


überlegt find, ſ. fig. 182 cu. g, j 
d 








« 182. 
Angelj. Details, 





Angert 


A LT — 
gelegenen Haufes, der dafür dev Gemeinde vd. dem ſonſti— 


gen Befiter des Angers zinspflichtig it. 

Angert, m., j. Angarten. 

Angewäge, Angewege, Angeweihe, Augewiege, n., An- 
welle, f., Sattelriegel, Anwellblok, m., Anwegchol;, n. 
(Mühlb.), fr}. madrier m. d’appui, coussinet, m., engl. 
spindle-block, support-plank, ift, bef. bei Staber- und 
Straubermühlen, die bewegliche Unterlage für den Well- 
zapien des Rades, welches hier nicht wie bei einer Panſter— 
miühle gehoben und geſenkt werden fann. Bei leichten 
Nädern jchraubt man über den Zapfen ein zweites oberes 
N. auf, damit ſich das Nad nicht heben fann. A. werden 
oft von Holz gemacht, dauerhafter fnd aber metallene. 

Angewelle, n., Anwelle, f., (Majcinb.), frz. palier, m., 
engl. plumberblock, eushion, ſ. v. w. Zapfenlager (j.d.), 
be). im Mühlenbau gebr., j. Angewäge. 

angewittert oder anusgewittert, adv., fr}. mineralise, 
nennt man nadel= oder jternförmige, der Oberfläche von 
Bejteinen ankryſtalliſirte, [ösliche Salze. 

angicehren, aft. 3. (Prov.), frz. assembler en onglet, 
für angehren; j. Gehrung. 

angiefen, alt. 3., 1. gepflanzte Gewädhje, einen joeben 
eingegrabenen Pfahl ang. heißt: die umgebende Erde be- 
gießen, damit fie ſich inniger an den neu eingeftedten 
Körper anſchließe und denfelben in feiner Lage erhalte. — 
2. Mit Blei ıc. a.; eiferne Stempel, Geländerfäulen ꝛc., 
die in Stein eingejeßt werden, werden mit Blei od. ande: 
rem flüffigen Metall, Schwefel od. dergl., angegofien, da= 
mit jich die Oeffnung genau ſchließe; das Blei vertritt bier 
die Stelle eines Kittes; ſ. übr. vergiehen. — 3. Eine Ber: 
zierung, einen Zapfen x. an etwas a., beim Bichen des 
Hauptgegenſtandes die Verzierung zc. aus derjelben Form, 
aljo in einem Stüd mitgiehen; das nachträgliche N. ſucht 
man thunlichjt zu vermeiden, indem fich ſchon erfaltetes 
Metall ſchwer mit friſch geſchmolzenem verbindet. Den— 
noch hat man neuerdings in der Eijengicherei (ſ. d.) das 
Vergiehen von Schmiedeilen mit Gußeifen haltbar zu: 
wege gebracht und auf dieje Weife Fenjterrahmen, Ge— 
bände ꝛc. ſehr zwedmähig bergeitellt. — 4. frz. engober, 
engl.to colour, Töpferwären vordem Brennen mit Farb— 
erde begießen. 

Angiportus, m., od.angiportum, auch fundula, lat., 
griech sreveorög, bei den Römern gebräuchliche Benennung 
der engeren Gaſſen. 

Anglaife, f. Diejenigen Theile der Thiürflügel, welche 
in der Nähe der Schlöfjjer und Klinken ſich befinden, wer: 
den in der Hegel durch häufiges Angreifen ſehr ſchnell 
ſchmutzig. Um nun das häufige Waſchen derjelben, wodurch 
die Farbe ſich ſehr ſchnell abnutzt, zu vermeiden, nahm 
man ſeine Zuflucht häufig dazu, daß man die betreffende 
Stelle auf weißen Thüren ſchwarz anjtrid. Die dadurd 
bervorgebrachten, oft an den Enden in einer Berzierung 
auslaufenden Figuren evicht man wohldurd Platten von 
Mefling oder anderem Metall, neuerlid) von Glas; ſolche 
Blatten heißen Anglaijen. 

Da Mejjingplatten ebenfalls häufig acpubt werden 
müſſen, die Anmalung aber geichmadlos ijt, jo find unter 
den permanent an der Thür befindlichen Anglaiſen jeden 
falls die gläſernen allen anderen vorzuziehen, weil fie den 
Anblid der Thür am wenigſten ftören und fich am jauber- 
jten halten; feiner aber ift e8, die Thür an der betreffenden 
Stelle mit einer an Heinen Nägelchen mittels Schlinge 
angehängten Leinwandfappe zu verjehen, welche bei feſt— 
lichen Gelegenheiten abgenommen wird; noch beſſer und 
eleganter freilich ift e8, gar fein ſolches Schußmittel an- 
zubringen. Damit num durdy die wiederholte Reinigung 
der betr. Stellen mit warmem Wafien, ſchwacher Pot: 
aichenlauge oder Ammoniakwafler (mit Seife darf man 
Oelfarbenanftrich niemals waichen) fich der Oclfarben- 
anftrich nicht zu Schnell abnuße, trägt man an diejer Stelle 
einen Anjtricy mehr auf, als an den übrigen Theilen der 


102 


— — 


anglo-normannifhe Baumeife 


Thüre, und beim Ladiren trägt man an diejer Stelle erit 








‚ einen partiellen Ladanjtrid) auf, che man den allgemeinen 
‚ Ladüberzug vornimmt. An Thüren jedoch, die mit Leim— 
farbe gejtrichen oder geadert find, mögen jie num ladirt 
jein oder nicht, find Anglaifen unentbehrlich. 

Angle, m., frz., Wintel, Rinfelmäh. Bei den franzö- 
jiichen Werkleuten heißt angle d’&querre, engl. right a., 
der rechte Winkel; — a. du gras, engl. blunt angle, ob- 
tuse a.,der jtumpfe Rinfel; —a. du maigre, engl. acute 
angle, der jpige Winfel; — a. contigu (adjacent), engl. 
adjoining angle, der Nebenwinfel; — a. de rupture, 
engl. a. of rupture, der Bruchwinfel; — a. solide, die 
förperliche Ede, die ante; — a. saillant, externe, ex- 
törieur, engl. salienta., projecting a., derausipringendx 
Wintel; — in der Kriegsb. angle de courtine, de flanc, 
der Flankenwinkel; —a.d’epaule, der Schulterwintel; — 
a. perdu, engl. dead a., der todte Winkel; — a.rentrant, 
engl. reentering a., der einfpringende ®infel xc.; ſ. d. 
betr. deutſchen Artikel. 

Angle, s., engl. — 1. (Math der Knick einer Kurve; 
2. (Maich.) der Winkel, das Knie; 3. der Wintel, j. d. 
vorhergehenden Artikel. 

Angle-bar, angle-iron, s., engl., die Winkelſchiene, 
das L-Eifen, Üinfeleifen. 

Angle-bead, s., engl., jtabförmige Eckverkleidung. 

Amgle-bevil, s., engl., die Schmiege, der Stellwinkel, 
das Schrägmäh, Schrägmodel. 

Angle-brace, angle-tie, s., engl.(Zimm.). — 1. Tas 
Winkelband; lower angle-brace, das Fußband, die Fuß— 
büge, die Strebe; — 2. Der Wintelbohrer. 

Angle-lever, s., engl., der Wintelhobel. 

Angle-post, s., engl., der Eckpfoſten. 

Anglefit, m., frj. anglesite, m., engl. anglesite, das 
Bleivitriol. 

Anglet, franz., m., jede Feine, rechtwinklig einge: 
ichnittene Fuge, bei. die falzähnlichen Fugenvertiefungen 
bei manchen Arten der Bofjage. 

anglo-normannifcdhe Bauweife, frz. style anglo-nor- 
mand, engl.norman style, anglo-norman architecture. 
Für diefe Modifitation des normanniichen Bauitils, 
‚ welche ca. 1020 bis gegen 1170 in England herrichte, wird, 
wie für die ihr vorhergehende angeljächjiiche, von den eng: 
lichen Kunjthiitorifern das Prädifat Stil mit Unrecht 
beanjprucht. Die Hauptanordnung der meijten Kirchen 
ericheint auch hier als Bajilifa mit Kreuzichifi und Vie- 
rungsthurm, halbrund geichlojjenem Chor und Seitens 
apfiden; auch bier ift diefer Apſidenſchluß bet einigen 
äußerlich fichtbar, bei anderen verjtedt; auch hier jteht der 
Altar nod) ziemlich weit vorgerüdt und an einen durch— 
brochenen Mauerſchirm gelehnt; auch bier finden wir die 
Thürme bald vor den Weftenden der Seitenſchiffe, bald 
zu den Achjeln des Kreuzes, durch Gurtfimfe in Gejchofie 
geteilt und mit meiſt majjiven polygonen oder run: 
den, von Fialen jlanfirten Spighelmen von nicht jebr 
bedeutender Höhe bededt oder durch einen Zinnenkranz 
abgeichlojien x. Die Säulen gleichen, wie beim norman- 
niichen Bauſtil überhaupt, zum Theil in Fuß und Kapitäl 
denen des jpätromanijchen oder byzantiniſchen Stils des 
| Kontinents; jichaben dabei aber, abweichend von jonitigen 
normannifchen Säulen, oft einen dem attijchen ähnlichen, 
Fur, und einen kurzen, runden, gar nicht oder jehr itarf, 
jtets aber ohne Entafis, verjüngten Schaft ohne Kanäli— 
rungen, wie das in Deutichland vorkommt. Die Kapitäle 
find die befannten, unten abgerundeten Würfel oder auch 
Glocken mit Thier- oder Pfianzenverſchlingungen. Die 
Liſenen fangen an, mehr aus der Mauer vorzutreten un 
jo allmählic die ſpätere Strebepfeilerform anzubahnen, 
haben aber immernoch einegrößere Breite als Ausladung. 

ı Portale und Fenſter verengen fich nach hinten zu ſtufen⸗ 
jörmig; zwischen den Abitufungen ſtehen Säulchen, die die 
‚entfprechenden einzelnen Rundbogen tragen. Auch die 











anglo-normannifde Banweile 


Formen und häufigen Wiederholungen der Gurtiimje, die 
Gewölbeformen, die Kryptenanlagen ꝛc. ähneln ſehr denen 
auf dem Kontinent. 

Die provinziellen Abweichungen reduziren ſich nun 
auf Folgendes: den engliſchen Bauten dieſer Zeit geht die 
ſcharfe Beſonnenheit, Keuſchheit und Strenge, die friſche 
Kraft und durchgeführte Geſetzmäßigkeit der fontinentalen 
Werte des 11. Jahrhunderts ab, fie tragen im Gegentheil 
ein gewifies Gepräge von Stolz und Ojtentation an fid) 
und zeigen bier und da einen Mangel an gehöriger Ver: 
arbeitung des Syſtems u. Spuren von gedantenlojer Nach— 
ahmung der fontinentalen Formen ohne Bwußtſein über 
die Entitehungsurfachen derjelben. Sie ericheinen größ— 
tentbeils ſchwerfällig in den Hauptmajjen, in den Details 
reich gegliedert, ohne inneren Zuſammenhang diejer Glie— 
derungen mit den Hauptverhältnijjien. Die Mittelichiffe 
der größeren Kirchen find, wie es jcheint, urſprünglich nicht 
mit überwölbt worden, obgleich die ganze Zuſammen— 





ftelung des Baues die für eine ſolche Konjtruftion be= | 
ı herum ; den Hauptjims 


jtimmten Formen zeigt, 3. B.die Halbſäulchen, die eigent= 
lich dazu bejtimmt find, die Gewölbegurte zu ftüßen, und 
nun eg ee a gar 
ſtuhls zu tragen. So war e8 3. B. der Fall bei der 1070 
bis 1075 erbauten, dann 1096 nad) Oſten zu erweiterten 
und 1174 nad) einem Feuer nodymals rejtaurirten und 
dabei verlängerten Slathedrale von Canterbury, j. Fig. 
183 und 184. An Heinen Kirchen ohne Kreuzarme und 
Seitenjchiffe findet man den Thurm trogdem häufig über 
dem Bunft, wo die VBierung fein würde, wenn Kreuzarme 
da jein würden, deren jpäteren Anbau man bei einigen 
Fällen projeltirt u. bei der Konjtruftion der Wände berück— 
jichtigt zu haben jcheint, die dann an diejer Stelle ausge— 
mauerte Bogen enthalten. Viele ganz Heine Kirchen 
batten urjprünglich gar feinen Thurm, ſondern beſtan— 
den blos aus Schiff und Chor, der auch hier und da recht— 
winfelig geichlofien war. 

Eigenthümlich u. provinziell ift ferner die Erjcheinung, 
daß viele der übrigens ganz den jpätromanifchen des 
Kontinents gleichenden Portale nicht völlig hinter die 
Mauerflucht zurüdgehen, jondern mit ihren vorderjten 
Hliedern und zwei glatten Pfeilern an den Seiten vor— 
ipringen u. jo, famt ihrer oben wägerecht abgejchlofienen 
Uebermauerung, ein Rifalit bilden. Der ſchon in der 
Mitte des 11. Jahrhunderts vorfommende Ueberſchlag— 
jims ijt direft normannifch, ebenjo die hier und da vor— 
fommende Ausfüllung des Tympanons mit Netzwerk, 
Schuppen und dem jogen. Kamm» Mujchelwert (j. d.) 
und die über einigen Portalen vorkommende halbrunde 
Niſche mit Büſte, ſowie das Einfepen eines Stichbogen— 
portals in ein halblreisförmig gejchlofienes, wodurch ein 
ſehr häßliches Tympanon entitcht. Thürangeln und fon= 
jtige Beſchläge ſcheinen häufig mit ſchneckenförmigem Ran— 
kenwerk und Kreuzen verziert geweſen zu ſein, natürlich 
iſt aber davon nur wenig erhalten. Einige Portale haben, 
eigenthümlich genug, Arkaden in den dann ſehr tiefen 
Laibungen, auch Sitze daſelbſt, und ſcheint dies der erſte 
Schritt zu den Porches, Portalvorhallen, zu ſein, die von 
—* 1160 an ſchon vorkommen, obgleich noch ſehr unaus⸗ 
gebildet. 


103 


Chorwand, wenn dieje vechtwinflig geichlojien ift, durch 


‚b von 1200; der Gurt⸗ 





aller Art vor, zum gros 





anglo-normannifde 2 Baumweife 





drei ſchlanke, halbkreisförmig geichlofiene enter, die, 
von außen als getrennte Fenſter wirfend, im Innern durch 
ihre Ausweitung fich jo nahe rüden, daß jie den Eindrud 
eines Fenſters machen; meijt ift dann das mittlere etwas 
breiter und bedeutend höher als die beiden anderen. Das 
Mauerwerk war jehr jtark und bejtand blos aufen aus 
behauenen, beinahe würfelförmigen Steinen in ungleich 
hohen Schichten, mit unregelmäßigem Ausfüllfel und fehr 
weiten Fugen von grobem Mörtel, daher jelbit die Maus 
ern aus behauenen Steinen gepußt wurden. Die Streben 
haben nur in feltenen 
Fällen eine Verzie— 
rung, und zwar dann 
durch einen jchlanten 
Schaft an den Eden, 
j. Fig. 185 a von 1160, 


ſims kröpft ſich um fie 


erreichen ſie nur ſelten, 
überſteigen ihn nie— 
mals; dies kommt viel⸗ 
mehr nur an den hier 
u. da vorhandenen run⸗ 
den Gdverjtärfungen 
ediger Thürme vor, die 
dann in Fialen endi- 
gen; Fig. 186, 3eigteine 
joldyevonca. 1180. Als 
Gurtfimsprofil kamen 
manchmal die in Fig. 
187 a, b, e dargeitell= 
ten formen, am häus 
figiten aber ein halbes 
Sechseck, Fig. 187 e, 
vor, manchmal auf fei= 
nervorderen lothrechten 
Fläche noch mit einem 
Nundjtäbchen bejept, ſ. 
Fig. 187 d, oder die 
unten abgefaite Platte, 
Fig. 187 f; als Ber 
ſetzungen  derjelben 
tommen Einferbungen 


ben Theil gleich denen 
an Bauten des Konti— 
nents; doch fcheint die 
vielfahe Geſtaltung 
diefer Beſetzung fait 
das einzige Feld gewe- 
jenzujein, auf welchem 
jih die Phantafie der 
Anglo-Normannen er: 
ging; die große Anzahl 
der Warietäten derſel— 
ben giebt dafür Zeug— 
nis, Man ſehe die Art, 





fig. 183. Sathedrafe zu Ganterburm, 
Grundriß. 


Die Fenſter find im allgemeinen hoch und ſchmal, von Zichzack, Sägezahn, Billet, Nagelkopf, eingezahnt, scollo- 
außen herein ſich wenig zuſammenziehend, nad) innen aber ped, embattled, dovetail,lozenge, frett, studded trells, 
ſich bedeutend ausweitend, wohl um wenig Kälte und doch reticulated, chain, beakhead, birdshead, catshead, fir- 
viel Licht einzulafjen, da man die Verglafung noch nicht | apple, Poppeltegel, Schiffstau, gewundener Stab, as- 
allgemein anwenden konnte. Allgemein normännijch,nicht | treated, twisted panel, open heart ete. Die Gurtjimje 
propinziell, iit die lleberlegung eines gemeinfamen Bo- liegen oft in der Kämpferhoͤhe der Fenſter u. geben äußer— 
gens über je zwei gefuppelte Feniter, ohne das Zwidelfeld, | lid) um die Bogen herum, ein Motiv, welches zwar nicht 
was dadurdı entitcht, zu durchbrechen, jomwie die Bogen: | blos in England vorfommt, fich aber dort ganz vorzüg— 


ftellungen mit durch einandergeitedten Rumdbögen Kreu— 
a neeich Auch Radfenſter fommen in ganz der- 


| 


lich einheimisch gemacht und durd) das ganze Mittelalter 
hindurd erhalten hat: die Hauptjimfe enden fait immer 


elben Art und eben da angebracht vor, wie auf dem Kon— | in Zinnen oder Brüftungen und ruben auf Bogenfriefen, 
tinent. Brovinziell hingegen iſt die Durchbrechung der | welche ſich ebenfalls zum Theil allgemeinen normanniichen 





anglo-normannifde Dauweife 





104 


anglo-normannifde Danweife 








formen anjchliehen, zum Theil auch provinzielle Ge: 
jtaltungen annehmen; f. Art. arched, Bogenfries, cor- 
beltable und Zinne. Die Thürme find maifig und nie- 
driger als aufdem Kontinent, jelten beträgt die Höhe mehr 
als das Dreifache der Breite; ſelbſt in der letzten Zeit er— 
beben jie ſich höchitens um das Mäf ihrer Breite über das 
Kirchdach; fie haben unten blos Heine Schligfeniter und 
oben an der Glockenſtube Doppelfeniter, bei reicher Ge— 
ftaltung Blendarfaden, in deren Zwickeln Pateren liegen, 
wenn fie nicht die allgemein normanniichen, verſchlunge— 
nen Halbfreije tragen. Rundthürme find jelten; fie find 
zuweilen durch verzierte Gejimfe in Stockwerke getheilt 
und dann werden die Gefimfe nadı oben zu ſtärker. Jhre 
Spiten beitchen aus einem cnlinderförmigen Unteriat 


Sig. 154. Kathedrale zu Canterbury. Südoſtlicher 
Bu Art. anglo-normannijhe Bauweiſe. 


MTie en u 
Kreuzarm. 


(Tambour) mit tonijchem od. polygon=pyramidalem Helm; 
ſ. auch d. Art. iriiche Bauten. Im Innern weicht die Bau— 
weije vielfach vom allgemeinen Typus ab. Die Wölbungen | 
befommen von 1100 an Rippen, j. Fig. 188 d,e,f,g, u. 
in den vor 1240 nur höchit jelten überwölbten Haupt- 
ichiffen ift der freiliegende Dachſtuhl durch Dienfte, auf 
die fich die Trummbölzer und Rinfelbänder für die Bin— 
der jtellen, in den Organiämus hereingezogen, Der Licht: 
gaden (clarestory) des Mittelichiffs ſpielt eine jehr ber- 
vorragende Rolle, indem er in jedem Joch mindeitens ein 
großes oder drei zu einem vereinigte Fenjter (f. oben) hat; 
aud die Triforien find mächtiger und weiter durchgebil— 
det als in Sizilien xc. Die Träger ericheinen nicht als 











eigentliche Säulen, jondern als ftarfe Pfeiler; doch zeigt 


ji das Bejtreben, die Form der Säulenbafilifen beizu— 
behalten, auch bier; die Bieiler find nämlich oft cylindriich 
oder polygon, doch auch quadratiich, mit Stäben, Kehlen 
oder Abfajungen an den Eden und Halbjäulen an den 
Seiten; doch fommen 
aud) hier die gewöhn— 
lien ſpätromani— 
ſchen und normanni= 
ihen Formen vor 
(Beifpieleder ambäu- 
figjten vortommenden 
provinziellen Formen 
jiche in Fig. 189), fo- 
wie aud der Stüßen- 
wechſel zwiſchen 
Pfeilern und 
Säulen. Den 
großen runden 
Pfeilern konnte 
man nicht gut 
ein ganzes by— 
zantiniſches 
Würfellapitäl 
geben, weil dies Fig 185 _ Big. 186. 
dem Pfeiler zu Anglo⸗ normanniſche Streben. 
viel von jeiner Höhe genommen u. ein zu plumpes 
Anjehen gegeben haben würde; man nahm daber 


5 * 3 
Fig. 187. Anglosnormannifche Gurtfimfe, 


feine Zuflucht zu Verjchlingungen, wie Fig. 189 
a, oder zu Anreihungen von oft T—9 Vorderan— 


jichten feiner Würfelka— P3 > 
S 

x — ar 

wo 








pitäle, die auf einem ge— 
meinjchaftlichen Sala: 
gliede auffigen; jo ent- 
jtand das Faltenkapitäl, 
= Fig. 180 b, 0, d, ein 

zwar ſpezifiſch anglo-nors 






a 
Nar% F 
manniſches, aber nicht .g” 
gerade jchönes Motiv, 
Beiden mit Pflanzenver⸗ Fig. 188. 
ichlingungen ıc. bejepten Anglonotm. Rippen. 


Napitälen zeigt fid) der Hauptmangel diejer Baus 
weile am auffälligften; die Räume find nicht gleich= 





— 7 = * — ⸗ 
—A 
Fi. 189. Anglosnormanniiche Pfeiler. 


mäßig ausgefüllt, die einzelnen Ranken nicht fo genial 
in einander verichränft, als an den fontinentalen Monus 


‚ menten derjelben Zeit. Fig. 190 zeigt einige Kapitälded- 


platten-Profile. Ebenjo wie in dem fontinentalen jpät- 
romanijchen Stil gebt in diefer Baumeije der Rundbogen 


Angola 


allmäblich in den Spitzbogen über, bei. von 1160 an, bis 
um 1230 die Spipbogen völlig gefiegt hatten. Auch für 
diefe Ubergangsphaſe beanipruchen die engliichen Archäo— 
logen das Prädilat Stil, und zwar unter den Namen 
semi-norman, mixed-norman oder transition ; ſ. d. Art. 
engliih=gothiih. Die Zidzadverzierung nimmt immer 
mebr überhand, überzieht ſogar die Süulenſchäfte u. Pfeis 
ler u. wird oft auf ganz unorganifche Weife angebradıt; 
neben einander jtehende Säulen find von einem Band mit 
Nageltöpfen umzogen, kurz das ganze Ornamentwerf 





trägt das Gepräge des Überganges aus einer auf unver | 


105 








Angulus 


beim Hobel; das Schloh, der Riegel greift gut an, für eins 
greifen (ſ. d.). Der Schlüfjel greift den Riegel nicht gut an, 
d. h. erfaht ihm nicht ordentlich oder es ift zu viel Neibung 














| vorhanden. Aber auch in ſchädlicher Reife: der Roſt greift 


‚das Eijen an, oder das Eiſen greift Meſſing an, wenn es 
jich mit ihm reibt; durch die Reibung zweier Metalle an 
einander wird fich das weichere Schneller abnugen als das 
härtere, u.ınan jagt dann: das härtere greift das weichere 
an. Daher braudt man das Wort angreifen für reiben, 
Friltion erzeugen überhaupt. 

Angriff, m., 1. einen Bau in A. nehmen, ſ. v. w. ihn 


jtandener Nachahmung beruhenden Bauweiſe in einen ſich beginnen. — 2.(Werkz.) Vorrichtung zum Angreifen, alfo 
aus verichiedenen zufammengetragenen fremden Elemen= | für Griff, Heft, auch für Handgriff, Leitſtange, beim Ge— 
ten eben erft entwidelnden Stil. Außer den Bortalen find | länder. — 3.(Schlofj.) A. am Riegel, frz. barbe du pöne, 
namentlich) auch die Triumphbogen mit Zierwerf über: | engl. toe of the bolt: die Heinen Erhöhungen an der Une 


laden. Zu den provinziellen Eigentbümlichkeiten gehört 
dabei, daß die jpäteren Werte diefer Bauweiſe, jelbit die, 
woran fid) jchon viele Spigbogen zeigen, ftatt, wie auf dem 
Kontinent, fi) allmählich schlanker und leichter zu heben, 
durch Bermehrung der horizontalen Gurte immer ſchwerer 

und breiter ericheinen. Auch Huf: 


— eiſenbogen, geſtelzte Bogen — 
— — Sengmentbogen fommen vereinzelt 
f vor, icheinen aber diefe Formen 

= — mehr aus Ungeſchick als mit Vor— 
ſatz erhalten er ide —— 

— überhaupt die Technik Englands, 
— 2 bei. in Bezug auf die Wölbung, da— 
— —7 mals noch weit hinter der des Kon⸗ 


tinents zurückgeweſen zu fein icheint. 
Bei diefer mangelhaften, Technik 
mußte natürlich der das Überwöls 
ben größerer Räume bedeutend er: 
feichternde Spipbogen in England raſch Aufnahme finden. 
Die Rippen wurden zugleich reicher profilit, |. Fig 188, 
b,c. Bon Holzdeden diefer Übergangsperiode iſt ſehr 
wenig erhalten, jie find meiſt als Hängewert mit Schwer- 
tern ohne Balten behandelt, in den Sparrenfeldern ver— 
täfelt und bemalt, wie die norm. auf Sizilien, nur etwas 
rober. Die Grabmonumente, reip. —— beſtehen 
aus flachliegenden oder dachſförmigen Platten mit Kreuz 
und Infchrift; die Kanzeln find entweder an der Außen— 
jeite der Kirche od. innen an einer Wand auf fteilen Kon: 
ſolen angebracht und haben keinen Echalldedel. Über die 
Profanbaufunitdiefer Periode ſ. d. Art. Haus; hier ſei nur 
bemerkt, daß Kamine jeit 1130, Feuerejien aber erſt jpäter 
vorfommen. Die Fußböden bejtanden meiſt aus braunen 
blauen u. gelben Ziegelplatten, in weldye vor dem Bren— 
nen die Mufter eingeprägt und mit weihem Thon ausge 
legt wurden. Statuen und andere jelbjtändige plaſtiſche 
Kunstwerke feinen gar nicht beliebt geweſen zu jein, viel⸗ 
mebr tritt die Plaſtit fait überall nur als Dienerin der 
Ornamentil auf. 

Angolaholz,n., auc) afrikanifhes Sandelhol;, n., afrika- 
nifdyes Rothhol;, n., Gabanholz, Cambalhol;, n., frz. bois ın. 


Fig. 190, Anglornorm. 
KapitälsDedplatten. 


de Cham (cam), bois d’Angole, engl. Angola-wood, | 


barwood, camwood, ein Rothholz, von Angola und an— 
deren Theilen der Weitküfte Afrika's nach den Seeftädten 
Frankreich eingeführt, von Baphia nitida, einer Legu⸗ 
minoſe, ſtammend, iſt dem Fernambulholz ähnlich; iſt als 
Färbeholz ſowie zu Tiſchlerarbeiten zu gebrauchen. 

Angrals, m., frz., 1. Helmkeil des Hammers. — 2.4 
d’une douche (Stajdh), Spertteil. 


angreifen, 1. (Bergb.) einen neuen Stolln höher ans 


greifen, d. b. anlegen, anfangen. — 2. (Forſtw.) das Holz 
angreifen, Bäume abbauen. — 3. Tiſchl. u. Zimm.) das 
Holz angreifen, j.v.w.jehr viel abhobeln; ein Hobel greift 
an, d. b. er hat viel Eifen, das Eijen jteht weit vor und 
nimmt ſtarke Späne weg; die Politur greift an, d. b. fie 
dringt gut ein; dasjelbe vom Firniß. — 4. (Schlofj. und 
Eifenarb.) in Bezug auf die Schärfe der Feile, ähnlich wie 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl. I, 


terjeite des Niegels, an welche der Schlüjjelbart anſtößt 
und Dadurd) den Riegel vor= oder rüdwärts jchiebt; A. der 
Zuhaltung, frz. encoche f.du verrou, engl.notch ofthe 
bolt, die Einfchnitte am Riegel, in welche die Zuhaltung 
eingreift, ſ. Schloß. 

Angriffsarbeit, f., Augriffsbefehigung, £., frz. fortifica- 
tion f. offensive, d'attaque, engl. work of attack, ſ. d. 
Art. Belagerungsarbeiten. [Ptz.| 

Angriffsfront, f. (rieg&b.), fr}. front m. d’attaque, 

engl. front of attack, die Seite einer Feitung, welche ſich 
der Belagerer zum Angriff auswählt. Bei Polygonal— 
befeftigungen ꝛc. werden die Seiten oder Fronten durch die 
Kapitalen der ausjpringenden Winkel des Hauptumrijjes 
bejtimmt. Eine front der Baftionärbefeftigung iſt eben- 
falls durch die Kapitalen zweier benachbarten Baftionen 
begrenzt xc. Zu jeder Front gehören die zwischen den Kapi— 
talen liegenden Außenwerke. Häufig werden mehrere 
Fronten gleichzeitig angegriffen. Gegen einen derjelben 
richtet fich dann meijt der Hauptangriff — Hauptangriffs— 
front — während die anderen nur bejchäftigt werden, um 
Aufmertiamteit und Kräfte der Belagerten zuzeriplittern ; 
| die der W. benadibarten Fronten heißen Kollateralfronten. 
ı Angriffsmine, f. (Hriegsb.), frz. mine f. d’attaque, 
engl. offensive mine, Mine, deren Zwed iſt, die Contre— 
minen zu zeritören, Parallelen, Approchen, Logements 
zu ſchaffen, Revatements einzuftürzen (Brejchmine) u. dgl. 
mehr. |Ptz.) 

Angriffspunkt, m., Araftpunkt, m. (Mechanik), franz. 
point m. d’application, engl. point of application, 
working-point, Ba] nt Runtt eines Körpers, auf wels 
chen eine Kraft unmittelbar wirkt; j.d. Art. Kraftrichtung. 

Angſtlichkeit, f. Diefe hat oft den nachtbeiligiten Ein- 
fluß auf die unter ihrer Wirkung entitandenen Kunſtwerke. 
Gebäude, die mit Ängitlichkeit entworfen wurden, werden 
immer zu große Mafjen, zu jtarfe Mauern ıc. erhalten 
und dadurch nicht allein zu viel foften, jondern auch ein 
plumpes, ſchwerfälliges, unpoetifches, ausdrudslojes An— 

\ jehen erbalten. 
Angula, f. (ind. Bauf.), j. Haſtha. 
angulaire,adj.,ivz.,engl.augular, angled.— 1. winf» 
lig, nad) einem Wintel geformt, 3. B. fer angulaire, 
engl. angled iron, das Winfeleifen. — 2. An der Ede 
jtehend, die Ede bildend; pierre angulaire, Editein; co- 
lonne angul., Edjäule, arc angul., Biebelbogen. 
angule, anguleux, adj., frz., engl. angulated, edig, 
‚ winflig, angulated work, j. unter work. 

Angularbefefigung, f., Angulärfghem, j. Befeſtigungs— 
manier. [Ptz.| 

Angularpfeiler, m., j. Edpieiler. 

Angulus, m., lat., der Winfel; daher: anqulär für 
eig, winklig, bei. in Zufammenjegungen, 5. B. relktan— 
aulär, rechtedig; oftangulär, achteckig x. A.circumferen- 
tiae, j. Bolygonwintel; a. defensionis, Bertheidigungss 
winfel; a. incidentiae, Einfalläwinfel, Neigungswintel, 
welchen ein Licht⸗ od. Schattenjtrahl mit der Fläche bildet, 

14 








Anguß 


106 




















auf welche er auftrifit; a. retlexionis, Yurüdjtrablungss 
winfel, Abprallwintel, j. Akuſtik u. Optif; a.refractionis, 
Refraktions:, Bredungswinfel: Winkel, unter weldem 
ein in einen durchjichtigen Körper fallender Lichtitrahl 
durch die größere Dichtigkeit des Körpers im Vergleich zur 
Yuft gebrochen wird; j. Strahlenbrechung. 

Angufi, m., j. Gußzapfen. 

Anhaftungskraft, f., jo viel wie Ndhäfionstraft (ſ. d.). 

anhägern, aubeegern, akt. 3., beiht das Abjepen größe— 
rer Mengen von Sinkitoffen eines Flufies oder Stromes 
auf der Sohle oder an einem Ufer derjelben; es erfolgt 
entweder periodiſch, d. b. der Fluß ſchafft nach einiger Zeit 
den Häger von jelbjt weg, oder bleibend. Letzteres kann 
entweder beabfichtigt oder nicht beabfichtigt jein; in beiden 
Fällen erfordert die Behandlung des Anhägerns große 
Vorſicht, da durch unfachgemähe Anlagen oder Baulic- 
keiten leicht das Eigenthumsrecht oder Interejje eines Ans 
dern beeinträchtigt werden kann, weshalb denn auch die 
Anbägerungen bei Strömen meiſt unter direkter Kontrolle 
der betr. Regierung jteben, währenddergl. Berhältnifje bei 
Flüſſen und Bächen durch Gefepe geregelt find. [vr. Wgr.) 

Anhägerungsarbeit, f., frj.travaild’accroissement, 
engl. alluvion-work. Die Anbägerungsarbeiten be= 


zweden entweder: 1.die Herbeiführung von Ablagerungen, | 


Berlandungen, ſ. „Berlandungen“, oder 2, die Ver— 
binderung derfelben. Diejelbe fann nur eine örtliche 
Mahregel jein. Wie im Art. anhägern bemerft, fommt es 
bierbei Darauf an, ob die Anhägerung eine periodifche od. 
bleibende it. Erites Haupterfordernis vor Beginn der 
Arbeiten zu Verhinderung des Anhägerns iſt jorgfältige, 
mitunter langjährige Beobachtung der Art und Weife, in 
welcher fich die abgejegten Geichiebe eines Fluſſes abla— 
gern oder fortbewegen. Zu dieſem Zwed 
iſt letzterer alljährlich mehrmals und zwar 
an möglichjt viel Querprofilen und auf 
lange Streden auszutiefen (j. d.), das 
erhaltene Rejultat in einen Grundplan 
einzuzeichnen und zu beobachten, wie die 
Nejultate des einen Jahres mit denen des 
darauffolgenden ꝛc. übereinjtimmen. Bei 
allen natürlihen Waſſerläufen wird man 
Ev’ finden, daß die Fortbewegung der Fluß— 
geſchiebe nad) einer gewiſſen Negelerfolgt, 
welcher denn auch bei Anhägerungsarbeis 
ten Rechnung zu tragen iſt. So jind z. B. 
am Rhein periodische Häger od. Kiesbänke 
an beiden Ufern vorhanden, welche ſich der— 
artig bewegen, daß z. B. Kiesbank A in 
Fig. 191 in ca. 7 Jahren ſich längs des 
einen Ufers bis nach B bewegt, eine Strede 
von ca. 2000 m. (zwiichen Speyer und dem 
Elſaß), u. ſ. F.: Kiesbank a des andern 
Ujers rüdt indenjelben Verhältniſſen nad) 
bx. In dem einen Jahr jehen alio 





in CC’, DD’ und EE‘ angegeben iſt, und 
: der Thalweg oder Schiffahrtsiweg nimmt 


die Querprofile des Stromes jo aus, wie | 








| man die Berhältnifie zu belaſſen, wie ſie jind, und nur da: 


für Sorge zu tragen, daf die fich jener, nad) vieljähriger 
Beobachtung erfannten Regelmäßigleit gemäß jtets än- 
dernde Thalwegslinie genau ermittelt werde. Im allge: 
meinen treten in äbnlicher Weife die Verbältnifie an ans 
deren Strömen und Flüſſen auf, ımd man muß die Idee, 
einem Fluß durch Korrektionsarbeiten ein überall gleich: 
mäßiges Duerprofil zu erhalten — etwa wie in Fig. 
192 A angegeben — überhaupt ganz aufgeben, da doch 
jeder Fluß jein Recht betr. der Art des Geichiebetrand- 
portes ſtets geltend macht. Das Einzige, was hierbei zu 
thun ift, bejteht darin, daß man zu rechter Zeit diejenigen 
Stellen des Ufers ſchützt, welche dem Wechjel zwiichen 
großer und Heiner Waflertiefe in der vorbemerkten Weiſe 
ausgejegt find. Hat ſich 5. B. eine Kiesbank A entjernt, 
entiteht aljo dort eine größte Tiefe, jo jind jofort große 
Senkfaſchinen oder Steine nachzurollen, um den Uferfuß 
vor Unterſpülung zu ſichern. Sollte dennod) die periodijche 
Verhägerung in einer jo jtarfen Weije auftreten, daß da— 
durch der Schiffahrtsmweg wiederholt gefährdet wird, fo iſt 
der Fluß oder Strom durch Parallelwerte (j. d.) auf 
längeren Streden zu verichmälern und jo zu nöthigen, ſich 
ein tieferes Bett zu wiüblen. Näheres bierüb. j. unter 
rlußtorreftionen.) Erforderlichen alles find bei ſtarlen 
Krümmungen auch Durchſtiche auszuführen (f. d. Art. 
Flußkrümmungen). 

Sobald es aber gilt, einen Häger zu entf ernen, welcher, 
‚ etwa wie H in Fig. 192 BC, als cin bleibender auf: 
tritt, ſich nach und nach zu feitem Ufer verlandet und auf 
‚ das gegenüberliegende Ufer eben jo jhädlich einmwirft, wie 
dies zumeilen Buhnen (j. d.) 
thun, jobald man fich alio 
nicht auf die lebendige Kraft 
od. mechaniſche Leitung des 
Waſſers zu Fortſchiebung des 
Geſchiebes verlaffen kann, 
muß man beſondere Mäß— 
regeln ergreifen. Am em— 
pfehlenswertheſten tritt auch 
hier das Parallelwerk auf, 
welches man in der Art ein 
baut, daß der ftarte Bogen 
des Ufers O durch die janft 
gebogene Linie O O abgejchnitten wird. Die veränderte 
Stromrichtung drängt ſich hierbei durch den Hänger jelbit, 
entfernt denjelben u. wird nie eine ähnliche, bleibende 
Ablagerung zulafien. Zu Innehaltung derNiormalbreite 
1 (}. d.) des Fluſſes ift mitunter von dem Ufer B, an wel: 
chem ſich der Häger befindet, abzugraben, wie in Fig. 192 
angedeutet iit. |r. Wgr.) 

Anhalter, m., 1. auch Aubalthammer, franz. arröt, m., 
mandrin m. d’abattage, engl. holding-up hammer, bei 
‚den Schlofjern u. Keſſelſchmieden ein ſchwerer Hammer 
als Werkzeug zum Anbalten an den Kopf der Niete, wenn 
diejelbe am andern Ende breitgeichlagen werben ſoll. — 
2. (Drabtzieher) eijerne Pflöde, die auf der Zichbant die 
Bieheifen halten. — 3. (Zinng.) der Theil der Drehbant, 








Fig. 192. 








die Richtung der Linie x xan. Nach der | an welchen die abzudrehenden Stüde gehalten werden. 
Hälfte der vorgenannten Zeit befindet fih | Anbaltefelle, f. (Eiienb.), Eifenbahnitation Hleiniter 
dig. 191. SuArt. aber A in der Nähe von D‘, während a Art, entweder lediglich für den Berjonenverfehr bejtimmt 
Anhägerung. nach E fortgerüdt iſt xc. Das Duerprofil | oder zugleich für beichränften Güterverkehr eingerichtet 
DD’ zeigt dann die größte Tiefe, wo erit a (bei D) gelegen | und dem entſprechend mit unbedeutenden Baulichkeiten 
hatte, u. die Heinite Tiefe ift ander Seitevon D', worüber | ausgeftattet. Für den Perjonenverfehr genügt in der 
die größte fich befand. Der Thalweg ift jodann durch die | Regel ein Erpeditionszimmer zum Billetverfauf und Ge 
geitrichelte Linie yy marlirt. Eine der im forrigirten (!) pädwägen, jowie ein Paſſagierwarteraum, während für 
Rhein befindlichen angehägerten Kiesbänke hat aber ca. | Bejorgung irgend welchen Güterverfehrs mindejtens ein 
1 Mill. Kubikmeter kübiſchen Inhalt. Es wäre daher | Nebengeleis, häufig auch ein Güterichuppen bergeitellt 
ganz falich, wollte man einem ſolchen bedeutenden Häger | 


| werden muß. | Fr.) 
durch eine Buhne oder dgl. zu begegnen ſuchen, weil hier: 
durch die Regelmäßigkeit der Geſchiebführung geitört und | 
arößte Verwirrung entiteben würde. In dieſem Fall hat | 


Anhaltspunkt, m. (Feldm.), ſ. Firpuntt. 
anhängen, alt. 3., 1. (Zimm.) bei großen freilicgen: 
den Deden thut man wohl, die diefelben bildenden Ballen 


— — 


anzuhängen. Das Nähere darüber i. unt.d. Art. Hänge- 





wert, Hängebalten, Balten, Cherzug x. — 2. (Kriegsb.) 
den Mincur anhängen, d.h.die Minenarbeiten beginnen, 


in der Regel vom Angreifer gejagt. [Ptz.) 

Anhängung, f., ſ. Adhäſion. 

Anhau, m. (Forſtw.), der erjte, in einem haubaren 
Wald angelegte Holzſchlag. 

anhauen, att. 3., 1. Forſtw.) anfangen, Holz zu jchla= 

en, ſ. Anhau. — 2. (Zimm.) anfangen, einen Stamm zu 

— ————— — 3. (Forſtw.) frz. entamer, ſ. v. w. einhauen, 
z. B. ein Zeichen an einen Stamm anhauen. — 4. Maur. 
die Ziegel nach einer Schablone ꝛc. zurecht hauen. 


107 








Animeharz 


Slasglanz, auf dem Strich perlmutterähnlich; vor dem 
Löthrohr zerfniftert er anfangs, bei jtärterer Hitze zer: 
ſchmilzt er zu einer weißen, emailleäbnlichen Maſſe. Er 
beſteht hauptſächl. aus waſſerfreiem ſchwefelſauren Kalt, 
dem noch Kieſelerde und Eiſenoxyd beigemengt ſind. So— 
bald der A. eine beſtimmte Menge Waſſer aufgenommen 
bat, verwandelt er ſich in Gips, daher er auf jeinen Lagers 
jtätten, wie z.B. im Harz, von Gips überlagert ift. Der. 
fommt in einigen Ylößformationen vor. Im Salztbon 








des Steinfalzlagers von Wielitzka fommt ein grauer A. in 
darmförmig gewwundenen Lagen vor, welchen man Gckrös- 


fein nennt, frz. anhydrite compacte, engl. tripestone. 


anhäufeln, at. 3., frz. rueller. An frisch eingeichlas | Seiner Eigenjchaft wegen, fih in Gips umzuwandeln, 
genen Pfählen u. friich gepflanzten Bäumen häufelt man eignet er ſich nicht gut zum Baumaterial, denn bei der 


Erde an, damit, wenn die durch das Bilanzen aufgeloderte 
Erde einfintt, feine Bertiefungen entſtehen. 


Ummandlung berftet er leicht u. verwirft fich, doc) werden 
die fejten u. dichten Varietäten zu Kunſtwerken u. Statuen 


anheben, att. 3., 1. anfangen zu heben, von Menjchen, | verarbeitet. In der Yandwirtbichaft wird er wie Gips 
aber aud) befonders von Waſſermaſchinen, Pumpen :c. | verwendet. | W.) 


— 2, anheben, anftechen, eine Pumpe anjaugen lafjen, | 


frz. allumer, charger, engrener une pompe, engl. to 
fetch a pump, to light, Hafer (bei den Seeleuten: Yaf) 
in die Bumpe giehen, damit der Kolben dicht ſchließe ıc. 
Bal. d. Art. anfriichen. N 

anheften, att. 3., franz. agrafer, j. dv. w. proviſoriſch 
annageln, 

anhelmen, alt. 3., Werkzeuge an den Helm, Gloden an 
die Welle ıc. befeftigen. J | 

Anhieb, m., 1. (Foritw.) für Anbau. — 2. (Zimm.) 
j.v.w. Einftih. Die Zimmerleute pflegen, wenn fie einen 
Stamm behauen wollen, erjt Kerben bis an die abge— 
ichnürte Linie auszubauen, damit fih die Hauſpäne leichter 
trennen und nicht einreißen; dies Einferben nun nennt 
man anhauen oder auch einftcchen, die Kerben jelbjt Ans 
biebe oder Stiche. — 3. (Bergb.) Beginn des Abtreibens 
von einem Gange, auch Benennung der eriten ausgehaues 
nen Stroße; j. d. Art. abjtrogen und Fig. 26. 

anholen, aft. 3., 1. frz. haler, engl. to haul, Anfang 
des Anzichens eines Scils od. dgl., z. B. im Scewejen der 
Schoten, Bulien ꝛc., im Bergb. Anfang der Halpelaufs 
ziebung, meift begleitet von dem Signalruf: Hol an! 
— 2. (Kriegsb.) beim Eciffbrüdenbau die Antertaue 
anziehen, beim Abbrechen der Pontonbrücke das Töten- 
Ponton mittels der Stredbalten u. Spanntaue, nachdem 
der Belag der legten Strede abgededt ijt, an den noch 
itehenden Theil der Brüde heranziehen. [ Ptz.| — 3. In 
Bohrmühlen das Bohren anfangen, vielleicht eigentlich 
auhohlen, anfangen hohl zu machen, 

Anhub, m., das Anheben, j. anheben. 

Anhydrid,n. So nennt die Chemie die jog. waflerfreien 
Säuren, Zerbindungen, weldje aus den Säurehydraten 
durch Ausiheidung der Elemente des Waſſers entitehen 
u.durd Aufnahme von Waſſer wieder in die urſprüng— 
lihen Säuren zurüdverwandelt werden fünnen. Man 
untericheidet A.e der auorgauiſchen Säuren: Schwefelſäure— 
Y., Bhosphorjäure:W., Salpeterfäure-W., und Anbydride 
der orgauiſchen Säuren: Eijigiäure-, Weinſäure-, Milch— 
jäure= ıc. Anhydrid. Wf.) 

— m.,Karjtenit, waſſerfreier Gips, Muriacit, 
waſſerfreier, ſchwefelſaurer Kalt, franz. anhydrite, f., 
chaux sulfat6e anhydre, chaux sulfatine, engl.anhıy- 
drite, anhydrous gypsum, fommt in der Natur theils 
fryitallijirt (ald Würfelipat, cube-spar), en 
Gipshaloid xc., theils Aryjtalliniich (körnig, franz. sacha- 


roide, engl. granular) oder fajerig vor. Die Kryſtallform 
des N. ift rhombiſch mit drei Hauptblättern durchgangen, | 


die ſich rechtwinklig durchſchneiden, daher jein Bejtreben, 
gerade, rechtwintlige Prismen zu bilden. Der Bruch ift 
muſchlig, öfter jplittrig. Die farbe ift weiß, jedoch aud) 
blau, grau, röthlich, welche Färbungen von bituminöjen 
Stoffen herrühren. Die Härte des W. liegt zwijchen der 
des Kalt: und Flußipates; jpez. Gew. 2,—2,,; er hat 








jondern aud) in der 
tion ꝛc. vielfady verbraucht. Wir führen bier nur einige 
minder befannte Borichriften zu Heritellung von A. an. — 














Anilyols, n., 1.. unt. Indigo; — 2. j. unt. Anisholz. 
Anilin, n., aud) Phenplamin, frz. aniline, f., engl. ani- 
line, ijt eine organiſche, flüſſige Salzbaſe, beitchend aus 
Kohlenstoff, Wafjerjtoff und Stidftoff, welche ſich aus den 
Steinfoblentheerölen durh Schütteln derjelben mit kon— 


zentrirter Salzfäure und Deſtilliren der darüberftehenden 
jalzfauren Flüſſigkeit mit Kalk gewinnen läßt. Das A. 
bildet mit Säuren kryſtalliſirbare Salze, deren Auflöfuns 
gen zum Gelbbeizen des TFichtenholzes dienen können; 
j. d. folg. Artikel. 


Anilinfarben, f. Bl werden nicht nur in der fFärberei 
eforationgmalerei, Tapetenfabrifa= 


Die meisten find füuflich zu haben. 
a. Roth aus Anilin. Anilinroth, n., frz. rouge m. d’ani- 
line, engl. aniline-red. Wafferfreies Anilin wird mit 


trodenem Queckſilberchlorid (Sublimat) oder mit wajfer- 


freiem Zinndlorid in einem eifernen Tiegel oder einer 
Schale erhigt; jobald die rothe Färbung eingetreten ift, 
wird die Erhigung unterbrochen u. Altohol aufgegofien. 
Wünſcht man die Farbe in trodenem Zuſtand, jo gießt 
man Waſſer zu, wodurd) fich der Farbitoff in rothen Blätt- 
chen niederjchlägt, die getrodnet werden; durd) verbünnte 
Säuren oder Alfalien wird es gelblich, durch Abwajchen 
mit Waſſer wieder roth. 

b. Man nimmt 2 Theile Anilin, 1 Theil Antimon— 
chlorid, erhigt einige Minuten lang zum Sieden, läßt 
dann die Temperatur auf 138— 149° C. finfen und einige 
Stunden lang jtehen, bis fein Farbitoff mehr entiteht; 
diejer wird aus dem Produkt durch kochendes Waſſer aus: 
gezogen, wenn man Roth, durch verdinnten Weingeift, 
wenn man Burpur haben will. 

e. Violett aus Auilin. Anilin wird mit Chlorwaſſer, 
Ehlorfalf, unterchlorigjaurem Natron, hromjaurem Kali 
erhitzt. 

d. Mühlhauſener Blau kann aus Anilinroth durch 
Kochen in alkaliſcher Schellacklöſung erzeugt werden. 

Anilinfirnif, m., ſchwarzer; 128. Anilinblau, 3 ge. 
Fuchſin u. 8 g. Naphthalingelb werden in 1 1. Alkohol 
volljtändig aufgelöft, was 12 Stunden dauert. Ein ein: 
iger Anftrich färbt das Holz ſchwarz. Um dem Anjtrich 
Dauer zu geben, löje man in dem Alkohol noch Sandarat 
oder ein anderes in Weingeiſt lösliches Harz auf. 

Animebaum, m. (Eourbaril, Kurbari, Heufchreden- 
baum, Hülfenbaum, Hymenaea Courbaril), hoher Bauın 
mit jtarfem Stamm u. weit ausgebreiteten Wipfeläjten, 
in Oftindien, Cayenne, Brajilien, auf den Antillen. Das 
hellbraune, dichte, im Waſſer zu Boden finfende Holz 
eignet ſich zu Tifchlerarbeiten. 

Animeharz, n., Eourbarilhar;, n., Harz des Anime- 
baumes (f. d.), iſt ſchmutziggelb, wird zu Siegellad und 

14° 


108 








zu Padjirnijjen verwendet. Behandelt wird es ganz wie 
Kopal (j. d.). 

Anis- oder Anilholz, 1. j. Avokatbaum. — 2.7. Spills 
baum, Evonymus europaeus. — 3. Holz des Sternanis: | 
baumcs, Illicium anisatum. [ Wf.) 

anifometrifche Projektion, f., |. d. Art. Projektion. 

anjagen, alt. 3., 1. v. w. antreiben, eintreiben, 5.B. ein 
Wintelband in das Zapfenloch; ſ. d. Art. Jagdzapfen. 

Anke, f., 1. in d. Balz, Wetterau, Schwaben ꝛc. ſ. v. w. 
Grube, daher 2. beim Gürtler (franz. de & embonutir, f., 
engl. thimble) meifingene od. jtählerne Platte mit halb» 
fugelförmigen Grübchen zum Konvermaden von Metalle 
jcheibchen, zum Prägen metallener Halbfugeln mittels | 
zugeböriger Stempel. — 3. Waſſerb.) Einbiegung im 
Flußufer. 

Anker, m., I. (Baum.) Auker, m., Schlauder, f., franz. 
grappin, ın., chaine, f., tirant, m., mouffle, f., engl. 
anchor, ital. ancora x. In den meiiten Gebäuden wird 
es Stellen geben, wo die gewöhnlichen Werbandmittel | 
nicht ausreichen, um ein Auseinanderweichen der einzel | 
nen Theile zu verhindern. Schon feit der ältejten Zeit hat 
unter den fünftlichen Jufanmenhaltungsmitteln in diejen 
Fällen der A. eine Hauptrolle gefpielt. Die verichiedenen | 
Arten der Anfer werden theils nad) ihrer Dienftleiftung, 
theils nach ihrer Geſtalt oder Konjtruftion benannt. 

A. Nach ihrer Funktion: 

1. Iuganker. Derjelbe wirkt wägerecht und dient dazu, | 


| itehende od. hinter der Mauer berabgebende u.anderjelben 


anliegende, umgebogene Stüd heißt der Anfertopf. 
7. Hat ein Anter drei Gegenstände zufammenzubalten, 
3. B. zwei neben einander jtehende Sodenplatten an dic 


ı Mauer, jo giebt man feiner Schiene eine Yjörmige Ge: 


jtalt, und er heiht dann Gabelanker. 

8. Schlüfelanker, Iclichenanker, Anker mit Schliche, 
Fig. 193,194. Zugröherer Bequemlichkeitder Arbeiter ſo— 
wol als aud) um durch die Geftalt des Ankers weniger im 
affuraten Bermauern desjelben verhindert zu jein, läht 
man in der Negel den Kopf nicht feft daran arbeiten, ſon— 


ı dern die Schiene des Anfers, auch Ankerflange od. Schließen⸗ 


jtange, ab, am Kopfende mit einer Deje(öiterr. Schliehen: 
tige, frz. oeil) a verjehen, durch welche ein Stüd Schiene 
oder ein Eifenjtab ce geſteckt wird. Diejer heißt dann die 
Schließe, der Vorſtecker, der Schlüffel, Splint, die Feder 
oder der Arm des Anters, in Oeſterreich Durchſchub, frz. 
clavette oderancerure, engl. splint, peg, fore-lock, wird 





Anfer mit Schliche. 


Fig. 198. Fig. 194. 





eine abjtrebende Maſſe an eine feitere zu binden; 3. B. durch eine angejchmiedete Naſe vor dem Herabgleiten ge: 
wenn eine Frontmauer ausweichen will, jo befejtigt oder | ſichert od. auch nad) Fig. 194 nad) dem Einjenfen mittels 
hängt manfieaneine Quermauer mittels eines Zugankers, eines Keiles angetrieben und bietet den Bortheil, daß man 
derdann ſpeziell Stichanker heißt, wenn er mittel8 einer | durch ihn die Wirkung des Anters auf eine gröhere Fläche 
Spipe eingefchlagen wird. Iſt an der Stelle des drobens | der Mauer vertheilen kann; diefe Vertheilung ift von 
den Ausweichens feine Ouermauer vorhanden, jo muß | grofer Wichtigteit, weil ohmediefeldeder A. leicht ein Stüd 
man den Zuganler an einen Balten bringen; iſt das Bes | aus der Mauer herausreiien kann, mindeitens aber in 
jtreben der rontmauer zum Abfallen aber jehr ftart, jo ‚ feiner Funktion bedeutend geſchwächt bleibt; meift ſtellt 
würde fie vielleicht and den Balfen mit ſich fortreiien, u. | man den Schlüffel od. Splint lothrecht oder jchief, weil er, 
man hängt dann diefen wieder mittels eines andern Zug: wagerecht geitellt, in der Fuge liegen und durch diefelbe 
anfers an die gegemüberjtehende Frontmauer an. Sind leicht hindurchrutichen würde, Am andern Ende b der 
die Balten jo gelegt, dah man auch fie nicht gut dazu ver- Stange od. auch noch in der Mitte bringt man Ströpfe an, 
wenden kann/ jo muß man den Anter direkt bis nach der | vor welche Krampen eingejchlagen werden. 

gegemüberjtehenden Frontmauer leiten: dasjelbemuh man Um auch etwaige lotbrechte Fugen zu vermeiden, maght 


thun, wenn beide Frontmauern ausweichen wollen, oder 
wenn ein Gewölbe feine Widerlagsmauern aus einander 
zu drängen oder ein Satteldad) auszumeichen droht; man 
nennt einen jolden langen Anker fpeziell Schlauder. 

2, Iperranker oder Ipreizanker dienen dazu, zwei gegen | 
einander anjtrebende Körper von einander fern zu halten, : 
wirken aljo ebenfalls horizontal. 

3. Traganker wirken vertikal; fie dienen dazu, einen 
Körper vor dem Herabfallen oder Senten zu ſchühen, und 
beißen Hängeanter oder Hängeeijen, wenn fie von 
obenher die betreffende Last tragen, 5. B.in einem Hänge— 
wert den angehängten Ballen x., od. Stüßantfer, wenn 
jie von untenher die Pafttragen, 3. B.die Geſimsanker. 

4. Bindeanker, dic eine Schlotte, Eſſe ꝛc zufammenbalten, 
j. unter B. 16. Gebindantfer. 

B. Der Beftalt und WKonstruftion nad: 

5. Der einfadye Anker beftcht in der Negel blos aus 
einer aufgenagelten Schiene, wenn er zwei aus einander | 
ſtrebende Holztbeile, z. B. zwei ſtumpf aneinander ſtoßende 
Balken, miteinanderverbindet, od. auch aus eineran einem 
Ende an den Balken angenagelten Schiene, deren anderes 
umgebogenes Ende in die Mauer ein= oder durch diefelbe 
bindurdhgreift und äußerlich an derſelben anliegt. | 

6. Soll ein Stein, 5. B. ein Gewände, eine Sodenplatte 
?c,, durch einen Anker an die Mauer angehängt werden, | 


man die Schliehe häufig S-, T- oder Vförmig, oder geital= 
tet fie ala Kreuzichliehe. Dieſe beitcht in zwei kreuz— 
weile gelegten Schienen mit einem Loch; die Anterjchiene 
gebt durch dieſes Loch, hat an ihrem Ende Schraubengänge 
und wird mit ciner Mutter verichraubt, wenn man nicht 
vielleicht die Ankerſchiene von außen bindurchiteden fann, 
wo fie dann jtatt der Schraube u. Mutter nur einen Kopf 
erbält. Im Mittelalter hat man dieje Schliehe vielfach, 
theils um ihre Wirkung mehr zu verbreiten, theils weil 
man es jcheute, irgend einen konjtrul: 
tiv nöthigen Bautheil zu verbergen, 
ſondern vielmehr das Nüpliche und 
Nöthige ftets auch ſchön zu geftalten 
jucdhte, ſehr reich verziert N Fig. 195) 
und mit der durch die Umbiegung der 
Schiene entjtehenden Linienverichlin- 
qung oft große Mauerjlächen bededt. 
Im jpäten Mittelalter u. der Renaij- 
jancezeit geitaltete man fie als Ziffern 
oder Buchſtaben und erzeugte jo In— 
ichriften, Jabreszahlen:c. Jept werden 
die Schliehen in der Regel um den Be: 
trag ihrer Stärfe in die Mauer einges 
lajien und verpußt; dies iſt aber aus 
vielen Gründen zu verwerfen. Erſtens 


3 


4 


Fiq. 190. 
Verzierter Anker. 


jo erhält dieſer an beiden Enden Imbiegungen, welche da, | wird die Mauer dadurch direkt verſchwächt, um jo viel als 
two fie in den Stein hinein jollen, ungefähr 5 em. lang | die Einlaffung beträgt; zweitens wird fie gewöhnlich noch 
find und Füße oder Brapen genannt werden, daher dieſer mehr verſchwächt, als eigentl. nöthig gewejen wäre, denn 


Anker Brapenanter beißt. Das andere im Mauerwerk | die Maurer machen nicht nur die zum Einlajien des 


Anßer 


Ankers bejtimmte Vertiefung größer als vorgeichrieben, | 
damit er „qut bineingehe”, jondern die Dahinterliegenden 

Steine verlieren dadurch, da die Kerbe für den Splint | 
in fie eingehauen wird, viel von ihrer Feitigkeit, bei. die | 
Baditeine, deren Feitigkeit durch jede Verlegung ihrer 

Integrität bedeutend vermindert wird. Erlaubt der Stil 
des Gebäudes eine Verzierung der Anferjchliehe in Form 
einer Ranfenverichlingung x. durchaus nicht, jo wende 
man lieber jtatt der jchienenförmigen Schließe cine | 
Schließplatte (Fig. 196 u. 197) an, durd) welche die Schiene 
geitellt und verjchraubt wird; man fann diejer Scheibe 
aud) die Geſtalt einer Roſette xc. geben, j. Fig. 198. 














"ig. 197. 
Anter mit Scheibe. 


9. Bügelanker. Bei Zugantern felten, bei Tragantern 
aber fehr häufig wird der Fall eintreten, daß der feſtzu— 
baltende Körper nicht jehr jtark ift; dann wird man den 
Anker nicht gern durch ihn hindurchgehen laſſen, um keine 
Schwächung herbeizuführen, jondern den zu tragenden 
Körper mitteld des Anters umfaſſen, der dadurd ein | 
Bügelanter wird, Auch wenn ein Körper mit feinen En- 
den jchief oder rechtwinklig auf einen andern langen und | 
ichmalen, alfo quervor liegenden trifft und mit demfelben | 
verbunden werden foll, 3. B. ein Stichballen, der durch 
den Sparren fortgefchoben wird, mit einem Langbalken 
od. dgl., ijt ein Bügelanfer am Ort; derjelbe umfaßt das 
Querholz und liegt oben und unten am Langholz des an— 
itoßenden Stüdes auf, wo er dann aufgenagelt oder ein= | 
geihraubt wird, oder aud) mittel® Dornen an den beiden 
Enden der Schiene eingreift, deren Herausgehen durch ein 
umliegendes Zugband verhindert wird, oder aud) einen 
Kropf, d. bh. eine Umbiegung abwärts vom umjpannten 
Körper hat, vor welchem eine Krampe (fr. eramponnet) 
oder Klammer eingefchlagen wird. Aus diejer Befeſti— 
gungsweiſe ſchon erhellt, daß die Bügelanker ſchwerer auf 
Stein anwendbar ſind als auf Holzverbindungen. 

10. Die Hängeanker od. Hängeeifen (Fig. 199,200 u.201) 
find in der Regel Bügelanter und heißen von dieſer ihrer 
Geſtalt wohl auch Gabeleiſen. Ander Hängejäule wer: 
den fie entweder auf eine der hier dargeitellten Arten bes 
feitigt, oder fie 
haben aud) läng- 
liche Yöcher, wel- 
chen entiprechend 


Ta. 196. 











Löcher in Die 
Hängejäule ges 
ſchlagen ſind. 


Durch 2 einan— 
der entgegenge— 
ſetzt eingelegte 
Keile kann man 
nun die daran ges 
hängte Laſt he— 
ben; dieſe Kon— 
ſtruktion würde 
alſo z. B.rathſam 
ſein, wenn ein 





Fig. 199. ig. 200. His 200. Balken, der ſich 
Hängeanter. geſenkt hat, durch 


ein nachträglich angebrachtes Hangewert wieder gehoben 
werden ſoll. Bei den anderen Befeſtigungsarten der Schie— 





nen an der Hängeſäule läßt ſich dies auch erreichen, wenn 
nad) Fig. 199 u. 200 die Schienen in Schrauben endigen, | 


Anßer 


an welche eine Schiene mit zwei Yöchern Tragſchiene) 
angeiteft und durch Muttern befejtigt wird, durch 
deren Anzichen man die Tragichiene und mit diejer den 
zu tragenden Körper in die. Höhe bringt. Das übermäßige 
Heben, das fogenannte Überheben, fann man durd) 
Einlegen von teilen unter die Fußſohle der Hängefäule 
verhindern, die man nad) genügenden Anziehen der un: 
teren Schrauben wieder herausichlägt; zwar glauben 
Wolfram u. A., dab das Stedenlafjen diejer Keile und 
das dadurch herbeigeführte jtetige Aufftehen der Hänge: 
ſäule auf dem getragenen Balten das Tragmoment bedeu— 
tend befördert; die Öegengründe j. unter Hängewerf. 

11, Diejenigen Gängeeifen, die nicht unter die Bügcl- 
anferzu rechnen find, liegen in einer Ausſcherung zwiſchen 








zwei Hängeläulen und hängen daſelbſt auf den durch beide 
' Säulen und ein Loch im Eifen gejtedten teilen; unten 


geben fie durch den getragenen Balten u. find verichraubt. 
Durd) die Mutter ſowohl als durch die Keile kann das Ge— 
tragene gehoben werden. 

12. Balkenanker. Wie ſchon erwähnt, werden häufig 
die Balken gewiſſermäßen als Theile der Zuganter be: 
nußt; da man in neuerer Zeit, wo das Terrain jehr theuer 
it, die Mauern in der Negel innerlich abjegen (f. d.) läßt, 
jo kommt der Schwerpunkt jedes Gejchofjes weiter hinaus 
zu liegen als der des darumter befindlichen, und die Um— 
tafjungsmauern befommen dadurd das Beitreben, ſich 
hinauszuſenlen. Dadurd) wirdes nöthig, in allen Balten- 
lagen —— bie Binderbalten als Anker zu benutzen; 
zu diefem Behuf werden die Baltenenden mit eiſernen 
Zuganfern, meiſt Schlüfjelantern, armirt, die dann Bal: 
fenanter heihen. Deren giebt es verjchiedene Arten: 

a) Scheranfer oder Schliganter; bejteht in einer 
Schiene, die in einen lothrechten Schlig des Balkens ein- 
geichoben und durch Nägel oder Schrauben darin befeitigt 
wird; er ſchwächt das Holz etwas, giebt aber eine gleich: 
mäßige Wirkung nad) beiden Seiten. 

b) Warzenanter; diefer wird auf der Oberjeite des 
Balkens eingelafjen, er hat rüdwärts gekehrte feilartige 
Erhöhungen auf der Unterjeite, welche jchr genau in das 
Holz eingelafjen werden. Wird dann der A. aufgenagelt, 
jo iſt er gewifjermäßen mit dem Holz verzahnt; das Ein: 
laſſen — aber viel Mühe. 

e) Einfacher Schlüfjelanter mit Kropf, auch Seiten: 
anfer genannt, wird an der Seite der Balten angelegt, 
1. Fig.193, Die Schiene desjelben hat hinten einen Kropf 
mit vorgeichlagener Krampe. 

d) Getröpfte Anker oder Oberanter; dieje find 
flach auf die Oberkante der Balfen aufgenzgelt; damit 
der Schlüfjel lothrecht ſtehe, muß die Schiene vorn gefröpft 
(um einen Quadranten gedreht) werden. Da durd) diefes 
Drehen die Feſtigkeit des Eijens leidet, jo find dieſe Anter 
eben jo wenig zu empichlen als 

e)die gabelförmigen Baltenanker, welde eine 
Art Bügelanker mit augeſchweißtem Schlüſſeltopf find u. 
wegen des Schweihens nie viel Dauer haben. 

fj Die Stichanker gleichen ungefähr Nagelbohrern; 
fie haben fejten Kopf od. Schlüfjel u. werden in die Hirn= 
jeite des Balkens eingeichraubt; bei Eichenholz find jie zu 
empfehlen, bei weichem Holz reifen fie aber leicht aus, 

13. Die langen, zwei gegenüberjtebende Mauern direkt 
miteinander verbindenden Schlaudern werden an ihren 
Enden nad) einer der angegebenen Arten fonitruirt; man 
fertigt fie entweder aus Schienen, die man dann aufs Hobe 
jtellt, oder aus Rundeiſen. Nun iſt aber oft die Yänge der- 
jelben jo bedeutend, daß man fie nicht aus einem Stüd 
machen fann, theil® wegen der Schwerfälligteit des Ein- 
bringens, theils wegen der Eigenſchaft des Eijens, ſich in 
der Wärme auszudehnen; denn wenn fich der Anker infolge 
diejer Eigenſchaft verlängert, jo erfüllt er feinen Jet 
gar nicht mehr. Man macht fie alfo aus mehreren Stüden 


Außer 


—— 








zung herbeiführen lann; am einfachſten wird das erreicht, 

wenn das Ende des einen Theils gabelfürmig um das | 
Ende des andern liegt und beide Köcher haben, in denen | 
Keile fteden, oder nad) Fig. 203. Die in beiden Fällen 
durd das Antreiben der Keile herbeigeführte ſchädliche 
Erſchütterung wird vermieden, wenn an die beiden Enden 
a und b Fig. 202 Schraubengänge nad) entgegengejeßten 
Richtungen angearbeitet find, die in einer doppelten, ziem⸗ 
lic) fangen Mutter e(Muffel) jteden, durch deren Umdre— 
hung fich die Schrauben einander nähern; die Mutter ift 
an den Seiten durchbrochen, damit man einen Hebel zum 








fr 
ı 
Y 





Fig. 203. Anterverbindung zum Anziehen, 


Umdrehen derfelben einlegen, aud) die Enden der Schraus 
ben abfeilen fann, wenn ſie zufammenzuftoßen droben. 
Solche Anter kann man auch benupen, um aus einander 
gewichene Mauern jhadhafter Gebäude wieder zufanmenz | 
zuziehen; freilich müfjen zu diefem Behuf die Verbin: 
dungsorte der einzelnen Antertheile zugänglic) fein. Wo 
dies nicht der Fall ift, kann man fie aud) blos durd) einen | 
Ring andem einen u. einen Hafen an dem andern Theil 
an einander hängen oder mit einander vernieten; dann 
aber müſſen die Köpfe aus angeihraubten Platten be- 
stehen, jo dal; man die Anker durch Anzichen der Mutter 








h) 


Fig. 204. Gebindeanler oder Wintelanfer, 





verkürzen kann. Wolfram hat vorgeichlagen, bei beabſich— 
tigter Zufammenzichung der Mauern die Anker durd) | 
Koblenfeuer zu erwärmen, die dadurd) loder gewordene | 
Schraube anzuzichen und dem Erkalten des Eijens das | 
Aufammenzichen der Mauern zu überlafjen; num ijt es 
wohl wahr, daß dadurd) viel Anftrengung eripart wird, 
indem man die Hauptarbeit der allerdings enormen Zus 
jammenziehungstroft des erfaltenden Metalls überläßt; 
aber inden meisten Fällen müßte man dieje Prozedur öfter 
wiederholen, wobei das Eifen durch die wiederholte Er: 
wärmung leiden würde. 

14. Schlaudern in eijernen Bejpärren, die als Theile 
des ganzen eifernen Berbandes anzuſehen find, ſiehe unter 
den Art. Hängewert und Eifendadhung. 


110 


und richtet die Berbindung fo ein, daß man eine Verfür- 


Anker 





15. Dem Begriff nad) gehören aud) die fi lammern, 


frz. crampons, zu den Anfern, fie find eigentlich Pratzen— 
anfer mit zwei Brapen. Bei den Steinklammern find die 
Pratzen oder Füße mit Steinfchrauben verjehen, bei den 
Holzklammern zugeipigt; ſ. übrigens d. betr. Art. 

16. Gebindeanker od. Winkelanker. Schr weientlich find 
N. bei Defen, Eijen u. Apparaten, die dur Einwirkung 
von Wärme auf die im Mauerwerk enthaltene Feuchtig— 
feit leicht aus einander getrieben und dadurch unbraud): 
bar werden, aljo bef. im Hüttenbau. Früher benugte man 
dazu die Schlüffelanfer (j. oben 7 und Fig. 193/194), und 
jind diefelben auch noch da zu verwenten, wo Winfelanfer 
nicht anzubringen find. Nur wendet man als Federn 
Schlüſſel, Splint) alte Eiſenbahnſchienen oder H-cifen 
an, die durd ihren Querſchnitt eine auferordentlide 


Feſtigleit gegen Wegbiegen darbieten. Die Winfelanter 


aber, Fig. 204, haben den großen Bortheil, daß fie z.B. 
an Dampfejjen, Heinen Schmelzöfen u. ſ. f. außerhalb 
derjelben anzubringen find, dah das Mauerwerk nicht 
durd) die Fleinen Kanäle, in die ein Schlüfjelanfer einzus 
legen ſein würde, geſchwächt wird. Die an den Eden hin: 
auflaufenden Winteljchienen a b find von Guheifen oder 
Walzeifen, 1-7 em. ftarf im Eifen und von 7—15 em. 
Echenfellänge; an diefen Schenteln find Lajdıen ce mit 
Löchern angegojien oder angenietet, durch welche einfache 
Stangende aus Rundeifen von 1—3 cm. Stärfehindurd) 


geſteckt werden, welche an einer Seite einen Kopf, an der 


andern eine Schraube mit Mutter haben u. alfo leicht in 
die Laſchen eingebracht u. angezogen werden können. |Si.) 

17. (Maichb.) Die Anker der Dampfkeſſel zc., engl. 
grappling-iron, werden je nad) der Geſtalt ıc.der Dampf: 
tejjel verſchieden konſtruirt. 

Natürlich kann man außer den oben angeführten Arten 
noch auf jehr manchfache Weife die N. und deren Theile 
fonjtruiren, u. muß der Baumeifter den jedesmaligen Be: 
darf fehr genau erwägen und demjelben die Verankerung 
anzupafien wifien. Jedenfalls aber muß zu den Antern 
zäbes, fejtes Eijen verwendet, Schweißung möglichſt ver: 
mieden werden. Sprödes, faltbrüchiges Eiſen eignet ſich 


gar nicht. Dan bat vielfach hölzerne ıc. Anker auf ana— 


loge Reife fonjtruirt; j. unter III u. Art, Anterbalten ?, 
Anterjtein, Anlerweede :c. ; fie find aber wegen der kurzen 
Tauer des Materials nicht zu empfchlen. Ber monumen- 
talen Bauwerken u. ſolchen Bauten, bei denen die äußere 
Schönheit eine Hauptrolle fpielt, oder wo es auf langt, 
feiner Zufälligfeit ausgejegte Dauer bejonders abgejeben 
ist, muh man die A. wo fie ſich nicht durch Wahl einer aud) 


‚ohne A. genügend joliden Konſtruktionsweiſe vermeiden 


laſſen, nie dem Auge entziehen, fondern auf geſchickte Weile 
zur Dekoration verwenden. Die. liefert in der Regel der 
Schmied, oft aud) der Schlojjer, und fie werden meijt nad) 
dem Gewicht bezahlt. 

II. Anker, m. (Deichb.), nennt man die Grundfläche, 
die ein Damm an jeinem Fuß einnimmt. 

III. Anker, m. (Uferb., Straßenb. u. Kriegsb.), nennt 
man einen gedrehbten Baumajt oder mehrfach zufammen- 
gedrehten Eijendraht (Drabtjeil), womit die Verkleidung 
der Böſchung eines Auftrages, Einſchnittes ꝛc. an dem 
Erdförperfeitgebalten wird. Derjelbe wird mit dem einen 
Ende im Boden angepflödt oder um eine Faäſchine, 
Schwelle ꝛc. befeftigt, die ihrerjeits angepflödt wird, wäh— 
rend er mit dem andern eine Fajchine oder jonit einen 
Theil des Berkleidungsmaterials umichlingt. |.Ptz.] 

IV. Anker, Flüffigfeitsmäß, fyz.anere, m.,engl.anker, 
ungefähr ein halber Eimer oder ein Viertel-Chm, war 
bei. im Norden Deutichlands üblich. 

V. Bei den Magneten ein glatter eiferner, mit Ring 
verſehener Stab, der quer an die Füße od. die fünftlichen 
Role des Magnets gelegt wird, um diejelben mit einander 
in Berbindung zu ſetzen und dadurch den Magnet fähig zu 


Anßerarm 


machen, die an den Ring des Anters gehängte Laſt zu 
tragen, alfo jeine Kraft zu äußern. 

VI. Anker, m., als Schiffahrtsgeräth, frz. ancre, f., 
fer, m., engl. anchor, ital, ancora, 
jteht aus dem Anterichaft, dem Ankerſtock und den Anker— 
armen mit den Anterhänden, die grabjcheitartig geformt 
find. Ein Linienfhiff von 120 Kanonen wird mit4 Ankern 
von 9000 Piund, einem von 8000 Pfund, zwei von 
2700 Pfund, je einem von 2500 Pfund und 1200 Pfund 
ausgerüjtet, die alle am Vorderſchiff, zum Theil an der 
Außenſeite, angebracht find; man untericheidet: 

A. Schwere Anter. 

1. PMidytanker, Plichtanker, Hauptanker, m., frz. grande 
ancre, ancre de misericorde, a. d’esperance, maitresse- 
ancre, engl.sheet-anchor,der jchwerjteAnter desSchiffes, 
wird nur im Sturm gebraucht, wiegt 





für ein Schiff von 10 Tonnen 75 Biund, 
* ” 50 7) 330 ” 
ae IR u 
— „ 250 ei 1385 „ 
” ” ” ” 500 ” 20605 ” 
” ” * 1 000 " 4630 pr 


ren Anfern von bez. Y/,, des Pilichtankergewichtes 
ausgerüftet. Schiffe von über 500 Tonnen haben noch 
einen fünften A., defien Gewicht vom Rilichtanfer: 
gewicht beträgt. 

2, Ranmanker, Hoihanker, m., fr}. ancre de la cale, 
engl. spare-anchor, der zweitſchwerſte, liegt auf dem 
unteriten Ded zur Aushilfe in der Noth. 

3. Buganker, frz. seconde ancre, engl.best bower, hängt 
amı Bug an der Badborbdjeite zum Gebrauch bei Stürmen. 

4. Taganker, Tüglidisanker, frz. ancre de veille, engl. 
daily anchor, dailybower, liegt zum täglichen Gebraud) 
auf der Fockrüſt am Badbord, 

5. Telauker, Teuanker, franz. ancre d’affourche, engl. 
small bower, liegt an der Steuerbordjeite, wird, wie der 
Taganter, gegen die Bewegung in Strömen, oder gegen 
Ebbe und Flut, zum Berteien gebraucht. 

B. Wurfanker, frz. ancre f. à jet. 

1. Idwerer Wurfanker, frz. grande ancre A jet, engl. 
stream-anchor, hängt neben dem Buganter. 

2. Leichter Wurfanker, Springanker, franz. ancre & jet, 
ancre de touée, engl. small stream-ancre, liegt auf dem 
Zwijchended vorn im Bug; dient, um das Schiff in Häfen 
od. Flüſſen von einer Stelle zur andern zu bringen, indem 
er mittels des Bootes in gehöriger Entfernung vom Schiff 
ausgeworfen u.danndas Anfertau im Schiffeingewunden 
wird, jo daß der A. als fejter Punkt dient, um das Schiff 
fortzuziehen (zu warpen). . 

3. Dreganker, Dregge, f., Bootsanker, m., frz. grappin, 
herisson, engl. grapnel, creeper, vierarmiger Unter 
ohne Anterftod. Aut Heineren Fahrzeugen, Schiffsbooten 
und Flußſchiffen benupt man A. mit vier od. jechs Armen, 
welche keines Ankerſtockes bedürfen, da fie aud) ohne den- 
jelben jtets in eine günftige Sage fommen. Cine Heine 
Art des Dreganters iſt 

4. Enterdreg, m., frj.corbeau, harpeau, engl. grapple, 
ein Heiner beim Entern eines Schiffes gebräuchlicher An— 
fer, mit batenförmig gebogenen Klauen. 

C. Benennung der Anter nadı ihrem Gebrauch. 


1. Ratanker, frz. empennelle, f., ancre de renforce- | 


ment, engl. backing a., kedge, Heiner A., bei ungünſti— 
gem Anlkergrund zu Berftärtung der Anferung binterdem 
erjten A. angebradht (der erſte heißt dann verlattet). Der 
K. wird mittels kurzen Anfertauesam Hauptanfer befeitigt 
und fommt auf dem rund hinter denjelben zu liegen. 

2, Wallanker, fr}. ancre de terre, engl. shore-anchor, 
ijt von den zwei Ankern, mit denen man ein Schiff verteit, 
der gegen die Küſte zu ausgeworfene, 


111 





| 





Ankerdodit 


3 Zecauker, franz. ancre du large, engl. sea-anchor, 
aber der gegen die See hin ausgeworfene. 
4. Ebbeanker, franz. ancre f. de jusant, engl. ebb- 











jpan. ancla. Er be= | anchor, verhält fich zum 


5. Flutanker, fr}. ancre de flot, engl. flood-anchor, 
ähnlich wie Wallanker und Secanter. 

6. Itromanker, frz. ancre f. d’amont, engl. anchor up 
the current, stream-anchor, ijt bei Schiifbrüden der 
jtromaufwärts ausgeworfene U. 

7. Windanker, fr}. ancre f. d’aval, engl.lower anchor, 
anchor down the-current, iſt bei den Schiffbrüden der 
ſtromabwärts ausgeworfene W. 

8. haftnanker, Keltenauker, franz. ancre f. a demeure, 
corps m. mort, engl. moorings, pl., ein ſchwerer oder 
Vereinigung mehrerer durd) Ketten verbundener A. zu 
Befeſtigung abgetafelter Schiffe. 

9. Ereibanker, m., frj.ancre f. flottante , engl. driving 
anchor, zu Verminderung der Abtrift. 

10. Landanker, diejenigen Anker, welche das Landpon— 
ton einer Bontonbrüce oder den eriten Bod einer Birago’- 
ihen Bodbrüde iiber Gewäjjer feithalten. [Pez.| 

VII. Anker als Emblem, Symbol und Attribut: 

1. Emblem der Schiffahrt, des durch diejelbe befürder- 
ten Handels und der damit verbundenen Gewerbe und 
Induftriezweige, Daher Attribut des Neptun ıc, 

2. Symbol der Gelafienheit, Standhaftigfeit, Geduld 
und Hoffnung oder der dieje Eigenjchaften befördernden 
Glaubensſtärke, bei. in lepterer Bedeutung chrijtliches 
Symbol und Attribut mander Heiligen; ſ. M. M. a. W. 

3. Bei den Alten war die einen Anter frönende Viktoria 
Symbol des Friedens, der Sicherheit und Zuverſicht, die 
den Sieg berbeiführt. 

4. Friedens: und Heroldszeichen bei den Indiern. 

Ankerarm, m., 1. (Scew.) frz. dent, f., bras m. de 
l’ancre, engl. arm ofthe anchor. Die Anferarme find, 
meijt etwas gebogen, von Eifen gejchmiedet, und zu zweien 
(bei großen Antern), bei Heineren zu 3, 4, 6 ꝛc. an den 
Ankerſchaft feit angeichmiedet, bei einigen neuen Arten im 
Scharnier beweglich. — 2. (Hochb.), f. Anter I. A. 8. 

Ankerauge, n., frz. oeillet oder trou m. de l'ancre, 
engl.anchor-eye, eye ofthe anchor, Offnung im oberen 
Ende des Anferichaftes, durch welche das Antertau ge: 
ſteckt wird. 

Ankerbalken, Ankerbaum, ım., 1. (Hochb.) aud) Zug · 
balken, fr3.tirant m.,poutre f.Agrappin, engl.tie-beam, 
So heißen die Balken, welche gewiliermähen als Anter 
dienen, indem fie mit eifernen Antern vereint jind; ſ. d. 
Art. Anker I.A.12.— 2. Balten, der, mit einer hölzernen 
Schliche oder ſonſt einem Duerholz fejt verbunden, direft 
als Anter dient; unzuverläffig, daher im Hochbau nicht 
mehr, im Uferbau ꝛc. nur jelten angewendet. — 3.(Secw., 
franz. bossenr, bossoir, m., engl. anchor-beam, cat) 
shead. Kleiner Krahnbalten zum Anhängen des N.- 
wenn er Har zum Fallen gemacht ijt. — 4.(Seew.) ſ. v. w. 
Anteritod (j. d.). 

Ankerbinder, ın., j. v. w. Anterbalten od, Anterftein. 

Ankerboye, f., auch Aukerflott,n., Ankerwädter, Anker- 
zticheu, frz. bouee, f., amarque, f., balise, f., engl. buoy, 
beacon, eine Tonne, ein hölgerner Klotz, Block, Kork xc., 
welder, an das Antertau befejtigt, da ſchwimmt (wacht), 
wo unten der Anter liegt, um die Lage desjelben kenntlich 
zu machen. . 

Ankerbuhne, f. (Wajjerb.), fr}. quai ın. en erochet, 
engl. crooked wharf, eine Art Fangbuhne, welche zwei 
abweichende Flügel, aljo gewiliermäpen die Geſtalt eines 
Anfers hat, an einer den Strom zeripaltenden Landſpitze 
(Stromjcheidung) oder jonjt wo angelegt, um ſtromauf— 
wärts VBerlandungen (j. d.) zu veranlaijen. 

Ankerdodht, f., Ankerducht, Ankerriegel, Ichwinge, f., 
fr}. traverse, tötiöre, f., engl. thwart. Ein Stüd Rund: 
holz, horizontal, nad) manchen älteren Syſtemen vertifal, 


. 
— ⸗ 


Ankerfafhine 112 z Anlage 





am Vorder- u. Hinterjteven des Pontons befeftigt, dient | zugearbeitet, dazu dient, die nebenliegenden Laufer am 

zum Feitlegen der Antertaue. [.Ptz.| Ausweichen zu bindern, aljo gewifjermahen als Anfer; 
Ankerfaſchine, f. (Kriensb.), frz. fascine f. de re- | bei. im Ufer: und Kanalbau. 

traite, d’ancerage, engl. anchoring-fascine, Faſchine, die Ankerſtich, m., Secfdlag, m. (Secw.) frz. noeud m. 

1,,—2 m. von einer zu verfleidenden Böſchung eingerüdt, | d’ancre, engl. cable-clinch, Schlinge, mit welcher das 

in den Erdförper gelegt wird, um, gut verpfäblt, zum | Anfertau an dem Anferauge befejtigt iſt. 

Feithalten der Anter (1. d. IIL.), welche um fie geichlungen | Ankerflock, m., Aukerbalken, m. (Schiff.) frz. jas, jät, 











werden, zu dienen. | Ptz.) Jouail, m., engl. anchorstock, anchorstick, Duerbalten 
Aukerfeder, £., j. v. w. Schlüſſel; ſ. Anter I. 8. oben am Ankerſchaft, ſteht in rechtwintliger Fläche ge— 
Ankerhaken, m.,itj. croc, m., Stange mit einemeifers | gen die Anferarme; bei Anfern, welche mehrere Arme 
nen Hafen, um Flößholz aus dem Waſſer zu zichen. ‚ haben, iſt er nicht nötbig. 


Ankerhand, f., Ankerfhär, Ankerfhanfel, frz. patte, | Ankerfucher, m. Kriegsb.), ein Heiner, leichter, vier- 
oder aile, f. d’anere, engl. tHuke, palm, ſchaufelförmige jhäriger Anter; man läht ihn zum Auffuchen verloren 
Verbreiterung am Ende der Anterarme durch zwei anges | gegangener Anter oder Anfertaue an einer Yeine auf dem 
ichmiedete Ohren oder Flügel, Ankerflügel, ſ. Anferohr. Grund des Flußbettes binfchleifen. [Ptz.| 

Ankerholm, m. Waſſerb.) bei einer Schleufe, einem Ankertau, m., frz. cäble, m., engl. cable, auch Kabel— 
Schützenwehr od. Ueberfallswehr die Duerbölzer, welchedie | tau, Schwertau genannt; j. d. Art. Tau. 
beiden ?Flügelwände miteinander verbindenu.jowohlgegen | Ankertaulänge, f., im Secwejen gebräuchliches Län- 
dasAuseinandertreiben durch das Waſſer aldgegen dasyu: | genmäh von 120 Stlaitern. 
jammendrängen durch dabinterliegendes Erdreich ihügen. | Ankerwargze, f., j. Anfer I. A. 12. b. 

Ankerkaften, m. Kriegsb.), ein aus ftarfen Bohlen, Ankerwerde oder Ankerwiede, f. (Nriegeb.), frz. hart 
gefertigter Kaften, durch Eiſenbeſchläge oder Leiten ver: | f.de retraite, engl.anchoring-withe, Wiede mit Schlin- 
jtärft, ca. 0,, m. ins Quadrat im Querjchnitt und 1,, bis | gen an beiden Enden; die Schlinge der Spige dient zum 
l,, m. lang, an den quadratiichen Seiten mit Löchern zum Feſthalten des Körpers, 3. B. der Hürde zc., welche als 
Durchziehen des Anfertaues verſehen, mit Ballajt gefüllt, | Verkleidung gegen die Söfhung angehalten werden joll, 
als Erjagmittel für Anker. Prz.) die Schlinge am ſtarken Ende zum Durchiteden des Anker— 

Ankerkopf, m.. f. Anker I. A. 6. pfahls oder Anterpifets. 

Ankerkorb, m., Kriegsbau), frz. panier m. d’an-| Ankerzeidyen, n., j. Anferboye. 
erage, engl. basket-anchor, ein ca. 1,,, m. hoher, aus Ankerzunft, f., Handwerkerzunft der Schiffsbauer, 
Weiden geflochtener, abgeftugt fonifcher Korb, von ca. Schiffszimmerleute und Schiffer, be. in Straßburg. 

0,, m. oberem Durchmeſſer. Er ſitzt auf einem ftarten  ankitten, irz. cimenter, mastiquer, engl. to cement, 
hölzernen Teller, wird mit Ballaft gefüllt und durd) einen | jiehe Kitt. 

Holzdedtel geihlofjen. Den ganzen Korb durchdringt ein. anklammern, frz. cramponner, acclamper, engl. to 
jtarfer, ca. 2 m. langer Pfahl, durch deſſen ſchwächeres cramp, to clasp, etwas mittels einer Klammer befeftigen; 
Ende ein Loch zum Befcitigen des Anfertaues gebohrt ift. | jiche Klammer. 

— Der A. dient ebenfalls als Erjagmittel für Anter. | Prz.)| anklauen, anflinten ıc.; j. Klaue, Klinfung. x. 

Ankerohr, ım., frj. oreille f. de l!’ancre, engl. wing of| Ankleidegimmer,n., frz garderobe, f., engl.dressing- 
the fluke, Flügel der Anterichär, ſ. unt. Ankerhand. room (in Theatern tiring-room); ſ. d. Art. Garderobe. 

Ankerpfahl, m. Kriegsb.), frz. pilot m. d’ancrage, | Anknüpfung, Anbindung, f., bei einem Nivellement, 
engl. anchoring-pile Hakenpfähle, 1,, m. lang, 5 bis | weldyes mehrere Aufitellungen erfordert, jo viel wie Zwi— 
6 cm. jtark, zum Anhängen der Anfer im Innern eines zu | Schens(Hülfs-)Punkte, deren Höhenlage über dem ange: 
verkleidenden Erdförpers. [Ptz.) nommenen Horizont man des Zulammenbanges wegen 

Ankerpflork, m., Aukerpiket, n., Heftpflok, m. (Waſſerb., | mit beobachtet, rejp. nivellirt. Die Ablefungen an einer 
Kriegsb.), frz. piquet m. d’ancrage, engl. fastening- , Anbindung erfolgen in der Regel von zivei Aufftellungen 

icket, Heiner Anterpfah, Aſthaken, wird durch die Fa= aus. Auf weichem Boden, wo feite, unverrüdbare Gegen— 
chine geichlagen, od. dient zum Anhängen Heiner Anker | jtände fehlen, thut man gut, als Anbindung 3 zufammen= 
im Innern der Erdförper. geloppelte Pfähle feſt einzuichlagen (ca.30 cm. vorftehend) 

Ankerring, m.iSecw.), frj.arganeau, organean, engl. | in der Art, daß jeder eine um ca. 2 bi$ 3 cm. verſchiedene 
anchor-ring, tritt bei Heinen Antern, bejonders bei den | Höhe hat. [r. Wr.) 

Flußankern, an Stelle des Ankerſtockes. ankörnen, alt. 3., fr}. amorcer, pointer, engl. to 

Ankerrödel, m. (Striegsb.), ein ca. O,, m. langer | mark with the centre-punch (Schlofj.), die Mitte eines 
Knüppel zum Befeftigen des Anfertaues an der Anker- zu bohrenden Loches mit dem Körner (j. d.) bezeichnen. 
docht. Pre.) ankreiden, alt. 3., 1. anfchreiben oder bezeichnen mit 

Ankerruthe, f., Ankerfhaft, m. (Seew.), frz. tige, f., | Kreide. — 2. Die Schnur zum Abfreiden mit Kreide bes 
verge f. de l’ancre, engl. anchor-shaft, shank, Stamm | jtreichen. 
des Ankers, iſt immer von Eiſen. Anlage, f., 1. fr}. disposition, f., vorbereitender erjter 

Ankerfihiene, f., j. Anter I. 5. Entwurf eines Rifjes, Orundidee, die deinfelben zu Grunde 

Ankerſchutz, m Ankerfceuer, f., Ankerfülung, f.,(Seew.) | liegt; Anlage eines Grundriffes zc., j. Anordnung u. Ein» 
frz. coussin m. d’ancre, renfort m. de la proue, engl. | theilung. — 2. (Stubenm.) frz. ebauche, Anlage einer 
lining ofthe bow, Namen für Bretjtüde, welche an der | Verzierung 2c., eriter Anſtrich für diefelbe; auf der ges 
Schifiswand angebracht werden, um dieje gegen Verleps ſtrichenen Grundfläche wird zu diefem Behuf die ganze 
ungen durd) den Anker bei dem Niederlafjen u. Aufheben | Blätter: oder Ranfenbreite mit einem Ton ausgefüllt, der 








desjelben zu ſchützen. dann als Lokalton dient, auf weldyen die Lichter umd 
Ankerfchwelle, f. (Sochb.) heißt eine Schwelle, wenn | Schatten nachträglich bejonders aufgemalt werden. — 
foldye zugleich als Zuganter dient. 3. Sartenanlagen, Bartanlagen nennt man die Geſamt— 


Ankerftahl, m., fvj.acier m. a marque d’anere, engl. | heit eines großen Gartens, Anlagen aud die Spazier- 
anchor-steel, Stahljorte, nad) der Gejtalt der Fabrık- | gänge einer Stadt. — 4. frz. accrue, f., fo viel wie Ans 
ntarfe jo genannt. ſchüdde, Anjpülung, Anhägerung (j.d.). — >. ſ. v. w. loth- 

Ankerflange, f., ſ. unter Anter J. A.®. | rechte Ebene zum Anlehnen für eine ſchiefe Fläche, z. B. die 

Ankerfein, m. (Maur.), ein Bindetein(Streder), wel: | Mauer eines hohen Haufcs bildet die N. für ein Pultdoch. 
der, nad) vorn an jeinem Kopf ſchwalbenſchwanzförmig — 6. (Hochb. u. Wajierb.) fr. empattement, m., assise 


n Anlände 113 anfaufen 


f. saillante, engl. patten, footing, sole, größere untere | tere, ſchräg aufwärts gehende Theil des Herdes unter den 
Breite einer Mauer od. eines Dammes, daher aud): Sohle | Zuglöchern. — 6. Anlauf als Glied, lat. apophysis, frz. 
od. Srundlinie des Profils. — 7. Kriegsb. Straßenb.), | conge d'en bas, cavet rampant, escape, f., naissance 
frz. reculement, engl. drawing-back, Horizontalprojefs | (d’un füt), engl. apophysis, 
tion, Fuhlinie, Grundfläche eines Walles, einer Bruſtwehr, lower shafleroon, lower con- 
od. dgl. Das Verhältnis der N. zur Höhe dient als Maß gee, upright concave quarter-- — 
der Böſchung (.d.).— 8. (Foritw.) Ort, wo Holzhauer zur | round, das Umgekehrte von Ab- — 

Arbeit angejtellt find. — 9. Anlag, Klammer, Narb, Arb, | lauf, j.Fig.205, dient alsBerbin- 
Krampe: an einem Hängeſchloßbeſchläge das Eijen od. | dung zweier lothrechten Flächen, 
Blech, durch defien Dehr der Bügel der Haſpe gebt, in | von denen die obere gegen die uns 





























welchem der Schloßbügel eingehängt wird. tere zurüdijteht, wird aber immer 
Anlände, f., Anlandeplaß, ſ. Yandeplap. mehr zu der zurüditebenden, in 
Anlandung, £., j.v. w. Anhägerung, namentlid) an | die er tangential übergeht, zu ges 
der Seeküſte, j. d. Art. Verlandung. hören jcheinen. Er kommt wie 





anlaſchen (Forjtw.), anplägen, anfhalmen, fr. entamer, | der Ablauf bei der Säule und 
enlayer, regaler, layer, engl.to lash, von verfauften od. | zwar am Unterſaum des Schaf— 
zum Fällen angewiejenen Bäumen ein Stüd Rinde weg: | te®, auch ſonſt jehr häufig vor #9. 205. Anlauf. 
bauen, damit der Stamm mit dem Waldhammer gezeich- | und ift, wie diefer, nur da anzumenden, wo man eine or: 


net werden könne. . | ganifche Verbindung der beiden betreffenden Flächen für 
Anlafbledj, n., ein Eiſenblech, beim Anlaufenlafjen | zwedmäßig findet; wo ſie aber ihrer Funktion nach ge— 
des Stable gebraucht (j.anlaffen 2 u. anlaufen B. 4). jondert bleiben müſſen, würde jeine Anwendung verfehlt 


anlaffen, 1. j.v.w. in Gang jepen, z. B. ein Gebläje a., | jein. — 7. N. der Säge, ſ. Anlaufswintel. — 8. ſ. v. w. 
frz. donner le vent, engl. to blow in; einen Hobofen a., | Gewölbfuh, Anfall des Gewölbes, ſ. d. Art. Anfall. — 
frz. mettre & feu. — 2. Ein Teich wird angelajjen, d. b. | 9. (Schiffsb.) ſ. Anſatz 3. 
es wird ihm Wafjer zugeführt. Bei einer Mühle wird ders | anlaufen, intr. 3. A. Einen Anlauf bilden, alfo: 
jelbe Ausdrud, frz. devantiller, lever les vannes, engl. | 1. frz. s’enfler, engl. to rise, j. v. w. anfchwellen, vom 
to open the floodgates, für das Aufziehen der Schügen | Waſſer. — 2. frz. s'adosser, monter en talus, engl. to 
gebraucht, Durch welches das Wafjer den Rädern zugeführt | batter, to slope, von der lothrechten Stellung abweichen, 
und aljo die Mühle in Gang gebracht wird. —3, (Salzw.) 4. B. eine Mauer läuft auf 3 m. 15 cm. an, d. h. bei einer 
die Pfanne a., fie, wenn fie ganz leer war, wieder mit Höhe von 3 m. jteht fie oben gegen unten um 15 cm. zu: 
Sole anfüllen, art an das Nachfüllen Be genannt | rüd. — 3. frz. monter, einen geringen Winkel gegen die 
wird. —4.a.,nadjlafien,tempern, adoueiren, frz. adoueir, Horizontale machen. — 4. Ueberhaupt einen geringen 
recuire, faire revenir l’acier, engl. to anneal, to tem- | ®infel madıen, 3 B. der Aufſchiebling läuft gegen den 
ver, to let down. Schr viele Metalle, welche nad dem | Sparren an, j. übr. auslaufen. — 5. frz. escaper, engl. 

Yimmern, Walzen oder Gießen, oder durch rajches Abs | to scape, to shape, f. d. w. durch einen Anlauf 2c. ver 
fühlen jpröde und zu hart geworden find, laſſen jich Durch | bumden fein, 3. B. die Sode läuft gegen die darüberftehende 
wiederholtes Erhihen bis zu einer gewifjen Temperatur | Mauer an, der Unterſaum gegen den Säulenſchaft ıc. — 
und durd) langjames Abkühlen einen Theil der Härte und | 6. Sic anjegen, z. B. Kalt an die Kalftrüde, Gareifen an 
Spröpdigteit nehmen. So braucht man z. B. Stahl, welcher | die Brechftange ıc. 
zu jehr gehärtet iſt u. jich deshalb jchwer ſchmieden läßt, B. ©. v. w. mit einer Farbenſchicht, Roftichicht oder 
nur bis zu einerbejtimmten Temperatur (nahe der dunklen dergl. überhaud)t werden, frz. se ternir, s’enrouiller, 
Rotbglut) zu erwärmen und langjam wieder abzufühlen, roussir. — 1. Bauholz, welches nicht dem gehörigen Quft- 
um ihm die Weichheit und Zähigkeit zu geben, die zum Be⸗ zug ausgefegt iſt und etwas feucht war, wird bei Beginn 
arbeiten nöthig und bei mandjen aus Stahl gefertigten | der Stodung zuerit weiß, dann bläulich u. dann ſchwärz— 
Werkzeugen unentbehrlich iſt. Das A. des Stahls fann | lich anlaufen; jo lange e8 nod) im Stadium des blauen 
regulirt werden, jodah man dabei verſchiedene Härtegrade | Anlaufens ift, kann man es noch retten; Darüber ſ. d. Art. 
erzielen fann, welche man an der Farbe erkennt, mit der | Stodung. — 2. Oclfarbenanftriche laufen unter den Ein» 
er anläuft. Die Bermindernng der Härte des gehärteten | flüſſen mancher Dünſte an; Näheres j. unter den die ein- 
Stable iſt um jo beträchtlicher, je höher die Temperatur | zelnen Farben betr. Art. — 3. Ebenfo laufen Wären 
war, bis zu welder man ihn behufsdes Anlafjenserwärmt | aus polirtem Metall, Glasicheiben ze. jehr leicht an, d. h. 
bat, u. von welder aus man ihn allmählich abkühlen | jie werden blind u. befommen irgend einen bunten, oft in 
läßt, j. anlaufen B3u.4.— 5. Auch Gold, Silber, Kupfer ze. | allen Regenbogenfarben jpielenden Schein, theils durch 
läßt man an, wie Stahl, u. aus demjelben Grund, mur | Temperaturwechjel, theils infolge der hemijchen Einflüffe 
müſſen dieſe Metalle ſtärker als Stahl erhigt werden. | befonderer Dämpfe; Urſachen diefes Anlaufens jowie 

Anlauf, m., 1. des Waſſers, frz. erue, f., Anjchwellen | Mittel dagegen ſ. unter den die betr. Körper behandelnden 
eines Baches oder Flufjes, auch der Ort, wo das Waſſer | Artikeln. Oft find aber ſolche Farbenüberzüge erwünſcht, 
anjtöht. — 2. frz. adossement, m., talus, engl. batter, | und fann man fie auf elektrochemiſchem Weg auf Kupfer, 
slope, bei einer wenig von der lothrechten abweichenden | Silber, Platin sc. hervorbringen, wenn man die Metalle 
fchrägen Fläche das Mäß, um welches diefelbe abweicht | mit dem pofitiven Bol eines galvaniſchen Apparates ver— 
(j. übr. anlaufen A. 2); bei. wird der Ausdrud Anlauf für | bindet und in eine alkaliſche Löſung von Bleioryd taucht, 
folche jteile Böſchungen gebraucht, auf deren oberem Ende | mit dem negativen Bol aber einen Platindraht verbindet 
ein lothrechte Fläche aufgelegt iſt. 3. Anlauf, frz. pente | dejien Spige nur eben die Oberfläche der Flüſſigkeit be— 
douce, engl. ascending, heißt aber aud) eine wenig auf: | rührt und darauf herumbewegt wird. Dabei entiteben 
wärts jteigende Fläche, eine Heine Rampe ıc., etwa in dem | Negenbogenfarben, die man durch Weingeiftfirnih vor 
Sinn wie Anfahrt, aud) das Mäß für eine folche Steigung, | dem Verblaffen ſchützt. Wendet man jtatt der Bleioryd⸗ 
3. B. im Bergbau die Steigung eines Stollns, — 4. Im | löjung eine Auflöfung von Eifenomydul in Ammoniaf, 
Kriegsbau die jchiefe Ebene, welche das Bankett einer | als Metall polirtes Eifen an, fo entjteht ein rother 
Brustwehr mit dem Bauhorizont, Wallgang oder dem | oder brauner Orydüberzug, je dider, dejto dunkler, Wenn 
Graben binter der Bruſtwehr verbindet; unter 1:3 bi$ | man einen Nupfertreifen ın eine bis 60% C erwärmte Lö— 
1:6 abgeböjcht, manchmal der Naumerjparnis wegen | jung von Platinchlorid taucht, jo legt fich das Platin auf 
durd) Stufen erjet. [Ptz.] — 5. In Salzwerken der bins | dem Kupfer ab; dieſe Schicht wird bald bräunlich; durch 

Mothes, Illuſtr. Bau-Lexikon. 4. Aufl. T. 15 








114 anlegen 











Rlatinlöfung fommt, bei einer Batterie von einigen Eles 
menten als pofitive Eleftrode benußt, jo entitchen Fürs | bis der Anlaufkolben, frz. lopin, m., engl. bloom, groß 
bungen, die in Blau und dunkles Karmeſin übergehen u. | genug ift; von gutem Eijen kann man ®/, der im Ofen be: 
bleibend find, doc) darf es dazu nicht vorher mit Eſſigſäure findlihen Menge anlaufen lajien; das Zurüdbleibende 
oder Engliſchroth behandelt jein. Benutzt man nun einen | heit Theileifen. Der Anlaufkolben hat meift ein Gewicht 
Kupferftreifen, der mit Bleiſuperoxyd überzogen ift, als | von 16—20 Pfund. — Zuweilen wird das Eijen gefrifcht, 
pofitive Elektrode zur Zerfegung von Wafjer, jo ift die | ohne daß man es mehr als einmal aufbricht und nicders 
Färbung nad) einigen Augenbliden firirt. Läßt man '/, | jchmilzt; wenn man dabei jehr gutes Roheiſen verwendet 


bis Y/, Stunde fang wirken, jo gehen die violettblauen 
Färbungen in grüne und gelbe über. — 4. Über das An: 


und den ganzen Einfag durd auf einander folgendes Ar- 
laufenlaffen in lauter Heinen Klumpen aus dem Herd zicht, 


laufen des Stahles, welches in der Technik eine größere | jo hat man in den Hauptgrundzügen das Verfahren, wel: 


Rolle als das der übrigen Metalle fpielt, ift bei. Folgen: 


ches man als Ofemundfdhmiede bezeichnet und weiches ein 


des zu merken: Der bearbeitete, gehärtete, polirte und | jchr gutes Eijen liefert. | St.) 

jettfreie Stahlgegenitand, welcher anlaufen foll, wird auf| Anlaufswinkel, m. Bei vielen Mafchinenfägen (ſ. d. 
glühende Koblen gelegt; iſt er Hein, auf einem diinnen | Art. Säge) werden die Zähne jo geitellt, daß jeder höher 
Blech, dem Anlaßblech, erbigt. Durch jteigende Hibe giebt | liegende derſelben etwas weiter vorfteht. Die Tangente 
man ihm nun die verlangte Farbe, Anlaßfarbe, frz. cou- | an die Zahnipipen läuft aljo gegen die Vertifale an und 


leur f.durecuit, engl. tempering-colour, welche er dann 
behält, wenn man ihn auf einem falten Amboß, in trodes | 
nem Sand oder aud) in Wafjer abtühlt. Mit der Farbe 
unzertrennlid) verbunden find verjchiedene Härtegrade in 
folgender Reihe: Weiß zeigt den größten Härtegrad (Glas— 
härte) an und iſt die Farbe, die der Stahl vor dem An— 
faffen hat; Wären, die diefen Härtegrad behalten jollen, 
läßt man alfo gar nicht an. Strohfarbe tritt bei 220° C. 
ein und zeigt den Härtegrad für alle jtarfen Schneiden an, 
für Werkzeuge zu Eiſen- und Mefiingbearbeitung, für 
Raſirmeſſer und Bildhauereiien, Steinmeißel ꝛc.; Gold: 
farbe (bei 245° C.) für Werkzeuge zu Bearbeitung des 
Holzes, Grabftihel, Bohrer, Schraubenſchneidzeuge, 
Drahtzüge x.; Purpur (bei 275— 285° C.) für one 
liche Meſſer und Aderwerkzeuge; Violet (bei 290° C) für 
feine Stahlubrfedern; Blau (320—330° C.) für große 
Ubrfedern, Degen und Säbelklingen, Sägen x.; Grau 
(310° ©.) für große ftählerne Wagenfedern, für Korfzicher 
und Rapiere x. Erhitzt man den Stahl noch mehr, To 
wird er wieder hellgrau, durchläuft die ganze Farbenjfala 
nochmals, und wird fait jo weich wie ausgeglühter Stahl. 
Sicherer als das Erhitzen über Kohlen ift die Erwärmung 
durch Metallbäder von der der gewiinfchten Härte ent= 
iprechenden Temperatur. Die betr. Metallbäder beſtehen 
aus erwärmtem Quedjilber oder aus Legirungen (ſ. d.) 
von Blei und Zinn, oder Blei, Zinn, Wismuth ꝛc., und 
werden jo gewählt, daß ihre Schmelzhitze gleich der ge= 
wünſchten Temperatur ift; man legt die Stahlartifel auf 
die in einer eifernen Pfanne befindliche kalte Yegirung u. 
erbigt diefelbe bis zu Beginn des Schmelzens, worauf 
man den Stahl jofort wegnimmt und in Waſſer abkühlt. 
Man macht wohl auch eine Eiſenſtange an einem Ende roth⸗ 
glühend und ſchiebt den anzulaſſenden Stahl vom kalten 
Ende aus jo lange vorwärts, bis er die gewünſchte Farbe 
zeigt. Das Anlaufen durd Abbrennen geichicht, indem 
man das Stahljtüd auf der Oberfläche mit Del oder Fett 
einreibt.u. dann über eine Flamme hält; am Verhalten 
des Fettüberzugs kann man den erreichten Wärmegrad er- 
ſehen. Fängt das Fett (Talg) an zu rauchen, jo entipricht 
der Temperaturgrad der jtrobgelben Farbe; it der Nauch 
dichter, der goldgelben Anlaßfarbe; giebt es ſchwarzen 
Rauch: der Rurpurfarbe; fängt das Fett an, Feuer zu 
fangen, wenn man ihm ein Licht nähert: der blauen Ans 
laßfarbe; geräth die ganze Fettmaſſe in Brand, fo ent— 
ipricht dies dem geringiten Grad der Rotbglühbige. [ Wff.) 
©. Bei der Schiffahrt j. v. w. anlanden auf furze Zeit. 
anlauffrifchen, aulauffhmicden, frz. affiner par atta- 
chement, engl. to fine with attachment, ift eine bei, 
Methode zur Berwandlung des Nobeiiens in Friicheiien. 
Das Schmelzen des Roheiſens im Friſchfeuer (f. d.) wird 





der dadurd) gebildete Winkel heißt N. 

Anleg, m., für Anlände, auch für Anlage 5. 

anlegen, 1. frz. ötablir, planter, fonder, engl. to lay 
on, eine Anlage machen, j. Anlage 1,3, 4,8, bei. in fols 
eig Beziehungen: a) Einen Garten a., die Beete ab- 
teen, umgraben und bepflanzen, die Gänge mit Sand 
bejtreuen; b) einen Stadttheil a., die Straßen abiterten u. 
bahnen, Schleufen bauen und die Baupläße eintheilen ; 
e) eine Mauer ıc. a., frz. &talonner, engl. to lay-on, die 
Mäße auslegen und Lehmfteine anjepen; d) einen Bau: 
grund a., fr}. etablir un fondement, engl. to etablish 
a foundation, die erjten Steine, bej. Eckſteine, in ihre ge- 
naue Lage bringen. e) Batterien, Verſchanzungen a., frz. 
eonstruire, elever, eriger, engl. to throw up, to con- 
struct, to exeeute, f' d. w.fie, bei. im Erdbau, heritellen. 
f} Unter Anlegen, frz. pratiquer, etablir, engl. to prac- 
tise, to lay down, von Eijenbahnen, Landitrafen, Ka— 
nälen, verjteht man ganz allgemein die bauliche Aus 
führung diefer Verkehrsmittel u. meint damit jowohl die 
Abſteckung derjelben als auch die Heritellung aller ein: 
zelnen Bauwerke, bef. des gefamten Unterbaues und der 
Seleife; unter Anlegen von Dämmen, Bantet® ꝛc, frz. 
mönager, engl. to form, die Ausführung der betr. Erd» 
arbeiten, [Fr.] g) Ein Hängewerf, einen Binder a., frz. 
assembler, engl. to truss, ſ. v. w. zulegen, abbinden. 
h) Ein Schiff zum Bau a., frz., mettre sur le chantier, 
engl. to lay on the stocks, d. h. es auf die Werft oder in 
die Dods bringen. 

2. Sich anlegen, von Kryſtallen, j. v. w. auſchießen, i. 
bei. d. Art. Salpeter; von Erzen oder Gangtrümmern, dis 
fih an einem Bau zeigen und aushalten zu wollen jcheis 
nen, jagt man, fie legen fich an. 

3. (Maler.) frz. appröter, imprimer, engl. to prime, 
ſ. v. w. untermalen mit der eriten Farbenſchicht, ſ. An- 
lage 2. Biele nehmen das N. zu leicht, indem fie glauben, 
Schler beim Ausführen (Uebermalen) leicht befeitigen zu 
können; abereinegute, jorgfältig gemachte Anlage erleich— 
tert die jpätere Ausführung ebenfo, als diefelbe durch eine 
fehlerhafte Anlage erjchwert wird. Sind die Farben beim 
U. richtig gewählt, die formen wohl überlegt, jo kann die 
Ausführung flüchtig, ja jelbjt unvollfommen fein, die 
Malerei wird immer eine angenehme Wirkung machen, 
während jelbjt die jorgfältigite Ausführung die Mänget 
feblerbafter Anlage nie ganz befeitigen fann. 

4. Eine Zeichnung a., frz. Ebaucher, engl. to lay on, 
den eriten Entwurf auf das Papier bringen; Schatten a. 
an eine Zeichnung, diefen Schatten nur durd; einen ein= 
fachen Ton andeuten; wenn man entweder feine Zeit hat, 
die Schatten an einer Fagade :c. vollftändig auszuführen, 
ober befürchtet, daß durch vollftändige Ausführung die 


Em — — —— — - 
— — — 


Anleger 

Zeichnung undeutlich, das Abnehmen der Mähe von der: 
jelben erjchwert werde, jo deutet man Schatten, Fenſter— 
Öffnungen x. blos durch einen hellen Tujchton an, um die 
Wirkung wenigftens ungefähr beurtheilen zu können. 
Auf jolche Anlegung kann die Ausführung jogleich oder 
jpäter folgen. . 

Anleger, m., j. dv. w. Richtſcheit. 

Anlegeſchloß, n., ſ. Borlegeichloß. 

anlehnen, alt. 3., fra.appuyer, engl. to lean against. 
1. Ein Bau od. Bautheil, der freijtebend nicht von Dauer 
jein würde, wird oft dadurch vor dem Umſturz bewahrt, 
daß er ſich, oder daß man ihn an etwas anlehnt, 3. B. eine 
Eſſe an eine Giebelwand; oft wird auch eine Rüdwand ge: 
ipart, wen man einen fleinen Bau, 5. B. einen Schuppen, 
eine Zaube xc., an eine vorhandene Wand x. anlehnen 
tann. — 2. Im Kriegsbau jucht man womöglich Flügel 
einer befejtigten Stellung, offenen Schanzexc., an Terrain- 
gegenstände, gewöhnlich Hindernifje, Gewäſſer, Sümpfe, 





115 





Annäherungsgang, m., Laube, frz. vigne, f., lat, 
vineae, pl. (triegsb.). Bor Erfindung des Schießpulvers, 
bei Belagerung feiter Pläße angewendete Galerien, welche 
von der Kontravallationälinie bis an den Fuß der Stadt- 
mauer führten. Diejelben wurden jtart aus Holz gezim— 

‚mert, 2,,, m. breit, 2m. hoch, mit Balken und friichen 
Thierhäuten dahförmig überdedt, und beitanden aus 

ı mehreren, nach und nach auf Walzen aneinander geſcho— 
benen, ca. 4,, m. langen Theilen. Ihnen voran ging ges 

‚ wöhnlid) ein musculus, ebenfalls ein gezimmerter, vorn 
geſchloſſener Kaſten, um innen den Weg zu bahnen, falls 
derjelbe auf unebenem Boden mit Schwierigkeiten ver- 
bunden war. Die Römer haben ſich ihrer bei ibren Be— 
lagerungen bedient, z. B. Cäfar vor Alefia. [Ptz.) 

Annäherungsgraben, m., frz. approche, f., tren- 
chee, f.,engl.trench, j. Laufgraben, Belagerung ıc. [Ptz.] 
Annäherungshindernis, n., Häherungshindernis 
(Kriegsb.). Anlagen u. Terraingegenftände, durd) welche 





teile Hügelxe., anſtoßen zu lafjen u. nennt das anlehnen. | dem Feind die Annäherung aneine Befeitigung, Stellung, 

Anlehnungspunkt, m., frz. point d’appui(Sricgsb.), | der Durchgang durch ein Defils zc., endlich die Erjtei- 
Stügpunft. Derjenige Terraingegenftand, an welchen | gung und Behauptung der Befejtigung erſchwert oder 
fich befeftigte Stellungen anſchließen, z. B. ein zur Ber: unmöglich gemacht wird. 1. Die natürligen: Gewäſſer, 
tbeidigung eingerichtetes Dorf, Wald und Anhöhen, ift Sumpf ſteile Hänge ꝛc., lönnen nur dann unverändert 
ein Flügelanlchnungspunlt; liegen derartige Punkte in | bleiben, wenn fie die Annäherung des Feindes abjolut 


der Mitte ſolcher Stellungen, jo heißen fie Stützpunkte. 
anleimen, anlöthen ıc., j. leimen, löͤthen ꝛ 
anleinen, 1. Brov. für anlehnen, — 2. Mit Leinen 
anbinden, 


hindern, oder nur ein Ülberfchreiten in jchmalen Fronten 
| im wirkſamſten Schußbereich geitatten, überfichtlich find, 
dem Bertheidiger die Offenfive in od. außerhalb der Stel: 
ı lung geitatten u. dem Feind feine Dedung gewähren. — 


anliegend, adj., 1. Kriegsb.) anliegende Estarpen, ſ. 2. Die künfligen: Wolfsgruben, Borgräben, naſſe Grä- 
Estarpe. — 2. anliegender Winkel, frz. angle adjacent, |; ben, Anjtauungen, Anfumpfung, Überſchwemmungen, 
engl. adjoining angle, iſt derjenige, der mit einem anz | Verhaue, Palifjaden, Sturmpfähle, Spickpfähle, ſpaniſche 
dern den einen Schenkel gemein hat. Nebenwintel find | sder friefiiche Reiter, Sturmbalten oder Walzen, Sturm- 
allemal anliegende Bintel, j. d. Art. Winkel. — 3. Anlie- | breter, Fußangeln, Eggen, Drahtnepe, Minenanlagen, 
gende Seite bei einem Polygon ift die mit der andern einen | Torpedos, Fougaſſen. Sie dürfen nicht umgangen wer⸗ 
Winkel bildende. — 4. Anliegendes Zimmer, anliegender | den können, jondern müfjen im wirkſamſten Schußbereich 


Balken, ſ. v. w. nebenliegender ıc. 

anlothen, ſ. v. w. ablothen. E 

anmachen, 1. Untechnifcher Ausdrud für anjchlagen, 
befejtigen. — 2. A. oder Einmadjen, frz. gächer, diluer, 
engl. to plash, to dilute, f. v. w. anmengen, aber in 
naſſem Zuftand. ber das U. des Kaltmörtele, Gipfes, 
der Farbe x. ſ. d. einzelnen Art. 

anmalen, ftj.imiterparpeinture. Das Anmalen von 
Simjen, Sewänden, Thüren, Fenjtern ze. ift eine zu plumpe 
Täufhung, als dag fie gelingen könnte, und deshalb dop= 
pelt zu verwerfen. 

anmengen, alt. 3., frz. dötremper, engl. to temper, 
to blend, eine Sache mit etwas anmengen, d. h. fie mit 
einer geringeren Menge des Andern verjepen, z. B. den 
Kalt mit Gips (in trodenem Zuitand). 

Anmerkung, f., frz. note, f., engl. note, nennen die 
Gejellen Kleine Zeichen, die fie jih an irgend einem 
Pfahl, Stab x. zu Bezeichnung abgenommener Mähe 
machen; j. Bezeichnung und Zeichen. 

ſchen, frz. möler, engl. to mix, ähnlid) wie anz 

mengen, aber auf ſolche Dinge bezogen, die eine demijche 
Verbindung eingeben. 

anmußen, aft. 3., frz. assaisonner, ſchlecht oder unge: 
ſchidt befejtigen oder anpajjen. — 

Aung, St., Mutter der Marie, iſt Schutzpatronin 
der Tiichler. Näheres j. in M. M. a. W. 


annageln, frz. clouer, engl.tonail, to spike, zur See: | 


anipiefern, durch Nägel befejtigen; die Zimmerleute ges 
brauchen diefes Wort jelten; jie jagen: mit Nägeln ans 
ſchlagen. 

Annaglas, n., iſt ein mit Uranoxyd gefärbtes grün— 
gelbes Glas. | Wf.) 

Annäherungsarbeit, f., Näherungsarbeit, f. Kriegsb.), 
1}. travail m. d’approche, approche, f., engl. ap- 
proach. Über die Reihenfolge der). j.d. Art. Belagerung. 
Einzelne der A.en j.i.d. hier folgenden Art. 


den Feind zu ihrer Befeitigung zwingen; gededt gegen 
das feindliche Feuer, dürfen fie die Wirkung des eigenen 
nicht beeinträchtigen und müſſen ſchnell und leicht zu be- 
ſchaffen fein. — 3. Nach ihrer Funktionirung unterjcheidet 
man paffive und aklive A.e; eritere Schaden dem Feind nur 
durch Hemmung, von leßteren geht eine vernidytende Thä— 
tigfeit aus. Zu diefen gehören Minen, Torpedos, Fou— 
gaſſen, Wafjermanöver (bej. bei Feſtungen vortommend) 
und die Tambourpalifjadirung. |Ptz.] 
' Anmäherungslinie, frz. ligne f. d’attaque, ſ. Lauf- 
' graben. 
' Annalith, m., neues Baumaterial, erfunden von Bufje 
u. Rohrmann in Oſterode, beftchend aus feingemablenem 
\ u. gebranntem Gips, der mit Waſſer u. ausgewaschenem 
Sand zu einer breiigen Mafje angerührt und in Formen 
gegoſſen oder als Bijemaffe verwendet wird, wobei man 
Steinbroden, Knad x. hineinpadt, um Material zu ſpa— 
ren. Zu Fundamentmörtel in nicht zu naſſem Boden iſt 
‚der Annalith ebenfalls braudbar; bei der Verwendung 
iſt jedoch nicht die Kelle zu benußen, jondern das Mauer: 
werk jchichtweife troden aufzupaden u.dann auszugießen. 
' Bei der Miſchung des Gipſes mit Sand ijt allerdings auf 
die Eigenjdajten des Sandes Riüdficht zu nehmen; jedoch 
fann im allgemeinen ,—”/, des zu jüllenden Raumes 
für den Sand, das Übrige für den Gips gerechnet werden; 
die Menge des dabei zu verwendenden Waſſers muß durd) 
Verjuche gefunden werden, iſt auch nach der Höhe der 
Temperatur verichieden. Statt des Sandes kann man 
auch grobgemahlenen ungebrannten Gips verwenden. 
Schuß gegen die Ritterung erbält der Unnalith durch An— 
ſtrich mit einem Präparat, dejien Zuſammenſetzung Ge— 
| heimnis der Erfinder ift, welches aber aus Alaunlöjung 
‚ oder Borarlöjung zu bejtehen, auch etwas Gerbſtoff zu 
enthalten jcheint. 
Anneau, m., frj., annellus, m., lat., der Ring, Reif, 
j.d.; anneau de chapiteau, Reif, Wjtragal; anneau m. 
15° 








1 


de clef, Scylüjjelräute; — a. A pattes, der Yappenring, 
Flanſchenring; — a. a piton, der Ringbolzen, Augenbol= 
zen; — a.hvis, die Ringſchraube; — a.de pivot, Angels 
ring, fiche unter Angel. 

Annelet, m., oder armille, f., frz.; anulus, limbia, 
lat. ; annulet, engl; anello, ital.; anilla, jpan., Ring am 
Echinus der dorischen Säule, ſ. d. Art. doriſch. 

Annelure, f., anneau de colonne, frz., der Bund an 
den romanischen Säulenjchälten ıc. 

annehen, at. 3., fr}. mouiller, humecter, engl. to 
wet, abnäſſen, Mauerfteine mit dem Anneger anfeudhten. 
Über die Nothivendigkeit ſ. d. Art. anfeuchten. 

Anneter, n., Nebpinfel, @uafl,m., frz. balai,m., brosse, 
£., brossette, £., engl. brush, difer Pinſei von Schweins- 
borjten, der in das Wajjer getaucht und dann auf den an— 
zunegenden Körper ausgeiprigt wird. 

Annexe, m., frz., annex, s., engl., der Anbau. 

Annexe, f., öglise-annexe, frz. Filiallirche. 

annieten, franz. river, attacher en rivant, engl. to 
fasten with a rivet, mittels einer Niete (f. d.) befejtigen. 

annuel, frz., couche annuelle, Jahrring, Jahresring. 
annulaire, adj., franz., engl. annular, ringförmig; 
voüte annulaire, 1 unter Gewölbe. 

Annussure, f., frz., j. Ennussiöre. 

Anode, f., frz. anode, m., j. d. w. pofitiver Bol (f. d.). 

anöhren, akt. 3., an ein Ohr ſchieben, mittels eines 
Ohrs befeftigen. 

Anologium, n., lat., das Lejepult. 

Anordnung, f., frz. disposition, f., agencement, m., 


Annelet 


16 anormal 


‚worden. Alle ſolche Vorſchriften fünnen höchſtens vor 
Karikaturen ihügen, der wirkliche Künſtler wird fie bald 
beifeite werfen, denn er wird fich überzeugen, daß die 
Schönheit jich nicht in fo enge Grenzen bannen läßt. Wo 
Bauplap und Äußere Frontlinie vorgeſchrieben find, z. B. 
in den Straßen einer enggebauten Stadt, oder jonjt auf 

| beichränftem Areal, muß er fich freilich nach deſſen Geſtalt 

‚ richten ; bei freiftehenden Gebäuden, auf unbeengtem Ter— 
rain aber fann er jich freier bewegen. Zu vermeiden find 
jedoch: allzu große Nüchternheit, welche durch jchr lange, 
unumterbrochene Fronten leicht herbeigeführt wird; zu 

ı gleichmäßige Behandlung der Aufenfeiten an Haupt 
räumen und Nebenräumen; zu große Eintönigfeit in der 
Verzierung ; eben jo jehr Geſuchtheit in der Gruppirung, 
Berjtüdelung der Mafien durch unnötbig viele Bor: und 
Rückſprünge; Kofettiren mit blos Äuferlich angeflebten 

| Detorationsgegenftänden, die feine Motivirung im In— 
nern haben, 3. B. ein Balfon vor einer Küche, eine Säus 

| Ienhalle vor einer Niederlage ꝛc., kurz: alles Unlogiſche, 

' alles Ermüdende u. Langweilige u. ebenjo alle Kofetterie 
muß forgiältig vermieden werden. Das Ncuhere joll ein 
logiſch richtig entwicelter Ausdrud des Innern fein und 
mit feiner Umgebung im Einklang itchen. Wenn der Ar: 
chitekt fich der ihm gewordenen Aufgabe recht Har ift, dann 

‚mit genauer Berüdjihtigung Alles theils jpeziell durch 

‚die Aufgabe, theil& durch die Lofalität an ſich und die 
Technik Seforderten u. Gebotenen die innere Eintheilung 

anz zweckmäßig geftaltet, das Äußere als Ausiprache des 
en entwirft und mit den Umgebungen in Einklang 





engl. disposition. Gute 9. ift wejentliches Bedingnis für | jegt, jo wird niemand dem Bauwerk eine qute A. abſpre— 
die Vollkommenheit eines Bauwerfes, bej. für die Wir- | hen fünnen, und die Deforirung des Äußern wird leicht 
fung, die dasjelbe macht; Vitruv jchon jagt: Anordnung | werden, auch in vielen Fällen gar nicht nöthig fein, denn 
ijt Die angemejjene Beichaffenheit der Theile eines Gebäus | ein gut angeordnetes Gebäude wird auch ohne alle Ver— 
des, in Rüdficht ſowohl auf ihre bejondere Beitimmung als | zierung ſchon durch feine Verhältniſſe angenehm auf den 
auf das allgemeine Verhältnis. Bei der Anordnung muß | Beichauer wirkten, während ein ſchlecht angeordnetes jelbit 
man daher jowol die Bejtimmung des ganzen Gebäudes | durch die geihmadvolliten Details u. die forreftejte Aus— 
und der verlangten, in ihm enthaltenen einzelnen Räume | führung immer nur zu einem leidlichen Machwerk ge— 


lichleiten, als auch die Lage desjelben berüdfichtigen. 
Daraus wird der Baumeifter abnehmen, in wie viel 
Haupttheile und Geſchoſſe dasselbe zerfallen muß, wie die— 
jelben unter ſich gruppirt fein müffen, wie er die Neben: 
räume am zwedmäßigiten u. angenchmijten mit benjelben 
verbindet, wo er die Zugänge, Korridors u, Treppen am 


beiten hinlegt xc., und wenn ihm dies Alles einmal Har 


geworden und in feinem Kopf geordnet ift, jo wird er es 
auch geordnet auf das Bapier bringen und jo ausführen 
fönnen, daß Jeder die Anordnung klar, leicht überfichtlicd) 
und zwedmähig findet. Aber nicht blos die Eintheilung 
und der daraus hervorgehende Grundrik find bei der A. 
zu berüdjichtigen, fondern auch das Bedürfnis der einzel- 
nen Räume an Licht und Luft; daraus gehen die Mäße 
für Geſchoßhöhen, Thüren und Fenſter hervor. Auch die 
Fagaden jollen nicht nur an fid) im ganzen und einzels 
nen ſchön jein, jondern fie müfien in ihrer Anordnung und 
dem Gharalter, den fie an fich tragen, mit dem Grundriß 
harmoniren, organiich aus ihm entwidelt jein, u. jo mit 
ihm zufammen ein künſtleriſches Ganzes bilden, welches 
bei volllommen ziwedmähiger Anlage jeden Beichauer an— 
mutbet und alfo volllommen ſchön ijt. Es darf weder der 
Symmetrie der Façade die Annehmlichkeit des Innern 
oder die Bequemlichkeit für die Bewohner geopfert fein, 
noch darf die Facade wegen einer, vielleicht nur ſchein— 
baren, oft auch auf manche andere Reife noch zu erreichen 
den Bequemlichkeit im Innern ganzvernachläffigt werden. 
Es jind für die A. der Entwürfe, ebenjo wie für alle ande- 
ren Theile der Aſthetik der Baukunt (f. d. Art.), manch— 
fache Regeln aufgejtellt worden; man hat 3. B. gejagt: 
Bu feinen Gebäuden jchiene fich die Figur des Würfels 
am beiten zu eignen; die Länge des Gebäudes dürfe die 
Tiefe desjelben nicht mehr als zweimalenthalten ꝛe. Auch 
der goldene Schnitt ſ. d.) ift zur Anwendung empfohlen 


macht werden fann.— Über zwedmähige A.en des Innern 
von verichiedenen Bebäubdearten fowie über die durch ein— 
zelne Stile für das Außere gegebenen bindenden Regeln 
j. die betr. einzelnen Art. [Ms,) 

anorganifcd od. unorganifd, adj., 1. nicht organisch aus 
dem Ganzen hervorgegangen, nicht logiich herausgebildet ; 
alle anorganifchen Berzierungen x. find zu vermeiden; 
j.d, Art. Organismus. — 2. (Chem.) anorganijc oder 
unorganiſch heißen folche Körper, welche nicht den Zellen 
bau der Bilanzen und Tbierlörper zeigen, ſondern in 
ihrer Maſſe bis in die Heinften Theilchen durchaus gleich— 
artig zufammengejept find und bei deren Bildung nicht 
die noch unerflärte Kraft des Lebensprozeſſes, jondern nur 
mechanische Kräfte, Schwere, Kobäfion und Adhäfion od. 
Chemismus thätig waren. Die unorganischen Körper ge— 
hören fämtlich dem Mineralreich an. [ Wf.] 

anormal, adj., abnorm, unregelmäßig, regelwidrig ; 
zwiſchen dem wirklichen, wahren Begriff der Unregel— 
mähigfeit und der durch pedantijche Tabellenäjtbetifer 
dieſem Wort untergelegten Bedeutung ijt ein gewaltiger 
Unterſchied. Dieſe verftehen unter Unregelmäßigkeit in 
der eig. jede Abweichung von der jtrengen Sym= 
metrie, in den Details jede Abweichung von den von ihnen 
| aufgejitellten Tabellen über die Verhältniffe und Größen 





ber einzelnen Details, Glieder x. der veridhiedenen Stile, 

die in der Regel nad) nur wenigen Beifpielen von Erzeug= 
niſſen der betr. Stile entworfen find, ohne Kenntnis vom 
innern Organismus diejer Stile, und daher zwar vor 
Karifaturen bewahren, aber doch nicht als direft mäß— 
gebend anzufehen find. Der eigentliche Begriff der Un— 
regelmäßigfeit aber ift ungefähr folgender: Unregelmäßig 
ift Das, was aus einer Abweihung von den Negeln der 
Zweckmäßigleit, Feftigfeit sc. bervorgegangen ift, od. was 
‚ gegen die vom guten Gejchmad gegebenen Regeln für die 


} 











117 





anroflen 





anpappen, aupeden, aupfählen, . Pappe, Beh, Pfahl xx. | 

aupaſſen, frz. ajuster, adapter, engl. to fit, to adapt, | 
j. vd. w. pajjend machen. Die Größen der Haupträume | 
eines Gebäudes müfjen dem vorliegenden Bedürfnis, die | 
Lage derjelben der Yolalität und der Lage des Bauplatzes 
nach den Himmtelögegenden, die Lage und Größe der Nez | 
benräume den Haupträumen, bie age der Treppe ber 
innern Eintheilung u. der Zugänglichkeit von außen, das 
Außere muß der inneren Eintheilung und den Umgebun— 
gen, die Konjtruftionsweife dem vorhandenen Material 
und dem Standpunft der Technik angepaht fein. Jeder 
einzelne Theil muß der Gejamtheit, jede Verzierung dem | 
Hauptlörper x. angepaft werden, damit ein jchickliches, | 
zweckmäßiges und gut durchdachtes Baumerf entitehe. 

Anpfahl, m., ſ. Anfall 3 und Fig. 167 u. 168. 

anpfählen, alt. 3., 1. frz. palisser, engl. to pale up, 
am Spalier (.d.) befejtigen. — 2. 6chalasser, &chalader, 
accoler, an einzelne Rfähle befejtigen (f. d.). 

Anpfählung, f., frz. accolage, m., j. d. Art. Pfahl. 

Anpflanzung, f. (Kriegsb.), von Sträuchern u. Bäumen 
auf dem Glaci& der Feftungen, um Strauchwerk für Ans 
fertigung des Verlleidungsmaterials im Armirungsfall 
zu haben; gleichzeitig follen die ftehen bleibenden Stumpfe 
und Wurzeln ıc. dem feindlichen Sappeur als Hindernis 
dienen. [‚Ptz.) 

Anpfropfung, f., franz. aboutement, m., entement, 
engl. grafting-up, scarving (Zimmerm). Längenverbin- 
dung zu Verlängerung von Mauerlatten ıc., doch bef. bei 
jtehenden Hölzern, aljoz. B. zu Verlängerung einer Säule; 
das Anpfropfen, frz. enter, engl. to graft-up, wird in 
diefem Fall auch Aufpfropfen, frz. &chalasser, engl. to 
prop up, genannt (ſ. d.). 

anplatten, 1. anblatten, j. Blatt. — 2. ſ. v. w. mit | 
Platien belegen, bei. lothrechte Flächen. | 

anplähen, att. 3., ſ. anlajchen, auch f. v. w. mit dem | 
Baldhammer bezeichnen. 

Anbof, m., ſ. Amboß. 

anpoflen, auch anboflen, aft. 3., 1. an einen Boſſen be— 
feitigen. — 2. Bofjage anpugen. | 

anputzen, aft 3., 1. blos von Putzmörtel anfügen oder 
blos in den Ruß ausarbeiten. Das Anpupen von Ber: 
zierungen äuferlicd) an Gebäuden ift mit großer Borficht | 
vorzunehmen, da man es troß aller vielfadhen Verſuche 
noch nicht zu genügender Feitigkeit jolder angeputzten 
Gegenjtände gebracht bat; j. übr. d. Art. Ruß. — 2. Wenn 
die —— gekehlte Leiſten oder dergl. in Ecken nicht 
auf Gehrung an einander ſchneiden, ſondern die eine der 














erſten Schläge mit dem Rammklotz geben. 

anrafen, alt. 3., j. beraſen. 

anrauchen, beblaken, aft. 3., franz. flamber, noircir, 
engl. to smoke, die Gußformen anräucern, fiehe d. Art. 
Formen- u, Eiſengießerei. 

anreiben, alt. J. 1. Durch Reibung näher aneinander 
bringen; will man z. B. zwei Breter aneinander leimen, 
jo beſtreicht man die Berührungsflächen mit Leim u. reibt 
dann Ddiejelben aneinander hin u. her, bis die Fuge ganz 
dicht ift; dadurch wird aller unnötbige Leim herausge— 
drängt und ein Theil des Leimes zum Eindringen in die 
Poren veranlaft, aljo die FFeitigfeit vermehrt. Ebenjo 
werden Steine, deren Fugen recht dicht werden follen, an 
einander gerieben, damit die etwa noch auf der Fugen: 
fläche befindlicdyen Heinen Unebenheiten ſich abichleifen. 
Fourniere werden mit dem Hammer angerieben. 

2. Farben anreiben, frz. broyer, a) Keimfarben. 
Die Erdfarben werden troden gerieben und dann mit 
Leimwaſſer vermiicht. Saftfarben werden aufeinem har: 
ten, glatten Stein, einer Glasplatte oder in einer Reib— 
ichale mit Reiblolben gerieben und während des Reibens 
Gummiwaſſer, Leimwaſſer ꝛc. zugeſetzt, bis die Maſſe 
flüſſig genug iſt. b) Oelfarben werden mit Mohn— 
oder Nußöl oder Leinölfirniß angerieben; Näheres ſ. u. 
d. Art. Oelfarbe. 

anreichen, alt. Z. So heißt in den Ziegeleien das Her— 
zugeben des Brennmaterials in die Stechgrube. 

Anreichlech, n., fra. matte enrichie, f., engl.enriched 


' metal, ſ. Lech. 


anreifen, alt. 3. 1. (Forſtw.) Stämme durd einen 
Riß in die Rinde bezeichnen. — 2. Fichten mit einem be: 
fondern Jnjtrument verwunden, um das Harz zum Aus— 
fluß zu bringen. — 3. ſ. v. w. durd; einen Riß mit einem 
ipigen Inftrument vorzeichnen, 5. B. einen Zapfen, eine 
Höhe, die Stelle, wo ein Holz oder Stein abgearbeitet 
werden joll ıc. 

Aurichte, f., 1. fr. dressoir, m., engl. dresser, ſ. v. w. 
Büffet. — 2. Anrichtejimmer, frz. salle f. de dresse, office, 
f., engl. pantry, office, dressing-room. Bei Einrichtung 
von Gaſthäuſern und Ähnlichen Etabliffements, oder in 


| Wohnungen, wo vorauszufegen ift, daß viele Perſonen 


auf einmal geipeift werben follen, it ein befonderes An- 
ridtesimmer womöglich zwiichen Küche und Speijejäl an— 
zulegen, um die Speifen dafelbit nett und geihhmadvoll, 
ohne vom Küchendunſt zu leiden und ohne vom Speijejäl 
aus geiehen zu werden, anrichten zu fünnen. Es braudıt 
nur Raum zu bieten für cine Anrichtetafel, Anrichtetifch, frz. 
dressoir, enql.dresser, und einen oder ein pãr Schränte 
zu Aufbewahrung des eleganten Tafelgeichirrs; ift Raum 
genug vorhanden, jo bringt man darin noch ein Spül— 


beiden zufammenftogenden Leijten ſtumpf bis in die Ede | baſſin, wo möglid) mit fließendem Waſſer, an, um Gefäße 
gehen lafjen, die andere aber jo gut wie möglich daran pajz ſchnell reinigen und Speifen und Getränte abkühlen zu 
jend zurecht ſchnitzen, jo nennen fie das: die betr. Leifte an | fönnen. Bequem ift es, wenn aus dem N. eine Treppe 
die andere anpugen. — Anjchneidung auf Gehrung iſt | direkt in den Keller, oder eine Thüre direft in die Speiſe— 
natürlich ſtets genauer, erſchwert aber oft die Nagelung. | kammer führen kann. — 3. Anrichtefdrank, frz. buffet, m., 


anguarken, aft. }., 1. mit Quarfleim od. Maß befeitiz | 
gen. — 2. Mit Duarffarbe anjtreidhen. | 

angquenfeln, aft. 3. (Bergb.), das Seil an die Förde: | 
rungötonne mittels eines bei. Knotens befeitigen. | 

anguirken, verqnicen, akt. ., franz. amalgamer, engl. | 
to amalgame, auch amalgamiren, ein Metall chemiſch 
mit Duedfilber verbinden, j. Amalgam. 

anrammen, ancammeln, franz. fouler, damer, engl. to 
ram. 1.®enn man einen Pfahl indie Erde eingeichlagen, 
eine Säule x. eingegraben hat, jo muß man die Erde feit 
an den betr. Gegenitand anrammen, damit er nicht wan— 
ten könne; man hilft meijt dadurch nach, da man zwi« 
ſchen die Erde und den Pfahl Steine jhüttet und dieje an— 
rammt. — 2. Auch vor dem Legen von Blattenpflajter 
much die darunter befindliche Aufſchüttung feit angerammıt | 


| 





engl. side-board. Wo der Raum die Anlage eines An— 
richtezimmers nicht erlaubt, muß man eine Anrichte inder 
Küche u. eine dergleichen elegante in dem Speiſeſäl jelbit 
haben; ſ. übr. d. Art. Büffet und Vorichneidetiich. 

anrichten, aft. 3., fra. dresser, engl.to dress, auch zu⸗ 
richten, anſchicken, vorrichten, ſ. v. w. vorbereiten, zuredt 
machen, 3.8. die Farben zum Malen, j. v. iv. anreiben 
und cinmiichen, das Holz zur Zulage, ſ. v. w. behauen u. 
ablängen; das Metall probiren; das Nupfer zur Saige— 
rung vorbereiten. 

anrödeln, anreiteln, aft. 3., franz. embreler, engl. to 
fasten with stringe, ſ. d. Art. Reitel. 

anroften, paji. 3., 1. anfangen zu verroften, frz. s’en- 
rouiller.— 2. Durch das theilweiſe Verroften feit werden 
engl. to rust to, 3. B. eine Schraube rojtet an die Mutter 


anrüflen 


an, ein Nagel an den Kalkputz oder an das Bret, in das 
er aeichlagen; j. d. Art. Roit. 





nnrüften, aft. 3., an etwas anrüjter, das Baugerüfte | 


an etwas anbauen, 
Ans, ın., in Bayern und Tirol üblich für Jod, auch 
für Ballen. 


Ansa, f., lat., Handhabe, daher Henkel, Thürgriff, | 


Schere für den Wägebalfen, Welle oder Nollenjtod des 
Steuers x.; ansa ferrea, Klammer, bei, Steinflammer. 

anfügen, akt. 3., fr;. entamer avec la scie, engl. to 
saw-up, einfägen, einen Einſchnitt mit der Säge machen. 


Au fällende Bäume müſſen von der einen Seite angejägt | 
werden, damit jie nicht jplittern, wenn man jie von der an⸗ 


dern Seite her umhaut; j. d. Art. fällen. 

Anfats, m., 1. fr}. emploi, m., Preisbeftimmung für 
einen einzelnen Poſten in einem Bauanidylag (j. d.). — 
2. (Wajjerb.) frz. gratin, Sinfjtoff, aud j. v. w. Anhäge— 
rung. — 3. (Eihifb.) aud Anlauf, Unterlauf, Steven- 
lauf gen., frz. brion, eng!. head-piece ofthe stem, der 
oberite, bis an die Galerie reichende Theil des Vorder- 
iteven. — 4. Beim Bohren von Wajferröhren die Verlän— 


gerung der Bohrjtange (f. d.). — 5. (Schlojf.) frz. repos, | 


m., am Angelbafen der Rand des Japfens, worauf das 
Gewinde des Thürbandes ruht, j. Band. — 6. An einer 
Welle oder einem Getriebe der Anfang des Zapfens. — 
7.(Schlofj.) franz. arröt du pene, engl. bolt-keeper, in 
franz. Schlöfjern der in den Riegel oder deſſen Einjtrich 
einfallende Theil, wodurch die Verſchiebung des Niegels 


118 


Anfdlagebammer 


Wänden eines Gefäßes od. dergl. anfangen ſich anzuſetzen; 
3. B. vom Salpeter, der an der Oberfläche der zur Sal: 
peterbildung ($. d.) qualifizierten Steine kryſtalliſirt. 

Anfdyießpinfel, Aufdyieker, m., frz. palette, f., engl. 
pallet (Bergold.), eine Art breiter Pinjel, welder aus 
einer Lage jehr feiner und langer Dachshäre beſteht, die 
in gerader Linie zwiichen zwei lartenblätter geleimt wer— 
den, welche man mittels eines gejpaltenen und federnden 
Stieles hält und zufammendrüdt. Mit diefem Pinfel 
nimmt man die Goldblätter auf und legt fie an die zu 
vergoldende Stelle. Der VBergolder fährt vorher mit dem 
Borftenende des Ars über feine Wange, auf welche er 
etwas Schweineſchmalz geitrichen bat, durch welches die 
Boriten fähig gemacht werden, das Voldblatt mit jich in 
die Höhe zu nehmen. 

anfchiften, aft. 3-, frä.embrancher, engl.to join raf- 
ters together, das Anfügen und Befeſtigen der Schift> 
‚ iparren an den Sratjparren; j. d. Art. ſchiften. 

Anfdylag, m.,1.(Deichb.) der obere Theileines Deiches 
oder Dammes, vom höchſten Wajflerjpiegel aufwärts, an 
den die Wellen anſchlagen und der aljo bei Sturm als 
Schutzwehr dient. — 2. frz. feuillure, f., engl. rabbet, 
rebate. a) Fenſteranſchlag. Um Raum u, Unterjtügung 
für die Befejtigung der Fenſterrahmen oder Futter an den 
Gewänden zu haben, läht man leßtere meijt nach innen 
etwas freiftehen, d. b. man macht das Fenſterlichte inner= 
lich zwifchen den Laibungen (j.d.) etwas breiter als äußer⸗ 
lich zioiichen den Gewänden. Der dadurd nad innen zu 





verhindert wird; ift der Anja an den Riegel befeftigt, | freiftchende Theil der Gewände und des Sturzes wird A. 
fo jchiebt er fi in eine in der Zubaltung angebradhte | genannt; oben am Sturz wird nämlich der innere Bogen 
Kerbe, j. Schloß. — 8. (Eijenbb.) A. eines Schienenſtuhls, aud) höher gerüdt alsder Sturz. Die Breitedes Anſchlags 
fr. contre-fort, engl. shoulder, ſ. d. Art. Schienenftubl. | betrage mindeitens 5 cm.; madıt man ihn jchmäler, jo 


Anfahfeile, £., ſ. v. w. flache Feile. 

Anfabgröße, Anfakrehnung, |. Difierenzialgröhe ıc. 

Anfahröhre, f. (frj. tuyau additionnel, ajutage, ım., 
engl.short additional-pipe). Beim Ausfluß des Waſſers 
aus Gefähen fommt es betr. der Menge des pro Zeitein- 
beit ausjtrömenden Waſſers jehr darauf an, ob die Aus— 
flußöffnung in einer diinnen Wand ſich befindet, oder mit 
einer kürzeren od. längeren Anfagröhre verfeben iſt. Bei 
aleichen Umftänden und Verhältniſſen flieht durch kurze 
An 1,ggpmal jo viel Waſſer aus, als durch runde Mün— 
dungen in dünner Wand (j. Ausfluhmenge). [v. Wgr.] 

anfaugenlaffen, eine Bumpe, ſ. anheben. 

Anfaugekiel, m., j. Anſteckekiel. 

Ansbaum, aud) Ensbaum, Johbanm, m. 1. In Bayern 
und Tirol Bezeihnung für einen Baum, der zu Balten: 
holz verwendbar ift. — 2. |. Ennsbaum. 

anſchäflen, att. 3., 1. frz. monter, affüter, engl. to 
helve, to stock, bebelmen, mit einem Schaft verjeben, 
bei. mit einem neuen an Stelle eines ſchadhaften. — 2. ſ. 
v. w. anſchiften (j. d.). 

anſchalmen, aft. 3., franz. layer, entamer, engl. to 
blaze, to mark, j. v. w. anlajchen, pommerifcher u. mär— 
fiicher Brovinzialismus. 

anſchattiren, akt. 3.,j.0.0. Schatten anlegen, ſ. anlegen. 

anfıyauern, alt. 3., einen Schauer (f. d.) an etwas 
anbauen. 

Anſcherung, f., 1. (Zimm., Tijch.) ſ. Anſchlitzung. — 
2. (Scifisb.) frz. ourdissement, m., engl. warping, eine 
Tauverbindung; ſ. d. Art. Tau. 

Anfderbung, f., j. Einjcherung. 

anſchichten, aft. 3., 1. nadı Schichten theilen. — 2. An 
etwas gelehnt ſchichtenweiſe aufjtellen. — 3. Schichten an= 


ichreiben, 3. B. die Ziegelichichtenhöhen an das Höbenmäf. 


Anfdyieber, Anfdiebling, Anfdöbling, m., ſ. Auf- 
jchiebling. 

anfdhiehen, neutr, 3.,1.ir3.montersoudain, ſ. v. w. an⸗ 
laufen, vom Waſſer, wenn es ſehr ſchnell gefloſſen kommt. 
— 2. frz. se mettre en roche, engl. to erystallize, to 
shoot into erystals.. Bon Kryſtallen, weldje an den 


gehen die Fenſter nicht weit genug auf, aber man darfihn 
auch nicht zu breit machen, Damit Die Gewände noch genug 
in der Mauer fteden, Die Rahmen oder Futter der Fen— 
fter werden immwendig ftumpf an den A. der Gewände an— 
gelegt, mit Hafen befeftigt und die Fuge zwiſchen ihnen 
und der Laibung (Anichlagsmauer, ſ. d.) verpußt. Bier 
und da pflegt man wohl auch jept noch, wie früher allge= 
mein, indie Gewände einen Falz zu arbeiten u. das Fenſter 
in denjelben einzupafien; da aber das Holz feine Dimen= 
fionen beim Temperaturwechſel fehr verändert, jo wird 
eine ſolche Einfalzung nie dicht und ist daher nicht zu em= 
pfehlen. Auch der Theil des hölzernen Fenfterrahmens 
‚ oder Futters, welcher an dem Anſchlag des Gewändes an- 
liegt, wird N. genannt, ſ. übr. Fenſter. — b) Thüranjchlag. 
Hat die Thüre fteinerne Gewände, jo iſt der Anſchlag der: 
felben ganz fo, wie bei den Fenſtern, nur in der Regel 
‚ etwas breiter. Hat aber die Thüröffnung bölzerne Ber: 
| Heidung, To bejteht der U. in der Regel blos aus einen 
Falz, in den ſich die Thüre hineinlegt; in die Thüre felbft 
ijt dann oft auch ein Falz gearbeitet, deſſen Ueberſchlag 
fi) auf die vordere Fläche der Thürverkleidung auflent, 
auch fann der Falz der Berkleidung doppelt jein, welchem 
dann die Ausfälzung der Thüre entiprechen muß. Je nadı 
Anwendung diejer verichiedenen Konitruftionsweijen des 
Anjchlages jagt man dann: die Thüre jchlägt ftumpf auf, 
oder: fie liegt im Falz, oder: fie iſt überfälzt, oder: fie iſt 
doppelt überfälzt; |. d. Art. Thüre. — 3. Anfdlag, n., 
Baden, m., eines Werfzeugs, fr}. conduit, m., guide, m., 
Jjoue, f., engl. ledge, fence, leader. Berjchiedene Wert- 
zeuge, bei. Hobel, haben behufs genauerer Führung einen 
Anſchlag, j. darüber die die betreffenden Wertzeuge be= 
| handelnden Artikel. — 4. Anſchlag eines Streihmähes, 
eines Winfels, einer Reißſchiene, auc Kopf genannt, frz. 
regulateur, m., appui, m., t&te, f., &paulement, m., 
‚ engl. head, ledge, shoulder, j. d. Art. Anichlagwintel, 
| Reihidhiene, Streihmäh ꝛc. — 5. (Kojtenanichlag) frz. 
devis, m., engl. valuation, Berechnung der Koſten eines 
| Baues, j. Bauanſchlag. 
Anfdlagehammer, Anfdlaghammer,. Aufdläger, m., 








Anfdfagei fen 


1. Hammer zum Anjchlagen der Thüren u. Fenſter, dejien 
Bahn ſehr ſchmal iſt. — 2. Hammer, welcher, von der 
Thurmuhr bewegt, auf den Slodenrand anſchlägt. 

Anfdylageifen,n., Arenzmeißel, Ichloßmeißel,m.(Schlif.) 
frz. langue f. de carpe, crochet m. en bee d’äne, 
engf. bolt-chisel, eross-eut-chisel, ein verfröpfter, dop⸗ 
pelter Meißel zum Einftemmen der eingeftedten Schloß: 
fülten ꝛc. 

——— 1. at. 3., Fenſter a., frz. sceller la eroi- 
sde, engl. to fix the sash-frame, die fFenfterfutter in die 
Fenſteröffnungen befejtigen, doch auch für bejchlagen, mit 
den Beichlägen verjehen gebraucht. — Eine Thür a. heißt 
erſtens für den Tiſchler, Verkleidung und Futter an das 
Thürgerüfte annageln; zweitens für den Schloffer, Fiſch— 
bänder u. Schlöjfer an die Thür befejtigen, frz. clouer. — 
2. intr. 3.; eine Thür jchlägt 5 cm. an, für: fie hat 5 cm. 
Anichlag. = 

Anſchlaghöhe, f., ſ. d. Art. Bruſthöhe und Bruſtwehr. 

Anfdlaglineal, n., j. Reißſchiene. 

Anſchlagmauer, f., frz. &brasement, m., embrasure, 
f., engl. flanning, rabbet-wall, ſ. v. w. aibung, weil die 
geöffneten Flügel an diefelbe anichlagen. 

Anfdylanfäule, f.,irz.poteau m. busque, engl. mitre- 





post (Schleufenb.). Der Pfoften an jedem Flügel des | 


Schleuſenthors (f. d.), mit welchem diejer an den andern 
Flügel anſchlägt. 

Anfchlagwinkel, m., frz. @querre, f.,epaulde, f.,engl. 
backsquare. Winkelmäß mit Anjchlag, um dasjelbe an 
der geraden Kante eines Bretes ꝛc. anlegen zu fünnen. 
Fig. 206 ijt ein hölzerner Winkel mit feitem Anichlag, 
Fig. 207 ein Anſchlagwinkel mit verfchiebbarer Zunge, 
der zugleich dient, um die Tiefen hohler Körper zumefjen; 
an das Lineal 
a, das Blatt, ift 
als fejter An— 
ſchlag der Rah: 
men b genietet, 
in welchem fich 


Fig. 206. 








die Zunged, ge— 

— — gen welche eine 
— = fleine Feder 
wirft, verjchie= 


el) ben läht. Bei 
dem gewöhnli⸗ 
den Anſchlag— 
Big. 207. Anichlagtwintel. winfel Fig. 206 
iſt die Anſchlagfläche wintelrccht zur Ebene des Blattes; 
fie legt jich deshalb nicht vollftändig u. ficher an, wenn die 
Kantenjlächen des Arbeitsitiides, worauf ein rechter Win- 
fel vorgezeichnet werden joll, jelbjt nicht rechtwinklig zu 
einander jind, 
Hierzu dient 
dann das Fig. 
208 abgebildete 
Winfelmäh m. 
drehbarem Anz 
ichlag. Im den 
unten koniſch 
abgedrehten 
Dorn a iſt oben 
genau recht— 








Anihlagwintel, 


Fig. 208, 
winflig das Blatt befeftigt; um den koniſchen Dorn dreht 
ſich die Hülfe b, mit der Anichlagfläche, welcher fo eine be= 
fiebige Neigung gegeben werden kann; ce. ift ein einge: 
fegter Ring; d. die Schraube, durch deren Anziehen der 
Dorn in der Hülfe feitgeftellt wird. In A iſt ein Quer: 


ſchnitt der Hülfe b dargeitellt. — 2. cher U. für ſchiefe 
Wintel ſ. d. Art. Schmiege. 

Anfdleppe, f., frz. appentis, m., engl. lean-to, nie— 
driges Gebäude, an ein höheres angebaut und mit einem 
Pultdach verjchen. 


119 


anfdneiden 


anſchließen, neutr. 3., frz. joindre, engl. to 
ſ. v. w. genau pafien. 

Anſchlitzung, Aufderung, nordd. Kerbenfügnug, ſüdd. 
Gungl, f., Verbindung durd) Schlig und Breitzapfen, frz. 
assemblage par embrövement, enfourchement ou 
affourchement, engl. joining byopen mortise, slit anıl 
tongue-joint. Holzverbindung ſowohl zu Verlängerung 
des Holzes ald auch behufs Zufammenfügung in einen 





it close, 











Anihlikung Fig. 210. 


Winfel; in legterem Fall entweder jtumpf, ſ. rin. 209, 
oder auf Gehrung, j. Fig. 210. In das eine der beiden zu 
verbindenden Hölzer b wird ein Schlitz d gemacht, an das 
andere a ein Zapfen ce angearbeitet, der in diejen Schlitz 
paßt. Häufig wird auch b mit zwei oder mehr Sclißen, 
a mit eben jo viel Zapfen verfeben. 
| Anfchlußftation, f., fr}. station de jonetion, engl. 
Junetion-station, derjenige Bahnhof einer Eifenbahn, in 
welchem der Betriebsdienjt einer andern daſelbſt min: 
denden aufhört. Da bei jolhen Stationen die Reijenden 
in der Regel die Berfonenwagen der Anfdlußbahn beitei= 
gen, auch cin Umladen des Gepäds nöthig ift, wenn nicht 
bejondere Vereinbarungen wegen des Weiterlaufens der 
‚ Bepädwagen getroffen find, jo hat man bei Anlage von 
A.en im Intereſſe des Publikums bei. darauf zu achten, daß 
‚wegen gefahrlofen und bequemen Neberganges der Per: 
‚ Tonen alle jene Züge, von denen einer die Fortiegung des 
andern bildet, an einem und demjelben Berron, womög— 
lich an einem zwijchen den Zügen liegenden, foge nannten 
Mittelperron anhalten, felbjt auf die Gefahr hin, daß da= 
| durch dein Lotalverkehr cine Heine Unbequemlichteit auf- 
erlegt werden muß. Denn wer in der Nähe einer Station 
wohnt, lernt ſehr bald die Einrichtung derjelben kennen 
und vermag Heine Umwege x. viel leichter ohne großen 
Zeitverluft zu überwinden als der durdyreifende Fremde. 
Die das reifende Bublifum nicht berührenden Anjchluhein: 
richtungen, bei. die Fahrgeleifebetr., erfcheintesam zwed⸗ 
mäßigjten, jeder Verwaltung die von ihr ala nothwendig 
erachteten Geleiſe zu ausſchließlicher Benutzung und Un 
terhaltung zuzutheilen und nur etwa Perſonenzug- An— 
fahrgeleiſe ſowie die für llebergabe und Uebernahme von 
Wagen, bez. von ganzen Zügen beſtimmten Geieiſe als 
gemeinſchaftliche zu behandeln. Daraus ergiebt ſich ſchon 
von ſelbſt, daß auch die dem Lokalgüterverkehr dienenden 
Guůterſchuppen, Ladeperrons ꝛc. für jede Verwaltung ge— 
trennt, die Perſonenverkehrseinrichtungen dagegen, bei. 
| Billetverkauf, Gepädannahme und Gepädausgabe, in ge: 
| meinschaftlichen Räumen bergeftellt werden müſſen. 
Der für Eiſenbahnſtationen unvermeidliche Übelſtand, 
daß Abtritte immer in den Vordergrund, nämlich an leicht 
 wahrnehmbare Pläße, zu ftellen find, tritt bei Anfchlufj= 
ſtationen bejonders auffällig hervor, denn bier find Frei» 
abtritte auf dem Mittelperron als nothwendiges Bedürf- 
nis zu bezeichnen. | Fr. | 
anfdmiegen, auffhmiegen, in ſchräger (ichmienicher) 
Richtung anpafien, z.B. die Schifter an den $ratiparren; 
ſ. übr. Schmiege. 
anfchneiden, 1.jrj.marquer par lataille, Maße durch 
Einſchnitte anmerken. — ?, Anfangen abzujchneiden. — 
3. Durch Aneinanderhalten und Ginfchneiden mit der 
Säge im die Fuge anpafien. — 4. (Eijenb., Strafenb.) 
It. escarper, engl. to slope steepy, to cut steep down, 


Fig. 209, 














Aufänitt 


eine Einſchnius⸗ od. Danımböjhung jteiler als gewöhnlich 





machen, um Raum für cin Bantett od. Weg zu gewinnen. | 


120 


to weld, ital. afferruminare, jpan. empalmar. 


Auſchwellung 








Ft 
man ein Eijenjtüd an ein anderes a., jo erbigt man beide 


Anſchnitt, m., 1.(Straßb.), fra. tranchee f. laterale, | bis zum eriten Grad der Glühhitze, Schweißhitze, legt fie 


engl. side-cutting, side-forming, Anlageeines Weges an 
einem Abhang. — 2. (Schiffsb., Zimm.) aud) Kerbe, f., 
Keep, frz. entaille, coche, goujure, rainure, f., engl. 
notch, channel, j. d. Art. Kerbe. 

anſchnüren, 1. frz. enligner, battre une ligne, engl. 
te line out, durch einen Schnurjchlag bezeichnen, ein 
Mäß x; — 2. wenn die Stubenmaler gerade Linien innes 
balten wollen, fo ſchnüren fie jie erit (gewöhnlich mit Noble) 
an; ſ. d. Art. abſchnüren. 

Anfıhrot, ım., Anfrote, f. (Brot, Ielbeude, Salband, 
Sahlbande, n., Zalleifle, Kante, Egge, f., Leiſtenwurf vom 
Tuch), frz.lisiere,cordeline,f.‚cordon, m.,engl.selvedge, 
selvage, list, ital. vivagno, jpan. orillo. Wenn eine Thüre 
oder Fenſter nicht dicht genug ſchließt und deshalb den 
Luftzug nicht gut abhält, jo thut man wohl, die Kanten 
derjelben, bej. am Anjchlag, mit Tuchanſchrot zubenageln, 
welcher die Fuge ausfüllt, ohne ein Klemmen der Thüre 
herbeizuführen, da er jehr weich iſt. 

Anſchüdde, f., Anſchuden, Anſchütt, f., Anwurf, m., 1. ſ. 
dv. w. Anſchwemmung, angeſchwemmtes Yand. — 2. Auch 
Anfdättung (j. d.). — 3. Bollwerk, Bruſtwehr (j. d.). 

anſchuhen, 1. fr}. ferrer, saboter, engl. to shoe, ein⸗ 
zurammende Pfähle mit Schuhen (j.d.) beſchlagen. — 
2. (Bimm.) ein Stüd Holz durch Anjepen eines andern 
verlängen, geichieht durch Anpfropfen od. Anblatten, An- 
zapfen od. Anjchlipen 2c., |. d. betr. Art. u. den Art. Holz: 
verbindung. | Sch. 

anfhütten, frz. remblayer, engl. to fill up, j. d. Art. 
Anichüttung. 

Anfhüttung, f., frz. remblai, m., engl. filling up, 


mit den Enden richtig auf einander und hämmert jie, bis 
fie fich zu einem Körper verbunden haben. Dieſe Verbin: 
dung iſt immer unvolllommen, bej. gegen Zerreißen; j. 
übr.d. Art. ſchweißen, Eiſen ıc. 





Anſchweißungsſtelle, f., Ichweißnaht, f. (Schmied.), 
frj. encollure, encolure, f., engl. welding-point, j.d. 
Art. ſchweißen. 

anfdwellen, 1. akt. 3. Eine Thüre od. eine Fachwand, 
diejelbe mit neuen Schwellen verjeben. — 2. Einen An: 
bau, jeine Schwellen mit denen des jchon ftehenden Baues 
verbinden. — 3. neutr. 3. Vom Waſſer, j. v. w. jehr 
ſchnell wachſen. 

Anſchwellung, f., 1. A.; Ausbauchung, f., Eutaſis, f. 
(Bauf.), griech. evrasız, frz. enflure, f., renflement, m., 
engl. swelling, lat. adjectio, f., entasıs, f., ital. gonfio, 
jpan, inflacion. DieSäulen des gricchifchen u. römischen 
Stils waren nad oben verjüngt, hatten aber dabei nicht 
immer die Bejtalt eines abgejtußten Kegels, jondern wa— 
ren oft etwas ausgebaucht; dieſe Ausbauchung nennt man 
Anichwellung. Bitruv weit in feinem Wert auf eine bei: 
gegebene Zeichnung bin, die leider, wie alle Zeichnungen 
zu diefem Wert, verloren gegangen ist, u. giebt als Grund 
der Berjtärtung den Umftand an, daß man dadurch einer 
optischen Täuſchung entgegenwirte, infolge deren Säulen, 
welche feine A. haben, gegen die Quft gejeben, in der Mitte 
eingezogen er— 

icheinen. Daher 
ſoll auch die Ed 
| jäule eines Tem- 
pels etwas ſtärker 








Erhöhung oder ſonſtige Vergrößerung, vor allem aber | und mehr ausge— 
Verbreiterung oder Berlängerung eines Erdförpers, z. B. baucht fein als 
eines Eijenbahndammes. Als Haupterfordernis ijt her- andere, weil fie 
vorzuheben, daß das Anjchütten nur in dünnen, höchjten® | dem Auge mehr 


0, m.diden horizontalen Erdſchichten, welche gut zu ram— 
men find, erfolgen darf. Die em Dammbö- 
ſchung fann nicht als Anſchlußſtelle beibehalten werden, 
da fie bei eintretendem Regen als Rutſchfläche dienen und 
die Ablöfung der angeſchütteten Mafje befördern würde, 
jondern fie muß durch horizontale Anjchnitte in höchſtens 
0,, m. Höhe über einander Bantetts erhalten, weldye ihr 
ein treppenartiged Anfchen geben und im voraus die 
Höhe der einzelnen Anſchüttſchichten feititellen. [ Fr.) 

anfhühken, 1. (Waſſerb.) ein Wehr a., fr}. mettre A 
etanche, engl. to dam up, j.d. Art. Wehr. — 2. eine 
Mühle, it. devantiller, lever les vannes, engl.to open 
the flood-gates, die Schügen ziehen, das Wajjer anlajjen, 
die Räder fpeifen, das Wajjer auf die Räder lafien. 

Anfdükung, f., 1. eines Wehrs, frz. mise f. a ötanche, 
engl. daming-up, ſ. d. Art. Wehr. — 2. cine Mühle, frz. 
vannage m. ouvrant, engl. opening the flood-gates, |. 
anjichügen. 

anfhwängern, jr}. impregner, imbiber, abreuver, 
engl. to impregnate, to saturate, auch imprägniren, 
tränfen, fättigen gen.,das Einverleiben irgendeines Stof- 
fes in einen andern. So fann 3. B. Luft mit jchlechten 
Gerüchen u. ungejunden Sasarten, Wafjer mit löglichen 
Stoffen, Holz mit Flüſſigkeiten verfchiedener Art ge 
ſchwängert werden. Bei. wichtig ift das A. oder Jmpräg- 
niren des Holzes mit löslihen Metallfalzen, Säuren, 
Kreoſot xc. und empyreumatiichen Stoffen, zum Bed der 
bejieren Erhaltung und des Schußes gegen atmoſhäriſche 
Einflüſſe. Siche Weiteres in den Art. imprägniven, Baus 
bolz, Fäulnis, Holz, Hausihwamm. | Wf.] 

anfhwarten, j. v. w. waldrechten (j. d.). 

anſchweſeln, mit Schwefeldampf räuchern, ſ. Schwefel 
und abichwereln 2, 

anfhweißen (Schmicd.), frz. encoller, souder, engl. 











von Quftumgeben 
ericheint. Spätere 
ge rauögeber und 

adhahmer des 
Vitruvd Haben 
nun für die Kon 
jtruftion der N. 
Regeln aufge: 
jtellt, von denen 
wir hier zwei ans 
führen. a) Zuerit 


u u 





muß die Höhe, der r 

obere umd untere L 
Durchmeſſer der 

Säule, Fig. 211, als 
bejtimmt jein; im — — 
erſten Drittheil Fia. 211, dig. 212. 


der Höhe, bei B, ——— 

ſchlägt man mit dem unteren Säulendurchmeſſer B A 
einen Halbfreis, aus dem Punkt © füllt man eine Sent: 
rechte bis an diejen Kreis; das Kreisſtück zwiſchen dem jo 
gefundenen Punkt und A theilt man in 4 Theile, und in 
eben fo viele die oberen %, der Säulenhöhe; dadurch er- 
hält man FG, FG, deren Längen durch Senkrechte von 
den Kreistheilungspunften beſtimmt werden. Die fo ge: 
fundenen Buntte verbindet man durch eine ſtetige Kurve. 
— b) Fig. 212. Sei der untere Säulenhalbineiier — 30 
partes, jo giebt man dem oberen B A deren 25; im eriten 
Drittheil der Höhe macht man C D — 31'/, p. und ver: 
längert C D über Dhinaus. Mit dem Mäf [ D ſchneidet 
man von a aus den Punkt b auf der Achslinie an, ziebt 
dann a b und verlängert fie, bis fie C D in einem Buntt 
ſchneidet, nach welchem man durd) beliebige Theilungs- 
punfte H Strahlen zieht, auf deren jedem man von H aus 


Anfhwennmung 





das Mäß CD anträgt. Beide Methoden find weitſchweifig 
u. führen dennoch jelten zu einer ſchönen Linie, — e. Ein 
facher und bejjer ıjt folgendes Verfahren. Man zeichnet 
erjt die Säule als bloßen abgeitugten Kegel, befejtigt eine 
Latte, aus ganz gleichmäßigem Holz bejtehend, an dem 
obern und untern Endpunft des Säulencontours u. biegt 
jie dann fo weit ab, ald man die Säule ausbauchen will. 
Faßt man fie bei diefem Abbiegen gerade in der Mitte der 
Säulenböhe, jo wird dieſe Anjchwellung von oben bis 
unten gleihmäßig; faht man fie weiter unten, jo befommt 
die Säule ein leichteres; faht man fie weiter oben, ein 








ichmwereres Anſehen. Bei Säulen im Innern von Gebäu— 


ſtehen, macht man die A. geringer als bei freiftebenden. 
Je gröher man die A. macht, deſto kräftiger fieht die Säule 
aus, doch darf die Säule am ſtärkſten Punkt der U. nicht 
oder nur jchr wenig ftärker werden als unten am Fu, 
weil fie ſonſt ein ſchwülſtiges Anſehen bekommt. In dieſen 
Febler find viele Architelten des 17. u. 18. Jahrhunderts 
verfallen ; j. d. Art. Baroditil und Zopfitil zc. (Ms.) 


den, die nicht weit von der dahinterliegenden Wand ab— | 


ground. Die Erfahrung lehrt, daß ausgeſchachtete, feſt— 
gewachſene Erde, troß Stampfens, ein größeres Bolumen 
als vor dem Ausheben einnimmt. Die Differenz beider 
räumlichen Inhalte — die Anſchwellung — wird an— 
nähernd bei feftem Boden zu */,, bei mittlerem zu "/;o, 
bei loderem zu "/,, der gejamten Ausjhadtung an— 
gegeben. 

3. A. des gelöfchten Kalkes, auch Gedeihen, n., Ausgeben, 
n.,genannt, frz. fofisonnement, m.,engi.swelling, rising, 
increasing, j. d. Art. Hall. 

4. A. der Flüſſe, frz. crue, f., engl.rising, high water. 
Das ſchnellere od. langſamere Steigen des Waſſerſtands 
eines Fluſſes, ftets verbunden mit Vergrößerung des bes 
neßten Duerjchnittes ſowie der Geſchwindigkeit, muß bei 
Uferbauten natürlich jorgfältig berüdfichtigt werden. 
Näheres ſ. im Art. Flußregulirung. [v, Wor.) 

Anſchwemmung, frz. flottage, m., alluvion, f., engl. 
alluvion. 1. Die natürliche Ablagerung oder Bodenjap- 
bildung von Sand, Kies und Schlamm u. a. Verwitte— 
rungäproduften der Erdoberfläche, welche theils durd) 
Regen, theils durch Fluten im Waffer zufammengeführt 
werden u. fich zu Boden jegen. Ueber ihre Verhinderung, 
reſp. Befeitigung, f. d. Art. Anbägerung 2, baggern ıc. | 
— 2, frz. atterrissement m. artificiel, engl. warping, 
die fünftliche Ablagerung zu Verbeſſerung (Melioration) 
v. Feldern u. Wieſen (ſ. Anſchwemmungsboden). [v. Wgr.) 

Anfhwenmmungsboden, m., franz. gratin, m., engl. 
warp. 1. Die durch natürliche Anſchwemmungen abge- 
lagerten Sintitoffe und Geſchiebe; den A. erfennt man in 
der Regel durch die Art der Schichtungen, bei denen die 
gröheren und jchwereren Brocden ftets zu unterjt liegen. 

ta. unterjcheidet fich Hierdurch von den Moränen (j.d.), 
bei welchen die einzelnen Körper regellos durch einander 
geworfen find; ſ. auch d. Art. Alluvialſchicht, Diluvium. 
— 2, Die fünftliche Erzeugung des A., engl. warping, ges 
ſchieht bei, Bewäſſerung“ der Wieſen (I. hier u. da auch 
bei Verbeſſerung der Vegetationskrume magerer, ſandiger 
Felder. Man ahmt die natürliche Ueberflutung nach, wie 
ſie der Nil von ſelbſt vollzieht. Während des kurzen Auf⸗ 
enthaltes des Waſſers aufden Grundſtücken lagert dasſelbe 
die mitgebrachten Theile ab, deren Höhe mitunter bis zu 





Anſchwemmungstecht, Aluviousrecht, n., lat. jus allu- 
vionis, das Recht eines Grundbeſitzers am Ufer eines 
Fluſſes, fi das vom Fluß an ſein Grundſtück angetriebene 
(angeſchwemmte) Erdreich anzueignen. Iſt dieſes Erdreich 
mit Pflanzen beſtanden und mit denſelben ſeinem früheren 
Beſitzer durch den Strom entführt worden, ſo kann dieſer 
ſein Eigenthum daran geltend machen, ſo lange die Pflan— 
zen noch leine neuen Wurzeln in das unter dem ange— 
ſchwemmten Land liegende alte Land getrieben haben. 

Anse, f., frz., Handhabe, Deje, Oehr. Arc en anse de 
panier, ital. arco a mezza botte, Horbhenfelbogen, ſ. 
d. Art. Bogen u. Korblinie. Anse f. & vis, der Schrauben 
bolzen; — anse de mer, die Bucht; — a. de serrure, 
der Bügel des Vorlegeſchloſſes; — a. de fonderie, Bügel 
der Glockenkrone. 

Anfelmus, Ansgarins 3. ꝛc., ſ. in M. M. a. W. 

anſetzen, alt. 3., 1. von Flüſſen: Land anſetzen, ſ. v. w. 
anſpülen; J auch Art. Anhägerung. — 2. (Mal.) Farbe 
auf die Wand a., ein Stüd damit ftreichen, womöglich an 





‚ einer warmen Stelle, um zu jehen, wie fie ſich ausnimmt, 
2. U. des Bodens, aud) Anfgehen, n., Aufquellen, Wad)- | 
fen, n., genannt, frz. foisonnement, engl. swell of the | 


wenn fie trodnet, j. auftrodnen. — 3, intr. 3. (Bergw.) vom 
Erz: fid) in einem Gang dauernd zeigen. — 4. rückw. 3., 
ſich a., von Kryſtallen, j.v. w. anſchießen. — 5. alt. 3., etwas 
nahe an etwas Anderem aufitellen, 3. B. Säulen an eine 
Façade a. — 6. frz. poser, engl. to place close; a. nennt 
man das Verlegen eines Bruchiteines oder Ziegels bei 
Beginn des Mauerns oder Pflaſterns dergeftalt, daß die 
mähßgebende Fläche desfelben loth- u. fluchtrecht ſteht. 

Anfeher, m., 1. ſ. v. w. Seßeijen (j. d.); — 2. aud) 
Lehritein, erfter Stein einer Schicht, welchen man jo ge= 
nau jtellt, dab man beim Verlegen der anderen ſich danad) 
richten kann. 

Zur f., Ausguß einer Dachrinne, j. Abtraufe, 

Anficht, f., franz. vue, engl. view, ital. veduta, jpan, 
vista. Die U. eines Gebäudes ijt das Bild, welches das— 
jelbe dem Auge darbietet, die Hauptanficht aljo die Vor— 
ftellung der bauptjächlicd ind Auge fallenden Seite xc.; 
ebenjo ertlären ſich Vorder-, Hinter-, Seiten= und Quer⸗ 
anficht und innere A. In der Zeichnung werden die An— 
ſichten entweder jo dargejtellt, wie fic dem Mäß nad) find, 
d. h. fie werden geometriſch aufgetragen u. die Zeichnung 
heißt dann Aufriß, orthographia oder Façade, ſ. d. Art. 
Aufriß, oder jo, wie fie in der Ausführung dem Beſchauer 
von irgend einem angenommenen Punkt aus ericheinen; 
die Zeichnung heißt dann perſpeltiviſche A., Proſpett oder 
scenographia. Auf diefe müfjen die Verhältniffe und 
Gruppirungen berechnet jein, denn in der peripeftiviichen 
N. fommt Manches gr Vorjchein, was man in der 
Facçade nicht fieht, 3. B. die Unteranfichten der Balkons, 
der Simfe :c., und umgelehrt verftedt ſich durch die Ber: 
fpektive dem Auge des Beichauers Manches, was man in 
der Façade ſieht, 3. B. die unteren Theile der hinter etwas 
Anderem auffteigenden Körper, ein Theil des Daches x. 
Dan muß deshalb oft beim Entwerfen manche Verhält— 
nifje jo geitalten, daß fie fich aufder fFagade nicht qut aus— 
nehmen, jpäter aber durd) die Verkürzung ꝛc. gewinnen. 
Das zum Borjceintommen von in der Facade verjtedten 
oder verkürzten Theilen nennt man zur Anficht fommen, 
Näheres j. unter Fagade u. Perſpeltive. [ Ms.) 

anfieden, aft. 3., j. aufjieden. 

anfintern, anfpalieren, anfpalten :c., j. Sinter, Spalier, 
ſpalten. 

anfpannen, alt. 3., 1. etwas ſtark anziehen, z. B. ein 


25 mm. beträgt. Durch ſolchen in Zeit von 10—12 Jah- Seil. — 2. Einen Teich, ſ. v. w. anlaſſen; ſ. auch an— 
ren ſich um mehrere dm. erhöhenden A. konnten ertrags⸗ ſtauen. — 3. Ein Band (Zimm.) ſehr ſcharf einſetzen. — 
unfähige Sandflädhen ca. 12 Jahre lang lohnend bebaut | 4. Einen Bogen an etwas a., d.h. jeinen Schub dagegen 
werden. Hawfe empfiehlt, das jo überſchwemmte Land | leiten ; der Bogen jpannt fid) an das Widerlager an, d. h. 
5—6 Jahre hindurdy anzubauen und dann in Wieſen zu | jtüßt fich an dasjelbe, fchiebt gegen dasjelbe. 

verwandeln, weil dieje die Vortheile des warping weit | anfpärren, akt. 3., durch Verlängerung der Sparren 
bejtändiger geniehen fünnen als der zu beadernde Boden das Dad) verlängern, aud) etwas an die Sparten befeſti— 
(j. auch d. Art. VBerlandungen. [v. Wgr.). gen oder mittels eines Gejpärres (ſ. d.) befejtigen. 


Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl I 16 


Anspect 122 Anftrid 








oder in die Höhe treiben. fiel (ſ. d.) angeftedt, um im Gewältigen dadurd weiter 
anfprengen, akt. 3., 1. durch ein Sprengwerf in die | unter das Waſſer zu gelangen. 
Höbe bringen. — 2. Anfangen zu fprengen mit Bulver | anſtecken, alt. Z., 1. ſ. v. w. anbohren, anftechen 1.— 
oder Keilen; ſ. d. Art. fprengen. — 3. Mit Waffer be: | 2. (Kriegsb.) Einführen der Verkleidungspfähle bei Ge— 
jprengen; j. anfeuchten und anneßen. — 4. engl. to be- | triebe, Schädhten, Galerien zwijchen dem Joch bez. Thür: 
sprinkle, mit etwas Anderem bejprengen, 3. B. mande | gerüjt u. der Pfändelatte des vorhergehenden Feldes [ Per. 
rten der Jmitationen, bej. von Öranitzc., werden da:| Anfterkethürgerüft, n., ſ. d. Art. Anfangsthürgerüjt. 
durch hervorgebracht, daß man die gejtrichene Wand mit) anſtehen, int. 3. (Bergb.), Bei Auffindung einer 
dem Farbenpinſel anjprengt. Metallader jagt man, das Metall jteht an; ferner, wenn 
Anfprung, m. (Bot.). Ein Stamm hat den A. wern | Gejteine mit einem Metallanflug überzogen find. 
er, ehe er gefällt ift, Riffe u. Sprünge befommt; beifolhen | anſteiſen, alt. 3., durch Abjteifen und Antreiben der 
Stämmen ift zu befürchten, daf fie nad) der Verarbeitung | Steifen in die Höhe bringen; die Steifen werden zu diefem 
ſehr aufipringen u. reißen. Behuf mit ihrem untern Ende auf Stüden Holz gejeut u. 
anfpülen, frz. charrier, engl. to flow against, durch zwifchen den Fuß der Steife und das untergelegte 








fließendem Wajjer, im Vorbeifliegen oder Anfliehen mit | Holz geihobene Keile in die Höhe getrieben. 
den Wellen etwas berühren und beplätfchern und dabei | amfeigen, intr. 3., 1. ſ. v. w. anlaufen (j. d. unter 3.), 
Schlamm ꝛc. anfegen. oder Anlauf haben, ſ. Anlauf 3. 

Anfpülung, f., Autreibung, f., Anfehen, n., Anlegen, n.,| anfleigend, adj., j. unter Bogen und Gewölbe, 
Anhägerung, f., fr}. atterrissement, atterissement, m.,) Anſtichrohr, n., Ziweigrohr einer Wajferleitung, wel: 
laisses, f. pl., lais et relais, m., engl. alluvion, der Rück⸗ es in einen Hauptröhrengang jeitwärts eingejept iſt. 
itand des Anſpülens; fiche d. Art. Anhägerung und Ver: | Anftof, m., Stoß,n. (Zimm.), frj.assemblage m. bout 
landung. & bout, engl. jump joint, butt-joint. Holzverbindung 

Anfpülungsrerpt oder Aluvionsredt, n., j. Anjchwems | behufs Verlängerung, alfoBerbindung zweier in derfelben 
mungsrecht. Richtung liegenden Hölzer, Hirnholz an Hirnholz. Meiſt 

anflählen, verſtählen, vorſtählen, frz. acérer, armer | ohne Zapfen ꝛc. als ſtumpfer Stoß gejtaltet, wobei die 
les outils, engl. to steel, to overlay, point or edge | eigentlie Verbindung nur durch Armirung bergeitellt 
with steel, mit einem Stablbeleg verjehen; fiehe d. Art. | wird; doch fann man auch beim A. Verblattung, Anz 


verftäblen. pfropfung zc. anwenden. Bei aufrecht jtehenden Hölzern 
Anflärkung, f. (Anwallung), Verjtärkung der Fläche | heißt der A. meiſt Anpfropfung. — Der A. liegender Höl- 
eines Deiches (Wales). zer wird meift bündig fein müjjen, fr}. raccord, assem- 


anfäuben, anfanden, aft 3., mit Staub, rejp. Sand 
bejtreuen; . d. Art. pudern. Wenn man einem hölzernen 
Gegenitand das Anjehen — will, als ſei er von Stein, 
fo wird er erſt mit Oelfarbe geſtrichen u. dann mit Sand» | aber aud) ohne Zapfen, blos ſtumpf, frz. souder, j. Anſtoß. 
jtaub angejtäubt. Tapeten werden jept vielfad; mit Tuch- | — 2. Rahmen, Röhren ꝛc. anftohen, frz. raccorder, jie in 
ftaub at eleimten Stellen angejtäubt. Einenzarten Anz | ihrer Längenrichtung an einander fügen. — 3. neutr. Z., 
flug von —— kann man dadurch hervorbringen, angrenzen, von einem Gebäude: dicht neben einem andern 
bat man den betr. Gegenjtand, während der ihm gegebene | liegen. — 4. (Hüttenw.) das in den Röftofen ec. eingeſetzte 
Anstrich noch feucht iſt, mit Bronzepulver anftäubt. vol anzünden. 

anftauen, aft. 3., das Waſſer, frz. hausser, relever nfloßkolben, m., zum Feititogen des Nichenherdes in 
les eaux, engl. to pen, to stem, to dam-up the water, | Schmelzhütten dienende vierfantige Eijenitange, läuft 
einen Wafjeripiegel künſtlich erhöben, unten in eine Verſtärkung von 10 cm. im Quadrat aus, 

Anftanung, f., Anfpannung, Stanung, f., des Wajjers, | deren Bahn flach gewölbt ift. Der A. wird vor dem Ge- 
fr. retenue, f., engl. ng stowing, 1.(j.Wajjb.), die | brauch ſchwach erwärmt, um das Anbaden der Herdmaſſe 
Arbeit des Anjtauens, lofalesErhöhen des Waflerjpiegels, | an das Eifen zu verhindern. [S%.) 
durch übermähige Erhöhung einer Stelle der Flußſohle, Anftoßlodj,n., die Offnung im Röjtofen, wodurd man 
durd) Verengung der Ufer, durch plögliche Richtungsver- das Röſtholz anzündet und welde dann wieder verfchlof- 
änderungen. — 2. Das Nefultat, die Fünftliche rejp. beab= | jen wird, 
fichtigte Erhöhung des Wafjeripiegels und jomit Ver- anſtreben, neutr. 3. Strebepfeiler ftreben gegen das 
vingerung der Abflußgeſchwindigkeit. . Wgr.] Man | Gewölbe, Schwebebögen gegen das Mittelſchiff, Futter: 
ftaut Waſſer an, um ein erwünſchtes ®efällezu befommen, | maucrn gegen das Erdreich an. 
um ibm dann beim nachherigen Ablafjen mehr Gewalt zu | anſtreichen, aft. 3., 1. frz. teinter, peinturer, engl. to 

eben, um es aufzubewahren für die — two ed mangeln | paint ſſchlecht anſtreichen, anſudeln: peinturlurer, engl. 
önnte. Mittel dazu find Dämme, Wehre, Schleufen ꝛe. to daub). Etwas mit Farbe od. ſonſt einer erft jlüjfigen, 

In anderen Füllen muß man die A. möglichit jorgfältig | dann erbärtenden Maſſe überziehen; ſ. d. Art. Anſtrich. 
vermeiden, 3.8. bei Brüdenbauten ꝛc. — 3. (Sriegsb.) | — 2. fr}. marquer, engl. to note, durd) einen Strich be= 
Seichte Flüſſe von angemefjener Höhe der Ufer u. Breite | zeichnen, anmerten, 3. B die Zapfen an den Hölzern zu 
des Bettes jtaut man durch Anlage von Dämmen mit Fenſterfuttern ftreicht der Glajer mit dem Streichmodel 
Ueberfall, quer über das Flußbett hinweg, an, damit fie | an. — 3. ſ. v. w. anjtreifen. 
durch die jo vergrößerte Tiefe und Breite dem Feind ein | anſtreifen, att. 3.,jr3.effleurer, fehlerhafter Weiſe be— 
Hindernis bieten; j. d. Art. Annäberungshindernifie. rühren, 3. B. eine Thüre jtreift an beim Öffnen od. Schlie- 

anftechen, 1. (Hüttenb.) Den Hohofen a., das Auge | Ben, d. b. fie berührt den Fußboden u. jcheuert denjelben. 
durchitechen, frz. faire la percde, damitdas Erz ausfließe, Anſtrich, m., franz. peinturage, engl. painting, ital. 
bei Glockengießern für Ausſtoßen des Zapfens. — 2. Eine | coloramento, jpan. pintura; bei mehreren Schichten über 
Pumpe a., |. anheben 2. ‚ einander heikt der einzelne Auftrag auch wohl jelbjt An— 

Anſteckejoch, n.(Mıin.), Schadhtgevierte mit bündig | jtrich, frz. couche, f., engl. coat, der erjte aber Grundir- 
aufgeplatteten Jochen u. Kappen, an weldes die zu Ver: anſtrich, franz. appröt, m., premiere couche, engl. 


blage affleurs, franc-bord, m., engl. flush joint; f. übr. 
d. Art. Stoß. 
anfloßen, alt. 3. (Zimm.), 1. ſ. v. w. anpfropfen (ſ. d.), 





Auſtrich 123 Auſtrich 
priming, knotting. Faſt alle in der Bautunjt gebrauchten Das Zuſetzen von Terpentinöl ſchadet nur dann, wenn 
Materialien haben an ihrer Oberfläche Kleine Uneben= | es die Farben jo ſehr verdünnt, daß beim Anftreichen 
heiten und Boren, welde dem Schmuß, der Näfje zc. Anz | Heine Stellhen bleiben können, wo nad) Verflüchtigung 
halt geben und dadurch das Unjheinbarwerden und den | des Terpentins fein Del mehr iſt. Iſt aber der Leinöl- 
Ruin des Gebäudes befördern. Der Kaltpug beſ. wird firniß jehr zähe, jo wird man faum ohne Terpentinzufaß 


nie ganz gleihmäßig in der Farbe ausfallen, oft jogar 
eine jehr unſchöne Anficht bieten; daher ift es aus techni— 
fchen wie aus äjthetifchen Gründen rathſam, den Gebäu— 
den nicht blos da, wo man eine befondere Farbe winjcht, 
3. B. in Zimmern, jondern aud) äußerlich, einen W.,d. h. 
glättenden und ſchützenden ſowie verichönenden Überzug 
mit einer flüffigen, fpäter erhärtenden Mafje zu geben, der 
die oben beregten Übelftände befeitigt. 

Die Wahl der Farben, ihre Nebeneinanderjtellung ꝛc. 
muß dem Gefühl u. Geſchmack des Künftlers überlajjen 
bleiben; j. übr. d. Art. Farbe, Polychromie ꝛc. Hier joll 
blos vom techniſchen Standpuntt aus die Sache betrachtet, 
und daher nur einige Anweifungen zu Zuſammenſetzung 
von Anftrichen gegeben werden, die vorwiegend konſer— 
virenden Zwed haben. Die farbigen Anſtriche werben in 
den bie Farben betr. Artifeln ihre Stelle finden, 3. B. in 
Art. Blau, Grün ıc. 

Die Außenfeite eines Gebäudes fofort nad) deffen Voll- 
endung anzuftreichen iſt nicht immer rathſam, man lafje 
es erit etwas austrodnen (vielleicht 2—3 Jahre), damit 
nicht die aus dem Puß dringende Feuchtigkeit entweder 
den U. zerjtöre, oder, falls derjelbe wafjerdicht ift, in der 
Mauer zurüdgehalten werde und zu deren Verberben 
wirkte. Die Wahl des Anſtrichs richtet fich nun aber nicht 
blos nad) der zu erreichenden Farbe oder Glätte (darüber 
ſ. d. Art. Lad, Politur ꝛc.), auch nicht blos nach dem zu er= 
reichenden rad der Dichtigfeit, der in der Regel durd) 
das Bindemittel und die demjelben zugewendete Behand 
lungsweiſe bedingt ift (j. Art. Olfarben, Wajlerfarben, 
Leimfarben ꝛc.), jondern hauptſächlich — und hiernad) 
jind die folgenden Rezepte gewählt und geordnet — nad) 
dem Stoff der anzuftreihenden Gegenſtände u. den jpeziell 
technijchen Zweden der Anftriche. 


A. Anſtriche auf Metall. 

I. Auf Eifen, und zwar unverzinntes Eifen, Guß— 
eijen, Schmiebeeijen, Schwarzblech ıc. 

a) Grundfarbe gegen das Durdydringen des Kofles. 

1. Bleimennige. Bis vor furzer Zeit hielt man die 
mit Leinölfirniß abgeriebene Bleimennige für die bejte 
Grundfarbe auf Eijen, und warnte be. vor Anwendung 
der Eijenoryd haltenden Farben, weil Eifenoryd nicht 
aleich dem Bleioryd orydirend auf das Leinöl einwirke. — 
Die aus England fommenden Berichte von Unterſuchun— 
gen, welche ergeben hatten, daß, nachdem die zu dem weis 
teren Anftrich verwendeten ätherijchen Ole ein Häutchen 

ebildet haben, unter diefem Häutchen das Blei aus der 
affe durd) das Eijen reduzirt wird, daß beide dann laus 
ter Heine galvanifche Ketten bilden, unter deren Einfluß 
die Orydation des Eijens, allerdings lange ohne jihtbar 
zu werden, aber ſehr ſchnell um ſich greife, wurden lange 
angezweifelt. — So viel mußte man jedoch zugefteben, daß 
aller Bleigehalt im A. auf Eiſen zu vermeiden jei, wenn, wie 
bei Schifisrumpfen, in vielen Fällen bei Dampfkeſſeln zc., 
Seewajjerod.Söle zur Wirkung tommt. — Ferner behaup- 
tete man, mindejtens müfje das Leinöl mit Bleiglätte ala 
Siccatif gekocht fein. Eigne Verſuche haben den Heraus: 
geber überzeugt, dah Bleimennigegrundirung weder den 
etwa vor Aufbringen desjelben ſchon vorhandnen Rojt 
rn weiteren daraufgebradjteu Anftriche zu durch⸗ 
refien, noch völlige Sicherheit gegen das Eindringen der 
Näſſe zum Eifen bietet, alfo gegen das Erzeugen von Roft, 
indem er, bef. wenn viel Siccatif verwendet iſt, reift. 

2. Beſſer als Bleimennige bewährte fid) Eifenmennig 
und Kollothar (j. d. betr. Art.), in Leinölfirniß einge- 
rieben umd womöglich ohne Siccatifzufag aufgebradt. 


| jtreichen können, 
b) Gegen die Erzeugung des Kofles. 

Man befeitige etwa vorhandenen Rojt (f. d.) durch 
ſchwache Säuren xc., zulegt durch Kratzbürſte und Ab— 
waſchung mit einer jtarfen Natronlöfung. Sofort nad) 
dem Bürjten mit Metallbürften werden die Eifentheile gut 
abgeipült, getrodnet u. in heißes Ol gelegt. Nachdem die 

lichicht zur Haut getrodnet ift, bringe man einen der 
folgenden Anitriche auf: 

3. 4 kg. Eifenmennig (feinpräparirter thoniger Roth— 

| eifenftein) werden mit 5 kg. gefochtem Leinölfirniß an— 
gerieben; iſt das Leinöl ungefodt, fo jegt man 50 g. 
Siccatif zu. Dies kann aus Bleiglätte bejtehen, dafern 
nicht der Gegenftand mit Salzwaſſer oder dergl. in Be- 
rührung fommt. Sicherer ift es aljo, irgend ein anderes 
Siccatif zu benugen, 

4. Sogenannte Diamantfarbe , gemijcht aus feinge- 

ı mahlenem Grapbit u. Leinölfirniß. Meift nimmt man 

' auf ein Gewichtstheil Graphit 2 Theile robes Leinöl und 

1 Theil ohne Bleiglätte gekochtes Leinöl. Oder: 

5. 16 Theile Schlämmtreide, 50 Th. feingepulverten 
Graphit, 16 Th. Bleiglätte mit Leinölfirniß abgerieben. 

6. 3 Th. Venetianerroth, 1—2 Th. Leinölfirniß. 

7. 4 Th. Koltothar, 2 Th. Leinölfirnik, Y/, Theil Ter: 
pentinöl. 

8. 1 Theil weißes Wachs, in gewöhnlicher Temperatur 
in 15 Th. Benzol aufgelöft. 

\ 9. Bafisches Zinkchlorid, mit Leinölfirnif u. Terpentin 
| abgerieben, dann mit einem Harzfirniß überzogen. 

10, Warmer Holztheer mit 16 Proz. feingepulverter 
| Holzkohle und 2 Broz. Bleiglätte oder Graphit gemiſcht. 

11. 8 kg. gereinigter Gastheer, 1 kg. Terpentingeit, 
2 kg. gebranntes Kalkpulver (10 u. 11 ohne vorheriges 
Einlegen in heißes DI). 

c) Eifenlake zu ſchwarzem Anſtrich. 
Hierzu eignen ſich die bei der Bastheerdeitillation er= 
Itenen Ole, welche mit Pech zufammengejchmolzen werz 
den. Roher Theer ift wegen jeines das Roten Erbsen: 
den Ammoniatgehaltes zum Anſtrich nicht geeignet. 

12. Gewöhnlicher Eifenlad. Man füllt einen 
eifernen Keffel zu %/, mit Beh, dem man (zum leichteren 
Schmelzen) etwas jchwercs Steinfohlentheeröl beimifcht. 

Nach dem Schmelzen läht man die Mafje etwas verfühlen, 
aber nicht didlich werden, worauf man das zur Verdün— 
nung nöthige weitere Ol zuſetzt. Diefer Lad ijt ſehr billig, 
trodnet verhältnismäßig ſehr ſchnell (in 1—2 Tagen) 
und eignet fich nicht nur für grobe Eifenwären, jondern 
auch für Holz und Stein ganz ausgezeichnet. 

13. Feineren Eijenlad erhält man, wenn man das 
Bech mit leichtem Gastheeröl zuſammenſchmilzt u mischt. 
Solche Anſtriche geben eine glänzende, glatte Oberfläche 
und trodnen in —6 Stunden. 





|ba 


14. Noch feineren ſchwarzen Lad erhält man, wenn 
man einen Theil des leichten Gastheeröles durch Naphtha 
(geringjte Sorte) erjegt. Hierbei wird zuerit das DI mit 
dem Pech gemijcht und nad) gehörigem Abkühlen erſt die 
flüchtige Naphtha zugejept, darauf längere Zeit gerührt, 
Soldier Lad trodnet in 1—2 Stunden, ift fein ſchwarz 
und glänzend. 

Alle unter 12, 13, 14 befprochenen drei Lackſorten hafs 
ten jehr feſt am Eiſen (bef. wenn dies vorher ſchwach er= 
wärmt worden ijt) und werben jehr hart. 

15. Schwarzer Anftrid auf Eijen nad Weiß— 
kopf. Man giebt in Terpentinöl tropfenweis u. unter be= 
jtändigem Umrühren jtarte Schwefeljäure, bis ſich ein 
firupdider Bodenſatz gebildet hat, der ſich bei weiterem 

16* 


anſtrich 








124 


Anſtrich 








Hinzufügen von Säure nicht vermehrt. Dieſer Bodenſatz 
wird wiederholt mit friihem Waſſer unter ſtarkem Um— 
rühren ausgewajchen, bis die Säure gänzlid) entfernt iſt 
und blaues Ladmuspapier nicht mehr geröthet wird. 
Hierauf bringt man die Miſchung auf ein Filtrirtuch, da= 
mit das Waſſer von der jirupdiden Maſſe vollitändiq ab— 
laufe, worauf dieje zum Gebrauch fertig iſt. Sollte fie zu 
did fein, jo fügt man etwas Terpentinöl binzu, worauf 
man fie mittels eines Borftenpinfels auf das Eifen aufs 
trägt. Dann wird das Eifen ſchwach erwärmt und, nach— 
dem es fich wieder abgekühlt hat, mit einem durch Leinöl 
befeuchteten Lappen abgerieben. Diejer Anjtrich verbindet 
fich mit dem Eijen äußerſt feit. 

d) Farblofer Anſtrich gegen Roſt für Eifen nud Stahl. SA 

16. Firnißanſtrich. Die zu firnifienden Stüde 
werden mit einer ſtark alkalischen Lauge (Seifenfieder- 
lauge) rein gepußt, dann mit reinem Wajjer abgewajchen 
u. mit Peinenlappen abgetrodnet. Hierauf nimmt man 
diden Olfirniß, deſſen Hauptbeftandtheil Kopal ift, und 
zwar den weiheiten, den man haben fann, mijcht /,—*/, 


qut reftifizirtes Terpentinöt hinzu, je nachdem das Metall | 


mehr oder weniger Glanz behalten joll, und bewahrt die 
Miſchung in gut verichloffenen Sefähen auf. Zum Auf: 
tragen taucht man einen Heinen feinen, gut ausgewajche: 
nen Schwamm in den Firniß ein, drüdt ihn aus, daß nur 
wenig darin bleibt, und überfährt den Artikel leicht und 
ſchnell nad) einem Strich — nicht vor= u. rüdwärts, weil 
ſonſt der Lad raub und ungleich vertheilt wird. Nachher 
läßt man an einem ftaubfreien Ort trodnen. [Schw.] 

17. Bleche, Stabl: und Eiſentheile ſchützt 
man gegen Berroften beim Nufbewahren oder beim 
Transport durch Überzug mit einer Miſchung aus gelbem 
Wachs und Unjchlitt, oder durch Einreiben mit ungejalze: 
nem geräucerten Sped, am beiten aber durch Überjtreichen 
mit einer Pöjung aus I kg. Wade, 1,,, kg. Terpentinöl 
und 65 g. Kolopbonium, Das Wachs wird zerichnitten, 
mit einem Theil der vorgejchriebenen Menge des Terpen— 
tinöls übergofjen und damit umgerührt, bis eine gleich— 
mäßige Löfung erfolgt ift; ebenjo verfährt man mit dem 
Kolophonium, worauf man beide Löjungen zuſammen— 
mijcht und in gut verjchlofienen Blechbüchſen für den Ge— 
brauch aufbewahrt. Das Einreiben der Gegenſtände ers 
folgt mit einem Leinwandläppcen. 

e) Anftrihezum Schutzdes Eifensgegen See— 
wajjer, befonders für eijerne Schiffsböden. 

18. Es werden 17 Gewichtstheile Schwefel u. 1 Theil 
Kupferfeilipäne in 5 Tbeilen Natronlauge von 35° B. jo 
lange erbißt, bis Schwefel und Kupfer aufgelöft find. In 
einem andern Gefäh werden 750 Th. Talg und 150 Th. 
Terpentin erwärmt, bis der Talg geſchmolzen iſt; beide 
Miſchungen werden heiß zufammengegofjen, gut gerührt 
und heiß aufgetragen. 

19. Ein anderer Anjtrich zu gleichem Zwed bejteht aus 
1 Etr. Maſtix, 3 Etr. Schlämmefreide, */, Etr. trodenem 
Bleiweiß u. '/, Etr. Bleiweih-Olfarbe. Auf diefen Grund 
tommt ein Anjtrich von 1 Etr. Romancement und 2 Etr. 
gewaſchenem Sand. 

20. Wafjerglasfarben eignen ſich audı zum An— 
ſtrich auf Eiſen, doch muß diejes roftfrei jein; ſ. unt. 21, 

f) Anjtrihe für Gußeiſen- u. Blechöfen. 

21. Über den gewöhnlichen Anſtrich mit Graphit ſ. d. 
Art. abjhwärzen. Da die gewöhnliche Abſchwärzung in 
einem geihmadvollen Zimmer nicht ſehr geeignet iſt, kann 
man Wafjerglasfarben anwenden. Es können dabei nur 
folche Farbitoffe Verwendung finden, welche ſich mit Waj- 
jerglas nicht zerjegen, wie Ultramarin, echtes Chromgrün, 
cher, grüne Erde, braunrothe Eıjenoryde, Terra de 


| das Metall ganz fett- und rojtfrei jein muß. Die erite 
| Bedingung läht fich durch längeres ſtarkes Heizen, die 
zweite durch Abputzen erfüllen. Sollte dennoch bier u. da 
etwas Roſt zurüdgeblieben fein, jo frißt derſelbe fich durch 
den Waſſerglasanſtrich hindurch und der Anftrih muß 
wiederholt werden, nachdem man den Rojt mit einer Me- 
tallfragbürjte völlig entfernt hat. Ein folder Anſtrich 
giebt einen hübfchen, belicbig farbigen, matten Ton und 
hält mehrere Jahre aus, jelbit wenn der Ofen einmal 
ray wird, od. Suppe, Milch ze. daran herunter läuft. 
Mit Wafler und Seife läht fid ein ſolcher Ofen wie ge— 
wöhnliches Geſchirr abwaſchen. Schw.] 

22, Anſtrich auf Eifen- und Thonöfen: 

Der Dfen wird zuerst mit der befannten Schwärze 
(Grapbit, ſ. abihwärzen), der ein wenig gebrannte Terra 
de Siena beigemijcht wird, angeftrichen, gebürjtet, bis er 
ihönen Glanz hat; dann wird der Farbenanſtrich aufges 
tragen, Als Farben fünnen nur jolche dienen, die bedeu— 
tenden Hitzgrad aushalten können, ohne fich zu verändern, 
3. B. gebrannter Ocher, gebrannte grüne Erde, rothe und 
violette Eifenoryde, die befjeren Sorten fünjtliches Ultra— 
marin, echtes Chromroth, Chromgrün, gebrannte Eier: 
ihalen, Zinfweiß ꝛc., am beiten franzöfiiches Bronzepul= 
ver. Bon lepterem wird, um einen Ofen einen Bronze- 
anſtrich zu geben, etwa ein Fingerhut voll mit einer hal: 
ben Taſſe voll Bafferglas, mit 2 Bolumtheilen deitillirtem 
Baflerverdünnt, angerührt; das rechte Mengungsverhält: 
nis findet man durd Erfahrung. Mit dieſer Miichung, 
die fleihigen Umrührens bedarf, wird der Ofen überftri= 
chen, während er jo jtarf erhigt iſt, daß die Flüſſigkeit 
‚ augenblidlid verdampft; fie darf während des Anitreis 
chens leicht ziichen. Das Anſtreichen geichicht wiederholt, 

bis die Farbe intenfiv genug tft, worauf der Ofen ſogleich 
zum Gebrauch gebeizt werden kann. As. 

U. Anitrih auf Zink, Kupfer, Mejjing und 
andere Metalle. 
a) Grundiranfirid auf Zink. 
23. Daß auf dem Zink fein Ölftrich haften will, rührt 

hauptiſächlich daber, weil man zu dem erjten Anjtrich ge⸗ 

wöhnlich ein Eiſenoryd od. Bleioxyd, Bleiweiß, Mennige 
od. dergl. genommen hat, welches zum DI weniger Wahl: 
verwandicaft hat als das Zinf. Bringt man einen Ans 
ftrich auf, jo wird binnen furzer Zeit das Zink die Ol: u. 
Harztheile aus der Bleifarbe an jich ziehen, u. das Blei: 
oryd bleibt ohne Bindemittel u. brödelt ab. Dadurd) kam 
der Berfafjer auf die Idee, DI mit demfelben Metall ver: 
mengt, was angejtrichen werden foll, d. b. Zintweiß mit 
DI angerieben, zu dem Grundiren des Zinks zu verwenden. 
Schon jeitmehr als 25 Jahren wendet er diefen Anftrich mit 
Vortheil an und hat ſich derfelbe unter den verichiedeniten 
Berwendungen der angejtrichenen Gegenjtände, gegen 
Feuchtigkeit und Kälte, gegen Trodenheit u. Wärme ganz 
aut bewährt, bei. wenn man den erjten Anftrich nicht ganz 
vollfommen trodnen läht, che man den zweiten aufbringt, 
und nad) Auftragen des etwa gewünjchten farbigen An— 
ſtriches feinen Überzug mit Lad, jondern mit einem guten 
Doppelfirniß giebt. —— wie Lack, iſt aber nicht 
jo ſpröde und giebt daher der Ausdehnung u. Zuſammen— 
ziehung nad), welder das Zink bei Temperaturverändes 
rungen ausgejept iſt. Ms. 

24. Ein anderes Mittel, um die Grundirfarbe auf Zink 
feſt haftend zu machen, beſteht darin, daf man das Metall 
vor dem Anſtreichen mit verdünnter Salzfäure fein be: 
ſprengt. Hierbei wird durch eine langſam vor ſich gehende 

Reaktion ein Häutchen von Zintoryd- Chlorid aufdem Zint 
gebildet und deſſen Oberflädye etwas raub gemacht. Diefe 
| Reaftion vollzieht ji) aufder ganzen Oberfläche des Zints, 








Siena x. Man trägt fie mittels Schwamm oder Pinjel | indem das ſich zuerjt bildende Chlorzint leicht zerflichbar 
auf; f. d. Art. Waſſerglas. Dieſer Anſtrich ift billig und iſt. Als Beweis für die Beendigung der Reaktion ift das 
fehr haltbar, erfordert jedod) einige Sorgjamteit, indem | vollftändige Trodenwerden der Zinffläche anzujeben; auf 


Auſtrich 


125 


Anſtrich 





einer jo vorbereiteten Zinkfläche haftet Olfarbe eben jo 
gut wie auf Eijen, doc) joll ſich diefe Behandlung nur für 
Gegenftände aus Zinkguß empfehlen. [Schte.] 

25. Nach Prof. Bocttcher joll man Zinfblch vor dem 
Anftreihen mit Olfarbe mit einer Beige von folgender 
— — behandeln: Man löjt 1 Gewichtstheil 

upferdlorid, 1 Th. jalpeterfaures Kupferoryd u. 1 Th. 
Salmiat in 64 Th. Waſſer auf, das man mit I Th. roher 
fäufliber Salzſäure veriept hat. Das Zinfbledy wird 
mittels eines breiten Pinjel mit diejer Beize bejtrichen 
u. nimmt jofort davon eine tiefſchwarze Färbung an, die 
fich jedoch nad) 12—14 Stunden in ſchmutziges Weißgrau 
verwandelt. Auf dieſe Fläche wird die Olfarbe aufgetragen. 

26. Nach J. Miller in Eßlingen (Württb. Gewerbebl.) 
ſoll ſich nad) 25jähriger Erfahrung in einer Uhrenſchild— 
fabrit für Zinkblech das vorherige naſſe Abſchleifen mit 
feinem Sand oder Bimsſtein, ſo lange, bis keine dunklen 
Stellen mehr ſichtbar ſind, ganz beſonders empfehlen. Als 
Grundfarbe für helle Wäre darf nur Zinkweiß od. Kreide 
verwendet werden. Der zum Abreiben der Farben benußte 
Leinölfirniß darf nicht mit Bleioxyd, jondern nur mit 
Zintvitriol od. Braunftein gefocht fein. Zu dunklen Far: 
ben iſt das in Steingutfrügen in den Handel kommende 
braune Siccatif gut zu verwenden. Anſtriche mit jchnell 
trodnenden Farben find auf Zint unanwendbar, vielmehr 
find nur fette, aber gut trodnende Dl: und Lackfirniſſe zu 
verwenden, und muß das Trodnen bei 60—70° R. im 
Sadirofen oder in Heizftuben vor fi) gehen. Auf den 
neutralen Anſtrich fünnen dann beliebige farbige Anftriche 
aufgrjegt werden. [Schw.] 

b) Auftrid) auf Kupfer. 27. Der sub 16 unter den Eijen= 
anjtrichen empfohlene Firniß läßt fi aud) auf Kupfer 
anwenden, wenn man diejelbe Vorſicht beobachtet wie bei 
Giien und Stahl. Ferner ift aber auch dafür zu forgen, 
daß die Stüde nad) dem Abſchleifen einen Tag ander Luft 
liegen, wodurd die Farbe goldähnlich wird; dann erit | 
wind der Firniß aufgeitrichen und dadurd) das Metall vor 
allen orpdirenden Einwirfungen geſchützt, jo daß es Farbe 
und Glanz unverändert behält. [Schw.] 

ec) Auf Meffiug. 28. Es läßt fich der unter 16 und 27 
erwähnte Anſtrich auch auf Mejfing benußen. 

29. Man ſchütte 1'/, kg. jorgfältig ausgeleſenen 
Kömerlad in 2,1. reftifigirten —— ſtelle denſel⸗ 
ben warm und ſchüttele ihn oft um. Nach eriolgter Auf⸗ 
löfung fann der Lad jofort aufgetranen werden. Das zus 
vor gereinigte Meſſing wird zu diefem Behuf mäßig er: 
wärmt , ebenjo der Lach, che er mit einem weichen Pinſel 
in ſanften, gleichmäßigen Strichen aufgetragen wird; 
hiernach wird der Gegenſtand bei gelinder Wärme ge— 
trodnet, bis der Lad hart zu werden beginnt. 


B. Anſtriche auf Holz. 

I. Segen die Gefahr der Entzündung. 

30. 3 Th. geſchlämmter Lehm, 1 Th. geihlämmter 
Thon, 1 Th. Mebikleifter von Roggenmehl, mit weichem 
Waſſer gefotten u. etwas did angemacht, Alles vermengt | 
und zu einer zähen Maſſe getnetet. Das Holz muß wohl 
ausgetrodnet fein; iſt es zu glatt, jo werden mit dem 
Spißhammer ganz nahe an einander Heine Löcher in das⸗ 
ſelbe gehauen. Von der gekneteten Maſſe wird ein wenig 
mit aufgegoſſenem Waſſer verdünnt und miteinem jtarfen 
Schweinsboritenpinjel dünn aufgetragen; während 08 
noch nicht völlig troden ift, wird ein etwas didjlüffigerer 
Anitrichdarübergebracht. Leimfarbe baftetaurdiejem Anz 
strich, Olfarbe nicht. Gut ift es, das Holz vorher mit einer 
gejättigten Löſung von Potaſche in Wafjer zu grundiren. 

31, Schon ein mehrmaliger Anſtrich mit aufgelöſtem 
Alaun oder Urin macht Holz und Gewebe gegen Feuer 
weniger empfänglid. . 

32. 10 Mähtb. gelöfhter Kalt wird mit » Mäptb.n | 
Duarftüchtigumter einandergearbeitetu. dann sMaäpth.n | 





Flußſand zugerührt; dann jept man jo viel Waller zu, 


daß die Farbe ſich qut aufftreiht. Das Volumen chva 
zuzufepen der Farbitoffe würde von dem Sandvolumen 
abgebroden. Die anzujtreichenden Gegenitände müſſen 
ganz troden fein u. werden dreimal mit einer Auflöfung 
von 1 kg. Alaun in 8 kg. Waſſer, zu welchem 250 g. engl. 
Schweieliäure getröpfelt worden, getränft und, wenn die 
dritte Tränkung noch feucht ift, angeftrichen. 

33. Tijchlerleim in Alaunwaſſer gekocht und mit einem 
tbonhaltigen Körper, Bolus od.dgl.,gemiicht, giebt einen 
feuerabhaltenden Anſtrich, der aber im Freien nicht von 
langer Dauer ift. [Mes.] 

34. Vielfach wurde auch zu dem in Rede jtehenden Zwed 
Waſſerglas empfohlen und man hat damit bei. hölzerne 
Schärſchindeln und Dachſtühle in Bichereien und Eijens 
werfen vor Feuersgefahr zu ſchützen verſucht. Vor dem 
Anftreihen muß das Holzwert von Staub und Schmuß 
jorgfältig gereinigt werden und man muß gutes Wajler- 
glas verwenden. Das Hauptbedenten liegt darin, dak das 
Holz fich biegt, zicht 2c., wobei der Anſtrich jpringt. Lein— 
wand und Papier, bei. Theaterdeforationen u. Vorhänge, 
jollen durch Wafferglasanftrich gegen Entzündung ges 
ſchützt werden fünnen. 

35. Nach I. Schüfjel in Breslau und J. Thouret in 
Berlin kann man Holz, Gewebe, Papiertapeten 2c. ſo prä⸗ 
pariren, daß fie nicht mehr mit Flamme brennen können, 
ſondern nur da, wo fie mit Feuer in Berührung fommen, 
verfohlen u. zwar folgendermaßen: Man vermiſcht 16 TH. 
Phosphorjäurelöjung von 16° B. mit 2"/, kohlenfaurem 
Ammoniak und fügt diefer Miſchung 6 Th. Salmiat, die 
vorher in faltem Waſſer zu einer Flüjjigkeit von 10° B. 
arlöft worden find, und I Th. arabiiches Gummi Hinzu. 
Die Miſchung wird nöthigenfalls filtrirt. Um Holz zu 
imprägniren, wird es 24 Stunden lang in die Miſchung 
eingelegt. Für Gewebe wird obige Flüffigfeit, auf 10° B. 
verdünnt, anitatt des Waſſers bei der Stärkezubereitung 
verwendet. [‚Schw.] 

II. Gegen Banzen. 

36. Pferde-Urin, mit Kalt zu dünnem Brei angemadt. 
Auf Dielen kann man auch den bloßen Urin nehmen. Nad) 
drei Tagen kann man dann die Dielen wieder abwajchen. 
Hengiturin wirft befjer, als der von Stuten u. Balladen. 

37. Schwefelſäure, Arſenik ꝛc., aber nur mit großer 
Vorficht anzumenden. 

38. 100 kg. Wafjer und 2 kg.grüne Seife zujammen= 
gelocht; f. übr. d. Art. Wanzen. 

III. Gegen Burmfraß; ſ. d. Art. Holzfeinde, aus— 
laugen, und unten sub V. 42. 

IV. Gegen den Schwamm; j. Hausſchwamm. 

V. Gegen Einflüfje der Näjfe. 

a. Im Freien. 

39. Steinlohlentbeer (j. d.) wird heiß aufgetragen und 
dies jo oft wiederholt, bis das Holz nicht mehr cinjaugt; 
dem legten Anstrich wird Ziegelmehl, Schwarzpech und 
Terpentin zugejeßt. 

40. Steinfohlentheer wird mit Kreide, venetianiſchem 
Noth oder franzöfiichem Gelb, je nach der gewünjchten 
Farbe, gemischt. Dieſe Miihung wird in einem großen 
eifernen Kefjel in freier Luft heiß gemacht und mit einem 
groben Anjtreichpiniel aufgetragen. 

41. Holztheer wird gekocht und während des Kochens jo 
lange Schlämmtreide zugeſetzt, bis fein Aufbraufen mehr 
erfolgt; num jegt man den dritten Theil des Mäſßes Harz 
binzu, und wenn dasjelbe aufgelöft ift, ftreicht man die 
Mifchung heiß auf; man fann diefen Anftrich vor dem 
völligen Erhärten anjanden. Der zweite Anjtrich wird 
nicht angejandet. Bloßer Holztheer, ohne Beimischung heiß 
aufgetragen, tft faft noch beifer ale dieſe Miſchung, bleibt 
aber lange klebrig. 

42, Finnischer Anjtridy für Holzwerk. Man löjt 3 Ge: 
wichtäth. Colophonium in 20 Th. Thran in der Hipe 


Anfti 126 Anſtrich 

vorſichtig auf; dann macht man von 10 Th. Roggenmehlu. | durch ein feines Drahtſieb treiben läßt. Das Holz muß 
30 Th. kaltem Waſſer einen Brei und löft endlich 4 Th. | vorher mit Leimwajjer grundirt fein, wird dann vier: bis 
Binkvitriol in 90 Th. fiedendem Waſſer. Nun wird der ſechsmal angeitrichen und zulegt mit wollenem Lappen ge- 
Mehlbrei in die heiße Zinkvitriollöfung forgjam einge | rieben. [| M-s.] 
rührt, endlich das Thrangeigenharz zugejept und Alles) 56. Das Auffriſchen der Farben an geſtri— 
qut und gleichförmig gerührt. Diefer Anſtrich kann nad) | denen Thüren, Möbeln u. dgl. gejchieht jehr einfad) 
Belieben mit Erdfarben vermijcht werden und jhüßt das | durch ein Gemifd von 250 g. Firniß und */, 1. 90:grä- 
Holz vortrefjlich gegen Witterung und Würmer. digen Alkohol, mit welchem Gemijch die aufzufrifchenden 

43, Asphalt ift zu Abhaltung der Feuchtigkeit vom Holz | Gegenjtände mittels eines wollenen Lappens abgerieben 
fast noch befier als Theer, weil er ſich lange zähe erhältund werden. [Schw.] 








den Bewegungen des Holzes nadıgiebt. 57. Faſt eben jo zwedmäßig u. dabei leichter zu band» 
44. 3 Th. Asphalt mit 1 Th. Mineraltheer gemifcht, | haben ijt eine Miſchung von fait gleichen Theilen Salatöl 
werden warm aufgetragen und dann angejandet. (Provenceröl) und Spiritus. [Ms.] 


45. Man löfe 1 kg. gekleinten Kautſchuk in 10 kg. 58. Einenjhnelltrodnenden Firnihanitrid 
Steinöldurd Erhitzen im Wafjerbad auf und filtrire die | erhält man, indem man 12 Gewichtsth. Schellad u. 4 Th. 
öfung durch feine Yeinewand. Zu 1kg.der gewöhnlichen | Boraz mit 100 Th. Waſſer mischt und die Miſchung unter 
lfarbe ſetzt man 3 g.diejer Löſung. Ser damit erzeugte | fortwährendem Umrühren vorfichtigerwärmt, bis die Zers 
Anstrich hat viel Glanz und jchuppt nicht ab. theilung erfolgt ijt; je nachdem der Schellad ungebleicht 
46. Die gewöhnlichen Olfarbenanftriche ꝛc. (ſ. unt. d. | od. gebleicht it, erhält man braunen od. farblojen Firniß. 
betr. Art.) halten zwar recht gut, aber blos fo lange, als | Der fo hergejtellte U. wird, wenn einmal an der Luft ges 
das DI nicht verflüchtigt iſt. trocdnet , vom Wafjer nicht wieder aufgelöjt. Er kann mit 
47. Der gewöhnlichen Olfarbe gebe man ftatt des Leinz | Ölfarben vermifcht werden u. macht fie jchnell trodnend. 
öls Kopaivabaljam zu, und auf 28 Gewichtsth. des letz⸗ Man fügt zu diefem Zweck dem Fixniß etwas Terpentinöl 
teren nody 1 Gewichtstb. Jungfernwachs. hinzu und reibt ihn mit gleichviel Dlfarbe zufammen. 
48. Man kocht in einem kupfernen Kefjel '/, kg. Eijen- ec. Anſtriche auf hölzerne Fußböden. 
vitriol, 10 kg. Wafjer, 330 gr. gereinigtes Fichtenharz u. | 59. Leinöl (womöglich recht abgelagertes) wird jolange 
jet noch 1 kg. Roggenmehl zu, fiedet dann die Maſſe zu | gekocht und abgeichäumt, bis ein eg eg rg Stüd: 
einem Brei, kann auch trodnen Farbſtoff (Oder, Bolus | den Brot (1 cm. did) hart gebraten ift. Beim lepten 
oder dgl.) zurühren und ftreicht heiß an. Diejer Anjtrid) | Kochen des DIE in einem fupfernen oder eiſernen Topf 
gewährt jelbjt auf Dächern genügende Dauer. werden auf 9 1. etwa, 250 g. feingeriebene Bleiglätte 
49. 3 kg. troden gelöjchter Kalt, 2 kg. Holzafche und | mit eingerührt. Das Ol darf nicht anbrennen, aud) muß 
1 kg. Sand, fein gerieben, gefiebt und mit Leinöl anges | der Fußboden zuvor rein abgewajdjen und getrodnet jein. 
madıt; man kann auch hier Farbe zufegen; diefer Anftrich | Nun wird das DI fochend aufgetragen und nad) 24 Stun: 
eignet ſich gleichfalls für Dächer. den etwaige Lüden und eingejchlagene Stellen veritrichen. 
50. 5 Tb. Waſſer und 1 TH. rauchende Schwefelfäure Iſt der erjte A. ganz troden (was 3 Tage dauern fann), 
gemengt, damit in Zwijchenräumen von 24 Stunden zivei | jo daß er nicht mehr lebt, jo wird der zweite A. lochend 
njtrice gemacht u., nachdem das Holz den gewünjchten | aufgetragen u,wieder gehörig auägeftrichen. Beim dritten 
Grad von Dunkelheit erlangt (nad) 4—6 Tagen), mit A. muß das DI ganz dünnflüffig fein, darf aber nicht jo 
Leinöl gefirnißt. Diefer Anſtrich ift fchr dauerhaft und | lange gekocht werden. Den Fußboden läßt man dann we: 
giebt dem Holz eine Nußbaumfarbe. [ Ms.) nigſtens 14 Tage lang austrodnen und wäſcht ihn, wenn 
51. Einen fteinharten Anjtrih auf Holz er= | er noch Hebrig fein follte, mit lauem Seifenwafjer ab. Er 
hält man auf folgende Weife: Es werden 40 Gewichtsth. | erhält durch diefe Anftriche große Dauerbaftigfeit u. kann 
Kreide, 50 Th. Harz und 4 Th. Leinöl zujammen erhitzt, beliebig mit Wafjer gereinigt werden. Sollte der Fur 
bis eine gleihmäßige flüffige Mafie entftanden ift, zuwel= | boden wieder abgenußt fein, jo bedarfes nur eines einzigen 
cher man 1 Th. Aupferoryd und nachher 1 Th. Schwefel: Anſtrichs mit Leinölfirniß. 
fäure hinzufügt. Das Zuziehen der Schwefeljäure darf) 60. Man tränkt den ausgefpänten, gereinigten und 
nur allmählich und mit Vorſicht gejhehen. Der Anſtrich | vollitändig getrodneten Fußboden mit faltem Leinöl ein 
wird heiß aufgetragen. [Schw.] u. jtreicht ihn jodann mit cinem Schelladfirnih, aus 1kg. 
52. Vorbereitung des Holzes zum Anjtreis | Schellad, in 31. Weingeift von 40 bis 44° ftart aufgelöft. 
hen. Um harzige Äfte vor dem Anſtrich wegzubringen, | Zum Ausfitten etwaiger Lücken fann man einen Kitt, aus 
bejtreicht man diefelben miteinem Teig aus feuchten Kalk, | Gips und Leimmafier bereitet, anwenden, Der Schellad: 
und nachdem diefer getrodnet ift, hält man einen roths | firniß mu aufgetragen werden, che das Leinöl ganz auf: 
glühenden Eiſenſtab darauf, jo daß das Harz ausgeſchmol- | getrodnet ift, damit er ſich mit dem Fußboden befjer ver: 
zen wird, welches der Kalk ſofort abjorbirt. Hierauf jchleift | binde. Man wiederholt das Einlafien mit Leinöl und 
man die Stelle mit Bimsjtein ab und fann die Farbe | Schelladfirnii noch zweimal, immer nad) vollftommener 
darauf bringen. . | Trodenheit des vorhergehenden Anſtrichs. Beim Aufitreis 
b. Im Innern an Holzwänden, Thüren x. | chen darf man nur wenig im Topf haben, weil der Weinz 
53. Gegen Dämpfe und mäßig feuchte Luft genügen | geift ſchnell verdunftet und der Firnif dann zähe und un: 
2eimfarben; f. d. betr. Art. j braudbar wird. Nad) 24 Stunden ift der Fußboden jo ge- 
54. Dauerhafter als Leimfarben find die Milchfarben, | trodnet, daß er betreten werden kann. Diefer A. erhöht 
die vor jenen aud) den Eee haben, daß fie wochenlang | die Dauer des Holzes, macht den Boden glatt und wafjer- 
aufbewahrt werden können. Eine erprobte Miſchung ift: | dicht und erleichtert deſſen Reinigung ungemein. 
2 ke. — Milch mit 200 g. troden gelöſchten 61. Man jept 1Y/, kg. Schellad mit 81. Weingeiſt an, 
Kalt zu rei angerührt, 130 g. Leinöl und 1'/, kg. ge: | Löft 250 g. Elemi bei gelinder Wärme in 11. Terpentinöl 
ichlämmte Kreide zugeſetzt. Nach zimeimaligem Anſtrich | auf und mifcht es jodann in die Schelladlöfung. Iſt der 
niebt man der Farbe dadurch Glanz, daß man fie mit einer | Fußboden mit Leimfarbe grundirt, jo läßt man ihn mit 
tüchtig gequirlten Mifhung von 1’/, kg. Wajjer und 12 Leinöl ein, damit der Boden von dem Harzfirnii nicht zu 
Eiweißen überſtreicht. viel einſauge und derſelbe nur zu Hervorbringung einer 
55. Milch: und Käfefarben. 1 Mäpth. friich gelöfchter | glänzenden Oberfläche diene. Zum Grundiren wendet man 
Kalt mit ?/, Mäßth. Quark verarbeitet und der Maſſe jo | Ocher mit Bleiwei an, wodurch die Farbe deckender wird 
viel abgerahmte Milch zugeſetzt, daß die Miſchung ſich u. der ., nachdem er mit dem Firniß wenigjfens zweimal 


— — — —— — — — — — — 








fonımt. Solche Fuhböden find jehr dauerhaft u. fünnen 
teoden oder feucht gereinigt werden. Zu Auffriichung des 
Glanzes reibt man den Fußboden mit einem in Leinöl ge: 
tränften Lappen an. lÜberjtreicht man den Fuhboden 
jährlich einmal mit demfelben Lad, jo ſieht er wie neu aus, 
wobei man gleich nad} dem legten U. das Zimmer wieder 
beziehen fan. Bei Fußböden, die früher mit Olfarbe an= 
geitrihen waren, läht man das Leinöl beim Grundiren 
weg, mijcht aber der Farbe etwas Leinöl bei. [Ms.] 

#2, Will man Ölfarbenanftrich für Fuhböden anwen— 
den, jo jollte man ich, wenigitenszuden letzten A.en, aus— 
ichliehlich der Erdfarben bedienen. Alle mit Bleiweiß ver— 
jegten Farben find nämlich zu weich und treten ich leicht 
ab; de Anſtreicher greifen jedoch gern dazu, weil fie gut 
deden. Selbjt die Anwendung eines mit Bleiglätte ge— 
lochten Firniſſes ift zu verwerfen und ein Firniß zu wäh— 
len, der mit borjaurem Manganorydul gekocht iſt. Ge— 
wöhnlich giebt man zwei A.e, doch muß der erfte vor Auf- 
bringen des zweiten volljtändig gut aufgetrodnetjein. Im 
ſchließlich dem Fuhboden Glanz zu geben, wendet man 
einen Lad an, den man am beiten aus 33 g. Schellad in 
125 g. 8Ogrädigen Spiritus, vermifcht mit 4 g. Kam— 
pber, berjtellt, j. audy Fußboden. [‚Schwo.) 

d. Beize für Fußböden. 

63. In 121. Seifenfiederlauge kocht man 250 g. Selb: 
bolz und 250 g. Bernambufhol; mit 250 g. Polaſche jo 
lange, bis die Flüffigkeit */, ihres früheren Volumens 
einnimmt, löft darin 33 g. Orlcan u. 750 g. Wadıs u. 
rührt dies bis zum Erkalten um. Mit diefer Beige über⸗ 
ſtreicht man den Fußboden und bürſtet ſofort danach. 
Dies wiederholt man alle ı—6 Wochen. Weiteres ſ. 
unter Beize. [Ms.) 

e. Wiederherſtellung der urfprünglichen 

Holzfarbe alter Barquettböden. 

64. Man kocht in 15 Th. Waſſer 1 Th. falzinirte Soda 
und 1 Th. gelöjchten Kalt etwa %, Stunden lang. Damit 
überftreicht man den Fußboden, läßt e8 einige Zeit darauf 
ftehen und reibt dann mit einer harten Bürjte und feinem 
Sand u. Waſſer das alte Wachs herunter. Um die Farbe 
des Holzes wieder zu beleben, überjtreicht man den Fuß: 
boden mit einer Miſchung von 1 Th. fonzentrirter Schwe— 
felfäure und 8 Th. Waſſer, läht dieſe trodnen, iiberwäjcht 
ihn nochmals mit Waſſer u. wichit darauf wie gewöhnlich. 

65. Iſt die rein abgewaschene Täfelei vollftändig troden, 
jo macht man eine recht warme Unterlage von —* 
lichem, in heißem Waſſer aufgelöſtem u. mit flandriſchem 
Leim verſetztem Roth; darauf fommt ein kalter Anſtrich 
von Preußiſchroth in Leinöl aufgelöft u. mit Leinöl ver- 
dünnt. Nach dem Trodnen diejes Anftrichs läht man flan- 
drifchen Leim in fochendem Waſſer zergehen, nimmt ihn 
vom Feuer u. mifcht unter ftetem Umrühren nad) u. nad 
Preußiſchroth hinzu; nad) dem Trodnen diejes legten 
4.3 wird der Fußboden noch mit Wachs gut abgerieben. 


C. Anſtriche auf Holz und Stein gleichmäßig 

anwendbar. 

66. Man jchmilzt 40 g. Kolophonium, mijcht damit 
12 kg. Thran umd 500 g. geihmolzenen Schwefel und 
jtreicht heiß an, das erjte Mal jehr dünn; man fann mit 
Leinöl angeriebene Farben zujegen. 

67. Man ſchmilzt 10 Gewichtsth. reines gelbes Wachs 
in 10 Gewichtäth. Leinöl, 5 Th. Kolophonium in 4 kg. 
Terpentinöl bei gelindem euer in ganz reinen Gefähen; 
wenn Alles volltommen flüffig ift, nimmt man die Gefüße 
vom Feuer, jchüttet Alles zufammen u. rührt, bis es teigs 
artig wird. Man fann damit Holz, Stein u. Wände jtrei= 
chen, fann die ganz farbloje Miſchung auch mit der Kelle 
auftragen; fie befommt Steinhärte und ift daher zu Här= 
tung poröjer Steinwände, doc) auch zum Grund für Wachs— 
und Fresftomalereien brauchbar. Soll der Anſtrich farbig 


— — — 








werden, jo ſetzt man Terpentinöl zu und nimmt zu 3 Th. 
der Mijchung 1 Th. in Leinöl abgeriebene Farbe, rührt 
mit dein Spachtel um und giebt dabei nod), jo viel nöthig, 
Terpentinöl zu. [Mes.) 

68, Eine gute Tüinche für Stein (auch für Holz) erhält 
man, wennman 15]. gebrannten Kalt mit fo viel Waſſer 
löſcht, daß e3 einige em. über dem Kalt ſteht. Die Kalt: 
milch wird nod) gehörig mit Wafler verdünnt und dazu 
1 kg. Zinkvitrol nebjt 500 g. Kochſalz gegeben. Durch 
Zuſatz verjchiedener Farben fann man diejer Tünche einen 
beliebigen Farbenton mittheilen. So giebt man ihr eine 
ihöne Safranfarbe durch 1"/, kg. gelben Ocher; eine per: 
lenartige oder Bleifarbe durch Yampenichwarz; Rehfarbe 
durd 2 kg. Umbra, 500 g. Indiſchroth und 500 g. 
Lampenſchwarz; Steinfarbe durch 2 kg. Umbra u. 1 kg. 
Lampenſchwarz. [Schw.) 

D. Anſtriche anf Mauern. 

I. Um das Nusjchlagen von Näffe und An— 
ſchießen von Salpeter zu verhindern. 

69. Auf feuchte Wände aus Ziegeln oder Kaltitein, ge: 
pußt oder ungepußt. Man rührt einen Eimer friſch ge— 
löſchten Kallkes im Kalkkajten mit einem Eimer Bafjeran. 
Mit der dadurch gewonnenen Kalkmilch giebt man den 
Wänden 1—3 Anſtriche, bis fie ordentlich weiß find; da= 
rauf wird die Kaltmild mit Steinpulver oder Sand x. 
gefärbt und durch zwei Anftriche damit der Wand eine 
volljtändige Steinfarbe ertheilt, Für trodene Wände muf 
man indem Wafjer, che man es aufden Kalkgieht, Y,—!/, 
kg. Alaun auflöfen, weil ohne Alaun diejer Anftridy nur 
an feuchten Wänden gut haftet. [Ms. 

70, Für Wände aus behauenen Steinen, welche ent» 
weder wegen ihrer Borofität u. Raubeit oder wegen an— 
ſchießenden Salpeters x. einen Anjtrich wünſchenswerth 
machen, der die Oberfläche dichter und glätter, bef. aber 
troden machen foll, ohne die- Farbe wefentlich zu verän- 
dern, ift folgender Anſtrich zu empfehlen: 


friſch gelöfchter und geſiebter Kalt 23 Theile, 
gejiebter Gips EEE 
pulverifirtes Bleimeii . . 6% 
gut abgetrodneter Käjequarf . 9 „ 


Alles unter einander gerieben, mit Waſſer angerührt und 
vorjichtig aufgetragen. Durd) Zujegung von Erdfarben 
in geringer Quantität fann man aud) Nüancirungen der 
Steinfarbe ohne vollftändiges VBerdeden der Adern 
erreichen. [Ms.] 

U. Anſtriche auf feuchte Bände, damit da= 
rauf zu bringende Farben x. nicht burd die 
Feuchtigkeit verdorben werden. 

71. ”/, kg. guter Leim wird in 31. Waffer aufgelöft, 
mit Mennige verdidt und dann aufgetragen. Beſſer noch 
it, jtatt der Mennige irgend eine eiſenoxydhaltige Erd— 
farbe zu nehmen, oder auch irgend welche jchwefeljäures 
haltige Farbe. 

72. Will man Bapiertapeten aufbringen, jo wajche man 
die Wand zuvor mit Schwefeliäure, die etwas verdünnt 
ift, ab, u. mit Wafjer ineinem Lappen od. Schwamm nad). 

73. Man tränte die Mauern mit heißem Steinkohlen— 
theer oder Asphalt; ſ. d. betr. Art. 

III Wände gegen äußere Feuchtigkeit zu 
ihügen durh annähernd wajjerdidten An- 
jtrid, namentlihda, wo kein Olfarbenanitric 
(j.d.) halten würde. 

74. In 181. Waſſer wird 1'/, kg. Seife zerlaffen und 
dann, möglichit fochend, bei trodnen Better langiam umd 
ruhig aufgejtrichen, jo daß fich fein häutiger Überzug und 
fein Schaum bildet. Nach 24 Stunden wird ein zweiter 
A. aufgetragen; diefer befteht aus 18 1. Waſſer, in welches 
man 12 Stunden vorher 250 g. Alaun getban hat. Diejer 
N. iſt gummiartig, zähe, durchjichtig, farblos; er eignet 
ſich beijer für Ziegel» und Sandjtein, als für Putz und 


Anſtrich 128 ü Auſtrich 











mauern erhalten manchmal durch dieſen N. einen bläu- auch das Ausdünſten der Wände und der ge— 
lichen Ton, brauchten Farben hindern ſſtereochromiſche 

75. Circa 250 g. friſch gebrannter Kalk wird troden | Anſtriche), bei. für Krantenjäle x. 
gelöſcht, 60 g. burgundiſches Pech in 200 g. Mohn: oder | 83. Auf den groben Bewurf kommt ein —— aus 
Leinöl bei gelinder Wärme aufgelöſt; dem noch warmen 2 Th. Sand, 1 Th.troden gelöſchtem Kalt, zu ſteiſem Brei 
Kalk wird 1,, 1. abgerahmte Milch), dann die Pech: u. Ol— | mit der hierzu nöthigen Quantität einer Löjung von Dop⸗ 
miſchung unter beftändigem Umrühren und zulegt noch pelwaſſerglas (Natrontali = Waflerglas) von 10° B. 
1"/, kg. fein pulverifirte Kreide zugeſetzt. angemacht; er muß jehr ſchnell aufgetragen undverrieben 

76. Man reinige die Mauer jorgjältig mittels eines | werden. Sobald er troden genug it, werden die Wände 
Borjtbejens, nege fie mit einem in Leinöl getauchten | geweiht u. zweimal, in Zwijchenräumen von 24 Stunden, 
Schwamm oder Pinjel an u. überziche fie mit einem Brei, | mit Doppelwaflerglas von 15° B. überſtrichen. Zwed— 
der aus 9 Th. Ziegelmehl und 1. Th. pulverifirter Blei= | mäßig iſt e8, die Hälfte des Kalks durd) Marmor: oder 
lätte, mit Leinölangerührt, beſteht, nachdem man etwaige | Dolomitjtaub zu eriegen. Für farbigen A. find Berliner 
Riſſe und Fugen vorher mit derjelben, nur etwas dider | Blau, Chromgelb, Schweinfurter Brünzc. ausgeichlofien, 
angemadten Miſchung ausgeftrichen hat. aljo nur eigentliche Erdfarben zuläffig. Das Wafjerglas 

77. 1 kg. klares Leinöl wird erwärmt, dann 60 g. | wird in dieſem Fall aufgeſpritzt. Mehrſ. unt. Waſſerglas. 
Kolophonium und 50 g. Bleiglätte hineingethan und | 84. 15 Gewichtäth. flandrijcher Leim wird in 314 Ge— 
lange im Sieden erhalten, bis ſich un Umrühren bes | wichtäth. Waſſer gelöſt, 128 Gewichtsth. Leinöl u. 7 Th. 
nutztes Holz braun überzieht. Die Wand wird mit der | (mit Bleiglätte behandeltes) fettes DI hinzugefügt, die 
noch heißen Miſchung 3—Amal überjtrichen. Bei kal- Miihung, unter Umrühren mit hölzernem Spachtel, 5 
tem, raubem Wetter ijt die Wand vorher anzumärmen. Minuten lang gekocht und dann vom Feuer genommen. 

78. Der mit Leinöl — Farbe jege man etwa | Wenn fie bald erkaltet iſt, werden 12 Tb. Potaſche, 8 Th. 
ur ihres Gewichts in Terpentin aufgelöjten Wachſes re De binzugefügt; damit num werden 
alt zu. ‚494 Th. Zinkweiß angerieben. Der hiermit gefertigte A. 

79. Über die auf Kalkputz ganz vorzüglich bewährten | ift jehr matt, durd) Zufag von Leinöl befommt er jedoch 
Waſſerglasanſtriche ſ. d. Art. Waſſerglas. As. etwas mehr Glanz. 

80. Als Häuf — —— e empfohlen. 85. 12 Gewichtsth. Kautſchuk werden fein geſchnitten 
Graugrünliche Steinfarbe: 7'/, Mäßth. gelöſchter Kalk, und in 200 Th. Leinöl gekocht; wenn er ganz flüſſig iſt, 
1 TH. Kohlenſchwärze v. Faulbaumboßz), 1'/, Th. Umbra, | werden noch 350 Th, Leinöl jowie 5 Th. fettes, mit Blei⸗ 
1°/, Th. gelbe Erde werden mit weichem Baller, nicht mit | glätte behandeltes Öl und 4 Th. in 120 Th. Waſſer ges 
Brunnenwafjer, angerührt, Steingrüner A. der etwas | fochter Leim zugejegt. Die Miſchung läßt man 3 Stunden 
ins Bläuliche jpielt: 1 kg. Weiß (Halkod. Kreide), 120 g. | lang kochen, jept dann 18 Th. Kolophoniumpulver zu u. 
Ehromgelb, 120 g. Ultramarinblau und 15 g. Schwarz. | reıbt mit 260 Th. Zinfweih an. Diefer A. befommt jehr 
———— A., welcher bei. neben dem Gründer Bäume | angenehmen Glanz. 
und Sträucher gut ausſieht: 120 1. gelöfchter Kalt mit 
500 g. Frankfurter Schwarz, 1'/, kg. hellem Oder, 86. M E. Auf Ziegelfußzbs den. F 

: Enalı = H . Man bejtreicht die Ziegel mit Seifenwaſſer, dem 
1'/, kg. Umbra und 160 g. Englifchroth. Selbliche | , Soda bei i Ahr N = 
Sandfteinfarbe: 2 kg. Kreide, 120 g. Oder und 30 g. 0 Soda beigemengt ift, und reinigt fie dann jorgfältig; 

g , g g . 
Schwarz. Gut ift e8, die Karbeftoffe mindeften® 2 T man kocht nun 1 kg. Leim in 15 kg. Waſſer, jept 4 kg. 
Schwarz ft es, die Farbeſtoff ſtens 2 Tage Me] 

: rothen Ocher zu, rührt gehörig um und ftreicht dieje Farbe 
vor dem Gebrauch einzumeichen und dann erſt das Halt: e ) a | 

. ne s warm auf. Nachdem dies noch einmal wiederholt worden 

waſſer zuzugichen. — Weitere Rezepte j. unt. den die ein und der Anftri Mitändi s _ i 
zelnen Farben betr. Art. ſowie in d. Art. Kalkfarbe, Lau- und der Anſtrich volljtändig getrodnet ift, tränkt man ihn 
genfarbe 2c. [Schze.] mit warmem Leinölfirniß. 

81. Olfarbeauf@ementverpug. NahDr. Früh- F. Naucgeihwärzte Deden ıc. jo vorzubereiten, 
a —— ec er meiften | daß ein neuer Anftric darauf haltbar werde. 
Tüncher, welche Olfarbenanitrich auf Cement beritellen ; . — 
wollen, waſchen vorher die Oberfläche des Verputzes mit ee gr en Fa 
jehr verdiinnter Säure (am beiten Schwefchjäure) ab, um | yeinem Waſſer ab, ehe die Sauae mine a et ar Nachdem 
der ganzen Fläche eine gleichmäßige Farbe zu geben, inz | die Fläche troden geworden —* man dünn mit Kalt 
dem dieje Waſchung die aus dem Berpuß herausjchlagens | an Tr mit in heik em Bafı ; —* 

aſſer gelöſtem Alaun verſetzt iſt. 
den Flocken von kohlenſaurem Kalk u. Salzen wegnimmt Der eigentliche A. mit Kreide u. Leim gefcyiebt erit, wen 
und eine feinförnige Oberfläche herjtellt, auf welcher die | nor Raltanitric vollftändi — geſch u, 
r e n g troden ift. 
Farbe beſſer haftet. Borzuzichen vor der Waſchung mit) gg, Man trage auf die betr. Fläche eine Auflöſung von 
Säure iſt die Behandlung mit fohlenjaurem Ammoniak, | raum in Wafi der ’ nis bet 
2 ? jer auf; nad) dem Trodnen reibe man mit 
am beiten mit dem durch längeres Aufbewahren an der Sandpapi ner 
- ! r papier ab u. fann dann beliebig anftreichen. 
Luft zerfallenen Salz, das im wejentlichen aus doppelt: 89. Die betr. Stelle wird mit Sandpapier abgerieben 
tohlenfaurem Ammoniak beſteht und von den Droguiften | 1} it frifch geld ra SERDPRPUE ROB 
- : i ) gelöjchtem Halt übertüncht; nach dem Trod- 
zu herabgejegtem Preis abgegeben wird. Beſtreicht man | yon fehrt man fie rein ab, reibt fie gut mit ftarker Pot: 
den etwa 20 Tage alten Pu mit einer Löſung von circa Po en. . 
e.. , aſchenlauge u. wäjcht gleich nachher mit reinem Waſſer ab. 
100 g. des Salzes in 101. kalten, höchſtens lauwarmen ierauf ftreicht man mit fchwachem Lei e twas 
Waflers, jo zeigt die Fläche nah dem Auftrodnen eine Bl. uber welt Minunlähee imwaſſer u. e 
gleichmäßig hellgraue Farbe und iſt nun zu Aufnahme ſung. 
von Olfarbenanftrichen ausgezeichnet vorbereitet. G. Anſtriche für verſchiedene Zwede. 

82, N. mit Chlorzinf hat fi auf Mauerwerk u. Half | 90. Zinkjilifatanftric. Unter diefer Bezeichnung 
pug gut bewährt. Der erſte N. wird mit Zinkweiß ges | ift von der Geſellſchaſt Bieille-Montagne in Belgien eine 
macht und dann die Ehlorzinflöfung (eine gefättigte Aufs | Anftrichfarbe in den Handel gebracht worden, in welcher 
löfung von Zink inverdünnter Salzjäure) daraufgebradit. das DI der gewöhnlichen Ölfarbe durch flüffiges Zinlſili⸗ 
Am beiten gelingt der A. auf ſolche Flächen, die noch feinen | fat (Fiefelfaures Zinkoxyd)erſetzt iſt. Außerdem wird von 
Farbenanſtrich erhalten haben, weil ſonſt ein flediges derjelben Firma ein Bulver unter der Bezeichnung Steine 
Ausſehen entjteht. zinforyd geliefert, welches mit dem Silikat vermiſcht einen 





rn — — 


anftrömen 


auf Holz, Stein, Mauerwerf, Gips ꝛc., aud) auf Metalle, 
außer Eijen, anwendbar. Das Trodnen erfolgt jchneller 
als bei Olfarbe und er wird fehr hart und haltbar, iſt ges 
ruchlos u. billiger ala Olfarbe. Zu berüdfichtigen ift, daß 
der Zinkfilitatanftrich nicht auf alte Olfarbenanitriche, 
überhaupt nicht auf fettige Flächen aufgetragen werden 
darf und daß man wegen des jchnellen Trodnens nicht zu 
große Flächen auf einmal in Arbeit nehmen darf. Poröſes 
Material, wie Holz, Mörtel xc., muß vorher mit reinem 
Silikat getränft werden u. dann 24 Stunden lang ſtehen. 

91. Lithoid, eine von der Fabrik chemiſch-techniſcher 
Bauartifel von Adolf Gutenjohn in München in den Han— 
del gebrachte Anſtrichmaſſe, ein Metalloxydchlorid, joll als 
Erjag der teuren Olfarben dienen. Den Namen hat dieſe 
Mafje von der fteinartigen Härte der Damit hergeſtellten 
Anſtriche. 1 Pfund Lithoid det 6—7 [_]m. Fläche, wo⸗ 
rauf die Billigkeit diefer Maſſe beruht. 

92. Einen fhnell trodnenden Firniß erhält 
man, wenn man 12 Th. Schellad und 4 Th. Borax mit 
100 Th. Waſſer mijcht u. die Miſchung unter fortwähren: 
dem Umrühren vorjichtig erwärmt, bis die Löſung erfolgt. 
Ein mit diefem Firniß gemachter A. wird, wenn er eins 
mal an der Luft getrodnet ist, vom Waſſer nicht aufgelöjt 
und von der Atmojphäre nicht angegriffen. Er fann mit 
Ölfarben vermijcht werden u. macht fie fchnell trodnend; 
man fügt hierbei dem Firniß etwas Terpentin hinzu und 
mischt ihn zu gleichen Theilen mit Olfarbe durch tüchtiges 
Aufammenreiben. Des jchnellen Trodnens wegen % er= 
folgt in 5— 10 Min.) darf man nur kleine Mengen folder 
Farbe auf einmal bereiten und muß fie jofort verwenden. 

93. Über die vom Maler Beters in Hildesheim erfun— 
dene Anjtrichfarbe ſ. d. Art. Yapidar. 

94. Über farbige Anſtriche, Zieranſtriche 2c. f. die die 
Farben behandelnden Artikel Blau, Braun ıc., ferner die 
Art. Brofat, Bronzirung, Brünirung, Jmitation fowie 
die Art. Kalkfarbe, Ceimfarbe, Olfarbe, Waſſerglas x., 
endlich über Anftriche zu beftimmten Zweden die Art. 
Beize, Firniß, Lad, Schreibtafel x. Weitere bewährte 
Rezepte und Ratbichläge für Anftrich zc. findet man in 
F. Fink: Der Tünder, Stubenmaler, Stuftator u. Gipſer. 
Leipzig, Otto Spamer. 

anftrömen, aft. 3., 1. frz. Javer, jtrömend berühren, 
3. B. ein Fluß ftrömt an den Brüdenpfeiler an. — 2. frz. 
charrier vers le rivage, engl.to add flowing, im Ans 
fließen anjegen, daher angeftrömtes Land ıc. 

anfücken, akt. B., frz. rallonger. Das Anſtücken ift 
bei aufliegenden Stein= oder Holzitüden eher zu geitatten 
als bei freifiegenden. Angejtüdte Balken z. B. find gänz- 
lich zu vermeiden. 

anfudeln, aft. 3., ſ. anftreichen 1. 

Anfudler, m., Sudler, fr}. peintreau, barbouilleur, 
engl. dauber, ſchlechter Anstreicher. . 

Anfumpfung, Aufuppung, Durchſumpfung, f. (Kriegsb.), 
Annäherungshindernis vor Berichangungen ꝛc. darin be= 
ſtehend, daß waſſerreiche flache Gegenden, welche ſich für 
eine üͤberſchwemmung wegen geringen Falles od. wegen 
zu grober, zu viel Zeit und Kräfte verlangender Damme 
anlagen nicht eignen 2c., in einen fünftlichen Sumpf ver— 
wandelt u. dadurch unwegſam gemacht werden, am leich- 
teiten u. jchnelliten, indem man die gewöhnlich in niederen 
Gegenden in großer Zahl befindlichen Abzugsgräben :c. 
bis zu den Uferrändern ausfüllt. [Pz.] 

Anta, f., 1. (lat.) j.d. Art. Ante. — 2. Antas heihen in 
Spanien und Portugal gewifie keltifche Denkmäler aus 
tiefenhaften Steinen, ſ. d. Art. keltiſch. 

Antadjates, m., älterer Name für Bernftein. 

Antarala (ind. Baut.), j. dv. w. Bortempel (pronaos). 

Antarii funes, m. pl., lat., Schwungjeile (j. d.). 

Antarita, f. (ind. Haut.), Hohlfchle, die aber immer 

MotHes, Alluftr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl, I. 





Ante, f., Edwandpjeiler, m., fr}. ante, f., pilastre ın. 
d’encoignure, pilastre cornier, engl. ante, anta, lat. 
anta, f., vom gried). &vra, vor, gegen, das Vorderende, die 
Stirn. Anten hießen bei den Alten die gewöhnlich pilajter- 
ähnlich verzierten Stirnenden der ZellensLangmauern an 
ben Tempeln, wenn fie, nad) vorn über die Quermauer 
mit der Thür hinaus verlängert, den zwifchen ihnen lie— 
genden Raum zu einer aufdrei Seiten umjchloffenen Vor— 
halle (pronaos) geftalteten. Hatte nun der Tempel blos 
zwischen diejen Anten zwei od. mehr Säulen, fo hieß er ein 
Autentempel (templum in antis); ſ. d. Art. Tempel. Man 
hat den Begriff Ante auf alle Bilafter ausdehnen wollen, 
auch auf glatt an der Wand liegende, jowiejogar auf freis 
jtehende, aber ſolche hießen parastatae (ſ. daſ.). Die 
Antenkapitäle waren natürlich anders geitaltet als die 
Süulentapitäle; j. darüber d. Art. dorifch, ioniſch ıc., ſo— 
wie Kapitäl. Falle Ante, franz. fausse-alette, f., engl. 
backpier, der gegen den Bilajter zurücdtretende Kümpfer— 
— der zu den römiſchen Säulenordnungen gehörigen 

ogenſtellungen. 

Ante, f., frz., 1. die Ante (j. d.). — 2. (Mühlenb.) auch 
bras, ım., patte, f., die Windruthe, 

Antecapitulum , n., lat., der vor dem Kapiteljäl 
liegende Theil des Kreuzganges. 

Autechamber, s., engl., j. Anteroom. 

Antechapel, s., engl., der wejtliche Theil einer Kapelle 
vor dem Chorſchluß, gewifiermahen das Schiff derjelben; 
auch der wejtliche Theil des Chors, das Unterchor. 

Antechurch, s., engl., anteglise, f., frz., Vorkirche, 
große Vorhalle einer Kirche. 

Antefir, n., Autefienm, n., frz. antöfixe, ım., engl.ante- 





Fig. 213. Antefirum. 


rporsyızaa, vorn befejtigte TATEN, daher: 1. Dachver⸗ 
zierungen mannigfacher Art; j. d. Art. Afroterium. — 
2. Insbeſondere der verzierte 
Stirnziegel, ſ. Fig. 213 und 
214, der vor die Dediteine der 
antifen Dächer geitedt ward; 
ſ. d. Art. Dachdeckung. Dieje 
Antefixa gaben der langen Ho= 
one * —— cht 
eine angenehme Unterbrechung. —,. 
Selbft wo die Sima auf den 9. 214. Anteftxum. 
Langjfeiten des Daches fortgefegt war, brachte man in 
regelmähigen Zwifchenräumen Antefira an. 

Antemurale, n., fat., 1. vorgejcobenes Werk einer 
Befeftigung; — 2. äußere Ringmauer. : 

Antenave, interior antetemple, s., engl.,dieinnere 
weitliche Kirhenvorhalfe, der Narthex. 

Antenna, f., frz. antenne, f., lange Raa des lateinifchen 
Segels. 

antenorman style, s.,enql., ſelten gebrauchte Benen— 
nung der angelſächſiſchen Bauweiſe. 

Antepagmentum, n., lat., kommt in Vitruv, Buch IV 
(Kap. 6 u. 7) und beide Male jcheinbar in verjchiedener 
Bedeutung vor, indem es das erite Mal fich auf Thürge— 
wände, das zweite Mal auf einen Balkenkopf od. die ſtul— 
pirten Ornamente eines Architravs zu beziehen jcheint. 

1 








Antependium 


130 


u Anthrazit 








Daraus ijt mand)er Streit entitanden, der hätte vermies 
den werden fünnen, wenn die betr. Herren Ueberjeger ıc. 
ſich nur einigermaßert um die Etymologie des Wortes be— 
kümmert hätten. Es heit ganz einfad) etwas Vorge— 
nageltes (antepangere, vornageln), eine Verkleidung, u. 
fann aljo ſehr hut im eriten Fall die Thürverkleidung, im 
zweiten eine Balfenfopfverkleidung fein. 

Antependium, lat., j. Antipendium. 

Anteport, s., engl., anteporta, f., lat., die Außen— 
thüre; anteportale, n., lat., Borportal, Bortalvorhalle; 
ſ. auch Porch. 


Anteris, f., lat., auch anterisma, n., (av perspx), | 


ſ. v. w. Strebepfeiler, wenn er oben ſchwächer als unten 
ift; — anderidion, n., ein Heiner desgleichen. 

Ante-room, antechamber, entrance-hall, vesti- 
bule, s., engl., die Borhalle, der Borraum, Vorplatz, das 
Vorzimmer, 


Anterss (ipätröm. Mpth.), jüngerer Bruder des Eros | 


od. Amor (j. d.), Gott ver Gegenliebe. 

Antesolarium, n., lat., im Mittelalter ein offenes, 
blos auf Säulen ruhendes Vordach vor einer Hausthüresc., 
Sonnenſchutzdach, vgl. Solarium. 

Antestature, f.,irz., engl.antestature (Hriegsbauf.), 
leichte Berfhangung, von Balifjaden, Schanzlörben ꝛc. in 
der Eile zufammengejtellt, wenn der Feind jchon einen 
Theil des Terrains gewonnen hat. 

Antetemple,s.,enal.,frj. anteglise, f., Vorhalle eines 


Tempels, einer Kirche, Büherballe; external a., äufere | 


Borhalle; interior a., j. Antenave. 


Antevolute, f., cine von Jakob Bernouilli eingeführte | 


Kurve, die einer andern frummen Linie auf entgegenge- 
jegte Weife, wie die Evolute (j. d.), beigeordnet iſt. Die 
Evolute ijt beiebenen Kurven der Ort für die Durchſchnitts⸗ 
punkte zweier unendlich nahe liegenden Normalen (f. d.) 
und entiteht aljo durd; Verbindung der Mittelpunfte der 
Krümmungstreije; werden num dieNormalen aufdicent- 


gegengejchte Seite der Kurve hinausgezogen, die Länge 


jedes Radius von der Kurve aus auf diefer Verlängerung 
aufgetragen und die Dadurch gewonnenen Punkte verbun- 
den, jo entjtcht die Antevolute, Die logarithmijche Spirale 
(j. d.) zeigt die Eigenthümlichkeit, daß fie mit ihrer Evolute 
u. Antevolute identiich it. 

Anthemion, n. (Avdejauov), 1. (Bauf.) bandähnliche, 
mit Berzierungen von Blumen, Ranten u. Blättern bes 
ſetzte Platte, bei. an den Häljen u. Schneden der ioniſchen 
Kapitäle; bei den Römern aud) in riefen angewendet. 


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ig. 215. Anthemion. 


Bon den Beifpielen Fig. 215, 216, 217 würde fig. 215, 
deren Blumenranten blos aufwärts gerichtet find, da an= 
aumenden jein, wo eine Begrenzung nad) oben oder das 
Zujammenitogen einer aufwärts ftrebenden Kraft mit 






























einer aufliegenden Laſt auszudrüden ist, alfo etwa unter 
einem Gurtjims, am Kapitälhals eines Pilaſters, einer 
römijchen Säule x. Fig. 216, wo zwar aufwärts u. ab- 
wärts gerichtete Ranten ſich vereinigen, aber doch die auf: 
wärts gerichteten vorberrichen, würde in ähnlichem Sinn 
etwa in dem Fries zwiſchen Arditrav und Gebält, an 
Bogenchambranlen, zwiſchen Sturz und Berdadung ıc., 


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Fig. 216. Anthemion. 
Fig 217 endlich, mit feinem völligen Gleichgewicht zwiſchen 
abwärts u. aufwärts, am Hals eines Gießgefäßes, das 
ebenjo zum Ausgiehen als zur Einnahme bejtimmt ift, 
in dem Trochilus des ionijchen Säulenfußes, wo der Kon: 
flift zwiſchen der Laſt der Säule und dem Widerjtand der 








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NUT 


| 











ig. 217. Anthemion. 


Bafis ſich ausdrüdt, mit logifcher Berechtigung anzu: 
bringen jein. — 2. Die Schnede am ionifchen Kapitäl, 
überhaupt jede Spirale in der Ebene, 

Anthefterien, £. pl., Bacchusfejte, werden häufig als 
Reliefdargellungen angewendet, 5. B.an Theatern, Wein: 
bergshäufern ıc. 

Anthophyllit, m., frz. anthophyllite, f. jtrabliger, 


prismatiſcher Scilleripat (Miner.), ein zur Gattung 
der Hornblendegeiteine 


— Mineral, braun, mit 
glasglänzendem Bruch, Längenbruch ſtrahlig, auch blätt⸗ 
rig, an den Kanten durchſcheinend, hart, unſchmelzbar, 


giebt einen weißen Strich. Spez. Gew. 3,, „„, Hauptbeſtand⸗ 


theile Kieſelſäure, Talterde und Eifenorydul. Der blätt⸗ 


rige A. heißt auch hemiprismatiſcher Schillerfpat, Bron- 


BI», 
H A 


zit, frz. gr m. fibrolaminaire od. mẽtalloide, engl. 
 bronzite. | Wf. 


) 

Anthragit, Authrakit, m., Glanzkohle, harzloje Steins 
fohle, Kohlenblende, frz. anthracite, m., engl. blindeo 
(Miner.),derb, nur jelten kugelig, muſchliger Bruch, eiſen⸗ 
ſchwarz, mitünter bunt Pe an metallglängend, zum 
Fettglanz fich neigend, ritzt Bipsipat, ripbar durd) Kalt 
ſpat, jpez. Gew. 1,,—1,,, verbrennt an der Quft, obne 
zu Schmelzen, läßt etwas Aſche zurüd, die aus Kieſelerde, 
Thonerde u. Eijenoryd beſteht. Unterjcheidet fich von der 
Steinkohle dadurch, daß in ihm aller pflanzlicher Urſprun 
verwijcht ift, daß der Koblenitoffgebalt ein höherer iſt 


\ (00—98%/,) als in den Steinfohlen (unter 90°, Kohlen⸗ 


jtoff); icharfe Grenzen u. Unterſcheidungsmerkmale zwi⸗ 
ſchen Anthrazit u. Steinkohle exiſtiren jedoch nicht; nur 
äußerlich find beide verſchieden. In reinem Zuſtand iſt er 
völlig frei von Bitumen. Brennt nur ſchwierig, dann 
ohne Flamme und Rauch, wobei er meift in Stüde 


— ⸗ 


xrſpringt, giebt ungemeine Hißze, die der übrigen Kohlen 
übertreffend; daher gejuchtes Brennmaterial für Hohöfen, 
verlangt aber die Anwendung heißen Windes von jtarfer 
Prefiung. In größerer Menge findet ſich der. in Nord: 
amerita, England, Irland, auch ausgezeichnet in Steier— 
marf. | Wf.) 

Anthrakolit, m., Koblenhornbiende, faferiger Anthras 
zit, Faſerkohle, j. u. Steinfohle. 

Anthrakometer, n., Kohlenfäuremefjer, von Hum— 
boldt erfundenes Initrument zu Beitimmung des Kohlen— 
fäuregehalts in der Atmofphäre mittels Kalkwaſſers od. 
Kalilauge; von Gay-Luſſac und Pettenkofer, unter Ans 
wendung von Barytwafier ftatt des Kallkwaſſers, weiter 
ausgebildet u. als Kontrollmittel bei der Bentilaiton (j.d.) 
vielfad) angewendet. [ Wf.) 

Anthrax, n., lat., 1. Kohle. — 2. Nach Vitruv eine 
Ader in Gebirgen, die, röthlicher ald Eiſenoxyd, von allen 
Seiten mit röthlihem Staub umgeben, ſich zeigt, che 
man auf Bergzinnober ftößt. Man vermuthet, daß er 
rothe Mennigerde meint. 

Anthropolith, m. (Miner). So nennt man die Ber: 
fteinerungen von Menjchen u. ihren Theilen, von denen 
man vermuthet, daß fie von vorfintflutlichen Geſchlechtern 
berrübren; bis jegt noch ſehr jelten u. in Beziehung auf 
ihr Alter noch nicht feſtgeſtellt. Wf.] 

Anthropometrie, f., Lehre von der Ausmeffung und 
Abtheilung des menjhlichen Körpers nad feinen Tbeilen, 
Aufitellung gewiſſer Regeln für Verhältniſſe menjchlicher 
Statuen x. Albrecht Dürer u. Michel Angelo bei. haben 
ſolche Schemata zur Beihülfe für Maler und Bildhauer 
aufgeitellt, deren Kenntnis dem Architeften da nützlich 
werden fann, wo er Plätze für Aufftellung von Statuen, 
alſo Niſchen od. dgl., einzurichten hat. 

Antiboreum, n., lat., eine Art Sonnenuhr, bei Bitruv 
vorfommend. 

antie, antick, antique (adj.), engl., alterthümlich, 
altväterijch, lächerlich, jeltiam. Vgl. d. Art. antik. 

Autiea, f., anticum, n., lat.,vorderer Theileines Haus 
ſes, auch Borhalle eines Tempels, wenn fie zwifchen Anten 

ſ. d.) liegt. 
— —— m., frz., großes Zimmer zwiſchen Salon 
u. Kabinet. Bir Deutichen verjtehen darunter ein Heines 
red Vorgemach, Vorfäldhen. 

Antichambre, f., franz., elegantes Vorgemach, Vor: 

immer, in Häufern vornehmer — beſ. in Schlöf- 
* 2c.das Zimmer, wo die vornehmere Bedienung (Kam— 
merberren :c.) ſich aufhält und die Bejuchenden oder um 
Audienz Bittenden warten. Demgemäß muß eine A. ans 
ftändig, ja elegant fein. Sie liegt meift in der Nähe einer 
Treppe, unmittelbar zwijchen dem Borjäl u. dem Audienz- 
jälod. fonjtigen inneren Gemächern, kann aud) mit Geſell— 
ichaftsräumen in Verbindung jteben, in welchem Fall fie 
dann außer dem erwähnten noch dem Zwechk dient, als 
Rerfammlungszimmer (salle d’assemblee) der Einge— 
ladenen vor Eröffnung der eigentlichen Bejellichaft zu 
dienen. In diefem Fall müſſen zu ihren Seiten die Gars 
deroben (für Herren u. Damen getrennt) in der Art anges 
bracht fein, daß man aus dem Vorſäl in die Barderobe 
und aus diejer in die A. gelangen kann, ohne da deshalb 
eine direkte Verbindung zwiſchen Vorſal u. A. fehlt. In 
der A. müfjen große Spiegel hängen, damit diedarin War: 
tenden, ebe fie in die inneren Gemächer treten, nod) einen 
Blick auf ihre Toilette werfen fönnen. [Ms.] 

Antieour, f., frz., . Avantcour. 

Antieum (scil. vestibulum), n., lat., f. Antica. 

Antifaxa, f., italienifirt aus Antefixum (1. d.). 

Antifrietion-metal, s., engl., Zapfenlagermetall. 

antik (adj.), franz. antique, engl. antique, vom lat. 
antiquus, altertbümlid. Durd) den Gebrauch jedoch iſt 
die Benennung antitblos auf Das beſchränkt, was aus der 











131 


| 


| 


antik DR 


Beit vor Ehrifti Geburt erhalten iſt, und bej. auf die Dent- 
mäler od. Ueberbleibiel von Kunitwerten und Kunftregeln 
aus dem klaſſiſchen Altherthum, und es iſt jogar als Feh— 
ler anzufehen, wenn man etwas aus dem vorklaſſiſchen 
Alterthum, dem Mittelalter od. gar aus der Renaijjance= 
und Zopfzeit Stammendes antik nennt, wie Viele zu thun 
pflegen, die fogaroft Sadyen antik nennen, z. B. Porzellan 
gefäße, Spiegel ıc., welche kaum 40—60 Jahre alt, dabei 
auch noch geichmadlos find und höchſtens altmodijch ge= 
nannt zu werden verdienen, Mit dem Begriff antifaber 
bat ſich allmählich der Begriffdes Schönen eng verbunden, 
da man, wie eben bemerkt, diejes Wort eigentlich nur auf 
Erzeugnifie des Haffiichen Alterthums, aljo einer Beriode 
der höchſten Kunſtblüte, anwendet. Unter antikem Stil ver: 
jteht man z. B. in der Regel die Geſamtheit des griechiſchen 
u. römischen Stils, katerogen den griechifchen ; unt. antiken 
Münzen: die von Griechen und von den römiichen Karjern 
bis auf Konſtantin d. Großen geichlagenen; unter antiker 
Plafik hauptiächlich Die griechijche, wie denn iiberhaupt die 
griechiſche Kunſt als primitive viel mehr Ansprüche auf 
die Anerkennung der Nachwelt machen kann als ihre Nach— 
folgerin, die römiſche Kunſt, die nicht nur ſekundär, ſon— 
dern in vielen Stücken lediglich als Nachahmerin der grie— 
chiſchen auftritt. 

Antike, f. 1. Die Antike nennt man die Kunſtperiode 
der Griechen und Römer. — 2. Eine Antife aber nennt 
man zunächit die von den Griechen und Römern uns 
binterlafjenen Darjtellungen des Yebendigen in Statuen, 
Reliefs und Mofailen, im weiteren Sinn aber alle Er: 
zeugnifie der bildenden Künfte bei Griechen u. Römern. 
Die Griechen waren, vermöge ihres Nationaldyaratters, 
der jie umgebenden Natur, der Regierungsform ihres 
Staates umd der menſchlich ausgebildeten Form ihrer 
Mythologie, mehr als jedes andere Bolf geeignet, die Dar— 
jtellungen ihrer Bottheit als allgemein verjtändliche, nicht 
individuell, jondern national aufgefahte u. mit edler Be— 
deutjamfeit durchgebildete Kunstwerke zu gejtalten, welche 
die Natur nicht ſtlaviſch nachäfften, fondern ideal, geistig 
nachbildeten und aljo hauptjächlich durch Grazie und Ans 
mutb, weniger auf den Verſtand als auf das Gefühl des 
Menjcen, weniger ergreifend als angenehm wirkten, in: 
dem fie nicht in der Erhabenbeit des Gedankens, nicht in 
der Berdeutlihung einer fittlichen Tendenz, fondern in 
der Rollendung der Form ihre Hauptaufgabe fuchten. 
Dadurd mußten diefe Werke natürlich für alle Menichen 
auch bei den verjchiedenjten Anfichten, Sittlichkeitsgrunds 
fügen, Welt: und Glaubensanſchauungen immer jchön 
bleiben, u. jo fam es denn, daß da, two man Antiten kannte, 
man fie auch immer jchäßte, wenn nicht gerade wilder 
Glaubensfanatismus Veranlafjung gab, die antiken 
Statuen wegen der durd) fie dargeſtellten beidnifchen Göt— 
ter zu zertrümmern; vom 4. bis in das 12, Jahrhundert 
wurden in Italien vielfach; antite Reliefs xc., durch ange- 
brachte Inſchriften chriftlich gedeutet, wieder angewendet, 
4. B. eine Ceres zur Maria gemacht xc. Eine reine Wür— 
digung diejer Denkmale alter Kunſtblüte wurde zuerjt 
im 14. und 15 Jahrb. in Ztalien gewedt und beim Auf- 
treten der Renaiffance (f. d.) weiter verbreitet u. genährt, 
und die jchärfere Betrachtung derjelben führte zu Er- 
hebung der Ardyäologie (f. d.) auf die Stufe einer beſon— 
deren Wiſſenſchaft. Seitdem beit die Gejamtbeit der 
bildenden Kunſt der Alten die Antike, 

Das Studium der Antife trug erfreuliche Früchte da, 
wo 08 zu wahrem Berftändnis der Antike und demgemäß 
zu zeit⸗ u. ortögemäßer, volfsthümlicher Anwendung der 
ewig wahren Grundſäßtze der Aeſthetik in analoger Reife 
führte, wie die Alten diejelbe angewendet hatten; uner: 
freuliche, ja höchſt traurige da, tvo man die Ergebnifje die: 
jer Grundjäge, wie man fie an Antifen vorjand, genau 
ebenjo wieder anwenden wollte; zu noch traurigeren da, 
wo man an den Ergebnifjen äußerlich änderte, um jie den 

17° 





Antikaglien 132 Antikenerkennung 
veränderten Bedürfnijien anzupafien, ohne die Grundſätze, Weichen, Kniekehlen 2c., ziemlich dick mit Koth bededt, oder 
aus denen jie entitanden, nur im geringiten zu ahnen, viel | der ebenfalld oft verrätheriichen Extremitäten, Hände, 
weniger zu veriteben. So entitanden oft, troß redlichjten | Füße ꝛc., beraubt, jo daß in diejer Beziehung ein Er— 
Strebeng, die traurigsten Werte, während auch mand)es | fennen der Verfälſchung nur Dem möglic ift, welcher durch 
wahrhaft SchönediefemStreben jeinen Urſprung verdanft. | langjährige Bekanntſchaft mit Antilen fid) in ihre Form 
Näheres über diefeverichiedenen Beftrebungenj. ind. Art. | total eingelebt hat. Für Andere find jedenfalls techniſche 
Renaiſſance-, Baroditil, Zopf-u. Amperialitil; aber auch | Ertennungszeichen viel zuverläjfiger. Wir wollen die hier 
in unjerem Jahrb. hat man fich vielfach beftrebt, die Antite | anzuführenden durchaus nicht als ganz untrüglich und 





wieder ins Leben zu rufen, gejtügt auf die glänzenden Re— 
jultate umfafjender Forichungen über den Kunjtzuitand 
der Alten. Nicht zu leugnen iſt, daß viele diefer Erzeugnifie 
in ihrer Form ganz schön find; aber iſt diesdie einzige An— 
forderung, die wir an ein Kunſtwerk jtellen? Der Deutiche 
ift fein Grieche, er verlangt nicht blos Schöne Form, jondern 
auch logijche Herausbildung derjelben aus der Aufgabe, 
bei. bei Erzeugniffen der Architektur. Das Bauwert joll, 
das verlangen wir jebt, nicht blos ſich jelbit genügen, jon= 
dern es joll uns genügen, unferer Weltanſchauung ſich 
fügen, nicht blos unjer Auge befriedigen, ſondern aud) 
unjerm Verſtand und Gefühl zufagen. Unjere Weltan: 
jhauung aber und unjer Gefühl, an romantischen Fdeen 
groß gezogen, unjer Selbjtbewuhtfein, durch die ungeheus 
ren Fortſchritte unſerer Technik u. Politif genährt, trägt 
uns weit über die enge Anſchauungsweiſe und das zwar 
edle, aber beſchränkende Mä der Griechen hinaus ins Un— 
endliche, u. diejellmjtände haben denSinn für dasPlaſtiſch— 
Regelmäßige zurüdgedrängtu.ein unabweisbares Bedürf— 
nis nad) feden, fühnen, leichten, fajt förperlojen, alſo ſtreng 
genommen unplaftiichen Formen u. nad) lebhaftem Far: 
benjchmud erzeugt. Wie fann da das antike Kunſtwerk 
mit jeiner Rube u. Strenge für uns noch ausreichen? Die 
Antife ift uns deshalb immer nicht entbehrlich; fein Zeit- 
alter wird jich ganz von ihr losfagen fünnen; aber mit 
blojer Nahahmung derjelben ift ung wenig gedient; ſ. d. 
Art. Aeſthetik u. Baustil. [Ms.)] 

Antikaglien, f., pl., frz. antiquailles, f. pl., lat. anti- 
qualia, n. pl., Heine, für die Gejchichte der Architektur 
weniger als für die allgemeine Kunſtgeſchichte, ja oft nur 
für Die Kulturgeſchichte wichtige Alterthümer, 5. B. Waf- 
fenbruchjtüde, Wertzeuge, Heine Gefäße, Knochenüberreſte 
u. dgl. aus Gräbern x. Man darf die Wichtigfeit der U. 
für die Geſchichte der Baukunſt nicht gar zu niedrig ans 
ſchlagen, denn ſehr oft lafjen gerade joldye scheinbare Klei— 
nigfeiten einen tiefen Blid in das Kulturleben, in Sitten 
u. Bebräude längft untergegangener Bölter thun u. da= 
durd) auf Entjtchung von Bauformen jchliegen. Manche 
gebrauchen das Wort A. fir Antiquität (j. d.), Andere 
jogar für alle Alterthümer, die nicht der Haffischen Antite 
angehören. Andere dehnen es jelbjt auf Münzen und ges 
jchnittene Steine aus, doch ift alle joldhe Anwendung zu 
verwerfen, weil eigentlich mit der Benennung A. gewifier: 
mahen der Begriff von etwas Geringem, weniger Schätz— 
barem verbunden ijt. [Ms.] 

Antikenerkennung, f. Bei dem hohen Werth, den die 
Antiken an ſich jelbit haben, und bei dem Umijtand, daß 
viele Leute ſich Antiten anichaffen wollen, die eigentlid) 
nichts von der Kunſt verjtehen, giebt es, bei. in Italien, 
doc; auch in Deutjchland xc., eine Menge Leute, die jchein- 
bare Antifen anfertigen, theils durch Nachahmung oder 
Abgießen alter Sachen, theils durch YFabriziren ganz 
neuer, die dann in den Schlamm des Meeres, eines 
Fluſſes oder einer Kloake auf einige Zeit gejtedt oder mit 
Säuren bearbeitet werden, jodaß fie alt ericheinen. Durch 
ſolche nachgemachte Alterthiimer ift nun ſchon Mancher 


um ſein Geld gebracht worden, der ſie nicht von den echten 


zu unterſcheiden vermocht hat. Dieſe Unterſcheidung auf 
die Form begründen zu wollen, iſt unthunlich; manche ſind 
nämlich in dieſer Beziehung ganz ſtlaviſch treu nad) anti— 
fem Borbild gearbeitet; andere, weniger treu nachgeahmt, 
gerade an den verrätheriichen Stellen, wo man die Mängel 
entdeden fünnte, z. B. an gefnidten Gewandfalten, in den 


‚allein richtig hinjtellen, verbürgen auch feine Bollftändigs 
feit für alle Fälle, fondern geben eben nur Das, was ung 
jelbjt die Erfahrung gelehrt. 
Bei Marmorarbeiten, die denn doch in der Regel 
etwas größer und auch ſehr oft ſchon verjtümmelt find, 
wird ſich stets irgend ein Plätzchen ausfindig machen laſſen, 
wo man ohne Schaden für die Form ein Stüdchen abbre= 
den fann; geht nun da die äußere jcheinbar oder wirklich 
durch das Alter hervorgebrachte Veränderung der farbe, 
| Dichtigkeit zc. nicht weiter al$6 mm. hinein in den Körper, 
joliegt eine Verſälſchung vor; weiter hinein wirdficd dann 
auch die urfprüngliche Formation nach Kern, Farbe x. 
des Steins erhalten haben, wie er aus dein Bruch fam. 
Da num die Brüche, aus denen die Alten ihren Marmor 
‚ bezogen, zum größten, bei weitem überwiegenden Theil 
verfallen od. jonjt unbrauchbar und unzugänglic find, 
jo ift der antite Marmor, das heit der zu den Antifen 
berivendete, jegt nidyt mehr zu haben, u. man fann an der 

ı Struftur des Steins dann jofort die Berfälichung erlen— 
nen. Die Kennzeichen der antifen Marmorarten j. u. d. 
Art. Marmor. 


Terracotten unterfucht man ebenfalld durch Ab— 
brödeln eines Heinen Theils auf ihre Berfälfhung; die 
alten find bei weitem feinförniger und auf dem Bruch 
feuriger roth als die neuen; beim Feilen befommt die 
antike Terracotte Glanz, die neue wird rauh und feilt 
jich leichter. Die Glätte der alten Terracotte ähnelt mehr 

| der Blätte von mattgejchliffenem u. unpolirtem Marmor 
oder Metall, die der neuen iſt lackähnlich oder fie find gar 
\ nicht geglättet. Bei den rothen u. ſchwarzbemalten iſt die 
‚ Erkennung der Berfälfhung noch leichter. Beide, alte u. 
neue, haben oft Heine Fehler in der Zeichnung, in der 
Orthographie zc., bei den neuen aber jpielen dieje Febler 
ins Steife und Ungrazidfe, bei den Alten tragen fie in der 
Negel das Bepräge der Nachläſſigleitsfehler, die bei neuen 
nur jelten vorfommen; bei neuen ift häufig ein Kontour 
falſch eingerigt, fehlt aber jelten ſtückweiſe oder ganz, was 
bei alten jehr häufig vortommt. Das Schwarz ift bei neuen 
oft etwas bläulicher als bei alten, wo es bef. nad) den 
Winkeln hin ins Bräunliche überjpielt. Dabei trägt die 
antife Schwarze Farbe gar nicht auf, die neuere bildet eine 
allerdings mandmal ganz unbedeutende Erhöhung; die 
eingerigten Kontouren find auf alten Gefäßen meijt erit 
nad) Einbrennen der ſchwarzen Farbe gemacht und, wie 
es jcheint, mit einem vorn rundlihen Inſtrument. Bei 
nachgeahmten haben wir oft gefunden, daß ein ſpitzes In— 
ſtrument dazu benugßt, aud) bier und da unficher geführt 
‚worden war; manchmal war aud) das ganze Gefäß durch 
direltes Abformen eines antiken erhalten und der vertiefte 
| Kontour aljo ſchon vor dem Brennen vorhanden geweien, 
ſo daß die ſchwarze Farbe ſich hier u. da hineingezogen hatte, 

Ein Tröpfhen Gummiarabicum-Auflöſung, auf ein 

neues Gefäß gebracht und jchnell getrodnet, bringt die 
| Abblätterung eines feinen Thonhäutchens hervor, bei alten 
nicht. Die hellen Terracotten betr., find die alten in der 
Regel dichter und feinförniger als neue, 

Die Stuffogegenstände der Alten findetwasgrauer 
und grobförniger als die neueren; fie jcheinen den Gips 
mit Fluß⸗ oder Meerjand vermijcht zu haben. 

Die Bronzen jind leicht durch den Grad ihrer Oxy— 








dation zu erfennen; eine langjam, durd) Zeit und Waſſer 
orydirte Bronze jicht ganz anders aus als eine durch 











Bronze und Batina. [Ms.) 

Antikenkabinet, n., Aulikenfammlung, f., Sammlung 
von antiken plaftiichen Kunſtwerken, zu unterjcheiden von 
Altertbumsfammlung, die Alterthümer der verſchiedenſten 
Perioden enthalten kann; da die Antiken jelten ganz uns 
verlegt, meist etwas verftümmelt, verwittert od. jonjt wie 
des eleganten Neuanfehens beraubt jind, jo muß man die 
Räume, in denen man fie aufitellen will, fo einrichten, daß 
die Antifen in ihrer Wirkung nicht beeinträchtigt, fondern 
vielmehr unterftügt werden. Zuvörderjt gebe man ihnen 
Oberlicht od. wenigitens hohes Seitenlicht, für alle pla= 
ftiichen Kunſtwerke das beſte; ferner male man die Wände 
ziemlich dunfel, um das gewöhnlich etwas jchmußige 
Weiß des alten Marmors ꝛc. zu heben, und gebe ihnen 
eine jolche Farbe, die einen warmen Refler auf die Sta— 
tuen bervorbringt ; endlich deforire man fie ganz einfach. 
ichlicht, damit man nicht durch das Wohlgefallen an den 
Dekorationen von der Beichauung der Antiten abgezogen 
werde. Noch mehr gilt dies von jolchen Lokalen, wo Ko— 
pien von Antifen in Gips aufgeftellt werden follen, weil 
Gips ein in feiner Wirkung viel befcheideneres Material 
ift als Marmor; doch dürfen dabei die Räume nicht dürf— 
tig erſcheinen, fie müflen große, angenehme, frei und ers 
haben wirkende Berhältmijie haben, brauchen auch nicht 
geradezu ganz ſchmucklos zu jein; auch müſſen bier u. da 
Niſchen, Hallen oder andere derartige Partien angebradht 
werden, je nach den vorhandenen Figuren, die etiwa eine 
foldhe oder andere bejondere Aufitellung verlangen. Als 
Mufter in Bezug auf Aufitellung kann die Sammlung 
im Batifan, in Berg auf Beleuchtung die Glyptothek in 
München gelten; in Bezug auf Dekoration hat eigentlich 
noch feine der uns befannten Antitenfammlungen das 
rechte Mäkinnegebalten, am richtigiten abgewogen jcheint 
uns die Deforation im Antifenlabinet in Dresden. [Ms.] 

antikifirend, adj., engl. semiclassical, der Antifetheils 
weis nachgebildet, antifer Form zuneigend, namentlid) 
von Simägliedern, Kapitälen ıc. gebraucht. 

Antikleis, Antikleidron, n. (gried.), Nachſchlüſſel. 

Antiklinallinie, f. (Bergb.), d. i. die Linie, in welcher 
zwei fich gegen einander neigende Schichtenreihen von Ges 
birgsarten dadj= oder jattelartig zuiammentreffen; fie 
deutet die Richtung der Hebungslinie an. Für muldens 
förmige Bildungen entipricht ihr die Syntlinallinie; 
j. d. Art fteigen und fallen. 

Antimon, Antimonium, n., Spießglanmetall, Stibium 
(dem. Zeichen, Sb.), frg.antimoine, m., engl. antimony, 
Name von av: und moine, weil, der Sage nad), in einem 
frz. Kloſter die Mönche durch zu häufigen Genuß desfelben, 
um fett zu werden, ausjtarben, wirdjelten, in Deutichland 

u Undreasberg am Harz, gediegen gefunden. Es ijt jehr 
— ſchmilzt bei mäßiger Rothglühhitze und verdampft 
bald bei höherer Temperatur; ſpez. Gew.—6,. Das wich⸗ 
tigſte Antimonerz, der Anfimonglan;, Grauſpießglanz— 
erz, Schwefelantimon, frz. antimoine m. sulfuré, 
engl. grey antimone-ore, sulphuret of antimony, 
fommt nur jelten Eryjtallifirt vor und dann als gerade 
rhombiſche Säule; derbe Mailen u. eingeiprengt ; Befüge 
blättrig ins Strablige; Brud) uneben, körnig, ritzt Talt, 
rigbar durd Kaltjpat. Spez. Gew. — 4,,; ftahl- und 
bleigrau, metallijch glänzend, zuweilen bunt angelaufen, 
ſchmilzt leicht, verflüchtigt fich leicht, iſt in erhitzter Salz: 
jäure lösbar, bejteht aus 72,,, Antimon u. 27,,, Schwe—⸗ 
fel; aus ihm bilden ſich Antimonblüte, auch Wei hi pieß— 
glanzerz gen., frz. antimoine m. oxydé, engl. white 
antimony, antimony-bloom, weiß, perimutterglängend, 
und Antimonblende, Roth-Spießglanzerz, kirſchroth, dia= 
mantqalänzend, und Antimouoder, erdig, gelb ins Grüne 
und Braune, matt. Zu Gewinnung des Antimonmetalls 
wird bei. das inder Naturfich findende Grauſpießglanzerz 
(dreifady Schwefelantimon) benußt. Die Scheidung diejes 


133 


— — — — — 





Antimon ü 





Erzes aus anderen Erzen u. die Trenmung von der Gang= 


art u. anderen Beimengungen geſchieht im großen durch 
Saigerungim Saigerofen (i. Sig. 210). Das raus 
ſpießglanzerz jchmilzt leicht und kann infolge dejien bes 
quem durch Ausjchmelzung rein gewonnen werden. Das 
robe Erz mit all jeinen Beimengungen fommt in die aus 
Thon gebrannten Röhren R, wovon vier in einem Ofen 
befindlich find, deren obere Theile ſich etwas koniſch erwei— 
tern. Diefe Röhren ſtehen zwiſchen drei Roſten S auf 
Thonplatten T, welche durch die Mauern M unterjtüßt 
werden. Die Thonplatten befigen in der Mitte eine Off⸗ 
nung zum Abfluß des geſchmolzenen Schwefelantimons. 
Bwijchen den Mauern M find unter den Öffnungen der 
Thonplatten die Gefäße G aufgeitellt, in welchen fich das 











—— 








Fig. 218, Antimonſaigerofen. 


abſaigernde Schwefelantimon ſammeln läßt; dieſe Gefäße 
laſſen ſich auf einem Schlitten in den Ofen fahren. Dem 
Gewölbe des Ofens giebt man oben vier Öffnungen, durch 
welche die Mündungen der Röhren gehen. Bei Z it an 
den Seiten der Zugang zu den Röhren ermöglicht. Indem 
das Feuer die Röhren bis zum oberjten Rand der Mün— 
dungen, welche während des Prozeſſes mit Thonplatten P 
verſchloſſen find, jo weit erhitzt, daß alles Schwefelantis 
mon fchmilzt, gewinnt man nad) ca. 3 Stunden alles Ge⸗ 
ichmolzene in den Gefäßen G und füllt nach Entfernung 
des Rückſtandes die Röhren frifch. Aus dem jo erhaltenen 
Schwefelantimon, Rohſpießglanz, antimonium crudum 
des Handels, gewinnt man das A.entweder durd Röjten 
des Rohſpießglanzes und Reduktion des erhaltenen Anti» 
monormds mit Noble, oder durch Zerlegung des Schweiel- 
antimons mit feinzertheiltem metalliichen Eifen, unter 
Zuſatz von jchwefeljaurem Natron (Slauberjalz) u. Kohle 
in der Rotbalübbige. [ Wf.] 

Der rohe Antimonglan; (antimonium erudum, dreifad) 
Schwefelantimon) dient zu Reinigung des Goldes und 
twird in der Feuerwerlskunſt gebraucht. Andere Antimon= 
erze find das Antimonfahler; oder Schwarzgültigerz, frz. 
cuivre gris antimonifere, engl. antimonial grey cop- 
per, der Antimonnicelglan;, irz. antimoine sulfurd nicke- 
lifere, engl. nickel-stibine. Das Antimonmetall dient, 
mit Zinn, Blei u. dgl. verjept, zu Gußwären, 5. B. Löffeln, 
Bechern, ſog. Britanniametall (90 Zinn u. 10 Antimon), 
Lettern, Lagern an Lokomotiven und Eifenbahnwagen x. 





— 1 


Antwerk 
Slasflüffe Laffen fich durch einen Jujaß v. A. bochgelb färz | 








Antiphonos (avripmvog, entgegentönend), griechiſche 
ben, auch dient es in der Porzellanmalerei u. bei Glaſuren. Benennung für die ſchallgebenden Orte (antichuntes) 


Antimonafdye, f., das Produft der Röſtung des ges 
pulverten Schwefelantimons (antimonium erudum). 

Antimonblei, n., frz. plomb m. aigre, engl. slag- 
lead, j. Hartblei. 

Antimonbutter, f., Spickglanzbutter, f., eine konzentr. 
Auflöjung von Antimondlorid in wäjleriger Salziäure; 
fie färbt das Eifen bei Berührung grünlich und dient da— 
ber zum Bronziren des Eiſens. 

Antimondlorid, n., eine kryſtalliniſche Maſſe, durch 
Behandeln von metall. Antimon oder Schwefelantimon 
mit Salzjäure, unter allmäblichen Zufaß von Salpeter: 
fäure, Abrauchen der freien Salzjäure u. Dejtillation der 
übrigbleibenden Flüſſigkeit erhalten, ſchmilzt bei 72° zu 
ölartiger Flüffigkeit, welche bei ca. 200° kocht. 

Antimongelb, n., zwiichen Ehromgelb u. Neapelgelb, 
Niederichlag aus einer Löſung von 1 Volumen falzjaus 
rem Antimonoryd, in 20 Bol. Quereitronabjud; kann mit 
ÖL oder Waffer verbraucht werden. 

Antimonscer, m., Spichglauzoder, m., erdiges Antis 
monoryd, j. unter Antimon. 

Antimonoryd, n., antimonium s. Stibium oxyda- 
tum, entjtcht beim Erhigen von Antimon an der Luft als 
weihes Pulver; e8 ijt eine Verbindung von 1 Aeq. Ans 
timon mit 3 Meg. Sauerftoff. Mit Säuren giebt das Anz 
timonoyyd die Antimonorydialze. | WF.) 

Antimonperfulfid, n., Ipießglanzfcwefel, m., ſ. Gold» 
jchwefel. [ W-f.| 

Antimonroth, n., bereitet man ähnlich dem Antimon— 
gelb (j. d.), nur daß jtatt des Quereitron Sapan odrr 
Limarothholz angewendet wird. 

Antimonfäure, f., frz. acide m. antimonique, engl. 
antimonie acid, acidum stibicum, eine Verbindung von 
1 Meg. Antimon mit 5 Aeq. Sauerftoff, welche bei Oxy— 
dation des Antimons mit Salpeterfäure entiteht. Die N. 
bifdet mit Bajen, Kali, Natron ꝛc. Salze. | Wf.) 

Antimonfhwarz, n., feinzertbeiltcd metalliiches An— 
timon, fann durd) Füllen mittels Zinls aus Antimon= 
jalzen erhalten werden, fommt im Handel unter dem Na— 
men Eiſenſchwarz vor, dient zum Bronziren von Gips: 
gegenständen, die dadurch täujchend das Anſehen von 
blanfem grauen Gußeiſen befommen. 

Antimonfulfid, n., ſ. v. w. Antimonglanz, ſ. Antimon. 

Antimonviolett, n., eine ſchöne violette Yadfarbe er— 
giebt eine Miſchung aus 1 Bol. jalzjaurem Antimonoryd 
von 33° B. und 12 Bol, Blauholzbrühe von 4,,° B. 

Antimonweiß, n., wird in der Olmalerei verwendet u. 
hat mandje Vorzüge vor dem Bleiweiß. 

Antimonzinnober, m., fr}. cinabre m. antimonial, 
engl. antimonial cinnabar, Berbindung v. Schwefelanti= 
mon mit Antimonoryd, welche man als zartes farmejin= 
rothes Pulver von jammetartigem Ausſehen erhält, wenn 
man 60 Th. unterſchwefligſaures Natron auf50 Th. Anti- 
mondlorid u. 500 Th. Waſſer einwirken läßt. Der A. ift 
als Ol, Leim⸗ u. Rafferfarbe braudybar; nicht für Waſſer— 
glasmalerei, weil er durch Alfalien zerjtört wird. | Wf.] 

Antipendienftreifen, m., . Altarbefleidung 2. 

Antipendium, n., lat., beffer antependium, frj.nappe 


und die Schallgefähe (echea) in den Theatern der Alten; 
ſ. d. Art. Akuſtik und Echeion. 

Antipodium,n.lat,,anChorjtühlen ſ.v.w. Miſericordia. 

Antiporta, f., lat., frz. avant-porte, ſ. Diathyron. 

Antiportiecus, f., lat., Borhalle, bei. in dem Sinn als 
äußerjte, vorderite Vorballe, 5. B. bei den Baſiliken, vor 
dem Eingang des Atriums gelegen; in der Regel Hein u. 
ſchmal. Bal. Propylaeum. 

Antiquität, f. Sowerden meijtdiejenigen Alterthümer 
genannt, welche weder aus dem klaſſiſchen noch vorklaffi: 
ichen Nltertyum, jondern aus Mittelalter oder neuerer 
Zeit jtammen, wenn fie nur über 50 Jahre alt find; j. d. 
Art. antif und Antikaglie. 

antiquum opus oder incertum opus, n., lat., hieß bei 
den Alten, nach Bitruv, das gewöhnliche Bruchiteinmauer: 
werk aus unregelmäßigen Stüden, ohne Rüdjicht auf 
Schichten. 

antiquus numerus, ın., lat., ſ. numerus perfectus. 

Antisalle, f., frz., Säl in Baläften, zu Ceremonien be- 
ftimmt und vor dem Thronfäl liegend. 

antiseptique, frj., engl. antiseptie, adj., auch als 
subst. gebraucht, Fäulniß verhindernd. 

Antisollum, m., lat., ſ. avantseuil. 

Antithyros, m., gried., Seite oder Platz der Thüre 
gegenüber, auch gleich Amphithyron (ſ. d.). 

Antitypus, m., frj. antitype, ſ. Typus. 

Antlaterion, n., griech. avränmipeov, Schöpfeimer. 

Antlium, n., lat., griech. aveAlov (plur. antlia, auch 
haustrum, tolleno), Schöpfmajcine, Pumpe, Wajjerbeb: 
majchine (j. d.). 

Anteit, m., f3.(Schiffb.), Treibbolzen zum Antreiben 
der Blanten. 

Antoniuskreus, n., Cankren;, frz. croix de St. An- 
toine, potence, bequille, f., tau, m., engl. egyptian 
cross, St. Anthony’s cross, tace, lat. crux commissa, 
auc äghpptiiches Kreuz genannt, hat feinen Oberarm, 
jondern nur einen Stamm mit Querarm, alſo ungefähr 
die Geſtalt eines T. 

antragen, at. 3., 1. frz. appliquer, engl. to apply, 
ſ. v. w. auftragen, bei. Bupfalt. frz. ze —&* 
erſte Schicht für den Putz an eine Wand antragen, auch 
anbringen, auftragen, anwerſen ꝛe. — 2. (Bergb) die ver— 
fertigte — an den gehörigen Ort bringen und zus 
jammenfügen. 

Antreibeholz,n. (Schmel;b.), das zuerſt auf den Treib- 
berd (f. d.) gebrachte und angezündete Holz. 

antreiben, 1. akt. 3., in Hütten das Werk auf dem 
Treibherd in Fluß bringen. — 2. frz. chasser, engl. to 
drive, an etwas ſtraff anſchlagen, 3. B. Planken ans 
Schiffsgerippe; einen Reifen am Faß weiter nad) defien 
ftärfiter Stelle hintreiben, daß er jtraffer figt. — 3. Vom 
Waſſer, etwas Schwimmendes, z.B. Holz, an das Ufer an 
ſpülen. — 4. paſſ. 3., durch flichendes Waſſer an etwas 
Feſtes angeſpült werden, z. B. Eis treibt an die Brüde an. 

Antreiber, m.,auf dem Oberharz die jtärffte Art Treib: 
holz auf den Flüſſen; ſ. antreiben 3. 

Antritt, m., 1. an mandıen Orten der Vorfäl. — 


‚ f. d’autel, engl. frontal eloth, gejtidter, gewirtter od. ges | 2. Der untere Anfang einer Treppe. — 3. Die Border: 

webter Zierbehang für die Vorderſeite des Altars zum fläche, auch die ſenkrechte Höhe einer Stufe, im Gegenjaß 

Schuß oder an Stelle des Frontale; nicht mit Frontale zu | von Auftritt; richtiger als Antritt ift: Steigung od. Stu: 

verwechjeln. Behufs bequemeren Handhabens u. zu Ver⸗ fenböbe. — 4. Der angetretene, fejtgetretene Koth auf Fuß— 

meidung des die Stiderei leicht befchädigenden Faltens böden, Treppenftufen. 

wurden foitbare Antipendien oft auf Rahmen geſpannt | Antrittsfufe, f., die unterite Stufe einer Treppe; |. d. 

und biegen dann auch wohl tabula acupietilis. Dadurd | Art. Anfangsitufe, Bloditufe und Treppe. 

bat ſich der Mißbrauch eingenijtet, aud) minder foftbare | antufchen, att. 3., 1. mit Tuſche anfegen, die Schatten 

Antipendien aufzuipannen. Näheres f. in M. M. a. W. | an einer Facade x. — 2. Ueberhaupt mit Tuſche anitreis 
Antiphonarium tabulatum, rm., lat., die zur Auf- | hen oder untermalen. 

führung der Wechjelgejänge (antiphonia) dienende Sän-| Antwerk, n., wetterauifcher Provinzialismus für 

gerbühne in römisch- und griechifd;-tatholifchen Kirchen. ! Handwerk, altd. auch fiir Kriegsmajcinen. 


Antwerpener lau 135 Apatit 


— © 


Antwerpener Blau, n., frz. bleu m. d’Anvers, ein | jojort bei Nbjchlichung des Kauf: od. Kieferungstontrattes 

Mineralblau, unterjcheidet jich vom Berliner Blau (j.d.) | geleijtet wird. 

durch weniger dunkle Färbung, infolge feines größeren | anzapfen, aft. 3., mittels eines Zapfens befeftigen; 

Thonerdegehaltes; wird als Oelfarbe u. Yeimfarbe benußt | j. Zapfen. 

und, gleich allem Mineralblau, häufig durch, weiße Erden, | anzeichnen, akt 3., frz. marquer, munir de reperes, 

die mit Kupferoxyden, mit Indigo oder Blauholz gefärbt | etablır, engl. to mark, to mark out, to settle, ſ. v. w. 

find, verfälicht. anjchreiben, anfreiden, 3. B. einen Stein a., j. zeichnen; ein 
Anvil,s.,engl.der Amboß (j.d.). — Anvil-beak, s.,das Zapfenloch a., ſ. vorzeichnen; Bäume a., als zu fällende 























Amboßhorn. — Anvil-block, der Amboßſtock. — Anvil- | bezeichnen. 
einder, s., die Stochſchlacke ıc., |. d. betr. Art. Ansiegel, m., j. v. w. Ortziegel. 

Anwadjs, m., Vergrößerung eines Uſers durch An- Amziehbolsen, m., Anzicheifen, n., 1. (Supferichm.) eifer- 
fpülung von Borland. ner Stahl mit vierfantiger Vertiefung an dem einen Ende, 


Anwarhjfung, f., frz. saillie, ital. spiecatura, fat. cre- | zum Anziehen der eingeſchlagenen kupfernen Nägel. — 
pido, f., aud) Vorſtechung, j. v. w. Ausladung (j. d.). 2, Ein Theil der Drehbant (j. d.). 
Auwachſungsrecht, n., |. Acerescendi jus. anziehen, alt. 3., zu zichen anfangen, 1. ein Seil ans 
Anwägehols, n., Anweghol;, n., 1. ſ. v. m. AUngemwäge | zieben, frz. bröler un cordage, engl. to woold, to rack 
(ſ. d.). — 2. Die zwei ftarfen Hölzer, in welche das Kreuz | with a woolding stick, ſtraff anfpannen, meijt durch 
über einem Bergſchacht gehängt wird. Rödelung. — 2. frz. prendre, engl. to put on, to take; 
Anwallung, f., j. vd. w. Anjtärkung; j. übr. Wall. ein Bohrer, ein Nagel oder eine Schraube zieht an (frz. 
Anwand, f., 1. ſ. v. w. Grenzwand od. auch Grenzweg, le clou prend), d. h. bringt die beiden durch diefelbe zu 
Rain xc. — 2. Stelle, wo die Pflüge ummwenden. — 3. Fla- verbindenden Körper einander näher, tbut feine Schuldig- 
cher, jegmentförnig profilirter Schutzdamm. — 4. Flache | feit. Daher aud) von Hammerjchlägen gebräuchlich, die 
Böſchung. gehörig wirken. — 3. frz. prendre, engl.to hold well, to 
anwärmen, alt. 3., 1. frz. chauffer, engl. to heat, da$ | cement well, der Mörtel zieht an, wenn jein Wafjer in 
Eiſen vordemeigentlihenErbipen. — 2. Einen Hohofen :c., | rihtigem Mäß in die Steine einzieht und man voraus— 
frz. fumer, engl. to heat, to dry, ſ. anfeuern. feßen fann, daß der Mörtel Verbindung mit dem Stein 
anwehren, aft. 3., j. v. w. anftauen, j. Wehr. eingebe. Dieſes U. darf weder zu rajch noch zu langſam 
Anweifegeld, n., od. Itamıngeld, n., Bergütung, welche | erfolgen; erfolgt es zu raſch, d. h. jaugen die Steine das 
der Förſter für das Anweiſen des aus dem Wald gekauften | Waſſer zu begierig ausdem Mörtel auf, jo brödelt derſelbe 
. befommt; bei Berechnen der Holzpreife in einem | leicht ab; erfolgt es zu langjam, fo find entweder die Steine 
ojtenanichlag nicht zu vergeſſen. zu naß oder der Mörtel zu dünn; bei erjterer Urſache wird 
anweißen, alt. 3., weiß anſtreichen; ſ. d. Urt. weißen. | der Buß leicht hohl, bei letzterer riffig, trodnet auch zu 
Anwellbisk, m., Anwelle, f., in Bergb. aud) Anwald, | langjam, und dod) muß er angezogen haben, ehe man ihn 





£., pl. Anwäld, j. Angewäge. weiter bearbeiten darf; ſ. übr. d. Art. Kalt. — 4. (Bergb.) 
Anwelldrube, f. (Mühlb.), das Holz, worauf die Rad⸗ die Pfändkeile a., frz. saisir, engl. to drive, j. v. w. ſchür— 
welle mit dem äufern Zapfen in der Nadjiube ruht. fer antreiben. — 5. (Forſtw.) die Wunden angerijiener 
Anwellfiork, m., das Holz, worauf die Radwelle mit | Bäume auffriihen, um den Abfluß des Harzes zu bes 
dem nach der Mühle zugetehrten Zapfen ruht. fchleunigen. 
anwerfen, alt. 3., |. bewerfen und antragen 1. Anziehfchlüffel, m., j. Schraubenicjlüfjel. 
Anwerfſchloß, n., j. v. w. Vorlegeſchloß. Anziehung, f., 1. phyſ. Ausichungskraft, ſ. Adhäfion 


anwifchen, alt. 3., mit Kreide oder Ktohlenftaub und | und Kobäfion, Kapillarität u. Attraftionstraft. [v. Wgr.) 
dem Wifcher (j.d.) anfangen, die Schatten auf einer Zeich⸗ — 2. Chemijche Anzichungskraft, j. d. Art. Verwandtſchaft, 


nung anzulegen. demijche. [ Wf.] 

anwittern, neutr. 3., 1. anfangen zu verwittern. —| Anzucht, f.,1. Abzucht, Agezudıt, ſchmaler Raum zwifchen 
2. In Bergwerten, als Witterung, Dampf ſich anlegen u. | zwei Gebäuden, Abzugsrinnen ꝛc. hineinzulegen, über- 
fryitallijiren, z. B. angewittertes Erz. haupt das Regenwajjer 2c. hindurd) zu leiten. — 2. (Hüt= 

Anwölber, m., j. Anjangsitein 1. tenw.) ſ. d. Art. Abzucht. [St.] 

Anwudjs, m. (Forſtw.), junges Holz, Unkraut ze. Anzug, m., 1. ſ. v. w. Anzucht (j.d.). — 2. Syitem zum 


Anwurf, m., 1. auch Sprihwurf, Bcwurf, Rauhpub,Berapp, | Hinzufluß des Wafjers dienender Schleufen. — 3. Für 
Rappuh, fr}. jet de chaux, crepi, m., engl. coarse plai- | Zichband. — 4. (Hupferichm. u. Klempner) ſ. v. w. Niete, 
ster, rough plastering, grober Ruß, der blos mit der| Anzugsmeißel, m., Werkzeug der Kupferjchmiede und 
Kelle angeworfen wird, ohne ihn breit zu reiben. Auch die | Klempner zum Anziehen der Nieten. 
erite Schicht des zwei= oder dreiichichtigen Putzes, welche | amzwirken, akt. 3., 1. ſ. v. w. anzwängen, anzwingen, 
mit der Kelle an die Mauer gejchleudert wird, heit Anz | durd; Heinen Rud anſchieben. — 2. Mit einer Zange ftraff 
wurf, erfte Lage, Bewurf, frz. premiere couche f. d’en- | anziehen. — 3. |. v. w. verzwiden. j 
duit, gobetage, m., engl. rough-cast, first coat (auf A oglio, a olio, adv. ital., in Öl, pittura & oglio, Ol⸗ 
Satten): laying (auf Ziegeln): rendering, ſ. übr. Buß. | malerei (j. d.). 

— 2. frz. accrue, £., engl. selvage, ſ. v. w. angejpültes Aolipile, f., eine jhon von den Römern gefannte Wind 
Erdreich, wenn die Anſpuͤlung mit einer gewijjen Gewalt | od. Dampfkugel, die, zum Theil mit Wafjer gefüllt, wenn 
gefchieht. — 3. A., Kette u. Haſpe od. Ueberfall u. Krampe, dies zum Sieden gebracht wird, Luft ausjtöht u. als Löth- 
jr3. chainette et picolet, engl. hasp and staple, clasp | rohr gebraucht werden kann. 

and clamp, an einer Thüre, dazu beitimmt, um ein Vor⸗ Apallarea, apellaria, f., aplare, n., lat., mujchels 
legeſchloß befejtigen zu können. — 4. A. franz. appentis, | förmiger Altarbaldadin. 

m., &choppe,f., loge, f., engl.lodge, shed, lean-to, Heis| Apartment, s., engl., j. Appartement. 

ner Anbau, Schuppen ꝛc., interimtjtiich an ein größeres | Apatit, m. (Spargeljtein), Phospborit, m., fr}. apa- 
Bauwerk angebaut u. blos aus einem auf Säulen ruben= | tite, m., chaux f. phosphatede, engl.apatite, phosphate 
den Pultdach ohne Wände, höchitens mit Bretwänden, be= | of lime, hauptſächlich aus phosphorjaurem Kalk mit etwas 
jteht; gilt in baurechtlicher Beziehung nicht als Gebäude. | Fluor- u. Chlorcaleium beſtehend, findet jid in Graniten, 
Das Borhandenjein eines ſolchen A. ift daher kein Beweis | auc) in mandjen Gneißen und Slimmerjchiejern jowie in 
gegen ein an der Stelle bejtehendes Traufrecht zc. Nephelinfels, auf Gängen und in Drufenräumen, mit 

Anzahlung, £., ſ. v. w. Abſchlagszahlung, wenn jelbige | dichtem u. förnigem Gefüge, oft majjig mit nierenförmiger 


- 


Apex 


Außenflüche u. hräftigem Gefüge; Kernform der Kryitalle 
ist die jechsjeitige Säule; Bruch uneben bis muſchlig, rıpt 
Flußſpat, ripbar durch Feldſpat; ſpez. Gew. — 3,,; weiß; 
ins Graue, Röthliche und Braune ſtark fettglänzend, un— 
durchſichtig bis durchſcheinend, ſehr ſchwer zu farbloſem, 
durchſcheinendem Glas ſchmelzbar; mit Borax langſam 
zu klarem Glas fließend; als Pulver in Salz u. Salpeter⸗ 


jäure volllommen löslich. Er wurde lange Zeit mit Beryll, 


Chryſolith, Schörl ꝛc. verwechſelt, daher der Name Apatit 


(von araraw, ich betrüge, läuſche), d. b. Trügling. Die im | 


großen vorfommende Barietät des erdigen A. ijt als 
Düngemittel für die Landwirthſchaft höchſt wichtig. Sein 
Auftreten in Eifenbergwerten dagegen ijt jchädlich, indem 
er „kaltbrüchiges“ Eifen erzeugt. Bei Trugillo in Ejtremas 
dura als Baustein verwandt, [ Wf. 


Apex, m., lat., Spipe, Scheitel, Thurmjpige, Gewölbs | 


ſcheitel. 

Apfel, m., 1. In der klaſſiſch-heidniſchen Symbolit iſt 
der Apfel Attribut der Benus, der Siegerin in dem durch 
Paris entfchiedenen Wettjtreit, auch wohl, weil fie den 
GSranatapfelbaum auf die Erde, zunächſt auf die Inſel 
Cypern, gebradht hatte. — 2. In der nordiſch- heidnijchen 
Mythologie Attribut der Jduna, als von ihr den Göttern 
gereichte, ewige Jugend gewährende, Götterſpeiſe. —3. In 
der hriftlichen Symbolit Sinnbild des Siindenfalls, des 
Sieges der Sinnlichkeit über die Sittlichkeit. Als Attribut 
Chriſti deutet er auf die Erlöjung der Erde von der Erb— 
jünde oder auf den Reichsapfel. 

Apfelbaum, m. (Pyrus malus, f. Pomaceae), fr}. 
pommier, m., engl. apple-tree, ital. melo, jpan. man- 
zano. Das Holz diejes Baumes, bef. des wildwachſen— 
den, weniger zu Bauholz als zu Tifchlerarbeiten anwend⸗ 
bar, iit rothbraun, mit Adern durchzogen, oft ſchön gewellt, 
fejt, hart u. dicht (veredelte Sorten häufig fernfaul); läßt 
jih qut poliren, nimmt Beizen, bei. ſchwarze, gern an, 
wirft fich aber leicht und reiht gern auf. Vorzüglich ſchön 
iit das zäbe, harte Holz der Stammenden und Wurzeln. 
Spez. Gew. troden 0,,,; friſch od. na 0,9545; alfo abjol. 
Gew. pro Kbm.ca.924,, Kg. Dauer mittelmäßig; abjo= 
Iute Feitigkeit 1900 Kg. auf den gem. Querſchnitt, rück— 
wirfend 700 Kg. 

Apfelbaumrinde, f., bef. vom wilden Apfelbaum, ent: 
hält einen Farbftoff, welcher den der amerikaniſchrn Quer⸗ 
eitronrinde erjept. Beim Färben damit bedient man fich 
mit Vortheil des holzjauren Thonjalzes. 

Apfelblütfarbe, f., Mittelfarbe zwiſchen Karmeſin u, 
Binnoberroth. 

Apfeldorn, m., wilder Apfelbaum, jtrauchartig, zu 
Heden anwendbar. 

Apfelgrün, n., frz. vert pommel6, Mittel- 
farbe zwiichen Neltengrün u. Seladon. 

Apfelkreus oder Augelflabkreus, fr}. croix n 
pommelee, f., ein an den Enden der Arme mit \ 
Kugeln bejeptes Kreuz, ſ. Fig. 219. 

Apfelfinenbaum,m.,Citrussinensis,Spielz Fig. 219. 

art des Pomeranzenbaumes (Citrus Aurantium). Das 
Holz findet bei uns nur zu feinen FFournierarbeiten und 
Holzmojait Verwendung. Bgl. aud) Orangenbaum. 
Apfolter, m., j. Affolter. 
Aphanit, m., Semenge von Hornblende und Albit 
(Grünftein), tritt oft als gleichartige, vermöge der ganz 
damit verjchmolzenen Hornblende dunfelfarbige Maije 
auf, in welcher Form e8 den Namen A. führt. Beigemengt 
finden ſich Glimmer, Schwefelkies, Magneteijenftein und 
bei. Duarz; j. übr. Grünftein. [ WY.] 

Aphrit, m., j. dv. w. Schaumtalt (j. d.). 

Aphrizit, m., fra. turmalin noir, m., engl. common 
schörl, aphrizite (Miner.), Graupenjchörl, ſchwarzer, ge= 
meiner Schörf (j. d.), undurchſichtig, im Bruch muſchlig, 
rigt Glas, ift zur Noth zum Glasſchneiden verwendbar. 

Aphronitrum, n., lat., von &pp0;, Schaum, u. virpov, 


136 





| 


= 


Apoftel 
Natron, nannten die Alten die auf den Mauern auswit— 
ternden Salze. Das Salz ift meijt fohlenfaures od. ſchwe— 
felfaures Natron, häufig ſchwefelſaure Magneſia od. aud) 
Maucrjalpeter. | Wf. 

Apiarium, n., lat., Bienenitand. 

Apicella, f., ital., 1. ſ. Dachſchindel. — 2. f. Fiale. 

Apilagium, n., im Mittelalter das Recht, Kaufhallen, 
Buden ꝛc. zu errichten und zu eröffnen. 

Apilamentum, n., lat., 1. im Mittelalter das Recht, 
an einem gewifien Ort Pfähle, Dammpfähle zc., einzu= 
ſchlagen. — 2. Pfahlgründung, Verpfählung. 

Apium, n., lat., j. Eppich und Ache. 

aplanir, rögaler, v. a., frz., einebenen, planiren. 

Aplanissoire, f., fr}. (Maur.), das Reibebret. 

aplati,adj.,fr;.,abgefladt; arc aplati, f. unter Bogen; 

— le fer, das Eiſen (unter dem Hammer) glätten, ab= 

üchen. 

Aplit, Ichriftgranit, Iudenflein, Pegmatit, m., ein jand- 
fteinartiger Öranit, ein aus Quarz u, Feldſpat gemengtes 
Mineral mit Spuren von Glimmer; findet ſich in Schwe- 
den, giebt Müblfteine und wird zum Wegebau benupt; 
zeigt auf dem Bruch an hebräijche Lettern erinnernde 
Zeichnungen. [WF.] 

Aplomb, m., frz3., die lothrechte Linie, der ſenkrechte 
Stand; d’aplomb, adv.,jentrecht, lothrecht, faiger; pren- 
dre l’aplomb, lothen, ablothen. 

Aplustre (aplustrum), n., lat., gr. Aphlaſton, ge: 
Ichnigter Zierat am Hintertgeil des Schiffes, meift in 
Geſtalt eines Fiſchſchwanzes, Hahnentamms od. dgl. Auf 
dem A. war ein Stab mit jchmalen Bändern angebradtt, 
um die Windrichtung anzuzeigen. 

Apobathron, Anabathron, Epibathron, n., griech., Leiter, 

namentlic) Schiffstreppe. 
Apodyterium, n., lat. spoliarium, Auskfeidezimmer 
in den Bädern der Alten, aud) zum Salben bejtimmt; im 
neuen iriſch⸗römiſchen Bad wieder aufgenommen; ſ. Bad. 
apokalyptiſche Gefalten, Außer dem Weib, Kap. 12, 
dem Engel, ap. 10, finden ſich auf mittelafterlichen Kunſt⸗ 
werfen namentlidy häufig das dem Meer entipringende 
Thier, die alte Schlange, der Fall Babylons, der Thron 
mit feinen Umgebungen, die fieben Leuchter, der Löwe 
Juda, das Lamm mit den fieben Hörnern u. fieben Augen, 
das Bud) mit den fieben Siegeln, die vier den vier eriten 
Siegeln entjpringenden Strafen ıc. dargeftellt. Näheres 
ſ. in M. M. a. W. 

Apollonianiſche Parabel, f. (Math.), nach ihrem Er— 
nder jo genannt, wird erhalten, wenn man einen Kegel 
parallel mit der Seite jchneidet; j. d. Art. Kegelſchnitte. 
Apophygis, f., lat., frz. conge, m., Ablauf und An— 
lauf; ſ. beide Art. 

Apophyllit, m., auch Albin und Ichthyophthalm, Fifc 
angenfein gen., ein Zeolith, aus fiefelfaurem Kali, kiejel- 
faurem Kalt, Fluorkalium, Fluorcaleium, Fluorfilicium 
und Wafjer zuſammengeſetzt; ſpez. Gew. 2,,, Härte 4—5; 
findet fih in tetragonalen Pyramiden fryitallifirt in 
Grönland, Sibirien, bei Aufjig in Böhmen; ſ. aud) Art. 
Rothitein. [ WT.)] 

Apophysis, f., lat., Anlauf (j. d.). 

Apoftel, m., frz. apötre, m. Dieſe werden jowohl alle 
12 vereinigt in Bildern, als auch einzeln als Statuen od. 
Hauptfiguren von Gruppen häufig dargeitellt, auch ſym— 
boliih als 12 Schäfe, 12 Tauben ꝛc.; Näheres darüber 
ſ. in M.M.a.W.; über ıhre Attribute x. fei bier nur 
Folgendes bemerft: 

1. Betrug, kräftiger, mittelgroßer Greis mit breiter 
Stirn, furzem grauen Här, dickem fraufen Bart, auch wohl 
mit fahlem Scheitel, trägt blaue Tunica, weifen od, gelben 
Mantel, zwei, auch drei Schlüffel (zu Himmel, Erde und 
Hölle), od. auch einen Felſen. Märtyrerzeichen: ein umges 
fchrtes Kreuz. Auch giebt man ihm wohl einen Hahn bei, 








Apoflelgang 


oder Netze, da er wegen feines Fiichergewerbes Batron ı 
der Fiſcher iſt. Seine Prototypen find Herafles u. Simfon. 

2. Paulus, Heiner, magerer Mann, mit hoher Stirn, 
Adlernaſe, braunem Här und jpipem langen Bart, Ver: 
fertiger von Zelten und Teppidyen, daher Batron diejer 
Handwerker; Attribute: Schwert, zugleich Zeichen feines 
Martyriums: ein zweites Schwert ald Symbol der Madıt 
Chriſti, die in ihm wirkte, der mit dem Schwert des Blau | 








bens umgürtet war; drei Quellen, die bei feiner Enthaup- —E 


tung aus ſeinem Blut entſprungen jein ſollen. Auf alten 
Bildern ſteht er zur Rechten Petri und trägt eine Lanze. 

3. Andreas, Bruder des Petrus; Schutzheiliger von | 
Burgund, Brabant, Rußland xc., dargeitellt als bejahrter | 
Mann, mit langem Här und gejpaltenem Bart, in Baträ | 
an einem X förmigen Kreuz gekreuzigt. Ein ſolches Kreuz 
befommt er als Attribut; ſ. d. Art. Andreaskreuz. 

4. Jakobus der Ältere, Bruder des Johannes, 
mit kurzem, braunem Här, in grüner Tunica und larme— 
ſinrothem Mantel, od. ald Pilger, auc wohl auf weißem 
Rof, erhält einen Stab mit Mujchel und Kürbisflaſche, 
auch wohl das Schwert als Zeichen feines Martyriums. 

5. Johannes, meift als junger unbärtiger Mann, 
milden Ausdruds, in blauer od. grüner Tunica u. rothem 
Mantel dargeitellt; mit einem Kelch, aus dem das Gift in 
Gejtalt einer Schlange ſich ausſchied, als er den Biftbecher 
trinfen mußte. Als Evangelijt erhält er den Adler; fiche 
Evangelijten. 

6. Bbi lippus, jugendlich, unbärtig oder mit hurzem 
Bart, freundlich, erhält ein Antoniuskreuz als Zeichen 
feines Martyriums; auch jtellt man ihn dar, wie er durch | 
Vorhaltung eines Kreuzſtabes Dämonen, Schlangen und 
Gögenbilder vom Altar ftürzt u. eine Peſt veriheucht. 

7. Bartholomäus, darzuftellen bejahrt, mit ſchwar— 
zem, lodigem Här u. ftartem Bart, offenem, hellem Antlitz, 
großen Augen, gerader Naje, weih u, rothem Gewand u. 
weißem Mantel mit Burpurftiderei; Attribut: ein Mefjer, 
mit dem er gefchunden wurde und welches er mit der ab— 
nezogenen Haut in der Hand hält; mur felten ift ihm Beil 
od. Lanze attribuirt. 

8. Thomas der Zwilling, der Zweifler, bald jugend: 











137 





- 


Appareilfe 


Apoftelleudjter, m. So hießen die Wandleuchter, 
welche am Tage der Kirchweihe an den unter den Apojtel- 
bildern, bei ärmeren Kirchen ftatt deren, an Pfeilern und 
Bänden ber Kirche angebrachten Weihekreuzen aufgehängt 
wurden. Fig. 220, 











Fin. 220. Apoftelleuchter. 


Apoftelnimbus, m., j. Nimbus. 

Apostoleum, n., lat., Kirche, einem, mehreren oder 
allen Apoſteln geweiht. 

Apostoliea ecelesia, f., lat. ; für Kathedralkirche. 

Apotheke, f., vom griech. &r007xn, Speicher, bei den 
Römern jeder Naufladen; jpäter auf Spezereiladen, jept 
auf Arzneiverfaufslofal übertragen. Die Erjordernifie 
eines guten Apothefengebäudes find in der Hauptſache 
folgende: ein heller, geräumiger, mit den nöthigen Regalen, 
Käſten 2c. verſehener Laden, mit einem Ladentiſch, Beitell 
für mehrere Wägen, Ofen und Rubefige für Kunden, die 
auf Arzneien warten. Ein Laboratorium, hell, geräumig, 
troden, feuerfeſt und qut ventilirt; danchen, womöglich 
vom Laden aus zugänglid), ein Raum für fertige Präpa= 
rate in möglichjter Näbe, anftohend an das Laboratorium 
ein Raum zum Stoßen der feiteren Stoffe, zum Ber: 
prejfen der Bilanzen ꝛc. aljo mit Mörjern u. einer Preſſe 
versehen; ein Badraum; cinige Heine dunkle und fühle, 


lich, unbärtig, bald als reifer Mann mit kurzem Bart, mehrere große belle, trodene u. luftige Niederlagen, eine 
ward am Altar mit einer Lanze erftochen, daher dieje jein | Bifttammer ıc. Endlich neben dem Laden ein Zimmer für 


Attribut ift; doch manchmal hat er auch ein Winkelmäß. | den Nachtdienſt habenden Sehülfen, u. die nötbigen Wohn: 


9. Matthäus, der Evangelift, vorher Zöllner, daber 
mit einem Beutel, wohl auch mit einem Viſitirſtab; be— 
jahrt, mit weißem Bart, ale Marterwerfzeug (latholijſch) 
Beil oder Hellebarde. Als Evangelift ftebt ihm ein 
geflügelter Menſch zur Seite; ſ. übr. Evangeliften. 

10. Jakobus der Jüngere, wird dem Heiland ähn- 
lich dargeftellt als fein Verwandter, mit einer Tuchwalter- 
ſtange; er wurde gejteinigt, von den Tempelzinnen hinab» 
geftürzt und dann von einem Tuchwalter mit der Stange 
erichlagen. Diejer war eigentlich nicht Apojtel, wird aber 
oft alsjoldher mit Hinweglafiung des Matthiasdargeitellt. 

11. Simon, mit dem Beinamen Belotes, der Eiferer, 
Ichrte in Mauritanien u. anderen Öegenden Afrika's, und 
dann in Britannien; erhält die Säge als Attribut, mitder 
er getödtet wurde. 

12. Judas, mit dem Beinamen Lebbäus oder Thad— 
däus. Die Keule, jelten ein umgetehrtes Kreuz, find jeine 
Attribute. 

13. Matthias, als zwölfter Apoſtel an Judas Iſcha— 
rioths Stelle, erſcheint jelten in der Reibe, jtatt feiner meiſt 
Paulus oder Jakobus der Jüngere, wurde gefteinigt und 
dann ihm mit dem Beil der Kopf abgeichlagen. 

14. Judas Jiharioth, der Säckelmeiſter, der 
Apojtel,der Chriſtum verrietb, rothhärıg darzuftellen. Der 
Beutel iſt fein Attribut. 

Apoflelgang, m., j. Lettner. 

Apoftelhäuschen, n., Scirmjtand zu Aufnahme einer 
Apoitelitatue; j. Bilderblende u. Schirmitand. 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 





räume für Gebülfen u. Lehrlinge, auch ein Zimmer zum 
Aufenthalt, zum Eſſen ꝛc., für diejelben. [ Wf.! 

Apothema, n., jrj. apothöme, m., eine aus dem Mit: 
telpunft eines regelmäßigen Bieleds auf cine Seite des— 
jelben oder von der Spige einer Pyramide auf eine Seite 
der Grundfigur gefällte Winkelrechte. 

Apotheofe, f., VBergötterung, Verſetzung eines Men- 
schen unter die Götter, Darjtellung derjelben. 

Apothesis, s., engl., 1. ſ. v. w. Ablauf 3.— 2. Platz an 
der Südjeite der Kanzel zu Aufbewahrung der Ritual: 
bücher und Gewänder. 

Apparatorium, n., lat., j. v. w. Leichenlammer, Ein— 
baljamirraum, aud) zur Feier der Leichenfejte bei den 
Römern dienend, 

Appareil, m., frz., 1. ſ.b. w. Mauerverband; j.d. betr. 
Art, wo auch die verschiedenen Arten des appareil ers 
wähnt find. Val. aud in M. M. a. W. d. Art. Appareil. 
Appareil d’une pierre, die Höhe eines Hauſteins, 
das Bauen des Steines. — 3. Appareil de porte, de 
fenötre, Gliederung u. Konjtruftionsweile der Gewände. 
— 4, Kunſt u. Kenntnis des Steinschnittes u. Mauervers 
bandes. — 5. engl. apparatus, apparel, Apparat, Zus 
richtung, appareil d’alimentation, der Füllapparat, die 
Wajjerzuleitung, a. dynamique, dad Bremsdynamo— 
meter; a. moteur, das Triebwerk; a. d’un ouvrier, a. de 
metier, das Arbeitsgerätb. : 5 

Appareille, f., eigentlich Ausgleihungsmittel zwiſchen 
zwei verſchieden hoch gelegenen Flächen, aljo Rampe, 

18 


— 2 


appareiller 138 Apsidiola 


gt mm — ———————— ——— us we 

Auffahrt, Anberg überhaupt, jpeziell aus dem Innern der | vicl Kali, über 20 Prozent Eifenoryd und Spuren ande: 
ſtungswerke auf den Wallgang zum Heraufichaffen der | rer Erden. 
eihüge, im Gegenfaß zu den in die Kafematten x. füh: | Appidy, m., |. Eppich, Epheu. 

renden, unter dem Horizont liegenden Abfahrten, Ab:| Applieation, s., engl., Angabe der Pläßezahl einer 

jtiegen, welche Rajtellen heißen. Kirche, der Ständezahl eines Stalles, aud) wohl Aufzäh— 
appareiller, v. a., jrz., die Steine auswählen, vor: | fung der Räume überhaupt auf der Bauzeichnung ; — en 

reißen und für die Berfegung bezeichnen. application, frz.,fejt anliegend (an einer Mauer od. dal.). 

Appareilleur, m., frz., j. v. w. Pallier (j. d.). pplikaten, f. pl., innerhalb einer frummen Linie 

Appartement, n., frz. appartement, m., corps m. | parallel gezogene Linien, die einen Durchmeſſer oder die 
de logis, engl. apartment, lodging, 1. ingroßen Gebäu: Achſe der Kurve jchneiden. 
den, Schlöfiern, herrichaftlihen Wohngebäuden x. eine! Applique, f., frz. f. Email. 

Gruppe zufammengeböriger Zimmer, weldye eine befon- | appliquer, v. a., frz., auflegen, einlegen, Ornamente 

dere A btheilung des Gebäudes bilden und in der Regel | andern Sons, 3. B. a. des filets d’argent sur de 

nur zur Wohnung einervornchmen Berjon gebörın. Eine | l’ebene. 

ſolche Gruppe bejteht meijt aus einem Bor:, einem Wohn-⸗, to apply, v.a.,engl.,auftragen,z3.B. Amalgam, Blatt: 

gold antragen. 

Appodiatio,f..lat., Brujtlchne, Brüjtung; 
appodiatorium, n., die Brüftung vord. Chor⸗ 
ſtühlen; appoditium pilarium, n., der Stre⸗ 
bepfeiler; appoditerium , die Ellbogenichne, 
Schenfeljtüd rechts u. links am Altarpodeit. 

Appolds’fdje Centrifugalpumpe, £., j. >. 
Art. Eentrifugalpumpe, 

Apport, m., frz., Markthalle, Schranne, 
j. d. betr. Art. 

Y. Appréêt, m., frz., 1. der erjte Auftrag, 

” Grundiranftric beim Anftrich. — 2. Bei der 

> Malerei, Vorbereitung der Leinwand zur Auf: 
bringung eines Gemäldes. —3. peindre d'a., 

+ ena,, auf Glas malen. 
appröter, v. a., donner l’appröt,, impri- 

mer, frz., grundiren, den eriten Auftrag eines 

Anſtrichs aufbringen, anlegen. 

Appröteur, m., frz., derjenige lasmaler, 
welcher die farben anlegt. 

Approach, s., engl., 1. |. approche 1. — 
2, Auffahrt zu einer Brüde. 

Approche, f., frz., 1. engl. approach, ital. 
approcio, jpan. zapa, neugriech. yavbarız 
rang area (Nriegeb.), Annäbherungsgraben, 
Saufgraben bei Belagerungen (ſ. d.). — 2. 1. 
d. Art. Anfahrt. 

-  Appui, m., frz., 1. (Sriegsb.) point d’ap- 
pui, Stüßpunft, Y d. Art. Anlehnungspunft. 

— 2, Pult eines Chorjtuhls od. Betichemel®. 

— 3, A. de croisde, Fenſterbrüſtung; a. d’es- 

ealier, das Treppengeländer; a.decharpente, 

Bruftriegel; a.allege, eingejegte, verſchwächte 

Brüſtung; a. 6vide, durhbrochene Brüjtung ; 

a. continu, fortlaufende Brüftung. — 1. 

(Tiſchl.) der Anjchlag eines Streichmodels od. 

= Rinfelmähes.—). a. d’unarc,d’une vottex., 
<5 der Strebepfeiler, Strebebogen, Sewölbpfeiler, 
das Widerlager; f. d. Art. Contrefort. 

: , Appui-main, m.,frz., 1. Zaufitegam Trep⸗ 

Arbeits:, Schlafzimmer, Kabinet und Empfangs- oder | pengeländer. — 2. Malftod. 

Audienzzimmer; —a.de maitre, fremdenzimmer;a.de| s’appuyer, v. r., frz. Kriegsb.), ſich ſtützen, anlebnen 

commbodite, engl. private a. die Privatzimmer der | an etwas; j. d. betr. Art. 

Familie vom Haufe. — 2, Fiir Abtritt (f. d. 5). Aprikofenbaunt, m. (PrunusArmeniaca, Fam. Ro- 
Appel m. d’unfoyer. frz., Zug, Luftzug einerHeizung. | jenblütler), bei uns nur einzeln, in Kleinaſien, Armenien 
Appeldörn, Apleru, m., h Affolter und Apfeldorn, in Menge angebaut, dort dient jein Holz ebenſo ala Nup: 
Appendieium, n., appendix, f , lat., j. Anbau, holz wie bei uns das anderer Obftbäume. 

Appentis, m., frz., j. Anbau, Anwurf und Schauer; | April. Der April findet ſich dargeftellt als ein freudig 
toit en appentis, das Pultdach, Schleppdadı. tanzender Jüngling mit hoch aufgejchürztem Gewand und 

Appianifdres Grün, n. (Appianium), eine Farbe der einer Klapper in der Hand, ihm zu Fühen eine Sphinz, 
Alten, nach Plinius dem Kupfergrün ähnlich; eine der | vor ibm auf einem mitgeometrifchen Figuren bezeichneten 
Farben, die den Kreidegrumd lieben, ohne fich jedoch) zum | Poltament das Bild der Venus. 
naſſen Auftrag zu eignen. Man bereitete es ausgrüner |  Apfidialkapelle, f., frz. chapelle apsidiale, engl. ap- 
Erde ſeypriſchem oder Beronejer Grün). Nach Profejjor | sidial chapel, s., Chorfapelle, ſ. d. u. Kapellenfran;. 
John's in Berlin Unterfuhungen enthält es Kieſelerde, Apsidiola, f., frz. apsidiole, f., Nebenapfis, kl. Apfis. 























Apfis 139 Aquädukt 

Apfis, f., eigentlich Hapfis, vom griech. &%is, Bogen, | Art der Wajfjerleitung. Sie waren in der Anlegung der- 
Felge, Rundung, Verbindung, Knoten, 1. cben jowohl für | jelben bereits jehr weit vorgejchritten. Um die Städte, in 
die Bohlenträger gewölbiörmiger Holzdeden als für das | deren unmittelbarer Nähe ſich feine Quelle vorfand, jo 
Gewölbe gebraucht. — 2. N., fälſchlich auch Abfis, Abfide, | bei. Nom, mit gutem Trinkwaſſer zu verjeben, leiteten fie 
ſelbſt Abfeite geichrieben, frz. apse, f., apside, f., abside, | dasjelbe in gemauerten Kanälen oft bis 40 Meilen weit 
f., rond-point, ın., tribunal, m., chevet , m., engl. apse, | berzu. Sie legten diefe Kanäle mit möglicht gleichmäßi— 
apside, tribunal, lat. apsis, hapsis, concha, exedra, f., | gem Gefälle an, indem fie die Fähigleit des Wafjers, in 
ital. fondo rotondo, auch Altarnifche, Tribunalnische, | geichlojienen Nöhren fajt eben jo hoch zu jteigen, als es 
Rundhaupt, Ehorhaupt, Chorniſche, Konche ꝛc. genannt. | vorher gefallen war, nicht gelannt oder doch nicht genug— 
Schon in jpäterer römischer Zeit wurde die Benennung | ſam gewürdigt zu haben jcheinen. Dadurch num wurden 
Apfis bei. auf halbfreisförmige überwölbte Räume, aljo | ihre Nquädutte jehr theuer, indem fie die im Wege befind- 
auf große Niſchen übertragen. Viele antik römische Ge- lichen Berge entweder — oft mit großem Umweg — ums 




















= — — 





bäude, Tempel ſowohl als Grabmäler und Handelsbaſi- | gingen oder durchgruben, die Thäler aber überbrückten. 
liken, Säle in den Paläſten u. Thermen hatten ſolche Ap- Viele dieſer Aquädulkte haben ſich noch theils ganz brauch— 
ſiden. In der altchriſtlichen Baukunſt hielt man dieſe bar, theils in Ruinen erhalten; ſ. Fig. 222. Die Dimen— 
Niſche wegen ihrer Geſtalt beſonders paſſend zur hintern ſionen der Pfeiler und der von ihnen getragenen Rund 
Abſchließung des Altarendes der Kirche, und jo ging die | bögen find meist faum mittelmäßg, nur in wenigen Fällen 
Benennung Apſis über auf die Tribunalnijche bei den | großartig zu nennen, fie zeugen aber durd) ihre Yänge für 
altchriſtlichen Baſiliken, auch Tribuna genannt, welche | eine enorme Ausdauer ihrer Erbauer. Einige darunter 
zwar anfangs oft auch vieredia, bald aber fait ftets halb: | find allerdings auch von großartigen Dimenjionen, wie 
freisförmig, bald als Eredra aus dem Gebäude hinaus- | 3. B. die von Segovia (j. Fig. 223) und Tarragona in 
geſchoben, bald in dasjelbe eingebaut, verjtedt, äußerlich | Spanien, aber die Bewunderung, die man diejen Bauten 
nicht jichtbar, immer aber um einige Stufen iiber dem | noch im vorigen Jahrb. als unerreichbaren Rieſenbauten 
Schiff erhöht war. Fig. 221 zeigt die N. der Kathedrale | zollte, ift jeßt bedeutend geſunken, da diejelben durch unſere 
von Torcello. Als der Ritus fomplizirter wurde, die Anz | Eijenbahnbrüden an Breite, Länge u. Höhe im ganzen, 
zahl der Beiftlidyen ji) vermehrte und die Hierarchie eine | bei. aber an Kühnheit in den Einzelbeiten der Konſtruk— 
aröhere Abjonderung der Beiftlichfeit von der Gemeinde | tion, bei weitem übertroffen werden, Die römischen Aquä— 
berbeiführte, wurde Die 
Tribüne dadurd) ver— 
längert, daß man zwi: 
ichen die halbkreisför— 
mige Niiche und das 
Duerihiff noch einen 
quadratiihen Raum 
cinfchob. Der jogewon- 
nene Raum wurde ge- 
gen das Querſchiff hin 
mittels einer Schrante 
abgeichlofien und der — * — 
chorus, welcher früher rn —— 
a he Fig. 222. Mauädult — du Gard) bei Nimes. j 
befam diefer Raum den Namen des hohen Chores. Noch | dukte beſtehen in der Negel aus hoben, jchmalen Pfeilern, 
vor diejer Umwandlung hatte man, den Seitenfchiffen ent | jehr eng neben einander gejtellt u. oben durch Rundbögen 
ſprechend, feine Tribunalniichen, Seitenabfiden (lat.con- | verbunden; darüber befindet ſich die höchſtens 2 m. breite 
chulae, apsidiolae) für die Nebenaltäre angebracht, | Rinne für das Wajjer, eingeſchloſſen von zwei hohen, aus 
welche ſich ſpäter hier und da zu vollftändigen Kapellen ers | Ziegeln oder Platten gebil⸗ 
weiterten. Näheres über die altchriſtliche A. und ihre Ge- deten Brüſtungen; nach oben 
ſtaltung, ſowie den allmählichen Übergang in den hohen | waren die jo gebildeten Ka— 
Chor, — d. Urt. Bafilifa, byzantiniſcher Stil, Chor, näle mancdmaloffen, manch⸗ 
romanijcher Stil, Kirche ꝛc. mal aber aud mit Blatten 
apteros, ärrepos, gr. (adj.), unbeflügelt; es gab z.B. | oder durch ein leichtes Ton: 
eine beflügelte und eine unbeflügelte Villoria; Nas; arre- | nengewölbe v. Ziegeln über: 
£0s, Apteraltempel, ift ein Tempel, der an den Langfeiten dedt, und hatte dann dieje 
feine Säulenftellungen bat; j. Tempel. Überdeckung in regelmäßigen 
Apyroi (äzugor), bei Griechen und Römern diejenigen | Abjtänden Lufrlöcher (lu- 
Dreifühe, die nicht dazu dienten, über das euer gefept zu | mina). Die Araber fannten 
werden, jondern als Tiſche, Schemel xc. jenes Geſetz und legten dem— 
apyrous, adj., engl., frz. apyre, feuerfeſt, feuerbeſtän⸗ gemäß ſtatt der gemauerten F 
Dig; apyrous clay, der feuerfeite Thon. Kanäle mit Ucberbrüdung —— 
Aqua, f., lat., das Waſſer; a. benedicta, Weihwaſſer; der Thäler vielmehr jtarte, Se 
a. refectionis, Taufwaffer; a. regis, das Königswaſſer; oft bis 1 m. breite Thonröb- BE 
aquae, pl., der Heilbrunnen, Gejundbrunnen, die Heil= | ren mit mächtiger Ummaue— 


quelle. rung, die fie bergauf und ) er unge ya 9 — 


Aquae dandae u. deducendae servitus, f., lat., die | bergab führten, dabei natür— 








Verpflichtung, dem Nachbar das nöthige Waſſer zu geben, | lid) vermeidend, daß irgend —— 
vd, deſſen abfließendes Waſſer abzuleiten, ein Gipfel der Leitung höher 
Aquãdukt, m., lat. aquaeductus, m., aquaeductio, | ward als der vorbergehende. Die Klärbafjins kannten 


f., aquagangrumn, n., frz. aqueduc, m.,conduite f. d’eau, | und verwendeten fie ebenjo wie die Römer. Die Deutſchen 

engl. aqueduct, conduct. Das Bort N. heit wörtlich | im Mittelalter bauten Wajjerleitungen nad) demjelben 

BWafierleitung. Die Römer verftanden darunter aud) jede ' Syitem wie die Römer, während die Chinejen, gleich den 
15° 


Aquae haustus 


140 


Aquilegia 








Nrabern, Röhrenleitungen errichten, freilich nicht aus ge: | 








Aquarium, n., frz. aiguiere, f., 1. ein auf Felder oder 


branntem Thon, jondern aus Bambus. Die Bewohner zu einer Mühle geleiteter kleiner Kanal. — 2. Jeder Waſ⸗ 
Java's benupten dazu ausgehöhlte Kokositämme. Noch | jerbehälter iiberhaupt, bef. Viebtränfe, Wajjertrog, auch 
im Beginn des vorigen Jahrh. lich Ludwig XIV. einen | Giehgefäh. —3. Behälter zu Aufnahme lebender Waſſer— 
A. nach römischen Syſtem beginnen, um das Waſſer der | thiere. Im großen angelegt, beftehtein A. zunächſt in einer 


Eure nadı Verjailles zu leiten. Weber die jegt üblichen 
Konftruftionsweifen j. Wafferleitung. IMs.) — Unter 


A. verjtebt man jegt gewöhnlich eine Brüde od. Brüden= | 


gerüft, auf welchem in größerer Höhe über der Erdober:- 
fläche ein Waſſerkanal oder ein Raffergerinne fortgeführt 
wird, fri. aquedue &leve, zum Unterjhied von Röſche 


(f. d.), aqueduc en terre, der unterirdiichen Kanal: oder 


Gerinnleitung. Für Waffertriebiwerte fommen Aquädufte 
gegenwärtig nur jelten in Berwendung und dann nur in 
mäßiger Höhe und Länge. [v. Wgr.] 

Aquae haustus, m., fat., das Recht, aus dem einem 
Andern gehörigen Waſſerbehälter Waſſer zu jchöpfen. 

Aquae recipiendae servitus, f., lat., dic Berpflich- 
tung eines Befigers, das aus dem Grundſtück eines Anz 
dern ablaufende Waſſer in jein Grundftüd aufzunehmen. 

Aquagium, n., lat., 1. bei den Römern eine kleinere 
Waſſerleitung in Gräben oder Röhren. — 2. (Jurispr.) 


Fig. 224. Aus dem Aquarium zu Berlin, 
Abwäfjerungsrecht, die Befugnis, Waſſer von einem Ort 
wenzuleiten. 

äqual, in der Mathematik gebraud)t für „gleich“. 

Aquamanile, n., aquamanus, lat. im klaſſiſchenLatein 
aqusemanalis, m., Waſchbecken, Baffergefäh, in welchem 
der römiſch-katholiſche Prieiter die Hände wäſcht, wohl zu 
untericheiden von aquaminarium, Weihbecken in den 
BVohnungen. 

Aquamarin, m., blaf- oder meergrüner Beryll oder 
Topas. Dan unterjcheidet: A.«“Beryll, blaßhimmelblau; 
A.:Topas, hellgrün; A.⸗Chryſolyth, grünlichgelb; orien= 
taliicher A. ein fojtbarer grünlihblauer Saphir. [ Wf.] 

Aquarell, n., fr}. aquarelle, f., engl. water-colour- 

ainting, altengl. imning. Malerei mit Bafferfarben. 

m engern Sinn verjtebt man unter Aquarell bef, ein 
ganz od. doc) größtentheil® mit durchfichtigen Farben, alio 
Saftfarben, ausgeführtes Bemälde. Iſt e8 nicht ganz in 
Farben ausgeführt, fondern mit Tujche, Indigo, Sepia, 
Neutraltinte od. dergl. untermalt od. mit Bleiftift unter: 
ſchraffirt und blos mit Lajurfarben überzogen, jo verdient 
es eigentlich nicht den Namen eines U.s, jondern iſt blos 









Reihe verfchieden großer Baſſins, die mit Süßwaſſer od. 
Seewafjer jo gejpeift werden, daß das Waſſer immer in 
Berwegung bleibt. Damitder ſonſtigen Größe auch dieTiefe 
eine verichiedene jein muß, jo müfjen auch die Wände und 
die behufs Beobachtung u. Beſichtigung von der Seite, in 
den Wänden angebrachten lastafeln je nachdem Waſſer— 
drud in ihrer Stärke abewogen und alle Fügungen x. 
wafjerdicht hergejtellt fein. Um nicht blos den Thieren die 
gewohnte Umgebung, die nöthigen Unterjchlüpfe ıc. zu ge— 
währen, jondern auch den Eindrud einheitlich zugeitalten, 
werden inder Regelnicht nur die Innenfeiten der Baſſins, 
jondern aud) die an den Glasſcheiben entlang laufenden 
Hänge für das Publikum mit fünftlichen Felſen in Form 


von Brotten ꝛc. ausgejtattet; bei befchränttem Raum, wo 
alſo die Baſſins u. Gänge in Gefchofje über einander ge: 


ordnet werden müfjen, it der Entwurf eines N. zwar eine 
der ſchwerſten, aber aud) der dankbarften Aufgaben, Man 
lähtdie Günge aufs u. abfteigen, ſich win⸗ 
den c.,bringt hohe Hlüfte, Felfentreppen, 
Tunnels, Brüden, Stege x. an ſ. Fig. 
224). Bei der Konjtruftion jelbit wird 
man allerdings die Felſen meift in der 
Art von Bruchiteinen ausführen, welche 
die Gegend befonders darbietet, anvielen 
Stellen aber, wo feine große Feſtigleit 
nöthig ift, fann man mit Tufffteinen, 
Tropffteinen ꝛc., ſowie da, wodas Waſſer 
nicht binfommt, aud) mit Stud,wo es 
hinlommt, mit Ecmentguß u. in Gement 
mobellirten Stüden nachbeljen, wirdaber 
auch viel Eifen verwenden müfien, mwels 
ches befonders gut gegen Rojt zu verwah⸗ 
ren iſt. — Dieje Aquarien, deren erite 
größere zu Hamburg, Berlin, Hanno: 
ver 2c. errichtet wurden, fanden jo viel 
Anklang, daß fie auch im Meinen nad: 
geahmt wurden, bei. in Barts, in Wirths⸗ 
hausgärten x. und auch en miniature 
ala Glas- oder Metallbehälter mit Her: 
nen Tufffelfen, einem Heinen Spring: 
brunnen, allerlei Waſſerpflanzen und 
Fiſchen, Muſcheln, Eidechien ꝛc.; dieje 
moderne Zimmerverzierung iſt manch— 
facher Geſtaltung ſühig und eines der ſchönſten Motive zur 
innern Deloration von Räumen, die zu Benupung für 
Damen oder zu Badezimmmern ıc. beitimmt find. 

Aquatleum sc. jus), n., lat., im Mittelalter das Recht, 
ein Waſſer zu benugen. 

Aquatinta, f., Nupferäßmanier zu Nachahmung ges 
tujchter Zeichnungen, ähnlich der ſchwarzen Kunſt. 

quator, ın., frz. äquateur, m., engl. equator line, 

ein Kreis, auf einer drehbaren Kugel durd; eine dieſelbe 
im Mittelpunkt rechtwinklig mit der Drehungsachſe durch⸗ 
—— Ebene beſchrieben, ſo auch in Bezug auf die 
Erde. 

Aquatorial, n., ein auf einem eingetheilten Kreis be⸗ 
jean Fernrohr zum Gebrauch der Aſtronomen. 

quidiftante, f., (Math.) j. Parallele. 

Aquila, £., lat., Adler, ſ. d. Art. Adlerpult und Aötos. 

Aquilaria agallocha, f., lat. (Bot.), fiche den Art. 
Adlerholz. 

Aquilatation, f gleiche Entfernung zweier Parallelen 
von einander. 

Aquilaterum, n., eine gleichſeitige geometriſche Figur, 


eine kolorirte Zeichnung. Näheres über Technik des A. ſ. z. B. ein gleichſeitiges Dreieck. 


im Art. Waſſerfarben. 


Aquilegia, f., lat,, j. Alelei. 


Aquilex 

Aquile 
Röhrmeriter, griech). Hydrologos. 

Aguivalent, n., 1. hemijche Äquivalente, Nquivalent: 
gewichte find die in Zahlen ausgedrüdten Gewichtsver— 
hältniſſe, in welchen fich die chemiſchen Elemente (j.d.) 
unter einander chemiſch verbinden fünnen. Man nennt 
daher das chemiſche A. auch Mifhungsgewicht, unter Um— 
ftänden auch Atomgewicht. Für den leichteften Körper, den 
Waſſerſtoff, wird als Ü. die Einheit, — 1, angenommen. 
Hiernach ergeben ſich die chemiſchen A.e für die übrigen 
Elemente wie folgt: 


Aluminium . 13,, Nidel . 29, 
Antimon . . 129, DOsmium . 99,5 
Arjenit 7dya Palladium 53,, 
Baryım 68,, Phosphor . 31, 
Beryllium. 64 Platin. 99 
Blei.  « 108. Queckſilber 100,, 
Bor. 10, Rhodium . 52. 
Brom . 80, Rubidium 8, 
Eadmium . 55, Nuthenium 52, 
Calcium . 20,6 Saueritoff . 8, 
Eäfium. 133,, Schwefel . 16,, 
Gerium 174 Selen . 39,5 
Chlor . 35.5 Silber . 108,, 
Chrom 26, Silicium . 14,, 
Didym 49, Stiditoff 14,, 
Eiſen 28, Strontium 43, 
Fluor 10, Tantal. 92, 
old . 197, Tellur . . 64,, 
ndium . 88, Ihallium . . 203, 
od. . 127 Thorium . 59, 
alium 30 Titan . 25. 
Kobalt. . 29,5 Uran 59, 
Kohlenſtoff 6, Banadium 68, 
Kupfer. 31, Rajjeritoff 1, 
Lanthan pP Wismuh . . 208,, 
Lithium * Wolfram . 95, 
Magnefium 12, Zink 32,, 
Mangan . 274 Zinn 59, 
Molybdän 46,, Birtonium 33,4 
Natrium . 23 


, * 
Val. auch d. Art. Stöchiömetrie. Wf.) 

2. Betr. der Wärme heißt das mechaniſche Ä. der: 
jelben das Verhältnis zwiichen derjenigen Arbeit (L), 
welche die Luft bei ihrem Kälterwerden verrichtet, und 
dem verlorenen Wärmequantum (W). Es ift hierbei 


L 
w 421,, oder L= 421,. W Stilogrammmeter. 
Aquivalentuolumen oder Atomvolum, n., das in Zahl 


ausgedrüdte Raumverhältnis, nach welchen ſich die ein— 
fachen Stoffe(Elemente) hemijch verbinden. Das. eines 


Körpers wird gefunden, indem man jein Aquivalentges 


wicht durch das jpezifiiche Gewicht dividirt; 3. B.: 
das Hquivalentgewicht des Waſſerſtoffs iſt I 

„ Iwezifiiche Gewicht des Wafjeritoffs iſt = O,,.g03 

„ Aquivalentgewicht des Sauerjtoffs iit = 8 

„ Ipezifiihe Gewicht des Sauerjtoffs ift = 1,8, 
demnach iſt 


das Aquivalentvolum des Waſſerſtoffs - õ 


‚0603 





14, 





das SGquivalentvolum des Saueritofis — Tas 


‚108 
d. 6. 7,3, Bol. Sauerftoff verbinden jich bei gewöhnlicher 
Temperatur und gewöhnlichen Drudverhältnifien mit 
14,,, Bol. Waſſerſtoff, um Waſſer zu bilden; oder auch 
1 Bolumen Saueritoff verbindet fid) mit 2 Bol. Waſſer— 
ftoff zu 1 Bolumen Wafferdampf. — Um aljo z. B. 2 Bo- 
lumina Waſſerſtoffgas zu verbrennen, braucht man 1Vol. 
Sauerſtoff; wärenzVoluminaSauerſtoff zugegen geweſen, 


141 


Römern ſ. v. w. Brunnen: und | jo würde nach der Verbrennung des Bafleritofg zu Waſſer 





Arabeske 











noc 1 Bolumen Sauerjtoff übrig bleiben u. ſ.f. [Wf.] 

Agnivalentzahl, £, ſ. d. Art. Hauivalent 1. 

Ar, m., frz. are, m., Flächenmäß. Der Ar jollte im 
frangöfischen metriichen Mäßſyſtem urfprünglich als Ein— 
heit des Feldmäßes gelten, doch ertlärte ji die Praris 
dagegen, indem dieje Einheitals Mäß für landwirtbichaft: 
liche Grundſtücke offenbar zu klein war. 1 Ar (a.) ift näm= 
lich = 100 [_ m. Die Braris wählte daber den Heftar als 
Feldmäßeinheit. 1 Ar wird eingetheilt in 10 Deziars, 
100 Gentiars = 1[]m., 100 Milliars x. 1 Delar = 
10 Ars. 1 SHeltar (ha.) ift = 100 Ars. 1Kilar = 1000 
Ars. 1 Myriar= 10 000 Axrs. = 1 Hektar ist — 3.510815 
preußische, — 2,4577, badiihe Morgen, = 1,g0 ſächſi- 
iche Ader. 

Ara und alta ara, f., lat., j. Altar; ara sepulchri, der 
Sceiterhaufen; ara virtutis, Ehrendentmal; arae foci- 
que, Haus und Herd, 

Arabeske, f., frz. arabesque, moresque, f.,engl. ara- 
bian or moorish ornate, arabesk, moresk. Es ift einer 

| von den vielen Anachronismen inder Technologie der Baus 
funjt, daß man die Benennung Arabesten, aljo arabijche 
Verzierungen, auf alles Pilanzenornament, ja jelbit auf 
ſolches überträgt, was mit Thiergeitalten durchzogen it. 
Es giebt Viele, die fogar die griechiſchen und römischen 
Rantenzüge Arabesken nennen, ohne zu berüdjichtigen, 
daß zur Zeit der Griechen u. Römer an arabijche Künjtler 
noch gar nicht zu denken war; in Bezug aufdie fälſchlich 
jo genannten Nrabesten, ihre Form u. read a ſo⸗ 
wie eigentliche Benennung ſ. die Art. Blätter, Ranken— 
züge, Ornamente, Grotteslen, Phantaſiepflanzen, pom— 
pejaniſch x. Die eigentlich jo zu benennenden Arabes— 
fen find namentlich Pflanzenverſchlingungen, welche die 
Araber auf jo finnige, angenehme u. richtig abgewogene 
Weiſe durd die geometriihen Grundformen ihrer Archi— 
teltur und ihrer Verzierungen hindurch zu ziehen wußten, 
| jedes Zwickelchen auf gleihmähige Weife ausfüllend, ohne 
‚ table Stelle, aber aud) ohne Ueberladung. 

Die hauprjächlichiten unter den Bilanzen u. Bilanzen 
theilen, von denen fie die Vorbilder zu diefem Blattwerk 
entnahmen, gehören der jüdlichen Heimat diejer Künjtler 

‚an. Farnkräuter, Schnedentlee, Orangentnojpen, Gra— 
‚natäpfel, Pinienzapfen und viele Schlingpflanzen fowie 
Fäücherpalmen jind es, die auf ſchwanken Stengeln nad) 
allen Rıchtungen bin ſich gegenieitig u. die geometrifchen 
Hauptlinien der Eintheilung durchkreuzen; Blätter, Sino= 
ſpen u, Früchte (offene Blumen fommen höchſt jelten vor) 
jind ſtets ſehr ftreng ftilifirt, die Nanfen find ungemein 
zart gehalten und in Kreislinien, Spiralen ꝛc. gebogen. 
Dabei iſt die Durchkreuzung möglichit fonfequent jo ein— 
gerichtet, daß der durd eine Rankenverſchlingung oder 
Blattumbiegung gebildete Kreis gerade in jeinem Mittel- 
punft von einer oder zwei Ranken durchichnitten wird, jo 
daß jelbjt mitten in dem icheinbar willtürlichiten Durch 
einander von Blättern u.Ranten eine gewiſſe Regelmäßig— 
feit zur Geltung gelangt. Dieje wird noch dadurch ver— 
mehrt, daß alle jolche Ranfenverichlingungen theils durch 
die zu Grund gelegte geometrijche Eintheilung in Felder, 
theils durch fich hindurchziebende Bänder und Streifen, 
theils durch dic periodische Wiederfehr der angemwendeten 
‚ Linien und der zum flolorit verwendeten Farben in grö— 
here Bartien gejondert werden, die dem Auge Ruhe ge= 
‚ währen und den Uebergang von der jtrengen Architektur 
zu der zauberhaft phantajtiichen Ornamentirung auf ſehr 
milde Weiſe vermitteln. Für Anwendung diejer Arabes- 
fen num dürfte Folgendes gelten: Die einzelnen Füllungen 
‚ von Holzdeden und Thürflügeln, weldye nad) der Coma— 
‚rajia (j. d.) konftruirt find, Heine Bogenzwidel zc., find 
ganz jelbjtändig mit Arabesfen ausgefüllt, die fich meiſt 
ſymmetriſch von einer Mittellinie aus vertheilen. Grö— 
Bere Bogenzwidel, ganze Wandflächen zc. find durch breite 








— 


nod. Streife 


Berlteihe 














Ranken, 


142 


n entweder nad) der Coma— 


= arabifder Stif 


dienst u. Bilderverehrung ſchützte er durch die Lehre, dai; 














rajia oder durch Kombination von Kreis und Schlangen: | der unfichtbare Bott die Scelen der Bildervon den Malern 


linien in periodijch wiederfehrende Felder getheilt und 
mit Arabesfen durchzogen. Einiges noch darüber j. u. d. 
Art. arabiicher u. maurijcher Stil. | 
Arabin, oder Acarin, n., frz. arabine, f., weißer, feiter, 
durchſcheinender, amorpher Gummiſtoff, welcher den | 
Hauptbeitandtheil des arabiſchen Gummi's ausmacht; im 
Waſſer zu einer jchleimigen Flüffigkeit (mucilago gummi 
arabici) löslich, jpez. Gew. = 1,,—1,,, verhält ſich genen 
Altalien und alkalische Erden als fchwache Säure. | Wf.) 
arabiſcher Stil, m., frz.style m. arabe, engl.arabian 
style. Die Araber find feurig und geiftreich, haben einen 
ſcharfen, jondernden Verſtand, dabei eine überreiche, kühne 
Phantaſie und einen jchnell erglühenden Enthuſiasmus. 
Uriprünglich waren einige ihrer Stämme Anbeter der 
Gejtirne, andere Fetiichiiten, noch andere Iſraeliten und 
Ghriften; felbjt die Lehren Zoroaſters und das Äägyptijche 


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Fig. 225. Grundriß der Diami von Eordova. 


Syſtem hatten fie durch die immer von ihnen gajtfrei in 
ihrer fie ſchützenden Wüſte aufgenommenen Flüchtlinge | 
fennen gelernt. Mabommed nun, der ſich die Bereinigung 
aller diejer vereingelten Stämme zu einer fiegreichen Nas 
tion zur Lebensaufgabe gemacht hatte, wußte diefe Um— 
ftände zu benußen. Er offenbarte feinen Landsleuten den 
Schöpfer und Herrn der Welten, Allab, alö ein Weſen, 
defien Haupteigenichaften, Einheit, Geiſtigkeit u. Inend- 
lichkeit jeien. Als Propheten erfannte er an Adam, Noah, 
Abraham, Mofes und Ehriftus, ſich ſelbſt nannte er den 


! 





| 


| 


im Diten, im Weſten aber durch v 








oder Bildhauern, die ſie verfertigt hätten, fordern würde, 
wodurch er aber zugleich faſt ganz von Nachbildung irgend 
eines lebenden Weſens abſchreckte und ſo der Kunſt eine 
einſeitige Richtung gab. Die Ausſicht auf die ſinnlichen 
Freuden einer andern Welt vollendete dieſe Religion der 
Sinnlichkeit und des Verſtandes, vorgetragen von ihrem 
Begründer mit der Entſchiedenheit eines Wortes vom 
Himmel u. in phantaſtiſcher Fülle vollsthümlicher Poeſie, 
u. verbreitet von feinem Volk mit glübender Begeifterung 
mitteld des muthig geſchwungenen Schwertes, welches 
Mahommed den Schlüfjel des Himmels genannt, u. wel: 
ches bald die neue Lehre bis an die Grenzen Hindojtans 
gupten u. Mauritanien 





bis nach Spanien ausbreitete. 

Ein jo lebhaftes u. mit den erwähnten geiftigen Eigen- 
ſchaften ausgejtattetes Volt machte natürlich bald große 
Fortichritte in der Baukunſt; die gebildetiten Bölter, mit 
denen die Araber zunächit in Berührung kamen und deren 
Bauwerke fie zunächst fennen lernten, waren die Byzantiner, 
Perſer und Agypter. Bon den Bauftilen diefer Nationen 
| entnahmen fie die Grundformen, aus ihrer Religion ent 
‚ widelten fie die weitere Dispofition ihrer Gotteshäufer; 
wo fie fejteren Fuß fahten, gründeten fie Städte und wen— 
deten ihre mathematischen Kenntnijje zu Fruchtbar— 
machung des Landes, ihre technifchen Kenntniſſe und das 
neu Erlernte zu Verzierung ihrer Wohnjtätten an, und 
ſehr jdmell bildete ſich der arabiiche Bauſtil vollitändig 
aus. 630 erjt hatte Mahommed begonnen zu erobern, u. 
770 fchon wurde die Krone aller Bauten des arabiſchen 
Stils, die Moſchee von Cordova, ſ. Fig. 225 (in ihrem 
damaligen Zuſtand reitaurirt), vollendet; bis zum Ende 
des 9. Jahrh. blühte diejer Stil in Spanien, begann wäh— 
rend der anhaltenden Kämpfe der Mahommedaner unter 
ſich und mit den Chrijten zu finten, bis endlich aus den 
Reiten feiner Formen und vielen neu binzugefommenen 
der maurijche Stil (j.d. betr. Art.) hervorging. Ein Zweig: 
jtil des arabifchen, hervorgebracht durch Vermischung mit 
romanijchen Formen, ift die ſarazeniſche Bauweiſe (1.d.). 
Bergl. auch d. Art. islamitiich, oftindo:mahommnedaniid, 
perſo⸗mahommedaniſch zc. 

Doc nun zu den Haupt und Detailformen des arabi- 
ichen Stils. Die Mofdeen, bei. die großen, tragen faſt die 
ganze Glaubenslehre in ihren nad) altchriftlichen, ägypti— 
ſchen und perfiichen Vorbildern umgejtalteten Formen an 
fi. Einfach, fait ärmlich im Aufern, noch durch einen 
Vorbof A Fig. 225 von der Welt abgeſchloſſen, lafjen fie 
nichts von ihrem Innern ahnen, gleich dem unerforid- 
lichen Gott. Nur der Gläubige darf ihnen nahen und aud) 
nur dann in fie eintreten, wenn er vorher in einer eins 
fachen, weiten Vorhalle B jid) von den Zerjtreuumgen der 
Außenwelt gefammelt und im zweiten, fäulenumgebenen 
Hof C, dem Harem, an dem von einer Kuppel bejchatteten 
Neiniqungsbrunnen jeine Waſchungen verrichtet, ſym— 
boliſch jein ganzes Weſen gereinigt bat zu dieſem Schritt. 
Schon beim Eintritt umfängt ibn heilige Dämmerung. 
Eine Unzahl von Säulen gleich einem Bald, aber in jtren: 
ger Regelmäßigkeit, erinnert ihn an die Unermeßlichkeit 
der Werfe Gottes. Die Form der Bogen, auf ſchwachen 
Säulen mittels eines ausfragenden Würfels rubend, er: 
innert ihn an die Geichichte feiner Religion, die durch 
ichnellen, fübnen Aufihwung aus ſchwachem Anfang jid 


arößten und legten Bropheten. Durch dieje Anerkennung | erhob und mit ſcheinbarer Zartheit und Leichtigkeit eine 
fefielte er. viele von den in Arabien lebenden Juden und | ungeheure Tragkraft verbindet. Auch in der eigentlichen 
Chriſten an feine Religion. Die Beibehaltung des Heilige | Mofchee D find die Schiffe gleich hoch und einfach, denn 
thums der Kaaba mit dem heiligen jchwarzen Stein lodte | vor Bott jind alle Menjchen gleich; nur das Mitteiſchiff 
die Fetiſchiſten unter feine Fahne, deren Inſignie, der Halb: | E, das von der Gemeinde nicht betreten werden dari, iſt 
mond, die Anbeter der Gejtirne anzog; der Blaube an uns | reicher geihmüdt; an der nach Mekla bingefehrten Hinter: 
bedingte Borberbeitimmung erbob den Muth ſeines tapfern feite liegt die reichgeſchmückte Halle des Gebets, der 
Volfes bis zur Tolllühnheit. Bor dem Rückfall zu Götzen- Mihrab F. Dieje Berfinnbildlihung der Vorfreuden des 


arabiſcher Stil 








143 


arabifder Stil 





Paradieſes jtrebt zu einer leichten, reich u. glänzend, ſinn— 
gefallend verzierten Kuppel Fig. 235 empor. Diefe Ver: 
zierungen aber, einicheinbares Durcheinander von Linien, 
Zapfen, Blumen ꝛc. zeigen bei genauerer Unterſuchung 
ein wunderbar durdydachtes, fait immer auf dem Zwölfeck, 
dem Symbol des Jahres, berubendes jtrenges Syſtem, 
Symbol der jtrengen, jährlich wiebderfehrenden Weltords 
nung. Die Kuppel diefer Gebethalle iſt dem Bilger von 
außen hin weit glänzend fichtbar, gleich den Freuden der 
Emigteit, die dem Menſchen während feiner Pilgerfahrt 
auf Erden vorgehalten werden als Preis eines treuen 
Wandels. Alle Willtürlichkeit ift aus diefer Architektur 
durchaus verbannt, denn Gottes Wille ift unabänderlic) 
und der Mahommedaner an ihn gebunden. Aber wie der 
Menſch nach dem Islam jcheinbar freien Willen hat, jo 








Fig. 224, Grundriß einer Mesjida in Toledo, 


iſt auch in allen architektoniſchen Formen diefes Stils der 
Faden des Geſetzes jo zart geiponnen, daß nur ein kunſt— 
geübtes Auge ihn zu jchen vermag, woraus auch das Vor— 
urtheil entiprungen ift, diejer Stil ftroge von Willfürlich- 
feiten. Hinter dem Mihrab nun liegt der Koran in der 
Kibla, einer überreich verzierten, in wunderbarem Glanz 
itrahlenden, aber nicht erleuchteten, höblenartig tiefen 
Nifche a, aus deren Hintergrund nur manchmal der Blitz— 
glanz eines Edelfteins oder eines goldenen Ornaments 
biendende Strahlen wirst; der Herr iſt unerforichlich, dun— 
fel find feine Pläne und nur einzelne feiner Thaten, feiner 
Eigenſchaften jehen wir, aber jie blenden uns, Die Rich— 
tung des Heiligthums entjpricht dem Gebot, nach Mekka zu 
wallfahren, und die äußere Einfachheit der Moſchee dem 
Gebot, nicht mit frommen Werfen zu prahlen. So viel 
von derSymbolifdesStils; 
durch den Ritus erfordert 
iſt die Kanzel ( Mimbar) b, 

— die erhöhte Tribüne fürden 
Sultan (Makſuhra) e, die 
Grabkapelle des Griinders 
(Turbeb) d, die Tribüne 
lie PTR IT —* ge Gebets 
Ehutbeh)e, das Pult für 

—— ee den Koran f, die Tribüne 

zum Ausrufen der Gebetjtunden durch den Muheddin 
(Maftaticheh) g u. Fig. 233. Bei Heinen Moſcheen fehlt 
Manches biervon, jelbit der äußere Vorhof ift nicht iiber: 
all vorhanden, aber dann wenigstens durch eine Vorhalle 
A, Fig. 226, erſetzt. Zur linken Seite des Vorhofes, alſo 
nach Weiten, ſteht ein Haus h, Fig. 225, zu Aufnahme 
der Bilger, und daneben Ställe, i, für Pferde u. Kamele; 
zur Rechten ein Gebäude mit öffentlicher Badeanitalt, k, 
Trinthalle 1 und Latrine m. An der Wejtjeite diejes Vor: 
hofes jteht, aljo vom Gotteshaus getrennt, entweder ein 
großer Thurm G, Fig 225, Migalet genannt, oder zwei 








2. Mesjida, Kopie der byzantinischen Duadratfirchen: 
ein Quadrat, durd 4 Pfeiler, Säulen od. Säulenbündel 
in9 Theilegetheilt, j. Fig. 226 (die jepige Kirche St.Cristo 
de la Luz in Toledo); die Eckräume jind alle ziemlich von 
gleicher Höhe; blos die Mittelkuppel jteigt höher empor. 
Dig. 229, 


dig. 228. 





Fig. 280, "ia. 91. 

Arabische Säulenformen. 
Die erjtere Art hat aufihren Scif- 
fen eine verzierte Holzdecke mit lie— 
gendem Dachitubl, der bunt bemalt 
und beſchnitzt ift; diefe Mojcheen 
find gewöhnlich bedeutend größer dig. 282. 
und nur ihr Mihrab übertwölbt, während die der zweiten 
Art in der Regel nicht ſehr groß, aber ganz überwölbt find. 
Das AÄußere ijt mit Lienen befegt, die aber feine Bogen 
friefe tragen, fondern der Hauptſims geitaltet ſich nach 
Fig. 227, wobei Fries und Bänder ſehr oft glatt, manch— 














wibeler 
Fig. 238. Wand des Maftaticheh in Corbdova. 
mal auch mit Ornamenten oder Infchriften beſetzt find, 


Die Portale find theils in reinem Rundbogen, theils in 
überhobenem, theils in Hufeifenbogen gewölbt. Die Bogen 


oder mehrere Meine Thürme H, ig. 225, Minarets. Das | jegen fich bei den frühejten Bauten auf einem Kämpfer: 


Innere der Mojchee findet fich vorzüglich auf zwei weſent— 
lich verfchiedene Arten gejtaltet: 1. Djami, Bafilifa von 
3— 22 ganz gleihhohen Schiffen, deren jedem eine weite 


fonjol auf, das blos nad) dem Thürlichten zu ausladet: 
darunter iſt manchmal die Ede des Schaftes eingefalgt u. 
an Säulchen hineingefept, defien Dedtplatte den Falz 








arabiſcher ⸗til 


erade ausfüllt. Gleich den Portalbogen variiren auch die 
Ben im Innern ; die Berhältnifie der anal 
ten find in der Regel ziemlich niedrig, bei. im Anfang, 
während bei fpäteren Bauten mehr nach Schlanfheit ge— 
jtrebt wurde, ohne daß aber der Charakter des Kräftigen 
aus feiner vorwiegenden Stellung vertrieben worden 
wäre; bier und da fommen auch Bogen vor, die in Heinen 
Halbfreisbögen ausgezadt und dabei der Hauptform nad) 
parabolifch find; ſ. Fig. 233. 

Die Säulen find theils antif mit römischen Rapitälen, 
von alten Gebäuden, 3. B. in Cordova von der Baſilika 
des heil. Georg entnommen. Durch Nachbildung derjelben, 
verbunden mit byzantinischen Neminitcenzen, bildete ſich 
jchrittweife die Form der arabijchen Säute, j. Fig. 228— 
232, wobei noch zu bemerten, dab der glattrumde, wenig 
verjüngte Schaft zwar ziemlich furz, doch noch nicht ſchwer⸗ 
füllig zu nennen tft. Aus der Dedplatte fteigt ein vieredi- 
ger Reiter empor, nur wenig ſchmäler als die ihn, tra= 
gende Säule; an ihn Ichnen fich die Bogen: wo die Über— 
mauerung jehr hoch werden mußte, erſetzte man fie, um 











dig. 284. Längendurchſchnitt von Fig. 226. 


Säulen ımd Bogen nicht zu ſehr zu belaften, durch Ent— 
laftungsbögen; wenn der Zwiſchenraum zwiichen den 
beiden Bogen leer blieb, fo gab dies ein ganz eigenthüm- 
liches Anfchen, |. Fig. 233. Die Arabesfen in den Bogen- 
zwideln, an den Wandflächen ıc. beftehen entweder aus 
buntfarbigen $lasmojaits, in lebhaften, gefättigten, ziem— 
lich intenfiven, daher jelten jehr hellen Farben, gewöhn— 
lich mit ſchwarzen oder dunfelbraunen Kontouren auf 
Goldgrund ausgeführt, oder aus ſehr ſchwach erhabenen, 
ganz in byzantiniſcher Weile behandelten Reliefs in 
weißem Marmor, fpäter manchmal in Stud. Die Be- 
wegung der Ranken erinnert bier und da an die Antike, 
u. die Technif, bej. in der Ausbohrung der Augen zwiſchen 
den Blattzweigen, an altchriftliche Arbeiten. Befonders 
eigenthümlich find die Wölbungen behandelt; ein hori— 
zontaler Kämpferſims läuft an den gefamten fie ſtützenden 
Mauern herum; er bejteht aus einer wenig ausladenden 
Hohlkehle, von deren Vorderfante aus dann das Gewölbe 
anfängt. Bei vieredigen Räumen mit vollen Wänden tft 
dies cin Kloftergewölbe, oft fpikbogig geſchloſſen. Bei 


144 arabifher Stil 




















achteckigen ganz ähnlich, am originelliten aber find die ge— 
wölbten Ueberdeckungen quardatifcher Räume, deren 
Wände blos aus Bogen beitehen, 5. B. der Mittelräume 
in der Mesjida von Toledo, Fig. 234, u. des Mihrabs in 
der Djami von Eordova, ſ. Fig. 235. Eoldje Gewölbe 
machen einen eigenthümlichen Eindrud, indem zugleich die 
Kühnheit der Konſtruktion überrafcht und die Kombina- 
tion der Linien höchſt befriedigend wirft. 

Holzdeden find ftets in ihrer ganzen Konſtruktion ficht- 
bar. Nur die Binderjparren haben Balfen, alfardas, 
unter fih. Diefe Binderbalten, auch wohl die Sparren, 
find durd Heine Querbalken, falſche Wechſel, alfagias, 
verbunden, wodurch Kaſſetten entiteben, die nun ihrerjeits 
mit Ornamenten od. Comarajia-Muftern ausgefüllt find. 
Die Fußböden find aus Marmorplatten od. bunten Thon- 
fliefen, auch wohl aus Ziegelplatten in Teppichmufter 
(alfombra) hergeitellt. 





Fig. 235. Mihrab in der Djami von Cordova. 


Nac den Moscheen jind zunächit die Büder zu erwähnen. 
Uber die Einrichtung derjelben ſ. d. Art. Bad. Der Haupt: 
raum iſt meiſt von einer arfadengetragenen Kuppel bes 
dedt; manchmal iſt er achtieitig, manchmal vieredig; in 
legterem Fall geht er dann entweder über den Arkaden 
durch Pendentifs od. jchräg eingeſetzte Bogen ins Achte 
über, oder ijt gleich mit einem vierjeitigen Stloftergewölbe 
überdedt. Die Säulen, welche die Arkaden tragen, find 
Hein, die Arkaden niedrig, das Simswerf ıc. möglichit 
platt,wahriceinlic um dem Wafferdampfmöglichit wenig 
Haftpunfte zu gewähren, In den Gewölben ſind ſternför— 
mige u. freisförmige Offnungen angebracht, welche nach 
innen weiter find als nach aufen; die Konſtruktion diefer 

finungen j. im Art, Oberlicht. 

Die Fefungen auf ebenen Terrain bilden regelmäßige 
Vierede, mit Thürmen, die in gleichmäßigen Abftänden 
vor der Mauer vorjpringen; ob fie höher gewejen find als 
die Mauern, läht fich nicht mit Bejtimmtbeit behaupten, 
doch fcheint e8, als ob nur die größeren darımter, die Thor 
thürme, die Mauer überragt hätten. Dieſe Thorthürme 





arabiſcher Stil | 





145 


Aragon 








waren bedeutend dider als die anderen, und mußten es 


auch fein, denn das Thor führte nicht gerade durch fie hin— 
durch, jondern machte ein pär Wendungen im Innern 
derjelben, ſo daß man nie hindurchſehen kann. Ueberhaupt 
ſcheint ein Hauptbeſtreben der Araber bei Anlage ihrer 
Befeſtigungen geweſen zu ſein, den Feind durch Umwege 
aufzuhalten und ihn zum langſamen Vorſchreiten zu zwin⸗ 

en; jo haben wir die Ruinen einer arabifchen Burg be= 


ucht, um welche man fünfmal herumgehen mußte, immer | 


bergan fteigend und von zwei nicht jehr hohen Mauern 
eingejchlofien, fortwährend alfo von dem Pfeilregen des 
Mitteltyurms beherricht, che man an die Thüre dieſes, des 


eigentlihen Burggebäudes, gelangte. Die Anlage der | 


meijten diefer Burgen mußte ſich aud) nad) dem Terrain 
richten. Faſt immer tbeilen fich diejelben in zwei geſon— 
derte Befeftigungen, die Altazaba, Unterburg, und den 
Allazar, DOberburg. Beide arabiihe Benennungen 
baben aber noch anderweite Bedeutung; ſ. d. betr. Art. 


Die Strafen der Htädte find äußerst unregelmäßig und | 
eng, aber dadurd) frei von Zugluft und im Sommer ſehr 


fühl. Leider ift von den Schlöfiern der pradtliebenden 
Araber, außer den Befeftigungswerlen und bier und da 
einigen Subjtruftionen, gar nichts erhalten; aber ver: 
mutben läßt fich, daß diejelben, jowie aud) die Wohnhänfer, 
eine ähnliche Dispofition Haben mochten, wie die des nach— 
folgenden mauriſchen Stils, deren fo viele und noch in 
Spanien erhalten find. Einzelne Ucberbleibjel wohl fin- 
den ſich in Heinen Städten u. jelbit in Cordova u. Sevilla, 
aber über die Einrichtung geben fie feinen Aufſchluß und 
in den Details ftimmen fie mit dem oben bei den Mojcheen 
Gejagten überein. Bei Wohnhäujern wie bei Mojcheen 
find an den Eingängen jtet3 Bantoffelnijchen, alacenas, 
in den Pfeilern ausgeipart. 

Im Flahban waren die Araber nicht weniger erfahren 
als im Hochbau. Brüden, von ihnen gebaut, dienen noch 
jetzt vielfach dem Verkehr in Spanien; fie ähneln jehr den 
normännijchen, Doc) läßt fich Schwer beitimmen, welche von 
den in Spanien bejtchenden jogen. arabijchen Brüden aus 
der Beit der Araber, und welde von den Mauren find. 
Das Nämliche gilt von den Wajferleitungen, von 
denen jedoch einige mit ziemlicher Zuverläjfigfeit von den 
Arabern herrührend angenommen werden können. Dies 
jelben leiten das Wafjer von der Quelle bi! zur Stadt in 


weiten, thönernen, innerlich glafirten Röhren über Berg | 





und Thal bergauf u. bergab; damit die Röhren dem Drud | 





| theils nad) Bedarf, theils nad) dem Beitrag (alfarda) eines 
‚ jeden Grundbeſitzers möglich ift (f. Alema und Riego). 

‘ Die größeren Ströme wurden ebenfalls durch Uferbau— 
ten, Wehre, Schleufen ꝛc. genau regulirt und ihr Waſſer— 
überfluß zu Bewäſſerung der Felder ꝛc. benußt. Auch 
zahlreiche große und Keine Eifternen legten die Araber an, 
theils um Trinkwaſſer zu gewinnen, theils zum Gebraud) 
fürdie Bäder. Viele diejer Ciſternen find erhalten, die mei— 
ſten abevdurch den Aberglauben der Spanier unzugänglich 
gemacht, jo z. B. die große Eifterne unter der Moſchee von 
S ordova, welche nad) vorhandenen Bichreibungen wenig 
ſtens 2400 Säulen bat, die ihr Gewölbe tragen. 

In den Städten und Gärten waren überall künstliche 
Teiche. Sogar eine Art Telegraphenweien hatten fie; zwi— 
jchen denHauptftädten waren nämlidh/Thürmelalmenaras) 
in nicht zu großen Zwifchenräumen von einander erbaut, 
jo daß man von einem aus allemal die beiden nädhiten 
jchen konnte, und auf diejen Thürmen wurden bei Tage 
mit Fahnen, bei Nacht durch Feuer die Signale ſehr ſchnell 
fortnepflanzt. Was nun endlicd) die Technik der arabijchen 
Bauten betrifft, fo waren fie größentheils aus einfach), 
aber glatt behauenen Werkjtüden aufgeführt, die Bogen 
oft mit verjaßtem Fugenſchnitt. Wo Werfftüde fehlten, 
tonjtruirten fie die Mauern entweder ganz aus Baditei- 
nen oder in Bijee (f. d.), welches mit Ecken aus Baditein 
oder Bruchſtein eingefaßt u. mit Backſteinſchichten durch— 
zogen war (j.d. Art. Mauerverband) ; die Gewölbe beſtan— 
den gröhtentheils aus Gußwerk. Bei. in der Fabrikation 
feiner Ziegelforten ſcheinen fie jehr weit vorgejchritten ges 
weſen zu fein; die Dachdeckung beitand aus Hohlziegeln 
der Art, welche wir jept Mönch und Nonne nennen und 
die fie glajirten, wie fie denn überhaupt in der Töpfer: 
arbeit Ausgezeichnetes leifteten. Den Bronzeguß fannten 
fie ; dem Bergbau ſcheinen fie ebenfalls viele Thätigfeit zu= 
gewandt zu haben. Ihre Waſſermühlen wurden durd) 
Turbinen getrieben; auch Wafjerichöpfräder wendeten fie 
zahlreidy an und den Schleufenbau Den fie zu großer 
Bolltommenheit gebracht; ſ. d. Art. Riego. 

arabifcdes Gummi, n., fr}. gomme f. arabique, lat. 
gummi arabicum, gummi mimosae; j.d. Art. Gummi— 
harze 3.[ Wf.) Das hellite, weihejte, jog. gummi album, 
iſt die befte der im Handel vorlommenden Sorten; es jers 
theilt fich leicht im Waſſer, befonders wenn e8 vorher pul= 
verifirt wurde, und giebt dann ein jehr reinliches Kleb— 
mittel, welches meift zum Auftleben des Zeichenpapiers 





des Waſſers widerftehen fönnen, der bei. aufden Thaljohlen | dient. Auch ſonſt wird das Gummi viefach zu technifchen 
ſehr ſtart iſt, ſind dieſelben mit Mauerwerk aus Heinen | Zwecken verwendet, z. B. in ſehr verdünnter Auflöſung als 
Sieinchen u. waſſerdichtem Mörtel umgeben, welches ge- | freilich nicht waſſerdichter Yad ıc. Verfälicht wird es bei. 


gofien zu jein fcheint und noch jeßt, nach 1000 Jahren, 
jehr gut in Stand iſt; ja jelbjt die Glajur der Thonröhren 
ift noch unverlept. Nachdem nun in diejen Röhren das 
Waſſer von der hochgelegenen Quelle über Berg u. Thal 
nad) der Stadt, die damit veriorgt werden joll, gelangt ift, 
fteigt es dort in eben ſolchen Röhren in einem Thurm jo 
hoch, als der Niveauunterjchied zwijchen Duelle und Stadt 
nad) Abzug des Reibungsverluftes erlaubt; von einem 
oben in diejem Wafjerthurn gelegenen Baſſin aus wird 
e3 in die Stadt vertheilt und ift meist durch diefe Manier 
der Vertheilung im Stande, in jedem Haufe einen Heinen 
Springbrunnen zu treiben. 

Auch für die regelmäßige Bewäjferung der Felder 


durch Kirſchharz, Pilaumenharz ꝛc., welches aber duntel- 
gelb ift und nad) dem Kleben beim Trodnen leicht ſpringt. 
\ Beim Ankauf ziche man größere Stüde dem Pulver vor, 
weil man die Berfälichung fo leichter findet. 

Arabo-tedesco, m. Han. und engl.), |. v. w. moz= 
arabiid) (j. d.). 

Araboutan, m., frz. (Bot.), Brafilienholgbaum (j.d.). 

Aragon, Aragonit, Arragonit, frz. aragonite, f., engl. 
aragonite, rhombiſcher kohlenſaurer Kalt, kommt gewöhn— 
lic) in ſechsſeitigen Säulen kryſtalliſirt, oft in kryſtalliſchen 
Maſſen, ſtengelig abgeſondert u. ſtaudenähnlich vor (Fafer- 
Aragon, Aragonſpat, m., Eiſenblut, n., Eifenblüte, £., engl. 
| needle-spar), Härte= 3, —4, rigt Halfipat, ritzbar durch 





in der heißen Jahreszeit thaten die Araber jehr viel, und | Apatit; jpez. Gew. — 2,,, weiß, ins Grünliche, Graue u. 
noch jept find viele ihrer Azequias (Wafjerleitungen), | Biolette jpielend. Glasglanz bis Berlmutterglang, durch— 
azudes (Bafjerhemmungen) ꝛc. im Gang. Auf wahrhaft ſichtig bis durchicheinend; vor dem Löthrohr zerfallend, 
ftaunenswerthe Beije haben fie hier und da Felſenſchluch— | unſchmelzbar, aber ſich äßend brennend. Lösbar in Säus 
ten zugebaut u. dadurd die durch diejelben herabjtürzen= | ren unter jtartem Braujen (Koblenjäureentwidlung). Iſt 
den Gebirgsitröme zu Sien aufgeftaut, aus denen durch | fohlenfaurer Kalt, meift jtrontianhaltig, alfo ziemlich 


feine Kanäle das Wafjer abgeleitet werben fann u. zwar 

mit Hülfe von Schrauben, welche bei ihrer Umdrehung zu= 

gleich die in jeder Minute herausfließende Mafje Wajjer 

angeben, jo daß eine genaue Regulirung der Bewäfjerung 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl, L 


dasſelbe wie Kalkſpat; den trogdem zwiſchen beiden ſtatt— 

findenden Unterſchied erflärt man dadurch, daß A. aus 

heißen Löfungen in der dadurd) veränderten Kryſtallform 

entjtanden jei. Hierher gehört der Karl3bader Erbſen- u. 
19 


Araignee 


—. 








Sprudeljtein, der zugeichliffenen Arbeiten bearbeitet wird, 
die oben erwähnte Eijenblüte, der Schaumkalk, Alm oder 
Alben, die Bergmild x. — Nach Clarke in der altägnpti= 
ſchen Plaſtik verwendet. 

Araignde,f., frz. (Kriegsb.), engl. araignee, counter- 
mine-system, das Minengewebe, das gejamte Contre— 
minenſyſtem unter und vor dem Glacis einer Feitung. 

Arambel,m., arabiſch, Tuchbehang zu Ausſchmückung 
der Zimmer, gewebte Tapete. 

Aranea, f., lat., Spinne; 1. Agraffe. — ‚2. Aranea, 
jpan. Arana (jpr. Aranja), Kronleuchter, 

Aranzada, f., jpan. fyeldmäh von 400 Duadrat-Eita= | 
dos — 0,,, Preub. Morgen = 11,ag419 Ar. 

Aräsmeter, n., Gravimeler, n., Dihtigfeitsmeffer, Hp: | 
drometer, Sent: od. Schwimmmäge, fr}. ardomötre, m., | 
pöse-esprit, m., pöse-liqueur, engl. hydrometer, areo- | 

-, meter, hydrostatical balance, In⸗ 
jtrument zu Beſtimmung des jpez. Ge⸗ 
wichts (j. Gewicht), von Flüffigkeiten 
jowohl als von feiten Körpern. Für die 


146 
Körpern, die jpezifiich leichter als Wafler find, mit einem 


Aräometer 


Drahtnetz überdedt ift) u. legt oben aufden Teller Bfo viel 
Gewicht auf, daß das Injtrument wieder bis zur MarteC 
einfinkt. Diejes jept aufgelegte Gewicht entipricht den Ge— 
wicht des durd) das Körpervolumen verdrängten Waſſer— 
volumens u. es ijt nun durch diefes Gewicht das vorher be= 
ſtimmte abſoluteGewicht des Körpers 
zu dividiren, um das ſpez. Gewicht zu 
erhalten. Bei der Anwendung der 
Aräometer ift ſtets auf Die Tempera= 
turder Flüffigkeiten, in welche fie ein= 
nejenkt werden, Nüdficht zu nehmen, 
daher iſt an den Nräomzetern beſſerer 
Art ſtets ein Thermometer angebradht 
u. bezüglich der Stala auf eine mitt: 
lereTemperaturfüdjicht genommen, 
auf weldye man vordem Verſuch wo⸗ 
möglich die Flüffigfeit zu bringen 
fucht, 3. B. durch Einftellen in war— 
med od, kaltes Waffer. Aräometer, die 


verichiedenen Arten von Gemifchen von | für beftimmte Flüffigfeiten eingerich- 
Flüffigkeiten wie des Altohols u. Spiz | tet find, geben gewöhnlich nicht das 
ritus, des Eſſigs, der Säuren, welche jpezielle Gewicht, fondern den Pro— 
alle mehr oder weniger Waſſer enthal= | zentgehalt an, 5. B. bei Zuckerlöſun— 


ten, fowie der Löfungen, als AZuder: | 
löfungen, Salzlöfungen ꝛc., bedient | 
man ſich verjchiedener, den Bedingun⸗ 
gen, unter welchen fie gebraucht werden | 
jollen, angepaßter u. eigens auf empi= | 
riſchem Weg produzirter Nräometer u. 

nennt fie, entjpr. ihren Zweden, Spiris | 
tus⸗, Laugen⸗, Säurewäge, Galakto— 
meter (Milchmeſſer), Saccharometer 

(Zuckermeſſer) ꝛc. Überhaupt aber un⸗ 
terſcheidet man zwei Arten von A. 
nämlic; Sfalenaräometer u. Gewichts⸗ 
aräometer; nur leßtere braucht man 
auch zu Bejtimmung bes ipez. Gewichts 
fejter Körper, Das Prinzip, worauf 
ſich die A. gründen, ift, daß ſich ein feiter 
Körper deito tiefer in eine Flüffigfeit 
einſenkt, je weniger dicht diejelbe tft. 
Es giebt Flüffigkeiten, welche weniger, | 
u. andere, welche mehr dicht ale Waſſer 














gen; doch muß man natürlich in jol= 
den Fällen, wie bei der Anwendung 
der Aräometer überhaupt, gefichert 
fein, daß nicht noch fremde Subjtan- 
zen außer denen, deren Menge man 
durch das Mräometer beftimmen will, 
in derFlüſſigleit aufgelöſt ſind; ſolche 
Een machen 3. B. den 
Gebrauch des Aräometers in den 
Rübenzuckerfabriken zur Beſtim— 
mung des Prozentgehalts angucker in dem Rübenſaft ziem⸗ 
lich illuſoriſch. Das in Deutſchland verbreitetſte Aräo— 
meter iſt das Beaumé'ſche, wovon es zwei Arten giebt, 
eines für Flüffigkeiten, die [diwerer(Säuren), und ein ans 
deres für Flüffigfeiten, die leichter (Alkohol, Aether xx.) als 
Waſſer find. Die Anwendung diefer Nräometer ift leicht 
verjtändlich, indem ſich nad} den angezeigten Graden mit: 
tels nachſtehender Tabelle ſogleich die fpezifiichen Ge— 
wichte der Flüſſigkeiten beſtimmen laſſen. AR 

Tabelle zu Beaume’3 Ariometer für Flüffigfeiten, die 





Trig. 238. 
Gewicdtsaräometer. 


dig. 236. Big. 297. find. Anden. ift meist als Ausgangs: | ſchwerer oder leichter find als Waffer: 
Stalenaräometer. punkt od. Nullpuntider Sfala der Bunkt | ſchwerer leichter 
angenommen, bis zu welchem das A. in reines Waſſer Grade. ſpez. Gewicht. Grade. jpez. Gewicht. 
von beitimmter Temperatur, vielleicht 20° C., einjintt. 0 Lasse 10 — 
Die Skalenatäometer beſtehen nämlich gewöhnlich aus —5— 11 0,9930 
einem hohlen metallenen oder gläfernen Eylinder von ge— 2 aa 12 O,s01 
ringem Durchmeſſer, ber unterhalb durch Quedfilber od. 3 ; HERE: 12 O,ares 
Schrot entiprechend beſchwert ift und oberhalb in einer. 4 Fa 14 — 
dünnen Spindel ausläuft, in welcher ſich die Skala befin- 5 5— 15 X 
det; ſ. Fig. 236 u. 237. | 6 1,0436 16 — 
Die Gewichlsaräomtter werden durch die Nicholſonſche | 7 — 17 — 
Senk- od. Waſſerwäge (Fig. 238) repräſentirt. Dieſelbe 8 BER 18 O,.08 
bejteht aus dem cylindrifchen Körper A, aus dünnem, nicht | 9  PERRIE 19 O0 
orydirtem Blech, der oben und unten koniſch zuläuft, da= | 10 124 20 — 
mit er ſich möglichſt leicht im Waſſer bewege. Ober— 15 1,1155 2 — 
halb ſitzt auf einem Stiel der Teller B für die Gewichte, 20 | Pre 30 O,010 
während unterhalb ein Schälchen E angehängt iſt, zu Nufz | 25 — 35 — 
nahme der feſten Körper, deren ſpez. erw. bejtimmt werden 30 BR 40 Dass 
fol. Am Stiel iſt bei C eine Marke angebracht, bis zu wels | 35 ı el 45 ı RE 
her das Jnitrument durch Auflegen eines Gewichtes, des 40 5 50 —E—— 
Normalgewichtes, in das Waſſer eingeſenkt wird. Man legt 45 155 55 O 
nun den Körper, deſſen ſpez. Gew. man beſtimmen will, zu⸗ | 50 1 gu0s 60 Os 
erit auf den Teller B u. nimmt jo viel vom Normalgewidht 55 Le 
weg, daß die Marke C wiederum genau indas Waſſerniveau 60 Liare 
einjpielt, Der weggenommene Theil des Normalgewichtes 65 Ina 
ist alio das abjoluteßewicht des Körpers. Hierauflegtman 70 1 
ben Körper in das Schälchen Eſwelches bei Abwiegen von 75 Duosie 


araeostylos 








147 


Arbeit 








araeostylos, 0 lat., ir, ardostyle riechiſch Kraftwirkung, welche ſich durch Lleberwindung 


— — — 


oder Aus- 


äpaumarörog), deutſch locherjäulig, nennt man eine Säulen | übung eines Widerjtandes (Zuges od. Drudes) auf einer 
jtellung griechiſchen oder römiſchen Stils, wenn die Ent= | bejtimmten Wegjtrede fundgiebt. Die mechaniſche Arbeit, 
fernung der Säulen von Mittel zu Mittel 4 untere Säu- das Arbeitsvermögen, frz. travail mecanique, eflet, engl. 


lendurchmeſſer oder mehr beträgt. 


mechanical work, labouring force (done work), aud) 


Arapennis, agripennis, arpentum, arepennis m. | Leiftung, Wirkung, GEfjett, ſetzt ſtets Bewegung einer 
semijugerum, röm. Feldmäß — '/, Morgen Landes | Mafje voraus, denn in der Ruhe kann wohl eine Kraft 


(120 Zuß ins D). 

Arase, f,, ir; 
schicht, Sleihichicht, Warteichicht. 

Arasement, m., jr3., 1. (Maur.) die Abgleichung, das 
Abgleichen, v.araser, abgleihen. — 2. (Zimm.) a. d’un 
tenon, das Abgejege, die Brüftung, Schulter, Achjel. 

Aratura, f., mittelalterl.=lat. ; 1.ein Mäp Feldes, von 
aratrum, Pflug. — 2. Frohndienſte bei Bearbeitung des 

ldes. 

— f.(Araucaria, Fam. Zapfenfrüchtler, Coni- 
ſerae), Nadelholzgattung der ſüdlichen Erdhälfte. Ihr 


frz., Ausgleichſtein; arases, pl., Ausgleich-⸗ 


| anderen Kräften das Gleichgewicht halten, aber fie arbeitet 


nicht. Die Größe einer Arbeit ift für jeden Theil der Weg— 
jtrede dem durch die Kraft ausgeübten Zug oder Drud u. 
der zurüdgelegten Wegjtrede proportional. Als Mäß für 
Kraftwirfungen hat man die Wirkung der Schwerkraft, 
als einer ſich unter befannten Bedingungen ftets gleich— 
bleibenden Kraft, gewählt. Um eine Rraffvirtung durd) 
die Wirkung der Schwerkraft zu mejjen, bringt man anden 
Ort eines Körpers, 3. B. an den beweglichen Theil einer 
Maſchine, an welchem eine Kraft (Zug oder Drud) wirkt, 
jtatt diejer Kraft Majjen an, welche frei der Wirkung der 


Holz wird dort eben jo geſchätzt wie bei ung dasjenige an- Schwere überlafjen find(alfo frei herabhängende Gewichte); 
derer Nadelbölzer. Die amerikan. A. bilden die Gruppe | dieje Maſſen folgen dann entw. der Wirkung der Schwere, 


Colymbea. Bıajilien bejigtden Binheiro Branco (Curi-y 
der Indianer, A. brasiliensis), der dortgroße Waldungen 
bildet. Das rothe, wohlrichhende Harz liefert Terpentin. 
Der Pehuen der Ehilaner (A.imbricata) wird bis 43 m. 
bod. Die auftralifchen N. bilden die Gruppe Eutacta. 
Die hohe A. (A. excelsa) aufNorfolf wird bis 56 m. hoch, 
bei einem Umfang von mehr ala 9 m. Das Hol; ijt bei 
uns nur da zu verwenden, wo es von der Einwirkung der 
Luft abgeſchloſſen iſt. Die Banzatunza der Aujtralier 
(A. Bidwilli) wird über 28 m. hoch und befigt ſehr dauer— 
baftes Holz, das jenem des Kauri (Dammara australis) 
ähnelt. Bei uns bilden die Araufarien jept nur Zierpflan— 
zen der Warmhäuſer, finden jich jedoch verfteinert in ziem— 
licher Menge in der Gegend von Chemnitz. Wf.] 

Arb, m., j. Anlage unter 9. 

Arbalöte, f., frz., 1. eigentlich Armbruft, daher Feil— 
bogen, Feilwippe der Schloſſer. — 2. Binder in einem 
Daächſtuhl mit Hängewert; arbaleter, einen Dachſtuhl 
mit Hängewerf verjehen. 

Arbaletiere, £., frz., lat. arbalisteria, arbalestena, 
ipan. arcabuceria, j. Balistraria u. Baluftrade. 1. Kreuz⸗ 
ihießicharte für Armbruftihügen. — 2. Mit ſolchen 
Schießſcharten verſehene Bruſtwehr. —83. Ein mit Brufts 
wehren verſehener, für die Streiter beſtimmter Platz auf 
den Galeren. 

Arbalötrier, m., 1. frz, Hängewerkſtrebe, ſ. d. Art. 
Dach u. Hängewerk. — 2. Binderſparren beim Pfettendach. 

Arbe, f., Araf, Arfe, Arfle, ſ. Arve. 

Arbeere, f., j. Elsbeerbaum. [ Wf.] 

Arbeit, f., 1. frz. travail,m., ouvrage, m., engl. work 
— Arbeit in Tagelohn, travail à la journee, engl. day- 
work, Arbeit in Aftord, im Gedinge, travail a la täche, 
a prix fait, a forfait, engl. piece-work, tutt-work. Die 
richtige Verteilung der A. auf einem Bau iſt eine der 
wichtigjten Funktionen des Bauführenden. Um dieje 
erfüllen zu können, muß er genau wifjen, wie viel Beit die 
Anfertigung jedes einzelnen Theiles in Anſpruch nimmt, 
wie viel Arbeiter an einer Strede des Baues placirt wer: 
den können, ohne daß fie einander im Weg find, Danach 
bejtimmt er dann im voraus die Zeitpunfte Kir Vollendung 
der einzelnen Bautheile, für das Auflegen der Balken— 
lagen, das Richten des Daches ıc.; nun muß er aud) dies 
jenigen Arbeiten, die, in Wertjtätten gefertigt, vollendet 
auf den Bau geliefert werben, zu rechter Zeit bejtellen und 
den Zeitpunkt ihrer Ablieferung feit bejtimmen, damit der 
Bau nicht durch das Ausbleiben eines oder des andern zu 
jpät bejtellten Gegenjtandes aufgehalten werde. Auch die 

rößere oder geringere Geſchicklichkeit der Arbeiter muß 
bei dieſer Arbeitövertheilung forgfältig berüdfichtigt wer— 
den; j. auch d. Art. Arbeiteranjtellung. — 2. Im mechani⸗ 
ſchen Sinn verftcht man unter N. jede Kraftäußerung od. 


indem fie einen Widerftand überwinden, oder fie wer— 
den von einer der Schwere entgegenarbeitenden Kraft ge= 
hoben, indem fie einen Widerftand ausüben. In beiden 
Fällen ift es möglid), durch das Gewicht der Maſſen und 
die Länge des Wegs fich einen Begriff über die von der 
Schwere ausgeübte Kraftwirkung zu bilden. Als Mäf; 
für Kraftwirfungen ift nämlid) das Produft aus Gewicht 
und Weg angenommen. Fitz. B.h die Fallhöhe, A div 
Waſſermenge, welche pro Zeiteinheit paffirt, y das Gewicht 
der Kubifeinheit, jo wird das Arbeitsvermögen oder die 
Leiſtung L=Q. r. h, f.übr. d, Art. Waſſerkraft. Es führt 
diejes Mäß entweder den Namen Fußpfund, wenn man 
nad) Fußen und Pjunden, oder Kilogramm:Meter, aud) 
Meter-Kilogramm, Mkg., wenn man nad Metern und 
Kilogramm gemefjen hat. So verrichten z. B. 100 Pfund, 
welche an ein um eine Welle geſchlungenes Tau befejtigt 
find, indem fie, um 10 Fuß herabfintend, die Welle um: 
drehen, eine Arbeit von 100%X 10 Fußpfund oder bei 100 
Kilogramm und 10 Meter eine Arbeit von 100%X 10 = 
1000 Mkg.; werden hingegen dieje 100 Pfund oder 100 
Kilogr. von einer die Welle drehenden Kraft um 10 Fuß 
oder 10 Meter gehoben, fo verrichtet dieſe Kraft eine Arbeit 
von 1000 Fuhpfund in dem einen Fall, und im andern 
Fall von 1000 Mkg. In der Praxis handelt e8 ſich aber 
meijt darum, daß eine gewifje A. in einer beitimmten Zeit 
verrichtet wird, weshalb man beiBejtimmung der Arbeits: 
größen auch die Zeitdauer zu berüdfichtigen bat. Die Be— 
ſtimmung der mechaniſchen A. für praftifche Zwecke betr. 
lajien wir einige Rechnungsbeijpiele folgen. a. Zwei Ar— 
beiter, Au. B, tragen Lajten in die oberen Etagen eines 
Gebäudes. Beide find gleich lange thätig, aber während 
A 8000 Pfund auf 50 Fuß Höhe ſchafft, bringt B 20000 
Pfund auf 35 Fuß Höhe. Wie groß find die geleifteten 
Arbeiten und wie viel muß B geredhterweije mehr erhal- 
ten, wenn A mit 4,,, Mark bezahlt wird? Die Arbeit des 
A beträgt 400000 Fußpfund, die des B 700000 Fuß— 
pfund, demnach berechnet fich der Lohn des B nad) der 
Proportion 4:7=4,:X.8.1.X. — 7,.,, Marl. 


b. Nach Beobachtungen beim Freiberger Bergbau be= 
trägt die Nuparbeit eines Arbeiter am Hafpel in Sftün= 
diger Schicht 703510 Fußpfund. Wie viel leiftet dabei 
ein Dann durchichnittlich in der Sekunde? 

703510 
Antwort: 20000” 24,, Fußpfund. 

Zur Meſſung größerer Arbeiten wendet man der beſſe— 
ren Ueberſicht halber ein größeres Mäß, die Pferdetraft, 
an, welche zuerit von Watt zu 550 Fußpfund (engl. Mäh) 
pro Sefunde bejtimmt wurde; nad) metriichem Mäß be- 
trägt eine Pferdefraft 75 Mkg. Die einer bewegen- 
den Kraft natürlich innewohnende mechanische M. nennt 

ı9* 


arbeiten 


frz. effet total, effet absolu, engl. whole effeet, während 
derjenige Theil, welcher zur Wirkung gebracht, 3. B. zum 
Betrieb einer Maichine benupt werden fann, die Unharbeit, 
Nupleiftung, Nutzeffelt, frz. effet utile, travailutile, engl. 
usefull effect, effective power, duty, beißt. Der Theil 
der Totalarbeit, welcher auf dem Weg durch die Mafchine 
infolgevon Reibung, Yuftdrud undanderen Widerftänden 
verloren geht, heißt Hebenarbeit,Nebeneffett,verlorne Kraft, 
f3. effet perdu, travail dü aux resistances passives, engl. 
lost effect, impeding-eflect. Der Wirkungsgrad einer 
Maichine ift derQuotientausNußarbeitdurchTotalarbeit. 

Wird das Marimum der täglichen Leiftung eines be— 
lebten Motors in Mkg. mit L, die von ihm ausgeübte 
Kraft in Stilogrammen mit P, die entiprechende Geſchwin— 
digkeit pro Schunde in Metern mit v, die tägliche Arbeits— 
zeit mit t bezeichnet, jo ergiebt fich die tägliche Maximal— 
leiftung durch die Gleichung L=Prvit. 

Arbeitet aber ein belebter Motor, aljo Menich od. Thier, 
fchneller oder langjamer al& mit der normalen Geſchwin— 
digleitv, d. i. mit der Bejhwindigkeit v’ und zwar während 
der täglichen Arbeitszeit t‘, fo ijt nad) Gerſtner die Kraft 


t 
P'= (2? — = (? — we P und die tägliche Leiſtung L‘ 
v ji 


— P'v’t‘, Für Arbeiten auf hurze Zeit darf man die von 
belebten Motoren ausgeübte Kraft = 2 P, d.i.gleid) dem 
Doppelten der mittleren Kraft, ſetzen. 

In der folgenden Tabelle find die mittleren Kräfte P 
und mittleren Gejchwindigfeiten v ſowie die erzielten 
Marimalleiftungen L pro Setunde angeführt, 


v 
Indiv. Gewicht. Maſchine ſilogr. Meter. Meterkilogr. 
Kilogr, ohne Maſchine 14 0, 11 
am en B b 1, d,5 
an der Kurbel 8 0, 6, 
Denib 70 um Gäpel 2 oo u 
| am Tretrad 12 0,7 8,4 
am en 60 04 12 
ohne Marchine 56 1,3 73 
Bierd 280 em Bine. re ee 
ohne Maschine 60 0, an 
Ode 280 am Göpe w Pre ee 7‘ 
ohne Maſchine 37 0, 30 
Gel 168 | am Göpel 1 z 


A 0 0 

Ueber die A. der Eentrifugaltraft, Trägheit, Wärme ıc. 
ſ. die betr. Art. 

3, Arbeit, fat. opus, n., fr3. ouvrage, m., engl. work. 
Nejultat der Arbeitsthätigkeit, aud) ſ. v. w. Art u. Weije 
der Bearbeitung, Anfertigung ec. z. B. bäuerische A., opus 
rusticum, f. Boſſenwerk, Bofjage; fournirte A., f. Four: 
nirung; raube A. f. Raubverpug und Anwurf; verzierte 
A., ſ Quaderputz. Gedrüdte U., j. Metalldrüderei; ein— 
gelegte A. in Holz, frz. peinture en bois, marqueterie, 
engl. inlaid work, marquetry, ſ. d. Art. Ebenifterei, 
Holzmofait, Parkett ıc. ErhabeneN., ſ. Relief. Getriebene 
A., j. Hammerarbeit, Eifelirarbeit x. Mihlungene U., 
fr. loup, m., engl. murdered work. 

arbeiten, aft.3.,frz.travailler,fonctionner,aller,engl. 
to work. Außer der gewöhnlichen Bedeutung erhä It das 
Wort „arbeiten“ im Bauweſen noch folgende Bedeutungen. 
1. Eine Mauer arbeitet, d. b. fie ift im Senten begriffen. 
Neue Häuser beginnen meiſt bei Eintritt des Thaumetters, 
nach dem eriten Winter, den fie erleben, zu arbeiten, daher 
es nicht gut gethan ift, fie jofort nach Vollendung abzu— 
pußen, weil ſich dann beim Arbeiten Rifie im Buß zeigen. 
— 2. Das Holz arbeitet faſt immerfort, d. b. in Wärme 
und Trockenheit zieht es fich zufammen, ſchwindet, reiht 
auf 2c., in der Näſſe quillt e8 wieder #.— 3. Bon gähren- 
den Flüſſigkeiten jagt man ebenfalls, fie arbeiten. 

Arbeiteranftellung, f., frz. mise f. a l’oeuvre, engl. 
setting to work. 1. Kriegsb.) Das Anftellen der ans 
rüdenden Arbeitertolonne geſchieht beim Schangen= wie 
beim Bau der flüchtigen Sappen durch Aufmarſch rechts 
oder linls. Beim Schanzenbau fommen auf 12° mittlere 


148 
man die Zotalarbeit der X raft, Totaleffett, Totalleiſtung. 1 








Arbeiterwohnungen 





Grabenlänge 56 rabenarbeiter, 2 Bermearbeiter, 2 Bruſt⸗ 


wehrarbeiter, 3 Banfet=, reip.Banfetgrabenarbeiter. Dies 
giebt pro laufenden Fuß mittlere &rabenlänge 1 Arbeiter. 
— Auherdem Y,—!/,, der gelamten Arbeiterzahl als Re: 
jerve, 12 Mann pro Stüdbanf und Trupps für Verklei— 
dungsarbeiten und Hinderniffe. Zum freiern Gebrauch 
des Handwerkszeuges dürfen die Yeute nicht weniger ala 
4 Fuß Abjtand von Neben», Hinter: und Vordermann 
haben. — Zum Bau der flüchtigen Sappen werden die 
Arbeiter längs der Trace in einem Glied mit doppeltem 
Armabjtand angejtellt. — 2. Ueber die Arbeiteranitellung 
im Eivilban j. d. Art Bauführung. Pte.) 

Arbeiterkolonne, f. (Sriegsb.) Die Arbeiter für 
Schanzen- u. flüchtigen Sappenbau werden in Kolonnen 
formirt. Dieje können einfache oder doppelte, halbge— 
ichlofiene Zugslolonnen fein, Jede Kolonne beiteht aus 
einer Kompagnie Infanterie-Arbeiter, der 1 Ingenieur: 
Offizier, 3—4 Pionier:Unteroffiziere und 12 Pioniere 
beigebeben find. Beim Bau in der Nähe des Feindes 
rüden die Yrbeiter mit Gewehr aus, [Prz.] 

Arbeiterwohnungen. In vielen Ländern ſchon hat 
der Mangel an wohlfeilen, kleinen und doch gefunden 
Familienwohnungen theils die Regierungen, theils 

rivatgejellichaften od. einzelne wohlhabende, mitleidige 

eute vermocht, U. zu errichten. Man hat Preife für 
Löſung der dabei ins Spiel fommenden jehr ſchwierigen 
Frage ausgejchrieben und ertbeilt. Dennod fann die 
Frage gar nicht durch Aufitellung fogenannter Muſter— 
häuſer gelöjt werden. Wenigſtens können ſolche Mufter 
nie zu allgemeiner Stichhaltigfeit durchgebildet werden. 
Klima, Lebensweife, Sitten ıc. find in den verfchiedenen 
Ländern, jaoftinganznabe einander begegnenden Diftrit- 
ten jo verjchieden, und ohne Berüdfichtigung derjelben ijt 
ein Wohlbefinden der Arbeiter jo unerreichbar, daß eine 
Schablone für A. in das Gebiet des Unfinns zu verweijen 
ift. Die verfchiedenen Manieren, wie man die Frage bis 
jept zu löfen verfucht hat, laſſen fich in drei Hauptllafjen 
bringen. 

1. Arbeiterkolonie, frz. cite ouvriöre; eine ſolche beftebt 
aus Heinen Häuschen, welche dorfähnlich, alfo nicht dicht 
aneinander, höchſtens in Heinen Gruppen, an Straßen 
entlang zujammengeftellt find; jedes derjelben enthält 
dann Wohnungen für 2—4 Familien. Im eriteren Fall 
bejteht das Gebäude blos aus Parterre u. Dach und ent= 
hält eine gemeinichaftliche —— und zu jeder Seite 
derſelben Stube, Kammer, Küche xc.; im zweiten wieder— 
holt ſich diefelbe Einrichtung nochmals oben. Beſſer ijt 
es noch, die Häufer jo einzurichten, daß jedes in 2—4 
völlig getrennte Abtheilungen zerfällt, deren jede blos eine 
Wohnung erhält nnd durd) fofortigen Kauf oder allmäh— 
liche Abzahlungen in den Beſitz des Abmiethers übergeht. 

2. Arbeiterkafernen, d. b. große Gebäude, von einem 
Korridor ——— deſſen Seiten ſich die Wohnungen 
reihen. Dieſe Kaſernen haben den Vorzug der leichteren 
Kontrollirung und der nahen Hülfe bei etwaigen Unglüds« 
fällen, aber die Luft ift darin gewöhnlich ungefund und 
— zwiſchen den einzelnen Familien ſehr leicht herbei— 
geführt. 

3. Kleine Arbtiterhäuſet, zwiſchen andere Wohnhäuſer 
geſtellt und zu 4—6 Wohnungen eingerichtet. 

Das Beſtreben, bei Bietung ſehr billiger Wohnungen 
dennoch eine leidliche Verzinſung des Baukapitals zu er— 
zielen, hat dazu geführt, daß ſehr viele Arbeiterfolonien 
eher mit Höhlen als mit menſchlichen Wohnungen ver— 
glichen werden fünnten und überdies fonftruftiv jchlecht 
gebaut find. Damit erzeigt man den Leuten feine Wohl: 
that; joll der Zwed erreicht werden, jo muß man an eine, 
wenn auch nur leibliche Berzinfung des Kapitals gar 
nicht denen. Einfach und ohne Luxus werden joldhe Woh— 
nungen allemal gebaut werden müſſen, aber folgende 
Regeln dürfen wegen der Sparjamleit nicht verlegt 





149 


WBGW Arcade 





Arbeitsanfatt 


werden: Arbeitenvohnungen müſſen nämlich vor allem 
troden, heiter, ſonnig u. luftig gelegen fein, das Parterre— 
niveau muß wenigitens um 4 Stufen gegen die Strafe er— 
böht liegen; Wohnftuben find fämtlich nach Ojten oder 
Süden zu legen: die Hausfluren, wenn gemeinschaftlich, 
müjjen jehr geräumig jein u. gut gelüftet werden können, 
ohne daß geradezu Zugluft entſteht. An jedem Haus ift 
ein Schutzdach anzubringen, dejien Größe fich nad) der 
Anzahl der im Haus unterzubringenden Familien richtet, 
damit dieſelben nicht bei jedem Regenſchauer genötbigt 
find, in die Stube zu flüchten. Küche und Abtritt muß für 
jede Familie befonders da jein, gemeinſchaftlich für meh— 
rere Familien nchme man dieſe beiden Sadıen nie an. 
Die Fenjterbrüftungen feien nie zu niedrig, die Fenſter fo 
hoch wie möglich, aber nicht zu breit, oder wenn man die 
Fenſter niedrig machen muß, bringe man gleich unter der 
Dede Ventilatoren an. Die Stubenöfen jeien zum Kochen 
gänzlich unbenugbar, damit fein Kochbrodem in die Stube 
tomme; will man den Bewohnern Gelegenheit geben, an 
Brennmaterial zu jparen u. zu dieſem Behuf den Stuben 
ofen zum Kochen mit zu gebrauchen, jo lafje man die Koch— 
röhre durd die Wand nad der Küche zu ſich öffnen; die 
Schlaftammer habe direktes Fenſter ins Freie; hier wie in 
jämtlichen Räumen ift fürgenügendeBentilation zu forgen. 

Arbeitsanfalt, f., öffentliche oder Brivatanitalt, ent— 
weder um thätigen, armen Menjchen Gelegenheit zum Ars 
beiten zu verichaffen, od. um Mühiggänger, Bagabunden 
und leichte Verbrecher zu bejjern und an Arbeit zu gewöh- 
nen; j. Arbeitshaus. 

Arbeitsbudj, n., 1. Arbeitskonte, ſ. v. w. Journal, das 
Buch, worin die täglich gelieferten Arbeiten der Leute, die 
nad) dem Stüd arbeiten, und die Namen und Stunden 
Derer, die im Tagelohn arbeiten, eingetragen werden. — 
2. Büchlein im Beſitz des Gebülfen, worin eingetragen 
w'rd, warın undbei wen der Befiger in Arbeit getreten iſt, 
wie lange er in der Arbeit geblieben und warum das Ver: 
bältnis gelöft wurde. i 

Arbeitsgewölbe, n., franz. encorbellement m. de la 
tyımpe, voüte f. de tympe, engl. tymp-arch, working- 
arch, fold, fauld; ſ. Hohofen. 

Arbeitshaus, n., frz. maison f. de force, engl. work- 
house, Gebäude zur Aufnahme einer Arbeitsanjtalt. Bor 
allen Dingen ijt natürlic) darauf zu ſehen, daß die Arbei— 
ter, welche je nad) dem betriebenen Gewerbe oder ſonſtigen 
Anforderungen der Fabrikation unter fteter Sonderung 
der Geſchlechter in Säle vertheilt werden, bequem kontrol⸗ 
lirt werden fönnen, daß die Luft ſich regelmäßig erneuere 
und reinige, daß jelbit im gemeinichaftlichen Betjäl ge: 
hörige Aufficht ftattfinde, und dak dem Entweichen vorge= 
beugt jei. ‘Freiwillig eingetretene Arbeiter genießen mehr 
Freiheiten, dürfen nach Feierabend ausgehen ıc. Für 
Bwangsarbeiter ift ein von hoher Mauer umgebener garz 
tenartiger Hof zu Erholung nad) der Arbeit anzulegen; 
überhaupt darf das Banze nicht gerade düſter gehalten fen, 
die Säle müfjen freundlich und nett ausjchen, denn die 
Leute jollen eben Luft zurArbeit befommen. Auch äußer— 
lich ift alfo ein Arbeitshaus in zwar ernjtem u. fräftig ein» 
jachem, feinesiwegs aber düſterm Charakter durchzubilden. 

Arbeitshols, n., Werkholz, n., j. Nutzholz. 

Arbeitsiodj, n., Arbeitsthür, f., franz. ouvreau, m., 
porte f.detravail, engl. working-hole (Gla$h.),j. Glas⸗ 
ofen, Schmelzoſen, Badofen ic. 

Arbeitslohn, m., frz. main f. d’oeuvre, engl. hire, 
wages ; wird entweder nad) Dauer (nad) Tagen, Stunden, 
Wochen), oder nad) der Stüdzahl der gelieferten Arbeit 
’ j Altord) beredinet u ausgeworfen. 

Arbeitsmafdine, f., frz. operateur, m., engl. opera- 
tor, j. Majchine. 

Arbeitsmodul, m., |. Elaſtizitat. 

Arbeitsfeite, f., frz. avant m. du fourneau, face f.de 
coulee, engl. face, front; ſ. Hobofen. 











Arbeitsfpan, m., j. Abhieb, 

Arbeitsflock, m., ein Stüd Holz, in welches der Gra— 
veur das zum Graviren beftimmte Metall befeftigt, um es 
feft und ruhig vor ſich zu haben. 

Arbeitstifdj, m., franz. etabli, m., engl. worktable, 
work-bench, ſ. Werktiſch, Werfbant ıc. 

Arbeitszoll, m., fr}. mesure f. brute, engl. rough 
measure. Beim Brechen der Werkſtücke erhalten diejelben 
natürlich rauhe, unregelmäßige Flächen, durch deren 
Slättungder Stein Heiner wird; braucht man nun Steine 
von einer gewifjen Größe, jo muß man beim Beitellen der: 
jelben im Bruch auf jede zu bearbeitende Fläche einen Zoll 
(2'/, cm.) Zubuße für das Abarbeiten annehmen; diefe 
Zugabe zum Mäß heißt Arbeitszoll. 

Arbelus, m., griechiſch &pßr%o5, doppelt fichelförmiger 
Raum zwiſchen drei auf beitimmte Art fich berührenden 
Streijen, fommt im Mäßwert (f. d.) vielfach vor. 

Arbollon, m. (jpr.Arboljohn), arab. u.daherins Span. 
übergegangen; Grundzapfen an einem Teich od. Schleuje. 

Arbor, arbour,s., engl., Baum, a.ofa bell, Glocken⸗ 
holm; arbour-work, Bindivert. 

Arbor, f., lat., Baum, Stange; a. infelix, Galgen; 
a. vitae, Baum des Lebens; a. mali, Baum der Erbſünde, 
dod) auch Maſtbaum; a paschalis, Ofterterze, 

bre, m., 1. derBaum; a.adamique, Baum der Er- 
fenntnis; a. de la croix, Stamm des 8 reuzes; a. de vie, 
Baum des Lebens; a. pasqual, Oſterkerze. — 2. (Maſch.) 
der Wellbaum, die Welle, Achſe, Spindel, der Drebftift. 

Arc, m., frz., 1. engl. are, der Bogen als Kurve; arc 
—— graduated arc, der Gradbogen; en are, arqué, 

ogenrund. — 2.cngl.arch, ital. u. ſpan. arco, lat.arcus, 
Mauerbogen, Bogen als Bautheil. Arc angulaire, 
ſ. Giebelbogen, ſächſiſcher Bogen, Spannſchicht; arc a 
l'envers, der Erdbogen; arc & quatre centres, der Tudor⸗ 
bogen; arc de soutönement, der Entlajtungsbogen; 
arc de voüte, Krümmung eines Gewölbes; arc-eintre, 
— arcenplein eintre, Rundbogen; are gemine, Zwillings⸗ 
bogen ꝛe. Weitere Benennungen ſ. im Art. Bogen. — 
3. Bogen als ſelbſtändiges Bauwerk: arc de triomphe, 
ſ. Ehrenpforte u. Triumpbbogen. — 4. Arc, rögle mon- 
| tee, rögle — der Reißbogen, das Bogenlineal (ſ. d.). 
—5. Bügel, arc de seie, der Sägebügel. — 6. der Bogen, 
Boog: arcdela quille,arcdu vaisseau, der Kattenrüden ; 
a.sup6rieur, der Hedboog. 

Area, £., lat., fr3. arche, £., Arche, Kaften, Kijte, Lade, 
Sarg, im Span. auch Srabgewölbe und Kühlofen; arca 
altaris, f., lat., j. Ciborium. 

Arcade, f., 1.arcature,f., frj., engl. arcad, arcature, 
ipan.arcada, arqueria, lat.arcata, ital.arcuata. Arkade, 
Bogenjtellung, Bogenlaube, eine Reihe von Bogen zwis 
ſchen Säulen auf Pfeilern, oder direft auf den Säulen, od. 
blos auf Pfeilern, je nachdem der ge— z 
wählte Bauftil e8 verlangt. In der 

ı Regel find dieje Bogengänge blos auf 
\ einer Seite ganz durch offene Arkaden, 
frz. a.vive, A claire voie,& jour, engl. 
carved a.,gebildet, auf der andern ha— 
ben fie entweder eine Mauer od., wenn 
fie fich vor der Front eines Hauſes bin 
ziehen, Thüren und Fenſter nach dem 
Innern des Gebäudes zu. In alten 
Städten gingen ſolche Bogenhallen 
unter allen Häufern bin, jo dai man 
ohne Schirm trodenen Fußes durch die 
| ganze Stadt gehen fonnte. Jetzt find 
‚ fie nicht nur aus der Mode, jondern 
' hier und da jogar polizeilich verboten, 
obgleid) fie ein jchr dankbares Motiv zu Verzierung von 
Fagcaden und Erreichung von jchattigen u. trodenen Spa= 
ziergängen bieten. Regeln über ihre Berhältnifjezugeben, 
it natürlich gar nicht möglich, da ſich diejelben nad) dem 











Dia. 234. Arlkade. 
Mäßitab 1:300. 


Arcasse 


150 





Stil u. der Beſtimmung richten müſſen; j. darüber d. Art. 
Bogenjtellung. Fausse arcature, a. aveugle, simulee, 
borgne, à orbe voie, a. feinte, engl. shallow a., blank 
a.,dead a.,j. Blendarfade, blinde Bogenitellung; arcades 
adriennes, die jhwebenden, durch Strebebogen gebildeten 
Arkaden; arcaded, engl., mitBogenstellungen verfehen. — 
2, Arcade f.de defense (ftricgsb.), nad rüdwärts offene 
kurze Tonnengewölbe, an erenclirten Mauern oder freis 
ſtehenden Eskarpen in einer oder zwei ——— anliegend, 
zum Schuß der Vertheidiger gegen Vertikal- u. Enfilade— 
feuer; hauptſächlich von Garnot vorgeichlagen. Die Höhe 
bis zum Scheitel beträgt 3—4 m., die Tiefe mindejtens 
1,50 ın., die Breite 4 m., Fig. 239. Bei Futtermauern wen— 
det man die Arfade behufs Materialerijparnis an, u.dann 
heißt fie arcade de döcharge. — 3. A. de verdure (Gar: 
tenb.). Bogengang in Heden ausgeführt, Bogenlaube. 

Arcasse, f. (Schiffb.), der Epiegel, Stern. 

Areature, f., jrz. u. engl., Bogenſtellung; arcature a 
jour,en claire voie, engl. carved arcature, durchbrochene 
Bogenitellung; a. feinte, Blendarkade, j. u. Bogenfries; 
arcature entrecroisde, engl. intersecting arcatures, 
der Kreuzungsbogenfries; arcatures juxtaposdes, der 
Bogenfries. 

Arc-boutant, m., od. arcbutant, s.,m.,frz., 1. Strebe- 
bogen, fliegende Strebe. — 2, aud) contre-fiche courbee, 
frumme Strebe, Büge. — 3. (Minenb.) die Steife zur 
Minenverdimmung. 

Arec-eintre, n., frz., ſ. v. w. arc en 

Are-doubleau, m., fr}., der Gurt 
Schurbogen. 

Arceau, s. m., franz., 1. Bogenkrümmung, Mäß der 
Krümmung eines Sewölbes. — 2. lat. arcellus, m., Bogen, 
einer HeinenBrüde, z.B. Grabenbrüde.—3. Arceaux, pl., 
friesähnlich wiederkehrende Verjchlingungen von frums 
men Linien, bef. kleeblattähnliche. Ungefähr gleichbedeus 
tend mit arched. 

Arch, s.,engl.,1. frz. are, m., der Bogen; blinda., shal- 
low a., Blendbogen; diagonal a., Gratbogen; discharg- 
ing a.‚relieving a., Entlajtungsbogen; flying a., Strebe: 
bogen; frontal a., Stirnbogen ; triangular a., der Giebel— 
bogen xc., j. Art. Bogen. — 2. Der Ölasofen. — 3.(Bergb.) 
das Ort. — 4. (Mühlb.) die Arche, — to arch, wölben, 

ardaiftifcher Stil, ın., j. unt. griech. Stil. 

Archal, m., frz., Meſſing. Vgl. Fil d’archal. 

Arhäsgraphie, f., j. Archäologie. 

Ardyäologie,Altertpumskunde, f., dieWiffenichaft, welche 
das geijtige Leben der alten Bölfer aus den von ihnen hin- 
terlajjenen Denkmäler in den Gebieten der Literatur, Kunſt 
und Technik erfennt. Der Theil der A. aljo, der uns bier 
angeht, iit die Kunſtarchäologie und die Archäologie der 
Bautechnik, Dieje beiden vereint man unter dem Namen 
Arhäographie. Diele Wiſſenſchaft ſelbſt zu betreiben, iſt dem 
Architelten bei feinen vieljeitigen Fachſtudien gewöhnlich 
faum möglich, ihre Nefultate zu kennen aber unumgäng= 
lich nöthig; doch muß er dabei wenigjtens fo weit in die 
Rifienichaft jelbjt eindringen, daß er im Stande ift, zu bes 
urtheilen, inwiefern die von den Archäologen aufgejtellten 
Reſultate Wahrſcheinlichkeit für fich haben od. nicht, denn 
jehr oft laſſen ſich Männer der Wiſſenſchaft infolge ihres 
Mangels tehnijcher Kenntnifje durd) den gegenwärtigen 
Zuſtand alter, durch Zeit und Umſtände vielfach veränder: 
ter Dentmälerverleiten, irgend eine an diejen Dentmälern 
wahrgenommene Erſcheinung, die vielleicht blos durch Zu— 
fall, Laune od. Ungeſchick hervorgerufen ift, für die Folge 
einer fejtitehenden Regel zu halten, u. umgekehrt; befolgt 
dann der Architelt, ohne jelbjt zu forichen, die auf dieje 
Weiſe erzeugten Regeln eines Stils, jo wird er jehr oft 
auf Abwege gerathen. 

Arch-beacon, s., engl., der Leuchtturm, Feuertburm, 
die Wartenhöhe, Signalböhe. 

Arch-brace, s., engl. (Zimm.), die Bogenjtrebe. 


— 
ogen, Tragbogen, 





Archimediſche Schraube 


Arch-bridge, s., engl., die Bogenbrüde. 

i Arch-buttress, arched buttress, engl., der Strebe= 
ogen. 

Artye, f., frj.arche, f., engl.ark, lat.arca, 1. die Arche 
Noah, Prototypus der chriſtlichen Kirche. — 2. Heilige 
Arche bei den Firaeliten, das Schränkchen, worin die Ge— 
jeßesrollen aufbewahrt werden, auch die Bundeslade, Pro— 
totypus des Leibes Mariä. — 3. Ein an einem Wehr an 
gebrachter Aalfang. — 4. (Waſſerb.) fr}. auge, f., con- 
duit m. d’une ecluse, engl. paddle-hole, elough-arch, 
trough-channel, das Gerinne, durd welches das Waſſer 
abflicht, gewöhnlich von Holz gemacht; bei Teichen und 
Mühlgräben, wenn der Waſſerfluß regulirt werden fann, 
Freiarche genannt; ſ. d. Art. jorwie die Art, Robrjtänder 
und Mönch. Auch heißen fo die Gefluder, frz. pechere, f., 
engl. waterchannel. — 5. Durchfahrt durd ein Wehr. 
— 6. (Schiffsb.) frz. arche, engl. trunk, das Gehäuſe von 
Bretern um den Pumpenfajten. — 7. (Brüdenb.) frz. 
caisson, engl. chest, hölzerne Widerlager u. Stirnpfeiler; 
fie bejtehen aus einer überhofmten Reihe von Pfählen, mit 
Bohlen hinterſchalt und mit Erde, Schutt und Steinen 
binterfüllt; j. Brüdenbau. — 8. Eine Art Käſten, mit 
Kies u. Schutt ausgefüllt, zu Grüdung hölgerner Brüden 
verwendet. — 9. EineArt mitSteinen ausgefüllterDämme, 
in Tirol üblid). 

Arche, £., frz., 1. Arche (f.d.); a. d’alliance, Bundes 
lade; a. sepulcrale, der Sarg. — 2. j. Arca. — 3. Lid)- 
tenraum unter einem Bogen, beſ. unter Brüdenbogen, da= 
ber aud) j. v. w. Bogen, wenn er fo viel Tiefe hat, daß er 
zum Tonnengewölbe wird; a. mariniere, a. maitresse, der 

| mittlere Brüdenbogen. — 4. Der Glasoſen. — 5. (Mühlb.) 
der Mehlkaſten. 











Arched mouldings. 


arched, engl., adj., 1. überwölbt, bogenrund, gebogen, 
arched bridge = arch bridge; — arched door, die 
' Bogenthüre; a. window, Bogenfeniter; a. vaulting, Ge— 
wölbe mit Gurtbogen. — 2. Mit Bogenlinien verziert; 
ichrviele der Öurtbandverzierungen im anglosnormanni= 
ſchen Stil (f. d.) hiejen arched moulding, aud) arched, 
s., Darunter find die bedeutenditen: Fig. 240 circular ar- 
ched, ig. 241 pointed arched, ig. 242 interrupted 
arched, ?yig. 243 elliptic arched. 

Archelet, m., archet, m., frz., der Bohrbogen, Dreh- 
bogen, Drillbogen. 

Architre od.archöre, f., frz., ital. arcieria, engl.,lat. 
und ſpan. archeria, f., 1. Schießſcharte von oblonger 
Form, der Schieichlig. — 2. Schmales Dachſenſter oder 
Sclipfeniter. 

Archiergatus, m., der Bauführer, Werfmeijter. 

Arcimedifche Schraube, f., Schiffsſchraube, Schrauben 
propeller, auch Schraubenrand genannt, frz. vis f. d’Ar- 
chimede, helice f. propulsive, engl. Archimedes’screw, 
screw-propeller, wurde zuerjt im Jahr 1840 praftijch 
zum Dampfſchiffbetrieb anjtatt der Echaufelräder anges 
wendet. Die Schraube erfordert zwar zum Sciffäbetrieb 
nicht weniger Kraftaufwand als das Schaufelrad, aber 
fie bietet gewijje Vortheile, ist jedoch auch mit Nachtheilen 
gegenüber den Schaufelrädern behaftet. Vortheile der 
Schrauben find: 1. daß ihre Wirkung bei weitem nicht jo 
ſehr vom Zujtand der Sce (ob ruhig od. bewegt) abbängt, 


Ardimedifdes ' Prinzip 


151 


Archimediſche Waſſerſchnecke 











‚als die Wirkung der Schaufelräder. Die Wellenbewegung 
des Waſſers, das Schlingern und Stampfen des Schiffes 
haben auf die Wirkung der Schrauben nur einen geringen, 
auf die Wirkung der Schaufelräder einen ſehr bemerkbaren 
nachtheiligen Einfluß, denn legt ſich ein Schiff zur Seite, 
jo fomımt das eine Rad beinahe in die Luft hinaus, wäh: 
rend das andere im Waſſer herumwühlt und das Schiff zu 
drehen jucht ; 2. ift einSchraubenichiff bei hochgehender See 
leichter zu jteuern als ein Räderichiif; 3. fünnen die Ma— 
ſchinen für ein Schraubenjchiff niedriger, leichter und we— 
riger umfangreich bergeftellt werden als die fiir cin Räder: 
ſchiff; 4. find die Majchinen ſowie der Treibapparat jelbjt 
bei Schraubenfchiffen für Kriegszwecke gegen feindliche 
Geſchoſſe jehr gejihert und fann das obere Ded eines 
Schraubenſchiffes gauz armirtwerden; >. iſt die Bewegung 
eines Schraubenſchiffes ruhiger als die eines Räderſchif— 
fes. Nachtheile der Schraube find, daß fie das Waſſer 
ſehr aufwühlt, weshalb fie ſich für Flußſchiffe viel weniger 





Archimediſche Schraube, 


Fig. 244. 


qut eignet ala Schaufelräder; ferner daR ihre Umdrehung 
mit großer Geſchwindigkeit erfolgen muß, und zwar um 


Endea bis zu einer gewijjen Tiefe indas Baffereintaucht, 


jo nimmt fie bei jeder Umdrehung eine gewiſſe Waſſer— 
menge in ſich auf, welche bei jeder folgenden Umdrehung 
immer böber geführt wird, jo dal das Waſſer ſchließlich 
durch die obere Rohrmündung b zum Ausfluß gelangt. 
Die jo geförderte Waſſermenge hängt von der Weite des 
ichraubenförmigen Nobhres (der Schlange) und der Länge 
| des wafjerhaltenden Bogens eines Ganges od. Umlaufes 
ab. Nennt man den Querſchnitt der Schlange F, die Länge 
des wafjerhaltenden BogensC, die Anzahl der Umdrehun— 
gen pro Minuten, die Anzahl der Röhren u, jo ijt das 


pro Sekunde gehobene Waſſerquantum gleich Er FC zu 


fepen. Da die Herjtellung der oben beichriebenen Rohr— 
ichnede da, wo feine Bleirohre oder Gummiſchläuche zu 
haben jind, Schwierig iſt, fie fich auch Leicht verichlämmen, 
jo wendet man jtatt deren häufig jogen. Wajjerichrauben 
(Fig. 246) mit rechtedigem Querſchnitt an, indem man 








| ig. 245, Archtmediſche Waflerfchnede mit Rohr, 


jo mehr, je Heiner das Schiff u. demnach der Treibapparat rehtwinklige Schraubenflächen um die Schraubenipindel 
iſt; auch iſt die fichere Bewegung der Schraubenwelle mit | herumführt u. diejelben durch einen cylindriichen Mantel 
Schwicrigfeiten verknüpft. Die erſten Schiffsihrauben | von außen umgiebt. Wird diefer Mantel fejt mit den 
bejtanden aus einer einzigen Windung von 360° und | Schraubengängen verbunden, fo wird der Apparat feines 
tonnten deshalb als arhimediihe Schrauben bezeichnet Ausſehens halber Tonnenmühle genannt. Bei der hollän- 
werden. Später fonftruirteman aber mit Bortheil Schraus diſchen Waſſerſchraube beſteht dagegen diejer Mantel aus 


ben mit zwei Windungen von je 180%, In neueſter Zeit 
werden die Schiffsjchrauben mit zwei, drei bis vier Flü— 
geln bergeitellt. Fig. 214 zeigt ein dreiflügeliges Schrau: 


einem jejtliegenden Trog, der jogenannten Kumme, welche 
‚die Schraube auf etwa zwei Drittel ihres Umfanges von 
unterhalb umgicht. Die Kumme wird wie der Mantel 


benrad oder eine jog. Windmühlenradſchraube. Solche | der Tonnenmühle aus hölzernen Dauben faßähnlich her— 


Flügelräder bieten den gewöhnlihen Schraubenrädern 
negenüber mehrere Vortheile, ſowohl in theoretifcher als 
in praltiicher Hinficht ; in lepterer bef, den, daß die Guß— 
modelle leichter herzuitellen find. [(Schwwa.) 

Nach demſelben Prinzip find die jchon jeit undenklichen 
Zeiten befannten Steinichrauben (j. d.) geitaltet. 

Archimediſches Prinzip, n. Wenn das ſpezifiſche Ge— 
wicht is) einer mechanischen Verbindung oder Yulammen- 
jepung zweier Körper befannt ift, jomwie die ſpezifiſchen 
Gewichte (3, u. 7,) der legteren, jo berechnen ſich nad) dem 
Arc. Brinzip die Gewichte G, und G, der 
Beſtandtheile aus dem Gewicht G des Gan— 
zen wie folgt: 


u (+-- — 
7 7 Er I 
1 1 1 


6,=6[(-——): 


7 7 er q 

Ardimedifche Wafferfcjnerke, t: hran;. 
vis f. hydraulique d’Archimede, limace, 
f., escargot, m., engl. Archimedes’ water- 
screw, spiral pump, iſt eine der älteſten 
Waſſerhe line. In ihrer uriprüng: 
lichen Form, deren Erfindung dem Archime— 
des zugeichrieben wird, beſteht fie aus einer 





geitellt, oder man konſtruirt jie aus Eifen oder mauert 
diejelben aud) aus Badfteinen mit Cement auf. Nach den 
Erfahrungen des Engländers Rilfried Airy hat ſich Fol: 
| gendes herausgeitellt: 1. Zeftärker die Schraubegewunden 







Big. 246. Archimediſche Waſſerſchnecke mit Mantel. 


jchraubenförmig um eineschräge Achje gewundenen Röhre, | ift, um jo weniger darfdie Drehachſe der Mafchine geneigt 
welcher Apparat durch eine Kurbel oder auf andere Weife | jein. 2. Schneden mit fteiler Bindung liefern, jobald fie 
in Rotation verjept werden kann (Fig. 245). Wird diefe | unter dem günftigiten Neigungswinfel gelagert find, ein 
Schraube fo aufgeftellt, daß ihre Gänge nicht blos anftei= | weit gröheres Waſſerquantum per Umdrehung, als 
nen, jondern zum Theil aud) fallen, und dab ihr unteres Schnecken von weniger fteiler Windung, auch unter dem 


Arching 





verlujt durch innere Reibung des Waſſers und durch die 
äußere Reibung der Drebzapfen wurde gefunden, daß die 
Scneden, deren Schraubenwinfel 30° betrug, die günſtig— 
ften Refultate lieferten; aber eine Schnede, deren Schraus 
benwinkel 40° betrug, fam ihr fast gleich in der Wirkung. 
ALS geeignetite Winfel für die Steigung der Schnecken— 
achje gegen den Horizont wurden bei diefen Maſchinen 
reſp. 25° und 30° gefunden. Am Bergleid) mit anderen 
Waſſerhebemaſchinen, wie Bumpen, verdient die archime— 
diſche Schnede wegen ihrer Einfachheit, Dauerbaftigkeit 
und ihres guten Nupeffettes den Vorzug. —— lon⸗ 
ſtruirte Waſſerſchnecke darf nicht unter 85 Proz. Nutzeffekt 
ergeben. Nadı Weisbach haben gewöhnliche Waſſerſchrau— 
ben oder Tonnenmühlen eine Spindellänge von 3—6 m. 
und eine Spindeljtärte von 15—30 cm.; die ganze Weite 
beträgt 45—85 em. Die Bindungen erhalten am äuße— 
ren Umfang eine Neigung von 20— 30° und die Spindel: 
achſe eine Neigung von 30— 35°, Um möglichſt gleichför= 
miges Einnehmen u, Auszichen des Wafjers zu erhalten, 
macht man den Abitand der Windungen von einander in 
der Regel nur 15— 20 em. u. fonftruirt daher die Schraube 
mit 3—4 verjchiedenen Gängen. Nach Mallet'3 Beobach— 
tungen hoben an einer Tonnenmübhle mit dreifachen Ge: 
winde neun Arbeiter bei 35 Umdrehungen per Minute 
ftündlich 32 Kbm. Wajjer auf 2 m. hoch. 

Arching, s., die Schweifung der Sparren xc. 

Architeetonique, f., frz., engl. architectonics, die | 
Bauwiſſenſchaft, Baufunde, 

Architecture, f., frz., engl. architecture, die Archi— 
teftur, Baufunft, d. h. die Kunst und der Inbegriff der 
Regeln diejer Kunſt. Franzoſen u. Engländer fafjen den 
Begriff Architecture viel loderer alö wir Deutiche. Bei 
ihnen bezeichnet das Wort auch architektonische Aus: 
Ihmüdung, Art der Ausihmüdung, Mobdifizirung der 
Gejtaltung ꝛc. Daher arch. grecque, romaine ete., für: 
griechiicher, römiſcher Bauſtil; a.noble, surchargee, 
für edle Formgebung, überladene Ausſtattung; a. civile, 
hydraulique, navale, für bürgerliche Baufunde, Waſſer— 
—— Schiffsbaukunſt. 

Architekt, m., frz. architecte, m., engl. architeet, 
Baumeiſter, j. Architektur. 

Arditektur, Arcitektonik, f., vom griechifchen &pyırex- 
zovern, entitanden aus apy: (Oberz, Erz⸗, wie z.B. in Erz: 
bijchof) und rextwv, der ſchaffende, aus zu bearbeitendem 
Stoffe etwas bervorbringende, aljo bildende Künitler, 
folglich nach diefer Etymologie überjept eigentlich: bie | 
oberjte unter den bildenden Künſten und jedenfalls aud) | 
die ſchwierigſte. Die anderen bildenden Künſte haben die 
Nufgabe, das Schöne in den durch die Natur gegebenen 
Formen veredelt darzujtellen, fönnen alfo uumittelbar der 
Natur nahbilden, nur durch Hervorbringung einer be= 
fonderen geijtigen Wirkung die Natureriheinungen ver: 
edelnd und zu Ah der beabfichtigten Gefühle | 
befäbigend, jo daß diejelben durch unmittelbar aus der 
Natur geihöpfte organifirte Formen zunächit auf die ſinn— 
liche Natur des Menſchen u. dadurch auf die Seele wirken. 
Die U. hingegen ſoll durch Formen, für welche direkte 
Vorbilder in der Natur nicht aufzufinden find, zunächſt 
auf die Sinne des Menjchen, dadurch aber nahmals mit- 
telbar durch den Verſtand aufdie Seele wirken; ihre Werke 
jollen aljo nicht nur poetiich ſchön, jondern auch logiſch 
richtig fein. Dadurch ift fie genöthigt, ihre Formen zu 
einem Organiemus zu vereinigen, den fie ſich erft bilden 
muß, zu dem fie in der Natur noch weniger ein Vorbild | 
findet als zu den einzelnen Formen, u.dennoc muß diejer 
Organismus naturgemäß fein, wenn er auf geijtig u. ſee— 
liſch gefunde, alfo naturgemäße Menfchen die beabjichtigte | 
Wirkung bervorbringen joll. Dieje Naturgemüäßbeit fann | 
begreiflich nur in einer tropifchen, den Naturgejegen ana= 
logenAndeutung beſtehen. So ift die A. darauf hingewieſen, 





152° 
günjtigiten Neigungsminfel. Mit Rüdficht auf den Kraft⸗ möglichit allen ihren Formen ſymbouſche Be 


Arditehtur 





ichung z 
dem Kern des diejen Formen zu Grunde liegenden Orga 
nismus zu geben. Dies iſt auch wegen der Beihaffeneit 
des zu Herjtellung ihrer Werfe gebotenen Materials un— 
erläßlich; dasjelbe ift bei weitem verfchiedenartiger, bei 
weitem weniger bildjam als das der übrigen Künfte und 
jtellt geradezu jelbjt Bedingungen. Dieje Bedingungen 
werden vermehrt u. in ihrer Wichtigkeit gchoben dadurch, 
daß die Werke der N. nur höchſt jelten, gleich denen der 
übrigen bildenden Künſte, einen Körper bilden. Sie 
find aus oft unzählbar vielen einzelnen, in ihrer Materie 
anz verichiedenen Körpern zufammengefegt, deren phy— 
fie und hemijche Beichaffenheit an ſich ſchon gewiſſe, 
denjelben zu gebende Formen und Größen bedingt, jo daß 
die Architektur weniger als irgend eine andere Kunſt ihre 
vorberrichend räumliche Natur verleugnen fann, und dem 
Stoff bei weitem keinen fo untergeordneten Werth beilegen 
darf, wie die anderen Künſte. Verlangen nun viele der 
betreffenden Stoffe jhon an ſich gewijje Formen und 
Größen als nothiwendig, jo wird die Nothwendigkeit der 
Berwendung gegebener Formen u. Größen nod) beſtimm— 
ter durch die gegenjeitige mechaniſche od. vielmehr tatiiche 
eg ‚ In weldje diefe Stoffe zu einander treten müſ— 
jen, um ein Bauwerk zu bilden. Die einen follen tragen, 
die anderen getragen werden; aus der Tragfähigkeit der 
einen, dem Gewicht der anderen, aus den verjchiedenen 
Stellungen, die fie gegen einander einnehmen, entwideln 
ſich nothendig geometrische Formen, welche zunächit un— 
vermittelt neben u. über einander jtehen. An fich ift feine 
geometrijche Form lebendig, und eine joldhe unvermittelte 
Bufammenjtellung geometr. Formen lönnte demnad) keine 
lebendige, alſo auch keine jhöne Wirkung hervorbringen, 
denn in der blojen Regelmäßigkeit der Form regt fich noch 
feine Lebensidee. DiejesLeben nun in jene geometrijchen 
Formen zu hauchen ist die ſchwierige Aufgabe der A. Die 
Schwierigkeit wird nod) dadurch vermehrt, daß die Werke 
der Baukunſt nicht um ihrer jelbjt willen, nicht um als 
Kunſtwerke zu wirken, geſchaffen werden, fondern um eines 
äußeren, nicht künſtleriſchen Zwedes willen, um ir: 
gend ein perjönliches oderjachliches Moment zu umfafien, 
dem gegenüberfie fogareinedienende Stellung einnehmen. 
Hier muß alfo, um aus diefer Hülle eines Bedürfniſſes 
ein Kunstwerk zu machen, das Bedürfnis idealifirt werden. 
Ein volltommenes Kunftwert fann aber nur da entjtchen, 
wo dieje Jdealifirung des Bedürfnifjes volllommen mög: 
lich, d. h. wo diejes Bedürfnis ſchon an ſich ein ideales od. 
geradezu eine ‘dee ift, aljo blos bei dem Gotteshaus. Die 
Sejtaltung, welche die einem jolchen volllommenen archi— 
teftonischen Werk zu Grunde liegende Jdce annimmt, um 
Leben einzuhauchen in die oben erwähnte, durch die Mate- 
rialien bedingte Zufammenjtellung geometrijcher Formen, 
dieſe Seien, wird eben jo verſchieden jein, als die Idee 
der Gottheit jelbjt bei den Belennern verſchiedener Reli— 
gionen ift. Im Bereich jeder einzelnen, durch Bekenner 
derjelben Religion gebildeten Gruppe werben ſich num die 
Yoealifirungen der menſchlichen Bedürfnifie der Idee von 
der Gottheit nähern und nad) ihr bilden, und fo wird denn 
auch jtets die Jdee, die dem Gotteshaus zu Grunde liegt, 
als Vorleuchte dienen auf der Bahn, die die Architektur 
einzujichlagen hat, um den Zuſammenſtellungen geometri= 
icher Formen Leben einzuhauchen. Faſſen wir nun in 
furzen, Haren Worten das oben Geſagte zufammen, jo iſt 
es die Aufgabe der Architektur, die durch die Kenntnis von 
der Natur des Materials und feiner Anwendbarfeit ge— 
fundene geometrifche Grundform der als höchſtes Ideal 
erfannten Gottesidee gemäß zu beleben, damit der todte 
Stein zum Glied eines harmoniſch jich regenden Ganzen 
werde, Dadurd) nun, daß die Baukünftler aller Zeiten 
und aller Religionen bewußt oder unbewuht danach ge= 
jtrebt haben, dieſe hohe Aufgabe der Architeftur zu erfüllen, 
haben ic), bei gleicher Kenntnis der Naturder Materialien 








Arditektur 


und ihrer Anwendbarfeit, die geometrifchen Grundformen 
für die Hüllen auch der verſchiedenſten Bedürfnifie gleich- 
artig geitaltet, u. wo cine Idee von Bott herrichte, wurde 
das jener Grundform einzubaucendelebensprinzip eins, 
jo daß alfo die gleichartig gejtalteten Grundformen zu 
leichartig belebten Kunſtwerken verwandelt wurden. Der 
——— den eine ſolche Gruppe gleichartig belebter 
Kunſtwerke in ſich trägt u. deffen Einzelformen aljo durd) 
Gleichmäßigkeit der Technik u. Einheit der Religion har: 
moniſch entjtanden find, heit Bauftil, Näheres über dies 
jen Begriff und das mit ihm Zuſammenhängende ſ. u. d. 
Art. Baustil. Aus dem hier bereit8 Geſagten aber wird 
man leicht folgern fünnen, daß ein Gebäude Stil haben 
fann, ohne nad einem der hiſtoriſchen Stile erbaut zu jein; 
d.h. feine Formen fünnen einen Organismus bilden, ohne 
daß diefer Organismus einer der Gruppen angehört, die 
ſich bis jegt in der Geſchichte der Kunſt gebildet haben. 
Die Thätigkeit der A. entfaltet fi, wie wir geſehen ha— 
ben,vorzüglich in zwei Richtungen: die eine derjelben um 
faßt die Kenntnis von der Beichaffenheit der Materialien 
und den verichiedenen Arten, fie zu verwenden und zu ver- 
binden, die andere die fünftlerifche Belebung der durch die 
erfteren gebotenen Brundformen. Danad) kann man die 
N. oder Baufunjt im weiteren Sinn zertheilen in Baus | 
wifjenichaft, frz. science architecturale, und Bautunit, 
A. im engeren Sinn; in den jüngjt verfloffenen Jahrhuns 
derten theilte man fie in bürgerliche Baufunft, Kriegsbau— 
kunſt, Schiffsbautunft, Müblenbaufunft, Waſſerbau— 
funjt ꝛe. Dies war jedoch) ein Mißgriff. Die Baufunft im 
engern Sinn, d. b. die Kunst, fonjtruftive Formen äſthe— 





tiſch ur. logiſch richtig zu beleben, läßt fich nicht zertheilen j 
| 


ihre Ausübung ift gröhtentheils Sache des künſtleriſch ge- 


153 


— ——— —r— —— 


Architeſttur 


den Organismus eines jeden in ſich aufgenommen ha— 
ben x. 2c.; und wenn er ſich dadurch theoretiſch gebildet 
hat, dann jteht er erjt nod) auf einem Bein: um feſt zu 
fiehen, muß ev auch noch von allen für die Architeltur bes 
ichäftigten Gewerben einen eingehenden Begriff haben, in 
einigen derjelben, die am innigiten mit dem Bauen zus 
jammenhängen, jogar ſelbſt prafttich geübt jein. Außer— 
dem muß er, um das Intereſſe feines Bauherrn tüchtig 
vertreten zu fünnen, ein routinirter Geſchäftsmann fein. 
Leicht läßt fich begreifen, da; es über menſchliche Kräfte 
hinausgehen würde, allen diefen Anforderungen zu genü— 
gen und die riefige Nufgabe zu erfüllen, die unfere Zeit an 
einen volltommenen Architekten ftellt; dadurch erklärt es 
ſich auch, daß es jept feinen Architekten geben fann, der 
das ganze unendlich weiteGebiet der Bauwiſſenſchaft durch⸗ 
wandert hat. Vor Jahrhunderten, wo alle die genannten 
Wiſſenſchaften noch in engere Kreiſe gezogen waren, war 
dies möglich, jetzt aber nicht mehr. Sollte jetzt ein Archi— 
teft, wie damals, alle Zweige der Bauwiſſenſchaft betrei= 
ben, jo wiirde er fehr leicht in Gefahr fommen, in allen 
oberflächlich zu fein. Durch das Beitreben, dies zu ver: 
meiden, hat fich in neuerer Zeit eine Vertheilung diejer 


ı Zweige ausgebildet; es giebt Architekten und Ingenieure 


und die Ingenieure theilen fi) wiederum in Hüttenleute, 
Maichinenbauer, Wajjerbauer, Schiffsbauer, Strafen 
u. Eijenbahnbauer, Geodäten x. Einzelne diefer Zweige 
haben fich fajt ganz von ihrer Mutter, der Architektur, loss 
getrennt umd bilden abgefonderte Stämme. Dieſe find 
Maihinenbau, ———— Bergbau, Straßenbau, 
Eiſenbahnbau, Waſſerbau und Schiffsbau. Wenn man 
nun jetzt in der neueren Zeit von Architektur ſpricht, ſo 
verſteht man darunter eigentlich nur den Hochbau. Aber 


bildeten Gefühles, und ein wahrhaft begabter Architekt auch deſſen Gebiet iſt ſehrgroß. Er umfaßt Das, was man 
wird eben jo gut ein wirklich ſchönes Fabrikgebäude als | in den letzwerfloſſenen Jahrhunderten unter bürgerlicher 
eine jchöne Kirche auszuführen im Stande fein. Anders | Baufunjt, Yandbau und einem Theil der Kriegebaufunft 
verhält es fid) mit der Bauwiſſenſchaft; durch die vielen | veritand; in fein Gebiet gehören unter Anderm: Kirchen, 
Erfindungen der Neuzeit hat ſich das Gebiet derjelben jo | Wohnhäufer, alle öffentlichen Gebäude, Fabrikgebäude u. 
bedeutend vergrößert, dab mehrere Menichenalter dazu ; Werfitätten für allerlei Gewerbe, alle Gebäude zu fand: 


ehören würden, um dieje ſchwerſte u. umfänglichite aller | wirtbichaftlichen Zweden, Eifenbabnhochbauten, Denk: 
Biffenichaften ganz ausſtudirt zu haben. Schon Vitruv | mäler xc.; und von einem Architekten verlangt man nicht 


zur Zeit des Auguſtus ſagte, ein Architekt müſſe in der | 
Theorie und Praxis gleich geübt fein, er müfje Genie und | 


Kenntnifje vereinigen, müſſe mit der Feder gewandt, ges 
ſchickt im Zeichnen, der Geometrie fundig, in der Optif 

nicht unerfabren, in der Arithmerif unterrichtet, in der 

Geſchichte bewandert jein, die Vhilofophie ftudirt haben | 
(darunter begreift er nämlich nicht blos Das, was wir ge= 
wöhnlich unter Philoſophie veritchen, jondern auch nod) 
Phyſik und Chemie); ferner müſſe er einige Kenntniſſe von 
Mufit, Medizin, Sterntunde, Jurisprudenz, Malerei, 
Bildhauerei ıc. befigen; aber er fügt hinzu, daß der Archi— 
teft von den meisten diefer Wiſſenſchaften blos einen ober: 
flächlichen Begriff zu haben brauche. Viele haben dieje 
Anforderungen übertrieben gefunden, und dennoch haben 
fie fich im Lauf der Jahrhunderte bedeutend gejteigert; die 
meiiten der genannten ®ifjenichaften haben ihre Gebiete 
bedeutend erweitert, feine davon ijt dem Architekten ganz | 
entbehrlich geworden, viele aber find mit der Bauwiſſen— 
ſchaft jept jo innig verwachſen, daß ein tieferes Eingehen 
in diejelben fait unumgänglich nöthig geworden ift, jo 
namentlich die Naturwijienichaften. Veit einer oberfläd- 
lichen Kenntnis der Phyſik und Chemie z. B. reicht ein 
Architelt jetzt nicht mehr; er muß techniſche Mineralogie 
und Botanik, techniſche Chemie und Hüttenkunde, Statik 
und Mechanik, Hydraulik und Hydroſtatik, Nerodynamit, 
Pneumatik u. Majchinenkunde, nicht nur in ihren Haupt: 
grundzügen, jondern in den meijten ihrer Ergebnijfe, ges 
nau fennen; er muß nicht blos in der Geometrie u. Arith- 
metif, ſondern aud) in der Stereometrie, Algebra, Inte 
gral= und Differentialrehnung, Geodäſie x. ganz zu 
Haufe fein, muß die Geichichte der Stile genau ftudirt und | 

Mothes, Illuſtr. BausLerifon. 4. Aufl. I. 








blos, daß die von ihm errichteten Gebäude durchweg zweck⸗ 
mäßig und äußerlich ſchön jeien, jie ſollen auch innerlich 
fomfortabel eingerichtet und geichmadvoll deforirt und 
vor allen Dingen dabei möglichit wohlfeil fein. Infolge 
alles Defjen wird die Aufgabe feines Studiums jein, ſich 
von allen obengenannten Wiſſenſchaften jo viel anzueig— 
nen, als nöthig ift, um die Anforderungen zu ermeijen, 
die dieſelben an ein ihnen dienendes Gebäude ftellen, und 
um die Mittel zu kennen u. achörig verwerthen zu fönnen, 
die diejelben ihm durch die von ihnen vorbereiteten Mate: 
rialien darbieten, jowie die Art und Weije, wie er dieje 
Materialien zu Löjung der an ihn geftellten Aufgabe zu 
berivenden und zu verbinden habe, die Kennzeichen, an 
denen er größere oder geringere Güte diefer Materialien 
erfennen fann ꝛe. Einige der obengenannten Wiſſenſchaf— 
ten muß er daher ganz jtudirt haben, von anderen wenig 
ſtens die in das Fach einfchlagenden Zweige. Danad) 
teilt fich denn jept die Bauwiſſenſchaft für den Hochbau 
ein wie folgt: 

1. Materialienkunde, umfaßt die Kenntnis der für das 
Baufach angewendeten Pflanzen, Rohmineralien, Pflan— 
zenpräparate, fünftlichen Steine, Säuren, Metalle ıc. nad) 
ihren phyſikaliſchen u. chemiſchen Eigenichaften und ihrem 
demgemähen Berhalten; j. d. Art. Baumaterialien. 

2, Ronfiruktionslehre, umfaßt die Kenntnis von den ver— 
ſchiedenen Arten, die Materialien auf dauerhafte u. zweck— 
entiprechende Weife zu verbinden, nad) ihren jpeziellen 
Eigenjchaften jowie nad) den Geſetzen der Statik xc.; ſ. d. 
Art, Konſtruktionslehre. 

3. £ortbewegungsiehre, umfaht die Kenntnis der beim 
Bauen zur Anwendung kommenden hydrauliichen und 

20 


Arditekturmalerei 


154 


Arch-post 








mechaniſchen Vorrichtungen zum Bewegen, Herzubringen, 
Heben x. der Materialien, Befeitigung v. Hindernifien ıc. 


4. Gewerbkunde, umfaßt die eingehende Kenntnisnahme | 


von den hauptjächlichiten Arbeiten, Werkzeugen, Konſtruk— 
tionen, Handgriffen ꝛe. aller bei einem Bau befchäftigten 
(Bewerte, 

5. Baurecht, ſ. d. betr. Arlikel. 

6. Zeichnen, aljo geometriiche und peripektiviiche Dar: 
jtellung der gegebenen oder entworfenen Formen oder, 
wenn man jo will, Barallel: und Centralprojeltion, 

7. Bciwiſſenſchafien, dahin gehören Geodäſie, Buchfüh— 
rung, etwas Mafchinenkunde ıc. ꝛc. 

Der künftlerifche Theil der., die Baukunſt im engeren 
Sinn des Wortes, erfordert vor allen Dingen künstlerische 
Gaben, alſo regen natürlichen Sinn für Schönheit, Er: 
findungstalent, Selbjtändigfeit und logiſche Schärfe im 
Denten, Formen: und Farbenfinn, außerdem aber eine 





mit Rüdjicht auf jeine Belajtung und die Entfernung der 
Süulenvon einander. Durch diefe Breite aber ward wieder— 
um die Stärke der Säulen bejtimmt, fowie die Geſtalt des 
Kapitäls; dadurch num wurde er zueinem bei. maßgeben⸗ 
den Theil d. Säulenordnungen, bei deren verschiedenen Ar- 
ten eraudverjchiedenartig geftaltet war. Auf den inneren 
Zellenmauern fommterbegreiflic in Wegfall, wie es denn 
auch ein grober Verſtoß gegen die Logik iſt, an langen, 
durch ein Geſims in antifer Formgebung befrönten Fron— 
ten unter dieſem Gefims einen Architrav binzuführen, wenn 
man ihn nicht von Zeit zu Zeitdurd) Bilafter od. wenigitens 
Konjolen unterjtüßt, Leber feine verschiedene Beftaltung 
j.d. Urt. doriſch, ioniſch 2c. ; hier jei nur erwähnt, daß die— 
jelbe bei. folgenden Modifitationen unterliegt. Ein Archi— 
trav kann fein: 

1. glatt, frz. a. lisse, engl. smooth a.; 

2. abgeplattet, frz. a.Atroisfaces, Epistylearchitravee, 


im Zeichnen jehr geübte Hand, volljtändige Kenntnis der | engl.bandeda.,d.h.in 2oder3 Flächen getheilt, von denen 


Geſchichte und Formen aller bis jept vorhandenen Baus 
ftile und eine eiferne, vor feiner Schwierigkeit zurück— 
ichredende Energie, durch Mäßigung veredelt und durd) 
Konſequenz geftählt. Man hat vielfach Verſuche gemacht, 
einzelne dieſer Eigenfchaften durd Theorien, jogar durch 
Geſetze zu erfegen; fo entjtanden Lehren von der Aeſthetik, 
Frormenlchren, Lehren von der FFarbenharmonie, Anwei— 
jungen zum Entwerfen; jo entitand eine Philojophie der 
Baukunſt, Vorlegeblätter zu Ornamenten zc., aber das 
Anfchaffen und Studiren aller diefer Werke kann wohl 
einem vorhandenen Talent den Weg zeigen, einen talent: 
lojen Menſchen zur Mittelmäßigfeit emporbringen, aber 
Talenterweden, wo feines ijt, Jemanden zum Baukünſtler 
bilden, der nicht dazu geboren ift, das vermögen ſelbſt die 
beſten Werke nicht. Much ift Jedem zu rathen, beim Ge— 
braud) folder Werke vorfichtig zu fein, weil viele derjelben 
unter dem Borwand, in die Hallen der wahren Kunſt eins 
zuführen, geradezu in die Sümpfe der Geſchmackloſigkeit 
leiten. 

So weit über Aufgabe, Gebiet und Eintheilung der N. 
Nun haben wir nur nod) einige hin und wieder eingebür— 
gerte faljche Anwendungen dieſes Wortes zu erwähnen. 
Man hört nämlich mandymal: diefes Gebäude hat eine 
ſchöne A., ſtatt ſchöne Formgebung, oder diejes Gebäude ift 
nad) der römijchen A. erbaut, ftatt nach römischen Stil, 
vergl. d. Art. Architecture, od. es hat viel A., jtatt viele 
Verzierungen; diefe Anwendungen alle find falſch; A. be— 
zeichnet die Kunſt, aber nicht das von der Kunſt Geſchaffene, 
auch nicht die einzelnen Regeln der unit. 


Arditekturmalerei, f., ft. peinturearchitecturale, |) 


engl. architecture-painting, diejenige Art der Malerei, 
welche perjpettivifche innere oder Äußere Anfichten von 
ganzen Gebäuden oder Bebäubdetheilen zum Hauptgegen= 
ſtand ihrer Daritellung madıt. Staffage und landichaft: 
liche Umgebung braudyt nicht mur nicht vermieden zu wer= 
den, jondern ift jogar nöthig zu Belebung folder Bilder, 
aber man muß damitjchr mäßig verfahren, damitder dar— 
geſtellte architeftonische Gegenstand immer die Hauptſache 
bleibe. Ein Arditelturmaler, ala Darjteller Ieblojer Ob— 
jefte, hat ſich mehr als jeder andere Maler zu hüten, daß 
feinem Bild nicht die Seele fehle, die er demfelben durch 
Beleuchtung, jtilgemähe Behandlung x. einhauchen kann; 
bedeutend erleichtert wird dies durch geſchickte Wahl des 
Standpunftes. 

Arditrau, m.,irz.6pistyle, f.,architrave, f.,engl.epi- 
style, architrave, lat. architrabs, m., epistylium , su- 
pereilium, n., Unterbalten, Hauptbalfen, Träger, heißt 
bei griechischen u. römischen Säulenordnungen der unterfte 
Theil des Gebälkes; es war dies ein fteinerner Ballen, 
welcherunmittelbar aufden Kapitälen rubten. fodie Säus 
len gewifiermahen zu einer Wand verband, in der er die 
Stelle eines Rahmſtücks vertrat. Seine Höhe u. Breite be: 
ſtimmten fich natürlich durch die Tragfähigkeitdes Steines, 


jede obere gegen die darunter ftehende etwas ausladet; 
j. architravirt; 

3. unterbrochen, fr3. a. coupee, engl. interrupted a., 
geſchieht beſ., um Platz für die zwijchen den Filaftern 
jtehenden Bogen zu ſchaffen, ift aber fehlerhaft; 

4. geftümmelt, frz. a. mutilée, wennder Architrav zwar 
fortgeht, ſeine Abplattung aber theilweis weggelaſſen iſt, 
um den Fries an dieſen Stellen nach unten zu verbreitern 
und Raum für eine Inſchrift ꝛe. zu ſchaffen; iſt ebenfalls 
fehlerhaft. 

arditravirt, adj., fij. architrave, engl. architraved, 
bejjer abgeplattet, nenntman 1. ®ewände, Thür: od. Fen⸗ 
jtereinfajjungen, Gurtfimfe xc., wenn fie architravähnlich 

ejtaltet find; bef. häufig wird die Profilirung des ionischen 
Architravs dazu angewendet; ſ. d. Art. Thüre, Fenſter ec. — 
2. Gebälke, welche, obgleich im ganzen nad} einer der an- 
tifen Säulenordnungen gebildet, feinen Fries haben. 

Arditraufiiege, f., jteinerne Wangentreppe; ſ. unter 
Treppe, 

Ardiv, n., fr}. archives., f. pl., chartrier, tresor, m., 
engl. archives, muniment-house, lat.archivum, griech. 
apyiiov, Aufbewahrungsort für jwriftiich wichtige Doku: 
mente, in der Regel in Alten, Urkunden ıc. beftehend; da 
es hierbei be. darauf antommt, diefe Urkunden lange uns 
verlegt zu behalten, jo muß ein Archiv vor allem gegen 
Feuers: und Waſſergefahr, Feuchtigkeit und Ungeziefer jo: 
wie Einbruch völlig gefichert fein. Innerlich han. es zweck⸗ 
mäßige Apparate zu Aufſtellung der betr. Dokumente und 
zu — Beſichtigung unter fortwährender Kontrolle ent: 
alten. 

Ardjivolte, f., jj.archivolte, f.‚arcdoubleau visible, 
m.,engl.archivault, archivolt, dressedsubarch, Schau: 
bogen, Hauptbogen, Unterbogen, fihtbare u. mit Gliedern 
verzierte Stirneines Bogens, beſ. vondenen gebraucht, die 
nad) römijchem oder I N pa Stil gejtaltet find; ihre 
Um faſſung iſt in der Regel architravirt undfigt ftumpfauf 
den Kümpfergefimfen auf; oder ſie kröpft fich aufden Käm— 
pfer und läuft ala Kämpferfims wägrect fort {archivolte 
retournde); am Scheitel des Bogens wird häufig der 
Schlußſtein befonders ausgezeichnet, jo daß hierdie Archi— 
volte unterbrodyen wird. In der Barodzeit unterbrach 
man die Glieder oft derart, daß ein Wölbjtein um den an— 
dern als Bofjenftein dazwijchen ftand (archivolte rusti- 
que). Die Franzoſen nennen wohl auch den Ueberſchlag— 
ſims (f. d.) archivolte. 

arch-like, adj., engl., bogenförmig. 

Arch-masonry, s., engl., Bogenmauerwerk. 

Arch-pier, s., engl.,der Kämpferpfeiler, Bogenpfeiler, 
Bogentämpfer. 

Arch-pillar, s., engl., der Hauptpfeiler, befonders bei 
Gründungen. 

Arch-post, arch-mullion, s., engl., der alte Pfoſten, 
der alte Mönd). 


Arch-stone 155 


‚Argfif 


Arch-stone, s., engl., der Wölbjtein, Keilitein. | 
Arech-wall, s., engl., die Hauptgrundmaner. Eriegsb.) ar&te du glacis, Slacisfrete; a. du chemin 

Archway, s., engl., gewölbter Thorweg. couvert, Kamm eines bedeckten Weges. — 2. a. de com- 

Areisolium,arcosolium, monumentum arcuatum, | ble, engl. hip, Grat eines Walmdadı)s. — 3. a. de vohte, 
n., fat., Grab, welches in eine Nifche eingeſetzt ift; ſ. Grab⸗ engl. groin, Grat eines Gewölbes; a. de lunette, der 
mal, Die älteften Chriſten jegten nur Märtyrer in Arei- Kappengrat, voute d’arte, Gratgewölbe, Kreuzgewölbe. 
folien bei, deren Sargdedplatte dann als Altar dienen | — 4. Engl. edge, Kante eines bearbeiteten Steines, Hol: 





Arte, E,; engl. arris, ſcharfe Kante, Grat, daher. 4; 


durfte; ſ. d. Art. Arcosolium in M. M. a. W. 
Are-linteau, m., frz., der ſcheitrechte Bogen, ſ. Bogen. 
Areot, m., irz., engl. arco,s., das Stückmeſſing, Rob: 

meſſing. 

Areuatio, lat. Wölbung, bei. das Mäß der Wölbung, 
von arcuare, einwölben. 

Arcura,f., lat., lombard. arcora,n., pl.,d. Gewölbe, 
die Arlade, als Mehrheit v. Bögen; vielleicht hängt unjer 
Wort Erfer (f. d.) damit zufammen. 

Areus, m., lat., Bogen (f. d.), a. choralis, die Chor: 
ichranfen — Arcus ferreus, eiſerner Spriegel. 

Ardoise, f., irz., Schiefer; a. tegulaire, Dachſchiefer, 
ardoise cartelette, geipaltener Dachſchiefer. 

Are, m., frz., |. Ar. 

, Area, f., lat., frz.,,aire, £., engl.area, Stammwort von 
Ihre (f.d. unter2.), Ohr, Ehre, uriprünglich; 1. jeder freie, 
nicht bebaute od. bepflanzte Blaß, der feine ausgeiprochene 
Beitimmung hatte. Daher bei. Bauplag (bei Bitrup), — 
2. Borplaß vor einem Haus, Ererzirplaß, Plaß vor einem 
Tempel x.; a.sepulturae, Begräbnisplag. — 3. Hof im 
Haus; a. claustri, Kreuzgarten. — 4. Sartenbeet Dreich- 
tenne. — 5. Auch für arena (j. d.). — 6. (Geom.) der 
Flächeninhalt, bei. die Bodenfläche. 

Arckapalme, f., 1. die weitindifche Kohlpalme 
(Areca oleracea L. s. Oreodoxa oleracea Marr., Fam. 
d. Balmen), eine der höchſten Balmen, wird iiber 50 m. 
hoch, ift in Weſtindien einheimiich. Ihr Holz iſt jehr hart, 
aber nur dünn; in ihrerheimat verwendet man die Stämme 
gern zu Dachrinnen, nad) Europa fonmt das Holz da— 
gegen nur in jo Heinen Mengen, dab es höchſtens zu Spa- 
zier- u. Ladeſtöcken benußt werden fann. — 2. Die aſia— 
tifche Arefapalme (Arecacatechu L.) iftin Südafien 
und auf den Gewürzinſeln cinbeimifch, wird aber mehr 
wegen ihrer Nüſſe, dieman mitdem Blatt des Betelpfeffers 
faut, als wegen ihres Holzes beachtet. [ WF.) 

Arena, f., jrz. arene, f.,engl. arena, vom lat. arena, f., 
Sand. 1. Der mit Sand bejtreute Plaß in der Mitte des 
Ampbitheaters und Cirkus (j. d. Art.), Daher aud) in 
neuerer Zeit als Benennung auf dieje Gebäude jelbit über- 
tragen, bei. auf die unbededtten od. nur leicht überdachten 
Schauhäuſer für Kunſtreiter, Seiltänzer ıc. — 2. Bitruv 
braucht das Wort, außer fir Sand, aud) für den Abputz 
mit Kalkſand, den er außerdem arenatum opus nennt; 
f. Arenatum, 

Arenarium, n., lat., Sandgrube. 

Arenatio, f., lat., Auftrag eines feinen Mörtels, aljo 
Tündung. 

Arenatum, n., fat., im weiteren Sinn dreiſchichtiger 
Bug, im engeren Sinn die legte Schicht, Tünchſchicht, aus 
Meeresiand u. eingejumpftem Kalt beitehend. 

arener, v. n., s'aröner, v. r., frz., ſich ſenken. 

Arengapalme, oder Zukerpalme, f. (Arenga saccha- 
rifera, Fam. d. Palmen), bildet einen bis 1,,, m. diden 
und 18m. hohen Stamm, Sie ijtin Südafien einheimiſch. 

Areola, f., fat., Fußbodenplatte; Feld im Fußboden. 

Arsomötre, m., frz3., 2c., I. Arüometer ıc. 

Areotektonik f., veraltcter Ausdrud für Angriffs— 
kunde, die Lehre von den Angriffen auf Feſtungen und den 
dazu nöthigen Ingenieurarbeiten. 

Arötö od. spalio, lat., (Kriegsb.) Weidengeflechte mit 
Thierbäuten bededt, deren man ſich bei den Belagerungen 
im Altertum bediente, um unter ihrem Schup Löcher in 
die Stadtmauer zu arbeiten. 


zes %.; vive aröte, die ſcharfe Kante; a. abattue, Fair, 
' Schmiege. — 5. a. de l’enclume, Amboßrand. — 6. a.de 
 poisson, ſ. Fiichgrätenverband. 
‘ Arötier, m. frz., 1.®ratiparren. — 2. Editab, Srat- 

jtab der Fialenrieien und durchbrochenen Thurmhelme, 
'—3.a.deplomb, Gratwulſt von Blei. — 1. a. de voüte, 

Sratrippe. 
‘ Arötiere, f., frz, Deckſchicht, Kalkleiſte oder metallene 
| Dedplatte auf dem Grat; tuile arötiöre, Gratziegel. 
Arfe, f., j. Ave. 
‘  Arferia, f., lat., Gefäh zu den, den unterirdifchen Göt— 
‚tern bei Todtenopfern geipendeten Libationen. 

Arganeau, m., frz., Anterring (f. d.). 
Argent, m., jrz., Silber (j. d.); a.allemand, anglais, 

ehinois, ſ. Argentan; a. battu, a. en feuilles, j. Blatt: 
‚fiber; a. file, fil d’a., der Sitberfaden. — A.hache. 1.die 
Verſilberung mit Blattfilber; 2. das weiße Tombaf; — 
‚ A.natif, a. vierge,d. gediegene Silber, Jungfernfilber; a. 
‚ noir, das Schwarzgiltigerz; a. musif, Mufivfilber; a. vif, 
das Qucedfilber, 
| Argentan, n., hin. Packfong, frj. pacfond, n., tou- 
tenague, f., argent ın. d’Allemagne, a. anglais, a. 
neuf, argenton, maillechort od. maldior, cuivre blane, 
m., engl. tutenag, pakfong, german silver, british 
plate, Weißfupfer, Neufilber, eine Legirung, welche 
(abgejehen von vielfachen, im ganzen doch ————— 
Variationen) meiſt aus 8 Theilen Kupfer, 2 Th. Zint u. 
2 TH. Nidelbeiteht, zäher u. härter als Meffing, an Farbe 
etwa zwölflöthigem Silber gleidyfommend; dient als Er— 
ſatzmittel des Silbers zuden verſchiedenſten Gegenſtänden, 
\ bei. zu jolchen, welche, der Abnupung und Beihmupung 
| mehr unterworfen, öftere Politur u. Reinigung verlangen, 
z. B. Thürklinken, Fenitergriffe, Klingelzüge und allerlei 
Geſchirr ꝛc. Es iſt der Geſundheit nicht jchädlich, wie man 
früher glaubte. Das Tutenag (din.) und das jogenannte 
Eleetrum jind ähnliche Legirungen. [ Wf.) 

Argentaria, (scil. creta), f., lat., von ihrem Funds 
ort jog. Kreide, mit der die Enditationen im Cirkus zum 
' Abzeichen vonden übrigem, gelben Sand betreut wurden. 

rgenteur, m., fr3., der Berfilberer. 

Argentine, f., mit Kieſel gemengter Schieferfpat. 

Argentum, n., lat., Silber (j.d.); argentum vivum, 
ß Quectſilber; a. musivum, frz. argent musif, das Muſiv⸗ 
ilber. 

Argenture, f., franz, 1. Verſilberung (ſ. d.). — 2. 
Blattjilber, 

Argile, f., frz., engl.argil, lat.argilla, der Thon, die 
Töpfererde; a. ferrugineuse, Thoneijenjtein; a. feuille- 
tee, der Klebſchiefer, der Schieferthon; a. figuline, der 
Töpferthon, Letten; a. marne, d. Thonmergel; a.ocreuse, 
der Eifenihon; a. ocreuse jaune, die Gelberde; a. plasti- 
que, der plajtiiche Thon; a. refractaire, apyre, der feuer: 
bejtändige Thon x. ; a. schisteuse, Kohlenſchiefer, Frucht⸗ 
ſchiefer; a. tegulaire, Dachſchiefer; a. tripoldenne, die 
Tripelerde; a. veldienne, wealdienne , der Wälderthon, 
Wälgerthon. 

Argillit, m., j. v. w. Thonſchiefer. 

Argillium, n., j. v. w. Aluminium. 

Argillolit, m., j. v. w. Thonitein. 

Arglif, f., eriheint in allegoriicher Daritellung als 
menſchliche Geſtalt, die eine Larve mit ernten Zügen vor 
dem Geſicht, aber hinter dem Rüden einen Dolch hält. Ein 
Fuchs und ein Sforpion, der unter einem Stein hervor: 
friecht, find ihre befonderen Attribute. 


1 





20° 


Argo 156 








ben nad) gefahrumringtem Ziel. 

arido; in arido, ital., Gegenjaß v. al fresco, alfo auf 
das Trodene, aber blos vom Streichen, nicht vom Malen 
gebraucht, nicht mit al secco zu verwedjjeln. 

Aries, m., lat., fra. belier, m., engl. aries, rem, Wid— 
der, daher auch der miteinem Widderfopf verzierte Mauer: 
brecher oder Sturmbod, 

Ariſch, Arich, perfiiches Längenmäh, O,,,,m.=3 Fuß 
0,5, Zoll ſächſiſch. 

"Arithmetik, f., griech., Zahlenlehre, bezeichnet im all= 
gemeinen denjenigen Theil der Mathematik, der fid mit 
den unjtetigen Größen der Zahlen, und zwar wejentlich 
mit ihren Formen und Verbindungen beichäftigt; im be= 
fonderen das Rechnen mit beftimmten Zahlen, welche durch 
Biffern bezeichnet werden. Man theilt die N. in gemeine 
u. allgemeine oder auch in niedere u. höhere A. ein. Die 

emeine oder niedere A. umfaht die Rechnung in den vier 

pezies, mit ganzen — Zahlen, ferner Pro— 
portionen, Potenz⸗ u. Wurzelrechnung u. Rechnung mit 
Logarithmen; die allgemeine oder höhere A. die Unter— 
ſuchungen über die Eigenſchaften der Zahlen, die Lehre 
von den Kettenbrüchen u. die Entwicklung der Reihen. 

Allegoriſch Dargeftellt wird die A. in weiblicher Beitalt, 
fonnbar aneiner Tafel voll Zahlen und aneinem jchrägen 
Kreuz in einem Viered. X 

thmetifche Reihe oder Progreffion, f., Aufeinander- 
folge von Zahlen, in welcher jedenachfolgende von der un: 
mittelbar vorhergehenden um diefelbe Größe verschieden 
ift, od. in welcher drei auf einander folgende Größen eine 
arithmetifche Broportion bilden. 

arithmetifches Bereichen, n., die gewöhnlichen diefer 
Zeichen find: — Zeichen der Addition; — der Subtrat= 
tion; X der Multiplikation; : der Divifion, die auch durch 
einen horizontalen Strich zwiichen Diviior u. Dividendus | 
angezeigt wird. Die Zufammenfaflung mebrever durch + 
und — verbundener Blieder zu einem Ausdrud geſchieht 


Armenhaus 


der Theil, welcher Warze und Hals des Krummzapfens 
verbindet. — 3. Arme der Beutelwelle, Sichtearme, find in 
Mühlen zwei Hebel an der Beutelwelle, woran der Beutel 
gehängt wird. — 4. fr4. branche, engl. arm, branch, 
rıne eines Hebels, alſo auch einer Wäge. Die Entfernun= 
gen der Kraft und Laſt vom Prebungspuntt, normal auf 
die Richtungen gemejjen, in denen fie wirken. Daher W. 
der Kraft und Arm der Yaft; j.d. Hebel und Wäge. — 5. 
Schiffsb.) A. eines Kniees, Zaden (m. u. f.), frz. bras, 
branche, engl. arm, f. v. w. Schentel des Kniees; j. nie, 
— 6. Arme, Zweige, Äſte einer Treppe, frz. branche, 
engl. branch, nennt man die einzelnen Längen einer ge= 
brochenen Treppe, ſ. d. Art Treppe. — 7. A. der Säge, 
‚Horn, fi}. corne, f., bras, m., manche, f., engl. horn, 
' arm, cheek, an Sügegejtellen die beiden Hölzer, zwiſchen 
welche das Sägeblatt gejpannt iſt. — 8. U. des Anters, 
frz. bras, m., engl. arm, j. Anker I. 8. — 9. A. der Deich- 
jel, frz. armon, empanon, m., engl. guide, futchel, 
Scherarm, Deichjelarm, zwei frumme Hölzer am Bor: 
derwagen, welche mit einem Ende ind, Achſe ſitzen, während 
fie mit dem andern die Deichjel balten. — 10. Seitliche 
Abzweigungen eines Flufies, welche nad) einem längeren 
oder fürzeren Lauf in das Hauptbett wieder einmünden. 
— 11. Kriegsb.) A. eines Werkes, fr}. branche, f., engl. 
| branch, ſ. v. w. Flügel (ſ. d.). 
Armamentarium, n., lat., ſ. v. w. Arjenal (f. d.). 
Armamentary, s., amory, s., engl ‚der Bewehrfäl, 
die Rüſtkammer. 
'  Armamentum, n., lat., Gerüjte, Glockenſtuhl. 
Armarium, n., lat., urſprünglich Waffenichrant, alls 
mäblich auf alle Schränfe übertragen, in das Franzöſiſche 
als armoire, f., u. in das Deutiche als rheinländer Pro: 
| vinzialismus unter den Formen Armerge u. Armenge über= 
gegangen. Vergl. aud) d. Art. Almer. A. eucharistiae, 
aud) armariolum, Saframentshäuschen; a. reliquia- 
rum, Scranf zu Aufbewahrung der Neliquien, in der 
Mauerdide nächit dem Hochaltar, od. in einer Kapelle od. 
Sakriſtei, innerlich mit rother Seide ausgeichlagen, nach 


durch) umgejepte Klammern od. Barenthejezeichen. an bes | vorn mit einem Zugvorhang von weißer, blauerod. rother 


deutet diente Potenz von a, , a die nte Wurzel ausa, y/ 


ichlechtbin bedeutet die Ouadratwurzel; — Zeichen der 
Gleichheit; > oder < der Ungleichheit (des Größern oder 
Kleinern; * bedeutet das unendlich Große. 

Ark, s., engl., j. v. w. arca, Arche (i. d.). 





| Seide, mit Gold durchwirft, dann mit einem bemalten od. 


vergoldeten Eijengitter u. mit einer zweiflügeligen fejten 
und woblverichlofienen Thüre verjehen. Nuberdem dient 
ein a, in der Nähe des Altars zu der Verwahrung der hei— 
ligen Ole, ein anderes in der Tauffapelle für das Chris— 
ma u. Katechumenenöl. Letzteres ift innerlich mit Pappel⸗ 


Arkade, f. 1. Im weiteren Sinn, j. Arcade. -— 2. Im | holz auszujchlagen u. mit weißer Seide zu umlleiden. Ar- 
engeren Sinn verteht man unter A. die Bogenreibe, welche | maria, pl., od. armararium it j. v. w. Almerei, urſprüng— 


in bafilital angelegten Kirchen das Hauptichiff von den 
Seitenſchiffen trennt. Arkadengefins iſt das Geſims, welches 
ſich über diefen Arkaden, etwa in derjenigen Höhe hinzieht, 
two die Dächer der Seitenſchiffe fi) an das Hauptſchiff an— 
lehnen. Arkadenmaner iſt die aufden Arkaden ruhende Um— 
faſſungsmauer des Mittelichiffes. 

Arker, Ardyuer, Archet, aud) Acrker, m., j. dv. iv. Erfer 
(f. d.), vielleicht abzuleiten von dem mittelalterl. latein. 
Worte arcula, Kaſten, oder aud) von arcura, Wölbung, 
Bogen, weil die Erker oft auf Bogen ruhen. Niederj. Ar- 
tener oder Ärkner, an manden Orten Ausitich, Uberstich, 
Ausladung, UÜberbang, in Weſtfalen Utjteefeu. am Rhein 
auch Laube. Mehr j. unter d. Art. Erfer. 

Arkirſche, Arleskirſche, Arlesbeere, f., frz. alisier, m., 
engl. service-tree, j. Eljebeerbaum, 


Arkose, m., ftz., ein in Burgumd brediender Banitein, | 


aus Feldſpat und Duarz gemengt. 

Arle, j. v. w. weißer Ahorn (j. d.). 

Arın, m.,1. 9. eines Nades, Radarm, frz. croisillon, 
rayon, m., engl.arm, shaft, die Hölzer, welche indie Welle 
eines Nades ala Speichen gejtedt werden, um die Welle 
mit d. Kranz zu verbinden. — 2. W. einer lurbel, irumme | 
zapfenarım, Bug, Angriff, frz. bras, m., engl web, zu | 
Umdrehung der Welle bei einem Hebezcug od. Hajpel if! 


lich eine Reihe v. Schränten, dann auch der Raum zu deren 
Nufftellung. 

Armatur, f., 1. fr}. armature, f., armement, m., ſ. vd. 
w. Beſchläge, Armirung (j.d.). — 2. Frz. armures, engl. 
armours, armors, armature, |. v. w. Trophäen, aus 
Waffen zufammengejegt, auch Siegesgehenke genannt. 
An Zeugbäufern, Stadtthoren, Feitungsbauten u. dergl. 
bringt man ſolche Armaturen gern an. 

Armature, f., franz., 1. Armirung (j.d.). armature 
de verriere, die Geſamtheit der Windeiſen ꝛc. an großen 
Fenſtern;a. depompe, d. Rumpenbeichlag; 2.a. de ferme, 
das Hängewerf od. Sprengwerf, der Bord; a. simple, a. a 
unseulpoingon, d. einfäulige Hängewerf, einfacher Bod; 
a. à clefs pendantes, a deux poingons, d. doppelte Bod. 

Armeilen, n., Armfdiene, f., Theil der Drechſelbank 
(j. d.) zum NAuflegen des Arms. 

Armement, m., frz., 1. der Belag von Schiefer x. auf 
den Wangen eines Dachfeniters; armement de voüte, 
das Lehrgerüſt. — 2. ſ. Armirung. 

Armenhaus, Armenhofpital, n., frj. hötel-dieu, m., 
charite, f., engl. poorhouse, ein Haus, two unverjchuldet 
Arme od. Gebrechliche, die aber nicht geradezu frank find, 
unentgeltlicd mit Wohnung, Nahrung x. verjeben werden. 
Die Rüjtigen unter den Aufgenommenen müſſen zu 





Armenhaus 








157 


armenifhe Baumweife 





Verpflegung und Bedienung der Anderen mit arbeiten. 
Le nah Berfügung der Direktion oder fonitiger lokaler 
Einrichtung werden entweder blos einzelne Yeute od. aud) 
verarmte Familien im N. untergebracht. Erftere werden 
meiſt in größerer oder geringerer Anzahl in gemeinschaft: 
liche Wohnräume, Schlaffäle xc., unter Trennung der Ge— 
Schlechter, vertheilt, lepteren für jede Familie zwei Stuben, 
eine zum Wohnen, cine zum Scylafen, angewiejen. Bei 
allen diefen Räumen ift auf Leichtigkeit der Kommunifa= 
tion, Bentilation u. Kontrolle zu jehen. Die Geſchoßhöhe 
fei 3,—3,, m. 

Heizung und Ventilation der Armenbäufer muß 
auf der einen Seite die Behaglichkeit und jeitherigen Ge— 
wohnbeiten der Bewohner, auf der andern Seite deren 
Gejundheitspflege berüdfichtigen ; dies kann nur mit Hülfe 
der Gentralbeizung erreicht werden; da ältere Perſonen 
höhere Grade der Lufttemperatur bedürfen, jo hat die 
Heizung ſchon im Spätfommer zu beginnen, jobald die 
Temperatur im Gebäude unter + 15°R. finft, und hat 
— 19° R. berzuitellen, ohne über + 21° R. zu jteigen. 
Ebenfo im Winter u. Frübling. Möglichſte Gleichmäßig— 





1; ; — — J 
Fig. 247. Kirche zu Pipumde, 


feit der Erwärmung durch das ganze Haus iſt wünſchens— 
werth. Die Bentilation ſoll die Luft zu allen Zeiten, bei. 
ur Nachtzeit, geruchlos erhalten, muß alfo ähnlich wie bei 
er Bebäranftalt (f. d.) durch Zuführung großer Maſſen 
reiner, vorgetwärmter Luft wirten. Schlafjäle find deshalb 
" nicht zu gejtatten oder im 

Nothfall nur bis zu 8 Per— 
fonen bei verhältnismäßig 
jehr großem Luftraum, 
Korridore u. Treppen find 
auf das Sorgfältigite zu 
ventilivren. Alle Heiz- und 

Bentilir- Einrichtungen 

müſſen, der Einwirkung 
der Bewohnerſchaft entzo⸗ 
gen, von einem beſon— 
deren Beamten geregelt 
werden, welcher durch None 
-trollubr u. ihm unzugäng: 
lihe Marimal- und Minis 
mal- Thermometer, ſowie 
auf geeignete Weile bezüglich der Luftreinheit, zu über: 
wachen ijt. Täglich einmal, während der gemeinichaft: 
lichen Hauptmahlzeit, find alle oberen Fenster zu öffnen, 
um äußere Luft eindringen zu lafien. Die Beleuchtung 
mu im Interefje der Reinlichkeit u. Sicherheit ſehr reich- 
lich jein, be. auf Korridoren u. Treppen durch breite und 





Fig. 248. Kirche zu Pihunda 





während der Nadıt. Alle —— müſſen 


unterkellert ſein. Kein Wohnraum für je eine Perſon darf 
unter 60 Kbm. groß fein, wozu gleiches Minimum des 
Sclafraumes tommt. Badeeinrihtungen jind für 
jedes U. unentbehrlich, und hat der Arzt zu beftimmen, ob 
der einzelne Bewohner nur einmal oder mehrere Male 
wöchentlich ein warmes Wannenvollbad zu nehmen hat. 
Die Anlage großer Küchen, guter Abtritte in genügender 
Bahl, einer Waſſerleitung durch alle Zimmer ıc. verjteht 
ſich von ſelbſt. Der Charakter des Ganzen fei freundlich, 
aber jo einfach als möglich, ohne der Güte der Konſtruk— 
tion Abbruch zu thun oder ärmliches Ausſehen herbeizu— 
führen. [Rlm.) 

armenifche Bauweife, f., fj.architecturearmenienne, 
engl. armenian style. Armenien fan bekanntlich mit 
Afiprien unter medijche und perfiiche Herrichaft, theilte 
auch jpäter die Schidfale dieſes Reiches, bis ſich ca. 200 
v. Chr. die Statthalter der Griechen jelbjtändig madıten 
und zwei Reiche, Klein- und Groß:Armenien, gründeten. 
Klein-Armenien fam jchon 63V. Chr. unter römische Herr— 





“ sm aa Mrtres 
Dig. 219. Kathedrale zu Ani. 


ichaft, dann an Byzanz ıc. Groß-Armenien aber fam un» 
ter die Herrichaft der Saffaniden und wurde jpäter bald 
von den Byzantinern, bald von Nrabern erobert, 1079 
zwiſchen Byzantinern, Türken u. Kurden getbeilt, 1242 von 
den Mongolen erobert, endlich um 1500 zwiichen Berjern u. 
Türfengetbeilt. InstleinArmenien iſt fait feineSpureiner 
jelbjtändigen Bauweiſe zu finden; in Groß-Armenien aber 
nahmen die verschiedenen, durch feine Beherricher einge: 
führten Bauſtile mindejtens cine 
provinzielle Färbung an, Ber. gilt 
dies von der Zeit an, wo es den Saj- 
ſaniden entriſſen ward (ca. 550 bis 
um 1200). Die älteſten Kirchen 
dieſer Periode ſind in den Fels ge— 
hauen, deren einige vielleicht unter 
der Saſſanidenherrſchaft entſtan— 
den ſind. Einige davon ſind vier— 
eckig, andere haben faſt die Form 
von Bafilifen, mit Tonnengewölbe 
über dem Mittelichiff, und ähneln 
in der Anlage den Grottentempeln 
in Oftindien. Die größte derjelben, 
in Inferman, ift 11 m. (36° engl.) fang. Von den gebaus 
ten Kirchen gilt für die Altefte die Kirche zu Pipunda, 
Fig. 247 u. 248, ziemlich zuverläffigen Nachrichten nad) 

ebaut unter Jujtinian dem Großen, mit Ausnahme der 
tuppel und der fie tragenden Hauptbogen. Dieje Kirche 





hohe Fenjter während des Tages, durh Gasflammen | und die Kathedrale zu Ani, Fig.249 u.250, gebaut 1010, 


J Armleuchter 


nd vermuthlich um Mitte des 12Jahrh. im oberen Theil | Armes; f., pl., armoirie, f., frz., das Wappen, 
umgebaut, zeigen deutlich, daß die Armenier, bei ziemlih| Armefeelenlidt, n., Armefcelenlampe, f., das in die 
jtrenger Befolgung des byzantinischen Grundplans, zus | Todtenleuchte (j. d.) eingeſetzte Licht. 
gleich mit vielem Glück den von den Eajjaniden über: | Armfeile, f., fr}. lime f. A bras, carreau, m., engl. 
fommenen Spigbogen zu verarbeiten fuchten. Die äußere | arm-file, rubber (Schloff.), ſchwere Feile (f. d.), mit gro— 
Geſtaltung ijt jtreng byzantiniſch, bis auf die an Stelle | bem Hieb, welche mit dem Arm geführt wird und zu Bes 
der Hauptlifenen oder Strebepfeiler tretenden Einſchnitte feilung großer Stüden Eijen dient. 
bei a, Fig. 250, die oben geichloffen, aljo als Nifchen ge | Armilla, f.,lat., frz. armille, f., ſ. v. w. Annelet(j.d.). 
ſtaltet find, und, zum Theil auf perfiiche und jajjanidifche | armiren, aft. 3., frz. armer, engl. to truss, mit einer 
Borbilder fußend, in die farazeniiche Bauweiſe mit über: | Armirung (f.d.) verſehen; Feitungen armiren, jie in Ver— 
gehen, wie denn überhaupt dieje | theidigungszuftand ſetzen; ſ. Armirung 6. 
armeniichen Bauwerke ein ver | Armirung, f., frz. armature, f., ferrure, f., engl. arma- 
mittelndes Glied zwifchen dem | ture, trussing, jedes Beichläge (f. d.). Insbeſondere 
byzantinischen Bauftil und der| 1. Weines Magnets, Eifenbejchläge desfelben zur Ver— 
islamitischen Bauweiſe bilden. | jtärkung feiner Kraft; f. d. Art. Magnet. 
Die BauwerleArmeniens, welche 2,9. eines Balfens ıc., zu Vermehrung feiner Trag— 
vor der beſprochenen Periode ges | kraft; ſ. d. Art Balfen. 
baut find, Ichnen fich an dieSaj: | 3. Zu der A. des Holzwerfs rechnet man auch jämtliche 
fanidenbauten an; die nach 1200 | Anter, jerner alles andere Eifenzeug, was zur Verſtärkung, 
gebauten zeigen ein Zurüdfinten, | zum Schutz gegen Zufammendrüden od. Aufipringen des 
wie denn die um 1240 gebaute | Hirnholzes ıc. dient, 3. B. Sparrenſchuhe, Schuhe unter 
Kirche zu Dighour ſchwere Runde | die Streben, Hängceijen, Bolzen, Ringe, Schuhe der ein— 
bogen und Hufeiienbogen auf | zurammenden Pfähle ꝛc. 2c.; ſ. d. einzelnen betr. Art. 
Säulen mit antififirenden For: | 4. Bei Lehr: u. Flügelmauern an Wehren, bei Brüden- 
men zeigt. Andere Bauten derz | pfeilern ze. aus Brucjteinmauerwert baut man hervor— 
jelben Zeit aber zeigen einerjeits | ragende, dem Waſſerſtoß meiſt ausgejeßte Eden od. Run— 
einen Fortſchritt zu fonjequentes | dungen mit ftarfen Quadern aus, um fie jo widerſtands— 
rer Anwendung des Spigbogens, | fähiger zu machen, zu armiren. [r. Wgr.)] 
anderjeits aber Mangel an| 5. Über Armirung eines Pontons, eines Schiffes x. 
Verjtändnis des innern Wefens | j. d. Art. Ausrüftung, N. von Scharten, Kaſematten— 
diefes Bogens. Die Lijenen und | jtirnen 2c., bededten Geſchützſtänden ıc., ſ. v. w. Verklei— 
Blendbogen des frühern Stils werden zu dünnen, über: | Heidung derjelben mit Eifenpanzern, f.d. betr. Art. [Prz.] 
trieben ſchlanken Wandfäulchen, die fait gothiichen Dien- | 6. Die N. einer Feſtung zerfällt in artilleriftiiche, d. h. 
jten gleichen und dürftig profilirte Schildbogen tragen, | in Beihaffung und Aufitellung vefp. Unterbringung der 
zwijchen denen Fenſter mit Rumdbogen u. Hufeifenbogen | im Armirungsplan ausgeworfenen Geſchütze nebit Zube: 
jigen. Noch jpäter geht der Stil unter dem Einfluß des | hör von Handfeuerwaften, Munition zc., und in die fortis 
jarazenifchen Stils unter. Wie die Armenier jelbit bis | fifatorijche, d. i. Beichaffung des nöthigen Seniematerials, 
in die neuejte Zeit den türfifchen Stil mit einer gewiffen | Ausbau der Feitungswerfe u. Aptirung des Vorterrains. 
Selbitändigkeit handhaben, zeigt Fig. 251, cin Kamin aus | Fernergehört noch dieBerproviantirung derFeſtung hinzu. 
Bajazid. [Ms.) Die A. fann gegen gewaltiamen oder gegen förmlichen 
armenifiher Stein, m., lat. armeniuslapis, m. (Min.). | Angriff, auch gegen beide zugleich gerichtet fein ; in letzterem 
1. Armenifches Blau, mit Kupferlafur gemengter Kaltitein, | Fall werden die wahrjcheinliche Angrifigfront und die 
oder durch Kupferlaſur blau gefärbter Quarz, welcher aus | Rollateralfronten gegen den förmlichen, die übrigen gegen 
Sibirien, der Heinen Bucharei und Ehina fommt, dient zu | den gewaltiamen Angriff armirt. Armirungsarbeiten jind 
Ohrgehängen, Kreuzen u. arditeftonischen Verzierungen, | nun bei. folgende: R 
auch gerieben ald Farbe; findet ſich auch in Tirol, von! a) Sicherung der Thorpaffagen u. jonitigen Öffnungen 
wo er, gereinigt, unter dem Namen Bergblau in den Hans | in der Enceinte. — b) Bervollftändigung der Sturmfreis 
del fommt. Die ſchöneren Stellen jchneidet man mittels | heit. — e) Einrichtung der Bälle für den Waffengebrauch. 
Smirgel® und einer fupfernen Säge aus den größeren | — d) Einrichtung der detachirtert Forts zu Aufnahme der 
Stüden heraus. Geichliffen wird er mit Smirgel auf) Befapungen und der Kriegswachlokale und Alarmhäuſer 
einer bleiernen Scheibe, dann auf einer zinnernen mit | der Hauptenceinte. — e) Freimachen des Borterrains der 
Tripel polirt. Größe der Stüde, Reinheit und Höhe der detachirten Forts jowie der Schußfelder im Glacis der 
Farbe haben bei. Einfluß auf die Werthbeitimmung. — | Hauptenceinte. — f) Räumung der Friedenspulvermaga— 
2. ArmenifherBolus, rothgelbliche, fettig anzufüiblende, im | zine. — g) Heritellung fehlender Berbraudspulvermagas 
Waſſer zu Brei zerfallende Varietät des Steinmarfs; | zine und Geſchoßräume für die Artillerie. — h) Bervolls 
Sundorte: Armenien, Deutſchland, Frankreich, Ungarn; | jtändigung der Kommunifationen. — i) Herjtellung ver— 
als Farbeſtoff zu rothen Thonwären, auch zu Fabrikation | ſchanzter Aufenpoften (proviforischer Werte). — k) Bor» 


armenifder Stein 158 
































des Jaſpisporzellans gebraucht. [ Wf.) bereitung zu Batterie und Schüpenemplacements im 
armeniſches Grün, n., j. Chryiotolla. Borterrain. — 1) Vervielfältigung der Dedungen und 
Arınenium, n., hie bei den Römern das Ultramarin. Unterkunitsräume. — m) Vorbereitung für den Minen— 
Armenfihule, £., f. im Art. Schule, krieg. — n) Paliſſadirung des gededten Weges. — 0) 
Armenfpital, n., j. Armenhaus. Heritellung von Reduits u. Vorbereitung von Abichnitten. 


Armenfoc, Opferlok, Almofenfok,m., lat.trunceum, | Armlehne, f. ſ. d. Art. Banf, Chorſtuhl, Stuhl xc. 
n., fr}. aumonitre, f., tronc, m., engl. almonry, offer- | Armleudter, m., fr}. chandelier m.a branches, engl. 
tory-box, Kaſten oder Büchſe mit Fuß, oder hohler Klog | sconce, einzutbeilen in 1. freiftehende: a) feine, frz. giran- 
in Kirchen und an anderen öffentlichen Orten, in defien | dole, f., daher auch Girandolen genannt, auf den Tiſch zu 
verſchließbarem Dedel fich eine Spalte befindet, um Gaben | ftellen ; b) größere, fr}. candelabre, m., aufden Fußboden 
für die Armen aufzunehmen. In gotbiichen Kirchen oft | zu ftellen, Kandelaber. — 2. Bandleuchter oder Blenden: 
ſehr ſchön, entipr. dem Zweck, verziert, z. B. mit Reliefs, | a) Spiegelleuchter, plante, f., die das Licht nad) hinten 
die fich auf die Mildthätigkeit beziehen, oder als nicender | geben müfjen; b) Blendenleuchter, plaques, gewöhnlich 
Engel, der eine Heine Kaſſe hält. mit NReferveren verſehen; e) Blipleuchter, charagne, f., 


Armlod 159 Arfenal 











beweglich). Ueber Verteilung und Seftaltung j. d. Art. | nerichteter Kopf eines Brüdenpfeilers, Thalpfeilerlopf, 





Leuchter und Beleuchtung. Pfeilerſterz. — 2. a. d’un bateau de pont, der Hinter: 
Armloch, n. (Miühlb.), Loch in der Welle, worin die | jteven eines Brückenkahnes. 

Arme des Rades befeftigt werden. Arriöre-choeur, m., fr3., engl. retro-choir, der Hin: 
Armoire, f., frz., der Schranf, vergl. armarium und | terchor, Hochchor. 

Almer. Arriöre-torps, m., jranz., 1. (Bauf.) Nücdlage. — 
Armoirie, f., frz., das Wappen. 2.(Bildh.) Hintergrund eines Meliefs. 


Armring, m., 1. am Wagen, Ring zum Feſthalten der  Arritre-eour, f., fr., Heiner Hinterhof, Lichthof. 
Arme (j. d. unter 9). — 2. Beſchläge am Rammklotz; |. Arriere-digue, f.,arriere-bord, m., frz. (Waſſerb.), 


Ramme. Hinterdamm, Afterdeich. 
Armröhre, f., ſ. v. w. Schenkel des Hebers (ſ. d.). Arriöre-dos, ım., frz., Rũckwand an geſchnitzten Chor⸗ 
Arms, pl., engl., das Wappen, | jtühlen, audy Altarıvand; f. Altaraufiap. 


Armfäule, f.,fv3.colonne A bras, colonne itindraire, | Arritre-voussure, f.,ir;., Yaibungsbogen, j. Bogen, 
f., engl. hand-post, Säule mit Armen an den Kreuze und | a.Saint-Antoine, Laibungsbogen, deram Gewände ſcheit— 
Scheidewegen; ſ. Wegfäule. recht auſeßzt u. hinten halbkreisförmig wird; a. de Mont- 

Armſchlag, m., ft}. bras m.de digue, engl. crossdike | pellier, Yaibungsbogen, der am Gewände halbkreisför— 
Deichb.) Deichſtrecke, welche von einem neuen Haupt= od. | mig anjept und nad) hinten ſcheitrecht wird; a. réglée et 
Kajdeichnadeinem andern zurüdgezogen wird; aud) Flüs | bombee, am Gewände fcheitrecht, hinten im Stichbogen ; 


geldeih, Schenkeldeich genannt. a.bombee et reglöe, am bewände im Stichbogen, hinten 
Armſtuhl, Armfelfcl, m., frz. fauteuil, mit Armichnen | jcheitrecht; a.de Marseille, am Gewände halbfreisförmig, 
veriehener Seſſel, auch Lehnſtuhl genannt (ſ. d.). hinten ſtichbogig. 


rn, m., Äre, f, frz. aire, f., engl. aerne, erne, lat. Arris, s., engl., Grat, ſcharſe Kante; arris-beam, s., 

area, f.,areale,n., Diele, Tonne, Hausflur; ſ. M.M.a.®. Gratbalfen,Sratjtihbalten ;arris-beam-brace, derStid)- 
Arnotta, j. Orleansbaum, balten im Gratbalten; arris-Allet, jchräge Kalkleiſte in 
Aronde, f., irz. j. Queue d’aronde. der Schoßrinne; arris-gutter, hölzerne Dachrinne, die um 
Arpent, m., jrz., vom lat. aripennis, f., altes franzöfi= | einen Grat herumführt; arris-rafter, Gratjparren. 

ches Feldmãß — 100 perches carrdes = 900 [_jToifen | Arroba, f., ipan., Sewicht von 25 Bund. 

— 34, ren. (Man rechnet meift 117 Arp.=40H.A.)| Arrondir, v.a., Ira. plottiie abrunden, rund formen. 

In den weitlichen Schweizerfantonen ift noch jept 1Arp.| Arrosage, ma frj., Bewäflerung. 

== 36 Aren = 1,,,00 reuhtiche Morgen im Gebraud). Arrow, s., engl., 1. Pfeil, daher: arrow-head, Pfeil⸗ 
Arpentage, m., Feldmeßkunſt. ſpitze auch Fi hen ui Galamit (j.d.); arrow-head-writ- 
Arpenteur, m., frz, der Feldmejjer. ing, Keilichrift, j.d. Art. afiyriiche Baukunft. — 2. (Feldm.) 
arqué, adj., frz., mit einem Bogen überwölbt, Martirpfählchen, Zähljtäbchen. 
Arqueria, f., 1. jpan., Arkade. — 2. lat.,j. archiöre. | Arſch, m., 1. (mahommed.) der eine von Allabs beiden 
Arquintale, n., lat., im Mittelalter ein Gewicht von | Thronen, und zwar der Sr. Majejtät und Herrlichkeit 

100 Pfund. (der andere heißt Korfi); er ruht * dem Waſſer und wird 
Arquiteeto, m., jpan., Baumeiſter. von 8000 Säulen getragen ; 300,000 Stufen führen zu ihm 
Arrachement, ın.,frz., 1. Berzahnung, welche man in | hinauf; zu Erfteigung einer jedengehören 300 000 Jahre. 

eine jchon ſtehende Mauer einbricht oder bei theilweilem | Schären von Engeln umgeben ihn. — 2. frz. gros bout, 

Abbruch ftehen läht, um eine Ergänzung wieder einzus | m., souche, f., pied m. d’uncorpsd’arbre, engl.buttend 


binden. — 2. Die erjte in die Mauer eingreifende Schicht | of a tree-stem, das Stammende eines Baumſtammes, 
eines Bogens oder Gewölbes, auch das für diefelbe einge= | auch der untere Theil einer Säule, welcher in die Erde ges 
hauene oder gelafjene Widerlager. —3. a. des pieux, das | jeßt wird, 
Auszichen der Pfähle. Arſchine, f., 1. ruffiiche Elle, = 16 Werſchock, hält 
Arragonit, j. Aragonit. 
Arrangment, s.. engl., frj. arrangement, m., Ein— 
richtung, Anordnung; to arrange, einfluchten, einrichten, 
Arrasement, m. ete., frj., j. Arasement ete. 
Arrazzi, m., pl., ital, frj. arras, engl. arras-hang- 
ings, lat. atrabatica vela, Benennung der Gobelintape— 
ten von der Stadt Arras, wo früher viele gewebt wurden; 
ſ. M. M. a. W. 
Arröt, m., frz., |. Anhalter 1; arröt du pöne, ſ. An— 
faß 7; a. de serrure, j. Zubaltung. 
arröter, v.a., frz., 1. (Maſch.) arretiren, anhalten, 


O1: m. — 2. Chinefiiche Elle = 0,,,, m. 

Arfenal, n., frz. arsenal, arcenac, m., engl. armory, 
arsenal, lat. stratageum, arınamentarium, arsitium, 
arsena, ital. darsena (foll aus Arx senatus in Bencdig 
entitanden fein, nach A. vom feltifchen sanal, Magazin, 
Speicher, bertommen), j. v. w. Waffenhaus, Rüſthaus, 
Zeughaus. Ueber Seezeughaus, Scerüfthaus ſ. d. Art. 
Seearſenal. Für Landzeughäufer kann als Mufter das 
Wiener Arjenal dienen. Fig. 252 giebt eine Anficht da= 
von: Fig. 253 den Öencralplan. Es enthält: A Wohnun— 
gen für den Bouverneur, 2 Stabsoffiziere, 3 Hauptleute, 
ftopfen. — 2. Vergichen (mit Blei, Schwefel x.), über: | 6 Subalternoffiziere, 6 Unteroffiziere, den Bortier, Lam— 
haupt befeftigen, anſchlagen x. — 3. arröte, adj., volljtän= | penwärter, Rejtauration, Tabatshandlung, cin Abjteiges 
dig ausgeführt, von einer Zeichnung gejagt. quartier, Kaſernirung für 50 Mann, ferner einen Ems 

arretiren, alt. 3., abfperren, anhalten, Ropfen, frz. arr&- | pfangsjäl, einen Berathungsfäl, Kanzleien fürdas Zeug— 
ter, stopper, engl. to stop, einen Bewequngsmechaniss | geld, für die verfciedenen Waffen und Munitionsgattuns 
mus plöglich zum Stillftand bringen; Sekundenuhren, gen, für Verpflegung, Kafienverwaltung, Korreipons 
wie ſolche bei Waſſergeſchwindigkeitsmeſſungen zc. benußt | denz.c., Adjutantur, Oberfenerwerts- Meifterci, ein litho⸗ 
werden, jollman bei furzen Beobachtungen nicht arretiren, | graphiiches Inſtitut, ein chemiſches Laboratorium, das 
fondern den Zeiger Pen. ip lafjen u. die Zeitdifferen: | Archiv und die Sammlungen von Modellen, Zeichnungen, 
zen notiren, da durch das A. leicht Ungleichmähigteiten im 
Gang der Uhr entitchen. 

Arriada, f., jpan., Terrajje längs der Sartenmauer; 
auch für Chaufjee und Bitter. 
P — m., frz. (Schiffsb.), das Achterſchiff, Hinter— 

um. 

Arriere-bee, ın., ftz., 1. d’une pile, ſtromabwärts 


Naturalien, Büchern x. , endlich die Wachlotalitäten und 
eine Mannſchaftsküche. B Hajernen für Mannichaften 
und Offiziere. C Wohnungen für Offiziere und Beamte, 
D Wohnungen für Blanzeichner und Kaſerne für 2tom= 
pagnien Artillerie. E Fleischerei und Kajerne für 2floms 
pagnien Zeugarbeiter. F Depots für Materialien, Ne: 
quifiten und Werkzeuge. G Zeughaus für Nleingewehr, 


Arfenik 160 Arfeniß 


Flinten ze. und Muſeum für ältere Waffen. H bededte der Slasjabrifation, Färberei und Farbenfabrifation 
Gänge. I Hof zu Anfitellung der Kanonenläufe. K Ges | forwie zu VBertilgung jchädlicher Thiere. Als Ertennungs- 








wehrfabrik. L Wertitätten für Schloffer u. Schmiede. M 
Tiichlerwertitätten. N Riemer, Sattler, Ladirer. O Ge— 
ihüßgieherei. P Bohranjtalt für Geſchütze. Q Kirche. 
Val. auch d. Art. Zeughaus. 

Arfenik, m., n., Arfeu, n., frj. arsenic, m., engl. arse- 
nic, lat. arsenium, cobaltum erystallisatum, griech. 
2g78virÖv, d.h.männlich,wohl feiner jtarten®irfung wegen, 
wurde 1694 von Schröder entdedt. In der Natur fommt 
es theils gediegen (als Scherbentobalt, arsenie natif); 
theils in Berbindung mitanderen Metallenvor(Arfeniker;, 
frz. mine d’arsenic, arsenide, Nidelfies, Traubenblei, 
Eifenpecherz, PBharmalolitb), od. an Schwefel gebunden 
(Realgar, Auripigment, Arjeniffies); nur ſehr felten 
wird es ale Sauerjtoffverbindung, frj.arsenicoxyde, als 
arjenige Säure od. arjenigjaures Salz gefunden. Durd) 


Sublimation des Scherbentobalts, noch beſſer des Ar— 


jeniftiejes, erhält mand. Arfen, welches durch mehrmalige 
Sublimation gereinigt wird. Das A. ıjt jpröde, leicht zu 





pulverijiren, von Farbe ftahlgrau oder lichtbleigrau und 
hat ſtarlen Metallglanz ; das Gefüge ift blätterig; die Kry— 
itallform ift die des Nhombordes. In feuchter Luft zer— 
fällt das N. zu ſchwarzem Pulver, und bei geniigender 


a 


— 


dig. 253. Arſenal zu Wien. 
Gegenwart von Waſſer und Luft orydirt es zu arfeniger 


Säure (weißer Arjenif, Arſenilblumen, Nattengift, Gift: | 
mebl). Die arjenige Säure ift eines der ftärfiten Gifte; fie | Arſen— 


dient ala Arzneimittel, zu Darftellung von Weißkupfer, in 


Fig. 252. Das Arſenal zu Wien, 


mittel des A., wenn es in nicht zu geringer Menge vor= 
handen ift. dient der citrongelbe Niederjchlag durch Schwe— 
jelwajjeritoff, der Metallbeichlag, den man durch Erhitzen 
d. A.s in einer Glasröhre im fälteren Theil derjelben er— 
hält, ferner der fnoblauchartige Geruch, den A. vor der 
Löthrohrflamme auf Koblen entwidelt. Bejtes Mittel bei 
Arſenikvergiftungen tft friich gefälltes Eifenorydhydrat jo- 
wie reichlicher&enufeiweißhaltigerSubjtanzen. Anweſen⸗ 
heit von A. in Eiſen macht es faltbrücdhig. [ WF.] 

Die Darftellung der arienigen Säure, des Gift- 
mehls, geicieht durch orydirendes Röſten der Arjenerze 
od. des Röftofenjlugjtaubes neuerdings in Flammenöfen, 
od. in Muffelröftöfen, die aber viel Brennmaterial fordern. 
Von den Flammenöfen, die mit Gaskohls gefeuert werden, 
geht die arjenige Säure mit den Verbrennungsproduften 
der Kohle in große gemauerte Kanäle, wird in denjelben 
abgekühlt und lagert jih auf ihrem Weg nad) dem Ende 
derjelben fait vollitändig ab, jo daß durch die Eſſe am Ende 





‚der Kanäle nur wenig in die Atmoſphäre übergeht (ſiehe 
ag, 254). Das Mehl dient bei, zum Oxydiren der Anis 
linfarben, zu Zweden der Gerberei u. ſ. f. Dieje arfenige 
Säure wird im Handel häufig als glasartige Maſſe, Ar- 
fenglas , verlangt, und zu diefem Behuf auf den Arſen— 
hütten in befonderen Apparaten bei höherer Temperatur 
umfjublimirt, auf dieje Weife aber fajtvöllig von den dabei 
noch befindlichen Unveinigfeiten befreit. In den Keſſel a 


(Fig. 255) fommen ca. 2”), Etr. Arjenmehl, und hierauf 


wird der Keſſel erhitzt. DiearjenigeSäure wird gasförmig, 
geht in den Blechmantel b und ſchlägt ſich infolge der Ab— 
füblung an den Wandungen desjelben als Weißglas inder 
Stärke von 2—3 cm. nieder, Der ganze Prozeß dauert 
ca. 8 Stunden, nad) welchem der Blechmantel herunter- 
genommen und ausgejchlagen wird. 100 Etr. Mehlgeben 
ungefähr 90 Etr. Glas. In Fig. 255 ift e der Kanal nad) 
der Ejje und d Flußſtaublammer für etwa fortgehende 
arienige Säure, 
Die Schwefelverbindungen des Ariensgeben das rothe 
(rienglas(Realgar)u.dasgelbe Arjenglas (Auri— 
pigment). Der Realgar wird aus einen Gemenge von 
\ u, Schwefelties durch Deitillation in Röhrenöfen, 
in denen gewöhnl. 12 Röhren zufammenliegen, gewonnen, 


Arfenikkies SE 





muß aber, bevor er als Rothglas in den Handel fommt, 
noch geläutert werden, Dies geſchieht in gußeiſernen Kef- 
jeln e (Fig. 256) durch raſches Einjchmelzen des eingetra= 











Big. 254. Arjenikröfofen. 
Schwefel, Probenehmen u. Prüfung des Farbentons an 
einem Heinen Eifenftäbchen und Ablafjen des Produftes 
in ein Blechaefäh f. Je nach der Menge des zugejepten 
metallifchen hm els fann man verjchiedene Farbentöne 
erzielen. g it ein Blechmantel zum Abziehen der giftigen 


* -- 
— 


—5 

















Arſenglasofen. 


Big. 285. 


Dämpfe. — Das Auripigment wird ausarjeniger Säure 
und Zuſatz von 14—15 Proz. Schwefel in Mpparaten, wie 


161 








Artefifher Brunnen on 


2, Man gewinnt aus ihm auch Silber, da er ſich mit» 
unter jilberhaltig zeigt. Si. 

Arfenikkobalt, Ipeiskobalt, m., frz. cobalt m. arse- 
nical, engl. tin-withe cobalt, grey cobalt, smaltine; 
j. d. Art. Kobalt. 

Arfeniknickel, m., Aupfernicel, Rothnicelkies, m., Ro- 
baltfpeife, ., frz. nickel m. arsenical, arseniure m. de 
— engl. arsenical nickel, copper-nickel; ſ. d. Art. 

idel. 

Arfiel, nad) dem Talmud einer der Fürſten der Hölle. 

Arsien, m., 13. Dachichindel. 

Artefifher Brunnen, Bohrbrunnen, Iteigbrunnen, m,, 
fr}. puitsartesien, puits fore, m., fontainef.art6sienne, 
engl. artesian well, bored well. Die Nrtefiihen Brunnen 
find unterirdifche Quellen, denen ein Abfluß auf künſt— 
lihem Weg, durd) Bohren, geöffnet ift; dies geſchah in 
Europa (die Chineſen haben dieje Art Brunnen längit ge— 
fannt) zuerjt in der Grafichaft Artois, daher der Name. 
Das Eröffnen einer ſolchen Duelle auf künftlihem Weg 
hängt davon ab, daß fich inder Tiefe eine Wafferanfamme 
lung findet, weiche mit einer höher liegenden Waſſermaſſe 
in Berbindung ſteht, deren Drud fie zu Tage treibt. 

Zunächſt hat man das Terrain paffend zu wählen, da= 
mit man nicht in zu große Tiefen hinabzudringen braucht 
od. wohl gar ohne allen Erfolg die koitipielige Arbeit un— 
ternimmt. Artefifche Brunnen fönnen mit Wahrſcheinlich— 





Sig. 297. 


Artefiiher Brummen. 


feit des Erfolgs nur in der Nähe von Gebirgsichichten, 
welche das Waller leicht zur Tiefe ſinken lafien, in An— 
griff genommen werden, am beiten in jchmalen Thälern, 
welche von mit Wald bededten Gebirgen umgeben find, 
deren geologiicher Charakter fie zu Waſſerſammlern ge— 
ſchickt mat. Zerflüitungen, die mit Sand wiederum aus— 
gefüllt find, find der Niederſenkung des Waſſers bei. gün- 
jtig. Das Keupergebirgezeichnet ſich durch feinen Quellen- 
reichthum aus, während z. B. der Muſchelkalk das Waſſer 
durch jeine Klüfte in zu bedeutende Tiefen finfen läßt; 
ebenjo Kalt: u. Dolomitgebirge. Die mächtigeren Schich— 
ten von Flöß- und Jurafalf enıhalten zwar weniger zahl- 
reiche, aber dejto ergiebigere Wafferanfammlungen. 

Sei, in Fig. 257, eine waſſerdurchlaſſende Schicht aa, 
vielleicht Sandichicht, zwiſchen zwei wafjerdichten Schich— 
ten b oc und ce b, vielleicht Thon und Granit, jo wird das 
atmojphärische Waſſer fich in a ſammeln u. von dem höhe 


Fig. 255 zeigt, dargeitellt. Das bunte Arſen kommt theils ı ren Punft A nad) dem niederen, B‘, wo fein Gegendrud 
in Stüden, iheils gemablen in den Handel u. wird außer | einer wafjerdichten Schicht es vom Abfluß hindert, hin— 
u Daritellung bunter Gläſer, bei. zum Enthären feiner fließen; das in der Schicht a geſammelte Waſſer wird aljo, 
Felle, 3. B. der Rattenfelle, verwendet, on) | von der Wafferjäule A B niederwärts gedrüdt, bei B‘ als 
Arfenikkies, m. (Weiher, Mihpidel), f. fer arsenical, natürliche Duelle Abjlub finden. Denkt man ſich jedod) 
m.,engl.arsenical pyrites, fommt berb u.cingejprengt vor, bei Peine Sfinung durch die obere waſſerdichte Schicht b 
Bruch uneben. Ritz Apatit, ritzbar durch Duarz. Spz. Gew. | bis zur waſſerhaltigen Schicht a hinabgeführt, jo wird der 


5, —6,,,Tilberweiß, grau oder gelblich anlaufend. Ergiebt 

auf Koble vor dem Löthrohr nad) Verflüchtigung des Ar— 

fenifs eine ſchwarze magnetifche Kugel. Gchalt des Frei— 

berger Arjeniktiejes: Arfenit 42,,,, Eifen 36,,,, Schwefel 
Mothes, Illuſtr. Bausteriton. 4. Aufl. I. 


bei @ itattfindende Wafjerdrud ein mehr oder weniger 

hohes Aufiteigen des Waflers dur die Öffnung P Q 

bedingen, und zwar richtet fich diefes Emporjteigen des 

Waſſers nach der Höhe AQ der WaflerjäuleinderSchichta. 
21 


Arteſiſcher Brunnen 162 Arve 


Für die praktiſche Ausführung der Bohrarbeiten vers | Har,aber täglich nur noch circa 1 Million J. Der Waſſer— 
weijen wir auf Art. Bergbohrer u. auf: Brudmann, vollz | jpiegel liegt circa 481 m. unter dem Meeresniveau und 
ftändige Anleitung zur Anlage ıc. Arte. Br., Heilbronn | wird durd) eine 68,, m. hohe Säule in eine Glaslaterne 
1833; Erdbohrfunde v. Aug. Heinrich Beer, Prag 1858. | geliefert, jo da der Brunnen das Ausjchen eines Leucht⸗ 
Hier ſei davon nur Folgendes erwähnt. Zunächſt wird ſhurmes hat. Ale die Stadt ſich weiter gegen das Bois de 
(Fig. 258) ein circa 2 m. tiefes Loch von 2—3 m. Durch-⸗ Boulogne ausdehnte, wurde ein zweiter Arteſiſcher Bruns 
meſſer ausgegraben, um als Werfftätte zu dienen. Nun | nen in der jeßigen Avenue D’Eylau über der Ebene von 
beginnt das eigentliche Bohren mit dem Meihelbobrer, | Paſſy in 31 m. Höhe vom Meeresniveau durd den In— 
Fig. 250, der in dem Schwengel a befeftigt ift, welchen | genicur Kind begonnen, der ein neues Bohrſyſtem anwen—⸗ 
zwei Arbeiter ruckweiſe fallen lafjen, dann mittels des dete und einen Arteſiſchen Brunnen von O,, m. Durch— 
. meſſer, 23 m. Tiefe und 13 Millionen L. täglicher Waſſer— 
lieferung für 35000 Franes herzuftellen veriprad). Das 
dabei angewendete Bohrwertzeug wog 1500 kg. Es 
| war an circa 9 m. langen hölzernen Stangen von 8 cm. 
| im Quadrat angehängt, welche durch eiferne Berbindungss 
jtüde feicht vereinigt und wieder gelöft werden fonnten, 
Das Bohrwerkzeug jelbft ift mit einer Art Klammer ver- 
ſehen, mittel® weldier man es durd) das Geſtänge heben, 
dann aber frei fallen laffen fann; die Fallhöhe betrug 
etwa 1 m. u. das Beftänge wurde durch Führungen in der 
Mitte des Bohrloches erhalten. Das mit diefem Werkzeug 
gebohrte Loch hatte 80 cm. Durdymeffer, um es mit 10cm. 
‚dien Pfoten ausjegen zu können. Nach diefem Syſtem 
| hat Kind Artej. Brunnen von über 500 m. Tiefe gebohrt. 
' Beim Bohren ſtößt man häufig auf größere Steine od, 
feite Kiesichichten, u. e8 wird dann oft jehr mühſam, auf 
die bis jept gewöhnliche Weife, mit Meihelbohrern, durch— 
zulkommen. Bei der Bohrung eines dergl. Brunnens auf 
‚einer Meierei zu Gjoddesthal in Dänemark war man in 
einigen Wochen durch jalzhaltigen Kalf gelommen, aber 
auf etwa 20m. Tiefe ftich man auf eine fehr harte Feuer— 
— RER jteinlage, ſo daß or — ——— ſchon den re 
a nen aufgeben wollte, als der die Bohrung leitende Tech— 
— ———— nifer verſuchte, Dynamit anzuwenden. Man reinigte den 
Baumes a Fig. 258 wieder heben und etwas drehen, jo | Boden des Bohrlodhes jorgfältig, lich dann vorfichtig eine 
daf ſich allmählich ein cylindrifches Bohrloch bildet. Iſt Flaſche hinunter, welche 1 kg. Dynamit enthielt und an 
das Bohrloch mit Bohrmehl angefüllt, jo wird jtatt b ein | zwei durch den Pfropfen geführten Kupferdräbten bing, 
hohler Bohrer angefchraubt, ce in der Anficht, d im Durch- welche oberhalb durch Guttaperticha ijolirt waren. Als 
ſchnitt, e in vergrößerter Unteranficht. Durch die hier zu | die Flasche den Boden des Brunnenloches berührte, wurden 
jehende Offnung und die innere, blos nach oben fich öff- die Drähte mit einem galvanijchen Apparat verbunden. 
nende Klappe wird das Bohrmehl bei Umdrehung diefes | Es erfolgte eine Erplofion, welche das im Bohrloch jtehende 
Bohrers in denjelben eingeführt und mit ihm beraufges | Wafjer hoch in die Luft emporichleuderte. Das Bohrlod) 
zogen; bei Erreihung größerer Tiefen werden die Stanz | füllte ſich aber jofort wieder mit Wajjer, denn man war jo 
gen fg zur Verlängerung des Bohrers verwendet; hift | glüdlich geweſen, nicht nur die Feuerſteinſchicht zu durch= 
der Hafen, an | brechen, jondern aud) den Zugang zu einer wafierreichen 
dem die Bohr: | Erdjchicht zu öffnen, jo daß obne weiteres Bohren der 
itangen behufs Brunnen täglid 700—800 Tons Waſſer liefert. Sonach 
Reinigung ꝛc. | dürfte in Zufunft der Dynamit eine widjtige Rolle bei 
amFlaſchenzug | Heritellung Artefiicher Brunnen fpielen. 

‚ ausdem Bohr- Artichaut, m., frz., eine Art von Spigen für eiferne 
loch aufgezogen, | Gitterſtäbe, die mit Artiſchocken gewifje Aehnlichkeit haben ; 
idie®abel, mit- j. d. Art. Schweinsfeder. 
tels der fie ge | Artilleriepark, m., fr}. parc m. d’artillerie, engl. 
halten, k der artillery-park, in das Baufad) nur injofern einſchlagend, 
Schlüſſel, durch wenn man hierunter Platz und Baulichfeiten für Artillerie- 

7|| welchen fie ver- werkfätten, fr}. arsenal de construction. engl. artillery- 
ihraubt wer: | work-shops, Zaboratorien:c., jowie dietemporären Baus 
den. Mehri.unt. | lichkeiten verjtebt, welche jeitens der Belagerungeartillerie 
Fig. 259. Werkzeuge zum Bohren Artef. Br. _Bergbohrer. | zu Unterbringung der gefamten Borräthe x. bergerich- 
Bei. berühmt | tet werben. Abgejchen von etwaigen Schupbauten, gleichen 
finddieN.Br.v. Grenobleu.Rajiybei Paris. Die Bohrung | in Dispofition und Konftruftion diefe Gebäude völlig den 
des erjteren dauerte von 1833 bis Mitte des Jahres 1841, | für ähnliche Zwede in den bürgerlichen Induſtrien be- 
eritredte fi) bi® zu einer Tiefe von 516 m. durd) eine im | jtimmten; ſ. Art. Fabrikanlage, Werftätte ıc. 
grünen Sanditein liegende Schicht von jandigem Thon | Artocarpus, m., lat., ſ. Brotbaum. 
und wurde mitteld der gewöhnlichen Bohrwerkzeuge und ,  Artophorium, n., lat., gried. apropöpev; ſ. Ciborium. 
Eijenblehröhren, deren Weite mit wachjender Tiefe ge: | Artflein, auch Ortflein, n., j. Rajencijenftein. 
ringer genommen wurde, untervielen Schwierigkeiten mit| Arundo, f., lat., 1. Kelchröhrchen. — 2. Pfeife in der 
400000 Fred. Aufwand hergejtellt. Zuerſt lieferte der | Canälirung. — 3. Leuchter für die dreigezadte Kerze. — 
Brunnen circa 3 Millionen 1. jandiges Wafjer in 24 | 4. Bei Bitruv Mauerrohr und Mäfjitod. 
Stunden; fpäter, ald man das etiwa 25 cm. weite Rohr Arura, f., lat., Ader, Felditüd. 
bis auf30 m. über den Boden erhöht hatte, fam das Waffer | Arve, Arbe, Arfle, Araf.,f. (Zirbeltiefer, Pinuscembra, 





























Arvisgaf 


163 


Aldengrude — 




















Fam. Zapfenfrüchtler), hat weiches, angenehm riechendes | 
Holz, in Tirol häufigzu Schnißarbeiten verarbeitet; wächſt 
auf den Alpen und in Sibirien. 

Arvisgah, n., Gancellenraum d. perjiichen Feuertem⸗ 
pel, 1/, m. im Quadrat groß, wo das Jzeſchna gebetet 
wird; er enthält einen fteinernen Stuhl, ein Leſepult zur 
Liturgie und den heiligen Stein Arvis. 

Arx, f., lat., Burg, Seite; arx senatus, ſ. Arſenal. 

Afaminthos, griech. oauıydos, Badewanne. 

Afana, f. (ind. Stil), ein Byramiden:Tempel, bei wel⸗ 
dem das Göpenbild figend dargejtellt wird. 

Asarotum, n., lat., d. i. Ungereinigtes, ein bei den 
Römern in Speijejälen jehr belichtes Moſaikmuſter, 
lleberbleibjeld. Mahlzeit daritellend; asaroticus lapillus, 
Mojaititift. 

Asbef, m., frz. asbeste, m.,engl.asbestus, asbestos; 





ſ. Amiant. Asbefow, j. Strahlitein. 

Asbefofen, m., j. im Art, Amiant. 

Asbeftpapier,n. Dieſes oft jo jehrempfohlene Schuß 
mittel gegen Verbrennung it eigentlich nicht recht praf- 
tisch ‚weil es zwar felbjt nicht verbrennt, aber darauf Ge— 
ichricbenes oder Gedrudtes das Feuer nicht aushält; ſ. d. 
Art. Amiant. 

Asbefipappe, f., eine zwartheure, ab. feuerfeite Stein= 
pappe zu Dachungen; j. Dachpappe. 

Ascella, £., lat., Kreuzſchiff. 

Aseensio, f. ad altare, lat.; j. Altarjtufen. 

Ascent, s., engl., 1. Steigung, Neigung (ſ. d.). — 2. 
Auffahrt, Rampe, Laderampe; ſ. d. betr. Art. forked a., 
engl., die gezweigte Auffahrt. 

Aſch, m., 1. irdenes, oben ſehr weites Gefäß. — 2. In 
Bayern Salzſchiff. — 3. ſ. dv. w. Eiche, fraxinus. 

Aſchbaum, m., engl. ash, ash-tree, j. Ejche. 

Aſchblei, n., Mlarkafit, m., frz. etain m. de glace, engl. 
markasite, veralteter Name, welcher dem gediegenen Wis: 
muth (j. d.) wegen jeiner aſchgrauen, dem Blei ähnlichen 
"Farbe gegeben wurde. [ Wf.)] 

Aſche, f., frz. cendre, f., engl. ashes, pl., im Norden 
Englande ash, s., wird 1. der unverbrennlice Rüdjtand | 
organiicherSubjtanzen genannt, der beim Berbrennen an 
freier Luft, d.h. unter Zutritt von Sauerftoff, übrig bleibt. 
Die N. der vegetabiliichen und animalijchen Körper be: 
ftcht aus mineralischen Stoffen, welche in diefen Körpern | 
ſtets mehr oderminder vorhanden find, währenddie eigent⸗ 
lich organijchen Verbindungen, die nur Kohlenſtoff, Stid= 
ſtoff, Waſſerſtoff u. Sauerjtoff enthalten, beim Berbrennen | 
in Gasform entweichen. Man nennt aud) wohl die Ory: | 
dationsprodukte einiger Metalle Aſchen, z. B. jpricht man | 
von Blei: u. Zinnafche, u. meint damit Blei u. Zinnoryd, | 
welche ein erdiges Bulver bilden. Man erhält diejeMetall- 
ajchen, wenn man die betr. Metalle unter Luftzutritt ſtark | 





Dieje Stoffe fommen in verschiedenen Kombinationen u- 
Mengenverhältniifen in den einzelnen Aſchen vor, nur all 
Kalt, Magnefia, Eifenoryd und Phosphorjäure fehlen nie- 
Die Aſchen von Torf, Brauntohle u. Steinfohle enthalten 
nur jehr geringe Mengen oder aud) gar feine Altalifalze, 
weild. Waſſer, welches zu Bildung diejer Imwandlungs- 
produfte des Holzes in längerer Einwirkung beitrug, diefe 
Salze, die alle löslich find, auslaugte. Die. wird, wegen 
ihres geringen Wärmceleitungsvermögens, da mit Vor— 
theil angewendet, wo Wärmeableitung oder Zuleitung 
möglichjt verhindert werden foll. 3. B. zu Umhüllung von 
Dampfrohren, feuerjicheren Geldſchränken ꝛc.; auch die 
auslaufenden Enden der Blißableitungen bettet man in. 
Ferner werden Pflanzenafchen als Laugen zu Farbe u, 
Bleiche, in Blashütten, als Beimifchungsmittel zu An— 
ftrichen, als Düngemittel (gleich den thieriichen Aſchen) u. 
diejenigen, welche ſchwefelſauren Kalk enthalten, zu Mör- 
telbereitung zc. verwendet, — 2. Afdye betrachtet man als 
Symbol der Bergänglichkeit; jchon bei den alten Juden 
war das Bejtreuen mit A. ein Zeichen der Trauer und 
Buße. Auch in der hriftlichen Kirche war e8 früher Sitte, 
in einem Sad, d. Haupt mit A. bejtreut, Buße zu thun. — 
3. Aſche, tournayiſche, ſ. Aſchenkalk. 

Aſchel oder Äſchet, m., 1. auch Aſchblau, n., frz. 6chel, 
— — ſ. Eichel und Smalte. — 2. ſ. Aſchen— 
ader. 

— Aſchenfleca, m. Aſchenlochen. Aſchel, Eſchel, 
m., frz. cendrure f. du fer, engl. sullage, black speck 
or spott. Diejer Fehler des Eifens wird verurjacht durch 


| Doppelungen, fremde, zwijchen dem Eiſen eingelagerte 


Stoffe, welche der Solidität des Eiſens zwar nicht be- 
deutend ſchaden, aber doc; die daraus gefertigten Arbeiten 
verungieren, jog. unganze Stellen verurſachen. 

Afdyenäftridy, ın., j. Äſtrich. 

Afdyenbad, n., auch Afdenkapelle, f., frz. bain m. de 
cendres, engl.ash-bath (Chem.). Vorrichtung, um ein zu 
erbigendes Geſchirr mit Aſche (od. Sand) zu umgeben, jo 
daß die Flamme dasjelbe nicht direkt trifft. 

Afdyenfall, m., ig. cendrier, m.,j.d. Art. Aſchengrube, 
Aſchenkaſten, Aſchenloch. 

Aſchengrube, f., fr}. fosse f. aux cendres, engl. ash- 
pit. 1.4. für Lofomotive, auch Reinigungsgrube, Puhgrube, 


xöoſchgrube gen. ; dies find ungefähr 1 m. tiefe, 1,, m. weite 


und 7—8,, m. im Lichten lange gemauerte Gruben zwi— 
chen den Fahrſchienen je eines Eiſenbahngeleiſes, in welche 
an beiden Enden Stufen hinabführen, Sie bieten dem 
Maſchinenperſonal binreihend Raum zum Reinigen der 
Feuerungsanlagen und übrigen Untertheile der Lokomo— 
tiven und nehmen die Niche jowie andere Bupabfälle auf. 
Die Seitenmauern erhalten am beiten eine O,, m. ſtarke 


erbigt; am beiten in Muffeln, durch welche die atmoiphäri= Quaderſchicht als Bekrönung, da die Fahrichienen auf der— 
ſche Luft bindurchitreichen fann. In den Am der Pflanzen, | jelben zu befejtigen find, und müffen diefe Seitenmauern 
bei. der Holzpflanzen, jpielen die fohlenfauren Alkalien überhaupt der zu tragenden großen Laſt entſprechend folid 
eine Hauptrolle, u. es begründet ſich auf diefen Gehalt aud) | hergejtellt werden. Auf qute Entwäflerung der A.n iſt be— 
die Anwendung der Bilanzenafchen zu Botajchegewin: | jonderer Werth zu legen. In Lokomotivenſchuppen werden 
nung, Sodagewinnungxe. Manche Pflanzenaſchen enthal= | die in der Hauptfadye nad) gleichen Grundſähen zu fon- 
an viel Hiefeljaure Aitalifalze, wie z. B. die A.n der Gere: | jtruirenden Reinigungsgruben circa 5 m. länger ausge: 
elien ; andere, wie die der Meeresgewächie, viel Kochſalz; führt. [Fr.] — 2. Auch Aſchenloch, Afhenkammer zc. gen. 
überhaupt gehen alle Beitandtheile des Standortes mehr | —8 ein in die Erde gegrabenes und ausgemauertes 
od. minder in die Pflanzen über u. finden ſich dann in der Loch zu Aufbewahrung der Aſche, muß womöglich ent— 
A. Als Beitandtheile der pflanzlichen u.thierishen A. bat | fernt von Gebäuden angelegt oder doch feuerfeit fonftruirt 
man bis jegt folgende Körper gefunden: jein. Da ihre Bededung behufs Einjchüttens der Aſche 


Bafen. Säuren. » | eine Deffnung haben muß, fo verficht man diejelbe in der 
Kali, PBhosphorjäure, ‚ Regel mit einer eijenbeichlagenen Holzthür; dies iſt aber 
Natron, Schwefeljäure, ungenügend, man konftruire die Thüre entweder ganz 
Kalt, Koblenjäure, ‚von Metall oder erjege fie durch eine ſchwache, leichte 
Magnelia, Kiejeljäure, | Steinplatte, wozu ſich 3. B. Fruchtſchiefer, norwegiſcher 
Eijenoryd, Chlor, Schiefer, Marmor ꝛc. eignen. Die gleichzeitige Benußung 
Manganorydul, Brom, der Nichengrube z. Einwerfen des Kehrichts iſt mit Recht 
Fluor. | als fenergefährlich an den meiſten Orten verboten. 


Jod. 


21° 


giebt, ftatt des Sandes mit gelöfchtem Kalk vermiſcht, einen | 
vorzüglicen Wajjermörtel; ſ. d. Art. Steinkohlenaſche. 

Aſchenkaſten, m., frj.cendrier, m.,tiroiraux cendres, 
engl. ash-pan, ash-box, ash-chest ; bei Stubenöfen ein 
in das Aſchenloch (f. d.) aeichobener Kaſten, um die Aſche 
ohne Beihmugung des Zimmers entfernen zu fönnen. 

Afdyenkrug, m., j. Cinerarium und Grab. 

Afıyenlody, n. 1. Aſchenherd, m., franz. cendrier, m., 
enal. ash-hole, fleiner, unmittelbar unter dem Ofenrojt 
befindlicher Raum, beftimmt, die Aſche, welche durch den 
Ofenroft fällt, aufzunchmen, dient zugleich zu Zuführung 
falter Luft und dadurch zu Regulirung des Feuers; ſ. d. 
Art. Heizung. — 2. ſ. Michengrube 2, 

Afdyenraum, m., j. Aſchengrube und Aſchenloch. 

Aldyenfals, n., Laugenſalz, n., j. Alkali, Potaſche ꝛe. 

Afdyenthüre, f., dient zum Verſchluß des Aſchenlochs, 
wenn kein Aſchenkaſten eingeſchoben wird, und gleichzeitig | 
dazu, die Luftzuſtrömung nad) dem Feuer zu veguliren. 

Afdyenzieher, m., Afdhentrecer, m., Curmalin, m., frz. | 
amiant de Ceylon, i. d. Urt Turmalin. 

Aſcher, m., 1. auch Äſcherich, m., frz. charree, f. cen- 
dres f. pl.lessivees, engl. lixiviated ashes, buck-ashes, 
ausgelaugte Ajche od. gelöichter, feiner, mit Holzaſche ver— 
mifchter Half, woraus mit Wafjer d. Aeſcherlauge bereitet 
wird. [ WF.] — 2. Auch das dazu beftimmte Gefäß bei. bei 
Scifenfiedern und Lohgerbern. — 3. j. Äſchel. 

äſchericht, aſchicht, adj. frz. cendreux, engl.sullageous, 
black-spotted, wird das weiche Eifen genannt, welches 
feine Bolitur annimmt. Vgl. d. Art. Aſchenader. 

fiherofen, m., bei den Töpfern der Ofen, worin jie 
Zinn und Blei zu Aſche brennen. 

Afdıgrau, j. Grau. | 

Ascia, f., lat., Haue mit quer gegen denHelm ftehender | 
Schneide; ſ. asseau und Querart, | 

Ashler, s., engl., audhashler, achelor, aschelaer, as- | 
lare, astlar gejhricben, Hauftein; axed a., der geipißte, 
bojjirte, dressed a., tooled a., der behauene, abgerichtete, 
rough, unhewn a., der rohe, unbehauene Stein. 

Ashlaring, ashlar-masonry, ashlar-stonework, 
s. engl., die Quadermauer, Haufteinmauer; planea., 
das ſchlichte Steinmauerwert; tooled a., das Mauermwert 
aus bearbeiteten Quadern. 

Ashlering, s., engl., die innere Dachverſchalung. 

— eeiling-joist, engl., der Blindtram, 
Febltram, Feiltram. 

Ashlerpieee, engl., Stublfäule i. liegenden Dachſtuhl. 

Aften, wird allegorifch dargeitellt als orientalifch ge- 
fleidetes Weib, mit mohommedanifchen Trophäen u. einem 
Käftchen mit Parfüms. 

Asinello, m., ital., Hängejäule. 

Askew-arch,skewarch,s., engl.,d. einfeitige Bogen. 

Askew-bridge, skewbridge, s., engl., die fchiefe | 
Brüde. 

Aspalath, m., frz. Ebene f. verte, engl. green-ebony 
(Aspalathus Ebenus, Brya Ebenus, am. Schmetter: 
lingsblütler); findet jich in Weftindien, wo man ihn 
falches Ebenholz nennt, in mehreren Sorten, welche bald 
dem Adler-, bald dem Roſenholz gleichen. Das braun: | 
— ſehr harte, ſchwere und feine Holz iſt von vielen 

dern, gleich dem Schildpatt, durchzogen. Mitunter | 
ſchimmert es ins Nöthliche. Da es wegen feiner öligen 
Bitterfeit nie von Würmern angegangen wird und einer 
ausgezeichneten Bolitur fähig iſt, fertigt man die feinften | 
und fojtbarjten Möbel daraus; j. üb. d. Art. Acacie 1. | 

Aspästieum, aspäticum, n., lat., der Ort in der alten | 
Kirche (ſ. Bafilifa), wo der Biſchof jein Ornat anlegte, 
Fremde empfing und die Beiftlichen zum Handkuß zulich. 

Afpe, f., Espe, f., frz. tremble, m., engl. asp-tree, Bit: 
terpappel, j. Bappel. | 

















phalte, m., bitume m. solide, goudron m. mineral, engl. 
asphaltum, asphaltos , compact bitumen, jew’s pitch, 
griech. "Aspairoz, von apadTe, ich befeitige. Feſtes bis 
weiches Erdharz; undurchſichtig, ſchwarz bis braun, ſpez. 
Gew. 1,,—1,,; wird durch Reiben negativ eleftriich; mit 
leuchtender , jtart rußender Flamme u. bituminöjem Ge— 
ruch brennend, in jiedendem Waſſer oder wenig höherer 
Temperatur jchmelzbar, in Alkohol wenig, hingegen in 
Steinöl, Terpentinöl, iiberhaupt in fetten und ätherifchen 
Delen ıc. völlig oder nahezu völlig löslich, beiteht aus 
Kohlenstoff, Wafjerjtoff u. Sauerjtoff, zuweilen mit ges 
ringem Stüdjtoffgehalt und Aſchenbſtandtheilen. Er ift 
ein Gemisch verschiedener, je nad) dem Fundort wechjeln- 
derharzartigerlörper. In ausgezeichneter Menge fommt 
flüſſiger A. auch Bergtbeer gen., frz. malthe, f. und m., 
engl. mineral tar, ———— am Todten Meer (da= 


| ber der Name Judenpech) und bei. in dem eine Stunde 


Umfang babenden Asphaltſee auf Trinidad vor, Ein be— 
deutendes Lager findet fich bei Limmer unweit Hannover. 
Andere Fundjtätten find: Velber im Hannoverſchen, in 
der Nähe von Braunſchweig, in Lothringen (Soult, Lob— 
ann, Bechelbrunn), Ain- Departement am Rhone (zjivis 
ſchen Seyſſel und Perte du Rhöne), Inſel Brazza, in Mo— 
rowizza bei Sebeniev; in großer Menge in Südamerila, 
Kuba, bei Neapel; in Perfien zc.; dagegen in England 
jehr jelten. 

Schwefel: und Salpeterfäure wirfen zerjegend auf den 
N. ein. Nepfali und Mepnatron löjen einen großen Theil 
des A.s mit Schwarzer Farbe auf. Aetzkalk geht mit ihm 
eine Berbindung ein. Beigewöhnlicher Temperatur iſt der 
N. fpröde; er bildet ſchwarze, undurchjichtige, fejte Stüde, 
glänzend, von muſchligem Bruch, 

Die Abſcheidung des Ars aus dem begleitenden Ge— 
ftein, dem fogen. Asphaltflein, geichieht am beiten (3. B. 
zu Bechelbrunn und Seyfiel) durch Auslochen des ges 
pochten Rohmaterials mit Waffer, wodurc der. ſchmilzt 
und ſich oben anfammelt, während die fremden Beimen- 
gungen (Gruß ıc.) niederfinfen. Der abgeihöpfte A. wird 
durch Umſchmelzen noch weiter gereinigt. Anderwärts 
G B. bei Venedig) bedient man ſich zu Abſcheidung des 

‚8 eines Saigerungsprozefies, wobei das rohe Geſtein in 
eigenen Oefen erbißt und der abfliehende U. gefammelt 
wird. Nicht vollftändige Beherrſchung des Wärmegrades 
bat bier leicht Zerjegung und Verſchlechterung der Qua— 
lität zur Folge. 

Das Nsphaltgeitein, welches dieSociete generale des 
asphaltes zu Paris verwendet, bejtebt aus Fheilchen von 
toblenfaurem Kalt, die durch Bitumen (6 — 10°/,) vers 
fittet find. Wenn man e8 bis zu etwa 100° 0. erhitzt, jers 
fällt e8 zu Staub. Das Bitumen ſchmilzt nämlich beietwa 
100° C., fängt bei einer Temperatur von 300° an, ſich zu 
zerſetzen, und entweicht gleichzeitig mit der Kohlenfäure 
in Gasform, fo daß zulegt reiner Kalk zurüdbleibt. Bei 
der Gewinnung durch trodne Deitillation gehen unvers 
brennliche Gaſe, Kohle und brenzliches oder empyreuma= 
tijches Del Über, eine große Menge unzerjegten Asphalts 
mit fich fortreißend. Steigert man aber die Temperatur 
nur auf 120 — 130° 0. und fomprimirt dann den heißen 
Staub unter jtartem Drud, jo erhält die Maſſe nad) dem 
Abkühlen wieder die Härte des uniprünglichen Geſteins. 
— Sept man anderjeitd dem erwärmten Gejtein etwas 
Bitumen, ähnlicher Beichaffenheit wie des im Geſtein ents 
haltenen, zu, jo erhält man eine teigartige Maffe, die beim 
Abkühlen erhärtet u. mit Sand gemischt werden fann. 

Durch diejes Verhalten des Geſteins fam man auf zwie 
Berwendungsweijen des A.s, nämlich a) als gegofiener mit 
Kalt u. Stein vermifchter fog. Maflirasphalt, Asphaltmafir, 
Asphaltteig (mastic m. d’asphalte, mastic de bitume), u. 


: Asphalt 


165 


ER Lone 








2. als komprimirter reiner Maftirasphalt (asphalte com- 
rime). Während der reine A. auf eine der oben ange— 
ührten Weifen, durch Auskochen, Ausjaigern, Ausſchmel— 

zen x., erhalten wird, gewinnt man den Asphaltmaſtix 

entweder einfach durch Zerkleinerung des Asphaltgeſteins 
oder, dafern dies mehr Bitumen enthält als nöthig ift, 
durch theilweifes Herausichmelzen reinen A.s, oder endlich, 
dafern das Geſtein zu wenig Bitumen enthält, durch Zus 
ichmelzen von anderweit gewonnenem reinen W. 


Die Zerfleinerung des Geſteins fann auf verſchie-— 
dene Art geicheben. Der rohe A. wird zuerst geſtoßen oder 


in nußgroße Stüde zerichlagen u. hierauf in eine Mühle 
gebracht, die ebenſo eingreichtet ift, wie die Mühlen zum 
Berkleinern des Gipſes, der Ziegelfteine und der Puzzo— 
lane, j. d. Art. Disintegrator, Die Mühle muß aber mit 
einem Schaber u. einem Rechen verjeben fein, um d. Zuſam—⸗ 
menbaden des A.3 u. das Anhängen an die Wände der 
Mühle zu vermeiden. Wenn der U. troden und weniger 
bituminös ift, kann man auch Quetichwerte oder Quetſch— 


walzen von Gußeiſen anwenden, oder Mühlen, welche die | 
Einrichtung der Kaffeemühlen haben. Mittels Wärme | 


kann manden A. ebenfalls zerkleinern, in dem man die nuß— 
großen Stüde in einen. Ofen einträgt. Diejer Ofen wird 
von Ziegeln aufgeführt, u. cs befindet fich in der Mitte eine 
ftarfe gußeiſerne Platte, auf die der A. zu liegen fommt. 
Fit eingetragen, fo wird der Ofen fejt verichlojjen , damit 


die entjtandenen Dämpfe fich wieder niederichlagen fünnen | 


und nicht entweichen. Nach Verlauf einer halben Stunde 
mäßigen Feuers wird die ganze Maſſe umgerührt u. mit 
hölzernen Schlägeln fo lange geihlagen, bis fie durch ein 


Sieb geihlagen werden fann. Dies dauert kürzere oder | 


längere Zeit, je nachdem die Wärme den Zufammenhang 
der Asphaltſtücke mehr oder weniger aufgehoben hat. Die 
Stüde, welche nicht Durch d. Sicbgeben, werden nochmals 


mit dem hölzernen Schlägel zerichlagen u. Damit jo lange | 


fortgefahren, bis Alles gefleint ijt. Stüde, die ſich nicht 


erichlagen lafjen, müſſen abermals in den Ofen fommen. | 
durch Mühlen ist derdurcd Wärme vor— 


ie ipod ir 
zuziehen, da hierbei jtet3 etwas von den Subjtanzen ver: 
brennt und die Oele theilweije fich verflüchtigen. 


Nachdem das Asphaltgeftein zu Pulver verwandelt ift, | 


tann die Bereitung des Asphaltteiges geicheben. 
Erfordert der ipezielle Zwed eine gewiſſe Elaftizität, fo 
muß die Miſchung reicher an Bitumen bergeitellt werden ; 
das Gegentheil muß aber ftattfinden, wenn man harte u. 


dichte Oberflächen haben will. Der Zufaß von reinem U. | 


hängt auch nodı davon ab, ob das Präparat als Kitt 
oder Bindemittel angewendet werden foll oder nicht. Zu— 
erſt ſchmilzt man num in einem eifernen Keſſel mit gewöhn⸗ 
licher Feuerung den reinen A. bei mäßigem Feuer und 
ſetzt hierauf das Asphaltgeſteinpulver zu, welches recht 
trocken ſein muß. Man bringt gewöhnlich */, Etr. von 
dem Pulver auf einmal in den Keſſel, breitet e8 auf der 
flüffigen Asphaltlage recht gleichmäßig aus und rührt es 
fortwährend um, um Anbrennen des Teigs, Anhängen 
desjelben an die warmen Kejjelmände u. Zufammenbaden 
u verhindern. Sobald fich das Rulver mit dem flüffigen 
%. vermengt hat, muß man das Feuer gehörig verſtärken, 
jo daß die Temperatur von 180° C. bis auf 216° fteigt. 
Hit d. Keſſel gefüllt, jo muß man d. Ganze bis 2 Stun 
den noch auf b. Feuer laſſen, damit Alles gehörig ſchmilzt 
und alles Waſſer völlig daraus entfernt werde. Geſchieht 
dies nicht, fo erfolgt bei eintretendem Froſt leicht ein Zer— 
brödeln. Rother Dampf iſt ein Zeichen, daß die unterfte 
Schicht angebrannt, aljo nicht genug gerührt worden. Man 


muß fogleich das Feuer wegnehmen u. bis auf den Grund | 


rühren. Weißer Dampf dagegen ift ein Zeichen, daß die 


Mafje den gehörigen Grab der Gare befigt und man jo: | 


fort zum Herausnehmen jchreiten fann. Zweckmäßiger 
ift das Hoden des A.s in verichlofienem Keſſel nad 
Baboneau. Der Keſſel hat eine cylindrifche Form und der 


i untere T heil iſt ganz vom Ofen umſchloſſen, d. aus 





Biegeln 
ı gebaut ift und Wärmekanäle enthält, jo daß der Boden u. 
ı die Wände d. Keſſels möglichit gleihmähig erwärmt wer— 
den fünnen. Der obere Theil, der Dedel, ift mit einem 
‚ Trichter verjehen, durch den man das Asphaltpulver nad) 
und nad) einbringt. An der dem Herd zugetehrten Seite 
iſl eine blecherne Röhre befejtigt, damit alle ſich entwickeln⸗ 
den Dämpfe wieder in das Feuer geleitet werden und dort 
die Verbrennung unterhalten. In der Mitte des Keſſels 
liegt horizontal eine Welle mit Schaufeln, die bei lang— 
jamem Umdrehen die Maſſe im Keſſel fortwährend ums 
rühren. Man gieht den Majtir num in Formen aus Holz, 
beſſer aus Schwarzbled),, die, um das Anhängen zu vers 
hüten, mit dünnem Brei von Thon oder in Waſſer aufge- 
löfter Kreide beftrichen und mit trodenem Asphaltpulver 
bejtreut werden. Die Maſſe muß in den Formen bleiben, 
bis ſie ganz abgekühlt ift, worauf die jo erhaltenen As = 
phaltteigbarren trandportirt iwerden fünnen. Der 
Kbm. Wsphaltteig wiegt 35—40 kg. 

Künflihen Asphalt, fogenannten Gastheerasphalt, ftellt 
man dar, indem man Steinfoblentheer der Gasfabrifen 
‚in offenen Pfannen fo weit eindampft, bis eine zähe, pech= 
artige Maſſe zurücbleibt, welche nahezu 70 ®/, des ange— 
wandten Theerd ausmacht. Zu diefem Rüditand mijcht 
man jcharf getrodneten Sand, gemahlene Kreide oder auch 
feingepulverten Kalkſtein und kann dann diejes Gemiſch, 
welches nach dem Erfalten jehr hart wird, wie den natür— 
lihen A. zu wafjerdichten Ueberzügen, Trottoirs u. ſ. f. 
verwenden. 

Der Gebrauch des N. ift jehr alt; man vermuthet, daß 
ſchon die Iſraeliten denjelben verwendeten ; die Aegypter, 
Aſſyrier ꝛc. wendeten ihn beim Bauen und zu Einbalfa- 
mirung der Mumien an. 

Die Verwendung des Asphalts ijtjehrvielfältig; 
nur die hauptjächlichiten Arten feiner Benutzung fünnen 
Hier aufgeführt werden. 2 

I. Trottoirs, Malztennen u. jonitiger Äſtrich. 
Es wird vor allem der Boden geebnet und feitgeitampft, 
dann mit einer etwa 6—10 cm. hoben Schicht von Beton 
oder jehr gutem Kalktmörtel und darauf mit einer Mörtel: 
ichicht aus hydraulischen Half bededt, welcher mit feinem 
Sand vermengt ift, damit man eine recht ebene Oberfläche 
erlangt. Etwa nöthige Neigung oder Rundung müſſen 
hierbei gleich berüdfichtigt werden. Auch kann man als Un= 
terlage eine Schicht Ziegelpflafter benugen, nur muß man 
die Ziegelfteine auf Mörtel legen, die Fugen gut ausfüllen 
unddann ebenfalld eine Kaltmörtelichicht darüber giehen. 

Der A. wird mit Sand oder bituminöfem Kalt ze. ver- 
mengt, und ziwar erfolgt das Zubringen des trodenen Zu= 
ſchlags, nachdem der W. auf obige Art in dem Keſſel 
eines transportablen Ofens gefhmolzen iſt, portionen= 
weije unter jtetem, gutem IImrühren. Miteinmaliger Füls 
fung eines ſolchen als ftehender Eylinder von O,„, m. 
Durchmeſſer bei 1,,, m. Höhe fonjtruirten Keſſels mit 
NRöhrenwerf, welder 850 kg. Maitir faßt, kann eine 
Fläche von 25 qin. bedeckt werden. Iſt die Unterlage 
volljtändig vorbereitet u. ausgetrodnet, jo werden eijerne 
Lincale oder Richticheite von der Höhe der aufzugiehen- 
den Schicht in Entfernungen von höchitens I m. aus ein= 
ander aufgelegt, u. nachdem man mit einer eilernen Stelle 
den Teig aufgegoſſen hat, der Raum zwijchen beiden Lis 
nealen geebnet; mit dem zweiten Streifen verfährt man 
ebenfo ıc.; doch tft es gut, bei längeren Streden ein Feld 
um das andere zu belegen underſt nach Erkalten diejer die 
freigeblicbenen Felder auszufüllen. Soll die Oberfläche 
fürnig werben, fo überftreut man fie gleihmäßig mit ges 
waſchenem und geficbtem Sand, den man mit einem höl= 
zernen Klöpfel oder Stöher eintreibt, wobei man durd) 
‚ Verwendung von Porzellanjcerben, Smaltepulver ꝛc. 
Muſter bilden fann. Die Ränder des Trottoird nad) ber 
| Straße zu müffen vorher von allem Staub gereinigt und 











Asphatt 








166 











I E — — 
dann die Kanten mittels heißer Streifen, die man nadıher 
wieder wegnimmt, getrodnet werden; ebenfo müſſen die 
Stellen, two man aufgehört hat, wieder mit heißem Teig 
angewärmt werden. 

Die Asphaltichicht wird 10—15 mm. did gemacht und 


es find dann zu 1 qm. 20—23 kg, Maftir und 12—15kg. | 


Sand erforderlich; j. üb. d. Art. Äſtrich. 

Fahrwege x. aus fomprimirtem A. wurden zuerjt vom 
ſchweizer Ingenieur Merian 1849 im Balde Travers 
bergeftellt. 1854 folgte die Herftellung eines Fahrıvegs 
in Paris, wo gegenwärtig diefe Konjtruftionsweife auf 
mehr als 200 000 qm. angewendet ift. Nachdem das As— 
phaltgeitein in einem Brechapparat und dann in einem 
Disintegrator (f. d.) gekleint ift, fällt das Pulver in eine 
tridhterartig geformte, aber unten durch cine vertifale 
Scheidewand in zwei Hälften getheilte eiierne Pfanne, 
aus welcher cs in darunter geſchobene Wagen entleert 
wird. Während die eine Abtheilung des Apparats entleert 
wird, füllt jich die andere. 

Der zu Erwärmung des Staubes dienende Apparat 


hat die Form einer großen, mit einem Ofen verjehenen u. | 


aufvier Rädern ruhenden Klaffeetrommel von 2 m. innerem 
Durchmejjer, welcher 3500 kg. Pulver faht. Das er: 
wärmte Bulver wird auf Wagen gefchüttet und an den 
Drt der Beitimmung transportirt. 

Auf den gehörig profilirten und gejtampften Grund 
wird eine Betonfehicht von 10 cm. Dide ausgebreitet, 
welche man nad) d. Feſtrammen gehörig austrodnen lafie; 
man nehme dieſe Vorbereitung nur beitrodenem, warmem 
Wetter vor, wenn der Boden nicht feucht ift, weil ſonſt der 
A. Rifje und Sprünge befommt und koftipielige Repara= 
turen nöthig werden. 

Auf den trodenen Beton breitetman d. warme Asphalt: 
pulver aus, welches man mitbejondersfonftruirten Ram- 
men an den Rändern des Weges feftichlägt, während man 
über die Mitte des Weges cine inwendig durch ein Kohle: 
feuer geheizte gußeiſerne Walze von etiva O,, m. Durch— 
meſſer und 250 kg. Gewicht führt. Das Erwärmen diejer 
Walze erfolgt deshalb, damit fich das Asphaltpulver nicht 
daran hängt. Kleine Unebenheiten werden miteinem ſchau— 
felähnlich geformten erwärmten Eifen geichlagen. Die 
Kromprejfion wird zulept, wenn die Maſſe beinahe kalt 
geworden it, mittels einerdoppelten, aus zwei Rollen von 
1, m. Durchmefjer und O,,, m. Breite bejtehenden guß— 
eijernen Walze vollendet, 

Literatur: Note sur l’asphalte, son origine, sa prepa- 
ration, ses applications, par M. Leon Malo, chez 
Dunod, Editeur, 49, quaid. Augustinsä Paris. ferner: 
Notesurleschaussdes enasphaltecomprime, von dem= 
jelben Verfaſſer. 

II. Pferdeſtallfußböden. Manſtampft den Boden 
gehörig feſt, verſieht ihn dann mit einer Schicht von 
Asphaltmörtel, die etwa 12—15 mm. ſtark iſt und aus 
40 Thin. Asphaltmaftir, 60 Thln. Quarzjand von der 
Größe einer Hajelnuß und 4 Thin. Steinfohlentheer be: 
jteht. Auf dieje Mörtellage, die ebenfalls gehörigegeichla= 
gen wird, gießt man eine Schicht von gewöhnlichem As— 
phaltmajtir. Auch kann man gewöhnliche Pflaſterung in 
Pferdeitällen , nachdem fie gehörig geſtampft u. getrodnet 
ijt, mit A. übergiehen, wodurd man einen jchon vorhan= 
denen Fußboden vollkommen feſt u. für d. Urin der Pferde 
undurdpdringlich machen kann. 

III. Terrajien, Plattformen und Altane lajien ſich 
vortheilbaft mit A. belegen; find diejelben gewölbt, ſo ebnet 
man die Oberfläche des Gewölbes u. gießt dann eine As— 
phaltichidyt darüber, die mit der Hälfte Sand vermengt 
wird. Beſteht aber die Dede unter der Terrajje aus Holz, 
fo legt man auf diefelbe einen gutgenagelten Breterboden, 
von wenigitens 2,, cm. jtarfen Bretern, deren Stanten ge— 
nau an einander jchlichen. Dabei müfjen unter der Dede 
auf den Seiten Yuftlöcher jein, damit der hölzerne Boden 


nicht zu bald faule. Hierauf bringt man eine 2—4 cm. 

ſtarke Schicht von Kalkmörtel mit Hädjel oder Moos, da= 
ı mit er elaſtiſch wird. Iſt dieſe troden, jo wendet man die 
| Asphaltſchicht, wie bereits angegeben, an, fürnt ihn recht 
\ dicht mit Sand und ſchlägt ihn feft. Liegt die Terrafie an 
der Mittagsjeite, jo jtreue man weißen Sand, befier noch 
Pulver von Borzellanicherben darüber, damit die weiße 


| Oberfläche die Sonnenjtrahlen zurüdwirft, weil ſonſt der 


A. zu Teicht weich wird. Für Terrafien iſt Y/,, Fall 
hinreichend. Auf eine ſolche Terrafie fann man unbejorgt 
eine Erdſchicht bringen u. auf dieſe Weife hängende Gärten 
bilden. Zu 1 qm. Zerrajienboden braucht man etwa 100 
kg. Asphaltmaſtix und 50 kg. Sand. 

IV. Gewölberüden von Tunnels, Kellern, Brüdens 
bogen, Kafematten ꝛc. überzieht man zum Schuß gegen 
Feuchtigkeit mit A., nachdem man fie zuvor mit einem 
ı Mörtelüberzug verjehen hat. Auf diejen bringt man 
4—10 em.breite, 8—15 mm. erhöhte Streifen, die7—12 
cm. aus einander entfernt find, damit der A. fich beſſer 
‚ anhänge, und gießt dann die Asphaltmaffe darüber. Es 
iſt zweckmäßig, die Arbeit auf dem höchiten Punkt des Ge— 
ı wölbes zu beginnen u. fie in der Richtung der Länge auss 
| zuführen. Sollen die Gewölbelappen hierauf mit Erbe 
überjchüttet werden, jo it über den A. zuerjt eine Schicht 
Lehm zu bringen u. dann erjt die Erde darauf zu jchütten, 
Die Zufammenjegung der verſchiedenen Schichten auf 
Gewölbe richtet fich danach, ob jie jtarf oder ſchwach auf: 
getragen werden jollen. Den Bedarf betr., rechnet man: 

a. bei höchſtens 15 mm. Stärfe: Schicht von reinem 
Asphaltmaitiz, 20 —23 kg. pro qm.; 

b. bei 20 mm. Stärke: Schicht von reinem Maſtix. 
27—28 kg. pro qm.; 

c. bei 25 mm. Stärfe: Schidht von reinem Maſtix, die 
zu 2 Malen aufgetragen wird und von denen die untere 
etwas ſchwächer als die oberite ijt, 32 kg. pro 1qm 

V. Keller, die man gegen das Eindringen der Feuch— 
tigteitvon unten fihern will, muß man folgenden Arbeiten 
unterwerfen: man jtampjt den Boden zuerit fejt und ver— 
fieht ihn mit einer Mörtelichicht von etwa 2 mm. Stärfe. 
Nachdem dieſe trocken iſt, überdedt man fie miteiner Schicht 
Asphalt. Kommt das Wafjer cbenfalls durd) die Seiten 
wände berein, jo verjicht man die Mauern mit einer Be 
Heidung aus Ziegelfteinen, die in Asphaltmaſtix gejeßt 
worden jind. Je nachdem der Drud des Waſſers ſchwächer 
‚ oder jtärfer ift, jtellt man die Ziegeliteine entweder auf die 
hohe ante od. legt fie auf die flache Seite. Noch beſſer iſt 
folgendes von der Firma E. F. Weber in Leipzig einge- 
führtes und garantirtes Verfahren: auf den aus Ziegeln 
\ bejtehenden oder aus joldhen herzuftellenden Fußboden jo= 
wie auf die bis zu geeignet erjcheinender Höhe des Putzes 
beraubten Bände bringt man eine thunlichſt ſchwache, aber 
doch zu Füllung der Fugen genügend jtarfe Schicht von 
Asphaltmörtel, dieje belegt man mit Asphaltpappe, jo- 
wie nad) Aufbringung einiger Schichten Holzeement und 
Papier, wie beim Holzeementdach, mit Ziegelpflafter, je 
nad) der Waiferdruditärte aufs Flache oder aufs Hohe, u. 
an den Wänden führt man bis eine Schicht über die Bes 
legung binauf eine Bekleidung aus Ziegeliteinen in Kalt, 
Gement:od. Asphaltmörtel von je nach Stärfedes Drudes. 
Eine ähnliche Iſolirung iſt die von Buſch u. Hoffmann in 
Eberswalde, welche die Wände x. hinter der — 
dung mit Asphaltplatten belegen. 

VI. Mojaitfuhböden fann man mit gefärbten 
Asphaltmaſtix, Heinen, mehrfarbigen, natürlichen od. ge— 
brannten Thonfteinen jowie aud mit gebrannten thöner= 
nen Ornamenten in Beitibülen, Hausfluren, in Speije = 
fälen, Kirchen ıc. ohne große Schwierigkeiten herſtellen; 
die weitere Ausführung j. unter Mojait. 

VI. Matadamijirung aus Asphalt iſt ſowohl auf 
Brücken wie auf Strafen mit gutem Erfolg angewendet 
worden. Iſt die Planie feit oder mit Steinſchüttung 








Asphalt 





167 


Asphalt . 








verſehen, jo reißt man diejelbe um 3—5 cm. auf u. ramımt 
jte wieder tüchtig fejt, wobei man die Oberfläche etwas 
fonver und jo glatt ald möglich macht. Auf den jo vorbe— 
reiteten Boden ſchlägt man nun cine erfte Schicht Asphalts 
mörtel von etiva 2 em. Stärfe auf, beitehend aus 40 Thin. 
Asphaltmaftir und 60 Thln. Ouarzgeichieben von der | 
Größe einer Hafelnuß, die mit Sand vermengt find. Da: | 
rauf wird eine zweite Schicht gefeßt, die etiva 22 mm. jtarf | 
ist, aus Asphaltmaſtix bejteht, mit der Hälfte Sand ange— 
mengt. Diefe Schicht wird noch warm gewalzt. Pro 1 qm. 
braucht man 55 kg. Maftir und 60 kg. Sand. Eine bes | 
deutende Berbejjerung der Asphaltſtraßen und Asphalt— 
trottoirs ift die von C. F. Weber zu Leipzig in Deutjche | 
land eingeführte Anwendung von geripptem Asphalt. 
Zu diefem Behuf muß die Unterlage circa 23 mm., die 
Dberlage eben fo jtarf fein. Sobald dieſe Oberfchicht in 
Theilen von etwa 1 qm. gegofien ift, werden die Rippen 
mittelseiferner Formen eingedrüdt, jodah die Fläche dann 
in Quadrate von 10—12 cm. Seitenlänge oder aud) nad) 
anderen Figuren getheilt ericheint. Der Hauptvortheil 
diejer Methode ift die Verhinderung des Nusgleitens und | 
die Erleichterung des Trodnens auf der erhöhten Fläche. | 
VIII Dächer. Dan nagelt auf die Sparren gewöhns 
liche Spündebreter gut auf, gebraucht aber die Borficht, 
die Stöhe nicht auf einen Sparren treffen zu lafjen, ſon— 
dern zu verwechfeln und die Breter in der Mitte zu fpalten, 
um das Berfen zuverhüten. Um den nöthigen Abfall über 
die Sparrentöpfe oder das Gefims zu erhalten, werden an 
den freiftcehenden Seiten des Gebäudes circa 15 em. breite, 
nicht allzu schwache Eijenblechftreifen, die nad) vorn etwas 
eingebogen find, jo aufgenagelt, daß fie etwa 5 cm. vor⸗ | 
fpringen, und mit Asphaltfirnif geitrichen, um fie vor | 
Roſt zu ſchützen. Die Breter werden mit Steinfohlentheer | 
geitrichen, damit fie jich bei Temperaturveränderung nicht | 
zu ſehr werfen. Iſt dieſer Anftrid) troden, joüberzieht man | 
das Dach mit Badleinwand u. asphaltirt dieſe mit Mine— 
raltheer u. W., die zufammengeichmolzen find. Etwas W.: 
majtir mehr ald Mineraltheer iſt von Vortheil. Iſt das 
ganze Dad) gejtrichen u. bejandet, jo fehrt man den über: 
flüſſigen Sand ab und wiederholt die Arbeit noch einmal, 
indem man 4—5 Thle. Majtir mit einem Theil Minerals 
theer zufammenichmilzt, ausftreicht u. wie vorher behan— 
delt. Das Dad) läht man nun einige Tage ruhig dem 
Wetter ausgefept und gieht hierauf einen dünnen Ralf: | 
mörtel gleihmäßig auf dem Dad) aus. Diejer Ueberzug, 
wenn er erhärtet iſt, jchüßt den darunter befindlichen A. 





vor übermäßiger Sonnenbige und vor Verflüchtigung | 


feiner Oele. 

Zu 100 qm. Dachfläche braucht man 25 kg. Stein» 
foblentheer, 75 kg. Mineraltheer, 350 kg. Minerallitt 
Asphaltmaſtix u. bituminöſer Kall), 3'/, Stüd Packtuch, 
1400 Sattlernägel und einen Karren reinen Quarzſand. 

Die hauptfähhlichiten Erfahrungen über joldye Dächer 
jind folgende: fie fünnen bei niedriger Temperatur Riffe 
und Sprünge befommen; diefe Temperatur ift nicht fiir 
jedes Asphaltdach und nicht fiir jede Eorte N. die näm= 
liche ; das Abichaufeln des Schnees von den Dächern wird 
in vielen Fällen als Grund des Zeripringens angegeben, 
und dies iſt wahrjcheinlich, da der Schnee als ſchlechter 
Wärmeleiter cher zum Schuß der A3phaltdächer beiträgt, 
auch der A. durch die Kälte jpröde und dann leicht beim 








Scaufeln zerjtohen wird; das Einjtreuen von Kochſalz 
in die Rinnen ift in einigen Füllen zu deren Offenhaltung 
bei eintretendem Thaumetter mit Erfolg angewendet 
worden; eine 12mm. ſtarke Asphaltdecke ſcheint zu ſchwach 
zu fein, da zeriprungene Dächer von dieſer Stärke, noch— 
mals überzogen, ſich nachher gehalten haben; Lüften der 
Böden ift bei. nöthig, um ein Stoden der Holztonitruftion 
zu vermeiden; die Balken find nicht weiter als höchſtens 





70 cm. zu verlegen, die Schalbreter7 bis höchſtens 15cm. 
breit zu nehmen, auf dieſe eine Kaltmörtelichicht zu legen xc. 





und dann die Asphaltdecke mehr als 13 mm. bit aufzu— 
tragen; vorzügliche Sorgfalt iſt auf Anſchlüſſe an Um: 
faſſungswände, Schorniteine, Dachluken ıc. zu verwenden, 
da hier leicht Riſſe und Ablöfungen entitehen. 

IX. Waſſerbehälter und Gefäße für ſaure Flüffig- 
feiten. Man pflaftert die Sohle, nachdem jie gehörig feſt— 
— und geebnet iſt, mit einer Schicht in ſchmelzen— 

en U. eingetauchter Ziegelſteine in Asphaltmörtel, führt 
die Seitenmauern mit eben ſolchen Ziegeln, die man aufs 
—8* ſtellt, in Asphalteement auf und hintermauert ſie in 
ntfernung von 6—8 mm. nochtals mit Ziegeln in As— 
phaltmörtel. Der Zwiſchenraum wird dann bei jeder 
Schicht, nachdem die Seitenflächen gehörig getrodnet find, 


‚mit flüffigem Asphaltteig ausgegofien. Die Sohle wird 


num mit einem Kalkmörtel aus bydraulifchem Ralf, Sand 
und Geſchieben etwa 3 cm. hoch belegt, darauf kommt ein 
Ueberzug von feinerem Kaltmörtel, damit fie recht eben 
wird, und ift diejer getrodnet, jo legt man die Asphaltlage 
darauf und überzieht auch die Seiten mit einer Asphali— 
ſchicht. Bejonders muß man die Eden genau dichten, weil 
in dieſen leicht Riſſe und Undichtigkeiten entitehen. Da 
A. und Steinfohlentheer in manchen Gegenden ſehr häufig 
vorkommen, jo wäre es zweckmäßig, auf Wiefen waſſer— 
dichte Behälter anzulegen, in denen das Waſſer vor dem 
Berfidern geſichert ift u. bei Trodenheit zur Bewäſſerung 
benugt, auch durch Hineinmwerfen von Pflanzen und andes 
ren organischen Körpern nad) der Weife hinefifcher Gürt— 
ner zu einer gut düngenden Flüffigfeit gemacht werden 
fann. Man muß bei Anfertigung eines Reſervoirs die 
größte Sorgfalt verwenden, da in vielen Fällen der. bald 
abiprang und jomit das Nejervoir undicht wurde. So ijt 
083. B. rathſam, die Badjteine vorher zu erwärmen, ehe 
fie mit heißem 9. in Berührung fommen. Erjt wenn die 
Umfangsmaner eines folchen Refervoirs aufgeführt und 
ausgetrocknet ift, jchreite man zu Ausführung der innern 
Badjteinmauer, die man ganz in A. legt und zweckmäßig 
mit dem andern Gemäuer verbindet; liegen die Baditeine 
qut in A. jo verfleide man möglichſt ſchnell die äußere 
Stirnfläche mitder Asphaltichicht, damit der lleberzug das 
aus den Fugen getretene Bindemittel noch warm und jo 
an demſelben einen Haltepuntt finde. 

X. Mauern. Man verwendet den U. als Mörtel zu 
jeder Mauer, an welche die Anforderung gejtellt wird, daß 
jie waſſer- und luftdicht fein joll. Dabei muß in Bezug 
auf Trodenheit der Steine x. das unter IX Gefagte berüd: 
fihtigt werden. 

XI, Silo’8. Der zu Anlage von ſolchen Silo’s (f. d. 
Art.) gewählte Boden muß jo viel wie möglicd) von Natur 
troden und nad) der Mittagsjeite zu gelegen jeın. Man 
führt zuerjt das Fundament auf, das man ingewöhnlichen 
Kalkmörtel legen kann, bis zur Höhe der Sohle. Die 
Sohle wird nun fejtgeftampft und mit einer etwa 10 cm. 
ftarfen Dedichicht, die aus Mörtel von hydrauliſchem 
Kalk, Sand und Geſchiebe befteht, verjehen. Iſt diefe voll— 


| jtändig troden, jo wird fie mit einer Asphaltichicht über: 


zogen, ebenfo die Grundmauern, und num erft werden die 
Seitenwände auf diefer Asphaltſchicht weiter fortgeführt. 
Bor diefen Mauern, deren einziger Zived e8 ift, dem Drud 
der umgebenden Erde zu widerjtehen, werden die luft: und 
wajjerdichten Wände 1 Stein ſtark aufgeführt, und zwar 
jo, daß ihre äußere Seite etwa 1 cm. von der Mauer ent» 
fernt iſt. Dabei ift größte Vorficht nöthig; jeder Stein 
wird jorgfältig abgebürftet, che er verlegt wird; die Stelle 
des Mörtels vertritt reiner Asphaltteig und werden mit 
demjelben alle Fugen verjtrichen, jo daß ein möglichſt 
dichter Verſchluß bewirkt wird. Der Zwiſchenraum zwi— 
ichen beiden Mauern wird mit möglichit flüffigem Maſtix 
ausgegofien, den man fejt mit dem Spatel eindrüdt, da= 
mit jeder Raum vollftändig ausgefüllt werde, Die innere 
Seite der Ziegelfteinmauer wird ebenfalls mit einem dün— 
nen Ueberzug von reinem Asphaltmaſtix verfehen. 


Asphalt 


Den Raum überwölbt man mit Ziegeln in Asphalt: 
majtir. Auf das Gewölbe fommt zuvörderſt eine Maſtix— 
ichicht von etwa 12 mm. Stärke und darüber eine 8—10 


168 


Aspbaltlad 


entfernt man durch Auflöfen in Weingeiit. Mit Wei ver— 
mischt ijt er unverträglich u. ganz untauglich u. daher blos 
zu Zajurfarbe, entw, allein od. mit anderen Zajurfarben, 


em. jtarte Erdichicht. An dem tiefiten Bunt des ®erwölbes | zum Moderiren, Brechen u. Envärmen der Farben, zum 
wird ein Loch gelaffen, durch weldyes man in die Silo's Hintergrund, zu Draperien, auch zu Köpfen im Schatten ꝛc. 
gelangen kann. Nach der Füllung verichlieht man diefe | zu verwenden; f. übr, d. Art. Mumie und Naphaltbraun. 


Deffnung mittel&einesgroßenSteineg,dejien innereFlüche 
asphaltirt worden ift, nachdem man ihn vorberjtarferbißt 
bat. Die aufdieje Weiſe erbauten Silo's widerftchen allen 
Einflüffender®itterung u.gewähren volllommenen Schuß 
gegen die Angriffe jchädlicher Thiere. 

XII Bei Tunnelbauten ijt der W. das ficherite 
Mittel, fait allen Mängeln diejer nothiwendigen Uebel bei 
Eifenbahnbauten abzuhelfen. Man verlegt die Steine 
ebenfalls in Asphaltmaſtix, doch ift genau zu beachten, daß 
die Steinevolllommen troden u. rein find. Umvollftändige 
Sicherheit zuerlangen, ifteszwedmähig, den Gewölbrücken 
mit einer Asphaltichicht zu überziehen; ſ. unter IV. 

XU. Zu Iſolirſchichten auf Grundmauern 
wendet man den A. eben jo vortheihaft an, indem man 
diejelben, jobald man erögleich ift, mit einer Schicht A. 
überzieht. 

XIV. Um feudte Mauern zu trodnen und vor 
ferneren Einflüfjen zu jchügen, ſchlägt man den alten Buß 
herunter, ehrt u. bürftet jie jorgfältig abu.trodnetfie mit⸗ 
tels eines Koblenbedens; nachher überzieht man fie mit 
einerSchicht A. Dieerfte Lagediefer Schicht muß miteiner 
Kelle forgfältig eingedrüdt werden, um alle Vertiefungen 
auszufüllen. Die zweite Schicht wird alsdann jorgfältig 
geebnet. Hierbei darf man den A. nicht dünnflüffig ans 
wenden, und alle Mauern, die nadı Mittag liegen, müſſen 
mit Halffarbe geweiht werden. Man zerftampft den. in 
kleine Stüde, ſchmilzt ihn in freier Yuft bei mäßiger 
Wärme in einem Kopt aus Gußeiſen, indem man ihn ges 
lind mit einem eifernen Spatel umrührt, u. jet ungefähr 
®/, feines Gewichts trodnendes Leindl zu. Wenn man ihn 
von Feuer nimmt, gießt man */, feines Gewichts Terpen— 
tinöl zu, rührt von neuem um und kann fofort zum Ans 
jtrich zeiten. Beim Schmelzen des N.8 find Steinfohlen 
bejjer als Holz, weil die Flamme des letzteren leicht zu 
hoch fteigt und den N. entzündet. Die Oberfläche erwärmt 
und trodnet man mit einem fogenannten Vergolderofen 
(1. d.), den man mit glühenden Kohlen füllt und über die 
Oberfläche der Bände und des Holzwerks bewegt. Wände, 
die Schon einen Anftrich erhalten haben, müſſen abgefragt 
werden, damit der A. unmittelbar darauf haften und ins 
Innere derjelben eindringen könne. 

XV. Zu SHeritellung wafferdidhter Röhren für 
Gase u. Wajferleitungen, nad) Chameroi, u. als ſchützende 
Umbülung von Glasröhren, nad) Hutten, wird der U. 
ebenfalls verivendet; j. d. Art. Rohr. 

XVI Bu Formſteinen, als Säulen, Pfeiler zc., doch 
blos für alte und feuchte Räume, iſt ein Bemenge aus. 
und bitumindjem Kalt vom Grafen Dundonald verwendet 
worden. Erfahrungen über die Tragkraft liegen noch nicht 
in Er Weile vor. 

XVII Zu Umbüllung unterirdiicher Telegrapben= 
leitungen iſt der A. bei. wichtig; ſ. Telegraph. 

XVII. Zum Malen und Anftreihen. Zum Ges 
brauch für Malereien iſt joldyer zu wählen, welcher feit, 
brüchig, auf der Oberfläche glatt, glänzend ift, reinen 
mujcligen Brud) hat und beinahe kohlenſchwarz iſt. Man 
bat ihn für die Waffermalerei verwendet u. zu diejem 
Zwed mit Weingeift abgerieben. Für die Delmalcrei 
aber hat man, um ihn haltbar zu machen, angeratben, ihn 
in Brotteig einzujchlagen und mit demjelben auszubaden. 
Am beiten ift, man löft ihn in Alkohol auf u. jchlägt mit 
Bajjernieder. Jm natürlichen Zuftand, ohne Zubereitung, 
wächit er in der Delmalerei aus, verliert feinen angeneh— 
men bräunlichen Thon und wird grauſchmutzig, was von 
den darin enthaltenen brenzlichen Oelen herrührt. Dieſe 


— ——— —— — — 
nn — —— —— — — — — — — —— — ——— —— —— — 


XIX. Anſtrich zum Trocknen der Gipsarbeiten, 
Mauern x. A. wird mit Del geſtampft, mit kochendem 
fetten Del und Leinöl geträntt, dann mit dem vierten Theil 
mit Leinöl geriebenen Bleiweißes und endlich mit einem 
Zehntheil Silberglätte u. eben jo viel Mennige vermiſcht. 
Bon diefer Miſchung macht man einen Teig, der aber jo 
flüſſig fein muß, daß er mit dem Anftrihpintel auf feuchte 
oder jalpeterhaltige Mauern, Steine und Bipsarbeiten 
aufgetragen werden kann, 

XX. Usphaltbeton. Bituminöfer Beton wird her— 
— durch Vermengung des Asphaltteigs mit grobem 

ies; die weitere Verarbeitung gleicht der des Béton 
(ſ. d.) Er eignet ſich bei. zu Maſchinenfundamenten. 

Asphaltanſtrich, j. Art. Asphalt XIV, XVIII, XIX 
und Art. Anjtrich 43, 44 und 73. j 

Asphaltäftridy, ım., j. d. Art, Asphalt u. Ajtrich. 

Asphaltbraun, n., als Oelfarbe. Man läht 60 Ge— 
wichtstheile Ladharz in 15 Thln. Terpentin ſchmelzen, 
indem man es in Kleinen Quantitäten einbringt, jept hier— 
auf 90 Thle. Asphalt, dann 240 Thle. beinahe ſiedendes 
Leinöl und endlid) 30 Thle. weißes Wachs zu, gieht die 
Maſſe auf einen Stein und reibt jie mit dem Läufer. Die 
Farbe trodnet in 24 Stunden. 

Asphaltfirniß, m., frz. vernis m. a l’asphalte, engl. 
asphalt-varnish. Man ſchmilzt Asphalt inetwad. Hälfte 
feines Gewichts in Terpentinöl und jet nach Bedarf noch 
Zerpeutinöl und Leinölfirnik, aud) wohl Kolophonium zu. 
Dan kann zur befiern Konjervirung nad völliger Trod- 
nung nod) eine zweite und dritte Schicht auftragen. 

Asphaltkitt, m. Zum Verkitten von Fugen und 
Niffen in Holz: 3 Theile Asphalt und 1 Theil Minerals 
theerfali verwendet ; auch kann dieſelbe Miſchung als An— 
Strich dienen. — Statt des natürlichen Asphalts wird viel: 
fach aud) das bei der Deitillation des Gastheers zurüd- 
bleibende Pech angewandt. Man jdymilzt dasjelbe und 
mijcht es im Verhältnis von 3: 1 mitzuvor jtarferbigter 
Kreide odergrobem Kaltiteinpulver. Lepteres wird warın 
eingetragen, weil fih alsdann die in den Poren diejes Zu— 
ſchlags eingeſchloſſene Luft in ausgedehnten Zuftand be= 
findet und bei der während der Abkühlung der Miichung 
jtattfindenden Zufammenziehung derjelben das Peh in 
die Boren nachfolgt, was für die Feitigkeit dcs Materials 
von großem Belang it. Es ift für gehörige Durcheinan— 
derarbeitung während der Verwendung Sorge zu tragen, 
da ſich ſonſt der Zufchlag leicht am Boden ausſcheidet. Im 
ganzen erfordern die Arbeiten in Aaphaltkitt gewiſſe 
Uebung und genauefte Kenntnis des Materials, weshalb 
man gut thun wird, ich zur Ausführung aneinen im Fach 
routinirten Industriellen zu wenden, wenn man nicht Ge— 
fahr laufen will, derartige Erfahrungen auf feine eigenen 
Kosten jelbjt zu machen. 

Asphaltlad, m., frz. laque m.a l’asphalte, engl. black 
japan. Auf i kg. Asphalt nimmt man ®/, kg. Terpen- 
tin u. ’/,kg. Leinölfirnig. Der Asphalt —— 
das heiße Leinöl und nad) halber Abkühlung das mäßig 
erwärmte Terpentin zugejeht. Dasdamit behandelte Holz= 
werf widerfteht jchon nach einmaligem Anstrich jeder Wit: 
terung. Da der A. durd Erwärmung jehr dünnflüffig 
wird, jo fann man mit wenig Koſten große Flächen über: 
ziehen, 3. B. dem Schlagregen ausgejepte Giebel, feuchte 
Mauern, Biegeldächer 2c. Huch zumllebergieken d.Mörtels 
an Hohl» und Firitziegeln, nachdem derfelbe getrocknet ift, 
zum Anſtreichen der Eſſen, der eifernen Röhren, die über 
das Dad) hinausragen, zum Dichten der inneren Flächen 
von Cijternen ꝛc. ijt er brauchbar. 


* 


Asphaltpappe 


169 


Assum 














Asphaltpappe, f., iry.cartonasphalte. Diejelbe wird 
im ganzen ähnlid) der Dadıpappe bereitet, jedoch jtatt mit 
blojem Theer unter einem Zuſatz von flüffigem Asphalt ge— 
träntt. Die Fabrik von E. F. Weber in Leipzig liefert 
diefe Rappen jowohl in Stiiden von 10 m., reſp. 15 m. 
Länge bei 1 m. Breite, ald auf Verlangen in Tafeln. 

Asphaltplatte, f. Die Beimengung von Kies u. Sand 

um Asphalt bei Herstellung von Iſolirſchichten hat den 
Nachtkeil ‚daß bei eintretenden Bewegungen des Mauer: 
werts Riſſe xc. entjtehen. Den Wunſch, diejen Uebelſtand 
zu bejeitigen, führte die Fabrik von Bösichen und Hoff- 
mann in Eberswalde zu Herjtellung von Aspbaltplatten, 
welche aus Asphaltihichten mit einer langfaferigen Eins 
lage beitehen und daher eine gewiſſe Dehnbarkeit haben. 
Sie werden in der Regel O,,, m. breitu. 4m. lang gefertigt, 
doc auch auf Beitellung in anderen Mähen u. gelangen [oje 


Aſſekuranz, f., j. Feuerverſicherung. 

Affel, f., altniederdeutic) für Balten. 

Assemblage, m., frz. 1. engl. assemblage, bond, join- 
ing, jp.ensamblada. A. bei den Maurern ſ. v. w. Ver: 
band, Verbindung; j. d. Art. Mauerverband u. appareil; 
a. anglais, der Blodverband. — B. Yimmermanns= und 
Tijchlerausdrud für das deutiche „Verband“ u. „Zulage“. 
a. affleuri, der biindige Stoß; a. A contre-clavette, Ver 
bindung mit verfeiltem Zapfen; a.encr&maillöre, die kurze 
Verſchränkung mit Zahnblatt, Verhakung u. Verzahnung, 
Einzahnung; a. par endentement, die Verſchränkung, 
Bahnung; a.a emboitage, die Verbindungmit Hirnleiiten ; 
a. aux entailles, die Berfimmung, Auftämmung; a. à 
mibois, die Einblattung, die Anblattung, Verblattung; 
a.& paume, Aufblattung; a. a mortaise (et tenon), die 
Verzapfung; a. à queue d’aronde, die Verbindung mit 





gerollt, od. flach auf einander gelegt und dur Sand von | Schwalbenihiwanz, Verzinkung; a. à grain d’orge, Ed: 
einander ijolirtzu Berjendung. Wenn fiedabei durch Kälte verband auf Berzinfung; a. queue perdue, Verzinkung 
jteif geworden find, jo müfjen fie vor dem Aufpaden und | auf Gehrung; a. A rainure et languette, die Verbindung 
Berwenden gelinde angewärmt werden. Die Berlegung | mit Nuth und Feder, Berjpündung; a.& trait de Jupiter, 
ſelbſt geichiebt fo, da ihre Ränder ſich 5—8 cm. breit über: | das Hafenblatt: a. en adent, fiehe d. Art. adent; a. avec 
deden und mittel® erhitzten dazwiichen geſtrichenen As- goujon, die Verdübelung; a. avee panneaux, die Ver: 


phaltkittes verklebt werden. Dann wird die Ueberlappung | Pe J eingeſchobenen Füllungen; a. a a bout, 
t Anitoß; a. par embrövement, die Anſchlitzung; — 


mittels eines 6—8 kg. jchweren, an eiferner Stange be— 

findlichen warmen Eijens überbügelt, nachdem fie reich- a. & clef, engl. assemblage with key-piece, das Schurz— 
lich mit trodenem Sand bejtreut worden ijt, u. dann noch— | werf, die Verbindung mit gebohrtem Zapfen; a. en en- 
mals mit jteiferem Asphalt überjtrihen. Bei Belegung | fourchement, Anderung; a. à bois de fil, Verbindung 
von Dächern, Sewölben x. werben etwaige, der Wafjerab- | mit Zapfen und Schere, binter Gehrfuge veritedt; a. en 
feitung dienende Metallröhren ringaum mit N. umgeben, | fausse coupe, die jhiefwinflige Verbindung; a. a onglet, 
Ueber d. Verwendung behufs Trodenlegung v. Kellern xc., | der Stoß auf Gehrung; a. a patte, die Einflauung, das 


ſ. d. Art. Asphalt V. 

Asphaltfchwelle, f., als Schienenlager bei Eiſenbahn— 
geleifen, verſuchsweiſe angewendet, abernicht entiprechend 
befunden. Dan jtellte fie ber, indem man Sägeſpäne mit 
Asphalt oder Theer mengte und mit Hülfe einer Preſſe in 
die erforderliche Form brachte. | Fr.) 

Asphalttheer, m. Die zu theerenden Eifengegenftände 
müjjen ganz frei von Glühſpan und Roſt fein, weil ſonſt 


der A. das Eiſen nicht ſchützt. Um beideszuentfernen, legt 


man fie in einen hölzernen Kaften, gefüllt mit ”/, reinen 
Waſſers und '/, Salziäure, 12 Stunden lang ein. Wenn 
das Eijen blant ift, was noch vervollitändigt wird durch 
Drahtbüriten, fommen die betr. Gegenftände in einen 
Wärmcofen, nachdem fiezuvor inreinem Wafjerabgejpült 
worden find. Sie werden ftarf handwarm gemadıt und, 


wenn fie vollftändig troden find, mit dem A. möglichjt | 


dünn überjtrichen. 

Afpirator, m., ein Quftjaugapparat, der in einfachſter 
Form, wie er in Raboratorien gebraucht wird, aus einer 
großen Blasflafche beiteht, deren Mündung mittels eines 
Korkpfropfens geichlofien ist, durch welchen d. kurze Schen= 
tel eines Heberrohres bis zum Flaſchenboden undein dicht 
unterhalb des Korkpfropfens endigendes Luftzuleitungs: 
rohr luftdicht hindurchgeführt find. Jndem das Wajler, 
welches urjprünglic) die Flasche füllt, langjam durch das 
Heberrohr abläuft, ſaugt der über dem Waſſerſpiegel ent: 
ftehende leere Raum durch das Luftzufüihrungsrohr einen 
Luftſtrom an. Ein anderer jehr wirkſamer W. ift bereits 
vor Jahren von C. Scheiz in Straßburg konftruirt wor— 
den; derſelbe arbeitet mit hohlen Schaufeln, welche um 
eine horizontale Achje rotirend Waſſer vor ſich bertreiben 
und jo Yuft einfaugen. Ein derartiger Apparat mit 
Scaufeltrommel von O,,, m. Länge und 0, m. Durd): 
mefjer jaugte bei 22 Umdrehungen pro Minute ſtündlich 
20—25 Kbm. Luft unter einer Preſſung von 10 bis 
12 cm. Waſſerſäule an. Näheres ſ. in Dinglers polyt. 
Journ. Bd. 151, 5.81. Vergl. d. Art. Ventilirung. 

Aspiring-pump, s., engl., j. Saugpumpe. 

assaisonner, v. a., frj., ]. d. m. anmußen (j. d.). 

Assault-bridge, s., engl., die Sturmbrüde, 

Asseau, m., frz., j. Assette, 

Mothes, Illuſtt. BausBerilon.- 4. Aufl. I. 


franz. jchräge Blatt; a. carre, die rechtiwinklige Ver— 
bindung; a. en sifflet, das einfach jchräge Blatt; a. en sif- 
flet à bec de flüte, das jchräge Datenblatt. — 2. a. d’ou- 
tils, aud) jeu, m., trousse, f., der Saß, die Garnitur 
Werkzeuge. 

Assembly-hall, s., engl., das Geſellſchaftszimmer, der 
Berjammlungsfäl. 

asseoir, v. a., ft3., 1.(Siriegsb.) a. uncamp, ein Lager 
aufichlagen. — 2. (Hochb.) a. unmur, uneassise de pan- 
neresses, un carrelage :c. bezeichnet das Verlegen der 
erſten Grumdjteine, der Yäufer und der Fuhbodenplatten, 
'  Asser, ın., assa, f., lat., Bret, Latte zur Dacheindet- 
fung; asser ad pacem, j. Pax; asseres hießen auch die 
| Bahnjchnitte, die als zierende Repräfentation der Hirn- 
‚ enden jener Latten angeſehen wurden. 
Assette, f., alssette, f., asseau,m., frz., dem Dächſel 
ähnliches Werkzeug, welches aber, der Schneide gegenüber, 
| eine Hammerbahn hat und in frankreich beim Yatten der 
Dächer gebraucht wird; j. Dächiel, 2. 

Assiette, f., frz., 1. Aufftandefläche, Unterlage, $rund- 
fläche, Planie, Pilajterfläche. — 2. Bergoldgrund. 

Assise, f., frz. Schicht, Yage beim Mauerwerf; assise 
arquee, der Ring eines Tonnengewölbes; a.parboutisses, 
die Binderfchicht ;a.delibage, legte Schicht aufdem Grund⸗ 
voriprung; a. de retraite, unterſte Schicht einer abgejeß- 
ten Mauer, aljo erjte auf dem Abſatz; a. de revötement, 
Blendſchicht; a. réglée, Lehrſchicht; a. de panneresses, 
die Läuferichicht; a. des sommiers, die Anfangsſchicht; 
a. saillante, die Yatiche, der Grundvorſprung. 

Assommoir, m., frj., Madyiculi, Pechnaſe (f. d.). 

Assouchement, m., frz., erite unterjte Schicht eines 
Giebels, im griechiichen Stil meijt durd) die Hängeplatte 
gebildet, unter Weglafjung des Kymation. 

Assum, n., lat., trodenes Schweißbad inden Thermen, 
‚ auch Caldarium genannt; der Fußboden des Assum ruhte 
auf feinen Pfeilern, jo daß unter ihm die Wärme vom Heiz- 
platz aus ſich verbreiten konnte. Dieje Art Fußböden hießen 
suspensurae; aud) die Wände waren gewöhnlich hobl, und 
durch Röhren wurde die Wärme aus dem hypocaustum 
in die Zwijchenräume geleitet; f. übr. d. Art: Bad. 

22 








—aaſyriſche Baukunft 


170 


aſſyriſche Bankunft 














aſſyriſche Bankunf, f., frz. architecture assyrienne, 
engl. assyrian architecture. Nach der Theogonie der 
Ghaldier, aus Offenbarumgen des Dannes oder Annedot 
geichöpft, war Tmorla (das Wajjer) die Gebieterin der 
Welt, aber Baal (die Sonne) enthauptete jie und jchuf aus 
ihrem Blut, mit Erde vermifcht, die Menjchen, d. b. die 
Sonne trodnete den obern Theil des Wafiere auf und be⸗ 
lebte den dadurch blosgelegten Theil des Yandes. Darauf 
ſchuf Baal die Planeten und übrigen Sterne, d. b. nad) dem 
völligen Trodnen der blosgelegten, im Anfang noch jumpfi= 
gen Theile der Erde Härte fich die Luft, Planeten u. Sterne 
wurden den Menjchen jichtbar. Viermal kehrte der offen: 
barende Annedot wieder, jo lange die Menjchen nod) in 
friedlihem Beiſammenwohnen die Offenbarungen Gottes 
verdienten ; da aber die Greuel des Milithadienites und die 
Macht des Laſters vom Geiſt der Finſternis Turrach immer 
mehr über die Erde verbreitet ward, beſchloß Baal, die 
Menſchen durch eine Sintflut zu ſtrafen. Xijutrus, der 
einzige Gerechte, von Gott gewarnt, jchrieb alles bis dahin 
Geſchehene auf, vergrubdas Buch zuSippara (Bandibibla), 





d. 1. den Tempel der 7 Sphären, begonrien haben; j.d. Art. 
babylonisch. Dieſes erite babylonische Reich beitand aber 
nicht lange; jchon ums Jahr 1000 war Babylon wieder 
aiipriiche Provinz. 

In diefe Zeit gehören auch die Felſenſtulpturen bei 
Bawian am Saumela. 

Aſchurakbal (Sardanapal ?) baute um 900 den nord- 
wejtlichen Balait in Nimrud, Grundriß ſ. Fin. 260. Sar- 
danapal verbrannte jid), von den einpörten Medern unter 
Arbates bedrängt (um 876), in diefem Balait. Sein Sohn 
Divanuıbara oder Temen-bar II, veränderte den Eentral- 
palajt in Nimrud um 870. Sargon (Salmanajjar) baute 
um 722 den Balajt in Khorſabad. Bel-adomim=jcha 
(Sennaberib), der das empörte Babylon wieder unterjochte, 
die Götter nach Niniveh zuriidbrachte und jogar die Baby— 
lonier in die Verbannung führte, erbaute 714 den Süd— 
weitpalajt in tujundicif, Ajiar-addon (Esharradon) 690 
den Südweſtpalaſt in Nimrud, jein Sohn den Nordpalajt 
in Kujundſchik, kurz, die Künſte erhoben ſich zu hoher Blüte, 
Aus jener Empörung entwidelten fich inzwiſchen drei 
neue Reiche: Niinrien, Babylon und Medien, Aſſyrien 
war im Anfang das mächtigite, ja nod) 708 mißlang ein 








Fig. 260, Grundriß des N.:W.-Palaftes zu Nimrubd. 


bejtieg mit den Seinigen eine 
nach beendeter Sintflut auf einem Berg (erinnertan Noah). 
Xiſutrus wurde in den Himmel aufgenommen, die Seinigen 
aber bauten Babylon, wo, der Sage nach, 153 Jahre ſpä— 
ter unter Nimrod oder Ninus, dem Grimder von Niniveh 
(um 1350 v.Chr.), der Thurmbau vorgenommen worden 





Schleuſe aus dem Eüdweftpalaft in Nimrub, 


Fig. 261. 





Arche und entitieg derielben | Berjuch zu Befreiung Babylons; aber um 620 v. Chr, 


hatte der Chaldäer Nabopolafiar Babylon befreit, gründete 


das haldäiidy- babyloniſche Reich u. erbob jeine Religion 


zur berrichenden; jein Sohn Nebutadnezar baute um 600 
v, Chr. Babylon wieder auf, reitaurirte 580 den babyloni= 
ichen Thurm und zeritörte, mit dem Meder Ayarares ver— 


jein joll. Yon Nimrods Sohn Aifur jei das Reich Aſſyrien bindet, Niniveh. Aſſyrien verſchwand aus der Geſchichte. 
genannt worden. Etwas anders ſtellen ſich die Ergebniſſe Medien beitand fort, bis Kyros das perfiiche Reich grün- 
der biftorischen Forichungen. Danach jcheint es, als ob die | dete. Die genannten Kunſtwerle num zeigen zunächit zwei 
Ehaldäer um 2200 v, Chr. an der Dftgrenze des Landes | bei, Stile: den aſſyriſchen Stil u. die babylonijhe Bau- 
Sindſchar angelangt wären und um 1950, von den Medern | weile, welche allerdings eine Fortbildung des aſſyriſchen 
zurüdgedrängt, die Yanditrede eroberten, wo nachmals Baujtils geweſen zu ſein ſcheint, wenn man ſie nicht etwa 
Babylon ſich erhob; Ninos nahm dann um 1240 Babylon | gar die Verfallzeit desjelben nennen will; |. d. Art. baby: 
ein, baute dort Tempel und Burgen, bejegte u. vergrößerte | loniſche Baukunſt. Ueber die mediiche und perſiſche K unit, 
1223 Niniveh, welches ſchon um 1400 blühte, und erhob cs | die ſich nur vereint betrachten laſſen, j. d. Art. perjüich. 

nur Hauptitadt der aſſyriſchen Monarchie; das eigentliche Bezüglich des Materials hatten die Aſſyrer mit großen 


aifnriiche Reich zählte von 1237 —T11 v. Ehr. 21 Nönige. | 


Um 1118 v. Chr, befreite Nmrodaba Danathi (der jüngere 
Nimrud) Babylon vom afinriichen Noch und führte dabei 
nach Babylon Bötterbilder aus Aſſyrien fort unter Sch: 
mitſchi Bal-Bithfira (nach Anderen unt. Tiglat-PilejarI.). 


Derjelbe Nmrodaha Danakhi joll 11209. Chr. den Thurm, 


Schwierigkeiten zu impfen. Feſte, wetterbejtändige Steine 
fehlten in einem großen Theil des Yandes, von Bäumen 
gab es nur Enpreiien u. Balmen, Lehmſteine, Baditeine, 
Schilfbündel, mit Asphalt geträntt, wurden als Baumate- 
trial verwendet, Erdped) ala Mörtel gebraucht; jedoch ver 

wendete man auch gebrannte und glafirte Ziegel ſowie 





aſſyriſche Bankunfl 


behauene Steine aus grobem Alabajter und aus Mufchel- 
falt zu Fundamenten und Berfleidung der Wände, Daß 
fie nicht ganz unerfabhren in der Mechanik waren, geht da= 
raus hervor, daß fie Rolle u. Globen fannten und Schiff: 
fahrt trieben; das Treiben und Gießen der Bronze, das 
Schmieden des Eijens, die Fabrifation v. glafirtem Töpfer- 
aeichirr, Fayence und Glas verjtanden fie ebenfalls ıc. 

1. Paläſte. Diejelben ſtehen durchgängig auf Platt 
formen von 5—9 m. Höhe, die unterwölbt find, wodurch 
eine große Zahl kellerähnlicher Räume entitand, die zu ver 
ichiedenen Zwecken benußt worden zu jein jcheinen, Die 
Frontmauern diefer Plattformen find mit Strebepfeilern 
verfehen und aus Steinplatten oder Duadern aufgeführt, 
aber mit Ziegeln hinterfüttert. Die Oberichichten jind bis 
zur Ausladung der Strebepfeiler vorgefragt und der Ober: 
rand mit einer Reihe jtufenförmiger Zinnen bejegt. Die | 
Plattformen liegen gewöhnlich in einem bajtionartigen 
Ausbau der Stadt: * 
mauern, an der Stadt 
ſeite gelangt man nach 
Paſſirung eines Thor 
baues auf breiten, bier 
und da ziweiarmigen 
Steintreppen hinauf. 
Der vordere u. größere 
Theil der Blattform 
wird durd) Bauten un— 
tergeordneter Beſtim— 
mung, Wadhlofale ıc. 
eingenommen; der hin— 
tere Theil erhebt fich 
noch höher, abermals 
durch eine Freitreppe 
zugüngig. Hier fommt 
man in den mit ge 
brannten Ziegelplatten 
gepflaiterten Worhof, 
binter dem fich der ei- 
aentliche Balajt erhebt. 
Die Gebäude waren oft 
jehr umfünglich, in lu- 
juhdjchik find mehr als 
80 Semächer, um vier 
Höfe gruppirt, ausge 
graben worden. In 
Fig. 260 geben wir den 
Grundriß eines fleinen 
Balajtes, des nordweit 
lichen, in Nimrud, Hier 
iſt A Adie Brunffacade; 
A u. A find die Brunt- 
eingänge zum Thronſal 
1; B der gemöhnlidye 
Haupteingang von der en 
Seite der Stadtmauer Big. 262. 
ber; CC Dieniteingänge; 2) Bavillon mit Musgang auf 
eine Terrafie, von wo aus fich der König dem Bolf zeigte; 
3) Vorhalle zwiichen Hof und Thronjäl; 4) Wadhlofal; | 
5—14) Wohnzimmer; 15—19) Feitfäle ıc. 

Die Dide der Mauer diejer Gebäude varürt von 1,,, bie 
5 m.; diejelben durchichneiden ſich rechtwinklig und bilden 
Reihen von Sälen, einer durd) den andern zugänglich, die 
binteren jchmäler als die vorderen; dis zu einer Höhe von | 
1 m. ohne Fenſter, wahrſcheinlich alio, wie auch aus Reliei- 
darftellungen von Paläjten hervorgeht, das Licht durch 
jehr hoch angebrachte Fenſter, anderwärts durch offene 
Säulengalerien auf der Mauer empfangend. Die in der | 
Hegel 2—3, hier u. da beinahe 4 m. hoben, 15 em. jtarfen 











Alabajterverkleidungen find in dem Boden mit Asphalt 
befejtigt umd unter einander durch Falze und Klammern 
verbunden. Weber diefen Platten jowie in den Zimmern, 


17 


Innere Anficht eines aſſyriſchen Königspalaftes. 


1 afyrifde Baukunft 


wo diejelben fehlen, ijt die Ziegelmauer mit Gips, Fayence 
oder glafirten Ziegeln befleidet und zeigt als Muſter ent- 
weder Flechtwerke und Guillschen oder Anthemien mit 
Rojen und blühendem Lotos. Es giebt Säle bis 52 m. 
Länge und fait 13 m. Breite. Vom oberen Ende der loth- 
rechten Mauern aufwärts waren die Schichten ſtuſenweiſe 
ausgefragt, beiden Gängen zu volljtändiger Schließung 
der Dede in gewölbartiger Weije, bei breiteren Räumen 
nad) Art eines weit ausladenden Simjes, zu Aufnahme der 
bei den großen Sälen vermuthlich noch durch Säulen unter: 
ſtützten Holzdecke, und jo fort durch das zweite, hier und da 
wohl aud) dritte Stockwerk bis zum flachen, mit Asphalt ur. 
Erde betragenen Holzdach. Erbalten find feine Säulen, 
aber aus den Daritellungen auf Basreliefs geht hervor, 
das; fie von Holz waren und ein metallenes Kapitäl hatten, 
welches für ein Borbild des ionijchen gelten fünnte. Von 
ſolchen Kapitälen find Bruchjtüde gefunden worden, Der 


— 





Entworfen von D, Mothes. 


Fußboden beſtand aus Alabaſterplatten oder Ziegeln, in 
Asphalt aufSandverlegt u. mit gewölbten Abzugskanälen 
unterfabren; ſ. Fig 261. Die Skulpturen in grobem Ala- 
bajter zeigen theils freiftehende Figuren, theils Neliefs, 
Die Figuren find größtentheils myſtiſch oder mythologiſch: 
Menichen mit Sperber oder Adlerköpfen, geflügelte Stiere 
oder Yöwen mit Menjchenantliten, zuweilen mit Armen, 
die dann andere Thiere tragen, auch geflügelte Pferde. 
Namentlich ſchön ausgebildet jind die geflügelten Stiere 
und Löwen mit Menjchenantlig, Darjtellungen zweier In 
farnationen des Annedot, oft bis zu 6 m. hoch und lang. 
Eritere jtehen an den Eden der ins Freie führenden Thore, 
leptere find an den inneren Haupttbüren aufgeitellt. Alle 
Skulpturen zeugen von großer fünjtleriicher Befähigung: 
die Berhältniffe der Glieder find ganz richtig, ja faſt edel, 
die Musfeln anatomijch richtig und ſcharf ausgeprägt. 


22° 





aſſyriſche Baukunft 


Eine gewifje, freilich noch gebundene Grazie der Bewegung 
und ungemeine Alturatejje der Ausführung ftellen die 
aſſyriſche Kunſt über die indische, jelbit über die ägyptiiche, 
ziemlidy nahe an die griechiiche Kunſt. Bruſt und Geſicht 
der Menichentbiere, an den Thüreden dem Thürlichten zus 
gefehrt, find ganz frei ſtatuariſch gearbeitet, während an 
den Seiten der Mauern Leiber u. Hinterfühe in Relief fort: 
gejeßt find. Die bejonders häufig angewendeten Farben 
waren: Mattgrün, Ochergelb, Braun und Gold. Die In— 
ſchriften find in Keilfchrift ausgeführt. Die innere Anficht 
— Säls geben wir in Fig. 262, ein Fußbodenmuſter in 

ig 263. 

2. Städte waren ziemlidy regelmäßig angelegt, mit 
Wallgräben u. Mauern umzogen, hinter denen eine zweite, 
höhere Mauer hervorragte. Beide Mauern waren in regel- 






AN 
ig. 268, 
mäßigen Zwiſchenräumen von vorjtehenden vieredigen 
Thürmen unterbrochen, welche höher alddie Mauern, gleich 
diejen mit einem bededten Bang und darüber mit Zinnen 
bejegt waren. 

3. Tborgebäude. Dasjelbe erhebt fid) ebenfalls 
thurmartig über die Stadtmauern und war von einem 
mauergeichüpten Hof zum Ausweichen und Umlenken ꝛc. 
umgeben; der eigentliche Thorthurm enthielt je zwei quer= 
liegende Räume, durch deren Yangmauern die eigentlichen 
Thoröffnungen, alſo jtets drei hinter einander, führen. Bei 
den Stadtthoren find in der Negel zwei joldyer Durchgänge 
neben einander. Derfürdie Wagen ijt von glatten Pfeilern, 
der für die Fußgänger von geflügelten Stieren flanfirt, 
beide im Rundbogen überwölbt; die Bogenſteine bejtehen 
meift aus blau emaillirten Ziegeln mit gelben Ornamenten. 


17 


2 


2 Aefthetik 
Felſenhöhlen mit Nebenfammern, Zellen und jehr engen 
Zugängen, deren Umgebung an der Felſenwand mit Palaſt⸗ 
façaden in Nelief und mit Inſchriften bejeßt ift, theils 
waren es Thurmpyramiden, die in hohen, jtufenförmigen 
Abjägen bis zu 60 m. aufjtiegen und gewölbte Grabkam— 
mern enthielten. Die Begräbnispläge des Volkes bildeten 
ausgedehnte Hochplateaus, von Mauern umgeben und mit 
Erde ausgefüllt, in welchen die Särge über einander ges 
ſchichtet jtehen; die Särge jelbjt bejtchen aus gebranntem, 
grün glafirtem Thon. Ein Beifpiel j. Fig 266. 








— 





Fig. 266. Aſſyriſcher Sarg. 


6. Ehrendenkmäler. Als ſolche dürften zu betrachten 
jein die kurzen Obelisken mit ſtufenförmigen Abſätzen an 
ihrer Spitze, beinahe als Modelle der Thurmpyramiden 
erſcheinend, u. die freiftehenden Statuen auf Bojtamenten. 

Nähere Kenntnis des jedenfalls vollitändig durdhgebil- 
deten Stils der Ajiyrer muß durd) weitere Ausgrabungen 
und Entdedungen erit erlangt werden. 

Af,m., 1. Bflanzentheil, frz. branche, f., engl.branch, 
arın, aud) deſſen Anjag im Stamme ſelbſt, frz. noeud, m., 
engl. bough. Dieje Aſtanſätze in den Stämmen haben ge= 
wöhnlich nicht jo viel Fejtigfeit wie das übrige Holz, faulen 
aud) leichter, wodurd) dann faule Kite, ausjallende Äſte, 
frj.malandres, f., engl.snags, entjtehen, daher man denn 
das jchlichte, ajtfreie Holz dem äjtigen (ſ. d. Art.) vorzieht. 
— 2. Kriegsb.) a) Aſt oder Schlag eines Laufgrabens, 
einer Barallele, fr}. branche, f., engl. branch, heit jedes 
gerade Stüd eines Laufgrabens, einer Parallele; es mag 
jenfrecht od. unter jchiefem Winkel gegen die Kapitale eines 
Wertes jtehen. b) Ait eines Mineniyitems, aucd Zweig, 
frz. rameau, nennt man alle vor oder während einer Be— 
lagerung aus den Galerien des Contreminenjyitems ge— 
triebenen Gänge. c) Wit des gededten Weges, Schenkel, 
Zweig, die durd) Waffenpläße begrenzten geradlinigen 
Theile, d) Ait einer Angriffämine, der von der Sohle des 
Schachtes oder Brunnens jeitwärts getriebene Gang, an 
deſſen Ende der Minenofen angelegt wird. — 3. Nit einer 
Treppe, ſ. d. Art. Arm 6. u. Treppe. — 4.(Geom.) Bei zwei— 
armigen Kurven, 3.B. Barabeln, ſ. v. w. Arm od. Schentel. 

Afflerk,m. Bei Äſten entjtehen leichtim Anſtrich Flecke, 
weil meijt das Aſtholz harziger it als das übrige Holz. Es 
giebt verschiedene Anſtriche zu Berdedung derjelben. 
I. L. Naphtha, ein Teelöffel vol Mennige, Yo 1. 
Boldgrund, wie ihn die Yadirer anwenden, und 300 g. 


P-4. Tempel. Diejelben jtanden gewöhnlich auf bejon: | Orangegelben Schellad vermengt man, ſetzt Alles an einen 


deren Plattformen von circa 2 m. Höhe; ſ. Fig. 264 u. 265, | warmen Ort, ſchüttelt häufig um x. — 2. 


an mijche pul- 


Sie waren Hein, ähmlich den Thorgebäuden, nur hinten | verijirtes Bleiweiß od. Mennige in jtarten, flüffigen Leim 
geichlofien. An der Vorderjeite jtanden auch wohl 2 Säulen | U. ſtreiche die Miſchung warm auf. — 3. Ein gutes Mittel 


zwiichen glatten 
Unten, Der haupt: 
ſims trug jtufenför- 
mige Binnen; ſie be⸗ 
fanden jich gewöhn- 
lich in einem offenen 
Hof des Balaites; 
vorihrer Thür ſtan⸗ 
den Geſtelle, äbnlic 





ig. 264. Fig. 265 
Aſſyriſche Tempelplattform. 

dem Armenstod unjerer Kirchen, vielleicht auch zu ähnlichen 

Aweden. Die Altäre beitanden theils aus jteinernen Drei- 

füßen, jehr ähnlich den griechischen, tbeils aus tiichähnlichen 

Geftellen auf Säulenfühen, mit zinnenbefröntem Rand. | nicht erjchienen ift, jomüjjen wir vor der Han d noch auf eine 

5. Begräbnifje. Die Königsgräber waren theils | volljtändig genügendef. verzichten u. und mit denjenigen 


mit Doppelvoluten | ft aud) das Ausbrennen, d.h. ſtarkes Erhigen der Nitjtellen 
an den Kapitälen durch Aufhalten heißer Eijenjtüde; ſ. d. Art. Anſtrich 52. 


aſtfrei, adj., auch aſtlos, ajtrein ıc., frei von Niten. 

ſthetik, f., esthötique, f., engl. aesthetiks, pl., vom 
griech. aisdaız, Empfindung, abgeleitet, d. i. Lehre von 
der Schönheit. Die Philoſophen haben ſich lange und viel 
über die Definition des Begriffes „Schönheit“ ſowie über 
die Stellung der Kunſtſchönheit gegenüber der Naturſchön— 
heit geftritten, Segel wollte jogar die Kunjtichönheit höher 
jtellen als die Naturſchönheit, aljo die Schönheit des von 
Menſchen Geſchaffenen höher als die Schönheit der Gottes: 
werfe! Jean Paul jagt mit Recht: „Die rechte N. wird nur 
erjt von Einem, der Dichter u. Philoſoph zugleich zu fein 
vermag, gejchrieben werden.“ — Da num ein joldyer noch 














173 


Asticeiuola 














Regeln für Schönheit der Gebäude begnügen, die fich bis 
jeßt durch die Erfahrung, durch das Urtheil von Taufenden 
und aber Taujenden richtig füblender Menſchen und durch 
die Empfehlung anerfannt tüchtiger Künſter als ſtichhaltig 
berausgejtellt haben, und dieje Regeln mögen aud) bis zur 
Erjcheinung jenes Boetphilojophen genügen, da der Men- 
ſchengeiſt im Lauf von Jabhrtaujenden in Wiſſenſchaft und 
Kunit eine Aeſthetik erlebt und durchlebt hat, was beinahe 
mehr jagen will, als eine abjtrafte Neithetif bieten könnte, 
da eine jolche die Bejtandtheiledes zu beurtheilenden Kunſt⸗ 
wertes zergliedern und jeine einzelnen Schönheiten logiſch 


entwideln, die Schönheit jozujagen erdenfen würde, der 


wahre Kiünjtler aber jein Kunſtwerk mehr mit dem Herzen 
als mit dem Geifte erzeugen, mehr empfinden als denten 
und daher nur als Ganzes erfaſſen und gebären wird, vor 
dem Zerſetzen und Zergliedern aber mit Recht zurückſchreckt 
u. daher den analytijchen Regeln einer abjtratten Aeſthetik 
nur mit Widerwillen folgen würde. 

Hauptgrundiap aller bildenden Künſte iſt, dab die Kunſt 
ein Berwirklichen des Empfundenen, das Bild 
Ericheinung der Empfindung und in der Kunſt Be- 
ariff und Erſcheinung Eins it. Aufgabe des Künstlers iſt 
es num, die Einheit des erfahten Begriffs feiner Empfindung 
äuferlich wahrnehmbar zu machen. Erfüllt er dieje Auf: 
gabe, jo wird fein Wert jchön jein, d. b. die Erjcheinung des- 
jelben wird woblgefällig und in ihren Theilen übereinjtim- 
mend (einheitlich) jein; es wird ein aufallgemeine Anerten- 
nung mit Recht Anſpruch machendes Gefühl der Luft er— 
regen, indem es alle Geiſteskräfte in befriedigende Thätig— 
feit jegt, die Einbildungstraft auf wohlgefällige Weile 
beichäftigt und den Verſtand nad) allen Richtungen jeiner 
Anſprũche hin befriedigt. 

Werke der Baukunſt betr., würde diefer Sag unge— 
fähr jo lauten: Ein Bauwerk fann nur dann jchön jein, 
wenn jeine Erjcheinung die Einbildungstrait wohlgefällig 
beichäftigt, dabei in allen feinen Theilen logiſch richtig ent- 
widelt u. demgemäh ſowohl harmoniſch geitaltet, als aus 
der materiellen Aufgabe, die es zu löſen beitimmt ijt, orga= 
nisch herausgebildet, wenn es aljo zugleich vollitändig zweck⸗ 
mäßig ift, denn ſonſt befriedigt es nicht alle Anforderungen 
des Verſtandes. Kürzer und bündiger: Ein ichönes Bau- 
wert muß in jeinen Formen wohlgefällig, in jeiner Kon— 
jtruftion qut jein. Da nun die Bauwiſſenſchaft mit von 
derNaturgelieferten, aljo vorhandenen u. durch die Technik 
vorbereiteten Materialien Werte aufführt, welche gewiſſe, 
durch Bedürfnis, Sitte und Klima geitellte Anforderungen 
unmeigerlich zu erfüllen haben, fo jind ihr für ihre Werte 
gewifje $rundformen aufgedrungen. Dieje nun ohne Be: 
einträchtigung jener Anforderungen jchön zu geitalten, it 
die Aufgabe des äſthetiſchen Theils der Baukunſt. 

Die Bedingungen diejer Schönbeit jind dem= 
nad folgende: 

1. Richtige, Mare Auffaifung der Beitimmung des 
ganzen Gebäudes ſowohl als jämtlicher einzelnen Theile 
desjelben, und zwar leßterer als einzelner Theile jowic in 
ihrer Beziehung zum Ganzen. 

2. Deutlicher und wahrhaftiger Ausdruck diejer Auf: 
faffung in der Geſtaltung des Ganzen jowohl als der 
Theile und ihres Berhältnifjes zum Ganzen, 

3. Selbjtändigteit in der Wahl der Mittel zu Er: 
reichung diejes Ausdrucks, denn nie wird eine fopirte Form 
fich einem andern Zweck, als dem jie im Original diente, jo 
anpajien lajien, daß fie aus diejem Zweck hervorgegangen 
und ihrer Beitimmung angemejjen erſcheint. 

4. Befriedigung der Anforderungen, welche Sitte, 
Zeit, Klima und Bedürfnis an das Bauwerk jtellen. 

5. Volle Benupung der Mittel, welche die Natur in 
den Materialien, die Technik u. onitruftion in Beziehung 
auf Vorbereitung und Verwendung diefer Materialien und 
die Lage des Bauplapes in Beziehung auf Terrain und 
Umgebungen an die Hand geben. — Um dieje Bedingungen 





zu erfitllen, muß der Baufünjtler, wenn er ein vollfommen 
ihönes Bauwerk ſchaffen will, volljtändig mit der Technik 
jeiner Zeit, in allen die Baufunjt angehenden Branchen, in 
allen ihren Fortſchritten, in allen von ihr dargebotenen 
Mitteln vertraut jein; ev muß die Materialien, die ihm zu 
dem Bau zu Gebote jtehen, in allen ihren Eigenichaften u. 
Eigenthümlichleiten genau fennen; er muß die Sitten der 
Zeit und des Volfes, die Eigenthümlichkeiten und Lebens: 
gewohnheiten der Perjonen oder den Kultus und die Glau— 
bensjäge der Gemeinden, die Verpflichtungen, Rechte und 
Thätigkeiten der Behörden, für die er baut, genau kennen 
u. jorgfältig beachten, muß die eigenthiimlichen Einwirkuns 
gen des Klimas, in dem er baut, genau berüdfichtigen, 
dann aber jein Bauwerk jo einrichten, daß es all den ge: 
nannten Faktoren Senüge thut. Dabei muß er jich natür= 
lic) frei machen von dem Joch der vorhandenen Stile mit 
ihren fejtbeitimmten Regeln und Zahlen, die von Epigonen 
aus Werfen einer Zeit herausgeflaubt find, die längft ver- 
floſſen ift; er darf nicht Bauwerke nahahmen wollen, die 
einjt für Völker errichtet wurden, deren Name längit der 
Geſchichte angehört, deren Sitten ganz andere waren als 
die unjerigen, deren Technik unendlich viel tiefer jtand als 
die der Gegenwart, die in einem ganz andern Klima errich- 
tet wurden als dem unjerigen, aus Materialien, die und 
theils nicht zu Gebote jtehen, theils von uns durch bejjere ur. 
zwecdmäßigere erjegt werden können. Auch muß er ſich 
jorgfältig hüten, durch Anbringen zu vieler pajjiver Ver— 
zierungen Weberladung, durch Kargen mit altiven Ber: 
zierungen Kahlheit herbeizuführen. 

Wenn der Baukünſtler gewiijenhaft nad) diefen Regeln 
verfährt, jo wird jein Bauwerk nach Anordnung, Einihei— 
lung, Lichtgebung und Konſtruktion durchaus zweckmäßig, 
nicht zu foftipielig, dem Benupenden bebaglich, dem An— 
ſchauenden wohlgefällig, dem Klima entipredhend, der Zeit, 
in der es errichtet wird, angemeſſen, dabei aber auch als 
Kunſtwerl jelbjtändig ſein; erwirdnicht in Gefahr tommen, 
Pracht und Schönheit für identisch zu halten, aber auch 
nicht wähnen, ein jhönes Bauwerk bergejtellt zu haben, 








| wenn er dentjelben gleihjam als Yarve eine Fagade ange: 


fügt hat, die er von einem mit jeiner vielleicht ganz andern 
Beltimmung harmonijd) gejtalteten und deshalb für ſchön 
anerfannten Gebäude entlehnte. 

Gewiſſe Aeſthetiler haben allerdings den Baukünſtlern 
die Arbeit jehr leicht zu machen verfucht, indem fie gewiſſe 
feititchende Regeln für die Schönheit ganzer Gebäude jo- 
wohl als einzelner Theile aufitellten, 3. B. ein Fenſter joll 
noch einmal jo hoch als breit jein u. dgl.; nun muß aber 
z. B. ein Kirchenfenſter ganz andere Verhältniſſe haben, 
als das Fenſter eines Gefängniſſes od. Pierdeitalles. Die 
Fenſter, welche ein 13 m. hohes Kirchenichiff beleuchten 
jollen, werden wegen des durch fie zu erreichenden Lichtes 
mindeitens 6 m. hoch jein müſſen; wie wiirde es aber aus—⸗ 
ſehen, mie jich mit der Konſtruktion vertragen, wenn man 
‚ fie nach jener Negel 3m. breit machen wollte? Die Fenſter 
eines Bierdeitalles, der 3’/, m. im Lichten hoch ift, können 
erjt bei einer Höhe von 2 m. vom Fußboden beginnen und 
daher wegen der nöthigen Ueberwölbung höchiten I m. hoch 
werden; würden fie Licht genug gewähren, wenn man jie 
blos '/, m. breit machen wollte? Diejes eine Beiſpiel mag 
genügen, um zu beweijen, wie wenig jtihhaltig jolche Negeln 
jind, u.uns zu rechtfertigen, daß wir fie hier nicht anführen. 
Ein Baufünitler, der ji) an obige allgemeine Regeln hält, 
wird jeden einzelnen Theil auch obne joldye Schemata ſchön 
geſtalten, wenn er mit richtiger Empfindung für das Wohl- 
gefällige begabt it. Andeutungen über die Grenzen, zwiſchen 
denen die Schönheit einzelner Theile liegt, ſowie über den 
Charakter, den man ganzen Bauwerken zu geben bat, als 
Leitfaden für Anfänger find nicht zu verwerfen, und jind 
ſolche Andeutungen in den die einzelnen Gegenſtände betr. 
Artifeln nachzuſchlagen. 

Asticeiuola, f., ital., Spannriegel (j. d .). 








äftig 





174 


Äftid 





äfig oder aflig, frj. noueux, engl. knotty, branchy, Balten befeftigt jein. Hier folgen Vorſchriften zu verichie: 


1. von Holz, ſ. v. w. aſtreich: zu Fußböden find möglichſt 
feine äjtigen Breter zu verwenden, wegen des häßlichen | 
Ausſehens, und weil fich die Hite —— abnutzen und 
dann garſtige Erhöhungen im Fußboden bilden; zu Bret— 
wänden, Thüren ꝛc. feine Breter mit lockeren, oder über: 
haupt mit faſt rechtwinklig gegen die Bretfläche jtehenden 
Aeſten, weil dieje leicht herausfallen; zu Unterzügen und 
Trägern fein Holz mit ſogen. Quer- oder Quirläjten oder 
mit Aberäjten, weil an joldyen Stellen das Holz jehr leicht 
bricht. Beim Zufammenleimen von Bretern, 3.B. zu Die- 
Ientafeln, iſt darauf zu fehen, daß fein langer Aſt an die 
Fuge fommt, weil an einem folchen der Yeim nur unvolls 
fommen haftet. — 2. Ein Foſſil heißt Äftig od. zadig, wenn 
es in länglid) gefrümmten Zaden vorfommt. 

Afimation, £., Abſchähnug, f., ſ. Bauanſchlag. 

Aflknorren, m., Anal, Kuotz, Austen, m., frz. noeud, 
m.,engl.knot,knast, knorl, knub, knag, nob, der jtehen 
gebliebene, gewöhnlich ſehr vertwachiene Theil eines abge- 
jchnittenen Aites; wenn ein Baum zu Bretern zerjchnitten 
wird, jo zeigen fid) gewöhnlich an joldyen Stellen Aberäſte. 

„.n., frz. trou oü il y avait un noeud, engl. 
knot-hole. Aſtlöcher entitehen an lebenden Bäumen, wo 
die Schnitt- oder Bruchfläche abgenommener Äſte nicht 
geglättet wird; das Regenwaſſer läuft nicht ab, jondern 
dringt in den Stamm ein, was nad) furzer Zeit das Faulen 
des Kernes bis hinunter zur Wurzel nad) ſich zieht. Das 
bejte Mittel zu Verhütung diefes Übelſtandes it Glätten 
der Schnittjlächen, Beitreichen mit einer harzigen Subjtanz | 
od. Aufbeiten von Blechdedeli. 

Afrad, m. (wahricheinlich verdeuticht aus astraco), | 
beim Deich- und Schleujenbau große, etwa 15 cm. jtarfe, 
genau an einander pajjende Steintafeln, die, innig verbuns 
den und mit Spigbolzen in den Fugen auf das Bodenholz 
befeitigt, zum Belegen von Schleufen, Sielböden ꝛc. ge— 
braucht werden. , 

Astraco, auch Astrico, m., j. Nitrich. 

Aftragal, m., vom lat. astragalus, fr}. baguette, f., 
astragale, m., engl. astragal, ring, cincture, ital. ton- 
dino, Halsring, Rinken, m., Ringlein, Reif, Stäblein, aud) 
Würfelchen genannt, ein Rund: 
jtäbchen od. Berlenjtäbchen, dann 
franz. astragale lesbien, feines 
halbrundes Geſimsglied, das als 
Saum und Anhang größerer 
(lieder dient und 3. B. bei den 
Halsgliedern der Säulen, überhaupt als Abſchließung 
—* — Ablauf, ſehr häufig ſich angewendet findet; 
. tig. 267. 

Aflralit, m., ein dem Aventurin (j. d. Art.) ähnlicher 
Glasfluß, welcher im auffallenden Licht einen prächtigen | 
Schimmer von Dunfelroth u. Bläulich zeigt. Nach Petten- | 
tojer kann man A. darjtellen, wenn in einem heifiichen Tiegel | 
zufammengejchmofzen werden: 110—120 Th. Bleioryp, | 
80 Th. feiner weiher Sand, 72 Th. Soda, 24—26 Th. 
Kupferhammerichlag, 18 Th. Borar (waijerfrei) u. 1—2 
Th. Eijenhammerichlag. 

astreated, adj., jternförmig verziert, daher astreated, 
8., oder astrite, engl., anglo-normannijches Simäglied, 
j. Stermverziernng. 

ſtrich, m., griech. öotpaxov; lat. rudus, ostracites, 
stratum, astrea, astricum, astracum, fr}. estrac, m., 
estree, f., badigeon, m., engl. rubble, wash-floor, ital, 
calcinaccio, astrico, astraco, terrazzo, jpan.enlosado, 
astrago; Eſtrich, Tenne. Der Name ü. iſt jedenfalls aus 
astricum entjtanden. Wo man feuerfihern, möglichit 
fugenlojen, fühlen Fußboden haben will, pflegt man W.zu 
legen; geſchieht dies auf Balken, jo mu; eigentlich erſt eine | 
Bretlage auf die Balken kommen. Legt man ihn gleich auf 
den Fehlboden zwiſchen die Ballen, jo heißt er Schweb— 
äſtrich, dabei muß aber der Fehlboden ſehr feft am die 





Fig. 267. Aſtragal. 








denen Arten von A. 

1. Erokener Lchmäflrid, frz. aire f. de repous, engl. 
earthen floor; der gehörig durchgearbeitete Lehm wird 
40—45 cm. did aufgeichüttet, ausgeglichen, dann mehrere 
Stunden hinter einander eben getreten und hierauf für die 
fernere Bearbeitung mit einigen Bretern belegt. Auf diejen 
jtebend, fangen die Arbeiter an, von einer Seite der Tenne 
nad) der andern vorjchreitend, Diefelbe mit Pritſchbläulen 
(j.d.)gebörig zu ebnen. Hierauf bleibt die Tenne 48 Stunden 
rubig ſtehen, wird dann wieder mit dichten, gleihmäßigen 
Schlägen mit dem Dreichilegel bearbeitet, dann läht man 
jte abermals 24 Stunden jtehen, während weldyer Zeit man 


blos die etwa bier und da fich zeigenden Riffe zuichlägt. 
ı Nun wird auf circa 5 qm. je ein Eimer Rindsblut oder 


Theergalle ausgegojien u. Hammerſchlag in dieje Flüſſig— 
feit gejtreut, dann feitgetreten und täglich noch eine Stunde 
lang geichlagen. 

2. Kegtlſchubäſtrich, fait wie der vorige, nur ift die Lehm— 
ſchlagſchicht blos 20—30 cm. ftarf und der Hammerichlaa 
wird mit feingejicebtem weißen Sand od. mit Steinfoblen= 


aſche gemijcht. 


3. Haffe Tonne, naffer Thonäftridh. Der Boden wird etwas 
über einen Fuß tief ausgehoben, diejer Raum mit feinen 
Kieſeln angefüllt, geebnet, möglichit feitgeitampft, mit einer 
10 em. hohen Lage fetten Thones in Heinen Broden über: 
deckt, wieder fejtgeitampft und in Waſſer verdünnter Thon 
nad) und nad) darüber gegofien; die beim Trodnen ent= 
itehenden Rifie werden zugeflopft, zulegt wird die Tenne 
mehrmals bis zu volllommener Bejeitigung auch der Fein: 
jten Rifje mit einer von folgenden Miſchungen gleichmäßig 


‚ überpinjelt: a. 1 Theil (nad Mäß) Rindsblut, 2 Theile 


Waſſer und 2 Theile Thon; b. 2 Theile Rindeblut, 1 Theil 
feingefiebter Hammerichlag und 2 Theile Pierdeurin. 

4. Gipsäftrid,, frz. aire f. en plätre, engl. plaster-floor, 
anftatt der Dielenböden, etwas eleganter und reinlicher als 
die vorigen, aber nicht jo elaftiich, auch nur da anzumenden, 
wo der Gips wohlfeil ift. Auf die Fehlböden oder Staten 
zwiichen den Balfen wird Pehmäftrich gleihmähig aufge: 
bradıt; darauf, im untern Stockwerk direft auf die Füll— 
erde, wird eine dünne Yage trodenen Sandes gebracht; nun 
twird der Fußboden durd) genau wãgerecht gelegte Latten im 
Streifen von ungefähr 80 cm. Breite geteilt, d. feine Sand 
dazwiichen nochmals, 2—4 cm. tiefer als die Oberkante der 
Latten, jorgfältiggeebnet, hierauf das jo entftandene Beden 
vorſichtig mit dünn eingemachtem Gips übergofjen und mit 
einer Lehrlatte glattgeitrichen. Nach einer Bierteljtunde, wo 
der Gips fich auszudehnen beginnt, wird die einfafjende 
Latte weggenommen u. das ziveite yeld übergofjen xc. Nach 
24 Stunden wird der Guß mit Schlaghölzern geflopft, alle 
5—6 Stunden dies wiederholt u. nach viermaliger Klopfung 
mit fleinen eijernen Kellen, den Glättlellen, geglättet. 

5. Venetianifdher Aftrid, j. Battuta. 

6. Signinum opus, römijcher Ä., bei den Römern jo 
gen., weil fie ihn aus Kalk und zerftohenen Scherben be- 
reiteten, wozu man am liebiten Scyerben von in Signium 
gebrannten Töpfen nahm, da fich der Signiniiche Thon am 
beiten dazu eignete. Die Italiener haben zum Theil dieje 
Bereitungsweije beibehalten und legen den U. durch Fär- 
bung des Kalkes mit Sternen ıc. aus, daher der Name 
Astricum, von dem unfer Ü. abgeleitet iſt. 


7. Pompejanifdyer Ä. bejteht in der Unterlage aus den- 
jelben Bejtandtheilen wie der frühere, darauf wird eine 
2 cm. ſtarke Lage Kalt, Gips und Flußſand (in ungefähr 
erbjengroen Körnern) gegoſſen, und che dieſe ganz erhärtet 
ift, eine ziveite Lage derjelben Miichung, aber viel feiner; 
in dieje werden Steinchen eingedrüdt nad) gewiflen Mujtern, 
jo daß jieungefähr */, em. vorjtehen ; die Fläche dazwiſchen 
giekt man num mit gefärbtem, ganz feinem Gipstalf aus, 
und zwar, wenn man verichiedenfarbige Felder haben will, 





— 


theilt man dieſe durch hingelegte Leiſten ab, die man 10 Di- 
nuten nach d. Aufgießen wieder wegnimmt, um das nächſte geſtoßener Mauerziegel. Von dieſer Miſchung werden 
Feld auszugießen. Iſt dieſer Huf halb troden, jo wird er | 5 Theile genommen und dazu 2 Theile Hall gethan. Die 
mit Waſſer übergojjen und mit Steinplatten abgeichliffen. | jo erlangte Miſchung wird auf das statumen aufgetragen 
Wenn man die ganze Fläche mit regelmäßig geitalteten | und gerammt, darauf wird der Kern wie in Nr. 14 aufge: 
Steinen auslegt, jo entiteht eine Mojait, j. d. Art.; wenn | tragen und für das nöthige Gefälle geſorgt. Durch Trän- 
man fie unregelmäßig betreut, jo nähert fich diefer A. der | hung mit Olhefen wird dieſer A. vor Schäden durch Näffe 
Battuta; j. d. Art. u. Froſt geichüpt. Um noch jorgfältiger zu verfahren, lege 
8. Gipsäfttid mit Streifen uud Verzierungen. Man ver- | man Dachſteine über die Grundmaſſe join Mörtel ein, daß 
führt im ganzen, wie unter 4 angeführt; da, wo Streifen | alle Fugen oben zolltiefe Rinnen behalten, die man mit in 
und Verzierungen binfommen jollen, legt man vor dem Ölangemachtem Kalt ausgießt u. verjtreicht ;darauffommt 
Hiehen Leiſten od. d. in Bret ausgejchnittenen Verzierungen | dann erjt der Stern, — 
bin; eine Viertelſtunde nach geſchehenem Aufguß des Gipfes | 16. Gricchiſcher Africy Für Winterſpeiſezimmer nad) Bi: 
nimmt man die Breter 2c. weg undgieft die Zwijchenräume | truv: Man gräbt unter dem Fußboden O,, m. tief aus, 
nun mit farbigem Gips aus. Wenn auch diefer angezogen | tammt den Boden fejt und überzieht ihn entweder mit der 
bat, wird das Ganze neichlagen, nachdem Alles troden ist, | Aſtrichmaſſe Nr. 14 oder pflajtert ihn mit Ziegeln, mit jo 
mit gewöhnlichen Tijchlerhobeln abgehobelt und dann mit | viel Gefälle, daß eine Abzugsrinne angebracht werden kann; 
heißem Leinöl dreimal getränft. Damit das DL beffer an- | darauf trägt man Kohlen, jtampft dieje feit, zieht einen 
ziehe, werden flache eijerne Blechkaſten mit glühenden Koh- Mörtel von grobem Sand, Kalk u. Flugaſche 15 cm. ſtart 














{en in geringe Entfernung vom Fußboden gehängt, denman nach Richtſchnur und Setzwage darüber umd ſchleiſt die 
zuletzt mit Blutitein polirt. Oberfläche mit einem Stein. Diejer A. iſt ſchwarz, jaugt 
9. Ruffifher Mörteläfrih. Eine feitgeitampfte Aufſchüt- | alle darauf tommende Flüſſigleit gleich auf und erhält die 
tung von Steinen fommt zunächit auf den Grumd. Troden Füße warn, j ER. 
gelöjchter Kalk wird ganz fein gejiebt, 1 Theil Kaltpulver | _ 17. Lothtingiſchet Ermentäfrid. 1'/, Theile nußgroßen 
mit 2 Theifen Kies gemiicht u. mit möglichft wenig Rinds- Flußſands und ein Theil ganz friſch gelöjchten Graufalfs 


blut angefeuchtet, dieje Miſchung auf dem Boden ausge- | werden gleich nach dem Mijchen auf die gepfläjterte Unter- 


breitet und unter fortgeſetztem Anfeuchten geſtampft, dabei 


auch immer von dem trodenen Gemiſch zugeitreut und jo | 


lange fortgeitampft, bis der Aſtrich jteinhart wird; foll die | Stunden wiederholt und 
ge fort Pf eich | feſter der@ement wird. 


Fläche jehr fein werden, jo nimmt man zur nächſten Lage 
10 Theile feingeftebten Kalt, 1 Theil Roggenmehl, etwas 
Rindsblut, ſtampft dies zu zjähem Mörtel, ebnet mit d. Stelle, 
„wiederholt dies nach 24 Stunden u. fährt jo fort, bis Alles 
troden ist, worauf man es nochmals mit Rindablut od. aud) 
mit Ölfarbe jtreicht. 

10. Schwucdiſchet Lehmãſtrich. Im ganzen wie 9., aber auf 
jede, Lage wird friihgebrannter Gips aufgeftebt und dann 
die Lage feitgeitampfit. 

11. Asphaltäfrid, Asphalt I., IT. III. IV. ꝛc. 


"12. Mteinkohlenthecräfrid. Man kocht d. Steintohlentheer 


jo lange, bis ein hineingetauchtes Stückchen Holz fich ganz 
wie ladirtes Leder färbt. Dann rührt man zu 1 Th. Theer 
4 Th. erwärmten reinen Sand zu, gießt das Gemiſch 1 cm. 
jtarf auf eine Unterlage von in Sand verlegtem Ziegel: 
pflaſter und ebnet es mit einem Richtſcheit. 
13. Cementäftrid,, j. Cement. Gewöhnlich bildet ein jolcher 
. mehrere Yagen, wovon d. unteren gröber find, d. oberen 
immer feiner werden und endlich in ganz feinen Gement- 
mörtel übergehen. 

14. Vitenvianifher Ä. Zu ebener Erde wirdder Boden, 
wo er nicht jchon feit iſt, jorgfältig feitgeitampft und man 
bringtdireft darauf dieerjte Yage — statumen -— ausfauft- 
großen Steinen. In höheren en muh man 
darauf ſehen, daß etwa unter dem bet. Fußboden jtehende 


lage ichnell aufgetragen und nach 24 Stunden mit glatten 
Bretichlägeln übertlopft; dies wird 8 Tage lang alle 21 
S zwar immer ftärfer geflopft, je 


18. Dervorigeverbejjert. Nach dem erſten Hlopfen 
üiberjiebt man den Boden mit einer dünnen Lage Fiegel- 


mehl, nach dem zweiten Klopfen abermals mit ganz feinem 


Biegelmehl, die folgenden Tage wird aber blos geflopft. 
19. Brabanter oder Maſtrichter Aſtrich. Kalt wird mit Stein- 


kohlen gebrannt, dann nah gelöicht, aufgebadt, gehäufelt 
| und 4 Wochen jteben gelaſſen; dies wird dreimal wiederholt; 
beim dritten Mal wird jcharfer Sand und Ziegelbroden 


(bödhitens haſelnußgroß) binzugemifcht, die Maſſe wird 
tüchtig vermengt aufgetragen, mit einem Spachtel geflopft, 
mit Hammerſchlag bejtreut und diejer hineingeflopft. 

20. Traßäfrid. 3 Theile Kalt, 8 Theile Traß u. 6 Theile 
Kohlenajche werden mit Wajjer zu einem zähen Brei an— 
gemacht, 20 cm. hoch aufgetragen u. bis auf 12 cm. zujam= 
mengepodht; in die Oberfläche werden Serben eingehauen, 
Eijenfeiljpan und Kallſtaub aufgeitreut und wieder gepocdht. 

21. Ochſenblulãſtrich. Man mijcht hierzu den Kalk mit ge: 
jtogenen Ziegeljteinen und Ochſenblut, trägt dies 10 cm. 
ſtark auf, jchlägt es breit u. übergieht ed nochmals mit der= 
jelben, aber dünner eingemachten Miſchung. 

22. Kalkgußäſtrich, frz. aire de chaux, engl. limewash- 
floor. Pro qm. werden je 10—111. frijch gebrannter Weiß⸗ 
fait, jtatt mit blojem Waſſer, mit Flußſand aelöjcht, der 
ſchon mit Waſſer gefättigt worden ift. Dieſe Mafje wird 


daraı '2—3 cm. hoch aufgetragen und mit Streichplatten wie bei 
Sceidewände nicht ganz an denjelben anitohen, fondern | 


Nr 1 geebnet; während des Trocknens bilden ſich Blajen, 


er überall freihänge. Auf einer jorgfältig gemachten Bret= | welche aufgejtochen werden müſſen. 


unterlage (Feblboden) wird das statumen aus eigrofen | 


Steinen aufgetragen. 


23. Kalkkrumpenäflrid. Bon den beim Ablafjen des ges 
löjchten Kalles im Kaſten zurüdbleibenden Broden nimmt 


Auf das statumen nun fommt ein Gemiſch von Ziegel: | man 4 Theile, dazu 3 Theile Broden ungebrannten Kalles, 


jchutt und Kalk, bei neuem Material 3 Theile Broden auf | 2 Theile Steintohlenajche oder Sand. Mit dieſer Miſchung 
1 Th. Kalt, bei ſchon gebrauchtem Material 5 Th. Broden | überträgt man den vorher geebneten u. gejtampften Grund 
auf 2 Theile Kalt. Dieje Mafje wird ausgebreitet und ge- | mindeitens 8 cm. hoch und gieht darauf jo viel Kallwaſſer, 
rammt, bis jie blos %, ihrer urjprünglichen Dide hat. Da- | bis das Ganze zu ſchwimmen beginnt, wodurch ſich von 
rauf kommt der Kern, eine Miſchung von 3 Theilen Ziegel- | jelbjt eine wägercchte Fläche beritellt. Nach 4 Tagenctiva, 
mebl und 2 Theilen Kalt. Der ganze A. wird circa 15cm. |d. b., wenn es jo weit troden ift, daß man ohne einzufinfen 
ſtark. Man fann ihn nun jo laſſen oder noch Platten da= | darauf treten kann, dabei aber der Fuß noch anflebt, wer— 
rauf legen. R den Breter gelegt u. von ihnen aus der A. tüchtig geklopft; 

15. Vitenpianifcher Afrih unter freiem Himmel, auf | dies wird nach 2 Tagen wiederholt ; nach abermals 2 Tagen 
dem feitgerammten Boden oder auf einer doppelten Bret- | kann man zum Schleifen mittels eines an eine Stange ge— 
unterlage (für flache Dächer, Altane, Perrons :c.). Bon | bundenen Schleifjteins jchreiten. 


Astrite 


176 


A tempera 














24. Arich aus allem Mörtel, frz. aire der&coupes. 2 Tp. | 


gelöſchten Kalkes werden mit 3 Theilen Broden von altem 
Kaltmörtelpug (von Haſelnußgröße), 5 Th. Sand u. 3Th. | 
Steintohlenajche zu einem dien Brei angemadht, aufge: 
bracht und grob geebnet; nad circa 4 Stunden wird das 
Ganze mit einem diinnflüffigen Breiaus 2 Th. Kalt, 3 TH. 
geitebten alten Mörtels, 1 Th. Ziegelmebl u. 1 Th. Tünd)- 
jand übergojien, dann aber verfahren wie bei 23. 

Weitere VBorjchriften 5. in Fink: Der Tüncher. Leipzig, 
DttoSpamer, 1866, Seite 174 ff. 

Astrite, s., engl., j. astreated. 

Aftroid, m. 1. j. Sternjtein. — 2. jechsjtrahliger Stern. 

Aftrolabtum, n., fr}. astrolabe, m., engl. astrolabe, 
auch Analemma, Scheibeninitrument, Theodolit, Seotheo- 
dolit gen., Winfelmehinjtrument in Gejtalt eines meſſinge— 
nen, in Grade eingetheilten Kreiſes, um deifen auf den 
Scheitel des zu mefjenden Winkels einzuftellenden Mittel- 
punft ſich ein Diopterlineal (Albidadenregel) bewegt, wel— 
ches nad) den Endpuntten der Winkel einvifirt wird. Nach 
den am Lineal gezogenen Linien fann man dann den Wins 
fel am Kreis ablejen. Sind die Gegenſtände, nad) denen 
man vifirt, jehr entfernt, jo iit es gut, wenn das A. mit | 
einen Fernrohr verjehen iſt. J 

aſtruiren, aft. Z. ſ. v. w. hinzubauen, anbauen. | 

Aftellen, £. pl., Auswüdhfe sc. vermindern zwar häufig | 
die Haltbarkeit des Holzes (ſ. äſtigh, Schließen aber die Ver— | 
wendung nicht immer aus, im Gegentheil erhöhen fie den 
Werth für bejondere Zwecke, namentlich in äſthetiſcher Be- 
ziehung, z. B. die Majern (ſ. d.). 

ſtuerhau, m. Kriegsb.), j. d. Art Verhau. Pie. 

Aftwerk, n., fr}. bois mort, branchage, m. , engl. ra- 
mage, ramification, Berjchlingungen von dürren, knor— 
rigen Aeſten; inder jpätern Gothik ſowie im Baroditil vor: 
tommende Verzierung ; wirftnurdanngut, wenn die Linien, 
ohne gezwungen zu ericheinen, doch qut jtilifirt und den ar= 
— Formen geſchickt angeſchmiegt ſind. S. M. 


.a.W. 

Aftwurzel, £., d. Uriprung d. Aites im Stamm; ſ. Ait. 

aſtylos, ohnejäulig, jäulenlos, adj., ein Gebäude, na= 
mentlich ein Tempel ohne Säulen; j. Tempel. 

Afyl, n., ftj. asile, m., engl. asylum, Freiſtätte, Zu— 
fluchtsort. Da Tempel, Kirchen, Klöjter ıc. Aſylrecht hatten 
und diefes ſich auf den ganzen Bezirk derjelben erjtredte, jo 
wurde häufig dieſer Bezirk Aſyl, Friede ıc. genannt; ſ. d. 
Art. Friede, Weichbild ıc. 

Asylum, s., engl. , 1. frz. hospice m. des alienes, das 
Irrenhaus, (j. d.).— 2. j. Aiyl. 

Alymmetrie, f., Mangel an Symmetrie, in den Zeiten 
der Herrichaft der Bedanterie für einen groben Fehler an 
gejeben; j. Nejthetif und Symmetrie. 

Afymptote, f., griech., eine Linie, welche bei unbegrenz— 
ter Verlängerung fich der Richtung einer frummen, cben- 
falls unendlich verlängertgedachten, alfo geichlofjenen Linie 
immer mehr nähert, ohne jedoch diejelbe jemals zu berühren ; 
daher kann man die U. fich als die Tangente einer Kurve 
denken, deren Berührungspunfte in umendlicher Entfer- 
nung liegt. Die A. wirdgewöhnlic) als gerade Liniegedadht, 
fann jedoch auch durch eine krumme Linie gebildet werden. 
Unter den Kegelichnitten hat mar die Hnperbel Aſymptoten 
und zwar zwei, weil jie aus zivei Zweigen bejteht. Die 
Niymptoten haben injofern Bedeutung in den mathema— 
tischen Wiſſenſchaften, als fich durch fie die Richtung eines 
jich ins Umendliche verlaufenden Zweiges einer rummen 
Linie ertennen läht. 

Atakamit, m., baſiſch jalziaures Kupfer (Cu CI+3 Cu 
HO), Salztupfererz, Kupferimaragd, jmaragdgrünes Mi- 
neral, durchicheinend, glasglänzend; ſpez. Gew. —4,. Of: 
tasderkryſtalle, färbt die Lichtflamme jchön blau, dadurd 
leicht von allen ähnlichen Mineralien zuuntericheiden. Der 
A. findet fi) in Chile, im Dijtrift Atacama, wird bei. zu 


Gewinnung des Kupfers und feingepulvert ala Streujand 
benutzt. Wf.) 

Atechnie, f., Mangel an Technik, Verſtoß gegen deren 
Negeln. 

Atelier, n., frz. atelier, m., engl. study, Werkſtätte. I. 
(Hodhb.) in Deutichland wird das Wort fait ausichliehlich 
für Werkitätten von Künftlern gebraudt, jept aber auch 
vielfach von Handwerkern beanſprucht. Die Einrichtungen 
der Ateliers find natürlich für die verichiedenen Künſtler 
jehr verichieden und werden noch durd) perfünliche Eigen— 
beiten der fie Benupenden oft bedeutend modifizirt. Im 
allgemeinen aber muß jedes. vor allem geräumig ge— 
nug für dasdarin Vorzunehmende, aber auch nicht zu groß, 
fondern traulic) fein; gute Beleuchtung it die nächite, ja 
fajt wichtigjte Anforderung. Demnach jtellen ſich folgende 
Bedingungen bei der Anlage von Ateliers für die einzelnen 
Künjte heraus: 

1. Für Architektur⸗ ſowie für Situations-, Mafchinen- 
u, andere Gattungen der Zeichnung, weldye den Gebrauch 
von Reißſchienen, Winkel und Zirkel erfordern, möglichſt 
breite, 1—1,,, m. über dem Fußboden beginnende, min: 
deſtens 2 m. hohe Feniter nach Norden mit jchmalen Schäf- 
ten. Die Tafeln zum Zeichnen jtehen der Fenſterwand ent= 
lang, jo daß die Zeichnenden das Seficht dem Fenſter zu— 
fehren; ein Theil diefer Tafeln ift als jehr wenig geneigtes, 
nicht zu hohes Stehpult eingerichtet. Das Zimmer jei nicht 
tiefer als hoch; an der Wand, rechts von der Fenſterwand, 
eine Tafel zum Zeichnen v. Ornamenten, Tujchen u. Kolo— 
riren von Façaden ꝛc., wozu man das Licht von der linfen 
Seite braucht, an der andern Wand eine Tafel zum Anfer— 
tigen v. Schablonen ec. ; hierzu ein Tiſch zum Aufipannen, 
Abjchneiden, Berpaden ꝛc., Waſchapparat, Papierichrant, 
Reibretrepofitortum ze, £ 

2. Für Bildhauer. Möglichft hoher Raum, welchem be- 
liebig hohes Seitenlicht von Norden, jowie mit Sonne, nad) 
Wunſch aud Oberlicht gegeben werden kann, indem die be= 
treffenden Fenſter alle angebradjt, aber mit dien Vor— 
hängen od. Yaden verichließbar find. Zu den nothwendig— 
jten Möbeln eines Bildhauer: Ateliers gehören Drehtiſche, 
fpaniiche Wände, Stellagen zum Altſtellen xx. Sollen da- 
rin Statuen in Stein auägeführt werden, jo muß es zu 
ebener Erde liegen und eine Einfahrt haben. 

3. Für Maler. 2) Für Nquarell: und Miniaturmaler: 
Seitenlicht nad) Norden, Brüftung etwa 1—1,,. m. 
hoch. Für jed. Arbeiter ein Fenſter v. 1,,,—1,.0 m, Breite, 
auf beiden Seiten 80-90 em. Pfeiler. b) Fiir Olmaler, 
Porträtiſten ꝛc. großes Feniter nad) Norden, 1,,, — 1,5, M- 
Brüftung, 1,0, —2 m. breit. Dabei muß aber, wie beim 
Bildhauer-Atelier, die Möglichkeit einer Veränderung der 
Beleuchtung geboten jein, überhaupt ift die Einrichtung 
ganz ähnlich dem Bildhauer: Atelier, excl. der großen Höhe 
und der Einfahrt. ec) Für Banoramijten ze. jchräges Ober: 
licht von mattem Glas. 

4, Für Kupferſtecher, Stahlitecher ıc. wie 3a, aber an 
jedem Fenſter ein Blendrahmen mit Seidenpapier, ſchwa— 
chem Shirting oder mattem Glas. 

5. Für Lithographen Ähnlich, aber noch mit einem Tiſch 
verjehen, wo man das Licht von der linfen Seite hat und 
vor fich in der Entfernung von 2—3 m. eine zueinem Por⸗ 
trät fipende Perſon placiren kann. 

6. Für Photographen, ſ. d. Art. Photographie. 

II. Atelier, m., fr;., bat nod folgende Bedeutungen: 
(Kriegsb.) 1. j. v. w. Faichinenbant (ij. d.). [Ptz.]) — 2. 
Atelier de construction, ſ. d. iv, Artilleriewerkitätte. — 
3. A. de granulation, Körnhaus (j. d.). 

III. (Sciffsb.) A. de construction, Sciijäwerit, 
Werft, Zimmerwerft. 

A tempera, fr}. a detrempe, auch Temperamalerer 
gen., eine Art der Malerei, joll, nachdem fie bereits von den 
Aſſyrern und Berjern geübt, von Byzanz, wo fie unter 
Conſtantinus x. blühte, nach Rom gefommen und dort 


Athanor 


177 


Allashol; 








bis zum Aufblühen der Olmalerei in Geltung geblieben jein. 


Mean glaubte früher, es jeieine Art Waffermalerei geweien, 
wozu man Eiweiß mit Feigenmild als Bindungsmittel 
gebrauchte; Andere nahmen an, die Farben jeien nur mit 
Leimwaſſer oder Branntwein gemiſcht worden, allein ge- 
naue Unterjuchungen haben ergeben, daß wirklich ölige, mit 
Harztheilchen verbundene Subjtanzen in den betr. Male- 
reien enthalten find. Durchgängig aber findet man beiihnen 
einen weißen, geichliffenen Grund von Gips oder Kreide, 
mit Milch, tbieriicher Gallerte oder Eiweiß verjegt. Die 
Farben zeigen ſich dünn aufgetragen, haben ihr Kolorit gut 
bewahrt, lafien fich mit Waſſer gut reinigen, ohne ſich auf- 
zulöjen, u. bejißen die Eigenichaft wirklicher Dlfarben, mır 
mit dem Unterſchied, daß fie nicht geduntelt, wohl aber mit 
einer Patina iiberzogen jind. Neuerdings angeitellte Un— 
terjuchungen haben d. Vermuthung bejtätigt, daß theils Oel, 
theils Wachs Bejtandtbeile des Bindemittels geweſen jeien 
oder auf irgend eine Art als Überzug gedient haben. Ob— 
gleich der Farbenauftrag mehr lajirend ericheint, jo fann 
man doc aus einer gewiſſen Unbehülflichkeit dieſer Art 
Bilder leicht ſchließen, daß die Technik diefer Malerei einer 
freien, geijtreihen Behandlung nicht günjtig war; dod) 
würde diejer Umſtand der jepigen, weit vorgeichrittenen 
Technik unierer Maler weichen, undes könnte leicht mit dem 
Wicderauffinden diejer alten Kunſt, jchon wegen der Halt- 
barfeit ihrer Farben, eine neue Epodje der Dekorations— 
ınalerei beginnen. Außerdem ijt noch zubemerten, daß ſich 
die Temperamalerei von der Freskomalerei auch dadurch 
unterjcheidet, daß fie nicht auf den friichen Bug, jondern 
auf trodene Wände aufgetragen wird, 
Athanor, m.,acanor, m., fourneau de paresseux, ft}. 
(Hüttiw.),d. Athanor, Akanor, faule Heinze, Kohlenth. (1.d.). 
Athenienne, f., frz., Ziermöbel in Form einer antiten 
dreifüßigen Vaſe, zum Näuchern od. als Lichthalter dienend. 
ther, frz. ether, m., engl. ether, griech. «ba. 1. 
Himmelsluft, nach der ältejten griechiichen Mytbologie ein 
Sohn des Chaos und der Caligo oder Achlys (Finiternis), 
nad) Heſiod Sohn des Erebus und der Nyr (Wailer und 
Nacht). — 2. Der Ehemiter verjteht unter Ather eine waſſer— 
belle, tropfbare, jehr bewegliche und leicht entziindbare Flüſ— 
figteit, die auch unter den Schwefeläther, Naphtha, 
Vitriolnaphtha, Äthyloxyd ꝛe. bekannt iſt. Der Äther wird 
durch Deſtillation eines Gemiſches ausAlfohol u. Schwefel⸗ 
jäure gewonnen. Es giebt aber auch verſchiedene Ätherarten, 
welche man erhält, wenn man Schwefelſäure, anjtatt auf 
nemwöhnlichen Alkohol, auf andere Altobole, wie Methyl-, 
Propyl⸗, Amplaltohol, zc., wirten läftt. Der Ather findet 
vielfache Berwendung in der Medizin, in der Chemie wird 


er als Yöjungsmittel für Fette, fettartige Körper, Pilan: | 


zenfarbjtoffe ꝛc. und in der Technif ebenfalls als Yöjungs- 
mittel für Harze ıc. verwendet; ferner hat man in neuerer 
Zeit den Schwefeläther, feiner leichten Berdampfbarteit 
wegen (er fiedet bei 34° C.), anjtatt des Waſſers zum Be— 
trieb von Dampfmajchinen angewendet. [ Wf.) 

ãtheriſches oder Jüchtiges Öl, n., auch deitillirtes, 
weſentliches DIL, frz. huile f. volatile, engl volatile oil, 
essential oil; j. d. Art DL. | Wf.) 

Athiopiſche Aunſt, f. Äthiopier nannten die Griechen 
im allgemeinen alle duntelhäutigen Völlker, bei. aber die 
Ureimvohner Ägyptens, namentlic) der Nilinjel Merve. 
Von ihrer bis zur feiniten Plaſtil ausgebildeten Kunſt iſt 
uns leider nichts geblieben, als einige glatte, hieroglyphen— 
lojeObelisten in Habeſch w.eine zahlreiche ®yramidengruppe 
auf Meros. Alles Andere wurde durch ägyptiſche Hunit- 
werfe verdrängt; ſ. ägyptüicher Stil; über die ſpätere Kunſt 

thiopiens j. Art. abejjiniiche Kunſt. 

thiops od. Mohr, ın., frz. ethiops, m., engl. ethiops, 
aethiops, auch ſchwarzer Binnober, jedes enge eh 
von ſchwarzer Farbe; meijt bejteben die Mohre aus Anti- 
mon (Spiehglanzmohr, aethiops antimonialis), Schwe— 
fel und Quedfilber (Mineralmohr, aethiops mineralis), 
Mothes, Alluftr. BausLerifon. 4. Aufl. L 











od. aus Kupfer, Noblenjäuren. Quedjilber, oder aus Eijen- 
orydul und Kohleneiſen (Eifenmohr, aethiops martialis). 
thrion, n., griech. &!!prov, bei den Griechen das, was 
bei den Römern Atrium (ſ. d.). 
tig, m., derziveite in einem Aaltorb (j.d.) angebrachte 
Trichter. 

Athiftana, f. (ind.), Säulenfuß; j. indische Baukunſt. 

Atlas, 1. (griech. Mythol.) nach d. ältejten griechiichen 
Kosmogonien ein Titan, der die Empörung gegen Zeus 
theilte und zur Strafe den Himmel tragen mu, daher er 
öfters als Träger eines Globus dargejtellt wird. Von ihm 
rührt die Benennung der Atlanten (j. unter 2). — 2. Atlas, 
m. (pl. Wtlanten), Allant, m., frz. atlante, m. Die Atlan— 
ten, aud) Telamonten, Giganten, Barjen genannt, find 
männliche, kräftige Gejtalten, jtatt der Säulen verwendet. 
Der Urjprung ihrer 
Anwendung beruht 
theils auf dem My— 
‚thus vom Atlas (j.1) 
‚und vom Sieg des — 

Zeus über die Gigan ⸗U 
ten, theils auf dem 
Andenten an den 
Sieg der Griechen 
über die Perſer. Wo 
jie die Griechen ans 
wendeten, jind es ru⸗ 
hige, kräftige Geſtal— 
ten, welche zwar nicht | 
| jpielend, aber ohne 
übermäßige Anjtren= | 
Ir ihre Funktion er⸗ 
üllen, das Gebälkauf 
ihrem Haupt und den 
emporgehobenen 
Händentragend; Fig. 
268 u. 260 (aus Gir⸗ 
genti). DieRömer u. 
ihre Nachahmer, die Künſtler der Renaiſſance- u. Barodzeit, 
haben dies Motiv vielfach modiftzirt u. verumftaltet, indem 
fie die Atlanten theils mit der aufgelegten Yait gewiſſer— 
maßen jpielend, theils unter jammerlichen Geberden darun- 
‚ter jich krümmend darjtellten. Naritirtes und Gräßliches 
jowie Unlogiiches aber hatdie Kunſt zu vermeiden, wo nicht 
die Symbolif es fordert. 

Atlasbeere, f., j. Eljebeerbaum, 

Atlaserz, n. (Bergbau), tryſtalliniſch angeſchoſſenes 
grünes Kupfererz: ſ. Malachit. Wf.] 

Atlashols, n., auch Satin-, Seiden-, Satiuct· od. Ferolehol; 
genannt, frz. bois m. satine, engl. satin-wood, fommt 
theils von einer aufden Antillen u. Guayana einheimijchen 
Gattung d. Rojaceen, ferolia guianensis Aubl.,theils von 
‚ chloroxylon swietenia, einer Cedrela Oſtindiens. Dieſe 
| jehr geihägten Hölzer werden in fo verjchiedenen Farben— 
nuancen gefunden, daß wir hier nurdievorziglichiten Sor— 
ten anführen fönnen. Das Holz der Ferolia ijt hart, dicht, 
ſchwer und gelblichroth, dasjenige von chloroxylon grün 
lichgelb. Auch das Holz des Eljebeerbaumes geht mitunter 
unter jenem Namen. Man unterjcheidet im Handel, ohne 
Rückſicht auf die vielfach noch unbejtimmte Herkunft, fol— 
| gende Sorten: 

‘ a) Kanariengelbes Salinholj. Durch auffallend ſchmale 
Jahrringe u. Heine Spiegel erhält e8 jeidenartigen Glanz ; 
| läht fich jehr qut bearbeiten, und man fertigt aus ihm, bei. 
‚in England und Frankreich, die foitbariten Möbels; nad) 
‚ Deutichland kommt e8 jeltener. Es hat oft grohe Ähnlich⸗ 
‚ feit mit Nußbaumholz. 
by Sellgelbes Satinholz iſt von hellerem Gelb und vielfach 
‚ geadert, Die franzöfiihen Arbeiter untericheiden: bois 
| marbré oder colorie, mit weißem Grund; bois benoit 

fin, mit gelbem Grund; bois satin, mit rothem Grund. 
23 





017 0 a Bl Dr —— — 
Bu » 








Fig. 268. Fig. 269. 
Atlant aus Girgenti. 





Atlaskies 178 atmofphärifde Suft 


Sternporen und Faſern machen es dem weißen Holz Des | | weiche zwiſchen den Eijenbahnſchienen liegt, und ir in welcher 
Birbelbaums ähnlich. Es hobelt ſich jehr gut und fommt | ſich ein Kolben luftdicht, aber leicht verjchiebbar bewegt, 
in großen Blöden in den Handel, die aber oft bis auf den | einen Iuftverdünnten Raum, wodurd auf den am offenen 
Kern wurmitichig find. Ende des Rohres befindfichen Kolben die äußere Luft durch 
ec) Das rothe Salinholz ijt von auferordentlicher Schön= | den Überdruc wirkt und den Kolben in den luftverdiinnten 
heit, von dem jchönjten Burpur u. braun geadert; da aber | Raum hineindrängt. Mit dem Kolben jteht ein Wagen in 
jeine Adern nur Hein u. die Züge, welche ihm atlasartiges“ Berbindung, welcher in dieſem Fall als Yotomotive ange— 
Anjchen geben, ungemein zart find, wird es nur zu Fleinen | jehen werden fan, Das Auspumpen der Luft vor dem 





Gegenſtänden verarbeitet. Kolben erfolgt durch eine mittels D ampfes getriebene Luft⸗ 
d) Das kaflanienbranne Satinholz ift fait ohne Adern; | pumpe; die Einrichtung fünnte aud) jo getroffen werden, 
außerdem giebt es noch daß mittels diejer Luftpumpe die Yuft hinter dem Kolben 


e) eine beilbraune Sorte mit ſchwarzen Adern. | Wf.]| | verdichtet würde; doch hat man, wegen des leichteren luft— 
Atlaskies,m., heißt im Nafjauischen eine Art Kupfererz. | dichten Rerichlufies des Rohres, nur daserjtere Prinzip in 
Atlasflein, auch; Atlasfpat, m., ein in England ſich Anwendung gebradıt (Prinzip von Elegg und Samuda, 
findender feinfaieriger Kallſtein, foblenfaurer Kalt, fann | während Piatti das letztere vorſchlug). Mit der Kolben 


als Kalkſpat betrachtet werden; ſ. Faſerkalk. Wf.) itange ift der zugführende Wagen durch eine ftarfe Eiſen— 
Atlasvitriol, m., fajeriger Vitriol, in Ungarn und | platte in Berbindung gebradıt, welche durch einen Schliß, 
Böhmen gebrochen, iſt ſchwefelſaures Zink. | Wf.| der die ganze Länge des Rohres durchläuft, aus demjelben 
Atmeidan, m., türkiſch, für Hippodrom; j. — — heraustritt. Um nun im Rohr cine Differenz des Yuft- 


Atmologie, f., Lehre von der Verdunſtung, von ihren | drudtes hervorzurufen, ift es nöthig, den erwähnten Schlit 
Bedingungen, den Mitteln zu Beförderung u. Hemmung | vor dem Kolben luftdicht verfchlojjen zu halten, jedoch jo, 
derjelben; j. d. Art. Luft, Bentilation ıc. daß diejer Verſchluß dem vorwärts eilenden Verbindungs: 

Atmometer,n., gricd). vonzzaös, Dampf, auch Atmido- ſtück den Weg frei macht, aljo jich bei jeiner Annäherung 
meter od. Evaporometer, n., Verdunſtungsmeſſer, phyſitali⸗ | öffnet, hinter ihm aber ſich ſofort wieder ſchließt. Dieſe dem 
ſches Inſtrument zu Beftunmung der in gewiſſer Zeit unter | Fortſchreiten des Wagens entſprechende ſucceſſive Offnung 
gegebenen Bedingungen verdunſteten Waſſermenge, bei. zu ſowie den nachfolgenden Schluß bewirken beſondere, ziem— 
Beſtimmung der Menge des an der Erdoberfläche ver: | lich komplizirte Vorrichtungen. Haupwortheil der a. E. 
dunjteten Wajjers, umdamitd. Menge der atmoſphäriſchen ift, daß man die Lotomotiven eripart, deren grohes Ge— 
Niederichlägeli.d.)zu vergleichen. Einfach fönnte manein mit | wicht viel nußbare Kraft verzehrt, jo dah man, im Gegen— 
Waſſer gefülltes u. genau gewogenes Gefüß in den Raum ſatz zu den mit Dampfwagen befahrenen Bahnen, bei der 
itellen, in welchem man d. Verdunstung d. Wajiers meſſen a. E. die Nutzlaſt bedeutend vergrößern kann. Aber ihre 
will,u.nach einer gewijien Zeit d. Gefüß wiederum wiegen; | Anlage ijt jebr theuer, der Betrieb häufigen Stodungen 
die Gewichtsdifferen; wiirde dann die Menge des verdunz durch nöthig werdende Reparaturen zc. ausgeſetzt. Auch 
iteten Waſſers geben. Die meijten A. beitehen aber aus | eripart man die Dampjmaichinen keineswegs, nur daß 
einer in die Flüſſigkeit eingeſenlten Skala, geben die Ver: | diefelben nicht lofomobil, jondern jtationär find. Die Pump— 
dunſtung alſo nicht nad) dem Gewicht, fondern nad) der | maſchinen müſſen jogar jehr zahlreich vorhanden jein, denn 
Höhe an, haben übrigens bisher noch wenig befriedigende | diejelben dürfen nur in Abjtänden von 3—H engl. Meilen 
Rejultate ergeben. | Schw.) aufgejtellt werden, Die Anwendung der a, E. fünnte fich 

Atmopyre, m., irz., uftbreuner, v. Ediwarderfundener daher nur für Streden von geringer Yänge, aber jtarter 
Apparat zu Heizung der Zimmer mit Gas; bejteht aus | Steigung empfehlen. 
mehreren Thoncylindern, welche aus "/, Porzellanthon u. | atmoſphäriſche Luft, d. b. die Atmojphäre der Erde; 
2/, Pfeifenthon gefertigt werden; fte find 5—10 em, lang | jie befteht im wejentlichen aus Stidjtoff und Sauerſtoff, 
und mit ca.H90 Yöchern von O,, mm. Durchmeſſer verjeben. | deren mechanischen Semenge, welches an allen Punkten 
Oben haben die Cylinder eine Teffnung, die genau auf den | der Atmoiphäre das fonitante Berhältnis von 79:21 zeigt, 
Hasbrenner paht. Mehrere ſolcher Enlinder werden nun noch Kohlenſäure (im Durchſchnitt vier Zchntaufendtbeile 
vereinigt u, mit einem fenerbejtändigen Gehäuſe von Thon | des Luftvolums) n. Waſſerdampf konſtant beigemijcht üt. 
umgeben; bringt man den A. auf die entipr. Brenner, jo | Das Quantum der Kohlenſäure in der Yuft ſchwankt na= 
wird das Ganze in furzer Zeit bis zur Orangeglut erbißt. | türlich, jenach den Verhältniſſen, zwiſchen weiten Grenzen. 
ein derartiger A. von 8 Eylindern genügt zum Heizen eines | Da durch das Athmen der Menſchen u. Thiere Sauerjtoff 
Zimmers von etwa 120 Kbm. Jeder der Eylinder verzehrt | verzehrt und Koblenjäuregebildet wird, eine zu große Ans 
jründlich O,,, Kbm. gewöhnlichen Steinfohlengajes. Dieje | häufung von Kohlenfäure aber dem lebenden Organigmus 
Feuerung iſt auch Fiir lüchenoperationen anzuwenden, hat ſchädlich wird, fo iſt in geichlojjenen Räumen jtet$ darauf 
aber d. Fehler, dad. Cylinder zu oft erneuert werden müſſen. Bedacht zu nehmen, das mittlere Quantum der Kohlen— 

Atmoſphäre, f. frz. atmosphère, f. (von dem griech. ſäure in der Luft angenähert herzuſtellen; ſ. Ventilation. 
acuoc und spp, zu deutſch: Dunitkugel), auch Luftkreis, Die Lufthülle der Erde wird von derjelben mit einer ge: 
Dunjtfreis, Dunſthülle; bezeichnet allgemein die Maſſe wijien Kraft angezogen und äußert daher in allen ihren 
elaftiicher ylüffigfeit, welche irgend einen Körper, im be | Punkten einen allieitig wirtenden Drud, der mit der Ent- 
jonderen den Erdförper u. die iibrigen Himmelstörper, um= | jernung von der Erde abnimmt, iiberhaupt aber, infolge 
giebt; j. Luft. Inder Mechanik nennt man gewöhnlich jo | der verichiedenen Temperaturen auf der Erdoberfläche, 
den als Einheit angenommenen mittlen Atmofphärendrud, | äußerſt veränderlich it. Der mittlere Druck d, Atmoſphäre 
der im Meeresniveau 10330 kg. pro 1 qm. I berfläche be- an der Oberfläche des Meeres gegen eine Fläche von be: 
trägt. Hiernad) entipricht dem Druck von n Atmojpbären jtimmter Größe iſt gleich dem Druck, den eine über diefer 
eine 28n Barifer Zoll hohe Zueditlberjäule od. ein Gewicht | Fläche ſtehende und mit derſelben gleichen Querſchnitt hal- 
von 15 Drang M Zollpfund; ſ. itbr. den Art. Luftdrud und at: tende Duedjilberfäule von 760 mm. (28 Par. Zoll) Höhe 
moiphäriche Luft. [r. Wgr.) auf die angenommene Fläche ausüben würde. Da Waſſer 

atmofphärifihe Eifenbahn, f., irz. chemin de fer at- | etwa 13,, mal jo leicht als Queckſilber üt, jo würde eine 
mosphörique, engl. atmospherie (al) rail-way, eine | an die Stelle der Uuedjilberjäule gedachte Waſſerſäule, bei 
Eiienbahn, bei welcher als Bewegungskraft der Druck der | gleichem Uuerjchnitte, eine 13,, mal jo großes Höbe als jene 
atmosphärischen Luft in Anwendung kommt, was eine von | baben, d. h. fait 10,,, m. hoch jein müfjen. Der Luftdrud 
der gewöhnlichen etwas abweichende Konitruftion des Ober: | bewirft 3 B. das Auffteigen des Waſſers in der Kolben— 
baucs erfordert. Man erzeugt in einer gußeiſernen Röhre, | pumpe, das Steigen des Luftballons ꝛe. Das Gewicht einer 















atmofphärifge Wiederfhtäge 


179 








——— * — — — ——— 


Duedjilberjäulev. O,,,, m. od. einer Wajjerjäulev, 10,,, m. 
Höhe beträgt bei 1 q*. Querſchnitt 15,45, Pfd., bei 1 gem. 
Querſchnitt 1,,,,kg.; man nennt dah.einen Drud, der pro 
gem. Oberfl. 1,3, kg. beträgt, einen Atmojpbärendrud u. 
mißt bei. d. Dampfdrud nach diejer Einheit. Zum Meſſen 
der Beränderungen des Atmojphärerndrudes dient das 
Barometer (j.d.). Man bat die Erdatmojphäre aus ver: 
ichiedenen Rüdjichtsnahmen als begrenzt vorausgeieht u. 
ihre Höhe auf ungefähr T—8 Neumeilen beredynet. | Wf.) 
atmofphärifche Wiederfchläge, m., pl., die ald Regen, 
Tau ꝛc. auf die Erdoberfläche gejuntene Feuchtigkeit der 
atm. Luft. Aus ihnen ſucht man, wenn jonjtige Angaben 
fehlen, abzuleiten, wie viel Waſſer einem Fluß zugeführt 
wird. Nach Kämtz beträgt die jährliche Regenmenge für 
Deutſchland 47—57 cem.; für die Schweiz 70—100 em.; 
Italien 7T0—85 cm. ; Frankreich 47—70 em.; Nieder: 
lande 57—70 em. ; England 55—95 em. ; Schweden 40— 
47 cm. Doch kommen nach Angaben Anderernod) größere 
Abweichungen vor. Bei ſtarken Regengüſſen fällt in 24 
Stunden 2—3 cm. Waſſer. Durch VBerdunitung ꝛc. gebt 
ein großer Theil Waijer wieder verloren, nadı mehrfachen 
Verſuchen */, der Negenmenge, jo daß nur "/, in die Flüſſe 
fommt. Doc) find diefe Angaben noch nicht ficher genug; 
j.d. Art, Stromgebiet. [v. 
Atom, n., frz. atome, „ 
m., engl.atom. Die Phy⸗ 
jif ſowohl als die Chemie 
fäht jeden Körper aus 7 
Aleinſten Theilchen” bes EL 
itehen, weldye nicht thei⸗ 
bar jind u. Atome heigen. 
Dieſe haben nad) der Ato—⸗ 
menlehre Kugelgeſtalt. 
Die einfachen Stoffe Ele⸗ 
mente) enthalten nur 
einerlei Atome. 1 Atom 
Waſſerſtoff hat das Hein= 
tte Gewicht = 1; ein W. |) 
Saueritoff wiegt 8 ꝛc. 
Für die Elemente find 
Atomgewicht, franz. 7 
poids m. atomique, 
engl. atomic weight, u. 
Nquivalent gleichbedeu⸗ 
tende Ausdrüde. Vergl. 
Molefüleu. Bolumatom, FE 
Atramentflein, m., 
von atramentum (j. d.), 
weil er zu Heritellung der Tinte dient, ift ein Durch Berwit- 
terung des Eiſenkieſes fich bildendes Gemenge von Eijen- 
vitriol u. Eiſenoxyd. An einigen Orten giebt man beſon— 
ders dem Zinfvitriol, welcher auch Salizienftein (Gallip- 
jtein) genannt wird, diefen Namen. | Wf.) 
Atramentum, n., lat., Tinte, Malerſchwarz, nad 
Plinius, beſtehend aus vertohlten organijchen Stoffen von 
ſchwwarzer Farbe, welche zum Malen tauglich find; doc 
führen auch andere Subjtanzen diejen Namen, 3. ®.: 
1. Schwarze Erde und Braunfohle; 2. Kienruß: 3. Kern— 
ſchwarz, durch Verbrennen der Traubenterne gewonnen; 
4. Beinbefen u. Treſterſchwarz (j. Weinhefe); 5. Kohlen— 
ſchwarz, durch Zerjtoßen der Kohlen weicher Hölzer ge— 
wonnen; 6. gebranntes Eljenbein, Atramentum ele- 
phantinum; 7. Mumie (j. d.), Leichentoble; 8. Atra- 
mentum librarium oder Scyreibtinte, die aus Kienruf 
und Gummi mit Waſſer, zuweilen mit einen Jujaß von 


Wor.) 











Atre, m., frz., Fußboden oder Herdfläche, Herdplatte 
eines Namins, Ofenäſtrich. 

Atrigiyphon, n. (ohne Trialyphen), hieß ein dorifches 
Gebäude, dejien Gebälk keine Triglyphen hatte; wendet 
man doriiche Säulen gekuppelt an, fo daß zwiſchen ihnen 
fein Triglyph Platz hat, jo entjteht ebenfalls ein Atrigly- 
phon, welches ein Fehler iſt. 

Atrium, n., lat., fr}. aitre, m. (auch ötre, estre, ge- 
ſchrieben), engl. atrium, Hof. Das Wort wollen Einige 
in höchſt unmwabrjcheinlicher Weile vom Namen der Stadt 
Atria oder Hatria in Etrurien, Andere von ater, jchwarz, 
ableiten, indem fie jagen, es jei das urjprüngliche 
Centrum des Haufe, der Herdraum, bier gemwejen. 
Da dies ſich aber nicht mit dem Einlafien des Regen— 
waſſers, das bei allen Atrien ftattfand, verträgt, fo bleibt 
nur die dritte Etymologie übrig, von althaıv (unter 

—28 tr - ur 


DEN 
— 





* — ec ß, 





Fig. 270. Atrium. 


freiem Himmel). 1. Zunächſt hieß jo der vordere, rings 
von Gebäuden umjchlojiene Hof des römischen Wohnhaus 
jes, von der Strafe aus durch das Bejtibulum (die Haus: 
flur) zugänglid) (j. übr. d. Art. römiſch u. Haus). Schlaf- 
zimmer, Dienerzimmer, Küche x. waren um dasjelbe ge= 
reiht. Je nad) jeiner Größe erhielt es verfchiedene Kon— 
itruftion ıc., und danach unterjchieden die Römer 5 ver— 
jchiedene ArtendesN.: a) atribum tuscum od. tuscarium, 
das etrustische, tuskiſche A. einfacher Hof mit rings ums 
laufendem, breitem Dachvoriprung, von defien Öffnung 
(eompluvium) aus das Regenwaſſer nad) einem in der 
Mitte des Hofes angebradıten Baſſin (impluvium) lief; 
ſ. Fig. 270; b)atrium corinthium, größer wie das vorige, 
auch mit breiterem und deshalb von Säulen unterftügtem 
Wetterdach, eigentlich ſchon ein Periityl; ce) atrium te- 
trastylon, blos mit vier foldyen Säulen; d)atrium dis- 
pluviatum, deſſen Dach nicht nach der Mitte zu, jondern 








pontiſchem Wermut bereitet wurde und jedenfalls dauer: | nach den Wänden zu fiel, welche höher heraufgingen, da— 

bafter war als unjere jegige Gallus» und Eifentinte; | her das Wajjer in Röhren an denjelben binabgeleitet wer: 

9. Atramentum sutorium oder Schuiterihwärze, bes | den muhte; Vitruv tadelt zwar dieje Einrichtung wegen 

jiehend aus Eifenvitriol, welche gegerbtes Leder u. Häute, | der vielen nöthigen Reparaturen, erwähnt aber lobend, 

die mit Öerbjäurelöjung geträntt find, jchwarz färbt; end- | dab fie mehr Licht zulafie als die anderen; e) atrium 

lich 10. Atramentum Sepiae, Ecpie des Tintenfiſches. testudinatum ; über die Konitruktion diefes iſt man nod) 
23*® 


180 


Attrape 





Attache 


nicht ganz im Mlaren, es jcheint jedoch, als ob über der mehr, jondern Brüftung, Geländer x. Die Franzoſen 
Eindedung (Eimmölbung) rings um das Oberlicht nod) | unterjcheiden: attique continu, fortlaufende W.; a.inter- 
eine Reihe immer gelegen babe, vielleicht mit Fenſtern pose Zwiſchengeſchoß, Mezjanine; a. eirculaire, j. v. w. 
nach dem Oberlicht zu, welches fo eine Art Tambour bildete. — — einer flachen Kuppel; a. de cheminée, ſ. Kamin⸗ 

2. A. hießen auch die Vorhöfe der altchriſtlichen Baſi- fries; a. de comble, W., die zugleich als Brüſtung eines 
liken; dieje Atrien waren oft mit Säulenhallen umgeben, | jladen Daches dient; faux a., Unterfodel unter dem Säu— 
und ſtets jtand in der Mitte des Atrium ein Brunnen zu lenſtuhl einer jehr body ſtehenden Säulenordnung, damit 
der durch den Ritus vorgeichriebenen Reinigung vor dem | der Sims der darunter jtehenden Säulenordnung den 
Eintritt in die Kirche; f. d. Art. Bafılifa u. Paradis. Die | Stuhl nicht verdede. Eine niedrige N. auf Thürverdachun— 

















Sitte erhielt fich ziemlich lange; die älteſten Atrien dieſer 
Art gebören zu St. Paolo fuori und St. Clemente in 
Nom, zu dem Dom von Novara, Trieit und Capua vec- 
chia :c., die jüngften bei St. Ambrogio in Mailand, bei 
den Domen v. Amalfi, Salermo, Barenzo, Aachen, Eiien, 
an der Stlojterfirche von Lord, Yimburg a.d. Hardt und 
Baulinzelle. 

3. Die Benennung A. wurde bei den Nömern auch auf 
Hallen angewendet, jogabes in Nom eina.auctionarium, 
Auktionshalle, a. sutorium, Schuhverkaufshalle, a. sau- 
ciolum, der Richtplatz. 

4. A. in der Bedeutung Begräbnisplap, welches im 
Mittelalter vorfommt, bezicht ſich wohl auf den unter 2er: 
wähnten Hof, der aud) als Begräbnisplag diente, 

„ Attache, frz., f., 1. Heine Klammer, Haſpen, rampe, 
Die. — 2. Glas) Haste, Hefthafen, Bleihafte, Umleg, 
Windeiſenring. — 3. (Müblenb.) Achje der Windmühle, 
Hausbaum. — 4. Bindedraht beim Setzen v. Nachelöfen, 

Altalen, f. (Attalea, Kam. Palmen), ijt eine amerifa= 
niiche Balmengattung. Bon der einen Art, Strick-Atta— 
lea (Attalea funifera), die in Brajilien einheimiſch iſt, 
verarbeitet man die Fäden am Grunde der Blattitiele zu 
Stricken und Tauen, 

Attaque, f., frz., engl. attack. (Kriegsb.) 1. der Anz 
ariff; a.d’emblee od. d’insulte, a.brusquee, engl.attack 
by surprise, der Sturm auf eine Feitung, ohne vorher die 
Yaufgräben zu öffnen, gewaltjamer Angriff, Ueberfall; 
a. dans les formes, regelmäßiger Angriff; a. acceleree, 
die Schnellbelagerung; — 2. attaques, £., pl., franz., 
j. approches. 

Attelles f., pl., du soudeir, franz., die Klammer des 
Löthkolbens. 

Attente, f., jrz., ſtehende Verzahnung, beſ. die ſich über 
eine ganze Fläche erſtreckende Verzahnung, die man bei 
Ziegelbauten jtehen läßt, wenn diefe jpäter verblendet wer: 
den jollen; — pierre d’a.. Zahnitein. 

Atterrissement, m., lais et relais, m.,pl., laisses, f., 
pl., d’une eöte, frz., Anjpülung, Anſchlämmung, d.h. 
das angejpülte and, bei, am Meeresufer, doc aud an 
Flußufern. 

Attich, m., sambucus ebulus (Bot.), j. Hollunder. 


Attieurgue, f., jrz., attiicher Bautheil, bei. 1.attiicher | 


Pfeiler. — 2. Attiſche Thüre; croisee atticurgue, atti— 
ſches Fenſter. 


Attika, f., lat., attica, f., frz. attique, m., engl. attie, 
attie story. In mandıen Fällen ijt man durch praktiſche 


Rüdjichten od. äfthetiiche Nothtvendigfeit gezwungen, iiber 
dem Gebälk einer Säulenordmung noch einen wandähn- 
lihen Aufbau anzubringen; man macht denfelben ungern 
höber al& der darunterjtehenden Säufenordnung und 
giebt ihm, wenn er jehr niedrig it, die (Form eines Stylo— 
bates, wenn er etwas höher it, die einer Bilajteritellung 


wohl ungenau) attiiche Pfeiler, der Aufbau jelbit aber, 
wenn er undurchbrochen oder blos in den Feldern zwijchen 
den Pfeilern mit durchbrochenen Ornamenten verjehen iſt, 
eine Nttifa. Stehen wirkliche Fenster in den Feldern, To 
hört das Ganze auf, eine A. zujein, obgleich es eine Zeit gab, 
wo man gerade dies eine A.nannte und die Feniter attijche 
Fenſter; der Engländer nennt die betr, Yimmer atties, 
Sind die Felder ganz durchbrochen, jo iſt es gar keine Attika 


gen nennen die franzöfiichen Tifchler acrot£re. 
attiſche Bauweife, f. Die ionische Bauweije als Zweig 
des griechiſchen Bauftils erlitt in Attifa einige nicht jehr 
wejentliche Abänderungen, befonders in folgendem: 

I. attifches £en- 
fer, croisde f. at- 
ticurgue, nach 

| Vitruv oben en: 
ger als unten, j. 
Figur 271: ein 
Fenſter v. Erech 
theion nebſt De— 
tails. 

2, alliſcher Sän- 
lenfuß, spirae at- 
ticae, auch atti 
ſche Baſe, j. Fig. 
272 u. 273 hatte } 
\ feinen befon: . 
deren Plinthus, 
jondern die ober- 
iteStufedesTem: ———— 5 
pels trug direkt Sig. eri 
den Säulenſuß; BE 
Dieſer gab die Grundform für alle mittelalterlihen Säu- 
lenfühe, die mannigfache Modififationen derjelben zeigen, 

3. attifher Pfeiler; diefer Ausdruck wird, wie der: atti- 
ſches Fenſter oft miß⸗ 
bräuchlich angewen 
det (j. d. Art Attika); 
der echte attiiche Pi— 
lafter wid) von dem 






Attiſches Fenſter. 


ioniſchen anderer 
Provinzen nicht we 
ſentlich ab. 








— frz. EN LINE 
atticurgue,f. Vitruv — — 
ingt, fie jei nad) gleiz Fig. 272. Attiſcher Säulenfuf. 
chen Berhältniffen wie die dorifche Thür zu madıen; die 
Chambranlebreite aber jei in 7 Theile zu tbeilen u. dann 
jo zu architraviren, 
dat jededer3 Plat⸗ 
ten 2 Theile breit 
werde, der Teßte 
| Theilaberfür tar: 
nies und Blättchen 
übrig bleibe; der 
Thürflügel follein= 
jlügelig fein und ſich nach außen öffnen. Die Thüre des 
Erechtheion Fig. 274 folgt diefer Vorſchrift allerdings 
nicht genau. 

Attole, f., frz. anate, f., 1. der Orleansbaum (f.d.).— 


—»— r 








sig. 273, Attiſcher Säulenfuß. 





2. Die Orleansfarbe (f. d.). 
mit jehr leichtem Geſims. Dieje Pfeiler heißen dann (ob- 


Attraktionskraft, f., Anzichungstraft, frz. force f. 
attractive, ou d’attraction, engl. attractive power. 


1. Ueberhaupt die gegenfeitig wirkende, auf Annäherung 


der Körper und ihre Bereinigung bintreibende Kraft. Sie 
iſt eine wejentliche Eigenschaft der Materie. — 2. Die elef- 
triſche Anziehungskraft verschiedener Körper in Bezug auf 
den Blipftrabl; ſ. d. Art. Blipableiter. — 3. Ueber chemi⸗ 
ſche Attraltion j, d. Art. Berwandticait. 

Attrape, f., frz. 1. Kriegsb.) Falle, Schlinge. — 


Attribut 
2. (Schiffeb.) Tau zum Halten des 
beim Kalfatern ſchief gelegt wird. 200 Theilen Waſſer verdünnt. 

Attribut, n., frz. attribut, emblöme, m., engl. attri-| 2. Zur Ätzung von Stahl verwendet man z.B. ver- 
baute, Gegenſtand, welcher einer allegoriichen od. fymbo= | diinnte Salpeterjäure; ein Gemiſch von Holzeifig u. Sal- 
liſchen Figur oder einem Porträt ala Erfennungsmittel | peterjäure; jalpeterfjaures Quedjilberoryd, Silberormd, 
beigegeben wird; man theilt fie ein in 1. weientliche, | Kupferomyd ꝛc. Unter dem Namen Glyphagène hat 
innere od. pſychiſche, wenn fie fich auf einen Charakters | Deleshamps als U. ein Gemiſch von 1 Th. falpeterfaur. 
zug oder eine Eigenſchaft ꝛc. beziehen, Sie zerfallen in | Silberoryd, 8 Th. Salpeterfäure von 1,,, jpez. Gewicht, 
a) ſinnboliſche, welche die Eigenichaft Durch Analogie dar-⸗ 30 Tb. Spiritus u. 60 Th. Waſſer vorgefchlagen. Polirter 
jtellen u. in der Regel jchon jelbjtändig als Symbol dienen Stahl, Säbel: u. Mefferflingen ıc. können zweckmäßig mit 
fönnen; 5. B.die Biene, einer weiblichen Figur beigegeben, | einer Löſung von Antimonbutter (ſ. d.) geätzt werden. 
deutet die Arbeitfamfeit an; dahin gehört der yelien bei | Schwarz u. Böhme empfehlen ald A. 2 Th. Jod u. 5 Th. 


181 


Schiffs, wenn es 


Au 


dürfnis, bej. beim Aben feiner Zeichnungen, mit 100 bis 

















Petrus, der Spiegel der Wahrheit, die Hörner des Mojes, | 
: — die Flügel der Engel x. ; | 
b)fonventionelle,d.b. durch | 
nahe liegende Ideenverbin⸗ 
dung und ſtillſchweigendes 
Uebereinfommen typiſch ae= | 
twordene, 3. B. die Schlanz | 
genbäre der Furien, der 
Mäpitab fürWiedervergel— 
tung x. — 2. außere, Aue 
lige, hbinzufommende, 
die fich aufäußerellmftände 
beziehen: a) wypiſche, der | 
Mythologie, den Legenden 
oder einer allgemeinen Bez | 
trachtung hiſtoriſcher Zus | 
ftände entnommene, 3. ®. | 
die Heiligenicheine, bei 
Nerztender Schlangenitab, 
— beiden Propheten die Rolle, 
bei den Evangeliften das 
Big. 27a. Buch xc.; b) rein hiftorische, 
j 3. B. die Märtyrerzeichen 
und fonftige Attribute, die fich auf Begebenheiten aus dem 
Leben der dargejtellten Perſonen beziehen. — 3. Attri— 
butive Handlungen, 5. B. beider Maria das Halten 
des Chriftusfindes auf dem Arm. Die altchriftliche Kunſt 
liebte mehr die attributiven Handlungen als trodene bei— 
gegebene Attribute; jo iſt z. B. ein Abraham, der im Be— 
griff iſt, den Ziaat zu opfern, jedenfalls bejierfenntlich, als 
wenn man ihn als einzelne Figur, blos mit einem Opfer: 
meſſer in der Hand, darjtellt. Vergl. die Art. Allegorie, 
Symbolik, Statue xc. 
kammoniak,m., Salmiafgeiit, j. Ammoniat. | Wf.[ 

Ätbaryt, m., j. Barnt. | Wf.) 

abeln, att. 3., ſchwäb., für bunt machen, foloriren mit 
lebhaften Farben. 

üben, att. 3., frz. corroder, mordre, engl. to etch, 
mittels Flüffigkeiten, meiit Säuren, auf Kupfer, Stahl, 
Eifen, Marmor, Elfenbein zc. vertiefte Zeichnungen her— 
vorbringen; j. Apffüffigfeit und Ätzgrund. Wf.] 

Atnüffigkeit, f., frz. liquide m. caustique, mordant, 
m., engl. etching-Iiquid, caustie water. Mit diejer be: 

tman bdieäpenden Flächen, nachdem diejenigen Stellen, 
welche unangegriffen bleiben jollen, mit Yggrund (f. d.) 
verjeben find. Die zu ätzenden Stellen müſſen voll: 
fommen rein und frei von Fett und ſolchen Stoffen jein, | 
welche das Benetzen und die Einwirkung der Apflüffigfeit | 
verhindern fünnten. 

1, Um Kupfer zu äßen, wendet man meist Salzfäure | 
von 32° Be. an, weldye man mit '/, Waſſer verdünnt. | 
'/ Stündige Einwirkung der Säure ift meift jelbit für ftarfe | 
Töne hinreichend. Eine andere A., welche jehr tief zu ätzen 
gejtattet, ohne daß man der bei der Anwendung der Sal: 
peterjäure fo läjtigen Gasentwidlung (Stidorydgas) aus: 
gejeßt ift, wird nach Schwarz und Böhme bergeitellt, inz | 
dem man 10 Theile rauchende Salzjäuremit 70 Th. Waſſer 
verdünnt, eine ficdende Löfung von 2Th. hlorfaurem Kali 
in 20 Th. Waſſer zufegt u. dann das Gemisch je nadı Bee 





— ; 


ll 
ll 
I 
J 
ul 
| 

| 
1 
1 


Attiſche Thüre. 








Jodkalium in 40 Theilen Waſſer gelöft. 

3. Als A. fürginkeignet fich verdünnte Schwefelſäure 
oder auch verdünnte Phosphorſäure. 

4. Glas und Steine, welche weſentlich aus Quarz be— 
ftehen, ätzt man entweder mit wäſſeriger oder gasförmiger 
Flußſäure (f. d.). Um matte Fenftericheiben berzuitellen, 
giebt man auf die Glasfläche einen Brei von Fluhipat: 


| pulver mit Schwefeljäure und läßt diefen an mäßiger 


Wärme (30—50°) eintrodnen. 

d. Marmoroder Kalkſteine ätzt man leicht mit ſehr 
verdiünnter Salpeterjäure oder mit Ejfig. 

6. Elfenbein u. Knochen fünnen mit fongentrirter 
Salzjäure oder jauren Löfungen von Silberfalzen geäßt 
werben. 

7. Berlmutter ätzt man mit gewöhnlichem Scheide: 
wajjer, das mit 2 Theilen Waſſer verdünnt wird, 

8. Als A. für Bernjtein dient fonzentrirte Schwefel— 
fäure. | Wf.) 

Ätgrumd, m., frz. vernism. de graveur, engl. etching- 
ground. Solche Stellen der zu äßendenGegenjtände, weldye 
von Äpflüffigkeiten nicht angegriffen werden follen, über- 
ziche man mit einer dünnen Dede, die durd) die Atzmittel 
unangreifbar ift und Atzgrund heißt. 

1. Harten S. kann man darjtellen durch Schmelzen von 
2 Theilen gut gepulverten Asphalts, dem man zuerjt 1 Tb. 
Kolophonium und zuletzt 1'/, Th. weißes Wachs zurührt, 
oder man jchmilzt 4 Th. weihes Wachs mit eben jo viel 
Theilen Asphalt und jegt 1 Th. ſchwarzes und 1 Th. Bur- 
gunder Bech zu. Denzuägenden Gegenſtand envärmtman 
jo weit, daß der Grund, welcher in ein Stüd Taffet einge- 
bunden ijt, mit der Oberfläche der zu äßenden Fläche in 
Berührung gebradıt, flüffig wird; durch Hin- u, Herfahren 
auf der zu äßenden Fläche verbreitet man den A. möglichit 
gleichartig. Nach dem Feitwerden des A. überzieht man 
ihn durch Unterbalten einer jtarf rauchenden Flamme mit 


‚einer Rukichicht, oder, wenn man weißen Grund haben 


till, reibt man Bleiweiß mit Leimwaſſer u. etwas Ochſen— 
gallean und trägt dies Gemenge mit einem Pinſel aufden 
A. Mit derRadirnadel fünnen dann die Linien ıc., welche 
aufdem Begenitandeingeägt werden jollen, hinweggenom= 
men werden, ’ 

2. Weiher Aggrund wird wie der harte bergeitelli; 
nurfügtmander geſchmolzenen Mafje noch eine genügende 
Menge Talg zu. 

3. Als Dedfirnif für ſolche Stellen, die nur ſchwach 
geäßt werden dürfen, aljo nad) genügender Atzung gededt 
werden, während andere einer längeren Einwirkung der 
Asflüffigkeit ausgeſetzt bleiben follen, trägt man eine Auf: 
löjung von hartem Hhgrund oder von Asphalt in Terpen- 
tinöl mit dem Rinfel auf. [ Wf.) 

AÄtkali, n., Äbflein, m., franz. potasse f. caustique, 
pierre a cautöre, j. Kali. [ Wr.) 

#kalk, m., frz. chaux f. caustique, chaux vive, 
engl.quick-lime, caustie lime, äßender, fauftijcher, leben- 
diger Kalt, f. im Art, Kalt. | Wf.) 

AÄtlauge, f., frz. lessive caustique, ift eine Auflöfung 
von Kali oder Natronbydrat in Waſſer. [ Wf.) 

Au., chem. Zeichen für aurum, Gold, 


AU 182 
A. U. oder A. U. C., auf Inſchriften anno urbis, d. i. 
Jahr nah Gründung Noms. raub madıen. 

Aube, f., franz., 1. auch aubo, aouba, f., Weißpappel, Aufbereitung, f., der Erze, frz. traitement, m., pre- 
Abe. — 2. (Waijerb., Mühlb.) Nadichaufel; a. courbe, | paration f. desminerais, engl. dressing the ores, Tren- 
a. Poncelet, die gefrümmte Schaufel nach Poncelet; a. | nung der Erze von beigemengten fremdartigen Theilen auf 
artieulde, die bewegliche Schaufel, Klappſchaufel; a. &che- | mechanischen (nicht chemiſchem Wege. Man unterjcheidet 


— — 


—* 3. D ieg latte Oberfläche eines Gegenſtandes durch Beizen 




















lonnde, die cyHoidiiche Schaufel. 

Auböpine, f., frz, Weißdorn. 

Auberge, f., frz., Herberge. 

Auberon, m., franz., Riegelframpe, Krampe auf dem 
Riegelblech. 

Auberonniöre, f., fr3., Riegelblech, Blechſtreifen, auf 
den die Krampen eines Schubriegels genietet find. 


mechanijche od. trodene N., jrj.pr&paration mecani- 
que, engl. mecanical dressing, welche nur auf derbe und 
grob eingeiprengte Erze anwendbar, von Menjchenhänden 
verrichtet wird, u. fünjtliche oder naſſe A., frz. lavage 
ın. desminerais, engl. washingthe ores, tying, shaking, 
buddling. Dieeinzelnen Arbeiten der U. find folgende: 1. 
Aushalten in der Grube. Die zu groben Gänge werden zu 


Aubier od.aubour, aubeau, m., frz., 1. Splint, faux | Sangjtücen zerichlagen, das Erzhaltige ausgejucht u. ge: 
a., double a., falſche Splint, Doppeliplint. — 2. Aubier, | fördert, das Taube zum Berjepen in der Grube behalten. 
meiſt obiergeichr., od. aubour, albour, nennt man ſowohl — 2. Aushalten über Tage bejteht in vollftändigerer Ab— 
eine Art des Mehlbeerbaums, Hirſchholder oder Waſſer- jonderung des tauben Geſteins, der reihhaltigen von 
hollunder, viorne-obier, sureau d’eau, als auch den Boh⸗ Ärmeren Hängen, wozu mit 3—5 Pd. ſchweren Fäujteln 
nenbaum, cytise des Alpes und den Schneeballjtraud). | beim Treiberſchacht oder Stollenmundlod) die Gänge zer: 

Audiennimmer, Audienzfäl, n., fr}. salle d’audien- | ſchlagen werden. — 3. Das Abläutern der Scheidegänge 
ce, engl. presence-chambre, 1. Sprechzimmer im Klofter geſchieht mittelseines Durchwurfes oder eines Reibeſiebes 
(.d.). — 2. Zimmer, wo Fürjten feierliche Audienz er=  troden, oder mittels des Durchdrehens durch Drebiiebe 


theilen; j. d. Art. Schloß und Palaſt. 

Auditorium, n., lat., fr}. auditoire, m., 1. ſ. Hörjäl 
u. Akuſtik. — 2. lat. auch audientia, ſ. Audienzzimmer J. 
— 3. j. v. w. Ambo. — 4. Blaß der Audientes und der 
Katechumenen in der Bajilifa (j. d.). 

Aus, f..1.wohlaus aquagebildet, j.v.iv. flichendes Waj- 
jer, Heiner Fluß, daber 2. eine von einem Fluß mit ge: 
ringerem Gefälle durchzogene Niederung, ein flaches Fluß— 
thal, weldyes ſich durch Fruchtbarkeit auszeichnet. 

Auenboden, m., derjenige Boden eines Flußthales od. 
einer Niederung, welcher durch Ablagerung feiner Sintitoffe 
(Erde, Schlamm ꝛc. aus den Hochwäſſern des betr. Fluſ— 
jes entitanden iſt: charakterijtiich fir den natürlich ſtets 
fruchtbaren Auenboden ift, daß die in ihm enthaltenen 
Sandkörnchen jters Fugelige oder eiähnliche Form baben, 
im Gegenjag zum Berwitterungsboden, dejien Sandtbeile 
icharftantig, zum Theil kryſtalliſirt, unabgerollt jind. 

aufarbeiten, akt. 3., 1. oft für erneuern gebraucht. — 
2, Auch fiir aufpafien, auf etwas paſſend befejtigen. 

aufbänken, at. 3.,denroh behaucnen Sanditeinguader 
auf die Arbeitsbanf, d. h. eine Unterlage von Hölzern od, 
Steinen, bringen und jolegen, daß die zuerjt in Arbeit zu 
nchmende Fläche ſich obenauf befindet. 

Aufbau, m. 1. (Hochb.) die zweite Periode eines Baues, 
vom Brundlegen bis zum Aufbringen des Daches, worauf 
dann der Ausbau beginnt. — 2. Etwas darauf Gebautes, 
ganze oder theilweiſe Erhöhung an einem Gebäude; z. B. 
jagt man: die Facade hat in der Mitte einen U. — 3. Die 
Hruppirung eines Gebäudes in der Höhenrichtung. Leber 
2.1.3. 5.d. Art. Gruppirung. — 4. ſ. v. w. Ausladung. 


aufbauen, akt. 3., 1. .v. w. aufführen, alfo entipr. dem | 


Aufbau 1. — 2.5. v. w. höher führen, höher binaufgeben, 
aljv entipr. dem Aufbau 2. — 3. intr. 3,, 1.v. iv. ausladen 
od. vorjtchen, 3. B. die Blätter des Kapitäls bauen zu viel 
auf. — 4. (Hiüttenk.) ſ. v. w. Scylade anſetzen im Schmelz- 
ofen; man jagt: das Erz baut auf, oder: es bildet fich ein 


„Mann“; dies gefchicht zuweilen jo ſtark, daß die Arbeit | 


eingejtellt und das Erz aus dem Ofen berausgebauen 
werden muß. 

„ aufbeisen, aft. 3., 1. Segenjtände, auf denen zu viel 
Olfarbe fit, davon reinigen. Sie werden mit Potaſche u. 
Milch, die zufammen gekocht find, beitrichen ; nach einigen 
Stunden wird man einen Theil der alten Olfarbe ab» 
waſchen fünnen; dann wird das Verfahren wiederholt, jo 
oft es nöthig ericheint; auch Kaliſeife, bei jehr alter Del- 
farbe Atzlali, ift anzumenden, Vgl. d, Art. reinigen. — 
2. Gegenjtände, welche gebeizt waren, auf denen aber die 
Beizung gelitten hat oder abgenutzt ijt, von neuem beizen. 


mit Beihülfe d. Waſſers. — 1. Das Reinicheiden. In einem 
heilen Zimmerfigt jeder Arbeiteran jeinem Scheideörtchen 
(engl. bal) vor der Scheidebanf und jortirt die Scheide: 
gänge auf einer Pochſohle in veiche Erze für das Troden- 
pochen, Pocherze für die naſſe A., in Scheidemehl u. Berge. 
— 5. Läuter- und Klaubarbeit für das Grubenflein. Die 
mit Grubenjchmand überzogenen Scheidegänge und das 
NAusichlagellein (vom Aushalten über Tage) werden im 
Handſieb unter Waſſer ineinem Faß ausgewaſchen u.dann 
auf dem Klaubtiſch ſortirt. Der Waflervorratb (d. durch d. 
Sieb Gefallene) kommt zur Siebiagarbeit, oder ſie werden 
in Gerinnen, Läutergräben in durchflichendem Wajjer 
durch Rühren gereinigt; unter Beibülfe von Majchinen 
geichieht das Läutern bei der ſächſiſchen Fallwäſche, der 
\ Schemniger Reibegitterwäjche, der Härzer Rätterwäſche 
| und dem fiebenbürgiichen Sprudelwajchwerf. — 6. Sieb- 
jeparbeit, Dieje beginnt mitdem Körnen, Zerkleinern ent- 
' weder duch Handhammer (Quetſch- oder Matzarbeit) oder 
(sehr unzwermähig) mit dem Schwanzhammer, oderdurd 
das Nöjch- oder Schurerzpochen unter dem Nakpochwert 
oder auf Erzmüblen, Duetichwerten. — Dann folgt das 
Neinigen des fo gewonnenen Sepwerfs durch einfaches 
Abſpülen (Durdylajien) auf dem Durchlaßgefälle, u. dann 
das eigentliche Siebjepen mit Handſieben, bejjer mit Seß- 
maſchinen, die fontinuirliche Seßfiebe in Bewegung jepen. 
— 7. Behandlung der Pocherze oder najje A. Die bei 4, 
50. erfolgenden Vorräthe, welche jehr Hein jind oder nur 
ſehr feine Erztbeilchen enthalten, werden nochmals zer- 
fleinert, auf Pochwerlen, dann läßt man jie in Graben od, 
Serinnen abjegen. Hierauf erfolgt das Konzentriren 
mittels des Waſſerſtoßes, weldyer die leichten Theilchen 
fortichlämmt, wozu man Schlämmberde, Schlämmgra= 
ben 2c., auch Kehrherde, Kurzherde, Glauchherde, Planen— 
berde od. endlich Stoßherde u. Sichertröge, neuerlich auch 
rotirende Herde benußt. — Die VBorrihtungen und Baus 
lichfeiten, die bei der A. gebraucht werden, zu beichreiben, 
‚würde bei der großen Mandyfaltigkeit derjelben zu viel 
Raum fordern und verweilen wirdaber aufdie betreffende 
Fachliteratur. 

aufblaſen, att.3., frz. enfler(Deichb.); ein Damm heißt 
aufgeblajen (frz. il a une fuite, engl. thedike is mined), 
wenn er von Maulwürfen zc. durchwühlt ijt und durch das 
eindringende Wajjer zeripringt. 

Aufblattung, f., Sufammenblattung, Aufplattung, franz. 
assemblage m. k paume, engl. scarving, ipan. ensam- 
blada con chapetones, ſehr häufig vorfommende Edver- 
bindung zweier Hölzer; ift entw. nicht bündig, eigentliche 
Aufblattung, wobei man meijt das Blatt mit *, der Holz: 
ſtärke ftehen läßt, aljo die Blattſaſſe nur um *8 








— 


aufbohren 





153 


auffüllen 








oder jie iſt bündig, frz. a. a mi-bois, engl. halving, wobei 
das Blatt (e. Fig 275 und 276) die halbe Holzitärfe, die 
Blattiajje d eben fo viel Tiefe erhält. Die A. kann anges 
wendet werden 1. bei Ueberſchneidung von 2 Hölzern, dann 
heit fie meist leberblattung od., wenn ſie bündig ift, Ein— 





Fig. 275. Gerade Aufblattung. 


Fig. 276. Aufblattung auf 
Gehrung. 


blattung, Verblattung, Schurzwerk. — 2. Bei Berlänge- 
rung, dann heißt fie meiſt Anblattung. — 3. Als Edver- 
band, dann iſt fie entw. gerade, frz. encarre, engl.square 
halving (Fig. 275), od. auf Gehrung, frz. à onglet, engl. 
mitred halving, jpan. ensamblada ä& cabeza de perro 
(Fig. 276). 


aufbohren, aft. 3., 1. |. v. w. ein Bohrloch erweitern, | 
auch aufräumen (j. d.) genannt — 2. Einen Körper auf | D 


einen andern durch Eindreben eines Bohrers befejtigen; 
meijt nur provijorisch. — 3. Durch Bohren öffnen, bei. 
Erdreich behufs Unterſuchung des Bodens; j. d. Art. Bo- 
denunterſuchung. 

aufbollern, alt. 3., beim Holzflößen das Holz über ein— 
ander legen, 

aufbolzen, anfkeilen xc., aft. 3., j. Bolzen, teil ıc. 

aufboyen, f., at. 3., franz. alleger, engl. to buoy-up, 
durch Befeſtigung an einer Boye vor dem Unterfinten be- 
wahren. 

aufbrachen, aft. 3. (Harzicharren), die Rinde d. Nadel: 


‚round-up, aufwärts fonvere Krümmung eines Stüdes 
Wertholz. 

aufbuden, akt. 3., Buden aufichlagen, aufitellen; daher 
‚ auch: etwas jehr leicht und jchlecht bauen, 
aufbujen (Schifisb), frz. border, engl. to plank, mit 
| Blanten belegen, verkleiden. 

Aufdachung, f., j.v. w. Dacheindeckung, Bedachung. 

aufdänmen, akt. 3. (Waijerb.), 1.d. Ufer eines Fluſſes 
mit einem Damm verjeben, um den Austritt zu verhindern. 
— 2. Einen jchon vorhandenen Damm erhöhen. — 3. |. 
v. w, jtauen oder abdämmen. 

Aufderkarbeit, f. (Steinbr.), frz. vidange, f., de- 
combrage, m., engl. uncaping, das Verfahren, einen zu 
brechenden Stein von Tage aus aufzufuchen, ftatt durch 
ı Stollen und Schächte. 
aufdiemen, ſ. v. w. jchobern, auch auffeimen, aufdoden 
' genannt; j. Schober und Feime. 

aufdingen, frz. obliger, engager un apprenti, engl. 
to bind to a master, einen ehrling in eine Sana auf⸗ 
nehmen; die dariiber aufgeſtellte Urkunde heißt der Anf- 
dingebrief. 
aufdobbeln,aufdollen, aufdoppeln, aft. 3., fra. cheviller, 
engl. to peg-up, ein Stüd Holz, gewöhnlich in wägeredhter 
Lage, auf einem andern, mittel eingeſetzter eichener 
Santen, Dübel, Dobbel (od. Dollen) befejtigen ; f. d. Art. 
übel. 








aufeifen, att. 3., j. aufwuhnen. 

Auffahrt, f., 1. (Strahb., Hochb.) j. dv. iv. Rampe, Ap— 
pareille, Anfabrt ıc., ri. rampe,appareil, abord, m., 
engl. ascent, rising ground. An Laläften ꝛc. legt man 
gern eine bufeifenförmig gezweigte W., frz. fer m. a che- 
val, engl. forked ascent, an, damit die Wagen auf einer 
Seite aufs, auf der andern binabfahren fünnen. Die 
' Steigung mache man höchſtens */,, der Lünge, Breite 
' mindejtens 2'/, m. — 2. Ueber die. bei Gerüſten |. Auf— 

lauf. — 3. (Kriegsb.) frz. chemin talute, rampe, engl. 
|ascent, ascension, ital. salita, jpan. repecho, janit 





bölzer mit einem Eiſen öffnen, damit das Harz ausläuft. | geböfchter Weg, welcher zur tommunifation, zum Trans 

aufbrechen, 1. Hüttent.) frz. soulever, engl. to break- | port der Geſchütze ıc. vom Innern der Befejtigung auf den 
up, die Gans aus dem Herd rüden, das Gebläſe jtärker | Wall, beziehentlich auf die Stückbank führt. In permanen- 
wirken lajien und das Eijen auf friiche toblen bringen. ten Befeftigungen haben dieje A.en ein Steigungsver: 
— 2.5. v.w. anjtechen, abjtechen, frz. percerlefourneau, | bältnis von 1:8 bis 1:6, bri paſſageren Werfen 1:6 
faire la pereee, engl. totap the fournace, torun-offthe | bis 1:4 und find bei erjteren 3, — 4 m., bei leßteren 
pig-iron , den Hohofen öffnen u. das gejchmolzene Metall | 2,,—3 m. breit. Die Böſchungen der Aren find bei Feld— 
auslaufen laſſen; j. auch ausbrechen. — 3. frz. decarreler, | werten, der Naumerfparnis wegen, häufig verfleidet. Die 
engl. to tear-up, Pflaſter oder Chauſſirung aufbreden, | unter dem Horizont liegenden Wen aus den Najematten 
d. h. Aufhacken gepflajterter od. hauffirter Flächen behufs | u. in bededtten Wegen heißen auch Abfahrten, frz. rastelles. 


gänzlicher Bejeitigung oder Erneuerung derjelben. [Fr.] 

aufbrennen, 1. ſ. v. w. nochmals brennen, 3. B. zu 
ſchwach gebr. Ziegel. — 2. Durch Brennen befejtigen, z. B. 
die Blajur auf Thonwären a. — 3. Durch Einbrennnen 
ein Zeichen anbringen. Ten Rüſtholz wird z. B. der Name 
des Meijters aufgebrannt. 

aufbringen, 1. (Zimm.), frz. faire le levage, engl. to 
raise the timberwork, das Holwerk eines Daches be: 
hufs Aufrichtung desjelben auf den Bau aufziehen. — 
2. Stämme zum Behauen auf die Haubant jichaffen. — 


3. (Hüttenw.) die zu verichmelzenden Materialen auf dic | 


Schicht tragen (auftragen) und von da aus in den Ofen 
jchütten (aufgeben). 

aufbrongiren, aufdarriren ıc., aft. Z., ſ. v. w. wieder: 
holt bronziren, harriren ı. deral. 

aufbrüren, fr}. construire, jeter un pont, engl. to 
form, to lay a bridge (#triegb.), j. v. w. jchlagen, eine 
Ponton- oder Bodbrüde. Man untericheidet: a) a. durch 
Einſchwenkung, fra. construire par un quart de conver- 


— 4. (Brüdenb.) A. einer Brüde iſt entweder der an— 
fteigende Zugang zu derjelben, frz. abord, m. , engl. ap- 
‚proach, oder die Steigung der Brüdenbahn jelbit, frz. 
monts6e, f., engl. rising, wie jie bej. bei mittelalterlichen 
Steinbrücden gebräuchlich war. — 5. (Waiierb.) A. eines 
Kais, frz. escale, f., cale, f., engl. ramp; j. d. Art. Hai, 

nuffeilen, aft. 3., 1.5. v. w. raubfeilen. — 2.3. B. einen 
Ring durd Feilen öffnen, 
auffördern, alt. 3., ſ. v. w. Holz ıc. indie Höhe ſchaffen, 
j. auch aufbringen und fördern, 

auffriſchen, aft. 3., frz. rafraichir, 1. verjchofjenen 
Farben wieder gutes Anſehen geben durd; Reinigen und 
Ueberzichen m. Firniß, Uebermalen x. Eineinfadyes Mit: 
‚tel, die Farbe an geftrichenen Thüren ꝛc. aufzufriichen, be= 
ſteht darin, daß man fie mit einem Gemiſch von '/, Bid. 
Firniß u. Y/,, L. H0gräd. Altohol mittels eines wollenen 
| Yappens abreibt. | Schw.) — 2. Beim Weißblech, die durch 
‚die Bearbeitung entjtandenen Flecken wieder friich ver— 
zinnen. 








sion, engl. to form by swinging; b) gliederweiſe a.; frz. aufführen, alt. 3., frz. élever, engl. to ereet, eine 
c. par portieres, engl. to form by rafts; ec) pontonweije | Mauer oder ein anderes Bauwerk oder Gebäude errichten. 
a., frj. ce. par bateaux suecessifs, engl. to form by Daher jpricht man von Aufführung der Straßen, eincs 
booming-out. Sebüudes, einer Mauer, eines Walles ıc. 

Aufbudt, f. Schiffsb.), frz. bouge m. en haut, engl. | auffüllen, aft. 3., frj.terrailler, tasser, engl. to pile- 


auffuttern 


— ————— 





erhöhen; ſ. d. Art. Auftrag, Ausfüllung, Baugrund und 
Gründung. 

auffuttern od. anffüttern, intr. 3., auf Balken, Lager— 
hölzer, Wandfäulen ꝛc. zu Ausgleichung derjelben eine 
Bohle, Halbhofz, Yattenitreif ꝛc. aufnageln. 

Aufgang, m.,frj. montee, f., 1. ſ. v. w. ſchmale Rampe. 
— 2. f.v. w. Treppe, aud Richtung der Treppe nad) oben. 
— 3. fr}. cötd d’ouverture, ſ. v. w. die Seite, nad) wel— 
. ‚ber hin eine Thüre aufgeht; ſ. d. Art. Thüre. — 4. franz. 

levant, m., j. v. w. Ojten, Morgen. 

aufgeben, aft. 3. 1. So nennt der Nlalfbrenner das 
Aufeinanderichichten der lalkjteine und des Brennmate- 
rials. — 2, (Hüttenw,) auch aufgichten, den Ofen bes 


184 


up, ein tiefgelegenes Terrain durch Aufwerfen von Erde 








Aufbängepunkt 


bejondere Aufmerkſamkeit hierauf zu richten. Sie ift fein 
bfeibende, jondern verichwindet im Laufe eines bis zweier 
Yahre durch das Zuſammenſetzen größtentheil® wieder, 
und man jchüttet deshalb z.B. Eijenbahn: und Straßen- 
dämmte je nach der Schüttungsmethode mehr od. weniger, 
durdyichnittlich aber 10°, höher, als das Längenprofil 
derjelben erfordert, [ Fr.) — 3. Das Sichöffnen einer 
Thüre, eines ‚Fenfters, 3. B. Die Thüre, das Fenster gebt 
nad) innen oder nad) Sen auf. Bei zweiflügeligen Fen⸗ 
ftern bleibt der Mittelftab entw. ſtehen od. gebt mit auf, 
dann ijt in der Megel der aufgehende Stab, frz. faux me- 
neau, ım., engl. dead mullion, der rechte Höheſchenkel des 








linlen Fenſterflügels. 


aufgehenkelt, adj., heißen Maſchinen oder Gefäße, die 


ſchicken, frz. charger le fourneau, engl. to charge, feed, | mehrere eiſerne Reifen oder Bänder haben. 


serve the furnace, j. v. w. das Eintragen der Erze und 
des Brennmaterials in den Ofenſchacht bei Schmelzöfen; 
f. Aufgebevorrichtung und beſchicken. [St.] 

ek üble f., frz. appareil-chargeur, m., 
engl. charging-apparatus (Hüttenw.). Naddem der 
Schaditofen (Sohofen) volljtändig ausgelcert iſt, werden 
die Schichten von Erzmaſſe und Brennmaterial in ges 
wiſſen Verbältniffen in den Ofen eingetragen. Dies ge— 






/ 2 3 * 
"ig. 277. 


ſchieht entweder einfach mit Trögen in die offene Gicht des 
Ofens oder, um die ſonſt abziehenden Safe zum Vorwür— 
men der Gebläjeluft zu benupen, mittels einer Aufgebe- 
vorrichtung, wie aus vielen eine gut bewährte in ig. 277 
dargeitellt iſt. A iſt die Bichtöffnung des Hohofens, B 
ein er in welchen mittels Narren od. Hunden (j. D.) 
Erz und Brennmaterial eingetragen wird; C eine beweg- 
liche Glode, die mit dem feititchenden Robr Deinen Waſſer— 
od, Sandverſchluß bildet u., nadydem der Trichter Brings- 
um gefüllt it, emporgezogen wird. E tft das Abzugsrohr 





fiir die beißen Gaſe, die man von da in einen Winder: , 


bigungsapparat (j.d.) leiten kann. F ijt cine Klappe, um 
die Baje auch direft ins Freie laſſen zu fünnen. 
aufgehen, paſſ. 3., 1. frz. lever, bouffer, foisonner, 
engl. to swell, to rise, to increase, aud) auägeben, ge= 
deiben; jo benennt man das Ducllen des Malfes beim 
Löſchen; ſ. d. Art. Kalk und Anjdnvellung 2. — 2. Auf- 
gchen, n., ausgegrabener Bodenmajien, fr}. foisonne- 
ment, m., engl. swell, auch Wachſen ıc. nennt man die 
Vermehrung des Bolumens gewachlener (d. b. jeit Jahr: 
hunderten an demielben Orte ungeitört verbliebener) Erd- 
ſchichten, welche ausgeichadhtet und an anderer Stelle 
wieder abgelagert werden. Diejes N. iſt bei verichiedenen 
Bodenarten verichieden groß, und hat man bei Erdbauten 





Aufgebevorrichtung. 





h 


aufgewältigen, att. 3. (Bergb.), j. aufräumen 3. 

aufgeworfenes Eijen, Meißel, Raſpel xc., Werfzeug, 
13. outil coud&, engl. bent chisel ete., Heißt ein ſolches, 
weiches cin Stücdchen über der Schneide im Winfel ge- 
bogen ift; namentlich bei Bildhauern, Formichneidern x. 
in Gebrauch. 

aufgraben, alt. 3., frz. fouiller le terrain, engl. to 
rake up the ground, to dig up the earth, 1. nach ®eftein 
oder dergl. ſuchen. — 2. |, v. w. nusgraben, fr}. relever, 
ein altes, verjchüntetes Gebäude ꝛc. aufdeden. — 3. j. v. w. 


Grund graben, frj. d&chausser les arbres. 


aufhagen, aft. :}.,aufhänfen, aufflapeln, frz. amonceler, 
imettre en haye, enhayer, engl, to pile up (to wall the 
bricks), Lehmziegel 
zum Austrocknen auf 
Haufen oder Böde 
etzen, und zwar jo, 
aß die Luft zwiſchen 
jedem Stein gut 
durchſtreichen kann. 
Aufhängeboden, 
m., fr}. etendage, 
m., engl. hanging- 
room; f. Troden- 
boden. 
aufhängen, alt. 
3..1.fr4.suspendre, 
einen Leuchter mit: 
tels einer Schnur an 
die Dede, cin Bild 
oder einen Spiegel 
an die Wand x. hän= 
gen. Das richtige Aufhängen folder Gegenstände ift ein 
Theil des Deforirens (f. d.). — 2. Mittels eines Hänge- 
werts (ſ. d.) in die Höhe halten. — 3. (Hüttent.) fr). acero- 








nJ s.Meler 


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A eu f — 


ig. 278. Dig. 279. 
einer Getriebegalerie. einer Schurzgalerie. 
cher, die Pochſtempel in die Höhe ziehen, um am Poch— 
werk etwas zu repariren. 51. 
Aufhängepunkt, m., frj. point de suspension, engl. 
ir 2 suspension, der Wäge, des Pendels ꝛc.; ſiehe d. 
etr. Art. 


Aufbau 





— — 


Auſhangungsbeſchläge, n. Hãugtbeſchlãge Einhäu- 
gungsbeidläge, Bandwerk, Gebäude, n., ri. pentures, f. pl., | 





engl. hinges, pl. ; ſ. d. Urt. Angel, Band, Beſchläge ıc. 


Aufbau, m. (Kriegsb.). So nennt man beim Miniren 
eine in einer Schacht- oder Galerieverkleidung gemachte 
Öffnung, um durch diefelbe hindurch eine fich abzweigende 
Galerie anjteden zu lönnen. Aus Fig. 278 ift erfichtlich, 
wie man den A. einer Betriebegalerie unter einem Winfel 
von 60° ausbaut, Fig. 279 zeigt die Konstruktion des Auf- 
haues einer Schurzgalerie unter gleichem Wintel. [.Ptz.] 

aufhauen, 1. (Schmied.) einen Eifenftab aufbauen, 
öfterreichiich Ichröpfen, frz. denteler, ereneler, engl. to 
notch, to tooth, Vertiefungen in denjelben einbauen, um 
ihn zu einer Feile zu verwenden oder damit er bejjer in 
Holz od. Mauerwerk bafte, 5. B. die Füße der Klammern 
werden aufgehauen. — 2. (Steinm.) aud) aufrauben, 
aufjtoden, frz. layer, granuler, engl. to tooth; mit 
dem Stodhammer (ſ. d.), j. v. w. Flächen rauh hauen, 
4.B. den Grund einer mit Ornamenten verjehenen Füllung, 
— 3. frz. retailler, engl. to cut again, to cut a-new, 
alte Feilen wieder jhärfen. — 4. (Nlempn.) frz. emboutir 
la töle, Yöcher oder Figuren in cin Blech jchlagen. — 5. 
(Zimm.) ein Gebäude glei) da, wo das Holz gefällt wurde, 
abbinden. — 6. j.aufpiden. — 7. (Striegsb.) Benennung 
für die zu Herjtellung eines Aufhaues ( d.) nothwendigen 
Arbeiten. Sie bejtehen, außer dem Durchſchneiden der 
Galerie, reſp. Schadhtverkleidungen,, im Abfangen der 
ihrer Unterjtügung beraubten Berkleidungstheile und des 
neu entitandenen Ortes [‚Ptz.] 

Aufbhauer, m., frz. langue f. de carpe, engl. eutting 
chisel(Schlojier), ein an der Schneide bitonverer od. befjer 
noch rautenförmiger breiter Meißel, um Löcher durd) 
glübendes Eijen damit zu hauen. 

Aufyaus, n., ſ. v. w. Ucberbau, Obertheil des Hauſes. 

aufheben, 1.(Bergb.) einen Stolln, der verjchüttet war, 
wieder aufräumen. — 2. (Hochb. Straßenb.) ſ. v. w. auf: 
brechen 2, — 3. (Kriegsb.) ein Lager, franz. d&camper, 
lier les tentes, engl. to strike the tents, to decamp, 
1 v. w. abbrechen, durch Wegnehmen der ein Baraden, | 
Lagerhütten 2c., Einebnen der Kochlöcher, Latrinengruben, 

Aufbeber, m., bei Dreſchmühlen und Adermajcinen, 
ſ. v. w. Daumen (j. d.). 

aufheften, alt. 3., frz. attacher legörement, engl. to 
fasten slighty, leicht und proviforifch aufnageln. 

aufhöhen, aufhellen, ſ. v. w. auflichten. 

aufholen, 1. (Wb.) frz. rehausser, retablir, engl. to 
restore, ein verjunfenes Werk durch Aufjegen eines neuen 
Baues wieder erhöhen. — 2. (Schiffsb.) haler A terre, 
engl. to ground, ein Schiff hehufs der Ausbeſſerung ans 
Land winden. — 3. Kriegsb. u. Schiff.) frz. haler a mont, 
touer, engl.to haul up, to tow, heißt: Fahrzeuge, Durch— 
läfje zc. durch Zichen an den Stromantertauen, z. B. Bon: 
tons zum Einjtellen in die Brüdenlinie, ftromaufwärts 
bewegen. [.Ptz.) — 4. Einen Anter a., das Antertau aufs 
bieven, frz. virer le cable, engl. to heave anchor, d. i. 
den Anker vom Grund auf das Fahrzeug heben. 

aufjochen, auf ein Joch befeftigen, durd) ein Noch 
ftügen (j. d. Art.). 

aufkämmen, überkämmen, verkämmen, 1. (Zimmt.) frz- 
assembler & entaille, engl. to cog, to join by cogging-, 
cocking- or cauking-joint, ein Stüd Holz mittels eines 
Kammes in eindarunterliegendes einlaſſen, meijt in wãge— 
rechter Lage. Fig. 280—282 ftellen aufgefämmte Ber: 
fnipfungen dar, und zwar 280 die Kämme auf der Ober- 
jeite der Ballen, zum Aufkämmen der Schwellen dienend, 
281 die Auffämmung der Balken auf den Mauerlatten, 
282 eine zum Schuß gegen die Näfje durch eine Platte | 
Mothes, Illuſtr. Vau-Lexikon. 4. Aufl, L 


185 


Auflanger 


überdedte Auffämmung. — (Mafchinenb,) ausgebro- 


dene Kämme eines Kammrades durd) neue erjegen. 
aufkegeln, frz. empiler, engl. to set in round piles, 





Dig. 281. Auflämmungen. 


aufkippen, anfkanten, alt. 3., j.v. w. in die Höhe fanten 
auf die hohe Kante ftellen, 1. von Steinen, fra. mettre de 
champ, engl. to put edgeways; — 2. von Hölzern, frz. 
mettre sur la carne, engl. to lay on the narrow side, 
Steine oder Hölzer jo lagern, daß die ſchmale Fläche als 


Lagerfläche dient. 
aufklaffen, paii. 3., ft}. __ — — 


s’entr’ouvrir, engl. to Hy ==" S; 
open, 1. eine Thire Haft 
auf, d. h. fie ſchließt nicht * 
ordentlich an die Verklei— 
dung an, jo daß cine Lücke 
leibt. — 2. Wenn dicht zu⸗ 
jammen zu fugende Hölzer, 
Steine ze. in ihren Fugen 
noch nicht pafien, fagt man 
ebenfalls: fie Haffen auf. 

Aufklappladen, m., 
Alappladen, £allladen, m., 
fra. volet m. en abattant 
shutter. So nennt man 
niere oben haben. 

aufklauen, alt. 3. (Zimm.), frz. empatter, empater, 
engl. to join by a triangular notch, mittels einer Klaue 
(j. d.) befeftigen ; bei. bei Sparren. 

aufkleiben, aufkleben, aft. Z., frz. attacher, coller, 
engl. to stick to, to paste to, mittel® Kleifter befeftigen, 
namentlich von Bapier gebraucht. 

aufkreiden, alt. 3., j. abſchnüren. 

aufkröpfen, akt. 3., in die Höhe Fröpfen. Wenn ein 
eigentlich horizontal laufendes Geſims ein Stüd in die 
Höhe jteigt, um dann wieder wãgerecht weiter zu geben, jo 
jagt man, es ift aufgefröpft, fri. recoupe en montant, 
engl. carried up. 

aufladen, anfloden, aft. 3., |. v. w. aufbradhen. 

Auflage, f., 1. (Zimm.) das Mäß, um wie viel ein 
Balten aufder Mauer aufliegt. — 2. Dasjelbe von Sims— 
fteinen 20. ; hier muß die Auflage eben fo groß fein als die 
Ausladung. — 3. Beriodifche Zufammenkünfte von In— 
nungsangebörigen, bef. von Geſellen. — 4. A. des Anſän— 
gers, ſ. im Art. Anfangsitein. 

Auflanger, m. (Schifisb.), frz. allonge, f., engl. fut- 
tock, jpan. aposturaje, diejenigen Theile der Schiffs: 
tippen, die die Verlängerung der Bauchjtüce (Lieger und 
24 





Fig. 292. Aufkimmung. 


abattant, m., engl. folding- 
&äden (f. d.), welche die Schar- 


aufläffig 186 aufpudern 





Sißer) bis zum Bord bilden. Sie heißen nad) den Baud)= | dimarcar, eine Gegend, Bauplatz u. dgl. geodätifch aus— 
ſtücken, denen fie entiprechen: a) Kniejtüd=W., auch Siger, | mejjen und dann einen Situationsplan fertigen. — 2. 
franz a. de genou, engl. first futtock, fpan. jenol; b) A. (Bergb.) a) frz. lever un plan de mine, engl. to dial, to 
des erjten und zweiten Spantes, frz. allonge de couple, | line, to survey underground, einen Grubenbau aus— 
engl. second and third futtock, jpan. barraganetes; | mejjen, j. markicheiden; b) für mutben, aud) einen Stolln 
e) A. der Kattjporen (j.d.), frz. allonge de porques, engl. | aus dem Freien a., j.v. w. ihn ganz neu bauen. — 3. Eine 
middle, reſp. upper futtock, futtock-rider, jpan. liga- | Eijenbahn, Strafe, einen Kanal ıc. a.; jo nennt man die 
zon ; d) Top⸗ A. vertehrter;, frz. allonge de revers, engl. Horizontalmeſſung behufs Herſtellung von Flurkarten, 
toptimber, jpan. aletas de revẽs, montantes. Situationsplänen, Bahnhofsgrundrifjen ꝛc. im Gegen 
aufläffig fein (Bergb.), nicht mehr bebaut werden. ſatz zur Bertitalmeflung, welche man mit dem Namen Ni— 
Auflauf, m., Bahn, f., Bumbam, m., Fahrbrüde, Lauf- | velliven bezeichnet. S. aud) d. Art. Feldmeſſen. Fr.) — 
brüde, Pritſche, f., frz. pontm. d’&chafaudage, engl. gang- | 4. Nachdem Augenmäh a., frz. lever a vue, à coupd’veil, 
way, rising scaffold-bridge,Berbindungsweg eines höher | engl. to take a flying level, an eye-sketch, d.i.m. Hülfe 
gelegenen Bautheiles mit einem tiefgelegenen od. mit dem | der Schrittzahl und Schrittgröße, aud) nurdurd Taration 
ebenen Terrain, um Materialien ficher und jo fchnell als | der Entfernungen u. Winkelbezeichnungen einen Terrain 
möglid) in Ermangelung bejjerer Hülfsmittel, wie Win | abjchnitt topographiſch verzeichnen. 
den ıc., an Ort und Stelle zu bringen. Man ftellt fie her, | aufpalmen, neutr. 3., jr}. se paumer, engl. to climb 
indem man Rüftböce, dieimmer höher werden, in gewifjen | hand over hand, an einem Tau nur mit Hilfe der Hände 
Entfernungen aujjtellt und, wenn dieje nicht mehr aus= | hinaufklettern, 
reihen, Rüftjtangen od. Spießbäume auf beiden Seiten | nufpappen, aft. 3., ſ. v. w. auffleben ; daher 2. Spott: 
eingräbt und an diefelben Knaggen, noch bejjer Stempel | ausdrud für unfolide Befeftigung.. 
(j. d.) mit eifernen Klammern befeftigt. Auf diefe Stem: | aufpatroniren, aft. 3., |. Patrone. 
pel legt man Quer: oder Sattelhölzer, auf dieje lange ne: alt. 3., Zeichnungen auf Flächen mittels 
Stangen (Streichitangen), und zwar mit dem dien Ende | des Bauens (f. d.) übertragen: die Hinterjeite der Zeich- 
nad) oben. Dieje Stangen belegt man nun querüber mit | nung wird mit Lindenfohle geſchwärzt, dann loder, aber 
Pfoſten oder Bretjtiiten (Schlußrieget) und bededt das | ruhig und ficher, auf oder an die Fläche angedrüdt und 
Ganze in der Langrichtung mit Bretern, Dabei muß man ſchließlich die Konturen mit einem jpigen Griffel über: 
Alles tüchtig verflammern, zu beiden Seiten Streben ans | fahren; infolge defjen zeigen fich die Umriſſe der Zeichnung 
bringen und die ftärfjten Breter, fogenannten Fahrdie- | deutlic) auf der betr. Fläche; ſ. d. Art. Baujen. 
len, in die Mitte legen, weil auf denjelben am meiften | nufpfropfen, aupfropfen, akt. 3., frz. enter, engl. to 
gefahren wird, aft up, eine Yängenverbindung jtehender Hölzer. Die 
Aufläufer, m., fra. chargeur, m., engl. charger, Ar= Hirnflächen (Anſtöße) beider Theile müſſen genau wintel« 
beiter, weldyer Erz und Kohlen in den Schmelzofen jchüttet | recht auf der Achſe jtehen und jauber bearbeitet, am beiten 
oder aufläuft; bei Hohöfen Aufgeber genannt. achobelt fein. Es giebt mehrere Arten diefer Verbindung. 
aufleben, anfmalen, ſ. auffrischen. Die einfachite, zugleidy die zweckmäßigſte für Rundhölze 
Aufleger, m., 1. (Salzw.) Arbeiter, welcher das Salz | (Pfähle xc.), bejteht darin, daß i 
aus den Pannen nimmt und zum Trocnen in Körbe od, | man um beide Hölzer an der 
Kaſten legt. — 2. (Torfit.) Arbeiter, welcher den Horizon= | Stohfläche einen jtarfen, 8 bis 
taljchnitt macht. — 3. Das Werkzeug zum Wegheben der | 12 cm. breiten Eifenring legt, 
einzelnen Torfziegel. welcher, zur Hälfte jeinerBreite 
auflichten, aufhellen, aufhöhen, anfblicken, aft. 3. (Mal.), | in jeden eingreifend, beide ums 
frz. &gayer, rehausser, engl. to brisk-up, to enliven, ſchließt und nad) feiner ganzen 
ital. rifiorire, jpan. retocar, Licht aufjegen, auf dunkle | Die infie eingelaffen ih Bur 
Farben hellere auftragen, bei. bei Deforationsmalern, | gröhern Sicherung kann zu dem 
——— Malerei durch Aufjegen neuer, friſcher Eiſenringe nach Fig. 284 ein 
ichteffefte wieder Glanz und Leben geben. doppelter Spibnagel hinzuges 
auflöfen, 1. (Math.) eine Gleihung a., frz. resoudre, | fügt werden, weldjer genau in . 
engl. to resolve, solve, reduce: die unbetannten Größen | derMittedes Pfahles nach vor- ig. 283. dig. 254. 
von den belannten trennen u. jede Bartie für fich auf eine | herigem Vorbohren eingejept Aufpfeopfen. 
bejondere Seite d.Gleichheitszeichens bringen. — 2. (Phyſ.) wird. Man wendet wohl auch gegofjene Platten an, welche 
richtiger zertheilen gen., frz. detremper, delayer, engl.to | den Spitznagel in der Mitte und ringsum einen den Ring 
temper, einen feſten Aörper in einerFlüſſigkeitin Atomchen erfegenden Rand erhalten, j. Fig. 283. Noch gröhere 
vertheilen, ohne daß die chemische Anzichungsfraft dabei | Sicherheit erreicht man durch Einſchlagen möglichit langer 
eine Rolle jpielt. — 3. (Chemie) frz. dissoudre, d&com- | Klammern, Bänder ꝛc. Weitere Arten der Aufpfropfung 
poser, analyser, engl.to dissolve, to analyze, einen fejten | j. unter anpfropfen, Blatt, Schere, Zapfen xc. 
Körper mit Hülfe der chemiſchen Verwandtichaftstraft od. | aufpicken, akt. 3., befporen, rauhpichen, Suppen, frz. pi- 
Anziehung in einem flüſſigen zergehen laſſen. quer, engl. to roughen, to priek-up, Aufhauen des Hol⸗ 
auflöthen, akt. 3., 1. durch) Löthen (j. d.) auf etwas | zes in Fachwänden, d. Bretichalungen ıc., behufs befjerer 
befejtigen. — 2. fr3.dessouder, engl. tounsolder, ſ. v. w. Haftung des Putzes. Man haut mit einer Querart, mit 
loslöthen, eine Yöthnaht trennen, geſchieht durch Reiben | der Spitze des Beils oder mit einem jcharfen Mauerham- 
mit einem heißen Eiſen, welches bis zu Zerjchmelzung des | mer in Abjtänden von 2—3 cm. fo in das Holz ein, dab 
Lothes fortgejept wird. die Späne am Holz fejt bleiben und nur etwas abgebogen 
aufmuddern, alt. 3., ſ. v. w. auffüllen, einen Teich zc. | werden. Dabei haut man abwechſelnd nad rechts u. lints 
Aufnahme, f., 1. jrj.levage, m., engl.surveying, die | ein. Da aber der auf jo aufgepidtes Holz gebrachte Bug 
Handlung; — 2. frz. leve, m., engl. survey, measure, | bei dem Trodnen und Quellen des Holzes leicht reiht, audh, 
dialing (von Grubenbauten), das Reſultat des Aufneh: | wo er einigermaßen ſtark wird, leicht abfällt, jo ijt das Be— 
mens (j.d.1); — 3. flüchtige Aufnahme, frz. eroquis, m., rohren (f. d.) weit vorzuziehen. [ Mes.) 
lev@ m. à vue, engl. sketch, eye-sketch, fleying level, aufpudern heißt: auf Papier vorgezeichnete Gegen: 
Aufnahme nad) dem Mugenmäß. ftände, deren Konturen mittel® einer ftarfen Nadel durch— 
aufnehmen, akt. 3., 1. frz. arpenter, lever, engl. to | jtodhen find, auf Wand: und Dedenflächen übertragen; 
take a plan, to survey, to measure, ital. cartare, jpan. | man legt die durchſtochene Zeichnung aufdie Fläche feſt auf 











— — — — — —— — — — 











Aufqualm 187 Auffäßel 














1. übernoifcht od. tupft fie mit einem Seinwandbeutelchen, Riſſe welche dann nach den dichteren Stellen zu, d. h. nad) 
Baãuſchchen, welches mit gepulverter Lindenkohle gefüllt | dem Kern u. der Nordſeite des Stammes hin, enger bleiben. 
iſt; dann zeigen fich die Konturen der Zeichnung auf der | Anderweite Folgen diefer ungleicen Aufammenziehung 
Wandfläche. ſind das Werfen, Krummlaufen ꝛc., ſ. d. betr, Art. — 6. 
Aufqualm, m., 1. Stauwaſſer. — 2. Das Waſſer, wel⸗frz. trözaler, engl. to hurst, ital. spaccarsi. Auch die 
ches durch den Damm geht, daher aufqualmen, paſſ. Z., Oelfarbe, auf Holz ſowohl als auf Leinwand, Put ꝛc. 
frz. suinter, engl. to ooze, ſ. v. w. durchſickern. pflegt häufig durch ungleihmähiges Trodnen der Binde- 
aufquellen, pafi. 3., 1. frz. sourdre, jaillir, enal. to | mittel »c. aufzureißen. Ueber die Mittel, dieſes A. zu ver- 
swell, ital. rigonfiare. Faſt alle vegetabiliichen Stoffe | hindern, ſ. d. Art. Ölfarbe, Gemälde:c. et fr}. se fen- 
haben” das Einenthümliche, daß fie durch Nahmwerden beſ. dre, erevasser, engl. to chop, to rift, riffig werden, vom 
in Breite u, Stärfe verarößert werden ; dies nennt man a. | Mauerwerk geſagt. — 8. fr}. se erevasser, se gercer, 
In vielen Fällen wird diefe Einenfchaft in der Technit bes | auch Ausſpringen gen., vom Eifen: Härtriffebefommen. 
nußt, in vielen aber auch ift fie ſehr hinderlich. Infolge] Aufreißer od. Buntmadher, m., ®retchen von 6—8 cm. 
dieſes Stärferwerdens werden die Seile und Taue beim | Breite u. 1 cm. Stärfe, an einem Ende mit Zähnen ver- 
Naßwerden dichter, dadurch die Windungen flacher u. die | fchen, am andern Ende zu einem Stiel zugefchnitten, deſſen 
Taue fürzer ald vorher. — 2, A. d. Bodens, ſ. Anſchwel- fich Die Maurer bedienen, um frische Lehmmwände u. Deden 
funa 2 und aufgehen 2. — 3. (Bergb.) U. des Liegenden, | aufzureißen, (f.d. 4), damit das Tünchwerk beſſer auf dem- 
j. Sohlendrud. felben bafte. 
Aufraum, m. Kriegsb.), einen A. machen, nenntman | Aufreiter, m., ſ. dv. w. Dachreiter (f. d.). 
bein Bauen der Minen, Schadhte und Galerien da8 Be: | nufrihten, aft. 3., 1. fra. riger, exhausser, &lever, 
feitigen der Erde, des Gefteins ıc., um irgend einen Theil | dresser, engl. to setupright, to erect, toraise, torear- 
der Berkleidungshölger einzieben zu fünnen. up, errichten, aufftellen, Tothrecht Stellen. — 2. frz. lever, 
anfrauhen (Steine), ſ. aufbauen 2, poser la charpente, monter un toit, engl. to raise, to 
aufräumen, 1. fr}. aleser, &quarrir, 6carrir, 6tam- | truss acarcass, einen Dachſtuhl, einen Zimmerwerffaß od. 
per, &largir, engl. to broach,, to drift, to open-out, to | fertig abaebundenes Zimmerwerk aufjtellen; dafür fagt 
enlarge, auch ausdeornen, anfreiben, ausreiben, ei verſchie⸗ man auch aufſchlagen, heben. 
denen Handwertern: ein Loch erweitern. — 2. (Kriegsb.) —— m., einfacher Krahn zum Außziehen des 
eine Breſche a., fie gangbar machen; eine Minengalerie a., Holzes bei hohen Gebäuden, beſteht gewöhnlich nur aus 
d. h. nachdem an der Salerietöte eine Mine gezündet wor= | einem Flaſchenzug oder einer einfachen Rolle, an einem 
den ift, die Berdämmung entfernen. [Ptz.] — 3. (Bergb.) | Auslener (f. d.) befeitigt. 
aud) aufgewältigen, ausfänbern, fr}. d&combrer un vieux | Aufrif, Standriß, m., lat. ortographia, frj. plan ver- 
puits, engl. tocleartheattle, einen alten Schacht reinigen | tical, m., orthographie f. externe, 6levation, f., dessin 
und wieder gangbar machen. de la face, fagade, projection verticale, engl. design of 
Anfräumer, m., Aufceiber, m., Reibable, Ränmahle, f., | a front, external orthography, geometrical view, ele- 
Ausreiber, Ausfdhroter, m., frz. äquarrissoir, alesoir, ale- | vation, upright projeetion (bei d. ®erfleuten upright), 
zoir,m., broche. f., enal.broach, puncher, opening-bit, | Facade, geometrifch gezeichnete (alfo d. Mähen d. Grund— 
rimer, rymer, bei den Metallarbeitern ein Scharftantiger | rifies ıc. genau entiprechende) Daritellung der Außenan— 
Stift, womit man Löcher erweitert; vgl. auch Räumeifen. | ficht eines Gebäudes in Vertifalprojeftion. 
aufrecht, adj., franz. debout, engl. on end, up-right, | nufroften, fra. enhayer, engl. to put inrows. Dach⸗ 
erect, f. v. w. lothrecht. ziegel auf die hohe Kante dicht neben einander auffchichten. 
aufreiben, 1. ein jchtwaches Holz, Fournier, weldyes ; aufrücken, frz. haler & terre, engl. to ground, ein 
aufgeleimt werben foll, durch Reiben mit einem Hammer | Schiffägefäh auf Stredhöfzern fo weit aus dem Waſſer auf 
aufleimen, ohne eine Schraubzwinge zu brauchen. — 2. das Land rüden oder ziehen, um Schadhaftigkeiten ober 
ſ. aufräumen 1. undicdhten Stellen im Boden beifommen und diefelben be= 
aufreißen, 1. aft. 3., frz. ouvrir brusquement, engl. | feitigen zu fönnen, [‚Schm.)] 
to tear up, ital. squarciare, gewaltfam öffnen, wegneh— | aufrudeln, anfrühren, fra. pallier, engl. to stir, muß 
men, 3. B. Pflaſter, ſ. aufbrechen. — 2. frz. erevasser, | mit dem nelöfchten und eingemachten Kalt öfter geicheen; 
engl. to pull-up, ital. straceiare, jpan. aportillar, in die | f. d. Art. Kalt. 


Rinde eines Baumes mit der Mefferipige im Frühjahr | nuffatteln, 1. aufeinen Sattel od. ein Sattelholz ſetzen; 
einen Riß auf der Oftfeite machen; foll das Starfwerben | (f. d.) — 2. Ueber das N. der Treppe, ſ. unt. Treppe. 

der Bäume befördern. — 3. frz. tracer, engl. to draw,to| Aufſatz, m., 1. frz. ajutage, ajutoir, ajoutoir, engl. 
trace, fpan. trazar, ſ. d. w. aufzeichnen, auftragen, bef. | ajutage, adjutage, an die Öffmung von Springbrunnen- 
im Mittelalter gebräuchlicher Ausdrud, jet felten, all | röhren zu jchraubendes Röhrenſtückchen mit Verweis 
gemein nur nod) in dem Subitantivum Aufriß (T. d.) er⸗ aungen ꝛc., durch welche man das Waffer zwingt, allerlei 
halten, doch bieru. da auch im Gebrauch für: in natürlicher | Figuren zu bilden. — 2. fr}. couronnement, m., placard, 
Größe ohne Eleganz auftragen, frz. ‚epurer, faire l’&pure, | engl.top, erowning, Bafen, Figuren, Knöpferc., aufSims: 
engl. to plot, tolay out, to trace in full size. Sofpricht | verfröpfungen, Brüftungspoftamente ıc. aufgeicht. — 3. 
man vom A. der Lehrbögen der Verreihung eines Ges | ſ. v. w. Aufbau. — 4. ſ. v. w. Afterramme. — 5. Anf- 
wölbes, einer Treppe ıc. ‚wofiirman auch auffchnüren fagt. fah, m. (firiegsb.). Ein ca. 10 cm. ins] ftarfes Stüd 
—4. Lehmwände u. Deden werden aufgeriffen oder bunt | Kreuzholz, welches beim Bau fallender oder fteigender Mi- 
gemacht, d.h. man zieht kreuzweiſe Linien u. Furchen bins | nengalerien im Getriebebau zum Einmwiegen beim Ver— 
ein, ſ. Aufreißer. — 5. A. paſſ. 3., frz. se fendre, se fen- | legen der Thürgerüſtſchwellen auf dieſe aufgejept wird. Das 
diller, tressailler (trözaler), engl. tocrack, tochink, to | Holy hat eine Einflinfung, deren Tiefe fich nach dem betr. 
chap, to split, ital. fendersi, riffig werden, Riffe befom= | Steigerungsverhältnis richtet. Beim Verlegen der Schwel- 
men, bei. vom Holz gejagt. DurchdasAufquellen des Hol= | len in Balerien mit Schurzrahmen benupt man zum Ein- 
zes bei feuchter Witterung u. das Wiederzuſammenziehen | wiegen den ebenfalls nach dem Steigungsverhältnis ges 
beim Trodnen durch Wärme oder Wind werden mand): ſchnittenen, ca. 28 cm. langen Aufſahkell. 

fache Beränderungen in deffen Struktur herbeigeführt; da | Anffäkel, n., Ausguß, ın., Auslanfröhre, f., Oberpump: 
die dichteren Theile weniger Waffer in fih aufnehmen, fo | ftödel, n., frz. degorgeoir, m., engl. spout, eine ungefähr 
ziehen fie fich auch beim Trodnen nicht fo Schnell u. jo ftart | 50 cm. lange Röhre, welche bei Brunnen oben feitwärts 
zufammen al& weniger dichte, u. es entjtehen Sprünge od. | in die Pumpröhre eingefegt ift, bei Schiffspumpenze. aber 

24° 


auffändern 


188 


aufftellen 





— — 














oben die Pumpröhre umfaßt, über ſie hinaustritt u. eine 
Dffnung von 18—20 em. zum Ausgießen des Waſſers hat. 

auffäubern, att. 3., j. aufräumen 3. 

aufſchabloniren, aft. 3., ſ. Schablone. 

aufſchauern, akt. 3., einen Schauer aufbauen. 

auffrhören‘ Zimm.), mittelseiner@chere (.d.) befeſtigen. 

aufſchichten, 1. (Ziegelarb.) frz. mettre en haie, engl. 
wall the bricks, topile up inlayers, d. Ziegel zum Trod= 
nen ſchichtweiſe über einander legen. — 2. (Zimm.) aud) 
anffapeln, aufſchlichten, fr}. empiler, entasser, mettre en 
tas, en amas, engl.to pile up, to stack up, Breter, Holz 
in einzelnen Stöhen, Stapeln, lang über einander auf: 
ſchichten, jo daß zwijchen je zwei Lagen Heine Querhölzer, 
Spleißen, eingelegt werden, damit die Yuft durchitreichen 
fan. Bei Negenwetter zu empfehlen; jobaldabertrodnes 
Wetter eintritt, thut man qut, die Stapel abzutragen und 
die Breter aufzuſchrünken (f. d.). 

Auffchiebling, m. 1. (Forftw.) ein junger Baum. — 
2. öfterr. Aufſchöbling, aud) Auffdübling, Schiebling, Auſchie · 
ber, Eraufhaken, Eripphaken, Dripphaken, Ehhaken, franz. 
coyau, m., engl. furring, eaves-lath, feilförmig zuge— 
ſpitztes Stüd Holz, welches, mit feinem ſchwachen Ende 
auf den Sparren aufgenagelt, dazu dient, ihn über den 
Sims hinaus zu verlängern. Soldye Aufſchieblinge wen— 
det man wegen der durd) fie erzeugten Berflahung des 
Dachfußes nur ungern u. blos dann an, wenn die Sparren 
ohne diejelben nicht über die Mauern übergreifen und dies 
jelben folglich nicht ſchützen würden. 

aufſchießen, auch anfklaren, at. 3., frz. lover, rouer, | 
glöner,engl.to coil up; ein Tau a., d. h. dasjelbe in kreis⸗ 
fürmignen Schlägen aufichichten. 

aufſchiften, att. 3., ſ. ſchiften. 

Auſſchiſtſparren, m., j. Kehlſchifter u. Schifter. 

aufſchlagen, alt. 3., 1. (Steinmetz.) ſ. v. w. aufhauen 2, 
— 2, Einen Zimmerwerkſatz a., ſ.aufrichten. —3. Kriegsb.) 
ein Lager a., franz. poser, asseoir, 6tablir un camp, |. 
Lager; Faſchinenbünke a., fra.stablirleschevalets, engl. 
to fix the trestles, j. Faſchinenbank. — 4. Ein Tau a., 
frz. d6commettre, engl. to unlay, es auseinandernchmen. 

Auffcjlagfenfter, n., frz. abattant, m., engl. folding 
sash, Fenſter, welches die Scharniere oben hat. 

Auffeylagwaffer, n., fr}. eau, f. motrice, engl. mo- 
ving-water (Wajjerb., Mithlb.), dasjenige Waſſer, wos 
durch Maſchinen (mitteld Waſſerräder ic.) in Bewegung 
gejeßt werden; man nimmtes meiſt aus Flüffen u. Bäcen, 
mitunter auch aus Seen und Teichen, felten unmittelbar 
aus Quellen. Meift find hierzu befondere Wajjerleitungen 
(]. d.) erforderlich. 

aufſchlichten, ſ. aufichichten. 

Aufſchlickung, fi, das Anſammeln von Schlamm an 
Ufern; e8 wird duch Schliddeiche, Schlidfänge ꝛc. beför— 
dert; |. d. Art. Anhägerung und Verlandung. 

aufſchließen (Chem.), Ausdruck für diejenigen hemifchen 
Operationen, wodurch unlösliche Körper mittel Einwir— 
fung gewiſſer anderer Stoffe löslich gemacht werden. So | 
fan manunlöslide Silifatgefteinedadurd a., daß man fie 
mit reinen od, fohlenfauren Alfalien (Soda, Rotafche) zu: 
jammenschmilzt. 

aufſchmelzen, akt. 3. (Glasmal.), auch oft, unkorrelt, 
aufbreunen genannt. Das A. der Farbe geſchieht, indem 
man das Glas, auf welches die Farbe übertragen ijt, in 
eine Muffel (ſ. d.) bringt u. ihm darin diejenige Hitze mit— 
theilt, welche die Farbe, um fich mit dem Glas zu verbin= 
den, erfordert; bat das Glas dieje Hike erlangt, was der | 
Slasmaler an dem Schaulod) der Muffel prüfen muß, jo 
hört er auf mit Feuern u. läßt es die gehörige Zeit fühlen, 
um es dann ſeiner weiteren Beftimmung zu übergeben. 

aufſchmiegen, chief auffhneiden, einen Begenjtand in 
ichiefer Richtung auf einen andern anpajjen. 

auffhnüren, frz. ötalonner, faire l’&talon, l’Epure, 
engl. totrace in full size, to Jay out, die Zeichnungeines | 








Bautheils, z. B. einer Treppe, in natürlicher Größe auf 
den Scdmürboden (f. d.) auftragen. 

aufſchochen, aufſchochen, ſchockweiſe auficichten. 

aufſchottern, frz. empierrer, engl. to gravel, to coat 
with broken stones, Steine, Kies ıc. loder aufſchütten. 

Auffiyotterung, f., frz. aire f. de recoupes, empier- 
rement, m., cailloutage, engl. gravelling, coating with 
broken rock, Auffhüttung einer Straße mit Schotter od. 
Steinihlag; ſ. d. u. Art. Schotteritrahe. 

auffchränken, att. 3., fra. croisser, engl. to put eross- 
way, Breter, Dielen, Stämme x. in einem Dreied oder 
Viered in der Weife auf einander legen, daß fie auf den 
Eden fich überfreuzen od. verſchränkt jind, jo daß die Luft 
hindurchſtreichen kann. Auf diefe Art werden die Bloc— 
häuſer gebaut, jedoch auf den Eden jo tief in einander ein- 
geblattet, dah die Wände dicht werden; ſ. d. Art. Blockhaus. 

aufſchroten, att. 3.1.(Schlofier), mitdemSchrotmeißel 
fpalten; ſ. abjchroten 3. — 2. (Steinnt.) das Abſchroten 
2 durd Einhauen der dort erwähnten Rinne vorbereiten. 
— 3. Much aufwalzen, auf Schrotleitern indie Höhe walgen. 
— 4. ſ. v. w. abtrommen (f. d.). 

aufſchrunden, paſſ. 3.,niederd. für jpalten,aufipringen, 
aufreiken (f. d.). 

=) fhütten, aft. 3., das Aufbringen von Straßenun— 
terbaltungsmaterialien, bej.von Hargeichlagenen Steinen 
Klarſchlag), Kies ıc. auf die Fahrbahnen der Chaufjeen, 
Straßen u. Wege. Bei vielbenugten Chauſſeen wird jol- 


| her tlarjchlagslleberzug meift in 8—12cm. Stärte auf: 


gebradht. Wird ernichtgemwalzt, jo heit er Aufichotterung. 
aufſchützen, aft. 3., das Waſſer, j. v. w. aufjtauen, ans 
ſchützen. 

aufſchwellen, 1. akt. 3. (Zimm.), auf Schwellen ſetzen: 
eine Band ıc. — 2. (Waſſerb.) ſ. v. w. anſchwellen machen. 
— 3, paſſ. 3., 1. aufquellen. 

auffenkeln, akt. 3. (Bergb.), mit Senfeln befejtigen. 

Auffetband, n., j. Ungel 1b und Band. 

auffeten, aft. 3., 1. den Rammklotz auf den Pfahl nie— 
derjallen lajjen. — 2. (Zimm.) Zapfenlöcher mitdem Blei 
vorjchreiben. — 3.5. v. w. aufpfropfen. — 4. . v. w. auf: 
richten. — 5. ſ. d. w. aufholen., 

Auffeßer, m., ſ. Afterramme. 

Auffidit, f., 1. 5. v. w. Vogelperjpettive, alſo perſpekti— 
vische, doch auch geometrische Darjtellung der Oberjeite 
eines Baues oder Bautheiles. — 2. Die Beauffihtiqung, 
ſ. Bauleitung. 

auffieden, anfieden, ausfieden, frz. däsoxyder, decronir, 
decuire (v.Silberblanchir), engl.to disoxydate, to boil- 
out, Metalle durch Auskochen mit ſchicklichen Auflöſungs— 
mitteln, beſ. Scheidewaffer, Vitriol od, and. Säuren auf 
ihrer Oberfläche v. angehängtem Schmutz, unedlen Metall» 
theilen, Oxyd x. reinigen u. fo ihnen neuen Glanz geben. 

auffien, intr. 3. (Zimm.), der Zapfen fit auf, d.h. er 
ſteht auf dem Zapfenlochboden auf. 

: Auffibftange, f., frz. herse, f., perchoir, m., ſ. Hahne— 
aum. 

auffpannen, aufſtauen, akt. 3. (Deichb.), Waſſer zum 
Wachſen bringen durd) Abjperrung des Abflufjes. 

auffpiken(Steinm.),mitd. Spitzhaue aufbauen (j.d.2). 

Aufftand, m., frz. pose, assiette, f., j. d. w. W.ö- 
fläche, Fläche, auf der eine Säule, ein Gewände x. ſteht. 

aufftapeln, frz. empiler, engl.topile-up, tostack-up, 
j. aufjhichten 2 und Stapel. 

Auffiaucypinfel,m. (Bergolder), runder, dider Binfel 
aus Altishären, gewöhnlich am andern Ende des Stieles 
des Anſchießpinſels befeftigt; dient dazu, das aufgelegte 
old anzudrücden. 

Aufftanung, f., engl. banking, ſ. Stauwaſſer. 

aufflehen, aft. 3., 1. (Blodeng.) den Zapfen einitohen, 
wenn die Majje zum Guß fertig iſt. — 2. (Schiffb.) zwei 
Taue a.: jie durch einen Knoten mit einander verbinden. 

aufftellen, alt. 3., 1. cine Säule, ein Gewände ıc., |. 





aufſtempeln 189 Aufziehwehr 
aufrichten 1. — 2. Die Lehrbogen, frz. poser, engl. to | wägrecht mit der Wange (ſ. d.) verbundenen Pfoſtenſtücke 
set, j. Lehrbogen. —3. Ziegel, fra. deposer, engl.to stack, | einer hölzernen Treppe, welche fonad) das Begehen einer 
fie in hohen Haufen geichränft übereinander ftellen. — | jeden Treppe erjt möglich machen, während die Setz- oder 
4, Eine Mafchine a., frz. monter, engl. to fit-up, aucd Futterſtufe (f. d.) nicht unbedingt nöthig ift. 
montiren genannt, fie zufammenitellen und adjuftiren. auftrocknen, oberſächſiſch anftrengen, intr. 3., troden 
auftempeln, auffländern, alt. 3. (Waflerb.), ein Stäns | werden; fast alle Farben, bef. Qeimfarben, verändern ſich, 
derfiel a., Ständer und Ballen desjelben über dem liegen | wenn fie troden werden; man jagt demgemäß, eine Farbe 
bleibenden alten Boden neu beritellen, trodnet hell od. dunkel auf. Dies Verhalten der Farben muß 
Auffiteg, m., bier und da für Treppe. mangenau kennen, um diebeabfichtigte Wirkung der Leim— 
auflocen, alt. 3., frz. layer une pierre, le piquer | farbenmalerei mit Zuverficht zu erreichen. Val. anſetzen 5. 
avec le marteau granul6, engl. to tooth with the gra- | nuftrummen, anftenmpfen, akt. 3.,7.d. Art. Trummholz. 
nulated hammer, ſ. v. w. mit dem Stodhammeraufreißen. | aufwägen, aft. 3., einen’Stein mittels Hebezeug in die 
auffreichen, 1. aft. 3., 5. v. w. einen Anftrich aufbrin= | Höhe heben. 
gen od. erneuern. — 2, intr. Z., von Thüren gejagt, beim! nufwällen, aft. Z., enal. to wall-up, heißt in den 
Uufgchen den Fußboden jtreichen, frz. afleurer, engl. to | Marſchländern: Torf auf Haufen fegen. 
graze the floor, Iſt ein Zeichen, daß entw. die Wand, | nufwallen, 1. paſſ. 3., frz. bouillir, mitonner, engl. 
zu der die Thüre gehört, ſich gefenkt, der Fußboden fich ge: | to bubble, vom Kalt, aufbraufen beim Löfchen. — 2. 
hoben bat, oder daß die Thür fehlerhaft gehängt ift. akt. 3., einen Ball aufwerfen. 
auftakeln, aft. 3., frz. agreer, greer, garnir, engl.! Aufwaſchküche, f., ſ. d. Art. Spülküche. 
to rig (Schiffsb.), ein neugebautes oder falfatertes, zuvor |; nufwerfen, aft. 3., 1. (Straßenb. ıc.) franz. jeter sur 
abgetateltes Schiff mit allem Taus u. Tafelwerfausrüjten. | berge le terrain, engl. to throw up the ground, den 
auftheilen, intr. 3., aleiche Theile auf eine Linie ans Erdboden bei Ausgrabungen ıc. auf langen Haufen, Wäl— 
tragen, ohne darauf Rückſicht zu nehmen, ob die Theilung | len, der Grube entlang hinſchaufeln. — 2. frz. butter un 
gerade aufgeht oder nicht. arbre, Erde um einen Baum häufeln. — 3. (Kriegsb.) 
aufttefen, alt. 3. (Schloſſ. 2c.), fra. emboutir, engl. to | franz. ériger, elever, construire, engl. to throw-up, to 
chase, to emboss, Figuren oder Zieraten in Metalle | construit, Schanzen, Batterien x. a. ift |. d. tw. bauen. 
mittel® dazu geformter Hämmer, Anftiefhämmer, frz. wmar- aufwuhnen, alt. 3., 1. einen Fluß od. Teich a., ſ. v. w. 
teau de la bouterolle, engl. drivinghammer, u. paſſen- aufeifen, das Eis aufbauen. — 2. Die Wuhnen öffnen, 
der Matrizen einhauen, bei. aber, Blei kalt auflleinen Ams | j. Wuhne. 
bogen (Unterſetzern) jchlagen, auch den Metallen, bef.| Aufwnrf, m., franz. berge f. (Deichb.), die aus einem 
Blechen, mit Heinen Hämmern verjchiedene Wendungen | Waffergraben hberausgeworfene Erde. 
neben, Buckel bineintreiben xc. aufzeichnen, aft. 3., ſ. auftragen 4. und zeichnen. 
Auftrag, m. (Strahenb.), 1. fr}. remblais, ım.,engl.| Aufziehbret, n., frz.palettef.du barbouilleur, oiseau, 
embankment, filling-up, Erdauffilllung, Anfchüttung (f. | m., engl. hawk ofplasterer, white-washer's pallet, aud) 
Art. Abtrag). — 2. Auftrag, m., eigentlich Auftragshöhe, | Dünnſcheibe, Tünchicheibe gen., vierediges Bret von etwa 
frz. hauteur de remblayage, Höhenmäh einer Erdauf: | 30cm. Seitenlänge, worauf der Maurer den Kalt bringt, 
ihüttung. — 3.( Mal.) fr}. couche, f., engl. coat, Farben: | um ihnvonda an die Wand zu tragen. Zu befferer Hand: 
ſchicht; man fpricht beim Malen vom eriten, zweiten A., babung ift an dem Bret ein Stiel oder Griff angebracht; 
wie beim Streichen v. eriten, zweiten Anstrich; ſ. Anstrich. | man braucht dasselbe auch bier u. da ftatt des Neibebretes 
auftragen, alt. 3., 1. erhöhen, bei. durch Erdaufichiitz | (f. d.), um zu did aufgetragenen Kall wieder abzuzichen. 
tung. — 2. (Bergb.) ein Zimmerwert od. Gerinneerhöhen. | Auffiehbrücke, f., franz. pont-levis, m., engl. draw- 
— 3.5. v. w. aufbringen, alfo a) (Mal.) Farben, Fir: | bridge, ital. ponte levatojo, Drehbrüde und Zugbrüde; 
niffex. (j.d.) einzelnen Art.; b) (Töpfer) Glaſur, diefelbe | f. d. und Brücke. 
auf den rohen Gegenſtand mittels eines Löffels giehen. — | nufjtehen, alt. 3., 1. fra. guinder, engl. tolift, tohoist, 
4. Zeich.) die bei einer Aufnahme, Ausmeifungc. genoms | f.v. tw. aufwinden, indie Höhe ziehen. — 2.W., frj. enduire, 
menen Mähe in Zeichnung bringen, franz. rapporter un | engl. to float, nennt man beim breifchichtigen Pub dad 
lere, engl. to plot, to protract a survey. — 5. (Hüttenf.) | Aufbringen der zweitenSchicht, d.b.d. Ueberziehen der m. 
Erz und Kohlen auflegen, j. aufbringen und bejchiden. arob. Kalt bereits beworfenen, berappten u. mit dem Richt: 
Auftragshöhe, f., |. Auftrag 2. icheit abgezogenen Wandfläche mit feinerem Kalkmörtel; 
auftreiben, alt. 3., 1. Verzierungen auftreiben, die | der Maurer nimmt das Aufziehbret, mit Half beladen, in 
Budeln aufkehren, auch aufziehen gen., frz. relever, engl. | die linfe Hand, entnimmt den Kalt davon mit der in die 
to beat-out, to raise, Verzierungen in Metall erhaben | Rechten nebaltenen Kelle, wirft ihn an die Wand ur. glättet 
treiben, das Umgelehrte von auftiefen (f. d.). — 2. Ein | dann diefen Mufzug, ihn mit dem Neibebret breitziehend 
Loch auftreiben, j. aufräumen. u. fejtreibend (f.abreiben). Die Wand wirddann mit Tüinche 
Auftrieb, m., diejenige Kraft, mit welcher das Waſſer nochmals dünn überzogen, ſ. abtünchen. — 3. frz. debon- 
einen darin eingetauchten Körper von unten nad) oben | der un dtang, lächer les 6cluses, lever la pale, lever le 
emporzutreiben fucht; fie ijt gleich dem Gewicht des vers | lancoir, engl. to raise the hatch, Öffnen der Schleujen 
drängten Waſſers, d. b. einer Wafjermenge, welche mit | an einem Teich, der Schüben in einem Wehr od. dergl. — 
dem untergetauchten Körper einerlei Volumen hat. Das: 4. A. der Geſimſe (ſ. d.). — 5. (Metallarbeit)j. auftreiben 1. 
jelbe Geſeß läßt ſich auch auf die in der Luft befindlichen | Aufsiehfenfter, n., Schlebfenſter, n., fr. fenötre A cou- 
Körpertanmwenden, wobei der U. = Volumen des Körpers | lisse, A guillotine, engl. sliding sash-window, cased 
mal der Dichtigkeit der betr. Luft ift, und das wahre Ges | sash, Feniter, defien Schößchen nicht drehbar, fondern zum 
wicht des Körpers (im Iuftleeren Raum) = dem ſchein- Auf u. Niederfchieben eingerichtet find; f. d. Urt. Fenſter. 
baren Gewicht plus jeinem Volumen mal Luftdichtigkeit.| Aufzsiehknopf, m., frz. tiroir, bouton, m., olive, f., 
Auftritt, m., Eritifläde, f., frz. marche, f., giron, m., | engl. knob, button, handle, Knopf oder Knauf am Fen— 
engl.tread, 1. horizontale Oberfläche d. Treppenitufen, bef. | jterrahmen, j. Beichläge. 
das Maß ihrer Breite; muß in rihtigem Verhältnis zur) Aufziehwehr, Schleufenwehr, m., frz. bätardean à 
Steigung Stehen, damit die Treppe bequem zu begehen jei; | vannes; fte werden da angelegt, wo die Ufer niedrig find 
1. d. Art. Treppe. — 2. (Hriegsb.) j. d. Art. Banquet. und man bei jchnell fteigendem Waſſer leicht eine Ueber— 
Auftrittiufe, f., TeittAnfe, Trittbret, frz. ais demarche, | ſchwemmung zu fürchten bat, ſo daß man beim jedesmalis 
engl. tread-board, nennt man die ihrer Breite nad) | gen Anwachſen des Wafjers die im A. angebrachten 























— — — — — — — — — u — — — 





Abzug gewährt; f. übrigens d. Art. Wehr. 

Aufsug, m. I. 1. frz. 6lövateur, m., monte-charge, m., 
engl. hoist, hoister, lift, Vorrichtung zum Emporbeben 
von Laſten; nach der Berwendung unterscheidet man Baus, 
Wären- und Büteraufzüge, Getreide-, Kohlen: und Erz: 
oder fogenannte Gichtaufzüge (lektere bei Hohöfen). Man 
kann bie älteren Nufzugsvorrichtungen in jolche mit Ketten 
ohne Ende und in foldhe mit Seil oder Kette mit Ende ein— 
theilen. Neuerdings verwendet man auch pneumatifche u. 
hydraulische Aufzüge; ſ. d. Art. Hebevorrichtung. 

2. (Hüttenw.) Zum Aufbringen der Beichidung für Hohe 
öfen benutzt man außer den jchiefen Ebenen, fr}. escarpe- 
ments, auch die Wafertonnenanfzüge. Sie beitehen aus 
zwei neben einander liegenden gemauerten Schäcdhten, in 
denen fich Peitungen für zwei abwechſelnd auf- u. nieder- 
gehende Fördergeitelle befinden, die mittels eines Draht- 
jeiles oder einer Kette, welche über eine Seilicheibe acht, 
mit einander in Berbindung ſtehen. Die am Fördergeſtell 
angebraditen Bafferkäften müffen aroß genug fein, um, mit 
Waſſer gefüllt, das mit der Beichidung verſehene Förder: 
gefäh mit dem untenjtehenden Fördergeſtell emporziehen 
zu fönnen. Die Mafchinerie eines ſolchen U. ift mit einer 
Bremsvorrichtung versehen, um das plößliche Niedergeben 
der Fördergeftelle (4. B. infolge von Seilriffen) zu ver: 
hindern; beſ. da anzuwenden, wo das nöthige Waſſer aus 
umliegenden Bergen leicht zu beſchaffen iſt. 4i.)] 

3. Kriegsb) Öffnung in den Kaſemattendecken, um Ge— 
ſchütze und Geſchoſſe mittels Flaſchenzugs, reſp. in Aufzugs· 
kãſten, in die oberen Etagen, reſp. auf die Plattform auf— 
ziehen zu können. — Für gewöhnlich ſind ſie mit Fallthüren 
verichlofien. [‚Ptz.) 

ID. 1. Auch Auszug, m., frz. &pure, engl. design in full 
size, Muſterriß, bei Steinmeßen ſ. v. w. Aufriß ingroßem 
Mäßſtab. 

2. (Kriegsb.) Unter A. eines Befeſtigungswerkes ver— 
jtebt man defien Erhebung über das Terrain. [ Pre.) 

IIT. Aufjug, m., franz. seeonde couche f. d’enduit, 
erdpi, m., engl. second coat, floating-skin , die zweite 
Pubſchicht beim dreifchichtigen But (ſ. d.), Die aufgezogene 
Putzſchicht; f. aufziehen 2. 

Aufzugsklappe, f., Brücenklappe, f., frz. tablier, m., 
engl. leaf, flap, die um eine wägerechte Achie drehbare 
Klappe einer ®ipp = od. Zuabrüde; f. d. u.d. Art. Brücke. 

Aufzugsebene, f., fr3. planinclin@remorqueur, engl. 
inclined hoisting-plane, geneigte Ebene, auf welcher 
Laſten mittels eines Seils oder einer Kette von einer Ma— 
fchine in die Höhe gewunden werben. 

Auge, n.,1.bei ioniſchen Kapitälen, frz.oeildevolute, 
ancone, engl. eye, Scheibeod. Knöpfchen in der Mitte der 
Schnede. — 2. Bei Werkzeugen u. dal., frz. oeil, oeillet, 
oeillard, m., douille, f., engl. eye, f.d. w. Ohr, Dfe, 
Haube, Helmloch. — 3, Bei Bolzen u. Ankern, frz. oeillet, 
m., engl. eye, ſ. d. iv. Obr, Obfe, Schliehenrige, ſ. Anter 
und Augenbolzen. — 4. Kleine Erhöhungen auf Metall: 
arbeiten. — 5. (Kriegsbauk.) Auge der Mine, das Ende 
der Leitrinne, an welchem die Zündleitung feuer erhält, 
—6.(Schiffsb.) Bezeichnung f.alleirgendeiner Befeftigung 
willen gemachten Schlingen od. Schläge der Taue. — 7. 
Ange Gottes, ein Auge mit Strahlen: Symbol der All: 
wifienheit Gottes, jehr oft in ein Dreied eingeichlofien, an 
die Dreieinigfeiterinnernd. — 8. (Hlttenm.) Auge, Form: 
auge, Formöffnung, frz. bouche, f., oeil, m., engl. tw yer 
hole, orifice, mouth, eye, iſt beim Tiegelofen (zum Ber: 
ichmelzen von Zinn, Blei: u. Eifenerzen) eine am oberen 
Randdes Tiegels inder Vorderwand des Dfens befindliche 
Öffnung, aus welcher die Schlade von dem darunter be- 
findlihen Produkt fortwährend abflieht. Ein ſolcher Ofen 
heißt dann Angentiegelofen oder Liegelofen mit offner 
Bruft. Vergl. Abſtichloch. Si.]) — 9. Auge der Mon: 
ſtranz, frz. lunette; ſ. Lunula. 











der Mithlaraben, die Arche, Freiarche, ſ. d. Art. — 4. 
(Maur.) der Kalkkaſten, Mörteltrog. — 5. Hölzerne Pfer- 
defrippe, j. d. Art. Pferdeſtall. 

Augbe, f., franz. (Maur.), ein Trog voll, Kaften voll 
(Mörtel). 

Augenbolsen, m., Augboljen, n., fr}. boulon m. &ı 
oeillet, enql. eye-bölt, ein mit einem Auge zu Durchſtek⸗ 
fung der Schliche verfehener Bolzen (f. d.). 

Augenbunzge, f. (Metallarb.), Werkzeug, um in Me— 
tall Heine Erhöhungen zu ichlagen; ſ. Bunze. 

Augenhöhe, f., Höhe des Nugenpunftes überd. Grund- 
ebene; f. Perſpektive. 

Augenmäfß, n., frz. vue d’oeil, enal. eye-sight; gutes 
richtiges, zuverläffiges A. ift dem Architekten unbedingt u. 
unerlählich nöthig. Als autellbung zu Erlanaung diefer 
Eigenschaft ichlanen wir Folgendes vor: der Betreffende 
zeichne nad) der Natur ohne Mäß ꝛc. irgend eine Facçade 
aeometriich auf, meſſe dann diefe aus u. korrigire die bei 
Vergleichung feiner eriten Zeichnung mit dem Meſſen ge— 
fundenen Fehler in derfelben, unter fteter Beraleihung 
mit dem Original; wenn er dies Verfahren wiederholt, 
wird er ftet3 Verminderung der Fehler finden. 

Augenpunkt, m., frz. point de vue, point principal, 
point visuel, m., enal. point ofsight, principal point, 
point ofthe eye. Man verfteht darumter entweder den 
Punkt, wo fich das Muge beim Entwurf einer peripeftivi- 
chen Zeichnung befindet, oder auch den Punkt auf einer 
Beichentafel, in welchem eine von dem Auge auf diefelbe 
gefällte Senkrechte die Tafeltrifit;f.iib.d. Art. Peripettive. 

Auger, augur, s., engl., der Holzbohrer, f. d. Art. 
Bohrer; great a., der Stangenbohrer, Bankbohrer; hol- 
low a., der Hohlbohrer; nosed a., shell-a., der Löffelboh⸗ 
rer; twisted a., screw-a., der Schnedenbohrer; taper-a., 
der Spitzwinder. 

Auger-bit, s., enal., Bohreiien des Bankbohrers. 

Auger-hole, s., enal., das Bohrloch. 

Auget, m., frz., derfleineTrog, das Tröglein, Trögel— 
chen, daher 1. Kriegsb.) engl. auget s.. casingtube, höl- 
zerne Leitrinne für das Leitieuer der Minen. [Ptz.]) — 2. 
Mühlenb.) Zelle eines Zellenrades. — 3. (Maur.)auget 
A mortier, Ralffah, Kalkkaſten, den die Maurer bei jih auf 
dem Gerüst haben. — 4. a. de gouttiöre, Kaſten v. Blech, 
wie man fie früher allgemein am obern Ende eines Fall— 
rohrs, da, wo die Rinne in dasfelbe mündet, anbradıte. — 
5.(Maur.) Much godet und abreuvoir gen., Schwalben- 
neſt, 5.d. Art. Fuge. — 6. Kalkleiſte entlana d. Fehltramen 
od. Dielenlagern auf einem Schwebäſtrich od. Gewölbe, 
auch eine befondere, nur in Frankreich noch übliche Art des 
Schwebäſtrichs, direft zwifchen die Balken eingenofien. 

Augia sinensis, Fam. Terebintbaceen(Bot.),in China 
einheimifch, giebt den echten chineſiſchen Firniß. 

Augit, m., frj. augite, m., pyrox®ne, m., schorl m. 
basaltique, engl.augite, volcanite (Miner.), auch Pyro⸗ 
ren. Diefe Namen bezeichnen eine große Klafle von Mi: 
neralien, welche als Semengtheile gewiſſer Gefteine auf- 
treten u. welchen eine beftimmte Kryſtallform (monoflinoe= 
drifche) u. beftimmte chemische Jufammenfepuna eigen ift, 
welch letztere fich durch die allacmeine Formel 3RO,2SiO, 
ausdrüden läht, wobei RO Magneſia, Kalt, Eifenomdul 
u. Manganorydul bedeuten fann. SiO, ift entweder blos 
Kiefelfäure, oder ein Theil davon ist durch Thonerde ver» 
treten. Man unterfcheidet gemeinen od. bafaltiichen A., 
auch Vulkanit nen., grünen A. od. Malatolith, förnigen 
A. audı Kodolith genannt. 

Augitkonglomerat, n., Augitporphnr, m., Schwarzer 
Vorphyr, Melaphyr, Porphyre pyroxenique; einzelne 
Augit-, Albit⸗, auch Labradorkryſtalle liegen ineiner trü- 
ben , dichten Grundmaſſe von arliner, brauner, grauer u. 
gelber Farbe, fettartigem Glanz, raubem, jcharfem 


Augiva 


191 


Ausbau 








— — 





Anfühlen; die Farben wechſeln jehrunregelmähig mit ein— 
ander ab. Als Baujtein ijt er nur dann anzuempjehlen, 
wenn er nicht zeolithhaltig it, denn ſonſt widerjteht er der 
Atmojphäre nicht lange. | Wf.) 

Augiva, f., lat,, Berjtärtungsbogen, ſ. ogive. 

Augler, m., fr3.appareilleur, parleur, ın., engl.over- 
seer, head-mason x., ſ. v. w. Aulfeher, ſchwäb., j. Pallier. 

Augjteiche, f., Sommereidhe, j. Eiche. 

Auktionslokal, n.; zu Einrichtung eines ſolchen iſt 
erforderlih: Ein großer Vorraum, durd welchen das 
Bublitum eingelafjen wirdu. in weldem hinter Schranten 
die zu verjteigernden Öegenjtände vor Beginn der Auktion 
zur Befihtigung in der Weiſe ausgejtellt werden, daß fie 
nicht angegriffen werden können. Dahinter liegt num der 
eigentliche Auftionsraum; hier muß Plgutz für eine bedeu- 
tende Zahl von Kaufluftigen fein, deren vordere Reihen 
figen ; hintereiner Schranfe, and. Alle herantreten fönnen, 
befindet ji eine lange Tafel zum Auslegen der an die 
Reihe tommenden Gegenjtände und ein Pult für den Pro— 
tofollanten ſowie ein Platz für den Auftionator, leßterer jo 
hoch gelegen, daf der Auftionator von Allen gejehen wird 
und auch jelbjt die ganze Berjammlung bequem überjchen 
fann. Aus dem Raum hinter den Schranten muß man 
bequem in den Ausftellungsraum gelangen fünnen. 

Aula od. Aule, f., gried). «öAr, lat. aula, f., urjprüngs 
lich freier Plaß an Gebäuden, Vorhof des griechiſchen 
Wohnhauses, j. Haus; fpäter auf das Atrium (j.d.), dann 
auf Gerichtsſitzungsplatz, Vorjäl, Empfangsjäl über: 
tragen, in den altchriftlichen Bafiliten Theil der Vorhalle 
vor dem Mittelportal, jpäter Platz für die Laien, Kirchen 
ſchiff, Langſchiff; a. baptismalis, Baptijterium, a capitu- 
laris, Stapiteljäl; a.redemtoria, Remter; jept in Schulen, 
bef. aber in Univerfitätsgebäuden der große, zu Feierlich- 
feiten, Feitreden, Prüfungen ꝛc. beftimmte Hauptſäl, mit 
Rednerbühne, Katheder ıc.; Aula augusta, der faijerliche, 
Aularegia, der fönigliche Hof, d. h. der Palaſt mit allen 
Nebengebäuden. 

Aulaeum, n., gewöhnlid) im Plural, aulaea, aulen, 
lat., griech. audata, Vorhang, Theatervorhang, Behänge, 
f. Antipendium. Aulaea suspensa, Baldahin aus Stof- 
fen, von oben herab an den Nipfetn aufgehängtes Tud), 
daher auc übertragen auf ein Kugelgewölbe, welches 
eigentlich für den durch dasjelbe bededten Raum zu groß 
ist, jo dak die Mauern Segmente davon abtrennen und es 
alfo die Seftalt eines an den Eden aufgehängten Tuches 
in umgekehrter Stellung befommt; j. böhmifches Gewölbe, 

Aule, £., altjrz., für halle, f, Halle, überbauter Platz. 

Auleolum,n.,lat., 1. Heiner Baldadıin; — 2. Kapelle. 

Aumaire, m., frz., die Sakriſtei, j. Almerei. 

Aumöniöre, f., f13., Armenjtod. 

Aunage, m., frz., dad Meſſen, Ausmeſſen. 

Aung, f., 1. Bar. Elle, altes frz. Miß — 1,,, Berl. Elle 
=], Meter = 1%, Yard — 526°, Bar. Linien. 
In Bald hält die Aune 522°/,, in Freiburg 474°/,, in 
Genf 527'/, fürden Großhandel u. 507 für d. Kleinhandel, 
in Neufchatel 500, im Kanton Waadt 532, im Kanton 
Wollis 541°/, Par. Linien. — 2. Aune, aulne, m., das 
Ellernholz, Erlenholz; a. noir, Faulbaumholz. 

Aurecht, n., Eigenthumsrecht des Nittergutsbefißers 
an dem Pla in der Mitte des Dorfes. 

Aureola,f.,lat., fr3. aurdole, f., Heiligenfchein, Glorie, 
aur6ole elliptique, Mandorla, Djterei, j. aud) Nimbus. 

Aurichaleum, auriacum, aurieulatum, orichalcum, 
n., griech. öperyadrdz, Bronze, Mejling. 

Aurifrigla, f., aureus frisus, m., lat., fr}. orfroy, m., 
in Gold gewebter oder gejticter Befag, auch Soldfranjen. 

Auripetrum, n., lat., von Gold in Stein eingelegte 
Arbeit. 

Auripigment, n. (Operment, gelber Schwefclarjenif, 
Rauſchgelb), jr}. arsenic sulfure jaune, engl. yellow 
orpiment (Min.), findet ſich meift in derben, lrummiſchalig 


abgejonderten Maſſen, aud) als lleberzug u. eingeiprengt. 
Gefüge — ins Strahlige, Bruch körnig, auch erdig. 
Ritzt Kalt, ritzbar durch Kallſpat, in dünnen Blättchen 
biegfam, nicht elaftiich. Spez. Gew.3,,—3,,, eitronengelb 
ins Röthliche, perlmutterglängend, durchſcheinend bis un: 
durchfichtig, iſt flüchtig, giebt im Kolben ein duntelgelbes 
od, rothes, flüjfiges Sublimat, verbrennt in offener Röhre 
unter Ubjeßung von arjeniger Säure; reduzirt ji), mit 
Natron zuſammengeſchmolzen, zu metalliſchem Arſenik, 

lösbar in Königswaſſer. Beſteht aus Arſenik 60,,, 

Schwefel 39,03, 

100,90- 

Es fommt häufig auf Gängen im Thonfchiefer, zugleich 
mitandern Arjenikerzen, öfter inneueren Felsarten, Sand- 
jtein, Thon, Mergel, begleitet v. Realgar, vor; wird aud) 
künstlich erzeugt u. diente jchon früh zur Malerei, Man 
erhält Königsgelb u. andere Pigmente daraus, die zur OI- 
malerei nur nochjelten dienen ; weiße Holzarten befommen 
durch in Ammoniak gelöjtes A. Buchsbaumfarbe. Auch) 
dient e8 zu Herjtellung der Indigküpe; ſ. Arſenik. 

ansarbeiten, akt. 3., 1. vollenden, fertig machen, — 
2. Vertiefte Arbeiten fertigen. 

ausbaggern, alt. 3., frz. creuser, d&bourber, curer, 
engl. to clear out the mud, to clean, Flüſſe, Seen x. 
reinigen durd) den Bagger (f. d.). 

ausbängeln, bengelu, alt. 3., das Bengelholz aus dem 
Neifig ausbauen. 

Ausbau, m., 1. hervorjtehender, herausgefragter Theil 
eines Gebäudes, j. die Art. Borbau, Eredra x. — 2. De- 
foration eines Berfaufsladens, Schaufenſters ꝛe. — 3. Der 
Inbegriff allerzu Vollendung eines neu aufgeführten Ges 
bäudes, bef. im Innern, nöthigen Tiſchler-, Schloſſer-, 
Glaſer-, Tapezierarbeiten ꝛc.; erfordert weit ſchärfere 
Kontrolle, toftet auch weit mehr als der Aufbau. 

Sehr falſch ift die Meinung, daß man gut thue, den 
Ausbau erjt dann zu beginnen, wenn das aufgebaute Haus 
mindejtens einen Winter hindurch geftanden habe; gerade: 
zu ſchädlich aber ift e8, das Gebäude einen Winter hindurch 
ohne Thüren und Fenſter ftehen zu laſſen. Man behaup- 
tet zwar, die Wände würden durch den Froſt befier ges 
trocnet, die das Gebäude den Winter hindurch durchziehen 
den Luftitrömungen vollendeten diefe Austrodnung ꝛc. 
Dem entgegen fteht die längſt erwieſene Wahrheit, dan die 
Winterluft ſtets feuchter ift ald die Sommerluft, und daß 
im Winter mit u. vermöge der lebhaften —— 
auch Regen u. Schnee in das Gebäude eindringen. Nun 
pflegen Biele, weil fie diefer a fich nicht verjchlies 
hen können, dennoch aber nicht vollftändig von dem alther— 
gebrachten Vorurtheil fürdie Vorzüge der Ueberwinterung 
zwiichen Aufbau und Ausbau fich loszufagen vermögen, 
die Thitr» und Fenjteröffnungen bei einbredendem Froſt 
zu verichliehen, entweder durch die definitiven Thiren und 
Fenſter oder zum Theil mit proviforischen Thüren u. Fen— 
jtern, zum Theil durch Ziegel, Strohmatten, Pfojten 2c. 
Ein einziger Beſuch in einem ſolchen Gebäude beim 
Herannahen des Frühlings zeigt das Schädliche diejer 
Methode. Die Wände ſchwitzen, an den enfterbrüftungen 
und Thürjchwellen find naſſe Stellen zu bemerfen, die 
theils durch Hereindringen des Regens u. Schnees, theils 
durch Schwißen, Befrieren und Ablaufen der Fenjter und 
Mangels des Abwiſchens, der Gelegenheit u. Temperatur 
zur Verdunstung zc. herbeigeführt find. Mehrere Wochen 
gehören dazu, um die Austrodnung nur wieder ſoweit zu 
bringen, twie fie im Herbft war; in der Regel aber drängt 
dann die Zeit jo, daß man dieje NAustrodnung nicht ab> 
warten kann, fondern Dielen 2c. in die feuchten Räume 
bringt und jo jchnellem Berderb entgegenführt. Iſt der A. 
vor einbrechendem Winter jchon durch Abpup der Wände 
u. Decken begonnen gewejen, jo wird der Buß feucht, fällt 
jtellenweije ab, mindeftens werden Tapeten und Malerei 
fledig, weil das Caleiumhydrat durd) den Froſt verhindert 





= 





geweſen iſt, jein Waſſer durch Ausdünftung an die Atmo⸗ | Ejjen auf u. beginne dann fofort mit der Belattung, reſp. 


Iphäre abzugeben, Sauerſtoff und Kohlenſäure dafür auf— 
zunehmen, u. bei eintretendem Thaumwetter ihm dann nicht 
die nöthige Zeit dazu gelafjen werden kann. 

Will man nun all dieje Lebeljtände vermeiden, jo ſuche 
man es, wenn irgend möglich, jo einzurichten, daß jofort 
nach dem Aufbringen der Dachung der Ausbau mit Ein- 
bringen des Fehlbodens im ganzen Gebäude, und Legen 
des Fußbodens im Dachraum beginnt; während diejer 
Arbeit noch müfjen die Fenſter in den Dadıräumen, 
die man dann freilich bereits bei Beginn des Aufbaucs 
bejtellt haben muß, eingejegt werden. Dann werden 
die während jener Arbeiten verichalten Deden des näch— 
jten Geſchoſſes unter dem Dad) und darauf jofort deſſen 
Wände gepupt, dann die Fenſter auch in diefem Geſchoß 
eingebracht und die Dielen dajelbjt gelegt; während deſſen 
werden die Deden des nächſtunteren Geſchoſſes verſchalt, 
berobrt u. gepußt ꝛe. Sobald in einem Geſchoß die Wände 
gepußt find, werden, bei Beginn des Dielens, zugleid) auch 
die Thürverkleidungen angejchlagen, nad beendigtem 
Dielen aber jofort die Thüren angepaßt, eingebängt und 
die Schlöfjer angefchlagen. Bleibt nun die Witterung noch 
günftig, jo werden die Fenſter in allen Räumen, weld)e 
nad) einer Seite hinausliegen, geöffnet, dabei aber aller 
fühlbare Luftzug durch Schließung der Thüren vermieden ; 
hat das Haus Fenſter nad) verfchiedenen Seiten, jo wech— 
ſelt man mit der Fenjteröffnung. Iſt der Herbſt jchon jo 
weit vorgejchritten, daß es häufiger od. jtärfer regnet, daß 
die Abende feucht jind zc., jo ſchließt man zu jolchen Zeiten, 
two die äußere Luft feuchter u. kühler als die innere tft, die 
Fenſter jorgfältig. Nimmt die Feuchtigkeit und Kälte der 
äußeren Luft jo überhand, daß die Fenſter längere Zeit 
geichlofien jein müßten, als fie geöffnet fein können, fo ſtellt 
man Oefen, definitive od. provijorische, auf, und heizt den 

anzen Tag, indem man immer die oberen Flügel der 
Fenſter ganz öffnet, die unteren forgfältig geichlofien hält; 
wenn man nicht auch die Nacht über heizen kann, jo öffnet 
man jeden Morgen eine halbe Stunde lang alle Thüren 
und Fenſter, jobald die Feuerung wieder begonnen hat. 
Dabei werden Wände und Deden jo jchnell austrodnen, 
und die Dielen jo troden bleiben, dab man nicht nur alle 
zum weiteren Ausbau nöthigen Arbeiten ohne Furcht vor 
Nachtheil vornehmen, jondern das Gebäude jogar nod) im 
Winter oder beim Eintritt des Frühjahrs beziehen kann, 
ohne irgend welchem Nachtheil auögejept zu fein. 

Tritt nun, was jedenfalls die unglüdlichite Nonftella= 
tion ift, die man annehmen fann, während der Putzar— 
beiten jo ſtarker Froſt ein, daß man diejelben einjtellen u. 
aljo den Ausbau bis zum Frübjabr filtiren muß, jo ver: 
ſchließe man die Öffnungen möglichit noch mit den defini= 
tiven Fenſtern und Thüren oder, wo dies durchaus un— 
thunlich ift, dod) jo forgfältig und Dicht als möglich, dabei 
aber jo, daß man in jedem Raum durch einen Laden oder 
dergl. nad) Belieben Luft einlafjen oder die betreffenden 
Oeffnungen ſchließen kann. Den ganzen Winter über laſſe 
man dann entweder täglich heizen u, während diejer Heiz- 
zeiten jene Läden aufmachen, od., wenn man feine Heizung 
anzubringen vermag, die Läden nur zu ſolchen Stunden 
öffnen, two die äußere Luft trodener ift als die innere; in 
den übrigen Zeiten aber halte man Alles volljtändig 
verjchlojjen. Ehe man im Frühjahr die Nusbauarbeiten 
wieder aufnimmt, wähle man einige recht windige Tage, 
um durch Oeffnung aller Thüren u. Fenſter die troß der 
periodifchen Lüftungen im Winter doch etwas jtodig und 
modrig gewordene Luft im Gebäude völlig zu reinigen 
und zu trodnen. 

So viel in Bezug auf den Zeitpunkt des Ausbaues im 
allgemeinen. Hier folgen noch einige Erfahrungsjäte in 
Bezug auf die Leitung des Ausbaues im einzelnen, joweit 
es der Naum eines Leritons gejtattet: 

Nach dem Aufjegen des Dachs maure man zunächſt die 


Verſchalung des Dachs; fällt währenddiefer Arbeit Regen- 
wetter ein, jo jiitire man fie, wenn irgend möglich, nicht, 
ſondern fuche fie möglichit zu befchleunigen, warte dann 
aber mindejtens zwei bis drei trodene Tage ab, che man die 
Eindefung beginnt. Sollte es zu lange und anhaltend 
regnen, jo daß man die Eindedung während des Negens 
vornehmen muß, ſo muß man nad vollendeter Eindedung 
mindeitens eine Woche warten, che man die Dachräume 
anden Seiten durch Aufmauerung derßiebel- od. Stempel: 
wände, oder, wo keins von beiden vorhanden, durch Auf: 
bringen des Hauptfimjes jchlicht, den man bei ſchnell 
eintretendem Regenwetter erit nad Einſchalung des 
Daches, bei günstiger Witterung jedod) vorher einbringt, 
bejtehe er nun aug Werkſtücken, Ziegeln oder Holz. Dieſes 
nachherige Einbringen des Hauptiimjes ift zwar etwas 
unbequemer, madıt aud) ein genaues Arbeiten bei Beginn 
der Dachſchalung u. das Herabgeben der Sparren bis zur 
Tranffante notwendig, wird aber doch in vielen Füllen 
nöthig jein. In ſolchem Fall lajje man nur die unteriten 
Breter, reſp. Yatten hinweg, damit wenigftens die Haupt⸗ 
fläche des Dachs jchnell eingeichalt, reip. belattet werden 
fann. Wo die Sparten innerlich verjchalt werden, 5.8. in 
bewohnbaren Dahräumen, nehme man dieje Arbeit nicht 
eher vor, als bis fich das fertig eingededte Dach als wai- 
jerdicht erwiejen hat; ebenjo verſchale man feine Dede, 
che der FFehlboden darüber verjtrihen und mit Schutt be— 
tragen, da, wo fein Fehlboden gemadjt wird, die Windel: 
decke od. der obere Fußboden aufgebracht, kurz, die Deden- 
ichalung vor dem Auffallen ſchwerer Körper, vor größerer 
Erſchütterung durch Nageln 2c.gefichert iſt. Dasjelbe gilt 
von Stafdeden, Wellerdeden xc. Dielen bringe man nie 
eher ein, als bis Deden und Wände des betreffenden Raus 
mes gepußt find; Dielentafeln dürfen dem Luftzug nicht 
audgejept werden, auch feiner bedeutend feuchten Luft. 
Blendböden können vor dem Putzen der Wände eingebradt 
werden; jedoch muß vor dem Einbringen der Blendböden 
jowohl als der Dielen der Auffchutt auf dem Fehlboden, 
reſp. der Aitridy oder die Wellerdede, vollftändig troden 
jein. Das Anſchlagen der Thürverkleidungen, Spalett- 
Läden ıc. und Einbringen der Fenſterbreter geichebe, wenn 
die Fenſter eingejept jind, aber che die Dielen liegen, reip. 
ehe die Bartettböden auf die Blendböden gebracht werden. 
Das Nachputzen der Wände an den Thürverkleidungen, 
Fenſterbrüſtungen, Anſchlägen, Fenjterbretern zc. geichebe 
jofort nad) dem Anjchlagen der Thürverkleidungen, reip. 
, Einbringen der Fenſterbreter, Fenſterläden 2c. ; das Nach— 
putzen am Fußboden hin jofort nad) dem Einbringen der 
| Dielen, rejp. des Blendbodens; diefem Nachpuß folgt 
ſogleich das Anjchlagen der Fuß- oder Scheuerleijten, 
welche bei Parletten mit Wandfriejen jogar vor dem 
Parkett einzubringen find. Etwaige Wandverfleidungen, 
Lambris ꝛc. find jedenfalls vor dem Einbringen des Bar: 
fetts, wenn möglid) vordem Einbringen von Dielentafeln, 
anzujchlagen; ebenjo Leiſten, Simje, Kafjettentäjten, 
Stuftoverzierungen u. dgl. an Decken. 

Bei Dielentafelfußböden u. Bretfußböden find die Oefen 
auf den fertigen Fußböden, bei Parketts hingegen auf den 
Blendboden, doch um die Parkettſtärke erhöht, zu ſetzen; 
eiferne Oefen jedoch u. ſolche thönerne, die aus jchr weni— 
gen Stüden bejtehen, kann man jpäter aufjtellen, Kamine 
ı hingegen follten ſtets vor dem Parkettlegen aufgejtellt wer: 

den, Wandmalereien und Tapeten find in zu parkettiren— 
den Näumen möglichſt vor dem Legen des Parfetts ein« 
zubringen; gebt dies nicht, jo find die Parketts abzupugen 
und mit Wachs oder Tel einzulaffen und dann der Fuß— 
boden mit Sägejpänen zu bejtreuen, mit Papier od. Lein— 
wand und Bretern zu überlegen, che die Arbeiten an den 
Wänden beginnen, nadı deren Beendigung das Bohnen 
reſp. Yadiren der Barketts folgt. Die Placirung der bes 
deutenderen Stüde des Ameublements jowie der Klingeln, 





Ausbau 
Defen, Spiegel, Bilder, Gardinen ıc. muß vor dem Nad)- 
pußen der Wände bejtimmt werden, damit man die nöthi— 
gen Dübel zu Spiegelbaten, Bilderhafen, Banteifen, Gar: 
dinenhaltern, Klingelknieen, Futterrohre zu den Ofen— 
rohren x, einbringen und beim Nachputzen mit verpußen, 
auch bei Eintheilung der Wände, Deden u. Fußböden in 
Felder xc. die Möbelitellung berüdfichtigen fann. 

Den Delfarbenanftrid) der Thüren u. Fenſter, Fenſter— 
breter, Spalettläden zc. betr., jind alle dieje Theile vor dem 
Einbringen in das Gebäude an allen Seiten, bef. aud) in 
den Falzen xc., zu grundiren, bejjer noch zu firniffen, nad) 
dem Einbringen fofort einmal, nad) dem Legen der Dielen 
rejp. der Blendböden, noch vor dem Aufbringen der Tapes 
ten 2c. gut zu jtreichen. Etwaige Yadüberzüge können nad) 
dem Legen der Parkettböden aufgetragen werden. Das 
Einbringen der Schwellbreter hat gleichzeitig mit dem 
Einhängen der Thüren u. Anjchlagen der Schlöffer zu ge= 
ſchehen, außer inden mit Barfettboden zu verjehenden Räus 
men, wo man mit dem Einbringen der Schwellbreter, dem 





ö— — — — — — — 


ausbrechen 


ausbauchen, paſſ. 3., fr}. boucler, forjeter, engl. to 
belly, to batten, in der Mitte bauchförmig vorftehen; alte 
Mauernthundies oft, u.zwar meift infolge einesinnerlic) 
wirfenden, für die Mauern zu großen Horizontalichubs. 
Ausbaudung, f., 1. frz. forjettement, m., engl. bat- 
tening, j. ausbauchen. — 2. A. der Säule, ſ. Anſchwellung. 
ausbauen, akt. 3., 1. den Ausbau (j. d.), bewerk— 
ftelligen. — 2. (Brüdenb.) frz. enlever, replier un pont, 
engl. to withdraw, to break up, to dismantle, to re- 
move a bridge, eine Schiffbrüde abbrechen, offiziell ab» 
brüden, aud) zurüdbauen gen., geſchieht entweder glieder— 
‚ weife, frz. par portieres, engl. by rafts, od. pontonweife, 
frz. par bateaux successifs, engl. by single pontoons, 
oder endlid) durd) das Abſchwenken, frz. par un quart de 
conversion, engl. to remove by swinging. Die Brüde 
wird am jenjeitigen, feindlichen Ende ihrer Berbindung 
mit dem Ufer beraubt, dann läht man die ganze Brüde nadı 
Unterſtrom um das diesjeitige Ende drehen, indem man 
ſämtliche Stromanfertaue je nadı Erfordernis nachläßt, 











Anſchlagen der unteren Riegelu.demEinpaffen der unteren | die diesfeitigen Landankertaue aber befeftigt läßt. Die 
Thürjeite bis nach Verlegung der Parkettböden wartet. ‘eis | ganze Brüde liegt nun parallel mit dem diesfeitigen Ufer 
nere Thürbeſchläge, Klingelgriffe zc. find erft nach vollen= | u. fann der ganzen Länge nad gleichzeitig ausges 
detem Anftric einzubringen; jo larige die Schlöffer den | baut werden. So wird daher verfahren, wenn man in der 


Thüren nod) fehlen, lajje man diejelben entw. ganz offen 
ſtehen od. hebe fie lieber aus; will man fie ja ſchließen, jo 
nagle man fie an zwei Stellen, oben und unten, zu; ebenjo 
fehe man darauf, daß die Fenfterflüigel entweder jorgfältig 
verſchloſſen find oder ganz weit offen ſtehen; angelehnt 
dürfen weder Thüren noch Fenjter werden, ohne Gefahr zu 
laufen, daß jie fich werfen. 

Das Streihen, Schwärzen u. Bronziren der Oefen ge— 
ſchehe erjt nach Vollendung der Arbeiten an den Wänden, 
jedod) vor dem Bohnen reip. Yadiren der Parletts und 
anderer Holzarbeiten; ſehr ſchwere, ihren Platz feſt be: 
hauptende Möbel find ebenfalls vor dem Bohnen ein: 
zubringen, die leichten und feinen Möbel aber nicht cher, 
als bis der ganze Ausbau vollendet ift. Ausgenommen 
davon find Bilder u. Spiegel. Holztreppen, feinere Stein- 
treppen und gußeiſerne Treppen follte man möglichit erjt 
dann einbringen reſp. aufftellen, wenn die Buparbeiten 


und Dielenlegungen in jämtlichen durch die Treppen zus | 


gänglichen Geſchoſſen beendigt u. die Rüſthölzer hinaus: 
gebracht find; geht dies nicht, jo ſchütze man die Stufen 
bis dahin durch forgfältige Abdeckung. Bei Holjtreppen 
ift der Bug des Treppenhaufes jedenfall vor dem Ein- 
bringen der Treppe vorzunehmen. reine Blattenfußböden, 
Mojaitfunböden zc. find erſt nad) Befeitigung aller ſchwe— 
ren Gerüſte, nad) dem Einbringen der Treppen ꝛc. zu ver— 
legen. Gasröhren find vor dem Nachpugen des Wand: u. 
Dedenpupes einzubringen; ebenfo Spradiröhren, Warm— 
wajjerbeizungsröhren und Stlingelzugfanäle in den Wän— 


den. Das Verglajen der Fenſter hat jofort beim Einbrin= | 


gen derjelben, das Berglafen der Glasthüren jofort nach 
dem Anjchlagen der Schlöffer zu geichehen. Kronleuchter— 
baten find vor dem Bupen der Deden einzubringen. 

4) Ausbau, m. (Sriegsb.) a) Erweiterung der Sappen 
zu Tranchsen, Parallelen durd; die Hülfsarbeiter. b) Ver— 
vollftändigung eines permanenten Minenſyſtems bei Ver: 
— In at einer Feſtung, durd Anlage 
neuer Balerien (Jweiggalerien, Horcdhgänge) mit Holzver— 
Meidung; Anlage von Kammern, Haupt: u. Zwifchendepots 
für Materialien u. Utenfilien, Einrichtung der Bentila- 
tion xc. c) Ausbau von Minentricdtern, d.h. Umwandlung 
geiprengter Trichter in Trandheen. [Prtz.) 

5. Ausbau, ın., Ausbanung, f., der Gruben, franz. con- 
struction f. des galeries etc. en bois ou en magonnerie, 
engl.timbering or walling, casing or lining with wood- 
work, reveting or lining with masonry. (Bergb.) Die 
Ausmaucrung od. Auszimmerung der Schächte u. Stollen 
od. die waſſerdichte Bewahrung derjelben durch Verklei— 
dung mit Eijen; ſ. d. Art. Orubenbau. 

Mothes, Jlluftr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl. L 


\ Beit jehr beſchränkt ift; j. Brüde und Schiffbrüde. [Ptz.] 
ausbäulen, ausbeulen, ſchweizer ausbütfdien, ausbuceln, 
franz. enlever, engl. to adjust the dints (Metallarb.), 
Beulen mit einem hölzernen Hammer bejeitigen. 
ausbiegen, paji. 3., j. abbiegen 3 und Ausbucht. 
Ausbindehols, n., frz. bois menu, d’assemblage 
interieur, engl.scantlings, pL lat.scartalagium, ſchwa⸗ 
ches Holz, wie man es zum Ausbinden verbraudıt. 
ausbinden (Zimm.), [.v.w.abbinden, bej.von inneren 
Gebäudetheilen gejagt, 5. B. von Wänden ıc. 
ausblafen, 1. intr. 3., frz. soufller, engl.to blow-out,» 
auch zurücichlagengen., von Minen gebr., einfchlerhaftes 
| Spielen; tritt ein, wenn bei Zündung derjelben die Puls 
| vergafe durd) entjtandene Klüftungen der Feld: und Erd- 
maſſen entweichen, wobei die beabjichtigte Wirkung vers 
fehlt wird. — 2. alt. 3. (Hüttenmw.) a) den Ofen ausblajen 
‚ od. niederblajen, fr}. mettre le fourneau hors feu, hors 
de marche, arröter le f., engl. to blow-down the fur- 
nace, das Bebläje aufhören laſſen zu wirken u. iiberhaupt 
das Feuer ausgehen lafien; b) die Schladen a., frz. Ham- 
ber le creuset du haut fourneau, engl. to blast the 
einders, die etwa nod) im Ofen zurüdbleibenden, anhän— 
genden x. Schladen durch Feuer bejeitigen. 
ausblatten, auskämmen ( Zimm.), 1. frz. entailler, engl. 
| to notch, to jagg,die Blattjafjen od. Kammſaſſen ausar- 
beiten, Blätter, Kämmere. einſetzen. — 2. Aus d. Blatt heben. 
ausbogen, ausbögen, 1. (Mühlb.) ſ. verreißen. — 2. 
Gimm) ſ. v. w. ausſchweifen, j. auch ausgebogt. 
ausbohlen, frz. planchéier, engl.to line with planks, 
mit Boblen innen verkleiden, 3. B. Zimmer, Ställe xc. 
ausbohren (Zimm., Brunnenb.), frz. evider, engl. 
to pink. — lleber das WU. der Brunnenröhren j. d. betr. 
Art. Säulen, ftarfe Doggen xc., die der Luft ausgejept 
find, muß man, wenn fie nicht aus mebreren Holzitärten 
zufammengejeßt werden, durch A. des Kernholzes vor dem 
Beripringen fihern. 
Ausbölzung, f., öjterr. für Ausſchalung. 
ausbrechen, at. 3., 1. (Hüttenw.) Ausbredyen, auch 
Aufbrechen, getheilt in Rohaufbreden und Garaufbredien, 
heit beim Friſchprozeß das Herausnehmen des halbge⸗ 
ſchmolzenen Eiſens aus dem Friſchherd. Nach dem Roh— 
aufbrechen iſt das Eiſen, wenn die Operation in gutem 
Gang geweſen, bereits gehörig entkohlt und in Schmiede— 
eiſen übergegangen. Iſt dies jedoch noch nicht der Fall, ſo 
folgt dem erſten Rohaufbrechen noch ein zweites, oft noch 

















| ein drittes, bevor das Garaufbrechen eintreten fan. — 


Überhaupt nennt man. das Zerjtohen u. Herausnehmen 


‚ zufammengefinterter Subjtanzen aus den Brennöfen, 


eb 


ausbrennen 








nen Stüd. — 2. Kriegsb.) a) Behufs Einichlagen einer 
neuen Richtung mit einer völligen Eappe durch die Bruſt— 


\ X N \ M 7 ⸗/ 
IN N \ \ /L/H | 


\\\ 
Ni 


* DL +; II jıf, ; 
B LE: ‚| 

— | 
c 


























Fig. 285. Ausbruch aus einer Parallele mit einfacher Erdwalze. 


wehr einer Parallele, Trandhse od. Sappe hindurchgehen. 
Fig. 285 jtellt den Ausbrud aus einer Parallele mit ein- 
facher Erdmwalze dar. — b) j. aufbauen 7. 
ausbrennen, aft. 3., frz. flamber, engl. to burn-out, 
1. brennbare Stoffe in Gefähen u. verjchlojjenen Räumen, 
3. B.Schorniteinen, durch Feuer zerftören. Dies N. ift zu 
verwerfen, weil fi in den obern Theilen der Eſſen dabei 
leicht Glanzruß bildet, der die Öffnung verengt u.dem Zug 
jchadet. — 2. A. der Aitflede, ſ. Anſtrich 52 u. Aſtflecke. 
Ausbringen, n., des Ofens, franz. produit, m., engl. 
produce, yield ofthe furnace ($üttenmw.), das Berhält: 
nis des gewonnenen Metalls zu den in den Ofen einges 
brachten Erzen. Si. 
ausbringen, akt. 3.,1. Kalt, ihn ausdem Ofen nehmen, 
2, Einen Teich, ihn reinigen, 
Ausbrödung, ausbrodmen, j. Brodem. 
ausbüchſen od. ausbudfen, akt. 3., 1. Zapfenlöcer od. 
dgl., 3. B. bei Thürklinten, Majchinentbeilen ꝛc. mit einer 
Buche (5. d.) ausfüllen. — 2. (Brunnenb., Kriegsb. ıc.) 
Bohrlöcer a., d.h. fie mit auf einander geſetzten, ca. 1 m. 
langen u.14—28 cm. weiten Eifenblehbuchjen ausfleiden, 
beim Arbeiten in lofem Sand. 
Ausbudht, f., Ausbiegung, f., eines Wertholzes, franz. 
bouge m.horizontal avec ledosendehors, engl. round- 
ing-out, Biegung eines liegenden Holzes (Balken ze.) mit 
ber fonveren Seite nad) außen. 
ansdämmen, alt. }3., frz. aviver, engl. to repair trim 
and smooth the sand-moulds (Gieß.), die Sandformen 
ausdämmen; ſ. d. Art. Form u. Guß. 
Ausdehnbarkeit, f., frz. dilatabilite, ductilite, f., 
Fähigkeit eines Körpers, bei. der Metalle, einen größeren 
Raum einzunehmen, ohne feine Form aufzugeben. 
Ausdehnfamkeit, f., frz. expansibilite, £., Beitreben 
eines Körpers, einen größeren Ron einzunehmen; alle 
Gaſe beſitzen diefe Eigenſchaft und gehören deshalb unter 
die ausdehnjamsflüfjigen od. elaftifchen Körper. 
Ausdehnung, f., 1. jr}. dimension, etendue, £., engl. 
extension, protraction; im mathematiichen Sinn be: 
zeichnet e8 Die Richtung, nad) welcher man einen Theil des 
unendlihen Raumes ausmißt, u. das Mäß diejes Raum: 
theils. Die Linie hat nur. nach einer Richtung (gewöhn— 
lic) Länge gen.); die Fläche nad) zwei (Länge u. Breite) 
und der Körper nad) drei Richtungen (Länge, Breite und 


= 
En 











diejelbe folglich jedem Körper zufommen. — 3. (frz. ex- 
pansion, dilation, f., engl. expansion) die bei allen Kör— 
pern unter gewijien Umſtänden, bej. durch Temperatur: 
erhöhung, erfolgende Vergröherung ihres Volumens. 
a) Die lineare oder Lingen-A. fommt bej. bei Stäben, 
Stangen, Balken ꝛc. in Betracht. Folgende Tabelle giebt 
die Yängenzunahme einiger feiten Körper an: 


Material: Zemperaturzunaßme Verhältnis der — 
nad Celſius: zur Totallange. 
Flintglas.. .1—100 1: 1248 0 
Stanz, bleihalt. Glas . 11000 1: 1171 —332 
Bleifreied lad. . . 1—100° 1: 1161 = O,gooasıza 
do. . 1—200° 1: 4534 03 
do. . 1—300° 1: 39 03 
bo. Röhren . . . 1—100° 1:1090 = O,ggosırs 
Stahl, nicht gehärtet . 1—100° 1: 927 — O,gorusıs 
do, gehärtet . 1—100° 1: 807 = 0, 50123986 
Gußeiſen . .1—100% 1: 901 = Ogarnı 
Schmiedeeiſen . 1-1000 1: 846 — O ö 
do. .1-—-300° 1: 27-0 
do. weiches .1—100° 1: 819 = 0, 128045 
Stabeijen . 1—100° 1: 812 == (,go123304 
Bd... 2.1100 1: A 0333 
Kupfer, gehämmert . 1—100° 1: 588 = (,oor 
Kupfer, gegofien . 1—100° 1: 582 — 0, osırıs 
do. . 1-300° 1: 177 = O,gosssors 
Meiling, Silber . 1—100° 1: 524 = 0,100 
me. 2.2.2000. 110% 1: 340 Oasen 
lei . 1—100° 1: 319 = 0O,g02n006 
Zinn . . 1—100° 1: 438 0, ogansss 
Antimon . . 1—100° 1: 923 = 0, os 
Platin . 1—100° 1: 1131 0, ooansa 
do. 0000. 180° 1: 363 
Palladium . . . . 1—100° 1:1000 = 0,4 


Bronze v.8 Th. Kupfer 


1Binn. . . . .1-100° 1: 590 = 0 
Loth v.2 Th.Kupf.iint 11000 1: 0 0 
Weißloth, Zinn, 2 Blei 1—100° 1: 399 — O,ggssosas 


Nimmt man an, daß die Yängen-W. pro 1° Temperatur: 
erpepung glenümähig wachſe, jo fann man bier noch die 
Längen=A. f. jeden Brad Temperaturerhögung bejtimmen; 
die Zahl, welche dieſe Aangicbt, heit der Ausdehnungs- 
koiffizlent. Diejer ift für jeden Grad des 100theiligen 
Thermometers für Gußeiſen — 0,gooorr , für Staberjen 
— (),goograag, Für Blei — 0,,, ꝛc. aljo nad) obiger 
Tabelle durch Divifion mit 100 zu finden. 
b)Körper:N. Manche Materialien erleiden bei Erwär: 
mung bis zu gewiſſem Grad eine permanente A., welche 
3. B. bei Gußeiſen bei längerem od. wicderholtem Glühen 
ziemlich bedeutend ift. Tropfbare Körper werden meijt 
durch Wärme ſtärker ausgedehnt als fejte. Da diefe Kör— 
per von Gefüßen umſchloſſen find, die jid) bei Erwärmung 
ebenfalls ausdehnen, jo erjcheint die A. von Flüffigkeiten 
noch größer, als fie wirklich ift, und man hat abjolute od. 
wirfliche n. ſcheinbare N. zu untericheiden. Es dehnen ſich 
alle tropfbar flüſſigen Körper nicht proportional der Wär: 
mezunahme aus; ihre N.en find größer als die der feiten 
Körper. Bei 0—100° Wärmezunahme ijt die A. für: 
Altohol von O,4,, Ipez. Gew. . — Ous nad) Dalton, 
Leinöl und Olivenöl Öse 
Schwefelſäure von 1,,, ſp. Gew. — 0,,80 
Scyweielätber . . .» . 
gelättigte Kochjalzauflöjung 
BOBTRE 4 2 000 e 
Quedfilbr . » .... 
do. bei 100— 200°, 
dv.  „ 200-300°, 
Die Koiffizienten auch hier — 


== 
s ” ” 


" Hallitröm, 


o50 
0,050 
. — Our m ” 


= Osorgorge NAH Wen 


. ” 


0, ” 
dieler Bablen. 


ER u 





ausdeichen 


Am ungleichförmigſten dehnt ſich Waſſer aus. Meiſt 
nimmt man an, daß die größte Dichtigleit desſelben bei 4° 
eintrete. Wenn man das Bol.d. Wafjers bei 0% — 1,g90017 H- 

bei 4° = 1,0000 Jet, jo iſt es nad) Despreg 
„= bei 300 1,ggu5 
40° —=1 —— 
—————— 
60° = 1,1008 


‚00001 
"00003 " 


„120 — 1,0007 „ 700 1,gg956 

. 10 - „BO Uopmas 

n 20° = 1,9179 902 Las 
2592 | 


—— ‚00298 „ 100° Logaın- 
ec. Die A.der Quft und anderer Gaſe durd Härme 
ift viel bedeutender und erfolgt viel regelmähiger als die 
tropfbarer Flüſſigleiten. Bei Temperaturzunahme von 
0— 100° dehnen im allgemeinen die Safe ihr Volumen 
um), = O0 AUS. 

ausdeichen, aft. 3. (Wafferb.), ein Stüd Land, es durd) 
einen Deich abjondern und umgeben. 

nusdobben, akt. 3. (Wajlerb.), frz. debourber, engl, 
to clear out, einen Graben, ihn von Schlamm und Schilf 
reinigen. 

ausdorken, ansdohlen, akt. 3. (Feldmeß., Strhb.), frz. 
derouler le trait par gazon, Linien auf dem Feld durch 
Doden bezeichnen (j. d.). 

ausdornen, alt. 3. (Schloff., Schmied), frz. &tamper, 
engl. to drift, ein Loc) durch Eintreiben eines Dorns 
glätten; ſ. aufräumen 1. 

nusdrehen, alt. 3., |. v. w. hohldrechſeln. 

Ausdrehftahl, m., fr}. ciseau m. de cöt6, engl. side- 
tool, inside-tool, eine Art Meißel zum Hohldrehen, hat 
die Schneide an der Seite. 

Ausdünflung, f., franz. — — exhalaison, f., 
engl. evaporation. Die N. fauler tbierifcher oder pflanz: 
licher Stoffe trägt nicht nur zum Verderben der Luft in 
den Gebäuden, fondern jehr oft zum Ruin der Gebäude 
jelbft bei; die V. von lebenden Menſchen aber fcheint fast 
in gewifjem Grad nöthig zur Konjervirung derſelben; 
Näheres f. unt. d. Art. Luft. 

auseren, 1. paij. 3., auskauten, von Holztheilen: aus 
der angewiejenen Lage ſich etwas verdrehen, namentlich 
durd) das Werfen des Holzes herbeigeführt. — 2, alt. 3., 
fra. &corner, ebrecher, f v. w. abfanten, abfafen, der 
fcharfen Eden berauben. 

ausfachen, alt. 3.,einen Schrank mit Fächern verfchen. 

ausfahren, 1. intr. 3. (Bergb.), aus dem Schacht auf: 
jteinen. — 2. alt. 3., das Straßenpflafter abnupen. — 
3. (Tifchler u. Glaſer) die Fenfterrahmen ze. f. dv. w. aus: 
nuthen, ausfalzen. — 4. Ziegel ausfahren, d.h. nach dem 
Brennen aus dem Ofen nehmen. 

Ausfahrt, £., 1. frz. issue, f., huis, m., engl. ush, issue, 
Thormweg, der bef. zum Hinausfahren bejtimmt ift. — 2. 
frz. debouquement, A. aus einem Kanal. 

Ausfall, m., 1. (Srieg&b.) Ausfallspforte, £., Ausfal- 
pförthen, n., franz. fausse-porte, petite-poterne, f., engl. 
back-door, small postern, fleine ®forte, bejtimmt, um 
durch fie unbemerkt aus der Feſtung entw. in den Graben 
od. unter dem Graben weg ins Freie kommen zu können; 
ſ. Ausfallsthor. — 2. Auch Ausfallsfiunfen, f. pl., fra. gra- 
dins m,pl. de sortie, engl. we l., inden Baral: 
lelen angebradhte Stufen, v. Schanzlörben, Faſchinen ꝛc. 
gebaut, welche den Belagerern möglich machen, ſich von 
der Soble der Parallelen aus über die Bruſtwehr hinweg 
der ausfallenden Bejapung des Plapes in breiter Front 
ſchnell entgegenzujtürzen. —3. Ausfall, Ausgang, frz. sortie 
f. de glacis, 5—5,, ın. breite Gänge, für Ausfallstruppen 
bejtimmt, vom gededten Weg durch das Glaeis, meift in 
nad vorwärts gefriimmter Richtung geführt und in der 
PBaliffadirungslinie des gededten Weges durd) ein Palij- 
jadenthor, Ausfallsgatter, geſchloſſen. — 4. (Baut.) j. v. w. 
Metope. 


195 


Ausflußgef Amwindigkeit 


Ausfallgatter, n., fra. barriere de sortie, engl.spar- 
gate, barrier-gate ; f. Ausfall 3. 

Ausfallleiter, f., frz. öchelle de sortie, engl. sally- 
ladder (Kriegsb.), nad) der Art der Sartenitellleitern ge— 
fertigt, dient in einzelnen Fällen dem Bertheidiger bei 
Ausfällen, Ueberfteigen der Slacispaliffadirung zu ers 
möglichen. Bei richtiger Bertheilung u. binlänglichen 
Dimenfionen der Balifjadenthore unnöthig. 

Ausfallsthor, fr}. porte f. de secours, poterne, f., 
engl. sally-port, postern, gewölbter Gang, unter ben 
Wällen hindurchgeführt, um in die Gräben oder niederen 
Werke zu gelangen. Berjchloffen werden diefelben durch 
Fallgatter oder Fallbäume, 

Ausfallwinkel, m., j. Reflerionswintel, 

Ausfalzung, f. (Zimm.), ſ. Spündung und Falz. 

Ausfang, m., übergebautes Geſchoß, ſ. Avantsolier. 

ausfafern, paſſ. 3., frz. s’effler, ſ. fafern. 

nusfeuern, 1.j. dv. w. ausbrennen, — 2. Auch aus⸗ 
heizen, gründlich durchwärmen. 
ausfluhten,int.3.,fr.desaffleurer, außerFlucht ſtehen. 

Ausfluß, m., franz. écoulement, m., engl. efflux, 
flowing-out. Beim A. des Waſſers aus Gefähen ift zu 
unterfcheiden, ob die Drudhöhe (Entfernung des Waſſer— 
fpiegels bis zum Schwerpuntt d. Ausflußmündungsfläche) 
veränderlich od. unveränderlich (konstant) ift; letzteres tritt 
ein, wenn von einer Seite eben fo viel Wafjer zutritt, als 
an anderer Seite abflieht. 

Ausflußkofffisient,, m., fr}. coefficient de döpense, 
engl. coefficient of effluxion. Durch vielfache Verfuche 
bat ſich ergeben, daß die theoretifch gefundene Ausfluß— 
menge oder auch die Ausflußgeſchwindigkeit (v) größer iſt 
als die effektive (die direft gemeffene), welch Teßtere durch 
Zufammenziehung (Kontraktion) des ausflichenden Raf- 
ferftrahles Heiner ausfällt. Iſt daher die theoretijche 
Bafiermenge Q=F.yY2g.h, worin F der Inhalt der 
Ausflußmündung, g das Mäß der Beichleunigung (f. d.) 
und h die Drudhöhe, jo erhält man die effektive W. durch 
Multiplikation mit einem Werth Heiner als 1, dem Aus: 
flußkoeffizienten (a), dem Broduft aus dem lontraftions: 
foöffizienten'« und Gejchwindigfeitstoeffizienten 9, Falfo 

—=a,9,f.d.betr. Art. Je nad) der Form der Mündung 
I wverjchieden; ebenfo bei einer Miindung in einer dünnen 
Wand anders als bei einem furzen od. langen Anfakrohr. 


I? 











Fig. 298 


Fig. 298. 
Ausflußgefhwindigkeit, f., frz. vitesse f. d’&coule- 
ment, engl.veloeity of issuing stream. Die theoretifche 
U. v ift — y2gh ober in Metermäß: v — 4,4, //h, alfo 
25° 


Big. 291, 








196 





Ausfülung 





fo groß wie die Endgeichwindigfeit eines von der (Drud-) 
Höheh frei berabfallenden Körpers (ſ. Ausflußkoeffizient). 
Wenn das Waſſer mit einer gewifien Geſchwindigkeite zu— 
flieht, jowirdv—y/2gh + c,. [v. Wor.] 

Ausflußmenge, f.. frz. döpense, engl. discharge; die 
pro Zeiteinheit aus Gefähen fließende Wafjermenge ift im 
allgemeinen Q = F.v — Miündungsquerihnitt mal 
Ausflußgeſchwindigkeit (f. d. Art. Ausflußloeffizient und 
Ausfluhgeihwindigfeit). Sie ift aber je nach Artdes Aus⸗ 
flufies verfchteden. Die forgfältigiten u. meiften Verſuche 
hierüber hat Weisbach angeftellt, nad) welchem ſich Q für 
folgende Geftalten der Ansflußöffnung berechnet: 

Fig. 286. PVierediger Wandeinfchnitt, oben mit dem 
Wafjerfpiegel abjchneidend, abgerundete Kanten: 


Q=%b.y2 .h°®. 





Fig. 87. Vierediger Wandeinſchnitt, weiter unten, zur 


Hälfte dargeftellt: et u 
Q— sb. V2g.(Yh, ?—Vh, 9), 
Fig. 288. Dreicd, obere Spige im Wajjerjpiegel: 
Q=’%.b. V2g .h?. 
Fig. 289. Trapez, obere Kante im Wafferfpienel: 
Q — . .(2b, +3b,). V2g „hi 

Fig. 290. Oberfte Kante der Figur unter d. Wafferfpiegel. 

g-2:V%-b (2: Eee) 


Fig. 91. Dreied, obere Spige unter dem Waſſerſpiegel. 
q—2:V2e-bı (ent hr. Pen) 
15 } h—h 
Fig. 292, (Kombination von Fig. 288 und 290) 


a (8. Vögh®) [obere Sätf)+ 
EI 5hy/h’+3V h,' )] [unt. Hälfte.) 


15 h—h, 
fig. 293. Kreisförmige Mündung unter d. Wafferfpiegel, 


Q=r.r".Y2gh. [ 1 £ )- lH) 4 


Reicht der Kreis bis zum Wafjerfpiegel, jo ift 
987 — 2 
ar VRgh — On FV 2gh. 

Iſt die Drudhöhe im Mittelpunkt gleich od. gröher als der 
Durchmeſſer, jo ann man Q—=F. Y2gh jehen. 

Bei allen diefen u. anderen Fällen ift die Waffermenge 
Qnoch mit dem Ausflußloeffizienten zu multipliziren. 

Ausfiußmündung, Ausflußöffnung, f, frz. orifice, m., 
engl. aperture (f. d. vorherg. Art. über Ausfluß 2c.). 

ausfluten, akt. 3., ſ. ablandeln u. fanäliren. 

Ausflutung, £., |. Ranälirung. 

ausfördern, alt. 3. (Bergb.), Erz berausichaffen. 

ausfrieren, paſſ. 3., ſ. Froft. 

ausfugen, alt. 3., fugen, Fugen verstreichen, verfugen, 
in Defterreich verbandeln, frz. ficher les joints, jointer, 
Jointoyer, engl. to fill-up,to flush, to point the commis- 
sures. Bei Mauern, welche nicht gepußt werden, jondern 
roh bleiben follen, mögen fie nun von Sandftein, Ziegel, 
Bruchjtein jein, werden die Fugen von der Außenſeite mit 
Mörtel verſtrichen. Es geſchieht dies meist erit beim Ab: 
rüften, und zwar mit einem harten Mörtel, entweder mit 
Cement, mit hydraulifchem Kalk oder mit Oelkitt. Damit 
es gleihhmähiger werde, bedient man ſich dazu einer klei— 
nen, eigens darauf eingerichteten Kelle, der Ansfugkele, 
£ugkelle (f. d.). Am häufigsten und wohlfeilften ift die 
glatte,flache,gerade,ebeneNusfugung, frz.jointoie- 
ment ın. plat, engl, flat-joint-pointing, flushing, die 
aber felten genau cben, jondern nad) Fig. 294 ſich heraus: 
jtellt. Man kann aber auch (u. dies heißt dann fagon— 
nirte Ausjugung, fr3.jointoiement m, a joints tirds 











au crochet, engl. tuck-pointing) die Fugen als Meine 
Nundftäbchen ꝛc. behandeln, öfterreichijch verbrämen, und 
wird hierzu das gewünschte Profil umgelehrt an die Kelle 
oder an ein fchmales Stüdchen hartes Holz (erochet) an= 
gearbeitet; letzteres genügt natürlich blos für kleinere 
Flächen. Man fegt auch wohl dem Ausfugmörtel Eiſen— 
feilfpäne od. Hammerſchlag zu und reibt die Fugen dann 
mit einem Eifen fo lange, bis fie glänzend ſchwarz werben. 
Der Form nad) unterfcheidet man dann: Ausfugung auf 





205. 


Fig. 294. 
pointing, Fig. 295; A. auf verfenkten Rundſtab, frz. join- 
toiement & baguette renfoncée, engl. recessed bead- 
pointing, Fig. 296; A. auf Kerbe, fr. jointoiement à 
coche, engl. notch-pointing, Fig. 297; A. auf Hohlkehle, 
frz.jointoiement & cavet,a gorge, engl. fluted pointing, 
Fig. 298; W.auf Falz, frz. jointoiement A coulisse, engl. 
channel-pointing, Fig. 299; A. auf Rundſtab mit Plätt- 
chen, frz.jointoiement & baguette et filets, engl. filleted 
bead-jointing, Fig. 300. 

ausführen, aft. 3. Während die meiften Künftler und 
Handwerker unter „Ausführen“ das Bollenden, das zu 
„Ende“ führen einer Arbeit verstehen, brauchen Stein: 
meßen u. Bildhauer das Wort in dem Sinn von anlegen, 
vorbereiten, alio fir die erite gröbere Behandlung des 
Steines, der dann die feinere Bearbeitung folgt. 

ausfüllen, alt. 3., 1. (Erdarb.) einen Graben od. fon: 
ftige Vertiefung mit Erdreich, Schutt xc. ausfüllen, frz. 
remblayer, engl. to fill up, geichicht zu Bejeitigung der 
Vertiefung und Herjtellung der Planie; Viele nennen es 
auffüllen, aber ungenau, denn das Auffüllen, frz. tasser, 
engl. topile up, hat Herjtellung einer Erhöhung zum Zwechk. 
— 2, Fugen a., ſ. ausfugen. — 3. BeiMaurern, Stuben: 
malern und Ladirern heißt A. die Arbeit unmittelbar vor 
dem Anjtrich, durch welche man Löcher, Riten und fehler: 
bafte Stellen mittels Kitt in Manern, Holzarbeiten zc. uns 
fihtbar madıt. Nach dem Anftrich richtet jich die Art des 
Kittes, ſ. Kitt. Bor dem Leimanftrich benupt man Leim— 
fitt oder überlebt die betr. Stellen mit Bapierftreifen, die 
in Handſchuhleim getaucht find, oder wenn folcher Stellen 
zu viele find, überleimt man Alles mit Papier, in flandri— 
chen Tafelleim getaucht. Ritzen an den Deden pflegt man 
mit Heinen Muifelinjtreifen zu belegen, die man zuvor 
in die Ceimauflöfung getaucht hat. Der Dltitt wird be- 
nußt, wenn ein Olfarbenanftrid) darauf folgen ſoll. Er 
darf erit dann zum A. gebraucht werben, wenn das Holz— 
wert bereits einenOlfarbenanitricherhalten hat; aufrohem 
Holz haftet er nicht. Beide Kitte färbt man auch; der harte 
Kitt oder Cement wird zum A. der Steinfugen, ebenjo um 
abgeitoßene Stellen an Bänden, Gefimfen, Karniefen und 
ardjiteftonifchen Gliedern aus Stein auszubeſſern, ſowie 
ferner auf Eifen und Blei gebraucht. Man trägt ben Mitt 
mit einer Heinen eifernen Fuglelle ein und glättet ihn. — 
4. Den Fehlboden a. oder verfüllen, frz. entrevoüter les 
solives, engl. to fill up the sound-floor. — 5, ansgefülltes 
Manerwerk, frz. muraille bloquee, ſ. Füllmauer. 

Ausfüllung, f., 1.(Exrdarb.)frz.remblayage,m.,j.v.w. 
Auffchüttung, A., wenn der auszufüllende Platz vorher 
eine Vertiefung bildete, — 2. (Hochb.) A., franz. comble- 








Ausfüllungsmafle 197 Aushalten 

















ment, remplissage, m., engl. pugging, unter dem Fuß- | ftändig wägrecht herſtellen. — 2. Ueberhaupt eben machen. 
boden, auch) Ausſchüttung, Verfülung genannt; a) auf Keller- Wenn z. B. Mauern von unebener Fläche gepußt werden 
gemwölbe; jofort nachdem diefelben geichlofien und hinter: | jollen, jo müjjen die vorstehenden Steine weggeſchlagen, 
mauert worden find, wirdeine dünne Lehmſchicht, vielleicht | Die Tiefen durch Annageln von Steinen, Auftragen von 
von 2—5 em. Stärke, gleihmähig aufgetragen und mit | grobem Mörtel ze. erhöht werden , und dies heißt a. Vgl. 
einem leichten Holzichlägel feitgeflatfcht. Daraufmwirdgros | auch Einebnen, 
ber Kies, der beim Durchwerfen des Baufandes übriq aee| Ausgleichſchicht, Daranffcict, f., ſ. Art. Gleichſchicht. 
blieben, auf die Lehmichicht bis zu Höhe deskünftigen Fuh- | Ausgleihungsröhre, f. So nennt man verichiebbare 
bodens aufgefchüttet. Nun gehtder Ausbau vorjich; fommt | Röhrenitüde, in langen Stredeneiferner Röhrenleitungen 
man dann an das Legen der Barterrefußböden, jo werden | in gewiffen Abftänden angebracht, um bei Temperatur= 
von dem fies wieder dem. weggenommen u. durch Stein= | wechiel das Zerreihen oder Zufammendrüden der Eiſen— 
fohlenafche (j.d.) erjeßt, dann die Vertiefungen fürdie La= | röhren zu vermeiden. 
gerhölzer gemacht und mit Salz ausgejtreut, hierauf ein) nusglühen, aft. 3., fr}. recnire, decrouir, engl. to 
geebnet, ausgenlichen u. gedielt; b) auf Balfenlagen wer: | anneal, 1. Gold, Silber, Küpfer, Meſſing wird ausgeglüht, 
den zuerft die Fugen des Fehlbodens (f. d.) mittels einer | wenn dieſelben lange gebämmert und geftredt worden find 
Spachtel forgfältigitm. Sandlehm verftrichen, dann Schutt | und ihre Geſchmeidigkeit wieder erhalten follen. Dan legt 
od. Sand aufaetragen, bis ingleiche Höhe mitden Balken; | den Gegenſtand volljtändig in glühende Holzkohlen und be- 
diefer nicht zu grobe Sandod. Schutt muß ziemlich) fejt ges | deckt ihn mit jolchen od. mit Lohfuchen. Glüht das Metall 
jtampft werden. Hierauf verfährt man wie bei a. firichroth, jo wird das Stüd herausgenommen, um es er> 
Ausfüllungsmaffe, f. (Bergw.), iit das unhaltige Ge- kalten zu laſſen. — 2. A. des Eiſens. Schmiedeeifen , bis 
ftein, welches in Schädhten mit Erz abwechjelt. Hierdurch zum nänzlichen Kaltiwerden gehämmert, wird jpröde und 
begründet ſich der Unterschied zwiichen Erz u. Gangarten. brüchig; alüht man aber die auf folche Art bearbeiteten 
Aber auch in der A. find oft nutbare Mineralien, be.: | Eiſenſtücke neuerdings aus, fo erlangen fie ihre vorherige 
Duarz, Karbonfpate, Schweripat, Flußſpat u. a. [Si.] Zäbigfeit wieder. — 3. Stahla., frz. fairerevenir l’acier, 
ausfüttern, aft. 3.,1.fr.doubler,enal.to claythebed | |. Art. anlafjen 2. — 4. A. des Glajes, ſ. v. w, im Kühl⸗ 
(Deichb.), die Bettung eines Kanals mit Thonerde aus= | ofen langjam erfalten laſſen. 
ftampfen. — 2. frj.rembourrer, engl.to stop in, f.v.w.| Ausgrabemafdhine, f., ſ. Erdarbeiten, 
binteritopfen, 3.8. den Zwiſchenraum zwiichen Steinfturz | ausgraben, aft. 3., den Boden, frz. extraire, creuser 
und Entlaftungsbogen mit Hobelipänen ausſtopfen. — | la terre, deblayer, engl. to dig, f. Ausgrabung. 
3. fra. revötir, engl. to line, innerlich verfleiden, oder auf| Ansgrabung, frz. excavation, f., deblai, m.,engl.dig- 
der Rückſeite verkleiden. ging, trenching, 1. die A. des Bodens, Aufgrabung des 
Ausgang, m., 1. (Hochb.) ſ. Art. Abtritt 5.— 2. (Waſ- Grundes, Aushebung der Bauftelle, erfolgt nad) dem Ab⸗ 
ferb.) Ansgang, Einmündung, f., eines Kanals, franz. em- | jtedensdes Gebäudes. Je nach Verſchiedenheit des Bodens 
bouchure, f., engl. mouth, ift der Punkt, an welchem er | find auch die dazu erforderlichen Werkzeuge u.Berfahrungs- 
in einen Fluß mündet. Meift iftim Hauptftrom eine Sand: |, weifen verichieden. Gartenerde od. Adererde, loderer trof- 
| 





oder Kiesbank da, wo ein Nebenfluß mündet. Folgt ein | fener Boden ift am leichteften auszugraben; mehr Mühe 
Kanal einem ſolchen Nebenfluß, jo muß er unterhalb der | erfordert Sand, um ſo mehr, je feiter u. feuchter erijt. Noch 
Kiesbant in der Hauptilug münden, um die Schiffahrt | mehr feuchter Thon u. Lehm, dann Sumpf, Moor u. Torf- 
frei zu halten. Es wird meift ein größeres Baffin am A. erde. Am meiften Kraft u. Zeit erfordert verwitterter od. 
angelegt u. nad) dem Fluß zu eine Schleufe mit doppelten | unreifer Fels. Über die nöthige Tiefe der A. ſ. Gründung. 
Thoren, zum Heraus- u. Hineinfahren eingerichtet. Das | — 2. frz. fouillement, m., engl.excavation, A. von vers 
Unterhaupt diefer Schleufe muß ftromabwärts gehen. — ſchütteten alten Gebäuden, muß mit großer Vorſicht vor— 
3. In der Kriegsb. nennt man N. einen Durchftich durch | genommen werden, um nichts zu befchädigen. 
das Glacis zum Herausführen d. Strakenausder Feitung | nusgreifen, paſſ. Z., . v. w. auöfragen 2. 
in das offene Terrain. Vgl. Art. Ausfall 3. ausgründen, at. 3. (Tiſchl.), f. abgründen. 
Ausgebäude, n., ſ. v. w. Erfer. Ausgründung, f., j. Abgründung. 
Ausgeben, n., des Kalks, f. Art. Kalt, Anfchwellung | nusgühren, ausgüren, durchkommen, herausichlagen; 
3 und Aufgehen. 1. vom Geftein im Bergbau; 2. vom Harz am Holz; 3. 
ausgebogen, ansgefhuppt, adj. , frz. engröle, engl. in- | vom Salpeter aus der Mauer. 
grailed, das Gegentheil von ausgebogt ; bei legterem näm: | Ausguß, m., 1. Ausflug, Schnauze einer Dachrinne, 
lich find die Zädchen zwiichen den Bogen, bei erjterem die | frz. gargonille, engl. gargoil, spout of a gutter, ſ. Ab- 
Bogen nad) aufen nefehrt. traufe. — 2. A. eines Rohre, Ausmündung, frz. dögor- 
ausgebogt,adj., frz. &chancr£, engl. curved inwards, | gement de tuyau, 6couloir, engl. shoeof apipe, mouth 
channeled, auch ausgeflutet, eingefhuppt gen., d. h. mit | dischargingshoe. Ausflußihnauze am Unterende des 
bogenförmigen Einferbungen verjehen. Bei Bretverzie- | Fallrohrs (f. d.). — 3. A. einer Bumpe, ſ. Auffägel. — 
rungen an Schweizerhäufern x. gebraudt. 4.9. in der Küche ıc., |. Gußſtein. 
ausgebrodenesHolz, n., in Hohwaldungen das1bis) Ausgußkoäffizient, m. Bei Pumpwerken — aud bei 
10 Jabhre alte Holz. den beiten — entiteht jtet3 an der Hubmwafjermenge, von 
ausgehender Winkel, m., ſ. ausfpringender Winkel. | welcher ein Theil zurüdfält, ein Verluft. Diefer beträgt 
ausgehendes Holz, n., in Hohwaldungen das 80 bis 
90 Zahre alte Holz. 
ausgelihtetes 9olz, n., im Hochwald das 10 bis 20 
Jahre alte Hol. 


5—15°/, (u. mehr) u. wird durch einen N.en ausgebrüdt, 
weldyen Meisbach u 0,., jebt; damit ift das theoretiiche 
Förderquantum, d. b. die aus Eylinderweite, Kolbenichub 
u. Schubzahl berechnete Waffermenge, zu multipliziren, 
ausgeworfene Bweige, m. pl., fra. gousses, f. pl., | um die wirklich gelieferte Waffermenge zu erhalten. 
engl. shells, husks, lat. caulieuli, Blätter: oder Nanfen- | Ausgufredt,n.,d. Befugnis, unreines Bajjer auf ein 
verzierungen, welche an ioniſchen Kapitälen ausd. Schnede | benachbartes Grundſtück ausfließen zu laffen; j. Baurecht. 
berauswadjien. Ausgufröhre, f., franz. dögorgeoir, m., gargouille, 
ausgiefien, att. Z., ein Gewölbe, einen Grund a., d. h. | engl. spout, das Ausmündungs-Röhrenftüd bei Röhren⸗ 
durch Eingiehen einer Mörtelmafje ausfüllen; j. Grund, | leitungen od. Pumpwerken; ſ. auch Auffägel. 
Gewölbe, Füllmauer. Aushalten in der Grube, j. Aufbereitung 1. 
ausgleichen, at. 3.,1. ſ. v. w. abgleichen 1— 3, volle! Aushalten über Tage, j. Aufbereitung. 2, 


Aushänger 198 Ausfaßfäleufe 


Aushänger, m., |. Ausleger und Ausſchußbaum. ausklinken, wenn manvon einem Bret, einer Säulex. 
Aushängefäge,f., Geitellfäge, welche man an dem Ende | an der einen Seite, in der Regel nahe am Ende, ein recht: 
losjhrauben kann, jo daß man fie durch ein Zoch fteden u. | winfliges Stüd herausichneidet, welches 4. B. 12cm. lang 
von da weiter fägen fann; die Zähne diefer Art Sägen find | und 3 cm. breit ift, weil das Bret am Fußboden um einen 
ſehr Hein, 6—8 auf 1 cm. 12 cm. breiten, 3 cm. vorstehenden Bilafter herumgreifen 
ausbauen, 1. franz. sculpter, engl. towork-out, aus | muß, fo jagt man dann: das Bret ft 12cm. lang auf3cm. 
einem rohen Blod eine geordnete Geſtalt zurecht hauen, ihn | oder auch, es ift auf 12 cm. Länge um 3 cm. ausgeklinkt, 
au einem Bildnis in Stein verarbeiten. — 2. Durch Ab- | oder e8 iſt an den Bilafter angeklinkt, oder der Bilafter ift 
bauen vertiefen, frz. caver, creuser, engl. to carve, 5. B. | in das Bret eingeflintt; j. Klinkung. 
einen Trog, eine Rinne a. — 3. Durch Abhaucnentfernen, | auskolben, akt. 3., mit dem Löthkolben ausreiben. 
3. B. Kite eines Baumes, frz. &brancher un arbre, &la-| auskragen, 1. alt. 3., fri. encorbeller, engl. to cor- 
guer, engl. to prune trees, Stämme eines Waldes, fr;. | bel, ausladen lafjen, aufeinenftragitein ſetzen. —2. pafj.3., | 
£claircir une for&t. — 4. Das N. eines Spans an einem | frz. porter en saillie, porter en encorbellement, engl. 
Haus war früher ein Zeichen der Befigergreifung. — | to be corbelled out, jpan. sobresalir, voritehen, bei. von 
5. Rainer les poteaux, N. einer Kerbe in die Seiten der | größeren Bautheilen, v. Erfern sc ‚gebraucht. Eine Mauer 
Säulen bei Fachwänden (i. d.). nennt man ausgekragt, frz. encorbelld, wenn fie über die 
Aushebung, f., 1. des Bodens, f. Nusgrabung. — 2. | darunterftehende, fie ftüßende, vorgebaut ist, weilgemöhnt. 
N. des Modells od. des Gußſtückes aus der Form, frz. de- | diefer Vorftand durch ausfragende Steine vermittelt iſt. 











moulage, m., engl. lifting; j. Form u. Guß. Auskragung, f., fra. encorbellement, m., enal. cor- 
ausheizen, einen neuen Ofen a., d. b. ihn anheljen, oder | belling-out, heikt eine Ausladung, wenn fie mittels Auf— 
auch gehörig durchwärmen. jepens auf vorgefragten Steinen erreicht iſt. 
Aushieb, m., das Aushauen, Heraushauen des Ge- | ausladen, neutr. 3., auwachſen, frz. saillir, seprojeter, 
iteins im Bergbau; ſ. abjtroßen. se jeter hors d'oeuvre, engl. to jet-out, jut-out, to be 


aushobeln, 1. fr5. creuser au rabot, engl. to plane | projected, j. v. w. vorftehen; ſ. Ausladung 1. 
out, vertieft hobeln. — 2. frz. dresser au rabot, engl.to| Ausladung, f., 1. aud) Anwadyfung, Anslaufung, Vor- 


plane, völlig fertig, glatt hobeln. ladung, Vorfid, frz. saillie, f., ressaut, m., projecture, f., 

ausjochen, 1. aus dem Joch abheben. — 2. Mit einem | engl. jetting-out, projecture, jutting-out, projection, 

Jod) ausfprengen, ital.sporto, projettura, jpan.proyectura, dad Mäß, um 
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Fig. 301, Profil einer Auslaßſchleuſe. 


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auskämmen, 1. aus dem Kamm heben. — 2. ſ. v. w. welches ein Geſims vor der glatten Mauerflucht vorſteht; 
einen Kamm ausarbeiten, j. u. ausblatten. — 3. (Dad)= , diefe A. im Verein mit der Höhe beftimmt das Verhältnis 
deder) gebundene SchüttenStrohmit einem eifernen Kamım | u. jomit die Wirkung des Gefimfes. Wenn man die A. ge- 
glatt ftreichen. ringer macht, als die ganze Höhe des Geſimſes ift, fo wird 

auskehlen, fr}. canneler, &vider, engl. to flute, to gut- | der Sims leicht etwas ftumpf ausſehen. Bejtimmte Regeln 
ter, to groove, ital.scanalare, fpan. escanalar, rinnen= | lajjen jic) darüber nicht angeben, ſo vielaber iſt gewiß, daß 
förmig aushöhlen, kandeln, riffeln, riefeln , rinneln, aljo | man die N. nicht übertreiben darf, weil fonjt die jo weit 
eigentlich blos auf Ausarbeitung v. Hohlfehlen zu beziehen, | überhängenden Steine leicht herabfallen; diejelben müſſen 
aber aud) für das Ausarbeiten anderer Geſimſe gebraucht, eben joviel Auflage ala A. haben. —2. [.v.w. Erfer (f. d.). 


ſ. Kehle, Kehlſtoß zc. — 3.9. einer Böſchung, frz. empatement, engl. projec- 
Auskehlung,f., fr. cannelure, f.,engl.hollow,groove, | tion, sally ofatalus, j.d. tw. Anlage, horizontal gemejjene 
channel, eigentlid) eine halbtreisförmige Rinne als Ver: | Breite der Böſchung. 


Auslage, f., 1) niederjächjtich, ſ. v. w. Vorlage, Vor— 
bau; 2) meiiniich = Schaufeniter. 

auslarven, att. 3., |. v. w. ausklinken. 

Auslaf, m., frj. &gout m. lateral, engl. side-out-let 
(Waſſerb.), Seitenablaß von Kanälen oder Müblgräben; | 
man legt jie gern da an, wo das abfließende Wajjer in cin | 
wedges, das Ausfüllen eines Loches mit Keilen. — 4. ſ. natürliches Bart tommt. In der Seitenwand des betr. 

v. m. feilförmig jchärfen, frz. aboutir en angle aigu, Ebi- | Kanals wird ein Einjchnitt gemacht, ausgemauert u, mit 
seler, engl. to give a basil, ſ. abſchärfen 2 u. 3. Nuthen zu Aufnahme einer Balkenwand od. von Aufzieh— 
auskitten, frz. mastiquer, luter, enduire de ciment, | [hüten versehen. Ueber dieje fließt das Waſſer. Soll mehr 
engl. to cement, mit Ritt (j. d.) ausfugen und ausfüllen. | oder alles Waſſer abgelajjen werden, jo zicht man die 
auskleben, auskleiben, auskleifern, frz. enduire, car- Er od nimmt die Baltenwand heraus. Vergl. d. Art. 
tonner, empäter, engl. to paste, von innen mit Kleifter | Ablak und Fig. 18, 19. 
beftreichen und Papier, Tapete ıc. darauf andrüden, Auslafifdyleufe, £., Abfiußfäleufe, f., frz. &cluse f. de 
auskleiden, ftj.revätir, engl.toline, ſ. v. w. ausfüllen, | decharge, engl. out-let-sluice (Kriegsb.). Mit Vorſetz— 
jr}. lambrisser, rev&tir de lambris, engl. to wainscot, | balten, Schützen od. Thoren verfchliehbare Ausitrömungs- 
auch austäfeln genannt, mit Täfelwert vertleiden. Öffnungen, welche entw. direkt v. den unterhalb gelegenen 


zierung, bei Säulen meijt Kanälirung genannt, dann aber 
auch auf allegehobelte Berfimjungen übertragen; f. Kehle, 
Kehlſtoß ꝛc. 

ausheilen, 1. (Tiſchl.) das Herausnehmen der Keile 
aus d. Leimzwingen. — 2. Das Heraustreiben durch einen 
Keil. — 3. frz. munir de coins, engl. to provide with 





Auslauf 199 Ausreißer 








gm 2 —— — — — = I ——_ — — ö— — — — —— — — 
Gräben einer Feſtung nach dem dieſe Gräben ſpeiſenden Niederſachſen polygoner, ſchon vom Erdboden beginnender 
Gewäſſer führen od. ſie unter dem Glacis hinweg ableiten. | Erker; ſ. Bay-window und Erker. 
Sie dienen zum Anſtauen und Ablaſſen des Waſſers in ausmahlen, akt. 3., Waſſer a., es durch Schaufelräder 
den Gräben. Fig. 301 giebt das Profil einer ſolchen A. in die Höhe, aus ſeinem Bett herausbringen. 
(a b) zugleich mit dem der Speiſungsſchleuſe (ce d). [‚Ptz.) ausmalen, akt. 3.,1. innerlich bemalen, — 2. Eine 
Auslauf, m., 1. j.v.iw. Ausfluß, Ausguß, Auslaß. — | Zeichnung koloriren. — 3. Eine angelegte Malerei aus- 
2.5.v. w. Ausladung. führen, vollenden, 
auslaufen, intr.3., 1. fr3.d&bouquer, &couler, heraus | Ausmäß, n., ſ. v. w. Dimenfion, bej. auf Mähe im In⸗ 
fließen. — 2. frz. aboutir, allmählich endigen, in eine jehr | nern angewendet ; jo jpricht man von den Ausmäßen eines 
dünne Spitze, od. ſich unter einem jehr jtumpfen Winkel an | Zimmers, eines Gefühes x. 
eine andere Fläche anlegen. — 3. j. v. w. vorjtehen, aus ausmanern, alt. 3., 1. frz. murer, engl. to fill-up, to 
laden. close with masonry, einen Zwiſchenraum oder eine Der 
Auslaufftein, m., fr. &couloir, m., engl. out-let-stone, | tiefung mit Mauerwerk ausfüllen, daher 1. Fache a., frz. 
tterstone, heiht ein Gußjtein (j. d.) dann, wenn er, wie | magonner, murer les pans, engl. to brick, to nog the 
früher faſt allgemein, bei. bei Burgen, einzeln jtehenden | bays, die Holzfache einer ausgebundenen Band mit Zie- 
Häujern 2c. üblich war, fehr lang ift und durch die Umfaf= | geln ausjegen. — 2. Einen Brunnen, eine Grube, einen 
jungsmaner durchgreift, jo dah das innen hineingegofjene | Kanala., frz. revetir depierresoder de briques, engl. to 
Waſſer außen abjlieht. line with walling, ihm innerlich mit Mauerwerk verkleiden. 
Auslaugung, f., frz. lavage, lessivage., m., engl. ex- | — 3. Ein Fenſter oder eine Thüre a. häufiger vermauern 
tract by lie, lixiviation. Unter A.verjteht man allgemein | oder zumauerngen. — 4. Baltena. Fit da, wo die Balten- 
das Entfernen löslicher Stoffe aus unlöslichen ; die A. ges | köpfeliegen, fein genügend breiter Mauerabſatz zu erzielen, 
ſchieht meijt mit Hülfe reinen Waſſers, welches entweder | jo werden die Zwijchenräume der Ballen ausgemauert, 
falt od. warm angewendet wird. Wichtig für die Bautech- | um die Mauer weiter fortführen zu können. Dabei muß 
ni ift Die A. des Holzes, durch welche das Entfernen der- | aber alles Holzwert troden ummauert werden, damit nicht 
jenigen Theile bewirkt werden ſoll, die leicht in Wafjer [ö8= | die Feuchtigkeit des Kalkes in das Holz ziehe, dasjelbe ver- 
lich find und durch ihr Verbleiben im Holz, indem fie gern | jtodeod.jih Hausihwamm(f.d.)bilde. Manerreicht diefes, 
in Gährung oder Fäulnis übergehen, zum Verderben des: | indem man die Ballen troden mit hartgebrannten Dach— 
jelben durch Würmer, Schwamm, Fäulnis, Moder ıc. bei- jteinen, Schiefer, Dachpappe od. Zink umlegt und an dieje 
tragen. Es giebt verjchiedene Methoden der A., ſ. Bauholz, erſt mauert. Noch beſtreicht man hier u. da unzwedmäßiger 
Konjervirung desfelben. [ Mes.) Weiſe die Enden der Balten, weldye indie Mauer fommen, 
auslaufen, alt. 3., 1. (Bergb.) die Wandruthenu. Anz | mit Theer. Beſſer ift es, die Steine nicht direft an die Bal— 
fälle ausbauen, damit dieSt L hineingetrieben werden | fen anzumauern, damit ein feiner Spielraum bleibt; je- 
können. — 2. Hölzerne Keile, Läufe, in die aus Verjehen | denjalls aber darf der über dem Balfen liegende Steinnicht 
zu groß od. an Jaljcher Stellegearbeiteten Zapfenlöchern c. | auf demjelben aufliegen, indem bei Belajtungen der Balten 
treiben. ſich an beiden Enden etwas in die Höhe giebt u. dann leicht 
auslegen, ausfdieben, vorfhieben, Stredbalten a., frz. | den Verband der Mauer zerſtört. Ms. 
housser au large, engl. to shove-off, d. b. jie von dem | Ausmeffung, f., franz. mesurage, aunage, mötrage, 
ſchon vollendeten Theileiner Kriegsbrüdeüiberden weiteren | toise, arpentage etc., je nad) der dabei zu Hülfe genom= 
einzubauenden Träger (Bontonzc.) hinüberjchieben. Man | menen Mäheinbeit, engl. measuring. Das Verfahren bei 
pflegt auch wohl das Tötenponton mittel3 der Stredbalten | A. von Gebäuden ſ. unter Vermeſſung, bei A. von Bau— 
um die betr. Spannweite von dem bereit fertigen Theil der | pläpen ze. unter Feldmeßkunſt. 
Brüde abzuſtoßen, abzujepen und fo die Brüde um eine) Ausmittelung, f.,der Dachflächen xc., ſ. Dachzerlegung. 
Strede zu verlängern. [‚Ptz.) ausnehmen, alt. 3., oder austragen, ausfahren, einen 
Ausleger, m., Ausfhußbaum, m., Ausfleder, m., frz. | Ziegelofen ausräumen. 
boute-hors, &charpe, f., engl. out-rigger, ein zueiner) nusnuthen, ausfpünden (Zimm.), frz. bouveter, engl. 
Dachluke oder jonjt two aus dem Gebäude herausgeftedtes | to plough-plane, to groove, eine Nuth, einen Spund in 
Stüd Holz, an defjen vorderem Ende ein Flafchenzug zum | das Holz einarbeiten; j. Nuth, Spund. 
Aufziehen von Lajten, hängenden Gerüſten zc. befejtigt, od. | ausörtern, auswinkeln, franz. &querrer, engl. to take 
auf welches das Gerüſt zum Theil gebaut wird. the squaring, die Winkel eines Baues mejjen; ſ. Ver— 
Ausleitung, f., der im Boden liegende Theil der Blig- | reihung. 
ableitung; ſ. Blikableiter. nuspeilen, fra. sonder le fond, engl. to examine the 
Auslieger, m., 1. frz. patache, ein Schiff, welches auf | ground, die Wajjertiefe mit dem Sentblei unterjuchen. 
einem Rojten liegt, auch Racıticif, niederfächf. Utligger, | auspfählen, 1. fr}. piqueter, ein Feld mit Pfählen ab- 
Utlegger. — 2. j. v. w. Klüverbaum (f. d.). — 3. f. v. w. fteden, — 2. (Wajjerb.), frz. piloter, engl. to pile, ſ. v. w. 
Ausleger, be. wenn er als Krahnſchnabel, frz. escoperche | verpfählen. 
de grue, gebraucht wird. auspfühen , auspumpen, ausfhöpfen, das Wafjer aus 
auslochen, aft. 3., franz. enlacer, engl. to mortise | einem Steinbrud, Stolln xc. entfernen. 
(Zimmerm. u. Steinm.), j. v. w. Bapfen= od. Dobellöcher, | ausräumen, alt. 3., 1. ein Waſſer, j.baggern. — 2, ein 
ausmeißeln. Loch, j. aufräumen. 
Auslöfehaken,m.‚Icerenhaken, m.,Auslöfungsfhere,f.,| ausrerken, ausfrcken (Hütten., Schmieb.), frz. &tirerle 
frz. bascule, f., pince f.ded6eclie, engl. pincers, tongs s. | fer, engl. to draw down, das Eijen jtreden (f. d.). 
pl. of a pile-engine, detaching-hook,, zum Einhängen| Ausreibebledj, n., bei Klempnern ꝛe. ein Blech zum Ab- 
und Loslafjen des Bären dienender Hafen an der Kunſt- | reiben der Heinen Löthkolben mit Kolophonium und Zinn, 
tamme (f. d.). während des Löthens mit Zinnloth. 
auslohen, alt. Z., ſ. v. w. ausbrennen mit einem flüch⸗ nusreiben, alt. 3., ein Loch, ſ. Aufräumen. 
tigen Stroh⸗ oder Reißholzfeuer. Ausreiber, m., 1. j. Aufräumer. — 2. jrz. fraise, f., 
ausiothen, paſſ. Z. frz. gauchir, engl. to batter, aus | engl. countersink, aud) Senfer, Senteijen, gen., Spitz⸗ 
dem Loth weichen, von Mauern gejagt. bohrer, rund, vieredig oder dreijeitig, nad) dem Griff zu 
Ausluchte, f., 1. imöftlichen Deutichland nennt man jo | jtärfer werdend; ſ. Bohrer. 
die Biebel der Duerdäcer, mit denen die Gewölbjoche der | Ausreifßer, m., im Bergbau ein Erztrumm, welches 
Seitenſchiffe an gothiichen Kirchen bededt find. — 2. In ſich von dem Hauptgang zu Tage wendet. 











ausreuten 


ausreuten, austoden, ausrotten, ‚att. 3., frz. extirper, 
deraciner, engl. to extirpe, Bäume mit allen ihren ur⸗ 
zeln gänzlich herausſchaffen ausder Erde, geichehedies nun 
lebend oder nach Füllung des Baumes. 

ausr jeden, akt. 3., fr}. equiper, engl.to fit-out, heißt: 
ein Schiff mit Maften, Segeln, — und den nöthigen 
Reiſegerüthſchaften verſehen. 

ausrichten (Zimm.), für Aufrichten der Giebelwand, 
ber Stuhlbinder, der Fachwände ıc. 

Ausrichtung, f. (Bergw.), franz. reconnaissance, re- 
cherche, f., engl. exploration. N. iſt die erſte Arbeit bei 
Anlage einer Grube, um die Yagerjtätten der Erze ꝛc. in 
einer gewifien Tiefe feftzuftellen u. zugänglid) zu machen, 
um dann vondortaus die nad) der Höhe vorhandenen (an- 
ftehenden) Erze, Foffilien ıc. zu gewinnen. Die A, erfolgt 
durch Stollen od. Schächte, welche beide Arten von Bauen 
übrigens nod) zu anderen Zweden als zur U. vortommen. 

ausriefeln, aft. 3., j. abfandeln und austehlen, 

Ausrörkelfe, n., Austaud)lod), n . (Köhler), Loch indem | 
Kothüberzug des Meilers, durch welches der Rauch dringt | 
und woraus mit der Zeit ein Rießloch (j. d.) wird. 

Ausröfungspunkt, m., Endpunkt einer Röſche. 

Ausrückwelle, £., ſ. Adrücvelle, 

ausrüften, alt. 3, j. abrüjten. 

Ausfaigerung, f. (Hüttenf.), fra. ressuage, ım., engl. 
reduction by liquation, Gewinnung verichiedener Me: 
talle aus ihren Erzen durd) den Saigerprozeh; ſ. jaigern 
und Saigerofen. 

Ausfabfenfter, n 

Aus[Madhtung, f, j. Abteufung. 

Ausfhäftung,f. ‚Beftimmung der Länge eines Kriegs⸗ 
ſchiffs nad) der Anzahl der Kanonen, die es tragen joll. 

Ausfchalung, Ausfdälung, f., 1. (Zimm. ) Verichalung, 
— —— fra. plancheiage, m., engl. planking, boar- | 

ding, ſ. v. w. etleidung mit Schalbretern; bei. innere | 
Räume, Holzwände, Deden ıc., bekommen eine ſolche, da⸗ 
mit fie beroprt und gepußt oder mit Leinwand und Bapier 
überzogen werden können. Die Schalbreter müffen zu dies | 
jem Behuf geipalten und die Stöße möglichit oft gewechjelt | 
werden; j. Dede. — 2. (Bergb., Waſſerb. ꝛc.) fra. coffrage, 
m. ‚engl. sheethin ng,securing with woodwork, das Holz⸗ 
wert, mit dem ein Schacht, eine Grundgrube (j. d.) od. dgl. 
ausgezimmert iſt. 

Ausſchälung, f., 1. ſ. Abſchälung. — 2. ſ. Ausſchalung. 

ausſcheren, alt. 3, frz. entailler, rainer, engl. to jag, 
ein Stüd Holz: eine Schere darin ausfcneiden; ein ſolches 
Holz heißt dann ausgejchoren. 

ausſchieben, aft. Z. j. auslegen. 

Ausftiebethür, f., und Einfdiebethür, f., Offnungen 
im Ziegelofen (j. d.), um die Lehmziegel in den Ofen eın= | 
u. nad) dem Brand wieder herauszufahren. Während des 
Brandes find fie zugemauert. 








200 


n.,}. Schaufenjter und Berfaufslotal. | 


Ausſchnitt 


Ausphmürkung, f., frz. decoration, f., engl. al. dressing, 
decoration. Die W. der Gebäude fann eine äußere oder 
innere ſein; die Äußere A. muß unbedingt zugleich mit dem 
Gebäude entworfen werden und organiſch aus den Bau- 
formen herausgebildet, aud) nad) dem bei den Bauformen 
befolgten Stil geregent fein. Etwas anders verhält es ſich 
mit der innern A. der Räume; zwar wäre es auch bier wohl 
in künſtleriſcher Hinficht am beften, wenn alle Räume in 
demjelben Stil, dendas Gebäude äußerlich befolgt, deforirt 
würden, zu welchem Behuf dann die Dekoration aud zus 
gleid) mit dem Gebäude entworfen werden müßte; ba aber 
jehr häufig, ja wohl in den meijten Fällen, und aus den 
mannigfachiten Gründen bei der inneren Dekoration für 
die verjchiedenen Räume aud) verjchiedene Stile gewählt 
werden müſſen, da auch die nähere Einrichung, ja jelbit 
die jpezielle Bejtimmung der einzelnen Zimmer bei Beginn 
des Baues oft noch nicht ganz genau feſtſteht, jo wird nur 
in wenigen Fällen die Dekoration der inneren Räume mit 
der Außenardjitefturin völlige Harmonie zu bringen jein. 

Doch muß man wenigitens darauf bedacht jein, den Kon— 
traft zwischen beiden nicht allzu grell bervortreten zu laſſen; 
als vermittelndes Glied kann dann meift das Veſtibule od. 
der Hausflur und Borjäl benußt werden. Neben einander 
liegende Räume dürfen, felbjt wenn fie in verjchiedenen 
Stilen deforirt werden, doch feinen unangenehmen, grellen 
Kontrajt bilden. Der zu wählende Stil muß mit der Be: 
jtimmung des Raumes in gewifjemZujammenbang jteben, 
jo daß gewiſſermaßen die A. einen charakteriſtiſchen Aus- 
drud diejer Beſtimmung bietet. So kann man ein Boudoir 
im Rococojtil, ein Arbeitszimmer in Frührenaiſſance od. 
gothiich, ein Badezimmer arabiſch ıc. dekoriren. Iſt ſchon 
Meublement vorhanden ſo richte man ſich nach demſelben 
mit der Wahl des Stils für die A., und umgekehrt, wenn 
das Ameublement nad vollendeten Delorationsentwurf 
angejchafit wird, mußes mitdem Stil der Dekoration har— 
moniren. Die Stellung [per wichtigſten größeren Möbel 
muß bei der A. durd) enjprechende Einteilung der Wän: 
de xc. berücjichtigt werden. Von den Oefen gilt dasjelbe 
wie von den Möbeln. Ebenfo muß man bei der U. Rüd: 
ficht darauf nehmen, ob Bilder und was für welche in den 
Räumen aufgehängt, Statuen, Büſten ꝛc. aufgejtellt wer: 
den follen; j. Bild, Büſte ıc. 

Bejonders jorgjam jtrebe man danach, daß die Dede nicht 
ſchwer und drüctend wirfe; dies tritt ein, jobald man die 
Dede reicher als die Wände deforirt, jelbjt wenn die Ber: 
zierungen der Dede an fich leichter find alsdieanden Wän- 
den. In etwas läßt jich diefer Hebeljtand durch eine dunkle 
Wandfarbe vermindern, ganz aber nie. Auch muß man 
ſchon bei Dekorirung der Decke Rückſicht auf die mögliche 
ı Wirfung der Möbel nehmen. Es hieße die Aufgabe eines 
Lexikons weit überſchreiten, wenn wir hier detaillirte An— 
weiſungen zum Entwerfen v. Dekorationen geben wollten. 








Ausfijießen, n., Überfdjießen,n.c. (Schiffeb.), frz. de- Einigesdahin Einfchlägige findet ſich nod) inden Art. Dede, 


voiement, engl. faring, f. v. w. Ausladung. U. des Bor: | Drapirung, Farbe xc. 
derjtevens, elancement, engl. rake, das iſt defjen Aus⸗ 


ladung über das vorderite Ende des Kiels. 

Ausſchlag. m., 1. Berfchlag inwendig ineinem Raum, | 
auch ſ. v. w. Ausihalung. — 2. Belegen (fr. carie de| 
murs, efflorescence, engl. decay) der Wände mit Salpe- | 
ter 0. —3. Ausgelaugte Aiche, Aeſcher. — 4. (Deichb.)ein 
Stüd Land ftrommwärts vor den Haupt: oder Winterdeid). 

Ausichliageifen, n., ſ. Durchichlag. 

Ausfdjlageklein, n., j. Aufbereitung 5. 

ausſchmauchen, att. 2. j. abiwärmen 3. 

ausfAmieden, ' 


(Ms. 
ausſchneiden, alt. 3., 1. Holz a., frz. degauchir, engl. 


| to eut-out, die zu Heinen Arbeiten, Knaggen xc. nötbigen 


| Stüde aus Bretern, Bohlen ꝛc. zurecht jägen. — 2.(Gärtn.) 
ſ. v. w. ausbauen 3, 

Ausſchnitt, m., 1. franz. &chancrure, durch Heraus- 
jchneiden entftandenes Loch. — 2. A. eines Kreiſes, ein 
durch zwei Halbmejjer und den zwiichen ihnen liegenden 
Bogen begrenzter Theil. — 3.9. der Kugel, dem Kreis- 
ausſchnitt analog. — 4. A. einer Ellipfe, der Raum, den 
zwei radii vectores von einem Brennpunft aus und der 


t}. etirer, engl. to beat out, 1. durch wiſchen ihnen liegende Bogen begrenzen. — 5. frz. baie, 


Schmieden verlängern. — 8, Bollftändig ichmieden. — | f., engl. bay, Fenſter- od. Thürausjchnitt, j.v. w. Fenjter: 


3. Durdy Schmieden diinner machen. 

ausſchmiegen, frz. embraser, engl. to chamfer, to | 
splay outward, Berbrechen der äußeren Eden an Thürs 
oder Fenjtergewänden, wenn die Verbrechung mehr als 
3 cm. beträgt; ift fie Heiner, fo heißt es abfafen (j. d.). 


| od. Thirnische. — 6. Dachd.) Ort am Ziegeldach, wo ein 


pär Latten ausgeichnitten und nur leicht wieder befejtigt 
find, um durch Wegnahme derjelben, nadı Ausheben der 
darauf gehängten Ziegel, leicht auf das Dach hinaus ge 
langen zu fünnen. — 7. (Kriegsb.) A. des Glacis, franz. 


ausftaken 











€chanerure, engl. littleway cut into the parapet ofthe 
covered-way, jind Heine, bei Traverjen in die Bruſtwehr 
des bededten Weges eingejchnittene Gänge, damit man um 
die Traverjen herumgeben fann, ohne daß jedoch die feind- 
lichen Kugeln zwifchen den Traverjen und dem Glacis hin— 
durch den bededten Weg beitreichen fünnen. [Ptz.)—8.W., 
frz. d6eeoupure, Theilungsweite der Zähne eines Nades, 


von Mitte zu Mitte od. von der rechten Seite eines Zahnıes | 


bis zu der rechten des nädjiten. 

Ausfdrägung, f.. 1. jranz. dbrasement, @brasure, 
f., evasement, engl. splay, inward chamfretting. Man 
pilegt die® 


dem man der Laibung eine jchräge Stellung giebt. Das 
Mäß diefer Schräne heißt U. — 2. (Kriegs.) U. einer 
Schießſcharte, franz. Cbrasement, m., engl. splay, Er: 
weiterung der Schiehjcharte, entweder blos nad) innen od, 
blos nad) aufen, oder nad) beiden Seiten gelehrt. 

ausſchroten, akt. 3.(Dredhjf.), mit dem Hohlmeißel aus 
dem Groben ausdrehen. 

Ausſchroter, m., 1. ſ. Hohlmeihel. — 2. ſ. Aufräumer. 

Ausfhußbaum, m., Aushänger, m., ſ. Ausleger. 

Ausfcußbledy, n., jranz. fer-blanc m.derebut, engl. 
waste-sheet, find die diinneren und ſchlechteren Sorten des 
Weißblechs; ſ. Blech. 

Ausſchußdiele, halbdielt, f., franz. ais de rebut, engl. 
waste plank. Dies find fehlerhafte Breter, jehr äſtig, 
harzgallig und für die Dauer zu ſchwach: j. übr. Diele. 

Ausſchußthill, Halbihill, n., fr. bois fretin, ın., Flöß— 
Holz, welches das gejegliche Mäh nicht hat und mehr ala 
1 m. lang geipalten oder jonjt beſchädigt iſt. 


ausſchweifen, aft. :}., frz. chantourner, contourner, 


godronner, engl. to sweep, tocutcurvely, bogenförmig 


ausjchneiden, mit der Ausichweiffäge (Schweifiäge) oder | 


Schweiffeile, einer runden Feile. Ausgeſchweifte Bogen, 
f. Ejelsrüden im Art. Bogen. 
ausfArweißen, aft. 3., 1.(Mr.)irz.gobeter, hourder, 


engl. to render, to point roughly the joints, to rough- 
in, eine berohrte Dede oderandere Fläche, desgl. die Fugen | 


anabzupugendem Mauerwerk b. Beginn des Putzens (ſ. d.) 
mit grobem Kalt bewerfen; muß fo kräftig als möglich ge= 
jcheben, damit fid) der Kalt in jede Vertiefung eindrüde.— 
2.(Schmied.) Eijena., fr}. corroyer, ressuer le fer, engl. 
to eleanse by welding, to weld-out, nachdem man es 


heiß gemadıt hat (in den Walzwerken die Gänze), durch | 


Hämmern jtreden und jo reinigen; ſ. anſchweißen. 
Auffen- u Aufer- 2c., j. unter Außen- und Außer-. 
nusfehen, att. 3., 1.j.v.w. ausfüllen in Ordnung, 3. B. 

ein Fenſter mit Ziegeljteinen a. zc., ſ. ausmauern. — 2. 

Sägezähne a., ft}. eontourner les dents, donner la voie 

a la scie, engl. to set the teeth, auch 

ichränfen genannt. — DasN.der Sägezähne 

geſchieht auf verschiedene Weiſe, a) mittels 
des Schränfeifens, Fig. 302. Man faht 
einen Zahn nach dem andern mittel$ eines 

der in dem Eiſen befindlichen Einjchnitte u. 

biegt ihn etwas aus der Blattebene aus; 

b) man legt die Säge auf eine Unterlage 

von hartem Holz od. Blei und jchlägt einen 

Zahn um den andern mittels eines Ham— 

mers oder mit Hammer und Bunze in die 

Schräntrihtung. Nachdem das A.der Zähne 

auf einer Seite vollendet ist, wendet man 

das Sigeblatt um u. wiederholt die Arbeit 
bei den iibrigen Zähnen nach der entgegen: 
ejepten Richtung. Ungleich ausgejepte 

Sügeblätterlaufenvomgeraden Schnittab, 

ce) Um ganz genaues N. der Zähne zu er: 

möglichen, hat man verſchiedene Vorrich— 
tungen erfund.n, von welchen wireinigeunt. Art, Schränf- 
vorrichtung (j. d.), vorführen werden, 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


L 
47 


Fig. 302. 


finung zwijchen den Laibungen von Fenſtern 
und Thüren (f. d.) oft nad) innen zu weiter zu machen, in= | 





— — 





Ausſehung, f. Kriegsb.), ſ. Art. Verdämmung. 
ausſickern, auch ausſichern, pafi. Z., vom Waſſer geſagt, 
ſJ. v. w. Austräufeln durch Heine Offnungen, namentlich 
beim Bergbau, 
ausſicden, aft. 3., ſ. aufſieden. 
ausſoren, akt. 3., in einigen niederſächſ. Gegenden für 
austrocknen. 
ausſpänen, akt. 3., frz. tringler, engl. to quoin, Ein: 
legen ſchmaler Holzitreifen in die durch das Zuſammen— 
trodnen der Breter entjtandenen Fugen. 
ausfparen, akt. 3., 1. (Hochb.), leer laſſen, z. B. einen 
Gang innerhalb einer Mauer. — 2) Beim Zeichner und 
Maler, fr3.&pargner, engl. to spare out, die Flächen um 
die Figuren mit einem Farbeton übergehen und dabei die 
Figuren jorfältig vermeiden. — 3. Beim Detorations- 
ntaler, frz. remplir les contours, das Innere der Figuren 
mit irgend einer Farbe ausmalen. Demnach heißt beim 
Zeichner das Leergelajiene ausgeipart, beim Stubenmaler 
umgelehrt. — 4. (Bergold.) frz. Epargner, engl. to cover 
with the composition. An Gegenjtänden, welche theil— 
weije matt, theilweije glänzend werden jollen, bedeckt man 
die Stellen, welche glänzend bleiben jollen, vor Beginn der 
Mattirung mit einem Brei aus Kreide, Zuder, Gummi u. 
Waſſer, welder, nachdem die iibrigen Stellen mattirt 
‚ (f. mattiven) find, wieder entfernt wird und dazu dient, Die 
Einwirkung der Mattfarben auf die zu polirenden Stellen 
zu verhindern; diejes theilweije Bedecken nennt man a. — 
5. (Scylojjer.) N., Ausarbeiten eines Schliges in einem 
Blech, 3. B. zu Aufnahme eines Riegels. 

ausfpeifen, aft. 3., ausjchweißen 1. 

ausfpreizen, aft. 3., frz. 6tr6sillonner, engl. to shore, 
Grubenbaue, Minengänge, Örundgruben zc. durch Sprei— 
zen (j. d.) verwahren, 

ausfpringender Winkel, ın., jrz. angle saillant, engl. 
salient angle, 1. ausgehender Winkel, eine mit der Spitze 
des Winfeld nad) außen gehende Brechung der Umfaſ— 
jungslinie einer Figur, — 2. (Kriegsb.) auch Bollwerts- 
wintel, flankirter Wintelzc., eine mitder Spipe des Winkels 
nach der Nuhenjeite liegende Brechung der Feuerlinie einer 
Befeſtigung; dieje Winkel dürfen nie Heiner als 60° jein, 
weil ſonſt die Spiße zu leicht vom feindlichen Feuer zerſtört 
| und der innereRaum zu Aufitellung von Streitmitteln zu 
' gering wird. Man muß den ausgehenden Winkel der Feuer— 
linie einer Befejtigung abjtumpfen, wenn man hinter 
ihm ein Geſchütz aufjtellen will, dasin Richtung der Kapi— 
tale des Wintelsfeuert. Mäder Abftumpfung 9—12'rh. 
oder 2,,—3,, m. Das Abrunden der Bajtionsipigen und 
Schultern wird angewendet, weil etwa von der Seite tref= 
fende Projektile die jcharfen Ecken jchneller zeritören als 
runde, | Ptz.) 

ausfpülen, frz. degravoyer, engl. to blow-up. Ufer, 
Uferbauten 2c. jind dem allmäblichen Aushöhlen u. Unter: 
böblen durch das fliehende Waſſer immer mehr od. minder 
ausgejegt. Nur jtete Aufmerkſamkeit und jofortige Aus— 
bejjerung kleiner Schäden kann vor größeren Beſchädi— 
gungen ſchützen: j. übr. Art. Uferbau. 

Ausfpülung, frz. dögravoiemant, döchaussement, 
| m., engl. blowing-up (Waſſrb.), Unterwaſchung od. Ab— 
nußtzung durch das fliehende Wajjer. 

'  ausfpünden, ansfpinten, ausſpunden, 1. etwas mit ge: 
ſpündeten Spimdebretern ausichlagen. —2. Einen Spund 
| ausarbeiten, j. Art Spund. 

Ausfäbung, oder Verfäbung, f., der Kanälirung, frz. 
rudenture, f., embätonnage, m., engl. cabling; ſ. Art. 
Kanälirung. 

ausjtaken, auslaken, auswellern, aıswiadeln, in Heſſen 
ſtichen, frz. garnir de palangons, d’estaches, clayonner, 
engl. tofurnish with stakes, tostake. (Maur.)die Fache 
einer Wand oder Dede mit (am beiten fiefernen) Staf- 
boölzern, Zaunhölzern (an beiden Enden zugeipipten Holz = 

icheiten), j. Art. State, ausfüllen, die in die Nathen oder 
26 








ausfleden 
Falze der Hölzer eingeflemmt u. dann mit Stroblehm op. 
Flechtwerk umwunden u. mit Lehm gepußt werden. Dieje 
Konſtruktion ift gefährlich wegen des Feuers u. Ungeziefers 
und daher hier und da verboten. 
ausſtechen, 1. (Maur.) ſ. v. w. ausſchweißen 1. — 
2. (Kriegsb. die Schießſcharten ausſtechen, frz. degorger 
les embrasures, engltocut-vut the embrasures; j. Art. 
Schießſcharte. 





ausſtecken, ausbaken, einrichten Feldm., Kriegsb.), frz. | 


Jalonner, engl.tomark-out, durch Biählchen zc. marfiren; 
j. abſtecken 3 u. 4. 

ausſteifen, frz. &tangonner, inwendig mit Steifen ver: 
jeben, 3. B. Grundgruben, Brunnen. 

Ausfleigeladen, ım., fr}. trou decouvreur, engl. man- 
hole, Yaden in der Dachiläche zum Aussteigen aus dem 
Boden aufdas Dad. Man macht fie vielfad von Holz ; dies 
ift aber nicht dauerhaft genug und aud) zu feuergefährlich; 
fie jollten mindeftens von Eijenblech, Zink ꝛe. jedenfalls 
ichr dauerhaft u. nie zu eng gemacht fein, weil die Schorn= 
jteinfeger dort ausfteigen, um die ruſſiſchen Eſſen zu ehren. 
Ein jolher N. ift gewöhnlich 50 cm. ins[], hat eine 10cm. 
hohe Zarge und einen 15 cm. breiten Rand, der auf dem 
Dadı liegt und mit eingedeckt wird, einen Deckel mit 4 cm. 
hohem Hals, der über die Zarge greift, auch wohl zur rechten 
Seite ein Scharnier und linfs einen Hafen, um den Dedel 
einzubängen. Will man ihn öffnen, jo legt fich der Dedel 
rechts auf das Dach. Man bringt wohl auch das Scharnier 
oben querüber an, doc; läßt es ich dann ſchwer gegen das 
—— ſichern; das Beſtreben hiernach bringt immer 
neue Verſuche in der Konſtruktionsweiſe der A. hervor, die 
aber bis jetzt nicht zu genügendem Reſultat geführt haben. 

Ausſtellungslokal, n., j.d. Art. Kunſtausſtellung und 
Induſtriepalaſt. 

ausſtemmen, od. ausflämmen, fr}. ereuser avec le fer- 
moir, engl. to hollow with a mortise-chisel, mit dem 
Stemmeijen u. Klöpfel oder der Zapfenlochmaſchine (f. d.) 
eine Bertiefung ausarbeiten. 

Ausſtich, m., ſ. v. w. Erfer (j. d.). 

ausſtocken, (Forjtw.), frz. essoucher, auf Schlägen, 
wo Bäume gefällt worden find, die Wurzeljtöde derjelben 
ausroden. 

ausfoßen, alt. 3., ſ. Art. ausblajen. 

ausftrecken, das Eijen, j. ausrollen und ſtrecken. 

Ausſtrahlung, f. (frz. u. engl. radiation), wird für die 
Fortpflanzung des Lichtes u. der Wärme durch den Raum 
hindurch (bei der Wärme aljo im Gegenjaß zur Fortpflan— 
zung derielben durd) Berührung oder Kontaft) gebraucht ; 
j. Licht und Wärme. [Schw.| 

ausſtreichen, 1. intr. 3.(Bergb.), von einem Erdlager, 
nad) außen jich enden, zu Tage auslaufen. — 2. alt. 3., 
frz. boucher, &touper, engl. to daub, to stop, eine Ber: 
tiefung durch Hineinftreichen mit etwas ausfüllen, 3. B. 
eine Fuge mit Mörtel, ausgejprungene Stellen der Four: 
niere mit Kittee. — 3. Innen anftreichen, 3.B. ein Zimmer, 
— 4. Farbe recht jorafältig breit machen u. gleihmähig 
vertheilen. — 5. ſ. Art. Musitrich. 

Ausftrid, m. (Bergb.), Gejtein oder Erz, welches das 
Waſſer aus dem Fluß an das Ufer gefhoben oder aus— 
geitrichen hat. 

ausfüßen, aft. 3., frz. edulcorer, engl. to sweeten, 
to eduleorate Chem.), wird dag Auswaſchen von Nieder- 
ſchlägen mit faltem od. warmem Wajjergenannt, wodurd 
alle löslichen Bejtandtheile aus demfelben entfernt werden. 

austäfeln, akt. 3., frz. lambrisser, engl. to wainscot, 


einen Raum innen mit Tafeln von Holz (oder and) Stein) | 


bekteiden ; ſ. d. Art. Täfelung und Täfelwerk. 
austheilen, 1.att. 3., franz. etalonner, engl.tolay on, 

Mäße anlegen, antragen, austragen, |. dv. mw. eintheilen, 

beſ. in nicht ganz gleiche, doch periodisch ſich wiederholende 


202 


Austrohuung 


to sow-out, ſ. v. w. ausichneiden, aber aud) von größeren 
Stüden und Werkholz gebraudıt. 

austiefen od. austenfen, aft. 3., 1. frz. enlever, engl.to 
beat-out, aus einer Metallplatte durch Treiben vertieft 








arbeiten. — 2. Tief audgraben. — 3. Die Tiefe eines 


Waſſers mejjen; j. d. Art. Querprofil und auspeilen. 
Austiefung, f., j. Abteufung 2. 
austonnen, alt. 3., ſ. v. w. ausichalen im Bergbau. 
austragen, akt. 3., 1. ſ. v. w. ausjahren in Biegeleien. 
— 2. ſ. auszeicdinen 3. — 3. j. austbeilen 1. 
Austragerohr, n., frz. tuyau de döcharge, engl. dis- 
charge-pipe, Rohr zu Ableitung des jog. todten Waſſers 
aus den Waſſerſäulenmaſchinen (j. d.). | Scher.| 
Austragung, f., des Öratiparrens, fr}. recoulement, 
recoulement m. d’aretier, engl. projection of the hip- 
rafter, Verfahren zum Finden der wahren Länge des 


Gratſparrens ſ. d.). In ähnlicher Weiſe jpricht man von 


Schiffbrücke: j. Art. Durdlaß. [Ptz 





der A.der Sparten, der Bögen, Gratbögen, Gewölbjlächen 


2, 1.d. Art. Abwidelung, Dadızerlegung, Bogenlchre, 


Steinjchnitt ꝛtc. 

austramen, aft. 3., lat. tigna disponere, mit Balken 
verjeben, die Balken vertheilen. 

Austreiber, m. Kriegsb.), — — einer 

austrempeln, aft.3.(Nriegsb.), Ausſchalen der Minen— 
gänge. 

austreten, intr. 3., von einer Treppe, j.v.tw.nach oben 
enden, aufbören. 

Austritt, 1. jr}. trapan, m., engl. stairs-head, oberes 
Ende der Treppe. — 2.j.v.w. Altan, Balton, Beiichlag x. 
— 3. Anstritt, m. (Striegsb.), frj. retraite, f., degagement, 
engl. recess; der A. od, Ausweicheplaß einer Minengalerie 
ift eine Verlängerung derjelben um ca. 1—2 m. über den 
Nbzweigungspuntt einer andern Galerie, zur Deponirung 
von Utenfilien zc., zum Ausweichen beim Bertehr ꝛc. Me. 

Austrittsftufe, 1. franz. marche f. de trapan, engl. 
stearsheadstep,end-step,legte,oberjte Stufeeiner Treppe 
beim Erreidyen des Geichofies. — 2. fra. marche-palier, 
marche de palier, engl. landing-step, die legte Stufevor 
einem Podeſt. 

austrocdnen, alt. ;}.,a) den Grundboden, fr.dessecher, 
engl. to dry. Man erzielt öfters bei von Waſſer durch— 
drungenem Grundboden einen dichteren, härteren, mithin 
fihereren Baugrund, indem man mitteld Anlage von 
Waſſerabzügen das Waffer entfernt (engl. to drain), je 


nach Umständen durch Bohrlöcher od. durch die etwastheu- 


reren bededten Kanäle bewirkt werden; man muß jedoch 
genau von den Richtungen der Hauptquellenabzüge unter: 
richtet fein; j. übr. d. Art. Entwäflerung. — b) Das Holza., 
frz. dessöcher, engl.to season. Man entrindet das Holz, 
ſchneidet es nach Bedarf und jept es ſcharfem Luftzug aus, 
oder bringt es in Darrituben, od. räuchert 08 ; |. Bauholz. 
— e)frz. tarir, Teiche, Flüſſe, Sümpfe, j. Trockenlegung. 
— d) Gebäude; j. Yuft und Ventilation. 

Austrocknung, f., von Gebäuden, fr. sechage, m.,engl. 
drying. Einiges darüb. j. im Art. Ausbau. Im Jahr 1876 
bat C. Kruſe in Kopenhagen ein neues Verfahren aufgeitellt 
und ift dasſelbe vom Gejundheitstongreh in Brüſſel em— 
pfohlen worden. Im Keller wird bei jeder Efie ein Kohtsofen 
aufgejtellt und mit den Ejjen durd) eine Offnung von O,,, 
m. Breite, bei O,,, Höhe verbunden, dann aber mit cinem 
Mauermantel verſehen; jeder Eſſenkopf wird mit einer 
Schiefertafel u. Sanddede verdedt und in jedem Weichen, 
etwa O,,,.m. von der Dede entfernt, eine ähnliche Oeffnung 
wie unten in die Eſſe gemad)t, zunächſt im unterjien, dann 
im nächſten Geſchoß rc. Nun heizt man, während die Fenſter 
nur von der windfreien Seite geöffnet, hier aber mit einem 
Verſchlag verſehen ſind, der nur dicht am Fußboden eine 
Oeffnung bat, bis zu 45 oder 50° C. — Nach dem eigenen 
Bericht von Kruſe erneute fich in den Gemächern die Luft 


Theile, aud) ausjtüdeln. — 2.1 Zimm.) frz. debiter, engl. | zwar 5—6mal in der Stunde, war aber derart mit 


Austrofinungsvermögen 





203 


Ausjehrung 








ſchwefligen Dämpfen erfüllt, daß man nur minutenweiſe der 
darin aushalten fonnte: nach? Tagen färbte ſich der Putz 


blaugrünlich, vermutblich durch Pilze und Schimmel, die 
ſich während des Feuchtſeins gebildet hatten; nach 8 Tagen 
war die Trodnung eines Geſchoſſes vollendet. Im Näume 
von 745cbm. auszutrodnen, wurden 17000 kg. Kohls mit 
900M Kojten verbraudt. 


Austrocnungsvermögen, n., des Bodens, die Fähig- 
feit des Bodens, jein Waſſer verdunſten zu lafſen, ift ab: | 
hängig von der Weite der Hapillarräume und der Durch: | 
Tüftung des Bodens, daher das N. um fo gröherift, jemebr | 
Sand im Boden vorherrſcht. Mach Schüblers Verſuchen 





Stockwerke werden mehrere ſolcher Schichten einge: 
ſtampft, ſ. Grund. — 2. Auswedjfelung dev Balken, Dübel: 
bäume c., auch Vertrumpfung, frz. enchevötrure, f., engl. 
trimming, trimmed work ; jo nennt man die Verrichtung 
des Abtrummens der Balfen u. Einziehens von Wechſeln 
behufs Erzielung einer Öffnung in der Balfenlage, 1.d.Art. 


-. 


Eſſenwechſel. Wechſel ꝛe. — 3. Auswedfelung nennt man 


aber auch den Wechſel od. Schlüſſelbalken jelbit, obgleich 
ungenau. 
Auswechsler, m. (Minenb.), j. v. w. Hülfstrempel. 
Ausweide, f., Ausweichevorrichtung, j. Art. Weiche, 
Ausweideplaß, Ausweicheftelle, 1. fr}. gared'evite- 


gingen von 100 Thin. des fapillaren Waſſers ind Stunden ‚ ment, engl. changing-place, bei Eiſenbahnen, j. Weiche, 


fort (Lufttrodimung) bei 


Quarzſand — 9 
Kalkan. sl 5.6 
Gips . eier le 
magerem Thon . 52, 
fettem Thon . 45 
Thonboden 34, 
reinem Thon . . . . 31, 
erdigem kohlenſauren Kalt 28, 
Humus . . — 20,, 
Sartenerde . —F 24, 
Adererde von Hoffwyl 32, 


Adererde vom Jura . . . 40, [r. Wor.) 
austuſchen, att. 3., frz. enerer, engl. to ink, 1. mit 


— 2. 5. Nustritt 3. — 3. Ausweichitelle auf Bruͤckenpfei— 


‚ lern, frz. aile de pont, j. Brücke. 


Tuſche ausziehen (f. d.). — 2. Mit Tuiche ausichattiren | 


oder, z. B. die Mauerdurchſchnitte ꝛc. in einer Zeichnung, 
ausfüllen, 

Ausübungsmafdine, £., j. v. w. Arbeitsmafdine, j. 
Maſchine. Schwa.) 

ausvieren, aft. Z. 1. franz. equarrir, engl. to square 
out, dem Duadratinhalt nach ausmefjen. — 2. frz. qua- 


driller, engl. to checker, in Quadrate theilen, 5. B. eine | 


Dede od. Fußboden; j. Art. quadrilliren. 
Aussierung, f., frz. &quarrissage, m., engl. square- 





Ausweichſchiene, f., ſ. Weichenſchiene. 

Ausweichung, ſeitliche, k, der Schienen, ſ. Seiten— 
ausweichung. 

ausweißen, alt. 3., innen weiß anſtreichen, ſ. weißen, 

Ausweitung, f., frz. 6vasement, engl. enlargment, 
von Kapitälen, j. Art. Kapitäl. 

auswellern, auswindeln, auskleben, aft. 3., i. ausjtafen 
und Stafwerf. 

auswendig, adv., j. außerbalb. 

auswerfen, alt. Z., 1. Erdboden, j. aufiwerfen 1. — 
2.7. v. w. ausjchweihen 1. 

Auswerk, Souucuwerk, m., 1. bei gewöhnlichen Salz: 
werfen j. v. ıw. Gradirhaus. — 2. franz. etier m. d’un 
marais salant, engl. eonductor of brakish water, bei 
Seefalzwerten Gruppe von Graben und Sölgruben zum 
Verdunften des Wafjers, ſämtlich durd einen Damm 
vor dem jteigenden Meerwaſſer geſchützt; in Diefem Damm 
iſt die Answerksfchleufe, franz. ecluse d’etier, angebradıt, 
durch welche mittel$ eines Aufzichichügen von 2—3 m, 
Breite das Meerwaſſer zugelajien wird; j. Salzwerk. 

Auswienung, f ,Ausbejierung eines jhadhaften Deichs 


durch den Deichbeamten auf Kojten eines nachläffigen Deich⸗ 


ness, 1. Ausmejjung dem Duadratinhalt nach, bei. in Be: 


zug auf den Querichnitt von Stämmen, Hölzern, Schie: 


nen ꝛc. — 2, franz. quadrature, f., engl. quadrature, 
Theilung in Quadrate. Auch das Einzeichnen von geraden 
und verichobenen Duadraten in einen Kreis nennt man jo; 
j. Art. Quadratur. 
auswalzen, aft. 3., das Eijen a. (&ütt.), frz. etirer, 
engl. to draw-out, to roll-out; f. Art. Walzwerk. 
auswaſchen, aft. 3. 1. fr}. degravoyer, dechausser, 
1. den Grund unterſpülen: j. ausjpülen. — 2. franz. de- 
barder, Floßholz aus dem Wajjer bringen. 
— Evafionsthal, n.; durch Waſſerflut⸗ 
auswaſchungen ent 
durch Eruptionen hervorgebrachten. 
Auswüſſerungslinie, f., frz. ligne deflottaison, engl. 


load-water-line, Ladelinie, Linie, bis zu welcherein Schiff, , 


wenn cs beladen ijt, ins Waſſer einfinft; j. Art. Auftrieb. 
auswerhfeln, aud) abwechfeln, 1. (Jimm.) frz. chev&- 


tandene Thäler, im Gegenſatz zu den 





trer, engl. to trim, einen Balken ausjchneiden, um einen | 
Wechſel einzuziehen u. jo eine Offnung in der Balfenlage | 
zu gewinnen; ſ. d. Art. Wechjel, Trumm ꝛe. — 2. franz. | 


changer la charpente, Zimmerungen in Gruben aus: 
bejjern durch Bertauichen alter Hölzer gegen neue. — 
3. Kriegsb.) ſchadhafte Verlleidungshölzer in Minen: 
galerien und Schadhten durch neue erjegen. [ Ptz.) 
Auswedhfelung,f.,1.. des Baugrundes, frz. echan- 
gement m. du terrain, engl. exchanging of the soil. 
Hat man als Baugrund jehr loderen od. ungleihmähigen 


Boden, worauf das Fundament nicht aufgeführt werden | 


fann, jo kann man diefen Grundboden gegen einen befiern 
vertaujchen, indem man die lodere Erde ausgraben und 
dur Thon, Lehm, amı beiten durch Sand erjepen läft. 
Man jchüttet Lagen von 30 em. Höhe hinein und ftampft 


pflichtigen, dem die Reparatureigentlid zugeitanden hätte. 

auswittern, ausbleigen, effloresjiren, paſſ. 3., frz. s’ef- 
flenrir, engl. to be in efflorescence, nennt man die Er— 
ſcheinung, wenn feſte Körper (Steine, Mauerziegel) ſich 
mit einem kryſtalliniſchen weißen Salzbeichlag bededen, 
ohne daß dies ein Niederichlag von Dimpfenze.iit. Vergl. 
d. Art. Brodem. Die Natur der Auswitterung fann ſehr 


 verjchieden jein; 3. B. an alten Mauern, in Ställen und 


dergl. bejteht fie meiſt aus Salpeter ſalpeterſaures Kali 
oder falpeterjaurer Kalk). Neue Ziegelmauern bilden oft 
bei Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit Auswitterungen 
an ihrer Oberfläche, welche aus ſchweſelſauren Salzen zus 
jammengejeßt find, wie ſchwefelſaures Natron, ſchwefel— 
jaure Magnefta ıc., welche nadı dem Brennen der Ziegel 
in denjelben als wajlerfreie Salze vorhanden find, nad) u. 
nadı Waſſer aus der Luft aufnehmen u. dann als waſſer— 
haltige Salze an den Oberflächen der Steine auskryſtalli— 
jiren. Dies iſt die Urjache, dah der Pug an Mauern, 
welche mit jalzhaltigen Yiegeln ausgeführt find, nicht 
halten fann. | W-f.) 

auswohnen, akt. 3., cin Gebäude jo lange bewohnen, 
bis der Delsu. Waltdunst nicht mehr zu bemerken ijt; j. Art. 
Luft und Bentilation. 

Auswudjs, m., j. Art. Witjtelle. 

auswürfeln, akt. 3., frz. quadrillerädiagonale, engl. 
to checker diagonally, einen Fußboden in ichiefitehende 
Quadrate eintheilen. 

Auswurfhaken, m., j. Klinkhaken. 

auszarken, auszahnen, akt. 3., frz. denteler, cröneler, 
eröper, engl. totooth, toindent, zaden- oder zahnförmig 
ausjchneiden. 

Auszsehrung, oder Abzehrung, f., Holzkrankheit, in der 
Regel infolge mangelnder Nabrung; bei Nadelholz wird 


dieſe bis zur Hälfte jorgfältig zufammen; je nach Anzahl fie Trodnis, bei Yaubholz Gipfeldürre genannt; der 


26 














welt und fallen ab; das Holz jolher Bäume hat wenig | eine gerade Linie ſchneidet, find die Winfel nach aufen bin 
Kraft; ſ. Art. Baumfranfheiten. ä. W. Der ä. W. an einem Dreied ijt immer gleich der 
auszeichnen, aft. 3., 1. franz. distinguer, j. v. w. be= | Summe der beiden inneren ihm gegenüberftehenden Win: 
zeichnen, hervorheben einen Gebäudetheil vordem andern; kel. Der ä. W. bei Parallelen ift jeinem forrejpondiren= 
j. Anordnung u. Detoration. — 2. fr}. achever, arreter, | den Winkel zwifchen den Parallelen gleich. 
beim Zeichnen ſ. v. w. auszichen 1. — 3. Herauszeichnen, außerhalb eines Gebäudes, auswendig, adv., frz. hors 
3. B. Details, in größerem Mäßſtab als die Fagade; aud) | d’oeuvre, f., engl. without doors, on the outside, out- 
austragen genannt. — 4. frz. marquer,engl.tomark-out, | side work, j. v. w. an der Außenſeite und in der unmittel— 
mit Zeichen verjeben, ſ. bezeichnen und Zeichen. — 5. frz. | baren Umgebung des Gebäudes. 
faire l’assiette de vente, zu verfaufendes Holz a.; j. an— Auferlichkeit, f. Vor Außerlichteit, in dev Entwid- 
laſchen, abſchalmen. fung architelioniſcher Formen hat man ſich ſehr zu hüten; 
Außendeich, m., Aufenlaud, n., Butenland, Borland, | j. Äſthetit. . . 
Winter: oder Butendeich, frz. avant-digue, f., engl. fore- Aufertief, n. (Wafierb.), franz. decharge, engl. leat, 
dike (Rajierb.), das vor einem Deich befindliche erhöhte | Ableitungsgraben zum Abführen des Waſſers aus einer 
Ufer zum Schuß des Deidhs. ‚oder mehreren Schleufen außerhalb des Deiches in den 
Aufengraben, Vorgraben, m., frz. avant-fosse, engl. , Strom oder die See; muß viel Gefälle haben. Gegenſatz 
advanceı or second.ditch (Hriegsb.), Nollettivname für | davon ift Binnertief Schleujenfanal, Zuggraben), welches 
fämtl. über den Hauptgraben hinaus angelegte Gräben. | innerhalb des Deiches liegt und das abzuführende Waſſer 


Außenhafen, Bntenhafen, Vorhafen, m., frz. avant-port, | in die Deichichleufe leiter. 
m., engl. outer-harbour, j. Art. Hafen. 

Außenmauer, f., äußere Alauer, f.,j. Umfajjungsmauer. | 

Aufenpfahl, ım., Bordpfahl, ın., fr}. pilotis m. de bor- 
dage, engl. border-pile, standard-p., gauged p., Pjabl 
inderäuferen Pfahlreihe eines Fangedammes; ſ. Fanged. | 

Aufenfeite,Außenfläde,Vorderfläde,f., ij.parement, m., | 
face, superfieie f. anterieure, cöt& m. de devant, engl. 
face, surface, superficies, ſichtbare Seite eines Körpers, 
So ift A. eines Gebäudes = Façade: N. einer Mauer = 
äußere fichtbare Seite; A. eines Steine — nad) der Façade 
zugefchrte Seite desjelben. 

Außenthüre, £., jvj. porte exterieure, avant-porte, 
engl, ante-port, lat, anti-porta, 
Vorthir, welche noch vor der 
eigentlichen Hausthürangebracht 
iſt, entweder mittels Vorſetzung 
einer kleinen Thürvorhalle, oder 
mittels Hineinziehung der eigent⸗ 
lichen Thür in die Hausflur; ſ. 
d. Art. Hausflur und Porch. 

Außenwand, f., j. v. w. Um: 
fajiungswand (j. d.). 

Außenwerke,n.pl.(Sriegsb.), 
fr}.ouvrages exterieurs, ddehors 
m. pl. d’une place, engl. out- 
works, ital.opere esteriori, ipan. obras exteriores. Uns 
ter A.n einer Feſtung verftcht man zumächit die Geſamtheit 
jolher Werte, welche, abgefondert vom Hauptwall, im 
Hauptgraben liegen u. in ihrer Bertheidigung vom Haupt: 
wall aus unterjtügt werden. Hierher gehören: Graben: 
ſchere, Navelin, Contregarde, Gontreface, die großen und 
Heinen Brillen. Andere N., befier u. richtiger äußere Werke, 
frz ouvrages avances, engl. advanced works, oder vor: 
geichobene Werfe liegen am Fuß des Glacis oder noch 
weiter vorgeichoben, hängen aber ftets durch vertheidi: 
gungsfähige Yinien mit der Hauptbefejtigung zufanımen. 
Sie find jelbjtändiger in Bezug auf die Vertheidung als 
die eigentl. A. Hierher gehören: Hornwerke, einfache und | 
doppelte Kronenwerke, Scherenwerfe, Lünettenzc. Eigents | 
liche A.u.äußere Werte haben die Beſtimmung, den Feind 
zu nöthigen, vordem Angriff aufden Hauptwall zuerit fie zu 
nehmen, jeine Angriffsarbeiten aljo zweis oder mebrere 
Mal zu wiederholen. [ Pte.) 

äußere Böfhung, f., der Bruſtwehr, ſ. Art. Bruſtwehr. 

—— Mauer, f., i. Umfaſſungsmauer. 
is äußerer gederkler Weg, m., Kriegsb.), j. Weg, ge— 

edter. 

äußeres Polygon, n. Kriegsbe), ſ. Polygon. 

äußere Winkel, m. pl., frz. angles m. pl. externes, 
engl.externalangles(Geom.),dieWinfel, welcheentiteben, 
wenn man die eine Ecite eines Polygons über die Ede 


Dig. 


ausziehen, aft. ;}., 1. frz. arreter, die aufgezeichneten 
Linien mit hartem Bleistift, Tuſche od. Farbe überziehen, 
um die Konturen jchärfer und baltbarer zu befommen. — 
2, frz. extraire, engl.to extract, die Thüren, Holzliſten x. 
ausziehen, nad) der Zeichnung den Bedarf daran ausrech⸗ 
nen und in Lijten zufammenjtellen; i. Bauanjchlag. — 









Maſchine zum Ausziehen der Pfähle. 


303, 


3. frz.tirer, das Anfertigen v. Gipsfimien; j. Simszichen. 
— 4.5.0. w. ausſchmieden 1. — 5. (Waflerb.) fra. arra- 
cher les pilotis, engl. to draw, to withdraw; das A. der 
Pfähle geicicht, wenn da, wo eine Pfahlroſtgründung 
vorgenommen werden joll, alte, nicht mehr brauchbare 
Pfähle jteden; wenn Roſtpfähle ibrerichlechten Beichaffen- 
beit wegen nicht gehörig eindringen oder beim Rammen 
unbrauchbar werden; oder wenn Beritit oder Fangdamm— 
pfäble nad) Beendigung des Baucs entfernt werden müjjen. 
Die betr. Pfähle müſſen zunächſt durch Schläge oder durch 
die Wirkung der zum A. dienenden Vorrichtung felbit er: 
ichüttert werden, auch wird durd; Auflocdern des Erdbodens 
um den Pfahl die Arbeit jchr erleichert. Iſt die Bauitelle 
jrei, fo befteht das einfadhite Mittel zu Ausübung eines 
ſehr jtarfen u. mit Erjchütterung des Pjahles verbundenen 
Zuges inder Anwendung eines jtarfen u. ſchweren Hebels, 
des Wuchtbaumes, aud) Auszichhebels, ım., frz. levier 
m. arrache-pieux, engl. withdrawing-lever; den Stüß- 
punkt desjelben bringt man jonabe alemöglich andem aus= 
zuziehenden Pfahl an. Er beſteht auseinem quervorgelegten 
Ballen, od, aus einem eingerammten Piabl, od. wo beides 
nicht anwendbar ift, aus einem durch Echraubenbolgen 
fejt verbundenen Rahmen aus Eichenholz. Zum Aufbeben 
des hinteren, längeren Hebelarmes wiwd an einem Bod= 
gerüft ein Flaſchenzug oder cine Rolle angebradıt, über 
welche das zum Aufheben dienende Zugjeil geführt wird, 


Ausiehſchaqht 








205 


Aveſſana 








Iſt der längere Hebelarm gehoben und dadurd der kürzere 
Hebelarm möglichit tief herabgefunfen, fo wird das Ende 
des letzteren mit dem Kopf des auszuzichenden Pfahles 
durch eine Ketteverbunden, die jtraff angezogen wird. Hier: 
auf jteigen einige Arbeiter auf den Wuchtbaum, und, nach 
dem Ende des längeren Hebelarms vorichreitend, drücken 
jie, wäbrend andere Arbeiter Seile oder Tauc darum ge= 
worfen haben unddieje anziehen, vereint den Wuchtbaum 
in der Art berab, daß ſtarkes Schwanten eintritt, wodurd) 
ſich die Wirkung vergrößert. 

Eine wejentlich verbejjerte Pfahlhebemaſchine, Auszich- 
maſchint, f., frz. machine A arracher, engl. pile-withdra- 
wing-engine, nit Wuchtbaum jtellt ig. 303 dar. Der 
Pfahl a iſt mit einer Kette umſchlungen und mit diefer in 
den Hafen am herabgebrachten Ende des fürzeren Hebel: 


armesdes Wuchtbaumes b befeitigt, welcher miteiner eiſer⸗ 


nen Drehachſe auf eifernen Pfannen läuft. Jit der längere 


Hebelarm des Wuchtbaumes durch die Jugieilee berunter= 


gezogen, jo wird er mit einer unter den Schwellen des Ge— 
rüſtes angebrachten Winde durd) das Seil d wieder auf: 


gezogen, und dadurd) das mit dent Hafen verichene Ende | 


des kürzeren Hebelarmes wieder herabgebracht. Die Ma: 
nipulation wird jo lange wiederholt, bis der Pfahl ohne 
weitere Anmendung des Wuchtbaumes mit den Sünden 
herausgenommen werden fann. 

Die Anwendung des Wuchtbaumes ift, da jie feite Un— 
terlage des Stügpunftes für den Hebel jowie ausgedehnten 
Raum zur Aufjtellung vorausjegt, beichränft. Sind ein- 
zelne Pfähle in tiefem Wafjer eingerammt, jo müſſen zu 
Aufnahme der zum Auszichen derjelben in Anwendung 
fommenden Vorrichtungen bejondere jtarfe Gerüſte er- 
baut werden, oder man benupt dazu Schiffe oder kleinere 
Fahrzeuge. Es werden in legterem Fall zwei Fahrzeuge 
jo aufgeitellt, dah die Zuglette zwischen den beiden Fahr: 
zeugen bindurchgelührt wird. Da die Zugvorrichtung 


allein jelten ausreicht, um feſt eingerammte Pfähle aus | 


zuzieben, jo benugt man noch den bydroitatiichen Druck 
auf die Fahrzeuge. Man läht zu dieſem Behuf die Fahr: 


zeuge jo mit Waſſer anfüllen, daß fie ſich tief einjenten, u. | 


befejtigt die um den Pfahl gejhlungene Kette an die auf 
dem Gerüſt angebrachte Winde oder andere Jugvorrid): 
tung, wozu man gern eine bei. jtarf fonjtruirte Schraus= 
benmwinde, die Ausziehfdraube, f., frz. verin m. arrache- 
pieux, engl. withdrawing-serew, verwendet; jobald 
nun das in Die Fahrzeuge eingelafjene Waſſer wieder aus: 


geſchöpft wird, heben ſich dieſelben und damit den Pfahl, 


ſelbſt ohne daß man ſich dabei zugleich einer Windevor— 
richtung bedient. 


Höhlungen zwiſchen d. größeren u. Heineren Steinen einer 
Bruchſteinmauer mit Heinen Steinjtüdchen, jogen. Zwik— 
fern ; dies muß man möglichitjorgfältig ausführen, damit 
die größeren Fugen im Mauerbaupt thunlichit verſchwin— 

‚den. Jedoch nehme man das A. nicht eber vor, als biseine 
folgende Schichtlage durch ihr Gewicht verhindert, daß die 
Steine durchs A. ihre Yage verändern und fo aus ihrer 
Mörtelverbindung berausgerifien werden. 

Autel, m., franz., 1. Allar; grand a., maitre-a., der 
Dauptaltar, Hodyaltar; a. A la romaine, ijolirt im Chor 
jtehender Altar; a. subordonne, Seitenaltar; ſ. auch M. 
M.a. W. — 2. Autel d’un foyer, die Feuerbrüde (j. d.). 

Autoelave, ın., frz., 1. pneumatiſche Liderung, kommt 

bei Gebläſemaſchinen vor und ift jo eingerichtet, daß der 
Liderungs- oder Dichtungsring des Gebläſebalkens durch 
den Wind ſelbſt angedrüdt wird; j. Liderung. (Sch. 

Automolith, m., Kiesſchörl (Sahnit), tem Schörl ver- 
wandtes Mineral, enthält Thonerde, Zinkoxyd, Eiſenoxyd. 

Autummus, m., der Herbit, dargejtellt mit Früchten u. 
Weintrauben als jehr gereifter Jüngling oder als Wann. 

Auvent, m., frz. Wetterdach voreinem aufladen, einer 
Thür, über einer Firma ꝛc. 

| Avaka, j. Abata. 

| aval, enaval, a vau-l’cau, adv., frz., ſ. d. w. ftromab- 

| wärt® gerichtet; beed'a. = arriere-bec ; coté d’a., jtrom- 

| abwärts gefehrte Seite; Dagegen vent d’a., von ſtromab, 
aljo thalauf lommender Wind. 

Avance, f., d'un bätiment, franz., der Voriprung au 
einem Gebäude, z.B. Simſe, Baltons, Erterzc., kurz Alles, 
was über die Fluchtlinie vorjteht; ſ. d, Art. 

Avant, m., frz. (Sciffb.), 1. das Vorſchiff. — 2. Der 
Bug; a, fort élaneé, der jpringende Bug; a. maigre, dev 
icharfe Bug; a. renfle, joufflu, der volle Bug. 

Avant-bec, m., franz., 1.(Schiffsb.), der Vorjteven 
eines Pontons. — 2. (Brüdenb.) ronpfeilertopf. 

Avant-chemin couvert, m., fr5. (Striegsb.), ſ. Wen, 
| gededter. 

Avant-choeur, m., frz., Niederdior. 

Avant-corps, m., jrz., vorfpringender Flügel, Vor: 
lage, dem arriere-corps, Rücklage, entgegengeſetzt, dod) 
werden darumter nach den franzöfiichen Baugejegen aud) 
Pilaſter, Lienen ze. verjtanden, jobaldjie weiter als Sem. 
vorſtehen. 

Avant-cour, f., anticour, fafrz. Vorhof, vorderer Hof. 

Avant-creuset, m. (Hüttenw.), der Vorherd. 

Avant-fosse, ın., franz. (Kriegsb.), äußerer Graben, 
Vorgraben; j. d. Art. 

Avant-glaeis, m.,fr. (riegsb.),das VBorglacis, (j. d.). 





Um Pfähle, welche tief unter Wafjer eingerammt find, Avant-mur, m., frz., 1. Kriegsb.) auch barbacane, 
auszuzichen, bringt man ein feſt gebautes, womöglid) | f., die Zwingermauer. — 2. VorgejegteMauer, z. B. vor 
flaches Fahrzeug über den Pfahl und befeftigt denselben | einer Futtermauer ıc. 
mit einer Kette an einem auf dem Fahrzeug aufgeitellten | Avant-nef, m., franz., innere Vorhalle einer Kirche, 
Spill oder auch ſonſtwie feſt am Fahrzeug, bringt jodanır | j. Nartber. 
ſchweren Ballajt auf den vordern Theil des Fahrzeugs u. | Avant-pieu, m., frz. Waſſerb.), 1. Aufſatz auf den 
zicht die Slette fejt an. Sodann wird der Ballast nad) dem | einzurammenden Pfahl, Afterramme, Rammknecht. — 
entgegengejegten hinteren Theil des Fahrzeuges gerollt, 2. Biahleijen. 
und indem ich dadurch der hintere Theil ſenlt, hebt ſich der | Avant-port, m., jr3., der Außenhafen (j. d.). 
vordere und zicht am Pfahl. '  Avant-portail, m., ftz., anteportale, n., lat. Außen— 

Ausziehſchacht, m. (Bergb.), frz. puits d’appel, engl. portal, Borportal, auch Hofthor, Barkportalzc.; j. Bortal. 
upcast-shaft; j. Schacht. '  Arvant-porte, f., franz., Borthir, verdedtes Thor; ſ. 

auszimmern, akt. 3., fr}. ötayer, etresillonner, engl. | Außenthür und Diathyron. 
to line with wood-work (Bergb.), einen Schadyt mit Holz: | Avant-scöne, f., frz., VBorbühne; j. Theater. 
werk ausichlagen; j. Schacht. — Ein Gebäude, deninneren | Avant-seuil, m., fr}. Vorſchwelle, Austritt einer vor 
Holzausbau fertigen. | der Thüre liegenden Treppe, breite Stufe vor einer Thüre. 

auszinnen, alt. 3., innerlich verzinnen. Avant-solier, m.,voripringender Theil der vorgefrags 

Auszug, m., 1. frz. tiroir, m., etwas zum Herausziehen | ten Oberſtockwerke eines Hauſes. 

Eingerichtetes, 3. B. ein zicehbares Tiichblatt. — 2. j. Ex— | Avant-toit, m., frz., lat.antesolarium, das Vordach, 
troft. — 3. j. Aufzug IL, 1. | Sonnendad), aud) der vor der Mauerflucht ausladente 
auszwicen, verzwicen, aft. 3., frz. garnir les joints | Dachfuß. 
de cales, engl. to fill up the joints with garretings, to | Avellana,f.iQuadriaheterophylla, Fam. Protaceen), 
spaul the joints (Maur.); jo heißt das Ausfüllen der liefertaufChilos ein Nutzholz, welches mit dem europäiſchen 
1 


Avenfurin 








206 





azteRif de Bankunf . 





Eſchenholz viel Ähnlichkeit hat. ES wird daſelbſt ebenfo 
zum Bau der Häuſer wie der Küſtenfahrzeuge verwendet, 
— Avellana a der Haſelnußſtrauch in Lateini— 
ſchen und in verfbandten Sprachen. 

Auenturin, m., Avanturin, m., franz. aventurine, f., 
quartz m. aventuring, engl. aventurini Miner,), braune 
oder rothe Varietät des Quarzes mit gelbjchimmternden 
Springen u, beigemengten Glimmerſchüppchen; er findet 
ſich in größeren Maſſen im Uralgebirge, auch in Deutich- 
land bei Aſchaffenburg und bei Marigzell in Steiermark 


als Gemengtheil eines Gneiſes. Der A. iſt einer guten 
Politur fähig und wird zu Vaſen, Tiſchplatten, auch zu: 
HeineenShmudjachen verarbeitet; erwurde früher häuſig 





eu avrallIe. broada,, frz., alöne plate, die flache 
Ahle. 

Awn, s., engl., die Flachsſchebe. 

Ax, nxe, s. engl., die Art, ſ. d. u. die daſelbſt angezo- 
qenen Artifel; to axe a timber, behauen, beilen; to axe 
a quarry-stone, einen Vruchitein abjpigen, boſſiren. 

Are, f..ivz. axe, m., engl. axis, axle, j. Achſe, Säule 
und Welle; d’axe en axe, von Mittel zu Mittel. 

äreln, alt 3. (Zimm.), ſ. ächſeln. 

Axestone, s , engl., der edle Serpentin, Beilftein. 

Arinit, ın., Afterſchörl, violetter Schörl; ſiehe d. Art. 
Schörl und Thumerſtein. 

Art, f.. ſrz. cognée, hache, engl. axe. hatchet, lteil— 


in Glasſchmelz durch Einſtreuen von Stupferblättchen nach- | förmiges eiſernes Werkzeug, welches mittels eines durch die 
geahmt; dieſes Kunſterzeugnis, weniger hart als der na- Oeſe der Klinge geiterlten Helms, des Arthelms, regiert 
türliche, iibertrifit lepteren aber meift an Schönheit. Auch | wird; der Zimmermann bedient ſich der Zimmerart zum 
durch braune Fayence, beim Glaciren mit Soldglimmer | Behauen der Bauhölzer; fie tft mit einem langen Helm, 


überjtreut, ſowie durch braunen Lad, mit Goldbronze über- ' fra. manche, verfchen, der parallel der Scyneide läuft, u. 


pudert, hat man ihn nachaeahmt. [ W.) 


— 


RN 


Fig. 304. Teocalli zit Tochicalco bei 


Avenue, f., jrz., Anfahrt (j.d.), bei. wenn fie durch Bes 
fepung mit Bäumen, Statuen, Säulen oderdgl. zu einem 
efjeftvollen Theil der Anlage erhoben it. A. en perspec- 
tive heißt fie, wenn fie an einem Ende breiter als am ans 
dern angelcgt wird, um länger zu erjcheinen. 

Auers, m., frz. face, croix, f., töte, f., avers, m., ob- 
vers, m., engl. obverse, cross, Hauptjeite einer Münze, 
Medaille und dergl. 

Averfionalguantum, n., ſ. Pauſchquantum. 

aveugle, adj. frz., blind (j. ».). 

aviver, v. a.,franz., 1. unepierre (Steinmeß), jcharf: 
fantig bearbeiten. — 2. les moules /Sieh.), die Formen 
ausdämmen (}. d.). 

Auokatbaum, Avokatlorbir, Avokatenbaum, m., Agna- 
tato (Laurus persea, Fam. Yorbergemw.), ein 12m. b. 
Baum, in Brafilien, Cayenne, Isle de France beimiſch. 
Sein Holz iſt aſchgrau und schön geadert, auch mandımal 
blaß grüngelb; wird namentlich zu eingelegten Arbeiten 
verwendet, bat einen leichten Anisgeruch und Daher den 
Namen Anisholz. [Wf.! 

Awl, s., engl. die Able 15. d. 2.), der Pfriemen, Zpip- 








qm m — — 


wird mit beiden Händen geführt. Außerdem führen Zim— 
merleute u. Böttcher 
nod die Heine Aıt, 
das Ärtdien, frz. ha- 
chette, f., essette, 
petite hache, engl. 
adz, adze, addice, 
small hatchet; ſ. d. 
Art. Dächſel, Bund- 
art, Schrotart, Pläge, 
Baumart, Bebauart. 

Arthelm, Artliel, 

\ >» m., fi}. manche de 

N KR, 272 hache, engliſch axe- 
—— handle, ſ. Art, Helm. 

Ayri, n., ſ. Eben: 
holz. 

Azarbe,m.,ipan., 
arab. Iripr., Ablei— 
tumgsrinne in Gär: 
ten. 

Azequia od. Aza- 
caya, f., ipan. (jpr. 
Aßehlija), arabiſche 
Waſſerleitung in 
Spanien; ſ. Niego, 
Wafferleitung und 
Feldbewäſſerung. 

Aserol, n. ſ. Els⸗ 
beerbaum. 

Azimuth, m., frz. 
azimut, cercle ver- 
tical, m., engl.azimuth, verticalcircle. 1. der Bertital: 
reis, Sceitelfvers (ſ. d.); — 2. aud) der Centriwinkel in 
diejem Kreis, den z. B. die Schlinie des Fernrohrs mit 
dem Horizont bildet. 

Ayimuthkompafi, m., j. Kompaß. 

Azorue, m., jpan., öffentlicher Platz, Markt. 
Aot, n., irj.azote,m., gaz-azote, engl.azote, azotic 
| gaz, |. d. Ari. Stiditoff. 

Aroten, f.. ipan., Zöller. 

aztekiſche Baukunſt, f., frz. architecture aztöquienne, 
engl. architecture ofthe Astees, Die A;tefas, ein fräf- 
tiger, friegeriicher Bolfsitamm, erſchienen unter ö Häupi— 
lingen, anf langer Wanderung von Norden lommend, zu 
| Ende des 12, Jahrh. in Anabttaf, dem Hochlaud Merito’s, 
ſchloſſen jich dem Fury vorher (um 1160) eingeiwanderten 
| Ehichimefas an, wurden von diejen mehr u, mehr unter: 

jocht, befreiten fich aber um 1320 u.gründeten Tenochtitlan 
(die jepige Stadt Mexiko). Vom Ende des 141. Jahrb. an 
beherrichten fie ganz Anahual bis zur Zeit des Ferdinand 
Cortez. Ihre Religion war Sternendienit, ihr Hauptgott 
die Sonne, Vitzliputzli (Huitzlipochtli), zugleichftricgsgott: 


Cuernavaca. 














aztekiſche Bankunfl 207 _atekifge ann. 
die Könige galten für Söhne ; — 
der Sonne und genoſſen als 
ſolche göttliche Verehrung; 
ihre Leihen wurden in koloſ— 
jalen Grabhügeln beigeiept; 
kurz, ihre Religion und demge— 
mäß auch ihre Kunſt hatte die: 
jelben Grundzüge wie die der 
Toltefen und der Olmefen, .d. 
betr. Art.; nur waren jie eben 
fräftiger als die Tolteten und 
höher fultivirt alsdie Olmelen. 
Sie malten 3. B. auf Rapier 
von Agaves und Balmfajern 
od. auf baumwollene Gewebe, 
die geglättet waren; wahr— 
ſcheintich hatten dieſe Bilder 
bieroglyphiiche Bedeutung : die 
Farben find an ſich lebhaft und 
arell neben einander neitellt ır. 
hatten wahrscheinlich ebenfalls 
ihre Bedeutung; Geräthſchaf— 
ten n. Raffen, vielfach noch er 
halten, find nicht ohne Ge— 
ihmad, Schnitzereien ſehr ſau— 
berausgeführt. Die hiſtoriſchen 
Berichte, jowohl des Volfes 
jelbjt als die Berichte der ſpa— 
niichen Eroberer, reden viel von 
umfänglichen und präctinen 
Bauten. Dennoch ıft unſere 
Kenntnis derfelben, in: 
folge der barbartichen 
Berftörungen der Spa— 
nier, nicht vollftändig. 
1. Zevcallis, Tem: 
pel. Dieſelben find ge— 
nau orientirt u. liegen 
auf fiinjtlichen od. na— 
türliben Hügeln von 
fonifcher Form oder in 
Terrafien abgetheilt. 
Bon den früheiten Baus 
ten am Fluß Siln (um 
1170), dann von den 
Caſas Grandes unter 
29° nördl. Br. jind noch 
Ruinen vorhanden, von 
den erfteren freilich nur 
unförmliche Trümmer: 
hügel u. Refte von bun— 
ten Steinqutfliejen; die F 
letzteren bildeten 3 terz $ 
rafienförmige Stock— 
werfe, deren zweites den 
Eingang enthielt, und E 
waren mit einem Dad) 








en: - — — 
Aut, bem der riet äü — 
ſchen Bauten (ſ. d.), wel⸗ — bie — 





ches 1789 noch vorhan⸗ 
den war. Thürme erho⸗ 
ben ſich noch in weiteren 
4 Stodwerten über die 
Hauptmaſſe der Gebau⸗ 
de; die unten bi@1,,,m 
itarfen Wauern waren _ En — = 
in Piſé Hergeitellt und, dig. 306. Weſitthor Der Scdhiaugenummuce gı Tenpchtitten, reftaurirt von Dr. I. 
wie aus zahlreichen Broden zu ſchließen, mit Steingutz | herigen Ergebniffen der Forſchungen von den mit den 
flieſen belegt. Bon Tenochlitlan hat die Zerſtörungswuthe Aztekten eng verbündeten Tepaneken erbauten Teocalli 
der Spanier faſt nichts übrig gelaſſen; bei dem nach bis— zu Xochicaico (Blumenhaus bei Cuernavaca beftcht der 





Mother, 


aztekiſche Bauſtunſt 208 aztekiſche Bankunft 





Unterbau aus einem Felſen, der in cine Pyramide von Terraſſen find mit bläulichen Porphyrtafeln überkleidet, 
5 Stufen durch Futlermauern umgewandelt u. von einem | die volljtändig mir Hieroglyphen bedeckt find, welche nad 
Graben umgeben ift, der, mit polirien Steinen efcarpirt, | der Verſetzung eingearbeitet wurden; Fig. 304 ftellt einen 
äußerlich 850 m. auf der Süd- u. Nordfeite, HRN m. anf Theil der oberſten Blaniormdar. Dieſe Dispofition kehrte 
der Dit: u. Weſtſeite mißt. Der Pyramidenunterbau iſt bei allen Teocallis mit geringer Abweichung wieder. Bei 
117m. hoch, enthält auf feiner Nordjeite eine Reihe Zimmer | den meisten jcheint der Bipfel des Tempels Götteritatuen 
= _ Br — getragen zu haben; 
— nen er Eee — Her Yang” * hier u.da traten dieſe, 
* * nebſt den Herden für 
die heiligen Feuer, 
Fig.805, an die Stelle 
des Tempels ſelbſt. 
— = Unter der Plattform 
— — a => waren Soutcrrains 
A ii a angebracht, 5. Theil 
' in lebendigen Fels 
hineingetrieben, zum 
Theil auch mit Werf- 
jtüden überdedt , Die, 
über einander über: 
=. fragend u. jchräg ab- 
BE carbeitet, cine Art 
foniiche® Gewölbe, 
ähnlich den Decken der 
griechiſchen Schatz 
häufer, bilden. Die 
Beſchreibungen des 
B Coritez und jeiner 
= Begleiter, zum Theil 
durd Zeichnungen 
erläutert, ſowie die 
no  vorbandenen 
fümmerlihen Reite 
: haben uns in den | 
' Stand geicht, den 
1482 begonnenen, 
1505 vollendeten 
: und 1521 zerjtörten 
Hauptteocalli ven 
— Meritomitder ihn in 
einem Biered von ca. 
200 m. Breite und 
300 m. Yänge um- 
J ichlichenden Schlan- 
genmaner zu reſtau—⸗ 
riren, T. tin. 306 u. 
307. Der jogebildete 
J Bezirk, Teopan, Plat 
4 Gottes, entbielt alio 
zunächſt den erwähn⸗ 
Iten Haupttempel des 
5 Huiglipoctli u. Tez⸗ 
catlipoca; die Außen⸗ 
I flächen der 5 ftufen- 
= förmig fi) zurüdzie- 
henden Stockwerke 
waren mit behauenen 
Tetzontliſteinen be— 
legt, an der Weſtſeite 
führte eine Freitreppe 
x m u. ee von 114 Stufen auf 
= ri - — ee = Die Plattform, auf 
— welcher zunachſt dem 
Fig. 307, Die Tempelantagen des geoken Teocalti zu Tenochtitlan. Nach Gomara reitanrirt v. Dr, Mothes. Treppenaustritt der 
Opferftein lag, wäb: 
rend die Ditjeite durch zwei tburmartige Aufbauten einge- 
auf der Weſtſeite Führt eine Freitreppe von 3 m. Breite in | nommen ward. Im unteren Stod ftanden Götenbilder 
Podeſtabſätzen hinauf. Die Plattform war mit einer | und die Altäre mit dem heiligen ‚Feuer, tm zweiten heilige 
Mauer von 2 m. Höhe umgeben und enthielt den eigent: | Gerätbe und die großen Lärmtrommeln, die die Stellen 
lichen Tempel, der auf der Titfeite zwei Thürme trug umd | der Glocken vertraten, im oberſten aber die Denkmäler der 
ca. 20 m. Höhe in > Abſätzen oder Etagen erreichte. Die aztekiſchen Fürſten. Tiejen Haupttempel umgaben 40 




















— 














u. trägt eine Plattform von 84 m. Breite u. 95 m. Länge; 





— — = — — — u nnd 


_tetifhe Baukunf 





fleinere Tempel verſchiedener Größe und Form, darunter 


der runde Tempel des Duepalfoatl, deiien Portal ein 
Drachenmaul darstellte, Faſthäuſer fiir Nönig u. Brieiter, 
Wohnungen für Oberprieiter und Prieſter, Schulen für 
die erwachſene Jugend beider Geſchlechter, Badeteiche, 
Brunnen ıc., Schädelhäuſer, Näfige für erbentete Gögen, 
Ställe für Opfertbiere x. 

2. Grabmäler. Die Grabmäler der Könige waren, 
ähnlichden Teocallis, pyramidalgeitaltet, nur meist ſchmä— 
fer und ohne den Tempelbau auf der Plattform. Um jie 


oder um die Teocallis jcharten fich dann, meist in regel: | 


mähigen Reiben, von Nord nad) Sid ſtehend, Hügel und 
Pyramiden, wahricheinlich PBrivatgrabmäler. Die Teo— 
callis der Begräbnispläge find in der Negel gepärt, eines 
für den Sonnengott Tonatiub, eines für die Mondgöttin 
Meztli. 

3. Städteanlagen, Befeſtigungen x. In der 
Mitte der Stadt lag, wie ſchon erwähnt, der Haupttempel, 
umgeben in einem Biered von jtarter Umfaſſungsmauer 
mit jtuienförmigen Binnen, in deren Niſchen jteinerne 
Sclangenfiguren ftanden ; vier Thore nad) den vier 
Hauptbimmelögegenden führten nac) den vier Hauptitra= 


Ben der umgebenden Stadt; über jedem Thor erhob fid 
ein Auibau als Raffenjäl; der Hof war mitpolirten Plat⸗ 


ten belegt, und von ihm führte die grohe Freitreppe an der 
Tempelpyramide hinauf, deren Schmale Seite nach Oſten 
gelehrt war; die Befeſtigungsmauern waren jtärfer als 
hoch. Auf unjerer Abbildung Fig. 307 it diefe ganze An— 
lage nad) einer in Gomara's Beichreibung von Cortez' 
Kriegszügen enthaltenen Karte dargeitellt. Dem unteren 
(wejtlichen) Thorgegenüber erblidt man das Huipompan, 
d. b. die 46 m. lange Schädelpyramide, aus 136000 
Schädeln von geopferten Gefangenen aufgeführt; lints 


davon erhebt ſich der königliche Palaſt, Tepat, mit feinen | 


2 Thürmen, binterdejien Bart die Höfchen des zoologischen 


Gartens hervorjchauen ; vor dem nördlichen Thor dehnt | 
fich ein großer freier Plaß, der Marft; an diefem, ſowie 


in derNäbe der anderen Thore, liegen öffentliche Gebäude. 
Die Berichte erwähnen außer dem Palast und der Mena: 
geriedas Bogelhaus, das Fiichhaus, ein Haus fürftrüppel, 
Zwerge :c., einen Bart, Bäder, ein Zeughaus, die Häufer 
der Innungen (Goldihmiede, Mojaiciiten, Bildhauer, 
Maler .), öffentliche Speicher für Fälle der Hungers— 
notbx. Die Straßen der Stadt wurden tägli 


hatte, waren außer der Haupttempelanlage noch 8große u. 
nahe an 2000 Heine Tempel vertheilt. Dieſe Refidenzitadt 
war durd) ihre Yage im See ſchon befeftigt. Andere Städte, 
die fünitlicher Befeftigung bedurften, wurden mit Mauern 


von 3—4 m, Stärke u, 1—6 m. Höhe umgeben, od, auch 


wie Tlascala mit Wällen von 6 m. Stärfe und 2"/, m. 
Höhe ercl. der Bruftivehr. Bei Molcaran liegen Ruinen | 
von Schanzen, deren vierfſache Mauern auf dem Abhang | 
des Berges ſich herumzichen. 


209 





gekehrt. 
In der Stadt Tenochtitlan, welche 300 000 Einwohner— 


Eu Ayynbof; 


jind hier u. da nod) in Trümmern erhalten. Die Waſſer— 
leitungen waren vieleMeilen lang v. Stein u. Mörtel ala 

‚ offenestanäle bergeitellt. Sogar Dampfbäderfehlten nicht. 
5. Valäſte und Wohnbäufer. Der aus Steinen 
mit Kalfmörtel aufgeführte Königspalaſt hatte 20 Thore, 
drei große u. viele Heine Höfe, deren einen, durch einen 
| Springbrunnengeziert, 100 Zimmer umgaben; ineinigen 
diejer Zimmer waren die Wände mit Marmor u. Fliejen 

ı bekleidet, die Ballen aus Eodern« u. Cypreſſenholz gearbeis 
tetu zierlich geichnigt. Die Haupthalle faßte 300 Menſchen. 
Die Häufer der Reichen u. Vornehmen erhoben ſich in 
2—3 Stocdwerfen, hatten plattes Dad), oft durch Thürme 
befrönt, hatten 2 Eingänge, einen nach der Straße, den 
andern nad) einem Kanal ıc. Die Spanier erzählen, daß 








|| N. 
Fa — — 
gr 











Fig. 309. 


| Fig. 308, 


Azteliſche Wohnhauſer. 


die Decken, aus Ceder, Kieſer, Cypreſſe ꝛc. gearbeitet, von 
Säulen aus Marmor, Alabajter u. Jaſpis getragen wor— 
den wären. Hauptmaterial war ein rother Kalktuff. Die 
Häuſer der Armen waren zwar v. Lehmziegeln aufgebaut, 
od. von Steinen mit Schlammmörtel (in Pije) errichtet, 
mit Rohr eingededt, aber gleich den Häujern der Reichen 
bunt bemalt. Wir fünnen in Fig.308 1.309 die Abbildung 
von zwei jolhen Häujern nad einem aztekifchen Nelief 
ı mittbeilen. Viele hatten in ihren Häufern eigene Dampf— 

badezimmer, jelbjt der Aermſte hatte eine Badezelle in 
feiner Hütte, Nach eigentlich fünftlerifcher Seite hin waren 
‚die Mztefenbauten ganz ähnlich denen der Tolteken (ſ. d.). 

Azud, m., ſpan. Schleuje eines Waſſerbehältniſſes, 
Stauſchleuſe. 

Azuda, f.,jpan., Maſchine, die aus Flüſſen das Waſſer 
zum Beiprengen der Felder emportreibt. 

Azulejo, ım., jpan., aud) alizar, m., Borzellanflieie, 
aud) Flieſe aus gebranntem u. bunt glajirtem Thon. Die 
Araber u. Mauren bedienten jid) derfelben zum Belegen 
der Socdeln, Fußböden ꝛe. Urjprünglich hießen nur die 
‚ blauen Flivjen azulejo, die rotben alizar, und aud) die 

Flieſen anderer Farben hatten bejondere Namen. Jept 
werden die beiden hier genannten Wörter für liefen 
‚ aller Farben angewendet. 


4. Nupbauten. Die Kornjpeicher waren vieredig,| Azur, Azul, m., 1.irj.pierre d’azur, derfajuritein (j.d.). 
nach Art der Blodhäufer von Holz aufgebaut, und hatten | — 2. frz. azur, m., bleu d’outremer, das daraus berei= 
2 Eingänge über einander. Der obere, größere diente | tetellltramarin (f. d.). — 3. fr}. azur, m., smalt, m., das 


zum Hineinichaffen, der untere zum Serausnchmen des 
Getreides. — Auf den Feldern waren Wadıttbürme von | 
Holz vertheilt. — An den Straßen, welche jährlid nad) 
der Hegenzeit ausgebejiert wurden, waren in unbewohnten | 
Gegenden Herbergen vertheilt, und Brüden und Fähren | 
fehlten nicht. Die Brüden waren meift aus Striden er= , 
richtet, doch famen auch gewölbte Steinbrücden von 13, 47, | 
ja 67 Bogen, bei 18 m. Weite u. 32 m. Höhe u. 920 m. | 
Totallänge vor. Die öffentlichen Lokale zum Balipiel | 


Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


duntelblaue Kobaltglas, Smalte, fein gemahlen. 
azurblau, azurtu, adj., fr. azure, engl. azure, j.v.w. 
Himmelblau, durd) die im vor. Art. gen. Farben herzu— 
jtellen; j. Blau u. Smalte. 
Azurite, f., azur de cuivre, frz., engl. azure copper- 
ore, die Kupferlafur, 
Azut,m.,ipn., Seitenmauer eines®äjlerungsgrabens. 
Arynhols, n., j. v. w. türfiiches Eichenholz, kommt in 
verjchtedenen Sorten in den Handel. 


27 





B als Zeichen und Abkürzung. Im Griechiſchen ift 3’ 
oder B j.v.w.2, Boder Bj. v. w. 2000, bei den Römern 
iſt Bf. v. w. 300, Bj. v. w. 3000, auf hriftl. Inſchriften 
beatus, benedietus x.; j. WM. M. a. W.— B. A. auf 
römischen Inſchriften bedeutet bonis auspiciis oder bonis 
avibus, unter dem Schuß glücklicher Vorzeichen, od. auch 
bixit (für vixit) annos, er lebte (jo und jo viel) Jahre; in 
ber Chemie bedeutet B. A. balneum arenae — Sandbad, 
Ba aber Baryum. 

Baaderſches Gebläfe, n., ſ. Gebläſe. 

Baake, auch Baak, f.‚Bake, f., 1. Feldm.) auch Abjted- 
baake, Abſteckſtange gen., j. Abſteckpfahl, frz. amarque, 
f., engl.directingstaff, Zeichenpfahl, bei den Feldmeſſern 
zum Abſtecken ꝛe, gebraucht; es giebt a) Meine, jogenannte 
Stedbaalten, auch Piquets (j. d.) genannt; b) frz. bäton 
m. de la chaine, engl. chain-pole, auch Ketten halter 
Kettenjtab, Kettenbaate gen. Ungefähr 1,, m. lange, mit, 
eifernen Spigen und einem Querſtift ca. 20 cm. von der 


Spitze aufwärts verjehene Stange zum Nachziehen u. Be- 


feftigen der Mehfette, deren letztes Glied von oben an die= 


jelbe geftedt wird u. auf dem Duerftift rubt; e) Fabnen= | 


baafe, auch Abwink- oder Viſirbaake gen., frz. bäton de 
Jauge, engl.ranging-pole, mit einem Kleinen weiß-rothen 
Fähnchen; d) auch Strohwiſchſtange gen., frz. jalon, m., 
engl.common-staff, gewöhnliche lange Stange mit einem 


Baalen. 


Strohwiſch. — 2. (Seew.) Schiffsbaake, auch Boje, Buje, 
Blake, Blüfe, Fahre, Wahrtonne ꝛc. gen., frz. amarque, 
balise, bouee, f., engl. buoy, leading-mark, beacon, 
Beichen zu Warnung der Schiffer vor Untiefen, zu Bes 
zeichnung der Örenzen des Fahrwaſſers ꝛc. bejteht entw. 
in einem Pfahl od. in einer ſchwimmenden Tonne, Korbre. 














3. (Schiffsb.) Auch jtehende Baake, Warte, Ujerbaafe 
Landbaake, frz. fanal, m., marque, engl. beacon, an den 
Ufern der Flüffe oder am Strand des Meeres errichtete 
Merkmale in auffallender Form u. lebbafter Farbe, eben: 
falls zu Orientirung der Schiffer bejtimmt, j. Figur 310 
und 311. 

Bnal, Becl, Bel, Belus, d.h. König, Herr, bei allen ſemi— 
tiihen Böllern Name der höchſten zeugenden, bejruchten- 
den Kraft,’ verförpert gedacht meiſt durch die Sonne, oft 
auch durch den Planeten Jupiter; als Gattin iſt ibm 
Baatlis, Nitarte, an die Seite geitellt; Tyrus u. Babylon 
waren Hauptfiße feines Dienjtes. 

Baarte, f., cine Art leichter Ruderfabrzeuge, für den 
Krieg ausgerüftet, ſonſt in Holland gebräuchlich. 

Bab, arab., Thor, Pforte, phönit. auch Hof eines Für: 
jten. — Bab-bel, Babel, Babylon, Hofhaltung des Baal. 

babbagaurifrye Erde, f., eine grüne Erdart, bei den 
Alten jehr geichägt und zu Vaſen ꝛc. verwendet. 

Babel, f., als ſymboliſche Seftalt, ſ. Aitarte und Apo- 
falypie un M. M. a. W. 

Bäbord, m., frz., j. Backbord. 

Babulgummi, n., eine geringere Sorte des arabiſchen 
Gummi (j. d.), ſtammt von dem Babulbaum, der in Ben: 
galen wächſt. WF.) 

babylonifcde Bauweife, f. Die neue Forſchung hat 
aus den im Art. aſſyriſche Bauweiſe erwähnten Sagen 


den biftorischen Kern zu enthüllen geſucht. Danach fcheint 


es, al& wenn die Chaldäer um 2200 v. Chr. an der Dit: 
grenze des Landes Sindichar angelangt wären, um 1950 
vor Chr. dte Landitrede, wo jpäter die Stadt Babnlon 
itand, erobert und das Yand durch die fogenannte Mediiche 
Mauer gegen Angriffe von Norden her gejichert hätten. 
Ninos nahm dann um 1240 Babylon ein,erbaute dort Bur: 
gen u. Tempel u, machte es En einer Provinz Aſſyriens. 
Um1118befreite der jüngere Nimrud,Nmrodaha Danakti, 
Babylon umd befiegte den Schimijchli = Pal: Bithfira 
(n.V. Tiglat-Pileſar J.) v. Aſſyrien; derjelbe joll um 1120 
den babyloniſchen Thurm begonnen haben. Diejes alte 
Babylon entjaltere bald große Pradıt. Von jeiner Bauweiſe 
wiſſen wir blos Folgendes fiher: Lehmziegel waren das 
Hauptmaterial. Asphalt diente als Mörtel. Paläſte und 


Tempel waren mit Gips: und Kalfiteinplatten belegt, 


die mit flachen Reliefs bededt waren. Der Königspalait 
jelbjt hatte einen Umfang von 20 Stadien (Y/, Meile). Um: 
zogen war er von drei Mauern, die beziehentlich 30, 410, 
60 Stadien Umfang erreichten. Der nadı Einigen ſchon 
um 1800, wohl aber erft um 1240, nad) Anderen 1120 ge: 
baute große Tempel, gleich dem Palaſt auf der Weitjeite 
des Euphrat gelegen, war von einer Mauer umgeben, die 
ein Quadrat von 20 Stadien bildete u.cherne Thore hatte. 
Der Tempel jelbjt jtand auf einer Stufenpyramide: die 


— babylouiſche Baumeife 


211 


babylonifhe Baumweife 





untere Terraſſe hatte 200 m. ins Quadrat u. die jieben dar— 
auf jich erbebenden Stufen hatten zuſammen die Höhe von 
200m. Die unterite Stufe enthielt ein vermutlich erit ipäter 
eingebrachtes fißendes Bild des Baal v. Hold unter einem 


Baldachin. Das oberite Stockwerk des Tempels jelbit aber 


entbieltein Gemach mit goldenem Altartiich ur. cin zweites 
mit dem goldenen Bett des Gottes. Im Hof ſtanden die 
Altäre, einer für die Opferung v. Säugetbieren bejtimmt. 

Ueber die baulichen Formen willen wir leider fait 


nichts ;da aber die Babylonier ſchon ſehr früh in vielfachen | 


Verkehr mitdenAjiyriern jtanden, jajogar um 1210 v. Chr. 
von den Aſſyriern um 

terjocdht wurden, um 
1118 zwar ſich befrei— 
ten; aber ſchon ums 
Jahr 1000 wieder den 
Aſſyriern zinsbar wur— 
den, da ferner die jpäte: 
ren Kunſtwerke viel 
Berwandtesmitd.aiiy: 
rischen haben, jo iſt auch 
für die Werke des alten 
Reiches eine jolche Ber: 
wandtichaft zu vermu⸗ 
then. In den Ruinen 
von Mugeir vermutbet 
man einen von König 
Urut um 2200 v. Chr, 
erbauten Tempel der 
Stadt Ur(Hur). Breite 
Mauerpfeiler von ge— 
ringem®Borjprung glic= 
dern die Wände der aus 
Luftziegeln erbauten u. 
mit Backſteinen beflci: 
deten Stujfenpyramide, 
welche vermutblich eine 
fleineTempelcella trug, 
zu der an der einen 
Yangjeite eine ſchmä— 
lere, an einer andern 
Scite eine breitere 
Treppe emporführte, — 
Um 708 v. Chr, em: 
pörten ſich die Babylo— 
nier vergeblich genen 
das Jod) der Aſſyrier, 
aber madı langem 
Kampf gelang um 620 
dem Nabapolajlar die 
Befreiung Babnlons, 
das bald unter feinen 
Sohne Nabudyodonai: 
jar herrlich empor: 
blübte, Nicht blos nadı 
außen wuchs die Macht 
des nenen Babylon un— 
glaublich jchnell, ſon— 
dern es blühten auch 
Ackerbau und Handel. 
Der eben jo kräftige als weije Nabuchodonafiar ſorgte für 
Bajjerbauten, Landſtraßen u. Befeitigungen mit gleicher 
Umſicht. Er reparirte die aus dem alten Reid) ſtammen— 
den Kanäle und legte neuc an, reparirte u. vergrößerte die 
Mediſche Mauer, die nunmehr, 6,,, m. ſtark u.32 m. hoch, 
jich beinahe 15 Meilen binzog. Sein Hauptwerk war der 
Wiederaufbau der fait verfallenen Hauptjtadt auf dem 
wejtlichen Ufer und die Bejejtigung der Neujtadt auf dem 
öftlichen Ufer des Euphrat. Schon Nabopolajiar hatte 
bier einen Palaſt erbaut. Die Stadtmauern erreichten 
eine Länge v. etiva 40 km, u, umiſchloſſen einen Raum v. 


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ia. 312. Ruinen von El Mair. 








ziemlich 100 qkm. Die Angaben der alten Schriftſteller 
über Stärfe und Höhe Liefer Mauern differiren von 32 
bis zu 95 m. für die Höhe, von 10 bis zu 32 m. für die 
Die. — 250 Thürme erhoben ich etwa 7 m. über die 
Mauer. Die Gräben hatten gemanerte Böſchungen, die 
100 Thorthürme waren reich geſchmückt, Pfoſten, Flügel 
‚u. Schwellen mit Erz belegt. Die Brüden hatten Stein: 
pfeiler von 4 m. Dicke bei 10 m. Jochweite. — Dod) von 
alledem, von der neuen Stadtburg, von den Gärten und 
Teichen, von den hängenden Gärten, die Nabuchodonaflar 
fürfeine Sattin Amytis baute, iſt faſt nichts erhalten. Letz— 


— _ — 


nee gl 


4% 


‚tere waren 125 m. lang u, breit u, rubten auf 40 m. hohen 
‚ Bogenitellungen, die mit Steinplatten bededt waren, auf 
denen eine Schicht Asphalt u. Gips, dann Bleiplatten und 
Gartenerde aufgebracht war. Der Asphalt diente auch bei 
der Stadtmauer als Mörtel für die Ziegel. — Ju Höhen: 
zwijchenräumen v, etwa 2—3 ın. war zwiſchen Die Ziegel: 
ſchichten cine Schicht von in Asphalt geträuften Schilf— 
bündeln eingebradit (vermuthlich als Jiolirichicht). Er 
rejtaurirte aber auch um 580 den Thurn des Bel. 
In den Hauptzügen ſchloß ſich, wie bereits erwähnt, die 
babyl. Bauweiſe an die aſſyriſche an. Den Babyloniern 


Bbabpyloniſche Bauweiſe 212 u babyloniſche DBaumweife 





ftanden aber gar feine Steine zu Gebote, fie mußten 760 m. Länge und 570 m. Breite, aus weißen und gelben 
alte ihre Bauten in Ziegeln aufführen, daher denn auch ' Ziegeln von der Größe unferer gewöhnlichen Mauerziend 
nur jehr wenig Trümmer auf uns gefommen jind. Baby- errichtet. Ein 29 m. hoher Bogen führt in einen gewölb- 


; | ten (?), 38 m. langen und 21 m. breiten Säl, ſ. Fig. 312. 
— Man bat glafirte Ziegel mit Reliefdarſtellungen vor 
— Pferdehufen, Bartlocken ꝛc., kurz Theile von gemauerten 
5 Relieſs gefunden, ſowie Reſte der Subjtruftionen de 
LTE, 
— hängendenGä 






rien. ÄbnlicheTriimmer eines quadratiſches, 


ern 


| 
\ 

| | ung | Big. 316. Babyloniſcher Tyurm nach einem Reliei. 
—— —— 


Br genau nadı den Himmelsgegenden orientirten Gebäude 
ERHEBEN von 486 ın. Umfang finden ſich im jepigen Dorf Barnum 
Babyloniſcher Thurm, veftamrirt von Dr. ©, Mothes. ver Trümmerberg Mudſchaliba oder Mudallibon fein 
auf jeinem Gipfel mehrere Gebäude, an den Eden wir 
Ion war ganz regelmäßig angelegt; die Mauer war mit | Thürme gehabt zu haben; feine Seiten, genau orientin, 
Häufern in zwei Reihen befett, durch hundert bronzene | mejjen etiwa 120 m. Endlich glaubt man in dem ®i 
Thore unterbrochen u. noch durch einen Waflergraben ge: | Nimrud genannten Hügel bei Hillar auf der Wejtjeite dei 
jhüpt; dahinter war noch eine Mauer. Div Häuierwaren Euphrat den Tempel des Belus, den jogenannten Babı- 
Da NER loniſchen Thurm, zu er 
— er, —— — — — — — — tennen. Nach den Ergeb: 
ee PR a nijien der En 
diejes Trüm #, 
die Rawlinſon porgenom; 
men, zuſam 
mit Reliefdarſtellungen 
inKujundichiku. ⸗ 
bungen griech. Schrifmtel 
ler, iſt die in Fig. 313u. 
314 gegebene Reſtauri⸗ 
rung Ddiejes Baumerle 
entworfen, während Fig 
315 den höchjten erhalte: 
nen Theil d. Verkleidung, 
vermuthlich die vorlegie 
Terrajje, darjtellt; inden 
zu Kujundjchit gefunde 
nen Nelief, Fig. 316, 
glaubt man die Darfık 
lung einer babylomifchen 
Stufenpyramide, viel: 
leicht des babyloniſchen 
air leider mur im 
Bruchjtüd, zu befigen. 
Ahnliche Stuien-Tem: 
— pelpyramiden — 
a ne aa ee ae aaa a en — Motbamur, Abu Kamib 
fig. 315. Kbertheit der Ruinen des babploniſchen Thusmes. ra und Tel Ermab. Bei 
meiſt 3— 4 Stodwerte hoch u. ußerlich verziert. Diebeiden | dem Birs Nintrud war das unterfte Stockwerk jhwarz, dei 
töniglichen Burgen find, jo viel man vernmuthet, unter den | zweite orange, Das dritte voth, das vierte vergoldet, du# 
Ei Kafr u. Amran ibn Ali genannten Hügeln begraben. Tünfte weiß, das ſechſte blau, das ficbente arm dc 
Ei ftajr zeigt die Trümmer eines Gebäudekomplexes von verſilbert, Iinnboltiche Farben desSaturn, Jupiter, ‚ 





u — 


tk agle 


tragenden alafirten Ziegel bildeten jedoch nur die Außen 
jeite einer aus gebrannten Ziegeln aufgeführten Blend: 
mauer, deren Sintermauerung aus ungebrannten 
Schlammziegeln beitand. 

Die Euphratbrüde hatte Steinpfeiler, durch bleivergoi= 
jene Eifenichienen mit einander verbunden; die Pfeiler 


jelbjt waren tiefgegründet, jtromabwärts rund, jtromaufz 


wiürts ſpitz. Das Beleg beitand aus Holz; die Pfeiler 


jtanden 4 m. aus einander. Während man nun in Baby- | 


lon ſelbſt faſt ganz vergeblich nad) erhaltenen Mauerſtei— 
nen und Detaild gejucht, nur einzelne glafirte Ziegel, 
erde arten Gefähe xc. gefun⸗ 
SE Ar ET Er den bat, ijt man 
in Wurlka oder 
Rarfa (dem 

Erech der Bibel 
und Ordyoe der 
Griechen) glück— 
licher geweſen. 
Hier hat man eine 
Nekropolis mit 
Särgen, die den 
aſſyriſchen ähn— 
lich ſind, u aus— 
gedehnte Reſte ei— 
ner Stadtmauer 
gefunden. Dieſe 
Mauer, mit halb⸗ 
runden Thürmen 
bewehrt, zieht ſich 
noch jetzt in un— 
regelmäßigem Kreis bei einem Umfang von mehr als einer 
Meile rings um die Trümmer der Stadt u. erreicht noch 
bier u. da die Höhe von 12 m. In der Mitte der Stadt 
liegen die Ruinen einer Thurmpyramide, die unten 63 m. 














Baeillus 





engl. bae, back, cooler, Kühlſchiff, Kühlſtock —4. Kleiner 
Brunnentrog. — 5. ſ. Bad 4. 

Bacalar, bacalas, m., franz. (Schiffeb.), Holzichiene 
auf dem Dadı des Schiffshintertheils. 

Bacasas, bacassas, ım., frz. Schiffsb.), Heincs Boot 
mit hohem Schnabel, 

Bacchanalien ıc., j. Bacchus. 

Bacchus, auch Oakchos, Jakchos, od. nach dem Indiſchen 
Schiwen Devaniſchi, Dionyſos genannt (griech. Mythol.), 
Sohn des Zeus und der Semele Thyone (Erde), bei den 


| Agpptern des Ammon u. der Amalthea, aljodes Gewitters 


| und der Erde, die Sonne im Aquinottialftier (deswegen 
' bier u.da miteinem Stierfopf abgebildet), Daher auc Gott 
des Weinbaucs u. infolge dejien Batron der Weinbauer, 
Weinhändler und Schußgott der Trinfgelage, aber aud) 
religiöies Symbol der zeugenden Natur (Bhallos), des 
Yandbaues und der auf demjelben fußenden Kultur jowie 
der dramatischen Begeiiterung. Die ihm geweihten Feſte 
heißen Bacchanalien, Orgien, Dionyſien. In Bacduszügen 
‚wird er dargeftellt auf einem Triumphwagen, von Pan— 
thern gezogen; jein Erzieher Silen auf einem Ejel reitend, 
von Frauen unterjtüßt; Bacchantinnen oder Mänaden, 
‚d.h. leicht aufgeſchürzte Mädchen, mit Wein und Epheu 
| befrängt u. mit Thyrſusſtäben (f. d.) bewafinet, umtanzen 
ihn. In feinem Gefolge eriheinen ferner: der aſſyriſche 
König Staphylos (Rebe), defien Gattin Metbe (Rauſch) 
u. jein Sohn Botryos (Traube); der Panther ift ihm ges 
‚ beiligt. Er jelbit wird meijt als Jüngling, nur in Dar: 
ſitellungen feines indischen Triumpbzugs als bärtiger 
Mann mit weitwallendem Gewand abgebildet. Seine 
Gattin war Ariadne, mit der er den Denorion (Bein: 
trinfer) zeugte. Aitribute: Stirnbinde, Epheu und Weine 
ranfen, Thyrjus, Trinfgefähe, Korb, Schlauch u. Wanne, 
Löwen, Tiger, Panther, Ejel, muſikaliſche Jnjtrumente, 
radeln, komiſche u. tragische Masten sc. Erit im jpäteren 








ins Quadrat groß aus Ziegeln mit Schilfrobridichten | Mittelalter jtellte man ihn als übermäßig dicken Anaben, 


ansgeführt u. mit glafirten Ziegeln verblendet war, jowie 
ein rechteckiges Bebäude von 72 u.51 m. Zeitenlänge mit 





Fig. 818. Mauer in Wurka. 
Mauern von 3,,—6 m. Stärke, das auf einer 12—1D m. 


hoben Plattform jteht; die Formen der Mauern an der 


ſüdweſtlichen Fagade, in FFig.317u.318dargeitellt, kehren 
am Bird Nimrud, Fig. 315, und an einzelnen Konſtruk— 
tionen, wahricheinlih von Babyloniern ausgeführt, in 


Niniveh wieder. Die in Fig. 317 dargeitellte Mauer war , 


nepupt, die in Fig. 318 aber in ungebrannten Ziegeln 
ausgeführt u. mit 15 mm langen, 2 mm. breiten, ſpitz 
zulaufenden Mojaitjtiiten, in Asphalt eingeiegt, bekleidet. 

babyloniſche Teppiche, m. pl. (babylonica texta od, 


strasrula) waren im Alierthum fehr berühmt; man will 


die Worte pavillon und Baldakhin davon herleiten; j. d. 
beir. Art. Vergl. auch M. M. a. W. 
babyloniſche Weide, f., j. v.ıw. Trauerweide; ſ. Weide, 
Bae, m., frz., 1. (Schifisb.) Linter, j. Bad 1. — 2. Auch 
traille, f., passe-cheval, m., eugl. bae, Fähre, Fähr— 
prabm, Ponte. — 3. (Brauerei) b. à decharge, Bier: 


auf einem Faß reitend, dar. 

' Bad, m., fr}. ruisseau, ım., engl. beck, rivulet, ital. 
ruscello, Heincs, natürliches fließendes Waſſer; die Re— 
aulirung desjelben behufs der Wicjenbewäflerung ſ. Art. 
Bewäjjerung. Die Bäche werden gewöhnlich folgender: 
mahen eingetheilt: 1. Gletſcherbach; dieie wachſen oft 

im Frübjabr zu reißenden Strömen an und verfiegen im 

Herbit u. Winter. 2. Gieß- od. Waldbadı, irz.torrent, 

m., engl.brook ; fie findgleihmäßig in allen Jahreszeiten 

mit Wafjer verjehen, da fie Quellen haben. 3. Rauſch-, 

Sturz- oder Staubbachz; dieje find Gießbäche, die ſich 

über Felſen u. jteile Bergflächen herabſtürzen. 4. Wild: 

oder Regenbad, frz. ravine, f., engl. rill; jo nennt man 
quellenloje, nur durd den Regen erzeugte Sturzbädıe. 

5. Regenflieh, dasjelbe fur ebeneres Yand, was Wild: 

bach für das Gebirge. 6. Faulbach, in&benen, alſo jehr 

‚ langjam fließend. 7. Steppenbad, Badı, welder ſich 

ohne eigentlidye Miindung in Sand oder Sumpf verliert. 

Bäche, f., franz , der Ausgußtaiten oder Trog, der das 

Waſſer des unten Pumpenſatzes empfängt u. zugleich als 

Sod für einen darüber folgenden Bumpenjap dient, Das 

her bei Dampfmaſchinen bäche A eau froide, die Stalt- 

waſſerciſterne, baäche de la pompe, bäche du conden- 
seur, der beige Brummen. 

Bächilles, £., pl., die Bohripäne. 

Bachmeiſter, m.,inden Holzflöhereien Siddeutichlands 

Oberiter der Flößer und Holzknechte. 

Bachot, m., frz., Nadıen, Heiner Kahn, Fährkahn, 
blos fir Menſchen. 

Bachotte, t., frz., fabnförmiges Gefäß, Fiſchtaſten. 

Bachweide, f., 114. osier m. vert, engl. waterwillow; 

j. Weide, 

Bacillus, m..lat., Stäbchen, namentl. von den Lietoren— 

‚ ftäbchen ꝛc. gebräuclid). 


Bacin 


214 


Badenknie 








Baein, m., altfranz. für Bassin (j. d.). 

Baeino, m., ital., Getreidemäh auf Korſika — 414,5 
Bar. Nubifzoll = 8,, Liter. 

Back , s., engl., der Rüden, daber 1. b. ofan arch or 


vault, Gewölbrüden, Extrados. 2. b. ofa blasfurnace, | 


Mückſeite des Gebläſeſchachtofens. 3. b. ofa chair, Lehne, 
Rücklehne, Stubllehne. 4.b.orback-plate ofa chimney, 
or ofa forge, Nüdenplatte od. Hinterwand eines Kamins 
od. Herdes, Hinterzaden. 5. b.ofa hand-saw, Rüden des 
Fuche ſchwanzes. 6. b. of a hanging-post-truss, back- 
rafter, Höngewertsitrebe. 7. b. ofa hearth, Brand- 
mauer, Feuermauer. 8.b.ofa pew, Rücklehne des Kirchen- 
jtuhls. 9. high b. ofa stall, Nüdgetäfel des Choritubls. 
10. b ofthe stern post, Butenjteven. 11. b. of a beam, 
obere Seite, Ritden eines Balfens. 12. b. ofa wall, Ab— 


rechte (j.d.)einer Mauer, 13.b.ofa wedge, Kopf, Rücken Ä 


eines Keils. 14. b. of a window, Brüftungeverkleidung. 
Bat, f., (Schiffsb.) 1. frz. bac, m., engl. punt, Linter, 
Theertahn, ein zum Stehen der Zimmerleute beim Kal— 


jatern der Schiffe gebrauchtes, viercdiges, flaches Fahr: 


zeug (Prahm) von geringem Tiefgang. — 2. frj.chäteau 
(gaillard) d’avant, engl. fore-castle, früber Vorderkaſtell 
genaunt, ein auf dem Vordertbeil des Schiffes aufgeſetztes 
Stockwerk, meist von geringer Höhe und zu Aufnahme von 
Geſchütz eingerichtet. — 3. Bezeichnung für irgend eine 
fajtenartige Mbtheilung in einem Schiff, 3. B. a) für den 


zwijchen zwei Stücpforten befindlichen Raum, wo die zur | 


der Bad abgetheilten I—10 Matrojen, die daher Bad- 
mannichaft heißen, ihre Hängematten haben; b) Kugel: 
bad, jr}. pare ın.a boulets, engl. shot-locker, Naum zu 
Aufbewahrung der Geſchoſſe auf Dec, mit Latten einge— 
faßt, um das Umherrollen zu verhüten; eV) Bumpenbad, 
frz. eiterne, f., engl. pump-cistern, Wajjerbehältnis über 








Bolzen gejtedt werden; |. Sebelade. — 9. fra. mächoire. 
engl. jaw, B. des Schraubitod8, die oberiten Enden seiner 
zwei Theile, tweldye zujammen das Maul bilden und den 
feftzubaltenden Gegenſtand zwiichen fich aufnchmen, — 
10. (Tiſchl.) B. der Hobelbanf (f. d.). — 11. (Schifie.) & 
des Bugipriets, fr}. taquet, engl. fiddle od. saddle, di: 
Klampen zu beiden Seiten desjelben, weldye dem Boriten- 
geitag die nöthige Haltung geben. — 12. B. der Maiten, 
frz. jottereau, m., flasque, f., engl. cheek, bibb, die ar 
Ende der Maſten befindlichen fnieförmigen Hölzer, welch 
den Yangjablings und jomit dem Mars als Unterloor 
‚dienen. — 13. B.des Kielſchwinns, franz. jumelles, enal 
clamps ofthe keelsom, die Theile, mit denen es an den 
Kiel anliegt. — 14. B. des Blajebalgs, die beiden Böder 
desfelben. — 15. Seitenwände des Zapfenlochs, ir 
Scheren 2c.; 1.d.betr.Art. — 16. B. der Schraubentlupse, 
1. Schneidbaden. — 17. B. eines Werkzeuge, Hobels x. 
1.Anichlag 3.— 18. B. eines Kamins, frz. jumelle, f. encl. 
eoving, }. d. w, Seitenwand des Kamins. — 19. |.d.Arı. 
Badenbremje. — 20. Aud) für Baake gebraucht, aber 
fälichlich. 
' baden, att. 3., 1. den Stahl baden, ſ. v. tv. cementiren 
(1.8). — 2. Biegel baden, ſ. dv. w. ungenügend, bei zu ge 
ringer Hiße, brennen, 

Barkenbohrer, ın., Originalbohrer, m., franz. möre. i 
taraud-mere, m., engl. plug-tap, original-tap, master- 
tap, der Schraubenbohrer zum Schneiden der Baden ve: 
Scraubentluppe; ſ. Schneidbaden. 

‚. Barkenbremfe, f. (Maidh.), franz. frein a sabot, engl. 
ıblock-break, ein Stüd Holz od. Eijen, wie eine fonver: 
Linje geformt, iſt an einer Stange befeftigt, die an einem 
Ende um ein Scharnier drehbar ift. Indem man dic 
Stange, denBremjendruder, herabdrüdt, legt fich d. Baden 


der Pumpe; d) Spieterbad, frz. equipet, m., engl. | um das Bremsrad, hemmt deſſen Bewegung u. damit der. 


locker, Kaſten zu Aufbewahrung von Holzpilöden, Werts , 


zeug xc.; e)Waiferbad, Pißback, aud Badpik gen., 
engl. manger, der auf Ded hinter den Klüsgatten befind- 
liche, gut kalfaterte, abgegrenzte und mit Waſſerausgüſſen 
verjebene Blaß, in welchem fich das durch die Klüſen etwa 
eindringende Waſſer jammelt, um durd die Speigats ab— 
zulanfen. —4.(Pap.) fr}. bac, cuve, pile, engl. vat, Hol⸗ 
länderfaiten. 

Back-arch, s., jranz., Zaibungsbogen, j. arriere- 
voussure. 

Buck-board, s., enql., 1. Gieß. das Form-, Mantel- 
od. Muſterbret. — 2. (Schiffsb.) a) franz. mauvais bord, 
der Schlingerichlagbug; b) franz. dossier, das Yehnbret 
hinten im Boot. 

Bachbord, m., franz. bäbord, m., engl. larboard 


(Schifisb.), die linfe Seite eines Schiffes, Front nad) dem | 


Vorderiteven genommen. Daher Backhordgeſchühe zc. im 
Gegenſatz zu Steuerbordgeſchützen ıc. 

Back-eurtain, s., engl. (Theaterb.), der Schlußvor— 
hang, die Schluhgardine, Hintergrumdgardine ſ. d.). 


Back-door, s., engl., die Hinterthüre, Schlupfthüre, | 


Ausfallthüre, j. d. betr. Art. 

Barken,m., Backt, f., iiberhaupt Seitentheil, bef. einfaj- 
jender, zuſammenhaltender; daher: 1. Hochb.) frz. joue, 
joude, f.,aile, f.,engl.cheek, die jchräge Seitenwand eines 
Dachfenſters. — 2. frz. limon, m., engl. wooden carriage, 


bridge-boards, Seitenholz an Treppen, auch Quartier— 


baum, Wange gen.; f. Treppe. — 3. Querwände der Bich- 
frippen oder Tröge. — 4. (Nriegeb.) franz. joue, f., engl. 
cheek, Seitenwand der Schießſcharte, aus Sandjäden, 
Faſchinen, Flechtwert, Schanztörben, Mauerwerk, Eijen- 
platten :c. konjtruirt, | Ptz.)—5. (Mübhlenb.) Die Seitens 
wände des Gerinnes für das Aufichlagwaiier. — 6. Salzſ.) 
Zwei Mauern unter den Pjannen, weldie das ‚Feuer zu— 
jammenbalten. — 7. (Schloſſer) Die vier Kappen an Vor— 


Sangderganzen Maichine. Mitunter find doppelteBrems- 





Bodenbremie. 


Sig. 319. 


baden angebradıt, indem durd einen und denjelben Drud 
ſich vermöge einer Hebelvorridhtung noch eine zweit 
Stange mit einem ähnlich geformten Baden von der an 
dern Seite ber um das Bremsrad legt und die Hemmunc 
verſtärkt. Fig. 319 zeigt eine derartige Bremfe mit zwei 
Baden, z. B. bei Aufzügen verwendet. Die Bremsiceib: 
befindet ſich auf derjelben Welle mit der Seiljcheibe. 
Barkeneifen, n., 1. die beiden Eijen an der BVorderieitr 
eines Blaſebalgs, welde das Gelenk des beweglichen 
Badens bilden. — 2. Auch Baceifen, bei Kunjtgeftängen 
‚die Mejfingpfanne an den Köpfen der Schwingen, in 
‚ Hammerwerfen die Pfanne für die Hüljen od. Ringe der 
Hämmer. 
| Barkenhaken, m., auch Sankhaken, m., Baukeifen, n. 
 (Tifchler.), frz. mentonnet, m.,engl.bench-hook, eiſerne, 
 vierjeitige Bolzen an der Hobelbant, zwischen welchen dic 


legeſchlöſſern, welche den Bogen feſthalten. — 8. B. der zu bearbeitenden Holzitüdte befeftigt werden. 
Heblade, die Seitenpfoften derjelben, durch deren Löcherdie | VBncenknie, n., desGaljons, auch Schloiknie, Schlich- 








Backenſchiene 21 
tnie gen. Schiffb.), frz. jottereau, m., engl. cheek. Die 
beiden B. jind für das Galjon dasſelbe, was für die Maſten 
die Baden (j. d. 12) ſind. 

Bachenſchiene, f., Horufhiene, Streichſchiene, ISwang- 
fhiene, jr}. contre-rail, m., engl. cheek-rail, wing-rail 
(Eijenb.), bei Streuzungen ſ. d. die parallel mit den eigent⸗ 
lihen Schienen gelegten Außenſchienen. 

Backeuſchmiege, f. Zimm., der ſchräge Verſchnitt 
eines Schif’ers, welcher ſich an den Gratſparren anlegt, 
auch Klebeſchmiege genannt. 

Barkenfein, m., 1.(Rilait.) j. Bortitein. — 2. (Hütte. ) 
ſ. Badenitid 2. 

Backenſtüchk, m., 1. Häufig gebraucht für Baden in den 
Bedeutungen 1, 2,8 u, 10. — 2. (Hüttemmw.) auch Form- 
feite, Formwand, Bakeuftein gen., frz. costiere, f., engl.side- 
stone, twyer-stone, die gehauenen Steine zu beiden Sei- 
ten des Hobviens. 

Backer, s., engl., ſchmaler Dadyichiefer für die Ort: 
ſchicht, Ortitein. 

Bachermaſchine, f., Baker, m., ſ. Bagger, Bagger: 
maſchine. 

Background, s., engl., Hintergrund der Bühne, des 
Bildes ıc. 

Badthaus, n., 1. frz. boulangerie, f., fournil, m.,engl. 
bake-house, Gebäude zum Kneten u. Baden des Brotes; 
enthält einen Anetraum, auch Badflube gen., einen Kleinen 
Raum für die Berätbichaften, den Badofen u. mandımal 
audı einen befonderen Heizraum; in Privatwirthichaften 
wird jelten ein bejonderes Gebäude dafiir aufgeführt. 
Über die Zwedmäßigfeit von jogen. Gemeindebackhäuſern, 
d. h. von Backhäuſern zu gemeinschaftliher Benupung 
ganzer Gemeinden, ijt viel geitritten worden; diejelbe ift 
jedenfalls ganz von örtlichen Verhältniſſen abhängig, und 
fie find daher weder allgemein zu verwerfen, noch als un: 
entbehrlich herzuitellen. In großen Landwirthichaften ift 
jedenfalls ein Privatbadofen unentbehrlich und durchaus 
nicht holzverſchwenderiſch zu nennen, da die Hiße nach dem | 
Herausnchmen des Brotes noch manchfach zum Obit- 
welten, Flachsdarren ıc, benugt werden fan. — 2. B., rich— 
tiger Bäcerhaus, nannte man auch vor Einführung der Ge— 
werbejreibeit cin Haus, welches Bäckergerechtigkeit bejah. 

Back-house, s., engl., das Hintergebäubde. 

Backing, s., engl., der Füllmund. 

Backkohle, f., Fettkohle, fettige Kohle, Aoakskohle, franz. 
houille f. grasse ou collante, charbon m. gras, engl. fat? 
coal, caking-coal, diejenige Sorte der Steinfohlen, die 
beim Erbigen ſchmilzt; jie verjtopft die Roftöffnungen jehr 
leicht. Deshalb haben die engliihen Flammenöfen beweg— 
liche Roſtſtäbe aus einfahem Walzeifen von 3 em. im | 
Duadrat, die mittels eines Schüreiſens aus einander ge: 
bogen werden, um die verſchlackte Aſche hindurchfallen zu | 
lajien. | St.) 

Back-lash, s., engl. (Maſch.), der Spielraum der 
Radzähne. 

Buck-lining, s., engl., das Futter der Fenſterlaibung, 
die Yaibungaverfleidung, Spalettwand. 

Barkofen, ir}. four, ın., engl. baking-oven, ital, forno, 
ipan. horno, wird in Heinen und großen Birthichaften in | 
Anwendung gebracht, daher iſt auch Anlage u. Konſtruk— 
tion ſehr verichieden ; für alle aber gilt Folgendes: Der B. 
joll möglichit wenig Hipe entweichen laffen, und man muß 
Hipe und Rauch nadı Stärke, Zeit und Ort volljtändig be- 
berrichen fönnen. Dieeinfachen, älteren Badöfen laſſen ſich 
nad) ihrer Konſtruktionsweiſe in zwei Hauptllafien theilen: 
a) joldye, welche von innen zu heizen find, z. B. Fig. 320 — 
323; b) ſolche, die von auſſen geheizt werden, Fig. 3244 
327, Bei der eriten Form hat man zwar Hitze und Rauch 
nad) Ort in jeiner Herrichait, nicht aber nadı Zeit; jeder 
von innen zu heizende Ofen iſt nämlich ſtets zu Anfang der 
Benupung am heißeſten, kann während des Badens nicht 
nachgeheizt, während der Heizung nicht zum Baden benupt 














[97 


Dakofen 





allerdings in Wegfall fommen, ift allemal unten wärmer 
als oben, während man für das Baden von Brot ic. wegen 
des Bräunens die jtärfite Wärme oben wünſcht; durch die 
beweglichen Herde wirddieier Ubelſtandetwas vermindert, 
aber nicht völlig bejeitigt. Ein weiteres Erfordernis eines 
guten Bes iſt, dan der Rauch nicht zu heiß abzieht. Der 
Ofen muß nämlich auf 160— 250° C. erbigt werden; da 
nun bei einem nur periodisch gcheizten Tfen die Wandun— 
gen ſehr viel Wärme abjorbiren, jo zieht der Rauch bei 
denjelben jehr heiß ab, jo daß fich der bei Fig. 324 a ange: 
legte Ruß bäufig entziindet. Der Wunſch, alle dieſe Übel: 
jtände zu bejeitigen,, hat zu den manchlaltigiten Konſtruk— 
tionen Anlaß gegeben. 

1. Dievon innen zu beizendenBadöfen, wie ſie gewöhn— 
lid) in den mittleren u, Heineren Wirtbichaften in Anwen— 
dung kommen, Fig. 320 u.321, find 42—47 cm. hoch, eine 
größere Höhe iſt nachtheilig. In manchen Yandwirtbichai: 
ten, die viel Flachs zu dörren haben, wird denſelben jedoch 
etwas mehr Höhe gegeben, was aber hier nur als Aus: 
nahme gelten darf, obgleich man fie in der Mark, in Pom— 
mern u. Preußen fogar bis zu 1,,, m. jteigert; die Orund- 
form wird gewöhnlich in der Sejtalteines Eies hergeitellt ; 
die lleberwölbung iſt mindeitens 12cm. jtarfu. erhält noch 
eine verbältnismäßige Auffüllung von Lehm, welche man 
wohl auch noch mit Ziegeln abdedt; oben fommen 2—5 
Rauchabzugskanäle, Fig. 320 und321 bunde, welche den 





Fig. 320, 





dig. 321, 


Bon innen zu heizender Badofen. 


Rauch ind. Schornftein führen, 9— 21cm. weitu, zum Öff: 
nen u. Verſchließen eingerichtet jind. Das Einſchiebe- oder 
Mundloch erhält eine Breite von etwa 56 cm. u. eine Höhe 


‚von 20— 26 em. Zur rechten Seite desjelben wird eine 


kleinere Offnung d angebracht und in diefer das fogen, 
Lichtfeuer e unterhalten, um zumeilen in das Innere des 
Ofens jchen zu fönnen. Zweckmäßig iſt es, den Herd auf 
eine 2>—10 em. dicke Yage Heiner, mit feinem Sand ver: 
mijchter Kiejeliteine od. Slasicherben zu legen, auf welche 
erit eine Schicht Mauerziegel und darauf dann die etwa 


‚25 m. im Duadrat großen Herdplatten fommen. Sollen 


derartige Dfen blos zum Schwarzbrotbaden dienen, jo 
fann man folgende Tabelle benupen : 








Breite | 











Neu: Länge Zahl der Brote, A36 cm, 
Scheffelzahl. | des Badofens. Durchm u. 14 cm, Höhe, 
6 Sun au 3 td 
R .) [97 
. — 5 * 3 ” 
— — "20 * ” 
1 1,0 "»o | 6 ” 


Badiofen 








öfen, j. Fig. 322, 
rungstbüre entge— 
gengejegten Seite 
den Ofen verlähtu. 
über demjelben 
durch einen ver— 
ihließbarenstanal 
f nad) dem auf der 
Feuerungsſeite 
aufſitzenden 





Fig. 322. Badofen mit Zug. 


5 tet wird; und b) in 
Dfen m. direft auffigendem Schornſtein, ig.323, beidenen 


der Rauchan der der Feuerungsthürg enigegengejepten | 


Seite des Djens direlt in die Eſſe gebt; nach der Form des 
Herdes würden fie einzutbeilen fein in a. Ofen mit wäg- 
rechtem — b. mit ſtetig aufſteigendem Herd, ſ. Fig. 
322; ce. Bruſtöfen, ſ. Fig. 323. 


Bei all dieſen B.iſt eine Brodemklappe (Schwadeneijen, | 


Brajemeijen), Fig. 322 und 323 g, anzubringen, um die 
furznad) Einbringen der Rären id) entwidelndenDämpfe 
entweichen laſſen zu fönnen, da ſich diejelben jonjt in zu 
reichlichem Maähe niederichlagen u. die richtige Bräunung 
der Ninde verhindern, 

3. Die von innen mit Steinfoblen zu beizenden 
Ofen, ſelbſt wenn fie mit Roften, Zuglöchern, Abzugska— 
nälen ıc. wohlverfeben find, jind doch nicht zu empfehlen, 
weil fie, trog al diejer Borfichtsmahregeln, unangenehm 
ſchmeckendes u. 
der Geſundheit 

nadıtbeiliges 
Gebäck erzeu— 
gen. Zu ihnen 
ſind z. B. Die 
engliſchen Back⸗ 
öfen zu rechnen, 
die durch ein 
hineingeſetztes 
Kohlenbecken 





Fig. 328. Backofen mit Bruſt. 


oder ein zwar vor der eigentlichen Badofenthür entzüns | 


detes, aber doch den Ofen durchziehendes Feuer erhigt wer— 
den, ungefähr wie bei Fig. 322. 

4. Dievon außen zu heizenden B. deren einen Fig. 324 
im Längendurchſchnitt zeigt, während Fig. 325 die Kon— 
jtruftionsweile der Feuerungszüge im Querſchnitt vers 
deutlicht, haben in der Neuzeit viel Anklang gefunden. Der 





einzige Uebelſtand iſt der ſchwere Abzug des auf dem langen 
Weg jehr ertaltenden Rauch, dem man indejjen dadurd) 
abhelfen kann, daß man entweder, am Oberende der Züge, 
da, wo der Zug in den Schornjtein mündet, wie bei Fig. 


32Th, cin fleines Feuer unterhält, oder die Hülfszüge Fig. | 


32411 von der Feuerung direft nach der Eſſe anlegt. Soll 
ein jolherB. permanent gebeizt werden, jo gebe man ihm 
dicke Wünde und einen ziemlich engen Feuerraum, damit 
man die Negulirung der Hitze wenigitens einigermaßen 


216 





Schornjtein geleis | 





Fig. 325. Duerichnitt zu Fig. 324. 


wird. Beſſer ijt daher, fie mit Dampf zu heizen; ſolche 
Dampjbadöfen find zwar in der Anlage etwas koftipielig, 
in der Bewirtbichajtung aber jehr bequem, reinlich und 
billig; der Dampf jtrömt aus dem Dampfkeſſel in Röhren 
unter dem Fuhboden u. rings an der Wandung herum ır. 
erhält aud) während des Darinliegens der Brote die Hitze 
gleihmähig. Ein Hauptnachtheil der B. miteifernen Deden 
ift es, daß ter Brodem, der an den Teig aufjteigt, ſich Schnell 
fondenfirt, infolge deſſen die Badwäre, bei. Weißgebäch, 
weder Glanz noch Farbe befommt. Dampfeiniprigung 
fann zwar bezüglich des Glanzes helfen, aber nicht bezüg— 
lich der Farbe. 

5. Kriegsbadofen, Feldbadofen, wird entweder 
aus Ziegeln gemauert, ähnlich wie Fig. 324, oder über 
einem Serippe aus Rutben in Lehm geformt, ferner aus 
eijernen Bügeln mit Ziegelwölbung, ca. Am.lang, 1,, bis 
2, m. breit. Die eifernen Bügel jowie jonftiges Zubehör 
werden auf Wagen mitgeführt. Die@ijentbeile eines ſolchen 
Diens wiegen 1350—2000 kg. [Ptz.] 





Sig. 326. Big. 327. 


Badofen nach Lange's Cam. 

6. Kuppelöfen lommen am häufigitenaufdem Lande 
in den Dftjeegenenden vor und find wegen ihrer Nebenver- 
wendung zum Flachsdarren jehr hoch gewölbt ; daher lajien 
jie fich jchwer beizen und verbrauchen viel Heizmaterial. 
Das Gewölbe ijt bienenftodjürmig u. hat mindeſtens* der 
‚ Breite zur Höhe, der Herd ijt reisförmig:; Nauchabzugss 
fanäle find nicht angebracht, jondern der Rauch muß durch 
‚das Mundlod nach dem Schornitein gehen; der Herd iſt 
nad) hinten zu etwas anjteigend gelegt. 








Bakofengewölbe 


7. Der B. nad) dem Schema Lange's in Altona, 
Trig. 326 u. 327, ift für Brot nicht, jondern blos zum Bat: 
ton von Schiffszwieback zu gebrauchen, indem diedenjelben 
in mehreren Reihen durchziehenden thönernen oder guß— 





eifernen Heizröhren k zum Brotbaden denn doch nicht ge= | 


nügend jchnelle Hige geben. Die Heizung geſchieht von 


der Seite, der Ofen ift ganz aus Ziegeln konjtruirt. Die 


Böden ] für das Auflegen der zubadenden Wären bejtehen 
aus Drahtgewebe od. Ketten, deren Glieder aus jchmalen 
Blatten konſtruirt find, und laufen auf Walzen m. 

8. Die Ofen von Lauſan in Brüſſel u. von Anader haben 
fich nicht bewährt, ebenfowenig die fours atrothermes von 
Jametel und Lamarre. 

9. Aus bisherigen Erfahrungen laſſen ſich folgende 
Grundſätze zuſammenſtellen: Die im Grundriß rechtwink⸗ 
ligen, flachgewölblen B., gewöhnlich 1"/,mal jo lang als 
breit, enthalten meisttodte Winkel; jedenfalls ist dieunter 1 
beichriebene die beite Grundform. Die fteigenden Herde 
haben das Gute, dal; man die Brote leichter überjehen fann 
u. das euer jcneller nach binten zieht; auch ift die Rei— 
nigung leichter, aber in dem friſch hineingejegten Brot— 
teig x. wird fich bei jehr anjteigendem Herd die Feuchtig— 
feit leicht nach einer Seite ziehen und muß daher die Stei— 
gung jehr gering fein, höchſtens gleich "/, „der Länge. Das 
bejte Material zum Herd find breite Ziegelplatten, jogen. 
Bäderziegel ; diefe Herdfteine dürfen nicht mit den Seiten- 
mauern verbunden werden, damit man fie, wenn ſie ab- 
genußt jind, herausnchmen und durch neue erjegen kann. 
Man kann auch den Herd aus Lehm oder Thon ſchlagen, 
der fich dann während des Gebrauchs fejtbrennt, aber nicht 
jo reinlich iftwiedie Baditeine. Zu dem mindeitens 20 cm. 
stark zu fonftruirenden Gewölbe kann man ebenfalls Yehm= 
ziegel verwenden, wenn fie dicht genug geitrichen find, um 
den Schub auszuhalten. Die AnfängederKaudtanälemiüi- 
jen möglichit nahe dem Herd angebracht jein ; das vollen 
dete Gewölbe überziche man mit Lehm, unter den Kohlen— 
flein gemengt iſt; zur Ausfülle unterdem Herd ijt Folgen— 
des zu empfehlen; Kies und Heine Schmiedeichladen, dann 
10 em. Kohlenklein (Kobllöfche) oder ausgelaugte Aiche, 
darauf 5 cm. hoch feiner Sand, darauf das Herdpflaiter. 
Die Feuerficerheit der übrigen Gebäudetheile verlangt 


große Sorgfalt bei Ausführung der B.; indeſſen ift cs | 


nicht nöthig, jie in großer Entfernung von anderen Bebäus 
den anzulegen, ja man findet fie jogar oft in die Wohn: 
tube hineingebaut, jo daß die etwa entweichende Wärme 
zur Deizung dient. 

Barkofengewölbe, n., frj.cul de four en pendentifs, 
ın,, engl. ovenshaped vault, Gewölbe in Gejtalt einer 
flachen Kuppel mit jtihbogenförmigem oder elliptiichem 
Duerjchnitt. 

Barkofenfein, du., 1) bafaltartiges, helles, weiches, 
thoniges Mincral, wird in Form von Ziegeln geitochen u. 
dient zum Bauen feuerfejter Gebäude, daher der Name, 
— 2)Ein in Bel bei Trier unter dem Traß liegendes Kon— 
glomerat, mit feinem gelben Eiſenthon als Bindemittel ur. 
eingemengten Glimmerblättdhen, wird jo genannt, weil e8 
bei. zu Erbauung von Badöfen dient. 

Back-part, s.,‚engl., Hintertheil. Back-part ofa blast- 
furnace, das Hintergejtell. 

Back-piece, s., of acentering, engl., das Kranzſtück 
eines Lehrbogens. 

Back-pier, s., engl., die faliche Ante; ſ. Ante. 

Barkpif, n., frz. gatte, engl. manger; j. Bad 3 e. 

Back-plate of a forge, engl., Dinterzaden. 

Back-saw, backed saw,s.,engl., der deutiche Fuchs— 
ſchwanz. 

Back-sereen, s., parados. s., engl. Kriegsb.), die 
Rückenwehr, Ridendedung. 





217 





| 








Dad . 


ausgelegte Spiere, Stange, an welche die ausgejegten 
Boote mit Tauen befeftigt werden, damit fie nicht gegen 
die Seitenwände des Schiffes getrieben, dieſe beſchädigen. 

Back-square, s. engl., der Anſchlagwinkel. 

Barkflag, n., franz. galhauban, m., engl. back-stay 
Schiffsb.), die Pardume (j.d.); B. des Klüverbaumes des 
Bugipriets, frz. hauban m. du boute-hors du beaupre, 
engl. jib-boom-guy, ein Tau, welches zu größerer Be— 
Icltigung um den tlüverbaum 2c. geichlagen und an das 
Bad befeitigt iſt. 

Back-stairs, pl., engı., die Hintertreppe. 

Back-starling, s., engl. (Brüdenb.), der Thalpfeiler: 
kopf, Pfeilerſterz, das Pfeilerbinterhaupt. 

Barfein, Brandfein, m., gebranuter Biegel, ru., frz. bri- 


que f. euite, engl. burnt brick, lat. later m. coctus, 


testa, f., ital, mattone, jpan. ladrillo, finftlicher, aus 
Lehm oder Thon gefertigter u. durch Brennen gehärteter 
Bauftein von jehr verichiedener Form und Größe. Es iſt 
Regel, die Badjteine größer zu formen als das gejegliche 
Mäß ift, weil infolge des Brennens der Stein ſchwindet; 
da die Lehmſorten jehr verjchieden find, fo iſt auch überall 
ein verjchiedenes Schwindmäh. Daher probire man jede 
Lehmſorte u. richte danach die Form ein: der Lehm zum 
Formen darf nicht fnotig fein, feine Steine enthalten und 
muß wenigitens einen Winter ausgebreitet gelegen haben, 
damit er ausfriert. Die B.e müfjen von guter Maſſe, frei 
von Sprüngen und Rijien fein, der Näſſe, dem Froſt- und 
Witterungswecjel widerjtehen u. im Feuer nicht beriten. 
Je nad) dem Einjepen in die Ofen erhältman harte, mittle 
u. blafje; die zunächit dem Feuer geſtandenen, deren Ober: 
fläche geſchmolzen ift, heißen Klinker. Näheres f. in Art. 
Baumaterialien, Ziegel u. Ziegelfabrifation. 

Backſteinarchitektur, f., Badfleinbau, m., frz. brique- 
tage, m., engl. brick-work, ſ. Robziegelbau. 

Barfleinfugboden, m., j.Art.a coltello u. Fußboden. 

Barkfteinmarer, m., ſ. Ziegler. 

Barkfteinmanerung, f., fr}. murage m. en briques, 
engl. brick-laying, das Mauern in Badjteinen. 

Barfleinmanerwerk, n., Bacfleinban, m., frz. macon- 
nerief. de briques, engl. brick-stone-masonry; ſ. d Art. 
Biegelmauerwert, 

— f., franz. carreaum. debrique, engl. 
brick-tlag, square-brick, Ziegelflieje, Fuhbodenplatte 
oder Mauerdedplatte von Ziegel. 

Barfteinverband, m., j. d. Art. Mauerverband. 

Back-stone, s., of a forge, engl., der jteinerne Hin— 
terzaden, Aſchenzacken. 

Barkftube, f., ſ. d. Art. Bachhaus. 

Barkzelt, n. Kriegsb.), ca.3,, m.langes, 2,, m. breites 
Belt, um die Badtröge der Feldbäderei darin aufjtellen zu 
fönnen. [‚Ptz.] 

Bacoba Rororoca, f., d. i. Banane zum Dadjdeden, 
botan. Phenacospermum Amazonicum Mig. (Fam. 
Musaceae), frz. bacove, f ‚hat ſo große Ährenfcheiden, daß 
einige wenige ſchon ausreichend find, eine Jndianerhütte 
zu deden. Sie wächſt in Brafilien. 

Barulometrie,f.iStabmefjung), Syitem der Feldmeh- 


tunſt (ſ. d.) mittelg des bloßen Ausſteckens, Einvifirens u. 


| 


I 


Abmejjens von Baaken oder anderen Stäben. Dieje Vers 
mejjungsmethode iſt allerdings jehr einfach u. leicht, auch 
bedarf man bei ihrer Anwendung eben blos der Stäbe u. 
Ketten; aber fie ift unzuverläffig und daher bef. zu Aus— 
mejjung größerer Flächen, ganzer Gegenden ꝛc. gar nicht 
anzumenbden. 

Bad, n., I. Badeanflalt, frz. bain, m., engl. bath, ital. 
bagno, jpan. bano. Bäder im allgemeinen find einzu— 
theilen in natürliche u. fünftliche; eriterezerfallen wieder— 
um in Seebad, Flußbadu. Mineralbad; legtere in Waſſer— 


Back-side-prospeet, s.,engl., die Hinteranficht, Hinz | bad, Dampfbad ꝛc. Je nad) Beſchaffenheit des zu gewäh— 


terfacade. 
Barkfpiere, 


Mordes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl, I. 


f. (Schiffsb.), eine über das Bad (j. d. 2.), | 


renden Bades num find auch die baulichen Einrichtungen 
einer Badeanjtalt verjchieden. 
28 


Bad 











218 





Dad 








A. Hatürliche 
Hier beichränten fi die Gebäude meiſt auf Zellen zum 
Enttlleiden; an einer jlahen Stelle des Strandes werden 
entweder auf Biählen oder Flößen Heine Zimmer, oft nur 
mit Bretwänden,erbaut ; aus jedem führt ein HeinesTrepp= 
chen ins Waſſer. Erlauben die Umstände nicht, Die Herren 
bäder in genügender Entfernung von den Damenbädern 
anzulegen, jo hat jedes Bad hinterfich einen kleinen Raum, 
um welchen herum in das Waſſer hinein bis zum Grund 
Lattenwände geſetzt find, die über dem Waſſer in der Regel 
mit Segeltuch überzogen find, damit der Badende nicht ge= 
ſehen werden kann. Die Zelle muß mindeſtens qm. a Ber: 
ſon enthalten; das Möblement beſteht aus Toilettentiich, 
Spiegel, Stuhl od. Bank, Kleiderhalter ꝛc. und ift je nadı 
dem Benußungspreis mehr od. weniger einſach od. elegant. 
Man kann die Zellen aud) auf Räder fegen, um fie nad) 
dem Wafjerjtand weiter in das Waſſer hinein oder an den 
Strand hinaufzurüden. Beiden Zellen auf Flöken tft dies 
ebenfalls leicht zu bewerkſtelligen; ſtehen fie auf Pfählen 
oder ift das Waſſer jehr tief oder der Boden nicht mit runs 
dem Kies, jondern mit jharfen Steinen odermit Schlamm 
belegt, jo giebt man den Waſſerräumen hinter den einzel: 
nen Zellen einen Bretfußboden, der an Stangen bängt, 


Bäder. Pr Seebäder, frz. bains de mer. 


lichſt luſtig, aljo von Holz od. Gußeiſen; die Wände brau— 
hen blos auf ungefähr 3 m. Höbe dicht zu fein, 

e. Kurbäder, frz. bains de santé. bains salutaires, 
Badeanjtalten zu Hebung von Krankheiten, meist durd Be: 
nutzung warmer oder mineralijcer Quellen. Hier bommt 
e8 bei. darauf an, das betr. Wafjer vor dem Berduniten 

der darin enthaltenen heilfamen Subjtanzgen oder der 
Wärme zu fügen und den Leidenden den Gebrauc des 
Waſſers genau nad) der ärztlichen Vorſchrift möglichſt zu 
erleichtern. , Der Hauptzwed der betr. Baulichkeiten ijtalio 
zuvörderjt Überbauung der Quelle mit umgebenden An- 
fleidezellen, od. aud) Bertheilung des quellenden Wafiers 
nad) einzelnen neben einander liegenden Badezellen. An 
dieje je nad) Einzelbeichaffenheit des Duclls, der Gegend x. 
fich richtenden Baulichkeiten fchlieht fi ein überbauter, 
möglichit vor Zugluft geihügter, aber der Sonne zugäng- 

‚ licher Spaziergang, nebſt unmittelbar damit zujammen- 
bängendem Gejellichaftsjäl, meift Kurſäl genannt. Wei: 
teres über die Einrichtungen ſ. unten und in Art. Bade— 
wanne, Badezimmer ıc. 

B. Die Bäder, in denen man das Wajfer nicht direkt jo 
verwendet, wie es die Natur giebt, die man aljo füglic 


die durch Zähne, durd Seile mit Rollen od. durch Bolzen | künflige Bäder nennen fünnte, fann man eintbeilen in 


hoch und tief geitellt werden fünnen. 

Das einzige volljtändig überbaute Scebad befindet ſich 
feit 1871 auf Helgoland; zunächit beitimmt, bei ſtürmi— 
ſchem Wetter zu dienen, wo die Überfahrt nad) der „Düne“ 
(an welcher die Bädergelegen) nicht möglich war — wurde 
es baldvon ſchwachen, die Seefahrt ſcheuenden Badegäjten 
aud) außer diejer Zeit benugt. Das Waſſer wird auf der 
Seeſeite der Injel, weit ab vom Strand mitteld eijerner 
Röhrenleitung durch eine Dampfmaschine eingejogen und 


| Bannenbäder,Balfinbäder, Dampfbäder, Schwitßbäder x. 
Zu einer volljtändig geordneten Badeanjtalt gehören aber 
dieſe alle, und alle die Bölfer, welche theils durch ihre Re— 
ligion, theils durd andere Gründe vermodht wurden, be— 
fondere Aufmertjamteit auf das Badeweſen zu verwenden, 
haben fie, freilich in verjchiedener Weise, vereinigt. Brı 
ſolchen Völkern ſorgte meiſt der Staat für Badeanitalten, 
und dieje waren daher grohartiger und zweckmäßiger als 
| jept, wo für öffentliche Bäder fajt nur Spefulanten jorgen 


ift immer Har, da unter der Aufnahmeſtelle ſich Felsboden u. monumentale Badeanstalten außer an Mineralquellen 


befindet. Das Bajjin ijt groß, mit Badezellen umgeben 
und gut ventilirt. Mit ihm find „Wannenbäder“ ver: 
bunden. [Relm.) 

b. Flußbäder, fr}. bains deriviere,. Diejelben find, 
wie die Scebäder, ala Einzelbäder oder auch als Geſell— 
ichaftsbäder eingerichtet; bei legteren pflegt man in der 
Regel die Geſchlechter zu jondern, und fie theilen ſich dem- 
nad) in Männer: u, Frauenbad, die aber im allgemeinen 
einandergleichen. Am Uferaufeiner Terrajje oderaneinem 
bededtten oder unbededten Gang bin liegen die Ankleide— 
zellen, deren Schlüfjel an möglichit jichtbaren Tafeln hän— 
gen, die von einem Badebeamten kontrolirt werden. Bor 
der Terraſſe nun breiten ich die Baſſins aus, in der Regel 
find es deren zwei; das eine für Nichtichwimmer mit höl— 
zernem Fußboden, ungefähr 1 m. unter der Oberfläche des 
Waſſers (oft noch ein Kinderbajjin mit weniger Tiefe) ; 
das Schwimmbaſſin möglichit tief und hinreichend groß, 
um ji ausihwimmen zu können. Jedes Baſſin ijt von 
einem Gang umgeben, der bei reihenden, ihr Niveau oft 
verändernden Flüjien auf einem Floß, bei rubig fliehen 
den Flüſſen auf Pfählen ruht. Auf dieſem Gang erheben 
ſich die Gerüſte zum Herabipringen in das Waſſer, der 
Springthurm ꝛc. Über das Waſſer hinein ragen vom Gang 
ſowie von jenen Gerüjten aus die Sprungbreter, lange 
Pfoſten, welche vermöge ihrer Elajtizität unter dem Da— 
raufitchenden ſich Schwingen u. foden Abſprung leichter u. 
elaſtiſcher machen. Auch fann man vermöge einer Pumpe 
Gelegenheitz. Regenbädern, Strahldouchen zc. geben. Eine 
Rejtauration ift häufig mit ſolchen Badeanjtalten verbuns 
den; angenehm ift cs, wenn ein fchattiger Spaziergang zum 
Abfühlenvord. Bad vorhanden ijt. Im im hohen Sommer 
die brennende Sonnenhige von den Badenden abzuhalten, 
ſowie fie vor falten Regenichauern zu ſchützen, hat man 
bier und da die ganzen Baifins überbaut. Ganz maſſive 
Häujer ringsum od. über den Baſſins zu errichten iſt nicht 
ratbjam, weil der Genuß der freien Luft (freilichohne Zug: 
luft) die heilfame Wirkung ſolcher Bäder bedeutend jteigert. 


faum mehr errichtet werden. Betrachten wir: 

1. Die Geſtaltung öffentliher Bäder bei einigen Völ 
fern in hiflorifcher Reihe. 

a. Griechiſches Bad, Bahaviiov. Leider lennen wir die 
Badeeinrichtungen der Griechen nicht auserbaltenen Baı- 
jpielen, fondern faſt nur aus jchriftlichen Nachrichten u. 
Bajenmalercıen. Auf diejen finden wir zunächſt Diene 
rinnen, welche aus ciner Hydria Waſſer über den Rüden 
der vor ihr figenden nadten Herrin ausgichen, dann ein 
Weib, welches mit der Hand den Wajjeritrabl auffängt, 
der aus einer an der Wand angebrachten Maste in cın 
Beden jtrömt; auf einer in Berlin aufbewahrten Am: 
phore erbliden wir das Innere eines Raumes, der durc 
eine doriiche Säulenftellung in zwei —— Zellen 
getheilt iſt. Im jeder befinden ſich zwei badende Frauen. 
Die Säulen ſcheinen hohl zu ſein, ſo daß in ihnen das Waſ⸗ 
ſer aufſteigt, denn in einer Höhe von etwa 2 m. über dem 
Fußboden erbliden wir Röhren, welche die Säulen ver- 
binden u. ausdenen durch zierlihgeformte Löwen-, Eber- 
und Banthertöpfe ein feiner Staubregen auf die Badenden 
herabfällt; die Röhren find zugleich benußt, um Badetücher 
an ihnen aufzuhängen, vielleicht auch, da warmes Wajier 
in den Nöhren cirkulirt, diefelben zu wärmen. Für Män- 
ner gab es öffentliche und PBrivatbadeanitalten (Bad avi 
dns u.tötz), welche erjtere oft mit den Öymmajten (j.d.) 
verbunden waren, 

Dieje Badeanitalten zerfielen nun inverichiedene Theile. 
Das falte Bad, Auurgöv, war eine nad) einer Seite geöf- 
nete Halle mit großem Bajjin, weldyes nur zu falten Wa— 
ſchungen diente ;das laue Bad warein Heiner, geſchloſſener 
Raum, daran jid) die Schwitze oder Dampfbäder, zupia:, 
ruprarmpiar, anſchloſſen, unter denen ein yeuerungsraum, 
zporviydiov, lag. In den Schwipbädern ſetzten fich die 

adenden in theils freiſtehende, theıls in den Fußboden 
eingelafiene Wannen, mida (bei Homer asayıvöc:), und 
nad) vollendetem Schwigbad wurden fie durch den Bade— 
diener mit faltem Waſſer begofjen, dann aber im Salb- 








Bad 2 19 Bad 


zimmer, aleımiprov od. iarorbesziov, mit der Striegel ge: | genannt, u. mit Niſchen (exedrae) E umgeben, aud) wohl, 
reinigt u. mit wohlriechendem Oel eingerieben, worauf fie | wie bei unjerm Beiſpiel, noch mit Nebenfälen Dverichen ; 
fi) im Anfleidezimmer, arsöur/otwv, wieder befleideten. nun tritt man inden ——— in deſſen 

b. Römifdes Bad, latein. balineae, balneum. Jeder | Mitte ſich der große Badeteich (piseina) befand; daneben 
Römer badete täglich mindejtens einmal. Zuerjt benugten | reihen fich dann die anderen Räume, als vestibula G, 
die Römer Flußbäder, von den Griechen nahmen fie dann | Bibliothifen H, Wirthichaftsräume I Periſtyle mit 
die Bäderanlagen in geſchloſſenen Räumen und die Ver: | Schwimmbaſſins K (natationes), Vorbereitungsräume 
bindung derjelben mit Gymnaſien od. Paläjtren (f.d.) an, | für Ringer und Schwimmer L, Salbzimmer M, Aus— 
jedod) waren diejelben bis zu Ende der Republic noch feiz | gänge N, Warımbäder X, Schwigbäder Z; das Hauptge⸗ 
neswegs zahlreich in Rom u. von feiner prachtvollen Aus— | bäude umgeben dann noch Ringbahnen, Rennbahnen nebit 
jtattung; Luxus u. Großartigkeit brachte erſt die Kaiſer-⸗ den dazu gehörigen, oft noch ins Hauptgebäude eingeſcho— 
benen Eläothefien zum Einölen 
der Ringer, Konijterien zum 
Beſtreuen des Körpers mit 
Sand u. Staub vor dem Rin- 






a en. Bei Heineren Thermen 
* — — viele von den Nebenräu- 
8 men, u es herrſchen die eigent⸗ 
8 lichen Baderäume vor. 
L Xx Die pompejaniſchen Bäder 
* A geben ein ſehr qutes Beiſpiel 
* für die Einrichtung. Sie bilden 
für ſich einen Gebäudekomplex, 






der von allen Seiten mit Stra= 
ben umgeben ift; Yäden, die 
ohne Verbindung mit den Bü 
dern find, umgeben diejelben 
aufdreiSeiten. Haupteingänge 
haben die Thermen drei, dann 
führt noch einer zu den Herden. 
Ein großer Hofraum (ambu- 
latio),der mit Säulen auf zwei 
Seiten umgeben ift, war der 
Dig. 328. Thermen des Caracalla. St, E; I; — Be ver 
zeit. Die Privatbäder enthielten möglıchjt einen Hof für | dem Bad verſammelte. Hier wurden Geſchafte abgemacht, 
das kalte Bad (frigidarium), ein Antleidezimmer (apody- | Unterbaltungen nepflogen, vielleicht auch förperliche Übur:- 
terium), ein Gemach für das lauce Bad(tepidarium), und , gen u. Spiele vorgenommen. Ref, geeignet war der Plat 
ein ſolches für das warme Bad (caldarium, laconicum), | für Anzeigen aller Art, wie mon auch beider Nusgrabung 
oder dod) mindejtens beide letztere. Die öffentlichen Bades | dergleichen Anzeigen noch gefunden hat. An diejen Hof 
anftalten, welde balnea, auch thermae hiehen und ſtößt Dieexedra,das Zimmer, worin ſich die Badenden ab- 
meijt, mindejtens in Nom felbit, prächtige weitläufige fühlten u.das als großes Konverſationszimmer diente. 

Gebäudegruppen bildeten, waren v. den Kaiſern zunäcit | Hatte man ſich für das kalte Bad gehörig abgekühlt, jo 
für die ärmeren Klaſſen gebaut, wurden aber bald die begab man ſich durch einen bei Abend heil erleuchtetin 
Sammelpläge der feinen und geiſtreichen Welt u. waren Korridor in das Auskleidezimmer (apodyterium, spolia- 


2”; fi 
Pr F 






Fig. 329. Apodyterlum in Pompeli. Big. 330. Tepidarium in Pompeji. 
von jolcher Ausdehnung, daß fie aufer den Baderäumen , torium), Fig. 329, an welches ein Heines Gemach zum 
auch Bibliothefs- und Konverjationszimmer, Ningpläße, | Aufenthalt für den die Gewänder bewachenden capsarius 
Heine Theater, Schaupläge für Öladiatorenfämpfe, Spa= | jtich. Aus dem Apodyterium gelangte man in das falıc 
ziergänge u. Parks in jich fahten. Sie waren mit unge: | Bad (frigidarium oder alvearium), Fig 331 u. 332, in 
beurem Luxus und mit den präctigiten Shulpturen auss | defjen Mitte fich ein rundes Baſſin e ınatatio, piseina, 
geitattet, bef. die Thermen des Titus und des Garacalla, |, alvus, alveare) befand, aus den man auf den Stufen «l 
v. welchen leteren wir in Fig. 328 einen Örundriß geben. zu dem rings umlaufenden Si e (alveum) gelangte; der 
Der in eine ſolche Therme Eintretende kam durch die Ein= | innerlich runde Raum des alvearium b ijt durch 4 Niſchen 
ganashalle A zunächſt in das Apodyterium B, dann in | (scholae) a mit dem äußeren Viereck verjöhnt, Die legel⸗ 
den Hauptjäl C, ephebeum, znßztev, zu Leibesübungen förmig gewölbte Dede (rotatio) hat eine Heine Offnung 
beſtimmt, von den römiſchen Schriftſtellern auch xystus zum Einlaſſen des Lichts. 











28 ® 





Dad 2 


9 


0 Dad 





An das Auskleidezimmer jtich ein zweites Zimmer, das 
Rorbereitungszimmer Derer, welche die heißen u. Dampf: 
bäder gebraucden wollten, das tepidarium, Fig.330. Es 
wurde zu dieſem Zweck durch heiße Luft od. durch tragbare 
Bronzeherde mäßig erwärmt und diente in Pompeji wie 








Frigidarium tn Eompeji. 


ig. 331. 


Din. 332. 


bei allen kleineren Badeanlagen zugleich als frietorium 
für die nad) dem Schwitzbad gebräuchlichen Neibungen u. 
Salbungen. Es erhielt jein Licht durch ein großes, mit 
matt gejchliffenen Glas geichlojienes Fenſter i. war reich 
deforirt. Mus dem tepidarium gelangte man in das eal- 
darium, ig. 333, das 
Gemach, in dem die 
warmen Bäder u. Das 
Schwitzbad genommen 
wurden, Es laſſen jich 
drei, bei großen Ther: 
men vollitändig ge: 
trennte, bei Heinen, wie 
hier, in einem Raum 
bereinte Theile unter 
icheiden, das laconi- 
cum e, rund mit einem 
großen, flachen Beden 
(labrum) fitr falte Mb 
waſchungen nad) dem 
Schwißtzbad, das eigent 
liche caldarıum oder 
trockene Schwibbad b 
sudatio, assum) mit & 
hohlem, itarf erhitztem 
Fußboden; endlich die 
Abtheilung a (alven- 
rium) fir das warme 
Bad (lavatio calda). 
Im Jaconicum ilt oben 
im Gewölbe eine freis 
runde, durch Bronze 
dedel verſchließbare Offnung zum Lüften angebradıt. In 
die Abtheilung für das warme Bad fticg man auf zwei 
Stufen hinauf und aelangte fo auf die schola, fette ſich, 
die Brüftung 
überiteigend, 
om m auf eine im 
TR Innern des 
Bedens be— 
findliche Stufe 
(alveus)u. be- 
gab ſich dann 
ganz in das 
mit warmem 
Waſſer gefüll⸗ 
te Baſſin (al- 
vus), in wel— 


Fig. 834. 






Tig. 333. Caldarium in Veleja. 


chem Siße (solia, sellae) angebradjt waren. 

Im eigentlihen Schwigbad nun, deifen Fuhboden und 
Wände durd warme Luft gebeizt wurden, waren in 10 cm. 
Entfernung von der Wand Thonplatten als zweite Schicht 


Mittelraum in dem türkiichen „Brudbad“ in Cien, 





angebradit, und in diejem Zwiſchenraum bewegte ſich 
die heihe Luft. In der gewölbten Dede des Schwitzbadee 
befand jich ein mit einem chernen Dedel (elypeus) ver 
ichlofienes Loch (Jumen), das, je nachdem man es ſchloß 
oder öffnete, die Hiße vermehrte oder mäßigte. Eigene 
Zimmer zum NAustleiden, zum Salben (unctuaria), zum 
Reiben u. Striegeln (frietoria) waren wie bei den Grie 
chen mit im Badehaus enthalten. 

Der Heizapparat (hypocaustum) lag unmittelbar 
neben dem caldarium, metjt im Souterrain, und beftand 
aus einem freisrunden Herd von 2,,,—2,., m. Durd 
mejjer zum Erbigen der Luft in den Heizfanälen des bob 
len Fußbodens (suspensura, balinea pendens). Darüber 
lag das vasarium, ein Gemach mit drei über einander 
jtchenden Steffen (ahena) 1,2,3 in Fig. 333, zum Er: 
bipen des Wajjers, jo daß im Keſſel 1 das Waijer kalt, im 
Keſſel 2 lau, im Kefiel 3 hei; wurde, indem der warm: 
Keſſel das nach dem Bad flichende Waſſer aus dem lauen 
erſetzt befam »c., während der oberite fein Waſſer ven 
einen castellum acquae erhielt. Röbrenleitungen, burb 
Hähne 'epitomin) requlirbar, führten nun Das Waffer in 
verichtedenen Abtheilungen, das warmein das caldarium, 
das laue in das tepidarıum, das kalte indasfrigidariom, 
jewohl in das Badezimmer der Männer als aud dx 











rauen, Bon Heizraum führten aud Röhren die heiße 
Luſt nach den boblen Näumen zwifchen den Wänden x. 
Meift auf der andern Scite des Heizraumes liegt das 
Frauenbad, denn erjt in fpäterer Kaiſerzeit börtedie Trer. 
nung der Bejchlechter in den Bädern auf. In Bompe;i 
beitand das Frauenbad aus einem apodyterium, dem ſich 
das frigielarium alfovenartig anjchlicht; von bier Aus ge 
langt man in das tepidarium und caldarium, 

c. Aahommedanishe Bäder. Nächſt den Römern fin) 
wohl die Mahommedaner Diejenigen, bei denen die Badı 
einrichtungen am weiteiten ausgebildet waren. Dieſelbe 
Einridytung, wie die älteiten arabiichen Bäder in Cordora 
vom Jahr 770, wie die fönigliden und Privatbäder in 
Granada aus dem 13. Jahrhundert, wie die zu Ofen aus 
dem 16, Jahrhundert, haben nod) jet die Bäder in Al 
gier, Oran u. Tetuan, fowie in der Türkei x,, wenigitens 
in der Hauptjadye, wenn auch in Einzelheiten bier und de 
Abweichungen vortommen. 

Ein Garten, od, wenn dies der Platz nicht erlaubt, ein 
jonniger Hof, mit einem Springbrunnen in der Mitt: 








Dad 


dient zur erſten Abkühlung, ein jchattiger Portitus jtö 
daran zur weiteren Abkühlung; aus demjelben gelangt 
man in ein überwölbtes, durch Pfeiler in mehrere Schiffe 
oder aud) verjchlungene Gänge getbeiltes, jehr kühles Ge— 
mac. Nach dem hier erfolgten vollitändigen Abkühlen be— 
giebt man jich aus diefem Raum indas anftohende, mäßig 
aebeizte und durd) hoch angebradhte Seitenfeniter erleuch— 
tete Entlleidungszimmer (Maslakh, bei den Türken Mes: 
luf), an deſſen Wänden ſich eine Ejtrade, mit Matraßen 
und Teppichen belegt, hinzieht, auf denen der Entfleidete 
ruht, bis der Kreislauf des Blutes langjam genug gewor- 
den. Aus diefem gelangt man in den Hauptraum (dejien 
frübefte architektoniſche Beitaltung ſ. unter d. Art. arabi— 
jcher Stil. In Fig. 334 find die Formen dem jpätern 
türtijchen Stil entiprechend. Vgl. auch d. Art. Mauriich). 
Diejer Raum nun ijt durdy Röhren in den Wänden und 
Heizfanäle unter dem Fußboden zu ungefähr 26—2#"R. 
erwärmt; über denjchr wenig geneigten Marmorfußboden 
riejelt heißes Waſſer. Die Badenden wandeln nadt, blos 
mit einem Bademantel bekleidet, in diefem Raum umber, 
bis fie anfangen, gelind zu ſchwitzen; um diefen Naum 
berum find Heine gellen mit Badewannen gruppirt, welche 
zum Theil mit beikem, lauem und faltem Waſſer gefüllt 
find. Wer blos einfach baden will, geht in eine Wanne 
mit lauem Waſſer, dann in eine mit faltem und dann jo- 
fort zurüd in das Anfleidezimmer; wer aber das ganze 
Bad durchmachen will, geht zunächit in die Wanne mit 
heißem Waſſer, dann in das Schwißtzbad, ein fleines, in 
der Regel adhtediges und mit einer Kuppel überwölbtes 
Gemach, in welches die Waſſerdämpfe aus dem dicht da= 
neben befindlichen Keſſel geleitet werden, oder in welchem 
von dem Scheitel des Gewölbes ein feiner Strahl kochen— 
den Wafjers herabitrömt und jo Dämpfe erzeugt. In der 
Mitte des Fußbodens jteht ein Becken von ca. 1,, m. Tiefe. 
Bon bier ausgelangt er in ein Zimmer mitlauem Waſſer, 
wo er gefeift und gebürftet wird. Diejes Zimmer ift nicht 





iıberall vorhanden; bei den perjischen Bädern geht man 


nachher noch in den Kaseneh (Schaf), wo man in einem 
Bajjin mit ganz heigem Waſſerſich nochmals abjpült. Bei 
den Türten tritt an Stelle des Dampfſchwitzbades ein 
trodenes Schwitzbad, Harara, bei den oſtindiſchen Mahom⸗ 
medanern kommt noch das Durchkneten der Gliedmäßen 
hinzu, bei den Ägyptern folgt auf das Schwitzbad zunächſt 
eine jehr heiße, dann eine minder heiße, dann eine laue 
Abwaſchung. Zulept begiebt fich der Badende auf einen 
Augenblid in die falte Wanne, dann aber zum Nach— 
ſchwitzen und Ausruhen in ein nur mähig erwärmtes, oft 
fchr elegantes, durchräuchertes Gemach, wo er auf einem 
üppig weichen Ruhebett, in wollene Deden gewidelt, feine 
— raucht. Auch für Salbung, Frottirung u. dergl. iſt 
geſorgt. Die Wannen, oder bei größeren Bädern Baſſins, 
ſind theils von Jaspis od. Marmor, theils auch gemauert 
und mit Azulejos belegt. Die Röhrenleitungen ſind größ— 
tentheils von gebranntem Thon, bier und da von Blei od, 
Bronze, die Kichtöfinungen im Gewölbe durch darüber 
gelegte Blatten vor Regen geichügt (ſ. Oberlicht) ; ein Ab— 
tritt ist in der Nähe. Die Verſorgung mit Waſſer geichieht 
durch Eifternen, in denen ſich das Regenwajjer jammelt, 
oder durd) Zuleitung eines Quells, 

d. Die ruffilhen Bäder. Aus dem Anfleidezgimmer, wel- 
ches mäßigerwärmt ift, fommtman ineinen Säl; der bier 
ftchende Ofen wird zum Glüben erhigt; die auf demjelben 
ausgebreiteten Kiejelfteine werden von 5 zu5 Minuten 
mit Waſſer übergofien, das fich in Dämpfe verwandelt u, 
eine Hiße von 40—50°R, erzeugt. Un den Wänden ziehen 
ſich ftufenförmige Bänte fe der Badende legt ſich zunüchſt 
auf die unteren, dann auf die höheren, und läßt ſich bier zu 
Vermehrung des durd die Dämpfe hervorgebradjten 
Schweißes mit Birkenruthen peitichen, mit Seife u. wohl- 
richendem Waſſer wajchen ꝛc. Endlich jteigt er herab, um 
eine kalte Douchezu empfangen od. in ein Baſſin mitfaltem 


221 


— —— — — —— — 


Rad 


— — U —— — 


ht | Waſſer zu ipringen u.dann auf einem Ruhebett, inwollene 


' Deden gewidelt, nachzuſchwitzen und auszuruben. 

e. Bei den übrigen ortentalifdhen Völkern hat fich das 
Badeweſen in analoger Weiſe mit geringen Abweichungen 
entwidelt; Schwitzen, Frottiren, Gliederfneten , Gelenk— 
fnaden ꝛc. und ähnliche Strapazen fpielen dabei eine 
Hauptrolle. 

2, Die modernen Baderinridtungen vereinigen oft zur be= 
liebigen Auswahl mehrere der bisher genannten Syſteme. 
Unabhängig davon hat man bei deren Anlegung jeden: 
fall3 auf folgende Räumlichkeiten Rückſicht zu nehmen: 
Ein Salon, elegant u. bequem ausgejtattet, zum Abkühlen 
bejtimmt, während defjen man jich die Zeit mit bereit liegen 
der Lektüre vertreibt; von bier aus gelangt man auf einen 
‚ mäßig enwärmten Klorridor oder Vorjäl, um den jich die 
Entleidungszellen u. die einzelnen Räumlichkeiten für die 
verichiedenen Badearten reiben. Die am häufigiten vor— 
‚ fommenden diefer Badearten find folgende: 
| a. Wannenbad; gewöhnlicd einzeln oder zu zweien 

in Bellen angebradit, die demnach zugleich als Entklei— 
dungszellen dienen können; f. übrigensd, Art. Badewanne 
und Badezimmer. 

b.Shwimmbad; zunädjtvergl. A.a,b,c;u.B.1.a,b. 
Arch neuerdings errichtet man vielfah Schwimmbäder un 
abhängig von Flüfien. Der Hauptraum iſt ein überbautes 
Baffin, worin täglich ein= oder mehrmals das Wajjer er— 
neuert u. von unten gebeizt wird, bis zu einer Temperatur 
inder Luft von 20— 22°, im Waſſer von 15—18°R. ; rings 
um find Gänge zum Abkühlen, Promeniren ıc., u. an deren 
Wänden entweder Bänke zum Entlleiden oder Thüren zu 
einzelnen Entkleidungszellen angebradit. 

e. Dampfbad; imallgemeinen nad) dem Vorbild der 
ruſſiſchen Bäder j. oben 2.d., eingerichtet. Jedoch) wird der 
Dampf meift in einem Dampffefjel erzeugt. 

d. Trockenes Schwitzbad. Die Higedarfnicht wohl 
über 30° R, fteigen u. wird meift durch Cirfulation heißer 
Luft in Fuhboden und Wänden erzeugt. 

e. Nachſchwitzzellen, in welchen der Badende nad) 
dem Dampfbad der Ruhe pflegt und ſchwißtzt. 

f. Douchebad u. Regenbad, für faltes u, warmes 
Waſſer eingerichtet; die Röhren, aus denen das Waſſer 
| durd) Offnen des Hahns auf den Badenden einjtrönt, und 
| zwar nad) Belieben von oben, von unten od. vonder Seite, 

in ſcharfem, aber dimnem Strabl, in fräftigem und dickem 
Strahl, in dickem, abernicht ſehr beftigem Strahl, ingroßen 
Mailen oder ald Staubregen durch ein Sieb, müſſen je 
nad) diefen Anforderungen fonftruirt jein. 

g. Iriſch-römiſches Bad nennt maneineinnenerer 
Beit jehr beliebt gewordene Kombination mehrerer der ge: 
nannten Babdearten unter Anlehnung an die römiſchen u. 
mahommedaniſchen Badeeinrichtungen, die zuerjt von Dr. 
Barter in St. Ann's Hill bei Cork in Irland 1856 ver- 
jucht, in Deutschland von Luther in Nudersdorf bei Witten- 

verg 1860 nachgebildet ward. Der Badende fommt zu: 
nächſt in das apodyterium, auch wohl frigidarium ge- 
nannt, einen mähig (16—18°R.) gebeizten Raum, in wel⸗ 
chem ſich an einen Mittelgang coupeartigne Abtheilungen 
anreiben, deren Wände nicht ganz bis zur Dede hinaufge— 
ben. Jede der jo gebildeten Zellen enthält einen Toiletten- 
tiich, Spiegel, Stuhl ꝛc., und ein Ruhelager zum Nach— 
ſchwitzen, dafern nicht die Nachſchwittzzellen fic in einem 
bejonderen Raum befinden. Der Enttleidete geht nun, in 
einen Bademantel gehüllt, indastepidarium, welches bis 
zu 32°R., beſſer blos bis zu 28°, erwärmt ift, u. wenn dev 
Schweiß aus der durd) Frottiren mit groben Handichuben 
nod) gereizten Haut auszubrechen beginnt, begiebt er ſich 
in das caldarium, in welchem eine Bärmevon 40—45°R. 
berricht, deren Trodenheit durch einitrömenden Dampf ges 
brochen wird. Hier werden auf der Maſſirbank Knetungen u. 
j. w. vorgenommen. Bei manchen Bädern aber geſchehen 
"die Knetungen ſchon in dem dann bis zu 35° erwärmten 











Dad 





Badezimmer 











worauf der Badende in das frigidarium gelangt, in wel: 
chem jic) ein Baſſin mitmähig (bis zu 18°R.) erwärmtem 
Wajjer, das lavacrum, befindet und in welchem auch die 
vericdhiedenen Douchevorrichtungen angebradt find. Bon 
hier gebt er in die Nachſchwitzzelle. 

h. Luftbäder. Zu diejen gehören 3. B. die ſogenann— 
ten pneumatiſchen Bäder, Iuftdicht verichlofjene Zellen zum 
Einathmen verdichteter Yuit ꝛc. 

Tie von Spekulanten in gröheren Städten errichteten 
Yrivatbadcanfalten enthalten meijt mehrere od. allegenanne 
ten Badearten zur Auswahl. Natürlich kann man die Aus: 
bildung einer ſolchen Anlage ſehr verſchieden geitalten, 
Haupterfordernifie dabei aber find: Uberfichtlichkeit für Die 
Bademeijtr, ohne welche leicht Unglüd paifiren fann; Ber: 
hüten alles jcharfen. Luftzugs, möglichſte Erleichterung 
einer jorgiältigen Neinhaltung und Bentilation, möglichite 
Heizungseriparnis ıc. 

Hut iſt es, an alledieje Räumlichkeiten nocheinen Salon 
zum Ausruhen nach dem Bad und zur Konverjation anzu— 
fügen, der ziemlich erwärmt jein mu und aus dem man 
dann wieder in den fühleren Eingangsjalongelangt. Daß 
man bei der Konjtruftion wegen der vielen in ſolchen 
Gebäuden fonzentrirten Feuchtigkeit fehr vorfichtig u. ſorg⸗ 
fältig zu Werke gehen muß, braucht wohl faum erwähnt 
zu werden, [.Mas.) 

C. Offeutliche Badcanflalten, frz. bains publics, m. pl., 
engl. balneary, bagnio,. Im Altertbum wie in alichriſt— 
licher Zeit war die Sorge für Unterhaltung von Bades 

- anjtalten noch allgemein als Pflicht der Behörden aner— 
fannt, onjtantin der Große baute cin Bad für Kleriker 
bei der Apoiteltirche in Konjtantinopel; St. Ngnellus von 
Neapel (7. Jahrb.) jtiftete ein Kapital zu Unterhaltung 
von Bädern; Karl der Große jorgte für Bäder. — Auch 
im eigentlihen Mittelalter ſorgten die Behörden, ja 
ihon im 12. Jahrh. einzelne Mildthätige durch Stiftun— 
gen, vom 14. Jahrh. an meiſt die Magiftrate für allge: 
mein zugängliche Badeanjtalten, Badeituben genannt. 
Nach dem Dreigigjährigen Krieg erlahmte dieſer Theil 
der Sorge für das Wohl der Bürger. In der Neuzeit hatte 
zuerjt während einer&holeraepidemie 1832 eine Waſchfrau 
im ärmfen Theil von Liverpool eine Brivatbades und 
Waſchanſtalt eingerichtet (ſ. d. Art. Waſchanſtalt), u. 1842 
etablirte der Magiftrat von Liverpool eine ſolche; 1815 
folgte London nad), und nun wurden joldye jtädtiiche 
Badeanjtalten auch in Deutichland vielfach eingerichtet 
(1852 in Brüfjel und Hamburg, 1853 in Berlin, 1856 in 
Wien ıc.). Die bejjeren derartigen Anftalten (3. B. in 
Magdeburg) enthalten Schwimmbaſſin, Wannenbäder 
1.u.2. Klaſſe, Abkühlungsraum ꝛc. Mit denjelben ijt 
meist eine Waſchanſtalt (j.d.) verbunden. [Relm. Mes.) 

1I. Bad in anderer Bedeutung: 

a. (Chemie) Zu chemiſchen Zwecken, um z. B. Körper 
auf eine konſtante Temperatur zu erhitzen od. Flüffigfeiten 
abzudampfen ꝛc. läßt man häufig nicht das freie Feuer 
auf die Sefühe, in welchen die betr. Körper oder Flüſſig— 
feiten fich befinden, eimmwirten, jondern man umgiebt die 
Gefäße mit gewiſſen fejten, flüffigen od. auch dampfförmi— 
gen Medien und bedient jich dabei der jogen. Bäder. Je 
nachdem man die Gefäße in heißen Sand, fochendes Waſ— 
jer, Dampf, geihmolzenes Zinn od. dgl. bringt, unters 
ſcheidet man nad) den angewandten Medien: Sandbüder, 
Nichenbäder, Wafjerbäder, Dampfbäder, Zinnbäder u. ſ. f. 

b. (Technit) Auch in der Technik unterſcheidet man 
verſchiedene Bäder; in der Färberei u. Bleicherei (f. d.) 
werden verjchiedene Flüffigkeiten verwendet, welche meiſt 
dazu dienen jollen, die Wolle, Stoffe u. Gewebe ze. in ges 
eigneter Weije vorzubereiten. Werden bierzu Laugen od, 
Säuren angewendet, jo bezeicdynet man die Bäder als 
Laugen- oder Säurebäbder. [Wf.] 


e. (Maurer) Ein jehr diinner Mörtel, mit weldem 
eine Vertiefung, z. B. Grundgrube, Pıjefajten u. deral., 
zum Theil angefüllt wird, um dann die Steine hineinzu 
jegen; nicht zu empfehlende tonjtruftionsweife. Vergl 
d. Art. Bain 2. 

Badekarren, m., Badekutfche, f., Badefniff, n., j. d. Art. 
Bad J, A.1. 

Badeſchwamm, m., Spongia marina, iſt die zellige 
Wohnung eines im Meer in der Nähe von Flußmündun— 
gen lebenden Pilanzentbieres. Bel. an den Küſten des 
Mittelmeeres (Nrchipel, Syrien, Berberei) werden dieic 
Schwämme durch Taucher vom Boden des Meeres heraui- 
geholt. Die inneren, von dem hornigen Skelett eingeichloi: 
jenen Zellen find mit der gallertartigen thierijchen Maiie 
gefüllt, welche durch Faulenlaſſen entfernt wird. Je nah 
Meichheit, Dichtbeit, Gleihmäßigkeit, Farbe und Größe 
unterscheidet man vicle Sorten, deren bejte die jogen. 
ſyriſchen, die geringjten die fogen. Pferdeſchwämme ſind 

Badefinter m., oder Badeflein, m., der aus mandın 
Mineralwäſſern ſich abjepende Niederichlag, 3. B. der 
Sprudelitein von Karlsbad, der in jeinen durch Eiienoznd 
geiärbten und oft mit bandartigen, welligen Zeichnungen 
verjehenen Barictäten zu Mofaiten und Belegen, aud in 
der Bijouterie Amvendung findet. 

Badeſtube, f., 1. Badefube oder Gaderei, franz. etuve f. 
baignerie, f., engl. bagrin, cuppery, balneary, hießen 
im Mittelalter in Deutichland die Badeanstalten, welch 
unter der Aufjicht ftädtiicher Bader (Barbirre) itande.: 
und gewöhnlich Wannenbäder u. Schwigbäder umfaster: 
— 2, ſ. Badezimmer. 

Badewanne, f., Badezober, m., Qadebeken, n., ran; 
baignoire, f., cuve, f., engl. bathing-tub, ital. tinozza. 
jpan. balsa, cubo, lat. labrum, solium, n., lavatrina, f, 
griech. aãacgauwdoe, cin Bajjin 1. in ovaler yorm und dann 
entweder aus Metall (am beiten aus Zinf od, verzinften: 
Eijenblech, weniger gut aus Kupfer, dejjen Oryd unge 
jund ift), od. aus Holz (vom Böttcher, wenig dauerbaft u 
ſchwer zu reinigen, od. aud) aus einem Stüd Stein (am 
beiten Marmor, Jaspis od. Sranit). — 2. VBieredig und 
zwar aus einzelnen Marmorplatten, aus Thonichıefer od. 
aus Mauerwerk mit Borzellanflieschen bejtebend. — Di: 

ovale Form hat viele Borzüge vor der vieredfigen, man 

braucht zu ihrer Füllung in der Regel weniger Waſſer v. 
| kann ſich an den höheren, furz gerundeten Kopftheil ji. 

rer anlehnen ꝛc. Am leichtejten rein zu halten jind jeden— 

jalls die mit weißem Marmor oder Flicschen umgebenen ; 
die billigiten jind die zinfenen. Der Fußboden der B.mui; 
‚ nad) dem Fußende zu etwas abjallen, Damit fich der vom 
Körper des Badenden abgewajcene Koth dorthin ziche. 
Die vieredigen Wannen für eine Perſon müjjen mix: 
deſtens 1,,, m. lang, O,,, m. breit und O,,, m. hoch jein, 
die ovalen mindeitens am Fußboden 1,,,, oben 1,,,m.lang. 
unten O,,, u. oben O,,, breit, am Fußende O,,,, am Kopi: 
ende O,,,ın. hoch. Beide Sorten werden platt auf den Fuß— 
boden geftellt oder theilweije verjenkt; f. d. Art. Bad: 
zimmer. [Relm. Ms.| 

Badegimmer, m., jrj.cabinet m. des bains, chamlıre 
‚f. aux bains, engl. bath-room, fann man zwar audh jı de 
Badezelle in öffentlichen Bädern nennen, verjteht aber meüit 
darunter nur ein Privatbad, d. b. ein Zimmer in cincı 
Privatwohnung, welches entweder ausichliehlich od., und 
zwar häufiger, obgleich mit Unrecht, nur nebenbei zum 
Baden gebraucht wird. Ein ſolches B. jei ein gut venti- 
lirter, jonnig gelegener u, jchnell beizbarer, möglichſt nabe 
dem Schlafzimmer liegender freundlicher Rauın, in wel: 
dem ein Baſſin oder eine Wanne angebracht ijt, die durch 
Röhren mit Hähnen od. Bentilvorrichtung mit kaltem ır. 
erwärmten Waller nad) Belicben gefüllt werden fann und 
groß genug jein muß, um jid) darın mit dem ganzen Kör- 
per zu beivegen; j. d. Art. Badewanne, Ein joldes 2. 
jollte wegen der darin entjtchenden Feuchtigkeit nur im 

















Badge 





Varterre oder im Souterrain angebradıt werden, um das | 


Gebäude der Füulnis nicht auszuſetzen. Als Wanne tt, | 
bei. in Badezimmern, die auch jonjt noch benußt werden, | 
em zwedmäßigiten ein ganz in den Fußboden verienftes 
Beten, welches aus Zint, Marmorplatten od. aus Mauer— | 
wert mit Thonfliejenbetleidung gefertigt wird, und in 

welches zu Bequemlichkeit des Einfteigens von der einen 
ichmalen Seite eine Treppe beruntergeführt iſt, deren un— 
terite Stufe dann zugleich als Sig fürden Badenden dient. 
Fit das Bad blos für eine Perſon beftimmt, jo macht man 
das Baſſin unten 1,,,— 1,,, m. lang, 55—65 em. breit u. | 
60—80 em. tief, vom Fußboden aus; diejen belegt man 

mit Steinplatten, liefen od. dergl., darüber mit einem 

wollenen Teppich. Eine Ruhebank darf nicht fehlen. Statt 

des Fenſters bringt man gern Oberlicht an, wegen des | 
Belauſchens. Aud kann man einen Springbrunnen im 

B. als jehr pafjende Zierde anbringen. Die Wafjerleitung 
bejtcht aus Metall, mitunter aud aus Holzröhren, welche 
da, wo ſtädtiſche Waſſerleitung jeblt, mit einem Brunnen 
oder mit einem Fluß in Verbindung ftchen. Zunächſt 
wird das Waſſer in cin Reſervoir geleitet, aus welchem 
der tejiel geſpeiſt wird, welcher zum Wärmen des Waſſers 
dient u. aus welchem wieder Röhren in das Baſſin achen; 
kaltes Waſſer geht direft aus dem Rejervoir in das Bajjin. 
Das gebrauchte Waſſer leitet man von dem etwas vertichz | 
ten Fußende des Baſſinfußbodens durch eine mittels eines | 
Ventils oder Pfropfens verichlichbare Nöhre ab. [Ms.| | 








Badge, s., engl. 1. ®appenbild, Emblem. — 2. 
( Schiffs.) die untere Seitengaleric; painted or false 


badge, diefaljche, loje Galerie am Hed eines Kauffahrers. 

Badia, f., ital., Abtei (j. d.). 

Badianenbaum, m., j. Sternanisbaum. 

Badigeon, m, Inz.und engl., Mauergelb, n., gelblicher 
Brei aus gepreßten Steinen von Saint-Leu (wohl eine 
Ocherart, u. Waſſer. Did angemacht dient er zum Kitten 
zerbrochener Bildjäulen 2c., ſowie zu einem gelblichen Hit: | 
rich Kalkgußſußboden. Diinnangemadıt braucht man ihn 
zum Ueberjtreichen, fr. badigeouner, der Steinarbeiten, 
um die Fugen, etwaige Ausbejjerungen ꝛc. zu verdeden, 
jowie zum Anjtrid des Mauerpuges. Man nennt aud) 
wohl jeden andern Steinmörtel, Bildhauerkitt b. und das 
beſchriebene Wauergelb dann b. jaune, engl. yellow b. 

Badkhon, türf., arab. badghir, badghis, Luftloch in 
der Mauer oder dem Fußboden zur Bentilatıon, 

Badfeın, n., 1.. v. w. Badefinter. — 2. Altere Bes 
nennung für Taufitein; j. Baptiiterium. 

Bag, s., engl., der Sad, Beutel. 

Bagger, m., Baggert, m., Bader, m., Baggermafdine, f., 
Ausräumungsmafdine, f., Verticfuugsmafchiur, f., frz. ma- 
chine f. a curer, m. à creuser, curemöle, m., engl. bal- 
last-heaver, dredger, dredging-engine(®ajjerb.), Bors | 
richtung zu Heritellung größerer Wajjertiefen, zu Reini— 
aung des Bettes ꝛc. in Balfins, Häfenflüffen, Kanälen, 
Schleuſen zc. 1. Handbagger, m., Baggerfhaufel, f., franz. 
drague, f., engl. drag; breite, aus Holz oder Eijen gefer= 
tigte, mit Rüch- und Seitenwänden verjehene Schaufel, 
die von dem am Ufer, auf einen Gerüſt oder Kahn ſtehen— 
denArbeiter mittels eines langen bölzernenStielesgehands 
habt wird. Der Handb. iſt mit Erfolg nurda anzuwenden, 
wo es ſich um Aushebung loderen, leichten Materiales, 
3. B. Sand und Schlamm, aus nicht allzu großen Tiefen 
handelt, u. wo die aus dem Waſſer zu erhebenden Maſſen 
nicht bedeutend find; denn ein fleiiger und gejchidter Ar— 
beiter vermag in 12ftündiger Arbeitszeit nidyt mehr als 
ca.3Kbm. loder gelagerten Sand aus einer Tiefe von ca. 
2 bis 3 m, zu fördern, daher man bei Herjtellung von 
aröheren Tiefen in Häfen u. im Fahrwaſſer der Flüſſe von 
der Berwendung der Handb. heutzutage ganz abjicht, 
weil entweder die zu gewinnende Bodenmajie zu feit ge— 
lagert iſt, ald dak man ihr mit der gewöhnlichen Bagger: 
jchaujel beizulommen vermöchte, od. weil die Erfolge mit 





Bagger 
den Kojten in feinem Verhältnis ſtehen, während auf 
Flüſſen häufig durch Handbaggerung aus mäßigen Tiefen 
Sand gewonnen wird als cin vorzügliches Material zur 
Mörtelbereitung ;f. auch Art. Baggerbiegel, Baggerhaten 
und Baggernep. — 2. Mafdjinenbagger , Baggerma,djiuc, f., 
frz. drague me&canique, dragueur, m., engl. dredging- 
engine; dem Wejen nad) cin Baternojter: od. Schöpfiwert 
(5. d.), mit welchem man die Sohle des Flufies, Kanals, 
Hafens x. angreift, das Material derjelben über Wafjer 


hebt u. in ein bereit jtehendes Schiffsgefäß ausjchüttet, in 


welchem man es dann nad) belichiger Berwendungsitelle 
transportirt. Diejes Schöpfiwerf wird durch Menjchen, 
Tbiere (Pferde), meiſt aber durch Dampfkraft in Betrich 
gejept (dann heißt es Dampfbagger, m., franz. curemöle a 
vapeur) und ijt auf einem eigens dazu fonjtruirten Schiff, 


‚dem Baggerboot (j. d.), angebracht. Nach der Sejtaltung 


der eigentlichen Baggermajcdine untericheidet man a. Act- 
teubagger, ftj.dragucurm.achaine. Das Schöpf werk bes 
jtcht aus einer Kette ohne Ende, deren Glieder eine Länge 
von ca. 50—60 em. haben u.an welchen die Bagaereimer 
(j.d.) befejtigt find. Die Gaggerkette läuft über zwei zwiſchen 
Scheiben geipannte Prismen, die jogen. Turraßicheiben 
oder Baggertrommeln, franz. tambours, engl. dredging- 


\tumblers, deren eine oben ander Maſchinen- od. Betriebs: 


welle fit, die andere aber, a in Fig. 335, unter Wafjer 
dicht über dem Grund ſich befindet. Die obere Turraß— 
ſcheibe, frz. tambour du haut, engl. top-tumbler, enthält 
ein Prisma von quadratiichem Querſchnitt, die untere, frz. 
tambour du bas, engl. bottom-tumbler, cin dergl. von 





Sig. 386. 


Unterer Theil einer Baggerkette. 


fünf gleichen Seiten, u. ift es nur durch foldie Anordnung 
möglich, daß die Baggertette nicht rudweife, jondern in 
gleichmäßigem Gang von der Maſchine vorwärts bewegt 
wird. Der aufſteigende Theil der Kette, d. i. der Theil, 
welcher die gefüllten Körbe befördert, ruht auf eifernen 
Wellen. Dieje jowohl wie die genannten Turraßſcheiben 
find an derBaggerleiter od. dem Baggerfglitten b in Fig. 335 
angebradıt; eiit der aufiteigende, dderniedergehende Theil 
der Baggerfette, e ift das zu bearbeitende Wajjerbett, f die 
Hebevorridtung, mittels welcher man das untere Ende 
der Baggerleiter beliebig heben und ſenken kann. Die ges 
füllten Eimer entleeren ſich in eine hölzerne, am Bagger: 
ſchiff angebrachte Rinne, die ſogen. Schlammklappe, von 
wo das Baggermaterial in ein beſonderes Fahrzeug, den 
Kies: oder Schlammprahm, geleitet wird. 

Die Inbetriebjegung der Baggermaſchinen geſchieht 
vorwiegend durch Dampfkraft, da menſchliche wie ihieriſche 
Kräfte meift au theuer find. Die zur Verwendung tommen- 
den Dampjmajchinen find meist Hochdruckmaſchinen mit 
ſtehendem Eylinder, deren Kolbenftange mittels Kurbel 
die Betriebewelle in Umdrehung verjept. Das Getriebe 
greift in ein großes Nammrad, an dejjen Welle die obere 
Turraßſcheibe aufgejtedt ift, u. bringt auf diefe Weile die 
ganze Baggervorrichtung in Gang. Ein auf der Getriebe: 
welle angebrachtes Schwungrad bewirkt möglichit gleich: 
jörmigen Gang der Majchine, eine am®etriebe angebrachte 
driftionsvorrichtung verhütet, da; — im Fall des Auf- 
trefiens der Baggerrinne auf ein im Grunde liegendes, 
nicht zu bewältigendes Hindernis — die Bangerketie zer 
rifjen od, ſonſt ein Bruch an den laufenden M aſchinentheilen 


Bagger 


224 


Bagotthol; 














herbeigeführt wird, Man bat einfache und doppelte | 
Baggermaſchinen. Bei erjteren gebt die Baggerleiter mit 
dem Eimerſyſtem durch einen in der Mitte des Fahrzeugs 
befindlichen Schlot in das Waſſer hinab, bei der zweiten | 
Art liegt auf jeder Seite des Fahrzeugs eine Baggervor= | 
richtung. Die erjtere Art wendet man bei. in Häfen an, 
wo bis zu größeren Tiefen gebaggert wird, Bagger der 


legten Art vorberrichend auf jeichten Flüſſen, da fie die 


Möglichkeit bieten, jehr feicht u. flach liegende Häger ſeit— 


nicht möglich ift. Auch hat das doppelte Baggerinitem den 
Borzug, daß bei vortommenden Brüchen u. jonjtigen Be— 
ihädigungen des einen Syitems die Arbeiten nicht eins 
geitellt zu werden brauchen, da man meiſt ziemlich ſchnell 
das andere in Betrieb zu jegen vermag. Soll ein Bagger 
jeine Thätigkeit beginnen, jo ijt zunächſt nöthig, das ‚Feld 
der legteven genau zu bezeichnen, und geſchieht dies durch 
jogen. Mäler (befjer Male), biegfame und etwa 6 cm. dide 
Stäbe, weldye mit Hilfe des fogenannten Maleiſens in den 


Grundeingeichlagen werden, jo aber, daß ſie noch ungefähr | 


1 m. über Waſſer herausragen u. deutlicd) gejehen werden 
fünnen. Das Baggerichiff wird nun nad) dem abgejtedten 
Feld gebracht, auf Flüſſen immer an den unteren Theil 
desjelben, jo dah der Bagger jtromaufwärts zu arbeiten 
bat. Es wird meiſt nur nad) vorwärts verankert, nächſt— 
dem aber noch durch jog. Schriden od. Bunditaten, welche 
mit ihrer unteren eijernen Spitze — Schrick⸗ od.Stafeneijen 
— in die Flußſohle eingebohrt, mit ihrem oberen Theil — 
der jog. Hamme — aber an den Sciffspollern befeitigt 
jind, feitlich abgejtellt, Arbeitet der Bagger über großen 


Tiefen, fo tritt an Stelle der Bundftafen od. Schrifen eine | 


jeitliche Beranferung ; Rüdveranferung nur bei jtart ans 
ſtehendem Sturm. Auf dieſe Weiſe wird das Baggerſchiff 
genau in der Lage erhalten, die zu exakter Ausführung der 
Baggerarbeiten nötbig it, und hat die Schiffsmannſchaft 
bei dem langſamen Vorwärtsſchreiten desſelben immer 
darauf zu achten, daß die ſeitliche Abſtellung od. Veranke— 
rung entſprechend regulirt wird. Die Vorwärtsbewegung 
des Schiffs wird in der Regel durch die Maſchine bewirkt, 
welche mittels eines Getriebes die Ankerwinde in Bewe— 
gung ſetzt. Zu Bedienung eines Dampfbaggers mittlerer 
Größe, d. b. mit Maſchine von 10—12 Pferdekraft, gehören 
1 Bootömeijter, 1 Maichinijt u. 3 Bootöleute. Das Ar: 
beitöquantum eines folhen mittelgroßen Baggers fann 
durchjchnittlich täglich, bei 12ſtündiger Betriebszeit, zu 
250 Kbm. Kiesmaterial angenommen werden. Fit das 
legtere locter gelagert und treten in der Abfuhr des ge— 
baggerten Materiales feine Stodungen ein, jo kann die 
Yeiftung bis auf 500 Kbm. gejteigert werden. Die zur 
Abfuhrdienenden Kiesprahmen, Schlammprahmen, engl. 
ballast-lighters, Modderprahmen, niedrige, flachbodige 
Fahrzeuge, werden in der Negel v.3—4 Mann bedient u. 
fünnen 10—15 Kbm. desjelben Materiales faſſen. Das 
legtere wird entweder am Ufer mit regelrechter Böfchung 


abgelagert, oder zu Damm= oder anderen Wafjerbauten | 


verwendet, bei. wenn e8 aus ſchwerem, fejtlagerndem Kies 
beitcht. Bei Hafeneinfabrten pflegt man es häufig nad) 
einer tieferen Stelle der offenen 
mittelbar wieder dem Waſſer übergeben wird. — Die Zeit, 
wo man die Baggerung für ein radifales Mittel zu Her- 
jtellung u. Erhaltung fahrbarer Tiefen in freien Fluß— 


betten hielt, iſt längſt vorüber u. man wendet jiejeßt ledig: | 


lich als ſekundäres Hilfsmittel bei. da an, wo es jid) um 
rasche Bejeitigung einer untiefen Stelle handelt od. wo die 
durd; die Natur des Stromes gebotenen Kräfte nicht aus: 
reichen, um die gewünſchte Tiefe zu jchaffen. In Berbin- 
dung mit geeigneten orreftionsbauten ift die Baggerung 
einjehr wirkſames Mittel zu Berbefferung der Fahrwaſſer— 
verhältnifje eines Stromes. — b) Pımpbagger. Bei diejen 
zuerſt in Frankreich u. England zur Anwendung defom= 


menen Schlammbaggern bejteht d. Schöpfwert aus einem | 


Sce zu fahren, wo es uns | 


bügeljörmigen © Saugerobr, welches, über dem Hintertheil 
des Schiffes durch Krahnvorrichtung bis auf den Boden 
binabgelafjen, den Schlamm durd) zahlreiche Löcher auf: 
jaugt, wenn zwei zugehörige Pumpen in Bewegung ge: 
ſetzt werden, Die geichehene Bejeitigung des Schlanmes 
‚an einer Stelle fündigt fi) dadurch an, daß die Pumpen 
reines Waſſer geben, worauf das Schiff weiter verlegt 
wird, Dieje Art von Bagger ijt bis jetzt bei. zu Reinigung 


| von Häfen angewendet worden und iſt man mit ihnen inı 
lich anzugreifen, was bei dererjteren Art jelbjtveritändlich 


Stande, bis zu 7 m. Wajfertiefe zu arbeiten. — c) Rad- 
 bagger, d.i. ale Schöpfrad (j.d.), an deſſen Beripherie un: 
mittelbar die Schöpfeimer oder Schöpfförbe befejtigt jind. 
— d) Belidors Bagger beiteht aus 2 Yaufrädern u. 2 cijer- 
‚nen, durch jene Räder getriebenen Schaufeln, an der Rück— 
wand mit einer ſich von jelbjt öffnenden Klappe verjehen, 
die den Schlamm ausheben und in ein nebenliegendes 
Boot werfen. — €) Balancierbagger; die Schaufeln werden 
durch eine Echraubenjpinbdel mit Balancier in Bewegung 
gefeht. Leptere Arten fommen nur jelten in Anwendung. 
(Schw.) — f) Ecntrifugalbaggermafdinen, jeit mehreren 
Jahren in England u. Hollandzur Anwendung gelommen, 
bat 3. B. die Firma Gwynne & Co. in London, nad) dent 
Prinzip der Eentrifugalpumpen (ſ. d.) fonftruirt, nachdem 
man bemerkt hatte, daß ſolche Pumpen gelegentlich große 
Mafien von Sand u. Schlamm mit befürderten. |Schw.] 

Baggerbiegel, m., eine Art Nechen, an welchem ein 
leinener Beutel befejtigt iſt, dient zum Herausſchöpfen des 
Schlamms und des jogen. Baggertorfs. 

Bnggerboot, n., Baggerprahm, m., Baggerfdif, n., 
Modderprahm, m., fr}. bateau-dragueur, m., ponton m. 
Acurer, bateau-Cochaux, m., engl. dredging-boat, das 
die Baggermafchine tragende Fahrzeug; | . Art. Bagaer. 

Baggereimer, Baggerkorb, Baggerkübel, ın., fr}. godet 
m. de curemöle, engl. bucket 
of a dredging-engine Schöpf— 
eimer an einem Bagger (ſ. d.); 
fie find verjchieden fonftruirt. Fig. 
336 zeigt oben einen hölzernen, 
unten einen blechernen, 

Bnggerhaken, m., große 

Schaufel, mit Ketten und Seilen 
an ein Gerüſt auf dem Bagger: 
prahm jo aufgehängt, daß fie 
durch 2 Arbeiter geleitet und ge= 
handhabt werden kann; unzwechk⸗ 
mäßig. 
‚ baggern, alt. 3., ausbaggern, 
frza curer, creuser, recreuser, 
debourber, engl. to dredge, to 
clean, mittels einer Baggerma= 
ſchine oder eines Handbaggers 
reinigen. 

Baggerneh, n., aneinem runs 
den eifernenStab befejtigtes Netz, 
womit die Holländer aus dem 
Grunde ihrer Flüſſe, beſ. der Yſſel, 
einen feinen Thon ſchöpfen; auch 
ſchöpfen ſie mit ihm die ſchlammartige Maſſe, aus welcher 
ſie den Bagnertorf (f. d.) formen. 

Baggerſchuit. £. holländiſch, pr. Baggerſcheut), mit 
Rechen bewafinetes Fahrzeug, in Holland zum Reinigen 
der Nanäle dienend; ſ. Bagger. 

Baggertorf, m. ‚frz. tourbe f. pächee avec la drague, 
engl. drag-turf; Moorſchlamm, weldyen man durch Aus: 
baggerung der Moorgräben gewinnt, giebt, in Formſtücke 
geichnitten und getrodnet, den beiten Torf (j. d.). 

Bagno, m., frz. bagne, m., Sefängnis für zu Arbeit: 
jtrafe Verurtheilte in Franfreid); j. Gefängnis. 

Bagottholz, n., unbefannter Abjtammung, ſoll n. E. 
‚aus Brafilien, n. Guitonnt aber aus Cayenne fommen. Es 
ijt dem Jatar andenholz und brafilian. Roſenholz ähnlich 














Fig. 836. Baggereimer. 





Bague 225 Bajoue 


Bague, f., jrz. (altiranz. baghe), eigentlich Koftbarkeit, | duktenbahnhöfe xc. hergeftellt. (Näheres fiehe Eijenbahn- 
Schmud, bei, Ring, daher b. d’excentrique (Maich.),der | ftation.) [Fr.) 
Ereentrifring. bahnig, adj. (Bergb.), heißt ein Körper, welcher glatte 
Baguette, f., irz., Stäbchen, daher: 1. Malſtab, Maler: | Seitenjlächen hat, jo 5. B. bahnige Zinngraupen, Stüden 
tod. — 2. Rundjtäbdhen; b. & roses, mit Rojen belegter | Zinn, welche glatt und jpiegelig find. 
Runditab, b. a rubans, ummundener Runditab. — 3. ——— £., ſ. Kreuzung. 





Rundfalz beim Dachdecken mit Blei oder Zinkblech ꝛ — | Bahnlinie, f., j. Eiſenbahnlinie. 

4. B.d’angle, Edverfleidung (f.d.), in Form eines hinten ——— m., j. Draiſine. 

ausgejalzten Nundjtabes. Bahnnet, n., j. Eifenbahnnep. 
Bahamaholz,n., Allerheiligenholz, n., eine Art Brafilien-| VBahnoberbau, m., j. Oberbau. 

holz, von den Bahama⸗Inſeln in Weſtindien. Bahnfıhiene, j. Eijenbahnichiene. 
anhar(Barre), oſtindiſches Gewicht; an einigen Orten | Bahnwärterhaus, n., j. Wärterhaus. 


— 200, kg., an anderen = 240,, kg., in 200 Hatidges) Bahre, f., 1. frz. cibiere, f., brancard, m., engl. bar- 
theilt; in China dasſelbe Gewicht, jedoch in 300 Katis ge= | row, bier, ital. cataletto,bara, Tragwertzeug, beiteht aus 
theilt; in Arabien Kaffeegewicht = 210 kg. zwei Yängjtangen, durd) mehrere Querhölzer verbunden 
bähen, aft. 3., 1. Holz am Feuer warm u. hart machen | und mit Füßen verfeben. Die Todtenbahren jind in der 
‘oder aud) anfeuchten und dann erhigen, um es biegen zu | Regel 0,,,—1 m. breit, 3—3"/, m. lang und O,,, bis 
fönnen. —2. (Kohlenb.)den Meiler eine Zeit lang brennen | O,,, m. hoch. Danach berechnet ſich auch die Größe des 
laſſen, che man ihn beftübt. —3. Wieden, diefelben über hel= | Bahrenhanfes (ſ. d.). — 2. 5. d. Art. Banie. 
lem Feuer röften, damit fie ich dann leichter drehen lafien.| Bahrenhaus, n. In Orten, wo die Todten nicht zum 

Bahn, f., 1. frz. espace m. parcouru, trajectoire, or- | Friedhof gefahren, jondern getragen werden, erbaut man 
bite, f., engl. space, trajectory, orbit (Math.), Geſamt- | entweder dicht an der Kirche, od. freiftehend auf dem Fried— 
heit der Stellen im Raum, die ein Körper bei jeiner Bes | hof, ein Häuschen zu Aufbewahrung der Bahren. Doc 
wegung durchläuft. Schr häufig Ipricht man von der B. | kann man auch in das Leichenhaus (f. d.) oder in das 
eines Körpers und meint nur die B. od. Linie, welche der | Todtengräberhaus einen Bahrenraum einlegen. 
Scwerpuntt diejes Körpers durchläuft. So z. B., indem) Bahut, bahu, ım.,frz., Koffer, Truhe, Kirchentaften ꝛc. 
man jagt, die Erdbahn ijt eine Ellipje; eine Bombe be> | mit fonverem Dedel; daher pierre taillee en b., pierre 
fchreibt, den Widerſtand der Luft nicht gerechnet, eine | & b., fofferdedelförmig, aljo rund tonver bearbeiteter, nad) 
Parabel xc. j.d. Art. Bewegung und Kraft. — 2. (Techn.) beiden Seiten abgewäſſerter Deditein einer Einfriedi- 
frz. panne, table, f., engl. face, flat side, die je nad) den | gungsmauer, Brüftungsmauer od. dergl.; b., mur en b., 
Umjtänden ebene, erhabene oder vertiefte Fläche irgend | eine fo abgededte Mauer. 
eines metallenen Gegenstandes, Hammersod.dergl.,welde| Bai, f., frz. baie, engl. bay, Einbiegung des Meeres- 
beim Hämmern dem Ziel des Schlags, 3. B. dem Amboß, | ufers, größer als die Bucht, Heiner ald der Meerbufen. 
zugefehrt ift. Die obere Fläche des Amboßes ꝛc. — 3. frz. Baie, f., frz., engl. bay, Bai,buchtförmige Vertiefung, 
pan, m., semelle,f., engl. face, untere Fläche eines Hobels. daher eine Riſche in einer Mauer für ein Fenſter od. eine 
Thüre, auch Feld zwiichen zwei Liſenen, Schildeines Blend- 
bogens xc., aljo: b. de croisee, Fenſterniſche, b. de pont, 
Brüdenjod,b.deporte, Thürnijche, b.decloison, Wand: 
fach, b. de clocher, Schall loch xc. 

Baignerie, f., fr;., Baderei, Badeanitalt. 

— m., franz., Badeplatz aneinem Fluß, Bade: 
anftalt. 

Baignoire, f., frz., Badewanne. 

Baikalit, m. (Min.), Abänderung des Augit, die fid) 
am Ufer des Baikal findet. 

Baille, f., franz., 1. auch baillie, f., engl. bailiwie, 
bailey etc., Balei, f., Amtsbezirk des Burgvoigts, daher 
Burghof, outre b.; Burgzwinger; j. d. Art. Burg. — 2. 
(Kriegsb.) Ueberhaupt umpfählter Ort, Bollwerk, bei. in 
der Zeit de8 Llebergangs vom Burgbau zum modernen 
Feitungsbau nannte man fo ein meift halbrundes Außen 
werf (daher aud) der Name demilune, Halbmond) vor 

ahnenfAlägel, m., verändert in Pfähneufhlägel, frz. | einer Feſtung; die Jtaliener machten es jpäter vorn ſpitzig 
marteau A röparer la panne, engl, face-hammer, ein | u. nannten es Revelino (Ravelin, ſ. d.). [ Pte.) — 3. Stein: 
Schlägel, womit man die Bahn der großen Hämmer bei kohlenmäß in Rocelle (Frantr.) = 0,,,, Berliner Scheffel. 
den Schmieden ausbeſſert. — 4. DeutihBaltje, f., Rufe in Bejtalteines halben Faſſes, 

Bahnhof, m.,frz. embarcadere, m., station, f.,gare, f., | meijt durch Querzerſägen eines foldhen gewonnen, 
engl. depot , station (in Amerika terminus), eine ſolche Bain, m., frz., 1. Sad (.d). — 2. B de mortier, b. 
Eijenbahnftation, welche inder Reihedermehr od. weniger | de chaux, Mörtelbad, Kalfbad. Magonner en b. heißt 
volljtändig mit Verfehröräumen, Plätzen, Auf: und Abs | dergejtalt mauern, daß man jehr reichlich Mörtel giebt, 
ladevorrichtungen ee. ausgejtatteten Stationen einer@ifen= | worauf der in dieſes Mörtelbad mehr hineingeworjene als 
bahn den erjten Rang einnimmt, und meijt im Gegenjaß | gelegte Stein im Mörtel „erjäuft“. So zu mauern gilt 
zu Güterjtationen ohne Perjonenverfehr od. Haltejtellen | meiit als Fehler und ift nur in gewiſſen Füllen gerecht: 
ohne &üterverkehr(f. d. betr. Art.) ſowohl für Berfonen= als | fertigt. Ein eigentlich technijcher Musdrud für dies Ver- 
Güterverkehr im weitejten Sinn, aljo für Aufnahmen. Abs | jahren eriftirt im Deutfchen nicht; j. Bad IL. c. 
gabe von Berjonen, Sepäd, Eilgütern, Fradıtgütern, Roh— Baisement, m., frz. (Mathem.), die Tangirung, das 
produften u. Vieh, beftimmt ist. Nur ausnahmsweie, u. | Zufammentreffen zweier Linien, zweier Kurven, in einem 
zwar bei. in großen Städten, werden da, wo ungewöhn= | Buntt. 
lic umfänglicher Verlehr jtattfindet oder erwartet wird, | Bajou, m., fr}. (Schiffsb.) Oberbret des Steuerruders 
entiprechend große Arealflächen aber nicht zur Verfügung | an Flüußſchiffen. 
iteben, bejondere Perſonenbahnhöfe, Güter ahnböfe, Bro, Bajoue, f., frj., 1. Badenverftärfung an Maſchinen. 

Mothes, Illuſtr. Bausteriton. 4. Aufl. I. 29 


— 4. frz. voie, engl. set, Zwiſchenraum der abwechjend 
links und rechts gebogenen Zähne eines Sägeblattes. — 
5. Bertiefung, welche der Draht beim Durchgehen durd) 
die Walzen hinterläht. — 6. Diejenige Fläche des Schleifz 
jteins, welche vorzüglich zum Schleifen dient. — 7. franz. 
voie, engl. path, j. v. w. Strombahn, Laufbahn, Fahr: 
brüde, Rferdebahn, Eiſenbahn, Auflauf ꝛc.; f.d. betr. Art. 
— 8, (Bergb.)Nutb, in welcher die Räder des Lauffarrens 
gehen. — 9.B. beim Ziegelwerfen, j. Preſſe. — 10. frz. 16, 
ım., engl. breadth, bei Tapeten, Vorhängen ꝛc. mat der 
einfachen Breite eines Zeuges; zu Bededung diejer Wand 
brauchen wir 6 Bahnen Tapete. 

Bahndamm, m., j. d. Art. Eijenbahndamm. 

Bahnenmauerwerk, n., Mollungmauer, f., vermuth: 
lich aus app. en moellon entitanden. Maueraus halbbe— 
hauenen Bruchjteinen, mit Schichtungen, die aber nicht 
ep laufen. 


— — — — ——— — — — 





Bajoyer J 


22 


6 Balancier 








— 2. Baden des Bleizugs. — 3. Dämmchen auf Fluß— 
ufern x. 

Bajoyer, m., bajoy@re,f., frz. (Wajjerb.), 1. Schleu⸗ 
jenwand, Seitenmauereiner Schleufe. — 2. Flügelmauer | 
einer Brüde, 

Baitze, Baise, f., ſ. Beige. 

Bake, f., ſ. Baale. 

to bake, a. v., engl., baden, brennen, baked brick, 
Baditein; baked clay, gebrannter Tbon, Terracotta, 

Baking, burning, s., engl., 1. das Brennen, Baden, 
Beichiden desDfens.— 2. Der Brand, der Sap, die Menge 
des auf einmal Gebrannten. 

Balaam, Salam, perſiſche Herberge. 

Balai, m., fr3., 1. Bejen. — 2. Anneßer (]. d.). 

Balance, £., jranz., engl. balance, die Wäge; b. ordi- 
naire, Balfenwäge; b. romaine, engl. roman b., steel- 
yard, Schnellwäge ; b. &ı bascule, Brüdenwäge; b.ares- 
sort, engl. spring-b., ederwäge; b. hydrostatique, das 
Ariometer. 

Balance-bridge, s., engl., die Wippbrüde. 

Balance-gate, s.,engl. (Wafjerb.), das Drebtbor einer 
Schleuſe. 

Balaneier, m., franz., 1. urſprünglich der Balken der 
zweiarmigen Wäge. — 2. Balancier de pompe, Pumpen 
ſchwengel. — 3. B.hydraulique, Schwengel eines Kunſt— 
geitänges. — 4. Wägbaum * Sägemaſchine. — 5. B. 
a vis, Schraubenpreſſe; b. du b. a vis, Schwunghebel der 
Schraubenprefje; b. decoupoir, Stoßwerk, Kniepreſſe, 
Prägmaſchine. — 6. Ein in Hüttenwerten mit doppeltem 
Balggebläje an beiden Blajebälgen angebraditer, in der 
Mitte befejtigter Wägebalten, welcher die Dedel beider 
Bälge abwechjelnd Gebt und niederdrüdt. —7. B., deutid) 
aud) Balancier, Wägebaum (veraltet), engl. beam, work- 
ing beam, side- 
lever, Vorrich— 
tung zur ®er- 
wandlung der 
geradlinig = ſenk⸗ 
recht hin und ber 
gehenden Bewe— 
gung der Kolben⸗ 
jtange b. Dampf⸗ 
maſchinen, in die 
rotirendederflur: 
belwelle, wobei 
im allgemeinen | 
allegleitende Rei—⸗ 
bung vermieden 
und nur Zapfen— 
reibung vorhan—⸗ 
den iſt, indem der Mechanismus kein zwiſchen geradlini— 
nen Geleiſen gleitendes Stück enthält, ſondern nur aus 
Hebeln und Stangen, ſogenannten Lenkern und Gegen— 
lenfern, beſteht, wo— 
durch die Konſtruk— 
tion einfacher u. we⸗ 
niger gewichtig ſein 
kann, als fie bei glei⸗ 
tender Reibung, beſ. 
an ſtürkeren Maſchi⸗ 
nen, ausfallen würde, 
auch das Anhängen 
der Bumpen bei fon: | 
x bdenfationsdampfma- 
ſchinen und der Ge— 
ftänge bei Schadt- 
pumpen bequem ge= 
ftattet. Freilich wird 
der eigentliche Zweck, die Geradführung, nicht volljtändig 
erreicht, indem der gerade zu führende Punkt dennoch 
in einer Kurve jchwingt. Unter den älteren Balancier: 














8 
Fig. as7. Balancier mit Gegenlenker. 





Fig. 388. Balancier mit Watt' ſchem 
Parallelogramm (Schema). 


Gegenlenker DE angreift, 
‚der feinen Drebpunft an 





fonjtruftionen fann man zwei Hauptarten, B.8 mit feitem 
Dreh: oder Schwingungspunft, und B.5 mit beweglichen 
Schwingungspuntt, richtiger beweglicher Achie, unter 
jheiden. In Fig. 337 und 338 find zwei Konjtruftionen 


der eriten Art veranichaulicht. In beiden Figuren iit C 
der feite Drehpunkt, richtiger Drebadhie, des gleiharmigen 


B.s. In FFig.337, welche dasSchema eines B.3 mit Gegen⸗ 
lenter zeigt, iſt das fidhtbare Ende D des B.8 mit einer 





Fig. 339. Balancier mit Watt' ſchem Parallelogramm (ausgeführt). 


Stange (Zenfer) DB und dieje wieder mit einer zweiten, 
um einen feſten Punkt A ſchwingenden Stange (Gegen: 
lenter) B A verbunden. An dem Lenker DB ijt in der 
Mitte bei E die Kolbenſtange K angehängt. In Fig. 338, 
B. mit Watt’jshem Parallelogramm, ijt der ſichtbare 
Balancierarm C D mit einem aus zufammenjdarnirten 
Stangen gebildeten beweglichen Barallelogramm DA B 
D' verbunden u. die Kolbenjtange K ift bei A angehängt, 
während bei B nod) eine 
Pumpenſtange P Platz 
findet. In Fig. 339 iſt die 
Anordnung nur wenig 
anders. Hier iſt O der 
Drehpuntt des B.s, A der 
Angriffspunft des Gelenk⸗ 
itüdes A B, das bei B mit 
der Kolbenjtange verbun— 
den iſt, an welche bei E der 





dem Gelenkſtück C D bat, 


Fig. > Ss 
iFbi lancier mit bewegl. j 
an welchem bei F die Bum- Balancier mit bewegl. Drebp 


penſtange angehängt ift. O, Fund B müſſen eine gerade 


Linie bilden. Die VBerbindungsitange DB vervollitäne 
digt das Parallelogramm A C DB und dient dazu, die 
BunfteDu.B in gleiher Entfernung zu halten. Dadurch, 
daß bei Pnoch ein Gelenk ist, wird die bei Anordnung nad) 
Fig. 338 merkbare Abweichung der Kolbenjtange von der 
geradlinigen Bewegung vermindert. Fig. 340 zeigt einen 
. mit beweglichem Drehpunkt, indem hier der einarmige 
Hebel D G jeinen —__, 
Scwingzapfen in 


einem zwiſchen 
Führungen gleiten 


denKlotz Ghat, wäh⸗ 
rend außerdem noch 
ein um den feſten 
Punkt Aſchwingen⸗ 
der Gegenlenker A 
D vorhanden iſt. 
Die Kolbenſtange 
K iſt bier direkt am Ende D des B.3 angehängt. In Fig. 
341 u. 312 iſt eine einfachere Konftrultion in zwei Modi⸗ 
fitationen dargejtellt; diejelbe ift in neuerer Zeit vom In— 
genieur Nehrlich erfunden worden und zeichnet fich durch 
Einfachheit aus. C D ift wiederum der aleiharmige, um 
den fejten Punkt C jchwingende B. und K die damit ver- 
bundene Kolbenſtange. Dieje hat an ihrem Ende eine 





— 


Fig. 311. Balancier nach Nehrlich. 


Balaneier 227 Balaneier 


Schleife, womit jie ein Gleitftüd umfaht, in welches ein | elliptiihen Scheibe mit Verſtärkungsrippen. — Zur Kon— 
am ®B. befeftigter Zapfen eingejtedt iſt, jo daß er fich | jtruftion jehr großer B.s wird häufig Eiſenblech verwandt; 
darin drehen kann. Außerdem iſt Die Schleife des Kolben= | es liegen dann die Bleche kreuzweiſe über einander u. find 
jtangenendes durch eine jeitliche Verlängerung noch mit | an den gemeinichaftlichen Stellen durch Nieten verbunden. 
einer Heinen, am B, angreifenden Zentitange BD oder | Ein 9 von bedeutendem Gewicht wirkt, ähnlich wie ein 
B D‘ verbunden. Im Punkt B fan auch noch eine Pum- 











Fig. 344. 





Dig. 342. Balancier nah Nehrlich. 





penftange P angehängt werden. Alle diefe Borrichtungen 
führen aber, wie oben erwähnt, nicht genau, fondern nur 
angenäbert gerade. 

Eine Konftruftion, welche diefen Fehler nicht bat, aber 
freilich etwas fomplizirter ift, wurde vor einiger Zeit vom 
Techniler Ljubomir Kleritj erfunden. Sie ijt auf den geo— 
metriihen Sab gegründet: wenn man eine ! 
Gerade jo bewegt, daß die Enden derjelben auf f 
den beiden Schenteln eines rechten Winfels 
gleiten, bejchreibt der Halbirungspunkt diejer 
Geraden einen Kreis, deſſen Mittelpunft mit 
dem Scheitel des Winkels zufammenfällt und 
deſſen Durchmeſſer gleich der Geraden iſt. Will 
man num das eine Ende ce in Fig. 313 einer 
($eraden ec d jenfrecht führen, jo muß man 1. 
den Halbirungspunft b der Geraden, die durch 
die Lenkſtange ce d repräjentirt wird, mit dem 
Sceitel a des rechten Winkels durch einen 
(Segenlenter a b verbinden, um dadurd) zu be- 
wirfen, daß jich der Halbirungspunft b im 
Kreiſe um a bewegt, und 2. dem andern End» 
punft d der Geraden eine horizontale Führung 
geben, deren Richtung durch den Bunft a geht, 
jo daß ca dden rechten Winkel darftellt, auf 
deſſen Schenteln die Berade e d gleitet. Voraus: 
ſetzung ift hierbei, daf die Horizontalführung 
des Punktes d ohne gleitende Reibung bewirtt 
wird; dies geichieht auf folgende Weiſe. Mit 
dem Ende d der Lenkitange ce dijt ein Zahn 
jettor o verbunden, der mit zwei nach außen 
itehenden Zapfen e e und mit zwei nad) innen 
jtehenden Zapfen d d in der Weiſe, wie Fig. 314 
andeutet, verjehen ift. Ferner iſt beiderjeits 
mit den Zapfen e e ein kurzer Center verbun- 
den, der jeinen fejten Drehpunft in einem am 
Geſtell des B.8 befejtigten Lager findet, jo daß LU; 
beide Lenter e f gewiffermapen ſchwingende — — 
Murbeln bilden. Der Sektor o fteht mit einer 
fonfav eylindriſchen, kurzen Fahnſtange hi 
in Eingriff, deren Halbmeſſer gleich 2 de — 2 
eo fift, u. deren Mittelpunkt in fliegt. Da nun 
du. fin der Beripherie des Kreiſes do Fliegen 
und e um ffich dreht, während o aufhi Hi 
fortwälzt, fo beſchreibt der Bunft deine Hnpocy-= 
floide, die aber in diefem Fall in eine Gerade j 
übergeht, und weil d und fin einem Niveau liegen, fo iſt Schwungrad, zugleich als Kraftſammler und ertheilt da- 
dieje Gerade auch horizontal. Die Verzahnungen des Set: | durd) der Majchine einen gleihmähigeren Gang ; da aber 
tors und der Zahnſtange od. des Gegenſeltors müſſen jehr | eine Balancierdampfmaichine viel Pla fordert, da ferner 
jorgfältig gearbeitet fein, damit feintodter Gang jtattfindet. | die Verbindung von zwei Maſchinen, deren Kurbeln unter 

Meift werden die B.8 von Gußeiſen angefertigt, jelten | einem rechten Winkel jtehen, in viel höherem Grad Gleich— 
aus Holz ; fait immer haben fie die Form einer ſehr langen | mähigfeit der Bewegung liefert, jo hat man bei vielen 

29° 


Fig. 343. Balancier nad) Ljubomir Mleitj. 





Balancieradfe 


228 


Balg 





Arten von Dampfmafchinen (3. 8. bei den oscillirenden) 


den B. bejeitigt; bei Maſchinen von großen Dimenfionen 
u. Effekten, 3. B. bei der Woolfſchen Expanſionsmaſchine, 
it der B. beibehalten worden. 

8. Bei Waſſerſäulenmaſchinen kommen auch B.s vor, 
u. zwar iſt ein ſolcher bei den zweicylindriſchen gleichfalls 
ein zweiarmiger Sebel, der die beiden Treibtolbenjtangen 
mit einander verbindet. Bei den einchlindrijchen Waſſer⸗ 
ſäulenmaſchinen unterscheidet man mechaniſche u. bydraus 
liſche B.8; der eritere ift wieder ein ähnlicher Hebel, bei 
welchem durd Gewichte cine die Bervegung des Ktolbens 
unterjtügende Kraft erzeugt ift; der hydrauliſche B. da— 
negen beſteht in einer Vorrichtung mit Röhre, in welcher 
ſich eine Wafjerfäule anſammelt, welche ähnlich balaneirend 
wirft, wie beim mechaniichen die Gewichte, [Sche.] 

Balancierachſe, f., frz. axe m. du balancier, ſ. d. vor⸗ 
berg. Art. unter 7. 

Salanrierdampfmafcine, f., frz. machine à balan- 
cier, engl. beam-engine, ijt eine Dampfmaschine, welche 
einen Balancierhat. Man kann die Dampfmaschinenarten 
eintheilen in folche, wo die Kolbenjtange auf den Balan- 
cier wirft, und in folche, wo die Kolbenftange in eine 
nähere Berbindung mit der Kurbel gebradjt ift; 5. d. Art. 
Balancier und Dampfmaschine. [Schw. 

Balanrirbalken, m., ſ. v. w. Balancier (j. d.). 

Balanrirgewidht, n. (Maſch.), nennt man Gewichte, 
die einer andern Maſſe das Gleichgewicht halten, u. zwar 
ist dies ihreinziger Zweck; fie wirken meist an einem Ende 
eines ziweiarmigen Hebels; ſ. im Art. Balancier 7. Be. 
bei Fördermaichinenbalanciers werden B.e angebracht, 
um das Seilſtück zwiſchen Korb und Seilſcheibe zu unter— 
jtügen. [Schw.] 

Balanrirklappe, f., Salanciroentil, n. (Hydr.), von Be- 
lidor erfundenes jcheibenförmiges Klappventil, von Me— 
tall gefertigt, defjen Bewegungsachie etwas ercentrifch iſt; 
das andringende Wafler hebt die größere Hälfte der 
die dann bei gemindertem Drud von ſelbſt wieder 
zufällt. 

Balandre, f., fvz., ital. balandra, f. (Schiffsb.), der 
Kutter; .d. u. Bilander. 

Bnlanos, m., gried). BxAzvos, eig. Eichel, bei. im griech. 
Alterth. ein länglich= rundes Eifen, welches beim Ber: 
fchliehen durch den vorgejchobenen Riegel(Mochlos) in den 
Thürpfoften, d. b. in ein darin befindliches Loch griech. 
BaAavoösen)geichoben u. beim Offnen der Thüre mit einem 
Hafen od.Scylüfjel,Balanagra, wieder herausgezogen ward. 

Balaou, m., frz. (Schiffsb.), der Schoner (j. d.). 

Balast, m., frz., j. Ballajt. 

Baläta, m., im Orient ſ. v. w. Judenviertel (f. d.). 

Balbaum, m., j. v. w. Weide (f. d.). 

Balbide, f., griech. BaRßiz, lat. ereta, Auslaufslinie 
im Hippodrom; j. unter d. Art, Cirkus. — 2, Stufe. 

Balcke, f., ſ. Balken. 





abwärts etwas Fall erhalten u. etwas tiefer liegen als die 
Zimmerfußböden. Sehr zu verwerfen, obgleich leider nod) 
immer bier und da angewendet, ift die Auflegung des Bal— 
confuhbodens auf zwei ob.mehrere durch die Mauer gehende, 
durd Tragfteine unterjtügte Gefhohbalten, welche dann 
ſehr leicht abfaulen. Ein mit Seländer verjehener Aus— 
tritt über einer Borhalle, einem Gartenjalon oder auf 
Pfeilern und Säulen heißt nicht eigentlich B., fondern Al— 
tan, Man verwahrt die Umfaſſung des Bes mit durch— 
brochenen fteinernen, eifernen oder hölzernen Geländern. 
Bededt nennt man ihn Erfer (f.d.), und er gebt dann mit- 
unter durch mehrere Geſchoſſe durch. Vgl. auch d. Art. 
Wallgang, Trompetergang x. Man nennt auch die 
zwiſchen die Gewünde von bis zum Fußboden verlängerten 
Fenſtern eingefepte durchbrochene Brüftung B., ſ. d. Art. 
Balconfenter3. — 2. Früher hießen in Theatern die Pro— 
jceniumslogen B.8; jeptnennt man ſo die unterſte Galerie, 
welche jich vor der erſten Logenreihe herumgieht. — 3. frz. 
galerie, engl. balcony, stern-gallery, aud) Adıtergalerie, f. 
‚(Sciffsb.), bei großen Schiffen ein unbededter Gang am 
Hintertheil des Schiffes. [.Ms.] 

Balconfenfer, n., Zöllerfenfer, 1. frz. fenötreouvrante 
sur en balcon, engl. balcony-window, ein Fenſter, wel— 
ches nad) einem B. hinausgeht. — 2. Eigentlich Balconthüre, 
fra. porte-croisee, f., aufeinen B. hinausführende Thürr, 
j. Balcon 1. — 3. fr. fenötre& balcon, beſſer vielleicht Fen—⸗ 
jterbalcon zu nennen, ein Tyenfter, das bis zum Fußboden 
verlängert u. miteinem kleinen, blos die Breite des Fenſters 
habenden, wenig ausladenden Balconverjchen iſt; die Tiefe 
eines ſolchen Balcons darf nie unter 50 cm. von den Flü— 
geln des Fenſters aus jein, jo daß man aud) bei geichloj- 
jenen Flügeln bequem ſtehen kann, jonft verdient er den 
vielfach folden Balcons gegebenen Spottnamen Quetſch⸗ 
balcon. Ein ſolches B. muß stets breiter als die daneben 
liegenden gewöhnlichen Fenſter jein, weil es ſonſt, im Ber: 
ı gleich zu denjelben, zu ſchlank wird; doch muß man es dann 
‚ auch ganz abweichend v. den übrigen detoriren u. womöglich 

das ganze Feld, das Balconfeld, als Riſalit oder doch als 
‚ befondern Theil der Façade behandeln. Da durch joldhe 
B. ſehr leicht Wafjer und Kälte in das Zimmer dringt, 
durch das Einſetzen einer falſchen Brüftung für den Winter 
aber der Balcon für die ganze Dauer des erjteren unbe- 
nugbar wird, jo kann man jich eben nur durch ſehr jorg: 
fältige Konftruftion der Thüre felbjt Süßen. [Ms.] 
Baldachin, m., fr}. baldaquin, m., früberbaudequin, 
| engl. baldachin, früher baudekyn, 1. reichgejtidter ſei⸗ 
dener Stoff, von Baldat, wie Babylon im Mittelalter ieh, 
' oder von Bagdad, ital. baldaccho, jo genannt, daher ein 
aus jolhem Stoff hergeſtellter Prachthimmel, Brunthim= 
mel (f. d.), iiber einem Altar, Erpofitionsthron, Biſchofs— 
jtuhl, Thron, Kanzel, Bett, Grab, Katafalt ıc.; auch die 
Tragbimmel, Frohndächer wurden fo genannt, daber 
Manche das Wort B. von Walldach ableiten wollten, ſ. d. 








Balcon oder Balkon, m., 1. frz. balcon, engl, balcony, | betr. Art., vgl. auch d. Art. B. in M. M. a. W. — 2. Nicht 


ital. balcone, Tat. balcones, m. pl., maenianum. Das | ganzforreft nennt man jo auch die fejten Altarüberbauten, 
Wort, ſchon 1357 vorlommend, jtammt vom altdeutichen u. | j. d. Art. Ciborium und Altarüberbau,. — 3. Das von 
mittelalt. lat. balcho, Balfen, nad) einer frz. Theorie je= | Konſolen getragene Dächlein über einer Statue, f. d. 


doc) vom perjischen bal-khäum, Obergeſchoß, Obertheil 
der Wohnung. Der B. ift ein an der Aufenjeite eines Ge— 
büudes angebrachter unbedecter Nustritt, inder Negelvor 
einem zur Thür verlängerten Fenſter des Hauptgeſchoſſes 
gelegen, oder auch an mehreren, auch wohl vor der ganzen 
Facçade ſich hinziehend, und dann fortlaufender B., Trom— 
petergang, franz. méniane, f., engl.long balcony, trum- 

eter’s round gen. Meijt ruht der Fußboden des B.s auf 
R ragfteinen, die ind. Mauer eingebunden u. m. Steinplat= 
ten überdedt find; wo Stein zu theuer iſt, kann man ſchmiede⸗ 
od. gußeiſerne Träger anwenden u. mit Steinplatten oder 
Eifenplatten überdeden. Wenig Dauer bietet hölzerner 


Art. Obergehäufe. 

Baletre, f., frz., Gußgrat von bedeutender Höhe. 

Balevre, £., 1. Unebenheit der Mauerflucht, welche ent- 
fteht, wenn ein windichiefer Stein über den benachbarten 
vorjteht, dafern der Borjtand gering und nur ander Fuge 
fichtbar ift; auch ausgeiprungener Steinfplitter an einer 
Fuge. — 2. Unebenheit an nicht genaupaſſenderFormnaht, 
nicht zu verwechſeln mit balätre, 

Balg, m., 1. frz. gousse, engl. slough, eig. jeder hole, 
weiche, zur Hülle eines andern dienende Körper. — 2. frz. 
soufflet, m., engl. bellow, ital. mantice, implur. Bälge 
oder Balgen, j.v.w. Blafebalg (j. d.) u. Gebläſe, d. b. der 


Fußboden ; wenigitens muß derjelbe dann mit Zink oder | Raum, wo man die Luft, welche dem fFeuerzugeführt wer: 


anderem Metall belegt jein, jedenfall® muß er vom Haus 


den joll,anfammelt u. verdichtet, damit fie dann in ſchneller 


Balgarım 





im Gegenſatz zu der Art, wo Waſſer die Stelle des Kolbens 
vertritt, ijt die Holbenbewequng entweder gradlinig oder 
abjegend freisförmig; bei der eriten Gattung ſteht die 
Wandung des Balges feit, bei der freisfürmigen Bewe— 
gung aber beſteht der Kolben ſowie die zwei mit demſelben 
unter einem ſpitzen Winfel zufammenftoßenden Wände 
aus Bretern, die anderen Wände hingegen aus einem mög— 
Licht Dichten, aber biegiamen und in Selten gelegten Stoff. 
Während der einen Richtung der Bewegung öffnet ſich eine 
Art von Bentilen, während eine andere Art ſich jchlicht, u. 
zwar dienen diefe beiden Arten dazu, um 1. äußere Luft 
in den luftlceren Raum des Balgeseinftrömen zu laſſen, 2, 
diefe Luft durch die Balgdeute (j. d.) dem Feuer zuzu— 
führen. Wird nun die Luft nur bei der einen Richtung der 
——— d. h. nur auf einer Seite des Kolbens, 
eingeſogen, iſt alſo nur ein B. vorhanden, jo heißt das Ge: 
bläje einfach wirkend; wird die Luft aber auf beiden Seiten 
des Kolbens abwechjelnd, aljo bei beiden Richtungen der 
Kolbenbewegung eingejogen, reip. ausgejtohen, ſind daher 
zweiBälge angebradıt,jo heißt dasGebläſe doppelt wirkend. 
Zu den Gebläſen mit geradliniger Kolbenbewegung ge— 
hört das Kaſten- u. das Cylindergebläſe, auch Windlade 
genannt, bei welchem ſich in einem Kaſten, reſp. Cylinder, 
ein Kolben in derjelben Weiſe bewegt, wie der Kolben im 
GEylinder der Dampfmaſchine. Hier ijt der bewegliche 
Kolben zum luftdichtern Verſchluß mit einem Liderungss 
ring verjehen. Beiden ledernen Kaſtenbalgen iſt hingegen 
der Kolben jehr häufig feit an dem gefalteten Mantel des 
Kaftens; das ganze Gebläje hat die Form der Ziehhar— 
monifa, der Mantel legt jich zufammen, um die Yuft auss 
zuſtoßen. 

Bei den Spipbalgen findet abſetzend kreisförmige 
Bewegung ftatt, die Bälge haben mehr Ähnlichteit mit den 
Blajebälgen in unjeren Zimmern, beſ. bei den ledernen 
Spißbalgen, frz. soufflet de euir, engl. leathern bellows. 
Bei den ganz hölzernen Spigbalgen, auch Schwinderling, 
m., fr}. souffletpyramidal, s.a charniere, engl. wooden 
bellows, hat der Kajten ringsum feite Wände und die Ge— 
jtalt eines Prisma von freisausichnittiörmigem Quer— 
schnitt; je nachdem ſich nun der Kaſten oder der Kolben um 
eine feite, in der jcharfen Stante des Priama angebrachte 
Achſe dreht, unterfcheidet man zwei Arten, und zwar heißt 
die legtere Art mit feitem Kaſten u. drehbarem Stolben auch 
Windholmgebläfe — Weisbad giebt im 3. Theil 
feiner Mechanik (S. 1009 und 1010) Abbildungen für 
doppeltwirtende Leder: u. Cylinderbälge; j. aud) d. Art. 
Blajebalg und Gebläje. (Ms.] 

3. Bei einer Orgel liegen gewöhnlich mehrere Bälge 
neben einander, welche den Wind gemeinschaftlich in einen 
Kanal blajen, der ihn der Orgel zuführt; man jeßt die B. 
gewöhnlich durch als Hebel wirtende Balken, weldye ein 
dazu beitimmter Dann (Balgtreter) tritt, in Bewegung, 
bei ganz Heinen Werfen aber werden jie durch Riemen 
gezogen oder mittels einer Kurbel emporgehoben. | Ms.) 

Balgarım, ın., Balaferzel, m., die hinten hervorragens 
den Hölzer der Blajebälge, in der Regel nur Berlänge- 
rungen der Balgbreter, der beiden jtarten Breter des Blaſe— 
balges, wovon das obere, der Balgderkel oder Balgmantel, 
durch den Balgfchywengel (j. d.) bewegt wird; das untere, 
der Balgboden, ruht bei fejtitchenden Blajebälgen auf dem 
Balggerüfl, frʒ. treteau, m., engl. bellow's frame. 

Balgbork, m., eine Säule, an welcher der Balgſchwen— 
gel (f. d.) befeftigt iſt. 

Bualgdeute, Balgdüfe, Kalgdenpe, Balgdiefe, Balgliche, 
Balglike, Blasdenie, f., Balgrohr, m., fr}. buse, tuyöre, f., 
canon, m., engl. tue-iron, twier, tweer, nozzle, nose- 
pipe, 1. cine meiſt blecherne Röhre, welche den Balgtopf 
(5. d.) verlängert, die Luft aus dem Balg ausläßt u. nad) 
ihrem Bejitimmungsort, 3. B. in den Herd, führt: 2. ble— 
cherner Dedel an diejer Röhre, eine Art Bentil, welches 


229 
Strömung auf das Feuer wirfe, Bei den Kolbengebläfen, 








zu Kühlung der Geſchützläufe durch Begiehen ıc. — 2. frz. 
ravine, engl. ravine, gorge, Kanal oder Riß, den ſich 
fließendes Waſſer jelbjt gebildet hat, 

Bnlgkammer, f.. Balghaus, n., der Berichlag bintereiner 
Orgel, in weldyem die Bälge liegen, zu unterscheiden von 
der Baltenfammer. 

Balgkopf, m., oder Balghaupt, Balgſchloß, m., hohles, zu: 
geipiptes Holz am vorderen Theil des Blafcbalges, an 
welches die Balgdeute befeitigt wird. 

Balgleifte, f., hölzerne Stäbe, welche an der inneren 
Seite ded Yedermantels am Blajebalg über dem Bügel 
angeſetzt werden. 

Balglinie, f., die krumme Linie, nad) der die Wellen: 
fühe zu Bewegung der Blafjebälge mittels einer Welle 
fonjtruirt werden. : 

Balgluftklappe, f., Balgventil, n., die Luftklappe am 
Boden des Blajebalges, durch weldye, wenn die obere 
— gehoben wird, die Luft eindringt (j. Balg 2 und 

entil). 
Balgprüfer, Windmefler, Gebläfemeffler, m., eine Vorrich— 
‚tung, mittel® der man die Menge der aus einem Blaje- 
balg jtrömenden Luft vermöge des Drudes berjelben 
auf eine Quedjilbers oder Wajferjäule miht; j. Mano- 
meter. 

Balgrad, Blasrad, Gebläferad, n., einzu Bewegung der 
Blajebälge dienendes Wailerrad. 

Balgſchwengel, m., Balgenflange, f., Balgwippe, £., franz. 
branloire f. du soufflet, engl. rock-staff, ein um eine 

| am Balgbod befejtigte Welle beiwegliches Holz von 6 bis 

| 7 m. Yänge über dem Blajebalg, welches auf der cinen 
Seite mit Steinen beſchwert iſt; indem dieſe Seite nieder: 

| gedrückt wird, hebt die andere Seite den vorher durch Men: 
ſchen- oder Maſchinenkraft niedergedrüdten Balgdedel, 
jobald z.B. der Däumling der Balgradwelle den Balgſchemel, 
d. h. den Anjag des Dedels, verlaffen hat, wodurd) der 
Blajebalg wieder Luft einjaugt. 

Balisage, m., frz., das Auslegen von Baaken ıc. — 
früher hieß jo die Reinigung und Regulirung der Fluß: 
betten. 

Balise, f., jr;., 1. Baafe, Boje xc., j. d. betr. Art. — 
2.j.v. w. Leinpfad (f. d.). 

Balistrarium, n., balistraria, f., lat., treuzförmige 
 Schiehicharte für Armbruſtſchützen; ſ. M. M. a. W. 
' Bgl. auch d. Art. Bretöche. 

Baliveau, m., frz., 1. Laßreis (ſ. d.) — 2. Rüftitamm, 
ı Rüftftange; ſ. d. Art, Gerüjt. 

Balie, f. (Seew.), j. d. Art. Balge und Baille 4. 

Balk,baulk, £., engl., 1. Ballen (j. d.). — 2. (Bergb.) 
Verichmälerung eines Jünet 

Balken, m., Balke, f., Trahm, m., in Bayern u. Tirol: 
Aus, m., altniederd. Affel, £., frz. poutre, solive, f., bau, ın., 
engl. beam, balk, baulk, lat. trabes, ital. trave, jpan. 
trabe, 1. Nichttechnifer pflegen jo jeden vierlantig be= 
bauenen Stamm, Baum ꝛc. zu nennen. — 2. In der Alc- 
hanik und Maſchinenkunde jeder längliche Körper von be— 
liebiger Yängengejtaltung und Querichnittsform, auch 
von beliebigem Material, der irgend etwas zu halten oder 
zu tragen hat. — 3. (Hüttenw.) Ballen eines Hohofens, 
franz. pont, autel, m., engl. bridge, ſ. v. w. Feuerbrücke 
(5. d.). — 4. In der Bantechnik wird die Benennung aus- 
ichliehlich angewendet auf wägerecht liegende, auf beiden 
Enden, öfter auch dazwiſchen unterjtiite, annähernd od. 
ganz prismatische Körper, die dazu dienen, eine Oeffnung 
ı od. einen Raum zu überdeden, rejp. einen darauf ruhenden 








Balken 





ein Bebälfe od. eine Baltenlage (j.d.)- Dan untericheidet: 

I. Nach der Lage inden Bejchofien : Kellerbalken, Ge— 
ihohbalten, Dachbalten, Kehl- u. Hain oder Hahnballen. 

A. Kellerbalken, frj.poutre de cave, engl. cellar-beam; 
j. darüber den Art. Baltenfeller. 

B. Gefhoßbalken, frz. poutre d'etage; dieſe bilden die 
Untergebälte, Gefhoßgebälfe, Stodwertögebälfe od. Zwi— 
ichenbaltenlagen. Ihrer Funktion nad) zerfallen fie in 
a) Bundbalten, Randbalten, franz. poutre d’un assem- 
blage, poutre portante une charpente, in welde jid) 
die Säulen und Bänder einer Fachwand einzapfen; b) 
Siebelbalten, welche unmittelbar an den Giebelmauern 
anliegen; ce) Streidhbalten, Streif- (Scheide=) oder Ort— 
balten, welche neben die majjiven Scheidungen oder Um— 
fafjungen zu liegen kommen u, etwas weniger Stärfe als 
Bands und Biebelbalten erhalten; d) Bindebalten, franz. 
solive de toute portée, engl. bind-beam, j.d. Art. Bin- 
derbalten; e) leere Ballen, Leerbalten, poutre ou solive 
de remplissage, engl. common beam, welche außer dem 
Tragen des Fußbodens feine weitere Funktion haben, 

©. Dadhbalken, m., frz. poutre de ferme, engl. roof- 
beam, in den oberen oder Dadıgebälken hat man a) Dad) = 
binderbalten  maitresse-poutre de ferme,engl.chief- 
beam, auf welche ſich direft das Bindergejpärre(Dachbins 
der, j. d.), indireft aljo alle zum Quer- und Längenver— 
band des Dachwerkes beitimmten Hölzer aufjegen, und 
welche meijt zugleich als Zugbalten, fr}. entrait, tirant, 
m., engl. tie-beam, auch verhüten, daß der Sparrenſchub 
ji den Mauern mittheile, Sie werden dann auf Zer— 
reihen u. Berbrechen zugleich in Anspruch genommen u. 
dienen dazu, den Schub in vertifalen Drud zuverwandeln; 
damit diefernunnicht blos auf die unmittelbarunter ihnen 
befindlichen Theile der Mauer wirkte, legt man fie auf 
Mauerlatten. Mehrdarüber j. unter Balfenlage u. Dad). 
b) 2eerbalten liegen, wo fie vorhanden find, gleich den 
Binderbalfen aufden Mauerlatten, haben aber auferdem 
Fußboden blos das einzelne über ihnen ſtehende Leerge— 
jpärre zu ar ce) Sratbalfen, fr}. coyer, engl. arris- 
beam, und Stehlbalten, bejjer Eintehlbalten, frz. coyer 
de noulet, engl. valley-beam, liegen ichräg in der Balten= 
lage (j. d.) und empfangen die Grats reip. Kehliparren. 
d) Stihbalken, m., franz. blochet, m., solive retroussee, 
engl. dragon-piece, hammerbeam, Gratjtichbalfen, frz. 
coyer retrousse, engl. hammer-arrisbeam, und Stich— 
balten des Gratballens, Sratbaltenftich, franz. embran- 
chement m. du coyer, engl. arrisbeam-brace, find ſämt— 
lich furze Baltenjtüde, welche an einem Ende in einem 
durchgebenden B. oder einem Wechjel eingezapft u. blos 
am andern Ende atıf die Maucrlatte (f. d.) od. den Wand- 
rahmen (Pfette) aufgefämmt oder aufgedollt find, und in 
welche, jo wie in die ganzen durchgehenden B. die Spar: 
ren, ſich die Schifter einſetzen. 

D. Kchlbalken od. Stuhlbalken, frz. second entrait, pe- 
tit entrait, entrait superieur, engl. collar-beam, ſind 
jolche, welche, auf dem Dachitußt rubend, mitden Sparren 
verbunden find und zufammen die Kehlbaltenlage bilden, 
alſo im Dad) jelbit ein Geſchoß abtheilen, deſſen Fußboden 
jie tragen. Man unterjcheidet hier wie beiden Dachbalken: 
a) Kehlbinderbalken, b)tchlleerbalten, e) Kehlgratbalten, 
d) Kehlſtichbalken, frz. entrait retrousse, engl. ham- 
mer-collar-beam, u. Kehlgratſtichbalken od. Stuhl— 
gratjtichbalfen; dieje fämmen ſich aufden Stublrahmen u. 
verzapfen fi) in den Sparren. Sind mehrere dergl. Kehl: 
baltenlagen, aljo mehrere Dahbodengeichofle, über ein- 
ander gejtellt, jo heißen 

E. die dem Firſt zunächit liegenden Hahnenbalken, Hain- 
balken, Spik- od. Kahenbalkeu, frz. faux entrait, engl. top- 
beam. Auch ihnen entiprechen Stich u. Gratitichbalten; 
dieje lämmen ſich auf den oberjten Stuhlrahmen und ver= 
zapfen ſich mit den Eparren. 


230 


Fußboden zutragen. Mehre Balten neben einander bilden 


Balken 


11. Nach jpezieller Funttion oder Yag 








e, ohne 





Nüdjicht auf das Geſchoß. 
A. Vollbalken oder Durdbalken, frz. poutre ou solive 
assante, die durch die ganze Gebäudetiefe Durchgeben ; fie 
Ed entweder ganze B. oder geſtückte, geſtoßene B., und 
theilen fich wiederum ein in:a) Binderbalten, Zug= 
balten oder Anterbalten, aud wohl Hauptbalken 
genannt, frz.tirant, poutre f. agrappin, engl.tie-beam, 
‚ chief-beam, principal beam, bind-beam. Dieje müſſen, 
ı da fie zur Haltung des Gebäudes dienen, aus dem Ganzen 
fein; an ihnen werden die Baltenanter (j. d.) befeftigt; 
‚man zählt hierzu in den Geſchoßbalkenlagen gewöhnlich 
die Bund» oder®Wandbalfen, indem Dad) die Dachbinder— 
balfen, jeltener die Ort- oder Giebelbalten, obgleich auch 
dieje aus dem Ganzen durchgehen müfjen, wenn irgend 
möglich. b) 2eerbalten, jr}. poutre de remplissage, 
poutrelle, engl. common beam, joist, Dieje können 
zwar gejtoßen fein, doc) vermeide man dies auch hier mög— 
lihjt, wenigftens bringe man den Stoß bei neben ein= 
ander liegenden nicht an derjelben Stelle und nie da an, 
‚wo der Ballen frei liegt. 

B. Unterbrodyene, unganze Balken. a) Abgewedielte 
oder ausgewedjelte B. Trummbalfen, franz. so- 
live enchevötree, solive bofteuse, engl. trimmed joist. 
Dies find B., die in derjelben Richtung liegen wie die 
durchgehenden, aber wegen irgend eines die Baltenlage 
durchichneidenden Körpers, z. B. einer Eſſe, einer Treppe, 
einer Aufzugsöffnungc., unterbrochen werden müſſen: fie 
werden in ein quer zwiſchen die beiden nädhiten Bollbalten 
eingelegtes Baltenjtüd (Wechjel, j. unten sub C.) einge= 
zapft x. und dadurd in ihrer Lage erhalten. b) Wed = 
ſelbalken, Schlüfjelbalfen, fr. solive d’encheve- 
trure, engl. trimming-joist. So heißen die VBollbalten zwi⸗ 
ſchen welche ein Wechſel eingeießt wird. c) Stichbalken, frz. 
blochet, m.,soliveretroussee, engl. dragon-piece, ham- 
 mer-beam, die zwar fajt nur in Dachbalfenlagen vorfom= 
men, dody auch in Geſchoßbalkenlagen vortommen fünnen ; 
fie werden ebenſo befejtigt wie die abgewechjelten B., find 
aber jtetö kürzer u. liegen mit einem Ende auf der Umfaſ— 
Jung des Gebäudes, rejp. in den Sparren. d) geſtoßene 
Leerballen, j. unter A.. b. 

C. Balkeuwechſel, Balkentrumm, n., Trumpf, m., Wechſel 
oder Shlüfel, franz. chevätre, lincoir, linsoir, m., engl. 
trimmer, mit beiden Enden in andere, gewöhnlich durch 
gchende B. verzapft oder verfaßt; in dieſelben ſind Trumm⸗ 
balfen od. Stichbalken eingezapft, welhedann aufden ent: 
iprechenden Mauerlatten oder bloßen Mauern aufliegen ; 
häufig werden dergleichen Wechjel bei Eſſen, Treppen— 
löchern 2c. angewendet und fönnte man jie alfo eintheilen:: 
a) Eſſenwechſel, b) Treppenwechſel, c) Schlotenwechiel. 
d) Zu den Baltenwechieln gehören gewiſſermaßen auch 
| die Fehlträme, Zwiichenbalfen, Dübelbalten, Spund- 

balten, Balfenbänderzxc.; j.unter Balkenlage, Baltendede 
und Dede. 

D. &räger, Eragbalken, fi}. maitresse-poutre, f., poi- 
trail, m., engl. girder, main-girder, bearer, ſolche, die 
nicht blos direft einen Fußboden, eine Zwiſchenwand od, 

einen Dachbinder, jondern andere Balfen und dadurd in— 














direftgröhere Laften zu tragen haben. Die hauptjächlichiten 
jind: a) Unterzug, Stüßbalfen, frz. sous-poutre, 
soupoutre, support, m.,engl.supporting-beam,sleeper, 
binding-intertie, jpan. madreviga, ein jtarfer ®., der 
zu Unterſtützung eines oder mehrerer frei liegenden B. 
quer unter denjelben oder diejelben gelegt ift, entweder 
freiod. durch Säulen ıc. unterftügt. b) Oberzug, Hän— 
gebalten, fr}. sommier, m.,engl.summer,suspension- 
beam, ftarfer B., der quer über die zu weit frei — —— 
B. gelegt iſt, welche dann mit Bolzen ꝛe. an ihn angehängt 
werden. c)Mauerbalten, Sturzbalken, Drifchü— 
bel, Driichemel, frz. poitrail deporteou defenötre, 
sommierdeporteete., linteau m.enbois, engl. wooden 


Dalken 





231 


Ballen 











lintel, jtarfesHolz, als Sturz übereine Thüröffnung gelegt 
u. beftimmt, einen Theil der Umfaſſungsmauer zu tragen. 

E.Brüdenbalken, diefelben find einzutheilen in Brücken⸗ 
träger, Straßenträger, Brüdenruthen od. Brücdenbäume, 
Ortbalten, Gleisbalten, Knaggenbalfen, Uferbalten ıc. 
Näheres j. in d. Art. Brüde, 

F. In der Kriegsbautunit kommen verjchiedene Arten 
von Balten vor, z. B. Sturmbalten, Batteriebalten, Bom— 
benbalten 2c.; ſ. d. betr. Art. 

III. Nach ihrer Gejtalt, Bearbeitung x. 

A. Gerade B. aus einfahen Holzitüden, 1. Ganzhol;- 
balkeu, fr. solivedebrin, engl.whole-stem-beam, round- 
timber-beam, d. h. einaus vollem, ganzem Stamm durch 
Behauen oder Abtrennen der Schwarten gewonnener B.; 
derjelbe iſt entweder a) ein vollfantiger B., Kantholzbal- 
ten, Edholzbalten, frz. p. & vive aröte, & bois vif, engl. 
squared beam, square-timber with shots, oder b) ein 
baumfantiger, mehrfantiger B., frz. flacheux, engl. dull- 
edged, rough-edged; ec) halbbaumtantig, frz. cantiban. 
Alle dieje B. find, wie gejagt, re Ar irz.lave, 


refait, engl. hewn timber, oder gefägt, franz. de sciage, | 


{. sawed timber. — 2. Halbholjbalken, frz. poutre ou 


eng 
‚durch einmaliges 


solive de refend, engl. half-timber 
Huftrennen des Stammes gewonnen, Solche B. find ent: 
weder vollfantig oder halbbaumkantig; Dr Liegt 
ein Halbholzbalten auf der Fläche, jo heißt er solive me- 
plate, engl. flat laid joist. — 3. Krenzholzbalken, frz. so- 
live de double refend, j. d. Art. Kreuzholz. — 4. Bei 
weiterer Bearbeitung können num diefe Balken nod) bes 
fondere Querjchnittgeitaltungen befommen, a) vollfantig, 
j. oben; b) veredter, beedter B., abgefajter B., frz. poutre 
ou solive &eornee, engl. canted beam, d. h. mit ver= 
brochenen Eden; e) verjtäbter B., fr}. p. quarderonnde, 
engl.beaden beam, d. h. mit Rundſtäbchen od. aud) an- 
deren Gliederungen auf den verbrochenen Eden verjeben; 
d) ausgefälzter B., frz. P. feuillee, engl. notched t., mit 
Falz zu Einlegung der Lagerhölzer od. des Fehlbodens 
verjehen; e) gejpindeter B., frz. p. A rainure, engl. groo- 
ved t., miteinerNuth zu Einjciebung des Fehlbodens od. 
der Windelhölzer verjehen. 

B. 8. mit nicht geradem Längenjchnitt, aber mit eine 
facher Holzftärte. 1. Bei größeren Spannmeiten, wo die 
zu Gebote jtehenden Stämme die durch die Spannweite u. 
Belaftung bedingte Baltenftärte (j.d.) aus einfacher Holz- 
jtärfefaum noch ergeben, ann man zunächſt die Tragfäbig= 


feit etwas vermehren, indem man von Natur krumm ge | 


wachſene Stämme mit der Krümmung nad oben legt; ein 
jolcher B. heißt dann Krümmer oder Krummbalten, 
fr3. poutre courbee, cintree, engl. bent beam, curved 
beam. — 2. In manden Fällen wird aud) die tünſtliche 
Krũmmung der B. nöthig oder vortheilhaft; ein jolderges 
bogener, gelerbter B., frz. p. courbée à l’allemand, engl. 
kerved beam bent upon the German prineiple, wird 
aber leicht fich wieder gerade zu biegen ſtreben dafern er 


richt armirt it; ſ. unten C.d. — Ganz flache Dächer fon» | 


jtruirt man häufig jo, daß man, ohne Sparren zu verwens 
den, die betr. B. auf ihrer Oberfeite nad) beiden Enden bin 
abjchrägt, oder aud) in der Mitte aufwärts frümmt. Ein 
derartig abgejchrägter oder gefrümmter Plattformbalten 
heißt frz. poutre cambree, engl. camber-beam. 

C. Berftärkter B., franz. poutre d’assemblage, engl. 
built beam. Steigt die Spannweite noch mehr, jo muß 
mandie auseinzelnen Stämmen nicht mehr zugewinnende 
Holzjtärte durd) Zufammenfügung mehrerer Stämme od. 
Stammtheile erreichen. 

a) Balken mit voller Verfäckung. Volle und ganze Ber: 
ftärfungen gehen durd die ganze Länge und Breite 
des B.3 durch. 1. Verzahnter B., geipanntes Roß, ver: 
zahnter Träger, fiz. poutre d’assemblage en adents a 
eroc et & contre, engl. built indented beam, joggle- 
beam. Ein folder bejteht aus drei B., von denen deruntere 


in einem Stüd durchgeht, während die anderen, von etwas 
mebr als der halben Yängedes Hauptbalfens, in der Mitte 
zufammengeftoßen, und nachdem deruntere B. bis auf 
ſeiner Spannweite geſpreizt iſt, mit dieſem vermittels der 
Ausſchnitte (Zähne), franz. adent, f., engl. joggle, ver: 
jagt, und nachdem dieje Hölzer gehörig feſt angezogen, mit 
eijernen Schraubenbolgen zu einem Ganzen verbunden 
werden, j. fig. 345, wobei man aud) wohl noch Keile zwi⸗ 
ichen die Zähne treibt, j. Fig. 346; auch kann man die Bol: 
zen durch Bänder erjegen. — 2. Da durd) die Verzahnung 
circa der Holzhöhe verloren geht, jo wendet man in 








| Fig. 346. VBerzahnter Balfen mit Seifen, 


 — ——— 


Fig. 347. BVerftärkter Balfen mit fteigenden Dilbeln. 
| 





Fig. 348. Verfchränkter Balfen. 


neuerer Zeit mit Vortheil die Verdübelung mit anſtei— 
genden Dübeln, frz.coinsinclines, engl. ramping keys, 
Fig. 347, an. Die Dübel werden, nachdem man die beiden 
B., etwas nach oben gekrümmt, eingeipannt bat, feilförmig 
eingetrieben, dann die B. durd) Bolzen verſchraubt und 
dann erjt ausgeſpannt. — 3. Berjchränfter B., poutre 
d’assemblagea endentes, enadents carres; engl. square 
indented beam. DieBerihräntung, fr. assemblage 

a endentes, endentement, engl. joiniug by indented 
| courses and straps, by theetand jJoggles, geichieht nad) 





Fig. 348, ift aber nicht ganz zuverläflig, am wenigjten 
wenn die Zähne jehr kurz find, als kurze Verſchränkung od. 


| —r— 


| 
) 






— * 


Fig. 349. Berbilbelung der Ballen. 


| Einzahnung, frz. assemblage en er&maillere. — 4. Ver⸗ 
dübelter B., frz. paire f. de solives armee de coins car- 
res, engl. built-beam with keys. Die VBerdübelung mit 
'geradjtehenden ſowie mit aufrecht cylindriichen Dü— 
| bein, Fig. 349 b, iſt weniger zu empfehlen. — 5. Berdüs 


beiter B. mit Schwalben- 
ichwanz, frz. paire de solives | 
armde de queues d’aronde, | - 
engl. dovetailed beam. Beſ⸗ 
jer als die gerade Verdübelung }. | iR 
iſt die mit ſchwalbenſchwanz, / 
| förmigenDübeln, die entiv., wie 
bei a, von der Seite hineinge- 

trieben find, od., wie bei e, blos 
in der Mitte der Baltenbreite ſitzen und durch Keile erjt in 
ihre Schwalbenſchwanzform gebracht werden, frz. assem- 
|blage à contre-clavettes, engl. joining by dovetails 
and foxwedges. — 6. Bei den verzahnten jowohl als bei 
| den verdübelten Ballen fann entweder der obere oder der 


| 











Dalken 


232 


Dalken 








untere Theil aus zwei od. mehreren neben einander geleg— 
ten u. miteinander verbolzten Hölzern beiteben; j. Fig. 350. 

b) Balken m. Mittelverfärkung, d.h.mit Berftärfungen,die 
zwar durch die ganze Breite, aber nicht durch die ganze 
Längegeben. 1. Beider vollen Mittelveritärkung von oben 
geht der untere B. ganz durch, auf diejen legt jich vom 
Drittel aus ein kürzerer, aufwelchem ein nod) fürzerer ruht; 
alle drei find durch Keilevon hartem Holz u. außerdem durch 
eiferne Gebinde vereinigt. — 2. Die volle Mittelverjtärs 
fung von unten iſt genau das Umgekehrte der vorigen; der 
direft unter den ganzen B. bejtimmte erhält ungefähr ?/, 
der Yänge desoberen, während der untere wieder fürzer als 
der mittelite wird; auch bier wird die Verbindung durch 
eichene Keile und eiſerne Gebinde oder Bolzen hergeitellt. — 
3. Verjtrebung, Abiprengung zc., ſ. d. Art. Sprengwerk. 

c) Balken mit Ieitenverfärkungen, fr}. poutre armde d 
fourrures, engl. fished-beam ; 1. Anlegen und Berbolzen 
von Pfoſten an der Seite, frz. fourrure passante, engl. 
long fishing. — 2. Einblatten v. Pfojtenitreben, frz. four- 
rures inclinees, en contrefiche, engl. strut-fshing, Fig. 
351. — 3, Anlage einer vollftändigen Bfojtenitrebung oder 
Verjprengung, * fourrureächässis, engl. strut-frame- 
fishing, Fig. 352. — 4. der verlängerte B. mit Pfoſtenar— 
mirung, fr}. poutre allong6e et armde par fourrures, 
engl. beam composed oftwo shorterbeams joinedend 
to end and fished, wird gewöhnlich hergeftellt wie 3, nur 
daß der eigentliche B. in der Mitte geftücht iſt u. die Pfoften 
entiprechend jtärfer gemacht werden. Beſſer freilich iſt cs, 
bei unzureidender Holzlänge nicht Baltenjtüdevon voller 
Stärke zu nehmen, jondern den B. aus einzelnen Stüden 









dig. 351. Ballen mit Pioftenitreben, 
— t3 — — — — —— 
— — — 





— 


Fig. 852, Ballen mit voller Pfoſtenverſtrebung. 
nad) Fig. 350 zufammenzuftellen und jeden der Theile 
der Länge nad) aus 2—3 Trummen zu ſtücken, dabei aber 
die Stöhe zu wechjeln, jo dah eine durch den ganzen B. 
gehende Fuge vermieden wird, 


d) Verſtärkung unter gleichzeitiger Anwendung ber 


Krümmung; ſ. üb. d. Bogen. 1. Einfacher Krummbal— 
fon mit Zugftange. Hierher gehört zunächft das unter III. B. 


1 u. 2 Erwähnte. — Künſtlich fann man die B. mit Hilfe 


des Feuers oder auch ohne dasselbe auf verichiedene Weije 
frümmen. Sie werden ſich bei nicht zu ftarfer Belaftung 
in ihrer Krümmung erhalten, mit Sicherheit jedoch nur, 
wenn der jo erhaltene Bogen unten eine Schne in Gejtalt 
eines eifernen Zugbandes erhält. — 2. Linjenförmige, hohle 
Balfenverjtärtung bei. bei Brüden vielfadh angewendet; 
dabei ijt ein gebogener B. auf einen geraden an dejjen En— 
den mit Berfapung feſt auf und eingejtellt, und außerdem 
noch durch eijerne Gebinde und Bolzen verwahrt, und find 
beide B. noch durd) mehrere eingezapite Zwiſchenpfoſten, 
durch welche gleichfalls Schraubenbolzen geben, mit einan= 
der verbunden; Fig. 353. — 3. Biegt man auch den unteren 
B., aber nach entgegengeſetzter Richtung, d. h. nach unten, 
jo erhält man die Konſtruktion nad) dem Laves'ſchen Sy: 
jtem (5. d.). — 4. Doppelte Krummbalken, bei. für Brü— 
denbalten anwendbar: ein bedeutend gefrümmter B., auf 
welchen die wägercchte Fahrbahn zu liegen fommt, ſetzt 
jich auf ein horizontal aufdem Pfeiler liegendes Stüd Holz 
auf: etwas tiefer jet fich ein zweiter nad) derjelben Kurve 
gefriimmter B. auf, jo daß ein nach dem Pfeiler zu fait 
auslaufender Naum zwiſchen denjelben entitcht; beide B. 
jind nun durch nahezu normalgegendie Kurven aufgeblat: 
tete Pfosten mit einander verbunden, — 5. Der untere 











| 


nach oben (Aufbug) verjehenen Querhölzer B. Der längſte 
derſelben liegt am Mittelipant und heißt der Segel- oder 


mehr gefrümmteB. jept fich mit Bruftzapfen in einen gegen 
die Widerlager geitellten Stempel, etwas höher verfaßt ſich 
der obere, bedeutend weniger gekrümmte B. in denjelben 
Stempel, legt ſich aber im Mittel auf den unteren B. aufu. 
it mittels Schraubenbolzen undnöthigenjalls durch einige 
aufgeblattete Piojten mit dem unteren verbunden; durch 
aufgejegte kurze Stempel ıc. wird die wãgerechte Auflage 
erlangt. Weiteres ſ. in Art. Brüde. 

e) Das Berjtärtungsinftem nad) Polonceau, Fig. 354 : 
der zu verjtärfende B. befommt im Mittel jeiner unteren 
Seite einen kurzen, in den B. verjapten Pfoſten, über wel: 
chen einjtarfer Drabt od, eine ſchmiedeeiſerne Schiene jtraff 
übergelegt wird; diejelbe ijt an den Endpunften des Bes 
jo fejt wie möglich verbunden, jo daß der B. nicht einbiegen 
fann, ohne daß die Schiene zerreißt, die aljo auf abjolute 
Feſtigkeit in Anſpruch genommen wird. 

IV. Nach dem Material. A.ijöljtruc Balken. Alles bis— 
her unter L.—ILI. Geſagte bezieht ſich zunächſt auf hölzerne 
B. Darüber, wie viel man 3 von gewijjen Dimenfionen 
aus einem vorliegenden Stamm hauen od. ſchneiden kann, 
wie jtarfumgetehrtein Stamm fein muß, umeine verlangte 
Balkenſtärke herzugeben, über den Handel mit Baltenholz, 
jowie über alles hier allerdings mit Einjchlagende, aber 
nicht blos B. ‚jondern auch andereBerbandhölzer Betreffen= 
de, j.unt.d. Art. Bauholz, Beichläge, Holzverbindungen ze. 

B. Eiferne Balken, Bei der jet immer mehr überhand 
nehmenden Holztheurung gewinnen die eifernenßalken eine 
immer ausgedehntere Anwendung, weldye fich auch noch 
dadurd) empfiehlt, daß eilerne B. natürlich eine bei weiten 





Fig. 354. Ballenverjtärkung nad) Polonceau. 


größere FFeuerfiherheit gewähren als hölzerne; was nun 
die Geſtalt, die Mähe des Querjchnitts ꝛc. für eiferne B. 
betrifft, jo ſchlage man darüber die Artikel Biegung, Bauch, 
Elajtizität, Feſtigkeit, Eiſenbalken, Eiſenkonſtruktion, Guß— 
eiſen, Schmiedeeiſen, Walzeiſen, Gitterträger, Brücke, Decke, 
Träger ꝛc. nad). 

C. Es giebt auch feinerne Balken, die jedoch jegt in 
Deutichland nur wenig mehr in Anwendung fommen, weil 
man jie wegen der geringen Tragfähigfeit unjerer meijten 
Steine nicht weit frei liegen laſſen könnte. Den Alten ſtan— 
den Steine von größerer relativer Fyeitigfeit zu Gebote, u. 
ihre Technik ſtand zu niedrig (fie fannten die Gewölbe nicht), 
als daß jie eine andere Konstruktion hätten anwenden kön— 
nen ; daher findet man in antifen Bauſtilen überall Stein- 
balten verwendet; ſ. d. Art. äghptiſch, griechiich, römiſch ꝛc. 

V. Salken, m. (Schiffsb.), frz. bau, m., engl.beam. Jm 
Schiffsbau heißen die quer iiber das Schiff liegenden, von 
einer Wand zur andern reichenden u. die Planen der vers 
ichiedenen Dede tragenden, ſämtlich mit einer Kriimmung 


große B,, fra. maitre-bau, engl. midship-beam ; nad ihm 





bejtimmt ſich das Maß zu vielen anderen Theilen des Schyii- 
fe. Alle diefe B. ruhen auf der Balfentracht, ſ. d. Art.; 
die B. der unteren Berdede macht man ftärter, da die Kriegs— 
ichiffe auf den unteren Decken die ſchwerſten Geſchütze haben 
und iiberhaupt alle ſchweren Begenftände nach unten foms 
men. B. der Kuhbrücke, frz. bau du faux pont, engl. or- 
lop-beam, jind bejtimmt, die Kuhbrücke, j.d.Art.,zu tragen. 
Der Hedbalten, frz. grande flüte, engl. great transom, 
der Hauptbalfen am Hintertbeil des Schiffes, ift mit dem 


Dalkenanker 


Achteriteven durch Einichnitte oder Bolzen verbunden. B. 
der Lauſepflicht oder Borpflicht, Schloßholz des Bugipriets, 
frz. poutre de l’espace devant le chäteau d’avant, engl. 
beam ofthe foredeck, ijt ein®., der etwas niedriger als 
die B. des zweiten Verdeds, zur Verjtärtung des Bug: 
ſpriets, liegt; die Stützen der Vorpflicht ruhen auf dem— 
jelben. | Ms.) 

VI. Balken an der Wäge, frz. fléau, ſ. d. Art. Balancier 
und Wägebalfen. 

VII. In der Scheune wird die Vor⸗ oder Emporjcheune 
u. daher in Niederſachſen jeder Kornboden Balken genannt. 

Salkenanker, m., j. Anfer I. 12; inder Hegel befommt 
je der dritte Balken an jedem Ende einen ſolchen Anter, 

Salkenband, n., 1. frz. clef, f., engl.key, lat.subscus, 
fleines bölzernes Verbandſtück, weldyes dazu dient, zwei 
B., die neben einander liegen, mit einander zu verbinden ; 
j. a. in Fig.355. — 2. franz. embrassure, f., entrier, m., 














104 


— 


Fig. 355. Balkenband. 


engl. ferrule, vervel, eiſernes Gebinde, um ganze B. zu 
Verhütung des Aufipringens, um verjtärkte od. zufammen= 
geiegte B. behufs Zufammenhaltung gelegt; j. d. Art. 
Band, Gebinde ıc. 

— — u. Balktubrũckt, f., ſ. unter Brüde. 

Balkendeme, f., 1. frz. plancher, m., engl. ceiling of 
timbers, jede flach liegende, aus Balten fonftruirte lleber= | 
dedung eines Raumes, im Gegenjag zur Ueberwölbung. 
Die Konftruftionsweiien ſ. in d. Art. Balkenlage u. Dede, 
— 2. fr}. plafond enfonce, lambris, engl. span-ceiling, | 
ital. soppalcho, jpan. techo devigas, Dede mit fihtbarer 
Baltenlage (f. d.); Dispofition u. Berzierung fann natürs 
lich jehr verjchieden fein; am bäufigiten dürften wohl fol— 
gende vorfommen: a) Deutfhe Balkendehe. Die Balten lie- 
gen einfach parallel neben einander; ſie befommen dann 
in der Regel ander Unterfante eine Gliederung, welche nicht 
ganz bis an die Wand geht, in deren Nähe fie vielmehr 
vollfantig bleiben ; die Einſchubleiſten werden ausgelkehlt u. 
bilden einen Saumjims,die Einſchubbreter werdengehobelt 
und mit Leijten auf die Fugen verſehen; die vollfantigen 
Enden werden entweder durch Konjolchen oder durd) einen 
fortlaufenden Keblfims ıc. unterſtüht. b) Deutfhe Dee mit 
Trägern. Die Balten liegen auf Trägern od. Unterzügen; | 
da dies in der Negel bei größeren Räumen vorfommt, jo 
fann man die zwijchen den Trägern gebildeten Abtheiluns 

en ganz wie oben sub a behandeln. Den er ent⸗ 

——— führt man noch an den denſelben parallelen Wän— 
den blinde Halbträger hin oder legt wirkliche Halbträger, 
Streichballen, auf Balkenſteine. c) Man kann auch die 
Geſtaltung b bei Heinen Räumen anwenden, dann legt man 
aber die eigentlichen Balten etwas weitläufig, vielleicht 
1, — 2 m., von Mitte zu Mitte und überlegt fie mit 
Riojtenjtreifen oder Heineren Balten von 10—12 cm. 
Höhe und 0,,—0,, ın. Entfernung x. Aehnlich find die 
franzöfifchen und euglifhen Balkendeken angeordnet. In 
Entfernungen von circa 3m. liegen ſtarke Balken, Träme, 
frz. poutres, engl. girders; auf diejen ruhen, entweder | 
jtunmpf aufgelegt oder mitverjaßten Zapfen ſeitwärts ein— 
geicht, die eigentlichen Ballen, Yängenbalten, fra. solives, 
engl. binding-joists, u. auf diejen die Polſterhölzer, frz. 
soliveaux,engl.bridging-joists, boarding-joists, nord: 
engl. raglins. Dieje Deden find häufig, bei. diemittelalter- 
lichen, reich mit Schnipwerf, frz. boiserie, engl. needle- 
work, verziert. d) Die venctianifdyen Balkendeken find uns 
gefähr wie ce behandelt, andere aber aud) wie a, nur daß 
Mothes, Aluftr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl. J. 





’ 





In 
“> 


Balkenkante 


die Balfen faum circa 30 em. im Lichten von einander 
entfernt liegen, und zwar jo, daß die Einjchubfelder Qua— 
drate bilden. e) Durch Einziehen von wirklichen od. blin- 
den Wechjeln zwiichen die Ballen erzeugt man Felder mit 
gleihmähig ſtarker Umgebung an allen Seiten, jogen. Ha = 
jetten. Bei ſolchen Kafettendehen fann man eine jehrgrohe 
Berjchiedenheit der Anordnung, Vertheilung und Geſtal— 
tung der FFeldererreichen, weldye mandanı mit Simswerk, 
Konſolen, Schnigwerf ıc. reich ausjtatten und aud) farbig 
verzierenfann, wodurch freilich oftder fonitruftive Charak— 
ter einer Holzdede verloren geht, indem man erſtens ſolche 
Deden inder Regel wird gröktentheils aus Bretfäften unter 
die Balten nageln müjlen, zweitens aud) die Holzfarbe 
nicht immer wird beibehalten können. Ms.) — 3. Kriegsb.) 
Ueber bombenfidyere Baltendeden, j. d. Art. bombenfeft. 

Balkenfach, n., Balkenjodh, f., hangfach, Deckeufach, 
Deckeujoch, n., heſſiſch Balkeugefadh, franz. travee f. de 
plancher, entre-soliveau, m., entrevous, m., engl. bay, 
case-bay, interstice, lat. intertignium, n., der Zwiſchen⸗ 
raum zwiſchen je zwei Ballen. Das Maß diejes Zwiſchen⸗ 
raums giebt man jelten im Lichten, meiſt von Bundfeite zu 
Bundjeite, an; vergl. d. Art. Baltenlüde. Das B. zunädit 
ander Mauer, Ortfad), franz. trav6e contigut au mur, 





| engl. tail-bay, macht man gern etwas enger als die an— 


deren, wenigitens darf es nicht, wie bier und da geichicht, 
weiter gemacht werden. 

Balkenfeld, Dehenfeld, n., fr}. formelle, f., panneau, 
m., compartiment, ım., engl. bay ofa ceiling, —— 
coffer. Während der Zwiichenraum zwiichen zwei Balken 
in techniicher Rückſicht Ballenfach genannt wird, nennt 
man ihn in künjtleriicher Rückſicht Baltenfeld. Ueber Ge— 
ftaltung derjelben j. d. Art. Balfendede, Dede x. — Bei 
einernacd. Art. Baltendede2e gejtalteten Dede heißt das 
Baltenfeld Kafette, franz. caisson, m., engl. casket; j. d. 
Art. Kaſette. 

Balkenfuß, m., j. Baltenmäh. 

Balkengefims, n., auch Balkengurt, Etagengurt xc. ges 
nannt, franz. cordon m. d'éötage, engl. string-course, 
wägerechted Gurtgefims, welches äußerlich da angebradjt 
ijt, wo ſich innerlich die Balken befinden; joldye Balkenge— 
ſimſe find nicht zu empfeblen , bei. wenn fie weit vorjtehen 
und nicht ſehr jteil abgewäſſert jind, weil dann leicht das 
aufichlagende Regenwaſſer fich durch den meist bis an die 
Baltentöpfe in die Mauer hineingreifenden Simsjtein in 
die Hirnenden der Balken zicht und Fäulnis berbeiführt. 
Außer diefem praftiichen jteht aber der Anwendung der 
Balkengurte ein äſthetiſches Bedenken entgegen: zu häufige 
wägerechte Theilung macht eine Façade leicht Shwerfällig ; 
j. übr. Gejims und Gurtfims. 

Balkengleidye, f., die horizontale obere Abgleihungder 
Mauer, auf weiche die Baltenlage zu liegen tommt; je 
genauer die Mauer horizontal abgeglichen und abgemogen 
iſt, deſto leichter, jchneller und jicherer geht das Ballen 
legen vor ſich. Da aber jehr jelten hinreichende Genauig— 
feit zu erlangen ift, jo bleibt man meijt mit der B. einige 
Gentimeter umter dem vorgejchriebenen Maß, da man 
leichter unterlegen als von der Mauer weghauen kann. 

Balkenholz, n., 1. fr}. bois m. equarri, engl. squared 
timber, Baubolz, welches ſchon zu Balten zurecht gehauen 
od. jonjt geeignet, aber noch nicht mit Rümmen ac. verjehen, 
aljo noch nicht zugelegt ift. — 2. Holzftämme, die, zu An— 
fertigung von Balfen bejtimmt, in den Handel fommen, 
j. Baubol;. 

Balkenkammer, f., franz. chambre f. du souffleur, 
engl. blower'sroom, Raum binterder Orgel, über, neben 
oder unter der Balglammer, zum Aufenthalt und zur Ars 
beitsjtätte des Ballentreters oder Balgeziehers bes 
jtimmt. 

Balkenkante, f., engl. face of a beam, die Seitenfläche 
eines Baltens:; liegt er auf der ſchmalen Seite, jojagtman, 
er liegt auf hoher Kante, frz. de champ; liegt er auf der 

30 


1 


Balkenkeller 234 Balkenlage 


breiten Seite, fo heißt dies auf flacher Kante od. auf brei: | unmittelbar aufzuliegen, u. in der Dachbaltenlage fommt 
tem Weg, frz. de plat. auf jede maffive Scheidemauer ein Balten. Beim Legen 

Balkenkeller, m., frz. cave f. plafonnde, cave non- | der Balfen muß Zopf- umd Stammende abwechjeln und 
vout6e, engl. raftered cellar, aud) Blodfeller od. Tunfe | jeder dritte oder vierte Balten mit der Mauer verantert 
gen., mit Balten überlegter Keller, bier und da, bei. bei | jein (Binderbalfen, Anferbalfen, j. Anter). Bei Fach— 
Spetulationsbauten, zu Eriparung von Kojten in Unmen= | werfägebäuden werden die Balken auf die Rahmen der 
dung gebracht, aber durchaus nicht anzuempfeblen, weil in | Umfafjungsiwände aufgefimmt und mit denjelben biindig 
den fie überdedenden Baltenlagen leicht der Schwamm fich | verichnitten ; bejier jedoch iſt es, auch bier die Balkenköpfe 
entwidelt; die Konjtruftion ift wie bei den Etagenbalten= | 3—6 em. vorjteben zu lafien. Die Dachbalken aber ragen 
lagen; j. daher d. Art. Baltenlage. | — 

Balkenknie, n., Deckknic, frz. courbe f. de pont, engl. 
hanging-knee ofa deck (Schifib.), große, knieartig ges 
bogene Hölzer, welche zur Verbindung der Dedbalten mit 
den Rippen dienen. 

Balkenklafter, f., ſ. d. Art. Balfenmäh. 

Balkenkopf,m.,frj.about de poutre, tablette, engl. 
head ofa beam, beam-head, lat. caput tigni, jo nennt ; . _ 
man die gewöhnlich auf der Mauer liegenden Enden des dig. 386. Big. 367. 

Baltens. Beiden Dachbalkenlagen, dafern nicht verfentktes | bei Fachwerk in der Regel (mindejtens 20—30 cm.) über 
Gebälte angewendet ift, ſtehen diejelben über die Mauer | die Umfafjungswände heraus. Wird man verhindert, die 
oder Wand hervor und dienen nidyt nur al& Aufftand für | Balken in ihrer ganzen Yänge durchgehen zu lajien, jo 
die Sparten, jondern zugleich zu Befeftigung des Haupt- | muß man Wechel einlegen xc.; ſ. Balken. Bei. Vorficht iſt 
fimjes, dafern diejer aus Holz gefertigt wird. Es ijt nicht | beim Bermauern der Balten nöthig (j. Baltentopf). Ueber 

weckmäßig, diefelben zu vermauern, weil das Holz, dem | die Stärke der Balken, die ſich aus der freitragenden Länge 
Bufızutrit gänzlich entzogen, leicht jtoct oder fault. Man | beftimmt, über die Weite derjelben ꝛc. ſ. d. Art. Baltens 
laſſe daher ſtets zwifchen dem B. und dem umgebenden ſtärke, Baltenweite, Feitigkeit, Elaftizität, Biegung ꝛc. 
Mauerwerketwas Luft od. um— Aus erjterem Artikel ift zu erjehen, 
lege wenigjtens den B. mit daß ein auf die Hochfante geitellter 


D E F u 
trodenen Steinen, am liebiten ri e 4 * — Balken beinahe die Hälfte der Laſt 
Dachziegeln, Schieferplätthen U mehr trägt, als der bei gleich großem 
od.dgl.; Anjtreichen mit Theer, SELL EL IL r Querſchnitt aus dem runden 








Brennen der Ballen ꝛc. ver: Stamm gezimmerte Balken, alfo 


mehrt das Übel, ftatt e8 zu ver= bei gleicher Tragfähigkeit blos et= 





mindern; guheijerne Balken— — * wa */, jo viel Holz erfordert. 
fopfgehäufe find koſtſpielig u. — — — —— Wo alſo das Zimmerholz theuer 
dürfen ebenfalls wegen ihre Ak — > — — z iſt, wird geſchnintenes Holz, auf die 
großen Dichtigfeit nicht un— 8 UL 

mittelbar am Balten anliegen. : 
Verzierte Baltenköpfe fommen 
* Triglyphen) in der dori— 
chen Bauweiſe ſowie auch in 
der Holzarchitektur des chriſtl. 
Mitielalters, der Schweiz, der 
islamitiſchen Stile x. vielfach 
vor; j. darüb. die betr. Art. 

Balkenlage, f., Gebälke, n., 
frz. solivure, empoutrerie, f., 
engl. framing of Joists ꝛ⁊c. lat. 
contignatio, jpan. armadura, 
maderaje. Jedes Stodwert 
eines Gebäudes muß (mit jel- 
tener Nusnahme)von dem dar: 
über befindlihen durd eine 
Dede geichieden fein; dies ge— 
ſchieht nun entw. durd) Ueber— 
wölben od. durch eine ſogen. B. 

I. Allgemeine Regeln. 

Bei übrigens majfiven Ge— 
bäuden kommen die Balken ent= 
weder auf die reine Mauer, od. 
auf 8—10 cm jtarfe Langhöl⸗ 
zer (Mauerlatten, j. d.) zu lies 
gen, indem man fie auf dieſel⸗ 
ben auffämmt (Fig. 356) od. aufdollt (Fig. 357), u. zwar | Hochlante geitellt, in der Anwendung auf Gebälte den 
jo, daß die Balken an jedem Ende mindeitens 12 cm. auf: | Vorzug verdienen vor den aus dem runden Stamm ges 
liegen. Zu den Mauerlatten (f. d.) jollte man nie Nadel- | zimmerten Balfen. Da nun zwiſchen jehr hoben u. dabei 
bolz, jondern nur Eiche od. Buche, am liebften aber Eijen ——— Balken eine Verſpannung hergeſtellt werden muß, 
verwenden. An den Giebelmauern u. maſſiven Scheide- jo haben ſich aus der Berückſichtigung dieſer Anforderung 
wänden müſſen die Balken (jogen. Streichbalken) nicht auf | verichiedene Konftruftionen der Gebälke aus Hölzern von 
einem Mauerabjaß, jondern neben der Mauer liegen; | verichiedener Stärke ergeben, die zu bedeutender Erjparnis 
6108 auf die Holzwände kommen die Balten (Wandbalten) | an Material führen. & unter II. sub C u. fi. 


36» Google | 


























Fig. 858. Deutiche Baltenlage eines redhtwinkligen Edgebäubes mit ungleich tiefen Schenteln. 


Balkenlage 235 . Balkenlage 


II. Berjchiedene Arten der B.n. | Wandbalten A, welche zugleicd) den darunterjtchenden 

A. Deutfche Balkenlage, einfache Balkenlage, irj.plancher Wänden als Rahmſtück dienen, aufgelegt. Sodann werden 
simple,solivurehl’'allemande, Asolives paralleles,engl. | die Firſten BB und Walme BD aufgejchnürt, und an den 
single joisted floor, single naked floor. In Deuticyland | Anfallsitellen, d.h. da, wo die Walme ſich anſchließen, die 
find fait allgemein Gebälte von gleich ſtarken Balten üb» 
lich. Bei mehrjtödigen Gebäuden werden Stodwerts- 
gebälfe, frz. empoutrerie, engl. timber-work for a 
story, diejenigen Baltenlagen genannt, welche zwiſchen 
den einzelnen Stodwerten liegen. Eingeſchobene F AM | 
Balfenlage, Zwiichengebälte, franz. faux plancher, — — 
entre-solivure, engl. inserted ceiling, bringt man zu | n 
Gewinnung von Halbgeichofien in hohen Stodwerfen an. \ 
Dahbalfenlage, Dachgebälke, frj.enrayure, f.,plan- 
cher de comble, engl. framingforthe carcass of a roof, | 
iſt das die Dede des legten Stockwerkes bildende Gebälke, 
worauf das Dachwerf geſetzt üft, u. unter Kchlgebälten 
verjtchen wir die im Dachwerk jelbjt vortommenden Bal- 


fenlagen. —9 
| 


















Die einzelnen Balfen haben je nad) der Stelle, welche | ! 
fie einnehmen, und nad) dem Zweck, dem jie dienen, bejon= | 


dere Namen, welche in Art. Balten nachzuleſen find. Die IH 


hi j 
Entfernung der einzelnen Balfen von einander hängt von J — 
Zweck und Stellung ſowie von Vertheilung der Laſt über Ni Hl 
ihnen ab. Bei Bejtimmung diejer Entfernung, der Bal: | th N 
fenmweite (j,d.), muß man aber auch noch berücdjichtigen, | 9 |" 
dak von einem Balken zum andern die Dielung ſich frei | N 4 
tragen muß, und daß die Sparrenweite ſich duurd) die Balz | —9 
lenweite zugleich mitbeſtimmt. Wenn man daher durch F I 
Mangel an jtarter Bretwäre, hohe Preife derjelben ꝛc. gez er N" 
zwungen it, ſchwache Fußböden, Dachſchalung ıc. anzu— A J 
nehmen, jo muß man die Balken etwas dichter legen, kann { hi Ih 
fie aber dafür ſchwächer machen; ſ. d. Art. Baltenftärfe. | N Ni 


! 
Ueber die verschiedenen Arten, die Balken mit einander zu | ' ı I 
Abſchließung der Stodwerke zu verbinden, f. d. Art. Fuß—⸗ N: if) 
boden und Dede. Einige diejer Arten machen nötbig, daß | — 
Nuthen in die Seitenfläche der Balken gehauen oder ge— 
ſtoßen werden, was unmittelbar nach dem Beſchlagen reſp. 
Trennen des Holzes geſchieht, che man die Baltenlage zu: 
ee beginnt. Dies nun geichieht natürlich mit dem | 


uflegen der Wandrähme oder Mauerlatten (j. d. betr. | he a un = 
Art.) nad) Mäßgabe der Zeichnung, reſp. einer vorher | Gig. 300. Baltentage, In weicher Bob bie Binder dunägehen. 
Binderbalfen BB gelegt. Bon diefen Wand- und Binder: 


vorgenommenen Ausmeſſung am Gebäude jelbit. Die 

Bertheilung der Ballen richtet fich theils nad) Obenerwähn= | balfen aus beginnt man dann die möglichſt gleichmäßige 
tem, theils nad) der Richtung, in welder man die meijten | Eintheilung der dazwiſchen liegenden Balken, deren Ent: 
derjelben ganz (unausgewechjelt) lajjen und fernung wohl weniger, aber 
genügend oft unterjtügen fann. Dacbalten nie mehr betragen darf ala 
legt man allerdings gern nad) derjelben Rid)- die durd) die Eindeckung vor- 
tung twie die Sparren, obgleich es nicht unbe- geichriebene Weite der Spar: 
dingt nöthig it. Jedenfalls aber richte man ren, bis auf die Weite eines 
ihre Lage jo ein, daß wenig Stichbalfen und Balkenfaches von den Um— 


r # h ———— —— 
PN T-lelel= E wo der letzte Hauptbalfen 
Sm Kenn 
N IM | 

| | 





vr 














CC, welcher die Stichbalfen 
EF für die Walmſchifter 
aufzunehmen hat und des— 
halb auch, obgleich unforreft, 
Hauptitihbalten heit, zu 
liegen fommt. Ungleiche 
Eintheilung iſt gerechtfer— 
tigt, wenn durch ein Enger— 
od. Weiterlegen der Balten 
bei vortommenden Auswech⸗ 
jelungen das Abtrumpfen 
von Hauptbalfen umgangen 
werden kann. Iſt CC gelegt, 
jo werden die zu Aufnahme 
der Gratjparren erforder: 
lien Gratſtichbalken DD, 
Wechſel vorlommen. Wo dies aber nicht zu vermeiden ift, | nach der Richtung der Grundlinie der Srate BD, in den= 
wendet mangern doppelte Mauerlatten an, wie in Fig.308. | jelben eingejegt; nach dieſem der mittlere Stich E für den 
Nach Auflegung der Mauerlatten werden zuerit die | längiten Sparrenjchifter der Balmen, und von diejem, in 
30* 











Fig. 359. Deutſche Baltenlage eines Gebäudes mit ftumpfer Wiederlehr. 


BANBENER 2% — 


gleichen Entfernungen gegen den Gratſtich eingetheilt, die | oder Säulen oder doc) durd Die jich anfchlichenden Ballen 
übrigen Eparrenjtiche FF. Der Hauptiticybalfen CC, wel- umterjtüßt werden. Die in Fig. 359 gegebene B. für cin 
her durch das Einzapien der Grat: und Sparrenftiche jehr | Gebäude mit ſtumpfer Wiederkehr und acbrochenen Eden 
geſchwächt wird, erhält deshalb größere Breite als die | wird genügen, um bei Anordnung von Gebälken für Ge: 
übrigen Balten. Bei Däheın mit Widerfehr entiteht auf | bäude von unregelmäßigen Srundriffen als Anhalt zu 
der innern Seite eine Kehle (bei H) u.nad) aufen ein Grat | dienen. 
(bei G). Iſt wie bier die Widerfehr im rechten Winkel, und | Bei Zwifchengebälfen müſſen diejenigen Balfen, welche 
haben die beiden Arme der ſich widertchrenden Gebäude zu Beranterung der Umfafiungsmauern benußt werden 
auch bei ungleicher Breite gleiche Firſthöhe, fo fällt der —— winfelrecht gegen die zu verankernden Mauern 
Grundichlag für Kehle und Grat in eine gerade LinieGH, | liegen und dürfen, ebenfo wie die Dachbinderbalken, nicht 
und es kann, wenn ſonſt die Anordnung der Bees geitattet, | geitoßen jein. Die Kehl: u. Bratjtiche bei Dachgebälten, 
ein ganzer Ballen Ba Slagean In gelegt werden, | welche einem gröheren Schub zu widerjtchen haben als Die 
welcher den Gratjtich G und den Kehlſtich H erjegt u. als iibrigen Sparrenftiche, werden durch ein Eiienband oder 
Grat⸗ u. Keblbalten zu bezeichnen ift. In Fig. 358 ift Statt | eine jtarfe Klammer mit dem Hauptftichbalten, oder bei 
des durchgehenden Bratbaltens eine nad) beiden Balken- | flachen Dächern durch Heberblattung mit mehreren Balten 
richtungen abwechſelnde Auswechſelung angewendet, jo | verbunden, oder durch Aufſchrauben eines darüber geleg: 
daß zulegt ein Gratſtich dieſe Auswechſelung jhlieht. Der | ten Bandes, welches über mehrere Balken greift, gegen 
SIE m Das Ausweichen gefichert. 
BR 7 a ee ———— „ An den Fällen, wo man, wie bei 
er Iberdachung großer Näume, fein 
Fe Durchgehendes Gcbälfe anwendet, 
= jondern nurdie Binderbalten durch⸗ 
geben läht, zwiichen denen Wechſel 
zu Aufnahme der Sparrenftiche 
eingelegt ſind, muß Fürſorge getrof⸗— 
I fen werden, daß dieſe Wechſel nicht 
nach außen aczogen werden fünnen. 
Fig. 360 ftellt eine Sicherung zu 
diejem Zweck dar, indem über die 
Stiche eine Kopfichwelle ab nad 
innen gelegt und durch Streben bd 
und ad, welche gegen das Ende der 
Binderbalten fid) jtemmen, zu einem 
horizontalen Sprengwerf verbun- 
den jind. Diefe Berbandftüde wer: 
den mit den darunter befindlichen 
Hölzern verſchraubt. 

B. verſeukle Galkenlagt. In Ge: 
bäuden, weldye ein flaches Dad 
haben und deren Bodenraum doc 
noch benußt werden joll, legt man 
nern die Balken mehr oder weniger 
vertieft gegen den eigentlichen Dad: 
ſuß, alſo auch gegen das Hauptge— 
ſims. Die Sparren liegen dann auf 
Fig. 362. Engliſche Baltenlage mit Bolfterhölzern auf Haupttramen. ee er 
en en Sp ee ee Kniewände; infolge dejien können 
— — * — Die bei gewöhnlichen B.n oft nöıhi: 
gen Stich: u. Gratſtichballen ganz 
wegjallen. Man bat bier nur, wenn 
— zz m. liegender Stuhl angenommen wird, 
Dig. 363. Doppelte engliihe Balkenlage. an Stelle der Stichbalten, hırze, nur 


über einpär Balten reichende Wed: 
Kehlſtich H ift mit dem nächften Balken überblattet und in | jel für Die Gratftuhlfäufen, und, daferndie Ballen nach der 
den zweiten Balfen eingezapft. Bei größeren Durd)- 


Länge des Gebäudes liegen, für die Giebelſtuhlſäulen ein- 
brechungen werden Balfemvechjel II eingelegt, welche an | zulegen oder Bohlen anfzublatten. Bei maffiven Gebäu— 
den Enden mit verjapten Zapfen in die Saubibaltın ein= | den mit abjagweife aufgeführten Mauern werden die Bal- 
greifen, und in welche jelbjt wieder die Trummbalten fo: 


ten auf diejen Abjag und zum Theil in die Mauer gelegt. 
wie die Stichbalfen eingezapft jind. Bei Meineren Durch: | Unzweckmäßig ift e8, die Baltentöpfe ganz in die Bu: 
brechungen, welche die Breite der Balfenfache nicht über: | zu legen und die Umfafjungsmanern ohne Abjap aufzu- 
jchreiten, werden die Ballenfache nur durch eingelegte 


führen. Auf die Baltentöpfe num oder auf darüber ge: 

Wedel K abgegrenzt. — Nach diefem Beifpiel wird die | finmmte Schwellen jtellt man bei Fachwerkgebäuden in die 
Anordnung von anderen B.n für Gebäude von regelmäßi- | Wandflucht, bei majfiver Umfaſſung aber hinter die 
ger Form leicht vorzunehmen fein. Mauer die Säulen, Stempel für die Stempelwand Knie— 
Bei B.n fiir Gebäude von unregelmäßiger Form wer: | jtod). Auf den Rahmen derielben od. auf die Mauerlatten 
den die Ballen, je nach der zur Gebote ftehenden Unter: | der maſſiv aufgeführten Umfafiungswand legt man an 
ſtützung, in ihrer Richtung abmedhjelnd gelegt, und dabei | jedem Binder eine Zange, welche die Stuhljäule des ſtehen— 
muß bei. darauf Rüdjicht genommen werden, daß Balken, | den vder liegenden Stubles jaßt. Zwiſchen dieje Zangen 
welche die Enden anderer Ballen aufnehmen müfjen und | werden Werhjel eingelegt, in welche die Stichballen ver: 
dadurch zu Wechjelbalfen werden, genügend durch Wände | zapft und verbolzt oder verflammert find, deren Köpfe auf 





— — 


























= — 


DBalkenlage . 237 Balkenlage 











jenen Räbmen aufliegen und die Sparren tragen; bedeus | gelegt und in die Ballen eingeblattet od. eingefämmt wer: 
tend holzſparend ift es jedoch), die Zangen direft auf die | den, jo daß auf fie und auf die Tramen ſelöſt, welche die 
Stempel aufjuzapfen {wobei man blos auf i 5 
den Bindern Stempel braucht) und auf die 5 
Köpfe der Zangen einen Rähmen zu legen, 
auf oem dann die Sparten aufgeflauet wer— 
den. Man kann übrigens bei jeder Dachlon— 
ſtruktion und jedem Dachprofil verjentte Ge— 
bälfe anwenden; val.d. Art. Dach, Balken ıc. 
©. Eugliſcht Balkenlage mit Polſterhölzern 
aufbaupttramen, frj.cmpoutrerieanglaise 
compos6öe.de solives sur des poutres, engl. 
case-bay-work. Als Beijpiel geben wir in 
Fig.361 u. 362 Dielleberdedung eines Rau: 
mes von 6 m. Breite bei 9 m. Länge, zu dei: 
fen Sebälfe nad) der gewöhnlichen deutichen 
Dranier 13 gewöhnliche Ballen erforderlic) 
wären, wenn dieſelben O,,, m. von Mitte zu 
Mitte auseinander gelegt wirden, und die 
Stärke diejer Balfen, an beiden Enden auf- 
liegend angenommen, müßte mindejtens O,,g 
und O,,, m. betragen. Nehmen wir nun an, 
daß fünf Balfen, auf die Hochkante geitellt u. 
parallel der jhmalen Seite von 6 m. in glei: 
cher Entjernung von einander gelegt, nad) 
Fig. 362 die gleiche Laſt tragen follen, fo 
werden diefe fünf Balken bei einer Breite 
von O,, m. eine Höhe von O,,, m. erhalten 
müũſſen. Werden nun quer über diefe etwa 
2 m. von einander entfernten Balken A, mit 
ihnen ſtark überfänmt, auf O,,, m. Entfers 
nung (aljo 9) Bohlen B von O,,,, m. Breite 
und O,, m. Höhe als Koliterhölger geſtreckt, 
fo wird bei gleicher Tragfähigkeit die Hälfte 
an Solmafte eripart. 

D. Doppelte englifche Balkenlage aus Balten, 
Fehltramen u. Polſterhölzern, fr}. empou- 
trerie auglaise composde de solives en- 
tre deux rungs de soliveaux, engl. double 
floor, Wird die B, nad) Fin. 362 disponirt, 
aber die Dedverjchalung entweder an, unten 
quer iiber die Balken genagetle, Fehltramen 
oder nad) Fig. 363 an eingezapfte Rähm— 
linge O genagelt und unter den Fußboden 
ein Blindboden gelegt, jo fällt die bei anderen Gebärken faſt Geſamthöhe der beiden B.n haben, der Fußboden befeſtigt 
unumgängliche Ausfüllung der Balfenfache weg, und e8 | werden kann. Zum Befejtigen d. Deckenſchalung werden in 
können dann, bei viel geringerer Belaftung des Gebälkes, die unteren Längebalten Querriegel, Feblträme, frz. lam- 
die Hauptträger in noch ge— 
ringeren Dimenfionen ange: 
wendet werden. 

E. Eugliſche Balkeulage mit 
in die Träger eingezapften 
Balten, franz. empoutrerie 
anglaise à solives mortai- 
sces, engl. framed floor. 
Dieje in England und einem 
Theil von Frankreich üblichen 
B.n (Trig.364— 366) find in- 
jofern von den in Fig. 361 — 
363 dargeitellten verichieden, 
daß in jtarfe, quer über 
den zu iiberdedenden Raum 
gelegte Träme A, frz. pou- ! 
tres,, engl. girders, main- 
timbers, jdjwäcere Läng— ® 
balten B, frz. solives, engl. Fig. 307. Detail zu Fig. 366. 
binding-joists, mit Ver— 
ſatzung eingezapft und über diefe, in gleicher Richtung mit | bourde de plafond, soliveau inferieur, engl. ceiling 
den Trämen, noch ſchwächere Polſterhölzer C, franz. soli- | Jjoists, D mit eingejdhleiften Zapfen, u. zwar gerade unter 
veaux, liernes de plancher, engl. bridging-joists, | die Polfterhölger C eingejegt. Da bei diejer Anordnung 
boarding-joists, in geringer Entfernung von einander | die Sicherheit der B.n allein von den Hauptträmen A und 











— 








Flg. #66. Engliſche Vallerlage init eingezapften Balten. 





> 
- 


Balkenlage 


38 


Balkenpanzer 











werden. 
F. Stamzöſiſche Balkenlage, fr5. empoutrerie a Jambour- 
des accolees aux poutrelles, engl. french framed floor. 


— 








Zig. 368. Zur franzöſiſchen Baltenlage. 


Die Konſtruktion iſt faſt wie bei den vorigen, nur die Ver— 
bindung der Ballen mit den Trägern wird nicht nad) 
Fig. 367, fondern nad) Fig. 368 bewerfitelligt. Man 





Fig. 369. Strahlenförmige Baltenlage. 


ſieht leicht ein, da man dem Träger (poutrelle), da er 

gar nicht geſchwächt wird, bedeutend Heineren Querſchnitt 

geben fann, jo daß man ſelbſt incl. der Seitenverftärkfungen 
» 


—9—339 


— 


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SKIP, Sp 
ZART 
7 


Fig. a70. 






















Verſprengte Ballenlage. 


Sig. arı. 
(lambourdes accoldes) noch an Holz jpart, und dennoch 
an Zuverläſſigkeit gavinnt. 

G. Strahlenfötmige Balkenlage, franz. plancher & en- 
rayure, enrayure, f., engl. radiant flooring; bej. bei 
auadratiichen (Fig. 370), polygonen u. runden (Fig. 369) 
Deden ist diefe B. häufig von Bortheil, die überdies noch 
den Vorzug hat, daß man meijt hurze Hölzer dazu ver: 





wenden fann, während jie anderjeit$ wiederum den 
Nachtheil bietet, daß die Laft jid) zum großen Theil auf 
den Hauptzugbalfen, franz. entrait, engl. tie-beam, a a, 
Fig. 369 u. 370, überträgt; in diejem jteden zwei Halb— 
zugbalten, b b, frz. demi-entrait, engl. half-tie-beam, 
dann folgt der Schrägwechjel, frz. gousset, engl. gusset, 
ce; in dieſem jtedt der Gratſtich, fr}. coyer, engl. arrise- 
beam, d, der bei polygonem Raum wiederum durd) 
Schrägwechſel ee, Fig. 369, mit a u. b verbunden iſt ıc.., 
während bei vieredigen Räumen in ihm die Gratbalten- 
jtiche f, Fig. 370, jteden. 








Fig. 372. Verfprengte Baltenlage. 


H. Verfpreugte Balkenlage für große Säle. Fig. 371 
giebt die Dede eines Eäles im Schloh Viarmes. Der 
Raum ift etwas über 14 m. ind Duadrat grob. Fig. 372 
giebt eine etwas einfachere, aber auf ähnlichem Prinzip 
beruhende Konitruftion, die vor der erjteren außer der 
Einfachheit auch noch den Vorzug hat, daß die vielen Über— 
ichneidungen, welche in Fig. 371 die ftrahlenförmigen 
Hauptbalfen abihwäcen, bier wegfallen. Es giebt bes 
greifliherweife noch jehr viele Arten, wie man B.n dis— 
poniren fann, doch würde die Aufzählung derjelben Raum 
und Aufgabe eines Lerifons überſchreiten. Ms. 

Balkenlürke, f., fry.claire-voie, engl. case-bay in the 
clair, das Balkenfach (j.d.) im Lichten gemefjen. Vgl. aud) 
d. Art. Baltenweite. 

Balkenmäß, n., eine Art Mäß, bef. bei Bauberechnun— 
gen gewöhnlich, wobei die Art des Längenmähes ange: 
geben wird, für Breite u. Dice aber das dem angegebenen 
nächſte Heinere Mäß gilt. a) Baltentlafter = 1 Klafter 
lang, 1 Fuß breit und hoch, folglich 6 Kubikfuß meſſend. 
b) Baltenruthe — 1 Rutbhe lang u. 1 Fuß breit, folglich 
10, reſp. 12 Kubikfuß, in Sachſen 15%/, Kubikfuß meſſend. 
e) Ballenmeter = 1 Meter lang, 1 Decim. hoch und did, 
alio O,,, Kbm. mefjend. d) Balkenfuß = 1 Fuß lang, 
1 Zoll hoch u. di. e) Baltenzoll—= 1 Zoll lang u. 1 Linie 
body u. dich ꝛc. Somit war 1 Ballenzoll der 1000. Theil 
eines Balkenfußes, und diejer der 1000, Theil einer Bal- 
fenrutbe; 10 Baltenruthen madıten 1 Schadhtrutbe, 100 
Baltenruthen eine Kubikruthe und ebenjo 100 Ballenfuß 
einen Kubikfuß 2c.; doch konnte dieſes Balkenmäß natür= 
lich blos da gelten, two der geometrifche Fuß zu 10 Zoll x. 
eingeführt war. Neuerdings hat in Deutichland gejepliche 
Berechtigung nur das Baltenmeter, auch Scheit (.d.). gen. 

Balkenpanzer, m. (Nriegsb.), Panzer für Kajemattens 
jtirnen 2c.; aus einzelnen Eijenbarren, Eijenballen zus 
ſammengeſetzt, welche entweder horizontal über einander 
geichichtet od. vertifal neben einander gejtellt werden. Die 
Befeſtigung der einzelnen Ballen an einander geſchieht 
durd) Feder und Nuth, durch eingejhobene Schwalben- 
ſchwanzdübel, durch Schwalbenihwanzzapfen in den eiſer— 
nen Strebewänden, durch Verbindung mittel® Panzer: 
platten und dur) Bügel. [.Ptz.] 





Balkenreht 


239 


Dalßenflärke 





zZ———— zZ — — — — —_— m ne 
Balkenredt, n. (Trammrecht, jus —* immittendi), | und Feſtigkeitskocffizient, dividirt durch die einfache Länge 


das Recht eines Grundſtücks, jeine Ballen in die Mauer 
des Nachbarhauſes zu legen und auf derjelben ruhen zu 
lajien; f. d. Art. Baurecht. 

Balkenrif, m., franz. plan m.d’enrayure, enrayure, 
rayure, f., engl. carcass-plot, Zeichnung einer Baltenlage. 

Balkenruthe, f., j. Balfenmäf. 

Balkenfchleufe,f., Balkenfiel, n. (Wajlerbau), eine aus 
ganzen Hölzern (Baumjtämmen) gefertigte Schleuje (1. d.). 

Balkenfcjlote, f., 1. frz. Hache, £., |. v. w. Schwarte 
(}. d.), die beim Trennen der Balken aus dem Nunden ab- 
fällt. — 2. j. v. w. Schalbret (j. d.). 

Balkenſchmiege, f., jchräge Fläche, mit welcher fich ein 


Sparren auf einen Balken, ein Stichballen gegenden Brat= | aus welchem ein Balfen von mög— 
lichſt großer Tragfähigkeit geſchnit⸗ 


balten ıc. anlegt. 


Balkenfchröter, m. (Lucanus parallelepipedus, 


| bei Auflage an beiden Enden, durch die doppelte Länge 


| 


| 


bei Befejtigung des Balkens an einem Ende, Anhängung 
der Laſt am anderen Ende. Die Fejtigfeit zweier Balfen von 
verichiedenartiger Breite u. Höhe 
verhält ſich aljo wie die entiprechen- 
den Duotienten; daraus folgt, daß 
ji der Wideritand zweier Balken, 
von gleichen Längen, verichiedenen , 
Breiten und Höhen verhält wie die | 
Produkte aus ihren Breiten und \ 
den Quadraten ihrer Höhen; hat 
man nun einen runden Stamm, 





Fig. 373. 
ten werden joll, jo hat man in den betr. Kreisquerjchnitt 





3ool.), eine Art Schröter (Forftkäfer), 20—24 mm. lang, | des Stammes ein Rechte hineinzuzeichnen, bei dem 


einem feinen Hirichfäferweibchen ähnlich, aber platter und 

anz ſchwarz, im Sommer an ®eiden, Linden, Eichen u. 
SF idten Die Larve zerjtört Holzftöhe, anbrüchige Tannen, 
Fichten und Nußbäume. 

Balkenftärke, f., frz. force d’une poutre ou solive, 
engl. strength ofbeam. Das Wort bedeutet eigentlid) die 
Tragfähigkeit, in der Handwerksſprache aber zumeift den 
dieje Tragfähigkeit reprüjentirenden Flächeninhaltd. Quer: 
jchnitts eines Battens, fr}. 6paisseur, f., engl. thickness. 
Benn von Holzbalten die Mede iſt, veriteht man aber da= 


obiges Produkt das Marimum erreicht. Dabei ergiebt jich, 
daß ſich die Breite zur Höhe verhalten muß, wenn der Durch⸗ 
mejler des Stammes A B Fig. 373 — d gejeßt wird, wie 
Vdzuy 4, alſo z. B. beiT5cm. Durcmefierwiey/ 23: 
V50 = 5:7,4,, oder annähernd wie 5:7. Sieht man 
aber von dem Herausjchneiden aus einem runden Stamm 
ab und jegt man voraus, daß alle Theile des Duerichnittes 
gleiche Dichtigkeit haben, wiedies z.B. beiqufeifernen Bal— 
ten volljtändig, bei Heinen Balten auseichenen Pfoten ans 
nähernd der Fall ift, jo wird ein auf die Hochkante ges 


runter gewöhnlich die Höhe diejes Durchichnitts, während | jtellter Balten bei gleich großer Duerjchnittjläche eine um jo 


man die Breite noch be. angiebt. Die B. wird berechnet 
mit Rüdjicht aufdas eigene Gewicht des Baltens, dejjen Be- 
laftung, die Art, wie, und den Ort, wo dieje Belajtung auf 
ihn wirft, die Unterftügungsmeije zc. 

I. Tragfäbigfeit der Balken im allgemeinen. 
Es kommt dabei in Betraht: a) In welcher Weije der 
Ballen belajtet it, ob er nämlich blos auf Zerbrechen (in 
Bezug auf relative Feſtigkeit) oder zugleich auf Zerreißen 
(in Bezug auf abfolute Feftigkeit) in Anjpruch genommen 
wird. In eriterem Fall kommt es wiederum darauf an, ob 
die Laſt blos vertifal von oben oder auch jeitwärts, ob fie 
ferner tontinuirlich od. ſtoßweiſe auf denjelben wirft, ob fie 
gleichmäßig oder ungleihmäßig über feine Länge verbreitet 
it; ferner, wie derjelbe an feinen Unterftügungspunlten be— 
fejtigt ift, wie dieſe vertheilt find xc. b) Aus welhem Ma- 
terial er gefertigt ift, und was dasjelbe für eine natürliche 
Feſtigkeit hat. c) Ob er blos vor dem Brechen oder auch vor 
dem Wegbiegen gehütet werden joll. . Welche Längenform 
derjelbe hat. e) Welche Duerichnittsform man ihm giebt. 

Da aber alledieje Umſtände nicht blos beider Tragfähig— 
feit der Balken, jondern auch bei der Widerjtandsfähigkeit 
anderer Konjtruftionstheile in Betracht fommen, jo gehört 
das darauf Vezügliche nicht in diejen, die Balken jpeziell 
betr. Artitel, jondern in die Art. Biegung, Bruch, Efajti- 
zität, Feſtigleit, Trägheitsmoment, in denen es nadjzulejen 
ift. Die für die Tragfähigkeit eijerner Ballen jpeziell gel- 
tenden Regeln gelten ebenfalls für andere eiſerne Verband⸗ 
ftüde; man findet daher das darauf Bezügliche in den Art. 
Eijenbalten, Eijenbau, Brücke, Gußeiſen, Gitterträger, Bie- 
sung, Bruch, Elastizität, Feitigfeit, Trägheitsmoment ꝛc. 

I. Die Traglänigteit einfader Runen 
Balten folgt zwar denjelben Regeln, die für Balken von 
anderem Material gelten; man ijt aber durd) die Natur 
des Holzes, ſowie durch die oft nöthig werdende Rückſicht auf 
den Preis jchr oft abgehalten, nach diejen Regeln zugeben; 
bejonders iſt man in der Wahl des Querſchnittes an 
die annähernd oder ganz rechtwintlige Form ges 
bunden, und es fommt aljo darauf an, dem Balken, unter 
thunlichiter Befolgung jener Regeln, troß der hemmen 
den Umstände, den möglichjt vortheilhaften Querjchnitt 
zu geben. Beim rechtwinkligen, Querſchnitt gilt im all- 
gemeinen die Negel, daß die Bruchfeftigleit des Baltens 
gleich ift dem Produft aus Breite, Duadrar der Höhe 


ı größere Tragfähigkeit erhalten, je größer die Höhe im Ver: 
ı hältnis zur Breite ift. Nimmt man z. B. einen Balten von 
10 cm. Breite u. 14 em.Höhe deſſen Duerichnittfläche=140 
em. ijt, und einen ziveiten, defjen Breite nur 7 cm., die 
ih aber 20 cm. beträgt, jo wird fich die Tragfäbigfeit 
ider gegen einander verhalten wie 10X14%X14—=1960 
u7xX20%X20=2800. Folglid) trägt der Schmale und hohe, 
abei hochkantig gelegte Ballen beinahe ein halbmal mehr 
als der im günftigiten Verhältnis der Tragfäbigfeit aus dem 
runden Stamm bearbeitete Ballen. Betr. die freitragende 
Länge eines Baltens muß man nicht nur darauf Rüdficht 
nehmen, daß der Ballen unter feiner eigenen Laſt, mit 
einer ihm aufgelegten (fremden) vereint, nicht bricht, ſon— 
dern auc in den meijten Fällen dafür forgen, daß er fich 
nicht einmal biegen oder jhwanfen fann. Um nun für ges 
gebene Weite der Balken die Länge, auf welche fie freitragen 
fönnen, und die dazu erforderliche Breite und Höhe, o 
umgefchrt bei gegebenem Querjchnitt die größte zuverläf: 
—— tragende Lünge beſtimmen zu können, dient folgende 
abelle: 





Weite von Mitte 
zu Mitte 











= 


‚70 


SERENE 


o 
= 
= 
—2 




















Balkenftärke 
Weitevon Mitte | Lange der Breite | Höhe 
u Mitte Ballen | 

Meter Meter Meter Wicter 
— | 7,30 0,24 0,33 
— | 8,00 06) 0,86 
1,0 | 4,10 0,16 | 0,23 
— 4,10 0,17 0,24 
— 4,70 0,18 0,25 
_- 5,00 0,19 0,26 
— 5,30 0,20 0,28 

| 0,21 | 0,30 

— 5.6 oder 0,23 0,29 

| 0,24 0,26 

— 9,90 0,21 N 0,31 
— 6,20 0,22 0,32 
= 6,50 0,24 0,33 
— | 7,0 0,25 0,33 
— 7,80 0,26 0,36 
1,15 | 1,50 0,19 0,26 
= \ 60 , 0,21 0,30 
— 6,30 0,24 0,33 
* 7,00 0,25 0,36 
er. | —* —* * 
3,00 ‚18 ‚16 
gs . 3,20 O.is 0,19 
SE. 3,50 | Ds 0,20 
=> 1,00 | Or | 0,21 
= 1,30 (UT a \ 777) 
= * 1,60 | 018) 08 
v23 1,00 018) 0 
Z& £ Bi 20 | 0,19 0,26 
„EB Dr40 | Os 0,24 
Sa 2,10 0,81 0,26 
=, 8,00 0,24 0,2 
—— 6,30 0,24 0,28 
55 6,60 0,26 0,28 
1-53 6,90 0,28 0,28 


Man kann nämlich, wie bereits erwähnt, nicht allemal 
jenen vortheilbaftejten Querſchnitt erreichen, jondern muß 
ihn oft, um Material zu schonen, mehr dem Quadrat nähern 
oder ganz quadratiich machen; um für jolche Fälle, die nicht 
in obiger Tabelle enthalten find, die Stärfe berechnen zu 
fünnen, kann man ſich folgender Formel bedienen, deren Zu— 
verläffigfeit durch die Erfahrung nachgewieſen iſt. Iſt Idie 
Länge in Metern, ddie Baltenweite von Mitte zu Mitte in 
Metern, p die Belaftung pro qm. in Pfunden, bdie Breite 
u.h die Höhe des Balken in Centim., joijt p.d.1?== 2,b.h?; 
ift d aber jowie p nicht beſtimmt, jonder p als diegewöhne 
liche Belajtung der Zimmer anzujeben, jo tann man an- 
nehmen: die Balkenhöhe jei O,, m. + 21.0,,,m., die Breite 
um 2.0,,, m. geringer; dies ergiebt 


Länge Breite Höhe 
3 a 14 0 17 
4 ro ‚17 ra 
Yo 20 ‚as 
" ‚23 Oo 
‚0 r26 0,43 


j Fürkleine Balten, dieoft aus Pfoſtenſtreifen u. Bretern, 
überhaupt aus ſchwachem Holz hergeitellt werden, ſowie 
für freitragende ‚Bretfuhböden, Dübeldeden ꝛc., kurz für 
diejenigen Balfenlagen od. Deden, deren Hölzer ganz dicht 
an einander liegen oder doc) nicht weiter als 0,,, m. von 
einander fiegen, gilt nachfolgende Tabelle in Metern, bei 
deren Benugung Folgendes zu berüdjichtigen iſt: 

a. gilt für ein aus Holz zufammengefügtes Ganzes aljo 
fir Fußböden, Tafeln, Kajettendeden, Dübelbalten, 
Spundbalfen ıc.; 

b, für den Fall, daf zwar die einzelnen Hölzer nicht 


Balkenweite . 


direkt mit den nebenliegenden verbunden find, daß 
aberfowohl der querdarüber liegende Belag als auch 
eine unten befeitigte Verſchalung denjelben eine Ver— 
ſpannung giebt; 

e. wenn 24—26 cm. breite Stüde fidy allein ohne alle 
Verbindung tragen. 











Freitragend 














Holzitärfe | — 
a. b. | c 
0,025 1,40 1,10 0,55 
' 0,030 1,65 1,30 0,80 
0,085 | 1,9 1,50 1,06 
0,045 | 2,10 1,90 | 1,10 
0,066 3,00 2,30 1,70 
0,072 | 3,50 2,68 1,95 
0,095 4,50 3,35 2,45 
0,115 530 4,00 2,90 
0,140 6,00 4,60 3,20 


Bei allen diefen Regeln und Tabellen ist nur auf die ge— 
wöhnliche Belajtung der Balten, wie fic durd) den Belag, 
die Möbel x. hervorgerufen wird, jowieaufBollfantigfeit 
des Holzes gerechnet, jo daß bei außergewöhnlicher Bela= 
ftung u. nicht vollfantigem Holz ein etwas größerer Quer— 
ſchnitt angenommen werden muß. 

Bei ſehr großen Spannweiten, wo man armirte Hölzer 
anwenden muß, genügen dieje Tabellen nicht mehr, jon= 
dern es muß fpezielle Berechnung der Stärfen eintveten ; 
j. dar. die Art. Biegung, Bruch, Elajtizität, Feitigkeit 2c. 

Balkenftein, Kraftficin, Hothſtein, m., fr}. corbeau, m., 
engl. corbel, ein zu Unterjtüßung eines Balkens aus der 
Mauer hervorragender Stein; jept faft nur da angewen= 
det, two das Hirmende eincd Trägers gegen die Band ſtößt: 
im Mittelalter, wo man jehr Huger Weiſe die Balfen nicht 
auf Mauerlatten, jondern auf Wandträger, Streihbalten 
legte, zu Unterftügung der legteren dienend u. daher über 
jedem Schaft angebracht. 

reg m., frj. poitrail, sommier, m., engl. woo- 
den lintel, j. Drijchübel. 

Balkenftühe, f., frz. pointal, m., engl. standing-stay, 
‚ Steife unter einem Balfen. 

\  Balkentradt, f. ((Balkwäger, Balkeuweege, m., Band- 
 warpt, f., frz. bauquiöre, f., serre-bauquiere, f., vaigre 








ı f. d’empäture, engl. clamp ofthedeck-beam, stringer, 
| fpan. durmiente (Schiffb.), diete Bohlenwände, längs 


d. Wände von dem Borderiteven biszuden Tranfombölzern 
der inneren Geſtalt des Schiffes folgend u. mittels Bolzen 
an den Inhölzern, reip. Anicen und Klatiparren, befeitigt. 

Auf ſie ſind mittels Schwalbenſchwanzkammes die Köpfe 

der Deckbalken befeſtigt. Wo ſie geſtoßen werden müſſen, 
erhalten ſie Laſchungen mit Haken, wobei man ver— 
meiden muß, daß dieſe Laſchungen mit denen der Leibhöl— 
zer und Badhölzer zufammenfallen; auch dürfen feine 
Laſchungen unter die Geſchützpforten treffen. Die Balk: 
wäger des Unterdecks und des Flachs, frz. vaigredu fond, 
engl. floor-ceiling-planks, werden doppelt jo jtarfals die 
übrigen Wäger, */, jo ftart als die Innhölzer; die des 
Oberdecks = °/, der unteren, die des halben Deds */, der 
leßteren. Die Breite richtet ſich nach den jpeziellen Um: 
ftänden. 

Balkenwäge, f. Maſchinenk.), 1. ein auf einer Säule 
ruhender, jedoch an derjelben beweglicher Ballen, an deſſen 
einem Ende eine zu bebende Laſt befejtigt und an deſſen 
anderem Ende eine jtchende Schraube an Spindel und 
Hülje, die herumgedrebt werden kann, oder eine hydrau— 
liche Breffe oder ſonſt einestraft angebradıt wird. Dabin 
gehört auch die Vorrichtung zum Auszichen der Pfähle; 
‚1.d. Art. Auszichen. — 2. j. v. w. Wäge mit Balken, frz. 
romaine, j. Wäge. — 3. |. Wägebalten und Balancier. 

Balkenweite, f., frz. entrevous, ın., engl. interjoist, 








Balkenwerk ü 241 Dafiftik 





zu — — — — 








lat. intertiguium, Entfernung zwiſchen zwei neben ein-⸗ Ballei, f., frz. baillie, f., engl. bailey, lat. ballium, 1. 
ander liegenden Balten oder Breite des Baltenfachs; dies | Bezirk, eines Bailif oder Boigts, — 2. Innerer Burgbof. 
jelbe ijt die Summe der Weite der Baltenlüde + Balten= | — 3. Überhaupt befejtigter Ort, umpfäblter Sof ıc. 
breite, wird bejtimmt von Mitte zu Mitte oder von Bund: | .„ Balleifen, n., ſ. Balleneijen. 

jeite zu Bundſeite der Balken und richtet ji) nadı dem Ber: | Ballen, m., 1. bei den Fauſthobeln ein hinten vorragen— 
hältnis zwijchen der aufzubringenden Laſt, der freitragen= | der Theil der Bahn, auf dem der Handballen beim Hobeln 
den Yänge und der Stärfe der Balfen. Einige praftiiche | ruht. — 2. frz. balle, f., engl. tenreams, fivebundles, im 
Regeln ſowie eine Tabelle zu Beitimmung der Baltenweite | Papierhandel 10 Ries (aud) = 25 Nies; dann frz. ballot). 
f. unt. d. Art. Baltenu. Baltenjtärte, Die theoretischen Re— \— 3. Beim Tuchhandel früher 12 Stüd zu 32 Ellen. — 
geln zu ihrer Beitimmung find ausden Regeln u, Formeln | 4. Beim Leimwandhandel variirendes Mäh von 12 bis 30 
über Feſtigkeit, Elaſtizität, Biegung xc. zuentnchmen; j. d. | Ellen. — 5. Gewicht = 200 Antwerpener Pfund. — 6. frz. 





betr. Art. biseau, engl. basil, jchrägzugeichliffene Fläche an dereinen 
Balkenwerk, n., ſ. Baltenlage. Seite der jchneidenden Werkzeuge mit einjeitigen (einbal— 
Balkenyoll, n., j. Baltenmäh. ligen) Schneiden. 


Balkfüllings oder Balkkuntjes, f. pl. (Schiffb.), furze, BVBallenblume, £., engl. ballflower, Hobltehlverzierumg 
Hölzer, weldye, von Dedbalten zu Dedbalten reihend und | des engliichegothiichen Stils, bei. im decorated style des 
in dieje eingelafien, dem Schiff der Yänge nad) zur Ver: | 14. Jabrh., jelten im 13. Jahrh. vorfommend, nicht immer 
jtärfung dienen, | 

Balkhaken, m., Tenfelsklane, f., eijerner Hafen mit 
Flauenartigen Spipen, um Rundholz ꝛc. anzubafen, zu | 
fchleppen und aufzubolen. 

Balkon, m., j. Balcon. 

Balkplanke, f., ſ. v. w. Bohle. 

Balkfühe, Dekfübe, f., frz. accore f. de pont, engl. | 
stanchion (Schiffsb.), die zu Unterſtützung des Deds dies | 
nende Säule. | 

Balkunders, m.pl., in Norwegen 13—14 Fuß langes, 
nicht ganz ichwaches Sparrenbolz. 

Balkwäger, Balkwerger, m., j. Balkentracht. | 

Ball, s., engl., 1. (Hüttenw.) auch bloom, lump, der 








Deul. — 2, Die Kugel. Big. 374. 
Ball-and-socket-joint,s., engl. (Maſch.), das Kugel- | ganz gleich geitaltet. Fig. 374 ſtellt die hauptfächlichiten 
gelent. Varianten dar, und zivar a und b aus Grendon von circa 


Ballaf,m.,1.(Schiffsb.), frz. lest, m., balast, m., engl. | 1350, ce aus St. Mary's in Orford 1280, d aus der Kirche 
ballast, jpan. lastre, jdwere, in den untern Raum des | von Blorham in Oron 1280, e aus der Kathedrale in Port 
Schiffes nur zu dem Zwed aufgenommene Ladung von 1300, fvon der Abtei St. Albans 1300, 
Erde, Sand od. dgl., um dem Schiff durch dasdarausent- BVBalleneifen vd. Bofliceifen, n. ( Tiichl.), frz. Ebauchoir, 
ſtehende Tieferlegen ded Schwerpunftes mehr Stabilität | fermoir, m., engl. ripping chisel, former, jtarter Flach— 
zuverleihen. Nach eingenommener wirklicher Ladung wird | meihel mit Holzheft, gerader Schneide u. jchiefer Bahn 
der B. meiſt ausgeworfen, dod) auch häufig ein Theil desiel= | (Ballen) ; es wird blos mit der Hand geführt und zu akku— 
ben innebehalten, je nachdem die Ladung jelbjt den Schwer: | rater Vollendung der aus dem Sroben mit dem Stemm— 
punft tief oder hoch rückt; in lepterem Fall wählt man | eifen (j. d.) vollendeten Arbeit benußt. 
zum B. Stoffe, die am Abfahrtsort feinen, am Beſtim- Ballenzinn, n., franz. etainä balles, a rouleaux, engl. 
mungsort einigen Werth haben. — 2. (Eijenbahnb.) frz. | roll-tin, j. v. w. Rollenzinn, j. Zinn. 
balast, ım., blocaille f. d'’empierrement, engl. ballast, | Ballestera, f., ipan., j. Balistrarium. 
boxing-material, Bettungsmaterial, Kies u. dgl. zum|  Ball-gudgeon, ball-pivot, engl. (Maid).), der Kugel— 
Verfüllen der Schwellen. - zapfen. 

Ballast-bed, s.,engl., ftj. balast encofire (Wafferb.), Ballhaus, n., 1. franz.salle f. depaume, ou de balle, 





der Bettungstoffer (j. d.). engl. tennis-court, bei den Alten und im Mittelalter ein 
ballaften, att. 3., im Schifib., frz. lester, engl. to bal- | nur zum Ballfpiel errichtetes Gebäude. In Frankreich 
last, Ballaft aufnehmen ins Schiff. waren diejelben im 17. u. 18. Jahrhundert in der Regel 


Ballast-heaver, s., engl., der Bagger (f. d.). etwa 25-—30 m. lang, 8—10 m. breit. In der Mitte war 
Ballasting, s., engl., 1. b.ofa road (Straßenb.), die | ein Neß (corde) querüber gezogen, der dadurch getrennte 
Kiesihüttung, Aufſchüttung, Beichotterung; — 2. b. of vordere Theil hieß le pied, der andere le jeu, der Boden 
the sleepers (Eijenb.), die Beichotterung der Schwellen. | war nad) der einen Ede hin etwas geneigt, damit die Bälle 
Ballaftkifte, f. (Schiffb.), Verſchlag längs einer Seite | dahin rollten. Auf etwa 6 m. hohen Mauern ruhten Ga— 
des unteren Raumes, um durch das hierdurch mögliche ein- ferien, ballatoria, nad) außen offen und nur mit Netzen 
feitige Ballajten das Schiff auf die Seite zu legen. verhangen, damit die Bälle nicht veriliegen fonnten. Die 
Ballaftpforte, f., frze sabord, m. decharge, engl. bal- Dede war mit Bretern verichalt, das Ganze dunkel, oft 
last-port (Schiffb.), Heine Offnung im untern Schiffs: ſchwarz angejtrichen, um die weißen Bälle fliegen zu jehen. 
raum, durch welche der Ballaft eingeworfen — eingeſchloſ⸗ — 2. Jetzt jo viel wie Tanzhaus, Geſellſchaftshaus (j. d.). 


jen wird. Balling-fuarnace s.,engl. (Hüttenw.),derSchweinofen. 
Ballast-pit, s., engl. (Eijenb.), die Kiesgrube, franz.| Ballista, f., Wurfgeichiig bei den Alten, ſ. d. Art. Ba- 
carriöre de balast. lista in M. M. a. W. 


Ballaſtſchute, f., Ballalleichter, Salaſteret, m, frz. ba- Ballister, s., engl., die Baluſter (i. d.). 
teaum. lesteur, delesteur, engl. ballast-lighter, fleines | Balliſtik, f., frz. ballistique, f., Wiſſenſchaft von den 
ar ige zum lWeberführen des Ballajtes zum oder vom | Beihügen u. deren Gebrauch. Fürdie Aufgabe, die Bahn, 


Schiffe, vergl. aud) Baggerprahm. welche ein Geſchoß, z. B. eine-Bombe, beichreibt, zu be— 
Ballast-waggon, s., engl. (Eijenbahnb.), der Kies- | rechnen, ijt eine ganz jtrenge Löſung noch nicht erzielt, da 
wagen, Schotterwagen, das Geſetz des Luftwiderjtandes noch nicht genau genug 





Ballatojo, m., ital., lat. ballatorium, Galerie (j. d.). | ermittelt iſt. Im luftleeren Raum iſt die entitehende Bahn 
Mothes, Ifuftr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. 1. sı 


balliſtiſches Pendel 


242 


Balfenbrüde 











iteta eine Parabel, durch den Luftwiderjtand aber wird fie ? 


eine transcendente Nurve, [Ptz.| 

ballififiyes Pendel, n., Maſchine zu Beitimmung der 
Wirkung der Geſchoſſe u. dadurch der Stärke des Pulvers. 
Ein ſchwerer eiſerner oder hölzerner Blod iſt mittels einer 
Stange an eine bewegliche Achſe befeſtigt, eine am Bloc 
angebradjte Spitze bejtimmt die durch das Antreffen der 
dagegen abgejchofienen Kugel hervorgebrachte Berrüdung 
in der Lage auf einem Gradbogen, Für jechspfündige Ka— 
nonen macht man in England die Blöde jept iiber 6000 
Bund ſchwer. Piæ. 

Ballium, n., lat., j. d. Art. Ballei. 

Ballen, m., 1.(Chemie) frz. ballon, m., engl. balloon ; 
mehr od. weniger kugelförmiges Glasgefäß von jehr ver: 
ichiedener Größe, zu manchfachem Gebrauch; jo z. B. 
als Vorlagen bei Deitillationen, um das Deitillat aufzus | 
fangen; als Apparate, um Flüffigkeiten darin zu erhitzen 
u.1.1.[Wf.) — 2. jr. estrangon, estragnon, m., Gefäß 
zu Verſendung gewiſſer Chemitalien, für Schwefelſäure 
von las, fir flüchtige Ocle von Blech gefertigt. — 3. 
Im Glashandel ſ. v. w. 25 Band, auch Ballot genannt, 
j. Band VIII. 

Ballot, m., frz., 1. 5. Ballon 3. — 2. Im Bapierhane 
del = Ballen zu 24 Ries, 

Ballfal, m., Tanzfäl, m., franz. salle f. a danser, engl. 
dancing-room, ball-room, f. d. Art. Säl. 

Ball-valve, s., engl. (Maid), das Kugelventil. 

Balneum oder balineum, n., lat., Bad, im Blur. jo= 
wohl balnea als balinea; j. d. Art. Bad. 

Balon, jinmejishes Fahrzeug von 32—38 m. Länge 
bei nur 2 m. Breite, am Vorder: u. Achteriteven hoch auf: 
gerichtet, gewöhnlich reich verziert und mit 100— 150 Rus 
derern bemannt. 

Balsa, jpan., Flüſſigkeitsmäß in Spanien = '/, Bota. 
— 2. Gewicht = 15 Arroba, s., = 375 Pjd. — 4. Fähre, 
Flo. 

Balfahols,n.,v.Baljabaum (Ochroma, Lacopus Sw.., 
Fam. Bombacene), der in Mittel» und Südamerifa an 
der Wejtfüfte einheimiſch ift, ift außerordentlid) leicht und 
wird wie Kork zu Flajchenpfropfen benutzt. Die Indianer 
fertigten früher daraus unverjentbare Flöhe für weite 
Stromreijen. [Wf.) 

Balfam, m., frz. baume, m., engl. balm, balsam, ein 
mehr od. weniger didflüffiges Gemenge von Harz u. Äthe- 
riſchem Del, welches in verichiedenen Pflanzen erzeugt 
wird und entweder freiwillig od. aus in den Pflanzentör= 
per gemachten Einjchnitten ausflieht. Urjprünglich bezeich- 
nete man als B. blos das ätherifchearomatiich-harzige 
Erfret des Balfambannes, frz. balsamier, m., engl. balm- 
tree (Balsamodendron gileadense), den fogenannten 
Mefta-Balfam, j. u. 5; gegenwärtig aber gilt die Benen- 
nung für eine große Anzahl von flüjjigen oder feſten, aro= 
matiſch riehenden Pflanzenproduften der verjchiedeniten 
Abjtammung. In Frankreich nennt man ®. alle harz: 
artigen Körper, welche jich durch einen Gehalt von Jimmet- 
oder Benzoefäure auszeichnen, ohne dabei auf die Konſi⸗— 














ftenz od. das Vorhandenſein von aromatischen Delen Rück- K 


ficht zu nehmen. Die befannteren Balfamarten find: 

1. Tolubalfam; durch Einfdnitte in den Stamm | 
eines in den Sebirgen von Turbako und Tolu ſowie am 
Magdalenenitrom wachienden Baumes gewonnen. Friſch 
ift der B. gelblich, volltommen durchſichtig und flüffig wie 
Zerpentin; bei der Aufbewahrung verändert er ſich ziem— 
lic) jchnell und wird braun; hat aromatischen Jasmin u. 
Eitrongerud) und dient als innerliches Arzneimittel fowie 
zu Parfümerien. 

2. Perubalſam, fr3.baume de Perou, von den My: 
rorylon = Baumarten im contralamerifaniichen Freiſtaat 
San Salvador. Im Handel kommen mehrere Sorten vor, 
deren Berichiedenheit durd die Bereitungsart veranlaft 








wird. a. Der weile Berubaljam, aus den Früchten der 
genannten Baumarten durch Auspreſſen gewonnen, bat 
einen angenehmen Melilotgeruch; b. der trodene Perubal— 
jam joll aus dem weihen durch Erhärten an der Luft ent 
jteben ; e. der ſchwarze Berubaljam wird aus dem Stamm 
der Myrorplon-Arten gewonnen, indem man die Rinde 
theilweije ablöjt, zwiſchen Rinde u. Stamm Tücher jchiebt 
und durch) ein um den Baum angezindetes Feuer den B. 
zum Ausfließen bringt. Nach mehreren Tagen haben jich 
die Tiicher mit B. vollgefogen und werden dann durd) Aus— 
prejjen u. Auskochen mit Waſſer vom B. befreit. Nur der 
ſchwarze findet in der Medizin, als innerliches und äußer— 
liches Arzneimittel, in der Chofoladefabrifation als Sur: 
rogat für Banille und in dev Parfümerie Anwendung. 

3. Der fanadijche Baljam, von der in Kanada, 
Virginien u. Karolina einheimifchen Koniferenart Abies 
balsamea, fammelt jich unter der Rinde der Bäume u. 
wird durch Einichnitte zum Ausflichen gebracht. Er it 
frisch Schwach gelblich, wird bald Mar und riecht aromatiſch, 
an Musfatöl erinnernd. Reiner tanadabaljam wird, mit 
geringen Mengen gebrannter Magnefia zuſammengerie— 
ben, jchr fejt; er dient in der Optit zum Zufammentlitten 
achromatiſcher Linſen und in der Mitrojfopie zum Aufs 
bewahren von Präparaten. 

4. Der Eopaivabaljan jtammt vonmehreren Co— 
paiferasArten in Peru, Mexiko, Brafilien u. auf den An— 
tillen. Man gewinnt ihn aus den Bäumen, indem man 
nach der Regenzeit Einjchnitte in diefelben macht; er flieht 
aus den Einjchnitten jo reichlich ab, daß oft ein einziger 
Schnitt 10 Pfund B. liefert. Im Handel fommen mehrere 
Sorten vor. Derbrafilianijche ift der ammeijten geichäßte. 
Der von den Antillen iſt zäher und dunkler., Berfälicht 
werden diefe Baljame bej. mit Terpentin und DI. DieAne 
wendung des Copaivabaliams iſt jehr manchfaltig , 3. B. 
zur Daritellung von Lackfirniſſen, j. d. Art., und Durch— 
zeichnenpapier, hauptſächlich aber in der Medizin. 

5. Der Mettabalfam vder B. von Gilead ftammt 
von einem jtrauchartigen Gewächs Arabiens. Der feinite 
B. joll aus den Blüten diefes Gewächſes ausſchwitzen; er 
riecht höchit angenehm nad) Eitrone und Rosmarin. Eine 
andere Sorte flieht freiwillig od. aus gemachten Einſchnitten 
an den Äſten aus; eine dritte wird durch Auskochen der 
Zweige mit Waſſer gewonnen. Sie iſt etwas didjlüjjiger 
als Copaivabalſam u. wird, in der Hand gerieben, jeifen- 
artig und weiß. Der Meltabaljam wurde früher auch bei 
uns ald Arzneimittel angewendet, jept nur noch ala Näus 
chermittel, * 

6. Die angeführten Baljame find natürliche;cs giebt aber 
aucheine Menge künſtliche, die meist äußerlich od. inner- 
lich als Arzneimitttel dienen; z. B. Opodeldof, eine weingei⸗ 


\ ftige, freies Ammoniatenthaltende Seifenlöjung ;der Hoff- 


mannſche Lebens-B., eine Löſung verichiedener ätheriſcher 
Dlein Alkohol; der Wund-B., eine Miſchung von Myrrbe, 
Thymianöl, Altohol, Weineffig xc.; der Mustat:B, und 
dergl. mehr. 

Balfambolz, n. (Xylobalsamum), 1. das Holz vom 
arabijchen Balfambaum (Balsamodendron gileadense 
nth. u.v.Opobalsamum, Fam. Terebinthinae); beide 
Bäume, in Arabien heimiſch, liefern den Melfabaljam, j. 
Balfam 5. — 2. Das Holz vom tolutaniichen Baljam: 
baum(Myrospermum toluiferum, Fam.Hülfengewächie) 
im —— Amerika (Kolumbien) hat keine techniſche 
Verwendung, ſ. jedoch Art. Balſam 1. | Wf.) 

Balſamtanne, f., j. im Art. Tanne. 

Balfe, f. (frz. balse, balze, f., ſpan. balsa, das Flop), 
ein aus 5—9 Stämmen gezimmertes, nad) vorn ſpitz 
endendes, hinten gerade abgeichnittenes Floh, welches, mit 
Maſt verjeben, auf den Flüſſen Südamerika's und Peru's 
gebräuchlich iſt. 2 

Balfenbrüdke, f., Brüce aus mit Oelgeträntten u.daan 
mit Luft angefüllten, durch Seile verbundenen und mit 


Baltheus 





243 





Bretern belegten Schlauchen fonjtruirt; in Indien ge: ‚angewendet; i. 7 in Fig. 375— 378. Val. auch d. Art. 
' Bändchen. — 2, lat. fascia, corsa, franz. plate-bande, 


brüuchlich. 

Baltheus (um), fat., Gürtel, daher 1. untere praeeinc- 
tio, im Amphitheater; j.d. Art. — 2. Boljtergurt des ioni⸗ 
fchen Kapitäls; j. d. Art. Joniſch und Baluiter 4. 

Baltrescha, f., lat., j. breteche. 

Baluarte, m., jpan., ital. baluardo, Bajtei, Schuß: 
wehr (Wallwarte). 

Baluiter, f., irz. balustre, m., engl. baluster, ballister, 
verdorben in bannister, ital. balaustro, vom griech. Bx- 
Aassreov, unreife Sranatfrucht, auf andere einer folchen 
einigermaßen ähnelnde, aljo ſchwellendlänglichrunde Kör- 
per übertragen, daher in der Baukunst namentlich 1. jtarf 
geichwelltes Säulchen, welches, als Beländerdode benugt, 
zu Heritellung der Balujtraden dient. Am bäufigiten an— 
gewendet finden jich diejelben in der Nenaiflance, während 
fie in der Antike nicht vorfommen; ſ. daher d. Art. Nenaij- 
jance und Baroditil. — 2. Jede Zwergfäule (j. d.). — 3. |. 
v. w. Docke (j. d.) iiberhaupt, auch an Schlüjjeln, Leuch— 
tern ꝛe. — 4. Polſter am ioniſchen Kapitäl; j. Joniſch. 

Baluftrade, f., frz. balustrade, f., garde-fou balustre, 
engl. balustrade, railing ofbalusters, Dodengeländer, 
ein vorzüglich bei Treppen, Balcons und Altanen ange: 
wendetes, meijt jteinernes Geländer aus Balujtern, (j. d. 
unter 1), welcheoben durch einen breiten Handgriff verbun= 
den jind, unten aber auf dem Belag des Altanes oder auf 
der Treppenwange aufiigen. Much bei ganz flachen Dächern 
wendet man mitunter B.n an und unterſtützt ſie in gewiſſen 
BZwiichenräumen durch Poſtamente, die man mit Bajen 
oder dergl. verziert; ſ. übr. d. Art. Geländer. Manche fchreis 
ben das Wort „Ballujtrade“ und wollen es von ballistra- 
rium, Plap für Balliſtenſchützen (j. Baliftrarium), ab: 
leiten, dann erklärte es fic als gleichbedeutend mit Bruſt⸗ 
wehr in fortififatorijchem Sinn. As. 

Bamboo, 1. Betreidegerwicht auf Sumatra — 1,4, Kg. 
— 2. Flüjjigfeitsmäh auf Sumatra, etwa — 4 Liter. — 
3. Längenmäh in Birma — 4,,, m. 

Bambusrohr,n.(Bambusaarundinacea, am. Gra— 
mineen, Gräfer), in Ojtindien, China ıc. vielfach) als Sur— 
rogat des dort jehr jeltenen Baubolzes in Anwendung und 
in zahlreichen Arten dazu kultivirt. Die betr. Bölter fer- 
tigen aus B. Möbel, Körbe, Matten, Segel, benupen es 
zu Balten u. Sparrenwert, Bajjerleitungen ꝛe. Estommt 
fajt gar nicht in den Handel, und die jogen. Bambusjtöde 
find meijt aus Rottang. 

bamfen, (wamſen), aft. 3., ſ. v. w. ausflopfen. 

Banagium, n., lat., im Mittelalter Müblenzwang, 
Mihlenbann; j.d. Art. Bannmühle. 

Banane, f. (Musa paradisiaca und sapietum, Fam. 
Musaceae) Baradiesleige, in allen Tropenländern ihrer 
nahrhaften, äußerlich den Gurken ähnl. richte wegen tul⸗ 
tivirt. Die Blätter dienen oft zum Dachdecken, u. eine Art 


davon, Musa fertilis, giebt aus den Stengelfajernden Mas | 


nilahanf, der auf Luzon vielfach zu Tauen verarbeitet wird. 

Bane, m., fr3., ſ. v. w. Bank I :c.; b. de ciel, j. Banf 
VII; b. d’eglise, ſ. Kirchenſtuhl; b. d’oeuvre, Chorſtuhl 
(5. d.), für irchenälteite und niedere Geiſtliche; b. de cha- 
loupe (Schiffb.), Ducht, Duft, Rojebank; b. de verrier, 
Glasmacheritubl; b. Atirer, Ziehbanf zum Drabtziehen, 
Röhrenziehen zc.; b. de forerie, Bohrbank, Bohrtafel. 

Bancasse, f., jrz., Bettlajten (j.d.). 

Bancazinn, n., Zinnjorte, namentlich zu Spiegelfolien 
verbraudit, | Zinn. 

Banche, f., frz., beim Mauern in Piſée ein tiſchförmiges 
Geſtell, welches die Formen trägt. 

Band, n., I. Inder Ornamentik, 1. Band, öfter Bänd- 
chen, fat. taenia, frz. bande, engl. band, fillet, ital. ben- 
da, ſchmales Heines Plättchen, weniger ausladend als breit 
und bier u. da als jelbjtändiges fortlaufendes Halsglied bei 
einfachen Bostamenten, häufiger als IInterglied unt. Rund— 
jtäben, Karnieſen ꝛc., als Einfafjung größerer Glieder ıc. 











face, f., engl. flat moulding, broad fillet , ital. fascia, 
dig. 375. 377. 


376. 378. 
















INES 
— 





nal ST 4 f - W 
ig 379. Band als Glied. Fig. 380. 


ſpan. faja, aud) Gorte, f., Bort, ın., Bund, Binde, f., Streifen 
gen., höhere, aber wenig ausladendeRlatte, kommt theils als 
Theil eines Sefimsgliedes, theils als Glied eines Geſimſes 
wie A in Fig. 379, theils als jelbjtändiger Sims vor, Fig. 
380, wo es dann auch häufig 
Bandgejims, Gurtband, 
Bortfims ꝛc., fr}. cordon, m., 
engl. string, genannt wird. — 
3. B., auch Bund gen., um den 
Scafteiner Säule etwa imDrit- 
theil der Höhe gelegte Binde, im 
Mittelaltervielfacd vorfommend, 
1.519.381. In der Zeit der Spät- 
renaifjance u. der ihr folgenden 
Geſchmacksverderbnis bat man 
aud) die Säulen antifer Ordnun- 
gen mit Bändern umlegt; dies 
widerspricht aber dem Charakter 
diejer Säulen u. muß mindeftens 
mit großer Borjicht gethan wer: 
den; j. dar. d. Art. Bund, Dienjt 
u. Säule, — 4. Fliegendes Band, 
Spruchband, Bandrolle, f., frz. 
banderole, engl. bandrol, ban- 
derolle, bannerolle. Die in der 
Gothik als Inſchriftsträger viel: 
Iad vorfommenden — = B 

änder, auch fliegende Zettel ges Fig. 381, 
nannt, Fig. 382, jind häufig sehr Sundiäule aus Stolin, 
willtommene Aushülfsmittel zu ungeziungener Ausfül— 
tung leerer Flächen, Zwidelfelder ıc. 

II. Band in der Bimmerwerkskunde, fr}. lien, m., engl. 
lat.catena,eininj 


— 


r 


brace, 


chräger Richtung, zullnterftüsung 
14 E ware ine z 


Ö 










ig. 382. 
und Verbindung zweier parallel liegender oder nadı einem 
Winfel zuſammenſtoßender Hölzer mit dieſen verzapftes, 
überblattetes oder verfaßtes Stüd Holz. Verbindet es 
zwei im Winfel ſich treffende Hölger, fo heißtes Winfelband, 
Bug,m, Büge, f., fra. lien d’angle, moise inclinde, 
bras.de force, demi-eroix de Saint-Andree, engl. angle- 
brace, diagonal stay. a) VBerbindet es eine Schwelle mit 
der darauf jtehenden Säule, jo heißt e$ unteres Winfel- 
band, Fußbüge oder Fußband, lat. copreolus, fri.guötre, 
f., engl. lower brace, foot-brace, ital. razza, j. Fig. 386. 
b) Hat ein Fußband zugleich die Funktion, einen Theil der 
Lajt von der Säule aufzunehmen oder einen auf die Säule 


| wirfenden Seitenjchub abzufangen, j. Fig. 387, fo heißt es 


31* 


— 








SE tre beband, frz lien m. en contrefiche, etaie incli- 
nde (im Hängewerf arbaletrier, engl. strut-brace, stay, 
j.d. Art. Strebeband u. Hängewert). c) Berbindet e8 eine 





Sie. 385. Zu Art. Band IT. Sig 386. 


deral., fo heit es Stügband, Tragband, Achſel-, 
Schulter: oder Kopfband, frz. aisselier, m. (paule, 
table), lien en aisselle, esselier, engl. shoulder-tree, 
u per-brace,upper-strut, in Sachſen Winkelband ſchlecht⸗ 
bin, ſonſt auch oberes Winkelband, in Heſſen ꝛc. Bug, m., 





Fig. 387. 


Büge, f. Dieje Bänder werden gewöhnlich unter einem 
Winkel von 45°, dem jog. Tragwintel, eingeſetzt. Die Be— 
fejtigung geichieht entweder mittels Zapfen und Verſatzung 
nach Fig. 383, oder mitteld Anblattung und Verſatzung 
(verjaptem Blatt), Fin. 384. d) Jagdband heißen die 


244 





Band 


subscus, frz. crampon, elef ‚engl. key, ein Heines Ber: 








bandſtück, welches dazu dient, zwei Balfen an einander zu 


befeitigen; auch Baltenbänder (ſ. d.) fünnen als Kreuz— 
bänder fonjtruirt werden, j.d. Art. Andreaskreuz 3 und 
Abkreuzung. g) Sturmband, Sturmbüge, auch Schub 
büge, Winditrebe, Schubbandgen., fry. döcharge, &ehar- 
pe, poteau decharge, poteau de decharge, engl. prick- 

ost, zwiichen Schwelle und Rahmholz in Fachwänden 
—* geſtellte Hölzer zum Tragen und gegen das Ver— 
ſchieben der Wände, ſa d. Art. Fachwand; je ſchräger die— 
ſelben ſtehen, deſto ſtrebender, aber deſto weniger tragend 
wirken ſie, und umgekehrt. Gewöhnlich bringt man ſie im 
Winkel von 75° an; ſtehen fie ſteiler als 60°, fo heißen ſie 
frz. Cuette. Der Zimmermann ſetzt in der Regel etwas zu 
sa Vertrauen in die Bänder betr. deren Tragkraft, 

eſſer iſt e8 jedenfalls, ſich auf jolche indirekte Stützungs— 
mittel wenigerzuverlaffen als auf dierichtige Anbringung 
der Hauptitügen, während gegen die Verſchiebung die 
Bänder allerdings nicht blos nützlich, jondern nötbig 
find. h) Band bei Pfahlroſten, frz. raineau, j.v. w. Holm, 
Oberlegeholz, Pfahlholm. 

III. Band im Schiffsraum, frz. guirlande, f., engl.hook, 
auch Branzen, und zwar nad) der Yage: Kragvranzen, 
forehook ; Bruftband, Bugband, franz. guirlande f. des 
&eubiers, engl. breasthook; Dedbugband, frz. guirlande 
des ponts, engl. deck-breast-hook; Branzen vom Spies 

el gen,, find große frumme Hölzer, die, zu Befeſtigung des 
En und Hintertheils, ungefähr waſſerpaß angebracht, 
die Vorderiteven und die Ohrſtützen oder Klüshölzer recht— 
winklig überichneiden, auf diejelben ſehr genau aufgepaßt 
und an fie mittel® ganz durchgehender Schraubenbolzen be= 
feftigt find. Zwiſchen Kielſchwinn und Vorderded liegen 
meist 4—5 folder Bänder, jo daß die Planken des Unter: 
deds aufden oberiten aufliegen. Zwiſchen erftem u. zweiten 
Ded bringt man dicht unter die Ktüſen, unter den Oberdeck⸗ 
balten,ebenfallsein ſolches Band an. Das legte, aufden das 
Bugipriet aufliegt, ruht auf den Untertrempeln der zweiten 
Lage. Leber jemehr Inhölzer manfiereichen läßt, deito bei= 
jeren Verband geben fie natürlich ; fie find meiſt doppelt jo 
lang u. um '/, jtärfer als die Kniehölzer der Dedbalten. 

IV. Saud als eifernes, unbewegliches Verbindungsllük, a) 
Buaband, frz. lien m. en fer, engl. tie, zu Befeſtigung 
gewiſſer Holzverbände. Fig. 388 zeigt ein jolches B., wel⸗ 


na 
u + 


—* 
er r 











Zu Art. Band VL 


Fia. 369. 








Fig. 390. 


Bänder, welche mit Jagdzapfen (j.d. Art.) eingejept find. | ches dazu dient, den Verband zweier liegenden Hölzer mit 
e)Kreuzband, Kreuzbüge, fr}. entretoise croisde, | einem ſich zwiſchen fie ſchiebenden ſtehenden Holz zu jichern ; 
entretoise en sautoir, eroix f. de Saint-Andree, engl. | man kann das B. auch in das Holz einlajjen. Gut ijtes, 
saltier-eross-bar, St.-Andrew’s cross, cross-stay, be: | an beiden Seiten der Hölzer Bänder anzulegen. Aber bei 
jteht aus zwei ſich überfreuzenden Schrägbändenn u. dient | jtumpfem Stoß zweier liegenden Hölzer (wenn man fich in 


unjerer Figur die Säule wegdentt) ſichert auch ein Doppel- 


zur Verbindung paralleler Hölzer, 5. B. in Fachwänden; Al ‚0 
! band nid)t genug vor feitlicher Verſchiebung; man lajje des: 


. Fig. 385 und Art. Kreuzband. f) Balfenband, lat. 





Band 


halb oben auf dem Stoß den Schwalbenihwanz A ig. 
389 ein. Auch fann man das B., jtatt mit Schraubenflan: 
jchen, mit Kröpfen oder Anſätzen, Fig. 389 B, e, e, ver- 
jehen, vor welche dann Krampfen, £, f, geichlagen werden. 
Sur Berbindung der Streben mit den Hängejäulen zc. be: 
dient man fich ähnlicher Bänder, die dann aber häufig ges 
bogen, gefröpit x. jein müſſen. b) Zu Herjtellung von 
Edverbänden bei Eijengittern ꝛc. j. Fig.390, woderStab a 
mit dem Stab b durch das B. c verbunden ıit. 











V. Band als umfdliehendes Gebinde, frz. bande, Echarpe, 


£.,bandage, m.,engl.hoop. a) Feitaeichlojjenes, ans 
geihobenes B. Reifen, Zwinge, frz. frette, virole, f., 
engl. vervel, ferrule, wie joldye um die Köpfe von Pfählen, 
Ballen zc. gelegt werden, um das Aufreißen zu vermeiden. 
b) IImgelegtes B., fr. armature, f., engl. trussing, bes 
jteht meiit aus Eifenjchienen od. Blechitreifen, die um Oefen, 
Röhren, Formen u, dgl. gelegt werden, um jie gegen das 
Zeripringen zu ſichern; fie werden meijt aneinem Ende zus 
fammengejchraubt; j. übr. Gebinde. e) Beim Böttcher, frz. 
cerele de fer, engl. ironhoop, 1. j. v. w. Reif, bei. wenn 
ernicht von Holz iſt. — 2. Der Ort, woder Reifbefeitigt iſt. 

VI. Sand als beweglidyes Verbindungstük, Thürband, 
Fenſterband. Das Baudwerk oder Gebände, die Aufhän- 
qungsvorrichtung für drehbare Flügel, frz. penture, f., 
engl. hinge, bejteht aus einem Bandhaken od. einem Stift 
oder dergl. und dem eigentlichen B., Angelband, frz. bande, 
f., engl. loop, ſ. d. Art. Angel 1 zu Ende. Die am häufig- 
jten vortommenden Arten der Thür- und yeniterbänder 
find folgende: 

a) Eharnierband, frz. charniere, f., couplet, m., engl. 


turning-joint, hinge-joint, joint-hinge, joint-frame, | 


Lappenband, Gelenkband, Gewerbe, Gewindeband, Char: 
nierband. I. Gerades Charnierband, frz. charnière 
simple, engl. single, hinge-joint; Fig. 393 ſtellt ein ſol⸗ 
ches dar, und zwar bei A und B im Grundriß, C in der 
Anfiht. Aus A und B erficeht man auch, wie ſich das B. 


Am — 


Fig 391. Fin. 392. 


bewegt, und zugleich, daß es ein vollitändiges Oeffnen der 
betreffenden Thüre erlaubt. Es bejteht aus 2 Lappen a 
u. b, Bandlappen, Bandfücen, frz. pan de penture, bande, 
branche, engl. strap, tail, gewöhlich aus Blech gefertigt, 
die um einen Stift, den Bandfift, Dorn, m., Ruthe, £., frz. 
gond m. a charniere, broche, f., engl. pin, broach, ge= 
wunden und zufammengeichweiht werden, und zwar ent= | 





Fig. 399. Charnierbänder. 


weder nad) Fig 391, frz. soude, vd. nad) Fig. 392, franz. 
ploye, dann werden jie pärweiſe zufammengelegt, der 
Dorn durchgeitedt u.an den Enden vernietet, Die Yappen | 
find mit Schraubenlöchern verjchen; jie werden jtumpf | 
aufgelegt oder in Thür und Pfoſten eingelajjen und ein— 
geihraubt. Da dieje Bänder, dafern fie auf dieje Weiſe 
fonitruirt und nicht — was aber blos auf bejondere Be— 
ftellung geſchieht — aus dem Ganzen gejchmiedet u. dann 
gebohrt jind, wenig Halt gewähren, jo wendet man fie nur 


fig: 394. 





245 








pen, welche nicht gleich groß zu fein brau— 


Durchſchnitt, C in der Anficht dar; Bijt die 
Nuß, einzeln dargejtellt. Es giebt aud) 
ſolche Bänder mit 2 Nüffen, frz. deux |- » 











\ J If) | 


Fest | 
N 









Fo. 895. Gfarnierbänder. ig. 396. 
Klapptiihband, franz. couplet à pans, briquet, 


Fig. 394, erlaubt nur ein Auffchlagen bis zu dem rechten 
Winkel. — 3. Das gefröpfte Charnierband, fran;. 
— 


SE = 


® 












AN © = A i d 
| \8 —— 7— er 
| Fig. 397. Nußband. 


charniere coudee, engl. bent joint-frame, Fig. 395, geht 
ebenfalld nur bis zum Winfel auf. — 4. Das verjaßte 










l 





II} 





hie: 


— 000 | Ikiffn } 
j ll EN A 
I Hr EL NNKGM N 
al INZ IIERUN IM — * 
HS ZZ NN! 





Fig. 398. Nukband. Big. 399. Kopfband. 


diejem fann man durch verichiedene Größe der Anſätze dem 
Aufgeben beliebige Grenzen ie Die Größe diejer Bän: 
der richtet fich nad) dem Bedarf, ebenjo die Länge der Lap- 


chen, — 5. Nußband, frz. charniere A 
coq, zum Seitlichanſetzen. Fig. 397 ftellt 
ein jolches B. A u. D in der Nufficht, B im 


cogs. — 6. Nußband zum Anjchlagen 

auf der Kante, j. Fig. 398, A und C jind — 
Grundriſſe, Bdie Anfıcht des Bandes, Dijt — 
die Nuß, einzeln dargeitellt. — 7. Auf— 
japband oder Kopfband, auch Zapfen Big. 40. 

band genannt. Fig. 399 ftellt diefes aus den Yappen a u. 
b und dem Zapfen d beſtehende Band bei C in der Anficht, 
bei A u. Bim Grundriß dar. — 8. Charnierband mit 


— —* 








246 


Band i 











einzelnen Yappen, franz. 
9. Charnierband mit Voriteder, fr}. fiche à broche, 
engl. joint-frame with pin or peg, nadı einer der obigen 
Arten geitaltet, aber mit ausziehbarem Stift. 
b) Sahenbänder, Anffehbäuder, Aegelbäuder, frz. penture 
a gond, pommelle f. simple, engl. hinge and loop, loop 
and hook. — Es bejteht zunächſt jedes Hafenband aus 
- dem Bandlappen a, welcher 


baten b, um defien Dorn 
das dünn auslaufende Ende 
des Lappens ala Gewinde 
e gebogen iſt, jo daß es ſich 
auf dem Anfaß, fri.repos, 
des Hafens drehen fann. 
Diefer Bandbalen (j. d.) 
läuft nicht immer wie bier 
in eine zum Einjchlagen in 


jtimmte Spibe aus, ki 
4 gond A pointe, jondern ijt 
Big. 401. Schippenband. gaufig J— einem Stützblech 
befeſtigt, ſ. Fig. 103 e, welches an den Pfoſten od. die Ber: 
Heidung angeichraubt wird, franz. gond a platine. Bei 
jteinernen Thirgewänden wird die Spite, mit Stein- 
nit m ichrauben verjehen 
od. aufgebauen, frz. 
gond A scelle- 
ment, |. fig. 403 
d, in das Gewände 
eingelaſſen u. darin 
feitgetittet; bei höl— 
zernen wird Die 
Spigegern noch mit 
—— Stütze ver— 
ehen u. der Haken 
— beißt dann Stüß- 
hafen, j. ig. 402. Fit der daten zum Einſchlagen od. Ein: 
fitten eingerichtet, jo heißt das B. frz. pommelle simple; 
ift der Hafen aber an einem dem B. ähnlichen Lappen be- 
fejtigt, jo heißt das B. p. double. —1. Shippenband, 
pommelle simple a pale. Dasjelbe ift in der am häufig- 
jten vorfommenden Gejtalt Fig. 101 jebr unſchön, nicht 











2 o 2 0 
o 
—— 
ce — nen 
| j 
4 o 
e 
Fig. 408. Wintelband, 


fiche hnoeuds, ſJ. Fig, 100, — 


auf den Thürflügel ver— 
ſchraubt ift, u. dem Band: | 


das hölzerne Gewinde be= | 


Fig. 403, fommen in Heinem Mäßſtab ber Fenſtern, be— 
deurend größer bei jchiveren Thüren u. Thoren vor. Das 
Winkelband hat außer jeinem eigentlichen Zwed, der Thüre 
ale Stütz- und Drehpunkt zu dienen, noch die Nebenbe- 
jtimmung, die Verbindung der Rahmhölzer an den Eden 
zu verjtärfen, und bejtebt daber aus rechtwinklig geform= 
ten Eifenwinfeln a, welche mit den vertitalen und horizon— 
talen Rahmhölzern verichraubt oder vernagelt werden u. 
diejelben zufammenbalten, An dem vertifalen Schenfel 
ijt die verftärfte Bandbülfe b angebracht, welche auf einen 
| Stüßfloben d, e aufgejept wird. Gewöhnlich jind Die 
| Winfelbänder nur als Kegelbänder lonftruirt, jo daß der 
Dorn des Hafens oben aus dem Gewinde hervorichaut, 
wie bei Fig. 401 u. 402. Bei dem bier in Fig. 403 darge- 
ſtellten jedoch iſt 
| in die Hülſe b ein 
Dorn ec, franz. 
bouton, einge— 
ſchraubt, welcher 
auf dem Dorn 
des Bandhakens 
ıd,e ruht, daher 


diefe Bänder audı 
Dornbänder oder 
Einſatzbünder, fr. 
\ fiche, engl. bolt- 
' hinge, beißen ır. 
zwar nach der Ge⸗ 
ſtalt des Dorn— 
tnopfes fiche A £ 
bouton, fiche A Fig. 404. Fiſchband. Fig. 405. 
vasex.— Das bier dargeitellte iſt aljo ein Winkeldorn— 
band, frz. fiche en equerre à bouton, od. &querre à fiche 
a bouton. Die Dornen müfjen jo gejtellt werden, daß nur 
fie auf einander ruhen, und die Bandhülfe den Anſatz des 
Bandhalens nur janft berührt. Am beften wird auch der 
Dorn des Bandhafens eingejchraubt, u. diejer heißt dann 
Stüpfloben. Der in d dargeitellte Stützkloben eignet ſich 
für jteinerne Gewände, der in e dargeitellte dagegen für 
hölzerne. Man jept auch 
wohl den Stütfloben auf 
ein Eifen, welches man an 
den Enden umbiegt und 
mittels dieſer zugejchärften 
oder auch rauh gehauenen 
Enden in das Gewände 
einſchlägt od. jejtfittet; doch 
iſt dieſe Konftruftion unzu⸗ 
verläfjig.—3. Fiſchband 
Einſetzband im engeren # 
' Sinn), fr}. fiche a vase, © 
‚engl. butt-hinge. In Fig. F 
404 ift die Ansicht und in 
| Fig. 405 der Durchſchnitt 
‚eines joldhen dargeitellt. 
Es iſt im Grunde ein Dorn- 
‘ band, deiien Bandhafen an 
‚ einem den Yappen gleichen 
den Blech befetigt iſt, bes 
ſteht alfo aus zwei Lappen a und d, welche zu Hülfen ums 
aebogen find. In die Hülſe des unteren Lappens ift der 
Dorn b bei e ce eingenictet, und die obere Hilfe drebt fich 











Fig. 406. Kreuzband. Fig. 407. 


viel jhöner ald Schwalbenſchwanzband, fr}. pom- | um diefen Dorn, Damit die Hülſen beider Bandtheile ſich 
melle simple à queue d’aronde, Fig. 402, welche Form | nicht reiben, wird in die obere der Heine Dorn e, frz. vase, 
man übrigens auch häufig dem Bandlappen der Charnier: | geihraubt, der, gleich dem unteren, etwas abgerundet und 
bänder giebt. — Das Schippenband ift aber manchfacher | jo lang iſt, daß zwiſchen beiden Bandhülfen etwas Spiel: 
Verſchönerung fähig. Früher wurden die Schippenbänder | raum bleibt. Der untere Bandtheil wird in den Blind: 
ziemlich allgemein bei Zimmerthüren 2c. angewendet, jept rahmen des Fenſters oder in das Thürfutter eingelafjen 
nur noch bei untergeordneten Thüren. — 2, Wintel- |; und darin vernagelt. Der zweite, obere Bandtheil wird in 
band, frz. pommelle a &querre, &querre A charnitre, den beweglichen Flügel eingejtedt und ebenfall® durch 
engl single garnet, H-L-hinge. Dieſe Wintelbänder, | Nägel oder Schrauben beieftigt. Werden Fijchbänder bei 


Dand 











247 


— 








beweglichen eiſernen Flügeln angewendet, jo ichraubt man | werden, an die Thüre befeitigt. Wenn die Eijenplatte a, 


fie auf die Rahmſchienen. Größe und Stärke der Fiſch— 
bänder richtet ſich natürlich nad) der Gröhe und Schwere 
der Fenſter, Thüren u, Thore, an welche jie angeichlagen 
werden, Ebenjo hängt es von der Größe der Fenster und 
Thüren ab, ob zwei oder drei Bänder — jelten mehr — in 
der Höhe des beweglichen Flügels angeichlagen werden 
müſſen. Fiichbänder finden die häufigite Anwendung, weil 
jie in das Holz eingelajjen werden, aljo nur die Drehhülſen 
fichtbar bleiben und jo die Anjicht der Thüren und Fenſter 
nicht jehr jtören. — 4. Kreuzband, jr}. pommelle sim- 
ple en T, Te,m., Te simple, engl. double garnet (in 
Schottland cross-tailed hinge). Bei jdyweren Thüren, 
bei. Hausthüren, wendet man diefes häufig an. In Fig. 
406 u.407 iſt ein joldhes in etiva */, der natürlichen Größe 





on. 





Fig. 408. Verzierte Bodshornbänder. 


dargeftellt und zwar ala Dornband, frz. fiche en T, fon: 
jtruirt, während die Kreuzbänder eben jo häufig als Halen— 
bänder vorfommen. Fig. 407 giebt Anficht und Grundriß, 
Fig. 406 einen Durchſchnitt durch die Hülfen. Auf der 
Eifenplatte a find die beiden Leiiten b, b aufgenietet oder 
mit der Platte a aus einem Stück geichmiedet. Zwiſchen 
beide Leijten ift die horizontale Eifenplatte c eingejept, 
weldye am andern Ende zur Charnierhülſe e umgebogen 
ift u. den Dorn h des im Thürgewände befejtigten Hafens 
g umfchließt. Der Dorn h wird entweder von unten eins 
geichraubt oder mittels der Nieten i i eingenietet. In die 
obere Bandhülfe e iſt der Dorn feingeichraubt. Auch hier 
jollten ftet8 beide Dörner auf einander ruhen u. zwiichen 
beiden Bandhüljen einen Spielraum lajjen. Das Band 
wird mittel® der jtarten, durch das Thürrahmſtück durch— 
geitedten Schraube d und durch 8 verjenfte Schrauben, 
welche durd) das in das Holz eingelajjene Blech a geſchraubt 


der Bandlappen, nicht vieredig gelajjen, jondern ornamen= 
tal geitaltet wird, jo nennt man das Band ein Bods= 
bornband, fr}. pommelle simple en S. Fig. 108 giebt 
einige alte Bodshornbänder. a, b, d befinden fich im Dom 
zu Regensburg, c, e, fin der Sammlung des Verfaſſers. 
—5. Lange Bänder, frj. penture longue, engl.strap- 
hinge,strap-loop. Es ijt oft nöthig, durd) die Bänder den 
Verband von Holztbiren u. Thoren zu verjtärfen, wie bei 
Anwendung von Winfelbündern, j. oben b2. Wenn der 
Thürflügel aus A 
Bretern beſteht, IN 
welche vertifal ne= Bi... 6 
ben einander gejept 
und irgendwie mit 
einander verbunden 
find, jo madıt man, 
den Bandtbeil, wel, 
cher auf der Til, 
be feſtigt wird, j 
lang, da er die 
ganze Thürbreit 
o d.wenigjten& mch” 
‚rere Breter über: 
greift. Das Band 
w ird dann mit den 
einzelnen Bre ern 
ver nagelt oder ver— 
ichraub t, je ltener in 
—— ——— dig. 499. Verzierte Lange Bänder. 
alter, wo man jelbjt die Zimmerthüren aus vertifalen 
‚ Bretern in Spundung oder mit Federn zufammenjepte, 
benußte man die langen Bänder zu Verbindung der Thür: 
breter unter einander und zug leid) vielfach zu Verzierung 
der Thüren, indem man die Bänder in manchfache Ran— 
fenverzweigungen ausgeben lich. Man gewann hierdurd) 
nicht allein eine Dekoration, fondern vermehrte auch die 
Berührungspuntte des Bandes mit der Thüre. Es iſt uns 
eine große Zahl jolcher, oft jehr jchöner Beſchläge über: 











Bedmund's Bänder, 


Bin. 410. Big. 411. 

fommen; wir geben in Fig. 409 einige Beifpiele. Bei dem 
Entwerfen joldher Zierbänder, franz.pentures ornées, 
engl. ornated hinges, iſt zu beachten, daß die Verſchlin— 
gungen nicht aus einzelnen Theilen, welche ohne Verbin— 
dung unter einander jind, bejtehen dürfen, fondern daß die 
Enden der Ranfen immer wieder an benachbarte jtohen, jo 
dab das B. nur ein, zwar jtellenweile durchbrochenes, 
aber an vielen Stellen zujammenbängendes® ange bildet; 
auch bei der Ausführung iſt darauf zu adıten, daß, wenn 
man der leichteren Herjtellung wegen die ganze Form aus 








Dand 248 Band 


einzelnen Stüden bildet, dieje zufammengeichweißt find. , der Yajt nachgeben möchte, ift diefe in Fig. 415 Dargeitellte 
In Fig. 410 u. 411 find zwei verjchiedene Halten u. Oeſen Konftruftion anzurathen. Der Dorn ift zum Herauszichen 
fiir lange Bänder für Thore u. Thüren, nad) der Konitruf- | eingerichtet, weil man ſonſt die Thür nicht ausbeben fann. 
tion von Bedmund in London, dargejtellt; dieje Bänder | ce) Angelbaud, fr}. penturea crapaudine, engl. socket- 
laſſen jich jchr gut in der Schmiere erhalten. Das lange | hinge, 1. Zapfen und Pfanne, franz. piton et pivot, 
Band a, welches auf den beweglichen Flügel geichraubt | pin-and-socket-hinge. Bei ſchweren, bei. eifernen Thoren 
twird, iſt an dem einen Ende mit der Hilje b verjehen, | läht man, wie in Art. Angel ausgeführt it, häufig den 
welche auf dem koniſchen Dorn ce ruht u. jich um denjelben | hinteren Endjtab als Drehungsachſe, Drebipille, für den 
dreht; in der Hülje b befindet fich ein Oelbehälter d, welcher | Thorflüigel dienen, indem man denjelben etwas länger 
durch ein Schräubchen von oben verichlojjen wird, und, | macht, als das Thor hoch iſt, den vorjtchenden Theil als 
wenn er gefüllt it, den Berührung sflächen des Dornsu, der | Zapfen abrundet und in eine eiferne Pfanne fept, welche 
Bandhülſe Oel zuführt. Der Dorn iſt auf eine Eijenplatte | in einen Stein eingelafjen wird. Das Thor rubt dann auf 
geſetzt, vermittels welcher er an dem Thürgemwände ange: 
jchraubt wird. - 
6. Flämiſches Band, frz. penture flamande, engl. 















sig. 112. Flämiſches Band, Fig. 417. Stiftband. 


flemishloop. Ein ſolches kann nach irgendeiner der unter | oben erhält es einen Angelring oder, wobei aber die Dreh: 
1—5 aufgeführten formen gejtaltet jein, erhält aber zwei | pille oben abgefchnitten werden muß, ein flämiſches B. 
Lappen, von denen der eine an der hintern, der andere an Bei leichteren Flügeln wird diefe B.-Berwegung zuweilen 
der vordern Seite der Thürliegt; die Zierbänder des Mit dadurch erreicht, daß man d. Holzthor unten an der Stelle, 
telalters jind meiſt jo fonjtruitt. Da beide Bänder durd) | wo es ſich drehen foll, mit einem ®., Japfenband, frz. pi- 
Schraubenbolzen mit Muttern verbunden werden können, vot a &querre, j. fig. 416, verjieht, welches einen Dorn 
jo gewähren dieje Bänder große Feitigfeit. Fig. 412 jtellt | (Gickel), frz. pivot, erapaudine mäle, engl. pivot, pin, 
ein folches B. im Grundrik dar. erhält, der in eine Pfanne, frz. erapaudine femelle, pi- 

7. Getröpftes, gefripptes Band. Jedes Charz | ton, engl. step, step-brass, pan, auf dem Fußboden ein- 
nierband ann gefröpft, frz. coude, engl. bent, fein, |. Fig. | gejept wird. Da ſich indejien in die offene Pfanne leicht 
395, aber auch jedes Aufjapband, indem die Yappen | Schmup:c. einſetzt, fo iſt es befier, diefelbe im B. anzubrin- 

j | gen und den Drehdorn im Fußboden zu befeftigen. 





Fig. 419. Gekröpfte Bänder Fig. 414, 


nad) einem Winkel gebogen werden, u. zwar entweder nad) 
vorn, recht gefröpft, wie in Fig. 413, was gewöhnlich ge⸗ 
ſchieht, wenn die Gewände voritehende Glieder haben, oder 
nach hinten, verkehrt gekröpft, wie in Fig. 414, was ge— 
ſchieht, wenn die Thür zwiichen die Gewände bineinjchla- 
gen, oder wenn der Bandlappen an der entgegengefegten 
Seite der Thür ſtehen ſoll, als wo der Bapfen ſich befindet. 
Auch doppelt gefröpfte Bänder fomımen vor, 
8. Gebrochenes Band, B. mit Widergelenke, fr}. pen- 
ture (pommelle, fiche) debrisure, engl. broken ordou- 








Fig. 416. 
Band mit zwei Haken. Bapfenband, 
r Pr A Fig. 418 und 419, 

bled hinge. Bei Fenſterladen u. Thüren mit gebrochenen Band mit Bälbem Schraubengervinde. 
Flügeln wendet man nicht gern einzelne Bänder, am Hin- | 
terfries eins und an der Brechung eins, an, jondernlange | 2. Stiftband, fr}. penture Apiton surplatine, Fig. 
Charnierbänder od. Aufjapbänder, die über beide Theile | 417, wird bei leichteren Thüren häufig angewendet. Der 
des Flügels hinwegreichen und bei der Bredung ein Ge- Thürflügel drebt ſich um zwei Stifte, welche auf Bandlap- 
werbe befommen,. ‚ pen fißen, die ihrerjeits auf der oberen und unteren ante 
9. Band mit zwei Safen, frz. fiche a (deux) gonds; | des Flügels angeichraubt werden. In Fig. 417 iſt ein jol- 
für ſchwere Thüren, bei denen man fürchtet, daß ein Hafen | des unteres B. in halber natürlicher Größe dargeitellt. 


Dand 
Der Yappen a wird in die untere Kante des Thürflügels 
eingelafjen und enthält den Drebitift ce. Der Yappen b 
wird in den Gegenjtand, an welchem die Thür angeſchla— 
gen werden joll, eingelaffen und fejtgeichraubt; er enthält 
einentiprechendes Loch c, f3.oeil,engl.eye. Damitjihau.b 
nicht auf ihren ganzen Flächen an einander reiben, legt 
man entweder zwiſchen diefelben jiber den Stift c ein Me— 
tallplättchen, oder verficht die Bänder am Drehungspunft 
mit flachen Verſtärkungen, wie bier gezeichnet. 

d) Bänder mit Vorrichtung zum Selbitichliehen der 
Thüre, frz. penture automate, engl. selfacting hinges. 
Ungemein zahlreich find die Vorjchläge zu Erreichung die— 
jes Zweckes; die meijten folder Vorrichtungen aber jind 
überaus fomplizirt und daher jehr leicht Bejchädigungen 
unterworfen; wir führen deshalb in Nachſtehendem nun 
einige der einfachiten und bewährtejten an. 

1.3dhuppenband,d. b. Halenband mit jchiefem Gewinde u. 
ſchiefem Klobenanjag: beim Oeffnen wird die Thüre jteigen 
und aljo durd) ihre Schwere das Beitreben erhalten, ſich, 
indem das Band auf dem jdhiefen Gewinde fortgleitet, 
wieder zu jchliehen. 

2, DasBaud mit halbem Ichranbengewinde am Kloben, 
Fig. 418 u, 419, beruht auf demſelben Brinzip. Alle ders 
artigen, durch ein Gleiten des Bandes auf der ſchrauben— 
fürmigen u. dabei doch ſehr ſchmalen Fläche des Anſatzes 
wirtenden Einrichtungen nugen ſich jedoch jehr leicht ab. 
Einfacher u. jolider fommt man zum Ziel, wenn man 

3. das untere B. weiter vom Gewände und entiprechend 
auch von der Thüre abfröpft als das obere. Dabei fann 
jedoch die Thüre nur nad) einer Seite aufgeben; ſolche 
Thüren jollen aber in der Negel nad) beiden Seiten bin 
ſchlagen fönnen. 

Berfafjer diejes kann für diefe Fälle aus eigener Erfah— 
rung das von ihm erfundene 

4. Aothes'ſche Gabelband, fr}. penture A double cra- 
paudine, penture Mothes, engi. Mothes’ forked hinge, | 
empfehlen. Die Thüre hängt jtumpf in der Mitte des 
Futiers; oben erhält fie ein Nuhband, unten die in Fig. 420 
dargeitellte Gabel a, an die beiden Stifte b u. e durch das 
Gewicht der Thüre angedrüdt. Wird dieje nad) der Seite 
von c hin geöffnet, jo verläht die Babel den Zapfen b 





- 





"ip. 420. 


ganz, und umgefchrt, nad) b hin geöffnet, verläht fie den 
Bapfen c. Dadurdy nun fommt, weil weder b nod) c loth- 
techt unter der oberen Nuß jteben, die Drehungsachſe der 
Thüre aus dem Loth, und die Thüre wird durch ihr eige- 
nes Gewicht wieder zurückgetrieben; will man den Flügel 
blos nach einer Seite jchlagen lajjen, jo fann man dies 
am einfachiten durch einen Anſchlagfalz am Futter be— 
wirken; joll fie offen ftehen bleiben, fo führt man die 
Gabel aus den Stiften heraus, worauf die Thüre ſich, am | 
oberen Nußband hängend, unten mit der VBorderede auf | 
dem Fußboden feſiſtellt. 

5. Man hat neuerdings an Stelle diejes Gabelbands 
einen halbfreisförmigen Bügel geiept, der entiweder an der 
Thüre befeitigt, nad) b und c bin tiefer, oder, auf dem Fuß— 
boden befejtigt, nach b und c hin höher jteigt u. eine Nuth 
enthält, in welcher jich ein, im eriten Fall am Fußboden, 
im zweiten an der Thüre befejtigtes Rädchen führt. — Dod) 

Mother, Alluftr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 





249 


Bändden 


ijt bei diejer Einrichtung noch feine genügende Sicherheit 
gegen das Herausichnappen des Nädchens aus der Bahn 
erreicht worden, Val. übrigens die Artikel Thürzuhalter 
und Thürtreiber. 

VII. Sand, n., franz. rouette, f., engl. gad, binder 
(Kriegsb.), 1. auch Würgeband gen. ; die um eine Faſchine 
zum Zujammenbinden derjelben gelegte Wiede oder Draht. 
— 2, Die durch den Nand der Flechtung eines Schanzfor= 
bes, zum Verhüten des Aufgehens derfelben, 1—5mal ge— 
jtochene Wicde oder Drabt. [Ptz.| 

VIII. Sand (Handel), frz. lien, m., engl. bundle, bei 
Rerjendung von Eiſenſtäbchen, Blastafeln ze. vielfach va— 
riirendes Volumens oder Gewichtsmäß. Bei Glastafeln 
3. B. gehen auf ein B. oder Bebinde, von ſchwächeren mehr 
als von jtärferen, gewöhnlich zwiichen 3 u. 6 Tafeln. Nä— 
beres f. unter Bund, Gebinde u. unter den einzelnen betr. 
Art. Glas, Eiſen ıc. 

IX. Band (Herald.), ſ. v. w. Nechtsbalten, auch Binde 
oder Schulterfchnitt genannt; ſ. d. Art. Heroldsfiguren 
u. d. Art. Band in M. M. a. W. 

X.Bünderv.Hanfgewebe od. dgl.dienen häufig zu Verbin— 
dung einzelner Theile; das Band ohne Ende oder end— 
loſe B., fra. corde f.sans fin, engl.endless band or belt, 
aus Gewebe oder Riemen, ſowie aud) das vielgelen= 
fige Band ohne Ende, eigentlich eine flachgliederige 
Kette, dienen ala Transmtfjionsmittel bei Majchinen. 

Band, s., engl., 1. (Bauf.), |. d. Band I.; smallband, 
ſ. d. Art. Bändchen. — 2. ſ. v. w. Fiehband, Würgeband, 
ſ. d. betr. Art. und d. Art. Band VII. — 3. Band ofiron, 
die Bindichiene, das Eifenband, j.d. Art. Band V. angular 
iron band, das Edband, der Eckſchuh; endless band, 
Bandriemen, ſ. Band X. 

Bandachat, Bundagat, m., frz. agate f. rubande, engl. 
ribbon-agate (Miner.), eine aus annähernd — ——— 
Lagen von Chalcedon, Amethyſt, Karneol und anderen 
verichiedenartig Een enges zuſammen⸗ 
geſetzte Art des Achats; man ſchleift ihn ſo, daß der Schnitt 
möglichſt einen rechten Winkel mit den Lagen bildet, da— 
mit die bandähnliche Zeichnung ſich deutlich darbietet. Man 
findet ihn am jchöniten in Brajilien, wo er ala Ausfüllung 
der Blajenräume in vultaniichen (Melaphyr-) Gejteinen 
in Form von Kugeln vortommt, doch auch vielfach in 
Europa, und verarbeitet ihn zu allerlei Schmudjachen. 
Bejonders ijt Oberjtein an der Nahe durch feine Achat— 
indujtrie, die ganz Europa mit ihren Artikeln verjorgt, 
berühmt. 

Bandage, m., frz., 1.cngl. aud) bandage, das Gebinde. 
— 2. Der Radreifen. 

Bandal, n., irländiiches Mäß von 2 engl. Fuß. 

Bandalabafter, m.,dichter, aus weihen, grauen u. rothen 
Lagen bejtehender Gips, weldyer zu Tiſchplatten u. Doſen 
verarbeitet wird. 

Bandanos, oſtindiſche Seidentücher u. jeidene Tapeten. 

Bandbohrer, Dobelbohrer, Wiegelbohrer, m.,ft4. barroir, 
vrille à barre, engl. bar-wimble (Zimm.). Ein Bohrer 
von ca. O,,, mn. Länge und 3—5 em. Durchmejier, band- 
ſchraubenſörmig gewunden und an der Aufiagfläche mit 
einem Heinen Aufjaggemwinde verjehen, dient zum Bohren 
der Dobellöcher (j. d. Art. Dobel), jowie zum — der 
Löcher behufs Vernagelns der Zapfen. Der Arbeiter ſteht 
dabei auf der Zulage u. ſetzt den Bohrer zwiſchen die Füße 
ein, ihn mit den Knieen haltend. 

Bandbremfe, f., j. Bremie. 

Bändden, n., frz. bandelette, f., listel, filet, m., engl. 
small band, list, fillet, bandelet, ital. fasciuola, auch 
Leiſtchen, Plätthen, Riemchen, n., Steg, Saum, m., genannt, 
ein im Querjchnitt rechtwinfliges, dünnes und jchmales 
laufendes Glied; wird nur jelten mit Verzierungen ver— 
jeben, etwa mit Reifen, Scheiben od. dergl.; ſ. d. Art. 
Band I. 1, und a in Fig. 376. 





92 


um 


9 


-_ 








Banddraht, m., eine Sorte Mitteldrabt ; j. Draht, 
Bande, f., 1. auch Streifen, die drei glatten Glieder od. 


Theile des Architravs bei einigen Säulenordnungen; ſ. — 


auch Band I. 2. — 2. Die niedere Seitenwandeinces ftegel- 


ſchubs (f. d.), der Nand eines Billards n. dergl. mehr. — 7 


3. (Schiffb.) frz. bande, f., Seite eines Schiffes; ein Schiff 
auf die Bande legen, j. vd. w. es fielholen. — 4. Gang 
von 1 m. Breite, längs der Nuderbänte in der Mitte der 
Galeren. — 5. (Sciffb.) hölzerne oder eiferne Klammern, 
ebenjo Taue zur innigern Befejtigung einzelner Theile. 
— 6. (Hod)b.) frz. 16, m., ein Stüd Tapete, jo lang abge- 
ichnitten, als das Zimmer hoch ift; j. d. Art. Bahn 10. 
Bande, f., franz., 1. j. dv. w. bandage. — 2. ſ. d. Art. 
Band 1., b.lombarde, Liſene. — 3. B. de fer, das Eijen- 
band, die Bindichiene, Eiſenſchiene, b. plate, die Flach— 


ichiene (f. Art. Band V); auch für den einzelnen Stab | 


Bandeifen gebr. — 4. (Schiffb.) f. d. Art. Band 3. — 
5. (Maſchinb.) B. de frottement, die Reibeſchiene. — 
6. B. de jonetion, die Dedplatte auf Fugen beim Blech— 
verband. — 7.(Gart.) b. de parterre, Bret als Beet— 


einfafjung, O,,, —O,,, m. in die Erde eingelaffen und an 


Pfühlchen (racinaux) befejtigt. — 8. b. de plomb Grat: 
jtreifen bei Bleidedung. — 9. B.de tr&mie, eifernes Git- 
ter, weldyes man in eine Ejjenauswecslung oder in 
eine da, wo ein Kamin hinfommen joll, angebrachte Aus— 
wechslung einlegt, um die Eſſe oder das Kamin maſſiv 
gründen zu können. 

bande, adj., frz., 1. (Derald.) ein Schild, mit Bändern 
(j. Band IX.) in gleicher Zahl belegt. — 2. Colonne ban- 
dee etc., j. d. Art. banded. 

Bandeau, ım., frz., Bandgefims, daher auch eine jehr 
Heine einfache Chambranfe, ein fortlaufender Kämpfer— 
ſims, wenn er blos ardhitravirt iſt. 

banded, adj., engl., franz. bande, gebunden, 1. b. im- 
post, Gewölbanjaß an go— 
tbiichen Pfeilern, wenn er 
durch Kapitäle martirt iſt, 
und zwar find fie entiveder 
// continuous b.(}. Fig. 421, 
aus dem Dom zu Lucca) od. 
_ discontinuous b. (J. Fig. 
422, aus Dreurin der Nor: 
manbdie). — 2. b. column, 
b. shaft, fr. colonne ban- 
dee, annelde, A annelu- 
re, iſt ſ. v. w. gebundener, 
mit * —* —— 
Schaft, ſ. Bundſäule und 
Fig. 422. = Rt, 

Bandeifen, Reifeifen, Flaheifen, n., fr}. fer spate, m., 
fer m. en rubans, fer ın. feuillard, feuillard, m., fer 
en bandes, engl. hoop-iron, iron-hoop, das unter dem 
Bandhammer (j. d. Art. Hammer) — Langeiſen, 
wird meiſt in Bunden zu 12 Etr. verkauft. Die Zainen (jo 
nennt man die einzelnen Stüde) jind 1,—2m. lang, 0,59, 
bis O,,., m. ftarf und 0,15 —O,ogn m. breit. Das engliiche 
fommt innoch größeren Sorten in den Handel; j. Stabeijen. 
Die ſchwächeren werden im Bauweſen nur gu ®ebinden um 
Defen, Heinere übel xc., mehr vom Böttcher verbraudt. 





Big. a2ı. 


Da der Preis gewöhnlich pro Ctr. berechnet wird, jodürfte | 
nachſtehende Tabelle zu Berechnung des Gewichtes und | 


Breifes nad) den Dimensionen willkommen jein. 
Bandeifenlehre, £., ſ. d. Art. Blechlehre. 
Bandelette, £., frz., engl. bandelet; j. Art. Bändchen. 
Bandenbret, n., Seitenbret im Kegelichub (f. d.). 
bander, v.a., fr;., 1.b.unare, heißt ſ. v. w. einen 

Bogen von Haujteinen auf dem Lehrgerüit aufitellen und 

ichließen, — 2. b. un ressort, eine jeder jpannen. 
Bänderjaspis, m., j.v. w. Bandjaspis. 


‚ gejtreifte aber ‚bei Orst unweit Orenburg in 


50 









































a Gewicht Gewicht 
aim ar.| Gemini. | „PT, | pron | Sing 
EEE EEE BEN) EEE nt, u s 10 1fd. ] Er. 
Stärke. | Breite. | Stärte. | Breite. ann Alm. Meter 
Ma | 1 TO | Zus | 1] 205 | 188 
= 1%/ M 3,923 24 3,97 | 125 
He | 1 One | Zins | 2m | 3,80, 150 
pr 1 3,923 32 5,08 | 102 
u 2 | m) Dası | 4, | 6 | 75 
Ya 1 1 Os | 3,65 | 2%, | %se | 112,5 
” 1 Y. | ” 3,928 1 Te 6,57 75 
R 2 + Das |! Su | Bro | 56,8 
" 2’, m 6,539 7 10,95 454 
= 7 Br 0,327 | 3515 | 4%, | 6 | 7 
” ; 1 Y " 3,923 6, 9,96 50,2 
F 2 = 5,31 | 8%, | 13,27 | 37,5 
| I 2 a 2 6,389 10°, 1 6,53 30 
u De 7,16 || 12%, | 18,9 | 25,1 
|.» u 5 8,825 || 14 21,37 22,2 
Fr 1 | 0,40 2,016 | 6", 9,06 H0,e 
" 1 . " 3,923 ! 9, 1 4,87 33,3 
R r 5,231 | 12'/, | 18,91 25,1 
” 2’/, ” 6,539 | 1 5%, 24,89 20 
e 3 er 7,346 | 18°/, | 20,87 16,6 
" 3’, Im 8,825 || 21 | 33,60 | 15 
Banderole, f., frz., engl. bandrol, aus „Bandrolle“ 





gebildet, 1.5.0. w. Spruchband, fliegender Zettel; j.BandI, 
4. — 2. Wimpel an einer Lanze. . 

Bänderflein, m., j. Bandachat und Bandjaspis. 

Bandfries, ım., Bandhöhe, f., frz. montant m. de cöt£, 
montant pour les fiches, engl. hanging-stile. Das auf- 
rechte Rahmenſtück einer eingejchobenen Thüre, an welches 
die Bänder angejchlagen werden; j.d. Art. Thüre u. Fries. 

Bandgefims, n., jr}. bandeau, m., engl. plain mould- 
ing, ein wenig ausladendes Geſims, deffen Hauptglied ein 
Band iſt; 5. Fig. 379. 

Bandharke, f., ſ. Bundart. 

Bandhaken, m., 1.aud Stützhaken, fr}. gond, m.,engl. 
hinge-hook, hasp (Schlojj.), i. Band VI. — 2. (Böttch.) 
auch Bandzieher, Reifzange, Reifzwinge, fr}. davier, m., da- 
vie, m., engl. hoop-cramp, Werkzeug zum Anzichen der 
Reifen oder Bänder. — 3. (Brunnengr.) Halten mit Ring, 
zum Fortwälzen der Röhrenbäume, — 4. (Tiichl.) ſiehe 
Backenhaken u. Klammerhalen. 

Bandhammer, m., Hammer zum Strecken des Band— 
eifens ; ſ. d. Art. Hammer. 

———— n. (Böttch.), ſ. v. iv. Reifenholz. 

Bandjaspis, ım., fr}. jaspe m. rubang, engl. striped 
jasper (Mineral.), eine Art Jaspis, abwecjelnd aus 
verichiedenfarbigen, bef. braunen, rothen, grünen u. grauen 
Lagen beitehend, nimmt gute Bolitur an und wird einer 
ihönen Zeichnung wegen jehr geſchätzt. Er findet ſich als 
Lager im Flötzporphyr in Sachſen, der lauchgrün u. rotb 
ibirien, die 
Ihönjten Varietäten in Aegypten. Zu Auslegung v. Fül— 
lungen in bhelleren Steinen :c. ift der B. gut verwendbar. 

Bandiere, £., frz, j. v. w. banniöre, j. Banner. 

Bandins, m. pl., ftz., das Geländer am Hintertbeil 
des Schiffes, 

Bandkegel,m.,fr;.privot m. du gond, cönedugond, 
engl. pin ofa hinge-hook, der aufrechtitehende, meiſt et- 
was kegelförmige Stift eines Bandhakens, auf welchen die 
Bandöſe aufgeſteckt wird, Er ijt entiweder mit oder ohne 
Anjaß, fr}. repos, geſchmiedet. 

Bandkette, f., franz. chafne f.& la Vaucanson, engl. 
pitch-chain; j. d. Art. Kette u. Bund X, 

Bandkiefel, m., für Bandachat, Jaspis und geitreiften 
Ehalcedon gebraucht. 





£ Bandknoten 


251 


Dank 











Bandlappen, m., Bandblatt, Gandflük, frz. bande, f., 
engl. strap, loop; j. d. Art. Band VI. 

Bandlauf, m. (Maid).), ſ. Band X., Niemjcheibe und 
Transmiſſion. 

Bandmarmor, m., franz. marbre rubane, m., engl. 
striped marble, bandartig gezeichnete Abänderung des 
dichten Kalkſteins, aus abwechielnd grauen, weihen, ſchwar— 
zen und rothen Lagen beſtehend. 

Bandmäh, m., Kollmäs, Mebband, n., Mäfband, n., frz. 
mesure en ruban, engl. tape-measure, measuring-tape, 
aufzumicdelndes Band mit aufgetbeilten Fußen, Metern ıc., 
beiteht inder Regelaus mit Wachs getränftem Leinenband, 
doch auch aus Leder, Wachstuch, neuerdings aud aus 
Stahlband, Nidelx. Dieſe Mäße find zwar jehr bequem 
und qut zu transportiven, aber wegen der Yängenverände: 
rung bei Temperaturwechjel nicht zuverläflig. 

Bandmeifel, m. (Schlojf.), ein Meißel mit halbmond- 
fürmiger Schneide, bei Verfertigung der Thürbänder ge- 
braudıt; j. Meißel. 

Bandnagel, m., lat. confibula lignea, frz. cheville f. 
en bois, gournable, f., engl. trenail, treenail, hölzerner 
Bapfennagel; j. d. Art. Nagel. 

band-, niet- u. nagelfeft, adj., frj. tenant a fer et a 
clou, engl. clinched and rivetted, ein bei Haustfäufen 
gebrauchter Ausdrud ; Alles, was an einem Gebäude vom 
Schmied od. Schlofjer mittels Eijen befeitigt iſt; was blos 
durch Aufbängen an Nägel u. Zweden befeftigt iſt, wird 
dabei aljo nicht berüdiichtigt. . 

Bandnuf, f., frz. noix, f., engl. nut, die Nuß im Nuß— 
band; j. d. Art. Band VI. a, 5 u. 6. 

Sandöft, frz. mamelon, collet, m., engl. eye on an 
hinge. Die Deje eines Thürbands; j.d. Art. Band VI. 

Band-pig,s., engl. (Hüttenw.), das jpanglige Robeiien. 

Bandriegel, m., nennt man die zwei vierfantigen Höl- 
x welche, mit den beiden Querbölzern verbunden, dem 


latt der Hobelbant zur Auflage dienen; ein gleiches Stück | bedeutend übertroffen werden. 
verbindet das Schraubenblatt mit der Schraubenſtütze und 


bildet mit dem Kaſten eine Art Rahmen. 
Bandrol, bannerole, banderolle,s., engl. 1. Band» 
rolle, frz. banderole (j. d.). — 2. Mehfähnden. 
Bandfäge, f., Säge ohne Ende, fri. scie& lame 
sans fin, a lame continue, scierotative, engl. band-saw, 
belt-saw, strap-saw, ribbon-saw, endless saw, Vor— 
richtung zum Sägen des Holzes, bei welcher ein Sägeblatt 
ohne Ende (ähnlich wie ein Yederriemen) über zwei gleiche, 
in vertifafer Ebene ſich drehende Rollen geipannt iſt; man 
fann hiermit aus Hölzern auc Flächen mit beliebiger 
Krümmung ichneiden. Der Uebelſtand, daß die Sägeblätter 
bei der kleinſten Unregelmäßigfeit im Gang der Rollen 
rifien, ijt jept dadurch gehoben, daß man die Blätter löthen 
kann, u. daß das einmalige Löthen, nadı Y. Zimmermann 
in Chemnitz, nur 15 Big. foitet, wobei Blätter, welche den 
eriten Tag gelöthet wurden, nachher, ohne zu reihen, 3 bis 
4 Monate benußt werden fonnten. Noch iit zu bemerfen, 
daß gewöhnliche Blätter zu 10—12 Mark eben jolche 
Dienjte thun, wie die Batent-Sägeblätter zu 39 ME. Die 
Geſchwindigkeit derartiger Sägen fann ſehr geiteigert wer— 
den; jo hat eine in dem Barijer „Bolytechn. Journal, 
Bd. 137, beichriebene Bandjäge für das Sägeblatt un— 
aefähr 1500 m. per Minute Sejchwindigfeit. Der Preis 
einer von Zimmermann bejchriebenen Sägemajchine iſt 
1200 ME., der des eigens angebrachten Kreisſchneideappa— 
rats 90 ME. ; eineähnliche Maſchine mit Rollen von O,,, m. 
Durchmeſſer u. feitem Tiich POO ME. — Sügen mit fleine- 
ren Rollen jind des häufigen Reikens d. Sägeblätter wegen 
nicht zu empfehlen; f. übr. d. Art. Säge. |Schw.) 
Bandfharnier, n., Dorn u. Deje, oder Stift u. Hülfe 
des Thürbandes; ſ. Band VI. 
Bandfeile, n. pl., werden in manchen Schächten, um 


| 





wandt; jie bejtchen aus mehreren gewöhnlichen Draht: 
jeilen, die zufammengenäbht jind. 

Bandfins, m., i. Bandgejims, 

Bandſtein, m., 1. (Miner.) ſ. v. w. Bandfiejel. — 
2. (Maur.) ſ. v. w. Binderjtein (ſ. d.). — 3. (Pflajter.) 
j. Anfangsitein 2. 

Bandfift, m., ſ. Band VI, a. 

Bandwarpe, f., Bandwerger, m., Balfenweger, Schlieh- 
weger (Schiffb.); ſ. Balkentracht. 

Bandweide, f., frz. hart, f., engl. withe, 1. auch Band- 
wiede, Bandweede, f., 1—2jährige Weidenruthen z. Zuſam— 
menbinden der Faſchinen. — 2. Salix viminalis, j, Weide, 

Bandwerk, n., ſ. d. Art. Angel und Band VI. 

Bandzange, f., frz. tenaille f. a boucle, engl. pintong, 


Schlojjerwertzeug, beim Schmieden der [ 





Fiſchbänder, jowie aller kurzen, ſchwachen 
Röhren angewendet, ſ. fig. 423, wird 
während des Gebrauchs durd die da= 
neben abgebildeten, dann aufdie Schentel 
geichobenen Spannringe geichlojien er- 
halten. 

Bandzwitter, m., ein Geſtein aus 
Duarz- oder Hornftein, von paralfelen, 
jehr jchmalen, nahe an einander liegen- 
den Zinnſteingängen durchſetzt. 

Banianenbaum, m., lat. ficus ben- 
galensis, f., fr. abre des Banians, 
eine in Oftindien wachiende Artder Ficus, 
welche von den Aiten Yuftwurzeln herab 
jendet, die ſich am Ende, wiederum jtamme 
bildend, feſtwurzeln. 

Banister, engl., bei Handwerfern 
j. v. w. baluster. 

Bank, f. Im allgemeinen jede ſtufen— 
artige Erhöhung, deren Höhe und Breite 
ziemlich gleich jind, von der Länge aber 
. Bank, 
f., als Siß, frz. banc, m., engl. bench, 
bank, Sitbanf. a) Für vollitändige für- 
perliche Ruhe bei geiftiger Beichäftigung, 
z. B. in Theatern, Hörfälen ıc., muß fie 
jtets mit Lehne verſehen fein. Die bequem- 
jten Dimenfionen für Holz- u.Steinbänte, 
bei denen man immer auf das Auflegen eines Kiffens rech- 
nen muß, find für Erwachſene 40— 45cm. Siphöbe, 45 bis 
50 em. Sißtiefe und 50—70 em. Lehnhöhe. Für Kinder 
find die Mäfe entiprechend zu verkleinern (f. umjtehende 
Tabelle) ; doch ift auch bier, alſo bei Schulbänfen, die Lehne 
nie wegzulafien, da man niemand ungetheilte geistige 
Aufmerkfamfeit zumutben kann, wenn dem Körper nicht 
vollitändige Ruhe verichafft wird. Wenn man nicht auf 
das Auflegen eines Kiſſens rechnet, jo mu man das Profil 
der Bank möglichit der Form des Körpers eines darauf 
figenden Menjchen anpafien. Neuerdings find vielfache 
Berbefferungen an den Schulbänten zum Vorſchlag ge: 
bracht worden; j.d. Art. Schulbanf. b) Bank für umunter- 
brochenes Arbeiten mit den Händen, wobei Unterbrechun— 
gen der Arbeit durd Anhören von Vorträgen ıc, aus- 
geichloffen find. Auch dieje fommen für Schulen ıc. dann 
in Betracht, wenn 3. B. befondere Säle für den Zeichen- 
unterricht 2c. vorhanden find. Es muß dann die Sitzhöhe 
gegen das nad) a bejtimmte Normalmäß erhöht werden u. 
zwar, wenn der Körper die Anjtrengungen des Ruhigſitzens 
ohne Beläftigung ertragen ſoll, um jo mehr, je mehr die 
Dauer des Sipens zunimmt. In dem Mäße, als die Höhe 
zunimmt, fanı die Breite der Sipfläche abnehmen, bis end 
lid), bei hohem Sig mit möglichſt geitredtter Körperſtellung, 
in welcher die Kniee faft gerade ausgejtredt find, eine Sie 
fläche von 19 em. Breite vollfommen binreicht, um den 
hinteren Körpertheil zu unterjtügen. Much die Rückenlehne 





Big. 428. 
Bandzange. 


das nadıtbeilige Drehen der Tonnen zu verhindern, ver⸗ wird in dem Mäß entbehrlicher, als der Sit höher wird 


s2* 


— 


Bank 


jo aufrechter Stellung der Unterjtügung weniger bedarf, 
auch bei fontinuirlicher Hündearbeit immer nad) vorn ges 
beugt iſt. e) Für bequeme Ruhelage des Körpers beigeijti- 
ger und körperlicher Untbätigteit, Nuhebant; dahin gehören 
Sofas; Ruhebetten sc. Man verlangt bierbei eine mehr 
liegende als aufredyte Stellung, und es iſt daher die nadı a 
ermittelte Sighöhe zu erniedrigen und die Sipbreite zu ver- 
mehren. Die Rücklehne darf durchaus nicht fehlen, und fie 
mu um jo jchrägere Stellung zur Sipfläche haben u, um 
jo länger jein, je niedriger der Sig wird, jo daf der ganze 
Rücken und der Kopf Unterftügung findet. Die Riiden- 
lehne darf nicht gerade, jondern muß jo geichweift jein, wie 
die natürliche Nüdenlinie des Menjchen verlangt. Nähere 
Angaben jowie Zeichnungen von Bänken ſ. in den Art. 
Gartenbant, Kirchenſtuhl, Schulbanf, Hörjäl ıc. | Ms.) 


Tabelle zu Seftimmung der mittleren Baukhöhen und -tiefen, 
fowie der Ainimal-Lehmenhöhe, nad) der Größe der Perfon, in 
Eentimetern ausgedrückt. (Zu Art. Bank Ia.) 





Sihtiefe. Schnenhöhe. 





Größe der Berfon. _ Siptöhe, | 














50 | 13 - 135 18 
5 14 15,5 20 
60 15,5 17,0 22 
65 17 18,5 24 
70 18 20 26 
75 19 5 22 | 28 
80 21 23,5 30 
85 22 24.5 32 
90 23 255 34 
100 25 277 36 
110 28 31 38 
120 30,5 31 40 
130 33 36,8 42 
140 36 40 44 
150 39 43,3 47 
160 42 46,5 50 
170 44 48,8 54 
180 46 51 58 


II. Künjtliche Terrainerhöhung. 1.(Kriegsb.) Barbette, 
Pritiche, frz. barbette, f., engl. barbet, Erhöhung hinter 
einer Bruftwehr, ſowohl fortlaufend für Infanterie, ſ. d. 














zwiichenden Schürlöchern; fie dienen dazu, die Ziegel gegen 
allzu große Glut zu ſchützen. Die Zwifchenräume zwiichen 
diejen Bänfen bilden die Schürherde. 

VI. Banf, Brüde, Steg nennt der Eteinmep das blos 
an einem Ende mit einem Fuß (Schenkel) verjehene Eifen, 
auf welches er zu behauende Blatten legt, während der Fuß 
in die Spigbanf oder ein anderes bewegliches Holzſtück 
eingeſteckt wird; ſ. d. Art. Haueijen. 

VD. Bank (Scyiffsbant); bei flachbodigen Flußfahr— 
zeugen heißen jo die im Innern derjelben quer über den 
Boden liegenden, viertantig befchlagenen Hölzer, woran 
der Schiffsboden mittels hölzerner Nägel befejtigt iſt. Sie 





uud um? am? 
a ce 
Big. 424. 


liegen in Entfernungen von ca. 75 cm., find in der Negel 
nicht höher ald 10—20 em. und werden meift aus Eichen 
holz hergeitellt. In Fig. 424 iſt ac der Schiffsboden im 
| Längenjchnitt, b b b die Schiffsbänfe im Querjchnitt. 
| Vin. Natürliche Bänte find: 1. frz. bauc, m., barre, 
f.,engl.bank, bar, die Sandbänke, Untiefen, jeichte Stellen 
im Meer 2c. — 2. frz. banc, m., banche, f., engl. bench, 
‚ bed; Öefteinlagen, welche ſich in horizontaler Ausdehnung 
erjtreden, dagegen in der Höhenrichtung (Mächtigfeit) viel 
beichräntter jind; fommen bej. bei Kalt: und Sanditein, 
Mergel ꝛc. vor. Die alleroberite, meijt vermwitterte Lage 
heißt Anbruchsbank, Firitbant, JJ first-bed, die oberſte 
brauchbare, in der Regel härtejte B. in einem Steinbruch 
| heißt Himmelsbank, fr. banc du ciel, die unterfte, legte B. 
‚ brauchbaren Steins, die Schlukbant, frz. franc-banc, m., 
engl. end-bed. — 3. In der Torfitecherei ſenkrechte Torf- 
wand, aus verichiedenen horizontalen Schichten oder Ko— 
lonnen bejtehend. 

Bank, s., engl., 1. die Bant, (j. d.1.). — 2. (Bergb.) a) 
das Etreb; b) die Hängebanf. — 3. (Strßb.) der Damm, 
die Aufichüttung; j. auch Banket 2, b und 3; sloped b., 
die fteile Böihung. — 4. (Waſſb.) die Sieltoje, Sielberme. 

| Bankambof, m., j. d. Art. Amboß >. 

Bankart, f.,cngl. bench-axe, j.v. m. Zimmerart, Hand- 

art; 1. d. betr. Art. 
Bankbatterie, f., frz. batterie a barbette, engl. bar- 





Art. Bantet 5, als auch nur theilweife, um mit den darauf | bet-battery (riegsb.), eine Batterie, in welcher die Ge- 
geitellten Geſchützen ohne oder nur durch flache Scharten | jchüge „über Bank“ feuern; j. Bant LI, 1. 

über die Bruftwehr binmwegzufeuern (über Bank feuern); | Bankbohrer, Beinbohrer, m., frz.tariere,f., engl. great 
eine ſolche Bank heißt aud) Stüdbant, Geſchüßbank; | auger (Tijchl.), ein breiter Hohlbohrer, womit die Löcher 
bonnetirte Geihügbänte find folche, welche durch Erdaufs | für die Banfbeine gebohrt werden; aber auch auf andere 
würfe auf der Sfrone der Bruſtwehr Dedung erhalten. | große Bohrer übertragen. 

Eine geſchwänzte G.iſt nahrüdwärts verbreitert; man | Bänke, f., engl. shambles, meißniſcher Provinzialis- 
erreicht durch joldhe den Zwed, ein größeres Gefichtsfeld | mus, als Sing. gebraucht ftatt des Plurals von Bank: zu 
beitreichen zu fönnen. [‚Ptz.-V.] — 2. Erhöhter Fußweg Bezeichnung der Fleiſchhalle; ſ. Banf III, 2. 

neben dem Fahrweg der Kunftitraßen; j. Straße. — 3. . Bankeinrichten, n., das Blatthauen der Gänge eines 
v. w. Terrajje, terrafienartiges Ufer xc. Schieferbruchs. 

III. Im ähnlicher Bedeutung wie Tiſch, 1. franz. auch VBankeifen, n., franz. patte, f,, engl. cramp-iron, 1. 
&tabli, engl. work-bench, bei vielen Handwerkern f. v. w. | (Schlofj.) ein Stüd Flacheiſen, an einem Ende mit einer 
Arbeitstiich, jo: Drehbanf, Hobelbant ꝛc. — 2. |. v. w. | jtarfen, oft gezahnten oder aufgehauenen Spitze verjeben, 
Ladentiſch, daher überhaupt |. dv. w. Berfaufsjtätte, jo: | welche auf der einen Seite einen Anjag bat, um es ein: 
Brotbant, Fleiichbanf x. Der Plural davon dient häufig, | Schlagen zu können, am andern Ende breit und mit meh— 


bei. in Sadjien, ald Benennung für das Gebäude, darin 
der Verkauf ijt, Fleifchbäntfe ſ. v. w. Fleiſchhalle; j. d. u. d. 
Art. Bänke. — 3. Kontobanf ıc., ein Kreditinjtitut, aud) 
übertragen auf das demjelben dienende Lokal; j. Bantge- 
bäude, — 4. Das Bretim Bienenhaus, worauf die Bienen: 
ſtöcke jteben. 

IV. Unterer Boriprung an Mauern. 1. Im Deichbaue. 
j. v. w. Bantet (f. d.). — 2. Der unterjte Boriprung eines 
Sodele. 

V, Bänke (Ziegl.) nennt man quer durch den Ziegelofen, 
d. h. von der vorderen nach der hinteren Wand laufende 


reren Löchern verſehen. Man jchlägt es in die Mauer od. 
‚in einen andern Gegenjtand feſt ein und befeftigt an die 
breite Seite mit Nägeln einen Schrant, Pfoten oder dal., 
damit derjelbe feit jteht. Es giebt B. von verjchiedener 
Form, je nachdem jie in Stein od. Holz eingeichlagen wer: 
den jollen und je nad) dem Gegenitand, zu deſſen Feſthal— 
tung fie dienen follen. — 2, |. v. w. Badenbafen (j. d.). 
Banker, s., engl., 1. Boliter, Sitzliſſen. — 2. Spitz— 
bank, Arbeitäbanf des Steinmegen. S. Bant VL 
Banket, Bankett, n., altfrz. banquet, m., Bankeite, f., 
neue Schreibweije für Banquette, f., frz. banquette, f., 





— — 


— | 





1.fr3. banquette,f., embasement, m.,engl. step, patten, 
der erite, unterjte Abjag einer Gründungsmauer, bedeu— 
tend jtärfer als die daraufjtchende Mauer und aus mög: 
lichit großen Steinen, oft aus Platten fonjtruirt ; .d. Art. 
Latſche, Gründung und Grundbau. — 2. (Eifenb.) franz. 
accotement, accolement, engl. side-pace; a) Raum 
neben den Geleiſen; b) fr. banquette menagee, engl. bank, 
Aufjchüttung des ausgegrabenen Bodens bei Durchſtichen 
u den Seiten des Durchſtiches ſelbſt. — 3. (Strhb.) frz. 
anquette, f., berge, f., enaql. bank, banquette, stage; 
f. v. w. Berme (f. d.). — 4. (Strinb.) frz. banquette, f., 
engl. banquette, die zwei Streifen des Damms rechts u. 
lints von der Fahrbahn; in der Regel dient eins als £nf- 
ängerbanket, das andere als Materialienbanket; j. übr. 
en Art. Chaufjeebau. — 5. (Wfirb.) ftufenförmige Ber: 
breiterung eines Deichs behufs Anlegung einer Straße, 
auch Klampe, Fußdeich genannt. [Ms.] — 6. Kriegsb.) 
frz. banquette, engl. foot-bank, ital. banchina, jpan. 
banqueta, eine 1—1,, m. breite, fortlaufende Anſchüttung 
hinter einer Bruftwehr, 1,, m. mit ihrer Oberfläche unter 
der Feuerlinie gelegen. Sie dient den Bruftwehrvertbeis 
digern zum Darauftreten, wenn fie über die Brujtwehr 
binmwegfeuern wollen. Stufen oder ein Anlauf führen zu 
diejer Anjhüttung; 5. d. Art. Bruftwehr. Man ftuft die 
innere Bruftwehrböfhung undden Banletanlauf bei Feld: 
und provijorischen Befeitigungen häufig ab, um vom In— 
nern der Schanze fchnell und bequem auf die Bruftwehr: 
frone gelangen zu können. [‚Ptz.] 

Banketfäl, m., ſ. d. Art. Säl und Speifejäl. 

Bankett, n., j. Bantet. 

Baukettböſchung, f., j.d. Art. Böſchung u. Bruſtwehr. 

Bankettguader, m., große Duadern, in Sachſen in der 
Regel 1"/, m. lang, */, m. ins [7] ftart, zur Konftruftion 
des Banfet 1 verwendet. 

Bankgebäude, n., franz. banque, f., engl. bank, muß 
folgende Rüume enthalten: einen Beriammlungsjäl, Zim— 
mer für das Direktorium, Geſchäftszimmer für den die 
zn Tagesdienft) habenden Direktor, andermweite 

re, Auszahlungslotal mit großem Vorzimmer und 
mit Schiebgitter verſehenen Schaltern zu bequemer gleich- 
zeitiger Abfertigung vieler Perſonen ıc., endlich wohlver: 
wahrte, gegen Einbruch und Feuersgefahr möglichit volls 
ftändig geficherte Geldmagazine; das Weitere bedingt ſich 
aus Spezialverhältnifien. 

Bankhaken, m., auch Banknagel, m., genannt, 1. frz. 


Banking, s., engl., die Aufftauung, das Staumwajjer- 

Banklade, f., jo nennt man in Bayern die O,.4, m. — 
1’/, Boll jtarten Breter; j. a. d. Art. Bret. 

ankmeißel, Kaltneißel, Hartmeißel, m., frz. ciseau m. 
a froid, tranche f. a froid, engl. cold-chisel, hewing- 
chisel (Schlojjer), harter breiter Meifel, mit welchem das 
Eijen falt zugebauen wird. 
 _ Banknotenkitt, m., portativer Leim. 1 Piund guter 
Leim wird gekocht und gut durchgefeibt; dann thut man 
| 50 gr. Haujenblaje in einen Topf mit 100 gr. quten braus 
| nen Zuders, kocht Alles zu einer diden Maſſe, gießt die- 
felbe in Formen und läßt jie falt werden. Dieſer Leim löft 
ſich ſchon in mäßig warmem Wajjer auf, bindet jehr gut 
und kann auch ald Mundleim benutzt werden. 

Bankfıharte, f., j. Bonneticharte. | Ptz.) 

Bankſchraubſtock, m frz. ctau d’etabli, engl. bench- 
| vice, ſ. jtehender Schraubjtod im Art. Schraubitod. 

Bankftollen, m. (Zimm.), ſ. v. w. Bettjtollen, Betts 
pfoften. 

Bankftürk, n. (Steinm.), ein Mühlſtein, welcher im 
Steinbrud) diejelbe Yage wie nachher inder Mühle hat, im 
Gegenſatz zum Querjtüd (f. d.). 

Banudeich, m. (Wiirb.), Damm od. Deich, welcher mit 
der Krone oder Kappe über den höchſten Waſſerſtand her— 
vorragt und die Einjtrömung des Wafjers in das Land 
gänzlich verhindert. 

Banner, Bannier, frz. banniöre, f., engl. banner, ſſalſch 
ift Banner, Bannier), quadratische Fahne; j.d. Art. Fahne. 

Bannmeile, f., franz. banlieue, lat. banleuca, j. v. w. 
Gerichtsbezirk, auch Bezirk, innerhalb defien eine Stadt 
oder dergl. gewiſſe Befugniſſe, Handwerfe ıc. auszuüben 
verbieten durfte. 

Bannmühle, f., franz. ban-moulin, Zwangmühle, eine 
Mühle, mit Brivilegium des Mahlens für einen gewifien 
Bezirl, dem Mühlbann, verſehen, deſſen Bewohner in dieſer 
Muͤhle mahlen laſſen müſſen. 

Bannofen, m., frz. ban-four, ſ. v. w. Zwangsbackofen. 

Bannfäule, f., lat. crux bannalis, Säule am Ende 
der Bannmeile, Brenzjäule. 

Bannwälder, m. pl., Wälder auf jteilen Stellen in 
Hochgebirgen, welche nie weggeichlagen werden durften, 
weil Ne die Lawinen aufbielten und bei Regengüfien, Glet— 
ſcherſchmelzen ıc. das Waſſer allmählich ins Thal führten, 
In alten Zeiten beging man in der Schweiz den Fehler, 
daß man die Bannwälder fich jelbit überließ, um dasBann= 


mentonnet, m., engl. bench-hook, hold-fast, j. v. w. Bat- | gejeß nicht zu verlegen ; Dadurd) verrotteten dieſe Wälder 
kenhalen, j. d. und d. Art. Hobelbanf. — 2. Auch Bank allmählich. Statt fie num einfach zu durchforſten u. zu kul— 
ſchraubt, Bankzwiuge, Zwingeblatt, fr}. presse f. d’ötabli, | tiviren, ſchlug man fie ganz ab, worin aud) der Grund zu 
engl.screw-cheek,, Borderzange gen., j. Hobelbank. — | den häufigeren Bergrutihungen und Ueberſchwemmungen 


3, Ein Heiner Hafen, von den Segelmachern zum Anſchla— 
gen der zu nähenden Segel gebraucht. 

Bankhammer, m., frj.marteau d'établi, engl. bench- 
hammer, ſ. v. w. Niethammer, Schlofjerwertzeug; ſ. Fig. 





Fig. 425. Banfhammer, 


425. Manuntericheidet den großen B., auch B. ſchlechthin, 
frz. masse, f., und den Heinen B., aud) Handbammer, frz. 
maässette, demi-masse. 


Bankhobel, m., Fügebank, Sugbauk, Stoßbank, f., franz. | 


colombef.Ajoindre, engl. bench-plane, jointer (Tiichl.), 

langer Hobel zum Fügen (f. d.). — Die gröhte Sorte, zum 

Vorfügen, zum Fügen ausdem Gröbſten, heißt Raubbant. 
Bankhorn, n., |. d. Art. Amboß 3. 


zu fuchen jein mag. [v. Wgr.| 
Banquette, frz., 1.j.d. Art. Banfet. — 2. Gemauerter 
Tritt in der Fenſterniſche. — 3. (Gartnb.) Heine Staleterie 
in Brüftungshöhe. — 4. (Tiſchl.) Verkleidung der Fenſter— 
tritte, auch auf die Verkleidung der ganzen Brüftung au 
ı gedehnt. 

Bangquier, franz., im Mittelalter, Eipfiffen, auch für 
Biſchofsſtuhl (j. d.). 

Banfe, f., Banfenranm, Panfe, Tafe, in Süddeutſchland 
Bare, Bahre, f., Barn, ın., auch Banze, ind. Schweiz Barge, f., 
frz. las, m., lassiere, f., engl.barn, in Scheuern der Raum 
‚neben der Dreichtenne, worin die Betreidegarben aufbes 
wabhrt, eingebanjt werden. Die Wand nach der Tenne zu 
(Banfenwand) wird leicht ausgemanert oder mit Bretern 
‚ verjchlagen, der innere Raum oft ineinzelne Abtheilungen, 
Fade, Banfenfadhe, franz. chambres, engl. bay, getbeilt, 
welche Theilung auch wohl durch die Binder von jelbit eins 
tritt. Die B.n find in der Regel 10— 13 m, lang, 4—Dm. 
hoch, bis 13 m. tief, wobei ficdann 150 Schod Garben faj- 
fen. Man mache den ganzen Banſenraum durch Auswech— 
ſeln der auf denjelben treffenden Balken ꝛc. möglichit frei; 
J. übr. d. Art. Scheune, 





254 


Baptisterium 








Baphia nitida . 


Baphia nitida, £., lat., j. Angolaholz. 

Baphium, n., fat., vom griech. Bapziov, Färberbaus 
bei den Römern; namentlich die den Kaiſern zugehörigen 
Färbereien im Orient hießen fo. 

Baptismal font, s., engl., franz. fonts m. pl. baptis- 
maux, das Taufbeden, der Fünt. 

Baptisterium, n., lat., vom griech. Bartısmigwwv. I. 
In dem vorchriſtlichen Bauweſen. — 1. Urſprünglich hieß 
jo der Theil der griech. Bäder, wo warm gebadet wurde, 
aljo das Warmbadbajiin, die Badewanne, — 2. Die Nö: 
mer nannten baptisterium, natatio, piscina, ein zu 
Schwimmübungen bejtimmtes Baſſin, gewöhnlich rund 
und überbaut; in einigen römischen Thermen, 3. B. in der 
Billa des Hadrian in Tivoli, in Bompejiic., find und noch 
Ruinen folder Baptijterien erhalten; j. d. Art. Bad. — 
II. In der hriftl. Kunst. Baptikerium, n., frj. baptistere, 
m., engl. baptistery, lat. baptisterium, aud) aula bap- 
tismatis, ecelesia baptismalis, Jumatum, colymbethra, 
gricch. Aoyparov, zoryaßnöpz (in Beziehung auf Job. V. 
2— 15)genannt, Tauffapelle, Tauffirche, Taufſtätte. Wäh— 
rend der eriten Chriitenverfolgungen wurden die Taufen 





' lichen Vaptijterien von der jener Schwimmteicheder Ther⸗ 








men vielfach) ab; nur jo weit das praftiiche Bedürfnis ein 
aleiches war, war 

auch die Form äbne 
lich; aber man ver: 
edelte fie jehr bald, 
ja ſchon im 4. Jahr⸗ 
hundert gemäß der 
Heiligleitdes Aftes. 
In der Regel find 
ſie von da an adıt- 
edig, ſelten rund, 
noch ſeltener vier— 
edig; meiſt jteben : 
fie aufder Nordieite © 
der Kirche, ſ. Fin. 
146, oder auch wohl 
wejtlich; ſehr ſelten, 
wie in Trier, ſüd— 
lich von der Kirche; . 
fait immer aber Fig. 427. Baptifterium in Nocera dei Pagani. 





ebenſo wie alle anderen wirkt Handlungen jehr | mit derielben auf 


im Geheimen, meift in 


= 13 
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PFELFFTTEI TIEREN 


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Katakomben nun find uns nur wenige Taufjtättenerhalten, 


Heine fapellenartige Ausweitungen der Grabjtätten mit 


einem Duell, zu welchem Stufen binaufführen, und einem 
Wandgemälde, die Taufe Chriſti darftellend, Dennoch it 


die Annahme keineswegs unglaublich, daß ſich die Sitte, 
über den Todten zutaufen, noch längere Zeiterhalten habe, 


bei. da einige von den erhaltenen Taufftätten bei den Grä— 
bern aus den 5. Jahrhundert zu fein jcheinen. Die zus 
nüchſt nadı Konſtantins Lebertritt zum Chriſtenthum er: 
bauten Baptijterien find größtentheils rund, mit einem ge— 
wölbten Umgang, der durch Säulen von der Mittelluppel 
getrennt iſt, unter welcher ein großes vertieftes Baſſin (la- 
brum, lavacrum, colymbethra, fons baptismi, piscina) 
fich befindet, über welchem häufig eine goldene od. filberne 
Taube hing. Die Taufe der ältejten Chriſten geſchah durch 
völliges Untertauchen, oft an vielen Berjonen zu gleicher 
Beit und meijt nur an Erwacienen, bei. feierlich an den 
Vigilien von Oftern und Pfingiten, daber die großen Baſ— 





Sta. 426. Baptiiterium in Nocera dei Pagani, 





jins mit Umgang, die Aehnlichleit mit Schwimmteichen | 


(j. oben unter I), von denen aud) der Name genommen 


atafomben, begangen. In jenen  gemeinichaftlihem Vorhof, jeltenmit bejonderem Hof ver: 


jeben, auf welchem dann die 
Vorbereitung der Katechus 
menen geſchah. Erhalten iſt 
von den älteſten Baptiiterien 
3. B. das bei S. Giovanni in 
Yaterano, Rom. In der Regel 
haben ſie eine rechteckige, 
querliegende, alſo nicht ſehr 
tiefe Vorhalle mit 2 Apfiden 
an den jchmalen Seiten und 
innerlih einen Altar Jo— 
hannis des Täufers, an wel- 
chem die Neophiten nad) er- 
haltener Taufe das erſte 
Abendmahl erbielten; manz 
che Baptifterien waren jogar 
heizbar. Das adhtedige, oder 
auch wohl wie in Aquilcgia 
ſechseckige Baſſin war ent- 
weder rings mit Stufen ver: 
ſehen, od. aud) wohl mit einem 
Beländereingefaßt. Die Kup⸗ 
pel des Gebäudes wird bei 
kleineren Baptijterien von der 
Mauer, bei gröheren v.Bod. mehr Säulen u. Bogen getra= 
gen, hinter denen ſich ein Seitenfchiff ringsum zieht. In 
manchen tft dann, wie in dem 430 erbauten ®. derecclesia 
Ursiana zu Ravenna, ein bej. Stand für die Minijtri ur. 
Pathen bezeichnet. An dies Seiten der Umfafjungsmauer 
find oft auch noch 8Niſchen eingelegt, Die auch wohl anStelle 
des Seitenjchiffes eintreten, wie in Novara; bei kleineren 
Baptiſterien ift oft blos für den Altar eine Apſis angelegt. 
Die Konftruktion u. Bruppirung des Innern Ipricht ſich 
an dem in der Regel jehr einfach gehaltenen Aeußeren den— 
noch volljtändig aus; die Kuppel jedoch war felten Außer: 
lich jichtbar, vielmehr durch ein Zeltdach, tegmen turri- 
tum, zugleich bedeckt und angedeutet, wie z.B. an dem B. 
zu Nocera dei Pagani, Fig. 426 und 427, weldyes dem 
7. Jahrhundert zugeschrieben wird. Die Altarapfis jcheint 
jpäter zu jein. Die Säulchen, welche auf der Brüftung des 
Baſſins jtehen, trugen ein Tabernafel. Dieſer Typus blicb 
durch viele Rahrbunderte derjelbe, nurdie architeftonischen 
Formen veränderten fich nach dem jedesmal herrichenden 
Stil, die Deforation war bald reicher, bald einfacher; 





ward. Die Bifchöfe hatten jelbjt die Aufficht über die Taus | jtatt des einen Baſſins wurden bier und da 2 für die Ge— 
fen zu führen; dadurd fam man dahin, die Baptifterien , jchlechter geionderte Wajjerbehälter angebracht; auch die 
in unmittelbarer Nähe der Kathedralen zu erbauen. Bei | Stellung des B. zur Hauptfirche mußte fich hier und da 
genauer Betradytung weicht Freilich die Form der altchriſt- nach lofalen Verhältniſſen richten, aber an den hauptijäch- 


Baquet 255 Barberry-wood 
lichſten Beftandtheilen änderte fi) nichts, als dah das ) Wuhr, Efel, Wehr, frz. batardeau (Kriegsbaut.), Bezeich— 
große Baſſin allmählich Feiner wurde und nicht mehr fo | nung für fteinerne — welche, quer durch naſſe Fe— 
vertieft lag. Der Fußboden desſelben wurde mit dem ums | ſtungsgräben gehend, die Schleuſen für die Waſſermanö— 
gebenden gleich, es erhielt eine Brüſtung und meist noch | ver enthalten,aber auch zur®ertbeidigung eingerichtet find, 
immer einen befonderen tabernatelartigen Ueberbau, von | Sie jollen jtets unter dem ausgiebigften Feuer der Fe— 
dejien Kuppel ein Ciborium in Geſtalt einerTaube herab⸗ ftungswerte liegen und nicht von weitem jchon der Ber: 
bing. Nod) im 9. Jahrh. wurde aus dem Badſtein ein | jtörung durch feindliche Geſchoſſe ausgejept jein. Um dem 








Taufftein (ſ. d.); Damit aber war dem ganzen Dajein der 
Baptijterien ein Sto gegeben. Noch frifteten jie zwar ihr 
Leben; noch wurden, jelbjt in Deutfchland, vielfach runde 


Feind dennoch die Benupung als llebergangsmittel zu 
verwebren, erhalten diefe Bäre eine aus Quadern ge— 
mauerte jcharjfantige, oft noch mit Eiſenſpitzen befeßte 





und polygone Tauffapellen neben die größeren Kirchen ge= | Verdachung, den jogenannten Ejelsrücden, auch mitunter 
ſetzt, Die uns auch noch hier und da erhalten find; aber ſchon Quermauern u. Thürme, ja jelbjt einen gewölbten Gang 
im 10. Jahrh. begann man in Deutichland die Tauffteine | und Schiehfcharten. [Ptz.) 

in die Kirche ſelbſt, und zwar nach firchlicher Vorjchrift | Barache, f., franz. baraque, f., engl. barack, barrack, 
auf die Evangelienjeite, in der Nähe des nördlichen Ein- feltijch haraca, Zweighütte; zunädhit jede Hütte aus Zwei: 
ganges, zu jeben, umſchloß aber meift den Taufitein ent= | gen, Bretern 2c., bej.: 1. offene Arbeitsbude bei Stein 
weder durch ein Tabernatel auf Säulen, oder doch minde- megen, auf Zimmerböfen ꝛc. — 2. Bretbude zum Bewoh— 
ſtens durch hohe Sutter. Nur in Italien blicb man der | nen, jhlecht fonftruirtes od. blos provisorisch hergerichtetes 
alten Sitte noch lange treu, und noch aus dem 15. Jahrh. Haus. — 3. Lagerhütte, an Stelle der Zelte zuerjt in grö— 


giebt es Baptijterien in Jtalien, welche ganz die alte Dis: 
pofition haben und nur in der ftiliftifchen Durhbildung | 
eine Abänderung zeigen. 

Während die Katholiken jeit dem Mittelalter nod) jene 
Borichrift befolgen, hat man in der evangeliichen Kirche 
erit in allerneueiter Zeit angefangen, der Stellung des 
Taufſteins, der jeit dem 16. Jahrh. geradezu als bloßes 
Kirchenmöbel betrachtet worden war, wieder Nufmerkiams 
feit zu ſchenken und ihm mit der Würde zu behandeln, die 
ihm als Werkzeug zu Ausübung eines Sakraments zu: 
kommt. Zu einer feiten Norm aber, zu einer endgitltigen 
Meinung über den ihm anzumeijenden Plag hatman nod) 
nicht fommen können. Einige wollen ihn wieder inein be: 
ſonderes, einzeln jtehendes B. placiven, Andere befürwors 
ten jeine Aufitellung in einer Hapelle zur linten Seite des 
wejtlichen Haupteingangs, noch Andere wollen ihn auf den 
Wtarplag zwiichen Gemeinde und Altar ftellen. Semper 
ſchlug vor, ihn ganz auf die Oſtſeite der Kirche hinter den 
Altar zu ſtellen, erjten® weil er da den Blick nach dem Al— 
tar nicht jtört, zweitens aber und hauptiächlich aus ſym— 
bolifhen Gründen: im Oſten bricht der Tag an, bei An— 
bruch des Lebenstages wird das Kind getauft. Leber die 
einzelnen Beitaltungen der Baptifterien ſ. übr. die dieein- 
zelnen Stile betr. Artifel. [ Ms.) 

Baquet, m., frz., niedriger Kübel, daher 1. auch bassi- 
—— Kaſten zum Fördern der Schieferklötze x. — 
2. Magnetiihe Batterie. — 3. Fäßchen zum Transpor- 
tiren des Mörtels; ſ. Kalkfaß. 

Bar, m., frz, 1. Gewicht = 1000 kg., nad) der eriten 
Nomenklatur der metriichen Gewichte von 1794 getheiltin 
1000 Graves a 1000 Gravets. — 2. Ojtindijches Gewicht 
= 280 livres poids de marc. — 3. ſ. d. Art. Bard. 

Bar, s., engl., 1. fr}. barre, f., die Stange, der Barren. 
— 2. (Schlofj.) Riegelitange. — 3. (Zimm.) B. in bey- 
work, die Stafe, horizontal bar, erossbar in baywork, 
der Bundriegel, Wandriegel. — 4. B. ofa chimney, frz. 
barre de languette, der Zungenftab, supporting-bar of 
a chimney-mantle, das Manteleifen, Rauchfangeifen. — 
5.B. ofeourt, die Serichtsjchranfe. — 6. B. ofafıre-grate, 
der Roſtſtab, die Brandruthe. — 7. B. ofa flypress, der 
Schwunghebel einer Sinieprefie. — 8. B. of a harbour, 
boom, der Hafenbaum. —9. B.of sand, die Barre, Baar, 
Sandbant. — 10. B. of stables, der Standbaum. — 11. 
B. for window, der Fenſterſtab, auch Mäßwerksſtab; bar- 
tracery, nur aus Stäben beftehendes Mäßwerk. 

Bär, m., 1. auch Boch, Efel, Länfer, Hund, Iungfer, Fall- | 
bloh, Rammbär, Rammblok, Rammkloß , fr}. mouton, m., 
lui, m., belier, m., billot m. de batte, demoiselle, f., | 
engl. ram, rammer, rammer-log, monkey, der eijerne 
oder hölzerne Blod an der Rammmajchine (j. d. Art.). — 
2. Bergb.) für After (ſ. unter 2), aber auch fir Damm u. | 
für Hund; ſ. d. betr. Art. — 3. Auch Kamm, Schwält, Münd), 


Berem Mäßſtab angewendet im Lagervon Boulogne 1802, 
jept in immer ausgedehnteren Gebrauch gelommen. Die 


Bin der Feldlager ſind je nach Umſtänden Hütten von 


Stroh, Strauchwerk, Bretern ꝛc. Bei ſtehenden Lagern, 
Uebungslagern ꝛe., jowie zur Kantonnirung, Kaſerni— 
rung ꝛc, errichtet man fie am liebſten aus Fachwerk mit 
Bajılitenprofil für 40— 100 Mann. Die Betten ſtehen mit 
den lopfenden an den Wänden, darüber Tornifterbreter, 
in der Mitte ein Gang mit Tifchen, Ofen zc. Mehrereneben 
einander ftehende werden an den Giebeln durd) einen ge— 
deckten Gang verbunden; die Küche wird jüdlich, die Yatrine 
nördlid, angebaut. Näheres f. ind. Art. Lager, Lager: 
bütte, Erdhütte. — 4. Neuerdings, durch Erfahrungen in 
Kriegslazaretben aufmerkſam gemacht, hat man die B.n 
aud) für itehende Krankenhäuſer vielfach angewendet ; 
j. d. Art. Krankenhaus und Lazareth. 

Baral, m., frz., altes Flüffigfeitsmäh in Provence u. 
Languedoc. Es war = 16 Pots u. hielt 958 Par. Kubik— 
zoll oder 21 Berl. Quart. 

Baranda, f., jpan., Geländer; barandal, m., Yauf- 
itange: barandilla, f., fleines Geländer, Gancelle, Ga— 
lerie im Theater, das ort baranda hängt vielleicht mit 
Veranda zujammen. 

Baratta, ein mwohlriechendes ſchwarzes Holz aus 
Guayana. 

Barbacane, f., oder barbanon, m., frz., 1. engl. bar- 
bacan, barbycan, ital. barbacanone —— nach 
innen ſehr ſtark erweiterte Schießſcharte für Flintenfeuer. 
— 2. Mit Schießlöchern verſehene Mauer, welche unter— 
halb des Hauptwalles alter Feſtungen rings herumlief u. 
bei den Deutichen Zwinger genannt wurde. Später trat 
die Fausse-braie an ihre Stelle, jept nennen die Franzoſen 
barbacane oder contre-mur die vorgejchobenen Werke vor 
den Thoren od. vor ſchwachen Stellen der Mauer; kleinere 
Briücdentöpfe ꝛe. — 3. engl. weeper, ſchmales hohes Loch, 
welches zum Ablaufen des Waſſers durch eine Futter— 
mauer gebt. 

Barbara, St., 1. Schußheilige der Artillerie x. ; ſ. in 
M. M. a. W. — 2. fr}. Sainte-Barbe, die Bulverfammer 
der franz. und jpan. Kriegsſchiffe. 

Barbaricarius, m., lat., frz. barbaricaire ; jo hießen 
bei Römern und Griechen jowie im Mittelalter Künſtler, 
welche im Geſchmack der Ausländet, befonders der vor- 
zugsweiie Barbaren genannten Phrygier, arbeiteten (bar- 
barica opera verfertigten), bejonders Verfertiger u. Ber: 
aolder der Waffen, ſowie Tapetenwirter, die aus Boldfäden 
Figuren einwirkten. 

Barbe, f. frz., 1. Bart (f. d.). — 2. Barbe du pöne, 
der Angriff, i.d. und d. Art. Schloß. — 3. Der Grat an 
geichnittenen Blechen ꝛc. — 4. (Schiffb.) der Spliehgang. 
— 5. Barbe du tenon, Necyjelung des Zapfens. 

Barberry-wood, s., engl., das Berberigenbolz. 


Barbettbatterie 


256 


Exrkaſe 





Garbetthatterie, f., frz. batterie abarbette; ſ. d. Art. Lordmayors x. mit 8—12 Rudern. -— 2. Garkt, auch 


Bankbatterie. Piæ. 


Barbette, f fv;., engl. barbet; ſ. d. Art. Geſchützbank 


und Stücbant. | Ptz.) 

Barbierftein, m., 1. ſ. v. w. Wesichiefer. — 2. Web: 
jtein (f. d.) zum Abzichen der Schörmefjer. 

Barbierftube, f., Seichäftslofal des Barbiers, muß 
heil und mit mehreren Spiegeln und Drehſtühlen jowie 
mit einem Wajchapparat verjeben jein. 

Barbotiere, f., franz., 1. Trinftrog für Pferde. — 2. 
Entenpfüße. 

Barbouillage, m., frz., ichlechte Malerei, jchlechter Ans 
jtrich, Subdelei. 

Burbouilleur, m., franz., Bußmaurer, geringerer 
Stubenmaler, auch Anjudler (j. d.). 

Barbure, f., frz, Unebenheit an Gußarbeiten. 

Barchetta, £., ital. (Seew.), kleines Fahrzeug auf dem 
Mittelländiſchen Meer, bei Galeren das, was Boote und 
Schaluppen bei anderen Schiffen. Die B. hat auf jeder 
Seite 3—4 Ruder. 

Barchilla, barcella, f., ipan., aud)jbarsella (j. d.) 
genannt, 

Barcone, m.,ital., mittelgrohes, furz, aber weitbauchig 
gebautes Biktualien-Transportichiif auf dem Mittellän: 
diſchen Meer. 

Bard, m., frz., auch bar gejchrieben, Trage, Tragbahre 
zum Transport von Steinen ꝛc. 

Barda, f., jpan., 1. Dornenbededung auf Mauern, — 
2. Breterverfleidung der Bindmühlen. — 3. Dachſchindel. 

Bardage , ım., frzi, das Herzutragen der Steine zur 
Arbeit. 

Bardak, m., frz. bardaque, f., eine bejondere Art irde= 
ner Gefähe, von poröfem, halb gebranntem Thon, im 
Orient während der heißen Jahreszeit zum Abkühlen des 
Waſſers gebraucht. 

Bardeau, m., frz., Dachſpan, Spliehe, Spiett, oft 
ungenau mit Schindel überfegt. 

rdee, f., frz., eine Tragenladung, eine Trage voll. 

barder, v..a., rn ‚ einen Stein auf einen Karren oder 

eine Tragbahre laden, j. Bar; daher bardeur, die Tage— 
löhner, welche den Maurern die Steine zubringen. 

Bardi, m., bardis, m., frz. (Sciffb.), die Auffutterung, 
die Setgangen, Seßgangen. 

Bardiglio, m., ital. (Miner.), blättriger Karſtenit, 
kiejeliger, wajlerfreier Gips, bricht bei Vulpino. 

Bardiglione, m., ital, (Miner.), 1. Karſtenit; 2. ein 
weicher, jtreifiger, jhwärzlicher, dod) auch buntem Mar: 
mor ähnlicher Kallſchiefer, härter als der earrariſche Mar- 
mor; bricht im Toscanischen und in Piemont und dient zu 
allerlei plajtifchen Arbeiten. 

Bardonneau, ım., frz., Wäge ohne Gewichte, j. Schnell: 


wãge. 

Bart, f., ſ. Banſe. 

to bare, a. v., the foundation, engl., die Gründung 
unterwaſchen, unterjpülen. 

Bärenklau, m., ältere Benennung für Acanthusmol- 
lis, j. Afanthus. 

Bares, s., pl., engl., die nadten Theile einer Statue. 

Bar-frame, s., fire-bar-frame, engl., der Rojt= 


rahmen. 

Barfüherkirde, Barfüherklofter, ſ. d. Art. Kloſter 
und Klojterfirche. 

Barg, m., im Holjteinijchen für Schober, Schauer, 
Schuppen ohne Wände. 

Barge, f., 1. ſ. Banfe. — 2. j. Barge, engl. 2. 

Barge, f., franz., 1. Feim oder Diemen von Getreide, 


welches nicht in Garben gebunden ist, bej. Heufeim. — 





Barge, Lichter, b. of a bark, Klapitänsichaluppe; b. of 
a man of war, die große Schaluppe eines Kriegsſchiffs, 
der Yabberlot. 

Barge-board, verge-board, s., engl., Giebelſchutz— 
bret, Windfeder, Stirnbret. 

Barge-couple, verge-couple, s., engl., eigentlich 
Bicbeigebinde, doc aud) für Spannriegel im Giebel. 

Barge-course, verge-course, s., engl. (Dachd.), 


| die Ortichicht, Bordſchicht. 


Barguette, £., frz., 1. Bierdefähre, ca. 12 m. lang und 


flachbodig. — 2. Speifeihrant für fertige Speifen und 


Badwerf. 

Bariga, f., ftz. bariga f. de Maure, ital. bariga da 
Mora, port. barriga, eine Art des ojtindifchen Indigos 
vom eriten Jahr. 

Baril, n., fra. baril, m., barrique, f., vom jpan.barril, 
1. Faß, etwa eine Vierteltonne haltend, — 2. Großes 
BWaijertühlgefäh von Thon. — 3. frz. aud) barris, Tönn= 
chen aus feinem Holz oder edlem Metall, zum Zafeliervice 
des Mittelalters gehörend. — 4. Bund von 450 Tafeln 
Weißblech. 

Barilfaß, n. (Kriegsw., veraltet), hölzernes Tönnchen, 
mit ledernem Beutel verſchloſſen, um Pulver zu Geſchütz⸗ 
ladungen darin zu bewahren. 

Barilla, f., frz. barille, f., jpan. barilla, heißt die jest 
weniger als früher in den Handel fommende, an der 
Südküſte Frankreichs und in Spanien aus Secpflanzen 
(Tangen und Fucusarten) gewonnene Soda, jedenfalls 
von ihrer Berpadung in Fäſſer. Ahr Gehalt an kohlen— 
jaurem Natron ift nicht bedeutend, und dadurch, noch mehr 
aber durch die jabritmäßige Darjtellung künftlicher reiner 
Soda aus Kochſalz, hat die B. ihren Werth als Handels= 
artifel eingebüßt. 

Barillet, m., frz., 1. Kleines Fähchen. — 2. der Bunı- 
penjtiefel, die Kolbenröhre. — 3. Federgehäuje. — 4. Ge— 
bäufe des Mähbands. 

Baring, s., of a foundation, engl., die Unterwaſchung, 
Bloslegung eines Fundamentes. 

Bariolage, m., bariolure, f., franz., buntſcheckige 
Malerei, jeltjames Farbengemiſch; daher barioliren, ge— 
ſchmacklos durd) einander malen. 

Bar-iron, s., rod-iron, merchant-iron, s., engl., 
Stangeneijen, Stabeifen, Handelseijen; ſ. d. Art. Stab- 
eijen; b. for rails, Eijenbabnjchieneneifen; fashioned, 
figured b., Formeijen, fagonnirtes Stabeijen ꝛc. ıc. 

Baris, f., 1. (ßãpic) bei den alten Griechen eine befondere 
Art Getreideſchiff. — 2. Negpptiiches Transportichifi, aus 
Bäumen verfertigt, eine künftlichere Art von Floh, nur auf 
Flüſſen u. Strömen brauchbar. — 3. Aegyptiſche Gondel 
mit Berded, auf welcher mandie Leichen nach dem Begräb: 
nisplatz transportirte; vielleicht der Urſprung unjeres 
Wortes Bahre. — 4. (Pyrgobaris) bei den jpäteren Grie— 
chen eine Art Thurm od. Schugwehr an Thürmen. 

Baritel, m., fran;., baritel, s., engl., der Göpel; b. a 
chevaux, der Pferdegöpel. 

Barium, n., Baryum, Bariummetall, franz. baryum, 
barium, m., engl. baryum, Metall des Baryts (ſ. d.). 
Das B. fann ſich vermöge jeiner Eigenſchaften nicht frei 
in der Natur finden; e8 wird durch Berjeßung jeiner Ver- 
bindungen, bej. des Orydes, erhalten, Das B. ift filber- 
weiß, Schwerer als Waſſer, und wird an der Luft ſchnell 
zu Bariumoryd, indem e8 unter Erhigung Sauerjtoff aus 
der Luft aufnimmt, 

Bark, s., engl., 1.die Borfe, Rinde; b. of oak, tan, die 
Lohe. — 2. Die Barte (j. d.). 

Barkaſſe, f., frz. chaloupe, f., barcasse, f., engl.long- 


2. Kleines Flußboot mit flachem Boden, Fiſcherprahm mit | boat, launch, 1. das größte, bei. zum Lichten des Anters, 
Majt, Segel u. Ruder, 6— 9m. lang. — 3. Grohe Kriegs- Ausſetzen v. Truppen 20. gebrauchte Boot eines Seeſchiffes. 


piroqgue in den wejtindiichen Gewäſſern. 
Barge,s.,engl., 1.StaatöjchaluppeeinesNdmirals, des 


—2.Nud) Befajje, ft3.becasse, jpan.barcaje,m., 9— 12m. 
langes, 2'/,—3 m. breites, 1'/, m. tiefes jpanijches Fabr- 


Barke 








257 


Barokftil 











eug, hinten u. vorn jpiß, daher jchnelljegelnd, mit breitem 

aajegel, bisweilen vorn mit Heinerem Maſt, welcher 

bei ſchweren Winden die Stelle des niedergelegten großen 
Maſtes vertritt. 


Barke, f. (Schiffb.), 1. auch Barkfdiff, n., frz. barque, | 





Barskftil, ın., frz. style baroque, m., baroque, m., 


engl. baroque-style, ital. barocco, jpan. barruecco, 
Keine Stilbenennung enthält jo deutlich und treffend ala 
dieje zugleich die Kritik des mit ıhr belegten Stils. Obige 
Worte bedeuten nämlich zumächit etwas Verfrüppeltes, 


f., engl. bark, ein der Hauffahrteifregatte ähnliches drei= | Verſchobenes, dann auch eine Bruchperle, eine verſchobene, 
majtiges Schiff, von dieſer jedoch dadurch unterichieden, | ee runde, mit unregelmäßigen Auswüchſen be: 
daß es weniger jcharf gebaut ift, und daß der Bejanmajt ſetzte Perle. Der mit diejer Benennung belegte Stil ver— 
ähnlich dem hintern Maſt eines Schöner getafelt ift; | hält fich zurRenaifjance ebenſo wie die Gothik des 15.Jahrh. 
faßt jelten über 100 Tonnen. — 2. Barfe des Mittelländi= | zum edlen gothiſchen Stil. Seine Anhänger wollten ihm 


ſchen Meeres, ein dreimajtiges, voll gebautes Schiff, deſſen 
großer Majt aus einem Stüd bejteht, deſſen Fockmaſt 
Ichräg nach vorn liegt, mit einem großen lateinischen Segel 
verjehen ift, u. das jtatt des Bugjprietes nur einen Schiffs- 
ſchnabel führt, über welchem ein Ausſtecher liegt. —3. frz. 
barque, f,,embarcation, f.,petit bateau, m., engl. bark- 
Boat, barge, craft, j. v. wetleines Boot, Lichter. —4. (Zange 
Barke) doppelte Schaluppe, jehr lang, niedrig, ohne Vers 
deck, mit Segel, Ruder und jehr jpigem Vordertheil. 


allerdings den jchönklingenden Namen Hochrenaifjance 
od. auch Spätrenaiffance ufurpiren; darüb. ſ. Art. Renaifs 
fance. Die jtrenge Renaifjance mit ihren aus den römi— 
ſchen Baurejten, joweit fie damals befannt waren, abge: 


leiteten Schematen u. Scyönheitstabellen konnte ſich nicht 


allzu lange halten, weil die Regeln derjelben eines voll- 


ftändigen inneren Organismus u. desjenigen Haltes ent= 


behrten, den ein Stil durch Herauswachſen aus pſychi— 
ſchem und phyjiichem Bedürfnis der bauenden Bölfer u. 


Barker, Barquer, m. (Waſſerb.), Gerüjt, in fließendes | aus dem Zustand der Technik gewinnt. Sie war u. blieb 


Waſſer gebaut, um Flößholz von einem Kanal, 
Mühlgraben u. dgl. abzuhalten. 

Barkerole, f., 1. frz. barquerolle, f., barca- 
rolle, f., barquette, f. (Schiffb.), Fabrzeug 
mittler Größe, ohne Majt, aber mit 4 Rudern, 








zum Transport am Ufer. — 2. Bergnügungs: 
boot, auch Barketie genannt. 

Barkers Mühlenrad, n., engl. Barker’s mill, 
j. Segners Waſſerrad und Reaftionsrad. 

Barkhalter, n., Barkhol;, Bergholz,n., Barkhut, 
f.,ft3.carreau, m.,chaine, bisse, ceinte, f., engl. 
wale (Sciffb.). B. find jtarfe Blanfen, welche 
an den Auhenjeiten großer Schiffe, gewöhnlich 
in der Gegend der Verdede oder unter den Ge— 
ſchützlagen binlaufen; fie dienen zur Verbin: 
dung u. Verzierung des Schiffes, fowie zum Da= 
rauftreten beim Aus- u. Einfteigen. Auf fran— 
zöſiſchen Schiffen haben fie die Breite des Kieles, 
während die Engländer fie doppelt jo breit (0, 
bis 1,,, m.) machen. Man muß jtreng vermei- 
den, daß fie durch Geſchützpforten unterbrochen 
werden; fie werden mit Spitzbolzen auf die Inn— 
hölzer genagelt, auf die Katfparren u. Kniee aber 
durch geflunfene Bolzen — ————— 

Barkhane, perſ. Reiſezelt, auf 4 Pfählen 
ruhend. 

Bark-mill, s., engl., die Lohmühle. 

Barkune, n., pl., waldrecht behauene, ſtarke 
eichene Aeſte. 

Barlong, m., frz., 1. im gewöhnlichen Leben 
ein unregelmähl es Rechte. — 2. (Math.) ein 
Rechte, dejien Seiten um eine Mäßeinheit verjchieden 
find; daher eine Barlongiiche a ‚ Jedes Produft zweier 
um 1 verjchiedenen Zahlen, 3. B. 6%X 7; die Summen der 
Reihen aus geraden Zahlen find B. Zahlen 2+4=2%X 3; 
2+44+6=3%X 4c.). — 3. Kübel, in welchen der Wein 
aus der Kelter läuft. — 4. (Zimm.) ein länglich rechtediger 
Körper, ein Barallelepipedon; h. biais, ein Trapezoid, 

barlong, adj., frz., unregelmäßig rechtedig. 

Barlotiöre, f., frz., Fenitereifen, Fenſterſproſſe ıc. 

Barlow-rail, s., engl., die Barlom- Schiene, A- 
Schiene; ſ. d. Art. Eiſenbahnſchiene. 

Barn, m., 1.5. v. wie Trog, Krippe, Raufe. — 2. ſ. v. 
w. Banje; f. d. betr. Art. 

Barn, s., engl., eigentlich die Banfe, doch auch, bef. im 
plur., die Scheune. 

Barn-floor, s., engl., die Scheunentenne, Dreſchtenne. 

Barnflein, m. (Ziegelb.), wahrjcheinlich eigentlich 
Barrenftein; jo heißen 1. große Rinneniteine, aus denen 
man durd Zufammenfügung Biehtröge bildet. — 2. Ziegel 
überhaupt. — 3. Für Bernitein. 

Mothes, Jluftr. BausLerifon. 4. Aufl. I. 


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ZRnIRSHE"T 


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ie 428. Der Balaft Balbi in Venedig. 








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(Zu Art. Baroditil.) 








vielmehr den damals berrichenden Sitten u. Anihauungen 


gegenüber ein oftroyirter Stil, der den Aünſtlern unnatür- 
lich enge Grenzen für ihr Schaffen zog. So fam esdenn, da 
einzelne hochbefühigte, geniale Männer, an ihrer Spike 
Michel Angelo Buonarotti, ſchon um 1550 dieje Grenzen 
durchbrachen u. in Einzelheiten von den durch jene Regeln 


| vorgejchriebenen fteifen Linien ee: um nad) ihrer 


jubjettiven Vorliebe aus den ohnehin aller inneren Noth— 
wendigfeit entbehrenden Baugliedern ein neucs, zwar ber 
inneren Yogif entbebrendes, aber doch geijtreich geform⸗ 
tes Ganzes zuſammenzuſeßen. Was fie nun im Boll: 
gefühl ihrer künſtleriſchen Kraft fich, u. zwar in graziöfer, 

räftiger u. malerifcher Weiſe erlaubten, das glaubte eine 
Menge faum mittelmähiger Künjtler ebenfalls thun zu 
dürfen, und jo entitand jener Stil, oder vielmehr, genauer 
genommen, jene Stilverunitaltung, weldye beſonders von 
ca. 1620 bis über das erjte Viertel des 18. Nabrb. hinaus 
ganz Europa mit ihren unregelmäßigen Sebilden über: 
dedte, fait alle nationale Eigenthümlichkeit erdrückend. 
Nicht zu leugnen ift übrigens, daß einige der in diefer Zeit 

33 


Barochſtil 258 Barockſtil 











aufgeführten Gebäude, Dank den reichbegabten Künſtlern, ſo iſt von feinen Formen bis zum Unſinn u. zur Geſchmack— 
die ſie entwarfen, ungemein malerischen Effekt machen, ja loſiglkeit eben nur ein Schritt. An Stelle der Einfachheit 
daß diejer Stil überhaupt bei weitem mehr Öelegenheit zu | in der Dispofition trat Schwülftigfeit, die Phantaſie be= 
thätigte fich nicht mehr durch Ideali— 
firung des Bedürfnifies u. des Nütz— 
lichen, jondern durch delorative Ver— 
deckung des Unfinns, durd) eine Fülle 
bewegter Linien u. heftige Lebendig⸗ 
feit in den Einzelformen. Der Cha= 
rafter der Architeftur ward pomp— 
hafte Prahlerei, hinter der jich innere 
Leere der Empfindung vergebens zu 
verbergen fucht. In der firchlichen, 
mitreichen Mitteln geförderten Baut= 
funst waren die Jeluiten die eigent= 
lichen Tonangeberv. 1568 an Kirche 
del Gesü in Nom) bis in das 18, 
Jahrh. hinein. Die Façaden ihrer 
Kirchen zeigen inder Regel zwei@ätts 
lenjtellungen über einander, doch jo, 
daß die obere gegen die untere bedeu— 
tend feiner tft; bei bafilifenartiger 
Anlage fällt die obere über den Sei— 
tenichiffen weg. An die Stelle der 
Halbgiebel. ſowohl als der Strebe= 
bogen zwifchen Seitenſchiff u. Mittel⸗ 
ſchiff treten bei Baſilikenanlagen ſo— 
wie bei Kuppelbauten verkehrte Kon= 
folen od.jonjtige willtürlihgeihwune 
gene Schnörkel, die häufig nad) oben 
B in Bilajterfapitälen enden. Die Glo— 
ia. 429, Barod-Konfol nah PB. A. Pozzo. denthürme beitehen aus Geſchoſſen, 

maleriſcher Durchbildung des Details, zu maleriſcher Ge- gebildet durch offene Säulenſtellungen; dabei iſt zwiſchen 
ſtaltung der Dispoſitionen, zu genialem Vortrag u. ele— | den einzelnen Gejchofien oft gar fein organiſcher Zuſam⸗ 
menhang. Die Dispofitionen der Säulenjtellungen 
wechjeln ebenjo auf das Manchfachſte, als die Haft 
nie fehlenden Schwingungen der Band: u. Architrav— 
linien. Im Innern wird die Kuppel zwar beibe- 
halten, aber vielfach oval, ja in den wunderlichſt ge= 
brochenen Kurven im Grundriß jowohl als im Profil 
fonjtruirt; die Kreuzgewölbe find faft ganz durch 
Tonnengewölbe, Spiegelgewölbe ıc. verdrängt und 
die Sliederung des Raumes durd) eine übermäßige 
Deforation mehrverborgen alsvollzogen. Der Sinn 
für mächtige Verhältniſſe, richtige Abwägung von 
Räumen und Flächen erbält ſich nur bei einzelnen 
bejjeren Meiitern; aber jelbjt bei diefen nimmt die 
Detoration über die Dispofition überband. Säulen, 
Halbjäulen und Pilafter, fait nur dekorativ ver— 
wendet, jtellen fich nad) allen Richtungen bin vor u. 
an den Hauptförper und bedingen eine Menge Ver— 
fröpfungen u. Windungen der Geſimſe; Giebel wer 
cn: j * den unterbrochen u. verlieren dadurch allen Sinn; 
ganter Kofetterie bietet als die Renaiffance; aber da er | ganze Hauptfimfe rollen fi wie Bapierjpäne zufammen, 
an ſich eben ein Gehäuf von Willtürlichkeiten ift, da ihm | verfehrt geitellte Konjolen und andere unfinnige Dinge 
füllen diefüden aus; fraßen= 
haft verunjtaltete Atlanten 
\\\F erfegen die Säulen hier u. da, 
anderwärts befommen die 
1 Säulen eine unmähige Ans 
re ihwellung, auch wohlBünde, 
ZEN of oder fie werden gewunden 

f AN oder geradezu gefnidt, als 
N — wenn fie jähen. Die Fenſter⸗ 
; verdachungen jind jchmäler 








dia. 430. Barockcartouche. 






AUJLIKLIUH LLL.SSITTTIR TEE 11 IRRPONBR TEL MP 









⁊ * c“ 





Pr — DU 
m ‚ u ’ - 

U ER ZN UN als die Fenſter und ihre 

IN A, i —0606 J AN en ik an 

j * rz, kein Unſinn iſt unſin— 

er dig. 481. Varodagraffe. nig genug, daß er nicht in 

vor allen Dingen alle höhere Idee mangelt, er aljo dem | diefer Zeit in die Formen der klaſſiſchen Antike hinein= 

eigentlichen Weſen der fünjtleriichen Schönheit fremd tft, | gezwängt worden wäre. Den Gipfelpunft erreichte dieſes 






7 
— — 








4 Barokfil 259 Barokftil 


Unmwejen unter Borro— 
mini, jenem mit reicher 
Phantafie begabten, 
aber halb wahnfinni- 
en. von Neid gegen 
ernini acquälten 
Menſchen (er ermor— 
dete ſich 1667 mit dem 
für Bernini geſchliffe— 
nen Dolch). So lange 
es nun noch von Zeit 
u Zeit ſolche mächtige 
—— gab, er— 
hielten ſich wenigſtens 
die bedeutenden Ver— 
hältniſſe, die derbe, alle⸗ 
zeit ſchlagfertige Be— 
handlungsweiſe, das 
leidenſchaftl. Schwin⸗ 
gen der Glieder, Die ge— 
niale, oft tolltühne 
Willkür, die den Stoff, 
mit Verachtung aller 
Nothwendigkeit, zu al- 
lerlei tollen Formen : 
ziwang.Aber diegenia= 
len Männer mangel- 
ten allmählich, Ver: 
ftand und Kalkül bra= 
hen fih Bahn, das 
Leben und mit ihm die 
Architektur wurde auf 
eine Zeit lang nüch— 
tem, um ſich bald darauf nod)- — — 
mals in den noch tolleren Strudel ee 
einer alle Regeln veradhtenden 
Willfür und wollüjtigen Spie- 
lerei zu werfen; darüber j. d. Art, 
Rococo. Der B. verbreitete ſich von 
Italien aus nad) allen Seiten, od. 
vielmehr, diefelbe Ausartung, die 
in Italien ausbrad, ergriff aus = 
gleichen oder ähnlichen Urjachen 
aud) inanderenLändern dieRenaij- 
fance. Während man die Herr: 
ichaft des B.3 in Jtalien indie Zeit 
zwijchen 1570 u. 1715 jegen fann, 
wäre fie für Spanien etwa von 
1610— 1740, für Frankreich von 
1550— 1720, für England von 
1650—1720 anzunehmen. In 
Deutichlandtommen Bauten im. 
aus der Zeit von 1620— 1740 vor. 
Wirgeben in beijtehenden Figu— 
ren einige Beijpiele diejes Stile, 
und zwar in Fig. 428 den Ralajt 
Balbi in Benedig, 1582—90 von z 
Aleſſandro Vittoria erbaut. Fig. 
429 iſt ein Konſol nad) B. Andrea 
Pozzo (aus deſſen Buch über Ber- 
jpeftive 1688), ig. 430 ein Car: 
touche und Fig. 431 eine Agraffe mir Al 
aus der tolliten Zeit des B.8 (um m 4 
1700), Fig. 432 die jogen. Bufiola SSpe LEE „ur 
im Vorzimmer des Säls der Capi —— — 
des Raths der Zehn im Dogenpalaſt 
zu Venedig von ca. 1650, Fin. 433 
die Karlskirche in®ien, von Viſcher 
vd. Erlach 1716— 1737 erbaut, die ——— 
bier und da jchon an den Rococo— de am. 
ftil anftreift, Fin. 434 das Grab > 








— 


Die garietirche in Wien. 


83° 


Barofith 


Albrecht Dürers zu Nürnberg von 1681, md Fi. 137 
eine Bartie des 1711 von Böpelmann begonnenen Zwin 





Fig. 484. Grab Albrecht Tiirers 


"| 


ist. 188 Lavillon des Tresd 
gers in Dresden, von dem das bet Fin. 133 Geſagte in 
noch ſtärkerem Maß gilt. |.Ms.| g 

Barolith, m., ſ. dv. w. fohlenjaurer Barnt (j. d.). 


260 





Barometer 


Qarometer, n.. fi. baromötre, baroseope, m., engl. 
barometer, von dem gricd. 57505, Scywere, und pirzuv, 
Mäh, daber Schweremejier, eigentlich Luftſchweremeſſer 
od Luftdruckneſſer, auch Wetierglas, Torrieelli ſcheRöhre, 
nach ihrem Erfinder Torricelli (1643); ferner Barofkop, 
lat. barometrum, baroscopium, genannt; Jnitrument, 
um die veränderliche Größe des Yuftdruds zu meſſen. 

I. Man untericheidet zwei Hauptarten: 1.das Queck- 
jilberbarometer beruht auf dem Prinzip der fommuniziren= 
den Möhren u, beſteht in der Hauptſache aus einem Uför- 
mig gefrümmten Glasrohr, deijen einer etwa I m. hoher, 
oben geſchloſſener u, luftleer gemachter Schenfeleine Qued- 
ſilberſäule enthält, welche mit der im fürzeren u. weiteren 
Schenkel befindlichen Tuedjilbermaiie in Verbindung 
jtebt; da dieſer zweite Schenfel oben offen tft, jo treibt der 
Trust der äußeren Luft die Uuediilberjäule im längeren 
luftleeren Schenfel empor, um fo höher, je jtärfer der Luft⸗ 
drud wirft, jo daß man aus der Höhe diejer Queckſilber— 
jünle, welche meist zwiſchen 63 u. 76 em. differirt, die 
Stärke des Luftdruckes, jomit die Dichtigleit der Luft be- 
jtimmen fan. Wenn der furze Schenfel gleiche Weite mit 
dem langen bat, jo heißt das 8. 
ein Heberbarometer; bei Erwei— 
terung des furzen Schenkels wird 
es zum Selühbarometer ıt. wenn 
man einen Zeiger nach Fin. 440 
daran anbringt, ein Nad:B, 

2, Tas Ancroid- oder holafle- 
riſche Barometer berubt auf der 
Elajtizität der Metalle, weshalb 
es auch nod) Alctallbarometer od,, 
ac) winer Form, Dofenbarometer 
genannt wırd Es beitcht näm— 
lich im weſentlichen aus einer 
luftleeren Metalldoſe, die zum 
Theil ſo dünnwandig u. elaſtiſch 
ausgeführt iſt, daß bei der ge— 
ringſten Veränderung des äuße— 
Luftdruckes durch die Be— 
wegung Der dünnen Doſenwand 
mittels eines geeigneten Mecha— 
nismus cin Zeiger über einem 
Ziferblatt gedreht u. die Größe 
des Lufidruckes an einer Stala 
nachgewieſen wird, 

Il. Benuspung. 1. Das». 
dient im gewöhnlichenLeben be: 
fanntlich als Wetterglas, weil 
unzweiſelhaft unregelmäßige 
Veränderungen des Luftdruckes 
mit den Beränderungen des Wet: 
ters in einem gewiſſen Zuſam— 
menbang ſtehen: ganz beſonders 
deutet Schnelles Fallen des Qued⸗ 
jilbers im B. auf den baldigen 
Ausbruch eines Sturmes, und 
daher wird das B. an Meeres: 
fiijten ſowie auf Schiffen als 
Zturmanzeiger oder Neolojtop 
gebraucht. 

2. Eine andere Verwendung 
iindet das B. als Höbenmeh- 
inſtrument, indem befanntlich 
die Dichtigkeit der Luft mit der 
Entiernung vom Meeresipiegel 
in vertifaler Richtung nach oben 
jtetig abnimmt, nach unten aber 

.. B. beim Sinunterfteigen in 
Berawertsichachten ) jtettig zunimmt, 

In Fig. 436— 138 iſt ein von Gay— Luſſae beſonders 

zum Höhenmeſſen konſtruirtes B. abgebildet. Dasſelbe 


Yo 
ir 


ZAHRANNDa SR 


— — — 





Das enge Verbindungsrohr iſt an ſich aber zum Theil 
auch erweitert, wie Fig. 436 zeigt, wo diejer Theil geſon— 
dert in größerem Mäßſtab dargeftellt ijt. Bei e tritt der 
engere Theil in den erweiterten Theil b des Berbindungse 
robhres hinein. Es hat dies den Zweck, daß beim Umfippen 
des Inſtrumentes (Fig.437), wie e8 beim Transport wohl 
vortommen fann, feine Luftblaſen in den luftleerzu balten- 
den Theil des Hauptrohres gelangen fönnen. Wie Fig.438 
zeigt, ift das Inſtrument fiir den Transport von einem 
metallenen Gehäuſe umſchloſſen. Trotzdem iſt aber das 
Duedjilber:B.jeiner Yänge wegen zum Höhenmeſſen unbe⸗ 
quem, weshalb man ſich mit der möglichiten Vervolllomm— 
nung des Aneroidbarometers befahte, indem diejes in der 
Größe einer Taichenubr berzuftellen ift. Das erjte Ane— 
roidbarometer jcheint gegen Ende des vorigen Jahrh. von 
Conté, Direktor der aeroitatiihen Schule zu Meudon, 
fonftruirt worden zu fein, mwenigjtens ijt davon, als von 
einer neuen Erfindung, im Bulletin des sciences par la 
societ& philomatique(floreal,an VIde la Republique) 





* — 
Dre“ — 





Fig. 448. 


Fig. 486. fig. 437. 
Seberbaromiter. 


die Rede. Dies Inſtrument bejtand aus einer Schale von 
ftarfem Eijen oder Kupfer, iiber deren hohle Seite ein ent: 
nenengeiept gewölbtes, dünnes und biegfames Stahlblech 
[uftdicht befejtigt war, gegen welches von innen eine Ans 
zahl ſehr elaftiicher Federn ſich ſtemmte. Da der Hohl: 
raum zwiſchen Schale u. Blech möglichit luftleer gemacht 
war, jo wirfteder äußere Yuftdrud aufdas Blech, während 
dejien Elaſtizität die uriprüngliche Form desjelben zu er— 
balten firebte. Die Bemwequngen des Bleches wurden durch 
ein Hebelwerk auf einen Zeiger übertragen. Das Aneroid- 
B. wurde ſpäter von Bidi und Bourdon verbeſſert. Vidi 
behieltdie luftleere, biegfame Blechdoje bei, während Bour: 
don jtatt derjelben ein gebogenes Metallrohr von flach 
elliptiſchem Querſchnitt als luftlceren, durd) den äuferen 
Luftörud biegjamen Körper verwendete. Ein derartiges 
Anervid- B. zeigt Fig. 430 in wirklicher Größe. Neuer- 


dings find diefe Metall-B. jo verbefiert worden, daß fie | 


rückſichtlich genauer Angabe der Luftdrudveränderung den 
Duedfilber:B.n nicht nachjtehen u. Daher eben jo gut wie 





das Hinzutreten neuer Daten das 


| den durch trigonometriſche Mef- 





' einigen Jahren von J. Goldſchmid in Zürich angefertigt; 
dasſelbe ift mit Schraubenmifrometer verjehen u. erlaubt 


infolge dejjen äußerſt feine Beſtimmungen der Yuftorud: 


 veränderungen, 


Die Zuperläffigfeit der barometriichen Höhenmefjungen 
überhaupt ift keineswegs eine hohe. Bei der Meſſung mitt- 
ferer Höhen von etwa 2000 m. fommen dabei Unterſchiede 
von 300 und mehr Meter nicht jelten vor, Differenzen von 
etwa 30 m. gehören aber zur Regel. Nah den Angaben 
des Hrn. A. Pich, Nifistenten an der Wiener Stenwarte 
unter Direltor von Lüttrow, ift nicht einmal eine baro- 
metriiche Höhenbeitimmung dejto ficherer, auf je zahl: 
reichere Beobachtungen fie ſich be— " 
arindet, indem jehr häufig durd) 



















Rejultat ſich von der Wahrheit ent: 
fernt, Es bedarf bier noch die Theo— 
rie einer wejentlichden Ergänzung, 
bis die gewonnenen Ergebniſſe ſich 


jungen erhaltenen zur Seite jtellen 
dürfen, denn dieſe haben vor jenen 
nicht nur den Vorzug weit größe— 
rer Genauigkeit, ſondern entjpre— 
chen überdies einer Hauptforde 
rung heutigerWiſſenſchaft dadurch, 
dal man bier aus Der Operation 
ſelbſt immer auf den Srad der er 
reichten Geuauigleit ichlichen fann. 


— 


— 
—ñ ya 
— 


tg. A430. Aneroidbarometer, 


ig. 140. Radbarometer. 


Mit Bezug auf das Quecſilber-B. untericheidet man 
zwei Methoden des Höbenmejjens: die Benzenbergiiche 
und die Halley'ſche. Die erftere iſt auf das Gejep baſirt, 
das bei den fommunizirenden Röhren zur Beltung fommt, 
und lautet: die Höhen der Flüffigfeitsjäulen in tommmmis 
zirenden Röhren verhalten ſich umgekehrt wie die ſpezifi— 
ſchen Gewichte der Flüffigleiten. Bei Halley's jogenanns 
ter logarithmifcher Methode ijt Dagegen davon ausgegan— 
gen, dab (ebenfalls nach dem Mariotte'jchen Geſetz gleichen 
Theilen der mit der Erhebung abnehmenden Quedjilber- 
ſäule Quftfchichten zugebören, deren Dichten nach immer 
gleichem geometrijchen Verhältnis wachſen, jo daß alſo 
die Barometerſtände die Logarithmen der ihnen zukom— 
menden Erbebungen von der Erdoberfläde bilden. Da 
nun der Barometeritand bei 0° C. vom Meeresipiegel 
q° = 760 mm. ift, und bei 11,, m. Höbe (h) um 1 mm. 
ſinlt, jo wäre der zu meſſende Höhenunterſchied hn—h m 


a ED ren 


og_q R 
diefe zum Höhenmeſſen zu benußen find, wobei fie noch | das nfadhe und mfache der Höhe h ausdrüden und n > m 


den Vorzug der jehr bequemen Größe und Form haben. 


angenommen ijt. Ueber die genauere Berechnung unter 


Daromeferproße 





bücher verwiejen werden. 

Der mwejentliche Unterjchied zwiſchen dem Queckſilber— 
und Aneroid-B. liegt darin, daß letzteres den Drud der 
Luft angiebt, ohne wie eriteres von der Schwerfraft in= 
fluirt zu werden, denn die Queckſilberſäule wird in gleicher 
Weiſe wie diedarüber laftende Luftiäule mit der Berändes 
rung der Schwerfraft — alfo bei der Bewegung vom Äqua⸗ 
tor nad) dem Pol zu — ſich im Gewicht verändern, jo daf 
für eine und diefelbe Luftfäule das Queckſilber-B. unter 
jeder Breite diejelben Angaben liefern wird, was beim 
Aneroid-B. nicht der Fall ift. Würden alfo Aneroid- und 
Qucdjilber-B. für eine bejtimmte Breite ganz gleiche 
Angaben liefern, jo könnte dies bei einer Veränderung 
diefer letzteren nicht mehr der Fall jein, und es werben die 
Unterjchiede in den gleichzeitigen Angaben beider Inſtru— 
mente den Veränderungen der Schwere proportional fein. 
ee ergiebt ſich, daß man das Aneroid-B. auch zu 

ejtimmung der Beränderungen der Schwerkraft für ver: 
fchiedene Orte zwiſchen Pol und Aquator benugen fann, 
wenn man feine Angaben gleichzeitig mit denen eines 
Quechſilber⸗B.s vergleicht. [Schre.) 

Barometerprobe, ſ. Phyſ.), Beitimmung der abfolu= 
ten Elajtizität einer unter der Quftpumpe verdünnten oder 
verdichteten Yuft durch eine barometerähnliche Vorrich— 
tung, bei welcher die Wirkung nach demjelben Geſetz er= 
folgt, nach welchem das Ducdfilber im Barometer jteigt 
und fällt. 

Barometrograph, m.,eineinem Weder ähnliches Ihr: 
. werf, weldyes an einem als Hooficdes Radbarometer ein= 


gerichteten Heberbarometer angebracht iſt, und mit dejien | 


Hilfe die barometriichen Veränderungen auf einer dazu 


262 
Rücficht auf Temperatur x. muß auf phyfitaliſche Hand- | d. TER b) Querleifte auf Bretthüren ; Bretverichlä 


Barrel-howel 


en 

Faßböden 2c.; b. à queue, auf den Grat eher ai 

eijte. — ce) Barre d'écurie, Stallitandbaum, — d) 

Schlagbaum, Schranke, Gancelle. — e) Barre d’appui, 
hölzerne Brüftungsitange, Yaufitange. 

2. (Metallarb.) Metallene Stange, j.v.w. Barren, bei 
Silber u. anderen edlen Metallen ein gegofienes Stüd in 
Form einer abgefürzten vierjeitigen Pyramide. Bei den 
Silberbarren ſchwankt die Größe von 23—40 cm. Länge 
u.2'/,—8 cm. Stärke, der Werth von 50—200 Matt. 

3. (Sclofjer.) a) ©. v. w. Riegel, barre à queue, 
Schwanzriegel. — b) Barre de croisee, Riegelidiene, 
Sperrichiene am Fenſterladen. — c) Barre du foyer, de 
grille, de fourneau, der Roſtſtab; doch auch der Querſtab 
aufden Feuerböcken. —d) Barre d’une grille de clöture, 
Gitterſchiene, durch welche die Gitterftäbe geftedt werden. 

4.(Schiffb.) a) B. du gouvernail, engl. tiller, helm, 
Ruderſtock, Ruderhelm, auch Helmjtod, Ruderpinne ſ. d.); 
b. courbee, der Schwanenhals, die gebogeneRuderpinne. 
— b)B. d’arcasse, die Warp, Wrange, grande b. d’ar- 
casse, der Hedbalten; b.du pont, Dediwarp. — c)B.s de 
hune,de perroquet, de cacatois etc., engl. trestle-trees, 
bilden das wägredt am Majtbaum befejtigte Gevierte, frz. 
auch tesseau, auf weldem derMarsforb ruht. —d) Eiferne 
Duerftange, als Riegel an den Wärenluken dienend. 

5. (Waſſerb.) a) Deutſch B., Baar, f., engl.bar, Anhäus 
fung von Sand od. Reihe niedriger Klippen an Flußmün— 
dungen od. vor Häfen. — b) B.du port, engl. bar ofahar- 
bour, boom, Hafenbaum. 

6. (Maſchinenb.) a) B. du balancier, Schwengel der 
Kniepreſſe. — b) B. du vindas, die Spilljpafe. 

7. (Min.= u. Steinbr.) B.a mine, das Bohreifen, der 


vorbereiteten Scheide zu bejtimmten Zeiten graphiſch be- Steinbohrer, Stofbohrer. 


merft werden. 


8. (Maurer.) a) B. de languette, der Zungenftab. — 


Barot, m., barrot, m., frz. (Sciffb.), Dedbalfen | b) B.de linteau, Eijenjchiene als Sturz. — c) B. de tre- 


bes Oberdecks. 

Barotin, m., barrotin, m., frz. (Schiffb.), 
zwischen den Dedbalten, Dwarsbalken. 

Barque, f., frz., ſ. Barfe. 

Barquette, f., frz., 1. auch barquerolle, f., ſ. v. w. 
Barkerole u. Bartette, — 2. Tragbarer Speifeichrant. 

Barra, f., barro, m., portugicfiiches und jpanijches 
Längenmäß für Gewebe, in den einzelnen Provinzen jehr 
verichieden. In Lifjabon z.B. iſt B. — 1,,m.;2%8. 
find — 1 Braga; |. übr. d. Art. Bara und Map. 

Barrack, s., engl., dic Barade; barracks, s., pl., Die 
Kaſerne; barrackcasemate, die Wohntafematte. 

Barradis, m., frz., Pfühlchenzaun um ein Feld. 

Barrage, m., frz., 1. Berjperrung einer Straße, 5. B. 
während einer Reparatur an der Bilafterung durch eine 
Querjtange, daher auch j. dv. w. Barriere. — 2. (Wafferb.) 
Vermachung in einem Fluß. Man unterjcheidet b. fixe, 
Wehrbau aus 2 Reihen Pfählen durch Holme verbunden, 
deren Zwiſchenraum mit Steinen ausgefüllt wird; b. 
mobile a poutrelles, bejteht aus querliegenden Hölzern, 
welche ſich mit den Enden in den Falz eines Pfahls oder 

emauerten Pfeilers einlegen; b. mobile a aiguille, be— 
teht aus einem in Falzen gebenden Schieber von aufrecht 
ftehenden Bretern oder aus einzelnen Nechenftäben. 

Barrale, n., lat., frz. barrault, m., ein 72 frz. Nößel 
oder 36 Pinten enthaltendes, im Mittelalter gebräud): 
liches Flüffigfeitsmäß von etwa 34 Liter. 

Barras, od. amerifanijche Galipot (Resina flava), ift 
das Harz der Weymouthskiefer (Pinus strobus), welches 
beim Dejtilliren des amerifan. Terpentins zuridbleibt. 

Barre, f., franz. barre, f., engl. bar, ital barra, fpan. 
vara, lat. vara, Stange, jtangenförmiger Körper; ſ. d. Art. 
Barre, Barren; Barra ıc. 

Barre, f., frz. engl. bar, Barre, überhaupt jeder lange, 
ſchmale, jtangenähnliche Körper, befonders aber 

1. (Bimmerm.) a) Querholz, Streichſtange beim Gerüſte 


* 





mie, Schiene an der Vorderkante des Kaminäſtrichs; b. 
de tr&mion, Manteleijen, Rauchfangeiſen. 

9. (Rlempner.)a) B.de godet, Rinneneijen.—b)B.de 
soudure, Lothbarren, Barren von Zinnloth. 

Barreau, m., frz., Heiner Barren, bef.: 1. b.de grille, 
Sitterftab, welcher durch die Gitterſchiene geftedt wird. 
Man unterjcheidet b.Aa pique, welche, über die Oberſchiene 
hinausſtehend, jpit gefeitt find; b.&a flamme, deren Spitze 
fortzieherartig oder dod) ın flammenähnlichen Wellen ge— 
bogen iſt. — 2. B. d’une grille a feu, b. de fourneau, 
Duerjtab des Rojtes, auf weldyem die Rofttäberuben oder 
in den fie eingezapft find. — 3. B. montant d'une porte 
en fer, der Höhejtab einer eijernen Thür; b. de cotiere, 
Hinterhöhe oder Bandhöhe; b. de battement, Schluß— 
höhe, Schloßhöhe. 

Barrefort, m., frz., der ftärtjte Balfen aus einem 
Fichtenſtamm. 

Barrel oder barril, s., engl., 1. jedes hölzerne Gefäß 
zu Verwendung von Srlüffigteiten. — 2. (Barril, Baril) 
Körpermäh in Großbritannien und den Verein. Staaten: 
a) für Salz, 18=1 Laſt; b)Weinmäß, hat 31'/, Ballons, 
hält ca, 144 Liter; ce) Biermäh, hat 32 Gallons, hält 146 
bis 160 Liter. — 3. Gewicht inden nordamerif. Bereinig: 
ten Staaten; außer, wie bei England, auch noch a) für ge= 
jalzenes Fleiſch = 126,,, kg.; b) für Mehl — 111,505 kg. 
— 4. Auch ſ. v. w. Baril (ſ. d.). — 5. (Majchinenb.) a) 
b. ofa capstane, Welle einer Erdwinde, Ständer eines 
Spills; b) b. ofacrane, drum, Trommeleines Krahnes. 
— 6. Kriegsb.) b. of chevaux de frise, beam, body, 


‚Leib, Baum eines jpan. Reiterd. — 7. (Gydr.) b. ofa 


pump,ft. barrillet, Pumpenſtiefel, upper or standing b., 
der Gemerkt das Steigrohr. 
Barrel-boiler, s., engl. cylindriicher Dampffkeſſel. 
Barrel-howel,s.,engl.,der Dächiel, Terel ; straight b., 
der gerade D., die Kimmenbaue; hollow b., der krumme 
D., die Mollenhaue, 


Barrel-vault 


Barrel-vault,s.,engl., Tonnengewölbe; b, with pro- 
jected piers and arches, Tonnengewölbe mit Gurten, 
Gurtgewölbe; annular b., Ninggewölbe. 

Barren, m., 1. j. Barre und Barre 2. — 2. Turnge- 
räth in Gejtalteines Gerüſtes: zwei wägerecht und parallel 


263 


! 


Bartnagel 


aus 33,4, Thonerde, 19 $ Kieſelſäure, 15,, Nalferde und 
1,, Talterde, würde ſich aljo ſehr gut zur Cementjabrifation 
eignen, 

Bart, m., 1. auch Schlüffelbart, Kamm, fr}. panneton, 
m., engl. keybit, der vorjtehende Theil eines Schlüfiels, 


laufende Hölzer, Holme, etwa 2—2,,,m. lang, deren jedes | welcher, in das Schlüſſelloch geitedt und umgedreht, den 
auf ziwei Säulen (Pfoten) aufliegt, circa um Schulter: | Riegel faht, vor- oder zurüdichiebt. Die untere, mit dem 


weite, alio für Erwadjene 55 —65 cm. aus einander, und 
etwa um Schulterhöhe vom Fußboden entfernt. Die Säu- 
fen werden meift blos eingegraben, bejier aber vor dem 
Eingraben an ihren Unterenden durch Schwellen u. Win— 
felbänder verbunden, um Verſchiebungen zu vermeiden. 
Man hat auch bewegliche B., deren Säulen, durch Schwel— 
len verbunden, auf dem Fußboden jteben. 

Barrenftein, ım., j. Barnitein. 

barrer, v.a., frz., 1.eine Thüre, einen Fenſterladen zc. 
durch innen eingelegte Sperrichiene od. Riegelitange ver— 
ſchließen. — 2. Einen Weg x. durd) eine Vermachung (j. 
d. Art. Barrage und Barridre) vorübergehend abjperren. 
— 3, Einen Strom xc. verdämmen. — 4. Einen Boden, 
Laden ıc. durch Duerleiiten vor dem Werfen 2c. jchügen. 

Barriere, f., ir;., engl. barrier, lat. barreria, 1. im 
allgemeinen Sperrvorrichtung aus Holzſtäben, bei. 
Schlagbaum, Wegſperre x. — 2. (Kriegsb.) a) Schlag: 
baum von Holz oder Eijen, nadı Art der Gar. Reiter mit 
eifernen Federn verjehen, bej. vor einem Thor; b) b. a 
sortie, engl. barriergate, zweiflügeliges Balifjadenthor 
mit Schiehicharten , welches die Oeffnung in einer Balij- 
jadirung an Schanzeingängen, im bededten Regxc. Ichlicht. 
— 3. Den Zutritt zu einem Raum bindernde Schranfe, 
3. B. die Umfaffung eines Plages durd auf Ständern 
ruhende Balken oder ähnliche Vorrichtung, daher aud) für 
hölzerne Seländergebraucht.—B.a lisse suspendue, engl. 
barrier with arod, die Stangen-B. an Straßenüber- 
gängen von Eijenbahnen. 

Barrikade,f., Barrikadirung, Verrammelung, f., frz. bar- 
ricade,f., engl. barricade (Kriegsb.), Sperrung von Eng⸗ 
nifien, Defileen, Thorpafiagen, Straßen ꝛc. werden ent— 
weder unregelmäßig aus Baumſtämmen, Steinen Pfla— 
jterjteinen, Trottoirplatten x.), Wagen, Thorflügeln, mit 
Sand gefüllten Körben, Tonnen ꝛc., ja jelbjt aus aller: 
band Geräth, oder regelmäßig nad) Art der Bruftwehren 
mit vorliegendem Graben, Gewehr: und Geſchützſcharten 
bergejtellt. Waferbarrikaden, zu Sperrung von Hafenein= 
fahrten, engen Durchfahrten, Flüſſen 2c. beitehen aus anein= 
ander gehängten Shwimmbäumen, die an eingerammten 
Piählen befeitigtjind, aus Nepenvon ſtarken Tauen, durch 
ſchwimmende Tonnen unterftüßt; j. Ejtacade. | Ptz.] 

Barrique, f., frz., veraltetes Wein- und Branntivein= 
mäß in Frankreich; die am häufigiten gebrauchte b. in 
Bordeaur hielt 228,,, Liter. 

Barroir, m., frz., engl. bar-wimble, s., Riegelbohrer, 
j. Bandbohrer. 

Barros, ın., frz. (Miner.), die rothe Thonerde, die in 
Spanien zur Anfertigung der Alcarazas dient. 

Barrow , s., engl., 1. hand-barrow, die Tragbahre, 
Trage, Babre. — 2. B. on wheel, wheel-b., der Schub 
tarren, Schiebelarren. — 3. frz. galgal, m., eine Art der 
teltifchen Grabhügel; ſ. d. Art. keltiiche Bauten, — 4. 
(Bergb.) die Halde. 

Barrow-bunter, barrow-man, s., engl., Rarren- 
ichieber, Narrenläufer, (im Bergb.) Fördermann. 

Barsella, barchella, bareilla, f. (ipan.), ſpaniſches 
Kornmäß; 1. in Alicante und Valencia find 121 Cahiz 
(ſ. d.), in Alicante 1 B. etwa — 20,, Liter, in Balencia 
— 16,, Liter. — 2. Auf Malorca find 6=1 Quartera; 
1= 13 Liter circa. 

Barfowit, m., Mineral, weldjes in ganz weihen Blök— 
fen von verjchiedener Größe im Goldſand von Barfowstoi 
im Ural vortommt, Härte zwifchen Feldſpat und AUpatit, 
ſpez. Gew. — 2, bis 2,,, Bruch jplitterig. Er beſteht 





Schlüſſelrohr parallele Seite ſteht meiſt an einer oder an 
beiden Seiten etwas hervor und wird der Reif des Bartes 
genannt, Es giebt Bärte, welche ihrer Yänge nad) zwei: 
mal gebogen find; man nennt diejelben Bärte inS$. Der 
Einſchnitt an der vordern Seite des B.s, weldierdenjelben 
gewiſſermaßen zum Theil vom Robr trennt, heißt Schaft: 
einſchnitt, frz. bouterolle, die übrigen Einjdynitte werden 
Reifen u. die Einjchnitte, welche vom Reif des Schlüfjels 
ausgehen, Einftriche genannt ;gehteinerder lepteren weiter 
als die iibrigen, jo heißt er Mittelbruch, planche. Mehr 
j. in Art. Schloß und Schlüffel — 2. (Orgelb.) frz. barbi- 
ton, zwei Stüde Blech an den Drgelbfeilen, durch deren 
Ein= oder Muswärtsbiegen die Pfeife gejtimmt wird, 
— 3, frz. barbe, f., engl. beard, der an hölzernen u. zu 
weichen eifernen Gerätbichaften, Pfahllopfen ec. durch den 
Gebrauch, beſ. durch Daraufſchlagen, entſtehende Rand. 
— 4. Stüd Holz, an welchem ringsum Späne halb los— 
gejchnitten find, um beim Feuermacen das Holz damit 
anzuzünden. — 5. (Bergb.) ein Holz oder Büjchel, von den 
Stürzern an der Tonne befejtigt, zum Zeichen für die Ars 
beiter in der Tiefe, dak das Treiben beendigt und dies die 
legte zu fördernde Tonne fei. — 6, (Hüttenf.) die zarten 
Baden, welche ſich bei der zweiten oder rauben Gare am 
Kupfer anjegen. — 7. Das im Waſchtrog fi anſetzende 
gepochte Erz; daher: der Bang jept einen B., wenn er in 
der Sicherung Erz und Steine führt. — 8. (Gieher.) frz. 
bavure, couture, toile, engl. seam, fash, j. v. w. Guß⸗ 
naht, Gußreif. — 9. (Beim Graviren) frz. barbe, engl. 
burr, j. v. w. Grat an den gravirten Strichen entlang. — 
10.(Beim Bohren) frz. bavure, engl. burr, ſ. v. w. Grat 
an den Rändern des Bohrlochs. — 11. (Zimmerm.) frz. 
mentonnet, m, engl. jutty, flap, vorjtchendes rauhes 
Stüd an den Enden der Breter, entjtanden durch das Ab: 
iprengen des legten Stüdes, bis wohin die Säge beim 
Trennen nicht vorgedrungen ift. — 12. (Wafjerb.) bei, 
bei Roſtſchwellen das Endjtüd, welches über die Piähle 
vorſteht. 

Bartbalken, m., j. Spundpfahl. 

Barte, f., auch Barde geichr., breite Art, Breitbeif, 
Bergmannsart x. 

Bar-tin, s., engl. Stangenzinn (f. d.). 

Bartizan, bartisan, bretise, s., engl., j. d. Art. 
Bretöche. 

Bartkluppe, f., frz. tenaille & chanfrein, engl. bit- 
pincer So eine Art von Zwinge od. 
Zange, jo gebogen undausgejchnitten, daß 
ſie einen zu bearbeitenden Schlüfjelbart ge: 
hörig feſthält. Sie ift mit einer Feder ver— 
jehen, um die Mäulerzufammenzuprejien, 
und wird, nachdem der Schlüfjel bineinge- 
legt ist, inden Schraubjtod geipannt, wenn 
die Striche (Einſchnitte) in den Bart ge: 
hauen werden jollen; j. Fig. 441. 

Fia. 441 Bartmoos,n.,engl.beard-moss, earth- 

Bartfluppe. moss, portug. barba do Pao, lat. Fillan- 
dria usneoides, Schmaroßerpflanze aus Südamerifa u, 
Weitindien. Die Stengel dienen als Poljtermaterial, 
baben nur wenig geringere Elaftizität ald das Roßhär, 
dem fie ähnlich jeben, nur fühlen fie jich etwas rauher an 
und verbrennen ohne Geſtank und Geräuſch. 

Bartnagel, m., franz. cheville f. barbue, barbe lée 
grillde, f., engl. rag-bolt, Nagel mit großem u. gezadtem 
Kopf; ſ. d. Art. Nagel. 





Barton 
u Barton, s. A engl., 1 „das Rittergut, das Herrenhaus, 
— 2. Der Hühnerhof. 


264 


| 


Baryterdefalje 


jchwer), eine zu den exdigen Altalien gehörende Baſe, ſ. d. 
rt., Oxyd des leichten ſilberweißen Metalls Barium(f.d.), 





— — 


Bartplanke, f., Bodenhol;, n., frz. bois d’enfongure, das ſchon bei beginnender Rothglühhitze zu Baryterde ver⸗ 


engl. heading (Wafferb.), 10 cm. jtarfe Bohle zum Be- 
legen der Schleujenfammern und Häupter im Grunde, 


| 
| 


brennt, jehr fchnell oxydirt und Waſſer ſchon in der Kälte 
zerjegt; findet fich nie frei, fondern immer als Barytjalz 


um gegen Unterwaſchung zufügen; ſ. übr. Spundwand, | an Säuren gebunden. Künſtlich dargeitellt ericheinter als 


Bartſche, f. (Flöher), 
dienender Stamm, dem Zwed entiprechend behauen und 
auf einem Ständer ruhend. 

Baruth, n., indijches Gewicht = 25 bis 28kg. 

Bar-wood, s., engl., afritanifches Rothholz; ſ. d. Art. 
Angolaholz. 

barycentriſch, adj., ſ. v. w. den Schwerpunkt betr. ; fo 
iſt 1. batycentriſchtt Kalkül eine von Prof. Möbius in Leip⸗ 
zig gefundene Anwendung der Lehre von den Eigenſchaften 
des Schwerpunftes (rejp. des Punktes der mittleren Entfers 
nung) zu Begründung einer befondern Methode der ana= 
Intiichen Geometrie. Das Werk hierüber erjchien 1827. 
— 2, ß.e Alethode, durch weldye eine Beziehung zwiſchen 
den Inhaltsbeitimmungen homogener Körper oder Flä— 
den und dem Schwerpunft aufgeitellt wird. Hierher ge= 
hört die von Guldin aus St, Ballen im 17. Jahrh. aufs 

ejtellte&uldinische Regel, welche lautet: „Der Inhalt eines 
— Umdrehung um eine Achſe entſtandenen geometri— 
ſchen Gebildes, ſei es num eine ebene oder räumliche Fläche 
oder ein Körper, ijt gleich dem Produkt aus der Größe des 
erzeugenden Bebildes u. dem Wege, den der Schwerpunft 
dieſes letztern bei der Umdrehung beichreibt.“ — Es ift 
hierbei vorausgeſetzt, daß das erzeugende Gebilde fihdurd 
einen Querſchnitt ergebe, welcher auf der erwähnten 
Schwerpunktsbahn normal ſteht. Iſt alſo f die Größe eines 
ſolchen Querſchnittes, 1 der Abſtand des Schwerpunktes 
des Querſchnittes von der Achſe und F die Größe des er— 
zeugten Gebildes, jo hat man die Beziehung: 

fxX 21==F ober 6,283 185. f = F. 

Man findet hieraus den Mbjtand 1, wenn f u. F befannt 
find; betrachtet man z. B. die Kugelfläche als eine Fläche, 
die durch Umdrehung der halben Beripherie eines Kreiſes 
um den Durchmeſſer entjtanden ist, jo erhält man aus der 
Gleihungrr.2Ir=Ar’zfür die Länge des Abjtandsldes 
Schwerpunttes der halben Peripherie vom Mittelpunft 


D 2 
den Werth 2* Ebenſo giebt die Gleichung 2x 
= : r’r fürden Abjtand 1’ des Schwerpunfteseines Halb⸗ 


freifes vom Mittelpunft den Bertp (0d.0,4244r), ins 


dem man fich die Kugel durd) die Umdrehung des Halb- 
freifes um den Durchmeffer entitanden denkt undrfürden 
betreffenden Halbmeſſer gilt. 

Die Guldiniſche Regel gilt natürlich nicht blos fir die 
aanze, jondern auch fir nur theilweife ausgeführte Um— 
drehung ; ebenſo auch fürBewegungen von anderenflurven, 


dafern nur die erzeugten Körper durch Fortrüden ihres 


jtet3 von gleicher Größe bleibenden, erzeugenden Gebildes 
derart fid) bilden, daß diejer Querfchnitt immer normal 
gegen die Bahn jeines Schwerpunfts gerichtet ift; auch, 
mit einiger Mobdififation, in dem Fall, wenn das erzeu- 
nendeßebilde fgegen die Projektion derSchhwerpunftsbahn 
auf irgend einerbeliebigen Ebene ſtets winfelrecht gerichtet 
ift, nur muß man dann in die Sleihung jtatt des Weges 
des Schwerpunfts die Projektion diefes Weges auf der 
Ebene einführen; dies läht ſich mit Vortheil u. N. bei der 
Beitimmung des Volumens eines Schraubengewindes 
benüßen. 

Barymetrie, f., eigentlich Schweremefiung, namentlich 
auf die Mefjung des Druds atmojphäriicher Yuft durch 
Barometer (ſ. d.) angewendet. 

Baryt, m., Barpterde, Scwererde, f., Bariumorpd, n., irz. 
baryte, f., engl. barytes, baryta (Chem.). Bon ßagðoc 





2 ne Ode z grauweiße zerreibliche Maſſe, ipez. Gew. 4—5, ſchmeckt 
Start altalifch, wirft giftig, verbindet fid, frijch geptüht 


mit ar beiprengt, unter jtarfem Erbigen mıt demſel— 
ben zu Barythydrat; giebt, wenn mit Wafjer verbunden, 
dasjelbe nicht, wie Kalferde, beim Glühen wieder ab, zieht 
aber aus der Luft gleich dem Kalk begierig Kohlenjäure an. 

Baryterdefalze, Bariumorpdfalze, n., pl., beitehen aus 
Barpt (j. d.) und einer Säure. Die unter 4 und 5 aufge= 
führten finden fich in der Natur, 4 häufiger als 5, die übr. 
find Kunſtprodukte. 

1. Salpeterjaurer und 2, jalzfaurerBaryt, 
Ehlorbarium, frj. chlorure m. de baryum, muriate mn. 
de baryte, engl.hydrochlorate ofbaryum. Beide dienen 
in der Feuerwerkskunſt zu Erzeugung grüner Flammen, 
in der analytiichen Chemie bei. zu Rachweiſung der Schwe⸗ 
feljäure, mit welcher fie einen in Säuren unlöslichen 
weihen Niederichlag erzeugen. 

3. Scwefelbarium, injofern wichtig, als es, durch Reduk— 
tion des Schwerjpats mit Kalk erhalten, den Ausgangss 
punft für Daritellung der meiſten Barytpräparate bildet. 

4. Schwefeljaurer Baryt, franz., baryte sulfatee, engl. 
sulphate of baryum, fommt als Sarptipat, Schwetſpat, 
franz. spath pesant, engl. heavy-spar, mineral barytes, 
sparry barytes, in der Natur in großen Mengen, in der 

egel in rhombifchen Tafeln mit Rene Eden, 
doc) auch dicht oder erdig vor. Weiß, oft mit Uebergang in 
Roth, Grau, Gelb, Blau u. Braun. In Waſſer u. Säuren 
unlöslich, vor dem Löthrohr ſchwer zu alkalijch reagiren= 
dem Email jchmelzend u. dabei die Flamme ſchwach grüns 
lich färbend. Spez. Gew. 4—4,,. Härte zwijchen Kallſpat 
und Flußſpat. Findet fid) in Gebirgsformationen des 
verschiedenartigiten Alters, eingewachjen od. eingejprengt, 
oft auf Lagern mit Schwefelmetallen (Schwefel: und 
Kupferkies ü. ſ. w.), oder Metalloryden (Magneteifenitein, 
Eiſenſtein x.). Mit Kohle geglüht leuchtet das Produkt 
(Schwefelbarium) nach dem Ausjegen an das Licht im 
Dunteln (fog. Bolognejer Leuchtiten, Barytmagner). Mit 
Erzen vergejellichaftet, wie häufig der Fall, hat er leicht 
nachtheiligen Einfluß auf das Ausbringen derjelben, wie 
er z. B. vermöge jeinesSchwefelgehaltes leichtRothbrüchig⸗ 
feitdes Eifens erzeugt. Inder NaturvorfommendeSchwer: 
fpatartenfind: a) Strablbarpt, jtrahliger Baryt (Bo: 
lognejerftein), findet fi in grauen, plattrunden Stüden 
und hat jtrahliges Gefüge. — b) Faſerbaryt, frz. ba- 
ryte sulfatde fibreusa, traubig, nierenförmig, fajeriges 
Gefüge. — e) Körnigner Barpterjceint nur derb, mit 
törnigem Gefüge. —d)Barptitein (dichter Schweripat), 
derb, graulich= od. gelblichweiß, unebener, ins Splitterige 
fich verlaufender Brud. — e) Erdiger Schwerjpat, 
engl. heavy-sparearth, beſteht aus jtaubartigen, loſe vers 
bundenen Zoeilen des Minerald. Der Schwerſpat dient 
zu Herjtellung von Farben, ſ. Barytgelb und Barptweih, 
jowie zu Herjtellung von Baffins für Laugen, indem man 
diejelben mit Schwerfpatplatten verkleidet, die Fugen 
aber mit dem im Art. Baſſin beſchriebenen Kitt Dichtet. 

5. Kohlenjanre Barpterde, Witherit, m., frz. barytecar- 
bonatee, engl. witherite, fommt be. in England in 
unrein weihen rhombiichen Säulen, doch auch in kryſtal— 
liniſchen, derben und ſtrahligen Maſſen vor, bei. auf Gün— 
gen, die Bleierze enthalten, in Kaltitein und Graumwade, 
Härte und Schwere wie bei 4, jchmilzt vor dem Löthrohr 
zuflarem Slas; inverdünnten Säuren unter Brauien lös— 
lich, in Waſſer faft unlöslich. Künſtlichen W., ein weißes, 
in heißem Waſſer, in foblenjäurchaltigem Waffer und in 
Säuren, deren Barptverbindungen löslich find, lösliches 


Barytgelb 





5 


Baſaltjaspis 








Pulver, erhält man, indem man Chlorbarium mit kohlen— 
ſaurem Ammoniak fällt (wobei gelöſter Salmiak bleibt), 
od. indem man pulveriſirten Schwerſpat mit Potaſche ge— 
mengt ſtark glüht. Die kohlenſaure B. dient zu Darſtel— 
fung des ſogen. Patentweißes (ſ. d.) einerausgezeichneten 
weißen Farbe, ſowie als Rattengift. 

Baryigelb, n., gelbes Ultramarin, Gelbin, n., frz. jaune 
m. de baryte, deSteinbuhl, engl. chromate ofbaryum, 
ift hromfaure Baryterde, die man erhält, wenn man eine 
Auflöfung dv. Ehlorbarium od. von jalpeterjaurem Baryt 
mit einer Auflöfung von hromjaurem Kali zuſammen— 
bringt, wodann das B. als ſchön gelbes Bulver niederfällt. 

Barytharmotom, Barnikrenzfein, m., ſ. unter d. Art. 
Kreuzitein. 

Barythydrat, n., Bariumorndhndrat, n., Achbarpt, ım., 
iſt eine mit Waſſer kryſtalliſirbare Berbindung, welche er— 
orale werben fann, wenn man Bariumoryd mit Waſſer 

eiprengt u. die dadurch erhaltene Maſſe in wenig heihem 
Waſſer löft. Bei einer gewifien Konzentration der Löfung 
jcheiden fich wafjerhelle Kryitalle ab, welche aus B. und 
Waſſer beitehen. Durd) Erhigen diefer Kryitallezur Rothe 
glühhitze kann man alles Kryftallwafjer entfernen und jo 
reines®.(BaO, H,O) darjtellen. Die Löſung defjelben 
im Waſſer, als Barptwafer, frz. eau f.debaryte, engl. ba- 

‚ta-water, bezeichnet, reagirt ſtark alkaliſch, ijt ätzend, 
zieht begierig Kohlenſäure aus der Luft an, um kohlen— 
fauren Barpt zu bilden und dient zu Abforption und Be— 
ftimmung von Kohlenſäure. 

Barytweif, n., frz. blanc m. de baryte, engl. baryta- 
white. Barytipat wurde oft dem Bleiweiß beigemifcht, 
neuerdings aber ftellt man aus dem Mineral jelbjt, bei. 
aus dem im Granit der Inſel Avron in Schottland ge= 
fundenen, durch Pulvern u. Schlämmen eine fürfich allein 
brauchbare, jhön weihe Farbe dar; diefe, Schwerſpat— 


weiß oder B. gen., hat vor dem Bleiweiß den Borzug, daß 


fie von fauren Dämpfen nicht angegriffen, durch Einwirs 
fung von Schwefelwajjeritoffgas nicht ſchwarz wird; doch 
Humpt fie fich unter dem Pinſel und dedt nicht. Sept man 
dem Bleiweiß jchwefelfauren Baryt zu, jo reibe man ihn 
erit und jchlämme ihn dann. Um ihn allein zuverwenden, 
rührt man ihn mit Oel an, auch kann man ihm verſchie— 
dene Farben beigeben. Auch Paſtellſtifte werden aus der 
fein zerriebenen Subjtanz verfertigt; ſ. auch Art. Baryt— 
erdejalz 5. 

Baryum, n.,.d. A. Barium. 

Bas, m., fr4., der Untertheil. — 1. B. d’un vaisseau, 
das lebendige Werk, der eingetauchte Theil eines Schiffs. 
— 2. B. de l’eau, die Ebbe. 

Basa, f., jpan., j. v. w. Baſe (I. d.). 

Baſalt, ın., frz. basalte, m., lave f. compacte, engl. 
basalt, basaltes, Iänlenftein, Eifenmarmor, fälſchlich auch 
Trapp (Miner.). Bultanifches Bejtein von bläulich- oder 
graulichſchwarzer, jelten in's Grünliche od. Röthliche über: 
gehender farbe. Der B. (ſpez. Gew. — 2,,,) tft ein jchein- 


bar gleichartiges Gemenge aus Augit, Labrador mit dafür | 
bei. harakterijtiichem Dlivin u. Magneteifenitein, weshalb 


er auf den Magnet einwirkt. Meiſt iſt er jehr dicht u, hart, 
erjcheint jed. porpbyrartig, wenn der Augit in deutlich aus: 


geprägten Kryjtallen auftritt. Bruch unvolltommen mus | 


ichelig,ins Feinplitterige,Unebene bis Erdigeübergebend. 

Als zufällige Bejtandtbeile führt der B. in blajenför- 
migen Räumen oft eine große Zahlvon Mineralien, unter 
denen Dlivin, Zeolith, Naltipat, Aragonit am häufigiten, 
Hornbiende, Glimmer ꝛc. jeltener vortommen. Der B. 
ericheint in den verschiedensten Zuftänden der Berichladung 


u. bildet theils mehr od.minder zufjammenbängende Berge, | 


theils nur Bergfuppen und Lager; doch kommt er auch auf 

Gängen, Flötzen und nejterweije vor. Die Bafaltgebirge 

zeigen regelmäßige, prismatifche, jeltener kegelförmige, 

oben abgeplattete Formen. In den meijten Fällen be: 

jtehen joldye Gebirge aus mehr od. weniger regelmähigen 
Mothes, Juuſtr. Bau-⸗Lexilon. 4. Aufl. T. 


Schichtungen oder Anhäufungen annähernd prismatiſcher 
Bruchſtücke, jogen. Säulen, die ohne weiteres zu Gitter— 
pfeilern, Brelliteinen u. j. w. Verwendung finden fönnen; 
dieje Säulen find bisweilen ganz jcharffantig und haben 
5,6, 7, jeltener nur 3 od. 4 Seiten; je dünner diefe Pris— 
men find, je härter ijt der Stein. Die Länge derjelben va= 
riirt zwiſchen 0,,, — 10m. Ihre Endflächen find meijt eben, 
zeigen jedoch manchmal auch jphäroidifche Anjäge, denen 
entiprechend dann Vertiefungen in der Anfangsfläche der 
nächſten Säule fich befinden. Der fäulenförmige B. ift am 
dauerhafteiten, der in mächtigen Schichten unten liegende 
am wenigſten zu verivenden, ſchon weil das Brechen des⸗ 
ſelben mit zu großen Schwierigkeiten verbunden iſt. Inder 
Mitte eines Baſaltberges klommt gewöhnlich der feſteſte B. 
mit kleinen Poren vor, welcher zu Mühlſteinen verarbeitet 
werden lann. Oben wird der B. infolge der Verwitterung 
häufig mürbe und erdig. Die B.-Säulen zeigen ſehr häus 
fig eine ähnliche Verſchiedenheit ihrer inneren Beſchaffen— 
beit, indem nach innen hin der feſteſte, Hingende Stein ſich 
noch findet, während die äußerjte Rinde jchon anfängt zu 
verwittern und zu zerfallen. Infolge Einjlufies der Tem— 
peraturmwechjel, des Wetterdac. find die jäulenförmigen Ab» 
ſonderungsſtücke ſehr häufig in ihrer Länge nicht mehr zus 
jammenbängend, jondern bejtehen auseinzelnen kugelför— 
migen Stüden —— oft ſchnurenförmig lange 
Berge durchziehen. 
| Der B. iſt je nad) dem Grad des Schmelzens, dem bie 
Maſſe unterlegen hat,der Verwitterung unterworfen u.zer= 
| fällt zunächſt in wadenartige Stüde, zulept bleibt Bafalt- 
thon. Im ganzen iſt der ſchwarze, Hingende B. einjehr feites 
Geitein. Der dichte B. zieht Dünſte an ſich und verdichtet 
dieje zu Tropfen, jo daß er jelten troden erjcheint. Er iſt 
ſchon aus diefem Grund als Mauerjtein nur zu Funda— 
ment: u. Futtermauern verwendbar, dabei ſchwer zu verar⸗ 
beiten u, mit Mörtel beinahe gar nicht zu verbinden. Den 
größten Werth hatder B. als Pflajterjtein, be. der Säulen 
bajalt, welcher fich mit dem flachen Hammer in regelmäßige 
Blöcke fprengen läßt und die größte Dauer von allen na= 
türlichen Steinen hat. Als Zujchlag zum Mörtel ift Bul- 
ver von gebranntem B. zu empfeblen, indem esdem Mör— 
| tel eine vorzügliche Feitigkeit ertheilt. Auch dient der B. zu 
Heritellung des B.-Glajes (ſ. d.), als Zufag beim Eijen- 
ſchmelzen, zu Mörjern, Reibichalen, Brobiriteinen ıc. 

Verfhlacter Bafalt, auch Erdichlade, rheiniicher Mühl— 
jtein oder Lungenſtein gen., ein rauhes, blafiges, vulfa= 
niſches Geſtein, fommt bald glaſig, bald in der äußern 
Form den Eijenschladen ähnlich, bald in Dichten B. über: 
gehend, oft jehr feit, dann wieder loder u. erdig vor. In 
| manchen Gegenden findet fich der verichladte B. in bedeu- 
‚tender Tiefe jo mächtig gelagert und dabei in mächtige 
Mailen zerflüftet, daß er bergmännifc zu Mühlfteinen 

ebrochen wird. Dieje Steine find jo feit, daß fie dem 
öcherigen Quarz vorgezogen werden. Als Bauftein iſt er 
im Wetter unvergänglich, dabei ungemein feit, u. geht mit 
dem Mörtel die innigite Verbindung ein. [ Wf.] 

Bafaltblende, f. (bajalt. Hornbiende, f., frz. basaltine, 
'f., Miner.), eine jhwarzblättrige Abänderung des Am— 
phibols. 

Basaltes, s. engl., 1. Bajalt (ſ. d.). — 2. Eine Art 
‚engl. Steingut, j. Wedgwood. 

Bafaltglas, n. Der Baſalt ist für ſich zu einer ſchwar— 
‚ zen, glasartigen Maſſe ſchmelzbar; durch Zuiaß von So- 
da, Glasſcherben und etwas Braunftein erhält man ein 
ichön dunfelgrünes oder ſchwarzes Glas; ſ. auch d. Art. 
Spalith. [ Wf.] 

Safaltit, m. (Miner.), ein dem Bajalt ähnliches Ge— 
stein, weldyes als Gemengtbeil jtatt des Olivin Quarz 
enthält. | WF.] 

Baſaltjaspis, Bafalporphyr, Bafalticiefer, m. (Miner.), 
iſt fein eigentlicher Bafalt, jondern ein durch vulkaniſche 
 Eimwirfungbhalboderganzverichladter und dadurch einem 
34 


ne nn, a — — — 








Bafalt-Songlomerat 








wordener Grauwackenſchiefer. 


Bafalt-Ronglomerat, n. (Miner.), beſteht aus eigen.) 


266 


vulkaniſchen, Invaartigen Geſtein im Aeußern ähnlich ges | base, ſpan. basa, Im allgemeinen das, worauf etwas 


Bafe 


rubt, die Grundlage. Insbeſondere: 
I. (Baukunst) auch Bafis, Fuß, ital. imbasamento, lat. 


und abgerundeten Stüden von verſchiedenartigem Bajalt, | — f. pl., Grundlage eines Bauwerkes, bei. die äußere 
N 


Dolerit, Melapbyr,augitiichem Thonporphyr, welche durch 
eine teigartige Maſſe verbunden find, die ſelbſt aus einem 
Gemenge eines od. mehrerer derjelben beſteht. Die Farbe 
ift je nach Befchaffenheit des Teiges ſchwarz, braum oder 
roth. Kit im Sejtein das Bindemittel vorberrichend und 
die Steintheile-Hein, jo nennt man eögewöhnlich Bafalttuff, 
es hat dann ein mehr gleichartiges, erdiges Anſehen; die 
Feſtigkeit des B. it jehr verjchieden. Die feſten Arten wer— 
den oft ald Bausteine, Treppenitufen, Thür- und Fenſter— 
gejtelle verwendet und widerjtehen der Witterung ziemlich 
lange, während die an Bindemittel reichen Abänderungen 
an der Luft jehr bald zerfallen und eine gute, der Vegeta— 
tion jehr günſtige Erde geben. 

Bafalttuff, od. Trapptuff, m. (Miner.), ſ. Baſalt-Kon— 
glomerat. . 

Bafament, n., frj.embasement, m., engl. basement, 
ital. basamento, Unterbau, Außenjeite des Souterrain- 
geſchoſſes od. der Fundamentmauer, aljo j. v. w. fortlaus 
fendes Rojtament, Säulenjtuhl, auch mißverſtändlich 
gebr. für einzelne Bojtamentwürfel, Bilderftühle ıc. 

Bafanit, m., frz. basanite, f., engl. basanites (Mine: 
ral.), fommt bei. als Grundmaſſe der augitiihen Lava 
vor. Es dies der Stein, aus welchem die alten Aegypter 
die meijten ihrer Statuen verfertigten, 3. B. die tönende 
Säule des Memnon. Er dient, wie der eigentliche Bajalt, 
als Bauftein, Pilajterjtein (selice romano), zu Thür- u. 
Fenſtergeſtellen, Treppenftufen, Platten und Mühlſteinen, 
findet ſich in halbverglaftem, jchladenartigem Zuſtand, 
ſchwarz, grau und roth, und enthält Blajenräume, die oft 
nur durch dünne Zwifchenwände gefchieden find. Defters 
iftder B. klingend u. heißt dann wohl aud) Klingſtein, ob— 
wohl unter dem Namen Klingjtein (Phonolith) eigentlich 
ein anderes Bejtein, der Borpbyrichiefer, veritanden wird. 

Bafanomelan, m., titanhaltiger Eijenglanz. 

Bafanos, m., j. Probiritein. 

Bafar, ın., j. Bazar. 

Bas-bord, m., frz., eigentlid) vaisseau de bas bord, 
Schiff mit niederem Bord, flahbordiges Schiff. 

Bascauda, f., lat., bretonijch basgawd, engl. basged, 
was mit basket zuſammenhängt; galliiher Korb, als 
Spülgefäh beliebt bei den Römern, auch ala Kalklöſchkorb 
dienend. 

Bas-cheur, m., frj., Unterchor, Niederdyor, 

Baſchtarde, f. (Schiffsb.), ſ. v. w. Bötarde (f. d.). 

Baſch·Tſchadir (türkiich), Vorzelt, Borgemad) in einem 
Belt; auch Laubenvorhalle, auch j. v. w. Markiſe. 

Bas-eöt&, m., aud) aile, f., collateral, m., frz. Seiten- 
Ichiffeiner Kirche, niedere Seitenabtheilung jedes bafiliten- 
artig di®ponirten Gebäudes, 

Baseule, f., franz., im allgemeinen ein beweglicher 
Schwengel, ein ziemlich in der Mitte drehbar befeitigter 
Hebel, der durch Kräfte, die in regelmäßiger oder un= 
regelmäßiger Abwechſelung auf jeine Enden wirten, hin 
u, ber bewegt wird. Daher heißen jo: 1. Der Schwengel, 
Hebebalten, Schlagbalfen an Zugbrüden. — 2. Die Aus- 
löjungen in manchen Maſchinen. — 3. Der Paß der Wind- 
mübhlen. — 4. Die Eimerftarge am Ziehbrunnen. — 
5. Der Schwengel am Pumpbrunnen. — 6. Die Klappe 
an Kaminen ıc., bei. Windflappe über dem Schornitein- 
kopf, j. d. Art. Schornitein. — 7. Die Wippe, Druditange 
des Wippenbohrers. —8. Auch banneton gen., Kahn mit 
durchlöcdertem Fiichlaiten unter dem Boden. — 9. Art 
Fenſterbeſchläge, im Deutichen jegt gewöhnlich Basquill 
(.d.) gen. — 10. Aufllappbares Sikbret eines Chor— 
jtubles ſ. d.) — 11. Schwenfbalten als Kinderichaufel, 
— 12. B. de sonnette, Klingelzugfnie, 





arfirung derielben durch Gliederungen; namentlich die 
Grundlage eines einzelnen Trägers, alſo zunächit der 
Süulenfuß, der untere voripringende Theil einer Säule, 
welcher nach Vitruv einen halben Säulendurchmeſſer od. 
einen Modul zur Höhe erhält; dod) findet man vielfache 
Abweichungen von dieſer Negel, auch jtellt man die Säu— 
len, bei. die dorischen, oft ohne B. auf die Plinthe. Schon 
bei den antifen Säulenordnungen gejtalteten ſich die B.n 
ſehr verfchieden ; die mittelalterlichen Stile aber leiteten Die 
Form ihrer Säulenfühe fast alle aus der „attijchen Baſe“ 
(j.d.) ab, modifizirten fie aber jehr mannigfach. Al dieſen 
Ummodelungen liegen folgende Süße zu Grunde: 

Bei Säulen, Bilajtern und Kämpferpfeilern mit weit 
ausladendem Kapitäl bildet die B. den fiir das optijche 
Gleichgewicht unentbehrlichen Gegenjag zu diejen Kapi— 
tälen, fann aber auch oft durd; einen einfachen Würfel, 
durd) einen fortlaufenden Säulenftuhl oder durd Stufen 
erjegt werden; doch muß alles dies mit großer Vorjicht 
geſchehen; nur einige wenige Säulenformationen jowie 
die Beftaltungen von Bilaftern mit jehr ſchwach ausladen- 
dem Klapitäl oder von Liſenen ꝛc. wideriprecdhen gerade der 
Anwendung von B.n. Fehlerhaft ift es, die Fußgeſimſe 
von Säulen und Bilajtern ohne Abänderung des Profils 
an flachen Wandflächen über dem Sodel fortlaufen zu 
lafjen; wendet man aber jehr lange Bilafter mit wenig 
ausladenden Kapitälen, Liſenen oder jteigende Runditäbe 
an den Eden an, jo kann man zwar diejen, obgleich ſie 
eigentlich nicht einzelne Träger, jondern nur Wandver— 
jtärtungen find, dennoch) baſenartigeFußgeſimſe geben, läht 
aber dann gern dieje Profilirung als Sockelſims an der 
reg Mauerfläche fortlaufen, damit fie nicht als eigent— 

iche B.n wirfen. Die Form der Profilirung ſelbſt joll im 
allgemeinen ausdrüden, daß bier der Träger (jei ed nın 
Säule, Pfeiler, Pilaſter od. dgl. mehr) auf jeiner Unter— 
lage ficher auffigt, daß aljo hier die abwärts wirtende Laſt 
bes Trägers, vereinigt mit der durch den Träger fortges 
pflanzten Laſt des auf demjelben Betragenen, im Gleich— 
vs iſt mit der aufwärts wirkenden Kraft des Unter 

aues. Der Umftand, ob das Setragene über dem Schaft 
wãgerecht liegt oder jchräg oder fothrecht auftrifft, wird 
aljo auf die Gejtalt der B. nur ganz geringen, indirehten 
Einfluß haben fünnen; wohl aber wird ſich diefe Gejtalt 
direft modifiziren müſſen, je nachdem der Schaft aus aufs 
recht gejtellten oder aus über einander gebauten Steinen 
befteht, je nachdem er die Form einer einheitlichen Säule, 
einer Zufammenftellung von Säulen oder eines —— 
ten Pfeilers hat, ſowie auch je nachdem die Unterlage nach 
allen Seiten hin ſich im Verhältnis zur Schaftbreite ſehr 
bedeutend ausdehnt od. je nachdem dieſe Ausdehnung nur 
nad) gewiſſen Richtungen hin ftattfindet, und zwar hier 
wieder nach dev Begrenzung diefer Ausdehnung. So wird 
die B. einer auf einem Boftament jtehenden Säule anders 
ausfallen müfjen als die einer auf einem fortlaufenden 
Stylobat jtehenden Säule, anders wieder die B. einer auf 
einem Kragſtein jtehenden Säule 2c. Alles dies muß dem 
ftreng logiſchen Gedankengang und dem Geſchmack des 
Künftlers anbeim gegeben werden. Alles das hat fih an 
den früheren Baujtilen cbenjo geſetzmäßig entwidelt wie 
die übrigen Stilformen. Die einzelnen Formen der B. 
—— in den die einzelnen Stile betr. Artikeln nach— 
zuſehen. 

II. (Chem.) frz. base, f., engl. base. So heißen diejeni⸗ 
gen chemiſchen Verbindungen, welche die Fähigkeit haben, 
ſich mit Säuren zu jogen. Salzen zu vereinigen. Man 
unterjcheidet ſäurebildende u. jalzbildende, ferner anorga= 
nische u. organische B.n. Zu den anorganischen B.n ge: 


Bafe, f., vom gried). 34715, lat. basis, frz., engl. und ital. | hören 5. B. die Metalloryde, nad) ihren Eigenjchaften und 


Base 





267 


Bafilika 





denen der Metalle newöhnlic) in vier Öruppen geteilt: in | 


Alkalien u. altaliiche Erden (im Waſſer löslich), in eigent- 

lie Erden (Thonerde) und die Erzmetalloryde (j. d.); | 

vgl. auch d. Art. Altalıen. Die Metalloryde find chemifche | 
erbindungen von Metall mit Sauerjtoff in verfchiedenen | 


wägredter Sims an einem Giebel. — 8. h. d’une roche, 
Grundmajje eines Geſteins. 

Base, s., engl., 1.j.d. Art. Baſe und Base, f., frz. — 
2.b. ofa footstall, der Fuß eines Pojtamentes. — 3. B. 
extended round the building, j. Bajament und Sode; 


Verhältniſſen. Diein Waſſer löslichenB.n üben bef. ftarte | b. of a wall, Grundmauer. 


Einwirkung auf einzelne Bilanzenfarben, fie färben z. B. 


Base-court, s., engl., basse-cour, f., frz., 1. der äufere 


die blauen Tinfturenvon Veilchen, Dahlien u. Ritterjporn | Burghof, Stallhof, Rirthichaftshof. — 2. base-court of 
grün, die gelbe Kurfumetinktur braun, die durch Säuren | a farm, der Oekonomiehof, Viehhof. 


roth gewordene Lakmustinktur wieder blau x. Die lös— 
lichen B.n find ätzend oder kauſtiſch. | 

Die organischen B.n im engern Sinnebilden eine Klaſſe 
von zulammengejegten ftiditoffhaltigen Körpern, welche 
die Eigenichaften baſiſcher Metalloxyde befigen, ſich aljo 
mit Säuren zu Salzen verbinden können. Eine große 
Anzahl von organischen B.n findet fich fertig gebildet in 
Pflanzen vor, fie heißen vegetabilische od. Pflanzen:B.n. 
So enthalten 3.B. Chinarinde, Opium ꝛc. eine Anzahl 
B.n, welden man die arzneiliche Wirkſamleit dankt. Val. 
d. Art. Altaloid. 

III. (Bergb.) ſ. v. w. Dichtigfeit des Erzes u. infolge 
dejien Schwere desjelben. 

IV. ©.v. w. Widerlagslinie eines Gewölbes, Sohle 
eines Stollens ıc. 

V.(Math.) 1. Bei Botenzen der Faltor, der mit ſich 
felbjt multiplizirt wird, 3. B. bei 4° ift 4 die Bafis der 
Potenz. 

2. Bei Logarithmenſyſtemen die Grundzahl, zu welcher 
die einzelnen Logarithmen als Botenzerponenten gebraucht 
werben follen; iſt z. B. log. 100 — 2, jo ift 10 die Bafis 
biejes Logarithmenſyſtems, weil 10? — 100 ift. Für das 
gewöhnliche Logarithmenſyſtem ift 10 die Bafis, für die 
natürlichen oder Neper'ſchen ift c8 die Zahl 2,71828 . . . — 
Man findet die Bafis eines Logarithmeniyitems in der 
Reihe der Zahlen als denjenigen Werth, dejjen Logarith- 
mus gleich Eins ift. . 

3. (Geom.) bei Dreicden oder Barallelogrammen eine 
beliebige Seite, auf weldye man eine Höhe oder Senkrechte 
gefällt hat. B. iſt gleichbed. mit Grundltnie, 4. B. in dem 
Sag (j. Dreied): der Anhalt eines Dreiecks ijt die Hälfte 
des Produfts aus B. und Höhe. 

4. (Feldm.) Bei. bei Triangulationen, die Grundlinie, 
welche man genau der Länge nach gemefien hat, und von 
der aus mit Hilfe von reinen Winkelmeſſungen die ande: 
ren Seiten aller Dreicde berechnet werden. Die Bafis muß 
jehr genau gemejien werden; es werden dazu Stäbe von 
bejtimmter Länge neben einander gelegt und genau Rüd- 
ficht auf die Temperatur genommen, da fi das Material 
der Stäbe in der Hitze ausdehnt und in der Kälte zufam: 
menzieht. Mehr ſ. in Art. Triangulation. Bei größeren 
Mefjungen, 3. B. von Ländern oder zur Gradbejtimmung, 
wird zum Shtuf der Arbeit cine zweite gerade Linie direft 
gemejien, welche Verifikationsbaſis gen. wird u. den Grad 
der Zuverläfiigkeit für die ganze Vermeſſung bejtimmt. 

Base, £., fr3., engl. base, 1. ſ. v. w. Bafe I; b. conti- 
nude, b. de mur, ſ. v. w. Bajament, Sode; b. mutilee, 
einenurnadden Seiten, nicht nad) vorn profilirte Bilafter: 
baje, wie joldye im romanischen Stil vorlommen u. neuter= 
dings im Style n&o-gree nachgeahmt werden; b.toscane, 
die tustiſche Baſe; b. appendiculse, die Baje mit Ed- 
blättern; b. attique, atticurgue, die attiſche Baſe. — 2. 
(Geom.) b. d’une figure, Grundlinie, vergl. Baje V, 3; 


Base-edge-ornament, s., engl., das Edblatt (j. d.). 

Base-line, s., engl., 1. (Feldm) ſ. Base, f., franz, 5. 
— 2. Kriegsb.) die Feuerlinie, interior b. ofa parapet, 
die innere Brujtwehrlinie. 

Basement, s., engl., 1. frz. soubassement, m., die 
S$rundmauer, der Grundbau, das Fundament. — 2. frz. 
embasement, m., embase, f., die Sode, das Bajament; 
j. d. betr. Art. 

Basement-story, s., lower story, s., fr3. etage m. 
en soubassement, das tiefliegende Erdgeſchoß, Geſchoß 
unter dem eigentlichen Erdgeſchoß, mag e3 num ganz oder 
nur zum Theil unter dem Straßenniveau liegen. 

Base-moulding, s., engl., fr}. moulure d’embase- 
ment, die Sodelgliderung, der Sockenſims. 

Base-table, s., engl., die Sodelplatte. 

Base-tin, s., engl., das Halbzinn. 

Basil, s., te basile, m., biseau, m., der Ballen 
einer einjeitig (einballig)geichliffenen ſchneidenden Klinge, 
die fchiefe Bahn; ſ. Ballen 6 und Balleneifen. 

Bafileion, n. (Baxs%eıov), das königliche Gebäude, Die 
Königsburg. 

Bafilika, f., frz. basilique, engl. basilica, lat. basilica, 
f. 1. Geiduifche Dafilika ; es werden bei gricchiichen Schrift: 
ftellern mit den Benennungen n Baskıan (ndog), n Baaı- 
Ar, ulxodoniz, die fönigl. Bohnhäufer u. Bauten beicgt, 
Basikero; roa, zo Banden; ra, Baron 20. nennt 
Joſephos die dreifchiffige Halle auf der Südſeite des Tem— 
pels von Jerujalem, welche Herodes gebaut hatte, Die zu 
ähnlichem Zwed dienende Königshalle in Athen wird von 
griechiſchen Schriftitellern Basis; ron, vos Basckdug 
sros, aber nie Basıkırr genannt. Römische Schriftiteller 
brauchen den Namen bereits im 2. Jahrh. v. Chr. als land» 
läufigen Ausdrud. Much Vitruv, der jonft gern Etymolo= 
gien giebt, unterläßt c8 bei dom Namen basilica. Bei den 
Nömern nun gab 08 folgende Arten der B.: 

a) Handelsbajilila, Marttbajilifa, basilica foren- 
sis. Schon 179 v. Ehr. wurde die erite und dem Namen 
nad) befannte Marttbafilita in Nom erbaut und durch 
5 Jahrhunderte hindurch je nach Bedarf neue gegründet, 
die Älteren erweitert, umgebaut ꝛc. Ueber ihre Beſtim— 
mung ijt fo viel ficher erwieſen, daß fie zu Berjammlungen 
der Kaufleute (als eine Art Börje) dienten, ſowie zu Ge— 
richtsfipungen, bier und da auch zum Empfang fremder 
Geſandten ꝛc. Ob aber hier und da für einen oder den 
andern diefer Zwede eine befondere B. beftimmt war, od. 
ob ſtets ein und dasſelbe Gebäude für alle dieje verwendet 
ward, ob ferner nur Bejchäfte darin abgeſchloſſen wurden, 
oder ob fie geradezu Verkaufsitätten, überbaute Markt: 
pläße waren, ob Gerichtsverhandlungen aller Art od. blos 
in Handelsſachen darin gepflogen wurden, darüber jind die 
Forſcher noch keineswegs einig. In der neuern Zeit bat 
man wiederum einige dev Ben Roms u, der Provinzen 
durd; Ausgrabungen, Ausbeutung von Urkunden und 


b. d’un solide, die Grundflähe; b. d’un logarithme, | andere Nachforſchungen genauer kennen gelernt und dabei 
Grundzahl, j. Baje V,2.— 3. (Chem.) j. v. w. Bafe IL; geſehen, daß keineswegs alle nad) den von Bitruv 5. Buch, 


b. acidifiable, die jäurefähige B.; b. salifiable, der Salz: | 1.ap. gegebenen Regeln erbaut waren; vielmehr weichen 
bilder. — 4. (Baumw.) b. d’un talus, engl. base of a | fie fast ſämtlich mehr od. weniger davon ab; als allgemein 
slope, die Böihungsanlage, Anlage, der Böſchungsfuß. gültig läht fich dennoch etwa Folgendes aufjtellen: Die B. 
— 5. (Feldm.) b., ligne de b., engl. base, base-line, die | liegt an dem meijt von Säulengängen umgebenen Forum, 
Standlinie, Orundlinie; b. de verification, die Hülfs— | fie bildet in der Hauptſache einen länglichen, gegen den 
ftandlinie, j. Baſe V, 4.— 6. (Perip.) b du tableau, engl. | Regen Schuß gewährenden Raum, a Fig. 442, gewöhnlich 
ground-line, die Örundlinie. — 7. b. du fronton, unterer | mit einer Galerie, b db, verfehen, die an beiden Langſeiten, 
31* 


BRaſiliſta 268 Bafılika 


aud) wohl an einer Querjeite, jelten an beiden, ji bin: | di Privat-B., basilica domestica. Vitruv beichreibt 
zieht; an einem Ende it eine Erhöhung, e, durch Schran- | bei Beſprechung der Wohnhäufer für Vornehme unter den 
fen abgeichlojjen, das Tribunal für die Richter, darunter | verfchiedenen Artenv. Sälen einen, den er ägyptiſchen Sal 
der Kerfer; zu den Seiten hier und da nod) ein pärNebenz | nennt, Dabei ſagter, daß aufden Säulen Architrave liegen 
zimmer (chaleidica), d d, oft auch noch Lokale für Advo- u.von diejen nad denWändenGebälke zu legen ſind, die Fuß— 
faten od. dal.,ee. Andere verjtchen unter chaleidica die | böden tragen, ſo daß ein Umgang unter freiem Himmel ent= 
Vorhalle f. In der Regel, aber nicht immer, ift dem Tris | fteht. Auf den Säulen fteht eine zweite, niedrigere Säulen: 
bunal die form einer runden od.vieredigen Niiche (concha, ſtellung, welche die Dede des Mittelraumes trägt u. deren 
al) gegeben; da die B. fait immer jo groß iit, daß jie Intercolumnien zugleich als Fenſter für diejen fungiren. 
weder eine Eimwölbung nod) ein Dach freitragen würde, fo Dieje Säle werden weiterhin von Bitruv, dann auch 
wird fie in Schiffe a b db getheilt (man hat drei: und jünfs | von anderen römischen Schriftitellern B. genannt. Manche 
ihiffige). Die Trennung diefer Schiffe geichieht bei ge: | darumter hatten bis hundert Säulen, viele ſchloſſen mit 
wölbten durch Pfeiler, bei den mit Holzdeden verjehenen | einer apsis, wie dies theils durch Aeußerungen römischer 
durch Säulenreihen, welche zugleich die Salerie tragen; | Schriftiteller, theils in Ruinen nachweisbar ijt (fiche 
das Mitteljchiff ift breiter als die Seitenschiffe und auch Fig. 443). «a ift der hohe Mittelraum, b b find die die Ga— 
höher, in den Zeiten der Nepublit nur wenig, jpäter aber | lerien tragenden Seitenjchiffe, c die Apſis, d ein oecus 
um jo viel, daß über den Dächern der Seitenfchiffe noch | apsidatus. Meift liegendieje B.en am Atrium od. Periſtyl. 
Platz ist für Fenſter des Mittelſchiffs. Aber felbit in den | 2. Altdriflice Bafılika. Sie wird von römischen Schrift- 
wenigen Füllen, wo die Dede des Mittelichiffs mit der der | ftellern al$ basilica ecclesiae, b. dominica, patrimonii 
Galerien in gleichem Niveau liegt, das Mittelichiff die | b. ete., kurz immer mit einem Zufab angeführt, der da= 
Beleuchtung aljo nur durch die Fenſter der Galerien ers | rauf hinweijt, daß um die Zeit von 200—350 n. Chr. das 
bält,ericheint es doch dem Blick höher alsdie Seitenichiffe, | Wort B. allein nicht Hinreichte, um die firchliche Beitim- 
deren Höhe ja durd) die in fie eingelegte Galericbalten= mung zugleich mit anzudenten, dab aljo die Benennung 
lage getheilt wird. Daß dieje Hauptregeln immer noch | allmählich zu einer technichen geworden war, die einen 
unzählige Variationen zulafien, liegt auf der Hand. Das | mehrichiffigen Raum mit Apfis ꝛc. bezeichnete, wobei man 
es aber binzufiigen mußte, wenn er mehr als 
drei Schiffe hatte (basilica per quinque). 
Im 4. und 5. Jahrh. waren die eriteren Zu— 
füge nicht mehr nöthig, man verjtand nun 
jchon unter B. nur eine zum Pfarrdienſt bes 
jtimmte Kirche. Nun erjt begann man wie— 
der andieuriprüngliche Bedeutung des Wor— 
tes „Königshalle“ zudenfen und diejelbe auf 
Sort als König der Welt ſowie auf Chrijtus 
als Ktönig der Bläubigen 2c. zu beziehen. 
Wie im Art. „Altchriſtl. Bauweiſe“ be: 
reit8 erwähnt, bielten die Chriften ihren 
Gottesdienit anfangs in Wohnhäuſern ab. 
Diedabei benugten B.en dergrößeren Wohn— 
bäufer (ſ. 1.d.) waren nicht blos in ihrer Jn= 
— ſondern — der Lage (am 
eriſtyl) der Handels-B. vielfach ähnlich. 
... ** 00 Als die Verfolgungen aufhörten, wurden 
. 0 0 08 8 8 8 085 © — u ur viele jolche Brivat-B.en den Gemeinden be- 
— A —— des —— förmlich 
In. geichenft. Aber weder diefe noch die zu gleis 
— — chem Zweck überlaſſenen Tempel, Handels— 
Seitenſchiff zieht ſich manchmal an der Giebelſeite, dem Been, Tabernen ꝛc. waren direkt, jo wie ſie waren, ganz an— 
Tribunal gegenüber, bei dem Eingang Fherum. Die Ga- gemeſſen fir den num erft ſich völlig entwickelnden Ritus. 
ferien ziehen fich hier und da vor dem Tribunal querüber, | Dazu fam, daß die Erinnerung an den Tempel zu Jerus 
anderwärts erjcheinen fie rechts und lints an den Eden | falem als liebe, fast zum Ideal verklärte Erinnerung den 
des Tribunals, oder auch Schon vor dem Erreichen der das | Ehriften vorfchwebte. Diefer Tempel hatte ebenfalls bafi: 
Tribunal enthaltenden Wand abgebrochen, laſſen alio vor | lifenähnliche Form (f. d. Art. Jiraclitiiche Bauten). Die 
dem Tribunal einen breiteren freien Raum, eine Art Ausſchließung der Ungläubigen vom Heil, die Aufhebung 
Querſchiff (transseptum). Auch B.en mit 2 Tribunals | diefer Ausichliehung durch die Taufe u. jo manches Andere 
nijchen an verichiedenen Seiten, od, mit mehreren an einer | mußte die Architekten, welche neue Kirchengebäude ent— 
Seite, auch ohme Galerien, kommen vor. Am meijten | werfen jollten, auf diejes Ideal hinweiſen, welches jedoch 











Fig. 442. 
Morktbafilila von Dtricoli. 


Manchfaltigkeit ward wohl in der Deforation, der Ein | um des Charakters der Religion und des Gottesdienites 
defung und der Art und Weife entwidelt, wie die Säulen | willen manchfach modifizirt werden mußte; das ncue 
reſp. Bieiler ihre Uebermauerung trugen; darüber j. d. | Gotteshaus mußte weniger burgähnlich, heiterer, freierer, 
Art. Römijcher Stil. ätherijcher werden; es jollte ferner nicht mehr alleinige 

b) Spazier=®. basilica ambulatoria, nennt Zejter: | Wohnung Gottes fein, jondern Raum bieten für jeine 
mann gewifie von römiſchen Schriftitellern basiliea ge: Kinder, wie ein Familienfäl; es jollte nicht nach außen 
nannte Bortiten, die jich recht® u. linfs von einem breiten | einen König repräjentiren, fondern die in ihm Verſammel— 
Mittelraum binzogen und zum Bromeniren dienten. Ob | ten der Herrlichkeit theilhaftig machen. Dabei blieb Gott, 
der Mittelraum bededt war, laſſen die betr. Stellen uns | gerade wie im Tempel von Jeruſalem, unfihtbar, aber 
entichieden. Manche davon waren mit einer Apſis verſehen Chriftus als Verkörperung Gottes trat in künſtleriſcher 
und hießen dann auch porticus absidata. Beziehung in ähnliche Stellung wie die Herven u. Götter: 

e) Wein-B. Die neuerdings verfuchte Nufitellung | jtatuen Griechenlands. Ebenſo entipradhen die Märtyrer 
diejer Gattung gründet ſich nur auf jaliche Ueberjegung | den Heroen des Heidenthums. Die ſymboliſche Reinigung 
einer Stelle in Palladius Rutilius de rust. L., 48. | beim Naben an das Heiligtbum verlangte die Aufſtelung 





. Baſiliſta 


eines Brunnens (n Fig. 444 u, 445) im Hof, eine Anord— 
nung, welche Vorbilder fand ebenjo am chernen Meer des 
Tempels zu Jeruſalem als am Puteal im Atrium des 
römischen Wohnhauſes. Das Gedächtnismahl leitete den 
Blick auf das große Trielinium der Römer und damit 
wiederum auf die Brivat-B. Das Gebet nach bejtimmter 
Richtung hin erinnert ebenfalls an Jerujalenıs Tempel; 
die Speifung der Armen verlangte eine Vorhalle (2 ig. 
444 u. 445) zwijchen dem Hof u. dem eigentlichen Innen 
raum und erinnert an die Tiſche in der Borballe des jüdi- 


ihen, im Pronaos des heidnijchen Tempels. Das Ge: | 
dächtnismahl jelbjt mußte aber an demjelben Ort gefeiert 


° werden, wo man das Gedächtnis Derer, die fich für das 
Ehrijtenthum geopfert hatten, feierte. Inſoweit die Ver— 


jammlung zugleich behufs Anhörung einer Rede, einer | 


Predigt geichah u. infoweit die Gemeindevorſteher zugleich 
Negenten und Nichter der Gemeinde waren, traten die 
Stoen, Eurien und B.en mit ihren Rednerbühnen u. Tri» 






4* 


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Atrium 





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Fia. 444. Bafilitenichema. Tin. 445. 

Nah Weit orientirt. Rah ft orientirt. 
bunalen ald Vorbild ein, wobei den Judenchriſten bejon- 
ders die Curie Salomons in der B. des Herodes vorſchwe— 
ben mochte. Da nun die ebenfalls vielfach für gröhere 
Verfammlungen durd Anbringung von Emporen in Sei— 
tenjchiffen eingerichteten hypäthralen Weihetempel mit 
Pronaos und Temenos, die Martt:B, mit Chalcidifa u. 
Forum, die Haus-B, mit Tablinum und Atrium in fajt 
paralleler Weiſe eine gegliederte Gruppe bildeten, wie der 
Tempel zu Jerujalem mit Borhalle und Vorhof, jo ver: 
einfachte fi die der Architektur geitellte, jo fompfizirt 
icheinende Aufgabe wejentlid. Da, wo in der Marft:B. 
und vielfach auch in der Privat-B., in der porticus apsi- 
data, in der Gurie u. in dem ebenfalls oft mit einer Apfis 
verjehenen römischen Tempel die Götterftatue ftand, wurde 
nun das Märtyrergrab, der Altar, f Fig. 444, aufgeitellt, 
am Wejtende nämlich desganzen Baues, in einer Medicula, 
von einer Apſis übermwölbt u. durch Vorhänge als Adyton 
verhüllt. Für die vom Bijchof oder Vorſteher zu haltende 





269 








Predigt wurde der Raum in diefer Apfis gleicd) dem Tri— 
| bunal der Eurie und B. erhöht. Beim Vorleſen der Evan: 
| gelien u. Epijteln, beim VBorfingen ꝛc. aber war der Fun— 
| girende nicht im Amt ala Vorſteher und Richter, fondern 
als Semeindemitglied. Die Vorrichtungen hierzu, Chor 
und Ambone, ij, gehörten aljo in den Gemeinderaum, tie 
die Nojtra auf dem Forum ftanden. Die Katechumenen 
und die Bühenden durften zwar in das Haus (bei k), aber 
nicht in den Gemeinderaum eintreten. Als Borbild dafür 
| hatte man die Vorhalle und das Gitter am Haufe umber 
beim jüdiſchen Tempel, den vorgezogenen Strid an der 
Königshalle zu Athen. — Ungetaufte, angehende Lehr: 
linge u. Gebannte mußten im Atrium bleiben, wie bei den 
Juden ein Hof der Heiden, bei den Griechen der Temenos 
für die Ungeweihten da war. So fanden ſich Vorbilder 
nicht fürdas Ganze, jondern immer nur füreinzelne Theile 
in den Tempeln des Heidenthums, in den Handels-Been u. 
in den Räumen des Wohnhaufes, — Als Ganzes aber 
war ein Naunt, der alle Bedürfnifje des neuen Baues er: 
füllt hätte, nicht zu finden, obgleic) zahlreiche Beiſpiele bes 
weijen, daß die Chrijten es nicht verjchmähten, Tempel, 
Privathäuſer u. öffentliche Gebäude zu Kultuszwecken zu 
benugen. Aber weder ſolche Gebäude waren zu erhalten, 
noch) auch neue zu jchaffen, jo lange 
‚die Verfolgungen währten. Als 
nun dieſe aufhörten, trat die B., 
wenn auch noch nicht volljtändig 
ı entwidelt, dod) in den Hauptzügen 
als neue Gebäudeform fertig auf, 
etwa wie in Fig. 444, als mehr: 
ichiffiges Gebäude, miteingebauter 
Apſis, vielleicht im Anfang jogar 
blos mit einem, nicht von einer 
Apſis umschloffenen Tribunal für 
| die Borjteher, mit einfachem Hof u. 
Brunnenn, häufig aud) ohne Bor: 
halle. Zur Zeit der wirklichen An— 
erfennung des neuen Glaubens 
war auch der Typus ſchon jo weit 
entwickelt, daß Atrium und Apfis 
nicht fehlten. Das Sanctuarium 
beſtand damals noch blos in einer 
freiftehenden Wedicula über dem 
 Märtyrergrab oder ſymboliſchen 
Chriſtusgrab f, welches, als Tiſch 
geitaltet, in ſich das eigentliche 
Grab, die confessio,barg. In der 
Vorhalle 7 ftand die mensa indi- 
gentium, der Agapentifch zu den Armenjpeijungen, neben 
‚dem Altar (wie in Fig. 445) oder im Seitenjchiff (wie in 
ig. 444), auf der Frauenjcıte das raparparelov, der 
Opfertijch e mit den frommen Gaben, mit den Kohlen, dem 
Feuer, Näucherbeden, Leuchtern, geweibten Kleidern, 
Kerzen, Patenen, Kelchen ꝛc. — Auf der Müännerjeite 

ſtand ein ähnlicher Tijch d, der Kredenztiſch, secretarium 
| minus, mensa propositionis, mit den Weihbroten, dem 

| Ba ir dem geweihten Waſſer für die von der 
‚Nommunion Ausgeſchloſſenen x. In den Iateinijchen 
| Kirchen wurden dieje Tiiche ſpäter durch Schränfe binter 
oder neben dem Altar erieht. Hierher gehörte auch das 
Waſchbecken für die Priefter, ein Beden für Ueberbleibjel 
vom Abendmahl ꝛc. Bald gliederte ſich die Vorhalle noch: 
ı mals in Baradis Z und Narther k. Der Naum der Vor: 
itcher, das Presbpterium e, Wwurde durch die Cancellen 
vom Laienſchiff, gremium ecclesiae, getrennt. Zugleich 
ſtreckt ſich die Borhalle über die ganze Lorderfeite bin und 
‚erhält 3 Thüren ſtatt einer; dieſe innere Vorhalle, der 

Narther, kommt bis ins Mittelalter ala wirklich bauliche 

Abtheilung vor. Bis um die Zeit von 420 waren die B.en 
‚nad Fig. 444 mit dem Altarende nad Weiten gefehrt 
| (nad) Weiten orientirt), von da an war die öſtl. Nichtung 














Fin. 446. Baſ. Sau 
Elemente in Rom. 


——* 











270 Dafilika 
des Altarendes vorherrichend; dabei blicb aber die Nord: | angelegt und waren nur inj olchen B.on vorhanden, deren 
jeite die Fprauenjeite, während Evangelien= und Epiftels | Geiftliche eine feſt beftehende Gemeinde zu verwalten hat: 
* ſich mit dem Altar herumdrehte: ſ. Fig. 445. Von | ten; in ſolchen aber nicht, die beſonders und hauptſächlich 
etwa 400 an beginnen Schwankungen in Zabl u. Geftalt | als Monumentaltirchen für einen Märtyrer gebaut wur: 


Dafilika 





| 








os 


s 


Fig. 447. Baſilila der Maria (Geburtstirche) zu Bethlehem. 


ber Apſiden, deren Wände nunmehr häufig durch Hinein- 
ſchieben in das Schiff od. durch Hinausrücken der Konche 
nad Djten verlängert werden, um mehr Platz für die 
Priejter zu erlangen und zugleich ein Adyton zu fchaffen; 


.. so 





— 


— 


ne En 

Fig. 448 Baſilila Sta, Maria maggiore in Rom. 
bier und da werden die Apfiden innerlich durch Einſetzen 
von Säulen, Anjegen von Zweigniſchen ꝛc. gegliedert. 
Erit von 400 an wurden Pläße für mehr als einen Altar 
geihaffen. Presbyterien wurden erjt von ca. 300 an | Priejterthüre, porta speciosa, die durch nördliche Frauen⸗ 








a7 — 7 r 3: ; A . i £ 2 


— — 


den. — Wo ein Presbyterium vorhanden war, wurde der 
Altar etwas aus der Konche vorgeſchoben unter eine Aedi— 
cula, aber noch auf der Tribunalerhöhung. Die Cancellen 
ſchnitten von Konitantin an nur das Mittelſchiff ab, f. 
Trig. 444, vorher, und dann vom 6. Jahrh. an wiederum 
wenigſtens hier und da aud) die Seitenſchiffe, j. Fin. 445 
u. 446. Kurz nad) d. J. 400 erichienen die Chorcancellen 
als bejondere ijolirte Umbegung im Mittelichiff wie in 
Fig. 445 u. 446, deren Innenraum, der Chor, in 3 Theile 
zerfiel, für die Diakonen (dem Altar zunächit), die Sub— 
diakonen und das Orcheſter. Etwa von 590 an wurde die 
Predigt nicht mehr vom Biſchofsſtuhl e Fig. 444 u. 445 
aus gehalten, überhaupt wechielt die Anordnung der Am— 
bonen, Gancellen, Kanzeln u. des Presbyteriums jchneller 
als die Geſtalt des Baues jelbjt. Vor 320 ijt fein Quer— 
ſchiff authentisch nachgewiejen. Erjt von 420 an traten fie 
etwas häufiger auf. Uuerjchiffe, Kreuzungstuppeln, Exe— 
dren an den Enden der Duerarmefind orientaliſchem Ein: 
fluß zuzuschreiben. Die Stügung der Sciffiheidemauern 
iſt bis gegen 370 meist durch Architrave, wie in Fig. 4148, 
von da an durd Bogen bewerfitelligt. Pfeiler wendete 
man blos da an, wo feine Eäulen zu baben waren. 
Emportirchen kommen bei oecidentalen B.en jeltener als 
bei orientalifchen vor, wo fie fajt nie fehlen. Die Erhöhung 
des Mittelſchiffs ift eine wejentliche, wenn aud) im Anfang 
nicht ſehr ſtark hervortretende Eigenichaft der B. Die Bes 
leuchtung durch dieje Erhöhung iſt nicht wejentlich, fie ge- 
ſchieht aber meift, wenigitens theilweife, durd) das Mtittel- 
ſchiff. Die Bedeckung geichah durch Holzwerf, d. h. durch 
wãgerechte Balken mit Kaſſettenverkleidung, wie in Fig. 
448, oder mit jihtbarem Dachſtuhl. Nicht jede B. war von 
einem Baptifterium begleitet. 

Fig. 444 ſtellt das Schema der B.cn bis etwa um 420 
n. Chr., fig. 445 aber nad) diejer Zeit dar. 

— Zur Erklärung diene Fol: 
gendes: 

a. Orientirung. Dieſelbe 
erhellt deutlich aus der Zeich- 
nung. 

b. Vor dem Atrium befand 
ſich nicht immer, aber oft, noch 
am Rortaloeine HeineThür: 
vorhalle, das Prothyrum od. 
Propyläon,antiporticus, 
mit cinem auf? od. 4 Säulen 
ruhenden Dad), p in unjeren 
Figuren. 

c. Das Atrium ijt von 
einem Portikus m m ums 
geben, und in jeiner Mitte 
ſteht der Reinigungsbrun- 
nen, fons, cantharus, la- 
brum,lymphaeum, oft durd) 
einen  ZQabernatelüberbau 
zum Hausder Taube, domus 
columbae, geweiht; das 
Atrium diente auch häufig 
als Begräbnisplap. 

d. Aus dem Atrium 
(atrium, area), dem Aufent: 
halte derjenigen Klaſſe der 
Bühenden, die hiemantes, 
hibernantes, lugentes hie: 


ben, u. der leprosi tritt man zunächſt in die äußere 
VBorhallec !, pronaos, vestibulum. 


e. Durch eine der drei Thüren, alfo durch die mittlere 


Bafılika 
thüre od. die jüdliche Männerthüre kommt man zunächſt in 
die innere Vorhalle (narthex, ferula), für die Kate— 
Aumenen, Euergumenen und die büßenden Klaſſen, die 
auscultantes, prostrati, fideles u. consistentes hießen. 
Diejer Raum fiel nach dem Aufbören der öffentlichen Kir— 
chenbuhe wiederum weg und gehörte dann mit zu deraula 
(naos, templum), dem Langhaus, ecclesia, Gemeindes 
haus, a b b in unjeren Figuren. 

f. Das Mitteljchiff, carena gremium, a, it, wie 
erwähnt, über die Seitenſchiffe emporgeführt. Im den | 
Seitenihiffsmauern jowohl als in Dicker Mittelichiffse | 
obermauer ſteht meist je cine Reihe Rundbogenfenfter. 

g. DieSeitenichiffe, latera, b b, hören anfangs erft | 
unmittelbar an, ſpäter ein Stüd vor dem Tribünengiebel | 
auf, u. fo entjteht an diejer Stelle eine Art Querſchiff, 


271 


Basquill 


gebauten, ſpäter öfter neu deforirten Kirche 
magniore in Nom.) 

Im 5. Jahrh. begann man das Mittelfchiff mehr und 
mehr zu erhöhen, u. zwar im Orient jehr jchüchtern, nur 
fo viel als unbedingt nöthig war, um einen Lichtgaden zur 
Erleuchtung des Mittelſchiffs zu erhalten, Im Abendland 
hatte man die Emporen aufgegeben und jo ergab ſich von 
jelbjt ein ziemlich hoher Lichtgaden über den Seitenſchiffs— 
dächern, die nun hinabgelegt wurden, dahin, wo früher die 
Fuhböden der Emporen gelegen hatten, wo aud) in den 
Privat:B.en die flachen Dächer der Galerien lagen, 

3. Mittelalterliche Bafılika. Während in der Zeit Kon- 
ftantins dom Namen B. in der Regel irgend ein Beiwort 
zugefügt wird, wenn er aufein kirchliches Gebäude bezogen 
werden joll, während ferner vor und in Kohftantine Seit 


— 


S. Maria 


welches aber anfangs nicht oder doch nur wenig länger iſt die Kirche auch noch andere Namen führte, ſo zwar, daß es 
als die Breite der drei Langſchiffe zuſammen, alſo nicht ſcheint, als ob damals nur geweihte und zum Pfarrdienſt 


oder doch unbedeutend an den Seiten vorſteht, dabei jedoch beſtimmte Kirchen von einer beſtimmten Form den Namen 
ſchon äußerlich ſich als beſonderer Bautheil kundgiebt u. B. führten, wurde der Name B. im Mittelalter von Man— 


ſich durch das höhere Aufſteigen ſeiner Mauern vor den 
Seitenſchiffen auszeichnet. 

h. Die Tribüne, apsis, enthält an ihrer gekrümmten 
Rüdwand das Preöbyterium, in deifen Mitte erhöht der 
Biihofsfig, cathedra, angebracht ift; rechts und lints 
ſchließen fich an denjelben die subsellia der Priejter an. 

i. Das Querſchiff oder Sanctuarium, Fig. 445 und 
447, ſchließt der Triumphbogen, arcus triumphalis, vom 
Langſchiff ab, erinnernd an den Uebergang vom irdischen 
zum himmliſchen Leben durch die Leberwindung des Todes 
nad) dem Beifpiel Chriſti. Die beiden Theile des Quer: 
Schiffs zu den Seiten des Sanctuarium, das senatorium 
und das matroneum, find von dem entjprechenden Seiten 
ſchiff durch je eine Brüjtung (septum) getrennt. Neben 
ber Apfis wurde häufig an das matroneum das secreta- 
rium g und an das senatorium die prothesis A ange= 
baut. Einer diefer Räume diente zugleich ald aspasticum. 

k. In das Mittelichiif hinein war der chorus gebaut, 
umgeben von Cancellen und verjehen mit den Ambonen, 
ber Ofterferze 2c.; ſ. d. betr. Art. Diejer Niederchor oder 
Aloimetenraum zerfällt jpäter in drei Abtbeilungen (f. d. 
Art. Atoimeten), und zwar in der Regel der Breite nad), 
fo daf der eine Chor zunächſt am Sanctuarium fißt. 

1. In das um 2—3 Stufen erhöhte und bei gewifjen 
Theilen des Gottesgienjtes durd) die raparsräsuara, au- 
laea, gejtidte Vorhänge, abgeſchloſſene Sanctuarium, 
Sacrarium, Bua, zöurov, fann man direft aus dem Cho— 
ru, nicht aber aus der aula gelangen, und zwar durd) die 
von den Afolytben bewachte porta sancta, unmittelbar an 
den Stufen des Altars, der hier um noch einige Stufen 
gegen das Sanctuarium erhöbt ſteht, beichattet von einem 
durd) 4 Säulen getragenen Tabernatel, von dejien Dede | 
das Eiborium herabhängt, und dejien Seiten durch Tetras 
vela verichliehbar find. Der Prieſter tritt vom Presby— 
terium an den Altar, iſt aljo durd) denjelben von der Ges 
meinde getrennt, die er anficht, indem er fein Antlitz durch 
die Hauptthür der aufgehenden Sonne zumendet. So 
braucht er beim Gebet feine Stellung nicht zu verändern, 
während die in dasjelbe einjtimmende Gemeinde ſich um— 
drehen muß. (NIS die Orientirung verändert ward, wurde 
der Plaß für den Prieſter mit dem Altar berumgedrebt u. 
fam alfo zwiſchen Semeinde und Altar zu ſtehen.) 

ın. Aus dem Chorus gelangt man aud) zu dem unter 
dent Sanctuarium, gewöhnlich unmittelbar unter dem 
Altar befindlichen Heiligengrab, der confessio, welche fich 
jpäter häufig zur Krypta ausweitete. 

(Fig. 446 zeigt den Plan der im 4. Jahrh. im Haufe des 
Clemens eingerichteten, 872— 882 umgebauten und im 
12. Jahrhundert nach einem Brand rejtaurirten Kirche 
St. Glemente in Rom, 447 den Plan der um 320 erbau- 
ten, um 540 umgebauten Geburtskirche in Bethlehem und 
Fig. 448 die innere Anficht der 368 erbauten, um 430 um: 


chen auf alle Kirchen, von Anderen, bej. in Frankreich, auf 
Kloſterkirchen, Srabtapellen ꝛc. angewendet; die mittels 
alterlichen eigentlichen B.en entfernten fich in ihrer Baus 
form manchfach von den altchrijtlichen Vorbildern u. find 
daher nicht hier, jondern in den Art. romanijch, gothiſchee. 
nachzuſehen. 

4. Uamet Bafılika in der Gegenwart. In Italien heißt 
jegt basilica ſ. v. w. bifchöfliche Kirche, Kathedrale. Offi— 
ziell wird dies Wort nie auf jolhe Kirchen angewendet, die 
nicht mindeſtens das Recht zu Ausübung der Taufe haben, 
In Frankreich heiken nur die Hauptfirchen der Ephorien 
basilique. In Spanien heißt nur die erzbifchöfliche Kirche 


‚basilica od. catedrale, In Rußland heißt die Pfarrkirche 


wassilji. In Deutichland verjteht man unter Bajilika eine 
nad) Art der altchrijtlichen B. erbaute Kirche ohne Rück— 
ſicht auf Nang= u. Spezialbejtimmung. 

Bafılikalform, Bafılikalanlage, f., bafilitenähnliche Ans 
lage od. Form eines Gebäudes, bei welchem aljocin höherer 
Mittelraum von daran liegenden niederen Seitenräumen 
nur durch Pfeilerreihen oder Säulenftellungen getrennt 
iſt und dabei hohes Seitenlicht über den Bultdächern diefer 
Seitenräume empfängt. 

Bafilikenfil, m., völlig unberechtigter Ausdruck fürdie 
altchriſtliche Bauweiſe; man fann wohlvon Bafilifalform 
(j. d.) in technifcher Beziehung, aber nicht von Bafiliten- 
jtil in äfthetijcher oder Biftoriher Bezichung reden. 

Basin, s., bason, s., engl., Baſſin, Beden, ſ. d. betr. 
Art.; 1. basin of a balance, scale, die Wägſchale. — 
2. (Brunnenb.) discharging b., der Brunnenjumpf. — 
3. (Wajjerb.) b. of a port, der Binnenhafen, die Summe; 
b. ofriver, das Flußgebiet. 

Bnfis, f., i. Baſe. 

bafıfhes Salz, n. (Chem.), ift ein Salz (f. d.), in wel⸗ 
dem die Menge der Baje das Doppelte od. Mehrfache der 
Bajenmengen in den Neutralfalzen beträgt. 

Baſiſtan, Befifan, m., türfijcher Bazar ſ. d.). 

Basket, s. engl. der Korb; 1.b.ofsapper, der Schanz- 
forb. — 2. b. of capital, die Glode, der Kelch, Krater eines 
Kapitäle. 

Basket-anchor, s., engl. (Brüdenb.), Anfertorb. 

Basket-handle-arch, s., engl., der Korbhentelbogen, 
Nathebogen, Bogen nad) gefuchtem Zirkel. 

Basket-handle-vault,s., engl.,das Gewölbe nach der 
Korblinie, nad) gefuchtem Zirkel. 

Basket-work, wicker-work, s., engl. (Kriegsb.), 
das Flechtwerk, Geflecht, Hürdenwerk. 

Bas-mät, m., frz. (Schiffsb.), der Untermajt, untere 
Theil des Majtes; j. d. Art. Maft. 

Basque, lanusure, f., Gratblei, Bleifappe auf dem 
Grat od. Bratanjall, auf der Helmſpitze ıc. eines Daches. 

Basquill, n., franz. eremonne, f., engl. basquill, nad) 
Einigen aus dem franz. Wort baseule (j.d.), n. A. aus 


Basquill 
— eniſtanden, Schwengelverſchluß, Zugſtange, 








iehſtange, Riegel mit dem Zug; (Schloff.) ein jetzt häu— 
g angeivendeter Fenſterverſchluß, welcher bejjer als jeder 
andere die Flügelrahmen vor dem Werfen ſchützt. In der 


Hauptjache ift der Basquill-Verſchluß, fr}. serrure f. &; 


bascule, engl. basquill-lock, ein Niegelverjchluß, bei 
welchem beide Riegel, der obere und untere, gleichzeitig 
mittel$ eines Hebel® gejchoben werden. Man hat zwei 
Hauptarten: 

I. Sasquill mit zwei getrennten Riegeln, welche durch die 
Hebelvorrichtung in entgegengejepter Richtung jo bewegt 
werden, dab, wenn z. B. geöffnet werden joll, der untere 
Niegel hinauf-, der obere hberabgezugen wird. Die Kon: 
jtruftion ſelbſt kann veridyieden fein. 

‚I. BasquillmitShwanenhäljen iftin Fig. 149 
bi8 451 in "/, dernatürlichen Größe gegeben, u. zwar zeigt 
Fig. 450 eine Vorderanfidht und 451 eine Seitenanficht 
des Verſchluſſes in geöffnetem Zuſtand. In Fig. 449 find 


bie Stellungen der beiden Riegelenden (Schwanenhiälife), 


bei A in geöffnetem Zujtand, bei B in geſchloſſenem Zus 
jtand dargejtellt. Die ganze Vorrichtung wird auf die 
Mitte des vorderen Höheſtabs des zuerft aufgehenden Fen— 
fterflügels C gejeßt; der Schenfel D des zweiten Flügels 





Fig· 449. Fig. 450. Fig- 461. 
it mit einem Schließhaken i verjehen, in welchen das Ru— 
der a als hebende Falle ſich einlegt, wenn das Fenſter ver: 


ſchloſſen wird. Das Ruder fit auf einer Scheibe d, welche 


272 
| ſo daß ſie, wenn ſich auch die Holzflügel etwas verzogen ha⸗ 


Fig. 402. 


Basquilt 








ben jollten, doch in die Schliehhafen eingreifen u. die Flü— 
gel in die Falze des Futterrahmens eindrücken. Es iſt eine 
leuchtend, daß bei den hier den Ricgeln gegebenen Bewe= 
gungen die Enden derjelben am Drehpunkt nicht nur eine 
aufs und abgebende, jondern aud) eine theilweis kreisför— 
mige Bewegung beichreiben; es müfjen deshalb die Füh— 
rungshüljen A jeitlich fo viel Spielraum lajjen, daß die 
Riegel diejer Bewegung folgen fönnen. Dabei wird aber 
der Anſtrich der Schlagleiite leiden, auch die Führung uns 
jicher fein, u. es ijt daher befjer, die Löcher der Schwanen= 
bälfe, in welche die Stifte der drehbaren Scheibeeingreiien, 
etwas länglich zumachen, zu welchem Behuf allerdings die 
Schwanenhälſe ſelbſt etwas breiter ſein müſſen. 

2. Basquillverſchluß mit Zahnſtange, Fig. 
452 — 456, Fig. 452 zeigt eine Vorder: , Fig. 454 eine 
Seitenanficht des mittleren Beſchlagtheils, welcher aufder 
Schlagleiſte A des einen Fenfterflügels B bejejtigt iſt; 
C ist die Anficht des Mittelrabmbolzes oder Vorderhöh— 
ſtabes vom linken Fenſterflügel. Fig. 453 ftellt den mitt- 

leren Beichlagtbeil dar, wenn die Dedplatte des Gehäuſes 
| weggenommen tft. Fig. 455 u. 456 find Seitenanfihten 
der oberen und unteren Beichlagtbeile. Die beiden Riegel: 


Fig. 
455. 


— — 


— 


ð Pig 

Fig. #53. Fig. 444. Fig. 156, 

ichäfte, Fig. 453 a u. b, find an ihren Enden wintelförmig 

gebogen (netröpft) u.gezahnt; ein Triebrad e, mittels des 
) 


Handgriffs d drehbar, jchiebt die Riegel auf und ab. Die 





ſich um einen in die Befeftigungsplatte e genieteten Stift f ganze Vorrichtung ift in einem Käftchen ı eingejchlofien, 


drehen läßt, u. wird durch die davor gejchraubte Mutter g 
gehalten Da, wodas Ruder a über den Stift geitedt wird, 
iſt derjelbe vieredig gefeilt, jo dak durch die Drehung des 
Ruders zugleich die Scheibe d gedreht wird, Dieie Scheibe 
enthält zwei Stifte (j. Fig. 449) zunächſt ihrer Beripherie, 
inweldedie Enden Ah hderBasquillriegelbu.c eingebängt 
find. Wenn das Ruder aufwärts jteht, wie in Fig. 450 u. 
451, dann legen fich die Riegelenden (Schwanenhälje) Ah 
jo zuſammen, iwie dies Fig. 419 A zeigt. Wurd nun das 
Nuder um einen rechten Winfel berabgedrüdt und in den 
Schließhalen ı eingelegt, fo jchiebt es durch die gleichzeitig 
bewegte Stifticheibe d beide Basauillriegel e abwärts u. 
b aufwärts. Die Riegel erhalten dann die Stellung wie 
in B Fig. 449, wobei die MRiegelföpfe in zwei am oberen 
und unteren Ende der Fenſterflügel, an den Futterrahmen 
oder das Losholz befejtigte Schliehhafen treten, jo daß die 
Flügel an drei Buntten, oben, unten u. inder Mitte (durch 
d. Nuder),gehalten werden, In der Regel werden die Niegel: 
föpfe jtärfer gemadht als d. Riegelichäfte ujtarfabgejchrägt, 


welches auf der Schlagleifte, alfo fihtbar, aufgeihraubt 
wird. Oeffnungen im Umſchweif dieſes Käſtchens geben 
den Riegeln zugleich die nöthige Führung. Um auch in 
der Mitte der Rahmen einen Verſchluß zu bewirken, iſt der 
eine Riegel b mit einem Anjaß e verjeben, welder aus 
dem Basquillgehäufe jeitwärts durch einen entjpr. Schlig 
austritt und ſich hinter den am zweiten Fenſterrahmen bes 
feftigten Schliehhaten f anlegt. In unjeren Figuren iſt 
der Beichlag in verichlojjenem Zuſtand gezeichnet. Soll 
geöffnet werden, jo dreht man den Handgriff d von der 
Linken zur Rechten um, wodurch die obere Riegelitange 
a herab: und die untere Stange b binaufgezogen wird. 
Die Köpfe der Riegel, Fig. 455 und 456, treten dann 
aus den Schliegbügeln y und A, indem zugleih, da 
ſich der untere Riegel b aufwärts bewegt, die Nafe e 
aus dem Schlichkolben / berausiteigt, und jo der mitt— 
lere Verſchluß gelöjt wird. Anjtatt des Griffe d bat 
man auch Hängegriffe angewendet. Man verliebt dann 
den Griff Da, wo er aus dem Gehäufe bervortritt, mit 








jter geichlofien ift; will manöffnen, jo dreht man den Griff⸗ 
bügel aufwärts, bis er eine zur Fenſterfläche winkelrechte 
Stellung einnimmt, dann aber jeitwärts herum. Solde 
Bügelgriffe werden oft reich ornamentirt, bronzirt, ver— 
filbert oder vergoldet, find aber unbequem zu handhaben 
und geben im Scharnier leicht entzwei. 

3. Eingelafjenes Basquill mit Zahnjtange 
und Keildreber, Fig. 457—461, unterſcheidet ſich bei. 
dadurch von denen sub 1 und 2, daß der ganze Beichlag, 
bis auf den Drehfnopf, durch die Schlagleiite des Fen— 
fterflügels völlig verdedt wird, wodurch man zugleich 
erreicht, daß die Schliegbügel 9, Fig. 457, nicht jo bed) 
zu fein brauchen wie bei dem fihtbaren B., Fig. 455, 456. 
Fig. 461 iſt eine Anficht, Fig. 458 ein Grundriß der beiden 
mittleren Flügelrahmſtücke, mit dem Verſchlußſelbſt; Fig. 
459 die Anficht des Verichluffes, nad) Wegnahme der 
Schlagleijte. Das Basquillgehäufe wird ganz in die Vor— 


immer 
EINE 

ı INIME 
in 904 
Kalt Ni ge 
N: 
















Fr = = = = — 





— = 
Rn 7 














Fig. 462. Fig. 463. Big. 464. 
derhöhe des zuerjt aufgehenden Fenſterflügels einge— 
laſſen; desgleihen muß die Borderhöhe mit Nuthen vers 
jehen fein, welche die Riegel aufnehmen. Nach Befeiti- 
gung des Beſchlags wird die Schlagleifte angeichraubt, 
wodurch eriterervollitändig verdedt wird. Für den Mittel- 
verſchluß ift der Drebhdorn ce mit einer Zunge verjchen u. 
fo in einen Keildreher verwandelt, der fich beim Verſchlie— 
pen in ein Schliehblech einlegt, welches im Falz des zweiten 
Flügelrahmens angeſchraubt wird. Fig. 460 giebt eine 
Seitenanficht des Basquillriegels, u. Fig. 157 eine Vorder: 
anficht des unteren Riegellopfs, nebit feinem Schliehbügel 
9. Dieje B.e jehen eleganter aus als diesub 1 u. 2beichrie= 
benen, leiden nicht jo durch Staub u. Unveinlichkeit u. geben 
in den Endverſchlüſſen größere Sicherheit, weil, wie ers 
wähnt, die Schließbügel Fig. 457 g nicht fo weit voriteben 
als diesubgu.h in Fig. 455u. 456, u. deshalb feſter ſitzen. 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. L 


273 












gelitange das mittlere Flügelrahmholz gerade erhält und 
dadurch zum volljtändigeren Verſchluß beiträgt. Ferner 
fann bier, indem das Getriebe mit feiner Achſe parallelzur 
Fenſterfläche gebracht wird, das Gehäuſe bedeutend ſchmä— 
fer als bei den anderen Basquillverſchlüſſen und daher 
Sclagleiften und Rahmhölzer ſchwächer gemacht werden. 

Wir geben in Fig. 462—467 einen ſolchen Beichlag, 
wie er v. Direltiona- Ingenieur Hügel entworfen u. in der 
„Seitichrift des Vereins zur Ausbildung der Gewerbe” in 
Münden mitgetheilt ward. Fig. 465 zeigt d. Seitenanficht, 
464 die Borderanficht des mittleren Beſchlagtheils mit dent 
Nuder, Fig. 463 die Seitenanficht nadı Wegnahme des 
Seitenblechs, und Fig. 462 die VBorderanficht des Basquill— 
fajtens, nadı Wegnahme des Ruders und Schließhakens. 
Der Kaſten bejteht aus dem Unterblech @, Fig. 463, wo- 


rd 
































Fig. 459. Fig. 460. 












Big. 166. 


Fig. 465. 


rauf die Seitenbleche b b genietet find, und ift mittels des 
hinteren Bleches e in das Rahmholz des zuerjt aufgeben: 
den Flügels eingelaffen und verfchraubt. Die Triebjtange 
d erhält in dev Mitte fünf Zähne, durch welche fie mittels 
des am Ruder e befeitigten Triebrades bewegt wird. Die- 
jes dreht fich in den Seitenlappen b b des Kaſtens. Unjere 
Zeichnung Stellt den Beichlag ingeichlofjenem Aufstand dar. 
Beim Oeffnen zieht man das Ruder vom Rahmholz ab 
herunter; dadurch wird die Triebjtange in die Höhe ge— 
ihoben. Für den mittleren Verſchluß iſt an der Trieb— 
ſtange die feitliche Nafe f angebracht, welche fich in den an 
das Rahmholz des zu zweit aufgehenden?zlügels geſchraub⸗ 
ten Schließhaken g einlegt und jo an diejer Stelle beide 
Rahmhölzer zufammenhält. 

In Fig. 466 und 467 iſt der obere Schliehhaten &, wel: 
cher an den Weitjtab des Feniterfuttersangejchraubt wird, 

3 


Basquillriegel 


274 


Bat 




















Grundriß desfelben. Zwiichen 2 Halten x, welche mit ein= | 
ander durd) das Blech I, worauf fie eingejept und genietet | 
werden, ſowie durch das Querſtück m (bei E) verbunden | 
find, geht die oben verſtärkte Triebftange d durch, und ihr | 
oberes Querftüc n legt fich auf diefelben beim Verſchluß. | 
Das untere Riegelende und der untere Schliehfolben fann | 
wie in Fig. 456 konftruirt werden. Gegen das Biegen der | 
Triebjtange und zur Führung derjelben dienen zwei zu— 
nächſt den Schliehhafen anden Enden angebradyte verdedte 
Schieber oder gewöhnliche, außen fichtbare Führungsbüls 
fen. Die Zahl diefer Schieber od. Führungshülſen richtet 
ſich nad) der Höhe der Fenſter. Einfachere, bef. eingelafjene, 
verdedte Beichläge diejer Art fönnen von Schmiedeeiſen, 
die reicheren, bejonders wenn fie frei liegen, fichtbar find, 
von Meſſing oder Bronzeguß gemacht werden. Die Trieb- 
jtange befteht dann mindeſtens aus polirtem Eijen. Doch 
thu man auch hier beſſer, die ganze Vorrichtung unter die 
Schlagleiſte zu verjenten, ſo daß blos Griffe und Riegel: 
enden ſichtbar find. Dieſe laffen ich in gefälligen Formen 
dem jeweiligen Bauftil anpafien. 

Der Mäßſtab für unfere Figuren iſt etwa '/, der wirf: | 
lihen Größe, Die genaue Größe und Stärke richtet ſich 


argeftellt. D bei Fig. 466 zeigt die Vorderanficht, E den | 





natürlich nad) Höhe u. Schwere des Fenſters, der Thüre ıc. 

Basquillriegel, m., Basquilllange, f., frz. targette f- 
a bascule, targette à passequille, t. er&monne, engl- 
basquill-bolt; j. d. Art. Basquill. 

Basrelief, m., bassetaille, f.,demi-bosse, f., franz., 
engl. basrelief, flatrelief, lat.simia sculptura, ital. bas- 
sorilievo, Planrelief, Fladyrelief, n., nennt man Bildwerfe, 
welche nur wenig vor der Fläche ihres Hintergrundes her- 
vortreten; doch dient jebt das Wort oft, obgleidy mit Un— 
recht, für alle plaftiichen Kunſtwerke, weldye aus ebenen 
Flächen hervortreten ; j. Relief. 

Basrelief, m., en ereux, frz., ſ. dv. tw, Koilanaglyph. 

Bassa, f., ital., altes (ombard. Flüffigfeitämäh = 47 
Liter, in Venedig 45,,, Liter; 16 basse find — 1 Brenta. 





Bassecour, f., franz., bei vornehmen Yandhäufern ıc. 
j. vd. w. Wirthſchaftshof, auch Hinter: oder Stallhof bei 
frädtifchen Gebäuden, bei Burgen der äufere Hof. 

Basse-court, f., frz. (alt. Kriegsb.), bededter Gang von 
der Poterne eines Thurmes zur Barbacane. 

Basse-eau, f., basse-mer, basse-mar6e, f., franz., 
tiefiter Waſſerſtand zur Zeit der Ebbe. 

Basse-enceinte, f., franz. (Kriegsb.), Unterwall; ſ. d. 
Art. Fausse-braie, [Ptz.) 

Basse-6toffe, f., * Legirung von Blei und Zinn. 

Basse-fosse, f., frz., j. Burgverließ. 

Basselisse, f., 
oder Leinen, der Einichlag Wolle oder Seide iſt und deren 
Kette horizontal liegt; vergl. Hautelisse. 

Basse«-nef, irz., Seitenichiff (i. d.). 

Basse-@uvre, f., frz., Untergeichoß, ſ. Oeuvre. 

Basse-palde, f., pal&e basse, f., frz. (Waiferb.), das 
Grundjoch. 

Bassicot, m., frz., nennt man die Käſten, in welchen 
man den in tiefen Brüchen gewonnenen Schiefer nad) der 
Oberfläche fördert. Sie werden aus ftarfen Bretern ge— 
zimmert und an den Eden miteifernem Gebinde verjehen ; 
zwei eiferne Bänder legen fich um den Kasten herum und 
bilden an der oberen Kajtenfante Ringe für den eifernen 
Bügel, der ebenfalls oben einen Ring hat, mittels defien 
er an den Hafen des Schachtieiles angehängt wird. Iſt der 
Kaſten mit jeiner Laſt oben angelangt, jo wird ein Karren 
unter ihn geihoben, auf weldem der Kaſten weiter be- 
fördert wird. 

baffig oder paffig, auch blafig, adj., heißt: mit jpiralför= 
migen oder in unterbrodyenen Spiralen ſich berumzichen- 


fuz., gewirfte Tapete, deren Kette Wolle | B 





den Figuren verſehen; beſ. bei Sefähen im vorigen Jahr 
hundert jehr Mode. Gewundene Säulen fünnte man eben 


falls b. nennen. B.drehen (drechſeln) geichieht mit einem 
elajtiichen Dreheiſen. 

Bassin, m., jrz., im Deutjchen n., engl. basin, bason, 
ital. bacino, 1. Beden, in der Regel mit Rafierbebälter 
(f.d.) identijch, bef.: a) verzierter Waſſerbehälter. Die Wahl 
der Form jelbit jowie der Verzierungen hängt natür— 
lid von Stellung, jpeziellem Zweck und der Beziehung 
ab, in der ein B. zu feinen Umgebungen, rejp. zu einem 
Gebäude ſteht, wodurch ſich aud) die Wahl des Stils be— 
ſtimmt. Die Konjtruftion iſt ebenfalls jehr verichieden u. 
richtet fich bei. nach dem zu Gebote ftehenden Material. 
Kann man das B. ala Monolith(f.d.) herſtellen, ſo braucht 
man eben nurdurcheine Tränkung mit Del, einen Anſtrich 
od. dergl. den Stein wajjerdicht zu machen; muß man es 
aus mehreren Platten zuſammenſetzen, jo thut man qut, 
diefelben nicht ſtumpf, jondern in Falz oder Nuth zuſam— 
menzujtoßen, muß aber dann jowohl die Plattenflächen 
durch Tränfung oder Anſtrich, als die Fugen durd) Ber: 
fittung waſſerdicht heritellen. Am meiften Sorgfalt erfor: 
dern die gemauerten Baffineinfafungen, frz. falere, m., engl. 


| falere; am leichteiten zu erreichen ijt die Dichtung bei Mes 


tall und Holz. Ueber alles dies finden ſich verichiedene 
Vorſchriften in den Artifeln Anstrich, Aſphalt, Cement, by- 
drauliſcher Kalk, Keſſel, Mörtel, Rejervoir, Waſſerbehäl⸗ 
tere. Die Franzoſen unterfcheiden bei Gartenwaſſerkünſten 
b. de fontaine, Brunnenjchale, b. de decharge, Sam: 
melbeden für das von den Waſſerkünſten als überflüſſig 
ablaufende Waſſer, b. en coquille, en vase etc. nach der 
Form. b) B.s für Del und ähnliche Flüffigkeiten find noch 
weit ſchwerer zu dichten als Waſſer-Bis; ſ. d. Art. Oel— 
behälter. e) B.8 für Laugen, jelbjt fürjiedende, faunman 
dadurd) dicht, d.h. für die Qauge unangreifbar, beritellen, 
daß man fie mit Platten von Schweripat (vergl. d. Art. 
Baryterdeſalze) ausfleidet. Als Kitt für die Fugen dient 
1 Theil Kautichuf mit 2Theifen Terpentinöl digerirt; jo- 
balddie Auflöfung gleichmäßig tft, werden 4 TheileSchwer- 
jpatpulver zugefeßt. — 2. B. d’un port, der Binnenhafen, 
das Hafenbeden, Dod; b.deconstruction, das Werftdod, 


‚die Kumme. — 3. B. d'une balance, die Wägſchale. — 


4. (Maur.) ringfürmiger Haufen von Sand, Hall oder 


Mörtel, als Erjak eines Kaltens zum Anmachen des Mör: 


telö dienend. — 5. (Waſſerb.) b. fluviatile, Flußgebiet; b. 


de partage, Waſſerſcheide beim Kanalbau. — 6. b. A la- 


ver, metallenes Waſchbecken. 

Bassine, f., jlacher Kupferkeſſel. 

Bassinet, m., frz., 1. Heines Baſſin, be, in Brunnen: 
häufern oder dgl. zum Mefjen der von einer Quelle ges 
lieferten Wafjermenge. — 2. Schälchen an den Leuchtern 
zum ——— des herabtriefenden Wachſes. Vergleiche 
obdehe. 

Bafora-Gummi, n., falſcher Traganth, gomme f. de 


' Bassora, Gummi Bassora s. toridonnense, fommt von 


der weihrindigen Alazie in Nordindien u. auf Java(Aca- 


' eialeucophlaea Wild., yam. Hilljenfrüchtler). Estommt 


oft als Verfälichung des echten Traganthgummi in den 
Handel. Wr 

Baforin, n., fr}. bassorine, f., Pilanzenjchleim, wel: 
der den Grundſtoff des Bafloragummi (j.d.) bildet, aber 
außer aus der dort genannten Atazienart aud) noch aus 
anderen Pflanzen gewonnen wird. | Wf.] 

Bafl, m., feltener n., frz. liber, livret, m., engl. bast 
were innere zarte Rinde zwiſchen Borke u. Holz; fie be: 
tchtausden Baftgefähen der Gefüßbündel, deren Zwifchen: 
räume mit Zellgewebe (Parenchym) ausgefüllt find, und 
bildet getrodnet eine weiche, zäbe Maſſe, die ſich leicht in 
bandartige Streifen theilen u. zu Striden x. flechten läßt; 
be. eignet jich dazu Lindenbaft. Rußland fertigt jährlich 
ca. 14 Millionen Stüd Baſtmatten im Werth von 3 Mill. 
Rubel und fällt dazu 1 Mill. Linden. Eine ſtarke Linde 
giebt etwa 1 Etr. B., aus dem man etwa 12 Matten ge: 
winnt. Die Rinde wird längere Zeit in Wafjer gelegt u. 


Baftarddrud 275 . Baftion 3 


dann der B. abgetrennt. In den Bergwerfen des Ural be: | der Flankengeſchütze durch Kaſematten. Nüdfichtlich 
ftehen fast alle Stride und Förderförbeaus B. Die Mat: | der Stellung an der Bolygonjeite unterfcheidet man Eck— 
ten werden entiveder mit der Hand geflochten oder auf ein= | u. Mittels (Rimpler's Manier), platte Bollwerte (altipan. 
fachen Stühlen gewebt. Vielfach verwendet wird in Süd- | od. ital. Manier), frz. b. plat, engl.flatb. Iſt das Bollwert 
alien der B. des Papiermaulbeerbaumes; ſ. d. Urt. durd) einen Graben von der Hauptummallung getrennt, 
Baſtardbruch, m., unechter, uncigentlicher, unreiner | fo wird es ein abgeriüdtes oder abgejondertes, frz. 
Bruch, ein Bruch, der mehr als eine Einheit ausdrüdt, | bastion detache, engl. detached b. genannt (Baubans 
z. B. .3 ſ. d. Art. Bruch. 3. Manier). Es heißt voll, wenn der innere Raum des 
Baftard-Eolophanhols, n.,fommt v. Bursera obtusi- Bollwerkes inder Höhe des Wallgangs liegt; leer, hohl, 
folia Lam. (Fam, Balſamgewächſe) auf den Mastare- | frz. b. vide, creux, engl. empty, hollow b., wennderjelbe 
nen; chemals arzneilic, jetzt nur technijch verivendet. ‚ mit dem natürlichen Horizont zufammenfällt. Erjteres 
Baftardfeile, f., frz., lime bätarde, f., engl. bastard- | eignet jich befonders zur Anlage von Abfchnitten zc.u.heifit 
file, Feile (ſ. d.), mit Mittelbieb oder Baflardhieb, m., frz. 
taille bätarde, moyennetaillef., engl. bastard-cut. 
Baftardfenfter, n., franz. fenötre bätarde, fenötre 
mezzanine, f., engl. flemisch window, Halbgeſchoßfen⸗ 
fter, in der Regel eben jo breit, aber niedriger als die an- 
bern Fenſter, aljo ganz oder nahezu quadratiſch. 
Bafard-Gunyakhols, n., heißt das Grün- oder Belb- 
ebenbolz der Antillen von Bignonia Leucoxylon (Big- 
noniaceae); ſ. d. Art. Gelbebenholz. 
Baftardmahngeni, n., franz. acajou bätard, m., engl. 
bastard-mahogany, ſ. d. Art. Mahagoni. 
Baftardtraß, m., fr3.trassotte, f., fünitliches, doch hier 
und da auch natürlich vorfommendes Gemenge aus 1 Th. 
wirklichem Traß (j.d.), 1 Th. Sand und 3 Th. Kalk; wird 
feiner Haltbarteit und Wohlfeilheit wegen in Holland oft 
als Mörtel zu Mauern außerhalb des Waſſers gebraucht. 
Baftei, f., j.d. Art. Baition. 
Bastide, £., frz., 1.(Srieg&b.) veralteter Name fürvor: 
eichobenes Blodhaus oder temporäres Fort. — 2. In der 
—— beſ. bei Marjeille, j. v. w. Landhaus, beſ. wenn 
es einzeln liegt. 
Bastille, f., frz, engl. bastile, im Mittelalter eigent- 
lich hölzerner Belagerungsthurm, jpäter Borburg, Aufen- | 
wert einer Burg, bejejtigter Thurm, dann auch jedes feite, | 
mit Thürmen verjchene Schloß ;vom Anfang des 18. Jahr: 
bundert3 an j. v. w. Fronfeſte, Gefängnis. 
Bastillon, m., frz., Heine Bajtille, auch]. v. w.cavalier. 
Bastimentum, n., lat., altfrz. bastiment, m. Gebäude. 
Baftion, n. u. f, frz. bastion,, m., engl. bastion, lat. 
bastionus, m. 1. (Feitungsb.) Mit Erfindung des Schieß⸗ 
pulvers mußte die bisdahin übliche Befeitigung mit Ring: , 
mauern u. Thürmen, da fie feinen Raum für Aufitellung | 
der Geſchütze bot, wejentlich geändert werden. Man ichüt- | 
tete an die innere Seite der —— einen Wall auf, er⸗ 
niedrigte die Thürme und Mauern und gab erſteren grö— 
Bere Durchmeſſer. So entſtanden runde Bollwerke, Kum- | 
dele. Albrecht Dürer, welcher neben einigen italienijchen 
Meistern den Uebergang der alten Befeitigung in die neuere | 
repräfentirt, verbefierte die Rundele weſentlich dadurch, 
daß er ihnen zur beſſern Beitreihung des Grabens vor den 
Balllinien Lünettenform gab, und nannte fie dann Bafel. 
Das B. ein Feitungswerk in Form einer Lünette, j. Fig. | 
468, iſt charakteristiicher Bejtandtheil des Lafionärtrace 
od. der Baftionärbefefigung; f. d. Art. Die Konftruftion des 
B. hat im Lauf der Zeit manchfachſte Veränderungen 
erlitten. Als Hauptgrundfäge gelten jept: Man eritrebe 
lange Facen oder Gejichtölinien ab und a ce, um möglichit | - 
viel Raum zu Aufftellung von Geſchützen zu erhalten; der | 
“ Saftionswinkel, bejtrichene od. flankirte W., Bollwerklswin- dann abgeichnittenes B., frz. b. retranche, engl. re- 
telbac, frz. angle flanqu6, a. saillant, engl. flanked, | tranched b., legteres zu Anlage von bombenficherenilnter- 
salient a.of the b., jeimöglichjt jtumpf, um die Facen dem kunftsräumen ; halbes B., fry.demi-bastion, engl. demy 
Enfiladefeuer befjer zu entziehen; der innere Raum der | bastion, ital. mezzo bastione, jpan. medio bastion, 
B., der Baflionskeffel, fra. vide du b., engl. hollow space, | nennt man ſolche, die nur eine Face und Flanke beſitzen ır. 
jei möglichſt gro, um Plap zu Anlage großer (Kapitals ıc.) | fich mit ihrer Spige an eine meift in der Richtung der Ka— 
Traverjen, Abjchnitte ze. zu gewinnen; rehtwinflige | pitalegebende Beiejtigungslinieanlehnen. Das». ift ab— 
Stellung der Flanken zu den Defenslinien, | geitumpft, wenn die Bollwerfsfpige verbrochen iſt; te= 
z. B.cdzudi,kfzuaf:xc., it nöthig, um den Haupt: |naillirt, wenn diefe Abitumpfung noch einen eingehen— 
derer von den anliegenden Eourtinen u. Facen des Nach- | den Winkel hat. Ein B. iſt regelmäßig, wenn die ſich 
arbaftiones bejtreichen zu fönnen, ebenſo gute Deckung entſprechenden Linien von gleicher Länge find, im ent: 
3° 








Sg. 468. Baftionärfront. 













Baftionärbefeftigung 276 Dathometer 


gegengejepten Falle heißt es unregelmänig. Es ijt ein | Menge auftritt, kann er das Nbjterben der bewohnten 
aujammengejeptes oder gemiſchtes, wenn die bei | Theile herbeiführen. 

der Konjtruftion mafgebenden Berhältnijje nur dietbeils Baftkohle, f. (Mineral.), cine bajtähnliche, elajtiiche, 
weile Beibehaltung der urfprünglichen Gejtalt eines Boll | faſt biegfame Braunfohlenabänderung, wahricheinlich aus 
werfes gejtatten. Untereinem doppelten B., fr3.b.dou- | Erlen= oder Kiefernrinde umgewandelt. 

ble, engl. doubleb., verjteht man eine foldye Anordnung, | Bastone, m., ital., auch toro, Rundjtab, Pfühl; j.d. 
bei welcher das eine durch ein zweites, rückwärts gelegenes Art. Glieder und Torus. 

verftärtt wird. Baftionirter Thurm, Bollwerks- baſtſchälen (Foritw.) von Eichen und Buchen für Loh— 
thurm iſt die Bezeichnung für Zetagige Kaſemattenkorps gerber und Färber, von Linden zu diverjen Arbeiten den 
in Bajtionsform, wenn fie nad) Baubans 3. Manier zur Baſt abjchälen; darf nur an ſolchem Holz vorgenommen 
Anwendung fommen. werden, welches furz darauf gejchlagen werden joll. 

An einem B. find noch einzelne Bejtandtheile, wiefolgt, | Baſtſeil, n., frz. cordef.deliber, engl. bast-rope, Seil 
benannt. Die Linien b e u. cd, die Flanken oder Strei- aus Baſt, bei. aus Lindenbait, frz. cordedetilleul, engl. 
den, ag die Kapitallinie und e d die Kehle. Punkt a die | linden-cordage, bej. von Fiſchern gebraucht, weil es in— 
Baflionsfpiße, Bollwertsipige, Pünte, frz.pointe, point, p. | folge jeiner Leichtigkeit ſchwer unterjintt. 
saillant, engl. Pure, bie Punkte bu. c die Schule | Bafulme, f., j. d. Art. me. 
terpuntte, die Bunte d, e u. (die Courtinens oder Mittel: | Baswa, der Ochs, bei den Dftindiern Name des Dar: 
wallpunfte; Winfel a c d oderabe der Schulterwinfel, | maderwa, des Bottes der Tugend, weldyer ala Stier vor— 
Winkeledfder Courtinenwintel. Die Baftionsfacen haben | geftellt wird. 


die verfchiedenartigften Konſtruktionen erfahren; fie find | Batail, m., frz., der Glockenklöppel. 

entweder gerade oder gefriimmt (Bousmard u. W.)od. Bataille, f., franz., Windmauer, Schutzwand auf der 
doppelt (Eoehorn, Ehoumora), u. manunterjceidet dann | äußeren Mauer um Herd und Bicht des Hohofens (j.d.). 
hohe und niedere Facen. Ebenjo wurden die Flanken biätard, frz., adj., porte bätarde, Hausthor, das aber 
verjchieden angelegt, zuerſt rechtwinklig, fogar ſpitzwinkl- für Wagen zueng iſt; Tenötre bätarde, j. Bajtardfeniter; 
lime bätarde, ſ. Baftardfeile; couleur bätarde, unent- 
jchiedene, gebrochene Farbe. 

Bätardeau, m., frz. 1. (Wafferb.) Fangedamm (j.d.). 
— 2, (Kriegsb.) ſ. v. w. Bär, j.d. unter 4. — 3. (Schiffsb.) 
Bretererböhung des Bords, das Waſſer abzuhalten, wenn 
das Schiff auf die Seite gelegt wird. 

Batch, s., engl., 1. (Ziegl.) der Brand, das Gebäd, die 
auf einmal gebrannte Anzahl von Ziegeln. — 2. (Glas) 
der Glasſatz, die Schmelze. 

Bäte, f., frz. (Schlofj.), der Umſchweif (f. d.). 

Bate, s., engl., Gewebe des Holzes, Fajergemwebe. 

Bateau, m., frz., 1. (Schiffsb.) das Boot, Ruderſchiff; 
b. Aa vapeur, das Dampfboot; b. de passage, der Fähr: 
lahn, ſ. d. Art. Bac; b. lesteur, die Ballaftichute; b. de- 
lesteur, der Ballaftlichter; b. plat, der Prahm; b. Co- 
chaux, Dampfbagger; b. dragueur, Baggerprahm, b.- 

rte, der Thorfahn ; — 2. (Brüdenb.) der hölzerne Brük⸗ 

enkahn, Holzponton, b.-foncet, die Schute. 

Batel6e, f., frz., die Bootsladung. 


lig zur Eourtine, jpäter rechtwinklig zur Defenslinie, 
theils gerade, theild gekrümmt (von Vauban, Coe- 
horn und Bousmard vorgeichlagen, um den Contrebattes 
rien, (j. d. Art Batterie) möglichſt viel Geſchütze und ein 
möglichjt konzentrirtes Feuer entgegenftellen zu könnenu. 
die betr. Linie befjer gegen Enfiladefeuer zu deden), theils 
nahinnengebroden, „zurüdgezogene“, „retirir= 
te Flanken“ (ital. Manier, Spedle, Bayan, Bauban); 
die vorjpringende Schulterdes B.8 wirddann Baftions- 
oderBollwerfsohr, fr. orillon, oreillon,engl.orillon, 
genannt. Mit den zurüdgezogenen find aud) Doppelte 
und dreifahe Flanken verbunden (italienihe Ma— 
nier, Niederländer, Spedle, Payan u. A.), und man 
fpricht dann ebenfalls von hohen, mittleren und nie— 
deren Flanten. 

2. Bededter Pavillon auf einer Terraffe an der Haupt⸗ 
ede eines Gebäudelompleres. | Ms.) 

Bafionärbefekigung, f., Ballionärfpfem, n., frz.syste- 
me m. bastionng, fortification f. à bastions, engl. ba- 
stion-system, bastionary fortification ($triegsb.), die | Batement, s., engl., 1. der Abjchnitt, Abhieb, Span. 
jenige Befeftinungsmanier (j. d.), deren Schwerpunft auf | —2.Nud) carving,traceryete.,durcdhbrocheneBerzierung, 
Anlage von Baftionen beruht. Den Grundriß einer jol: | bef. Mähwerf, 
chen —— das Baſtlonãrttacẽ, gewinnt man folgender⸗ Batement-light, s., engl., die Mäßwerksöffnung, das 
maßen: Jede Seite der Hauptbefeftigungstlinie, Rolygon= | Mähwerkslichte. 
ſeite a 3, 519.468, wird zu Anlegung einer Bollwertsiront, | Bath, Bat, Batus, hebräijches Flüſſigkeitsmäß, welches 
baftionirten front, frz. front bastionne, engl. bastion- | joviel wie das Epha fürtrodene Dinge, nämlich den 10. Th. 
front, benußtu. zudiefem Behuf halbirt. Jm Halbirungss | des Chomer, enthielt. Nach Zojephus= 72 Krrar, sexta- 
punkt n wird der „Perpendikel“ n I errichtet und = "/, | rüi = 1 attifcher Metretes; man hält es etwa — 1 Berlis 
bis '/, ai gemacht. Auf der Defenslinie al und li werden | ner Scheffel, nad) Anderen = 2760 Par. Kubitzoll oder 
—— acundik= , bis *, ai abgemeſſen; die = 55 Liier. 

apitallinien a g und iz erhält mandurd albirung des | Bath, s., engl., das Bad. 
Bolygonwintels a io undi a p; von eundkwerdendann Bathing-tub, 8., engl., die Badewanne. 
Hlanflinien rechtwinklig aufl k x beziehentlich a c Tgefällt | Bath-Metall, n., frz. metal deBath, engl. Bath-me- 
und jo dic Courtinenpunfte d und /, damit aber die Eour= | tal, Legirung von Zink und Kupfer, welche mehr Zinthält, 
tine od. der Mittelwall dm f gewonnen. Hieraufgehtman | daher weißer iſt als Meffing (1. d.); wird durch Zujammen- 

u weiterer Entwerfung der Örabenbreiten, Mauerjtärfen, | ſchmelzen von Meſſing mit Zink erhalten. 

bichnitterc. über. In ig. 468 iftabedeeinabgefchnitte- | Bathometer, n. (von adoc. Tiefe), Inſtrument zu Er: * 
nes u. leeres Bajtion, ayder Abſchnitt hinter demjelben, fk | forfchung der Meerestiefe. Gewöhnlich beftcht es auseinem 
ihr ein anliegendes und volles Baftion; die Anlagen, | Bleigewicht von 10 bis 12,, kg. Schwere, welches an der 
weldye mit 8 8, tt, v und q bezeichnet find, find Grabender⸗ unteren Fläche eine mit Talg gefüllte Höhlung hat, damit 
theidigungen, « der Graben, de heißt die Kehllinie, d g ſich hieran Gegenjtände auf dem Meeresgrund anhängen 
die halbe Kebllinie, Halbfehle. | Ptz., Mes.) fünnen, und welches mittels einerftarfen hanfenen Schnur 

Baftkäfer, m. (Hylesinus polygraphus L.), doppel= | hinabgelafjen und heraufgezogen wird, worauf man die 
äugiger, ijt ein 2,, mm. langes Käferchen von graujam= | Schnur mit. Eine andere Art ift folgende: Zwei Körper, 
metnem Ausſehen, das im Ajtholz der Nadelhölzer (auch | von denen der eine leichter, derandere ſchwerer als Waſſer 
Kirihbäume) halb in der Rinde, halb im Splint Gänge | ift, werden ins Meer geworfen und trennen fich vermöge 
gräbt und dort jeine Brut unterbringt. Wo er in großer | einer Vorrichtung in dem Moment los, wenn der ſchwerere 


Bathſtein 277 Batterie — 


den Meeresgrund erreicht ; der leichtere fommt dann nah | Battellement, m., franz, die unterſte, meiſt doppelte 
einiger Zeit wieder oben an; aus der Zeit vom Moment | Reihe Dachziegel, Fußſchicht, Traufichär. 
des Herabwerfens bis zum Wiedererfcheinen des leichteren | Battement, m., frz., Schlagleifte an einem Thür- od, 
Körpers läßt ſich nun die Tiefe berechnen. Doch wirken | Fenfterflügel. 
bei beiden Arten die Strömungen nadıtheilig ein, weilim|  Batten, s., engl., 1. (Zimm., Schiffb.) die Latte, Leiſte 
erjteren Fall dadurd) da8 Gewicht nad) der Seite gezogen ‚ (Sugenleite). — 2. Das Richtjcheit. 
wird, im legteren Fall man nicht genauweiß, wo der leich⸗ batten, to, to belly, v.n., engl., anſchwellen, aus— 
tere Körper wieder ericheint, und jo den Moment, wann | bauchen 
er angelangt ist, nicht genau zu ermitteln vermag. Battening, s., engl., 1. Die Bliejterlattung. — 2. 
Bathfein, m. (Mineral.), ſ. Badefinter. Auch belly, jutting-out, Ausbauchung, Baud. 
Bäti, bätis, m., frz., Rahmwerk, Gerüſt von Rahmen | Batten-door, battened door, s., engl., die Bretthüre 
zu Aufnahme von Füllungen, 3. B. die Gejamtheit der | mit Fugenleijten. 
Frieſe einer Thür, Holzwerf einer Fachwand, Zulage zu) Batter oder Battering, s., engl. (Maur.), fehler: 
einem Dad) x. haftes Ilberhängen oder Anlaufen einer Mauer, daher 
Batiere, f.,frz., 1. Dachjattel; toitenb.,auchtoitäb., | batter, to, v.n., engl., von der Lothrechten abweichen; 
zuſammengezogen tabatiöre, Satteldad). 2. Glockengiebel. hingegen to batter, v.a.,in breach, eine Brefche ſchießen. 
Batifolium, n., lat., frz. batifolle, f., im Mittelalter | Batterand, m., frz, Bojjelel, Boßhammer. 
1.5. v. w. Bajtion; 2. Holzthurm im allgemeinen, Batterdeau, s., engl., ſ. Bätardeau. 
Batiment, m.,frz., lat.bastimentum, 1.da8 Gebäude, | Batterie, f., fr. batterie, f., engl. battery, ital. batte- 
die Baute, derBau, bei. dasnod im Bau begriffene Haus, | ria, jpan. bateria, f., der Stüdwall. 
das Gebüudeals Erzeugnisder Technik; b.additionel,ac-) L.(Kriegsb.) Unter B. verjteht man, abgefehen von 
cessoire, der Nebenbau, das Seitengebäude, Nebenges | der taltiſchen Einheit der Feldartillerie, irgendwelche Be— 
bäude; b. adosse, flanque, der Anbau; b. simple, dou- | jeitigungsanlage zum Schuß einer Geſchützaufſtellung. Die 
ble ete., Gebäude, welches aus 1,2 ꝛc. Flügeln beiteht; | Anlage folder Befeftigungen ſetzt meijt voraus, daß die 
b. isole,detach6,daseinzelnftehende®ebäude; b. particu- | Aufftellung d. Geſchütze längere Zeit eine u. diefelbe bleibt. 
lier, das Privatgebäude; b. de l’Etat, öffentliches Ge= | Dieje Fälle treten ein bei Angriff u. Bertheidigung feſter 
bäube; b.d’exploitation, Birthichaftsgebäude. — 2. Das | Pläte od. bei Verteidigung der Hüften. Demnach unter= 
Schiff mit ähnlicher Nebenbedeutung, d. b. das Schiff als | ſcheidetman Angriff&=B.,frj.b.desiege, b. d’attaque, 
Holzgebäude; b. simple, double ete., das Schiff mit 1, | engl. besieging b., Vertheidigungs=®B., frz. b. de 
2 x. Deden;_b. ponte, das Schiff mit Ded;, b. ras, non- | defense, u. Küſten- od. Strand-®B., b. de cöte, engl. 














ponte&, das Schiff ohne Ded. coast-b., land-b., shore-b.,sea-b. E3giebt aber auch B.n, 
bätir, v. a.,franz., bauen; bäti(partic.) a chaux et a | bei welchen das Dedungsmittel mit den Geſchützen feinen 
ciment, baufeit, baufähig. Standort wechieln kann, 3. B. ſchwimmende B., frz. b. flot- 
Bätis, m., ftj., 1.5. v. w, Bäti. — 2. B. du placage | tante, engl. floating b., bejpannte, d. h. reitende od. fah⸗ 
(Tifchl.), das Blindholz. rende B., frz. b. attelde, montée. 


Bätisodage, m., frz., Dedenpug aus Härkalk u. Lehm. A. Angriffs- oderBelagerungsbatterien, Man unterichei- 

Bätissage, m., frz, das Bauen, die Bauthätigfeit. det: a) Ihrem jpeziellen werk nad): 

Bätisse, f., frz., 1. Bau, jo lange er noch nicht vollen | 1. Enfilir=B., beftreichende, flanfirende B., franz. b. 
det ift. — 2. Gebäude mit Ausſchluß des Holzwerks, auch d’enfilade, b.en rouage, engl.rakingb., u. Rikoſchett— 
Geſamtheit alles Mauerwerts an einem Gebäude. — 3. B., frz. b.ricochet, engl. ricochet b.; jie beftreichen die 
Unſchönes, bef. ſchwerfälliges und fahles Gebäude. Linien von Feſtungswerken oder ganze Feitungsfronten, 

Bätisseur, m., frj., 1. der Bauluftige (von der Bau: | 2. Demontir=®., frz. b. de plein fouet, engl.direet 
wuth Bejallene). — 2. Schlechter Baumeifter,Baupfujcher. | gun-b., um die Vertheidigungsmittel — Geſchütze ıc. — 

Batiture, f., frz., j. Battiture. und Dedungsmittel — Bruftwehr, Traverjen, bedeckte Ge— 

Bäton, m.., frz., engl. batoon, der Stod, Stab; daher: ſchützſtünde ıc. — angegriffener Feitungsfronten zu zer— 
1.Rundjtab, j.d. Art. Bastone u. Torus; b.rompu, engl. | ftören. 
broken batoon, broken stafl-work, gebrochener Stab, | 3. Breſch-B. frz. b. de bröche, engl. breaching b., 
a la grecque; bätons rompus, pl., der Zinnenfries. — | um die Sturmfreiheit der angegriffenen Werfe an irgend 
2. B.d’arpenteur, die Meßſtange; b.delachained’arp., | einem Punkt zu vernichten, d. b. das Mauerwerf der Eds 
der Kettenſtab. — 3. (Schloſſ.) B. rompu, das gefröpfte | carpen, anliegender oder freijtehender, zum Einfturz zu 
Erfen. — 4. (Schiffb.) B. de girouette, der Flügelſtuhl; bringen, eine Brejche zu erzeugen, Sie heihen Direkte, 
B.de pavillon, der Flaggenftod; b.depompe, der Bum- | wen das Ziel von der B. aus geſehen werden fann; in= 


penjtod. ‚direkte, wenn vorliegende Befejtigungswerte das Ziel 
Bätonn6e, f., frz., der Pumpenſchlag, Bumpenjtet. | verbeden. 
Batfche, f., |. Batiche, Pritiche, Tennenfclägel ıc. | 4. Contre:®.n, fr. contre-b.,engl.counter-b.,jollen 
Batt, black batt, s., engl. (Mineral), der Kohlenſchie- die Flankirungsanlagen der angegriffenen Feſtungsfron— 

fer, Brandiciefer. ten befämpfen u. werden wie die Breich=B.n in direkte 
Battage, m., franz.. das Schlagen; b. des pieux, das | und indirekte eingetheilt. 

Biahlichlagen, die Rammarbeit. 5. Mörjer- oder Wurf=-B.n find ſolche, indenen nur 


Battunt, m., frz., 1.eigentlich Höhefries; b.ameneau, | glatte oder gezogene Mörjer aufgejtellt werden, um durch 
die Vorderhöhe; b.a feuillure, die Hinterhöhe, Bandhöhe; | Vertitalfeuerdie bombenficheren Räume der Angriffsfron— 
doch meist gebraucht für Flügel einer Thür od. eines Fen⸗ | ten zu zerſtören. j 
ſters. — 2. Glodentlöppel. — 3. (Schlojj.) b. du loquet, | 6. Bombe rdementsd = B.n find folde Angriffsb.n, 
hebende Falle. welche durch Wurffeuer, VBertheidigungs: und Dedungs- 

Batte, f. Batten heißen im Norden Deutichlands lange | mittel die Feſtung zeritören follen, beſ. aber gegen die mis 
fihtene oder tannene Pfojten von höchitens 18 cm. Breite | Titärifchen Etablifjements des Platzes — Zeughäufer, Ka— 
und 10 cm. Dide; Battenend, n., Diefelben, wenn fie nur | jernen, Magazine — gerichtet jind. 
bis 2'/, m. Länge haben. | b) Nach der Lage der Batteriefohle im Verhältnis zum 

Batte, £., frj., 1. (Pilaft., Straßb.) die Handramme, | Bauhorizont: . 
der Schlägel. -— 2. (Gich.)der Stampfer,das Dimmbol;. | 1. Erböbte ®.n, frz. b. élevée, engl. cavalier-b.; die 

Batteling, s., enal., j. Battlement. Geſchützbettungen liegen höher als der Bauhorizont. 


Batterie 


2. Horizontale B.n, frz. b. de niveau, engl. level- 
led b.; die Geſchützbettungen liegen im Bauborizont. 

3. Verſenkte B.n, fr}. b. enterree, engl. sunken b.; 
die Geſchützbettungen liegen unter dem Bauhorizont. Lie- 

en infolge eigenthümlicher Terraingeftaltungen, 3. B. in 
elfigem oder bergigem Terrain, die Geſchütze einer B. in 
2 od. mehreren Gruppen in verichiedenen Niveauhöben, fo 
nennt man diefe Art auh Etagen: od, Stodwerfs-B. 
ec) Nach der Art der Aufſtelung der Geſchütze hinter der 
Bruſt wehr 

1. Bank-B.in — Barbette-B.n; die Geſchütze feuern 
über Bank. 

2, Scharten-Ban, die Geſchütze feuern durch Scharten. 

3. In ſehr exponirten B.n werden mitunter die Ge— 
ſchütze einzeln oder parweife in granatfichere Unterjtände 
en u. derartige B.n heißen bededte oder überbaute 

— m batterie blindee, engl. blinded b. 

d) Nach der Konftruktionsweife. 

1. Erd-B.n. 

2. &emauerte B.n, jehr jelten. 

3. Sandjad=B.n. Bei feljigem Untergrund, wo die 
zu Herjtellung der Bruftwehr nöthige Erde mangelt, ijt 
man zu Verwendung der Sandjäde als Baumaterial ge= 
zwungen. 

B. DieVertheidigungs-Batterien zerfallen ihrer Konſtruk⸗ 
tion nad in eg ag 

a)Offene B.n. Sie liegen meist auf dem Hauptwall 
als offene Wall-B.n, und find entweder Banl- oder 
Scartenbatterien. Zu beiferer Dedung der Geſchütze wer: 
den bei leßteren zuweilen hinter den Erdicharten noch 
Eifenihilde mit Scharten aufgejtellt, oder jedes Ge— 
ſchützemplacement ift um feine ganze Länge in die Bruft= 
wehr eingeichnitten, jo daß dieſe mit ihrem inneren Theile 
traverjenartig zwiſchen den Geſchützen ftehen bleibt — 
Batteries tranchees. 

b) Kafemattirte B.n. Sie liegen 1.auf dem Ball — 
fajemattirte Wall:B.n (f. Fig. 469); 2. in den Es— 








— 
LEE 





yrfleter 


” 


Fig. 469. Profil einer fajemattirten Wallbatterie, 


carpen, Eontreescarpen, Caponnieren zc.; 3. neuerdings 
werden die Stirnmauern der fafemattirten B.n häufig 


| / — — 


9 — 





3 . Uder 
4 





Big. 470. Profil einer gepanzerten Batterie. 


durch vorgelegte Erdbruftivehren gededt, mastirt — B.n 
a la Haxo — oder 4. die Scharten werden mit Eiienplat- 
ten armirt — od. 5. die ganze Kafemattenftirn aus Eiſen— 


278 











jchilden gebildet — gepanzerte B.n (j. Fig. 470); 
6. liegt eine fajemattirte BWallbatterie im Saillant eines 
Werkes, jo heißt fie aud) Bonnet-B. 

c) Unter Flanken-Ben verjteht man jämtliche zur 
Grabenbeftreihung bejtimmte B.n; fie werden auch Re— 
vers=-B.n gen., jobald fie in der Eontreedcarpe eines 
Saillant3 oder in der dem Feind abgewendeten Escarpe 
eines Drillons liegen. 

d) Die Küften- od. Strand-B.n zur Bertheidigung 
der Hüften, Hafeneinfahrten ꝛc. find im allgemeinen wie 
die Bertheidigungs-B.n — offen oder fafemattirt — fon= 
ftruirt und unterjcheiden jich von diefen nur durch jtärfere 
Dedungen, da die Kaliber der Schiffsgeſchütze größer als 
die der Belagerungsgeihüge find. Eine meift zur Küſten— 
vertheidigung angewendete, von der bisher bejchriebenen 
abweichende rt jind die B.n a la Moncriefl, d. h. ſolche, 
deren Geſchütze auf Moncrieff- Lafetten ruhen. Dieje 
Lafetten heben das Rohr zum Feuern über die 3—3,, m. 
hohe Bruſtwehr, nadı dem Schuß jinft es aber jofort in 
eine tiefe Lage zum Laden und Nichten zurüd. Die Ge— 
ihüßemplacements find rings von der Bruftwehr einge- 
ichlofjen und haben nur einen ca. 2,, m. breiten Ausgang 
nad) rückwärts. 

C. Fahrende Panzerbatterien beſtehen aus Geſchützen, die 
in gepanzerten Eiſenbahnwagen auf®ürtelbahnen, Wall: 
eifenbahnen, Strandeifenbahnen verwendet werden. Der 
obere Theil des Wagens ift um eine vertifale Achje dreh 
bar, um gin möglichit großes Schuffeld zu erreichen. 
Mehrere jolhe Wagen bilden eine B. die durch eine Loko— 
motive in Rofition gefahren wird. 

D. Schwimmende Panzerbatterien find flachbordige, ge— 
panzerte Fahrzeuge, mit ſchweren Geſchützen armirt, ohne 
Tafelage,mit einer Schraube verfehen, zur Bertheidigung 
der Küſten, Häfen xc. [.Ptz.] 

DI. (Schiffb.) Inbegriff aller auf einem Ded, zu 
beiden Seiten desſelben, jtehenden Geſchütze. 

III. (Bhyjik.) Ueber eleftriiche, galvanifche ꝛc. B.n 
ſ. d. Art. Elektrizität, Galvanismus, Telegraph ꝛc. 

Batteriebalken, m., j. v. w. Batterierippe. 

Batteriebau, m. (Hriegsb.) Außer den Vorichriften, 
der Folge der verjchiedenen Arbeiten, der Art und Weiſe 
der Ausführung, giebt die Lehre vom B. vor allem Er— 
fahrungsjäge bezüglich der Leiftungsfäbigfeit und Beit- 
dauer der Erbauung. Auf Grund diefer Süße jowie ges 
wiſſer Angaben, welche vor dem Beginn des Baus fejt- 
gejtellt fein müfjen, regelt fid) die Anzahl der anzuftellen= 
den Arbeiter und die Ausführung. Zu diefen Annahmen 
gehört z. B., welche Gejhüßgattungen und welche Zahl 
zur Armirung beftimmt ijt, welche Schuhgattungen pro= 
jehirt jind, ob die Batterie auch für F anterieverthei⸗ 
digung hergerichtet werden ſoll, die Beſchaffenheit des 
Bauplatzes bis in das kleinſte Detail; ob die Batterie ver— 
ſenkt ꝛc. vor, hinter oder in eine Parallele, ein Couronnes 
ment od. Qogement zu etabliren ijt, ob Flantendedungen, 
Traverjen, Kommunifationen nöthig, ob der B. unter 
feindlichen Feuer, zu welcher Tageszeit auszuführen, bis 
zu welchem Beitpunfte zu beenden fei zc. ꝛc. 

Die Frontlänge einer Batterie ergiebt ji aus dem Er— 
fahrungsjaß, daß die freie Bewegung der Geſchütze 5—6 
m. Abjtand von Mündung zu Mündung erfordert, daß 
ferner die Bruſtwehr ca. 3 m. über die Flügelgeichüge 
binausreicht. Diefe Diftanz wird ſich natürlich modifizi— 
ven, wenn Umſtände e8 nötbig machen, die äußeren Schar: 
tenöffnungen zu vergrößern. Als Grundjaß gilt, die 
überjtehenden Theile der Bruftwehr (Merlons) in feinem 
Tall zu ſchwächen. Für VBrejchbatterien rechnet man als- 


Abſtand von Geſchütz zu Gejchüß oft nur 4—5 m., für 


Mörferbatterien 6 m. 

Die Breite einer Batterie wird durch das Kaliber der 
Geſchütze, die Geſchützgattungen, den Rüdlauf ıc., durch 
das Nöthigwerden von Magazinbauten u, dgl. beitimmt. 


Batteriediele 











der Batterie nie jhmäler als 8 m., bei Mörjerbatterien 
9— 10 m. jein darf. 

Die Bruftwehrftärke der Batterien richtet ſich, wie die 
einer jeden Verſchanzung, nad) der größeren od. geringe— 
ren Güte des Bodens in NRüdficht des Haltes, nach dem 
Kaliber und der Entfernung des feindlichen Geſchützes. 
Gewöhnlich nimmt man die obere Bruftwehritärfe gegen 
ſchweres Geſchütz zu 5—5"/, m. in gutem, feſtem Boden, 
" 6 m. in mittlerem, zu 7 m. in loderem an. Sejtattet die 

eichaffenheit des Terrains nicht, dieje durdy Erfahrung 
bejtimmten Mäße einzuhalten, jo muß die fehlende Boden= 
majje durch Güte u. Stärke der Berkleidung erjept werden. 
Die angegebenen Dimenftonen leiden bef. Menderung, je 
nachdem die zu bauende Batterie horizontal, gejenkt oder 
erhöht wird. Hinfichtlich der Höhe der inneren Eretenlinie 
—— die Regeln des vertikalen Defilements, für etwaige 

anlets zur Infanterievertheidigung die für Schanzen 
üblichen Annahmen. Die innere Böſchung macht man ſo 
ſteil als möglich; die äußere Bruſtwehrböſchung wird 
meiſt der ganzen Äußeren Höhe gleidy genommen (natür= 
liche Anlage). Für die Dimenfionen der Gräben gelten 
auch hier andere Srundjäße als bei Berihanzungen; der 
Graben joll gewöhnlicd nur das Material für den Erd— 
bau der Bruſtwehr geben, und wird daher gern breit und 
flach angelegt, wenn nicht gerade die Arbeit unter feind— 
lichem Feuer das tiefere Eingehen wegen des Schußcs der 
Arbeiter nöthig macht. Bei feiten Batterien, Flankir— 
batterien ıc. aber iſt die Tiefe de8 Grabens, weldyer bier 
Annäherungsbindernis fein fol, auf ca. 3 m., die obere 
Breite auf 5—6 m. anzunehmen. 

Die für eine Batterie nöthigen Verbindungswege mit 
den Bardllelen (Berbindungsgraben) dienen dazu, Dann 
Ichaft und Material, gededt gegen das Feuer des Platzes, 
in die Batterie zu bringen oder abzuführen. Liegt die 

« Batterie in der Parallele jelbit, jo wird diefe hier um 4 
bis 5 m. verbreitert. 

NRiücdfichtlich der Bettungen, Magazine ze. ſ. d. betr. Art. 
Bu Bewältigung der Erdarbeiten find pro Geſchütz 22, 

ro Mörjer 20 Mann, als Handlanger für Herbeijchaf: 
* von Materialien aus den Depots 8—10 Mann zu 
veranjchlagen. Die ausſchachtenden Arbeiter werden mit 
1—1,,, m., die treibenden mit 1,,,— 1,50 m. Abſtand auf= 
gejtellt. Grabenbreiten bis zu 4 m. erfordern eine Arbei: 
terreibe, von 4—6 m. deren zwei, von 6—8 m, deren drei, 

Die Zahl des Schanzzeuges nimmt man pro Geichüß 
wenigitens zu 24 Stüd an, von denen in gutem Boden */, 
Schaufel u. Spaten, '/, Haden, in jandigem Boden ®/, 
Scaufeln, Y, Haden, in fteinigem Boden Schaufeln, 
2, Hacen, Y/, Spipbauen fein müfjen. 

Zum Faſchiniren rechnet man zur inneren Batterie= 
verkleidung 3, zur Schartenverkleidung gleichfall® 3 Ar— 
beiter pro Geſchütz. Zum Transport einer 6 m. langen 
Faſchine werden 3, zum Tragen einer? m. langen 4 Dann 
geitellt. 

Bez. der Arbeitsleiftung bei Fertigung der Bekleidungs— 
mittel j. die einzelnen betr. Artitel. 

Bntteriediele, Battericplanke,, Battericbohle, Bettungs- 
boble, f., frz. madrier de plateforme, de tabloin, engl. 
latform-plauk ; dies find 25—30 em. breite, 4—7 cm. 
* Bohlen, welche mittels 22 cm. langer Batterienägel, 
frz. broches de plateforme, engl. spikenails, beſſer aber 
mit Holzichrauben, die man beim Schwinden der Dielen 
anziehen fann, auf die Batterierippen befejtigt werden, 
um jo die Bettung (}. d.) des Gejhüges zu bilden. 

Batteriefafdine, f., franz. fascine f. a revötir, engl. 
battery-faseine, 20—30 em. jtarfe, 3—5 m. lange Fa⸗ 
ſchinen zur Verkleidung ꝛc. beim Batteriebau (f. d.). 

Batterieflügel, m., frz. &paulement d’une batterie, 
engl. flanking-parapet ofa —— Kriegsb.), Flanken⸗ 


279 
Als allgemeine Annahme läht ſich feitjepen, daß die Sohle 








Battuta 
brujtwehr einer Batterie. Ueber die zurüdgezogenen 
Batterieflügel ſ. d. Art. Flügelwehr. 

Batteriemagazin, n. (Kriegsb.), Magazin innerhalb 
einer Batterie aus beſchlagenem Holz oder Schanztörben 
mit Balten, Dedfafchinen und Erde, gegen Wurffeuer ge- 
ichüßt, zu Aufnahme der täglichen Munition. Das B. muß 
jtetö dem Auge des Feindes entzogen fein; es ift deshalb, 
wenn man twegen des Terrains nicht die nöthige Tiefe 
haben kann, die Bruftwehr entjprechend zu erhöhen. Ein 
2"/, m. ind Geviert mejjendes, 2 m. hohes B. faht die 
tägliche Munition für 3 Gejchüge ſchweren Kalibers. 
Grundſatz ift, lieber mehrere Heine, jtatt weniger, aber 
größere aufzuführen. 

Batterierippe, Bettungsrippe, f., Rippholz, n., franz. 
lambourde f. du tabloin, gite m. de batterie, engl. 
sleeper of a plat-form , 8—15 cm. ftarfer Ballen, wie 
foldye der Länge nad) unter die Bettungen (f. d.) gelegt 
werben, 

Battering, s., engl., 1.j.v.w. Batter. — 2. Das 
Rammen, die Fa marbeit. 

Battiture, batiture, f., fr3.,der Glühſpan, Schmiede— 
ipan; battitures, pl., der Hammerſchlag, Eiſenſchlag, 
Schmiedejinter, Zunder; b. de fer, Eifenfinter; b. de 
cuivre, Kupferhammerſchlag, Nupferjinter. 

Battlement, batteling, embattlement, s., engl., 
altengl. batelment, embattailment, Zinnenreihe (j. d.). 

Tr, ın., frz., Schlägel, bei. Erdjchlägel, Tennen— 
patjche. - 

battre, v.a., frz, fchlagen; b. une ligne (Zimmer.), 
Holz abſchnüren; b. le fer, hämmern, ſchmieden. 

Batture, f., franz., Leimgrund zur Vergoldung, Ber- 
goldergrund. 

Battuta, f., ital., auch terrazzo venetiano genannt, 
venetian, Aeſtrich. Die Anfertigung neichieht in folgender 
Weife: Man nimmt a) 10 Theile nußgroße Stüde alten, 
vorher durch Austochung von dem darin enthaltenen Sal- 
peter befreiten Putzes oder Flußſandes, 1 Theil troden 
gelöjchten Graufalt (in Ermangelung deſſen troden ge- 
löſchten Weißkall) und ungefähr 2 Theile Waſſer. Diejer 
Beton, weldyer die Konftitenz durch Regen feucht geworde— 
nen Kieſes haben muß, wird auf das Gewölbe, den geeb- 
neten Grundboden, den Fehlboden oder Dibelboden jo 
hoch aufgetragen, daß er nach dem Glauſtreichen mit einem 
Rechen 12 em. hoch bleibt, dann mit einem nad) Fig. 471 
gearbeiteten@ifen glatt 
geichlagen, ihn dadurch _ 
ungefähr zu der Stärke 
von 6 cm. reduzirend, 
doc) immer mit parals — — 
lelen und rechtwinklig 
ſich freuzenden Scdyläs Ag! 
gen. Dieje Schicht muß dig Al. 
man auf Bretboden etwas ärker machen als auf Ziegel- 
unterlage oder Gewölbe, 

b) 2 Theile Ziegelbroden in Heiner Hafelnufgröße, 
ebenfalls von Salpeter gereinigt, 1 Theil Walk, */, Theil 
Waſſer werden forgfältig gemengt, tüchtig unter einander 
gerührt, dann auf die Schicht a 5 cm. hoch aufgejchüttet, 
mit dem Rechen verbreitet und mit einem Richtjcheit ab- 
geitrichen. Mittels einer Marmor- oder Öranitwalze von 
0,50 m. Länge, O,,, —0,, m. Durchmefjer, die man bei Be— 
ginn der Arbeit nak macht und während des Walzens von 
Zeit zu Zeit anfprißt, wird das Ganze zu einer Stärfe von 
9— 10 em. dDurchichnittlich zufammengewalgt, worauf es 
ungefähr einem Sandjteintrottoir nach leichtem Regen 
gleichen wird. 

e) 2—3 Theile Ziegelbroden, höchſtens wie eine Erbfe 
groß, und 1 Theil Kalk werden tüchtig unter einander ge= 
rührt und dann 15 mm. hoc), bei jetter Unterlage auch 
ſchwächer, blos um zu glätten, aufgetragen. 

d) Nun laſſe man das Ganze 2—3 Tage, nad) Befinden 
x 





Bagen 


noch länger, ſtehen, bis man, mit dem Stiefel herumge— 
bend, nichts zerreißtt und nicht kleben bleibt. Hierauf wird 
der Kontur der Zeichnung, die man dem Fußboden zu 
geben wünfcht, mit einem Meſſer eingerigt und thunlichit 
würfelförmige Steinbrödcen, wie Haſelnüſſe groß, von 
verichiedener Farbe, jo in den noch weichen Boden einge: 
legt, daß möglichit die flache Seite nach oben gefchrt it 
(legteres wegen des Abjchleifens). Aus demjelben Grunde 
dürfen fie auch nicht aus zu harten Steinjorten genommen 
jein; diefelben werden ziemlich dicht aufgeitreut, Kleine 
Brödcen dazwiichen, und dann niedergewalzt, wonad) 
man fie nochmals mit dem Inſtrument Fig. 471 priticht. 

e) 2 Tage jpäter wird das Ganze mit einem an einen 
Stab befeitigten Stein geichliffen und, obgleich unvollendet, 
der Benutzung übergeben, indem die letzte Hand nicht un— 
ter 4 Wochen, am beiten erjt nach) 8 Monaten angelegt 
wird. Tritt vorher der Winter ein, jo muß man offene 
Stellen mit Stroh belegen; trodener Froſt jchadet nichts. 
Nadı Verlauf der 8 Monate giebt man den Fugen, ſo— 
wie den weicheren Steinen die "Farbe auf folgende Reife, 
die auch auf andere Steinpflafter von weicheren Steinfor= 
ten anwendbar ift: Weißlalt- und Marmorpulver zugleis 
chen Theilen wird mit jo viel als nöthig pulverifirter Erd— 
farbe trocken gemijcht, auf den vorher beiprengten Fuß— 
boden gleihmäßig aufgeftreut und mit einer geichliffenen 





Sig. 172. 


jtählernen Selle, Fig. 472a be, eingerieben. Bei Mujtern 
wird das etiwaige Nusgefahrene mit einem Lappen ſorg— 
fültig abgewijcht, nad) ganz kurzer Zeit da8 Ganze, indem 
man die Kelle der Quere nimmt, wieder überrieben, und 
jo fortaefahren, bis es faſt ganz troden ift, zu glänzen u. 


endlich jogar zu ſpiegeln beginnt, beinahe wie polirtes Me— 
tal. Nachdem esnunmindejtens einen Tag forgfältig vor 
Staub geihüßt, geitanden hat, fchreitet man zu dem Ein— 
ölen und Glanzgeben. Bolljtändig bleibenden Glanz ers 
hält es durch Leinöl, die Dlung muß jährlid) zweimal er— 
neuert werden ; ein ſchon geöltgewejener Fußboden nimmt 
jpäter die Färbung nichr mehr jo qut an. 

Diejer Fußboden wird in Venedig aud) terrazzo gen., 
und mit jeiner Anfertigung befchäftigt ſich eineeigene In— 
nung, die terrazzeri od. terrazzaji. In ganz Oberitalien 
braucht man ihn zu inneren Fußböden ſowie zu Trottoirs, 
in Deutichland zu Borfälen, Treppenpodeiten und ſogar 
zu Treppenjtufen, wo dann die eigentliche Treppe aus Zie— 
geln beitcht und der B.:Übexgug der Trittitufe durch eine 
auf die Sepitufe aufdie hohe Kante gelegte,zu beiden Seiten 
indie Mauer greifende Eifenichiene vor dem Ausbröckeln 
bewahrt wird. Es verdient diejer Fußboden umfängliche 
Anwendung durch feine große Sauberfeit und Eleganz; 
auch fältet ernicht jehr, ijt verhältnismäßig nicht zu theuer 
und befommt jelbjt in der größten Hiße und Trodenheit 
feine Riſſe. 

Baten, m., überh. Stüd aus einer weihen Maſſe durch 
Sineten od. dergl. geformt; daher 1.(Maur.) ſ. ve w. Lehm⸗ 
auader, j. Lchm:B. — 2. (Gieß.) das Stüd Lehm, womit 
man die Mündung des Hohofens beim Schmelzen ver: 
lebt und das beim Abjtechen herausgeſtoßen wird. 

Bau, m., 1. im plur. Baue, doch auch Bauten, welches 
eigentlich der plur. von Bante, f., iit; frz. bätissage, m., 
bei Kirchen fabrique, 
brieca, Handlung des Bauens, Inbegriff jämtlicher Ar— 
beiten, weldye zu Ausführung und Einrichtung eines Ge— 


bäudes gehören, zerfällt in Auf- und Aus-B. Ueber zweck⸗ 


280 


f., engl. fabrie erection, ital. fa- | 


\ Dananf Hlag 


mäßige Bertbeilung der einzelnen Arbeiten j.d. Art. Baus 
leitung. — 2. Auch Baute, f., franz. batıment, m., engl. 
building, edifice, das Gebäude ſelbſt (j.d. Art. Gebäude), 
bejonders während daran gebaut wird, Ueber die Anfor— 
‚derungen, die man an ein Gebäude als ein Werk der Kunſt 
ſtellt, ſ. d. Art. Architektur und Aeſthetik. Wenn es jene 
. Anforderungen erfüllt, jo ift es ſchön; mitdiefeu Schönheit 
"muß aber Zwedmähigfeit und Feitigfeit untrennbar vers 
ı bunden fein, j. d. Art. Anordnung, Eintheilung und Ent- 
wurf. Ueber die Eintheilung der Gebäude nadı ihrer Be— 
ftimmung, jomwie verichiedenes dahin Einjdylagende, T. u. 
d. Art Gebäude. — 3. Bauart, die Art u. Weife der Grup— 
pirung, Konjtruftion 2c., fi}. structure, construction f., 
engl. structure, build construction, wird bedingt durch 
‚das Material; hiernach benennt man die B.e auch oft z. B. 
‚ Steinbau, Eijenbau, —* x., ſ. die einzelnen Art. — 
4. Früheres oldenburgiiches Flähenmäh — 40 alte Jud) 
a 64.000 oldenb. [) Fuß — 224,0, Are. — 5. (Bergb.) 
a) franz. ouvrage, m., engl. working, die Geſamtheit der 
baulichen Arbeiten eines Bergwerfs,auch Grubenbau (j.d.) 
genannt; b) franz. methode f. d’exploitation, engl. 
work, die Methode der Ausbeutung, auch Abbau genannt. 
Bau, m., frz. (Schiffb.), Dedbalten, Balten; b.defor- 
“ Grundbalken, Träger; b. principal, der größte Ded=- 
alten. 
Bauabhub, Sauabraum, m., j. Abhub, Abraum ıc. 
' Bauabnahme ‚f., frz. decharge, f., engl. taking on, 
ſJ. Abnahme. 
‘ Bnauakademie, f., frz. acad&mie d’architecture, jiche 
Alademie. 

Bauakkord, m., j. Bauanſchlag und Kontrakt. 

Bauamt, n., fr}. intendance f. des bätiments, engl. 
board of works, Baubehörde, Behörde zu Beauffichtigung 
| der Privatbauten in polizeilicher Hinficht u. zu Führung 
der öffentlichen Bauten. Größere Städte haben häufig ihr 
bejonderes B., während bei Heineren in der Regel die —* 
tiſchen ſowie die Privambauten von dem Regierungs-B. 
mit beauffichtigt werden. Die jpeziellen Einrichtungen ſo— 
wie die Befugniffe der Bauämter find natürlich fajt über— 
all verjchieden, meiſt aber leiden die jtädtiichen an einem 
großen Mangel; es haben nämlich, obgleich oft ganz tüch— 
tige Männer an ihrer Spiße ftehen, dieſe nur jelten ges 
nügende Vollmacht, oft nicht einmal Sig und Stimme 
im Ratböfollegium, ſondern ſtehen unter der Kontrole eins 
zelner Stadträthe, die meijt nicht viel oder auch gar nichts 
vom Bauen veritchen, und denen gegenüber dennod) das 
B. lediglich die Rolle einer Maſchine ſpielen und ſich in— 
folge deſſen gelegentlich) aud) zu ziwedwidrigem Vorgehen 
gebrauchen lajien muB. 

Bauanſchlag, Kofenanfhlag, m., fat. aestimatio, frz. 
devis, m., m&moire estimatif, engl. valuation, account 
for building-costs, estimation,device, ital.valutazione, 
ipan. tanteo, die Berechnung aller zu einem vorhabenden 
Bau erforderlihen Materialien u. Arbeitslöhne. Man 
unterjcheidet: 1. Bauvotanſchlag, voranſchlag, Vorausmäß, 
Uberflag, oberflächlicher B., vorläufiger Kojtenanjchlag, 
fr}. devis preliminaire, m&moire general, engl. appro- 
ximate estimation, rough valuation. Um einen ſolchen 
zu fertigen, vergleicht man das zuerrichtende Gebäude mit 
anderen unter ähnlichen Umjtänden u, in-ähnlicher Weiſe 
ausgeführten nad Geſchoßanzahl und Flächeninhalt, er— 
fundigt fich nad) den Koſten jenes und überjchlägt danach 
in Proportion des Flächeninhalts die zu erwartenden Ko— 
ften für den vorhabenden Bau; z. B. man hat cin Gebäude 
entworfen von 2 Geſchoß Höhe und 600 qm. Grundfläche. 
Kurz vorher ift ein Gebäude von 3 Geſchoß und 1000 qm. 
Grundfläche in ganz ähnlicher Weije erbaut worden und 
bat ax 1000 ME. gekojtet; ein anderes von 1 Geſchoß ur. 
400 qm. Grundfläche foftet b X 100 ME., jo kojtet alſo 
1 qm. zu 3 Geſchoß a ME. und I qm. zu 1 Geichoh b/4 ME., 
dann wird aljo 1 qm. zu2Gejchok annähernd das arithın. 











— 





Mittel von beiden, alfo ® Br —35 +3 ME. koſten, das 


vorhabende Bebäude aljo 600 X (a/2+b/8) =300Xa+ 
T5XbME. Dieſe Berechnung iſt jehr ſchnell und genügt 
in vielen Fällen, 3. B. wenn der Bauherr nod) nicht völlig 
zum Bauen entichlojien ist. Anfang 1880 galten in Deutjch- 
land etiva folgende Preiſe: 


















































Gebäude. B-- 4 u“ 
rgerliches ohngebäude, 1 75— 90 
maj iv, unterfellert,mit 2jeitigem 2 90— 120 
Biegeldadh, gewöhnlichem Aus: 3 120— 160 
bau, ord. Ocfen ꝛc. 4 1W— 210 
‘5 220— 250 
Desgl., majfiv,mit Schieferdach, | 3,00 | 105—135 
Fallrohren, Flügelthiüren mit, 2 „ 1140-180 
Meſſingbeſchlag, Eichenfenftern,| 3 „ |1180—210 
weißen Oefen ıc. 4 "| 220— 240 
5 | „ 1260- 200 
Desgl., ebenfo, aber mit berr-! 1 | 4,10 | 165—195 
ſchaftlichem Ausbau, — — 2 | biß | 210-230 
beſchlag, feinen Defen, Rarkett 2c.| 3 | 4,70 | 240— 270 
| 4 „. 1280-320 
Monumentalbauten öffentl. od.| 1 | 4,36 | 300—390 
priv,, Ziegelrohbau od.m.reicher) 2 | bis | 400— 450 
Steinmeparbeit,Eentralbeizung, 3 | 4,50 | 480-600 
eich. Doppelfeniter mit Spiegel:| | | 
ſcheiben, Studdeden ıc. | 
* einſchiffig Holzdede,ohne | 
Thurm — — [105-120 
Desgl., theilweife gewölbt, mit | 
Thurm — | — 1200-250 
Desgl.ge ganzgewölbt, m. Thurn, | 
fonft einfach . — — 270360 
Städtiſche Kirche, in folider, aber. 
einfaher Ausſtattung, bis 
1000 Berfonen . - — — 3238 
Desgl., mit 1200u. mehr Blägen .- 400-500 
Fabrifgebäude od. Werkitätte beil 1 | 3,50 Mn 70— 80 
folidefter Ausführung, totall 2 100— 115 
unterfellert und mit Dachboden,| 3 „ 1125—140 
dazwiichen Geſchoſſe: 4 | 150— 170 
Frabrifgebäude mit olsjtügen u.| 1 | 3,50 | 60— 70 
Holzträgern, tota — 2 85100 
und mit Dachboden, bazwiſchen 3 105120 
Geſchoſſe: 4 120-140 
Werkſtätte, in Fachwande J 1 | = | 35—60 
2 — 55—75 
Fabritgebäubde mit M-roofs . | 1 | 4,00 | 45—55 
Schauer mit Bappdpah . . | 1 | — | 19-22 
Schuppen, geichlojien . . . | 1 | — | 26-30 
Nebengebäude, 1 Beihoh u. Dachboden . 42—50 
Pferdeſtälle, elegant, In FREU RUN 
und Futterboden darüber 80-120 
Stallgebäude mit Gewölbe . . 60— 80 
Scheuer mit majjiver Umfafjung 40— 45 
Speichergebäubde, mit Ried 66— 75 
do.,zweiltödig . . .» 80— 96 
do., aber in Fachwand . . | 45— 60 
do., dreiftödig in yahıwand . 60— 85 
do., vierjtödig in Fachwand . . | 80—115 
Dorfiehule, einftödig, mit Knieſtock | 60— 72 
—— mit Knieſtoch 75— 90 
tichule, zweiftödig, mit Knieitod . 


200— 270 
120—150 


do., etwas jtattlicher, dreiftödig . 
Gefängnis, zweiftödig, majfiv . 
Mothes, JUuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


100— 120 





281 





Bauanſchlag 


2. Eigeullicher Bauauſchlag. Ipezieller Auſchlag, frz. detail 
estimatif, analyse f. de prix, engl. analytic or special 
valuation. Man hat verjchiedene Verfahrungsarten u, 
tabellariihe Schemata für die Anfertigung ſolcher An— 
ſchläge aufgeitellt. Für die eigentliche Praxis aber ſoll das 
Verfahren 1 einfach wie möglich fein. Die erjte Bedingung 
zu einem zuverläjfigen Anſchlag iſt das Vorliegen eines 
genau und richtig gezeichneten, ausführlich dargeftellten 
Entwurfs, welder unabänderlih und unumſtöß— 
Lich feititeht und von einer in jedes Detail der Konitruf: 
tion eingehenden Baubefhreibung begleitet jein muß, die zu— 

leich die Einleitung zu dem Bauanjchlag bildet. Nach 
——— u. Beſchreibung berechnet man num die ein- 
elnen Poſten des Anſchlags. In Bezug auf die Neihen- 
* der einzelnen Abtheilungen wird verſchieden ver— 
fahren; ſehr oft führt man die ganzen Arbeitslöhne der 
verſchiedenen Gewerke hinter einander auf, ohne Trennung 
nad) Geſchoſſen, und läht hierauf die Angabe jämtlichen 
erforderlichen Materials folgen. Diesijt aber nicht übers 
all zu empfehlen, weil viele Gewerke die Beforgung des 
Materials mit übernehmen, wie auch 3. B. bei Tijchlersu. 
Glaſerarbeit ſehr oft für verichiedene Geſchoſſe verſchie— 
dene Meiſter angenommen werden, und es die Abſchlie— 
ßung von Aklorden dann fehrerleichtert, wenn man Alles, 
was zu einem Akkord gehört, gleich beiſammenſtehen hat. 

Nadı F. Mangers „Hülfsbuch zur Anferti ung von 
Bauanjhlägen:e.“, Berlin 1869, gliedert ſich ein Anſchlag 
wie folgt: A. Erläuterungsbericht, Beichreibung des Ent: 
wurfs ec. enthaltend. B.Maſſenberechnung für@rdarbeiten, 
Maurerarbeit nach Theilen des Baues, Maurerzuthaten, 
Holzbedarf x. C. Koſtenberechnung mit Rekapitulation 
der Summen aus B. für die einzelnen Gewerke. D. Wie— 
— 

In Dfterreich zerfallen die Bauanſchläge in: 

a) Borau smah, welches Icdiglich zur Berechnung ber 
Arbeitsmaſſen nad) Maß und — In jeder der 
einzelnen Abtheilungen, für Maurerarbeit, Steinmepar- 
beit, Zimmerarbeit:c., find wieder Unterabtheilungen nad) 
re Slächenmäh, Kurrentmäß und Stüdzahl ent: 
halten 

£) Koſten ausw eis; enthält, gleich dem « in buchhal— 
teriſche Form gebradıt und ſich bei jedem Poſten auf a be- 
ziehend, die Koftenberechnung der dort aufgeführten Ar: 
beiten im Einzelpreis und Totalpreis, 

y) Bauanſchlag, der die Bejchreibung und Anwei— 
RL zu der Beichaffenheit der einzelnen Materialien und 
zugleich das Refume von & enthält. 

Man ficht leicht, daß ein jolcher Anſchlag bei feiner An— 
fertigung ungemein viel Mühe macht, aud) wenig über: 

ichtlich und für nachheriges Nachichlagen während des 
aues höchſt unbequem ift. 

An Mittel: u. Süddeutichland werden meijt die Erem- 


, I pel für die Berechnung der Materialien und einzelnen Ar- 
55 | beiten mit in den Anſchlag aufgenommen, in Norddeutich: 


land aber die Maſſenberechnungen und Berechnung der 


Um Materialien als Vorbereitung getrennt behandelt; dies 


madht den eigentlichen Anſchlag überfichtlicher, erichiwert 
aber auch die Kontroleüiber mehrere von Konkurrenten eins 
gegebene Anfchläge, da dieſe Berechnungen nicht mit ab- 
ge — werden. 

Nah Busch, „Die Bauführung“, 2. Aufl., Zeipig, Otto 
Spamer 1875, ijt die Eintheilung folgende: A. Maurer: 
arbeit incl. Erdarbeit, mit einer Unterabtheilung a) für 
Arbeitslohn u. b)für Maurermaterialien, B. Steinhauer: 
arbeit, CO. Zimmerarbeit, D. Dadjdederarbeit, E. Tiichler- 
arbeit, F. Schlofjerarbeit, G. &laferarbeit, H. Tünchersn. 
Weihbinderarbeit, I. Tapeziererarbeit, K. Spengler: 
(Klempners)arbeit, L.®flafterarbeit,M.allgemeineoften. 
Da aber vieljady die Tiincherarbeit von den Maurern, die 
Tiichlerarbeit von dem Zimmermeiiter on en a wird, 
anderwärts Erdarbeitund Lehmarbeit von den Maurern, 


ass FREIEN. 





282 


Bananfhlag 











die Ladirerarbeiten vomAnftreicher nicht mit übernommen 
werden c., jo ift diefe Eintheilung nicht allgemein brauch- 
bar, jo dringend wir fonjt das Buch, bef. wegen der Einzels 
notizen, die es enthält, empfehlen fünnen. 

Man wird in der Praxis fait jtets Schwierigkeiten be= 
gegnen, wenn man die in Werten oder Schulen gegebenen 
Anmweifungen zu Anfertigung von Anſchlägen befolgt. Wir 
geben daher hier Anweiſung zu Fertigung eines Anichlags, 
wie wir ihn in unferer Praxis für am zweckmäßigſten an= 
geordnet erkannt haben. 

I. Einleitung, zugleich genaue Baubefdyreibung enthaltend. 
Diefelbe zerfällt in folgende Unterabtheilungen, von denen 
vielleicht die eine u. andere im gegebenen Fall wegbleiben 
fann. 

1. Kurze Beichreibung des Grundſtücks, der Lage des— 
jelben und der Yage des Gebäudes im Grundſtück. 

2, Beichreibung der in der Umgebung des Gebäudes 
nöthigen Arbeiten, 3. B. Pilafterung des Hofs, Einfrie— 
digung, Anlage eines Gartens, Legen von Trottoirs ic. 

3. Beſchreibung des Gebäudes ſelbſt, geſchoßweiſe, beim 
Souterrain beginnend. 

4. Beſchreibung etwaiger zierender Zuthaten, die nicht 
eigentlich zum Gebäude gehören, Statuen, Springbrunnen, 
Vaſen, Laternen ıc. 

5. Entwurf zu einem Lieferungstontraft, mit Cams 
pagneplan, d. h. tabellarischer Ueberficht der Termine für 
die Vollendung der einzelnen Geſchoſſe ır. 

II. Anfdjlag felbh. Diejer wird auf Kormularpapier 

eichrieben, deſſen Rubriken wie beiftehend abgetheilt, 
überjchrieben und ausgefüllt werden: 

























23 re (einer. Zi Anmer⸗ 
— — — | kungen. 
rbeit. im. vf. Mt. Bi. 

—— 
—5 2 Garten⸗ 
zugraben . | a Ka 

Sand. 

NE 76) 0a — | Se 

| boden 


Lehm 


Dies iſt das Formular für die Reinſchrift; im Kon— 
zept bedarf man faft für jede Arbeitsart eine anders 
eingerichtete Rubrizirung, für welche wir bei den einzel- 
nen Abtheilungen Notizen geben. 

A. Erdarbeiten. 

1. Ausgrabung der Gründung. Die Mäße werben 
nach dem landesüblidhen Längenmäh, nach Länge, Breite 
und Tiefe der Grundgruben geordnet, im Konzept in dazu 
pafjend eingerichtete Rubrifen eingetragen, in die neben= 
jtehende Rubrif das Kubikmäß eingefegt, daneben fommt 
der Einzelpreis für eine Kubifeinheit u. Daneben d. Total- 
preis für den betreffenden Poſten; endlich wird unter dem 
lepten Bojten die Summe gezogen u. mit No. .. bezeichnet. 
Die Preiſe richten fi) nad) der Härte des Bodens ſowie 
danad), ob das Ausgegrabene blos aus der Grundgrube 
berauszumerfen oder ein Stüd fortzularren ift, ob es mit 
Wagen fortgeichafft wird u. ob diefes Abfahren gleid) mit 
im Preis inbegriffen ift oder nicht. Am beiten thut man 


allerdings, das Abjahren von dem Ausgraben zu trennen 


u.legteres, reſp. incl. des Abfarrens nad) einer etiwa auszu⸗ 
füllenden Stelle,den Arbeitern direft nady dem Kubitmä in 
Aftord zu geben, wobei man dann die Grube nad ihrer 
Vollendung oder in gewiſſen Perioden, 3. B. wöchentlich, 








ausmißt unach der Zahl der dabei beſchäftigt geweſenen Ar: 
beiter die angewachſene Lohnſumme repartirt. Verfließen 
mehrere Wochen und man will erſt nach Vollendung des 
Ausgrabens ausmeſſen, ſo giebt man den Arbeitern wö— 
chentlich eine Abſchlagszahlung, deren Betrag bei Vollen— 
dung wieder von der Totalfumme abgezogen wird. 

2. Nuffüllung. Die Rubrizirung des Konzepts ift 
ganzähnlich wie bei 1. Zitderganze Bauplag aufzufüllen, 
muß man aljo Erde oder anderes Auffüllungsmaterial 
herzufahren lafjen, jo kann man gleid) mit dem Anfahren 
zufanmen das Breitichaufeln und oberflächliche Blaniren 
in Aftord übergeben; man kann aber aud) das Anfahren 
incl. de Anfaufs für das Füllmaterial als bejondern 
Poſten, und zwar ald einen Poſten für die ganze Maſſe, 
in Rechnung jtellen. Reicht aber das Ausgegrabene zu 
Auffüllung der tiefgelegenen Stellen hin, jo fan man die= 
jelbe gleich den Ausgräbern mit überlafjen. 

3. Planiren, Beetemaden ıc.; die Nubrizirung 
und Verrechnung kann wie oben erfolgen, bei Blanirung 
jehr coupirter Terrains aber auch blos nad) dem Flächen 
mäh mit Zugrundelegung eines Pauſchpreiſes, der jid) 
nach der ungefähren mittleren Höhe berechnet. Die Arbeit 
jelbjt gejchieht am beiten erjt nad) Vollendung des Auf: 
baues entweder durd) gewöhnliche Tagelöhner oder, und 
zwar bejier und genauer, durd) Gartenarbeiter. 

B. Maurerarbeiten. Hier rathen wir, zwar bei jedem 
Geſchoß für alle die in demjelben vortommenden Boten 
den Materialbedarf gleich mit zu berechnen, aber die da— 
durch erlangten Poſten nicht an diejer Stelle in die Rein 
ſchrift einzutragen, jondern dies in einer beſondern Ab— 
theilung zu thun; ſ. sub C. Wir find durd) vielfältige 
Erfahrungen zu diefem Refultat gefommen. Die Abthei- 
lung B erhält jolgende Unterabtheilungen: 

1. In der Gründung. a) NArbeitslöhne für Maurer 
und Handlanger gemeinfchaftlich nad Kubikmäß. Wenn 


— man es den Meiftern in Alkord übergiebt, fo wird in ganz 


Deutichland jeder Meifter lieber jo rechnen, ald unter 
Trennung der Maurerlöhne von den Handlangerlöhnen. 
Wenn man es den Geſellen in Atord giebt, jopflegen auch 
dieje lieber auf eine derartige Anordnung als auf Tren— 
nung der Arbeitslöhne für Gefellen und Handlanger ein- 


zugehen, und halten ſich dann die Handlanger jelbjt. Im 
.  Bantett find die Arbeitslöhne etwas höher als in den 


oberen Schichten der Gründung anzunehmen. Wohlfeiler 
wird die Gründung allerdings, wenn man fie in Altord 


834 giebt; dies iſt aber nur bei jehr ſorgfältiger Aufſicht anzu⸗ 
empfehlen, ſonſt wird jedenfalls im Tagelohn Alles beſſer 


ausgeführt. Die Berechnung und Rubrizirung iſt ebenſo 
auszuführen als bei A. b) Das Material an Steinen, 
Kalk, Sand, Traß, Cement ıc., nad Maſſen, ohne Aus— 
werfung der Preiſe berechnet, und zwar für jede Material: 
art in einem Bojten für die ganze Abtheilung a. Bei Bes 
rechnung diejer Materialien mu man berüdfichtigen, 
daß die zu der Gründung in der Regel verwendeten Bruch— 
jteine oft jehr unregelmäßige Gejtalten haben und daber, 
wenn fie ruthenweiſe geliefert werden, bei der Bermaue: 
rung in der Regel nicht jo viel Kubitmäh Mauerwerk lie— 
fern, als die Ruthen enthalten follten. Ferner braucht man 
in der Regel zur Gründung jehr viel Mörtel; bei der Wahl 
des Mörtelmaterials fommt die Beichaffenheit des Grund: 
bodens u. der Mauerjteine mit in Betracht. 

2. Im Souterrain oder Keller. a) Arbeitlöhne 
für Aufmauern der Umfaſſungswände, ſoweit fie noch in 
der Erde jteden und alfo an einer Seite rauh jein können, 
nad) Kubifmäh; Berechnung und Rubrizirung wie oben. 
b) Arbeitslöbne für Aufmauern der aus der Erde vor: 
ſtehenden Umfaſſungswände jowie der ftärferen Scheide- 
wände nadı Kubikmäß. Nubrizirung u. Berechnung wie 
oben. c) Arbeitslöhne für Anlegen und Aufmauern der 
Sceidewände, nad Quadratmäß, alfo nad) den Stärfen 
rubrizirt, u. der etwaigen freiftehenden Pfeiler im Innern 


Bananfhlag 


der Keller, nad) Kubikmäß. Rubrizirung und Berech— 
nung wie oben. d) Arbeitslöhne für Verſetzen der etwa 
nöthigenSodelplatten, Fenjterjohlbänte, Treppenjtufen :c., 
ebenfalls für Maurer: u. Handlangerlöhne gemeinichaft- 
lich nad) dem Stüd; dadurch fällt die Rubrik für Kubit- 
mäßjummen hier weg. e) Arbeitslöhne für Wölben der 
Gurt: u. Schildbögen, je nach der Yandesjitte nad) Kubik— 
oder Duadratmäß. f) Arbeitslöhne für Überwölben der 
Kellerräume, incl. od. nach Umftänden auch exel. des An— 
fertigens u. Aufftellens der Yehrbögen, in der Regel nad 
Duadratmäh u. daher nach Stärken rubrizirt. g) Ari 
Abpub u. Weißen der Wände nach Duadratmäh. h) Ab» 
pug und Weihen der Wölbjlähen nad) Quadratmäß. i) 
Material an Bruchſteinen, Ziegel, Kalt, Sand, Tement 
u. ſ. w., nad) landesüblihen Mäßen oder Anzahlen be— 
rechnet, wiederum Br die Preiſe auszuwerfen und bei 
jeder Materialforte blos in einem Bojten für das ganze 
Geſchoß. 

3. Im Erdgeſchoß (Parterre). a) Arbeitslöhne an 
den Imfafjungsmauern. Hier it die Berechnung je nad) 
Landesbraud) verjchieden; man pflegt nämlich bier u. da 
die Wölbarbeit an den Feniter- und Thürbögen nicht be— 
ſonders zu veranſchlagen, dafür aber die Offnung als voll- 

emauert zu verrechnen. Bei ganz einfachen Anlagen und 
Bei jchr ‚großen Öffnungen kommt dabei eine höhere, bei 
Heinen Öffnungen, gegliederten Pfeilern zc. eine niedrigere 
Summe heraus, ald wenn man, wie eigentlich richtig, u. 
eben wegen der genannten, bei erjterem Berfahren unver: 
meidlichen Ungenauigfeiten zu empfehlen, die Offmungen 
nicht, dafür aber die Arbeit bei Yufmauerung der Eden 
Überwölbung ꝛc. bejonders in Rechnung bringt. Es wird 
allerdings dadurch die Anzahl der Poſten und die Mühe 
der Berechnung pre vi vermehrt, aber dafür ein 
genaueres Rejultat erzielt. b) Arbeitsföhne für Verfegen 
der Steinarbeiten, excl. der Beihilfe eines oder mehrerer 
Steinmegen, in der Regel nad) Kubifmäß, bier und da 
auch nach Stüd berechnet, je nach Landesgebrauch und 
jonftigen Umständen incl. oder exel. des Abladens, Bei— 
jeitelegens, Aufbringens ꝛc. vor dem Verjegen, des Ver— 
jchalens derjelben mit Bret, Umwinden mit Strob, Belegen 
mit Lehm od. dgl. gleich nach dem Verſetzen. c) Arbeits: 
löhne für Aufmauern der maſſiven Scheidewände, meift 
nadı Duadratmäh, häufig auch nach Kubikmäß, je nad 
Landesbraud. d) Arbeitslöhne für Aufmauern der Ejien, 
entweder ganz gejondert berechnet nad) fteigendem Mäß 
oder nad) Kubikmäß, oder blos als Zuſchlag auf den Ars 
beitslohn für das NMufmauern der Wände, wo man dann 
den Kubifinhalt der Ejjen bei jenen ſchon mit berechnen 
muß. e) Arbeitslöhne für Musmauern der Fache in den 
hölzernen Scheidewänden, gewöhnlich über das Fachholz 


voll gerechnet; doch gilt hier dasjelbe, was oben bei a ges ' 


jagt wurde. f) Arbeitslöhne für den inneren Abpuß der 
majfiven Wandflächen nad Quadratmäh. Man rechnet 
auch hier häufig, ja fast in der Regel, die Fyenfteröffnungen 
für voll und fann Dies auch mit etwas weniger Nachtbeil 
als bei a, da die Laibungen, Brüftungen ꝛc. ungefähr jo 
viel Arbeit madyen, als wenn das Fenſter glatt ausge: 
mauert wäre, obgleich jedenfalls bei bejonderer Berechnung 
ein genaueres Refultat erzielt wird, g) Arbeitslöhne für 
den Abpup der hölzernen Scheidewände, incl. Berohren 
des Holzwerks. 
terial an Rohr, Drabt u. Nägeln bei dem Preis für den 
Arbeitslohn pro Flächeneinheit mit eingerechnet, ander- 
wärts gejondert berechnet. h) Arbeitslöbre für den Putz 
an den Deden, incl. der glatten Heineren Kehlen und des 
Berohrens. i) Arbeitslöhne für das Ziehen von Gips- 
ſimſen, größeren Kehlen, das Putzen von Nifchen u. dergl. 
feinere Bußarbeiten, für das Sepen der Öfen, Kochherde, 
Maichınen ꝛc. k) Materialbedarf an Stein, Kalt, Gips, 
Gement, Rohr, Nägeln, Drabt, in Bezug auf die gebraud)- 
ten Maſſen ohne Koftenberechnung. 


—— wird an manchen Orten das Ma- | 


283 


1 








Bananfdlag 


4.x. In ähnlicher Weiſe fährt man nun durd alle Ge— 
ſchoſſe fort, wobei zu bemerfen ift, daß in den höheren Ge— 
ichofien fich die Arbeitslöhne ettvas fteigern. 

Im ganzen wird dann der äußere Abpuß veranichlagt, 
der ich nicht gut geſchoßweiſe theilen läßt, ebenfo das äußere 
Adfärben; dann folgt eine, gewöhnlich mit der Überichrift 
„Insgemein“ verfehene Abtheilung, welche die Anjäpe 
enthält für Darleihbung von Gerüſt u. Geräthſchaften von 
Seiten des Maurermeifters, für Kalklöſchen, für Aufſicht 
(durch) den Maurerpalier u. einen etwaigen Handlanger- 
palier), für das im Mauerwerk nöthige Heinere Eilen- 
für Darleihen u. Schärfen des Werfzeugs ꝛc. 
Materialkoſten-Berechnung. Der Bedarf an 
Material wird in Kapiteln, etwa wie folgt: 1. Bruch— 
fteine, 2. Haufteine, 3. Mauerziegel, 4. Kalt, 5. x. Ce= 
ment, Sand, Lehm, Rohr, Stroh xc., kurz nad) den ver- 
fchiedenen Sorten des zu verwendenden Materials geord- 
net, und zwar jo, daß für jede Materialforte die bei den 
einzelnen Gejchofjen rejultirende Summe ala Poſten auf- 
notirt, addirt und nach der ſich —— Summe jo=- 
wie dem betreffenden Einzelpreis die Totalpreije ermit- 
telt werden. 

D. Steinmegarbeiten. In der Regel werden dieje 
nad Stüden, oft aber aud) nad) Kubikmäß berechnet; ge= 
wöhnlich ift zwar der Fuhrlohn vom Arbeitöplag nad) der 
Bauftelle, nicht aber das Abladen und Berjegen mit inbe— 
griffen, wohl aber die Beihilfe eines oder mehrerer Stein- 
meßgejellen beim Verſetzen, jowie das Nachbeſſern und 
Abjchleifen nach geichehenem Verſetzen. In manchen Ge— 


‚| genden kann mangröbere Steinarbeiten durch die Maurer: 


gejellen machen lafien, jo daß der Arbeitslohn für folche 
dann unter der Maurerarbeit sub B, der Bedarf an rohen 
Steinen sub C mit zu verrechnen wäre; eine gefonderte 
Berechnung des Arbeitslohns u. Materials tritt aud) in 
den Fällen ein, wo das rohe Material direlt angeichafft 
und blos die Berarbeitung dem Steinmep überlafjen wird, 

E. Zteiniegarbeiten, Pflafterarbeit, Battuta etc., 
in der Regel nadı Quadratmäß, incl. des Materials an 
Steinen und Sand, oft aber auch diefes einzeln berechnet. 

F. Zimmermannsarbeiten. Dieje werden in vielen 
Gegenden incl. des Materialbedarfs, in anderen excl. des— 
jelben berechnet, und hat man fich dabei nad) dem Landes— 
braud) zu richten. Derfelbe Fall tritt ein, wenn die Zu— 
lage nicht am Bauplatz gemacht wird, wo dann in einigen 
Gegenden das Zulegen oder ſonſt Anfertigen, der Trans: 
port nach dem Bauplap u. das Aufitellen refp. Hinfertigen 
einzeln, in anderen Gegenden zujammen berechnet wird. 

1. Inder Gründung; blos bei jehr loderem Grund» 
boden müfjen die Grundgruben, Brunnengruben x. aus: 
geichalt werden. Doc; gehören in dieje Rubrif die fünft- 
lichen hölzernen Gründungen, Pfahl- oder Schwellroft, 
Brunnenfränze, Fangedämme, Betonfäjten u. dergl. Ar- 
beiten mehr, wenn jolche nötbig find. 

2. Im Souterrain; bier find in der Regel blos die 
Lehrbögen zum Gewölbe nöthig, manchmal aber auch 
Lattenverichläge zu Trennung der einzelnen Kellerabthei— 
lungen, Fußböden x. Auch bier ift, dafern nicht beides 
vereint berechnet wird, zumächit der Betrag des Arbeits: 
lohns und dann der Materialbedarf an Ganzholz, Halb- 
holz, Kreuzholz, Pfoſten, Bretern, Latten, Klammern, 
Nägeln ꝛe. auszumwerfen. Das Holz wird entweder, nach 
jeinen einzelnen Stärfen rubrizirt, in laufendem Längen: 
maß angegeben od, fogleich der Bedarf an Baumftämmen 
ausgeworfen. 

3.20. Ebenfo verfährt man dann in den oberen Ge— 
ſchoſſen ſowie im Dad) zc., wo ſich ebenfalla nad) oben 
bin die Arbeitslöhne etwas fteigern. Die Arbeitslöhne für 
Abbinden u. Aufjtellen des eigentl. Zimmerwerls werden 
in der Negel für die verichiedenen Holzitärfen gefondert 
nad) Kurrentmäß, der Arbeitslohn für die Bret- u. Yatten- 
arbeit nadı Stüdzahl der zu verarbeitenden Breter oder 

36* 








Bananfhlag 284 Bandegnadigung 








ö— —— — — —3 


ewöhnlich Berechnung in Kurrentmäß einzutreten; doch bei HGeſagte auch bier. Der Grad der Weißheit des Gla— 

ommt auch hier u.da, obgleich nur ſelten, die Berechnung ſes u. die Stärlke desſelben iſt je nach Landesbrauch nach 
nach Kubikmäß, beſ. bei theuren Holzſorten, vor. Hier— a der Tafeln pro Band oder anderswie feitzuftellen. 
bei füge man jid) dem Landesbraud). Ebenſo damit, ob . Stubenmaler= u. Yadirerarbeiten; diejelben wer: 
man den Fehlboden über die Balten mißt oder nicht, und | den in einfachen, glatten Arten gewöhnlich nad) Quadrat: 
was dergl. mehr ift. Dann folgt unter der Rubrif „Ins⸗ mäß, bei feinerer Arbeit nah Stüd, und zwar fajt überall 
gemein“ die Aufzählung der Kojten für Darleihung von | incl. des Materials an Delfarbe, Leimfarbe zc. ſowie incl. 
Hebezeug, Seilen, Gerüjt, Leitern, Bauplanfen, ferner für | des leichten Gerüftes, der Leitern ac. berechnet. Doch iſt 
Dobel, Keile, Klammern, Nägel, Abdeden der Sandſteine dies, ebenjo wie etwaige Abweichungen, befonders zu bes 
und andere nicht gut in eine der obigen Rubriken zu brin= merfen, desgleichen ob die Arbeiten nach bejonderen Zeich— 
gende Arbeiten. . nungen anzufertigen find. 

G. Dadjdederarbeiten. Hier kommt es zumädjt dar- | O. Zöpfer- od. Häfnerarbeiten, an Ofen, Terracotta= 
auf an, ob das Dad) mit Schiefer, Ziegel, Steinpappe od. a 2c. gewöhnlich nad) dem Stüd ausgeworfen. 
anderem Material gededt werden joll. Die Schieferdeder . Eifengußarbeiten. Dieje werden meijt nad) Ge— 
übernehmen in der Regel die Lieferung des Materials | wicht han 7 agt; dod) iſt dabei zu bemerten, ob Form 
gleich mit, und es wird dann nad) Duadratmäß, dod) bier | und Modellkoſten, Transport nad) dem Bauplaß u. Mon— 
und da aud) nad) Anzahl der Schieferplatten, Gewicht des | tirung (Aufftellung) mit in den Preis einbegriffen find 
u verwendenden Sciefers, incl. des Arbeitslohnes, der | oder nicht, 

ägel 2c. gerechnet. Ebenjo ift es bei Steinpappe, Dad | Q. xc. In den nun folgenden Rubrifen tritt, je nad 
filz 20. ; bei Ziegeldady aber muß man fich den Bedarf an | Beichaffenheit oder Beitimmung des Baues, große Ver— 
Siegeln, Spänen :c. felbit austwerfen und bezahlt in der | jchiedenheit ein. Folgende Gewerke find es wohl, deren Ar— 
Regel den Ziegeldeder nad) der Anzahl der von ihm eins ) beiten, je nad) den Imftänden, noch in den Anfchlag mit 
nededten Ziegel. Doc) ist auch hierder Brauch in denein= | aufgenommen werden: Tünder und Weihbinder, Bi 
bauer, Stuffateur, Ofenjeger, Zinkgießer, Holzbildhauer, 
Tapezierer, Bergolder, Bofamentierer, Mechaniker, Ma— 
ichinenbauer, Barfettleger, Fußbodenfrotteur, Horndrechs⸗ 
ler, Uhrmacher, Glockengießer ıc. 

In der letzten Rubrif des Anjchlags faht man num in 
der Regel unter der Ueberjchrift „Insgemein‘‘ diejenigen 
Koften zufammen, die fich zum Theil nicht ganz genau vor= 
aus beftimmen lafien, zum andern Theil feinem ber auf: 
geführten Gewerke zuftehen, 3. B. für Aufficht, fürdie Kon— 

eſſion u. andere Abgaben, für den Wächter, dad Honorar 
hir den Architekten, Trinfgelder, Richtieft zc. 
| Da num durd die Witterung und durch andere, nicht in 


zelnen Theilen Deutichlands fehr verschieden. Metalldek— 
fung wird meift gleidy mit in der Abtheilung für Klemp— 
nerarbeiten oder dergl. aufgeführt, wobei dann die Abthei- 
lung G wegfällt. 

H. Tifchlerarbeiten. Bei Berechnung derfelben wird, 
nad) den Gejchofjen gejondert und nach der Größe geordnet, 
ein Verzeichnis der Thüren, Fenfterläden, Fenjterbreter 
und Schränte zc. gefertigt, deren Lieferung der Tifchlerin 
der Regel, incl. des Materials, nad demStüd übernimmt, 
Vielfach ift e8 üblich, daß der Tiichler die Thüren einmal 
mit Oelfarbe geftrichen auf den Bau liefert; doc) ift dies 
nicht zu empfehlen, indem fich unter biefem Anstrich Fehler 
des Holzes, wie Aſtſtellen, Stodflede, Wurmlöcher zc., | des Menjchen Gewalt ftehende Umftände der Bau vielfäl- 
ſehr leicht verfteden lafjen. Bei den einzelnen Stüden tft | tig in feinem ruhigen Fortgang geftört werden kann, fo fügt 
Länge und Breite, oder Höhe und Breite und die Stärke | man dem Anfchlag, wenn man vorfichtig fein will, noch eine 
des Holzes anzugeben; bei legterem auch ſtets ausdrüdtlich | Rubrik „für unvorhergeſehene Fälle‘ hinzu, welche un— 
zu bemerfen, ob es vor od. nach dem Hobeln die betreffende | gefähr 3—5, bei Wafferbauten 6—10°%/, der ganzen An— 
Stärke haben foll. Parketts, inder Regel erel., doch häufig | ſchlagsſumme beträgt u. zugleich zu Abrundung derjelben 
auch incl. des Legend und Bohnens, werden nadı Qua= | benutzt wird, denn, wenn man auch die often eines Baues 
dratmäh berechnet. Oft übernimmt der Zimmermeifter | jehr annähernd berechnen fann, auf einige Mark und bei. 
auch die Tijcylerarbeiten. auf einzelne Pfennige diefe Genauigkeit auszudehnen, iſt 

I. Schlofferarbeiten. Unter diefe Abtheilung, welche | unmöglid). 
ebenjo eingetheilt wird wie die vorhergehende, gehören: | ILI. Endlich werden am Schluß des Bauanſchlags in 
1. Thür⸗ u. Fenſterbeſchläge, nad) Geſchoſſen ac. geordnet. | einer Wiederholung, resume, ſämtliche Summen der eins 
— 2. Romplizirte Anker, Schraubenbolzen, Zuganfer :c., | zelnen Artikel nochmals aufgeführt u. in die Totaljunme 
ſchmiedeeiſerne Säulen, Balten, Sparten. — 3. Aſchen- zufammengezogen. [ Ms.) 
fäften, Kochmaſchinentheile, Ejienreinigungsthüren. —| Bauart, f.,fr3.structure, f., facon de bätir, maniere 
4. Wetterfahnen, Bligableiter u. dgl.m., theils nach Stüd, | de construction, engl.mode of building. Diefe Benen- 
theils nad) Gewicht, je nad) Landesbraud ausgeworien. | nung wird fehr oft fälfchlich identisch mit Bauweiſe oder 

K. Schmiedearbeiten. Hierher gehören: 1. Gröbere Bauftil angewendet, eigentlid) aber bezieht fie fich nicht auf 
Anter, Hängeeijen, Schlaudern, Klammern zc. — 2. Kleine | den äfthetifchen, jondern lediglich auf den techniſchen Theil 
Klammern, Putzhaken zc., auch Handwerkszeug. — 3. Bit: | ded Baues; man kann alfo wohl von einer leichten oder 
ter, in der Regel Alles nad) Gewicht berechnet. joliden, einer gut berechneten, einer proviforischen Bauart, 

L. Klempnerarbeiten. 1. Etwaige Dahdedungen und | von Bruchiteinbauart, Badjteinbauart zc., nidjt aber von 
Wandbelleidungen gleich der Kupferfchmiedearbeit nad) | einer gothiichen Bauart oder dergl. reden ; von nationalen 
Duadratmäh. — 2. Rinnen, Röhren :c. nad) Längenmäß | Bauarten nur infofern, als bei dem betreffenden Bolt eine 
beredjnet; die Kupferfhmiedearbeit wird hingegen | befondere Konftruftionsweije in faſt ausschließlichem Ge— 
bei leßteren Arbeiten nach dem Gewicht berechnet, ebenjo | brauch war oder ift,3.B. von ber jchweizerifchen Holzbau⸗ 
die Gelbgicherarbeit; Alles gewöhnlich incl. des Ma= | art, holländischen Ziegelbauart zc. 
terials, defjen Befchaffenheit nach Stärke xc., je nad Lan: | VBananffeher, m., j. Bauleitung. 
desbraud), durch direkte Angabe des Stärfemähes, oder | baubar, adj., |. v. w. baubait (j. d.). 
beigefügte Probe oder Angabe der Nummer, oder de8 Ge: | Baubede, f., im Mittalter f. v. w. Baufrohne (f. d.). 
wichts Ze Flächenmäßeinheit xc., feitgeftellt wird. Baubegnadigung, f.; jo heißen diejenigen Vorrechte, 

M. Glajerarbeiten werden in den ordinären Arten in | Steuerbefreiungen ıc., welche die Regierung den Erbauern 
der Regel nach Duadratmäh, nur bei aufergewöhnlichen | neuer Gebäude zufommen läßt, um z.B. die Anfiedlung 
Arbeiten nady Stüd berechnet. Beigewöhnlichen Fenjtern | an gewifien Orten zu befördern, die Unbauenden zu Ein- 
liefert der Glaſer das Bejchläge gleich mit. In Bezug auf | haltung einer gewünſchten Frontlinie zu beftimmen zc. 


Baubehoͤrde 





285 


___ Banergeföfte 





— 


Saubehörde, f., frz. fabrique, engl. fabrie, f. d. Art. | Saudenkmal, n., ft4.monument d’architecture, engl. 


Bauamt. 

Bauberidt, m., j. d. Art. Bauleitung. 

Baubefrhreibung, f., ſ. d. Art. Bauanſchlag. 

Baubude, f., u. Bauburean, n., j.d. Art. Bauhütte 1. 

Bauch, m., Bauchung, f., jede auswärts gehende Run— 
dung eines Körpers, daher: 1. aud) Ausbucht gen., frz. 
bombement, coffre, m., engl.belly, battening, derfehler- 
bafter Weiſe rumdlich vorjtehende Theil in der Mitte der 
Außenfläche einer Mauer, die eigentlich eben fein joll, od. 
vorher auch wirklich eben war, Urfadyedavon iſt entweder 
nachläffige Ausführung oder das durch einen Seitendrud 
berwirkte theilweiſe Ausweichen der Mauer; ſ. Ausbauchen. 
Begreiflicher Weiſe iſt dies ſehr nachtheilig für die Feſtig— 
keit des Gebäudes. — 2. frz. ventre, m., innere Höhlung 
od, Erweiterung eines Raumes, weıtefte Stelle eines Ge— 
fühes, eines Dfens, Keſſels ꝛc. — 3. (Bergb.) B. eines 
Ganges, die Gegend, wo derjelbe mächtiger wird als an 
anderen Stellen. — 4. B. eines Schiffes, d. i. der untere, 
vom Kiel bis zur Kimming reichende Schiffätheil. 

Bauchband, n.(Böttc.), der weiteite Reifeines Faflesıc. 

Bauchbohrer, m. (Drechsl.), Bohrer, um die innere 
Weite eines hohlen Gegenstandes auszubohren. 

Bauhdenningen, f. pl. (Schiffb.), Benennung für die 
inneren Schiffsplanfen. 

Bauchdiele, f.(Schiffb.), frz. vaigre du fond, engl. 
thick staff, die ftarfen, im untern Naum parallel mit dem 
Kiel, zunächit dem Kielichwinn liegenden Blanten. 

Baucheiſen, n., od. Bauchhaken, m. Drechsl.), —— 
Dreheiſen zum Ausdrehen der Höhlungen von bauchigen 
Körpern, Gefähen ıc. 

Baudfäge, f., Ingfäge, Waldfäge, Banernfäge, 
f. ventrue, engl. felling-saw, große Säge zum 
len; ſ. d. Art. Säge. 

Bauchſtück, n., auch’Lieger, m., Flurholz, n., genannt 
(Schiffb.), frz. varangue, f., engl. floor-timber, die Höl— 
zer, welche als unterjte Theileder Hauptrippen den Bauch, 
das heißt hier ſ. v. w. den unterjten Fußboden des Schiffes, 
bilden; fie find quer über den Stiel befejtigt, mit demjelben 
und dem Kolſchwinn verfpiefert (verbolzt), liegen meift 
etwa O,,, m. von einander entfernt und werden nad) den 
Vorder: und Hinterjteven zu mehr gekrümmt als in der 
Mitte der Schiffslänge; man unterfcheidet: 

a) Etſtes B., B. im Nullipant, fra. maitresse-varangue, 
engl. largest floor-timber, das in der größten Breite des 
Schiffes liegende B. des Hauptipants. 

b) frumme £.e, die B.e des Vorder: und Achterſtevens. 

ec) Aacht 8.e oder Bandywrangen, franz. varangue plate, 
engl. flat floor-timber, die in dem mittleren Theile ‚des 
e acculee, engl.rising 


Schiffes liegenden B.e. 

d) Eingejogene 2.r, frz. varan 
floor-timber, dienad) beiden Enden des Schiffes zu liegen= 
den B.e, welche beinahe die Beftalt eines Y haben. 

e) Die Kat-ß.r, engl. futtok-riders, ſ. Katſporen. 

Bauchung f. der Säule, ſ. —— 

Bauchwalze, f. Bergb.), bei Förderung des Materials 
ausden Schächten angerwandte kurze, ziemlich dide Walze. 
Mittels 4 ſolcher Walzen läuft aufden jegt meift mit Eifen= 
fchienen belegten Straßbäumen die Treibtonne mit dem zu 
fürdernden Material. 

Bauchirkel, Tafterzirkel, m., ein Birtel (f. d.), deſſen 
Schentel bauchartig ausgebogen find, um runde Gegen— 
ftände äußerlich damit mejjen zu fönnen. 

Baude, f., 1. auch Baute geichrieben, j. v.w. Bau; (ſ. d. 
unter 1). — 2. frz. chalet, engl. shed, auf den höheren 
Theilen des Riefengebirges, überhaupt auf höheren Gebir— 
gen einzeln ftehende Häufer, in der Regel als Blodhäujer 
fonftruirt, meijt blos während des Sommers bewohntvon 
Hirten, Holzbauern u. dergl., auch wohl als Sajthäufer 
für Gebirgsreijende eingerichtet. — 3, Auf den Alpen, 
j. v. w. Senne, 


8 frz. scie 


aumfäls 


— — — — — — — — — — — — — | — 





monumental huilding. Mit dieſem Namen bezeichnen 
Manche fälſchlich jedes Gebäude, welches irgendwie als 
charakteriſtiſch für die Periode ſeiner Entſtehung angeſehen 
werden fann. Eigentlich aber bezeichnet das Wort nur 
foldhe Gebäude, die monumental im ftrengen Sinn des 
Wortes find; j.d. Art. Gebäude und monumental. 

Bandepartement, n., diejenige Abtheilung einer Ver: 
waltung, welche die im Bereich diefes Berwaltungsgebiets 
vortommenden Baulichkeiten behandelt. 

Baudeputation, f., Gejamtheit derjenigen Mitglieder 
eines Natböfollegiums, einer Privatgejellichaft, einer Be- 
hörde od, dgl., welche von der betr. Korporation gewählt 
und beauftragt find, die —— der ſtädtiſchen Bauord⸗ 
nung bei Privatbauten, die Ausführung eines ſpeziellen 
Baues oder dergl. zu überwachen, Entwurf und Anſchlag 
zu prüfen, Belege und Bauberichte zu fontroliren ꝛc. 

Baudequin, m.,frz., engl. baudekyn, ſ. Baldachin. 

Baudet, m., franz., 1. Schneideroit, Sägegerüjt zum 
Bretertrennen. — 2. Gurtbett, Feldbett. 

Baudienft, m., fr. corvee, f., engl. soccage, ſ. v. w. 
Baufrone. 

Bauding, Baugeding, Buding, n., eine Art Gericht im 
Mittelalter, ſ. Bauhütte 2. 

Baudirektor, ım., der ze. einer mit Leitung von 
Bauſachen befchäftigten Behörde, j. Bauamt, oft auch nur 
Titel eines Baumeiſters od. auch eines Rathsmitglieds, 
das ald Baudeputirterdes Raths fungirt, meiſt jogar ohne 
Bauverftändiger zu jein. 

Baudrier, m., frz., Sürtelim allgemeinen; befonders 
aber der balteus im Amphitheater (f. d.). 

Baudruche, peau divine, f., franz., Golbjchläger- 
häutchen. 

Bauebeng, f. (Kriegsb.), ſ. d. Art, Bauhorizont 2 und 
Lagerplan. 

Baueiche, f., ſ. Eiche. 

Baueifen, Großeifen, n., frz. fer de gros ouvrage, fers 
gros, ın. pl., engl. great-iron-work, black-work, Aus— 
druc für die größeren eifernen Hülfstonftruftionstheile, 
als Anker, Klammern, Bolzen, Hafpen u. anderes gröhere 
Eijenzeug, welches beim Bauen erforderlich ift und nad) 
dem Gewicht bezahlt wird, zum Unterſchied von Kleineiſen, 
wie z. B. Schlöfjer, Bänder, Riegel, Nägel ıc. 

Bauelle, £., i. Baumäh,. 

Bauen, n., 1. Sejamtheit der baulichen Thätigkeit. — 
2. Das B. eines Steins, frz. appareild’unepierre, nennt 
man hier u. da die Höhe des Steins; vgl. d. Art. bauen 4. 

bauen, alt. 3., 1. frz. bätir, construire, edifier, engl. 
to build, to frame, to construct, to edify, ital. fabbri- 
care, edificare, jpan. edificar, fabricar, labrar, poner, 
der Inbegriff aller Thätigfeit beim Errichten und Vollen⸗ 
den eines Bauwerls. — 2. Man jagt von einem Kunſt— 
wert, 3. B. von einem Bild, Gebäude ıc.: es baut fich gut, 
wenn Feine $ruppirung in der Geſamtſilhouette einen an 
genehmen Eindrud madıt. — 3. Ein Stamm baut 20 m., 
heißt: er hält auf 20m. in hinreichender Stärke aus, giebt 
volllommen brauchbare Ballen von 20 m. Länge. — 4. 
Bon Ziegeln jagt man: fie bauen gut, wenn fie reichlich 
jtarf find und daher hohe Schichten geben. 

Bauer, m. (Schiffb.), 1. die unterjte Spiegelmwrange. 
— 2. Ein Knie mit jpigem Winkel. 

Bauerde, Baucrerde, f., j. v. w. Dammerde, 

Bauererz, n. (Bergb.), jehr reiches Erz, bei. Silbererz ; 
deshalb jo gen., weil es fo reichhaltig ift, daß es ſelbſt von 
einem völlig Unkundigen dafür ertannt werden muß. 

Bauerfriede, m., Heimfhnaat, Heunfcnaat, f., Landwehr, 
f., in Weitfalen ſ. v. w. Foritbezirk, in welchem einer 
Gemeinde das Recht der Viehtrift, Beholzung, des Tori: 
grabens, Steinbrechens, Lehmgrabens, Sandgrabens ıc. 


zusteht. 


Bnuergehöfte, Bauergut, n., j. Bauernhof. 


Bauerndeich 286 Baueruhof 


Bauerndeich, Kommundeich, m. (Deichb.), Deich, der | an; die Scheune d liegt zwar noch unter demſelben Dach, 
einer Dorigemeinde gehört u. von diejer unterhalten wird. | aber mit gefondertem Eingang, oft auch im obern Stod, 
Bauernhaus, n., franz. maison rustique, engl. farm- | wo die Lage des Haufes an einem Berghang geitattet, eine 
house, boorish-house, rustic-house, j. Bauernhof. hochliegende Einfahrt anzubringen, u. dann ijt das Haus 
Bauernhof, ın., Banerngchöfte, n., frz. cour f.rustique, | mit dem den Stall enthaltenden Theil in den Berg hinein= 
engl. farm-court, Gejamtheit der Bauanlage, welche zu | gejchoben. Solche Häujer finden ji im Wejterwald, im 
einem Bauerugut gehört. Die Bauerngehöfte liegen ent= | ſächſiſchen Erzgebirge, in Deutihböhmen und Franken, 
weder ganz einzeln mitten inden zugehörigen Grundſtücken, doc) auch hier und da in ſlaviſchen Yändern. — 4, Bayeri- 
und heißen dann Einzelgehöfte, Kolonate, Meiereien 2c., oder | fhes Alpeuhaus, Fig. 476. Hier ift, wenn auch nod) ein ge— 
fie jind zu Dörfern vereinigt, od. aud) in Städten belegen; | meinjchaftliches Dad) das Ganze überſpannt, doch ſchon 
darüber j.d.Art. Dorf, Ortsanlage, Stadtgutzc, Diefe Berz | die Trennung zwifchen Wohnung und Gejhäftsräumen 
einigungen jowohl als auch die Anlage der Gehöfte jelbit | vollzogen. Das Reſultat diefer Trennung iſt nun 5. das 
haben nicht nur im Laufder Bejchichte, jondern auch bei den | eigentliche Bauerngeböfte. Zunächſt bleibt noch, j. Fig. 477, 
verschiedenen Nationalitäten der Neuzeit jehr verichiedene | ein gewiſſer Zuſammenhang gewahrt, indem die Gebäude 
Bejtaltung angenommen, welche theils von der Art der | in enggeichlofjener Reihe den Hof umziehen, und nament: 
Bewirtbichaftung, theils von nationalen Gebräuchen oder | lich der Stall b direkt an das Wohnhaus a angebaut ift. 
provinziellen Traditionen ihren Urjprung nahmen. Was | Der zweite Schritt ift die Löſung auch des Stall vom 
uns aus dem Altertbum von Anlagen der Bauernhöfe be= | Wohnhaus, ſ. Fig. 178. Bon da ab erjcheint es für die 
fannt ift, leider nur jehr wenig, wird bei den den betr. | Entwidelung gleichgültig, ob die®chäude, wie in Fig. 478, 
Stil behandelnden Artikeln kurz erwähnt werden. Im nur drei Seiten des Hofs umgeben und die vierte blos von 
allgemeinen gilt, daß bei Bölfern, die viel kämpften und | der Einfriedigung mit Einfahrt eingenommen wird, oder 
handelten (Phöniker, Griechen ıc.), der Bauernhof fich | ob auch die vierte Seite noch mit Gebäuden beſetzt it und 
jpäter ausbildete al& das Stadtgut, während bei ader= | die Einfahrt dadurd in eine Ede gedrängt ericheint. 6. Au- 
bautreibenden Völkern die Bauernhöfe jchnell eine feſte lage eines dentfhen Bauernhofes der Ichtzeit. Im allgemei— 
Form gewannen, die dann auf die Bildung des Wohn- | nen umfaht derjelbe diefelben Theile wie früher, d. h. die 
ur Wohnung des Be- 
—* reſp. Bewirth⸗ 
ſchafters ſowie direkt 
zur Bewirthſchaftung 
der zugehörigen Felder, 
Wieſen x. nöthigen 
Baulichleiten. Die ſpe— 
ielle Geſtaltung richtet 
ich natürlich nach Um— 
fang und Bewirthſchaf⸗ 
tungsart der Grund— 
ſtücke, ſowie nach vielen 


















Ir 








IIE11] 






1 






EZ 









u SS z provinziellen Gebräu- 
IS chen und nad) den aus 
57 — dieſen beiden Faltoren 


— 


f rejultirenden Beſtim— 
FR su I mungen über Größe u. 
I dig. 475. N Ss 5 gegenfeitige Lage der 
— ig. 477. dig. 478. Gebäude, über Anzahl 
Hu Art, Bauerndof. u. Menge des in dem- 

ſelben unterzubringen= 

hauſes und Stadtqutes Einfluß übte. Die fo entjtandes | den Viches, Getreides ꝛc. Diefe Bedingungen für die An— 
nen Sejtaltungen anzuführen, würde wenigjtens volljtän= | lage jelbjt gehen am bejten aus dem vom Bauherrn bei 
dig nicht möglich jein, weil die hiftorischen Forſchungen Bejtellung des Entwurfs zu gebenden Programm hervor. 
noch nicht zu genügendem Reſultat geführt haben. gier Dennod) find allgemeine Regeln nicht ganz ausgeſchloſſen, 
legen wir nur einige von den (Formen vor, welche die Ent= | da viele der Anforderungen keiner provinziellen Verſchie— 
widelung des Bauernhofs in Deutichland charakterifiren. | denheit unterliegen. Diefe nun werden jich fast ſtets nach 
1. Das altfähfifchre Bauernhaus, Fig. 473, reiht die für) der Größe des Grundſtückkomplexes und der hiermit in 
Thiere, Früchte und Menſchen bejtimmten Räume, ſämt- innigem Zuſammenhang jtehenden Größe der Bauanlage 
lid) unter einem Dach), um einen Mittelraum, die Diele | richten. Die Anlage eines Bauernhofs eriter Klaſſe, 
od, Deele, Ahrn, area (a in Fig. 473), der zur Vornahme | d. h. eines jehr ———— ſtimmt natürlich jetzt, 
der verſchiedenſten Arbeiten dient u. deſſen Kern der Herd | wo auch die Bauerngüter freies Beſitzthum find, faſt voll- 
e bildet, ähnlich wie beim etrurischen Wohnhaus. dd jind | ftändig mit der eines Nittergutes überein und iſt daher in 
Flügel ander Deele, b iind die Biebitände, ee Wohnräume, dem Art, Rıtterqut re An einen gut angelegten 
f f Düngerftätten. Noch jept finden fich joldye Häufer in | Bauernhof mittlerer Größe jtellt man gegenwärtig 
Weſtfalen.— 2. Mavifhes Baneruhaus, Fig.474. Die Haus: | hauptjächlich folgende Anforderungen, mag derjelbe nun 
flur a tft fleiner, enthält aber immer den Herd e, der Stall | einzeln liegen, in einem Dorf od. einer Stadt von anderen 
b ift Schon durch Wände getrennt, ebenjo die Drejchtenned | ähnlichen Höfen begrenzt fein: derjelbe jei zugänglich 
nicht mehr mit a vereint, e e find Wohnräume, Derartige | durch eine bequeme, hinlänglich breite Einfahrt. Dieſe 
Häufer finden ſich im tihehiichen Böhmen, in der wendi- | führe zu einem freundlichen, jonnigen, trodenen, gehörig 
ſchen Lauſitz und vereinzelt in Sadien, Thüringen und | geräumigen Hof. Auf diefem jei Naum für die qut gegen 
Preußen in joldyen Gegenden, die früher von Slaven, Regen und fonjtigen Waſſerzugang zu verwahrende Dün- 
Sorben, Wenden, bewohnt waren. — 3. Mitleldeulſches aeritätte, f., jowie für die in Reihe u. Glied aufgeitellten 
Baueruhaus, zig. 475. Der Herd e iſt durch eine ihn von | Wagen, Plüge ıc., welche womöglich, aleich der Dünger: 
der Hausflur a trennende Wand zur Küche geworden. Die | jtätte, durch ein Dach zu ſchützen find. Dann muß aber 
Ställe b grenzen nicht mehr direft an die Wohnräume e | auf dem Hof nod) jo viel freier Plag bleiben, daß man mit 


| 
— 


BEL 
K ER 








— — 





#4, - 


Danernhof 


einem beladenen u. bejpannten Wagen bequem umlenten, 
auch an den Gebäuden entlang rings um den Hof fahren 
fann, auf einem von den Gebäuden aus abjallend gepfla= 
iterten, genügend breiten Streifen, der fogen. Heufte. Wo 
nicht in der Nähe außerhalb des Hofes ein Teich fich be= 
findet, ift ein ſolcher od. mindeitens ein Wafjerbaffin im | 
Hof anzulegen. Der Brunnen, welcher in feinem Bauern= | 
gehöfte fehlen follte, ift fo zu legen, daß er von der Dünger- 
jtätte aus nicht verunreinigt werden fann; das Jauchen— 
loch, d. b. eine überdeckte Jauchengrube, ift zwifchen Kuh? | 
itall u. Düngerftätte anzubringen, darf jedoch weder zu nahe 
am Brunnen, nod) jo liegen, daß es den Gebäuden jchadet. 
Unter diefen Gebäuden jteht obenan das Wohnhaus, 
Im Erdgeihoß liege die Wohnftube der Bauernfamilie 
unmittelbar an der geräumigen Hausflur, daneben eine | 
geräumige Schlaflammer, eine Stube für das Gejinde, 
eine große Küche, vielleicht ein Badofen (ſ. d.), eine ge: 
wölbte Speijelammer 2c.; im Seller ein Milchgemwölbe, 
Speifeteller, Bierkeller, Kartoffelfeller ıc. ; im obern Ge— 
ſchoß eine Fremdenſtube, vielluicht auch ein Prunfzimmer 
und ein pär Vorrathölammern. Mehr ſ. im Art. Haus 
jowie in den die einzelnen Räume behandelnden Artikeln. 
Die anderen Gebäude bejtehen in Scheunen, Stallungen | 
für Kühe, Pierde, Schafe, Schweine, Federvich, Heu— 
boden xc. und find in einzelnen Artikeln behandelt. Das 
Vertheilen diejer Räume in die einzelnen Gebäude, das 
Disponiren der gegenfeitigen Stellung derjelben ꝛe. muß 
dem jedesmaligen Ermefjen des Entwerfenden überlaffen | 
bfeiben, da hierbei nicht blos die lokalen Gebräuche 
und Die Lage des ganzen Gehöftes gegen die Himmels- 
daß bei dem Heraustreiben der Kühe auf die Düngerjtätte 
durch Anhängen von zwei Barrieren ein geſchloſſener 
Uebergang erzeugt werden fann, aus dem die Kühe nicht | 


egenden jowohl als gegen Nachbargehöfte, Dorf: 
entweichen fünnen, Im Sceunengebäude bringe man | 

















traße ꝛc., ſondern aud) gar häufig fpezielle Wünſche 
des Befigers zu berüdfichtigen find. Nur einige wenige 
auf Erfahrung des Berfaflers gegründete Winte jeien hier 

egeben: Bon dem Wohnhaus mu man nad) dem Kuh— 
tall aufmöglichit nahen Weg, womöglich trodenen Fuhes, 
gelangen können; bef. wenn Milchkeller u. Futterfüche fi) 
nicht im Kubjtallgebäude, jondern im Wohnhaus befinden. 
Pferdeſtall u. Kuhſtall oder, allgemeiner gefaßt, die Stal- 
lungen für das Zugvich u. die für das Melt: und Maſt— 
vieh bringe man entw. in zwei getrennte Gebäude od., da⸗ 
fern fie wegen der Slleinheit der ganzen Anlage oder aus 
anderen Gründen unter einem Dad) vereinigt werden müfs 
jen, doch möglichit gefondert von einander an. In die Ab— 
theilung für das Zucht: und Melkvieh lege man dann die 
Mägdelammer, in die Abtheilung für das Zugvieh die 
Knechtekammer, doc) jo, da die Eingänge derjelben vom 
Wohnhaus aus leicht fontrolirt werden können. Die 
Scheune, bei. aber die Abtheilung derjelben, welche das 
Strohmagazin enthält, bringe man in möglichit geringe 
Entfernung vom Eingang zu den Stallungen, damit das 
Stroh, weldyes behufs des Einftreuens für die Thiere da— 
bin gebracht wird, nicht über den ganzen Hof transportirt 
werden muß. Die Düngerftätte liege jo nahe am Kuhſtall, 
feinerlei Wohn: od. Schlafräume an, wie man denn über- 

haupt auf Vermeidung von Feuersgefahr nicht genug 

Sorgfalt verwenden kann. 

Jedenfalls jei das ganze einfach und leicht Üüberfichtlich 
angelegt; man muß bei joldyen Anlagen mehr die Brauch— 
barleit und bequeme Benugbarleit als die Schönheit im 
Auge behalten, braucht diefe aber dennoch nicht ganz zu 
vernadjläffigen. 
Bei ganz Heinen Bauernhöfen wird die Anlage 
natürlic in allen ihren Theilen ähnlich, aber näher zu— 
jammengerüdt; bef. wird man bier häufig Wohnhaus u. 
Kubjtall unter ein Dach bringen müjjen; bei diejen ſo— 
wohl als bei größeren Anlagen richte man fein Augen: 





287 
merk ftets auf die leichte Möglichkeit einer fpäteren Ver- 





baufällig 





grökerung der Gebäude, ohne Beeinträchtigung der Ueber— 
jichtlichfeit und bequemen Benutzbarkeit. [ Ms.) 

Bauernofen, m., 1. (Thür.) großer eiferner, zum 
Kochen eingerichteter Stubenofen, in weldem man zum 
Theil Reifig und Stroh brennt, — 2, Kleiner Schmelzofen 
in Eijenbütten. 

Bauernfäge, f., ſ. Bauchſäge und Säge. 

Bauernfand, m. (Zinng.),j.v.w. Gießſand, Formſand. 

Bauerſchaft, f., Banernfame, m., im Osnabrüdifchen 
ein Dorf olme Kirche. 

Bauerwagen, Adherwagen, m., dies find gewöhnlich 
Leiterwagen und theilen fid in Shiebwagen, deren Räder 
ziemlich leicht im Holz fonjtruirt u. mit Eijenfchienen be= 
legt find, u. bei. in Lehmboden fidh bewähren, u. Puffwagen, 
deren Räder, aus jehr ſtarkem Holz konjtruirt, nur Eiſen— 
ringe um die Naben haben u. bej. für Sandboden geeig- 
net find, y 

Bauetat, m., jr5. budget des ouvrages, engl. budget 
of works, Geldjumme, welche von der Staatsregierung, 
Berwaltungsbebörde, Baudeputation od. dgl. zur Errich— 
tung neuer oder Reftauration alter Gebäude für gewiſſe 
Zeit (meiftein Jahr) ausgefept ift; bei demfelben find die 

emachten Bauanſchläge, die Befoldung des Perjonals, 
Reifegelder xc. in Rechnung zu bringen. 

baufähig, auch baubar, adj., j. bauhaft. 

Baufall, m., deutich für Ruine (f. d.). 

baufällig, adj., aud) baufellig gejchrieben, den Einſturz 
drohend, fr}. ruineux, caduc, delabre, eroulant, engl. 
ruinous, out of repairs, ital. cadevole, rovinaticcio, 
ipan. ruinoso, desmoronadizo, fann ein Gebäude aus 
ungemein manchfachen Gründen fein, 3. B. Einwirkung 
der Zeit und Witterung, feblerhafte Konſtruktion, Wahl 
faliher Materialien, unterlafjene Pflege, unvorfichtige 
Benugung des Gebäudes. Die Prüfung eines Gebäudes, 
welches verändert oder reparirt werden joll, in Bezug auf 
feine etwaige Baufälligleit, gehört manchmal zu den 
ichwierigiten Aufgaben für den Architekten, weil ſie unge— 
meinen Scharjblid verlangt, indem fich die Saufälligteit 
jehr oft jozufagen verjtedt. 

Die Baufälligfeit neuerer Gebäude beruht meift in 
fehlerhafter Konjtruftion, oft aber aud in Galpeter, 
Mauerfraß, Schwamm, Trodenfäule ꝛc.; ſ. d. betr. Art. 

Die Baufälligkeit älterer Gebäude aber hat die ver- 
ſchiedenſten Urjachen u. liegt oft jo verjtedt, daß felbjt der 
neübtefte Technifer fich täufchen fan, Anbohren des 
Balken u. Wandholzes und Unterfuchen der Bohrfpäne, 
Klopfen u. Horchen (Auskultiren) an verfchiedenen Stellen 
der Wände, Dielen, Decken, Gewölbe ꝛc. find wohl gute 
Mittel zu Erlennung innerer Mängel, aber nur durd) 
lange Uebung iſt Sicherheit im Erkennen der verschiedenen 
Tüne zu erlangen. Sicherer ift e8 immer, wenn man im 
Zweifel ift, ein Loch in die betreffende Stelle der Wand 
bineinzubrecdhen, und rathſam bleibt es ſtets, alten Ges 
bäuden, deren baulihen Zuftand man nicht ganz genau 
erforichen kann, nicht zu viel zu trauen und fie wenigjtens 
bei Bornahme einer Reparatur nicht fehr zu ftören. Denn 
manches Gebäude, welches, wenn auch in halb baufälligem 
Zustand, noch lange ſtehen würde, wenn man es ungejtört 
ließe, fällt bei unvorjichtiger Reparatur entiweder nod) 
während der Arbeit oder doch kurz nachher ein. 

Am allgemeinen ift am rätblidhiten, an wirklich bau— 
fällige Gebäude od. Gebäudetheile gar nicht erſt die in der 
Regel kaum annähernd voraus zu beftimmenden Reparas 
turtojten zu wenden, da man durch diefelben fait immer 
nur cin Flickwerk von geringer Dauer erfauft, während 
man häufig bei Abtragung und Neuaufführung der betr. 
Baulichkeit mit weniger Kapitalaufiwandein jolides, gan— 
zes und nach Einrichtung und Konſtruktion zweckmäßiges 
Gebäude erlangen kann. Selbjt bei jolden Gebäuden od. 
Gebäudetheilen, deren Konſervirung aus kunſthiſtoriſchen 


Banfeld 





jie als wirklich baufällig erkannt find, oftdas Nathjamite, 
fie nad) forgfältiger NAusmeflung und Abzeichnung ſowie 
nad) Numerirung oder fonjtiger Bezeichnung aller nicht 
dem glatten Mauerwerk angehörenden Theile abzutragen, 
u. dann, unter Benupung aller noch unbedenklich brauch— 
baren Stüde, wieder aufzubauen, das Unbrauchbare durd) 
jorgfältige Nachahmung ergänzend. So erhält man eine 
für lange Zeit dauernde, unverjtümmelte, nicht verunftal= 
tende Rejtauration, während man bei blofer Reparatur 
häufig genöthigt fein wird, durch Jumauerung von Oeff⸗ 
nungen, Anfegen von Strebepfeilern, durch Unterbögen, 
Unterzüge 20. den Bau in Bezug auf Schönheit und Be— 
nußbarkeit vielfach zu beeinträchtigen. Auch iſt das Ab: 
tragen in der Regel mit fait weniger Gefahr für die Ar— 
beiter verbunden als die Reparatur. Freilicd muß einem 
ſolchen Entjchluß eine ganz jorgfältige Unterjuchung vor— 
hergeben. Den Bejigern jolcher Gebäude, beiwohnter oder 
unbewohnter, ift zu vathen, bei Wahl der Sachverſtändi— 
gen behufs der Unterfuhung auf Baufälligkeit äußerjt 
vorjichtig zu fein, da die Fälle durchaus nicht zu den Sels 
tenheiten gehören, in weldyen der mit einer jolcyen Unter: 
fuchung betraute Bewerte ein Gebäude, das vielleicht durch 
eine gar nicht ſehr umfängliche Reparatur auf eine lange 
Reihe von Jahren hätte bauhaft gemacht werden fünnen, 
aus Unfenntnis oder mindeftens aus mangelndem Ver: 
trauen in feine eigene Befähigung zujachgemäßer Rejtau- 
rirung, ja wohl gar in der Möfet, ftatt der ſchwereren 
Arbeit der Reparatur ſich die leichtere und bejjer lohnende 
Arbeit des Neubaues zu verichaffen, für total baufällig 
erklärte. Iſt aber die Baufälligkeit evident nachgewieſen, 
jo muß das Gebäude fchleunigjt geräumt und die Paſſage 
um dasjelbe herum in genügender Entfernung geiperrt 
werden, damit nicht bei einem plöplichen Einfturz Men 
ichen verunglüden können. [ Ms.) 

Baufeld oder Bauland, n., engl. arable camp, nicht 
zu verwechjeln mit Bauplaß, da Vaufeld ſ. v. w. Aderfeld 
iſt, zum Unterſchied von Wieſen. 

baufeſt, adj. nennt man einen Grundboden, wenn er 
fo dicht iſt, daß man ohne weiteres gleich darauf bauen 
fann; nicht zu verwechjeln mit bauhaft. 

Bauflof, n. (Floßw.), 1. ein Floß, mit Bauholz aus- 
gezimmert. — 2. Ein Floß, mit Bauholz beladen. 

Baufreiheit, f., 1. die Erlaubnis, zu bauen, — 2. j. 
v. iv. Baubegnadigung. 

Baufrey, s., engl., 1. Balten. — 2. Bergfried. 

Baufrone, f., Baudienft, m., fr3., corvee, f., engl., 
soccage, Dienfte, weldye von ganzen Gemeinden od. ein— 
zelnen Berjonen bei Errichtung neuer und Ausbejjerung 
alter Gebäude für die bauende Regierung, Behörde oder 
Gutsherrſchaft, ja jelbit für Bejiger gewiſſer Grundftüde, 
infolge beftehender Privilegien, Rechte oder Servituten 
theils unentgeltlich, theil® geg. Bezahlung geleijtet werden 
müſſen. Man tbeilt fie in der Negel in Handdienfte, welche 
in Handarbeit geleiftet werden, Spanndienfte, welche in 
Leitung von Banfuhren (Zufuhr an Material) beftchen, 
und Naturaldienfte, welche in Lieferung der Materialien 
jelbjt beitehen. 

Bauführung, f., |. Bauleitung. 

#nufuf, m., j. Baumäh. 

Bauge, f., irz, 1. Mörtel, aus fetter Erde, Lehm oder 
Thon u. Stroh od. Heu ENT: ſ. d. Art. Lehm, Kleiber— 
lehm, Stroblehm. — 2. Brackwaſſer, Lache von ſchmutzigem 
Seewaſſer. — 3. Schlechtes Bett. 

Baugeding, n., ſ. d. Art. Bauding. 

Baugefangener, m., frz. forcat. So heißen Sträf- 
linge, die theils zu öffentlichen Bauarbeiten verwendet, 
bier und da auch an Privatleute zu Bauarbeiten verliehen 
werden. 

Baugeräthe oder Baugefdier, n., heißen alle zu einem 
Bau erforderlichen Beräthichaften, joweit fie nicht zu dem 


288 


Gründen dringend wůnſchenswerth ericheint,ift es, dafern | eigentlichen Handwerkszeug der Bau 


Baugrund 








handwerker gehören. 
Dahin find zu rechnen: Mäßplatten, Schnuren, Haden, 
Spaten, Schaufeln, Schubkarren, Radebergen, Bretfäjten 
Kallkbuchten) zum Löſchen u. Mengen des Kalkes, Sand— 
durchwürfe, große und kleine Waſſergefäße, Kalkfäſſer, 
Kalktragen, Flaſchenzüge, Haſpeln, Seile, Kloben, Lei— 
tern, Pilen, Hebeſtangen, Handrammen u. dgl.m. Die 
leihweiſe Lieferung derjelben fowie der Gerüste liegt in 
der Regel ganz oder zum größten Theil dem Maurer: 
meijter ob, welcher dafiir in der Regel eine befondere, ge= 

—— nach Prozenten des Arbeitslohnes berechnete 
Vergütung bekommt. 

Baugerippe, n., frz. bäti, m., unvollendeter Bau, na— 
mentlid) gegen Bollendung des Aufbaues hin. 

Baugerüf, n., j. d. Art. Gerüſt. 

Baugefellfcyaft, f., 1. Geſellſchaft, die auf Spekulation, 
zu einem wohlthätigen Zwed od. ſonſt auf gemeinſchaft— 
liche Koften Häufer baut. — 2. ſ. d. Art. Bauhütte 2. 

Baugefek, n., j. d. Art. Baurecht. 

Baugewerke, m., . d. Art. Baubandwerter. 

Baugewerkfchule, f., j. d. Art. Gewerbſchule. 

Bauglied, n., j. d. Art. Gliederung und Glied. 

Baugrund, m., 1. frz. fondation, f., engl. foundation, 

 endowment, j. d. w. Gründung (ſ. d.). — 2. frz. terrain 
‚ousolm. pour bätir, engl. building-ground, soil, der 
| Grundboden, auf den man baut. Schon vor Entwerfung 
des Plans muß man denjelben genau unterfuchen, ob er 
' fejt genug ei, um das Bauwerk zu tragen, ohne daß er von 
— zu ſehr od. ungleichmäßig zuſammengepreßt 
werde, wobei die Laſt des Gebäudes und die Art, wie ſich 
diejelbe auf einzelne Punkte der Subjtruftion vertheilt 
maßgebend ift. Bei gleichmäßiger Ver: 

theilung wird es, dafern man nicht B. 

erjter Klaſſe (f. unten) hat, nothwendig fein, 

daß der B. an allen dem Drud des Ge— 

bäudes ausgejepten Theilen gleihmäßige 

Feſtigkeit entw. von Natur beſitzt od. auf 
fünftlihem Wegerhält. Bei ungleichmäßi— 

ger Vertheilung der Lajt muß, um uns 

gleihmähige Sentungen, die allein ſchäd— 

lih wirkten, zu vermeiden, die Feitigfeit 

des Baugrundes, dafern nicht alle Zus 
jammendrüdung vermieden werden fann, 

unter den einzelnen, verichieden ſchweren 

Theilen ſich auf diejelbe Weiſe abjtufen als 

die Laſt diefer Theile. Da dies nun 

ſchwer und nur mit vielen Koften zu errei= 

den jein wird, jo wird man hier u. da ge= 

nöthigt fein, fich mit dem Entiwurf nad) der 

Beſchaffenheit des Bees zu richten, welcher 

eben deshalb vor Feititellung des Planes 

u. mit großer Gewiſſenhaftigkeit zu unter: 

juchen iſt. Diefe Unterfuhung des 
Baugrundes zerfällt in eine vor— 

läufige, durch welche blos fejtgeitellt 

werden joll, ob man überhaupt auf den 

Plap bauen fann oder nicht. Zu diefem Behuf reicht 
oft eine bloje Befichtigung Hin, diein zweifelhaften Fällen 
höchſtens noch durch das Ausgraben von einigen wenigen, 
mäßig großen Löchern, durch Einjtechen mit dem 2—4 m. 
langen, 2—5 cm. ſtarken Bifitireijen (Fig. 479) ıc. unters 
ftügt wird. Sehr tiefer Sumpf, moderiger, übelriechender 
Boden, der Grund von Flutbetten (f. d.) u. andere, Über: 
ſchwemmungen ausgejehte Plätze eignen ſich Schlecht oder 
gar nicht zum Bauen. Faſt alle anderen Bodengattungen 
fünnen mit mehr od. weniger often dazu tauglich gemacht 
| werben. Hat man die Überzeugung von diefer Möglich- 
‚feit gewonnen, jo beginnt die Bahr Unterfuhung. 
Bor derjelben ſteckt man das Gebäude ganz oberflächlich 
ab, um dann wenigitens annähernd nad) dem Augenmäß 
mehrere ſolcher Stellen zur Prüfung zu wählen, welche 


fig. 478. 


J Baugrund j 








289 


Baufot; 








fpäter wirklich belajtet werden jollen. Beitrodenen Baus 
plaß geichieht diefe Prüfung am einfachſten durch Aus- 
graben von brunnenartigen Bertiefungen, welche man fo 
tief treibt, ala zu zuverläffiger Beurtheilung der Aufein- 
anderfolge u. Mächtigkeit der nicht tragfähigen ſowie zu 
Feitjtellung der Beichaffenheit und hinreichenden Stärke 
der tragfähigen Schichten nöthig ericheint. Bei naſſen od. 
wäjlerigen Baupläen wird der Boden blos bis auf den 
Ratten 

ſuchung durch Ausbohren des Grundes fortgejegt. Ueber 
das dabei zu beobadjtende Berfabren und die dazu dienen= 
den Injtrumente ſ. d. Art. Bergbohrer, Erdbohrer und 
Bohrer. Dieſe Bohrverjuche werden ebenfalls nur jo weit 
fortgejegt, al$ zu Ermittelung der Tiefe nothwendig ilt, 


in der man auf eine Schicht ſtößt, die die nöthige Wider: 


itandsfähigfeit für das darauf zu errichtende Bauwerk be= 
fit u. dadurch zu Fejtitellung einer der Bejchaffenheit des 
Baugrundes entſprechenden Gründungsweiſe nöthig er: 
icheint. Ergeben nun dieje Unterfuchhungen das Vorhan— 
denjein einer ziemlich od. ganz gleichmäßigen Beichaffen: 
beit des Grundes an allen geprüften Stellen, fjofann man, 
bei gleichmäßiger Belaſtung, jelbit dann ohne Sorge bauen, 
wenn ein Zujammendrüden des Bodens zu erwarten teht, 
d. h. wenn die erreichten gleihmäßigen Schichten nicht 

anz die für die Belaftung nöthige Tragfähigkeit befigen. 

jt aber ungleichmäßige Belaftung zu erwarten od. findet 
man verjchiedene Bodenklafjen auf einem Bauplaß ver- 
theilt, jo juche man den weichiten Stellen auszumeichen ; 
ist dies nicht thunlich, jo jorge man anderweit dafür, daß 
das Gebäude durch den ungleichen Boden keine ungleichen 
Senkungen erleide, wasden Einjturz leicht bewirten fann. 
Darüber ſ. d. Art. Gründung. Man theilt nun, nach ihrer 
Feftigfeit, die verfchiedenen Baugrund: Bodengattungen 
in der gewöhnlichen Praxis in der Regel in 4 Klaſſen. 

Erſte Bodenklaſſe: abjolut fejter Felſen, welcher 
allen Belajtungen volllommen widerjteht. In jolchem 
fejten Felsboden kann natürlich die Fundamentirung nicht 
ausgegraben werden, derjelbe unterliegt vielmehr der Be— 
arbeitung mit der Spitzhaue oder der Ausiprengung. 

Zweite Klaſſe: folder Kies- u. Sandboden, welder 
vermöge der Beſchaffenheit jeiner Umgebung nicht zur 
Seite ausweichen kann od. vermöge feiner eigenen Struftur 
nicht die Neigung bat, zur Seite auszumweichen, und ſich 
wenig oder gar nicht zufammenprefien läßt. 

Dritte Klaſſe: zufammenpreibarer Boden, welcher 
nicht zur Seiteausweicht, 3. B. Thon, Lehm, Pilanzenerde 
und torfhaltige Erdarten, welche, bef. wenn jie als gleich: 
artige Schichten von größerer Mächtigfeit auftreten, um 
jo mehr einen noch ziemlid) zuverläfligen B. geben, je 
weniger feite Schichten mit loderen wechjeln u. jetrodener 
der Boden ift. Wechſeln feite Schichten mit loderen neben 
einander, jo jind die fejteren nicht zu Durchgraben, fondern 
als Bafis der Grundmauer zu benugen. Selbſt feiner 
Sand in Schichten von?2—3m. Mächtigkeit ift hinlänglich, 
um ein breijtödiges Wohnhaus zu tragen; fette Erdarten 
wer Lehm ec.) find unzuverläffiger als magere, weil fie 

ei längerer Einwirkung von Feuchtigkeit leichter jeitlich 
ausweichen als magere. 

Vierte Klaſſe: zuſammenpreßbare Bodenarten, 


weldye auch zugleid zur Seite ausweichen, z. B. Torf, 


Moraft: u. ausgefüllter Boden, Trieb» oder Duelljand, 
erweichter Thon od. Lehm⸗ u. Wieſengrund. Womöglid) 
vermeide man derartigen Boden, denn es fünnte hier leicht 
jein, daß die Koſten der Gründung mebr als die des ganz 
zen Gebäudes betrügen. 

Bei ungleihmähigem Grund wechieln oft feſte u. lodere 
Schichten, Sand» u. Thonlagen, Felſengeſchiebe, Waſſer— 
adern x., die man forgfältig unterjuchen und, wenn jie 
Gefahr drohen, vermeiden, bejeitigen od. durd) eine künſt— 
lidye Gründung unſchädlich machen muß. Lodere Thon 
ichichten u. Felſengeſchiebe rutichen u. rollen nämlich ſehr 

Mothes, Jluftr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl, L 


piegel ausgegraben u. von da abwärts die Unter: | 


1} 








gern ab, bej. wenn jie nicht ganz wägerccht ftreichen und 
nad) einer Tiefe ausgehen. Eben ſo nachtheilig iſt aufge- 
jchütteter Boden, feines Gartenland, Bauſchutt u. deral., 
welche man entweder herausgraben od. wenigitens durd)= 
brechen u. überwölben muß. Ueberdie Mittel, einenichlech- 
ten Baugrund zu verbejjern oder unichädlich zu machen, 
j. d. Art. Gründung. [.Ms.) 

bauhaft, baulich, banbar, baufählg, adj., fr}. en bon 
&tat, engl. erigible, in repair, j. d. m. noch in qutem Zus 
itand, nicht baufällig; ein Bergwerk bauhaft halten heißt: 
1. 08 in gutem Stand erhalten. — 2. Dasjelbe, obgleich es 
wenig Ausbeute giebt, dennoch wenigitens ſchwach fortbe- 
treiben, damit es nicht ins Freie falle, d. h. für herrenlos 
erklärt werde, wodurd) dann irgend ein Anderer das Recht 
gewinnt, daſelbſt zu arbeiten. 

Bauhandwerk, n., Baugewerbe, n., frz., mötier, m., en 
relation à l’edification, engl. building-trade. 

Bauhandwerker od. Baugewerke, m., frz. artisan-con- 
structeur, m., engl. building-tradesman, builder, nennt 
man im allgemeinen alle diejenigen Handwerker, deren 
Arbeiten bei einem Bau zur Verwendung gelangen. Im 
engeren Sinn des Wortes verjteht man hierunter Jimmer= 
leute, Maurer, Steinmeßen, Ziegel: und Schiejerdeder; 
im weiteren Wortſinn auch Stulfaturarbeiter, Tijchler, 
Glaſer, Schloſſer, Klempner, Schmiede, Eijengieker, 
Kupferichmiede, Töpfer, Ofenſetzer, Stubenmaler, Tape: 
zierer, Ziegelbrenner, Steinbreder, Mojaitarbeiter ꝛc. 

Bauherr, m., 1. frz., bätisseur, entrepreneur, edifi- 
cateur, m., engl. owner ofthe building, Derjenige, auf 
defien Koſten ein Bau ausgeführt wird. — 2. frz. direc- 
teur des bätiments, engl. intendentofworks, lat. aedi- 
lis, bei Hommunbauten od. den auf Koſten einer Geſell— 
ichaft ausgeführten Bauten der von der Gemeinde, Be— 
hörde ıc. bejtellte oder von der Geſellſchaft gewählte Bau— 
vorfteher, Bauaufjeher, Baudeputirte. 

Bauhof, ın., frj.chantier, m.,engl.yard,timber-yard, 
1.j.v.w. Jimmerplag (j.d.). — 2. Ein im Privatbeik od. 
in öffentlichem Eigenthum befindlicher, mit ausreichenden 
Scyuppen verjebener Plaß, welcher hinlänglihen Raum 
zu Yagerung u. Unterbringung vorrätbiger Baugeräth- 
ſchaften u. Bauhölzer bietet. Letztere bei. müſſen jo unter= 

ebradjt werden fünnen, daß fie, vor der Witterung ge— 
ip, dennod) dem Luftzug ausgejegt find; gewöhnt. dient 
ein ſolcher B. zugleich als Zimmerplaß. — 3. (Schiffb.) 
Plag in der Nähe des Seearjenals, eingerichtet zu Aufbe— 
wahrung u. Bearbeitung der Schiffsbaumaterialien, jehr 
häufig aud) zu hey > für die Schiffsbauarbeiter u. 
ihre Auffeher. Über die Einrichtung f. d. Art. Seearjenal. 

Bauholz, n., frz. bois m. de construction, bois de 
charpente, maisonnage, m.,engl.timber, store-timber, 
lumber, ital. legname de fabbricare, jpan. madera, 
tosa, lat.materia, mairamentum. Darunter verjteht man 
allgemein nur diejenigen Arten des Nutzholzes (ſ. d.), 
welche nicht nur beim Ausbau u. der feineren Ausftattung 
der Gebäude, jondern bei der Konstruktion jelbit Berwen— 
dung finden. Der Natur der Sache nach find dies fajt jtets 
einheimische Hölzer. Die Hölzer fremder Erdtheile, welche 
theils in ihrer Heimat, tbeild in Europa als Bauhölzer 
verwendet werden, find in den fie einzeln behandelnden 
Artifeln nachzuſchlagen. Die in Europa wachſenden Bau— 
hölzer gehören, mit Nusnahme einiger wenigen, in das 
Seichlecht der Balmen zu rechnenden od. ihnen ähnlichen, 
ſämtlich zu jenen Baumgattungen, deren Wachsthum fich 
auf dem Querſchnitt durch jogenannte Jahresringe fund» 
giebt. Das Nähere über den organijchen Bau u. die 
gemeinschaftlihe hemische jowie phufifalifche Be— 
ſchaffenheit aller Hölzer iſt in dem Artifel Holz nadı= 
zuſehen. Weber die Eigenjchaften einzelner Hölzer in tech— 
niſcher Beziehung find genauere Angaben in den Artikeln 
Dauer, Elajtizität, Feitigkeit, Gewicht sc. enthalten, wäh- 
rend die naturhiſtoriſchen Eigenfchaften und Kennzeichen 
97 


— Bauhof; 


unter den die betr. Bäume behandelnden Artikeln nachzu— 
fehen find. In der gewöhnlichen Bautechnit, befond. in der 


290 


— ———— —— 


| 


E Dauhol; 


der Bejundheit und Brauchbarkeit eines auf dem 
Stod ftehenden Baumes :gerader Wuchs b. Nadelhölzern, 








Handiwerfsipradhe, nimmt man weniger genaue Rückſicht bei Laubhölzern nur fanfte Krümmung u. nicht zu ichnell 


auf jene theoretifchen Spezialitäten, jondern nur auf Re— 
fultate, wie fie theils auf Grund theoretischer Erfenntnifie, 
theils auf Grund der Erfahrung fich herausgeitellt haben. 
Die wichtigiten derfelben folgen bier. 

A. Eintheilung der Bauhölzer. Diejelbe erfolgt: 

a) Nach ihrer Blattformation. 1. Laubholz, aud) leben= 
diges Holz genannt; ſ. d. Art. Eiche, Buche, Ulme, Ahorn, 
Eiche, Erle, Birke, Linde, Kaſtanie ꝛc. 2. Nadelholz, 
auch Tangel», Schwarze, Harzholz, todtes Holz genannt; 
j. d. Art. Tanne, Fichte, Kiefer, Lärche, Lebensbaum ꝛc. 

b) Lach ihrer Härte. 1. Hartes Holz. Dazu gehören: 
Eiche, Buche, Ulme, Ahorn, Kaſtanieꝛe. — 2. Halbhar= 
tes Holz. Dahinzähltman: Eiche, Erle, Birke, Lärcherc. 
— 3. Weiches Holz, zu weldem man gewöhnt. rechnet: 
Linde, Fichte, Tanne, Kieferze. Doch find Grenzlinien für 
diefe nur durch Gewohnheit entitandenen Bezeichnungen 
ſchwer anzugeben; Hölzer, weldye in warmen Gegenden 
oder auf magerem Boden u. dabei langiam wadjien, find 
gewöhnlich am härtejten u. dabei meiſt dunfelfarbig; das 
Holz alter Bäume ift gewöhnlich härter als das jüngerer. 

e) Nach der Art des Transports vom Wald nad) dem Baus 
plag. 1. Waldholz od. Achsholz, welches auf der Achſe, 
alſo mit Pferden oder auf der Eiſenbahn, herbeigebracht 
wird. — 2. Flößholz, auf Kanälen oder Flüſſen herzu— 
geſchafft. — 

d) Nach der Art und Weiſe, wie es in den Handel u. zur 
Verwendung gelangt; j. Darüber unten sub F u. G. 

B. Auswahl der zu Bauholz zu berwendenden 
Stämme. Da e3 hierbei vorzüglid) darauf antommt, die 
innere Bejchaffenheit ſowohl eines noch auf dem Stod 
jtehenden als auch eines fchongefällten Baumes od, Stam= 
mes gehörig zu würdigen, um danach den Werth desjelben 
richtig zu beurtheilen, jo muß man, um zu Bornabme diejer 
Prüfung befähigt zu fein, einige botaniſche Kenntnifje be= 
fiten. Bei der Prüfung ſelbſt ift be, Folgendes zu berück— 
fichtigen. 

a) Die äußeren Lebensumfände des Baumes in verſchie— 
denen Hinfichten. 1. Stand. Geſchloſſener Stand beför- 
dert die Negelmäßigfeit, Langſchaftigkeit, Spaltbarteit, 
Dichtbeit ze. derStammbildung. Je freierder Baum jteht, 


abnehmende Stärke des Stammes; bei jungen Stämmen 
feine, glatte Rinde in gleichförmiger Farbe von der Wurzel 
bisandieXite; beiälteren Stämmen Runzeln inder diden 
Rinde, welche Feine Riffe nach der Richtung der Fibern 
haben umd eine darunter liegende feine Rinde jehen lajjen, 
ein hoher, friſch und dick belaubter Gipfel, wenn auch die 
unteren Aeſte abgejtorben find; friſche, jtarfe, lange Triebe 
mit glängender Schale; fpätes Abfallen u. gleiche Ausbil: 
dung der Blätter; Biegjamleit der abgehauenen Neite od. 
Zweige u. volle Faſern mit feuchten Poren bei dem Bruch, 
friſche, jaftige u. gefunde Heine Wurzeln; heller, tonreicher 
Klang beim Anjchlagen mit einem hölzernen Schlägel an 
einervonRindeentblöhtenStelle aufderSüdfeite desStam- 
mes. Bei einzelnen Baumarten fommen hierzu nod) fol— 
gende Kennzeichen der Geſundheit: Bei der Kiefer bei. 
grauliche Färbung der erhabenen Rüden zwijchen den Run= 
zen der Rinde u. lebhaft röthliche, mit Grau vermifchte 
Vertiefungen der Rinde, Bei der Buche jei das Stamm— 
ende eben, die Rinde glatt, aſchgrau, nicht weißlich od. röth⸗ 
lic u.der Schaft ohne Auswüchſe. Vorzüglich Schwierig ift 
die Erkennung gefunden Eichenholzes auf dem Stamm, 
und volllommen gejunde Stämme find felten; man hat bei 
ihnen jowie bei einigen anderen ſchwer zu unterfuchenden 
Baumarten dann no das Mittel, den Baum durch das 
Nihtvorhandenfein von den in Folgendem aufgezählten 
Merkmalen als gefund zu erkennen. 

2. Aeußere Kennzeihen von Kranlheiten an 
jtebenden Bäumen. Das Vereinzeltitehen unvolltommen 
ausgebildeter Blätter an Zweigen ift Zeichen anbrüchigen 

olzes. Eine mit Rinde in langer, ftrangförmiger Wulſt 
überdedte Ader (od. Strahl) iſt das ficherjte Zeichen der 
jog. Eisfluft, welche am Schädlichiten iſt, wenn fie ſich um 
den Stamm berummindet, Am häufigsten findet man der— 
gleichen an Buchen; Beulen (jog. Rojen) am Stamm deu= 
ten auf abgebrochene, gefaulte u. überwachſene Hite, deren 
Fäule fich leicht bis in den Kern fortjegt; bleibt hineinge— 

offenes Waſſer in ihnen nod) jtehen, jo kann man ſchlie— 
ah daß die Fäule noch nicht bis zum Kern gedrungen ift; 
man findet dies bei. bei Eichen, Kirjch- u. Nufbäumen. 
Aehnlich, nur etwas länglicher, erfcheint der og. Baum 


dejto niedriger, tiefäftiger, wimmeriger wächſt der Stamm. ſchlag, die theilweije od. ganz durch neue Nindenbildung 
Nadelholz darf nicht zu dicht, muß aber ſo geſchloſſen Hr vernarbte Spur einer ftattgehabten gewaltfamen Blos— 


daß die Kite, oben ſich verſchrünkend, fich gegenfeitig beidar- 
auffallendem Schnee unterjtügen. Eichen u. Buchen wach 
jen zwijchen Nadelholz höher u. ſchlanker als in reinem 
Beitand od. unter fich vermengt. — 2. Boden. Feuchter, 
geiler Boden bildet bef. in feuchtwarmen Jabren zu breite, 
daher lodere Jahrringe; magerer Boden erzeugt lang= 
jameren Wuchs, aber dichteres Holz. — 3. Stellung 
nad) der Himmelsgegend. Nac Norden hin freiere Stel— 
lung erzeugt jchlantes, feites, hartes, feindrähtiges Holz; 
nad Oſten u. Süden hin frei, wächſt esfürzer, grobdrähtig, 
weniger jet; nach Weiten hin blosgejtellte Beftände find 
den Stürmen gewöhnlich am meisten ausgejept u. werden 
dadurch kernſchälig, windriſſigee. Tiefe Ebenen, be. naſſe 
und dumpfige, ſind für die Wirkung der Sonne und Luft 
weniger günſtig als Hochebenen. — 4. Alter und Reife. 
Bis zu gewiſſen, bei jeder Baumſorte verſchiedenen Jahren 
füllen ſich die Poren mit zunehmendem Alter immer mehr 
mit Harz, Faſerſtoff ꝛc., beim Nadelholz auffallender als 
beim Laubholz; daher wird das Holz, je reifer, deſto did): 
ter, fejter 2c., nachher aber, durch Stocken der Säfte in den 
angefüllten Poren, abitändig, anbrüdig, überjtändig; 
endlich ftirbt der Baum ganz oder theilweife ab, und zwar 
meijt von innen nad) — das abgeſtandene Holz ver: 
modert oder verfault. 

b) Die Befhaffenheit des zu prüfenden Baumes jelbit. 
Zu beachtende Kennzeichen find: 1. Außere Mertmale 





legung des Splints bei ungejchidter Anſchalmung, durch 
Steinwürfe, Hagelſchlag ꝛc. wodurch leicht der Brand ent 
fteht, während bei Eichen an ſolchen Stellen der Wurm fich 
gern einjtellt. Eine runzelige, zufammengedorrte, mit 
Querriſſen befegte Rinde, die fich in der Nähe der Wurzel 
leicht ablöfen läßt und dann milbiges u. zerfrefienes Holz 
fichtbar macht, Narben in der Rinde, Spuren Heinerer od. 
größ. Spaltungen — den Theilungen der Hauptäſie, 
weiße u. rothe Flede an der Rinde, Knollen oder zahlreiche 
Ausläuferanden Wurzeln, hohler, dumpfer Ton beim An— 
ſchlagen mit der Art, Harzfluß, Schwämme, Schurf, Flech— 
ten, bleiche od. gelbe Farbe der Blätter zur Unzeit, Honig 
und Mehlthau, Raubäjtigleit u. jpiraler od. wimmeriger 
Wuchs find ſämtlich Anzeichenvon Krankheiten der Bäume, 
welche in jtärferem oder geringerem Mäß jchädlich auf die 
Brauchbarfeit des Holzes einwirken. Mehr j. im Artikel 
Baumtrankheiten. 

3. Prüfung aufinnere Kennzeichen. Dieje iſt 
beim lebenden Baum natürlich mit Schwierigteiten ver= 
fnüpft. Das ficherite Kennzeichen giebt der Hohlbohrer, 
wenn manden Baum dicht über der Wurzel damit anbohrt; 
je leichter der Bohrer nad) dem Kern zu eindringt, um jo 
mehr fann man auf fchlechte Beichaffenheit desjelben 
ſchließen; noch deutlicher zeugt das Ausſehen u. der Geruch 
der Bohrjpäne, u. es iſt daher das Beſte, jede verdächtige 
Stelle anzubohren, da auch durd das Anjchlagen mit 


Baußholʒ 


— — 

















Vammer oder Art, wobei ein kerngeſunder Baum einen 
hellen Klang geben foll, nicht immer richtig geurtheilt 
werden fann. 

4. Unterfuhung gefällten —5 Beim Ein— 
kauf weicher Hölzer, als Fichten, Kiefern, Tannen u. ſ. w., 
beachte man Folgendes: Je mehr fi die Jahrringe des 
Holzes einander nähern, defto feſter u. dichter iſt da& Hola; 
bein Gegentheil tft Dasselbe zu üppig gewachſen, porös u. 
daher ohne Dauer. Fehlt der völlige Zufammenhang aller 
Jahrringe, d. h. zeigen ſich Riffe, die tonzentrijch mit den 
Jahrringen laufen, jog. doppelte od. falſche Jahrringe, 
jo iftder Stamm fernfaul od. mindejtens kernſchälig. Auf 
diefes Symptom muß man um jo genauer prüfen, als ſich 
dasjelbe nicht allemal ſchon am erjten der Wurzel zunächſt 
liegenden, beim Füllen entitandenen Hirnſchnitt vollitän- 
dig zeigt. Die Hirnfeite muß ohne Riſſe u. Sprünge fein 
u. eine vom Splint bis zum stern gleihmäßig zunehmende 
Berduntelung der Farbe zeigen. Man bringe den Stamm 
auf Lager, jchlage an der Hirnjeite daran, während der 
Prüfende das Ohr an die andere Hirmjeite legt; ift der 
Klang hohl vd. dumpf, od. hört man die Schläge narnidıt, 
jo fann man auf anbrüchige Stellen, Kernfäule, Kernriſſe 
und Eisklüfte ſchließen; bei gefunden Stämmen hört man 
den Schlag hell u. deutlich, der Stamm ſei jo lang er wolle. 
Stämme, welche ſchon längere Zeit im Walde gelegen, bei. 
Birke, Ahorn, Rothbuche, gehen leicht an (werben jtodig), 
während Eichenholz mehrere Jahre mit der Rinde im freien 
Bald liegen kann. 

©. Fällen des Bauholzes. a) Wahl der Fülungsseit. 
Die Anfichten hierüber find zwar noch verfchieden, doch 
wird, troß einiger neuerer Verſuche von Theoretilern, das 
Frühjahr als bejte Fällungszeit zur Geltung zu bringen, 
von den Praktikern faftallgemein angenommen, daß die 
beite Fällgeit zwischen dem 15. Dezember u. dem 15. Ja— 
nuar liegt, als in der Zeit, wo der wenigite Saft im Baum 
ift. Man folgt darin dem Beifpiel unferer Borfahren. Die 
mittelalterlichen Werfmeifter, von denen noch heute, alle 
theoretischen Aufftellungen über die Dauer der im Freien 
angewendeten Hölzer übertreffend, Holzgebäude von mehr 
als dreibundertjährigem Alter beſtehen, Meideten dieſe 
Regel in den Sprud): 

„er fein Holz in der Chriſtnacht fällt, 

Dem fein Bau dann zehnfad hält; 

Denn Fabian, Ecbaitian, 

Ta fängt der Baum zu faften an." 
Sie hielten die heiligen 12 Nächte (23. Dezember bis 6. Ja= 
u. die geeignetfte Fällzeit. Plinius verlangt, daß 
das B. in der Zeit gefällt werde, wo fich die Rinde nicht 
ablöje; Begetius Nenatus giebt die Hauzeit zwifchen dem 
15. u. 23. Dezember an, und auch nach Conſtantius Colu— 
mella joll das B. im Chriftmonat gefällt werden. 

Die Richtigkeit dieſer Regel ift durch Verſuche an Höl- 
zern, welde, von font gleicher Beichaffenbeit u. gleichem 
Standort entnommen, zu verjchiedenen Zeiten geſchlagen 
waren, volltommen beftätigt worden. — Wenn gleichwohl 
inneueren Lehrbüchern ausgeſprochen ift: „die Erfahrun 
habe zur Genüge gelehrt, dak ſowohl Laubholz als je 
Nadelholz zu jeder Jahreszeit gefällt werben könne, ohne 
die Güte des Holzes im mindeiten zu beeinträchtigen, jo= 
fern es nur vor der Verwendung vollfommen ausgetrod= 
net ſei“, jo wird Nachfolgendes dieje Behauptung vom 
theoretiſchen Standpunft aus ins rechte Licht ftellen. 


291 





— ç — — — — — — — — — — — — — — — — 


Bauholz 


der erjten Epoche in den Geweben cirkulirenden, diejelben 
anfüllenden Säfte werden num weſentlich verändert, ver- 
dichten ſich u. legen fich, je nach der Baumart, als Gummi 
oder Harz an die Zellen und Gefühe an. Wird nun der 
Stamm gegen Ende der zweiten Epoche, bevor neue Le— 
bensthätigkeit beginnt, nchh (tt, geäjtet, entrindet u. troden 
gelegt, fo daß die Yuft darauf einwirken fann, jo erhärtet 
die auf dem Stamm nod) Hebrig gewejene Maffe in den 
Saftgefähen ganz u. verſchließt dieinneren Theile des Holz— 
fürpers gegen jede Einwirkung der Atmojphäre, jo daß 
alle nachtheilige Einwirkung auf das in diejer Art gefällte 
und getrodnete Holz nur von außen fommen fann. Wird 
aber der Baum gefällt, nachdem die Lebensthätigfeit (mit 
der Winter-Sonneniende) aufs neue erwacht ift, und die 
in den Saftgefähen befindliche Hebrige Maſſe ihre Funk— 
tion bereits angetreten, neue verwandte Stoffe an fich ge— 
zogen u. zu erweichen begonnen hat, jogerathen diefe Stoffe, 
deren Tbätigfeit durdy das Fällen des Stammes auf ge= 
waltfame Weife unterbrochen wird, in Gährung, gehen, 
wie alle Bflanzenfäfte, aus der weinigen Gährung in die 
Eifiggährung und aus diefer in die faulige Gährung 
über; dabei werden die Saftgefühe — und zer⸗ 
ſtört, jo daß ſich zuletzt der Holzkörper, alles Zuſammen— 
hanges beraubt, in Staub auflöſt. Die Zerſtörung durch 
äußere Einwirkung, beſ. durch Näſſe u. Wärme, geht um 
jo jchneller vor ſich, je mehr die Jerftörung von innen nad) 
außen durch die in Gährung übergegangenen Säfte ſchon 
vorgejchritten ift. Dieje wirkt am flärkiten, wenn der Baum 
zu der Zeit gefällt wird, wo die klebrige Maffeinden Saft- 
gefäßen zwar erweicht ift, ver Baum aber nod) feine Blät- 
ter hat, in den Monaten Januar u, Februar. 

Wird der Baum in den Monaten März od. April ge= 
fällt, und bleibt er einige Tage jamt den Nejten liegen, jo 
wird ein großer Theil der in den Saftröhren enthaltenen 
Flüffigkeit von den Blättern ausgedunftet, bevor die Gäh— 
rung der Säfte erfolgt. Wird nun auch auf diefe Weife die 
Urjache der Zeritörung des Holztörpers durch faule Gäh— 
rung der Säfte gemindert, jo hat doc) auf der andern Seite 
ein jo fpätes Fällen den Nachtheil, daß ein großer Theil 
der Säftedem Holz durd) das Blatttreiben bereit3entzogen, 
damit ein Theil jeiner Tragfäbigfeit ihm genommen, dafür 
aber eine größere Borofität gegeben iſt, was natürlid) 
beidesnachtheilig wirft. Uebrigens hat auch die Erfahrung 
dieſe Theorie betätigt. Alles im Saft gefchlagene und ge— 
jchälte Holz reiht bis auf den Kern auf, Poren und Saft: 
aefähe find fennbarer; das Holz, geichnitten od. gehobelt, 
bleibt raub und fajerig. Vermindern fann man dieſe 
Schäden allerdings durch die Behandlung; läht mannänme 
lich dergleihen Stämme mit der Krone nod) einige Zeit 
liegen, jo wachjen junge Triebe, fonfumiren den vorhan— 
denen Sait, das Holz trodnet jchneller u. gewinnt etwas 
an Feſtigkeit. Eichenholz gewinnt ungemein an Dauer, 
wenn man den Stamm im Mai etiva 1 m. hoc) über dem 
Stammende abſchält, jodaßerden Sommerüber ausgrünt 
und abtrodnet. Außerdem hat man noch verichiedene Ber: 
fahrungsarten angewendet, den Saft ausdem im Saft ge: 
fällten Holz zu ziehen und dadurd die Wahl der faljchen 
Fällzeit theilweife unschädlich zu machen; j. darüber unten 
sub E. Am ficherften ift es immer, die Fällzeit nad) obiger 
Angabe zu wählen. 

b) Ueberdie verichiedenen Verfahrnngsarten beim Fällen 








Der jährl. Wachsthumsprozeß der Bäume theilt fich in | der Bäume j. d. Art. Baumfällen, 


zwei Hauptepochen. In der eriten Epoche, von der Winter— 
zur Sommer-Sonnenwende, beginnt die Lebensthätig- 
keit de8 Baumes; die Knoſpen entwideln fich und die Er— 
weiterung des Baumförpers beginnt, indem eine neue 
Lage von gi u. Rinde fi) außen anlegt. Bon der Som« 
mer: zur Winter-Sonnenwende beſchäftigt ſich die Natur 
mit der Ausbildung u. Reife des in voriger Epoche ge= 
Schaffenen Körperzumachles u. mit der Vorbereitung zur 
Lebensthätigkeit in der darauf folgenden Epoche. Die in 


D. Dauer und Verhalten des Bauholzes. Auf die 
Dauer des B.es haben ſowohl die wechielnden Tempera: 
turen u. Feuchtigteitägrade der Luft od. der das Holz nad) 
feiner Verwendung umgebenden Körper, als auch die bei 
aller Vorficht in demjelben zurücdbleibenden Saftbeitands 
theile Einfluß. Die Dauer des von nadıtheiligen Ein= 
flüffen thunlichit fern gehaltenen Holzes ſteht in feiner Be— 
ziehung zu jeiner Schwere oder Härte. Birnbaum, Roth: 
buche, Ahorn und Birtenholz, alle hart und ſchwer, haben 

97° 


u Bauholz 


gleichwohl 
im Freien lange. Erlenholz dauert in immerwährender 
Feuchtigkeit ca.800 Jahre, kann jedoch weder einen Wed): 
ſel von Feuchtigkeit und Trodenheit, nocdy Verwendung in 
freier Luft vertragen. Die anderen Yaubhölzer jowie die 
Nadelhölzer verhalten ſich ebenfalls alle jehr verichieden 
in Feuchtigkeit, Trodenheit und an der Luft; das Be- 
treffende iſt in den jede Holzart betreffenden Artifeln ſowie 
in dem Artifel Dauer nachzuſchlagen. Der nachtheilige 
Einfluß der Safttheile des Holzes jelbit auf feine Dauer 
Außert fich jchr verjchieden ; die hauptiächlichiten Wir— 
kungen find folgende: 

a) Fäulnis des Holzes. Verjuche haben dargethan, daß der 
aus dem Holz ausgelaugte Saft ſehr raſch in Zerießung 
übergebt, indem er anfangs einen jäuerlichen, dann fau— 
ligen Gerud) annimmt u. ſich mit Schimmel bededt ; aus: 
aelaugte Holzmaſſe dagegen zeigt feine Neigung, ſich zu 
verändern. Bringt man aber in Fäulnis begriffenen Holz- 





292 


geringe Dauer u. ftehen weder im Waſſer nod) von aufen u. an den weichiten Theilen, dem Splint,erfolgt, 


Danhol; 


jo thut man wohl, den Splint ganz zu entfernen, wenn man 
das Holz nicht auslaugt. Die Mittel, den Wurmfraß zu 
verbüten, find zum Theil diejelben wie gegen die Fäulnis. 
Da der Wurm zunächſt dem Saft nachgeht, jo empfichlt 
es ſich, den Saft zu entfernen, das Holz aljo auszu- 
dämpfen, auszulaugen oder auszutrodnen; es wird dann 
jelten noch angegriffen, befond. wenn man die letzte Aus: 
trodnung bei jtarter Wärme vorgenommen hat. Hierbei 
ſowie bei dem heißen Auslaugen wird nämlich zugleich die 
etwa im Holz jtedende Brut zerftört, die Saftbeitandtheile 
werden entfernt oder dod) jo verwandelt, daß fie von den 
Käfern nicht mehr zur Nahrung gefucht werden. AuhTräns 
fen mit Eijenvitriol, Kupfervitriol zc. bältdie Würmer ab, 
j. übr. d. Art. Holzfeinde und Wurmfraß. ’ 

ec) Schwinden, Werfen, Reißen des Holzes. Da dieſe Er: 
fcheinungen ebenfalls zunächſt dem Einfluß des Saftes 
beizumejjen find, jo werden ähnliche Mittel, wie zur Abs 


ſaft mit ausgelaugterHolzmafje in gelinder®ärme wieder | wendung der Fäulnis und des Wurmfraßes, auch anzus 
zujammen, jo tritt bald wieder eine Zerjegung ein, durd) | wenden fein, um das Werfen, Schwinden und Reihen 
welche auch die Bolzfafern angegriffen, endlich in eine | wenigitens auf das geringite Mäß zu beichränfen. 


mürbe, zerreibliche Mafje verwandelt werden. Hierdurd) 
erklürt es fich, daß, wenn das Holz entweder nicht qut aus⸗ 
getrodnet war oder wenn cd nad) dem Nustrodnen in 
feuchter Quft Waſſer aufgenommen hatte, die Saftbeftands 





Der Länge nad) ſchwindet das Holz jehr wenig, fo 
daß hiervon für die meisten Arbeiten ganz abgeſehen wer: 
den kann; dagegen ijtdie Schwindung quer gegen die Fafern 
ſehr beträchtlich, und es muß hierauf bei allen Holzver— 


theile alsbald ſich chemiſch in ihrer Zufammenjegung ver: | bindungen Rüdjicht genommen werden, In der Regel 
ſchwinden harte, ſchwere Hölzer weniger als leichtere; eine 


ändern, wobei aud) der Zuſammenhang der Holzfajern 
aufhört. Diefe Beränderung bezeichnet man als‚Fäulnis“. 
Iſt in dem Holz fortwährend ein Ueberſchuß von Feuch— 
tigkeit vorhanden, fo verläuft die Zeritörung rasch (naffe 
Träulnis), ijt dagegen bald mehr, bald weniger Feuchtig— 
keit vorhanden, 5 wird die Zerſetzung zeitweije unterbros 
chen, fie verläuft langiamer (Trodenfäule, Vermodern, 
Verjtoden). Die Bedingungen der Fäulnis find daher 
Gegenwart von Feuchtigkeit im Holzjaft und ein gewifjer 
Wärmegrad. Die einzelnen Holzarten zeigen der Vers 
fchiedenheit ihrer Saftbeitandtheile wegen große Berichie- 
denheiten in Bezug auf ihre Neigung zu faulen. 

Mittel, um die Fäulnis des Holzes zu verhüten, find: 

1. Man verwende nurvollftommen ausgetrodnetesHolz. 

2. Man ſchütze das verarbeitete Holz möglichſt vor der 
Aufnahme von Feuchtigkeit, halte es alfo fern von Kör— 
pern, welche mit Feuchtigkeit zeitweife oder immer beladen 
find, oderichüge die Holzoberfläche durch Delanftriche, Fir: 
niffe, Oeltränken, Wafjerglasanjtridie x. Das Abbren- 
nen und Berlohlen von in die Erde geitedten Pfoſten 2c. 
hat den Zwed, die Holgoberfläche mit einer Schicht Fäul— 
nis mwiderjtehender Kohle zu umgeben, weldye das Holz 
vor der umgebenden Erde ſchützen joll, befördert aber das 
Reißen und öffnet jo der Feuchtigkeit den Weg nad) dem 
stern, dadurch die Fäulnis anbahnenbd. 

3. Manlauge das Holz aus, d. b.entziehe ihm möglichit 
die der Zerſetzung fähigen Saftbejtandtheile. 

4. Man ſetze das Holz einer höheren Temperatur im 
Badofen oder in einem Trodenapparat aus. 

5. Dan tränfe das Holz mit Subjtangen, welche mit den 
Saftbejtandtheilen eine chemiſche Verbindung eingehen u. 
denjelben die Fähigkeit benehmen, Waſſer ausder Luft an— 
zuziehen und in Bährung zu treten. ©. sub E. 

b) Wurmfraß des Holzes. Diefem, alſo dem Angriff der 
Inſekten, iſt ſtockig gewordenes jowie frisches, jaftreiches, 


weiches Holz ausgeſetzt. Auch der Splint der härteren Holz: | 
arten wirdvon Würmern zerfrefien, welche dem Saft nad): | 


gehen, zahlreiche Gänge durch das Holz bohren und es in 
feines Mehl verwandeln. 

Man tennt verichiedene Käfer, welche das Holz zeritören. 
Häufig wird Die Brut für dieſe Käfer ſchon in das Holz ge— 
bradıt, bevor die Bäume gefällt find; zuweilen aber niſten 
aud) die Injekten in die gefällten Stämme, wenn fie lange 
liegen, bevor man fie der Rinde entfleidet und austrodnet. 





Da die Anbohrung des Holzesdurd Käfer zunädjit immer | 


Ausnahme madıt das Pockholz, welches jtark ſchwindet. 
Tannenholz trodnet höchitens um ! gi der Länge, gr 
der Breite ein, Eiche hödhjjtens um ?/,,, der Länge und 
22), „ der Breite. 

Wire das Holz eine gleihmähige, homogene Maſſe, fo 
würde das Schwinden u. Quellen desjelben bei veränderter 
Feuchtigleit und Wärme der Luft weniger Nachtheil brin— 
gen; das Holz ift aber an verſchiedenen Stellen ungleich 
feft, und zwar iftderäußere, nicht ganz ausgebildete Theil, 
der Splint, am weichiten, u. es nimmt die Feitigfeit nach 
dem Kern zu bis in die Nähe desjelben, weldyer jelbit wie— 
der eine geringere Feitigkeit hat. Stämme aus gejchloffenen 
Beftänden find im Duerjchnitt annähernd freisrund, haben 
den lern in der Mitte u. die 
eitigkeit des Holzes iſt bei 
nleiher Entfernung vom 
Kern eine gleiche. Bei Stäm: 
men von freiem Standort iſt 
der Querichnitt unregelmä= 
Big, der Kern liegt außer der 
Mitte, die Feſtigkeit des Hol⸗ 
zes ift bei gleicher Entfer- 
nung vom Kern durchaus 
ungleich u. da amgeringjten, 
wo die Jahresringe am brei⸗ 
teften find. Dieje Erſchei— 
nung hat ihren Grund darin, 
daß die Cirfulation der Säfte 
nad) der Seite am lebbaite- 
iten ift, wo die Sonne am 
jtärfiten einwirkt, u. daß im Verhältnis der lebhafteren od. 
trägeren Eirkulation der Säfte eine entiprechende Erweite- 
rung od. VBerengerung der Saftröhren eintreten muß. Die 
Folge ist, daß das Holz von einem freiftehenden Baum 
auf der Süpdjeite grobfajeriger und loderer als auf der 
Nordſjeite iſt. 

Darauf beruhen die verſchiedenen Veränderungen, wel- 
che ſchon beim Trocknen u. mehr noch bei der Verarbeitung 
jelbit trodenen Holzes, das mehr oder weniger Feuchtig- 
feit aus der Atmoſphäre in fich aufzunehmen pflegt, als 
Schwinden und Quellen auftreten und das Werfen und 
Reihen nad) fich ziehen. 

Fig. 480 zeigt den Stamm eines freiftehenden Baumes 
in Anficht und Querfchnitt; der Kern erjcheint der Nord⸗ 


Nord 





jeite näber gelegen, u. die Jabresringe find gegen die Süd— 
feite ungleic; breiter. Beim Trodnen werden die nad) der 
Südſeite gelagerten loderen er auch der Länge 
nach mehr jhwinden als die feiteren Holzichichten auf der 
Nordjeite,u.dervordem Trodnengeradegeweiene Stamm 
ericheint aufder Nordſeite nach außen gefrümmt. In Rück— 
ficht auf diefes Werfen im ganzen Stamm, welches bei 
allen Hölzern von freiem Standort vorfommt, jollte man 
bei allen horizontalen Berbandjtüden die Winter: oder 
Nordieite des Stammes nad) oben kehren, damit die Rich— 
tung des Werfens der Belajtungentgegenwirtt; bei ſtehen— 
den Hölzern, welche einem Seitendrud zu widerjtehen 
haben, dahin, woher der Drud fommt. Bei freiftebenden 
Bänden find ons Hölzer fo einzujeßen, daß nad) 
Fig. 481 die Kernfeite der Eckpfoſten a nad) innen und bei 








den anderen Wandpfojten b b von den Edpfojten ab u. der 
Richtung der Wand zugefehrt ift. Freiftehende Säulen 
jollten ftet3 von Ganzholz und außen rund jein, oder viel— 
fantig bearbeitet werden, 

Werden Breter u. Bohlen abwechjelnd der Näſſe u. dem 
Luftzug ausgeſetzt, jo wirdder dichtere Kern weniger ſchwin⸗ 


Bi. a. In. 
| 


den als die mehr nad) dem Splint 
zu ftehenden Jahrringstheile, wo— 
durch die Kernſeite fonver wird; jo 
wird ſich von zwei Bretern, Fig. 
482, wovon das eine a mit dem 
Kern nad) oben, das andere b mit 
dem Kern nach unten gefehrt liegt, 
das eriterea’inder Mitte aufwärts 
ziehen, wogegen das legtere b‘mul- 
denförmig wird. Im Stern geipal- 
tene Breter, mit dem Kern nad 
entgegengeichter Richtung an ein= 
ander gefügt u. auf der Fuge geleimt, werden jonad) ganz 
zen Bretern mit dem Kern in der Mitte vorzuziehen jein. 

Wie das Werfen des Holzes auf dem ungleihen Schwin= 
den desjelben beruht, jo iſt dies auch mit dem Reihen der 
Fall, und zwar infolge der Abnahme der Dichtigkeit des 
Holzes vom Kern nad) der Rinde und Zunahme des Um— 
fanges der Jahresringe nad) aufen, welche mit der Dich- 
tigfeit derjelben im entgegengejegten Berhältnis fteht. Es 
wird durd das verhältnismäßig itarfe Schwinden der 
äußeren Holztheile, des Splintes, jobald der Splint die 
darunter befndlidien Zahresringe nicht mehr ringsum bes 
tleiden fann, ein Reißen des Splintes an der Stelle ver— 








dv a anlaft, wo durch Äußere Ein= 
— — — ng 
— — ee meiſten be ördert wird. Je 
* * — — veiier nun das Austrocknen 
——— a vom Splint nad) dem Kern 
k vorrüdt, um jo mehr Jah— 

a 


reöringe werden an derſel— 
ben Stelle, wo der Riß im 
Splint erfolgte, ebenfalls 
reißen, jo daß zuletzt der Riß 
vom Splintfich zum stern er= 
jtredt und der Stamm nuns 
mehr kernriffig iſt. Je jchneller der Stamm trodnet, um 
jo häufiger entſtehen Riſſe. Werden gefällte Stämme ent: 
rindet oder bewaldrechtet und bis zu en Trodnen 
an jchattigem Ort aufgelagert, wo der Luftzug das Aus— 
trodnen gleihmäßig befördert, jo fann diefem Reihen der 
Stämme vorgebeugt werden, mit um jobejjerem Erfolg, je 
regelmäßiger der Wuchs und je feiter das Holz an ſich iſt. 

Mit noch ſichererem Erfolg wird dem Reifen derStämme 
dadurch vorgebeugt, daß man jie gleich nad) dem Fällen ent= 
rindet und auslaugt. Während aber derart ausgelaugte 
Hölzer weniger en und fich noch weniger werfen, jo it 
damit doch bei den meiiten Hölgern der große Nachtheil 
verbunden, daß fie an Tragfähigkeit und Dauer erheblic) 
verlieren. Das Abbrennen der Pfählere., welches der Fäul: 





Big. 482, 











det man die Breter ihrer Länge nach auf und verleimt fie 
dann abwechjelnd, jo fönnen fie jich aus demjelben Grund 
noch weniger werfen, als wenn jie in voller Breite verbun- 
den wären, 

Wenn ein Bret nur von einer Seiteder Feuchtigkeit aus: 
gejept ist, während die andere Seite mit trodener, warmer 
Luft in Berührung jteht, zieht es ſich ebenfalls rund, und 
dann liegt die hohle Fläche an der Seite, wo die warme Luft 
einwirkt. Man benutzt dieſen Umſtand, um Breter zu früm- 
men, indem man fie auf einer Seite naß macht u. auf der 
andern Seite der Wärme ausjept. Da die Zufammenzies 
hung nicht nad) allen Seiten des Querfchnitts gleich groß iſt, 
jo nehmen rund gedrehte Körper einen ovalen Querjchnitt 
an, wenn jie austrodnen. 

Da die Spaltjläche des Holzes feine Ebene bildet, jon- 
dern in einer jehr flachen Schraubenlinie gefrümmt er— 
Scheint, fo werfen fich die mittels gerader Schnitte ausStäme 
men geichnittenen Bohlen u. Dielen auch nach der Länge, 
jie werden windſchief. Man bemerkt dies jedod) bei 
kurzen Holzjtüden von jchlicht und gerade gewachſenen 
Stämmen bei weitem nicht jo jehr als das Werfen nad 
der Breite. 

d) Schwamm; j.darüber d. Art. Hausihwamm. Das 
ſicherſte Schugßmittel für alle über der Erde verwendeten 
Hölzer gegen den Hausihwamm iſt zugleich das jicherjte 
u. einfachite Erhaltungsmittel der Hölzer u. beiteht darin: 
dem Holz; möglichit ——— Zutritt von Licht und 
Luftzug zu ſichern, der Näſſe, welche nun einmal in vielen 
Fällen mit allen Mitteln der Kunſt nicht abgehalten wer— 
den kann, auf dem kürzeſten Weg Abzug zu verſchaffen 
Fan das schnelle Trodnen der Hölzer durch Yuftzug zu bes 

ördern. 

E. Konierviren des Bauholzes. Die in dem Holz vors 
bandenen Saftbeitandtheile bieten, wie wir gejehen haben, 
die hauptjächlichite VBeranlaffung der Zerjtörung. Die 
Holzfajer an und für ji hingegen ift der Zerſetzung nicht 
jo leicht unterworfen. Hat das organiſche Leben des Bau— 
mes aufgehört, jo find die Bedingungen der entjtehenden 
Fäufnis: 1. eine Temperaturüber 0 Grad; 2. Borhanden- 
jein von Waſſer, und 3. Zutritt der atmojphärischen Luft. 

Mittel zu Konfervirung des Holzes find folgende: 

I. Austronen, d. h. Bejeitigung des eigenen Wafjerge- 
haltes des Holzes und Sicherung gegen Feuchtigkeit von 
außen. Eriteres geſchieht durch Austrodnen des Holzes 
auf natürlichem Weg, oder Verdampfen des im Saft des 
Holzes befindlichen Waſſers durch künſtliche Wärme, oder 
durch Entzichen des Wajjers mittels Luftverdünnung. 

1. Das Nustrodnen auf natürlidem Wege. 
Damit alle Oberflächen des zu trodnenden Holzes gleich— 
mäßig der Luft zugänglich find, muß das Standholz ab» 
gerindet werden, jobald es gefällt ift, das behauene, ge= 
trennte2c. Holz aber nie auf Flächen, ſondern auf ſchmalen 
Unterlagen liegen und, zumal bei anhaltend feuchter Wit- 
terung, von Zeit zu Zeit umgefept werden; f. Stapel. Soll 
dasHolz hierbei nicht reißen, jo muß es in bededten Schuppen 
gelagert werden, wo ed gegen Näſſe und die Wirfung der 
Sonnenſtrahlen geſchützt, Dabei aber einem (nicht zuichar- 
fen) Luftzug ausgejept ijt, damit die durch Verdunſten der 
Pilanzenjäfte feucht werdende Luft fich jofort durd; trodene 
erjepen fann. Dieſes Austrodnen des Holzes durch blofe 
Einwirkung der atmoiphäriichen Luft erfordert, bej. bei 
feſten Holzarten, viel Zeit, auch ift die Vermeidung des bei 
zu langiamem Austrodnen leicht eintretenden Berjtodens 
und Schimmelns jehr jchwierig. 

2. Das Austrodnen durd fünjtlihe Mittel, 
wobei die im Holz enthaltene Feuchtigkeit aus allen Thei- 
len qleichzeitig entfernt u. jo das Entſtehen der durch all= 
mähliches Nustrodnen von außen nadı innen fortſchrei— 
tenden Rifje vermieden werden kann, ijt daher dem Aus: 


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Bauholz j 294 Bauholz; 


| 

















| trodnen ander Luft vorzuziehen. Es muß joweit getrieben 


werden, daß nicht nur das Wafjer entfernt, fondern aud) 
die jchleimigen Beitandtheile gedörrt und dadurd) unfähig 
emacht werden, Wafler anzuzichen. — Man unterfcheidet 
— Methoden: 
a) Das Trocknen in erwärmten Darrſtuben, nad) 


| dem Syjtem von Robert Napier & Söhne in Glas— 


gow, geichieht in einer gemauerten Trodenfammer von 
etwa 19 m. Länge, 1—1,,, m. Breite u. 2,,, m. Höhe im 
Lichten. Die Wände diefer in Fig.183— 485 dargeitellten 
Trodentammer find aus Badijteinen einen Stein ftarf 
aufgeführt, die Dede wirdauso,,, m. ftarfen Steinplatten 
gebildet. Der andem einen Ende befindliche, ebenfalls aus 
Baditeinen gemauerte Ofen wird von außen gefeuert und 
erhält den zur Unterhaltung des Feuers nötbigen Yuft- 
zug durch einen am entgegengejepten Ende der Trocken— 
ammer angelegten Scornitein. 

Das Brennmaterial (Steinkohle od. Kohks) wird durch 
die in Fig. 483 u. 484 bei 1 fihtbare Heizöffnung einge- 
bradıt; durch diefelbe Oeffnung tritt von außen die atmo= 
ipbärifche Luft ein, welche ähnlich wie beiden Füllöfen zur 
Zimmerheizung, von oben nad) unten durch das Brenn— 
material ziehend, erhigt wird. So gelangt jie durd) den 
Roſt 2 in den Michenfall 3 und aus diefem in dieerfte Ab- 
tbeilung der Trodentammer, welche von der zweiten, zu 
Aufnahme des zu trodnnenden Holzes bejtimmten Abthei- 
lung durd) eine Zwijchenmauer 4 getrennt ift. In der ge— 
nannten erjten Abtheilung mengt ſich die durch das Brenn- 


‚ material gegangene erhitzte Luft, die auch die fich ergebenden 


Produtte der Verbrennung aufgenommen hat, mit neuer 
atmojphärifcher Luft (welche durch die hohlen Roſtſtäbe 
2 unmittelbar in den Miichungsraum eingejtrömt ift), 
worauf diejegemifchte Luft dDurd Die über derScheidemauer 
4 bleibende Oeffnung in die zweite Abtheilung überjtrömt 
und dem am entgegengefeßten Ende des Trodenraumes 
aufgeführten Schornftein durch einen oben offenen Kanal 
zuftrömt, iiber welchem, durch eingelegte Leiften getrennt, 
das zu trodnende Holz 7 in der aus Fig. 484 und 485 er= 
ſichtlichen Weife aufgefegt iſt. 

Die heiße Luft gelangt aus der erſten Abtheilung zu— 
erit in den oberen Theil dieſes Trodenraumes, umſpült 
die einzelnen Balken 7, tritt abwärts in den Stanal 5 und 
durch dieſen in den Schornftein. Durch einen beider Ein= 
mündung des Kanals 5 in den Schornftein angebraditen 
Schieber b fann der Luftzug regulirt werden, während eine 
auf der Seite des Schornfteins angebradjte Thür zum Eins 
bringen und Ausladen de& Holzes dient. Bei Dieter Feue⸗ 
rungsanlage kann die erſte Abtheilung zugleich als Fun— 
fenfänger betrachtet werden, jo daß das zu trodnende Holz 
vor fFeuerfunfen und der manchen Hölzern nadıtheiligen 
Einwirkung des Rauches möglichjt geſchützt iſt. 

Nach den Verſuchen Napiers war der Gewichtsverluſt 
der getrodneten Hölzer jehr verschieden u. betrug zwiſchen 
10 u. 20 Prozent. Bon 1 kg. Kohls wurden durchichnitte 
lic) in diefem Trodenapparat 3, kg. Waſſer verdampft. 
Es wird eine um fo ſtärkere Berdampfung erzielt, je mehr 
man die Trodenfammer durch ftärtere Umfafiungsmauern 
und cine geeignetere Bededung gegen das Entziehen der 


feuchten Wärme nad außen ſchützt. 


b) Der vom Tijchlermeifter A. Brommler in Mem— 
mingen konjtruirte Schwitzkaſten zum Austrodnen 
harter und weicher Breter ꝛc. wird in irgend einem über- 
bauten feuerjicheren Raum mit mindejtens O,,, m. jtarfen 
Wänden von Badjteinen aufgemauert. Bondem aneinem 
Ende anzubringenden Feuerraum aus wird ein Heiz— 
fanal durch die ganze Länge des Schwitzkaſtens hin und 
wieder zurückgeführt und mündet dann in einen Schorn- 
jtein. Diefer Heizfanal wird entw. ganz aus Baditeinen 
und iegelplatten fonjtruirt und mit Lehm gut veritrichen, 
oder auch aus O,,,—0,,, m. weiten, gebrannten Röhren 
zufammengefegt. Bevor die Breter der Einwirkung dev 


Banbol; 


Hitze im Schwitzlaſten ausgejept werden, find diejelben 


— — 


295 





Um das in Trockenkammern oder auf eine andere Weiſe 


mittels einer Bürjte mit einer fochend heißen Flüſſigkeit zu durch fünftliche Erwärmung getrodnete Holz gegen Fäul— 


beitreichen, welche folgendermaßen bereitet wird: Auf 141. 
tochendes Wafjer werden 250 g. aufgelöfter Tijchlerleim 
gegofien, alsdann 375g. geliebte Holzajche unter tüchtigem 
Umrühren zugejtreut u. zuletzt 250 g. Potaſche beigefügt. 
Durch diefen Anſtrich wird das Reihen der Breter vers 
hindert. Das Werfen der Hölzer wird dadurd) vermieden, 
daß jie in ein Bejtell eingejpannt werden. Nachdem zwi— 
jchen dieſes Geſtell die untere Schicht der Bretereingebradht 
worden iit, werden Querlättchen eingelegt u. jo die Breter 
jeder Schicht an vier Stellen durch dünne Lättchen von eins 


ander getrennt, deren Enden oben und unten ganz leicht | 


zwijchen zwei Duerbölgern fteden, ſo daß die ganzen Breter⸗ 
ſchichten nebſt dieſen Trennungslätichen mittels Schrau— 
ben, die von außen gedreht werden, feſt an einander ge— 
preßt werden lönnen, was ſpäter während des Heizens u. 
all mählichen Zuſammenſchwindens der Breter öfter wieder⸗ 
holt wird. Iſt der Schwitzkaſten mit den Bretern angefüllt, 
und ſind die oberſten Querhölzer eingelegt und befeſtigt, 
ſo werden die Deckel oben geſchloſſen. Man treibt den erſten 
Tag die Temperatur auf 33—36°R., den zweiten auf 
40°, den dritten auf 42—44°. Am zweiten und dritten 
Tag werben die 4 Heinen Läden an den Dedeln des Kaſtens 
offen gehalten, befonders wenn grünes Holz eingeleat iſt, 











damit ein Theil desheiken Dampfes entweichen kann. Den 
vierten Tag wird, bei volljtändiger Verſchließung, auf 
45—46°® gerät; über 48° darf die Temperatur nicht 
fteigen. Man läht nun die Breter noch zwei Tage im 
Scwiplaften. Die Dauer der Heizung läßt ſich nicht ge= 
nau bejtimmen, da ſtarkes oder ſchwaches, hartes oder 


nis zu ſchützen, muß es aud) nad) feiner Austrodnung der 
Einwirkung der Feuchtigkeit vollftändig entzogen werden. 
Es muß jowohl vor als nad) der Bearbeitung an ganz 
trodenen Orten aufbewahrt oder jofort nad) der Heraus- 
nahme aus der Trodenfammer mit einem llcberzug ver— 
jehen werden, welcher da3 Eindringen der Näjjeod. Feuch— 
tigteit abzuhalten geeignet ift. Delfarbe mit einem Zuſatz 
von falt aufgelöjtem Wachs, fowie Steintohlentheer, 


welchem Kolophonium zugejept ift, entiprecdhen dieſem 


Zwechk um deswillen am beiten, weil jie, jo lange nicht bei 
hoher Temperatur durch Berdunften das Oel entzogen wird, 
eine zuſammenhängende Bedeckung bilden, welche bis zu 
einem gewiſſen Grad Antheil nimmt an den Beränderuns 
en in der Form der Hölzer durch Werfen u. Biegen, ohne 

an loszutrennen. Das zu demjelben Zwed häufig em— 
pfohlene Waſſerglas fann als wirklſames Schugmittel nicht 
betrachtet werden, weil es mit jo viel Waſſer verdünnt fein 
muß, um es zum Anſtrich verwenden zu fönnen, daß nad) 
erfolgtem Austrodnen die aufgelöfte Kieſelerde nothwen— 
dig eine unzufammenhängende Maſſe bilden muß, in 
deren Zwifchenräumen die entblößte Oberfläche des Holzes 
der Einwirkung der Näffe feineswegs entzogen ift. 

II. Anslaugen der Hölzer behufs Entfernung der zur 
Fäulnis geneigten Saftbejtandtheile. 

1. Kalte Ausiaugung. a. Das Auslaugen in flie- 
bendem Waſſer. 

Man Iege das Holz gleich nad) dem Fällen u. aus dem 
Gröbjten bearbeitet unter fliehendes Wafjer, damit die 
fchleimigsgallertartigen Säfte in den Zwiichenräumen des 


weiches, grünes oder halbtrodenes Holz verichiedene Zeit | Holzgewebes durch das Flußwaſſer aufgelöjt u. mit fort: 
nöthig hat. Der Zujtand der genügenden Thätigleit zeigt | geführt werden. Bei Stämmen joll dann dad Wurzelende 
ſich dadurch an, daß das Holz beieiner Temperaturvon 46° | dem Strom entgegengelehrt werden. Das Wafjer durch— 
feinen Dampf mehr entwidelt, fondern eine ganz trodene | dringt das Holz und jpült einen Theil des Saftes mit den 
Wärme bat. Um zu unterjuchen, ob die Wärme troden od. | früher erwähnten Saftbejtandtheilen aus. Eichenholz, 


noch feucht ift, genügt e8, ein Stüd faltes Eifen eine Mi— 
nute lang in den Schwißtajten zu halten, Zeigt ſich daran 
ein Niederjchlag von Dampf, jo iſt noch Feuchtigkeit vor— 
handen; bleibt es aber troden, jo braucht nicht mehr ge= 
heizt zu werden. Hat man Bretervon mehr als cm. Dide, | 
fo darf man feinen Dampf aus dem Schwißfajten heraus: 
Lafien, weil fonjt das Holz an feiner Oberfläche zu jchnell 
trodnet und alsdann Rijje befommt. Zeigen ſich deſſen— 
ungeaditet Spuren von Riffen, jo nimmt man ein Stüdin 
der oben beſchriebenen Lauge genebtes Tuch und breitet es 
über das Holz, um das jtärfere Reihen zu vermeiden. — 
Dieſes Berfahren verhindert zwar das fernere Schwinden | 
des Holzes, tödtet aber das Holz nicht jo viel, daß es nicht | 
mehr quellen fann, wenn e8 fpäter den Einwirkungen der 
Feuchtigkeit ausgejept wird. Man darf daher das jo be— 
handelte Holz nicht vorder Berarbeitung an feuchten Orten 
aufbewahren. 

ec) Ein Berfabren zum rafheren Austrocknen 
des Holzes beiteht darin, daß man dasjelbe in einen großen 
eijernen Keſſel bringt, welcher Iuftdicht verfchloffen werden 
fann. Durch Muspumpen der Luft aus dem Keſſel u. durch 
Ermwärmen desjelben bis auf circa 50° wird ein großer 
Theil des im Holz enthaltenen Wajjers in Gasform aus: 
getrieben und außerhalb des Keſſels kondenfirt. Dieſes 
Verfahren erfordert, je nach der Stärfe der Holzſtücke 
1—6 Tage. d 

d) Eine andere Methode, welche in neuefter Zeit mehr- 
fach in Anmwendunggebracht worden ift, um Holz raſch aus 
zutrodnen, beiteht in der Anwendung von überhitztem 
Wafferdampf, der, in einem Dampferzeuger bei der 
Siede hitze des Wafjers erzeugt, durch geheizte Röhren ge= 
leitet und hier auf 100—120®R. erhißt wird. Führt man 
ihn dann in einen Behälter, der mit Holz angefüllt ift, jo 
entzieht er dem Holz Waſſer u. trodnet dasselbe aus. Mit 
bis zu 200° erbigtem Dampf fann man das Holz verfohlen. 











welches jchr viel auflöslichen Stoff enthält, läht man 
wenigitens 2 Jahre, anderes hartes Holz gegen ein Jahr 
u. weiche Hölzer die 6 Sommermonate lang unter Waſſer 
verjentt liegen. Doch gilt diefe allgemeine Regel nicht als 
beitimmte Norm, denn die Länge der Auslaugungszeit 
hängt nicht allein von der Größe der Zwiichenräume und 
der Menge des darin enthaltenen auflöslichen Saftes ab, 
fondern auch von der individuellen Natur des Holzes, in 
fofern ſich joldes längere oder kürzere Zeit unter Waſſer 
unverjehrt erhalten fan. Das weiche Holz der italieni- 
ſchen Pappel joll durch diefe Behandlung eine ganz vor: 
zügliche Härte befommen. Nach dem Auslaugen wird das 
Holz an einen bededten, ſchattigen und luftigen Ort ge- 
bradit, wo es dann langſam austrodnet und von wo man 
es in die Darritube thun fann, 

b) Auslaugen im Regen. Man legt auch wohl 


‚ grüne Breter u. Hölzer auf das Dach, um fie dem Regen 


auszujeßen, oder jtellt jie mehrmals in ſtarken Regen. 

2. Auslaugung durch kochendes Wafler oder Dampf. 

a) Mit fohendem Waſſer fommt man rafcher und 
ficherer zum Ziel als mit kaltem. Die Holzſtücke, welche 
freilich hierbei nur von Heineren Dimenfionen fein fönnen, 
werden in einem eifernen Keſſel oder Eylinder, der durch 
direltes Feuer erhigt wird, ausgelocht. Für größere Holz: 
ſtücke werden große,aus Bohlen zufammengefügte,bölgerne 
Kaſten mit Waſſer gefüllt und die auszulaugenden Holz: 
ſtücke hineingelegt. Die Erhitzung der Flüſſigkeit geichieht 
durch Einführung von —— der in einem beſ. 
Dampferzeuger gewonnen wird, Je nad) der Dicke der 
Hölzer ift die Operation in 6—12 Stunden vollendet. Die 
Farbe der fo ausgelaugten und jpäter ausgetrodneten 
Hölzer Ändert fich ; manche Hölzer nehmen eine hellere, die 
meiſten aber eine dunklere Farbe an. 

b) DasAuslaugenmitDampf hat, obgleich es ſchon 
jeit einem Jahrhundert befannt und vereinzelt in Anwen— 


Bauholz 296 


dung gebracht worden iſt, noch nicht Die verdiente Berbreis | Wajjerdampf auch zur Heritellung frummer Hölzer, welche 
tung aefunden. Der Yaugapparat beitcht aus einem ‚ihre Form unverändert beibehalten jollen, angewendet, 
Dampfkaſten unddem Dampifejjel. Der Dampftaften wird | während es anderfeits bei manchen Hölzern ſogar nad)= 
entweder gemauert und gut mit Cement verftrichen, oder | theilig fein kann, weil dadurch eine Trennung der in eins 
aus Bohlen zufammengefügt, oder beftcht in einer großen | ander verichlungenen Holzfalern herbeigeführt wird und 
eifernen Röhre. An einem Ende des Kaſtens iſt eine gut | dasBindemittel derfelben verloren geht. Jedenfalls dürften 
verſchließbare Thür angebracht. Bei hölzernen Dampf: | furzporige Hölzer, bej. Eichenholz, nur bis zu einem ge— 


Bauhof; 








fäiten macht man aud) wohl den Dedel beweglich u. trägt | 
das Holz von oben ein und aus. Jeder Dampffajten bat | 
am Boden Rinnen u. eine Deffnung miteinem Hahn zum 
Ablaſſen des fondenjirten Wajjerdampfs, welcher die aus: 
gelaugten Saftbejtandtheile mitfich führt. Oben im Kaſten 
befindet ſich auch eine verjchlichbare Oeffnung, wodurd) 
Dampf abgelafien werden kann. Der Dampf wird mittels 
eines Nohrs von dem Dampfleſſel aus in den Kaſten ge— 
leitet, löft die Saftbejtandtbeile des im Kaſten aufgeſchich— 
teten Holzes u. tondenfirt fich mit denjelben zu einerdunfel 
gefärbten Brühe, welche abfließt. Die Farbe der Brühe ijt 
bei Eichenbolz dunkelbraun, bei Mahagoni roth, bei Lin— 
denholz röthlichgelb ꝛe. Die I peration tjt beendet, wenn 
die Brühe hell abflieht. Wird der Staften mit dem Holz von 
der Seite gefüllt, jo fann man einen Wagen, welcher auf | 
Fig. 486. 


— 


Siyanifirapparat. 


Big. 487. 


Scienen läuft, mit dem Holz beladen und in den Dampf: | 
fajten einfahren. Die Zuführung des Dampfes läht fich 
mittels eines Hahns in dem Dampfzuleitungsrohr leicht 
reguliren. Anfangs führt man weniger Dampf ein u. ver: 
jtärft denjelben nad} u. nad). Die jo ausgelaugten Hölzer 
fönnen dann an der Luft od. in einer Trodentammer aus: 
— werden. Das ausgelaugte Holz wird dunkler, 
eſter und härter, leichter und zäher als das nicht ausge— 
laugte Holz. 

Das Auslochen od. Ausdampfen des Holzes hat übrigens 
noch einen andern Zwed als das eigentliche Auslaugen, 
durch welches man nur eine Entfernung der jchädlichen Bes 
jtandtheile bewirken will. Durch die Hite des focdhenden 
Waſſers oder des Dampfes werden nämlich die eiweiß— 
artigen Bejtandtbeile des Holzes unlöslich und fo mins 
deſtens weniger jchädlich gemacht, als fie im löslichen Zu— 
itand es find. 

Die mit Dampf ausgelaugten Hölzer find nad) dem Ausz | 
laugen, aber vor dem erfolgten Trodnen, ſehr biegjam, 
dabei aber in einem ziemlich jtarten Grad weniger elaftiich 
als vor der Auslaugung, fo daß fie die Form, in welche fie 
vor dem Trodnen gebogen unddarin feit erbalten werden, 
aud) nadı dem Abkühlen und Abtrodnen beibehalten. Es 
wird deshalb einerjeits das Auslaugen des Holzes durd) 








willen, durch Verſuche zu ermittelnden Grad erhitzt und 
ausgelaugt werden. Stark gedämpftes Eichenbolz wird 
nämlicdy jchon bei Anwendung von Bafierdampfvon wenig 
mehr als einer Atinoipbäre Spannung fait völlig gar ge— 
focht u. eines großen Theils feiner Feſtigkeit beraubt, in— 
dem die Poren größer u. leer, die unter ſich ifolirten Holz: 
fajern jpröde und brüchig werden, nimmt z. B. in höherem 
Mäß Eindrüde an, jo daß jid die Schraubentöpfe von 
Eijenbolzen ganz indas Holz bineinjchrauben laſſen, Keile 
ſich in den Zapfen einfrefien u. dergl. m. Bejonders zu 
Stühlen, Tiichen ꝛc. iſt ſolches Holz völlig unbrauchbar. 

Wird das Auslaugen nicht bis zum äußerſten Grad ge— 
trieben, fo treten dieje nachtheiligen Veränderungen des 
Eichenholzes nicht ein. 

3. Auslangung durch Prefung. Man hat nad Sieviers 
Angaben den Verſuch gemacht, den Saft 
aus dem Holz dadurd) zu entfernen, daß 
man dasjelbe preßt. Die Breter werden 
zwiſchen verjhiedenen Walzenpären 
durchgezogen, welche mehr u. mebr eng 
geitellt werden. Doch wäre hier eine volle 
jtändige Entfernung des Saftes nur mit 
enormem Koftenaufvand zu erreichen, 
u. wiirde dabei die Feſtigleit des Holzes 
ungemein leiden; deshalb iſt allgemeine 
Anwendung faum vorauszufehen. 

4, Auch durd Luftdruck hat man den 
Saft aus Stämmen entfernt, indem man 
an einem Ende des Stammes ein eiſer— 
nes Gefäß befeftigte, in welches mittels 
einer Drudpumpe Luft eingetrieben 
wurde; die fomprimirte Quft wirft bier= 
nadı auf den in den Holzzellen einge= 
ichlojjenen Saft u. madıt denjelben aus— 
fliehen. Auch diefe Methode ijt indeſſen 
foftipielig und unficher, weshalb auch 
fie eine allgemeine Anwendung nicht fin= 
den wird. 

III. Tränken, Anfgwängern (Jmpräg= 
niren) des Holzes mit gewifien Auflö— 
jungen, welche die Saftbeftandtheile ohne Nachtheile für 
die Holzfajern zerjtören, fie austreiben und an ihre Stelle 
andere, die Fäulnis verhindernde Körper ſetzen, oder die 
Saftbeitandtheile umſchließen und die Poren verftopfen, 
und jo den Zutritt des Waſſers und der Yuft abhalten. 

Zu Berjtörung der zur Fäulnis geneigten Saftbeſtand— 
theile des Holzes find Metalljalze am geeignetiten, vor— 
züglich Quedjilberjublimat, dann die Verbindungen von 
Kupfer, Zink und Mangan mit Schwefelsoder Salzjäure, 
welche alle im Waſſer löslich find und als Laugen in das 
Innere desielben eingebracht werden fünnen. 

1. Das Kyanijiren des Holzes beſteht darin, daß 
üßendes Duedfilberjublimat (eine Verbindung von Qued⸗ 
filber u. Chlor) in dem 150fadhen Gewicht Waſſers auf: 
gelöjt u. durch Hydroftatiichen Drud in das Holz gebracht 
wird, wobei 1 cbm. Hol; von 37 bis nahe zu 250 kg. 
der Löſung abjorbirt, worin Od, ,,—1,,kg. Sublimat ent- 
balten tit. 

Der hierzu erforderliche Apparat, von weldem wir in 
Fig. 186 die Längenanficht und in Fig. 187 den Grundriß 
geben, bejteht aus dem Einlaugetrog A, dem Miſchungs— 
trog B, einem Faß © zur Bereitung der Lauge und einer 
FumpeD. Der Einlaugetrog A mut volllommen waſſer— 
dicht und dabei jo fonjtruirt fein, daß die Lauge mit den 


Bauhof; 





297 


Bauholz | 








angewendeten Eifentheilen nicht in Berührung fommen 
fann, indem ſonſt eine Zerſetzung des Sublimats jtatt- 
findet. Die Größe des Einlaugetroges richtet ſich nad) 
Länge, Stärke und Anzahl der darin aufzunehmenden 
Hölzer. Zum Kiyanifiren von Eiſenbahnſchwellen würde 
ein Einlaugetrog von 9,,, m. Länge, 1,,, m. Höhe und 
1,38 — 1,56 m. Breite genügen. Der Miſchungstrog Bwird 
aanz jo fonjtruirt wie der Einlaugetrog und mit feinem 
Boden über den oberen Rand des lepteren jo gejtellt, daß 
die Lauge durch (nächſt dem Boden angebrachte) Hähne 
aus demfelben in den Einlaugetrog, und vermittelö der 
Bumpe D aus leßterem in erjteren zurüdgebracht werden 
tann. Das ZubereitungsfahC ift mit einem gut ſchließen⸗ 
den Dedel verſehen, in defien Mitte ſich eine runde Deff- 
nung befindet, durch welche der Stiel eines Stößers geht. 
Außer dem Stößer dienen zum Umrühren noch einige Spa= 
teln von hartem Holz. Die BumpeD ift eine Saugpumpe, 
deren Bejtandtheile, ald: Kolben, Ventil und Stange, 
durchaus fein Eifen enthalten dürfen. 

Behufs Zubereitung der Lauge wird die fryftallinifch 
feſte Maſſe des Sublimat3 in dem Faß mit dem Stößer 
möglichit fein zu Pulver zerſtoßen, wobei man, um das 
der Gejundheit der Arbeiter ſchädliche Stäuben zu vers 
bitten, nach und nad) Heine Quantitäten Waſſer zugieht. 
Dann wird unter beitändigem Umrühren jiedendes Waj- 
fer zugejegt; hierauf wird die Löjung durch einen mit 
Leinenzwillic ausgejchlagenen Korb in den Mifchungs: | 
trog übergegofjen u. unter tüchtigem Umrühren wieder jo 
lange Waſſer zugejegt, bis der Gehaltsmeſſer den vorge: 
ichriebenen Grad der Verdünnung zeigt. Der Gehalts: 
mefjer bejteht aus einer eingetheilten Glasröhre und ift in 
der Eintheilung auf das Verhalten des Jodkaliums zum 
Doppeldylorquedjilber gegründet. Zur eriten Lauge ift 
immer der Bedarfvon Sublimatgröher als zu den darauf 
folgenden, weil zu diejen die erjte wieder mit verwendet 
werden kann. Wenn der Bedarf zur erjten Lauge 50 kg. 
Sublimat war, jo würde er, nad) vorliegenden Erfah: 
rungen, für die folgenden Laugen nur etwa 18 kg. betra- 
gen. Die Güte des Sublimats wird erfannt, indem man 
eine Heine Quantität desſelben auf Eijenbled einem ges 
linden feuer ausjegt, wobei es völlig verihwinden muß. 
Bei dem Einlaugen müfjen die Hölzer fo eingelegt werden, | 
daß fie weder den Trog noch ſich jelbjt berühren, u. der Trog | 
muß während der Qaugezeit jorgfältig verdedt bleiben. 

Bei allen Operationen muß die größte Borficht beob- 
achtet werben, da das Duedjilberfublimat ein jehr heftiges 
Gift ist. Dieſe große Gefährlichkeit, die Koftipieligkeit u. 
die Kenntnis anderer Methoden zur Konjervirung des 
Holzes, welche billiger u. eben jo zuverläffig find, haben 
veranlaßt, daß in der neuejten Zeit das Kyaniſiren bei— 
nahe gar nicht mehr angewendet wird. 

2. Die Kreojotirung des Holzes befteht in Anwen 
dung einer durch Deitillation des Buchenholztheers ge- 
wonnenen Verbindung mehrerer bituminöfer Dele mit 
Kreofot, welche, in ein Stüd Holz hineingebradht, folgen- 
dermahen wirkt: Das Kreoſot foagulirt den vegetabili- 
ſchen Eiweihftoff und verhindert dadurch deſſen Fäulnis 
und Zerſetzung, und die bituminöſen Oele durchdringen 
die Härröhrchen, umgeben jo die Holzfaſer mit einer Dede 
und verichliehen die Poren, jo daß Luft und Waffer aus: 
geſchloſſen werden, da die bitumindjen Dele im Wafler 
unlöslich find u. von der Luft nicht berührt werden. Holz, 
das ſehr porös od. jaftreich, od, zu jung, oder gar zur un— 
rechten Jahreszeit gefällt ift, nimmt eine größere Menge 
der fonjervirenden Subjtanz auf als die harten, dichten 
Holzarten, und wird fehr gehärtet. Man wird dadurd) 
in den Stand geſetzt, wohlfeileres Holz mit gröherem 
Nugen anzuwenden, als wenn man ein theures Holz uns | 
freojotirt gebrauchte. 

Eine ungefähr 17 Miles lange Strede der Londons 
North⸗Weſtern⸗Eiſenbahn ift auf kreofotirte Schwellen ge= 

Mothes, JUuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 








legt, und nadı 14 Jahren waren die letzteren noch fort- 
während eben jo gejund, wie bei ihrer erjten Verlegung. 
Bei der Lancaſhire-NYorkſhire-Eiſenbahn ift freojotirtes 
Holz zu Ständern, Holzpflafterungen u. bergl. gebraucht 
worden, u. Unterfuchungen thaten nach 7 Jahren dar, daß 
ber obere Theil jehr hart geworden, der unter dem Erb- 
boden befindliche noch eben jo frifch war wie bei der Her⸗ 
ausnahme aus dem Kreofotbehälter, obgleich das Hol; 
ziemlich ſaftreich geweſen war. 

Indem Kreoſot im Innern des Holzes unverändert 
bleibt, möge dieſes nun troden od. naß fein, alles anima= 
liſche Leben zerftört, ſchützt die Kreoſotirung das Holz zu— 
gleich gegen den Angriff des Bohrwurms (Teredo), was 
beim Gebrauch zum Schiffbau, Hafenbau u. anderen vom 
Secwafjer bejpülten Anlagen wichtig ift. Die metallifchen 
Salze hingegen werden gröktentheils ausgewaſchen und 
derjenige Theil derjelben, welcher mit dem Albumin ge= 
rinnt, wird dadurch unjchädlich für das thierifche Leben. 

Das Berfahren jelbit iſt verjchieden: 

a) Einpumpung von Kreoſot. Hierbei wird das 
Holz in einen ftarfen eifernen Eylinder gelegt und mittels 
einer Zuftpumpe jo viel Luft aus dem Innern des Cylin— 
ders herausgepumpt, daß der luftverbünnte Raum einem 
Drud vonikg.auf den gem, entipricht ; hierauf läßt man 
das Kreoſot in den Eylinder einflichen u. ſetzt es (bei Fich⸗ 
tenholz) mittels einer Drudpumpe einem Drud von 14kg. 
auf den gem. aus. Nun wird das Holz herausgenommen 


und it zum Gebraud) fertig. In Kiefernholz preffe man 


185 kg. Kreoſot pro Kbm., und zwar unter cinem Drud 
von 15 kg. pro gem. Jedes Stüd Holz werde gewogen, 
ehe es in den Kreoſotbehälter fommt und wenn es wieder 
herausgenommen wird; e8 muß dann um 161'/, kg. pro 
Kbm. jchwerer geworden fein; das verbraudite Duantum 
der Flüffigkeit ijt ſtets etwas größer, weil das Holz durd) 
den Berlujt der mittels der len herausgezogenen 
Feuchtigkeit etwas an Gewicht verliert. Zange Hölzer ers 
fordern nad) Berbältnis ihrer Länge größeren Zeitraum 
zur Sättigung, da das Kreoſot zuerjt an den Enden ein- 
dringt u.der Länge nach in die Boren hineingedrängt wird. 

b) Dämpfung mit Kreoſot. Da grünes od. ſehr 
nafjes Holz ſich nicht gut freofotiren läßt, indem fein Druck 
im Stande fein würde, das Kreoſot in ſolches Holz hinein= 
zudrängen, wegen der in den Boren befindlichen Feuch— 
tigkeit, ſo iſt es nothwendig, das Holz zuvor fo weit zu 
trodnen, daß Fichtenholz mindeitens 129 kg. pro Kbm. 
leichter wird, worauf c8 dann ein gleiches Gewicht Kreoſot 
aufzunchmen im Stande ift. 

Zunächſt wird das Holz in ein Trodenhaus gebradt, 
durd) welches man die Verbrennungsprodulte von Holz 
und Steintohlen, am beften Theerdämpfe, durchziehen läßt. 
Dadurd) wird das Holz ausgetrodnet und mit den flüch- 
tigen öligen Stoffen und dem Kreoſot imprägnirt, welche 
in der zur Heizung des Haufes verwendeten Feuerung 
beim Verbrennen ſich entwideln. Wenn das Holz aus 
dieſem Haus herausgenommen wird, taucht man es jofort 
in heißes Kreoſot ein, das ſich in einem offenen Behälter 
befindet, und erjpart auf diefe Weife die Dampfmaſchine 
und Pumpen. 

ec) Wäſſerige Löfung. Da jelbit das beitgetrod- 
nete Holz noch Waſſer enthält od. aus der Atmoſphäre be— 
gierig einfaugt; da infolge deſſen ölige Subjtanzen, zu 
denen auch das Steinfohlentheeröf gehört, ſelbſt mit Ge— 
walteingetriceben, ſchwer im Holz haften, ſo thut man beffer, 
eine wäſſerige Löſung von Kreoſot (Karboljäure) anzuwen⸗ 
den, welche ſich leicht aus der jetzt im Handel ſich findenden 
kryſtalliſirten Karbolſäure darjtellen läßt. Das Holz wird 
damit beftrichen oder in Behältern damit übergofien und 
bis zu 100° C, erwärmt, dann langiam abgetühlt u. mit 
verbünnter Eifenvitriollöjung bejtrichen. Ebenjo fann 
man Segeltuh und Taue behandeln. (Deuticher Telc- 
graph 1861.) 

38 


Bauholz 





298 


Bauhotz 


3. Anderweite Flüf 1 igfeiten, welde man url Verſuche mit Anwendung von Laugen verſchiedener 


Tränkung des Holzes bis jetzt in Anwendung gebracht hat, 
theils um die ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen auszutreiben, 
theils auch um die Poren des Holzes mit füulniswidrigen 
Stoffen anzufüllen, find folgende. Welche von ihnen den 
Vorzug verdienen, lieh fich bis jept nicht feititellen. 

a) Zinthlorid als Material zum Tränken des Hol= 
= bat vor allen anderen Metalljalzen den Vorzug der 

illigfeit, jowie den weiteren, dab es die Farbe des Kie— 
fern= u. ebenjo jedes andern Nadelholzes nicht verändert, 
einen Oelfarbenanſtrich auf dem Holz haften läht, auch 
das Leimen des Holzes nicht erichwert. Die Bereitung 
des Zinkchlorids gefchieht wie folgt: Man zerichlägt rohe 
Bintplatten in Heine Stüde, bringt fie in fteinerne Töpfe 
und giebt Salzfäure darauf; es bildet fi unter Wärme— 
entwidelung falzjaures Zinkoxyd. Drei Gewichtstheile 
Salzfäure löjen etwa einen Gewichtätheil Zink auf; es it 
aber zwedmäßig, daß bei der Bereitung Zink im Ueber— 
ſchuß vorhanden ſei, damit man gejichert iſt vor über- 
ſchießender Salzjäure. Man läßt daher die Auflöſung 
mehrere Tage jtehen, um möglichſt wenig überfchüffige 
Säure darin zu behalten. Nach diejer Zeit hat die Auf- 
löfung in trodenem und warmem Wetter 56—58° Be., 
bei feuchtem u. kaltem Wetter aber nicht über 52°. Durch 
Erwärmen in einem Sandbad fann man dieje ſchwächere 
Löſung auf vorgenannten größeren Gehalt fonzentriren. 

b) Kupfervitriol= Auflöfung (ichwefeliaures 


Kupferoryd in Waſſer gelöjt) wird in einer Stärke von | 


27/,—4° Be. verwendet; 500 g. Kupfervitriol auf12'/, kg. 
Baffer giebt eine Auflöjung von 2'/,° Be. Bei der Im: 
prägnirung des Holzes mit diefer Löjung feßt fic in den 
weniger dichten poröjen Theilen des Holzes, wo der Saft 
ſaß, und in den harzreihen Theilen ein bafiiches Salz an, 
welches mehr Kupferoxyd auf eine bejtimmte Menge 
Schwefeljäure enthält als der Kupfervitriol ſelbſt. Die 
übrigen Theile der Jmprägnirungsflüffigteit fönnen aus: 
gewaſchen werden. Harzarmes Holz nimmt nichts feſt 
auf. Die jtidjtoffhaltigen Eiweißbeſtandtheile des Holzes 
werden durch die Schweielfäure gelöft und ausgejogen. 
Die im on zurüdbleibende Kupferharzverbindung ums 
hüllt die a hält den Zutritt des Saueritoffd ab, macht 
das Holz unzugänglich für Injelten, vermindert aber jeine 
Tragfähigkeit u. bewirkt, daß alle Anftriche, bei. Oelfarben, 
leicht abblättern. 5 kg Kupfervitriol genügen pro Kbm. 
Holz. Nach Boucherin führt man die Flüffigkeit aus einem 
2—3 m. über dem Holz ftehenden Baſſin durch Schläuche 
in das Hirnende des Holzes oder in Einjchnitte auf der 
Längenjeite ein. Eine Kochung des Holzes in der Löſung 
während 2 Stunden it für Kiefernholz gut, für Floßholz 
und Dürres Bauholz ijt eine Theerkochung bejier. 

Verjuhe von Dalpiaz über Gewichtäjunahme ber 
Hölzer durd das Aufnehmen von Metalljalz.Löjungen 
ergaben folgende Rejultate in Prozenten des urjprüngs 
lichen Gewichts: 


Gewichtszunahme. 
Holzart. Grünes Hold. Lufttrockenes Holz. 
Tannen. 72 Bros. 52 Proz. 
Nukbaum . 100 „ 34 „ 
Ume . . 40 „ 2 „ 
Linde 87 „ 140 „ 
Eiche 14 „ S1. „ 
Eiche 12 „ 11 „ 


Bei der Tränkung der Bahnjchwellen auf der Berlin- 
Hamburger Bahn nahm 

1 Kbm. Eichenholz durdichnittlich 6,435 Pfund, 

1 „  Kiefernholz = 12365 
Kupfervitriol auf. Bei trodener und warmer Witterung 
nahm 1 Kbm. Kiefernholz 7,194 Pfund Kupfervitriol aus 
einer Lauge von 3° Be. auf, ganz gleiches Holz bei feuchter, 
falter Witterung nur 5,94 Pd. derfelben Löſung. 


| 


Stärfe haben ergeben, da& im Durchichnitt 
1 Kbm. Sliefernholz bei 6° Baume 9,50 Pfund 


1 " „ 6 — 9,659 ” 
1 " ” 12 4 * 8,547 17 
1 * „3 . ” 6,171 

2° IH m 


1 ” "” ” 
Kupferpitriol aufnahm. 

e) EijenvitriolsLöjungen (jchwefeljaures Eiſen— 
orydul in Wafjer gelöjt) werden von 6° Be. u. zwar 500 g. 
Eijenvitriol auf 9 kg. Wafjer angewendet; ihre Wir: 
kung iſt teils ſchon erwähnt. Um den Zutritt der Luft u. 
des Wafjers in die Poren des Holzes vollftändig zu ver- 
hindern und dadurch die Bedingungen der Fäulnis zu be= 
jeitigen, muß man fie mit ſolchen Subitanzen anfüllen, 
welde im Waſſer unlöslic find, und daher durch die wie— 
derholten od. andauernden Einwirkungen desfelben weder 
aufgelöft noch ausgewaſchen werden fünnen. Diefen Bor- 
ausjegungen entſprechen die erwähnten Metalljalz:Auf- 
löfungen Kir ſich allein nicht. Es find nämlich alle in das 
Innere des Holzes zu jchaffenden Stoffe, welche ſich an 
den Bandungen der Boren desjelben gehörig feft ablagern 
follen, faum auf anderem Wege einzubringen, ala mit 
Hülfe von Auflöfungsmitteln, worauf jie natürlich, indem 
man fie wieder auflöft, auch wieder herausgejpült werden 
fünnen; es jei denn, daß fie im Innern eine toldhe chemiſche 
Veränderung erlitten hätten, daß ſie in unauflösliche Ver— 
bindungen übergegangen ſind. Dies iſt dadurch zu errei— 
chen, daß man das Holz nach einander mit zwei verſchiede— 
nen Subjtanzen tränft, von denen jede einzeln für fich in 
Waſſer löslich ift, die aber, nachdem fie in das Holz einge: 
drungen find, in demjelben chemiſch jo auf einander wir- 
fen, daß fie einen unauflöslichen Niederfchlag bilden. 
Dieje Methode, zuerft von Payne angewendet, wurde 
nad ihm das Baynifiren des Holzes genannt. Payne 
wendete zunächit als erjte Auflöjung Eifenvitriol in Waj- 
fer, als zweite Auflöfung Ehlorcaleium-Löfung an, wo— 
durch ſich im Innern des Holzes ſchwefelſaurer Kalt(Gips) 
und Eijendylorid bildete. Später jchlug er vor, zur erjten 
Tränfung eine Auflöjung von Schwefelcaleium oder von 
Sciwefelbarium zu verwenden, und diefe dann durd) Be— 
handlung mit Eifenvitriol in jchwefeljauren Kalt (Gips), 
in ſchwefelſauren Baryt und in Schwefeleifen zu verwan= 
deln, weil diefe Salze in Waſſer nicht Löslich find. Bon 
all diefen von Payne vorgeichlagenen verſchiedenen Mes 
thoden ift aber feine mehr in Gebrauch, und das von ihm 
in der Theorie zwar richtg gelöite Problem blieb für die 
Praxis nod) immer ungelöft. 

IV. Ueberzüge gegen das Eindringen derHäffe. 1. Gegen 
feuchte ur t. Kommt ed nur darauf an, freiftehendes 
Holzwert im Innern der Gebäude gegen Eindringen ſeuch— 
ter Luft zu ihüpen, jo kann man id) verfchiedener Anjtriche 


bedienen, bei denen weder Dele no Harze das Bindemit- 


tel der Farbeſtoffe bilden. 
a) Keimfarben (f. d.) genügen zum Anjtreichen der 


| Hölzer im Innern der Gebäude gegen das Eindringen 


von Dümpfen od. feuchter Luft, in den meijten Fällen. 

b) Mildhfarben haben mandyen Borzug vor Leim— 
farben; ſ. darüber d. Art. Anſtrich B. V. 54. 

c) Milch- und Käfefarben geben einen überaus 
dauerhaften Holzanjtrich; j. d. Art. Anſtrich B. V. 55. 

d) Der finnifche Anjtrich, ſowohl im Innern als 
auch im Freien verwendbar; f. d. Art. Anjtrich B. V. 42. 

2. Gegen wirkliche Näffe. Bei Hölgern im Freien, 
welche dem Eindringen der Näfje ausgejept find, od. zum 
Theil unter ®ajjer od. in der Erde fteben, muß das Binde- 
mittel der Farbſtoffe aus trodnenden Delen oder Harzen 
beſtehen; ſ. d. betr. Art. 

a) Delfarbenanftrich bildet, jo lange das mit der 
Bafis (Blei- oder Zinkoxyd) verbundene Del noch nicht 
verjlüchtigt ift, einen gegen die Näſſe volllommen ſchützen— 


Bauholz 299 Banhol; 
den Heberzug. Die anzujtreihenden Hölzer müſſen jedod) a) Dan lafje bei der Yujammenjegung großer Holz— 
gen troden jein und werben, damit den Farben das zur | tafelflächen die Faſern der einzelnen die Tafeln bildenden 

indung derjelben erforderliche Del nicht entzogen wird, | Breter nicht ſämtlich nach einer Richtung laufen, jondern 
vorber mit heißem Del getränft. Im Innern der Gebäude | bringe darin eine regelmäßige Abwechjelung an, jo daß 
gerünt ein zweimaliger Anftrich, während Hölzer, welche | z. B. das Wurzelende des einen Bretes neben das Zapfen— 
em Einfluß der Witterung ausgeſetzt find, viermal anges | ende des andern fommt, das eine Bret mit der Kernſeite, 
jtrichen werden follten. Feitigfeit und Zuſammenhang | das andere mit der Splintjeite nach oben liegt zc., wodurch 
des Delfarbenanftrich® wird vermehrt, wenn man den das Streben der Tafeln, ſich zu werfen, gegenjeitig einiger= 


dritten Anjtrich anftäubt (ſ. d.), dann zum vierten Mal 
anftreicht; j. auch d. Art. Anſtrich 58, 62, 66, 

b) Balfamanftrich. Wirditatt des Leinöls Kopaiva- 
baljam genommen und zu 28 Gewichtstheilen von dem= 
jelben 1 Gewichtötheil Jungfernwachs zugeſetzt, ſo giebt 
dies einen Anſtrich, welcher in das Holz tief eindringt u. 
zugleich die Farben vor Orydation oder irgend einer 
chemiſchen Beränderung, weldye durch den Zutritt der 
atmojphärifchen Luft herbeigeführt wird, jchüßt. 

c) Auch die mit Qeinöl geriebenen Farben erhal: 
ten eine längere Dauer, und e8 wird deren Nachdunkeln 
verhindert, wenn man dem Leinöl etwa '/,, feines Ge— 
wichtes Wachs zujcht. Das Wachs muß vorher in Ter- 
pentinöl aufgelöft und dem Leinöl kalt zugeſetzt werden; 
ſ. d. Art. Anftric 67 und Wadhsfarben. 

d) Theeranitriche jind die üblichiten zum Schuß be= 
ichlagener od. gejchnittener Hölzer, welde Wind u. Wetter 
ausgelegt jind. Der Steinfohlentheer ift dazu in vie— 
lem Bezug am geeignetiten, indem er, aus Harz und flüch— 
tigen Oelen beftebend, leicht trodnet und einen feiten und 
dabei bienjamen Ueberzug bildet. S. auch Art. Anjtrid) 
39, 40. Der Holztheer eignet fich zwar zum jchüßenden 
Anftric von Holzwerf im Freien vorzüglich, bleibt aber, 
da er Holzfäure enthält, die an der Luft nicht trodnet, jehr 
fange weich u. klebrig. Wird die in dem Holztheer enthal⸗ 
tene Holzjäure nach Art. Anftrid 41 durch Zuſatz von 


Schlämmtreide zerſetzt, jo wird der Anstrich feſt u.troden. | 


Bezüglich der Theeranjtriche gilt im allgemeinen, daß 
diejelben, indem die in den verjchiedenen Theeren enthal— 
tenen Dele in bober Temperatur fich verflüchtigen, nur 
eine kurze Reihe von Jahren als Schußmittel gegen das 
Eindringen der Näſſe jihern und deshalb von Zeit zu 
Beit wiederholt werden müſſen. Die Erfahrung lehrt, daß 
es immer von Nutzen ift, Theers od. Theerkittanſtriche mit 
feintörnigem Duarzjand zu bejtreuen, fo lange das warın 
aufgetragene Dertmaterial ſich nod in Fluß befindet. 
Auch ift zu bemerken, daß Holz, welches nicht ganz troden 
war, als man den Delfarben- oder Theeranitrich auf: 
brachte, jehr leicht innerlich verjtodt. 

e) Asphalt, Minerals und Bergtbeer wird wie 
Steintohlentheer verwendet ; j. d. Art. Asphalt XIV. und 
Anftrid 43, 44. 

f) Wajjerglasanjtrich wird zwar vielfadh als 
Scupmittel gegen eindringende Näfje empfohlen, aber 
die in dem Wajjerglas in aufgelöftem Zuftand befindliche 
Kiefelerde dringt in den Holzlörper nicht ein, ſondern 
lagert ſich auf der Cherfläde desjelben ab und verliert, 
einmal aufgetrodnet, mit der Zeit allen Zufammenbang. 
Der Arjtrich, im Anfang glänzend wie Firniß, wird ſchon 
nach kurzer Zeit matt u. läht unbededte Stellen erlennen, 
und jpäter, bef. im freien, ericheint die darin enthaltene 
aufgelöjte Kiejelerde als trodenes Pulver, welches leicht 
abgericben werden fann, ſogar von jelbjt herabfällt. Es 
fann daher der Anftrich mit Waſſerglas feinen dauernden 
Schuß gegen die Näjje gewähren; j. Anſtrich B. I., 34. 

V. 3wedmäßige Bearbeitung u. Infammenfehung der 
Holztbeile. In Vorſtehendem jind die Methoden ange: 
geben, welche dazu dienen, um das Holz in unbearbeitetem 
Zuſtand jozupräpariren, dab es ſich jpäternicht mehr leicht 
wirft, ſchwindet, reiht od. fault. Aber auch durch das Ver: 
fahren bei der Verarbeitung des Holzes vermag man diefe 
üblen Erjcheinungen entweder zu verhüten od. doch zu vers 
mindern, wenn man nachſtehende Regeln befolgt: 


maßen neutralifirt wird. 

b) Wenn es ſehr darauf antommt, daß Holztafeln qut 
ſtehen, fo begnüge man ſich nicht mit dem unter a empfoh- 
lenen Wedel, jondern man ſchneide die Breter der Länge 
nach aus einander u. entferne den oft riffigen Kern ganz; 
ebenso entferne man den eigentlichen Splint u. leime dann 
die jo übrig bleibenden Theile wieder zuſammen. Da näm- 
lic, Kern und Splint verjchiedene Dichtigkeit haben u. fich 
anders werfen, aud) anders jchmwinden als das dazwiſchen 
ſtehende Holz, jo wird durd) dieſes Verfahren eine mehr 
homogene Maſſe erzielt, welche weniger ungleich, wächſt 
und jchwindet. Die ausgejchnittenen Kerntheile können 
dann ebenfalls zu homogenen Tafeln verleimt werden, u. 
ebenfo die abgeichnittenen Splinttheile, wobei leßtere aller— 
‚ dings weiche Tafeln ergeben. Oder man jchneide mindeitens 
‚ die Breter der Yänge nad) auf u. verleime fie dann wieder 
| jo, das die Kernjeite des einen Stüds mit der Splintjeite 
\ des andern Stücks zufammengebradht wird; f. oben. 

Da das Schmwinden des Holzes in der Richtung ber 
| Epiegelfläcen, aljo in der Richtung der Radien des Holz- 
| ftammes, viel geringer iſt al& in der Richtung der Jahr- 
ringe, jo wird Holz, welches man nad) der Richtung der 
Spiegel aufipaltet, eine geringere Neigung zum Werfen 
haben, ald wenn es, wie germöhnlich geſchieht, Durch parallele 
Schnitte aus Stämmen geſchnitten wird. Stets läht es 
fich freilich nicht ermöglichen, daß man die Spiegelfläche 
auf die Oberflädye des bearbeiteten Gegenstandes bringt, 
| weil mehr Abfälle entitchen, weshalb man auch Breter 
nicht auf dieje Weife gewinnen fann. Man madıt jedod) 
gute Fenjterrahmen aus jchlichtem geipaltenen od. gerifie= 
nen Eichenholz. 

ec) Wenn Heine Holztafeln genau eben bleiben jollen, 
wie 3. B. Drudformen, Billardböden, Tapetenthüren 
und dergl., oder wenn andere Gegenstände die urſprüng— 
liche Geſtalt nicht ändern jollen, wie Doggen, Walzen ıc., 
jo verleime man diefelben aus mehreren Holzftüden 
nach ihrer Dide. Bei ebenen Gegenjtänden wechele man 
mit harten u. weicheren Hölzern ab u. verleime diejelben 
jo, daß fich die Richtungen der Holzfafern kreuzen. Aus 
demfelben Grund, um das Werfen zu verbüten, muß auc) 
fournirtes Blindholz aufbeiden Seiten fournirt werden. 
An Scubfäjten, Thüren 2c., wo man Tannen=, Pappel⸗ 
oder Lindenholz als Blindholz verwendet und dasjelbe des 
gefälligen Aeußeren wegen mit Nußbaum-, Mahagoni 
fournieren ac. verfleidet, werden fich diefe Flächen leicht 
werfen u. hohl ziehen, wenn man nicht auch die inneren 
‚ Seiten mit hartem Holz fournirt, wozu gewöhnlich des 
, billigeren Preiſes wegen Rotbbuchenfourniere od. Eichen 
holzjourniere verwendet werden. Bei gröheren Flächen, ala 
Fuß: u. Parkettböden, Billardblättern zc., welche möglichit 
eben bleiben jollen, wendet man keine ganzen Tafeln an, 
fondern ſetzt ſolche Flächen ihrer Breite und Länge nad) 
aus einzelnen Meineren Holzjtüden zufammen. 

d) Die Zufammenjegung auf Nuth u. Feder, wodurch 
dem Holz Spielraum zur Bewegung gelafjen wird, ohne 
daß dadurch) die Fläche undicht wird, j. im Art. Holzver- 
bindungen. 

e) Gleichen Zweck erfüllt die Verbindung mit Einfchub- 
feiften, die Einjtemmung als Füllung im Rahmen ıc.; ſ. d. 
betr. Art. 

F. Das Bauholz im Handel und in feiner Berwen- 
| dung. Das Holz; wird aus dem Wald theil® auf der Achie 

(Waldholz), theild auf der Rutſche und dem Flöhe, theils 
38* 











einmal, Kreuzholz freuzweis getrennt. 

Dabei unterjcheidet man noch beim Schnittholz: Stollen, 
Pfoſten, Bohlen, Breter, Latten und Bühnen ꝛc.; beim 
Spaltholz: Rechenholz, Schindeln, Dachſpäne, Dad)- 
jtüde, Schalhölzer od. Stafen, Fachgerten, Ruder, Leiter— 
bolz 2c. 20. ; j. d. einzelnen Urtifel, 

Nahden Beihlüjiendes Berbands deutſcher 
Architeltene u. Ingenieurvereineſind ae 
Benennungenu. Mäfefürden Holzhandel vor— 
geihlagen: 


m * 


Stärke | Stärfe am 





Benennung Länge | am Bopf | Stammenbe 
cm. cm, 
Beſonders ſtarkes | 48 
Baubol; . . „|! 12—16 | 32—36 
Gewöhnliches Bau: | 42 
bo ... 0.1 1-14 26—32 32—36 
Mittelbaubol; . . | 10—12 | 20—24 
Kleines Bauholz . 9—11 | 16—18 
Bohlitimme 89, | 8—10 
Sägeblöde . . . ET 3060 
Weiteres fiehe in d. Art. Bohle, Bret ıc. 


I. Acltere Benenmung im deutſchen Rohholzhandel. 

In einzelnen Gegenden Deutichlands galten folgende 
Eintheilungen, Benennungen u. Größen jowohl des aus 
dem Wald zu verjendenden, als aud) des bereitd am Baus 
platz angefommenen, nod) nicht od. zum Theil bearbeiteten, 
aber noch nicht abgebundenen Bauholzes bis zu Einfüh- 
rung des Metermähes; da nun diejes nod immer nicht 
überall feſten Fuß gefaht hat, jo führen wir die alten Be— 
nennungen bier noch mit den alten Mäßen zufammenge: 
jtellt auf. 

a) Inder Gegendvon Fulda: 

Poſtenholz, Pfoſtenholz, zu furzen Stüden, Pfoſten, Rie— 
geln; — Streckholz zu längeren Stüden. 

b) Im Spejjart: 

Einläufiges, j.v. w. Ganzholz; — Schneidholz, j. v. w. 

Kreuzholz, oder zu Gewinnung von Kreuzholz brauchbar. 
ec) Aufdem Main: 

Fünfer, ſolches Holz, wovon 5 Stämme, Sechſer, wovon 

6 Stämme x. im Floß einen Boden (Felle oder Störe) 

ausmadıen. 

d) Bei Ansbach und Baireuth: 

1. Nadelholz: 

Nach der Beitimmung Wellen-, Trog-, Niemen=, Bloch— 
holz, nach Kubikmaß zu berechnen; — nad) der Größe 

unterſcheidet man noch jept: 

Überfüdrige Stämme, 65° u. darüber lang, 17—18" am 
Wurzelende jtarf. 

Ganzfüdrige Stämme, 60° u. darüber, lang, 15—16 am 
Wurzelende jtart. 

Halbfüdrige Stämme, 52—58' lang, 13—14" am Wur⸗ 
zelende jtarf. 

Sparrreife, 45—50' lang, 10-11" a. ®. jt. 

Halbreife, 40—44' lang, 8— 9 a. W. jt. 

Röhrjtämme, 42° und darüber lang, 10—11" a. W. ft. 

Rüſt⸗ und Lattenjtangen, 30° lang, 6" a. W. ft. 

Schrantitangen, 24° lang, 4—5" a. W. ft. 

Leiter und Pfahlſtangen, 20° lang, 3—4” a. ®. ft. 

Hopfenjtangen, 12—20' lang, 1, — 3" a. ®. ft. 

Brudhölzer find ganze oder gejpaltene Stammſpitzen. 


300 


Banhol; 
u Weihholz (Zaubholz) J 





ende. 
Überfüdrige Stämme von 5' Umfang am Stammende. 
Füdrige Stämme, 4° 4"—4' 10“ Umf. am St. 
une Stämme, 3° 6° —4' 3" Umf. am ©t. 
reilingftämme, 2° 9°—3° 5 Umf. am St. 
e) In der Mart Brandenburg undeinem Theilvon 
Sadjen: 
ar Holz, 46—50° lang, 12— 14” im Wipfelende 
tarf. 


Started Holz, 40—46° lang, 10— 12" im ®. it. 

Mittelbauholz, 36— 40° lang, 7— 9" im ®. ft. 

Kleinbauholz, 30—36' lang, 5—6* im W. ft. 

Rüftftangen, 25—30' lang, 3—4" im ®. ft. 

Lattitangen, 25—30' lang, 2/,—3!/," im ®. ft. 

Außerdem Balkenſchloten,-ſchleten od. -jchlieten, Baum= 
jpigen, ganz oder geipalten. 

f) In den öjtlihen Provinzen Preußens in den 

töniglidhen Forſten: 

———— Holz, 40— 50° lang, 12—15" im Zopfende 
ta 


Ordinär ſtarkes Holz, 36—40° lang, 11— 12 im 2. ft. 
Mittelbauholz, 30— 31‘ lang, 9—10 im 2. ft. 
oder 35—36’ lang, 7—8” im 3. ft. 
Kleinbauholz, 30—31' lang, 7—8“ im 2. ft. 
oder 35—36’ lang, 5—6“ im 3. ft. 
Bohlftämme, 24° lang, 6 im 2. ft. 
oder 40° lang, 4—5" im Z. ft. 
Lattſtangen, 24° lang, 3“ im Z. ft. 
Außerdem Sclieth: od. Schlötelitangen (Baumipigen). 
g) Inden Brivatforjten Schleſiens, der Lauſitz 
und Bommerne: 
Balken, ſ. v. w. Starfholz d. fgl. Forſten. 
Riegeljtämme, ſ. v. w. Mittelbaubolz d. kgl. Foriten. 
Sparren, f. dv. w. Kleinbauholz d. kgl. Foriten. 
Scalholzitangen, ſ. v. w. Bohlitämme d. fgl. Foriten. 

h) Eichenholz in den preußiſchen Foriten: 
Schwelleidyen, 24’ lang, 9—10* im Zopfende fiart. 
Stiel- oder Riegeleichen, 24—30° lang, 11“ im 8. jt. 
Baunftiele, 3—12' lang, 8—9" im 2. ft. 

i) 

I 


n Thüringen (bewaldredtet). 
(Die 


nge versteht fi außer der unbrauchbaren Spiße.) 
. 1. Spannbölger: 
Sechsſpänniger Stamm, 55° lang, unten 12 u. 10° ftarf, 
oben 6 und 5" ſtark. 
Fünffpänniger St., 55° I., unt. 11 u, 9%, ob. 5 u. 5% ft. 
Bierjpänniger St., 50° I., unt. 10 u. 8“, ob. 5 u. 5° ft. 
Dreifpänniger St., 45 L., unt. 9 u. 7”, ob. 5 u. 4“ ft. 
Bweijpänniger St., 35° L., unt. 7 u. 6, ob. 4 u. 4" ft. 
Einjpänniger St., 32° [., unt. 6 u. 5°, ob, 4 u. 3% jt. 
2 2. Stichhölzer: 
Fünfziger (macht 5 Stiche), 32‘ lang, unten 7 u. 5 ftarf, 
‚ oben 5 und 3" ftart. 
Bierziger (macht 4 Stiche), 28° lang, unten 5 u. 4" ſtark, 
oben 4 und 3% ftarf. 
Sechsunddreißiger (macht 3 Stiche), 24”/,‘ lang, unten 
4'/, und 4“ jtark, oben 3°/, und 3" ſtark. 
Dreikiger (macht 2 Stiche), 19° lang, unten 3°/, u. 3%," 
itarf, oben 3 und 3” ſtark. 
Bierundzwanziger (madjt 1 Stich), 15’ lang, unten 3 und 
3° jtarf, oben 2"/, und 2'/,” jtarf. 
k) Am Harz: 
1. Unbeſchlagene Fichtenhölzer: 
Schziger Balten, 61° lang, 12° im Wipfel jtarf, 
Sünfsiger Balken, 51° lang, 10% im ®. jt. 
Vierziger Ballen, 41‘ lang, 8—9" im ®. ft. 
Dreihiger Balfen, 31° lang, 6— 7" im ®. it. 
Fünfziger Sparten, 51° lang, 5—6" im ®. it. 
Vierziger Sparren, 41’ lang, 4—5" im ®. jt. 
Dreißiger Sparten, 31‘ lang, 3—4" im ®. ft. 


Bauhof; 


VBierundzwanziger Sparten, 25 "lang, 2 
Lattenbäume, 20° lang, 3° im ®. it. 
Zattentnüppel, 20° lang, 2" im ®. ft. 
2. Beſchlagene Tannenjtämme : 
Ganze Stämme, 60— 65° rheinl. lang, unten 12—14", 
oben 5* jtarf, 

oder 50—55° rhl. l. unt. 12—14* ob. 7—B" ft. 
Halbe ©t., 55—60° rhl. I., unt. 9— 11", ob. 5" jt., 

oder 45—50° rhl. l. unt. 9— 11, ob. 6— 7" ft. 
Bierteljtämme, 50—55' rhl. lang, 6 im Wipfel ftart. 
Fünfßziger Ballen, 50° kahlenbergiich (46,,, rhl.) lang, 

unten 12—1 14", oben 7 —8'' itarf. 
Vierziger Balken, 41’ tahlenb. (37° rh.) lang, unt.10— 11, 
oben 7—8" jtarf, 
Schsunddreihiger Ballen, 36° kahlenb. (33° rh.) fang, 
unten 9— 10“, oben 6— 7" ftart. 
Fünfzehner B., 30° k. 1. (27), u. 7—8", ob. 5—6” it. 
Zwölfer B., 28°, 1. (25,,), u. 6—7“, ob. 5—6 ft. 
Bebner B., 3r Lt (29,.). u. 5,6", ob. 4—41!/," ft. 
Sechſer B., 24° £. 1. (22,,), u. 5—6“, ob. 4— 4,“ it. 

1) Auf der O berelbe (fichtenes Flöhbolz): 
Ertraitarfe ganze Zimmer, 42— 43 lang, 11— 12” ob. it. 
Starke ganze Zimmer, 42—43° lang, 10° oben ſtark. 
Schwade ganze 3., 42—43' lang, 8 oben ft. 

Lange Dreiviertel- B., 40— 42 lang, 7“ oben ft. 
Zange halbe 3., 40—42' lang, 6“ oben ft. 

Lange Mittel-},., 40 -42 lang, 5 oben ft. 
Kurze Dreiviertel:3.., 33° lang, 6—7* oben ft. 
Kurze Mittel:3., 33’ lang, 5—6“ oben ft. 

Kurze halbe 3., 33° lang, 4—5“ oben it, 

Starte Ziegeliparren, 33' lang, 3—4" oben jt. 
Starte Mitteliparren, 28° lang, 3— 4” oben jt. 
Schwache Ziegeliparren, 28° lang, 3—5* oben ft. 
Strohſparren, 26° lang, 2—3” oben jt. 

m) Auf dem Rhein (Flöhholzausdem Schwarzwald). 
Mäßholz, 30—40° lang, 9— 11” oben jt. | mit beſon— 
Doppelholz, 30—65’ lang, 7— 9 oben jt. ; derer Län 
Einfachholz, 20—65' lang, 5—7" oben jt. j genangabe. 

n) Auf Kinzig, Rhein, Nedar, Weſerze. 

1. Schwarzbolz: 
Holländer Tannen, ae Stämme, 102’ lang, 16 
oben, — unten ſtark 
Hol. T., Neunziger &t., 92' lang, 16° oben, —“ u. ft. 
Holt. T., ‚Achtziger St.,82, lang, 16— 17“ oben, 34” u.ft. 
Holl. T., Siebziger St., 72’ fang, 16— 20” oben, 34" u. ſt. 
Holl. Meßbauen 72 lang, 14 oben, 22“ unten ſtark. 
Mehfiebziger, 72‘ lang, 12—14 oben, 20° umten ft. 
Gemeine Siebziger ( ed. ), TU L., 10-12" 0.17" u. ft. 
Gemeine Siebziger (Hinzig), 58° 1, 5—7"0,— u. ft. 
Bweifeltanne, 60— 70° lang, 12—16° o., ut. 
Sechziger holländer, 62° lang, 16— 23" 0, 34" u. ft. 
Sechziger gemeine (Ned.), 60° 1., 9—12“ o., 17“ u. ft. 
Sechziger gemeine (Sinzig), 48° [, 5—-7"0,— u. ft. 
Sünfziger gemeine (Rh. u. N.), 50° [., 10“ 0, 15" u. ft. 
Fünfzi — (Kinzig), 381., 57" o. — u. ft. 
ollä idbalfen, 44 [., 16— 20" o 28" u. ft. 
Selle Streuzbalten, 44], 14" 0., 21“ u. ft. 
ierftüdbalten (Sinzig), 40° i, 6—10" o. ‚21” u. ſt. 

sy gemeine, 40° [., 9 o., 13° u. ft. 

ig er auf der Kinzig, 28 1,,5—7"0,— u ft. 
Due Hidbalten, 38° 1., 8—10" 0, ft. 
Schdunddreifi er gemeine, 36 [., — o. — u. it. 
Dreißiger gemeine, 30° 1., 8" o 9" u. it. 
Zwanziger gemeine — 

ar — 20° fang, 4 o., 6" u. ft. 
Bweiftüdbalten (Kinzig), 20° 1., 8— 10" o., — u. ft. 
Zweilinge, 18— 20° I., 3— 5° o., — ur. ft. 
Balkuners (Wejer), 14 mind, I., 4—5 gejchnitt. Holz. 
Sparren oder Bühnftangen, 14-24 lange, von 5—6“ 

ftarfe, junge Stämme. 
Säulholz, 35—40° lang, 16“ o., 18 u. ft. 





3“ im W. jt. 


301 


Bauholʒ 


Doppelſaulholz 1045 l. 19° o., 21" wit. 
Rohrholz, Teichelholz, 
einbohriges, 45—50° L., 7—8" ft. zu 2° Bohrung. 
zweibohriges, 45—! 50° L., 10° jt. zu 2"/,“ Bohrung. 
dreibohriges, 45 —50' 1. ‚112 ft. zu 3. Boprund. 
Sägklötze (Trobmbolz), 16° [, 16" ft. 
Gipfelklötze, 16° 1., 14— 15 it. 
Rahmijchentel, 16—20° lang, 5 breit, 3/,* ſtark, ge: 
jchnittenes Holz. 
Stollen, 10—14' lang, 2—3* ins [_] aeichn. Holz 
Spenftempel, 12° lang, 12 ins [] geichn. Holz. 
2. Eichenholz: 
— 60 - 70 langes, 30 66 ſtarkes Ganz⸗ 











holz 
Ganzbäume, 30° lang, 24” in der Mitte jt. Ganzholz. 
Ganze Stämme (Niederrh.), 18— 20° in der M. jt. ©, 
— 21— 29 lang, 22" in der M. ſt. ©. 
ngrutben, 36— 70° lang, 14— 22 in der M. ft. ©. 
en (Niederrh.), 30—35’ [., 10—12" in der 


Halbrutben, 21—32' lang, 18 mind. ftarf, leicht be- 
ſchlagenes Holz; 

Wagenſchußllötze, 18—20° [., 18— 20° hoch, 17° breit, 
leicht beſchl. d. 1, =1 Wagenſchuß. 

—— * 15 "fang, 18“ hoch, 11° breit, leicht be- 
109.0 9.3 = 1 Wagenſchuß; 
PR zfrimmlinge, 10 —12* lang, 19 — 

blos bewaldrechtet. 3 1 Wagenſchuß. 
Knappholzklötze, 8—11' lang, 15° mindeitens jtart, blos 
bewaldredtet. 3—4 = 1 Wagenſchuß. 
Schwellen (Rhein) | 30 — 50° [., div. gejegl. beit. Stärke, 
Legden (Beier) leicht beichlagen. 
Pfoſten, 30—50* lang, möglidjit ftarfes Ganzholz. 
in lang, 2—1" did, 12—30“ breit, gejchnitten 


20" ftarf, 


Holz. 
Geſpaltene Wagenſchüſſe, 13— 14° lang, 14“ breit, 24“ 
hohes Halbholz, 1 Stüd = 1 Wa — 
Bagenfhußfrümmlinge, 13—14° 1. 15 breit, 26— 30° 
bobes Halbh., /, = 1 Wageni du 
Geſpaltene Pieifenbölger, 10° I., 13” breit, 22” hohes 
Halbh.,3 = 1 Wagenihuß. 
Geſpaltene Knapphölzer, 8’ lang, 13" breit, 22” hohes 
Halbh., 3—41 = 1 Wagenſchuß. 
a halbe Knapph., 6—7' I., 12" breit, 20% hohes 
Halbh., 6 — 1 Wagenſchuß. 
Durchriſſe, jeblerhafie Bogeniqufiflöge, 1. 
Kiepfäulen, 5° lang, 4—5" ftarf, fantiges Sreuzholz. 
Löshölzer (Nie adhjien), 4‘ lang, 4—5* ft., k. Kreuzh. 
Ranzen, 6' lang, 6° mind. ft. Arzh.8 — 1 Bagenid. 
NB. Die Stämme von voller Baumlänge heißen Rutben, 
die von Länge gefchnittenen Rlöpe, Stüdholz. 
o) Hadıtrag, Hußhölzer beireffend: 
Achsholz (Wejer), 4/,—5’ lang, Eichenholz, geipalten, zu 
Bagenadjen. 
nn (Wefer), 6— 8° [., Eichenholz, ganz, zu Anter: 
walzen, 
Bietihalen, 6—8" lang, getr. in Pfoften, zu Fußböden. 
— — 4-5 dick, 41/,—5"/,“ breit, Buchen⸗ 


FE ganzes, 41/,‘ lang, 1'/,“ —— 4-5“ breit, 
eichenes tabhol;, 28 21 

Faßholz, halbes, 7 lang, Gr An 4" breit, eichenes 
Stabholz. 

Bandholz (Weſer), 3lang, 4*,“ſtark, 4“ breit, eichenes 

Stabholz, 20 — 1 Bund. 

| Franzholz (Elbe), 3*/,‘Tang, 5—6" ſtart, kantiges eichenes 
Stabholz, 512 Stüd = 1 Ring. 

Klappholz (&efer), 2°/,* lang, 4—5" ſtark, fantig. eich. 

| bot, 768 Stud — 1 Ring. 

Stielbuchen, 50° lang, 24 mindeſtens ftarf. 

Kübelbäume, 14—36 lang, Nadelhol;. 


Bauholz; 
Mühlachſen (Niederrhein), 30° und mehr lang, 33 im 
Mittel ſtark, eichenes Ganzholz. 
II. Holshandel im Ausland: 

+ Mit Baltenholz wird ftarter Handel getrieben. Preu— 
ben, Riga und Norwegen jchaffen viel eichene, tannene | 
und fieferne Balten nach England, Frankreich, Spanien 
und Norddeutichland, Die Länge diefer Ballen variirt 
zwiſchen 20 und 50 Fuß, die Stärke zwifchen 9 u. 18 Zoll. 
Riga liefert polnische Zimmerbalten jowie mehrtantige 
Brußen, auch polnische Balken auf holländische Art, von | 
11,12 u. 13 Zoll Stärke. Memel liefert dgl. von 12—14 
Zoll Stärke. In Norwegen unterjcheidet man Wurzelbal- 
ten (vom Stammende gejchnitten), Mäßbalten (Mittel: 
ſtamm), Untermäßbalten (Oberjtamm). Die Picternbal- 
fen heißen Greinerbalten. 








1 
} 


302 


Bauholz 


bänder), Stüßbänder, auch Achſelbänder ꝛc. gen., Jagd— 
bänder, Kreugbänder, Baltenbänder und Sturmbänder ; 
j.d. Art. Band II, ©. 243. 

dd. Rahmen, Rähme, auch Plätten, Riefhhölzer, 

olme, Blattjtüce, Pfetten genannt. Man unterjcheidet 

andrähme, Bundrähme, Bodrähme, Dachpfetten, 
Säulenrähme, Brüdenholme x. 

ee. Riegel, Man unterjcheidet Spannriegel u. Wand— 
riegel, unter den letzteren Thür- u. Fenſterriegel, u. hier wie— 
der Sturz- od. Oberriegel u. Bruſt- od. Brüſtungsriegel. 

ff, Beim Schrot- oder Dobelbau unterſcheidet man die 
Pioften und die in dem Falze eingefchobenen Füllhölzer. 

gg. Beim Blodhausbau die Kate, Blöde zc., ſ. d. Art. 
Blockhaus. 

2. Balkenhölzer. Darüber ſ. Näheres in dem Art. 








Anmerkung. Die Maäße find auch Gier nicht im Metern, fon: | Balken 3, I. und II. 


dern in Fußen und Pollen gegeben, weil in den Geſehen, die ben 
Holzhandel betreffen, fetzt noch fait Überall in Deutichland die 
Mäbe nah Fuß angeführt find, 

III. Semerkungen in Bezug auf Wahl und Vorbereitung zur 
Verwendung beim eigentlihen Banuwefen, 

Zu allen dem Feuchtigkeitswechſel ausgeſetzten Theilen 
eignen ſich bie verichiedenen Holzarten in folgender Ord- 
nung: Eiche, Ulme, Buche, Kiefer, Fichte, Tanne; zu 
Dachungen, überhaupt im Trodnen, aber an der Luft, 
nad) den Nadelhölzern, Efpe, Birke, Erle. Zu liegenden 
Hölzern jtehen die elaftiichen Nadelhölzer obenan, u. zwar 
zunächit Lärche, Ecder, Kiefer, Tanne, Fichte. Näheres | 
darüber j. unter d. Art. Dauer, Elaftizität, Feſtigleit zc. | 


3 


Dahhölzer. Hierzugehören Rähmen, Sparren, Pfet— 
ten zc., ſ. d. Art. Dad. 

b) Im Erd- und Waſſerbau. 

Beftändig unter Waſſer halten ſich alle Hölzer lange, 
befonders Erle und Buche, dann Eiche ꝛe. Bei wechielnder 
Näſſe fteht Eiche obenan, dann Ulme, Lärche und Kiefer; 
j. darüber den Art. Dauer. 

1. Pfahlhölzer. Spippfähle, Grundpfähle find tief, 
Langpfähle nur halb eingeſchlagen. Man unterjcheidet 
Bollwerts-, Wand: od. Stüßpfähle, zu Beſchlachten Joch— 
pfähle, Füllpfähle, Roftpfähle, Rüftpfähle, Eispfäble x. 

Spundpfähle, auch Nuth-, Herd», Bruſt-Planken oder 





Ganzhölzer werden entweder rund verwendet oder be= 
ichlagen, und zwar ein= od. zweijeitig (bewaldrechtet), od. 
vierfeitig (behauen, gezimmert), u. dann jcharf- (voll=) fans 
tig, od. wald= (baum⸗) kantig, oder fie werden bejchnitten | 
(durch Abtrennen der Schwarten). | 

Halbhölzer, mitten durch getrennte Stämme, werfen ſich 
leicht nad) der Länge (ziehen fich krumm). 

Kreuzbölzer, zwei- od. mehrfach in (fich durchfreugenden) 
Schnitten getrennte Stämme, zu liegenden Hölzern nur 
mit genauer Berüdfichtigung des oben über das Werfen Ge- 
jagten zu verwenden. Ueberhaupt muß man bei der Aus— 
wahl der Holzjorten jehr umjichtig zu Werte geben u. nicht 
nur die Eigenichaften des Holzes im allgemeinen, jondern 
auch die der einzelnen Hölzer berüdjichtigen. Dies näher 
auszuführen, mangelt in einem Leriton der Raum. Anz 
haltepunfte findet man in den Artifeln Dauer, Elajtizität, 
Feſtigkeit, Holz, in dem in dieſem Art. sub D Sefagten u. 
in Folgendem. 

IV. Senennungen in Bezug auf Verwendung und Eigen- 
[haften der Verbandfüde. 

a) Im Hodbau, 

1. Bandhölzer oder Bundholz, auch Ausbinde- 
hölzer genannt. 

aa. Schwellen oder Sohlhölzer. Man unterjcheidet 
Grund⸗, ag oder Stredichwellen, und zwar innere u. 
äußere; Lang- und Querſchwellen, vordere und hintere, 
Mittellangichwellen und Giebelichwellen; ferner Bruft- 
ſchwellen, Saumjdwellen, Stublichwellen, aud) Dach— 
ichwellen oder Dadhjtublichwellen genannt, dann Bund» 
od, Kreuzichwellen unter den Säulen, endlich Zugichwel- 
len, Ankerſchwellen, Roftichwellen ıc. 

Das Holz zu Ehwellen muß ohne Querrifie, gejund, 
ausgewacjen und geichlacht fein; Aeſte Schaden weniger 
als windjchiefer, frummer oder wimmeriger Wuchs; 
Halbholz, auf den Kernſchnitt gelegt, ift dauerhafter ala 


} 





:Pfähle, auch Falzbürjten genannt, zu Spund-, Sterns, 
Kehr⸗ oder Bürjtwänden. 

2.Schmwellholz, Legden zu liegendem und ftehendem 
Roſt (ſ. d.). Man untericheidet Lang- und Querjchwellen, 
Sclagichwellen oder Korbeelen; hierher gehören auch die 
Facbäume, 

3. Kronenbölzer, auch Holme, Holjter, Hulbe, Höl- 
ben, Kappen, Ded= oder Oberſchwellen genannt. 

4. Poſten, Ständer, zu denen auch die Griesbäume 
gehören. 

>. Baltenbölzer. Dazu gehören die Straßbäume 
urn Ensbäume, Brüdenrutben, Brüdenbäume, Koth— 

ölzer ıc. 

6. Riegel, Streben, Bänder ıc. wie beim Hochbau. 

ce) Im Bergbau oder Grubenbau. 

Am beften find harte u. demnächſt ſehr harzige Hölzer. 
Den erjten Blag nimmt das Eichenbolz u. dann die Atazie 
ein, die allerdings nur in jüdlichen Gegenden in genügender 
Menge zu haben ift. Zur eigentlichen Zimmerung find 
Bappel, Erle, Eiche, Weide am fchlechtejten, doch kommt 
Weide öfter beim Bilotiren (majjerdichte Zimmerung) 
vortheilhaft zur Anwendung. Bon den Nadelbölgern vers 
wendet man Fichte, Kiefer, Tanne, jelten Lärdie. Das 
Schachtholz wird gewöhnlich rund und abgejchält verzim= 
mert,nur ineinigen Steinkohlenſchächten, in denen Gruben⸗ 
trocknis herrſcht und ſich bald Schwamm einfindet, ver— 
wendet man vollſtändig grünes, ungeſchältes Fichtenholz. 

Am Harz unterſcheidet man: 
Starkſchachtholz 13,, Meter lang, 
Mittelihachtholz 12,, 
Kleinſchachtholz 144 
Schachtſtangenpfühle 3-6 „  „ 

NB. Eine Spanne = 25 cm. auf den Um 


Baumes gemefjen. 
Die Zimmerhölzer oder Bimmerungsbölger zerfallen in 
e, Kappen, Stempel, Bolzen, Thürjtöde und in Soh— 


Jod) 


8—10jpännig. 
” 6— „ 


” ” 


1-2, „ 
fang des 





Vollholz. 
bb. Säulen, auch Pfoſten, Poſten, Stöcke, Ständer, | 
Stiele genannt. Man unterſcheidet Eckſäulen, Bundſäulen, 
Thor=, Thür-, Fenſterſäulen, Klebeſäulen oder Klebepfo— 
ſten, Wandpfoſten, reis oder Standpfoſten freiſtehende 
Säulen), Sprengſäulen, Trempel oder Stempel. 
cc. Bänder. Man unterſcheidet Strebebänder (Fuß- 


len; ſ. d. Art. Grubenbau. 

d) Im Mühlenbau finden die verſchiedenſten Holz— 
jorten unter manchfachen Benennungen Berwendung; 
j. darüber d. Art. Mühlenbau. 

e) Im Schiffsbau verwendet man gerades, einfach ges 
frümmtes (bogiges), zweifach gefrümmtes (doppelbogiges) 
und winfelförmiges Knie⸗-) Holz. 


Bauholjverdindung 


Gaffeln oder Gielbäumen (Spieren) zc., theils edig: zu 
Kiel, Kohlſchwien, Beetingbalten, Balten, Balffüllings, 
Warpen xc. 

Die einfach gefrümmten, Krummhölzer, Krums 
mern, Krümmlinge, einfache Schiffäbugten dienen zu den 
Bugten, Liegern, Spanten, Sigern, Auflangern, Pick: 
ftüden (Bauchſtücken), Berdedbalten, Staudywegern, 
Baltenwegern, Scharjtöden, Rippen ꝛc. 

Die doppelt gefrümmten, aud) S-Hölzer, S-Bug= 
ten, dienen zu den verfehrten Spanten, Katjporenauf: 
langern, Ranſomhölzern und Hedjtüden. 

Die Knichölzer zu den verichiedenen Knieen (f. d.). 

Bei den Flußſchiffen unterjcheidet man Korben, Bor— 
den, Klamben, Keile, Heben, Rangen, Berghölzer, Steiner, 
Bühne und Dollbaum, 


Faſt alle im Vorftehenden ihrer Benennung nad aufs ! 


gezählten Hölzer find in beſ. Artikeln näher beſprochen, 
auf welche Daher verwiejen werden muß. [Ms.] 
Bauholzuerbindung, f., j. d. Art. Holzverband. 
Bauhorizont, m., 1. (Hochb.), aud) Saunivcan, n., frz. 
surface f.duterrainhorizontal, rez-de-bätisse, m. rez- 
de-chaussee, m., engl. ground-level, ground-line, hori⸗ 
zontale Ebene, meijt in der pöhe des Strafenniveaus, 
welche man als Normalebene bei Kotirung der Bauzeich—⸗ 


nung annimmt, indem man die Mäße der Höhen darüber | 
mit einem, die Mäße der Tiefen unter diefer Ebene mit | 


einem — bezeichnet. — 2. (Kriegsb.) auch Terrainlinie, f., 
franz. ligne de terre, engl. ground-level, ground-line, 
horizontale Linie, die als Bertifalprojeltion der Bauebene 
auf den Profilzeichnungen erjcheint; j. d. Art. Bauebene 
und Yageplan. 

Bauhülfe, f., 1. ſ. v. w. Baubegnadigung (f. d.). — 
2.5. v. w. Baufrohne (j.d.). — 3. Der Beiftand an Geld, 
Baumaterialen, den ein höriger oder leibeigener Bauer 
nad einem Schadenfeuer oder bei Baufälligkeit feines 
Hauſes von feinem Gutsherrn zu fordern berechtigt ift. 

Bauhütte, £., 1. auch Baubude, f., frz. bureau m. de 
construction, bureau de la fabrique, engl. fabrik-house, 
lat. fabrica, fabricina (scil. domus), das Bureau bei 
größeren Bauten; es ift in der Regel nötbig, ein ſolches in 


der unmittelbaren Näbe des Baues zu etabliren, und man | 
errichtet zudiefem Zwedeinproviforiiches&ebäude; diejes, 


B. gen., enthält ein Erpeditiondzimmercen, ein Zeichen 


lotal, eine Heine Niederlage zu Aufbewahrung von Baus | 


gerätbichaften, von Heinen Borräthen an Gips, Farbe, 
Gement, Nägeln xc., einen Raum zum Frübjftüden ꝛc. für 
die Arbeiter, miteinem Bult für die Barliere, vielleicht auch 
Arbeitsſchuppen für Steinmegen, lat. horreum latomo- 
rum, lapicidina (scil.domus), Zimmerleute 2c.; bei klei⸗ 
neren Bauten reduzirt fich dies Alles auf einen Raum, 
mit einem Pult und einer rings umber laufenden Bant 
verjehen, und Baubude oder auch Grotte genannt. 


2. Bauhütte, Banlage od. Baulager, Baugeſellſchaft, Bau- | 


brüder/chaft, frz. loge magonnique, f., engl. freemason’s- 
lodge, lat. collegium, confraternitas, confratria ete. 
fabrorum, muratorum, latomorum, aud) logium etec., 
Gewertsverbindung u.Schupgilde der Steinmepen u. Baus 
leute. Ihre frübejte Geſchichte iſt in das Dunkel der Sage ge⸗ 
hüllt. Nach dieſer ſollen allerdings ſchon bei Aegyptern u. 


Aſſyrern ſolche Verbindungen beſtanden haben; dann ſollen 


die von Hiram an Salomo, zum Bau des Salomoniſchen 
Tempels, geſendeten Werkleute in Jeruſalem eine ähnliche 
Verbindung unter Meiſter Adon Hiram aufgerichtet haben, 
der eine Erzgießerbrüderſchaft unter Tubal-Kain zur Seite 
ſtand. Von dem Zuſtand unter den Griechen ſchweigt die 
Sage ebenfalls nicht ganz, indem fie ſogar den Thales, 
Pyſhagoras, Euflid, Archimedes ıc. ald Mitglieder und 
Meiiter von B.n anführt. Unter Karl dem Großen haben 
der Sage nach in Osnabrüd, Fulda, Baderborn, Meg, 
Lyon, Tours, Orleans, St. Gallen zc., wo allerdings da= 


303 
Die geraden find theils rund: zu Majten, Raaen und 


Baufitte 





mals Kirchenbauten im Gang waren, B.n in Form einer 
bejonderen Verbindung unter den Bauleuten der Klöſter, 
mit eigenen Geſetzen u. Statuten u. befonderen Borrechten, 
bejtanden. Schon im Jahre 926 ſoll ſich in York in Eng: 
land eine ſolche Geiellichaft eigene Geſetze gegeben haben, 
die die Bejtätigung der Regenten fanden; nad) anderen 
englifchen, doch ebenfalld noch nicht ganz zuverläjfigen 
Nachrichten wären die B.n zuerjt im 10. Jahrhundert in 
der Yombardei aufgetreten, hätten noch vor dem Jahre 
1000 Brivilegien vom Papſt für Kirchenbauten erhalten, 
wären nurdem Bapit verantwortlich, nur des hohen Klerus 
Befehlen unterworfen gewejen ꝛc. In Deutjchland ijt der 
| Sage nad) der Bund der Bauhandwerter zueritzu Magde— 
| burg im Dom aufgerichtet worden unter Kaiſer Karl II.: 
darunter iſt nicht Karl der Dide, auch nicht Karl Martell 
| zu verjtehen, wie in vielen jpäteren Steinmegurkunden u. 
Bunftritualen, jogar mit Hinzufügung der Jahrzahl 876, 
angeführt wird, jonbern Friedrich II., der Hohenſtaufe, 
unter dejfen Regierung 1211 der Magdeburger Dom be— 
gonnen ward und der den Beinamen Karl der Andere (ein 
weiter Karl der Große) führte. Diejen Sagen gegenüber 
Heht num Folgendes an yzuverläffigen Nachrichten. Beiden 
Nömern beitanden nachweislich collegia fabrorum, die 
unter den Medilen ftanden u. von Konſtantin dem Großen 
bejondere Privilegien erhielten, die in der Zeıt von 306 bis 
407 nochmals bejtätigt wurden. Vom Ende des 4. bis An— 
fang des 9. Jahrhunderts fehlen alle historischen Nachweiſe 
‚ über das Beſtehen ähnlicher Vereine. Bom 9.— 11. Fahr: 
hundert pflegten die Klöſter, be. die Benediktiner, das 
Bauweſen. Aber 812 bitten die Mönche von Fulda den 
Kaifer um — — der ihnen durch das Bauen auf⸗ 
erlegten Mühen, um Regelung der Arbeitsſtunden ꝛc. 
Dies deutet auf einen fühlbaren Mangel an eigenen Ge— 
ſetzen hin. Im Jahr 924 zog Biſchof Ulrich bei ſeinen 
Kirchenbauten „Architelten“ zu, hatte alſo unter den 
Mönchen keine oder nicht genug Bauverſtändige. Ebenſo 
ging cd 1005 dem Abt Airard v. Reims, welcher Laien- 
Architekten zuzieben mußte. Baumeijter Thietmar in 
Stablo ftand bei Abt Boppo (F 1048) in hoher Gunjt. — 
Anderjeits deutet auf einen obligatorischen Zufammen- 
hang der Baumeijter mit der Beiftlichkeit der Ilmitand, daß 
Manegoldus fid) 1090, als er den Neubau des Kloſters 
Marbad) begonnen, unter die Mönde aufnehmen lieh. 
Allerdings hatte ſchon 1082 Abt Wilhelm von Hirjau die 
Bauarbeiter feines Kloſters, die conversi oder barbati 
und 50 oblati, unter bei. Statuten u. unter Dispenfirung 
von einigen der allgemeinen Hlofterpflichten zu einem nähe- 
ren Bunde vereinigt, aber Privilegien nad) außen konnte 
er dieſer B. nicht verjchaffen. In Verbindung mit ande- 
ren B.n jtand diefelbe allerdings, jo mit denen von Can: 
terbury, Clugny, Cremsmünjter, Marbach, Frankenthal, 
Lorſch, Schaffhauſen u. vielen anderen, namentlich Bene: 
diktinerklöſtern. Die Biſchöfe, z. B. Bernward v. Hildes- 
heim, 992 ff., Meinwerk v. Baderborn (1009—36), Benno 
v. Odnabrüd zc., leiteten die Bauten perſönlich, aber ſchon 
Dtto von Bamberg, der 1097—1103 den Dombau zu 
Speyer leitete, ſcheint der legte deutiche Biſchof geweien zu 
fein, der fich praftiih am Baumejen betheiligte; jelbjt 
innerhalb der Hlöjter ging das Bauweſen mehr und mehr 
an die Konverfen über, die allerdings nod) das Gelübde 
der Ehelofigfeit u. des Behorjams leijten mußten, ſich aud) 
nicht eigenmächtig aus der Klaujurentfernen durften, aber 
doch, wie jchon in Hirjau, jo nun auch anderwärts von 
vielen Vorſchriften des strengen Hlofterlebens entbunden 
u. jenah ihrem Gewerbe in fraternitates gegliedert waren, 
denen jeder ein magister vorjtand. Inter ihnen jtanden 
weltliche Arbeiter, familiares, famuli, servi, die gegen 
bares Geld arbeiteten (zuerjt 1090 in Regensburg), der 
magister operis sive fabricae, ®erfmeijter, war jtets 
ein Ordendherr. Am Schluß des 11. Jahrhunderts traten 
nun weltliche Baubrüderfhaften auf; jo beitand 1099 in 





' 








Danhütte 


welchem der Biſchof jeine Zuflucht nahm, weil unter den 
Geiftlichen fein genügend Bauverftändiger war, An ande: 
ren Orten freilich war das Umgekehrte der Fall. Ja, außer 
den Benediktinern fingen feit 1113 auch die aus jenen her— 
—— Ciſterzienſer an, ſich lebhaft mit Kirchen— 
u. Kloſterbau zu beſchäftigen, was ſich ſogar fo ſteigerte, 
daß den Artifices des Ordens 1157 verboten ward, für 
Fremde gegen Entgelt außerhalb des Klojters, namentlich 
an Projanbauten, zu arbeiten. Die 1120 unter Verſchär— 
fung der Auguftinerregeln gegründeten Brämonitratenjer, 
die ebenjall8 Konverjenbrüderichaften einrichteten, über: 
lichen diefelben an Weltliche zu Bauarbeiten. Zu derſel— 
ben Zeit aber, wo es aljo den Yaien an Bauarbeitern ge— 
fehlt zu haben jcheint, begann es den Klöftern an Ardhiteften 
zu fehlen, jo dab bier und da einem Laien die Ober: 
leitung eines größeren firchlichen Baues anvertraut ward, 
wie 3. ®. 1133, wo der Biichof von Würzburg dem bürger: 
lihen Baumeifter Enzelinus den Dombau überträgt. 
1222 baut der Laie Albero die Apoftelfirchezu Köln. 1236 
jungirt Thomas v. Cormont mit jeinem Sohn Regnault zu 
Amiens als Wertmeifter ꝛc. Dadurch jcheint die Disziplin 
der Klofterwerfleute gelodert worden zu fein, wenigitens 
vertheidigten die Konverjenbrüderichaften ihre Privilegien 
ſehr lebhaft; als 3. B. 1230 Abt Wilhelm von Premontre 
jeine Konverfen zum Scheren der Bärte zwingen wollte, 
drohten fie, alle Klöſter in Brand zu ſtecken. Während die 
Oblati früher dem Herrn geweibte Kinder geweſen waren, 
die als Lehrlinge den Konverjen zugetheilt wurden, um 
dann jelbft entweder Ordensgeiſtliche od. Conversi zu 
werden, verjtand man nun unter diefem Ausdrud unfreie 
Handlanger, während die Konverjen freie waren. Gegen 
Mitte des 13. Jahrhunderts nun jagten fich viele dieſer 
„freien“ Maurer u. Steinmegen von den Hlöftern los u. 
zogen in die Städte. Die hiermit als vollendet zu betrach— 
tende weltliche B. konnte u. wollte nicht den ftädtiichen 
Zünften zugerechnet werden, jchon wegen ihres Wander: 
lebens. Gleichwohl erjcheinen von 1248 an häufig Stein- 
metzmeiſter als ſtädtiſche Grundbeſitzer mit dem Titel ma- 
gister, dev darauf ſchließen läht, daß fie einer Annung 
angehört haben, die ihnen diejen Titel verlieh. 1247 er— 
theilt der Biichof von Baſel dem vereinigten Handwerk der 
Maurer u. Schmiede ein Privilegium, u. 1258 ericheint 
die Innumg der Maurer in Baris ald organijirte Körper: 
ſchaft, ja 1332 muhte die Straßburger Hütte der jtädti- 
ichen Zunft beitreten. Da aber die Thätigkeit der Bauleute 
an einem Ort, bej. bei weniger großen Bauten, oft nur 
kurze Zeit dauerte, u. demnach die Brüder in Gruppen od. 
einzeln bald hierin, bald dorthin zogen, jo wurde es, als 
die Maurer u. Steinmepen (damals zufammengehörig) 
fich, dem allgemeinen Njjociationsdrang des 13. Jahr— 
hunderts folgend und infolge der aus dem Kloſter mitge— 
brachten Gewohnheiten, verbündeten u. jich eine ®enofjen- 
ichaftsordnung gaben, nothwendig, aufer den allen ſolchen 
Ordnungen damalseigenen, noch befondere Einrichtungen 
zu treffen, als Schutzmittel ſowohl gegen die Konkurrenz 
derjenigen Bauhandwerfer, die nicht den Höfterlichen Un 
terricht genoſſen batten und bis jebt zu bejjeren Bauten 
nicht zugelafien worden waren, als gegen die Intriguen 
der Geiſtlichen, die die Bauleute wieder in den Klofterbann 
zurüdzubringen juchten; ferner gegen die Indisziplin, die 
mit dem Aufhören des Kloſterzwanges einzureißen drohte; 
gegen die Herrſchſucht einzelner Mitglieder, gegen die 
Herrichaft des Adels ꝛc. Auch fonnte ſich nicht, wie bei 
anderen Zünften, der Unterſchied zwiichen Meijtern u. Ge— 
jellen als zwiſchen Anſäſſigen und Unanſäſſigen bilden, 
und eben daher mußte bald eine einzige Brüderichaft ſich 
über das ganze von Brüdern berührte Gebiet erjtreden, 
deren Mitgliederda, wo ſich, durch einen in Aussicht ſtehen— 
den Bau herzugelodt, genug derjelben zufammenfanden, 
jich zu einer B. organifirten, Natürlich nur war es, daß 





längere Beit an joldyen Orten bejtanden, wo größere Bau— 
ten vorlagen, auch bald die Oberhand gewannen. So ver: 
breitete ſich bald das in jeinen Grundzügen ganz dem ger: 
manijchen Geiſt entiprechende Injtitut dieſer halb zünftig, 
halb klöſterlich organiſirten Baugejellichaften fajt durch 
ganz Europa, wurde aber von Deutichland aus dirigirt. 
Die einzelnen B.n entitanden in der Regel gelegentlich 
eines größeren Baucs, konftitwirten ſich unter dem Wert: 
meifter des Baues, erlangten faft immer das Vorrecht 
eigener Gerichtsbarkeit, infolge defien fie ftrenge Disziplin 
unter den Arbeitern aufrecht erhalten konnten, u. blieben 
auch oft nach Vollendung folder Bauten an Ort u. Stelle 
beifammen, theils der Unterhaltung u. Reparatur des be= 
treffenden Riefenbaues ſich widmend, theildandere Bauten 
am Ort u. in derNiähe übernehmend, theils Arbeiter aus= 
bildend u. oft in Maſſe an andere Bauorte verjendend, od. 
an neuere B,n verborgend. Faſt alle B.n jtanden durch 
diefe Manierihrer Thätigkeit in inniger Verbindung unter 
einander, ähnlich wie die Klöfter geiftlicher Orden, u. zwar 
jtanden mehrere Heinere B.n unter einer größeren; jo 
3. B. waren im römischen Reich 4 Haupthütten. Die erjte 
zu Strakburg (feit 1275), deren Gebiet von der Mojel, 
durch Franken, Thüringen, Meihen, Hefien u. Schwaben 
bis Eichitädt, Ulm, Augsburg, Adelberg u. Welſchland 
reichte ; die Wiener Haupthütte herrjchte in Bayern u. dem 
heutigen Dejterreich; die Kölner — am Rhein u. 
Main u. inden Niederlanden; die Berner, jpäter Züricher, 
in der ganzen Eidgenofjenichaft. Jede B. mußte an ihre 
Haupthütte den Zehnten abgeben. Unter den Haupthütten 
wieder war die herrjchende die zu Straßburg. Nur frei u. 
ehrlich Geborene wurden ala eprlinge (Diener, Knechte) 
angenommen und mußten 5 Jahre, Söhne von Brüdern 
nur 3 Jahre lernen; nad) diejer Zeit wurde der Ausge— 
lernte vom Meifter losgeiprochen, gelobte dabei bei jeiner 
Treue an Eidesitatt: 1. Bewahrung des deutichen Kunſt— 
geheimnifles in Bezug auf Gruß, andere Erkennungs— 
zeichen, auf Kunſtgriffe, Zeichenmethode ıc.; 2. Gehorſam; 
3. das deutſche Handwerk zu ſtärken; 4. darauf zu halten, 
daß nur auggelernte Diener da® Handwerk ausüben; 
5. jein Ehrenzeichen (Steinmeßzeichen) nicht zu ändern c. 
Nun wurde er in die in ſymboliſche Form gelleideten Re— 
geln der Kunſt eingeweiht, indem feine Legitimation durch 
Gruß und Griff ihm als Wandelgejellen Eingang in alle 
B.n verichaffte u. jeden Meifter u. Gejellen verpflichtete, 
ihn donbariffe, Regeln u. Kunftvortheile unentgeltlich zu 
Ichren. Nach ziwei Wanderjahren mußte er Alles erlernt 
haben, was dazu gehört, einen Bau zu unternehmen, und 
war damit als richtiger od. gefreiter Gejelle, lat. sodalis, 
fähig, ich zur jelbftändigen Leitung eines Baues neben 
Meiftern zu melden. Der von dem Bauherrn, häufig auch 
von den Gejellen jelbit, aus diejen Bewerbern Gewählte 
hieß nun, jo lange die Arbeit dauerte, Werfmeifter, und 
war dadurch Oberhaupt der Ortsbauhütte, in welcher unter 
ihm Diener (die nur erannehmen durfte), Wandelgejellen, 
Gejellen u, unbejchäftigte Meifter (Meijter ohne Förde— 
ı rung) arbeiteten. Alle dieſe mußten jährlich beichten, die 
‚ wilde Ehe, Schulden, Spielzc. meiden, während der Arbeit 
dem Meiſter jowie dem von demjelben zu ernennenden 
Barlier unbedingten Gehorſam leisten, nur nad) Deuticher 
Art u. Kunſt arbeiten u. diefelbe vor allen Nichtbrüdern 
geheim halten, durften auch feinen PBrivatauftrag anneb= 
men. Von dieſem „Steinwerks-Recht u. Gewohnheit“ etwas 
verſchieden war die Bruderſchaftsgewohnheit. Wo ein 
Meiſter einen Bau hatte, traten die geſchworenen deutſchen 
| Brüder zuſammen zu einerconfraternitas, wo alle Nicht- 
geihmworenen oder Nidtdeutichen ausgeichloffen waren; 
zugelafien wurden aber auch Nichthandwerker, Liebhaber, 
jofern fie den Eid feifteten. An ihrer Spitze ftand ein ge— 
wäblter Stublmeifter, gewöhnlich, doch nicht unbedingt, 
der Werfmeifter, der Bundesfafje und Hüttenbud führte 


Baujahr | 


305 


Banleituna 








Alle übrigen Mitglieder, Steinwerksmeiſter, lapidarii, la- 
picidae, Quadermaurer, engl. freemasons, auch hier u. da 
Schloſſermeiſter, Laienräthe (Liebhaber), Künitler, Bar: 
liere und gefreite Geſellen waren ſich in der Brüderſchaft 
ganz gleih. Wandelgejellen, Steinhauer, gewöhnliche | 
Maurer, ald Mörtler, caementarii, masons, iegel- 
maurer, bricklayers, Bruchſteinmaurer (rough-setters) | 
fowie die Diener u. Lehrlinge waren noch nicht zutritts— 
fähig. Alle Monate kamen fie zufammen, Geſellſchafts— 
angelegenheiten zu berathen, Gericht gegen lebertreter zu 
pflegen u. zulegt ein Gelage abzuhalten, Alles nad) be= 
jtimmtem Ritual; den Majoritätsbeichlüfien der Brüder 
mußten ſich jelbit Werkmeijter und Stuhlmeijter fügen. 
Näheraufdas Ritual einzugehen, mangelt bierder Raum. 
Die deutſchen B.n jendeten bald ihre im alleinigen Beſitz 
der deutichen (gothiichen) Handgriffe u. Kunſtregeln ſtehen⸗ 
den Arbeiter nadı allen fultivirten Ländern Europa’s, 
meijt unter der Leitung von Werfmeijtern, welche dann 
mit Hülfe von Dolmetichern (parleurs, Parlieren) auch 
nichtdeutjche Arbeiter beichäftigten, die aber nie Brüder 
einer deutjchen Hütte werden fonnten. Deshalb bildeten 
fich denn auch im Auslande nach deuiſchem Mufter und | 
unter deutſchem Einfluß B.n u. Steinmepbrüderjdjaften, | 
namentlich in England, wo die Brüder freilich nur zum | 
geringiten Theile Freie waren u. infolge deſſen die Hütten 
nur wenige Regpte hatten, namentlich fein eigenes Gericht. | 
Am frühen Miltelalter waren, wie gejagt, die Parliere u. 
Wertmeijter in der Regel Mönche od. ſonſtige Beiftliche ges 
wejen. Um ihre Regelnze. den niederen Arbeitern u. Ob— 
laten (Handlangern) geheim zu halten, erfanden fie eine 
Art Zeichenſprache, u. die Symbolif ſpielte bei ihren Ge— 
bräuchen ſowie bei den Formen ihrer Werke eine große 
Molle; erjt in der Zeit des Aufblühens der von der Geiſt— 
lichkeit getrennten freien B.n famen die Steinmeßzeichen 
(j.d.) inAufnahme. Nach der Reformation, durd) das da= 
mals überhandnehmende Nabahmungsiyitem u. Streben 
nad) Nationalität inder Baukunjt, wodurd) auch die Sym—⸗ 
bolif u. der von ihr getragene gothiſche Stil ſinken mußte, 
fanten die B.n von ihrer früheren Höhe zu zunftähnlichen 
SKtorporationen herab; dieSymbolex. gingen aufdie Frei⸗ 
maurerlogen über, die dadurch entitanden, daß man bei 
dem Abnehmen des religiöjen Intereſſes an den größeren 
Kirchenbauten Nichtbauleute (Laienräthe) ingrößerer An= 
zahl al& früher in die B.n aufnahm, um jenes Interefie 
durch ein neues zu erſetzen. Dieje „angenommenen“ Maus 
rer, welche an die eigentlichen Steinmetzgeſetze natürlich 
nicht gebunden, davon „frei“ waren, bilderen bald ſelbſt— 
Ständige Logen, Freimaurerlogen, franz.loge de francs- 
ınagons, engl. franch-mason’s-lodge, welche auch viele 
von den moralijchen Regeln, die in den Statuten der B.n 
(den Steinmegordnungen) eine große Rolle jpielten, in 
ihre Statuten aufgenommen haben; ja man fünnte jagen, 
die B.n des Mittelalters und ihre Einrichtungen theilten 
Sich: der ethiſche Theil kam an die Freimaurer, der praftijche 
an die Bauzünfte. [ Ms.) 

Baujahr, n., eigentlic, das Jahr, während deſſen an 
einem Gebäude gearbeitet wird, auch wohl im weiteren 
Sinn gebraud)t, indem man von einem lebhaften Baujahr, 
einem jtillen, günftigen Baujahr ze. ipricht, bejond. aber: 
1. bei manchen geiftlichen Stellen, das Jahr nad) Erle: 
digung der Stelle, während dejjen die Stelle unbejegt bleibt, 
um Reparaturenan den zuderjelben gehörenden Gebäuden 
vornehmen zu können. — 2. frz. an de remission, die 
Zeit, für welche in manchen Staaten Häufer nad) umfäng- 
lichen Reparaturen od. nach einem Feuer jteuerfrei bleiben. 

Baujoch, n., pl. Banjöher (Grubenbau), Oberſchwellen 
über denSeitenpfählen der Gänge, die das Hangende halten. | 

Baukalk, m., Kallſtein, derzur Mörtelbereitung zuge: 
richtet ift; ſ. Kalk. 

Baukalkfein, m. (Miner.), j. v. w. Flötzlallſtein, j. 
unter Kallſtein. 

Mothes, Jlufte. Bau⸗Lexikon. 











4. Aufl, J. 


Baukirche, f., 1. Kirche für die Baugefangenen, in 
Feſtungen, Verwahrungshäuſern ꝛc. für die betreffenden 
Gefangenen. — 2. Kleine Kirche, wie ſolche im Mittel: 
alter bei größeren Bauten proviſoriſch für die Bauleute 
errichtet wurden. 

Baukommiffion, f., ſ. v. w. Baudeputation. 

Baukonzeffion, f., j. im Art. Baupolizei. 

Baukondukteur, Bauführer, m., öffentlicher Beamter 


| vd. Beauftragter eines Privaten, u. zwar entw. des Baus 


herrn od. des ausführenden Architelten od. auch des Entres 
prenceurs, dem die Aufficht u. Führung eines Baues über: 
tragen ift. Seine hauptſächlichſte Pflicht ift, darüber zu 
wachen, daf der ihm übertragene Bau genau nad) dem vor- 
liegenden Blan u. Anjchlag, auch mit der möglichiten er: 
reichbaren Nfturatejie, Sauberkeit u. Solidität der Arbeit 
ausgeführt, daß von den Arbeitern weder Zeit nod) Mate: 
trial vergeudet od, veruntreut, aud) feine der etwa nöthigen 
Borjihtsmahregeln verabjäumt werde. Näheres f. i. Art. 
Bauleitung. 

Baukontrakt,m., Banakkord, Bauverirag, m., jrz.forfait 
m.de construction, accord m. de construction, contrat 
de construction, engl. contract of building, building- 
accord, bargain, Vertrag über Lieferung von Baumate- 
rialien od. Bauarbeiten unter Feftjtellung von Lieferungs: 
bedingungen, Ablieferungszeiten, Vollendungsterminen, 
Preifen, Zahlungsterminenzc. Näheres. i.d. Art. Atkord, 
Bauaniclag u. Kontraft. 

Bauksrpsration, f., j. d. Art. Baugejellichaft. 

Baukoften, f. pl., tz. frais m. pl. de bätisse, engl. 
building-expenses; fie theilen ſich in a) eigentliche Baus 
loſten, frz. nds frais, die Kloten für Material u. Ar: 
beitstöhne; b) often für VBorhaltung u. Darleihung der 
Geräthichaften, frz. faux frais des Echafauds, engl. ex- 
penses for use and waste of scaffolding, und e) Neben- 
foften, auch Heine Unkoſten gen., frz. ſaux frais, engl.little 
expenses, für Baufonzeffion, Pläne u. Anſchläge, Bau: 
feitung, Aufiicht, Beleuchtungee. Näheres ſ. in Art. Bau— 
anichlag. u 

Baukrahn, m., j. d. Art. Krahn. 

Baukunde, f., ſ. Bauwiſſenſchaft u. Architektur. 

Baukunf, f., frz. architecture, f., art m. de bätisse, 
engl. architecture, builder’s art, die Kunſt der Bauens, 
der fünftleriiche Theil der Architektur (ſ. d.). In etwas 
weiterer Auffaflung verjteht man unter B. die Summe des 
Könnens u. Willens, weldye zu Entwerfung u. Errichtung 
fünftlerijch gejtalteter Bauwerke nöthig iſt, aljo die Ge- 
jamtheit von Bauwiſſenſchaft u. Baufunjt (im engern 
Wortfinn). Während man nun in diejem Sinn allerdings 
eben jo gut von der Baufunft der Griechen, Römer ıc., von 
der Baukunſt Schintels, Heideloffs ıc. reden fann, wic 
von Kenntnifjen, Bildung 2c. von Völkern, Männern ıc., 
ift es durchaus falſch, das Wort B. identijch mit Bauftil 
zu brauchen u. von Hafijjcher, romanifcher B. zu reden; ſ. 
darüber d. Art. Bauftil. Eben jo falſch find die Ausdrüde 
bürgerliche Baukunſt, Kriegsbaufunft:c., j. d. Art. Archi— 
teftur. 

Baukünftler, m., heißt der Architekt, infofern er als 
Künſtler arbeitet; j. d. Art. Architektur u. Baumeiſter. 

Bauland, n., ſ. v. w. Baufeld (j. d.). 

Baulebung, f., 1. Hinterlafienihaft an Baulichteiten. 
— 2, Abgabe, die hier u. da von den Erben eines Bauers 
an die Gutsherrichaft entrichtet werden muß. 

Baulehm, m., 1. Lehm (j. d.), der zum Bauen geeignet 
iſt. — 2. ec zäber, mitgrobem Sand gemengter Lehm, 
mit welchem die Schmelzöfen gemauert werden, 

Bauleitung, f., Sauführung. Die umfichtige Leitung 
eines Baues ijt eine der ſchwierigſten Aufgaben des Archi— 
teften ; es fomımt hierbei hauptſächlich auf richtige Beauf- 
fihtigung, Beurtbeilung u. Bertbeilungder Arbeitskräfte, 
gehörige Würdigung u. Befeitigung der fi im Verlauf 
des Baues darbietenden Hindernijfe, Benutzung jedes 

39 


Baufente 306 Baumaterial 


möglichen, durch Natur od. Tedynit gebotenen Vortheils, Baulohn, m., ſ. v. w. Arbeitslohn für Bauleute. 
richtige Berwendung u. jachgemähe Behandlung desMate- | VBaum, m., 1. (Bot.) frj.arbre, m., engl. tree, wird ein 
rials u. Vermeidung jeden Zeitverluites an. Vielbeſchäf- Holzgewächs dann genannt, wenn es vorzugeweije einen 
tigte Architekten werden nur jelten dieBauleitung in eigener | einzigen ftärferen u. höberen mehrjährigen Stamm ent= 
Berjon übernehmen können. Bon ihnen und unter ıhrer | widelt, der an jeinem unteren Theil ſich aftfrei hält. Nm 
Leitung wird dann, ſowohl bei privaten als bei öffent- | Leben jedes B.s unterſcheidet man drei Perioden: die erite 
lihen Bauten, ein Sauführer, Bankonduktenr, Bauleiter, | vom Keimen ded Samentorns bis zu Erzeugung der eriten 
Bauſchaffner, in der Regel ein junger Architeft od, ein ge= | Blüte; die zweite bis zu Erreichung der größten Mafien- 
übter Barlier, mit der Bauleitung betraut; erjteres iſt je= | entwidelung ; die dritte bis zu Eintrittdes Abfterbens, der 
doch nicht immer zu billigen, weil während des Bauesgar | Gipfeldürre u. Fäulnis. Das Alter der Bäume läht jich 
häufig Fälle vorkommen können, in denen nureinerjahres | befanntlic aus der Anzahl der Jahresringe berechnen. 
ner Mann die richtigen Wege einichlagen wird. Eben | So fand man 5. B., daß der Ahorn 500 Jahr, die Kaſtanie 
deshalb aber kann eine eigentliche Anwerfung zur Baus | über 600 Jahr, die Eiche über 1500 Jahr, andere Bäume: 
leitung gar nicht gegeben werden. Dennod) iſt dies viel- jo der Affenbrotbaum, eine meritanische Tannenart, die 
fach verjucht worden; die betreffenden Bücher find auch für | Eibentanne, 6000 Jahr und darüber alt werden fünnen. 
den Anfänger, für Den, der das erjte Mal als Bauleiten= || Wf.] Ueber die Kennzeichen gefunder, zum Bauen tüch— 
der fungirt, oft von Nußen; wir empfehlen: C. Buſch, | tiger Bäume ſ. d. Art. Bauholz, Abjtänder ıc. — 2. Der 
„Die Bauführung“ (Leipzig, 2. Auflage, Otto Spamer | B. in der Kunſt; heidnifchen Völkern, befonders auf nie- 
1875). Das Meifte freilich muß Ueberlegung u. Erfah— | derer Kulturſtufe, z. B. den Belasgern, Kelten ıc., aber 
rungthun. Der Bauführer hat meijt neben der eigentlichen | auch noch den Griechen u. Römern, waren die Bäume als 
Beaufjichtigung der Arbeiter auch die Detailzeichnungen | vermeintliher Siß bejonderer Gottheiten eben jo heilig 
anzufertigen u. das Rechnungsweſen zu beforgen; zu Dies | wie nod) jegt vielen wilden Bölfern. So bei. wardie Eiche 
jem Behuf hat er fich mehrere Bücher anzulegen; in einem | dem Zeus u. der Rhea, der Delbaum der Minerva u. dem 
derjelben, dem Journal, wird täglich eingetragen, was | Apollo, die Pinie dem Bacdyos, dem Pan u. der Enbele, 
an Materialien oder Arbeiten an diefem Tage abgeliefert | die Myrte der Aphrodite u. den telluriichen Gottheiten, 
worden ift und von wen; wie viel Arbeiter von jeder | die Enprejje dem Bluto, die Eiche dem Mars, die Pappel 
Branche u. woran fie gearbeitet haben, und zwar werden | dem Herkules, die Erle dem Sylvan, die Ceder den Eume- 
alle Arbeiter dem Namen nad) eingetragen, auch bei jedem | niden, die Palme den Mujen, der Ahorn den Genien ge: 
bemerkt, wie viel VBiertelstage od. Stunden (je nad) Lan— | weiht. Much in der jtandinaviichen u. germanischen My— 
desbrauch) er gearbeitet hat; was für Zahlungen geleiftet | thologie jpielten die Bäume eine wichtige Rolle. Darüber 
worden find x. Zu Ende der Woche wird dann die Einz | fowie über die jymbolifche u. attributive Verwendung des 
tragung aus diefem Journal in die anderen Bücher be= | Baumes in der hrijtlichen Kunſt ſ. in M. M.a. W. Auch 
wirkt. Indem Lieferbuch tft für jeden Lieferanten ein | in den Baugebräuchen fpielte der grüne B., meiſt die 
Kontoeingerichtet, an deifen Kopf ein Auszug des mit dem | Tanne, von jeher eine hervorragende Rolle, 3. B. beim 
Lieferanten abgejchlofjenen Attords od. Kontrafts fich bes | Richtfeit darf ein B. auf der Spike des Geſpärres nicht 
findet. In Diele Konto wird eingetragen, was der Bez | fehlen. — 3. engl. beam, j. v. w. jtarfe, fejte Stange, in 
treffende die Woche über abgeliefert und wie viel er an | der Regel ans einem jungen Baumſtamm beitebend, j. 
Zahlung befommen hat, dabei auf die in einer befonderen | Hebebaum. — 4. frz. fleche, engl. perich, j. v. w. Lang— 
Mappe zu verwahrenden u. zu numerirenden Belege ver= | baum beim Wagen. — 5. frz. barre, engl. boom, bar, 
weiſend. In dem Lohnbucd wird dann die Lifte der Ar= | aud) Hafendanm, Idwimmbanm, eine Art Floh von I—6 
beiter, nebit der von ihnen geleisteten Arbeit, nach Rubik- Stämmen, an einem Ende beweglid), zur Sperrung der 
mäß od. Stüd bei der Alkordarbeit, außerdem nadı Tagen ‚ Häfen, Bertheidigung der Schiffe ꝛe. — 6. (Kriegeb.) frz. 
und Stundenzahl eingetragen, und für jeden der ihm zu | corps, m., poutrelle, f., engl. beam, barrel, j. v. w. Leib 
ablende Lohn ausgeworfen ıc. Bei jehr großen Bauten | des ſpaniſchen Reiters. — 7. (Maſch.) franz. arbre, m., 
ejorgt dies Alles nicht der Banführer, jondern die Zeich- engl. arbor, arbour, j. d. w. Welle, Spindel. 
nungen werden von Bauzeicnern gefertigt, die Bücher führt | Baumachat, Dendritenadjat, m. (Miner.), frz. agate f. 
der Baufcreiber, und der Bauführer ſelbſt hält dann blos | arborisde, herborisee, dendritique, dendragate, f., 
ein Journal für die Arbeiten jelbit. Ueberhaupt hängen | engl. arborescent agate, ſ. d. Art. Achat. 
die Details der Geihäftsführung natürlich vielfach von | —— n., ). d. Art. Bauhof. 
Einzelumjtänden ab. [.Ms.) Baumaler, m., Staffirinaler, m., franz. peintre-impri- 
Bauleute, pl., 1. fr}. ouvriers m. pl. employes en | meur, m., peintre-decorateur, m., engl. peinter-deco- 
bätisse, engl. workmen employed in building, j. v. w. rator, poonah-painter, aud) Deforationsmaler, Stuben= 
Bauarbeiter. — 2. engl. builders, pl.,j.v. iv. Baufünjtler. | maler gen. In manchen Gegenden Deutichlands bejorgen 
baulich, adj., engl. in repair, ſ. v. w. bauhaft. die Maurer die ordinären Malerarbeiten, während die 
Baulichkeit, f., fr}. fabrique, f., engl. fabrick, Baus | feineren von Baumalern, Delorationgmalern ausgeführt 
werf, in noch weiterem Sinn aufgefaht als „Gebäude“ ; | werben, die wiederum bier u.da nur Leimfarbenarbeiten, 
zu den Baulichkeiten eines Grundſtücks gehören aud) Um- anderwärts auch Ladirerarbeiten mit übernehmen, 
friedigungen, Futtermauern, Brunnen ꝛc. ' Baumalerei, f., Itaffirung, Maffirmaleret, f., frz. impri- 
Baulinte, Baufludıt,f., 1.15. allignement, alignement, | mure, imprimature, f., peinture d’impression, engl. 
m., ligne f. de direction, engl. line of direction, Zinie, | tinselling, poonah-painting, Detorationsmalerei. Man 
nad) der die Borderfront eines Bebäudes beftimmt wird, | rechnet dazu den innern Anftrid an Deden, Wänden, 
in der Regel zwar durch Borjchrift der Baupotizei, häufig | Thüren ıc., in manchen Gegenden auch den Anjtrich der 
auch durd) freie Wahl des Bauherrn. — 2. Heilige Baus | FFagaden, der allerdings vielfach von den Maurern, befier 
linie f. d. Art. Bafilifa, Kirche, Orientirung, Tempelze. | aber von Malern ausgeführt wird. 























Baulk, s., engl., auch balk, Ballen, (j. d.) Baumalos, f., ſ. d. Art. Agave. 

to baulk, v. a., engl., bewaldrechten, berappen. ' Baumäfi, n., fr4. verge ordinaire, engl. linear mea- 

Baulking, s., engl., das Bewaldredhten. sure, builders scale, j. Werfmäj;. 

Baulk-lashing, s.,engl.(Schiffbrüdenb.),dieSchnür: | Baumaterial, n., fälichlich auch Banmaterialie, f., bejier 
feine. Baufoff, m., meiſt im Pluralgebraudıt, frz. materiaux m. 


Baulk-lashing-knot, s., engl. (Schiffbrüdenb.) der | pl. de construction, altfrz., provinziell nod) jept mard- 
Schnürbund. chaussee, f., engl.building-materials, [at.materiamen, 








ihrem natürlichen Zuftand oder nad) geböriger Vorberei— 
tung von Baugewerfen zur Ausführung von Bauwerken 
verbraucht werden. Dan theilt diefelben am beiten in 
folgender Weiſe ein. 

A. fanptmaterialien. 

I. Bauſteine. Diejelben find theils natürliche, theils 
fünftliche. Näheres f. unter d. Art. Baufteine, fowie in 
den die einzelnen Steine betr. Artifeln. 

I. Baubolz. lleber dejfen Eintheilung ac. ift in Art. 
Bauholz u. Holz das Nöthige nachzuſehen, ſowie in den die 
einzelnen Holzarten betr. Artikeln. 

II. Metalle. Bon diefen gehören zu den Haupt: 
materialien bej. Eifen, Kupfer u: Zint; ſ. d. betr. Art. 

B. Verbindungsmaterialien. Es find Dies diejenigen 
Stoffe, die zu Bereitung der Kitte u. Mörtel gehören, aljo 
bej. der foblenjaure Kalk, joweit er nicht ald Hauptmates 
rial dient, der jchwefeljaure Kalk (Gips), die verſchiedenen 
Arten Sand, Chamotte, Marmorjtaub, Lehm, Thon, 
Aichentalt, Buzzolane, Beton, Cement, Traß u. die ver: 
jchiedenen aus diejen bereiteten Kitte, Mörtel u. Cemente, 
ferner aud) einige als Kitte gebrauchte Metalle, z. B. Blei, 
Schwefel ıc., endlich einige Harze und harzähnliche Sub- 
itanzen, 3. B. Pech, Kolophonium, Gummi, Asphalt ıc. 

©. Hebenmaterialien. Hierzu gehören die künſtlichen 
Dedungsmaterialien, Dachpappe, Dachfilz, Holzcement; 
Leinwand; Kautſchuk, Guttaperticha, Leder, Glas, Rohr, 
Stroh, Schiff, Flachsichäbe, Moos, Hanf, ferner alle zu 
Anftrichen od. Leberzügen, Firniffenzc. dienenden Stoffe, 
darunter bef. viele Dele, Erden, Alkalien u. hemijche Fa= 
brifate, ferner Bapier, Tapete ıc., jowie viele Metalle u. 
Metalllegirungen, bej. aber viele Yabrifate aus Eifen, 
3. B. Draht, Nägel xc. 

D. Hülfsmaterialien. Unter dieje rechnet man, außer 


Stroh, Heu, Bait, auch jämtlihe Baugeräthichaften, | 


Requifiten und Maſchinen. 

Scyon die bloje Aufzählung der Materialien, nament: 
lich der unter Bu. © begriffenen, würde hier zu vielRaum 
ın Anſpruch nehmen. Alle nur irgend wichtigen unter benz 
jelben jind in beſonderen Artikeln behandelt, u. vergleiche 
man daher die betr. Artikel. Die Wahl der pafjenden Mate: 
rialien für jeden jpeziellen Einzelziwed, die genaue Prü— 
fung der auf Beitellung an den Bau gelieferten Materias 
lien in Bezug auf ihre Güte jowiedie richtige Verwendung 
und Behandlung derjelben find jehr wichtig für die Feſtig— 
keit des Baues, u. daher ist Die Baumaterialienkunde einer 
der wichtigsten Zweige der Bauwiſſenſchaft, der aber, gleich 
den meisten anderen, nicht blos theoretisch durch Studium 
der tehnifchen Mineralogie, Botanik u. Chemie, fondern 
auch praktisch durch Berjucherc. erlernt werden muß, wenn 
man nicht in große Fehler und dadurch in peinliche Ver: 
fegenheiten gerathen will. Namentlich ift beiden ſchnellen 
Fortichritten, die die Naturwiſſenſchaft jept macht, ein 
fortgejegtes Studium nötbig, um nicht in der Kenntnis 
der für das Bauen verwendbaren Materialien hinter der 
Beit zurüdzubleiben. [Ms.] 

Saumart, Holzart, Holzhauerart, f., frz. cognee f. du 
bücheron, engl. felling-axe, ftarte Art zum ‚ällen der 
Bäume. 

Saumbaf, m., ſ. d. Art. Baſt. 

Baumbrand, m., frz. rouillef.desarbres, engl.blight 
oftrees, Krankheit der Bäume, bei welcher die Rinde in— 
folgeeiner Verlegung, Quetſchung, Froſt auf der Sonnen 
ſeite ꝛe. empfünglich wird zum Wachſen zahlreicher milro— 
ſtopiſcher ſchwarzer Schwämme, dann vertrocknet u. ſich 
ſchwärzt. Bei ihrem weiteren Fortgang wird auch gern 





der Waldſtreu entſtehen. Auch ſolche Bäume leiden da— 
von, die bisher geſchützt waren und dann durch Holzſchlag 
freigeſtellt werden. Mittel dagegen ſind: Ausſchneiden der 
kranken Rinde, Verſtreichen der Wunde mit Steinkohlen— 
theer, Baumjalbe x. [ Wf.) 

' Saumbrudj, m., j. d. Art. Windbruch. 

Baumdarre, f., Trohnis, f., Baumkrankheit, die meiit 
infolge unfruchtbaren od. zu harten Untergrunds entſteht 
und fich zuerit durch Entfärbung der Blätter fundgiebt. 

Baume, m., frj., Baljam, Baume du Perou, Peru— 
balfam; Baume de Copalme, der flitffige Storax; Bau- 
me de momie, de fun&railles, der Bergtheer. 

Baume, f., frz., aud) baulme, home, balme etc. geſchr., 
lat. balma, baulma, die Balme, das in Felien gehauene 
Grab, die Grabhöhle, der in Stein gehauene Sartophag. 

Bnumeifter, m., 1. frj.architecte, m., engl.architect, 
lat. architectus, f. v. w. Baufünjtler; das Wort Bau: 
meifter wurde früher als Titel theils an beamtete Archi— 
teten, theils an ſolche Bauverftändige verliehen, die eine 
gefeplich geregelte Prüfung bejtanden. Jetzt führen fait 
allgemein die jelbjtändig etablirten Baugewerlfe auch ohne 
Autorifation diefen Titel. Ueber die Aufgabe des B.s 
vergl. d. Art. Architeltur. — 2. lat. aedilis, Titel für die: 
jenigen ftädtiichen Rathsherren, welche die Bauangelegen- 
beiten einer Stadt finanziell zu leiten haben. 

Baumeifterkitt, m., ein hydrauliſcher Mörtel, bei. zu 
Ausfugung von Mauerwerk, welches wechjelnder Näſſe ıı. 
Trodenheit auögejept ift. 10 Theile ungelöfchter pulveri- 
firter Kalk, 5 Theile Ziegelmebl, 1 Theil Hammerſchlag 
u. Y/, Theil Braunjteinpulver werden mit Leinölfirni in 
einem Mörjer zueinemgleihmäßig diden Teig geichlagen. 
Die Fugen müjjen beim Berfitten ganz troden fein und 
vorher mit Oel getränft werden, worauf der Kitt miteinem 
Spachtel eingedrüdt wird. Etwaige Rifje im Kitt werben 
nad) 2—3 —* friſch geölt und verkittet. Nach O—10 
Tagen iſt der Kitt vollſtändig erhärtet. 

Baumfall, m., ſ. v. w. Baumbruch, Windbruch. 

baumfällen, att. 3., ſ. d. Art. fällen. 

Baumflechte, f., Baumliden, m., j. d. Art. Flechte. 
| Baumgabel, f.(Gartenf.),ein der Mijtgabel ähnliches, 
aber mit zwei mejjerartigen, 3—4 cm. breiten Zinten ver⸗ 
jebenes Inſtrument, mit welchem die Erde an jungen 
Bäumen aufgelodert wird. 

Baumgang, m., frj.allee, engl. allay,alley,avenue of 
trees, vgl.d. Art. Allde. Diezubeiden Seiten mit Bäumen 
in regelmäßigen Zwiſchenräumen bejegten Wege haben 
ee vor den mit Gebüſch bejeßten, da fie fchattig 








| find, ohne des Luftzugs zu entbehren. In größeren Aus— 


| behnungen werden fie leicht langweilig, man muß dann 
aljo Abwechslung hineinzubringen juchen durd) Vermei— 
dung langer, geradliniger Streden, Unterbrechung mit: 
teld Anbringung eines Bosquets, einer Gruppe höherer 
Bäume u. dgl. In Gärten find jie jedoch nur mit großer 
Mäßigung anzubringen; ald Vermittler einer Fernſicht, 
als Einfafjung eines Platzes, einer Anfahrt od. jog. Ave: 
nue,d. h.eineszu Gebäuden hinführenden Hauptivegs, alfo 
bei. in der Nähe von Gebäuden, als Lebergangsglied von 
ben regelmäßigen Formen des Bauwerks zu den freieren 
der Gartenanlagen, erfüllen fie ihre Aufgabe recht gut. 
Sehr breite jtädtifche Straßen und größere freiere Pläße 
jollte man ſtets mit Alleen verſehen, ebenſo die öffentlichen 
Spaziergänge in Städten. Die Entfernung der Bäume 
von einander richtet fich natürlich danach, wie groß die 
Kronen der gewählten Baumart zu werden pflegen; als 
Minimum dürftewohl das Mäß von 4m. bei Vogellirſch— 
bäumen, Eberefhen, Bappeln, Objıbäumen ıc., 6 m, bei 
Ahorn, Linden, Kajtanien, Ulmen ꝛc. zu betrachten fein; 


Bajt und Splint davon ergriffen und das Abjterben des | bei einer Wegbreite unter 6 m. darf man die Bäume nidıt 

Baumes herbeigeführt. Der B. joll bejonders bei flach- einander gegenüber pflanzen (::::), fondern en quin- 

grundigen Bäumen eintreten, deren Wurzeln theilweije | conce (.'.".*.".). Wird der Weg gepflajtert, hauffirt 

frei liegen. Letzteres kann durch rüdjichtslojes Wegharken | od. dgl., jo forge man dafür, da um jeden Baum herum, 
39* 


Baumgeländer 308 BSaumpfahl u 


mit mindeſtensl u. Halbmeſſer, loceres Land bleibe, wel⸗ mit 1Gewichtstheil rohem Steinkohlentheeröl gemifcht. — 
ches nicht höher liegen darf als die Tagerinne, damit das | 4.1 Gewichtstheil Buttaperticha mit 15 Theilen Terpentin 
Regenwafler aus diejer fi nad) dem Baum hinziche. | gefhmolzen und halb erfalter zu Kugeln gefnetet. Vergl. 





Bei jehr frequenten Wegen ſchütze man dies lodere Land 


durch liegende Gitter, die Baumftämme durch Gehege, | 


Körbe, Hürden oder dergl. [Ms.] 

Baumgeländer, n., j. Spalier. 

Baumgeſtör, n., ein Bund Baumftämme, als Theil 
eines Floßes; ſ. d. Art. Floh. 

Baumgick, f. (Schiffsb.), Baumreep. 


Baumgrind, m., Schotf, m., Baumkräße, Banmräude, f., | 


fr). teigne, f., engl.scurf of trees, nennt man 1. eine Art 
Lebermoos (Radula complanata), welhe an Baumrinde 


auch d. Art. Baumfalbe und Baumwachs. [ WF.) 
Baumkrankheiten, f. pl., werden durch äußere Ein- 
flüffe herbeigeführt, welche die naturgemäße Entwidelung 
des Baumes unterbrechen und die Zerjepung des lepteren 
herbeiführen. Die für die Techniker widjtigiten find: 
Baumbrand, Baumgrind, Baumfrebs, Kernfäule(Rotb- 
fäule), Baumtrodnis, Harzfluß; ſ. d. betr. Art. 
Baumkrebs, m., Saumfraß, m., frj. chanere, m., engl. 
| canker, entiteht aus ähnlichen Urjadyen wie Baumbrand 
\(f. d.), häufiger aber durd innere Urſachen infolge zu 





wächjt u. dadurch nachtbeilig wird, daß jie die Feuchtigkeit | feuchten Bodens, rauhen Klimas, Ueberfülle von Saft ıc. 
zurüdbält u. jchädlichen Inſelten und deren Eiern Schuß | Die Rinde der befallenen Bäume bekommt dabei Schwielen 
gewährt — 2. Eine Art des Baumbrandes, der jedoch nur | und Rifje und beginnt ſich zu zerſetzen. Beichränft ſich das 
in Heinen Warzen oder Schuppen auftritt, jelten bis zur | Uebel noch auf einzelne Stellen, jo ſchneidet man dieje aus 
Bilzbildung gelangt und nur die Oberhaut der Rinde ers | u. verſchließt die Wunden dicht Durch Lchmumjchlage od 


reift, 

Baumgrube, f., Saumloh, n. Wo ein Baum gepflanzt 
werden joll, grabe man im Herbit eine Grube von 1,, bis 
1, m. Durchmefjer und mindeftens 1m. Tiefe, fülle fie 
zu 2/, der Tiefe mit Dünger aus, den man mit guter Erde 
bebedt, und lafje fie fo den Winter über ſtehen. Im Früh: 
jahr wird dann der Baum eingepflanzt u. die B. vollends 
ausgefüllt. 

Baumhebe,f., 1. ſ. v. w. Hebebaum. — 2. ſ. v. w. Hebe⸗ 

lade. 
Baumholder,m., Sambucusnigra, ſ.d. Art. Hollunder. 
Baumholz, n. (Forſtw.), franz. bois de hauteur, de 
haute futaie, engl. forest-wood, standard-trees, Wald⸗ 
bäume hochſtüͤmmiger Arten, die aus Samen gezogen find. 
Baumhpolzrevier ift ein Beftand, in welchem Nadel= u. Laub⸗ 
holz erit dann zur Benutzung geichlagen wird, wenn es 
vollftändig veif ift, und aud dann immer nur jo viel, 
daß der natürliche Ausschlag und Anflug dabei feines 
Schutzes nicht beraubt, aber aud) im Wachsthum nicht 
gehemmt wird. 

Baumier, balsamier, m., frz., der Baljambaum, die 
Balfampappel; ſ. d. Art. Baljam. 

Baumkäfer, m., j. d. Art. Holzfeinde. 

Baumkante, f., Ichalkante, Wahnkante, Waldkante, f., 
frz. flache, f., dövers, m., engl. dull edge, bad bevel of 
a timber, Stüd der urjprünglihen Rundung an be— 
hauenem Holz; ſ. d. Art. baumfantig. 

baumkantig, ſchalkantig, wahnkantig, waldkantig, adj. 
(Zimm.), fra. flacheux, devers, engl. dull-edged, rough- 
edged, heit behauenes od. geichnittenes Bauholz, welches 


Baumtitt. Erfolgreichites Heilmittel ift Entwäfjerung, 
Auswechslung des Bodens x. | Wf.) 
Baumkünfe, f. pl. (Gartent.), bejtehen darin, daß man 
Bäume u. Sträucher in anderen als den ihnen von Natur 
| eigenen formen zicht, oder durch Berjchneiden ihmen jolche 
Formen giebt; ſ. d. Art. Garten. 

Baumleiter, f., j. v. w. Bodleiter, 

Baummeißel, m., Ichroteifen, n. (Gärtner.), frz. crois- 
sant, m., breiter Meihel an langem Stiel, mit welchem 
man unnüße Aeſte abjtöht, ohne den Baum zu erfteigen. 

Baummeffer, m., 1. Tafterzirfel oder Schublehre zum 
Mejjen der Baumftärfen. — 2. Einfaches Höhenmeh- 
inftrument, um die Höhen der Bäume zu bejtimmen. 

Baummeffer, n., franz. serpette, f., jtarfes Gürtner— 
meſſer. 

Baummörder, Saumnager, Baumfödter, m., ſ. d. Art. 
Holzfeinde. 

Baummörtel, m., ſ. v. tv. Baumtitt (ſ. d.). 

Baummoos, n., ſ. d. Art. Flechte und Moos. 

Baumöl, n., Olivenöl, frz. huile f.d’olive, engl. olive- 
oil. Das B. wird gewonnen aus den Früchten des euro— 
päijchen Delbaums (Olive, Olea europaea L., Fam. 
Olerneae), welcher in Südeuropa vielfach fultivirt wird. 
Die reifen Früchte werden im November und Dezember 
gepflüdt. Auf einer Mühle zerreibt man fie leicht u. bringt 
fie dann unter die Preſſe. Die Site des B.s hängt tbeile 
von der Sorte der Früchte, theils von deren Reife, theils 
von.der Behandlungsweife ab. Das weihe B. und das 
gelblichweiße Provenceröl wird durch mähiges 
| kaltes Preſſen erhalten (das Jungfernöl, huile-vierge, 





feine vollen Kanten oder ſcharfen Ecken bat, jondern einen | durch noch gelinderes Prefien gleich nad dem Einſam— 
Theil der uriprünglichen Rundung des Baumes (oft nod) | Baal dad gewöhnliche B. wirderzeugt, indem man die 
mit der Rinde) entived. an einzelnen Stellen od. gar durchs | Rüdytände mit lochendem Waſſer übergießt und jharf aus- 
gängig ſtatt der ſcharfen Kanten zeigt. Natürlich trägt ein | preßt. Die ſchlechteſte Sorte, von grünlichem Anſehen, 
jolches Stüd weniger als ein vollfantiges von derjelben | unangenehmem Geruch und Geſchmack und didlicher Be- 
Breite u. Höhe des Querjchnitts, meijt aber mehr als ein | jchaffenheit, gewinnt man durch nochmaliges Nachpreſſen 


vollfantiges von demfelben Flächeninhalt des Querſchnitts, 
da bei baumtantigem Holz die Jahrringe nicht fo jehr zer— 
hauen, ſondern noch mehr im Zuſammenhang find als bei 
jenem; ſ. d. Urt. Baltenftärfe, behauen, beichlagen zc. 

Baumkarft, m., ähnlich) der Baumgabel, nur mit ab— 
wärts gebogenen Zinfen und geradem Stiel. 

Baumkitt, m., Kitt zum Berjtreichen der Wunden an 
Bäumen, um fie gegen die ſchädlichen Einwirkungen der 
Luft und Näffe zu bewahren. Gute Rezepte find folgende: 
1. 7 Theile alter Kaltichutt, 6 Theile Holzafche, 1 Theil 
Flußſand und 12 Theile Kuhmiſt; die Wunde wird glatt 
bejdnitten, der Kitt 3 mm. jtarf aufgetragen, dann mit 
Holzafche beitreut und glatt geitrichen. — 2. 3 Gewichts⸗ 
theile ungelöichten Kalls mijcht man mit 1 Gewichtstheil 
Holztohlenpulver u. der erforderlichen Menge von Leinöl 


zu einem gleichjörmigen Teig. — 3. 4 Gewichtstheile Ad: 


phaltrüdjtand oder Schwarzped; geſchmolzen und dann 


und Mitverwendung der unreifen angefaulten Dliven. 
Leptere Sorte dient faft nur zu Herftellung der venetia= 
niſchen oder Marjeiller Seife. Auch dient das B. zum 
Reinigen der Bemälde in Oel; ſ. d. Art. Gemälde, Ladiren 
derjelben. | Wf.) 

Baumpfahl, m., Baumfüße, f., frz. &cuyer, tüteur m. 
d’arbre, engl. tree-prop, tree-stay, Pfahl zum Anbinden 
junger Bäume. Die Baumpfähle werden in der Regel aus 
jungen Stämmen, am beiten aus Eiche, Kaſtanie od. Kiefer 
gearbeitet, unten 8—10, oben 5—7 cm. ftarf u. 2—5 m. 
lang, am Stammende zugeipißt u. getheert od. gebrannt, 
befjer noch durch Anſtreichen mit verdünnter Schwefelſäure 
chemiſch verlohlt. Am beſten ſtehen die Pfähle auf der 
Nordmweitieite des jungen Baumes, Um feine Wurzel zu 
verlegen, jtellt man den Biahl beim Einjepen des Baumes 
mit in die Baumgrube vor dem Anfüllen der Erdeein. Anz 
gebunden wird der Baum an den Pfahl mit Bändern von 





Baumpflanzenland 








309 


Bauordnung 











Stroh, Baſt, Weide od. Leder, indem man zwiichen Pfahl 


und Baum ein Büſchel Moos einbringt. Bricht der Pfahl 
weg, oder hat man beim Einſetzen des Baumes das Ein— 
ſtellen des Pfahles unterlaſſen, ſo lege man den Baum ins 
Gehege an, d. h. man ſetze nordöſtlich und ſüdweſtlich am 
Stamm, ungefähr O,,, m. entfernt, zwei Pfähle und be— 
feftige den Baum zwijchen denjelben mit Stroh- oder Bait- 
jeilen. 

Baumpflanzenland, n., j. Baumjchule, 

Baumreep, n., Baumgick, f., Picktan, n., frz. balancine 
f. du gui, engl. topping-lift(Schifib.), Tau, auf Heineren 





in die Baumſchule verpflanzt werden. Much diefe ver: 
langt eine jonnige, freie, nach Morgen oder Mittan ab- 
hängige und dabei etwas erhöhte Lage, nicht zu jandigen, 
eher mergeligen, ſchwach gedüngten Boden; die Pflanzen 
| (Kermwildlinge) werden in Reiben darauf gepflanzt. Die 
Schilderung der Behandlung, Pflege und Düngung ge: 
* — 
aumſchwamm, m., frj.agaric, m., ſ. Hausſchwamm. 
Baumſpritze, f., |. Gartenfprige, De 
Baumflamm, m.,frj.corps m.d’arbre, füt m.d’arbre, 
engl. stem, der zum Verbrauch ald Bauholz verwendete 








Fahrzeugen, zum Aufholen und Niederlajjen des Sick: | Theil des Baumes. 


baumes dienend, welcher, wenn er aufgebolt ift, durch ein 
anderes Tau, das mit einem Scheibenkloben verjehen iſt, 
Baumtalje, feitgebalten wird. 

Baumrinde, f., frz. &corce, f., engl. rind, bark, j. Borke 
und Rinde. 

baumringeln, j. d. Art. ringeln. 

Saumfaft, m., frz. söve, f., engl. juice oftree. Der 
B. enthält jowohl die mineraliihen Nahrungsitofie 
der Pilanzen, als auch die organifchen jtidjtoffhaltigen 
Bildungsitoffe, in Waſſer gelöft. Im Frühjahr und dann 
bef. im Auguſt ift der Saft in bejtändiger Bewegung u. 
größter Thätigkeit, indem er oft mit großem Drud auf: 
jteigt u. zum Theil von den neueren Organen, Hnojpen ze. 
verbraucht wird; bei beabfichtigter Berwendumg bes Holzes 
als Nutzholz darf der Saft nicht in den Bäumen gelafjen 
werden, wenn das Holz nicht baldigem Verderben durch 
eintretende Fäulnis der ftidjtoffbaltigen organijchen Be— 
ftandtheiledes Saftes ausgeſetzt ſein ſoll; dieverfchiedenen 
Mittel zu Entfernung des Saftes ſ. in d. Art. Auslaugen, 
Bauholz, Jmprägniven x. [ Wf.) 

Saumfäge, f., 1.5. v. w. Schrotfäge (j.d.). — 2. franz. 


scief.de jardinier, A enter, engl.pruning-saw, grafting- | 


saw, |. v. w. Bügeljäge, Heine Säge mit eifernem Bügel 
und hölzernem Griff, auch Laubjäge (f. d.) genannt; ſ. 
auch d. Art. Säge. 

Baumfalbe, f. Diejelbe dient zum Beſtreichen von 
Wunden an Bäumen jowie zur Kräftigung moofiger alter 
Bäume nad) jorgfältiger Reinigung der Rinde. Lehm 
und Kuhmiſt, Lehmſtaub oder Ziegelmehl und Stein: 
fohlentheer dienen gewöhnlich zu Bereitung der Baum: 


jalbe, Eine gute flüſſige Baumſalbe fann man erhalten, | 


wenn man 10 Theile Bechöl mit 2 Theilen geläutertem 
Bed), 3 Theilen Terpentin und 1'/, Theil Seife in einem 
Keſſel über mähigem Feuer auflöft; der flüſſigen Maſſe 
jegt man dann etwa 2 Theile Kienruß und jo viel feinge— 
fiebte Holzaſche zu, daß die Maſſe etwas zäher wird, aber 
doc; flüfjig bleibt. Diefe Salbe fann dann mittels eines 
Pinſels auf die wunden Stellen aufgetragen werden. | Wf.] 

Baumfiharre, f., aus Eiſenblech fonftruirte Scharre 
mit furzem oder längerem Stiel, um die Baumrinde vom 
Moos zu reinigen. 

Saumfdire, f., frz. ciseaux ın. pl. du jardinier, engl. 
stock-shears, pl. (Gartent.), 1. große Schere zum Bes 
ichneiden der Heden, direft mit der Hand geführt. — 
2, Kleinere Schere, deren eine Klinke feſt an einer Stange 
fteht, die andere aber mitteld einer Schnur geſchloſſen 
werden fann, während eine Feder fie öffnet, od. umgelehrt; 
dient zum Abjchneiden von jonft unzugänglicen Aeſtchen 
und Zweigen. 

Saumfahlag, m., franz. feuillde, touche d’arbres, f., 
engl. foliage, Art und Weije der Darftellung der Baum: 
zweige und Blätter in der Malerei. 

Baumſchröter, m., j. d. Art, Holzfeinde. 

Baumſchule, f., franz. bätardiere, f., engl. nursery. 
Die Baumjchulen find in der Regel verbunden mit dem 


Baumfein, m., j. Chalcedon. 

Baumfempel, ın., i. Waldhammer. 

Baumſtubbe, f., 1. aud) Saumflod, m., Baumflake, f., 

Banmfumpf, Baumfurz, ım., Saumtrumm, n., franz. estoc, 

| tronc, m., souche f. d’arbre, engl. trunk ofa tree, der 
ı beim Fällen ftehen gebliebene untere Theil des Baum- 
ſtammes, der nachher jamt den Wurzeln ausgerodet wird; 
j. d. Art. ausreuten. — 2. Auch Bänte gen., ein aus einem 
Stüd Baumſtamm gehauener Bienenjtod. 

Saumfürk, n., 1. aud) Baumader, m., Ader oder Feld, 
welches mit weitläufig neftellten Reihen von Bäumen be- 
pflanzt ift. — 2. Stüd Land, blos mit Bäumen bejept. 

„Baumtrocnis, Trockuis, f., j. d. Urt. Baumdarre. Sie 
führt um jo rajcher zum Abjterben des Baumes, wenn, 
wie häufig, nod) Inſektenfraß ſich dazu gefellt. 

Baummwadjs, n., fr. mastic m. a enter, engl. mum- 
my, dient zu Heilung äußerer Wunden der Bäume, jo bei. 
zum Berbinden friſch geſetzter Piropfreifer. Bereitet wird 
8: 1. aus 2 Gewichtötheilen gelbem Wachs, 1 Th. Harz 
od. weißem Pech u. 1 Th. Terpentin, einzeln geſchmolzen 
und dann jorgfältig durch einander gerieben; durd) Bei: 
mengung von etwas Butter od. Schöpstalg wirddie Maſſe 
bildjamer; 2. 8 Gewichtötheile gelbes Wachs werden mit 
9 Gewichtsth. weißen Harzes u. 2 Gewichtsth. Talg mit 
9 Gewichtsth. dicken Terpentins gejchmolzen, dann beides 
unter einander u.mit 1 Gewichtsth. gepulverter Kurkume- 
wurzel u.1 Gewichtsth. Wafjer unter Imrühren gemifcht ; 
3. ein Gemenge von gleichen Theilen Tran u. Bech kann 
ebenfalls als B. Verwendung finden. 

Baumwagen, m., Baumkarren, m., frauz. camion, m., 
j.d. Art. Wagen. 

Baummwanze, f., frz. punaise f. volante, engl. flying 
bug, lat. Cimex L., eine artenreiche Gattung Inſetten, 
| der Familie der Halbdedflügler angehörig, die nur dann, 
wenn fie in Menge an Bäumen auftritt, nachtheilig für 

das Wachsthum der letzteren wird, da fie fi) von den 
\ Säften der Gewächſe nährt. Wf.] 

Baummweide, f., j. d. Art. Weide. 

Baumwinde, f., ſ. d. Art. Hebelade, 

Baummwollenfoffe, Malerei darauf, ſ. d. Art. Käfe 1. 

Baummwurzelfanger, m., j. d. Wat. Holzfeinde. 

Baune, f. (niederjädhi.), für Buhne (f. d.). 

Bauordnung, f., Baureglengat, n., frz. ordonnances 
f. pl. sur les constructions, engl. building-ordinances, 
s. pl.,die Gejamtheit dergejeplichen Verordnungen, welche 
ſich auf Zeitung u. Ausführung der Bauten beziehen und 
nad) welchen ſich jowohl der Baumeister als auch jäamtliche 
bei einem Bau beichäftigte Handwerler zu richten haben. 
Dergleichen Geſetze beziehen fich nicht allein auf jchöne, 
‚dem Auge wohlgefällige Herftellung, fondern auch, und 

zwar vorzüglid), auf bequeme, feuerfichere u. der Geſund— 
heit dienliche Ausführung der Bauwerke, ſowie darauf, 
daß feine nachbarlichen Gerechtſame dadurch verlegt wer: 
den; j.d. Art. Baurecht. Dergleichen B.en, welche, theils 
von Regierungen gegeben, für ganze Länder od. Provin— 





Sanmpflanzenlaud (pepiniere); diejed muß eine freie, jon= | zen, theils von den Magiftraten erlafien, blos für die be— 
nige, gelunde, vor falten Winden geihüßte Lage haben. | treffende Stadt Geltung haben, find in Paris ſchon Mitte 
Das gutgedüngte Land wird in ſchmale Beete getheilt, auf | des 13. Jahrh. dageweſen, während in Wien u. Venedig 
welchen Baumpflanzen aus den Kernen gezogen und dann | einzelne derartige Verordnungen ſchon früher ergangen 


— — 


zu ſein icheinen. Einigermafen durchgebildete Bauord— 


nungen dürften jchwerlich vor Mitte des 16. Jahrh. aufs | 


zuweilen jein. Die Bauordnungen find bis jet in den 
einzelnen Theilen Deutjchlands noch jehr verſchieden, auch 
in den einzelnen Gegenden mehr oder minder umfajjend. 
Die Beitrebungen nad) Einführung einer Reich&bauord- 
nung haben bis jept zu feinem Rejultat geführt, da die 
baulichen Berhältniſſe fich jo jehr nad) lokalen, Himati- 
ichen ꝛc. Zuſtänden richten, daf eine gleihmähige Gejtal- 
tung der Borjchriften ungemein ſchwierig ericheint. 

Bauplan, m.,i.v. w. Bauzeichnung (j. d.). 

Bauplanke, f. Fat jeder in Angriff genommene grös 
here Bau bedarf einer ſolchen; da diejelben blos interimi= 
jtiich jein jollen, jo werden die Säulen meijt aus altem 
Bauholz hergeſtellt und leichthin mit jtumpf auf einander 
gejegten oder einander überdedenden Bretern bekleidet. 

Bauplatz, m., Baufeke, f., Banfätte, f., frz. lieu m. de 
construction, emplacement m. d’un bätiment, engl. 
building-ground, ground-plot, lat. area, f., areale, 
agrale, ayrale, placeatio, n., ein zum Bauen bejtimmter 
Platz, in der Regel erſt dann jo genannt, wenn jchon ent= 
ſchieden ijt, was für ein Gebäude darauf fommen foll. 

Baupolizei, f., die Behörde, welche die Beobachtung der 
in Bezug auf Baue und Gebäude beitehenden wohlfahrts: 
polizeilichen Normen (Bauordnungen) zu überwachen hat. 
Sie hat die Baupläne zu prüfen, zur Ausführung der 
Baue Konzejjionen zu ertheilen, diefe Ausführung ſowie 
den bauliden Zujtand bereits vollendeter Gebäude zu 
überwaden, die Beobachtung der erwähnten Normen 
durch Strafandrohung zu erwirten, auch bei Regelwidrig: 
feiten nad) Befinden bereit# genehmigte Baue zu unter- 
jagen, ja unter Umjtänden jelbit mit Hinwegreißen bereits 
errichteter Gebäude, beziehentlidy mit Abänderung von 
Ordnungswidrigfeiten auf Koften des Bejtgers, von Amts 
wegen zu verfahren. 

Bauquidre, f., Serre-bauquiöre, f., frz. (Schiffb.), 
der Ballwäger (j. d.). 

Bauxechnung, frz. m&moire de frais de construction, 
engl. fabric-roll, Zufammenjtellung ſämtlicher Koſten 
cines eben vollendeten Baues; j. darüber d. Art. Bau— 
anjchlag, Kontrakt, Buchführung und Rechnungsweſen. 

Baurecht, n. Allgemein der Inbegriff aller in einem 
Staate in Bezug auf Baue und Gebäude bejtehenden Nor: 
men, in engerem Sinn lediglich die in Bezug auf Baue u. 
Gebäude vorhandenen wohljahrtöpolizeilihen Grundſätze. 
Da die in deutſchen Staaten geltenden Geſetze in diejem Be— 
zug noch vielfady von einander abweichen, jofönnen biernur 
allgemeine Andeutungen gegeben werden, u. müffen wir 
die Leer bitten, jich bei Juriften nachetwaigen Abweichun— 
gen der betr. Landesgeſetze noch jpeziell zu erfundigen. 

Das Recht, auf einem gewiffen Grunditüd ein Gebäude 
zu errichten, fann rein perſönlicher Natur jein, wird aber 
in der Hegel ein Ausfluß des Eigenthums, jeltener der jo- 
genannten superficies, des Plaßzrechtes, d. h. einer ding- 
lihen Befugnis fein, augpfremdem Grund u. Boden ein 
Gebäude, beziehentlicd auf fremdem Grund u, Gebäude 
eine weitere Etage aufzuführen. 

Im Verhältnis zum Grund u. Boden erjcheint das auf 
ihm errichtete und als integrirender Theil mit ihm zuſam— 
menbängende Gebäude jtets als Nebenfache, Zubehör. Es 
fteht jogar, wenn in ein Haus od. einen Weinberg fremde 
Materialien ohne Zuftimmung des Eigenthümers diejer 
legteren eingebaut worden find, und ihre Trennung ohne 
Gefahr für das Haus oder den Weinberg nicht thunlich 
ericheint, dem Eigenthümer diejer Materialien feine lage 
aufTrennung, jondern nureine ſolche auf Schadenerjaß zu. 

Abgeſehen vonden wohlfahrtöpolizeilichen Beitimmun: 
gen über das Bauen, giebt es zunächſt gewifie allgemeine 
gejepliche Normen privatrechtlicher Natur, weldye das 
Bauen mehr oder weniger im Auge haben, die jogenann- 
ten Xegalfervituten. So kann Derjenige, üder deſſen 


310 


Baurecht 


Grundſtück ein auf des Nachbars Boden ſtehender Baum 
Aeſte treibt, wenn der Nachbar auf Verlangen die Aeſte 
nicht abſchneidet, ſelbſt dazu vorſchreiten. So darf der 
Abtritt od. die Miſtgrube nicht jo nahe an des Nachbars 
Mauer gelegt werden, daß leptere Schaden leidet. So iſt 
ferner Demjenigen, der außerdem nicht auf fein Grund 
ſtück gelangen kann, gegen einen nöthigenfalls durch Sach— 
verjtändige zu ermittelnden Preis ein Nothweg (Zugäng= 
lichkeit), u.dafern jofcher länger ift als der bisher benußte, 
eine Umwegsentſchädigung zu gewähren. So ijt weiter die 
Ausbauchung einer Zwiihenmauer, wenn fie unter einem 
halben Fuß (die geſetzl. Uebertragung in Metermäß fehlt 
noch) beträgt, von dem Nachbar zu dulden, und jo ıjt es 
endlich verboten, den Quftzug zu des Nachbars Dreich- u. 
Vorfeltenne zu verbauen. 

Häufig beichränfen oder unterjtügen die eigentlichen 
Serpituten, d.h. Rechte an fremden Sadıen auf Benugung 
zu Gunſten einer Perſon oder eines Grundftüdes, das 
Bauen. Sie find entw. pofitiver od. negativer Natur, je 
nachdem fie von dem Eigenthümer des dienenden Grund: 
jtüdes ein Dulden od. ein Nichtihun erfordern. Ein Thun 
des Eigenthümers des dienenden Grundjtüdes hat fait 
feine Servitut zum Gegenſtand. Nur bei der servitus 
oneris ferendi, weldye den Zwed hat, dem herrichenden 
Grundjtüd durch Auflegung eines Ballens oder Steines 
auf eine fremde Mauer einen Stützpunkt zu gewähren, hat 
der Eigenthümer desdienenden Örundjtüdes die Berpflich- 
tung, eine taugliche Mauer zu jtellen und dieje, wenn jie 
ſchadhaft geworden ift, zu repariren, feine Verpflichtung 
aber, das herrſchende Grundſtück während der Reparatur 
zu ſtützen. Bei der servitus tigni immittendi, dem Recht, 
einen Ballen in die fremde Mauer einzulafjen, ijt der 
Eigenthümer des dienenden Grundjtüdes zu Gewährung 
einer tauglichen Mauer, beziehentlid) deren Reparatur, 
nicht verpflichtet. Der Inhalt der Servituten ijt jehr 
manchfach. So bezwedt z. B. die servitus projiciendi 
überhaupt Einbau in den Luftraum des Nachbars, 5.8. 
in Geſtalt von Simjen, ®alerien, Ballons ıc.; die servi- 
tus protegendi insbejondere Fortſetzung des Daches in 
den eben Luftraum ; die servitus stilheidii avertendi 
s. immittendi Hinwegſchaffen des Regenwajjers im 
Tropfenfall über das fremde Grunbditüd; die servitus 
fluminis recipiendi Ableitung desjelben, in einen Strom 
gefammelt, 3. B. aus Dachrinnen od. Fallrohren, auf das 
dienende Grundſtück; die servitus fumi immittendi Ab- 
führung des Rauches und die servitus cloacae immit- 
tendae Abführung des Unrathes auf die nachbarliche Be= 
fipung, während die servitus latrinae das Recht gewährt, 
den Abtritt oder die Miftgrube dicht an das nachbarliche 
Grundftüd zu legen. Den Schuß von Licht und Ausficht 
hat die servitus altius non tollendi, noch entſchiedener 
aber die servitus,ne Juminibus od. prospectui officiatur 
zum Gegenjtand. Ja, jelbjt das Recht, durch Fenſter in 
der fremden Wand Licht zu erhalten, kann — einer 
Servitut fein. Die servitus viae hat die Befugnis einer 
angelegten, hergerichteten Strafe (welche im Mangel be- 
fonderer Beitimmung 8 Fuß breit und bei einer Biegung 
der Straße 16 Fuß breit fein darf, wobei ebenfalls die ge- 
jeßliche Uebertragung in Metermähnod fehlt) zum Gehen, 
Reiten, Treiben, Fahren, Tragen, Schleifen ıc., die ser- 
vitus itineris bald das Recht zum Gehen, Tragen, Reiten, 
bald nur das eine od, andere dieſer Rechte, u. Die servitus 
actus die Befugnis zum Gehen, Tragen, Reiten, Fahren 
u. Viehtreiben (jedod) ohne einen bleibenden bergerichteten 
Weg) auf dem fremden Grundftüd zum Gegenjtand. 
Selbjt das Recht, die Materialien zum Bauen, Holz, 
Kalk, Kreide, Sand, Steine, Wajfer, von dem dienenden 
| Grundftüd zu entnehmen, kann mit größerem od. gerin— 

gerem Umfang Gegenjtand einer Servitut jein (servitus 
‚silvae caeduae, calcis coquendae, cretae eximendae, 
' arenae fodiendae, lapidis eximendi aquaeductus). 








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Banreglement 





311 


Bauflein 





Bemertenswerth ift, daß Derjenige, welcher von einem 
Neubau Schaden für jein Grundjtücd befürchtet, unter ge- 
wiſſen Bedingungen in der operis novi nuntiatio ein 
provijorisches Rechtsmittel auf Einftellung des Baues bis 

um Austrag des ordentlichen Rechtsſtreites über die Be- 
—* dazu, und wenn der Bauende, der Nuntiation ent— 
gegen, fortbaut, das Recht auf Auswirkung eines inter- 
dietum demolitorium, alfo den Anſpruch auf Zerjtörung 
alles nach der Nuntiation Gebauten, hat. 

Baureglement, n., ſ. Bauordnung. 

bäurifches Werk, j. d. Art. Boſſenwerk. 

Bauriß, m., ſ. d. Art. Bauzeichnung. 

Banrüfung, f., j. d. Art. Gerüft. 

Baufand, m., j.d. Art. Sand. 

Bauſch, m., 1.5.v. w. Wulſt (f. d.). — 2. franz. con- 
vexite, f., engl. outward bend, jede auswärts gebogene 
Begrenzung; Bogen heißt die einwärts gebogene Begren= 
zung, daher: etwas in Bauſch und Bogen, frz. en bloc, 
engl. in the lump, übernehmen, faufen oder beſtellen. 

Baufhäling oder Banfhälung, f., frz. quai, m., engl. 
quay, Hai, Flußdamm ꝛc.; ſ. d. betr. Art. 

Bãuſchchen, n., Baufhe, Panfce, f., Tupfbäldhen, n., 
Staubſãckchen, n., franz. ponce, f., poncette, f., bouchon, 
tampon, m., engl. bearer, pounce, mit Kohlenſtaub od. 
dal. gefülltes Beutelchen zum Aufpudern, Durchbauſchen, 

aujen, Baujen; j. d. Art. durchzeichnen und Kopie. 

bauſchen, tranj. 3., j. paufchen. 

Baufdhreiber, m., franz. greffier des bätiments, auf 
offiziellen Bauämtern j. v. w. Sekretär, auf großen Bau— 
ten ein Beamter,ber hauptjächlich die Uebernahme des ans 

elieferten Materials, die geleifteten Fuhren zc. zu fontro= 
iren und einzutragen, auch wohl das Journal zu führen 
hat. Vergl. aud) d. Art. Bauleitung. 
auſchule, f., j. d. Art. Afademie, Gewerbichule und 
Schule. 

Bauſchutt, m., frz. döcombres, engl. rubbish; defien 
Verwendung zu verichiednen Zweden j. im Art. Schutt. 

Baufe, f., fr3.bosse, f., calque, m., engl. calking, ital. 
abozzo, eine Kopie, mittel8des Durchzeihnens genommen; 
Viele jchreiben Panfe, das Wort von pounce, ſ. Bäuſch⸗ 
chen, abfeitend. Ueber verichiedene Manieren des Bauſens 
ſ. d. Art. Durchzeichnen, Kopie und Pauſe. 

baufen, att. 3., auch panfen geichrieben ; für die erjtere 


Screibart fpricdt die Ableitung von Baufche oder von | 


bosse, für die zweite die Ableitung von pounce. Leber 
das Verfahren ſ. d. Art. Kopie und Durdizeichnen. 

Bauskattun, m., Bausleinwand, Kopirleinwand, Aalqnir- 
Leinwand, f., frz. papier-toile, m., toile f.a calquer, engl. 
tracing-cloth, vellum-cloth, durch Tränfung durchjich- 
tig gemachtes Baummollgewebe, welches itatt des Baus: 
papiers gebraudjt wird; j. d. Art. Durchzeichnen. 


Bauspapier, Paufepapier, n., fr. papier & calquer, | 


engl. calking-paper, mit Oel, Wachs, Benzin od. dgl. ge— 
tränftes und dadurd zum Durchzeichnen oder Bauſen ge: 
eignet gemadhtes Papier. 
baufländig, adj., j. v. w. baulich, bauhaft. 
Bauflamm, m., ein zum Bauen tauglicher Baum; ſ. d. 
Art. Bauholz. 


Banflatt, Baufätte, Saufele, f., ein zum Bebauen be: 


jtimmter Pla, bevor bejtimmt it, was darauf gebaut 
werden joll. Bergl. d. Art. Bauplap. 

Bauſtein, m., franz. pierre f. a bätir, engl. building- 
stone. Unter den Baumaterialien (j.d.) jpielen eine vu 3 
und jehr wichtige Rolle die Baujteine. Man fann nur in 
jehr wenigen Fällen ganz ohne Steine bauen, bej. da, wo 
Grundfeuchtigkeit od. die Nothwendigleit einer Feuerungs⸗ 
anlage gegen einen ganz hölzernen Bau ſtreitet. 

Da man nun aber nicht in allen Gegenden von der Na— 
tur mit Bauſteinen verſehen wird, ſo iſt man hier und da 
gezwungen, ſich aus natürlichen Stoffen ſolche zu bereiten, 


und daher theilt man die Bauſteine im allgemeinen faſt 
überall ein in natürliche und künſtliche. 

A. Uatürlidie oder gewadjfene Baufleine, d. h. ſolche Ge— 
iteinsarten, die man zum Bauen verwenden kann, wie fie 
die Natur liefert. Mit mehr od. weniger wiſſenſchaftlicher 
Strenge theilt man jie auf verjchiedene Weije ein, u. zwar 
entweder nach ihrer Entſtehungsweiſe, ihrem Alter, ihren 
Gemengtheilen, ihrer Struftur ꝛc. Dieje Eintheilungen 
alle hier aufführen, hieße die Grenzen eines Lerifon über: 
ſchreiten. Wir begnügen und mit Folgenden: 

I. Eintheilung nad) Alter und Entitehungsweiie. 

1. Grund- oder Urgebirge. Dahin gehören Gra- 
nit, Syenit, Hornblendegeitein, —— Gabbro, 
Granulit, Quarzfels, Hornfels, Diorit, Porphyr, Urfalt 
oder Marmor, Gneis, Glimmerſchiefer, Urthonſchiefer, 
Hornblendeſchiefer, Dioritſchiefer ꝛc. 

2. Flötz- oder Sedimentgebirge. Dieſelben zer: 
fallen in folgende Gruppen: a) paläozoiſche Gruppe, zu 
der der Uebergangsthonſchiefer u. die Graumwade gehören; 
b) Steinfohlengruppe: alter rotber Sanditein, Bergfalt, 
Koblenjanditein, Schieferthon; ec) Zechiteingruppe oder 
permijches Syſtem: Todtliegendes, Thonjtein ze.;d) Trias⸗ 
gruppe: bunter Sandftein, Mujchelfalt und Keuper; e) 
Juragruppe; f) Kreidegruppe: Duaderfanditein, Bläner: 
kalt, Kreidekalt u. Kreide; g) Molafiegruppe, umfaßt den 
Molafjejanditein, den Srobfalf, Nummulitenfalt, Süß— 
waſſerkalk, Kiejeltalt; h) Diluvialgruppe, liefert den Süß- 
wajjerfaif; i) Alluvialgruppe: erratiiche Blöcke. 

3. Bulfanijche Gebirge, Trappgebirge. Dahin gehören: 
Bajalt, Dolerit, Klingjtein, Trachyt, * u. vulkaniſche 
—— 

II. Eintheilung nad) ihrer Bildungsform. 

1. Einfache frpitalliniiche Sejteine: Kallſteine, 
Dolomit, Gipsgejteine, Duarzarten, Serpentin, Horn: 
biendegeiteine x. . 

2, Bujammengejepte kryſtalliniſche Gejteine: 
Granit, Syenit, Sranulit, Gabbro, Diorit, Diabas, Do: 
lerit, Gneis, Glimmerjchiefer, Borphyrgeitein, Melaphyr, 
Bajalt, Phonolith, Trachyt, Lava, Thonſchiefer. 

3. Mechaniſch gemengte Geſteine: Breccien, 
Konglomerate, Tuffe, Todtliegendes, Nagelflue, Sand— 
ſteine x. 

Näheres über Eigenſchaften, Juſammenſetzungen ꝛc. der 
Geſteine ſ. in den die einzelnen Steine behandelnden Arti— 


— — — ——— — — — — — — 





leln ſowie in d. Art. Formation. 
III. Die Eigenſchaften eines Steines erkennt man 
| durch Prüfen desjelben auf Härte, Geſtalt, Zufammenhalt, 
‘ Spaltbarfeit, Farbe, Glanz, Brud, Durchfichtigkeit, Strich, 
Abfärben, Anhängen an der Zunge, Geruch u. jpezifiiches 
Gewicht. Die Eigenichaften, welche einen Stein als quten 
Bauftein erfennen lajien, find je nad) der beabficdhtigten 
Verwendung desjelben verichieden, ja es wird jogar die 
Art ihrer Berwendung durd ihre Beichaffenheit bedingt. 
Daher ijt es unerläßlich nothwendig für jeden Baumeijter, 
jowohl die erforderlichen Eigenſchaften eines quten Bau— 
jteins als die Mittel zu kennen, durch die er das Vorhan— 
denjein od. Fehlen diejer Eigenſchaften in den zu prüfen: 
den Steinen erfennen fann, 
Bei der Auswahl der natürlichen Baufteine it 

daher Folgendes bejonders zu berüdfichtigen: 
ı 1. Feitigfeit. Da bei den meisten Steinen die Elaſti— 
zitüt (1. d.) ziemlich gering it, alfo dem Brechen fein merk: 
ı liches Einbiegen vorausgebt, jo ijt hier unter rückwirken— 

der Feſtigkeit (j. d.) derjenige Widerstand zu verftchen, den 
ı der Stein einer Slraft oder Laſt entgegeniept, die rechtwink— 
lig gegen die unterjtügte Lagerfläche wirft. Dabei iſt je: 
doch zu bemerfen, daß die meijten Steine jchon durd die 
‚ Hälfte derjenigen Belaftung, durch welche fie zerdrüdt 
| werden, Rifje befommen, daher man fie nur mit dem drit⸗ 
\ ten Theil diejer Belaftung beichtweren darf. Der Wider: 
ſtand richtet fich num nicht allein nach der Härte und dem 








efüge der Steine, jo daß z. B. ein Stein von geringerer 
— aber regelmäßigem ebenen Gefüge eine größere 
aſt zu tragen vermag als ein Stein von größerer Härte, 
aber muſcheligem od. ſonſt unregelmäßigem Gefüge. Aus 
äbhnlihem Grund würde es nicht gut ſein, wäre der eine 
Theil eines und desjelben Bees weicher als der andere. 

2. Härte. Zu harte Steine, die fi nur mit Mühe be— 
arbeiten lafien, wie der Bajalt, find eben fo wenig qute 
B.e wie die zu weichen. Zum Prüfen der Härte diert u. A. 
das Einrigen mit Eden und Kanten anderer, härterer 
Steine von beftimmten, befannten Härtegraden, Man be— 
dient fich folgender Reihe: am härteſten Diamant, dann 
Saphir, Topas, Duarz, Feldipat, Apatit, Flußſpat, Kalt: 
ipat, Gipsſpat, Talk, Alle anderen Steinarten fallen da= 
- zwijchen. Außerdem kann man die Steine aud) direkt auf 
ihre Feitigkeit prüfen, indem man fie einer fteigenden Bes 
laftung oder Schlägen ausfeßt, bis fie bredhen. Manche 
Steine, in denen die Bruchfeuchte noch vorhanden, gehen 
dur Austrodnung aus dem milden Zuftand in einen 
fejteren über. Spröde Steine fpringen bei der Bearbeitung 
leicht aus. 

3. Gefüge. Ueber die verjchiedenen Formen des Ge— 
füges . d. betr. Aıt. Im allgemeinen iſt, je feiner das 
Gejüge, um jo härter der Stein. Beim Verſetzen eines 
Steines it in Bezug auf das Gefüge namentlich zu berück— 
fichtigen, ob dasſelbe majfiv, ganz, oder ob es jchieferig u. 
geichichtet iſt. Ein Stein letzterer Gattung fann am meijten 
tragen, wenn feine Schihtung jentrecht zur Direftionss 
linie des Drudes fteht. 

4. Dauer im Bajfer, in der Luft, Sonne, im Froſt 
(Wetterbeftändigkeit), im Trodnen jowie im Feuer (Feuers 
bejtändigkeit). Das Waſſer aus feuchter oder Falter Luft 
faugen die Steine entweder auf od. es jchlägt ſich an ihrer 
Oberfläche nieder. Enthalten num die Steine im Waſſer 
lösliche Theile, jo werden dieſe aufgelöit; find es Lösliche 
Salze, jo wittern fie bei Verdunstung des Waſſers an der 
Oberfläche aus. Durchſchnittlich ſaugen ſchlechte Wärme: 
leiter mehr Waſſer auf als gute. Da nun das Waſſer meift 
Ktohlenjäure, zuweilen aud) Kiejeljäure enthält, fo wird 
dadurch feine zerftörende Einwirkung auch auf Beitand-- 
theile der Steine ausgedehnt, die in reinem Waſſer unlös— 
lich find. Bei niederer Temperatur (Frost) tommen hierzu 
noch die Ausdehnung des gefrierenden Waſſers, in man- 
chen Fällen aud) noch im Innern der Steine vorgehende 
chemiſche Prozeſſe, z. B. Mauerfraß ꝛc.; j.d. betr. Art. Die 
durch alle dieſe Momente herbeigeführte Zerſtörung nennt 
man Berwitterung (j. d.). Die Wetterbeſtändigkeit hängt 
aber nicht blos von den oben genannten Einflüfien, jondern 
auch von dem Gefüge der Steine und ihrer Dichtigkeit ab. 
Da num bei jo verjdiedenartigen Urjachen viele Steine in 
hohem Grad mwetterbejtändig und dabei gar nicht feuerbe- 
jtändig find, bei anderen aber der umgekehrte Fall eintritt, 
jo hat fi) die Auswahl der Steine nad) den Einflüffen zu 
richten, denenfie wahrſcheinlich ausgejegt jein werden. Die 
Dauerhaftigkeit vieler Steine läßt ſich auch durch geeignete 
Behandlung vor der Berwendung erhöhen. Wajjerjau- 
gende Steine müffen vor dem Bearbeiten austrodnen, wie 
dies befonders bei Sandjteinen mit Örundfeuchte gejcheben 
muß; widrigenfalls zeripringen fie durd; die Ausdehnung 
der in ihnen aus dem Bruch noch enthaltenen Flüſſigkeit 
im Froſt (j.d.). Der Feuchtigkeitsgrad der Steine übt 
überhaupt einen großen Einfluß auf ihre Dauer und be- 
ſtimmt Behandlung und Verwendung der Steine. An 


312 


Rauſtein 

ziemlich große Dauerhaftigkeit; im Freien zerſtört ſie, wie 
ſchon bemerkt, leicht der Froſt, und außerdem überziehen 
Flechten und Moos dieſelben u. werden durch ihre Wurzel— 
fajern ein neues Mittelder Zeritörung. Deshalb find Win- 
terproben — das Ausſetzen der Witterung wenigitens 
während eines Winters — erforderlich, bejonders bei Stei- 
nen aus neuen Brüchen. Sind die Brüche ſchon länger im 
Betrieb, jo fann man ihre Wetterbejtändigfeit am Zuftand 
der blosgelegten Felswände ertennen, deren Bruchflächen 
bei wetterbejtändigen Steinen lange ſcharfkantig bleiben. 

Die zerfrierbaren Steine zerjepen ſich auf verſchiedene 
Art; darüber gilt befonders Folgendes: 

a) In unregelmähige, edige Splitter zerfallen kallhal— 
tige, dichte Felsſteine, auf deren Oberfläche man gerad- 
linige, feine Streifen von grauer od. gelber Farbe wahr: 
nimmt, die ſich nad) allen Richtungen hin durchfreugen. 

b) In dinnere oder didere Blättchen zerfrieren thon— 
baltiger, fpaltbarer Kalkitein (Kaltpläner), grober Schiefer 
und glimmerbaltiger Stein. 

e) In gröbere oder feinere Körner zerfällt der förnige 
Kalt, einige Granitarten u. einige Sandjteinarten. 

Prüfen kann man den Stein auf das Zerfrieren außer 
durd) die erwähnte Winterprobe auch durch künitliche 
Erzeugung von hohen Kältegraden; ſ. d. Art. Kälte: 
miſchungen. 

Die nach ihrer Verwendung dem Feuer ausgeſetzten 
Steine dürfen wenig oder keinen Feldſpat enthalten, weil 
fie ſonſt im Feuer leicht ſpringen; andere Steingatiungen 
verglaſen oder verſchlacken im Feuer, gewinnen alſo an 
Feitigfeit. 

Im allgemeinen jteht die Dauer nicht mit der Härte in 

leichem, oft jogar in umgefehrtem Verhältnis; häufig 
— es dabei nur auf die äußeren Umſtünde an, deren 
Wechſel das ganze Verhalten ändern kann; bej. die Rich— 
tung, in der ein Drud od. Schub auf den Stein wirft, trägt 
oft viel zur langjamen Zerjtörung desjelben bei, und es 
muß daher aud) dies berüdjichtigt werden. Scyieferige, ge= 
ſchichtete Steine müfjen im Schatten langſam ihre Berg: 
feuchtigleit ausdünjten, um nicht aufzublättern, fich abzu— 
löfen, u. müfjen dann jo verjegt werden, dab die Schicht: 
ausgänge in den Häuptern den Lufteinwirkungen nicht 
ausgejept werden. Selbjt Granit, Porphyr, Syenit xc. 
haben oft da, wo eine Schichtung durch Farbenwechſel fich 
zeigt, unmerklich feine Riffe, die, im Witterungsmwechiel ſich 
erweiternd, Die Zerſtörung des Steines veranlafien. 

5. Preis, abhängig von der Menge und Nähe des 
Vorkommens, Beichaffenheit der Wege oder Schiifahrt, 
von der Leichtigkeit der Gewinnung (Förderung des Bre- 
chens 2c.), der Bearbeitbarteit und Bearbeitung bei Milde 
(in friihem Zuſtand) ꝛc. j 

6. Befähigung zur Wärmeleitung; der verſchiedene 
Grad diejer Befähigung iſt ebenfalls wichtig, bei. bei An— 
lage der Wohnzimmer, Oefen xc. Darüb. j.d. Art. Wärme. 

7. Farbe. Bei beabjichtigter Verwendung zu Bier: 
bautheilen hat großen Einfluß auf die Wahl zu Guniten 
eines Steines feine schöne (ſchickliche, angemefjene, reine 
lebhafte x.) Farbe, bef. bei Werfen der Bildhauer, des 
Steinmegen x. Dabei fommt es öfter auf Einfarbigfeit 
oder Buntheit, Höhe oder Tiefe des Farbentones, Lichte, 
Durchſichtigkeit, Glanz, Schiller xc. an. 

Außer den eben angeführten find noch viele andere Um— 
jtände bei der Wahl oder dem Verwerfen einer B.:Sorte 
zu diefem oder jenem jpeziellen Zwed von Einfluß, welche 
bier aufzuzählen die Grenzen eined Wörterbuches über: 








bruchfeuchten Steinen haftet auch der Mörtel nicht. Die | jchreiten würde, 


durd; Austrodnung jehr erhärtenden Steine müſſen zeitig 
bearbeitet werden, weil die Bruchfeuchte fie mild erhält. 
Thonhaltige Steine find jelten wetterbeftändig. Schr poröje 


IV. Nach dem Fundort, der Gewinnungsart ꝛc. der 
| natürlichen Steine theilt man diejelben wohl auch noch in 
Findlinge oder Feldſteine, auch Rolliteine, Klaubſteine, 


und infolge deſſen das Waſſer ſchnell aufſaugende Steine, | Leſeſteine gen. — u. Bruchſteine, ans Brüchen gewonnen, 


jowie ſolche, die Rige, Lebern, glimmerhaltige od. thonige | 


ein, und legtere nach ihrer Form in: irreguläre Bruch— 


Lagen haben, zeigen vielfach in bejtändig feuchtem Grund | jteine, auch ſchlechthin Bruchſtein gen., dienach Kubikmeter, 


Klaftern 
Werkſtücke, Duadern, Grundſtücke ꝛc. gen., d. b. requläre | 
Bruchſteine, in der Regel nach der Anzahl verkauft — und 
Schotter oder Füllmaterial, auch Abraum, Gerölle ꝛc. 
gen., nad) Kubikmeter, Schachtruthe oder Fuder verkauft. 

Ueber jeden einzelnen der natürlichen Bauſteine handelt 
ein beſonderer Artikel. 

B. &ünflihe Bauſteine find fteinartige Körper, welche 
aus einfachen Erdarten od. aus Gemenge von Mineraliens 
theilen ꝛc. dadurch hergeitellt werden, daß man diejelben 
zu einer plajtijchen od. flüffinen Maſſe verarbeitet, dann 
formt und hierauf entweder blos an der Luft trodnet oder 
im feuer oder auch auf anderem =. bärtet. 

I. Künjtlihe Bauſteine aus Thon. 
1. Ungebrannte Ziegel, auch Luftziegel od. Lehm— 


ziegel gen. ; j. d. betr. Art. ſowie d. Art. Ziegel. | 


2. Lehmpatzen (j. d.). 

3. Gebrannte Ziegel, Baditeine. Man unterjchei- 
det in der Regel nadı der Form Normalziegel od. Mauer: 
ziegel, Wölbziegel, Simsziegel, Falzziegel, Fußboden— 
platten, Brunnen-, Ded:, Schmieg-, Hafeniteine, Hohl— 
ziegel, Keblziegel, Firit:, Grat: u. Bahziegel, Biberſchwänze 
oder Dachtaſchen, Krempziegel ıc. Ueber die Sejtalt und 
Größe, Vorzüge und Nachtheile jorwie über die Bereitung 
derjelben ſ. d. Urt. Ziegelfabrifation, Dachdedung jowie | 
alle, die einzelnen Arten betreffenden Artifel. 

4. Weiße Ziegel aus blaugrauem Thon gebrannt; | 
j. d. Art. Thonziegel. 

5. Terracotta, gebrannter Thon; f. d. Art. Terras 
cotta, Thon und Töpferwären. Dazu gehören auch die 
aus weißem Thon gebrannten gelben maſſiven u. hohlen 
Ziegel; ſ. d. Art. Thonziegel. 

II. Künftlihe Bauſteine ans Thon, unter Bei- 
mengung anderer Materialien. 








1. Shwammziegel. Um die Biegel leichter zu 


machen, mengt man Koblentlein, Grus von Braunfohlen, | 
auch wohl Sägeipäne oder Hädjel unter den Thon, je nach 


Bedarf bis zum dritten Theil der ganzen Maſſe; beim | 
nachherigen Brennen werden dieje brennbaren Theile 
lüht. 

2, Feuerfeſte Ziegel; ſ. d. Art. Chamotteſtein. 

3. Farbige Ziegel. Man verſichere ſich einer ſich 
weiß brennenden Thonerde (am beſten eignet ſich dazu der 
blaugraue Thon) u. kann dann durch Zuſatz anderer Mate⸗ 
rialien vor dem Brennen verihiedene Farbennuancen, 
die meist erjt beim Brennen jihtbar werden, erlangen. 
Durch Zuſatz von Bleierz gewinnt man Gelb. Ein Zuſatz 
von 12—15 Proz. des Gewichts an Braunjtein giebt 
Schwarz oder Dunfelbraun. Durch Zufag von Eijenthon 
bis zum Lehm erhält man rothe Schattirungen, deren Yeb- 
baftigkeit fich jteigern läßt durch Beimengung von dunklem 
Oder od. engliſch Roth; Zufagvon Eifenthon mit Braun: 
jtein ergiebt rothbräunliche, mit ſchuppigem Graphit graus= 
bräunliche Abwecslungen. Durch Zuſatz von blojem 
ihuppigen Graphit zu dem blaugrauen Thon erbält man 
Grau. Blaue und grüne Schattirungen find zwar durd) 
Zufag von Smalte, aber ſchwer, zu erreichen und koſtſpie— 
lig. Sehr jhön, aber aud) noch koftipieliger, iit das durch 
Zuſatz von Kobalt hervorgebradhte Blau. 

III. Künftlihe Bauſteine aus Kalt ıc. 

1. Dan jept zu 2 Gewichtötheilen troden gelöfchten by: 
draulijchen Kalte, den man mit Waſſer zu Brei angerührt 
bat, 5 &ewichtötheile Kies u.1 Gewichtstheil Steintohlen= 
afche oder ausgelaugte Holzaſche zu und macht die Maſſe 
durd; Zurühren von Waſſer gießbar; dann gieht man fic 
in Formen und läht jie trodnen. | 

2, 5Gewichtstheile Kalt, 10 Gewichtstheile gemahlener 





Banftil 
ungelöfchten Kalfs oder 8 Th. Sand, Grus oder dergl., 
1 Tb. gebrannter und zerpochter Yehmerde, 1 Th. gellein- 


‚ter Steintohlenjchlade, 1'/, Th. fetten oder hydraulischen, 


nicht zerfallenen Stalls wird gemengt, fein zermahlen, dann 


mit etwas Cement verjeßt, troden geformt und gepreht. 
| Siehe auch d. Art. Kalkſandziegel. 


IV. Künjtlihe Bausteine aus Gips. NahStödigs 
Verfahren („Sewerbeblatt aus Württemberg“). 2 Raum: 


theile Steine oder Ziegel in großen Stüden werden in 


einen Formlajten mit °/, Naumtb. Heineren Steinbroden 
gepadt, in dem manvorber 1'/, Raumtb. Bipseingegofien 
bat. Beſſer noch ijt es, die Steine nebjt dem Broden noch 
in die Form einzupaden, den Gips troden einzuichütten, 


das ** zu ſchütteln und dann Waſſer einzugießen. 
V. 


nitliche Bausteine aus Rückſtänden der Soda⸗ 
fabrifation. Die Rüdjtände vom Auslaugen der rohen 


‘ Soda, welche viel Schwefelcaleium enthalten, werden in 


gleihen Theilen mit den eifenorydreichen Rüdftänden der 
in Schweicljäurefabrifen verbrannten Schwefeltieie ges 
mengt, gemablen und geformt; fie werden ſchnell jo hart 
wie Baditeine und in feuchter Luft noch härter; die Farbe 
ijt votbbraun; befjer it es, fie in die Form einzuprefien; 
volllommen getrodnet nehmen ſie Wajjerglasanitrid) an. 
Verbeſſert wird da®&emenge noch, wenn man ihm */,, 
troden gelöjchten Kalt zuſetzt. 

VI. Hohofenichladen. Dieie geben, beim Ausfließen 
in Formen gegofien, Quadern, die zwar eine ziemlich un 


' gleihmäßige Oberfläche zeigen, aberjehr feſt und nament= 


lich in feuchtem Grund ſehr dauerhaft find. Kalkmörtel u. 
Kaltpuß haftet jchlecht daran, Gips beffer. 

VII. Gementiteine, j. unter d. Art. Cement. 

VII. Steine aus Straßenabraum, i. Chauſſeeſtaub. 

IX. Ghamottejteine. Man miicht 1 Th. feingebrannte 
Rorzellanerde mit 2 Theilen Chamottemehl; j.übr.d. Art. 
Chamotte. 

X. Bulkaniſchen Bauſtein nennt Schröder in Kreuz— 
nach einen von ihm erfundenen fünftlichen B., der aus 
Steinlohlenaſche und Schlade bereitet wird, ähnlich wie 
man jchon längjt bei Neuwied und Koblenz aus vulfani- 
icher Niche (Bimsjand) B.e bereitete. 

Außer den hier angeführten giebt es noch viele fünftliche 
B.e, und namentlid) in der jüngjten Gegenwart mehrt fich 
die Zahl der Borichläge und Erfindungen auf diefem Ge— 
biet in erftaunenswerther Weije; zum Theil werden dies 
jelben in befonderen Artifeln behandelt (vergl. die Artikel 
Steinmaffe, Annalith, Waſſerglas undviele andere), zum 
Theil aud) find fie noch nicht genügend erprobt, um bier 
Aufnahme finden zu fünnen. [.Ms.| 

Baufil, Baufpl, m., franz. style m. architeetonique, 
engl. style ofarchiteeture, lat.genus oder ratio archi- 
teeturae. Eine furze Definition des Begriffs ift bereits 
unter dem Art. Architektur (j. d.) entwidelt, two er als der 
Organismus bezeichnet wurde, den eine Gruppe gleich- 
artig befebter Kunstwerke in ſich trägt und deſſen Einzel- 
formen aljo durch Sleihmäßigfeit der Technik u. Einheit 
der Religion, der Sitten x. harmoniſch entitanden find. 
Statt defjen lönnte man auch jagen: der Bauftil iftdieeiner 
gewiffen Zeit, einem ganzen Bolt oder einzelnen Meijtern 
eigenthümliche Weife, die Regeln für die Schönheit der Ge— 
bäude (vergl. d. Art. Aeſthetik) aufzufaſſen und das Baus 


werk diefer Auffafjung gemäß jo berzuftellen, daß es als 


Kunſtwerk erſcheint, d. b. fünjtleriichen Genuß gewährt. 
Unter Anlehnung an den Ausſpruch Rumohrs fann man 
die Definition jo faſſen: Bauſtil ift das zur Gewohnheit 
gedichene fich Sion in die inneren Forderungen des Stof- 
fes, in die von Religion, Sitte, Lebensweiſe und Stand— 
punft der Technik gegebenen Bedingungen für die Schön- 


Muſcheln und 3Gewichtstheile gemahlener Torfafche, wie | heit der Gebäude ꝛc. E. Förſter in feiner Vorfchule der 
oben behandelt ; j. übrigens d. Art. Kalkſandquader. ı Runftgejchichte will, auf den Urſprung des Wortes Stil 
3. 7Raumth. Sand, Grus u. Berölle, 3TH. gewöhn- | ausdemstylus, Briffel,fußend, den Begriff Stil als „Kürze 
lichen fetten ungebrannten Thons, 1 Th. friich gebrannten, | des Ausdrucks“ überjegen, weil man ſich im Schreiben 
Mothes, luftr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl. I. 40 








kürzer faſſe als im Reden. Demnad) wäre eine ftilifirte 


Form in der Kunſt eine auf den einfachſten Ausdrud ge— 
brachte Bezeichnung des Gegenjtandes, und man fünnte 
daher von einem Kunſtwerk wohl jagen: „es hat Stil“, 


tönnte auch von einem romanijchen, griechiichen Stil xc. | 


iprechen, aud) von mehr oder minder jtrengem Stil, aber 


nicht von einem reihen Stil, auch nicht von naturali= 
ſtiſchem od. idealiftiichem Stil; man jpricht aber doch aud) | 


bei Schriftwerten von einem weitläufigen Stilzc. Es dürfte 
daher dieje Auslegung des Wortes Stil etwas einjeitig 
jein. Sowie wir in Bezug auf jchriftitelleriiche Thätig— 
keit das Wort Stil durch „harakteriftiiche Gejamtheit der 
Ausdrudsweije* wiedergeben würden, ſo auch in der Kunſt. 
Viel eher würden wir uns dem Ausſpruch Dr. F. T. 
Viſchers anſchließen, der unter Stil die Technik als habi— 


tuellen Ausdruck der Gewalt des Genies, oder das Ideale, 


wie es in der techniſchen Gewöhnung erſcheint, verſteht, 
fo doch, daß er, von Volk an Volk mitgetheilt und von der 
vorbereiteten entjprechenden Stimmung aufgenommen, 
als Ausdrud des Geiſtes einer Bölfergruppe od. auch aller 
Völker aufeiner bejtimmten geihichtlichen Stufe der Welt- 
anſchauung auftritt, in dem ſich die verjchiedenen Geſtal— 
tungen des Jdeals in ſtehende techniiche Formen verkör— 
pern und als hiftorische Momente Gettung erlangen. Da 
nun gerade in der Baukunſt die Phantaſie des Einzelnen, 
ummittelbarer u. unwillfürlicher als in anderen Küniten, 
von der allgemeinen Bhantafie durhdrungen iſt, daher 
dieje Kunſt als ein befonders mächtiger Nusdrud des Ge— 
jamtwillens inneren u. äußeren Nationallebens erſcheint, 
jo wird der Stil in der Baukunſt ſich unbewußt als mo= 
numentaler ſymboliſcher Ausdrud nationaler Weltan- 
Ihauung in zeitgemäß techniich durchgebildeten Formen 
gejtalten, die Ahnung urſprünglichen Wirkens der bauen- 
den Weltkraft ausſprechen, wie jolche den Völkern ineinem 
ihrer eigenen gejchichtlichen Lebensform entiprechenden 

ild vorſchwebt, dabei immer aufdem jedesmaligenStand- 
punkt der Technik, als einzigem Werkzeug der Ermög- 
lihung ihrer Formen, und auf dem vorliegenden Vedürf- 
nis, als bedingendem Moment für dieje yormen, fußend. 
Erjt mußte das Bedürfnis befriedigt jein, che man ſich 
einen Genuß zu verichaffen juchte; daher war aud) das 
Handwerk cher da als die Kunst, wie überall, jo auch im 
Baufach. Das Handwerk jucht und findet fein höchſtes 
Biel in volllommener Zweckmäßigkeit jeiner Leiftungen; 
die unit hingegen inder Anwendung von Formen, welche 
die erreichte Befriedigung des Beduürfniſſes ausdrücken, 
daneben aber die im Boltsgefühl unbewußt ſchlummernde 
Idee von Schönheit und Erhabenheit auf eigenthümliche 
Weiſe verkörpern. Thun nun beide, Handwerk u. Kunit, 
ihre Schuldigfeit volljtändig und mit gehöriger Rückſicht⸗ 
nahme auf die gegenjeitigen Anforderungen, jo werden ſich 
die dadurch entitehenden Formen zu einem Syſtem geital- 
ten, welches jo lange Geltung behält, ald Bedürfnis, Cha- 
rafter, Weltanſchauung u. techniſches Können des betref- 
fenden Volfes nicht wejentliche Veränderungen erfahren. 
Das Bauwerk wird organisch durchgebildet erjcheinen: es 
wird Stil haben. Die Bildung der B.e ift demnach, wie 
man leicht einfieht, ungertrennlich von dem Bildungs: 

ang der Völker; die die Kultur tragenden Bölfer find die 
Baker Die Geſchichte der Bauftile it Daher un: 
zertrennlich von der Kulturgeſchichte. 


DerB. eines Volles, das ſich in feiner Kulturabichlieht, | 


wird jedenfalls vereinzelt daſtehen. Die B.c von Böllern, 
die mit einander verlehrten, von einander Hulturelemente 
annahmen, werden in den Formen ebenfalls Verwandt: 
ichaft verrathen; und wo die Kulturgeſchichte der Völker 
eine —————— Reihe bildet, werden auch die Stile 
in unzerreißbarer Reiheſich aus einander entwickeln. Dem- 
nach theilen wir die Stile in fünf große Gruppen: A. Vor: 
ftufen, B. Bauftile der Bölter mit in ſich abgejchlofjener 
Kultur, ©. Bauſtile der Völker, bei denen ſich die Kultur 


314 





Bauſtil 


theilweiſe fortpflanzte, D. Bauſtile der Völker mit direkt 
vererbter Kultur, E. Bauſtile mit bewußtem Rückgang 
auf frühere Kulturitufen. 

Wir weichen dabei allerdings von den gewöhnlichen 
Eintheilungsmethoden in vorklaſſiſch antike, Haffijch antike, 
altchriftliche, mittelalterliche 2c., od. in heidniſche, mahom⸗ 
medanijche u. hriftliche 2c. ab, aber wir glauben den Zu: 
jammenbang der Baukunſt mit der allgemeinen Kultur 
nur auf diefe Weife richtig gewürdigt. Wohl unterjcheiden 
muß man zwiſchen B. u. ——— unter Bauweiſe nämlich 
verſteht man die provinzielle Abzweigung eines Stils, 
wenn ſie ſich zu einem Ganzen abrundet, ohne ſich deshalb 
ganz vom Mutterjtilloszutrennen ; auch dieje Geſtaltungen 

And in der Regel in der Kulturgeſchichte durch nationale 
Verwandtſchaft der betreffenden Völker ꝛc. begründet. 

Noch fönnte man die Stile nad) ihrem äfthetiichen Werth 
eintheilen ; dies iſt aber zu jehr Sache des Einzelgeihmads, 
als daß dariiber ſich Sätze aufitellen ließen; oder nad) dem 
Grad von Ausbildung, den fie haben erreichen können, 
indem vielevon ihnen durch gewaltige hiſtoriſche Ereignifje 
in ihrer Entwidelung gejtört wurden; das führt aber zu 
jehr in die Spezialgeichichte der Völker hinein. 

Es giebt primäre oder Orginaljtile und jefundäre oder 
topirte Stile. Es hat zwar fajt jeder B., namentlich bei 
fortgepflanzter Kultur, einzelnes Sekundäre in ſich, weil 
eben Fortpflanzung itattfindet; jobald ſich aber der Stil 
ganz dem neuen Hulturzuftand anjchmiegt und nur Ein— 
zelnes von dem früheren beibehält, müſſen wir ihn trogdem 
für primär erflären. Am bejten und überjichtlichiten wird 
fi) das Geſagte in folgender Tabelle daritellen, welche blos 
als furzes Reſums zu betrachten ift, indem die einzelnen 
ı Stile in befonderen Artikeln behandelt werden : 

A. Boritufen. 

I. Erfllingsverfuhe; dahin gehören: 1. Höhlenbau— 
ten und zwar: a) Felſenhöhlen, in Habeſch, Bulgarien u. 
im nordwejtlihen Europa nachgewiejen; b) Erdhöhlen, 
z. B. zu Guadir in Spanien; ec) Erdlöcher ohne und mit 
Dad aus Erde, bei Lappländern und Grönländern ; 
d) Schneehütten, bei den Esfimo’s. 

2. Zweigbütten: a) einjeitige Dächer bei den Mſchi— 
bo's in Weſtafrika u.den Puri's in Südamerika; b) halb: 
freisförmig jtehende Schirme, auf Bandiemensland; c) 

weijeitiges Dach aus Blättern zc., bei den Eingeborenen 
Neuhollands, den Tichippewäern u. anderen nordamerila- 
niſchen Jägerjtämmen. 

3. Zelte: a) biegjame Stangen mit Häuten überdedt, 

bei den Charruas u. Mbayas in den nordamerifanijchen 
Steppen; b) mit geflochtenen Matten überdedt, bei den 
ı Hottentotten; c) fegelförmiges Gerüjt aus Riefengras: 
ſtengeln mit gegerbten Fellen, bei den Pechuanchen in den 
‚ Anden; ec) ähnliches Gejtell, aber mit Rindenftüden be: 
legt, bei einigen Indianerjtämmen Nordamerita’s. 
' IL Anfänge einer Infematifirung der Bauformen: 
1. Zweigbütten: a) Satteldady mit Giebelwänden, bei 
den J⸗pahs auf Neujecland; b) polygones und freisför: 
miges Strohdad) ohne Wände, bet den Goldis in den fibi: 
riſchen Steppen. 

2. Zelte: a) gerade Stangen mit Bededung von Be: 
webe und Filz und mit Fiſchblaſenfenſtern, bei den Kirgi— 
ſen; b) Gittergeritjt bei den nomabdijirenden Kurden, Ral- 
müden zc.; c) vervolltommnete Zelte der Araber, Berber, 
Kabylen 2c., jowie der Berglappen, Dftjäten, Tungufen x. 

3. Feſtere Hütten: a) die Zweighütten einiger 
Stämme der Goldis und der J-pabs, die Nhumbos 5 
Marori an der Oſtküſte Afrika’s, die Hütten der Germanen, 
Ballier ꝛc. gehören hierher: b) runde Hütte aus Thon- 
wänden mit Kegeldach bei den Batta u. Sonrhainegern in 
Mittelafrifa; c) vierjeitige Hütte mit flachem Dach, bei 
den Sonrhainegern. 

4. Umbegung der Hüttengruppen durd Thon- 
mauern od. Gitterzäune, u. Beginn der architeltoniſchen 














31 


Verzierung durch regelmäßig vertheilte Boriprünge im 
Mußgogebiet u. bei den Betihuanen, in Madagastar u. 
Abejjinien. 

5. Piahlbauten: a) Pfahlgerüſte neben den Hütten | 
beiden Senegalnegern; b) Zelthütten auf Pfählen, aufden 
Luifiaden, auf Tabiti und Yuzon, ſowie in den Sümpfen 
der öfterreichiichen Militärgrenze. Erſte Niederlafiungen 
der Benetianer; c) Piablbaudörfer bei den Oratern am 
Euphrat, am Tſadſee in Eentralafrifa, bei den Papuas 


Banftil 


— 


in Neuguinea, bei den TelofsLeantju in der Humboldtsbai 


u. in Venezuela bei Maracaibo — von untergegangenen 
Bölterichaften her inden Schweizerjeen,im früheren Elſter⸗ 
fee bei Leipzig ; auf diefelbe Stufe gehören die Unterbauten 
römischer und biygantijcher Bauten in Venedig. Näheres | 
j. im Art. Pfahlbau. 

6. Erite Anfänge von Stätten für Gottesverch- 
rung, Begräbnisjtätten u. anderen öffentl. Bauten; a)ge- 
fundene Felsblöde, heilige Bäume, Piahlpäre mit Stroh: 
männern, bei ameritaniichen Jägerftämmen; byPfähle ins 
Duadrat und Polygon geftellt; ec) offene Schuppen zu 
Berathung u. gottesdienitlichen Handlungen; d) Legung 
von Malfteinen, Steinkreiſen zc., bei noch jet beitehenden 
Halbwilden Bölfern u. bei untergegangenen nachgewieſen. 





III. Anfänge der Bankunuſt. Dieje zeigen ſich in: 1. Zus | 
fammenlchmung zweier Steine zu Portalen, in Kleinafien, | 
im ſüdlichen Rußland, in den Nilgherries von Eircaffien. | 

2. Wachtthurm u. Tempel mıt geböicdhten Mauern, bei | 
den Eonrhai’s, in Kula, Timbuktu, an den ältejten Bauten 
Beru’s ic. 

3. Aufhäufung fünftliher Hügel: a) unregelmäßig u. 
ohne Umbegung, in Nordeuropa, Nordamerifa, auf den 
Inſeln des Griechischen Archipels; dahin gebören die Mal- 
hügel des Alarich u. Childerich, des Darius xc.; b) Hübel- 
gräber, rundim Grundriß u. Querjchnitt, bei den Mußgo- 
negern, bei den ältejten Buddhiſten in Gentralafien, die 
Dämonengräber an der Örenze v. Sibirien, Grabhügel in 
Dänemark ausder Stein-u. Bronzezeit, dieGalgals inder 
Bretagne, die barrows und carns in England; c) Kegel⸗ 
gräber mit Steinumgrenzung des Fußes, in Kleinaſien, 
Ftalien und den Bereinigten Staaten Nordamerifa’s; d) 
desgl.mit Grabfammern, an denjelben Orten; o) desgl. mit 
einem Kreis großer Felsblöde,mit Wall und Graben; die 
jogen. druidiichen Hügel in England, und ähnliche auf den 
Inſeln des Mittelmeeres; f) Stufenhügel, bei St. Louis 
und Boint-Ereef in den Vereinigten Staaten Amerifa’s 
und auf den Ofterinjeln; die Morais auf Otahaiti find mit | 
Baun- oder Steinreihen umgeben. | 

4. Aufrichtung von Steinen; a) Steinpfeiler, Peul— 
vens, Menhirs, Bautafteine der Kelten u. Sfandinavier, | 
Borläufer der Obelisten; b) Wägſteine, Ruditeine derſel— 
ben Völler; ce) Portale in etwas ausgebildeterer Form wie 
sub 1, aus 3 Steinen bejtehend, am Dſchebel Mifid bei 
Tripolis, im füdlichen Rußland, ander Südküſte Arabiens, 
in den Nilgberries in Circaſſien, Portugal, der Bretagne:c. 
j.d. Art. Antas; d) Tafelfteine, Dolmen, Lechs, Hünenbet= 
ten; e) Steinfäjten, Kiftven; f) bededte Gänge; g) Stein= 
reihen; h) Steintreife, Cromlechs, Stonchenges, in Eu— 
ropa an allen Wohnfigen der Kelten, aber aud) in Oſtin— 
dien, auf den Südſeeinſeln u. in Libyen; i) Steingehege 
mit Gliederung in Gemächer auf Gozzo und Malta, in 
Algerien ꝛc., vermutblich libyichen Urjprungs; k) ausge: 
bildete Steinfammern mit Vorhof, auf Sardinien. 

5. Uebereinanderihichtung von Steinen: a) Steinwälle 
und Grenzmauern in Deutjchland, Skandinavien, Eng» 
fand, Mejopotamien, Amerifa :c.; b)Stufenhügel aus un= 
behauenen Steinen in Beru, Nordamerika, England, Nor: 
wegen; c) mörtelloje Mauern der Jazygen u. anderer Ur— 
einmwohner Staliens, auch in Hellas und Kleinafien vor: 
fommend, in Beru ıc.; d) Kegelthürme mit Steintreiien, 
die Talayots und Nurbags auf den Balcaren, auf Sar- 
dinien, die Pittenthürme auf den Shetlandsinjeln. 





5 Banftil 
„eb. Aufrichtung 20. bearbeiteter Steine: a) Monolithe 
einzeln; b) dgl. in Gruppen u. Reiben, in Frankreich, Nor- 
wegen, Bolivia ıc.; c) Muflopiiche Mauern, bei denſelben 
Bölfern wie Se; d) Ausarbeitung von Bellen in Fels- 
blöden, auf den Balcaren, in Bolivia, Abeifinien; e) ge— 
glättete Felswände mit Verzierungen und Anichriften, in 
den Rody: Mountains u.Anden,am Heidenfelſen bei Dürk⸗ 
heim, in Standinavien, am Kongo in Afrika; f) Riefen- 
jtühle aus Felsblöcken gearbeitet, auf dem Guriabgebirge 
in Afrika, in Nordamerika, Afien, bei Dürkheim, in Kürn— 
ten xc.; g) Anfänge von Ornamentif, vermutblich zuerjt 
von Thon und Holz, 3. B. bei den Pfahlbauten Mittel- 
europa’s, der Humboldtäbai ıc. 

B. Bauſtile der Bölfergruppen mit in ſich abgeſchloſ⸗ 


‚jener Aultur. Darunter gehört theils jo mancher noch 


nicht volljtändig erforichte Stil, theils manche nicht voll 
jtändig zum Stil herangereifte Gruppe von Bauformen. 
Vielleicht führen noch Forſchungen dahin, auch unter diefen 
Stilen einen Zufammenbang darzuthun; bis jept ſtehen 
ſie vereinzelt da, und wo ſich Verwandtſchaften zeigen oder 
zu zeigen ſcheinen, ſind noch ſolche Lücken in der Geſchichte 
der Völker, daß die Urſachen dieſer Erſcheinungen noch 
nicht ermittelt ſind. Die betr. Gruppen ſind folgende: 

J. Ametrikaniſche Baugruppen. 

1. Die Bauwerke der Ureinwohner von Nord— 
amerika; was wir von ihnen wiſſen, j. unt.d, Art. nord» 
amerikanische Bauwerfe, 

2. Die®ruppevon Bauwerken in Mittelamerika 
zerfällt in drei Unterabtheilungen, die theilweis in kul— 
turhiſtoriſchem Zuſammenhang aus einander folgen: 
a) olmetiſche Bauwerle; b) toltefijche Bauwerke; e) azte= 
fiihe Baumerfe; ſ. d. betr. Art. 

3. Der peruaniiche B.; ſ. peruaniſch. 

4. Die brajilianiihen Bauten find noch fo wenig 
befannt, daf betr. derfelben bis jegt noch feine Meinung 
ſich hat bilden fünnen, ob ihre Formen einen Stil bilden 
oder nicht. 

II. Ofafiatifche Baugruppen. 

1. Chineſiſch-japaniſche Gruppe: a) der chine— 
ſiſche Stil; j. d. Art. chineſiſch; b) der japanijche Stil, 
vielleicht zum Theil aus dem chinefischen hervorgegangen. 

2. Malayijche Gruppe: a) malayiſcher Stil; b) ſia— 
mefiiheBaumeije; ce) birmanische Bauweiſe; dieſe Gruppe 
ift von Oſtindien aus vielfach beeinflußt worden. 

©. Bauſtile derjenigen Bölfer, bei denen fid die 
Kultur theilweis fortpflanzt. 

I. Acgyptiſchet Bauftil, vollitändig ausgebildet, primär, 
it der Abzweigung der äthiopiichen Kunſt. 

II. Ehaldätfhe Gruppe. 1. Aeltere babylonijche 
Baumeije. 

2. Darauf fußend: Aſſyriſcher Bauftil, wahr: 
ſcheinlich volljtändig ausgebildet, primär, mit einigen 
wenigen äghptiichen Anflängen u. theilweifer Verwandt: 
ſchaft mit dem ojtindifchen Stil; von den Babyloniern im 
zweiten babylonijchen Reich weiter fortgebildet, jo daß 
von einem babyloniſchen B. eigentlich nicht die Rede fein 
tann; ſ. d. Art. aſſyriſch und babyloniſch. 

3. Mediſcher Stil, aus aſſyriſchen Elementen felbit- 
jtändig nationell entwidelt, aljo dody unter die primären 
zu rechnen, jedoch nicht vollftändig ausgebildet, weil vom 
perjiichen verdrängt. 

4. Der perjiihe Stil, Fortbildung des mediſchen 
mit einigen indiſchen und ägyptiichen Anklängen, aber 
nationell jelbjtändig entwidelt. 

III. Indifher Banfil, volljtändig in langer hiſtori— 
ſcher Entwidelungsfolge und vielen provinziellen Ab— 
zweigungen ausgebildet, primär, hat aud) Einwirkung 
auf hincfiiche und japaniſche ſowie auf malayiiche ꝛc. 
Baufunit, ehabt; ſ. d. Art.buddhaiftiich, indiſch, javaniſch, 
dſchainiſtiſch, malayiſch, ſiameſiſch und oſtindiſche Bauten, 

IV. Weſtaſiatiſche Gruppt: 1. Kanaaniſche Kunſt; 

40* 


m 





a) phönitiſcher Stil, aus perſiſchen und ägyptifchen Ele: 
menten entjtanden u. nationell entwidelt; b) ifraelitijche 
Bauweiſe, als Zweigjtil des phönikifchen und von dem— 
jelben abhängig. 

2. Kleinafiatijhe Gruppe, von der Ägyptijichen, 
aſſyriſchen, mediichen und perfiichen Kunſt beeinflußt, u. 
ihrerſeits wiederum nicht ohne Einfluß auf die Gejtaltung 
des griechijchen Stils; ſ. d. Art. lykiſche Bauten. 

D. Baujtile der Böller mit direkt vererbter Kultur. 

I. Seidnifche oder fogenannte klaffifh-antike Stile. a) Pe⸗ 
lasgiſche Kunſt in Griechenland. Aus Elementen von 
mebreren der oben genannten Stile, bej. des ägyptijchen 
und phönikiichen Stils und der Heinafiatishen Baumeijen 
zum Stil durchgebildet. 

b) Aeltere etrustische Bauten. Abzweigung der pelas⸗ 
giſchen Kunſt, mit großer Annäherung an Aegyptiſches 
und Phöniliſches. 

ec) Griechiſcher Stil. Unter weiterer Einwirkung ägyp- 
tiſcher u. phönikifcher ſowie Heinafiatifcher Vorbilder aus 
der nicht zum Stil durchgebildeten Bauart der Pelasger auf 
dem klaſſiſchen Boden des empfänglicyen Hellas zum jelbit- 


jtändigen Stil —— Zerfällt in folgende Baus | 


weijen oder vielmehr Beriodengejtaltungen: 
1. £yflopijche, 
2. dorijche, 
3. ioniſche, 
4. forinthijche. 
S. d. Urt. Griechiſcher Stil. 


d) Italiſch⸗ etrusliſcher oder tusliſcher Stil; aus dem 


älteren etruskiſchen entſtanden, bildet den Uebergang zu 
dem römiſchen. 
e) Römiſcher Stil. Im Anfang ſekundär, aus tus— 


kiſcher Konſtruktion mit griechiſcher Formgebung und Or⸗ 
erwach⸗ 


nirung zuſam̃mengeſtellt, erſt allmählich durch 
jung diejer beiden Elemente ſich zum felbjtändigen Stil 
heranbildend; nad) der Detailgeftaltung in fünf Ordnun— 
gen zerfallend: 

1. toöfanijche 

2. römijch=dorische 

3. ionijche 

4. korinthiſche 

5. römifche oder fompofite RR 

II. Srühmittelalterlih-hriflide Gruppe. 

1. Althriftliher Baustil. Römiſche Formen 
nach chriſtlichem Bedürfnis neu organifirt und zum ſelbſt⸗ 
ftändigen Stil herausgebildet. Tritt zuerft auf als a) la— 
teinische Bauweise in Italien, weldye gewöhnlich im engern 
Sinn altchrijtl. Baumeife genannt wird; ehe fie zu einem 
wirllichen Stil ſich abzurunden vermochte, zerfiel jie bereits 


Süulenordnung, 


" 


316 








in lofale Zweige, unter denen man etwa einen lombardis | 
ichen, einen fräntijchen (erfte Merovingerbauten) nennen | 


fönnte, und welche bei weiterer Entwidelung zu VBorftufen 


- 


Bauftil 
Abzweigung; e) Uebergang zum gothijchen Stil, Zeit der 
Hobenjtaufen, 1150— 1230. 

4. Die normannijche, ziemlich jelbjtändig von den 
unter 3, e—e genannten, aus frühromaniichen u. direlt 
orientaliihen Elementen, vielleicht auch noch Ueberbleib— 
jeln des phönikiſchen Bes, der nordiichen Nationalität und 
dem jededmaligen Terrain gemäh entwidelt, dann eben— 
fall® zur Gothik führend, jetundär; j. anglonormannifch 
und normannijd). 

5. Die norwegifhe Holzbaumeije, wejentlich 
jpätromanijch, mit normannijchen und einzelnen feltijchen 
und direft orientalifchen Anklängen. Dabei ift zu bemer: 





‚fen, daß auc die 1—4 erwähnten Baumweijen Holzbauten 


hervorbrachten (ſ. d. Art. Holzarditeftur), welche ſich aber 
nicht jo jchroff von dem Hauptitil abjonderten wie die 
ar 

. Mittelalterlidy-islamitifche Gruppe, faſt gleichzeitig 
mit der vorigen. 

1, Der alte Stil, arabiſcher Bauftil, aus alts 
chrijtlichen, byzantiniſchen und perjiichen Elementen xc., 
630— 900, primär. 

2. Der mittlere Stil, verzweigt in a) mauriſcher B. 
aus dem arabijchen, mit altchriftlicdyen u. normannijchen 
Elementen unter dem Einfluß europäifcher Verhältniſſe, 
900— 1480, jetundär; ſ. auch d. Art. Mozarabiſch; b) die 
farazenifche Baumeije in Negypten, 820— 1460, aus dem 
arabijchen Stil unter koptiſchem Einfluß; c) jaragenifche 
Baumeije auf Sizilien, 827— 1070 (bier u. da auch noch 
Anflängegriehiicher Ornamentif), jetundär; d) die jyrijch- 
mahommedaniſche Baumeije, 705—1356; e) die perjo: 
mahommedaniiche Bauweiſe, 786— 1238; f) die oftindo= 
mabhommedanijche Baumweije, 975— 1320. 

IV. Gothiſchet til, entitanden aus dem jpätromani- 
ichen, mit normannijchen Elementen u. ſarazeniſchen An— 
Hängen, aber bald alle dieſe Motive zu organiſchem Gans 
zen verjchmelzend und ganz chriftlich gejtaltend, alſo doch 
als primärer Stil zu betradyten, zeigt manchfache Ab: 
zweiqgungen. 1. Der Zeitnad): a) Uebergangsitil; b) Früh— 
gothik; c) Feingothik; d) hochgothiſch; e) ipätgothiich u. 
f) Berfallitil. 2. Der Nationalität nah: a) Deuiſch— 
gothijch, die reinste Geſtaltung des gothiichen Stils; b)eng- 
lifch=gothifh, mit vorwiegend normannischen Elementen; 
ec) venetianischegothifch, mit vorwiegend jarazenischen und 
byzantiniihen Elementen; d) franzöſiſch-gothiſch, mit 
vorwiegend normannijchen Elementen, bier und da An: 
Hänge an die venetianischen Formen; e) ſpaniſch-gothiſch, 
mit maurijchen Anklängen; j. auch d. Art. Mozarabiſch; 
f)italienischegothiich, mit vonnviegend normanniichen Ele= 
menten, bier und da jarazenifche, aud) römifche Anklänge. 

V. Auf mittelalterlihen Itilen fußende neuere Saufile. 

1. Chrijtliche. a) Der ruffische B., einfeitig erſtarrte 
Fortbildung des byzantiniſchen, unter mandyfacdher Auf- 


und Zweigen des frühromanijchen B.8 wurden. b) Die | nahme fremder Elemente; jefundär; b)die neuere abejjini- 


jafjanidijche Baumeife,nebena aus römischen Formen her⸗ 
vorgegangen, unter Aufnahme perfiicher, ägyptiſcher und 
aſſyriſcher Elemente. 

2. Der byzantinijche Bauſtil, neben 3. aus echt rö- 


nischen u. orientaliichen Formen; auch er trieb lofale Abs | 
| armenifche Baumeije, 1240 bis jept. 


zweigungen, unter denen zu nennen find, die abeſſiniſche, 
armeniſche, foptiiche, mingreliiche, ruſſiſche und ſerbiſche 
Baumeife, jomwie die Oſtgothenbauten. 


3. Derromaniijhe Bauſtil, aus dem lateinischen | 


mit Hinzutreten byzantinijcher Elemente hervorgebend u. 
fich vom jetundären zum primären durdparbeitend, Hier 
fann man unterjcheiden: a) Vorjtufen: Meropinger- 
bauten u. Ojtgothenbauten; b) frühromanijcher Bauftil 
der Karolingerzeit 774—900, mit der Abzweigung der 
angeljächiiichen Bauweiſe u. dem Unterzweig der iriſchen 
Bauten; c) mittelromanijcher B., Zeit der Sachſenkaiſer, 
900—1050; d) jpätromanischer B. der fräntiichen Kai— 
jer, 1050—1150, mit der lombardiſchen Bauweije als 





iche Kunſt; e) die deutſche ſchweizeriſche Holzarditektur. 

2. Jslamitijche. a) Die türkiſche Bauweiſe, 1453 
bis jegt; b) die neuperjiiche Bauweiſe, 1300—1732; c) 
neuere ojtindo-mahommedanijche Baumweife, 1330— 1658; 
d) die modern=ägyptifche Baumeife, 165 bis jept; e) die neus 


Sämtlich aus den sub III genannten, unter theilweijer 
Aufnahme fremder Elemente entjtanden; jehundär. 

E. Bauitile aus bewußtem Rüdgang auf frühere 
Kulturitufen: 

1. Sog. moderne Baufile, hervorgerufen durch die wieder 
auf die Antike geleitete Aufmerkſamkeit u. die Forſchungen 
in römiichen Gebäuden. Borftufen find: a) Die italieni— 
ſche Frührenaiſſance, bej. in Venedig; b) die Deutjch- 
renaifjance oder der jogenannte neugothiihe B.; c) die 
gleichzeitige franzöfiiche, beigiiche, jpanifche ꝛc. Früh— 
renaifjance; d) der jogenannte Elifabethitil in England. 
(Alle diefe Bauweifen tragen augenfällig, zum Theil in 


317 


jehr unorganiſcher Zujammenftellung, die Zeichen des ; Runen, weldye wahrscheinlich vor Einführung des Chriſten— 
Kampfes zwiichen antiken Details und gotbiihen Haupt= | thums zum Andenken nordiſcher Helden errichtet find. 
formen an ſich.) e) Die eigentliche Renaifjance oder ein: | Bautag, m., der Tag, an welchem die Baufrohnen (j.d.) 
renaiffance, ein jetundärer Stil, Nahahmung des römi: | von den dazu VBerpflichteten geleiftet werden müſſen. 
jchen ; f} der Baroditil, ſchwülſtige Ausartung ter Renaij- | Bautare, f., frz. taxe, engl. assize, von den Behörden 
jance; g) Rococo⸗, aud) franzöfticher oder Jejuitenftil ge= | hier u. da angeordnete Beitimmungen in betrefi des Ar— 





nannt, und Bopfitil, ernüchtertes Rococo; h) neufranzö— 
fifcher Stil, Stil Louis’ XVL., verfehlter Verſuch einer 
Reinigung des Stils, auch napoleonijcher od. franzöſiſcher 


beitölohnes der Bauhandwerfer, ſowie des Preijes ver: 
ſchiedener Materialien und einzelner Arbeitsleiftungen. 
Baute, f., 1.j.v. mw. Baude. — 2. ſ. v. w. Gebäude, im 





Revolutionsjtil, Jmperialjtil genannt, jetundärer Stil, | Bau begriffen, meiftens im Plural gebräuchlich. 

aus mißverjtandener Nachahmung des römischen, mit Bei: | Bauthaler, ın., eine zum Andenken an einen wichtigen 

mengung griechijcher und ägyptiſcher Elemente entitanden, | Bau geprägte Münze. 

nicht volljtändig ausgebildet; i) die neuere,namentlich von | Bautisterio, m., jpan., j. Baptijterium, 

Scintel bervorgerufene Richtung, die man griechiſche Bauunternehmer, m., franz. entrepreneur m. de bä- 

Renaifjance nennen könnte. | tisse, engl.undertaker, adventurer, contractor, eigent⸗ 
2. Ehlcktizismus des 19. Jahth. verfucht fich in der Nach- lich Baulieferant; neuerdings werden öfter wie früher 

abmung aller bis jetzt dageweſenen Stilformen, u. bringt | ganze Bauten an Bauunternehmer in Verding gegeben. 

auf dieje Art bei Nahahmung primärer Stile jetundäre, | So viel Bequemlichkeit auch für den Bauherrn und Bau— 

bei Nahabmung ſekundärer Stile tertiäre Gebilde zum | führer hieraus erwächſt, fo ijt doch dieſe Manier nicht ge— 

Vorſchein. In Deutſchland haben ſich auf diefe Weife | rade jehr rathſam. In den letzten Jahren nennen id) jo 

mehrere Schulen gebildet, die in lebhafter Bolemit einander | die felbftändigen Unternehmer von Neubauten, richtiger 


l 


gegenüberjtchen, indem jede behauptet, der von ihr bevor— 
zugte Stil jei der für Deutichland im 19. Jahrh. allein 
richtige. Dan könnte unterjcheiden: 1. gräzifirende Rid)- | 
tung: Schule Schintels oder ältere Berliner Schule, und | 
Schule Klenze's, Ottmer in Braunſchweig ꝛc. — 2. Ro: 
mantijche Richtung, in gutgemeinter, aber zum Theil nicht | 
völlig verjtandenerNahahmung des Mittelalters; a) alt: | 
chriſtliche Schule: Hübſch, Ziebland ıc.; b) romanijche 
Schule: Gärtner, Boit, Eijenlohr ꝛc.; o) gotbiihe Schule: 
Heideloff, Ohlmüllerıe. — 3. Renaiffance: Semper, Yaves, 
Vanghans, Leins. — 4. Sogen. italieniihe Nenaifjance, | 
Gemenge griechiicher und römiſcher Formen unter Anz | 
Ichnung an die pompejanijche Weiſe. — 5. neuere Gothik: 
a) Kölner Schule: Zwirner, Schmidt, Schmig, Statz; 
b)hannöveriche Schule: Haaje u. jeineSchüler; e) Kafjeler 
Schule: Ungewitter u. feine Schüler; d) engliſche Schule, 
theils jtreng auf nationaler Tradition fußend, theil® an 
normanniichen Stil ſich anlehnend; e) franzöfiiche Gothik: 
Violet le Duc x. — 6. Wiederaufnahme des Baroditils. 
— 7, Biederaufnahme der deutichen Frührenaiſſance. 

F. Auch über die Erfindung eines neuen Stils hat 
man vielfältig gejprochen und gejtritten, als wenn über: 
haupt ein Stil erfunden werden könnte. Moden lafien 
ſich erfinden, Sitten aber nidjt, und der Stil nimmt eine 
ähnliche Stellung ein wie die Sitte. Immer den Bedürf: 
niffen ftreng gemäß bauen, dem Standpunft der Technik 
angemefjen tonftruiren und die Dekoration organijch aus | 
der Konitruftion entwideln, dies ift der einzige Weg, deſſen 
Berlaufvielleicht im Zeitraum emes halben Jahrhunderts | 
jtrenger Befolgung von Seiten aller Ardjiteften zu einem | 
neuen Stil führen würde. So fonnten denn die von den 
Münchener Architekten unter König Marimilian IL., von | 
Rolf in Braunfchweig und manden Anderen gemachten 
Verſuche, troß aller hübjchen Einzelreiultate, die fie er— 
zielten,, doch nicht zu dem angejtrebten Ergebnis führen. 
Geringe Anfänge zu ftilgerechter Durchbildung moderner 
Konſtruktionsweiſen, jtilgerechter Erfüllung moderner 
Bedürfnifie finden fich hier und da an Ingenieurbauten, 
Bahnhöfen, Brüden zc., weil die Ingenieure in der Regel, 
nicht durch das Studium der Gejchichte der B.c voreinges | 
nommen, jelbjtändiger als die Architelten, direft aus dem | 
Bedürfnis und der Technik heraus die Bauformen ent: 
wideln. Vergl. darüber d. Art. Akademie, Aeſthetik und | 
Architeftur. [.Ms.] 

Bauftoff, m., f. d. Art. Baumaterial. 

Bauftürk, n., j. d. Art. Baufeld. 

Bauftyl, m., ſ. d. Art. Bauſtil. 

Sauta, f., Bautafein, m., frz. pierre de bauta; im Nor: 
den, bei. in Skandinavien, heißen jo die meiſt jchlanten, 
aufrecht jtehenden Gedentiteine ohne Inſchrift oder mit 














Baufpekulanten genannt. 

bauverkrüppeln, att. 3. (Bergb.), Gruben u. Schächte 
jo unrichtig anlegen, daß aus ihnen Erze, Wajjer ꝛc. gar 
nicht od. nicht in genügender Weife zu gewinnen, aud) keine 
frische Luft (Wetter) bineingebracht werden fann. 

bauverridhten, aft. 3., den Grubenbau regelrecht be= 
treiben, 

bauverftändig, adj., frz. expert, nennt man eine Ber: 
fon, weldye entweder auf theoretiichem oder praktiſchem 
Weg die Regeln der Baukunst genügend verjtehen gelernt 
hat, um irgend ein Bauwerk nad) jeinen einzelnen Theilen 
— und nöthigenfalls einen Bau ſelbſtändig zu 

ühren. 

Bauverwalter, Bauvogt, ın., der mit der Leitung eines 
privaten oder öffentlichen Baues beauftragte, in legterem 
Hall einer Behörde untergeordnete Beamte, welcher zu: 
gleich die zu Ausführung des Baucs nöthigen Gelder zu 
verwalten bat. 

Bauverzierung, f., frz. ornement m. architectoni- 

ue, nennt man alles Dasjenige, wad man irgend einem 

auwerk in der Abjicht binzufiht, um es dem Auge an 
genehmerzu machen. Dieſe Zugaben bilden die accefiorijche 
oder zufällige Schönheit, da die wejentliche Schönheit eines 
Bauwerkes hauptiächlich auf der richtigen Anordnung der 
einzelnen Gebäudetheile, der Berhältniffe zc. beruht. Man 
fann fie in aftive, organiſche oder aud) motivirte, und paſ— 
five, unorganijche oder zufällige eintheilen. Zu den afti- 
ven gehören die Säulen, Pfeiler, Thürgewände, tonjolen, 
Simje, Sohlbänte xc. ; zu den paſſiven Rojetten, Frucht: 
ihnüre fowie allenurals Verzierung dienende Geſimſe, 
Arabesten, Bildhauer:, Stulfatur: u. Malerarbeiten, u. 
fommt es bei ihrer Anwendung vorzüglich auf genaues 
Abwägen des Bedürfnifjes nad) Verzierung, auf richtige 
Wahl der Stelle zur Anbringung, dann aber auch auf 
richtigen Sinn für Formen und Farben an. Uebrigens 
find rein pafjive Verzierungen zu vermeiden, Bergl. aud) 
d. Art. Nejthetit, Verzierung, Ausſchmückung, Dekoration, 
Entwerfen ıc. 

Bauweife, f., ein noch nicht zur völligen Ausbildung 
gedichener Bauftil, oder aud) eine lofale, provinziale xc. 
Strlabzweigung, ein Zweigſtil; ſ. d. Art Bauſtil. 

Bauwerk, fr;. bätiment, m., construction, f., engl. 


' building, constructure, heit jedes Erzeugnis der bauen- 


den Gewerbe, alfo auch des Wafjer: u. Straßenbaues x. ; 


dieſer Begriff iſt alfo bei weitem umfajjender als der des 


Wortes Gebäude, welches in der Regel nur ein Erzeugnis 

des Hochbaues umfaßt; vergl. d. Art. Bebäude. 
Bauwefen, n., Inbegriff alles Dejien, was zu Aus: 

führung u. Unterhaltung eines Bauwertes erforderlich ift. 


Dauminde 





318 


Bauzeit ” = 








Baumwinde oder Wagenwinde, f., jr}. erie, m., cric a 
er&maillere, engl. lifting-jack, tooth- and pinion-jack, 
bejteht aus einer gezahnten Etange, die mit Hülfe eines ges 
zahnten Rades u. einer Kurbel bewegt wird; jo fann man 
die auf der Stange rubende Laſt auf Heinere Höhen heben. 
Bei neueren Konjtruftionen ift auch wohl die aezahnte 
Stange behufs gröherer Hebefähigfeit durch eine eiferne 
Scraubenipindel eriegt, die mit Hülfe einer Schraube 
ohne Ende in Bewegung geſetzt wird; vergl. d. Art. Fuß— 
twinde und Winde, 

Bnuwifenfhaft, f., franz. science f. architecturale, 


architeetonique, f., engl. architeetonies, pl., Lehre von | 


der Baufunjt, theoretiſcher Theil der Architektur (j. d.). 
bauwäürdig, adj. (Bergb.), heiken jolche durch Schürfen, 
Bohren oder Suchſtollen gefundene Erz- oder Mineralien= 


— M 
7 
— 


Fig. 488. 


anbrüche, welche für die Anlage eines Bergwerfsein gutes 
Ausbringen in Ausſicht jtellen, 

Bauzaun, m., j. Bauplante. 

Bauzeichnung, f., Bautiß, Werkriß, m., frz. plan, m., 
trac&, m., engl. plan, plot, tracin for building, work- 
ing-drawing. So werden alle den zur Ausführung bes 
jtimmten Entwurf eines Gebäudes darjtellenden, bei. aber 
diejenigen Zeichnungen od. Riſſe gen., welche zum unmit— 
telbaren Gebrauch für Zimmer: u. Maurerparliere aufden 
Bauplägen dienen u. mit der größten Genauigkeit gezeich- 
net jein jollen. Vorzüglich müſſen jämtliche Mähe richtig u. 
mit deutlichen Ziffern darin eingezeichnet fein; auf Schön- 
heit der Zeichnung fommt es hierbei weniger an als auf 
deren Deutlichkeit; auch pflegt man fie der längeren Dauer 
halber oft auf Leinwand zu ziehen. Außer diefen Erempla= 








eins für den Bauherrn, eins behujs Anfertigung der An- 
Schläge und in den meiſten Ländern zivei zur Einreichung 
an die Baupolizei, behufs Erlangung der Baufonzeifion. 
Neuerdings pflegt man die Vervielfältigung meiſt nicht 
mehr auf dem früher jo umftändlidhen Weg des Kopirens, 
od. dem fchnelleren, aber unzuverläffigen Weg des Durch: 
ſtechens, Baufens ꝛc. (f. d. Art. Kopie) vorzunchmen, ſon— 
dern man zeichnet ein Eremplar mit autographiſcher Tinte 
und läßt cs aufStein über- und von diefem abdruden. Zu 
dem vollitändigen Eremplar einer B. gehören Grundriſſe, 
Aufriffe, Durchichnitte, wozu in vielen Fällen noch peripef- 
tiviiche Anfichten fommen; j. d. Art. Anſicht, Aufriß. 
Dedenriß ıc. [.Ms.) 

Bauzeit, f., fra. saison A bätir, engl. building-season, 


die zum Bauen vortbeilhafteite Zeit. Gewöhnlich nimmt 





Bazar ir Stonftantinopel, 


man an, daß der Monat März, in welchem man feinen 
heftigen Froſt mehr zu befürdyten hat, amı geeignetjten zum 
Beginn des Bauens ſei, von welcher Zeitan manunbejorgt 
bis Anfang Oftober fortbauen fann, wobei man aber, wenn 
irgend thunlich, es jo einrichten muß, daß das Dach be: 
reits Anfang August aufgerichtet wird, damit bei Eintritt 
der regneriihen Jahreszeit das Gebäude ſchon durch die 
Dadeindedung vordem Eindringen des Waſſers geihügt 
ift, während die im Auguſt und September häufig noch 
eintretende Hitze und der Luftzug durch die nod) offenen 
Fenſter u. Thüren jehr zum Austrodnen beiträgt. Fängt 
man aber zu früh an oder hört zu jpät auf, jo friert der 
Kalkmörtel aus, die nöthige Verbindung desielben mit den 
Steinen tritt nicht ein, und bef. der Ru fällt dann leicht 
ab. Bei vielen Bauten fommen aber oft andere Intereſſen 


ren, — vor ihnen, werden noch mehrere andere, in der mit ins Spiel, welche maßgebend für die Wahl der Zeit zu 


Regel ſeinere, eleganter gezeichnete Exemplare nöthig fein: 


Anfang und Beendigung find; jo bei Wafferbauten, bei 





Bavette 


welchen der niedrigite Wajjeritand am günjtigiten zum 
Beginn des Baues iſt. Vergl. auch Aufbau u. Ausbau. 

Bavette, f., jranz., eig. Bortüdjlein, Bruſtlatz, daher: 
1. verzierende Einfaſſung einer Dadrinne, Sprißzblech, 
Scoßrinne; 2. Firjtbledy oder Gratblech von gewalztem 
Blei, Kupfer oder Zinf, engl. flashing. 

bavocher, v. a., jrj., eig. verwijcht, mit undeutlichen 
Konturen zeichnen, doch auch Schlecht anitreichen, anjudeln. 

Bavure,f.,fr}.,1.(ieh.)der Gußreif, Bart, die Form: 
nabt, Gußnaht. — 2. (Schmied., Schlojfer ꝛc.) der Grat, 





Bart an abgeichlagenen oder gefeilten Stücen, an durdy: | 0 


geichlagenen Löchern ıc., vgl. balevre. 

Bay, s., engl., 1. irz. baie, baye, f., bee, f., travee, f., 
das Joch, Fach, die Abtheilung; bay ofa barn, das Ban 
jenfad); bay ofa bridge, bridge-bay, das Brüdenjod, 
Brüdenglied, Jochfeld, Brüdenfeld; bay ofa ceiling, das 
Dedenfeld, Baltenfeld; bay of joists, die Baltenlüde, 
das Balfenfadh; bay of masonry, bay of bay-work, das 
Wandfach, Riegelfah; bay ofroof, das Sparrenfach. — 
2. fra. baie, f., &echancrure, £.: bay ofa door, die Thür: 
nijche; bay ofa window, die fyenjterniiche, der Fenſter— 
ausjchnitt; vergl. d. Art. Baye,f. — 3. In der Bedeutung 
enfterlichtes fommt das englijche bay vielfach in Kunſt— 
urfunden aus dem Mittelalter vor, und zwar häufiger 
als light und day; bay fcheint Fenfterlichtes in Bezug 
auf jeine architeftonijche Einreibung in das Geſamtge— 
rippe, jour, light u.day, in Bezug auf jeine Benugung zu 
bezeichnen. 

Bayart, m., frz., Tragbabre; j. Bahre. 

Baye od. bee, f., altirz. für baie (f. d.), engl. bay, ver: 


319 











Beam 


Einrichtungen, von dem einfachen, budenbejegten Blab bis 
zur reichverzierten überwölbten Markthalle, j. Fig. 488. — 
2. In neuerer Zeit ward dieje Benennung aud in Europa 
übertragen auf jede Kaufhalle für feinere Verkaufsgegen— 
jtände ; Hauptbedingungen bei Anlage eines Bes find große 
freie Eine und Ausgänge, freie ungehinderte Paſſage im 
Innern, gutes Licht, jonjt aber alle Eigenſchaften anderer 
Kaufhallen (i. d.). 

Bazar-Cobide, Ellenmä in Bengalen, ungefähr O,, m. 

Bajar-Gas, Ellenmäh in Surate (Djtindien) = 
rronea IM. 

Bazilla, f., Baceile, m., ital, 1. Flächenmäh auf den 
Joniſchen Inſeln — 0,105 gm. — 2. Körpermäß, bei. 
für Getreide, auf der Inſel Korfu etwa 26,,, 1., auf Ke— 
phalonia etwa 49,,, 1., auf Theati (Ithaka) 35,45 1., auf 
Zante u. umliegenden Infeln = 44,,,, 1. = 2220, Par. 
Kbkz. — 1985 Kbtz. rheinl. — 0,55, Berl. Scheffel. 

Beacon, s., engl., 1. die Barke, Buje, Wahrtonne. — 
2. Die Feuerwarte, der Leuchtthurm. — 3. (Kriegsb.) die 
Lärmſtange, Feuerbate. 

Bead, s., engl., die Berle, das Knöpfchen des Roſen— 
franzes, doch auch der Runditab; daher beads, pl., row of 
beads, bead-cut, bead-roll, der Berlitab, beperlter Rund: 
jtab, der Rojenfranz;b.ona corbel,die Rolle an einer Kon: 
jole der gewöhnlichen römischen (Form; cocked b., cock- 
b., der erhabene Rundjtab, Dreiviertelitab; quirked b., 
quirk-b., der gedrücdte Nunditab, lesbiicher Stab; reba- 





ted b., der in den Falz eingejepte Rundſtab, franzöfiiche 


Stab; recessed b., hollow b., der verſenkte Runditab. 
to bead, a. v., engl., veritäben; beaded beam, ver: 


tiefte Abtheilung, Kaſſene, Baltenfady, Joch einer Brüde, | jtäbter Balken; im anglosnormannijchen Stil beaded pa- 
eines Gewölbbaues, Fenſters, in legterer Bedeutung bei. | nel, j. v. w. Perlſtab, der in einem Hohlkehlchen ſitzt; bea- 
für die Lichtenöffnung des Joches eines mehrtheiligen | ded shaft, Schaft mit Rundftäbchen an den Eden; ſ. Fig. 


Fenſters, vgl. bay 3. 

Baylie, £., franz., mittelalt.lat. bayliam, Burghof; 
j. baillie 1 und Burg. 

Baysnettfiange, f.,j. Espagnoletteitange. 

Bayonettverfdhlufß, ım., frz fermeture f. a la baton- 
nette, engl. bayonet-lock; went man auf einer Blatte 
einen Ständer oder Säule, auf einer Röhre eine andere 
Röhre od. dal. fo befejtigen will, daß fie ziwar nicht wantt, 
aber doch leicht abgenommen werden fann, jo wendet man 
mit Bortheil den B. an, der in der Hauptſache aus Folgen— 
dem bejteht. Dereine Theil, der über den andern geſchoben 
wird, erhält einen kurzen Einschnitt inder Yängenrichtung, 
an den jich im rechten Wintel ein Quereinſchnitt anſchließt; 
der andere Körper iſt mit einem Knöpfchen, Banonetthaft, f., 
frz tenon (m.) à la batonnette, engl.bayonet-stud, ver= 
jehen; beim Aufſetzen num führt man jenen Einfchnitt über 
das Knöpfchen jo weit hinab, bis das Knöpfchen an den 
BWintel fommt, und dreht dann jo, daß es fich in den Quer: 
einjchnitt legt. 

Bay-stall, s., earoll, s., engl., Sig, in der Mauer: 
jtärfe an der Fenſterlaibung angebradit. 

Sayu-Balfam, ım., ein brüdiges Harz ohne Geruch 
und Geihmad,das vom weichhärigen Balfambaum (Bal- 
samodendron pubescens, Hook., Fam. Baljambäume) 
fommt, 

Bay-window, s., engl., die Ausluchte, ein polygoner 
Erler, wenn er von unten auf aus der Hausfront heraus 
tritt, alfo nicht auf Kragitein ruht; ſ. d. Art. Erfer. 

Bay-work, Stud-work, Frame-work, s.,engl.,das 
Fachwerk, Bindwerk, die Bundiwand, Fachwand; tobrick, 
to fill up the bays ofa baywork, die Fache ausmauern; 
to face the b. with bricks, die Fachwand verblenden; to 
nog the b., das Fachwerk ausfüllen; to nog the b. with 
sticks and loam, das Fachwerk ausſtaken. 

Bazar, m. (ipr. Baſſahr), urſprünglich Bazarä od. Ba- 
zaard, Taufch, Kauf; 1. arabifcher od, türfijcher Markt: 
plaß, bei den Mauren in Spanien Alcaijeria (f. d.) ges 
nannt. Die Bazard im Orient haben ſehr manchfache 





189 d, S. 104. 

beädern, alt. 3., 1. (Mal.) ſ. v. w. adern; ſ. Imita— 
tion. — 2. Holzriffe und Fugen mit platt gejchlagenen, 
breit gezupften Roßſehnen überleimen. 

Beak, s., engl., 1. Schnabel, Spitze, daber im anglos 
normannijchen Stil beak-moulding, Schnabelfries, j. 
Fig. 439, und beak-head, Schnabeltnopf, j. Fig. 490. — 





Fig. 489, Bu Art. Beak. Fig. 490. 

2. B. ofan anvil, das Amboßhorn. — 3. B. ofthe prow, 
die Schiffsſchnabelſpitze. — 4. B. of a ship, brow, der 
Sciffsichnabel, Bug. 

Beak-head, s., engl., 1.(Ornam.) f. unter Beak 1. — 
2. (Sciffb.) das Hallion. 

Beak-head- beam, s., engl. (Schiffb.), der größte 
Dedbalten. 

Beak-iron, s., engl., der Hornambof, das Sperrhorn, 
j. unter Aınbop. 

Beam, engl., 1. (Zimm.) Balten (ſ. d.), und zwar ift 
tie-b., oder tye-b. }. v. w. Anferbalten, Zugbalten ; bind- 
ing-b. ſ. v. w. Binderbalfen; camber-b. j. v. w. Kehl— 
balten, Stublbalfen;carved b.,‚dergeichnigte Balfen; col- 
lar-b. oder wind-b. j. v. w. Spannriegel oder auch Wind: 
riipe; beaded b., der verjtäbte Ballen; built b., der ver- 
ftärfte Balten; built indentedb., dovetailed b., joggle- 
b., der verzahnte Träger, das gejpannte Roß, der ver- 
ichränfte Ballen; fished b., der Balken mit Seitenver: 
ftärfung ; grooved b.,der ausgefalzte, geipündete Balten; 
prineipal b., chief-b., der Hauptbalten c. — 2.(Brüdenb.) 
b.ofa timber-bridge, der Tramen, Brüdenträger, Brük— 
tenbalten; b.ofa military bridge, der Tramen, Brücken— 
baum; b. ofa draw-bridge, der Hebebalten, die Wippe; 


320 














Beam-head, s., engl., der Baltentopf (j. d.). 

beangern, alt. 3.(Wafferb.), dem Wegtreiben des Flug— 
janded am Fuß von Deicdyen durd) Anpflanzungen von Ge— 
bũſch entgegenwirfen. 








bebrücen, att. 3.,miteiner Brücke verjchen, z. B. einen 


Fluß b. 


Bee, m., ft;., Schnabel, daher: 1.b. de la patte d’une 


‚ancre, die Anteripige, Anterpünte. — 2. b. de grue, der 


Krabnbalten, Schnabel des Krahns. — 3. b. à gaz, Der 


‚ Brenner, Gasbrenner. — 4.b.d’äne(bedane, m., Zimmt., 


Tiſchl.), der Lochbeitel, Stechbeitel. — 5.b. d’äne (Schloii.), 


beankern, aft. 3. (Uferb.), mittels Antern befeftigen ; | der Kreuzmeißel. — 6. b.de cane, b.de canne (Schlojj.). 


j. d. Art. Anter III, ©. 110. 

Bean-tree, s., engl.,der Bohnenbaum (j.d.). Vgl. auch 
d. Art. Ebenbolz. 

Bear, s. (Hüttenw.), die Sau, Ofenſau, Anja von 
Friſcheiſen im Hohofen. 

to bear, tr. v., engl., tragen, jtüßen; bearing staff, 


Theilungspfoiten einer Zweilichtentbüre; bearing wall, | 


die (das Bebälf) tragende Mauer. 
bearbeiten, aft. 3., rohes Material mit dazu pajjenden 
Werkzeugen zu einem Zwed tauglich machen. Ueber die 
Bearbeitung der Hauiteine j. Behauen, Hauftein ꝛc.; über 
die Bearbeitung des Holzes j. d. Art. beihlagen, hobeln, 
jägen, Holzbearbeitungsmaſchine u. viele andere Artikel, 
ebenjo über die Bearbeitung anderer Materialien. | 
to beard, tr. v., engl. (Zimm.), dünner hauen. 
Bearer, s., engl., 1. (Zimm.) auch, genauer, 


brüden. — 2. (Schmied.) B. of fire-bars, b. of agrating, 
der Rojtträger, Roftbalten. 

Bearing, s., engl., 1. (Zimm.) b. ofa beam, die Frei— 
tragung, Tragweite, Ballentracht, freitragende Länge 
eines Balkens. — 2. (Bergb.) b. of a lode, das Streichen 
eines Ganges. — 3. (Maſch.) b. of a shaft or axle, das 
Wellenlager, Adjslager ; b. of a spindle, das untere Fuß— 
lager, Spurlager, Zapfenlager. — 4. Feldm.) b. taken, 


b. laid down, b. protracted, die Bifirlinie, aud) line of | 


direction genannt. 
Bearing-pile, s. (Waijerb.), der Roſtpfahl. 
Bears-beech, s., engl., j. dv. w. Alanthus (j. d.). | 
to beat, a. v., engl., jchlagen; 1. to beat away the | 
ground (Bergb.), durchörtern, auffahren, hereinjchlagen. | 
— 2. to b. down the paving (Pjlait.), rammen, bejeßen. | 
— 3. to b. out the iron (Scdymied.), aushämmern, aus: | 
ichmieden ; to b. out the sheet-iron, gleichen, ftürzgen. 
beaten (adject.), engl., aeihlagen; b. cobwork, der | 
Piſéebau. 
Beater, s., engl., 1. (Töpfer u. 


3. (Maur.) die Kalttrüde, das Rudel, 

Beaudgeer, m , frz. (pr. Bodichehr), d. h. 
auf den flachen Dächern der perſiſchen Wohnbäufer ein | 
Aufbau, bald ähnlich dem Mulkaf der ägyptiſchen Wohn— 
häuſer, bald in Form einer Mauer, um den Wind zu fans | 
gen, und jo theils jeine Kraft zu brechen, theilsihn zu wir= 

elnder Bewegung zu zwingen und jo zur Ventilation zu 

benugen. 

Beaufroy, beauffroy, ım., fr3., ſ. v. w. Beffroy ; j. d. 
Art. Bergfried. 


b. of 
beams, binding-beam, der ünterzug, Träger; b. of car- 
riage-bridge, der Support, die Tragjchwelle bei Wagens | 


Ziegler) der Thondre- | 
icher. — 2. (Zimm,, Steinm.) der Schlägel, Klöpfel. — | 


Windjang, | 





Beauffihlagung, f. (Mafchinenb.), bei Tangentialrä= 
dern die Art u. Weije, wie das Waſſer in das Nad zutritt; 
man unterjcheidet deshalb Tangentialräder mit innerer 
u. jolche mit äußerer B., je nachdem das Waſſer von innen 

utritt und nach außen bin ausftrömt oder umgefebrt; j. d. 
Art. Wafjerrad. 

Beaupr6, m., frz., — —— j. d.). 

Beaurveau, ın., ft3., j. Beveau. 

bebaaken, bebaen, at. 3., 1.5. d. w. abbaafen 1. — | 
2. |. v. w. abbaaten 2., engl. aud) to buoy. 


f 


der Kaſtenkopf, Katzenkopf, der Entenicynabel; serrure a 
b. d’äne, das deutſche Schloß, Halbtourſchloß. — 7.b.de 
eane (Bergb., Steinbr.), die Erdhaue; b. d. c. a töte, Die 
Hammerhaue. — 8. b. de canon (Tiſchl.), Ausräumer, 
dünner und langer Stechbeitel zum Aushöhlen der Waſſer— 
naſe, Hohlkehlchen ꝛe. — 9. b. de corbin, b. à corbin 
(Steinm., Bildh.), das gebogene Hobleifen, der Raben: 
ichnabel, der gefröpfte Hohlmeißel. — 10. b. de corbin 


— 





495. 


194. 


Fig. an. 492. 


4u8. 
Zu Art. Bee. 
(Drnam.), der jteigende Viertelftab als Brühl dienend, 
j. Fig. 491 u.492, befonders wenn er, ühnlich der Capota 
($. d.), vor der darunter ſtehenden Platte vorragt und mit 
einer Waſſernaſe verſehen ift, ſ. Fig. 493 und 494. — 11. 
b. de chouette, ſ. v. w. Adlerſchnabel (j.d. u. Fig. 69). — 
12. b. de larmier, mouche pendante, Wafjernaje an 
einer Hängeplatte oder einem in ähnlicher Weije vortre= 


ıtenden Glied, ſ. 3. B. a. in Fig. 495. — 13. b. d’oiseau, 
|}. beak, birds-beak und beak-head. — 14. b. de pile 


(Brüdenb.), das Pfeilerhaupt, der Pfeilerfopf; b. d’a- 
mont, avant-b., Kronpfeilerfopf, Pfeilervorbaupt, Pfei— 


| lervorſpitze; b. d’aval, Pfeilerhinterhaupt, Pfeilerſterz, ſ. 
| arriere-b. — 15. b. de 


ot, b. d’aiguiere, b. de vase, 
Tülle eines Gießgefäßes, Base Schneppe. 

Becasse, f., jranz., 1. (Hüttenmw.) das Gichtmäß. — 
j. Bartajie. 

Beeccatello, m., ital., Kragſtein; f. d. Art. Corbel. 
B£chard, m., frz., die Doppelhaue, Zweipide. 

Böche, f.,frz.,1.(Erdarb.) der Spaten, das Grabicheit: 
b. courbee, die Schaufel, Schippe. — 2. (Schmied.) die 
Aufichlageihaufel. 

Beer, m., 1. aud) Krater, Keffel genannt, lat. cupa, 
gubellus, gobelettum, fr3.coupe, gobelet, godet, engl. 
cup,beaker, Trinfgefäß ohne bei. Fuß, vgl. d. Art. Kelch. 
In der heidnifchen Symbolif Sinnbild des geiftigen und 
phyſiſchen Werdens, der Nahrung, des Ueberflufjes; At— 


2 


tribut des Hermes, Anubis, Bacchos, Herakles, Salomo, 


Alerander. Doppelter Becher: Symbol des freien Willens 
zur Wahl zwijchen Gutem und Böjem. (Die Seelen be: 
fommen aus ihrer Heimat aufdie Erdeeinen Doppelbedher 
mit, von dem der eine Theil,der feuchte Dionyjostelch, zur 
thieriſchen Sinnlichkeit, der andere, Becher der Weisheit, 
zurSehnſucht nach derWelt der Ideale entflammt. Weiteres 
j. in M. M.a. W.— 2. Theile der Dampfmaſchine ſ. d.). 
— 3. Ueberhaupt trichterförmige Vertiefung. — 4. Rein: 
mäß u. Kornmäh in mehreren Gegenden; j. d. Art. Mäß. 
— 5. Hydrometriſcher B. ; eine oben trichter= oder becher⸗ 
örmig auslaufende Röhre von circa 7 cm. Durchmeſſer, 
28 cm. Höhe, weldye dazu dient, um Heine Wafjermengen 
meſſen zu lönnen. Zu diefem Zwed ift aufen eine Glas— 
röhre angebracht, an weldyer man die Drudböhe (h) ab» 
lieſt und durch die Formel Q= u.F.V 2gh die Waſſer— 





I —— 


321 


Beerengrün 








menge berechnet, worin F der Querjchnitt des Mundſtücks 
iſt, aus welchem am untern Röhrenende das Waſſer aus: 
fließt, a ein Ausflußcoefficient = 0, — O,,,, je nachdem 
F den Durchmefjer von 3 — 23 mm. hat. 

Berhereifen, n. (Kupferihm.), Amboß mit ſchwachem, 
geradem, rundem Doppelhorn, zum Aufzichen gebogener 
Kupferbleche. 

Becherwerk, n., j. Elevator. 

Böchevet, m., frz. (Zimm.), Verbindung zweier ge= 
ſchwenkt neben einander liegender Hölzer, ſo daß das Zopf⸗ 
ende des einen neben dem Stammende des andern licgt 
u. fie zufammen ein Stüd von durchgängig gleicher Breite 
bilden; daher becheveter, v. a., frz., ſchwenken (j. d.). 

Berhner, m., ſ. Faulbaum. 

Becken, n., frz. bacin, bassin, engl. basin, bowl, lat. 
ciphus, bacchinum, bacea, 1. ftarf vertiefte Schüjjel von 

etall, Holz oder anderem Material. — 2. (Bergb.) der 
Gang madıt ein B., heißt: er fteigt in ftumpfem Wintel 
wieder auf. — 3. Jeder Waflerbehälter, vom Heinjten hin 
auf bis zu dem Hafenbajjin. 

Behhammer, Bihhammer, Pihhammer, m., 1.(Supfer- 
ichmied) ein jcharfer Hammer zum Einbeden, d. h. zum 
Unterſchlagen ded Drahts. — 2. (Steinm.) ein ſpitzer Ham—⸗ 
ner; j. Bide. 

Beck-iron, s., biek-iron, s., engl., ſ. v. w. beak-iron ; 
j. unter Amboß. 


B6euant, m., franz., jchiefes Lager in Schieferbrüchen. | 


B£eul, m., frz., Steife unter dem Gerüft in Steinbrüs 
chen, beſ. in Schieferbrüchen. 

Berzka, f., 1. polnijches Kornmäß, hält 36 Garniec 
oder 144 wart und ijt circa = 1371. — 2. Flüſſig— 


feitämäh in Krakau = 136,, 1.,in Baridau — 1001. | 


etwa. 

Bed, s., engl., 1. das Bett, Ruhelager. — 2. Die flache 
Unterlage, das Lager, aud) beddinggenannt, z. B. anvil’s 
bed, das Amboffutter, die Schabotte; b. ofthe flags, die 
Unterbettung des Fliejenpflafters. — 3. Die unt. Auflagss 
fläche, 3. B. b. of a stone, das Lager eines Steines im 
Bruch oder in der Mauer ; lower b., die Unterjeite, Lager— 
fuge; upper b., das Oberlager, Haupt; to hew the b. of 
a stone, das Lager behauen. — 4. Die Schicht, Lage, z.B. 
b. of ballast (Eijenb.), die Unterbettung; b. of flags, die 
Flieſenſchicht; b. of gravel (Pflajt.), das Sandbett; b. of 


ınortar, der Mörtelguß, die Mörtelſchicht; b. of stones, | 


dieSchicht Steine; b. of straw-sheaves, die Schaubenlage. 
— 5. b. of masonry,die Mauergleiche; b. of timber, die 
Balfengleiche. — 6. (Mineral., Steinbr.) das Lager, die 
Schicht, Bank, das Flötz, doch auch die Yagerftätte; b. of 
ore, das flache Erztrumm, die Banf; foliated b., die blät- 
terige Bank; first b., die Anbruchsbank; last b., end-b., 
die Schlußbank eines Steinbruch; natural b., die Lage— 
rung eines Befteins, das Bruchlager, die Lagerjeite eines 
Steined. — 7. (Wajjerb.) b. of a lock,der Schleufenboden. 
— 8. b. ofa pavement x. (Strahenb.), das Planum. — 
9. (Hüttenw.) b. of a furnace, die Sohle, der Herd. — 
10.b.ofariver, bottom, Flußbett. — 11.b.oftrestles, 
die Faſchinenbank. 

Bedanhung, f., frz. couverturef.d’'uncomble, toiture, 
f., garniture f. de comble, engl. roofing, covering ofa 
roof (Bauf.), die ein Bauwerk vor den üblen Einwirkun- 


telalter waren die engliihen Schlafzimmer mit einem er— 
höhten Tritt verjehen, auf dem zwei Betten ftanden, the 
standing bed für den Herrn und thetruckle-bed fürden 
Diener, 

Bed-corner,, s., bed-side, s., engl., die Bettnifche, 
Hölle, der Bettgang. 

bedeckte Batterie, £., j. Batterie. 

bederkte Gänge in Bärten, ſ. Gartenanlagen. 

bederkter Weg, m. Kriegsb.), frz. chemin couvert, 
auch gededter Weg, j. d. Art. Feitungsbau und Weg, be: 
deifter. [Ptz.) 

bedeckte Sappe, f. (Kricgsb.), ſ. d. Art. Sappe. [Ptz.) 

bedeichen, alt. 3., frz. fournir de digues, engl.to fur- 
nish with ponds, Marjchländergegen die Einwirkung der 
Meeresfluten durch Anlage von Deichen (j. d.) jhüpen, 
bewahren. 

Bed-hangings, s. pl., engl., der Bettumbang, die 
Bettvorbhänge, das Beitbehänge, der Betthimmel. 

bedielen, dielen, at. 3., frz. plancheier, engl.toboard, 
den Fußboden eine Raumes mit tannenen, kiefernen, 
eichenen x. Dielen, Bretern od. Bohlen belegen. Näheres 
ſ. ind. Urt. Dielung. 

Bedielung, f., frz. plancheiage, m., engl. boarding, 
die Handlung des Bedielens; j. d. Art. Dielung. 

Bedingungspleichung, f.irz.öquation f.decondition, 
engl. equation of condition (Wath.), ift eine Gleichung, 
die eine beftimmte Beziehung oder Eigenſchaft von Größen 
analytiſch ausdrüdt; jo wird 3.8. die Eigenihaft, daß 
‚ ein Dreied mit den Seiten a,b, ce, bei weldem c die größte 

Seite ift, rechtwinklig jei,durch die Gleichung a? b’= c? 
volltommen bejtimmt wiedergegeben. Derartige Glei— 
ungen dienen, wie alle algebraiichen Gleihungen (im 
Gegenſatz zu den analytifchen), zu Ermittelung der unbe- 
fannten Größen aus den befannten; hat man gerade jo 
viel von einander unabhängige Gleichungen wie Unbe— 
fannte, jo erhält man ganz bejtimmte Werthe für diefe 
legteren; hat man weniger Öleichungen als Unbekannte, 
fo wird die Löfung unbeitimmt und die Aufgabe gehört in 
das Gebiet der unbejtimmten od. diophantiichen Analyjis 
(ſ. diophantifch); hat man endlich mehr Gleichungen ala 
Unbelannte, wie in der angewandten Mathematik ſehr 
häufig, wo man jede Beobadhtung in eine Bedingungs- 
gleihung leiden fann, fo giebt die von Karl Friedrich 
Gauß erfundene Methode der kleinſten Quadrate 
(f. Quadrat) die wahrjcheinlichjt richtigen Werthe an. 

Bed-mould, s., engl. Unterglied, Tragglied, 3. B. das 
Stäbchen unter dem Karnies oder der Sima. 

Bed-moulding, s., engl., Unterfims, Gruppe der Un— 
eg oder Trageglieder, z. B. unter der Hängeplatte; 

. Sims. 

Bed-plate, s., engl., die Zagerplatte, 1. b. ofa ma= 
chine, die Grundplatte, Fundamentplatte. — 2. b. for 
rails, ground-plate, offset-plate (Eijenb.), die Unterlags- 
platte, Stoßplatte, Stublplatte. 

Bee, f., Brovinzialismus im nördlichen Deutjchland 
für Lichtenöffnung; hängt vielleicht mit dem englijchen 
bay zuſammen; ſ. auch den folgenden Artitel, 

Böe, £., frz., 1. aud) baie und baye gejchrieben, Joch, 
Lichtenöffnung, Thürnifchere. — 2. Auch abée gejchrieben, 
| NAusmündung des Mühlgerinnes, durch welche das Waſſer 








gen der Witterung von oben zu ſchützen bejtimmte Ueber- auf die Räder läuft: Gcoulement à gueule b., der volle 


dedung; diejer Zweck wird entweder durch Ueberwölben 
mit Steinen oder durch gehörig verbundene Hölzer, 
welche mit Strob, Bretern, Schindeln, Steinpappe, As— 
phalt, Dachziegeln, Schiefer oder mit Metallen belegt 
werden, erreicht; ſ. d. Art. Dad, Dachkonſtruktion, Dach— 
dedung x. 

Bed-built, s., bed-joint, s., horizontal joints, of 
the bed, s., engl. (Maur.), die ruhende Fuge, Yagerfuge, 
Ruhefuge, Bettungsfuge. 

Bed-chambre,s.,engl., Schlafzimmer; im jpätenMit- 

Mothes, Illuſtr. BausLeztton. 4. Aufl. I. 


Ausfluß. 

Beech, beach, s., engl., die Buche, Rothbuche. 

beecken, alt. 3. (Zimm.), ſ. abtanten 1. 

Beerbank, f. (Ziegelf.), ein Tiſch, auf welchem man die 
Ziegelmafje mit Mefjern zerjchneidet, um diejelbe von 
Steinen zu fäubern. 

Beerengelb, n., frz. style de graine, bereiten die Hol« 
länder aus dem Saft, des Kreuzdorns (Rhamnus ca- 
thartius). [ Wf.] 





» s 


Beerengrün, n., j. Saftgrün. 


4 




















Beerenroth 322 Befefligungsmanier 
_ Beerenrot 3 n., heißen die in den verichiedenen rothen mit Erfolg behaupten tann. Es giebt nun Orte (Bunte), 
— — B. Johannisbeeren, enthaltenen rothen Farb: welche vorausſichtlich nicht blos für einen Krieg, ſondern 
itoffe. [ Wf.| dauerndeine jtrategiiche Wichtigkeit haben, u. foldhe werden 


Beet, n. (in Schwaben Bet,n.), fr. couche, planche, f., 
arterre, ım., engl. bed; 1. ein Stüd Feld zwiichen zwei 
urchen, bei feucchtem Boden ſchmal und nach den Furchen 

jteil abfallend, bei trodenem Boden breit und flach anzu— 
legen. — 2. Ein Stüd Gartenland zwiſchen zwei Wegen. 
Die B.e für Pflanzen, an denen viel gearbeitet werden 
muß, die überhaupt zugänglid) fein müſſen, z. B. Gemüſe, 
Spargel, Erdbeeren ıc., dürfen nicht über 1 m. breit ge= 
macht werden. Die B.e können natürlich allerlei Bejtalt ers 
halten u. heißen danach: vierediges B., frz. parterre carre, 
carreau, m.; rundes B., rondel; jchräges B., dos d’äne; 


erhöhtes B., dos de carpe; langes ſchmales B, auch Ra= 
batte gen., frz. plate-bande, f., engl. plat-band; rundes, | 


erhabenes B.,couche en dos debahut; vertieftes Rajen- 
beet, boulengrin, engl. bowling-green; B. längs einer 
Mauer od. dal., frz. cötiere x. Mehr j. unter Garten x. 
— 3. In Salzgärten (ſ. d.) eine jede einzelne Abtheilung. 
— 4. Auch Bede, ſ. v. w. Frohn, ſ. Banbede, aud) ſ. v. w. 
Betfuhre (f. d.). 

Beeting, Beting, auch Bäting, f. (Schifib.), frz. bitton, 
m., bittes, f.pl., engl. bitts, pl., ein Gerüft, beitehend aus 
zwei hinter dem Fockmaſt auf Ded jtehenden, durch Oeff— 
nungen, die Beetingsfpuren, in den Raum hinabgebenden 
und dajelbit befejtigten Hölzern, den Bertingsfpeuen oder 
Beetingsküßen, frz. montants des bittes, engl.standards, 
bitt-pins, die ca. "/,—*/,m. von ihrem oberen Ende herab, 
aljo noch iiber dem Verdeck, durch einen Holm, den Bectings- 
balken, frj. traversin, engl. crosspiece, verbunden find, 
und um welche die Ankertaue ſowie andere Tauenden zu 


deren Befejtigung gefchlungen werden, zu welchem Behuf 
ftarfe Holzjtifte oder Eijenbolzen, Beetingsbolzen, frz. pail- 


les f. des bittes, engl. bitt-bolts, in die Balfen einge— 
ſchlagen find. 


daher ſchon in FFriedenszeiten mit joliden Befeftigungen 

aus Stein, Eijen u. Erde umgeben. Man nennt dieje be- 

ftändige od. permanente Befejtigungen; mit ihnen 

Dee gt fi) die Nändige Gefeſtigungskunſt, Feſtungsbau— 
funft (j.d.). Eine andere Klafje von Befejtigungen werden 

um jolche Bunkte ausgeführt, welche ihre Wichtigkeit nur 
| für einen jpeziellen Krieg, alſo für eine kürzere Zeit behal— 
ten. Man nennt fie proviforifche. Ihre Erbauungs®- 
zeit fällt meijt in den Krieg jelbit und berechnet ſich nad) 
Wochen, höchſtens Monaten. Ihr Material ijt Holz, Eifen, 
Mauerwerk und Erde. Mit ihnen beſchäftigt jich die pro- 
viforifche Befefigungskunf. 

Endlich giebt es audy Punkte, die nur für eine ſchnell 
vorübergehende Kriegshandlung wichtig find, z. B. für 
eine Schlacht. Die Vertheidigungseinrichtung derjelben 
wird paſſagere oder Feldbefeſtigung genannt. Sie 
muß in möglichit furzer Zeit, meijt in wenigen Tagen, oft 
jogar ineinigen Stunden, aus den zunächit vorgefundenen 
Materialien, Erde, Holz, felten Eijen, bergejtellt werden. 
Mit ihr befaßt ſich Die Seldbefeſſigungskunſt. Ptz.] 

Befeftigungsmanier, f., Befefigungsigfem, Fortifika- 
tionsfpflem, n., frz. systöme m. de fortification, engl. sy- 
stem of fortification, methode of fortifying, die be— 
ftimmte, von gewiſſen Grundfägen ausgehende Art und 
Weiſe, befonders permanente Befeftigungen anzulegen. 
Im Lauf der Zeiten mußten mit den Fortichritten der Bau— 
funft, Waffen u. Kriegführung diefe Grundfäge Wande- 
lungen erfahren, u. jo bildeten ſich verfchiedene Syiteme 
für die Anlage der Feſtungswerke, die je nad) ihrer von 
einander abweichenden Konftruftion verichiedene Namen 
führen. Bon der älteften Form, der des reinen Biereds od. 
Kreifes, bis zu dem neueſten, infolge der ungeheuren Fort: 
ichritte der Geſchützkunde noch in fteter Ausbildung be: 





Beetle, s., engl., die Stampfe, Erdramme, Stielram= griffenen, noch nicht abgejchlofienen Syſtem giebt e8 circa 


me; ship-builders b., die Ramme mit mehreren Griffen; 
aviour'sb. die Handramme, Pilafterramme, Heye, Hoye, 
Ennabet: ber ie potter’s b., der Thonſchlägel. 


befahren, att. 


1. (Schieferd.) einen Thurm od. ein 
hohes 


ad) b.: dasjelbe auf-Leitern od. mittels des Fahr: 


ſtuhles (f. d.) bejteigen, die fchadhaften Stellen aufiudhen 


und repariren. — 2. Einen Schornitein b.,j.d. w. in dem⸗ 
felben binauffteigen; ſ. d. Art. Schornitein, Eſſe 2c. 
befalzen, aft. 3., befeilen 2c., ſ. falzen, feilen 2c. 


befäuften, alt. 3. (Steinm.), mit dem Fäuſtel be- 


arbeiten. 

befenfert, adj., frz. fen&tre, fenestr6, engl. windo- 
wed, mit Fenſtern verjehen. 

Befen 
engl. fenestration, Fenjterwert, Anordnung der Fenſter. 
— 2. Das Einbringen der Fenſter. 


befeftigen, at. 3., 1. fr. fortifier, engl. to fortify, to 
intrench, mit einer Befeftigung verjehen. — 2. frz. fixer, | 


attacher, engl. to fasten, to fix, fejt machen, feſt verbin= 
den; ſ. d. Art. annageln, verbolzen u. dergl. m. 
Befeftigung, f., franz fortification, f., engl. fortifica- 
tion; 1. Anlegung u. Erbauung aller foldyer Hülfsmittel, 
durd) welche ein Ort dergeitalt fünitlich verftärkt wird, daß 


ferung, f., 1. franz. fenötrage, m., fenötree, f., | 


500 verjchiedene Befeitigungsmanieren,, von denen jedoch 
nur wenige zu bleibender Geltung gelangten. Was über 
die Befetigungen der ftiltragenden Böller des vorklaſſi— 
chen Alterthums u. der Völker mit in fich abgejchlofjener 
Kultur zu jagen ist, iſt in den Stilartifeln mit enthalten. 
Ebenſo ift in den Artifeln griehiich und römiſch das 
Nöthigſte über die Befeftigungen diefer Völker enthalten. 

Die ältejte und einfachſte Ortäbefeftigung bejtand nadı 

Ueberwindung der Borjtufen, die ſich durch Erdmwälle, 

Steinwälle, Schladenmwälle u. dergl. charafterifiren, in 

einer den Umrifien der Stadt folgenden hohen und breiten 

Mauer nebit einem vor ihr liegenden Graben. Der nächſte 
Fortſchritt beitand in der Anlequng vorjpringender, meijt 
auch höher ragender Thürme zu Bejtreihung von Mauer 
und Graben; j.d. Art. afiyriich, babyloniſch x. So viel 
| wir wifjen, waren die Römer die Erjten, welche nad) einer 
fejtitehenden, v. Bitruv in ihren Hauptzügen bejchriebenen 
Theorie bei Beieitigung ihrer Städte verfuhren, indem fie 
die Stadtmauern in regelmäßigen Zwifchenräumen mit 
 thurmartigem Ausbau verfahen, wie dies in Fig. 496 zu 
ſehen ijt. Hinter den Binnen führte auf der Mauer ein 
Banquet u. neben oder hinter diejem ein breiter Weg bin; 
‚ jeder Thurm enthielt eine Treppe u. einige Zimmer über 








hierdurch den Truppen, welche deſſen Beſatzung bilden, | einander. Ueber die römiſche Feldbefeſtigung ſ. d. Art. Ca- 
die Möglichkeit geboten wird, ſich einem überlegenen Anz | strum. Die von den Römern geregelte Form der „Städte: 
ariff gegenüber auf längere Zeit zu halten oder denfelben | befeſtigung“ mit runden, vier= od. mehrjeitigen Thürmen 
eg N abzuweifen — 2. ſ. v. w. Befejtigungswerf, | behielt man faſt durch das ganze Mittelalter mit nur 
1. d. Art. Befeſtigungskunſt und Befeftigungswert. geringen Veränderungen bei; in Bezug auf weniger aus— 

Befefigungskunft, f. Kriegsb.), franz. architeeture | gedehnte Befeſtigungen des Mittelalters ſ. d. Art. Burg. 
militaire, hercotectonique, f.. engl.art offortification, | Die Erfindung des Schiehpulvers hatte natürlich eine 
die Kunſt, irgend einen ſtrategiſch oder taftijch wichtigen | totale Umgeitaltung der ganzen Befeſtigungskunſt zur 
Ort (Bunft) durd) Hindernis= und Dedungsmittel derart | Folge. Zu Aufftellung von Geſchützen und erfolgreicher 
zu verjtärfen, dab man ihn einem überlegenen Angreifer | Beftreihung der Gräben durch Feuerrohre mußten die 
gegenäber mit einem Minimum v. Bertheidigungskräften | Thürme niedriger und breiter, die Abſtünde zwijchen ihnen 








befetſchen 


weiter gejtaltet werden. Jene hießen nun Rundele, Boll: 
werte, Bafteien, Baftionen, j. d. betr. Art. Es entitand fo 
zunächſt die Bajtionärbefeftigung (ſ. d.), welche zu: 
erſt in Spanien und Italien, dann in Deutſchland, den 
Niederlanden und Frankreich angewendet und hauptſäch— 
lich durch Speckle in Deutſchland, Bauban, Cormontaigne, 
Choumara, Chaſſeloup in Frankreich, Coehorn und Haav 
in den Niederlanden vervollkommnet wurde. Gleichzeitig 
mit dem Baſtionärſyſtem trat Albrecht Dürer in Deutſch— 
fand mit der Eirknlar- oder Kreisbefefligung auf, bejtchend 
in einem rund um die Stadt laufenden fajcmattirten Wall, 
defjen Graben durch Heine Caponnieren beſtrichen wird. 
Später fonftruirte zuerjt Landsberg in Deutſchland die 
Tenaillen- oder zangenförmige Befeftigung, die 
dann in Frankreich im 18. Jahrh. von Montalembert 
wieder aufgenommen u. durch Hinzufügung fafemattirter 
Thürme u. Defenfionsfajernen vervolltommnet wurde, 
Die Hauptenceinte beiteht aus ein« u, ausgehenden Win- 
fein von ca. 90—120° (j. d. betr. Art.). — Endlich wurde 





im vorigen Jahrhundert in Preußen die Bolygonal- 


bejejtigung oder Angularb. eingeführt u. von Monta- 
fembert, in der neuejten Zeit von Brialmont jowie von 
einigen Deutichen verbefjert, namentlich den Wirkungen 
gezogener Geſchütze angepaßit. 

Sie umſchließt die Stadt in regelmäßigen oder unregel- 
mäßigen Bolygonen, ihre Grä— 
ben find durch Caponnidren u. 
Trlantenbatterien beſtrichen. 
(Näheres fiehe die betr. Art.) 
Schließlich iſt no die Be- 
feftigung mit detadir:- 
ten Forts, weldheneuerdings 
überall Platz greift, zu erwäh- 
nen. Sie verwandelt Die 
Feſtung in ein verfhanztes 
Lager, Manövrirplap,u. 
hält den erjten Angriff von der 
Stadt jelbjt ab. [‚Ptz.] 

befetſchen, einfetfchen, alt. 
3., franz. clayonner, ſ. v. w. 
ausjtaafen, eine Windeldede 
machen; ſ. d. Art. Windeldede 
und Dede. 

befeudjten, befenerm ꝛc., ſ. 
anfeuchten, anfeuern ꝛc. 

Beffroi, beffroy, befroi, 
beaufroy, belfroy,berfroi, 
ım., frz., 1. Bergfriede, beweglicher Belagerungsthurm, 
Wachtthurm mit Glode, auch der Glockenſtuhl, auch wohl 
die Glode, Lärmglode oder Thorglode jelbit. Nach Pas— 
quier forrumpirt aus l'effroi, Schreden, Alarm ; nad) Du 
Gange aus bell, Slode, und freid, Friede, nach Nicot aus 
beer, auslugen oder Häffen, bellen, und effroi. Ueber die 
wahrjcheinlichere Abjtammung des Namens jowie über 
die Form der Glodenthürme ꝛc. j.d. Art. Bergfriede. — 
2. (Müll) das Mühlgerüft, 

befliefen, akt. 3., mit liefen belegen. 

beflüfgen, bedecken, verreifen (Koblenbr,), einen Meiler 
mit grünem Tannenreifig bededen, um zu hindern, daß 
Erde zwiſchen das Holz fällt. 

befördern (Bergb.), ſ. v. w. zu Tage fördern. 

Befordtung, f., Gejamtheit aller an ein Grundſtück 
grenzenden Nachbargrundſtücke. 

Befrantung, f., j. Fuhre und Ladung. 

befreiter, befriedeter Ort, m., j.d. Art. Aſyl und 
Frieden. 

befrieden, befriedigen, behegen, bezäunen, einfriedigen, 
einhegen, verhegen, aft. 3., frz. enclore (enclorre), öcha- 
lasser, engl. to fence, to inclose, einen Platz, Teich zc. 
nit Mauer, Blante, Graben, Hede ıc. umgeben. 

befriedetes Gebäude, n., mandje Öebäude, z. B.Schlöf: 


323 





_ Begräßnis 


fer, öffentliche Gebäude, Kirchen, Brüden, auch Grenz: 
zeichen 2c. gehörten zu den befriedeten Sachen (ressanctae), 
deren Verlegung als Verbrechen gegen ein Allgemeingut 
beionders ſcharf geitraft wurde. S. M. M. a. W. 
Befriedigung, Befricduug, Einfriedigung, £., ſrz. clöture, 
enceinte, f., enclos, m., engl.inclosure, fence; ſ. d. Art. 
Einfriedigung. 
begeben, rüdıw. 3., ſich begeben, von Käſten, Zimmer: 
mannsarbeiten, Schiffen, Mauern ꝛc., ſ. v w. aus den 
Fugen gehen, auseinander weichen. 
Beggerbügel, m., j. Baggerbicgel; beggern, j.baggern. 
Begginenbaus, n., ſ. Beguinenhaus. 
Begiefbottidh, m., ſ. v. w. Keimbottich; ſ. Brauerei: 
anlage. 
begittern, aft. 3., j. vergittern. 
beglafen, aft. 3., |. v. w. verglajen. Einen Bau beglas 
fen, frz. poser le verre d’un edifice, engl. to fill-in, to 
fix alltthe window-glass of a building, j. v. iv. jämtliche 
Fenſter des Baues verglafen. 
Bealafung,f., 1. eines Fenſters, fr. vitrage, m.,engl. 
glazing; — 2. eines Bildes, franz. verriere, verrine, f., 
| engl. glazing; j. d. Art. Fenſter, Bilderrahmen und Ber- 
ı glajung. 
begleichen, alt. 33., j. v. w. abgleichen 3 (j.d.), ausglei- 
| hen, eine Gleichichicht aufbringen; f. d. betr. Art, 








Begräbnis, n., 1. Beflattung, Beerdigung, f., frz. enterre- 
ment, m., inhumation, f., s6öpulture, f., engl. burial, 
interment, inhumation, sepulture. Die Bejtattung der 
Todten hat bei gebildeten Völkern fajt ftets Anlaß zu Her— 
jtellung von Kunſtwerken gegeben. Die —— ſelbſt 
iſt ſehr verſchieden — Der gegenwärtig bei den 
meiſten civilifirten Nationen eingeführte Gebrauch, die 
Leichen in die Erde einzugraben, iſt nur dann für die Ge— 
ſundheit der Lebenden ohne Nachtheil, wenn die Leiche (bei 
welcher der eingetretene Tod ärztlich feſtgeſtellt worden iſt) 
aus der Wohnung fortgeichafft wird, fobald fie durch ihre 
Zerſetzung Fräulnisquelle zu werden beginnt, und wenn 
das Wegſchaffen jo geordnet ist, dan den dabeibejchäftigten 
Perſonen fein Schaden geſchieht, daß nichts von der Leiche 
außerhalb des Grabes zuridbleibt, bef. nicht etwa ein 
Anjtedungsjtoff, wenn eine anftedende Krankheit Die 
Todesurſache war. Im Grab muß die Leiche jo unterge= 
bracht fein, daß die Begräbnisftätte vor Ablauf der Fäul— 
nis nicht geöffnet zu werden braudıt (j. d. Art. Friedhof) 
u daß feine Fäulnisgafe in bemerfenswerther Menge dem 
ae entitrömen, noch Yäulnisprodufte dem Trinkwafjer 
ich beimifchen. Beides findet immter jtatt, wenn die Leichen 
in die Erde begraben werden, ıı. wird nur für gewöhnlich 
nicht beachtet oder nicht bemerkt, jo lange die Beimengung 
41* 














Degräßniskapelle 

nicht widerlihen Geruch u. Geſchmack hervorruft, od. als 
Krankheitsurſache wirft. Da aber die Zerſetzung durch 
Fäulnis für Menſchen u. Thiere immer giftig iſt, und bei. 
bei Epidemien als krankmachende Urſache wirkt, jo iſt unſer 
heuti e8 Begräbnis gejundheitsgefährlich; wir follten 
(vom Standpunft der Geſundheitspflege) aurüdfehren zum 
Gebrauch der Alten, d. b. entweder die Leichen einbalja= 
miren, was ſich mit den Mitteln der heutigen Chemie 
außerordentlich leicht und billig ausführen ließe (durd) 
Chlormetalle, Thonerdefalze, Theerprodufte), oder die 
Leichen verbrennen. Leßteres würde am einfadhiten und 
zwedmäßigjten in den Anjtalten für Ga&bereitung ſtatt— 
finden, wojelbit fi) aus dem in einer Netorte verfohlten 
und eingeäfcherten Leichnam gutes Leuchtgas gewinnen 
liche, während die übriggebliebene Aſche für die Angehö- 
rigen ein Gegenjtand der Beifegung und Erinnerung fein 
fönnte, ohne dabei die Geſundheit der Lebenden zu gefähr: 
den. [ Reim.) — 2. Begräbnis, frz. sepulere, m., tombeau, 
m., engl. sepulchre, grave. Ueber die fünjtlerijche Be: | 
handlung der Grabjtätte |. d. Art. Grabmal. 

Begräbniskapelle, f., j. d. Art. Grabkapelle. 

Begräbnisplat, m., frz. lieu d’ensevelissement, ci- 
metidre, m., engl. burial ground, burying-place, lat. 
area sepulturae, f. Bei fait allen gebildeten Völkern hat 
der B. eine gewiſſe Heiligfeit. Ueber die Begräbnispläße 
heidnifcher Völler ſ. d. Art. äügyptiſch, aſſyriſch, azteliſch zc., 
ſowie den Art. Mauſoleum, Nekropole, Gräberſtadt ꝛe. In 
der ſogen. Steinzeit ſchon fam die Sitte auf, die Todten 
einer Gemeinde auf einem gemeinfchaftlichen Plab zu 
begraben, theils liegend, theils figend; in der jog. Bronze- 
zeit jchon werden die Einzelgräber jeltener und hören in 
der Eifenzeit auf. Ucber diealtchrijtlichen Begräbnispläge 
j. d. Art. altchriſtlich und Katakomben. Jm chriftlichen 
Mittelalter wurden die Leichen theils in den Kirchen, 
theils in unmittelbarer Umgebung derjelben, bei Klöſtern 
im Kreuzgang, bei Burgen in einer Krypta unter der Ka— 
pelle, begraben und hieß daher der B. meift Kirchhof (f.d.), 
jetzt legt man die Begräbnispläße in der Regel außerhalb 
der Städte an; ſ. d. Art. Friedhof; vergl. aud)d. Art. cam- 
po santo, cimetidre x. 

begrafen, aft. 3., ſ. berajen. 

Begrenzung, f., ſ. Beforchtung und Grenze. 

begrünen, 1. alt. 3., auch benarben, beroden, beföden, 
ſchweppen, franz. brouter, engl. to grass, ſ. v. w. berajen, 
durch Belegung mit Raſenſtücken od. Bejäung mit Rajen. 
— 2, fid) begrünen, rückw. Ztw., begroyen, intr. Z. fr}. ver- 
doyer, engl. to fatten upon grass, to become verdant, 
to grow green, Rajen, Moos ıc. treiben, namentlich von 
Deichen, Gräben 2c. gefagt. 

begrüppen, att. 3. (Deichb.), ein Werf mit Graben u. 
Grüppen (j. d.) verjehen; ſ. auch den Art. Beichlidung. 

‚Böguettes, f. pl., frz., eine Heine Schlofjerzange. | 

Beguinenhaus, n., Beghinerei, f., frz. beguinage, m. | 
Im 11. bis 15. Jahrh. Heine Häufer, meift in der Nähe 
der Klöſter, in denen die jogen. Bequinen (Begginen, Beg- 
hinen, Bequtten, Begharden, Reuerinnen, Klausnerinnen) 
wohnten, welde Kranke pflegten und die Mufwartung in 
den Klöſtern beforgten. Näheres f. in M. M. a. W. 

Schar m., |. d. w. Bezirk, Friede (f. d.). 


| 


J 











Behälter, m., frz. reservoir, m., engl. reservoir, re- 
ceiver. Im Bauweſen fommen bef. Wafferbehälter und 
Delbebälter in Betradtt; ſ. d. betr. Art. jowie Rejervoir. 

Behältnis, n., ſchwäb. Behaltreufe, f., frz. r&ceptacle, 
m., Meines Zimmer, Schrant od. jonjtiwie verichliehbarer 
Raum; in technifcher Beziehung ift der Begrifi nicht ges | 
nauer begrenzbar. | 

Behang, m., Behänge, n., frz. tenture, f., engl. hanging. | 
Man unterjcheidet bej. platt anliegende Behänge, wozu zu⸗ 
nächſt die Tapeten u. Wandteppiche gehören, ferner abjte= 
hende, aber fejte Behänge, die meift aus Blech oder Bret | 
gefertigt werden u. wozu 5. B. die Giebelbreter und aus« | 





324 


B. ha 


— 


geſchnittenen Verdachungen der Schweizerbauart gehören, 
u. bewegliche, meiſt aus Stoff gefertigte, frz. Jambrequin, 
m., engl. label. Ueber diefe . d. Art. Draperie, Feniter, 
Rortiere und Vorhang. 

Beharrungsuermögen, n., auch Erägheit, f.,Trägheits- 
vermögen, n., t4. force f. d’inertie, engl. inertia, lat. vis 
inertiae, ift diejenige wejentliche Eigenjchaft der Materie, 
vermöge der fein Körper an und für ſich fähig ift, eine Ver— 
änderung in jeinem eben vorhandenen Zujtand hervorzu= 
bringen, jondern dazu vielmehr ſtets der Einwirkung einer 
Kraft bedarf. So lange aljo feine Kraft auf einen Körper 
einwirkt, oder jo lange die Kräfte, welche auf einen Körper 
einwirken, im Gleichgewicht find, beharrt der Körper in 
dem BZuftand, in welchem er ſich eben befindet. Man jicht 
häufig diejes Geſetz als eine befondere Eigenſchaft der Kör— 
per an, jedod) ift e8 nur nothivendige Folge Davon, daß die 
Urſachen von Veränderungen einzig u. allein in der Ein— 
wirkung von Kräften zu juchen find, | Schw.) 

Beharrungszsuftand, m., fr}. permanence, f., engl. 
permanency, ijt der Zuftand, in welchem ein Körper fich 
eben befindet und aus weldem er nur durch Einwirkung 





| einer Kraft gebracht werden fann. Bei. wird diefer Aus— 


drud gebraucht 1.vom Waſſer eines Flufjes od. Baches. 
Ein ſolcher ift im B., wenn durch jeden der Querſchnitte 
des Wajjerlaufes in gleichen Zeitperioden einegleihgroße 
Bafjermenge flieht. |Schw., v. Wgr.] — 2. Bei Maſchi— 
nen findet der B. ftatt, wenn die Geſchwindigkeiten aller 
Punkte der Maſchine entweder in allen auf einander fol: 
genden Zeitpunften, oder in den forrefpondirenden Beit- 
punkten gleicher aufeinander folgender Beiwegungäperio= 
den diejelben find. Die Bedingung, bei deren Erfüllung 


‚ein B. in einer Mafchine immer eintreten muß, iſt die, 


daß die vom Rezeptor (Kolben bei der Dampfmaſchine, 
Schaufel beim Wafjerrad :c.) aufgenommene Arbeit, ent- 
weder in jedem Nugenblid oder in jeder von gleichen auf 
einander folgenden Perioden, gleich ift dervon den nüßlichen 
und ſchädlichen Widerftänden fonfumirten Arbeit, jo daß 
entweder in jedem einzelnen Nugenblid weder Kraft zu 
Beſchleunigung noch Widerftand zu Berzögerung der 
Majjen übrig iſt, oder daß für jede der Berioden die alge- 
braijche Summe der die Mafien befchleunigenden Kräfte 


| u. der Diefelben verzögernden Widerjtände gleich Null ift. 


Nach der Art u. Weife, tote die Bewegungen beieinerim B. 
befindlichen Maſchine ftattfinden, unterjcheidet man einen 
gleihförmigen u. einen periodischen B. Als Beifpiel einer 
Maſchine, die meiſt einen gleichförmigen B. annimmt, 
ijt ein durch Waſſerrad oder Turbine betriebener Mahl— 
gang zu betrachten. Dampfmaſchinen, Gatterſägen, Bump- 
werte und dergl. Majchinerien treten, wenn nicht Anlaß zu 
einem vegellofen Bewegungszuftand gegeben iſt, ſtets in 
einen periodiſchen B. ein, Beim ungleichförmigen B. end- 


‚ lich ift die Bewegung der einzelnen Theile auch ungleich 


formig, wie z. DB. bei Hammerwerfen. Im gleihförmigen 
en die Maſſen der Majchinentheile, wenn fie über— 
haupt der Feſtigleit Genüge leiften, feinen Einfluß, wobl 
aber im ungleichjörmigen, indem die Geſchwindigkeits— 
veränderungen im Gang der Majchine um jo Heiner aus- 
fallen, je größer die Majje und Geſchwindigkeit der Ma- 
ſchinentheile ift. Dem B. ift der Anlauf und der Entlauf 
der Majchine entgegengejegt; während des eriteren fam= 
melt die Maſchine Kraft, während des letzteren verzehrt fie 
die früher gefammelte. [Schw.) _ 

beharzen, aft. 3., mit aufgelöftem Harz überzichen od. 
tränfen; j. d. Art. Anftric und Harz. 

behauben, att. 3., einen Thum mit einem Haubendach 
(f. d.) verjehen. 

behauen, aft. 3., franz. delarder, degrossir, engl. to 
hew, 1. (Steinm.) frz. tailler la pierre, engl.to tool the 
freestone, to cut the stones. Das Behauen od. Beſchla— 
gen der Steine, d.i. die Verwandlung ihrer Bruchform in 
die regelmäßige, durch den Verband ıc. von ihnen gefor= 


behaupten 325 Behner 


derte Geſtalt durch Abſtoßen oder Abſprengen größerer | behegen, akt. 3., ſ. v. w. einhegen, einfriedigen mittels 
oder kleinerer Steintheile mittels ſcharfer Inſtrumente, iſt einer Hecke. 
unter allen Bearbeitungsarten der Steine die einſachſte u. Beheizung, f., frz. ehauffage, m., engl. heating, warm- 
daher am meiften angervendete. Die Benennungen Stein- | ing, hiring, stocking; über die Mittel zur B. bejtimmter 
bauerei, Bildhauerer verdanfen diefem Berfahren ihren | Räume ſ. d. Art. Heizungsanlage. 
Urſprung. Meift ipricht man übrigens nicht von Behauen, behelmen, at. 3., 1. auch beflielen, anfhäften genannt, 
jondern von Beilagen. Das Berfahren wird daher in | fr}. affüter, monter, engl. to helve, to stock, ein ®erf- 
Art. befchlagen B. beichrieben. In einigen Fällen ift aber | zeug, 5. B. Hammer, Beil zc. mit einem Helm (Stiel), ſ. d. 
das Wort behauen im Gebrauch, z.B.das Lager behauen, | betr, Art., verſehen. — 2, fr}. couvrir d’une flöche, engl. 
franz. faire le lit, engl. to hew the hed; oder ein Lager to broach, einen Thurm 
anbauen, dem Stein Lager geben, 1. v. w.: die untere vd. Pavillon od. dgl, mit 
Lagerfläche eines Werkfteins bearbeiten; einen Stein zu einem Helmdach (.d.) be= 
jehr behauen, franz. couper une pierre, ertlärt ſich jelbit; deden. 
einen Mühlſtein behauen, frz. tailler une meule, engl.to beherrſchen, überhö- 
cut-out a millstone; einen Stein rechtwinklig behauen, hen, dominiren, aft. }., frz. 
fr. &quarrir une pierre, engl. to scapple, to square an dominer, commander, 
ashlar, aud) winteln od. behauen ſchlechthin gen. Kerner engl. to command, to 
fagt man: einen Stein mit Breiteiien und Schlägel be „4. have a command, von 
hauen, frz. tailler avec le maillet et !a honpuette, engl. Feſtungswerken gebr., 
to boast an ashlar ; mitdem Spiphammter behnuen,ipipen, j. dv. w. ein anderes Werf 
beſpitzen, frz. tailler avec la grosse pointe, engl. to hew oder Terrain, welches im 
with the pickhammer. Näheres ſ. im Art. beichlanen B. Schußbereich derſelben 
Der Bildhauer ſpricht von behauen, frz ebaucher, engl. liegt, überragen. |Prz.] 
to hew roughly: aus dem Gröbjten bearbeiten. — 2. Beherrfhung, f.. ir}. 
(Zimm.) franz. degauchir, laver, 
engl.to hew. Aud) hier wird häus 
figer der Ausdrud „beichlagen“ 
als „behauen“ gebraudit. Unter 
Behauen ſchlechthin, frz. &quarrir, 
€carrir, carrer, engl. to square, 
to veer, verjtcht man oft das recht⸗ 
winflige Beichlagen der Stämme, 
noch häufiger die erjte qröbite Be— 
arbeitung mit der Behanart, franz. 
cognee, f.‚engl.axe, hewing-axe, 
die nad) dem Einjtechen folgt, ſ. d. 
Art. beichlagen A., alſo das Be: 
hauen aus dem Groben, frz. de- 
gauchir, degrossir, dresser a la 
cognee, engl. to work with the 
axe, torough-hew. Das ganze ®. 
ift eigentlih cine Holzverſchwen— 
dung; jparjamer ift es, durch Ab: 
trennen von Schwarten den vier- Alaie 
jeitigen Querſchnitt des Holzes 
herzuftellen, wobei auch nod) die 
Flächen viel jauberer und alkku— 
rater bergejtellt werden; nur wo 
ber Arbeitslohn den Werth der zu 
gewinnenden Pfoſte «überiteigt, 
behaue man das Holz. Die Ver: 
bandhölzer behaut man gleich in 
der richtigen, ihnen zu gebenden 
Gejtalt, u. bezeichnet ihre Beftims — 
mung durch bei. geitellte Schnur- 
ichläge; ſ. Bezeichnung. — Ueber 
das Verfahren beim B. vgl. auch rg. & 
Art. beſchlagen A. — 3. (Bergb.) Fig. 497 und 498. Beichtftuhl nad) 3. Fints Entwurf. 
frz. essayer la coche. Einen Gang 
b. beißt, mit Eijen u. Schlägel verfuchen, wie jich ein Ge- | commandement, m.,engfl. command, eines Werkes iiber 
jtein bearbeiten läßt; bebauener Gang, ein früher jchon | das Terrain od. andere Werke, d. i. das Mäß, um weldyes 
in Betrieb geweſener Gang. — 4. (Schmied. ıc.) Metall b., | die innere Erete eines Werfes die Außenterrains od. vor- 
j. v. w. Metallftüd mit dem Meihel beraushauen, franz. | liegenden Befejtigungen überhöht; muß bei hinter einander 
ciseler, buriner le metal, engl.to work with the chisel, | liegenden Werten mindeſtens 3,,, m. betragen. [‚Ptz.| 
im Unterjchied von befeilen, jchmieden, jchneiden ꝛc. behimmeln, aft. 3., mit einem Baldachin (f. d.) be- 
behaupten, aft. 3., ein Maß, eine Grenze, einen Loth? | deden, 
riß ꝛc., das Betreffende nicht überjchreiten, 3. B. den) VBehnagel, m., in Norddeutichland beſ. beim Schiffs— 
Schnurſchlag beim Behauen ftehen lafien. zimmermann eine Art Nägel, 100 Stüd auf 2"/, Pfund. 
Brhanfung, f., fr}. logement, appartement, logis, | Behner, Behnerih, Behnert, m., mittelalt.:lat. pane- 
m., enal. lodging, apartment, habitation, |. b. w. Woh-⸗ rium, paneretta, Brotforb, jet bef. in Sachſen ein run— 
nung ; ſ. d. Art. Einrichtung, Haus, Wohnbau ꝛc. der Korb aus Weidenruthen mit Duerbiügel. 































Vbaonseru: 











are 





behobeln 


behobeln, alt. 3., frz. raboter, engl. to plane, mittels 
eines Hobels bearbeiten; j. Hobel und Hobelmaſchine. 

beholmen, alt. 3., die Pfähle (Waflerb.), fra. coiffer | 
les pilotis de leurs chapeaux, engl. to cap the piles, 
die Holme (j. d.) auf die Pfähle auflegen. 

beholgen, alt. 3., 1. (Deichb.) frz. piqueter, engl. to 
furnish with stakes, to picket, die Ufer eines Deiches 
durch eingeichlagene Mfäple gegen Unterwafchung fichern. 
— 2. (Forſtw.) ſ. v. w. abholzen, doch auch den Anflug 
(1. d.) befördern; fid) beholzen (von Bäumen gejprochen), 
jehr in das Holz wacjen. 

behorchen, akt. 3. (Kriegsb.), frz. &couter, engl. to | 
listen, des feindlichen Mineurs, geichieht von den Töten 
der eigenen Galerien, Horchgünge aus, um feine Entfer- 
nung zu beurtheilen und feine Galerien mittel& einer 
Mine einftürzen zu fönnen. [Ptz.) 

behüllen, ein im Bau begriffenes Heineres Bauwerk, 
3. B. ein Dentmal od. dgl., durd) Breterwände oder durch 
um dasjelbe gejpannte Leinwand den Bliden der Neus | 
gierigen und den Unbilden der Witterung entziehen, | 

Beirhtkammer, f., Beidhtzelle, f., (at. confessionis cella, | 
fleiner Nebenraum an einer Kirche, wie ſolche vor Ein 
führung der Beichtſtühle (ſ. d.) zum VBeichten dienten. 

Beichtfäl, m., fr. salle de,confesse, engl. confessio- 
nary, beizbarer Säl zu Vornahme der gemeinſchaftlichen 
Beichte bei den Proteſtanten; faſt nur bei größeren Kirchen 
vorhanden; j. d. Art. Kirche. 

Beichtſtuhl, m., fra. confessional, m., engl. confes- 
sion-chair, confessional, lat. sedes confessionales, tri- 
bunal confessionarium, in den fatholiichen Gotteshäus 
jern Heine, nad) vorn offene, auf beiden Seiten mit einem 
Sitter verjehene Kabinette. Fig. 497 u. 498 ftellen einen 
Beichtjtubl dar; a iſt der Sig des Geiſtlichen, welcher 
durd) das Bitter e die Beichte de8 vor demjelben auf einem 
Kniebänlchen b fnicenden buffertigen Sünders anhört; 
d it eine niedrige Gitterthür. In altchriftlicher Zeit 
waren die Beichtjtühle einfach offene Sipe, ähnlich den 
Kathedren; fpäter dienten zur Beichte die Beichtlammern 

















(j.d.). Die Beichtſtühle jollen auch noch nad) Verord: | fei 


nung der Konzile von 1227, 1279, 1447 x. an einem 
offenen, im Angejicht der Gemeinde liegenden Ort des 
Schiffes angebradt fein, ohne Aufbau, nur mit Arm— 
und Rückenlehne; erit nadı Vorſchriften des Tridentinis 


326 





Beilftein 
Beigang, m., 1. ( Hochb.) frz. passage m. degage, cor- 
ridor m. derob&, couloir, m., engl. private corridor or 
passage, ſ. v. w. Nebentorridor. Iſt die Anlage eines Ge— 
bäudes jehr fomplizirt, jo da man von cinem Korridor 
nicht alle Räume begeben kann, od. hat das Hauptgebäude 
Seitenflügel, Diemitdem Hauptgebäude zufammenbängen, 
jo werden als Fortſetzung des Hauptforridors Seitentor- 
ridors od, Beigänge angelegt. Diefelben müſſen ebenfalls 
bel fein u. womöglicd von einer zweiten Treppe begangen 
werden können, damit die Kommunikation mit der Haupts 
treppe nicht zu weitläufig wird. Gern verlegt man dann 
die untergeordneten Räume an ſolche Nebentorridors, wie 





3.8. Küchen, Speifegewölbe, Holz» u. Kohlenräume x.; 


überhaupt aber find bei der Anlage eine Menge Bedin— 
gungen maßgebend, jo daß fich keine fefte Regel geben läßt. 
— 2. (Bergb.) ſ. dv. m. Nebengang. 

beigen, alt. 3., ſ. v. w. aufjtapeln (Breter, Holz ıc.). 

Beihel, n., alte Schreibweije für Beil (j. d.). 

Beiſtirche, f., 1. ſ. v. w. Filialfirche. — 2. Kapelle. 

beikuppeln, att. 3., dicht daneben fegen; ſ. gekuppelt. 

Beil, n., frz. hache, £., engl. hatchet, Werkzeug der 
Zimmerleute, Böttcher ꝛc. 1. Großes Beil, franz. grande 
hache, f., cogn&e, f., engl. ax, axe, ſ. d. Art. Art. — 2. 
Handbeil, Ichreinerbeil, Handart, tiammerbeil, Barte, in Nie— 
derſachſen Bihl genannt, aud) Bpl, lat. securis, ascia, frz. 
hachette, engl. small hatchet, angelſächſ. bill, nieder= 
ſäüchſ. bihl, ital. scure, accetta, jpan. segur, hacha, 
lat.securis, aza, cugnus, Werkzeug zum Behauen, etwas 
feiner, auch im Blatt breiter als die Axt (f.d.), mit kirr- 
zerem Helm, gerader Schneide und feilförmiger Klinge, 
wird für gewöhnlich mit einer Hand geführt und blos zu 
leichterer Arbeit gebraucht. Das B. ijt u. A. Attribut des 
heiligen Joſeph, als des Schußpatrons der Zinmerleute. 
— 3, Breitbeil, frz. epaule de mouton, engl. broad-axe, 
ſ. Breitbeil. — 4. Kerubeil (Schiffb.), HandbeilzumStappen 
der Taue x. 

Beilade, f. (Tiſchl.), ein an der inneren Seite eines 
groben Kaſtens befejtigter Heinerer Kaſten. 

Beilauf, m., j. v. w. Parallelität; beilanfen, parallel 


ein. 

Beilbrief od. Bielbrief, m., niederſächſ. Billbreef, von 
bil, bauen, mit dem engl. build verwandt (Schiffb.), ſ. v. 
w. Baubrief, daher: 1. das jchriftliche Zeugnis eines 
Schiffszimmermanng, daß ein Schiff jeetüchtig, d. h. nach 


ichen Konzils, 1550, jollen fie im Rüden, an den Seiten | Borjchrift, gut und tüchtig gebaut jei. — 2. franz. contrat 
und oben geſchloſſen, vorn mit einer niedern, verſchließ⸗ m.de construction, engl. register, Schiffsbauattord. — 
baren Thür verjehen fein, ihr Fußboden foll gegen den | 3. Schiffshypothetenbrief, Schuldverjchreibung über eine 


Fußboden der lirche etiva einen halben Schuh erhöht fein. 
Zwiſchen Beichtvater und Beichtfind fol eine Oeffnung 
angebracht fein, die, durch zwei Säulchen in drei gleiche 
Theile getheilt, auf der Seite des Beichtfindes mit durch— 
löchertem Eiſenblech, auf der des Beichwaters mit Tüll 
oder tüllähnlihem Zeug geſchloſſen wird. Daher giebt es 
feine gejchloffenen Beichtjtühle aus dem Mittelalter. Die 
Beichtftüble aus der Renaifjancezeit find oft fehr reich ver- 
ziert. Näheres f. in M. M. a. W. 

beidrehen, alt. 3., j. v. w. andrehen; auch ſ. v. w. bei- 
legen (j.d.). 

Beiende, n., Bezeichnung für einen, welche bei fliegen- 
den Fähren ohne Steuer, 5. B. bei foldyen, welche aus 
Bontons hergeitellt find, die Steuerung erfegen müfjen. 
Diefe Leinen (2 Stüd) werden 21—34 m. vor der Maſchine 
an das Flugtaugebunden u. beide Enden aufdie Maſchine 
genommen. Durch Anziehen des äußeren, durch Nachlafien 
des inneren B.8 wird dann die ſchräge Stellung der Ma— 
ſchine bewertitelligt. 





beiern, intr. Z., engl. to chime, holl. beyaerden, von 
dem angelj. berian od. dem altd. bären, tönen, jchlagen, 
eine Art zu läuten, indem man mit dem Klöppel an die 
Glocke jchlägt, ohne dieje zu bewegen; ſ. Glockenſtuhl. | 
beifügen, att. 3., j. anfügen 2. 


behufs des Baues geliehene Geldſumme. 

Beile, f., ſchwäb., Kerbholz. 

beilegen, intr. 3., frz. se mettre a la cape, engl. to 
lay-to, to try (Sciffb.), j. v. w. durch bejondere Stellung 
der Segel u. des Steuers das Schiff zum Stehen bringen. 

Beileifen, n., eigene Art des gejchmiedeten Stangen 
eijens, aus welchem bei. Aerte u. Beile verfertigt werder.. 
Es fommt in zwei Formen in den Handel: 1. als Schrott, 
breit u. dünn, dient zu Müblärten u. Breitbeilen; 2, in 
Stäben, auch ſchwacher Schrot gen., die zu Merten u. 
Handbeilen dienen. 

beilen, alt. 3. (Zimm.), frz. dresserälacognee, laver, 
engl. to axe; ſ. d. Art. beſchlagen. 

Beiler, m. (Foritw.), Arbeiter, der das abgefägte Holz 
durch Abhauen der Aeſte u. der Rinde mit dem — 

beilfertig, bielfertig, adj. (Schiffb.), ein Schiff iſt beil⸗ 
Tertig, beißt j.v. w. jämtliche Zimmerarbeit daran iſt voll= 
endet. 

Beilſchlag, m. (Zimm.), ein Zeichen, mit dem Beil in 
das Holz eingehauen; ſ. d. Art. Zeichen. 

Beilflein, m., franz. nephrite, f., jade, m., engl. axe- 
stone (Mineral.), bejteht aus kieſelſaurer Kalt: u. Talt: 
erde, ericheint jchieferig u. fettig; vgl. auch Nepbrit; dient 
noch heut den Bewohnern Neujeelands zu jchneidenden 


2 


— 


Beimengungen der Geſteine 3 


Werkzeugen, da er ungemein hart iſt und ziemlich gut 
ichneidet. [ Wf.) 

Beimengungen der Sefleine. In den Gejteinen oder 
Felsarten tommen häufig, außer den zur Zufammenjeßung 
des Geſteines nothwendigen Mineralien, noch ſolche vor, 
die, ohne daß fie notwendige Beitandtheile wären, doch in 
gewijjem Grad charakteriftiich jind. Diefe Beimengungen 
oder accefjorifchen Beitandtbeile fönnen jehr häufig auf- 
treten (Erzlageritätten, Gänge); fie fönnen aud) ganz 
fehlen, ohne daß dadurch die eigentliche Natur des Haupt: 
geiteins geändert wiirde, So ijtder TZurmalindem Branit, 
der Schwefelties dem Hornblendegeitein und der Granat 
dem Glimmergeftein beigemengt; find dieje B. techniich 
verwendbar und treten fie in gemügender Menge auf, jo 
werden jie die Veranlaſſung zu bergmänniichem Abbau. 
Bergl. accefforische Gemengtheile. Wf.) 

Bein, n., 1. in der Bedeutung jtüpender Fuß, z. B. 
Bantbein, Tüchbein, Stublbein, Bodbein x. — 2. |. v. 
w. Knochen. — 3. f. v. w. Elfenbein. 


Beinafdhe, f., Ihafbein, m., frz. cendre f. d’os, engl. 


bone-ashes., calcined hones, s. pl., |. v. w. Knochenaſche, 


in Tirol Beinmehl genannt; in Schmelzbütten zu dem 


Zreibherd u. Teſte gebraucht. | W.) 
Beinbohrer, m., 1. ſ. v. w. Bankbohrer (ſ. d.). — 2. 


Schwacher Bohrer, um Elfenbein od. Knochen zu bohren. 


Beinbredy, ſ. Beinwell. | Wf.) 

Beinglas, n., fr}. verre m. opale, engl. bone-glass, 
ſ. v. w. Milchglas (j. d.). 

Beinhans, n., Brinfdaner, m., frz. ossuaire, m., engl. 


ossuary , lat. ossuarium; auf Kirchhöfen ein Heiner Anz 


bau neben od. auch eine Gruft unter der Kirche oder unter 
dem Garner (f. d.), um die beim Graben neuer Gräber 
etwa zum Vorjchein fommenden alten Knochen hinein= 
zuwerſen; mandmal auch zum Aufbewahren der Bahren 
gebraucht. Vgl. auch den Art. Garner und Todtentapelle. 

Beinhell, n., Beinheil, n. (Miner.), ein graulicher Kalf- 
jtein von elfenbeinartigem Ausjehen. [ Wf.] 

Beinhols, n., von der gemeinen Yonizere oder Hecken— 
firfche (T,onicera —— Fam. Geisblattgewächſe 


ſtammend, iſt zwar jehr hart, kommt aber gewöhnlich nur | 


in jo dünnen Stüden vor, daß cs blo8 zu Meineren Gegen 
ftänden verarbeitet werden kann. Das Holz des tatariſchen 
Seisblatts (Lonicera tatarica) u. des Alpen-Geisblatts 
L alpigena) dient in ähnlicher Reife zu Schnigs und 
Drechslerarbeiten. 

Beinleim, m., ſ. Knochenleim. 

Beinöl, n., ſ. Knochenöl. 

Beinfhwarz, Ruochenſchwarz, n., Kuochtukohlt, f., Spo- 
dium, n., franz. noir m. d’os, charbon m. d'os, engl. 
bone-black, nennt man die Brodufte, welche man er= 
hält, wenn Knochen oder nochenähnliche Subjtanzen, jo 


7 Beiſchoß 

geſetzte Gefäüße BB bringen, worin fie bis zu vollſtändiger 
Verkohlung der nächſten Beſchickung bei Luftabſchluß zur 
Abkühlung verbleibt. 

Die Abfälle u. der feine Staub von der Darſtellung der 
Zudertohle werden aufs feinjte gemablen u. geſchlämmt 
und gut mit Säure u. Waſſer gewajchen u. das dabei er: 
haltene Produkt wird hauptſächl. ala Oelfarbe verwendet. 
Als Waflerfarbe bedient man fich diefes Schwarzes felten, 























Pig. 499. Beinſchwa 


TsD 





weil es nicht gut det. Bei der Verwendung als Oel: 
farbenanitrich ift zu bemerfen, dab, wenn man mit einen 
trodnenden Del den feinjten Knochenkohlenſtaub abge: 
rieben hat, die Majie erſt in einem Topf über Kohlenfeuer 
unter bejtändigem Umrühren erwärmt werden muß, da- 
mit das Sanze leichter trodnet. Nach dieſem Erwärmen 
wird die Farbe erſt mit Terpentin gemengt. Zu Daritel: 
lung von Beinſchwarz als Farbematerial eignet ſich in 
erjter Linie vorzüglich das Elfenbein, und werden hierzu 
die Abfälle, welche bei fonjtiger Bearbeitung des Elfen: 
beins entſtehen, bef. gern verwendet [ Wf.] 

Seinfläbe, ng (Böttdh.), Dauben, nad unten zu ver: 
—— um als Beine des Gefähes zu dienen. 

einwell, m.,Beinbred),m., lat. osteocolla, 1.(Miner.) 

ein Tuffkall, wegen feiner Form fo benannt; es finden fich 
in ihm Ueberrejte von Pflanzen u, Thieren. — 2. Beiuwell, 
eine Gemüſepflanze (Symphytum ofhcinale), von welcher 
die Blattipigen gegefien werden. [ WF.) 

Beifshale, Schale, Ichwarte, f., Balkenfclotte, f., Endbret, 
n., Ortdiele, f., Doße, Klappe, f., Abteennig, n., frz. flache, 
f., dosse, f., dosse-flache, planche flacheuse, engl. out- 


bejonders Elfenbein, bei thunlichſt vollftändigem Luft | side-plank, slab, flitch, Aaw-piece (Zimm.); jo heißen 


abſchluß längere Zeit zum Glühen erhißt werden. — Die 
Knochentohle von jammetichwarzer, nicht glängender Farbe 
in Form von Heinen Stüddyen wird hauptjächlich in der 
——— zum Entiärben und Entkalken ꝛc. des 
Zuderjaftes in großen Mafjen verbraucht. Die Verkoh— 
lung wird gegemmwärtig bauptjächlich in dem in Fig. 499 
bis 500 abgebildeten Ofen ausgeführt. In diefem Ofen 
find 4 aufrecht ftebende Eylinder CC CC und können von 
dem auf dem Roſt R brennenden Feuer ziemlich gleich— 
mäßig umfpielt werden. Die untere Deffnung der Eylinder 
fann durch einen Schieber SS S dicht geichlofien werden 
und oben bei DD jind die Eylinder mit Dedeln qut und 
luftdicht verichliehbar. Die aus den Knochen sh ent: 
wicdelnden Dämpfe gelangen durch ein gemeinjichaftliches 
Rohr hO bei F in den FFeuerungsraum und fünnen dort 
durch vollftändige Verbrennung gleichzeitig als Heizkraft⸗ 
Erzeugerdienen. Durch die Löcher LL läßt ſich beobachten, 
ob die Eylinder vollitändig in Glut find, und durch die 
Schieber SS läht fich die geglühte Knochenmaſſe in unter: 





die zu beiden Seiten eines Balfensabgejchnittenen Breter, 
welche auf dereinen Seite die Schale od. Rinde des Stam: 
mes zur Oberfläche haben. 
Beifhlag, 1. frz. estrade, f., perron, m., engl. foot- 
ath, j. v. w. Austritt u. Flötzen vor dem Haufe, auch blos 
Steinbanf vor der Thür, bei. aber, nach Rabeet genannt, 
ein terrafienartig als Bürgerjteig fortlaufender Borbau 
vor dem Kellergeſchoß oder niedrigen Erdgeſchoß der Pri- 
bathäufer in vielen ſchweizeriſchen, hochbayeriſchen, ſächſi⸗— 
ſchen, thüringiſchen, böhmiſchen, norddeutſchen u. nieder— 
ländiſchen Städten, ſ. Fig. 501; beſ. wenn die Strafe anf 
einer Thalſohle ſich hinzieht, wobei dann vor jeder Haus- 
thür Blumentiſche, Rubebänte »c. ftehen ; doch kommt eine 
ganz ähnliche Einrichtung aud) in Nordafrika vor, ſ. Fin. 
502. — 2, Niedriges Nebengebäude. — 3, (Forftw.) j. v. 
w. Nebenichlag. 
Beifchlüfel, m., j. v. w. Reſerveſchlüſſel, doch auch ſ. v. 
w. Nachſchlüſſel. 
GBeiſchoſi. n., ſ. v. w. gwiſchengeſchoß, Halbgeſchoß. 


Beiſchub 


Seiſchub, Beifänder, Beifoß, m., 1. franz. battement, 
m., engl. batten (Tiichl.), eine ihmale, übergreifende 
Leite, auch wohl für Scylagleifte. — 2. franz. montant 
de penture, engl. hinge-piece, an Schränten die Breter 
oder Rahmjtüde, ar welden die Thür ihren Anjchlag 
erhält, daher Seiten=, Inter: u. Oberftoß. — 3. frz. alaise 
(Zinm.), ein den Dielenenden querüber liegendes Bret, 
wenn die Dielentafeln etwas zu kurz für das Zimmer ſind. 

Beiße, f., ſ. v. w. Beige (f. d.). 

Beißel, f. u. m., Stemmeijen, Eijenfeil, Bohreifen ıc. 
re Kueipjange, f., franz. pince coupante, f., 
engl. pincers, pl., eine Zange, deren vorderer Theil (Ge⸗ 
biß) Scharf iit, um etwas abzulmeipen, oder um einen Ge— 
genftand, z.B. einen auszuziehenden Nagel, ein zu ſchnei— 
dendes Stüd Eijen od. dal. feitzubalten; fie wird von den 








meiſten Handwerlern gebraud)t, namentlich aber von den | 


Zimmerleuten und Tijchlern. 
Beiträger, m., j.v. w. Hülfsträger, aud) für Trumholz. 
beitreiben, aft. 3., ſ. antreiben. 
Beitge, f., j. Beize. 


dig. sul. 


Beiwerk, Uebenwerk, n., franz. accessoire, bei einem 


328 





Sırape mut Berkhlagen ın Thun (Schweiz), 


DBeije Mn 


Nuflöjungen von Quedfilber:, Silber od. Bleiſalzen ver- 
wendet, um Horn, Häre, Holz 2c. dunkler zu färben; man 
nennt Abkochungen von Farbhölzern oder Salzen zum 
Zweck der —— Färbung der Hölzer Holz— 

beizen. Ebenſo nennt man Beizen (mordants) alle 
die Flüſſigleiten, gewöhnlich jalzartiger Natur, welche 
Dazu dienen, Farben durch chemiſche Aifinität aufden ver⸗ 
ichiedenen Arten v. Spinnfajern u. Geweben zu bejeftigen. 

Wir geben hiereinige Vorſchriften zu B.n, geordnet nach 
der Materie der zu beizenden Gegenſtände. "Bei der Wahl 
unter dieſen fann nur Erfahrung, auf Verſuche begründet, 
einen jihern Wegweifer bieten. 

A. Holjbeisen. Es ift natürlich, daß die verjchiedenen 
Holzarten ſich nicht aufdiefelbe Weife gleich ſchön u.dauer- 
haft beizen lajien. Die Wahl der Holzarten, die man einer 
Beizung unterwerfen will, muß ſich nach der Beichaffen- 
' heit des Holzes felbit richten; beſ. bei beabfichtigter Nadh- 
ahmung fremder Holzarten durch nebeizte einheimijche 

müſſen legtere ſchon ſo gewählt werden, daß fie, mit Aus: 
| nahme der Farbe, den nachzuahmenden in etwas ähneln. 

R Im allgemei- 
nen nehmen bef. 
Ahorn, Apfel— 
u. Birnbaum, 
Birke, Erle,Ka- 
itanie, Kirſch— 
baum, Linde, 

Pflaumen 
baum, Roth— 
buche, Taxus, 
Weißbuche und 
Ulme die Bei: 
zunggqutan. — 
DasBeizenun: 
tericheidet fich 
vomAnjtreichen 
dadurd,dai die 
färbende Flüſ— 
figfeit bis zu 
einer gewiſſen 
Tiefe eindrin- 
gen ſoll, obne 
die Aderung zu 
verdeden. De 
nadı der Dich- 
tigfeit des Ge- 
füges, auch nach 
ihrer natürli— 
chen Farbe und 
der Beſchaffen⸗ 
heit ihrer Saft⸗ 
bejtandtbeile, verhalten fich bierbei die einzelnen Holzarten 














Kunſtwerk diejenigen Theile, welche nicht unmittelbar als ziemlich verſchieden; da aber jede hierbei viel Waſſer auf: 
Träger der Idee des Kunſtwerks anzujehen find, aber doch nimmt, und aljo die weicheren und härteren Theile feiner 
zu näherer Erläuterung desjelben dienen, 5. B. Attribute Oberfläche ungleich aufquellen, jo würde vorheriges Glät- 


bei Statuen. 
Beiza, hebr. Ma, "/, des Logs, ungefähr = 3"/, Bar. 
Kubitzoll oder O,,98 1. 


ten nichts nũtzen. 
Ehe man das Beizen dieſer Holzſtücke vornimmt, wer: 
den fie daher zwar bearbeitet, aber nur mittels des Hobels, 


Beize, Beiße, Beibe, Baize, f., Beijungsmittel, n., fr}. mor- | der Feile, Zichflinge ıc. geglättet u. höchitens oberflächlich, 
dant, m., engl. mordant, nennt man die in den verſchie⸗ | flüchtig geichliffen, dann aber36— 48 Stunden einer Tem= 
denen Sewerben und zu den verichiedenjten Zweden an= | peratur von 30° R. ausgefept; das Beizen ſelbſt geſchieht 
geiwendeten Flüffigleiten von fchr mandjaltigen Eigen= | entwederwarm od. kalt; die warme Beizung giebt gefättig> 
ichaften; im allgemeinen find es Löſungen jaurer, ſalziger tere und dauerhaftere Färbung. Ganz gleihmähige Farbe 
oder anderer Natur, welche dazu dienen, andere, ſeſte Sub- nehmen meist nur ſolche Hölzer an, welche ein feines, ganz 
itanzen, mit denen man diejelben behandelt, zu Aufnahme gleichförmiges Gefüge, namentl. aber feinen großen, jtarf 
der Farben vorzubereiten oder zu Bindung der ‚Farben glänzenden Spiegel haben. Wenn man durchs Beizen ein 
durch einen gewifien hemifchen Vorgang beizutragen. beſtimmtes Holz nachahmen will, jo muß man ein cher 

Auch nennt man Beize z. B. die ſaure Lohbrühe, weldye dazu verwenden, welches in Tertur u. Strufturdem nachzu— 
in der Gerberei Verwendung findet; ferner eine ſaure ahmenden ähnlich ijt, 3. B. zu Mahagoni das Erlenbol;. 
Flüffigfeit, die man zum Berfilbern od. Vergolden von Die Geſtalt des Geſüßes ift injoweit beliebig, als fie 
Metallgegenjtänden allerArt gebraucht. Als B.n werden | nicht durch Gejtalt und Größe der zu beizenden Stüde 





Beije 3 


bejtimmt wird, denn am liebiten legt man diejelben ganz 
in die B. obgleich aud) Auftragen mit dem Binfel zum 
Ziel führen fann, Das Material des Gefähes muß jo be— 
ichaffen fein, dah es von den zu einigen B.n verwendeten 
Säuren nicht angegriffen wird, Um die Dauerbaftigteit 
der Beizung zu erhöhen, werden die Hölzer bei mancher B. 
vorher, bei anderer nachher mit befonderen Tinfturen, 
Beijtinkturen, geübt od. beitrichen, die zugleich Die Farben 
töne theils erhöhen, theils tiefer machen , theils ganz ver: 
ändern, je nad) dem Stoff, aus dem jie bereitet find. 
Schwefeljäure 5. B. verwandelt manche rothe Farbe in 
Biolett, andere in höheres Roth; Kupferwaſſer giebt der 
Indigofarbe mehr Feuer; jo verwandelt die Potajchen- 
tinftur die rothe Farbe des Fernambuk in Purpurroth, 
Alaunlöjung aber diejelbe in Karmeſinroth; Yinnjolution 
giebt weihen Hölzern eine goldgelbe Farbe ıc. 


Zu foldyen Achmitteln verwendet man bej. Alfalien, | 


Säuren und faure Salze. Um nun Alkalien in Tinf- 
turen zu verwandeln, nimmt man am bejten filtrirtes 
Negen» oder Schnee: 
wajler, nächſtdem Fluß 
waſſer oder Brunnen— 
waſſer, welches man 
dadurch probirt, daß 
man es mit Seife zu 
Schaumwaſſer macht. 
Sit es nach 241 Stunden 
noch ſchäumig, jo iſt 
es zu dem betreffenden 
Zwechk qut; iſt es flockig 
geworden, fo iſt es un: 
tauglich. 

Um Säuren u. Salze 
zu dem Gebrauch als 
Tinktur vorzubereiten, 
verdünnt man diejelben 
entweder mit weichem 
Waſſer od. vermijcht fie 
mit anderen Säuren ꝛc. 
Werden die Hölzer in 
die warme Aepflüffig: 
feit gelegt und einige 
Zeit darin gelafjen, jo 
iſt eine ſolche Auflöſung 
in Waſſer hinreichend; 
will man ſie aber blos 
mit der B. anſtreichen, 
jo muß man eins ber 
folgenden Rezepte be— 
folgen. Haben dann die 
Aepmittel u. B.ngebö 
rig gewirlt, jolähtman 
das gejärbte Holz volllommen trocknen und zuletzt ſchützt 
man es noch durch einen Ueberzug von Lad oder Firniß, 
weil ſonſt die Farben bald verſchießen. 

a) Zur Bereitung von Beizlinkturen tann man die folgen— 
den Vorjchriften befolgen: 

1. Nepende altaliihe Lauge. Zwei Pfund Pot: 
aſche werden in adıt Pfund Waſſer über Feuer aufgelöft, 


Fig. 502. 


und wenn dies ziemlich erreicht ift, fo trage man eine reich | 
liche Portion frisch gelöjchten Kaltes in den Keſſel. Jit Die | 


Lauge binlänglich mit Kalk gejättigt und ätzend genug, 
jo wird fie feine Luftblajen zeigen, wenn zur Probe unter 
einen Theil derfelben etwas Eſſig od. verdünntes Vitriol 
gegofien wird. Dann nehme man den Kefjel vom Feuer 
u. filtrire das Ganze. Um diefe Lauge zu verjtärten, laſſe 
ınan fic jo weit abdampjen, bis fie ein Ei trägt; dann fülle 
man jie in Flajchen u. veritopfe dieſe gegen den Zutritt der 
Luit,od.man dampfe die Lauge biszur Trodne ab, ſchmilzt 
das erhaltene Salz in einer eifernen Pfanne und gieße cs 
in länglichen Streifen auf ein Blech. Hierauf werden die 
Mothes, Ilufte. BausLeriton. 4. Aufl. I. 


2 


29 Beize 
| Stüde ſogleich in einem Glas vor dem Lufzutritt ver— 
wahrt. 

2. Das Kalkwaſſer. 12—16 Theile gut gebrannten 
frischen Kalkes löfhe man in einem hölzernen Gejäh mit 
1 Theil Negenwafjer unter jtetem Umrübren zueinem diün- 
nen Brei. Nad) dem Löfchen ſetze man mehr Waſſer zu, 
rühre Alles noch einmal durd) einander u. lafje das Ganze 
24 Stunden jtehen. Nach Ablauf diejer Zeit wird das mit 
Kalkerde gefättigte Wafjer in Gefähe gegofien und unter 
guter Berjtopfung aufbewahrt. Diejes Kalkwaſſer löft den 
Farbſtoff der Farbehölzer kräftig auf und erhöht zugleich 
den Lokalton der Farbe. 

3. Scheidewajjer oder Salpeterjäure; über die 
Bereitung ſ. d. Art. Salpeterfäure. Das läufliche Schei— 
dewaſſer bat viele fremde Beitandtheile beifich, muß da— 
her vor dem Gebraud) gereinigt werden. Königswaſſer 
wird aus Scheidewaffer u. der Hälfte Salzfäure bereitet. 

4. Der Salmiakgeift ift ebenfalls fait in jedem Ort 
fäuflich zu haben. 





Ren eu 
Sehe ah u 


ia a. ——— 
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u 





(Bu Art. Beilhlag.) Straße in Nairo, 


5. Saurer Beijt. Man vermenge 8 Gewichtstheile 
Scheidewafler mit 8 Gewichtstheilen Brunnenwaſſer, thue 
beides mit einem Gewichtstheil feingejtoßenem Salmiat 
in eine Flaſche, jchüttele Alles wohl unter einander u. lafie 
das Ganze 24 Stunden ftehen, jo iſt es zum Gebrauch fertig. 

6. Ballustinktur. 130g. gute Galläpfel ſtoße man, 
thue fie in eine Flaſche, giehe 1 Pfd. Spiritusdarüber, lafie 
beides drei Tage an der Wärme ſtehen und gieße dann die 
Hare Flüfigleit ab. Der Bodenjap wird nochmals mit 
1 Pid. Waſſer od. Eifig Üübergofien, wieder drei Tageitehen 
gelaſſen u. dann mit dem vorigen Abguß vermischt. Noch 
bejier, al& die eigentlihen Galläpfel, jind die Knoppern, 
bej. die levantiſchen. 

7. Eijenjolution. Dieje Löfung dient bei Zuberei— 
tung mebrerer B.n aus Farbehölzern, um manche Ver: 
änderungen der Farben hervorzubringen. Man benupt 
| bef. zwei Eifenormdjalzlöjungen: 

a) Salperjaure Eijenorydlöjung. Man vermiſche 260 g. 
| ftarfes Scheidewajjer mit 260 g. weitem Brunnenwafler 
42 





Beize 


und löſe darin nach und nach in kleinen Portionen ſo viel 
Eifenfeilipäne auf, bis die Flüſſigkeit völlig geſättigt iſt. 
Da ſich das Scheidewaſſer durch die Eiſenfeilſpäne ſtark 
erhitzt, ſo laſſe man das Glas jo lange offen, bis die Auf⸗ 
löſung erfolgt iſt, worauf es verſtopft wird. 

ß) Löſung von eſſigſaurem Eiſenoxyd. Man bereitet die⸗ 
ſelbe am einfachſten, indem man Eiſenfeilſpäne od. Eiſen— 
roſt (Eiſenoxyd) in heißem Eſſig auflöſt und die dunkel— 
rothe, trübe Löſung zum Gebrauch aufbewahrt. 

Das fo aufgelöfte Eiſen giebt mit Galläpfelabkochungen 
eine vorgüglich glänzende Sammetichwärze, die durch die 
Luft nicht ins Nöthliche verändert wird. 


8. Binnjolution, wirdgebraudt, um die rothen Töne | 


zu erhöhen oder zu verjchönern oder jonft andere dergl. zu 
verändern. Es giebt eine Menge Vorichriften, wovon wir 
bier nur eine der bewährteſten mittheilen: 

Man nehme 500 kg. Salzfäure u. 658. englifches Zinn, 
thue beides in eine große gläjerne Flaſche und verftopfe fie 
leicht, jeße fie in einen großen eifernen Topf und umſchütte 
fie mit feinem Sand jo weit, al& die Salzjäure und das 
Zinn in der Flaſche reichen, wobei aber auch die Flaſche 
nicht auf dem Boden des eijernen Topfes aufftehen darf, 
jondern es muß eine zwei Finger hohe Lage feiner Sand 
darunter liegen. Das Ganze erhält man jo lange in der 
Wärme, bis fi) das Zinn in der Säure aufgelöft hat, 
worauf man fie verftopft zur Anwendung aufbeht. Die 
Binnfolution läht ſich jahrelang erhalten. 

ier folgen num Vorſchriften zu den eigentlichen B.n, 
wobei wir jedoch natürlich für das unbedingte —— 
der Beizung nad) dieſen Vorſchriften keine Garantie geben 
fönnen, da dasjelbe immer von Uebung, Sorgfalt in der 
Handhabung jowie auch injofern von der richtigen Aus» 
wahl der Vorfchrift und des Holzes abhängt, ala manche 
diefer Vorſchriften auf einige Holzarten beſſere Wirkung 
bervorbringen wie auf andere, auch die jpezielle Beſchaffen— 
beit des Holzes dabei mit von Einfluß iſt. 

b) Blane Holzbeizen. 


1. Bef. für Ahorn: und Lindenholz. Man ſtößt 16 g. | 


vom beiten Indigo zu feinem Pulver, breitet dieſes auf 
Bapier aus, läht es an gelinder Ofenwärme trodnen, 
bringt e8 dann in ein porzellanenes Sefäh, welches 2 kg. 
Waſſer faht, und gießt nad) und nad), unter bejtändigem 
Umrübren mit Eijen= oder Glasſtäbchen, 65—R0 g. vom 


beiten Bitriolöl dazu. Wenn die Auflöjung vollftändig bes | 


wirkt ift, mifcht man einige Ehlöffel laues Waſſer bei und 
rührt noch einige Zeit fleihig um. Dann jegt man laues 
Waſſer in Heinen Rortionen bei. Bei dem Gebrauch wer— 
den die zu beizenden Hölzer in ein genügend großes Ge- 
fäh von jehr harter Maſſe gebracht, die Beize wirddarüber 
gegofien, das Gefäß verjchlofien und auf gelinde Ofen— 
wärme gebradit. Nach 24 Stunden wendet man die Hölzer 
u. lähtfie wieder 24 Stunden jtehen, wonad) das Holz ſchön 
dunkelblau gebeizt jein wird. Man trodne esanfangs bei 
gelinder Wärme, weldye fpäter verftärft werden fann. Je 
jtärfer und farbereicher die B. ift, dejto dunkler werden die 
einzulegenden Hölzer; ein größerer Zuſatz von Waſſer 
macht jolche Lichter und man fann auf diefe Art die Farbe 
bis zum Himmelblau bringen. 

2. Käuflicher Indigo-Ertraft oder Indigofarmin wird, 
jo weit nöthig, mit Wafjer verdünnt und das zu färbende 
Holz hineingebradit. 

3. Man koche 70—95 g. Blaufpäne in 1'/, kg. abge: 
jottener guter Rotafchen= od. Buchenholzaſchenlauge in einer 
meffingenen Pfanne, jeihe die abgetühlte Farbebrühe dur 
ein Tuch u. verjege fie mit 33 g. zart geſtoßenem Bitriol, 
Wenn man nebjt dem Bitriol 5—8 g. Grünjpan mit hin- 
einmijcht, jo wird die blaue Farbe fälter und feiner. 

4. Man löfe zuerjt gemeinen od, gereinigten Grünjpan 


330 


Beije 


auf und überjtreiche damit das Holz jo oft, bis dasjelbe eine 
volllommen blaue Farbe angenommen bat. 

5. 130 g. Yadınus werden mit 4”/, 1. Kalkwaſſer ge: 
focht und das Holz damit bejtrichen. 

ec) Braune Holzbeizen ohne farbiges Material. 

6. Salpeterjaure Eiienjolution (j. oben a. 7, «) wird mit 
deitillirttem Waſſer verdünnt; bejtreicht man damit das 
Holz u. bringt es vorjichtig über Koblenfeuer, jo wird ſich 
eine Schöne braune Farbe zeigen. 

7. Man löſe jchwefelfaures Eifen (Eifenvitriof) in dem 
acdıtmaligen Gewicht dejtillirten Waſſers, filtrire es u. vers 
fahre dann wie bei 6. 

8. Das Holz wird mit friſch gelöſchtem heißen Kalt 2 bis 
‚3 mm. did überjtrichen, nah 8—12 Stunden wieder ab: 

gewaſchen und, nachdem es getrodnet, mit heißem Leinöl 
oder gut trodnendem Leinölfirnii überjtrichen. 

9. Gedörtte grüne Nußſchale wird mit etwas gebrann- 
| tem Alaun in jtarfer Yauge gekocht, das Holz hineinge- 

legt und eine Stunde gekocht. 
d) Sraune Farbeubeizen. 

10. Das doll wird zuerft in einer Alaunlöſung gelocht, 
dann in einen Kefjel mit genug Fernambuk-, Kampeſche— 
oder Rothholzipänen getban und das nöthige Waſſer auf- 
gegofien. Das Ganze läht man ein pär Stunden jiebenu. 
dann 2—3 Tage ftehen. Alsdann nimmt man das Holz 
heraus, die B. wird mit Eifenjolution nad) Bedarf verjekt, 
von neuem heiß gemacht und das Holz jo lange hineinge- 
legt, bis es tief genug gebeizt iſt. 

11. Durch Anbeizen mittels einer Katechulöſung in joda= 
haltigem Waſſer und nachfolgender Behandlung mit einer 
Löjung von doppeltchromjaurem Kalierhältdas Holz eben= 
falls braune farbe. 

12. Man koche die betreffenden Holzſtücke zuerjt in Alaun, 

‚darauf nehme man feingeriebene Rocerälle, giehe das 
nöthige Wafjer darauf und etwas Eijenfolution (j. oben 
| a.7, ß) darunter, rühre gehörig um und lege da8 Holz hin- 
\ein. Iſt die Färbung nad) einigen Tagen noch zu heil, fo 
mijche man mehr Eijenjolution dazu und lafje die Hölzer 
nod) acht Tage darin liegen. Auf diefe Weife kann man die 
Scattirung vom Kirfhbraun bis zum Schwarzbram 
treiben, 
| e) Scharlachrothe Beijen. 
13. 16 8. Kochenille, fein gepulvert, wird in einer Glas— 
flaſche mit 64 g. Cremortartari und 200 g. Zinnjolution 
(j.oben a.8) qut — Nachdem das Ganze 24 Stun: 
den lang in der Wärme geftanden hat, ift e8 zum Beizen 
der Hölzer brauchbar. 

14. 16 g. feinfter Karmin werden mit filtrirtem Regen— 
waſſer 4—5 Minuten gekocht und dann etwas Salmiaf- 
geiſt zugefchüttet, worauf man das Ganze noch 2—3 Mi«- 
nuten fochen läßt. 

15. Anilinrotd auf Holz in verjchiedenen 
Nuancen wird nad) Stubenraud) (Fürther Gewerbeztg.) 
ſehr leicht zu gutem Effekt benußt. Iſt das Holz nicht von 
beller, möglichit weißer fFarbe, wiez. B. Linden- od. Ahorn⸗ 
holz 2c., jo ijt es rathſam, dasfelbe erjt */, Stunde lang in 
eine Yöjung aus 2 Gewichtötheilen Chlorkalt, 1 Theil in. 
ftallijirter Soda und 48 Theilen Waſſer zu legen, um es zu 
bleichen, doc) darf dabei das Holz natürlich nicht geleimt 
jein. Nach dem Bleichen legt man das Holz in eine Auf: 
löfung aus 1 Theil jchwefliger Säure in 10—12 Tbeilen 
Waſſer u. wäſcht es nachher in reinem Waffer ab, um das 
Ehlor vollftändig zu entfernen. Nad) dem Abwajchen wird 
das Holz zuerjt in eine Löfung von 1 Gewichtstheil Mar- 
jeiller Seife in 45 Theile Wafjer eingelegt oder damit an- 
gejtrihen, worauf man das Anilinrotb(Fuchfin) in fo ver: 
dünntem Zuftand aufträgt, daf der gewünfchte Farbeton 
erſcheint. Außer dem Fuchfin, welches mehr farmefinrotb 
färbt, hat man noch zur Auswahl das Korallin (Hochrotb 








in Weineffig auf und beftreiche mit diefer B. das Holz, | u. Nojem (Amarantbrotb), jo dak man mit diefen präd)- 
dann löfe man gereinigte Potaſche in einem Nöſel Waſſer tigen ‚Farben jede Nuance auf dem Holz hervorbringen 


Beize 


Salmiakgeiſt verſetzt, bis die B. roſa erſcheint. Das Holz 
muß wenigſtens eine Stunde darin kochen. Durch noch 
mehr Salmiaklgeiſt erhält man Pfirſichblütfarbe, welche, 
mit Wajjer verdünnt, in Fleiſchfarbe übergeht. 

g) Karmefintoth. 

17. In 14 1. Waſſer werden 130 g. Beinjtein u, 120 g. 
geitokener Alaun, dann noch 80 g. Balläpfelpulver abge- 
kocht. In dieſe B. legt man die Hölzer und läßt fie fieden ; 
dann nimmt man fie wieder heraus, ſetzt 50 g. mit Eſſig 
und Alaun abgeriebener Kochenille zu und beizt die Hölzer 
von neuem damit. 

18. 260 g. jeingerafpelte Fernambulſpüne mit 11. 
Regenwajjer und eben jo viel ſcharfem Ejjig, nebjt 33 g. 
pulverifirtem Alaun, läht man bei gelindem Feuer bis 
zur farmefinrothen Farbe einkochen. Dieje Abkochung 
filtrirt man in einen neuen Topf, ſetzt 16 g.von mit diefer 
Yarbenbrühe auf einem Marmorjtein zart abgeriebener 
Kochenille hinzu und läht damit die B. b lange dampfen, 
bis die Vereinigung geſchehen ift, läßt dann 20—30 Tro- 
pien Zinnjolution (j. oben a. 8) bineinfallen und rührt 
mit einem Stäbchen von dem zu beizenden Holz, um da— 
nad) die Güte des Farbetons beurtheilen zu fünnen. 

19. 130 g. feine Fernambukſpäne fiedet man in 1’/,kg. 
Regenwaſſer, ſetzt 4 g. Weinfteinjalz zu und kocht Altes 
gchörig zu einer Farbe ab, jeiht diejelbe dann durch, rührt 
4 g. mit Diefer Farbe abgeriebene Kochenille dazu u. gießt 
nad) u. nad) Branntwein zu. Will man die fo entjtandene 
Farbe noch mehr erhöhen, jo jeßt man einige Tropfen 
Schwefelfäure zu und rührt nochmals gut um. 

20. 24 g. zerſtoßene Kurkumewurzel und 16 g. Alaun 
tbue man in einen qut glafirten Topf mit 380 g. fodhen= 
dem Waſſer, lafje dieje Miſchung einigemal über gelindem 
Feuer auffochen und dann eine Nacht jtehen. Auf 65 g. 
beites Fernambukholz gieße man 520 g.quten Weineſſig u. 
lafie e8 gleichfalls eine Nacht ſtehen. Beide Miſchungen 
koche man dann in einem Gefäß bei gelindem feuer etwas 
ein, jchütte während des Kochens ein Quentchen fein zer— 
riebene Kochenille und 24 g. Alaun hinzu, tue, nachdem 
man es vom Feuer genommen, 8 g. aufgelöfte Hauſen— 
blaje hinzu u. rühre Alles gut durch einander. 

h) Ordinäres Roth. 

21. In 500 g. Waſſer Täht man 65 g. Alaun in der 
Wärme zergehen, kocht darin die Fourniere eine Stunde 
lang, läßt fie dann 24 Stunden ftehen u, bejtreicht fie mit 
einer Löjung von FFernambutipänen in Weingeiit. 

22, Man löft 1 Theil Alaun in30 Theilen Regenwaſſer 
auf, läht das Holz einige Stunden in diefer Löjung, dann 
aber in einer laumwarmen Ablodyung von Fernambulk— 
jpänen liegen. Durch nocmaligen Anftridy mit einer 
Löſung von Safran in Weingeijt wird die Farbe dunkler. 
Heller und feuriger wird die Fernambukablochung, wenn 
man fie mit Kalkwaſſer (j. oben) jtatt mit blojem Wajjer 
bereitet. 

23. 500 g. Brafilienholzipäne und 32 g. Potafche wer— 
den mit 2 kg. Regenwafler übergofjen, während einiger 
Tage öfter umgerührt, dann abgejeiht, erhigt und damit 
gebeizt; che das Holz trodnet, wird es mit Alaunwaſſer 
(16 g. Alaun auf 64 g. Waffer) überftrichen. 

i) Fenerroth. 

24. Eine der ordinären rotben B.n und mit einer der 
Scharlachrothbeizen verjept. Das Verhältnis der Ber: 
jepung muß ſich durch Verſuche ergeben. 

k) Purpurroth. 

25. 2 kg. Kampeſcheholz u. 500 g. Fernambuk werden 

mit 8 kg. Waſſer mindeitens eine Stunde gelocht. Nach— 


331 


Beize 


26. Eine der Karmeſinbeizen wird mit Salmialgeiſt, 
oder eine der Scharlachbeizen mit Kochenille, Cremortar— 
tari und Salmiafgeift jo lange verjegt, bis fid) die pur- 
purrothe Fürbung in gewünjchter Fiee zeigt. 

1) Gelbe Holjbeisen. 

27. Das Holz wird nad) vorheriger Aetzung in Alauns 
löjung mit einer Quercitronabtodyung bejtrichen. 

28. 16g. Drlean gejtoßen und 50 g. Botajche, in 125g. 
Waſſer gelöft, thut man in eine Flaſche u. läht es 3 Tage 
in der Sonne digeriren; dann gießt man die Hare Flüffig- 

keit ab, thut 8g. Salmiafgeift dazu u. beizt die Fourniere, 
welche man vorher in Alaunmwafier gejotten hat, jo werden 
diejelben orangegelb werden. 

29. Wenn man die Fourniere erſt in voriger Weiſe beizt, 
dann die B. mit 32 g. Wafjer nebit 32 g. Weinefjig ver- 
kb und von neuem beizt, jo werden die Hölzer iſabell— 
arbig. 

30. Um eine goldgelbe B. zu erhalten, gießt man auf 
32 g. feinen Krapp oder Färberröthe jo viel jauren Geiſt 
(j. oben), daß er 5 cm. darüber jteht, u. legt nad) 24 Stum= 
den die Hölzer hinein, die 3—4 Tage darin bleiben müfjen. 

31. Um — ſchwefelgelb zu beizen, kocht man ſie zuerſt 
in Alaunlöſung, dann bejtreicht man fie mit einer Men- 
gung von 32 g. Kurkumepulver und 500 g. Weineffig, die 

| einige Tage digerirt hat u. dann abgegofjen worden ijt. 

32. Eine Löjung von Safranin Weingeift, inder Wärme 

digerirt und durchgejeiht, wird auf das Holz aufgejtrichen 

u. dann dasſelbe mit —— getrünkt. 

33. Apfelbaumrinde oder Birkenlaub, in Alaunwaſſer 
gefocht, giebt ebenfalls eine gelbe B. 

34, Anſtrich mit Scheidewajjer aufdas vorher gewärmte 
Holz, in gelinder Wärme getrodnet, giebt ein, jedod) leicht 
in Braun übergehendes, Gelb. 

m) Schwarze Beizen. 

35. 130 g. Blauholz werden mit 4"/, kg. Waffer eine 
Stunde lang gekocht und dann dem Abguß 500 g. alep- 
piſche Galläpfel zugejept und wieder eine Stunde lang ge= 
locht, abgejeiht u. 130 g. entwäjjerter Eijenvitriol u. 16 g. 
kryſtalliſirter Grünfpan augeiebt, 

36. 250 g. geihältes Blauholz wird in 21. Waſſer ge- 
focht, 32 g. Potaſche zugejept und die nod) warme Slüffg- 
feit auf die zu beizende Oberfläche aufgetragen, 

37.250 g. Blauholz wird in 2'/, 1. Waſſer gekocht, in= 
dem man 16 g. Grin/pan und 16 g. Eijenvitriol zujeßt; 
hierauf jegt man noch 250 g. verroftete Stahljpäne zu 
und trägt die nad) einigen Tagen forgfältig durchgefeihte 

Flüffigfeit mit dem Pinfel auf. 

38. 500 g. Blauholz wird mit 51. Waffer gelocht und 
2 Hände voll Walnußſchalen zugejept; man läßt die Flüſ— 
figfeit nochmals aufwallen, nimmt die Blauholzſpäne her: 
aus, ſetzt, jo viel nöthig erfcheint, des beten Eſſigs hinzu, 
und trägt dann dieſe Mifchung fiedend heiß auf. 

39. Noch ſchöner werden die gebeizten Sachen, wenn man 
fie, nachdem fie troden find, mit einer Auflöfung von 20 g. 

Eiſenvitriol auf 11. Waſſer fiedend hei überjtreicht. 

| n) Mahagonifarbig. 

40. Um Buchenholz eine Mahagonifarbe zu geben, 
nehme man 64 g. Drachenblut, breche e8 in Stüde u. gebe 
es in 1”/, 1. geremigten Weingeift; man jeße die Flaſche an 
einen warmen Ort und jchüttele jie häufig. Wenn die Lö— 
jung erfolgt ift, fo ijt die B. für den Gebraud) fertig. 

41. Auf Nußbaum- und Ulmenholz erreicht man die 
mahagonifarbige Färbung am beiten durd) eine Abtochung 
von echten Mahagoniipänen. 





42* 


Deize 


42, Andere Hölzer werden erjt in Alaun gelocdht, dann 
aber mit einer rotben B. und hierauf nad) Bedarf noch mit 
einer braunen B. behandelt. 

43. Man kocht Braunfpäne und Selbholz in Botajchen- 
lauge und thut dann etwas Kochenille zu. 

44, Ulmen- oder Ahornholz wird erjt mit Scheidewaifer 
benegt, dann mit einer Löſung von Dracenblut in Wein: 
geist behandelt. 

0) Nußbaumfarbig auf weißem Holz, wie Birken- und 
Tannenhol;. 

45. Eine Auflöfung von 100 g. manganfaurem Kali u. 
100 g. ſchwefelſaurer Magnefia in 2,1. heißem Waſſer 
jtreicht man warm mit einem Pinſel auf das Holz, u. nad) 


” 


33 


2 


2 Deize 
59. Eijenfeilipäne und Mlaun, mit Eifig übergojien, 
wirfen jchneller. 

60. 130 g. Kupferwaſſer mit 32 g. Mlaun und 1 kg. 
Waſſer vermengt man unter Schütteln; wenn der Alaun 
zergangen ift, giebt man die Hare Flüffigkeit in das Beizge: 
‚ fäh und fügt einige Tropfen Gallustinktur zu. 

u) Allgemeines. Noch iſt in Bezug auf die Eimvirfung 
von Beizflüffigfeiten auf verſchiedene Holzarten Folgendes 
zu bemerfen: 

61. Die Abkochungen von Braſilien- oder yernambuf- 
holz geben dem Eſchen-, Blatanen= und Rothbuchenholz 
eine dem reifen Bogellirijhbaumbol; ähnliche Farbe, dem 
Ahorn-, Weihbucen- und Lindenholz aber, ſowie dem 





Bedarf wird das Aufitreichen noch einmal wiederholt; e8 | Nußbaum- und Ulmenholz, die Farbe des alten Maha— 
entiteht fo eine hübſche und jehr haltbare Nufbaumfarbe. | goniholzee. 


Kleine Holzaegenstände werden in ein jehrverdiünntes Bad | 
aus obiger Löſung eingetaucht und jenach dergewünichten 
Tiefe der Färbung 1—5 Minuten darin gelafien. [Schw.) 

46, Mit verdünnter rauchender Schwefeliäure (etwa 
5 Raumtheile Wafjerauf 1 Raumtheil Schwejeljäure) er— 
reicht man auf Tannen= und Fichtenholz eine angenehme 
Nukbaumfarbe. 

47. Die jogenannte Nufzbeize, d. h. eine Abkochung von 
Walnußſchalen, ist jo befannt, daß fie hier nur erwähnt zu 
werden braucht. Bergl. übrigens oben 6—12. 

p) Königshols oder Botauybaihol; nachzuahmen. 

48. Man koche franzöftiche Kreuzbeeren in 2'/,1. Waſſer, 
bis letzteres eine dunfelgelbe Farbe angenommen bat, 
und mit diefer Farbe überjtreiche man das zu beizende Holz 
jiedend heiß zwei-⸗ oder dreimal und laſſe es beinahe troden 
werden, ehe man mit der ſchwarzen B. Nr. 36, mittels des 
Pinjels, die Adern bildet. Man kann aud), nachdem man 
das Holz zwei⸗ oder dreimal mit der gelben B. überzogen 
bat, eine ftarte Abkochung von Blauholz anwenden, wo— 
durch die Farbe erhöht wird, che man ſich der ſchwarzen 
B. nad) Vorſchrift bedient. 

q) Grüne Holzbeizen. 

49. Man beizt zuerjt das Holz 
fo lange als nöthig in eine blaue 

50, Grünſpan wird mit Eſſig abgerieben und während 
deffen etwas Schwefeljäure zugejegt, hierauf aber das 
Ganze mit Waſſer gelocht; dies giebt Seladongrün. 

51. Das Holz wird zuerst in Alaunpulver gefodht, dann 
mit Gelbholz angebeizt und nad) einiger Zeitder B. jo viel 
als nöthig Indigotinktur zugegofien; dies giebt Grasgrün. 

52. Um Dlivengrün zu erhalten, beize man die Hölzer 
erjt filbergrau und dann blau, nachdem man fie vorher in 
Kaltwafier geäpt hat. 

r) Violett. 

53. Dasjelbe erhält man durch Bermengung einer rothen 
mit einer blauen B., oder durd) auf einander folgende Ans 
wendung beider. 

54. Nuch ein wiederholter Anstrich mit Lackmuslöſung 
in Waſſer färbt das Waſſer violett. 

55. 130 g.Brafilienfpäne u.260 g. Kampeſcheholz weicht 
man in Ejjig ein u. kocht fie in Wafjer mit etwas Alaun ab. 

56. Fernambukſpäne werden in Eifenfolution, unter ge= 
höriger Verdünnung derfelben, gekocht. 

s) Lila. 

57. Die Fourniere werden filbergrau gebeizt oder, da— 
fern es jehr weiches Holzes ift, in Alaunwaſſer gefocht und 
dann mit einer gehörig verdünnten purpurrothen B. be— 
handelt. 

t) Silberfarbe. 

58, Ahorn: u. Lindenholz lege man in einen Trog, ringe 
mit Sand von viel gebrauchten Schleiffteinen,, oder mit 
Sand, der mit feinen Eijenfeilfpänen vermiſcht ift, ums 
geben. Das Ganze wird mit Regemvafjer übergofjen und 
3—4 Wochen, je nad) Bedarf, darin gelaffen, wobei das 
Waſſer immer ergänzt werden muß. 


* u. legt es dann noch 








TE — ——————— 


62. Kampeſche-⸗ od. Blauholz bringt auf den genannten 
Hölzern eine unangenehme rothe Farbe hervor. 

63. Krappablochung hingegen eine gleihförmige kaſta— 
nienbraune Farbe. 

64. Gummiguttlöjung färbt das Alazienholz dunkel— 
eitrongelb, das Pappelholz wachsgelb, das Nupbaum: u. 
Birnbaumbolz ſchön braun, Kaftanienhol; rothbraun 
(mabagoniähnlich). 

65. Safranlöfung in Raffer färbt Birnbaum u. Nuß— 
baum dunfler ala das Eſchen- und Kaftanienholz. 

66, Alle mit Potaſche bereiteten B.n erblafien jtarf; die 
mit Säuren bereiteten Farben find dauerhafter. ©. übr. 
Thon, Holzbeizkunft, bei Roigt in Weimar 1840; Schmidt, 
Rezeptbuch, ebendajelbit 1842; Windler, Rezcpt-Taichen= 
buch, 6 Bde., Leipzig, Otto Spamer. 

B. Blüffigleiten zum Reinigen und Reitauriren 
gefirnißßten Holzes. 

67.11. deftillirtes Wajjer (16° R. warm) und 12 cl. 
Salpeterfäure werden gemengt und vor dem Gebraud) 
5 Minuten gefchüttelt. 

68. 11. icharfer Eifig, 1 Hand voll Kochjalz und 1 Eß— 
löffel Salzjäure werden zufammen *"/, Stunde lang getocht 
u.dann in einer Flaſche aufbewahrt, vordem Bebraud) aber 
allemal gewärmt. Die Möbel werden erſt mit weichem 
Waſſer, dann mit der B., dann wieder mit Waſſer ge— 

e Schmierjeife (Kalifeife) oder 


wajchen. 

69. Sogenannte ſchwar 
Soda wird mit warmem Kafıer angemad)t. Damit wer- 
den die zu reinigenden Hölzer lau gewaschen, dann aber 
gleich mit reinem lauen umd a mit möglichft faltem 
Waſſer nachgewaſchen und mit einem wollenen Lappen 
tüchtig abgerieben. 

70. Waſſer, worin Kochſalz gekocht worden, wird heiß 
auf die zu reinigenden Gegenftände aufgetragen und die— 
jelben damit tüchtig gerieben, dann mit kaltem, reinem 
ne abgeipült und mit einem Tuchläppchen nachge— 
trieben. 

©. Belize für Fußböden. 
Den größten Theil der oben angeführten Holzbeizen 


kann man auch auf Fußböden anwenden. 


71. 250 g. Gelbholz, 125 g. Fernambulholz wird mit 
81. Seifenfiederlauge u. 125 g. Rotajche ausgekocht, bis 


nur noch H—6 1, Flüffigteit übrig find. Darin läht man 


32 g. Orlean und 750 g. Wachs mit Hülfe dev Wärme 
zergehen und rührt bis zum Erfalten um. Man erhält 
8— 10 Flaſchen braunrothe Beize, die für ein großes Jim: 
mer ein Jahr lang ausreicht. Der Fußboden wird täglich 
gelehrt, einmal wöchentlid mit halbfeuchtem Lappen aus— 
gewiſcht, dann auf den viel begangenen Stellen mit ®. be: 
itrichen und mit einer fcharfen Bürste durchgebürſtet. Alle 
46 Wochen wird der ganze Fußboden mit Hilfe des 
Pinjels einmal mit B. beſtrichen und fofort gebüritet. 
Bal. Polytechn.Notizblatt II. 

72. Echrverdünnte rauchende Schwefeljäure eignet ſich 
ebenfalls zu dieſem Zwed bei neuen Fußböden. Nad) voll- 


Beize 








73. Die weingeiſtigen Löſungen ſämtlicher Saftfarben es ſich purpurroth. 
ſind ebenfalls zu Fußbodenbeizen zu gebrauchen. f) Gelb. 
D. Beizen auf Elfenbein und Knochen. 84. Chromſaures Kali, aufgelöft, das Elfenbein darin, 
Zunächſt müjjen Elfenbein oder Knochen gebleicht wer- dann aber in Bleizuderauflöjung gelocht. 

den. Bei Elfenbein geichieht dies durch Anfeuchtung und E. Beizen auf Horn. 
Auslegung in die Sonne; bleiben dabei noch gelbe Flede | Die für Elfenbein und Knochen angeführten ſchwarzen 
urüd, jo fann man es in Nlaunwafjer kochen, nady dem | Beizen find auf Horn ebenfall® anwendbar, außerdem 
Bleichen wird das Elienbein bei gelinder Wärme getrodnet. | aber noch folgende: 
Knochen bleicht man durd Kochen in Waffer, worauf fie a) Schwatz. 

getrodnet und, mit reinem weihen Sand bededt, in die 65. Bei. aud) für Kammmacher, dann für Hornthür— 
Sonne gelegt undfleigig mit Waſſer begofien werden. Auch ſchilde ꝛc. 2, kg. Kalk werden mit Wafjer gelöſcht. 1 kg. 
in einer B. aus Kaltwafier, Rotajche und Alaun oder in | Kalt augemengt und das Banze mit Seifenfiederlauge zu 
Salzwaſſer werden fie ſchön weiß; letzteres zieht aber die | einem diden Brei gerieben. In diefen Brei legt man die 
Poren auf. Das Elfenbein od. der Knochen wird nach dem | zu färbende Hornarbeit 24 Stunden lang, reinigt fie dann 
Bleihen zunächſt, vor Behandlung mit einer der folgen= | mit Waſſer, trodnet fie u. reibt fie mit Oel ab. 

den B.n, 12 Stunden lang in Kallwaſſer geweiht, danach b) Sdildpattartige Beisen. 

ungefähr 2 od. höchitens 3 Stunden in ſchwaches Scheide: | 86. Gleiche Duantitäten ungelöfchter Kalk u. Mennige, 
waſſer gelegt. Bemerkt man, daß durd) die Säure die | mit ftarfer Seifenfiederlauge zufammengemijcht, werden 
Dberfläche des Elfenbeins raub zu werden beginnt, jomuß | mit dem Pinfel jo auf das Horn aufgetragen, daf die 
man dasijelbe jofort herausnehmen und in das nicht zu Flecken des Schildpatts nachgeahmt werden; ift die aufge= 


warme Farbebad legen. Sollen weiße Fleden zurüd- 
bleiben, jo bededt man die betreffenden Stellen zuvor mit 
Bade. 
a) Blau. 
74. Schwefelfaure Indigoauflöjung, welche man mit 
Waſſer verdünnt hat, erzeugt eine jchöne blaue Farbe auf 
dem Elfenbein, wenn man diejes in der Flüffigfeit liegen 


läßt, bis die verlangte Schattirung zum Vorſchein fommt. | 


Iſt die Auflöfung zu ſtark, jo greift die freie Schwefel- 
jäure das Elfenbein leicht an. 

75. Reife fFliederbeeren werden mit etwas Alaun in 
ftartem Weineſſig gelocht, dann die zu färbenden Gegen— 
ftände hineingethan und nochmals zum Sieden gebradjt. 

b) Roth. 

76. Scherwolle von Scharlahhtuc kocht man in Waſſer 
und feßt nach und nad) Potaſche und etwas Alaun zu, um 
die Farbe zu reinigen, worauf man diefelbe durch Leinwand 
feiht. Das Elfenbein oder der Knochen wird jo lange in 
die Scharlachfarbe gelegt, bis die Schattirung den ge- 
wünjchten Grad erreicht hat. 

77. Das Elfenbein wird einige Minuten mitverdünnter 

innjolution gebeizt und dann in heiße Fernambukab— 
odung gethan; legt man das auf dieje Weije roth gefärbte 
Elfenbein in eine ſchwache Potaſchelöſung, jo wird es 


das blau gefärbte Elfenbein einige Augenblide in jehr 
verbünnte Zinnauflöfung u. aladann in eine fauber durch: 
geſeihte heihe Abkochung von Gelbholz legt. 

79. 1 Theil Grünjpan wird mit 8 Theilen Weineffig 
übergofien, in diefe Flüffigfeit der zu färbende Gegen— 
jtand hineingethan und eine Stunde damit gekocht. 

d) Idwar;. 

80. Man legt das Elfenbein mehrere Stunden lang in 
eine verdünnte Auflöfung kryſtalliſirten jalpeterjauren 
Eilberoryds, worauf es durd) die Einwirkung des Tages— 
lichtes eine ſchwarze, etwas ins Grüne ziehende Farbe an— 
nimmt. 

81. Zerſtoßene Balläpfel werden mit wenig Potaſche in 
Waſſer abgejotten, das Elfenbein wird 4 Tage lang in dieje 
Miſchung gelegt und dann die B. 80 angewendet. 

82. Das Elfenbein wird erjt in Blauholzabſud und 
dann in Eifenvitriol gelocht. Dadurch wird. es blaufchwarz. 
Will man reinſchwarz beizen, fo miiche man zu dem 
Blaubolzertraft nod) grünen u. blauen Bitriol und etwas 
Balläpfel u. lafje das Elfenbein darin 20 Minuten kochen. 

e) Violett. 
83. Das Elfenbein wird zuerjt mit der rothen Beize 75 


tragene Mafje troden, jo wiederholt man das Verfahren 
zwei= oder dreimal. 

87. Man überzieht das Horn mit Wachs durch Ein- 
tauchen in geichmolzenes Wachs od. durd) Aufpinjeln; mit 
einem leichten Griffel werden dann die zu beigenden Stellen 
vom Wachs entblößt und das Horn in cine Schwarzbeize 

gebracht. 

88. Man bereitet einen Teig aus 2 Theilen friſchen, 
troden gelöjchten Kalkes, 1 Theil Silberglätte u. Seifen: 
fiederlauge, und bejtreicht mit diefem die zu beizenden 
Stellen. 

F. Beizen auf Sandftein. 

89. Um dem Sandftein, ohne die natürl. Steinftruftur 
u. Aderung zu verdeden, einen wärmeren, feurigeren Ton 
zugeben, tränft man ihn mit heißem, fehr dünnem Leim: 
wajjer und bringt ihn, nachdem er getrodnet ift, in eine 
gerbitoffbaltige Auflöfung, z.B. eine Abkochung gejtohener 
Galläpfel oder Eichenlohe, worauf fih ein in Waſſer un: 
lösliches Leimtannat im Stein niederfchlägt. 

90. Gefättigter Eifenvitriol, in verichiedenen Verdün— 
nungen aufgetragen, giebt dem Sandſtein ein helles oder 
duntles, feuriges Gelb bis Braun, welches nicht dedt, alfo 
die ganze Aderzeihnung fichtbar läßt. 

91. Eine dunkle, fait ſchwarzbraune Färbung giebt 
Waſſerglas, mit kieſelſaurem Manganorydul verfept. 

92. Lebhaft braune Färbung wird erzieltdurd) Waſſer— 
glas, mit jchivefelfaurem Manganoxydul verjegt. 

93. Hellgelber Ton wird durch Wafjerglas, mit 
ſchwefelſaurem Baryt verjegt, erreicht. 

94. Tief rothbraun wird der Sanditein jowie Kalkitein 
—— durch Waſſerglas, mit Eifenvitriol verjept, 
gebeizt. 

95. Grünliche Färbung erreicht man durd Waſſerglas, 
mit Kupfervitriol verjegt. 

96. Chotoladenfarbiger Ton wird erreicht durch Waſſer⸗ 
glas, mit Kupfervitriol u. Eiſenvitriol verſetzt. 

Das Waſſerglas muß (bei P1—96) zunäcdhit mit dem 
| doppelten Volumen Waſſer verdünnt werden, u. wird erit 
aufgebracht, nachdem die betreffenden Steine mit einer 
alfaliichen Yauge abgebürftet worden find. Der Anſtrich 
hat während dreier 2 täglich einmal zu geſchehen. 
G. Beizen auf Marmor und Alabaiter. 
a) Roth. 

97. Eine Abkochung von Fernambuk mit Alaun wird 
warm mit dem Pinſel oder einem weißen Schwamm auf- 
getragen. 

| b) Blan. 
98, Frliederbeeren werden mit Alaunabgelocht u. warm 
‚ aufgetragen. 


hf 


ec) Gelb, 

99. Kurkume, mit Alaun abgefocht, wird warm aufs 
getragen. 

H. Beizen auf Metalle. 

Metalle werden in der Regel nur zu dem Zweck gebeizt, 
um jene durd Einwirkung einer Säure auf die Oberfläche 
des betreffenden Gegenitandes rauh zu machen oder einen 
Theil der Beitandtheile derjelben zu entfernen; jo werden 
an legirten Metallen durd) das Beizen die weichen, un— 
edlen Bejtandtheile entfernt, und dadurch ericheint die 
Oberfläche als blos aus dem edlen Metall bejtehend. Bor: 
ihriften zu ſolchen Beizen auf Metalle ſowie zu ſolchen 
auf andere Materialien oder zu befonderen Zweden ſ. in 
den die Materialien betreffenden Artikeln. WWF.) 

Beizeifen, Halbeifen, n., aud)Biey- 
eifen gen. (Steinm,), ein Heiner 
Meißel, um vertichte Nuten, Strei- 
jen u. Falze zu ebnen, dem Schlag: 
eijen (j. d.) Ähnlich, nur Heiner und 
ſchwächer; fie find 17—19cm. lang; 
j. Fig. 503. 


Beizimmer, n., 1. ſ. v. w. Alkoven. 


— 2. ſ. v. w. disponibles Zimmer. 
Beizmittel, n., ſ. Beize. 
beizwicken, alt. 3., ſ. anzwicken. 


bekaiet, adj., heißt ein Schiff, 
deſſen Maſten durch Einwirkung der 


Fig. 608. Beizeiſen. 
Sonnenhitze aufgeſprungen ſind. 


bekajen, akt. 3. (Wafferb.), 1. die Ufer durch eine 


Holzwand jihern. — 2. Auf Ufern und Deichbrüchen, bei | 


Uferjchleujen u. Brüdenbauten einen Noth: reſp. Fange— 
damm errichten. 

Bekämpung, f., ſ. v. w. Befriedigung. 

bekanten, akt. 3., frz. ebiseler, &carner, &corner, 
engl. to blunt the corners (Zimm.), ſ. v. w. abfanten, 
namentlich nahe ander Hirnholzjeite, etwa um einen Ring 
anzulegen, um das Entjtehen eines Bartes beim Auf— 
jchlagen (an Pfählen) zu verhindern :c. 

bekappen, alt. 3. (Forſtw.), ſ. v. w. föpfen. 

Bekaſſe, f. (Schiffb.), ſ. Barkaſſe. 

bekehlen, j. v. w. ausfchlen; ſ. Kehle u. Kehlſtoß. 


Bchenntnis, f., lat. confessio, ſ. Krypta und Bafilita. | 


bekiefen, 1. (Straßenb.) die Straße befiefen, frz. ensa- 
blerlavoie, engl. toballast theroad, j. v. w. bejchottern, 
mit Kies befahren, mit Kies überſchütten. — 2. (Pflaſt.) 
das Pflaſter befiejen, franz. couvrir de gravier, engl. to 
gravel, neues Bflajter mit Sand bejchütten, um die Fugen 
vollftändig zu füllen. 

bekleben, bekleiben, ſ. d. Art. Dede u. Hleiberarbeit. 

bekleiden, akt. Ztw., franz. revötir, engl. to cover, 
1. (Maur., Steinm.)mit Steinen od. dgl. befleiden, franz. 


aud) parer, engl. to face, j. verkleiden. — 2. (Zimm., 
Tiſchl., Maur.) befleiden in dem Sinn von überziehen, | 


frz. encroüter, incruster, engl. to incrustate, ſ. d. Art. 
fourniren, inkrujtiren, belegen x. — 3. (Kriegsb. Waſſer— 
bau) eine Böſchung bekleiden, frz. revötir, engl. to revet, 
j. d. Art. Böſchung u. verfleiden. 

Bekleidung, f.,1.(Maur., Steinm.) Anblendung, Ber: 
blendung, fr. rev&tement, faux parement, m., parure, 
f., engl. facing, Belegung einer Mauer mit Platten oder 
anderen ohne bejondere Verbindung vor die Mauer vor— 
geitellten behauenen Steinen. — 2. (Zimm., Maur.) frz. 
revötement, doublage, m., engl. lining, dressing, Be- 
legung eines Holzgejtelles mit feinem bearbeiteten Holz, 
einer Mauer mit schwachen gegliederten Steinen od. dgl.; 
j.d. Urt. Thürverlleidung, Anblendung, Sodelblendung x. 
— 3. Tiſchl. Zimm., Steinm,) franz. incrustation, f., 
application, f., engl. incrustation, Ueberziehung od. Be: 
legung einer Holzarbeit wit feinerem Holz, dann auch 


Fournirung oder Beleg gen., einer Mauer mit ſchwachen 


Platten aus feinerem Stein, dann auch Beleg, Inkruſti— 


Delagerungsarbeiten 

rung gen. — 4. (Kriegsb., Waſſerb., Straßenb.) Belegung 
eines Dammes oder andern Erdwerks x., aud) Bertlei- 
dung gen. — Man unterjceidet: a) ganze B., frz. revöte- 
‚ment, plein, engl. full revetment; b) dofjirte od. ge= 
| neigte B., frz. revötement A talus, a parement incline, 
engl. sloped, inclined, leaning revetment, soiling; c) 
jenfrechte B., fra. revötement à parement vertical, engl. 
vertical or upright revetment. 

Behleidungsfafdjine, f., frz. fascine à revätir, engl. 
reveting-fascine (battery-faseine), Faſchine (ſ. d.) zu 
Heritellung d. Bekleidung einer Batterie,eined Dammesxc. 

Bekleidungskorb, m., j. d. Art. Schanzlorb. 

Bekleidungsmaterialien, pl., j. d. Art. Verkleidung, 
Erdbau xc. 

Bekleidungsmauer, f., j.d. Art. Blendmauer, Futter: 
mauer xc. 

beklinken, aft. 3.,f. v. w. anklinten, anflauen. 

bekloßen, mit Klotzpflaſter belegen; j. Pflafterung. 

bekrampen, alt. 3. (Deichb.), einen Damm b. beißt: 
die behufs der Anhägerung aufgebradite Befikung mit 
Stroh durch Krampen (Strohbänder) auf einer Sandbant 
befejtigen. 

bekrippen, franz. clayonner (Deichb.), einen Damm 
durch eine Krippe, einen geflocdytenen Zaun, bededen. 

Bekrönung, f., 1. (Hochb.) franz. couronnement, m., 
engl. crowning, Abſchließung eines Baues od. Bautheils, 
3. B. eines Portals, Fenſters, Erlers ꝛc. nad) oben, durch 
einen nach allen Seiten ausladenden Sims, einen Giebel 
od. dgl. Bei Thüren u. Fenſtern nennt man die B. in der 
Regel Verdaduung. Die B. ganzer Gebäude geſchieht durch 
den —** und eine etwa auf denſelben geſetzt Attika, 
Brüſtung, Giebelꝛe. Allgemeine Regeln über das Verhält⸗ 
nis der 9 zum Ganzen laſſen ſich nicht geben und muß 
dies dem Geſchmack des Künſtlers überlaſſen bleiben. — 
2. (Kriegsb., Straßenb. ꝛc.) ſ. v. w. Krone, Kamm ꝛc. 

beladen, alt. 3., ſ. d. Art. Ladung. 

Belag, m., Beleg, m., frz., 1. ſ. d. Art. Bekleidung. — 
2. Hier u. da für Fußbodenbelegung gebraudt, bej. wenn 
die den Fußboden bildenden Körper, als Pfoſten, Boh— 
len, Blatten zc., ohne Mörtel od. andere Befeftigungsmit- 
tel locker hingelegt werden ; jo jpricht man vom B. eines Ge⸗ 
rüftes. Die auf neue Treppen zum Schuß vor Beitohung 
| der Stufen während des Ausbaues gelegten Breter nennt 
| man ebenfalls B. Näheres ſ. ind. Art. Bedielung, Dielung, 
ı Fußboden, Bohlenbelag x. — 3. (Striegsb.) B. einer 
| Brücke, Srükenbelag, m., Brückendeckt, f., frz. plancher, ın., 
‚ tablier, m., engl. flooring, road-covering, planking of a 
bridge, ®ejamtheit der auf die Stredbalten einer Pon— 
ton= x. Brücke gelegten Brüdenbreter. Bei Nothbrüden 
‚kann der B. bei Mangel an Bretern aus Stangenholz mit 
| darüber gelegtem Reiſig und Erdauffchüttung beftehen. 

Belagbret, n., frz. volet, ım., engl. chess, ein zum Be- 
lag einer Brüde ꝛc. Dienendes oder brauchbares Bret. 

Belagerungsarbeiten, f., Augriffsarbeiten Kriegsb.), 
jind alle fortifitatorischen Arbeiten von der erjten Ein- 
ſchließung eines Plapes — Berennung — bis zum Fall 
besjelben. Sie bejtehen der Reihe nach in folgenden: 

1. Errichtung des Hauptdepots für Artilleries und 
Genietruppen außer dem Bereid) des feindlichen Feuers 
(6—8000 Schritt), bei RR in Fig.504 der leberfichtlichkeit 
wegen ganz nahe hinter die erite Parallele gejept, während 
fie in der That viel weiter zurüd liegen. 

2, Aushebung der 1. Parallele, d. i. ein Graben von 
6,, m. oberer, 2,, m. unterer Breite und 1,,—1,, m. Ziefe 
| mit einer nach der Feitung zu aufgeworfjenen Brujtwehr, 
| der jich ca. 1000— 1200 Schritt vom Glacisfuh entfernt 

um die Angriffsfront u. theilweiſe auch um die Collate— 
ralfronten herumzicht, FG in Fig. 504. In ihm und ca. 
 1000—1500 Schritt hinter ihm werden 

3. die erften Belagerungsbatterien, d’f x., Enfilirs, 
Demontir:, indirefte Breſch- und Contrebatterien ſowie 





| 
| 

















J Belagerungsarbeiten 335 Belagerungsarbeiten 


Batterten für glatte und gezogene Mörſer, endlich au | 5. Aushebung der Approchen — Annäherungsgräben 
Emplacements für Gefüge gegen Ausfälle errichtet. AI8 | (zur 2. Barallele) unter dem Schuß der Batterien. Bei 
— ————— gilt, die Parallele und ihre nach den Tage mit der völligen Sappe oder Erdwalze, Fig. 508, 

epots führenden Kommunikationsgräben, ſowie die bei Nacht mit der flüchtigen Sappe, Fig. 506, oder der ge- 
meinen Sappe, Fig. 507 (f. d. Art. Sappe). Dieje Appro: 
chen liegen meijt in den verlängerten Kapitalen, W in 
Fig. 504, der angegriffenen Werfe und werden im Zick— 
zad geführt, bamit h 














ie nicht von den Feitungswerten aus 
enfilirt werden können. Es find Gräben von 3,, m. oberer, 
2,, m. unterer Breite u. 1,—1,, m. Tiefe mit Bruftiwehr 
nach der Feitung zu. 


dig. 505. Belagerungsarbeiten vom Bau der dritten 
Parallele bis zur Breichelegung. 


Fig. 504. 
Belagerungsarbeiten bis zum Bau ber dritten Paralle. 









"Va 


/ 
EA 
⸗ \ 6. Auf 4— 500 Schritt vom Glacisfuß wird analog der 
1. die 2, Barallele H L ausgehoben, und ein Theil ‚der 
„eriten Batterien“ in fie verlegt. Diefe Batterien ſetzen 
er nun in größerer Nähe ihr Zerſtörungswerk fort, vollenden 
Rah ' womöglich die Brejchen u. halten das Feſtungsgeſchütz im 





* Zaum , fo daß die Approchen nad) und nach den Glacisfuß 

Batterien, womöglich in einer Nacht zu beenden. Auf | erreichen fönnen, wo dann , 

alle Fälle müfjen jämtliche „erften Batterien“ ihr Feuer | 7. die 3. Parallele M P angelegt wird. Nach Umſtän— 

gleichzeitig eröffnen. den legt man zwifchen die 2.u.3. Parallele noch eine Halb- 
4. Errichtung der Zwifchendepots, Bombenmagazine | parallele N O an, — 

TI‘, II x. in Fig. 504, für den weiteren Angriff. 8. Bon der 3. Parallele wird das Glacis hierauf mit 


Belagerungsarbeiten | 





der Traverfenjappe jappirt, ſ. Fig. 505, u. auf dem Stamm 
des Glacis eine neue Parallele, die Krönung des Glacis, 
t t Fig. 505, mittel® der Traverjen= (bier jpeziell Krö— 
—2 gen.) angelegt. 





Sig. 506. Früchtige Sappe. 

9. Bon bier aus wird der Grabenniedergang mittels der 
bededten Sappe od. einer großen Minengalerie (Descen: 
tengalerie, ſ.Fig. 511) bewerfitelligt, dann über den Gras 
ben bei x x Fig. 505 bis an den Fuß der Brefche ace hin 
wegjappirt, j. Fig. 511, bez. bei nafjen Gräben ein Damm 


Fig. 507. Gemeine Sappe. 


mit Bruſtwehr über den Graben angejchürtet. ‚Hierauf er⸗ 
folgt ac der Breſche. — Sind Abſchnitie III oder 
Waffenpläge, ABC, Tig.505, indem angegriffenen Werte 
vorhanden, jo muß man ſich in dem eroberten Theil feſt⸗ 
jegen — logiren — indem man Brujtwehren gegen das 










‘ 
| Be: 509. Fig. 510. 
ürfele Schlangen⸗ 
Fig. 508. Böollige Sappe oder Erdwalze. fappe. fappe. 


Innere der Feitung aufwirft, und greift von hier aus den 
Abſchnitt an. In der Regel müſſen hierzu in dem Loge: 
ment Brejchbatterien errichtet werden, wie in Fig. 50. 

Diefe Belagerungsarbeiten werden häufig durch Aus- 


336 
der Würfel⸗ Fig. 509, der Schlangenfappe, fig. 510, od. 











Belemnitenkafk 





mit Yatten belegen, benageln ꝛc. 

Belattung, f., frz. lattis, m.,engl.covering 
with laths, Manche Dahdedungsmaterialien 
werden auf Latten gehängt, die quer über die 
Sparren genagelt werden. Die Abjtände der— 
jelben find verjchieden, je nad) dem Material 
und dem Grad der Dichtheit, den man dem Dad) geben 
will. Näheres f. ind. Art. Dach, Lattung ꝛc. 

Belaying-pin, s., engl. (Schiffb.), ſ. Koveinnagel. 

beledern, lidern, aft. 3., fr}. garnir de cuir, engl. to 
leather, to furnish with leather, mit Leder benageln, 


be. bei Bentilen, zu Dichtung 
“wm DR 

















der Fugen, bei Thiren, um das 
unangenehme Geräufh beim 
en Aullappen derjelben zu vermin= 
dern; j. d. Art Liderung. 
Beleg, m., 1. ſ. v. w. Belag 
(1.d.). — 2. Die Gegenftände 
(3. B. Kohle, Steine x.), welche 
beim Seßen der Grenziteine unter diejelben eingegraben 
werden, um auch nad) etwaiger Berrüdung derjelben den 
richtigen Standort u di ai — 3, ſ. Belleidung 3. 
belegen, aft. 3., im allgemeinen, frz. revötir, engl.to 
face, ſav. w. befleiden; im bejonderen 1. (Zimm.) frz. 
plancheier, einen Fußboden, benjelben mit Bretern 
deden. — 2. (Maur.) franz. carreler, engl. to flag, einen 
Fußboden mit Steinplatten, liefen oder dergl. bededen. 
— 3.(Schmied.) die Schneidewerkzjeuge mit Stahl belegen, 
ſ. dv. w. denfelben an das Eiſen anjchmieden. — 4. (Tiſchl.) 
eine glatte Bretthür oder dergl. belegen, engl. to batten, 
auf diefelbe ſchwache breite Leiften aufnageln, um ihr das 
Anſehen eingejtemmter Arbeit zu geben, auch f. v. w. four: 
niren. — 5. (Gärtn.) mit Rafen belegen, fr}. gazonner, 
engl. to sod, f. v. w berajen. — 6. (Schiffb ) f. v. w. auf- 
tafeln. — 7. (Spiegelf.) franz. mettre au tain, dtamer, 
engl. to foliate, j. Spiegel. 

Beleghölger, n. pl., 1. (Schiffb.) frz. bittons, m. pl., 
chevilles de bitte, engl. belaying-cleats, kevels (Schiff⸗ 
bau), die zum Befejtigen des Tauwerkes beftimmten höl— 
zernen Nägel, Klampen, Doden x. — 2. (Tiſchl.) frz. bois 
de garnissage, de placage. ſ. v. w. Fourniere (f. d.). 

Belegſchaft, f., einer Grube, fr}. personnel m. d’une 








fälle der Feſtungsbeſfatzung unterbrochen, denen die in den | mine, engl. men, pl.; crew, s., die Mannſchaft einer 


- 
m ae me —— 





Parallelen liegenden Laufgrabenrejerven u. rückwärtige 
Reſerven, ſowie die neben den Belagerungsbatterien pla= 
eirten Feldgeſchütze entgegentreten. Beſitzt die angegrif— 
jene Feitung ein Minenſyſtem, jo beginnt, meijt von der 
3. Barallele an, der äußerſt zeitraubende und ſchwierige 
Minentrieg, durch welchen der Contremineur — Verthei— 
digungsmineur — aus allen feinen Balerien vertrieben 
werden muß, ehe man zum Couronnement, bezichentlich 
zum Grabenniedergang übergehen kann. Sehr oft ſetzt 


Fig. 511, Grabendeicentengalerie und Grabenübergang zur Breice. 





Grube; dagegen iſt Belegung, f., eines Schachts ıc., fran;. 
cope, f., engl. gang, die für einen bejtimmten Theil des 
Grubenbaues fommandirte Mannſchaft. 
Belemnit, m., Tenfelsfinger, Fingerflein, m., Pfeilfpige, 
f., frz. belemnite, f., engl. belemnites, arrowhead, fin- 
erstone (Mineral.), foijiler Reit einer ausgeitorbenen 
ephalopodenfamilie, findet fich in der Liasformation, im 
Jurakalk u. der Kreide, 
Belenmitenkalk, m., j. Liasformation. 


Bel-etage 337 Delgien 

Bel-ttage, m., tage prineipal, premier, m., frz., | wird; dieje Art von B. wird bei. bei Theatern öfter ange: 
engl. main story (deutid) die Beletage, f., gen.), j. v. w. | wendet. Es wird hierbei der Rlafond theihweis aus matt- 
Hauptgeſchoß, in der Negel das Geſchoß über dem Bars | geichliffenen Glastafeln bergeitellt, über welchen in 15 
terre, welches mehr Höhe bekommt als die übrigen Ge- bis 30 cm, Entfernung ringförmig gebogene, jternförmig 
ſchoſſe, da fich hier meist die Säle u. Prunfzimmer befinden. | od. dergl. angeordnete Basröhren parallel zur Ebene der 

GBeleuchtung, f., frz. &clairage, m., engl. lighting, 1. | Blasplatten angebracht find; dieſe Ringe find mit einer 
im allgemeinen das Licht, welches auf einen Gegenſtand beliebigen Anzahl von Gasbrennern veriehen, in der 
fällt. — 2. Die Anordnungen, um ein Gebäude in allen | Weife, daf die Flammen dem Glas möglichſt parallel 


jeinen Theilen hinreichend mit Licht zu verſehen. Da nun | 
Helligkeit der Wohnungen eines der wichtigſten Erforder= | 
niffe ift, jo fommt e8 beim Bau derjelben vorzüglidy auf 
richtige Anlage und Bertbeilung der Lichtöffnungen an; 
nur wo dergleichen durchaus gar nicht anzubringen find, 
muß man diefem Mangel durch künstliche B. abzuhelfen 
juchen. Man theilt die B. überhaupt folgendermahen ein: 
—— durch Tageslicht hervorgebrachte 
— 1. Direkte B. Darunter verſteht man alles Licht, 
welches durch Hausthüren od. Feniteröffnungen unmittel- 
bar ins Innere eines Gebäudes fällt. Ueber zweckmäßige 
Geitaltung und Stellung der dasjelbe vermittelnden Ocff- 
nungen ſ. d. Art. Fenſter. — 2. Indirekte B. Hierbei erhält 
der betreffende Raum fein Licht durch ein Oberlicht oder 
gewöhnliches Fenster od. auch durch eine Glasthüre, ſtets 
aber von einem andern Naum aus, wie dies z. B. bei 
Vorſälen, Korridoren, Alkoven x. der Fall ift, wobei man 
auch gern mattes oder gemuftertes las anwendet, um 
das Durchjehen zu verhüten, die Schärfe der Schatten zu 
vermindern u. die Verbreitung der Lichtitrablen zu beför= 
dern. Treppenbäufer, Höfe, mitunter auch Wärenlager, 
erhalten ihr Licht oft durch ſogen. Oberlichter (ſ. d.); 
unterirdiiche Gänge, Seller zc. werden aud) wohl durch in 
die Dede eingelegte Glastafeln von hinreichender Dice be- 
leuchtet, wie auch bei Kajüten u. Zwifchendeden der Schiffe 
geichieht. Näheres ſ. Art. Fenſter, Lichthof, Oberlicht ıc. 
b) Künftlihe Beleuchtung. Diejelbe wird durd) 
die Verbrennung gewiſſer Stoffe (ſ. Beleuchtungsmate- 
rialien) od. mit Hülfe von Elektrizität erhalten. Zunächſt 
iſt für gehörige Sicherung der Flammen zu jorgen. Im 
Freien birgt man die Flamme meijt in verichlofienen 
Laternen, damit der Wind fie nicht verlöfche. Ueber Ver— 
theilung u. Stellung derjelben f. d. Art. Laterne u. Stra— 
benbeleudtung. Im Innern von Gebäuden wird man an 
ugigen Stellen, z. B. in Treppenbäufern, Hausfluren xc., | 
Ei Zuflucht ebenfalls zu geichlofjienen Lampen oder Ya= 
ternen nehmen müſſen; j. daher d. betr. Art. In Zimmern 
wird die B. durd; Lampen u. Leuchter der verschiedeniten 
Art bewerfitelligt. Inn Arbeitszimmernn müfjen über den | 
Bulten oder Arbeitstiichen Armleuchter, Blitzleuchter, 
Hängeleuchter, Stellleuchter, Schiebelampen od. dergl. jo 
angebracht werden, daß man Lage u. Höhe der Flamme 
leicht reguliren kann, daß aber jedenfalls das Auge, wäh— 
rend es auf die Arbeit gerichtet ift, nicht direft von den 
Strahlen der Flamme getroffen wird, daß aber auch auf | 
die Arbeit fein Schatten fällt, In Wohn-, Leſe- u. Plau— | 
derzimmern bringt man die Leuchter oder Lampen 3 











beiten über der Mitte des gemeinichaftlihen Tiſches an. 
etwas über Augenhöhe fipender Perſonen, oder jo, daß fie 
nad) Belieben tiefer oder höher geichoben werden fünnen ; 
in Gejellichaftsräumen find Kronleuchter, Hängeleuchter ; 
und Wandleuchter zu empfehlen, da diefe niemand im 
Wege find, müffen aber über Augenhöhe ſtehender Per— 
jonen angebracht jein; in Toilettenzimmern dürfen Spie= 
gelleuchter nicht fehlen, die aber auch in Geſellſchaftszim— 
mern den Glanz der B. erhöhen. KRandelaber empfeblen 
fich für Korridors, Vorfäle, Treppenbäufer ıc. Für die B. 
der ESpeijetafeln eignen ſich Girandolen, Kugellampen u. 
Hängeleuchter; für Billardzimmer Hängelampen und 
Bandlampen mit Reverberes oder Meflektoren ıc.; ſ. d. 
Art. Leuchter, Lampe, Salon x. Oft kann man die B. 
ſehr vortheilbaft mit der Bentilation (j. d.) in Ver: 
bindung bringen, indem eine Art Oberlidyt angeordnet | 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4..Aufl, I. 


brennen. Dody werden dieje jogen. Sasjonnen aud) oft 
dircht im Raum, ohne Slastafeln darunter zu bringen, 
angeordnet, und dienen zugleich als Sauger für darüber, 
—— Ventilationsrohre. Die Erfindung der Mi— 
trailleufenbrenner mit Borwärmung des Gaſes durch 
Siemens in Dresden hat dieje Verwendung der Gasflam— 
menbiße zu Bentilation auch ſchon für einzelne Flammen 
möglich gemacht. Faſt wöchentlich tauchen neuc Vervoll— 
fommnungen der Brenner fir Gas jowohl als für Petro— 
leum auf, und fast ebenſo ſchnell fchreitet die Ausbildung 
der eleftriihen B. vor. Weiter in diejes Thema cin: 
gehen, hieße die Grenze dieſes Lexikon überjchreiten. — 
3. (ftrieg&b.) a. die B. der Minengänge geichieht für die 
Arbeiten durch das gewöhnliche Bergmannsgeleucdht, am 
beiten durch Davy'ſche Sicherheitslampen, melde von 
Strede zu Strede in der Galerie aufgehängt werben. 
b. Die B. der Bulvermagazine u. Geſchoßräume geichieht 
durch Yampen, welche vom Vorhaus oder von bejonderen 
Beleugtungsgängen aus in Belendytungsuifgen eingejchoben 
werden. Dieje Nijchen find durch ſtarke Glastafeln gegen 
das Magazin xc. u. das Vorhaus, beziehentlich den B.s— 
Bang abgejchlofjen und befigen Luftzüge für die Quftver: 
forgung der Lampe, die in den Gang x. münden. 

e. B. einer Feitung. Um nächtliche Belagerungs- 
arbeiten erfennen und beſchießen zu fönnen, wendet man 
Leuchtraleten, die man in kurzen Zwiſchenräumen fteigen 
läßt, oder eleftriiches und Drummondiches Kalklicht mit 
Refleftoren an. — d. Ueber die Stärke der B. ſ. d. Art. 
Leuchtkraft, Photometer und Flamme. 

Beleuhtungsmaterialien, n. pl. Die beiten Beleud)- 
tungsmittel find Kohlenwaſſerſtoffe, welche, Indem fie in 
Berührung mit der Luft verbrennen, eine leuchtende 
Flamme geben. Sole Stoffe find das thieriiche Fett, 
bei. Talg und Thran, und Pflanzenöle, wie Rübſamen-, 
Leinſamenölee.; fernergeben aber auch gewiſſe bituminöfe 
Mineralien, wie Stein= u. Braunfoblen, fett- u. ölartige 
jowie auch gafige Beleuchtungsitoffe ab, wenn fie der 
trodenen Dejtillation unterworfen werden. Die Entdet- 
fung der mineraliichen flüſſigen Kohlenwaſſerſtoffe, bei. 
der Petroleumauellen, hat eine vollftändige Umwälzung 
der häuslichen Beleuchtung zur Folge gehabt, und es find 
dadurch eine große Anzahl ſehr verichiedener Beleud- 
tungsapparate in Anwendung gefommen, jo namentlich 
auch mit Bezug darauf, daß man atmojphäriiche Luft mit 
ſehr flüchtigen Kohlenwaſſerſtoffen imprägnirt und als 
Leuchtgas benußt. Andere Beleuchtungsapparate jind zu 
dem Zweck konſtruirt, daß die von flüchtigen Kohlenwaſſer— 
itoffen erzeugte Flamme mit fonzentrirtem oder reinem 
Sauerjtoff, den man aus der Quft gewinnt, geipeift wird; 
hierauf ift die jogen. Carborigenbeleuchtung begründet, 
wie jie 3. B. Dr. Jojeph Philipps in Köln mit Erfolg ein- 
aeführt hat; man erhält damit ein jehr reincs, helles und 
dabei billiges Licht, welches ſich gut zur Beleuchtung grö- 
herer Räume, wie Theater, Fabrikſäle u. dergl., oder auch 
für Leuchttbürme eignet; j. übrigens aud) d. Art. Gasbe- 
leuchtung. Schw.) 

Belfry, belfrey, berfry, baufrey, s., engl., franz. 
beffroi, befroi, belfroy, ın. ıc., 1. der Bergfriede (f. d.). 
— 2. Der Glockenſtuhl. — 3. (Schiffb.) der Glockengalgen. 

Belfry-arch, bell-arch, lourer-window, s., engl. 
das Schalloch (j. d.). 

Belgien, Königreihd. Mäße und Gewichte wie in 
Frankreich. Die Schifislaft hat bei Gewichtsgütern 1000 

43 


Delbar 
kg, bei Mäfgütern 10 engl. Kubitfuß. Das verarbeitete | 
Hold ijt geieplich (bei 3 Tauſendtheilen Remedium) 917 
oder 833 oder 750 Taufendtheile fein, meiit lepteres im | 
Gebrauch; hohle Goldartikel dagegen nur 730 Taujend: | 
theile, BVerarbeitetes Silber geieglich (bei 5 Tauſend⸗ 
theilen Remedium) 934 oder 833 Taufendtheile fein, letz⸗ 
teres üblicher. Veraltete Längenmäße find: die braban— 
ter Elle in Brüſſel = 0,4, m., die Krämerelle in 
Gent = 9,95 ım.; die noch übliche Elle für unges| 
bleichte Leinwand — 0,,, m. Bergl. übrigens aud | 
d, Art. Maß und Gewicht. { 

Belhar, der Erhabene, indiicher Füritenpalaft, in der | 
Regel auf Bergen gelegen. 

belidern, alt. 3., ſ. beledern und Liderung. | 

Belier,m.,irz., Widder, Schafbod, daher 1. (Waſſer⸗ 
bau) f. v. w. Rammflog, Bär, Habe. — 2. Belier mili- 
taire, Sturmbod, Mauerbredyer; j. aries. — 3. Belier 
hydraulique, der hydrauliiche Widder oder Stöher, der 
Stoßheber. 

Beliöre, f., de cloche, frz., der Klöppelring der 
Glode, Slodenring, Hangeifen in der Glode zu Befeſti— 
gung des Klöppels. 

belittern, alt. 3. (Bergb.), einen Schacht belittern, 
j. v. w. ihn mit Reitern od, Fahrten verfehen, die Fahrten | 
in demſelben einhängen. 

Bell, s., engl., Glode. — Bell of a capital, Korb, 
Kern, Glocke eines Kapitäls (ſ. d.). | 

Bella coperta, f., ital., |. v. w. albarium opus, dod) | 
auch Kalkwaſſer, mit Milch gemischt, zum Weißen. en 

Bellande, f. (Schiffb.), Schiff mit plattem Boden, mit | 
Maſt u. Segel verfehen. 

Bell-arch, s., engl., 1. |. Belfry-arch. — 2. Offener 
Bogen in einem Blodengiebel. 

Bell-elapper, s., engl., ®lodentlöppel, Klöppel. 

Bell-cot, bell-gable, s., engl., der Blodengiebel, 

Bell-erank, bell-swipe, s., engl., der Slodenarm, 
Glockenſchwengel. 

Selle, f., 1. Bellenbaum, an einigen Orten für Pappel 
(populus alba) gebr. — 2, Kleine Glocke. 

lle, £., frz. (Schiffb.), mittlerer niedrigiter Theil des 
Verdecks, aud) j. d. w. Oberloff. 

Bellevue, f., belvedere, m., frz., engl. belvidere, 
ital, belvedere, ſ. v. w. jhöne Ausficht, Luſtwarte, Sich: 
dih-um; Benennung für Punkte, von welden aus man 
ichöne Fernſichten genicht, übertragen auf die an ſolchen 
Punkten errichteten Baulichkeiten, daher auch Name ver— 
ichiedener Luſtſchlöſſer. Die nicht zu nn be= 
jtimmten Belvederes in fürſtlichen Gärten od. au öffent: 
lichen Spaziergängen pflegt man in Stein auszuführen, 
und zwar in den manchfachſten Formen, als Stiost, 
Tempel, Thurm ꝛc. Für Privatgärten empfiehlt ſich bei. 
eine laubenartige Anlage mit jehr weit vorfpringendem 
Dach, um das Hereiniprüben des auf erhöhten Punkten 
oft ſehr vom Wind gepeitichten Regens zu verhindern. 
Als Beiipiel geben wir in Fig. 512 das Coronini-Belve: 
dere in Mehadia in Ungarn. Auch auf are errichtet 
man Ausſichtsthürme, die dann ebenfalls diejen Namen 
führen. 

Beil-tounder, s., engl., der Glockengießer. 

bellique, adj., frz., ſ. d. Art. colonne. 

Bell-metal, s., engl., Glodengut (f. d.). 

Bellows, pl., engl., der Balg, Blajebalg, ſ. d. betr. Urt. 

Bellows-frame, s., engl., das Balgengerüft. 

Bellows-pipe, s., engl., die Blasdeute, Balgliefe. 

Bell-ringing-engine, s., engl., frz. machine A son- 
ner, die Läutemaſchine. | 

ll-rope, s., engl., das Slodenjeil, der Gloden: 
jtrang; small-beil-rope, die Hlingelichnur, das Schel- 
lenband. 

bell ·· huped, adj. engl., glodenförmig; bell-shaped 
eapital, das Glockenkelchtapitäl. 











) 





338 


Bench 


Bell-tower, s., engl., der Glodenthurm, bejond. auf 
hrlicchlichen Sebäuden. 

Bell-turret, s., engl., das Blodenthürmchen, beſ. als 
Dachreiter; sancte-bell-turret, mass-bell-turret, das 
Chorglodenthiirmchen. 

Bell-wire, s., engl., der Klingeldraht, Klingelzug, 
Scellenjug. 

Belly, s., engl., j. Battering; to belly, j. to batter. 

Belneau, m , fr;., Schuttfarren, Miittarren. 

Belo, m., fat., Baum auf den Moluffen, nad jeiner 
wejentlichiten Verwendung auch Piahlbaum genannt, 

Belt, s., engl., Gürtel, Gurtband, Burtjims. 

Belt-saw, strap-saw, ribbon-saw, s., engl., die 
Bandjäge. 

Bema, Bemma oder Becma, n., griech. Bnax, Schritt, 
Tritt, Trittjtufe, 1. Schrittmäß bei den Römern zu Be— 
ſtimmung der Meilen; das Heine Bema hielt 2"/, Fur, 
das große 5 Fuß. — 2. Rednerbühne, Richterftuhl, Tri— 
bunal, daher in den griech. Kirchen f. v. w. hoher Chor, 


ni 





Big. 512. Das Eoronini«Belvedere in Mehadia. 


auch Hierateion genannt. — 3. In den altchriftlihen 
Kirchen Erhöhung für den Bilhofsthron. 

bemahlen,aft. 3.,überihwenmtes Land durch Schöpf= 
räder troden legen, meift mitteld Windmühlen. 

bemalen, aft. 3., franz. peinturer, barbouiller, engl. 
to bepaint, to daub, j. d. Art. anjtreichen, malen :c. 

bemallen, alt. 3., franz. gabarier, engl. to mould 
(Schiffb.), Hölzer bemallen, d. b. fie nad der Schablone 
(Malle) bearbeiten, 

bemaften, att. 3., ftz. mäter, engl. to mast, ein Schiff 
bemajten, d. h. die Majten einjepen. 

bemodern, pafi. 3., mit Moder beichlagen; |. Moder. 

bemörteln u. Bemörtelung, f., j. d. Art. Putz. 

bemuffeln, akt. 3.,j. d. Art. Muffel. 

bemuffen, alt. 3., j. d. Art. Muff. 

Bénar, ın., frz., vierräderiger Karren. 

benarben, aft. 3. (Deichb.), |. v. w. begrünen. 

B£narde, f., serrure f. benarde, frz., Schloß, das 
auf beiden Seiten zum Einjteden des Schlüfjels, aljo 
auch zum Schliehen eingerichtet ift, franzöſiſches Schlok 

Bench, s., engl., 1. die Bant, b. for working, work- 
bench, ®erfbant; grinding-bench, Schleifbant ; plan- 








Bench-axe 


ing-bench, Hobelbanf. — 2. (Strahenb.) Berme, Bös | 
ihungsabjag. — 3. frz. banc continu au socle, innerer | 
bankförmiger Eodel, fortlaufender Eodel oder Sohlbank. 

Bench-axe, s., engl., die Bankaxt, Zimmeraxt, 
Hanbart. . . 
 Bench-end, s., engl. (Tiſchl.), die Banfwange, Stirn: 
wand einer Bant, eines Ehorftuhls x. 

Bench-hammer, s., engl. (Schloſſ.), der Banfhammer; 
great bench-hammer, der (große) Bankhammer; small 
bench-hammer, der Heine Banfhammer, Handhammer. 

Bench-hook, s., engl. (Tiſchl. c.), der Banfhalen, das 
Banteijen (an der Hobelbanf). 

Bench-mark, s., engl. (Eifenb.), der Kreuzpfahl. 

Bench-plane, s., engl. (Tiichl., Zimm,), der Bank— 

bel. 

——— s., engl., das Blatt der Hobelbant od. 
Drehbant, die Bantplatte. 

Bench-saw, s., engl., die Sägemaſchine, Bandjäge an 
der (Dreh:) Bant. 

Bench-serew, s., engl. (Zimm., Tiſchl.), aud) serew- 
cheek, die Bankzange, Bantichraube, der Banfhafen, das 
Bwingeblatt an der Hobelbant, 

Bench - shears, pl., stock-shears, pl., engl. 

Schloſſ.), die Stodichere. 
—— s., engl., die ſtarke Sockelplatte zu bank: 
fürmigem Eodel; bench-tables, pl., f. v. w. bench 3. 

Bench-vice, s., eng!. (Schloſſ.), der Bankſchraubſtock. 

Bend, s., engl., die Biegung, Krümmung; b. ofa 
river, die Sluhfrümmung, Stromfrümme; outward-b., | 
die Ausbucht, der Bauſch; re-entering b., bight, die Ein« | 
bucht, der Bogen. . | 

to bend, 1. a. v., engl., biegen, frümmen; to b. a cor- 
nice, ein Geſims verfröpfen; to b. a chimney, to b. and 
turn a funnel, einen Schornſtein ichleifen, ziehen; to b. a 
spring, eine Feder jpannen, anjpannen; to b. the tyre, 
den Radreif aufbiegen; 2. n. v., krumm werden, fid) ziehen. 

Bend, peri., 1. Damım, Deich. — 2. Wafjerrefervoir. 

Bendelholz, n., f. v. ww. Faulbeerbaum. 

Bending, s., engl., das Krümmen, Biegen; bending 
ofa chimney, die Schleifung, Eciefführung. 

Bending-machine, s., engl., die Biegemaſchine. 

Benediktinerklofter, n., u. SBenediktinerkirde, ſ. d. 
Art. Klofter u. Kirche. 

benehen, alt. 3., fr. mouiller, arroser, engl. to net, 
j. v. w. anfeuchten (j. d.). 

Bengel, m., 1. fra. garrot, burin, m., engl. cudgel, 
woolder, furzer, dider Stod, j. Anebel und Reitel. — 
2, franz. rondin, m., barreau, m., engl. bar, runder 
Steden, als Hebel dienend, jo 3. B. an der Drudprefie, 
Schwengel, die Angrifisipeihe an Hafpeln ꝛc. — 3. frz. 
battant, m., ®lodentlöppel. — 4. fr. bascule, f., Brun: 
nenjchwengel. — 

Gengelholz, n., frz. garrot, m., ziemlich gerades Aſt⸗ 
od. Stammholz von ca. 2—4 cm. Stärke, alſo zu ſchwach 
zum Spalten; als Knebel, Stodholz x. verwendet. 

bengen, alt. }., ſ. v. w. befleiden; ſ. verkleiden. 

B£nitier, m., frz., engl. benetier, ital. benatura, lat. 
benedictarium, ®eihbeden (f. d.). 

Bennte, f., 1.13. benne, f., lat. benna, f., bei den Kelten 
u. Galliern, jept nod) in einigen Gegenden Deutſchlands 
ſ. v. w. Korbwagen; in Schwaben Wagentorb, auch hier 
und da eine durch Aufbinden zweier Leitern auf eine Achſe 
mit zwei Rädern hergeftellte bewegliche Krippe. — 2. ſ. 
Buhne. 

Benne, banne, f., franz., Wagentorb, Tragforb der | 
Laftthiere, Butte, Bottich, aud) ein Korbmäß. | 

Benoit fin, ın., frz., j. Amourettchol;. 

Benfel, m., alt, für Binjel. ü 

bent, adj., engl., gebogen, gefrümmt; b. beam, der 
Krümmer, Krummballen: b. at angles, gefröpft; b. iron 
ceramp, j. unter eramp; b. lever, der ®intelhebel; b. 











339 


Beobachtung 


ouge, bent-neck gouge, der gekröpfte Hohlmeißel, 
Rabenſchnabel, franz. bee de corbin; b. rasp, die Krüd= 
raſpel; b. shovel, die Bodenjcharre, der Erdichaber. 

Benzin, n., |. d. Art. Benzol. 

Benzoi, f., Bemzocgummi, Genzocharz, Benjamingummi, nı., 
frz. benjoin, m., resine ou gomme f. de benjoin, engl. 
benjamin, benzoin, wirdaufden Eundainjeln, Sumatra, 
Borneo, Santa FE und Java jowie im Königreid Siam 
durch Einichnitte in die Rinde eines Baumes (Styrax 
Benzoin, Benzoin officinale, Fam. Storargewächje) ge- 
wonnen, Ein Stamm liefert gegen 12 kg. flüffiges Harz, 
das an der Luft raſch härtet. Die jungen Bäume geben 
das Harz in weißen, getropften Stüden; dies ift die befte 
Corte; die von Älteren Bäumen fommenden gelben und 
braunen Etüde find weniger geſchätzt. Im Handel er- 
ſcheinen beide Sorten gemengt in Klumpen, die ein Kon— 
glomerat von faft weißen, mandelartigen Stüden, in 
bräunlichgeiber Maſſe gelagert, darjtellen und Heinmu- 


ſcheligen Bruch haben, wachöglängend; Geruch angenehm, 
vanillenähnlich. Die Benzoc, ein Gemenge verſchiedener 


Harze mit Benzotjäure u. ätheriſchem Del, iſt in Allohol 
volljtändig, in Aether größtentheils, in flüchtigen u. fetten 
Delen nur in geringer Menge löslich; fie nimmt befond. 
beim Erwärmen einen jebr angenehmen Geruch an, wel- 
her Eigenſchaft fie ihre Anwendung in der Parfümerie 
verdanft. Gewöhnlid) bedient man ſich al Räudhermittel 
blos einer Auflöjung von Benzoe in Spiritus, auch ala 
Bufap zu Firniſſen z.B. für Tabaksdofen, Bieifenröbren 
E pazierjtöden ꝛc. Vergl. auch den Art. Storar. 
Benzoifäure, f., frz. acide benzorque, engl. benzoie 
acid, benzoin-acid, findet fi im Benzocharz, aber auch 
in verſchiedenen anderen Harzen u. Balſamen, z. B.im 
Drachenblut, Tolubalſam, Guͤgjakharz u. f. f. Man ge: 
winnt die B. aus den Harzen, beſ. aus der Benzoe durd) 
Eublimation. Sie bildet glänzende Kryftallnadeln und 
bejigt vanillenartigen Geruch; ihr Dampf reizt zum Hu: 
jten. Die reine B. wird in der Medizin verwendet. 
Benzol, Benzin, n., Phenplwaferfioff, franz. hydrure de 
phenyle, benzole, benzine, f., engl. benzole, benzine, 


’ 


ein flüſſiger, ſehr flüchtiger und leicht brennbarer Kohlen⸗ 
waſſerſioff (C,„.H,), der ſich durch Erhiben von Benzot- 


ſäure mit altbydrat herſiellen läßt, aber im allgemeinen 
bei vielen Zerfegungen organifcher Körper, befond. in der 
Hitze entfteht, jo z. B. bei trodener Deftillation der Stein 
lohlen, und findet ſich daher in dem flüchtigeren Theil des 
Steintohlentheerd. Das Benzin ſiedet bei 80° und brennt 
mit leuchtender, rußender Flamme. Ein Gcmenge von 
1 Theil Benzin mit 2 Theilen Spiritus giebt beim Ber: 
brennen in Lampen ein ſchönes Licht. Laht man gewöhn: 
liches Leucdjtgas vor dem Anzünden durd) etwas Benzin 
jtreichen, jo wird eine Heine Menge Benzindampf mit dem 
Gas fortgeführt u. Die Leuchtkraft des Gaſes kann dadurd) 
bedeutend verjtärkt werden. Schlechtes Leuchtgas läßt fich 
mit geringen Koften auf dieje Weiſe verbefjern. Neuer: 
dings gewinnt man aber auch dad B. aus dem Gtein- 
kohlenleuchtgas ſelbſt, welches eine beträchtliche Quantität 
davon mit ſich führt, indem man das Gas durch gewiſſe 
flüchtige oder fette Oele leitet, in denen das B. fid) auflöft, 
worauf man es durd) fraftionirte Deftillation abſcheidei. 
Auch durch Deſtillation von rohem Petroleum wird B. 
gewonnen. Es dient als Baſis der Anilinfarbenfabri— 
tation u. giebt ein treffliches Löſungsmittel für Feitſtoffe 
ab, ſo daß es als Mitiel gegen Fettflecken gut zu gebrau— 
chen iſt. Scha. 

Benzoylwaſſerſtoff, m., ſ. d. Art. Bittermandelöl. 

Beobadjtung, f., ft3.observation,f., engl.observation, 
iſt die Verfolgung des Verlaufes einer Naturericheinung ; 


ſie iſt zu untericheidenvom Verſuchod. Experiment, bei 


welchem wir nicht blos die Natur walten laſſen, ſondern 

künſtlich beſondere Umſtünde herbeiführen. Die B.kann mit 

bewaffneten od. unbewaffneten Sinnen geſchehen, aljo mit 
43* 


Beobahtungsmethode | 


Injtrumenten. Ein guter Beobachter muß Rube und 
Ausdauer haben und jeine Inſtrumente genau kennen. Um 
ausden bon einander abweichenden Refultaten vieler B.en 
den wahrjcheinlichiten Werth zu erhalten, bedient man fich 
der Methode der fleiniten Quadrate; ſ. Quadrat. 

rap Def em ce von Prony. Zur direkten Be- 
ftimmung der Waffermenge eines Wajferlaufes baut man 
in legteren eine belicbig, am bejten durd) einen Schüpen 
zu verfleinernde oder zuvergröhernde Mündung ein. Beim 
Schließen des Schüßens erfolgt ein Aufjtau, deſſen be- 
liebige Höhe notirt wird. Deffnet man fo weit, daß weniger 
Waſſer zu: als abflicht, jo finkt der Wafjeripiegel wieder 
und fteigt zur alten Höhe, wenn abermals geichlofjen wird. 
Durd das Ausflußquantum, welches während der Zeit 
de8 Sinfens ausgefloſſen ift, läßt fich die während der ganz 
zen Beobachtungszeit zugeitrömte Wafjermenge angeben. | 

beperlt, adj., engl. beaded, mit Perlen bejept; beperl= 
ter Rundſtab, j. v. w. Perlitab (f. d.). 

bepfählen, aft. 3., frz. palissader, piloter, j. v. w. mit 
Rfählen verjeben, 3. B. Bäume und Weinberge, frz. 6cha- 
lasser; j. d. Art. Baumpfabl. 

bepfetten, alt. 3. (Zimmerm.), mit Pfetten (f. d.) vers 
jehen, bef. bei Bfettendächern (j. d.) gebräuchlich. 
- bepflaftern, aft. 3., mit Pflaster (f. d.) verſehen. 

bepicken, aft. 3., frz. ruder, engl. to roughen, ſ. v. w. 
aufbauen 2, doch) unregelmähiger, geichieht mit dem Pick— 
hammer oder Spipeifen an Steinfläcdhen, die geputt wer: 
den follen. 

beplanken, aft. 3., frz. garnir de bordages, engl. to 
line a ship (Schiffb.), mit Planten beffeiden; j. folg. Art. 

Beplankung, f., frz. bordage, m., engl. lining, plank- 
ing, plank-lining (Schiffb.), Belleidung der Holzichiffe 
mit Blanfen. Flußſchiffe werden der Leichtigkeit wegen nur 








340 





außen, Seeichyiife aber, der TFeitigfeit wegen, innen und 
außen befleidet. Die Haupts oder Außenplanken werden 
von außen auf die Spanten (j. d.) aufgejpietert oder mit 
ihren Enden in rinnenförmige Vertiefungen an den Seiten 
der Steven eingefegt. Die — zwiſchen den Planten 
werden mit Werg verjtopft oder kalfatert. 

beplatten, aft. 3.,jv3.carreler, mit Platten belegen ic. ; 
j. d. betr. Art. 

bepudern, aft. 3., 5. d. Art. pubern. 

bepußen, alt. 3., ſ. d. Art. Bug ıc. 

Bequemlichkeit, f., frz. commodite, f., engl.comfort. 
Bei jedem Gebäude ift, nächſt Feitigkeit und Feuerſicher— 
beit, die B. als hauptjächlichites Erfordernis anzujehen. 
Sowohl bei Bejtimmung der Lage des Gebäudes an und 
für fich, als bei Vertheilung der durch den jpeziellen Zwed 
in demjelben bedingten Räume, ift jorgfältig dafür zu for: 
nen, daß die Benutzung in feiner Weije gejtört wird, und 
daß bei, eine ausreichende, zweckmäßige Kommunifation 
der verichiedenen Räume unter einander ftattfinden kann. 
Feſte Negeln find hierbei um jo weniger aufzujtellen, als 
einestheils die Beitimmung der Gebäude eine zu vieljeitige 
ift, anderntheils jich der Begriff der B. größtentheils nad) 
der Lebensweije der Bewohner, nad Sitten und Klima— 
verhältniſſen richtet. Als allgemein gültigeNnforderung der 
B. fünnteetiva angeführt werden, daß die Treppen leicht zu 
finden, hell, gut zu bejteigen, alſo weder zu jteil noch zu 
flach jein müjjen, daß die Abtrittenicht außerhalb des Ver— 
ſchluſſes liegen follen ze. Bergl. darüber die einzelnen Art. 

Beöquette, f., frz., die Flachzange, Plattzange. 

Bequille, £., fr3.,1. Thürfrüce, d.h. Thürgriff mit recht- 
wintlig gefröpften Hals. — 2. Steuerhandhabe auf Fluß— 


Berg 


oder Berohrung heißt frz. hourdis, m., die Handlung des 
Berappens hourdage, m. 

berappen, aft. 3., 1. (Maur.) rauhpuhen, bewerfen, frz. 
er£pir, engl. to plaster roughly. Der Maurer veritebt 
bhierunter das Bewerfen der Mauer: u. Wandflächen mit 
grobem Sandmörtel, wenn die Flächen danach nicht über— 
trieben werden. Dan wendet dies Verfahren oit bei jrei- 
jtehenden Umfaffungsmauern und Giebeljeiten an. Der 
dazu zu verbraudyende Putzmörtel wird mit grob durch— 
geworfenem Sand angemadt, deifen größte Stüden die 
Größe einer Heinen Hafelnuß haben, Die gleihmäßige 
Herſtellung diefes Bewurfs erfordert bedeutende Uebung 
u. Geſchicklichkeit, doch fan 1 Mann den Tag biszu 18qm. 
fertigen. — 2. Berappen, Anwerfen, franz. gobeter (auf 
Schalung oder Rohrung: hourder), engl.to roughcast, 


' auf Latten: to lay, auf Ziegeln: to render, to rough-in, 


den erjten Anwurf geben, wenn mehrſchichtiger Buß beab= 
ſichtigt ift; indiefem Sinn ift das Wort b. weniger gebräuch— 
lich als anwerfen. — 3. (Zimmerm.)j.v. tv. beivaldrechten. 

berafen, alt. 3., frz. gazonner, engl.to sod, mit Rajen 
belegen, geſchieht bej. bei Erdböjchungen, Dämmen und 
Ufern, um jie vor Nachbröckeln zu ſchützen; j. Rajen. 

beräudern, aft. 3., fr}. fumiger, engl. to fumigate, 
1. (Ziegelbr.) j. v. iv. anbrennen 2, — 2. (Mal.) ij. v. w. 
andampfen (. d.). 

berauchwehren, alt. Z., ſ. beitiden. 

Berberin oder Berberihengelb, n., it ein ſtickſtoffhaltiger, 
organiicher, goldgelber Farbjtoff, welcher ji in der Wur— 
zel der Berberige findet. Man jtellt das B. dar, indem 
man das Pulver der Berberigenmwurzel mit Spiritus aus: 
zieht, den Nuszug mit Waffer und Beier ig behandelt u. 
aus dem Filtrat das Blei mit Schwefelwaſſerſtoff ent- 
fernt. Aus der über dem Scwefelblei befindlichen Flüj- 
jigfeit erhält man den gelben Farbitoff duch Berdampfen 
des Waſſers. [ W.] 

Berberisftraun;, Iancrdorn, ma. , Berberiße,f.,Berberiske, 
f. (Berberis vulgaris, Fam. Berberideen), fr}. vinettier, 
m., &pine-vinette, f., berberis, m., engl. barberry, pip- 
peridgebush; mittelgroßer Straud), der bei uns ange: 
pflanzt und verwildert vorlommt, dient bej. zu Zäunen u. 
Heden. Das Holz junger Stämme iſt lichtgelb, von alten 
hingegen das gelbjte aller europäiichen Hölzer, oft ge= 
flammt, jehr hart, fein, ſpröde, läßt fich gut poliren, wird 
zu Fournieren, eingelegten Arbeiten u. Heineren Tiſchler— 
arbeiten verwendet. Das gelbe Wurzelholz iſt bei. mit 
SZinnbeizen zum Färben von Wolle, Baumwolle, Seide x. 
benußbar; die Beeren färben mit Alaun roth. —— 
holz kommt als „ungariſches Gelbholz“ in den Handel. 

Berberikengelb, n., j. Berberin. we) 

Berceau, m., frj., 1.Wiege.— 2.(Hod)b.) eigentl.voüte 
enb., TZonnengewölbe im Halbfreisbogen. — 3. (Gartenb.) 
Laubenbogengang; f. in d. Art. Garten; berceau d'eau, 
Durchkreuzung zweier ſchiefer Springjtrahlen, unter der 
man trodenen Fußes hindurchgehen kann. 

Bercelle, f., frz., die —— des Schmelzmalers. 

Berdiſch, eine Art Art bei den Ruſſen. 

Bereiteifen, n., engl. polisher (Steinarb.), ein jehr 
breites meihelartiges Werkzeug zum Glätten fertiger 
Stüde,oft durch ungenaue Ausſprache mit Breiteijen ver: 
wechjelt. 

Bereithaus, n., in Meffingwerten die Werkſtätte, in 
welcher die unter dein Tiefhpammer ausgetieften Meffing- 
jcheiben vollends zu Keffeln verarbeitet werden. 

Berg, m., 1. fr}. mont, m., engl. mount, anjehnliche 
Erderhöhung, größer als ein Hügel, oft in fortlaufender 


ſchiffen. ae Reihe zu Gebirgen vereinigt. — 2. frz. sterile, m., rem- 
Berainung, f., gerichtliche Ausmittelung und Feſtſtel- blais, m. pl., engl. attle, stent, s., deads, pl., gob, in der 
lung der Grenzen eines Orundjtüds. | Bergmannsipradhe die unhaltigen Umgebungen der Erz: 
Berapp, m., 1. bejondere grobe Bußart. — 2. Erite | nänge, die auf die Halde fommen, erzarme, bei. weichere 
Schicht des zwei⸗ oder dreifchichtigen Putzes; vergl. d. | Gebirgsarten, daher Bergart, f., fr}. mine, gangue, engl. 
Art, Anwurf 1, Bewurf und Puß; der B. auf Schalung | ore, jede taube Erd» oder Steinart, weldje fein Erz ent: 


Dergader 34 
hält, bej. wenn diejelbe von jelbjt abfällt. Freundliche Berg- 
art, eine jolche, die durch ihre Beichaffenheit auf die Nähe 
von Erzen jchließen läßt. Bgl.d. Art. Gebirge. — 3. Am | 
Unterbarz joldyes Erz, welches in Heinen, unanjehnlichen 
Stüden gebrochen wird. — 4. Ueber das Bortommen des 
B.8 in der chriſtlichen Kunſt j.d. betr. Art. in M. M.a. W. 

Bergader, f., ein Strid) von gediegenem Metall in 
einem Berg (1. d. 2.). 

Bergahern, m., ſ.v. w. Spigahorn (j. Ahorn 1), doch 
auch in manchen Gegenden für Maßerle, Feldahorn 
(j. Ahorn 3) gebräuchlich. 

Bergakademie, f., Bildungsanitalt, inwelcher die berg: 
männiſchen Wiljenichaften gelehrt werden, Die Anfor- 
derungen anein Gebäude für eine B. find fat diejelben, wie 
an ein ſolches für eine Gewerbſchule (j. d.). 

Bergalaun, m. (Miner.), Alaun, welcher in fefter Ge— 
ſtalt gebrochen wird, im Gegenſatz zu dem gejottenen, ift 
zum technischen Gebraud; weniger tauglich als diejer, da 
er immer etwas Eijen enthält. 

Bergame, f., eine in Bergamo erfundene Art Tapete, | 
aus Flockſeide, Wolle, Hanf, Baummolle, Kuh— u. Ziegen- 
hären gewebt, jpäter in Belgien jowie in Mähren und 
Böhmen fabrizirt. 


| 


> 











Fia. 518. 514. 515. 


518. 
Fig. 518—524. 
Bergamottäl, n., flüchtiges wohlriechendes Del, wel: 
ches ſich in der äußeren Schale einer im füdlichen Europa 
fultivirten Orange (Citrus Bergamia) in fleinen Bläs- 
chen abgejondert findet u. durch NAusprefjen gewonnen wird. 
Bergamt, n., Behörde, welche die erite Inſtanz in 
Bergwertsiachen, bei. in Bezug auf den Grubenbau bildet. 
Gergafthe,[..Die chlechteite Sorte des Bergblaues (ſ. d.). 

Bergbahn, f., j. Alpenbahn. 

Bergbalfam, m., animalifhe Aumie, Muminahi, franz. 
baume de momie, zähe, wohlriechende Art des perfischen 
Asphalts. 

Bergbarte, f., Kleines Beilmit nad) aufwärts in langer 
Spige auslaufender Klinge u. langem Helm (Stiel). 

Bergbau, m., franz. exploitation f. des mines, engl. 
winning and working of mines, der Inbegriff aller Ar— 
beiten zu Gewinnung der mineraliichen Schäße, die unter 
der Erdoberfläche liegen, ſowie auch aller zu erfolgreicher 
Berreibung diejer Arbeiten nöthigen Fertigkeiten u. Kennt: 
niſſe; legtere theilen fich in die Bergbauwiffenfhaften, als 
reine u. angewandte Mathematif, Mineralogie, Geognoſie 
2c. u. Bergbaukunde, zu der die Yehren von Örubenbau, Benz | 
tilation, Wafjerförderung ꝛc. gebören; ſ. die betr. Art. 








519. 


1 Dergbohrer 

Bergblau, n., frz. bleu de montagne, ocere bleue, 
cendres bleues, berubleu, engl. mountain-blue, 1. na= 
türliches B. oder Kupferlaſur; neutrales fohlenjaures 
Kupferoyd, mit Kupferoxydhydrat zu waflerhaltigem ba- 


ſiſch kohlenſauren Kupferoryd verbunden. ES kommt ge: 


wöhnlich gemengt mit dem natürlichen Berggrün vor. 
Als Leimfarbe angewendet, wird es nad) einigen Tagen 
grünlich, vorzüglich wenn es der Sonne ausgejept iſt; als 
Delfarbe angewendet, duntelt dasjelbe und verliert jeine 
Schönheit. Sein Fürbevermögen ift 15mal geringer als 
dasjenige des Berlinerblaues. — 2. Künſtliches B. oder 
Kalkblau, Man zeriept eifenfreie jalpererjaure Kupfer— 
löjung durch Schütteln mit fohlenjaurem Kalk u. erhält jo 
ein Scdiment von fohlenfaurem Nupferoryd, welches aus— 
gewaſchen und getrodnet in den Handel fommt und mit 
8—10 Proz. friſch gelöſchten Kalkes feucht gemiicht eine 
faltblaue Farbe zeigt. Im Handel unterjcheidet man die 
Sorten nad) ihrer Feinheit in folgender Reihe: Hochberg— 
blau, Mittelblau, feine hochblaue Bergaſche, feine mittel = 
blaue Bergajche, feine ordinärblaue Bergaice. —3. Man 
löſt gleiche Theile Hupfervitriol und Kochſalz in 6—8 
Theilen kochenden Wajjers, verdiinnt die Löſung nod) 
durch 30 Theile Waſſer, filtrirt und fällt mit Kalkmilch. 





520, 


9 b21. 
Bergbohrer. 


522. 623, 524, 

Nach 24 Stunden entfernt man den Nicderichlag von dem 
Waſſer, wäſcht ihn aus, ſchneidet ihn in Tafeln, trodnet 
dieſe, dann bringt man fie in friſchen Kaltbrei, läßt fie 


| unter Imrühren drei Wochen darin, wäſcht fie dann ab, 


trodnet und pulverifirt fie; ſ. d. Art. armenifcher Stein, 
Bremerblau, Mineralblau. [ Wf.) 

Bergbohrer, m., Sprengbohrer, 1. fr}. fer de mine, 
tariere, f., engl. borer, drill (Bergb.), zum Bohren von 
Sprenglödern in hartes Gejtein. Man unterfcheidet: 
a) Anfangsbohrer, frz. pistolet, m., engl. pitching-borer. 
Wie im Art. Anfangsbohrer bereits erwähnt, haben die 
Anfangsbohrer gewöhnlich die Form eines Meihelbohrers 
oder Bohrmeihels, franz. pistolet en ciseau, pergoir & 
biseau, engl. chisel-borer, j. Fig. 514; feltener {ft für 
den Anbohrer die Form des Kronenbohrers, frz. pergoir & 
couronne, engl. square-bit, square boring-bit, j. Fig. 
513, auch Kreuzbohrer genannt; b) Sakbohrer od. eigent- 
licher Iprengbohrer, frz. fleuret, m., engl. second-borer, 
ähnlich gejtaltet, nur etwas länger, 30—60 em, lang; 
ce) Abbohrer, Eudbohrer, m., frz. barre A mine, engl. finish- 
ing-jumper, 60 —90 em. lang, fajt ähnlich dem vorigen, 
zu Vollendung des Bohrlochs; d) über Näumnadel, 


Dergboßrer 


342 


Bergboßrer 





Fig. 515, und Krätzer, Fig. 516, ſ. d. betr. Art.; j. auch 
d, Art. Steinjprengen u. Sprengbohrer. — 2. frz. sonde, 
tr&pan, engl. ground-anger, earth-borer, auch Erdbohrer 
genannt, dient, um die Erd» und Steinarten in der Tiefe 
zu erforichen. Es giebt natürlich veridiedene Arten: 
a) Der einfachste B. befteht aus einem 2,, m. langen, Dem. 
ftarfen runden Eijen, am untern Ende mit einem Schnek— 
fengewinde mit hobler Kapiel oder Röhre verſehen; am 
obern Ende befindet ſich eine Ocfe, durch welche ein Stab 
geſteckt wird, mittels deſſen man den Bohrer dreht; durch 
angejchraubte Verlängerungsftangen kann man belicbig 
tief bohren; will man die erbohrte Erdichicht prüfen, jo 
öffnet man durd) entgegengejeptes Umdrehen des Bohrers 
einen an der Nöhre befejtigten Schieber, worauf ſich die 
Nöhre mit Erde oder Bohrmehl füllt und beim gewöhn— 
lichen Umdreben des Bohrers wieder ſchließt, worauf man 
den Bohrer herauszicht. b) Die in dem Art. Artefiicher 
Brunnen beichriebene Bohrerart. e) Beitieferen Bohrver: 
juchen, die durch mehrere Befteinarten führen, bedient man 
fich eines Bohrgefläuges, frz. tiges de sonde, engl.boring- 
rod, bejtchend aus verſchieden geformten Bohrern, weldye 
an 1—1,, m. lange, 1,,—3 cm. jtarte Eijenjtäbe geſchweißt 
oder nenietet find und durch Zwiſchenſtücke von derjelben 


| 








Hohlbohrer das durchbrochene Erdreic beim Herauszichen 
zufammengebalten werden fann, wenn das Bohrlod, mit 
Waſſer angefüllt ift, die Beichaffenheit und die Mächtig: 
feit der durchbohrten Erdfchichten aber nur aus der Tiefe 
des Bohrlochs und aus dem mit dem Bohrer für jede 
betr. Tiefe herausgebrachten Bohrmehl beurtbeilt werden 
fann, jo bat man dazu zivedentiprechende Bohrer kon— 
jtruirt. Ein ſolcher ift bei dem Art. Artefificher Brummen 
abgebildet. Jenem ſchließt fich der Ventilbohrer, Fig. 521, 
an. An einer Gabel der Bohrjtange befindet ſich die im 
Durchſchnitt gezeichnete Hülſe, als Hohlbohrer geformt. 
Zunächſt der am untern Theil der Hülſe angebrachten 
Bohrwindung befindet ſich in der Hülſe ein vortretender 
Rand, auf den ſich eine mit Charnier verſehene Klappe auf⸗ 
legt. Wird nun der Bohrer in Thätigleit geſetzt, ſo wird 
die Klappe von der aufgebohrten Erdegehoben.u. die Hülſe 
füllt fih an; beim Herausziehen des Bohrers aber wird 
durd den Drud der in der Hülſe befindlichen Erde die 
Klappe neichlofien, u.der Inhalt der Hülfe wird, jelbft bei 
einem mit Waſſer angefüllten Bohrloch, zu Tage gefördert. 
Zum Durchſtoßen von Geröllichichten dient der Stoß— 
| od. Keilbohrer, Fig. 522, welcher wie ein Pfableijen ge— 
formt ift und auch wie diejcs angewendet wird. Bon den 
zum Durchbobren von feſtem Gejtein geeigneten Bohrern 
geben wir in Fig. 523 den vierichneidigen Kronbohrer u. 
in Fig. 524 den Kronbohrer mit fünf Spipen, welche, wie 
der Stofj: und Keilbohrer, durch Niederfallen wirken und 
bei jedem Stoß etwas 
gedreht werden. Das 
Heben der Bohrge- 
ftänge geſchieht über 
einen Haſpel mittels 
eines Seiles, welches 
über eine ſenkrecht 
über dem Bohrloch 
angebrachte Rolle 
läuft, die an dem 
bekannten Dreifuß 
hängt. Hat das Bohr⸗ 
loch eine ſolche Tiefe 











Bergbohrgerüit. 


Sarhfepuit. 
Stärlke mit dem obern oder Ropflüc, frz. tige premiere, 
engl. — ——— head-rod, an welchem der zum Um— 


dreben des Bohrers erforderliche Hebelarm angebradıt ift, 
verbunden werden. Fig. 517 ftellt das obere od. Kopfftüd, 
518, ein Zwijchenftüd, 519 einen Löfjelbohrer und 520 
einen Hohlbohrer dar. An dem Kopfſtück befindet ſich an 
dem oberen Theil das Ohr oder die Ochre a mit der Oeff⸗ 
nung d, durd welche der zum Umdrehen erforderliche 
Hebelarm, frʒ. manivelle, engl. cross-handle, geitedt wird, 
und an dem untern Theil cin verftärkter Anſatz e mit der 
Deffnung b zu Aufnahme des Zapfens m am Bohrer oder 
am wilhennük (Mittelftüd), frz. verge, engl. interme- 
diate piece, weldjer in jene Oeffnung paßt u. zum Durch⸗ 
fteden eines Bolzens, wie der verjtärtte Anſatz e, ein Loch 
bat. Dieje Verbindung wiederholt fich bei allen Zuſam— 
menjegungen des durch Zwiſchenſtücke verlängerten Ges 
ftänges bis herab zum eigentlichen Bohranfaß. Der Löf— 
felbobrer 519 eignet fich zum Durchbohren von Sand: u. 
loderem Boden, während der Hohlbohrer 520 zum Durch— 
bohren von Thon und Lehm angewendet wird. 

d) Da nun weder mit dem Löfjelbohrer nod) mit dem 





erlangt, daß der Drei⸗ 
fuß zum Ausbringen 
des Bohrers nicht 
mehr ausreicht, ſo 
bedient man ſich des 
Fig. 626. Bohrgerüſtes von 
94 (j. Fig. 525 
und 526), welches mit Leichtigfeit aufgejtellt und wieder 
aus einander genommen werden fann. Der ziweiarmige 
Hebel ab, mit dem furzen Yaftarm a nad) der zu beben- 
den Bohrjtange gerichtet, bewegt fi) auf einer Achſe, wel: 
che zwei an die ſenkrechten Pfoſten ce befejtigte Lager bat. 
Jeder Stüßpfoften e figt auf einer Schwelle d, ift mit die— 
jer durch einen ſchwalbenſchwanzförmigen Blattzapfen 
mit eingefeptem Keil verbunden und durd) einen Bug e 
injeiner jenfrechten Stellung erhalten, Diebeiden Schwel: 
fen d ruhen auf Querſchwellen g u. find durch ziwei Quer: 
riegel f mit durchgehenden Blattzapfen u. außen durchge: 
triebenen Keilen unter fi) verbunden und aus einander 
gehalten. Die Länge des Hebellaftarmes a richtet ſich nadı 
der Länge der Glieder des zu hebenden Geftänges, indem 
die Hubhöhe des Hebelarmes gleich jein muß der Länge 
eines Glicdes, damit nad) jedem Hub die Stange an dem 
Berbindungsanjag feſtgehalten werden kann. Hierzu ift 
an dem Hebel ein Hafen angehängt, welcher die Stange 
unter dem Anjag umſchließt. Iſt die Stange fo weit ge= 
hoben, daß der nächte untere Verbindungsanjag über die 
Schwelle vorstebt, jo wird von der Schwelle aus die Gabel 
I unter dem Anja durchgeftedt und dadurch die Stange 
jo lange feitgehalten, bis der Halten des Hebelarmes ober- 
ı halb ausgelöft und zu einem weitern Hub an den über der 


Längenanficht 





Dergbraun 


343 





Schwelle vorstehenden unteren Berbindungsanfap ein | 
gehängt iſt. Daraus erficht man, daß die Länge der Glie— 
der des Geſtänges von der Hebelvorrichtung abhängig it, 
oder die Hebelvorrichtung na der Länge der Glieder ein— 
gerichtet werden muß. Beizugeringer Hubböhe der Hebel⸗ 

»  dorrichtung werden an den Öliedern, außer 
den oberen und unteren VBerbindungsans 
jägen, in der Mitte noch beſondere Ber: 
jtärtungen angebradt, ald Anſätze für die 
Gabeln, 

e) Um auch bei jejtem Geſtein das Bohr: 
mehl unterjuchen zu fünnen und um die 
bei den gewöhnlichen Bohrern häufig eins | 
tretende Anfüllung des Bohrloches mit 
Bohrmehlzu vermeiden, durch welche man 
oft genöthigt wird, den ganzen Bohrer her— 
auszuziehen u. einen Kräper od. Näumer 
einzuführen, od. das Löffelinftrument an- 
zuwenden (j. darüber d. Art. Erdbohrer), | 
hat manverjchiedene Verjuche —— | 
eigentlichen Bohrer mit dem Löffelinftrus | 
ment zu vereinigen; eine der gelungenften 
Löjungen diefer Nufgabe ijt das in Fig. 
527 dargeitellte Inftrument; a, b, c, d iſt 
das Bohrloch, e der eigentliche Bohrer, f, 
g ein an die Bohritange geichobener, oben 
offener Cylinder mit Seitenöffnungen, 
durch welche ſtets ein Theil des Bohrmehls | 
und des Wafjers, welches, wenn es nicht 
von jelbjt im Bohrloch quillt, von oben ein- 
gegojjen wird, in das Innere des Eylinders eindringen 
wird, der dann, jamt dem Bohrer, von Zeit zu Zeit empor= | 
gezogen und geleert wird. Si. | 

Neuerdings find in Amerita Bohrmaihinen zum Ab» | 
teufen von Schächten in joldyen Dimenfionen zur Anwens | 
dung gebracht worden, daß diefelben den nöthigen Raum 
zu Fahrung, Förderung und Aufnahme der zur Waſſer⸗ 
haltung erforderlichen Kunſtſätze bieten. Dieſe von Hugo | 
Sontag, einem Deutihen zu St. Louis, erfundene Bohr: 
maichine beruht auf dem Prinzip des Freifallbohrers, 
und zwar wird dabei ſtets ein engeres Bohrlod) von etwa , 














Fig. %27. 


 Flüfjigteitsmän, hielt 68 


Fam. Hüljenfrücptier), die in Indien und den Sunda = 
injeln einheimisch iſt. WF.] 

Bergeidhe, f., Quercus robur, j. v. w. Winter= oder 
Steineiche; j. d. Art. Eiche. [ W.] 

Bergeimer, m., in Regensburg früher gebräuchliches 
öpfe od. Kannen= 136 Seidel. 

Bergeifen, n., 1. franz. pointerolle, f., engl. gad (in 
Gornwall: gedn), picker (Bergb.), ein zugejpißter, ver: 
ftählter eijerner Keil von 7—24 cm. Yänge, welcher mit 
einem Oehr verjehen iſt, in welches ein Holzitiel von 20 bis 
25cm. Länge geſteckt wird, j. Fig. 528; bei feiner Anwens 
dung wird mit einem Sclägel, Fig. 529, darauf geſchla— 
gen, um Steine damit roh zu bearbeiten. Wenn das Ge— 





Pig. 528. Bergeiſen und Schlägel. Fig. 529. 


jtein jehr hart iſt, jo nutzt ich das Eijen jehr bald ab, des— 
halb muß der anfahrende Häuer einen Eifenriemen nebit 
12 Eijen von verjchiedenen Dimenfionen haben. Je härter 
die Gejteinsart, deito kürzer muß das Eiſen fein. Die 
Schlägel (Fäuftel) haben einen kurzen Helm und wiegen 
etwa 2 kg. — 2.(Steinbr.) auch Ichleheifen gen., Hammer 
zum Treiben der Bergbohrer. — 3. (Minirk.) j. v. w. 
Hammerjpishaue, 

Bergöre,f.,irz., 1.gepoliterter Armſtuhl, deifen Sehne 
jehr ſchief liegt, auch wohl niedergeichlagen werden kann, 
jo daß er dann ein Bett bildet. — 2. Gartenbank. 

Bergerie, f.,franz., Shäferei, Schäferhof, Schafitall;; 
j. d. Art. Schäferei und Stallung. 

Bergerle, f., 1. grüne Erle; j. Erle. — 2. Hier und da 
eine Art Weihdorn (ſ. d.). 

Bergeſchicht, £. (Bergb.), das Wegräumen des tauben 
Geſteins nad) beendigter eigentlicher Arbeitszeit (Shicht). 

Bergeverfaß, m., j. Bergverjaß. 

Bergfajrt, f., Fahrt auf einem Kahn od. Schiff jtrom = 
aufwärts. |Schw.] 

Bergfall, m., 1. auc) Gergſturz, frz. &boulement, engl. 


O0, m. Durchmeſſer auf 20—30 m. Tiefe vorgebohrt und | slipping, j.v. w. Einjturz eines Gebirgstheils, oft noch zu 
der Schachtſohle eine trichterförmige Geſtalt gegeben, jo | verhüten, wenn man zeitig genug eine Senkung bemerft. — 
daß das Bohrmehl dem engen Bohrloch zugeführt wird, | 2. j. v. w. Neigung der Oberfläche eines Berges gegen den 


aljo der Schachtbohrer ftets auf das freie Geſtein aufrällt. | Horizont. 


Der ausgebohrte Schacht wird jtet3 gehörig verkleidet. 
Betreffs der jehr häufig auftretenden neueren Erfinduns | 
gen müfjen wir auf die Fachliteratur verweijen; vgl. aud) | 
d, Art. Bohrer, Bohrmaſchine, Steinbohrer ıc. 





Bergfarbe, f.; Bergfarben nennt man verichiedene, 


mit Metalltheilen gemengte und durch diejelben gefärbte 


Erdarten, 3. B. Bolus, Oher x. 
bergfein, adj. (Bergb.), b.es Silber heißt das feinite, 


Bergbraun, n., gewöhnlich Umbra, Umbraun, aud) | welches durch Bergbau gewonnen oder in Hüttenwerten 


Umbererde genannt; j. d. Art. Umbra. 

Bergburhe, £., frz. charme; j. d. Art. Buche. 

Bergbutter, f., franz. beurre m. de montagne, engl. | 
rock-butter, native alum (Bergb.), werden jchmierige | 
Mincraljubjtanzen genannt, die jih als Ueberzug auf 
Thonſchiefer, Alaunjciefer x. finden, meijt mehr oder 
weniger unreinen Eijenalaun, Eijenvitriol und Zinkvi- 
triof enthalten und an der Luft verhärten. [ WF.] 

Berge, f., 1. jr. berge, f. (von Berg abgeleitet), Wufs | 
dämmung an Flüffen, um Ueberſchwemmungen zu vers 
büten. — 2. Im Holjteinijchen (von bergen abgeleitet) 
j.v. w. Feldſchuppen, Wetterhütte. 

Berge, f., franz. (aus dem deutjchen Berg abzuleiten), 
Dümmchen entlang einem Graben oder Bad), aus dem 
ausgehobenen Erdreid) gebildet; jeter le terrain sur b., 
den ausgehobenen Boden in Form eines ſolches Dammes 
aufwerjen; b. d’une vallde, Abhang der das Thal cınfaj= 
jenden Berge, daher das Wort b. aud) in dem Sinn von | 
Böſchung gebraudjt wird, 

Berg-Ebenholz, n.,nenntmandas ausgezeichnet ſchöne 
und dauerhafte Holz der Bauhinie (Bachinia echinata, 





hergeitellt werden fann; hierzu gehört: 1. das gewachſene 


Silber, 16löthig; 2.das nad) dem Treiben feingebrannte 


bält 15 Loth 16 Gran. 

—— f., 1. (Bergb.) franz. massif m. d'un puits, 
engl. shaft-pillar, pit-eye-pillar, die Pfeiler, welhe man 
in den Gruben jtehen läßt, um den Einjturz derjelben zu 
verhüten. — 2. (Kriegsb.) auch Bergoeſte, Gergſchloß, Berg- 
fehung, meiſt auf dem Gipfel eines Berges gelegen; dient 
diejelbe nicht zu Verteidigung eines Paſſes, einer Stra— 
he 2c., oder zu Dedung eines niedriger gelegenen Wertes, 
fo ift fie von minderer Wichtigkeit; dergleichen FFeitungen 
find gewöhnlich blos durch Gernirung u. Aushungern vd. 
Bombardement zu nehmen und dienen in der Regel zu 
Aufbewahrung der Archive, Schäge rc. während des Kriegs. 

Bergfett, n., franz. suif fossil, lat. sevum minerale 
(Mineral.), fettiges, weihed und auf dem Waſſer ſchwim— 
mendes Erdharz, welches an verschiedenen Orten aus den 
Bergen tröpfelt; von feiterer Art heißt es Bergtalg. Das 
Heberige, dunfelbraume, fette Erdharz von Bechelbrumn 
(Niederrhein) kommt unterdem Namen graisse de Strass- 
bourg in den Handel und wird ald Surrogat der Fette 


Bergfihte 





344 





Bersgudr 





zum Schmieren von Maſchinen und Wagenachſen benutzt. das Bergwerk · in ſeiner ganzen Ausdehnung; ſ. d. Art. 
In ſehr vielen Fällen jtimmt e8, jeiner chemiſchen Zufam: | Örubenbau. 


menjeßung nach, mit dem Paraffin überein u. heit, wenn 
es ald Mineral aus der Erde (Braunfohlenformation) 
gegraben wird, ©rokerit; j. d. Art, Bergwachs. 

Bergfichte, f., lat. Pinus montana, j. Zirbelfichte. 

Bergfladjs, m., j. Amiant. 

Bergfleifch, Bergleder, n., jr. chair f. de montagne, 
chair fossile, cuir de m., cuir fossile, engl. mountain- 
flesh, mountain-leather, werden diejenigen fajerigen od. 
loderen Maſſen genannt, welche bei Bergflüften , auf den 
Klüften aufgewadien, als Ueberzüge vorfommen; fie ge: 
hören meist zum Theil zu Abänderungen der Hornblenden. 

Bergfriede, m., mittelbochdeutich berevrit, bervrit, 
mittelalt.:lat. berfredus, belfredus, franz. berfroi, bef- 
froy, beaufroy, engl. belfry. Ueber die Abſtammung des 
franzöjiichen beffroy ijt viel geitritten worden; ſ. d. Art. 
beffroy. Die Abjtammung von dem deutichen Wort Berg⸗ 
fried fann aber jetzt als vollſtändig nachgewieſen angejeben 
werden. Müberes ſ. in M. M.a. W. — B.n werden jchon 
im 13. Nahrh. die Hauptthürme der Burgen gen., welche 
jich über die übrigen Theile emporbeben und diejelben be— 
herrichen. Sie waren öfter vieredig als rund und hatten 
nie unter 6 m., jelten über 12 m. Durchmeſſer bei durd)- 
ichnittlich 25m. Höhe. Oben endeten fie entweder in Zinnen 





r —— — 
» — 
u 


Fig. 5930. Bergfriede des Echlofies Teva in Siebenbürgen. 


oder in Spitzdächern, bei länglichvierediger Form in ab- 
gewalmten Satteldähern von ziemlicher Steilheit. Die 
Dächer waren dann, um den Zinnenumgang zu erſetzen, 
mit Bartizans oder Baliitrarien flanfirt. Bei umfafjen- 


Berggehölz, n., aud) Berggesimmer, n., frz. charpente, 
f., engl. timber-work, heißt die gefamte Zimmerarbeit in 
den Bergwerfen. 


\  Berggelb, n., ſ. v. w. gelber Oder (f. d.). 


Beragezeug, Berggesähe, Bergzähe, n., fr}. outillage, m., 
engl.miner’s tools, pl., alles Werkzeug, weldyes die Berg- 
leute in den Gruben gebrauchen. bi 

Bergarün, n., grüne Bergglafur, f., Ungarifhgrün, Liro- 
lergrün, Aupfergrün, Schiefergrün,n., chrysocolla, frz. vert 


| de montagne, cendre verte, engl. mountain-green, 


Malerfarbe, die in zweierlei For— 
men vorfommt, 1) das natürliche 
Berggrün, Maladitgrün, ein balb- 
lohlenſaures Kupferoxyd, welches 
in den Gebirgen Ungarns auf 
Kupferfahlerzen in Geſtalt Heiner 
Körner vorlommt und gemeinhin 
grüner Ocher genannt wird; es 
beſitzt eine jhöne, zarte, hellgrüne 
Farbe, vor u. nad) dem Abreiben ; 
es wird ald Oelfarbe, aber wenig 
als Leimfarbe gebraucht. Durd) 
ſchwachen Zuſatz von Bleiweiß giebt 





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er. 


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1; 


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—— Gent. 
es ein ziemlich dauerhaftes Hellgrün. Verfälicht wird es 
durch Grünſpan und Bleimeih. — 2. Durch Miſchen von 


Kupferchlorid mit kohlenfauren Alfalien od. von Kupfer: 
ſalzen, wie 3. B. Hupferpitriol mit Kreide, u. Auswaſchen 





den Burganlagen wuchs aud die Größe des B.s, der | der erzeugten grünen Niederſchläge, jowie aus einer falten 
ſelbſt gruppirte Gejtalt annahm, mit Ertern :c. bejegt | Löſung von jalpeterjaurem Kupferoxyd, der man eine Lö: 


war, wie z.B. der auf Fig. 530 
Burganlagen hoch üiberragende B. des Schlojjes Deva in 
——— Weiteres ſ. in d. Art. B. und Burg in 
M. M. a. W. Später übertrug man dieſen Namen auf 
die ſtüdtiſchen Glockenthürme, die in Bezug auf die Stadt 
allerdings wohl hier u. da denjelben Zwed erfüllen mochten 
und in Holland und Belgien noch jetzt berfry genannt 
werden. Fig. 531 zeigt den von Gent nach der noch vor: 
handenen Orginalgeichnung. [Mes.) 

Berggebäude, n., jedes zu einem Bergwerk gehörige 
Sebäude, mit Einfluß der Grubengebäude und jolcher 
Orte, welche man durch Stollen u. Schächte befährt ; auch 


u erjehende, die anderen | jungvon Soda im 


Ueberſchuß zufegt, jo dat; das Kurkume⸗ 
papier noch braun gefärbt wird, erhält man bald befierc, 
bald geringere Sorten von Erdgrün, welche unter ver— 
ichiedenen Namen, für Wafferfarben als Staubgrün, 
Wiejengrün, Wafjergrün, franzöfiiches, engliſches B., 
fünftliches B.; fir Delfarben ald Aueräberger Grün, 
Bremer Grün, Braunichweiger Grün, Napoleongrün, 
Alerandergrün, Glanzgrün, Neumwieder Grün, Sander's 

en x. im Handel vorfommen u. oft mit Gips, weißem 
Thon, Kreide ıc. gefäljcht find; f. auch d. Art. Grün und 
Malahit. [ Wf., Schw.) 

Bergguhr, f., ſ. v. w. Bergmilch (j. d.). 


DBerghäklein 





345 








So =. 


tragen. 
erghalde, f., 1.5. Halde. — 2. Auch Berglehne gen., 
frz. pente, f. d. w. Abhang. 

Berghammer, m., frz. pic m. & t£te, engl. mattock, 
ein 3. B. bei Commern beim Bleierzbergbau gebräud)- 
licher Spighammer. 

Bergharz, n., ſ. dv. w. Erdharz (f. d.). 

Berghafpel, Hornhafpel,m., ie. treuil, m., tour, guin- 
dal, m., engl. windlass (Bergb.), Fördermafchine, bei 
Hleineren Tiefen benußt. Zwei Arbeiter drehen eine Welle 
(den Rundbaum) mit Hülfe von Kurbeln; um die Welle 
geht ein Seil,das an beiden Enden Förderungstübelträgt. 


Während der eine Kübel gefüllt aufwärts geht, geht der 


andere Icer hinunter, wodurch alfo die halbe Zeit im 
Vergleich zuden Aufzügen, d.h. Förderungsmafcdinen mit 
einem Kübel, erjpart wird. Mebr ſ. in Art. Hajpel. 

Bergholder, m., lat. Sambucus racemosa, ſ. d. Art. 
Flieder. 

Berghols, n., 1 (a: ceinte, f., engl. wale (Schiffb.), 
f. v. w. Barkhalter (j. d.). — 2. ſ. dv. w. Holzasbeit, franz. 
asbeste ligniforme, engl. rock-wood, 

Berghund, m., franz. chien, m., engl. miner's truck 
(Bergb.), Karren, in denen Erze und Gejteine gefördert 
werden; f.d. Art. Hund. Man unterjcheidet den ungari- 
jchen Hund, den deutfchen Hund und den Schlepp= und 
erlöphund. Der ungarifhe Hund läuft ohne Leitvor- 
richtung auf Bretern von 26—36 cm. Breite und 2,, bis 
3,, cm. Stärfe, am beten aus hartem Holz. In Freiberg 
fabt der Humd 3 Kübel oder 0,, Kbm.,o daß die Faft auf 
3—4 Etr. anzunehmen iſt. In Schemnig in Ungarn joll 
die gewöhnliche Laſt 6 Etr., ſogar manchmal 9 Etr. be— 
tragen. — Im Harz hat die Laſt gegen 6 Etr. Gewicht. 


— 


Be 





Fig. 532, 


Berghund. 


Fig. 532 zeigt die Konſtruklion eines ſolchen Hundes, 


wie er früher überall als Förderhund gebräuchlich war. 

Neuerdings hat man für Förderlüngen von über 100m. 
überall Schienen eingeführt, in denen die Hunde eine fichere 
Leitung haben. Der Schlepp⸗ od. Flöß hund ifteigent- 
lich mehr ein Schlepptrog mit Walzen oder Rädern jtatt 


der Hufen und wird örtlich in niedrigen Abbauen bei jehr | 
flahem Fallen, 3. B. im Mansfeldiihen und Schaume | 


burgijchen, angewendet. Jeder Hund fann vorn geöffnet 
werden u. ift auf der entgegengefepten Seite mittels Char— 
nieren mit dem Bejtell verbunden. — Leber Tage hat man 
auf Berg: u. Hüttenwerfen neuerdings ganz eiferne För— 
derhunde, die auch jeitlich ausschütten. (en) 

Berghütte, f.,1. Meines Häuschen auf Bergen. — 2. Be- 
dachung über den Schachtmündungen; ſ. Art. Orubenbau 
und Kaue. 

Sergingenieur, m., frz. ingenieur des mines, engl. 
inining engineer. Die als Beamte fungirenden B.e haben 
verjchiedene Titel, 3.B. Bergdireftor,Bergmeifter, Bergin- 
ipeftor, Bergverwalter 2c ‚frj.3. B.directeur, inspecteur 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 








‘ Berghalk, Kohlenkalkflein (Enkriniten: und Entrochi— 
'tenfalf), m. Reiner lohlenfaurer Kalt, theils auch Bitter- 
erde, Eifen oder Bitumen enthaltend. Bruch ſplitterig; 
jelten unvolllommen kryſtalliniſch-körniges Befüge. Grau, 
ins Weihe u. Gelbe, felten ins Schwärzlidhe ziehend. Das 
Geſtein iſt ſehr regellos gejchichtet und ſetzt in vielen Ge— 
‚genden Englands, wo e3 bedeutende Feſtigkeit erreicht, 
ſeltſam gejtaltete Bergpartien zufammen ; diefer Umstand 
———— die Benennung „Berglalk“. In Deutſchland 
findet man dieſe Felsart weniger verbreitet; ſ. auch d. Art. 
Kallgeſteine. Wf.) 

Bergkeller, m., j. d. Urt. Keller. 

Bergkiefer, f., ſ. d. Art. Kiefer, 

Bergkiefel, Selskiefel, Felsadat, m., franz. petrosilex, 
pierre de roche, unreiner Achat, zu Feuerſteinen gebr. 

Bergkohle, Erdkohle, f., vulgäre Benennung der foifilen 
Kohlenarten, ebenjo für Brauntohle als für Steinkohle, 

Bergkompafj, m., . v. w. Grubenfompaß. 

Sergkork, m., frz. liöge m. fossile, engl. rock-eork, 
mountain-cork, eine Art grober Amiant, welcher dem 
Kort gleicht u. Thon, Sand u. Fluhipat beigemengt ent: 
hält. Seiner hemijchen Zufammenjegung nach gehört der 
BD. zu Abänderungen der Hornblenden oder der Augite; 
er findet ſich öfter in den Alpen. 

Bergkrabe, f., eineifernes, die Mitte zwiſchen Schaufel 
und Hade haltendes Wertzeug, von den Minirern beim 
Arbeiten in jteinigem Boden angewendet. 

Berakryfall, m., krofalifirter Quarz, m., frz. eristal 
de roche, quartz hyalin limpide, engl. rock-erystal, 
mountain-crystal, bejteht aus reiner Kiefelerde (Kieſel— 
jäure) u. findet fich theils Aryftallifirt in verichiedenen Ge— 
jteinen eingewachſen, theils als Geſchiebe im Bett mancher 
Flüſſe (Rhein). Er ift in reinjtem Zuftand farblos, durch— 
jichtig, mit doppelter Strahlenbredhung u, ziemlich hohem 
Glanz, ryitallifirt in ſechsſeitigen Säulen, mit ſechsſeiti— 
ger pyramidaler Zuſpitzung. Seine Härte ift ziemlich be— 
deutend, jo dak er Glas ript; der Bruch ift mujchelig. Die 
ſchönſten Barietäten fommen von Madagaslar und aus 

den kryſtalliniſchen Gebirgsmaſſen der Schweiz und Sa— 
voyens, Ivo fie in den jogen. Kryſtalllammern fid) finden; 
er figt gewöhnlich auf dem Muttergeftein auf und ijt dann 
‚auf der einen Seite nicht ausgebildet. Es fommen B.e 
von mehreren Gentnern Gewicht vor. Dft finden ſich in 
ihm andere Mineralien eingeſchloſſen, ja jelbjt Blaſen— 
räume mit Wafjer aefüllt fommen in ihm vor. Man ver- 
arbeitet ihm zu vielerlei Schmudjachen, bei. auch zu Trinf- 
geſchirren. Durch Kohlentheilchen gelb gefärbte Barietäten 
heißen Eitrin, braune: Rauchtopas, ſchwarze: Morion. 

Bergkübel, m., Fördergefäß (vgl. Berghaipel),meijt in 

Form eines Pfoftenfaftens mit beweglidem eifernen 
Bügel. Es giebt 1—3:männifche, je nad) der Anzahl 
Menſchenkräfte, die zum Aufiwinden nöthig ift. 300 Kübel 
werden auf ein Treiben gerechnet. 

Bergkupfer, n., ſ. v. iv. gediegenes Kupfer. 

Berglachter, m. und f. (Bergb.), Längenmäß, äbnlid) 

der Klafter. Der alte Freiberger LYadıter war — 6, 
Bar. Fuß, hielt 3, Elle — 7 Fuß ſächſiſch, alfo 1,0447 m., 








und ward in 8 Theile, jeder Theil in 10 Zoll, jeder Zoll 
in 10 Brimen od. Scrupel getheilt, im Mansfeldiſchen in 
84 Zoll. Der neue Freiberger L., jept nod im Gebrauch, 
it genau = 2 m. — 7 ,oga90, Leipz. Fuß, aljo etwas mehr 
als 1 Klafter, Eintheilung die alte. Mehr im Art. Yadıter. 
Berglafur, f. (Mineral.), frz. azur m. de montagne, 
engl. mountain-azure, ſ. d. Art. Bergblau u. Berggrün. 
Bergleder, n., 1 (Mineral.), fra. cuir m. fossile, euir 
de montagne, engl. mountain-leather, j. die Art, Berg: 
 fleifch und Berglork. — 2. (Bergb.) franz. tablier m. du 
mineur, engl. miner's breech-leather, auch Arjchleder 
genannt, Schurz des Bergmanne. 


4 


ya” Gergmehl, n., Bergguhr, f., Kiefelgubr, f., Infnforien- 


\ Derglod 


Bergloch, n., Bohrloh, mit dem Berabohrer (f. d.) eine 
getrieben. 

Berglokomotive, f., Gebirgslofomotive, |. die Art. 
Dampfwagen u, Alpenbahn. 

Berglofung, f. (Bergb.), frz chambred’uneminiere, 
geräumiger Platz od. Ausweitung in einer Grube, wohin 
taubes Bejtein zc., was die Arbeit hindert, geſchafft wird. 

Bergmannit, m., Ipreuflein, m., ein nad) dem Chemiker 
Bergmann benannter fleifchrother Natrolith (f. d.). 

Bergmauer, f., j. Bergverſatz. 

Bergmaurer, m., u. Bergsimmermann, auch Zimmer— 
ling gen.; beide brauchen nicht zünftig ihr Handwerk ge— 
lernt zu haben; über ihre Arbeiten f.u. d. Art. Grubenbau. 








„el erde, frz. farine fossile, engl. fossil meal, bleiche Kreide, 
ſtaubige Kalkerde, Mehltalt. Ein zarter, dem Meer- 


> 


ihaum ähnlicher, weiker, auch röthlicher oder gelblicher 
Schlich, eine opalähnliche Mafje, welche Reſte von Infu— 
jorien enthält und in Toscana von den Gewäſſern in den | 
Steinflüften —— wird; man fertigt Ziegel daraus, 
welche ſchwimmen (chon Griechen u. Römer kannten dies | 
jelben). Bergl. auch d. Art. Bergmild). | 

Bergmeller, m., j. d. Art. Bergmwäge. | 

Bergmild;, Bergguhr, f., Bergzieger,, m., Bergſchwamm, 
Montmild fälſchlich Mondmilch), Mehlkreide, f. (Miner.), 
frz. lait m. de montagne, de roche, de lune, agaric m. 
mineral, engl. mountain-milk, rock-milk, mineral 
agaric; die B. ift ein weißes, gelblich, gelb od. in anderen 
Nuancirungen gefärbtes erdiges Pulver; esbefteht haupt— 
fächlidy aus einem Gemenge von erdigem kohlenfauren 
Kalt mit Arragonit. [ an 

Bergmittel, n. (Bergb. [in Belgien: Stot, m.]), Maſſe 
zwiſchen dem oberen und unteren Theil eines Schadhtes 
beim Abteufen aus einer tiefen Sohle; B. in einem Flötz, 
franz. lit, nerf, m. (in Mons: layes), engl. stone-band, 
bands, pl., layers pl. of shale, die Zwifchenfchicht oder 
Lage von taubem Geſtein ineinem Koblenflög vd. Erzlager. 

Bergmutter, f, (Miner.), ſ. v. w. Flußſpat. 

Bergnaphtha, n., ſ. d. Art. Steinöl. 

Bergöl, n., ſ. d. Art. Steinöl. 

Bergot, m., frz., Fiſchreuſe (f. d.). 

Bergpapier, n. (Mineral.), frj. carton m. de mon- 
tagne, papier fossile, engl. mountain paper, |. v. w. 
blättriges Bergfleiſch. 

Bergpech, Indenped),n., ft3.poix mineral, bitume, m., 
engl. bituminous earth (Miner.), ſ. v. w. Asphalt (.d.). 

Bergprofil, n.(Bergb.),die Darftellung der Abdachung 
eines Berges, indem man ſich denfelben vertifal durch— 
ſchnitten denkt; j. d. Art. Bergzeichnung. 

Bergroth, n., ſ. dv. w. Röthel, Raufchgelb und rother 
Oder; j. d. betr. Art. 

Bergröthe, f., gebraucht für Sandarad) u. für Färber— 
röthe, doch auch für Waldmeijter. 

Bergrutſch, Bergung, m., ſ. Bergfall. 

Bergfaft, m. (Miner.), gleichbed. mit Erdharz. 

Bergfals, n., j. Steinjalz. 

Bergfand, m., ſ. Sand. 

Berafhiff, n., ſtromaufwärts fahrendes Schiff, vergl. 
Thalſchiff. 

Bergſchmiede, f., das Schmiedehaus, in welchem das 
für den Betrieb eines Bergwerks nöthige Eifenzeug ges 
ichmiedet wird. Ein gewifjer Bezirf muß bei ihr arbeiten | 
lajien(B.- Zwang), dafür müſſen dieB.n aud) nad) der B.= | 
Taxe liefern u. bei llebernahme des B.-Lehns den B.-Eid, 
aut, ehrlich und nad) der Tare zu arbeiten, Teiften." Wenn 
zu einem neu gemutheten Werk die Schmiede nicht gleich 
erbaut werden joll, jo muß der Lehnäträger Steine ans 
fahren und den Bergbeamten verſichern, daß hier die 
Schmiede gebaut werden joll (d. b. die B. bauhaft halten). 
Der Grundbefiger muß gegen ein durch Taration zu be= 
ſtiumendes Abfindungsquantum den Bauplak hergeben, 








346 


Bergwage 


Bergſchwaden, m., franz., mofettes, f.pl., engl.damp, 
stythe; jo nennt man jchädliche, nebelartige Lujtarten, 
die fich in Bergwerten entwideln u. durd) Ventilatıon ent— 
fernt werden müſſen; j. d. Art. Wettermajchine. Si. 

Bergſchwefel, m. (Miner.), franz. soufre de mine, 
soufre natif, 1. gelber B., eine als gelbes Salz vorfont- 
mende Verbindung von Schwefel u. Eifen. — 2. Rother 
B., rother Arſenik, iſt Schwefelarjenit, welcher weniger 
Schwefel als das jogen. Raufchgelb enthält. [ WY. | 

Berofeife, f., lat. argilla sapo, eine Art Thon, fommt 
lagerweife in der Nähe von Bafaltgebilden, auch mit 
Braunfohlen u. Torf vor. Sie ift derb, im Bruch uneben, 
flahmujchelig bis erdig, fehr weich, matt, wird durch den 
Strich fettglängend, undurchfichtig, von verſchiedenen dunk— 
len Farben, ift fett anzufühlen, jchreibt, färbt jedoch nicht 
ab. Im Waſſer fährt fie mit Kniftern auseinander. Ihrer 
dem, Zufammenfegung nad) befteht die B. aus einer Ber: 
bindung von Thonerde, Kiejelerde, Waffer u. etwas Eiſen— 
oryd; fie dient als Seife zum Waſchen für grobe Zeuge. 

Bergfeil, n. (Bergb.), dient zur Förderung und beftcht 
aus jtarfem gerheerten Hanfleil ; neuerdings aber meijt 
aus Draht; ſ. d. Art. Drahtſeil. Schw.) 

Bergfprengen, ſ. Steiniprengen u. Sprengarbeit. 

Beranufe, f., i. Stufe. 

Bergtalg, m., lat. bitumen mumiae, frz. baume de 
momie, ſ. Bergfett u. Mumie. 

Bergtheer, m. (Miner.), frz. goudron mingral, baume 
ın. de fun6railles, malthe, f., pisasphalte, engl. mine- 
ral tar, pissasphaltum, lat. petroleum tenax Maltha, 
flüffiger Asphalt, ein dickes ſchwarzes Bergöl, welches 
einen jtarfen, widerlichen Geruch hat; f. übrigens d. Art. 
Asphalt u. Steinöl. [ Wf.) 

Bergtorf, m. (Miner.), lat. terra bituminosa, der- 
jenige Torf, weldyer auf hochliegenden Orten gefunden 
wird, im Gegenſatz zu dem in Niederungen gegrabenen: 
ſ. d. Art. Torf. [Wf.) 

Bergtrumm, n. (Bergb.), ein von einem Berg (j. d. 2) 
abgeriſſenes größeres Stüd. 

Bergunfglitt, m., ſ. Zinkvitriol. 

Bergverfat, m., Berguerfaßmaner, f., Bergmaner (Brab.), 
fra. mur, m. (beig. muray, m.), engl. cog, Abſchließung 
abgebauter, nicht mehr offen zu haltender Räume zwijchen 
den Kohlenpfeilern ꝛe. durch Aufmauerung von Bergen, 
d. h. unbaltigen Geſteinen. 

Bergwachs, Erdwadjs, n., 1. (Ozokerit) frz. eire f. 
minerale, zäbes fojjiles Erdharz, fommt in der Gegend 
von Slanik in der Moldau, bei Gaminz in Dejterreich, 
bei Trusfawiza in Galizien, auf Baku, in Nordamerifa 
(Benniylvanien) und in geringer Menge faft überall da 
vor, wo ältere Braunkohlen fich finden. Diefe Maſſe iit 
derb und wird in beträchtlich großen, runden, rijjigen 
Stüden gefunden. Bruch mujcelig, jtellenweife aud) 
Fafergefüge, mitunter fo zart wie Asbeſt. Es ijt milde, 
zäbe, wird durch die Handwärme netbar, fo daß fich 
Kugeln daraus drehen lafjen wie aus Wachs. Eigen- 
ihwere — 0,,,, gelb, grün und braun in verfchiedenen 
Schattirungen. Wachsglanz. An den Kanten ftarf durch— 
icheinend, in dünnen Stückchen durchſichtig. Aromatifche 
bitumindjer Geruch, der beim Reiben u. Schmelzen jtärfer 
wird, Schmilzt fchon in der Lichtflamme zu klarer, öliger 
Flüffigkeit, welche beim Abkühlen erjtarrt, bei höherer 
Temperatur mit Flamme brennend u. fich verflüchtigend, 
Es ift in feinen reinften Varietäten fajt reines Paraffin 
u. beftcht dann nur aus Kohlenstoff u. Waſſerſtoff. Früher 
wenig benußt, wird es jet an vielen Orten bergmänniich 
gewonnen und auf Baraffın verarbeitet. — 2. ſ. Bagat. 

Bergwäge, f., Bergmefler,m., frz. clinomötre, m., engl. 
batter-level, ein mit Füßen A Area Richtſcheit oder 
Wägſcheit, welches in der Mitte einen Duadranten mit 
im Mittelpunkt hängenden Zeiger hat, welcher alfo immer 
lothrecht hängt u. die Abweichung der unterfuchten Linie 











von der loth= oder wägeredhten in Graden angiebt; dient I 


zu Höhenmeffungen u. zu@ntwerfung genauer Bergprofile. 
Bergweide, auch Alpweide, f., ſ. d. Art. Weide, 
Bergwerk, n., frz. mine, f., miniere, f., engl. mine, 





Bering, m., j. dv. w. Umfreis, während Befang, zwar 
auc für Umfang, zugleich aber für Flächeninhaft gilt. 
Berliner Blau, n., Preußiſches Blan, Erlanger oder 


adventure, work, der Ort, wo man Bergbau treibt, d. b. | Parifer Blan, n., frj. bleu de Prusse, ferrocyanide m. de 


auf bergmännifche Art nach Erzen u. Mineralien gräbt. 
Das Nöthigſte über zweckmäßige Anlage x. der Berg: 
wertsbaulichfeiten j. im Art. Grubenbau. 
Bergwiffenfhaften, f. pl., j. unter d. Art. Bergbau. 
Bergzeihnung, f., 1. (Bergb.) grapbiiche Darjtellung 
der Grubenbaue und Lagerſtätten, erfolgt im allgemeinen 
durch Projektionen auf drei zu einander rechtwintlige 
Ebenen. Man unterjcheidet: a) Grundriß, d. i. ein 
jöhliger Durchſchnitt od. die jöhlige Projektion, welche das 
Streichen zeigt, während die Fallrichtung durch einen Pfeil 


() mit beigefchriebener Gradzahl, ebenfodie Mächtigkeit 


durch hinzugefügte Zahlen angedeutet wird; b) Seiger- 
riß, die jeigere Projektion, welcher meistens nur bei Gru— 
benbauen angewendet wird, wenig bei Lagerjtätten; c) 
Profile, Seigerdurdjchnitte, vemvorigenähnlid. Man 
jtellt Quer: und Yängenprofile dar, von denen Die erjteren 
Fallwintel und Mächtigfeit zeigen. Die Profillinien, in 
welchen die Durchichnitte gedacht jind, werden im Grund: 
riß angegeben, ebenjo in den Brofilen u. Seigerrifjen das 
Niveauder Grundrihebene; d) flache Riſſe werden nur 
bei Grubenbauten angewendet u. jtellen diejelben in der 


Projektion auf die Ebene der Falllinie der Lageritätte dar. | 


— 2. (Topogr., Kartogr.) die Manier, Berge in Karten 
einzuzeichnen, und dabei jowohl ihre Grundrißgeitalt als 
ihre Abdachung anzudeuten, Man marlirt dabei die mehr 
* oder mindere Abdachung der Berge: a) durch die Daritels 
lung der Durchſchnittslinien der Bergabdachung mit an— 
genommenen Horizontalebenen, die man ſich in regelmähie 
gen Höhenabjtänden durd die Berge gelegt dentt; je jteiler 
der Abhang, dejto näher kommen aljo dieſe Linien anein= 
ander; b) durd rechtwinklig auf die um den Berg zu 
legenden Horizontallinien errichtete, aljo im Grundriß 
itrahlenförmig vom Gipfel ausgehende Linien, die dünner 
od. jtärfer jind, dichter od. weiter von einander ftehen, um 
die mehr oder weniger jteile Abdachung anzudeuten. 


Bergsinn, n., nennt man das auf Bängen in Lagern ıc. | 


jich findende Zınnerz, gegenüber dem aus den Seifen: 
werfen gewonnenen jogen. Seifenzinn. [ Wf.] 

Bergsinnober, m., Bergröthe, f., natürlich vortommenz 
der Binnober, zum Unterjchied von dem künſtlich darge— 
jtellten; |. d. Art. Zinnober. Wf.) 

Berickung, f., frz. haie, f., engl. fence, eine Art der 
Einfriedigung. Es werden in Abfjtänden von 3—4 m. 
Pfoſten oder lange Schieferjtreifen von ca. 2 m. Höhe, 18 
bis 20 cm. Breite u. 3—6 em. Stärte quer gegen die Län— 
genrichtung der Einfriedigung in die Erde gegraben; dies 





fer, engl. Prussian blue, blue prussiate, ferrocyanite 
of iron, auch Ferrocyaneifen, beiter Eifenferrocyanid gen., 
eine befannte blaue Farbe, welche in ſehr verjdyiedenen 
Nuancen mehr oder weniger rein im Handel vortommt. 
Man untericheidet daher: 

1. Das reine Berliner Blau, im Handel meiſt Bariier 
Blau gen., ijt eine Doppelverbindung von Eifencyanür 
mit — u. Waſſer. Man erhält es, indem man zu 
einer Eiſenoxydlöſung (Eiſenchlorid, ſalpeterſaures Eiſen— 
oxyd ꝛe.) gelbes Blutlaugenſalz in Waſſer gelöſt allmäh⸗— 
lich zuſetzt, jo jedoch, daß die Eiſenoxydlöſung im Ueber— 
ſchuß bfeibt. Der tief dunkelblaue Niederſchlag wird nach 
dem Abſetzen durch Auswaſchen mit Waſſer gereinigt u. 
dann getrocknet. Das auf dieſe Weiſe erhaltene Blau iſt, 
wenn es an der Luft getrocknet wurde, mehr oder weniger 
dunkelblau, zwiſchen den Fingern leicht zerreiblich und in 
Waſſer unlöslıch, aber zu einem feinjten Schlamm gleich— 
artig zu vertheilen. Der bei höherer Temperatur (TO bis 
80°) getrocknete blaue Niederſchlag ftellt ein B. B. von 
tief duntelblauer, fait ſchwarzer Farbe dar; es zeigt indi- 
goartigen, kupferrothen Strich, iſt jehr hart und giebt beim 
Zerreiben ein dunfelblaues Bulver, welches fid in Waſſer 
nicht mehr jo gleichartig fein zertheilen läßt, wie das an 
der Yuft getrodnete Blau. Im großen bedient man ſich 
zu Daritellung des reinen Blau ftatt einer Eifenorydlöjung 
faft nur einer Löſung von Eifenvitriol (ſhwefelſaurem 
Eifenorydul),in welcher durch Stehen andertuft das Eijen- 
oxydul theilweife in Oxyd übergegangen iſt. Der Eijen: 
vitriol muß fupferfrei fein, weil fonjt das Blau durch 
Beimifhung von braunem fFerrochankupfer ſchmutzigen 
Ton annehmen würde, 

Von den vielen Methoden, welche zu Darftellung des 
reinen Blau angewendet werden, wollen wir nur eine furz 
angeben. Man vermijcht eine Yöjung von 6 Mäftheilen 
gelbem Blutlaugenfalz in 15Th. Waſſer mit einer fupfer- 
freien Löſung von 6 Th. Eijenvitriol in 15 Tb. Waſſer u. 
jegt zu dem entitehenden bläulichweihen Niederſchlag unter 
bejtändigem Umrühren ein Gemenge von 24 TH. rauchen— 
der Salzjäure u.1 Th. fonzentrirter Schweieljäure. Dan 
läßt den Niederichlag einige Zeit mit der fauren Flüſſig— 
feit in Berührung und jept dann zu dem Ganzen eine 
Hare Auflöfung von 1 Th. Ehlorfalf in 80 Th. Waſſer jo 
lange hinzu, bis deutlich ein Geruch nad) Chlorgas auf: 
tritt; der inzwijchen dunfelblau gewordene Niederichlag 
wird, wie oben angegeben, gewaſchen und getrodnet. Das 
reine B. B. ift unlöslid) in Waſſer, Alkohol und verdünn— 
ten Säuren. Konzentrirte Schwefeljäure löſt es zu einer 


jelben werden 3—4mal durhbohrt, u. durd) dieſe Löcher | weißen, jchleimigen Majje auf, aus der ſich das B. B. beim 
werden Stangen, Ride, gejhoben, jo dab das Ganze eine | Zumijchen von Wajjer unverändert niederſchlägt. Von 


Barriere bildet. Die Nide kann man dann noch mit Rus 
then beflechten und jo einen Flechtzaun bilden. 
Beriefelung, f., 1. frz. arrosage, m.,irrigation, f., engl. 
irrigation, B.der Wiejen u. Felder heißt die Bewäfjerung 
derjelben durch Aufſtauung der Flüſſe od. Bäche in der Nähe 
der Biejenu.Bertheilung des durch die Aufſtauung gewon— 


fonzentrirter Salzfäure wird es zerjegt. Aetzende od. foblen= 
ſaure Alkalien jcheiden daraus Eijenoryd aus und ver: 
wandelnesin eijenblaujaures Altali (gelbes Blutlaugen- 
jalz). Es muß ferner leicht fein, an der Zunge Kleben, eine 
dunfelfeurige, reinblaue Farbe bejigen, fih in Waſſer zu 
einer jhönblauen Flüſſigleit aufſchwemmen und leicht u. 


nenen Waſſers aufden Wieſen; ſ. Bewäſſerung. — 2. In der | jtarf abfärben; es darf, mit einer Säure übergofjen, nicht 
Gejundheitspflege heißt B. die in England zuerjt ausge: | aufbraufen, ſonſt ift iym Kalt oder Kreide beigemengt, u. 
führte Verwendung des flüſſigen Kloafeninhalts (Sew- | das Waſſer, mit weldyem es gekocht wird, nicht klebrig oder 
age) ald Dünger für Wieſen u. Felder. Dies Verfahren ift kleiſterig machen, was eine Beimifhung von Stärfe an— 
nur bei Einrichtung von Schwemmſielen (ſ. d.) ausführbar, | zeigen würde. Bei. das Pariſer Blau od. das ohne Alaun 


am vortheilhafteiten für Gras, Rüben, Erdbeeren, nicht 

für Kartoffeln, welche übeljchmedend werden. Die Flüſſig— 

keit läht man in Heinen Gräben auf der abgedachten Feld— 

fläche in Zidzad fließen, wobei jie ihre Fäcalſtoffe abjegt 

u. volltommen Kar, geruch⸗ u. geihmadlos wird. | Relm.) 
Berill, m., frz. beril, m., ſ. d. Art. Beryll. 


bereitete B. B. zeichnet fich durch einen fupferrotben Glanz, 
gleich dem beiten Indigo, aus. B. B. mit Weiß vermiicht 

iebt eine, im Vergleich mit der mittels Ultramarin darge- 
Pieilten, etwas grünliche Farbe; 90 Gewichtsth. Weiß, mit 
1. Th. B. B. vermijcht, geben eine himmelblaue Yarbe; 
200 Gewichtsth. Weih und 1 TH. B. B. geben Azurblau. 


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a 











— — — 











Dasſelbe mit 15- bis 20fachem Gewicht Chromgelb ver: 

ſetzt, giebt prachtvolle grüne Farben, ſogenannten grünen 
Zinnober, die aber wenig Dauer haben. Es verliert über— 
haupt fein Feuer jehr bald und wird dann grünlid)- oder 
gräulichblau; die Altalien, Kalt, Potajche, Natron ver- 
ändern esineine jhmußiggelbe Farbe. Salpetrige Bände 
lafjen das B. B. in fehr furzer Zeit verſchwinden. Diejes 
Blau, als Leimsund Delfarbe angewendet, wird nad) dem 
Abreiben jo dunfel, daß es wie intenfives Schwarz er: 
icheint. Unter dem Läufer bildet es zäben, falbenartigen 
Teig u. behält diejeBejchaffenheit auch nach dem Abreiben. 
Mit Del abgerieben verdidt es ji, wenn man es eine Zeit 
lang aufbewahrt, und ijt dann ſchwierig anzuwenden; rein 
mit Del abgerieben, fann man es zu Daritellung eines 
Sammietſchwarz benugen, das ſich ſelbſt mit Schwarz 
nicht jo jchön darftellen läht. Das Del wird dabei durch 
das B. B. in Firniß (Siccativ) umgewandelt. Ein un: 
wandelbares B. B. befommt man durd langes Kochen 
diefer Farbe mit Salzjäure, woburd man fie von allem 
Eiſenoxyd reinigt, defien gelbliche Farbe mit der Zeit dieſes 
reiche Blau ins Grünliche überführt. 

Außer ald Waſſer u. Oclfarbe findet das B. B. bei. in 
der Kattundruderei jorwie zum Färben von Baummolle, 
Seide, Wolle xc. Anwendung. Gewöhnlich erzeugt man 
die Farbe in den Geweben ꝛc. ſelbſt, indem man die Stoffe 
vorher in eine Eifenbeize bringt u. dann durch eine lau— 
warme, mit etwas Schwejeljäure eingejäuerte Löſung 
von gelbem Blutlaugenjalz (Ferrocyankalium) zieht. 

2. Das umreine Berliner Blau, Mineralblau, wird ent- 
weder aus dem reinen B. B. dargeitellt, indem man dem- 
jelben Thon, Schwerjpat, Sireide, Gips ꝛc. beimengt, 
meift zu dem Zweck, hellere Farbennuancen zu erzielen; 
oder man jtellt von vornherein ein gleichartiges Gemenge 
von Thonerdehydrat mit B.B. dar, welches durch Fällung 
von Blutlaugenjalz mit einer Löſung von Eifenvitriol u. 
Alaun erhalten wird. Ein dichteres Hellblau wird erhal— 
ten, indem man dem frifchgefällten B. B. gemahlenen 
Schwerſpat zufept. Es iſt auch leicht, ſolche ——— 
gen zu entdecken, da reines Pariſer B. beim Verbrennen 
faſt nur reines Eiſenoxyd als Aſche hinterlaſſen darf. 

3. Berliner Blau, baſiſches und lösliches. a) Durch Ver— 
miſchen einer Eifenorydullöfung mit einer Löſung von 
überſchüſſigem Blutlaugenjalz erhält man einen bläulich- 
weißen Niederichlag, weldyer nad) und nad) an der Luft in 
eine dunfelblaue Verbindung von B. B. (Eifenferrocya- 
nid) mit Eiſenoxydhydrat übergeht. Wäſcht man diejen 
blauen Niederichlag mit vielem Waſſer, wodurch bei. das 
überichüffige Blutlaugenfalz entfernt wird, fo löjt fich der 
blaue Rüdjtand in Waſſer zu einer duntelblauen Flüſſig— 
feit. b) Eine duntelblaue Löfung, welche aus einer Dop- 
pelverbindung von B. B. mit rothem Blutlaugenfalz zus 
ſammengeſetzt ift und das eigentliche lösliche Berliner Blau 
nenannt wird, erhält man, indem man gelöftes Eiſenoxyd— 
jalz mit einer Löfung von rothem Blutlaugenfalz (wobei 
letzteres im Ueberſchuß fein muß) vermiſcht. Dieſe beiden 
löslichen B. B. fünnen nicht als Waſchblau verwendet 
werden, weil fie durch Alkalien unter Ausſcheidung von 
Eijenoryd zerjegt werden. c) Das reine B. B. it zwar 
in Waſſer unlöslich, aber das friich bereitete, nod) feuchte 
B. B. fann in verdünnter Oraljäure und in neutralem 
weinjauren Ammoniak in eine jhön blaue Löſung ver: 
wandelt werden; dieſe Löfung wird als blane inte benupt. 
6 Theile frijches feuchtes B. B. werden in eine Löſung von 
6—8 Th.n Oralfäure in 240—300 Th. Waſſer einge- 
tragen; esentjtcht dabei eine prächtige dunfelblaue Löſung. 

4. Das fogen. Turnbull’s Blau, cin etwas helleres, dem 
BB. jehr äbnliches B., wird erhalten, wenn man zu einer | 
Eiſenoxydullöſung (Eijenvitriol) eine Löſung von rothem 
Blutlaugenſalz ſetzt. Diefes Blau ift wie das B. B. unlös- 
lich in Waſſer u. verdünnten Säuren. Bgl. Art. Antwer— 
pener Blau, Blau, Eijfenblau, Mineralblau x. [ Wf.) 








Berliner Grün, n., fr}. vert m. de Berlin, heißt eine 
grüne Verbindung, weldye entjteht, wenn man eine Kobalt- 
ordullöfung mit einer Löfung von gelbem Blutlaugen- 
jalz verfegt. Feucht ift die Verbindung bellgrün; getrod= 
net liefert jie ein duntelgrünes Bulver. [ Wf.) 

Berliner Mäße, n. pl., j. in Art, Maß und Gewicht. 

Berliner Roth, n., eine rothe Malerfarbe, f. d. Art. 
Eijenoryd. 

Berliner Weiß, n., j. Bleiweih. 

Berme, f., frz. berme, berne, lisiöre, f., engl. berme, 
berm, bench, Böſchungsabſatz, befonders: 1. (Kriegsb.) 
auch Walabfaß, ijt ein 1—2 m. breiter, im Bauborizont 
(mindejtens 1,,, m. unter der Äußeren Sretenlinie) gelege: 
ner Bang zwijchen dem Fuß der äußeren Wall: od. Bruſt⸗ 
wehrböſchung u. dem oberen Rand der Escarpe, ſowohl 
im pafjaneren als auch im proviforijchen u. permanenten 
Befeftigungsbau. Ihr Zweck ist: Schup des Grabens vor 
dem Herabrollen der abgejchofjenen Brujtwehrerde, Er— 
leihterung der Bauausführung der Bruftivehr, theilweije 
Befreiung der Escarpenböjhung vom Drud der Bruit- 
wehr, Aufnahme von Annäherungshindernifjen, Heden, 
Verhau, Drabtzaun, Sturmpfähle. — 2. Ein O,, m. breis 
ter, im Bauhorizont gelegener Streifen zwijchen dem Fuß 
der innern Bruſtwehrböſchung u. dem oberen Grabenrand 
bei Sappen und Schüßengräben ; dient hier ebenfalls als 
Schußmittel gegen das Herabrollen der Erde in den Gras 
ben, in legterem Fall auch zum Aufſtützen der Ellbogen 
beim feuern. [Ptz.] — 3. Berme heit aud) die obere 
Kante der gemauerten Escarpe, auf die ſich die Wälle aufz 
feßen, weldye gewöhnlid) als Normalebene für die Höhen= 
abmefjungen der ganzen Anlage gilt, von der aus die 
Höhen als pofitiv, die Tiefen als negativ gerechnet werden ; 
ſ. Feftungsbau. — 4. (Wafjerb.) frz. retraite, f., pas de 
souris, engl. set-off, retreat, ſchmaler oder breiterer 
Streifen Land, der vor od. hinter dem Deich ftehen bleibt. 
— 5. (Strafenb., Eifenb.) frz. banquette, f., engl.bank, 
stage, die zu Verhinderung des Nachrutſchens angelegten 
Abjäge an hohen Böſchungen (f. d.). Ms.) 

Bermehahen, m. (Kriegsb.), derjenige Trauchöchakeu, 
welcder, ein Hafen an langer Stange, zum Regieren des 
Wälztorbes bei der völligen Korbſappe auf der Bermieite 
ber Sappe gehandhabt wird. Er unterjcheidet ſich von 
dem andern, dem Revershaken, dadurd), daß am unteren 
Stangenende eine Kette mit Ring zum Einhängen ineinen 
Sappentorbpfahl angebracht ift, während der Reveröhafen 
an diejer Stelle einen zweiten eijernen Hafen zum Ein 
ftoßen in die Erde befigt. [.Ptz.] 

Bernflein, n., Elektron, Agifiein, Succinit, gelbe Ambra, 
gelbes Erdharz, fr}. Electre, ım., ambre ın. jaune, sucein, 
m., engl. yellow amber, mineral-resin, ein fejtes, ans 
Kohlenstoff, Waſſerſtoff u. Saueritoff beftchendes Erdharz. 
Seine näheren Bejtandtheile find drei verichiedene Harze, 
etwas ätherijches Del u. eine eigenthümliche (Bernitein=) 
Säure, Er ijt eleltriſch, giebt beim Verbrennen einen an- 
genehmen Geruch und iſt meiſt gelb von Farbe, durch— 
ſchimmernd bis durchfichtig ; der ſchönſte findet fich in der 
Erde auf Sizilien zwijchen Catania und Semito. In 
größerer Diengewirder an der preußiſchen Hüfte (zwijchen 
Balmiden u. Groß-Hubeniden) bergmännijc gewonnen. 
Dieſer B. heit Landberufein, ist jehr dünn, feſt, bel, durch— 
jichtig u. hart, wird zu Perlen u. dgl. m. verarbeitet und 
giebt den härtejten und dauerhafteften Firniß, ſowohl für 
jid) als auch mit Kautſchuk gemengt. Die andere, durch 
Aufleſen aus dem Sand am Meereöufer od. dur Taucher 
gewonnene Sorte nennt man Meerbernflein; diejer ift viel 
dunkler als der vorhergehende, ſchmilzt Schwerer, ift weni— 
ger jlüffig, giebt beim Schmelzen viel Salz, Gas u. Säure 
ab und hinterläßt einen bedeutenden Rüdjtand an erdigen 
Theilen, wogegen ſich die erjte Sorte vollftändig auflöjt 
wie Del. Der von den B.-Drehern am meiſten geſchätzte 
ift der von trüber, milchweißer Farbe, dann der waſſer— 


Bernfleinalabafter 


Ur — 








— — 


helle und endlich der gelbe, durchſichtige B. Den erſten 


Firniß klar iſt, werden 120 Gewichtsth. geſchmolzener 


ziehen die Türken, die größten B.-Liebhaber, allen anderen 


349 








fie ausfochen, fügt dabei Terpentinöf Hinzu, und wenn der 


vor. Politur erhält er durch Reiben mit Leinwand und | Bernftein u. 48 Gewichtsth. Leinöl beigegeben ; man läht 
Tripel; die bei der Bearbeitung abfallenden Theile wer: | das Gemenge kochen, filtrirt warm und bleicht den Firniß 


den zu Darjtellung von B.-Säure u. B.-Firniß verwen— 
det. Im Handel unterfcheidet man Sortimentsjtüde, groß, 
mindejtens 100 g., undurdhjfichtig, zu Dreharbeiten; 
Tonnenfteine, weich, nicht gut zu pulverifiren, zu Schmuck⸗ 
ſachen noch verwendbar; Schlid, größere, unreine, trübe 
Stüde; Sandjteine, Heinerefolche Stüde; Firniß, Firniß 
jteine, reine, pulverifirbare, Meine Stüde (unter Bohnen- 
größe). Der B. findet ſich hauptjächlich in der Tertiär- 
formation und ijt offenbar das Harz vorweltlicher Konis 
feren, welches urjprünglich weich war, wofür die Form, 
die Äußeren Eindrüde und die Einſchlüſſe von Thieren 
(Spinnen, Inſekten ꝛc.) jpredyen. Der B. löſt ſich nicht in 
Waſſer; fochender Alkohol färbt ſich Davon gelb und löſt 
neben B.-Säure etwas weiches gelbes Harz auf. In 
fochendem Leinöl wirdder B. weich. Beim Erbigen ſchmilzt 
derjelbe bei 285° vollitändig,'aber unter Zerfepung. Höher 
erbißt, bilden fich flüchtige Produkte: B.-Säure, B-Ll u, 
ein wachsähnlicher Körper, der Bernfleinkampher ; der Rück— 
ſtand enthält ein geichmolzenes Harz, welches in feinen 
Eigenſchaſten weſentlich vom B. unterichieden iſt u. Bern- 
Neinkolophenium heit. 100 TH. B.geben bei trodener Deftil- 
lation ca. 50—60 Th. B.-Rolophonium. Der B. dient zu 
Darjtellung v. Lurusgegenftänden jeder Art,v. B.:Säure, 
Räucerpulver u. B.:Kolophon (Firniß); j. auch d. Art. 
Amber 1. Ueber ſchwarzen B.j.d. Art. Gagat. [ Wf.) 

Bernfleinalabafter, m., aud) Zuderjanditein genannt, 
weißer Alabajter, welcher mit gelben, durchjichtigen Spat— 
jtüdchen gemengt iſt; wird bei Hohenftein in Sachen ge- 
funden und zu Schnigereien verwendet. 

Bernfteinalaun, m., f. d. Art. Amber 2. 

Bernfteinbitumen, n., nennt man den in Nether, Al- 
tohol xc. löslichen Theil des Berniteins. [ Wf.] 

Bernfteinerde, f., franz. minerai m. d’ambre, engl. 
— amber (Miner.), Erde, welche Bernſteinſtückchen 
enthält. 

Bernfeinfirniß, m., frz. vernis m. au succin, engl. 
amber-varnish, ijt zu vielen Anftrich- und Ladarbeiten 
von großem Nußen, troß des ftörenden Umſtands, daß der 
Bernftein an ſich nicht in Altohol, Aether oder ätherijchen 
Delen lösbar ift, jondern ſtets geſchmolzen werden muß, 
wobei er dunkler wird und an Härte verliert; wird auf 
verichiedene Art bereitet. 

1. Man bringt 1 Gewichtsth. Bernſtein, welcher erft 
bei hoher Temperatur ſchmilzt, in einen Behälter, der oben 
verfchlofien u. gedichtet, an feinem untern Theil aber mit 
einer fe 
Sieb ben 
den in ihm enthaltenen Inreinigfeiten zu trennen; das 
Gefäh jteht auf einem Dfen, in welchen fein fegelförmiger 
Boden einige cm. hineinreicht; nachdem die Erwärmung 
hinreichend gefteigert worden ift, jchmilzt der Bernitein u. 
Läuft, von jeinen Unreinigfeiten befreit, in einen unten 
angebraditen großen Behälter, welcher zu ?/, mit ?/, &e- 
wichtöth. Yeinölfirniß gefüllt it; die Wärme begünftigt 
die Vereinigung des geihmolzenen Bernfteins mit dem 
Del; nad) erfolgter Bereinigung jept man Terpentinölzu, 
bis zu 2 Gewidhtsth. je nad) Bedarf. Diefe Methode ge- 





| 


elförmigen Röhre verfehen ift, auf welcher ein | 
ejtigt wird, um den geichmolzenen Bernitein von | 


| 


an der Sonne, der dann beim Gebrauch auffallend ſchnell 
trodnet. — 3. Man ſchmilzt 3kg. auserleienen, jchr hellen 
und durchſcheinenden Bernitein, gieht 2 kg. heißes ge— 
fäutertes Del zu, fiedet dieſe Mifchung, bis ſie jtark klebt, 
und mifcht fie mit 4 kg. Terpentinöl. Diejer Firniß ift jo 
ſchön wie der befte fette Kopalfirniß und wird fehr hart, 
läßt ſich gut unter die Kopalfirniſſe mijchen und macht 
diejelben jehr dauerhaft, braucht aber längere Zeit, ehe er 
ſich poliren läßt. — 4. Um fetten B.ſchön weil u. bell zu 
befommen, darf man bei der Schmelzung in einem neuen, 
qutglafirten irdenen Topfdas völlige Zergehen alles Bern- 
jteins nicht abwarten, ſondern, fobald derfelbe zu ſchmel— 
zen beginnt, taucht man mit einem hölzernen Spatel in 
das Gefäh ein und mwindet den geichmolzenen Bernftein 
heraus, der fich an den Spatel anhängt, bringt ihn in ein 
anderes Gefäh und wiederholt diejes Eintauchen, bis die 
Materie anfängt dunkler zu werden, welche jeparirt und 
nur zu dunflen Farben verwendet wird. Der hellgeſchmol— 
zene Bernitein wird nad) dem Erfalten gröblich geitohen, 
in ein reines Geſäß gebradıt, weldyes man gehörig ver= 
deden kann, mit genug verdichtetem Terpentinöl über: 
goffen und gelinder Ofenwärme ausgejept, wonad) ſich der 

ernjtein jchnell auflöft. Dann bringt man den aufgelö— 
jten Bernjtein auf ein gelindes Kohlenfeuer, läßt die 
Maſſe einmal aufwallen und gießt während des Auffie- 
dens etwas erwärmten, hellen, weißen, gut trodenen 
Leinölfirniß hinein. Wenn das Ganze nodymals aufge- 
wallt bat, gießt man nad) und nad) jo viel erwärmten 
Leinölfirniß bei, als zu gehöriger Konſiſtenz des Ladfir- 
niſſes nöthig ift, was von Umftänden und der Jahreszeit 
abhängt. Nach nochmaligem Aufwallen wird der Firniß 
vom Feuer abgehoben und durch ein reines leinenes Tuch 
in reine Gläjer gefeiht. Diejer helle, weiße B. kann zu 
allen lichten Farben verwendet werden. 

Bernfteinkolophonium, n., j. im Art. Bernſtein. 

Bernfteinlack, m., frz. laque f. au sucein, engl. am- 
ber-lacker. Wir geben bier einige Rezepte zu Bereitung: 

1. Gewöhnlicher B. Bernfteinfirniß, nad) einer der 
obigen Vorjchriften, aber mit etwas Ueberſchuß von Bern— 
ftein bereitet, wird zur nöthigen Zähigkeit eingekocht. 

2. 1Gewichtsth. Naphalt, 2 Gewichtsth. Mennige, 2 Ge- 
wichtsrh. Silberglätte, 2 Gewichtsth. weiber Vitriol und 
60 Gewichtsth. Leinöl werden, nachdem man die fejten Be— 
ſtandtheile gepulpert hat, zu einem Firniß eingefocht und 
diefer mit 60 Gewichtsth. Terpentinöl, 60 Gewichtsth. 
 geichmolzenem Bernjtein, 2 Gewichtsth. Umbraerde unter 
 bejtändiger Wärme allmählich vermifcht und das Ganze 
gehörig eingefocht. Auf Metallgegenftände, die vorher er: 
| wärmt und mit Bernfteinpulver abgerieben jind, warm 
aufgetragen, hält diefer Lad bedeutende Wärme aus. 

3. Bernſtein-Kopallack auf gebeizte Holzarbeit. 
200 g. Bernftein umd 100 g. Kopal von bejter Qualität 
| werden in erbjengroße Stüde zerſtoßen, hierauf in einem 

neuen glafirten Topf mit einem Eßlöffel voll Terpentinöl 
| übergofen, jo durch einander geichüttelt, daß alle Stüde 
angefeuchtet werden, dann über Kohlenfeuer langjam ge- 
ſchmolzen u. mit einem hölzernen Spatelöfter ——— 





währt alle Vortheile: der Bernſtein ſchmilzt vollſtändig, Sobald Alles geſchmolzen iſt, nimmt man den Topf von 


verdunftet jehr wenig oder gar nicht, und man ift dabei 
gegen Feuersgefahr gefichert; Starte fupferne Gefäße find 
hierbei den aus Thon gefertigten allemal vorzuziehen. — 
2. 100 Gewichtsth. Bernftein werden zu erbjengroßen 
Stüden geſtoßen, mit Terpentinöl befeuchtet und über 
Kohlen geſchmolzen; wenn er Id aufbläht, rührt man ihn 
um, nimmt ihn vom Feuer u. jeßt unter —— Um⸗ 
rühren tropfenweiſe Terpentinöl zu; nach die Maſſe 
Sirupskonſiſtenz erlangt hat, ſetzt man fie aufs Feuer, läßt 





den Kohlen und rührt die Maffe, entfernt vom Feuer, da= 
mit ſich der auffteigende Dampf nicht entzündet, um. Wenn 
jich die Hiße vermindert hat, läßt man unter bejtändigem 
Umrübren erwärmtes, auf das Beite gereinigtes Terpen= 
tinöl tropfenweije in die Maſſe fallen und fährt dann mit 
jtärferem Zugiehen fort, bis die Mafje die Dide eines 
Sirups erhalten hat; nun bringt man den Topf wieder auf 
das Kohlenfeuer, u. wenn die Mafje aufzumwallen beginnt, 
jchüttet man erwärmten, ungetochten, gut gereinigten Lein— 


Bernfteinät 





ölfirniß in denjelben bis zur gewünſchten Konſiſtenz. Im 
nod) warmen Zuftand wird er durch reine Leinwand in 
ein erwärmtcs Glas filtrirt, in welchem er gut verichlofien 
zum Gebrauch aufbewahrt wird. Soll der Lackfirniß im 
inter berbraucht werden, jo muß man etwas weniger 
Leinölfirniß, aber etwas mehr Terpentinöl beimijchen ; ſoll 
er im Sommer — werden, umgekehrt verfahren. 

4.130 g. guter Bernftein wird in ein hart gebranntes, 
gut glafirtes Geſäß gethan und mit einem Eßlöffel voll 
Terpentinöl benegt. Dann läht man die Mafje im zuge: 
dedten Gefäß auf Ktoblenfeuer "/, Stunde ſchmelzen und 
rührt dann den Bernftein mit einem Holzipatel um, bis 
er völlig ergangen ift. Nun nimmt man das Gefäh vom 
euer, und wenn unter bejtändigem Umrühren die größte 
Hitze verflogen ift, wird erwärmtes Terpentindl lang= 
jam bineingeträufelt. Hat ſich beides volljtändig vereinigt, 
fo gießt man mehr Terpentinöl hinzu, bis die Majje die 
gewünſchte Dide hat. Dann jegt man nod) 65 g. gut ge= 
jottenen Leinölfirniß hinzu, läßt Alles nody einmal auf: 
wallen u. gieht den jet Jertigen B. durch reine dichte Lein— 
wand in cin reines Gefäß. Der Lad wird auf die gebeizte 
u. mit Leim getränfte Holzarbeit mittels eines guten Bor: 
jtenpinjels gleihförmig zweimal aufgetragen, hat ſchönen 
Glanz u. viel Fejtigkeit, darf aber nicht gejchliffen werden. 

Bernfleinöl, n., jr}. huile f. de sucein, engl. amber- 
oil, nennt man das jlüchtige Produft der trodenen De: 
itillation des Bernſteins; es iſt ein Gemenge verſchiedener 
jauerftofifreier Oele. | Wf.) 

Bernfteinfäure, Succinfäure, £., flühtiges Berufeinfal;, 
n., jr}. acide m, suceinique, engl. succinie acid, salt of 
amber, ijt eine ſtarke organiſche Säure, welche fid) bis zu 
6 Prozent im rohen Bernftein findet. 

Zu ihrer Darjtellung bedient man ſich entweder des 
Berniteins, aus welchem fie durch trodene Deftillation in 
bejonderen Apparaten als Sublimat erhalten wird, oder 
verſchiedener Pilanzenjäuren, jo der Apjeljäure xc., aus 
welchen die B.durd; Gährung erhalten werden kann, Fer— 
ner dienen zu Darjtellung der B. verjchiedene Fyettjäuren, 
Wachs xc., weldye Stoffe durch Oxydation mir Salpeters 
jäure die B. liefern. Die B. kann bei ca. 140° jublimirt 
u. dadurd) geveinigt werden; löft fich in Waſſer u. Alkohol 
leicht auf und bildet mit Bajen, Kali, Kalk, Eifenoryd ıc. 
Salze, mit den organischen Altobolraditalen Netherarten. 

beroden, att. 3., einen Wald b., j.v.iw. die beim Füllen 
der Bäume jtehen bleibenden Wurzelenden ausgraben; 
vergl, ausreuten. 

berohren, alt. 3. (Maur.), frz. garnir oder revätir de 
roseaux, engl. to cover with reeds, mit Bretern ver- 
ſchalte (benagelte) Deden oder Wandjlädyen, ſowie die 
Holztheile der Fachwände mit Nohr belegen, um beim 
Mörtel: oder Kalkbewurf einen dauernden Halt zu geben. 
Das Rohe wird zu diefem Behuf nad) gewifien Längen 
verichnitten oder mit dem Rohrhammer abgehauen; dann 
ichlägt der Maurer da, wo die Enden des Rohres hinlom— 
men werden, einige Nägel(Rohrnägel) in die zu berohrende 
Fläche in einer quer gegen die dem Rohr zu gebende Rich: 
tung jtehenden Linie ein, an welche er einen geglühten 
Draht jchlaff befeftigt, und jo aud) da, wo das andere 
Ende der Rohrreihe hintreffen wird; auf diejezwei Drähte 
wird nun das verjchnittene Rohr aufgelegt und ausges 
breitet; hierauf beginnt man an einem Ende ungefähr 
10 Robre auf einmal ziemlich dicht an einander zu legen 
u. das diejelben haltende Drabtjtüd dicht neben ihnen mit 
einem Robhrnagel zu befeitigen. Iſt dies an beiden Enden 
geichehen, jo werden, vielleicht 15—20 cm. von einander 








entfernt, nad) gleihmäßiger Eintheilung noch mehrere | 


dergleichen Drähte in derjelben Richtung aufgenagelt und 
die jo gebildeten Quadrate aud) nod) nad) den Diagonalen 
mitDraht überzogen; lepteresunterlaffendieMaurergern, 
wenn nicht genügende Aufficht geübt wird. Sind mehrere 
Rohrlängen erforderlich, jo muß man bei der erjten Länge 





350 


_ Berüßrungspunkt 





die diden Enden nad) der zweiten Reihe zu legen, in welche 


WW 





man dann die Schwachen Enden des zweiten Stoßes ein= 
ſchiebt, um das jonft leicht erfolgende Reißen der Dede zu 
verhüten. Ueberhaupt ijt es gut, durch Verſchiebung der 
Rohrlängen dergleichen Stöße ſo viel wie möglich zu um— 
gehen, wodurch man weit gleichmäßigere Pußzflächen er: 
erzielen wird. Ferner ijt es gut, eiferne Nägel und Eijen- 
draht entweder ganz zu vermeiden, d. h. durd) Blei oder 
Meifing zc., zu erießen, od. mindejtens vor dem Gebrauch 
in Del, Theer, Asphalt oder dergl. einzutauchen, um das 
Noiten zu verhindern. An manden Orten verwendet man 
anftatt des Rohres aud) ſchwache Lättchen, Böttcherreifen 
oder langes Strob, und anjtatt des Drahtes Bindfaden 
oder auch ſchwache gejpaltene Reifen. Ja, hier u. da haut 
man jogar blos das Holzwerf auf zc., um jo eine raube 
Fläche für das Haften des Putzes zu erlangen; alle dieſe 
Methoden find aber unzureichend; j. übr.d. Art. aufpiden, 
beruthen, bejpiden, Bliejterlatten, Bug ıc. Beim Berohren 
lothrechter oder jteil geneigter Flächen hat man darauf zu 
ſehen, daß die Rohrſchichten nicht lothrecht, überhaupt 
nicht herabwärts, ſondern querüber und zwar möglichſt 
horizontal gerichtet ſind. Neuerdings kommen in manchen 
Gegenden fertige Rohrmatten in den Handel, welche man 
dann an die Schalung befejtigt. | Ms.) 

beroften, alt. 3. (Wajjerb.), mit Pfahl» oder Schwell= 
roſt verjeben. 

Berre, f., ſ. v. w. Gabeldeichſel. 

Berri, ſ. d. Art. Agütſch. 

Berth, birth, s., engl., 1. (Schiffb.) die Koje, Kajüte, 
das Bad. — 2. (Schifff.) der Anterplag. . 

Berry-wax, s., engl., das Beerenwads, Bilanzen 
wachs. 

Bertram-Palne, f. (Bot.), Eugeissonia tristis Griff. 
(Fam. Palmen), wähjt um Malakfa und Benang; ihre 
Blätter werden zum Dachdecken verwendet, desgleichen zu 
Matten geflochten. 

Berümkung, Bebrühung, f., |. v. w.Belag (j.d. u. Brüde). 

Berührung, f. (Matb.), frz. baisement, m., contin- 
gence, f., für Körper contact, m., engl. touching, für 
Körper contact, s., nennt man ein derartiges Anſchmie— 
gen zweier geometriicher Gebilde, daß beide in einem 
Buntt, der beiden gemeinſchaftlich angehört, eine und die— 
jelbe Tangente, vejp. Tangentialebene vder Berührungs- 
ebeue, frz. plan tangent, engl. tangent-plane, haben, od., 
mit anderen Worten, eine und diejelbe Oskulation (j. d.) 
erjter Ordnung zeigen. Iſt das eine der Gebilde cine ges 
rade Linie oder eine Ebene, jo iſt die entiprechende berüh— 
rende Linie jelbjt Tangente, veip. Tangentialebene; in 
diejem Fall ift dann Berührung identiſch mıt Oskulation. 
Während indefien z. B. Kreislinien, rejp. Kugelflächen 
ſich berühren, wenn die Summe oder Differenz ihrer Ra= 
dien gleich ihrer Gentrallinie it, würde der einen andern 
Kreis oöfulivende Kreis fih von dem berührenden weder 
durch Lage nochdurd) 
Größe untericheiden, 
u. ähnlidy iſt es mit 
ostulirenden Kugel: 
flächen. DieB.ſchließt 
daher die Ostulation 
ein, oder dieſe ijt ein 
enger gefaßter Be— 
griff der B. [Schue.) 

Serührungselek- 
trigität, £., ſ. Galva— 
nismus. 

Berührungspunkt, m. (Math.), frz. point m. de con- 
tact ou de contingence, engl. point of contact, ift der 
Bunkt, an weldyem ſich zwei geometrijche Gebilde berühren. 
Bejonders wichtig tjt die Berührung einer geraden Linie 
mit einer Frummen Linie oder Kurve, wobei die Gerade 
dann Berührnngslinie oder Tangente (j. d.) heißt, indem die 





Fig. 533. Zu Art. Berührungspuntt, 


berüften 





Gerade im B. die Richtung der Kurve beitimmt; hierauf 
wird insbefondere die Differenzialrechinung (j. d.) begrüns 
det. Bei zwei Kreiſen licat der B. (Fig. 533) a oder d mit 
den beiden Mittelpunften e und b od, e und e in einer ge— 
raden Linie. Der nad) dem B. einer geraden Linie am 
Kreis gezogene Radius ſteht auf der Berührungalinie 
winfelredt. [Schte.) 

berüften, at. 3., 1. fra. öchafauder, armer d'écha- 
faudage, engl. to scaffold, to furnish with scaffolding, 
ein fchon ftehendes Gebäude, 4. B. behufs Abputzes, Repa— 
ratur od. dgl. mit Gerüft (ſ. d.) verjehen. — 2. frz. cintrer, 
armer de centres, engl. to center, to rib, ein Gewölbe, 
4. B. wenn man einen Theil davon abnehmen will, zu 
Verhütung desEinfturzesdurchBogengerüfte unterftügen. 

beruthen, befpriegeln, aft. 3. In Gegenden, wo das 
‚ Rohr theuer oder fchwer zu haben ift, pflegt man die zu 
pußenden Holzflächen zu beruthen, ftatt fie zu berohren 
(1. d.), d. b. man verwendet ftatt des Nohres aufgerifjene 
Haiel-, Weiden- oder Erlenrutben, die auch Eorlenel 
heißen. Sie werden fo auf das Holzwerk genagelt, daf fie 
mit ber runden Seite dasjelbe berühren, mit der aufge- 
riffenen flachen Seite alfo nad) außen ftehen, damit der 
Fuß in den bierdurd) hinten weiter bleibenden Zwifchen= 
räumen Halt befommt. [Ms.] 

Seryll, m., fr}. beryl, beril, m., engl. beryl (Miner.), 
ein Edelftein, defien foftbarfte Spezies der Smaragd iſt. 
Er bejteht aus kiejelfaurer B.-Erde u. fiefelfaurer Thon— 
erde, wird inSibirien u. Brafilien gefunden, Die wafjer: 
hellen, grünlich oder bläulich gefärbten Varietäten nennt 
der Jumelier Aquamarin (die fmaragdgrüne Färbung 
rührt von einem Gehalt an Chromoxyd her), während die 
gelben ausschlichlich den Namen B. führen u. ihre Farbe 
einem Gehalt von Eifenoryd verdanken. Härte u. Glanz 
des B.s find fehr bedeutend, die Härte = 7—#8. Er wird 
auf kupfernen oder bleiernen Scheiben mit Schmirgel ge- 
ihliffen und auf dergl. zinnernen mit Tripel politt. 

Berylierde, f., Glycinerde, Züßerde, f., Oryddes Beryl— 
liums (f. d.), ift ein leichtes, weißes, geruch- u. gejchmad: 
loſes Bulver, im Waſſer nicht löslich u, nur inder größten 
Hiße jchmelgbar; bejteht aus 67,,, Theilen Beryllium ır. 
32,,. Theilen Sauerftoff, ſpez. Gewicht 3,,. Mit Säuren 
bildet ſie ſüßlich fchmedende Salze; daher der Name Gly— 
einerde, Süherde (yAuxds, griech. jüh). Mit Wafler ver: 
bunden, als Bernlormdhndrat , erhält man fie durch Nieder- 
ſchlagen einer Berpllerdefalzlöfung mit einem Alkali. 

Bergllium, Glycium, n., frz. glucium, glucinium, m., 
engl.beryllium, glycium. Died Metall wird aus Beryll⸗ 
erde geivonnen, indem man fie, mit Kohle gemengt, glübt 


befdiden 

Besaiguf, bisaiguß, f., frz., bisacuta, mittelalt. lat., 
1. Streitart mit zwei nach entgegengejeßter Scite des 
Helms gerichteten Klingen. — 2. |. Querart. — 3. Gla—⸗ 
jerhammer mit jpiger Finne. 

befalyen, att. 3., mit Salz beftreuen, od. auch mit Salz— 
auflöjung beſtreichen, Mittel gegen Hausſchwamm (f. d.). 

Befamung, f., der Böſchungen (Strahb., Eifenb.), frz. 
ensemencement m. des talus, engl. sowing of the 
slopes, ſ. d. Art. Böſchung. 

—— Ing, m. (Forſtw.), Holzſchlag, bei wel— 
chem man fo viel Bäume ſtehen läßt, als zur Beſamung 
nothwendig find. 

befanden, alt. 3., frz. sabler, engl. to sand, to gravel, 
1. at. 3. (Schmied.), das Eifen, wenn e8 in der Schweiß— 
hitze liegt, mit Sand beitreuen, damit es nicht verbrenne. — 
2, ſ. v. w. abjanden 1. — 3. Mit Sand betragen. Leber 
Bejandung der Strafen u. Wege ſ. d. Art. Straßenbau, 
Chauſſée u. Weg. — 4. intr. Z. für verfanden gebr. (j.d.). 

Besant, m., frz., Befam, byzantiniſche Münze, daher 
Münze im Wappen, u. besans, m. pl., |. v. w. Hugelfrics 
| u. Scheibenfries (f. d.). 

befappen, alt. 3. (Sriegsb.), einen Laufgraben be— 
jappen heißt: ihn durch Sappen deden; ſ. d. Art. Belage: 
rungsarbeiten, Sappe und —— Piæ. 

Befaftene, Befehan, m., türt. Name für Bazar und 
Alcaijeria; ſ. d. betr, Art. 

Beſatz, m., eines Bohrlodhs, frz. bourrage, m., engl. 
tamping, die zum Befegen, d. h. Laden und Beritopfen 
eines Bohrlochs (j. d.) nöthigen Materialien. 

Befakung, f., 1. frz. gardes, garnitures f. pl. de la 
| serrure, engl. guards, wards, pl., Gewirre od. Eingerichte, 

n. (Schloff.), im Innern des Schloſſes Freisbogenförmig 
angebrachte Eifenblechitreifen, welche in die Einjchnitte 
an der vordern Bartjeite des Schlüſſels paſſen; diejelben 
führen den Scylüffel, bedingen vorzüglid die Sicherheit 
eines Schlofjes, da fie verhindern, dak man einen nicht 
dazu gemachten Schlüffel umdrehen kann. Man unter: 
ſcheidet verjchiedene Arten derjelben; . d. Art. Schloß. — 
2. Beſatzung eines Bohrlochs }. d. Art. befegen 2. 

befäumen, at. 3., frj.dresser, engl.todress (Zimm.), 
ſ. v. w. ſäumen (j. d.), geichieht mittels des Behauens od, 
Beſchlagens (j. d.) oder mit der Säge. 

befihalen, aft. 3., verfchalen, ausfhalen, frz. plancheier, 
lambrisser, revötirde planches, engl. to board ( Zimm.), 
eine Deden:, Wand: od. Dahflähe mit Bretern benageln; 
meift bedient man fich hierzu bei jpäter zu pußenden Flä— 
chen trodener, ſchwacher, nicht zu breiter Breter (gewöhnt. 
Scalbreter gen.), welche man nöthigenjalls noch einmal 








u. Ehlorgas darüber leitet. Das dabei entjtehende Chlor | in der Mitte jpaltet, um das fonft leicht erfolgende Reihen 
alyeium giebt, mit Natrium behandelt, Chlornatrium u. der gepußten Flächen zu verbüten, was eine Folge des 
B.; leptercs iſt ein zinnmweihes dehnbares Metall, an der | Zufammentrodnens und Werfens zu naffer oder breiter 


Luft imveränderlich, beim Glühen nur oberflächlich ory= 
dirend,. Das B.:Metall u. die B.-Verbindungen verhalten 
fich ähnlich dem Aluminium und deſſen Verbindungen. 

Berglloryd und Beryllorydhydrat, n., ſ. Beryllerde. 

Berzelianite, s., engl., franz. berzeline, f. (Miner.), 
das Selentupfer. 

befägen, alt. 3., an etwas jägen, einen Baum befägen, 
Hefte mit der Säge abichneiden. 

Befahnmaf, Beefan, m., Befaeumaf, Befanmafl m., frz. 
mät m. d’artimon, engl. mizzenmast (Sciffb.), der 
Heinjte von den zwei Hauptmajten eines Schiffes, welcher 
auf dem Hintern Theil desjelben fteht, und nicht, wie der 
Hauptmaſt, bis auf den Kiel reicht, jondern im untern 
Verded od. auch in der Auhbrücke auf einer Spur befeftigt 
it. Seine Stärke beträgt den 36. Theil feiner Höhe. Er 
trägt den Befahnsmars und die Befahnsraaen. Die ihn hal: 
tenden, die Bejahnswanten, f. pl., fra. haubans m. pl. 
d’artimon, engl. mizzenshrouds, pl, bildenden, Taue 
find an dem Bord des Schiffs an ſtarken Baden, dem Br- 
fahnsruf oder der Befahusruhe, befeftigt. 


Breter ift. Werden Bretlängen geitohen, d. h. reicht eine 
| Bretlänge nicht aus, ſo muß man die Stoßfugen öfler vers 
ichieben (den Stoß wechjeln), da das entgegengejepte Ber: 
fahren auch leicht Riffe in der Putzflüche erzeugt ; zum Feit- 
nageln der Breter bedient man ſich kleinerer fogen. Scal- 
nägel (f. d.); mitunter befchalt man auch mit Yatten. Bei 
Beſchalung der Dächer werden in der Regel zollige Breter 
verwendet, bei Schieferdad; werden diefelben nicht immer 
vor dem Aufnageln gefugt od. geipündet, bei Zinf- od. an- 
derer Metalldedung aber us dies ſtets geichehen, damit 
die Breter oben bündig liegen. Vgl. d. Art. Ausſchalung. 

befchauern, alt. 3., mit einem Schauer (Schuppen), d. h. 
einem leichten Schutzdach verfehen, z. B. Breteritöhe b. 

befchicken, aft. 3., 1. das Metall b. oder möllern, frz. 
ı pröparer, allier les mines, engl. to mix the ores and 
Huxes, Erze durch Zufegen anderer Mineralien geneigter 
zum Schmelzen machen. — 2. Den Ofen b., frz. ajuster, 
charger le fourneau, engl. to charge, d. h. ihm zum 
Schmelzen durch Anfüllung (Aufgeben 20.) der Feuerungs— 
materialien, Erze ꝛc. vorrichten. 

















— Beiüikung 852 Beſchtage 
Befchickung, £., 1. Befdichung, Einſah, Gicht, f., eines | tigfeit abdunften kann. An Badfteinen zeigt ſich oft ®., 


metallurgiichen Apparates, z. B. eines Ichmeljofens, frz. 
charge, f., engl. burden, melting-charge, charge, die zu 
Füllung des Ofens nöthige Menge von Feuerungsmate- 
rial, Erzen ꝛe. aud) die Thätigleit des Einbringens dieſer 
Materialien nach Schichten , Befhikungsfhidten, frz. cou- 
che od. lit de fusion, engl. batch. — 2. B.0d.-Möllerung 
der Erze für den Ofen, franz. melange m. des minerais 
avec les fondants, fusion, f., engl. mixture of ores and 
fluxes, die Miſchung der Erze mit den Flußmitteln, ges 
ſchieht auf dem Befdichungsboden oder Möllerboden, franz. 
lit de fusion, engl. mixing-air, einem glatten Bretfuß- 


Fin. 5385. 
Zu Art. Beichläge I. A. 

3. Befhickung, f., eines Badofens, frz. fournge, f., engl. 
baking, aud) Gebäce, n., gen., jo viel Backwerk, als auf 
einmal in dem Dfen gebaden wird. 

beſchienen, aft. 3. (Schmied.), frz. embattre, engl. to 
shoe, to bind, Räder und andere Dinge mit Schienen 
beſchlagen. 

Beſchlacht, f., Beſchlächte, n. (Uferb.), ſ. v. w. Schlacht. 

Beſchlag, m., 1. franz. armature, f., engl. armature, 
auch Armirung, Armatur genannt, j. dv. w. Beichläge (f. 
d.). Selten nennt man ın der Prayis ein einzelnes Bes 
ichlägejtüd einen B., wohl aber verjtcht man unter „B.“ 
die Beichläge eines Gegenſtandes in ihrer Gejamtheit. 
— 2. Beſchlag in hemiihem Sinn, fr}. efflorescence, f., 
nennt man die kryſtalliniſchen Heberzüge, welche z. B. an 
feuchten Steinen, Mauern x, entjtchen, wenn die Feuch— 


bherrührend von aus fryftallifirendem | (ichweiel= 
faurer Magnefia); an Mauern zeigt fih als B. falpeter- 
Jaurer Kalt; j. d. Art. Mauerjalpeter. B. auf der Koble 
entiteht, wenn gewiſſe Metalloryde mitderLöthrohrflamme 
verflüchtigt werden und ſich an den kälteren Theilen der 
Kohle wieder anfegen. Vgl. auch Art. Mauerfraß, Moder, 
Salpeter 0. — 3. B. eines Gefähes, frz. lut infusible, 
engl, fire-lute, Schmelzüberzug, Email, aud) proviiori- 
cher Ueberzug über Gefäße u. Defen, um fie vor zu ftarler 
Einwirkung des Feuers zu ſchühzen; ein ſolcher B. für 


‚engl Eiſen bejtcht aus zwei Theilen Ziegelmehl oder Lehm, 
boden, der meist mit einer Befhikungshütte, frz. planches | 1. Th. Koblenftaub u. Wafier; für Glas aus Lehm, Sand 
des lits de fusion, engl. mixing-house, überbaut ift. — | und Kälberhären oder gefhlämmter Kreide u. Thon, oder 








auch Ziegelmehl, Hammerjdlag, 
Kochſalz, Kälberhären u. Ochſen— 
blut. — 4. B. eines Blecyotens, 
fra. garni, m., engl. coating, inne⸗ 
rer Bug eines Blechoſens; man 
kann ſich dazu des unter 3 genann= 
ten Rezepts zu einem B. für Eiſen 
bedienen. — 5. Auch die feuerfejten 
Anftriche auf Holz nennt man B.; 
ſ. d. Art. Auſtrich B.I. S.125. — 
6.8., fr3.depöt m.derosee, engl. 
moisture, nennt man auch den 
Niederſchlag von Waſſer auf falten 
Gefäßen. 

Beſchlagbret, Sqchalbtet, n., frz. 
demi-planche, ſ, engl. shelf, or⸗ 
dinäres Bretvon ungleicher Länge, 
19—24 cm. breit und 2 em. ftarf; 
ſ. d. Art. Bret. 

Beſchlãge, n. (eigentlich wohl 
Beſchlägt, m. pl.), fi}. armature, 
garniture, f., engl. garnishment, 
furniture. 

I. In der Bebeutung eines tota- 
len Meberzugs, fr. doublure, engl. 
sheathing, lining, aus irgend 
einem Stoff, der aber nicht durch 
ein Klebmittel, jondern durch 
Schrauben, Nägel, Nieten u. dgl. 
befetigt ift u. zum Schuß oder zur 
Bierde od. für beide Zwecke zugleich 
dient. Dabin gehören die B. der 
Treppenjtufen mit Teppichen, des 
Taumwerfs mit Segeltudh, der 
Fahnenſtangen mit Tuch, der 
Treppenlaufitangen mit Mejfing- 
blech xc. 

Il. Inn der Bedeutung eines theil- 
weifen Meberzugs mit Metal, meist 
mit@ifen, frj.monture, f., ferrure, 
f., garniture f. de fer, engl. 
mounting, hooping, iron furni- 
ture. Man fünnte fie eintheilen nach ihrem Zwed in 
Schup-B., Handhabungs-B. und Zier-B., oder nad) den 
Dingen, an denen fie angebradt find, in Holz-B. an 
Balken, Sparren, Pfählen x; Werkzeug-B., Thür-B., 
Fenſter⸗B., Schrant:B., Kaſten-B. u. Zeug:B. an gehen— 
dem Zeug, als Rädern, Wellen ꝛc. 

Eine Aufzählung der einzelnen B. unter diefen Abthei— 
lungen würde zu vielen Wiederholungen führen. Nur 
einige Andeutungen jeien deshalb hiergegeben. Schutz⸗B. 
empfangen 3. B. Gewändeeden, Radſtößer, Eisbrecer. 
Kiiten, Raftenlarren ıc.; rn Chatullen, Bücher ıc. 

Zu den Holz:B.n, VBerband-B.n, Armirungen gehören 
bei. die Anker, Klammern, Hirnringe, Zwingen, Schube 
(für Sparren, Baltentöpfe, Streben, Pfähle 2c.), Bolzen, 

inge, Bänder, Gebinde, Edbleche, Schienen ıc. 


WR 
ff EA: 


Belhläge 

Zu den Werkzeugs:B.n die Zwingen, Ringe, Reifen, 
Bunde, Bänder, Winkelbänder u. dgl. mehr. 

Zu den Thür-B.n die verſchiedenen Bänder, Schlöffer, 

Schlüſſel, Krampen, Klinten, Dreher, Drüder, Klopfer, 

Knöpfe, Riegel, Winkelbänder, Schienen, Schraubenbols 








zen, Rollen, Ruder, Schilde, Schließbleche, Schliehbafen, 


Gegengewichte, Thürzuwerfer u. dgl. mehr. 


Zu den Fenſter-Bin ebenfalls verichiedene Arten der | 


Bänder, Verſchlußbeſchläge, Dreher, Drüder, Knöpfe, 
Riegel, Winkelbänder, Schienen, Schilde, Schlichhaten ıc. 

Bei Schrant:B.n und Kaſten-Ben kommen fajt alle die 
bei Thüren und Fenſtern verwendeten Beichlagtbeile in 
Anwendung, außerdem aber noch Budeln, Eckſchienen, 
Füße, Anäufe, Henkel, Bügel ıc. 

Das Zeug:B. für gehendes Zeug ift jo manchfach, daß 
eine Aufzählung bier zu weit führen wirrde; am häufig- 
jten wiederfehrend find Ringe, Zwingen, Achsſtifte, Bol- 
zen, Nabenringe, Radreifen ıc. 

Da man nun im gewöhnt. Geſchäftsgang in baulicher 
Beziehung unter dem Namen B. blos die B. für Thüren, 
Fenſter, Fenſterlüden und etwa für Kaſten und Schränfe 
verſteht, jo fei nur betr. diejer hier noch Einiges angeführt. 

Dan kann dieſelben in folgender Weiſe eintheilen: 

A. Beſchläge zu Befeſtigung der Futterrahmen. 
(Futterbeichläge). Wenn man bei Fenſtern od. Thüren, 
welde in Steingewände zu ftehen fommen, bei Wand- 
ſchränlen u. dgl., die Bänder nicht direkt in dem Stein be- 
fejtigt, jondern entweder wegen des beſſern Verſchluſſes 
oder wegen des eleganten Ausſehens erjt einen Futter: 
rahmen an die Steine anlegt, in den man dann die Flügel 
einſetzt, jo macht fich eine Befeftigung der Futterrahmen an 
dem Gewände nöthig, welche den Erſchütterungen bei 
Bewegung der Flügel zu widerftehen im Stande ift und 
eine Dichtung der Fuge zuläßt. Beitehen die Gewände aus 
Haufteinen, jo lajje man an diefelben feinen Falz zu 
Aufnahme der Futterrahmen arbeiten, weildiefer die Dich: 
tung jehr erſchwert (f.d. Art. Falz und Gewände), jondern 
man laſſe den Anschlag (j.d. 2.und3.) recht genau ebenen. 
Bei gemauerten Gewänden laſſe man ihn vor dem Ein- 
bringen der Futterrahmen recht genau eben putzen. Troß 
alledem wird aber der Futterrahmen nur dann vollitäns 
dig dicht anliegen, wenn er mit einer gewifien Gewalt an 
die Anfchlagsfläche des Gewändes angepreßt wird. Dies 


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dig. 537. Zu Met. Beſchläge II. B. 


nun, ſowie die eigentliche Befejtigung, erlangt man durch 
die Futterbeſchläge. 

In Fig. 534—536 find die gebräuchlichiten unter den- 
jelben dargeitellt, und zwar 534 und 535 in '/,, Fig. 536 
in der natürlichen Größe; A ijt das Gewände. a das 
eigentliche Futterbeichläge bejteht bei Yrig. 534 u. 535 aus 
Schraubenbolzen, die mit dem aufgehauenen Ende in den 
Stein eingefept und verbleit oder verfittet werden und 
aanz troden fein müſſen, ehe man die Schraube anzieht. 
Dennoch risfirt man bei Fig. 534, dab fich der Bolzen her— 
auszieht; auch bei Fig. 535 ift dies allerdings minder, 
aber ein Ausipringen der Steinede fehr leicht möglid). 
Am ficherften, aber freilich auch am wenigsten dicht, iſt die 
Befeftigung mit Banteijen, die in die Yaibungsmauer 
eingejchlagen werden, Fig. 536; etwas vermehren fann 
man die Dichtigkeit noch hier, wenn man zwijchen au. das 

Mothes, Juuftr. BausLeriton. 4. Aufl. I. 


353 








Beſchlage 
Fenſter b eijerne Keilchen eintreibt. Manche rechnen auch 
noch die Deckleiſte e zu den Futterbeſchlägen. 
B. Einhängungs- oder Bewegungsbeſchläge, franz. 

enture, f., engl. hinge, zur Verbindung der beweglichen 
lügel mit den Futterrahmen oder Sewänden. Wo bie 
Flügel ſich drehen jollen, nennt man dieſe Beichläge Bän- 
der oder Angeln; f. d. Art. Band und Angel, wo die 
verichiedenen Arten einzeln erwähnt find. Die Art und 
Weiſe, wie Fiſchbänder an Futterrahmen und Flügel be: 
feſtigt (angejchlagen) werden, erhellt aus Fig. 534, wo e 
den Dorn des Fiichbands, fden untern Bandlappen,g den 
obern Banbdlappen, h die Nietitifte bezeichnet. Fig. 537 
zeigt ein Band für Meine senfterflügel in größeren oder in 
Slasthüren, a ift das Rahmholz des großen Flügels, 
b das des kleinen, e das Band. 

Wenn die 
Flügel fich 
ihieben laſſen 
follen, befteben — 
die Bewegungs⸗ 
beſchläge aus 
Schienen, Rol- 
len, Rädern, 
Federn, Gegen— 
gewichten ꝛc.; ſ. 
d. Art. Schiebe⸗ 
fenjter, Schiebe⸗ 
thũr, Fenſter x. 

C. Handha= 
bungsbeidlä- 
ge, fr}. ferrure 
de maniement 
engl. handles, € 
pl. Diefe beftehen, ihrem Zweck angemefjen, eigentlid) nur 
aus Knöpfen, welche verfchiedene Gejtalt und Stellung 
haben, bei Fenſtern gewöhnlich Aufzichfnöpfe genannt; 
















fig. 588. Yu Urt. Belchläge II, E. 





ig. 539. 


doch werden auch Handhaben und Bügel zu dieſem Zweck 
angebracht; ſ. d. betr. Art. L 
D. Verſchlußbeſchläge, Berichlüffe, frz. fermoir, m., 
fermeture, f., engl. shutting, closure. Diejelben find jehr 
verschieden gejtaltet. Bei Fenſtern kommen zu diefem Zwed 
4 


Zu Urt. Beichläge E. II. 


Beftäge 


354 


beſchlagen 





namentlich in Anwendung: die Keildreher, Ruder, Vor— 
reiber, Riegel, Basquille und Ejpagnoletteftangen; bei 
Thüren, Schränfen u.Riften 
die Schlöffer u. Riegel mit 
zugehörigen Griffen, Klin— 
fen, Drehern, Schlüfjeln, 
Schließblechen u. Schilden ; 
1. d. betr. Art. 

E. Zierbeichäge, frz. fer- 
rure d&corative, engl.orna- 
tive furniture, fancy- 
mounting. Diejelben find 
entweder verzierte Formen 
der wirflich altiven B., wie | 
deren Schon in Fig. 408 und | 
409 ©. 247 gegeben wur: | 
den, u. wie wir hier in Fig. | 
538 ein Bodshornband und 
in Fig. 539 das Ende eines 
langen Bandes aus dem 
Kölner Dom geben, oder fie 
iind zwar an ein altives B, 
angefügt, abereigentlic) un 
nöthig, wie das in Fig. 540 
dargeftellte Klopferbejchläge 
aus Kloſter Neuburg bei 
Wien, oder endlich find fie 
rein ormamental, wie die 
Nofette Fig. 541, die übri— 
gend aud) als Unterlage für 
einen Knopf od. ald Schild 
unter einen Kreuzgriff od. 
Keildreher dienen fann, ob., 
⸗ wie dad Ed=B. Fig. 542 u. 
Fig. 540. Bu Art. Beichläge II. E. ——— 

Näheres über die einzelnen, hier blos flüchtig oder 
gar nicht angeführten B. ſ. Art. Doppelfenſter, Fenſter, 








Fig. 


542. ig. 543. 
Zu Art. Beſchläge II. E® : 


Thür, Thor, Ric el, Schloß, Jalo ; 
Thürentreiber, — Jalouſie, Fenſterladen, 





beſchlagen, 1. att. Z. franz. embattre, armer, ferrer, 
fretter, ir, engl. to arm, to furnish, to mount, to 
bind with iron-work, to cloud, mit Bejcdjlägen (f.d.) od. 
mit Befchlag (f. d. 1 u. 3) verjeben; j. auch bejchienen. — 
2, intr. 3., 8 suer, engl. to grow mouldy, von Wän— 
den j. v. w. ſchwitzen, bei Temperaturwechſel 2c.; j. Be: 
ſchlag 6. — 3. intr. 3., frz. se moisir, se chancir, tom- 
ber en efflorescence, engl. to effloresce, von Mauern, 
einen Beichlag (j. d. 2.) befommen. — 4. alt. Z., franz. 
doubler, revötir, engl. to sheathe, to line, mit Be— 
ſchläge (ſ. d. I.) verjehen, aud) verdoppeln, verhäuten 
genannt. I. 
(Zimm.) durch 
Schläge bezeidh- 
nen; f. Art. Zei⸗ 

: chen. — 6.(Zimm. 
: : m. Steinmeß) frz. 

/ €quarrir,carrer, 
engl. to hew, to 
square, ſ. vd. m. 
behauen (f. d.). 


._ 





Big. 544. Beichlagen des Holzes. 


Fig. 545. 


A. Beſchlagen des Holzes. Auer dem indem Art.be= 
bauen unter 2im allgemeinen Gejagten ijt hier in Be— 
— auf das eigentliche Verfahren Folgendes zu bemerken. 

achdem man, je nach dem vorhandenen Vorrath von 
Stämmen und nach der aus der Zeichnung ausgezogenen 
Holzliſte, mit Umſicht beurtheilt hat, zu welchem Zweck 
dieſer oder jener Stamm am vortheilhafteſten zu verwen— 
den und wie er der ihm fo gegebenen Beitimmung gemäß 
e beſchlagen ift, wird der Stamm auf die Haubänfe ge- 

racht (aufgebänft). Nun wird er von allen Seiten * 
trachtet, um zu ſehen, nach welchen Seiten derſelbe am vor— 
theilhafteſten zu beſchlagen iſt. Nachdem man ihn ſo ge— 


d 





3 
Fig. 546. 


dreht hat, daß die gedachten Ebenen, die durch das Be— 
ſchlagen an ihn gebracht werden follen, lothrecht, reip. 
wägerecht jtehen, wird obenauf ein Heiner Span wäge: 
recht abgehauen (der Stamm wird geihaut), dann wird 
er jo gewendet, daß diefe Shauung lothrecht fteht und 
derjelben parallel auf der andern Seite die Stelle, mit der 
er auf die Bank zu liegen fommt (das Lager), etwas 
tiefer eingehauen. Jept wird der Stamm auf diefes Yager 
gelegt (ev wird gelagert), dann aber abgeſchnürt (f. d. Art. 
abjchnüren 1), nachdem man etwaige Aſtſtücke, Rinde, 
Beulen ıc. DEE bat, hierauf mit Klammern befeitigt 
u. eine Scite desjelben geftochen (j. d. Art. Einſtich). Die 
zwischen den Einjtichen ftehen bleibenden Theile werden 


beſchlagen 


355 


beſchlagen 





dann mit dem Handbeil oder der Art abgehauen und dann 
mit dem Breitbeil (f. d.) abgebeilt, d. h. geglättet. Nach: 
dem die beiden jet lothrecht jtehenden Seiten auf diefe 
Weiſe beichlagen find, wird der Stamm gewendet, mit der 


weniger guten Seite nad) unten, die obere Seite in Wäge | 


gebracht und nun auf der obern Seite das Abjchnüren, 
dann das Einſtechen ꝛc. wiederholt, und jo auf den beiden 
andern Seiten beihlagen. Man jicht leicht ein, daß bei 
divjem Berfahren das Rechtwintligwerden des Quer— 
jchnitts lediglidy davon abhängt, daß der Arbeiter beim 
Abichlagen der Haujpäne und beim Abbeilen die Seite 
weder unterhaut (nad) unten zu viel wegninmt) nod) 
überhaut (nad unten zu viel jtehen läßt); auch darf er 
nicht über die Schnure hauen, d. b. an einer Stelle zu viel 
Holz wegnehmen, Bei afturater Arbeit nun wird Geſtalt 
u. Mäß des Querſchnitts durd) die Abſchnürung bedingt, 
die nad) folgenden Regeln vorzunehmen ift. 

1. Befhlagen eines quadratifdy voll- 
kantigen Balkeus aus einem Kund- 
famm. Soll aus einem runden 
Stamm cin vollfantiger Quadrat- 
baifen b. werben, fo findet man die 
Größe der Seite des Duadrats, wenn 
nıan nad) Fig. 544 den Wipfeldurd)- 
mefjerab mit 5 multiplizirt und das 
Produkt durd 7 dividirt; der Quo— 
tient giebt die Seite ce d des Be: 
ſchlages. Um die Wipfelftärke eines 
Stammes zu juchen, der einen be- 
jtimmten quadratiichen Beichlag ge= 
itatten foll, hat man die Seite des 
Ballens ce d mit 7 zu multipliziren 
u. das Produft Durch 5 zu Dividiren. 

2 Beſchlag eines vollkantigen Bal- 
ktas von größter Tragfähigkeit. Der 
jtärffte aus einem Rundftamm her— 
ſtellbare vollfantige Ballen ift ein 
jolcher, dejjen Breite fich zur Höhe verhält wie 5 zu 7; 1. d. 
Art. Baltenjtärte II. Will man nun die Wipfeljtärte A B 
Fig. 545 eines Baumes annähernd wiſſen, aus dem ein 
bejtimmter hochtantiger Balken von größter Tragfähigkeit 
aeichlagen werden kann, jo multiplizirt man die Höhe des 
Ballkens mit 5 und dividirt das Produkt durch 4. 

Will man dagegen wiffen, wie breit der hochlantige 
Beſchlag von einem befannten Wipfeldurchmeſſer wird, 
jo hat man den Durchmeſſer mit 4 zu multipliziren u. das 
Produft durd) 7 zu dividiren. 

3. Beſchlag eines quadratifc baumkantigen Balkens. Mus 
Mangel an ftarten Stämmen oder aus Erjparnis wird 
in vielen fällen ſtatt des volltantigen Beſchlags der baum: 
fantige (ſ. d) angewendet. Will man nun wifjen, wie ftarf 
ein quadratifcher u. nicht zu ſehr baumfantiger Beſchlag 
aus einem Baum von befanntem Durchmeſſer werden 
fann, jo multiplizirt man den Durchmefjer des Wipfel- 
endes a d Fig. 546 mit 6 und divirt das Produft durch 7. 

Willmanausd.gegebenen Stärke des quadratiich baums 
fantigen Baltens den Wipfeldurdymejjer ad deserforberli- 
chen Stammes finden, jo hat man die Seite a c Fig. 546 
mit 7 zumultipliziven u. das Produkt durch 6 zu dividiren. 

4. Geſchlag eines hodykanlig banmkantigen Balkens. Soll 
ein hochtantiger Balken bei dem Verhältnis der Breite zur 
Höhe wie 5 zu 7, ohne zu großen Schaden feiner Trag- 
jühigfeit, aus einem Stamm baumfantig b. werden, jo 
findet man die Höhe des Baltens, Fig. 547, wenn man 
den Durchmeſſer des Wipfelendes c d mit 10 multi- 
plizirt und das Produft durch 11 dividirt. Die Breite 
ab ergiebt jid) aus dem Verhältnis wie 5 zu 7. Iſt der 
Durchmeſſer eines Stammes zu bejtimmen, aus dem ſich 
ein beftimmter hochtantig-baumlantiger Beſchlag beritellen 
läßt, jo hat man die Höhe des gegebenen Beſchlags mit 11 
u multipliziven und das Produft durch 10 zu dividiren, 








| Da nun die Splinttheile, alfo hier die baumfantigen 

Stellen, der Einwirkung der Witterung ſchlecht wider: 
jtehen, jo pflegt man Berbandjtüde, die nad) einer Seite 
ins Freie fommen, jo zu b., daß dieje Außenſeite möglichft 
vollfantig ift und weniger Splint zeigt, indem man beim 
Beichlagen von diefer Seite des Stammes mehr Holz weg⸗ 
nimmt, als von den anderen, aljo dem Kern näher rückt. 
Bei vielen Berbandjtücen fucht man zivei gegen einander 
rechtwinflige Seiten auf dieſe Weije ala gute Seiten 
berzuitellen, die man dann beim Abbinden als Bundfeite 
(f. d.) benutzen fann. Bei ovalem Querichnitt ded Baumes 
wird der Stamm das erjte Mal hoch gehauen, d.h. der 
gröhte Durchmeſſer wird lothrecht gejtellt beim Lagern. 
Krumme u. jehr abſchüſſige Stämme werden in der Regel 
zu mehreren kürzeren Verbandſtücken verwendet und zu 
diefem Behuf zupörderit abgelängt (ſ. ablängen), dann 
‚ aber, ohne den Stamm zu zjerfägen, jedes Stüd desfelben 








Fig. 548. Beſchlagen der Eteine, 


nad) dem ihm zugehörenden Querfchnitt behauen ; die beim 
BZujammenitoß diejer verichiedenen Querſchnitte entſtehen⸗ 
den Abjäpe heißen Geſprenge. 

B. Beilagen der Hanfteine (j.d.). Nachdem der Stein 
aufgebänkt worden ijt, macht der Steinmeß zunächſt an 
einer der langen Seiten des Lagers einen Schlag von der 
Breite des Schlageijens; it derfelbe jo weit geebnet, daß 
ein darauf ge: 
legtes Nicht: 6 
ſcheit überall 
gut anſchließt, 
ſo wird ein 
Richtſcheit a b 
' Fig. 548 aufge: 
jtellt u. ein an— 
deresRichticheit 
ed auf der ge: 
genüberjtehen- 
den Geite des 
Steines jo eins 
vifirt, daß a b 
und ee din eine 
Ebene fällt; 
nun wird nach 
ed eine Linie, 
dann aud) die 
Linie àc u,.bd am Stein angerijien und nad) allen drei 
Linien Schläge geführt, dann aber der ziwijchen den nun 
in einer Ebene liegenden 4 Schlägen jtehende Bofjen abge: 
jpigt und charrirt, während man durd Auflegung des 
Richtſcheits zuweilen die Arbeit prüft. Fit jo die erfte La— 
gerfläche geebnet, jo wird der Stein derart umgefantet, 
daß jene Fläche lothrecht jteht, an der obern Kante derfel- 
ben eine Linie angerijjen u. nad) derjelben ein Schlag d c 

45° 





Beſchlagen der Steine, 


Fig. 549, 





Bef@laggrube 





Fig. 549 gehauen. An diejen wird num das Winteleifen 
mit einem Schentel angelegt u. nad) dem andern db ein 


Schlag, dann aber rechtwinklig zu der Dadurch gewonnes | 


nen ante dc der Schlag de gearbeitet und jo fort. — 
Diejes Berfahren genügt natürlich nur zu Bearbeitung 
rechtediger Steine. Sind die zu bearbeitenden Flächen ge— 
brochen od. gefrünmt, fo bedient man ſich zu Beftimmung 
der Form diefer Flächen der Lehrbreter od. Schablonen 
(f.d.), man bretet den Stein ab; vgl. Art. abbreten. [.Ms.] 

Befchlaggrube, f. (Schmicd.), frz. embattoir, m.,engl. 
shoeing-hole, mit Holy oder Stein auögefleidete Ver— 
tiefung, in welche die Räder behufs des Beſchlagens mit 
Reifen eingeſetzt werden. 

GBeſchlahe, f. (Floßw.), ein zum Verband des Floſſes 
dienendes Holz. 

Sefcjleunigung, Acceleration, f., fr. aceeleration, f., 
engl. acceleration, ijt die Stärfe oder Größe der Mendes 
rung in der Geſchwindigleit eines Körpers; ſie ift entweder 
pofitiv (Beichleunigung) oder negativ (Verzögerung), je 
nachdem die Geſchwindigkeit zu= oder abnimmt; ferner tft 
fie gleihmäßig oder ungleihmäßig, je nachdem die Aus 
oder Abnahme der Geſchwindigkeit (in gleichen Beiträus 
men) in gleicher Stärke oder in veränderlicher Stärke er: 
folgt. Bei der gleihförmig veränderten Bewegung läßt 
daher die Acceleration fich durch diejenige Zu= oder Ab- 
nahme an Geſchwindigkeit mefien, welche inder Zeitiefunde 
ftattfindet; bei jeder andern Bewegung hingegen iſt das 
Mäh der Ncceleration diejenige Zus oder Abnahme an 
Geſchwindigkeit, welche ein Körper erhalten würde, wenn 
von dem Augenblid an, für welden man die Ncceleration 
angeben will, diefelbe unveränderlidh würde, die Be: 
wegung alſo in eine gleihförmig veränderliche überginge. 
Die Schwerkraft ertheilt jeder Körpermaſſe in jedem Zeit: 
moment diefelbe Beichleunigung und verurſacht dadurd) 
eine gleihförmig beſchleunigte Bewegung (j. d.), wirkt 
alfo als beſchleunigende Kraft; dieje B. für die 
Sekunde gerechnet bezeichnet man durch g und der Werth 
berjelben ift 9,,, m. = 31'/, preuß. Fuß, 30,,, Par. 
Fuß, 32,,, engl. Fuß, 31,,, Wiener Fuß. Es ift dies der 
Weg, den ein fallender Körper im luftleeren Raum (mo 
der Luftwiderjtand nicht als eine fremde Kraft mitwirken 
fann) in einer Sefunde durchlaufen würde, wenn er die zu 


356 


beſehen 


ten oder putzen, frz. €barber, engl. to chip, to clip, ge— 
ſchieht mit Schere und Feile. 
Beſchotterung, f., |. v. w. Aufichotterung (ſ. d.), audı 
wohl Steinſchüttung, Kiesihüttung, jr}. empierrement 
|m. d’un chemin cailloute, couche f. de sable, engl. 
| ballasting, gen.; j. auch d. Art. Schotterjtraße, Straßen: 
ı bau und Chaufjee. 
beſchroten, aft. 3., 1. frz. rogner, etiwa® mit groben 
Werkzeugen bearbeiten. — 2. fr}. &barber, engl.to strip- 
off the burrs, die Gußnähte abarbeiten, j. auch abgraten 
ı und beichneiden 2. — 3. ſ. v. w. abſchroten (j. d.). 
beſchuhen, alt. 3., fr}. ferrer, saboter, engl. to shoe, 
ſ. v. w. anſchuhen (ſ. d. 1.); vgl. Art. Schub, Pfahl, Roft ıc. 
beſchützen, alt. 3., 1. ſ. v. w. anjchügen. — 2. Stam— 
pfen in Pochwerken mit Eiſen bejchlagen. — 3. Mit 
Schützen verjehen. 

Beſemer, Besmer, Bismer, m., frz. balance romaine a 
contre-poids fixe, engl. danish balance, danish or 
swedish steel-yard, eine Art Wäge ohne Wägſchale und 
Gewicht, bejteht aus einem Stab mit Gewichtskolben an 
einem Ende, während am andern Ende verfchiedene Halen, 
an welche die zu wicgenden Gegenjtände gehangen werden, 
befejtigt find. Um den Stab legt fich eine verſchiebbare 
Hilfe mit Handhabe und Zunge, an diefer wird die Wäge 
gehalten oder aufgehängt, worauf man den zu wiegenden 
Gegenjtand an den Halten befeitigt u. die Stange rüdt, bis 
jie im Gleichgewicht hängt ; eine auf dem Stab angebrachte 
 Stala zeigt dann das Gewicht an; doc; find dgl. Wägen 

nicht ausreichend genau, daher an vielen Orten verboten. 
Befenpfrieme, f., Pfriemenkraut, n., Genie, n., Ginfer, 
m., franz. genöt, m., herbe f. a balai, engl. common 
broom, spanish broom, rope-junk-shrub, lat. Spartium 
scoparium, Fam. Hülfenfrüchtler, ein Halbſtrauch, defien 
zähes, fejtes Stod: u. Wurzelholz zu Heinen Gegenitänden 
verarbeitet wird; das Holz ift weiß u. braun geflammt. 
Die gelben Schmetterlingsblüten liefern gelben Farbſtoff. 
Befenput, m., gefäppter Pub, gefippter Pub, m., franz. 
enduit brett6 (brettel6), engl. regrating-skin; ſ. d. Art. 
Putz; mit B. verfchen, tippen, fr}. bretter, bretteler l’en- 
| duit, engl. to regrate a plastered wall, j. Art. pupen. 
Befeflan, m., ſ. d. Art. Bejaitene. 
befehen, att. 3., 1. im gewöhnlichen Sinn, frz. fournir, 


Ende der eriten Sefunde erlangte Geſchwindigkeit beibe- garnir,cngl.to garnish, z.B. ein Simeglicd mit Blumen, 
bielte. — Zumeilen findet man auch die Hälfte dieſes Wer- Eiern ıc., befegen, j. d. Art. Glied und Gliederbefet ung. 
thes durch g bezeichnet. Doch ift diefe Auffaſſung (gleich | — 2. Eine Böfchung od. dgl. mit Sturmpfählen bejegen, 


15,095 preuß. Fuß, als Länge des Weges, den der fallende 
Körper im luftleeren Raum während der ganzen erjten 
Sekunde durdeilt) nicht mehr gebräuchlich. [| Schw.) 

Beſchlickung, Befglötung, f. (Wfirb.), das fünftlich bes 
förderte Anhäufen od. Anjegen von Schlid auf dem Boden 
der Flußbetten u. das Anhängen des Schlicks an Schleu— 
jenthüren zc. Vgl. d. Art. Aufſchlickung u. Anhägerungs— 
arbeiten. Wenn ein genügend breites und fonfiitentes 
Borland (Schlidwatt) bereits vorhanden ift, welches ſchon 
außer der täglichen Flut liegt, braucht man blos dasjelbe 
zu begruppen, d. b. man zieht (ſchließt) vom Deichfuß 
bis an den Schlid in Entfernungen von ca. 8 m. Gräben 
von 2 m. Breite und 1 m. Tiefe, indem man die daburd) 
gewonnene Erde auf das Terrain vertheilt. Die durch die 
Fluten allmählich mit Schlick fich füllenden Gräben wer— 
den von Zeit zu Zeit ausgeichlöter (geſchlämmt) und das 
Ausgehobene ausgebreitet, bis dadurd) das Terrain die 
gewünfchte Höhe erhalten hat. 

beſchmaucht, adj. (Maler.), ſ. d. w. durch Alter ge— 
dunfelt, von Oelgemälden ꝛc. 

befchneiden, att. 3.,1. Papier, Pappe, Blech, Holz ꝛc. 
beſchneiden, fra: rogner, équarrir, engl. to cut, to poll. 
to trim, geichieht beim Papier :c., jowie bei Zinkblech, 


frz. fraiser, engl. to fraise, j. d. Art. Sturnpfahl. — 
| 3. (Pflaft.) das Pflaſter bejegen, frz. battre, dresser le 
pav6, engl. to beat down, to beat smooth, to ram the 
pavement, das Pflaster durd Rammen mit dem Beſetz— 
ſchlägel ebnen. — 4. (Bergb.) beim Bejegen, frz. eharger, 
bourrer, engl. to tamp, d. h. anfüllen, laden, der Bohr: 
löcher in Gruben oder Steinbrüchen it es für die Gefahr: 
lofigkeit der Schieharbeit unentbehrlich, Patronen ans 
zumwenden. Diejelben beftehen gewöhnlich aus geleimtem 
Papier und find für nafie Bohrlächer durch Trünlen mit 
Wachs, Pech oder Leinölfirnig wafjerdicht berzuftellen. 
Nachdem die Patrone in das Loch gebracht ift, wird das- 
jelbe mit Beſatz (. d.) gefüllt, wobei viel Vorficht anzu: 
wenden it, da durch die Kompreſſion das Pulver ſich ent: 
zünden kann. Auf das Pulver fommt ein Schichpfropfen, 
meijt ein Heiner Holzcylinder von 2 cm. Höhe, der mit 
einer Spur für die Nadel verjehen ijt, ſeltner nimmt man 
jtatt deſſen Bapierpfropfen, Waldmoos u. A. Auf den 
Schießpfropfen fommt das eigentliche Befapmaterial. 
Das bejte Material ift quarzfreier Lehm oder Letten, der 
zu Nudeln (Welgern) oder zu breiten dünnen Kuchen ge- 
formt ift; reiner Thon erbärtet zu ſehr, fordert ftärferen 
Drud beim Befegen und bindet weniger. — Um endlich 


bünnem Eiſenblech ac. mit der Schere oder einem Meſſer, die Zündung einzubringen, wird mit Hülfe der Schieß— 
wohl aud) mit einem Hobel, bei Holz meift mit der Säge, | nadel ein Zündfanal gebildet, den man früher mit lojem 
2. Metall, bei. Guß- und Blechwäre beſchneiden, beſchro-⸗ Pulver, jept mit dem jogenannten Zünder ausfüllt. Die 


0 Beheben 


Zünder find Röhrchen aus Schilf, Hollunder, Haſelnuß, 
od. Halmjtengel, die mit feinförnigem Jagdpulver gefüllt 
werden, da fich dasselbe ſchnell entzündet und ſtark jchlägt. 
— Sind diefe Vorbereitungen beendet, fo ift das Bohrlod) 
bejegt und fann weggethan, d. i. angezündet werden; 
ſ. d. Art. Zünder und Sicherheitszüinder. |S:.] 

Befeher, m., Befakeifen, n. (Minenb,), frz. fer m. & 
bourrer, engl. tamper, ein ca. 1 m. langer und 0,,, m. 
itarfer, ſchwach koniſcher Eijenjtab, an dejien einer Seite 
eine Längsnuth zur Ausfperrung des Leitfeuers ausge: 
ſchnitten ift; dient zum Beſetzen (f. d. 4.) der Bohrlöcher. 

Befehfrhlägel, m., Schlägel, Steinfeher, handramme, auch 
Iungfer, Hope, Geye, f., Itampfe, f., Stampfer, m., franz. 
dame, demoiselle, hie, f., engl. beetle, paving-beetle, 
paving-rammer, earth-rammer, wird vom Steinjeßer 
zum Fejtrammen des frisch gejepten Pflaſters gebraudit; 
beiteht gewöhnlich aus einem circa 1 m. langen runden, 
nach unten etwas jtärkeren jchiweren Holz, oben mit einem 
Griff, unten aber mit eifernem Ring verjehen ; doch wendet 
man jeht in einigen Städten aud) dgl. ganz von Eifen an; 
vergl. Art. Handramme u. Ramme. 








befekt, adj., 1.jr3. revätu, engl. overgrown(Deichb.), 


mit Gras, Binfen xc. bewachſen, von Deidyland und Bö- 
ihungen. — 2.(Orn.) ein Glied heißt beſetzt, fr}. orne, 
engl. ornated, wenn es mit Blättern, Eiern od. dgl. ver- 
ſehen ift; ſ. bejegen 1 und die dort citirten Artifel. 

Befihtigungsarube, f.(Eifenb.), frz. fosse f. Avisiter, 
engl. pit of examination; j. d. Art. Bahnhof und Eijen- 
babnjtation. 

befieben, att. 3., ſ. v. w. mittels eines Siebes beftreuen. 
Gegenjtände, die an der Luft fich leicht zu ihrem Nachtheil 
verändern, beftreut man häufig, um dies zu verhindern, 
mit einem die Luft abhaltenden Material, 3. B. den friſch 
gelöichten Kalt mit Sand. Iſt jener eingefumpft (f. d.) u. 
genügend fejt geworden, jo bejicbt man ihn mit Sand 
möglichjt gleichmäßig, damit die oberjte Schicht nicht er— 
bärtet und unbrauchbar wird, während die nody nicht ge= 
löfchten Theile fich vollends löfchen. Bei leineren Repa— 
raturen oder wo man feinen Durdhwurf (j. d.) hat, beficbt 
man fofort bei der Mörtelbereitung den Weißlalk, und bie 
Duantität des zuzuſetzenden Sandes beftimmt fid dann 
nad) Anzahl der gefüllten Siebe. 

Besieging-battery, s., engl., die Belagerungsbat- 
terie, ſ. d. Art. Batterie. 

Besoche, £., franz., 1. Steinhaue mit flaher Bahn, 
j. Fläche. — 2. ſ. v. w. Erdhaue mit zwei Schneiden, von 
denen die eine zugejpißt, Die andere quergeftellt ift, wie bei 
der Radehaue. 

befoden, beföden, befohlen, aft. 3., fri. gazonner, engl. 
to sod (Deichb.), mit Raſen belegen oder auch mit Heu— 
famen bejäen; ſ. d. Art. berafen und Rajen. 

Befon, n., Augsburgifches Flüffigkeitsmäh vor Ein: 
führung des Litermäßes, 1B. war— 8 Mäf, 1 Fuder 
= 16%B. 

befpicken, alt. 3. (Maur.). 1. In Lehmgemäuer und 
Stafwände pflegt man, damit der Kalfpup beſſer hafte, 
Heine Ziegelftüdhen, Bruchjteinfplitter ꝛc. einzudrüden, 
jo lange der Lehm noch naß ift. — 2. Holzwert, welches 

epußt werden joll, bereitet man in den preufiichen Oft: 
———— zum Verputz dadurch vor, daß man 2—3 cm. 
lange, am Kopf 4—7 mm. ftarte Holzkeilchen zuſpitzt; mit 
der jpipen Finne eines Hammers haut man nun 1—2 
cm. von einander entfernt Köcher in das Holzwerk und 
ſchlägt die Pflödchen fo ein, daß fie etıva 1 cm. vorſtehen, 
worauf man zweiichichtigen Ruß aufbringt. 

befpicern, befpickern, at. 3. (Schifib., Wafib.), Holz: 
theile, die der Gewalt der Stromes u. Eiſes jehr ausgefept 
find, durch Einjchlagen großer, breitföpfiger Nägel oder 
Anſchlagen von Eiſenſchienen feitigen. 

befporen, att. 3,5. d. Art. anipiden. 


357 


eſernug⸗hau⸗ 


befprengen, alt. 3., frz. arroser, engl. to besprinkle, 
j. v. m. anfeuchten (j. d.). 

befpreuten, aft. 3., öjterreich. (Waſſerb.), ſ. v. w. mit 
Faſchinen belegen u. diefe mit Wippen od. Wieden befeſti— 
gen; ſ. Faſchinenſpreutlage. 

beſpriegeln, alt. 3. (Maur.), ſ. v. w. beruthen (j. d.). 

Besprinkling, s., engl., eigentl. Anſprengung, daher 
aud) eine Art Granit oder Marmorimitation; j. d. Art. 
Jmitation u. Spripmarmeor, 

Beffemerftahl, m., Beffemermetal, n., frz. acierm. Bes- 
semer, metal Bessemer, engl. Bessemer-steel, Besse- 
‚ mer-metal (Hüttenw.), wird unmittelbar ans Roheifen 
dadurch erzeugt, dab der Ueberſchuß an Kohlenſtoff, wel: 
chen das Roheijen gegen den Stahl befigt, durch Einblafen 
‚von Wafjerdampf oder von erhitzter atmojphärischer Luft 

verbrannt wird. Es geichah dies früher, nachdem Henry 

Beſſemer in England das Verfahren, den Beffemerprojek 
od. puenmatifchen Prozeh, erfunden hatte, was ihm den 17. 
‚ Oft. 1855 patentirt wurde, in befonderen Oefen, Beffemer- 
öfen, in denen 6 Tiegel neben einander ftanden. In dieſe 
Tiegel wurde das Gußeiſen in flüffigem Zuſtand einge: 
fegt, jedem Tiegel der nöthige Wind von unten zugeführt 
u. auf dieje Weiſe durch Entlohlung der B. gewonnen. 

Neuerdings, wo die Darjtellung im großen geſchieht 
und das Berfahren weſentlich verbeſſert ift, läßt man das 
Roheijen direkt aus dem Kupolofen in ein an Zapfen auf— 
gehängtes birnenförmiges Gefäh, Beffemerbirne, Konverter, 
m., frz. convertisseur, engl. converter, laufen, nachdem 
das qufeiferne, innen mit feuerfeftem Thon ausgekleidete 
Gefäß mittel8 Kohls u. Zuführung von Gebläfeluft weih- 
warm gemacht worden iſt. In einem innerhalb bei dein 
einen der Zapfen angebrachten Boden diejer Birne, die ca. 
100 Gentner faßt, befinden ſich 30—40 Oeffnungen, durd) 
welche die durch den Zapfen eintretende u. zwischen diefem 
u. dem Boden erwärmte Gebläjeluft unter einem Drud 
von ca. 1"/, Atmojphäre unter dem Gußeiſen einſtrömt u. 
dasjelbe dadurch enttohlt. Dieſer Brosch dauert gegen 18 
Minuten und wird nur dadurch geleitet, daß die abgehen: 
den Gaje mitteld des Speftrojfops beobachtet werden. 
Zeigt das Speltroflop eine genau bejtimmte Bertheilung 
der Farbenlinien, jo wird das Einblafen der Yuft einge: 
jtellt, u. der B. ift fertig. Zu Abkühlung der weißwarmen 
Maſſe werden dann in die horizontal liegende Birne nodı 
falte Stüden von B. eingebracht, und hat fid) Die Hitze des 
Stahls dadurd) etwas gemindert, jo wird der Inhalt der 
Birne in einen Keſſel u. von diefem in die in einem Kreis 
‚ aufgejtellten Goquillen entleert. Die auf dieje Weiſe ge- 
wonnenen Stahlblöde wiegen ca. 20°/, weniger als das 
eingebradhte Gußeifen und werden vor der weiteren Ver— 
arbeitung nod unter einen ftarten Dampihammer ge: 
bracht, um nod) größere Dichtigkeit zu erzielen. Das Ber- 
fahren unterliegt nody immer Verbeſſerungen, um die im 
Anfang dem B. fehlende Elaftizität zu erhöhen u. ihn fähin 
zu madıen, beliebig erweicht u. wieder gehärtet werden zu 
fünnen. — Zu diejen Abänderungen gehört 4. B. das Zu: 
jegen von geihmolzenem weißen Roheiſen (Spiegeleijen) 
zu dem durch den Abbrand entkohlten Eifenfluß, um die 
‚ leicht zu weit gehende Entfohlung zu korrigiren, worauf 

nod) einmal, der bejjeren Miſchung wegen, Luft zugeführt 
wird. Der B. ift jehr hart u. wideritandsfäbig. Gegen - 
wärtig find die größten Beſſemerhütten in England, Ejjen, 
Hörde, Bodum, Marienbütte in Sachſen ꝛc.; j. Art. Stahl. 

Befferungshaus, n., frj.maisonf.decorrecetion, engl. 
house of eorreetion; man fann drei Klaſſen unterichei- 
den: 1. Solche, in welchen eigentlih Strafen abgebüft 
werden, dabei aber zugleich eine Beſſerung der Sträflinge 
erzielt werden foll; j. Gefängnis. — 2. Solche, in denen 
eine Befferung ſittlich ſehr gejunfener Perſonen durch 
Arbeit und Ordnung bezweckt wird; ſ. Arbeitshaus. — 
3. Solche, die nur für jugendliche Verwahrloſte beſtimmt 
find; f. Nettungshaus, Rauhes Haus x. 














Besson 


Besson, m., frz. (Schiffb.), Ausbucht, nach außen ge= 
richtete Krümmung eines Baltens od. andern Holztbeils. 

Seftand, m., 1. (Forſtw.) die Gejamtheit desjenigen 
Holzes, welches auf einer in Rede ſtehenden Landitrede 
wächit, auch die Landſtrecke ſelbſt nebjt jenem Holz. — 
2,(Deton.) j.v.w. Pacht, daher Befandhof ſ. v. w. Pachthof. 

beſtandenes Holz, n. (Forſtw.), ſ. v. w. völlig ausge— 
wachſenes Holz. 

befändige ge a f., 1. Feitungsbaufunft. 

beftändige Größe, ſ. tonjtante. 

Seftandtheile, m. pl., nennt man im chemijchen Sinne 
diejenigen ungleichartigen Theile, aus weldyen ein Körper 
beftebt oder in welche ein Körper mit chemiſchen Mitteln 
zerlegt werden kann. Alle Körper, wie die Metalle, der 
Schwefel, der Phosphor ıc., die ſich mit unferen heutigen 
Hülfsmitteln nicht in weitere chemische B. zerlegen lafjen, 
nennt man Elemente (j. d.). Ein anorganijches — B. 
beſteht aus einer anorganiſchen Säure und einer Baſe. 
Dieſe beiden Körper, Säure ſowohl als Bafe, nennt man, 
in Bezug auf das urjprüngliche Salz, nähere chemiſche 
B. Die Elemente, aus welchen Säure u. Bafe ihrerfeits 
beftchen, nennt man in Bezug auf das Salz die entfern= 
teren B. Beiden organifchen Körpern find die Radikale 
zunächſt die näberen B., die entfernteren die Elemente, 
Kohlenſtoff, Wafleritoff, Saueritoff, Stieftoff ze. 

beftäuben, befübben, beſchutten, aft. 3., franz. saupou- 
drer, 1.(Koblenbr.) j.v.iw. einen Meiler mit Erde bewer— 
fen, um das feuer zu dämpfen oder zu eritiden. — 2. |. v. 
w. anftäuben (f. d.); j. auch d. Art. pudern, 

beſtechen, aft. 3., 1.(Bergb.) f. v. m. die Bimmerung 
der Gruben und Schachte mit dem Grubenmeffer unter: 
juchen, ob diefelbe nod) dauerhaft jei. — 2. (Maur.) eine 
Mauer b., |. v. w. ausjchweihen 1. 

Beſtech, auch Schick, n., 1. fr}. Etui, m., trousse, f., 
engl. ease of instruments, tweeze, Futteral zu Aufbes 


wahrung mathematischer Inſtrumente. — 2, (Straßenb. | f 


u. Deichb,) frz. pointage, m., ein durch Latten od. Schnüre 
abgeitedtes Profil, um danadı Aufnahmen zu machen, 
Ausfüllung vorzunehmen ıc. — 3. (Schiffb.) frz. devis, 
m., engl. scheme of a ship, Entwurf zu einem Schiff, 
umfaßt Zeihnung, Beichreibung u. Koſtenanſchlag. — 
4.5. v. w. Yalon (j. d.). 

Beſteg, m. (Bergb.), 1. eine lehmige Bergart, weldye 
ſich zwiſchen dem Geftein u. dem Gang findet, auch Aus: 
ichramm genannt. — 2. Schwach), d. h. bis zu einigen Zoll 
Mächtigkeit auslaufender Nebengang. 

beftehen, intr. 3. (Forſtw.), man läßt Bäume beftehen, 
d. h. einige Zeit wachſen, ohne fie zu beäften, zu verjchneis 
den u, ſ. im. 

befteigen, alt. 3., ein Dach bejteigen behufs Unter: 
juchung, inwiefern dasjelbe ſchadhaft jei. 

Bestiarium, n., lat., ſ. v. w.carcer od. cavea, ſ. Am: 
phitheater. 

Beſtich, m., heſſ. Prov. für Ausſchweißung, doch auch 
für Anwurf, Berapp, ſogar für But im allgemeinen. 

beſtichen, akt. 3. (Deichb.), ein Ufer mit Buſchwerk 
(Stiden) bepflanzen, audy berauchwehren (ſ. d.) genannt. 

beftielen, aft. 3., fra. emmancher, engl. to helve, to 
haft, mit einem Stiel verjeben, an einem Stiel befeftigen. 

beftorken, fidh befocen, rückw. 3. (Foritw.), vom Baum 
aejagt, anfangen Stamm zu befommen. Befomt ijt bei 
Niederwald das, was bei Hochwald bejtanden (f. d.). 

befoßen, alt. 3., 1. (Tiichl., Zimm. ıc.) die Kanten b., 
irj., &corner, &biseler, engl. to break the corners, to 
chamfer, f. v. w. abjajen, abfanten, bejonders wenn es 
mit Hobel od. Stechbeitel geſchieht. — 2. (Metallarb.) mit 
aroben Feilen bearbeiten. — 3. (Tiſchl.) auch ſ. v. w. ab- 
ſchroppen; ſ. d. Art. Schropphobel. 

Bchoffeile, f., Feile zum Beſtoßen 2. 

Behofhobel, ın., franz. rabot A &corner, f. v. w. 
Schropphobel. 


358 


Beton 


| Beſtreichbatterie, f., j. v. w. Enfilirbatterie, frz. bat- 
| terie d’entilade, en rouage, engl. enfilading-battery, 

raking-battery; j. d. Art. Batterie. A. a. 1. 

beftreichende Batterie, £., j. v. w. rafirende, graiende 

B., frz. batterie rasante, engl. grazing battery, find ge: 

mäß ihrem durch den Namen ausgejprochenen Zwed metjt 

verſenkt; j. Batterie A. b. 3 und a — 

befirichener Winkel, m., ſ. v. w. Bollwertswintel, ſ. 
d. Art. Winkel u. Baſtion. 

beftreuen, jr}. saupoudrer, engl. to powder; das B. 
3. B. des Deljarbenanftrids mit feinem Sand (j.beianden), 

‚ der Gußformen mit Koblenftaub ıc. geſchieht natürlich am 
' gleidymäßigiten durch ein Sieb; j. d. Art. bejieben. 

—— akt. 3. Hier und da pflegt man bei Vorbe— 
reitung des Holzwerls zur Verpußung ſtatt des Rohrs 
Stroh anzuwenden. 

Befttheil, m., j. d. tv. Baulebung. 

betäfeln, akt. 3., 1. (Maur.) mit Tafeln belegen. — 
2. (Tiſchl., Zimm.) mit Täfelwert beichlagen. 

Betäfelung, f, 1.(Maur.), frz. tablement, m., engl. 
lining-dressing with tables or slabs, Belegung od. Ber: 
Heidung mit (jteinernen) Tafeln od. Platten. — 2. engl. 
wainskotting, Belleidung mit Tafelwerk. =. 

Bötarde, f., frz., Bafdıtarde (Schiffb.), Galere mit 26 
bis 36 Ruderbänfen zu je 6—7 Rudern. 

Betardeau, ın., frz., f. d. w. Bär 3. 

Betbau, m.,Betgebäu, Bethaus, n., j.Art, Kirche u. Betjäl. 

®rtel, m., Beitel, m. (Schiffb.), |. dv. w. Stemmeijen. 

Betfahrt, f., 1. ſ. v. w. Prozeffion. — 2. f. v. w. Cal: 
barienberg (j. d.). 

Betfuhre, Bütfuhre, f., aus ge oder, bejonders 
nad) Feuersbrünſten, infolge eines Landesbrauchs oder 
einer Gemeindefitte unentgeltlich gethbane Baufuhre. 

Bethalle, £.. u. Betkämmerlein, n., ſ. Kapelle. 

betheeren, aft. 3., frz. goudronner, engl. to tar over 
.d. Art. Teer. 

Bethel, Butylos, frz. betyle, Stätte Gottes; ſ. Abadio. 

Bethkalk, m., |. v. w. ungelöfchter Kalt, 

Beting, f. (Sciffb.), ſ. d. Art. Beeting. 

Betlion, m., frz. (Schifib.), Gallionjpige. 

Betoire, m., frz., Sentgrube, Scywindgrube. 

Beton, m., frz., A. (Maur.) Grobmörtel, engl. grub- 
|stone-mortar, beton, concrete, urſprünglich jeder hy— 
| draulifche, unter Waſſer verhärtende, daher zu Gründun- 
| gen unter Wafjer verwendbare Grobmörtel, dann aud 

übertragen auf im Trodnen verwendete Gußmörtel; 1. 

von feiner Feſtigkeit gilt dasjelbe, was überhaupt vom 

Mörtel zu jagen ift; 2. betr. der Miſchung find fol- 

gende Vorſchriften durch die leere bewährt: 

a) 19 Theileftalt, 33 Th. Sand, 33 TH. Kies u. 15 Th. 
Brucjteingrus gehörig vermengt (bei der Brüde von 
Rouen dur Gauthey angewendet). 

b) 14 Th. Kalt, 7 Th. Hammerichlag, 29 Th. Sand, 
50 Th. Bruchſteingrus v. Kalkſtein ( Brücke v. Jena, Paris). 

e) 21 Th. Kalt, 28 Th. Puzzolanerde, 7 Tb. — 
ſchlag, 14 Th. Sand und 30 Th. Steingrus (Haſendamm 
zu Toulon). 

d) I Bolumth. bydraulifcher Kalt, 1 Th. grober Sand, 
2 Th. Kiefel oder Steingrus. 

e)3 Th. hydrauliicher Kalt, 3 Th. Ziegelmehl, 3 Tb. 
mittelfeiner Sand, 2 Tb. grober Sand, 4 Th. Stein: 
broden (England). 

f) B. aus Trahmörtel (Schnellmörtel, ſ. d.) und Stein: 
grus. Man nimmt dabei im allgemeinen an, daß die 
durch den Schnellmörtel auszufüllenden Zwijchenräume 
der Steindyen des Kubitinhaltes derjelben betragen, 
wozu noch "/, zu Umbüllung derjelben zugegeben wird; 
neichieht dies nicht, jo kann eine B.-Gründung leicht vom 
Waſſer ausgewajchen werden; man bereite nicht zu viel 

auf em 3u 12 Kbm. 8. braucht man 7 Kbm. Traf;- 
| mörtel. 








Betongründung 359 Betſaule 


g)3 TH. zu Staub gemahlener Wettertalt, 2 Ih. roh 
gemahlene Eiſenſchlacken, 2 Th. grobgelörntes Ziegel- prayer's desk, hassock, lat. orale, ein Betpult, in 
mehl, 1 Th. Marmorbrödchen u. 2 Th. grober Flußſand | Schlaf= und Arbeitszimmern, namentlich in katholischen 
mit gefochtem warmen Waſſer angefeuchtet u. in Haufen | Yändern häufig, bejtcht aus einem ziemlich fteilen Pult, 
gebracht; Hat die Miſchung ſich gehörig erhigt, wird fie auf | unten mit einem in der Regel gepoljterten Knieſchemel 
der Reibmühle in zähen Teig verwandelt und verbraucht. | verfehen. Näberes ſ. in M. M. a. W. 

h) Schr geſchätzt wird der gegoſſene u. komprimirte B. betrahmen, akt. 3., auch auftrahmen genannt, ſ. v. w. 
von Coignet, der aus einer Miſchung von Steinkohlen— Balken auflegen. 
aſche ur. fettem Kall beſteht; die nur mit wenig Waſſer an- betrappen, betreppen, aft. 3., befond. von Giebeln: mit 
aejeuchtete Maffe wird in Holzformen für die zu errich- Abtreppung, tapentreppen od. Zinnen verjehen. 
tende Mauer gebradit und feflgeftampft. Ir wenigen | Betrieb, m., franz. exploitation, f., engl. working, 
Monaten werden foldye Mauern hart wie Quaderjtein. | 1. Verwaltung u. Regelung des Gebrauchs von Maſchi— 
Da nicht überall Steinkohlenaſche zu haben ift, jo hat | nen, Eifenbahnen, Mühlen, Fabriken ꝛe. Zum ®.gehört in 
Goignet zwei Arten B. zuſammengeſetzt, die er öfonomiz | erfter Inſtanz Geld, das fogen. Setriebskapital. Eben jo 
ſchen B. und harten, feiten B. nennt. Der erfte befteht | wichtig iſt aber auch eine gute Organifation, weil jonft 
aus 7 Th.Sand, Kies, Kiejel, 3 Th. gewöhnlichen fetten, | ein Chaos eintritt, das mit Zerrüttung der Vermögens— 
ungebrannten Thon und 1 Th. ungelöfchtem Kalf. Auch umftände endet. Einrichtung u. Wirkſamkeit eines B.es 
kann man nöthigenfall® gewöhnliche reine Erde anwen-— iſt nicht denfbar ohne ziwedtdienliche Geſetze, u. daher muß 
den, wenn man fie mit einer gewiſſen Quantität fetten od. | befond. jedes Fabrikweſen eine Hare gefegliche Grundlage 
hydraulifchen Kalles vermifcht. Der harte, feſte B., vers | erhalten, wodurch es möglich wird, die verwideltiten Ge— 
dichtete B., franz. b. agglomere, engl. condensed con- ſchäfte auf einfache, beitimmte Regeln zurüdzuführen; die 
crete, bejteht aus 8 Th. Sand, * ies u. Kieſel, 1 Th. ge- Geſetze aber nügen wiederum nichts, wenn fie nicht richtig 
wöhnl. gebrannter u. zerftoßener Erde, 1 Th. zerjtampfter | gehandhabt werden, und hierbei fommen die Fähigkeiten 
Steintohlenajche u. 19, Th. fetten od. hydrauliſchen Kalte. | des Chefs, der Beamten u. ſelbſt die des Arbeiterperjonals 

3. Bereitung: Auf den Boden eines Kaftens von den | in Frage; denn ohne die geeigneten Fähigkeiten dieſer 
durch die Größe der —— bedingten Mäßen werden | Faktoren iſt die für den B. förderliche Ordnung nicht zu 
unächjt z. B. 7 Raumtheile Mörtel ausgebreitet, mit 12 | erhalten. Nach der Beichaffung des dem B. zu Grunde 

h. Broden bededt und diefelben in den Mörtel einge: | gelegten Kapitals kann man verjchiedene Arten von Unter: 
ſtampft; nachdem 3 ſolcher Schichten auf einander liegen, | nehmungen unterjcheiden. Es lann nämlid) das Kapital 
wird die Mafje umgewendet und mit ftarfen Schaufeln u. | von einem Einzelnen oder von Mehreren geliefert werden. 
Haden gefneter, bis die Broden, ganz von Mörtel um= | Sind mehrere Unternehmer zufammengetreten, jo fönnen 
hüllt, an der Farbe nicht mehr zu erkennen find. Bei Anz | diefe entweder eine Kompagnie gegründet haben, welche 
wendung von Ziegelbroden kann mandiefelben vorher be= | der Welt gegenüber wie ein einziger Unternehmer haftet, 
iprengen, aber nicht gänzlich durchnäfien. Weniger müh- | od. es fann das nöthige Betriebsfapital durch gleichmäßige 
jam u. gleihmäßiger geſchieht die inctung in Trommeln; | Beiträge, & B. gegen Ausgabe von Aktien, wor: 
dieje werden von ſtarken Bretern oder Pfoſten gezimmert, | den fein. Die Aktie fihert dem Befiger einen Antheil am 
mit gutem eifernen Gebinde verfehen und haben eine | Gewinn, macht ihn aber nit für fernere Zahlungen 
Klappe, welche durch Schubriegel befeitigt wird. Die durd) | haftbar, wenn das Unternehmen mißglüden jollte, wäh: 
die Trommelgehendeeijerne Stange liegt an beiden Seiten | rend der einzelne Unternehmer mit dem ganzen Bermögen 
auf Stempeln auf und ift an jeder Seite mit Drehern verz | jtetS den Gläubigern haftet; beim Aftienbetricb wird des— 
jehen, fo daß, wenn die Trommel mit den Materialien ges | halb aud in bejtimmten Zeiten öffentlih Rechenschaft 
füllt ift, diefelben durch Umdrehen gehörig u. mit leichter | Über den Stand der Aktiva und Paſſiva abgelegt; auch 
Mühe gemifcht werden fünnen. — Aus 4 VBolumtbeilen | findet Ueberwachung von Seiten des Staates ftatt, wäh- 
B.:Mafje werden 3 Bolumtheile gelegter B. rend dies in dem andern Fall nicht geſchieht. — 2. In 

4. Verwendung: a) Zu Gründung von Waſſer- | betreff der zum Fabrikbetrieb dienenden Motoren oder 
bauten wird er in Käſten, Süden oder Körben in das | Kraftmajcinen unterfcheidet man Hand», Waſſer-, 
Waſſer verfenkt und unter dem Waſſer ausgejchüttet; j. | Dampfbetrich.:c. ; natürlich können aud; mehrere Motoren 
darüber den Art. Gründung. gleichzeitig beim Betrieb vorhanden jein. [Schw.) — 

b) Zu Gründung auf dem Lande, bei feuchtem oder | 3. Im B. fein heißt a) bei Bergwerken ſ. v. w. befahren 
ſonſt unzuverläffigem Baugrund wird er einfach in die) werden; b) bei Maſchinen j.v. w. im Gange fein; bei Hoh— 
Grundgrube gejchaufelt, fchichtenmweis geebnet und ges | Öfen xc. ſ. v. w. beſchickt und entzündet fein. 
ftampft. Iſt der umgebende Baugrund ſehr ausweichend, | BVBetriebsmaterial, Belriebsmittel, n., 1. frz. materiel 
jo thut man gut, die Brundgrube auszujchalen. B.: | m.d’exploitation, engl. working-stock, das zum Betrich 
Gründung muß ſehr breit angelegt werden und ift bei | eines Werkes, einer Fabrik ıc. außer dem eigentlichen zu 
weitem nicht jo zuverläffig, ald man meist annimmt. ' verarbeitenden Rohmaterial gebrauchte Material, 5. B. 

c) Zu Heritellung von Gußgewölben (j. d.) wird er auf Werkzeuge, Wagen, Heizitoffe ꝛe. — 2. Bei Erfenbahnen, 
mit gehobelten Bretern verfchalten Gerüſten in der ge= | frz. materiel roulant, engl. rolling-stock, der Wagen: 
wiünjchten Sewölbform ausgegofjen, wo dann die Rüftung | park und die Yofomotiven nebſt Zubehör. 
erſt nad) dem Trodnen des Bes herausgenommen wird.) Betriebswaſſer, Auffhlagwaffer, n., frz. cau f.motrice, 

d) Aud Fußböden kann man aus B. giehen, f. d. Art. | engl. moving-water, die zum Betrieb von Mühlen ver: 
Fußboden, Kalkgußfußboden u. Anſtrich. wendbare Waſſermenge eines Baches, Fluſſes od. Stromes. 

B. Im Kriegsbau nennt man jo gewijje/Kitte. Man Betſal, m., frz. oratoire, engl. oratory, eine Art Ka— 
verivendet be. Cement⸗B. u. Blei-B ‚(Blei u. feine Eifens | pelle, unterjcheidet ſich von den Kirchen, außer durch jeine 
theile).als elaftische Zwifchenlage zwijchen Banzerplatten. | Heinen Dimenfionen, bei. dadurch, daß die Sakramente in 
Derartige Banzer beftehen 3. B. aus 3,,, cm. ftarfen | demjelben nicht ausgeübt werden und daher betr, Ein- 
Platten mit 2,,, em. ftarfen Zwijchenlagen von B. | richtungen fehlen. Dean findet jie in Schulen, Heilanjtal: 

Betongründung, f., fr}. betonnage, empätement, | ten, Öefängnijjen jowie in Ländern, wo die betr. Religion 
empastement, m., engl. eoncrete-foundation; j.d. Art. | blos geduldet ift. 

Beton A. 3 und Gründung. ‚  Betfäule, f., fr}. colonne oratoire, Andacdhtsjtätte auf 
betonnen, att. 3., j. v. w. bebaafen, die Grenzen des | freiem Feld od. am Weg, bejteht aus einem jchmalen Pfei— 
Fahrwaſſers durd; Tonnen marfiren. \ ler mit Tabernafel, worin ein Kruzifix, ein Heiligenbild 





Betpult, n. 5 Betfchemel, m., ft}. prie-Dieu, m., engl. 





Betſtuhl 360 Deit 
aus vier Seitenbretern, Zargen, enelata, verfertigt, 
welche durd ein Netz im Rücken verbunden wurden, auf 
dem die Polſter lagen. Dieje Form wurde in der Haupt- 

ö ſache von den Deutichen 


od. dgl. ; vor ihrem Fuß iſt zuweilen ein Altar oder doch 
ein Weihbeden angebradit. — 
Betſtuhl, m., frz. bane fermé, engl. pew, ein einzel= | 





ug 


RR; —— . adoptirt; im Mittelal- 


— Jar ae 


ter wurde oft viel Qurus 
mit den Bettgeftellen ge- 
trieben; ein noch ziem: 
lich einfaches Beispiel j. 
Fig. 551; meiſt fchlief 
Er jedoch die ganze Familie 
. in einem®,., oftvon&guß 
U Breite, jet findet man 
dieſen Gebrauch nur noch 
1 Selten. Am häufigsten find 
’ die einjchläferigen oder 
FE cinmänniichen Betten, 
 1,,—2m. lang, 0, bis 
1,, m. breit, doch jollte 
man ald Minimum 1,,, 
m. Länge und 1,,, m. 
. — Breite, Sioienmaf m 
——— nehmen; zweiſchläferige 
Fig. 550, MRömiiches Bett. oder zweimännische, * 
ner, beſ. reich verzierter Kirchenſtuhl, vom Chorſtuhl durch Ehebetten gen., find in der Regel 1,05 — 1,50. m. breit, jollten 
geringere Höhe u. Ausladung des Baldahins verjchieden, | aber mindejtens 1,,, m. im Lichten breit jein. Gewöhnlich 
auch an den Seiten verichließbar; j. auch Art.Kirchenftubl. | werden die Bettflellen aus Hol; gefertigt und beftehen aus 
4 Beinen (Stollen oder 
Pfoſten), einem Kopf: u. 
TFuhblatt u. zwei Seiten- 
bretern, welche nad) dem 
Ntopfende zu etwas erhöht 
iind; wo Luxus getrieben 
werden foll, giebt man 
dem B. einen Himmel 
od. ein Behänge; zu die⸗ 
ſem Bebuf wird entweder 
ein ſchwebender Kranz 
über dem B. aufgehängt 
oder an der Wand be- 
feſtigt von wo aus die 
Vorhänge, ihnad unten 
ausbreitend, über das B. 
Iwrabbängen, oder man 
verlängert Die Bettpfoften 
zu Säulen und überlegt 
jie mit einem Gebält, von 
dem aus die Vorhänge 
neben. Man fann bier 
natürlich jehr mandhfadhe 
Sejtaltungen anwenden, 
auch kann man das ®B. in 
eine Beltnifhe ftellen und 
diefe mit Vorhängen ver- 
ſchließen. Da bölzerne 
Bettitellen jehr oft dem 
Ungeziefer zum Aufent- 
halt dienen, jo wendet 
man jet überall da, wo 
jorgfältig auf Fernbal- 
tung von Ungeziefer ge- 
ichen werden muß, Bett: 
jtellen von Eifen an, bei. 
in Gaſthäuſern, Kranten- 
häujern, Kaſernen. Auch 
Fig. 551. Mittelalterliches Bett, in Privathäufern kom—⸗ 

mengußeijerne u. ſchmie⸗ 

Bett, n., 1. Bett, frz. lit, m., engl. bed, leetus, m., als | deeiferne B.n mehr und mehr in allgemeinen Gebraud. 
Ruhelager. Das Bett der riechen (zAlvr, rulrr,) u. Römer | Die gußeiſernen Bettitellen haben in der Regel eine 
(leetus, torus, }. iq. 550) beſtand zunächlt aus einem | Ähnliche Form wie die hölzernen; nämlich maſſive volle 
Bettgeſtell (ſ. d., Demnion, sponda. Die Sponda war | Scitenjtüde und maſſive Häupter, welche oft ſehr reich 








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— — — —— — — — — —ñ— — SS * — — + 








Bett 361 Belt 


— —— 








ornamentirt, bronzirt, lackirt oder vergoldet ſind. Die lichen Bettſtelle, in gebogenen Linien auſwärts u. nach der 
Londoner Gewerbeausſtellung vom Jahr 1851 bot ſogar Mitte zu, eiſerne Drähte, die oben unter ſich, etwa in Form 
Muſter, bei denen die Häupter u. 
Seitenwangen aus durchbrochenen 
Verzierungen bejtanden, hinter 
melden Glasſpiegel angebradıt 
waren. Solche Bettjtellen find aber 
ſchwer, kalt, theuer u. unpraftifch, 
indem die Ornamente Staub= u. 
Schmutzwinkel bilden u. dem Un— 
geziefer Schlupfwinfel bieten. 
Scarflantige, ſtark vortretende 
Verzierungen von Metall bringen 
überdies leicht Befahr für die ent» 
blöjten Körpertheile des Schläfers. 
Es empfiehlt fich daher, die Bett: 
geitelle möglichit glatt, ohne icharfe, 
vorstehende Eden und Spigen zu 
machen, und dem Eijen als gutem 
Wärmeleiter möglichſt wenig 
Maſſe und Oberfläche zu geben. 

Schmiedeeiferne Bettgeitelle 
werden von kantigem, beſſer von 
Rundeiſen bergeftellt. Wo Leichtig- 
feit beionders erfordert wird, wie 
3.8. bei zujammenlcgbaren Reije= 
betten, fann man auch Eifens oder 
Meffingröhren verwenden. Bei 
feſtſtehenden Bettgeitellen werden 
die Verbanditücde meiſt vernietet, 
doch auch verichraubt. 

Ro, wie in Gafthäujern, Kran— 
fenanftalten, Kaſernen ıc., das— 
ſelbe B. von verjhiedenen Perſo— 
nen benußt wird, muß man die 
Mähe nad) großen Berjonen be— 
meſſen. Oben am Kopf und unten 
an den Füßen jollen vom Körper 
bis zur Bettlade noch 10—15 em. 
frei bleiben. Bei eifernen Bettitellen Fig. 558, Schmicdeeiferne Bettſtellen. 
ift- dies beſonders nothwendig. 

Sweijchläferige Betten jollen mindejtens 1,,, m. breit fein. | einer Krone x., durch einen Eifenreif verbunden werden. 

Kinderbetten werden für die verichiedenen Lebensalter | In die Bettitelle wird num zunäcjit der Bettboden ge— 
in verſchiedenen Größen gefertigt. Man — = 
verjicht diefelben gern, um das Heraus 
fallen zu verhindern, mit erhöhten Ga— 
lerien, und bei eifernen Bettgejtellen 
häufig mitgeflohtenen Wänden. Dieje 
Bände können feititehend od. zum Ab— 
nehmen eingerichetet fein. Statt mit 
Drabtgeflecht, werden häufig auch, u. 
gangziwedmäbig, die eifernen Nahmen 
mit —— od. mit Schnuren— 
netzen verſehen. 

ei den Bien für Erwachſene iſt 
wenigſtens an dem Kopftheil eine ver= 
tifale Wand od. ein Rahmen erforder: 
lich, gegen welchen das Kopfkiſſen oder 
die Kopfrolle fich anlegt. Gewöhnlich 
wird auch am Fußende ein joldier Rah⸗ 
men, zuweilen niedriger als der am 
Kopfende, angebracht. Zu Ornamenti— 
rung durch eingelegte od. plaſtiſche Ar: 
beit bieten die Rahınen ein weites Feld. 

Soll das B. mit eg (Gar: 
dinen) verjehen werden, jo fann man 
die 4 Edpfojten etwas ſtärker nehmen, Fin. 554. Eiſerne Neifcdettitelle. 
verlängern, als Säulchen behandeln 
u. oben durch horizontale Stangen, woran die Vorhänge | legt; bei hölzernen Bettitellen find meijt zu dieſem Behuf 
befeftigt werden, verbinden. Oder man führt, grazids, | an die Seitenbreter unten Leiſtchen befeftigt, auf die ſich 
aber minder zwedmähig, von den Edpfoiten der gewöhnz | Yatten oder Breter (Beitbreter) legen. Angenchmer rubt 

Mothes, Illuſir. Bausteriton. 4. Aufl. I. 46 




















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Bett 


362 


fich's, wenn dieMatrage xc.nidht auf folchen Bretern, ſon⸗ | Stäbe b.... aber 12 mm. und die ichwächeren Bert 
dern auf einem mit Gurten bejpannten Rahmen, Belt- | 


Dett 


Bertital- 
jtäbdhence....nur6 mm. lleber die unteren horizon— 


rahmen, liegt; bei eifernen Bettftellen wird der Rahmen | talen Stäbe b find zunächit quer die Flachſchienen dd.... 


meift dadurd entbehrlich, dak man zwiſchen die Beine | 
Eifenftäbe einfpannt und diefe mit flachgelegten Eifens | 


ſchienen überdedt. Gewöhnlih läht man analog den 


und hierauf, der Länge nad) zum Tragen des Bettwerfs, 
die Schienen e e gelegt. Hebt man die Schienen d d und 
ee aus, fo läßt fich die Bettitelle flach zufammenklappen, 


Gurten eine Gruppe von parallelen Bandichienen der | da die Verbindung der horizontalen Stäbe b b mit den 


Länge nad) und eine zweite der Breite nad) laufen u. zwar 
jo, daß fie eine Art Geflecht bilden, worauf das Unterbett- 
wert (Strohfad, Matrage u. Federunterbett) gelegt wird. 
Man kann die Rahmen aber auch hier mit leinenen Gur— 
ten überjpannen. An engliſchen Betten jahen wir eine 
Ucberfpannung mit einer Art Stahlfedern, die jebod) 
feine bemerkenswerthen Bortheile bot, was eher von dem 
ringpanzerähnlichen Drabtgefledhte gilt. | 
Fig. 552 zeigt eine fchmiedeeiferne Bettftelle, in "/,, | 





Fig. 556. Bettjtelle mit verjtellbarem SKopftheil. 


der natürlichen Größe, aus vierfantigen Stäben. Die 4 | 
aufrechten Stäbe a a haben einen quadratijchen Quer: 
ſchnitt von 17 mm. Seitenlänge und find O,,, m. hoch. 
Die horizontalen Seitenſchienen b beitehen aus Fiachaſen 
von 8 mm. Breite und 19 mm. Höhe und find in die auf: | 
rechten Stäbe mit Zapfen eingejegt und vernietet. Die | 
Bettträger cc find 6 mm. breit, 19 mm. hoch und mit den 
Seitenfchienen bb vernietet. Die an den Häuptern ange- 
brachten Stäbedd, ebenfallö aus 6 mm. breiten u. 19 mm. 
hoben vierfantigen Stäben, find in die Vertifalftäbe a mit | 
Bapfen eingeftedt u. vernietet. Die gebogenen Wangen 
jtäbe ee find& mm. auf 19 mm. ſtark, oben mit Zapfen ein- 
geſteckt, vernietet u. unten an den inneren Seitender Scies 
nen b angenietet. Das ganze Geſtell wiegt 44—45 kg. 
In ig.553 ift eine ſchmiedeeiſerne Bettitelle aus Rund⸗ 
eifen, in/,, der natürlichen Größe, dargeitellt. Died Ed 
jtäbe a a haben 17 mm. Durchmeſſer, die horizontalen 








Vertilalftäben a a nicht feit iſt, ſondern aus Oeſen beitebt, 
welche eine Umdrehung zulafjen. Die unteren Stäbe b 
ruben auf Anjägen (Gejenfen), die ſich an den vertikalen 
Stäben a befinden. Die Eintlappbarkeit geftattet beque- 
meren Transport, hat aber den Nadıtheil, dab das B. nicht 
volltommen feſt in jeinen Verbindungen fteht. 

Fig. 554 ftellt die Anficht einer eifernen Reiſebettſtelle, 
Feldbett oder eigentlich Faltbett, mit Himmel dar, weldye 
ganz zufammengelegt und jamt Bettwerk in einen mähig 
großen Kofferverpadt werden kann 
(Londoner Austellung 1851). Die 
Langſtäbe aa beſtehen aus Röhren 
theilen, welche peripektivartig in 
einander geſchoben werben fönnen; 
die Seitenſchienen b b werden ein: 
gehängt; fie laſſen fih aushängen 
u. mit dem Gurtengeflecht zuſam— 
menlegen, Die Füheccejind eben- 
fall zufammenlegbar. Das obere 
Geſtell läßt ſich auch ganz aus ein- 
ander nehmen u. zuſammenlegen. 
Die Bettſtelle kann fo in ganz klei— 
nem Raum verpadt werben. Wird 
elegantes Ausjehen gewünfcht, jo 
fertigt man ſolche Bettitellen aus 
Meſſingröhren. 

Fig. 555 ſtellt ein amerikaniſches 
Feldbett dar, das ſamt Bettwerk in 
ganz kleinem Koffer verpadt u. auf 
Reiſen leicht nachgeführt werden 
kann (ebenfalls Londoner Aus— 
ſtellung 1851). Die Edpfojten a... 
beſtehen aus Hülfen von Meifing, 
weiche ſich perjpeftivartig in ein- 
ander verjchieben laſſen; die unte- 
ren Röhren haben einen Durch— 
mejjer von 27 mm.; die dünneren 
oberen Stäbe find maſſiv. Die 
Stüßen b b, 2,, cm. im Durch: 
meſſer, find wie die Edjtäbe mit 
einjchiebbaren Hülien cc... .. ver: 
jehen, welche mit den den Füßen 
der Stäbe durd Holzitäbchen von 
8 mm. Breite und 12 mm. Höhe 
mittels Dejen verbunden find. An 
den oberen Enden der Stüßen b be- 
finden ſich Oeſen, in welche ein ſtar— 
fe& Tuch d eingenäht wird, das dem Bettwerf als Unter: 
lage dient. Man ſieht leicht, wie fich dieganze Bettſtelle 
dicht zufammenlegen läht. Das Unterbett bejtcht aus einer 
Kautſchuk⸗Luftmatratze und eben ſolchem Kifjen, welche je 
an einer Ede mit Iuftdicht fchlichenden, verftellbaren 
Hähnen verjeben find, durch die man die Luft ein= u, aus— 
lajien fann. Auf die Kautſchukmatratze kommt, als Unter: 
lage für den Rubenden, eine wollene Dede und Leintuch. 
Bum Zudeden benugt man ebenfalls eine wollene Dede. 

In Fig. 556 ift noch (im "/,,der natürlichen Größe) eine 
Bettjtelle dargejtellt, welche ein beliebiges Erhöhen des 
Kopftheilsgeitattet, indem beim Drehen der Heinen Kurbel 
a am Fußende der Bettftelle die am Ende der Hurbelitange 
b angebradyte Scyraube ohne Ende in einen Tricb ein— 
grei, der auf der Welle e ſeſtſitzt und dieje jomit dreht. 

uf derjelben Welle jind noch zwei andere Triebe aufge- 
feilt, welche in die Zahnbogen d d eingreifen u. diejelben 


Bettbret — 


beben od. jenten. An den Zahnbogen iſt oben ein Theil des 
Lattengerüſtes befejtigt, welcher ſich bei e um Charniere 
dreht u. jo gehoben od. geienkt wird (Lond. Ausit. 1851). 

Bei aus Hohleijen fonitruirten Bettjtellen beſtehen die 
Röhren auöBandeijen, mit Hülfe einer mechaniſchen Vor— 
richtung um einen Dorn gebogen. Die Verbindung der 
Röhrenftäbe nad) ihrer Länge, oder auch in einem Wintel, 
wird dadurd; bewerfitelligt, daß man in die zu verbinden 
den Röhren an der Verbandſtelle einen entjprechenden 
Dorn ftedt und diefen mit beiden Röhren vernietet. Wo 
zwei Röhren von ungleihem Durchmeſſer auf einander 
treffen, wird die dünnere in die didere gejtedt. Auch Röh— 
ren von vieredigem Querjchnitt kann man in diefer Weije 
berjtellen und zu eifernen Betten verwenden. 

2. (Waſſerb.) Bett eines Fluſſes zc., franz. lit, m., engl. 
bed, channel. Das Waſſer fließt entweder in einem nalür- 
lichen Bett (Ströme, Flüffe, Bäche) od. in einem künſtlichen 
Bett (Hanäle, Gräben, Serinne). Das Flußbett bejteht 
aus der Sohle (franz. fond du lit, engl. bottom of the 
channel)u.den beiden Ufern (fr. bords, engl. shores). 
Legt man eine Ebene jentrecht gegen die Stromrichtung, 
jo ergiebt fich der DQucerjchnitt (frj. section transver- 
sale, engl. lateral section). Soweit der Umfang desſel— 
ben im Bafjer liegt, nennt mandiejenden benetzte n Um— 
fang. Eine Bertifalebene. in Richtung des flichenden 
Waſſers giebt das Längenprofil, frz. section longi- 
tudinale. Ueber Abhang, Gefälle ꝛc. des Bettes ſ. betr. 
Art. Bol. auch Flußbett, Flutbett ꝛc. — 3. (Mühlb.) Bett 
eines Gerinnes zc., frz. radier, m., engl. trough, chan- 
nel, ſ. dv. w. Boden in einem Gerinne, aud in den Hält: 
chen oder Zellen an oberſchlächtigen Waflerrädern, in 
einer Schleuse od. dgl. — 4. (Bergb. u. Steinarb) f. v. w. 
Geſteinsſchicht. — 5. (Kohlenb.) Holzihicht im Meiler, 
1—2 m. hoch. — 6. (Hüttenm.) die auf die Sohle der Röſt— 
jtätte bei Erzröften gelegte Schicht von Reis» oder Scheit- 
holz. — 7. (Ziegler) die Gänge, welche man zwifchen den 
Thonhaufen, um Erweichung u. Aufloderung des Thones 
bequemer vornehmen zu fönnen, offen läßt. — 8. B.einer 
Maſchine, franz. table, f., plateau, m., engl. bed, table 
j.v. w. Fundamentplarte, obere Fläche der Intermaues 
rung od. dergl. — 9. B. einer Hobelmaſchine, j. Schlitten. 
— 10. B. einer Drebbant, ſ. Wange. — 11. B. eines 
Dods, j. Dodboden. — 12. B. des Pflaſters, frz. aire de 
pave, ſ. d. Art. Pflaſter. 

Bettbret, n., Bettleifte, f., franz. fongaille, goberge, f., 
engl. bed-staff, Bodenlatte oder Bodenbret des Bettes. 

Bette, f., barre a vase, Marie-saloppe, franz., engl. 
Mud-barge, ſ. v. w. Modderjchuite, ſ. auch Baggerprahm. 

Bettgang, m., franz. ruelle, f., engl. bed-side, bed- 
corner, Raum zwijchen Bett und Wand. 

Bettgeftell, n., auch Bettflatt, Bettfielle, Bettfpinde, f., frz. 
chälit, m., bois m. de lit, couche, f., engl. bed-stead, 
lat. sponda, arcalectus, j. Bett 1. 

Bettgurt, m., frz. sangle f. de lit, engl. bed-girth, 
j. im Urt. Bett 1. 

Betthimmtel, m., Getibehänge, n., Beltvorhänge, m. pl., 
Bettumhang,m.,fri.cielm. de lit,lambris m.delit, rideaux 
m. pl. de lit, tour m. de lit, engl. sparver, esperver, 
tester, testoon, canopy, bed-hangings, bed-curtains, 
ſ. Bett 1 fowie die Art. Farbe, Schlafzimmer x. 

Setikammer, f., 1. frz. garde-lits, m., Behältnis zu 
Aufbewahrung von Federbetten, mu luftig u. trodenjein, 
wird daher am beiten im Dachboden angebradjt. — 2, frz. 
chambre f. a coucher, dortoir, m., engl.bed-chamber, 
bed-room, fat. dormitorium, j.v. w. Schlafgemad (j.d.). 

Bettkangel, f., Bettfchragen, m., Price, f., engl. truckle- 
bed, erhöhte Bettjtelle, wie fie z.B. in Kuhſtällen ıc. ge— 
braucht wird. 

Bettkaften, m., Geltlade od. Bettbank, f., Bettfhrein, m.., 
Betiſchrauk, m., frz. bancasse, f., lit m. a tombeau, engl. 
press-bed, settle-hed, bed-eloset, turn-up-bed, jdiranf: 





363 





Bettung 





| fürmiger oder banfjormiger Kaſten, welcher, nach Weg: 


nahme des Dedels, als Bett dient; fehr häufig in Kutſcher— 
ituben, Bedientenftuben ıc.; man pflegt aud) hinter der 
Geſtalt von Tiſchen, Schränken ꝛe. Betten zu verbergen, 
1.3. B. Fig. 557; es ift aber all dies nicht zu empfehlen, 
weil jolche Betten den Tag über nicht ausdiünjten können. 
Bettleifte, f., j. Bettbret. 
Bettſchirm, m., frz. paravent, m., engl. bed-screen, 
auch jpanijche Wand, bes * 
wegliche Wand, in der Regel 
aus Rahmen mit Lein— 
wand u. Tapetenbezug be⸗ 
ſtehend, welche mittels 
Charnieren beweglich an 
einander befeftigt ſind. 
Bettſchrank, m., |. Bett⸗ 
kaſten u. Fig. 557. 
Bettfeite,f., frz. pan m. 
de lit, Seitenbret 
des Bettes, daher 
auh die dazu 
brauchbaren Bre⸗ 
‚ter von 3 cm. 
| Stärfe. 
Bettflollen, 
auch SBettpfoflen, 
m., Bettflange, f., Beitfäule, f., Bettfuß, m., frz. tringle, f., 
colonne de lit, pied m. de lit, quenouille, £., enal. bed- 
post, j. d. Art. Bett 1. Man nennt aber an vielen Orten 
auch jo diezu ®. braudibaren Hölzer, welche im Holzhandel 
zu 2 u.3 m. Länge, 6—10 cm. ins [7] ftarf vorlommen. 
Bettſtück, m. des Bug- 
fpriets‘ (Schiffb.), der 
Theil des Bugipricts, 
welcher auf dem Border: 
iteven aufliegt. 
'  Bettfluhl, n., frz. lit 
‚m. & fautenil, engl. bed- 
‚ chair, f. Fig. 558. 
Bettung, f., 1. über- 
haupt jede folide Unter- 
lage von gleichmähiger 
Tragfähigkeit,bej.zuNufs 
ftelung von Maſchinen 
x. — 2. (Wajjerb.) frz. 
radier, engl. bed, bot- 
tom, aud) Betiwerk gen., 
der Roſt bei Schleufen u. 
Berinnen, aud) die Be: 
feftigung des Flußbettes 
zwiſchen den Brüdenpfei= 
lern, fra. radier de pont, engf. pile-framing. Die Pfähle 
| werden 70—Bdem.von einander reihenweifeeingeichlagen; 
je 2 u.2 derjelben mit 1,,,—1,,, m. langen u. 12—25cm. 
ſtarken Holmen (Uleberlegern od. Käften) wägerecht belegt, 
die man mit Dobeln oder Holznägeln befeitigt; die Zwi— 
jchenräume der Käſten werden nun mit Thonerde ausge— 
ſtampft, dann auf die Käſten, entiprechend den Pfahlreihen, 
die Legden (25—30 cm. ftarf, 60—90 cm. von Mitte zu 
ı Mitte) aufgelegt, über welche die Kleybalfen (30—35 cm. 
itart, O,,0— 1,90 m. von Mitte zu Mitte entfernt, 7—10 
em.tief) eingeblattet werden ; quer über dieſe kommen noch 
7—10 em. jtarfe Bindehölger. — 3. (Kriegsb.) frz. plate- 
forme debatterie, tabloin, m., engl. platform, Dielung 
oder Bohlung, welche die in den Batterien ſtehenden Ge— 
ihüge erhalten, damit das Einjchneiden ber Räder u. des 
Schwanzes in den Erdboden bejeitigt werde. Man unters 
jcheidet volle u. Notbbettungen, unter den vollen wiederum 
gewöhnliche oder förmliche B., franz. pl. ordinaire, engl. 
common or rectangular p., u. ſchwalbenſchwanzförmige 
oder geſchwänzte B., franz. pl. en queue d’aronde, engl. 
46* 




















Dig. 558, Bettſtuhl. 





Dettteifte 364 Denle 

dove-tailed pl. Erjtere bilden ein Rechteck, die ſchwal— | Entjtchung von Lichtinterferenz (f. d.), indem die Licht: 
benſchwanzförmigen find an der Bruftwehr jhmäler als | wellen da, wo fie an feite Körpergrenzen treffen, disponirt 
nad) den Innern der Batterie, Verſchanzung ꝛe. Ferner | werden, neue Wellen zu erzeugen, die ſich durchkreuzen u. 
find noch zu erwähnen die zirfelförmigen B.en, frz. p. cir- | fo gegenfeitig vernichten (Schatten bilden) oder verftärten. 
eulaire, engl. traversing pl., für Küſtengeſchütze. Noth- Beule, f., 1. aud) Rofe (Foritw.); an Stämmen heißen 
bettungen beftehen nur aus 4 in die Erde gegrabenen und | jo die Ueberwachſungen der abgebrochenen oder verfaulten 
befejtigten Balfen, deren obere Fläche mit dem nn Hefte; man findet fie vorzüglich an Eichen», Kirſch- und 
bündig ift. Zwei von dieſen kommen unter den Schwanz | Nußbaumholz; andere werden auch durch Verletzungen 
des Geſchutzes, die beiden anderen unter jeein Radzuliegen. | veranlaßt, die der Baum von Inſekten erfahren hat. — 
Zu Herftellung der gewöhnlichen und ſchwalbenſchwanz-⸗ 2. fr}. godron, m., engl. boss, deutich auch Guadrone gen., 
fürmigen B.en werden 10— 20m. ſtarke Balken, die Batz | eine Art Verſtümmelung des Eierjtabes; j. Fig. 559; ihre 
terierippen, fra. lambourde,f.,gite, m.,engl.sleeper, | Anwendung iſt nicht überall anzurathen, da he leicht die 
oder Ripphölzer, eingegraben, durch Pflöcke befeftigt und | Geſamtwirkung des Profils zu jehr unterbrechen. Man 
der jo gebildete Bettungsrahmen, fr3.chässis m. de pl., mit | unterjcheidet: a) eingedrüdte B.n, franz. godrons creux; 
Dielen oder Pfoten, den Batteriedielen, Bettungs- | b) erhabene B., fra. godrons de relief; c) Blätterbeulen, 
boblen, f. pl., frz. madrier m. de plateforme, engl. plat- | frz. godronsfeuillesod. godronsde refend; d) Blumen: 
form-plank, mittels der Batterienägel (j.d.)querüber be= | beulen, franz. godrons fleuronnes. — 3. fr}. Jarret, m., 
nagelt. Zu Verminderung des Rücklaufes giebt man den | fehlerhafte Ausbaucdhung an Bogen und Gewölben. Wenn 
B.en bisweilen eine geringe Neigung gegen die Bruft- | eine jolche zum Vorſchein fommt, jagt man: der Bogen 
wehr od. verficht fie am Ende mit einer querüberbefeftigten | wirft B.n, l’arc jarrette. . 
Faſchine, einer jog. Hemmfafchine Da, wodie®.an| Beurre,m., irz., Butter, beurre de moutagne, Berg: 
die Bruftwehr ftöht, legen mandje Artillevien einen 20 bis | butter, Steinbutter; beurre debismuth, Bismuthbutter. 
25 cm. ind Beviert haltenden Ballen quervor,den Stoß: | Beutel, m., 1. eigentlidy Beitel, ſ. d. u. d. Art. Stech— 
balten, gegen das Beichädigen der Bruftwehrverkleidung | beitel 2c. — 2. franz. blutoir, bluteau, m., engl. bolter, 
durd die Räder beim Vorbringen des Geſchützes. sifter, bewegliche Siebvorrichtung an den Mühlen zum 

Bettungsfuge, f. (Maur.), j. Lagerfuge. Sichten des Mehles. 

Bettungskoffer, m., frz. ballast m. encoffre, encais- | Beutelkaften, m., Bentelkammer, f., franz. huche, f.. 
sement, m., engl. ballast-bed, f. in den Art. Gründung, | arche, f. recipient m. & boulange, engl. flour-chest, 








Kaftengründung ıc. bolting-hutch, flour-box (Mühlb.),der Mebltaften unter 
dem Beutel bei Waſſermühlen; bei holländischen Müblen 
a 








der Kaſten, durch welchen der mit Riemen eingefahte 
Beutel geht. 


\ | 2 \ Beurveau, buveau, beveau, beauveau, biveau, 
\ BI SL: 2* m., frz., engl. bevel, eigentlich jchiefer Winkel, den zwei 
| Sihchen bilden. Daher das zum Meſſen diefer Winkel 


geeignete, verftellbare Binfelmäß, der Stellwinfel, die 
| Schmiege, bej, aber ein Wintelmäh, beim Wölben ge: 
braudıt; der eine Schentel ijt fonver, je nach der inneren 
Wölblinie, der andere ift gerade und dient, um die Wölb- 
jteine danad) einzurichten. 

Bevel, bevil, bevel-cant, chamfer, s., engl., frz. 
beveau, beuveau etc., der ſchiefe Winkel zweier Flächen, 
‚die Faje, Abgratung. Daher badbevel (Zimm.), die 
Bettungsmaterial,n. (Eifenb.) frz. blocaille f. d’em- | Baumfante (f. d.); — bevel, adj., aud) bevil, bevelled, 
pierrement., ballast, m., engl. boxing-material, das | frz. &bisele, abgefait, abgelantet; be- 

Material zu Einbettung, d. h. Verlegung und Unter: | vel cant, die abgefajte Kante; bevel uinsr 
jtopfung der Schienen. gear, diejchiefe Gehrung, doch aud) da8 _-. „u 
etty, s., engl. (Schlofj.), das Brecheiſen. fonijche Räderwerk; — to bevel, a. v., 
betünchen, alt. 3., franz. donner la chemise a un en- an edge, eine Kante abſchrägen, ab— 
duit, l’eneroüter d’une derniere couche, engl. to finish | fanten, jowie einen ſchiefen Winkel mir — 


Fig. 569. Zu Art. Beule % 





the plastering; ſ. d. Art. Tünchung und Buß. der Schmiege mefjen; — to bevel a Zu 
betüpfen, bebiken, aft. 3., ſ. v. w. rauh pußen, mit | plank ete., abfajen; bevelled-off, bej. von Gurtjimfen xc. 
Sprigwurf verjehen (j. d.). geſagt, unten abgefaft, j. Fig. 560. 


Between-decks, s., ofaship,engl., das Zwiſchendec. Bevel-cutting, s., engl. (Zimm.),der Schmiegichnitt, 
Beuferung, Bewallung, f. (Wafjerb.), Anlage erhöhter | die Schmiegung. 
Ufer an Kanälen und Flüffen, um Ueberſchwemmungen Bevelment, bevelling, s., of an edge, engl., das 
zu verhüten. Abfaſen, das Abſchrägen einer Ede. 
Beuge,f.,frz.courbure, cambrure, ſ. Biege u. Biegung. Bevel-rule, bevil-rule, bevel-square, mitre- 
beugen, att. 3., Planfen b. heißt: diejelben durch An= | rule, s., engl., das Gehrmäß, Schrägmäß. Vgl. d. An. 
wendung von heißen Wafjerdämpfen ꝛc. krümmen. beuveau. — Moveable oder sliding bevel-rule, das be- 
Beugung, f., des Lichtes, Inflerion, Diffraktion, £., frz. | wegliche Gehrmäß, die Schmiege, der Wintelfafjer. 
diffraction, f., engl. inflection (Optik), bezeichnet die Ab: | Bevel-wheel, s., engl, das fonijche Rad, ſ. Zahnrad. 
lenkung der Lichtitrahlen von ihrem geradlinigen Weg beim | Bewahrungsanfalt, f., j. inderbewahranitalt. 
Borübergang an den Grenzen undurdjfichtiger Körper, bewaldredhten, aft. 3.,jr3.&baucherunarbre, engl.to 
wodurch dann auc) Licht in deren Schattenraum gelangt. | roughen, to baulkatimber. Einen Stamm b.heißt, ihn jo: 
Fit das aneinem undurchſichtigen Körpervorüberftreifende | fort nad) dem Fällen, teils wegen des leichteren Trans: 
Licht einfach, z.B. roth, gelb, blau zc., jo zeigen fi indem | ports, theil& zu Verhütung des Aufreihens, an zwei Seiten 
gebeugten gleichfarbigen Licht Dunkle, zu den Körpergrens | (bier u.da aud) an vier Seiten) behauen, jedoch fo, daß die 
zen parallele Streifen; iſt das Licht aber weiß, jo entitebt | Baumlanten breiter bleiben als die behauenen Stellen. 
ebenda eine Reihenfolge prismatifcher Farben. Nad) der | Bewallung, f.. j. v. iv. Beuferung. 
Modulationstheorie beruhen diefe Ericheinungen auf der | bewändern, drapiren, alt. 3., Figuren mit Geiwandung 





bewangen 


Bewäflerung 








verfehen, aud) Wandfläden durch Vorhänge c. verzieren; feinen Waſſermangel leiden. Aus fehr tief liegenden 


j.d, Art. Drapirung. 
bewangen, alt. 3. (Schiffb.), Maſten, Ragen ıc,, dies 
jelben durch Hölzer (Wangen) verjtärfen. 

Bewällerung, f., frz. arrosement, arrosage, m., engl. 
irrigation, ital. irrigazione, |pan. regadio. Die fünjt- 
liche B. kann und muß, je nad) den Verhältniſſen, auf jehr 
verjchiedene Art und Weiſe bewertitelligt werden, und es 
läßt fich daher kein allgemeines Syitem aufitellen. Die 
Aegypter benugten die jährlichen Nilaustretungen, indem 
jie eingedämmte Baſſins anlegten, in denen ein Theil des 
übergetretenen Nilwaſſers beim Zurüdgeben des Waſſer— 
jtandes binterblieb; wie fie dieſes dann auf die Felder ver— 
theilten, darüber fehlen uns leider alle Details, ebenjo 
über die Bewäſſerungsmanier der Griechen. Die Römer 
leiteten das Waſſer aus Quellen durch Wafferleitungen 
(j.d. Art. Aquäduft), in erhöhte Baſſins, Waſſerkaſtelle, 
von wo aus dasjelbe durch Nöhren vertheilt wurde. Um 
jih im hohen Sommer vor Waſſermangel zu ſchützen, 
aruben fte in der Nähe der Quellen künftliche Seen oder 
vergrößerten natürliche, aus welchen dann das Waſſer 
durch Abläſſe mit Requlirungsvorridtungen in die Aquäs 
durfte gelaſſen werden konnte; die Regulirung diejer Ab» 
läſſe, ſowie des Ablaufens aus den Rajtellen indie Röhren 
ſcheint meift durch metallene Hähne bewirkt worden zu fein. 

Unter den kulturtragenden Völkern des Mittels 
alters zeichneten ſich auch in diefer Beziehung 
die Araber und Mauren während ihres Aufent: 
balts in Spanien aus; fie theilten die ganzen 
von ihnen beherrichten Provinzen in Bewäſſe— 
rungsbezirke, denen das für ihre Felder nöthige 
Waſſer durch Aufftauung der Gebirgsbäce 
und Flüſſe für den Sommer gefichert wurde. 
Das ganze Bewäjjerungsiyitem einer jolden 
Provinz bieh riego (j. d.); die Aufitauung 
der Gebirgsbäche geichah durch große Futter— 


mauern, j. pantano, die Aufitauung der Flüſſe durch 
Wehre (presa). Aus den durd) dieſe Aufjtauungen ent 


itandenen Seen führten, durch azudes geregelt, die Haupt- 


tanäle, almatriches, das Waſſer ab; aus diefen ging es in. 


die azequias und azarbes über, aus welchen es durd) die 


azudas und norias auf das zu bewäfjernde Land gehoben | 


wurde, dafern nicht der Fall des Terrains erlaubte, dab 
das Bett der Kanäle höher lag als das Feld. Nach dem 
rlächeninhalt jedes Feldes und der Wajjerbedürftigfeit 
desjelben, bedingt durch die Bodenbeſchaffenheit und die 
erbauten Früchte, wurde die Waſſermenge, alema (j. d.), 
berechnet, deren jedes einzelne bedurfte, und danad) der 
Duerichnitt der Azequien und die tägliche Oeffnungszeit 
einer jeden gemeſſen. Nach der gröheren oder geringeren 
Trodenheit der Jahre oder einzelner Tage und der Quers 
ſchnittsſumme aller von einem Baſſin aus zu jpeijenden 
Azequien richtete ji) die Oeffnungsweite, welche dem Aus— 
lauf, escurridor (j. d.), für jeden Tag zu geben war. Die 
genaue Regelung diejer Oeffnungsweite war durd) einen 
Schraubenhahn, tornillo (j.d.), ermöglicht, der mit einem 


Zeiger in Verbindung ftand, welcher auf einer Skala den 


Nubitinhalt des in jeder Minute durd die Oeffnung entwei⸗ 


chenden Waſſers angab. Jeder Befiper hatte nun eine od. | 


mehrere Stunden lang des Tages das Recht, feine Azequia 
offen zu halten, wofür er einen Abonnementsbetrag, die 
alfarda, zahlte; wenn er dieje ihm zugejtandene Zeit übers 
ichritt, d. b. bei dem durch eine Glode, vela, vom Waflers 
wächter gegebenen Zeichen jeine Azequia nicht ſchloß oder 
diejelbe vor dem betreffenden Zeichen öffnete od. des Nach— 
bars Azequia verjtopfte 2c., fo wurdeer jehr jtreng beitraft 
durch ein aus Mitgliedern des Riego beitehendes Tribus 
nal, vor dem keine Appellation galt. Dieje Tribunale, 
owie die gefamte Einrichtung, beſtehen jept noch in vielen 
Provinzen Spaniens, u. machen es möglich, daß die Felder 
ſelbſt in den trodenjten Jahren bis zu Ende des Sommers 


Flüſſen u. Azequien wird das Wajjer durd) norias (f. d.) 
auf die Felder gehoben, An Deutſchland lag das Be— 
wäjjerungswejen das ganze Mittelalter über und jelbit in 
die neuere Zeit hinein ſehr im Argen; da bei unjerm ge— 
mähigten Klima eine totale Nustrodnung der fließenden 
Gewäſſer nur jelten zu befürchten ſteht, jo bat man fich ſelbſt 
‚in der neueften Zeit meijt der Anlegung von Sammel» 
bafjins enthalten fönnen, bezieht vielmehr gewöhnlich das 
Wafjerauseinem nahelicgenden Teich, See, Fluß od.Badı. 
Die Bewäfjerung des kulturfäbigen Bodens 
fommt im füdlichen Europa, Japan 2. auch bei Feldern 
vor, namentlich bei Neisfeldern. Im mittlen und nörd— 
lichen Europa ijt die B. der Felder bisher nur Verjud) 
gewejen; entweder benupte man Drainwäffer, oder man 
legte unterirdijche Röhrenleitungen ein, aus denen durch 
Drud das Waſſer in die Vegetationskrume dringt (gut 
gelungene Verſuche bei Leipzig). Zu allgemeiner An- 
wendung gelangt bei uns nur die künſtliche B.der Wieien 
(böchitens noch der Gärten). Von den gebräuchlichſten 
Bewäſſerungsſyſtemen unterjceidet man A. die Be- 
wällerung dur Eiuflauung oder Anſtauung, jo genannt, 
weil das Waſſer aufgeftaut und fürzere oder längere Zeit 
in die Wieſenfläche bineingeftaut wird. Sie wird nur 
bei lockerem, durchlaffendem Boden angewendet. B. Weber- 











Fig. 561. 


Bewällerung durch Rüdenbau. 


Nutungen, häufig in Wiefengründen vortommend, die an 
einem Bad} oder Fluß liegen, welche zeitweifeanjchwellen, 
austreten u. die umliegenden Ländereien fürzere od. längere» 
Zeit unter Wafjer fegen, dadurch anfeuchten und düngen. 
Bei diefer Art der B., welde nur dann vortbeilbaft iſt, 
wenn ſie zu rechter Zeit im Frühjahr und Spätherbft ein- 
tritt, ift cs gut, den Wafferlauf (Bach, Fluß) oder deſſen 
Ufer jo viel wie möglich zu beherrichen, damit man vor= 
zeitige oder zur Unzeit fommende Ueberflutungen ver- 
‚ meiden fann. Ebenfo mu man — dem Terrain nach— 
‚gehend — für gehörige, gewöhnlich größere Entwäſſe— 








‚ rungsgräben jorgen. C. Meberriefelung (Beriejelung). Hier: 
| bei unterjcherdet man wiederum die lleberriejelung a) durd) 

Hangbau, bei weldem die Wiejenflähe nur eine ein- 
jeitige Neigung bat. Das Wajjer tritt während der Ueber— 
riejelung nur über die eine (untere) Kante des Ricjel- 
gräbchens über. Der natürlide Hangbau, welder 
ſich an vielen Derten, bei. im Gebirge, von jelbft darbieter, 
it die billigite Anlage und da ausführbar, wo die 
Wiejen ein Gefälle von mindeitens 2:100 haben; b) durch 
Nüdenbau. Bei dieſem bejtcht die Wieſenoberfläche in 
mehreren Satteldädyern, auf deren oberem Hamm eine 
Riefelrinne und in den unteren Schnittflädhenfanten eine 





Bewäflerung u 366 


Bewegung 








Entwäflerungsrinne liegt. In Fig. 56l find RR bie 


Riefelrinnen, weldie aus dem Gräbchen G geipeift werden 
und ihr Waſſer über die Sattelflähen SS riejeln laſſen, 
welches durch die Entwäfjerungsgräbchen EE in den 
nächſten Ableitungsgraben geführt wird. Man unter: 
jcheidet auch hierbei wieder den natürlichen und den 
künstlichen Rückenbau. Beim natürlichen Ridenbau 
werden die Bewäflerungsrinnen durch Erde und Rajen in 
der Weije hergeftellt, wie in Fig. 562 zunächſt unter Lane 
gegeben. Im zweiten Jahreträgt man das durch Räumung 
der Niefelrinnen gewonnene Bodenmaterial zu beiden 


Seiten auf(unter Il)u. kann jomit im dritten Jabre(III) 


ſchon Rüden formiren. Die Einfachheit und Wohlfeilheit 
empfehlen den natürlichen Rückenbau jtets vor dem künjts 
lichen und für den Fall, wo das für den Hangbauerforder- 
liche Minimalgefälle von 2 Broz. nicht vorhanden iſt. Die 
gewöhnliche Länge der Rüden beträgt durchichnittlich 20 
bis 30 m. — 
Beim künſt— 
lichen Rük— 
kenbau wer⸗ 
TURN RNWPPR Der Die nöthi= 
Fig. 563. Bewäfferung durch künſilichen Rüdenbau. er — 
fertig hergeſtellt und die Sattelflächen häufig noch mit 
Heinen Nebenrinnen durchzogen, wie Fig. 563 erfichtlich. 

Bon allen dieſen Methoden bleibt der Hangbau jtets 
der billigjte; nad) diefem der natürliche Niidenbau. Der 
fünftliche Rüdenbau ift in Herjtellung und Unterhaltung 





Ueberrieſelung und durch unterirdiiche Anfeuchtung zu— 
gleich. Sobald der Traft zwijchen x'x‘ undx’‘ x“ gehörig 
bewäſſert ift, wird das Ventil V im Kaſten (bei o ge— 
öffnet, das in 0“ geichlojien, und num beginnt diejelbe 
Wirfung wie zuvor, u. ſ. f. Diefe Methode der B. ift bei. 
in Holjtein (Schleswig) ausgeführt worden; desgl. auch 
durd) die landwirtbichaftliche Werfuchsjtation in Wies— 
baden. Zur Befihtigung größerer Bewäfferungsanlagen 
iſt be. das Großherzogthum Baden jomwie das jogenannte 
Siegener Land zu empfehlen. Auch in der Lombardei ijt 
in der neueften Zeit jehr viel für die B. getban worden. 

Das geeignetite Wajfer ift das aus Flüffen u. Bächen, 
während das aus Moor: und Torfboden jtammende 
Waſſer fich nicht dazu eignet. 

Die Bemefjung der B. richtet fich bei. nad} der Boden= 
beichaffenbeit ; Schwerer Boden bedarf mehr B. als leichter, 
mächtige Kies- oder Sandſchichten mehr als ſolche, unter 
denen eine Thon= oder Lertihichicht liegt; Torfmoor muß 
viel, aber ſchnell bewäſſert werden, nirgends aber darf 
man das Wajjer lange ftchen laſſen. In der neueften Zeit 
wird auch häufig das Waſſer zu Beriejelung tief liegender 
Wieſen aus der Drainirung böberliegender Felder benugt 
und zu diefem Behuf zwijchen beiden ein Sammelbajfin 
angelegt; man ſchwängert wohl aud) das Bewäfjerungs- 
waſſer mit Düngermaterial (Guano, Kalt, Salz oder 
Nichenlauge), was dann aber nur im letzten Stadium der 
Beriefelung geicheben darf. [r. Wgr.) 

bewegende Rraft, f., Beweger, m., franz. moteur, m., 
force f.motrice, force mouvante, engl. moving power, 


der theuerfte u. wirdverhältnismäßig wenigerangewendet. |tnotor (Mech.), ift die Gefamtheit aller beſchleünigen— 
In neuerer Zeit wird aud) ein neues Syſtem: D. die un- | den Kräfte, welche auf einen Körper wirken; iſt 2 die be— 
terirdifche Bewäflerung nad) Beterjen, in manchen Landes: | jchleunigende Kraft (f. Beſchleunigung) und m die Maſſe 
theilen benußt. Nach demjelben wird das Waffer in einem | des Körpers, jo iſt die b. K. = mg; jo ijt das Gewicht 


Big. 564. 





Fig. 866. 


Dig. 565. 


unterirdijfchen, dichten Röhrenftrange RR Fig. 564 in 
der Weife zugeleitet, daß es in Holzfäften 0°0 ..., deren 
Einrichtung unter Fig. 565 jpezieller dargeftellt ift, ein— 
tritt und von da in feitlich abzweigende oberirdijiche Gräb— 
henxx“... Fig. 566, unter denen ſich gleihlaufende unter: 
irdiiche Drainröhrenftränge befinden. Die B.geichieht auf 
jolgende Weile: Man jchlieht das in jedem der Käſten be= 
findliche Ventil V, indem man einen bei i an einem Draht 
hängenden Hebel hinabläht. Das Waſſer jtrömt durch R 
herzu, füllt den Kaſten O an und flieht durch die Spalten 
bei e in die oberirdijchen Riefelrinnen x’ x" ...; durch 
das Drainrohr bei S dagegen in die in mit x x gleich— 
laufenden unterirdijhen Drainröhren, durch deren 
Stohfugen das Waffer austritt und den Boden anfeud)- 
tet. Die Bewäflerung geſchieht alfo durch oberirdijche 


eines Körpers feine bewegende u. die Schwerkraft (deren 
Mäß durch g bezeichnet wird) feine bejchleunigende Kraft. 
Liegt die Maſſe, auf welche die bewegende Kraft wirft, auf 
einer Ebene und ift die Kraft normal gegen die Ebene ge= 
richtet, jo geht die b. K. in einen Drud über. 
beweglicher Backofen, m., ſ. Badojen 4 und 5. 
beweglidye Brücke, f., frz. pont volant, m., j. Brüde. 
bewegliche Rolle, f., Iranz. poulie f. coulante. engl. 
running pulley; jo heißen die Rollen an den [ofen Flaſchen 
der Flaſchenzüge, die mit der Laft in die Höhe geben; ſ. d. 
Art. Flafchenzug und Rolle. 
bewegliche Scheune, f., franz. tas m. mobile, engl. 
moveable barn, mobile barn, mit Schilfvad), Leinen— 
‚dad, Mattendach oder dgl. verfehenes Geritit auf Rädern, 
welches von einer Feime zur andern gejchoben wird, um 
das Betreide auf dem Feld im Trodnen ausdreſchen zu 
fünnen; enthält eine Tenne und einen Schuttfajten; bei. 
in England gebräuchlich. 

Brwegung, f., frz. mouvement, m., engl.movement, 
motion. (Mech.) A. Die B. ift der Gegenfaß der Ruhe, 
alfo der Zujtand, in welchem ein Gegenitand oder Körper 
ſich befindet, wenn er feinen Ort im Raum ändert. Die 
Bewegungslehre, Lehre von den B.en, Dynamif, 
hat die eigentliche B. im Gegenſatz zum Fall des Gleich: 
gewichts zu unterjuchen. Nach den verschiedenen Aggregat- 
zuftänden der Körper, welche betrachtet werden, unter: 
ſcheidet man Geodynamik, Hydrodynamik u. Aerodynamıl 
(Bneumatif); die erjte behandelt die feiten, die zweite die 
tropfbar flüſſigen u. die dritte die luftförmigen Körper. 

B. Bewegung fejter Körper. Man kennt die B. 
eines Körpers, wenn man das Geſetz fennt, nad) welchen: 
ſich ein jeder beliebige Punkt diejes Körpers bewegt. Bei 
der B. von Punkten ift zu berüdfichtigen: Ort, Babn u. 
Geſchwindigkeit, d. b. der Raum, in dem die B. ftatt: 
findet, die Richtung, der Weg, den der Punkt durchläuft, u. 
die Schnelligkeit, mit der er diefen Weg durchläuft. 1. Die B. 
it zunädjitentiwederabjolutod.relativ, jenahdemman 
den Ort eines Körpers aufeinen Raum bezieht,der entweder 








„_Sewegung 





felbſt in Ruhe oder in B. it. Die Bahn in eine Einie, jei | 


es eine gerade od. frumme, u. wird, wie jede Kurve, durch 
eine Gleichung mittels Koordinaten (j. Kurve) beitimmt; 
die Geſchwindigkeit, die der fich bewegende Punkt anirgend 
einem Bunft der Bahn hat, ermittelt ſich durch Angabe 
de3 Weges, den der fich bewegende Punkt durchlaufen 
würde, wenn er mit der Schnelligkeit, mit der er an dem 
betreffenden Punkt in der Bahn angelangt ist, plößlich in 
gerader Linie (alfo in der Tangente an feiner Bahn) fort: 
eifen würde. Man fann jich auch die Bahn als durd) die 
verjchiedenen Tangenten, welche die Geſchwindigkeiten ans 
geben, umbülltvorjtellen und diejelbe jo beitimmen; der 
Durdyichnitt zweier Tangenten, an unendlich nahe bei ein= 
ander liegenden Punkten der Bahn gezogen, läßt fich dann 
jelbjt als ein Buntt der Bahn anſehen. — 2. Den einfach: 
ſten Fall in Hinficht der Bahn bildet die geradlinigeB,, 
fr}. mouv. rectiligne, engl. rectilinear motion, da die 
gerade Linie dieeinfachite Kurve ijt; wirft nur eineeinzige 
Kraft, jo wird die B. jtet3 geradlinig jein; doc) wird jie 
es auch, wenn mehrere Kräfte gleichzeitig in der Weije 
wirken, daf fie durch eine einzige Kraft ſich erſetzen laſſen; 
eine frummlinige B., franz. mouv. curviligne, engl. 
m.in a curved line, fann nicht ohne gg von 
mindejtens zwei Kräften ftattfinden. — 3. B. mit Bezug 
auf die Zeit.a) Die gleihförmige B., frz. m. uniforme, 
engl. uniform or equal m., ift e8, welche den einfachiten 
Fall in betreff der Geſchwindigkeit bildet, indem in gleichen 
Beiten ftets gleiche Wegitreden durdlaufen werden, fo 
daß der durchlaufene Raum s glei) ift dem Produkt aus 
der Geſchwindigkeit e und der Zeitt(s=c.t). Mittels 
des Beharrungsvermögens (f.d.) würde eine einzige Kraft, 
die im Anfang der B. wirkt, hinreichen, um ein Syſtem 
von mit einander verbundenen Punkten, aljoeinen Körper, 
gleihförmig und in gerader Linie vorwärts zu treiben, 
vorausgejicht, daß feine anderen Kräfte entgegenwirkten; 
da aber auf der Erde die Luft, das Waſſer oder der Erd: 
boden ſchon allein eine Hemmung oder einen Widerjtand, 
jei es durch Reibung oder andere Urſachen, hervorrufen, 
jo wird eine gleihmäßige B. nur dann vorfommen, wenn 
in jedem Augenblid durch neu hinzutretende Kraft genau 
der durch die Hemmung entitehende Berluft erjept wird; 
jo ift e8 der Fall bei dem gleichförmigen Beharrungs- 
zuftand (j. d.) der Majchinen. b) Die ungleihförmige 
oder veränderliche B., frz. m. varie, engl. variable m., 
tritt ein, wenn in willfürlich gewählten, gleichen Zeit: 
abjchnitten nicht jtets gleiche Wegjtreden durchlaufen wer: 
den; fie heißt beſchleunigt, frj. m. aceéléré, engl. in- 
creasing m., wenn die Geſchwindigkeiten ſtets zunchmen, 
und verzögert, frz. m. retarde, engl. decreasing, m., 
wenn diejelben abnehmen. Bei der Maſchine z.B. findet 
dies jtatt, wenn der durch die Hemmung und andere Ur: 
jachen entjtandene Berluft nicht genau durch die neu Hinzus 
tretende Kraſt erſetzt wird, jo dah entweder ein Ueberſchuß 
oder ein Defizit entjteht. Nehmen die Geſchwindigkeiten in 
gleichen Zeiten jtets um gleich viel zu oder ab, jo entjteht 
die gleichförmig veränderte B., frz. uniform&ment varie, 
engl. uniformly variable m.,von der es zwei Arten giebt, 
nämlich die gleihförmig befhleunigte und Die 
gleihförmig verzögerte, von welchen beiden ein her— 
abfallender und ein * recht in die Höhe geworfener Stein 
in ihrer B. ein Beiſpiel geben. Bei der gleichförmig 
beſchleunigten B., bei welcher die Geſchwindigkeit ſich 
in jedem folgenden Augenblid um diejelbe Größe ver: 
mehrt (die Vermehrung inder Sekunde ift die Acceleration), 
tt der Raum jo groß wie bei der gleichförmigen B., wenn 
die Geſchwindigkeit der lepteren nur halb jo groß ijt als 
die Endgeſchwindigkeit der erjten. Hat z. B. ein Körper, 
der ſich mit gleihförmiger Geſchwindigkeit beivegt, in 10 
Minuten eine Geſchwindigleit von 5m.erlangt, jo hat er in 
dieſer Zeiteinen Wegvon60 X 10%X5/2= 1500 m. zurüd: 
gelegt. (Vergl. aud) den Art. Fall.) 





Dewequng 
Die Formel s — c.t für die gleihförmige B. gilt alſo 
auch für jede ungleichförmige B., wenn man jtatt t ein 
Beitelement oder unendlich Heines Zeittheilchen dt und 
jtatt s das innerhalb dieſes Zeittheilchens zurüdgelegte 
Raumelement ds jebt,da man annehmen kann, daß inner: 
halb eines Mugenblides die Geſchwindigkeit c, welche bier 
gewöhnlich mit v bezeichnet wird, jich nicht ändert, alfo die 
B. momentan als gleichförmige zu betraditen iſt. Man hat 


‚ demnach für jede ungleihförmige B. die Gleichung d s = 


v.dtod.v —PBeriodiſch heißt die ungleichförmige 


B., wenn innerhalb beſtimmter (alſo nicht willfürlicher) 
gleicher Zeitabſchnitte ſtets dieſelben Geſchwindigleits— 
verhältniſſe auftreten, wenn in dieſem Zeitabſchnitt ſelbſt 
die Geſchwindigkeiten ungleich find; bier iſt alſo die 
Summe der in einem ſolchen Zeitabichnitt hinzutretenden 
Kraft gleich dem zu derjelben Zeit jihergebenden Verluſt; 
Dampfmajchinen mit Erpanfton geben ein Beijpiel einer 
derartigen B.— 4. Die®. ijt ferner ftetig, wenn fie nicht 
hin und wieder in Ruhe übergebt; im Gegentheil u. bej., 
wenn nad) bejtimmten gleichen Zeitabjchnitten Ruhe ein= 
tritt, heißt fie alternirend oder intermittirend, wie 
3. B. beiden Hammermwerfen. 

5. Beichreiben alle Punkte eines Körpers bei der B. 
parallele Bahnen, jo iſt die B. eine fortjchreitende 
oder progrejjive, fra. m. de translation, engl. m. of 
translation; wechjeln dagegen ein od. mehrere Buntte des 
Körpers ihren Ort nicht, während fih die anderen um dieje 
Buntte drehen, jo iſt fie drehend oder rotirend, franz. 
m. de rotation, engl. rotary m.; ijt nur ein rubender 
Punkt vorhanden, jo heißt diefer der Mittelpunkt der 
Drehung oder der Drehpunkt; find dagegen mehrere 
vorhanden, jo nennt man die durd) dieſe Bunfte gezogene 
gerade Linie die Drehungs= od. Rotationsadje. 

6. Der Unterschied zwiſchen freier undgebundener 
oder bejhränfter®. bejteht darin, daf bei der eriteren 
der Aeußerung der Kräfte fein Hindernis entgegeniteht, 
welches nicht von derjelden überwältigt werden könnte, 
während bei der leßteren der Körper in betreff feiner Bahn 
gewifien Beichränfungen unterworfen iſt; jo ijt die ©. 
eines fortgefchleuderten Steines eine freie, während die der 
Maichinentheile eine gebundene ift, deren Bahn geome— 
triſch beſtimmt ift, wenn auch die Gejchwindigfeit Here 
maligem Durchlaufen der Bahn verjchieden jein kann. Die 
Einſchränkung in eine bejtimmte Bahn (mie etwa bei 
Führungen, Schienen) äußert ſich durd) einen Drud jent: 
recht gegen die Bahn, während die Bahn jelbjt in umge— 
fehrter Richtung einen Gegendrud ausübt; betrachtet 
man diefen Gegendrud als eine gleichfalls ſich außernde 
Kraft und führt diefelbe in die Rechnung ein, jo kann man 
durd) fie die Wirkung der Bahn erjegt denfen und bei 
dieſer Berüdjichtigung die gebundene B. als freie anjehen. 

7. Aus dem Vorbergehenden erhellt, daß eine B. zu- 
nüichſt eine einfache, frz. m. simple, engl. simple m., jein 
fann. — Im Maſchinenbau unterjceidet man folgende 
einfache B.en: 

a) Geradlinig fortichreitende B. oder der geradlinige 
Fortgang, m. de translation rectiligne. 

b) Der geradlinige Hin- und Hergang, m. de va-et- 
vient, m. alternatif, engl. reciprocating m., alternate 
m., backward and forward m. 

ce) Die fontinuirlie oder bejtändige Drehung um eine 
fejtitehende Achje, m. de rotation continue, engl. con- 
stant rotary m., circulating m. 

d) Der drehende Hin= und Hergang oder die Pendel: 
B., ichwingende, ichaufelnde®., m. oscillatoire, m. de ba- 
lancement, de bascule, engl. oscillatory m., see-saw, 

Zu dieſen B.en, bei weldyen im eriten und dritten Fall 
noch die Richtung zu beachten ift, fommen als zufammen= 
gejegte B., frz. m. compose, engl. composed m., hinzu: 


Bewegung 


e) Die frummlinige to 
wegliche Adhie. 


ntinuirliche Drehung um eine be= 


368 
‚digfeitshöbe) erzeugt die Geſchwindigleit, weshalb man 


Beweis 





die je nach der Geichwindigfeit verſchiedenen Wider: 


f) Der frummlinige Hin- und Hergang, Bendelichwine | ftände überhaupt am beiten durch die Widerſtandshöhe aus: 
gung mit beweglichem Aufhängungspuntt, wie fie 5. B. | drüdt. Bei Röhrenleitungen iſt es gleichgültig, obfie fallen, 


durch Herzicheiben vermittelt werden. 


jteigen oder horizontal liegen, jobald nur der Höhenunter- 


Um eine diejer Bewegungsarten in eine andere zu verz | ſchied zwiichen den Drudhöhen über dem Mittel der Ein: 
wandeln, bedarf es eigener Vorrichtungen, der Bewe- als auch Ausflußmündung ſich nicht verändert, ſowie 


gungsmedhanismen (j.d.). 


Nöhrendurchmeiler und Länge diejelben bleiben. Diedurch 


8. Bei dem Borhandenjein von Bewegungsbindernifjen | Reibung ꝛc. des Waſſers an den Wänden entjtehenden Wi- 


(1.d.), 3. B. aljo bei der B. der Körper in der Luft und im 
Waſſer, wählt der Widerjtand mit dem Quadrat der Ge— 
ichwindigfeit und iſt demnach 4=, 9, 16mal jo groß, wie 
wenn unter ſonſt gleichen Umständen ein Körper ſich mit 
2=, 3-, Afacher Geſchwindigkeit bewegt. (Man vergl. auch 
d. Art Kraft, Fall, Mechanik, Wurf ıc.) [Schw.) 

C. Die Bewegung des Waflers. I. in Flüſſen u. Ka— 


nälen. Die B. des Waſſers in Flüffen x. erfolgt durd) | 


die Neigung der Sohle derfelben gegen ihre Ausminduns 
gen und berubt einfach auf dem Geſetz der Schwere. Sie 
wiirde der B. eines auf einer ſchiefen Ebene herabrollenden 
Körpers zu vergleichen fein, wenn ihr nicht die bei einem 
jolchen ftattfindende Beichleunigung (f. Aeceleration) abs 
ginge. Man nimmt diesfalls an, daß die Beſchleunigung 
durch Widerjtände des Waffers an den Wänden und der 
Sohle, durdy das Verhalten der Waſſertheilchen unter 
jich ꝛe. aufgehoben werde. Die Gejepe der B. des Wajjers 
find nod) feinesiwegs endgültig gefunden und bedürfen nod) 
vieler Forſchungen, welche um jo eher zum Ziel führen 
dürften, wenn jie weniger auf dem Gebiet mathematijcher 
Spetulation, jondern mehr auf dem Weg direfter Meſ— 
jungen und Beobadhtungen angejtellt würden. Da bei 
der 3 ſtets die Geſchwindigkeit als mahgebender Faktor 


derjtände prägen ſich an * Strömen weniger aus, 
mehr bei Heineren Wafjerläufen, am meiften aber bei B. 
des Waffers in Röhren; bei diejen find daher die Wider: 
itandstoeifizienten weit größer als bei jenen. 

IL im Boden. Die B. des Waſſers im Erdboden iſt 
durch die Weite der Kapillarräume, Räume von der Fein: 
heit der Härröhrcden (ſ. Kapillarität), und durd das 
mehr oder weniger dichte Gefüge des Bodens bedingt. Die 
Heineren Kapillarräume entziehen ſtets den gröheren das 
Waſſer; in legteren ift jedoc) die Geſchwindigkeit des ka— 
| pillaren Waſſers größer als in den engeren Räumen. Es 
hängt alfo von dem Gefüge des Bodens die Geſchwindig— 
feit des Waſſers ab und von der Größe der Kapillarräume 
| die Menge des Waſſers, welche ein Boden fejtzuhalten ver: 

mag. Betreffsder Höhe, bis zu welcher das fapillare Waſſer 
ſteigen fann, j.d. Art. fapillare Erhebungszone. In einem 
Boden jedoch, welcher nicht mit Waſſer gejättigt ift, iſt die 
fapillare B. des Waſſers eine jehrgeringe; eine eigentliche 
ı Ortsveränderung findet nicht ftatt. [r. Wgr.) 
Bewegungsarten, £. pl., ſ. d. Art. Bewegung. 
Bewegungsgröße, f., die Größe oder Stärke einer Be: 

wegung wird nach dem in der Zeiteinheit (Sefunde) zurück— 
| gelegten Raum oder Weg bemejjen, welcher Raum oder 








auftritt, jo bildet dieſe auch bier das wichtigfte Glied in der | Weg bei der gleichförmigen Bewegung als Geihwindig: 
Reihe von Bewegungsgejegen. Im Allgemeinen iſt | feit bezeichnet wird. Man vergl. aud) d. Art. Bewegung. 
die mittlere Geſchwindigleit (f. Gejchwindigfeit) eines | VBewegungshinderniffe, n.pl., werden dadurd) hervor: 


fließenden Gewäfjers zu jegen: v—= Q/F = Bafjermenge 
(pro Beiteinheit, fast ſiets die Selunde) durch Waſſerquer— 
ichnitt. Gewöhnlich iſt Qunbekannt, reſp. geſucht; in dem 
Ausdruck Q = v.F wird F durch Austiejen (j. d.) und 
Längsmefiungen bejtimmt. Dagegen unterliegt die Er: 
mittelung von v den jorgfältigiten Unterfucjungen (j. Ges 
ihwindigfeitsmefiungen). Im Stromſt rich iſt die Ge— 
ſchwindigleit größer als nad) den Ufern zu, bis zu welchen 
jie nad) und nad) abnimmt. Ebenjo nimmt in vertifaler 
Richtung die Geſchwindigkeit nach unten zu ab. Die neuejten 
Unterfuchungen bejtätigen, daß die Art der Geſchwindig— 
feitöveränderung if einer dem Stromſtrich parallelen Ver— 
tifalebene einer Barabelturve entipricht, deren Achſe — 
die größte Geſchwindigkeit repräfentirend — entweder am 
oder gewöhnlich unter dem Wafjeripiegel liegt. Hart an 
der Sohle und den Seitenwänden iſt die Geſchwindigkeit 
gleich Null. Bei Windftille liegt die Parabelachſe ıc. "/, in 
der Tiefe, von oben gerechnet. Um überhaupt die ðdebe 
der B. des Waſſers in Flüſſen und Kanälen richtig er— 


gerufen, daß die Körper ſich nicht im leeren Raum bewegen, 
ſondern mit anderen Körpern in Berührung treten. Solche 
Hinderniffe find für gewöhnlich der Widerjtand der Luft, 
des Waſſers und die Reibung zwijchen feiten Körpern. 
‚Bewegungsmedanismen, m. pl., werden die mecha— 
niſchen Vorrichtungen zu Verwandlung und Regulirung 
der Bewegung in den Maſchinen genannt. Ein Medyanie: 
mus zu Verwandlung einer Bewegung in eine andere be— 
' steht aus wenigitens zwei Bejtandtheilen, von denen jeder 
nur eine gewifje einfache Bewegung zu machen vermag, 
die aber mit einander in der ®eife in Zufammenbang ge: 
bracht find, daß durd) die Bewegung des einen die Bes 
wegung des andern hervorgebracht wird. Dieeinfachen Be: 
wegungen der Elementarbeftandtheileeiner Maſchine jind, 
wie in Art. Bewegung angeführt, hauptfächlich 1. die ge: 
radlinig fortfchreitende, 2. der geradlinige Hin= u. Her— 
gang, 3. die gleihgeridhtete Drehung, 4. die Hinz u. Her— 
drehung. Außer diefen fann man noch frummlinige Be- 
wegungen in Betracht zichen, die aber nur ausnahmsweise 


fennen zu fönnen, hat man folgende Eigenſchaften näher | vorfommen. Die genannten Bewegungsarten lafjen ſich 
zu beachten: 1. das Gefälle (j. d.), 2. die Form des Quer⸗ | in ſechzehnfacher Weije verwandeln, wobei die unendliche 
profils (f. Flußquerprofil), 3. die Gejhiebführung (ſ. d.), | Zahl von Barietäten, denen jede diefer Berwandlungen un- 


4. die Form des Längenprofils im Thalweg (ſ. Thalweg), 
S die Geſchwindigkeiten (ſ. d.) einzelner Waſſerfäden, 6. die 
Durchflußmenge ſ. — und die mittlere Ge— 
ſchwindigkeit, 7. die Waſſerſtände (}. Pegelbeobachtungen). 

II. in Röhren. Bei der B. des Waſſers in Röhren iſt 
die mittlere Gejchwindigleit abhängig von dem Gefälle der 
Röhrenleitung u. dem Verhältnis des IImfangs des Quer- 
ichnitts zu deſſen Fläche. Hierbei ijt — was beiden Flüſſen 
nicht in dem Mäße der Fall— das Gejamtgefälle (Höhen- 
differeng zwiſchen dem Waljeripiegel am obern und am 
untern Ende) zu berüdfichtigen. Bon der Wirkung des Ge— 
fälles wird ein Theil durd die an den Röhrenwänden, 
Krümmungen, Berengungen 2c. erzeugten Widerjtände ab» 
jorbirt Widerſtandshöhe); der andere Theil (Geſchwin— 


terworsen werden kann, unberüdfichtigt gelafjen ift. Die am 
häufigjten vortommenden B.n find: Schraube ohne Ende, 
Rollen, Riemenfheiben, Räderwerle, Excentrils umd 
| Krummapfen, Gerade- und Senkrechtführungen, Schal- 
tungen 2c.; ſ. d. betr, Art. 
Bewegungsmoment, n. (Mechanik.), franz. quantits 

de mouvement, engl. momentum of body, iſt das Pro— 
duft aus Maſſe und Geſchwindigkeit eines Körpers. 
'  Bewehrung, f., j. v. w. Beiriedigung; j. Einfriedigung 
und Frieden, 

Beweis, m., franz. demonstration, f., heißt im allge: 
meinen die Darlegung der Wahrheit oder Unmwahrbeit 
einer Sache, und jein Zweck ift, etwas zur Gewißheit zu 
bringen. In logiſchem Sinn ift ein B. die Ableitung eines 











beweißen 369 Bezeichnung 


Satzes aus unbezweiſelbaren Gründen in gehöriger Ber: | Verwendung an einer beſtimmten Stelle zugerichtet find, 
fmüpfung. Beweiſe beruhen daber ihrer Form nach auf | ftatt mit gewöhnlichen Ziffern und eg ärg sun bern 
Schlüſſen, deren Prämiſſen die Beweisgründe (argumen- | befonderen Zeichen zu verfehen, die ich leicht mit den Werk— 
ta) find. Ein B.,der vollitändige Gewißheit gewährt, heißt | zeugen ausführen ger 
apodiktiich; bleibt aber das Gegentheil noch möglich, fo iſt 1. B.der Steine, Berfeßzeichen (1. d.) an den Haufteinen, 
er nur Wahrſcheinlichkeits-B. In der Mathematik un= | mit Steinmeßzeichen (ſ. d.) zu verwechfeln, 
terfcheidet man 1.den direkten B.vondem indireften;) 2.8. der Höhen, Tiefen ꝛc. in Situationsplänen ; ſ. d. 
bei dem erjteren verbindet man die Angabe unmittelbar | Art. Kotirung. 
mit früher gezeigten Wahrheiten; beim indiretten oder) 3.8. der zu fällenden Bäume und dergl.; j.d. Art. Ans 
apagogif * B. dagegen zeigt man die Unhaltbarkeit laſchen, Laſche, Waldhammer ꝛc. 
des Gegentheils der —— und kommt jo zu Be⸗4. B. für das Mäß ꝛc. j.d. Art. Mäß. 
gründung des aufgeſtellten Satzes. Es iſt daher bei einem | 5. B. der chemiſchen Stoffe, ſ. d. Art. Zeichen. 
apagogiichen B. nöthig, daß man vor allem darthut, daß | 6.8. der Zimmerwerthölzer. A. Vor dem Abbin- 
überhaupt einer der Fälle, des behaupteten wie des ent | den. Bei großen Zulagen liegen die befchlagenen Hölzer 
gegengefepten, jtattfinden müſſe; da er in der Mathematik | oft lange, che fie abgebunden werden. Um nun ohne langes 
meift bei dem B. der Umkehrung eines Sapes gebraucht | Suchen und Mefjen gleich jchen zu können, zu welchem 
wird, jo ift durch diefen früheren Sa jchon diefe Möglich: | Zweck ein oder das andere Holz paſſend bejchlagen ijt, bes 
feit gezeigt. 2. Ebenfo ift der analytifche B. vom ſyn- | zeichnet man fie durch Schnurſchläge mit Röthel oder 
thefifgen zu unterfcheiden. Der erjtere nimmt die Mög: | Schwärze, furz mit der naſſen Schnur, u. zwar erhalten: 
lichkeit der Behauptung an, denkt jich das zu Zeigende fchon | einen Schlag, Mauerlatten u. Unterbalten; zwei parallele 
ausgeführt und macht hieraus Schlüffe, bis die Verbin- | Schläge Umterzüge, Ballen zu den oberen Lagen und 
dung mit befannten Wahrheiten oder Unrichtigfeiten her: | Schwellen; drei parallele Schläge Rahmen, Ballen zur 
gejtellt ift, um jo auf die Nichtigkeit oder Umrichtigkeit des | dritten Lage 2c. ; einen Kreuzſchlag Dachbalken und Stuhl= 
aufgeftellten Satzes zu ſchließen. Beim fynthetifchen B. | balten; einen Kreuzſchlag mit Mittelichlag die Spann- 
geht man von befannten Wahrheiten aus und gelangt | riegel; einen Spipihlag (zwei in einer Spiße ſich ver⸗ 
endlich zu der Behauptung. Der ſynthetiſche B. gewährt | einigende Linien) die Sparren; drei Linien ineinem Spitz— 
daher volle Garantie, iſt aberder fomplizirtere, da die rechte | jchlag die Säulen. B. Auf der Zulage. Da die Hölzer 
Wahl unter den vielen befannten Wahrheiten zu treffen | der Zulage nad) Vollendung derjelben abgeräumt, aud) 
ift; der analytiiche Weg lehrt dieje Wahrheit jelbjt finden ; | wohl erſt nad) dem Bauplag transportirt werden müflen, 
man findet daher oft beide gemeinichaftlich benußt. Der | jo muß man aud) fie bezeidinen, um zu wiſſen, in welche 
ſynthetiſche Bang baut mithin fucceffive das mathematische | Etage, zu welcher Wand ꝛc. ſie — Dean hat dazu fol: 
Gebäude auf, der analytijche löft nady und nach das als ges | gende Zeichen: 1.in Leipzig u. ——— ae 
baut Borgejtellte in feine Theile auf. Da man ſich in der Ds u. Berlinhin.a) Zu B. der Balfenlagen Sch 
Arithmetik die zu juchende Größe ihrem Werth nad als mit einem ſchmalen 
gefunden vorftellt, jo ift hierdurch der Name Analyjis, der | Stemmeijen, Fig. 5675; ee 
häufig für die ganze Arithmetif gebraucht wird, erflärt. | die erite Baltenlage bee =, 
en en, alt. Z. frz. — ſ. weißen. fommt nes die zweite — 
ewerfen,aft. 3., wirdoft für pußen im allgemeinen, | wird nad) a Fig. 567, die 
ftz. enduire, engl. to plaster, gebr.; eigentlich aber heit | dritte nach b gezeichnetu. 18 997; Deantinng Dir Balten« 
b., fr}. er&pir, hourdir, enal. to rough-cast, nur ſ. v. w. | jofort. Die Dachbalten- 
die Mauer oder Berohrung mit einem Amwurf (j.d. 1.) | lagen erhalten einen Schlag und einen Stid) davor, f. c 
verjehen, aljo entweder den Kalk blos mit der Stelle an- 
werfen, ohne ihn dann breit zu reiben, oder die erite Schicht | Beizeichen werden lint® davon die Balfennummern in 
eines mehrſchichtigen Putzes aufbringen. Näheres f. in d. | römischen Ziffern gefept I, IL, III, III, V, VI, VIIi 
Art. Buß, berappen, Spritzwurf ıc. VIllLx. b) Zu B.der Binder oder Querwände, wobe, 
bewerken, alt. 3.(Zünfte), zum Mitmeijter aufnehmen. alle, auch die kürzejten Duerwände als Binder g 
—— akt. 3., 113 roster, rouster, engl. to woold| 39 —— — - — 
(Schiffb.), einen Maſt, Ragen, d. i. dieſelben wegen ein— 
getretener Splitterung beſchalen und mit Tauen beröteln. 
Bewurf, m., 1. (Maur.) fr}. erépi, m., eröpissure, f., 
engl. squirted skin, al& bejondere Bubarz,f. rauber Ber- | 








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4 
uß ꝛc.; oder B. als erjte Schicht, frz. auch gobetis, m.; 

Fer beides j.d. Art. Amivurf 1.; — auch d. dt Berapp, | Big. 568. Bezeichnung ber Binder, Wände ıc. in Leipzig. ıc. 
Buß x. Falſch ift ed, das Wort B. für Putz imallgemeinen werden, dienen die Stiche, Fig. 568, und zwar bedeutet 
oder für die zweite oder dritte Schicht eines mehrſchichtigen jedes Zeichen die in der Figur darımter gejehte Zahl; 
Putzes zu gebrauchen. — 2. (Dachd.) frz. ruilee,f., j.v.w. | Säulen u. Riegel jeder Wand werden von vorn nad hinten 
Berftreihung der Dachziegel x. mit Kalt. laufend mit römischen Ziffern bezeichnet; e) Zu B. der 

Bewürftung, f. (Wafierb.), Bekleidung mit Würften; | Langwände dienen Ruthenfdläge, fig. 569, wo eben- 
ſ.d. Art. Faſchinen; bewürfen, mit Batteriewürften(}. Fa= | falls jedes Zeichen die darunter gejchriebene Zahl bedeu— 
ſchinen) befleiden. tet; Säulen und Niegel werden 

bezahnen, att.3.(Mafdı.),frj.endenter, engl.totooth, | von linfs nach rechts in jeder —————— 
to cog, die Räder einer Maſchine mit Zähnen bejepen. | Band mit römischen Ziffern be= 

Bezeau, m., frz., im allgemeinen jedes ſchräg zuge- | zeichnet. Der Riegel wid n ——— — 
ſchnittene Holz, bejonders für die Schiftiparren umd fir jeinem rechten Ende mit der Jh — — — 
— — 7 — bezeichnet, in — — * an z 

eichnen, aft. 3., 1. fr}. signer, marquer, engl. to ſich andiefer Stelle einzapft. Die But 

Be ge jzuug nich etwas mit einem beliebigen Zeichen | Bänder jeder Wand werden — der — 
verſehen. — 2. Papier ꝛc. zum Zeichnen verwenden. gleich den Säulen, aber für ſich von links nad) rechts 

Bezeichnung, f., Auszeichnung, f., Werkzeihen, n., franz. | numerirt; beide erhalten das Zeichen unten in ber Nähe 
repaire, repere, signal, m., engl.mark, sign. Die Werl- | des Standzapfend, d) Zu Bezeihnungder Sparren 
leute pflegen Steine, Hölzer und andere Bautheile, die zur | dienen die römischen Ziffern, u. zwar werden die Sparren 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 7 








370 


Bibliothek 





Bezeihnung der Seitenflügel dienen die Hohl— 
ichläge, Schläge mit dem Hohlmeißel, und zwar erhält der 
linfe Seitenflügel das Zeichen a Fig. 570, der rechte das 
Zeichen b. Sonach würde 3. B. das Zeichen e Fig. 570 





m 


Big. 570. Diverfe Bezeichnungen im ſächſiſchen Flachland. 


bedeuten: 6. Säule (oder Riegel an der 6. Säule) der 
2. Querwand im dritten Geſchoß des rechten Seitenflügelg, 
das Zeichen d aber den 16. Keblbalten im Hauptgebäude, 
das Zeichen e endlich die 3. Säule (Band oder Niegel) in 
der zweiten Langwand des Dachs im linken Flügel. — 
2) In Böhmen, Schlejien, im ſächſiſchen Hochland ıc. 





Fig. 571. Bez. der Ballenlagen, Binder ıc, in Böhmen ıc. 


a) Zu Bezeihnung der Balktenlagen Stiche an den 
Kanten des Holzes, Fig. 571 a,b, c; wie viel Stiche, die 
fovichte Balfenlage ift gemeint, b) Zu Bezeihnung 
der Binder oder Querwände furze Hiebe (mit der 
furzen Schneide der Duerazt), Fig. 571 d, e, f (wenn fie zu 
gröherer Sicherheit gegen das Berquellen aufgejchnitten 

werden, wie bei g,h,i, heißen 
= fie Rutbe). c) Ju Bezeich— 
- nung der Langwände 
lange Siebe, Fig.572 a,b, c, 
oder Ruthen d, e, f, mit der 
langenSchneide der Queraxt. 
2 Zu Numerirung der 

alten, Säulen, Bänder und 
Sparren die Stiche Fig. DAB. e) Zu Bezeichnung der 
Seitenflügelein L undR mit dem Meißel eingehauen. 
Sonach würde 3. B. das Zeichen Fig. 573 a dasjelbe be— 
deuten, wie Fig. 570 ce, Fig. 573 b wie Fig 570 d, und 







. 572, 
Dez. ber Pi in Böhmen ıc. 





Fig. 573. 
ig. 573 e dasjelbe wie Fig. 570 e; das Kreuz Fig.574 a 


Diverfe Bezeichnungen in Böhmen xc. 


bedeutet, daß der neben dem Kreuz jtchende Bleijtiftitrich 
(Riß) die Bundjeite eines Holzes anzeigt, dejien Maſſe 
dann nach der dem Kreuz abgewendeten Seite des Riſſes hin 


ee ———— 
— — 






ce > 
Big. 574. Bezeichnung der Bundieite. 


liegt ; ein Doppeltreuz, Fig. 574 b, bedeutet, daß das be- 
treffende Holz ein Sind 
an den Schwellen die Stellung zweier Thürjäulen bezeich- 
net werden, Fig. 574 d iſt das Zeichen für eine Mitte. 
Ale Brovinzialabweichungen bier zu erwähnen, würde 
zu weit führen. Zum Berjtändnis des Syitems genügt 
das Geſagte. Einzelne Meifter pflegen ſich jogar eigene 
Syſteme zu ſchaffen. 


er iſt; nach Fin. 574 c u. e würde 








bezinnen, alt. 3., 1. aud) ziuneln, fri.creneler, bretes- 
ser, engl.to erenulate, to embattle, mit Zinnen befegen. 
— 2. ſ. v. w. verzinnen (j. d.). 

Bezirk, m., frj. enclos, m., engl. inclosed room, in- 
closure, eingejriedigter Naum; ſ. d. Art. Friede, 

bezwicken, alt. 3., |. v. w. auszwicken. 

Biais, m., franz., 1. (Tiſchl. ꝛc.) die Schräge, Gehre, 
ichräge Richtung, in welcher eine Linie od. Fläche an eine 
andere jtöht (vgl. d. Art. Bevel). —2. Biais, biaisement, 
m., frz., die Gehrung, ſchiefwinklige Anfügung. 

biais, m., adj., frz., Ichräg, ichieftwinflig. 

Biarseniet s. of cobalt, engl., Speislobalt (f. d.). 

Bibbs s. pl. of a mast, engl. (Schiffb.), die Baden 
des Maſtes. 

Bibelpult, n., ſ. d. Art. Altarbefleidung. Die Größe 
richtet fich nach dem Format der Bibel. 

Biber, m., als Symbol, bedeutet Lijt u. Schlaubeit in 
gutem Sinn; f. übr. d. Art. Symbolif. 

Biberbaum, m., 1. gemeiner Zulpenbaum (Lirioden- 
dron tulipifera, Fam. Magnoliaceen), wächſt in den füb- 
lichen Theilen von Nordamerika u. erreicht dort die Stärfe 
der größten Buchen und Eichen. Das Holz der jungen 
Stämme ift weiß und leicht, bei Älteren mehr gelblid, 
dient zu Drechsler- und Tijchlerarbeiten, nimmt ſchöne 
Politur an, wird felten von Infelten beimgejucht, wirft 
fich aber leicht. Die Kohle, welche es liefert, iſt ausgezeich- 
net. — 2. Großblütiger Tulpenbaum (Magnolia grandi- 
flora, Fam. Magnoliaceen), in Birginien und Carolina 
einbeimijch, doch auch bei uns afflimatifirt. Er wird bis 
24 m. hoch, jein Holz ift orangegelb und ſehr bart. 

Biberfchwang, m., 1. eine Art Säge, j. Art. Fuchs— 
ſchwanz. — 2. frz. tuile f. plate, tuile a erochet, engl. 
flat tile, plain tile, auch Flachziegel, Zungenitein, Dach— 
tafche, Ochjenzunge, Dachzunge, Hakenziegel, gemeiner 
Dadyziegel, 35—40 em. lang, 13—18 em. breit und 
1—1'/, em. did. Dieſe Art Ziegel find am untern Ende 
theils abgerundet, theil® verbrochen od. gerade, die gerade 
Endung ift jedoch) ſehr zu tadeln, weil das Regenwaſſer 
bei einer nach unten zu irgend wie ſchrägen Form befjern 
Ablauf findet. Dem oberen geraden Ende ift aufderRüd- 
feite eine Erhöhung (Naſe) angejept, mit welcher fie aufdie 
Dadjlatten aufgehängt werden. Vgl. übr. die Art. Dadı, 
Dachdeckung. Dachziegel ıc. 

Biberfhwars, n., ins Bräunliche fallendes Schwarz. 

Bibliolith, m., Biblolith, m. (Mineral.), verjteinerte 
Handichrift, d. h. Verfteinerung befchriebener Baum- 
blätter u. dergl., bei Ausgrabungen in Etrurien, Negyps 
ten 2c. manchmal gefunden. 

Bibliothek, f., Büderei, f., Liberei, f., Gũchetſãl, m., frz. 
bibliothöque, f., librairie, f., engl. library, griech. BrßAro- 
Iran, entweder ein ganzes Gebäude oder aud) blos ein 
oder mehrere an einander ſtoßende Zimmer oder Säle zu 
Aufbewahrung einer Bücherfammlung ; im eriteren Fall 
ift die B. gewöhnlich eine öffentliche, gemeinnüßige, und 
find dann mit derjelben oft noch andere wifjenichaftliche 
Sammlungen verbunden, fo daß blos die oberen Räume 
für die Bibliothef benußt werden, da helle, trodene und 
Iuftige Räume zu diefem Zweck unbedingt erforderlich 
find; zu Aufbewahrung der Bücher jelbit dienen gewöhn— 
lich Repofitorien oder Schränfe, amı beften eignen ſich je 
doch Slasjchränte. Begreiflicherweife hat man vorzüglich 
auf eine — raumſparende und doch bequeme Auf— 
ſtellung der Repoſitorien und Schränfe zu ſehen. Bei An— 
lage von dergleichen B.en iſt auf die dem Bedürfnis ent- 
jprechenden Leſezimmer, fowie auf die wegen Feuers— 
gefahr ſtreng vom Bibliothekraum geſchiedene Wohnung 
des Kaſtellans Rückſicht zu nehmen ; auch dem Bibliothefar 
wird öfters jeine Wohnung mit bier angewiejen. 

Die größte befannte B. des Alterthums wurde um 300 


Bibliothek Bu 1 Bibliothek 


v. v. Chr. von Btolemäus in Alerandrien. angelegt; die rö:| 5. _ Grundforn orm. Bekanntlich erreicht man die größte 
mijchen Kaiſer ahmten feinem Beiipiel vach. Sowohl | Geräumigkeit dadurch, daß man das Gebäude rund macht. 
dieje heidniſchen als die älteiten hriftl. B.en hatten ihren | Die runde Form eignet fich aber für Heine B.en durchaus 
Platz in nächſter Nähe der Botteshäufer; jpäter wurden | nicht ; die derfelben nahe jtebende Form eines regelmäßi- 
fie davon getrennt; aber bie Hauptfige der Wiſſenſchaften gen Vielecks iſt bei Heinen B.en mit qutem Erfolg ange: 
blieben immer die Klöfter, und fo hatten auch jie, bei. die | wendet worden. In ſehr großem Mäßſtab würde auch die 
Benediltiner-, Ciſterzienſer-⸗ und Karthäuſerklöſter, die runde anwendbar ſein, doch wird fie ſehr häufig durch ört— 
größten B.en. Erſt nad) der Reformation finden ſich liche oder durch techniſche Schwierigkeiten verboten, und 
größere Öffentlihe B.en. Die frühejten Beijpiele jelbitz | bier wird ein langes viercdiges Gebäude wohl am beiten 
jtändiger töherer Bibliothelanlagen find die Lofale der | allen Anforderungen entiprechen. 
Batitand:B. in Rom (1588), der mediceiihen Manu: | 6. Eintheilung. Zunächſt dem Eingang befinde ſich 
jfripten-B. in Florenz (1571) und der venctianischen, von | eine Garderobe, daran ſtoße das Yejegimmer für das 
Berrarca gegründeten, welche noch im 16. Jahrh.ein neues | Bublitum mit großen Tiſchen und Stühlen, jowie mit 
Gebäude erhielt. Dem 17. Jahrh. gehört Fig. 575 an. breiten Tafeln an den Fenſtern zum Befichtigen von 
Für die Erreichung der oben zum Theil ſchon angeführ- | Kupferwerten; dicht daran das Zimmer für die Bibliothe⸗ 
ten Erforderniſſe einer zwedmäßigen Bibliothekanlage kare, in welchem auch die Kataloge aufbewahrt werden, in 
— folgende Regeln gelten: welches aber das Publikum feinen Zutritt habe; vielmehr 
Um der Feuerſicherheit willen habe die B. eine | verhandle dasjelbe durch Schalter oder über Gancellen mit 
mögtichtt| freie Yage, befinde fi womöglich in einem völlig | dem Auffeher der Kataloge. Hinter diefem Katalogzimmer 
ijolirten $ebäude ; bej. vermeide man die Nähe von Feuer: | nun ift das Zimmer der Aufiwärter oder dienjtthuenden 
werfjtätten, was aud) 
ichon nöthig ift, weil die 
Biicher vom Rauch jehr 
leiden. Die Feniterläden 
jeien aus Blech gefertigt 
od. mindejtens mit Blech 
beſchlagen. Namentlid) 
vorjihtig fei man mit 
Anlage der Heizvorrid)- 
tung, j. unten, / Ba re 
2, Um den Büchern - aTıTTH 





Schuß vor Feuchtig— 
feit zu gewähren, iſt cs 
nöthig,der B. einen ziem: 
tih hohen Unterbau zu 
neben und für gute Ben: 
tilation zu jorgen, aud) 
womöglich auf die jogen. 
Wetterjeite des Gebäudes 
feine Bücherjäle zu legen; 
man fann diefe Seite zu 
Lejezimmern, Treppen x. 
verwenden, 

3. Ein- und Aus- 
gänge müſſen bequem, 
breit und leicht zu Anden 
jein; auch muß man nod) 
einige Nothausgänge für : — en nie 
Brandfälle anlegen, die . 876. — in —— 
aber nicht winklig u. auch 
nicht zu ſchmal ſein dürfen. Site welche von da aus nad) den eigentlichen 





4. Rüdjiht auf Vergröherung. Zu Ermögs | Bibliothefräumen gelangen können, ohne das Lejezimmer 
lihung einer Bergröße rung der Sammlungslofale | zu pajliren, und ohne da das Publifum dahin gelangen 
lege man gleich beim Bau einige Zimmer in Vorratban, kann. Zwechmäßig iſt es, das Leſezimmer durch etwa 2m. 
richte auch das Gebäude jo ein, daß ein Anbau leicht zu hohe Wände in offene Zellen abzutheilen, damit ſich die 
bewerfitelligen ift. Leſer nicht gegenjeitig jtören. 

Für den regelmäßigen Zuwads der Samm— Bei jehr großen vielbenugten B.en pflegt man aud) 
lung muß in den fofort den Büchern eingeräumten Loka- wohl im Lefezimmer ſelbſt einen Theil der B., namentlich) 
len, in den zu Aufitellung derjelben bejtimmten Repoſi⸗ Wörterbücher, Encyklopädien, Zeitſchriften und andere 
torien ꝛc. jo viel Platz ſein, daß die Bücher blos in einer vielgeforderte Werte, aufzuſtellen; ſ. Fig. 576. 
Reihe neben einander aufgeſtellt werden und doch noch auf 7. Einrichtung der Büceraufbewahrungsräume. 
jedem Fach Platz bleibe zu Aufitellung etwaigen Zuwach⸗ lm den Zugang zu den Repofitorien zu erleidtern, bringt 
ies in demjelben Wijjenjchaftszweig, für neujolgende man an denjelben in der Höhe von 2,,,— One m.über dem 
Bände begonnener Werte ꝛc. Hinter einander dürfen Fußboden eine leichte Galerie von 0, m. Breite 
Bücher eben jo wenig gejtellt als über einander gelegt mit Geländer an; wo der Grundraum Herarint ift, kann 
werden; die Höhe der einzelnen Regale darf auch nicht jo man die Säle höher machen u. dann zwei ſolcher Balcrien 

ering bemejien werden, dab man die Bücher nad) dem | Über einander anbringen. Bei ſolchen hohen Sälen läßt 

rmat placiren muß; denn in derjelben Bifienichaft giebt | man dann am liebſten die Seitenfenfter ganz weg und be: 
es oft Folianten und Werke in Duodezjormat, die doc, bei | leuchtet fie lediglich durch Oberlicht über den Gängen ; wo 
einer wiflenfchaftlihen Ordnung der Bibliotbet, neben | dies nicht geht, made man Pfeiler u. Fenſter möglichſt breit. 
einander ſtehen müſſen. \ Fig. 575 und 576 zeigen die Einrichtung ziemlich deut⸗ 

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Bibliothek 372 Bicke 


lich. Die in Si. 575 dargeitellte B. würde ein qutes | richten fich nach Spezialbedürfnifien, und muß der Ardi- 
Mufter für mittelg 


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— 
n. 
= 





BE: ir , 
Luftheizung. Gasheizung iſt ganz, Ofenheizung thunlichſt bieameratus, adj. lat.,ziweilad) gewölbt, aljo 1. zwei 
zu vermeiden, mindejtensmüfjendann die Defen von außen | gewölbte Räume enthaltend; 2, doppelt überwölbt. 
zu heizen jein, Bicellium, n., lat., zweiitödiges Haus. 

Die näheren Details einer jeden Bibliothekeinrichtung , Bicke, f., Bickel, m., Pike, f., frz. böche, f., engl. pick, 


Biken 


373 





pickaxe, jede, bei. die zweijpigige Spitzhacke, aud) Karſt 
genannt; j. d. Art. Zweijpige und Spitzhacke. 

bicken, alt. 3. (Steinm.), Steine b,, j. v. mw. fie mit 
einem jpigen Injtrument, bei. mit der jogenannten Spite, 
behauen. 

Bick-iron, s., en 

Bickfand, m., ber 
Steine erzeugt wird. 

Bikfdiefer, m., j. Pidichiefer. 

Bielinium, n., lat., 1. Ruhebank für zwei Berfonen. 
— 2. Speijebett an zwei Seiten des Tiſches; vergl. tri- 
clinium. 

Bidellae jus, n., lat., j. v. w. Baulebung (ſ. d.). 

Bidental, n., lat., 1. Ort. wo der Bliß hingetroffen; 
derjelbe wurde fast ſtets durch ein in der Negel als runder 
Monopteros gejtaltetes Tempelchen bezeichnet, auf defjen 
Altar (puteal) man zweizähnige Lämmer (bidentales) 
opferte, Daher der Name. — 2 Ort, wo jemand vom Blig 
getödtet worden und, nach römischer Sitte, begraben war. 
Bidet, m., frz., Sitzbad, auf welches man ſich rücklings 
eßt. 

Bidon, m., frz., 1. früher Flüſſigkeitsmäß — 5 Par. 

Pinten. — 2. Sturzbled) (j. d.). — 3. Durchſchlag (i. d.). 
*  Bief, biez, m., frz., Gerinne bei einer oberichlächtigen 
Mühle; arriere-bief, bief inferieur, Ablauffluter, Inter: 
gerinne; f. d. Art. Gerinne. 

Biege, f., auch) Beuge, Büge, f. (Jimm.), frz. cerce, f., 
eintre m. de charpente, engl. model-curve, rib, frumme 
Pfoſtenſtrebe, Bogen, aus Pfosten od. Bretern zufanımen- 
gejept. 1. Die nad) der Haubenform der Thürme ausge: 
ichnittenen Pfoſten od. Bohlen, welche, hochlantig auf das 
Geſpärre aufgenagelt oder direkt ftatt der Sparren ein— 
geftellt, die Form der Kuppeln oder Hauben bilden; Grat- 
biegen nennt man die beigebrochenen Hauben aufden Grat: 
jparren aufgejegten B.n.— 2. Die hölzernen Bogengerüjte, 
auf welche Latten oder Bretjtreifen gelegt werden, um jo 
mit ihnendie Lehrgerüfte zum Wölben zu bilden; j. Bogen: 
gerüfte. — 3. (Böttdh.) ſ. dv. w. Biegeſcheibe. 

Biegeeifen, n., 1.(Srobichm.) ein ausgehöhltes Eifen ; 
wird mit einer daran befindlichen Angel in den Amboß 
geitedt und dient zum Runden verjchiedener Eifeniheile, 
wozu man ſich eines Hammers mit runder Bahn bedient. 
— 2.(Zeugfchm.) ein oppelarmiges Eiſen, zwischen defien 
Armen man Hohl- und Löffelbobrer jchmiedet. 

Birgemafdine, f., jranz. machine f. à cintrer, engl. 
bending-machine, Maſchne, um Holz oder Blech nach 
einer beſtimmten Form zu krümmen, iſt meiſt ſo einge— 
richtet, daß eine horizontale Welle die Biegung vermittelt. 
1. Um Holz zu biegen, wird dasſelbe zuerſt einem Dampf: 


[., j. d. Art. Amboß u. Beack-iron. 
eine Sand, welcher beim Sägen der 








| 





unteren mehr oder weniger eingejentt werden fann, um 
die erforderliche Biegung berzuftellen. [Schw.) 

Biegeſcheibe, f. (Böttcher), eine an der Wand befeitigte 
halbe Scheibe, auf weldyer die geipaltenen Stäbe zu Reifen 
gebogen werden. 

Biegezange, f. (Metallarb.), eine Zange mit runden 
Zungen, zum Biegen des Bleches, Drahtes ıc. 

Biegkluppe, f.(Schlofj.), eine Kluppe (j.d.) zum Biegen 
fleiner Bleche, ſ. Fig. 577. Sie bejteht aus 
zwei Theilen, wovon der eine in dem andern 
verjchiebbar ijt; zwischen beide wird das zu 
biegendeBlechitiid gebracht, indem man defjen 
angenieteten Stift durch die inder Zeichnung 
punftirt angedeutete Deffnung ftedt; dann 
wird die Aluppe in den Schraubjtod ges 
ipannt und das Blech an beiden Seiten des 
in Dice und Breite der Biegung vorjchreibenden einges 
ſchobenen Badens umgebogen. 

biegfame Spiegel, j. d. Art. Spiegel. 

Biegfamkeit, f., frz., fexibilite, f., engl. flexibility, 
ift die Eigenſchaft eines Körpers, vermöge welcher ereiner 
äußeren Gewalt nadhgiebt und eine andere Lagerung in 
feinen Molekülen annimmt, ohne weber feinen Aggregat: 
zuſtand zu ändern noch fich in Theile zu fpalten. Dice B. 
tft zu unterfcheiden von Elajtizität, welche noch nebenbei 
beim Körper das Bejtreben vorausfept, die urjprüngliche 
Lagerung der Moleküle wieder herzuftellen; B. ift infos 
fern allgemeiner als Elajtizität ; doch nennt man die Luft- 
arten elaftifch, und gebraucht das Wort „biegſam“ aus» 
ſchließlich bei jeften Körpern, welche wohl alle bienjam 
find, u. zwar in um jo höherem Grad, je Heiner der Drud 





Fig. 877. 


zu jein braucht, unter welchem eincderartige Veränderung 


ſtatthat. — In der Technik jpielt die Unterfuchung der B. 
eine große Rolle, und ziwar wird das Mäß der®. aus ber» 
jenigen Kraft und derjenigen entftehenden Ablenkung von 
der früheren Lage ermittelt, bei welcher gerade ein Brud) 
eintreten wird; j. auch Elaftizität u. Feſtigleit. 

Im allgemeinen find gefhmicdete Metalle bieglamer ' 
als gegofjene. Inter den natürlichen Baufteinen haben die 
mit körnigem Gefüge weniger B. ald die mit fajerigem. 
Bei den Hölzern ift fe jebr verjchieden, auch nach den Theis 
len des Baumes. Wurzelholz ift biegfamer und zäher als 
Stammbolz, diefes in höherem Grad als das Wipfelhofz. 
Häufig ijt der Kern zäher und biegfamer als der Splint. 
Die zäheften Hölzer find junge Schofje von Weiden, Hafeln, 
Birken, Fichtenäfte, Kiefernwurzeln. Einen geringeren, 
aber nod) ziemlich jtarten Grad von B. befigen die Stans 
aenbölzer der Eichen, Ulmen, Beiden, Eichen, Hainbuchen, 


bad ausgejeßt, hierauf mit Klammern an eine Scheibe | Mahholdern. Bon starten Hölzern find die llimen, Weiden, 


befejtigt, welche auf der Welle figt und die Form hat, 
die das Holz innen erhalten joll. Bei der Drehung der 
Belle widelt fi) num das Holz auf die Scheibe auf. Beim 
Ablöfen von der Scheibe muß Alles wieder troden fein. 
Eine Mafchine diefer Art, v. Kilburn in Vermont erfun— 
den und feit 1856 patentirt, ift in Dinglers polyt. Jour= 
nal, Bd. 149, S. 321 beſchrieben; biefelbe läßt ſich mit 
Vortheil zum Biegen ftärferer Holzjtüde zu Schiffsknieen 
und Rüdlehnen von Stühlen verwenden; die Scheibe ift 
zum Ablöjen von der Welle eingerichtet, damit man das 
gi in jeiner Form trodnen laſſen kann; neue Einfäße, 

cheiben werden wieder aufgejept,u.die Maſchine braucht 
deshalb nicht ftill zu Stehen. 

2. Bei dem Biegen von Blech wird ein ähnliches Ver: 
fahren angewandt. Nach Redtenbachers „Refultaten“ ſtellt 
fich der Preis für Keffelbleh-B.n mit Walzen von 1,, m. 
Länge auf 2000 Fres., bei Walzen von 1,, m. Länge zu 
2600 und bei Walzen von 1,,m. zu 3200 Fres. 

3. Zum Biegen von Nadreifen und Kefielblechen. In 


ber Hauptfache beiteht diefelbe aus drei parallel zu ein-⸗ 


ander in einem Beftell eingelagerten und durch Zahnräder 








Birken, Eichen, Hainbuchen zähe. Auf Zähigkeit des Holzes 
muß befonders gejchen werden bei Majchinen und Stell: 
macherarbeiten, lechtwerten, feinem Spaltholz rc.; fie 
wird — durch Erhitzen des Holzes in naſſem Zus 
ftand. Nach Pfeild Angaben verhält ſich die B. der ge- 
wöhnlichen Hölzer in folgender Reife: Ulme 100, Hain 
buche 80, Lärche 80, Kiefer 75, Fichte 75, Weide (Stamm= 
holz) 75, Eiche 71. 

Biegung, f., frz. flexion, f., engl, lexure, 1.(Techn.) ift 
der Zustand eines Körpers, wenn fich bei demjelben, in: 
folge von äußeren Kräften, die ſenkrecht gegen die Achſe v. 
verichiedenen Angrifispunften wirfen, die Lage feiner 
Moleküle gegen einander und dadurd) feine ganze Form 
ändert. Bäbe e8 einen volljtändig jtarren Körper, jo würde 
ſich derjelbe auch nicht biegen fünnen; da dies aber nicht 
der Fall ift, jo geht die Einwirkung von Kräften der er: 
wähnten Art, auch wenn fie fich das Gleichgewicht halten, 
nicht ſpurlos am Körper vorüber, fondern fie äußert ſich 
durch Die Aenderung in der Lagerung der Moleküle, welche 
ichließlich zu einem Bruch, d. h. zum Zerbrechen des Kör— 
pers in zwei Theile, führen fan. Die Biegungs= oder 


Diegung 374 DBiegungsmoment 
relative Elaftizität und Fejtigfeit wirken im Körper diejen | talen Balken, der an dem einen Ende befeitigt ijt und an 
äußeren Kräften entgegen und müſſen erjt überwunden deſſen anderem Ende die Kraft P herabzicht, hat man für 
werden, che die Einwirkung der legteren jtattfinden kann. | einen Punkt d, neutralen Achſe (f. Biegungsmoment), der 
J en die a zweier —— ig in = von der Richtung der Kraft P um x abjtcht, die Bezeich— 

chſe nahe bei einander, jo ſuchen dieje Kräfte den Thei ie * 
des Nörpers, der zwiſchen beiden Liegt, zu derſchieben und nung (für r als Krümmungshalbmeſſer): r — F oder 
werden, wenn jie ſtark genug find, eine Zertrennung des r = Biegungsmoment, dividirt durch das Kraftmoment, 
Körpers hervorrufen; die Art der Elaftizität und Fejtige| 9, B. nennt man aud) die Abweichung einer gekrümm— 
teit, welche hierbei überwunden werden muß, heißt ın die⸗ te Linie von den Geraden und miht Diefelbe 3. B. bei Ge: 
jem bejonderen Fall die des Abſcherens. J wölbintrados, bei Eiſenbahnkurven, Straßen: od. Graben: 
Bei Balken und prismatiſchen Körpern überhaupt wur⸗ frümmungen de ebenfalls mittels des Krümmungshalb- 
den viele Unterfuchungen in Hinficht der Einwirkung der= | meſſers. 
artiger äußerer Kräfte angejtellt; man erhält die ent:| 3, Im Hochbau benennt man dieB., welche ein Baus 
ſtehende Senkung 8 (alle Mäpe find in Millimetern und theil durch eine auf ihm wirkende Kraft erhält, nad) ihrer 
Pfunden außgedrüdt) durch folgende Formeln, wobei Richtung und jpricht bef. von Einbiegen oder Wegbiegen 
die Länge des Balfens, r bei horizontal liegenden Balken von rechtedigem Quer: 
W das Maß des Biegungsmoments iſt, dejjen Werth ichnitt, welches dann Durchbiegen heifst, wenn die Sen- 
nur alleın von der Form des Querſchnitts des Körpers fung mehr als die Höhe des Baltens beträgt. Die Be- 
abhängt (im Art. Biegungsmoment finden fich für mehrere | (nftung, bei welcher dies geſchieht, ift bei Holz u. Schmiede: 
Querſchnitte Die Werthe desjelben angegeben), E der Mo= | ifen nicht ganz halb jo groß als die, bei welcher der Bruch 
dulus der Elajtizität, der für verjhiedene Materialien | ſanfindei (j. darüber d. Art. Elaftizität und Feitigfeit). 
verjchieden üft; für hartes Holz beträgt er durchſchnitttich Zei Baltenlagen, welche zu Deden und Fußböden dienen, 
1400, für Nadelholz durchſchnitilich 2200, für Gußeiſen jft es ſchon unangenehm, wenn die Einbiegung mehr als 
20000, für Schmiedeeifen 10000 Pfund auf den qmm. | 1, ,, der Qänge beträgt; um dies zu vermeiden, darf die 
Ausführlicheres unter d. Art. Elaſtizität. Laͤnge des Balkens, dividirt durch ſeine Höhe, die in unten— 
Erſter Fall. Der Balken iſt nur am einer Seite bez ſtehender Tabelle gegebenen Zahlen nicht überſchreiten. 
jejtigt, und zwar: iſt nr Dabei ift angenommen, daß die Balken feine außer— 
a) die Belaftung P am Ende des Ballens, jo ijt gewöhnliche, fondern etwa eine jolche Belaftung zu tragen 
haben, wie in Wohnhäufern, Schulen und jolden Wert: 
jtätten, in denen feine außergewöhnlich ſchweren Maſchinen 
in Betrich find. Bei aufergewöhnlicher Belajtung muß 
man die nöthige Baltenjtärke befonders berechnen. 
Biegungs-Elaftizität u. Feſtigkeit, f., j.v. w. relative 
Elaſtizität u. Feitigkeit; ſ. d. Art. Elastizität u. Feitigfeit. 
Biegungsmoment, Elafizitätsmoment, Trägheilsmoment, 
n.(Techn.), ft}.moment m.de flexion, engl. momentum 
of flexion, ijt der Werth des Produftes aus dem Mäß des 
B.es W (nad) Weisbah) in den Elaftizitätsmodul E 
(Reulaur bezeichnet diejes Produkt mit J, Redtenbacher 
mit E). Das®ß. ift daher WXE nad) der Weisbachſchen 
Bezeichnung. 
Das Mäß des Biegungsmomentes W für einen 
{ bejtimmten Querjchnitt, defien Größe F ift, iſt der Werth 
mäßig über die ganze Länge veriheilte Belajtung anzu: | der Summe F,z,?+Fyz,+F;2,?+ ..., wobei F,, F,, 
ſehen. Die auf beiden Seiten eingemanerten Balten ſind F, ... die einzelnen Flächenelemente des Querſchnitts u. 
un Art. Tragfähigkeit berüdfichtigt, der auch die zuläffige | 2, , 24, 2 . - . die entiprechenden Entfernungen diefer 
Belajtung der Balten für die übrigen Fälle behandelt. rlächenelemente von einer bejtimmten geraden Linie, 
‚Die Größe der Biegung in einem bejtimmten Punkt | welche die Achje heißt, find. In den meiften Fällen bezieht 
wird mit Hülfe des Krümmungshalbmeſſers (ſ. d.) ge— man das B. aufdie „neutrale Achſe“, d. h. auf diejenige 














3WE’ 

b) die Belajtung P wirft gleihmäht auf der ganzen 

i PI® 
? . ER 
Länge des Balkens; demnach ift 3 swE 

Zweiter Fall. Der Balfen ruht auf beiden Seiten 
auf Trägern, kann ſich aber auf diefen horizontal verſchie— 
ben; demnach ift, wenn 

PI® 


a) die Belajtung P in der Mitte ift, 5— IsWE 
b) die Belaftung P gleihmähig vertgeilt ist 
»PI? 


* 


= 37WE 
Das Gewicht des Baltens jelbit iſt ſtets als eine gleich— 


nn — — — — — 


meſſen, der durch dieſen Punkt ſelbſt u. durch die ihm in den durch den Schwerpunkt des Querſchnitts laufende gera 

Nachbarquerſchnitten analog liegenden Punkte bedingt | Linie, bei welcher fein Punkt des Querſchnitis infolge der 
ift, Es ift dabei die B.um jo größer, je Heiner der Prüm | Biegung eine Spannung erleidet, während dies bei allen 
mungshalbmeijer ijt, und umgetchrt. Für einen horizon- anderen Puntten desjelben jtatthat. Der Werth W hängt 








Der Balten iit 
2. | gefertigt aus 


— | Gußeiſen erg * | 





befestigt belaftet 


an,einem Ende (am andern | am ſreien Ende gleich: 




















gar nicht) De a mähin . 2,4 
an beiden Enden aufges in der Mitte i | 7,2 

77 SE u an mehreren Bunften a 14,4 11,5; 6,23 76 
an einem Ende jejt, am ans inder Mitte . 2. 2... | 30,0 24,0 14,0 12,0 

dern frei aufgelegt ‘ anmeheren Buntten . A 25,0 19,5 10,0 7,2 
an beiden Enden unwandel— | inder Mite . 2. 2.2. | 36,0 28,8 17,6 14,4 

bar a: de. ar geihmähg .» : :.. | 48,0 33 | 2% | 198 
auf drei Stüßen frei auf: in der Mitte zwifchen jezwei | | | | 

BEER. u Stügen . ... ‚| 60% 48,0 | 27,6 | 24,0 


Biegungsmoment 








pers jo groß iſt wie der des andern) um jogrößer, je weiter 
die einzelnen Theile des Querjchnitt3 von der Achſe ent- 
fernt find. Je größer aber das B, für die neutrale Achſe 











Gewichtsangaben in Pfunden (a '/, kg.) auszudrüden, 
| Man findet das Map des B.s in Bezug auf eine nicht 


iſt, um fo mehr widerjteht der Körper der Biegung. Des- | dur den Schwerpunkt gehende, der neutralen Achſe 


balb widerjtchen bei gleicher Größe des Querſchnitts hohle 
Körper mehr der Biegung als maffive, wenn beide aus 
demjelben Material angefertigt find. Ebenſo iſt es bei 
demjelben Körper von rechtedigem Querſchnitt befier, 
wenn man ihn jo legt, daß die Höhe größer wird als die 
Breite; iſt z. B. die Breite = b, die Höhe — 2b, jo ift 
We %,b*, während, wenn die Höhe b und-die Breite 
— 2 b ift, der Werth von W nur 1/, b* wird. 

In der folgenden Tabelle ift das „Mäß des B.8 für die 
neutrale Achſe CW)* in feinem Werth für mebrere in der 
Praris häufig vortommende, in Fig. 578 dargeitellte 
Duerjchnitte angegeben. Die neutrale Achſe geht horizon= 
tal durch den Schwerpunftdiejer Formen; gleichzeitig find 


auch in einer zweiten Kolumme die Werthe von zuge: 


fügt, wobei z die Entfernung des am meijten von der 
neutralen Achfe abjtehenden Bunktes des Querſchnitts ift. 


Diefer Werth = wird das „Widerftandsmoment“ oder 


auch der „Duerjchnittsmodul” genannt und fommt bei 
der Tragfähigkeit der Balken, jowie in anderen Fällen in 
Betracht (Redtenbacher bezeichnet dasWiderftandamontent 








durd) E). 
5 Widerftande- 
Mäh des Biegungs⸗ | : 
Br. Querſchnitt. moments IWy moment (7) 














1. bh? bh? 
12 6 
2. b 2.h 3 b a 
ja n*h,°) rt) 
3. 0,7854 r* 0,7551 7? 
* R·.x 
4. C) | 0,78: 1(R*-r*) Or * 
— he h° 
st 12 12 
6. O,rarıab? 0,rs54ab*? 
Atat At-at 
7. 12 BA 
: pu vvꝛ | Bunun 
12 6H 
BH®.bh® BH?®.bh? 
9. 12 6H 





tg. 578. Bu Urt. Biegungsmoment. 


parallele Linie oft leichter als das für die neutrale Achſe 
ſelbſt; dann läßt fich das letztere aud) aus dem erjteren be- 
ſtimmen; man braucht nämlich nur von diefem erjteren 
das Produkt aus dem Querſchnitt F in die Entfernung der 
beiden parallelen Achſen abzuziehen. Man ſieht hieraus, 
daß unter allen B.en eincs und desfelben Querſchnitts das 
für die neutrale Achfe ſtets den Heinjten Werth hat. [ Schw.) 

Bielbrief, m., gleichbedeutend mit Beilbrief (f. d.). 

Bielefelder alte Elle = 0,5794 preuß. Elle= 0,5855 m. 

Bielle, f., frz., 1. (Majdı.) die Bläuelſtange, Cent: 
ftange, Kurbelitange; bielle d’accouplement, die Kuppel— 
jtange; b. du tiroir, die Schieberftange. — 2. (Hochb.) 
ihräge Zugftange im eifernen Dachſtuhl, j. d. Art. Dad). 

Bienen, f. pl. 1. Bei den Griechen und Römern galten 
ſie ald Bereiterinnen des Honigs, diefer Nahrung der 
Götter und Menſchen im Alter der Unjchuld, und weil fie 
Sinn für Wohllaut, Abſcheu vor allem Unreinen haben, 
jowie wegen ihrer jonftigen Eigenjchaften, als Sinnbild 
der Segensfülle, des ftillen yleihes, der Ordnung, Weis- 
heit, Unfchuld, Gerechtigkeit, des Strebens nad) Hohem u. 
Reinem ꝛc., als Bild der Seelen, die auf der Erde blos 
flüchtig weilen und dann in ihre göttliche Heimat zurüd: 
tehren, als Mufter weifer bürgerlicher Ordnung u. Vater: 
landsliebe, ala Vorbild für den Kampf der Seele gegen 
das Böfe; die Priefterinnen der Demeter hiehen Bienen. 
Batron der Bienenzucht war Ariftäus. Bei den Römern 
galten fie ald Vorzeicyen des Unglüds, bei den Chriſten 
als Symbol des Fleißes. S. M. M. a. W. 

Bienenerz, n., engl. alveolar ore, durchlöcherte, aus— 
gewitterte Erzſtufen. 

Bienenhaus,n., frz. rucher, m., engl. apiary, bee- 
house, lat. apiarium. Bienenhäufer müffen vor allen 
Dingen warm, luftig, troden u. hauptjächlich vor rauhen 
Winden, Regenſchauern, Staub u. Rauch geſchützt fein; 
der vor der Hauptfront befindliche Naum muß auf 16 
Schritt weit frei von Bäumen und Unkraut jein und mit 
Kies oder Sand bejtreut werben; die Herſtellung ber 
Häufer jelbjt gejchieht entweder ganz aus Holz oder aus 
Fachwand, mit Ziegeln ausgejcht; man giebt ihnen in der 
Regel ca. 1,,,—2 m. Tiefe, wovon 0,4, m. für die Breite 
der Stodwerte, d. h. der Repofitorien für die Bienenftöde 
(deren man nicht gern mehr als 3, jedes 1 m. vom andern 
entfernt, annimmt), der übrige Raum aber als Bang zur 
bequemen Aufjicht und Behandlung der Stöde dient; die 
Länge richtet ſich nad) Anzahl der aufzujtellenden Stöde; 
die für gewöhnl. offene Vorderfronte muß jedoch auch durch 
Läden zu verſchließen fein, jowie man das Dad) nicht blos 
nad) hinten, jondern aud) nach vorn etwas abfallen u. weit 
ausladen läßt, damit die Bienen auch bei unfreundlichem 
Wetter ſich geichügt vor den Stöden aufhalten fünnen. 

Bienenkorb, m., Bienenflok, m,, frz. ruche, f., engl. 
bee-hive, ſ. d. Art. Bienenhaus. 

Bienenfland, Bienenfhauer, m., frj.rucher m. ouvert, 
engl. bee-shed, unterjcheidet fich nur dadurch vom Bienen⸗ 
haus, daß er feine Wände hat, jondern die Körbe blos auf 
Geſtellen liegen, die mit einem Schutzdach verjeben find 
und hinter denen ein Gang binführt, um die Bienenftöce 
von hinten handhaben zu fünnen. 

Bienenwarhs, n., frz. cire f. d’abeilles, engl. bees- 
wax, ſ. d. Art. Wache. 

Bienenzellenmufter, n., j.d. Art. alveated u. fig. 147. 

Bierbottic, Matfchbottid, m., Bierkufe, f., frz. cuve f. 
Aa biere, engl. beer-vat, beer-back, ſ. d. Art. Brauerei. 


Bierdrauerei 


Bierbrauerei, f., franz. brasserie, f., engl. brewery. 
Ueber die zum Brauen des Bieres nöthigen Baulichkeiten 
j. d. Art. Brawereinuloge. N 

Biere, f.,ft;., 1.Sarg. — 2. Bier. — 3. Dichtes Gehölz. 

Biereffig, m., j. d. Art. Eifig. 

Bierkegel, Bierkran;, Bierftern, m., Bierreifig, Bierzeiden, 
n., Bierwild, m., frz. enseigne m. biere, engl.alehouse- 
sign, bush, an einer Stange, der Bierflange, vor einem 
Haus ausgehängter Kegel, Kranz, Stern oder dergl. zum 
Zeichen, daß in dem Haus Bier verkauft wird. 

Bierkeller, m., frz. cave f. a biere, engl. beer-cellar, 
1. jeder Keller, in weichem Bier lagert; j. darüber d. Art. 
Keller 5. — 2. Auch Sommerteller genannt; diejenigen 
Seller bei Brauereien, welche zu Lagerung u. Aufbewah— 
rung der fogenannten Zagerbiere dienen und in der Regel 
jehr geräumig find, um gleich mehrere Gebräue in den= 
jelben lagern zu fünnen. Dan legt jie gern fo tief wie 
möglich (am liebiten in Bergabhänge od. Felien, aber nie: | 
mals gegen Süden), wo dann der nöthige Luftzug durch 
Schachte bewirkt wird; auch muß man auf gehörige Abs | 
leitung des etwa durchſickernden Wafjers Rüdficht nehmen. | 
Dergleichen Keller dürfen nicht unter 2°, m. Höhe haben 
und müfjen eine gerade, mindeitens 2 m. breite Treppe | 
erhalten. Für die Fäſſer find Baltenlager, Bierlager, ans | 
gebracht, und zwar müfjen diejelben jo hod) liegen, daß die | 
Bannen zum Auffangen der Hefen darunter geftellt wer— 
den können. Die Keller werden häufig durd; Eis künſtlich 
fühl erhalten und heißen dann Eisfeller; die verjchiedenen 
bierbei angewendeten Methoden ſ. unter Eis. 

Bierlager, n., Bierfdragen, m., bölgernes, bodähnliches, 
oft auch nach Art eines Noftes konjtruirtes, ca, 1 m. hohes | 
Geſtell aus Ballenholz, worauf Biertonnen gelegt werden. 

Bierring, m. (Torfit.), eine Torfreihe, wenn fie? Schich⸗ 
ten und 2 Waldfparren umfaßt. 

Bierfchuffe, Bierfhöpfe, f.,auch mitunter Gelte genannt, 
ein an langem Stiel bejeftigtes Gefäß, um das Bier aus 
den Pfannen zu jchöpfen. 

Bierwäge, f., j. Aräometer. 

Bierwürze, f., ſ. d. Art. Brauereianlage. 

Birfelreis, Wiefenreis, n., dünne Weidenruthe zu Flecht⸗ 
wert, 

Biefter, m., Nußbraun, ſ. Bifter. 

Biet, Biclh, n., 1. jedes über der Erde befindliche Gerüft. 
2. (Mühlb.) das Mahlgerüft (f. d.). — 3. Weinbiet nennt 
man auch die Helterböden. 

Bietfenfter, n., ſ. dv. w. Gudfenfter, Klinket. 

Bietſchalen, f., jo heißen die zu den Böden der Wein: 
felter verwendeten Eichenholzpfojten. 

Biez, m., frz., ſ. Bief. 

Biffe, f., frz., ein falſcher Edelftein. 

Biforium, n., lat., ital. biforo, das gefuppelte ob. viele 
mehr das nur durch eine Säulegetheilte Zweilichtenfenfter. 

biforus, a, oder biforis, adj., zu janua, porta, frz. 
bifore, griech. &{9vpos, zweiflügelig (Thüre). 

Biga, f., lat. römischer zweiipänniger Triumphwagen. 

bigarre6, adj., frz., buntjchedig. 

big@mine, adj., franz., doppeltgepärt; fenötre bige- 
minde, gothifches Fenſter, weldyes durch einen alten und 
2 junge Pfoſten in 4 Theile getbeilt ift. 

Biggio, m., ital., eine ſchwärzliche Marmorart, bricht 
in Stalien. 

Bight, s., engl., die Bucht, die Wit, der Schlupfhafen; 
b. ofa river, die Einbucht, der Bogen eines Fluſſes. 

Bignonienhols, n., Weißholz, n., von Bignonia Leu- 
eoxylon (Fam. Bignoniaceen), aud weiße Geder gen., 
einem füdamerifaniichen (brafilianifchen) Baum, der bis 
22 m. hoch wird. Das weiße, feſte Holz wird dajelbjt von 
ben Tijchlern ſehr geiucht, die 5 Sorten besjelben unters 
jcheiden, von denen einige als Bajtard-Guaja, Gelbeben- 
holz, Grünebenholz, Jakaranda, Baliffander, Zudertanns 
holz 2c. im Handel erichienen. Der Saft des Laubes einer | 








} 








Bir 


Sorte (Bignonia Chica) liefert das zinnober 





ähnliche 


| Chica-Roth. Das Holz jheint etwas giftige Eigenſchaf⸗ 


ten zu befien, wird de&halb von Infelten und Bohrwür— 
mern nicht angegriffen und daher gern zu Schiffsbellei- 
dungen verwendet; j. ferner gelbes Eiſenholz, Balifjander, 
Jafarandenholz. 

Bigonzo, biconcia, f., früberes Flüjfigfeitsmäh in 
Venedig — 128,553 1., hielt 2 Concie h 6 Secchie; das 
große Bigonzo maß ca. 140 1. und hielt 14— 16 Secchie. 

Bigorne, f., frz., das Sperrhorn, der Zweiſpitzamboß, 
j. Amboß 3. 

Bigorneau, m., frz., das Heine Sperrhorn, der Sperr⸗ 
halen, j. Amboß 4. e 

Bihne, f. (Hütten), die Erztheile, welche ſich an den 
—— anlegen, wenn derſelbe nicht gehörig durchwärmt 
wurde. 

Bijon, m.,frz., harter Terpentin; beſonders der Straß⸗ 
burger hieß ſo. 

bikonkav, adj., ſ.v. w. zweimal (od. nad) beiden Seiten 
hin) fontav; mehr ſ. unter d. Art. fonfav. 

bikonver, adj., j.v.w. zweimal (od. nad) beiden Seiten 
hin) fonver; mehr f. unter d. Art. fonver. 

Bilander, auch Bylander od. Binnenlauder, m. (Schiffb.), 
frz. belandre, balandre, f., Heines Kauffahrteifchiff mit 
2 Majten u. trapezjörmigem Segel; letzteres unterjcheidet 
es von einer Brigg. 

Bilboquet, m., frz3., 1. Werkzeug des Vergolders, auf 
einer Seite rund, auf der andern breit; die breite Seite 
dient dazu, das Gold vom Kiffen aufzunehmen, und ift mit 
feinmwollenem Zeug überzogen. — 2, Ausſchußſtein, Ab- 
ſchnitt von zerjägten Steinen. — 3. Bruchſtücke, Ziegel: 
quartiere ꝛc. von abgebrodjenen Gebäuden. — 4. Juitir= 
floß des Münzprägers. 

Bild, n., frz. tableau, ın., image, f., engl. image, im 
allgemeinen jede Daritellung eines Gegenftandes od, einer 
Begebenbeit, fei fie num plaſtiſch od. auf einer Fläche ber- 
vorgebracht. 

‚ 1, PMaftifche Bilder. Ueber die Regeln bei der dekorativen 
' Verwendung und Aufftellung ſ. d. Art. Bildſäule, Relief, 
Denkmal x. 

2. Flahbilder. Hierzu gehören Gemälde, Zeichnungen 
und Abdrüde. In Bezug auf ihre Anfertigung ꝛc. kann 
man jie eintheilen in: 

a)®anbdbilder, direkt auf die Wand gemalt, f.d. Art. 
Wandgemälde, Dedengemälde ıc.; 

b) Staffelbilder, gröhtentheils Delgemälbe (i. d.); 
fie bedürfen zwar in der Regel, doch nicht unbedingt, eines 
Rahmens, doch feiner Glastafel; 

e)Rahmenbilder,Kupferftiche, Handzeihnungen, 
Gouachegemälde, Aquarelle, Lithographien, Photogra- 
phien und andere joldye, die des Schußes durch eine Glas— 
tafel bedürfen; 

d) Fenfterbilder, j. d. Art. Glasmalerei, Gero: 
phanie, Linophanie, Lithophanie. 

Ueber die Aufhängung der Bilder ad b umd e ift Fol— 
gendes zu bemerten: Jedes Bild, das in einem Rahmen 
aufgehängt wird, darf nur an trodenen Wänden befeftigt 
werden, indem fonit Bild und Rahmen ſehr bald leiden. 
Verglaſte Bilder müſſen hinten verklebt werden, damit 
weder Staub nod) Feuchtigkeit an das Papier lomme. 
Nicht gleichgültig ift ed, was Bild, Rahmen u. Wand für 
Farbe haben; Kupferftiche paſſen am bejten in dunklen 
Rahmen auf blaue Wand; ijt keine jo gefärbte Wand da, 
jo behalte man wenigitens den dunklen Rahmen bei. 
Bunte Bilder erſcheinen in Metallrahmen am ſchönſten, u. 
pafjen diefe Rahmen am bejten auf dunkel- oder glanzlos 

rüne oder rotbe Wände; hat man aber helle Wände, jo 
Hatte man die Bilder in dunkle Rahmen ein, gebe ihnen je: 
doch nach innen, direft um das Bild herum, eine Goldleiſte; 
j. übr. d. Art. Bildergalerie. 

3. Bild eines Schiffes, die vorn am Gallion der Schiffe 








angebrachte, gewöhnlich) auf den Namen desjelben Bezug 


1. Seraldifhes Bild, gemeine oder natürliche Figur in 
den Bappenjchildern, theilt man in lebendige und lebloſe; 
lebendige, wenn fie aus dem Menſchen-, Thier= u. Pflan— 
zengejchlecht hergeleitet find; Iebloje, wenn fie aus dem 
Mineralreic, den Gewerben ꝛc. ftammen; ſ. d. Art. Figu- 
ren und Heraldif. 

Bildachat, m. (Mineral.), eine Art des Achats (j. d.). 

bildende Aünſte, f. pl., jind alle diejenigen und blos 
diejenigen, welche den rohen Stoff zu künſtleriſcher Form 
umwandeln, alio die Künfte des Raumes oder des Neben 
einander. Dabin gehören Architeftur, Malerei, Bild: 
bauerei, die zeihnenden Künſte; alle diefe haben es mit 
dem rohen Stoff zu thun, bilden ihn und wandeln ihn zur 
jelbjtbelebten fünjtlerischen Form um; jobald aber kein 
wahres Kunſtwerk aus der Bearbeitung des Stoffes ent- 
Ipringt, fann die Bearbeitung den bildenden Künften nicht 
beigezählt werden, jondern gehört zum Gewerbe, 

Bilderblende, f., Bilderhans, n., Bilderuifche, f., Apoftel- 
häusıhen, n., ftz. niche, habitation, f., engl. niche, habi- 
tacle, hovel, housing, lat. aedieula, f. v. w. Nifche, Ver- 
tiefung in einer Mauer, oder freiftehendes, mindeftens zur 
Hälfte feines Umfangs geſchloſſenes Häuschen zu Auf: 
nahme einer Statue od. dergl. Ihre Dimenfionen richten 
fic) nad) den darin aufzujtellenden Segenftänden, ihre Ge— 


italtung nach dem Bauftil des Gebäudes; fo find z.B. die | 
‚jo wenig aber auf der durd; Lack geglätteten Bildfläche 


B.n des römischen Stiles halbtreisförmig im Grundriß 
und Schluß und entbehren der Verdachung. Wo fie im 
ntittelalterlihen Stil vorfommen, find fie in der Negel 
polygon im Grundriß und entweder jo tief, daß die Figur 
ohne Konjole darin Bla hat, oder wenn fie weniger tief 
find und eine Konfole darunter angebradt iſt, haben fie 
ein Obergebäufe über jich u. werden dadurd) zum Schirme 
jtand (5.d.). Sind fie weniger als zur Hälfte geichlofien, jo 
werden fie zum Bilderdad,, frz. couvre-chef, engl.canopy, 
wobei entweder das Obergebäuje durch Konjolen getragen 
wird oder mit dem Kragſtein durd Säulen verbunden iſt, 
worauf das Ganze Tabernatel (j. d.) heißt. 

Bilderfirnif, m., j.d. Art. Gemälde, Ladiren derjelben. 

Bilderfuf, m., 1. j. Bilderjtuhl. — 2. ſ. Predella. 

Bildergalerie, f., Gemäldegalerie, f., frz. galerie f. de 
tableaux, engl. pieture-gallery, gallery of paintings. 
Die Erfordernifje an ein gutes Vildergaferiegebäube fann 
man wohl weſentlich in zwei Kategorien theilen: in innere 
und äußert. 

1. Die inneren Erforderniffe jind folgende: 

a) Gute Beleuchtung; man disponire größere Säle 
mit Oberlicht, fleinere mit Seitenfenjtern nach Norden ; die 
Nordjeite muß ganzdurd Ausftellungsräume in Beichlag 
genommten fein, daher eine lange Neihe größerer Feniter 
erhalten, Alle Nebenräume, Bortalbau, Hausflur, Trep— 
penbaus, Bejtibülen lege man auf die Mittagsjeite, welche 
ſonach den Haupteingang enthält und die freiejte ardhitet- 
toniiche Behandlung erlaubt, die bei der ununterbrochenen 
Fenſterreihe nadı Norden ziemlich ſchwer wird; der Süd— 
jeite fann man vielleicht eine Säulenvorhalle geben; nur 
im Nothfall darf man nadı Süden Kabinette für Kupfer— 
ſtiche, Handzeichnungen u. dergl. Sachen anlegen, die in 
Schränken vor Einflüffen der Sonne x. verwahrt werden. 

b) Innerer Zufammenbang. Eine Durdfahrt 
oder ein Durchgang unter den Hallen iſt unzweckmäßig, 
weil jie die Suite der Säle im Erdgeichoh ftören; innerer 
Zuſammenhang aber iſt unerläßlich nöthig, wenn die 
Sammlung ſyſtematiſch geordnet ſein ſoll; auch iſt es für 
das Publikum ſehr unangenehm, über eine Hausflur od. 
Durchfahrt od. dgl. paffiren zu müſſen, um von einer Ab- 
theilung der Sammlung in die andere zu gelangen. Eben 
jo unangenchm ift es, am Ende der Sälſuite wieder ums 
fchren zu müſſen; dies gejchieht gewöhnlich ziemlich ſchnell, 


877 


— rooıTZ... 


Bildergalerie 


ne 


werden die noch in Betrachtung der dort hängenden Bilder 
Begriffenen gejtört. Um dies zu vermeiden, müfjen die 
Säle jo mit einander zufammenbhängen, daß man gleid)= 
jam ringförmig um das ganze Gebäude geht und aus dem 
legten Säl erſt wieder in das Treppenhaus od. Veſtibüle 
gelangt. Verfehlt ift dies im großen Mufeum zu Berlin, 
in Dresden nur im Obergejchoß erreicht. 

e) ————— Raumerſparnis, aber ohne Geizen 
mit dem Raum; es muß jo viel Platz ſein, daß eine nam- 
bafte Vermehrung der Sammlung eintreten fann, ohne 
daß es an Raum fehlt; aber auf Nebenräume darf nicht zu 
viel Platz verſchwendet werden, den man lieber in den 
Semäldefälen jelbjt verwenden fann, um eine zwedmähige 
Aufhängung zu erreichen; die Bilder dürfen nicht zu nabe 
gedrängt, jondern müfjen fo einzeln hängen, daß feines je 
die Wirkung des andern jtört. Als Mutter in dieſer Bes 
ziebung fann die neue — in München gelten und 

as große Mufeum in Berlin, 

dySchutz der Bilder vor dem Betaften u. Beſtoßen, 
durch Heine Barrieren längs der Bilderwände, die minde— 
itens O,,, m. von der Wand entfernt find. 

e) Richtige Aufhängung. Bei Oberlicht iſt dieje 
viel leichter als bei Seitenlicht, weil fein Reflex zu fürchten 
jein wird, wenn man nur die Bilder elwas nad) vorwärts 
geneigt aufbängt. Bei Seitenlicht aber muß man ſorg— 
jältig darauf jehen, daß der Reflex des von der Seite kom— 
menden Lichtes das Auge des Beichauers nicht trifft, eben 


einen jtörenden Glanz erzeugt; am bejten wird dies durd) 
Ichrägitehende Scherwände (ſ. d.) erreicht, auch muß zwi— 
jchen je zwei ſolchen Scherwänden hinlänglicher Plat jein, 
um zurüdtreten und das Bild aus gehöriger Ferne be— 
tradhten zu können; man rechnet hierzu in der Hegel die 
dreifache Breite des Bildes als richtigite Entfermung. 
Kleine Bılder dürfen nicht hoch gehängt werden; über: 
haupt aber dürfen die Bilder nicht unter 1 m. und nicht 
über 3,, m., ſehr große höchſtens bis zu 4 m. vom Fuß— 
boden hängen; bei Oberlicht darf der Schatten der Kehle 
nicht auf das Bild fallen, u. das Oberlicht muß mindeſtens 
halb jo breit jein als die ganze Dede. Die Aufhängung 
der Bilder darf nicht, oder doch nur im Außerjten Nothfall 
geändert werden. 

f) Heizung. Diefelbe muß möglichit gleihmähig und 
darf nicht zu troden fein. Am beiten wird man den Zweck 
durch Warmwaſſerheizung erreichen, dod) lege man die 
Kanäle nicht unmittelbar an die Wände, jondern minde- 
ſtens O,,, m. von denjelben entfernt, gebe ihrer Umhüllung 
auch feine Deffnung nad oben, fondern nur nad) vorn, 
damit die ausftrahlende Wärme die Bilder nie direft trifft. 

g) DOrientirung der Bejucher geichieht am beiten 
durch Aufhängung eines Wandlatalogs an jeder Wand. 

h) Nebenräume. Sehr wichtig iſt die zweckmäßige 
und doc nicht vaumraubende Anlage von Garderoben, 
Erpeditionsräumen, Dienftzimmern, Bilderkopirfälen, 
eines Lokals zum Rejtauriren von Gemälden ıc. 

2. Die äußeren Erforderniffe einer B. find folgende: 

a) Feuerfiherheit. EineB. muß mindejtens 55 m. 
von jedem andern Gebäude, darf aber feinestalld in der 
Nähe eines Theaters oder anderer feuergefährlicher Ge— 
bäude Steben. 

b) Staubfreibeit u. Siherung vorRaud und 
Ruf. Hit am beten u erreichen, wenn man das Gebäude 
ringsum mit Parkanlagen umgiebt, aud) vor demjelben 
einige Springbrunnen od. dgl. anbringt. Dadurd) wird 
zugleich erreicht: 

ec) Ruhe vor dem Geräusch des Geſchäftsverlehrs. 

3. Dieäflhetifhen Anforderungen, die man anein Balerie- 
gebäude zu machen pflegt, find in folgendem zujammen: 
zufaſſen: Es muß äußerlich würdig, ernit u. repräjentativ 
fein, ohne zu große Strenge im Ausdrud und gleich) weit 


bej. von der großen Mafje des Publikums, und dadurd "entfernt von Mermlichfeit wie von Oftentation in der 


Mothes, Illuſtr. Ban-⸗Lexilkon. 4. Aufl. I. 


48 


Bilderkadinet 


— — —— — 


378 


Bildfäule 





Nusftattung. Man muß auf den erjten Blict ſehen, daß eö | man die Bilderftühle in jedem Stil entwerfen; einen An= 


einem freundlichen Genuß gewidmet iſt und Allen offen 
ſteht; eine weitgeöffnete, mächtig ausladende Borballe it | 
dazu ein geeignetes Mittel. Die Feniter müfjen größer 
als die Pfeiler jein, die Verhältniſſe eher leicht als ſchwer; 
innerlich muß es anftändig deforirt jein; doch darf auch 
bier die Dekoration nicht zu ſtark auftreten, indem immer 
diejelbe in untergeordnetem Berhältnis zu den Bildern 
jelbjt bleiben muß. Die den Bildern günftigite Deforations: 
weiſe der Räume iſt: Grau in rau gemalte od. mit Stud: 
ornamenten belegte Deden mit mähiger Bergoldung, 
dunfelrothbraune od. dunkelgrüne Wände; doch müſſen die | 
Bandfarben jedenfalls ſehr ruhig u. glanzlos jein. Alles 
mache den befriedigenden Eindrud des ruhig Gediegenen. 
Ras hier von B.n als jelbjtändigen Gebäuden gejagt 
worden ijt, gilt natürlich aud) von den B.n als Tbeilen 
von anderen Gebäuden, Muſeen zc., ſowie von Bilderkabi- 
uelten, d. b. Lokalen für Bilderſammlungen in Privates | 
wohnungen, wobei nur die durch die Pofalität, wenn ſolche 
ichon vorhanden it, durd) den Umfang der Sanımlungen | 
unddurd mandes Andere hervorgerufenen Abänderungen 
eintreten fönnen. Iſt die Sammlung jo Hein, daß fie in 
einen Eäl zu vereinigen möglich iſt, jo darf derjelbe eben 
nur als Bilderfäl, nicht aber zum Speijen, Tanzen ıc. be= 
nußt werden, weil die Bilder durch die hierbei entjtehende | 
Ausdünjtung ſehr leicht leiden. Jit die Sammlung etwas 





arößer, jo iſt es oft am bequemſten, fie in einer genügend 
langen, nicht zu ſchmalen, d. h. nicht unter der doppelten 
Breite des größten Bildes, jedenfalls aber nicht unter ! 
> m. breiten Halle, Bilderhalle, aufzubängen. | Ms.) | 

Bilderkabinet, n., frz. cabinet m. de tableaux, engl. 
pieture-cabinet, ſ. im Art. Bildergalerie. 

Bilderkapitäl, n., itoniſches Kapitäl, frz. chapiteau 
historie, engl. historiated capital, ein plaſtiſch mit 
Menſchen- oder Thierfiqguren — Kapitäl; bei. 
im fpätromanijchen und frühgotbiichen Stil häufig. 

Bilderkopirfäl, m., j. Bildergalerie, 

Bilderlehre, f., Itonologie, Ikonographie, Lehre von 
der Bedeutung bildlicher Daritellungen; ſ. d. Art. Itono— 
graphie, Symbolik, Allegorie ꝛe. Zur Kenntnis der mit: 
telalterliden Kunſt bef. ift Die B. von großer Wichtigkeit, 
leider aber noch fehrunvollftändig. Das bis jept Erforjchte 
iſt in einzelnen Art. gegeben. Bergl. auch M. M. a. W. 

Bildermappe, f., Bilderportefenille, n., und Bilderfhrank, 
m., ſ. unter Mappe, Bortefeuille und Schrant. 

Bilderrahmen, m., frz. cadre, m.,engl. pieture-frame. 
Diejelben fönnen verichiedenartig geformt und von ver= | 
ſchiedener Farbe jein. Dient der Rahmen nebjt Bild zur 
Dekoration des Zimmers, jo muß ſich derjelbe erſtens nad) 
dem Bild und dann nad) dem Stil des Gebäudes richten, 
ebenjo nad) der Wandfarbe; in Bildergalerien richtet ſich 
der Rahmen lediglich nad) dem Bild, ob dasjelbe ſchwarz 
oder bunt ift, welche Farben in letzterem Fall am meijten 
in demjelben vorherrichen 2c., ebenfo nach der Größe des 
Bildes; in der Negel joll die Rahmenbreite nicht über "/, 
und nicht unter */,, der Breite des Bildes betragen. 

Bilderfäl, m., frz. salon ın. de peintures, |. im Art. 
Bildergalerie. 

Bilderfhrift, f., eine Schrift, wo die Bilder die Stelle 
der Buchſtaben vertreten; vgl. d. Art. Hieroglyphen. 

Bilderfeine, m. pl., nennt man diejenigen Steine, 
welche von der Natur auf ihren Oberflächen zum Theil 
farbig gezeichnet find und je nad) der Aehnlichkeit mit vor= 
bandenen Gegenftänden auch bejondere Namen haben. 

Bilderſtuhl, m., 1. ſ. v. w. Afroterium (f.d.).— 2. auch 
Bilderfuß, Bülderfok, Bildflok, m., Bildgefell, n., franz. pie- 
douche, ın., engl. pedestall, stand, ital. peduccio, m., 
Poſtament zu Aufftellung einerBildjäule, Dasjelbe muß 
ſich natürlidy nad) dem Stil des Gebäudes richten, fobald 
cs in einem ſolchen aufgejtellt wird. Für Figuren, die im 
Freien ftehen, ohne Beziehung zu einem Gebäude, kann 








halt giebt übrigens in der Negel die aufzuitellende Figur 
ſchon jelbit; ſ. Bildfäule. 

Bilderwand, f., j. Jlonojtafis. 

Bilderweberei, f., frz tissage m. des étoffes higurdes, 
engl. faney-weaving, j. unter d. Art. Gobelin, Tapete x. 

Bildflädhe, f., Tafel, £., frz. tableau, m., engl. pieture- 
sheet, perspeetive plan, ſ. im Art. Berjpeftive. 

Bildformerei, f., Theil der Plajtit (f. d.); vergl. auch 
d. Art. Form. 

Bildgiefer, m., ein Künftler, welcher die Bilder aus 
Metall oder Gips gieht. 

Bildhauer, m., frj. sculpteur, m., engl. seulptor, cin 
Künstler, welcher Bilder in Stein oder Holz haut. 

Bildhauerarbeit, f., frz.sculpture, f., engl.sculpture. 
Ueber die Berwendung derjelben j.d. Art. Ausſchmückung, 
Bildfäule, Plaſtik 2c.; über halberhabene B. j. d. Art. 
Basrelief, Relief x. 

Bildhaueratelier, n., j. d. Art. Atelier I. 2. 

Bildhauereifen, n., frz. outil m. du sculpteur, engl. 
sculptors chisel, earving-tool; der Meihel des Bild- 
hauers zur Bearbeitung des Sandfteins ift meiſt zu einer 
Schneide zugejchärft, zu der des Marmors vierfeitig zuge- 
ſpitzt; ihre Schneiden find aber ſehr verſchieden. Die Meißel 
des Holzbildhauers jind noch manchfacher geitaltet. 

Bildhauerkitt, m., Meinmörtel, m., frz. badigeon, m., 
Kitt zum Wiederantitten abgeftohener Stüde, — 1. Maftir, 
24 g., und Bleiweih, 4 g., werden zu einem zarten Pulver 
geitoßen und über euer mit 16 g. Wachs zufammenge: 
ſchmolzen. — 2. Staub des bearbeiteten Steins, Gips und 
Leimwaſſer zu faſt gleichen Theilen warın zufammenge- 
rührt, geknetet und fofort verbraucht; j. übrigens Kite. 

Bildhauerkunft, f., franz. sculpture, statuaire, engl. 
seulpture, ijt der Zweig der plaftijchen Kunſt, dejien Aus— 
übung darin befteht, aus Marmor und anderen harten 
Körpern Statuen, Reliefs u. dgl. Darjtellungen auszu— 
hauen, mit Hülfe des Hammers u. Meihels zu vollenden; 
mehr ſ. unter Plaftit und Skulptur. 

Bildhauermarmor, m., ſ. Marmor. 
Bildhauerwerkfatt, f., j. unter Atelier I. 2. 

bildlich, adj. Bildliche Darftellungen können entweder 
einen Segenjtand, eine Perjon, Handlung ꝛc. direft dar— 
jtellen, oder einen Begriff, Lehrſatz, eine Wahrheit x. an- 
deuten u. heißen dann eigentlich finnbildliche Daritellun- 
gen; ſ. d. Art. Allegorie, Attribut, Emblem, Symbolif. 

Bildner, m., franz. imagier, m., engl. imagemaker, 
ſ. v. w. Bildhauer, Bildichniger, Bildgieher ıc. 

Bildnerei, f., Plaſtik, frz. art m. plastique, auft 
Ti engl. plastic, formative art; gried. "Aastızn ; 
j.d. Art. plaſtiſche Kunſt und Bildhauerfunft. 

Bildnis, n., frj.image, effigie, f., engl.image, efhigy, 
lat. imago, caracter, Nachahmung der Züge einer Ber- 
jonin Form eines Reliefmedaillons,Semäldes, einer Jeich- 
nung oder einer Büſte, Statue ꝛe. Die B.e (imagines) der 
Ahnen aufzuftellen, waren bei den Römern nicht alle, ſon— 
dern mur die vornehmiten Familien berechtigt; fie hielten 
ſolche Bilder ſehr hoch in Ehren und ftellten fie im Atrium 
auf. Auch im Mittelalter jpielten auf den Burgen bie 
Bildnisfammlungen der Ahnen eine große Rolle, Ueber 
B.c als Attribute xc. in der Itonographie vgl. z. B. d. Art. 
Ehriitusbild und Marienbild. 

Bildfäule, f., Statue, f., 3tandbild, n., franz. statue, f., 
engl. statue, griech. avöpraz. Bildjäulen nennt man Werte 
der plaftifchen Kunſt, durch welche menjchliche Geſtalten in 
Sol, Thon, Gips, Stein oder einem der verfchiedenen 

etalle dDargejtellt werden; doc) giebt man auch den aus 
diefen Stoffen verfertigten Thiergeftalten den Namen 
B.n, obgleich eigentlid) mit Unrecht. Man unterjcheidet 
eigentliche Standbilder, Pedeiterjtatue, frz. statue pede- 
stre, engl. pedestrian statue und Reiterjtatue, Equeiter: 
jtatue, fr3. statue dquestre, engl. equestrian statue. Die 


Bildfäufe 


B.n find ihrer Aufitellungsweife nad) in jelbjtändige u. 
zu einem Gebäude in Bezichung ftehende zu trennen. 

1. Selbfändige Bildfänlen. In der Regel find dieſe mo— 
numentalen Charakters; fie jtellen dann gewöhnlich be— 
rühmte, verdiente Männer dar. Solche B.n müſſen vor 
allen Dingen porträtähnlich u. nur infofern etwas ideali— 
firt fein, als dies die Hervorhebung befonderer Charakter— 
eigentbhümlichkeit der darzuftellenden Perſon verlangt, od. 
als etwa die betreffende Perſönlichkeit irgend eine offen= 
bare Häßlichfeit an fich trägt, deren treue Wiedergebung 
die DO. zur Karikatur machen würde. Durch pajjende 
Attribute mu man auf das Hauptverdienit, die Haupt— 
thätigfeit der dargeftellten Berjonen, anjpielen, und wo 
dies nicht binreicht, fann man am Poſtament durch 
Reliefs 2c. diefe Anfpielungen noch deutlicher od. verſtänd— 
licher machen. Sowohl bei der Koſtümirung der Figur 
felbit, al& bei der Anordnung u. Darftellung des Reliefs, 
bitte man ſich vor Anachronismen; dahin gehören z.B. bei 
Perſonen aus dem Mittelalter oder der Neuzeit römijche 
oder griechiſche Heroentracht, bei B.n chriſtlicher Perſonen 
Daritellungen mytbologifchen Inhalts x. Eine etwaige 
Inschrift ſei in der Landesſprache verfaßt, hurz ‚das Ganze 
jedem verjtändlich, denn die B.n follen nicht nur Zeichen 
der Anerlennung, jondern auch Anjpornungen zur Nach— 
eiferung fein und müſſen deshalb vom ganzen Bolt ver- 


379 





ftanden werden können. Blos deforative B.n lafien 
mehr Freiheit in ihrer Behandlung zu u. find in der Kegel 
allegorifcher Natur; man muß jedoch bei der Wahl des | 
Gebietes, aus der man die Allegorie entlcehnt, auf den | 
Stil der etwa in der Nähe befindlichen Gebäude Rüdficht | 
nehmen. Eine Flora 3. B., in einem Garten als Göttin | 
der Blumen ganz paffend, dürfte nur in der Nähe eines 
römiſchen oder griechifchen Gebäudes angebradht werden, | 
oder in einem in römiſchem oder griechiſchem Stil deforir- 
ten Raum; bei einem gothiichen Bebäude muß man die | 
darzujtellenden Begriffe in mittelalterliher Weife auf- 
faſſen ꝛc. Was nun die Größe der B.n betrifft, jo richtet 
jich diefelbe ebenfalls nach der ardhiteftonischen Umgebung: 
tolojjale Statuen find nur auf ganz großen freien Blägen 
anzumenden; Statuen in unmittelbarer Nähe von Ge— 
bäuden mace man nicht über Lebensgröße (j. unter 2). 
Die Mäße der Roftamente richten ſich nad) den B.n; fie 
dürfen nicht jo ſchmal jein, daß die Figur dadurd) beengt 
ericheint, ald wenn fie ſich nicht bewegen dürfe, ohne herab- 
zufallen; aber audy nicht jo breit, daf ihre Ausladung 
einen Theil der Figur verdedt; nicht viel niedriger als die 
Figur, aber aud) nicht jo body, daß die Figur dem Auge 
ſich zu jehr verkürzt daritellt. 

2, Bildfünlen als Dekorationstheile des Gebäudes. Dieſe 
ftehen entweder in Bilderblenden, welde dann ge— 
räumig genug, aber auch nicht zu groß fein müfjen: dabei 
hat ſich der Architeft mit dem Bildhauer zu verjtändigen; 
oder fie ftehen auf Brüftungspoftamenten, und es 
gelten dann zunächſt die unter 1 angeführten Regeln; oder | 
fie ftehen auf Konjolen an Wandflächen, dann dürfen | 
die Wandflächen nicht jo maffig fein, daß fie der Wirkung 
der B.n ſchaden, aber jie müſſen rubig-gehalten fein. Die 
Konfolen unterliegen denfelben Bedingungen wie die 
Roftamente; ſ. übr. d. Art. Konſole. Die Größe der B.n 
an &ebäuden muß in richtigem Verhältnis mitden Mähen 
der architeltonischen Beftaltungen fteben, jollte aber nie die 
natürlihe Menſchengröße überfchreiten, weil das Auge 
unmwillfürlichdie GröhederB.n als Mäßſtab für die Größe 
de3 Bebäudes annimmt, u.daher ein Gebäude mit Statuen 
von Ueberlebensgröße leicht Heiner ericheint als es ijt. 





Ueber B.n als Theile architeftonischer Gejtaltung ſ. d. 
Art. Karyatiden; Säulen mit B.n, j. d. Art. Säule. | 
Bildfchnikerei, £., 1. frz. art m. de l’imagier-tailleur, 
sculpture f. en bois, engl. image-carving, derjenige | 
Theil der Blaftik, deſſen Ausübung darin bejteht, Statuen, 





Reliefs u. dgl. Darjtellungen aus Elfenbein, Holz zc. zu 


Billet 


ſchnitzen, daher auch jpeziell Elfenbeinichnigerei, Holzbild- 
hauerei genannt. — 2. frz. entaille, f., engl. entaile oder 
carved work, ital.intaglio, die Arbeiten desBildfchnigers, 
audı Schnigiverl genannt. 

Bildflein, m. (Mineral.), 1. 5.v. iv. Ygalmatolith (f.d.). 
— 2. (Maur.) ſ. v. w. Formftein, ſ. Geſimsſtein. 

Bildſtock, m., 1. ſ. v. w. hölzerne Bildſäule. — 2.ſ. v. w. 
Therme (f. d.) — 3. Auch Bildfuhl, ſ. v. w. Bilderſtuhl 
(ſ. d.) — 4. ſ. v. w. Betſäule. 

Bildtreiberei, f., frz. art m. de bosselage, engl. em- 
bossing, Bofjirerei, £., d. b. derjenige Theil der Plaſtitk, 
dejjen Ausübung darin bejteht, bildliche Darftellungen in 
Thon od. Wachs zu bojfiren oder in Metall zu treiben. 

Bildwerk,n., 1. fra. d&coration plastique, engl.ima- 
gery, die Geſamtheit aller bildlihen Verzierungen an 
einem Gebäude, bei. derjenigen plajtifchen Verzierungen, 
welche nicht geometrijche Figuren daritellen, ſelbſt das 
Laubwerk mit eingeichlojjien. — 2. ſ. v. w. Bildnis, in 
plajtiicher Weiſe ausgeführt. 

Bileetion-mouldings, pl., engl., Zeijten, welche die 
"Felder eines Holzgetäfels umfaſſen. 

Bilge,s., engl., 1. der Baud) des Faſſes. — 2. Der 





Schiffsbauch, die Kimmung, Weite des Schiffs. 


Bilge-head, s., engl. (Schifib.), die Kimm. 

Bilge-pump, s., engl. (Schiffb.), die Schlagpumpe, 

Bill, s., engl., 1. frz. billet, m., der Zettel, bill of fount, 
der Gießzettel, Lieferzettel der Gießerei; bill of a ship, der 
Beilbrief, Bielbrief. — 2. frz. bec, ın., der Schnabel, die 
Spige, Schneide; engl. bill of anchor, die Ankerpünte. 
— 3. Streitart, Schnittemeffer ıc. 

Billard, m., frz. billard, m.,engl.billard. Die „ganzen“ 
deutichen B.3 jind 3,, m. lang, 2,,m. breit, die „halben“ 
2,, m. lang und 1,,, m. breit; ringsum muß 1,,—1,, m. 
freier Raum jein, jo daß ein Billardzimmer für ein halbes 
B. 6,,, m. lang und 4,,, m. breit fein muß. Die franzöfi= 
ichen B.8 find etwa 2,,, lang, 1,3, breit, doch giebt es jetzt 
auch noch Heinere. 

Billard, m., ftz., 1. das B. (ſ. d.). — 2. (Schiffb.) der 
Stoßer zum Antreiben der Reifen an Maſten und Raaen. 

Bille, f., 1. Zapfen des Wellbaumes in Mühlen. — 
2, (Schifib.) frz. fesse, f., engl. buttock, Bezeichnung für 
die untere Nundung am Hintertbeil des Schiffes, ſowie 
3. für die den Spiegel mit den Seitentheilen verbindenden 
Hölzer. — 4. Hade, womit die Mühljteine geihärft wer: 
den; fie hat eine breite Spige und zwei Schneiden. 

Bille, £., frz., 1. b. de bois, der Hauftamm. — 2. b. d 
moulures, das Serteneifen, die Sielenſorm. — 3. b. 
d’orme (Schiffb.), die Barkune. 

Billet, m., frz., 1. das Billet, ſ. Billetverlauf. — 2. ſ. 
Billet, engl. . 


Fig. 879. Dig. 580. 








RL ON 
gu Art. Billet. Fig. 582. 


Fig. 581. 


Billet, s., engl., 1. frz. billet, m., das Billet, der Zettel. 
- 2. frz. billot, m., der Klotz, Blod. — 3. frz.billette, ſ. 
büche, f., das Sceit, der ſchwächere Klotz, das Heizicheit, 
aud) das Mangelholz; b.of centering, der Spannteil; b. 
of gold, billot, der ®oldbarren. — 4. fr. billette, f., das 
Scheit, der Zettel, Span, das Billet; normanniſche Glied— 
befegung, ericheint in verichiedenen Formen: ig. 579 
Rundiceit, frz. billette eylindrique, engl. roll-billet; 
19* 


billeted cable 










ur — 
I 





. engl. square billet; Fig. 581 langes Scheit, Kryftall 
billet, engl. prismatic billet, ſpezifiſch engliſch; Fig. 582 
Ktälberzahn, frz. billette A tore coupe (ſpezifiſch franzö— 
venetianiſch⸗gothiſchen Architektur. 

un billeted cable, s., cable-moulding 
* with billets, engl., frz. torsade f. brillan- 
tee, der umwundene Nundjtab mit Brillanz 
ten, eine anglo= normannifche Rundjtab- 
PS form, j. fig. 583. 

Ru 3. und 4, 

IQ Silletverkauf, m., an Theatern, Bahn: 
I höfen zc. muß fo eingerichtet jein, daß der 
Verkäufer vom Publikum nicht infommo- 
ee, dirt od.gar durch Zudringlichfeit in feinem 
Geſchäft geftört wird. Am zweckmäßigſten 
dem Raum für das Publikum ein Heines Fenjterhen an 
j einer nad außen fonveren 

Wand anzubringen, vor dieſem 

Fenſterchen aber dvurhSchran= 

fen dem Publikum einen Weg 

vorzufchreiben, welcherblos für 

Fin. 584. 

Billiere, f., banc à billet, 
franz. der Sedenzug, Sieten- 
itod. 

Billigkeit, f., lat. aequitas, 
wird allegoriſch dargeitellt, 

Fig. 584. Billetverfauf. Ähnlich der Aſträa, in einer 
andere entweder freundlich Darreichend oder auf das Herz 
legend od. mit derfelben ein Füllhorn haltend. Die Augen 
nicht verbunden. 

Bill-man, s., engl., der Holzhader, Baumfäller. 

Billon, m., frz., billon, s.,engl., das Scheidemüngjilber, 
das Bagament. 

Billot, m., frz., der Klotz, Blod, daher 1. billot de 
l'enelumé (Schmied), der Amboßſtock. — 2. billot de 
guindage (Brüdenb.), der Reitel, Rödel. — 3.(Schieferd.) 
runder Klotz zum Behauen der Schieferjteine. — 4. Die 
Unterlage unter Hebebaum, Brechſtange od. dergl., ſ. d. 
betr. Art. u. d. Art. Hebelftüße. 
zweinaſig; ſ. d. Art. Arc, Bogen, Naſe. 

Bimas-Sapan, Bimas-Rothholz, n., nad der Inſel Bima 
benannte Art oſtindiſchen Rothholzes, ſ. Javahol;z. 

bimfen, alt. Z., franz. poncer, engl. to polish with 
pumice-stone, ſ. v. w. mit Bimsjtein abreiben, jchleifen 
und poliren. 
spongites pumicosa, eineßattungSeeihwänme ; hugelig 
zellenförmig, leicht zerbrechlich, grau von Farbe; findet 
ſich im Meer auf verjchiedenen Körpern. 

Bimslava,f.,frj.lave pumicde (Mineral.), eine Lava, 
welche blafigsbimsjteinartig ift; ihre Abarten jind Schlak— 
len⸗, Schaum: und Slaslava. 

Art. Bauſtein B.X. 

Bimsftein, m., 1. natürlicher Bimsflein (Miner.), franz. 
ponce, pierre-ponce, f., engl. pumice, pumicestone, 
das Produft der Schmelzung natronreihen Trachyts; 

ericheint als glasartige, blafige, durchlöcherte, ſchwammige 

Mafie, iſt von Farbe weiß, grau, ins Gelbliche, auch wohl 


jiich). Verwandt damit ift der Doppelzahnichnitt (j.d.) der 
Billette, £., frz., j. d. Art. Billet, engl., 
ft e8, von dem Zimmer oder Kabinet des Billeteurs nad 
eine Perſon Breite hat, fiche 
Hand eine Wäge haltend, die 

Billot, s., engl. j. Billet, engl., 2. 
bilob&, adj., frz., engl. bilobed, bicusped, zweilappig, 
Bimskoralle, Kimfenkorale, Simsfeinkoralle, f., lat. 
Bimsfand, m., auch vulfanifche Aſche genannt; ſ. d. 
ins Bräunlichſchwarze fallend, glänzt perlenartig, bläbt 


fich im Feuer auf und ſchwimmt durch die in feinen Poren 


380 
Fig. 580 Schachtlötzchen, Würfelfcheit, frz. billette carree, 








to bind 


gemengte Kryſtalle von glajigem Feldipat geben ihm oft 
ein porpbhyrartiges Ausjchen (fogen. Bimsfeinporphnr); 
außerdem enthält er oft Augit, Glimmer, Magneteifenitein 
und Hornblende, Man benußt den B. zum PBoliren und 
und Schleifen des Holzes, der Steine und verichiedener 
Metalle; auch jchleift man damit die Grundfläche fiir Ber: 
goldung. Auch die Alten fannten den B. und gebrauchten 
ihn vorzüglic zum Glätten der Statuen, jedoch wendeten 
fie nad) diefem Berfahren nochmals das Glätteifen an; 
hierbei ift noch zu bemerfen, daf; bei Marmorftatuen das 
gewöhnliche Verfahren mit B. nicht ausreicht, jondern 
diejelben müſſen noch mit Tripel u. Blei gerieben werdert, 
was ihnen erjt den rechten Glanz verleibt. Der B. giebt 
mit Kaltvermengt einen guten Mörtel und dient auch mit: 
unter als Baumaterial, doc) nicht zu freuermauern, oder 
wo er ſtarken Erjchütterungen ausgejegt wäre. B. findet 
ſich vorzüglich in der Rheingegend, auf den Lipariichen 
Injeln, Milo, Santorin, Teneriffa, Island, Mexiko ꝛe. 
Durch B. it Rompeji verjchüttet worden. In neuerer Zeit 
wird jtatt jeiner zum Schleifen von Holzarbeiten u. dgl. 
vielfach eine ähnliche, fünftliche Maſſe verwendet, die vor 
dem natürlichen den Vortheil größerer Gteichförmiafeit 
und regelmäkiger Form bei beliebiger Größe der Stücke 
voraus hat. Bimsjteinpulver mit Del dient vortbeilhaft 
zum Einjchleifen von Meſſinghähnen x. — 2. Künſtlicher 
Bimsflein, frz. ponce factice, engl. factitious pumice, 
zum Schleifen des Holzes. Eine Maſſe von 3—1 Theilen 
Leim wird in zehnfacher Menge Wafjers gelöjt und das 
Ganze mit 100 Theilen feingepulverten B.s angemengt. Er 
wird gewöhnlich, des bejiern Handhabens wegen, auf 
feine Bretchen von 4. gem. in warmem Zujtand 1—1!Y, 
em. dic aufgetragen und in falter Luft getrodnet, da ſich 
der Leim jonjt nad) der Oberfläche zieht u. die Maſſe da— 
durch zu hart wiirde. Dieſe eignet ſich zum Schleifen weit 
beſſer als gewöhnlicher B., da fie nicht jo leicht zerbrödelt. 
Bimsflein-Ronglomerat, n., fr. conglom6rat m. 
onceux, engl. pumiceous conglomerate (Min.), be: 
—* aus eigen u. abgerundeten Stücken von Bimsitein, 
verbunden durch eine erdige, thonige od. aus zerricbenem 
Bimsjtein gebildete Maſſe. Das Geſtein ſchwimmt; das 
Bindemittel ift gewöhnlich in geringerer Menge vorhan— 
den und füllt die Räume zwijchen den Stüden, obgleich es 
diefelben umhüllt, nicht vollftändig aus, ſo daß ſich oft leere 
Räume zeigen; hiervon rührt wohl auch jeine geringe 
Feſtigkeit; hingegen giebt es Arten, bei denen das Binde— 
mittel vorberrichend it, und man belegt diefe bald dichte, 
bald poröje Abänderung, welche eine graugelbe, ins 
Braune ziehende Farbe hat und im Bruche erdig und matt 
ist, gavöhnlich mit dem Namen Traß. Das gemeine B.K. 
ijt als Baustein gefchäßt; es wird wie der Torf terrafien= 
förmig abgebaut und dann an der Luft getrodnet; jo ge— 
trodnet verwendet man ihn zur Aufführung leichterer 
Bauten, zu Kaminen und zum Ausjegen der Fachwände. 
Die unter dem Namen Traß bei Andernad; vorkommende 
Art wird in Verbindung mit Kalk vorzüglid) zu Waſſer— 
bauten angewendet, 
Bimsfeinpapier, n., franz. papier m. ponce, engl. 
umice-stone-paper, Papier, weldes mit Leim über: 
ſtrichen und mit Bimsſtein beftreut worden ; es dient zum 
Schleifen von Holz= und Metallarbeiten in Fällen, wo 
das Glaspapier u. Sandpapier (f.d.)zu grob jein würden, 
Binacle, s., engl. (Schifib.), das Nachthaus, Kompaß— 
haus; binacle-compass, Steuerfompah, Strichkompaß. 
binär, adj., j. v. w. jefundär; ſ. d. Art. Geſteine und 
Kryſtall. 
Binard, m., frz., ein maſſiv gebauter Wagen mit ſtar— 
ten Rädern, um Schwere Laften darauf zu befördern; er 
ißt je nad) feiner Gejtalt und Benutzung im Deutſchen: 
lodiwagen, Steimvagen oder auch Rollwagen, 
to bind, v. a., a timber, engl. (Zimmt.), ein Holz (mit 








eingeſchloſſene Luft auf dem Waſſer (jpez. Gew. 2,,); bei= | Eijen) bejdlagen; to bind-in a beam, einen Balten 


Bindazxt 


381 





Binderfparren 








(behufs des Aufzichens) einbinden; to bind a pile by a 
hoop, einen Pfahl rinfen, 

indart, £., 1. Bundaxt. 

Bind-beam, s., engl. (Zimmt.), der Binderbalten, 

Binde, f., frz. face, f., bande,f., engl. band, flatmould- 
ing, broad fillet, 1. ſ. v. w. Borte, f., Borten, m. — 
2, Die durch verzierte Streifen oder vorragende Steine 
hergeitellte Umgürtung der Säulenfchäfte; |. d. Art. Bin: 
denfäule, Bund und Säule. — 3. Das Äußere Glied an 
Architraven und architravirten Gewänden; vergl. d. Art. 
Band I. und Fig. 379, ©. 243. — 4. |. v. w. Leifte (ſ. d.). 

Bindeanker, m., ſ. d. Art. Anker I. 4 und 16. 

Bindebalken, m., 1. j.v.iw. Architrav, — 2. ( Zimmerf.) 
auch Anterbalten, Zugbalfen, frz. tirant, m., entrait, m., 
engl. tie-beam, öjterr. Bundtrabm, ein Balken, weicher 
zugleich als Anker dient; ſ. d. Art. Anterbalten I u.2. — 
— 3, Ein Balten, auf welchem jich eine Holzwand aufſetzt; 
j. Balten I. B. a.u.1I. A. a. jowie d. Art. Baltenlage.— 
1.(Wajjerb.) Ueber Bindebalken oder Bindriegel an Bohl: 
wänden, fr}. lierne f. de palee, engl. bind-rail, piling- 
rail, ſ. d. Art. Bohlwand. 

Bindebank, f., Bindebok, ım., Kaichinenbant, frz. che- 
valet m. pour les fascines, engl. fascine-trestle, horse 
or eross, Gerüſt, jägebodähnliche Rüftung, auf welcher 
Faſchinen gebunden werden. 

Bindebaum, m., ſ. vd. iv. Heubaum. 

Bindedraht, m., frz. fil m. A lier, engl. binding-wire, 
geglühter Eiſendraht od. Bleidraht, der ſich dann bequem 
in Knoten jchlingen, alfo zum Binden gebrauchen läßt. 

Bindeholz, Gruſtholz, Bundhol;, Ausbindehol;, m., franz. 
bois m. menu d’assemblage, engl. scantlings, pl. 
(YJimm.), das zum Ausbinden der Wände und Geſpärre 
dienende, ſchwächer als Baltenholz behauene Holz. 

Bindekalk, Gipskalk, Sparkalk, auch trodiener Kalk, m.., 
nennt man den aus Gipsiteinen gebrannten Kalt; j. d. 
Art. Lederkalk. i 

Bindeknecht, m., ein der Zange ähnlicher Theil des 
Gerüſtes zum Waſſerbau. 

Bindemittel,n., jranz. glutinant, ın., liaison, f., engl. 
medium, Maſſe, welche einzelne neben einander liegende 
Körper in der Kegel durch) die dichte Anhängung verbin— 
det, die jie mit jedem derjelben eingeht. Daher eignen 
jid) dazu am beiten ſolche Körper, welche ſehr jtarte Kohä— 
jion befigen. Als B. tritt in dem natürlichen Gejtein 
namentlic; Kalt und Thon auf; j. aber darüber d. Art. 
Geſteine, Sebirgsart x. Für die Mauerjteine werden die 
B. gewöhnlich Mörtel oder Kitt genannt (f. d.). Für die 
Farben find fie jehr verichieden; j.d. Art. Harz, Leim: 
farben, Oelfarben ic. 

binden, intr. 3., frz. prendre, engl. to hold well, to 
cement well, aud) anziehen, fafen. Von Halt, Yeim, 
Kitt ꝛc. jagt man, er bindet gut, wenn feine Theile ſchon 
nad) kurzer Zeit ſich gewiſſermaßen in einen lörper ver— 
wandelt haben, große Adhäſion an einander zeigen; wenn 
er ſchon gebunden hat, zeigt er keine Adhäſion nach außen 
mehr, verbindet ſich ſchlecht mit anderen Körpern. 

Bindenfäule, f., fr}. colonne f. handée, engl. handed 
column, gebundene Säule, Bundſäule; j. d, fowie die 
Art. Bund und Säule. 

Binder, m., 1.(Maurer) auch Bindfein, Bindenein, Bund- 
fein, Aukerflein, m., frz. boutisse, f., engl. bondstone, 
bonder, binder, bindstone, in und um Yeipzig Strecker, 
it ein Stein, der mit feiner furzen Seite in der Mauer- 
jlucht liegt, während feine lange Seite in die Mauer 
hineingeht. Dean unterjcheidet a) Bollbinder, Durd)- 
binder, ganzeBinder, fr}. pierref. de parpain, parpaing, 


m., engl. perpender, throughstone, throughbinder, lat. | 


diatonus, d.i. ein B., der durch die ganze Mauerjtärte 
bindurchgebt; b) halber Binder, Halbbinder, frz. demi- 








Scheinbinder, Kopfitüd, frz. fausse boutisse, f., 
engl. header, ein Stein, deſſen Yangjeite jo kurz iſt wie die 
ichmale Seite eines Bs; ſ. d. Art. Kopfſtück. Ueberhaupt 
j. d. Art. Mauerverband. — 2. (Zimmerm.) durch die 
ganze Gebãudetiefe gehender, zum Verband hauptjächlich 


— 





| uf | KAUF 
RR RL LE 
Fig. 565. Bu dem Art. Binderichicht. 


dienender Holzkonſtruktionstheil. Man kann unterichei: 
den: a) Binder, Balfenbinder, Binderbalfen, 
Hauptbalten in der Balkenlage, frz. maitresse-poutre, f., 
engl. main-girder, bind-beam, binding-beam ſ. d. in 
d. Art. Balken u. Baltenlage); b) Binderbalten eines 
Hängewerfes, fi. entrait, m., tirant,m.,maitre-entrait, 
engl. tie-beam; vgl. d. Art Bindeballen 2 u. 3; c) Bin: 
der im Dad, Dahbinder oder Hauptgebinde, Boll: 





Fig. 886. 


Au dem Art. VBinderjchicht. 
gebinde, jr}. maitresse-ferme, f., engl. main-couple, 
prineipal-truss, ein ganzes Dachgebind, d.h. zwei zuſam⸗ 
mengehörige Sparren mit den etwa nöthigen Kehlbalken, 
Säulen, Streben, Zangen w., welche dazu dienen, den 
übrigen Theilen des Daches als Stüße zu dienen und das 
Auseinanderdrüden der Wände zu verhindern ; man darf 
deren natürlich nicht zu wenig anbringen; gewöhnlich kom— 
men zwijchen je zwei dergleichen B. drei leere Geſpärre zu 
liegen; j. d. Art. Dachverband und Dadbinder. — 3. An 
manden Orten Name der Böttcher, daher Binderbarte, f., 
j.v. w. Breitbeil des Böttchers. 

Binder, s., engl., 1. 5. Binder 1.— 2. Die Bindeweide. 
— 3. Fajchinenband, 

Binderfhidt, frz. assise f. en boutisse, engl. binding 
course, lock-band, bond-course (Maurer), Schidt von 
Binderjteinen. Die Mauer Fig. 585 zeigt blosB.en, Fin. 
586 hingegen abwechjelnd Binder- und Yauferjchicht. 

Binderfparren, m., Hauptfparren, ın., ft}. chef-che- 
vron, m., maitre-chevron, engl. binding-rafter, princi- 
pal-rafter, chief-rafter, Sparren, der zu einem Dad): 


boutisse, {., engl. half-binder, ein jolcher, der nicht durch | binder (j. d. Art. Binder 2. e.) gehört; ſ. d. Art. Dadı, 
die ganze Mauerjtärte durchreicht; ec) falſcher Binder, | Sparren i., vergl. aud) d. Art. arbaletrier. 


382 


Binfendrüde 








rammenden PBfähle, iit 4—8 m. lang, 2—3 cm. itarl, 

Bindeweide, Wicde, Weede, f., fiz. hart, f., rouette, f., 
engl. gad, withe, binder, Weidengerte zum Binden von 
Neisbündeln, Faſchinen :c., zum Anbinden der Bäume ıc. 

Bindgerte, f., j. Bindemweide. 

Bindigkeit des Bodens. Ein Boden ift bindig, wenn 
jeine Theile einen bejtimmten, ftets vom Thongehalt ber= 
rührenden Grad von Kobärenz (f. d.) haben. Je nad) dem 
Thongehalt u. Gehalt an Sand, Humus, Kalt it alfo die | 
B. eine verjchiedene. 

Binding s. of stones, engl. (Maurer), der Verband, 
Mauerverband. | 

Binding-beam, s., engl. (Zimmt.), der Binderbalten, 
binding-beam of a joisting, binding-intertie, der 
Unterzug. 

Binding-joist, engl., Yängbalten; ſ. Baltendede und 
Dalfenlage. 

Binding-piece, s., engl. (Zimm.), die Zange, das 
Surtholz (an Bohlwänden und Bohlendächern), system | 
of binding-pieces, die Gurtung. 

Binding-rafter, s., engl., der Binderſparren. 

Binding-stone, s., engl., der Binder (j. d. 1.). 

Binding-wire, s., engl., der Bindedrabt. 

Bindlatte, f. Befeſt. Bauw.), m., franz. tasseau, m., 
engl. brace-lath, Yatte, welche als Bindriegel dient. 

Bind-rail, s., engl. j. Bindriegel 2. und Bohlwand. 

Sindriegel, m., frz. lisse, entretoise, f., engl.intertie, 
tie, rail. (Zimmerf.) 1. Riegel, welche bei Brüdengelän- 
dern zur Verbindung der Säulen und Doden dienen. 
Sind mehrere über einander angebracht, jo heißt der 
oberjte Ychn- oder Bruftriegel, franz. lisse d’appui, 
headtie. — 2. j. Bindebalfen 4. und Bohlwand. | 

Bindrotting, f., niederdeutic) für Stublrohr. | 

Bindung, f., Binden, n., des Mörtels, frz. prise f. du 
mortier, engl. holding, cementing, hardening, Eigen- 
ſchaft des guten Mörtels, jchnell zu binden; j. Art. binden. | 

Bindwand, f., Bindwerkswand, Gundwand, f., (Zimm.), | 
frz. cloison f. de charpente, cloison & pans de bois, | 
parois f, de cloisonnage, eloison de colombage, engl. 
framed or square-framed partition, stadded or brick- 
nogged partition, quarter-partition, f. vd. w. Fachwand 
(j.d.); geiprengte B., fr3.cloison f.avee decharges, engl. | 
trussed-partition, truss-partition, abgeiprengte Sad: 
wand, Sprengwand; ſ. d. betr. Art. 

Bindwafe, f., ſ. v. w. Faſchine (f. d.). 

Bindwerk, Bindewerk, Stehwerk, Hagelwerk, n., franz. 
treillage, lattis, f., menuiserie f. des jardins, engl. | 
latticework, lathwork, arbour-work, pole-arbour, ital. 
pergolato. 1. Architeltur in Bilaftern, Säulen, Bogen ıc. 
an Yaubengängen, Lufthäujern u. dgl., wenn fie nur in 
Gitterwerk mit ausgeichnittenen fchmalen u. jehr dünnen | 





engl. | 





Bretjtreifen, Lättchen x. nachgeahmt find, die nur leicht | 
zufammengebeftet, ja wohl auch, wo dieſelben jich kreuzen, | 
mit Drabt verbunden jind. — 2, jr. cloisonnage, ın., co- 
lombage, m., engl. ftrame-work, stud-work, bay-work, 
timber-framing, j. v. w. Bundwerk, Fachwerk. 

Binge, f., auch Bünge, ſ. Pinge. 

Binitronaphthalin, m., ſ. Kaphthatin. 

Binnenachterſteven, ın., franz. contre-&tambot m. 
interieur, engl. inner-post (Schiffb.), dient zu innerer 
Verftärkung des Achteritevens und zu Verbindung des— 
jelben mit dem Stiel. 

Binnenböſchung, f., j. Landabdachung. 

Binnenbrake, f., Durchbruch an einem Binnendeid. 

Binnendeid,, ın. (Waſſerb.), auch) Binnerdick, Landdeich, 
ın., Slturmdeich, Schlaſdeich, m genannt, fra. digue f.d’ap- 
pui, engl. inner-dike, ein Deid) innerhalb oder hinter | 
der eigentlichen, das Land ſchützenden Deichlinie, welcher 








das etwa durch legtere einbrechende Waſſer verhindert, 
auch noch andere Gegenden zu überjchwenmen. 

Binnenhafen, m., Iunenhafen, m., franz. paradis, m., 
chambre f. d’un port, darse, f., darsine, f., engl. basin 
ofa port, ter binterer Theil eines Hafens; 
ſ. d. diu Hafen. a 

Binnenklok m. der Leibhölzer, frz. bloc m. de gout- 
tiere (Schiffb.), ſtarke Planfen, weldye auf dem Berded 
rings am Bord liegen und, als flache Rinnen geitaltet, 
dazu dienen, das vom Berded laufende Waſſer aufzunch- 
men und nach den Speigaten zu leiten. 
9 Binnenland, n., das innerhalb eines Deiches gelegene 

and. 

Binnenlander, Binnenlichter, m., ſ. Bilander. 

Binnenloop, f., landeimmwärts gefehrter Abhang eines 
Deiches. 

Binnenmaner, f., j. Innenmauer. 

Binnenpfahl, Iunenpfahl, Füllpfahl, m., frz. 


— m, 
\ de remplage, de retenue, engl. filling-pile (Wajjerb.), 


innerer Pfahl, Pfahl in der inneren 
Fangedammes. 
Binnenfiel oder Binnerfiel, m., der Theil eines Siels, 


ohlwand eines 


welcher innerhalb der inneren Thüren desſelben liegt, 
If. Siel. 


Binnenfein, m., ſ. v. w. Bimsftein. 

Binnenfteven, ın. (Schiffb.), frz. contre-6trave inte- 
rieure, engl. apron, dient zu Verſtärkung des Vorjteven 
und zu Verbindung desjelben mit dem Kiel. 

Binnenwaſſer, n., 1. (Wafjerb.) das in einem durch 
Deiche geſchützten Land ſich anfammelnde Regen= oder 
Scneewajjer; es muß, um ein Anjchwellen desjelben zu 
verhüten, wenn das außerhalb des Deiches befindliche 


\ Strom = oder Seewaſſer eindringen jollte, fo ſchnell wie 


möglich abgeleitet werden können. — 2. Ein mit Land 
ganz umgebener Meerbufen, welcher blos durd einen 
ichmalen Kanal mit dem Meer verbunden ift. 
Binnertief, n. (Wafjerb.), frz. döcharge interieure, 
engl.inner-leat, Graben innerhalb eines Deiches, welcher 
das Wafjer zur Deichichleufe leitet. Diejer Graben, vom 
Sammelbajjin ausgehend, muß diejelbe Breite und Tiefe 
haben wie die Schleuje, da er im entgegengejepten Fall 
leicht Ueberſchwemmung verurjadht ; das durch das B. dem 
Kanal zugeführte Wafjer wird dann durd das Bntentief 
oder Außentief (j. d.) in die See befördert. 
Binnervorfiel, n. (Schleujenb.), der vor der innern 
Schleuſe befindliche ſchwalbenſchwanzförmig auägebreitete 
Theil des Siels (j. d.), welcher die Bejtimmung hat, bei 
Hochwaſſer das Waſſer zu fajjen und abzuführen. 
Binnung, f. (Schiffb.), frz. lisiere , engl. bower run, 


‚die auf Flußfahrzeugen von vorn bis hinten reichende 


und inwendig auf jeder Seite an die Kniee aufgebolzte 
itarte Planke. 


Binom, n. (Mathem.), ein Ausdrud, von der Form 


'(atb). [Schw.] 


Binominlkofffigient (Math.), ein Ausdrud von der 
a.(a-1),(a-2)....[a-(m-1)], 
ı J : Er. 
Form des Been ift arm), d.h.a mit dem Feigerm. Demnach 


iſt z. B. de = 25 = 10. [Schw.) 


binomiſcher Sat, m. (Matb.), ift ein Schema für die 
Entwidelung einer beliebigen, 3. B. der mten Potenz des 
Binoms (ab), in eine nad) Potenzen von a und b geord» 
nete Reibe, jedoch unter der Vorausſetzung, daß m eine 
poſitive Zahl iſt. Nach diefem Schema tft 
(a+b)m = am-+-n am -!p ma), am- 2b? + m(syam-b’+- 
(vergl. auch d. Art. Binomialtoäffizient). | Schw.) 

Binfenbrüce, f. (Brücdenb.); dergleichen Brüden be— 
itehen aus durch Ruthen mit einander verbundenen, aus 
Beidenruthen geflochtenen Horten; am Ufer find diefelben 


Form: 3 


die allgemeine 


durch Seile befeitigt; man bedient fich ihrer häufig im | holz zweiter Klaſſe anzuſehen. Im Norden Europa’s ijt 
Amerila und Holland zum Ueberbrücken kleiner Gewäſſer. die weiße B. (Betula alba) die gewöhnlichere, bei uns 
Biolea, f., ital., Flüchenmäß, differirte jehr in der | jtatt ihrer die deutiche B. (B. verrucosa), leßtere wird in 
Größe. Die B. von Bologna war = 976,509, die von | Nordamerika durch die Bapierbirte (B. papyracea) und 











Berona = 2229,,,, die von Parma = 1053,, preußijche | die pappelblätterige (B. populifolia) vertreten. Ebenſo 
[_Rlafter. Seit Einführung des Metermäßes ift die B. | fomımt dort B. lenta vor, die eine duntelbraune Rinde 
außer Gebraud. bat. Die gelbe B. (yellow birch, B. excelsa) Amerifa’s 

Bion, m., frz., Abjchneideichere des Glaſers. hat gelbe Rinde, die ſchwarze B. (B.nigra vd. B. rubra) 

Biotite, s., engl., der ſchwarze Hlimmer, Magneſia- | ebendajelbjt rothbraune. In Oftafien u. in Sibirien ift die 
glimmer. gelbrindigeB.Ermanns(B.Ermanni) häufig. Diepappel- 

Bioxyde, Binoxyde, m., franz., engl. bioxyd, das | blätterige und die jhöne B. werden in Nordamerika gern 
zweite Oxyd, Oryd im Gegenjaß zu Orybul. zu Bekleidung derjenigen Schiffötheileverwendet, die unter 

Bipeda,f., lat., Ziegelplatte zu Fußböden unter freiem | Waſſer find, da das Holz faſt unverweslich ijt. Aus der 
Himmel, O,,, m. lang. Rinde der Bapierbirfe(B.papyracea) fertigen die India— 

Bipennis, f., lat., ſchneidige Urt, j. Bisacuta. ner leichte Boote, 

Biquadrat, n. (Math.), j. v. w. die vierte Potenz oder, | Birkenfeld, oldenburgiiches Fürſtenthum; es ge— 
wörtlid) erklärt, zweimal nac)einanderdas Quadrat. Das | brauchte Mähe wie Preußen, Gewichte wie Hannover und 
B. von 2 iſt 2* oder 2X2X2xX2,d. i. 16. [Schw.) rechnete nadı Thalern zu30 Groſchen, zu 12 Schwaren; 

biquadratifchyeGleichung, f.Math.),ijteine®leihung, | 1 Schware war aljo = 1 preuf. Pfennig. 
bei welcher die Unbekannte höchſtens in der vierten Botenz | Birkenkohle, f., als Brennmaterial bei hemijchen 
vortommt; fommen mehrere Unbefannte vor, jo muß die | Verfuchen ꝛc. bejonders geeignet, da jie ein lebhaftes, be— 
größte Summe der Erponenten der unbelannten Größen, | jtändiges Fener unterhält und ihr Dampf nicht ſehr ſchäd— 
welche in einem Glied der Sleihung vortommen, gleich | lich ift; in verdorbenen Wein geworfen, kann fie denjelben 
4 fein. — Unter den Gleihungen mit einer unbefannten | mitunter wieder geniehbar machen. 

Größe ift die biquadratische diejenige vom höchiten Grad, | VBirkenreis, n., dient zum Anfeuern in Badöfen ꝛc., zu 
welche ſich noch in ihver ganzen Allgemeinheit löjen läßt; | Beſen und, nächſt'der Weide, zu Korbflechterei, zu Zäunen 
bei Gleichungen, deren Konjtanten Zahlwerthe find, fommt | und Mu Stidwänden bei Wirthichaftsgebäuden. 

man jedoch) durch Verjuche jchneller zur Auffindung der) Birkenrinde, f., wird 1. zur Anfenerung wie Kien, ge— 
braucht. — 2. Wegen ihres Widerjtands gegen Fäulnis 
bei. in Schweden zur erſten Unterlage bei der Dachdeckung 
benugt, indem man ſie aufdieSchalbreter nagelt u. hierauf 
Erde aufjchüttet, auf der fich nad) und nad) ein förmlicher 
Rajenüberzug bildet. — 3. In Ermangelung der Eichen 
rinde wird ® zum Serben gebr. — 4. Aus dünner B. 
werden gepreßte Dofen und dgl. hergeftellt, und die ſibiri— 
ſchen Völker verrvenden B. zu gieifenrobren, Sommer: 
Er u. dgl. — 5. In Rußland deftillirt man aus ihr 


Wurzelwerthe, als durd) die allgemeine Löjung. | Schi.) 
Bird-cherry-tree, s., engl., ſ. Able 1. 
a Bird’s-eye-perspective,s., 
— — e ngl. Vogelperipeftive; bird's- 
eye-view, die Anſicht aus der 
oge lſchau. 
Bird’s-eye-wood, s., engl., 
die Majer, das Majerholz. 
Birdshead, s., engl., Vogel— 
„ fopf, anglonormannijche Ver- 
MT zierung, zwiichen Zidzad und! Birkenruß, m. Der aus dem Verbrennen der Blätter 
“ gig, 587. Birdahend, fortlaufendem Rundſtab einges | und Rinde der Birke gewonnene Ruf ift verwendbar zu 
ſetzt; ſ. Fig. 587. Farbe ſowie zu Buchdrucker- und Kupferdruckſchwärze; 
Birds-mouth, s., engl. (Zimm.), 1. Sparrenklaue, |. d. Art. Schwarze Farben. 








das Birkenöl zu Bereitung des Juchtenleders. 


j. Klaue. — 2. Dreiedige Berfaßung eines Wechſels. ‘  Birkenfaft, m., Birkeuwaffer, n., wird durch Anbohren 
biremis, adj., lat. (Schiffb.), ziweiruderig od. mit zwei | der Birkenjtämme(Betula alba) im März erhalten. Eine 
Reihen Rudern itber einander verjehen. ‚ mittlere Birke kann etwa 15 1. Saft geben. Diejer Saft 


Birke, f. (Betula, Fam. Betulineae), frz. bouleau, m., 
engl. birch. Die deutſche B. (B. verrucosa) wächſt jehr 
ichnell, wird 14— 25m. hoch bis zu O,,, m. ſtark, hat jtarfe 
äftige Wurzeln und eine glänzend weiße Rinde; je nörd— 
licher die Gegend, wo fie wächſt, deito fefter das Holz. Die 
B, nimmt nächſt der Kiefer mit dem jchlechteften Boden 
fürlieb, gedeiht aber am beiten auf Sand, der mit Lehm 
gemischt ift. Das Birfenholz trodnet ſchwer, zieht auch 
leicht aufs neue Feuchtigkeit an fich und wirft ſich daher 
jehr leicht; Müller u. Wagner verarbeiten e8 wegen jeiner 
Zäbigfeit gern, ES plaßt nicht leicht, wenn es auch viels 
fach durchbohrt wird, die Stämme find zu Deichjeln ges 
ſucht. Die gemaferten Stammenden u. Wurzeln verarbei: 
tet man zu allerhand jhönen u. nüßlichen Gegenftänden. 
Das Laub, mit Scharte verjegt, giebt eine gelbe Beige. 
Zum Bauen wird Birkenholz feltener verwendet und muß 
dann im Saft gehauen, ausgelaugt u. geräuchert werden, 
weilesohne dies dem Wurmfraß zu jchr ausgejegt ift. Es 
bat feine lange Dauer, wird bejonders in feuchter Luft 
bald morſch und zwar gleichzeitig durch die ganze Maſſe. 
Es wirddies mit hervorgebracht durch Wucherungen eines 
Holzpilzes (Nyetomyces suaveolens), deſſen Geruch 
veilhenähnlich ift. Birkenholz wiegt pro km. friſch 760, | einmal weiter jtromauf, u. wohnten abwechjelnd in Chit- 
troden 650 kg., ſpez. Gewicht alſo O,,,—O,,; mehrfach faing, Ava umd Amerapura, die jehr nahe bei einander 
wird es als F ennholz verwendet, da es feicht brennt, iſt liegen. Um 1300 wurde Panya zur Hauptitadt erhoben 
aber wegen feines geringen Koblengehalts nur als Brenne | und 1356 Pugan von den Ehinejen geftürmt; 1364 traf 


enthält Zuder, außerdem jtidjtoffhaltige Subjtanzen, und 
geht an der Luft jehr jchnell in Gährung über. Man be: 
reitet daraus ein moujfirendes Getränk; daaberdie Birken 
ſehr dadurch leiden, jo iſt das Anbohren derjelben hier u. da 
(leider nicht iiberall) verboten. 

Birloir, m., frz., der Fenſterwirbel, Vorreiber. 

birmaniſche Bauweife, f., frz. architeeture birmane, 
engl. burmese architecture. — Das Gebiet, welches ge= 
wöhnlich Birma, Borma oder Burma genannt wird, zer: 
fällt jegt inzweihaupttheile:a)Niederbirma, auch Britijch- 
Birma gen. u. wiederum zerfallend in Arracan, Rafbang 
od. Roſchang; Begu oder Peguẽ, das Deltaland des Jra- 
wadi mit der Hauptjtadt Nangun, und Tenafjerim, ein 
ſchmaler Küftenftrich der malayifchen Halbinfel. b) Ober- 
birma od. Ava, noch jelbjtändig, mit der Hauptitadt Mans 
dalay. — In Birma führte König Aſola's Sohn vd. Enfel, 
NRahamam, den Buddhismus um 243 v. Chr. ein, nach— 
dem ſchon um 308 die Apojtel Uktara und Sauna in 
Thatung bei Maulmein ihn gepredigt hatten, und erhob 
die Stadt Prome am Jramadi zur Refidenz. 107 n. Chr. 
verlegte Samudda Raja die Refidenz weiter jtromanf- 
wärts nad) Bugan. Im 13. Jahrb. zogen die Könige nod) 





_ Birmanifde Bauweife 


diefes Schidffal auch Panvya und Ehntaing in und Ava war 
nun Refidenz bis 1752, wo der wilde, jagdliebende König 





Alonıpra nad) Unterjochung der Talaings oder Mons, 
Pegu eroberte, Rangun, die 


die Ava angegriffen hatten, 


— — ae 


rin. 588. 


„Stadt des Sieges“, qrindete u, zur Hauptiſtadt der Pro— 
vinz machte. Reſidenz wurde jedoch Monchabo; 1784 


wurde auch Arracan von den Bırmanen erobert, nachdem 


es 1763 duch ein furchtbares Erdbeben heimgejucht wor: 


dig. 589. Sthusmasdoo, KungeWurTeusPagode bei Ava. 


den war; um dieje Zeit (m. A. ſchon 1782) wurde Amera= 
pura Nefidenz, 1819 wieder Ava, dann 1857 wieder imera- 
pura und jeit 1857 iſt Mandalay der Siß des Herrichers 
von Oberbirma, 1824 begann der Krieg mit England, 


384 








Tie Shoav-? TonomRanode, goldene Pagode, bei Rangun. 








birmanifde Bauweiſe 


welcher 1853 zur Einnahme der Provinz Pegu zu führte. Die 
Sebäudearten find natürlic in der Hauptiache diejelben 
wie bei allen buddbistiichen Bölfern ; j.d. Art. Buddhiſtiſch. 

I. Pagoden. Einige der berühmteſten find folgende: Zu 


U 





- Mabamuni. Das Ge- 
pr #7 bände, um 1070 n. Chr. 


— von dem Radſcha Tſchanu⸗ 
= da Suria gebaut, iſt mit 
jteinerner Kuppel bes 
frönt, durch vier jchlante 
Thürme eingefaht. Ein 
Bogentbor ander Oſtſeite 
gewährt Einlaß in Die 
ziemlichenge Zelle, worin 
drei vergoldete Statuen 
des Gautama - Buddha 
jißen. — Auf der Spite 
erhebt fich der Ti mit 
- Dem ftebenfachen Schirm. 
Tirhera’s, d. b. Pilger: 
4 "ojpize, umgeben die Bas 
1 gode. — Shoay-Dagon 
oder Shovda = gung = Pa- 
ode, d. b, die goldene 
Pagode von Rangun, die 
größte Birma’s,chva 126 
Nabre alt, liegt auf einem 
24—30 m. hoben Sügel. 
Der enge Eingang, von 
wei rieſigen Öreifen aus 
‚jiegel und Mörtel be: 
wacht, führt zwiſchen lan- 
gen Wänden mit Retter- 
Dächern, die zierlich und 
wich geidinigt, roth be- 
malt ut. veich vergoldet find, dahin. Die Wände zeigen die 
den Verdammten zugedadıiten Höllenqualen in lebbafter 
Daritellung. Dann bejteigt man auf einer Steintreppe 
die unterste Terrafie, Dieſe ijt achtedig, bei etwa 460 m. 
Umfang. Die ganze Pa— 
gode it ca.OO m. bad), aus 
Kalkſteinen aufgemauert 
und mit Blattgold iiber- 
zogen. Der Schirm des 
Ti iſt 7°/, m. hoch u. erſt 
1871 auf often des Kö 
nigs von Ava erneuert 
worden; er bat an Gold 
und Gdeljteinen einen 
enormen Werth. Das 
banptgebäude iſt bier 
wie anderwärts von klei— 
nen Bagoden auf breiten 
Steinitufen, von Tem: 
peln u, anderen Gebäu— 
den und von Greifen x. 
umgeben Diemeijten der 
Heinen Tempel, Thein 
(i. V.) enthalten Bilder 
des Gautama-Buddha, 
aus Holz, Ziegel, Mar: 
nor, Kalkſtein od. Metall 
hergejtellt, meiſt ſchwer 
vergoldet, Die fißenden 
imd bis 3"/,, die jtehenden 
bish’/, m. hoch. Kerzen, 
Blumen u. Heine Bapier: 
fahnen itehen auf den Opiertiichen. Hohe Stangen, mit 
Ti's befrönt umd mit dem rotben Kampfhahn (Birma’s 


Bannertbier) geihmüdt, iteben rings um die Pagode. 


Dieje Pagode birgt Reliquien der vier legten Buddha's, 


birmanifde Zauweiſe 385 Birmaniſche Bauweiſe 


nämlich den Stab des Kakufanda oder Kantha— 
thon, den Waſſerſchöpfer des Gaunagan od, Kona 
gamma, ein Kleid des Kaſyapa oder Kathapa, acht EZ wir > 
Häre des Gautama Buddha. Einer der umſtehen Fun N 
den zierlihen Ravillons birgt die große Glocke. - 
Die goldene ud werke Bagoden zu Brome(Broum, 
PBrji) jind inder Dispofition ganzder von Nangun 
ähnlich. — Die Khumaduh- oder Kung-Wu-Deu 
Pagode am Jrawadi, gegenüber von Ava, hat am 
Fuß 290 m. im Umfang, iſt von 802 Sanditein 
pfeilern von etiwa 1°/, m. Höhe umgeben; die Ba 
gode jelbjt ijt 50 m. hoch u. trägt ein Ti von 4,, m. 
Durchmejier und 7 m. Höhe. Auffallend iſt die 
Nehnlichkeit mit der Sandi-topa; ſie wurde 1626 
zuletzt vergrößert, — Die auf jteiler Felsiwand 
hängende Bagode von MagentasTaung, die Pa 
goden von Magwe, Bolofu x. — In Bugan oder 
Bagban, welche Stadt um 107 n. Chr, 1. N. erit 
847 n. Chr. gegründet und 1356, nu. A. 1281 von 
den Ehinejen zeritört worden, ragen noch mehr als 
achthundert Pagoden und Tempel aus den Trüm— 
mern der Riefenitadt empor, darımter die Tjetna 
phaya= Ragode beionders auffällt, die aber auch die 
einzige ift, welche die alte Tope-form zeigt. Die 
anderen Tempel, nad) Angabe der Birmanen 999 
ander Zahl, find mehr oder weniger zerjtört; nur 
drei der größten umd etliche der Heinen find reitau 
rirt und nodı im Gebrauch. Die meijten jind im 
Grundriß quadratiich, mit einem Anbau an jeder 
Seite, jo daß ein freuzförmiger Planentitcht. Das 
mittlere Quadrat trägt eine in Spißbogen auf 
jteigende Kuppel, die fehr ſchlank, thurmähnlich 
aufiteigt. Ueber diefe Tempel od. Thein ſ. unter V. 
In der Thapinya-Pagode jtebt eine rothe Buddba 
itatue von 6”, m. Höhe. An jeder Seite der 
Pagode, auf dem Austritt der am Dache ange: 
brachten Treppe, ſtehen Brieiteritatuen mit Schir: 
men. Noch jteht ein Stitd der aus Ziegeln er 
bauten Stadtmauer u. ein Thor. Bogen und Ge 
wölbe fommen ziemlich häufig vor, An Paghan AN 1 
jteht auch die fog. Wiirbispagode, Fin. 590, welche dig. 590. Kürbidpagode in Paghan. 
auffällig an 
mance Topes 
des eigentlichen 
Ditindien erin 
nert. Die Ter 
raljebeitehtaus 
Tſchunam, ei: 
rem Beton aus 
Muscheln und 
weißen Koral 
len. Die Ter 
rajienränder 
jind mit (im 
boliſchen Klee 
blättern ver 
ziert. Die Trep 
penjtufen be— 
jtchen aus "ie 
eln, die ‘Ba 
gode jelbjt iſt 
vollkommen 
weiß gepußt. 
In derſelben 
pt ein Gauta 
ma⸗Buddha 
aus Alabaſter — 2 De EEE RE 
mit Bergol- sig. 591. Begräbnisplap am Jramwadı 
dung, hinter demfelben ſteht in der Bagode jelbit ein Thein | Jabrb. vollendete Shovmaduh Pagode Pagode des großen 
aus Backſtein mit Pyramidenthurm von zarteſter Arbeit. goldnen Gottes in Peque jein ſ. Fig. 502 u, 503). Hier 
Eine der älteſten Pagoden Birma's dürfte die im 13. ſind die Steinſtempel, welche an der Kumaduh-Pagode 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexilon. 4. Aufl. J. 49 














Birmanifhe DSaumeife 386 


noch ziemlich vob, an der Kürbis-Pagode zu Kleeblättern 
gejtaltet jind, weiter zu Dagopmodellen ausgebildet. Von 
den zwei Terrafien, auf denen ſich die Pagode erhebt, iſt 
die unterjte über 3 m. hoch u. 420 m. ins , die zweite nahe 
an 7 m. hoch und 280 m. ins J. Die 110 Dagopmodelle 


jind 10 m. hoc) und der große Dagop ſelbſt hat ziemlich 


120 m. Durchmeſſer bei etiwa gleicher Höhe. 

II. Dagopmodelle, Dicheddi’s, oft in großer Anzahl, oft 
auch einzeln an den Strafen, etwa die Stelle der Betſäulen 
vertretend. Bei jedem Dorf befindet ſich 
mindejtens eins, auf öffentl. Plätzen, 
inder Nähe großer Pagoden jowie auf 
Vegräbnisplägen u. dgl. mehrere. 

III. Die Begräbuispläge find meist 
um eine Heinere Pagode herum ange 
legt, oder durd) eine im Freien befind- 
liche Buddhaſtatue ausgezeichnet, Fin. 

591. Die Grabmäler jelbjt bejtehen 
jelten aus gemauerten Bjeilern od. ein 








hrs — — — — — 





— birmaniſche Bauweiſe 


IV, Dem Nat des Hauſes, der Familie, Nat-Sa, wird 
auch ein Heiligtum, Nat-Sang, an beichattetem Ort in 
Bejtalt eines Hausmodells auf einem Pfahl aufgeitellt u. 
Opiergeld hineingelegt. 

V, Setkapellen od. Thern, die eigentlichen Tempel, d.b. An⸗ 
dacıtsjtätten, meijt Heine quadratifche oder auch, bei. in 
Paghan, durch, Vorhallen bildende, Anjäpe freuzförmig ges 
jtaltete Bauten, ſchwankend von 10— 100 qm. im Flächen: 
mäß deseigentlichen Kerns, um den fich jene Anfäge, jowie 
die von 10—100 m. Seitenlänge erreichenden Terrafien 
legen , welche mit zahlreichen Dſcheddi's und Statuen von 
Nats und Bilus (Ungeheuer) bejept find. Der größte der 
Then in Paghan ijt die Ananda, die Endloje, Einzige, 
nad) der Gemahlin des Gautama-Buddha. Der mittlere 
Würfel, über die Anbauten aufjteigend, ift 10,,, m, hoch 
u. trägt 6 Terrafien, auf denen erft der Byramidenthurm 
oder Kuppelthurm aufiteigt, eh bis 51,,, m. Höhe er⸗ 
bebt. Bier je 10m. hohe Darftellungen der vier Buddha's 
itehen indem Tempel. Einenanderen Tempelvon Paghan, 
der&auda:Balen, Beiftesthron 
heißt, vergleicht Yule in feinem 
hellſchimmernden Studüber- 
zug, u. mit feinen unzäbligen 
Thürmchenum die Pyramiden 
ipige herum mit einer traum- 
artigen®iederholung des Mai—⸗ 
länder Doms. Auch in den De— 
tails tritt hier u.da cine Remi- 
niscenz an gothiſche Formen 
dem Bejchauer entgegen, wäh: 
rend die Pfeiler an Baſis, Ka— 
pitälen ꝛc. oft Formen tragen, 
die den römischen entfernt 
ähneln ; ſ. Fig 596. Dieje Or- 
namente find theild im Ziegel 
gepreßt, theils glafirt, theils 
in den Stud nemeißelt, tbeils 
blos eingefchnitten, alle aber 
mit großer Virtuofität ge: 
arbeitet. 

VI. Ahyungs od. Kiuhms, d. h. 
Klöfer, jind Wohnftätten der 
Phongyis(Priejter) u. zugleid) 
Schulen. In der Dispofition 
den Bihara’s u. Raths von Oſt⸗ 
indien ähnlich (f.d. Art. Budd- 
hiſtiſch), weichen fie von denfel: 
ben infofern ab, als fie gleich 
allen weltlichen Bebäuden, das 
Königsſchloß ſelbſt nicht aus: 
genommen, aus Holz bejtehen 
müſſen und gleich den meijten 
Wohnungen auf Pfählen er- 
richtet find. Diefe Pfähle nun 
4 Tindallerdings bei den reicheren 

 Klöjtern durch Steinjäulen er: 
jept, fo daf das Gebäude auf 
; einer hohlen Terrafje fteht, zu 
der Freitreppen hinaufführen. 





E77} 
— Metres 





dig. 5995 Grundriß zu Fig. 591. 


Das in Fin. 591 abgebildete 
Kloſter zu Myanung ift eines 
der ältejten, denn begreiflic 


zelnen Steinen, häufiger aus Heinen Hausmodellen, welche | haben ſolche Gebäude im allgemeinen feine lange Dauer. 
die Aſche der Berjtorbenen enthalten und von den Ange: | Einige jehr ſchöne fteben zu Mandalay. 


hörigen, wenn dieje in eine andere Gemeinde ziehen, mit— 


VI. Die Königspaläfe find, wie erwähnt, ebenfalls 


nenommen werden, An den Begräbnispläpen, auch an nur in Holz gebaut, aber gleich den reicheren Klöſtern 


anderen der Gemeinde gehörigen Blägen werden Barevon 
aabelförmigen Stäben, zierlich geichnigt, mit ſchwarzen 


heiligen Charakteren bemalt ıc., dem „Nat”,d. b. Schuß 


reich mit geſchnitzten Omamenten verziert, auch gleich 
diefen auf Pfäblen oder Steinpfeilern hoch geftellt und 
durch Freitreppen zugänglich. Gerade an diejen beiden 


geift des Ortes, zu Ehren aufgejtellt, der, jo glaubt man, | Gebäudearten zeigen fih nun die ftiliftiihen Eigen- 
gern in einem Baum wohnt, an den ſolche Stäbe ſich lehnen. beiten der b. B. am deutlichiten. Die bier gegebene 


Birndaum 


387 


Bisaeuta 





Abbildung (Fig. 595) stellt den ſebigen Nünigspalaft au 
Mandalay dar, fie macht alle näbere Schilderung unnüß, 


denn fie zeigt ziemlich deutlich die Anlage der oft ſich iiber | 


einander jchiebenden Dächer x. Der Balaft ſteht ftets in | 
der Mitte der Stadt, die ſehr regelmäßig um ihn berum 
angelegt ift. Der Palaſt von Amerapura bat 3 Mauer: | 
umfafjungen, dann ein hohes Bfahlwerf von Teakholz und | 
dann nod eine Baditein- 
maner. Sobald man die 
lebte Mauer hinter ſich bat 
(durch jede Führen 4 Thore), 
jteht man vor dem Man: 
nan, dem Erdpalaft, deſſen 
Boden aus geitampjter 
Erde beiteht und der den 
20 m. tiefen Audienzjäl, 
Zaydawon⸗-Loung, enthält, 

VIII. Srüden beſtehen 
aus hoben Teakpfoiten, 
welde durch Querbalten 
verbunden und mit Dielen 
überlegt find, Die Gelünder 
find reich geichnipt, Die 
Pfeiler durch Pfahlſoche ge 
bildet. 

IX. Diyats, d. h. Rube- 
pläße, jind ofiene Häufer zu 
Benupung der Reiſenden, 
inregelmäßigen Ubſtänden 
an den Straßen entlang 
vertheilt. 

Birnbaum, m., 1. wilder 
Birnbaum, Holsbirnbann, m. 

Pyrus communis L,., 
ram, Pomaceae), frz. pol- 
rier, m., engl. pear-tree, 
inganz Europa heimisch ;er 
erreicht eine Höhe bia 30 m. 
und eine Dide bis zu I m., 
wird 100 Jahre alt u, licht 
jonnige, freie Derter. Das 
Stammbolz zeigt die Fa- 
jern zart und jpröde, die 
Poren neichlofien, Es bo 
beit, polirt u. beizt jid) vor 
trefflich; das Holz der wil 
den Birnbäume iſt das vor 
züglichere, es iſt fein ge 
ichloffen,, hart, feit, ichwer, 
jchr gleichſörmig und ohne 
Knoten, bat feine Jahr 
ringe, it nicht fpaltig und 
läht ſich nach allen Rich 
tungen gut arbeiten: da 
rum eignet es fich vorzüg 
lich zum®ebraud für Bild 
u. Formſchneider; es wirft 
jich felten, jeine Farbe iit 
in der Jugend hellbräuns 
lid) gelb, im Alter roth 
braun, jajtdem hellen Ma 
hagoni glei; das ſpezifi 
jche Gew. iſt troden O,gu, 
der Kbm. wiegt friſch 924, trodten 660 kg. Um Birubaum- 
bel; majerartig oder wellenföürmig zu beizen, 
löjcht man lebendigen Kalt möglichjt friſch mit Urin in 
einem nicht alafirten irdenen Sefäh. Mit diejer als dün 
ner Brei erfcheinenden Maſſe macht man mittel® des 
Binjels oder auch mit den Fingern Wellen auf das Holz, 
wäjcht dasſelbe nachher rein, beizt e8 dann mit einer farb— 
(ofen Beize u. ladirt oder polirt es; auch läht ſich das 

















| Dot; mit diejer Maſſe feiner oder 








aröber iprenfeln u. erhält jo ein 
angenehmes Anjchen. 2, Der edle 
Birubaum wird jelten zu Nutzholz 
verwendet. 

birnenförmig, adj., frz. piri- 
forme; birmenförmiger Stab, 





Riga. 597 
Virnenförmige Nippen. 


tore m. piriforme, tore en soufHlet, engl. hlletted rib, 
eine bei den gothiſchen Dienjten der jpäteren Zeit und 
bei Gewölbrippen oder Pfoſten vorlommende Brofilform; 
J Fig. 507. 

Birotum, n., lat., Zräderiger Wagen. 

Bisacuta, f., lat., frz. bisaiguö, besnieu®, f., engl. 
twibill, ſpan. bisarma, 1. Streitart mit zwei Klingen, 
die vom Helm aus nad) entgegengejehten Seiten jteben, 

49* 


Fig. 594. Buddhiftiiches Hlofter zu MyasNung. 


-koroguvag nf yuyudsdiuog "060 "iR 


_ Bisagra 


— v. w. „v. w. Hellebarde. — 
— 3, Queraxt (f. d.). 
Bisagra, g‘ jpan., Eharnier, Gewinde, 
bisanteum artifieium, n., lat., 
ſailarbeit. 
biscayan forge, s., engl., das biscayiſche Friſchfeuer. 
Bifhofskapelle, £.. i. Scheiteltapelle. 


2. Zweiichneidige Hade oder Hau. 


Bifhofskirdye, f., ſ. Nathedralfirdye, 

Bifhofsmühe, f. 1. Ueber die Form der biſchöflichen 
Mitra jowie der anderen biſchöflichen Inſignien ſ. in 
M. M. a. W. — 2. (Wafjerb.) B. heißt eine Schutzvor— 
richtung an den Saugpumpen; jie beſteht aus einer eiſer— 
nen Platte mit fingerhutförmiger, durchlöcherter Erhöhung 
in der Mitte, wird beim Auspumpen eines Sumpfes an 


388 


byzantiniihe Mo— 








Bi hofshtußte 


den unterften Theilder Rumpröhre angeihraubtu. num in 
den Sumpf neitedt; das Wajjer hat dann durch die Löcher 
freien Zutritt, obne daß die Röhre verjtopft wird. — 
3. (Kriegeb. B., ſ. v. w. Biaffenmüpe (j. d.). — 4. Im 
gothijchen Baufll eine eigentbiimliche Gejtaltung der 
Tabernafel u. Wimberge; ſ. d. betr. Art. 

Bifchofsnuhl, m., frz. chaire, f., si6ge m. d’eve- 
que, tröne &piscopal, 
engl. bishop's-stool, 
| freedstool, lat. thro- 
[NAHM nus,sedesepiscopalis, 
cathedra pacis ; inden 
altchrijtlihen Kirchen 
ſtand bderjelbe hinter 
dem Altar im Scheitel 
der Presbyterialniſche 
|) auf 7 oder 11 Stufen 
(cathedra gradata), jo 

da der Bilchof die 

| ganze Gemeinde über: 
ſehen konnte (vgl. Fig. 
221 ©. 138), oder aud) 

im Freien auf dem Atri⸗ 

um, am Fuß einer 

Säule mit einem Chris 

ſtus⸗ oder Marienbild, 

ſ. Fig. 598; fpäter, als 

der Altar in die Apfis 

gerüdt wurde, jcheint 

man nicht recht gewußt 

'  zuhaben, wo man den 
B.anbringen jolle;nun 
wechſelte erhäufig feine 

| Stellung, ja wurde jo: 
| gar ims. Jahrh. trans: 
N portabel als Faltſtuhl 
eingerichtet. Im 12, 
Jahrh. gewann er wies 
der ſeſte Stellung zur 
Yinten des Altars, auf 
der Nordjeite des hoben 
Chors, und nur höchſi 
jelten finden ſich Ab— 
weichungen. Faſt im⸗ 
mer zeigt erfich hier be⸗ 
gleitet von zwei etwas 
niedrigeren Sigen für 
die Diafonen, War der 
Chor von Mauern um: 
geben, fo bradjte man 
in diejelben Nifchen für 
diefe drei Sie (lat. 
sedilia, ital.sedili) an, 
bei ſäulenumſchloſſe— 
em Chor ftehen diefel- 
ben frei. In Italien ift 
meijt der mitteljte, in 
England der öftlichite 
Sig fir den Biſchof be= 
ſtimmt, immer aber 
höher gejtellt als die 
beiden anderen. Bei 
aan, Ddurchgebildeten 
Anlagen Steht derjelbe 
in der Regel nur um eine Stufe niedriger als der Altar; 
bier u. da jchon in der Zeit des romanischen Stils, allges 
meiner im 13. Nahrh., erhielten fie die reichere Form eines 
Thrones; die Füße hatten dann die Gejtalt von Löwen 
oder Löwenfühen, die Armlchnen wurden mit Hundes, 
Schlangen oder Ndlerföpfen verziert; die hoch aufitei- 
gende Rückwand zierten Säulchen. Der gotbiihe Stil 


| | f | | Nil II N 


Biscnit 389 Biſter 
brachte dazu im 14. Jahrh. noch Thronhimmel und Vor⸗ | wird der römische B. geiucht. Man ſammelt die kompak— 
hang. Näheres j. in WM. M. a. W. |tejten u. gleichförmigen Stüde von Glanzruß, pulverifirt 
Biscnit, n., jr}. biscuit, m., porcelaine f. cuite en | u. jiebt fiefein; aufdiefes Bulvergieht man reines Wajjer, 
degourdi, engl. biscuit-baked porcelain, bisket. | rührt es mit einem Slasfräbchen anhaltend um, läht cs 
I. Porzellan, welches nicht qlafirt ift, daher überhaupt | einige Zeit fteben, ſchüttet die überjtehende Flüſſigkeit 
unglafirte gebrannte Gegenstände Biscuitſachen heißen. | in ein anderes Glas und führt jo einige Male fort, Man 
2. Ziegel, weldye beim Brennen in Fluß geratben und an | erhält jo mehrere Sorten von immer jteigender Feinheit; 
einander gebaden find; ſ. Klinker. — 3. frz. biseuit, m., | der erfte u. zweite Abſatz ift nicht brauchbar; die jpäteren 
crapeaux, m. pl. 
Kalltrumpen u. ie: 
jel, welche im Salt 
manchmal ſich vorfin= |, 
den u.in den altgrus | 
ben zurüdbleiben. 
Biscuitofen, m.; 1. 
frz. po@le m. en bis- 
euit, engl. bisket- 
stove, unverglajter 
thönerner Dfen. — 
2. frz. four m. a bis⸗ 
euit, engl. biscuit- 
kiln, Ofen zum Bren= 
nen von Biscuit 1. 
Biseau, m., fr;., 
1. Abfaſung, aud) ver: 
brochene Ede an Stei- 
nen, jowie Abſchrä— 
gung an Hauptge— 
ſimsballen. — 2. j. v. 
w.Balten (j.d.6); bei. 
heißt biseau der Bal- 
len, d. i. die ſchräge 
Scyneideflähe, an 
neuen, noch nicht ge= 
ichliffenen Werkzeu— 
gen; lever unbiseau, 
eine folche Fläche beim 
Scymieden der Wert: 
zeuge anlegen. — 3, 
j. v. w. Faſette an 
Spiegelicheiben. — 4. 
Oberlabium an der 
Orgelpfeife. — 5. Ein: 
balliger Drehmeißel. 
Bisel, m., altfrz., 
j. v. w. Biseau, bier 
und da fäljchlid) mit 
Rundſtab überſetzt, 
weil die Abfaſungen 
oft mit Nundjtäben 
bejeßt find. 
Bisellium, n., lat., 
breiter Stuhl, fürgwei 
Berjonen eingerichtet. 
Bishop’s-church, 
s., engl., j. Kathedral⸗ 
kirche. 
Bismer, m., |. v. w. 
Bejemer (f. d.). 
Bismuth, m., frz., 
das Wismuth. 
Bisomum, triso- 
mum, n., lat., frz. bi- 
some, u cr bei den älteren Ehriften die in der yels= | werden jeder für ſich auf Bapierfiltern gefammelt, mit 
wand der Katakomben ausgebauenen Gräber, wenn fie | Gummi od. Lakritzenſaft angerieben, zu Täfeldyen geformt 
für zwei oder drei Zeichen bejtimmt waren. u. getrodnet. Den ſchönſten B. erhält man aus dem Ruf; 
®ifter, m., frz. bistre, m., engl. bister, brauner Qad, | des trodenen Buchenbolzes, nie aber darf man Stein: 
Jod, hemiihBraun. 1.Vegetabilifdherßifter, eine aus Slanz= | kohlen- oder Torfruß dazu verarbeiten. Da der aus Holz- 
ruß zubereitete tiefbraune Farbe, in dem Verhalten bei ruf bereiteteB. aber gern Feuchtigkeit ausder Atmoſphäre 
Benupung zwifchen Saft- und Erdfarben ftehend, häufig | anzieht, diedamit ausgeführten Malereien aljo jtets feucht 
ins Gelbliche ſchießend, als Laſurfarbe brauchbar; bei. | bleiben, jo ijt 2. der fogenannte mineralifdye Bier belichter, 


— — — 





il. 


7 
>32 
J vr 


Fig. 596. Thein zu Mandalay, genannt Dradentempel. 





Bit 


Zubereitung: man gieht eine Auflöfung von Aepfalı in, 





jtedtbobrer, Borbohrer, Majjivbohrer; second od. widen- 
ing-bit, der zweite Boh⸗ 
ver, Bodenbohrer, Er: 
tweiterung&bohrer; po- 
lishing- od. finishing- 
bit, der Schlichtbohrer, 
Senffolben; square- 
bit (Steinfpr.), der! 
vierjchneidigeternboh: | 
rer; ſ. Fig. 513 u. 523 
©. 311. — 2. Bit oder 
bitt, key-bit, der 
Schlüſſelbart. — 3. Bit 
of the tongs etc., da& 
Maul der Zange, der | 
Schraubzwinge, Rlup- | 
pe x. — 4. Bit for sol- 
dering (GElempner), 








Bit od. bitt (Schiffb.), 
das Betingsholz, main- 
bitts, pl., die große | 
Beting. 

Bit-pincers, pl., 
engl. (chloſſer), die 
Inſel Baͤrttluppe. 

Bitt-bolt,s.,(Schifi= 

bau), der Betingsbolzen. 


Bittererde, Talkerde, Magncfia, f.(magnesia usta der 
Apothefer), fra. magnesie, f., engl. maguesia, bitter- 
earth, ift die Sauerjtoffverbindung des leicht verbrenn— 
lihen Metalls Magnefium, ein weißes voluminöfes Bul- 
ver von 2,, jpez. Gew., gewöhnlich durch Glühen der foh: 
lenſauren Magneſia (daber m. usta) erhalten. Kommt in 
der Natur in Oktaedern kryſtalliſirt vor, ebenjo in Ver— 
bindung mit Waſſer als Talthydrat, Brucit der Mineralo- 
gen. Talferdehaltige Steine ziehen jchwer Wafler an 
und halten ſich daher im Waſſer fait unveränderlid). 
Ktiejelfaure B. nennt man gewöhnlidy ſpaniſche Kreide; 
j. Kreide. 

Bitterefihe, f. (Picrasma excelsa Planch., Fam. Si- | 
marubaceae), ein hoher Baum auf Jamaita und den | 
Karaiben, liefert ein Holz, das dem echten Quaifien= oder | 
Bitterholz jehr ähnlich ist und noch häufiger als dieſes in 
den Handel fommt. | 

Bitterhols, n., 1. von Quassia amara (Fam. Balfam- 
gewächle), einer Baumart Mittelamerifa’s, wird nicht 








Fig. 598. Bilchofsftuhl auf der 
Zorcello bei Venedig. 





390 


der Löthkolben. — 5. d 


bituminös 
irä chaux 
bei der Kryſtalliſirung des Kochſalzes übrig bleibende 


Mutterlauge abgelafjen wird, um Bıtterfalz aus ihr zu 
gewinnen, 


Püllnaer u. Saidſchitzer Waſſers. Man gewinnt das B. 
entweder aus diefen Wäflern oder aus der Mutterlauge 
des Meerwafiers u. der Salzfölen (j. Bitterfajten). Im 
Handel fommt das B. in Heinen, nadelförmigen, jchnee: 
weißen Kryſtallen vor, welche ſich jehr leicht in Waſſer 
auflöien. Es hat einen ſtark bittern Geſchmack und wirt, 
innerlich genommen, abführend. 

Bitterfpat, Rautenfpat, Perifpat, Braunfpat, m., franz. 
chaux carbonatde magnesifere lamellaire, engl. bitter- 
spar, brown-spar, pearl-spar, gleic) dem Dolomit eine 


| bejondere Geſtaltung des Bitterfalfs, ebenjo wie dieſer zu 


gebrauchen; beiteht aus fohlenjaurer Talterde mit wenig 
tohlenfaurem Eiſenoxydul und Thon, ift halb durdhfichtia 
bis durchicheinend, waijerhell, wei; ins Graue u. Gelbe 
ihimmernd, hat Berimutterglang zum Glasglanz neigend. 

Bitterflein, m., magerer Nephrit, Jade, Lémanité, 
aud) Saujlurit (f. d.) gen., Brunditoff des Sabbro. 

Bitterfiraud, m., fünfmänniger (Picramnia pentan- 
ra Sw., Fam. Baljamgewädhie), ein Strauch der Karat: 
biſchen Juſeln, defien Holz wie Brafilienholz zum Roth: 
färben gebraucht wird. 

Bitterweide, f., ſ. d. Art Weide, 

Bitte, f., frz (Schiffb.), Beetingsholz, bittes, pl., Die 
Beeling. 

Bittfahrt, £., j. v. ww. Calvarienberg. 

Bittfuhre, f., j. d. Art. Betfuhre. 

Bittgang, ın., Icrufalemsweg, m., frz. labyrinthe m. 
de pave. In Kirchenfußböden eingelegtes Labyrinthij.d.), 
defien Durdichreitung als Kirchenbuße auferlegt ward. 
Ueber dieje Bittgänge ſowie über die zu ähnlichem Zwech 
dienenden Bilicgen, Buhtreppen, die meift dev Kanzel 
gegenüber, am Lettnerbau oder an der Chorede ſtanden, 
ſ. in M. M. a. W. 

Bittons, m. plafrz. (Schiffb.), 1. die Heinen Beetingen, 
ſ. d. Art. Beeting. — 2. Die Beleghölzer. 

Bitumen, n., frz. bitume, mgengl. bitumen, Gattungs— 
namie der verjchiedenen mineraliſchen od. mineraliſch ge— 
wordenen Harze; ſ. die Art. Erdharz, Bergöl, Bergpech, 
Asphalt, Malthe ꝛc.; B. wird auch künſtlich bereitet aus 
Steinkohlentheer und gepulvertem Kall. 

bituminös, adj., bitumenhaltig, frz. bitumineux, engl. 
bituminous, nennt man das, was von Erdharzen ober 
Bergöl durchdrungen ift. Ueber bituminöfes Holz j. d. Art. 
Braunloble. Weber bituminöfen Mergelfiefer ſ. Art. Mer- 
aelichiefer.- Bituminöfer Kalkfein, m. (Lucullan, Stinffalt: 
jtein), frz. calcaire m. fetide, engl. bituminous lime- 
stone, stink-stone, fommt in Flößgebirgen vor, bricht in 


techniſchl, jondern nur medizinisch benutzt. — 2. Ein bitte: | ziemlich großen Platten, die jogar Politur annchmen; die 
reö Ho; von Xylopia glabra L. (am. Anonaceae), | grobförnigen Sorten verwendet man wie Sandjtein zu 
einem Baum in Wejtindien, Zucder, der in Fäffern aus | allen Arbeiten, die feinförnigen zu Bildhauerarbeiten und 
B. aufbewahrt ift, wird ungeniehbar. — 3. ſ. Bitterefche. | in der Prachtbaukunſt; er fommt vor im Thüringer Wald, 

Bitterkalk, m. 1. Ranhkalk,m., Rauchwacke, f., Dolomit, | Harz, Prov. Hefien, Brabant ꝛc. (deshalb aud) Brabanter 
Quadker, ın., frz. dolomie, f., chaux f. carbonatee mag- | Marmor gen.). Seine Farbe iſt Grau bis Braunfhwarz. 
nesifere, engl. dolomite, magnesia-limestone, befteht | In Thüringen, wo er häufig bricht, verwendet man ihn 
aus fohlenfaurem Kalt u. Talk; kryſtalliſirt als Kitterfpat | zum Pflaftern, in den Niederlanden zum Fundamentbau, 
(1.d.), rigt Kalkſpat; bei der hemischen Zuſammenſetzung | zu Ufer: u. Schleufenbau; er hält 4 ſehr gut im Waſſer 
herrſcht Bittererde vor; vorzügliche Anwendung findet er | und braucht, da er ziemlich regelmäßig bricht, wenig 
in Ziegeleien, da er, unter das aus Thon und Sand ge= | Jurichtung ; ferner verwendet man ihn zu Mühlfteinen in 
mengte Ziegelgutgemiſcht, die Berbärtung od. Berglafung | Pulvermühlen. Zu Fenerungsanlagen ift er unbraud)- 
der Ziegel berbeiführt. Feſte Varietäten aus PDolomit | bar, da er in der Hiße ſich abblättert, in der Rothglüh— 
laſſen ſich zu Werkitücden verwenden ; feiter und faſt reiner | bige aber zu Kall brennt. Der aus ihm gebrannte Kalk iſt 
weißer Dolomit dient jogar zu Bildhauerarbeiten, auc) | etwas mager und gut bindend; da er, ſobald er rotb glüht, 


wie 


391 


Blanke 








durch das in ihm enthaltene Erdharz ſelbſt viel Wärme 


entwickelt, jo erfordert er wenig Brennſtoff; ja die in reich- 
lihem Mäß Erdharze enthaltenden Stücke werden ſogar 
wie Steinfohlen zur Feuerung verwendet. 

Bit, f., plur.Bigen, Brovinzialismus im Hundsrüd für 
Gras- und Objtgarten am Haus, 

Bivium, n., lat., Scheideweg, Stelle, two eine Straße 
ſich in zwei Theile jpaltet. 

Bixa, f., lat., f. d. Art. Orleanbaum, 

bizantinifd;, ſ. byzantiniſch. 

Bizeifen, n., Steinmetzausdruck für Beizeiſen (ſ. d.). 

Bialker, ſchwediſche u. norwegische Fichtenbalten , die 
20—24 cm. ſtark behauen in den Handel fommen; die 
Länge ist verſchieden. 

Blanken, Blaken, Bladen, f. pl., frz. lisses, f. pl., engl. 





Schiffb.), Verbindung der Seitenplanfen nad) der Länge: 
| man jchneidet diefelben auf 30—40 em. vom Ende herein 
halb durch und haut die durchſchnittene Hälftegleihmähig 
ab, worauf man das auf die erfte Art bearbeitete Ende der 
andern Planke auf diejelbe aufnagelt. Man unterjcheidet 
1. gerade B., franz. ecart m. simple, engl. plain-scarf; 
| 2, verjaßte B., frz. écart m. double, engl. dice-scarf. 
| 
| 


| . Bladung, Blattung, Laſchuug, ef rn. Scart, m.‚engi.scarf 


Slähhaus, n., in Oeſterreich ſ. v. w. Hohofen (j. d.). 

Blaireau, m., fr}., Dachs, daher der aus Dadyshären 
gefertigte Abputzpinſel des Bergolders. 

Blairie, m., frz., Trift, Triftgerechtigteit. 

Blake, Blüfe (Schifib.), |. v. w. Baate 4. 

Blaker, m., Wandleuchter, j. Blader 1. 

Blane, m., frz., das Wei, die weiße Farbe. 1. Blanc 


tie-pieces (Schiffb.), Bohlen, 30 cm. breit, 7 cm. jtart, | de doreur, aud) blanc, m., jchlechthin (Bergold.), der 


werden quer über den Boden platter Fahrzeuge genagelt, | 


um die Bodenplanfen zufammen zu halten. 

Blanofen, m., j. Blafeofen und Blauofen. 

Blachfeld, n., fr}. plat-pays, m., engl. plain-field, 
champaign (Feldin.), flaches Feld, ebene Gegend. 


Grund, Leimgrund; gros blanc, dießtreidepafte,die Maſſe 
zum Formen der auf das Holz zu legenden Ornamente. 


| — 2. Blanc m. de baleine, der ®alrat. — 3. Blanc de 


Hollande, holländijche Weifhpappel. — 4. Blanc d’Es- 


pagne, Spaniſchweiß, Schminkweiß, Perlweiß, ſ. v. w. 


Black, n. (von black, engl., ſchwarz), ſchwarzer Fürbe- magisterium bismuthi, baſiſch-ſalpeterſaures Wismuth— 


itoff, bej. aus Berbrennungsrüdjtänden bereitet. 


orxyd, (j.d.). — 5. Blanc en bourre, Mörtel aus Kalt 


black,adj.,engl., 1. ſchwarz. — 2.(Hüttenmw.) übergar. | oder Gips mit Kuhhären; j. Härfalf, — 6. Blanc fixe, 


Black-batt, s., engl., Kohlenſchiefer, Brandichiefer. 

Black-boy-gum, s., engl., Schwarzknaben-Gummi, 
ein votbes Harz aus Neuholland, foll vom Grasbaum 
(Xanthorrhoea arborea, am. Aphyllantheae) ftam- 
men u. ift dem Drachenblut jehr ähnlich. 

Black-copper,, s., engl., das Schwarzhupfer, Roh— 
fupfer, Gelbfupfer. 

Blaek-damp, s., engl. (Bergb.), der Schwaden, die 
Stickwetter, böſen Wetter. 

blacken, aft. 3., ſ. v. w. glüben. 

to blacken, to black-wash, v. a., engl., ſchwärzen, 
anrauchen, jchlichten. 

Blackening, s., engl. (Gieß.), die ſchwarze Schlichte 
aus Kohlenſtaub. 

Blarker, m., Placer, m., franz. plaque, f. 1. Wand» 
feuchter, Hängeleuchter mit Reverbere, Blendleuchter. — 
2. (niederjäch).) dünner blecherner Leuchter, 

Blakfifchbein, n., j. d. Art. Sepia. 

Black-iron-work, black-work, s. engl., das &rob= 
eifen, Großeiſen, Baueijen, die Schmicedearbeit an Antern, 
Schlaudern ꝛc. 

HE Br s., engl., der Asphaltlad, Eifenlad. 

Black-lead, s., engl., 1. (Miner.) das Reihblei, der 
Graphit, das Wafjerblei. — 2. Eine aus feingemahlenem 
Sraphit angefertigte Tufchfarbe, welche, mit Waſſer ange: 
rieben und mit dem Binjel aufgetragen, feine Bleistift 
ſchraffirung erfegt. Zu beziehen durch Winfor & Newton, 
Rathbone-place, London. 

Black-lead-peneil, s., enal., Bleiftift, Bleifeder. 

Bladımalerei, f, Ausdrud für Niello (f. d.). 

Black-rose-wo0d, s., engl., j.d. Art. Jatarandenholz. 

Black-smith, s., engl. der Schmied, Grobſchmied; 
blacksmiths-coal, die Schmiedekohle. 

Black-wood. s., engl., 1. ſchwarzes Botanybolz, ift 
das ungemein harte Holz der breitblätterigen Dalbergie 
(Dalbergia latifolia Rorb., am. Hülfenfrüchtler), eines 
ojtindiichen Baumes. Es iſt anfänglich blau, wird fpäter 
tiefſchwarz, fommt im Handel vor und wird zu feinen 
Drechslerarbeiten gern verwendet. — 2. Das Holz der 
Schwarzbolz-Afazie (Acacia Melanoxylon R. Br., Fam. 
Hülſengewächſe), eines auftralifchen Baumes, das zu An- 
fertigung feiner Möbel geichäßt wird. Die Ninde giebt 
ein fatechuartiges Gummi, 

Blade, s., engl., 1.die Klinge; b. of an oar, das Ruder: 
blatt; b. ofa saw, saw-blade, das Sägeblatt. — 2. Dach— 
Schwelle, Mauerlatte des Dachſtuhls. 

Bladerholz, Blätterholz, Blatterholz, n., j. Guajakholz. 


Bermanentweiß. Unter diefem Namen fommt ein feuchter 
Teig von amorphem jchwefelfauren Baryt im Handel 
vor. Das Permanentweih ift biendend weiß und findet 


ſehr ausgedehnte Anwendung als Waſſerfarbe bei der 


Tapeten, Buntpapier⸗ u. Kartenfabrikation; es wird hier 
mit Seimlöfung in verjchiedenen dünnen Schichten aufge= 
tragen, und übertrifft an Farbe u. Dedfraft das Bleimeih. 
ALS Zuſatz zu anderen Farben ift e8 beſ. wegen feiner chemis 
chen Jndifferenz und Neutralität geeignet, indem es des— 
halb die Farbentöne fast ganz ungeändert läßt. Man jtellt 
es im großen dar, indem man Schwerfjpat mit Kohle glüht, 
das durch Meduftion aus dem Schweripat entitandene 
Schwefelbarium in WaſſerAöſt, die Löſung mit Salzjäure 
zerjept u. dann das Blane fixe durch Schweielfäurezufaß 
aus der jalzfauren Löſung fällt. Oder man löjt Witherit 
—— Baryt) in Salzſäure und fällt aus dieſer 
Löſung das B. f. mit Schweieljäure. Der auf beide Arten 
erhaltene blendend weiße Niederichlag wird auf einem 
Filter mit Waſſer qut von der anhängenden Säure befreit 
und feucht in den Handel gebradjt. Bermanentweih wird 
bei. in Köln, Lille, Mannheim ıc. fabrizirt. Die Verwen— 
dung desB. f. ift, weil dieſe Farbe erft jeit einigen Jahren 
im Handel vortommt, nod) eine beſchränkte; es iſt unzwei— 
felhaft, daß ſie in vielen Fällen vortheilhaft verwendet 
werden kann; jo ſoll ſie, z. B. auf glatter Kalt: od. Gips⸗ 
wand mit leichter rg Nur en din aufgetragen 
| und dann mit einer dichten Bürfte abgerieben, eine ſchnee— 
weiße haltbare Glanzfläche geben, welche einem Lackanſtrich 
auf Holz nicht nachſteht. B. f. kann aud) als Zuſatz zu den 
Farben, die dem Waſſerglas zugeſetzt werden, dienen, wie 
Zinkweiß, Kreide xc., bei. um die gegenjeitige Zerſetzung 
diejer Farben mit Wafjerglas zu verlangfamen. — 7. B. 
' de Goslar, der Goslar'ſche Bitriol (f. d.). — B. de Meu- 
don, de Troyes, die Schlämmtfreide, — 9. B. de plomb, 
das Bleiweiß (f. d.). — 10. B. de zine, das Zinkweiß. 

blancbir, alt. 3., franz., 1. (Maurer) engl. to white- 
wash, weißen (f. d.). — 2. (Tijchl.) mit dem Schlichtbobel 
ı glätten. — 3. engl.to blanch (Met.\, weihfieden, fieden.— 
4, engl.to bleach, bleichen. — 5. blanchir la couverture 
en plomb, das Bleibledy eines Bleidachs verzinnen. — 
6, blanchir la fonte grise, das Roheiſen weiß madıen. 

Blangfeite, f., Blangenthür, f., in Holftein für Haupt— 
front, Hauptthür. 

blank, adj., engl., ſ. v. w. blind (j. d.), von Fenſtern, 
ı Thüren, Bögen ıc. gejagt. 
'  Blanke, f., 1. j. Blanfe. — 2. Zinn: und Kupferregal 
in Küchen. 








Blanke 


Blänke, f., 1. (Waſſerb.) Untiefe im Waſſer od. Hemm— 
nis in demjelben, welches zwar das Waſſer verhindert, 
ſchnell abzuflichen, aber die Oberfläche glatt u. rubig läßt. 
— 2. (Blöhe, Forſtw.) von Bäumen und Sträuchen ent: 
blößter Pla im Wald oder dergleichen Ebene. 

Blankhaken, m. Dachdecker), frz. croc du triquet, 
eroch 8, engl. S-hooe, ein Sförmig gebogener Hafen, 
dejjen einer Theil auf die Latten od. in ein Loch der Dadı= 
ichalung eingehaft wird, während am andern Theil die 
Leiter od. der Rüſtbock mittels eines Taues hängt. 

Blankhammer, m. (Hammerw.), zum Glätten der 
eg u. dgl. gebräuchlicher Hammer mit breiter polirter 

ahn. 

Blasdeute, f., ſ. Balgdeute. 

Blasdrucwerk, m. Waſſerhebmaſchine, bei welcher 
durch Blajebälge verdichtete Luft das Waſſer in die Höhe 
treibt (veraltet). 

Blafe, f., 1. frz. chaudron m. ferme, bouilloire, f., 
engl. still, kettle, boiler, fupfernes od. gußeiſernes Gefäß 
zumSieden des Waſſers an Oefen od. anderen Feuerungen 
(.d.). An Küchenöfen bringt man fie in der Regel fo an, 
dal; das ‚Feuer von der Seite von oben auf fie einwirkt; 
man macht fie meijt oben etwas weiter als unten u. rech— 
net auf eine gewöhnliche Familie eine Blaje,die '/,, Kbm. 
Waſſer faht. Zu diejer braucht man dann ungefähr 10'/ 
kg. Nupfer, von Gußeiſen wiegt fie ca. 13 kg.; man dar} 
die Wandungen weder zu ſchwach noch zu jtarf machen; 
gußeiſerne müſſen jedoch wenigitens 4 mm. ftarf u. innen 
emaillirt, die fupfernen innen verzinnt fein; fie find oben 
verichlojien, jteben aber vorn aus dem Dfen vor u. haben 


an diejer Stelle einen Dedel zum Abnchmen, um aus: 


ſchöpfen zu können; etwa angebradjte Hähne bleiben nur 
jelten dicht. — 2. Deitillirblafe für Branntweinbrenner, 
frz. alambie, engl. still, alembie, find mit einem weiten 
Hals, auf welchem der Helm figt, verſehen; am zweckmäßig—⸗ 
ſten macht man dieſelben flach u. giebt ihnen 43 cm. Sei— 
tenhöhe; der Boden ift gerade, nur mit geringer Neigung 
nad) dem dicht am Boden angebraditen Abzapfrohr zu; 
die jog. Weins oder Länterblaje erhält ganz die Konſtruk— 
tion der Lutterblaſe, nur ijt fie etwas Heiner; ſ. d. Art. 
Keſſel, Autterblafe und Brennereianlage. — 3. Der Put 
an Wänden bildet Blaſen, fr}. soufflure, ampoule, f., 
engl. blister, wenn entweder einzelne Theilchen des Mör— 
tels nicht gehörig vermengt waren u die Löſchungim Kalk, 
welche immer mit Ausdehnung verbunden ijt, ſich nad) 
dem Aufbringen an die Wand fortjept, oder auch, wenn 
hinter der betreffenden Stelle Steine liegen, die jehr jtarf 
ſchwitzen od. lebhaft Salpster anjepen und dabei Buß ab» 
ſtoßen. — 4. Oelfarbe bildet B.n, frz. vesieule, f., wenn 
die angeftrichene Fläche feucht war; vgl. Anftrich, Oel: 
farbe ꝛc. — 5. Ueber die B.n im Gußeißen xc., frz. souf- 
flure, ehambre, fouille, f., engl. honey-comb, flaw, aud) 
alle, Grube gen., ſ. d. Art. Bußeifen. 

Blafebalg, m., niederjäcdhi.Büfer, m., fvz.soufflet, m., 
engl. bellows, pl., pair of bellows. Ueber die Eintheilung 
der Blajebälge und die Art ihrer Thätigkeit ac. ſ. d. Art. 
Balg. Die Heinen Handblafebälge für den Hausgebrauch 
find gewöhnlich Spigbälge; fie iind am obern Theil mit 
Griffen verfehen, während die von fajt allen Feuerarbei— 
tern gebrauchten bedeutend größeren an einem Gerüjt 
hängen u. mittels einer Hebel- od. Rollenvorrichtung mit 
den Füßen in Bewegung gejept werden, Dieje Schmiede: 
Blajebälge find entweder jogen. Spipbälge od. Barallel- 
bälge. a) Gewöhnlicer (Spih-) Blafebalg. In Fig. 600 ift 
ein Yängendurdyichnitt u. in „Fig. 602 eine untere Anſicht 
gegeben. Der B. beitcht aus zwei Theilen, dem Schöpf- 
balg C, weldjer die Luft jchöpft, u. dem Oberbalg D, wel- 
cher nur als Regulator dient; beide find durch den feiten 
Boden a von einander getrennt u. vereinigen fich in dent 
Balgkopf b. Der Schöpfbalg iſt durch den beweglichen 
Boden e, der Oberbalg durd den beweglichen Dedel d 


392 


Blafebalg 








geichlofien; beide find mit dem Kopf durch Charniere ver: 
bunden. ee. . find Nahmen von Holzleiiten. Die Leder: 
verfleidung ift mit dem Umfang der Böden a, cu.d jo- 
wie mit dem Kopf b Iuftdicht durch aufgenagelte Leiſten 
verbunden, deögleihen mit den Rahmen e e, welche nur 
den Zwed haben, das regelmäßige Zujammenfalten des 
Bodens bei dem Spiel des Balges zu bewirken. Bei f 
liegen zwei Saugllappen neben einander, durd) welche die 
Luft beim Niedergang des Schöpfbalges eindringt; bei g 
liegen zwei Drudflappen, durch) weldje die Luft beim Auf: 
gang des Balges in den Oberbalg gedrüdt wird. Der 
Deckel d des Oberbalges fann nad) Erfordernis mit Ge— 
wichten beſchwert werden, wodurch bewirkt wird, daß der 
Wind mit mehr oder weniger Heftigfeit durch die Balg— 
deute bei der Deffnung m ausgetrieben wird. Die Defj- 
nung m fommunizirt dDurd) eine Rohrverbindung mit der 
Form des Scymiedefeuers, k k find eiferne Zapfen, welche 
mit dem feiten Boden a verbunden find u. in dem Gejtell 
F (Balggerüft) lagern, womit der B. an die Dede der 





Scymiedewerkitätte aufgehängt ist. 1 ift ein Ring, welcher 

den Kopf b umfaht u. mittel$ Lappen an die Säule i (den 
| Balgbod) angejchraubt ift, wodurd) der vordere Theil des 
| Balges getragen wird. Die Bewegung des Balges ge: 
ſchieht durch den um die Achſe nm beweglichen Hebel p 
(Balgichwengel), weldyer einerjeits durch die Stange omit 
dem am Unterbalg befeitigten Hafen n verbunden, ander- 
jeit8 an die Zugſtange q gehängt ift, an weldyer der 
Arbeiter oder eine Majchine wirft. Durch das Gewicht s 
wird das rajche Niedergeben des Schöpfbalges nad) jedem 
Zug bewirft. 

Man hat auch jog. dreifache Blajebälge, bei welchen 
über dem Oberbalg noch ein Windrefervoir liegt, weldyes 
bewirkt, daß die Ausjtrömung des Windes gleihmäßiger 
wird. ferner werden zumweilen Vorrichtungen angebradıt, 
welche den Oberbalg Peftbalten u. jo das Ausſtrömen des 
Windesverhindern, jobald man diegugstange in Ruhe läßt. 

b) Parallelbälge. Fig. 599 ftellt einen quadratischen 
Barallelbalg in jentrechtem Durchſchnitt dar. Es unter: 
jcheidet jich derjelbe von dem Spitzbalg dadurch, daß feine 
Böden eine quadratijche Form haben u. daß der Oberbalgq 
feine Charnierbewegung macht, jondern, durdy die Füh— 
rungsjtange a und mittels des Bügels b geleitet, in jent- 
rechter Richtung fteigt u. fällt. Der B. rubt mittels eines 
hölzernen Rahmens in einem Holzgeitell und bietet den 
Vortheil dar, dai er wenig Raum in Anjprucd nimmt, 
auch bei gleicher Wirhung weniger Material (Leder und 
Holzwerk) erfordert als der Spigbalg. In unjerer Dar- 
jtellung ift angenommen, daß der Balg über der Werk— 
jtätte aufgeitellt ift; das Windrohr m wird Daher durd) die 
Dede der Werkſtätte herab zur Form des Schmiedeicuers 
geführt. Im übrigen ift die Konftruftion dieſes Balges 
u. die Art feiner Bewegung ganz ähnlich wie bei dem vor- 
| ber befchriebenen Spipbatg. 

In Fig. 601 ift ein ganz runder B. im Durchſchnitt 
abgebildet. Sowohl der Oberbalg als auch der Schöpf: 
balg jpielen jentredyt ohne Eharnierbewegung. Die Zug: 
ftangen o dienen zu Bewegung des Unterbalges u. werden 
durch eine einfache Vorrichtung in Bewegung geiept. Der 
Oberbalg wird durd die Stange a geführt, Der fejte 
Boden b (mit einem Rand verjchen, durch weldien das 
Ausblasrohr gebt), it mit Eifen 1] an dem umgeben 
den Holzgeſtell befeftigt. Alm den Drud und die Aus: 
ftrömungsgeichwindigfeit der Luft zu reguliren, beſchwert 
man nad) Erfordernis den Oberbalg mit Gewichten. 

Die Röhre od. Form, durch welche die Luft in das Feuer 
gelangt, ijt meift von Gußeiſen od. Kupfer, mit freisrun- 
dem oder halbfreisförmigem Querſchnitt und wird in der 
Mauer durd eine Gußplatte umschlofjen. Die Form liegt 
entweder horizontal oder wird nad) der Sohle der Feuer— 
arube etwas geneigt, damit die Hiße mehr im unteren 
Theildes Kohlenhaufensfonzentrirt wird. Zuweilen wird 














= Blafebalgbok 


aud) mit zwei gegenüberliegenden Formen geblajen, wenn 
man ſehr jtarte Hipe machen will. Auch legt man zwei 
Formen neben einander, wenn große Eijenftangen erhigt 
werden jollen. 

Zum Löthen des Bleics, bei, bei Herjtellung der Blei: 
fanımern für Schweielläurefabrifation, wendet man einen 
Heinen B. an, welcher der Löthflamme den zur Knallgas— 
bildung in Berbindung mit Waſſerſtoff nöthigen Sauer: 
jtoff zuführt. Das Prinzip des von Enfer & fils in Paris 
zu dieſem Zwed fonjtruirten B 8 (patentirt) ift von dem= 





393 


»täffe 
Blafepult, m. (Hüttenw.), ein jchiefliegender gußeiſer⸗ 
ner Roit in einem Generator für ylammenöfen, mit 
45 Stüd 11 mm. weiten Oeffnungen, der von unten aus 
vier neben einander liegenden Düfen mit Unterwind ver— 
fehen wird. [Si.) 

Bläfer, m. (Miner.), heißen der Magnet und der Tur⸗ 
malin, weil jener Eifenfpäne, diefer Aſche anzieht. 

Blaferohr,n.,1.(Metallarb.) fra. sarbacane, f., j.v.w. 
Löthrohr (j.d.). — 2. (Glash.) frz. fele, f., Pfeife od. Puſt⸗ 
rohr, ein diinnes eijernes Röhrchen, an einem Ende mit 








I 


jelben ſchon früher zu transportablen Schmicdefeuern Mundſtück, am andern aber mit cınem Knöpfchen ver: 
angewendet worden, und find jid) daher dieje beiden Ges ſehen; dieſes taucht der Arbeiter in die flüffige Glasmaſſe 
bläjevorrichtungen in der Hauptjache jehrähnlich; j.d. Art. | u. bläſt dann die daran hängen gebliebene Maffe aus. — 


Bleilöthen. 

Neuerdings find die Blajebälgefajt ganz durd) Wind: 
räder, Ventilatoren, Kaftengebläje und Windladen ver: 
drängt; mehr ſ. im Art. Gebläje. 


Blafebalgbork, -deute, -kopf, j. im Art. Balgbod ıc. | 


Blafebalgrohr, n., und Blafeba wengel, m.,j.d, 
Art. Balgdeute u. Balgſchwengel. ie 

Blafeerde, f. (Töpfer), aud) 
Braufeerde gen., weil fie fich im 
Waſſer durch Einſaugen desjelben 
ſchnell unter Aufbrauſen zu feinem 
Schlamm zertheilt, iſt eine eiſen— 
haltige, ſchwammige Thonerde u. 
wird unter nur geringer Anfeuch— 
tung auf der Töpfericheibe zu Ge— 
fühen verarbeitet. 

Blafemafdjine, f., frz. souftle- 
rie, engl. blast-engine, j. d. Art. 
Gebläſe, Windröhre, Wajjertrom: 
mel, Löthrohr. 

Blafemühle, f. (Hüttenk.), auch 
GSebläfewerk, Getriebe, welches Ge⸗ 
bläje in Bewegung jept. [Schw.] 

Blafenbaun, m.,Blafenfenne,f., 
Blafenfiraud), ın., frz. baguenau- 
dier, m. (Colutea arborescens, 
am. Hüljenfrüchtler), in Stalien, 
Spanien und dem jüdlichen Frank— 
reich heimiſch, mitunter auch in 
Deutfchland kultivirt; er wächſt 
ſtrauchähnlich; das Holz der alten 
Bäume bei. ijt ſchön roth: u. gelb- 
gejtreift u. wird von den Tiichlern 
zu feineren Arbeiten verwendet. 

Blafenfeuerung, f., frz. ätre m. 
de chaudron ferm6, engl. fire- 

lace ofaboiler; fie ijt der Keſſel⸗ 
—— (ſ. d.) ähnlich, nur pflegt 
man den Zug des Feuers durch eine am Grund des Feuer— 
raumes angebrachte Zunge zu theilen, führt auch wohl 
die Rauchzüge Doppelt über einander um die Blaſe, u., da= 
mit der Rauch mehr Spannung befommt, zunächit der 


Big. 601. 


Feuerung wieder abwärts und dann in den Schornitein. 


Blafengrün, n., jr. vert m. de vessie, vert de söve. 
eine gelbgrüne Farbe, wird aus dem Saft der Kreuzdorn— 
beeren, mit Alaunwaſſer vermifcht, gefertigt, j. Grün und 
Eaitgrün. 

Blafenkupfer, n., fr}. cuivre ın. ampoule, engl. bli- 
stered copper, nennt man das Rohkupſer, welches aus 


dem Schwarzfupfer durch Röjten u. Umſchmelzen erhalten | 


wird, weil es auf der Oberfläche jowie innerlich blafig ijt. 
Blafeuftahl, m., fr}. acier boursoufle, m., acier poule, 


engl. blistered-steel, blister-steel, j. v. w. Gements 


ſtahl (j. d.). 
Blafeofen, m., j. Blauofen. 
Blafenziehen, ın., der Bleche, frz. formation de vesi- 


cules, engl. bekoming blistered, stained, tritt bei Beih= | 


blecyen ein, wenn fie zu lange gebeizt werden. 
Mothes, June. Bausteriton, 4. Aufl. I. 


Dig. 59. 


3. fr3. tuyau m. d’öchappement, engl. blast-pipe, bei 
| Dampfmajcinen ohne Kondenfation das Rohr, durch wel= 
| ches der Dampf, nachdem er gewirkt hat, aus dem Eylin- 
der geführt wird. — 4. Bei Yolomotiven das Nohr, durd) 

welches der im Eylinder gebrauchte und beim Rückgang 
| des Kolbens ausgeitopene Dampf nad) dem Schornitein 


Fig. 600. 





Bu Art, Blafebalg. 


Big. 602. 


\ geführt wird, um dajelbjt den Zug zu befördern. | Schw). 


— 53. ſ. v. w. Balgdeute (j. d.). 

Blafewaffer, n. (Miühlenb.), entgegengejegt dem Be: 
triebswajjer, ijt das überflüffige Waſſer, weldyes durd) 
die Freiſchützen abgelaſſen wird. 

Blasgewölbe, n., Windgewölbe, Formgewölbe, n., frz. 
‚ voüte f. (en encorbellement) des soufflets, engl.twyer- 
arch, tue-iron-arch (Hüttenw.), der gewölbte Raum eines 
Ofens und Herdes, in welchem ſich die Form befindet und 
‚ die Luft aus den Gebläſen einjtrömt. 

blafig, adj., 1. fr. vesicule, engl. blistered, Eigen- 
ichaft des Cementjtahls (ſ. d.). — 2. fr}. venteux, engl. 
blown, jeblerbafte Eigenſchaft mancher Gußſtücke; j. d. 
Art. Gußeiſen. — 3. (Dredjst.) ſ. bajiig. 
| Blason, ın., frz., dad Wappen. 

blasonner, v. a., frj., engl. to blazon, to emblaze, 
deutich blafonniren, ein Wappen ausſprechen, d b. nad 
ven Regeln der Heraldif beſchreiben. 

Bläffe, f.. mittelhocdydeutic für Stirnjeite. 


bu 





Blast 





394 











Blast, s., blast-air, engl., der Wind, die Geblästuft. | Wahl behufs Verwendung der Blätter als Verzierungen 


Blast-apparatus, s., engl., die Gebläsvorrichtung. 

Blast-engine, s., blowing-engine, engl., die Blaje= 
maſchine, Blajemühble, das Gebläſe. 

Blast-furnace, s., engl., der Gebläſeofen, Gebläſe— 
ihadtofen; high blast-furnace, blast-furnace im enge: 
ren Sinn, der Hohofen (j. d.). 

Blast-furnace-einder, s., engl., die Hohofenſchlacke. 

Blast-hearth, s., engl., der jchottijche Erzherd. 

Blast-hole, s., engl. (Bergb., Steinbr.), das Bohrloch, 
Schießloch. 

Blasting,s., engl., die Sprengarbeit, Bohr: u. Schieß⸗ 
arbeit; ſ. d. rt, Steinfprengen. 

apparatus, 8., 
die Balgdeute. — 2. b. of an engnie, die Bindleitung, 
das Blajerohr, Ausblaferohr ıc. 

Blast-plate, s., engf., der Gichtzaden. 

Blaswerk, m., mit Zuglöcern verfehener, hochgelege— 
ner Ofen, defjen Feuerung blos durch den Wind angefacht 
wird. 


Blast-pipe,s.,engl., 1.b ofa blowing 
Blast-stone, s., engl., der Windftein am Hohofen. 





Fig. 613. 


ſ. die Art. Blatiwert, Blume, Laubwerk, Kapitäl, Giebel: 
blume, Stancheon, Corbel, Kreuzblume x. — 2. frz. 
Tiſchl.) B. eines Tifches, Tiichblatt, frz. ais m. de table, 
table, f., tablette, f.,engl.board of a table, table-board. 
j. v. w. Tijchplatte (j. d.). — 3. B. der Hobelbant od. jonft 
einer Werkbank, frz. table d’6tabli, engl. bench-plate, 
top ofthe bench, ſ. d. Art. Hobelbant, Werkbank x. — 

18. einer Thüre, j. v. w. Thürflügel, j.d. Art. Flügel. — 
5. B. einer Säge, franz. lame, f., engl. blade, ſ. d. Art. 
Sügeblatt. — 6. franz. pale, pelle, palme, f., engl. pan, 
blade, wash, jpan. pala, der breite heil einer Schaufel, 
eines Ruders, einer Fahne od. dgl. — 7. (Maſch.) franz. 

atte, f., engl. pan, eine eiferne, meijt ebene flache Schiene, 
bie in einen hölzernen Gegenſtand, wie eine Welle, zu 
ftärferer Befeſtigung äußerer Theile, wie des Zapfens, eins 

elafjen, auch mitunter noch mittel® Keilen, die durch das 
8. achen, nad) der VBerrammelung des Ganzen bejonders 
befejtigt wird. Mehr ſ. Art.Blattzapfen ꝛc. — 8. (Schloſſ.) 
Ic: panneton, m., der Bart des Schlüfjels, auch das Stüd 
Eijen, aus welchem eine Feder gemadjt wird. — 9. (Zim⸗ 








Big. 610, 


dig. 614. 


Zu Art. Blatt 9. A. 


dig. 612. 
#lafblau, n., frz. bleu m. mourant, engl paleblue, 
wird bei Leim: und Delfarben erhalten durch Mengung 


blauer und weißer Färbftoffe; ſchöne blakblaue Start: 
jeuerfarbe für die Borzellanmalerei wird aus einem Theil 
Kobaltoryd u.30 Theilen Feldipat zuſammengeſetzt; dieje 
Theile werden zerftogen, viermal durch ein Härſieb ges 
ichlagen und in einem Tiegel im Starffeuer der oberen 
Etage des Porzellanofens gefhmolzen. 

Blafgelb, Blafgrün, n., j. Gelb, Grün ıc. 

Blat, n., Kaſten einer Wüppe oder Karre. 

®latt, n., 1. frz. feuille, f., engl. leaf, pl. leaves, foil. 
Faſt in allen Stilen finden fid) Blätter als Verzierungen 
verwendet, und zwar entweder einzelne Blätter, aufrecht 
oder ſchräg neben einander gejtellt als Friesausfüllung, 
in Hohlkehlen zc., od. in Runten, Guirlanden, Kränzen xc. 
vereinigte Blätter in mehr oder minder ftilifirter Weife zu 
Ausfüllung von Flächen, aljo als paffive Berzierung, od. 
als Dekorirung ftügender oder tragender Theile, an Kon— 
jolen, Kapitälen zc., aljo als aktive Verzierungen. Die 
Zufammenftellung derjelben ift natürlich nad) den Stilen 
ſehr verjchieden, die Benennung derjelben jehr manch— 
jach. Wegen diefer Benennung vgl. die Art, Dreiblatt, 
Bierblatt, Kleeblatt, Kriehblume, Marienſchuh, Wafjer- 
blatt, feuille, Tudorblume, Kreuzblume »ꝛc. Weber die 


merf.) frz. entement, m., engl. scarf, bei zwei der Länge 
nad) od. auch freuzweife, nichtbündig od. biindig mit ein— 
ander zu verbindenden, aljo zu verlängernden oderzu ver- 
fnüpfendenHölgern die fid) ergänzenden Einſchnitte, mittels 
deren eins in das andere gelegt und entweder durd Holz: 
nägel od. durch Eifengebinde noch fejter verbunden werden. 
Werden die Hölzer bündig, jo nennt man den Verband 
Einblattung, Anblattung, Berblattung, frz. entement od. 
assemblage & mi-bois, engl. halving; werden jie nicht 
bündig, jo fpricht man v. Aufblattung, frz. assemblage a 

aume, engl. joining by.rebate, rebatting. Die ver: 
Irak Arten derjelben find: 

A. Bei Längenverbindungen: a) Das einfache, gerade od. 
vieredige (bündige) B. mit geradem Stoß, frz. mi-bois 
bout a bout, patte & mi-bois, a demi-bois, engl. plain 
scarf, halving (properly said), scarving (properly said); 
1. fig. 603. — b) Einfaches gerades B. (ohne Bündigfeit) 
fönnte man den Stoß mit eberblattung, franz. joint m. 
saillant, engl. rebated-joint, rebate-joint, nennen, der 
dem vorigen B. gleicht, wenn die Einfchnitte ftatt zur Hälfte 
jedes Holzes minder tief geführt werden, jo daß die beiden 
Hölzer dann nicht bündig liegen; |. Fig. 604. — c) Gera⸗ 
des B. mit jchrägem Stoß, ichräggeftohenes gerades B., 
frz. assemblage m. a mors d’äne, engl. straight course; 


Blatt 395 Blatt 


—7 605. Diefes B. wird nun aud) wohl mit Gebinden 
und Bolzen verjeben; ſ. Fig. 606. — d) Mit dem Grat 


patte & coin, engl. tabled scarf and key, j. "Fig. 616 
und 617; fommt aud) mit Grat und Berzapfung vor. — 
ichräggeftirntes gerades B., gerades B. mit&rat am Stoß, | p) Gerades Hafenblart mit Berfapung, frz. double patte 
ähnlich dem vorigen, aber die Stirn des Stoßes ift in | a chaperon, verjaßtes Hafenblatt, muß auch einen Keil 
einem Grat (auf den Grat) gearbeitet; ſ. Fig. 607. — | erhalten; f. Fig. 619. — q) Schräges Hafenblatt, jchief 
e) Schräggeitirntes geraded B, mit Berzapfung im Stoß ; | verzahnte eberblattung, frz. sifflet a bec de flüte, ente- 
ſ. Fig. 608. — f) Franzöſiſches ſchräges B., frz. assem- | ment & flüte, engl. skew tabled scarf; ſ. ig. 620. — 
blage m. patte, ift eigentlich nur eingebrodjener, halber |r) Schräges Hatenblatt mit Keil, franzöſiſches B. mit 




















Big. 615. 


— — — 


— — 











Fig. 624. Bu Art, Blatt 9. A. Big. 625. 


ſchräger Stoß; ſ. Fig. 609. — g) Gerades B. mit einer | Keil, ſchief verzahnte Ueberblattung mit Keil, ſchiefes 
ſchrägen u. einer geraden Stirn, frz. tenon m. a paume A | Schaffhäufer Schloß, frz. entement a flüte avec coin, 
repos; ſ. Fig. 610. — h) Franzöfifches Schrägblatt mit | engl. skew scarf and key; ſ. fig. 621. — s) Schräges 
Schjerzapfen, frj.assemblage a chaperon; ſ. Fig.611.— | Hafenblatt mit Keil u. Grat auf dem Stoß, Zupiterfchnitt, 
i) Zufammenſtoßen mit eingefeptem B., frz. faux mors | frz. trait de Jupiter, engl. skew tabled scarf with key 
d’äne, engl. cogged straight course, muß verbolzt wer: | and groin (straight course bond with scarf and key); 
den; j. Fig.612.— k) Einfad) ſchräges B., frz. sifflet, m., |]. Fig. 622. — t) Zufammenftoß mit eingejegtem B. mit 
engl. skew-scarf, wird meift verbolzt; |. Fig. 613. — | Haken und Keil, frz. faux mors d’äne a coin, engl. cog- 








Fig. 626. 631. 


Dig. 
Bu Art, Blatt 9. B. 


1) Gerades, doppeltes B., einfach verzahnte Ueberblattung, | ged straight course with key; ſ. Fig. 623. — u) Schwal⸗ 
Kammblatt, gerades Hakenblatt, frz. entement A double | benſchwanzförmiges B. mit Brüftung, auch B. mit 
patte, engl. tabled scarf; j. Fig. 614. — m) Doppelt Schwalbenſchwanz; frz. entement & queue d’aronde, 
verzahnte Ueberblattung, doppeltes gerades Halenblatt, | queue d’aronde et mi-bois, engl. dovetailed scarf; 
fra. entement & quatre pattes, engl.twice tabled scarf; | |. ig. 624. — v) B. mit doppeltem Schwalbenſchwanz, 
j. Fig. 618. — n) Gerades Hatenblatt od. Kammblatt mit | fr}. entement & double queue d’aronde; ſ. Fig. 625. — 
ichrägem Stoß, |. Fig. 615, wird verbolzt. — o) Gerades | Alle diefe Blätter werden auch wohl verbedt (fr}. perdu, 
Hafenblatt mit jhrägem Stop und Keil, Schaffhäufer | engl. blind), d. h. jo gearbeitet, daß man an der einen 
Schloß, verzahnte Meberblattung mit Keil, fr}. double | Seite ein gerades B. neben dem andern ftehen läßt, fo daß 
50* 


627. dig. 6 


30. Fig. 
Bu Art. Blatt 9. C. 





Dlattaluminium 








man an diejer Seite nur eine rechtwinklig durchgehende « 


Stoffuge ficht. Diejenigen der genannten Blätter, bei 
denen mehr als zwei inkhnitte nöthig find, find meift zu 
ſchwierig in ihrer Ausführung im Verhältnis zu der da- 
durch erreichten Vermehrung der Feftigkeit gegen Zug, 
Schwankung od. Senkung, da fie doch meiſt noch der Nägel, 
Bolzen, Ringe od. dgl. bedürfen. Bei ſolchen Blättern ver- 
lieren die zu verbindenden Hölzer allemal fo viel von ihrer 
Länge, ala das B. lang ift. Diejer Uebelſtand wird durd) 
ein fogenanntes eingeſetztes Blatt, ſ. Fig.612u.623, 
vermieden. Dergleichen eingejepte od. falfche Blätter wer— 
den don recht hartem Holz (gewöhnlich Eichenholz) mit | 
Bapfen u. Verſatzung in beide ftumpf zufammengejdnit: | 
tene Hölzer gut —* aber dennoch iſt kaum eine ge— 
nügende Verbindung großer Hölzer hierdurch zu erzielen. 

B. Verlängerung Achender Hölzer, frz. entement debout, 
engl. scarving on end: a) B. mit jchräg eingreifendem 
Stoß, B. mit Verfagung oder Grat auf dem Stoß und 
Bolzen; ſ. Fig. 626. (Val. auch oben A. c.) — b) Blatt: 
zapfen (j.d.). — c) Aufpfropfung u. zugleich Verſtärkung 
wird am beſten durch Zahnblätter, frj. pattes en cr&mail- 
löre, engl. tabled scarfs, bewirtt; j. Fig. 627. 

©. Krenzung horizontaler Hölzer. a) Ueberblattung mit 
geradem B.e, frz. entaille a moitie bois; | Fig. 629. — 
b) Rechtwinklige Ucberblattung mit verjagtem B.; fiche 
Fig. 628. — c) Schiefwintlige Ueberblattung mit vers | 


faptem B., ſ. Fig. 630 u. 631. | 


396 





D. Verknüpfung horizontaler Hölzer. a) Einfaches B. als 





Fa. 688, 


Fig. 632. ( 
Zu Art. Vlatt 9. D. 


Eckverband; ſ. d. Art. Aufblattung u. Fig. 275 u.276.— 
b)Schwalbenjchiwanzförmiges Hatenblatt alsEdverband; 
i. Fig. 632. — c) Einfaches Hafenblatt ald Ducrverband; 
ſ. Fig. 633. — d) Zurüdgejeptes ſchwalbenſchwanzſör— 
miges Halenblatt als Duerverband; j. Fig. 634. 

Weiteres j.ind. Art. Blattzapfen, Auftämmen, Hafen 
blatt, Hakenkamm, Holzverbindung ıc. [Ms.] 

10, Blatt, frz. pale, patte, engl. blade, des Anſchlagwin⸗ 
fels (ſ. d., eb Fig. 206— 208). — 11. B. des Bugfpriets, 
fr}. fourrure, f., jumelle, f., engl. fish, auch) Lapp f. des 
Bugjpriets genannt; Seitenverjtärfung, Baden, der am 
unteren Ende des Bugſpriets angejeßt wird. — 12. B. od. 
Lappen m. eines Pfahlſchuhes, frz. branche, engl. cheek, | 
arm, horn; ſ. d. Art. Pfahlſchuh. — 13. B. einer jpani= 
ſchen Wand, frz. feuille, f., engl. leaf, ſ. v. w. Flügel oder 
Feld, jeder der Theile, welche durch Charniere verbunden 
die ſpaniſche Wand bilden. — 14. (Ziegelei) f. v. w. Dach— 
ziegel, Breitziegel, aud) die zu einem Firſt- od. Hohlzicgel | 
bejtimmte Thonplatte, che fie die Krümmung erhalten hat. | 
— 15. frz. lisse, f., l&, m., engl. breadth, jpan. pierna, | 
einfache Breite eines in mehrfacher Wiederholung neben | 
einander gelegten Zeugs, Tapetenpapiers 2c.; ſ. auch d. | 
Art. Bahn 10. — 16. (Miner,) frz. feuilles, engl.leaf, j.d. | 
Art. blätterig. | 

Blattaluminium, Blätthenaluminium, n., ſ. Alumis 
niumblättchen. 

Blattbeil, n. (Zimm.), j. Breitbeil, 

Blattbinder, Blätterfeher, Blattmadyer, m., ſ. v. w. Stuhl: 
rohrflechter. 





5 m en u SE 








thümliches Verfahren, bei welchem die in Gruben gelajiene 
geſchmolzene Eiſenmaſſe durch hinzugegofienes faltes Baj- 
jer plöglich abgekühlt wird; die fo entſtandene Eifendede 
(Blattel) hebt man ab und fährt dann in derjelben Weiſe 
fort, worauf man jchliehlich das Eiſen bratet. 

Blätter, n. pl.,1.Nahahmungen von Pflangenblättern 
als Ornament; j.d. Art. Blatt 1 u. Blattwerk. — 2. Ab- 
formen der B. nad) der Natur, um fie in Gips, Sammet, 
Seide ıc. nachzuahmen. a) Man ölt das frifch gepflücte 
Blatt mit einem Pinſel u. legt es auf Gipsmehl od. ganz 
feinen Sand, mit der geölten Fläche aufwärts; dann macht 
man einen Rand darum und gieht Gipsmild) (f. d. Art. 
Gips) darauf, indem man mit einem Pinſel die Bläschen 
vertreibt. b) Statt der Gipsmilch fann man bei harten 
B.n geichmolzenes Stearin nehmen, in welches Gipsmebl 
eingerübrt ift. e) Ganz harte B. jtreicht man mit einem 
feinen Binfel mit Seifenwafjer und bepinjelt fie in vielen 
ganz ſchwachen Lagen auf einem Bretchen mit Gips, kann 
dabei auch Drabt oder Hölzchen einlegen, muß aber jehr 
forgfältig die Ränder einhalten. Die joerhaltenen Formen 
fann man nun direkt durch Delung zum Eingiehen von 








dig. 634, 


Gips brauchbar machen, oder aud) mit Graphit einreiben 
und durch galvanifchen Niederfchlag ablagern; hat man fo 


‚die Patrize erlangt, fo gewinnt man durd) Ablagerung 


auf diejer die Matri 36; —— beiden wird nun das 
vorher mittels eines Ausſchlageifens aus eſchnittene Blatt 
von Sammet, Perkal, Schirting, Bapıer od. dergl. ge: 
preßt. Die Gewebe werden vorher auf der Nüdjeite mit 
Pergamentleimgallerte beitrihen, Papier mit Stärfe- 
Heifter; vorber jtreicht man fie an (f. Grün), dann ladirt 
man jie (f. Lad). 

Vlätterblende, Zinkblende, Spiegelbleude, f., frj. blende 
f.dezine, zine m. sulfure feuillet6, engl. blende of zink, 
in Gornw.: black jack (Minerat.), natürlich vortommen= 
des Ba le in glatten, geftreiften Kryſtallen mit ein= 
facher Strah enbredung. Die B. findet fi roth, braun, 
ſchwarz und grünlich. Mus ihr wird das Zink gewonnen, 
auch fann man fie, fein gemahlen, ala angenehme licht: 
braune Farbe auf Holz u. Putz verwenden; mit Oelfirnif 
angerieben, bildet fic einen hornartigen Ueberzug, der jehr 
dauerhaft ijt und weder verwittert noch abſchmußt. 

Blättererde, f., blätterige Erde, 

Blättererz, n., ſ. Blättertellur. 

Blättergelb, n., gelbe Farbe, die ins Graue fällt. 

Blättergips, m., blätteriger Gips, Selenit, Gipsfpat, 
Marienglas, Francneis od. Franenglas, frj.gypsem.spathi- 
que, pierre speculaire, engl. sparry gypsum, specular 
gypsum, ijt wafjerhaltiger, fchwefeljaurer Kalt in blät: 
teriger Kryſtallgeſtalt und läßt fich leicht in Blättchen von 
beliebiger Dide ſpalten: er rigt Talk, ift dur Kalkſpat 


— 


Slättergold 


m — hd m m — on — 


397 


Btatthupfer 


rigbar, in dünnen Blättchen biegjam, aber nicht elaſtiſch 7 ral: ſem Blanergefũge nahert ſich dem Strahligen. 
farblos u. durchſichtig; das eiſige Ausſehen giebt ihm den | Schwärzlich-bleigrau ünd ſtark metallglänzend; enthält 


Namen Frauencs; auf den Bruchflächen ift ex ſtark perl= | in 100 Theilen ca.: 


mutterglänzend. Erift wahricheinlichderlapis specularis 
der Alten, wurde von Römern u. Byzantinern vielfach und 
wird von den Ruſſen noch jept an Stelle des Fenterglafes 
benußt, wozu feine Spaltbarkeit ihn tauglich macht. 

Blättergold, n., j. Blattgold. 

Slättergräber, ın., j. Minirer, 

blätterig, adj., fr3.feuillete, lamelleux, feuillu, engl. 
foliated, foliaceous, nennt man 1.da8 Gefüge von Mine: 
valien, wenn diefelben aus dünnen, über einander liegen 
din Theilen (Blättern) beitehen. — 2. Der Leimfarbenan: 
jtrich wird b,, frz. effeuille, engl. scaly, u, blättert endlich 
ab (j. abblättern 1.), wenn zu viele Lagen über einander 
fommen, oder auch wenn zu viel Leim darin iſt, welcher fich 
dann zu jehr zufammenzicht, auch Die Farbe ſpröde macht. 

Blätterkamin, m.; bei diejer Art der Herde iſt der 
Feuerherd mit einer gukeiiernen eylindriſchen Haube be: 
dectt, ſo daß er ungefähr Die Form eines Badofens hat; auf 
diefen Halbeylinder find von 4 zu 4 em. in radialer Rid): 
tung Blechtafeln aufgenietet, deren Länge am bequemften 
zu 60 cm. angenommen wird; durch dieſe Blechtafeln cir- 
fulirt die Zimmerluft; es wird hierbei, indem die Tafeln 
dic Wärme von dem gufeiiernen Mantel ichnell ableiten, 
jehr viel Wärme geivonnen, 

Blätterkohle, f., frz. charlıon m. Jamelleux, houille 
f. feuilletee, engl. foliated coel, Idiefer-, afen-, Rüfdel- 
oder Schichtenkohlt, cine Art dünnſchieferige Braunlkohle, 
ein Haufwerl von Blätterit, welche oft kaum Papierſtärke 
Haben und biegiam jind, ijt wahrscheinlich aus Baum: 
blättern entjtanden; läßt ſich wegen der normal auf den 
Schichtungen ftchenden Klüſte feicht zu würſelartigen 
Stüden zerſchlagen. 

Blätterkupfer, m., j. d. Art. Blattfupfer. 

Blätterkupfererz, n., j. v. w. Pecherz. 

Blätterfpat, m. Miuer.), frz. spath m. feuillete, 
engl.foliaceous spar, Spat (f. d.1, weldher aus einzelnen 
iiber einander liegenden Blättden gebildet ift. 

Blätterfiab, m., fr}. rang m. de feuilles, engl. row of 
leaves, mit Blättern beſetzter, verkehrt ſteigender, felten ver— 

lehrt fallender 
— Karnieß. Man 
unterſcheidet je 
I nach der Geſtalt 
der Blätter: 
‚a) Waſſerlaub, 
= g.63n:; mo⸗ 
difizirtes Waf: 
S ſerlaub, Fig. 
ti, ce) geſpal⸗ 
tenes Blatt, frz. 
feuilles de re- 
fend; d)einfaches Herzblatt, frz. rais m. de eursimple; 
im gricchtichen u. frührömiſchen Stif nad) Fig. 637, im 
ſpätrömiſchen 
INS u. der Ne: 
Mnaiſſance hätte 
fig etwas wil— 
der z. B. nad) 
Trig.638 behan: 
delt; e) gelapp⸗ 
te3 oder autfge- 
ſchlitztes Herz: 
blatt, frz. rais 
de coeur re- 
fendu; f) Afanthusblatt, frz. feuilles d’acanthe, mehr 
od. weniger willkürlich geftaltet, 3. B. nad) Fig. 639. 

Slätterfein, m., i. Schalftein. 

Blättertellur, m., Blättererz, Tellurblti, n., frz. tellure 
m.lamelleux, engl.telluric lead, ziemlid) jeltenes Mine- 









Yin. san. 


Blätteriiad mit Waſſerlaub. 





ig. 696. Blätterftab mit mobif, Wafferlaub. 


Blei; 63,1 
Tellur . 13,0 
Gold . 6,7 
Kupfer. 1,0 
Scdnuefel . Il, 
Antimon . . . 45 


Er findet ji in Siebenbürgen auf Bängen. 
Blättertraganth, m., j. Traganth. 
Blattgold, Blätthengold,Goldblait, n., Goldfolie, £., frz. 
or m. battu, or d’applique, or en feuilles, engl. beaten 





Sig. 637. 
gold, gold-leaves, leaf-gold, jpan, pan de oro, äußerſi 
dünn geichlagene Goldblättchen, welde von Bergoldern, 
Malern ce, gebraucht werden. Man unterjcheidet im Han— 
del: a) Pariſer Gold, Franzgold, Blaßgold, fr,.orenfenil- 


Einfaches Herzblatt. 





—8 N | NE 
i Bi mn. N / ai 
sa [N 


lad 


Big. 638. Herzblatt der Renaiffance, 


les päle, engl. french beaten gold, enthält 5 Silber, 
1—2 Kupfer, 93—94 Gold; b) grünes oder englijches 


— 


Blattgold, frz. or en feuilles anglais, engl. pure beaten 
gold, british beaten gold, beffer, faft rein. Das Blatt: 


—WWM 


Blätterftab mit modifizittem Alanthus. 


gold beider Sorten muß gegen das Licht gehalten ſmaragd⸗ 
grün erjcheinen u. darf fidh nur in Königswaſſer auflöjen, 
während das mit Kupfer gemijchte (j. unter c) fid in 
Sceidewafjer auflöft. Es kommt in Blättchen von 25 bis 





Fig. 639. 


50 gem. in den Handel. 250 machen ein Bud), eingelegt 
notähen mit Bolus eingeriebenem Bapier, in 12 Büchel: 
hen von 21 Blatt. 1 g. Gold giebt 3500—5000 gem.; 
weiteres |. im Art. Vergoldung; e) das uncchte Blattgold, 
auch Metallgold, Goldſchaum od. Blattmetall (f. d.), frz. 
or ın. demi-fin oder faux en feuilles, engl. dutch gold, 
leaf-brass, leaf-metal, iſt in der Regel aus Tombal, 
jelten aus Meifing, geichlagen. 1 Büchelchen enthält® bis 
21 Stüd, 12 Büchelchen bilden 1 Päckchen, 10 Bädchen 
— 1 Bad a 1080 bis 2520 Blatt. 

Slattgrün, n., als Farbitoff, f. Grün u. Chlorophyll. 

Blatikupfer, n., 1. zu Blättchen gejchlagenes Kupfer, 


Dlattlak 398 Blattwerk | 


welches zu unechter Vergoldung gebraucht wird; j. Blatt: | BVBlattfüäge, f.. ſ. d. Art. Fuchsſchwanz. 
metall. — 2. Jedes ſchwache Kupferblech. Blattfafe, f.(Zimm.), Einſchnitt, in welchem ein Blatt 
Slattlark, m., i. Scellad. jich einlegt, Blatt an dem unteren von zwei über einander 
geblatteten Hölzern; ſ. d. Art. 
Aufblattung und Blatt 9. 
J— Slattfilber, n., Blattchenſil 
| ber, geihlagenes Silber, n., frz. 
{ argent m. battu, argent en 
feuilles, engl. beaten silver, 
leaf-silver, Silberblättchen, 
Schlagſilber, zu feinen Blätt- 
chen geichlagenes Silber, löſt 
jidh in Salpeterjäure auf und 
ericheint, gegen das Lichtgehals 
ten, japbirblau; es kommt, 
ganz ähnlich dem Blattgold 
(1. d.), zwiſchen Löſchpapier ge= 
legt, in Heinen Büchern in den 
Handel u. wird zum Berjilbern 
gebraucht; ſ. Verfilberung. 
Slattflein, Vlattziegel, m.., 
für Blattitein (Ziegel.), 1. frz. 
tuile f. de manteau, engl. 
Blattmetall, n., frz. metal m. en feuilles, engl. leaf- | mantle-briek, diejenigen ungebrannten Biegeljteine, 
metal, aus Kupfer, Meijing, Tombat, Zinn od. ink ges | welche man im Feldziegeloſen um die zu brennende Zie— 
ſchlagene Blätichen, zur unechten Vergoldung und Ber: | geliteinmaife herum auf die hobe Kante über einander 
jtellt. — 2. j. dv. w. gemei⸗ 
ner Dachziegel oder Breite 
ziegel; ſ. Biberfchwang, 
Dachdeckung u. Dachziegel. 
Blattftürk, n., Mattfük, 
n., Rähm, m., Wandrahmen, 
m.,auch©berfhwelle, Sanın- 
(dywelle,f.,Oberleghol;,Riefdy- 
holz, n. (Zimm.), frz. lisse, 
f,, chape, f., poitrail, m., 
engl.plate,capping-plate, 
caping-piece,dashorizon= 
tal über den Säulen einer 
Rand Bleichwand, Fach— 
wand) liegende Stüd Holz, 
welches auf Säulen und 
J Bänder aufgezapft wird; 
ig. 642, Ru Art. Blattiwert, ia. 60. es dient zu unmittelbarer 
Fig. 64 Zu Art. Blattwert dig. 649 Unterjtügung der Balten, 
filberung minder werthvoller Segenjtände verwendet; dal. | welche auf dasjelbe aufgefämmt od. Tarp find; ſ. d. 
Metall löft ſich in vielen Säuren auf; ſ. auch Blattgold c. Art. auffämmen u. aufdollen. Da die Blattjtüde meift 
Blattungel, m., j. v. w. Yattnagel. Schr belajtet werden, jo muß man ihnen einen angemeſſe— 
nen Querſchnitt geben u. darf 
A fie nicht durch tiefes Einkäm— 
| men der Balken zu ſehr ſchwä— 
chen; am beiten wirddiesdurdh 
Aufdollen der Balken vermie— 
den. Vgl. d. Art. Ballenlage, 
Fachwand, Nabmen, Wand ıc, 
Slattung, f., 1. (Zimm,) 
j.v. w. NAufblattung oder Ans 
blattung (f.d. u. d. Art. Blatt). 
— 2, (Schiffb.) ſ. Bladung. 
Blattwerk, n., frz. feuil- 
lage, m., engl. foliage, leaf- 
work, heißen bejonders in den 
mittelalterlichen Stilen die aus 
Blättern (f. d.) zufammenges 
ſetzten Verzierungen, in andes 
ren Stilen häufig auch Laub⸗ 














ig. 640. u Art. Blattwerk. ra. 641, 










N 
F No 


—J—— 
* Br 
“ 


N 


Fig. 644. Zu Art. Blattwert. Big. 645. werk(i.d.)genannt, 1. Einzelne 
Blattner, m., ſ. v. tv. Klempner. | Blätter werden häufig als Verzierungen für gejchweifte 


Blattreif, ın. (Böttch.), ein breiter eiferner Ring, wel: | Glieder, für Säulen: u. Pilaftertapitäle, Eparrenköpfe 
cher beim Springen der hölzernen Reifen einftweilen um | u. dgl. m. angewendet. Die Wahl der zu fopirenden Bläts- 
das Faß gelegt wird. | ter trifft man je nach dem Stil des Gebäudes und nennt 


— — - - oO — 


Yinitizar hy 2 le 
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4 


Dlattwerk 399 DBlattzapfen 


fach, daß ſich taum in einem Lexilonaruitel etwas Genü⸗ 
gendes darüber geben läßt. Einzelne Andeutungen finden 


dergleichen Verzierungen Blätterwerk od. aud) Rankcuwerk, 
vgl.d. Urt. ; bereits inder Antike verwendete man befannt= 
lich jtilifirteBlät- 
ter zu Beſetzung 
von Sliedern, ſ. 
d. Art. Blätter: 
tab u. Kapitäl, 
In den primiti- 
ven Stilen findet 
man das Blatt: 
werfjtetsder Na⸗ 
tur des betreffen= 
den Landes ent- 
nommen, jo 3.8. 
im  ägpptijchen 
Stil Lotos- und 
Balmblätter, im 
griechischen Afans 
thus, Stechpal⸗ 
men, Diiteln, Li- Fig. 646, Zu Art. Blattwert. Fig. 647. 
lien, im römiſchen 
Stil ähnlich. Die altchriſtliche 
Kunſt folgte auch hierin der 
Antike. Verwendung fanden 
namentlich einzelne aufrecht 
ſtehende Blätter, meiſt von ein— 
heimischen Waſſerpflanzen u. 
vom Akaunthus entnommen an 
Kapitälen, an laufenden Glie— 
dern bei. Olive, Ilex, Yorber, 
Wein, Peterſilie u. Balme, je 
nach deregend. Im byzanti 
niſchen Stil kamen bei. Schilf, 
Seegras, Dattelpalme, Oliven 
x. vor, im arabijchen Farn— 
traut, Schneckenklee, Seide: 
fraut 2c., im deutſch-roma— 
nischen und deutich-gothiichen 
Epheu, Eichen, Ahorn, Scheil- 
fraut,Stehapfel, Wein, Diftel, 
Hopfen ꝛc. Umdie Art, wieman 
Blätter für die Verwendung zuſtiliſiren pflegt, einigermahen anjchaulic zu 
machen, geben wir hier eine Anzahl Beiipiele: Fin. 610 Akeley; Fig. 641, 
642, 643 Ahorn, in verschiedenen Graden ftilifirt; Fig. 6441 Epheu und 645 
Malve, beide vom Kölner Dom; Fig. 616 Wein, naturaliftiich behandelt im 
Dom zu Straiburg; Fig. 647 Wein, ftilifirt, vom Kölner Dom; Fig. 648 
Wegerich, ftilifirt, vom Kölner Dont, nebſt beigezeidinetem Naturmufter; 
Fig. 649 Wein vom Kölner Dom; Fig. 
650 umd Fig. 651 vom Kölner Dom, jo 
ſtark ftilifirt, dak man das Original 
faum wieder ertennt, welches bei Fig. 651 
ein Eichenblatt war. Man vgl. auch die 
Art. Blatt, Blätteritab, Blume, Tudor: 
blume u. viele andere, Viele diefer Blät- 
ter haben auch jymbolische Bedeutungen, 
j. d. Art. Symbolit, — 2. An lange lau: 
fende Glieder jtellt man die Blätter zwar 
auch einzeln neben einander, öfter aber 
vereinigt man fie, je nad) der Fülle, die 
mandem Ornament zugeben wiinscht, an 
einem Stengel, dem Wuchs der Bilanzen 
gemäß, zur lodern Ranke, die entweder 
ganz naturell behandelt od. durch orna— 
mentale Schwingung des Stengels ſtark 
jtilifirt wird, oder auch zur dichten quer— 
hängenden Buirlande, gewöhnlich Bes ö 
hängegen., od. zur Wulftzc.; auch lodere, Fig. 650. Zu Urt. Blattwert. Fin. 651. 
herabhängende Guirlanden, eigentliche 
Blumenbehänge, jowie Kränze, einzelne Zweige, Blätter: | fich nod) in den Stilartikeln, fowie in den Art. Arabeste, 
gruppen ıc, fommıen vor, Blume, Blumenrante, Glied ıc. 

Kurz, die Beftaltung des Bis ift jo ungemein mand- | Blattzapfen, m., I. (Zimm.) eine Verbindungsform, 




















Fig. 648. Zu rt. Blattwert, Fig. 619. 





Blattzinn u 400 Dläne 


die bei Verlängerung jowie bei Berfnüpfung in Anwen | Gewandfarbe der Engel: Glaube und Treue; c) als Ge— 
dung fomumt. wandfarbe Maria’s: Beicheidenheit; d) als Grundfarbe 
1. Bei — ſowohl liegender (Stoßung) als der Gewölbdecke der Dome: den Azur des Himmelsge— 
ſtehender Hölzer (Aufpfropfung, ſ. d) wird der B, frz. | wölbes, des Sternenfirmaments. In Wappen wird das 
entement par enfourchemeut, entweder einfach und | B. durch wägrechte Schraffirung bezeichnet ; ſ. Farbe. 
gerade, oder mit Grat auf dem Stoß geitaltet; Ießteren | 2. Die blauen Farben oder Farbfloffe in Bezug auf ihre 
nennt man auch B. mit eingreifender Berjagung des | Verwendung in der Technif, 
Bapfens u. der&abelblätter; j. Fig.652. Richtigerwürde | a) Wafjerfarben. Als Saftfarben finden nament- 
dieje Verbindung eigentlich Anjcherung, Anſchlitzung, der | lich Indigo, Lackmus, blauer Karminze. Anwendung; ſ. d. 
Zapfen jelbjt Schlipzapfen od, Scherzapfen genannt. Art. Saftfarben. Unter den Mineralfarben nehmen 
2. Bei Verknüpfungen ſtehender mit liegenden Hölzern; Uftramarin u. Berliner Blau (f. d.) den erſten Rang ein. 
Fig. 653 ift ein einfacher B. mit einfeitiger Schere ohne | Weniger häufig finden die blauen Kobaltfarben, Kobalts 




















rt 





— 


Fig. 659. 


Fig. 655. 


% 652, Fig. 654. 

Zu Art. Blattzapfen 1. 1. Zu Art. Blattzapfen I. 2, 

Einlaſſen des Blattes in den Rahmen, Fig. 654 ein ver- ultramarin, Smalte, Safflor, Zaffer, Eichel oder Aeſcher, 

längerter doppelter B., Fig. 655 ein einfacher B. mit ein= | Königsblau ꝛc. (ſ. d. betr. Art.), dann die heilblauen baji- 

gelaſſenem Blatt. hen Verbindungen des Kupferoxyds mit Kohlenſäure, 
II. 15. pivot m. & patte, engl. pivot with cheeks | wie Bergblau, Mineral: u. Bremer Blau (f. d. betr. Art.), 

(Majchinenbau); dieſe befondere Art von Zapfen bei | endlich Blauerz u. Blaueifenerde (j. d.) Anwendung. ©. 

hölzernen Wellen an Wellrädern oder oberichlädhtigen | aud) d. Art. armenijcher Stein 1. 

Rafierrädern bejtcht, meift von Gußeiſen auseinem Stüd | b) DOelfarben; dazu eignen ſich bejonders: Indigo, 

angefertigt, aus 3 unterfcheidbaren Theilen: dem eigent: | Ultramarin, Oelblau und Berliner Blau. 

licyen, rund abgedrebten Zapfen, einem fi) vom eigent: | c) Schmelzfarben für Glas, Porzellan und 

lidyen Zapfen aus nad) hinten ſchlank verjüngenden Kegel | Thonmwären: als joldye dienen die Kobalttarben (j. d.). 

und aus zwei an dieſen Kegel angejegten, in einer&bene | d) Blaue Farben zur Färberei und Druderei 

liegenden oder vier kreuzförmig geitellten Flügeln, wonad) | find: Blauholz, Indigo, Berliner Blau. 

man zwei= und vierblätterige Flügelzapfen untericheidet. | e) Zum Tapetendrud u. Färben des Papiers 

Dieſe Blätter od. Flügel, frz. pattes, branches, f., engl. | lajjen ſich alle blauen Mineralfarben anwenden. 

cheeks, arms, nehmen vom Kegel aus in der Dide etwas | f) Zu Miniaturmalerei: wäjjeriger Aufguß 

ab. In die Welle werden Vertiefungen zu Aufnahme der | von Kampeſcheholz. 

Flügel u. des Kegels eingeſchnitten und dann dieje Theile | g) Dieblauen Farben für Ölasmalerei findzumeiit 

eingetricben, der Spielraum mit dem Holz hierauf verfeilt | Kobaltfarben. Bel. häufig verwendet wird Kobaltoryd, 

und endlid ein jchmiederijerner Ring um die Welle gelegt. | Borax u. geftohenes Glas, oder Thonerdehndrat, Kobalt: 

Für hölgerne Wellen von geringerem Durchmeſſer u. ge: | oryd u. Fluß, od. auch aufgelöfter verdünnter Alaun, ver: 

ringerer Widerjtandsleiftung genügt der Hafenzapfen | mengt mit jalpeterjaurem Nobaltoryd, durd) Ammoniak 

(1. d.); für joldye von größerem Durchmefjer wendet man | niedergeichlagen und mit gejtoßenem Glas vermengt. ©. 

Flügelzapfen mit rechtwinklig aufeinander jtehenden | aud) d. Art. Kobaltfarben. 

Blättern oder beſſer noch Ringzapfen an, die außerdem | h) Blaue Glaſur (Töpf.) wird bereitet aus 10 TH. 


“annrreh 


[4 


— 


noch einen dicken Ring angegoſſen erhalten. Schw.) 
Blattzinn,n. ;1.fr}.&tain m. en feuilles, tain, m., engl. 
leaf-tin (Öüttenw.), —E im Gegenſatz zu Blodzinn 
fo genannt. — 2, Stanniol (ſ. d.). 
Blau, n., frz. bleu, m., engl. blue, jpan. blao, 1. eine 
der drei Örundfarben (j.d. Art. Farbe), u. zwar die nächſte 


Smalte, 1 Th. Mennige, 1 Th. Kochſalz u. Sand, welche 
Mengung fein geftoßen und gemablen wird; zugejeßter 
Braumjtein macht fie dunkler; man verwendet jie mit 
Waſſer angemengt theils als Glafur, theils zum Malen 
der Töpferwären. 

Weiteres über Eigenschaften und Verwendung der ver: 


in Beziehung zum Schatten, wie Gelb zum Licht, und die | jchiedenen blauen Farben ſehe man bei den angezogenen 
einzige abjolut kalte Farbe, welche Eigenſchaft es allen | Artikeln ſowie in den Art. Indigkarmin, Ladınus, Mo- 
Farben mittheilt, mit denen es ſich verbindet; feine fon= | Iybdänblau, Kohlenblau, Mühlhauſener Blau (f. d. Art. 
trastirende Farbe iſt das ſekundäre Orangegelb u. die mit | Anilinfarbend), Ceruleum, Blaupurpur, Chinolinblauꝛe. 
ihm barmonirende Farbe Purpurroth, weniger Grün; | blau reg laffen (Metallarb,), j. anlaufen 4. 
unter den Metallen harmoniren Silber und Kupfer beffer | Blauaſche, f., blauc Farbe, aus upferhaltigem Geſtein 
mit B. ald Gold. Das B. macht auf das Gefühl den ent= | bereitet, wird zu Wafjermalerei benupt. 
gegengejepten Eindrud ala Roth, gefällt, ohne lebhaft an: | WBlaubleierz, n., Abartdes phosphorjauren Bleies, fin- 
zuregen, hat den Charakter des Negativen, aber Dauern= | det ſich im ſächſiſchen Erzgebirge und in Frankreich. 
den, u. ftimmt zu Ernjtu. Sehnſucht. Weiteresf.u. Farbe. | Bläue, f., nennt man diejenigen blauen Farben, welche 
In der Farbenſymbolik des Mittelalter bedeutet B.: | verichiedenen Subjtanzen zugejept werden, um das Gelb 
. a) als eine der mit den Kirchlichen Jahreszeiten abwechjeln= | zu deden u. Weiß zu ergänzen. Es können zudiefem Zwed 
den farben der Mehgewänder: Demutb u. Buße; b) als | verichiedene Farben bennpt werden, wie: llltramarin, 


| Blaneifenerde 401 Blauofen 


Smalte (fein), Laamus, Berliner Blau u. (gnBigblan) | welches mit jeiner Schwere im richtigen Verhältnis ftehen 


rs 








ndigtarmin. So dient zum Bli des-Kalkbreies 5. B. | muß, wieder heraufziehen. 
3 a — ER Blänelftange, f., frz. bielle, f., j. Bläuel 2, 3,4. 
A ple Positive Blue Print Process. Bläuelzapfen, ae 1. frz. pivot A —* 
—— (Maſchinenb.), ſ. dv. w. Kurbelzapfen. — 2. frz. pivot de 
In »a letter to Engineering News, John D. Isaacs Of hielle, der Zapfen eines Bläuels. — 3. Der Zapfen der 
the Southern Pacific Railway Company, San Francisco, Ranjterwvellen. — 4. Der Zapfen der Hormbajpel, aud) 
describes a simple and practical process for making Bläucleifen (f. d. 2.) genannt. 
positive blue prints—that is, prints having blue lines giauerde, f(Miner.), j. Eifenblau und Blaueifenerde. 
upon a wbite ground, wbich is used in the drafting vlauer Schlaf od.blauer Mergel, m., ft;.marne bleue, 
rooms of that company. Such prints are very desirable r ‚ engl. blue marl, lat. marga cerulea, f. (Wafferb.), 
— plotting —— en —— ade Pläulicher Mergel, jehr fett, daher waſſerdicht: eignet ſich 
ih a ee a — v —2* F deshalb bei. zu Verwendung bei Waſſerbauten. 
White Label ne: — — s fret made blauer Vitriol, m., bl. Galizienſtein, ſ. Kupfervitriol. 
r Blauerz, n., 1.verwitterter Eiſenſpat, wenn er bläulich 
on ordinary photographie silver printing out paper, such angelaufen ift oder eine bläufichichwarze Farbe befigt 
as Sollo or Kloro paper. The paper used is the Vietor ang⸗ Ian —— hen Hochdeutich | N rt 
Special brand, which can be had in rolls 25 inches by bl Sandelhol — — 
30 feet, and is not expensive. To make the negative, aues Sandelhols, n., |. Sandelholz. 
cut the paper 1% Inch larger each way than the tracing; . Blaufarbenerz, n., die zu Bereitung der blauen Farbe 
place the tracing in an ordinary blue printing frame, (1 d.) dienlichen Kobaltarten. 
face up—that is, with the side drawn upon away from S#laufarbenglas, Blauglas, n., |. v. w. Smalte (f. d.). 
the glass; on this place the paper face down, so that the __®laufarbenwerk, n., frz. fabrique f. de safre, engl. 
‚inked lines and the sensitized surface are in contact; blue-colour-work, Scmelzhütte, worin Smalte (meift 
then print in the sun to a dark coffee color. The print mit Auszeichnung „blaue Farbe“ gen.) zubereitet wird. 
‚is soaked in water until drippings from it are no longer Für die Anlage eines foldien mag Folgendes als Wint 
milky. It is then placed in a fixing bath made up about dienen. In einem Raum befindet jich der Abwärmeofen, 
as follows (exactness is not important): Hyposul- eine Art Badofen, in welchem die Blaufarbenhäfen, Slas- 
phite of soda, 1 ounce; water, 25 ounces, häfen, große irdene Tiegel, durchglüht werden, und ber 
The print will change in this bath to a uniformly Mengtaiten, in welchem man Kobalt, Kiejel und Potaſche 
light mahogany color or dark buff. After becoming mengt. Dieſes Gemenge (Fritte) wird nun in die Häfen 
uniform in tint it is left in the bath five or ten minutes gebracht, nachdem man diejelben in die Vertiefungen des 
longer. It is then removed and washed for half an Slaufarbeofens (auch Glas oder Schmelzofen gen.) geſeht 
———— —— to dry thoroughly, after which it hat, und nach 8—10 Stunden fortwährenden Schmelzens 
= the — —— Sud — thoroughly dry the back mit eifernem Löffel in die Speifebutte, eine große Kufe, 
Save BNOU given three good coats of the „eihäpft, diebeftändigvonfaltem Waflerdurchflofien wird. 
following varnish: Canada balsam, 1 part by volume; Ds dadurch hochblau u. fpröde gewordene Blanfarbenglas 


spirits of turpentine, 3 parts by volume; alcohol, 2 parts RR i - 
by volume. Apply quiekly with a sponge. Let each (Blauglas) kommt num in ein anderes Bebäude, hier aber 


— uerſt in das Blaufarbeupochwerk, welches wie jedes andere 
— * before applying another. Work in a warm ochwert ——— iſt. gr — Jorge und 
The result is a fairly transparent negative (reading "Mt nun indieBlanfarbenmühle, beren Täufer auf einem 
backward) of a non-actinie color, with clean White lines Yobenftein von 1,,m. Durchmefier und O,, m. Höhe Tiegt. 
and figures, from which the positive blue prints are Beide müjjen jehr hart jein und haben eine Einfafjung in 
made on ordinary blue print paper. Printing takes Fahformnebjt Dede. Nachdem bier das Glas unter ftetem 
about twice as long as in the case of those ordinarily Wallerzufluß 6 Stunden gemahlen worden ijt, läßt man 
made, from a tracing, but several negatives can be ss durd ein Zapfenloch in der Einfafjung ablaufen. 
mäde from one tracing if many prints are required. Nun wird es wiederholt gewaſchen oder gejchlämmt, 
When through printing we file the negatives with the wodurch zugleich die verfchieden feinen Sorten gefondert 
tracings, for future use. werden. Dieſe werden auf Reibebretern durch Walzen zer⸗ 
The best method of getting the time of exposure for rieben, in Trodenjtuben oder auf Trodenöfen getrodnet, 
making the negative is to try one or two sceraps of the gejiebt u. zum beſſern Einpaden in Blaufarbenfäflern etwas 
paper first under the tracing and note the time giving angefeuchtet. 
the best negative, after which uniform results can be S$laugelb,n., frz. jaune bleuätre, m. Ultramarinaſche 
had withont diflculty. At this season of the year (May) und aud) Ultramarin geben mit Gelb gemifcht kein Grün, 
the printing requires three and a half minutes in the jondern ſozuſagen ein duftiges bläuliches Gelb, welches 
sun in the middle of the day, under a clean tracing. It bei neben Rotbviolett fehr gut wirft. z 
here and there a line or figure in the negative is indis- Sla au n., fr is blenktre, m erhält man aus 
tinet from bed ooninet im the printing frame, it may Graphitit m j. gri e, m., erh 8 
be easily “doctored” by scratching with a pin point FE RER 
‚or other sharp point through the gelatine — yo Blaugrün, n., frz. vert bleu, seladon, m., fann jehr 
'paper after the negative is otherwise finished. A fresh andjad aus Blau und Gelb od. Blau u. Grün gemijcht 
fixing bath should be used for each batch of negatives Werden. Eine blaugrüne Glaſur geben: 1 Theil grünes 
made. Before making the positive blue prints, test a Chromorydul u. 2 Thle. Kobaltoryd, geſchmolzen. 
small scrap of the blue print paper by washing before Blauholz, n., engl. log-wood, |. Kampeſcheholz. 
exposure to the light. It should wash clean, leaving no Blauholzkompoſition, f., j. d. Art. Zinnſolution. 
bluish cast to the paper. Soaking and washing the paper blaulidyes Aupfererz, n. (Miner.), ſ. Kupferlafur. 
negatives, as above, may be done in the blue print wash- ®Blauofen, m., Sloßoſen, Siußofen, m., frz. fourneau m, 
ing tray in wbich blue prints are being washed, as the à fonte (fourneau bleu), engl. flowing-furnace, blau- 
two processes do not affect each other, ofen, Eijenichmelzofen mit verichlofiener Bruft und ohne 
wicht gegen reowmnın nu oem wma veaugetven | Geſtell. Sonft weicht die Konſtruktion des B.s von der des 
mittels eines Taues befejtigt u. über eine Scheibe gezogen, | Stüdofens (f. d.) nur darin ab, daß der Schmelzraum et= 
um das Heben des Bläuels zu ermöglichen; wenn derjelbe | was mehr zufammengezogen iſt, Erz und Kohlen in ab- 
nämlich vom Triebrad niedergedrüdt ift, hilft ihn das B., | wechjelnden Schichten aufgegeben werden, der Schacht bis 
Mothes, Illuſtr. Bau-Lerifon. 4. Aufl. I. 61 


Blattzinn 400 Dläne 
die bei Verlängerung jowie bei Verknüpfung in Anwen— Gewandfarbe der Engel: Glaube und Treue: c) als Ge: 


dung fommt. wa eſcheidenheit; d 
1. Bei ar. jowohl liegender (Stohung) als de =) —— seite . 
r ‚ansylvanis Railroad, a large lo Nr 


Itchender Hölzer (Aufpiropfung, ſ. d.) wird der B., frz. Vin oad, and 1 = Dr ker — Ba 
entement par enfourchement, entweder einfad) und | B the adäitional smaller orders 
gerade, oder mit Grat auf den Stoß gejtaltet; Ießteren m... — Ba er RER —* 
nennt man auch B. mit eingreifender Verjagung des | VB, nn rohen = ee 
er le u R e for the construction of additional shops to adjı 
Zapfens u. der®abelblätter; j.5ig.652. Richtiger würrde zir present works, The main building is to be of steel, 128 x 
diefe Verbindung eigentlich Anſcherung, Anjhligung, der | lich 
: sn DE ' t in size, and is to be fitted with large bydraulic presses, punch 
aspten Fee Scylipzapien od. Scyerzapfen genannt, Mteters and other machinery used in steel car construction. 
— Bri Verknüpfungen — mit liegenden Hölzern; | Ulppe New Haven Gas Light Company of New Haven, Conn., hı 
Fig. 653 iſt ein einfacher B. mit einfeitiger Schere ohne | Wiosd the contract with the Berlin Iron Briäge Company ot F 
rlin, Conn., for their new fire proof coal ehed. The buildin: 
test wide and 500 feet long. The frame work of the bulldin 
1,s0 arranged that the coal cars are brought Into the built 
: ‘ atrack supported by the roof trusses, the idea being to pro 
1 e maximum storage at the least expenditure of power and rt 
Rn The Riter-Conley Company of Pittsburgh, builders of steel 

»n 'structures, have a contract for the steel frame work foı 
N 1 ;w building to be erected by the Union Trust Company on Fo 
m j enus, Pittsburgh. The Carnegie Steel Company, Limited, 

| 'rnish the plates for the vaulte for tbis building. The vaults 
—*4 A incased in eight plates of armor steel 8 inches thick. 
— t. The employees of the Semet-Solvay by-product coke ovens 0 
nn ınbar Furnace Company, at Dunbar, Pa., have been given a 
Fig. 658. ‚nce of 10 per cent. in wages, and will receive a further adrar 
per cent. when the blast furnaoe is put in operation. 
The Tutwiler Coal, Coke & Iron Company of Blossburg, Ala 
Einlaſſen des Blattes in den Rahmen, Fig. 654 ein verz | ulalld 26 or 50 bee hive coke ovens. The same concern will also 
längerter doppelter B., Fig. 655 ein einfadher B. mit ein | Kicoal washer of 400 tons daily capacity. 
gelafienem Blatt. ſch The Stewart Iron Company, Limited, New Castle, Pa., havı 

II. Frz. pivot ın. à patte, engl. pivot with cheeks wWimpleted the building of 35 new bee hive coke ovens of tbe sta 

(Maſchinenbau); dieje befondere Art von Bapfen bei | cnrpe and size of the Stewart plant, near Uniontown. The new 
hölzernen Wellen an Wellrädern oder oberſchlächtigen are now drying out and will be fired as soon as the new tiı 
Rafferrädern bejtcht, meift von Gußeiſen aus einem Stüd| allt. 
angefertigt, aus 3 untericheidbaren Theilen: dem eigent: Ul The Milwaukee Journal states that a factory to manufı 
lichen, rund abgedrehten Zapfen, einem ſich vom yo ‚rm machinery is to be built at Appleton, Wis., at a cost of | 
lichen Zapfen aus nad) hinten ichlant verjüngenden Kegel | T' The Atchison, Topeka & Santa F6 Railroad Company are 
und aus zwei an diejen Kegel angeſetzten, in einer@bene | ga boller shop at Cleburne, Texas, to be | x 340 feet, of stot 
liegenden oder vier freuzförmig geitellten Flügeln, wonad finruction. 
man zwei⸗ und vierblätterige Flügelzapfen untericheidet. The Schultz Bridge & Iron Company, McKee’s Rocks, Pa. 
Diefe Blätter od. Flügel, frz. pattes, branches, f., engl. | (a}g of iron and steel bridges, roofs and buildings, launched la: 
cheeks, arms, nchmen vom Kegel aus in der Dide etwas |  Jarge transfer barge, the dimensions of which are 43 x 300 fı 
ab. In die Welle werden Vertiefungen zu Aufnahme der | DO feet deepat center. The draft was2linches light. It is in 
Flügel u. des Kegels eingefchnitten und dann dieje Theile | yjatransfer barge by the Interstate Car & Transfer Comı 
eingetricben, der Spielraum mit dem Holz hierauf verfeilt | No:. Louis, and is the second one which the Schultz Bridge 
und endlich ein jchmiederiferner Ring um die Welle gelegt. | Bompany have furnished to this concern. 
Für hölzerne Wellen von geringerem Durdymejjer u. ge= | or!) The Standard Stamping & Die Company, Thirty-secon« 
ringerer Widerjtandsleiftung genügt der Hafenzapfen | mcıd Fourth avenue, Brooklyn, are at the present time exce 
(j. d.); für jolche von größerem Durchmeſſer wendet man | nieasy. This concern do all kinds of metal stamping and pu 
Flügelzapfen mit 4 rechtwinklig aufeinander jtchenden | aued are manufacturers of dies for any desired work. At the 
Ylättern oder befier noch Ring zapfen an, die auferdem | me their nickel plate department is taxed to its full cap 
noch einen dien Ning angegofjen erhalten. | Schw.) Sıprk in hand. 

Slattzinn,n. ;1. frz. &tain m. en feuilles, tain, m., engl, | Mé The People's Light & Power Company of Jersey City, N 
leaf-tin ıHüttenw.), Zinnblech, im Gegenjag zu Vlodzinn | Brrecting a new boller house in connection wtih their electr 
jo genannt. — 2. Stanniol (j. d.). We building is a modern structure in every respect. It! 

Blau, n., frz. bleu, ın., engl. blue, ſpan. blao, 1. eine | deride and abont 90 feet long, contains ample space for large 
der drei (rundfarben (fd. Mrt. Farbe), ur. zwar die nüchite | Pilers, and has an arrangement for the storage of coal in: 
in Beziehung zum Schatten, wie Gelb zum Licht, und die iamker Inside the building, so that the fuel can be ensi 
einzige abfolut falte Farbe, welche Eigenſchaft es allen Qyyroct to the bollers. The tracks are arranged so that raiir 
Farben mittheilt, mit denen es ſich verbindet; jeine fon: inb!u run into the building and discharge the —— 
ſraſtirende Farbe iſt das ſelundäre Drangegelb u, die mit — — VArONEMORE, wi 
. un" 2 { gegen ‚ brick side walls and iron roof covering, wellligbted a: 
ihm harmonirende Farbe Purpurroth, weniger Grün; ker 

Re ante ge N ted. The steel work is being furnished by the Berlin Iro: 
unter den Metallen harmoniren Silber und Kupfer beſſer Yompany of East Berlin, Conn. Sandford & Stillman of Jeı 
mit B. als Gold. Das B, madıt auf das Gefühl den ent: | beiyye the contract for the building. 
gegengejepten Einbruc als Joth. g Date ‚2. New Jersey Zinc & Iron Company, Newark, N. J., ha 
ZUTEBEN, de “ a 10 per cent. raise in wages, They employ n 
den, 4 Fekatane ned Ariel andnıa gyut del, 
Subjtanzen zugejept werden, um das 
eh zu ergänzen. Es können zu diefem gweck 
Sarben benußt werden, wie: Ultramarin. 



























Fig 652. 
Bu Art. ——— 1,3; 








| 












eral brıc 
Mas, van 





ted 
„Iron E 
ot Jeret 


z. bat 
los 


Dlaneifenerde 
Smalte (fein), Yadmus, Berliner Blau u. (Jndigblau) 
mdigtarmin. So dient zum Bläuen des Kalfbreies z. B. 
Nadmus, auch Ultramarin, zum Bläuen der Wäfche Ger: 
liner Blau, Jndigfarmin oder Ultramarin, endlich zum 
Bläuen der Bapiermafje meiit Ultramarin. 

Blaueifenerde, f.,erdiges Eifenblan, n., blauer Ocher, m., 
Eifenblan, natürliches Berliner Blan, Vivianit, n., fr}. fer m. 
phosphat& terreux, engl. earthy phosphate of iron 
(Miner.), phosphorjaures Eifenoryduloryd, lavendelblau 
bis tief indigoblau, fommt in Sumpf- und Moorgegenden 
natürlich vor, 3. B. in Bodenmais in Bayern, bei Spans 
dau, Edartöberge in Thüringens. Beim Graben iſt fie oft 
weiß, wird aber an der Luft blau. Man jtellt fie auf fol: 
gende Weife künstlich her: Eifenvitriollöfung wird mit 
phosphorjaurem Natron gefällt, der Niederichlag der Luft 
ausgejept. Die jo erhaltene Farbe ist nicht giftig, zu Del: 
und Raffermalerei anwendbar. 

Blaueifenftein, m., Arokpdolith, m. (Mineral.), beſteht 
aus fiefelfaurem Eiſenoxydul u. Fiefelfaurem Natron mit 
wenig Waſſer. Blaues, zum Theillavendelblaues Pulver, 
verliert vor dem Löthrohr feine blaue Farbe und wird zu 





einer blafigen Kugel. Die dünnen Fäden der in Südafrika | 


ſich findenden asbejtartigen Varietät haben auferordent- 
liche Tragkraft; die erdige Abänderung dient am Kap als 
Malerfarbe. — Iſt nicht mit Bivianit (Blaueijenerde, j. 
vor, Art.) zu verwechieln. 

#Släuel, m., 1. frz. battoir, maillet, m., engl. beater, 


mallet, jedes Werkzeug zum Schlagen. — 2. Blänel, Blenel, | 


Pleil, Pleyl, m., auc) Blänellange, Plenelfauge, Aurbellange, 
Uurbſtange, Korbfiange, Ärummzapfenflange, Lenkflange, Ereib- 
ange, £., frz.bielle,f., engl.connecting-rod(Majdyinenb.), 
die Stange, weldye gewöhnlich die Verbindung zwiichen 
einer rotirenden Kurbel u. einem geradlinig bin- und her- 
gehenden od. im Bogen ſchwingenden Maſchinentheil her- 
ſtellt; jo dient die Bläueljtange bef. zu Uebertragung der 
hin⸗ und hergehenden Bewegung einer Dampfmaſchinen⸗ 
tolbenjtange auf die Kurbel und vermittelt demnach die 
Umſetzung der geradlinig oscillirenden Bewegung in eine 
rotirende; doch findet auch das umgelchrte Berhältnis ftatt, 
aber viel jeltener. Um den Ausichlagwintel der Bläuel- 
ſtange nicht zu groß werden zu lafjen und diedurd dieſelbe 
auf die Kurbel übertragene Kraft möglichſt vortheilhaft 
wirken zu laffen, iſt es Regel, der Bläueljtange mindeftens 
die fünffache Länge des Hurbelarmes zu geben. [Schw.) — 
3. Im engeren Sinn ijt B., frz. bielle, die Berbindungs- 
jtange des Kolbenkopfes mit dem Krummzapfen, od. 3. B. 
bei Lokomotiven, mit der Warzeim Laufrad. [Fr.) — 


4. (Bergb.) Blenellange des Kunftgeitänges, aud) Blänel: | 
fange, Korbflange, Aurbflange, Btoßflange genannt, ein etwa | 


8— 9m. langes Holz, weldyes an dem einen Ende ein Loch 
bat, mit welchem es am Krummzapſfen des Kunſtrades 
hängt; an dem andern Ende aber ift es mit dem Bläneleifen 
beichlagen ; diejes läuft inder Schwinge des Feldgeſtänges 
und bejteht aus zwei circa 1,,m. langen Flügeln u, einem 
durchlochten Hals. Erſetzt wird der B. auch wohl durch 
die Bläutlſchwinge, die fait in der Mitte beweglich, am kurs 
zen Schenkel mitdem Feldgeftänge verbunden, am längeren 
aber miteinem Schliß verjehen ist, in melchem der förummt-= 
zapfen des Kunſtrades gebt. Si. 

Bläneleifen, n., fra. ferrure f. de la bielle (Brab.), 1. 
das am Blänel 4 (f. d.) befindliche Eifenwert. — 2. Zwei 
Eijenftangen, welche mit ihren jpigigen Enden in den 


Rundbaum der Hornbafpel geihlagen werden; am Kopf | 


find diejelben vieredig, in der Mittenber rund; mit diejem 


Theil liegen fie in den Piannen, an dem vieredigen End: | 


theil aber wird das Hajpelborn befeftigt. 

Blänelgewicht, n. (Bergb.), dasjelbe iſt als Begenge: | 
wicht gegen die Schwere des Bläuels (f.d.4.)an demjelben | 
mittels eines Taues befeftigt u. über eine Scheibe gezogen, | 
um das Heben des Bläuels zu ermöglichen; wenn derjelbe 
nämlich vom Triebrad niedergedrüdt iſt, hilft ihn das B., | 

Mothes, Illuſtt. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


401 





Blanofen 
welches mit jeiner Schwere im richtigen Verhältnis ftehen 
muß, wieder beraufzichen. 

Blänelftange, f., frz. bielle, f., j. Bläuel 2, 3, 4. 

Bläuelzapfen, Blenchapfen, m., 1. frz. pivot à bielle 
(Majcinenb.), j. v. w. Kurbelzapfen. — 2. frz. pivot de 
| bielle, der Zapfen eines Bläuels. — 3. Der Zapfen der 
' Banjterwellen. — 4. Der Zapfen der Hormbajpel, auch 
Bläucleijen (ſ. d. 2.) genannt. 

Blauerde, f. Miner.), j. Eijenblau und Blaueifenerde. 
‘ blauer Schlaf od. blauer Alergel, m., fr4.marne bleue, 
'f., engl. blue marl, lat. marga cerulea, f. (Wafjerb.), 
bläulicher Mergel, jebr fett, daher wajjerdicht; eignet fich 
deshalb bei, zu Verwendung bei Wajlerbauten. 

blauer Vitriol, m., bl. Galizienjtein, j. Rupfervitriol. 

Blauerz, n., 1.verwitterter Eifenjpat, wenn er bläulich 
angelaufen ijt oder eine bläulichſchwarze Farbe befigt. 
— 2. Im mittelalterlichen Hochdeutich j. v. w. Kobalt. 

blaues Sandelhols, n., j. Sandelholz. 

Blanfarbenerz, n., die zu Bereitung der blauen Farbe 
(j. d.) dienlichen Kobaltarten. 

Blanfarbenglas, Blauglas, n., ſ. v. w. Smalte (f. d.). 

Blaufarbenwerk, n., frz. fabrique f. de safre, engl. 
‚ blue-colour-work, Scdymelzhütte, worin Smalte (meift 
| mit ji rg „blaue Farbe“ gen.) zubereitet wird. 

Für die Anlage eines foldhen mag Folgendes ala Wint 

dienen. Zn einem Raum befindet jich der Abwärmeofen, 
| eine Art Badofen, in welchem die Blaufarbenhäfen, Glas— 
bäfen, große irdene Tiegel, durchglüht werden, und der 
Mengtajten, in welchem man Kobalt, Kiejel und Potaſche 
mengt. Dieſes Gemenge (Fritte) wird nun in die Häfen 
gebracht, nachdem man dieſelben in die Vertiefungen des 
Blaufarbeofens (auch Glas- oder Schmelzofen gen.) geſetzt 
bat, und nad! B—10 Stunden fortwährenden ah ui 
mit eifernem Löffel in die Speifebutte, eine große Hufe, 
geſchöpft, die beftändig von faltem Waſſer durchflofien wird. 
Das dadurch hochblau u. ſpröde gewordene Blaufarbenglas 
(Blauglas) kommt num in ein anderes Gebäude, hier aber 
zuerst in das Blanfarbenpodwerk , welches wie jedes andere 
Pochwerke(ſ. d.) beſchaffen ift. Dann wird es gefiebt und 
fommt nun indieBlanfarbenmühle, deren Läuferauf einem 
Bodenftein von 1,,m. Durchmejjer und O,, m. Höhe liegt. 
Beide müfjen ſehr hart fein und haben eine Einfafjung in 
Faßform nebjt Dede. Nachdem bier das Glas unter ftetem 
Bafferzufluß 6 Stunden gemahlen worden ift, läht man 
es durd ein Zapfenloch in der Einfafjung ablaufen. 
Nun wird es wiederholt gewaichen oder gefchlämmt, 
wodurch zugleich die verfchieden feinen Sorten gefondert 
werden. Dieje werden auf Reibebretern durch Walzenzer- 
rieben, in Trodenjtuben oder auf Trodenöfen getrodnet, 

geliebt u. zum beſſern Einpaden in Blaufarbenfäflern etwas 
angefeuchtet. 

Blangelb,n., fr}. jaune bleuätre, m. Ultramarinajche 
und auch Ultramarin geben mit Gelb gemijcht fein Grün, 
fondern fozujagen ein duftiges bläuliches Gelb, welches 
bef. neben Rothviolett ſehr qut wirft. 

Blaugrau, n., frz. gris bleuätre, m., erhält man aus 
Graphit (f. d.). 

Blaugrün, n., frz. vert bleu, seladon, m., kann fehr 
manchfach aus Blau und Gelb od. Blau u. Grün gemijcht 
werden. Eine blaugrüne Glaſur geben: 1 Theil grünes 
Ehromorydul u. 2 Thle. Kobaltoryd, geſchmolzen. 

Blauholz, n., engl. log-wood, j. Kampeſcheholz. 

Blauholszkompofition, f., ſ. d. Art. Zinnjolution. 
blauliches Aupfererz, n. (Miner.), i. Rupferlafur. 

Blauofen, m., Floßofen, Flußofen, m., fr}. fourneaum. 
a fonte (fourneau bleu), engl. owing-furnace, blau- 
ofen, Eiſenſchmelzofen mit verfchloffener Brust und ohne 
Geftell. Sonſt weicht die Konſtruktion des Bes von der des 
Stüdofens (ſ. d.) nur darin ab, daß der Schmelzraumt et: 
was mehr zufammengezogen iſt, Erz und Stoblen in ab: 
wechſelnden Schichten aufgegeben werden, der Schacht bis 
st 











Dlaupnfver 
auf 10 m. und darüber erhöht ift. In Fig. 656 ift k der 
Kernſchacht, fdie Füllung, rdie Raubmauer od. der Man: 
tel, o eine bi$ auf das mit Geſtübbe verjchlofjene Stichloch 
während des Be- 
triebes des Ofens 
zugemauerte Off 
nung, v die For⸗ 
men u. gdie Form⸗ 
gewölbe. 81. 

Blaupulver, 
n.; unter diejem 
Namen kommt im 
andel grünlis 
es Bulver vor, 
das zum Blaus 
färben in Färbe— 
rei u. Druderei 
dient, Es befteht 
meift aus pulver= 
fürmigem rothen 
Blutlaugenfalz 
(f. d.), mit ®ein- 
jtein, Alaun und 

















— einerZinnverbin- 
dung (Ehlorzinn) 
Fe. 656. Blauofen. gemengt. 
Blaupurpur, 
m.,ft3. pourpre, m., bleu, engl. blue purple, aus purpur= 


chwefelſaurem Natron. 10—20 Gew htath. wafjerfreien 
ppeltſchwefelſauren Natrons werden geihmolzen u. bei 
200—300° ©. erhalten; dazu wird 1 Gewichtäth. pulveris 
firter u. gefiebter Indigo nad} und nad) eingetragen unter 
beftändigem Umrühren; von Zeit zu Zeit wirb ein Pröb— 
hen in Wajjer gelegt, bis dieſes röthlicheviolett wird; num 
wird die Maſſe (1 Gewth. auf70—80) in Waſſer gebradit, 
umgerührt, mit dem doppelten Gewicht Kochjalz vermengt 
und der Niederichlag auf dem Filter mit Salzwaſſer ge— 
waſchen. Die Oberſchicht des Niederſchlags, jhmwärzlich- 
rün, muß bejeitigt werden. Es ijt in Waſſer löslich, in 
eißem mehr als in kaltem, erjcheint bei Licht roth. Sal— 
erfäure, Chromfäure, Chlor, ſchweflige Säure, Schwe— 
elwafjerjtoff verträgt dieje Farbe nicht. 

Slauroth, n., ſ. Biofett. 

Blaufäure, f., j. Kyanmwafjeritoffläure. 

Slauſchwarz, n., ſ. ſchwarze Farbe. 

Blauſpat, Siderit, Lazulit, uuechter Lafurfein, m., frz. 
lazulite, m., klaprothite, f., feldspath bleu, m., engl. 
lazulite, blue spar, azure spar (Miner.), ift phosphor= 
faure Thonerde, Talterde und Eiſenoxydul nebſt Waſſer. 
Spez. Gew. 2,,, hat rhombijche Säulenform, ift ſchwer 
ichmelzbar, blau, undurdhfichtig ; jeine Farbe verichwindet 
vor dem Löthrohr; er wird in Steiermark u. anderwärts 
mit $limmer und Duarz gemengt gefunden ır, dient, pul= 
verifirt, zum Blaubepudern, dod) auch als Leimfarbe. 

Slauffel, n., ſ. v. w. blaue Farbe (j.d.). 

Blauftärke, f. (Hüttenw.), j. v. w. blaue Smalte. 

Blauftein, m., 1. Ladmus. — 2. Kobalt. — 3. Auch 
blauer Konzentrationsftein gen., fra. mattef.bleue, metal 
m. bleu, engl. blue metal. Ziwifchenproduft bei ber 
—— ſ. d. Art. Kupfervitriol. 

to blaze, a. v., engl.,anjchalmen, anlaſchen, anplätzen. 

to blaze-off, a. v., the steel, engl., den Stahl ab⸗ 
brennen (ſ. d.). 

Blea, s., engl. der Splint (f. d.). 

Bleach-field, s., engl. die Bleiche (f. d. 2.). 

Bleaching-powder, s., engl., das Bleihpulver. 

Bledy,n., 1.im weit. Sinn, fta.plaque, planche,feuille, 
lame f. de metal, engl. plated metal, sheet-metal, ital. 
lama, lamiera, jpan. hoja, ———— eine durch 
Schlagen oder Walzen erzeugte u. im Berhältnis zu ihrer 
Länge und Breite jehr dünne Metallplatte, wird In aus 


402 


Blech 














allen Metallen bereitet. Zur genauen Beſtimmung der 
Blechſtärke dient die Bledlehre 9 d.). Im Bauweſen findet 
namentlich Anwendung das Kupferblech, Ziukblech u. Eifen- 
blech, letzteres am häufigften, daher es 

2. Blech fhledythin genannt wird, frz. planche f. de fer, 
fer enlames, fer en feuilles, engl.sheet-iron, iron-sheet, 
iron-plate; — nennt man auf Blechwerken blos 
das verzinnte Eiſenblech (ſog. Weißblech) B., während das 
ſchwarze, unverzinnte Schwarzblech Dünneiſen genannt 
wird. a. Das Anfertigen des hammerblechs, frz. plaques f. 
pl. martelees, fer en lames forge, engl. hammered plate, 
tilted sheet-iron; das Blehfhlagen od. Blechſchmieden, ge= 
ſchieht in folgender Weife: Das dazu beftimmte Friſcheiſen⸗ 
ſtück, welches von dem Stabhammer bereit3 aus dem Gro= 
ben vorgejchmiedet ift, wird in dem Bledyfener, frz. feu de 
töle, engl. plate-fire, geglüht, dann von dem Nusgleicher 
unter dem 9 Centr. ſchweren Breithpammer zu Stäben, 
dann von dem Urmweller unter dem 2—3 Centr. ſchweren 
Urwellhammer zu Kolben, dann zu Platten von einer 
Hand Breite, dem Storbled) (ſ. d.), und endlich zu der ge— 
wünjchten Größe und Stärfe unter dem Blehhammer ge= 
ſchlagen, der, von Schmiedeeifen gefertigt, eine glatte Bahn 
bat u, von den Daumen einer Welle bewegt wird. Bleche, 
welche gejtürgt werden follen, Sturzblcche, müſſen Dabei in 
der Mitte zujammengefchlagen werben. Zu jedem Blech— 
feuer gehören 1 8lechmeiſtet und 6 Arbeiter; das ganze 
Etablifjement heißt das Blehhammerwerk, das Gebäude 
eine Bledhhütte. Da mehrere Bleche zugleich in die Zange 
genommen u. unter den Blehhammergebradht werden, jo 
taucht man jie,damit fie fich nicht zuſammenſchweißen, vor⸗ 
her inden Hanebrei, eine Mengung von Lehm, Kohlen— 
jtaub und Waſſer, wechſelt fie auch von Zeit zu Zeit um. 
Zuletzt wird das Blech abgebroden, d. h. mit hölzernen 
Hämmern beflopft, um alles abblätternde Eifen zu ent= 

ernen. Vgl. aud) d. Art. Eifenbleh I. b. Das gewalzte B., 

jblech, frz.plaque laminde, fer en lames cylindre,engl. 
rolled plate, rolled sheet-iron, wird erzeugt auf Bled- 
walzwerken, die ganz ähnlich anderen Walzwerken einge- 
richtet find; ſ. d. Art. Walzwerf, vgl. auch Eiſenblech III. 

Zu den gewalzten Blechen gehören aud) die neuerdings 
fehr vielfach gebrauchten verjchiedenen Sorten von Well— 
blech u. Riffelbled) (ſ. d. betr. Art.). 

Sowohl die gewalzten als die geichlagenen Bleche werden 
zulegt bejchnitten; j. d. Art. Blehichere u. Blechichneide- 
majdine; vergl. aud) d. Art. Eifenblcch ILL. 

A. Das Schwarzblech, frz. töle f., fer noir, engl. black 
iron plate, ital, piastra di ferro, wird nad) Centnern od. 
nad) Bunden a 50 Bund, in den zur Weißblechfabrikation 
bejtimmten Sorten nad) Fäfjern verkauft. Jedes Bund 
enthält, je nad) der Sorte, 2—50 Tafeln; in dem Bund 
* von 50 Pfund iſt das eiſerne Band, welches das 

und zuſammenhält und ca. 12 Pfund wiegt, mit inbe— 
griffen. Vom fteirifchen Dahbleh gehen 18—20 Tafeln 
auf 1 Bund, vom ſteiriſchen Dampfkefielblech wiegt jede 
Tafel 80— 100 Pd. Für die weiteren Sorten gab es bis 
zur Einführung des Meterjyftems in Deutichland jehr 
zahlreiche Benennungen. Da das neue Syftem immer noch 
nicht überall in die Praxis eingedrungen ift, geben wir 
bier eine Tabelle über diejeälteren Benennungen mit Bei— 
feßung der Mäße u. Gewichte, ebenfalls nad) altem Syſtem. 

Ueber die jetzt eingeführten Sorten u. deren Mäße ſ. d. 
Art. Biechlehre. Alle auf Beitellung gefertigten Sorten 
heißen Mufter-od. Modelbleche, dazu gehören auch Rohr: 
blech, Malzdarrblech, Pfannenblech ıc. 

Das ſchwarze Eiſenblech wird vom Schloſſer zu den 
meijten jeiner Arbeiten verwendet. Gutes Blech muß ſich 
hin⸗ u. herbiegen laſſen, ohne Riffe zu befommen oder gar 
zu brechen, muß aljo gleihmäßige Dide haben, darf nicht 
riffig, jchiefrig od. löcherig fein 2c. ; dergl. Fehler finden ſich 
weniger bei gewalzten Blechen, während untergehämmer: 
ten, bei deren Bearbeitung oft 100 Platten über einander 


led 403 Blechbiegemaſchine 

liegen, bergl. fehlerhafte (Ausſchußbleche) öfter vorlommen. DICW od. IXXWec. Das Weißblech wird im Bauweſen 
Die Bleche, d. b. die einzelnen Blechtafeln, werden, wo | befonders zum Dadjdeden, zu Dachrinnen, Ausguß- und 
fie zufammenftoßen, entweder durch Falzen, Nieten oder | Fallröhren, zu Vorſchlagblechen, zu Belleidung von der 
Löthen an einander befeftigt, doch kann man Eifenbleche | Witterung auögefegten Bautheilen, zu uftlochfieben, 
unter einander und auch mit Gußeiſen verjhweißen, wenn | Klappen, Bentilenzc, verbraucht; je AR es aber der Ber: 
man Feilfpäne von jehr weichem Eifen mit Borarineinem | jtörung durch Witterung ausgeſetzt iſt, deſto ftärfer muß 
Tiegel ſchmilzt, das joerhaltene Glas grob zu Pulverftöht, | e8 gewählt werden, was übrigens von allen Blech— 
es auf die Fuge ftreut und die zu Löthenden Bleche erhigt; | arten gilt. 

dann bringe man fie jchnell a den Amboß und befördere | CO. Verzinktes Eifenbled. Galvanifirtes Blech, töle gal- 
die Bereinigung durch leichte Hammerſchläge. Da alle vanisée, töle zingude, oder zinquee, engl. galvanized 

















Bleche, der Witterung ausgejeßt, leicht orydiren u, ſchad⸗ 
haft werden, fo ift ein ſchützender Anſtrich bei ihnen höchit 
nothwendig ; gewöhnlich giebt man ihnen einen gut decken⸗ 


den Oelfarbenanſtrich, weldyer aber auf Schwarzbledh | 


beſſer haftet als auf dem Weißblech; ift letzteres gut ver- 
zinnt, jo bedarf es, wie das verzinkte Eiſenblech, garfeincs 
Anſtrichs; ſ. übr. d. Art. Anftric, Kitt, Ladirung ıc. 

B. Das Weißblech, verzinntes Eiſenblech, frz. fer-blanc, 
m., engl. tin-plate, white iron-plate, ital. latta, wird 
nad) Fuͤſſern oder Kiften verkauft und zwar in folgenden 
Sorten: 1. Bontonbled od. doppeltes Kreuzblech, frz. 
fer blanc gros, engl. thick-tin-plate, O,,,, m. lang, 
0 0,414 M. breit, Riften zu 100 
Tafeln a 100150 Bfb., fignirt DICod. DIX, DIXX ıc. 


einfachen oder 150 Doppeltafein a 150—165 Pfd. fignirt | jeh 


W-+, WW ꝛc. je nad) der Stärfe. — 3. Foder-, För— 
der= od. Futterblech. In Kiften zu 225 Tafeln a 100 
bis 120 Pfd., fignirt IC, in Defterreich in Kiften zu 300 
Tafeln, reip. 150 Doppeltafeln a 140— 155 Pfb., fignirt 
WE. Häufig wird Kreuzblech u. Foderblech gemijcht gepadt. 
— 4. Sentlelbled od. Spenglerbled zu getriebenen 
Arbeiten, diefelbe Größe, aber dünner, daher leichter, in 
Oeſterreich in Kisten zu 300 refp. 150 Tafeln, fignirt WS. 
—5.S5hüjjels od.Rinnenbled, 0,,,,—0,20.m. in&[_] 

roß, in Defterreic in Kiften zu 300 Tafeln. — 6. Aus— 





od. zinked sheet-iron. Diejes ift nicht jo glatt, aber im 

Ueberzug bei weitem dauerhafter ala das Weißblech. 

| Näheres über die Fabrikation zc. ſ. im Art. Eiſenblech. 

3. Bledye aus anderen Metallen; von diefen wird bej. viel 
im Baumejenverwendetdas Zinfbledy(j.d.); doch auch Blei⸗ 

|bied, Kupferbleh und Meſſingblech finden häufig An— 
wendung. Das plattirte Blech, auch plattirte Wäre 

ge s. plated 
tt. Blattirung 





genannt, frz. doubl&, plaque, m., engl. 
ware, dient nur zu Sierarbeiten; f. d. 
ſowie Bleibleh, Kupferbleh, Zinkblech ꝛc. 

Blechabſchnitt, m., frz. copeau m. de töle, rognure 
f. de t.,engl.shred of plate (Hüttenw.), fo heißen die beim 
Beichneiden der Bleche abfallenden Stüde, welche noch— 
mals eingeſchmolzen u. zu Blech verarbeitet werden; man 
rechnet das jo gewonnene Bled zu dem beiten. 

Blechbiege, f., Heiner Amboh mit rundem Horn zum 
Biegen der Achſenbleche. 





Aeltere Benennungen | 


der Schwarzblechiorten. 





Feines Sturzblech. 
Ordinäres Sturzbled) 
Großes Modelblech 
Kleines Modelblech 
Röhrblech 
Keflelbleh . . . . 
RBontonbleh . . . 
Doppeltes Kreuzblech. 
Orbinäres Kreuzblech (be: 
ſchnitten od. unbeſchn.) 
Zweierbled. . . . . | 
Dreierbled . } 
Viererbled . 
Sechſerblech 
Achterblech. 
Zehnerblech 
Zwölferblech . 
echzehnerblech 
Achtzehnerblech 
Zwanzigerblech 
Vierundzwanzigerblech 
Zweiunddreißigerblech 





30—40 — 
2 
4—15 

36—60 


in Fäffern zu 300 Tafeln 


= | 
a 


1} 
p 


— — 


| 


| 
| 
| 


in Fäſſern 
pr. Bund a 50 Pfund 








11414141411414 


il ENT IS 




















3 17, —2", z 
24 18 Yu 2,3", : 
48 36 u 50 12 
36 4 11 | 625 3 
20 16 | — 22 "/n 1,2%, 2% 
16 12 1 %/a—"/g, | undeftimmt | 17/, 
13 10 — unbejtimmt | b 
36 24 1, 25 6 
34 24 1 16%, | 8%, 
2 | 24 u FR 12%, | 5% 
30 22 * 8, 4’ 
30 | 20 1), 6, 4Y, 
26 18 7 5 I 8% 
24 | 18 4, 3 
24 | 16 Jıs 3", 2°, 
0 | 2 Yıı 27, 5 
23 16 Ges 24, 38/ 
20 | 14 "ao 2! 12 | 17, 
24 18 Y 14,1 





404 


- Blechlehre 








mung. Zu Herſtellung ſtuſenweiſer Abbiegungen hat man 
nad) Fig. 660 die [male Kante der Biegwangedzur Wir: 
fung zu bringen. Zu Serftellung von Hohlfalzen behufs 
Einlegung von Draht wirdan dieSpannwangeb,Fig.661, 
eine Schieneb, von erforderlicher Dide angejchraubt, über 
welche die —— d den Blechſtreifen herumbiegt; 
ſ. auch d. Art Börtelmaſchine und Falzmaſchine. 
GSlechdach,en. (Bauf). Mit Eiſen-, Kupfer: oder Zink: 
blech beichlagene Dächer fönnen ſehr flad) gehalten werden ; 
in der Regel betommen ſie pro lauf. m. reichlich 4 em. Fall, 
alſo einen Neigungsminfel von etwa 20°, bei guter Aus— 





89 


Fig. 658. 


Fig. 659. 
Big. 667—661 zu Urt. 


führung jogar nur von 10°. Jedes mit Blech abzudedende 
Dad) wird(befjer jparrenredht ala quer) mit rauben, mög: 
fichit trodenen, gleich ſtarken Bretern verſchalt, deren 
Kanten gefäumt, befjeraber abgeſchrägt od. geſpündet find; 
das Blech wird hierauf in langen Streifen aufgelegt, welche 
(oft ſchon zuvor in der Werfjtatt) aus den einzelnen Tafeln 
zufammengelöthet od. mit Doppeltem yalz (f.d. Art. Blech— 

tegemafchine u. Falzmaſchine) verbunden und auf dem 
Dach mittel® fog. Heftblche auf die Schalung genagelt 
werben ; nie aber dürfen, um das Eindringen des Wajjers 
zu vermeiden, Blechtafeln ohne Heftbleche unmittelbar ans 





Fig. 662. Blechfluppe. 


genagelt werden, ſelbſt nicht bei Anwendung von Blch- 
nägeln, weil bei dem Zufammenzichen des Metalls durch 
die Winterfälte die Nagellöcher leicht ausreißen. Die auf- 
Benagelten Blechſtreifen werden mit einander ebenfalls 
durch Falze vereinigt u. dieſe Falze in der Regel auf bie | 
Dachflache niedergeichlagen, bei Weißblechbedeckung Oder | 
beiwenig Dachneigung auch wohlnoc mit Zinn verlöthet; 


Blechſtifie, d. 
mit welchen der Glaſer die Scheiben beim Einſetzen be— 
feſtigt. — 2. Bei Holzverbindungen anſtatt der hölzernen 
Federn gebraucht, beſ. bei ſehr ſchwachem Holz; die Nuth 
wird natürlich ſehr ſchmal, die Bin aber werden durch ein— 
geſchlagene Heine Nägelchen in der Nuth feitgehalten. 








unzweclmäßig ift es, die Metalltafeln nicht j jalzen, ſon⸗ 
dern blos über einander zu löthen (j. d.). Näheres ſ. unt. 
d. Art. Dach, Dahdedung, Dachung ıc. 


Slechfeder £. ö 1. an manden Orten werben fo die 
0. tleine dreiedige Blechjtüdchen genannt, 


Bledjglühofen, m., frz. four m. dormant, four A töle, 


engl. plate-heating-furnace, Ofen, in weldhem man das 
Schwarzblech, ehe es verzinnt und dadurd zu Weihbled) 
gemacht wird, nochmals glüht. 





Fig. 660. 
Blechbiegemaſchine. 


ne ‚f., 1. Haube, 


Blehhütte, f., jrz. forge f. de töle, fabrique f. de fer 
blanc, engl. sheet-iron-forge, das Gebäude, in welchem 
ſich das Blechwalz⸗ od. Hammerwerkbefindet ; auch befinden 
ſich in demjelben gewöhnlich die nötbigen Kufen, in welchen 
das Blech gebeizt wird, ſowie der Ofen, in welchem man 
die Blechtafeln verzinnt; f. d. Art. Blech. 

Slechklappe, f., blecherne Dachtlappe; ſ. d. Art. Aus— 
— und a 

lechkluppe, £., 1.519.662. Sie dient zum Einjpannen 
der Bleche, welche, zwiſchen die beiden Schentel der Kuppe 
eingeichoben, in den Schraubjtod gebracht werben. 

Blechlacktrung, f., |. Anſtrich, Yadirung xc. 

Blechlehre, frz. jauge m. à jauger la töle, engl. 
metal-gauge, vieredige Stablplatte, 2 mm. ftarf, 7,, 
bis 10,, cm. lang, 2,,—4,, em. breit, an der langen 
Seite mit 6—8 mm. tiefen, nach den gebräuchlichen 
Blchftärken in ihrer Breite regulirten Einſchnitten. Die 
B. und die gleich damit verbundene Bandeijenlehre des 
deutichen Zollvereins ift von dem zollvereinsländiichen 
Eifenhüttenverein 1870 in einer Generalverfammlung 
einftimmig angenommen worden, u. find in nachſtehender 
Tabelle zur Vergleichung auch die Kehren anderer Yänder 
mit angegeben. Die engliiche B. gilt außer England meijt 
in Norddeutichland für Bleche, Draht: und vielſach für 
Bandeiſen, für fegteres auch in Süddeutſchland. Die Dil- 
linger B. dagegen gilt für Eiſenblech in Siiddeutichland u. 





Breglocmaline 405 Bteßfärr 


Au Art. 2 Blechlehre. Bu Art. Blechlehre. Tabelle zur Gewichtsberechnung. 







































































Engliſche a nn a 
efrihe | Sn lle | Bramoe | Dinger | Qui |____ Fendt me om mie 
Mr. des Yoll- Blch und lehre. lehre. in mm. | Schmiede: Gußeif Kupf 
verein. | Bandeilen. . , cifen ußeiten upfer Bint 
Die in Mifimetern 1 | 7,8 7,2 8,7 6,8 
U = ———— — — — — 7 r - « 
1 55 | Tee 0,60 5,60 m = a fe oe 
2 9,25 ‘,2ı 0,70 5,10 4 31; 284 34a 274 
3 3,0 6,55 0,80 4,20 5 38, 36,2 48'5 343 
4 1,75 6,08 0,90 1,20 6 46,5 434 52, 4lı 
5 1,50 9,59 1,00 3,90 7 44 50.6 80.9 47 
6 1,25 5,15 1,10 3,56 8 62% Bo | 60% 51a 
7 1,0 1,57 1,20 3,40 9 70.0 Sr | 788 616 
8 | 3 4,19 10 | 3,0 10 77,8 72,4 | 87,0 68, 
9 3,5 3,76 1,40 2,80 1 1 855 70% 057 nn. 
10 3,25 3,40 1,50 251 12 93,3 80,8 1044 82. 
1 3,0 3,06 ie 5.25 13 101,1 94, 113,1 89,1 
a u * — Fi 15 116,5 108,8 130,5 102,8 
n — —33 2 es 16 140,1 130,4 156,5 1234 ° 
15 2 ia 2. pe 20 155,6 144,9 174,1 137,2 
16 | 1 1,65 2,70 l,aı rößeren Bledlohmafdinen find theils für Hand-, theils 
17 1,50 1,47 3,00 le | Kir Maſchinenbetrieb eingerichtet. Bei der erfieren wird 
18 1,25 1,24 3,40 l,ı2  Jein Exrcentrif, weldjes je eine vertifal aufs und nieder: 
19 1,07 3,90 1,00 | gehende Platte, an deren Ende ſich Die Stange zum Lochen 
20 Ü,a8 1,40 0,84 des Bleches befindet, wirkt, mittels eines langen Hebels 
21 | 0,81 4,90 0,71 mit der Hand bewegt, bei den lepteren * dies mit 
22 O.i 5,40 0,6 Waſſer- od. Dampffraft, 5. d. Art. Blechjchneidemafchine 
23 0,53 9,90 0,12 und Fig. 667— 669. [Si. 
2 | O6 5 60 0,28 Bledymäß, n., 1. (Blechh.) das Mäf, nach welchem die 
25 0,51 7,00 Blechtafeln beichnitten werden. — 2. (Drabtz.) j. v. w. 
26 0,6 7,60 Bängelmäß (f. d.). — 3. |. v. w. Blechlehre. 
2 0,0 8,20 Blechnagel, m., frz. clou m. Atöte large, die zum Auf: 
28 | 0,36 8,50 nageln der Blechtafeln auf den Dachflächen gebräuchlichen 
29 03 | 90 Nägel, 4—5 em. lang, mit breiten Köpfen von Bledj ver: . 
30 / 0,30 10,0 ſehen, welche nach dem Aufnageln verlöthet werden. 
Frankreich, während die franzöſiſche Drabtlehre allgemein | Blechſchere, £., franz. cisoir, m., eisailles, f. pl., engl. 





für Draht u. Drahtitifte in Frankreich, für letztere auch in | plate-s ears,pl., 1. Öaudbledhfdere, fr}.cisoir m. a main, 
Deutjhland gilt. Zu Berechnung des Gewichts dient | engl. hand-shears, pl. In Fig. 665 ift eine dergleichen 
vorjtehende Tabelle; j. auch 
d. Art. Bleiblechlehre, 
Blechlochmaſchine, f., i. 
unt. Blechſchneidemaſchine. 
Blechlochſcheibe, f., 
beim Durchſchlagen runder 
u. viereckiger Löcher durch 
Blech gebraucht, ſ. Fig. 63. 
Man legt das Blech auf die 
Scheibe, mit der Stelle, wo 
das Loch geſchlagen werden 
ſoll, genau auf die betref— 
fende Oeffnung, ſetzt dann 
den paſſenden Durchſchlag 
(ſ. d auf u. ſchlägt mit dem 
Hammer darauf. Beſſer 
nod) find die Lochſcheiben, 
die mit einer Klappe ver— 
ſehen find, welchegenau 
ſolche Köcher hat wie die 
Scheibe. Das zu lo— 
chende Blech liegt dann 
zwiſchen Scheibe und 
Klappe. Schu. 
Blechlochvorich ; 
tung, f., Fig. 664 in 
Anſicht und Grundriß Fig. 665. Blechſchere. Fig. 666. 
dargeſtellt. Die Oeff— 
nung im Unterarm, worauf das Blech gelocht wird, heißt dargeſtellt. Sie iſt einer Papierſchere ähnlich u. wird auch 
die Nonne, der Oberarm trägt den Durchſchlag. Die | jo gebraucht. Bei größeren Scheren dieſer Artverfieht man 














ig. 669. 
auch aiheise. 





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Blechſchere 406 


hinreicht; meiſt beträgt der Schneidwinfel 80°. —3. Ma- 





den einen Schenfel mit einem rechtwinkligen Anſatz, mit— 
tels deffen diefelbe in den Schraubitod gejpannt werden 
fann, — 2. Stochſchete, frz. cisailles à bras, engl. bench- 
shears, stock-shears. In Fig. 666 wird die untere 


[Il 
Fig. 667. Bu Art. Blechſchneidemaſchine. 





— 


Blechſchueidemaſ chine 


ſchinenblechſchere, ſ. d. Art, Blechſchneidemaſchine. 

Blechſchmied, m., 1. ſ. v. w. Blechmeiſter, ſ. Blech. — 
2. ſ. v. w. Pfannenſchmied, Keſſelſchmied. — 3. Auch Bled- 
ner, ma ſ. v. w. Klempner. 

Blechſchneidemaſchine, f., fr}. cisoir m. mécanique, 
engl. shearing-machine. Bei Blechſcheren, welche durch 
mechaniſche Kraft in Bewegung geſetzt werden, wendet man 
drei verjchiedene Konftruftionen an. a) Alehanifde Bled- 
ſchete mit Hebelbewegung, frz. cisoir A levier, dieſe haben 
im wejentlichen dieſelbe Konftruftion wie die Handblech— 
jcheren, j. d. Art. Blehfchere 1. — Man bewegt nur den 
drehbaren Schentel mittels eines Ercentrifs od. einer Len> 
ferftange mit Krummzapfen. Beide Schneiden find ent: 
weder gerade, oder die bewegliche Schneide ift nad) einer 
logarithmifchen Spirale gekrümmt. 

b) Schert mit Parallelbewegung, fr3.cisoir a va-et-vient; 
fie wird jegt fajt überall angewendet, wo zu deren Be— 
wegung eine mechaniſche — verwandt wird; ſie hat den 
Vortheil, daß ſich der Schneidewinkel nicht Ändert u. ver⸗ 
hältnismäßig breite Bleche damit geſchnitten werden lön— 
nen. Die Konftruftion bejteht darin, daf eine gerade und 
horizontal geftellte Schneide feitliegt, während die beweg— 
liche, in einem Scherenwinfel von 10—20 Grad ſchief ge⸗ 
jtellte Schneide in paralleler Richtung in aufrechten Kuliſ⸗ 
jen auf: und abgeführt wird, wobei die beiden ſchneidenden 
Kanten fo weit von einander entfernt werden, um auch die 
dickſte zu ſchneidende Blechſorte dazwiſchen bringen zu lön⸗ 
nen. Sänger als 58 cm. werden die Schneidbaden ſelten 
gemacht ; jind breitere Bleche zu durchſchneiden, jo bewirkt 
man dies durch mehrere hintereinander folgende Schnitte. 
Die Geſchwindigleit, mit welcher fid) die Baden an ein= 
ander vorbeibewegen, beträgt ca. 27/,— 3m. pr. Minute. 
Die erforderliche Kraft hängt von der Blechſtärke ab. 

Mit diefen Scheren mit Parallelbewegung werden häu— 
fig Olechlochmaſchinen von anzähnlicher Einrichtung in der 
Art verbunden, daß auf einer Seite der Maſchine die 


Schneide mittels zweier Lappen auf einen Bor befeftigt | Bleche gefchnitten und auf der andern gelocht werden kön— 


und die obere, mit langem Hebelarm verjehene Schneide 


ift beweglich. Der Scherenwinkel ändert ſich, wenn beide 


Schneiden geradlinig find, fortwährend. Will man einen 





Wi il 
LETTER 


Trig. 668. 








= — J 
Bu Art, Blechſchneidemaſchine. 


nen, j. Fig.667. Der Unterfaß beſteht hier auseinem ſcharf⸗ 
fantigen cylindrifhen Stahlring, worauf das zu durch⸗ 
lochende Blech gelegt wird und in den ſich ein auf: und ab⸗ 
gehender cylindrifher Stem⸗ 
= bineinjchiebt, wobei aus dem 
led) ein entiprechendes Stüd 
ausgedrüdt wird, Man giebt 
dem Stempel od. Ring häufig 
eine folche Form, daß das Blech 
nicht gleichzeitig an allen Bunt: 
ten angegriffen wird, Zu die— 
jem Zwed ſchrägt man entives 
der den Stempel ab und läßt 
den Unterjaß eben, oder man 
jchrägt die Unterlage und läßt 
den Stempel eben, je nachdem 
man das Loch oder den heraus: 
——— enwill. 
datürlich erleidet das Eiſen an 
der durchlochten Stelle immer 
eine, wenn auch geringe Zu— 
ſammenpreſſung, wobei es ſich 
derLünge nach eiwas ausftredt. 
Hat man alſo in eine lange 
Blechtafel viele Löcher dicht ne— 
ben einander zu ftoßen, fo wird, 


ig. 669. Pike 
De. damit nicht nad) vollbraditer 


gleihbleibenden Winkel haben, jo muß der bewegliche | Arbeit die Abjtände der Löcher merklich größer werden, als 
Schenkel nadı einer logarithmiſchen Spirale gekrümmt | beabfichtigt, ein Loch nad) dem andern gejtoßen u. die Ent⸗ 
jein. DieSchneiden der Blechſcheren find keineswegs jpip- fernung für das folgende erſt dann abgemefjen u. verzeich- 
winklig, denn es findet ein eigentliches Schneiden nicht jtatt, | net, wen das vorhergehende Loch bereit3 durchſtoßen ijt. 


jondern mur ein Abquetſchen, wozu eine geringe Ab- | fig. 667—669 zeigt in "/,, der natürlichen Größe eine 
weichung der Schneidjlähen von der reditwinkligen Yage | Maſchine zum Schneiden und Lochen ftarter Bleche bis zu 





{ 


Blechſchurʒ 


407 


Blei 





nad Fink, „Schule des Bauſchloſſers“, Leipzig, Otto 
Spamer. Fig. 667 ift eine Borderanficht der ganzen Ma= 


2,, cm. Dide, gefertigt von Claird & Comp. in Greenod, 





Unfchlitt, Bech od. Theer ſchwimmt, jedes Blech zweimal 
durch Eintauchen verzinnt, zum Ablaufen auf einen Roſt 
über der Pfanne gelegt, dann in eine heiße, trodene Pfanne 


ichine, Fig. 668 Seitenanficht mit der Schere, Fig. 669 die gebracht u., nachdem etwaige Tropfen Zinns erweicht 


zweite Seitenanficht mit der Lochvorrichtung. In Fig.670 
ift die Haupttriebwelle mit dem beweglichen Scherenftüd 
an ber einen und dem Lochitempel an der andern Seite 
dargeitellt. Das Gerüſt a beſteht aus einem einzigen maſ⸗ 
fiven Gußſtück und enthält die Auskragungen b c für die 
Scere und d e für die Durchſtoßvorrichtung; f ift die 
Transmiſſionswelle, auf welche das koniſche Rad g auf> 
gekeilt ift, mittels deffen und des fonifchen Rades h die 
vertifale Welle i in Umdrehung verjeßt wird. Die Welle i 
trägt oben das Schwungrad k. Durch den auf derjelben 
Welle befindlichen Trieb 1 wird dad Zahnrad m und die 

Triebwellen in 
? Bewegung ges 
4 feßt, welche jich 





ww in dem Gerüſte 
a angebradit 
find, bewegt ; fie 
trägt an beiden 
Enden Warzen 
oderercentriiche 
Bapfen 00 (Fig. 670), welche in die Beleititüde pp greifen, 
an welchen der bewegliche Theil der Schere q und der 
Durchſtoßſtempel r angeſchraubt und gefeilt find, und die 
ſich vertifal in Kuliſſen des Geſtecks a führen. Die War: 
zen o 0 find gerade entgegengejeßt geitellt, jo dab, wenn 
die eine, welche die Schere trägt, oben ift, die andere, welche 
den Durchſtoßſtempel führt, unten iteht, aljo Schneiden u. 
Lochen abwechjelnd geichieht. 

c) Schere mit Rotationsbewegung, frz. cisaille f. cylindri- 
que, engl. rotatory shears, bejieht aus einem geradlini⸗ 
gen Meſſer und einer rotirenden Scheibe. Dabei wird 
entweder die Scheibe gedreht, das zu jchneidende Blech auf 
ein geradliniges Meſſer gelegt u. der Scheibe entgegenge= 
führt, od. das Blech liegt auf dem geraden Meffer feit, u. 
die rotirende Scheibe beivegt fid dem Blech entgegen. 

d) Die Areis- oder Citkularſchete, frz. cisaille circulaire, 
engl. circular shears, bei welcher ji zwei Stahlicheiben 
mit auf ca.80 Grad abgeſchrägten Rändern drehen, gegen 
welche das Blech angedrüdt wird, lafjen fich nur für dünne 
Blechſorten mit Bortheil verwenden. Dagegen haben fie 
den Bortheil, daß man nicht nur gerade, jondern auch ge= 
frümmte Schnittlinien damit erzeugen fann. [Schw.) 

Blechſchurz, m., j. d. Art. Schurz. 

Bleibe, m. pl. (Hüttenm.), Stabeijen, aus welchem 
Schwarzblech geichmiedet wird. 

ar f., ſ. d. Art. Blechlehre. Ueber B. der Keſſel 
ſ. Wandſtärke. 

Blechſtempel, Austrageſtemptl, m., in Pochwerlken der 
dritte Stempel in einem Trog; derſelbe ift O,..,.m. von ber 
Pochſäule entfernt, dicht am Vorſatzblech. 

Blechſturz, m., frz. semelle, f., barre, f., engl. bloom, 
slab, Siurz, Dünnelfen, n. (Hüttenw.), ein zu einer Platte 
von mäßiger Stärke u. etwa Handgröße aufgeichmiedetes 
Stüd Eifen, aus welchem Blech) gejchmiedet wird. 

Bledyträger, m., fr}. travon m. en töle, engl. sheet- 
girder, wurden eine Zeit lang als Brüdenträger ange: 
wandt, find aber bald durd die Sitterträger verdrängt 
worden. Näheres ſ. im Art. Brücke III. 

Bledyuerkleidung, f., j. Futterblech. 

BSlechverzinnen, n. (Hüttenk.); behufs der Weißblech— 
fabrifation wird das ſchwarze Eiſenblech vorher durch 
Beizen und Scheuern gereinigt, dann, um das Kalziniren 
des Binns zu verhüten, mit Unjchlitt beftrichen; endlich 
wird im Blehverziunungsofen, in welchen eine Pfanne eins 
gejeßt ift, worin man das Zinn, in der Regel mit Zuthat 
von Blei oder Kupfer, ichmilzt, auf welchem eine Lage 


Big. 670. 


=) in Lagern, die | plumbum, n., I. ein unedles Metall, 


Te ———— ————— —— nn 


ſind, von der Schwarzwiſcherin abgeſchliffen, mit Kleie glatt 
gerieben u. mit einem Hammer gleich gemacht, gerichtet. 

Slecywalzwerk, n., jr}. laminoir m. a töle, train m, 
a töle, engl. rolling-mill, plate-roller, Walzwerf (f. d.) 
zum Auswalzen der Bleche. 

Blechzange, f., frz. tenailles f. pl. A töle, engl. sheet- 
iron-tongs, pl., eine große Zange mit 
gebrochenen Rnsipen, 1. Fig. 671; dient 
3.B., bie Buchie des Rades an die MM 
Nabe zu ſetzen. 

Blerk, f., im Mittelalter ſ. v. w 
Weichbild (f. d.). 

Blei, n., frz. plomb, m., engl. lead, 
ital. piombo, m., jpan. plomo, lat. 


ommt jelten gediegen vor, ſondern 
wird größtentheils aus den verſchiede⸗ 
nen Bleierzen (f. d.) entweder durch 
Röſtung oder durch Niederichlag ges 
wonnen; es ift ſehr weich, fo daß es fich 
mit dem Fingernagel ſchaben läßt, hat 
einen eigenthümlichen Geruch, aber 
keinen Klang, auf friſchen Flächen faſt 
ſilberweiße Farbe mit grünbläulichem 
Schimmer, lebhaftem Glanz; beim 
Liegen an feuchter Luft oxydirt es 
ſchnell, wird bald grau, faſt ſchwarz 
und verliert allen Glanz; dieſer Ueber— 
zug heißt Bleiaſche (f. b.). Das B,, 
jpeg. Gew. 11,,,,, Ichmilzt bei 325°C., 1 
fiedet bei Weißglühhitze und verbrennt P 
endlich zu Vleiglätte. Wärme u. Efet- 319. 671. Bledhyange. 
trizität leitet e8 qut. Von befonderer Reinheit find das 
ſpaniſche, ameritanifche, engliſche u. Villacher B. Sonft 
find ihm oft Kupfer u, Antimon in geringer Menge bei: 

emengt. Vorzüglich rein ift das nad) dem fogen. Battin- 
onſchen Kryitallifationsverfahren dargeitellte B. Troß 
feiner geringen Feſtigkeit und feines hohen Preiſes wird 
es ſowohl feiner leichten Bildfamteit als hauptjächlich feiner 
Dauerhaftigkeit im Wetter halber in der mandjfaltigiten 
Weiſe verwendet. Schon in dem grauejten Alterthum 
fannte und benußte man es vielfach, in ber Technik ſowohl 
als zu Statuen; die Römer belegten damit den Boden der 
Schiffe; auch verwendeten jieesin Verbindung mit Triepel 
zum Boliren der Marmorftatuen. Im Baufach wird es 
verwendet: zu Dedung der Dächer, Bekleidung von Rinnen 
und feuchten Wänden, zu Blattenbeleg der Bleifammern 
in Schwefchjäurefabrifen, zu Herftellung von Röhren, als 
Drabt, zum Befeftigen des Eijens in Stein, zum Äbgießen 
und Abdrüden von Reliefs, vom Glaſer zu enfterblei, 
wozu es ſich ſowohl feiner Biegſamkeit als auch jeiner Aus⸗ 
dauer in der Witterung wegen beſonders eignet ; außerdem 
dient e3 als ſchwerſtes der unedlen Metalle vorzüglich zu 
Gewichten und als Bleiloth (j. d.), ſowie auch wegen feiner 
leichten Schmelzbarkeit zu Erleichterung des Schmelzen 
anderer Metalle. Im Handel fommt vor: 1. Abſtrichblet, 
frz. plomb d’&cume, d’öcumage, engl. skimmed lead, 
enthält Ammoniak und Arfenif, dient zum Schrotguß und 
Letternguß; 2. Hartblei, Antimonialblei, fr}. plomb aigre, 
engl. hard lead, enthält 5—20 Proz. Antimon, Mingt u. 
hat weihlörnigen Bruch; 3. Weiblei, fr}. plomb doux, 
plomb raffine, engl. refined lead; dies theilt ſich in 
a) Jungfernblei, das reinjte, b) Kaufblei, c) Werfblei od, 
Reinblei (enthält Silber), d) Friſchblei, Glättbfei, Weich- 
blei, aus Glätte durch Friſchen mit Kohle erhalten. Im 
Baufad) fommt das B. befonders in drei Formen vor: 
1. als Muldenblei (j.d.)zum Ausgiehen, Abdrücden :c., 





Blei abfhälen 





Bleiblech (f. d.), zur Dedung oder auch als Unterlage in 
die Fugen der Werkſtücke zc., auf 1 qm. Fuge rechnet man 
155—315 Bid.; 3. als Fenjterblei(. d.); hiervon ift 
das Karmniesblei (j.d.) das beſte. Verzinntes Blei, frz. plomb 
etamed, wurde eine Zeit lang unter dem Titel Albion- 
metal von England aus zu Berzierungen, Gefähen ıc. 
vielfach empfohlen u. verwendet, hat jich aber nicht bewährt; 
ſ. jedoch d. Urt. Bleiröhre zu Ende. II. Das vielfach zum 
Bauen, Abſchnüren ꝛc. gebrauchte Wajlerblei wird oft 
auch kurzweg B. genannt. III. j. v. w. Bleiloth (j. d.). 

Blei abſchälen, alt. 3., das Blei mit einem Kratzeiſen 
auf der Oberfläche von Oryd ac. reinigen, damit es die 
Löthung annimmt. 

Bletader, f. (Berab.), eine bleihaltige Aber. 

Bleiafter, m. (Bergb.), erdige, jandige Theile, welche 
beim Pochen u. Wachen des Erzes ausgeichieden werden. 

GBleiaſche, f., Bleifhaum, Bleikräße, f., fr. cr&me, f., 
cendre f.de plomb, engl. lead-ashes (Chemie), das beim 
Abſchäumen des geſchmolzenen Bleied gewonnene Ge— 
menge von metalliichem u. orydirtem Blei, welches ebenſo 
wie Bleiglätte zu Töpferglajur u. zu Anfertigung weiber 
farben in der Schmelzmalerei verwendet wird, 

Bleinufräumer, Bleinusräumer, m., ein gebogenes 
Meſſer, deſſen fich der Glajer zum Aufbiegen, Ausreiben 
od. Ausräumen des Fenſterbleies bedient. 

Bleibaryt, m. (Mincral.), nannte man früher eine An— 
zahl bleihaltiger Mineralien, wie: Bleifpat (fohleniaures 
Blei), Rothbleierz (hromfaures Blei), Bleivitriol (ſchwe—⸗ 
felfaures Blei), Lenarkit und Leadhillit (kohlenſaures und 
ſchwefelſaures Blei), Gelbbleierz (molybdänfaures Blei), 
Pyromorphit (Chlorblei und phosphorjaures Blei), Men: 
dipit(Ehlorbleiu. Bleioryd), Caledonit (fohlenfaures Blei 
und Kupfer mit jchwefelfaurem Blei), Scheelbleijpat 
(wolframfaures Blei), Arjenifbleifpat ıc. 

Bleibledy, ım., fr}. lame f. deplomb, engl. platedlead, 
lead-plate (Hüttent.), zu ſchwachen Platten gewalztes 
Blei, auch Rollblei od. Walzblei, frz. plomb en rouleaux, 
engl. sheet-lead in rolls, gen. Das bejte deutiche Walz: 
blei fommt aus Bleiberg, Billacher Kreis in Kärnten, in 
Flächen von 1,,., m. Länge u. O,,,,. m. Breite, bis ca. 5m. 
Länge u. 1,, m. Breite, bei einer Stärke von '/,—8 mm. 
Die neueren Bleiwärenfabriten haben durchgängig die 
englijche Bleibledlehre angenommen u. liefern Bleibleche 
in Rollen od. Platten von Nr. 0000 bis 19 in 2m. Breite 
u. 8 m. Länge, von Nr. 20—26 aber nur in O,, m. Breite 
u. 1—2 m. Länge. 

Da das Blei aber durd; das Walzen einen großen Theil 
feiner Zäbigfeit verliert, aud) oft porös ericheint, jo hat man 
neuerdings vorgejchlagen, um endlofesB. zu erhalten, das 
Blei nicht zu walzen, jondern aus einem vollen Eylinder 
zu jchneiden, wodurch größere Zähigleit u. geringere Po— 
rofttät erzielt würde. Eine auf ftarfen gußeiſernen Lager: 
blöden ruhende, geriffelte Gußeifenwelle wird aus ihrem 
Lager auögehoben, central in eine zweitbeilige eylindrijche 
Form von 62 cm. Durchmeſſer, 90 cm. Höhe eingefept, 
das in gubeifernem Behälter zwiichen Ober- und Unter: | 
flammen zerichmolzene Blei hineingegoſſen und ſehr lang- 
jam abgefühlt, um große Zäbigkeitzuerreichen. Die Welle 
mit Blei wird nun wieder ins Lager gehoben; ein Stahl- 
mejjer von 94 cm. Länge, 20 cm. Höhe, 4 cm. itarf, auf 
einen Support geichraubt, welcher wie der einer Spindel» 
drehbant in beliebiger Geſchwindigleit gegen den ſich fang: 
jam drehenden Bleicnlinder angeihoben werden fann, 
ſchneidet das Blei in Dide von 0,9853 mm. herunter; 
auf dem Support find noch zwei Stichel angebracht, die in 
den jich drehenden Bleichlinder nahe an deſſen Ende eins 
ſchneiden und fo die Bleiplatte ſäumen; diejelbe wird 
zwiſchen fich drebenden Walzen auf eine Fleine hölzerne 
Rolle geleitet, wo fie ſich auftwidelt; auf diefer Holzrolle 
fommt das Blei in den Handel. 


408 
eine Mulde wiegt ca. 1 y, Gentner; 2. ala Nollenb lei Vleibledjlehre, £., 1. frz. jauge m. pour le plomb la- 


bleichen 











miner, engl. gauge forlead-plates, Vorrichtung, ähnlich 
der Blechlehre zum Meſſen der Stärke von Bleibledy. — 
2, Norm für diefe Stärken, j. nachſtehende Tabelle. 


























ber — Lehre. Tide In mm, er 
0000 11, | 130,05 
000 10,75 H 122,25 
00 9,5 | 108,00 
0 8,5 | 96,66 
1 7,5 85,25 
2 | 79,62 
3 6,5 | 73,91 
4 6 68,25 
5 5,5 62,00 
6 5 56,85 
7 4,5 51,15 
8 4 45,50 
9 3,75 42,65 
10 3,5 39,51 
11 3 31,10 
12 2,75 31,25 
13 2,5 28,43 
14 2 22,75 
15 1,875 21,30 
16 1,75 19,90 
17 1,5 17,05 
18 1,25 14,20 
19 | 1 11,35 
20 | 0,3 10,25 
21 | 0,8 9,11 
22 0,7 7,95 
23 | 0,6 6,81 
24 | 0,56 6,35 
25 | 0,51 5,80 
26 | 0,46 5,26 





®leiblork, m., fr}. saumon m. de plomb,, engl. lead- 
Pig; in Blöde formt man zunächſt das durch Ausſchmelzen 

r Bleierze (f. d.) erhaltene Blei; j. d. Art. Blodblei. 

Bleiche, f., 1. (Bauf.) ſ. v. w. Bleihmwand (j. d.). — 
2. frz. blanchisserie, f., place f.a herbes, engl. bleaching- 
ground, Bleihplah, Bleihplan, Bleihywiefe, auch Trocken⸗ 
plaß, ein der Sonne und der Luft ausgejegter, womöglich 
an einem Fluß oder Kanal gelegener freier Rajenplag, 
welcher zum Bleichen u. Trodnen der Wäfche und Gewebe 
dient und bei Spinnereien nicht fehlen darf, wo man nicht 
zumBleichen der Stoffeein chemiſches Berfahren anwendet. 
Dergleichen Bleihpläpe müfjen am Waſſer hinreichend mit 
fogen. Schöpfen (f. d.) verfehen fein. — 3. ſ. v. w. ſchmale 
Binde, Heiner Streifenfims. 

bleicyen, aft. 3., frz. blanchir, engl. to bleach, to 
whiten, durd) demijche Einwirkung (entweder durch künſt⸗ 
liche Mittel oder mittels des Sonnenlichtes, der Luft und 
Feuchtigkeit) zahlreichen Produkten des Thier=u. Pflanzen⸗ 
reich$ ihren Farbſtoff entziehen. Nach den zu bleichenden 
Stoffen find auch die Bleichmethoden ſehr verſchieden: 

A. Das leihen des Elfenbeins. 1. Manjepediegefärbten 
oder vergilbten Elfenbeingegenftände unter einer Glas— 
—— der Sonne aus, da ſie en Glasdecke jehr leicht Riſſe 

elommen, die nicht wieder wegzuichaffen find. Wenn die 
Gegenſtände ftarf gefärbt find, bürjtet man fie mit fein 
gepulvertem Bimsjtein und jeßt fie noch nah unter Glas 
der Sonne aus; von Zeit zu Zeit müfjen fie gewendet wer: 
den, damit alle Seiten gleichmäßig b.; foll es fchnell geben, 
jo wiederholt man das Bürjten mit dem Bimsjtein und 
Waſſer noch einigemal. — 2. Kleine oder dünne Stüde 
Elfenbein bleicht man, indem man fie über Kohlenfeuer 
erwärmt, in welches man etwas gepulverten Schwefel 
geworfen bat. Größere und didere Stüde ertragen jedoch 


bleichen 





409 





dieſe Erwärmung nicht, da ſie leicht riſſig werden, auch 
dabei die Politurfähigleit verlieren; ſolche große Stücken 
fann man in ein Gefäß einjchlieken, weldes man mit 
ichwefelfaurem Gas anfüllt, auf diefelbe Art, wie man mit 
diefem Gas Wolle bleicht, od. man legt fie 2—4 Stunden 
fang in eine wäfferige Löſung von jchwefliger Säure. — 
2, Man löfcht durch Beiprigen mit Wafler 2 Hände voll 
Kalt, jet dann drei Pinten (1,,,1.) Waſſer u und rührt 
dies unter einander, dann läht man den Kalt 10 Minuten 
lang jegen, giebt das Waffer ab und läßt das Elfenbein 
24 Stunden lang darin b.; hierauf wird es eine Stunde 
lang in Alaunwaſſer getocht u. dann an der Luft getrock⸗ 
net; macht ebenfalls politurunfäbig. 

B. Das Bleichen des Oeles gejchieht, indem man es in | 
flachen Gejchirren der Wirkung der Sonnenitrahlen aus | 
jegt. Um das dabei eintretende Berdiden des Deles zu | 
umgeben, wäjcht man das Del lieber, d. h. man füllt es in 
Flaſchen mit reinem Sand, worauf man durch öfteres 
Umfchütteln die Abjonderung der fchleimigen Theile, die 
das Trodnen des Dels verhindern, bewirft; f. übr. d. Urt. 
Firniß, Leinöl, Del ıc. 

C. Das Bleichen von Stroh bewirkt man durch Einweichen 
in heißem Waſſer; nachdem man dies einige Tage fortges | 
jegt hat, legt man das Stroh in eine ſchwache Ehlorfalf: | 
(öfung u. zieht es dann öfters durch eine schwache alfalifche 
Lauge (Kali-⸗ od. Natronlauge). 

D. Sleichen des Körner- und Icellaks. Weil das Chlor: 
gas jehr leicht die Natur des Lackes verändern fann, und 
aud) die mit Chlor gebleichten Schellade mehr matte und 
ipröde Firnigüberzüge liefern, fo ift dieje Bleichmethode 
nicht zu empfehlen. Beſſer ift folgende: man vertheile '/, 
Bid. jtarfen Ehlorkalt (j. d.) in 2 Pfd. Waſſer, füge diefer 
Flüſſigkeit fo lange eine Löfung von '/, Pd. Potaſche in 
1%, Pid. Waſſer hinzu, als nod) ein iederichlag, eine 
Trübung erfolgt (man braucht etwa ?/, Bid. der Botajchen= 
löfung); jodann filtrire man die Flüffigfeit (Javelle'ſche 
auge) ab. Diefe vermiſcht man nach u. nach mit '/, Bid. 
Scellad in 2 Pfd. Spiritus (90°) und fchüttelt gut um. 
Dann jegt man zu diefer Flüffigfeit verdünnte Salzjäure 
(1Th.Salzjäure, 8 TH. Waffer) unter fortwährenden: Um— 
rühren. Die Ausscheidung des ſchönſten weißen Lades 
erfolgt jogleih. Man wäſcht nun ben Lad einigemal mit 
kaltem, dann fnetet man ihn mit heißem Wajfer. Der auf 
dieje Weiſe gebleichte Lad hat jeidenartigen, jehr jchönen 
weißen Glanz und löft ſich in Spiritus leicht zu ganz farb» 
fofer Löfung. 

E. Wads bleicht man, indem man das Wachs, in dünne 
Scheiben zerfchnitten, der Sonne ausjegt und öfters mit 
Waſſer begieft. 

F. Bleichen von Aupferflichen, Holzfnitten, Handzeihinungen 
2c., wobei aud) Stodfleden vergehen. In einen möglichſt 
großen Schwefelfäureballen mit weitem Hals bringe man | 
ein Stüd Phosphor, 7 em. lang, 12 mm. jtarf u. fo viel 
Waſſer von ca. 30° C., daß der Phosphor halb bededt ift. 
Nachdem das Ganze, loſe mit Kork verjchlofien, im tem= 
perirten Lolal 12—18 Stön, geitanden, wird der Kupfer⸗ 
jtich, mit deftillirtem Waſſer befeuchtet, aufgerollt hinein 
gehängt und nie länger als 3 Tage darin gelaffen. Wenn 
man die Papiere gleich darauf trodnet, werden fie brüchig 
und dunfeln jchnell nah. Man bringt fie alfo in Wajler, 
erneuert dasſelbe von Zeit zu Zeit, did ein Yadmuspapier, | 
an das Papier gebrüdt, nur ſchwach geröthet wird; dann | 
zieht man fie Durch Waſſer, welches mit einigen Tropfen 
Sodalöſung verjegt ift, breitet fie auf Slastafeln aus und 
läßt 24 Stunden lang bei ſchwach geneigter Lage des Pa— 
piers Waſſer in ſchwachem Strahl darüber riejeln; dann 
läßt man fie trodnen, bis fie ohne Gefahr des Zerreißens 
abgenommen werden können, u. legt fie zum vollftändigen 
Trodnen zwiſchen Filtrirpapier. 

—— a rip f., engl. bleaching-water. Mit die⸗ 
fem Namen belegt man Löſungen von Ehlorkalt(i. d.)oder 
4. Aufl I. 











Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 


in Waſſer. 

Bleichhaus, n., auf größeren Bleichen (ſ. d.) die Woh— 
nung des Bleihauffehers oder Pachters, welche auch noch 
Raum zur Unterbringung der Geräthichaften, Stellung 
einiger Mandeln (oder Rollen) darbietet. Außerdem muß 
noch ein Kefjel mit dazugehöriger — zur Bereitung 
des Laugenwaſſers da jein. Bei Fabrilbleichplätzen iſt 
zumeiſt noch ein beſonderer hoher hölzerner Anbau vor— 
handen, worin die ganzen Zeuge zum Trocknen bei un— 
günſtiger Witterung aufgehangen werden können. 

Bleichkalk, m., Bleichpulver, n., frz. chlorure f. de 
chaux, engl. bleaching-powder, ſ. v. w. Chlorfalt (ſ. d.). 

Bleichſtein, m., Weichfein, m., heißen die vom Maurer 
blafje Ziegel genannten, zu wenig gebrannten Biegel, 
welche blaßrothe Farbe haben u. von geringer Dauer find. 

Bleihhwand, f., frz. clayonnage, m., engl. nogged 


| baywork, heit eine Fachwand (f. d.), wenn fie mit von 


Strohu. Lehm ummidelten Hölgern (Staten) ausgeflochten 


od. mit Lchmziegeln ausgejegt wird. Mehr über die eigent- 


liche Konſtruktion j. im Art. Fachwand. Ueber die ver- 
ſchiedenen Arten des Ausſetzens vergl. die Art. Stalwand, 
Windelwand, Wellerwänd, Flehtwand, Kleibwand ıc. 

Bleidach, n., frz. toiture f. en plomb, engl. lead-co- 
vering, plumb-roofing, mit Bleiplatten eingedecktes Dach; 
man verwendet dazu Rollenblei in 65—80 cm. breiten, 
1,0 — 2,4. m. langen, 2—3"/, mm. diden Bleiplatten 
({. Bleiblech). Diejelben werden auf der Horigontalfuge 
mit 6—10 cm. Ueberdeckung verlöthet, auf der jteigenden 
Fuge entweder mit Leiſten überdedt, die dann wieder mit 
Blei belegt werden, oder in runden Salzen oder Rollen= 
falzen über einander gefalzt od. auch zufammengeläthet. 
Derartige Dächer brauchen jehr wenig Fall(1:14 bis 1:10); 
da aber das Blei ſich in der Hige fehr ausdehnt, in der 
Kälte bedeutend zufammenzieht und die Platten ſich daher 
leicht von einander löfen, auch bei Feuersgefahr leicht das 
ſchmelzende Blei die zur Hülfe herbeieilenden Perſonen 
verlegt, fo wendet man fie fajt gar nicht mehr an; Zink: u. 
Kupferdächer find jegt gebräuchlicher; ſ. übr. Dachung. 

Bleidraht, frz. film. deplomb, engl. lead-wire, iſt ſehr 
weich, von geringer Haltbarkeit, wird faft blos zum An- 
binden der Sträucher und Pflanzen verwendet, und zwar 
Nr. 1—6der engliichen Lehre. Neuerdings wirderaud zu 
Mafchinenverdichtungen (Nr. 10—12) und zu Jacquard⸗ 
mwebjtühlen (Nr. 7—9) gebraudıt. 

bleien, at. 3., 1. lothen, abbleien, fr}. plomber, engl. 
to try with the plummet, bie jenfrechte Stellung eines 
Bautheiles mit dem Bleiloth (j.d.) prüfen, indem man die 
Lothſchnur in der Nähe einer Ede anhält und durch Ein- 
vifiren unterfucht, ob die Kante der Schnur parallel iſt. — 
2. fr4. dresser de niveau, engl. to level, die horizontale 
oder wägrechte Lage eines Bautheiles mittels de3 Wäge: 
ſcheites u. der Blei: (od. Seßs)wäge (f. d.), oder blos mit 
legterer allein, prüfen. — 3. (GGlaſer) dem Fenſterblei durch 
die Ziehmaſchine ſeine gehörige Form geben. 

Bleierde, f.(Minergl.), ein Gemengevon fohlenfaurem 
Bleioryd (Eeruffit) mit Thonerdefilifat u. Eifenoryd und 
dadurch gelb, roth u. braun gefärbt; fommt in rundlichen, 
fnolligen Mafjen vor; Brud) —— Körnige. 

bleierne Brille, £., ein Meines Dachfenſter, welches mit 
einer Bleiplatte zugedeckt wird. 

bleierne Firſt u, Giebelbedeckung, f., gebogene Blei- 
platte, wie jolche zum Deden der Giebel, Firſte und Grate 
— werden; ſ. d. Art. Bruchdede, Firſtblei, Grat— 

ei ꝛc. 

bleierne ba f., j. Bleiröhre, 

Bleierz, n. (Mineral), frz. mine f. de plomb, engl. 
lead-ore, werden diejenigen Minerale genannt, welche 
Blei als wefentlichen Beltandtpeil enthalten u. bei reich⸗ 

62 


Bfeifabrik 


410 


Bleifarbe 





lichem Vorkommen zu Darſtellung des Bleies benutzt 
werden. Die vorzüglichſten find: a) Bleiglanz, m., frz. mine 
de vernis, alquifoux, m., galöne, £., engl. galena,, sul- 
phuret oflea ‚ hemijche Verbindung von 86,,,°%, Blei 
mit 13,,,%, Schwefel. Er findet jeine Hauptverwendung 





| 
| 








farbe, ijt ein bafiiches foblenjaures Bleioryd. Erft in 
neuerer Zeit hat jeine ausfchliehlihe Anwendung durd) 
Einführung des Zinkweiß x. einen erheblichen Stoß er— 
litten. Die Fabrifation des B., frz. ceruserie, wird im 
großen ausgedehnt betrieben, bei. nad) drei Fabrikations— 


zur Gewinnung des Bleies; außerdem ald Pulver zur | methoden: a) Die bolländifche oder deutſche Me- 


Slafur der Thonwären,. Um Blei daraus zu gewinnen, 
icheidet man ihn zunächſt von den fremden Befteinen durch 
Ausjaigern, dann wird er mit eh durchſchichtet und pen 
röftet, wobei ſich ein Theil des Bleies (das Jungfernblei) 
reduzirt. Das geröftete Erz wird mit Kohle oder Kalk in 
einem Flammofen ausgeihmolzen; das jo reduzirte Blei 
ist Werfblei; dabei bleiben noch Schladen u. Schwefel- 
lei, Bleiftein, frä.mattef.de plomb, engl. matt of lead, zu= 
rüd. Iſt es gold: od.filberha tig, fo wirdesaufTreibherden 
orpdirtu.das abgefloffene Bleioryd heißt Bleiglätte De 
enthält e8 wenig Gold oder Silber, fo ommt e8 als Kauf 
blei in den Handel. Am mafjenbafteiten kommt dieſes Erz 
inNordamerifa vor; in Deutichland findet man es im Harz, 
im Erzgebirge, in Oberfchlefien, im Schwarzwald und in 
den Kärntner Alpen. b) Bleifpat, Weißbleier;, frz. plomb 
blanc, plomb carbonat&, engl. white lead-ore, carbo- 
nate oflead, 83,46% Bleioryd und 16,,,°%, Kohlenfäure. 
Kohlenjaures Bleiornd (Bleiweiß) kommt ſtellenweiſe auch 
in größerer Menge natürlich vor, ſo daß es auf den Hütten 
verarbeitet werden kann. e) Rother Bleifpat, Rothbltietz, frz. 
plomb rouge, p. chromat&, engl. red lead-ore. Die 
übrigen Bleierze, deren es an 50—60 giebt, bieten nur 
untergeordnetes technifches Interefje. Bol. auch Bleibaryt. 

————— In den Bleifabriken wird Muldenblei 
zu Blech, od. Rollenblei zu Schrot, Kugeln, Bleiweiß ıc. 
verarbeitet. Weber die dazu nöthigen Baulichkeiten f. Art. 
Scmelzwert. 

Bleifaden, m., Bleifcnur, f., frz. film. a plomb, engl. 

lumb-line, ital.scand aglio, fpan.hilo de la plomada, 

entelfaden, Lothſchnur, d. h. die Schnur, an der das 
Bleiloth hängt; oft fäljchlich für Die ganze Vorriätung ge: 
—— ſ. d. Art. Bleiloth, Bleiſenkel, Senkblei u. Loth— 
ſchnur. 

Bleifahlerz, n., Bournonit, m., frz. plomb m. sulfure 
antimonifere, engl. bournonite, ſchwefelantimonhaltiges 
Bleierz, ein dem ferfahlerz verwandtes Mineral, fin— 
det fic) befonders bei Andreasberg am Harz. 

Bleifarbe, f., engl. lead-colour. I. Arten. Man hat 
aus den Bleiverbindungen viele ſchöne Farben bergejtellt, 
die inder Technik große, ausgebreitete Anwendung finden. 
Die vorzüglichften und am häufigſten angewendeten Far: 
ben find nachſtehende: 1.Bleigelb, frz. massicot, engl. yel- 
low lead, massicot, ein gelbes Pulver, wird erhalten, 
wenn man Blei unter ftarlem Luftzutritt erhitzt; es ift eine 
Verbindung von Blei mit dem Sauerjtoff der Luft. Eine 
feinere Sorte von B. iſt 2. das Königsgelb oder Hengelb, 
welches erhalten wird, wenn man Bleiweih — glüht, 
bis dieerwinfchtegelbe Nuance erzielt wird. Beide Farben 
er jet durch das Chromgelb (j. unter 10) fajt ganz ver: 

rängt. —3. Mennige, eigentl. Bleimennig, m., Bleimennige, 
f., Bleiminium, n., Zaturnnstoth od. Bleiroth, frz. minium 
m., rouge m. deSaturne, engl. red lead, lead-minium, 
wirdaus Mafficoterhalten, wenn manlepteres bei300°C, 
längere Zeit der orydirenden Einwirkung der Luft ausjept. 
Man benußtdie Mennige bef. ald Del:, Waffer: u. Kalt: 
farbe, zu Bereitung eines Kittes für Dampfleitungs= und 
Gasröhren; ſ. aud) Art. Anſtrich 1 u.2. — 4. Parifer Roth, 
fra. rouge parisien, engl. french red lead, aud) rothe 
Mennige gen., entiteht aus Bleiweih, wenn leßteres der 
orydirenden Einwirkung der Luft in der Glühhitze ausge— 


| 








thode, bei welcher Eſſigdämpfe u. Kohlenſäure auf Blei- 
platten einwirs 
fen, indem man 
gitterförmig 

gegofiene Blei⸗ 
platten in Rei- 
ben auf Zöpfe 
mit Eſſig legt, 
dann mit Pfer⸗ 
demift u. Bre- 
tern bedeckt, 
darauf wieder 
Eifigtöpfe ftellt 
x; } Fig. 672. 
b) Die djter= 
reichiſche Me—⸗ 
thode, wobei 
man ſpiralför⸗ 
mig zuſammen⸗ 
erollte dünne 
leiplatten, frz. 
cornets, in lä= 
ften hängt, in 
denen Koblen= 
fäure entwickelt 
wird. c)DiefranzöfiihewengliiheMcthode, wobei 
man erjt baſiſch ejfigjaures Bleioryd in Löſung od. feuch- 
tem Zuſtand herſtellt u. darauf Kohlenſäure einwirken läßt. 
Das beſte B. ift das Kremſerweiß; Schieferweiß nennt 
man die Platten, welche beim holländiichen Verfahren 
durch und durch in B. übergegangen find und fo verfauft 
werden, Die jchlechteren Sorten von B. werden gewöhn= 
lich mit feingepulvertem Schwerfpat od. Blanc fixe (j. d.) 
verjegt. So fommt im Benetianerweiß, Hambur— 
ger= und Holländerweiß auf je ein Theil reines B. 
1,2 und mehr Theile Schwerſpat. Das B. findet jeine 
Hauptanwendung als Waſſer- u. ganz bef. ald Oelfarbe; 
es liefert mit Reinöl-oder fetten Lackfirniſſen einen blen— 
dend weißen, vortrefflich dedenben Anftrid. Von großem 
Nachteil für Bleiweißanjtrihe it das Schwefelwafler- 
ftoffgas, welches aus Kloaken fich entwidelt u. in der Luft 
fich verbreitet, u. welches die Anftriche zunächft gilbt, bald 
aber ganz ſchwärzt. Diejer Hebeljtand gab Beranlafjung, 
ſich nad) Surrogaten umzufehen. Das Zinkweiß u. Blanc 
fixe (j. d.) haben ſich zwar bewährt, fommen aber dem B. 
bei mweitem an Dedkraft nicht gleich. — 6. Das Pattin- 
ſonſche Weiß hat man auch ala Erfaß des B. vorgeichlagen, 
weil es der Einwirkung des Schwefelwafleritoffes befier 
widerſteht u. ausgezeichnet dedt. Das Pattinſonſche Weiß 
ift bafijches Ehlorblei, und man erhält es, wenn man Blei— 
lanz in Salzſäure auflöft u. die Löfung mit Kalkwaſſer 
ällt. — 7. Das Patentgelb oder englifche Gelb entiteht durch 
Glühen des Battinfonihen Weiß. —8. Das Kaſſeler Gelb, 
welches bej. ald Malerfarbe Anwendung findet, wird er: 
halten durch Zufammenfcdhmelzen von 10 Th. Mafftcot mit 
1 Tb. Salmiat. — 9. Das Heapelgelb wird, feiner Feuerbe— 
ftändigfeit wegen, in ber Borzellanmalerei angewendet; 
es bejteht aus antimonjaurem Bleioryd, welches durch Zus 
fammenjchmelgen von 1 Theil Brechweinftein, 2 Theilen 
falpeterfaurem Bleioryd und 4 Theilen Kochſalz erbalten 





ig. 672. Bleiweißbereitung, bolländif 
dig e aeg, Io ndiſche 


jegt wird. Infolge ſeiner feinen Zertheilung hat dies | wird. — 10. Chromgelb, Ehromroth, ſ. d. Art. Chrom und 
Roth einen jehr feurigen Farbenton. Man wendet es auch Chromgelb. — 11. Bleioenddlorid wird neuerdings in 
als Waffer:, Del: u. Kalffarbe an. — 5. Bleiweiß, n., frz. | England als Surrogat des Bleiweih fabrikmäßig darge- 
cöruse, f., blanc m.de plomb, plomb blanc, engl. white | jtellt, fällt aber oft ing Gelbliche. 


lead, lead-white, eine jeit langer Zeit beliebte Maler: 


j 
I 


II. Bebandlung. Alle Arbeiter, welche mit B. um: 


— nr 


411 


Bleitrate 





gehen, müſſen ſich der größten Reinlichkeit befleißigen, ſo 
wenig wie möglich Branntwein genießen, dürfen auch nie 
eſſen od. zu Bett geben, ohne ſich zuvor jorgfältig zu reini— 
gen. Außerdem müſſen fie vermeiden, in den Räumen, 
wo fie arbeiten, zu efien, zu trinken, oder ihre Speifen und 
Getränke den Dämpfen u. Gerüchen der Gegenftände, mit 
denen jie beider Arbeitumgeben, auszujeßen, da der Blei— 
rauch, fra. fumde de plomb, engl. refiners fume, lead- 
smoke, flight, eine jehr böfe Krankheit, die Bleikolik, 
frz. colique de plomb, engl. lead colic, erzeugt; die 
Kleidungsftüde müfjen jo beichaffen fein, daf fie öfters 
gewaschen werden fünnen. Beim Reiben oder Auspaden 
der Farben mu man thunlichjt vermeiden, den feinen 


Staub einzuathmen, Ebenfo joll man vermeiden, Glafer: 


fitt aus Bleiweiß u. Del bereitet, mit blojen Händen an= 
zugreifen. 

Bleifeder, £., j. d. Art. Bleiftift. 

Bleifolie, f., KRolblei, n., iſt das ſchwächſte Walzblei; 
f. unter d. Art, Bleiblech. 

Bleiform, f. (Metallarb.), frz. moule m. de plomb, 
eine Bleitafel, welche beim Treiben der Metallbleche auf 
diefe gelegt wird; da hierbei die Schläge des Formhame 
mers auf das Blei fallen, jo fann das Metallblech dur 
das Schlagen nicht beſchädigt werden, die gewünſchten 
Formen u. Figuren werden dennoch infolge der Weich: 
beit des Bleies jehr ſcharf ausgeprägt erſcheinen. 

Bleigefängnis, n., ſ. d. Art. Bleitammer. 

Bleigelb, Mafficot, n., j. d. Art. Bleifarben I, 1. 

Bleigieferei, f., j. Bleihütte. 

Bleiglanz, m., Bleifulfuret, n. (Miner.), 1.gemeiner 
B., einfach Schwefelblei, frz. galöne, f., alquifoux, m., 


mine f. de vernis, plomb m.sulfurg, engl.lead-glance, | i 


galena, sulphuret of lead, ſpan. alquifol, eines der am 
häufigiten vorfommenden Bleierze (f.d.). Mitunter ift 
demſelben Silber, das ſich meift durch die Feinkörnig— 
feit des Bleiglanzes verräth, jeltener Gold und Eifen bei— 
gemengt. — 2. Dichter B., j. Bleifchweif 2. 

Bleiglas, n., 1. frz. cristal, m., engl. cristal-glass, 
bleihaltige Glasſorten, wie Klingglas, Flintglas, Kryitall: 
glad x. — 2. Vitrum plumbi s. saturni, wird durd) 
Schmelzung der Mennige, des Bleigelb u. aud) der Glätte 
erzeugt; es ift dünnflüſſig, Schön durchfichtig, honiggelb u. 
bildet die Grundlage der gewöhnlichen Sladır, Bleiglafur; 
aud) braucht man e8 zu Bereitung fünftlicher Edelfteine 
od. Glasflüffe; bei den meisten Farben auf Email, Bor: 
zellan, Fayence u. j. tv. giebt e8 das Schmelzungsmittel 
ab und heißt als jolches auch Bleifiuß oder Bleiglasfluß, frz. 
fondant-rocaille, m., es bejteht aus 3 Theilen Mennige 
u. 1 Theil weißen gewajchenen Sandes; durch Schmelzen 
wird dieſes Gemenge in grünlichgelbes Glas, einfaches 
Bleiſilikat, verwandelt. 

Bleiglafer, m.; fo nennt man in manchen Gegenden 
den Handmwerter, welcher Fenſterglas in Blei einſetzt. 

Bleiglätte, Gold- oder Lilberglätte, f., auch blos Glätte, 
Kaufglätte, Bleiglöte, f., frz. litharge, f., engl. litharge, ge: 
ſchmolzenes Bleioryd, welches durch Hitze u. Luft bei dem 
Abtreiben (ſ. d.), der Ausziehung des Silbers aus dem 
Blei, der jogen. Treibherdarbeit auf dem fchottifchen Blei- 
herd, engl. blast-hearth, scotch ore-hearth, entiteht; 
die blaßgelbe Sorte nennt man Silberglätte, die rörhliche 
Goldglätte. Man benupt B. als trodnende Subjtanz bei 
den erjten Delfarbenanjtrichen auf Holz; und Gips (f. d. 
Art. Siccatif u. Anftrich 1); auch, wenn Leinöl zu Firniß 
gekocht wird, pflegt man darin fürdenfelben Zwed B. aufs 
zulöjen ; auch dient fie zum Slafiren des Töpfergeichirres; 
}.d. Art. Bleiglas 2. Wird die Glätte mit Kohle zu metal- 
liſchem Blei reduzirt (gefrifcht), fo erhält man das Frijch- 
blei, Glättblei oder Weichblei, ſ. unt. Blei. Vgl. aud) d. 
Art. Anſtrich 3,5, 10, 76—77. 

Bleigummi, n. (Min.), fr}. hydro-aluminate m. de 
plomb, plomb hydro-alumineux, plomb m. gomme, 


| engl. plumbo-resinite, plomb-gomme. Ein aus®ajjer, 
Thonerdeu. Blei zufammengejegtes Mineral, j. Thonerde. 

Bleihafte, f., j. d. Art. Hafte. 

Bleihaken, m. (Schmelzh.), eiferne Haken, welche man 
in die gejchmolzene Bleimaffe einlegt, um diejelbe nad) 
völliger Abkühlung ausdemSchmelztiegel heben zu fönnen. 

Bleihammer, m. (Klempn.), 1. ein großer Hammer mit 
möglichjt breiter Bahn, zum Slattichlagen bes Werfbleies, 
Bleiwert3 oder der Bleiform, einer ftarten Bleitafel. — 
2. Durchſchlaghammer, ein fchwerer Hammer, beim 
Durchſchlagen durchbrochener Verzierungen in Blech), wel: 

\ ches auf dem oben erwähnten Wertblei geichieht, zum Trei= 
ben des Meihels gebraucht. 

Bleihäutchen, n., frz. Ecaillure, f., engl. oxyd-skin, 
DOrydhaut auf dem gefhmolzenen Blei (ſ. d. u. Blei ab» 
ichälen). 

bleihobeln, aft. 3. (Slajer), gegofjene Bleibarren mit 
einem Mefjer reinigen. 

'  #leihols, Lederhol;, n. (Dirca palustris, Ham. Seidel: 
baftgewädje Thhymelaeaceae), Straud) in Birginien, 
aus defjen lederartig zähen Zweigen Stride, Matten ıc. 
gefertigt werden. 

Bleihornerz, n., frz. plomb chlorocarbonate, plomb 
corne, engl. corneous lead, cerusine, ſ. Hornblei. 

Bleihülfe (auch Bleiftiftshülfe), £., 1. meſſingenes Röhr⸗ 
den, 10—15cm. lang, an beiden Enden geihlipt und 
mit verjchiebbaren Ringen verjehen, um Meinere Bleis 
federn darin einzuflemmen; neuerdings ungeichligteRöhre, 
an einem Ende mit Knopf, am andern Ende mit einem 
Scyraubenmutterjhhnittverjehen, um den Bleiftiftftummel 

eg nad Erfindung von Architelt Bachmann 

in Leipzig. 2. Einfagftüd zu einem Zirkel, zu demfelben 
Bwed, um fichtbare Kreife mit Bleiftift bejchreiben zu 
fönnen, 

Bleihütte, f., fr3.plomberie, f., engl. lead-work, Ge⸗ 
bäude, in denen Bleierze gejhmolzen werden; f. d. Art. 
Schmelzwerk. 

Bleikalk, m., j. v. w. Bleioxyd. 

Bleikammer, f., 1. (Hüttenw.) frz. chambre f. de 
— engl. chamber of lead, zur Schwefeljäurefabri- 

ation dienende, 1000— 1600 km. haltende Käften, die in— 
wendig durchgängig mit Bleiplatten ausgelegtfind. Diefen 
Kammern wird in langen Kanälen aus den hierzu bei. 
fonjtruirten Röſtöfen (8 ilns, Gerſtenhöferſche Defen), 
ſchweflige Säure zugeführt, und in den Kammern ſelbfi 
miſcht fi diefelbe mit Salpeterfäure und Wafferdampf, 
wodurd die fogen. Kammerſüure entjteht, welche meijt 
48—50° Beaume hat. DiefeKammerfäure wirdentiweder 
direft als folche verwendet (3. B. ſehr viel zum Auffchliehen 
der Düngemittel) oder zu 60° oder 66° fonzentrirt. Bis 
zu 60° geſchieht die Konzentration in der erfien Bleikammer, 
orfammer, frz. denitrificateur, in Bleipfannen,, von 
denen gewöhnlich 4—6 neben einander ftehen; die weitere 
Konzentration muß in Blatinfeffeln ftattfinden, da 66: 
grädige Säure das Blei zerftören würde. Bon der An- 
| wendung von Glasretorten ſowie der gußeiſernen Keſſel 
zu Herſtellung der 6ögrädigen Säure iſt man troß des 
hohen Preiſes der Platinapparate neuerdings faft überall 
abgefommen. Ein Platinfeffel zu 400 1. Inhalt wiegt 
ca. 62 kg. und fojtet te ungefähr 43 000 Fres. 
Näheres darüber f. im Art. Schwefeljäurefabrifation,. — 

2. Gefängnis, Dachkammer unter den Bleidächern des 

Dogenpalaſtes in Venedig. 

Bleikeffel, m., ſ. unter d. Art. Keſſel. 

_ Bleiknerht, m. Glaſer), frz. tringlette, f., das flache 
Stüd Elfenbein od. Knochen am Griffdes Slajerdiamants, 
zum Auf- oder Zuftreichen des Fenſterbleies dienend. 

Bleikolik, f., |. im Art. Bleifarbe II. 

Bleikönig, m.,lat.regulus, m., fr}. culotm.deplomb, 
ſ. d. w. Hartblei; f. unter d, Art. Blei. 

Bleikräße, f.; j. Bleiaſche. 








b2* 


Bleilegirung u 


412 


Bleirößre 





| Bleilegirung, E Bufammenfchmelzung des Bleies mit | 


einem andern Metall, wobei das Blei in überwiegender 
oder wenigitens gleicher Menge angewendet wird; jo hat 
man ßleikupfer, Bleiplatin, Bleigold, Bleifilber u. j. w.; auch 
das Suellloth (j.d.) ist eine B. 

Bleilöffel, m. (Steinhaueru. Maurer), eijerner Löffel, 
in welhem man das Blei zum Vergiehen der Eifentheile 
in Stein ſchmilzt. 

Sletlsth, n., 1. auch Bleiſenkel, Senkblei, n., frz. 
plomb, m., sonde, f., chas, m., engl. plumb-rule, plum- 
met, ital. piombino, ſpan. plomada, urjprünglid, als 
B.im engern Sinn, frz. plomb de’ sonde, engl. plumb, 
plumb-lead, ein nad) verſchiedenen Formen gegofienes 
Stüd Blei, weldjes, unten mit einer Spiße, oben aber mit 
Defe od. Bügel zum Befejtigen des Bleifadens (ſ. d.) ver= 
jehen, zur Prüfung der loth= od. jenkrechten Stellung eines 
Gegenttandes dient. Oefters werden jogenannte B.e von 
Meſſing zierlich gedreht u. find dann meift aus drei aus 
einander zu jchraubenden Theilen gebildet, jo dah man 
einerjeit8 das durchbohrte Knöpfchen für das Durchziehen 
des Fadens, anderjeits die Spige abſchrauben u. verfehrt 
wieder anichrauben fann, um fie ohne Beichädigung trans 
portiren zu fönnen. Meift verfteht man unter B. im wei- 
teren Sinne nicht nur den Metalltörper, jondern die ganze 
Vorrichtung, einſchließlich der Schnur. Neuerdings find 
in der Form des B.s mehrfache Berbefjerungen gemacht 
worden, jo iſt z. B. die Lothrolle, d. h.eine Rolle mit Hand⸗ 
griff, die früher getrennt vom Loth ſelbſt war, in eine 
Spalte des Lothes ſelbſt jo eingefügt worden, daß fie ziem⸗ 
lich ſchwer drehbar ijt. — Das B. dient auch zum Mefjen 
von Höhen und Tiefen u. heißt dann fpeziell Bleifentel od. 
Sentblei, frz. sonde, engl. sounding-lead; j. d. Art. 
Loth u. Lothſchnur. — 2. frz. soudure de plomb, engl. 
plumb-soldu; richtiger Bleilöthwmittel, Bleilöthung; das 
Löthen mit®. war, nad) der älteren Methode ausgeführt, 
von geringer Haltbarkeit u. daher nur jelten angewendet; 
bei Dächern xc. fuchte man es thunlichit zu vermeiden. 
Neuerdings bewerfitelligt man die Bleilöthung mitHülfe 
von Knallgas; man bedarf dazu eincs transportabeln 
Bleigefähes zu Erzeugung des Waſſerſtoffgaſes und eines 
transportabeln —— der dem — — den 
zu Knallgasbildung nöthigen Sauerſtoff aus der Luft zu— 
führt. Bon jedem diefer Apparate führt ein beliebig 
langes Gummirohr die beiden Safe in einen Doppelhahn 
zufammen, von weldyem fie dann als Sinallgas in einem 
gemeinfchaftlihen Gummifchlauc zur Löthſpitze geführt 
und jo zum Löthen verwendet werden. — Da die —** 
tation der Schwefeljäure in neuerer Zeit großartige Di— 
inenfionen angenommen hat, fo iſt das Köthen mit Knall⸗ 
gas bej. wichtig; eine genaue Darftellung des Verfahrens 
j. in der „Berg: u. hüttenmännifchen Ztg.“, 20. Jahrg., 
1861, Nr. 10. [St.] 

Bleimäß, n. (Technolog.), 1. ſ. v. w. Bleiloth (f. d.) — 
2. Für Bleiwäge (j. d.). 

Bleimennige, f., ſ. d. Art. Bleifarbe 3. 

Bleimulde, f., Bleigans, f., Bleiganz, f., Bleiblok, m. 
(Schmelzh.), frz. saumon m.de — pig of lead, 
lead-pig, Blei in Geſtalt einer Mulde gegofien. 

Sleimulm, Sleioker, m., Bleifhwärze, f., frz. galöne 
decompos&e, engl. destroyed galena, verwitterter Blei- 
glanz, iſt zerreiblich, färbt bleigrau od. ſchwärzlich ab. 

Bleinngel, m. (Nagelihm.), bei den Matrojen (Platt- 
hoofd), frz. clou k mauge, A maugere, engl. Scupper- 
nail, lead-nail, 6—8 cm. lange Nägel mit großen runden 
Köpfen; mit denjelben befejtigt man Bleiröhren, Blei: 
platten 2c. fogar unter Waffer an einander. 

Bleioryd, n. Es giebt vier Oxyde, Sauerjtoffverbins 
dungen des Bleies; nach dem vorwiegenden Bleigebalt ge= 
ordnet find es folgende: a) Bleifuboryd (2 Aequ. Blei u. 
1 Aequ. Saucrjtoff), blos von wijjenichaftlichem Fntereiie. 
b)Bleioeyd,Bleiglätte, frz. protoxyde m.de plomb;,litharge, 


mm nn — — — — — — 








f., massicot, m., f. Bleiglätte (1 Aequ. Blei und 1 Aequ. 
Saueritoff). c) Bleifesquiornd, welches, mit Bleioryd ver- 
bunden, die Mennige giebt. d) Bleifuperoryd (1 Aequ. 
Blei und 2 Theile Sauerjtoff). Ale Bleioryde find in der 
Glühhitze leicht Durch Kohle zu metalliihem Blei reduzir- 
bar; find daher z. B. Glätte od. Mennige mit anderen Sub- 
ftanzen, wie Ziegelmehl zc., verfälicht, jo bleibt, wenn man 
eine Probe mit Kohle zu Metall redugzirt, neben dem Blei 
die verfälfchende Subjtanz übrig. 

Bleipauge, f. pl. (Hüttenmw.). Um etwaige Kupfertheile 
von Blei zu jcheiden, schmilzt man e8; beim Erfalten wird 
das Kupfer jchneller feit und fann in Geftalt von Klößen 
herausgezogen werden, die Bleipauzen heißen. 

Bleiplatte, Bleirolle, Bleitafel, £., |. im Art. Bleiblech. 

Bleirauch, m., ſ. d. Art. Bleifarbe II. 

bleiredht, adj., frz. a plomb, vertical, engl. vertical, 
right, by the plummet, f. v. w. lothrecht, ſenkrecht, ver: 
tifal; ſ. d. betr. Art. 

Bleiröhre, £.,fr3. tuyau en plomb, engl. leaden pipe. 
Sie werden in der neueren Zeit vielfach angewendet, da 
man bdiefelben jegt in jeder beliebigen Länge preßt, wäh: 
rend fie früher meift über einen Dorn gegofjen und dann 
auf der Ziehbant gezogen wurden, wobei natürlich die 
Länge der Röhren jehr befchränft blieb. Die jept in den 
Handel tommenden Bleiröhren findfajt in allen gewünjch- 
ten Weiten von 4— 140 mm. innerem Durchmeſſer mit 
2— 16 mm. jtarfen Wänden zu haben, und können die 
weitejten bis 5 m., die engjten bi 56 m. lang aus einem 
Stüd geliefert werden. Gewichtzc. giebt folgende Tabelle. 









| 











a. I 
Mr. | Weite | a BEER E 
*— — 
in Millimeter | Fi Ss 
1 2 0 1 
2 6 2 1 16 
3 9 2 1 11 
4 12 2,5 10 
Ha 15 2,5 8 
6 18 3 8 
7 21 3 7 
Ba 24 | 2,5 5 
9 27 3,5 6 
10 29 | 3,5 6 
11a | 32 | 35 5,4 
12b 35 4 6 
13 38 4,5 6 
14 41 4,5 5,5 
15b 4 |5 7 5,7 
16 48 5 19 5.2 
17b 52 4,5 22 5,3 
18b 54 6 25,8 5,5 
ı | 56 | 50 | 254 5 
20b 59 6 28 5 
21b 62 6 29, 5 
22b 65 6 30,5 3 4,6 
23 | 68 6 31,8 | 3ı| As | 46 
24b 7116 33 3 4,5 4,2 
26b 82 6 38 2,63 4) 3,7 
27b 90 | 6,85 | 43 2,32 4,5 3,5 
28b 95 6 43,4 2,30 4 3,2 
30b 102 6,5 50,5 2 3,4 3,2 
32b 128 6 58 1,72 2,3 2,35 
33 | 140 |7 -|74 Is| 2 | % 


Röhren von noch größerem Durchmeſſer werden aus 
Bleiplatten gebogen und zugelötbet. Die Verjendung ges 
ihieht in Ringen, welche gehörig mit Stroh umwichkelt 
find. Die Bereinigung am Stoß older Röhren geſchieht 
am beſten durch Verſchmelzung ihrer Ränder mit Hülfe 
einer durch einen Luftſtrom zur Stichflamme angefachten 


Bleiroth 413 Dlendarkade 


Flamme von Waſſerſtoffgas, ſ. d. Art. Bleiloth 2, Da B.n aalt n., nennt man bef. das zum Faſſen der 
in Berührung mit Waſſer oder anderen Flüſſigkeiten letz- Bleiftifte oft verwendete Holz der jpanifchen Ceder (Juni- 
teren leicht einen gejundheitsgefährlichen Bleigehalt mit: | perus Oxycedrus, Familie Nadelholzgewächſe), Ceder— 
tbeilen, fo jtellt man neuerdings durch Preſſen B.n mit | Wacholder, die in Südeuropa einheimijch ift. Es hat eine 











einer inneren Zinnverkleidung ber. [Schw.) röthliche Farbe u. ift wohlriechend; ſ. auch Cedernholz. 
Bleiroth, n., od. Mennige, ſ. d. Art. Bleifarbe I. 3. Bleififthülfe, f., ſ. Bleihülfe. 
Bleifand, m., eine Art Sandjtein, welcher mit Bleiganz | Bleifulfuret, j. Bleiglan;. 

u, dergl. gemijcht ift. Bleiverglafung, f., 1. frz. mise f, en plomb, scelle- 


—— m., frz. creme, f., engl. lead-ashes, das ment m. en plomb, engl. glass-leading, Thätigteit. — 2. frz. 
feingetheilte Bleioxyd, welches das Bleihäutchen bildet u. | vitrage m. en plomb, vitre mise en plomb, engl. lead- 
durch das Bleiabſchälen gewonnen wird. Dient, ähnlich | glazing, Refultat des Verglaſens in Blei: j. Verglaſung. 
der Zinnaſche, zum Poliren. | Bleivitriol, m., frz. plomb sulfate, engl. sulphate of 
Bleifdjiefer, m., 1. frz. ardoisef. de plomb, Dacdhplatte | lead, j. Vitriol. 
von Blei. — 2. frz. schiste m. plombifere, bleihaltiger | Bleiwäge, f., Ichwäge, frz. niveaum.ä plomb, a pen- 
Schiefer, j. im Art. Schiefer. dule, plomb a niveler, muel, engl. levelling-plummet, 
Bleifhiftung, £.(Yimm.), ſ. v. w. Lothichiftung; f. d. | plummet-level, plumb-level, Werkzeug, um eine hori— 
Art. Schiftung. zontale Linie zu beftimmen oder die horizontale Richtung 
Bleiſchlacken, f. pl., fr}. &cume, f., scories f. pl. de | eines Gegenjtandes zu fontroliren. Die Bleiwäge ift ein 
plomb, engl. lead-slags pl. dross, s. of lead. Säladen, Stüd Bret in der Form eines Dreiecks, jedoch aud) häufig 
welche beim Bleiausjchmelzen und Bleigießen fich aus | gejtaltet wie ein Lineal, in deſſen Mitte ein anderes Stüd 





ſcheiden; laſſen fid) nur zum Theil zu Blei reduziren. Holz lothrecht errichtet ift, worauf ein geradliniger Ein— 
Bleifchlägel, m. (Feitungsb.), Schlägel mit ca. 80cm. | jchnitt von 1 mm. Breite und Tiefe fich befindet, welcher 
langem Stiel. | genau winfelrecht auf das erjte Lineal jtehen muß und in 


Bleifchmiege, f., ein am oberen Ende eined Dad): | dem eine Schnur mit einem Bleiftüdchen hängt. Wenn 
jparrens befindlicher jchräger Schnitt; diefer Schnitt fällt | nun das untere Lincal horizontal fteht, jo muß die Schnur 
bleirecht, wenn die Sparren aufgeftellt find. mit dem Bleiftüd in den lothrechten Einfchnitt einfpielen. 

Bleiſchnur, f., ſ. Bleifaden. Bleiweiß, m., frz. ceruse, f.,engl. white-lead;; ſ. d. Art. 

Bleiſchrothammer, m., ift ein Hammer von Eifen;um | BleifarbeL.5. Ueber natürlich vortommendes B., ſ. d. 
kleine Stüden Blei in ein Loc jchlagen zu können, ift er | Art. Bleierze b. 
auf der einen Seite wie ein Beil gejtaltet. Bleiweißanftridy, m., wird befanntlid) ſehr leicht gelb. 

Bleifcyweif, m., 1. auch Bleifhweiß, Bleifhwingel ge= | Haupturfachen davon find eben jomohl das Gilben des Fir— 
nannt, fri. plombagine, f., j.v.w. Wafjerblei. — 2. Fahl- | nifjes ald aud) das Oxydiren des Farbjtoffes, die beide um 
bleiglanz, dichter Bleiglanz, frz. galöne f. antimonifere, | fo ſchneller eintreten, je mehr das Tageslicht von dem betr. 
engl.compact galena, aud) Duukles Weißgültiger; genannt, | Gegenjtand abgejperrt it. Etwas länger hält fich der An- 
antimonhaltiger Bleiglanz. jtrid) weiß, wenn man zwar zum Örundiren Bleimeiß, ge 

Bleifenkel, m., Sentblei, ſ. d. Art. Bleiloth. hörig mit Leinölfirnik abgerieben, nimmt, zum zweiten u. 

Sleifilikat, n., frz. silicate m. de plomb, engl. sili- | dritten Anſtrich aber möglichſt wenig Firniß verwendet, 
eate of lead, eineder Bereinigungen des Bleies mit Kieſel⸗ jondern die Farbe mit Terpentinöl anmacht und nad) 


erde; findet bei. in Glasflüſſen u. in Flintglas ſtatt. völligem Trodnen einen Ueberzug von Dammarlad auf: 
Bleifinter, m., Bleifywärze, j. v. w. Bleifpat; f. d. Art. | bringt. [Ms.] 
Bleimulm und Bleierz b. Bleiwinde, f., ſ. Bleizug. 


Bleifpeife, f., franz. speiss m. de plomb, engl. lead-| Sleiwurf, m., j. v. w. Bleiloth (f. d.). 
speiss, hüttenmännifche Benennung für die bei der Ber: | WBleizapfen, m. (Bergb.), Speichenſtange der Berg: 
arbeitung von arſen⸗ oder antimonhaltigen Bleierzen ges haſpel (j. d.). 
wonnenenMetallverbindungen, weldjeaberauhAntimon: | Bleijucker, m., fr}. sucre m. de Saturne, acdtate 
u. Schwefelverbindungen enthalten. Eine foldheB. kann | m. de plomb, engl. sugar oflead, neutrales, ejjigjaures 


3. B. zufammengejegt fein in 100 Theilen aus Bleioryd. Der B. wird als Nebenproduft bei der Blei- 
70 — 80°/, Blei, weihfabrifation gewonnen, oder gejondert dargeftellt, in= 

0 — 13°/, Arjen, dem man das Blei den Ejfigdämpfen oder den Dämpfen 

20 — 1°, Antimon, brenzlicer Holzjäure ausjept, das jo erzeugte weihe Pulver 

Spuren von Kupfer, Eijen, in überſchüſſiger Säure auflöft und dann fryitallifiren 

1 — 5%, Schwefel. läßt. Dient als Trodenmittel für Oelfarben ;j. Siccatif. 

Bleiftein, m., ſ. im Art. Bleierz a. Bleizug, m., 1. Blelwinde, f., frz. tire-plomb, m., engl. 


Bleiftift, m. Bleifeder, f., frz. crayon m. de mine, | glaziers vice, Werfzeug des Glafers zum Ziehen des 
crayon noir, engl. lead-pencil, black-lead-pencil, ital. | Fenſterbleies. — 2. Auch wohl das Fenjterbfei (j.d.) jelbit 
mattita, tocca lapis, ipan. lapicero. Der B, iſt eins | wird jo genannt. 
der unentbehrlichiten Zeichenmaterialien, und von feiner! Bleizugmader, m., heißen die Altgejellen bei den 
Hüte hängt jehr oft Sauberkeit und Alkurateſſe der Zeich- Glaſern. 
nung ab. Wenn man eine Zeichnung in B. blos anlegt, to blend, a. v. the colours, engl. 1. gemijchte Farben 
um ſie dann inTujche mittels der Reißfeder auszuzeichnen, | anmadıen, einmengen, — 2. Farben vertreiben. 
fo wendet man in der Regel einen etiwas weicheren B. an, Blendarkade, f., Blendbogenfclung, f., frz. arcature f. 
doch darf derjelbe auch zu dieſem Behuf nicht zu weid) jein, | en orbe voie,a.aveugle, a.simulee, a.borgne, a. feinte, 
damit nicht beim Abreiben mit Gummi Schmußfleden auf | a. fausse, bouchee, engl. shallow-arcades, blank -ar- 
dem Papier zurücbleiben; auch muß man ſich ſtets ſehr cades, dead arcature, Reihe von Blendbogen, d. h. ſchein— 
büten, an dem B. zu leden, wegen des im Speichel ent= | bare Bogenftellung. Die Bogen werden zwar wirklich ge: 
baltenen Fettes. Will man eine Bleiftiftszeihnung als | wölbt, aber die Schilde find gleich von Anfang an ver: 
jolche belajjen, jo wendet man zu den Konturen harte B.e | mauert, jo zwar, daß fie etwas gegen die Bogen u, Pfeiler 
an, zu den Schatten aber weidhere; auch fann man die | oder Säulen zurüdjtehen; man mauert meijt die Schilde 
Hauptmafien des Schattens mit Tujche oder yarbe unter: | vor dem Anfang des Wölbens bis zur Vogenlinie auf, 
legen. Verſchiedene Methoden, Bleiftiftzeihnungen wenige | läht aber ca. 2 cm. fehlen, trägt dann etwas Sand auf die 
ſtens ziemlich vor dem Verwiſchen zu behüten, j. Fixirung. Mauer ſchlägt denjelben glatt u. feſt u. benußt ihn als 





Blendboden 


Kehrgerüft. Nach Schließung des Bogens jtöht man den 
Sand wieder heraus. Man bringt joldje Blendarfaden 
ader auch einzelne Blendbogen da an, wo man die Laſt 
auf einzelne Punkte fonzentriren will, ohne eine Oeffnung 
zu machen, und zugleich dieſe Konzentration zeigen will. 
Weniger gerechtfertigt ift das Anbringen folder Blend— 


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Fig. 678. Blendarfade aus Holyrood in Schottland, 


bogen zur bloſen Belebung einer Fläche, obgleich fie, beſ. 
im normannijchen Stil, vielfach dazu benußt worden find. 
In diefem Fall werden oft die Bogen gar nicht wirklich 





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lendflein 
Blendfagade, f., blinde Front, frz. renard, m., mur 
orbe, m., fagade feinte, f., engl. blind wall, dead face, 
dead front-wall; Musjtattung einer fenfterlofen Mauer 
mit blinden Fenſtern und jonjtigen blinden Architektur— 
theilen; ſehr zu veriverfen. 
Blendfafhine, f., |. Faſchine. 

Blendfenfer, n., od. Blend- 
rahmen, m., fra. chässis, m., 
engl. blinker, framed blind, 
ital, parocchi di carta, ijt 
ein mit Delpapier überzoge⸗ 
nerRahmen, den Künſtler u. 
Handwerter, um gleihmäßi= 
ges Licht auf der Arbeit zu 
haben, ins Fenſter ftellen. 

Blendmähwerk n., ſ. v. w. 
blindes Mähwert (j. d.). 

Blendpintte, f., frz. ta- 
blette f. de tablement, engl. 
lining-table, dressing-ta- 
ble, ſ. v. w. Verkleidungs— 
platte (f. d.). 

Blendfein, m., frz. pierref. 
de parement, engl. facing- 
; stone; 1. zu Belleidg. dienen 
der Stein. — 2. fr}. cloison 

f. de tympan, engl. razed 

table, —— zu Aus⸗ 

füllung eines Thürbogenfel⸗ 
des zwiſchen Sturz u. Bogen 
eingeſezt. — 3. Genauer 








as 


Blendjtegel, m.,frj.brique (ou pierre)f. de parement, de 


arure, engl. dressing-stone, facing-brick, hießen früher 
mache Stein= oder Ziegelplatten zum Belleiden der 


acwölbt, und dann giebt man ihnen beliebige Form, die | äußeren Seiten des Holzwerfes einer Fachwand, zum 


oft faum in wirklichen freien Bogen ausführbar wäre. 
Beifpiele in Fig. 615 und Fig. 616. Vgl. übr. d. Art. 
Scildbogen und Bogenfries, 

Blendboden, m., fr. faux parquet, m., fausse-aire, f., 
engl. dead floor, rauber Unterboden zur Auflegung von 
Parkett 2c.; j. d. Art. Fußboden, Parkett ıc. | 

Blendbogen, m., frz. arc en orbe voie, arc aveugle, | 
engl. blank, blind or shallow arch, blinder, nicht wirt- 
lich freiftehender Bogen; |. d. Art. Blende 1, Bogenblende, 
Blendarkade. 

Blende, 1. frz. niche plate, niche carrée, f engl. blind 
arch, dead arch, blind, screen, flache Wandniſche, ſei fie 
nun blos in der Mauer ausgeſpart u. üiberfragt, od. durd) 
Blendbogen überdedt. Ueber Blenden zu Aufitellung von 
Statuen x. ſ. Bilderbiende. — 2, ſ. v. w. Wandleuchter, 
ſ. Armleuchter 2. — 3. (Bergb.) Heiner Wetterthurm auf 
Streden und Stollen, auch Wetterblende, Wetterhut ges 
nannt. — 4. Ein eine Glasthür nahahmender Spiegel. — 
5. (Xrieg86.) f. v. w. Blendung 2. — 6. (Schiffb.) [. v. w.| 
blinde Luke. — 7. frz. blende, f., engl. blende, blind, | 
black-jack. (Mineral.) Blenden find im allgemeinen | 


eine Gruppe von Schwefelmetallen, wie z. B. Bleiglanz | 
(Schwejelblei), Zinfblende (Schwefelzint), Zinnober 


Schwefelqueckſilber) x. DieBergleute nannten von Alters 

ernur die Jinfblende, fr}. zinesulfure, Blende u. warfen 
fie al8 taubes Geſtein un die Halde. Jetzt jtellt man da= 
raus durd) Brennen, d.h. Desorydiren od. Reduziren Zink⸗ 
metall oder Zinkoitriol dar, Zuſtlausthal mahlt man jept 
eine gelbe Blende undverkauft fie unterdem Namen Stein- 
gelb. — 8. Der SEommerladen, Fenjterichirm. 

Blende, f., ir;., engl. blende. 1. (Min.) die Blende (f. 
d.7.). — 2.blende cadmifere, die fadmiumhaltige B. — 
3.b. rouge, die Rubinblende, j. Rotbgültigerz. — 4. b. 
charbonneuse, Stohlenblende, j. Anthrazit. -— 5. b. de 
Marmato, j. Marmatit. 

Blender, s.,engl.(Mal.),der®ertreiber, Bertreibpiniel. 





Schuß gegen die Witterung dienend oder um denfelben 


MIN RHK LU N) 
lieg 











N 


maſſives Anjchen zu geben; fie find 10—14 cm. breit, 
26—35 em. lang, 2—5 cm. did und an beiden Enden mit 
Löchern zum Aufnageln verfeben; jet heißen fo feinere 
Biegelvon gewöhnlicher Form zum Verbienden beiRohzie- 
gelbau gebraucht; es werden ganze, halbe u. Quartierſtüden 
ſowie Riemenſteine, auch Formziegel dazu verwendet. 


aber die Bekleidung der Mauern, bej. im Souterrain, 
mit Sandjtein- oder Granitplatten, um diejelben vor 
Eindringen der Näffe zu ſchützen; doch aud) Bekleidung der 
Mauern mit Bretern. — 2. (Kriegsb.) auch Bleudwerk, 
Maskirung, Deckung, Bleuddeke, f., genannt, fr}. blinde, f., 


mantelet, m., engl. blinded cover, blind. Man unter= | 
jcheidet: a) Mit Leichtigkeit zu beivegende Holzzimmerung, | 


Schanzlorb, Woljad x. zur Deckung gegen feindliches 
Gewehrfeuer, 3. B. beim Sappiren zur Dedung des vor: 
deren Arbeiters gebräuchlich. b) Mittel, um irgend et— 
was dem Auge des Feindes zu entziehen, 3. B. bei Schar: 
ten. Daher Scharten blenden, j. v. w. die äußere 
Schartenöffnungverfchlichen, um den Feind über das Vor— 
handenjein einer Batterie zu täufchen. Auch natürliche 
Bodenerhebungen benupt man gern zu diefem Bed, 
c) Auch Blendladen genannt, frz. bastingue, f., Laden von 
ftarfem Holzwerf, auf Batterien vor die Schiehicharten 
geſetzt, um die Leute beim Laden und Richten einigermaßen 
zudeden. d) Auch Blinde genannt, Seftellevon zwei Pfählen 
u. ziweilm. langen Querhölzern, En Stüßen der Sappen- 
dede bei der bededten Sappe (j. d.). e) frz. blindage, ın., 
engl.blindage, bomb-prooftimber j.v.w. Bloddede(j.d.). 


Blendwand, f., 1. (Zimmerf.)beijehr geringer Stärfe | 
majjiver Umfafjungswände judt man die beim Aufrichten | 


des Daches ſowie jpäter eintretende Erjchütterung durch 
Anbringung von Blendwänden von den Mauern de zu 
halten; joldye Blendwände bejtehen aus ziemlich weit von 


einander gejtellten Säulen, Blendfänlen, welche mit dem | 


unteren Ende in die Etagenbalten, mit dem oberen aber 
in das Plattſtück verzapft find, auf welchem wiederdieobere 
Baltenlage ruht; die Säulen find hierbei eineoder mehrere 
Steinftärten von der äußeren Mauerfludjt zurüchgeſtellt 
und durd; Kopfbänder mit den Balken ꝛe. verbunden, und 
werden dann bei Aufführung der maffiven Mauer durch die 
Steine verblendet. — 2. (Mühlenb.) j. v. w. Spundwand. 

Blefwerk, n., Schlange, f., Dekwerk, n. (Wafjerbauf.), 
frz. fascinage, engl. fence of fascines, prismatiſcher Bau, 
welcher längs dem Ufer im Strome aus Faſchinen errichtet 
wird, ift an der Srone 1,—1,, cm. breit, erhält an der 
Waſſerſeite eine Böſchung von 23 —45 cm. u. reicht mit 
feiner ganzen Höhe blos biszur mitteln Waſſerſtandslinie. 

Blet, m., 1.5. d. mw. Bret. — 2. Treppenbleg, j. v. w. 
Treppenpodejt. — 3. (Bergb.) Eijenteil. 

Blehfaf, n., in Kupferhämmern und Schmieden ein 
Faß zum Ablöfchen der Metalle, 

Bletzleuchter, m.,ein mit einer Tille verfehener Leuch⸗ 
ter von Meſſing. 

Bleu, s. m., frj., das Blau, die blaue Farbe; bleu de 
fatence, bleu de Chine, bleu anglais, das Englijchblau, 
Borzellanblau, bleu d’azur, Zajurblau, bleu de cobalt, 
de T'henand, Kobaltblau; bleu de marine, wafjerdichter 
blauer Thon; bleu martial fossile, alter Name der Blau- 
eijenerde, bleu de Prusse, bleu de Berlin, Berlinerblau; 


415 





|  Blickfeuer, m., engl. signal-light, euer auf einem 
Leuchtthurm (j. d.). 

Blikfilber, n., frz. argent d’usine, engl. lightened 
silver, pure silver, bergjeines Silber; j. im Art. Silber. 

Blin od. belin, m., frz.,vierediger Keilklotz Ramme, bei. 
imSciffb. ;bliner, v.a., mitderHamme arbeiten, rammen. 

Blind, s., engl. 1. b. for a window, window-blind, 
bie Fenſterblende, der Sommerladen,, der Fenſterſchirm; 
framed blind, der Blendrahmen, j. d. Art. Blendfeniter. 
— 2. blind, blindage; j. d. Urt. Blendung 2. — 3. blind, 
s., blindarch, der Blendbogen, die Bogenblende. 

blind, adj., engl. blind (j.b. 2); blind battery, frz. 
batterie blindee, die itberbaute, bededte Batterie. 

blind, adj., 1. fr}. terne, terni, engl.dark, tarnished, 
dull. Man nennt Metalle oder gläjerne ſowie andere 
eigentlich glänzende Körper blind, wenn fie durch chemiſche 
oder mechaniſche Einflüffe Glanz und Spiegelungsfähig- 
feit verloren haben; ſolche Gegenſtände wieder glänzend 
zu machen giebt es verſchiedene Mittel; einige davon 
j. unter d. Art. Glanz. Oft aber wird diefe Blindheit mit 
Willen herbeigeführt, 3. B. werden Fenfterfcheiben durch 
Schleifen derfelben blind gemacht; Vergoldung wird an 
einzelnen Stellen matt oder blind gehalten. Näheres 
j. unter d. Art. matt u. abmatten, Glas u. Vergoldung. 
— 2. Blind, frz. dissimule, borgne, faux, orbe, feint, 
engl. blind, blank,mock, false ‚dead, ital. cieco, orbo, 
finto, nennt man aud) einen architeftonischen Theil, wenn 
derjelbe volljtändig feiner ihm eigentlich wejentlichen 
Durdfichtigfeit beraubt wird, oder wenn feine Geftalt 
blos nadıgeahmt wird, ohne daß er einen anderen Zweck 
ala den der Täufchung bat; ſo hat man 3. B. blinde Feniter 
und Thüren, Gicbel, Feuereſſen oft blos ber Symmetrie 
wegen angebracht ; wenn ſolche Gegenſtünde erſt jpäter an— 
gebracht find, nennt man fie angeblendet. Abgeſehen da- 
von, daß man nic die Täufhung ganz volljtändig wird 
erzielen fönnen, darf ein Künjtler einestheils die Liebe zur 
Symmetrie nie fo weittreiben, daß er um derfelben willen 
ſich zu einer Lüge im Kunſtwerk herablafje; anderntheils 
giebt ſich ein Architelt Durch Anwendung blinder Fenſter 
oder Thüren allemal ſelbſt das Zeugnis, daf er nicht fähig 
war, Schönheit und Zwedmäßigkeit zu vereinigen, ohne 
zu einer Züge feine Zuflucht zu nehmen; ſ. d. Art. Blend» 
arkade, Blendfagade ıc. 

Blindage, m., frz., j. d. Art. Blendung 2.e. 

Blindboden, Blendboden, m., frz. faux parquet, engl. 
dead floor, der Baltenbeleg aus Bretern oder Pfoſten, 
welcher unter den eigentlichen Fußboden, mag diejer num 
aus gehobelten Dielen, Parkett oder Gipsguß bejtehen, 
zu liegen fommt; ſ. Fußboden, Parkett ıc, 

Blind-coal, s., engl., die Kohlenblende. 
ı Blinde, £., frz. blinde, £., j. d. Art. Blende, 3., 5. und 
| Blendung 2.d. 
| blinde Kinie, f. (Kriegsb.) Dies jind die Linien, welche 





bleu de Breme, cendres bleues, das Bremer Blau, bleu | beim Bau einer Feftung aufgezeichnet werden, um Die 
d’&mail, &mail bleu, das Schmelzblau, dieSmalte; bleu | Zeichnung zu erleichtern, aber beim Bau dann nicht aus— 
depinceau, d’application, das Schilderblau,Kaftenblau; | geführt werden. Man zählt hierzu die Defenslinie, den 


bleu de Saxe, das Sächſiſchblau, bleu de montagne, 
Bergbau; bleude France, fyranzblau; bleud’outremer, 
das Ultramarin. 

Bleu, adj.,frz.,blau; daherbleu clair, hellblau; bleu 
fonc&, duntelblau; bleu d’enfer, ſchwarzblau; bleuätre, 


bläulich;bleuir, blau färben, blau werden, blau anlaufen; | 


j. anlajjen 2. 
Sleuel, m., j. d. Art. Bläuel. 
Blick, m., j. d. Art. Silberblid. 
blicken, aft. 3. (Maler), auf den im Licht vorgejtellten 


großen und Heinen Berpenditel, bef. aber die inneren und 
äußeren Bolygonjeiten und nennt die leptgenannten vor— 
zugsweiſe blinde Linien. 


blinde Mauer, f. (Bauf.), 1.aud) blinde Front, Blend⸗ 


fagade (j. d.) gen., frz. mur orbe, m., fagade feinte, f., 
engl. blind wall,dead face, mit blinden Fenſtern u. Thüren 
verjehene Mauer, welche die Wand eines Sebäudes vor- 
ftellen foll,aber zur Berdedung eines Schuppens, Stalles etc. 
dient. — 2. fri.murendecharge, engl. discharging-wall, 
| Mauer, die blos aus Pfeilern bejteht, deren Zwijchenräume 


Theil eines Körpers oder Gegenitandes Lichter aufjegen. | man überwölbt u. den darunter befindlichen Raum ſchwach 


— Blihen und drüken, dunkle Schatten und helle Lichter 
machen. 


mit Steinen ausjegt. Die jo entitehenden leeren Räume 





werden häufig aud) als Wandſchränke benutzt. 


blinde Miftbeete 


416 


Blitzableiter 








mit Oel getränktem Papier. 


geſtellt worden war, trat 1747 der berühmte Franklin nach 


Blindenanſtalt, f., frz. Ecole des aveugles. Sie iſt eigener Erfahrung u. Unterſuchung mit derſelben Theorie 


(ebenfo wie Taubftummenanjtalten) inder äußerften Vor— 
ſtadt, möglichit hoch gelegen und mit Garten verbunden, 
anzulegen. In Garten und Haus müfjen die Gänge mög— 
lichjt gerade angelegt werden und rechtwinklig auf eins 
ander ftoßen. Die Gartenbeete find mit einem Heinen 
Ballvon Sand und Erde zu umgeben, bamitfieder Blinde 
nicht zertritt; an allen pausgängen, Treppen u. ſ. w. 
jind 2 parallel über einander fortlaufende Geländer ®/, u. 
1 m. vom Erdboden entfernt anzubringen, damit die 
Blinden im Nothfalle an ihnen ſich hinfühlen können. 
Schlafräume, Wohnräume, Ehräume und Unterrichts— 
räume find von einander zu trennen, möglichſt hoch, groß 
undgut ventilirt anzulegen. Alle Oefen ſowie alleStellen, 
an denen die Blinden zu Schaden fommen können, find 
mit 2 m. hoben Gittern zu verjehen, durch welche auch auf 
den Korridoren 20. die Zugänge zu Küche, Keller und Boden 
abzujperren find. [ Reim.) 

blinder Schacht, m. (Bergb.), ein bejonders abgeteuftes 
Geſenk, welches vom Tagſchacht entfernt ift. 

blinde Schleife, f., fr}. noeud m. coulant, m., engl. 
sliding knot, eine befondere Berfnüpfung des Seiles beim 
Rüjften und Baltenaufzichen, welche mit einem Zug gelöft 
werden kann; ſ. d. Art. Knoten und Thau. 

blindes Fenfter, blinde Thüre; ſ. Fenſter, Thüre ıc. 

Blind-faseine, s., engl. Deckfaſchine, Blendfafchine. 

Blind-frame, s., engl. Blendrahmen, Blendfeniter. 

Blindholz, n., frz. bätis m. de placage, engl. ground, 
nennt man bei Verarbeitung zu Beräthichaften ſowie bei 
Fertigung von belegten Thüren u. dgl. das Holz, welches 
nachmals mit feinem Holz belegt, fournirt wird. 

Blindlod), n., frz. t@moin, m., j. dv. w. Rüſtloch. 

blind machen, akt. 3., frz. &mousser, engl. to blunt; 
j. mattiren, mattjchleifen ac. 

Blindrahmen, m., 1. ein für Spiegel, Bilder und dgl. 
beftimmter Rahmen, welcher mit feinerem Holz belegt 
worden ijt oder werden foll. — 2. j. v. w. Blendfeniter. — 
3.5. d. Art. Fenſter. — 4. frz. blinde f. horizontale, engl. 
horizontal blind; Sappendede (j.d. u. Blendung 2 d.). | 

Blindfehlof, n., fr3.serrure f.cachee,encadree, engl. 
mortise-lock, ein ganz in das Rahmholz der Thür ein- 
gelafjenes, aljo von fünf Seiten verdedtes Schloß; . ein- 
geitedtes Schloß. 

Blindſchlüſſel, m., Hafen zum Aufziehen des Riegels 
vom Zimmer aus bei einem deutjchen Schloß. 

Blindflenge, 1. (Schiffb.), frz. verge f. de eivadiere, 
tourmentin, m., engl. fore-mast, ſ. v. w. Bug od. Bug⸗ 
ſtenge (ſ. d.). 

Blindstory, engl., ſ. v. w. Triforium (f. d.). 

Blindthüre, Unterthüre, f., frz. bätis de portedoublee, 
die erfte Lage Breter, welche, mit aufgenagelten oder auf 








hervor und wendete fie bald darauf auch praftiich an, Zu 
der Ueberzeugung gekommen, daß der Bliß eine elektrische 
Erſcheinung fei u. durch Körper, welche man als vorzüg- 
liche Leiter der Elektrizität kennt, ohne Nachtheil für die 
in der Nähe befindlichen Körper fortgeleitet werben könne, 
fam er auf die Idee, Bauwerke jowie andere Gegenstände 
durch derartige Yeitungen vor den verderblichen Wirfungen 
des Blitzes zu Schüßen. 

1. Wahl des Materials. Geglühte Holzkohle, Waſſer, 
Planzen, Thiere, feuchte Erde und vorzüglich die Metalle 
rechnet man zu den Körpern, welche fähig find, die Elektrizi— 
tät fortzuführen oder in ihr Inneres eindringen zu laſſen; 
unter die Nichtleiter rechnet man: Schwefel, Gas, Harz 
und Del, trodene und gebrannte Steine, ſowie aud) die 
Luft. Sept man die Leitungsfähigfeit des Kupfers—=1, 
jo iſt die des Goldes 0,,, des Silberd — 1,,, des Eiſens 
= (0,5, des Bleies— 0,,,, des Zinns=0,,,, des Zinks 
= (),,, dd Meſſings — 0,,. Bon den unedlen Metallen 
ind Kupfer, Eijen und verzinftes Eifen bis jegt am häu— 

giten angewendet worden, jomwie auch dad gar nicht zu 
empfehlende Meffing; verzinkter Eifendraht ift fehr zu 
empfehlen; doch ift zu bemerken, daß ein jeder noch jo qut 
leitende Körper der eleftrifchen Materie dod) einigen Wis 
deritand leiftet. 

II. Bedingungen für die Leiftungsfähigfeit, Starte 
Bligefind im Stande, Kupferdraht von zwei Linien Durch— 
mefjer zu ſchmelzen. Um eine jolche Schmelzung zu ver- 
meiden, genügtichon eine geringe Bermehrung des Durd)= 
meſſers; denn die Erhigung fteht nad Rieß' Verſuchen 
in unfgefehrt biquadratifcher Broportion zu dem Durd)- 
mefjer, d. 5. bei doppeltem Durdymefjer erreicht die Er— 
hitzung blos den achten Theil von Graden ꝛ⁊c. Ferner iit 
zu berüdfichtigen, daß bei dem eigentlichen Blig die ſoge— 
nannte dynamiſche oder flichende Elektrizität ins Spiel 
kommt, und bei der Leitungsfähigfeit für dieſelbe es nicht 
auf die Form des Querjchnittes, nicht auf die Größe der 
Dberjlädye, ſondern auf die Größe der Querjchnittsfläche 
ankommt. Weiterhin aber fann man annehmen, daß jeder 
Körper mehr oder weniger elektriſch ift, fich in einem 
Spannungäzuftande befindet, dejjen Ausgleich bei zu 
hober Steigung durch Funkenbildung ſich kenntlich macht; 
dieſe Art Elektrizität häuft ſich der Oberfläche an. 
Faſſen wir die Sache vom praftifchen Gefichtäpunft auf, 
jo joll erfahrungsmäßig die Stange des Blikableiters, 
von Eifen Hergeftellt, nicht unter 19mm. Durchmefler (be= 
züglich 75—200 mm. Umfang) haben. Bezüglich der 
Leitungen fommt neben dem jehr jchlecht leitenden, aber 
althergebraditen Eijen noch das viel beſſer leitende Kupfer 
in Betradit; Meſſing leitet jchlecht, verwittert jehr leicht 
und ftellt fi verhältnismäßig amtheuerften. Da nun Die 


den Brateingefchobenenkeijtenverjehen, den inneren Theil, | Oberfläche des Metalls zwar die Elektrizität beim Ueber: 
das Blindholz, der jogenannten Doppelthüren (f. d. 2.) | jpringen aufnimmt, aber nur der Querſchnitt fiefortleitet, 


bildet, während die Breter der zweiten Lage, des Belege, 
der Verdoppelung, die der erjten entweder rechtwinklig od. 
diagonal überfreuzen. 

Blindtram, m. (Zimm.), fr3.lambourdef.de plafond, 
soliveau m. inferieur, engl. ashler-joist, ceiling-joist, 
j.v. w. Fehltram (f. d. u. —— , Dede B,a.2.c.). 

Blind-way, blind-alley, s., engl. die Sackgaſſe. 

Blinker, s., engl. framed blind, der Blendrahmen, 
das Blendjenfter (j. d.). 

Blister, s., engl.,1.(Metall.) die Blaje. — 2.(Töpf. ıc.) 
die Formnaht, Naht, der Grat. 

blistered, adj., engl., blajig; blistered steel, blister- 
steel, der Blajenjtahl, Uementtahl. 

Blifgableiter, m., frz. paratonnerre, m., engl. conduc- 


tor of ligthening. Nachdem ſchon im Jahr 1746 durch 


den Profeſſor J. 9. Winkler in Leipzig die Elektrizität als | 


was man früher nicht wuhte, jo hat man lange Zeit 
geglaubt, es jei nöthig, eine Form der Leitung zu wählen, 
welche bei geringem Gewicht eine möglichit große Ober: 
ax bietet; dies iſt bei Blechitreifen und Seilen der Fall; 

a jedoch eritere Scharfe Kanten bilden, von denen der Blig 
leicht abjpringt, jo hat man fie ſchon lange fait allgemein 
verworfen und dagegen Kupferſeile am zweckmäßigſten er- 
fannt, weildiejes Metall am beiten leitet, ver Bermwitterung 
am meiſten widerſteht und das Seil nicht nur in ber 
ganzen Länge der Leitung in einem Stüd hergeftellt 
werden fann, jondern ſich auch leicht befeftigen läßt. Als 
vollftändig genügend hatte man aufgeitellt: für große 
Leitungen 12fach geflochtenes Kupferfeil von 10 mm. 
Durchmeſſer und 72 mm. Umfangsjumme, für Heinere 
Leitungen dasjelbe Hfadı von Bmm.Durdymefjer u. 54 mm. 
Umfangsfumme, Davon ift man aber infolge bejjerer 








draht. — Die Stärfedesjelben, wie überhaupt jedes Blik- 
ableiters, richtet jich übrigens nicht nur im allgemeinen 
nad) obigen Angaben, jondern auch nach den Eigenfchaften 
der betr. Gegend in Bezug auf Gewitter. 

Der Blipableiter joll in feiner ganzen Länge eine voll: 
kommen metalliihe Kontinuität darftellen, und wenn 
Verbindungen unvermeidlich find, fo jollen diejelben jo 
bergeitellt werden, daß die Theile mittels einer Kuppe— 
lungszwinge feit zufammengefchraubt werden, wobei man 
auch Ba achten muß, daß man die obere Fuge zwiichen 
der letzteren und der Stange mitteld Cement, Loth oder 
Farbe wafjerdicht zu machen hat. Ueber die Verbindung 
verichiedener Metalle ſ. unter IIL. Ye kürzer und direkter 
die Stange nad) der Erde geführt ift, um fo beſſer; ſcharfe 
Eden beim Biegen der Stangen od. hervorragende Spigen 
längs ihres Qaufes find zu vermeiden. Die Stange joll 
mit der Erde in der möglichit volllommenen Art und 
Weiſe verbunden fein. In Städten giebt es für diefen 
Zwed nichts Beiferes, als fie inguten metallifchen Kontakt 
mit den Hauptgas= oder Wafjerröhren unter den Straßen 
zu bringen, und ift eine ſolche Verbindung dann abfolut 
nothwendig, jobald ſich Gas: und Wafjerröhren im Haufe 
befinden. Dieje Verbindung fann durdy einen Kupfer= 
jtreifen bewirkt werden, der mit der Leitung verlöthet, um 
das Rohr herumgewunden und mit demjelben in feſte Ver⸗ 
bindung gebracht worden ift, oder es fann die Stange in 
eine Platte von Eijen oder anderem Metall, am beiten 
Kupfer, wegen der langſamen Orydirung, enden, welche 
in immer feuchtem Grund a. ift. 

III. Theile der Bligable * Die jetzt noch meiſt 
gebräuchlichen, ſchon ſehr vervolllommneten, aber auch 
noch ſehr vervolllommnungsfähigen Blitzableitungen be⸗ 
ſtehen meift aus Auffangſtangen, Zwiſchenleitung, Ab⸗ 


leitung und — — 
1. Auffangſtaugen. Dieſelben wirlen nach der allge— 


417 


Blitzableiter 








deſtens 1,, mm. Dicke oder mittels einer Heinen Platin— 
nadel. Die Auffangjtangen mit mehreren Spigen, früher 
jehr beliebt, find geradezu zu verwerfen. Die Stange wird 
auf dem Dad) des Gebäudes am Dachſtuhl ſelbſt befeſtigt; 
bei Befejtigung derjelben vermeide man es möglidjit, die 
Stangen weit in das Innere des Gebäudes hineintreten 
zu laſſen, und ordne lieber mehrere kurze Auffangftangen 
an, als daf man 
eine jehr hohe 
Stange erridytet, 
welche eine ftarte, 
weit in das In— 
nere des Gebäus 
des eintretende 
Befeftigungsart 
nöthig macht. 
Neuerdings iſt 
man ſehr von An= 
bringung ber 
‚Stange abge: 
fommen, befon= 
ders abervon den 
| Spipen; Knöpfe, 
—— 
etalldachun⸗ RN 
gen an Thürmen EL, Ni 
Y : —— Fig. 676. Zu Art. Blipableiter. 
u. find deshalb beliebter geworden. Auf Metalldäcern 
läßt man die Auffangjtange ganz weg. 

Bei Gebäuden, welche als Konſtruktionstheile viel 
Metall enthalten oder eine Metalldahung haben, mühte 
ja nad) Obigem der Abſtand der Blikableiterftangen 
noch geringer als gewöhnlich gewählt werden. Metallene 
Dachbedeckung braucht blos, muß aber auch, mittels einer 





meinen Annahme inder Breite bi$ zu dem doppelten Maß | guten metalliihen Verbindung mit dem Bliableiter in 
ihrer Höhe, müßten alfo, wenn fie 5—6 m. von einander | Zuſammenhang gejegt werden, und in diefem Fall fön= 
entjernt find, 1,, m. hoch fein , jo daß alfo die ihmen zu | nen dann die ſenkrechten Fallrohre, welche das Waſſer 
gebende Höhe für große Gebäude 3,—7,, m. betragen aus den Dachrinnen berableiten, jo eingerichtet werden, 


| 
| 





Big. 675. Bu Art. Blitableiter. 
| Fre. 677. Yu Urt. Blipableiter, 
würde; die Stange fei ſtets freisrund im Duerfchnitt; ges | daß fie als Beſtandtheile des Blitzableiters wirken. Die— 
wöhnlich fertigt man jie von Eijen, 4—5 em. am untern | jelben find oberhalb mit dem Dad), unterhalb mit einer 
Ende jtarf, verjüngt fie nach oben bis zu 1,,—2 cm., was | in die Erde vergrabenen Metallplatte mitteld feit ange: 


als Minimum anzufchen ift. Die Spite, koñniſch zugefpigt, | lötheter Kupferblechitreifen in Verbindung zu bringen; 


wird zwar häufig als Lanzenfpige von vergoldetem Eijen 

oder Kupfer gejtaltet oder auch als Kugel. Beides ift 

falſch; die Spike foll in einen jtumpfen Kegel auslaufen, 

der, um ihn ſowohl vordem Schmelzen al& vordem Wetter 

zu ſchützen, aus Platin gefertigt oder doch in Platin ein— 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Auff, I. 


ftatt diefer Platten können in Städten auch die Gas— und 

| Bafjerleitungsröhren dienen. Vgl. oben sub II. u. unten 

sub 2. Indiefem Fall würden jedoch; die Eſſen unbefchüigt 

| bleiben, weshalb man kupferne Auffangftangen, bis zu 

11 m. Höhe über den Eſſenkopf hinausragend, an das 
58 


— »Blitableiter 418 Blitzableiter Eu 


metallene Dad; anlöthen müßte, um die Entladung zuemz= |um die Stange gelegt wird. Fig. 680 zeigt zu gleichem 
pfangen und abzuleiten. Ebenfo müßte jede Spipe, jeder | Zwed einen ich von Walzblei,der das untere, über den 
Giebel ꝛc. eine Auffangitange erhalten. Eine Anlöthung | Dachfirften vagende Ende der Auffangitange umſchließt. 
an das Dad) ift jedenfalls nöthig; denn wenn der KYontalt 2. Dwifdenleitung zu Verbindung der Auffangitangen 
nicht volllommen wäre, jo würde ander betreffenden Stelle | unter einander und mit der Ableitung. Man hat em= 
das Metall leicht durchgebrannt werden können. Bei der | pfohlen, bei Metalldächern die Zwifchenleitung und Ab— 
Verbindung verſchiedener Metalle muß man vorfidhtig | leitung wegzulaffen und dazu vielmehr Firitbleche, Gurt— 
jein, damit nicht galvaniſche Ströme erzeugt werden. — | bleche, Dachrinnen und Fallrohre zu benupen. Es wäre 
Schädlich ift es deshalb, den Kupferdraht direft mit Zinf- | dann nur der nahe über dem Erdboden befindliche Aus— 
dad) od. dgl. zu verbinden. Dan füge daher ein Verbin— guß des Fallrohres mit einem Eifenjtab zu verfehen, wel: 
dungsglied aus anderem Metallein; Berfafjer pflegt 3.B. | her in die Erde verjenkt 
die Thurmknöpfe u. Thurmknopfhälſe als Auffangitangen | wird. An Koften wird 
zu benupen. Die hölzerne Helmftangewird dann vor Aufz | dabei allerdings geipart; 
legen des Haljes mit Seide überzogen, um Hals u. Knopf | indes ijt dieſes Verfahren 
von dem Holz zu ifoliren. Um den Hals wird, dafern er unſicher, weil die dünnen 
von Zink ift, eine fehr eng anliegende Schelle von Eifen | Bleche ſehr häufig, unter 
gelegt,mit einer offenen Flanſche, in welche der Kupferdrabt | ihrem Anstrich, und ohne 
mittels ſcharfer Andrehung von Schrauben ftraff einges | daß es von aufen bemerkt 
klemmt wird. — Alle mit einander in Berührung fommen= | wird, vom Rojt zerfrefien 
den Metalltheile werden unmittelbar vorher blanf gefeilt. | werden und dann feine 
Bei alledem werden namentlich unter Berüdjichtigung des | guten Eleftrizitätsleiter 
sub 2 Bejagten noch oft genug Auffangftangen gebraudht. | mehr find. — Die Kon— 
jtruftion der Zwiſchen— 
leitungen ift mit derjeni=- 
gen der Nbleitungen ganz 
gleich, weshalb wir ſie ge— 
meinſchaftlich beſprechen. 
3. Ableitung, welche die 
Bwijchenleitungen u. jo= 
mit die Auffangftangen 
ı mit dem feuchten Erdboden in Verbindung zu bringen 
hat. Bei größeren Gebäuden find mehrere Ableitungen 
anzubringen. Man hat, wie erwähnt, bis jept bie Lei— 
tungen in gormvon Stangen, Bledjtreifen, Draht, 
Seilu. hohlen Eylindern (Röhren) angewendet. 

















Fig. 683. Zu Art, Bligableiter. 





Big. 679. Big. 680. | Die Stangenform wird gewöhnlic dann gewählt, 
— wenn Eiſen zu den Leitungen benutzt wird. Bei quadra— 
Gun tifchem Querſchnitt würde die Breite u. Die der Leitungs⸗ 

ftangen 15—20 mm. betragen müfjen. Werden mehrere 
Preis Ableitungen angebracht, jo kann der Querſchnitt der Lei— 

N ne) tungsjtangen weniger, aber nicht unter 7 mm. ins [7] bes 
Fig. 681. tragen. In vieler Beziehung ift ein Querſchnitt von 


ber Form eines länglichen Rechtecks dem quadratiichen 
Querſchnitt vorzuziehen, alſo, jtatt Duabrateifen, Flach— 
eifen von ca. 50 mm. 
Breite u. 7 mm. Stärte 
zu verwenden. Die Ver: 
bindung der einzelnen 
Stangen unter ji fannn 
in nerjchiedener Weiſe ge⸗ 
ſchehen; ſ. Fig. 681 und 
682. Behufs wirflich me= 









N 


Trig 682. 
Zu Urt. Bligableiter. 

In Fig. 675ifteine Befejtigungsart für runde Stangen 
dargeftellt. a,deruntere Theilder Auffangitange, wirdbbei 
bu. ce von jtarten Ringen umſchloſſen, welche, mit Seide 
umtidelt, in das Holz des Dachgeſpärres eingeftedt und 
hinten durch Muttern befeftigt find, wobei der Anſatz d auf 
dem Ringe e ruht. Vor das mit einem Gewinde verjehene 
Ende der Stange wird eine Mutter e gefchraubt. 

Andere Befeitigungsarten von ——— ſJ. Fig. 
676—678. Nach zig. 676 wird das Ende der Stange auf | 
etwa 45 cm. aufgehauen. Nad) Fig. 677 find befondere | 
Bänder an das Ende der Auffangjtange genietet oder ges | 
ſchraubt und verlöthet, welche dann ihrerjeits an die | 
Seitenflächen der Dachſparren geihraubt find. Fig. 678 
zeigt diefelbe Berbandweife für Helmftangen an Thürmen 


Big. 678. 





684. 
Bu Art. Blipableiter. 


xc. Schr forgfältig muß man die Stelle, wo die Auffang- 
ftange aus dem Dach hervortritt, gegen Eindringen bon 
Regenwaſſer fhügen; denn die Näfje bildet einen guten 
Leiter der Elektrizität; man verficht daher die Auffangs 
ftangen über diejer Stelle mit einem angelötheten Rand 
oder Sattel von Kupfer: oder Bleiblech, |. ig. 675 bei f, 
unter welchen die Bededung tritt und jo geihügt wird. Ir | 
Fig.679ift ein Sattel von Kupferblech dargejtellt, weldyer 





tallifcher Verbindung ift esunbedingt nöthig, daß man die 
Berbandftellen vorher qut von Oryd reinigt und nad) dem 
Bernieten od. Verſchrauben noch verlötbet. Man ann 
auch die beiden zu verbindenden Stangen weiter über eins 
ander legen und an zwei oder drei Stellen vernieten. Für 
die Verbindung der Leitungen mit den Auffangitangen 
zeigen Fig. 663 u. 684 zwei verichiedene Konitruftionen. 
Iſt die Auffangitange rund, jo madjt man ein eiſernes 


Blitzableiter 


419 


Bligabfeiter 








Halsband mit langen Zangen, zwiſchen welche die Leis 
tungsjchienen gejtedt und mittel3 einer oder zwei durchge— 
zogener Schrauben befeftigt werden. 

Die Befeftigung der Stangen an den Mauern bes 
Haufes und auf dem Dach geichieht meiſt durch eiferne 
Stügen, Träger od. Stifte. Man hat diefeeifernen Stüßen 
durch hölzerne Träger erfegt, damit nicht die Elektrizität 
durch die Stüßen in das Innere des Hauſes geleitet wer: 
den jollte. Nod) andere Vorfchläge zu Iſolirung der Lei— 
tungsjtangen find gemacht worden. Schlojjermeifter Hei— 
nide in Meißen ijolirt die Eifenjtäbe an den Stellen, wo 
fie geftügt werden, durch Umhüllung von Guttapertſcha, 


beiten; j. oben sub II. Der Draht wird mehrmals um die 
Auffangitange gewunden, zufammengedreht und an ber 
Berbandftelle verlöthet, beſſer noch durch eine Schelle be= 
feftigt, f. oben. Die Träger erhalten oben Dejen, durch 
welche der Draht geitedt wird. Wo Drabtenden mit ein- 
ander zu verbinden find, jchlägt man diejelben am beten 
platt, vernietet fie mitStupferftiften u. verlöthet die Stellen. 

Drahtfeilleitungen wurden zuerſtvon Sauſſure 
empfohlen u. dann an verfchiedenen Orten in Anwendung 
gebradyt. Man verwandte beinahe ausſchließlich Meſ— 
fingdrahtjeil. Die Erfahrung hat jedoch gelehrt, daß 
meſſingene Drabtleitungen jtet3 nach wenigen Jahren 








Fig. 696. 


Chantrell durd eine Hülle von Seide. Schieferdeder 
Garlin Leipzig ſchlug vor, die Leitungen (beftehend aus 
Kupferdrähten) durch ifolirende Glasplatten zu führen 
(1. Fig. 685), welche an den Stützen angebracht werden ıc. 
Es ift dies jedoch nicht nöthig, wenn man nurdie Nuffang- 
jtangen thunlichſt ijolirt, dann aber dafür forgt, daß die 
Leitjtangen überall gut mit einander verbunden find und 
nicht in Die Nähe von größeren Metalltörpern imMeufern 
und Innern des Haufes fommen; ſ. übr. oben sub II. 
Die eifernen Stügen werben meift aus Duabrateijen von 
13 mm. Stärke hergeftellt, in Abftänden von 1, —2,, m. 
don einander geſetzt und in die Mauern oder das Holzwerk 
eingeſchlagen oder angenagelt; ſie erhalten eine Laͤnge von 
19—28 cm., jo daß die Leitung 8—15 cm. von der Band 
ober der Dachfläche abſteht; es ſchadet jedoch der Wirkung 
der Leitung nicht, wenn fie dem Mauerwerk nähergebracht 
wird. Die Stifte erhalten an ihrem äußeren Ende ent: 


weder eine Gabel, in welche die Leitungsftange durch eine | 


Niete befeitigt wird (Fig. 686 u. 687), oder einen Zapfen, 
welcher in einem entjprechenden Loch der Leitſtange feitge- 
nictet wird (Fig. 688). Für Wandftügen hat man noch 
mancherlei oft fomplizirte Konjtruftionen und Formen 
vorgejchlagen, welche jedoch dieAnlagen unnötig vertheuern 
und feinen wejentlichen Nußen haben. 

Bei Ableitungen aus Blechſtreifen, bei. 
Bleiblechitreifen u. Eifenblechitreifen, die je— 
doch nicht zu empfehlen find, geichieht die Ver— 
bindung der Streifen-Enden entweder durch 
Bernieten mit Kupferftiften oder durch Rüthen, 
oder endlich durch doppelte Ueberfalzung 
(Fig. 689), die Befejtigung der Blechſtreifen— 
leitungen durch direftes Aufnageln der Bleche 
auf die Umfangswände des Gebäudes u. auf 
Breterunterlagen auf dem Dad; mittels fupfer- 
ner oder verzinkter Eifennägel. Der Ueber: 
gang vom Dad) auf die Umfangswände des 
Gebäudes kann auch durch eine ſtarle Holz— 

dig. 689. unterlage Hergeftellt werden, wobei, wiebei allen 
Leitungen, jpipwinflige Biegungen zu vermeiden find. 
Fir Draptleitungen eignet fid) Kupferdraht am 


gie, 687. 
u Art, Blipableiter. 


dig. 688. 


völlig zeritört find, auch hat Meſſing wenigerLeitungsfähig- 
feit als Zink und Kupfer. j 
Kupferdrahtfeil hält länger, man follte jedoch, tie 





| 











— u OS 

ei Kf N \ 

— N — * / 
X —— ⸗ 


N 
ca, 


Fig. 600. 


| 
dia. 69 
Zu Art, Bligableiter. 


bereit3 erwähnt, lieber ftärferen Kupferdraht oder 

KRupferftreifen anwenden u. frei, ohne Stüßen hängen 

lafjen. Nah Murray’3Rathiwendete man auch röhren= 

förmigeBligableiter an, um bei geringerer Metallftärte 
53 * 





Blitzableiter 


des Blitzes benutzt würde. Dagegen ſ. das sub II. Geſagte. 
Murray'3 B. endigt in eine kupferne u. vergoldete Spitze 
(Fig. 690), welche 70 cm. lang, an der dickſten Stelle Kem. 
im Durchmeſſer ſtark ift und in eine hupferne Röhre von 
2 cm. Kaliber eingejchraubt wird. Dieje letztere Röhre 
wird nahMurray’s Angabe an der®erbindungsitelle mit 
der Spitze durchlöchert, um das elektrische Fluidum auf 
dieinneren undäußeren Flächen zu verbreiten; doch 
ift diefe Wirkung mehr als zweifelhaft. Die Verbindung 
der Röhrenftücegefchieht, indem man einengeres Röhren 
jtüd ungefähr 3 cm. tief in die untere Nöhre föthet und 


dasjelbe 15 em. tief in die obere Röhre eintreten läßt. | 
Unter diefer Stelle wird der eiferne Halter angebradit; 


5. Fig. 691. 


4. Ausleitung, Bodenleitung. Leber die Anforderungen 
an die Bodenleitung ſ. oben LI. Findet fich in der Nähe ein 


Wafferbehälter, ein Graben, ein Teich zc., jo biege man 
unter der Erdoberfläche die Ableitung in ſchräger Richtung 
vom Haus weg u. leite fie in dasWafjer. Wo fih Brunnen 
oder andere Wafjerbehälter nicht in der Nähe finden, biegt 
man die Leitung, nachdem fie 40— 45cm. unter die Ober: 
fläche gelangt ift, im rechten Winkel von der Mauer ab; 
jie geht nun in diejer Ridytung 3—4 m. tief im Boden hin, 
dabei immer bergab in einen Graben geführt, bis man fie 
3—4 m. tief in ein feuchtes Loch hineinragen läht. Um 
das fonft bald eintretende Roften der Erbleitung zu vers 
hindern, belege man den Graben mit Badfteinen auf 
deren breite Seite; aufden Rand derſelben ſetze man andere 
auf die hohe Seite und bedede den Boden dieſer jo gebil- 
deten Rinne 25>—35 mm. hoch mit Holztohle, auf welche 
man dann die Leitung legt, die Rinne mit dergleichen 
Kohle füllt und mit einer Lage Steine bededt. Dieje Holz: 
a ſchützt nicht nur die Leitung vor dem Roften, jondern 
erleichtert auch, da fie ein vortrefflicher Leiter ift, den 
Eintritt des Bliges in den Boden. Wo fein Brunnen zur 
Verfügung jteht, macht man mit Hülfe des Erdbohrers 
ein Loch von 12—15 cm. Durchmeſſer u. 2,—4 m. Tiefe, 
und läßt in dieſe die Leitung hinabjteigen, indem man fie 
auf allen Seiten gleich weit von den Wänden entfernt hält, 
worauf man den Zwifchenraum mit Kohlen ausfüllt, die 
man jo viel wie möglich zufammenpreht. Sehr vortheil- 
baft ift e8 auch, das Ende der Leitung in mehreren Ber- 
äftungen, in einem fogenannten Bejen, fi) ausbreiten zu 
lafien, da man überhaupt nie genug Vorſicht anwenden 
fann, um einen jchnellen Uebergang des Blitzes in den 
Boden zu vermitteln. 

Auch Schiffeverfiehtman mit B.n, Heinere Schiffe meist 
nur am Hauptmaft, größere hingegen auh am Fod: 
maft. Die Leitung bejteht hierbei aus einem metallenen 
Seil, welches vom Schiffsförper ifolirt iſt u. ein Stüd ins 
Bafjer hinabgeht. Sehr zweckmäßig find namentlich zum 
Schuß größerer Öruppen von niedrigen Gebäuden hohe, 
von den Gebäuben 7—16 m. entfernt ftehende, diefelben 
um 4—8 m. überragende Stämme, mit einer Auffang= 
jtange verjehen. Auch Kirchthürme u. hohe Fabrikſchorn— 
fteine bilden durch ihre Höhe natürliche Auffangſtangen 
für Blige; fie find daher vorzugsweife mit B.n zu ver= 


jehen. Bei Thürmen brauchen nur die Windfahnen oder | 


Kreuze durd; Ableitungen mit dem feuchten Erdboden 
verbunden zu werden. ©. oben ©. 418, lints. 

In Fig. 692 ift ein B. für einen gemauerten Schorn- 
fteindargeftellt. Der Schorniteina ijt oben miteiner guß— 
eifernen Platte b gededt, auf welcher die Träger c, welche 
die Auffangftange f tragen, angejchraubt find. An dem 
Stab d, weldyer die Fortſetzung des einen Bügels c bildet, 
wird das Kupferdrahtſeil e oder die jonjtige Leitung bes 
feftigt. Auf eifernen Schornfteinen werden ähnliche Auf— 
fangipipen (f Fig. 693) angebracht; eine Ableitung ift 
bier nicht nothwendig; e8 genügt, wenn das Fußende des 





Riea 


eiſernen Schornſteins mit einer guten Bodenleitung in 
Verbindung geſetzt wird. 








Fiq. 692, 
Bu Urt. Bligableiter. 


Sig. 699. 


Blitleudter, m., frz. charagne, f., Wandleuchter, der 
fi, vermöge der in feinem Arm angebrachten Scharniere, 
nach verichiedenen Richtungen bewegen, auch ganz kurz zu= 
fammenjchlagen läßt; vergl. Armleuchter 2 c. 

Blikfinter, Fulgurit, Cerannianfinter, Afrappalith, m., 
Blitzröhte, f. (Mineral), frz. astrapyalite, f., fulgurite, 
f., tube m. fulminaire, quartzm, hyalin, engl. fulgurite, 
vitreous tube. Ein in Sandboden jchlagender Blig bildet 
in demſelben äftige, tiefgehende, fic) immer tiefer verzwei— 
> Röhren, welde aus zufammengejchmolzenen Quarz⸗ 

örnern bejtchen; ihr fpezifiiches Gewicht ift 1,,—1,, , ihre 
Länge bis 8,, m.; jie find in ihrem Anfang in der Stärte 
eines Fingers, rigen Glas, haben einen Heintraubigen, 
auch blafjigen, glafigen Ueberzug, außen find fie uneben; 
auch find fie zumeilen ganz ausgefüllt. 

Bloc, m., frz. der Blod, $tloß;bloc röfractaire, großer 
feuerfefter Mauerziegel, Biegelblod, Ofenpatzen; b. 
d’&chantillon, behauener oder jonjt nach Vorjchrift be= 
arbeiteter Steinblod; b. de frottement, Bremätlog; b. 
de bois, Holzblod; b.de sciage, Sügeblod, j.Blod 2; — 
b. de plomb, Treibjtod von Blei. 

Blocage, m., ftz., 1. (Hochb.) Füllmund; beſteht aus 
den blocailles, f. pl., Heinen Steinen u. Kieſeln, welche 
man, zu Erzeugung von —— (. d.), in ein Mörtel⸗ 
bad ſchüttet. — 2. Straßenb.), Packlage. 

Blocal, m., blocul, m., frz., Blodhaus (ſ. d. 1.). 

Blochet, m., frz., Stichbalfen; simple blochet und 
double blochet, j. unter Dadjlonjtrultion; blochet de 
recrue, d’arötier, frz3.,Öratjtichbalfen; blochet mordant, 
auf den Schwalbenſchwanz eingeplatteter Stichbalken. 

Block, ın., früher Bloc), n., Klok, m., frz. bloc, billot, m., 
engl. block, log, im allgemeinen jedes große unbearbei= 
tete Stüd Holz, Stein oder Metall, bei. 1. in tronche, f., 
trunk, ſ. dv. w. Stod, Baumftumpf, Wurzeljtod. — 
2. Auch Blokhol;, Schnittholz, Sãgeblock, frz. bloc de sciage, 
doubleau, m., engl. plank-timber, saw-block, sawing- 
log, ein Stüd Baumjtamm von gewöhnlicher Bretlänge. 
— 3. Ein Blod Dielen, Breter, Fourniere 2c.; jo nennt 
man eine Bartie dgl., die aus einem Blod gejchnitten find, 
an einem Ende aber nod) zufammenhängen. — 4. Blod 
einer Ramme, j. v. w. Rammklotz. — 5. frz. poulie, f., 
engl. block, pulley, aud) Blocktolle, Rolle eines Flaſchen⸗ 
zuge, wenn fie aus Hirnholz geichnitten ift. Auf Schiffen 
nennt man alle Rollen jo, in denen das Tauwerk läuft, 
undunterjcheidetden laufenden Blod, poulie courante, 
engl. running block, d. i.ein folcher, welcher im Taumert 
ſich auf und nieder bewegt, im Gegenjag zu jtehendem 


Block 


421 


j Blodfprengen 





Blod, frz. pouliefixe,engl. standing-block,einem folchen, 


welcher fejtgehatt od, durch Schnüre fejtgebunden ift. Die 
Berbindungen der Blöde heißen Tafeln und bewirten das 
nothwendige Spannen der Tauexc. — 6. Blod, frz. moufle, 
engl. block, system of pulleys, beißt aud) die hölzerne 
Flaſche, an welcher die Scheiben eines Flaſchenzugs ein— 
gehangen werden, wenn fie aus dem Ganzen gearbeitet iſt. 
— 7. (BZiegelbr.) Blöke, auch Gerüfle, nennt man die 
Sattenjtellagen, weldye, zum Ablegen und Trodnen der 
Biegel beitimmt, in langen Reiben in den Trodenjdjeunen 
aufgeftellt find. — 8.Block, Sltinblocn, Blockſtuhl, Ituhlflein ıc., 
frz. de, m.,support m.desrails en pierre, engl.bedstone, 
stone-block, jteinerne Unterlage für Eiſenbahnſchienen; 
j. unten den Art. Eifenbahnbau. — 9. (Wajjerb.) Stüd 
einzudeichendes oder eingedeichtes Land von 50 — 100 
Morgen Inhalt. — 10. (Mineral.) Erratifher Bloh oder 
Wanderbloh, Findling, Rolfein, frz. bloc erratique, grand 
alet, engl. erratic block ; dies find die in gewifjen Yand- 
ia, vorzüglich in Niederungen vorflommenden, oft 
jehr beträchtlichen Steinblöde von Granit, Gneis u. j. w., 
welche wahrſcheinlich durch ungeheure Fluten unter Mit⸗ 
wirkung von Eismafjen an ihre jegigen Lagerjtellen ge— 
bracht wurden; j. aud) den Art. Findling und Baujtein. 
Block, s., engl., der Blod, Klotz. 1. B. of wood, 
franz. b. de bois, gros billot, m., der Holzklotz; b. 
ofan anvil, der Amboßſtoch; block ofbrake, der Brems⸗ 


blod. — 2. B. of capping, der Dedelftein, Sattel: | FF 


ftein. — 3. B. of a center, das Kranzſtück eines Lehr: 
bogen3; curved block, der Krümmling, das Bogenholz, 
gebogenes Kranzjtüd. — 4. B. ofametal, frj.saumon, die 
ans. —5.B. ofhouses, die Häujerinfel, das Quartier. 

to block, a. v., engl. hemmen, hindern, jtoppen; to 
block-out the timber, dad Stammholz zu Schirrholz, zu 
Sägeblöcken ıc. zujchneiden, ausflögen; to block-up the 
freestones, die Haufteine aufbringen (auf die Mauer) 
und anjepen. 

Blockade, f., frz. blocus, m., ſ. Belagerung u. Blokade. 

Blodkbatterig, £, j. d. Art. Batterie. 

Blockblei, n., jr}. plomb m. en saumons, engl. pig- 
lead, Blei (f. d.) in Blöden; j. Bleiblod u. Bleimulde, 

Blockboje, f., Alokboje, f., frz. bouée f. en bois, engl. 
wooden-buoy; j. d. Art. Baake und Boje. 

Block-bond, s., engl., Blodverband. 

Blöckchen, n., Kaminziegel (f. d.); diefelben find nur 
balbgebrannt u. dienen zu Ummauerung der Feuerungen. 

Blochderke, Tramdeke, Dobeldehe, Dübeldeke, £., frz. 
plafond m. en blocul, engl. bomb-proof timber. Es 
giebt zwei Arten. 1. Ganze Bloddede, aus dicht neben 
einander gelegten ſtarken Balfen, Blokbalken; ſ. Dede u. 
Dübelgebälte. —2. Halbe Bloddede, eigentl. eine ArtFehl⸗ 
boden aus ſchwachen Hölzern, Blokhölzern, die zwiſchen die 
Hauptbalten, von einer Sceidewand zur andern, der 

änge nad) eingelegt oder der Quere nad) in die Nuthen 
der Balken eingejchoben werden. Man verjtreicht die 
Fugen von oben mit Lehm, trägt Schutt bis zu gleicher 
Höhe mit den Ballen auf und dielt, berohrt u. pußt von 
unten; jehr anwendbar zu bombenfejten Räumen; vgl. d. 
Art. Baltenteller, Baltenlage, Dede u, Dübeldede. 

Bloskdeidy, m. (Wafjerb.), ein erhöhter Weg od. Deid), 
über moraftigen Boden auf eingejenkten Blöden und 
Faſchinen gefiihrt; j. d. Art. Deich. 

Bloek-furnace, s., engl. (Hüttenw.), der Wolfsofen, 
Etüdofen; single block- f., bloomery-high-furnace, 
der einfadye Stüdofen, Bauerofen. 

Blockhalter, m., frz. buttoir, m., engl. blockholder, 
j.d. Art. Sägemühle. 

Bloek-hammer, s., stamp-hammer, s., engl., der 
Fallhammer, Stempelhammer, Bertitalhammer. 

Blockhaus, n., 1. franz. maison f. en bois blinde, 
blocal, blocul, bloquil, m., engl. loghouse, jedes Haus, 
welche aus runden, an den Eden verſchränkten Stämmen 








oder Blöden erbaut, auch wohl mitdergleichen abgebedt ift; 
im Erzgebirge, der Laufig, den preuhijchen Marten, der 
Schweiz, Tirol, dem Schwarzwald, denWäldernAmerita’s 
u. anderen jehr holzreichen Gegenden zu finden. Als Bei- 
ipiele geben wir in Fig. 694 eine Sennhütte aus den Ti- 
roler Alpen und in Fig. 695 eine Grabhütte aus Dft- 
fibirien, welche den Beweis liefert, wie aud) diefe Kon— 
jtruftionsweife einer höheren Ausbildung fähig ift. Ueber 
die Konſtruktion jelbjt j.d. Art. Blodwand. — 2. (Kriegab.) 
frz. bastide, f., fortin m. de madriers, redoute f. 
blindee, blockhaus, m., engl. block-house, hölzernes 
Fort, d. i. ein aus Schränfwänden od. Blodwänden (f. d.) 
errichteter Bau, der, ebenfo genen Wurffeuer eingededt, 
von allen Seiten mit einem Graben umgeben iſt. Zu 
größerem Schutz gegen Inbrandjeßung und Berftörung 





— 





— 


Big. 694. Eennhütte aus den Tiroler Alpen. (Zu Art, Blodhaus.) 


durd) Geſchützfeuer erhält das B., welches, je nach der Be— 
ſatzung, mit Schießlöchern für Geſchütz oder Gewehr ver— 
ſehen iſt, einen Erdanſchutt. Demgemäß wird auch die 
Dede durch Schichten von Dünger und Erde widerſtands— 
fähig gemacht. Anwendung finden Blodhäufer bei Ver: 
theidigung entlegener wichtiger Poſten und als Reduits. 

Blocking-course, engl.,im allgemeinen eine Schicht 
glatter einfacher Blöde, ungegliederter Haujteine, daher 
I. Sockelſchicht. — 2. Maueraufiag, einer niedrigen, un: 
gegliederten Attifa vergleichbar, über dem Hauptfims eincs 
Gebäudes, etwa zur Verbergung der Dachrinne. 

bloiren, aft. 3., frz. bloquer(j.d.), eigentlich deutſch: 
aufbloden, bebloden;; iiber blokiren ſ. Blofade. 

Blorkkarren, m., fr}. efourceau, m., engl. truck; 
j. Karren und Blodwagen. 

Blockkeller, m., j. d. Art. Baltenteller. 

Blochmeißel, ım., Modmeißel, Hauer, Magelfhrot, m., 
ft. tranchet,, m., engl. nailsmith’s chisel (Nagelihm.), 
ein im Klotz des Ambohes befeftigter jtarker Melhel, auf 
welchem der geſchmiedete Nagel vom Stabeijen losge— 
ſchlagen wird. . 

Blokmühle, f., j. d. Art. Bodmühle, 

Blodnagel,m.,fra.grasse cheville en bois,engl.large 
treenail, ein großer Nagel von Holz, zu Befejtigung der 
Bänder eines Holzfloßes an die einzelnen Baumſtämme. 

Blockpfahl, m., ein jtarter Rammpfabl; j. Pfahl. 

Block-plan, s., engl. genereller, nicht detaillirter®lan, 
Zwiſchending zwijchen Situationsplan u. Grundriß. 

Blockfäge, f., frz. scie de long, engl. log-saw, Säge 
in einer Sägemühle (. d.). 

Blokfhicht, f.(Maur.), Schicht im Blodverband(f.d.). 

Blockfhiff,n., 1.j.v.w. Floh. — 2. Altes ausgedientes, 
als ſchwimmende Batterie od. Gefangenenſchiff verwen— 
detes Linienſchiff. — 3. Floßähnliches ſchwimmendes 
Serüft, beim Kalfatern der Schiffe gebraucht. 

Blockſprengen, akt. 3. Man verjteht hierunter die 
einſachſte Art der Steinjprengung: es werden nämlich 
in dem auf dem Stein vorgezeichneten Umriſſe künſtlich 
getrodnete Keile von Weidenholz eingetrieben und dann 


Dlodiflation 








422 





DBlokade 





mit heißem Waſſer angefeuchtet, infolge dejien ſie ans | lettes, engl, truck-wheels, jo heißt der B. auch Roll: 


ichwellen und das Geſtein jprengen. | 


Blockfintion, f., j. d. Art. Eiſenbahn u. Signalitation. 

Blorkftein, m.,Blohfük,n.;jo nennt mandiegroßen, in 
Thorpfeiler vermauerten Steine zu Befejtigung der Thor— 
bänder (auch bei Schleufenthoren.) j 

Blockſtuſe oder Klohfinfe, f., frz. marche f. massive, 
engl. log-step, maffive,d. b. aus einem Blod gearbeitete 
Holsftufe; in diefer Weife fertigt man meift die erjie Ans 
fangsitufe (.d.) oder Antrittsftufe einer Holztreppe, welche 





Big. 695. Grabhütte in DOftfibirien. Bu Art. Blodhaus, 


wagen od. Blockräderſchleppe, frz. traineau m. aroulettes, 
chariot m. a roulettes, engl. truck-carriage, und wenn 


| er Hein ift, Rolltarren, frz. diable, m., engl. truck-cart. 


— 2. Blohwagen, auch Blocſchlilten, Klogihlitten, frz. 
chariot de scierie, engl. drag; j. Sägemühle. — 3. frz. 
fardier m., engl. open box-waggon, j. v. w. offener Gü- 
terwagen; j. Lowrh. 

Blockwand, Schroſwand, f., Kahwetk, n., Gehtſah, m., 
irj.charpente en bois blinde, engl. Jog-work, log-bond 
(Zimm.), aus horizon⸗ 
tal über einander ges 
legten Baumftänmen 
aufgeführte Wand; es 
giebt mehrere Arten: 
1.B. aus rohen Stäm- 
men mit Vorſtoß, be= 
MR steht aus an den Eden 
x jih überkreuzenden, 

aufgeſchränkten, run⸗ 

> den Stämmen (Fig. 
696), die überftehenben 
Stüde heiken Bor: 
jtöhe; die zwijchen den 
Stämmen bier und da 
bleibenden Zwiſchen⸗ 
ED riume werden mit 
* Moos oder Werrig ver: 
jtopft (aufgefüttert). — 
2. B. aus gehauenen 
Stämmen mit or: 
ftöhen (Fig.697). — 3. 
Blodwände ohne Vor- 
* ſtoß beſtehen aus 25 bis 
> 30 em.itarften,horizon= 
-. tal über einander geleg- 
ten, an den Eden über: 
blatteten Hölzern, ſ. Fig. 
698 u. 699; bei großen 


w.0r- 
4 


den Wangen der Treppe als Auflage dient. Es fann eine | Dimenfionen dollt man die Hölzer außerdem noch in 
Treppe auch aus lauter Blockſtufen beftehen und heit | Zwiichenräumen von je 1,—1,, m. auf einander. Blod⸗ 
dann Blorktreppe, frz. escalier en blocs, engl. log-stears, | wände werben faft nur in jehr holgreichen Gegenden ange: 


ſowohl der ———— als auch wegen des leichten 
Werſens und Reißens der B.n ꝛc. ꝛc. in feiner Weiſe zu 
empfehlen; eine ſolche Treppe geſtattet nur gerade Arme | 
(Läufe) u. beſteht ausdenverhältnismäßig jtarten Wangen | 
(Treppenbäumen), auf welche fich die maffiven Stufen | 
(den fteinernen in der Form ähnlich) mit der unteren nad) 
dem ig ih, engen ber Treppe abgeichrägten Seite auf- 
iegen. Bon diefer unteren Fläche aus find die Stufen an 
beiden Seiten rechtwinklig zum Treppenbaum mit einer 
schmalen Abjchrägung verjehen, mittels welcher eine auf 
der andern ruht, auch jind fie noch mitteld großer Nägel 
an beiden Seiten auf die Treppenbäume befeftigt. 
Blockverband, m., frz. liaison f. anglaise, appareil 
m, ou assemblage m. dit anglais, engl. block-bond, old 
english blond, ift der gewöhnlichite und am leichtejten 
auszuführende Mauerverband (j. d.). Er beiteht darin, 
daß die Steine in einer Mauer immer jo gelegt werden, 
da eine Länferfchicht mit einer Binder: oder Streder: 
ichicht der Höhe nad) abwechſelt, jo daß die dritte Schicht 
immer mit der unteren in ihren jentrechten Fugen, Stoß— 
fugen , zufammtentrifit, ſ. Fig. 32, Seite 29; der gemiſchte 
B., B.- und ireuzverband, engl. block-and-cross-bond, 
ift aus B,- und Kreuzverband zufammengejeßt. 
Blockwagen, m., 1. fr. binard, m., engl. truck, jtarter 
Wagen mit jehr niedrigen Rädern; auf der Hinteradhie 
und dem Lenkſchemel liegen 3—4 ftarte Blöde, die jo den 
Boden des Wagens bilden; an der Seite jtehen ganz nie— 
drige Nungen; einen fleinen B. nennt man auch Blod- 


wendet. Sie halten, wenn bie Fugen gut mit Moos ver- 
ftopft u. mit Lehm 
verftrichen ſind, ſehr 
warım. 

Blockwerk, n. 
nn): nbe= 
griff jämtl. Blöde 
eines Schiffes; f. d. 
Art. Blod 5. 

Blochzarge, f., 
oder Thürflodk, m., 
frz. jambage en 
bois, huisserie en 
charpente, assem- 
blage des poteaux 
et traverses, engl. woodendoor-case, nennt man diejeni⸗ 
gen Thür⸗ u. Fenftergerüite, welche aus vollem Holz berge- 
jtellt werden, wobei der Falz in dasfelbe eingearbeitet wird. 

Blockzinn, n., frz. ötain m. en saumons (blocs), engl. 
block-tin, Stangen= u. Hütchenzinn, heißt das im Handel 
am meilten vorfommende Zinn. 

Blödit, Afradhanit, m., weiches Mineral, aus ſchwefel⸗ 
jaurer Natron-Talferde mit Waſſer beſtehend. 

Blokade, f.,fr3. bloquade,f.,engl.blockade(ftriegsb.). 
1. Blofade zu Yande. Einſchließung einer Feſtung zu 
Aushungerung derfelben, wenn man aus irgend welchem 
Grund nicht zur eigentlichen Belagerung ichreiten will. 
Sonjt, bei. bei Griechen und Römern, jowie im Mittel: 





Fig. 69%. Zu Urt. Blocwand. 


farren (f. d.); find die Räder majfiv, Blohräder, frz. rou- | alter, bewirkte man die B, vermittel$ der Contravallation 





Dlume 

u. Cireumvallation (f.d.); jet umjchlieht man die Feſtung Auffaſſung, meijt aber ftilifirt. Wie dies in den vor— 
außer Kanonenſchußweite mit Poſten, die jo gejtellt find, | Haffiichen Stilen geſchah, darüber ſ. d. Art. ägyptiſch, 
daß fich nichts zwiſchen ihnen durchſchleichen kann, ſchützt | aſſyriſch ꝛc. und jei hier nur noch bemerft, daß in den Or— 
dieje auch wohl durd) Br er Schanzbauten gegen Aus- | namenten diefer Stile bei. Nymphäen und Lotos jowie 
fälle. —2. Blokade zu Waſſer. Häfen blofirte man | Herafleen und Aronjtäbe (ſ. Fig. 700) verwendet find. 
früher durch Verichliehung des Hafens mittels langer | Aus Bergleichung diefer Figur mit den Ornamenten jener 
Reihen von Blöden, die unter einander verbunden waren; | Stile wird man jehen, daß die Stilifirung bei ihnen ſehr 
jept bewerfitelligt man dies einfach) durch Erflärung des | weit, ja bis zum völligen Unterdrüden aller Erinnerung 
Blokadezuſtandes und Ausrüftung von Kaperſchiffen an die Natur unterden Schematismus ging. Die Griechen 
oder höchſtens durch vorgelegte Schiffe. bielten bei Reliefdarjtellung von B.n bei weiten fejter an 
Blood-stone, s., engl., Blutitein (ſ. d.). dem Borbild derNatur. So zeigt Fig. 701 a eine Sonnen 
Bloom, s., engl. (Hüttenmw.), der Deul, Teil, die Quppe. | rofe, b eine Mohnblume nad) griechiſchen Relieforna— 
der Schirbel; bloom of sheet-iron, der Sturz, das Diinn= | menten; daß fie jedoch auch aus Blättern u. Früchten B.n 
eijen; ſ. Blechſturz. zuſammenſtellten, zeigt dic aus Wein komponirte griechiſche 


Blood-stone 423 


























Fin. 698. dig. 699. 
Zu Art. Blodwand, 


Bloomery, blomary, s., engl., das Wolfsfeuer, B. ec, ſowie die aus Maisdolden und einem nicht erfenns 
uppenfeuer. baren Blatt zufammengejepte griechiſche B. e. Bei Ver— 

Bloomery-house, s., engl., die Luppenfriſchhütte. wendung der B.n im Fachornament trieben auch die 

Blooming-roll, s., engl., die Luppenwalze, Roh- Griechen die Stilifirung jehr weit; ſ. d. Art. griechiſcher 
ichienenwalze, Buddelwalze ıc. Stil. Die Römer verfuhren noch willfürlicher bei Ges 

Bloom-iron, s., engl., das Wolfseiſen. ſtaltung ihrer B n, indem fie die Bewegungen der Naturs 

Bloom-plate, slab-plate, s., engl., das Sturzblech; 
j. d. Art. Bled). 

Bloom-steel, s., engl., der Wolfsſtahl. 

bloquer, v.a.,irz.,1.aufbloden, 
eine fchr ſtarke Bruchſteinmauer 
ohne Schnur von großen Steinen 
aufführen. — 2. Bebloden, mit der 
Blofade belegen. 

bloslegen, att. 3., den Grund, 
engl. to bare the foundation, j.d. 
Art. abipülen, unterwajchen ıc. 

Blofherd,m.(Hüttenw.),f.v. w. 
Waſchherd, zum Schlämmen oder 
Waſchen der Schliche. 

Blotk, m., in manchen Gegenden 
für Schnittemefier. 

to blow, a. v., engl., blafen, to 
blow-in a furnace, den Ofen ans 
blajen, das Gebläſe anlafjen; to 
blow-down, to blow-out a fur- 
nace, den Ofen ausblajen, nieder— 





Fig. 700. Bu Art. Blume, 
blajen; to blow-up a bridge, eine Brüde jprengen; to | blumen alterirten, ihre Form phantaftisch umgejtalteten 


blow-up a foundation, unterwajcen, und fomponirten. Beiſpiele davon zeigen die römischen 
Blowing-engine, s., engl. die Gebläſemaſchine. Ornamentblumen d, f, g, h in unjerer Figur, in denen 
blown-up, adj., by water, unterwajchen, von Yunda= | man die Vorbilder nicht wieder zu erfennen vermag. Die 
menten gelagt. mittelalterlihen Stile verfuhren bei Gejtaltung der B.n 
Blowpipe, s., engl., Blaſerohr, Löthrohr. gerade entgegengefept, indem fie diefelben in annähernd 
Blue, s. und adj., engl., j. blau. geometrijche Form zu bringen fuchten ; fo findet fich 3. B. 
to blue, a. v., engl., bläuen; to blue steel, Stahl ans | die Fuchfie, Fig. 702 in naturaliftiicher Weife gezeichnet, 
laufen lajien. , vielfach verwendet ale Ornament,u.zwar in frübromanifch- 
Blügel, m., j. dv. w. Bläuel (f. d.). naturaliftiicher Behandlung nad) Fig. 703, ftilifirt an 
Blume, f.. frz. fleur, £., engl. lower. jpätromaniichen Werfen nach Fig. 704, ja felbft ganz um⸗ 


A) Blumen alsOrnament werden auch gleich den Blättern | geftaltet nach Fig. 705 und 706. Fig. 707 endlich zeigt 
(vgl. d. Art. Blätter, Blatt u. Blattwerf) vielfach in der | eine gothifche viertheilige B, entitanden aus Zufammenz 
Architeltur verwendet, u.zwarzumTheilinnaturaliftifcher | ſtellung ftilifirter Epheublätter; ſ. d. Art. Roje, Kricch- 


— 


Blume 424 Blume 


— — = — — — —— ————⏑ En —————— — — — 
blume, Kreuzblume, Marienſchuh. Ballenblume, Tudor- ! thologiidie und legendariſche Perſonen: Iſis und Neitha 
blume:c. Den Namen Olnme, jrz. Feuron, ma engl. rose, cine Lotosblume; Oſiris eine Nymphäa: Horus ebenfalls 
Lolosblume oder auch den He— 
liotropꝛ Harpokrates Pfirſich 
blüten; Apis wird mit allerlei 
B.en bekränzt; NeptunmitScilf: 
dolden und Nymphäen, desgl. 
Amphitrite; Proſerpina mit 
Narziſſen; Ceres erhält neben 
den Aehren Feldblumen; Venus 
allerlei B.en, beſ. Roſen; Veſta 
weiße Lilien; Minerva Dliven: 
blüten; Bacdıus wird bekanntlich 
mit Wein- od, Epheublättern be> 
krünzt, denen auch Blüten beiges 
fügt find; Amor erhält Rofen; 
Hymen Majoran; die Faunen 
Rebenkränze; Sirenen, Tritonen 
und Nereiden erhalten Wafjer- 
blumen, ebenſo die Flußgötter 
und Nymphen B.n von Fluß: 
pflanzen. Unter den Muſen bes 
tonımt Erato Myrte und Rojen; 
die Grazien und Horen fowie die 
Zephyre befommen Guirlanden 
von allerlei B.n; die Penaten 
Ben, die inder Umgebung der von 
ihnen beichügten Stadt bef, ge 
deihen, Somnus u. Morpheus 
Mobnblumen; Terminus und 
Flora erhalten allerlei B.n, Ter— 
minus bei, Feldblumen. 

In der chriftl. Kunſt erhielt 
die heilige Dorothea einen Rofene 
zweig oder auch Nofen in einem 
Körbchen, die heilige Rofa de 
Lima eine Roſe mit aufgebroche- 
ner Stachelfrone; dieheiligeRofa 
von Biterbo und dic heilige Elifas 
beth Caſilda erhaltenRojen inden 
Schöh; die heilige Roſalia hat 
einen weißen Roßenkranz auf 
dem Haupt; dem heiligen — 
lus fallen Roſen und Lilien aus 
dem Mund; der heilige Hugo hält 
drei Bin im der Hand; den Leich— 
nam der heiligen Sophronia be= 
treuen Vögel mit Bin ıc. x. 
Bal, auch die Art. Blume, Lilie, 
Roſe ꝛc. m M. M. a. W. 

C. Blumen in allegoriſcher und 
fnnbelifher Bedenlung. Bei den 
Hricchen waren Rofen, Jasmin 
und Lilien forte andere rothe u. 
weihe Bin den Todten geweiht: 

dig. 701. In Het. Blume, Mohnblumen bedeuteten Schlaf, 
Führt noch bejonders die Mittelblume des korinthiſchen u. Nofen Liebe ꝛc.; auch beitreuten fie die Lager beim Effen 

















a A 
Fiq. 702. Bu Art. Blume, Fig. 708. Fig. 704. Au Art. Blume. Sig. 705. 


römiſchen Kapitäls; ſ. d. Art. korinthiſch und römiſch. (f. Trielinium) mit B.n umd warfen B.n auf den Weg 
B. Siumen als Attribute und Emblemt erhalten viele my⸗ | einzichender Sieger und Herricher. In der altchriſtlichen 





R x : 
— 








Dlumenampel 








dig. 706. Zu Art. Blume. Fig. 707. 

Blumenampel, f., j. Ampel 3. 

Slumenbeet, n., Blumengarten, m., ſ. d. Art. Garten 
umd Beet. 

Blumenfarbe, f. pl., j. Saftjarbe. 

Blumengehänge, n., frz. feston, m., guirlande, f., 
fleuronage, m., engl. wreath of flowers, garland, flo- 
werwork. Sie bieten ein danfbares Mittel zur orna= 
mentalen Ausfüllung von Räumen und flächen, welche 
eine jtreng ftilifirte Berzierung nicht wohl erlauben; man 
fann diefelben entweder naturalijtiich oder phantaſtiſch 
behandeln, z. B. als Guirlande mit flatternden Bändern, 
als herabhängende Bouquets xc., u. würde dies bef. in der 
Renaijjance, im Baroditil, im pompejanifchen x. am 
Plage jein, jowie gemalt bei fast allen Stilen, mit Aus: 
nahme vielleicht der vorklaſſiſchen, oder man jtilifirt fie im 
Charakter des betreffenden Stils, oder man ſchmiegt fie, 
mehr oder minder jtilifirt, der architeftonischen Gliederung 
an, wie z. B. in gotbiichen Hohlfehlen, auf Renaifjance- 
wülſten, bei. an Plafonds ꝛc.; doch dürfen fie weder zu fehr 
vorherrichen vor den architektoniſchen Hauptformen, nod) 
zu ärmlich oder ſpürlich ausjchen. 

Blumengeftell, n., Binmenfänder, m., Binmenfiellage, f.; 
fie fommen theils in Gewächshäuſern, theils im Freien, in 
Gärten oder aud) in Zimmern zur Anwendung; im erjten 
Fall find fie hauptfächlich jo einzurichten, daß man mög— 
lichft viel Blumentöpfedaraufplaciren fann. Sie erhalten 

u diefem Behuf die Geftalt einer fteilen Treppe ohne alle 
—————— Die einzelnen Stufen beſtehen aus Latten, 
damit die Luft hindurchſtreichen kann, und müſſen etwas 
höher als die darauf zu ſtellenden Töpfe ſein. Sie werden 
— mit einem leichten, beweglichen Schirmdach von 

einwand oder dergl. verſehen, um die Blumen beliebig 
vor Regen oder Sonnenſchein ſchützen zu können. Die in 
Zimmer gejtellten Binmenetagören, Biumentifche ac. dienen 
zugleich zur Verzierung; doch darf man bei ihrer Aus- 
ſchmückung nicht zu weit gehen; die Blumen jelbjt, ihre 

Stellung gegen einander ıc. müflen immer die Hauptmittel 
zur Erreichung des deforativen Zwecks bleiben. Das Ge— 
ſtell ſelbſt muß jo eingerichtet fein, dab es durch Dieje 
Blumen möglichit den Bliden entzogen wird. 

Blunenranken, f. pl., Biumenzüge, m. pl., oft fälſchlich 


Arabesten (ſ. d.) genannt bilden ein bequemes, fait nur 
zu oft wiederholtes Mittel der Ornamentirung, bei. von | ſchmolzene Mafje mit 
langen, laufenden Flächen, 5. B. riefen. Fig. 708 giebt | Wafjer auszicht und kry— 





Fig. 708. Zu Art. Blumenranten, 








to blunt, a. v., engl. abjtumpfen, to blunt the glass, 
blind machen, mattichleifen; blunt, blunted, adj., engl., 
ftumpf, blunt angle, jtumpfer Winkel. 
Blüfe, f., Leuchtthurmflamme; ſ. d. Art. Leuchtthurm. 
Blut, n., frz. sang, m., engl. blood, wird häufig als 
Bindemittel für den Lehm, öfters auch bei Farbeanftrichen 
verwendet; auchdie Töpfer bedienen ſich feiner zum Färben 
Heiner Gegenftände; j. übrigens d..Art. Rindsblut. Das 
fojtbare B. Chrifti und der Blutzengen (Märtyrer) wird 
ſymboliſch durch Edelfteine (f. d.) dargeftellt, daher unter 
den Heiligen blos die Bintheiligen mit Edelfteinen geſchmückt 
darzuſtellen find. 
Blutadjat, m., frz. agate f. sanguine, engl. bloody 
agateé, ſ. im Art. Achat. 
Blutbude , f., untericheidet fich nur durch ihre dunkel⸗ 
rothen Blätter von der Rothbuche; j. Buche. 
Blutbühne, f., Bintgerüf, n., j. Schaffot. 
Bluten des Yolzes wird das Austropfen des Saftes bei 
' Berwundung des Holzes genannt ;jolange einangelafchter 
od. angebohrter Stamm blutet, joll man ihn nicht fällen. 
Bluterie, f., frz. (Müll.), die Mehlmaſchine. 
Bluterz, n., j. v. w. Zinnobererz. 
—— n., ſ. v. w. Nicaraguaholz, Kampeſcheholz, 
' Sappanholz, Angolaholz, Fernambulholz; ſ. d. Art. 
Blutlaugenfals, n. ; man unterſcheidet nach der Farbe 
der irpitalle1.gelbe&Blutlaugenjalz, Kaliumeifen- 
cyanür, Ferrochankalium, frz. lessive f. de sang, prus- 
siate m. jaune de potasse, engl. yellow prussiate of pot- 
ash, ferrocyanodide ofpotassium (diefform der Broflalle 
ſ. Fig. 709). — 2. Rothes Blutlaugenjalz, Ferrid— 
cyantalium, Kaliumeijenchanid, frz. ferrieyanure m.de 
potassium, engl. red — 
prussiate of potash (die 
Form der Kryſtalle ſ. 
Fig. 710). Man kann 
erſteres als eine Verbin 
dung von Cyankalium 
mit Eifencyanürlepteres 
mit Eifenchanid betrach⸗ 
ten. Das gelbe B. wird 





\ 











im großen dargejtellt, in- 
dem man thieriiche Sub- 
ftanzen unmittelbar, od. 
nachdem fie verkohlt find, 
mit Eiſen in ſchmelzende 
Potaſche einträgt, die ge⸗ 





dig. 710. 
Zu Art, Bintlaugenfatz. 


eine B. römischen Stils; mehr j. unter d. Art. Blumen | jtallifiren läht. Das gelbe B. hat gröhere Verwendung in 
und Blumengebänge, ſowie Ornamentif, Yaubwerk, | der Technif gefunden; das rothe, welches durch) Behandeln 


Rantenzüge, Grotesken ıc. \ des gelben mit Chlor entjteht, bejchränttere. Die Haupt- 
Blumenftab, m., jrj.roseau, m.,mit Blumen u, Blät⸗ verwendung findet das gelbe B. zu Daritellung des Ber: 
tern ummundener Stab, in Heinen Hoblfeblen, bef. in den | liner Blau (j. d.). In der Färberei und Druderei wird 
Kanälirungen, im Baroditil vielfach angebradit. das rothe B. mit Eifenorydulfalzen (Eifenvitriol), das 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 54 


Blutoir. bluteau 





| DBokbein 





gelbe mit Eifenorydialzen zum Blaufärben der Wolle und 
Baumwolle verwendet; ſ. Blaupulver. 

Blutoir, bluteau, m. (Mitll.), der Beutel, die Beutel: 
vorridtung, das Beutelzeug. 

Blutroth,n.,ij.rouge sanguin,engl.blood-red,dunffes 
Roth, zwiichen Scharlach u. Karmefinroth jtehend; man er: 
hältes, wenn man getrodnetes Blut mıt Waſſer abreibt u. 
dann beigelinder Wärme abdampft; die jo erhaltene harte, 
ſchwarz glänzende Majie löft ſich leicht in Waſſer u. Eſſig- 
fäure auf u. verbindet fi) gern mit Erd- u. Metalliarben. 

#lutftein, m., frz. pierre f. sanguine, engl. blood- 
stone, red hematite, lat. antipathos, fajeriger Roth— 
eijenftein; dient zum Boliren von Studmarmor (f. d.), 
von Stahl- und Eiſenwären, zum Vorzeichnen auf Eifen 
wie aud) auf Stein. 

Board, s., engl., 1. Bret; board im engeren Sinn, das 
Mittelbret, Gemeinbret, die ſchwache Diele; thin board, 
%, plank, das fijtenbret, Sattelbret, Mainbret; thick 
board, a) 1'/, plank, das halbe Spündebret, Tifchlerbret, 
Bordſtück, ganze Bret, Didbret, Rothholz, die Blanklade; 
b)1’/, plank, die Bohle, Pfoite, Balfplante; rising board, 
u pright board ofa step, die Futterjtufe, Sepitufe; board- 
table, die Dielentafel; board ofa table,table-board, die 
Tiſchplatte. — 2. Board, s. (Schiffb.), im weiteren Sinn 
Sciffsplanfe; im engeren Sinn, board of a ship, die 
Planke, d. h. auf dem Bord, daher aud) der Bord (j.d.). — 
3. (Wagenb.) die Border: und Hinterwand an Bretwagen. 
— 4, Die Bappe. — 5. (Bergb.) die Abbauftrede; hori- 
zontal board, die Förderſtrecke. — 6. B., das Bureau; b. 
of works, das Baubureau. 

to board, a. v., engl., 1. (Zimm.) verfchalen, aus: 
ihalen, mit Bretern verſchlagen, Dielen; — 2. to board 
a ship, verplanfen, doch auch entern. 

Board-cutter,s.,engl.,derBretichneider, Roftichneider. 

Board-gate, s., engl. (Bergb.), die diagonale Strede. 

Boarding,s., die Bretverkleidung, Dielung, Täfelung; 
boarding of a centering, die Schalung des Lehrgerüftes; 
b. ofa roof, die Dachſchalung. 

Boarding-board,, s., die Schallatte, das Schalbret, 
Schlagbret. 

Boarding-floor,boarded-floor,s., engl., dergebielte, 
getäfelte Fußboden. 

Boarding-house, s., engl., das Kojthaus, Gaſthaus. 

Boarding-joist, bridging-joist,s., engl.,da8Dielen- 
lager, Polſterholz. 

ard-lear, lear-board; engl., das die Dachrinne 
tragende Saumbret der Dachıfhalung. 

Board-plate, s. (Schiffb.), die Schaufelplatte am Rab 
eined Dampfſchiffes. 

Board-table, s., engl., die Dielentafel. 

boarium forum, j. Forum. 

to boast, a. v.,engl., aus dem Geoben bearbeiten; to b. 
a stone, den Stein mit Schlägel u. Breiteifen bearbeiten. 

Boat, s., engl., das Boot, der Kahn. 

Boat-bridge, s., engl. die Schiffbrüde. 


Boat-plate, s., engl., das Schiffsbled), Pontonblech. 


Bobbel, f., in Schwaben für Waſſerblaſe im Pup, 
. ð Art. lafe. 

Bobbin s., engl.,ferrule s., ofa drill, engl. die Hülfe, 
Bohrmutter. 

Boberefdhe, f.,lat. populustremula, f. ſ. Zitterpappel. 

Boblatfihe,f., in Bayern Babelatfde, im Oberſächſiſchen 
Popelätfche oder Pumelãtſche, Schaugerüft, bei. für Martts 
ichreier; in Böhmen auch für Säulenhalle Lauben), Erfer. 

Bocage, m., frz. Gebüſch, Gehölz. 


Bocard, bocambre, m., frz. (Hüttenw.), das Pod: | 


wert, Stampfmwerf. . 
Bocea, f., ital., bocca di pozzo, Brunnenmündung 

(j. d. und emissarium). : et 
Boccale, m., ital., Pokal, Becher, früheres Flüffigfeits- 

mäß in Ober: u. Mittelitalien, variirte zw. "/,, u. 1'/, 1. 


— — > 
Bock, n., I. (Symbol.) frz. boue, m., engl. buck, Zie— 
genbock u. Widder waren bei den Ifraeliten Sinnbild der 
| Unreinheit oder Siindhaftigfeit. Börde der Welt jind die 
Machthaber u. Anführer, welche ihre Macht mißbrauchen; 
vergl. Aſaſel. Bei den Griechen war der B. Sinnbild der 
durd) Trunfenheit erzeugten Geilheit, daher dem Bacchus 
u. Pan geweiht. Ueber die Bedeutung des B.8 jowie jeiner 
Theile in der hriftlichen Kunft ſ. d. Art. Symbolit, ſowie 
d. Art. Bin M. M. a. W. 

I. (Zimmerf.) 1. frz. armature f. en soupente, engl. 
\truss, B., Sprengbod, Hängebod, aud) Joch genannt, 
Holzverbindung , welche entweder für ſich oder in Verbin 
dung mit anderen Hölzern dazu dient, einen auf od. unter 
"ihr liegenden Balken zu tragen; j. d. Art. Hüngewerk. — 
2. frz. ferme rampante, engl. sloping truss, verfehrt 
‚ liegender Stuhl, auch liegende Rijpe genannt, die Unter: 
‚ ftügung und Längenverbindung bei flachen Satteldächern, 
ı bef. aber bei Bultdächern, wo fe aus dem ziemlich recht: 
‚ winklig gegen bie Sparren gelegten Bohfäulen, mit einem 
' horizontal auf biejelben ———— langen Hol; (Bok- 
| pfette, Bochrahmen) bejteht, dem einjeitigenDrudderSparren 





entgegenwirken u. zu gleicher Zeit eine Längenverbindung 
beritellen foll ; dergl. Böde fönnen 3—4"/, m. auseinander 
jtehen u. bilden eine verfehrt liegende Stuhlwand; ſ. übr. 
d. Art. Dachkonſtruktion. — 3, fr}. äne, m., treteau, 
chevalet, m., engl. horse, jack, trestle, easle, ital. sca- 
letta, ein hölzernes Gejtell, um etwas zu tragen, 3. B. 
die Rüjtböde der Maurer und Zimmerleute, die Stüßen 
ber Gerinne zum Aufſchlagwaſſer 2c.; beſteht in der Regel 
aus einem mit vier Beinen (Bockbelucu) verjebenen Holz, 
Bokrahn, Bokholm. — 4. Bei Wölbungen das Geriit, 
worauf die Lehrbogen aufjigen. — 5. B. einer Briüde, 
fr. chevalet, engl. trestle, j. d. Art. Brüde; er beſteht 
aus Bodfäule und dem Bodholm. 

III. (Mühlenb.) 1. das Geftell, auf welchem die Bod- 
mühle (f. d. 1.) rubt, — 2. die Unterlagen der das Auf: 
runs zuführenden hölzernen Rinnen. 

IV. (Mafd.) 1. frz. chevre, f., engin, m., engl. gin, 
engine,auh&eißgenannt,einhebezeug (f.d.).— 2. Ketten 
ſcheibe an Kajtenkunftwerfen und Püſchelwerken. —3. frz. 
herisson, m., engl. speech, erhabener Theil der Rad: 
naben, mworein die Speichen gejtedt werden. — 4. Am 
Göpel Hölzer an beiden Seiten der Trift, woran die Pferde 
geipannt werden. 

V. (Berg-u. Hüttenw.) 1. frz. äne, m.,engl.horse, Ge⸗ 
rüft zum Tragen der Stange an Feldfünjten; es werden 
Stämme in die Erde gegraben, oben durch Holmen oder 
Querhölzer (Bockholmen) verbunden. — 2. frz. cabre, f., 
ein mit einem hölzernen Kreuz verjehenes Stüd Holz, um 
Näder oder ein Sieb zu tragen. — 3. Ein Stüd Holz, 
worauf das Treibholz liegt; j. b in Fig. 167 und 168 im 
Art. Anfall 3. — 4. Ein Gewölbe unter dem Meifing= 
ihmelzofen, mit Windlöchern. — 5. Ein eijernes Wert: 
zeug mit 2 Hafen zum Umrühren der Röfte im Brennofen. 

VI (Waſſer- u. Schiffb.) 1. der große Kloß einer Ramm- 
maſchine; ſ. Rammbär. —2. Eisbock, Waſſerbock, ſ. d. Art. 
Eisbrecher. — 3. Balfen, mit dem ein Hafen oder Fluß 
geſperrt wird; vergl. Blofade. — 4. Ein in dad Waſſer 
geichlagener Pfahl, um Schiffe daran zu befejtigen. — 
5. Langes, jchmales, plattes Fahrzeug, welches gezogen 
wird, in Bremen gebräuchlich. 

VII. (Tapetenmadyer und fyärber) fr}. baudet, m., 
ein mit 4 Füßen verjehener Baum, worauf die gefärbten 
Stoffe oder Papier, weldyes geleimt iſt, gelegt werden, 
damit der Leim oder die Farbe abläuft. 

VIII. (Siriegsb.) 1. fra. chandelier, m., j. dv. w. Fa⸗ 
ſchinenbank. — 2. ſ. v. w. Aries, Sturmbod, Widder (ſ. d.\. 

Bockbein, 1. frz. pied m. de chövre, engl. bucks-leg. 
Im vorigen Jahrhundert, in der Zeit des Ärgiten Zopfes, 
| war es ſehr Mode, den Tiichbeinen die Gejtalt von Bod- 

beinen zu geben; abgejchen davon, daß dies an ſich nicht 








 Bohbrüde 427 Bodenbol; 


— — 











gerade ſchön iſt, jo iſt es auch unpraktiſch, weil der untere Boden, m., 1. frz. plancher, m., engl. floor, oft ges 
Theil, vom Knie an, leicht abipaltet; etwas bejjer jind die | braucht für Fußboden (f. d.). — 2. Für Baltenlage nebit 
Rehfüße (f.d.). — 2. frz. montant m. de chevalet, pied | Dede u. Fußboden, bef. in Oeſterreich, vgl. d. Art. Dede; 
de chevalet, engl. leg ofa trestle; j. im Art. Bod 11. 2. | davon abgeleitet auch fürGeſchoß, Oberboden für Zwiſchen— 

Borkbrürke, f., frz. pontm.dechevalets, engl. trestle- | decke. — 3. Auch Böhne, Bühne, Oken, Hyla, Söller, frz. ga- 





bridge, ſ. d. Art. Brüde, | letas, grenier, m., engl. loft, granary, garret, für Dad): 
Borkgerüft, n., Bocverflelung, f., Jochgerüft; j. d. Art. | geſchoß, Oberboden für Kehlbalkengeſchoß, wenn ſolche 
Gerüſt und Bogengerüjt. nicht zu Wohnungen ausgebaut find. Die Benupung der 


Borkgefell, n., fra. chandelier, m. (Hriegsb.),eine Art | im Dad) gewonnenen Räume ift jehr verichieden, und nadı 
Blendung (j. d.), beiteht aus 2 Schwellen von je 26 cm. | ihr richtet ſich die Einrichtung derſelben, oft aud) die Kon— 
Breite, 1%/, m. von einander entfernt, auf deren Ende ſtruktion des Daches felbft; etwas Allgemeines darüber 
Ständereingezapftfind. Der Raum zwiſchen den Ständern | zu fagen, ift faum möglich; man fehe aber d. Art. Dach, 
wird mit Falchinen ausgefüllt; fie werden aud) als Tra= | Schüttboden, Getreideboden ꝛe. — 4. frz. terrain, sol, m., 
verje verwendet , doch find die Erdtraverjen befier. —2.j. | terre, f., engl. soil, earth, Erdboden, Baugrund (f. d.). 
v.w. Bod VII. 1. In der Agrikulturphyſik bezeichnet man mit Boden die 

Bockholm, m., Bokrahmen, m., heſſiſch Kopfholz, frz. | aus Untergrund und Vegetationskrume (j. d.) bejtehende 
chapeau de chevalet, engl. head-beam, —— Erdoberflächenſchicht. Hinſichtlich der Entſtehung unters ° 
top-beam, oberes Querholz eines Bockes; ſ. d. Art. Bod icheidet man ſolchen durch Anſchwemmung oder Meeresab- 


11. 2., 3., 5. lagerung und folden durch Berwitterung eines Grund— 
Borkholz, n., Bodholz. Holz der premna dentifolia, | gebirgesgebildeten. Erkennbar iſt erſterer durch die kugelige 
auch Guajafholz (j. d.). Bejtalt der ihm beiwohnenden Sandkörnchen, welche bei 


Borklager, n. Maſchinenb.), Lagergerüft für Wellen, | dem Verwitterungsboden ſcharfe Ecken oder auch Kryſtalle 
das aus einem Bock aus Holz oder Gußeiſen beſteht; ſteht aufweiſen. [v. Wa.) — 5. frz. fond, enfongure, eul, engl. 
im Gegenfag zum Hängelager auf eigenen Füßen. bottom, head, untere Fläche eines Gefüßes, Bettes ıc. — 

Borkleiter, f., ſtʒ. Echelle f. double, pliante, engl. | 6. frz. revers, linte Seite, Nüdjeite getriebener Arbeit. 
double-ladder, Leiter, deren Bäume durch zwei Streben 8Bodenarten. A. In Bezug auf die Beſtandtheile des 
derart geftüßt jind, daß man fie frei aufjtellen fann. Man | Bodens unterjcheidet man 1. Thonbodengruppe, 2. Sand: 
hat deren zwei Arten; bei der einen ijt der der Leiter ald | bodengruppe, 3. Lehmbodengruppe, 4. Kaltbodengruppe, 
Stüße dienende Theil auch unten durd) Riegel fejt mit ders | 5. Mergelbodengruppe, 6. Humusbodengruppe und 7. 
jelben verbunden, während er bei der andern Art oben | Gruppe der eiſenſchüſſigen Bodenarten. B. In Bezug auf 
durch eine eiferne od. hölzerne Achſe, welche durch die vier | die Beichaffenheit, frz. nature des terrains, engl. nature 
Standbäume hindurchgeht, mit der eigentlichen Leiter | ofthe ground, unterjcheidet man Auenboden, Verwitte— 
drehbar verbunden ift und beliebig weit gejtellt werden | rungsboden zc.; f. d. betr. Art. [v. Wgr.) 
tann; an der Seite befindet ih dann gewöhnlich einestette, | Vodenbewegung, f.; frz. travaux de terrassement, 
mittels welcher beide Theile zujammengebhängt werden. | engl. earth-clearing, die Erdarbeiten im Straßenbau, 

Borkmühle,f., 1. Blodmüble, Sterzmühle, auch deutjche | Eiſenbahnbauꝛe. beftehen hauptfächl. in Bodenbewegung, 
Mühle gen., jrz.moulinm.Atreteau, moulin A pile,engl. | und zwar wird entiveder, wenn das Terrain erhöht, ein 
post-mill, german wind-mill, iſt diejenige Art von Wind- | Auftrag beſchafft werden muß, Boden herzugeſchafft, oder, 
mühlen, bei welcher fid) das ganze Gebäude nad) der Rich- wenn e8 vertieft werden, ein Abtrag erzeugt werden foll, 
tung des Windes um den Zapfen einer vertikal ftehenden | weggeſchafft. Man benennt die Arbeiten mit demjelben 
jeften Säule, den Ständer, Standbaum oder Haus: | Namen wie das Refultat. Die B. geſchieht mittels Wagen 
baum, frj. poteau, engl. post, drehen läßt. Diefer | oder Karren. Näheres ſ. im Art. Erdarbeiten, 

Ständer 1ft 62— 71 em.ins[] jtarf u. ſteht auf der Durdj- | Bodenblech, n., frz. foncet, m., engl.coverplate, eines 
freuzung zweier 40—45 cm. jtarten Schwellen, neben Kaſtenſchloſſes; j. d. dr. Schloß. 

denen er mit Klauen hinabgebt und mit denen er aufer: | Vodenbohrer, m., ſ. d. Art. Bohrer. 

dem nod) durch Strebebünder verbunden ift. Erträgt zus | Vodenbret, m., 1. (Ziegel.) der untere Theil der Dach— 
nächſt den Sattel, der ebenfalls aus 2 ſich durchkreuzen- | ziegelform, in welchem fich die Bertiefung für die Naje be: 
den, wägeredht liegenden Hölzern befteht, welche mit den | findet. — 2. frz. fongaille, goberge, f., f. v. w. Bettbret 
Kreuzſchwellen durch anderweite Strebebänder verbunden ſ. d.). — 3. frz. burette, f., engl.bottom-board, Wagen⸗ 
find. Diejes ganze Gerüft heikt der Bock und hat diejer | bret, Bret, welches den Boden eines Rüſtwagens bildet. 
BWindmühlenart den Namen gegeben. Der Sterz oder | — 4. frz. planche f. de fond, engl. Aooring-board, Fuß—- 
Stert, ein gerümmtes Holz von 6—8"/, m. Länge, das | bodenbret eines Boots, Pontons ıc. 

ziemlich wägeredht ausdem&ebäude hervorragt,dientdurd) | Bodeneiſen, n., 1. frz. plaque de navire, engl. boat- 
jeine Länge hebelartig zur Drehung der Mühle. Näheres plate, aud)Bodentafel, Bodenbled; gen., ſ. v. w. Pontonbied); 
j. im Art. Windmühle. — 2.].v. w. Bolemühle (j. d.). |}. Blech. — 2. Gebogenes Dreheijen zum Ausdreben des 

Borkshorn, n., 1. (Schiffsb.) aud) Bohsohr, n., Bohs- | Bodens hohler Gefähe. — 3. Meihel, mit welchem die 
hornbolztu, m., gen., frz. cheville £. a boucle et croc, | Schiffe falfatert werden. 
engl. bolt with ring and book, eine Art Bolzen (ſ. ). Vodenfenfter, n., ſ. Dachfeniter. 
mit Hafen und Ring. — 2. (Mpthol.) Attribut der Ca: | Vodenfries, m., ſ. Fries. 








tyrn, des Ban, aud) wohl des Bacchus. \  Bodengefhoß, n., 1. frz. ötage m. en galetas, engl. 
Borkshornband, n., eine Art Thürbänder; f. d. Art. | garret-story, j. v. w. DachgeichoR, — 2. In mandjen Ge: 
Band, S. 247, und Fig. 408. | genden für Erdgeſchoß (f. d.). 
Bockftein, m., j. v. w. Etintjtein (f.d.). Bodengefhwindigkeit, f., j. v. w. Geſchwindigkeit des 
Korktau, n., auch Schwanztau gen., frz. corde de | fließenden Waſſers an der Sohle eines natürlichen oder 
mouton (Rajjerb.), das Seil des Rammllotzes. künſtlichen Wafjerlaufs; ſ. d. Art. Geſchwindigkeit. 
Borkwerk,n. (Deichb.), j. v. w. Schränfwerf (ſ. d). | Vodengips, m., jcharfgebrannter, grobgemablener 


Borsholz, n., frz. bois de boco, Rebhuhnholz, ſehr Gips, zu Gipsäſtrich (f. d.) dienend. 
dichtes und ſchweres gejledtes Holz von bräunlichgrauer | Vodenhafpel, m., |. v. w. Kreuzhaſpel, Erdhafpel. 
Farbe, das von Bocoa pronacensis Aubl. (Fam. Hülſen- Vodenhols, n., 1. (Forſtw.) ſ. v. w. Unterholz. — 2. frz. 
gewächſe), einem Baum uayana’s, ſtammt, ſchöne Politur | fongaille, f., traversin, m., engl. heading-wood, aud) 
annimmt u. deshalb inder Kunſttiſchlerei jehr geichägt ift. | Bodenhüde, Bodenfäbe, Bodenfeld genannt, Stabholz, welches 
54° 


Dodenkammer 





428 


Bogen 








zu Fahböden geeignet iit. — 3. (Wafierb.) Bohlen od. Plans | Boding, f., in Weſtfalen vw. Bottich, Bütte, 


ten zum Belegen des Grundes von Schleujen, an der Seite 
in die Wand eingelegt u. mit Holznägeln auf den Grund: 
balten befeitigt; val. Bartplanke. Am liebjten verwendet 
man dazu Eichenholz. — 4. (Schiffb.) ſ. Bodenrippe. 

Bodenkammer, f., j. d. Art. Dachkammer. 

Bodenklappe, f., Bodenventil, n., frz. clapet de pied, de 
fond, engl. foot-valve, ſ. Pumpe, Feuerſpritze u. Ventil. 

Bodenkunde, f., j. Agronomie. 

Bodenkupfer, n., frz cuivrem. en fonds, en planches, 
engl. copper-bottoms, s. pl., j. d. Art. Kupfer. 

Bobrniuke, f., j. Luke. 

Bodennagel, m.,HeinerBodenfpicker ‚m., Fußbodennagel, 
ım., fri. clou m. a parquet, clou&cinquante, engl. brad, 
nail of50, große Sorte Nägel, 9—11cm. lang, 100 Stüd 
auf 1 kg., aljo 50 auf 1 Pfund. 

Bodenplanirer, m., j. d. Art. Erdarbeiten. 

Bodenplanke, f, frz. planche de fond, engl. bottom- 
plank, flooring-board (Sciffb,), Schiffsplante, — 
am Boden, doch überhaupt am Untertheil des Schiffs. 

Bodenriegel, m., 1. (Mühlenb.), 14 cm. im [_) itarfe 
Hölzer, zu vieren zufammengezapit, jo daß fie ein Geviert 
bilden, in welches der Bodenſtein (j. d.) durch Seile oder 


Scrauben horizontal feftgelegt wird, — 2. (Wagenb.) 


ſ. v. w. Bodenſchwinge. 

Bode e, f., Bodenhol;, n., frz. räble, m., engl. bot- 
tom-bar, Verbandftüd, am Boden eines Brahms je zwei 
einander gegenüberjtehende Kniee verbindend. 

Bodenfäge, f. ae Säge mit ſchmalem, ſtarkem 
Blatt, mit welcher die Faßböden rund gejchnitten werden. 

Bodenfharre, f. (Bergb., Miner.), ' v. w. Erdicharre, 
Erdräumer. 

Bodenfchwelle, f., 1.(Mühlenb.), fri.racinal, m., engl. 


— quer unter dem Gerinne unterſchlächtiger Koordinatenachfen 


ühlen auf Pfählegezapfte Hölzer, auf welche der Bohlen— 
boden der Gerinne Kr wird. — 2. (Wafjerb.) jrz. 
racinal, m.,engl.sleeper, ground-timber, ſ. v. w. Grund⸗ 
balten (ſ. d.). 

Bodenfhwinge, f., fr}. &part m. de fond, engl. tran- 
som, bottom-bar, Duerriegel des Wagentajtens. 

Sodenfpieker, m. (Nageljchm.), doppelte Bodennägel, 
frz. elou & fond, zum Aufnageln jtarter Fußboden ver- 
wendet, 11—14 cm. lang, vierfantig, mit zugeipigtem 
Kopf, 60 wiegen 1,,, kg., |. Bodennagel. 

Bodenfpreige, f., frz. etresillon, m., engl.shore, Stüd 
Holzzum Ausſpreizen v. Grundg räben, Brunnengruben:c. 

Bodenftahl, m., j. Moditahl. 

Bodenflein, m., 1.meule f, dormante, meule de des- 
sous, meule gisante, gite, m., engl. bed-stone, lower 
mill-stone, bedder (Mühlenb.), derdurd die Bodenriegel 
(j. d.) unverrüdbar in jeiner Lage gehaltene unterſte Mühl⸗ 
jtein, über welchem ſich der jogenannte Lauferſtein (j. d.) 
bewegt; bejteht meift aus Sanditein, Marmor od. Granit; 
j. auch d. Art. Herd. — 2. B. eines Herdes oder Ofens, frz. 
plaque de fond, pierre de sole, engl. sole, bottom- 
stone, der die Sohle des Herdes bildende Stein. — 3. B. 
einer Bofje oder Tagrinne (ſ. d. betr. Art.). 

Bodentreppe, f.; bei der Anlage derjelben hat man bei. 
zu berüdfichtigen: 1. daß man möglichjt feine Dadhbalten 
auszuſchneiden oder auszumechieln braucht, jondern die 
Treppe zwijchen den Balken hinaufgebt; 2. daß man nicht 
mit der Treppe der Dachfläche jo nahe fommt, daß man 
beim Hinaufjteigen ſelbſt oder beim Berlafjen der Treppe 
oben auf dem Boden mit dem Kopfe anjtöht. 

Bodenunterſuchung, f., frz. sondage du sol, du ter- 
rain, engl. examining thesoil. Bor Beginn jedes Baues 
muß eine B. vorgenommen werden; dies geichieht durch 
Nusgraben, Aufbohren:c. u. zw. an verjchiedenen Stellen, 
um des Refultats ganz jicher zu fein; j. Grundu. Baugrund, 

Bodenventil, n., ſ. Bodenflappe. 

Bodenziegel, m., Fuibodenplatte v.gebranntem Thon, 











I 





bodmen, bödmen, bodenen, tranj. 3., |. v. w. mit Bretern 
verichlagen, mit einem Bretboden verjehen. 

Bödftück, n., ſ. d. Art. Didbret. 

Body, s., engl., überhaupt Körper, bef. Rumpf, Haupt: 
theil, daher body ofa column or pillar, Schaft, body in 
a compound pillar, lern eines Bindelpfeilers, body of 
an edifice, Rumpf, Hauptmajje eines Gebäudes, body of 
a church, Langſchiff, body ofa high furnace, der Schacht: 
raum, Kernſchacht, body ofa place (Striegsb.), der Haupt⸗ 
wall; body ofa pump, der Bumpenpfojten, Bumpenleib; 
main body ofa river, die Strombahn; body of a ship, 
der Schiffsrumpf. 

Body-eolour, s., engl., die Dedfarbe. 

Body-plan, s., engl. (Schiffb.), der Spantenrif;. 

Borgfpriet, n., j. Bugipriet. 

Boehmeria albida (Fam. Neſſelgewächſe), f., liefert 
auf den Sandivid = Injeln Geipinjtfafern (Mamalfi), 
welche aud) zu Herjtellung von Striden dienen. Die nabe 
verwandte Boehmeria utilis, auf Sumatra Klui od. Ra: 
meb gen., wird bis 1m. hoch u. dient in ähnlicher Weije. 

Bog, s., engl., 1. auch absorbing-well, waste-well, die 
Sentgrube, Schwindgrube. — 2. (beogn)) Torfmoor. 

809, m., Boog, m. (Schiffb.), j. d. Art. Bug. 

Boganker, m. (Schiffb.), ſ. Buganter. 

bögeln, auch ausbogen, tranj. 3., mit Heinen Bogen 
verzieren. 

ogen, m., A. (Matbent.) frz. courbe, f., engl. arc, 
bow, Theil einer frummen Linie. Am häufigiten fonımen 
die Kreisbogen vor. Ein B. ift volllommen beitimmt, wenn 
man die analytijche Gleichung der rummen Linie (j.turve) 
u.die Koordinaten der beiden Begrenzungspumkte desjelben 
fennt; dadurch ift die Yage u. Länge angegeben, jobald die 
gegeben find. 

Einen®. reftifiziren beißt, eine gerade Linie von der 
Länge des B.s bejtimmen. Die Rettififation der Kurven 
oder B. ift durch — mitunter nur annähernd aus⸗ 
zuführen, während derjelbe Akt im gewöhnlichen Leben, 
wenn man die Kurve durch eine Schablone dargeitellt bat, 
einfach dadurch erreicht wird, daß man einen biegjamen 
Faden um diefe Schablone legt u. dann die Länge des Fa- 
dens mißt. Im befondern wird die Yänge eines Kreis— 


| bogens befannt, wenn man den entiprechendenEentrimwintel 


(er betrage a) und den Radius r des Kreijes kennt; dann 
ergiebt fich die Yänge I diefes Kreisbogens durch die Pro- 
portion I: Beripherie = «:360, woher, da die Peripherie 


=2rrilt,i= an zroder 0,0174 @r wird; dabei ift 





lu. rin demjelben Längenmäß audgedrüdt. 
Die Länge des B.s vom Halbmefjer 7, alfo mit anderen 


Worten der Werth vo r (bei beſtimmtem Eentriwintel a), 


erjegt in der Arithmetil die Stelle des geometriichen Win- 
fels; während 5. B. der geometriiche sin. a direkt von dem 
Winkel « ausgeht, gebt der ganz gleiche Werthsin. x in der 
Arithmetil von dem Werth x aus, welcher, als abjtrafte 
Zahl aufgefaht, die Länge desjenigen B.8 in einem Kreis 
mit dem Halbmefjer 2 ijt, der den Wintel « zum Gentri- 
winkel bat. 

B. (Zeichn. ꝛc.) B. als Mäh einer Kurve; aud) Bag, 
8009, m., Krümmung, f., fr5. arc, m., courbure, f., engl. 
arc, arch, rounding, curve, convexity. Man verjteht 
darunter 1. zumächit den Begriff der Krümmung u. deren 
Mäß und fpricht in diefem Sinn von ſtarkem, jcharfem, 
furzem od. von ſchwachem, langem B.; 2. auf Körper an- 


' gewendet Spricht man z. B. im Schiffbau vom B. ums 


Hech, frz. are superieur, couronnement de la poupe, 
engl. upper-rounding of the stern, taffrail, taffere], im 
Flußbau vom B. eines Fluſſes, frz. partie courbe sinuo- 
site, coude, m,, engl.sinuosity. hend; B. indiejem Sinn 


on 





429 


Bogen 








fannein ausgebender B., frz. partieconvexe, convexite, 
engl. outward bend, convex sinuosity, jein, der auch 
Banfd) (j. d.) genannt wird, oder ein eingehender B., frz. 
partie rentrante, rentrant, m., engl. reentering sinuo- 
sity, reentering bend, aud) Bogen ſchlechthin genannt. 

. Bogen als gebogener od. krummer dünner Körper. 
1. Bogen, Reißbogen, Bogenlinral, Äurvenlincal, n., frz. regle 
courbe, rögle montee, arc, m., engl. bow. Man erhält 
dieſe Lineale in Handlungen in verjchiedenen Formen, die 
aber felten praftijch gewählt find, fo daß man befjer thut, 
ſich dergleichen anfertigen zu laſſen; 2. Rählerner Bogen, 
Kohrbogen, Bohrfiedel, Firdelbogen, fr}. argon, m., engl. 
drill-bow; ſ. d. Art. Bohrbogen und Bogenbohrer. 


D. Blattförmiger dünner Körper, 3. B. Bogen Papier, 


frz. feuille, £, engl. sheet; halber ®., frz. demi-feuille, 
engl. half-sheet. 

E. (Maur.) B. als Gewölbftreifen, frz. arc, engl. arch, 
lat. arcus, ein auf Stügmauern oder Pfeilern aus teils 
fürmig behauenen Steinen oder geformten Ziegeln herge- 
jtelltes, Definungen überdedendes Mauerwerk. Siedienen 
entweder, blos um Maueröffnungen zu überdeden, zu Her: 
ftellung von Kommunikation, als — frz. are, 
m., arcade, f., engl. arch in a wall, als Brückenbogen, 
frz. arche f. d’un pont, engl. An. 
archofabridge, u. bilden dann 
auch wohl Bogenreihen, Bogen 
gänge; oder um Mauerlörper 
zu tragen, od. endlich ald Haupt⸗ 
träger für Raumüberdedungen, 
als Gewölbbogen, frz. arc, ar- 
ceau, m., engl. arch of a vault. 
Schon die ypter zur Zeit 
Pſammetichs II. (j. ägyptiſcher 
Stil)tanntendiefeonftruftiong- 
weiſe. Man unterjcheidet haupt: 
fächlich folgende Arten: 

1. Rad) der Gejtalt der 
Stirnlinie. 1. Der gerade Bogen, 
geradgefhlofene B., ſcheitrechte B., 
frz. arc a platebande, arc- 
linteau, engl. straight arch, 
square-headedarch, j. Fig. 725. 
Die Bogenlinie fällt mit der 
Kämpferlinie zufammen. 2. Der 
balbtreisförmige B., Halbzirkel« 
bogen, Rundbogen, C-ringbo= 
gen, Cring- od. Vollbogen, volle 
B., auch römischer B., frz. arc 
en plein eintre, plein eintre ın., 
arc en berceau, engl. semi-cir- 
cular arch, round head, Fig. 
711. Der Bogenanfang oder die 
Kämpferlinie fällt mit dem punk⸗ 
tirten Durchmeſſer zuſammen. — 
3. Der flache B., Stichbogen, 
Theilzirkelbogen, Kreistheilbo— 
gen, Segmentbogen, frz. arc ou 
eintre surbaisse, engl. dimini- 
shed, imperfect arch; diejer 
fann fein 4. ein flacher Stich— 
bogen, frz. arc. bombe, engl. 
scheme-arch. Die Konitruftion 
erhellt aus Fig. 712 für den Fall, daß der B. ein Viertel 
des Kreiſes iſt, doch kann er auch ein noch geringerer 
Theil des Kreifes fein; wenn er weniger Stich, Bogen» 
böbe, haben joll, dann muß der Mittelpunft noch weiter 
berabgerüdt werden. — 5. Der hohe Stihbogen, frz. 
arc en segment, engl. segmental arch. Die Kon— 
jtruftion erhellt aus Fig. 713 für den Fall, daß der Stich 
aleich ”/, der Spannung ift. Leber d. ſpitzen Stichbogen ſ. 
sub 28.— 6, Der gothiſche B. od. Spigbogen, frz. are aigu, 











' pointu, gothique, arc a l’ogive, ogive, f., engl. pointed 
'arch, ipan, arco agudo, |. Fig. 714 und 715; aud) bier 
giebt es verjchiedene Arten, die in Folgendem einzeln auf: 
geführt find. —7. Spigbogen aus dem gleichjeitigen Dreied, 
frj. arc en tiers-point, ogive &quilatöre, engl. equila- 
teral arch, ſ. d. B.e fg in Fig. 714, wo die Kämpferpuntte 
eu. f zugleich die Mittelpunkte fürdie Bogenichentel find. 
— 8. WNiedriger, gedrüdter A dei an arc-ogive 
' surbaisse, ogive obtuse, engl. drop-arch, obtuse poin- 
ted arch, jpan. arco apuntado, j.d.B. eh fin Fig.714, 
‚ wodieMittelpunttezwiichen denWiderlagern liegen. Diejer 
ift in der deutfchen Gothik am häufigiten angewendet. — 
9. Gejtredter, überhöhter Spipbogen, Yanzettbogen, frz. 
‚arc en lancette, arc-ogive surhausse, ogive aigue, 
‚engl. lancedarch, jpan. arco de todo punto, f. Fig. 715. 
| Die Mittelpuntte liegen in i und m, und ihre Entfernung 
von der Mitte ift gleich der Diagonale des über der halben 
ı Kämpferlinie PR ie rare Duadrats, der B. ift aus 
dem Dundrat fonftruirt; vergleiche übrigens den Art. 
Spibbogen; ſiehe auch unten 17, 20, 22, 27 u. — 
10. Der gedrüdte B., frz. arc surbaisse, engl. depres- 
sed arch, diminished, surbased arch, fann zwar aud) 
Stichbogen jein, j. oben 3—5, iſt aber meijt jo fonftruirt, 


712, 





T14, 


Fig. TI1—724. Bu Art. Bogen. 


dab die Tangente am Bogenanfang lothrecht ſteht; die 
bauptjächlichiten Arten find nachſtehend aufgeführt. — 
11. Der gedrüdte B. aus gefuchtem Zirkel, Rathebogen, 
Korbhentelbogen, frz. arc en anse de panier, arc A trois 
centres, engl. threecentred arch, basket-handle-arch, 
oval arch. Nach Fig. 716 wird die Spannlinie in 4 gleiche 
Theile netheilt; die Theilpuntte 1 und dienen als Mittel- 
punkt für die Anfangsbogen. Ueber 1—3 wird nad) unten 
ein gleichjeitiges Dreied fonftruirt, dejien Spike den 


Dogen 


Mittelpuntt für den Schlußbogen bildet. Nach Fig. 717 
wird eine beliebige Yänge, kleiner als die Pfeilhöhe oder 
Stichhöhe, von b und a einwärts nad) 1 und 3 und aus 
dem Scheitel (vertex) e abwärts nad) 2 abgejtochen; in 
der Mitte der Linien 1,2 und 3,2 werden Winkelrechte er= 
richtet, deren Durchſchnittspunkt den Mittelpuntt für den 
Schlußbogen giebt, während die Anfangsbogen aus 1 und 
3 bejchrieben werden. Nad) Fig. 718 wird aus c mit der 
Pfeilböhe e o ein Kreis o d beihrieben; d.n legt man als 
oqaufopauf. In der Mitte von pq errichtet man eine 
Winfelredte, welche die Spannlinie in dem Mittelpunft 
für den Anfangsbogen, die Mittellinie in dem Mittelpunkt 
für den Schlußbogen ſchneidet; ſ. auch d. Art. Bogenlehre, 
— 12. Gedrüdter B. aus der Ellipfe, frz. arc elliptique, 
engl. elliptical arch, j. d. Art. Ellipfe und Bogenlehre, 
— 13. Gedrüdter B. aus der Kettenlinie, frz. arc en 
chainette, engl. catenarian arch, j. d. Art. Kettenlinie. 
— 14. Tudorbogen, gedrüdter Spißbogen, aud) gebroche: 
ner Ellipjenbogen genannt, frj. arc à quatre centres, arc 
Tudor, engl. fourcentred arch. Aus Fig. 719 erhellt 
ganz deutlich eine Methode, wie man die 4 Mittelpunfte 
1,3, 4, 5 finden fann. Will man dem B. andere Berbält: 
nifje geben, jo ift die Stonjtruftion anders; ſ. darüb. d. Art. 
Tudorboden. — 15, Einhiüftiger, gefhobener B., abſchüſ⸗— 
figer B., Spannbogen, öjterr. Schwanenhalsbogen, frz. 
arc rampant oder rallong£, engl. rampant arch, ſpan. 
arco oceino ; fann auf verſchiedene Weije konſtruirt wer= 
den. Nach Fig. 720 feief und ei vorgejchrieben. Zuerſt 
tonjtruirt man das Parallelogramnı e fgi; den Winfel 
eig balbirt man; wo die Halbirungslinie dieWä erechte 
e m jchneidet, alſo in m, iſt das Centrum des erſten Bogen= 
theils; nun zieht man die Wägerechte fo, macht fo= em, 
zieht m o und auf deren Mitte eine Winkelrechte, welche 
fo inn jchneidet, jo ift n der Mittelpunkt für den Reit des 
B.s. Nach dig. 721 wird über der Höhe if ein Quadrat 
und in diejes ein Achted fonjtruirt, dann aus der Spihel 




















* 
Fig. 725. Zu Art. Bogen. 


der B. a f, aus 2 der B. abc. gezogen (geht aber blos, 
wenn ſich ei zu if annähernd verhält wie 19 zu 7). — 
16.Steigender 5, ftrebender B.,Strebebogen, Bogenitrebe, 
frz. arc boutant, arc montant, engl. rising arch, but- 
tress-arch; vom tiefer liegenden Widerlager jteigt ein 
Kreiöbogen auf, der entweder gleich ununterbrochen bis 
zum höhern Widerlager gebt, oder an den ſich oben ein 
Bogenftüd mit Heinerem Radius anfegt, welches aber 
jedenfall® entweder ganz wägerecht oder gleich einem jehr 
flachen Stihbogen am oberen Widerlager antrifit; ſ. d. 
Art. Strebebogen, Bogenjtrebe x. — 17. Eſelsrücken, 
verfehrter Karniesbogen, frz. arc en accolade, arc en 
talon, arc en dos d’äne, engl. ogee-arch. In Fig. 723 
iſt po q als Spipbogen aus dem Dreied, die Höhe bis 
m=',pqwöoks=ri=kp = ig angenommen, 
doc) ift dies willtürlich; er wird dadurd entweder zum 
hohen Ejeldrüden, fra. arcen flöche, enaccolade &lancee, 
oder zum niedrigen, fr. arcen accolade aplatie ; wenn die 
Scneppe, wie in Fig. 723, Hein im Verhältnis zum B. 
ſelbſt ift, heißt er auch gefchneppter Spitzbogen, frz. ogive 
laneéolée, ogive en dos d’äne, engl. peaked pointed 


Sig. 726, 


arch, peak-arch,. Ferner vgl. sub 27,40,44. — 18. Huf- | fr 


eifenbogen,, unten eingehender B., frz. arc outre-passe, 
arcen fer a cheval, engl. horseshoe-arch. Fig. 722, 


430 


m — — — ——— — — — —— — — — — — — — — — — mn 





Bogen 


724, 727, 728; die verſchiedenen Arten find folgende: 
19. Hufeijenrundbogen, frj. plein-cintre outre- passe, 
arc rond fer a cheval, engl. horseshoe-round - head, 
Fig. 722; ef iftdie Spannweite; zunächſt wird der abwärts 
gerichtete Vierteltreis aus e gezogen; < fen = 60° ge: 
macht, dann aus n der Halbfreis e d f gezogen und aus d 
mitdeoder dfder B. beſchrieben. — 20. Hufeifenipip- 
bogen, frj.arcen ferachevalpointu, ogiveoutrepassee, 
engl. pointed horseshoe-arch, Fig. 724 ; die Spannweite 
efwird in 3 gleiche Theile, f1 = 1,2=2e, eingetbeilt, 
durch 1 und 2 Senkrechte gezogen 13 — !/, 12 = !/, ef 
und 1,5 —= 2—3 gemadjt; aus 4 mit 4 f und 5 mit5e 
Kreiſe befchrieben, die fich in i treffen; durch i eine Wäge— 
rechte gezogen, fchneidet die Senkrechten 4,2 und 5,1 inp 
und q, den Mittelpuntten der beiden Bogenhälften. — 
21.Nrabijcher Hufeifenrundbogen, frz. eintre arabe, engl. 
arabian arch, ig. 728, Ueber die Spannlinie a b wird 
zunächjt ein Halbfreis beſchrieben, die Höhe c d wird in 
2 Theile getheilt, einer derjelben in e e aufgetragen, c e in 
3 Theile getheilt, durch den unterjten Thei ft eine 
Wägerechte gezogen u. num aus a mitab der B. b fund 
ebenjo aus bag gezogen, bis an die Horizontale fg; der 





unterjte Drittheil von ce e ijt die Höhe des Kümpferſteins. 
Die Fugenlage erhellt au8 der Figur. — 22. Mauriicher 
Hufeifenipigbogen, frz. arc mauresque, moresque, engl. 
moorish arch, Fig. 727; a b jei die gegebene Spannlinie, 
be, ac wird in 6 Theile getheilt, die erjten diefer Theil: - 
punkte geben die Mittelpuntte, e für den B. af und d für 
den B.bg. Die Lage von e f und dg wird dadurch be 
ftimmt, daß eh = deift. Nach unten verlängert, ſchneiden 
dieſe die durch ci= ch beftimmte Horizontale kl ink 
und], den rejp. Mittelpunften für fm und gm; a und b 
find die Mittelpunfte für bn undao, ak verlängert bid 
zum Schnitt mit der Mittellinie, bei p giebt die Oberfläche 
und ihr Schnitt mit dem Pfeiler bei q die UInterjohle des 
Kämpferfteind. Die Fugen geben alle nadı p. — 23. Ge— 
ftelter B., gebürfteter B., Stelzbogen, überhobener ®., 
4. arc exhausse, surhausse, engl. surmounted arch, 
stilted arch, j. Fig. 729 u. 730. Die beiden Hauptarten 
find folgende. — 24. Beftelzter, gebürfteter, überbobener 


RE Bogen 431 Bogen 


Numdbogen, frz. plein cintre exhausse, surhausse, engl. | Giebelbogen, frz. arc angulaire tronque, eigentlich eine 
surmounted circular arch, stilted round-head, j. Fig. | Spannſchicht aus drei Steinen. — 31. Kielbogen, perjiicher 
730. Das Mäß der Stelzung ift beliebig, doch nicht gern | B., frz. arc en caröne, ogive lanc&olee outrepasse, engl. 
größer als die halbe Spannweite zu machen. — 25. Ge- keel-arch, ſ. Fig. 734. — 32. Karniesbogen, frz. arc en 
jtelzter, gebürjteter, überhobener Spißbogen, frz. ogive | doucine, arc en talon contourne, engl. reversed ogee- 
‚exhausse, engl. stilted pointed arch, j. Fig. 729. Das arch, fig. 735, nur in der franzöfiichen Gothik vorlom— 
Mäß der Stelzung ijt belichig, doc) nicht wohl größer als mend, ſehr infonftruftiv. — 33. Sternbogen, umgefehrter 
die Diagonale aus dem Quadrat der halben Spannweite | Spipbogen, frz. arc en contrecourbe, arc inflöchi, engl. 
‚zu machen. — 26. Hoher elliptijcher B., überhöhter B., | infleeted arch, countercurbed arch, Fig. 736, in der 
J aro elliptique surhaussé, engl. surmounted ellipti- | deutſchen Brofanardyiteftur ſehr häufig und manchfach ge— 
cal arch, nad) Geſtalt einer halben Ellipfe. — 27. Schnep: | gebildet; von Manchen fälichlich king er genannt; 
penbogen, gejchneppter Rumdbogen, frz. plein cintre a | j. d. Art. Sternbogen. — 34. Gerader Kleebogen, Krag: 
talon, engl. peaked round-head, circular peak-arch. | jturz, frz. arc en encorbellement, engl. square-headed 
Dies iſt ein Rundbogen mit aufgefepter Schneppe od. mit | trefoil-arch; f. Fig. 737. — 35. Sternklcebogen, frz. arc 
wirklicher, aud) im Lichten fihtbarer Schneppe;; erjtere Art | inflöchi en encorbellement, engl. inflected trefoil-arch ; 
j. Fig. 738. — 36. Rımder Kleebogen, auch Kleebogen 
ſchlechthin, dreiblätteriger B., —— Naſenbogen 
mit zwei Naſen, frz. arc trilobe, engl. trefoil-arch, three- 
foiled arch; ſ. Fig. 739. — 37. Runder Kleebogen mit fünf 
Päſſen, Nafenbogen mit 4 Naſen, viernaſiger Kleebogen, 
frz. are quintilobe, engl. five-foiled arch, four-cusped 
arch; ſ. Fig. 740. — 38. Bielnafiger Kleebogen, Fächer: 
bogen, frz. arc polylobe, engl. multifoiled arch, multi- 
eusped arch; j. ig. 741. — 39. Gejpigter Kleebogen, 
Spipbogen mit Najen, jpiger Nafenbogen, frz. are trilobé 
pointu, engl. threefoiled pointed arch; f. Fig. 742. — 
40. Gejchneppter Kleebogen, Ejelsrüden mit (2) Naſen, 
frz. arc trilob& à talon, engl. threefoiled ogee; j. Fig. 
743. — 41. Geſchneppter Kleebogen mit 4 Nafen, vier: 
nafiger Ejelsrüden, frz. arequintilobeatalon, engl. five- 
foiled ogee; ſ. Fig. 7 44. — 42. Nafenbejegter Rundb en, 

enajter Rundbogen, Rundbogen mit eingejeßten Najen, 
In arc-cintreh contrelobes, engl. foliated round-head; 
ſ. Fig. 745. — 43, Nafenbejegter, genafter Spipbogen, 
frz. arc pointu A contrelobes, engl. foliated poin 
arch; ſ. Fig. 746. — 44. Najenbejepter, genaſter Ejels- 
rüden, frz. dos-d’äne & contrelobes, engl. foliated ogee; 
j. ig.747. — 45, Bejepter B., gezierter B, frz. arc orne, 
engl. decorated arch. Die Bejepung der B. gejtaltet ſich 
jehr manchfach, u. heißen danadı die B. auch verjchieden. 
Meijt find dieje Benennungen nur als zufällig zu betrach— 
ten, folgende aber jind als feſtſtehend zu bezeichnen: 46. 
Beperlter B., frz. arc orne de perles, engl. headedarch. 
— 47. Gefräſter B., B. mit vielen ſehr Heinen Bäffen, frz. 
arc orn6 de lobes, engl. fraised arch, vgl. Nr. 38. — 
48. Genafter B., mitNajen bejegter B., fra. arc A contre- 
lobes, engl. foliated arch, foliage-arch, cusped arch. 
Dazu gehören die 42—44 aufgezäblten, beſ. aber die B. 
mit mehr ald 2 eingefegten Najen. Würden in jeden Na— 
ſenſchwung nochmals zwei dal. eingejeßt, fo daß Aber— 
najen od. Afternafen entjtehen, jo heit der B. wiedergenaft, 
ft. sublobe, reip. subpolylobe, jißen in jedem erſten Na- 
ſenſchwung deren drei, aljo 2Najen, jo heißen die B,wieder- 
gepaßte B.,fra.aresubtrilobe. — 49. Gezackter B., Zacken⸗ 
bogen, fra. arc chevronne, engl. chevronny arch, wenn 
ftatt der Najen Zaden angejegt find. — 50. Bwillings- 
bogen, frz. arc geming, engl. twin-arch, j. d. Art. Zwil- 
ling&bogen. — 51. Drillingsbogen, Triforium, frz. tri- 
foire, engl. triforium, j. d. Art. Triforium. — 52, Ar: 
faden (1. d.). 

II. Einteilung und Benennung nad) der Form des 
Grundrifies ꝛc. 1. Gerader B., frz. arceau droit, engl. 
direct arch, ein B., deſſen Laibungen beide rechtwinklig 
gegen die Stirn gehen. — 2. Schiefer®., frj.arceau biais, 
arc de cöt&, engl. oblique arch, dejjen Yaibungen zwar 
parallel, aber gegen die Stirn unter schiefem Wintel geben. 
— 3, Einjeitiger B., frz. arceau trap6zoide, engl. skew 
arch, deſſen Laibungen nicht parallel, auch gegen eine auf 
die Stirnfläche rechtwinklig gezogene Achje nicht ſymme— 
triſch jtehen. — 4. Eingehender B., eingezogenerB., frz. arc 
renfonc&, arc rentrant, engl. recessedarch, reentering 











745. 746. TAT. 
Bu Art. Bogen. 


ſ. Fig. 73l;abift = be — cd und ſchwankt zwiſchen 
dem 5. und dem 3. Theil des Radius. — 28. Spiter Stich— 
bogen od, gebrochenerSpigbogen, frj. arc pointu tronque, 
ogive tronque, engl. segmental pointed arch, pointed 
segment, fig. 732. Die Mäße für cd und b d jind ver- 
jchieden und richten fich nad) dem Verhältnis zwifchen e f 
und ca. Unſchön ift diefer B. jedenfalld. — 29. Veredter 
fcheitrechter B., frz. arc linteau decorng, engl. straight 
round angular arch, Fig. 733. Mähe —— je nach 
Bedarf. — 30. Sächſiſcher B. Spannſchicht, Giebelbogen, 
frz. are en mitre, en fronton, arcangulaire, engl. trian- 
gular arch, ſ. Fig. 734. Bal. auch Fig. 177 f— kund 
178 e, S.101. Regeln für die Berhältnifie giebt es nicht; 
auch ijt diefer B. nur auf Heine Deffnungen anwendbar. 
Der in Fig. 177 bei ] dargeftellte iſt ein gejtümmelter 


— — — —e — — — — —— —— — — — —— —— — — —— — — — —— — — — —— — m 


Bogen 432 
arch, deſſen Yaibungen ſymmetriſch gegen die Achfe fich | Wölbfläche, Intrados, fra. douelle, f., engl. soffit. — 
nad) hinten in fchräger Linie verengen. — 5. Eingefeßter, | 11. Bogenrüken, äußere Wölbjläche, frz. u. engl. extrados. 
abfepender B., frz. arc concentrique, engl. concentric | — 12. Bogenfirn, f., frz. front, m.,engl. front, die vordere 
arch, dejjen Laibungen ſich ſymmetriſch nad) hinten ſtufen- lothrechte Fläche eines Mauerbogens. — 13. Bogenfid 
weije verengen. — 6. Ausgeſchrägter B., frz. arc Ebrase, | (ſ. d.), m. — 14. Schublinie, Widerjtandslinie, Drud- 
engl. splayed arch, deſſen Laibungen ſich ſymmetriſch | linie, frz. ligne f. de poussde, engl. thrust-line. Die 
nach hinten erweitern; j. d. Art. ausichrägen. — 7. Ges durch Berechnung auffindbare Linie, in welcher ſich der 
miſchter B., frz. are compos6, engl.compound arch, aus | Drud der Wölbfteine nad) dem Widerlager fortpflanzt. — 











mehreren der vorigen Arten zuſammengeſetzt. — 8. Steige= 
oder abhängiger B., frz. arc endescente, engl.arch with 
“ap imposts, dejien Widerlagslinien auffteigen, 

"Eintgeitung nad Funktion undStellung. 1. Erd» 
bogen, Grundbogen, Spanner, frz. arc & l’envers, engl. 
dry-arch, j. Erdbogen. — 2. Schurbogen, Tragbogen, frz. 
archivolte, f., engl. subarch, f. Archivolte. — 3. Ent⸗ 
laftung&bogen, Ablaftebogen, fr. remende, arc en de- 
charge, arc de soutönement, engl. discharging-arch, re- 
lieving-arch. — 4. Gurtbogen, frz. arc-doubleau, engl. 
transverse arch; bei Kreuzgewölben unterjcheidet man 
Duergurte und Längengurte, frz. arc-formeret le long 
d'une voüte , engl. longitudinal-arch. — 5. Gratbogen, 
Kreuzbogen, Kreuzgurt, frz. arc arötier, croisde d’ogive, 
arc diagonal, engl. diagonal rib, erossspringer. — 
6. Scheidebogen, frz. arc bornant, engl. pierarch, freis 
jtehender Längengurt. — 7. Schildbogen, frj.arc-formeret 
lelong d’un mur, engl. wallrib, wall-arch,jpan. formero, 
an der Wand anliegender Längengurt. — 8. Stirnbogen, 
frz. arc du front, engl. frontalarch. Am offenen Ende 
einesßewölbes. — 9. Strebebogen, Schwibbogen fliegende 
Strebe, Bogenitrebe, frz. are boutant, contrefort en arc 
rampant ou en arc montant, engl. arched buttress, 
arch-buttress, flying buttress; ſ. Strebebogen. —10.Lai= 
bungsbogen, frz. arriere-voussure, f., Bogen hinter dem 
Sturz od. dem vorderen Bogen, zu Verbindung der Lai— 
bungen aufgelegt, muß womöglich mit dem Vorderbogen 
in Verband geſetzt werden. Ueber die verjchiedenen Arten 
und deren franzöfiiche Benennungen f. d. Urt. arriöre- 
voussure. — 11. Brüdenbogen (f. d.). 

IV. Theile des Bogens und einige bei Bögen vor— 
fommende Benennungen. 1. Widerlager, frz. contre- 
fort, pied-droit, m.,but&e, culee, f., zc.,engl.abutment, 
butment, spring-wall. Dasjelbe kann beftehen aus einem 
Pfeiler, einer Dauer, einem Strebepfeiler, einem Strebe- 
bogen zc. und muß genügend ſtark fein, das Ausweichen 

u verhindern, — 2. Widerlagslinie, Standlinie, Aufs 
Handstinie, Rämpferlinie, frz. ligne f. de naissance, engl. 
spring-line, springing-line, die wägerechte Linie, welche 
das Ende der in wagerechter Schicht aufgeführten Maue— 
rung u. den Anfang der eigentlichen Bogenwölbung be: 
zeichnet. — 3. Kämpfer, Anfall, m., fi}. coussinet, m., 
imposte, f., naissance, f., engl. impost, spring, spring- 
ing, ſpan. arranque, der Punkt, die Linie, oder der zur 
Martirung derjelben eingejepte einfache od. verzierte Stein, 
welcher den Anfang der Bogenlinie, das Aufhören der 
Widerlagsmauer bezeichnen fol, deſſen Oberkante aljo 
eigentlicd mit der Widerlagslinie zufammenfallen foll. 
Dies ijt aber nicht immer der Fall. — 4. Anfangsfuge, 
frz. lit, m.,engl.bed, j.d. Art. Anfangsſtein. — 5. Bogenan- 
fänger, fr}. sommier, m.,engl.springing-stone, springer, 
ipan. movimiento. Man nennt alle die Steine jo, die 
man aufjegen kann, ohne des Bogengerüftes zu bedürfen. 
Sie bilden zufammen die Anfangsichicht; j. Anfangs: 
ftein. — 6. Bogenflein; m., Wölbjtein, frz. claveau, 
voussoir, m., engl. voussoir, arch-stone; ſ. d. Art. 
Wölbſtein. — 7.Bogenfdluß, Schlußſtein, frz. clef, f., engl. 
key-stone, center-voussoir, j. Schlußjtein. — 8. Bogen- 


fyeitel, frz. sommet, vertex, apex, m., engl. crown of 
an arch, hödhjiter Punkt des B.3. — 9. Bogenſchenkel, Bogen- 


achſel, frz. mi-arc, m., esselle, aisselle, f., engl. hance, 


haund, haunch, Theil zwijchen Scheitel und Anfänger 


15. Bogenöffnung, m., Spannung, Spannweite, Lichten- 

weite, frz. portee, f., engl. span, Entfernung von einem 

Widerlager zum andern. — 16. Hintermauerung, Span- 

drille, frz. rein, m., engl. spandrel, flanc , Aufmauerung 

gie dem Ueberbau der Widerlagämauer und dem 
ogenrüden. 

Ueber die verfchiedenen Konftruftionsweijen der Bögen, 
über deren Zwedmäßigfeit, über die den Bögen bei großen 
Spannweiten zu gebende Wölbjtärte, über die Berechnung 
des Bogendruds und die daran ſich ergebende Stärke der 
BWiderlager ꝛc. j. d. Art. Gewölbe, Wölbung, Brücde, Bo— 
genlehre, Bogenverband, fowie die die einzelnen bier ges 
nannten —— betr. Artifel. 

V. Geſchichtliches. In Bezug auf die Gefchichte der 
baulichen Technik ift die Entwidlungsgeihichte des Bes 
natürlich fehr wichtig, in kunfthiftorifcher Beziehung aber 
haben Viele der Bogenform eine mahgebendere Stellung 
eingeräumt, als ihr gebührt, indem fie diefelbe als Stil: 
fennzeichen annahmen. Dies ift nicht ganz richtig; denn 
einestheils fommt manche Bogenform in verichiedenen 
Bauftilen vor, anderntheils findet man in vielen Stilen 
fajt alle Bogenformen vertreten. Leber die eigentlichen 
Kennzeichender einzelnen Bauftile ſ. d. diefelben betr. Art. 
Dennod) ift der B. ein wichtiges Moment in Erfennung 
der Denkmale, denn aus feiner Formu. Konftruftionsweife 
fann man auf die technijche Bildungsitufe der Erbauer u. 
dadurd auf die Bauzeit mit —— Sicherheit ſchließen. 
Hier ſei nur erwähnt, daß die erſten wirklichen Bögen bei 
den Aegyptern und Aſſyrern vorkamen, daß die Griechen 
erſt in den ſpäteren Perioden den B. kennen lernten, die 
Etrusfer zuerſt ihn techniſch auszubeuten u. künſtleriſch zu 
verwerthen verſtanden. Während bei den Aegyptern und 
Aſſyriern Spitzbogen und Rundbogen vorkommt, verwen— 
deten die Etrusker nur den Rundbogen, die Römer: Rund: 
bogen, Stichbogen und ſcheitrechte B.; im frühen Mittel: 
alter fommen diefelben B. vor, hier u. da ein leifer Anklang 
zum Bufeifenbogen, der bei den Mahommedanern der 
berrichende ward. Im gothiihen Stil famen fajt alle 
Bogenformen vor. 

F. (Bimm.) Bögen, aus Holzfeilen gewölbt, fommen 
fo felten vor, daß fie nur ald Huriofität au betrachten find; 
dennoch fpricht man von Holzbogen mit Zug und Ned. 
Die hölzernen Bögen, welche theils zu leberfjpannung von 
Definungen, theils zu verjchiedenen anderen Zweden ver: 
wendet werden, kann man folgendermaßen eintheilen; 
1. Holzbogen, der durd Krümmung prismatiſch bear- 
beiteter Hölzer erzeugt ift, frz. bois courb&, engl. curved 
timber; es wird dadurch theils blos die Erreichung einer 
| beftimmten Form bezwedt, theils aber aud) u. häufig mit 





Erfolg Vermehrung der Tragfähigkeit angeitrebt. Die 
—— ten Arten dieſer Bögen, ſiehe theils in dem Art. 
alten III. C.a u. d, ©. 231 u. 232 theils in den Art. 
Brücke, Lavesiches Syſtem ıc.; über das Verfahren bei 
ber Krümmung ſ. d. Art. Krümmung des Holzes. — 
2. Holzbögen, die aus geradem Holz geſchnitten, od,, wenn 
fiegrößer Ad, aus Stüden FERNEN find; f. darüb. 
d. Art. Bohlenbogen, Boblendah, Brüde, Delormjces 
Spitem, Emy’iches Syſtem ꝛc. — 3. B. aus Bretern oder 
| jonjtigem Holz proviforisch zufammengejest, um als Ges 
| rüft beim Wölben fteinerner Bögen zu dienen; j. d. Art. 
\ Bogenlehre. | Ma.). 
G.(Beiverfchiedenen Fächern.) 1. (Forſtw.) DasRüden: 


I 
N 








einer Seite des B.s. — 10. Bogenlaibung, Unterficht, innere | ftüd der Baumfäge, aus einem irummen Stüd Hol; 


433 


Bogenlehre 











beſtehend aus dem Balken der Vorpflicht, den Stützen auf 
dieſem Balken u. dem unter dem Bad liegenden Verdeck— 
balten. — 3.8. des Kunſtkreuzes, j. d. Art. Kunſtkreuz. 
— 4, Bei vertifalen (Zellen) Waflerrädern nennt man 
den mit Waffer gefüllten ringförmigen Theil des Nades | 
den wajjerbaltenden Bogen, defien Höhe als das | 
wirffame Gefälle am Rad anzujchen und in die | 
Rechnung zu Ermittelung der mechanischen Leiftung des 
Rades einzujegen tft. [v. Wa.) 

Bogenachfel, f., Bogeufhenkel, m., ſ. Bogen E. IV. 9. 

Bogenanfall, m., Bogenanfang, j. d. Art. Anfänger und 
Bogen E. TV. 3. 

Bogenanfänger, m.,j. Anfangsfteinu. BogenE.TV. 5. 

Bogenblende, f., ftz. niche carree, arc en orbe | 
voie, engl. blind or shallow arch (f. d.); blinder Bogen, 
Blendbogen, welcher als Blende (j. d.), alfo als Niſche 
zum Einſetzen einer Figur oder dergleichen, dient. | 

Bogenblock, ın., Enkblok(Schifib.), frz. poulie f.de re- 
tour, engl. quarter-block, leading-block, fo heißen ein= 
jcheibige Blöde, welche nur zu Richtungsänderung des 
Tauwerkes behufs bequemeren Anholens dienen. 

Bogenbohrer, m., Bogendrelle, f., Drillbohrer, drille f. 
4 archet, touret & archet, engl. bow-drill, Bohrer mit | 
Bohrbogen, Treibebogen, Drehbogen; j. unter Bohrer. | 

Bogenbrücke, f., frz. pont m.& arches, pontm.arque, 
engl. arched bridge, ’ im Art. Brücke. | 

Bogendad, n., frz. comble m.a chevrons recourbes, 
toit m. cintre, j. d. Art. Bohlendach und Dadı. 

Bogenderke, frz. plafond voüte, engl. vaulted cei- 
ling. j. d. Urt. Gewölbe und Dede. 

Bogenfeile, f. (Metallarb.), eine jehr Schwache Feile, 
zu Heritellung ſchmaler, tiefer Einjchnitte dienend u. zu 
diefem Behuf in einen Stahlbügel (Feilbogen) geipannt. 

Bogenfeld, n., frz. tympan m. d’arcade, engl. razed 
table, die ziwifchen einem Bogen u. dem Sturzeiner inden= 
jelben eingejegten Thüre bleibende lothrechte Fläche; in 
mittelalterlichen Portalen oft jehr reicht verziert. Vgl. d. 
Art. Blenditein. 

Bogenfenfer,n., frz. fenätre, cintrde, engl. arched 
window; find allerdings in diefen Fällen in äfthetifcher 
Beziehung den fcheitrecht geichlofienen vorzuziehen, welche 
mit manchen Stilen fich nicht recht vertragen, jind aber in 
vielen Bezichungen für Wohnräume nicht ganz praktiſch; 
j. d, Urt. Fenſter. 

bogenförmig, adj., frz. en are, arque. 

Bogenfries, m., = frange f. festonnee, serie de pe- 





„1. v. w. Krop gen (j. d.). 
Bogengerüft, n., Ir. eintre m. de charpente , arme- 
ment de voüte, engl. centering, ital. centina, jpan. 
camon, eimbra, galäpago (feines B.), ſ. Bogenlehre. 

Angenhängewerksbrärke, f., ſ. Brüde, 

Bogenhaupt, n., Bogenfdeitel, m., ſ. Bogen E. IV. 8. 

Gi £., ſ. Bogenſtich. 

Bogenholz, n.; 1. jo nennt man das feſte, elaſtiſche 
Holz des Dſagen-Orangebaums (Maclura aurantiaca 
Nut., Fam. Maulbeergewächſe), eines Baumes in Nord- 
amerika. Die Dfagen-Anbianer benußen es unter Anderm 

u Anfertigung ihrer Bogen. — 2. (Zimm.) Bogenholz, 

ogenftüd, Kranzitüd, fra. courbe f. d’un eintre, engl. 

curved back-piece, block, Theil eines Lehrbogens; j. d. 
Art. Bogenlehre. 

Bogenkämpfer, m., j. d. Art. Bogen E. IV. 3. 

Bogenlaibung, f., j.d. Art. Bogen B. IV. 10, 

Bogenlänge, f., nennt man nicht die Bogenweite, jon- 
dern das Mauerſtärkemäß nach der Tiefe des Bogens, 
rechtwinklig auf die Stirnflädhe des Bogens; ſ. Wölbung. 

Bogenlaube, f., 1. fr. berceau, m., engl. arched ar- 
bour, ital. pergola a volta, jpan. parra, emparrado, eine 
aus dünnen, als Bogenwerk, d. h. auf Bohlenbogen ge— 
nagelten Latten bergejtellte Ueberdachung in Gärten; 
Ri . auch d. Art. Blindwerk, Garten und Laube. — 2. B., 
Bogenhalle, fteinerner gewölbter Gang; man findet die: 
jelben bei. an der Straßenfront der Häufer in vielen alter- 
thümlichen Städten; ſ. d. Art. Yaube u. Bogengang 1. 

Bogenlehre, f., Lehtgerũſt, n., frz. cintre m. de char- 
pente, armement des arcs, engl. centering, jpan. cim- 
bra, formero, nennt der Maurer das behufs der Einwöl- 
bung eines Bogens errichtete Gerüft, infofern e8 der Form 
des herzuitellenden Bogens genau folgt und dem Arbeiter 
jomit zugleich die Geftalt de8 Bogens vorſchreibt. Bei 
Heritellung diejer Gerüste hat man bei. dreierlei Geſichts— 
punkte im Auge zu behalten: Erjtens die genügende Feitig- 
feit zu Tragung der ganzen Laſt der Eimwölbung bis 
zum Einbringen des Schlußſteins, zweitens die Form 
der Bogenlinie und drittens die Lage der Stoßjtufen der 
Wölbjteine, 

A. Der Berband der Bogenlehren, der nach der Wölb- 
linie bearbeiteten, aus Bretern (Bogenhölzern, Bogen 
jtüden) zufammengejegten Rippen oder aus Zimmerholz 
bergeftellten Lehrbögen mit der darübergelegten Einſcha— 
lung von Latten od. Bretern nebjt der erforderlichen Unter: 
ſtützung derjelben, ift nurvonder Laſt bedingt, unabhängig 
von der Art der Ueberwölbung. 

Für ſcheitrechte Bögen beiteht die Einrüftung aus 


tites arcatures juxtaposdes, sous-arcature, f., engl. | einer Lage von Bretern od. Bohlen, welche an den Enden 
corbel-table, arched moulding. Unter den verſchiedenen eine gemeinjame Unterjtügung durd) untergelegte Schwel- 
Brüftungs-, Gurt-⸗u. Hauptſimſen, mögen fie nun wägeredht | len erhalten, od. bei geringer Spannweite des Bogens an 
liegen oder an Giebeln ꝛc, aufiteigen, hinlaufende Reihe | den Enden ſcharfkantig behauen und in die offenen Fugen 
Heiner Bögen, wenig ausladend u. dann meift ganz glatt | der Widerlagerſchicht eingejhoben werden. Da alle ge- 
od, doch blos mit Gliedern umzogen, od. bei größerer Nuss | mauerten Bogen nach der Mitte ſich einbiegen, ſich ein- 
ladung auf Konjolden ruhend. B.e kommen bef. im ro= ſchlagen, fo wird darauf bei der Einrüftung Rüdjicht ge- 


maniichen , — normanniſchen und gothiſchen | 
fowie in den gleichzeitigen islamitischen Bauftilen vor u. 
werden daher in den dieſe Stile behandelnden Artikeln mit 
beiprodhen. Meiſt treten fie ald Träger der laufenden 
Simöäglieder auf und find auch nur in diefer Anwendung 
gerechtfertigt. Wenn man ſie an Giebeln in die Höhe laufen 
läßt, madje man nie die Bogen einhüftig, ſondern laſſe die 
Anfäpe fteigen. Der B. muß ſtets nach der ſonſthin am 
Gebäude vorberrichenden Bogenform geftaltet fein; vgl. 
aarüber d. Art. Rundbogenfries, Spigbogenfries, Stich: 
dogenfries, Korbbogenfries, ſowie die Art. Corbel-table, 
brehed, entrecroise x. 

Bogengang, m., 1. Bogenhalle, frz. arcade, f., porti- 
que voütd, ım., engl. arcade, ital. andito voltato, j. Ar- 
cade, Bogenlaube 2. und Halle. — 2. ſ. v. w. Bogenlaube, | 
1. über einem Gartenmweg. I 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


nommen, und e8 werden zu dem Ende die oberhalb einge= 
ferbten Rüſtbohlen durch untergejebte Spreizen in der 
Mitte um jo viel in die Höhe getrieben, alddas muthmaß— 
liche Einjenten des Bogen? beträgt. 

Die Rippen oder Scheiben für gefrümmte Bögen werden 
aus doppelt oder dreifach über einander genagelten Bret= 
ſtücken hergeſtellt. Fig. 748 ftellt eine Rippe dar, welche 
aus einer doppelten Lage von Bretitüden bejteht und durd) 
eine aufgenagelte Latte am Fuß zufammengebalten wird. 
Die radialen Stohfugen der einen Lage treffen auf die 
Mitte der Breter der andern age, jo daß die zunächit jeder 
Stohfuge angebrachte Bernagelung für jedes einzelne Bret 
ein evierfache ift. 

Die in Fig. 759 dargeftellte Rippe für einen Bogen von 
größerer Spannweite bejteht aus dreifach über einander 
genagelten Bretftüden. Die mittleren Brettüde figen 

bb . 





Bogenlehre 
zunächſt dem Scheitel des Bogens an einem ſenkrechten Bret 
nach der Richtung der radialen Stoßfugen an, über welches 
am Fuß zwei horizontale Breter greifen, die mit dieſem 
jenfrechten Bret und den unteren mittleren Bretjtüden der 
Bogenrippe vernagelt find. Die äußeren Bretitüde der 
Bogenrippe figen am Fuß auf den horizontalen Bretern 
entweder ftumpf oder, wie in Fig. 749 angegeben, nad) 
innen verfaßt auf und find, beiderjeits von gleicher Länge, 





— 
Fig. 761. 


Zu Art. Bogenlehre A, 


in der Mitte der dazwiſchen befindlichen mittleren Bret— 
ſtücke wie in Fig.748 geſtoßen und bei jedem Stoß vernagelt. 

ig. 750 ift eine Rippe für einen gedrüdten Bogen, 
welche ebenfalls aus dreifach über einander genagelten 
Bretjtüden beſteht und ſich vonder in Fig. 749 dargejtellten 
nur dadurch in der Konſtruktion unterjcheidet, dah außer: 
dem noch zwei Strebebreter in der mittleren Breterichicht 
angebracht find, welche — nad) der Richtung der, je zwei 


434 


Bogentehre 


Bogenftüden des aus drei Mittelpunften bejchriebenen 
Korbbogens gemeinjamen, Radien geführt und von ben 
doppelten Umfangsbretern umſchloſſen — gegen jeitliches 
Ausbiegen ſichern. 

Fig. 751 ftellt die Rippe für einen aus zwei Mittel- 
punkten bejchriebenenSpigbogen dar, beideren AZufammen- 
ſetzung aus dreifach über einander genagelten Bretern die 
horizontale Berfpannung durch ein einfaches Bret herge- 

ſtellt und dem Heben und Senfen der Rippe im Schluß 
durch doppelte jenfrechte Breter, welche abwärts über das 
einfache horizontale Bret greifen und mit dieſem vernagelt 
find, —— iſt. Einfache Büge ſind in die mittlere 
Breterſchicht eingeſetzt und ſichern, mitden äußeren Breter- 
ſchichten der Bogenrippe, ſowie mit den doppelten ſenkrechten 
Schlußbretern vernagelt und zu einem Ganzen verbunden, 
gegen das Einbiegen. 

Die hier angeführten Beiipiele aus Bretern fonjtruirter 
Rippen zu Einrüftung von Mauerbögen find als Anhalt 
für den Maurer bei Anfertigung weiterer genügend; über 
die aus Zimmerholz zu fonftruitenden Lehrgerüſte für 
ſchwerbelaſtete Mauerbögen von jehr großer Spannweite 
oder für Gewölbe, deren Heritellung dem Zimmermann 
zusteht, j. d. Art. Gerüft und Brücke. 

B. Die Einihalung der Bogenrippen od. Yehrgerüfte 
befteht aus Latten, welche parallel mit den Lagerfugen des 
Bogens an defjen Laibung auf die Rüftbögen gelegt wer- 
den. An einzelnen Stellen der Bogenrundung werden die 
Scallatten aufgenagelt. Beträgt die Tiefe eined Mauer- 
bogens nicht — als eine Steinſtürke, ſo daß die Wölb- 
jteine in der Bogenlaibung unmittelbar durch die nach der 
‚ Schnur in die Mauerflucht aufzujtellenden Rippen oder 
Lebrbögen unterftügt werden fünnen, jo bleibt die Ein- 
ſchalung weg. 

C. Das Herausnehmen der Einrüftung muß ohne Er— 
jchütterung des Mauerwerks geſchehen können. Es werden 

‚ deshalb die Rippen oder Lehrbögen an den Enden zunächſt 
den Widerlagern nicht unmittelbar auf die Schwellen, 
jondern aufdoppelte Keile gejegt, welche auf die Schwellen 
— mit diejen parallel und mit den anjteigenden Flächen 

; gegen einander gerichtet — gelegt werden. Nach erfolgtem 

Schließen der Bögen werden die Keile joweit auseinander 

| getrieben, daf der Bogen nicht mehr feſt aufder Einrüftung 
ruht, und erſt nad einigen Tagen, wenn der Mörtel die 
genügende Feitigfeit erlangt bat, werden die Keile ganz 

‚ herausgeichlagen, und nun wird die Einrüftung entfernt. 

D. Was die Form der Bogenlinien für die Lehrbögen 
betrifft, jo wird deren Aufreißung auf dem Wertplag nicht 

‚ mit dem Birkel, vielmehr mitteld um die Mittelpunkte ge= 

drebter gerader Latten od. Richtſcheite od. mittels geipann- 
ter Schnüre ausgeführt. Wir geben deshalb bier einige 
leichte Methoden dieſer Aufreißung; Die feltener gebräud)- 
lichen, j. im Art. Bogen. — 1. Der Stichbogen wird gleich 
dem vollen Kreisbogen nurauseinem Mittelpunkt beichries 
ben. — 2. Ellipfe. a) Das Zeichnen der Ellipjedurd 

Vergatterung beſteht darin, einzelne Punlte in ber 

Peripherie zu bejtimmen und jodann dieje Punkte unter 

ſich aus freier Hand ftetig zu verbinden, und wird auf dem 
| Bertplaß zum Aufreißen mehrerer Rüſtbögen, welche alle 
unter jid) gleich fein müfjen, angewendet. Dabei wird die 

Pieilböhe des Bogens als Halbmefler eines Eylinders 

angenommen, an welchem die Ellipje die Durchichnitte- 
linie einer jentrechten Ebene bildet, deren Grundlinie der 

Spannweite des Bogens gleich ift. Es fei Fig. 752 ab 

der Durchmeſſer eines Kreifes von der Scheitelhöhe des 

Bogens, u.dietinie be gleich der Spannweitedes Bogens 

unter irgend einem beliebigen Winkel gegen a b gezogen. 
lleber a b wird ein — beſchrieben und die Linie 

a b in eine beliebige Anzahl gleicher Theile a.1,1.2,2.3, 

3.42%. getheilt, und an den Theilungspuntten werden 

Berpendifel errichtet, welche die Beripheriedes Halbkreiſes 

in den Punkten 1%, 2', 3°, 4 20. jchneiden. Theilt man die 

















Dogenlehre 








errichtet in den Theilungspunkten 1‘, 2°, 3‘ und 4‘ ebenfalls 
Sentredhte auf b ce und macht diefe mit dem in 1,2,3,4 
errichteten auf a b von gleicher Länge, fo liegen dieſe End— 
punfte 1°, 2°, 3°, 4’ in der Peripherie der Ellipfe, welche 
dann aus freier 
Hand oder mit 
einem biegſa— 
men Lineal ges 
zeichnet werden 
fann. Um die 
ftärfere Krüm— 
mung der El— 
lipje an den 
Enden genauer 
zeichnen zu kön⸗ 
nen, kann man 
die Theile zu— 
nächſt d. Punkte 
a,b, enochmals 
in zwei ob. drei 
Partilel zerle- 
gen. b) Zeich— 
nen der El: 
lipfe durch 
ermittes 

lung. Nehmen 
wir in ig. 753 
die Linie a bh 
— ——— 

an, ten 
Fig. 758. Zu Art, Vogenlehre D. über dem Mit- 
telpunft eine Sentrechte e d, tragen andieje inc’ die Peil- 
höhe des Bogens an und bejchreiben nun über a b undmit 
@ 2 Halbkreife. Nehmen wir ferner an dem Heinen 
Halbkreis belichige Theilungspunfte f, k, 1 an und ziehen 








435 


Bogentfre · 


fi) ftetig verbunden, gezeichnet wird. c) Beihnen der 
Ellipfe mit der Schnur, ficherjte und in der Ausfüh— 
rung bequemfte Methode. Sind Spannweite und Pfeil: 
höhe des zu fonftruirenden Bogens gegeben, fo findet man 
nad) Fig. 754 die Brennpunkte auf der großen Adhie, in- 
dem man von dem Scheitelpunft m, mit der halben großen 
Achſe als Radius, die große Achie in den Punkten N N 
fchneidet. In den Brennpunften NN und indem Scheitel: 
punft m werden Stifte eingefchlagen, und um dieſe Stifte 
wird eine Schnur geipannt und zufammengemüpft, ſo daß 
fie als Schnur ohne Ende geführt werden fann. Bewegt 
man num einen im Sceitelpunft angebrachten Bleiftift, 
Rothſtein oder Kreide, unter ſtetem Anſpannen der Schnur 
um die an den Brennpunkten befeitigten Stifte gegen die 
große Achſe nach beiden Seiten hin, jo bejchreibt die Spitze 
genau die verlangte Ellipfe. Da die Ellipfe nicht aus 
Kreisbögen befteht, bei welchen die normale Richtung 
der Lagerfugen durch die entjprechenden Mittelpunfte 
bejtimmt wird, jo muß für jede Fuge eines elliptiſchen 
Bogens die zugehörige Normale fonjtruirt werden. Soll 
die Richtung einer Lagerfuge für irgend einen Punkt der 
Ellipfe bejtimmt werben, fo verbindet man den fraglichen 
Punkt mit den Brennpuntten durch gerade Linien u. hal- 
birt den von beiden Linien eingeſchloſſenen Winkel. Da 
dies immer zeitraubend ift, fo wendet man ftatt der Ellipfe 
in den meisten Fällen den Bogen aus gefuchtem Zirkel an. 
— 3, Korbbogen, 2 nausgejuchten Zirkel, Rathebogen; 
f. d. Art. Bogen E. 1.11. Bei horizontalen Widerlagern 
ift die Anzahl der Mittelpunfte für einen Korbbogen ſtets 
eine ungerade. a) Wir geben in Fig. 756 eine der üblid)- 
jten, im großen leicht auszuführende Konftruftion von 
Korbbogenlinien aus drei Mittelpunften, wobei jeder der 
drei die Korblinie bildenden Kreisbögen zu einem gleichen 
Mittelpumktswinkel von 60° gehört. Man zeichnet über 


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Fig. 705. 
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Fig. 756. Au Art. Bogenichte D, dig. 757. 


über diefe Punkte Radien bis zu dem gröhern Halbkreis, | der halben SpannlinieC Bein gleichfeitiges Dreiet BCE, 


ziehen fodann von den inneren Theilungspunften horizon= 
tale und von den äußeren Schnittpunften der entipredyen- 
den Radien jenfrechte Linien, jo liegen die Schnittpuntte 


macht © F aleih CD und zit durch F und D eine Ge— 

rade, bis dieje die Seite BE in G jchneidet. Wo eine mit 

EC parallel durch G gezogene gerade Linie inH die hori- 
56° 


Bogenfehre 


ind die gefuchten Mittelpuntte, 
Radien der Kreisbögen, Der dritte Mittelpuntt K wird 
bejtimmt, indem man CK gleih CH anträgt. b) Nach 
Fig. 755 verbindet man den Fukpuntt A mitdem Scheitel: 
punft D durch cine gerade Linie, u AE glei der 
Differenz der halben Heinen und der halben — Achſe 
von D nach Fur. errichtet auf A Deine Winkelrechte, welche 





— — — — 

* 

⸗ u \ ! 5 
f * \ / 


zugleih die Linie A F N 
halbirt; die Durchichnitts- 
punfte G u. H diefer Win: 
lelrechten find die geſuchten 
Mittelpunfte u. GlI=A 

G u. HI die zugehörigen 
Radien der Kreisbögen. 

ec) Bei der in Fig.757 dar: 
geſtell ten Konjtruftion wird 

DE wägerecht, A E loth- 

recht gezogen, A mit D Pi 
durch eine gerade Linie 

verbunden und die Winfel zig. 755. Zu Art. Bogenlehre D. 
ADEımd DAE halbirt. 

Bon dem Durchichnittspuntt F der Halbirungslinien 
der Winkel wird eine Winkelrechte auf A D errichtet 
und big zur verlängerten Heinen Achje C D geführt. Die 
Durchſchnittspunkte G und H diefer Winkelrechten mit 
ACund DC find die gefuchten Mittelpunkte der Kreis— 
bögen. d) Fin. 758 ftellt einen aus 5 Mittelpunften 
beichriebenen Korbbogen dar, weldyer der Ellipje ſehr 
nahe fommt. Man macht CE=CD, theilt AE in 
5 gleiche Theile, trägt fieben diefer Theile von C nad) F 
und nadı G und ebenjo von G nad) H, macht jodann FI 





Me 
— — | — 
7 5 
j ! > en. 
— ng — 
Fig. 759. Zu Art. Bogenlehre D. 
leih „FC, 4 von F nad) G u. von Inad) H gerade 


inien, jo find F, K und H die gefuchten Mittelpuntte der 
Kreisbögen und FL = FA, ferner KM=KL und 
HD = HM bie entſprechenden Radien derfelben. Korb: 
bögen, aus mehr ald 5 Mittelpunften bejchrieben, werden 
äußert jelten angewendet. — 4. Einhüftiger Bogen. Fig. 
759 zeigt die Konjtruftion eines aus zwei Hreisbögen be- 
ftehenden geſchobenen Bogens. Man verbindet A mit B 








436 


ontale und in I die verlängerte jenfrechte Achſe ſchneidet, | 
h owieH G und 1G die A 


Bogenleier 


durd) eine gerade Linie, zieht von den Widerlagspunften 
und B Horizontale und von dem Halbirungspunft C 
der Yinie A B die Senkrechte CD, madıt CF gleih EC 
und zieht von D nad) F die gerade Yinie D G, jo ift G der 
Mittelpunft des Bogens AD u. H der Mittelpunft des 
Bogens BD. — 5. Zpigbogen. Beiteht ein folder nur aus 
zwei Kreifen, jo liegen die Mittelpunkte in der durd) die 
Widerlager geführten Horizontalen; bejtehter dagegen aus 
mehr als zwei Kfreisbögen, wie 
dies beidem Tudorbogen der Fall 
iſt, fo liegen nurdie Mittelpunfte 
der an die Widerlager ſich an— 
ſchließenden Kreisbögen in diejer 
—— während die 
ittelpunfte der oberen Kreis— 
bögen von größerem Halbmeſſer 
tiefer liegen. — Wir geben in 
Fig. 760 die Hälfte eines aus 
vier Mittelpunften beichriebenen 
Spitzbogens mit ſtumpfem 
Scheitelwinkel, in Fig. 761 die Hälfte eines dergleichen 
mit jpigem Sceitelwintel, welche, ähnlich wie die Korb— 
bögen, aus jtetig in einander übergehenden Kreisbögen 
fonjtruirt jind. Bei gegebener Spannweite und gegebener 


Scheitelhöhe eines Spigbogens lönnen meijt die Halb- 
‚mefjer A E der von den Widerlagern ſich erhebenden 
Bögen A G beliebig angenommen werden, ebenjo die 


Centriwinkel derjelben. Iſt der Mittelpunft E und der 
Gentriwinfel des Bogens AG einmal angenommen, jo 
verbindet man den Scheitelpunftt D mit dem Bereini- 
gungspunft G der in einander übergehenden Bögen durd) 
eine gerade Linie DG, errichtet auf DG eine Wintelredhte, 


ı welche zugleich diefe Linie halbirt, dann ift der Punkt F, 


wo diefe verlängerte Winfelrechte die von G nad) E gezo- 
gene gerade Linie jchneidet, der gejuchte Mittelpuntt für 
den BogenDG. Da bei allen Spipbögen die Mittelpunfte 
der im Scheitel fich jchneidenden Bögen nicht, wie dies bei 
anderen ftetig in einander übergehenden Bogenlinien ohne 
Ausnahme der Fall ift, in einer durch den Scheitelpunft 
geführten Senkrechten, vielmehr für jeden halben Bogen 
auf der entgegengejepten Seite dieſer Senkrechten liegen, 
fo daß in dem Scheitelpuntt die Radien der ſich jchneiden- 
den Bögen ſich Freuzen, jo können ſolche Bögen nicht bis zu 
dem Schuß mit normal auf die Bogenlinie gerichteten 
Lagerfugen gemauert werben. Bei Spigbögen mit 
ftumpfem Scheitelwinfel wird der Bogenſchluß 

nad Fig. 762 in den legten 7 — 10 ichten jo 
gewölbt, daf die Fugen nad) dem Durchſchnitts— 
punkt M“ der von den Mittelpunften MD'—A ge: 
ogenen Radien gerichtet find. Bei Spitzbögen mit 
—* Scheitelwinkel wird die Fugenrichtung 

der Wölbſteine in den legten 7— 10 Schichten nach 
einem andern Berfahren beitimmt, ſ. Fig. 763, 
nahdem bis dahin mit normal auf die ent: 
ſprechende Bogenlinie gerichteten Zagerfugen ge: 
mauert ift. Wan theilt bei diefem Verfahren auf 
beiden Seiten die halbe Spannweite A B in um 
einen mehr gleiche Theile ein, aldvon dem Schluß: 

| itein abwärts bis zum Anſchluß an die normalen 
— Fugen Badjteinfhichten zu mauern jind, aljo hier 
in 8 Theile, u. zieht von dem erjten Theilpunft zu⸗ 
nächit des Widerlagers die Lagerfuge der erften, 

vom zweitenTheilpuntte dieQagerfuge der zweiten 
Schicht, und I weiter bis zum Schlußjtein,, deſſen Lager: 
fugen nad) den zwei auf den ent 
Halbirungspunftes der Linie A 
punften gezogen werben. [Ms.] 
Bogenleier, f.; um beim Einwölben der Bögen die 
centrale Richtung der Fugen einhalten zu können, ift bei 
freisförmigen Bogenlinien das jicherite Verfahren, am 
Mittelpunkt in die Bogenlehre einen Stift einzufchlagen 


\ 


gegengeiehten Seiten des 
gelegenen legten Theil: 


Bogenlineal 437 Bogenſtellung 


u, an dieſen eine Schnur oder ein Richtſcheit zu befeſtigen, 3i9.764— 767, obgleich faſt inallenStilen®.nvorfommen. , 
wonach man die Steine beim Verſetzen einrichtet; Fann | Für Bortale, Borballen ic. empfiehlt fich die Anwendung 
der Mittelpunkt nicht auf diefe Weife marfirt, fann feine von B.en, Niemals aber jollte manFenſterreihen, welche zu 

B. angebracht werden, ja . 

fann man fid mit viner 0 
Schablone oder einem Wölb⸗ 8 
winlelmaß behelfen. Sollen 
Gliederungen an einen Bogen 2 ev 
angepußt werden, fo befeftigt Ri — N —J REN 
man den Schablonenjchlitten —— hi 
drehbar an den Mittelpuuft >= 45 2 | Ä 
und nennt ihn dann chen- * ver“ —9 > 
ſalls B. EBEN u 

Bogenlinenl, ı., 5. d. Art. — 
Bogen C. 1 u. Kurvenlineal. . wer; \ 

Bogenlinie, f., j.d. Art. 0% 
Wogen Ann. B. / ‚ 

Bogenofen, m.,j. Yonen- / 
ziegeloſen. * 

Bogenöffnung, f., Bogen- 1° = — — — — 
Lichtes, n. , Bogenweite, f., ſ. d. 
rt. Bogen E. TV, 15, 

Bogenpalme, f, 1 Asirn- 
caryum Awarra Vries, r \ 
ram, Palmen), eine ſehr 
tachlige Palme Surinams 
mit ungemein zähem und 
elaſtiſchem Holz, aus welchem = 
leptern Die dortigen Indianer — 
ihre Bogen anfertigen. N E 

Bogenpfeiler, m.. fr}. 
pied-ıroit, m., engl, arch-pier, |. Pfeiler. getrennten Räumen gehören, als B,en gejtalten, da jede B. 

Bogenrippe, f.. 1. Sewölbrippe, 5. d. Art. Rippe und als Ganzes ericheint und daher auch ein ganzer Nam, 
Wölbung. — 2. frz. ferme f. de eintre, engl. frame, rib eincHalle,Balericod, dgl. dahinter vermuthet wird. Wenn 
of eentering, Beriiitrippe, ſ. Bogenlehre. 

Bogenrolle, f., nannte man im vorigen 
Jahrh einen fonfolenartig gebildeten Schluß: 
ſtein, dejjen umterer Theil ſchneckeuähnlich ge— 
wunden 1. meiſt durch Blätterwerk verziert ift. 

Bogenrüren, m., Ufrz cxtrudés, m.,engl. 
hack lan arch. die äußere, obere Linie eines 
Bogens, j. d. Art. Ertrados. — 2. Hier u. da 
für Bogen (. 1 qebraudıt. 

Bogenfäge, f., 1. auch Bügelfäge, frz. scie f. 
en archet, engl. bow-saw, ]. d. Urt, Säge u. 
Scrotfäge. — 2. ſ. v. w. Cirtulargrundſäge 
(ſ. d.d. 

Bogenſappe, ſaſeve w. Zappenbogen (f, d.\. 

Bogenſcheitel, wf Bogen BE. IV.S. 

Bogenfdhenkel, m., i. Bogen E.IV,®, 

Bogenfhict, f., frz. assise f. par vons- 
soirs, engl, enurse of arch-stones, Schicht 
von Mölbjteinen; j.d. Art. Mölbichict. 

Bogenfdhluf, m., frz, clef f. de vonte, |. 
Schlußſtein und Bogen E, IV, 7, 

Bogenfpannung, !.. i. Bogenmeite, 

Bogenflärke, f.; unter Bogenftärke, Wölb— 
jtärfe eines Bogens verfteht man die Höhe 
jeiner Wölbung nadı der Richtung der Wölb- 
fügen, normal auf die Bogenlinie gemefien. 
Ueber die Beſtimmung derjelben, ſ. Wölbung. 

aßenEnD, m., ). Wölbſtein u. Bogen E. 

6 











[% 
& 
kb 


Fia Ten, au ig. 761. 
Fu Art Bogenlehre i Yu Art. Bogenlehrt 





in. Int, 





Bogenftellung, [., frz. arcade, arcature, 
f., engl. arcade, arcature, ift eigentlich jede 
Reihe neben einander geitellter,, auf Pfeilern 
oder Säulen ruhender Bogen (f. d. Art. Ar- 
vade u. Bogengang); uneigentlich aber wird 
von Vielen diefe Benennung blos jpeziell für - 
ſolche Bogenreihen im römijchen oder Renaiffanceftil mit | man durd) das Klima od. die Beſtimmung der Halle ge: 
Halbjäulen ober Bilastern vor den Pjeilern angewendet, j. | nöthigt wird, die Bögen durch Fenſter zu ſchließen, fo ftelle 


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Bogenftid 438 Bogenverband 
man die Bögen ſtets auf Pfeiler, nur offene Bögen auf | face Fugenwechslung nad den Regeln des Blodverban- 
Säulen. Ueber die ftilgemäße Geftaltung der B.en geben | des mit abwechielnden Läufer u. Binderſchichten anzu: 
die die Bauftile behandelnden Artikel Aufſchluß. Falſch ordnen. 
ift es, einen einzelnen Bogen als Arkade zu bezeichnen, | Bei dem Mauern von Bögen aus gewöhnlichen Bad- 
möge er nun allein jtehen oder einer Arfade angehören. | fteinen müffen die Steine entweder am untern Enbe feil- 

Bogenſtich, m., Bogenhöhe, Bogenpfeil, Pfeilhöhe, frz. | förmig zugehauen oder am obern Ende mit feilförmigen 
hauteur f. sous clef, flöche f.d’un are, montee, f.,engl. | Steinfplittern fo unterfüttert werden, daß die obere Lager: 
pitch, height of an arch, die Höhe eines Bogens von | fläde genau der Richtung des Fugenjchnittes entſpricht. 
defien Aufſetzpunkt (Kämpfer) bis zu feiner größten Höhe | Das Zuhauen der Steine ift zeitraubend und koftjpielig, 





(Scheitel). und das Unterfüttern der Steine am Bogenrüden hat den 
ng rn, f., die vordere Anficht eines Bogens; f. Bo: | Nachtheil, daß beim Ausrüjten der Bögen die Fugen ber 
gen E,IV. 12. 





nicht nadı ihrer rn rc gleihmäßig unterjtügten 

BSogenſtuck, n.: 1. frz. tierceret, tierceron, m., Theil | Steine ſich Hanptfäch ich nach der inneren Laibung öffnen, 

eines Bogens. — 2. ſ. d. Art. Bogenholz 2. | und hiernad) die Verbindung der Steine mit dem Mörtel, 
—— m., frʒ. linteau en eintre, linteau eintre, | tworauf die Feitigfeit des Bogens hauptfächlich beruht, ge: 

engl. arched cap-piece, circular head, bogenförmige | radezu aufgehoben wird. 

lleberdedung einer Maueröffnung, wenn diefelbe aus | Beträgt die Stärke eines Badfteinbogens nicht mehr 

einem Stüd Stein bejteht. als die änge eines Steine, fo ijt die keilfürmige Geftalt 


Bogenthüre, f., frz. porte eintree, engl. arched door, | der Lagerfugen zwifchen den Steinen in der Regel fo un- 

j. unter d. Art. Thüre u. Mauerbogen. 
Bogenverband, m., frz. assemblage des arcs, engl. 
Verband für Haufteinbögen ift fehr ver- 


bedeutend, daß ein ſtärleres Auftragen von Mörtel gegen 
den Nüden des Bogens ausreicht, die obere Lagerfläche 
der Steine in die Richtung des Fugenichnittes zu bringen, 





arch-bond; der 








a een 
zz sr ar rn nn 
Ba A A A A | > ai A 


cm 


se. 


u-- 
' 





ig. 764. . 765. . 766, ig. 767. 
Fee Bogenftellung BA - Sniptiäe Bogenftellung JJ i. 
ſchieden u. wird das sale darüber in d. Art. Mauer: | und c8 wird das Schwinden des jtärker aufgetragenen 
bogen, Steinfchnitt u. Verband beigebracht werben. Mörtels dadurd ohne Nachtheil für die Tragfähigkeit des 


a8 num die Ausführung der Mauerbögen aus Back- Bogens, daf beim Musrüften die oberen Fugen ſich mehr 
fteinen betrifft, jo werden dazu entweder die gewöhnlichen ſchließen, ohne daß an der untern Laibung die Fugen fi 
Maueriteine mit parallelen Zagerflächen verivendet, oder | öffnen müßten. 
es werden Steine nad) dem der Wölblinie entfprechenden | Da mit der Stärle der Bögen die Erweiterung der 
Fugenſchnitt mit feilförmigen Lagerflächen dazu befonders | Lagerfugen nad oben zunimmt, und dies um jo mebr, je 
geformt. Der Berbandeines Mauerbogens von beftimmter | Heiner der Kriimmungshalbmefjer ift, jo ift anzurathen, 
Stärfe und Länge ift von der Form der Wölbfteine unab- | Bögen von mehr als 1?/, Stein Stärke aus mehreren ohne 
hängig. Mag der Bogen feiner Stärke nach aus einer od. | Zufammenhang über einander gewölbten Ringen beſtehen 
aus mehreren über einander gejprengten Mauerungen bes | zu lajjen, ſ. Fig. 768 und 769. Der erfte Bogen von ges 
iteben, jo müfjen die Lagerfugen durch die ganze Tiefe | ringitem Durchmeſſer wird nad) erfolgtem Schlieken aus- 
jedes einzelnen Bogens ohne Unterbrechung hindurchgehen, | gerititet, fo daß er für die Darüber geiprengten Bögen als 
jo daf fie in der Bogenftirn centrale, in der Bogenlaibung | eine Unterrüftung betrachtet werden fann, welche feine 
aber mit der Achfe der Wölbung parallele Linien bilden. | nachtheilige Senkung mehr befürchten läßt. 
Die Stoßfugen zweier aufeinander liegender®ölbjchichten | Bei dem Verfahren der Engländer jedoch, Mauerbögen, 
dürfen weder in der Bogenſtirn, noch in der Bogenlaibung, ja ſelbſt Gewölbe von großer Stärke aus über einander ge— 
noch im Innern des Wölbförpers auf einander treffen, | mauerten Ringen, welche nur Stein Stärfe haben, ber= 
müſſen vielmehr von Schicht zu Schicht itberdedt fein. Bei | zuftellen, fann die Einrüftung erit nad) dem Schluß des 
dem Verband für Mauerbögen ift die Anwendung Heiner | lebten Bogenringes herausgenommen oder muß nach umd 
Steinftüde zu vermeiden u. aus diefem Grund eine eins | nad) gejenft werden, weil die einzelnen Ringe für ſich 





Bogenweite 439 Bohlendad) 
zu ſchwach find, um jid) nicht nad) dem Wegnchmen der | Zwiſchenraum beider Mauern ift mit Erde ausgefüllt; 
Rüjtung zu jenfen und feitlidy auszubauchen. Bei den | zum Aufenthalt der Brenner dient ein Anbau, welcher zu⸗ 
Römern waren dieje ringförmig über einander gewölbten | gleid) die Mündungen umfaht. Um das Feuer zu ver: 
ijolirten Mauerbögen beinahe allgemein üblich. mehren od. zu Schwächen, können die Feuerungsthüren ge— 

Das Mauern der Bögen muf von beiden Widerlagern | öffnet od, geichlofjen werden. Die anderen Thüren, welche 
aus gleichzeitig und an jedem Fußende des Bogens mit | man Sandthüren nennt u. durch welche man aus= u. ein- 
derjelben Schicht des in zwei Schichten abwechjelnden | jeßt, werden, wenn der Dfen gefüllt ift, vermauert umd 
Verbandes begonnen, und auf beiden Seiten immer in | verjtrichen. 
aleıhen Höhen bis zu dem auf den Lehrbögen bezeichneten Bogenzirkel, m., frj. compas m. & quart de cercle, 
Scheitelfortgejegtwerden. Der Bogen darf indem Scheitel | engl. wing-compasses, pl., ein in den verfchiedenjten 
feine Zuge haben, jondern muß durch einen Stein, welcher | Größen von vielen Handwertern gebrauchter, meift eilerner 
ı Zirkel, defien einer Schenkel ander inneren Seite eine ge— 
bogene eijerne Zunge hat, welche durch eine entiprechende 
Oeffnung des andern Schenfels geht, an welchem ſich eine 
Schraube befindet, mittels welcher man den Zirkel beliebig 
weitander Zunge feſtſchrauben kann. Es giebt auch Bogen 
zirfel mit gezahntem Bogen und Getriebe, frz. compas a 
quart de cercleä er@maillere, engl. rack-compasses, 
welche Einrichtung eine jehr feſte, aber nicht minutiös ge- 
naue Einftellung zuläßt. 

Boghendkohle, f., engl. Boghead-Cannelcoal, ein 
bituminöfer Schiefer oder Kohlenſchiefer, findet ſich Izu 
Tarbanehill bei Bathgate in Schottland in ziemlicher 
Mädhtigkeit, ift ein der Steinkohle ähnliches Zerfepungs: 
produft gewiſſer Pflanzen ;in der Hige wird fie viel leichter 
zerjept als gewöhnliche Steinfohle und liefert dabei eine 
gröhere Menge Leuchtgas als diefe (pro Centner Kohle 
22—25 Kbm.); da dies Gas jehr Ki an ſchweren Koh⸗ 

Hu Art. Bogenverband. lenwaſſerſtoffen ſo —J—— * — 

* kraft als gewöhnliches Steinlohlengas. Des ent die 

durch eine Senkrechte im Scheitel halbirt und Schlußſtein — * ya bei ung Na für rer 
oder Bogenfhluß genannt wird, im Scjeitel endigen. [Ms] | aber meift mit gewöhnlicher Steintohle gemiſcht. Wegen 

Bogenweite, f., Bogenfpannung, Bogenöffunng, f., Bogen- | der größeren Lichtftärte des Bogheadfohlengafes eignet 
lidte, n., frz. poussee, f., engl. span, width ofan arch, fi, die Kohle bei. als Material zu Darjtellung von 
die Entfermung der Aufftandspunfte des Bogens von eins | Teuchtgas für Heinere Etabliffements, bei denen die 
— alſo auch das Entſernungsmäß der Pfeiler von Röhrenleitung nicht zu weit ausgedehnt werden joll. 
einander. Er '  Bogue, £., fr;., die Hammerhüuͤlſe. 

. Bogenziegelofen, in. (Fiegelb.) Dies find die gewöhn⸗ Sohle, —— f., Pfofe, f., Zweiling, Drei- 

lichſten Oeſen, deren man ſich zum Brennen der Dachziegel | jing, m., Ileifdiele, £., Rähmling, ın., Rimmling,ın., Laden, 

mit Holzfeuerung bedient, Sie unterjcheiden jid) dadurd) m., Balkplanke, frz. cartelle,f., engl. thick-board, plank, 

ME a mn m u en | 10 heilen 6—10 cm. ftarfe, 27-55 cm. breite, 3—7 m. 

MN: —* —— mau mei lange Hölzer, geihnitten aus Sägeblöden und nad) der 

Stärke, aljo früher in zweizöllige, dreizöflige ze. eingetheilt; 

jept jind die gebräuchlicjiten drei Sorten die zu 6, 8 und 

10 cm. Etärfe. Die Eihenbohle, 6 madrier, m., engl. 

oaken-plank, wird bejonders zu Belegen fir Brüden, 

Stege, Heine Schleujen ꝛc. verwendet; die taunene Bohle, 

frz. tavaillon, m., engl. fir-plank, findet verſchiedene Ber- 
wendung. Vgl. übr. d. Art. Bret und Pfofte. 

Bohlenbeleg, Bohlenbelag, m., 1. fri. plancher m. de 
madriers, de tavaillons etc., engl. plank-bottom, aus 
Bohlen gefertigter Fußboden in Hausfluren, Werkjtätten 
u. Ställen ꝛe. — 2. frz. couchis m. d’un grillage, plate- 
forme f, de fondation, engl. platform of grating, Be- 
lfegungdesSchwell:od. Pfahlroſtes mitBohlen. —3.(Berg- 
bau) frz. sommier m. du puisard, engl. sump-planks, pl., 
die aus Bohlen konftruirte Dede über dem Schadhtfumpf. 

' Bohlenbogen, m. — frz. courbe f. en 
Zu Art. Bogenverband. | planches clouees, engl. rib of " anks. Dan kann die— 
jelben bei Bogenbrüden (j. d. Art. Brüde) anjtatt der 
von anderen Ziegelbrennöfen, daß bei denjelben das Feue- | Baltenbogen anwenden. Man jept fie ebenjo zujammen, 
rungsmaterialinder ganzen Ausdehnung des Ofens unter | wie die Bogen der Bohlendäder (f. d.), nur mu man 
die eingejepten Lehmziegel gebracht wird, Dergl. Defen | jtarfe Bohlen oder Pfoſten dazu verwenden, diejelben bis 
faffen 30— 100000 Stüd Flachziegel, doch nehmen die | zu Erreichung der nöthigen Stärke (11—20 cm.) neben 
größeren im Verhältnis mehr Örennmaterialin Anipruch; | einander jepen, mit ſchwachen —— verbinden, 
der innere Raum ift mit ziemlich dicht aneinander gejtellten | und es müſſen die einzelnen Kurvenlagen fejt veripannt 
Bögen überfpannt, auf welchen die Steine regelrecht auf= | werden, damit jie nad) feiner Seite ausbauchen können. 
geſchichtet werden, jo daß das Feuer durch die Oeffnungen Sorgfältig aus dem beiten Holz gearbeitete Bohlenbogent 
zwijchen denjelben durchſtrömen fann. Solche Defen ers haben den Borzug vor Baltenbogen. 
halten maſſive Umfangsmauern, außerdem auch noch eine | hen frz. comble m. a planches courbees, 
mit Strebepfeilern verjehene leichtere Aufenmauer; der | iftein ſolches, deſſen Konſtrultion hauptſächlich aus Bohlen⸗ 


























\ 


Bohlendach 440 Bohlendach 





bögen beſteht. * der Regel haben ſolche Dächer auch | betrachtet, welcher die der ganzen Bogenrippe zukommende 
äußerlicheine gebogene Durchſchnittsfläche. Iſt es darauf | Belaftung zu tragen bat. Wegen der durch das Ausar— 
abgejehen, möglichit viel Bodenraum zu gewinnen, jo find | beiten der inneren und äußeren Bogenlinien bewirtten 
dieje Dächer von großem Bortheil. Für die Konftruftion | Unterbrechung der Yängefajern werden die Bohlen mög— 
jelbjt giebt es —“ Berfahren. » lichſt breit, dabei aber, wegen der durch öfteres In⸗- und 
Bei der älteften, von dem franzöfiichen Architeften Phi- Nebereinandergreifen bewirkten gröheren Steifigkeit, von 
libert de lOrme jchon im Zahr 1561 befannt gemachten | eringer Dide angewendet. Die nad diefem Syitem von 
und deshalb nad) ihm benannten Bohlenkonftruktion werden oller 1822—27 ausgeführte Kuppel der katholiſchen 
die zum Tragen des Dedmaterials bejtimmten Bogen | Kirche zu Darmıftadt hat einen Durchmeſſer von 33'/, m. 
tippen aus neben einander geitellten und durd) VBernages | Die Bohlenrippen geben Dabei nicht alle auf die ganze 
öhe durch, fondern es be- 
nden fich zwiſchen jeder auf 
die ganze Höhe durchgehenden 
Hauptrippe Zwijchenrippen, 
welche etwa */, der Länge der 
eriteren haben. Die ganze 
Kirche wird durch ein Ober: 
liht am Schluß; der Kuppel 
beleuchtet, welches einen 
Durdmejjer von 7°/, m. hat. 
Den Abſchluß diejes Ober: 
5 licytes bilden drei aus drei⸗ 
fach über einander genagelten 
Bohlen bejtehende Kränze, an 
welche die Bohlenrippen nad) 
Fig. 771 ich anſchließen. Die 
Hauptrippen bejtehen vom 
Fuß der Kuppel bis auf halbe 
Höhe aus fünf neben einander 
jtehenden Bohlen, während 








Fig. 770-772. Zu Art. Bohlendadı. 





Sig. 770, Sig. 772. 


lung unter fich verbundenen kurzen Bohlen in der Weije | der obere Theil nur ans drei Bohlen bejtebt. Die Zwiichen- 
zu einem Bogen gebildet, daß die kurzen Bohlenftüde, auf | rippen haben eine durchgehende Breite von drei Boblen. 

halbe Länge wechjelnd, mit den Stoßfugen über einander | Aus Fig. 772 iſt die Yängenverbindung der Bohlen: 
gejtellt und auf beiden in einander greifenden Flächen | rippen unter ſich erſichtlich. A A find durchlaufende Bin- 
ebenfall® genagelt werden. Fig. 770 ftellt eine jolche | derrippen und Biſt eine der nur auf ?,, der Höhe durd- 
Bohlenrippe, frz. courbe, f., courbe-chevron, m., bei erſte gehenden Zwiſchenrippen. Zunächſt werden die Rippen 
maliger Uebereinanderjegung mit ihrem Einjag in der | durch Quergurte ec, frz. liernes f. pl. transversales, ver: 
Schwelle u.den Einjchnitten u. Schlipen zu Aufnahme der | bunden, Die Bewegung der Rippen nad) außen wird ver: 
zu Berfpannung der Bogenrippen dienenden Längenriegel | hindert durch die Ringe oder Gurtbänder, frz. liernes en- 
dar. Der Duerjchnittder Bohlenrippen wird auf die Weiſe taillees, bb, welches aus Eichenholz, 10 cm. hoch, 2*/, cm. 
beftimmt, daß man das unterjte Glied als einen Pfoiten | did find u. die Kuppel auf ähnliche Art umgeben, mie die 


Bohlendach 


Reifen eines Faſſes. Das Ablöſen der einzelnen Bohlen, 
aus denen die Rippe befteht, von einander wird zwar zus 
erſt, bis zum Aufrichten, durch Nägel, dann aber wirkſamer 
durch die Keile dd verhütet, welche aus trodenem Eichen: 
holz gefertigt u. von denen die einfachen 24 em. did, die 
doppelten an den Stohfugen der Bohlen 1"/, cm., beide 
aber 9 cm. breit find. 

Das Aufipalten der einzelnen Bohlen, aus denen die 
Rippen der Kuppel bejtehen, wird dadurch verhindert, daß 
unmittelbar an den durch die Gurtbänder bb gehenden 
teilen 50 em. lange Schrauben ee Fig. 772 von runden, 
1 cm. ftarfem, gezogenem Eiſendraht angebracht find, 
welche die inneren u. äußeren Gurtbänder verbinden u. jo 
die dazwischen liegenden Bohlenrippen zufammenprejien. 

De l'Orme bejtimmte die Dimenfion der Bohlen bei 
7T. m. Durchmefjer auf 21 em. Breite u. 2 cm. Stärfe; 
bei 11,,,. m. Durchmeſſer auf 27 
em. Breite u.4 cm. Stärfe; bei 
19,,, m. Durchmeſſer auf35 cm. 
Breite u. 5 cm. Stärfe, 

Am meiften zu befürchten iſt 
dad Sehen oder Senfen der Boh— 
lenrippen, da diejelben aus vielen 
einzelnen und furzen Stüden be— 
jteben u. auch bei der jorgfältig: 
jten Bearbeitung nicht alle Stoß⸗ 
fugen mit gleicher Genauigkeit 
ichliegen. Um die Nacıtheile der 
Ungleichheit des Setzens zu ver: 
meiden, find die Gurtbänder b b 
mit ihrer halben Holzdide in den 
Rippen eingelegt, dergeftalt, daß 
fie mit der hohen Seite tragen. 
Jede Senfung einer einzelnen 
Rippe theilt ſich aufdiefe Art den 
nebenjtehenden Rippen mit, kann 
aber weder nad) oben noch nad) 
unten fortwirken, jondern bleibt 
zwijchen den nächiten oberen und 
unteren horizontalen Gurtbän— 
dern eingejchlofien. Diefe Kon— 
jtruftion hat ſich nach dem Los: 
fchlagen der Unterjtügungsge- 
rüfte auch nicht umeine Linie gejenft u. bis heute unver— 
ändert erhalten. 

Ein neu aufgeftelltes Bohlenkonſtrultionsſyſtem, wel— 
ches von dem franzöfiihen Ingenieur Emy im J. 1825 
befannt gemacht wurde u. nach dem Erfinder das Emy’iche 
genannt wird, weicht von dem Delorme’ichen weſentlich 
dadurch ab, daß die Bohlen von möglichit großer Länge 
genommen und nicht auf die hohe Kante gejtellt, jondern 
auf ihre flache Seite über einander gelegt, dann gefrümmt 
und unter fich durch umgelegte Eijenbänder u. durchgehende 
Schrauben verbunden werden. Fig. 773 ftellt ein von 
Emyausgeführtes Sprengwerf dar, welches eine Spann: 
weite von 23 m. hat, den Dachſtuhl einer Reitbahn zu is 
bourne bei Bordeaug. Die Bogen bilden bei diejem Syſtem 
nicht die Dede des Raumes als Gewölbe, jondern find nur 
der Hauptbeitandtheil eines gefprengten Dachbinders. 

Die Bohlenrippen für fich allein wiürben bei dem Be— 
ftreben der Bohlen, in ihre natürliche Lage zurüdzufehren, 
ihre Form verändern. Um fie in ihrer Form zu erhalten, 
gehen von fenkrechten Wandpfoiten, Widerlagsiäulen, frz. 
Jambes de force, und von den Bunditreben, frz. arbale- 
triers, des iiber der Bogenrippe befindlichen Dachſtuhles 
aus Doppelzangen, frz. moises normales, nad) dem Mit- 
telpunft des Bogens gerichtet, über denjelben hinweg, 
welche durch eberjchneidung und durchgehende Schrauben 
den Bogen in der richtigen Krümmung erhalten, zugleich 
aber auch die Belajtung gleihmähig auf den Bogen ver: 
theilen. Die Widerlagsjäulen find doppelt, figen mit dem 

Mothes, Alluftr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 














Fig. 774, 


441 


Bohlenwand 


Bogen auf einer gemeinfamen Schwelle, nehmen vom Fu 
\ an den Bogen nad) Fig. 774 zur Hälfte feiner Stärke auf 
‚und jind mit dem Bogen am Fuß durch ein umgelegtes 
Eiſenband verbunden, welches mittels einer auf der Rüd- 
ſeite durch eine vortretendeBerfröpfung gehenden Schraube 
feſt angezogen werden kann. Zur Zängenverjpannung find 
über dem Bogen mehrere Kängenriegel, jedesmal deren 
' zwei, welche durch Schrauben unterfich u. mit den Doppel: 
zangen verbunden find, angebracht. Der Bogen beſteht 
bier aus fünf auf einander gelegten Bohlen von 13 cm. 
Breite und 5'/, cm. Dide, it zwiſchen jeder Doppelzange 
mit einem verichraubten Eifenband umſchloſſen und, in 
gleichen Abftänden zwiſchen den Eifenbändern und den 
| Zangen, in der Mitte auf die Hochlante zufammenge- 
ſchraubt. Man fann Bohlendächer begreiflicherweife noch 
auf mancherlei andere Artfonftruiren. Daß diefelben jehr 
wenig oder gar feinen Seiten: 
drud äußern, dient zu ihrer 
Empfehlung; fie aber zu 
Herjtellung gewölbter Deden 
verwenden zu wollen, wäre 
einerjeitö mit nurunbedeuten- 
der Erjparnis verbunden, 





Au Art. Bohlendad. 





anderſeits aber Doch nur ein gegen Solidität u. Wahrheit 
verjtohender Nothbebelf. | Ms.) 
Bohlenderke, f., j. d. Art. Dede. 
Bohlengefenke, n. (Bergb.), ein Geſenke, Schacht, 
deren Jöcher (f. Joch 3.), mit Bohlen ausgelegt find, oder 
| die mit Bohlenjochen (j. d.) ausgezimmert find. 
‘  Bohlenhols, n., |. Bohlſtamm. 
Bohlenjoch, n. (Bergb.), der Rahmen, welder die 
| Bimmerung der Schächte bildet, wenn er nicht aus Ballen, 
‚ jondern aus Bohlen beſteht. 
‘  Bohlenfparren, m., j. Boblendad). 

Bohlenwand, f., 1. |. v. w. Bohlwerf (f. d.). — 2. Um 
in bolzreichen Gegenden, bei Totalausführung von Ge— 
bäuden in Holz, eine möglichit dichte Wand zu erhalten, 
wendet man die Bohlenwände an. Dabei werden in die 
jenfrecht jtehenden Säulen der abgebundenen Wand Nuthen 
geſtoßen u. in dieſe Bohlen eingejchoben. Je nahdem man 
nun cine oder zwei ſolche Nuthen in bie Säulen ftöht, er- 
hält man a) einfache Bohlenwand, Fig. 775 (dabei ift bei 

56 





Bohlſtamm 42 


a die Art, wie ie man ſchwächere Bohlen verwendet ‚angedeutet, 
bei b die Konitruftionsweije bei Verwendung jtärferer 
Bohlen; b) doppelte Bohlenwand, j. Fig. 776. Den 
Zwiſchenraum kann man leer laſſen oder mit trodenem 





Sand ꝛc. ausfüllen. 








Fig. 776. Doppelte Bohlenwand. 





Sig. 777. Bohfvert. 


Kappe, f., Plahlgewölbe, n., frz. voüte f. a nappe, nappe ſ. 
de voüte, voüte en culde four, engl. surbased spherical 
vault; dasjelbe unterjcheidet fi von den Kappengewölben 





\ 
| 


Bohlſtamm, m., 1. beſſer Bohlenfamın , auch Bohlenhalz, 


Blombaum, fr}. pied m. de bois, trone m. a scinge , engl. 
saw-log, plank- -Jog, Baumjtamım von 3—6 m. Länge u. 


30—60 em. Wipfeljtärfe, zum Ausſägen in Bohlen ge: | 


eignet. — 2. Bohllamm oder Küfflamm, aud) Karrenhol;, 
nennt man junge, schnell aufaeichoffene, daher im Verhält⸗ 
nis zur Länge ſchwache Nadelbolzitänmte, welche zu Rüſt— 
jtämmen, Xeiterbäumen, Brücdenbelegen, höchſtens zu 
Maucerlatten verwendet werden. Meijt find fir 8—9,, m. 
lang, unten 18—25 cm., oben 8—12 cm. jtarf. 

Bohlwerk, n., Bolwerk, n., Hölzung, Schälung, f., frz. 
palee cloisonnee, f.,engl. wallin -timber, sheet-piling 
Waſſerb.), üferbeſefligung aus Pfählen und einer durch 
dieſe gehaltenen Bohlwaud, Bohlwerkswand, Schälungswand, 
Waſſerwand, vorſat, m., frz. cloison f. de palée, engl. pile- 
sheeting. Ein Bohliwert, Fig. 777, bejteht aus einzelnen, 
gehörig eingerammten,jtarten, durch einenHolm b verbuns 
denen Blählen a, hinter welche jtarte Bohlen d eingeſchoben 
werden, u. dient ala Surrogat der Futtermauern in ſtein— 
armen Gegenden, oder bei ſumpfigem Grund zum Ans 
fümpfen gegen den Erddrud eines Ufers ꝛc. Zur gröheren 
Sicherheit fann man aucd das Bohlwerk durd; auf den 
Holmen oder einen Niegel g aufgebolzte und hinten an 
Anterpfähle f befejtigte, möglichit lange Hölzer, Anter e, 
init dem weiter entiernt davon ftehenden feſten Erdreich 
verankern. Bal. Art. Bollwerk, 

böhmifhes Dady, |. Dachdedung. 

böhmiſches Sewölbe,n., böhmifdhe Kappe, f., ungebradene 





dadurch, daß die Zwijchenräume zwijchen den Gurtbogen 
mit flachen Kuppelgewölben über quadratiichen oder recht: 
eigen Räumen überwölbt werden. Sie find jedoch am 
beiten in quadratiihen Räumen anzuwenden. Ihre Form 
ift die eines an den Zipfeln aufgehängten Tuchs, in um 

kehrter Form zwiſchen 4 Wände gejpannt; vergl. d. Art 


Big. 778, 








ig. 779, Böhmiſches Gewölbe. 

aulaea. Von der Kuppel im vieredigen Naum unterſcheiden 
ſie ſich nur durch das flachere Bogenſyſtem; man wölbt ſie 
aus freier Hand; ſie erhalten nämlich an allen Seiten Stirn— 
jeite, die Widerlagstinien geben im Bogen, welder Bogen 
fi) aus dem Normalbogen bejtimmt. Die Widerlager 
werden beim Mauern ausgeipart oder in die Wand cin- 
gehauen, u. danı fängt man in allenvier Edenzugleid) au 
zu wölben, indem manparallel mitden Diagonalen Bögen 
zwischen die Widerlagsmauern einſpannt; ſ. Fig 778u.779. 

Bohnart, f., ſ. v. w. Breitbeil. 

bohnen (bonen, bahnen, bühnen), akt. Z. frz. cirer et 
frotter,, engl. to ruh with wax. Um hölzerne Fußböden 


Bohnendbaum 443 Bohreifen 


Terpentinöl (4 Gewichtsth. Wachs auf 3 Gewichtsth. Ter— 
pentinöl)gefocht ift und dem nach dem Erfalten noch 2 Ges 
wichtsth. Spiritus zugefegt find. Man reibt mit diefem 
Lappen den betr. Segenjtand bis zum Hängenbleiben des 
Wachſes, welches man aber auch mit einem Pinſel aufs 
tragen fann. Bei Eichenholzfuhböden wendet man meift 
gelbes Wachs an; weihes aber hält ſich reinlicher und ver— 


ändert auch die Farbe des Holzes weniger als das gelbe; | 


j.aud d. Art. Bohnfarbe. Der zubohnende Fuhboden mu 


ganz rein u. troden fein. Das Eindringen des Wadıfes | 


fann man dadurch befördern, daß man die geriebenen 
Stellen mit einer Bohnpfanne überfährt, d. b. einer Pfanne 
voll glühender Kohlen, die auf einem ſchwachen Rähmchen 
ſteht u. einen hölzernen Stiel hat. Während der eine Ars 
beiter dieje Bfanne handhabt, reibt der andere die joeben 
gewärmten Stellen, fo lange das Wachs weich ift, mit dem 
wollenen Lappen. Dann kann die Bohnfarbe oder Bohn: 
jeife (j. d.) mit Borftwifch od. Pinfel aufgetragen werden, 
u.nun folgt das eigentliche B., meift mittels einer großen, 
nicht zu fteifen Bürfte, die am Boden eines mit einem Stiel 
verjehenen u. durch Steine beſchwerten Kaſtens angebradıt 
ijt, oder mittels zweier Bürften, die der Arbeiter an die 
Füße ſchnallt; zuletzt überreibt man nochmals mit einem 
wollenen Tuch. 

Bohnenbaum, m., Hirfhholder, m., Falſcher Ebenhol;- 
baum, fr}. aubier, m., albour, m., aubour, ébénier des 
Alpes, m., engl. bean-tree, foil-tree, lat. Cytisus labur- 
num, Goldregen, Kam. Hülfenfrüchtler, findet fich bei. 
ſchön in der Schweiz, Savoyen, Oeſterreich und der Pro: 


gangen ift, giebt man den übrigen Farbſtoff bei. Nun 
| läht man das Ganze nochmals "/, Stunde fochen und bis 
zur Lauwärme abkühlen und fegt den Spiritus zu. Die 
Fußböden, welche man mit dieſerFarbe bohnen will,müffen 
uvor mit Leimwaſſer getränft werden; dann wird die 
Farbe mit dem Pinſel gleihmähig warm aufgetragen u. 
nad) dem Erfalten u. Erhärten mit einer Bürjte glänzend 
‚gerieben. Das tägliche Abreiben erfolgt mit wollenen 
appen. Iſt der Fußboden unanfehnlich geworden, fo wird 
| er mit warmer Lauge abgewajchen u. friich gebohnt. — 
4) 500 g. Gelbholz wird in 3 1, Regenwaſſer eingeweicht, 
den Tag darauf durch ein Sieb gepreht; indie Hälfte diefes 
Farbwafiers thut man 200 g. gelbes Wachs in kleinen 
Stüden, kocht, ſetzt 100 g. Potaſche zu und läßt erfalten. 
In der andern Hälfte des Farbwaſſers wird 250 g. Ocher 
aufgelöft u.errwärmt ;dann vereinigt man beide Miſchungen 
u, focht fie unter fleigigem Umrühren, welches man auch 
während des Erkaltens fortjept. — 5) 2 1. Regenwaſſer 
wird zum Hoden gebracht, 50 g. Potaſche und 500 g. 
gelbes Wachs zugejegt. Nachdem dies zergangen ift und 
1/, Stunde gefocht hat, rührt man 33 g. gelben Ocher zu, 
Eichenholz muß vor dem Aufbringen diejer Farbe, wenn 
| keine Flecken entjtehen ſollen, mit Leimwaſſer oder hellem 
Leinölfirniß gerieben werden. [.Ms.) 
Bohrapparat, m., fiche Bohrgezähe, Bohrmaſchine, 
Bohrzeug ꝛc. 
Sohrarbeit, f. (Bergw.), fr. forage, m., sondage, m., 
engl. boring for experiment. Entgegen den Schürf- 





vence, ift aber meift jtrauchartig u. wirdfelten 13 cm. hoch. | arbeiten, die nur möglich find, wenn ein Ausgehendes vor— 
Das Holz hat ſchöne gelbe ‘Farbe u. ift bei älteren Stämmen | handen ift u. fich überhaupt aufoder nahe unter der Ober- 
mit ſchwarzen Adern durchzogen; der lern der alten | fläche halten, dringen Bohrarbeiten in große Tiefen ein; 
Stämme ift ſchwarz, der der jüngeren aber gelblih. Das | über 600 m. Tiefe ift jept nichts Seltenes mehr. Sie find 
Holz ift ungemein hart u, nimmt Politur gut an; man | unentbehrlich bei Bedeckung der Lagerftätten durch jüngere 
fertigt daraus muſikaliſche Instrumente und Neinere | Formationen, überhaupt zu Aufichlüffen in der Tiefe; 
Sadıen, die eine vorzügliche Feitigkeit verlangen. [ Wf.) | geben aber kein genaucs Anhalten über Steigen, Fallen 


Bohnenflange, f., frz. rame, f., junger Kiefern= oder 
Fichtenſtamm, 3—3,, m. lang, 1—2 cm. Wipfelſtärke. 

Bohnerz, Linfenerz, frz. fer pisiforme, fer en grains, 
engl. pea-iron-ore, bone-ore, förniger Thoneijenftein, 
eine Abart des Brauneifenfteing, beſteht aus Eiſenoxyd u. 
Waſſer, mit mehr oder weniger beträchtlichen Antheil von 
Thon u. Kiejelerde, fommt auf Lagern u. Spalten in ver- 
ichiedenen Kaltformationen vor, und es werden bej. aus 
dem gemeinen Thoneijenjtein in England große Maſſen 
Erz gewonnen. [ Wf.) 

Bohnfarbe, f., Bohnfeife, f., Bohnwads ,n., Polirwachs, 
n., ft}. eirage, m., päte f, A vernir, päte k cirer, encau- 
stique, f., engl. polishing-wax, rubbing-wax, encaustic 
mixture. 1) 125 g. 5grädiges gelbes Wachs wird zer- 


u. Mächtigkeit der Lagerjtätte, u. lafjen auch auf die Sub: 
jtanz nur Schlüſſe zu, weil lediglich Bruchftüce zu Tage 
fonımen. Indes hat man in neuerer Zeit durch das Kern— 
bohren einem Theil diefer Mängel abzubelfen geſucht. 
Man unterfcheidet zwei Hauptverfahren: 1. B. mittels 
Geſtänges, d. b. einer Verbindung von fteifen Stangen, 
die jog. europäische Methode ; 2. B. mittels einesSeiles, 
die jog. chineſiſche Methode; doc find beide Methoden 
zweckmäßigerweiſe zu fombiniren. In Bezug darauf, wie 
die Inftrumente das Geftein angreifen, unterfcheidet man 
dasdrehende u. das ſtoßen de Bohren. Das Seilbohren 
ift immer jtokend, das Beftängebohren ſtoßend ur. drebend; 
ı ganz lodere und jehr weiche Maffen, wie Sand u. Thon, 
erfordern das drehende Bohren ; milde Sefteine, wie Schie= 


ichnitten u. mit 33 g. Seife in 2 1. ftarfer Seifenfieders | ferthon, Mergel, geitatten beide Arten; bei feiten und jehr 
lauge unter ftetem Umrühren fo lange gelocht, bis die feſten Geſteinen iftnurdie ftohende anwendbar, Ueber das 
Flüſſigleit weißlich ausſieht und 1 Finger breit eingelocht | weitere Verfahren . Beer, Erdbohrtunde, Brag 1858, u. 
ift; in die abgefühlte Maſſe thut man eine Löfung von | Serlo, Bergbaufunde, Berlin 1869. 54. 
70 g. Leim in 11. Waffer u. 4 g. Öummisarabicum in| Sohrbank, f., ſ. unter Bohrmajchine, 
1. Waſſer, 1. Spiritus u. 120 gr. Satinober od. die Bohrbogen, ın., frz. archet, archelet, m., engl. drill- 
entiprechende Menge Goldocher, Orleans od. dergl., je | yow: f, unter d. Art. 344 — 
nad) der gewünſchten Farbe. Statt Lauge u. Seife kann Bohrbret, n., j. im Art. Bohrer 

. — 1: . 3 
men and) 125 g. 2) 000 g. Eindpb Bohrbrunnen, m., 1. frz. puits m. fore, engl. bored 


wird mit 1°/, 1. Regenwafjer über gelindem Feuer ges Ps 
(en, dann wird 25 g. Weinftein unter Umrübren well; j. im Art. Brunnen. — 2. f. Artefiicher Brunnen. 
mr z ı vren | goprdraube, £, f. im Art. Bohrer. 


zugeießt. Kurz vor dem Rudi fegt man nod) 9 g. 

arabijches Gummiu.33g. Zuder zu, jowiediebetr. Farbe; | Bohreifen, n., Bohrklinge, Bohrfpige, f., Beifel, Beiffel, 
dann verdünnt man die Miſchung zur Konfiftenz einer | 1. frz. möche, f., trepan, m., engl. bore-bit, borer-bit, 
dünnen Leimfarbe. — 3) 2 kg. Seifenfiederlauge, 500 g. | jdmeidende oder fchraubende Klinge des Bohrers. — 
gelbes Wadıs, 125 g. Leim, 100 g. Beinftein, 66 g. | 2. frz. aiguille f. fer. m. a mine, engl.jumper, f., f. d. Art. 
Federweiß, 33 g. arabifches Gummi, 125g. Goldocher, | Bergbohrer. — 3. frz. chevalet, m., banc m. a forer, 
/, 1. Spiritus. Dererhigten Lauge wird zuerjt der Weinz | engl. boring-block, boring-frame, ſ. v. w. Bohrgeftell. — 
jtein, dann der Leim in Broden zugejegt. Nach geichehener | 4. frz. tige J foret, engl. boring-bar, f.v. w. Bohrſtange. 

56* 





Bohrer 


Bohrer, ın., 1. fra. foreur, m., perceur, m., engl. borer, 
Arbeiter, welcher bohrt. — 2. frz. pergoir, foret, m., engl. 
borer, Werfzeug zum Bohren, beiteht aus dem Bohreijen 
(5. d. 1) u. einer Handhabe oder Handhabungsvorricdhtung. 

A. Bohrender Steine geichicht durch einen ftähler: 


nen B. in Geftalt eines Meißels, wobei esnicht auf jchnelfe | 


Bewegung des B.3 anfommt, jondern auf einen ſtark ans 


zuwendenden Drud; der B. ijt oben etwas ſchmäler, um 
das Ausweichen des Bohrmebles zu bezweden, jedoch hat | 


er auch mitunter drei Zähne neben einander. Man unter: 
icheidet beim Bohren behufs des Steinſprengens, KK creu- 
ser le trou du petard, engl. to form the blast-hole, An- 
fangsbohrer, Saßbohrer, Sprengbohrer und Abbobrer; 
beim jonjtigen Steinbohren Bohrmeihel, Yahnbohrer, 
Kreugbohrer, Kronbohrer ıc., ſ. d. einz. Art. ſowie Art.Bohr- 
topf. Fig. 780 stellt einen Bohrmeißel dar, bei D in der 
Vorderanfiht, bei E in der Seitenanficht, bei F in 
Anficht auf die Schneide. Die Schneide o p und o s jollen 
einen  jtumpfen 

I 

| 

) 


— — 






Winkel mit ein— 
ander bilden; ihre 
Abjchrägung 
muß nur gering 
fein; eine grös 
Bere Schärfe der 
' Schneide wird 
durch Aushohlun⸗ 
gen an der Sei— 
tenfläche beio xer⸗ 
zielt. Der Stein⸗ 
bohrer wird nad 
jedem Schlag, den 
man mit dem 
Bohrfäuftel dar— 
auf gethan, ct= 
was gedreht und 
jo ein rundes Loch erzielt; ebenfo dDurchbohrt man Maus 
ern. Zum Bohren von größeren Löchern, von Röh— 
ren ꝛc. in Stein, hat man jegt verfchiedene Steinbohr: 
maſchinen (f. d.). Zum Bohren in Erdreich u. Gejtein 
bedient man ſich der Berg: u. Erdbohrer (j.d.). Man be- 
nußt auch dazu mit ſchwarzen Diamanten garnirte Bohr: 
töpfe, d. h. man ſetzt ſchwarze Diamanten in das Ende eines 
durch Maichinenkraft betriebenen ſchmiedeeiſernen Rohres 
ein, ſo daß beim Bohren eine ringförmige Kluft in das 
Geſtein geſchnitten wird und ein eylindriſcher Kern ſtehen 
bleibt, den man nachträglich herausbricht, j. Bohrmaſchine. 


Fig. 780, 


B. BeimBohren in Holz können verjcdiedene Zwecke | 


vorliegen, indem man entweder die Fajern des Holzes blos 
beijeite drängen will, um einem Nagel od. dgl. den Eintritt 
in das Holz zu erleichtern, ihm aber dann zwijchen die wieder 
nad) ihrer natürlichen Yage zurüdjtrebenden Faſern feſt zu 
zwängen, oder man will ein Loch erhalten, welches offen 
bleiben fol; 1. in erjterem Fall bedient man id) des 
Maſſivbohrers, frz. pergoir, möche pleine, engl. pier- 
cer, full auger, und zwar, wenn das Loch nicht ſehr tief zu 
werden braucht oder das Holz weich genug iſt, eines Spitz⸗ 
bohrers, fr}. öpinglette, f., engl. pointed bit, der eigent⸗ 
lich blos aus einer runden, mit Heft verfehenen Nadel be- 
jteht, od. bei etwas härterem Holz einer Bohrahle, frz. &gra- 
voir, m., engl. awl, d.h. eines fantigen Spitzbohrers. 
Beide werden, unter abwechjelndem Hin= und Herdreben, 
in das Holz eingedrüdt. Mit weniger Anſtrengung erreicht 
man den Zweck durch den Magelbohrer, frz. vrille, f., engl. 
imlet, gimblet, welcher, anjeinem Ende miteiner kurzen, 
egelförmigen Holzjchraube verſehen, bei fortgejegter Um— 
drehung fich in das Holz einſchraubt (daher auch Achranben- 
bohrer, frz. pergoir a vis, f., engl. screw-auger gen.), Die 
Fafern zurückdrängend, u. bei Rückwärtsdrehung * eben⸗ 
ſo wieder herausſchraubt. 
Bei kleinen Löchern und weichem Material wird der B. 


444 


Bohrer 

mit der Hand in Umdrehungen verſetzt. Dies geſchieht ent⸗ 
| weder direkt, mittels eines am andern Ende des B.s ange— 
| brachten Querheftes, Bohrgriffes, fr. manche m. à foret, 
‚ engl. borer-handle, oder indireft durd) eine Brufleier, im 
‚ welche der eigentliche Bohrer, das Bohreifen (f. d. 1) neitedt 
wird, ſ. unten sub D. Außer der Umdrehung des B.8 ift 
‚ ein Drud auf denfelben erforderlich, um in das Holz ein— 
zudringen. Bei den Ihranbenbohrern (j.0b.), zu denen außer 
den verdrängenden Nagelbohrern auch die ausjchneiden- 
denSpipbohrer, Spigwinderzc. gehören, wird dieſer Drud, 
der mit der Hand auf das VBohrerheft oder mit der Bruft 
gegen die eier ausgeübt wird, dadurch unterftüßt, ja auf 
ein Minimum beichränft, daß fie am Ende ihre Klinge zu 
einer Zugſpitze gejtaltet, d. h. mit Schraubenwindungen 
verjeben find, welche fi) bei der Umdrehung derjelben in 
das Holz eindrängen. — 2. Will man jedod) ein offen— 
bleibendesBohrlod erreichen, jomuß man Bohrſpäne 
abjchneiden und aus dem Bohrloch herausſchaffen. Dazu 
ift nöthig, daß der B. das Loch rein ausſchneidet und den 
abgetrennten Bohrſpänen hinlänglihen Raum läßt, aus 
dem Holz herauszutreten, damit die BobrjpänediefenRaum 
nicht verjtopfen, feine Reibung u. Erhipung des Bohreifens 
oder gar Aufhören der Bewegung, Sigenbleiben, veran— 
lafjen. Der B. ſoll ſich alfo nicht in das Holz einprefien, 
fondern das Holz, welches fi an der Stelle des Bohrlochs 
| befindet, rein herausſchneiden. Der hierzu geeignete 








B. heißt, weil erhohlbohrt, Hohlbohrer, frz. Evidoir, engl. 
hollowing wimble; die meijten hierzu geeigneten B. find 
aber aud) nad ihrer Gejtalt Hohlbohrer, tariere, möche 
ereuse, engl. shell-bit, gouge-bit, hollow-auger, in- 
dem ihr Schaft ausgehöhlt ift. Diele Aushöhlung hat 
entweder die Gejtalt einer geraden Rinne od. einer fpiral: 
fürmig fich windenden Höhlung. a) Hohlbohrer mit geradem 
Kanal, frz. vidoir a chenal droit, tariere droite, engl. 
quill-bit; diefer ift entweder aa) mit einer Holzichraube 
verjehen und heißt dann hohler Schraubenbohrer, koniſcher 
Hohlbohrer, frj.tariere A vis, tariöre — évidoir a 
vis conique, engl. taper-gouge-bit, oder bb) am Ende 
niichenartig geichlofien, Löffelbohrer, frz. möche-cuiller, ta- 
riere a cuiller, engl. shell-auger, duck-nose-bit. Fig. 
786 ſtellt eine Brujtleier mit eingeſtecktem Köffelbohrer dar. 
Bei dem Löffelbohrer find die Kanten des halbfreisförmigen 
Duerichnitts zu Schneiden geformt, welche die Seitenflächen 
des Bohrlochs rein ausichneiden. cc) Löffelbohrer mit 
Bahn, frz. möche-cuiller a dent, a nez, engl. nosed 
auger,nose-bit, slit-nose-bit; dieſer hat an dem Löffel 
‚eine Art Zahn, engl. nose, welcher jchräg jteht, wie ein 
Schraubenflügel wirkt und die Späne im Grumd des 
Loches aushebt. Dieſe B. haben den Nachtheil, daß, da fie 

in ihrer Mitte einer Spitze entbehren, man fie nicht leicht 
| und genau auf einen gegebenen Punkt einjegen kann; jie 
gleiten an den härteren Holzfajern aus und das Loch 
wird leicht neben dem bezeichneten Punkt gebohrt; dd) der 
Löffelbohrer mit Spitze, * möche-cuillerä pointe, engl. 
shell-bit with point, vermeidet diejen llebeljtand u. giebt 
ein fehr reines Bohrloch. Der B. ift an feinem Ende mit 
einer konifchen Zugſpitze verichen, weldye ein jcharfes 
Schraubengewinde enthält; der darüber befindliche Theil 
ift auch koniſch, nach einem Schraubengang gewunden, u. 
die Kanten der Schraube find fo Scharf, daß fie die Umfangs: 
fläche des Bohrlochs rein und glatt beſchneiden. b) Hohl: 
bobrer mit fpiralförmig gewundener Höhlung, gewundener 
Hohlbohrer, frz. tarieretorse, engl. twisted-auger; dieſer 
fann jein aa) hohler Schraubenbohrer, Ipiralbohrer, frz. 
tariere a filet, & vis (droite), engf. screw-auger, mit 
aleihmähig weiter Hohlichraube. Als ganz vorzüglich zum 
Bohren genau cylindriſcher glatter Köcher haben ſich die 
jogenannten amerikanifhen Spiralbohrer (Fig. 784) bewährt, 
| mit denen man — bei guter Ausführung der Bohrer — 
| Löcher von 1 — 45mm. Durchmeſſer ——— fann. 
' Dergleihen B. find nicht nur für Metall, ſondern aud 








Doßrer 


für weiches u. hartes Holz brauchbar, und zwar ſowohl zu | 


Herftellung runder Löcher, ala auch zu Musarbeitung von 
länglichen Vertiefungen nach der Wirkungsweiſe derLang— 


lochbohrmaſchinen. bb) Schneckenbohrer, frz. tariere en | 


helice, engl. helicoidal auger, mit tonijcher Hohlichraube, 
cc) Spitwinder, frz. taridre a vis coni- 
que, engl. taper-auger, |. ig. 781. ec) 
Hohlbohrer im erjten Sinn des Worts, 
obgleich nicht im zweiten Sinn, ijt der 
Eentrumbohrer, frz. m&öche a mouche, a 
tötine, möcheanglaise, Atrois pointes, 
coupe-cerele, engl. centerbit, aud) Sche · 
melbohrer, Bankbohrer, Iapfenbohrer, Do- 
belbohrer, nach den Zwecken gen., denen 
er dient, ift jehr geeignet, glatte, reine 
Löcher von beftimmtet Tiefe genau an 
eine gegebene Stelle zu bohren. aa) Eng⸗ 


— 





Fig· 781. 
liſcher Centrumbohrer, Fig.782. Mitdem oberen verjüngt 
zulaufenden Theil a wird derſelbe in die Bruſtleier geſteckt 
und befeſtigt. Die Spibe d, frz. tötine, wird genau in den 
Mittelpunkt des zubohrenden Loches eingejeßt; dieſelbe hat 
entweder einen vierfeitigen oder dreijeitigen Querſchnitt, 


oder fie bildet eine 
Schraube(Zugipiße). 
Der Schneidezahn c, 
fra. mouche, ſteht vor 
der Schaufel b etwas 
vor, jo dah bei Um— 
drehung des B.s er 
zuerit die Holzfajern 


durchichneidet , 


fel b die losgetrennten 
Holzfajern aushebt. 
bb) Bei dem jogen. 
deutſchen Centrum— 
bohrer befinden ſich 
beiderſeits Schau— 
feln, und es fehlt die 

Spige e; ſolche 8. 
Fig. 782. Fig. 783. Fig. 784. ſchneiden aber nicht jo 
rein, cc) Univerſal-Centrumbohrer, frz. möche A tötine 
universelle, engl. expanding centre-bit, ift veritellbar 
u. fann für verfchiedene Lochdurchmeſſer angewendet wer: 
den, Fig. 783. Der Theil a, weldher in die Bohrwinde 
eingejtect wird, ift unten etwas umgebogen u, enthält die 
Centrumſpitze d. Der bewegliche Theilb ist oben um einen 
Stift drehbar, enthält diedurchgehende Schaufelmit daran 
befindlichem Borfchneidezahn e u, fann durch eine Schraube 
in verfchiedenen Stellungen auf dem Theil a feitgchalten 
werden. Neuerdings hat man noch viele Berbejjerungen 
an diefem Centrumbohrer angebracht, 3. B.dd) den Schaft 





a in ähnlicher Weije gewunden wie am Spitiwinder, um | 


die Späne beffer herauszubringen, wodurd) der Centrum: 
bohrer zum wirklichen Hohlbohrer wird. 

DasBohren hölzerner Röhren geichieht, indem man 
den zu bohrenden Stamm mit dem einen Ende auf einen 
nicht zu hohen Klotz oder Bod, den Bohrbok, mit Heilen u. 
Klammern vollftommen feftlegt, worauf der B. aufgejept 
wird u. durch ein dazu geöriges Gejtell, Bohrgeftel, genau 
die Lage der Baumachſe erhält. Da man nicht gleich die 
ganze Weite des Loches ausbohren fann, fängt man mit 
einem ſchwachen Hohlbohrer an, woraufnadh u, nad) immer 
ftärfere Löffelbohrer zu vollitändiger Ausbohrung der 
Röhre angewendet werben. 

C. Das Bohren in Metall wird in zweierlei Weife 
ausgeführt, indem man entweder aus dem Vollen bohrt, 
das Metall zu Bildung einer Höhlung od. eines Loches 


445 


nad) einer Kreislinie | 
wo⸗ 
rauf dann die Schau⸗ 


Bohrer 


vorhandene Höhlung nacharbeitet, um derſelben glatte 
Innenflächen u. eine genaue cylindriſche Form zu neben 
(ausbohrt, frz. aleser, engl. to bore-up). Hiernach be= 
ſtimmt ſich die Form der Bohrwerfzeuge. Kleine Löcher, 
wie ſolche bei der Schloſſerarbeit vorlommen, werden faſt 
nur durch „Vollbohren“ hergejtellt. G und H. Fig. 785, 
zeigen gewöhnliche Bohrer; I ift ein Gentrums 
bohrer; LBerjentbobrer; L giebt einen halbrun— 
den u. runden Verſenker; M Zapfenbohrer; N 
Zapfenbohrer für verjenkte foniihe Löcher. 
D. Handhabungsvorrichtung. Indem die Bohrmafdyiuen 
in einem bejonderen Artikel beiprochen werden, führen wir 
bier nur eine Anzahl der ges 
wöhnlichjten Bohrwerkzeugeu. 
einfacheren Vorrichtungen vor, 
wie ſolche im Kleinbetrieb üb— 
lich ſind. 1.Brufleier, Bohrwinde, 
Bohtdraube Faufleier, f., frz. | 
drille m. (f.) a argon, engl. 
brace, crank-brace, hand- | 





Fig. 788. 


brace, Fig. 786; a ift der Kloben od. das Plemmfutter, 
aud) Bohrkopf gen., b die Bohrklinge, c ift der Bohrbügel, 
irj.argon, füt, m.,engl.brace; 7 

d der Wirbel, aud, wenn er 
ı größer ift, Bohrbret, Bruft: 
bret, Bruſtſcheibe, frz. con- 
science, palette, f., plastron, 
m., engl. breast-plate. Das 
Loch a, worein die B. geſteckt 
werden, ift gewöhnlich von der 
Form eines Rechtecks, beffer ift 
es quadratiſch und nad [oben 
verjüngt. Durch eine Schraube 
wird derB.feſtgeſlellt. Unzweck— 
mäßig iſt es, wenn die Leier 
ein rundes koniſches Loch ent⸗ 
hält, worein das entſprechend 





geformte Bohrerende gut paßt. 
Die Schraube iſt dann zwar 
überflüſſig, der B. ſteckt ſich 
ſelbſt feſt, aber er dreht ſich 
| nicht immer gleihmäßigmitder 
Leier um, Noch ungwedmäßi- 
ger ift es, den B.n Holzhefte 
mit Holzfedern zugeben, welche 
durch das quadratische Loch der 





Leier geſteckt werden. Die 
fomplizirten  amerifanijchen 
' Klemmfutter find ſämtlich dig. 786. 


| eben wegen ihrer Komplizirtheit in gewöhnlichen Wert: 


berausarbeitet (vollbohrt od. ſchlechtweg bohrt, frz. forer, | jtätten, bei. aber im Freien nicht zu brauchen, fondern nur 


engl. to bore), od. indem man eine bereit& im Arbeitsitüc | 


da, wo die Arbeitstheilung jo weit getrieben werden fann 








bohrer, Bogendrelle, Bohrdrille, Drillbohrer, Drehbohrer, Drol- 
bohrer, jvj.drille, m. (f.), engl. drill,drillborer. Der Bohr- 
bogen od, Fiedelbogen, m., Drilbogen, Drehbogen, Treibe- 
bogen, fr}. archet, archelet, engl. drill-bow, Fig, 787 A, 
in "/, der natürlichen Größe dargejtellt, dient dazu, die 
jog. Bohrrolle vd. Boh- 
rerrolle, fr}. bobine 
od.boiteh foret,engl. 
drill-box, ° drill- 
stock, des Drillboh- 
rers e u. jomit den in 
diejelbe eingeſetzten 
eigentlihen B. in 
rajche Umdrehung zu 
verjepen. DerBogen 
bejteht ausder Stahl: 
flinge a, welche mit 
dem Heft b verjehen 
und mit der Darm— 
jaite e beipannt ift. 


fpannen, iſt mit dem 
Heft eine Spannvor- 
richtung verbunden. 
Die Saite geht durch 
dieandas Stüddanz 
genietete Hülſe e und 
widelt fih um das 
Heft b, an welchem 
ſie unten mittels eines 
Stiftes befeſtigt ift. 
Die Zwinge d ift an 
ihrem oberen Ende 
| mitjchräg abgefeilten 
; Zähnen verjehen, in 
' weldie ein an die 
Stahlflinge a genie- 
tetes Federchen ein= 
greift. Hiernach kann 

man das Heft mit der Zwinge von der Rechten nach der 
Linken umdrehen, wobei ſich der ſchräg gefeilte Zahn 
des Federchens aus den ſchrägen Zähnen der Hülſe aus— 
hebt; dagegen tft eine Umdrehung von der Linken nach der 
Rechten nicht zuläffig, es jei denn, da man das Federchen 
aushbebt. Bei der Umdrehung 
des Griffes von der Rechten zur 
Linken widelt fid die Saite 
um den Griff und wird ſomit 





Fig. 787. 


Schild der Bohrrolle, an dem 
Kohrbrei, Brufbret, Drillbret, 
Brufplatte, frz. palette, con- 
science, f., plastron, m. du 
drille, —* breast-plate, a in 
Fig. 787 C, 

einer Hilfe angeichraubt; die 
Rolle b ist auf ihre Spindel be= 
feitigt. In die Spindel e, Bohr- 
Ipindel, Bohrflange, Bohrwelle, 
frz. arbre, füt m. du drille, 
engl. boring-bar, cutter-bar, 
ift das Bohreijen d eingejeßt. 
Das Inſtrument wird gewöhn⸗ 
lich in horizontaler Lage be 
nutzt; nachdem man um die Rolle b die Saite des oben 





Fig. 788. 


446 


Um die Saite anzu: | 


angejpannt. An dem hölzernen | 


it ein Bügel mit | 


Bohrer 
rer, einfacherer Drill bobrer, die ſog 
Renuſpiudel.frz. trépan, drille, engl. upright-drill, pump- 
drill, die ebenfalls durd) den Bohrbogen A bewegt wird, 
ist in Fig. 787 B dargeftellt. Der untere Theil der Spindel 








\ e ift geichligt, er nimmt in einer entjprechenden Furche den 


vieredigen Theil des B.5 d auf und wird mittelö einer 
Schraube zufammengellemmt. — 3. Zum Bohren Heiner 
Löcher lann man auch, anftattder Fiedelbogenvorrichtung, 
den in Fig. 788 in '/, der natürlichen Größe dargeitellten 
Drillbohrer mit jchraubenförmiger Spindel, archimediſchen 
Drudbohrer, fr}. foret a vis d’Archimede, engl. Archi- 
median drill, screw-drill, anwenden. In einer einge: 
jegten Metallbülfe des hölzernen Griffes ift einejchrauben: 
artige Spindel (Triebftahbl-Spindel) a fo befejtigt, daß fie 
fich frei umdrehen Jäht; fie trägt an ihrem andern Ende 
eine Hülfe, in welche der B. d eingeftedt wird. Die Be: 
wegung geichicht mittels Auf- u. Niederbewegen der Mut: 
ter c, welche an dem Handgriff b befejtigt ift und wodurch 
eine rajche Umdrehung des B.8, abwechjelnd nad vor⸗ u. 
rüdwärts, erzeugt wird. — 4. Die Kohrratfde, Bohr- 
knarre, Ratſche, Rälfde, f., Ratfhbohrer, m., frz. pergoir 
a rochet, cliquet 4 percer, touret m. & rochet, 
raquette f. perceuse, engl. rack-drill, ratchet-drill, 
ratchet-brace, racket-brace, cat-rake, wird bejonbers 
dann angewendet, wenn Löcher an einer ſchwer zugängigen 
Stelle zu bohren find, und man fann mit derfelben Löcher 
von 2—3 cm. Durchmeſſer noch bequem bohren; fie ift in 
Fig. 789 in "/, der natürlichen Größe dargeitellt, A im 
Aufriß u. Bim Grundriß. a ift ein Eylinder, auf welchem 
das Sperrrad b feftfibt; eine Babel c, welche aus den bei= 
den Platten c u. e bejteht, umfaßt denjelben lofe. In der 





| 








Big. 759 


j Yu Art. Bohrer, Die. IM. 
Gabel iftein Sperrfegel fürdas Sperrrad, frj.rochet, engl. 
ratchet, racket, angebradjt, worauf eine Feder wirkt. 
Der Handariff g bildet mit ce ein Stüd. In den Eylinder 
a iſt unten der 8. deingejept, oben dringt die Schraube f 
in ihn. Die Spipe der Schraube f ftüpt fid) beim Gebrauch 


beichriebenen ?riedelbogens geichlungen, jept man den | des Werkzeugs gegen einen feiten Gegenftand. Nach Maß: 


Bogen dan, drückt mit der Brust gegen den Schild a und 


fährt mit dem Fiedelbogen bin u. ber; bierdurd; wird die | 


Rolle b jamt dem B. d in raſche, vor= und rüdwärts 
aehende Umdrehungen gefept, u. der B. dringt in das Me: 


| gabe des Eindringens des Bs wird die Schraube f nad 


‚ und nad) gedreht, wodurd ein beftändiger Drud auf den 
B. entjteht. Der B. dreht ſich nur in einerlei Richtung, ob⸗ 
gleich) der Griff g durd die Hand hin u. her bewegt wird; 


| 


Boßrer 447 Boßrkäfer 
Steinarbeiter, Steinbredyer x. auf den Hopf des Bohrers 
über die Zähne des Sperrrades hinweg, bei der Vorwärts- ſchlägt; man batderen Heinere, mit einer Hand zu führende, 
bewegung hingegen greift derjelbe ein u. ertheilt dadurch u. größere mit langen Stielen, welche mit beiden Händen 
dem Eylinder au. B.d die entiprechende Umdrehung. — | regiert werden; j. d. Art. Bergeijen, Fig. 529. 
5. Verbefjerte Srufleier. Fig. 790 giebt den Durchſchnitt Bohrführer,m. (Steinarb.), 1. frz. guide-foret, Wert: 
einer folden in */, der natürlichen Gröhe. Die beiden | zcug zum Treiben des Bohrers. — 2. Arbeiter, welche die 
Stüde dd find durch den Stifte, welchervon der hölzernen | Löcher zum Sprengen der Geſteine in die Felfen hauen. 
Hülſe f umgeben ift, verbunden. Der Knopf dieferlurbel | Vohrgeräth, n., Bohriufrument, n., Bohrzeng, n., Bohr- 
ift ähnlich eingerichtet wie derjenige der Vohrrolle. a ijt | apparat, m., frz. appareil oder outil m.de sondage, engl. 
die Holzicheibe, welche beim Gebrauch gegen die Brujt ge> | boring-instrument, boring-apparatus for experiment, 
jegt wird, b eine eiferne Platte, c c ein Bügel, durch deiien | die Gejamtheit der Vorrichtungen zu Bornahme von 
Hülfe der Stift g gebt; i ift das vieredige Loch, in welches | Bodenunterjuchung durd) Bobren; ſ. in d. Art, Erdbohrer 
der B. eingejegt wird. Die Drehung der Bruftleier geht | und Bergbohrer. 
nur langjam von jtatten, circa 30 Umgänge per Minute. | Bohrgerüf, n.,Bohrgefel, n., frj. chevalet m. a forer, 
Die amerikanischen Bruftleiern mit doppeltem Gejperre, | engl. bore-frame, ift der folide, mafjive Theil einer Bohr: 
welche jo zu einer Bohrratiche werden, find fürden Bau: | maſchine, an welchem die beweglihen Majchinentbeile be— 
betrieb nicht zu brauchen, fondern nur in Werkitätten, | feitigt find; e8 fer ſtets ſo beſchaffen, daß die Bohripindel 
ebenfo die Bohripindeln mit Iniverfalgelent, womit man | um cine beitimmte Länge vor demSHauptitänder voripringt, 
gleihjam „um die Ede“ bohren kann. — 6. Bohrgefell, n. | damit Arbeitsftüde von verjchiedener Breite unter die 
Bohrbügel, m., frz. chevalet m. A forer, banc m.äa forer, | Spindel gebradjt werden fünnen. Bei den Krahnbohr: 
engl. bore-frame, fälſchlich auch Bohrmajchine gen., Ge: maſchinen hat das B. eine befondereEinrichtung. Mehr j. 
jtell, in welches eine Bohrkurbel eingefegt u. mit beiden | in d. Art. Bohrmaschine und Krahnbohrmaſchine fowie 

änden bewegt werben kann. Dient zum Bohren größerer | Bohrer D. 6. 

öcher, wo der Drud, welchen man mit der Brust auf die) Vohrgefänge, n., Sejamtheit der Bohrftangen (ſ. d.), 
Brujtleier dauernd ausüben kann, nicht mehr ausreicht. | an welchen unten der Bohrer befejtigt iit. Es wird um O,,, 
bis 1 m. gehoben u. dann fallen gelaffen, damit der Bohrer 
in das Gejtein eindringe. 

Bohrgezähe, n., frz. outillage m. du foreur, outils 

ın. pl. de pötardement, engl. boring-implements, bor- 
\ing-tools, pl. (Steinbr.); Geſamtheit der Werkzeuge 
zum Bohren der Steine. Man rechnet dazu die Bohrer, 
Bohrfäuftel und Bohrkrätzer. 








m 





- 
| 3 


Fig. 798. ö Fa. TH. 
Bu Art. Bohrkäfer. 

L Bohrkäfer, m., lat. ptinioidea, aud) Pochkäſtr, Alopf- 
— —— — — —  käfergen. Dieje in mehreren Gattungen vortommenden 
u Pr?) ſehr Heinen Käfer legen ihre Eier in altes oder auch friich 
Teer geichlagenes Holz ; die daraus entjtcehenden Larven bohren 
Sig. 791. Zu Urt. Bohrer. fi) ind Holzwerk ein und durchfrefien dasfelbe nach allen 
In Fig. 791 ift ein zweiarmiger Bohrbügel in '/,, | Nichtungen; der Käfer läht beim Herausbohren einen 
der natürlichen Bröhedargeitellt. Häufig werden audnur |, pidenden Ton hören, was Veranlaſſung zu manchem 
einarmige Bügel, Bohrgalgen, frz. potence A forer, ange | Aberglauben gab. Der Schaden, den dieſe Käfer im Holz: 
wendet. In unferer Figur ift der jhmiedeeijerne Bügel a | wert der Gebäude ſowie aucd in Möbeln anrichten, iſt 
in dem Gußftüd b befeitigt; auf lepteres werden die zu | mitunter fehr bedeutend, bei. wo fie in größerer Menge 
durdbohrenden Gegenjtände gelegt. Die VBohrkurbel d | vortommen. Der Kammbohrer, Suhenbohrer (Ptilinus 
wird oben in die Drudjchraube e eingefegt u. trägt unten pectinicornis), Fig. 792 in vergrößertem Mäßſtab und 
den B. e. In dem Mäß, als die Bohrung fortichreitet, | in natürlicher Größe (4 mm. lang) dargeftellt, liebt feites 
wird die Drudjichraube ce angezogen, wodurd ftets der | Nutzholzt Eichen, Nußbaum, Ahorn. Der Hagebobrer, 
nöthige Drud auf den B. ausgeübt wird. — 7. Außer mit | Werkholjnagekäfer (Anobium striatum), Fig. 793, greift 
den genannten Werkzeugen kann man Löcher auch auf der | jede Holzart an und iſt der Hauptzerjtörer der Möbel, 
Drehbant (j. d.) bohren, wobei entweder der B. oder das | Ballen, Holzichnigereien. Häufiges Neinigen, Firnifien, 
Arbeitsjtüd mit der Drehbanfipindel verbunden und zur | Bejtreichen mit Bitriollöfung und Sublimat werden ala 
rotirenden Bewegung veranlaht werden fann, während im | Schupmittel empfohlen. Als Erzeuger des Pidens wird 
erjteren Fall das Arbeitsjtüd, im zweiten Fall der B. mit | vorzüglich der &rokkopf(Anobium pertinax, Todtenuhr), 
einem gewifjen Drud gegen die Spindel geführt wird. | Fig. 794 als Käfer und Larve dargeftellt, namhaft ge- 
Mehr j. in d. Art. Bergbohrer, Erdbohrer, Nagelbobrer:c., | macht. Der gemeine Bohrkäfer od. Ktäuterdich (Ptinus fur) 
ſowie in den bier folgenden Artikeln. [Schw.] findet fich häufig in Wohnungen als Holzzerftörer. Man 
Bohrfänfel, m., Bergfhlägel, frz. massette f, du fo- | farın ihn duray feuchte Leinwand od. Pflanzenftengel weg— 
reur, engl. borer's mallet, eijerner Hammer, womit der | fangen, die man abends in die Zimmer legt u. früh abſucht. 








Boßrklippe 448 Bohrmaſchine 


Bohrklippe, f., Bohrzange, f., Zange, womit man zer= | fourneau m. de mine, engl. bore-hole for blasting, 
brodyene Bohrer aus dem Bohrloch hebt; j. Bergbohrer | blast-hole, Sprengbohrloch; gebohrte Höhlung behufs 
und Erdbohrer. de3 Steinjprengens. Die Bohrlöcher werden nach dem 

Bohrkräßer, m., Glükshaken, m., fr}. curette ‚f., engl. | Bohren mittels des Bohrlöffels vom Bohrmehl entleert, 
scraper, Eiſen zum Reinigen des Bohrlochs; beim Berg: | dann mittels des Bohrlappens getrodnet, und dann folgt 
bohrer und Erdbohrer (1. d.). das Beiepen des Bohrlochs, frz. charger, bourrer le trou, 

Bohrknarre, f., j. v. w. Ratihbohrer, j. in d. Art. ı engl. to tamp, to stern, mittels deö Bejaßes, dann aber 
Bohrer D. 4. das Schießen, auch Wegthun des Bohrlochs genannt, frz. 

Bohrkopf, m., 1. ſ. v. w. Bohrſchneide, Bohrklinge, tirer le trou, engl. to shoot (shutt), to blast; ſ. d. Art. 
Bohreifen. Außer den in den Art. Bohrer u. Bergbohrer | Sprengarbeit. — 3. Die Bohrlöcher für Tiefbohrung 
bereits abgebildeten geben wir hier noch in Fig. 795 bis | müfjen beiungleihmäßigen od. rauheren Bodengattungen 
799 einige Bohrklingen, und zwar in Fig. 795 einen | verrobrt, d. b. mit eifernen Rohren ausgefüttert werden. 
Schraubenbohrer für weichen Boden, Sand, Lehm ıc., in | Unverrohrte Stellen fallen ſonſt manchmal nad) und ver- 
Fig. 796 einen geraden, aber etwas koniſchen Hoblbohrer | jtopfen fich. 
mit Zujpigung, und in Fig. 797 einen Yöffelbohrer, engl.| Bohrlöffel, m., 1. fra. möche f.& cuiller, engl. quill- 
duck-nose-bit, beide ebenfall® für weiche Mafien, in | bit, hollow-bit, Bohrflinge eines Löffelbohrers, j. Fig. 
Fig. 798 einen Kronbohrer neuerer Form u. in Fig. 799 | 797.—2. fr. tariere Aclapet (renctoyeux),engl.sludger, 
einen verbefjerten Meißelbohrer für hartes Gejtein. — | hollow-rod, Blecheylinder, welche von 


2.fr4. manchon, m., porte-Jame, m., engl. chuck, cutter- 
head, eutter-block, boring-head, fropiförmige Ver— 
didung der Bohrjtange, um das Bohreijen darin zu be— 
fejtigen. — 3. Auch Bohrfheibe genannt, frz. chariot m. | 
d’alsoir, engl. boring-block , ähnliche Verdidung an 
den Röhrenbohrmajdinen. 











Sg. 796. Fig.707. Fig. 798. dig. 799, 


Bu Art. Bohrlopf. 


Bohrkrükel, m., Arückellük, n., ftz. manivelle, f., 
engl. brace-head, Hebel zum Drehen des Bohrge: 
ftänges (j. d.). 

Bohrkurbel, f., fr;.füt, m. engl. erank-brace, brace, 
Kurbel der Bruftleier u. ähnl. Bohrer; j. C in Fig. 779 u. 
D in Fig. 790 im Art. Bohrer. 

Bohrlappen, m. (Steinjprengen), Qappen, mit welchem 
ein Bohrloch vor dem Laden und nad) dem Herausnehmen | 
ded Bohrmehls ausgetrodnet wird. 

Bohrloch, n., 1. auch Bohrung, Beele xc. genannt, frz. 
vide, m., creux, m., äme, f., engl. bore, hole, durch 


Fig. 798. 





des Cylinders durch ein am Boden des 


Zeit zu Zeit an das untere Ende des 
Bohrgeſtünges eines Erdbohrers, 
Bergbohrers x. angeſchraubt werden, 
um das Bohrmehl heraufzuholen, wel⸗ 
ches beim Umdrehen und Eindrücken 


Cylinders angebrachtes, nad) innen ſich 
öffnendes Ventil in den Löffel eintritt; 
beim Heraufziehen ſchließt fih das 
Ventil u. hindert das Herausfallen des 
Bohrmehls. Fig. 800 zeigt einen B. 
mit Kugelventil, fra. tariere Aboulet, 
engl.sludger with ball-valve,beimee N 
dem die Bentilöffnung ac durdeine N 
Kugel b geichlojien wird. N 
Bohrmafdjine,f., frz. machine fa ID 
percer, forerie, f., engl. drilling-en- · 
gine, boring-machine, zum Bohren N 
von Holz, Metall, Steinx. Im er- N 
jteren Fall find dieſe Majcinen ges \ 
wöhnlich mit Borrichtungenzuanderen | 
Arbeitäzweden kombinirt und bilden 
dann die fogen. Tiſchlereimaſchinen 
(j.d.); die Metallbohrmaſchinen bilden , 
bapegen fast ſtets felbjtändige Ma— —N 
ſchinen u. ſind zu hoher Bolltommenheit Fig. 800. 
in ihrer Konſtruktion gelangt. Man Bu Art. Boßrlöffel. 
unterjcheidet davon vier Hauptarten: die Vertikalbohrma- 
(dine, forerie verticale, die Horizontalbohrmafdine, forerie 
horizontale, die £anglohbohrmafdine, machine A tariere, 
u. die Eylinderbohrmafdytne, frz. alesoir, machine à al&ser. 






\ Bezüglich der Bewegungsweiſe haben faft alle B.n (mit 
' Nusnahme einiger Spezialfonjtruftionen) das gemein, 


daf das Arbeitäjtüd feitliegt u.das Werkzeug (der Bohrer, 
Bohrzahn, Bohrkopf) ſowohl die drehende wie die vor— 
iciiebende Bewegung erleidet. Die Vertikalbohrmaſchinen 


| find die am häufigiten angewendeten; fie dienen bef. zum 
Vollbohren, d. i. zum direkten Bohren runder Löcher. Die 
| Haupttheile einer ſolchen Maſchine find: das Bohrge- 


rüjt, Geitell oder Ständer, die Bohrſpindel mit 
Antrieb, der Nachftellmehanismus und der Bohr- 
tifch. Nach derfehrverfchiedenen Anordnung unterfcheidet 
man Wandbohrmaſchinen, freiftehbende Bohr— 
maschinen, Radialbobrmajhinenu.f.w. Fig. 801 
zeigt eine Heine Handbohrmaſchine, welche frei hin— 
geſtellt oder auch mit ihrer FFußplatte a auf die Werfbanf 
feitgejchraubt werden fann. Die Bohrjpindel e wird bei 
Umdrehung des Schwungrades g durch die Handfurbel i 
mittels fonifcher Triebrädchen hh in Rotation verjegt. 
Die Drudichraube e kann mittel3 der Kurbel k gedreht 
und jo die Bohrjpindel mit dem Bohrer in vertifaler Rich— 


— — — —— — 





Bohren hergeſtellte Höhlung in Stein, Metall und Holz | tung gegen das zu bohrende Arbeitsſtück vorgeſchoben od. 
(auger-hole). — 2. frz. trou m. de mine, trou de petard, ber Bohrer aus dem gebohrten Loch zurüdgezogen werden. 





Bohrmaſchine 


449 


Bohrſpindel 











Bei größeren, durch Elementarkraſt bewegten B.n wird 
der Vorſchub des Bohrers meijt automaliſch durd die 
Maſchine jelbit verrichtet. Damit ſich die Spindel drehen 
kann, ohne daß ſich die Druckſcheibe mitdrebt, find beide 
Theile mit nuthenförmigen Eindrehungen verjehen, über 
welche ein aus zwei Theilen beitchender und zum Eingriff 
in die Nuthen mit Rändern verfehener Ning gelegt wird; 
ein zweiter glatter, aus dem Ganzen gearbeiteter Ring 
wird iiber die beiden Hälften des erjterwähnten Ringes 
geſchoben, damit diejelben zufammengehalten werden. 
Fig. 802 iſt die Anficht einer Naſmythſchen Bohr: 
majchine, wobei a das gußeiſerne Bohrgerüjt ift, an 
weldem die beweglichen Maſchinentheile bejejtigt find. 
Vermittels der Riemenjcheiben b jteht die ganze Bohr: 
majchine mit der Transmiffionswelle, welche die gefamte 
Kraft der Fabrik aus dem Majchinenhaus zu den einzelnen 
Maſchinen überträgt, in Verbindung ; die eine der Rollen 
von b ijt feſt, während die andere loſe ijt, um aud) die Be— 
wegung abjtellen zu fünnen. c e find Stufenjcheiben, 


Abbohren von tiefen Löchern im Erdboden, ſ. unter d. Art. 
Vergbohrer, Erdbohrer x. |Schw.] 

Bohrmehl, n., Gohtſchmaud, m., frz. poussiere f. de 
foret, engl. stone-dust, bore-dust; jo heißen die durch 
den Erdbohrer od. Steinbohrer im Bohrloch losgetrenn: 
ten Theilden. Diejelben werden mit dem Bobrfräper, bei 
tieferen Löchern jedoch mit dem Bohrlöffel herausgebolt; 
j. die betr. Art. e 

Bohrmine, f., frz. mine f. à aiguillette, engl. bored 
mine, j. d. Art. Mine. 

Bohrnadel, f., ſ. d. Art. Raäumnadel. 

®ohrort, n., fond m. du trou, engl. end ofa bore- 
hole, die Endigung eines Bohrloches. 

Bohrratfcje, £., j. im Art. Bohrer D. 4 u. Fig. 789. 

Bohrfheibe, f. (Steinarb.), 1. die Yeder-, Papp- od. 
Filzſcheibe, welche der Steinarbeiter, um das Heraus: 
jpringen der Steinjplitter beim Bohren zu verhindern, 
iiber das Bohrloch deckt; fie erhält in der Mitte eine Oeff— 
mung, um den Bohrer hindurchzuſteclen. — 2. j. unter 


wodurd eine gröhere oder geringere Gefdnvindigfeit in | Bohrkopf 3. — 3. j. v. w. Bohrbret; ſ. Bohrer D. 2. 





Fig. H01. 


der Bewegung des Bohrers erzielt werden kann. Die Achſe 
der oberen Stufenjcheibe dreht, mit Hilfe des koniſchen 








en m.,f. d. Art. Bohrfäuitel. 


Bohrſchneide, f., fr}. pointe, f., eiscau, m.,tranchant 


Betriebes, das Rad e, durch welches die Bohrfpindel d ſich m. d’un fer de mine, engl. boring-bit, Bohrklinge, bei. 
gleichjalts mit dreht. Das Rad e ift indejjen nicht fejt mit | an Bergbohrern; j. d. Art. Bohreiſen, Bohrer, Bohrtopf. 


der Spindel d verbunden, jondern d läht ſich darin vertifal 
verichieben, damit der Bohrer nad) und nad) tiefer ein- 

reifen kann ;deshalb ifte mittels eines halsförmigen An— 
Pahee in dem oberen Lager i aufgehängt; durch den Tritt 
f mit der Zugſtange f läft fich num der Kopf I der Spindel 
und jomit dieje jelbjt, da jie durch Nuthe und Feder ver: 
tifal verjchiebbar ijt, berabdrüden. Durch das Gewicht f" 
wird die Spindel wieder in die Höhe gehoben, wenn der 
Arbeiter den Fuß von Tritt f wieder wegnimmt. g ijt der 
Bohrtiich,der mit dem Bohrgerüfta durd) eine ſchwalben— 
ſchwanzförmige Nuthe zufammenbängt und fich vermitteld 
der Schraube h und eines Greifrädchens vertifal ver: 
ſchieben fäht. Diejenigen B.n, welche ſich an dem fejten 
Ständer hin und her jchieben lafjen, heijen Krahnbohr— 
majcdhinen(j.d.). Die Mafchinen zum Bohren in Stein, 
die in der Baukunſt einewichtige Rolle jpielen, ſ. unter 
Steinbohrmajcdine. Ueber die Abbohrmaſchinen, zum 

Mothes, Illuſtr. BVau-Lexilon. 4. Aufl. J. 


Bohrfpäne, m. pl., fr}. aldsures, büchilles, f. pl., 
copeaux m. pl. de foret, engl. bore-chips, borings, pl., 
chips, pl. Die beim Bohren in Holz u, Metall entjtehen- 
den Späne veritopfen leicht den Bohrer; in diejer Be- 
ziehung find gewundene Hohlbohrer den geraden vorzu- 
zieben, j. d. Art, Bohrer. 

Bohrfpindel, f., frz. arbre, m., engl. boring-bar, 
eutter-bar, ijtderjenige Theil ander Bohrmafchine(f.d.), 
in weldjen der Bohrer fet eingeſteckt wird; fie beftcht aus 
einer vertilalen Welle, Fig. 802d, die fich jowohl um ihre 
Achſe dreht, als auch fich vertikal verschieben läht. Die ver- 
titale Verſchiebung, vermöge deren derBohrer um jo mehr 
vordringen kann, je tiefer er fid) eingebohrt hat, wird ent- 
weder durch die Hand des Arbeiters od, durch die Maſchine, 
bei Bohrern mit ſchraubenförmiger Windung durch den 
Bohrer ſelbſt bewerkſtelligt. Sie beträgt für den Umgang 
der B. mindeſtens O,, mm. fir hartes Metall, höchſtens 


u 


Bohrſtauge 


1 mm. bei weichem Metall. Die drehende Bewegung der 
B. wird meiſt durch foniiche Räder vermittelt u. durch 
Stufenſcheiben regulirt. Die Geſchwindigkeit der B. aljo 
auch des Bohrers, beträgt für d als Durchmeſſer des 
Bohrers em.: bei Stahl 8/d Umdrehungen, bei Schmiede: 
eifen 20/d, bei Gußeiſen 5/d bis 14/d, bei Mejjing 40/d 
Umdrehungen. Je jpröder das Metall ift, dejto weniger, 
je dehnbarer, deito mehr Umdrehungen find zuläffig. 

Bohrſtauge, f., frz. tige f. du foret, engl. boring-rod. 
So heit der Schaft der Handbohrer ſowohl als auch des 
Erdbohrers; jobald das Bohrlod jo tief wird, da man 
mehrere B.nan einander jteden muß, jo entjteht ein Bohr: 
geitänge(j.d.). Ueber die Beftalt der B.n vgl. d. Art. Berg: 
bohrer, Artefiicher Brunnen, Baugrund, Erdbohrer x. 

Bohrſtück, n., ſ. v. w. VBohreijen. 

Bohrtiſch, m., Bohrtafel, f., frz. table, f., oder banc m. 
de forerie, engl. travelling-table, dient bei einer Bohr: 
maſchine zum Auflegen der Arbeitsjtüde. Meiſt iſt der— 
jelbe vertifal verſchiebbar, mitunter aber aud) feitgeftellt, 
u. dann ift die Bohripindel verjchiebbar. Bermittels einer 
Scraubenzwinge, die häufig am Tiſch angebracht iſt, kann 
das Arbeitsſtück eingeipannt werden. Bolllommenere 
Bohrmaſchinen geftatten dem Bohrtiſch jogar drei Be: 
wegungen, eine horizontale und eine vertifale Verſchie— 
bung. Bol. Bohrmajdine. 

Bohrwurm, m., Pfahlwurm, m., Holjbohrer, m.(Teredo), 
zweifchaliges Beichtbier des Meeres, der ihlimmite Feind 
alles Holzwerfes, das vom Meerwaſſer bejpült wird. Er 
bohrt fich in der Jugend mit jeinem Rüfjel, der vorn horn 
artig ift, in Pfähle u. Schiffshölger, wächft im Holz bis 
30 em, lang und erweitert die Röhre, je nachdem er Bibi 
wächſt. Innen Heidet er fie mit falfiger Ausicheidung 
aus. Die gemeinfte Art (T.navalis) richtet zeitweife große 
Verwüſtungen an, brachte einjt ganz Holland in Gefahr, 
da fie die [hlipenden Dämme zerjtört hatte, u. macht das Be— 
ichlagen der Schiffe mit Metallblechen nöthig; ſ. Wurm. 

to boil, a. v., engl., kochen, fieden; to boil varnish, 
Firniß fieden. 

Boiled bar, s., engl., die Rohſchiene von geringer 
Sitte, j. Bolleifen. 

Boiler, s., engl., der Keſſel, die Pfanne, Siedepfanne; 
boiler, steam-boiler, der Dampfkeſſel (f. d.). 

Boiler-plate, s.,engl., das Kefielblech, die Keſſelplatte. 

Boiler-plate-bridge, s., Blechträgerbrüde, |. Brüde. 

Bois, m., frz., I. Holz. 1. als Pilanzentbeil; da viele 
Holzarten unter franzöfifchen Namen in den Handel kom— 
men, jo wird dem Lefer eine Aufzählung der am häufigften 
vorlommenden Benennungen nicht unmilllommen jein. 

Bois d’absinthe, bois amer, bois de quassie amere, 
das Surinambolz, Sol; der Quassia amara. 

Bois d’Acajou, Mabagonibolz. Man unterjcheidet im 
Handel b. d’A. ordinaire, onde, ronceux, mouchete ıc. 

Bois d’alo&, bois d’aigle, de garo, de Calambac, das 
— Alocholz, Paradiesholz. 

Bois d'Angelin de la Guyane, heißt im Handel das 
Holz des Ungelinbaumes (Andira Aubletii Benth.). Es 
wird als Möbelholz geichäßt. 

Bois d’Angico, Angicohol; , das jehr feſte, gelbrötbliche 
Holz der Angico:Alazie (Acacia Angico Mart., Fam. 
Hülfenfrüchtler), tommt von der brajil. Provinz Rio 
Grande aus in den Handel. Unterdemf. Namen wird auch 
das Ähnliche Holz der Gummi-Mimoſe (Pithecolobium 
gummiferum Mart.) aus Minas und Bahia verfauft. 

Bois blane rouge, bois de Poupart, das Pupartiaholz, 
Terpentinbaumbolz. 

Bois de Boco, bois de panacoco, boisde ferd’Aublet, 
bois de perdrix , Bocohol;, Rebhuhnhol;, von Boca prova- 
censis Aubl., einem Baum in Guayana, der zur Familie 
der Leguminoſen nebört. Es hat den lepteren Namen wegen 
feines gefledten Anjchens. 





450 





Bois 








Bois de Bresil, de Fernambouc, Bresillet, das Bra— 
jilienbolz, Fernambukholz. 

Bois de Caliatour, bois de corailtendre, j. Sandelholz 
und Galiaturholz. 

Bois de Cam, j. Angolaholz;, Camwood. 

Bois de Campöche, das Blaubolz, Blantholz , Blut- 
holz, Allerheiligenbolz, Kampeſcheholz. 

Bois chatousieux, bois de Montouchi, das leichte, 
poröje Holz des Kort:Dradyenbaumes (Pterocarpus tu- 
berosus D. C., Fam. Hüljenfrüditler), der in Guayana 
heimisch ift und aud) eine Sorte Drachenblut liefert. 

Bois de Chypre, von Gerascanthus vulgaris Mart. 
(ram. Cordiaceae, Sebeſtengewächſe), bildet als treffliches 
Zimmerholz einen wichtigen Handelsartifel Wejtindiene. 

Bois de citron, bois jaune, bois rose des Antilles, 
bois-chandelle, das Citronenholz, Rojenholz v. JZamaita. 

Bois de Colophane, ſ. Colophanhol;. 

Bois conifere, das Nadelholz. 

Bois de corail tendre, ſ. Sandelholz. 

Bois de Coumarou, Gaichaholz. 

Bois de Courbaril, ſ. Courbarilhol;. 

Bois Diababul, j. Diababulholz. 

Bois de Fustet, das Fijetholz, Viſetholz, Fujtithols, 
vom Öerberbaum, rhuscotinus, engl. young fustic wood. 

Bois futique, bois jaune, das Gelbhol;, von morus 
tinctoria, engl. old fustie. 

Bois de Gaiac, ſ. Gaichaholz. 

Bois de guitarre, bois de fer, j. Eijenhol3. 

Bois d’huile, das wegen jeiner Dauer jehr gerühmte u. 
zu Möbeln verarbeitete Holz des johannistrautblätterigen 
Rothholzbaumes Erythroxylon hypericifolium (Roth: 
bolzgewächje) auf Isle de France. 

Bois des iles, das fremde Holz, Feinholz, auch bois 
d’ebenisterie genannt. 

Bois de Japon, de Sapan, das Sapanhol;, v. Caesal- 
pinia Sapan, auf Yapan, Java ıc. 

Bois maigre, das Safranbaumbolz, v. Memexylon 
cordatum. 

Bois deMapon iſt das ſehr intereſſante Holz einer Liane 
von Isle de France (Saelanthus Malachodendron Dup. 
Th., Fam. Weinrebengewäde). Es ift weiß, ſchwammig 
u, jo leicht, da daraus gefertigte Möbel nicht ſchwerer 
find, als jeien fie aus Pappendedeln gemacht; dabei ijt es 
aber dauerhaft u. jo glatt und jeidenartig, daß man es zu 
Streihriemen für Nafirmejjer benußt. In friſchem Zus 
ſtand enthält jene Liane reichlichen Saft von ſäuerlichem, 
angenehmem Gejchmacd, der bei Einjchnitten hervorquillt, 
weshalb dies Holz auch Duellenholz, bois de source, heißt. 

Bois de Palissandre, bois violet, bois d’amaranthe, 
das Luftholz, Violettholz, Purpurholz, blaues Ebenholz, 
Paliſſanderholz, Amaranthhol;z. 

Bois de pin, de sapin rouge, das Fichtenholz, Roth— 
tannenholz. 

Bois de pin blanc, de sapin, das Tannenholz, Weih- 
tannenbol;. 

Bois de pinastre, das Kiefernholz, Föhrenholz. 

Bois puant, j. Stintholz von St. Mauritius. 

Bois de rose, de Rhodes, das Rojenholz, Rhodiſerholz, 
von Convolvulus scoparius. 

Bois rose des Antilles, j. bois jaune. 

Bois royal, das Königsholz. 

Bois de Ste. Lucie, f. Yucienholz; faux bois de Ste. 
Lueie, Traubentirfchholz, j. Able 1. 

Bois satind, Atlashol; aus Guayana, joll nadı Aublet 
von Ferolia guyanensis,n.A.von ChloroxylonSwietenii 
D.C. (einer Cedrelea) ftammen. 

Bois de Savane heißt im Handel ein ſehr dauerbaftes 
Nupholz Hayti's von Vitex heptaphylla Juss., dem fünf- 
blätterigen Müllen (Fam. Eijenträute). 


Bois 


Bois du Santal, od. Sandal, Sandelholz. j 

Bois deSeringue,j.Kautichufbaum (Siphonia elastica. 

Bois de Spaa, ein jchönes, mattweiß fchillerndes 
Kaftanienbaumbolz, welches in Blättern von 1°/,—D mm. 
Stärfe verfauft wird. 

Bois de Tambour, ein vielfach verwendetes Nutzholz 
auf Mauritius, das von Ambora amplifolia Tul. (Fam. 
Monimiaceae) jtammt. 

Bois vert, &böne vert, das grüne Ebenholz. 

2. Im Baumejen jelbft fommen folgende Ausdrücke 
ziemlich häufig vor: 

Bois abrouti, der abgenagte Baum, 

Bois d’un an de coupe, das ein Jahr lang ausge: 
witterte Holz. 

Bois arsin, das Brandholz, angebrannte Holz. 

Bois d’assemblage, bois ordinaire, das Verbandholz, 
Verbanditüd. 

Bois d’aubier, bois de söve, lard, m., das Splinthol3. 

Bois a bätir, Bauholz. 

Boisde bätis, das Blindholz, Grundholz bei fournirten 
Arbeiten. 

Bois en billes, bois de sciage, das Sägeholz, Bretholz, 
der Blodbaumt. 

Bois blane, weißes oder weiches Holz. 

Bois bombé, bouge, courbant, courbe (im Sciffb. 
bois de membrure), das Krummholz, der Krümmer. 

Bois de brin,das bewaldredteteHol; im ganzenStamm. 

Bois d'un beau brin, das geradjtämmige, jchlichte Holz. 

Bois de bout, bois debout, das Hirnholz. 

Bois cantibai, jplintriffiges Holz. 

Bois eantiban, Holz, welches nurvon einer Seite baum 
fantiq ift, oder auch Holz, welches jo gewachſen iſt, daß an 
einer Seite viel mehr Splint als an der andern ſitzt, alfo 
einwüchſiges, einjeitiges Holz. 

Bois carre, bois au carre, bois &quarri, vierfantig be= 
hauenes Hol;. 

Bois chablis, chable, Windbruch, windbrüchiges Holz. 

Bois de chantier, da8 Holz auf Lager, Handelsholz, 
Stapelhol;. 

Bois charme, das wurzelfaule Holz. 

Bois de charpente, de construction, das Jimmerholz, 
Baubolz, Schirrholz, Nutzholz. 

Bois a chevrons, das Sparrenholz. 

Bois conifere, das Nadelholz. 

Bois corroys6 heißt beim Tijchler das gehobelte, beim 
Förſter das raubgejchälte Holz. 

Bois coule,die aus Holz (Sägejpäne 20.) bereitete Stud: 
maſſe, die Holzpasta, der Holzitud, j. Celluloid. 

Bois eourbe, ſ. bois bombe& ; bois courb6 A droit fil, 
das künstlich gebogene Holz. 

Bois erevasse circulairement, das kernſchälige, ab» 
iplintige Hol;. 

Bois dessech&, séché A l’air, das ausgewitterte, Iuft- 
trodene Holz. 

Bois doux, gras, tendre, löger, das weiche Holz. 

Bois dur, das harte Holz. 

Bois durei, das geprehte Holz, ein vom Franzoſen 
Ladry erfundenes Surrogat für Ebenholz, welches aus 
einem teigartigen Gemisch von Holzpulver und Blut her: 
geitellt und in Formen gedrüdt wird. Diefe Maſſe wird 
aanz Schwarz und jehr hart; man hat daraus ganze Möbel 
bergeitellt. Bol. auch Celluloid. 

Bois d’ebenisterie, das Hunftichreinerholz, Feinholz, 
j. bois des iles, sub 1. 

Bois d’öchantillon, das Schnittholz in allgemein üb» 
liche Maßen, Muſterholz. 

Bois &chauffe, pouilleux, pourri, das brandige, an— 
geitodte Holz, Holz von Bäumen, die die Baumdarre hatten. 

Bois a &elisses, bois d’eelisse, Spanholz, Splißholz. 

Bois &core&, bois pelard, das Schälholz, geichälte, ent= 
rindete Holj. 








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Bois 


| Bois 6corne, das abgefaite, veredte Holz. 

Bois d’entree, heranwachſendes Holz. 

Bois d’&quarrissageheißt im allgemeinen vierkantig be⸗ 
ichlagenes Holz, f. bois carr6, be. aber ſolches von min= 
deitend 20 cm. Stürke. 

Bois en etant, sur pied, a tige, Holz auf dem Stamm. 

Bois de fente, das Spalteholz, Klöbholz, Kluftholz, zu 
Latten geriſſenes Holz, geſpaltenes Holz. 

Bois feuillard, das Reifholz. 

Bois de fil, engl, blank way’s cleft wood, das Ader= 
holz, Yangholz. 

Bois fretin, Ausſchußthill (j. d.). 

Bois flacheux, gauche, deverse,das baumktantigeHolz. 

Bois flotte, bois volant, bois de flottage, boisde train, 
Flößholz, vgl. auch Bois &chappe unter 3. 

Bois fondrier der Sanf(das beim Flößen fintendeHol;). 

Bois fougueux, spongieux, das ſchwammiges Holz. 

Bois de garnissage, das Blendholz, Belegbol;, das aufs 
gelegte, angeblendete Holz (das ſtarke Fournierholz). 

Bois gauchi, déjeté, Holz, welches fid) geworfen hat, 
windichiefes Holz. 

Bois gauche, j. bois flacheux. 

Bois gelif, gelive, das eisflüftige Holz. 

Bois gisunt, das liegende (gefallene od. gefällte) Holz. 

Bois en grume,de grume,b.rond,das unbehaueneHolz. 

Bois de guillaume, eiftenbol;. 

Bois de haut revenu, das hochgeſchoſſene Holz. 

Bois de haute futaie, das hochſtämmige Holz. 

Bois de lambris,delambrissage, de boisage,merrains 
a panneaux, das Täfelholz, der agenfchott, Bagenfhuf, 

Bois madre, das Maſerholz. 

Bois malandreux, Holz mit faulen, geriffenen Knoten. 

Bois maigre, zu dünnes Holz. 

ı  Boisdemaille, aud) fälfchlich bois d’&mail geſchrieben, 
das Spiegelholz, radial gejpaltenes Holz. 

Bois de marqueterie, das Einlegeholz, Moſaikholz. 

Bois de menuiserie, bois-menuisier, das Tiſchlerholz. 

Bois meplat, miplat, das Halbholz, Breithol;. 

Bois mort sur pied, auf dem Stamm verdorrtes Holz; 
in der Ornamentif f. v. w. Ajtwerf (f. d.); mort bois 
hingegen ordinäres Holz, Hedenholz. 

ois neuf, das auf der Achſe beförderte Holz, Landhol;. 

Bois noueux, das fnotige Holz. 

Bois d’'ouvrage, de travail, d’oeuvre, de service, das 
Werkholz, Arbeitsholz, Nutzholz. 

Bois de placage, das Fournierholz; bois plaqué, das 
fournirte Holz. 

Bois plein, apparent, massif, das unverblendete, nicht 
fournirte, fihtbare Holz. 

Bois pourri, das faule Holz. 

Boisde quartier,boisfendu etrefendu, das Kreuzholz. 

Bois rebours, das wimmerige, verwachſene Holz. 

Bois recepé, de recepage, der entäſtete Stamm, das 
ausgeholzte Be 

Bois de rebut, das Ausſchußholz, der Abfall, die 
Abſchnitzel. 

Bois refait, bois lavé, das gebeilte Holz. 

Bois de refend, der Berjchnitt , doch aud) das Schnitt: 
holz, das Holz in Sägeblöden. 

Bois refendu, Schnittholz, d. h. Halbholz u. Kreuzholz. 

Bois resineux, das harzreiche,, fienige Holz, Kienholz. 

Bois sur le retour, das abjtändige, überjtändige, rüds 
gängige Hol;. 

Bois rouge, das rothe Farbholz, ſ. bois de Bresil, de 
Sapan, aber auch das rothfaule Holz. 

ois roul6, das Hüftige Holz, Fallbolz. 

Bois de söve, das Splintholz. 

Bois en seve, Holz im Saft. 

Bois sain et net, bois de sante, bois sans defaut, das 
gejunde, fehlerfreie Holz. 
Bois sans noeuds, ſchlichtes, Schönes Holz ohne Knoten. 
87* 





Bois 


Bois sans roulures, von Riffen freies Holz. 

Bois de sciage ‚das Schnittholz , Sägeholz, Trennhol;. 

Bois sculpte, das geichnigte Holz. 

Bois sec, das dürre Hol. 

Bois taillis, de taille, das Schlagholz, im Verſchnitt 
gehaltne Holz. 

Bois tapire, madre, Maferholz. 

Boistordu,tors, tortillard,das gedreht gewachine Holz. 

Bois vert, bois vif, das frifche, grüne, lebendige Holz; 
b. vif, auch das volltantige Holz, eigentl. b.'a vives arötes. 

Bois vermoulu, boucan,mouling, wurmitichiges Holz. 

Bois verse, tranch&, widerwüchliges, gedrehtes Holz. 

3. Im Schiffbau: bois d’araignde, moqued’araignde, 
der Spinntopf. 

Bois d’arrimage,bas ſchwacheStauholz; h.de billettes, 
das ſtarke Stauholz. — Bois coudé, genouillé, das Knie— 
holz: b. de démolition, das Wrackholz; h. «chappé, flotte, 
das Treibholz. — Bois de foc, Klüverholz; b.demarine, 
Schiffbauholz; b. de membrure, ſ. b. bomb& unter 2; 
b. de remplissage , das Todtholz, die Aufflopung. 

4. Für andere Zweige: bois bitumineux, das bitumi- 
nöfe, foſſile Holz, die faferine Braunlohle; b. bitumineux 
terreux,, die Erdfohle, erdige Braunkohle; b. de cerf ar- 
tifieiel, das tũnſtliche Hirfchhorn; b. de charronnage, das 
Stellmaherhol;;b.dechauffage,b.a brüler, das Brenn— 
holz; b.de chemise, das Aſtholz zur Haube des Meilers; 
b. colorant, b. de teinture, das Farbeholz. — Bois fos- 
sile, petrifig, das foſſile, verfteinerte Holz. — Bois jaune, 
fustique, das Gelbholz, engl.old fustic wood, von morus 
tinetoria, nicht gut verwechjeln mit b. de Fustet. — Bois 
jaune, auch =b.deecitron,b. marmenteaux, marmeaux 
(Forft.) die Laßſtämme, Schonftämme, Zierbäume; b. 
moulu, gemahlnes Holz; b. opalis6, der Holzopal; b. 
sculpt6, die Holzikulptur; b. sieilifig, das verkieſelte Holz. 

il Bois, n., Sejtell, auch fonftige Geräthtbeile x. 

Bois, m., d’escalier, der Ouartierbaum. 

Bois a limer, estibois, das Feilholz. 

Bois de lit, die Bettjtelle, das Bettaeftell. 

Bois de metier, das Stuhlgeftell, Werkbankgeſtell. 

Bois du moule (Gieß.), das Mantelbol;. 

Bois de moulin & vent, das Hauptgeſtell. 

Boisage, m., frz., das zum Getäfel xc. eines Haufes 
verwendete Holz ‚das gefamte —*—— an einem Bau. 

boiser, v. a., frz., mit Tüfelwerk verſehen, austäfeln. 

Boiserie, f., frz., engl. wood-work, wainscotting, 
Täfelwert, Holgbefleidung. Obgleich ſich der Ausdrud 
eigentlich auf Holzbetleidung jeder Art bezicht, wird er 
doch im Deutschen fast nur von hoben Holzfodeln oder von 
Wandverfleidung in Zimmern gebraudt. Außer dem 
äſthetiſchen Zwed der Berzierung hat die B. noch einen 
praktiſchen: fie hält nämlich die Zimmer troden; doch darf 
man nicht in Ueberfhäßung diefer Wirkung B. in Zim— 
mern mit feuchten Wänden anwenden, da felbige leicht 
modert od. in trodene Stodung übergeht, indem fie die 
Feuchtigfeit der Wände am Ausdünſten verhindert und in 
fi aufnimmt. Am meiften in Gebrauch war die®. in den 
mittelalterlichen Stilen. Enthält die B. viel Heines Schnit- 
werf, jo heißt fie engl. needle-work; find die Füllungen 
mit ausgelegter Arbeit verjeben, jo heißt die B. frz. mar- 
— enthalten fie Faltenwerk (linen), fo heißt die 

. engl. linen pattern. lleber diefe einzelnen Arten j. betr. 
Art. — lleber die künſtleriſche Gejtaltung der B. f. Holz— 
deforation jowie die die betr. Stile behandelnden Artikel. 

Boisseau , m., fr;., 1. altfranzöfiiches Kornmäß, in 
Paris von den älteften Zeiten her bis vor Kurzem in Ges 
braud. Es maß etwa 13 1., fahte etwa 10 ke. Kom und 
theilte ſich in 2demiboisseaux =4 quarts=# demiquarts 
= 16 litrons = 32 demilitrons. — 2. Feldmäß, differirt 
zwiſchen 60 perches carrdes= 12,,, ares u, 80 perches 
carrdes=16,,„ares. — 3. Koniſche Oeffnung des Schlüſſel⸗ 
rohres im Schloß. — 4. Büchſe, Sitz eines Hahnes für 


45 


— — —ñ— — — — — m — — — — 


2 Bolle 








Flüſſigkeiten. — 5. Trichter oder Rohrſtück der Abtritts— 
ſchlotten in Thon oder Gußeiſen. 

Boisselée, f., frz. Maß eines Boisseau (ſ. d. 1). — 
Boisselée de terre, fo viel Land, als man mit einer bois- 
selde Getreide befäen fann. 

Boite, f., frz., engl. box, die Büchſe, Dofe, Hilfe, 
Buchſe, bei. b.d’un etau, die Schraubſtockhülſe: b. de ser- 
rure, der Kaſten, Schlohfaften ; b. a foret, die Bohrrolle; 
b. a garniture, b. à 6toupe, A cuir, die Stopfbiichfe: b. 
oder batte'a recaler, die Stoßlade; b. de roue, die Na— 
benbuchſe; b.a soupape,A clapet, der Bentilfaften; b. du 
gouvernail,derRuderlofer; b.de manoeuvre,der®eichen- 
blod; b.aAsoyer,Atirer, der Sedenzug, Siefenzug ; b. des 
tiroirs, de distribution, b. a vapeur, der Dampffaiten, 
Schieberkaſten, die Dampfbüchſe; b.despauvres, Armen: 
ſtock, Almoſenſtock. 

boiteux,se,adj.,frj.; solive boiteuse, der ausgewech⸗— 
jelte Balten, Trummbalfen, f. d. Art, Ballen. 

Boje oder Boye, f. (Schiffb.), 1. nleichbedeutend mit 
Baale, 2.Man unterscheidet : Flache Boje,fr3.boude-meule, 
f.,engl.bading-buoy ; Zondirungsboje, jrz.boude desonde, 
engl. sounding-buoy; Ankerboje (ſ. d.); Alapboje, eine auf 
dem rund veranferte, auf dem Waſſerſpiegel aufichwim: 
mendefegelförmige, ala Baafe dienende Tonne; ſ. Baale 2, 

Boke, f.. plattdeutich für Buche (ſ. d.). 

Bohemühle, Bookmühle, Pokmühle, Srakmafdine, f., frz. 
moulin m. à piler, engl. beating-mill, Bredimaschine 
für Flachs. 

Bol, Bolus, m., Siegelerde, f., frz. bol, m., terre f. bo- 
laire, engl. bole, bolus (Miner.), ein im Bruch muſcheliges 
bis erdiges, braunes oder rothgelbes Mineral, beſtehend 
aus Silifaten von Thonerde, Eifenoryd u. Kallerde. Am 
Handel untericheidet man 3Hauptſorten: 1. die lemniſcheErde 
od. Terra di Siena, welche ſich am ſchönſten auf der Inſel 
Lemnos u. bei Siena in Italien findet. Dieſe Erde wird zu 
ordinärem Anstrich, in der Fresfo- u, Stubenmalerei ver: 
wendet, ſowie in gebranntem Zuſtand zu Nauarellmalerei, 
als nicht dedtende,denSaftfarbenan Durchſichtigkeit u. Feuer 
fait gleichlommende Farbe, — 2. Der finopifche Bolns, unter 
welchem Namen man verfchiedene Sorten des gewöhnlichen 
Thones bezeichnet. Man hat weißen B. ‚welcher alfo ziemlich 
eifenfrei ift u. durch Glühen iſabellgelb wird, u. rothen B. 
welcher leßtere als Anftrichfarbe benußt wird. Der fon. 
orientalifche®. od. armenifche Stein (f.d. 2), fr}. bol, m., 
terre, f.. ocre f. d’Arme&nie, die feinfte Sorte des fine: 
piſchen B., wird mit Waffer u. Peim zu Grundirung von 
Gegenständen, die vergoldet werden follen, benußt. — 
3. Das Berliner Roth ift ein B., welcher zum Anftreichen, 
Schleifen d. Glaſes u. Rolirend. Metalleangewendet wird. 
Der Zimmermann benußtd.B. zum Schreiben u. Schnüren 
auf Holz, der Töpfer zur Herftellung gewiſſer Slafuren. 

Bolderhammer, m. (Nupferichm.), hölzgerner Sammer, 
beim Nieten (f. d.) der Kupferkeſſel angewendet. 

Bolderbrücke, f. (Hütten), eiſerne Schaufel zum Muss 
ziehen des Schlich® aus den Frlammenöfen. 

Bole, £.. ſ. v. w. Bohle (f. d.). 

Boletus, m. fat., Pflanzengattung, welche verichiedene 
Spezies von Pilzen enthält. Der Feuerſchwamm 5. 8. 
wird dadurch gewonnen, daß man den boletus igniarius 
durch Gähren und ſtarkes Schlanen weich madıt, mit Sal: 
peter imprägnirt und trodnet. [ Wf.| 

Bolidors Bagger, m.. ſ. d. Art. Bagger 2d. 

Bolke, f., ſ. v. w. Brafe (f. d.). 

Bolla, ſ.(ſächſ. Prov.), im Mittelalter ein Mäß = '/, 
inte (. d.). 

Bollard,, s., engl. (Wafjerb.), der Hafenpfahl, ſ. due 
d’Albe; b.in a dock-yard, die Kat, der Schiffspfahl. 

Bolle, f., 1. jeder rumdliche Wörper, daher die roben 
Diamanten, die Augen an den Bäumen ıc. fo heißen. — 
2, Eine ausgeſtochene Erdicholle, Rajentafel, ca. ’/,, qm. 
groß; .d. Art. Raſen. — 3. ſ. v. w. Pappel (f. d.). 


Dofleifen 4 


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Solleifen, Bollencifen, n., engl. boiled bar-iron, jtarfes, 
aber ſchwammiges, daher nicht zu feinerArbeit brauchbares 
Stabeijen. 

Bollenhols, n., Pappelholz, bef. Schwarzpappelbolz. 

Boller, m., engl.stoke (Schiffb.), lothrecht aufder Mitte 
der Beeting bei Flußſchiffen, bei Seefchiffen auf dem Ber: 
det aufgezapfter Ständer zu Befejtigung der Anfertaue u. 
anderen Seilwerf8. 

Bolletricholz, Pferdefleifhhols, n., engl. horse - flesh- 
wood, das Holz des gemeinen Manglebaumes (Rhizo- 
phora Mangle L., Burzelbaum, Leuchterbaum, Auſter— 
baum, Mangrove, am. Rhizophoreae), am Meeresufer 
Siüdamerita’s, Weſtindiens ıc. wachſend. Es iſt fehr feit, 
bei. zu Maſchinentheilen, Rollen zc. geeignet, fleiichfarbig 
u, röthlich geadert. Wf.) 

Bollwerk,n. 1. (Kriegsb.), fr3.boulevart, bastion, alt 
frj.boullevert,bolevereq,engl.bulwark,bastion, sconce, 
j.v. w. Baſtion (j. d.), wo auch Bollwerkspunkt, Bollwerks- 
thurm, Bollwerkswinkel 2c. zu finden find. — 2. (Waijerb.) 
j. v. w. Bohlwert (j. d.). Auch Einbaue in Flüffe, jeien jie 
nun von Pfählen, Bohlen, Faſchinen od. einfach durch An— 
jchüttung heraeitellt, beißen bier und da Bollwerk. 

Sollwerksbrüftung, f.. ſ. Bruftwehr. 

Bollwerkskate, f., j. Cavalier. 


Sollwerksohr, n., franz. orillon, m., oreillon, m. | 


(Kriegsb.), abgerumdete Schulter eines Bollwerks mit ab» 
gerundeter Schulterwehr, d. i. einer Baſtion mit zurüc- 
gezogener Flanke, bei welcher die Faje am Zuſammenſtoß 
mit der äußeren Brifure abgerundet iſt. 

Bollwerksfcange, f., fr}. fort m. bastionne, enal. 
bastioned od. bastionary-fort, einzeln liegendes Befeſti— 
gungswerf mit Bajtionen. 

Bollwerkswehr, f., frz. couvreface, eontregarle, f., 
engl. counterguard, Gegenwehr, f. (Kriegsb.), ein aus zwei 
unter ausfpringendem Winkel zuſammenſtoßenden Faſen 
beſtehendes Wert. Die Spitze desſelben liege ſtets in der 
Kapitale des dahinterliegenden Bollwerkes od. Navelins. 
Bon diefem wird die B, beberricht u. mit vertheidiat; um— 
gekehrt leistet fie, vor dem Bollwerk liegend, dem Ravelin 
denjelben Dienit. Die B.enerbalten meiit nur Infanterie— 
bejakung und dienen be. zu Fräftiger Vertheidigung des 
gededten Weges. 

Bolognefer Flaſchen find didwandige, jehr raſch abge— 
fühlte, Heine flaschenartigeßefähe gen. worden, welche beim 
Risen mit einem harten Körper jofort zeripringen. [ WY.) 

Bolognefer Areide, ſ. Kreide. 

Bolsgnefer Spat und Bolognefer Leuchtflein, bono- 
nifher Leuchtſteiu, enal. Bologna-stone, bei Bologna ge= 
fundene, ftängelig abgeſonderte Art des Schweripats, 
f. Baryt und Baryterdeſalz. WY.] 

Bolster, s., engl., Polſter, bei. 1.(Zimm.)das Trumme 
holz, Sattelholz, j. auch corbel-piece. — 2.(Wagenb.)der 
Achsſchemel. — 3. (Schmied, Schloff.) die Yochicheibe, der 
Lochring. — 4. (Zimm,, Maur.) bolster of centering, 
Schallatte, Schalbret eines Lehrgerüftes. — 5. Polſter am 
ionischen Rapitäl (f. d.). 

Bolt, s., engl. 1. der Bolzen (f. d.). — 2. bolt of the 
hinge (Schlofj.), der Dorn der Thürangel u. des Thür: 
bandes, j. d. Art. Band VI. — 3. bolt, sliding bolt, bar 

Schloſſ.), der Riegel, Schubriegel; bent holt, bolt with 
a handle, der gefröpfte Riegel, Schwanzriegel, Riegel mit 
Angriff; Hat holt, der flache, platte Niegel, flush bolt, der 
bündig eingelafiene Riegel, bei. Kantenriegel; slip-bolt, 
der Nachtriegel, Schubriegel aufeinem Blech: spring-bolt, 
catch-bolt, der Riegel mit Feder; dormant-bolt, Die he— 
bende Falle, der franzöſiſche Riegel, half tuning bolt, der 
halbtourige Riegel; spring-bolt, die jchiehende Falle. 

to bolt, a. v., engl., 1. verriegeln, zuriegeln. — 2. Ver— 
bolzen. — 3. Sieben, durchſieben, beuteln. 

Bolt-chisel, s., enal. (Tiſchl. Schloff.), das Anſchlag— 
eifen, der Kreuzmeißel, Schloßmeißel. 


Bolt-clasp, s., engl. (Schloff.), die Riegelhaſpe, der 
Niegelhaten. 

Boltell, s., engl., ſ. bowtell. 

Bolten, m., plattdeutich für Bolzen (f. d.). 

Bolt=eye, s., engl. das Auge des Bolzens, die Schlies 
Benrige, Oeſe. 

Bolter,s.. bolting-work, s.(Müblb.),dasBeutelzeug. 

Bolt-head, s., engl., 1. aud) bolt-handle, (Sclojf.), 
der Riegelſchwanz, Riegelgriff, Angriff des Schwanzrie— 
gels. — 2. Der Bolzenkopf. — 3. Der Deftillirtolben. 

Bolt-hinge, s., engl., Dornband, Einſatzband; ſ. d. 
Art. Band VI, b. 2—4. 

Bolt-hole, s., engl., das Bolzenlod. 

Bolting-mill, s. (Miüblenb.), das Bentelwert; bolt- 
ing-room, die Beutellammer. 

Bolt-keeper, s., engl. (Scyloff.), der Angriff des Rie— 
gels, ſ. d. Art. Anja 7. 

" Bolt-key, forelock, s., engl., die Schliehe, der Vor— 
iteder, Splint, Bolzenteil. 

Bolt-lock, s., engl., das Riegelichloß; bolt-lock im 
engern Sinn, dormant bolt-lock, dead lock, das Nic; 
gelſchloß ohme Feder, Schubriegelichlor. i 

Bolt-nab, s., engl. Schloſſ.), das Schliehbled. 

Bolt-serew, s., engl., die Bolzenſchraube. 

Bolt-staple, catch, s., engl. (Schlofj.), der Schließ⸗ 
hafen; cased bolt-staple, box-staple, eased od. boxed 
catch, die Schliehllappe. 

Bolt-toe,toe, s. engl. Schloſſ.), der Angriff am Riegel. 

Bolus, m., auch Luftkalk, Waſſerkalk, Sicgelerde ec. ge— 
nannt; ſ. d. Art. Bol. 

Bolzen, m., I. fra. boulon, goujon, m., cheville f. en 
fer, engl. bolt, pin (Schlofj.); diefelben dienen zu Armi— 
rung u. Verbindung dev Zimmerhölzer und werden aus 
Schmiedeeijen nad) verjchiedenen Formen gefertigt. 

A. Schraubenbolzen, frz. boulon a vis, boulon ta- 
raude, engl. screw-bolt. Dieje beſtehen aus einem run⸗ 
den Eijenitab, welcher an dem einen Ende einen fejten 
Kopf, an dem andern Ende aber ein Gewinde mit Schraus 
benmutter bat, u. werden dann nach der übrigens ziemlich 


unweſentlichen Geſtalt ihres Kopfes benannt. 1. Scheiben . 


bolztu, boulon & töte plate, engl. Hat-headed-bolt, deſſen 
Kopf eine Scheibe bildet. — 2. Angenbolzen, boulon m. a 
oeillet, engl. eye-bolt, eyed-bolt, defien Kopf eine Oeſe 
bildet. — 3. Ringbolzen, boulon m. a anneau, piton & 
anneau, cheville f. aboucele, engl.ring-bolt, ähnlich. — 
4. Qakenboljen, boulon a croc , engl. hook-bolt, hooked 
bolt. — 5. Bodshornbolzen, Boksohr, n., frz. cheville a 
boucle etä eroe, engl. bolt with ring and hook, mit 
Ning u. Hafen, zu Einhängung von Tauen, am Kopf ver— 
ſehen. — 6. B. mit verjenttem Kopf, boulon encastre, 
engl. counter sunk-headed bolt, defien Kopf in das Holz⸗ 
wert x. eingelafjen wird. — 7. B. mit jechsedigem Kopf, 
frz. boulon a töte de diamant, engl. diamond-headed 
bolt. — 8.8, mit vieredigem Kopf, frz. boulon a töte 
carree, engl. square-headed holt. — 9.B. mit gefaftem 
od, verichnittenem Kopf, frz. bolt a töte chanfreine, engl. 
garnished bolt, garnish-bolt.— 10. Ihyranbenboljen mit 
Splint, fra. anse f.Avis, pitona vis, engl. junk-ring-eye- 
bolt. — 11. Ichraubenbolzen mit Mutter, frz. boulon Aa 
écrou, engl. bolt andnut. — 12. Anopfbolzen, frz. boulon 
&töte ronde, a champignon, engl. round-headed, boss- 
headed bolt, mit flachrundem Kopf. 

B. Spitzbolzen, Scharfbolzen, frz. cheville a pointe, 
ch. aiguö, engl. pointed bolt, ftatt der Schraube mit auf 

ehauener Zufpigung verjchen, zum Einſchlagen in Holz, 
infitten in Stein od. Mauerwerf. 

Ü, Splint- oder Keilbolzen, Schliehbolzen, b. & cla- 
vette, a goupille, engl. eye-bolt and key, bat jtatt der 
Schraube ein Loch, durch welches ein Splint oder Keil ge: 
ſteckt wird. 

D. Klintbolzen, Nietbolzen, frz. b.rive,engl.rivetted, 


bölzen 454 Boot 
elinched b.; das Ende gebt durch die zu verbindenden | Stärke befommen müfjen, als es eigentlich feiner Trag- 
Stüde hindurch und wird vernietet. fähigkeit halber bedürfte. 2. Erdwände müffen 1,,.m. ftart 
E. Die B. werden in Bezug auf Länge u. Stärke nad | fein, um b. zu fein. 3. Ziegelmauern find bei O,,, m. Stärte 
jedesmaligem Bedarf beitellt u. nad ihrem Gebrauch gen. | b., von dem Gewölbe gilt dasſelbe wie bei 1; will man ar 
— 1. Verbandbolsen, Iugbolzen, fr}. b.d’assemblage, b. ti- | Ziegeln fparen, jo verficht man das Gewölbe mit einer 
rant, engl. holding-b., weldjer zwei Körper zufammen= | Lehmaufichüttung von ca. Im. Stärke. 4. Holz ift bereits 
hält. — 2. Stemmbolzen, Iperrbotzen, welcher zwei Körper | bei O,,, m. Stärte b.; auch hier unterſtützt man diefe Bom— 
auseinander hält. — 3. Hängebolzen, auch Hängeeifen gen., benfeitigteit noc durch eine Erdaufichüttung von O,., m. 
j. Anter I.B. 9 und 10. Dan darf ſich auf die®. nicht | Stärfe; wenn man aber 1,,, m. Erde aufichüttet, braucht 

















zu ſehr verlaffen, auch nicht deren zu vielenahe aneinander 
in dasselbe Holz einbringen, da das Holz durch diefelben 
ichr Teicht fpaltet. Nie jollte man daher B. einbringen, 
ohne zugleich einen Ring um das Holz zu legen. 

II. Soljen, frz. gousset, m., engl. stay, gusset, heit im 
Grubenbau ein al8 Stübe vertwendetes, beiderjeits ſtumpf 
abgeichnittenes kurzes Holzftüd; in der Bolzenfchrotzim= 
merung heißt ®., frz. porteur, engl. prop, derTragitempel, 
1. d. Art. Bolzenſchrot. 

III. (Mafdı.) Bolzen od. Rollenbolzen, Klobenniet, Nagel, 
Wal;eifen, fr}. goujon, axe, m., essieu, m., engl.pin, gud- 
zeon, tft der ſtarke eiferne Stift, welcher, durch loben u, 
Rolle geftedt, der lepteren als Drehadhfe dient. 

IV. (Schloſſ.) Bolzen, frz. clavette, engl. pin, ift der 
Drebftift oder Dorn im Scharnierband. 

bölgen, tranf. 3., öfterr., für Ausſchalen der Grund— 
grube, ſ. Gründung. 

Bolzenblech, n., fr}. rondelle, f., rosette, f., engl. col- 
lar, washer; Unterlagsplatte, welche unter Heinere Bol- 
zenköpfe gelegt wird, damit eine größere Fläche der Wir: 
fung des B.8 ausgelegt werde. 

Bolsenkopf, m., frz. tötef.deboulon, engl. bolt-head. 
Seine Geſtalt giebt meist Beranlaffung zu Benennung der 
Bolzenarten; j. d. Art. Bolzen I. A. 

Bolzenloch, n., frz. trou & bonlon, engl. bolt-hole, 
Bohrlod zur Durchitedung eines Bolzens. 

Bolsenfchlofi, m., frz. cadenas m. eylindrique, engl. 
eylindrical pad-lock, eine Art Vorlegeſchloß, von der 
Befeſtigungsweiſe des Bügels fo genannt. 

Bolzenfihrot, n., Bolsenfchrotzimmerung, f., frz. boisage 


man die Balfen darunter blos O,,, m. Stark zu machen. 

Bombenmine, f., j. Mine. 

Bome, Baume, f., i13.(Schiffb.\der Gielbaum, die Geip. 

Bomos, m., nach dem Griechischen, j. Altar. 

Bonavista, f., jpan., ſ. Belvedere. 

Bond, s., engl., der Berband, ſ. d. Art. Mauerverband, 
Holzverbindung x. Val. auch d. Art. Assemblage, Blatt, 
Blodverband, Kreuzverband xc.; to wallin good bond, 
verbandmähig mauern. 

to bond-in a stone ete.,engl.,einbinden (einen Stein. 
in die Mauer), 

Bonde, f., 1. das Spundloch. — 2. bonde d’un etang, 
der Mönch, Pfaffe, der Teichichüge. 

Bonder, bond-stone, s., engl. (Maur.\, Binder, 
Bindftein (f.d.); mock-bond-stone, der Kopfitein, Schein: 
binder, j. im Art. Binder. 

Bond-timber, s., engl., der Binderbalten. 

Bone-black, s., bone-charecoal, s., engl., die Kno— 
dientohle, das Beinſchwarz, Knochenſchwarz, Spodium, 
Elfenbeinſchwarz. 

Bone-glass, s., engl., das Beinglas, Milchglas. 

Bone-ore, s.. engl., das Bohnerz. 

Bönhnfe, Beunhafe, ın.. Pfufcher, Handwerker, der fein 
Handwerf betreibt, ohne zünftig gelernt oder das Meiſter— 
recht erlangt zu haben. 

Bonler, m.. frz., altes flandrijches Feldmäß, differirte 
von 54— 137 Ur. 

Boning-rod, s., engl. (Eifenb.), das Nivellirkreuz, der 
Teförmige Fludtitab. 

Bonnet, n., franz. bonnotte, f., engl. bonnette, 


m.Aporteurs, engl. shaft-timbering with props(Bergb.), | 1. Kriegsb.) partielle Erhöhung der Bruſtwehr durch Erd- 
Art derrubenzimmerung. Dabei ruben die Geviere nicht ! auffchüttungen an ſolchen Punkten, welche wegen nabe ge— 


unmittelbar auf eimander, jondern auf in den Ecken zwi— 
ichen fie geitellten Stempeln. Dieſe Tragitempel od. Bol: 
zen (ſ. d. II.) jind eingebühnte Hölzer von langem zu lan— 
gem Stoß, deren mindeitend zwei an den kurzen Stöhen, 
oft außerdem unter einzelnen od. allen Einſtrichen gelegt 
werden. An Sachen wird das Gezimmer von der Sohle 
aus durch Bolzen unterſtützt, die auf Bretern ruben, oder 
durch Unterzüge parallel den kurzen Stöhen, welche ebenſo 
abgefteift werden. Die Stöße werden mit Bretern ver: 
jogen, wenn da8 Gebirge nicht fejt ſteht u. ganz od. theil— 
weife einer Abſchließung bedarf; die Breter reichen von 
Geviere zu Beviere u, werden mittels Keile, welche zwiichen 
die Breter und Jochlöcher geichlagen werden, feitgeitellt. 
Die Geviere müſſen ſtets genau jühlig liegen, auch muß 
bei der Bolzenjchrotzimmerung von Zeit zu Zeit die jeigere 
Stellung des ganzen Schadhtes durch Ablothen von der 
Hüngebanf her fontrolirt werben. (S%.] 

Bombay-Zenakhols, n., ſ. Teafhol;. 

Bombement, m., frz., ſ. v. w. Ausbauchung, Bauch 
ſ. d.). Auch Krümmungsmäß eines Bogens, Ballensic. 

bombé, adj., frzi, gekrümmt, gebogen; fenötre bom- 
he, Stichbogenfeniter. 

Bombenbalken, m. Kriegsb.), ſtarle hölzerne od. ei— 
jerne Doppel-T-Balten zur Nonftruftion bombenficherer 
Deden. |Ptz.\ 

bombenfeft, adj., frz. a l’öpreuve de bombe, engl. 
hombproof, auch bombenfrei. Bombenfejte Gebäude thei— 
fen fich nach dem Material ein, aus dem jte errichtet find: 
1. Lehmmauern find bereits bei 1m. Stärke b., alſo würde 
ein aus Lehm gegofienes Gewölbe, um b. zu fein, 1 m. mehr 


logener Terrainwellen höher als derübrige Theil des Werz 
kes defilirt werden müſſen. Die B.es ſetzen fid) gegen die 
Bruſtwehrkrone mit Böſchung ab. Häufig finden jie An— 
wendung an Geichüpbänfen in ausipringenden Winkeln. 
— 2, Reinigungsſtutzen an Röhren. 

bonnetirt, adj., mit Bonnets verjehen. 

8009, m. (Sciffb.), Bogen, m., f. v. w. Geländer am 
Vor: und Hinterkaſtell. 

Book-shelf, s., enal. (Tiichl.), das Biicherbret. 

Bool-work, s., engl. (Tiichl.), die Boulearbeit. 

Boom, s., engl., 1. Kriegsb.) Schwimmbarrifade, 
Scdhwimmbaum; boom af an harbour, Hafenbaum, 
Schlengel. — 2. (Schiffb., Zimm.) Auslieger, Ausleger, 
Ausſchußbaum, b. used for a bowsprit, der Ausſtech— 
baum, bei Heinen Schiffen die Stelle des Bugſpriet ver: 
tretend, frz. bout de beaupre; b. to load and unload, 
derYadebaum; — b. of a smack die Luth (auch Schmaden), 
frz. bonte hors; boom-sail, das Baumfegel. 

Boorishwork, s., engl. das bäuer. Wert ;j.Bofjenwerf. 

Boot, n., fr}. batean, m., engl. boat (Schiffb.). Dem 
Schiff ähnliches Fahrzeug, ohne Ded, das bald lang und 
ichmal, bald kurz und breit ift, mit Sikbänfen, Duchten, 
für 2—18 Ruderer, Maftfpur und Steuerruder. Jedes 
größere Schiff hat mindeitens drei Boote. Die Benen— 
nungen variiren, doch kehren folnende am häufigiten 
wieder: 1. das große Boot, Großboot, Barkaſſe, frz. grande 
chaloupe, f., engl. launch, bei Kriegsſchiffen große Scha- 
luppe, * grand canot, engl. barge; 9,,—10,, m. lang, 
hat 16— 18 Riemen, ift am Bug ziemlich breit, gewöhn— 
lich mit Berghölzern verfehen, und, falls es zum Anker— 


Booth 





ausgeftattet, faht 100— 120 Mann u. ift eingerichtet, um 
Geſchütze zu führen, dient, um Waſſer zu holen, Anter zu 
lichten 2c.; 2. Arbeitsichlupe, frz. chaloupea manoeuvre, 
engl.second boat;; 3. Kapitänsichlupe,frz.chaloupe, engl. 
long-boat, bedarf 12—16 Mann zurBedienung; 4. das 
Heine B., frz. barque, f., esquif, m.,engl.skiff, bark-boat, 
mit 8—10 Mann bejept; 5. das lange Boot, Pinaſſe, frz. 
pinasse, pinache, péniche, engl. pinnace, von 4 — 8 
Dann bedient, zumßebraud) der Schiifsoffiziere; 6. Breit: 
bvot, Bumbboot und Daggerboot, dienen zum Fiichfang; 
7.Hedboot (.d.);8.Lootjen= od. Rettungsboot ;9. Kanonen⸗ 
boot (j.d.). Jedes derBoote von! —7 steht, wenn esnicht im 
Gebrauch ist, auf dem Verdeck auf einem aus gefrümmten 
Hölzern, den Bootsklampen, engl. boat-cleats, fonftruirten 
Bod, frz. chantier m. de chaloupe, oder hängt an ge- 
frümmten Eijen außen über dem Bord, u. ijt durch Taue, 
Bootskrabber, frz. risses, engl. boat-gripes, befeftint. — 
Die Boote 8 u. 9 werden nicht auf Schiffen mit: j 
geführt, jondern felbjtändig gebraucht. Boote 5 
werden meijt aus Holz, nur Rettungsboote ge- 
wöhnlichaus&ifen hergeſtellt. Die hölzernen theilt 
man nad) ihrer Baumeije in Diagonal-, Kra— 
wehl⸗ und Klinkerboote ein, hölzerne Rettungs» 
boote jind diagonal, eiferne aus kanälirtem Blech 
hergejtellt. Diagonalboote haben zwei ſich kreu— 
— Hüute über einander (ſ. Fig.803 u. 804); 
ei den Krawehlbooten werden die Planken jo 

neben einander gelegt, wie beim Krawehlwert (j. 
Fig.805), jo werden nur Barkaſſen u. Binafjen 
gebaut; beidemstlinkerbooten greifen ſie nachFig. 
806 über einander, jo werden Kutter, Giggs 
und Jollen meijt gebaut; leßtere jind 7—8 m. 
lang, von zwei Rudern geführt, das Gigg etwas 
größer; folgende find (f. Fig. 803—808) die 
Haupttheile der Boote: a. Kiel; b, c. Vor: und 
Hinterſteven; d, e. vorderes u. hinteres Steven- 
nie;f.Dollbäume; g.Duchten; h.Duchtenweger; 
i. Duchtenfnie; k. Spiegel; 1. Spiegelfnie; m. 
Bugbänder; n. Remms; o. der Fiich; außerdem 
die Inhölzer (unter Remms und Fiſch) umd die 
äußere Beplanfung. 

Booth, s., engl., die Bude, Marktbude. 

Bootsanker, m., ſ. Anter VL. B. 3. 

Bootsmaf, m. (Schifib.), die für Boote ge- 
bräuchlichen Heineren Mafjtbäumevon8—11 m. 
Länge, auch im Holzhandel die zu jolden Maften 
brauchbaren Stämme, 

Bor, Boron, n., frz. bore m., engl. boron, ein Element, 
welches fich in der Natur mit Saueritoff verbunden als 
Borjäure im Borar u. Boraecit findet. Man kennt vom B., 


ähnlich wie vom Kohlenftoff, drei verſchiedene allotropifche | 


Buftände: das amorphe B., das graphitähnliche B. u. das 
iyitallifirte, diamantförmige B., welches nahezu die Härte 
des Diamants befigt. [ Wf.) 

Boraralcit, borfanrer Kalk, Borarkalk, natürliches 
Mineral, aus borfaurem Kalt u. Borax bejtehend, dient 
zu Sewinnung des Borar, kommt aus Peru, Chile und 
Weitafrika. 

Borarit, m., frz. magnesie f. boratee, engl. borate of 
magnesia (Miner.), fommt nur in förnigem Gips vor. 
Die würfelförmigen Kryſtalle erfcheinen durch Abſtum— 

fungen der Eden u, Kanten vielfach verändert; feltener 
ndet fid) das Mineral in Heinen rundlichen Partien, aus 
Körnchen zufammengejcht; Bruch muſchelig ins Klein- 
förnige. Gehalt: Talterde 31,,,,, Borfäure 68... ſPpez. 


Gewicht 2,—2,,, je nachdem etwas Eifen, Thon ıc. beis 


gemischt ift. [ Wf.] 


Borar, m., borfanres Natron, n., frz. borax, m., borate 


de soude, engl. borax, borate ofsoda. Rob, mit einer 


455 


lichten mittels des Bojerceps dienen joll, am Vorjteven. 
mit einer Rolle für das Bojerecp und mit einem Bratjpill 





Bordeauz-Lerpentin 


jeifenartigen Dafjeverunreinigt, findet erfich anden Ufern 
mehrerer Salzjeen Oftindiens xc., u. heißt in dieſem Zus 
ftand Tinkal. Der kryſtalliſirte B. befteht aus faurem bor— 
jauren Natron u. Wajjer, genauer aus, 1 Meg. Natron u. 
2 Aeq. Borfäure, und bildet ein weißes Salz von bitter= 
lich herbem , zufammenzichendem alkaliſchen Geſchmach; 
aufgelöjte blaue Pilanzenjäfte färbt er grün; der natürliche 
B. frz. b. brut, tinkal, m., engl. native b., erſcheint als 
jechsjeitiges, zufammengedrüdtes, mit einer dreifeitigen 
VPyramide zugeipigtesBrisma,gallertartig durchicheinend, 
mit glasartigem Bruch. Der Luft ausgefept, verwittert 
er, d. b. er überzicht fid) mit einem weißen Salz, welches 
entſteht, indem Theile desfelben das ihnen anhängende 
Kryſtallwaſſer verlieren. Im Feuer jhmilzt er in diefem 
Kryitallwajier, bläht ſich auf u. trocknet ſodann aus, wo— 
durch man den gebrannten, kaljinirten B., frz. b. pulveru- 
lent, engl. calcined b., erhält. Sept man diefen B. der 
Slübhige aus, jo verwandelt er fich zu einem an der Luft 
farblojen Gas. Der B. reinigt die Oberfläche der Metalle 














| von Metalloryd, daher feine Benugung beim Löthen, zu 
 Emailbereitung, zu Verfertigung weißen Metallglajes, 
‚zum Einbrennen von Gold auf Porzellan ıc.; ferner mit 
Maftir zum Kitten von Porzellan. Er löft fi in 12 Th. 
falten und 6 Th. warmen Wafjers auf. [ Wf.)] 

Borarfirnif, m., j. d. Art. Anſtrich 92. 

Bord, Bort, Borten, m., fr}. bord, m., engl. board, 
überhaupt Rand, daher 1. Schiffsrand, bei Kriegsichiffen 
ift er hoch u, breit, bei Flußfchiffen niedriger u. beſteht aus 
Bretern, den Bordbretern. — 2. ſ. dv. w. Flußufer. — 3. 
ſ. v. w. Fries im Gebält einer Säulenordnung (f. d.), in 
diefer Bedeutung aber meift als fem. (Borde, Borte) ge: 
braucht. — 4. In Niederſachſen f. dv. w. Bret. 

Bord, m., frz., 1.5.v. w. Bord 1 u. 2, alſo Flußufer, 
Schiffs randꝛe. —B.d’unecloche, der Schlagring, Kranz. 

Bordage, m., fr}. (Schifib.), die Verplanktung, die 
Planten; b. d’un bateau, die Bordplanfen, die Kahnver— 
fleidung; b. de fond, die Flachgänge; b. des ponts, die 
Dedplanten; b. exterieur, die Haut, die Hautplanten. 

Bordaille, £., fr3. eichene Bohle zu Schiffsplanten. 

Borda’fche Turbine, f., ſ. Turbine. 

Borde, f., Borderie, f., altfrz., für Meierei. 

Bordeaur-Terpentin, m., |. Terpentin, 





j Bordell 


Bordell, n., Profitutiouskaferne, f. Da Belehrung, Ge⸗ 
ſetze, Verachtung u. alle anderen bis jet verſuchten Mittel 


— 








die Proſtitution nicht haben verhindern können, jo fünnen | 


die Berwaltungsbehörden ihr Borhandenfein nicht igno= 
riren, jondern jtreben meiſt nur dahin, fie zur möglichſt 
geringen Schädlichkeit zu machen, bei. dadurch, daß fie 
polizeilich und janitätijc) ftreng überwacht wird, was jid) 
eben nur in B.en ausführen läßt. Deshalb dürfen jie bier 
nicht übergangen werden. In baulicher Beziehung ift auf 
genügende Räumlichkeit für die polizeilich geftattete und 
überwachte Anzahl der im B. wohnenden Berfonen, bei. 
auf jorgfältigite VBentilation zu jehen. Die unmittelbare 


Verbindung des Aborts mitder Schleuse ist nichtzu dulden, | 


wenn nicht WaterclojetSmitdoppeltemBerjchlußvorbanden 
find; in jedem B. ift eine Badeeinrichtung zu bejchaffen. 

Border, s., engl., frz. bordure, f., Rand, Bord; bor- 
der of a door-panel, fr}. bordure d’un panneau, die 
Füllungsglieder, Friesglieder; b. in a garden, das 
Schmalbeet, die Rabatte, das Rabet; b. of a highroad 
(Pflaſt.), die Wandfteinreibe; b. of a lock (Schlofj.), der 
Umfchweif; b ofa panelinstudwork (Bimm.), der Stem- 
pel, das Säulchen, das Füllband im Fachwerk; b. in a 
railing, das Geländerfäuldhen, die Dode, Traille. 

Border-pile, s., engl., Bordpfabl, ſ. Außenpfahl. 

Border-stone, s., engl. (Bflaft.), der Randitein, Bord⸗ 
ftein (f.b. 2). 

Border-tower, s., engl., Heiner Wartthurm an der 
Grenze eines Privatbefipes. 

Bording, f., ein Lichterfahrzeug in den Oſtſeehäfen. 

bordirt, adj., frz. borde, ausgezadt, am Rand mit 
Streifen, Baden oder Laubwerk gefäumt, verziert. 

Bordleifte, f., 1. 6urtholz,n., frz. ceinture f.debateau, 
engl. wale (Schiffb.), die Borbeinrafftung eines Bootes. — 
2. J. Dollbaum. 

Bordlinie, f. (Schiffb.), ſ. Waſſerlinie. 

a berg ſſerb.), f.Außenpfahl u. Fangedamm. 

Bordplanke, f. (Schiffb.), frz. bordaille (ſ. d.) u. bor- 
dage, engl. side-plank; eichene Bohle zu Verplankung. 


Die Bordplanten für Schiffe find meijt 10 m. lang, 30 bis 


35 cm. breit u. 7—10 cm. jtarf, fürBoote ſchwächer. Der 
deutſche Schiffbau bezicht fie meist aus den Oſtſeehäfen. 
a 


456 


Borkenkäfer 


\  Bordure, f., frz., engl. border, Bordürung, Bortirung, f., 
1. Einfaſſung, bei. verzierte, doch auch überhaupt Hand, 
Bord (j.d.).— 2. Bordure de chapelles, j. Kapellenfranz. 
— 3. Borditrung, frz. bordure, engl. border, eine aus 
Laub- und Blumenwerf, Arabesten ꝛc. beitehende Berzie- 
rung; man braucht fie zu Begrenzung der Flächen u. führt 
jie entweder in Stud oder durd; Malerei aus. 

Bore, s., bore-hole, boring, s., engl., das Bohrloch, 
die Bohrung; to bore, a. v., bohren; to bore up, aus— 
bohren; to bore awry, to bore out (vom Bohrer gejagt), 
abweichen, abgehen, ausweichen, einreißen; ſ. d. betr. Art. 

Bore-bit, boring-bit, s., engl., das Bohreijen, Die 
Bohrflinge; bore-chips, pl. die Bohripäne; bore-frame, 
boring-block, das Bohrgeitell (. d.). 

Bored well, s., engl., der Bohrbrunnen. 

Borer, borier, boring-tool, s., engl., der Bobrer, 
pointedb., Spißbohrer; eross-mouthed b., Kreuzbohrer; 
short borer, der Heine Bohrer, Handbohrer ıc., j. Bohrer. 

Bore-rod, boring-rod, boring-bar,, s., engl., die 
Bohrftange. 

'  Boring, s., engl., die Bohrung. — 1. Das Bohren. — 
2. Das Bohrloch. — 3. borings, pl., bore-chip, die Bohr: 
\ fpäne, das Bohricht; boring-instrument,, boring-appa- 
| ratus, boring-tools, das Bohrzeug ; boring-bar, boring- 
rod, die Bohrftange, Bohrjpindel, Bohrwelle, das Bohr: 
‚ eifen; boring-bench, die Bohrbanf; boring-block, bor- 
‚ing-wheel, der Bohrfopf, die Bohrjcheibe, doch auch das 
| Bohrgeftell, die Bohrbanf; boring-carriage, der Bohr: 
ſchlitten. 

Boring-engine, boring-frame, s., engl., die Bohr— 

majchine. 

Boring-table, s., engl., die Bohrtafel, der Bohrtiſch. 

Boring-up, s., engl., dad Nahbohren, Ausbohren. 

Borg, m. (Schiffb.), Reſerve, Vorrath, in Zufammen- 
ſetzung mit Tau oder Hölzernamen f. v. w. zur Verſtär— 
fung, Verdoppelung dienend. 

borgne,adj.,frz.,blind; arcadeb., Blendarkade (f.d.). 

Borith, m., alter Name für Borar. 

Borke, f., fr}. &corce, f., engl. bark, der äußere, raube, 

grobe und harte Theil der Baumrinde (f. d.). 
Borkenkäfer, m. (Bostrichida), begreift eine zahl: 

















Fig. 809, Der Buchdruderkäfer. a Käſer, b Puppe, c Larve. Tin. 810. Der Stenograph. fig. 811. Gelbbrauner Baftkäfer. 
Die Heine Figur rechts natürliche Größe, links vergrößert. 


Bordſchãbe, f., Bordenbled, n., j. v. w. Randblech. 

Bordſchicht, f., frz. cordon, m., engl. barge-course, 
legte Schicht von Dachiteinen entlang dem Giebelfparren; 
j. d. Art. Dachdeckung und Ortihicht. Bei Strohdächern 
heißt die Fußſchicht Bordſchicht, die dieſelbe bildenden 
Schrauben oder Schoffen Bordſchoffen. 

Bordftein, m., 1. (Dachd.), auch Strekortflein, ſ. v. ww. 
Ortſtein (f. d.), Bordiegel, ſ. v. w. Ortziegel. — 2. Baden- 
ftein der Goſſe (Pflaſt.), frz. jumelle, garde-pave, m., 
engl. borderstone, cheekstone, große Pflaſterſteine, aus 
denen die äußerſte Schicht der Pilafterung bejteht. — 
3. Zweiter Bordftein, Banditein, frz. pierre marginale, 
contre-jumelle, engl. curbstone, border, kerb, kirb, 
second cheekstone, Anfangsjtein neben der Goſſe. 


reiche Famitie Heiner Käfer (2—4 mm. lang), die zurüd: 
| gezogenen Kopf, abgeitugten Hinterleibu. walzenförmigen 
Körper haben. Sie leben inden innerften Rindenſchichten, 
legen dort Brutgänge an, von denen aus ihre Yarven 
ftrahlenförmig weiterbohren. Zunächſt befallen fie krän— 
felnde, wurzellodere Bäume, greifen aber bei größerer 
Menge auch gefunde an u. haben in den Forſten jchon die 
ausgedehnteften Verwüſtungen angerichtet. Der gefürch— 
tetite ift der Buchdruder (Bostrichustypographus), Fig. 
809, welcher die Fichten befällt, ferner der Stenograpb 
(B. stenographus), fig. 810, in den Kiefern, der krumm— 
zahnige B. (B. curvidens), in Weißtannen, ber zweizah- 
nige B. (B. bidens), in jungen Kiefern, der ungleiche B. 
(B. dispar), in Laubhölzern. Hierzu gehören auch die 


Dorkwurm 


457 


Börfengebäude 


Stuptäfer (Seolitus), die Bajttäfer (f. d) Fig. 811, und durchzieht: joldher Grund läht das Wafjer jehr leicht durch 


einige Rüfjeltäfer, Fig. 812. — - Die 
züglid in trodenen, heißen Sommern ungemein jtart. 
in Die Larven der ®. find gegen | 
3 6 mm. lang, weiß, mit gelb— 
lihem Kopfu.6 Füßen, Vor⸗ 
ſichts- u. Vertilgungsmaß— 
regeln ſind ſolgende: Scho— 
nung der Spechte u. anderer 
ſichvon B.nnährender Bögel, 
ichnelles Wenichaffen ges 
| fällter und franfer Bäume. 
- Gegen den Buchdruderfäfer 
empfiehlt man Fangbäume, 
d.h. gefällte Fichten, die man 
auf Unterlagen im Wald ver- 
theilt u. denen der B. vor ge— 
junden den Borzug giebt. 
Sobald die B. ihre Eier in 
diefe Bäume abgelegt haben, 
müſſen diejelben raſch bejei 
tigt werden. 

Borkwurm, m., ſpez. Name der Larven des Borkläfers. 

Borlade, f., 1. j.d, w. Schaffot. — 2. Auch Borkirde, 
KBorbühne ıc.; j. d. Art. Emporbühne und Emportirdhe. 

Born, m,, j. Brummen, 

Borne, f., frz., eigentlich Srenzitein, daher aud) über: 
getragen auf die Metä im Girkus (f. d.); borne milliaire, 
der Meilenftein; borne repere (Eijenb,.), der treuzpfabl; 
borne de bätiments, chasse-roue, F 1 v. w. Brellitein, 





* 


Harzer Ruſſellafer 


Trig. 812 
(recht natürliche Bröße, Links 
bergrößert). 


N ac Tea > 








. vermehren fich bor= | und iſt befonders in jumpfigen Gegenden häufig. 


Bornine, f., frz., engl. bornite, Tellurwismuth. 

bornoyer, v. a., fr3., eine nie auf dem Terrain 
mittels Jalons abfteden. 

Borfüure, f., Boronfänre, Borarfänre (Chem.), ift die 
im Borar an Natron u. im Boracit an Magnefia gebuns 
dene Säure, welche aus Bor u. Sauerjtoff beſteht. Dieſe 
Säure findet fich frei in vulkaniſchen Gegenden an meh: 
reren Orten Toscana’3, wo fie mit Waſſerdämpfen aus 
dem Innern der Erde durd) die Erdipalten emporgeriiien 
wird und dann theils in feiter Form in der Nähe heißer 
Quellen ich kryſtalliſirt vorfindet, theilsjich in dem Waſſer 
der von den Dämpfen gebildeten Seen u. Meinen Sümpfen 
auflöft. Diefe Wäſſer enthalten oft bis zu 2 Prozent B. 
aufgelöft, woraus man die Säure durch Abdampfen des 
Waſſers gewinnt. Die B. dient zur Fabrikation des Bo— 
raxes und wird auch wie diejer als Zuſatz für Schmelz: 
farben oder für leichtflüffige Olafuren benutzt. Wf.) 

Börfe, 1. (Schifib.), Inſtrument der Bloctmacher, durch 
welche die Schülpe eines Bohrers verbreitert wird. Es er- 
hält nämlich die Schülpe auf der einen Seite eine Ver: 
breiterung, indem die B. angebaft wird, jchneidet aber 
dann natürlich nur auf der frei gebliebenen Seite, 

Börfengebäude, n., fr3.bourse, f.‚engl.exchange-hall, 
ital, borsa, fondaco, jpan. lonja. Einfoldhesmuh folgende 
Räume enthalten: eine große Halle, worin die Kaufleute 
promenirend ihre Geſchãfte abſchließen fönıten , entweder 
in form eines Säles oder in Form von Arkaden, vor der 
Außenſeite oder um den 9of herum, am beiten endlich in 


MAY 


m Mi SE 


I! 


et er 


Fig. 813 Börtengebäude zu Antwerpen. 


Radſtößer; borne de vitres, Glasdreied in den Zwideln | 
der mit runden Scheiben vericjloffenen Fenſter; borne- 
fontaine, f., der Waſſerpoſten. 


| Schranfen für die Mäller ꝛc. je nad) den lofalen 


Geſtalt eines glasüberdedten Hofes. In der Halle ſelbſt 
ſind Sitze, mit den Namen der Börſenmitglieder be —* 
örſen⸗ 


borngründig oder bornig, adj., jo wird ein Baugrund gebräuchen anzuordnen. Um diefe Halle reihen ſich einige 
genannt, in weldem Quellen oder Zriebjand, oder eine | Meine Kabinets zum Abſchließen von Geſchäften, bei denen 
bläulichgelbs, ſcheinbar mineralijche Materie ſich hin- man feine Zeugen wünſcht, zum Schreiben von Briefen; 


Mothes, Illuſtr. BVau⸗Lexikon. 4. Aufl, L 


58 


Börfengebäude 458 i Dortſchwelle 


auch einige Lokale für Geldwechsler, ein Lokal für das Borſt, m., fr. crevasse, f., engl. eleft, Erdriß, beſ. in 
Direktorium, ein pär Zimmer zum Aufenthalt für die | einem Damm, wird dadurch befeitigt, daß man ihn nach 
Mäller, ein Lejezimmer mit Zeitungen, ein Heines Biblio: | oben erweitert und dann mit neuer Erde ausfüllt. 
thelzimmer 2c., ein Archiv, ein Telegraphenbureau , Rojt- | Bort, 1.m., |. dv. w. Bord. — 2. n., ſ. v. w. Bret. 
bureau, vielleicht aud) ein Reftaurationslofal, Wohnung |; SVorte, f., ſ. v. w. Band I. 2. 
für den Rajtellan ıc. fommen oftnoch hinzu. Für die Fagade Körtelmaſchine, f., zu Hervorbringung eines Börtels, 
it freundlicher Charakter, gepärt mit nicht übertriebener, | d.h. einer rechtwintligen Aufbiegung am Rand v. Böden, 
oder eines Hohlum- 
ichlages an der Kante 
von Dachrinnen und 
dgl., auch Sielenma- 
ſchine gen., ſ. Fig.815, 
befigt 2 Wellen a u. b, 
welche durch die Kurbel 
e gedreht werden. Die 
obere diefer beiden ®el- 
len figt mit ihrem bin: 
ternEnde indem Bolzen 
d und wird durch die 
7 Schraube e entipre- 
— chendbder Blechdide cin: 
ejtellt. Auf der Welle 
fipendießiriciwahjene,, 
b,‚deren Geſtalt je nah 
der gewünjchten Form 
des Börtels fich richtet. 
Fig. 816 zeigt die Her: 
jtellung eines vedt: 
winfligen Bodenbör: 
tels, deſſen Breite durch 
Einſtellung des Li— 
— nealsgbedingt iſt. Die 
freisrunde Blechicheibe 
muß vom Arbeiter ge: 
führt u. in der Pfeil: 
: 3 — gehoben wer: 
n. 
dig. 814. Vörſe zu Brüffel. dann — age 
folider Pracht zu empfehlen. Als Vorbild in vieler Be- Fig. 817 zeigt das „Vornehmen“ behufs Bildung eines 
iepunn können noch jept die antiken Bafilifen gelten; | Hohlbörtels und Fig. 818 das „Zulegen“ desjelben. 
? aſilila 1. Die älteften noch beftchenden B.,zu Bologna | Borten, m., ſ. dv. w. Fries im Gebäll, ſ. Fries. 
u. Valencia, jtammen aus d. 14. Jahrh. Die Börfe zu! BVortenbret, n., ſ. v. m. ausgezadtes od, ſonſtwie aus- 
Antwerpen wurde 1531 in Geſtalt eines in 2 Bejchoffen geſchweiftes Verzierungäbret, ala Gurtſims, Fenſterver— 
von Arkaden umgebenen Hofeserbaut, brannte 1858 ab u. dachung u. dgl., bei. bei mittelalterlicher u. ſchweizeriſcher 
wurde von Joſ. Schadde unter Aufbringung eines Glas: | Holzarchiteftur oft gebräuchlich. 

















5 








Fig. 8b, 


Zu Art. Börtelmafcine. Sig. 817. 


daches rejtaurirt, Fig. 813. Die Börſe zu Brüfjel, Fig. 814, | Vortenfims, Bortfims, m., frz. plate-bande, f., engl. 
wurde 1873 v. Suys erbaut. Sie enthält einen kreuzför⸗ plat-band, mittelalt.=lat. corsa, j. Gurtjims. 

migen, 43 m. breiten, 37 m. hohen u, in der Mitte 4b m.  Bortillen, £. pl., beiken in Riga und anderen Oſtſee— 
hohen Säl. Außer diefen und der Wiener Börfe zeichnet | häfen die Ausſchuß-Schiffsbauhölzer. 

ſich auch das Tergesteum in Trieft durch Zwedmäßigfeit' Bortplanke, f.,j.v. w. Bartplante(j.d.u.Spundwand). 
aus, Vgl. aud) den Art. Bursa, ‚  Bortfihwelle, Bordfdwele, Kanifhwele, £., frz. chässis 


Borbe 





459 


Boͤſchungswiderſtand 








m. du gril, engl. exterior sleeper, die Äuferfte Schwelle vei Straßen⸗ oder Eijenbahndämmen und bei Deichen 


eines Schwellroftes. 
Borke, f., ſ. v. w. Faſchine (f. d.). 
Boruffincement, m., j. im Art. Cement. 
Soſchen, m. (Forſt⸗ 


weſen), ſ. v. w. An⸗ 


ſiu 1. 
äſchen, alt. 3., 
fr3.adosser, taluter, 
engl. to slope, ge— 
böjcht anlegen, mit 
einer Böſchung ver: 
jehen, j. Böſchung; 
fteil b., fra.escarper, 
engl. to cut steep 
down, to escarp, 
j. Anſchneiden 4. 
Böſchung, f.(Sloje, 
Slojirung, Schräge, 
Donlege, Doffirung, 
Scmiege, : Abda= 
dung, Ablauf), frz. 
adossement, m., 
talus, m., engl. slop- 
ing, slopeness, shel- 
vingness, talus, ge= 
nauer Böfhungsebene, Böfhungsnäde, f., frz. plan m. 
rampant, parement de deblai, engl. plane of a slope, 
face of slope, nennt man im allgemeinen jede natür- 
liche oder durch Kunſt hervorgebradhte geneigte Ebene, 
im befonderen aber die fteileren darunter. Die lothrechte 
Entfernung C B Fig. 819 der Spige von der Grundlinie 
iſt bie Böfhyangshöhr(Ziefe od, Gefälle) ; die wãgrechte Ent- 
fernung der Spiße bis zum Fußpunkt, alfo die Länge der 
Grundlinie, A B, heißt Böfhinngsfug od. Böſchungsanlage, frz. 
base f. du talus, reculement, engl. base, drawing-back, 
auch Ausladung, Fuß, Boriprung gen. Das Verhältnis 
beider heißt das Böfdhungsmäß, frz. mesure d’adossement, 
pente, engl. batter, slope. Der Winkel BA C, welcher 
von der Grundlinie und der Böfhungslinie AC, frz. ligne 
du talus, engl. sloping-rule, gebildet wird, heißt der Bö- 
(dungswinkel, Anlage, Steigungd= oder Neigungswintel, 
frz. inclinaison f. des talus, engl. gradient of slope; der 
Wintel A C B, den fie gegen die Lothrechte macht, Anlauf 





Fig. 818. Zu Art, Bortelmaſchine. 





Big. 819. Zu Art. Boſchung. 


(j. jedoch Anlauf 2 u. 3). Beide richten fi) nach dem Ma— 
terial, aus welchem die B. aufgeführt wird, und nad) den 
Erſchütterungen 2c., denen diefelbe etwa ausgeſetzt ift. Der 
Winkel, den loje aufgefchüttetes Material gegen die Hori— 
zontale macht, die natürliche Anlage, beträgt für 


2, 23° 
feuchten Quellfand . . . . „24° 
feuchte Gartenerde . . . . „27° 
Getreite - » > 2 2 202.809 
trodenen Sand . . . 2. .32° 
Grus und Heine Kiefel . . . . 36° 
flare, trodene Gartenerde . . . 37° 
trodenen, Haren Lehm . . . . 40° 
trodene, Hare Thonerde. „ . . 45° 
trodenes Kalfpulver. . . . . 50° 


feuchte oder bewachjene Garienerde 50° 
feuchten Lchmbobden . nr 


an jtarfflutenden Gewäſſern 2c. darf man die B. eigentlich 
nie fteiler als 38° gegen die Horizontale geneigt machen, 
jelbjt bei ganz ruhig ftehenden Erddämmen darf diejer 
Neigungswinkel nie 45° überjteigen, bei loderem Erdreich 
muß man fogar bis zu 20° herabgehen. Bei jteileremWintel 
muß man die B. mit Rafen — od. eine Futtermauer 
aufführen; aber auch dieſer giebt man in der Regel B.; 
ſ. darüber d. Art. Futtermauer. 

Je nach der Neigung einer (Erd⸗) Böſchungsfläche gegen 
die Horizontale giebt man der Anlage die Namen: einfache, 
zweifache ꝛc. od. einfüßige, zweifüßige ꝛc. B., d. h. eine B. 
iſt zweifach angelegt, wenn die Baſis AB=2.BC.; 
dreifadh: wenn AB=3.BC ift; andertbalbfach: wenn 
AB=1,„BCifjtu..f. Bei nicht ſehr bindigem Boden 
giebt man Flußufern ıc. meiſt 3= bis Afache Böſchungs— 
anlage; bei Gräben ıc., deren Waſſer feine zu große Ge— 
ſchwindigkeit hat (bis zu dem relativen Gefälle O,,,,) und 
deren Ufermaterial aus bindigem Boden befteht: 1: bis 
2fache Anlage. Böfhungen der Dämme u. Einjchnitte für 
Eijenbahnen werden für Boden- u. Geröllmafjen grund— 
ſätzlich als 12 füßige, befier 1'/,facheB.en ausgeführt. Soll 
dasNeigungsverhältnisein von diefem abweichendes wer- 
den,joift dies in jedem einzelnen FaldurhErmittelung des 
natürlichen Böſchungswinkels (j. oben) zu begründen. Jm 
allgemeinen können Abtragsböichungen etwas fteiler fein 
als Auffüllungsböfchungen. Für Felſeneinſchnitte hängt 
die Böjhungsneigung ganz von der Standfähigkeit, den 
Lagerungsverhältniffen ıc. der Feldmafjen ab. [Fr.) 

Böfryungsab 9 m., ſ. d. Art. Berme. 

Boſchungsbefeſtigung, f. Da ſehr häufig der Raum 
nicht zureicht, um Böfchungen nad) dem natürlichen Bö- _ 
ihungswinfel anlegen zu fünnen, jo befeftigt man das 
Erdreich durch 1. Belegung mit Rafen oder durd; Bes 
ſpickung, d. b.Einjchlagen Heiner Pfählein ſchrägen Reihen; 
2. ähnliche, oben etwas ftärtere Pfähle u. Einflechtung von 
Ruthen zwiſchen diejelben; 3. Bepflanzung; 4. Einlegen 
von Steinreiben; 5. jtreifenweife oder volljtändige Pflaſte⸗ 
rung ;6. Anlage vonBermen unterBelegung der dazwijchen 
bleibenden Böjchungsitreifen mit Raſen, oder unter An— 
legen von Zaunflechtungen an der Bogjeite der Barmen. 

Böfhungsmäß, n., j. im Art. Böſchung. 





Bi. 820. Yu Urt, Böjdungswiberftand, 


Böſchungswäge, f., j. Doffirbret. 
Böfchjungswiderfiand, m. Bei Erddämmen, welche 
den Drud des Waſſers auszuhalten haben, z. B. bei Deichen 
u. Teihdämmen, muß der Dammquerſchnitt groß genug 
ewählt fein, um den Horizontal- und Bertifaldrud des 
aſſers auf die Dauer auszuhalten. Nenntman Fig. 820 
bie gedrückte Seite AB= a, Dammkronenbreite AE=b, 
Höhe FE=h und FD=a,, jo hat man, damitder Damm 
vom Waſſer nicht forigeſchoben werde, zu ſetzen: 


h Heiner als p. (a+@b+a+9).) ) oder 


b größer als '/, [ ( a) at]. 


Hierzu pflegt man noch Sicherheit zu geben. 2 ift in dem 

Ausdrud der Reibungstoeffizient, y, die Dichtigfeit der 

Damm-Maſſe, ydas Gewichtderflubikeinheit Wajjer. Er- 

fahrungsgemäß widerſteht ein Damm binlänglich, wenn 
58* 


D 


Dofel 
feine Höhe, Böſchung u. Kronenbreite einander gleich find, 
für welchen Fally == !/, zu ſetzen ift,u.bej.beilehmdämmen: 
3h—a 
h=!/, (2b-+a) oderb= 3 [v. Wa, 

Bofel, f., j. v. w. Emportirche (j. d.). 

Bosel, ın., frz., Pfubl, Torus, Wulft (f. d.). 

Bosh, s., engl., boshes, pl., die Raft des Hohofens; 
boshes and hearth, das Untergeitell. 

Bosheit, f., überderen ſymboliſche Daritellung j. Laiter. 

Bosquet, m., frz., deutſch Bosket, n., Heines dichtes Ge— 
büſch, j. Gartenanlage. 

Boss , s., engl., 1. der Boſſen, aud) die Boſſe (f. d.). — 
2. (Maur.) der Mörteltrog; tiler’s boss, der Mörteltrog 
des Dachdeders. — 3. (Schloff.) das Geſenk. 

Bossage, m., ftz.,1.). Bofjenwerf. — 2. (Zimm.) Bart, 
den man am Ende eines Berbanditüds, eines Krahn— 
baums zc. ſtehen läßt, damit fich eine Strebe daran ſtemme. 

Boſſageeckſtein, m., j. Editein, bofjirter. 

Bofageputs, m., j. Quaderpuß. 

Boffagefein, m., Boßquader, boffirter Stein, frz. pierre f. 
rustiquee, engl. rough-bossed stone, f. d. Art. Boſſen⸗ 
werk und Pflaſterſtein, ſowie bofjeln 3. 

Boſſe, f., aud) Boffen, ım., auch fälſchlich Boflen oder gar 
Pofen, m., Buckel, frz. bosse, bossette, f., engl. boss, ital. 
gobba, lat. nodus, eigentlich ſ. v. w. rundlicher Körper, 
daher 1. ein rohes, aber zu Verarbeitung nach fünftlerifcher 
Form beftimmtes Stüd Material. — 2. Ein an bearbei- 
tetem Stem behufs fpäterer Ausarbeitung oder Handha— 
bung oder, wie bei einigen der Bofjagearten, für immer, 
oder zu Kontrole der Tiefe der Abarbeitung, zum Anfafjen 
für die Steinzange beim Aufziehen ze. ſtehen gelafiener 
roher Theil. — 3. Rundlich, halbkugelähnlich in jeiner 
Hauptform erjcheinendes Stüd, 3. B. Schlußjtein, Ab- 
hängling oder auch jeder andere Knauf. 

Bosse, f., frz., 1. ſ. v. w. Boffe, f.; a demi-bosse, in 
Relief gearbeitet; à ronde-bosse, vollrund gearbeitet. — 
2. Sipsmodell. — 3. f. serrure & bosse, 

bossed, bossy , adj., engl., mit Boſſen verjehen, mit 
erhabener Arbeit verziert, baffig (f. d.). 

Boffekel, m.‚auchPoflekel,m., geſchrieben, . Boßhammer. 

Boffel, f., Kegeltugel, daher Boflelbahn, Kegelbahn. 

Bosselage, m., bosselure, f., travail en bosse, fr;., 
getriebene Arbeit. 

bosseler, bosser, v. a., frz., ſ. boſſeln. 

boffeln, boffen, boſſiteu, ft}. bosser, engl. to boss, aud) 
fälfchlich bouffiren od. gar ponffiren geichrieben: 1. im 
engeren Sinn Bilder aus einer weichen Maſſe, 3. B. Thon, 
Gips od. Wachs fertigen; geſchieht mittels verfchieden ge— 
formterBoffichölzer (5. d. Art. Modellirholz) oder BVoffireifen, 
frz. ebauchoir, engl. embossing-iron,, embossing-tree. 
Die Mafje baut man erjt mit den Händen auf dem Koffir- 
Aubl, einem hohen Schemel mit drebbarer Platte, aus dem 
Gröbjten auf; j. modelliren. — 2. Im weiteren Sinn: 
halb oder ganz erhabene Bilder verfertigen, aljo auch in 
Metall treiben, frz. bosseler, engl. to emboss. — 3. Boſ- 
firen, abſpihen, befpigen,, fra. piquer, engl. to ax, to dress 
a quarry-stone, Bearbeitungsart für Brucdhiteine, theils 
um Bilafterfteine in etwas regelmäßige Form zu bringen, 
theils auch zu Herftellung von Bofjagefteinen; diefelbe ges 
ichieht folgendermähen: Mit einem adıtpfündigen vier- 
fantigen Boffirfhlägel ſchlägt man zuerjt die überjtehenden 
Boffenkanten ſchräg ab und jpit die dann innerhalb einer 
abgelanteten Fläche jtehenden Boſſen mitdemBofftrichlägel 

u; die Spipe muß mit dem erjten Schlag einwärts ge= 
Ft werden, um das Springen der Kanten zu verhindern; 
alle übrigen Schläge werden ebenfalls nad) innen geführt. 
— 4. |. v. w. grob behauen im allgemeinen. 

Boffenwerk, n., Boflage, f., frz. bossage, m., rustique, 
f., engl. rustic, rustic work, lat. lapides eminentes, 
opus rusticum, ital, sassi spezzati, rustico, auch im 











460 


DBoffenwerk 

Deutſchen bäueriſch Werk od. Ruſtik gen., beſteht eigentlich 
aus unvollſtändig bearbeiteten, blos mit Lager: u. Stof- 
fugen verjehenen Quadern, Boffagefteinen (f. d.), u. ift in 
dieſer Weiſe, als bossage brut, ſehr zwedmäßiggurfräftigen 
Eharafterifirung eines Unterbaues od. ſonſtiger Bautheile, 
bei denen es hauptſächlich auf Feſtigkeit ankommt. Schon 
die jpäteren Römer u. nad) ihnen viele Künftler der Re— 
naiſſance- u. Neuzeit haben ſich bemüßigt gefunden, dieſe 
Form, welche nur den Charalter der Feitigfeit bei unvoll- 
endeter Ausarbeitung an ſich trägt, nicht blos ala Wer: 
zierung ganzer Souterrain= od. Barterre-Muhenjeiten od. 
gewölbter Bogen, bei denen es wenigitens noch durch feinen 
Charakter zu rechtfertigen wäre, jondern ſogar über die 
ganze Façade weg, als bossage continu, bis hinauf unter 
das Dad, ala Ueberzug von Säulen, Bilaftern, als Unter: 
brechung architravirter Bliederzc. anzuwenden. Ja, man 
ift jo weitgegangen, ſie durch Pug als Zierverpuß (öfterr.) 
nachzuahmen, Quadern anzupußen (j. anpugen u. Quader⸗ 
puß), ohne zu bedenken, wie jehr man diegejunde Bernunit 
verleugnet, wenn man in einen nicht eben jehr feften, feinem 
Wefen nad) bei. zu Herftellung glatter Flächen mit zarten 
Berzierungen geeigneten Material eine vobe, blos kräftige 
Konſtruktionsweiſe nachahmt. Auch inder Geſtaltung der 
Quadern ift man dabei jehr von dem urjprünglichen Cha: 
rafter abgewichen u. hat u. U. folgende Arten verziertes B. 
frz. hossage taillé, erfunden, von denen eigentlich nur die 
drei erſten zu rechtfertigen find. 1. Bossage à rocher, b. 
rustique, engl. rock , wobei die Vorderjeite des Quaders 
ganz roh gelafjfen wird und nur die Yagerfugen gear- 

beitet find. — 2.B. quarre, mit harrirter Borderjeite. — 

3. B. grainu, grenelle, mit gefrönelter Vorderſeile. — 

4. B. de refend, Vordeffeite gefrönelt u. mit einem Schlag 

umgeben; j. Fig. 821. — 5.B. ä anglet, wie die vorige, 

aber jtatt des Schlages mit einer Faje umzogen. — 6.B. 
a anglet pique, mit Schlag u. Yale; Fig. 822. — 7.B.ä 


ERT EHRT 





Fig. 822, 
Au Art. Boffenwert, 


chanfrein, ebenfalld mit Schlag u. Faſe, aber jo, daf die 
Faſe direft an der Vorderfläche anfipt, der Schlag aber an 
der Fuge hingeht u. jo einen Heinen Falz binter der Faſe 
bildet. — 8. B. quarderonne od. arrondi, von einem Bier: 
telftab umzogen, etwa wie bei Fig. 828. — 9. B. quarde- 
ronnne avec listel, von Viertelſtab u. Blättchen umgogen. 
— 10. B. ravale, mit Nanditreif, . Fig. 823. — 11. B. à 
eavet, mit Hobltehle, j. Fig. 824. — 12.B.& talon, mit 
Kehlſtoß, ſ. Fig. 825. — 13. B. A doueine, mit Rinnleifte, 
j. Fig. 826. — 14. B. à pointe de diamant oder B. à fa- 
cettes, Brillantirung, ſ. Fig. 827. — 15. B. vermicule, 
j. Fig. 828, wobei die Vorderfeite fünftlich vaub gemacht 
it, jo dal; es ausfieht, ald wenn Würmer darauf herum: 
frödıen. — 16. B. saillant, mit Doppelichlag, ſ. ig. 829. 
— 17. B. à facettes talonne, Brillantirung mit Schlag 
u. Karnies; Fig. 830. — 18. B.s. mäles, mit verjchieden 
hohen Schichten. — 19. B.s. meles alternativement, mit 





wechielnder Schichtenhöhe. — 20. B.en liaison, ®., welches 
Läufer und Bänder daritellt. — 21. B. à godrons, mit 


Beulen bejeßt. — 22.B. charge de congelations, mit aus- 
gearbeiteten Eiszapien. 
Yin. 823. Fig. 824. Fig. 825, ig. 826. 






Fig. 830. Zu Art. Boſſenwert. 
Boffenwerksfenfter, Rufikfenfer, n., frz. fenötre f. 
rustique, engl. rusticated window, Fenſter, defien Ges 
wände in Bofjenwerf verziert find; jtreng zu vermeiden. 
bosser, a. v., ft}., 1. ’ bofjeln. — 2. (Schiffb.) ftopfen, 
d. b. an Stopfen, frz. bosses (Tauringen :c.), befeſtigen. 
Bosseur, m., bossoir, mafrz. Schiffb.), Krabnbalten, 
Anterbalfen (f. d. 3). 
Bofhammer, Boffckel, m., Ihellbammer, Poffckel, Poflegel, 
m., frj. piem.Abriser, engl. Bus--hammer, bosshammer, 
roßer Hammer, meijt mit zwei ziemlich quadratiichen 
ahnen, od. mit einer flahen Bahn u. einer jehr ftumpfen, 
teiligen Finne, bef. zum Zerſchlagen der Bruchfteine von 
den Maurern gebraudıt. _ 
Boffireifen, n., Ichrifteifen, — ——— 
engl. rifle, ripe, point, die feineren Eiſen zu Ausarbeitung 
der Buchſtaben u. zarteren Berzierungen fommen in den 


_Boffenwerksfener 461 


Bottom-rail 








, Terpentin, 5 Th. Wachs und etwas Baumöl od. Scyweine- 
fett; um demjelben die beim Boſſiren jtörende Durchſichtig— 
feit zu nehmen, wird cs mit Mennigeod. Zinnober verſetzt. 
b) Zu Blumen, AUrabeöten, Thieren: 1 kg. reines weihes 
Wachs wird in einem irdenen Befäh geihmolzen, dann feßt 
man 132g. reines Schweinejchmalz, u. nad) einer fleinen 
Weile 132 g. ſchwarzes Pech hinzu; diefer Mifchung fügt 
man noch 66 g. Zinnober zu, der auf einer Glass oder 
 Marmorplatte mit einem dergl. Neiber mit Terpentinöl 
abgerieben worden ift, wonach die Maſſe qut, aber behut— 
jam, unter einander gerübrt wird. Haben fich alle Theile 
aut aufgelöft, jo wird die Mafje ineine ausangefeuchtetem 
Bapier gefertigte Form gegoſſen, doch muß diefes unter 
fortwährendem Umrühren geſchehen, damit fich die Farbe 
nicht zu Boden fegen kann. Iſt die Maſſe erfaltet, jo kann 
ſie zum Boſſiren dienen. e) Zu noch feineren Arbeiten muß 
es mehr Härte haben; um dies zu erlangen, nimmt man 
nur die Hälfte Schweineſchmalz von obigem Rezept dazu. 

Bofiklok, m., f. v. w. Hadejtod. 

botanifher Garten, m., j. d. Art. Garten. 

Botany-Bai-Hummi, n., gelbes Harz ausNeubolland, 
von auftral. Gelbharzbaum (Xanthorrhoea hastilis L., 
am. Aphyllantheae), bat beim Berbrennen angenehmen 
Benzoegeruch, mehr mediziniſch als techniſch benutzt. 

Botany-Bai-Rino, m., |. Kino, 

| Botanyhols, n., ]. Black-wood. 

|  böteln, bläueln, engl.to beat-down, einen Deich mit 
dem DeichHlopfer glattufeitichlagen; muß jedes Frübjabr 
geſchehen, j. Deich. 

Bothros, m., bei den Griechen eine Vertiefung in der 

‚ Erde, in welcher man den unterirdijchen Göttern opferte; 
5. d. Art. Altar. 

Botrass, s., altengl. fiir buttres. 

Botryt, m., j. v. w. Traubenitein (j. d.). 

Botte, f. de fil, frz., der Ring Draht. 

Bottich, m., fry.cuve, engl.coop, ein inden Brauereien 
benugtes Gefäß für Flüffigfeiten, in Form eines abge— 
ſtumpften Kegels. Der Inhalt eines B.s ergiebt ſich durch 
die Formel "*/, (D-+-d)?h, in Liter, wobei D der Durch— 
meſſer des Bodens im Lichten, d der obere Durchmefjer im 
Lichten, hdie Höhe od. die Yänge des Sentbleies von oben 
bis zum Boden ift, in Decimeter ausgedrüdt. Die Höhe 
eines B.s läht ſich auch aus der Daubenlänge s und den 
beiden Durchmefjern D u. d nadı der — bejtimmen: 


h= Vs’ (D-N? 


2 

©. aud) die Art. Braubottich u. Brauereianlage. [Schw.] 
Bottle, s., engl., 1. die Flafche. — 2. j. Bowtell. 
Bottom, s., engl., 1.der Boden, die Sohle; b. of a shi 

etc., Boden eines Schiffs 2c., b. ofa channel (Waflerb,), 

Grundbett, die Sohle eines Kanalbettes xc.; b. ofa ditch, 


manchfachſten formen vor. Meift find fie 20 — 25 cm. | die Grabenſohle. — 2. b. ofa river, ofthe sea etc., der 
lang u. haben aufderfreisrunden Endjläche eine halbrunde | Grumd, Boden; foul b., fchlechter Antergrund; sharf b., 


Vertiefung, wodurd) die Berührungsfläche mitdem Schlä- 
gel möglichſt verkleinert u. ein fhieker Schlag (Preilichlag) 
vermieden wird. Da fie eine geringe Dide haben, jomadıt 
man fie in der Mitte jtärfer und läht fie nad) den Enden 
ihwächer auslaufen. — 2. Boffireifen, Boſſirholz, frz. 
ebauchoir,engl.embossing-stick, zum Boſſiren in Wachs, 
Thonze., |. d. Art. boſſeln. — 3. Boſſireiſen des Maurers, 
frz. gouge, engl. gouge, auch Gufde, f., gen., kleines Eiſen 
zum Nacdmodelliren u.Korrigiren fehlerhafter Stellen an 
gezogenen Simfen u. dal. 

boffiren, aft. 3., j. bofjeln. 

Boffirkahl, m. (VBergold.), Initrument der Bergolder 
zum Glätten der ardhiteltonischen Glieder, wenn fie durd) 
das Grundiren zum Theil ihre uriprüngliche Form ver: 
loren haben. Die Boffirftähle gleichen in ihrer Form den 
Schabern (j. d.) der Zimmermaler. 

Boſſirwachs, Modelirwads,n. Zum Bojjiren in Wachs 
a) zu gröberen Arbeiten: eine Miſchung von 3 Theilen 


ber fcharfe (d.h. aus Klippen u. Steinen beftehende) Grund. 

Bottom-eineture, s., of a column, der Unterjaun 
des Säulenſchaftes. 

Bottom - elack, s. (Brunnenb.), das Bodenventil, 
Saugventil, die Saugflappe. 

Bottom-eourse, bottom-piece ofa huiltbeam, engl. 
(Zimm.), das Unterholz einesverzahnten Baltens od. viel⸗ 
mebr der untere von zwei durch Verzahnung mit einander 
zu einem verbundenen Ballen. 

Bottom-flange, s., engl., die Unterflaniche eines 
Gitterträgers. 

Bottoming, s., engl. (Straßenb.), die Badlage. 

Bottom-plate, s., engl., 1.(Schlofj.),der Schlohboden, 
Bodenblech, Deckblech. — 2. Der Bodenzaden des Friſch— 
herdes, der Friſchboden. 

Bottom-rail, s., engl., 1. of a doorframe, der Unter- 
fries einer eingeftemmten Thüre. — 2. B. of a french 
casement, der Interfchentel eines Fenfterfutters. — 3. B. 











Bottom-swage 
of a sluice-door, aud) Bottom-cross-piece, der Unter— 
riegel, Schwellriegel, Schlagriegel eines Schleuſenthors. 

Bottom-swage, lower die, s., engl. (Schlofj.), das 
Untergejent. 

Bottom-tumbler, »., engl., die Untertrommel eines 
Baggers (f. d.). 

Boucan, m., frz., Näucherfammer, Räucherroſt. — 
Bois boucan, wurmfraßiges Holz. 

Boucharde, f., frz. (Steinmeß), der Stodhammer. — 
boucharder, aufitoden. 

Bouche, f., frz., 1. Mündung (j. d.). — 2. b. d’une 
tenaille, das Maul. — 3. b. d'un four a röverbere, das 
Stichloch. — 4. b. de la tuyere, die Formöffnung, das 
Formauge. — 5. eigentl. euisine-bouche, Kücdenanlage, 
beſ. in fürjtlichen Schlöfiern ꝛtc. 

boucher, v..a., ftz., 1. verjtopfen, verjtreichen, aus— 
jtreichen (f. d.). — 2. Zumauern. 

Boucherie, f., ft3., ital. beecaria, Fleischerei, Fleiſch— 
ſcharren, Kuttelhof, Fleifchhalle, Schlachthaus; f. d. Art. 
Fleiſchmarkt. 

Bouchon, m., frz. der Pfropf, Pfropfen, Stöpfel. 

Bouele, f., 1. frj., die Schnalle, die Schlinge, der 
Schließring, Haltring. 2. b. de porte, boucle-gibeciere, 
der Klopfring, Thürklopfer. — 3. (Orn.) Heine, ringartig 
geſtaltete Gliedbeſetzung an Rundſtüben, Heine Beule(f.d.). 

boueler, v. n., frz., von Mauern, infolge ſchlechten 
Verbandes aus einander weichen, 

Bouclier, m., frz., Schild (f. d.). 

Boudin, m., frz., 1.(Orm.)der Rundſtab, bei. der Pfühl, 
Torus des Säulenfußes. — 2. (Tiſchl.) boudin, boudin A 
baguette, Runditabhobel. — 3. (Schloff.)dieSpiralfeder. 

Boudine, £., frz. (Ölaf.), die Ochjengalle, das Ochſen— 
auge eines Mondglafes, einer Bupenfcheibe, der Bußen. 

Boudoir, m.,frz., eigentli Schmollwintel, neuerdings 
bei. für Heine Kabinette zum Alleinfein, Ankleidezimmer 
für Damen ıc. gebraucht; die Ausſchmückung derjelben ift 
in der Regel jehr reich u. faſt weichlich elegant, die Thüren 
werden durd; Vorhänge verdedt; das Meublement bejteht 
meift nur aus Sofa’s, Fauteuils, einem Nipptifch, höch— 
jtens einem Heinen eleganten Schreibtifch od. Pianino. 

Bou6e,f., frz., Boje; vgl.d. Art. Boje, Baate2, Anter- 
boje ıc.; b. de bois, die Blodboje, Klogboje; b. de liege, 
die Korkboje; b. de sauvetage, die Rettungöboje; b. de 
sonde, die Bojebei Sondirungen; b.enbaril, die Tonnen- 
boje, Wahrtonne, Klapboje; bouge-meule, die flache Boje. 

Bouement, m., frz., Verband, 3. B.der Füllungsfrieſe, 
bei welchem die glatten Theile der 8 riefe rechtwinklig vers 
zapft, die Glieder auf Gehrung zufammengejtoßen find. 

bouffer, v.n., frz., quellen, gähren, vgl. die Art. auf: 
gehen 1 u. Kalt. 











einzulegen; die eingelegten Figuren bejtehen meiſt aus 
Elfenbein, Schildpatt, Berlmutter und Metall, 

Bouleau, m., fr3., die Birke. 

Boulet, m., frz., die Treiblugel des Metalltreibers. 

Boulevard, m., früher boullevert, bolevereq, bolle- 
verque, m., frz., eigentlich Bollwerk, daher auch die ander 
Stelle eines demontirten Bollwerk angelegten Straßen, 
Promenaden u. dgl. 

Boulin, m., frz., 1. Flugloch an einem Taubenfhlag. 
— 2. Auch trou de boulin, Rüſtloch, daher aud) das hin- 

 eingeftedte Stredholz. 

| Boulingrin, m., frz., engl. bowling-green, eigentlich 
Ballſpielholz; daher auch vertieftes Blumenſtück mit er: 
höhtem Rajenrand, —— mit Bäumen beſetzt, ſowie 
im weitern Sinn jeder Raſenplatz in Gärten. 

Bouloir, m., frz., die Kalkkrücke, Kalkſchaufel. 

Boulon, m., frz., der Bolzen (j.d.); boulon d’escalier, 
der Treppenanter. 

boulonner, v. a., frz., verbolzen, bölzen, anbolzen. 

Boultin, m., frz., Viertelitab, ſ. Bowtell. 

bound, adj., engl., gebunden; b. masonry, das gut im 
Berband liegende Immer, 

Bounder, bound-setter, s., engl., der Feldmeſſer; b. 
in — der Markſcheider. 

Bound-stone, boundary, s., engl., der Grenzſtein, 
Martitein. 

Bouquet, m., frz., 1. Blumenftrauß, Blätterbüfchel, 
bier u, da jehr brauchbar als Ornament, ſowohl hängend 
an Bändern wie jtehend in Vaſen, an Kapitälen x. — 
2. ſ. v. w. Kreuzblume (f. d.). 

Bourdaine, bourgène, f. frz., Faulbaum, hier und 
da aune noir genannt. 

Bourdonfdhes Aneroidbarometer, ſ. unt. Barometer. 

Bourdonniöre, f., ftz., Flußlager, Pfanne. 

Bourg, m., frz., j. d. Art. Burg. 

Bourg-€pine, m., fr3., 1. der Kreuzborn, Wegedorn, 


| — 2. Jasmin. 


Bournonit, m. (Miner.), fr}. bournonite, f., Rädelerz, 
Bleifahlerz, Schwarzipiehglangerz, Spiehglangbleierz. 


Bouge, m., frz., 1. b. du moyeu, der HaufenderNabe, | Das zur Kupfer- u.Bleigewinnung benugte Mineral findet 


die Mittelnabe. — 2. b. d'un tonneau, der Baud) einer 
Tonne. — 3. b. d’une piece de charpente, die Bucht, 
Krümmung; b. horizontal en dedans, die Einbucht; b. 
horizontal en dehors, die Ausbucht; b. vertical en bas, 
die Niederbudht; b. vertical en haut, die Aufbudt. — 
4. Dunkler Alkoven, Rumpeltammer, Bettnifche, Grotte, 
Borgelege, auch fchlechte Wohnung. 

Bougeotte, f., altftz., ſ. boulin. 

bouillir, v. n., frz., jieden, aufwallen (f. d.). 

Bouilloire, f., frz., Blafe, geſchloſſener Kefjel, Sieder. 

Bouillon m. noir, frz. (Tiſchl.), die Schwarzbeize, 
Eifenbeize. 

Boukdehnung, f. (Schiffb.), eine Berkleidung des 
Schiffes an der Innenſeite der Inhölzer. 

Boulangerie, f., frz., Badhaus (ſ. d.). 

Boulder, s., engl.,rundlicherSliefel, Feldftein; boulder- 
paving, Feldfteinpjlafter: boulder-wall, Feldſteinmauer. 

Bouldure, f., frz. (Mihlenb.), das Gerinne unter den 
Nädern, der Kropf. 

Boule, f., ftz., 1. die Kugel. — 2. b., enclume noire, 


| ſich in kryſtalliniſchen Schiefern u. Uebergangsgebirgen, 


3. B. in Cornwall, zu Klausthal u. Undreasberg a. Harz. 

Bourra-Bourra, ſ. Buchſtabenholz. 

Bourrage, m., frz. (Steinſp.), Bekpen des Bohrlochs. 

Bourre, f., frz der Pfropf. 

Bourrelet, m., bourlet, m., frz., die Tropflante, der 
Tropffaum am Weißblech; b. d’un tuyau en fonte, der 
Flanſch, die Flantſche. 

bourrer, v.a., 1. zupfropfen. — 2. Ein Bohrloch be— 
jeßen. — 3. b. les traverses de sable (Eijenb.), die 
Schwellen mit Kiesjand unteritopfen. 

\ — f., frz., Aufzuglaſten der Maureru. Dach— 
ecker. 

Bourriquet, m., fr3., 1. der Handkalkkaſten. — 
2. (Blechf.) der Scherenbod. — 3. Kleine Hafpel. — 
4. Schieferdederbod. 

Bourru, m., frz., der abgeichalte Bruchitein. 

Bourse, £., frz., j. d. Art. Börje und bursa. 

Bourseau, boursaut, m., frz., 1. an einen gebrodhe- 
nen Dad) bie Simsverzierung am Bruch. — 2. Injtrument 


Bousillage 





463 


Box-lock 








- —— — J 





zu Krümmung des Bleies od. Zints behufs Herftellung | Bow, 8., engt., 1. (Geom.) Bogen (1.d.). — 2. (Beichn.) 


diefes Simfes, j. Börtelmaſchine. 

Bousillage, m., frz., Stroblehm, Wellerlehm. 

bousiller, v. a., fr3., wellern. 

Bousin, bouzin, m., frz. (Steinarb.), das über den 
Steinen liegende verwitterte Geſtein, auch verwitterte Obers 
fläche eines Werkſtückes. 

Boussole, f., fr}, engl. box-compass, runde Büchſe 
mit Magnetnadel; vgl. d. Art. Kompaß und Bufjole. 

Bout, m., frz., das Ende; 1. bout rabattu du toit: in 
der Zeit, wo man zwar gern die niedrigen Giebel der An— 
tife anwenden, jedoch auch das fteile Dad) nicht aufgeben 
wollte, half man fich oft damit, daß man das fteile Dadı 
abwalmte u. vor diefen Walm einen niedrigen Giebel ſetzte. 
Ein ſolches Dachende bie dann bout rabattu. Die Be: 
nennung trug ſich auf das Adlerdach über. — 2. Bout de 
beaupr6 (Sin), der Ausleger, Ausftehbaum, f. Urt. 
Boom; b. de l’ötambot, ber Oberbedbalten. 

Bout-A-bout, m., fr3., j. assemblage bout a bout. 

‚bout-en-bout, adv. frz., durch u. durch, von Anfang 
bis zu Ende; von durchlaufenden Simjen ıc. gebraudıt. . 


Boutant, m., boutee, f., frz., Strebepfeiler; daherarc- 


boutant, fliegende Strebe, Strebebogen. 

Boute,f., fr3.,die Balje, der Waſſerlieger, das Waſſerfaß. 

Boute-dehors, m., boute-hors, ın., fr}. (Schiffb.), 
1. der Ausleger, Luvbaum. — 2. b. a charge, bigue de 
charge, der Ladebaum. — 3. Die Luth (auf Schmaden). 
— 4. Auch boute-lof, die Jütte. — 5. b. de bonnette, die 
Luvjegelipiere. — 6. b. de beaupre, bäton de foc, der 
Klüverbaum, der Zagerftod. 

Bouteille,irz.,mittelalt.-lat.buta, buticula.1.Flajche, 
Blaſe. — 2. Der Vorfprung zu den Abtritten am Hinter: 
theil des Schiffes. — 3. Bonicilen nennt man die Warm- 
wafjerleitungsröhren bei Bentilationsapparaten, welche 
in dem Boden horizontaler Röhren einmünden, um die da= 
rin befindliche Luft zu eriwäirmen u. Saugung zu bewirfen. 

Bouteillenglas, m., grünes Flaſchenglas, j. Glas. 

Bouteillenfein, m. (Miner.), dem Objidian verwandtes 
Mineral, welches ſich in rundlichen u. edigen Stüden von 
bunfelbouteillengrüner Farbe auf den Feldern bei Thein 
ander Moldau in Böhmen findet. [ Wf.) 

Boute-lof,m., i13.(Schiffb.),1.auc) bout-de-lof;porte- 
lof, Jütte der Luppardunen. — 2. Auch minois, Butluf. 
. Bouterolle, f., 1. (Schlofj.)das Eingerichteim Schlo, 
in weldem der Schlüffelbart vermöge feiner Einfchnitte 
ſich dreht, die Einjchnittbejagung, aud) der Einfchnitt des 
Barts amSchaft. — 2. Das Budeleifen, der Bertiefftempel 
des Metalltreibers. 

Boute-roue, bouterue, f., frz. Radſtößer, Prellitein. 

Boutique, f., jrz., 1. Kaufladen (ſ. d.). — 2. Wertitatt. 
— 3. Fiſchtkaſten. — 4. Schlechtes Häuschen, Bude. 

Boutisse, f., frz., Binderjtein (j.d.); ſ. auch Rafen. 

Bouton, m., frz., Knopf, daber 1. Knoſpe an heraldiſch 
od. ornamental dargeitellten Pflanzen. — 2. Knauf, Thür- 
griff, Aufzichtnopf, Riegeltopf ꝛe. — 3. b. de manivelle 
Maſch.), die Warze, der Kurbelzapfen. 

Bouvement, m., frz. (Tifchl.), Die mit dem bouvet ges 
fertigte Kehlung. 

Bouverie, f., der Ochſenſtall. 

Bouvet,m.,frz. ( Tiſchl.), der Spündehobel, Simshobel, 
Kehlhobel; b. & languette, b. mäle, der Federhobel, 
Spundhobel; b. & rainure, b, femelle, der Nutbhobel; b. 
h &cartement, b. brise, ber verftellbare Spündehobel; b. 
de brisure, der Falzhobel; b. a fourchement, der Hobel, 
der Spund u. Nuth zugleic macht; b. a embrasure, der 
Hobel, zum Hobeln der Einjcherungen (in Deutichland 
nicht gebräuchlich); b. a panneaux, Kchlhobel zum Hobeln 


der Friesglieder; b. A plancher, der Spündebobel zum | 


Spünden der Fußbodenbreter. 


das Bogenlineal, der Reißbogen. — 3. (Schiffb.) der Bug, 
Schnabel. — 4. (Schloſſ.) bow ofakey, die Schlüffelräute, 
der Schlüffelring. 

Bow-anchor, bower, s., engl., Buganter, Warp: 
anler; best b., Taglichsanfer; smallb., Teuanter, j. Anker. 

Bowdiehia major Mart. (am. Hülfenfrüdtler), ein 
Baum Brafiliens von anfehnlicher Höhe u. Stärke, liefert 
eins der dichteften u.dauerhaftejten Nutzhölzer des Landes. 

Bow-drill, s., engl., der Bogenbohrer, die Bogendrille, 
ſ. d. Urt. Bohrer. 

Bower, Bowre, s., engl., 1. die Cavate, Kafehte, das 
Zimmer der Frau in den Burgen; auch jeder gewölbte 
Raum jowie Wohnung überhaupt. — 2. j. Bow-anchor. 

Bower-cable, s., engl., das Warpanfertau. 

Sowfarbe, f., von dem engl. bow-dye ftammenbder ver: 
alteter Name der Scharlahhfarbe; f. d. Art. Roth. 

Bowl, s., eugl., 1. Schüfjel, Beden, Schale. — 2. Kuppe 
od. Krater eines Kelches. — 3. Die Kugel, der Ball. 

Bow-line, s., engl., die Bogenlinie, Krümmung eines 
Bogens. 

Bowling-green, s., engl., j. Boulingrin. 

Bow-saw, s., engl., die Bogenfäge, Bügelfäge. 

Bowse,s.,engl., Erzhaufwerk, unaufbereitetes Bleierz. 

Bow-sprit, Bolt-sprit, s., engl., das Bugjpriet. 

Bowstring-bridge, s., engl., Eifenbogenbrüde mit 
an die Bogen angehängter Fahrbahn; ſ. d. Art, Brüde. 

Bowflring-Hanf, m., wird ge aus den Blatt- 
fajern der Sanseviera zeylanica W. (am. Alvineae), 
wie der ähnliche afrikanische Hanf aus der verwandten 8. 
guineensis W. Erftere ift auf Ceylon, letztere in Guinea 
einheimiſch. 

Bowtell od. boltell ,s., engl.,altengl. bottle, boutell, 
NRunditab, Publ, Wulft ; frz. bosel(f.d.); uprightb., der 
Dienft (ſ. d.). 

Bow-window, s., engl., nicht, wie meiftüberjegt wird, 
Bogenfenfter, jondern halbkreisförmiger Erler, der, glei) 
dem bay-window (f. d.), von unten aufausder Hausfront 
vortritt, alfoauffeiner Konſole flieht; das Tribünenfenfter. 

Box, s., engl., 1. die Büchſe, Buchſe (j. d.); b. ofaxle, 
die Achsbüchie; b. of avice, die Schraubftodhülie; upper 
b. ofa pump, der Pumpenſchuh. — 2. b. ofa lock, der 
| Shhloßtaften. — 3. b. of a drillstock, die Bohrſpindel. 

— 4. b. of a water-wheel, die Radfhaufel, Zelle. - 

| 5.(Baumw.) zellenartige Abtheilung, Verſchlag mit halb: 
| hohen Wänden ;in Rejtaurationen, Bergnügungsgärten ze. 
| legt man dgl. boxes gern an, um den Beſuchenden Ge- 
\ legenheit zu geben, fich, gruppenweifevereinigt, etwas un— 
geſtörter als an freiftehenden Tiſchen und dennoch von der 
' Sefamtheit der Gäſte nicht direft getrennt zu placiren. 
'21/,—3 m. Breite bei 3—4 m. Tiefe find geeignete Mãße 
für ſolche boxes. — 6. Gröherer Pferdeitand; ſ. d. Art. 
' Bierdejtall. — 7. Zelle in Gefängnijjen sc. — 8. Loge im 
Theater; latticed b.,die itterloge. —9.b. formoulding, 
der Formkaſten. 

boxed eatch, s., engl., j. unter Catch. 

boxed lock, j. Boxlock. 

Box Elier od. efdyenblätteriger Ahorn (Acer Negundo 
\ L., Fam.Ahorngewädhie) ift eineNhornartNordamerifa’s, 
| deren Holz dort Ähnlich benupt wird wie dasjenige der 
‚ einbeimifchen Arten bei und. 

Boxer s. of sleepers, boxing-pole, engl. (Eijenb.), 

der Stopfer, Schwellenitopfer, die Stopfitange. 

Boxing s. the sleepers, engl. (Eifenb.), die Berfie- 

jung, Unterftopfung der Schwellen. 

Boxing-material, s., engl. (Eifenb.), das Bettungs: 
| material, der Ballajt. 
Box-key,‚socket-key,s.,engl.(Maid.),derT-jchlüfiel. 
Box-lock, 1. aud) cash-box-look, das Kofferſchloß, 








bouveter, v.a., frz., jpünden, fpunden, verſpünden, | Kiſtenſchloß, Kaſſenſchloß. — 2. Auch boxed lock, cased 


ausfehlen, j. Bouvet. 


‚lock, das Kaſtenſchloß. 


Box-staple 


Box-staple, e., engl., ſ. im Art. Bolt-staple. 

Box-tree, s., engl., der Buchsbaum. 

Boyau, ım., frz. (Kriegsb.), die Zidzads, Schläge, Aeſte 
der Zaufgräben (j. d.). 

Boye, f., frz. boude, engl. buoy, ſ. v. w. Boje; vgl. dies 
ſowie die Art. Baale, Anterboye, aufboyen x. Die Bone 
beſteht in der Regel aus einem kegelförmigen Holzgefäß, 
welches, mit eifernen Reifen u. Ketten umgeben, zu gleicher 
Abſicht wie die Baate im Waſſer an Antern od. dgl. be— 
feftigt wird u. dann mit dem breiten Ende an der gefähr— 
lichen Stelle über das Waſſer emporragt; die Rettungs— 
boye bejteht meift aus Kork. 

Brabank, f., frz. caränage, m.,engl.careening-wharf, 
an Häfen x. ein mit ſämtlichen zum Kielholen eines 
Schiffes nöthigen Winden u. Werkzeugen verjehener Plap. 

Brabanter Aeſtrich, j. d. Art. Aeſtrich 19. 

Brabanter Elle, j. d. Art. Belgien. 

Brabanter Marmor iſt bituminöjer Kaltitein (f. d.). 

Braca, port./Braccio, ital.,Braße, ſüdd. ſ. v. w. Elle. 

Brace, s., enql., 1.(Zimm.) das Winfelband, Trag- 
band, der Bug, die Büge; lower b., das untere Winkel— 
band, Fußband; lower b. ofaking-post, die Gegenjtrebe, 
Fußſtrebe der Hängefäule; upper b., bracket, shoulder- 
brace, das Kopfband, Schulterband, Achjelband; princi- 
pal brace, die Hauptitrebe. — 2. b. ina frame-work, das 
Band in der yadıwand; main b., das Sturmband, die 
Strebe, Windjtrebe, Biege. — 3. b. of the arrisebeam, 
der Stichbalken im Gratbalten. — 4. diagonal b., das 
Strebeband eines Schleufenthors. — 5. b. of a gutter, 
bracket, das Rinneneijen, der Rinnenhafen. — 6. brace, 
der Bohrbogen, die Bohrdrelle, Fauſtleier, Bohrkurbel; 
b. and bit, der Drauchbohrer, Draujbohrer, Drebbohrer. 

to brace , a. v., engl. (Zimm,), abjteifen, abjtreben, 
abipreizen. 

Brace-head, s., engl., der Bohrkrückel. 

Brace-lath, s., engl., die Bindlatte, 


brachen, aft. 3., einen Teich ablajjen und austrodnen. | 
Rradjfeld, n., 1. einAder, welcher brach liegt, d. 6. ums | 
bebaut gelafjen wird, um ſich zu erholen. — 2. Ein Feld, 


welches nach der Brache zum erjten Mal gepflügt ist. 
Brahiftohrone, f. (Mechan.) ijt die Kurve, welche ein 


materieller Buntt durdylaufen muß, um ohne Anfangs= | 
geſchwindigkeit in der kürzeſten Zeit, nur von der Schwere | 
getrieben, von einem Punkt A zu einem andern Runft B | 


zu gelangen. Im Iuftleeren Raume findet man — die beiden 
Punkte mögen nun als feſt gegeben jein oder nur den Be— 
dingungen unterliegen, dar, 
Kurven oder auf zwei gegebenen Oberflächen befinden 
follen — für die B. ftets eine Eykloide; bei widerſtehendem 
Mittel ergiebt fic) eine andere Kurve, die fich, wenn die Art 
u. Weiſe befannt ist, wie der Widerjtand von der Geſchwin— 
digkeit abhängt, in ihren Bedingungsgleichungen bejtim- 
men läßt. Die B., deren Namen den griechiichen Wörtern 
für „fürzefte Zeit” entlehnt ift, hat nur wiſſenſchaftliches 
Interejje, da man bisher ſtets ohne Erfolg verſucht hat, 
die Nejultate praftijcy anwendbar zu machen. | Schw.) 
Braeing, s., engl., das Abjteifen; diagonal b., die Ab— 
ſpreizung mit Kreuzipreizen, die Abkreuzung. 


Brack, m., frz. debris, m., engl. refuse, Bruchſtücke v. | 


Bauſteinen, auch die beim Brennen verdorbenen Ziegel. 
Brakbret, n., Bret, das wegen zu geringer Breite od. 
Stärfe unbraudbar ist, auch Halbbret od. Ausſchußditle gen. 
Brack · Deich, m., ift ein durch die Gewalt des Waſſers 
durchbrochener Deich. 
Brake, f., j. v. w. Deihbrud, Brale (j. d.). 
Bracket,, engl., 1. b. of stone, ital. bracchigre, mit 
Kopf od. Laubwerk verzierter, zum Tragen von Statuen 
od. dgl. beftimmter Kragſtein (j. d. u. d. Art. Konjole) — 
2.b. of wood (Zimm.), inagge, furzes Winfelband; b. 
ofthe sloping post, Fußband der liegenden Stubljäule; 
b. ofa gin, Froſch des Hebebocks; b. ofa plyer-bridge, 


fie fich auf zwei gegebenen | 


464 


u Wippe, Schlag balteneinerPortalbrüde; b.ofa lever-draw 


| 














\ bei welchem die Dichtung 


iſt, jondern durch eine am 





| Ende, nämlich joweit die 


Bramahkolben 





bridge, Schwungbaum, Schlagbaum einer Kellerbrüde. 
Brackwaſſer, n.,irj.doucin,m.,engl.brackish water, 
Flußwaſſer, durch eingedrung. Seewaſſer jalzig gemacht. 
Bracon, m. (Wajjer.), Knagge zu Unterjtügung der 
Schleufenthore. 
Brad, s., engl. (Schiffb.), der Fußbodennagel, Boden 
ipieter, Buder, Schlumper. 
Brad-awl, s., engl., ſ. v. w. broad awl, j. awl. 
Brahm, Brahma, auch Brama, Brehm od. Parabrama (ind. 
Mythol.), der Selbjtändige, der Hödjiteine; die Welt ift 
jein Bild, feine Offenbarung beiteht nur in ihm u. geht 
wieder in ihm auf; zu ihrer Erſchaffung ward er durch die 
ewige Liebe, Maja Bhawani, bewogen. Ererideint in drei 
Seftalten(alsTrimurti,Dreieinigfeit),u.zwarals3Brama, 
der Schöpfer, Wiſchnu, der Erhalter, u. Schiwen od. Ma: 
hadö, der Zerjtörer, der Tödtende; ſ. indischer Bauſtil. 
Brahmarantha (ind. Stil), ſ. v. w. vierediger Pieiler. 
brahmaififche Banweife, ſ. indiiher Bauitil. 
Brai, m., frz., der Theer, das Pech; brai gras, der 
Schiffstheer, Pechtheer; b. sec, das ſchwarze Pech. 
Braided, s., braided cables, engl., pl., frz. lacets, 
m. pl., —— — — — 
anglo⸗normanniſche lieder: 
ze namentlih in R IX “ 
ſchmalenFrieſen, Hohlkehlenze. 
auftretend; ſ. en Sig. 891. Bralded cables. 
Braie, f., frz ſteinernes Außenwerk vor den Thoren; 
im Mittelaltergebr., im Worte fausse braie noch erhalten. 
Brake, f., auch) Braake, Brake, frz. eau saumache, engl. 
brackish-water-pond, 1. aud Rolf, Kuhle; Sumpf, wie 
er hinter einem durchgebrochenen Damm entitebt, aud) 





der Deichbruch jelbit. — 2. |. v. w. Weidenholz u. Erlen: 


gebüſch, wie es auf den Braten 1 wädhit. 

Brake, s., engl., 1. der Pumpenſchwengel, 3. ©. der 
Geditod. — 2. Der Badtrog. — 3. Der Notbitall. — 
4. Die Bremfe (ſ. d.). 

Brake-lever, s., engl., der Bremähebel. 

Brake-pump, s., engl. (Schiffb.), die Pumpe mit 
einem Beditod. 

Brake-rod, s., engl., die Bremsitange. 

Bram- in der Zujammenfeßung mit Stenge, Tau, 
Blod ıc. zeigt das Wort B. an, daß diefelben zur zweiten 
Verlängerung der Majten gehören. 

Bramahkolben, Mönds-, Tauchert · od. Pinngerkolben, frz. 
piston-plongeur,m.,engl. 
plunger-piston, einjeitig 4 
wirfender Bumpentolben, 5 





od. Yiderung nicht am Kol⸗ 
bentörper jelbjt angebracht 


Eingangsende des Pum— 
pencylinders oder Stiefels 
angebrachteStopfbüchje bes 
wirkt wird; bierdurd er— 
reicht man ein bequemes 
Inftandhalten der Lide— 
rung, was bei ſtarkem Drud 
von Vortheil iſt, u. außer 
dem braucht der Pumpen— 
cnlinder nur auf ein jehr 
furzes Stüd am oberen 


Stopfbüchje reicht, ausge: 
bohrt zu werden, weil der — 
Kolben mit der Cylinder— a re 

wand gar nicht in Berüb: Fig. 832, Bramabfolben. 
rung fommt, jo daß leßtere aljo roh, wie fie der Guß giebt, 
bleiben kann. Man wendet joldye Kolben ausſchließlich zu 
Drudpumpen an. Fig.832 zeigt einen B. mit bydrojtatis 


Bramaßpumpe 465 Brafilienholz 














dd wirken u. denfelben gegen den Kolben anprefjen kann. Brandgafle, Feuergafle , Achlippe, f., frz. tour de chat, 
Es wird fo ſtets die gehörige Abdichtung erzielt. [Schtw.) | m., ſchmale Schlucht zwischen den Häufern, jetzt nur nod) 
Bramahpumpe, f., fr}. pompe f. a plongeur, engl. | an wenigen Orten gebräuchlich, weil meift durch Brand» 

Plunger-pump, Bramah-pump, Pumpe mit Bramah: | giebel (j. d.) erfept. 

folben (f. d.). | Brandgiebel, m.; um das Ueberhandnehmen der 
Bramahſchlofj, n., frz. serrure f. a pompe, engl. | Feuersbrünfte zu hemmen, befteht in den meisten Staaten 

Bramah-lock, j. d. Art. Schloß. Deutſchlands die geſetzliche Vorſchrift, daß die Häufer da, 
Brame, f., 1. auch Sram, m., Rand, Borte, Randver: | wofican einander ſtoßen, durch volljtändige maſſive Giebel 

zierung. — 2. (Forſtw.) auch Brahem, Bräme, Brahen xc., | getrenntjein müſſen; an vielen Orten müjjendiejelben um 

Vorwald, aus Bujchwerk und jchlechtem Hol; beitehend. | ein Beftimmtes über die Dachfläche erhöht fein; fie dürfen 
Bramkante, f., vaube Kante, wie fie beiden Lchmiteinen | nie unter 1 Ziegelftein (25 cm.) ftart jein u. feine Thüren u, 

nad) dem Herausichhlagen aus der Form meijt erjcheint. | Fenfter enthalten, od. wenigjtens müſſen jolche mit eifernen 

Wenn die Ziegel fauber fein follen, muß die B. befeitigt | Läden verjehen werden; foll diefe Maßregel einen Sinn 

werden, aber jehr vorfichtig, weil die Ziegel fonft leicht | haben, jo müfjen auch alle hölzernen Simſe verboten fein. 

unganz werben, brandir, v. a., unchevron, frz., einen Sparten auf 
Bramfenge, f., frz. mät m. de perroquet, engl. top- | den Rähm ohne Klaue nageln, aufheften. 

—— Schiffb.), iſt die zweite Verlängerung der | Brandkitt, Feuerkitt, m., frz. mastic m. réfractaire, 
ajtbäume, aljo die höchſte Maſtſpitze. engl. fire-kit. A. Eigentlicher Feuerkitt, der Kitt, welcher, 
Branca, f£., ital., 1. Querholz an einem Kreuz. — heiß aufgetragen, mittels Feuers zum Schmelzen u. Binden 

2. Querjchiff der Kirchen mit kreuzförmigem Grundrif. | gebracht wird; j. Feuerkitt u. Kitt. B. B. heißt auch jeder 
Brancard, m., ftz., 1. die große Tragbahre, Steins | annähernd feuerfejte Anftricy, 1) 6 Th. Ziegelmehl, 4 Th. 

trage. — 2. Der zweiräbderige Steinkarren. Aſche, 1 Th. Feilipäne, 7 Th. Leimwaſſer; 2) 3 Th. Lehm, 
Branch, s., engl.,der Arm, daher 1.(Bef.)b. ofahorn- | 1 Th. Thon, 1 Th. Meblkleifter. Beide müfjen dünn in 

or erown-work, Arm, Flügel, Flügelfeite eines Horn= od. | 2—3 Anftrichen aufgetragen werden; j. auch Anſtrich. 

Kronwerks; b. oftrenches, der Yaufgrabenaft, Sappen: | Brandiaden, m., Brandthüre, f. Fenſterladen u.Thüren, 

ichlag. — 2. b. ofthe threshold (Waſſerb.), die Schlags | die durch Eifenbeichlag od. durch totale Herftellung aus 

ichwelle, Karbele. — 3. b. ofrib (Bauf.), die Zweigrippe, | Eifen annähernd Fenerteft gemadht find. 

Lierne, ſ. Branche 2. Srandimaner, Feuermaner, f., 1. frz. mur m. massif 
Branchage, m., frj., das Aſtwerk, Strauchhol;. protögeant contre le feu, mur refractaire, engl.strong 
Branche, f., frz., Arm, 1. branche de croix, $reuzs | wall, fire-proof wall, maſſive Mauer an der Grenze; 

arm. — 2.b.d’ogives, Zweigrippe; man unterjcheidet: | j. Brandgiebel. — 2. frz. contre-coeur, m., engl. back, 

b. attachse, anliegende Lierne, u. b. dötach6e, saillante, | majfive Wand hinter Feuerungen. 

freihängende Lierne. — 3. b. de levier, Hebelarm, | Srandopferaltar, m.; j. unter Altar und Ariel. 

j. Urm 4. — 4. b. d’escalier, Treppenarm, |. Arm 6.| Brandrof, m., Roſt zum Röſten des Erzes. 

— 5. b. d’un ouvrage; ſ. d. Art. branch 1.— 6.b.dela| Brandſchiefer, m., frz. schiste m. noir, 6caillage noi- 

chaussure d'un pieu (Wajjerb.), der Lappen, das Blatt | reux, engl. black-batt, ein Thonjchiefer, welcher fohlige 

des Pfahlſchuhs. — 7. b. de boyau, b. de zigzag, der | Theile enthält und brennbar ift, hat bisweilen Bflanzen- 





Yaufgrabenaft, Sappenſchlag. abdrüde; ſ. auch d. Art. Kohlenſchiefer. 
Branche-ursine, f., jrz., engl. branc-ursine, der| Brandflein, m., ſ. v. w. Baditein. 
Bärenflau; f. d. Art. Alanthus. BSrandftelle, f.; in vielen Orten, beſ. Städten, heißen jo 


Branch-line, branch-rood, s., engl., fra. branche | die bebauten oder zur Bebauung beitimmten Grunbdjtüde. 
f. d'un chemin de fer, embranchement m. (Eiſenb.), Branloire, f., jrz., die Balgenitange, Blajebalgwippe. 
die Zweigbahn, Nebenbahn, Nebenlinie. Branntweinbrennerei, f., j. d. Art. Brennerei. 
Branch-pipe, branching-pipe,s.,engl.,das Zweig | Bras, m., frz., Arm, 1. b. d’ancre, der Anferarın; 
rohr, Seitenrohr. f. Anter I. 8. — 2. b. de manivelle, der Kurbelarm; 
Brand, m., 1.frj.brülot,m.,engl. brand, angebranntes, | |. Arm 2. — 3. b. d’un moulin a vent, die Bindruthe. — 
angefohltes Stüd Holz. — 2. (Kaltbr.) frz. fournse, f., | 4. b.d’uneroue, der Radar; j. Arm 1.— 5.b.de levier, 
engl. charge, die Yadung eines Kalk- oder Nöftofens. — | Hebelarm. — 6. b. de scie, f. Arm 7. 
3. (Ziegelf.) auch Gebäkke, n., gen., frz. fournee, f.,cuitef,, | Vrafem, m., f. dv. w. Brodem; daher Brafemeifen, ſ. v. 
engl. batch, baking, die Quantität Ziegel, Kacheln zc., | w. Brodemklappe. 
welche auf einmal in den Ofen eingejegt wird. Vgl. d. Art. braser, v. a., frz., hartlöthen; b. le fer, ſchweißen. 
Biegelbrand. — 4. (Blechh.) die gelben Ränder an den| Brasier, m., frz., jpan. brasero, m., Kohlenbeden mit 
Blechtafeln, welche fic durdy das Abwiſchen des Traufz | niedrigen Füßen zur Pelgung: j. d. Art. Heizung. 
jaums, der Trauffante, mit einem Handjhuh befommen. | SBrafiletholz, n., j. d. Art. Brafilicnholz d. 
— 5. (Deichb.) das an den Fuß eines Deiches angrenzende ——— n., frz. bois m. de Brésil, engl. Brazil, 
Land. — 6. Eine Baumkrankheit; f.d. Art. Battmbrand. | brasil, brasil-wood, 1. rothes, Rothhol;, Fernambuk-, Sapan- 
Mittel dagegen: Aufrigen der Baumrinde, Drainirung | od. St. Marthenhols. Unter diefen Benennungen erhalten 
des Bodens, Entziehung des überflüffigen Düngers, Nuss | wir mehrere Holzarten, die jämtlich von der Gattung 


Schneiden und Berlitten der kranken Stämme. Caesalpinia (am. — — abſtammen: a) £er- 
Brandaffekurang, f., ıc., j. Feuerverſicherung. nambuk, frz. bois de Fernamboue, engl. Pernambuceo- 
Brandbock, m., Fenerbok, m., ſ. Kamin, wood (Caesalpinia brasiliensis echinata, crista), von 
Brandbogen, m. (Hüttenk.),ift ein an der Brandmauer | Farbe abwechjelnd roth, bald mit gelben Adern, bald gelb- 

angebradter Bogen. braun od. dunkelroth; das mit grauen u. olivenfarbigen 


Brander, m., Brandfhiff, Feuerſchiff, frz. brülot, engl. | Adern durchwachſene, wellenartig jchattirte ift das ge: 
fire-ship, fire-boat, mit brennbarem u. erplofivem Stoff ſchätzteſte; die Politur nimmt diejes Holz gut an. Das 
gefülltes Fahrzeug, behufs Inbrandjegung feindlicher | echte B. ift nur mittelmäßig die u. giebt beim Kauen dem 

Mothes, JIlluſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl, I, 69 


Brasque 


466 


Branereianlage 











Speichel eine jaftrothe Farbe; in der Bearbeitung gleicht 
es dem Mahagonibolz, auch wird es an der Luft nicht 
ſchwarz. b) Lamourer Brafilienhol;, Liamoner Brafilienhol;, 
Allerheiligenhol; (Caesalpinia brasiliensis), Holz tiefroth, 
mit der Zeit dunkler werdend, jehr feit, ſchwer, läßt fich 
qut bearbeiten. c) St. Marthenhol;, Brafilienhol; von St. 
Martha (Caesalpinia brasiliensis St. Marthae), auf der 
Injel St. Martha, zu den Antillen gehörig, ift ſchmutzig 
dunfelroth, mit tiefen Furchen; an Farbegehaltſteht esdem 
Fernambuf bedeutend nach. Mit dem Namen Stodfiich- 
holz bezeichnet man die diinnen, ſchwachen Stüde. d) Sra- 
flethol;, fr}. bresillet, m. (Caesalpinia vesicaria), fonımt 
von den Antillen, das Holz ijt röthlich, hart u. nimmt feine 
Politur an, doc) bleibt es immer das jchlechtefte unter dem 
B. u. wird deshalb auch Luftholz genannt; der Stamm ift 
gewöhnlich gewunden u. hat jehr jtarfen Splint; verfälicht 
durd) das Holz v. Brasiliastrum comoeladia, aculeata:c. 
e) Sapanhol;, rothes Sandelholz, Farbe- u. Brafilienhol;, frz. 
bois de Sapan, engl. Sapan-wood (Caesalpinia Sapan 
und Pterocarpus santalinus), in Ojtindien heimiſch. Bei 
jungen Bäumen ift das Holz weiß, bei älteren der lern 
roth, dasjelbe ift feiner und ſchwerer als Fernambuk und 
fommt in Blöden und dünneren Stüden in den Handel. 
Man unterjcheidet hierbei: «) Sapon oder Sopan Siams, 
ſcharlachroth, die befte Sorte. ) Bimas Sapan, hochroth, 
ift nicht fo gut. y) Sapan Java u. Sapan Ehina, frz. bois 
du Japon, Mitteljforte, auch wohl fälſchlich Japan-Roth— 
holz, von Öaesalpinia Sapan in Oftindien u. den Sundas 
Inſeln. 5) Sapan Badangs, das jchlechtejte. — 2. Gelbes 
Brafilienholz, Gelbholz, Fuchtikholz, Soßticiholz, vom ärber- 
maulbeerbaum (Morus tinctoria, Fam. Nefjelgewädje), 
frz. bois futique, engl. old fustie, in Bejtindien u. Süd- 
amerifa, — 3. Weißbrafilienhol;, fommt jehr wenig vor, 
doch nennt man jo das junge Holz des Sapanbaumes. 

Brasque, f., fraisil, m., BER engl. charcoal-dust, 
Kohlenlöjche, Dfentitt, Dfengejtübbe aus Thon und Koh: 
len; brasquer, einen Ofen mit Geſtübbe ausfüttern. 

Brass, s., engl., I. Mifdymetall, Bronze. Man unter: 
ſcheidet: 1.B. ſchlechthin, Kanonengut; 2. hard-b., eigent- 
lidje Bronze; 3. yellow-b., latten, yellow copper, Mej- 
fing; 4.latin-b.,latten-b., sheet-b., b.-plate, b.-battery, 
Meſſingblech, Schlofjerlattun; 5. red b., Tombal, Roth: 
guß, rothes Meifing; 6. malleable b., das Neumeifing, 
ihmiedbare Meſſing; 7. white b., das weiße Mefling; 
8.monumental b., die bronzene Grabplatte. 

II. Das Bapfenlager, die Pfanne; j. d. betr. Art, 

Braffe, f.,frj.brasm. de vergue, engl.brace (Schifib.); 
jo heißen die an den Enden der Naaen befindlichen Taue, 
durd) welche denfelben eine borizontale Drehung gegeben 
werden fann. 

Brasse , f., frz., Mäh; der ausgebreiteten Arme, etwa 
unjerer früheren Klafter od. dem Faden entiprechend. In 
der jranzöfiichen Marine redinetman 1. grande b. = etiva 
2 m.; 2. moyenne b. = 1,6 M.; 3. petite b.= 1,95, Mm. 

Brasserie, f., frz., Brauerei (j. d.). 

Brass-founder, s., engl., Gelbgießer, Rotbgieher. 

Brassing, s., engl., das Vermeſſingen, |. Meffing. 

Brass-nail, s., engl., Meifingnagel, Bronzenagel. 

Brassour, m.,jrz., Heiner Kanal in Salzgärten (j. d.), 
der das Serwajjer in die Kryftallifationsbetten führt. 

Brass-plate, s., engl., j. unter Brass I. 4. 

Brass-solder , spelter-solder,, s., engl., das Mej- 
jingichlagloth. 

Brass-wire, s., engl., der Meffingdrabt. 

Brasure, f., brazure, f., ir}.; 1) das Hartloth; 2) das 
Löthen mit Hartloth; 3) die Löthſtelle. 

Bratenwender, m.,frj.tourne-broche, m., engl.turn- 
spit, broacher, zum regelmäßigen Umdreben des Brat- 
fpiekes, frz. broche, f., engl.broach, spit, ineinem eifernen 
Geſtell, dem SBratboc, dienende Vorrichtung ; meist find dieſe 
Maſchinen wie Thurmubren fonftruirt, durch Gewichte od. 


Federn in Bewegung gefegt u. durd) ein Pendel oder ein 
Schwungrad in gleihmähiger Bewegung erhalten. Die 
durch Federn getriebenen find die beften u. jet vorzugs- 
weije angewendeten; fie find auf einem Klotz befeftigt und 
daher leicht zu transportiren. Es wirdaud) wohl auf zwei 
durch den Schornftein gehende Balken ein blechernes Rad, 
welches ringsum etwas gebogene breite Flügel hat, hori— 

ontal bejejtigt und durch den im Schornftein fortwährend 
Hattfindenben Zug in Bewegung gefeßt; dasjelbe jteht 
durch ein Betriebe mit dem Bratfpieh in Berbindung, wo- 
durch dieſer gedreht wird, 

Sratofen, m., frz. four m.& rötir,engl. oven forbak- 
ing meat, auf oder neben dem Kochherd angebrachter 
Hleinerer Ofen zum Braten u. Baden; früher machte man 
denFeuerraum meijt70 cm. lang, 42 em. breit, 15— 20cm. 
hoc), mit einem Ofenloch von 14 cm. Breite u. Höhe. Hie- 
rauf jegte man die Brathröhre, d. h. einen Eiſenkaſten, auf 
zwei quer über die Feuerung liegende Eiſenſtäbe, doch jo, 
daß jie von allen Seiten vom Feuer umjpielt werden konnte, 
worauf der Herd vollends aufgemauert und 12 cm. über 
der Nöhre zugededt oder gewölbt wurde. Beiden jegigen 
modernen und ſehr vervolltommneten Küchenfeuerungen 
ijt der Bratofen häufig zugleich mit den eigentlichen Koch— 
vorrichtungen zu heizen, in anderen Füllen aber hat er ein 
eigenes Feuerloch, jo daß er, auch ohne den übrigen Raum 
der Kochmaſchine zu heizen, benußt werden fann ; die Ein— 
richtung ift danach, jowie in anderer Beziehung, ungemein 
manchfach; j. d. Art. Kücheneinrichtung, Ofen und Herd. 

Brätfche, f.,joheigen in manchen Gegenden die Steuer: 
ruder der Flöße. 

Bratfcirn, m., Blehwand zum Vorftellen vor das 
Teuer beim Braten auf offenem Herd, um die Hite beſſer 
zufammen zu halten. 

Bratfeite, f., der Theil einer Küche, wo die Braten 
zubereitet werden, im Gegenjaß zur Mundfeite, wo zu: 
gerichtet wird. 

Bratfpill, n., liegendes Spill, frz. vindas, guindeau, 
m., engl. windlass (Schiffb.), auf dem Vordertheil be 
findliche Welle, mit ihren Köpfen (Zapfen) horizontal auf 
einem Bod, der ßratfpillbecting, frz. bittes f.pl. du vindas, 
engl. carrick-bitts, pl., windlass-bitts, pl., rubend, zum 
Aufwinden des Anters. In viertantige Durdylochungen 
der Welle werden Hebebäume, die Bratfpillfpaaken, behufs 
der Drehung geitedt. Um das unzeitige Zurüddreben ver- 
hüten zu fönnen, find Löcher in das B. gehauen, in welche 
Sperrflinten, Ballen, eingreifen. 

Brattishing, brandishing, s., engl., altengl. bretiz- 
ment, bretasying, bretise, eigentlich ſ. v. w. bretöche, 
doch auch für Bruſtwehr, durchbrochene Brüjtung gebr. 

Sraubottid;, m., frz. brassin, m., bac, ın., engl. bre- 
wing-vat ; man fertigt en meijt aus Holz, Stein od. 
Kupferbleih: hölzernen Bottichen giebt man auf unter 
2000 1. Inhalt 4 cm. jtarle Seitenwände und Böden u. in 
Entjernungen von höchſtens 55cm. Spreizbölzervon Sem. 
im I) Stärfe; mit dem Kubikinhalt fteigert fi) die Stärfe, 
fo daß bei 6000 1. u. darüber 7 em. gerechnet werden. Bei 
den Quelbottichen rechnet man auf 1cbm.trodenes Getreide 
2°/, cbm. Bottichraum, erel. 1dcm. Bordhöhe; die Bottiche 
macht man nicht gern unter 1 m., eben fo ungern über 1,,, m. 
hoch. Man kann die Duellbottiche auch aus Stein od. Guß⸗ 
eifenfonjtruiren. Quellzeit 2—3 Tage. Die Maifhbottiche 
werden entweder aus Holz oder Kupferblech gemacht, und 
gebt man mit der Höhe bis 1,,, m., wovon 15cm. auf den 
Seihboden fommen; er muß mindeitens ®/,, des Inhalts 
des zu brauenden Biers u. außerdem das zu verbrauchende 
Malz aufnehmen. Der Zapfbottid) hingegen muß 1*/, des 
Inhalts des zu brauenden Biers aufnehmen, excl. des 
Malzbedarjs; er wird 1,0 —1,,, m. hoch gemacht; j. übr. 
d. Art. Brauereianlage. 

Brnuereianlage, f., frz. brasserie, f., engl. brewery; 
diejelbe umfjaht das Malzhaus, das Brauhaus, Pferde⸗ 


Branereianlage 











ftälle, Gefäh- und Borrathäfammern und gute Klellereien. 
Das Malzhaus liege womöglich mit der Hauptfront gegen 
Norden, das Brauhaus gegen Dften oder Weiten; die Lage 
fei troden u. luftig, aber doch vor Stürmen geſchützt; wo— 
möglid wähle man die Nähe eines Teiches. it der Boden 
feucht, jo lege man tiefe Keller an, in denen fic) das Waſſer 
anjammelt u. dann zum Brauen benußt wird. Am beften 
errichtet man das Gebäude ganz maifiv u, überwölbt we— 
nigitens den Branranm (ſ. Braufüche). In allen Räumen 
muß für viel Licht und hinreichende Bentilation, Dunſt— 
abzüge ıc. geforgt jein. Leber die Größe der Räume fol- 
gende Notizen: 

I. Fürfteinere Brauereien, 1.DasMalzhaus enthält: 
a) den Quellraum; diejer gewölbte Raum liegt im Barterre 
oder Keller u. ift vier: bis fünfmal jo groß al& der Qua— 
dratinhalt der darin aufzuftellenden Quellbottiche, welche 
auf bejonderem Fundament, hölzerne auf Schwellwert, 
jtehen. b) Die Malstenne (Keimboden); diejelbe wird am 
beiten gewölbt u. mit Platten belegt, fie ift 2,,, m. hoch u. 
ihr Fußboden liegt 1, —1,,m. unterder Erde. Man kann 
60mal jährlich malzen (8 Monatelang, vonSept. bis Mai, 
monatlich 7—$mal), der Duadratinhalt des Keimbodens 
jei alfo des jährlich nöthigen Raumes; dieſen findet 
man, wenn man auf 1 hl. trodenen Getreides 2,, qm., bei 
jtarfem Betrieb 3,, qm. Tennfläche bei 5—10 cm. hoher 
Schüttung rechnet. Das hi. wiegt circa 60 kg. c) Der 
Idwell- od. Schwalchboden, iiber dom Keimboden, 2—2,,, m. 
im Lichten hoch, durch das Gebäude durchgehend, von zwei 
Seiten ventilirt, aufdashl.3,, qm. groß; das jedesmalige 
Schwelchen dauert 14 Tage. d) Die Maljdarre ; man fann 
fünfmal darren während einmaligen Malzens, und rechne 
daher auf 1 cbm. Malz 4 qm., oder auf 2,, hi. trodenes 
Getreide bei befonderer fFeuerung 1 qm., bei Dampjfefiels 
feuerung das Doppelte; es wird höchſtens 7 cm. hoch au 
Drahthorden oder Siebblehböden aufgejchüttet. Iſt die 
Darre überwölbt, jo erhält fie 2,,, m., bei Baltendede3 m. 
Höhe; der Gang wird 1,,, m. breit. Für hinlängliche Dunſt⸗ 
röhren forge man. e) Maljkammer, zum Aufbewahren des 
Darrmalzes, pro 10 hl. 3qm. groß, ercl. des Ganges 
zwiſchen der Schüttung; in derfelben oder im Darrraum 
jteht die Siebtrommel zum Entleimen des Malzes; jie bes 
fommt 0,,,—0,, m. Durchmefjer bei 2,,,—3 m. Länge. 
f) Den Boden zum Aufbewahren der Gerſte it nach dem 
jährlichen Bedarf zu bemeſſen. Außerdem enthältdasMalz- 
haus noch g)den Einfprengeranm, der aufden täglichen Ver— 
brauch von Malz, mit 3,, qm. pro hl., zu berechnen ift, u. 
h) die Ichrotmühle mitcirca 18 qm. Grundfläche. — 2. Das 
Brauhaus enthält: a) den Maifdranm mit den Maiſch— 
bottidyen und Stellbottichen, darüber ein Waſſerlkochfaß 
(Zapfbottich); j. Bottich u. Braubottich. b) Die Grauküũche 
(}. d.) mit der Braupfanne (j.d.). Die Größe der Braus 
pfanne ijt *°/,, der Biermenge weniger 0,3, ebm. für jeden 
hl. genommenen Malzes, weiliovielim Malz zurüdbleibt. 
Wird auf 2: od. 3mal gekocht, jo braucht die Pfanne nur 
’/, 0d.’/, jo groß zu fein. ce) Den Würzranm mit dem Würz- 
trog od. Grand, der, aus Stein od. Kupfer hergeitellt, circa 
7, der zu gewinnenden Würze fafjen muß. Die Größe des 
Maifchbottichs joll— !"/,, des Inhaltes an Bier fein, den 
man erzielen will; eben jogroß der Inhalt des Zapfbottichs 
plus dem Malzinhalt. Der Raum für den Zapfboden 
1,010 m. hoch. 17 hl. Aufguß geben 10 hl, Bier. — 
3. Das Sährhaus enthält: a) den Kühlraum von 2—2,, m. 
Höhe, darin das Kühlſchiff 30—35 em. body, auf I hl. 
Würze bei 5 cm. Be 2 qm.,feinesfalls aber 
weniger als O0,, qm. Bodenfläche, Schichthöhe 15 cm., ein 
Waſſerreſervoir vonder Größe des Maiſchbottichs u. einen 
Gang von O,,, m. Breite rings um das Kühlichiff, welches 
hoch —*— muß. b) DerGährranm liegt 1,,,—2 m. in der 
Erbe, iſt 2,90 3m. hoch undgewölbt. ier Hehen die Gähr- 
bottiche, diefelben find 1—1,,, m. hoch, ihre Größe ift ®/, 
des Suds. Zu Ermittelung ihrer Zahl diene, daß unters 


— —— — —— — — — 





man das gekühlte Bier direlt herunterlaufen u. von da in 
den darunter liegenden Keller. Noch iſt nöthig c) eine 
Hopfenkammer, welche oben liegt u. pro 10 hl. Hopfen '/, qm. 
groß ift, dann ein Spülraum im Barterre, ein Faßboden, 
Holzſchuppen c. Ueber jpezielle Einrichtung der Keller ſ. d. 

I. Fürgrößere Brauereien, 1. Malzbereitung. Weich- 
faften od. Quellbotti von Holz, Cement od. Stein. Für 
1 hl. Getreide jamt Weihraum O,,, cbm. Haufentenne 
für 1 hl. Gerfte 1, qm. Malzdarre, Fläche = "/, der 
— Beſte Temperatur der Haufen 12—16® R. 

ie Vermehrung des Raummäßes zwijchen Gerſte und 
fertigem Malz ift 2 Proz. Die beiten Higegrade find an- 
fänglich 25—30, dann 45—54 umd zuleßt 60°R. — 
2. Schroten. Korn am beiten fünfmalgebrocdhen. — 3. Pfaune. 
Mit Rüdficht auf die Verluste durch Kühlen u. Eintochen 
u. auf den Raum für das Einfieden pro hi. Malz 1,,— 1,4 
cbm. Bfannengröße, wobei geredet ift, daß auf 3"/, hl. 
Winterbier od. 3 hl. Sommerbier (Lagerbier) Ihl.trodenes 
Malz verwendet wird, Die beite Form der Pfannen ift 
Länge = /, Breite, Höhe circa die Hälfte der Breite. — 
4. Maifhmafchine. Prohl. Getreide 2,,cbm. Raum. Yäus 
terkaften für 1 hl, trodenes Malz, 1,,—1,, qm. Bodenfläche 
Biergrad pro I hl. Getreide 1”/,hl. Inhalt. Die Maifche 
foll aus der Mafchine nad) dem Läuterkaſten in höchſtens 
2 Minuten durd das Bentil laufen. — 5. Pumpen. Did: 
maischpumpe in 5 Minuten 30 hl. Anjtatt der Kolben— 
pumpen wendet man jept mit Bortheil Centrifugalpumpen 
an. Bierpumpe pro Minute 1 hl. — 6. Bierkühler pro 1 hl. 
Pfanneninhalt 1'/, qm. Kühlfläche. — 7. Wafferbedarf wird 
verichieden angegeben, beträgt aberzwifchen der2—4fadhen 


f Menge des produzirten Bieres, wenn das für das Reinigen 


der Gefüße nöthige Wafler hinzugerechnet wird, [Schw.] 

Brankeffel, m., j. d. Art. Braupfanne. 

Brauküde, f., diefe enthält die Braupfanne, oft auch 
den Maijchbottich, eine Heinere Pfanne zum Hopfentochen 
und hinlänglid Plak zum Reinigen der Fäſſer und des 
Geſchirrs; die B. muß 4., —6 m. hoch, womöglich gewölbt 
ſein, mit einer Seite gegen Nord od. Nordweſten liegen; 
Helligkeit und leicht zu verſchaffender Luftzug find Haupt- 
erforderniffe. Die Fußböden ſämtlicher Räume, in denen 
Bottiche jtehen, müffen abhängig gemacht werden, u. zwar 
ſo, daß der Bottich auf dem höchſten Punkt fteht. Die Küche 
einer kleineren Brauerei ſoll incl. Bfanne u. Geſäße unge- 
fähr die 12fache Grundfläche haben, als die Grundfläche 
des gröhten Bottichs beträgt; wird aber der Maifchbottich 
gleichzeitig als Zapfbottich gebraucht, fo reicht ungefähr 
die Hfache Grundfläche des Bottichs aus. [Schw.| 

Braukufe, f., j. d. Art. Braubottich. 

Braun, jrz. brun, engl. brown. Das B. gehört weder 
zu den Hauptjarben, noch zu den prismatijchen Brechun— 
gen, jondern ift ein nad) dem Schwarz zu abgetöntes 
Selb; wenn es nad) anderen Farben hin ſchimmert, jo iſt 
dies befonders zu erwähnen, 5. B. Rothbraun, od. es wird 
dann aud) nad) ähnlich gefärbten, allgemein befannten 
Begenjtänden benannt, —— Bimmetbraun ıc. B. 
als Farbe des Schattens und Schmupßes ift weder in der 
Heraldik, noch in der Symbolif verwendet worden, obwohl 
es als Symbolifirung der Beſcheidenheit u. Sanftmuth 
verwendbar wäreund auch wohl einen Anftrichder Trauer 
bat. Das B. auf antiten Malereien beweijt ſich ſtets bei 

enauer Unterſuchung alsein Gemiſch von Ocher u. anderen 
den in robem od. gebranntem Zustand mit Koblen- 
ſchwarz. In neuerereit hat man jehr viele Mittel zu Er: 
zeugung der braunen Farbe. Die hauptiächlichiten find: 

A. Braune Saftfarben. 1. Sepia (j.d.). Vegetabiliſche 
Säuren haben feine Birkungen auf die Sepia, jtarfe mine: 
ralijche machen fie noch mehr braun. Man reibt diejelbe 
auf einer Glasſchale zu feinem Pulver, macht dies durch 

59 





468 





binreihendem Waſſer eine Stunde gekocht, die Brühe ab— 
gejeiht, mit Gummi arabicum — u.eingedidt. Dieſen 
Saft ſchwitzt der Baum manchmal von ſelbſt aus: die 
äußeren diden Schalen der welſchen Nüſſe geben ein ähn- 
liches B.; ſ. d. Art. Nußbeize. — 4. Eingedicter Füsholzfaft, 
Kaffee-Ertrakt, Abfud von Ruß, Tabaksfaft, überhaupt viele 
— Pflanzentheile geben durch Auskochen 
raune Farben, wohin auch das Katechu gehört; der im 
Waſſer auflösliche Theil des Gummilino giebt eine roth— 
braune Farbe. — 5. Brauner Karmin, eine Auflöfung von 
Kölniſchem B. (f. B. 6) in ftarfer Lauge mit fonzentrirter 
Zuderauflöfung verjegt; mit wenig Waſſer löslich. 

Diefe Saftfarben lafjen ſich größtentheils nur mit 
Waſſer, Effig oder Gummi abreiben, nur wenige davon 
gehen eine Verbindung mit Del ein, u. dieſe fönnen dann 
nur als Lafuren verwendet werden, da fie durchſichtig find. 

B. Braune Delfarben. 1. Brauner Lam iſt ingericbenem 
Zujtand für das Auge jehr angenehm; mit Weiß aber ver- 
bindet er ſich zu feiner jchönen Farbe, wird auch wenig an= 
gewendet, da er in der Dauer nicht zuverläffig ift. — 
2. Ihittbraun erhält man durch Ablochen verichiedener 
Baumrinden, iſt Schwierig zu reiben, muß vorher pulverifirt 
u. 24 Stunden lang eingeweidht werden. — 3. Raflanien- 
braun in Oel. Dan mijcht rotben Ocher und Schwarz; 
wünjcht man die Farbe heller, jo ſetzt man gelben Ocher 
zu. Um der Farbe einen größeren Neichthum zu geben, 
fann man ftatt des rothen Ochers Zinnober nehmen, jtatt 
des gelben Ochers Steingelb zujepen. — 4. Mumie. Sie 
ift beftändig, von jehr gefälligem Ton, bei. mit etwas 
Ultramarin vermiſcht. Zum Farbengebrauch muß man 
jolhe Mumienftüde ausfuchen, welche dunkel u. glänzend 
auf dem Bruch find. Introdenem Zustand u. beim Reiben 
giebt die Mumie einen ftarten Geruch, der eigenthümlich 
u. mit feinem andern vergleichbar iit. Bor dem Gebrauch 
muß fie zerſtückelt u. etliche Tage im Waſſer eingeweiht 
werden. Dasobenjtehende Unreine wird abgegofien, dann 
wird die Mumie in Wafjer gerieben, auf einem Filter 
6— mal ausgewaſchen, hierauf jorgfältig getrodnet, pul= 
verifirt u. in einem Glas, gut verſchloſſen, zum Gebrauch 
aufbewahrt. — 5. Asphalt (j. d. XVIII.). — 6. Kaffeler 
Erde (Kölniſches Umbra, Köln. B.), ſchwarzbraun, fein: 
erdig u. zerreiblich. Bis zum Glühen erhißt, entzündet fie 
ſich u. verglimmt dann unter Verbreitung eines bitumis 
nöjen Geruchs, mit Nachlaſſung einer geringen Menge 
weißer Aiche. Dieſe Erde giebt in der Glasmalerei einen 
durchfichtigen, gefälligen Ton, tft aber unbeftändig, indem 
jie leicht in Grau übergeht, auch durch die übrigen Farben 
mit der Zeit bervortritt. Wenn man die Kafjeler Erde in 





C. Braune törperfarben. 1. Asphalt, auch als Yad- 
farbe verbraud)t; j. d. Art. Asphalt. — 2. Bifer (j. d.). — 
3. Brauner Ocher, j. d. Art. Ocher. — 4. Umbra (j. d.). — 
5. Mangan, j. d. Art. Braunftein. — 6. Braun aus Berliner 


Farbeſtoff ans Meinkohlentheer. Das aus Steinfohlentbeer 
gewonnene Drangeroth (f. d.) vermijcht man mit dem 15: 
bis 20fachen Gewicht Nordhäuſer Schwefelfäure, läßt die 
Miſchung 24 Stunden jtehen und verdinnt fie dann mit 
Waſſer; durd Einwirkung von Chromfäure od. Salpeter: 
fäure in der Wärme wird fie intenfiver braun. Die meijte 
Anwendung finden alle diefe Farben in der Delmalerei; 
j. daher unter B. [Ms.] 

D. Braune Glasmalerfarben beitehen meiſt aus Eijen. 
Geeignete Mifchungen find: Eijen u. Zink, jedes in Salz— 
ſäure gelöft, mit Waſſer verdünnt und durch kohlenjaures 
Kali gefällt. Nachdem der Niederichlag getrodnet u. aus: 
gewaichen ijt, mengt man geſtoßenes Kryjlallglaszu. Auch 
Kobaltoryd, mit Manganoryd u. Eifen gemengt, aufgelöft 
u. mit Kryitallglas verjeßt, giebt ein jchönes B. [Schlz.) 

braunbeizen, branuumaden, braunen, brünicen, at. 3., 

| fra. brunir, engl.tobrown (Metallarb.). Des Brünirens 

| bedient man ſich, um bei Eifenarbeiten, bei. bei Orna- 
menten, Beichlägen, Flintenläufen 2c., das Metall vor 
tiefer greifender Orydation zu fügen, indem man die 
Oberfläche des Körpers miteiner dünnen Orydichicht künſt⸗ 
lic) überzicht. Zum B. der Flintenläufe wandte man früber 
Antimonbutter (Antimondlorid)an. Man vermijchte das 
Antimonchlorid mit Del u. riebdas Eiſen wiederhoft damit 
ein, bis der Ueberzug ſtark genug erſchien. In neuerer 
Beit wendet man jtatt der Antimonbutter Ehlorzinklöfung 
mit gutem Erfolgan. Gutelleberzüge liefert auch hundert- 
fach mit Wafjer verdünnte Salpeterfäure, mit weldyer mar 
das Metall mehrmals bejtreicht, jeden einzelnen Anitrich 
aber trodfen werden läht. Wenn 1 Theil Eifenvitriol in 
20 Theilen Waſſer gelöjt u. diejer Löfung etwas Schwefel: 
äther zugejeßt wird, foerhältman eine zwargute, aberjehr 
langjam wirfende Brünirungsjlüjjigfeit. Als. 
raun-Bleierz, n. (Miner.), ericheint grün in vielar: 
tigenNuancen ins Gelbe, Rothe u. Braume, feit- u. wachs⸗ 
glänzend; jpez. Gew. 7,.,. Vgl. d. Art. Grünbleierz. 

Brauneifenftein, m., Branneifener;, n., Limonit, Wicfen- 
erz, Qucller;, Sumpfer; 2c., frz. limonite, f., hömatite f. 
brune, fer m. oxydé hydrat&, engl. brown iron-ore, be— 
ſteht wejentlich aus Eilenoppd Ei wenn man die 
verſchiedenſten Beimengungen, die jehr häufig vortommen, 
nicht beachtet, erjcheint tropfjteinartig, traubig u. nieren⸗ 

förmig (Linfenerz, Sphärofiderit, Thoneifenftein), derb u. 

inerdigen Bartien; auch mit faferigem Gefüge, flachmuſche⸗ 


einem Tiegel gut verſchließt u. verfchiedenen Hiegraden | ligem oder ebenem Brud) (dicht). Er ript Flußſpat, ift 


ausſetzt, jo erhält man verfchiedene braune Farbennuan— 
cen, bei ftärferer Hitze aber einetiefbraune Farbe; es wird 
jich in der Farbe ein Flammenfeuer entwideln u. fo lange 
fortglimmen, bis die brennbaren Stoffe daraus verbrannt 
u. verflüchtigt jind; dann läht man fie erfalten, reibt fie in 


ripbar durch Feldipat; jpez. Gew.d,.— 3,4. Ererjcheint 
nelfen= oder gelblichbraun, ſchwach fettglängend bis matt, 
wird vor dem Löthrohr magnetifch u. ſchmilzt nur ſchwer 
an den Kanten; inSalzläurelösbar, oftmit Hinterlafjung 
eines Fiejeligen Rüdftandes. Die verfdiedenen Arten des 


braunen 


469 


Braunflein 








B.3, die man alsfaferig, dicht, ocherig, erdig, kalkig, thonig, 
kiefelig unterfcheidet, findet man fajt ſtets mit einander u. 
meiſt jo geordnet, daß der dichte, gemeine Sranneifenfein, frz. 
fer m. en roche, engl. compact brown iron-ore, die be— 
träcdhtlichiten Maſſen ausmacht, der faferige B., braune Glas- 
kopf, fr. hydrate de fer coneretionne, fer oxydé brun 
fibreux, engl. ibrousbrowniron-ore, mehr in Weitungen 
u. in drufigen Räumen, der erdige oder ocherigt B., Brann- 
eifenoder, —— brunterreux, engl.ochry brown 
iron-ore, aber als Ueberzug vorfommt. Selten fommt vor 
der fhlakige Brauneifenfein, Stilpmofiderit, frz. fer oxyde 
noir vitreux; iiber den thonigen Branneifenflein ſ. d. Art. 
Thoneifenjtein, brauner, | Wf.] 

braunen, aft. 3., j. braunbeizen. 

Braunerz, n., wird das kalkige Braumeijenerz genannt. 

Braungelb, n., eigentlich ein helles Braun, durd) Mi— 
[hung von Braun u. Gelbod. Gelb mitwenig Schwarz u. 
etwas Roth zu erreichen; für die Rorzellanmalerei aus 
1 Th. ep al Nideloryd, 1 Th. Antimonfäurchy: 
drat, 2 Th. Zinkoxyd u. 10 Th. Flußmittel herzuftellen. 

Braunholz, n., j. Kampeſcheholz. 

Braunit, m., waſſerfreies kryſtall. Manganoxyd (I. d.). 

Braunkalk, m., frz. chaux f. carbonat6e ferromag- 
nesiföre, engl. bitter-spar, brown-spar, eine Art des 
Bitterfalts; die Kryftalle find wie bei den anderen Bitter: 
taltgattungen ;neben den Kryftallen find ihm häufignieren- 
und jtaudenförmige Geftaltungen eigen, doc) erſcheint er 
auch zellig u. in derben Maſſen. Das Gefüge iſt blätterig, 
ins Faſerige übergehend, der Bruch feinfplitterig ins Un— 
ebene, perlmutterglängend. Der B. wird beim Schmelzen 
gewifjer Erze zugejeßt, um felbige leichtflüffiger zumachen. 

Sraunkohle, f., frz. lignite, m., engl. brown-coal. Die 
Farbe derB, wechieltvom Lichtbraunen bis zum Schwärz— 
lihbraunen ; fie ericheint, mit jehr geringen Ausnahmen, 
ſchwachglänzend od. matt; ſpez. Gew. 1,—1,. Als Arten 
unterjcheidet man, nach den verfchiedenen Entwicelungs- 
graden, od. richtiger nad) den Immandelungsitufen, welche 
die der Braunkohlenbildung zuGrunde liegenden Pflanzen 
reſte erlitten haben: 1. Bituminöſes Holz, auch faſe— 
rige od. holzige B., Surturbrand gen., frz. bois bitumi- 
neux, lignite fibreux, engl. bituminous wood; Mafien 
von mehrod. weniger deutlihem Holzgefüge u. erfennbarer 
Holzgejtalt. 2. Gemeine, aud ungeformte Braun- 


tohle, frz. honille brune, f., engl. common brown-coal, | F 


nur nod) wenige Spurenvon Holzgefüge, derb, aud) erdig 
bis zum Mufcheligen. Hierher gehört aud) die Nadel— 
tohle, Bajtkohle 2c., nur nad) ihrer Geſtalt jo genannt. 
3. Pechkohle, frz. lignite pieiforme, engl. pitch-coal, 
derb, nur felten, meijt mehr gegen die Außenſeite, mit 
Spuren von Holzgefüge u. Holzgeitalt; Bruch volllommen 
mujchelig, ſammetſchwarz ins Pechſchwarze. 4. Moor: 
kohle, —— B., aud) Trapezoidalkohle gen., frz. 
houille limoneuse, engl. moor-coal, aufgelöfte B. ohne 
alle Holzgejtalt; meiſt riffig, geborften, voller Sprünge. 
5. Bapier= od. Blätterfohle (Laubkohle), frz. houille 
feuilletee, engl.foliated-coal, ein Haufwerfvon Blättern, 
welche oft faum Papierſtärke haben und biegjam find. 
6. Erdige Braunktohle(Erdlohle), frz. ligniteterreux, 
cendres noires, f. pl., cendres f. pl. d'engrais, engl. 
earth-coal, aud) sehlkee B.gen., ftaubartige Theilevon 
—— Zuſammenhang, Bruch erdig, abfärbend; unter 
diefelbe gehört die Umbra. 7. Die Baſtkohle, mit baſt— 
artigem Ausfchen. 8. Die Nadeltohle, welche ſich in 
Sejtalt einzelner, lofe verbundener Nadeln findet. 9. Die 
ihieferige oder Schieferbraunfohle, welche fich 
ſchieferig abgefondert findet. — B. verbrennt beim Erhipen 
unter unangenehmem Geruch und hinterläßt ziemlich viel 
Nice, deren Menge bei den verschiedenen Brauntohlen- 
forten zwijchen 1 u. 20 u. mehr Prozent ſchwanken kann. 
Bei trodener Dejtillation liefert fie diefelben Stoffe wie 
Holz, nur in geringerer Menge, u. giebt oft mehr als die 


juchungen ſchwankt der Gehalt 


an Kohlenstoff zwischen 50 — 70 Prozent, 
„Wafleritof „ 4,5 Tu 
„ Saurtoff ö „15-2 „, 


B. kommt vor im Hügelland, am Fuß von Gebirgs- 
zügen, in fehr zerriffenen u. zerfchnittenen Bergpartien. 
Sie bildet mit Ablagerungen vpn Sandjtein, Kalklſtein, 
Thon u. Mergel diefog.Braunkohlenformation. Manchmal 
fommt die B. auch untergeordnet inverfchiedenen Sliedern 
älterer Formationen oder aud) in den jüngeren Diluvial- 
u. ſelbſt Alluvialablagerungen vor. Zu den Merkmalen, 
auf welche man die Hoffnung der Auffindung von B.n 

ründen fann, gehören: Hügelgeftaltung der Bodenober= 
face, Sand- od. Kiesbänke von weiher Farbe, lichte, ge— 
ärbte Thonſchichten, vor allem aber der Töpfer: od. pla= 
jtifche Thon. Außer ald Brennmaterial (j.d.) wird ſie auch 
zu einer ordinären braunen Malerfarbe verwendet (Köl— 
nijches Umbra). Die zerfallene B. wird in Ziegelformen 
eitrichen, j. Torf. Die Brauukohlenaſche muß man in feuer— 
Feften Behältern bewahren, da jie ehr lange glimmt. In 
Gegenden, wo Braunkohlenfenerung üblich iſt, mache man 
die Schornfteine etwas weit, weil fich viel Ruß anjept, 
welcher fich auch jehr leicht entziindet. Die Ajche ift meiſt 
reich an Thonerde, Eifenoryd u. Schwefeljäure; mar zus 
weilen enthält fie in größerer Menge Kalt u. etwas Kali 
u. kann dann, mit Miftjauche übergofien, als Dünger an— 
gewendet werden. [| Wf.) Schon jeit Jahren ift die Ge— 
winnung von Mineralöl u. Baraffindurd) Dejtillation der 
B. bef. in der Provinz Sachſen ein bedeutender Induſtrie— 
zweig geworden, j. d. Art. Mineralöl, Kamphin, Baraffin, 
Photogen ıc. [Schw.] 

Braunkohlenfandftein, m., frz. grösm.Alignite, engl. 
brown-eoal-grit; ſ. den Art. Sandſtein. 

Braunroth, n., 1. Englifdy Roth, frz. rouge m. d’An- 

leterre, engl. trip, brown-red, iſt ein braunrothes 

iſenoxydhydrat; ſ. d. Art. Engliſch Roth. — 2. Eine ähn- 
liche braunrothe Farbe kann man darjtellen durd) Ber: 
mijchen einer der unter d. Art. Braun angeführten Farben 
mit Roth od. auch aus caput mortuum (f. d.), oder durch 
Herftellung eines innigen Gemenges von 1 Th. Eifenroft 
mit 10Th. Mennige. Beim Zerreiben diefer tiefbraunen 
Mafje erhält man ein Bulver von angenehm röthlichem 
arbenton. 

Sraunfhweiger Grün, n., fr. vert m. de Brunsvie, 
engl. Brunswick-green, ein meergriiner Farbjtoff, bejtcht 
twejentlich aus baſiſch foblenfaurem Kupferoxyd und wird 
durch Fällen einerflupferlöfung(Kupfervitriol) mit kohlen⸗ 
jauren Nltalien od. Kreide u. durch Verſetzen mit weihen 
Körpern, wie Permanentweiß, Gips ıc., gewonnen. Es 
empfiehlt ſich bej. deshalb als Delfarbe, weil fich mit der 
Beit ein ſchön grünes, öljaures Kupferoryd bildet. Zu 
Delfarbenanftrich eignet fi eine Mifchung aus 3 Th. 
Braunschweiger Grün und 5 Th. Bleiweiß; diefelbe iſt 
anfangs blaf, jedoch mehr bläulich als grün u. nimmt nach 
Fahren an Schönheit zu; j. Grün u. Bremer Blau. | Wf.] 

Braunfpäne, m. pl., ſ. Kampeſcheholz. 

Sraunfpat, m., irz.dolomite, f., eine Abart des Kalt: 
ipats, meiit grünlich-, gelblidy-, röthlich-, milchweiß, vom 
Röthlichen ins Rofenrothe, Blutrotheu. Braunrothe über: 
gehend. Sein Bruch ift derb, eingefprengt, mitunter auch 
eiförmigsfugelig, zerfrefien u. mit tafelartigen Eindrüden 
auf einerzartdruftichen Oberfläche verſehen; häufig kommt 
er aud) ryitallifirt vor. Er iit etwas härter als Kalkſtein, 
ſpröde, leicht zeriprengbar u. ziemlich ſchwer; man findet 
ihn indem ſüchſiſchen Erzgebirge bei Freiberg, Schneeberg, 
Annaberg u. im Neuftädter Kreife bei Kunersdorf, ferner 
in Böhmen, Schwaben, Thüringen u. im Harz. Er giebt 
gebrannt einen jehr guten, wajjerdichten Mörtel. | W.] 

Braunflein, m., Pyrolufit, Polianit, m., Manganfnperorn?d, 
und Manganhnperoryd, n., Ölasmaderfcife, f., frz. manga- 


Brauofen 





470 


Breast 














nöse m. oxyde, savon m. de verrerie, pyrolusite, m., 
engf. black-wad,, manganese-ore, bejteht aus Mangan 
und Sauerjtoff im Gewichtsverhältnis 56 : 32, findet fich 
ingeraden rhombiſchen Säulen od. jtrahlig kryſtalliniſchen 
Maſſen, jehr ſchwer, jtahlgrau, im böhmifchen u. im jäch- 
fiichen Erzgebirge, am Harz, in Thüringen, Schlejien, Un— 
garn ꝛc. Meift ericheinen Manganerze, welche in der All— 
gemeinheit ihrer Verbreitung dem Eifen und jeinen Erzen 
wenig nachſtehen, auf Bängen, minder häufig auf Lagern 
u. nurjelten rein od. in großen Stüden; wird inder Glas: 
fabrifation, Schmelzmalerei, Papierfürberei, zu Dar: 
jtellung von Sauerftoff und Chlor x. verwendet. [ Wf.] 

Srauofen, n., frz. four m. & brasser, engl. brewing- 
oven, Ofen unter der Braupfanne. Er muß; bequem für 
die Arbeiter liegen, das Waſſer ſchnell, mit möglichſt wenig 
Holz wärmen und der Braupfanne wenig. jchaden. Der 
Maiſchbottich muß in feiner unmittelbaren Nähe ſtehen; 
der Ofen fann einige cm. höher fein als die Bottiche, Damit 
das a. ausderaufdem Dfen jtehenden Pfanne bequem 
in den Bottich ablaufen kann; für Holzfeuer redjnet man 
45—50 cm. vom Rojt bis zum Piannenboden u. macht 
den Feuerraum nad) unten zu koniſch, ſo daß der Roſt viel- 
leicht /,—"/, der Keſſelbreife hat; das euer zieht fich im 
Kanal an den Seiten des Keſſels hin u. tritt am hintern Ende 
in einen zweiten fleinen Ofen, wo es in Zügen hin u. her ge- 
leitet wird unter dem Boden einer Heineren u. ſchwächeren 
Panne, in welcher Waſſer zum Nachfüllen der großen 
Pfanne durd) die jonft verloren gehende Hite vorgewärmt 
wird. Diejehr verſchiedenen Konſtruktionsweiſen fiir dieje 
Oefen einzeln aufzuzählen, würde hier zu weit führen. 

Braupfanne,f.,Braukeffel,m.‚frz.chaudiere fa brasser, 
engl. brewer's copper, großes vierediges od. rundes Ge⸗ 
fäh von ftarfem Kupferbled, fo in den Brauofen einge: 
mauert, daß unter demjelben gefeuert u. e8beim Reinigen 
herausgenommen werden fann; e3 wird meift u. am vor: 
theilhafteſten eine flache Form der Pfanne angewendet, da 
ſich die Würze in der flachen ehererhißt. Die B.muß ihreige- 
nes Fundament haben; ihr Kubifinhalt ift 1%/, des Inhalts 
der zu brauenden Dienge Bier, wovon man 4 ]. pro hl. des 
nöthigen Malzes abzieht. Man nimmt am bejten %/, der 
Länge zur Breite und ’/, der Breite zur Höhe, macht aber 
die Hanne nicht gern über O,,, m. hoch. Die Stärke des 
Stupfers nimmt man meift an wie folgt: zu den Böden 
mindejtens 30—65 kg. pro qm., zu den Wänden 18—30 
kg. pro qm. Die oberen Ränder macht man 12—14 cm. 
breit; j. übr. d. Art. Kejiel. (Schw.| 

Braufchhols,n., nenntman alles leicht zuverarbeitende, 
aber nicht haltbare Holz. 

Braufeerde, f., rother Eifenthon (f. d.). 

Braufekalk, m., ſ. d. Art. Kal, 

Braufefein, m., j. d. Art. Zeolith. 

Brautthüre, f., frz. porte f. de mariage, engl. mar- 
riage-gate, hieß an den gothiſchen Kirchen des Mittelalters 
ein Portal an der Nordjeite, unter defjen eingehenden 
Bogen die Brautpäre eingefegnet wurden, und an dejjen 
Pfeilern meift die thörichten und Hugen Jungfrauen, den 
„Bräutigam“ erwartend, dargejtellt waren. Fig. 833 
jtellt eine der Schönjten erhaltenen B.n dar. 

Bravette, £., jrz., gedrüdter Pfühl; ſ. d. Art. Pfühl 
und Tore corrompu. 

Bray, m., fr3., jet auch braie gejchrieben, jpan. brea, 
theerartiges flüſſiges Harz, dient, mit Fiichthran vermifcht, 
zum Stalfatern (j. brayer und Brai). 

Bray, s., engl., frz. braie, f. (Befejt.), der Erdwall, 
false bray, fr. fausse-braie, der Niederwall (j. d.). 

to bray, a. v.,eolours, engl.,frj. broyerlescouleurs, 
Farben reiben, abreiben, einreiben. 

Brayer, m., fr}, 1. das Aufziehtau, Kübelſeil. — 
2. Klöppeltiemen der Glode. — 3. Wägebalfen einer 
Heinen Wage. 


Brayer, s., engl., fr3. brayon, m., broyon, m., der 
Farbläufer, Reiber, Reibitein. 

brayer, v. a., frz. (Schiffb.), verpichen, falfatern. 

Brazier, s., engl., 1. der Kupferſchmied, Keſſelſchmied. 
— 2. Der Klempner, Spengler, Blechſchmied. 

Brazing, s., engl., 1. das Hartloth. — 2. Das Löthen 
mit Hartloth. 

Breach, s., engl., frz. breche, f., 1. (Kriegsb.) die 
Breſche, Sturmlüde, der Wallbruch. — 2. (Bauw.) der 
Mauerbrud, Sprung, die Breſche. 

Breaching-battery, s., engl., die Brejchbatterie, j. 
unter Batterie. 

Breadth, s., engl., die Breite, 1. b. in the clear, die 
Lichtenweite, Breite im Lichten eines Raumes. — 2. b. of 
the day, die Lichtenbreite, Lichtenweite eines Fenfters, 
einer Thür. — 3, b. at the top, width of formation, die 
Sronenbreite eines Strafendamms, Eifenbahndamms, 
— 4, b.ofthe flanning, Breite der Laibung, Fenftertiefe. 

Break , s., brisure s. ofa wall, engl., der Knick, die 
Bredung einer Mauer (in deren Längenrichtung); b. of 
the curtain (Sriegsb.), die Bredung des Mittelwalls, 
die innere Brifüre; b. in a wall, die Blinde, Nijche, das 
vertiefte Feld. 








dig. 833. Brautthlre zu St. Seebald in Nürnberg. 


to break,v.a.,brecdhen, 1.t0b. the colours, die Farben 
brechen, ſtimmen. — 2.to b. the corners, abecken, die 
Kanten beſtoßen, die Eden verbrechen. — 3. to b. joint, 
den Verband verwerfen. — 4. to b. the joints, mit wech⸗ 
jelnden Fugen, in Verband mauern, die Fugen wechiein. 
— 5. to b. down timber, das Stammbolz (zu Schirrbolz) 
zurichten, ausjägen. — 6. to b.-up a bridge, a camp x., 
abbrechen. — 7. to b.-up a paving, Pflajter aufbrechen, 
aufreifen. 

Breaking, s., engl. (Hüttenw.), das Durchbrechen bei 
der Herdfriicherei; Breaking-up, das Aufbrechen. 

Breaking-grain, s., engl. (Steinm., Maur.), das 
faliche Lager. 

Break-iron, s., engl., die Klappe, das Obereifen am 
Doppelhobel. 

Break-joint, breaking-joint, s., engl. (Maur.), der 
verworfene, verdorbene Verband, 

Break-water, s., engl. (Wajjerb.), der Wellenbrecher, 
die Risbanf, Rißbank. 

Breast, s., engl., die Bruft, 1. b. ofa chimney, die 
Vorderjeitedesftamins. — 2.b. ofan embrasure( Beieit.), 
die Schartenbrujt, Brüftung. — 3. b. ofa furnace (Hüt- 


Breast-borer 


seam (Bergb.), das Streb. 
Breast-borer, s., engl., Brujtleier; f. Bohrer 2D. 
Breast-height, s., engl., Brufthöhe, Brüftungshöhe. 
N u ie ee Bruſt⸗ 
geſims. 

Breast-plate, s., engl., das Bruſtbret der Bruſtleier; 
ſ. d. Art. Bohrer und Sig. 790, ©. 446. 

Breast-rail, s., engl., Brujtriegel, Brüftungsriegel. 

Breast-wall, s., engl., die Brüftungsmat:er; b. in 
breast-height, die dreifühige Brüftung. 

Breast-wheel, s., engl. (Mühlenb.), das mittelſchläch— 
tige Rad, Kropfrad. 

Breast-work,s.,engl., 1. (Schiffb.) die Schotting, das 
Scott (ſ. d.). — 2. (Bimm.) das Geländer (beſ. aus Stem⸗ 
peln u. Riegeln). — 3. (Befeft.) die Bruftwehr: 

Brercie, f., oder Aonglomerat, n., fra., br&che, £., engl. 
breceia (Mineral.), Trümmergebilde aus theils chart, 
theils jtumpffantigen abgerollten od. zugerundeten Brud)- 
ftüden u. Mafjen verſchieden großer u. kleiner Blättchen u. 
Körner, durch einen einfachen od. gemengten Teig od. durch 
ein anderes Bindemittel zufammengebalten. Es gehören 
dazu ſämtliche Sraumaden, das Todtliegende, der Sand— 
ftein,die Nagelflube, der Traf u. viele andere; hier jollen 
jedoch nur diejenigen aufs 
geführt werben, welche ges 
wöhnlich unterdem Namen 
B. od. Puddingjtein in der 
Technifvortommen. 1.Brer- 
cienmarmor bejteht aus ver- 
ſchiedenen Bruchſtücken, 
durch Kalkmaſſe verbunden. 
Man unterſcheidet hier ins⸗ 
beſondere große und kleine 
B.n, d.h. aus größeren od. 
Heineren Bruchſtücken bes 
ftehende, od. auch B.n= u. 
Brocatellen-Marmor; im 
Deutihen wird er auch 
wohl Brefce gen. ; dahin ge⸗ 
börtGiallo, Verteu.Rosso 
antico. 2. Breccienarliger 
Kalk, aus Kalkſteinſtücken 
befiebend, die durch Kalt: 
fteinmafje an einander ge: 
fittet find; dem vorigen 
ähnlich, aber weicher. — 
3. Biefel-Breccie; die durch 
ein thoniges oder kiefeliges Bindemittel verkitteten Stüde 
beftehen aus gemeinem Quarz, Hornftein, Eifentiejel, 
Jaſpis. — 4. Acgnptifche Breccie, beiteht aus einer Menge 
Fragmenten von grünem, gelbem, rothem Granit ꝛc., 
die abgerundet und durch einen Kitt mit einander verklebt 
find. — 5. Feldfpatige Kiefelbreccie; eckige Körner oder 
größere Stüde Quarz und Körper von frifchem oder zer= 
ſetztem Feldfpat find durch ein quarziges Bindemittel ver: 
einigt. Die Farbe ift grau od. weiß; ftatt Feldſpat ent- 
bält das Geſtein zuweilen eine der Borzellanerde jehr ähn- 
liche thonige Subftanz in Heinen Partien. Der großen 
Schönheit u.geringen Feitigteit wegen eignen ſich die Bree— 
cienarten mehr zu Berzierungen als zu Baufteinen. 

Breccienachat, m., frz. agate f. brache, engl. breceia- 
ted agate, j. dv. w. Trümmerachat (f. d.). Vgl. Achat. 

Srechbarkeit, f.,der Licht, Wärmes u. Schallitrablen; 
ſ. Brechung, Akuſtik, Licht, Wärme und Schall. 

Breche, f. (Waflerb.), bei fteinernen Wehren ein höl— 
zerner, mit Lehm oder Thon ausgeſchlagener Roft, womit 
die eine Seite des Sattels belegt iſt. 

Bredheifen, n., 1. auch Bredbaum, Brechſtange, Hebel, 
Sebeeifen, Geiß- oder Kuhfuß genannt, frz. anspect, m., 
levier, m., verdillon, m., engl. betty, handspick, haud- 


Fig. 834. ig. 835. 


471 
tenw.), die Ofenbruft, die Bruft des Dfens. —4.b.ofa 


brechen 


speck, erow, crow-bar, beſteht aus einer eiſernen, 1,,, bis 


1,40 m. langen, unten in einem etwas jtumpfen Winfel ge: 
bogenen oder aud) geraden, 2—5 cm. jtarfen Stange, wie 
aus Fig. 834, weldye das Eijen von der Seite, u. FFig.835, 
welche dasſelbe von vorn darjtellt, zu erjehen ift. Dasjelbe 
wird als einfacher Hebel nad) Fig. 837 mit dem Stützpunkt 
a, dem Angriffspunft der Laſt b u. dem Angriffspunft der 
Kraft e, oder als zweiarmiger Hebel nad) Fig. 836, mit 
dem Stützpunkt a auf der Unterlage, dem Angriffspunft 
der Laſt b und dem Angriffspunftder Kraft ce angewendet. 
Kann nun auc mit einem langen Hebeeifen, wenn es nad) 
Fig. 836 gebraudjt wird, jchon eine beträchtliche Laſt ge— 
hoben werden, weil dabei die Arbeiter mit ihrem ganzen 
Gewicht an dem Angriffspunkt der Kraft cabwärtsdrüdend 
wirfen können, und zu der Kraft der Arbeiter nod) das Ge— 
wicht des Hebeeijens vondem Stüßpunft a bis zu dem An— 
griffspunkt der Kraft c zugerechnet werden fann, jo reicht 
e3 doch zum Heben jehr großer Laſten um deswillen nicht 
aus, weil das Eijen zu —— und an demſelben die dazu 
erforderliche Anzahl von Arbeitern keinen Platz findet. 
Es dient daher meist nur zum Ausreihen großer Nägel, 
Aufiprengen der Schlöffer u. zum Aufheben oder Losreißen 
folder Steinmaſſen, welche bereits durd Fugen od. Klüfte 
bon ihrer Umgebung ganz oder gröhtentheils getrennt 
find. [Schw.] — 2. Auch Bredbeitel, Bredybetel , Schiefbetel, 
m., ri. ciseau m. a rompre les bordages, engl. crooked 
chisel, ripping chisel, feines ®., ftumpfer Meifel mit 
einfeitigen Ballen zum Aufbrechen von Verkleidungen, 
Küſten, Thüren x. 


eo 





brechen, alt. 3., fra. rompre, engl. to break, heißt: 
1. das durch mecdanijche Rralt herbeigeführte Bernichten 
der Kohäſion zwifchen einzelnen Theilen eines Ganzen, 
bef. eines harten Körpers oder Gegenftandes. Daher: 
2. Steine b., fr}. tirer la pierre, engl. to quarry stones, 
das Geſtein vom Felſen trennen und in Heine Theile zer: 
legen. Wenn das Gejtein jo nahe unter der Oberfläche 
liegt, daß feine jehr beträchtliche Mafje von Dammerde, 
Lehm, Sand, Schutt od. Gerölle abgeräumt zu werden 
braucht, um an dies Material zu gelangen, jo findet der 
Abbau in offenen Steinbrüchen unter freiem Himmel (zu 
Tage) ftatt u. befteht einfach darin, daß nach Entfernung 
fremdartiger Körper die Steinmaffe in größeren od. Flei- 
neren Stüden Ti re wird; iftdagegen das nupbarc Ge⸗ 
ftein fo mächtig überlagert, daß die Abdeckung zu koftipielig 
fein wiirde, fjomüffen unterirdijche Steinbrüche angeordnet 
werden, indem man horizontale und vertifale Zugänge 
(Schächte u. Stollen) zu dem Geſtein eröffnet, leßteres mit 
ähnlichen Mitteln wie beim Tagebau abtrennt und durd) 
eben jene Zugänge herausfördert; ein ſolches B. gehört 
dann jchon zum Veae Doch wendet man das Wort 
auch intranfitiv an, indem man ſagt: an dieſem Ort b. dieſe 
oder jene Mineralien, d. h. fie werden dort gebrochen. — 


brechende Släche 
3. Die Bewegung b., d. h. ihr eine andere Richtung 
geben. — 4. frz. briser, eine Treppe oder Dad b. od. mit 
einem Abſatz bauen, heißt: einer Treppe, Dad) ıc. am Ende 
od. an einer andern Stelle eine andere Richtung geben als 
zu Anfang. — 5. Licht: od. Wärmejftrablen, werden ge 
brochen od. b. fich, frz. sont r&fractes, d. h. dieje Strahlen 
gehen in veränderter Richtung in ein andere Medium 
über; f. d, Art. Brechung, Licht, Wärme und Schall. — 
6. Die Farben b., fr}. rompre lescouleurs, engl. to break 
the colours, fie entweder auf der Palette mit dem Pinfel 
mijchen und fo verſchiedene Farben (Tinten) zubereiten, 
mittels welcher man den Gemälden das Gehörige an Licht 
und Schatten geben fann; oder auf den Gemälden, der 
Wand ꝛc, oder auch ſchon beim Einmengen die Farben 
dämpfen, frz. casser les couleurs. — 7. Ralfartige Körper 
b. die Säuren, heißt, daß derartige Körper die Säuren an 
ſich ziehen. — 8. ſ. v. w. durchichlagen, eine Thür durch 
eine Mauer b., fr. percer une porte xc., engl. to break 
through a wall. 

breisende Flädye, f. (Opt.), die Fläche, welche bei der 
Strahlenbrechung das dichtere und dünnere Mittel, von 
deren einem der Strahl in das andere übergeht, jcheidet. 

bredjende Araft, f., für ein beftimmtes Mittel (Opt.), 
bat den Werth = n?—1, wo n den Bredungserponenten 
für den Uebergang des Lichts aus dem leeren Raum in 
diejes Mittel bezeichnet. Die b. K. eines Mittels ift mit 
deſſen Dichtigkeit proportional; der Werth derjelben be= 
trägt für atmofphärijche Luft O,googag- [Schw.] 

bredjender Winkel, m., ein Prisma (Optik) ift der 
Wintel, den die beiden Flächen des Prisma mit einander 
bilden. Mehr ſ. im Art. Prisma. [Schw.] 

Brechhammer, m., frj. marteau m. à broyer, engl. 
crushing-hammer, 1. ($tupferh.) dient dazu, die Platten 
des Barkupfers zu zerichlagen, um die Stüde einſchmelzen 
zu fönnen. — 2. (Maur.) aud) Fläde gen., ein Hammer, 
welcher bei, beim Einreifen der Mauern gebraucht wird; 
auf der einen Seite iſt feine Klinge jpig, in (Form einer 
Pite, auf der andern breit wie eine Hade, 

Brerhklaue, f. (Bergb., Steinbr.), ſ. v. w. Brecheiſen 1. 

Brechmaſchine, f. (Bergb.), fra. machine f. A broyer, 
engl. erushing-machine, zum Zerkleinern der Erze ıc., 
j. d. Art. Steinzerkleinerungsmaſchine. 

Brechmeißel, m. (Schlofjer), ein kurzer, ſtarker Meißel, 
j. Brecheijen 2. 

Brechnußbaum, m. (Strychnos, nux vomica, am. 
Loganiaceae) liefert das Schlangenbolz (j.d.). Er ijt 
in Südafien (Oftindien, Ceylon) einheimiſch. 

Brehpunkt, m., Stelledes Gefällwechjels im Straßen 
und Eijenbahnbau; j. d. Art. Gefälle. 

Brechſchraube, Brehwinde, f. (Kriegsb.), Mafchine zum 
Anffprengen der Thore, Ummerfen der Mauern ꝛc. bejteht 
aus einer Schraube, welche in einem mit Eiſen beſchlagenen 
Klotz gehe und mit langen Schlüſſeln angezogen wird; der 
Klotz wird an einen unbeweglichen Gegenſtand gelehnt; 
mit einer 17/,—2 m. langen, 10 em. im Durchmeſſer dicken 
Blechſchraube kann man die jtärkiten Mauern ummerfen; 
j. übr. M. M. a. W. 

Brechſtange, f., ſ. d. Art. Brecheiſen 1. 

Bredtanne, f., ſ. Lürchenbaum. 

Brechung, f., 1. (Optif) Brechung des Lichts, auch Be- 
fraktion,, frz. refraction, f., engl. refraction, ijt die Ab— 
lentung der Lichtitrahlen von ihrem geraden Weg, welche 
jie erleiden, wenn fie von einem Mittelin ein anderes übers | 
gehen. Die Lehre von der®.des Lichts heit Dioptrif. | 
Man unterfcheidet a) einfache Brechung. Wenn (Fig. 
838) der Lichtſtrahl in dem MittelM von a nady bgelangt, 
fo gebt er, im allgemeinen wenigſtens, in einem andern 
Mittel N, nicht in gerader Linie nad) e hin fort, jondern 
er wird etwas abgelentt, etwa nad) d hin; dies gejchieht 
ähnlich mit allen Strablen, wenn fie bei der Scheidefläche 
oder Scheidelinie KL der beiden Mittel angelangt find. 


— — — — — — 


472 


Brechung — 


ab iſt der einfallende u. bd der gebrochene Strabl; 
die Normale bf, im Punkt b auf der Scheidewand kl er: 
richtet, heigt das Einfallsloth, bgdeflen Verlängerung. 
Der Winkel abf zwijchen dem einfallenden Strahl u. dem 
Einfallsloth heißt der Einfallswinkel, die dur ihn 
bedingte Ebene die Einfallsebene; ferner nennt man 
den Winkel dbg zwiſchen dem gebrodyenen Strahl u. der 
Berlängerung des Einfall- 
lothes den Sredungswinkel, 
Refraktionswinkel, frz. angle 
der&fraction,lat. angulus 
refractionis, und die durch 
ihn bedingte Ebene die 
Bredungsebene, frz. plan de 
refraction, ihre graphiſche 
Daritellung den Bredungs- 
querfhnitt. Die Brechungs⸗ 
ebene bildet mit der Ein- 
fallöebene nur bei voll- 
fommener Durchfichtigkeit 
der Flüche KLeinceinzige Ebene. Doc) ift für jeden Strahl 
bei zwei beftimmten Mitteln das Verhältnis zwiſchen dem 
Sinus des Brehungswinfels u. dem Sinus des Einfallss 
winfels ſtets das nämliche, diefer Strahl mag bertommen, 
wo er will. Der Duotient aus dem Sinus des Einfalls- 
winkels, dividirt durd) den Sinus des Bredungswintels, 
heißt Bredungserponent (j. d.); je nachdem Dieter größer 
oder kleiner als 1 ift, heißt das zweite Mittel das ſtärker 
oder ſchwächer brechende. 

Auf der B. beruht die Erſcheinung, daß ein Geldſtüch 
auf dem Boden eines mit Waſſer gefüllten Gefäßes höher 
zu liegen ſcheint, als dies wirklich der Fall iſt, und daß 
man, um einen Fiſch im Waſſer zu ſchießen, unter ihm weg⸗ 
zielen muß. 

b) Zerjtreuung oder Disperfion der Lichtſtrahlen 
durch B. Da ein Lichtſtrahl der Sonne nicht aus gleich 
brechbaren Thin. befteht, jo jicht man bei der Beobadıtung 
an einem Körper, der das Licht ſtark von jeiner Richtung 
ablenkt, 3.B. bei einem dreifarbigen Briema von Glas, ein 
Farbenbild entjtehen, wenn Sonnenlicht darauf fällt, in= 
dem die violetten Lichtitrahlen am meijten,, die rothen am 
wenigjten abgelenkt werden. 

c) Doppelte Bredung. Die Lehre von der dop— 
pelten B. behandelt die Geſetze, die fich ergeben aus der 
Eigenschaft vieler Körper, daß jedem in Diefelbeneinfallene 
den Lichtjtrahl zwei gebrochene Strahlen entiprechen. — 
2. Auch bei den Wärmeftrahlen wird eine ähnliche Erſchei— 
nung wie bei den Lichtitrahlen beobachtet. Es wird dabei 
ein Prisma von Steinjalz angewandt mit mindeitens 
3—4 em. diden Platten, damit eine merfliche Abjorption 
auf die Wärmejtrahlen ausgeübt werde. Betreffsder Son— 
nenwärme bat ſich ergeben, daß ein Sonnenjtrahl aus 
Strahlen von ſehr verfchiedener Brechbarkeit befteht, die 
theilweije brechbarer als das violette Licht, theilweife we— 
niger brechbar alsdasrothejind. DerSonnenitrahl rührt 
daher nicht aus einer einzigen, jondern aus jehr verichie- 
denen Wärmeauellen ber. — 3. (Akuſtik.) Bei den Ihall- 
wellen dringtein Theil in das neue Mediumein, derandere 
Theil wird reflettirt. Eine Zerjtreuung der Wellen findet 
dann ftatt, wenn die Scheidewwand zwijchen beiden Medien 
hervorragende Spigen bat, wie 5. B. beim llebergange 
aus der Luft in einen fejten Körper; da das Obr ein weit 
weniger feines Organ als das Auge ift, jo find die Be— 
obadıtungen bier viel fchwieriger als in der Optil. — 
4. (Mechan.) Bredung der Bewegung, Ablenkung eines ſich 
bewegenden Körpers aus jeiner Richtung, wenn er durch 
einen andern undurdpdringlichen Körper zurüdgebalten 
wird. Eine B. der Bewegung fommt auch beim Stoßheber 
vor. — 5. Bredung der Farben, frz. rupture, j. unt. brechen. 
— 6. Bredung einer Linie, frz. brisure, 3. B. eines Daches 
x.;j. unt. Bruch u. brisure. — 7. Bredung der Courline, 








Pa 


Fig. 838. 


Brehungsebene 





473 


Bremsdynamometer 


— — — — — 














Bredjung des Mittelwalles, frz. brisure f. de courtine,engl. | Breithadke, f., 1. bei den Erdarbeitern auch Erdharke, 


break, j. Brisure, innere. — 8. Brednng, f., einer Mauer, 

frz. brisure, f. v. w. nid in einer Mauer. 
Brechungsebene, f., j. Bredung. 
Brechungserponent, Sredhungsinder, m. (Optif), ſ. 


Brechung 1. — Iſt m der®. für diebeiden Mittel Au.B, | f 


under für die Mittel Bu. ©, fo iftm.n der B. für die 
Mittel A u. C. — Wenn von den B.en für ein einziges 
Mittel die Redeift, jo wird ſtillſchweigend diejes als zweites 
Mittel angejehen für Strahlen, die aus dem luftleeren 
Raum fommen; in diefem Sinn ift der B. für atmojphä- 
riſche Luft = 1,,90204, Wie dies auch die Aitronomie be— 
jtätigt hat. — In ähnlicher Weije wie beim Licht giebt es 
aud) bei der Wärme einen B., die Werthe beider find nicht 
merflic von einander verichieden. [Schw]. 

Brechungsfuge, f., Brudjfuge, f., frz. joint m. de rup- 
ture, engl. joint ofrupture, diejenige Fuge, bei welcher 
ein Bogen od. Gewölbe am leichteiten bricht; ſ. Gewölbe. 

Brechungsgeſehz, n., iſt das Geſetz, durch welches der 
Bredjungserponent gefunden wird; ſ. d. Art. Brechung. 
Entdedt hat e8 der Niederländer Snellius. 

Brerhungsvermögen, n., eines beſtimmten Mittels 
DOptif) ift der Quotient aus der brechenden Kraft dieſes 

ittel8, dividirt durch feine Dichtigfeit. Bei gasfürmigen 
Körpern gilt die Dichtigkeit der atmosphärischen Luft als 
Einheit, bei anderen Körpern die des Waſſers. Troß der 
Ausdehnung und Zufammenziehung bleibt das B. eines 
Körpers glei) groß, jobald diejer Körper in einen andern 
Aggregatzujtand übergeht. 

Brechungswinkel, m., j. Brehung 1. 

Brerywerkzeug,n.; die Steinbredher brauchen verſchie— 
dene Werkzeuge, um das Geſtein zu gewinnen: Keilhaue, 
Lett, Bergeifen, Schlägel (Fäuftel, Handfäuftel), Simmel, 
Schrammipich, Spighammer (Schrämbammer, Schlag: 
eifen), Stufeijen (Rigeijen), Keil, Brecheijen, Treibfäuftel 
u. Bohrzeug,j.d.betr. Art. ſowie d. Art. abjchrämen. Sämt: 
liche Werkzeuge müffen aus gutem gejchmiedeten Eiſen be- 
ftehen ; rothbrüchiges Eifen mitQuerrifjen taugt nicht dazu. 

Brechzange, f.(Hüttenmw.), frz. 6tanguesf.pl.a broyer, 
engl. erushing-tongs, pl., eine große, vorn mit großen 
Wibderhaten verfehene Zange,mit welcher das aus der Krätze 
gewonnene Pulver gebrochen wird. 

Brechzeug, n., jedes Werkzeug zum Zerbrechen oder 
Auffprengen irgend eines Gegenstandes, 5. B. Brecheifen, 
Brechſchraube, bei. aber das Drösmerheng (j.d.). 

Bre&e, f., frz. Eifenbejchlag des Hammerhelms, Ham— 
merhelmbeichläge. 

Breeze, s., engl. die Löſche, das Kohlenklein. 

Breeze-oven, engl., der Kleinkohlsofen. 

Bregang, Breitgang, m.,frj. bordagesm.pl.duvibord, 
engl. strakes pl. between channel-wall and gunnel 
Erd Are des Dahlbords zwiſchen Rüftenberg- 

olz und Schandert. 

breißen, att. 3. (fchweiz.), Knoten fnüpfen am Tau ꝛe. 

Breifgiegel, m. (ichweiz. u. ſchwäb.), ſ. v. w. Firſtziegel. 

Breiuari, f., Breitbeil,n., Schlichtbeil, Cenkbeil, n., Binder- 
barte, f. (Jimm.), fr3.&paule de mouton, deloire, f.,engl. 
broadaxe, chip-axe, jehr breitesBeilmitichwacherfälinge, 
einjeitiger@chneideu. krummem etwas feitwärtögebogenen 
Stiel zum Beilen (Glatthauen) des beichlagenen Holzes. 

Breiteifen, Schlageifen, n., frz. honguette, f.engl.broad 
chisel, Scharriereijen (. d.), Steinmeßwerfzeug, dient, 
bedeutend große ebene Flächen eines Steines glatt zu hauen; 
es ift 20—30 em. lang, adhtlantig am Stiel, aber flach 
ausgebreitet nad) der 5—10 cm. langen Scheide, welche 
geradlinig ift, dagegen in der Dille vom Stiel aus feil- 
förmig verjüngt. Auch der Minengräber führt ein B., frz. 
ciseau m. de fer, engl. erosschisel, jumper, zum Ab— 
arbeiten des Gejteins. 

Breitel, m., das ausgehämmerte Padblech. 

breiter Weg, m., |. unter d. Art. Baltenkante. 

Mothes, Jlufte, Bausleriton, 4. Aufl. I 


Fettenhane gen., frz. pic & feuille de sauge; hoyau, m., 
pioche, f., engl. mattock, hack, f. Radehaue und Karit. 
— 2. Bei Böttchern ein der Breitart ähnliches Werkzeug. 

Breithammer, m., Hammer zum Breiten des Eijens, 
tj. aplatir le fer, engl. to beat-out iron, d. h. zum 
Schlagen der Bleche aus Eiſen ſowie zum Schlagen des 
Kupfers, wiegt 4—7 Centner. 

Breithols, n., 1. eine breite hölzerne Schaufel, wird 
beim Kneten des Ziegelthons gebraucht. — 2. frz. bois ın. 
mi-plat, breit beſchlagenes Holz; doch auch j. v. w. Halbholz, 
3* refendu, engl. halfround timber. 

Breitfeite ,.(Schiffb.), ift die lange Seite des Schiffes. 

Breitftahl, Fladyahl, m. (Drechsl.), Meißel od. Dreh: 
jtahl mit ſchräger Schneide, zum Ebenen ziemlich volls 
endeter Arbeit. 

Breitzange, f., |. d. Art. Richtzange. 

Breitziegel, Schlußziegel , Aremm- oder Krämpjiegel, m., 
| frz. tuile £. flamande, engl. pan-tile, pen-tile, eine Art 
| Dachziegel, anden Langfantenentgegengejegtaufgebogen, 
| im übrigen flad), ohne Krümmung. Bon den etiva 2 cm. 

aufgebogenen Kanten heißt die eine Schluß-, die andere 
Wafjerfrämpe. Man fertigt fie meiſt 32-—35 em. lang, 
23--25 cm. breit u. 13—20 mm. jtarf, in Preußen zus 
weilen 30 cm. lang, 20 em. breit, in Weſtfalen u: Oſt⸗ 
friesfand 383—42 em. lang, 20—25 cm. breit; ſ. übr. d. 
Art. Dad), Dachdeckung, Dadyziegel ıc. 

Brölage, m., fr4., die Nötelung, Reitelung, Befeſti— 
gung durch Zeine und Rötel. 

br&ler, v. a., frz., einen Strang durd) Rötel anziehen, 
röteln, veiteln, rodeln. 

Brelle, £., frz., Notbfloß, Gebinde, Biertelöflof. 

Breme, f., Bremeuſtrauch, m. (Botan.), j. dv. w. Brom: 
beerſtrauch. 

Bremer Blau, n., frz. bleu m. de Bröme, engl. blue 
verditer, blue ashes, pl., aud) Kalkblau gen., wird bereitet 
aus Slupfervitriol, pi} im ande Kali u. Kallhydrat, ift 
aljo der Geſundheit nadhtheilig ; ſ. Blau u. Bergblau. 

Bremer Grün, n., fr}. vert m. de Bröme, aus flupfer- 
oxydſalzen durch Fällen mit tohlenfauren Alkalien (Soda, 
Potaſche ꝛc.) bereitet, bildet leicht zerreibliche blaue Stüde;; 
als Wafjerfarbe u. Leimfarbe giebt es ein helles, feuriges 
Blau, in Oel ein ſchönes Grün. Bei feiner Bereitung wird 
zuerst baſiſch kohlenſaures Kupferoxyd erzeugt. In Bes 
rührung mit Kallk ſowie in der Hitze hält es ſich ſchlecht 
und geht in ſchwarzbraunes Kupferoxyd über; ſ. auch 
Braunſchweiger Grün. 

Bremsbacken, m., Bremskloß, Bremsfdhuh, frz. sabot 
m. de frein, engl. brake-block (Maſchinenb.), ſ. Bremſe 
und Badenbremie. 

Bremsberg, m., frz. plan m. ineline automoteur, 
engl. selfaeting inclined plane, heißt bei Eijenbahnen, 
bef. beiden dem Kohlenbergbau dienenden ‚die ſchiefe Ebene 
od, Rampe, auf der die niedergehenden belafteten Wagen 
von felbjt herunterlaufen. [Schw.) 

Bremsdynamometer,n., 1.Prony’fher Baum, Friktions- 
janım, m., jr. frein dynamometrique, dynamomötre 
m. à freinde Prony, engl. frietion-brake, Prony’s dyna- 
mometrical brake, dient zum Mejjen der Arbeit oder 
Leistung einer ſich drehenden Welle, meift der Hauptwelle, 
um den Effeft einer Mafchine zu beftimmen, u. befteht aus 
einem Balfen, mit welchem zwei hölzerne, mit einer kreis— 
bogenförmigen Aushöhlung verjebene Baden verbunden 
find, in welche Die auf ihre Arbeitskraft zu unterfuchende 
Welle eingefpannt wird, In Fig. 839 iſt A der Durchſchnitt 
der Welle, die natürlich an diejer Stelle genau cylindriich 
oder mit einem genau cylindriihen Muff verfehen fein 
muß, ſo daß dieBaden DE eine freisförmigeglatte Fläche 
umfafjen. BC ift der Ballen oder Hebel, an weldyem der 
Baden D befeftigt ift; der andere Baden bejteht in dieſem 
Fall aus einer Art eiferner Gelenkkette, Die mit Holzſtücken 

60 


Bremfe 474 Bremfe 











belegt iſt und mittels der Schrauben FF gegen die untere reguliren. Bei derDrahtbremfe, wie jie früher bei Krahnıen 
Seite der Welle angezogen werden kann, jodaßein gewifjer | zur Anwendung fam, ift ein ca. 5—6 mm. jtarfer Eiſen— 
Grad von Berg sehn den Baden u. der Welle herz | draht mehrmals um eine auf der zu bremjenden Welle be- 
beigeführt wird. G ift eine Art Wägichale zum Auflegen | fejtigte Scheibe gewunden und an dem einen Ende an dad 
von Gewichten. H und K find Stüßen oder Aufbeber, da- Geſtell befejtigt, während am andern Ende ein Gewicht 
mit der Balken BC von der Welle nicht mit herunterges | hängt; es wird hierdurd der Welle nur nad) einer Rich— 
nommen wird. Mitteld der Schrauben FF und der aufG tung bin die Bewegung geftattet und dadurch das Herab- 
gelegten Gewichte wird num der Apparat jo regulirt, daß finten der Laſt gehindert. Bei der Ercenterbremfe iſt eine 
er, wenn die Welle A ihregehörige (normale) Umdrehungs= | ercentrijche Scheibe gegen den Umfang einer auf der zu 
zahl macht, in ſchwebender, d. b. horizontaler Lage bleibt, | bremjenden Welle fipenden größeren Scheibe fo gelehnt, 
Es ijt in diefem Fall die von der Reibung zwijchen der daß fie ſich gegen dieje Scheibe klemmt, jobald diejelbe die 
Belle A und den Baden D E verrichtete Arbeit gerade jo | Faljche Drehrichtung annehmen will. Schrwirkjam iſt die 
groß, wie die Arbeit, welche die Welle bei ihrer normalen | von Napier erfundene Differenzialbremfe ala Verbeſſerung 
Umdrehungszahl abgeben kann, und man fann aus der | der gewöhnlichen Baudbremfe, welche letztere bekanntlich zur 
Länge des von der Wellenmitte bis zum Aufhängungs- | Regulirung der Umdrehungsgeſchwindigkeit von Seil- 
punkt der Wägjchale gemejjenen Hebelarmes 7, der Größe | wellen, an Winden und Krahnen, beſ. beim Herablafien 
des Gewichts 1) auf der Schale G, plus dem auf den Auf- | von Laſten angewendet wird, aber auch jonjt noch vielfach 
hängepunft der Schale reduzirten Gewicht des Balkens an anderen Majchinen, wo eine Bremjung nötbig ift, Be: 
BC, welches wir mit q bezeichnen wollen, u. aus der Um: | nußung findet. Durch die Anwendung der Differenzial: 
drehungszahl m das mechanijche Moment (j. d.) Pe der | wirkung (f. d.) wird der Efjelt der Bandbremſe verjtärtt 





Welle A durd) die Formel 5 ** gewiſſermaßen see: gemadt, gr jich 
Ixn ie Hebelarmverhältnijje ſtets jo wählen lafjen, daß zum 
Pıe= 30 (8 +3 Oman (Q+Y Aufhalten der Laſt fein Kraftaufwand erforderlich ijt, das 


in Kilogramm-Meter finden, wenn Qu. q in Kilogr. und | Bremsband vielmehr beim Niederlafjen der Lajt gelodert 


Tin Meter außgedrüdt ift. WIN man die Anzahl der von | Werden rue Dieſe Difjerenzialbremfe, aud) zum — 
der Welle geleiſteten Pferdekräfte wiſſen, ſo hat man die ge— großer Laſten geeignet, hat vor der gewöhnlichen 

fundene Zahl noch durch 75 zu dividiren. Das Gewicht q 
für den Ballen BC findet man am einfadhiten u. mit ge- 
nügender Genauigkeit, wenn man den Ballen in der Mitte 
des feſten Badens D aufeine querübergelegte runde Eifen- 
ſtange ftügt, fein vorderes Ende auf eine Brüdenmwäge legt 


and- 


Fig. 840. 





Fig. 839. 
Bu Art. Bremsdynamometer. 






@ 


und joabwiegt. Beidem gewöhnlichen. bejteht der untere 
Baden aus einem starten Holzitiid, das wieder obere aus⸗ 
ehöhlt ift und welches zwei lange Zugichrauben,, die ihre 
Muttern bei FF in Fig. 839 haben, mit dem Balten BC 
verbinden. Je jtärker man die Muttern bei F anzieht, um 
jo mehr muß man auch Gewichte auf G auflegen, um jo 
langjamer wird aber aud) die Welle A laufen; bei ent— Sig. 841. Napierd Differenzialbremie. 
gegengejegten Berhältnifjen läuft natürlich die Welle auch 
wiederum jchneller. [Schw.)— 2. Das Egouſche Bremsdyna- | bremje mandjerlei Vorzüge, indem fie leichter zu hand— 
mometer beruht auf denjelben Grundjäpen, ift aberinjofern | haben und zuverläjjiger ift; außerdem fallen bei ihr auch 
praktiicher, als es einen gußeijernen Bremsring hat und | alle Sperrräder u, Klinken weg, und die Abnugung ijt 
jo aufjede nicht zu ftarte Welle paßt; auchfanndie zu große | eine geringere. Wie man aus Fig. 840 jieht, ift nicht, 
Erwärmung durch Naferhalten der Reibungsfläche ver- wie bei der gewöhnlichen Bandbremie, das eine Ende des 
mieben werden. Bremsbandes mit einem feiten Punkt u.das anderemitdem 
Bremfe, f.,Brems, m., frz. frein,m.,engl.brake, break, | Bremshebel, engl. brake-lever, vereinigt, jondern beide 
Vorrichtung, mittels welcher die Bewegung einer Majchine | Bandenden find mit dem kurzen Arm des letzteren vers 
durch Reibung vermindert od. gänzlid) — werden | bunden, aber in verſchiedenen Entfernungen vom Dreh— 
fann. Meist ijt die Einrichtung jo getroffen, daß ein fejter | punkt desjelben. Hierdurd wirdzwar, wenn das eine Ende 
Körper gegen den Umfang eines Rades od. einer Scheibe | angezogen wird, das andere gelodert; aberdie Wirkung des 
von möglichit großem Durchmeffer fräftig angedrüdt wer- | Endes, das weiter vom Hebeldrehpunkt abliegt, überwiegt 
den fann, wie z.B. bei der Badenbremie (j. d.); anitatt | jtets die Wirkung des andern Endes, jo daß aljo, wenn 
der Baden wendet man aud) ein Eifenband an und erhält | in Fig. 840 der um C drehbare Hebel bei D niedergedrückt 
jo die Bandbremfe, während die Gliederbremfe, welche bei. | wird, der bei E befeftigte Theil des um die Scheibe A ge— 
bei Windmühlen unter der Bezeichnung Blokfang zur Be: | legten Bandes ſich lodert, während der bei F bejejtigte 
nugung fommt, durd einen aus Gliedern bejtehenden | Theil mehr angezogen wird; und jo erfolgt im ganzen ein 
fettenartigen Ring gebildet wird, der um das Kammrad | Anzichen des Bandes um den Umfang der Scheibe A und 
elegt ift und mittels eines Hebels feit gellemmt oder ges | demzufolge die Bremjung. In diefer Kombination der 
odert werden fann, um die Geſchwindigkeit der Flügel zu | beiden Bewegungen der Bremsbandenden liegt eben bie 





Bremsrad 


Differenzialwirtung (f. d.); diefe läßt fich bei der Napier— 
ſchen Bremſe jo adjuftiren, daß die geringite Kraft, ſogar 
die durd; das bloje Gewicht des Bremshebels bewirkte 
Reibung des Bandes eine bedeutende Laft aufzuhalten 
vermag. Wegen diejer Eigenthümlichkeit läßt ſich dieſe B. 
auch zu Heberwindung großer Widerjtände, 3.B. zumHeben 
von Laften, Eintreiben von Pfählen u. ſ. w. benugen. | 

In Fig. 841 iſt Q das zu bebende Gewicht, und die 
Scheibe A iſt mit zwei hinter einander liegenden Diffe— 
renzialbremſen verjehen, von denen jede das Herunter: 
achen des Gewichtes Q verhindert, jolange die Drehpunkte 
Oder Hebel an ihrer Stelle bleiben u. die Spannungen der 
Bandenden das Verhältnis Oma — (2, ,49,)"&(f. Treibs 
riemen) zu einander haben, wo unter m der Reibungs⸗ 
koeffizient des Bremsbandes auf der Scheibe und unter a 
der von dem Band auf der Scheibe umjpannte Centri— 
winfel in Bogenmäß veritanden ift. Wird aber der Dreh— 
punft C der vorderen Differenzialbremje mittelö eines 
Hebels nad) oben bewegt, jo wird die Scheibe A von rechts 
nad) lints gedreht u. alfo das Gewicht Q achoben. Wird 
hierauf der Drebpunft wieder nad) unten bewegt, fo hin— 
dert die zweite Differenzialbremje den Nüdgang der 
Scyeibe u. aljo auch das Niederfinten der Laſt. Das durch 
dieje Bewegung jchlaff gewordene Band der eriten Bremije 
wird mittels einer Kette BB’ um ein entiprechendes Stüd 
auf dem Umfang der Scheibe fortgezogen, jo daß die ganze 
Vorrichtung wiederum die urjprüngliche Lage annimmt 
und von neuem zur Bewegung der Scheiben benußt wer: 
den kann. Auf diefe Weije wird es möglich, durch abwech— 
jelndes Heben und Senten des Hebeldrehpunttes © eine 
Drehung der Scheibe nach der einen Richtung u. dadurch 
das Heben der Laſt Qzu bewirken. Sept man die Senkung 
bes Hebels über den Punkt D hinaus fort, fo läht das 
Bremsband die Scheibe nanz los, und diejelbe fann be— 
liebig nad) beiden Seiten gedreht werden. Für den Betrieb 
der Walzwerke (f. d.) iſt eine andere Modiſikation der Na— 
pierſchen Differenzialbremie jehr wichtig. Für Eiſenbahn— 
züge dienen neuerdings Dampfbremfen, 

Bremsrad,n., Bremsring,m.rc.,j.Bremfeu.Bremswerf. | 

Bremsſchacht, auch Bremmerſchacht, m., ein Schacht mit 
Abfäpen. 

Bremswerk, n., Bremskunf, Bremsmafdine, f., Brems- 











475 





Brenner 

man fie vor dem Bod mit Klötzen belaftet, unter der Plank 
ein Feuer anzündet und fie vonoben wiederholt anfeuchtet. 
Nach Erreihung der gewünschten Krümmung läht man 
das Feuer erlöichen und die Planke unter der Laſt erfalten. 
Val. d. Art. Biegen. 

brennen, alt. 3., 1. Branntwein b., frz. distiller, engl. 
to distil, j.d. Art. Brennerei. — 2. Durch Einbrennen mit 
glühendem Eijen zeichnen, bezeichnen. — 3. Pfähle oder 








Balken brennt man, um fie gegen das Berfaufen zu ſchützen, 


j. abbrennen. — 4. Ziegelbrennen, fr}. cuiredelabrique, 
engl. to burn, to bake bricks, j. Ziegelfabrifation. — 
5. Kalt b., frz. euire la chaux, engl. to burn lime. — | 
6. Metall b., frz. caleiner, griller, engl. to caleine, to 
roast, es nochmals und zwar fo lange ſchmelzen, bis alle 
Scladen entfernt find; ſ. auch d. Art. röften u. zubrennen. 
— 7.8. des Feniterbleies, ſ. v. w. löthen, — 8. B. des 
Lehms, Zubereitung desjelben zu einem Düngemittel für 
jandige Neder, indem man von Lehm u. Torf oder Stein- 
fohlen an Orten, wo dergleichen im Ueberfluß find, Kugeln 
bildet, dieje auf einander häuft u. brennt. — 9. (Schiffb.) 
ein Schiff b., frz. chauffer un vaisseau, luidonner le feu, 
engl. to bream a ship, dasfelbe behufs der Ausbeſſerung 
und neuen Kalfaterns durch leichtes Feuer von dem alten 
Theer u. Pech reinigen. — 10. Planken b., frz. chauffer 
un bordage, engl. to bend by heating, by boiling, d. i. 
fie durdy Anwendung von Feuer bähen u. biegen, ſ. d. Art. 
Brennbod 2. — 11. Kohlen u. Kohls b., fra. carboniser, 
engl.toburn, to carbonize, to char. — 12, (Glasm.) das 
B. oder Einbrennen der Farben des Glasmalers gejchieht 
in einer ſog. Muffel, in welche die Glastafeln theils geftellt, 
größtentheils aber auf in der Muffel befindlichen Platten 
mit Unterlage von Sand, Kalk oder Gips gelegt werden. 
Hier muß man ſich vorjehen, daß fein Theil diefer Unter: 
lagen aufdie Farben ftäubt, da Farben wie Blau, Burpur, 
Grün u. alle leichtflüffigen Farben fich mit diefem Staub 
verbinden u. entweder ganz verderben od. doch rauh, unflar 
u. fledig werden. Auch muß beim Einbrennen die Muffel 
gegen Zuzug von Raud) vollftändig geihüßt jein, da jeder 
Rauch zeritörend auf alle hellen Farben einwirkt. Sind 
die zu brennenden Gläſer in die Muffel gebracht, jo iſt dies 
jelbe jorgfältig zu verfchliehen, und nun zündet man unter 
der Muffel das Feuer an, wobei als Brennmaterial je 


jeng, n. (Bergb.), j. dv. w. Bremſe (f. d.), be. an Waſſer- | nad) Beichaffenheit der Muffel Holzkohle, Holz, Steinkohle 


göpeln. Hauptbeftandtheil ist das Bremsrad, das auseinem 


Kranz u. dem an die verlängerte Welle des Wajlerrades, | 


die Bremswelle, geitedten Bremskrenz bejteht. Auf einer 
Srundichwelle unter dem Bremärad jtehen drei Säulen, 
Sremsfänlen oder Bremsdocktn, in der binterften find zwei 
horizontale Hölzer, Bremsbänme, Sremsjungen, um einen 
eijernen Bolzen beweglich angebracht. Der eine derjelben | 
gebt über das Bremsrad weg und durch Ausichnitte der 
zwei vorderen Bremsfäulen hindurch; der andere, auch 
Bremsſchwelle gen., geht unter dem Rad nur biszurnächiten 
Säule. Am oberen Bremsbaum ift eine eiferne Bremsflange 





befeitigt u. unten mit einem eifernen Hebel, Bremsſchwengel, 
verjehen, der ſich in der Schere eines im Boden befeftigten 
Klotzes dreht; wenn man num mit diefem Schwengel den 
oberenBremsbaum,den Bremsarm,niederzieht, jo zicht dieſer 
mittel® einer über die Bremsfcheibe laufenden Kette (Brems- 
ſchut;) die Bremsjchwelle in die Höhe. Damit die Brems— 
bäume dabei dichter am Nad anliegen, find fie mit hohlen 
Holzftüden, den Sremsfhuhen, Bremskrümmlingen, Brems- 
kranzflüken, armirt. 

Srenkas,n., feines oftindisches Zinn, zu Spiegelfolie ec. 
dienlich, befier ala das englifche, 

Brennapparat,m.,z.Branntweinbrennen, ſ. Brennerei. 

brennbare Mineralien, j. Brenze. 


Brennbock, m., fr}. chenet m. de fer, engl. andiron, | 


dog, 1. (Hochb.) ſ. v. w. Feuerbock, Kaminbod. — 
2. (Schiffb.) eiferner, 1, —1,, m. hoher Bod, auf welchen 





man das zu krümmende Ende einer Blanfe legt, worauf 


‚od. auch Basflamme dient; die Hiße wird nur allmählid) 


verjtärtt u. jo das Glas in der Muffel bis zu einer Farbe, 
welche den Uebergang von Roth- auf Weißglühhitze bildet, 
erhigt, worauf man wieder jehr allmählich abfühlen läßt; 
wenn das Glas zu jchnell abkühlt, ſpringt es jehr leicht. 
Neuerdings brennt man auc Farben in den Stredöfen 
ein (Weiß), doch diejes Verfahren ift nur firr große Glas: 
tafeln bei ganz großer Fabrikation. jtartem Abſatz von 
Vortheil wegen der Koftipieligfeit eines joldyen Ofens. Zit 
das Glas dem Brennofen entnommen, bat der Glasmaler 
die Farbe gut abgekühlt aus dem Feuer gebracht, u. haben 
fich die Farben qut u. feſt mit dem Glas verichmolzen, jo 
daß man nicht im Stande ift, die Farbe mit einem jcharfen 
Meſſer wegzufragen, dann kann man e8 feiner weiteren 
Beitimmung übergeben. [A. Schulze.) 

Brenner, m., 1. frj.cuiseur, m., engl.burner, ſ. d. Art. 
Biegelbrenner. — 2. on m. Agaz, engl.burner, gas- 
burner, Ausftrömungsmündung am Gasbeleuchtungs— 
apparat, gewöhnlich in Geſtalt einer Kugel aus Platin, 
Spedtein od. dgl.; man unterjcheidet je nad) der Geſtaltee. 
der in der Kugel angebrachten Deffnungen: Fledermaus: 
brenner, frz. bec a papillon, & eventail, engl. bat'swing- 
burner, hat mehrere Löcher ineiner Linie; Schnittbrenner, 
Scjlipbrenner, fr}. bec fendu, engl. split-burner, hat 
einen Schlip; Hahnipornbrenner, frz. bec en eperon de 
coq, engl. cock-spur-burner, hat drei Löcher: Zweiloch⸗ 
brenner, Fiſchſchwanzbrenner, Kerzenbrenner, ſchottiſcher 
B., frʒ. bec-Manchester, bec-bougie, engl. fish-tail- 

60* 


Brennerei 


476 


Brennglas En 














burner, candle-burner, Manchester-burner; Sonnen 
brenner, frz. bec-soleil, engl. sun-burner; Strafenbren: 
ner, frz. bec de lampe, engl. socket-burner, standard- 
burner, gilt als Einbe it bei Berechnung des Gaslonſums. 
Neuerdings hat man noch viele andere B.formen erfunden. 
Wir nennen darunter nur folgende: Ningbrenner, Hohl: 
brenner, Mitrailleufenbrenner, fra. bec a mitrailleuse, 
unter denen der von Fr. Siemens in Dresden erfundene 
Negenerativbrenner mit VBorwärmung den Borzug ver— 
dient; der amerif. Sparbrenner xc., vgl. Gasbeleuchtung. 

Brennerei, Sranntweinbrennerel, L. ‚fr4.distillerie, engl. 
. distillery of brandy, Anjtalt zu Verarbeitung zuder= od. 
jtärfemehlpaltiger Subjtanzen auf Branntwein od. Spiri- 
tus. Hierbei wird ein Bährungsprozeh eingeleitet u. dann 
der flüchtige Alkohol vom Baffer abdeftillirt. Die am meisten 
hierzu benugten Materialien find: Kartoffeln, Getreide, 
Nüben, Rübenmelafje, Reis, Weinreben und Zuderrohr: 
abfälle, Wir haben hier nur die Kartoffele, Getreide-, Mes 
lafie- und Rübenbrennerei zu betrachten. 

A. Kartoffel- und Getreidebrennerei. Die nöthigen 
Apparate find: 1. Das Dampffaß; pro hl. Kartoffeln 
hat es 0,, cbm. Inhalt u. ift meift auf 10—15 hl. berech- 
net; dad Dämpfen fordert ,—?/, Stunden. — 2. Das 
Maiihfah, pro kg. Mal; od. trocene Kartoffelfubftang 
8 kg. Waſſer od. pro hl. Malz ca. 0,,cbm. Maijchraum 
u. prohl. Kartoffeln mit 12— 181. Malzichrot ca.0,,, cbm. 
Maiſchraum. In beiden Fällen ift */,, Steigraum für die 
Gährung Schon eingerechnet. Die größten Maiſchfäſſer hal- 
ten etwa 3500 1. Der Bährungsprozeh; der Maifche dauert 
2—3 Tage, u. es find deshalb bei ununterbrochenem Be: 
trieb 2= od. 3mal jo viel Maiſchfäſſer nötbig, als per Tag 
erforderlich find. — 3. Dejtillirapparate u. Kühl— 
fäſſer; jiefind nach der angewendeten Methode verichieden: 
a)dasd alte Verfahren erfordert für die täglich zu ver: 
arbeitende (zu verjchwelende) Maſſe 1—2 — 
und eine Wein⸗Wien-Blaſe, zu jeder Blaje ı Kühlfaß. 
Bro hl. Malz find 0, cbm. Blafenraum, u. pro hl. Kar— 
toffeln mit '/, Malz 0,,,cbm. nöthig. Nach dem preußischen 
Geſetz müfjen täglich wenigftens 606 Quart (etiva 691 1.) 
verichwelt werden (fein Maiſchfaß foll daher unter 300 
Duart 343 1.) halten; nimmt mannunan, daß eine Blaſe 
in der geſetzlichen Brennfriſt von 14 Stunden täglich mins 
deitens Imal abgetrieben wird, ſo muß die Maiſchblaſe (od. 
beide müſſen zufammen) für jeden hl. der täglich zu vers 
ſchwelenden Maiſchblaſe pro hl. Malz O,,, cbm., oder bei 
Kartoffeln Oo, „ebm. Raum enthalten. — 51. Maiichegeben 
11. Zutter; da aber in einer Blaje täglich Zmal Yutter zu 
Branntwein abgetrieben werden fann, fo braucht die Wiens 
blafe nur '/,, des Inhalts der Maiichblaie zu haben. Der 
Durchmefler verhält ſich zur Höhe der Blaſe wie 5:2. Das 
Kühlfaß iſt eben ſo weit wie die Blaſe u. die Höhe desſelben 
etwa gleich doppeltem Durchmeſſer. b) Zum einfachen 
Piſtorius-Apparat: gehören 1Blaſe, 1 Maiſchvor— 
wärmer u. 1Kühlfaß. Die Blafehatprohl.Malz;0,,,cbm., 
u. pro hl. Kartoffeln mit Malz O,,, cbm. Inhalt. In 
14 Stunden fann Gmal gefüllt werden. e) Zum doppel- 
ten Biltorius:Apparatgehören 2 Blajen, 1 Maiſch— 
—— u. 1Kühlfaß. Jede Blaſe muß pro hi. Malz 

‚or, ebm. und prohl. Startoffeln mit '/, Malz O,,,, cbm. 
— haben. In 14 Stunden kann 10mal gefüllt werden. 
Gegenwärtig wird der Biltorius-Apparatnicht mehr durch 
offenes Feuer, fondern durch Dampf mittela Schlange ge- 
heizt. d) Die Kolonnenapparate bejtehen aus Blaje 

(oder Kocher) mit Dampfichlange, Kolonne, 16—18 Net: 
eg Schlangen: od. Bedendephlegmator u. 1 üble | 
faß mit Schlangenrohr. Die Größe diefer Apparate if 
verichieden, indem fie zu Verarbeitung von 15 000 Quart 
(172 hl.) bi$ 200 000 Quart (2290 hl.) Maifche in 24 
Stunden fonftruirt werden. Weber die Nejultate lauten die 
Angaben verichieden; aa) nach Treller: 2, kg. Malzod. 
101. Kartoffeln in 41. Kartoffeln iſt 1 kg. Trodenfubitanz) 





ne | auf : 231. Maiſche; aus diefer werden erhalten ca. 461. 
Lutter u. daraus 1,,4, 1. Branntwein zu 50°/, Wltoholges 
halt; bb) nad) Anderen 1hl. Kartoffeln pro 16hl. Maifche, 
Steigraum 51. pro hl., pro 551. Kartoffeln 3 kg. Malz. 
Aus ı hl. Kartoffeln erhält man 12,1. Spiritusvon80%,,. 
Um 1 Wiſpel (13,, hl.) Kartoffeln in 14 Stunden zu ver= 
arbeiten, ijt ein zweipferdiger Dampfkeſſel nöthig. 

Als Beiſpiel wählen wir die Anlage einer Brenne— 
rei zur täglichen Berarbeitung von 50 hl. Kartoffeln. Der 
Keller enthält Kartoffel-, Malz: u. Spiritusraum. Im 
eriten Stockwerk befinden fich die Kartoffelwäſche, die 
Dampfmaſchine, der Dampjfefjel u. der Deftillirapparat, 
ferner der Vormaiſchraum, die Hefenfammer, der Gäb- 
rungsraum u. das Wohnzimmer für den Brenner. Das 
Dampffaß zum Dämpfen der Kartoffeln fteht in einem 
Anbau über der Kartoffelwäſche und zwar höher als der 
Vormaiſchbottich, jo daß die Kartoffeln, welche mittels 
eines Elevatord unmittelbar vonder Wäſchmaſchine in das 
Dampffaß gehoben werden, nachdem ſie gedämpft worden 
ſind, in einer Rinne nach der Kartoffelquetſche gehen, die 
auf dem Rand des Vormaiſchbottichs ſteht. Im Vormaiſch—⸗ 
raum befinden ſich außerdem noch eine Malzeinquetſche u. 
zwei Duellbottiche. Im oberen Stockwerk ijt ein Kühlſchiff 
mit Kühl⸗ u, Röhrvorrichtungen aufgeftellt, auerdem noch 
ein Wafjerrefervoiru. ein Maiſchbehälter. In einem Raum 
neben dem Kühlſchiff ſteht eine Schrotmühle. Der Dampf: 
fefjel üft 7,95, m. lang u. hat 1,,,, m. Durchmefjer; er iſt 
mit einem Feuerrohr verjehen. — Die Dampfmaichine bat 
6—8 Rierdefräfte u. dient zum Betriebder Startoffehwäjche, 
des Elevators, der Kartoffel- und Malzquetice, Maiſch— 
maſchine, Maiſchpumpe, Kühlapparate u. Schrotmüble. 
Das Hauptgebäude hat 20 m. Länge bei 12,,, m. Breite, 
ift zweiftödig, nebſt Keller u.Bodenraum. Der Anbau für 
Kartofjelfeller, Wäjche u. Dampffah bat 10,, m. Länge bei 
d,,m. Breite, das Keſſelhaus 15 m. Längen. 3,, m. Breite. 

| "B. Metafle- u. Nübendrennerei. Die Melafic, welche 
wegen beträchtlichen Gehaltes von Salzen u. widerlichen 
Geſchmackes nicht als Sirup zu verwerthen ift, dient zur 
Gewinnung von Alkohol. Ahr Behalt angährungsfäbigem 
AZuder variirt von 40—45°/,. Sie wird in heißem Waſſer 
aufgelöft, duch Schweieljäure (I—1"/,°/, der Melafie) 
angejäuert, dann verdünnt u. ſchließlich in Gährung ge— 
bracht. Der Ertrag ift 13—141. pro Etr. Melajie oder 
5—69%, vom Liter Maifhraum. Die Zuderrüben eignen 
fich ſehr gut zur Brennerei, indem 1 Etr. Rüben 3, —4, 1. 
giebt. Vortbeilbaft iſt eine Verbindung von Melaffe: u 
NRübenbrennerei. 

Eine Rübenbrennerei, welche täglich 400 Etr. Rüben 
verarbeitet, erfordert nadı Eduard Siegeld Handbuch über 
Melafjen- u, Rübenbrennerei folgende Einrichtung : eine 
Wäſche; ein Elevator u. Rübenichneidmafchine, für deren 
Betrieb eine Ipferdige Dampfmaschine ausreicht; 4 Wode- 
rationsgefühe A 40 Er. Rübeninbalt (1.—2,, Höhe bei 
1,,—1,, Durcdmejier); ein Montejus; je ein Nefervoir für 
Fünnfaft, für den produzirten Branntwein und für den 
Deitillirapparat; 3 Bährbottiche von 39—40 hl. Gähr: 
raum, und ein Maifchrejervoir von gleihem Inhalt; eine 
Filterpreſſe zum Abpreſſen der Maiſche vom Bodenſatz. 

EinDeſtillationsapparatv. 509— 566 hl. Leiſtungsfähig⸗ 
| feit bei Erzeugung eines Produltes von 40— 50%, Tralles 
nebft dem damit verbundenen NRektififateur erfordert einen 
Dampfleſſel von 15—20 Pferdelräften. Soll gleichzeitig 
Melajje verarbeitet werden, jo iſt noch ein Auflöfebottid) 
nebjt Bumpe oder ein Montejus erforderlich; j. auch De— 
gr Schw.) 

Brennflädhe, f., j. d. Art. Brennlinie. 

Brennglas, n., "od. Breunlinie, £., frj. verre m. ardent, 
engl. burning- glass, fann jedes fonver aeichliffene Glas 
' genannt werden, wenn es die Sonnenjtrahlen jozu brechen 
vermag, daß fie ſich nad) der Brechung in einem Punkt, 
dem Brennpunkt, frz. foyer, ım., engl. focus, vereinigen, wo 





Brennhaus 


477 


Drennofen 














aud) die Wärmeftrablen jo tonzentrirt werden, daß z. B. über ihren Auffallpuntt hinaus um die Länge dieſes 


Platin zum Nauchen kommt und ſich zu einer Maſſe ver: 
einigt. Man wendet inder Brarisfaft nur ſphäriſch ges 
ichliffene Linfen an, d. h. joldhe, deren Äußere Fläche eine 
Galotte (Theil der Kugelfläche) bildet, indem das Schleifen 
nad anderer Form jehr ſchwierig ift; man nenntdannden 
Winfel, weldyen die beiden äußersten Durchmefjer der Linſe 
an ihrem Brennpunkt bilden, die Deffnung der Linfe, 
Da ſich num bei jphärifchen Linfen die Sonnenftrablen, 
welche auf den Rand der Linje auffallen, in einem Punkt 
vereinigen, der dem las etwas näher liegt als der Brenn— 
punkt, oder, wie man ſich ausdrüdt, da bei ſolchen Linſen 
die ſphäriſche Uberration ftatthat, jo darf die Oeff— 
nung der Linſe nicht mehr ala 10— 12° betragen. Durch 
den Rand eines Bees ist einebener Kreis bedingt; die Linie, 
welche man in deſſen Mittelpunft jentrecht auf der Ebene 
dieſes Kreiſes errichtet, heißt die Achſe des B.ed. Die 
Entfernung vom Brennpunft nad) der Linſe beißt Brenn- 
weite. Durch Beobachtung findet man diefe an derjenigen 
Stelle, wo das Sonnenbild am helliten auf einer jenfrecht 
gegen die Achje geftellten Ebene erjcheint, wenn die Sons 
nenjtrablen parallel mit der Achſe auffallen. Natürlic) 
läßt fic) die Brennweite auch berechnen, hängt aber nicht 
allein von der Kugelform der Linje ab, jondern auch von 
dem Bredyungserponenten des Glaſes. In neuerer Zeit 
werden auch bei Leuchtthürmen Brennlinjen benußt. Durch 
eine Vorrichtung dreht ſich nadjts der Apparat um das 
Licht, wodurch, da die Brennlinjen nicht vollftändig ringe 
um das Licht herum angebracht find, das Licht dem See— 
fahrer abwechjelnd ericheint u, verſchwindet; ein erfahrener 
Seeman weiß aus der Zeit, die das Licht braucht, um 
wieder zu erjcheinen, indem dieſe bei den verjchiedenen 
Leuchtthürmen verfchieden ift, welche Küſte er vor fich hat. 

Brennhaus,n., 1.j. Brennerei.— 2. ſ. v. w. Brennhütte. 

Brennhelm, m., frz. chapiteau m. d’alambik, engl. 
eapital, head, aud) Blafenhut oder Breunkolben genannt, 
Dedel der Branntweinbrennblaje. 

Brennholz, n., frz. bois m. de chauflage, b. a brüler, 
engl. fire-wood, f. d. Art. Brennitoffe. 

Brennhütte, f., frz. usine f. de caleinage, engl. cal- 
eining-house, Gebäude, worin fich der’Brennofen zum 
Erzröften oder ein Metallichmelzofen befindet. 

Brennkaften, m., j. v. w. Muffel. 

Brennlinie od. kauſtiſche Linie, f., fr. courbe f. causti- 
que, einer gegebenen Linie (Phyſ.) ift diejenige Linie, welche 
von den aus einem bejtimmten Punkt ale Wärmequelle 
ausjtrömenden u. von einem durch die gegebene Linie be— 
grenzten Mittel zurückgeworfenen od. gebrodyenenStrablen 
berührt wird, die Wärmequelle mag in der Enblichfeit 
liegen od, als unendlic) entfernt, wie beider Sonne, anzu—⸗ 
jehen fein. Da die Sonnenjtrablen gleichzeitig Licht und 
Wärme haben, jo läht fich die B. auch als der Optik ange— 
börig anjehen, jobald man fie als von Lichtitrablen ent— 
jtehend auffaßt. DieB.n werden eingetheilt in fatafau= 
jtifche Linien, die von den zurüdgeworfenen Strablen 
berrühren, u. in diakauſtiſche Linien, welche durch die 
gebrodyenen Strahlen entjtehen. Die kauſtiſche Linie gebt 
nur dann in einen Bunkt, den Brennpuntt, über, wenn 
alle zurüdgeworfenen oder gebrochenen Strahlen durch 
einen u. denjelben Punkt laufen. Bei Annahme eines be- 
ftimmten Brechungserponenten fann man die B. für jede 
Kurve berechnen, mindejtens lafien fich die Bedingungs- 
gleichungen für diefelben aufftellen; jo ift die B. eines 
Kreiſes eine Epicykloide, wenn die Strahlen parallel auf: 
fallenze. Sichtbar wird die B. auf dem Boden eines eylin— 
drijchen Gefähes von glängendem Bled beim Einfallen 
von Sonnenstrahlen, fie ericheint dann berzförmig; j. Car- 
divide, — Der fauitiichen Linie verbantt noch eine andere 
Linie, die von Jakob Bernoulli eingeführt wurde, ihre 
Entjtehung: es ift dies die antitauftiiche Linie, welche 
man erhält, wenn man die zurüdgeworfenen Strahlen 


Strahles bis zur Berührung mit der B. verlängert, und 
den geometrifchen Ort aller jo entftehenden Endpunfte der 
Verlängerungen aufſucht. Entjprechend fann man aud) 
von Srennfläden jprechen, wenn man jtatt einer refleltiren⸗ 
den od, brechenden Linie eine Fläche annimmt, nach wel: 
cher das Licht gefandt wird, und kann dann auch fata=u. 
dialauftifche Flächen unterſcheiden. 

Brennmaterial, n., j. Brennitoff. 

Breunofen, m., fr}. fournaise, f., four, m.,engl.burn- 
ing-oven, kiln. 1. Ziegelbrennofen, fr}. four m.& 
briques, engl.brick-kiln. — a) B. alter Konftruftion. Die 
1,01, m. ftarfen Wände find aus Luftziegeln oder 
Bellerwert aufgeführt u. manchmal übermwölbt; fie bilden 
gewöhnlich im Grundriß ein Rechte, nad) oben werden fie 
enger, der innere lichte Raum bildet ein abgeftumpftes 
Vierkant. Die 1,,—1,,, m. von einander entfernten 
Feuerkanäle, Feuerzüge, Feuer: oder Schürgafjen geben 
nad) der Breite des B.s, welche mindeftens 3,,,m. beträgt. 
Bei größerer Breite (höchiten® bis 7 m.) geben die Schür- 
gajien auf beiden Ofenhäuptern (langen Seiten) aus und 
wird aljo auf beiden Seiten zugleich geichürt. Dadurch 
werden gewifjermahen mehrere Defen ohne Scheidewände 
in gemeinschaftlicher Umfafjung zueinem Ofen verwandelt 





“4 f} Fi 4 — 
Fig. 842. Zu Art. Vrennofen. 


u. die Hitze, die die Scheidewände in fi aufnehmen wür— 
den, befjer benußt. Die 0,,,—0,,, m. breiten Schürgafien 
itehen auf Roſten, wenn es der Heigitoff erfordert; darums 
ter ift das Zug- und Aſchenloch. Aufgemauerte, 0,2, bis 
1,,. m. breite Erhöhungen, auch Bänke genannt, jtehen 
zwischen den Gaſſen, halb fo breit find die Ort- od. Seiten- 
bänte, Die Höhe der Oefen ift gleich der Breite durch die 
Feuerungswirkung beftimmt und beträgt in überwölbten 
Defen 4—4,,, m. bei Holzfeuerung, 2,35 2,50 m. bei 
Steinfohlenfeuerung ꝛc., während in nicht überwölbten 
Defen mit Erde, Lehm, Rajen xc. der Einjag gewöhnlich 
in der Höhe von einem Schuh überdedt wird. Es iſt aber 
unjtreitig dann vortheilhafter, den Ofen höher anzulegen 
u. die nach oben zichende Hitze für weniger jcharf zu bren— 
nende Schlotfteine u. zweimal einzujepende Gegenſtände 
zu benugen; zumeilen dienen die Zuglöcer inden Wänden, 
aud) in der Dede, durch Oeffnen u. Schließen derjelben zur 
Leitung der Hitze. Dieſe Zuglöcer find 20— 28cm. lang, 
10—14 cm. breit u. ihre Anzahl verichieden; 30 in 4 bis 
5 Reihen haben mittlere Defen. b) Die vielen neuen 
Konſtruktionsweiſen bezwecken hauptiächlich eine bejfere 
Ausnupung des Brennmaterials dadurch, daß man die 
Feuerungsgaſe zwingt, nachdem fie nad) dem Scheitel des 


DBrennort 





Biegel hindurch wieder nad dem Boden des Bes, und von 
da durch einen Hauptfanal nad) der Efje abzuziehen. In 
Fig. 842 find A die Feuerlanäle u. B, Heine Deffnungen 
von 10—15 cm. im Quadrat in der Sohle des B.3, welche 
durch Heine Kanäle C mit dem Hauptfanal D in Verbin 
dung ftehen. Die zweckmäßigſten Dimenfionen eines B.3, 
der an jeder Seite 2—3 Feuerungen für Kohlen hat, find 
folgende: 6., m. lang, 4 m. breit und 3,, m. hoch, welcher 
Raum einem Erjagquantum von ca, 20 000 Stüd Mauer: 
ziegeln entſpricht. Ueber den Brennmaterialverbraud) 
bierbei j. d. Art. Brennftoffe. Einige der neuejten Kon— 
ſtruktionen werden im Art. Biegelofen (ſ. d.) behandelt. 
Ueber die Handhabung der Brennöfen und das Verfahren 
beim Brennen ſ. d. Art. Ziegelfabritation. — 2. Brenn: 
ofen für Kalt, ſ.d. Art. Kallofen, —3.Metallbrenn= 
ofen, auch Nöftofen, Kalzinirofen, frz. fourneau A cal- 
einer, engl. caleining-furnace, caleiner, f. d. Art. Röſt⸗ 
ofen ıc.; der Metall-®. jteht in der Brennhütte (. d.). Bei 
doppelten Brennöfen ift ein Feuerherd zwijchen zwei Röft- 
berden. Stehen in einer Brennhütte mehrere Defen, jo 
tönnen 3 eine Effe haben. — 4. Brennofen zum Fein: 
brennen des Silbers, hat ein Gebläſe u. gleicht einer 
Schmiedeeſſe;: joll das Silber unter einer Muffel feinge- 
brannt werden, jo ift der dazu nnöthige Ofen halbrund, nad) 
oben etwas verengt. Nachdem Teſt u. Muffel eingeſetzt ift, 
wird die vordere Seite mit lofen Steinen zugejegt u. nur 
eine Oeffnung zum Eintragen des Silbers und Bleies ge: 
lafjen. — 5. Brennofen für Mefjing, Brumofen; dieje 
werden meift in größerer Anzahl neben einander in einer 
Hütte angelegt, und zwar in der Erde, jo daß die Dede 
(Krone) nureinige cm. überdie Erde hervorragt; fie werden 
aus Steinen fonjtruirt, welche aus Tiegelthon gejtrichen 
find. Jeder derjelben ift jo groß, daß 6—7 Schmelztiegel, 
welche mit Kohlen überjchüittet werden, auf dem Herd ſtehen 
fünnen. Ander Vorderjeite des B.& befindet fich eine Grube, 
um zur Deffnung des Ofens u. zum Ajchenfall gelangen 
zu fönnen. — 6. Brennofen zum Pfeifenbrennen, 
ungefähr 2,,, m. ins [_]groß u. 4 m. hoch; 0,,,—0,,, M. 
über dem Feuerherd liegt ein ſtarker eiferner Roſt, auf 
welchen die Brennkäſten gejeßt werden. Der B. ift oben 
durch ein Gewölbe verichloffen, in welchem mehrere Zug— 
Löcher angebradıt find. — 7. Brennofen für Töpfer: 
wären, ijt 3,,—3,, m. lang, 1,5 —2 m. breit, 3,, bis 
3,. m. hoch; wird durch eine Duermauer in zwei Theile ge: 
teilt; der Heinere, O,,, m. tiefe, dient zur Feuerung; des— 
halb ijt feine Außenwand mit einem größeren und zwei 
Heineren Schürlöchern verjehen. In die größere Abtheis 
lung, den eigentlichen Ofen, führt eine Thür, um die Wäre 
einzujegen; jobald dies geſchehen, wird die Thür zuges 
mauert. Die Zwifchenmauer hat mehrere Löcher, durch 
welche die Flamme und die Glut in den größeren Raum 
überjchlägt. — 8. Brennofen für Borzellan, ſ. Bor: 
zellanofen. — 9. Brennofen für Spodium, f. Spo— 
diumbrennofen. 

Brennort, n., Schort, n. (Bergb.), die Stelle in einer 
Grube, wo man Holz jegt, um hartes Geftein durch euer 
mürbe zu machen. 

Brennpalme, f., 1. (Caryota maxima, propinqua, 
purpuracea) auf Java; das Holz derjelben wird vielfach, 
beim Hausbau auf den Sunda-Inſeln verwendet. — 
2. (Caryota urens L., Fam. Balmen) in Bengalen, aus 
den ralern der 6—7 m. langen und 3—3"/, m. breiten 
Blätter werden ſtarke Stride(Kittul) gemacht; der wollige 
Stoff an den Blatttielen dient zum Kalfatern der Schiffe. 

Brennpunkt, m., fr;.foyer, lat. focus, m., 1. (Phnfif), 
derjenige Punkt bei Hohlipiegeln od. Brenngläjern (f. d.), 
in welchem ſich die von einer Licht- od. Wärmequelle, meiſt 
von der Sonne, parallel mit der Achje gefandten Licht- od, 
Würmejtrahlen in einem Punkt vereinigen. Findet die 
Vereinigung der Strahlen nicht in einem geometrijcdhen 


478 
aewölbten Ofens emporgeftiegen find, durch die eingeſetzten 


| 
| 








Buntt jtatt, jo hat man es mit einem Brennraum zu thun 
an der Stelle, wo diefe Strahlen einander am nädhiten 
fonmen und aljo die größte Hiße fonzentriren. Bei jphä- 
rischen Linſen u. Hoblipiegeln ift, ftreng genommen, nie 
ein®. vorhanden, doch nennt man bei denjelben denjenigen 
Punkt jo, in weldyem ſich die Strahlen vereinigen, melde 
ſehr nahe bei der Achſe mit ihr parallel einfallen. Dan 
unterjcheidet aud) einen Hauptbrennpunft u. nennt jo 
den B. für den Fall, wenn die Strahlen parallel mit der 
Achſe einfallen, zum Unterichied von demjenigen B., der 
entjteht, wenn die Wärmequelle in endlidyer Entfernung 
ift. Ebenso jpricht man von einem wirklichen u. einen 
eingebildeten oder virtuellen B., welchen leßteren 
man pafjender Zerftreuungspunftt, frz. point de dis- 
persion, foyer virtuel, engl. virtual focus, point of, 
divergence, nennt. Er ijt der Bereinigungsort der ge 
brochenen oder zurüdgeworfenen Strahlen, wenn fie nad) 
rüdwärts verlängert werden, wie bei den Hohlgläſern und 
den erhabenen Spiegeln. Während im wirklichen B. Hitze 
fonzentrirt wird, findet Dies beim eingebildeten nicht ftatt, 
da die Strahlen nicht jelbit durch ihn geben, fondern ihre 
nad rüdwärts gerichtete Verlängerung. — 2. (Geom.) Bei 
frummen Linien von bejtimmter Art ein Punkt, in welchem 
alle an die Kurve von einem andern Bunft oder parallel 
gefandten geraden Linien oder Strahlen zurüdgeworien 
werden, indem die Winfel der auffallenden und zurückge— 
worfenen Strahlen mit den berührenden Geraden, melde 
man im Auffallpunft an die Kurve zieht, gleich groß find. 
So bei den Kegelichnitten. Gehen die auffallenden Strah— 
fen von einem Punkt in der Endlichfeit aus, fo jpielt dieſet 
Punkt mit jeinem B. einereciprofe Rolle, indem dann aud 
umgelchrt die vom letzten Punkt an die Kurve gefandten 
Strahlen in den erften Punkt wieder zurüdgeworfen wer: 
den; man hat dann zwei B.e. Es iſt hierbei für die Geo- 
metrie gleichgültig, ob fich diefe Strahlen jelbft, wie beider 
Ellipſe, oder erit ihre Berlängerungen in einem Punkt 
jchneiden, wie bei der Hyperbel; die Barabel hat dagegen 
nur einen B., weil bei ihr die auffallenden Strablen 
parallel der Achje fommen müſſen, um fich in einem Bunft 
u Schneiden. Leber die Auffindung der B.e bei Kegel— 
pnitten ſ. d. Art. Ellipfe, Hyperbel, Barabel. 

Brennraum, m., 1. überhaupt der Raum vor einem 
Brennofen. — 2. In Biegeleien der Raum inder Näbe des 
Dfens, wo die ungebrannte Ziegelwäre vor dem Einfahren 
aufgejegt wird. ft der®. rundum dicht vermauert, fo daß 
die aus dem Dfen herausſchlagende Wärme nicht entweidht, 
fo fteigt diefelbe auf einen fo hoben Grad, daß audy halb» 
trodene Wäre dort für das nächite Einfahren volltommen 
gut wird. — 3. B. bei Brenngläfern und Brennipiegeln, 
j.d. Art. Brennpunkt 1. 

Brennfpiegel, m., fr}. miroir ardent, engl. burning 
speculum (Phyſ.), ein Spiegel, der die aus einer Wärme: 
quelle, 3. B. der Sonne, herrührenden Wärmeitrablen fo 
zurücwirft, daf fie fich entweder in einem Punkt, dem 
Brennpunkt (j. d.)., oder doch nahezu in einem Bunft, dem 
Krennraum, vereinigen. Auf diefe Art fann man eine 
außerordentlich intenfive Hiße erzeugen, bej. wenn man 
mehrere Brennfpiegel jo aufitellt, daß ihre Brennpuntte 
in denjelben Bunft fallen. Die meiften B. find ſphäriſch 
geichliffen, j. Brennglas. Die Hitze ist bei einem B. um fo 
jtärfer, je größer feine Fläche u. je Heiner feine Brenn- 
weite ijt. 

Brennftahl, m., j. d. Art. Cementitahl. 

Brennfinhlofen, m., ſ. d. Art. Cementirofen. 

Brennftoff, m., Srennmaterial, n frz. combustible,m., 
engl. fuel. A. Natürliheßrennfoffe. Der Werth eines Brenn⸗ 
materialsift von verichiedenen Faktoren abbängig: 1. Von 
der Entfernung zwiichen dem Ort jeines Vorlommens u. 
dem jeiner Berwendung, von der gröheren oder geringeren 
Kohäſion feiner Theile und damit von feiner Transport: 
fähigkeit, indem dieje es beftimmt, ob der Transport über: 


Brennfof 


haupt rathjam fei. — 2. Bon der Fähigkeit, bei jeiner Ber- 
brennung eine gröhere oder Hleinere Menge Wärme zu er: 
zeugen. Dieje Fähigkeit, die Heizkraft der verjchiedenen 
Brennmaterialien, tft zunächſt in relativer Beziehun 
wichtig. Erzeugt nämlich die pafjend gewählte Einheit 
von zwei verfchiedenen B.en A und A’ bei Verbrennung 
des eriteren die Wärmemenge K, bei der des andern die 
Wärmemenge K‘, und find p u. p’ refpektive Preiſe diejer 
Einheit von A und A‘, jo mühte fen K:K'=p:p‘. Fit 
nun etwa auf dem Markt der Preis von A’ höher, als p‘ 
nad) diefer Gleichung refultirt, jo würde dieſes legtere Mas 
terial zutheuer jein. — Aber aud) die abjoluten Werthe 
der Wärmemengen, weldye von Brennmaterialien bei ihrer 
Verbrennung erzeugt werden, haben, falls fie in geeigneter 
Weiſe erhalten worden find, hohe Wichtigkeit. Iſt nümlich 
Q das Waflerquantum in Pfunden, welches zum Betrieb 
einer Dampfmaſchine od. zueinem andern techniſchen Zwech 
in der Zeit tverdampft werden ſoll, u. verdampft die Einheit 
E eines beftimmten B.es unter gleihen Umständen das 
Waſſerquantum q (welches hier als der der Einheit E zu= 
tommende Heizeffekt ericheint), jo ergiebt fich der Aufwand 
x an B. für diefe Zeit durch die Gleichung Q — Xaq. 

Unter der Heizkraft eines B.es verfteht man demmad) 
die Anzahl von Wärmeeinheiten (Kalorien), welche ein 
Gewichtstheil (Pfund, Kilogramm x.) bei volljtändiger 
Berbrennung entwidelt. 

Um die Heizkraft eines B.es auf praftifche Weiſe zu 
ermitteln, hat man aufdejien Feuchtigkeitszuftand (Waſſer⸗ 

ehalt) u. Gehalt an unverbrennlicher Subitanz (Aichen- 

Fubftanz) Rückſicht zu nehmen. Um den Waſſergehalt zu 
beftimmen, trodnetman eineabgewogene Menge des B.cs, 
etwa 100 Pfd., bei 100° C. jo lange, bis feine Gewichts: 
verminderung mehr eintritt, was durch wiederholtesWägen 
zu bejtimmen ift; das zuleßt bleibende Gewicht notirt man 
u, feine Differenz mit dem urſprünglichen Gewicht ergiebt 
den Wafjergehalt (bei 100 Pfd. urjprünglichem Gewicht in 
Prozenten). Zu Beitimmung des Ajchegehaltes find etwa 
2000 Pd. des B.es in der Feuerungsanlage regelrecht zu 
verbrennen u.die Rüdjtände anAiche u. Linderabzumägen, 
wobei man nod) 2°/, zu diefem Rüdjtand als Flugajche 
hinzurechnet. Durd) Abzug des Wafjergehaltes vom ur= 
jprünglichen Gewicht des B.es wird defien wahrer Gehalt 
an brennbarer Subjtanz und jomit deſſen relativer gel 
werth ermittelt. — 1. Zu direkter Bejtimmung der Heiz 
kraft der B.e ergaben die von tüchtigen Technifern, fo von 
Blairfair u. dela Boche in England, von Dr. Brir u. Dr. 
E. Hartig in Deutichland x., angejtellten Berdampfungss 
derjuche die Durchichnittörejultate in TabelleI. Demnach 
ift aljo in runden Zahlen der Heizwerth von 1 Pfund 
Steintohle= 2 Pd. Holz, =2—2"/, Pid. Torf, = 2 Pid. 











1 Slafter Kiefern» oder Tannenholz = | 1200 Bollpfd, 
(108 Stubitfuß rhein. ⸗ 3,5 cbm.) 34, Tonne % 
1 Flafter Buchen» oder Eichenholz = 4* Ben: Steinkohle, 


— 2, Wafergehalt der Breunfioffe. Yufttrodenes Holz ent: 
hält 18—20 7, Waſſer ; Steinlohlen unmittelbar nad) der 
Gewinnung 3%,, ſpäter mehr; Braunkohlen 25—45°/, 
und Torf ca. 25%,. Holz giebt beim Verbrennen einen 
größeren Heizeffett, wenn es getrodnet ift, Stein u.Braun- 
foble einen höheren im ungetrodneten Zustand, bef. fönnen 
und müſſen einzelne Sorten der lepteren feucht fein, wenn 
fie gut hitzen follen. Tabelle II. giebt an, wie viel durch— 
ſchnittlich 1 Gewichtstheil B. im getrodneten oder unge— 
trodneten Zujtand Dampf in Gewichtötheilen bei volls 
jtändiger Berbrennung zu erzeugen vermag. 


Zabelle II. 


Brennftoff: getrodnet ungetrodnet 
——— 53. 4,46 
orfarten . Das Ins 
Brauntohlen . 4,4 2 
Steinfohlen Tas Tas 
— 6,8 Tas 
ohls . . 4 Top 


— 3, Gehalt an Aſche. Der unverbrennliche Rüdftand ift 
bei der Verbrennung in gewöhnlichen Feuerungsanlagen 
größer als in der hemifchen Analyfe. — Nach leterer ift 
der Aſchengehalt bei Holz 1,, %/,, beiSteintohlen 3, —5,,%,, 
bei Brauntohlen 6—18%/,,bei Torf 10%,. — 4. Bezüglich 
der Verwendung der B.e bei. zu techniſchen Zweden ijt in 
Betracht zu ziehen, ob man mit denjelben die höchſtmög— 
liche Temperaturjteigerung od. die gröhtmögliche Wärme: 
menge erhalten will, und man unterfcheidet hiernach den 
pyrometrifchen und den calorimetrifhen Effekt 
der Brennftoffe. Der calorimetrifche Effekt entipricht 
der ſchon oben erwähnten Heizkraft (auch Heizeffekt, Heiz: 
werth genannt) und giebt aljo die berg 04 von Wärmeeins 
heiten an, welche die Gewichtseinheit des Brennmaterials 
bei volllommener Verbrennung zu entwideln fähig ift, u. 
der pyrometriſche Effekt giebt die Anzahl von Temperatur- 
raden an, welche ein in diedicht über dem Brennmaterial 
findlichenBerbrennungsgafe gehaltenes Pyrometer(j.d.) 
anzeigen würde. Als Maß für die Wärmeeinheit wird 
bier die Wärmemenge angenommen, welche zur Temperas 
turerhöhung von I kg. Waſſer um 1°C. beimittleremQuft- 
drud aufgewendet werden muß, als Mähitab für den pyro= 
metrischen Effekt die Stala des hunderttheiligen Thermo« 
meterd. Der calorimetrifche Effekt wird erreicht, wenn man 
dem entzündeten B. in den Feuerraum jo reichlich Luft 


Tabelle J. 





| Gewichtstheil Brenn⸗ 














| Wärme toff giebt Dampf von 
Dame des Köueanftofieh, einheiten. an. C. 5 Ge⸗ 
wichtstheilen. 
Kiefernholz . . | 3000 3 
Eichen-u. Buchenhol; | 3000 8. 
Kiefernholzfoble . 6800 6, 
Toll... na. 3000 3,0 
Zorftohle . . . .| 6400 6, 
Brauntoble (Lignit) 4000 * 
Braunlohle 1600 ds 
erdige 2500 
Steinkohle . 
beite Qualität . 8000 8, 
geringe . 6000 6, 
mittel 7500 7 






Alte Verlehrseinheit. 





. Gewicht von 1 chm. 
Benennung und Größe, —— in kg, 








24— 2600 380-400 
f Kafter—dchm.| 593100 | 430-450 
Tonne =4,, Schiil. 64 | 145 
= (),413 ebm: 
Klafter = 4,.,, cbm. | 2200 340 
Tonne — 4,, Schffl. 125 284 
do. 300-320 680 726 
do. 280— 320 637—726 
do. 380 860 
do. 360 820 
bo, 370 840 


Brennweite 


zuführt, daß derfelbe jedenfalls vollftändig verbrennt. Die 
hierzu nöthige Luftmenge muß die 2—4fache, als die the= 
oretiich berechnete fein, und man kann durchichnittlich an— 
nehmen, daß die in der Praxis zur volljtändigen Verbren— 
nung erforderliche Quftmenge pro kg. B. beträgt für 
fufttrodenes Holz und Torf . . . . . 10kg 
Brauntohle 12 „ 
PR 2 





volljtändig trodenes Holz und 

Holztohle und Kohl . . . : 

teintoDle: = 4 5. ee 

Der pyrometrijche Effelt wird erreicht, indem man dem 
B. nur wenig Luft zuführt, jelbit auf die Gefahr hin, feine 
volljtändige Verbrennung desjelben zu erreichen. Um hier— 
bei an B. möglichſt zu jparen, hat man zu dieſem Zived die 
Sasfeuerung eingeführt, bei welcher man zuerjt den B. 
unter jehr geringer Luftzuführung einer Art trodener De: 
ftillation unterwirft, d. b. ihn in gafige, brennbare Pro— 
dufte umwandelt und diefe legteven mit der zu ihrer voll- 
ftändigen Verbrennung gerade ausreichenden Luftmenge | 
im Heizraum der Feuerungsanlage verbrennt. Es ges | 
ichicht dies deshalb, weil Gaje fich viel gleihmäßiger und 
inniger mit Luft vermijchen lafien, als feite B., durch 
welche Vermiſchung die volljtändige Verbrennung ohne 
Luftüberſchuß behufs der größten Temperaturfteigerung | 
allein möglich it. Zu gleichem Zwed hat man neuerdings 
den B. (Steinfohle od. Kohls), in feines Pulver ver: 
wandelt, mit einem Quftjtrom in den ſchon heißen Feuer— 
raum geblajen, wo alddann eine jogenannte Molekulare 
verbrennung mit größter Higeentwidelung ftattfindet. — 

"5. Bedarfau Brenufloffen. Um 1000 Mauerjteinezubrennen, 
wird 1,,, cbm. fliefer= u. 1,,, cbm. hartes Holz von O,,, m. 
Länge erfordert; 1000 Mauer: und 1000 Dachziegel zu: 
fammen erfordern 2,,, cbm. Holz. Um 1000 Ziegel mit 
Torf zu brennen, braucht man 1500 Torfſtücke; jedoch ift 
der Torf fo verſchieden, daß aud) 2000 Stüd auf das 
Taufend Ziegel gebraucht werden. Nach obiger Tabelle 
läht fid leicht der Bedarf für andere Materialien berechnen. 
Der Torf bewirkt jedody, troß jeines geringen Brenn— 
wertbes, in gleihem Zeitraum mehr als das Holz, daher 
man auch bei einer wohlangelegten Zugfenerung die Wir: 
fung des Feuers höher als mit Holz treiben kann. Betr. 
der Steinkohle hat ſich erwieſen, daß durch das Anfeuchten 
derjelben kurz vor der Berwendung eher eine Erhöhung als 
Verminderung des Heizeffetts eintritt. 

B. Künjtlihe Brennmaterialien. 1. Man mengt 
15 Th. Kohlenjtein, 1%, Th. Alaunauflöfung, */, Th. 
Salpeter u. 83 Th. Thon. — 2. Sogen. Barijerfohle. 
Nbjälle von Feuerbolz, Kohlen, Koblenjtaub zc., mit 
Steintohlentheer gemengt, zermalmt, in Eylinder geformt 
u. geglüht. — 3. Künſtliche Steinkohle. In einem 
bejonders dazu eingerichteten Apparat werden in Thon 
eingehüllte Begetabilien, als Sägeſpäne, Blätter, Stengel, 
Spüne x.,gepreht u. einer Temperatur von 200—300° 0. 
ausgejept. (Comptes rendus.) 

Brennweite, f., fr}. distance f. du foyer, engl. focal 
distance (Phyſ.), die Entfernung des Brennpunftes eines 
Brennglajes od. Hohlipiegel® von der Mitte des Glaſes 
od. Hohlipiegels. Bei parabolischen Hoblfpiegeln fällt für 
parallele Strahlen der Brennpunkt genau in den Brenn= 
puntt der Parabel, durd deren Umdrehung die Spiegel- 
fläche beſchrieben werden kann; bei jphärijchen Hoblipiegeln 
iſt die Brennweite für parallele, der Spiegelachſe jchr nahe 
liegende Strablen glei) der Hälfte des Halbmefjers der 
Sugelfläche, von der der Spiegel eine Calotte bildet. 
S. aud) Brennglas. |Schw.] 

Brennziegel, m., Brikett, n., Kohlenpreßflein, frz. bri- 
quette, f., engl. coal-cake, coal-dust-brick, patent-fuel; 
diefe bejtehen aus Steintohlenflein, Kohlsklein od. Braun- 
toblenklein, dem wohl aud) Theer u. Flußſchlamm beige: 
mengt wird; fie verpaden fich leicht, weshalb man fie 5. B. 
auf Dampfſchiffen gern als Feuerungsmaterial nimmt. 

Rrenta, f., ital., frj. brente, früheres Flüffigteitsmäß. 


” 





480 


Die B. von Mailand hielt 75,555 1.,dievon Piemont 56, ..4, 


Bret 


die von Freiburg in der Schweiz 39,,, 1. ©. d. Urt. Bassa, 

Brenz,n.,brennbaresMineral:brenzlid, adj.=brandig 
riechend. Näheres j. unter Brennitoffe jowie unter Stein= 
kohle, Brauntohle ꝛc. Vgl. aud) Empyreuma. 

Brequin, m., frz., Bohrichneide, Bohreijen des Im- 
ſchlagbohrers, der Bruftleier. 

Brefchbatterie, f., frz. batterie f. de breche, engl. 
breaching-battery (Kriegsb.); joldye werden nach Er= 
oberung des bededten Weges angelegt, meift zu 5—6 Ges 
ſchützen, für ein Bollwerk zu 8—9; vgl. d. Art. Batterie u. 
Belagerungsarbeit, 

Brefche, f., Brei, n., Wall- oder Manerbrud), m., aud) 
Sturmlüde, f., frz. bröche f., engl. breach (Kriegsw.), 
Oeffnung, welche durch den Feind mittels des Geſchütz— 
feuers od. der Greſchminen (j. d. unter Angriffsmine) in den 
Wall einer belagerten Feſtung gemacht wird, um denſelben 
erſteigen u. erſtürmen zu können. Dan ſchreitet gewöhnlich 
zum Sturm, wenn die Breſche jo breit iſt, daß 14 Mann 
in Front neben einander hindurch fünnen. Belommt die 
Beſatzung einer eroberten Feitung freien Abzug, jo zieht 
fie gewöhnlich durch die B. aus. 

reſchmauer, f., frz. revetement m. endecharge,engl. 
counter-arched revetment (Sriegsb., Wajjerb.), ent: 
lajtete Futtermauer nennt man cine Zuttermauer, wenn 
fie dadurd) zum Theil von dem Drud der hinter ihr liegen= 
den Erdmaſſe befreit ijt, daß hinter derjelben Arkaden 
(j. d.) oder liegende, gegen das Erdreich anmwölbende Bogen 
angebracht find. 

Breſchmeſſer, n. (Kriegsb.). Bezeichnung für die 
Spitzen, welche frü ber bei einfachen Paliſſadirungen in 
den Zwifchenräumen, Anjchlagslüden der Balifjaden auf 
die Verbindungslatten geichraubt wurden, um das Auf 
jteigen u. Fuhfafien des Feindes zu verhindern. Mit der 
Tambourpalifadirung unnöthig geworden. 

Brestianhammer, m., |. dv. w. Stahlſchmiede. 

Bresrianfahl, m.,eineder beiten Sorten Schmelzjtahl, 
in Kärnten und Steiermarf gefertigt. 

Brösillet, ın., frz., Brefiletholz, — Braſilienholz. 

Breslauer Röthe, f.; der in Schlefien erbaute Krapp, 
eine der geringften Sorten von Färberrötbe, zu Krapplad 
für Malerei wenig empfehlenswerth. 

breffehauen, 3 (Bergmannsipr.), aus einem Berg⸗ 
wert, um es völlig eingehen zu lafjen, diedarin befindlichen 
Kunstwerke herausnehmen. 

Brest, s., engl., der Brühl, Rundftab. 

Brest-summer, Bress-sumer, engl., Saumſchwelle 
(f. d.), Oberfchiwelle einer Fachwand, Trägerjchwelle einer 
Säulenreibe. 

Bret, n., aud) Preit, Plauke, Diele, f., frz. planche, f., 
ais, m.,engl.table, board, shelf, deal, plank,ital.tavola, 
asse, jpan. tablon, plancha,ripia, lat.asser. 1. Bis zur 
Einführung desMetermähes warenjie inder Regel 
12,14, 16, 18,20 Fuß lang ; längere mußte man befonders 
bejtellen, da die Bretmühlen nur jelten darauf eingerichtet 
find; j.d, Art. Schneidemühle. Nach ihrer Stärke u. Breite 
unterjchied man bis vor Kurzem: 1. JnNord-u.Mit- 
teldeutichland: Ausſchußdiele, fehlerhaft und ſchwach, 
ohne beftimmtes Mäß; Herrenbret, Durchſchnittsbret, 
Tafelbret, frz. planche,f.,ais m. de '/, pouced’6paisseur, 
engl. half-plank, half-inch-plank ‚shelf; */, Boll ftarf, 
6—8 Zoll breit, wahnkantig, äftig x.; Schalbret, Be— 
ichlagbret, in den Marten Stiftenbret, frz. planche de ®/, 
pouce, engl. */, plank, thin board, ”/, Zoll jtarf, 6—8 Zoll 
breit, rein und gut volltantig; gemeines Bret od. Mittel: 
bret, zolliges Bret, Bret im engſten Sinn des Wortes, 
in den Marken Schalbret, frz. planche de 1 pouce, engl. 
inch-plank , board, 1 8. ftart, 8—10 8. breit; Spünde- 
bret,inden DartenZifchlerbret,?/,—"/,8.jtarl,10— 123. 
breit, fri, planche de 1"/,pouce d’epaisseur, 1'/, plank, 
thick board, °/, 3. itarf; hier und da wohl auch: halbes 


Bretbaum 


Spündbret 19 3. ſtart, ganzes Spündbret, engl. 1°, 
plank, ”/, 3. ſtark; Nothholz (aufder Weſer), eichene Dielen, 
18—21 3. breit, 6"/, Fuß lang, ’/, 3. did, gewöhnlich zu 
Särgen verbraucht. — 2. In Süddeutichland: Halb: 
holz, Diinnbret, öfterreich. Gemeinlade, Halbbret, '/, 3. 
jtarf, 14 %. lang; Sattelbret oder Mainbret, °/, 3. itart, 
12—14 F. lang; Schalbret, ”/, 3. ftarf, B. 13. ſtark; 
Bödjtiid oder ganzes B., Diebret, öjterr. Bantlade, °/, 3. 
ſtark. — 3. Die ftärteren Sorten heißen in Nord= u. 
Mitteldeutichland Bohlen od. Pfoiten, in Süddeutichland 
Dielen oder Zweilinge, wenn fie 2 30ll, u. Dreilinge, wenn 
fie 3 3. ſtark find; Schleifdielen, wenn fie 3'/, 3. ſtark jind; 
Stubendielen, 16 $. lang, 15 8. breit, 4", 3. ſtark. In 
Münden unterfcheidet man: Tafelbreter, "/, 3. ſtark; ge: 
meine B.er, 1 3. jtarf; Falzbreter, 1'/, 8. Hark; Rähme 
linge oder Riemlinge, 2 3. ſtark; Läden, über 2 2. ftarf. 
In Preußen heißen die 2 3. ftarten B.er Dielen, ftärlere 
Planten. In Holland hat man noch geſchilfte B.er, '/, 
bis ’/, 8. ftarf; noch ſchwächer find die Fournierbreter 

II. Seit Einführung des Metermäßes gelten 
folgende Benennungen und Mähe: Die Länge diffe— 
rirt von 3—7"/, m. Bohle, 68—100 mm. jtarf; ganzes 
Spundbret, 50 mm. jtart; halbes 40 mm. ſtark; Tifchler- 
bret, 30 mm. Start; Schalbret, 20 mm. ſtark; Kiftenbret, 
1dmm.jtarf. Die äußersten, auseinem Blodgejchnittenen 
B.er, welche auf einer Seite ganz baumfantig find, heißen 
Schwarten, Schalen, die nächſten Schwart: od. Endbreter, 
Ortdielen, Schmalbreter, Zaundielen, Schaldielen. Im 
Schiffsbau heißen die Ber Schiffsplanfen, Caravellen 
od, Schnittbohlen, Karinbohlen, Säbelbreter od. bauchige 
Blatten zc., die Mähe find hierbei verjchieden. 

III. Um Breter zugemwinnen, zerichneidet man die 
Bäume in jogen. Sreibänme, Bretklötze, Bretblöde, auch 
Eägeblöde gen., von 12, 14, 16cm. Fuß, neuerdings von 
3, 4,5, 6, 7'/, m. Länge, und diefe werden auf der Säge: 
mühle od, auf einem Sägegerüſt, Schneidroft, Bretrof, von 
den Roſtſchneidern mit der Schrotjäge in B.er zerichnitten. 
Bei Berechnung der B.er, die man aus einem Baum ge- 
winnen fann, muß man den 8. Theil der Stärfe auf die 
Sägeſchnitte abrechnen. 

IV. Behandlung der Breter. Wenn die B.er 

aus der Mühle kommen, werden fie aufgejchräntt od. auf: 
eftapelt (j. d.). Beim Aufitapeln thut man gut, fie zu 
Bölgeln, d.h. durch Dazwischenlegen von Hölzchen den Luft: 
zugang zwijchen diefelben zu ermöglichen. Aber auch dieje 
Vorſichtsmaßregel, vereint mit Abdeden oder fonjtigem 
Schuß vor Regenwaſſer, verhindert das Verderben noch 
nicht vollftändig. Um das leicht jtattfindende Aufreiken 
der B.er, Pfoſten u. Bohlen, bef. der buchenen, zuverhüten, 
verflebt man die Hirnfeiten derjelben mit Leinwand- oder 
a aka auch ijt rathſam, die beim Hölgeln zwiſchen 
je zwei®.er zu liegen fommenden Bretftreifen(Stapelhölger) 
ganz an das Ende herauszulegen, da das entgegengejeßte 
Verfahren das Aufreiken befördert; aus diefem Grund ift 
das Aufjchränfen der feuchten B.er im Dreieck, wobei die 
Bretenden nie volllommen aufliegen, nicht zu empfeblen. 

Bretbaum, m., 1. auch Gretblock, Bretkloh , frz. bloc m. 
de sciage, engl. plank-log, plank-timber, j. v. w. Säge: 
blod; ſ. d. Art. Bret III. — 2. . Mahagoniholz. 

Bretdach, n., Breterbedadjung, f., ſ. Dachdeckung. 

Bretderke, Breierdecke, f., 1.nuch Ihaldekegenannt, frz. 
plafond plancheig, plancher, m., lambris en planches, 
engl. boarded ceiling. Baltendeden verichaltman häufig 
mit Bretern, die dann entweder gejtülpt, geipündet oder 








mit Leijten auf den Fugen verjeben werden; dies gewährt | engl. rough. 


den Bortheil größerer Glätte, alfo gröherer Unempfinds 


481 


Bretfußboden 





auf die hohe Kante geitellt, jtatt der Ballen verwendet. 
Man verlegt dabei 5. B. bei 4 m. Freitragung, 25 cm. 
Breite und 25 mm. Stärke, die Breter auf 28 em, Ent: 
fernung von Mittel zu Mittel. Noch aber find die Erfah: 
rungen über die Haltbarfeit diejer allerdings jehr billigen 
Deden nicht genügend; jedenfall® muß die Verſpreizung 
derjelben ſehr ſorgfältig gemacht werden; j. übr. Art. Dede 
Breteche, f.,r3.,auch breteche, breteiche,bretesche 
ꝛc. geſchrieben ſ. M. M.a. W.), lat. bretachia, bertescha, 
baltrescha :c., ital. bretesca, engl. bretise, bretese, 
bartizan, fommt in den Bedeutungen vor: Ausrufgeritit, 
Serichtsbühne, voritehendes Dad, Dacherker, hölzerner 
Anmwurf, hölzerner Thurm, kleines Wachtthürmchen, höl— 
ernes Fort, bedeutet aljo im allgemeinen: Bretdach, 
retverichlag ; im befondern aber hölzerner Erler als Ber: 
theidigungswert, ſ. Fig. 843; dann aud) ein joldher oder 
ähnlicher Ausbau zur Verzierung, zum Ausrufen behörd- 
licher Kundgebungen 2c.; endlich auch j. v. w. Binnen: 
reihe; vergl. Art. bretesse, 





Fig. 843. Yu Art. Bretöche, 


Breterfchalung, Kreifhalung, f., Bretverfhalung, frz. 
plancheiage, m., engl. boarding, 1. Belleidung einer 
Dede mit Bretern, frz. planchdiage de plafond, pla- 
fonnage, m,, engl. boarding of a ceiling, }. d. Art. Bret= 
dede, — 2. Verichalung eines Daches mit Bretern; man 
unterſcheidet dabei a)äußere B. auch Dachſchalung ſchlecht⸗ 
bin gen., frz. — e m. du toit, engl. ashlering, die 
entweder direkt ald Dad), Breterdad, dient u. dann getheert 
od. gejtrichen wird, oder als Unterlage für die eigentliche 
Dachung benupt wird, ſ. Dahdedung; b) innere, auh Dad: 


| ausjchalung gen., frz. couverture f. en ais, toiture f. 


en planches, engl. boarding of the roof. — 3, Berjcha= 
lung einer Wand od, dgl., entweder nurals Üeberzug, dann 
| bejier Bretverfleidung (f. d. 2), oder ala jelbftändiger und 
‚einziger Verſchluß der Fade, frz. fermeture en ais, 
. Bretverichlag. Alle die genannten Arten find entweder 
gebobelt, frz. rabote, engl. planed, oder rauh, frz. brut, 


bretess6, frz., engl. bretexed, adj.,j.d. w. gezinnelt; 


lichkeit gegen Dünjte ꝛc., als dies bei geputzten Deden zu | f. d. Art. Zinnen, 


erreichen ift, bef. wenn man die B. mit Delfarbe ftreicht ur. 


Bretfußboden, m., ft}. plancher, m., engl. boarded 


dadurch vor dem Aufreißen ſchützt. Mebr |. im Art. Decke. floor. Ueber die verfchiedenen Manieren, ihn zu fertigen, 
— 2, frz. plafond en planches, engl. board-ceiling. |}. d. Art. Fußboden. Ueber feine Stärke im Verhältnis 


Neuerdings fonitruirt man Deden, indem man Breter, 
Mothes, Juuitr. Bausferiton. 4. Aufl, I, 


zur Ballenweite j. d. Art. Ballenſtärke. 
61 














hieß dann auch Querkopf, frz. clou & töte plate, engl. flat- 
headed plank-nail. Mehr ſ. in d. Art. Hagel. 

Bretfäge, Dieleufäge, f., frz. scie f. a refendre, scie du 
scieur de long, harpon, m., engl. lang-saw, pit-saw, 
eleave-saw,j.v. w. Rlobfäge, Ipaltfäge, d.b. Säge zum Tren⸗ 
nen derBreter aus dem Bretbaum;aufdemfRoit ;ſ. Klobſäge. 

Bretfägen, n., j. Roſtſchneiden. 

Bretſtüch, n., frz. planche f. courte, engl. dealend, 
heißen im Schiffbau Breter von 2—3 m. Länge, 

bretteler, bretter , v. a., frz., 1. (Steinm.) zäbneln, 
fröneln (f. d.). — 2. (Tiichl.) ahnen, mit dem Zahnhobel 
(1. d.) Hobeln. — 3.(Maur.) bretter l’enduit, den Bug 
jtäppen; j.d. Art. Bup. 

Brettelement,, m., enduit brett&, brettel6, frz., der 
geitäppte Putz, Beſenputz; ſ. d. Art. Buß. 

Bretthüre, f., Breterthüre. Man unterjcheidet 1. glatte, 
ſchlichte Breterthüren, frz. porte pleine, engl. plank-door, 
plain-door, aus einfad) neben einander gefügten od. an ein⸗ 
ander gefalzten, geipündeten xc. Bretern mit aufgelegten.od. 


auf den Grat eingejchobenen Leiften, zwifchen die man, um | 


das leicht eintretende Werfen einigermaßen zu hemmen, 
meiſt noch einefchräge Leifte, ein Band, einfegt. — 2. B. mit 
Leiſten auf den Fugen, frz. porte pleine avec tringles, 
engl. plaindoor withribbands. — 3. B. mit aufgefegten 
Leiten, frz. porte a panneaux feints en barres, engl. 
battened door, batten-door, B. mit durch aufgenagelte 
Bretitreifen nachgeahmten Füllungen. — 4. Berdoppelte 
B., frz. porte doublee, engl. rebated andbeaded door, 
od. Doppelthüre; hier iſt auf die meift aufrecht ftehenden 
Breter der eigentlichen Thüre ——* j. d.) noch eine 
Lage Breter, meijt mit angeftopenen Öliederungen, wäge— 
recht, indiagonaler Richtung od. nad) irgend einem Sterns 
muſter 2c. aufgenagelt. Im Mittelalter und der Früh— 
renaiffancezeit waren dieſe Thüren allgemein üblich in 
Deutichland; j. übr. d. Art. Thüre, 

Bretung, f., ftj. tracement au panneau (Steinm.), 
j. v. w. Aufbringen der Zeihnung auf den Stein durch ein 
aufgelegtes Schablonenbret, aucd das Schablonenbret 
(f. d.) jelbft, frz. panneau ; das Auflegen nennt man aud) 
Abbreten (j. d.). 

Bretverkleidung, f., 1. fr. plancheiage, m., engl. 
boarding, j. Breterſchalung. — 2. Berfleidung einer Band 
od. dgl. mit Bretern. — 3. Ueber die B. der Windmühle, 
frz. houssage, m., j. d. Art. Windmühle. 

Bretverfchlag,m.‚Bretwand,f., frz. cloison deplanches, 
d’ais, fermeture en ais, engl. plank-partition. Diejelben 
werden meijt geipündet, häufig auch blos gefügt; fie find 
ein Lieblingsaufenthalt der Wanzen u. daher nicht jehr zu 
empfehlen. Einigermaßen kann man diefes Ungeziefer ab- 
halten, wenn man die Bretwände mit Leinwand, gewöhn- 
lid) Schotterleinwand, überzieht u. mit Papier od. Tapete 
verklebt; dabei wird die Leinwand allemal auf die Mitte 
der Breter aufgenagelt. 


Bretwäre, f., Breiwerk, n., Schtilholz, n., fr. bois de | 
sciage, bois d’6chantillon, engl. deals, pl., ®ejamtname | 


für alle Breter, Zatten, Bohlen 2c. im Holzhandel. 

Bretzaun, m., Bretplanke, f. Man ſchlägt Stiele oder 
Säulen in 1,.—2,,, m. Entfernung ein, die man unten 
anbrennt; doch fann man aud) Steinfäulen anwenden. 
Die Breter werden entweder an die Stiele (wenn dieje von 
Holz find) angenagelt oder in einen Falz eingejchoben. 
Man verjieht fie mit Falz oder Spund; man fann aud) 
die Breter lothrecht Stellen u. nagelt fie dann an Querriegel 
an. Man rechnet auf 10 qm. Zaun 11—12 qm. Bret und 
auf 7 qm. Zaun 1 Schod Lattennägel. 


482 








Brick, s., engl.,fr;. brique, f., der Ziegel, Mauerziegel, 
Ziegeljtein, Barnftein, Barren; air-dried b., unburnt b,, 
\ fr3. brique crue, séchée A l'air, der Luftziegel, Lehmſtein, 
Lehmbarren; burnt b., kiln-brick, ft}. brique cuite, der 
| gebrannte Ziegel (im Ofen gebrannte Ziegel, Ofenziegel); 
‚dutch b. flemish b., clinker, frz. brique hollandaise, 
‚der Klinker, die Stallmoppe; feather-edged b., wedge- 
shaped b., fr}. brique en coin, clef f. en brique, der 
Keilziegel, Wölbziegel; flat-laid b., fr}. brique posee de 
plat, b. & plat, der auf das Flache verlegte 3., der liegende 
3-; fire-proof b., fire-b., b. for build kilns frz. brique 
refractaire, b. blanche, der feuerbeftändige Ziegel, Ofen: 

iegel (Ehamottejtein), Ziegel zum Ofenbau; floating b., 
= brique volante, flottante, legöre, der Schaumziegel, 
poröje 3., ſchwimmende 3.; hollow b., tubular b., ir;. 
brique creuse, der Hohlziegel, Nöhrenziegel; pecking 
b., sandel b. semelb., fr}. brique de rebut, der ſchwach— 
gebrannte 3., Weichbrand, in Norddeutſchland: Wragftein, 
Kladſtein; vitrified bricks, burrs, pl., frz. briques bouil- 
lies, die geſchmolzenen u. zu Sauen Klumpen) zujammen: 
gebadenen Ziegel; b. laidon edge, frz. b. posde de champ, 
| b. de champ, der aufs Hohe, auf den hohen Stein, hob: 
fantig verlegte Ziegel, der Roller, Rollſchichtſtein; b. en 
‚ epi, 1.Stromfchicht u. Filchgrätenverband ;b.en liaison,der 
‚in Berband verlegte Ziegel. Vgl. auch Dinas-b., facing- 
| b., Paving-b., stock-brick x.;-- to burn bricks, fj. 
\ euire de la brique, Ziegel brennen. 
to brick, v.a., engl., 1. the bays, Fache mit Ziegeln 

ausjchen. — 2. a wall, eine Mauer auf Baditeinart bauen, 
den Rohbau auf dem Buß imitiren. 
Brick-bats, pl., engl., frz. briquaillons, m. pl., der 

Biegelichutt, die Ziegelbroden, das Ziegelklein. 

Brick-block, s., engl., fr3. brique crue tr&s grande, 
der ägyptifche Ziegel, Lehmpatzen. 

Brick-bridge, s., engl., Badjteinbrüde, ſ. Brüde. 

Brick-burner, s., engl., fr3. briquetier, m., cuiseur 

m. de brique, der Ziegelbrenner. 

Brick-elay, s., brick-earth, s., engl., die Ziegelerde, 
ber Biegellehm. 

Briek-course, s., engl., die Ziegelſchicht; brick-course 
laid edgeways, laid on edge, die Rollſchicht. 

Brick-dust, engl., ft. brique pilee, das Biegelmebl. 

Bricking, s., engl., fr}. briquetage contrefait, der 
nachgeahmte Fiegelrohban. 

Brick-kiln, s., engl., Ziegelofen, Ziegelbrennerei. 

Briek-layer, brick-mason, s., engl., der Ziegel: 
maurer. 

Briek-laying, brick-walling, s., engl., dasPflaſtern 
und Mauern mit Ziegeln, die Ziegelmauerei. 

Briek-maker, s., engl., ft3. briquetier, der Ziegler, 

Ziegelſtreicher. 

Brick-masonry,s., engl.,‚frj.magonnerie en briques, 
die Ziegelmauerung, das Badjteinmauerwerf. 

Brick-nogging, s., engl., die Ziegelausmauerung 
einer Fachwand. 

Brick-party- wall, s., engl., die Ziegelicheidung, 

Sceidewand aus Ziegeln. 

Brick-wall, s., engl., die Ziegelmauer. 
Brick-w ork, s.,‚engl., ft. briquetage, m., der Ziegel: 
rohbau, Badjteinbau. . 
Sricolbatterie, f., engl. brickolbattery, j. Batterie. 
Bricolwinkel, m. Bei Richtungsveränderungen Die 
Hälfte des nebenliegenden®intels. Bei einer Knieröhnt 
3.B.(Fig.844) üft|_ d=| ACD=BCE=',BCH 
der Bricol: oder halbe Ablenfungswintel, von melden 
|der Kontraktionstoiffizient (j. d.) jowie der Widerſtande 
foeffizient (X) abhängt. Lepterer ift nad) Weisbachſchen 
Verſuchen X = 0,9457 sin. 8°-+-2,047 . sin. 8. [r. Ma. 











Bride 

Bride, £., jrz., 1. der Klammerbafen; 2. eijerner Ring | 
zum Zujammenbalten eines Balkens ıc. 

Bridge, s., engl. Brüde (j. d.), 1. (Wafferb.), b. for 
the assault, assault-b., die Sturmbrüde, Congreve'ſche 
Nollbrüde; b.ofboards,rising 
scaffold-bridge, die Yauf- 
brüde, der Auflauf, Bumbam; | 
b. of boats, boat-bridge, die 
Kahnbrüde, Pontonbrüde. 
Weitere Arten j. im Art. Brüde. | 
— _ 2, (Hüttenw.) bridge on 

S the furnace-top, die Gicht: | 

= — brücde. — 3. Bridge ofahearth | 
“EP etc., lame-bridge, fire-b., die 
: Feuerbrüde, Herdbrüde. 





H 


Bridge-bay, s., engl., das | 
Big: 844. Brücdenfeld, Bruͤckenjoch, Joch⸗ 
Zu Art, Bricolwinkel. feld. 


Bridge-board, s., engl. (Zimm.), das Wangenbret, 
die Treppenmwange. 

Bridge-boat, s., engl., 1. der Brüdenkahn, Bonton. 
— 2, Der Führtahn, 

Bridge - building, s., engl., der Brüdenbau, das 
Brüdenjclagen. 

Bridge-eye, s., engl., dad Auge, Brüdenauge. 

Bridge-gutter, s., engl., die hölzerne Dachrinne. 

Bridge-head, s., engl. Kriegsb.), der Brücdentopf. 

— ————— s., engl.(Wajjerb.), Brückenpfahl, Joch— 

pfahl. 

Bridge-road, bridge-way, s., engl. (Waſſerb.), die 
Brüdenbahn, Fahrbahn. 

Bridge-stone, gutter-bridge, s., engl. (Straßenb,., 
Bilaft.), die Gojienbrüde, Dohlenbrüde, der Brüditein. 

Bridging, s., engl. (Zimm.), 1. aud) straining-beam, 
Zange, Koppelbalten. — 2. B. ofa centering, boarding 
of bolsters, Schalung des Lehrgerüſtes. 

Bridging-board, s., engl. (Zimm.), die Schallatte, 
das Schwartenbret zur Gerüftichalung. | 

Bridging-joist, s., engl. (Zimm.), das Polfterhofz, | 
j. d. Urt. Baltenlage, S. 237 und C in Fig 364— 367. | 

Bridle-road, s., engl. (Straßenb.), der Reitpfad, das | 
Reiterbantett. 

Brifier, m., ftz., Firſtblech, Bruchdocke und Gratblech 
eines Schieferdaches. 

Brigantine, f., frz. brigantin, m. (Schiffb.), kleine 
Brigg; dreimajtige Ruderb.en find nicht mehr in Gebraud). 





Brigg, f.‚frz.bric, brick, brigg,m., engl. brig(Sciffb.), 
zweimajtiges Schiff, jchlieht 5 betr, der Talelage der 
Hregatte an. Kriegsbriggs führen 10—20 Kanonen, 

Brillant, m., 1. befonders reiner und auf bejondere Art 
geichlifiener Diamant (j. d.). — 2. (Bauf.) ſ. d. Art. Dias 
mantverzierung. 

Brillantirung, £., j. unter d. Art. Bofjenwerf. 

Brille, £. Bon den wohlhetannten Augengläjern fann 
hier nicht die Rede fein, jondern blos von den Bedeutungen 
des Wortes in der Technik. 1.(Hochb.) Die Oefinung im 
Sitzbret eines Abtritts, ſ. Abtrittsbrille. — 2. (Hüttenm.) | 
Die Herde in einem grillenofen, fr}. fourneau A lunettes, | 
engl. spectacle-furnace, furnace with two pits, d.h. | 
einem Schadhtofen mit Wechjelberden, welche zu zwei neben 
einander liegen. — 3. (Kriegsb.) Auch Lünctte genannt, 
Feldverſchanzung, in der Umfaſſung einem Bollwerfgleich; | 
fie beſteht demnach aus 2 Faſen, 2 Flanken ꝛe. In der 
ſtändigen Befeſtigung liegen Lünetten meiſt vor den aus— 
ſpringenden Winkeln der Glacis, bei naſſen Borgräben in 
dieſen ſelbſt ꝛe. Die Ausführung des Baues iſt natürlich 
analog der der übrigen Feſtungswerlke. 

Brims.ofa well,engl.,Rand,b.ofa well,der®runnen= 
rand, Brunnenfranz, Steinfranz als Brunneneinfafjung. 

Brimbale, bringueballe, f., franz., der Bumpen- 
ichwengel (jur See: der Bed, der Geditod). 





483 


Brimstone, a., engl., 1.der Schwefel (t. 


Brisure 


d.). — 2. Rich⸗ 
tiger brim-stone gejchrieben, der Brunnenkranzſtein. 

Brin, m., frz., der Faden, der Heine Zweig, Stengel; 
brins, m. pl., das Strauchholz; brins de fougöre, der 
Farnfrautitengel, Daher pave A brins de fougere, j. 
Acoltello, appareil & b.d. f., der Fijchgrätenverband; 
doublage de porte a b. d. f., der diagonale Belag einer 
Brettbüre (j. d.); arbre de brin, bois de brin, aus dem 
Samen gezogener, nicht aus altem Stumpf gewachſener 
ichlanfer Stamm, dod) aud) ſ. v. w. bewaldrechteter Stamm, 
ſ. d. Art. Bois. 

Brine, s., engl., die Söle, Salzjöle; brine-pit, das 
Salzbeet in Salzgärten. 

Brink, Srynn, f., 1. niederſächſiſch, eigentl. ſ. v. w. Hügel, 
Raud, daher, Rain, Grashügel, namentlich auch in Gar— 
tenanlagen. — 2. Oberdeutſch, ſ. v. w. Unger, daher Briuk 
ſiher, ſ. v. w. Angerhäusler (ſ. d.). 

Brion, m., frz., j. Anſatz 3. 

Briquaillons, m. pl., frz., ſ. d. Art. Brick-bats. 

Brique, f., fr3., der Mauerziegel, Ziegelftein, Barn— 
ftein, vgl. d. Art. Brick; briques bouillies, engl. burrs, 
pl., die geihmolzenen, zu Sauen (Klumpen) zuſammen— 
gebadenen Ziegel; b. de chantigmole, planelle, qua= 
dratijche Ziegel von 3 cm. Dide zu Pflafter, jowie zu 
Scurzen und zu ſchwachen Fachwänden; b. erue tres- 
grande, engl. brick-block, der Lehmpatzen; b. de metal, 
engl. brick-lumps, der Metallblod, Schladenziegel; b. 
trös-dure, fortement cuite, engl. stock-brick, der 
Hartbrand, Klinker; b. trop dure, demi-vitrifiee, engl. 
half vitrified brick, der Glastopf; b. de parement, der 
Blendziegel, Berblendungsziegel; b.a paver, der Pflaſter— 
ziegel, Flurziegel, die Flieſe; briques pilées, das Ziegel- 
mebl. Weiteres f. im Art. Brick. 

Briquet, m., frz., 1. (Schloſſ.), das Klapptiſchband, 
verfehrte Eharnierband, f. d. Art. Band VI. a 2, S. 245, 
und Fig. 394. — 2. Baden der Derterjäge. 

Briquetage, m., frz. (Maur.), der Ziegelrogbau, vgl. 
d. Art, Brick-work; b. contrefait, j. d. Art. Bricking. 

briqueter, v. a., frj., b. une muraille, eine (gepußte) 
Mauer auf Badfteinart bemalen, meist mit in Zeinölein= 
geriebenem Bolus ſſchlechterdings zu verwerjen). 

Briqueterie, £., frz., die Ziegelbrennerei; briquetier, 
m., der Ziegelbrenner; briqueteur, Direftoreiner Ziegels 
brennerei, Ziegelmeiiter. 

Briquette, f£., fri., 1. b. de houille, de lignite etc., 
das Brifett, der Kohlenpreßſtein. — 2. b. de tan, ber 
Lohkuchen. 

Bris, m., frz, auch bris d’huis, gebrochenes Band; in 
der Heraldit Thürband überhaupt. 

Brisart, m., frz. (Secw.), 1. die Brandung, Waſſer— 
wand, — 2, Die blinde (verborgene) Klippe. 

Brise, £., frz., 1. auf einen jtarten Pfahl als Schwenget 
befeſtigter Ballen, an welchen fi) die Nadeln eines Nadel- 
wehres od. einer Staujchleufe anlehnen. — 2. (Seew.), die 
Brife, Kühlte, der Wind. 

brise, adj., franz., gebrochen; arc brise, arc a quatre 
centres, der Tudorbogen; comble brise, das Manjarden: 
dad), gebrochene Dach; ventail b., volet b., dergebrochene 
Flügel. 

Brise-cou, m., fr3., j. v. w. Kopfſtoß bei einer Treppe 


(5. d.), doc) auch zu jteile Stufe u. dgl. 


Brise-glace, m., frz. (im plur. ebenfall® brise-glace), 
der Eisbrecher. 

Brisis, m., frz., der Bruch an einem Manjardendadı, 
auch der Padıra um oberhalb diefes Bruches. 

#riflolpapier, m., fr}. carton Bristol, engl. Bristol- 
map, eine bei. in England fabrizirte Sorte jehr jtarfen 
glatten Zeichenpapiers. 

Brisure, f., franz. (Feſtungsb.), 1. b. de la courtine, 
innere Brijüre, Bredung des Mittelwalles, ein zurüd: 
gezogener Theil der Eourtine, auf weldyem bei Bollwerks— 

—8X 


Britanniametall 


obren od. Schulterwehren die zurüdgezogene Flante jteht; 
2.b. de l'orillon, äußere Brifüre, die Linie des Boll: 
wertsohres od. der Schulterwehr, welche der inneren Bri— 
füre gegenüber ist, alſo die zurüdgezogene Flanke mit der 
Sculterlinie verbindet; 3. d’un volet etc., der Brudı, 
d. h. die Gelenkſtelle eines gebrochenen Flügels. 

Britanniametall, n., frz. metal anglais, metal bri- 
tannique, britannia, m., engl. Britannia-metal, eine 
ziemlich harte Metalllegirung von bläulicher, dem Matin 
ähnlicher Farbe. Hauptfächlich beiteht das B. aus Zinn, 
dem Y/,, — Antimon beigeichmolzen ift; es finden ſich 
aber auch meijt noch Blei, Zint, Kupfer, Wismuth ıc. bei⸗ 
gemengt. Das B. wird zu Theegeichirren ꝛc., im Bau— 
wejen zu Thürklinken ıc. verarbeitet; es läßt ſich gut feilen 
und nimmt beim Roliren einen ſchönen Glanz an. Unter: 
fuchungen der Fabrifate vier — * er⸗ 
gaben folgende Zuſammenſetzungen: 














Binn 90, 85 8 89, 
Antimon 9, 10,5, 65 7. 
Wismuth — — — 15 
Zink — . HH — 

upfer 0, lo las 1a [ Wf.] 


British plate, s., engl., ſ. Argentan. 

Britſche, Breitufcpe, Batfche, Patſche, f., ſ. Priichbläuel u. 
Tennenihlägel. 

brittle, adj., engl., furz, fpröde, von Metallen gejagt; 
brittle metal, das jpröde, faltbrüchige Metall; brittle 
metal, der Rothguß, das Rothmeſſing. 

Brit, m., aud) Löß genannt, ſ. Mujchelfalt. 

Brirenfäule,f.(Hütt.), Stüge des Drammbaums (ſ. d.). 

Broach, s., engl., 1. Nadel. — 2. Helmdach, Thurm— 
helm (j. d.). — 3. Aufräumer, Räumnadel, Ausichroter, 

Broach-post, s., engl., die Helmjtange. 

broad, adj., engl., breit; broad awl, j. awl; broad 
axe, dad Breitbeil, Dünnbeil; broad chisel etc., f. unter 
Chisel etc.; broad fillet, Band, Borte, Binde, }. d. Art, 
Band I.2 u. ig.379; b.window-glass, das Walzenglas, 
geitredte Tafelglas. 

Broad-lath, s., engl., die getrennte Latte, Schiefer 
latte. 

Broad-stone, s., engl., der Duader, Quaderſtein. 

Broeatelle, £., frz, bunte altbreccia. 

Broche, f., die Nadel, 1. die Reibahle, j. Alesoir. — 
2. Der Dorn eines deutſchen Schlofjes. 

Brochet, m., franz., Schweizer Flüſſigkeitsmäß 
Stutzen (ſ. d.). 

Brörkeltuff, m. (Steinarb.), Geſtein von ſchwarzgelb⸗ 
brauner Farbe, leicht zerreibbar, befteht aus diden, weni 
zufammenhaltenden Kalktufflörnern, verbunden dur 
mebligen Leucit, Augitbroden, Glimmerſchuppen ꝛc. Er 
ift vennvendbar zu Badjteinen und Gefähen. 

Brockenbirke, f., niedrige Zwergbirke, ſ. d. Art. Birke, 

Brod und Zuſammenſetzungen, ſ. unter Brot ꝛc. 

Brodem, Sradem, m., Broden, m., bei Bergleuten aud) 
Ausbrodung, Auswitterung, Ausbrodmung gen., ſ. v. w. 
Dampf, Dunit. 

Brodemfang, m., Brodemröhre, f., frz. ventouse, tuyau 
d’&vent, engl. air-escape, ventilation-pipe, Dunitröhre. 
1. Rohr zu Reinigung der Luft in Räumen, wo jid) viele 


=] 


484 





B Bronze 


Dünſte fondenfirt werden u. als tropfbare Flüffigkeit an 
den Wänden der Röhre berunterriejeln. — 2. Auch Abjugs- 
flotte, f. (Kriegsb.), Abzugsröhre fürden Bulverdampf in 
Dechargekaſematten; fie find vom Gewölbicheitel nach Art 
| der ruſſiſchen Efien durch die Erddede durchgeführt, über 
| derjelben jept ſich eine furze Chamotteröhre mit Blechdach 
‚an. Eben joldye Schlotten werden auch in Kriegspulver— 
u. Proviantmagazinen zumZwech der®entilation angelegt. 
Brodemklappe, f., eine im Brodemfang angebrachte 
Stlappe, von unten beliebig zu öffnen und zu ſchließen. 
Broderie, £.,f13.,1.Stiderei.— 2. broderie de fenötre, 
Fenſtermãßwerk. — 3. Einfafjung von Buchsbaum ꝛc. 
| um die Heinen Beete auf Rajenpläpen. 
®rokat, n., 1. frz. brocard, engl. brocat, brocade, 
jeidener Stoff mit aufgeftidtem od. eingewebten Muſter, 
‘ Goldbrofat, Silberb., je nahdem im Fond Gold: od. Sil⸗ 
‚ berfäden eingewebt find. — 2. Ein effeftvoller Anſtrich auf 
| Eifen u. andere Metalle wird durch diefog. Kryſtallfarben 
od. Brofate, eigentl. &limmerfarben, bewirkt. Der Glim- 
mer wird in Pochwerken zerfleinert, gemablen, mit Salz: 
jäure ausgelocht, mit Waffer ausgewafchen und durd 
Sieben fortirt. Die jo gewonnenen Glimmerjchuppen, 
welche, zuerjt von der Fabrik G. Roller in Aınberg in den 
Handel gebracht, fihdurd ſchönen, glafigen, filberäßnlichen 
Glanz, durch leichte Färbbarfeit u. vicljeitige Anwendbar- 
feit auszeichnen, find auf die meisten Metalle, auf Holz, 
Glas, Bappe, ferner in der Blumen, Buntpapier-, Ta— 
peten⸗, Siegellad: u. Galanteriefabrifation, jowie in der 
Malerei und überhaupt da, wo man bisher die befannter 
Bronzefarben anwendete, zu benupen; fie verhalten ſich 
egen Wafjer, die verichiedenjten Bindemittel und Lade, 
ie gegen Schwejelausdünftungen neutral, find nicht 
geſundheitsſchädlich, widerſtehen felbit den ftärfiten Agen— 
tien u. erleiden felbjt in der Glühhitze feine Veränderung. 
Beim Auftragen ift es gut, den Gegenstand zuerſt miteiner 
dem anzuwendenden B. ähnlichen Farbe anzujtreichen, 
u. zwar reibt man diefe Grundfarben bei Körpern, welche 
nicht der Feuchtigkeit ausgefept find, mit Glycerinleim 
‚(4 Th. Leim und 1 Th. Glycerin) ab; bei Gegenftänden, 
‚ weldyeder®itterung ausgefept find, ift dagegen Delfarbens 
anſtrich zuempfchlen. Auf diefen Untergrund wird, wenn 
\ertroden, das Bindemittel für die Brofate aufgeftrichen, 
| u. zwar in erfterem Fall Glycerinleim, im zweiten Dam: 
| mar⸗ oder heller Kopallad. Iſt der Lackanſtrich jo weit 
troden, daß er eben noch klebt, jo wird das bezügliche B. 
darüber gefiebt, eine Biertelitunde ftehen gelafien, dann 
der Ueberſchuß mit einer weichen Bürjte entfernt und Die 
Fläche mit einer Walze übergangen. [Schew.) 
Brolium, n., mittelalt.=lat., fra. breuil, m., ital. bro- 
glio, j. d. Art. Brühl. 
Brom, m., mittelalterlich, ſ. v. w. kleiner Zweig. 
Brom, n. (Chemie), einfacher, dvem Chlor und Jod ver: 
wandter Körper, Element. Als ſolches findet es ſich nir— 
gends in der Natur, wohl aber in Verbindung mit Natrium 
und Magneſium im Meerwaſſer u. in vielen Salzquellen. 
Eine Verbindung von B. mit Ammonium, das Stomammo- 
nium, findet in der Photographie Anwendung. 
| Bronze od.Bronce, f., 1.Bronse, Ex;, n., frz. bronze, m., 
airain, m., engl. brass, ital. bronzo, lat. aurichalcum, 
aes campanum, Mijchmetall aus Kupfer und Zinn oder 








Dünfte entwideln, deren Anmwejenheit unbequm u. jchäd= | Kupfer, Zinn und Zink, oder Kupfer, Zinn, Zint u. Blei. 
Lich ift, 3. B. in Ställen, Küchen ꝛe. Dergleidyen Brodem= | Durd) viel Zinn wird dieB. leihtflüfjig; gute B. ſoll röth— 
röhren bringt man theils aus der Dede frei aufjteigend, | lichgelbe Farbe, feintörnigen Bruch befigen, dünnflüſſig 
theils in Wänden hinaufgebend, theils unter der Dede | in die feinften Vertiefungen der Form eindringen, gegen 
durch die Wand ind Freie ihren, alfo liegend, und zwar | zufällige Stöhe u. Erichütterungen nicht zu ſpröde jein u. 
je nad) der Größe des Raumes in größerem od.geringerem | mit der Zeit eine Schön grünfarbige Kruſte (Patina) von 
Mäh u. Anzahl an u. verficht fie unten miteinem Trichter | halb ohlenjaurem Kupferorydhydrat annehmen, diegegen 
od. jonftiger Ausweitung, auch wohl mit einer ringsum | tiefer zerjtörende Einwirkung der Witterung ſchützt. Man 
ehenden Rinne nebjt Ablaufrohr, od. angehängten Ge— | beobachtet obiges Mifchungsverbältnisnicht immer genau, 
ähschen, da bei niedriger Temperatur der äußeren Luft die | indem man aud) andere Metalle, 3. B. bisweilen etwas 


Bronze 





485 








— 10 Th. Kupfer 
up 


f) Bildfäulenbronge, frz. bronze statuaire, 92 Th. Kupfer, 
6 Th. Zint, 2 Th. Zinn, oft aud) nod) 2 Th. Blei. Zuerft 
wird das Kupfer gejchmolzen, dann in diefesdaserwärmte 
Binneingetragen. Einige andere zweckmäßige Miſchungen 
für Statuenbronge find: 


Kupfer 92 91, 82, 73, 90 88 
ginn 2 1, 10, 18, 4 6 
nf 6 53 4, 63 6 6 
lei 21 n — — —[Schw.) 


Schon die Alten ſchätzten die B. ſehr u. benutzten ſie zu 
verſchiedenen Den, Säulenfnäufen, Röhren ıc., 
und es find z. B. in Herculanum jogar verfilberte Sefähe 
von B. aufgefunden worden. Geputzt wird B. mit Seifen 
fiederlauge, u. dann mit Kleie od. Sägejpänen troden ger 
trieben. — 2.B.nennt man nicht nur dieſe durch gemeinſchaft⸗ 
liche Scymelzung herbeigeführte Verbindung von Kupfer 
u. Zinn, fondern aud) mechan. Gemenge von pulverifirten 
Theilen diejer Metalle, befjer Bronzefarben (f. d.) gen. 

Bronze, m., frz., 1. im engeren Sinn, Bronze (j. d.); 
b. dor, die vergoldete B.; — 2. eigentlih: b. moulu, 

udre f.& bronzer, Bronzepulver, B. in Bulverform, 
re j. Brongefarben; — 3. eigentlid): b, verni, 
bie gefirnihte Bronzewãre. 

Bronzefabrik, f., Fabrik zu Erzeugung von Bronze: 
farben, wobei natürlich viel mit Säuren umgegangen 
wird, da nicht alle Bronzefarben blos mechanifche@emenge, 
fondern manche auch auf nafjem Wege hervorgebradhte 


Miihungen find; aud in Bronzegießereien hat man beim | 


Putzen und Reinigen der Abgüffe ıc. viel mit Säuren zu 
thun. Es ift am vortheilhafteiten, wenn das Beizen ſowie 
das hierzu erforderliche Mijchen der Säuren in einem be: 
jonderen Lokal vorgenommen wird, jo daß die ſich ent» 
widelnden Dämpfe nicht in die anderen Fabrikräumlich— 
feiten eindringen können. Sodann muß jedes Beizlofal 
mit einem Schornftein von wenigſtens 12 m. Höhe verſehen 
fein, damit die Dämpfe aus den Beiztrögen od. Säurebe: 
bältnifien vollftändig abgeführt werden. Mittel® anzu— 
bringender Mäntel, die in den Schornftein münden, kön: 
nen alle Dämpfe aus den Säure: und Beiztrögen aufge: 
fangen und in die Eſſe geleitet werden; dabei ijt es zweck— 
mäßig, eine Feuerung zu Hervorbringung des nöthigen 
Zuges in den Schornjtein zu leiten. [ Mes.) 

Bronzefarbe, f., fra. bronze-couleur, f., engl. bronze- 
colour. DieB.n od. Staubbronzen dienen zum Bronziren 
von Gips, Holz, Eijen, Zintguß 2c., aud) in der Bud): 


fer u. 10—9 Th. Zinn; | 
 peterjaurem Ammoniak verjegter Löfung von chlorſaurem 


























I 
Dezeichnung . | 
im Handel. ‚Kupfer | Sint. | Eifen. | Zinn. Bemerkungen. 
ee — — — — 
1. Blaßgelb. 82,,, 16,96 1 One — 
2. hHochgelb. 843, 153 | 0, Schöne Goldfarbe. 
3. b. 90 931 Meſſinggelb mit 
MAIER. | 00, | On | einem ih ins 
5 en fe 
4. Brange, od, R ‚ garbe des angelau 
1 2 unge. 98,55 | O5 | 0,08 nen bianten Super, 
5. Aupfer- |9 upferroth mit 
zeig Io einem Stich in 
2 Purpur. 
6. Violett. | 98,5 | 0, | 0, | Spur. — * 
7. Srüũun. 84,55 | 15,05 | 0O,g, | Spur. | Hell bläulicharün. 
8. Weiß. 2,0 | 0,56 | 96,,, | Sinnweiß Dis bler 
gra 











9. Eiſenſchwatz, zum Ueberziehen von Bipsfiguren, welche 
dadurch täuſchende Uehnlichkeit mit grauem Gußeiſen er: 


halten; bejteht aus äußerft fein zertheiltem Antimon, das 


durch Ausfällung mittels Zink in diefer Form erhalten 
werden fann. — 10. Bronze aus Kupfer von brauner Farbe, 
Dan kocht blanke Kupferjtüde in konzentrirter, mit ſal— 


Kali. Die jo gewonnene B. hateinengelblihbraunen Ton, 
der durch Erhitzen des gewaſchenen u. getrodneten Kupfers 
beliebig dunkel nuancirt werden kann. — 11. Goldbronze. 
Eine Quantität Blattgold oder Goldſchaum zerreibt man 
mit etwas Honig u. einer geringen Quantität Waſſer in 
einem fteinernen Mörjer, jegt nach u. nad) Waffer hinzu, 
bis die Flüffigkeit ganz dünn iſt, u. rührt dabei beftändig 
um; nachher läßt man das Gold jegen u. gießt die Flüſſig— 
feit ab. Durch mehrmaliges Waſchen erhält man das Gold 
in Geſtalt eines feinen Rulvers, welches manaufein Stüd 
Löſchpapier bringt, vor Staub fidhert u. hierauf, nachdem 
alle Feuchtigkeit verdunitet it, in einem Glas für den Ges 
brauch aufbewahrt. — 12. Anpferbronzepulver. Sehr feine 


‚ Kupferfeilipäne behandelt man in einem eifernen Mörfer 


genau wie Blattgold (j. 11), nur ſetzt man ſtatt des Honigs 
eine Portion trodenen Salmiak zu. Diefes Pulver muB 
man bis zum Bebraud) vor dem Zutritt der Quft bewahren. 
Auch Mejjingjeilipäne können auf diefelbe Weife behandelt 
werden. — 13. Binnbronzepulver. Man jdymilzt eine Quan⸗ 
tität gelörnted Zinn in einem Löffel über dem Feuer; nad): 
dem es flüffig geworden, ſetzt man nad) u.nad) Duedjilber 
zu u. rührt es gut um, bis es in eingräuliches Pulver um- 
gewandelt ift, das man, um Manchfaltigkeit hervorzus 
bringen, mit anderen Bronzepulvern naeh, od oder auch 
unvermifcht verwenden kann. — 14. Zilberbronjepulver. 
Blattjilber behandelt man genau fo, wie den Goldihaum 
(j. 11); man muß aber das Pulver in einer gut verjtöpjels 
ten u. mit Papier umwidelten Glasflafche aufbewahren, 
indem es jonft feinen Glanz leicht verliert. — 15. Weiße u. 
blaue Bronze. 100 Gewichtötheile reines Zinn, 3 Th. arjenit- 
freies Antimon, %/, Th. Kupfer werden zufammen ineinem 
Tiegel gejhmolzen, in Metallfchlägerformen zu Blättern 
geihlagen u. dann zu Brofat gerieben, dürfen aber beim 
Schlagen nicht jehr erhigt werden. Won der jo erhaltenen 
weihen Bronze wird I kg. in einer Sylafche mit weiten, 
oben dicht verjhliehbarem Hals mit 2 kg. Schwefelwaſſer⸗ 
ftoffwafjer in Baufen von je 1 Stunde gut umgejchüttelt, 
Nach zehn: bis zwölfmaliger Wiederholung wird fie gold— 
gelb geworden fein, dann wird fie auf einem Bapierfilter 
ausgewajchen und im Trodenofen auf Papier getrodnet; 
bei 200—230°C. färbt ſie fich dunfelgelb, weiterhin orange, 


hellviolett, blauviolett, endlich blau. Nur wenig weiter 


erhißt, verbrennt fie, daher ift es am beiten, diefe Erbipung 
in einem Delbad vorzunehmen, bereitet aus 4 Sewichtäth. 
Rapsöl mit 1 Th. Kolophonium. — 16. Aluminiumbrone 


Broujevergoldung 





486 


bronziren 








wird erſt ſeit kurzer Zeit fabrizirt, iſt aber ſehr zu empfehlen 
an Stelle der Silberbronze, weil ſie nicht durch Dünſte ſo 
geſchwärzt wird wie die Silberbronze. Herſtellung u. Ge— 
brauch iſt jo wie bei letzterer. — 17. Glimmerbronzefarbe, 
j.d. Art. Brofat. As. 
Brongevergoldung, f., frz. dorure f.surbronze, engl. 

ilding on red brass. Die Bronze vergoldet man fait 
ſtets in Feuer; j. d. Art. Bergoldung. 

Bronzino, m., ital., geiprenfelte grüne Marmorart, 
bricht im Benetianijchen. 

bronziren, tranj. 3., frz. bronzer, engl. to bronze, to 
braze over, egenjtänden aus Horn, Metall, Holz, 
Gips ꝛc. durch einen Anfırid) das Anſehen von Bronze 
geben. Die Bronzirung, frz. bronzage, m., engl. bronzing, 
ijt ſehr manchfach; nureinige Methoden, nad) denzubrons 
zirenden Materialien geordnet, jeien hier aufgezählt: 

A. Sromzirung auf Horngegenfände, a) Kodfalium, auf 
Kupferfarbe aufgetragen, giebt eine Nothbronzefarbe. 
b) Mufivgold auf Horn erhält man, indem man 5 Th. 
Duedfilber mit 15 Th. Zinn verbindet (durch Erhigen in 
einem Tiegel), nad) dem Erfalten pulverifirt u. mit 3 Th. 
Schwefel und 5Th. Salmiak miſcht. Man erhigt die Mi— 
ihung in einem Kolben im Sandbad, bis das Quedfilber 
verdampft, und wendet fie dann an. 

B. Sronzirung auf Thon, Stein, Pub, Tapete ꝛc. a) Durch 
NAufreiben eines der im Art. Bronzefarben aufgezählten 
Pulver mit dem trodenen Pinjel auf die vorher geleimte 
Fläche u. nachheriges Abbürſten. b) Durch Aufpudern auf 
Firnikanftrid. ec) Um abgenupte Bronze nadhzuahmen 
(an Oefen xc.), reibt man Kienruß u. Chromgelb mit Fir: 
niß oder Leim ab u, ftreicht dieſe Farbe mit einem Pinjel 
auf; erit wenn die geftrichene Farbe baldtroden ift, bringt 
man Bronzepulver an gewifjen Stellen, bei. an Eden, auf. 

C. Sronzirung anf Hol; ꝛc. a) Nachdem man die aus Holz 
gejchnigten Gegenjtände abgejchliffen hat, reibe man zum 
Grund Berliner Blau, —— u, feinen gelben Oder, 
jedes gejondert, mit Waffer, Terpentin oder Del ab, mijche 
fie dann in ſolchen Verhältnifien, daß die gewünſchte Farbe 
zum Vorjchein fommt, u. jtreiche damit. Alsdann reibe 
man unechtes Blattgold oder Boldbronzefarbe mit dem— 
jelben Bindemittel, wie früher die Farben, u. trage es mit 
Geſchmack auf die hervorragenden Theile auf. b) Man 
mifche Mufivgold mit Eiweiß, Harem Firniß oder Wein: 
geift, worin mineralifhes Gummi vorher aufgelöft wor— 
den ijt, u. ftreiche die Miſchung mit einem Pinſel auf und 
polire nachdem Trodnen mit einem Wolfszahn ; auch kann 
man ſich des feinen Pulvers von metalliſchem Kupfer be: 
dienen, welches fi aus einer Auflöfung von jalpeter: 
jaurem Kupfer durch Einlegung von blanfen Eifenjtüden 
niederjegt, hierauf gut mit Wafjer gewaſchen und mit 6 
Theilengebrannter, jein gefiebter Knochen gemengt wird; 
durch Anſtrich mit Weingeiftfirnii wird die Bronzirung 
firirt. c) Dan beizt den betr. Gegenſtand ſchwarz, nimmt 
dann Boldgrund, mijcht demjelben etwas römischen Ocher 
und Berliner Blau bei und überzieht damit die ſchwarzge— 
beizte Fläche ſchwach. Iſt der Anſtrich jomweit troden, daß 
er ſich zwar noch Hebrig anfühlt, ohne jedoch abzugeben, jo 
reibt man mit einem harten baummollenen Lappen, den 
man vorher in eine beliebige Bronzefarbe (ſ. d.) getaucht 
hat, die hervorragenden Stellenund giebt ihnen nod) einen 
ſchwachen Ueberzug von Goldgrund, verdünnt mit Terpen= 





tingeift. Durch Zujeßen von mehr od. weniger Blau vers 
ündert fich die Farbe der Bronze, ebenſo durch grüne Berg— 
aſche; nur trage man die Farbe nicht zu dick auf die Beize 
auf, damit das Schwarze durchſchimmern fann, weil dies 
der Farbe ein metalliiches Anjehen verleiht. d) Das Holz 
wird mit Oelfirniß oder Trodenöl2mal ſchwach geſtrichen. 


feit mit wirklicher Bronge. e) Gegenstände, die im Innern 
aufbewahrt werden, aljo der Näffe nicht ausgeſetzt find, 
grumdirt man 2= bis 3mal mit ſchwachem Leim; dann 
trägt man 4—5 Anſtriche eines Leimgrunds aus Kreide 
u. Leim auf, jchleift den Gegenitand mit Schadtelbalm, 
tränft ihn nochmals mit dünnem Leim und giebt dann 
noch einen ftärferen, mit Odyer oder Chromgelb verjegten 
Leimanſtrich, auf den man das Bronzepulver aufträgt, fo 
lange er noch Hebrig ift. Für Silberbronze miſcht man 
dem legten Zeimanftrich etwas Kienruß u. Bleiweih bei. 
f) Durch Anwendung von blauer, grüner ıc. Farbe fan 
man die verschiedenen Nuancen der Batina jehr gut nach⸗ 
ahmen, Hierbei thut, wie bei jeder Jmitation, das per: 
jönliche Gejchid, der Gefchmad ıc. die Hauptjache. 

D. Bronziruug auf Gnßeifen. a) Den betreffenden roben 
Abguß von Gußeiſen bürjte man mit einer Meffing= oder 
Kupferdrahtbürfte, welche man mit Wafjer befeuchtet , jo 
fange, bis der gewünjchte Grad von Bronzefarbe u. Glanz 
erreicht iſt. b) Man tauche die betr. Begenftände, nachdem 
fie blank abgefeilt od. gefcheuert find, in Kupfervitriolauf- 
löſung oder beſtreiche ſie mit derſelben, wodurch ſich eine 
ſehr dünne Rinde von fer auf dem Eifen niederjchlägt. 
c) Man jtreicht den Gegenſtand mit einer od. zwei Lagen 
ocdjergelber Delfarbe, läht diefe trodnen und trägt zwei 
Lagen dunfelgrüner Delfarbe darauf; fobald die legte 
Lage beinahetroden ift, bürftetman die erhabenen Stellen 
gonz leicht und flüchtig mit einer harten, mit Bulver von 

chergelb beftreuten Bürjte; das Pulver bleibt hängen 
und ahmt die metallifche Bronze gut nad). Diefe Methode 
ijt aud) auf Stein, Thon ꝛc. anwendbar und, da fie blos 
mit Oelfarbe hergejtellt ift, dauerhaft und billig. d) Für 
feine Gegenjtände. Man reibt Ochergelb mit Kopalfirnik 
an, trägt es mittels eincs Pinjeld von Dachshären auf, 
läßt die erite Lage trodnen und polirt fie mit Bimsjtein- 
pulver. Hierauf werden nad) einander mehrere Lagen 
eines auf diejelbe Weife bereiteten, nadı Bedürfnis aus 
Blau u. Gelb zufammengejepten Grüns aufgetragen, die 
man jedesmal wohl trodnen läht. Wenn die legte Yage 
baldtroden ijt, wird fie miteinem weichen Pinſel in Bronze: 
pulver getaucht, leicht abgerieben, indem man die Stellen, 
welche mehr glänzen jollen, ſtärker drüdt; nad) völligem 
Trodnen wird das Ganze gefirnißt. e) Galvaniſch nieder: 
geſchlagenes Kupfer wird mit Löſungen von Harzen und 
Terpentin in leichtem Steintohlentheeröl eingerieben und 
gleich der Delfarbe aufgeitrichen; mit fettem Del ange- 
rieben, betommt das Kupfer einen grünliden Schimmer. 

E. Auf andere Metalle, a) Meffingene Figuren od. Orna: 
mente zu b. Man ladirt die meſſingenen Gegenftände an 
den Stellen, welche Boldfarbe betommen jollen, u. reibt für 
diejenigen Theile, weldje bronzenes Anjehen befommen 
jollen,UImbra (gebrannt od. in natürlichem Zuftand, je nach 
der Farbe, die man verlangt) mit einer fleinen Quantität 
Weingeiſt an. Ebenjo verfährt man mit Bergblau u. auch 
mit dem feinsten gelben Ocher. Will man von diefen Far: 
ben Gebrauch madjen, jo nimmt man blafjen Goldlad und 
ſetzt demjelben eine Bortion diejer Ingredienzien zu, bis 
mandie gewünjchte Farbe bekommt; beim Auftragen wird 
der Gegenjtand, welcher bronzirt werden ſoll, ein wenig 


erwärmt, damit jich die Farbe defto bejfer ausbreite. Vor 
‚dem Auftragen wird der Gegenstand mit Gemsleder und 
etwas Zinnajche polirt, dann aber nicht mit blohen Händen 
angefaßt. b) Man reinigt das Kupfer oder Mefjing mıt 


Scheidewaſſer und verkupfert das letztere, wäjcht ab, reinigt 
mit Sägelpänen, bejtreicht mit einem fteifen Brei von 4°, 
Theilen Graphit, 15 Th. Blutjtein u. Weingeift mittels 
eines Pinſels und nimmt nad 24 Stunden das Pulver 
wieder weg. Durch) eine Glanzbürſte erhält man den fir: 


Wenn der Anftrich beinahe troden, aber noch flebrig ift, | nihartigen Glanz; mehr Graphit macht die Farbe duntel, 
tupft manmit einem Baummwollbällchen Bronzepulver auf | aud) nad) mehrmaligem Erbigen wird fie dunkler u. mehr 
und reibt eö leicht ein. Ein Firnihauftrag auf die fertige | röthlich. e) Antikbronze od. Patina auf neue Bronze- oder 
Bronzirung ſchützt fie zwar, verändert aber die Aehnlich- Kupfergegenjtände; man löft 1 Theil Salmiaf, 3 Theile 


Bronziren 


487 


bronziren 











gereinigten Weinſtein u. 6 Theile Kochſalz mit einander | von Weingeiſtfirniß gegeben. i) Andere dergleichen grüne 


in 12 Theilen heißen Waſſers aufu. vermijcht dieje Flütjfig- 
feit mit 8 Theilen falpeterfaurer Kupferauflöſung, welche 
ein ſpezifiſches Gewicht von 1,,0. hat. Dieje Beize bringt, 
wenn die zu dieſem Behuf an einen mäßig feuchten Ort 
gebrachte Bronze zu wiederholten Malen damit beitrichen 
wird, in kurzer Zeit eine grüne, jehr dauerhafte Patina— 
befleidung hervor, weldhe, anfangs raub, nad) und nadı 
mehr Glätte erhält. Die Farbe der Batina hängt einiger: 
mahen von der Miſchung der Beize ab; mehr Kochſalz 
zieht fie ins Gelbliche, weniger Kochſalz giebt ihr eine 

läuliche Schattirung; mehr Salmiak beſchleunigt die 
Wirkung der Beize. Um den fimigähnlicen Glanz, welcher 
die grüne Patina antifer Stüde auszeichnet, hervorzu— 
bringen, erhitzt man die bronzirten Gegenftände u. reibt 
fie mittels einer fteifen Bürfte mit Wachs ein. Der hierzu 
erforderliche Hitzgrad muß jo groß fein, daß das Wachs 
raucht, ohne jedoch zuverbrennen. d) Braune Patina auf 
Kupfer od. Bronze, um den Anfchein des Alters hervorzus 
bringen; man löſt 25 g. Salmiat und 6,, g. Sauertlee- 
falz in ı 1. Eſſig auf, befeuchtet mit dieſer Auflöſung eine 
weiche Bürfte oder einen zujammengerollten feinenen 
Lappen u. reibt damit jo lange das blanfe Metall, bis die 
bearbeitete Stelle ganz troden ift; je öfter man das Ber: 
fahren auf einer Stelle vornimmt, deito dunkler wird die 
Farbe der Bronze. Im das Trodnen zu befchleunigen, ift 
e3 gut, die Operation im Sonnenfhein oder in der Nähe 
eines geheizten Ofens zu verrichten. e) Andere desgleichen. 
Man löft in 30 Th. Wafler 1 Th. Schwefelleber auf 
u. ſetzt die Gefähe mit diejer ii feitin ein verſchloſſenes 
Zimmer, wo die zu bronzirenden NIrbeiten aufgeftellt find. 
Das ausder Nuflöjung fi allmählich entbindende Schwe= 
felwafjerftofigas bewirkt dieBräunung des Metalls, indem 
deſſen Oberfläche ſich mit einem Beichlag von Schwefel— 
fupfer überzieht, der deſto haltbarer u. Lichter ausfällt, je 
dünner er ift. f) Auf Kupfergefähe ıc. 66 g. Grünſpan, 
66 g. Zinnober, 166g. Salmiat u. 166g. Wlaun werden 
fein gepulvert, dann mit Wafjer oder Ejfig zu einem Brei 
angemacht u. mit einem Binjel gleich einer Farbe aufge— 
tragen, dann aberdas Stüd über einem Kohlenfeuer gleiche 
förmig erhitzt. Nach dem Erkalten wirdesreinabgewaiden, 
abgetrodnet, dann eine neue Lage Miſchung aufgetragen, 
neuerdings erhigt und diefe Operation mehrmals nad) 
einander wiederholt, bis man die gewünjchte Farbeerlangt 
bat. g) Kupferne Gegenjtände roth zub. Man giebt dem 
Gegenjtand, den man verarbeiten will, mit dem Hammer 
die ganze Feinheit, deren er fähig iſt, paßt die Theile, ohne 
fie aneinander zu befejtigen, zuſammen und verzinnt fie 
ſchwach; hierauf bildet man aus Kolfothar u. Wafjer eine 
Art Brei, den man mit dem Binfel auf die Oberfläche auf: 
trägt. Man trodnet den überzogenen Gegenitand über 
einem Ktoblenfeuer, bis die Verzinnung ſchmilzt oder doch 
zu jhmelzen anfängt. Dann läht man abtühlen, nimmt 
den Gegenſtand auseinander, bürftet u. polirt dieeinzelnen 
Theile in kurzen Schlägen auf einem Amboß u. wiederholt 
das Verfahren 3: bis Amal; hat jeder Theil die verlangte 
Farbe erhalten, fo polirt man ihn, immer nur mit dem 

ammer, jegt die Stüde zufammen u. reinigt das Ganze. 

öthitellen u. Vertiefungen od. Unebenheiten, wo man nicht 
mit dem Hammer poliren fann, madjt man mit Rothſtein 
glänzend und reibt fie mit einem Stüd Gemſenleder. 
h) Mejjingwärengrünzub. Manvermijcht80 Th. ſtarken 
Eifig mit 1 Th. Mineralgrün, 1 Th. roher Umbra, 1 Th. 
Salmiak, 1 Th. arab. Gummi u. 1 Th. Eiſenvitriol, fügt 


4 Th. Avignonbeeren hinzu, läßt das Ganze fieden u. feiht | 


es nach dem Erlaltendurdh. Die Flüffigkeit wird mit einem 
Pinjel auf die in verdünnter Salpeterjäure abgebeizten 
Waren aufgejtrichen. Sollte diedavon erzeugte Farbenicht 
duntel genug ausfallen, jo erwärmt man das Stüd und 
jtreicht nachträglich Weingeift auf, in welchem feinjtes 
Lampenſchwarz eingerührt it; zulegt wird noch ein Anſtrich 








Bronzirung. Einer Auflöſung von 16 g. Kupfer in 33 g. 
itarter Salpeterfäure jegt man 333g. Eſſig, 6g. Salmiat 
und 12 g. Aetzammoniakflüſſigkeit zu, läht die Miſchung 
einige Tage an einem warnen Ortftehen, ftreicht dann das 
Meifing damit an u. trodnet e8 in gelinder Wärme, trägt 
dann Leinöl dünn auf und trodnet wieder. k) Zinn und 
anderes leichtflüffiges Metall wird bronzirt, indem man 
es mit einer Auflöjung von 1 Th. kryſtalliſirtem Grünfpan 
(neutralem ejjigiauren Kupferoxyd) in 4 Th. Eſſig über: 
jtreicht, trocknen läßt u. mittels einer zarten Bürfte mit ge- 
pulvertem Blutftein polirt, während welder Operation 
man das Metall öfter anhaucht und zulegt rein bürjtet. 
I) Dan ftreicht die wohlgereinigten Gegenſtände mit einer 

öfung von 1 Gewth. Eifenvitriol u. 1 Th. Kupfervitriol 
in 20 Th. Waſſer, die man wiederabtrodnet. Doch müffen 
jo bronzirte zinnerne Gegenstände durd) jog. Goldfirniß 
gegen Einwirkung von Feuchtigkeit geichügt werden. 
m) Man löjt 2 Tb. Grünfpan u. 1 Th. Salmial in Eſſig 
auf, kocht die Auflöfung, ſchäumt fie ab und verdünnt fiefo 
jehr mit Wafjer, daß fie nur einen ſchwachen Metallges 
ihmad behält und bei fernerer Berdünnung feinen weißen 
Niederſchlag mehr fallen läßt. Bon dem Niederjchlag ab: 
gegofjen, wird die Flüſſigkeit jo jchnell als möglid zum 
Kochen gebracht u, jogleid) über den zu bronzirenden Gegen 
ftand gegoffen ;diejer befindet fic) in einem Gefäßv. Kupfer, 
welches man ſogleich aufs Feuer jet, Damit die Auflöfun 
fortfocht. Die zu bronzirenden Stüde müjjen jo in das Gefä 
gejtellt werben, daf die Flüffigkeit fie an allen Theilen frei 
berühren fann; man muß wenigjtens alle fünf Minuten 
nachjehen u. die Auflöſung rechtzeitig abgiehen. Je mehr 
man die Grünfpanauflöfung mit Wafjer verdünnt, deſto 
langjamer geht das B. von ftatten, aber dejto gleich: 
mäßiger, glatter und fejter wird der Ueberzug. 

F. Auf Gips. a) Leinöl u. ätzende Sodalauge werden zu 
einer Seife gekocht, eine Kochſalzauflöſung hinzugeſetzt u. 
mit dem Kochen fortgefahren, bis eine ſehr ſtarke Lauge 
entfteht, auf welcher die Seife herumjcdywimmt. Nachdem 
man dieſe auge durchgeſeiht u. die zurüdgebliebene abge= 
tropfte Seife ausgepreßt hat, wird jie in fochendem Regen= 
wajjer oder in dejtillirtem Wafjer aufgelöjt und abermals 
durchgeſeiht. Unterdeſſen bat man eine Auflöfung von 
4 Th. Kupfervitriol u. 1 Th. Eijenpitriol in deftillirtem 
Wajjer bereitet, durch Leinwand filtrirt, in fupfernem Ge— 
ihirr zum Sieden gebradt u. jo lange von obiger Seifen 
auflöjung hinzugegofien, bis nichts mehr nicderfällt; der 
Niederſchlag zeigt die grüne Rojtfarbe der alten Bronzen. 
Die Operation wird fortgejegt, bis der Niederſchlag voll: 
fommen ausgewajchen ift, worauf man ihn auspreßt und 
trodnet. Dieje Bronzefeife wendet man in Verbindung mit 
einem Firniß an, wecher aus einer Ablochung von 1'/, kg. 
reinem Leinöl mit 400 g. reiner, feingepulverter Blei- 
glätte befteht; will man zum B. jchreiten, jo ſchmilzt man 
500 g. diejes Firniffes, 260g. Bronzejeife u. 170g. reines 
Badıs in einem Fayencegefäß bei gelinder Wärme zus 
fammen, —— wurde der Gips in einem Behältnis 
bis zu 70° R. erwärmt, jo daß die geſchmolzene Maſſe ſo— 
gleich mittels eines Borftenpinjels aufgetragen werden 
fann. Sit der Gips jo weit erfaltet, daß die Miſchung nicht 


| mehr eindringt, jo wiederholt man das Verfahren jo oft, 





bis die Farbe hinreichend eingefogen ift; danach jegt man 
die jo bronzirten Stüde nodymals in den Wärmekaſten, 
nimmt fie nad) einiger Zeit heraus u. läßt fie an der Luft 
trodnen; bat ſich der Geruch des Anftrichs verloren, jo 
reibe man die Stüde mit Baummolle od, feiner Leinwand 
ab und trage, wie bei der gewöhnlichen Bronze, auf den 
hervorragenden Stellen etwas geriebenes Metall» oder 
Muſchelgold auf. Kleine Gegenjtände von Gips taucht 
man in die Miſchung ein und hält fie dann an ein Kohlen 
feuer od. eine rauchfreie Flamme, damit die Bronze eins 
dringe. b) Hupferbronge x. auf Gips fann man ebenjo 


— * —— 




















nißgrund und hierauf 
farbenpulver von der gewünſchten Farbe. Auch bei Bron— 
irung auf Oelanſtrich iſt es gut, den Gips vorher mit 
———— oder Stärkewaſſer zu tränken. Auf den Leim: 
farbenanjtric) fann man ——— od, klebrigen Anſtrich 
mit Del od, Lad dünn aufſtreichen, ehe man das Bronze: 
pulveraufbringt. e) Silberbronzirung auf®ips. Hierzu 
nimmt man feingeriebenes Blattjilber, Mufivfilber oder 
Aluminiumbronge u. wendet es ebenfo an wie die Bronzir- 
pulver. d) Eijenartige Bronze auf Gipswären entiteht 
durch Einreiben von feingepulvertem und geſchlämmtem | 2. Der Farbläufer, Yäufer, Reiber. 
Reißblei. e) Noch täufdyender fait Tann man das Eiſen Bruch, m., 1. fr}. rupture, cassure, brisure, f., engl. 
auf Gips nahahmen, wenn man ihn erſt mit Kienruß od. | fraeture, breach, iſt ineigentlicher Bedeutung der Zuftand 
Beinſchwarz einmaljtreicht u. darauf ganz dünn die Reihe | u. die Handlung des Brechens (ſ. d.). Ueber die Größe der 
bleilöfung aufträgt, dann aber noch vor völligem Trodnen | Kraft, welche an Begenftänden von verſchiedenen Stoffen 
die hervorragenditen Stellen mit Zinnbronzepulver reibt. | einen B. herbeiführt, ſ. Art. Feſtigkeit. — 2. Die Fläche, 
G. Bronzirungsähnlider Anfridy auf rauhem Wand- oder | welche durch das Zerbrechen eines Gegenitandes ſichtbar 
Decenpuh. Beinſchwarz, etwas Blau u. lichter Ocher wird | wird; bei. bei Mineralien u. Metallen wirddie Beſchaffen— 
gemischt, mit Leim angerieben u. ziemlich naß aufgetragen; | heit des B.s als bei. wichtiges Merkmal angeführt. Man 
ehe es ganz troden ift, wird mit einem Pinſel, der faſt ganz unterfcheidet bef. faferigen, jehnigen B., frz. cassure a fi- 
trockenes Chromgelb oder Bronzepulver enthält, jo leicht | bres, c. fibreuse, engl. fibrous fracture ; mujheligen B., 
darüber bingefahren, daß dieſe helle Farbe nur an den | frj.c. conchoide, engl. conchoidal f.; fplitterigen®.. frz. 
kleinen, hier u. da aus dem Ruß vorftchenden Steinchen | c. a Eclats, engl. splintery f.; bei Metallen: feinfaferigen 
| 


die (ziweiräderige) Handfarre, der Handwagen,Stobfarren. 
brouetter, v.a., frz. farren, abtarren, im Schubfarren 
abfahren. 
Brouillon, m., frz., flüchtiger Entwurfeiner Zeichnung, 
Konzept eines Auffages ; auch croquis, Skizze 2c. genannt. 
broyer, v.a., frz., 1. b. la terre, den Lehm (zum Piſee⸗ 
bau x.) einmachen. — 2. b. les couleurs, Farben abs 
reiben, anreiben. 
Broyon, m., frz., 1. die Lehmpatſche, Kalfkrüde. — 





hängen bleibt. Ygl. Dr. E. Wincklers technifch = hemis | B., frz. e. & fines fibres, engl. f. with fine fibres; grob» 
jches Rezept-Taſchenbuch, bei Wilh. Knapp, Halle a. ©., | faferigen B., frz. c. a grosses fibres, engl. f. with coarse 
u. %. Fink, der Tünder, Stubenmaler x., Berlin, bei | f.; körnigen, griefigen B., frz. c. grenue, c. a graines, 
€. Tocche, aus denen wir einige dieſer Rezepte entlehnt. | engl. granular f.; feinförnigen B., frz. c. à grains fins, 
Brongit, n., auch Ichlllerfpat genannt, fra. bronzite, m., | engl. f. with fine grains; grobförnigen B., frj. c. à gros 
diallage m. metalloide, engl. bronzite, hemiprismatic | grains, engl. f. with coarse grains x. — 3. Die Stelle, 
schiller-spar, ijt ein Magneſia-Augit, bejtcht aus fiejel= | wo ein Gegenjtand zerbrochen iſt od. eben zerbrechen will, 
faurer Magnefia u. mehrod. weniger Eifenorydul. Durch | vgl. Brucdhort. — 4. Der Ort, wo man aus einem Gegen« 
eine —— Oxydation des Eiſenoxyduls wird oft in | ſtand etwas herausbricht, z. B. die Oeffnung im Meiler, 
dem Mineral ein metalliſcher Schiller erzeugt (daher der | wo die fertigen Kohlen herausgenommen werden, die Oeff— 
nung od. Vertiefung inder Erdoberflädhe, in flahem Boden 
oder an einem Bergabhang, wo Steine, Kalk, Erze xc. ges 
brochen werden. — 5. frz. brisure, f., brisis, m., engl. 
break, bend, der Ort, wo etwas zujammengelegt od. ge: 
bogen ist, od. dieſtante zweierzufammenhängender Flächen, 
.B.der B. einer Bledhtafel, eines Daches, einer Haus: 
* od. Mauerflucht, ſ. Brechung 6—8. — 6. frz. debris, 
die abgebrocdhenen Theile, alfo die Bruch ſtücke, z. B. eins 
zeln liegende Steine, die ineiner Bergart gefunden werden; 
diejenige Menge von Ziegeln, die man bei der Veranſchla— 
gung als während ber Arbeit zerbrechend annehmen muß. 
— 7. Geſamtheit von Öegenftänden, unterdenen die Mebrs 
zahl zerbrochen ift; daher 3. B. ein Stüd Wald, in dem 
dur) einen Windbruch die großen Bäume umgeſtürzt find, 
und welches ſich dann in der Regel mit Unterbolz bejtodt; 
daher übertragen auf — 8. Sumpfitelle mit Unterholz bes 
wachjen, frz. mardcage, m. — 9. frz. fraction, nombre 
rompu, engl. fraction, broken number, in der Rechens 
funjt die Darjtellung der Divifion zweier Zahlen, wobei 
an Stelle des Doppelpunktes der Brudfrih angewandt 
wird. Die Zahl oberhalb des Bruchſtrichs heißt Zähler, 
die unterhalb der Rennerz; bei einem B. ſoll der Zähler in 
fo viel gleiche Theile getheilt werden, als der Nenner Eins 
heiten hat, und es iſt dann ein jolcher Theil der Bruchwetth. 
Meiſt find die Zähler u. Nenner ganze Zahlen; find fie es 
nicht, fo laſſen jich die Brüche fo umformen, daß dies ſtatt⸗ 
findet. Beim echten B. iſt der Nenner größer als der 
Zähler, beim unechten der Zähler größer als der Nenner. 
Gemischte Brüche find die Summe einer ganzen Zahl 
mit einem B., 3.8. 1%/,; fie lafjen ſich auch leicht in unechte 
umformen. Da Brüche zugleich Zahlwerthe find, jo ipricht 
man auch von benannten u. unbenannten Brüder, 
covie, covey; ſ. im Art. Schrant. je nachdem die Einheit ein Gegenstand iſt oder abftraft ge 
Brotfeite, ſ.v. w. Nord: od. Evangelienfeite des Altar, | nommen wird, ſ. aud) Bruchrechnung. B. heißt in der 
weil dort, zu feiner Linken, der griechiſch-katholiſche amti- Arithmetik überhaupt jede Divifton zweier Größen; Quo: 
tirende Prieſter das Brot, der fatholiiche die Hoftien hin- | tient ift infofern allgemeiner, da er aud) eine ganze Zahl 
legt, der protejtantijche die Hojtien jpendet. od. einen ganzen Ausdrud mit begreifen kann. Auch bier 


Name des Minerals), der auf den Spaltungsflächen ficht: 
bar ift. Der B. bildet undeutliche, in Serpentin od. Bajalt 
eingewachjene Kryitalle. Vor dem Löthrohr ſchmilzt B. 
jehr ſchwer zu einer braunen Kugel u. wird weder vornod) 
nad) dem Glühen von Säuren angegriffen. 

ae f., frz., Zwede, Scheibennagel, Tapeziers 
nagel. 

Brosse, f., frz., die Bürſte, der (große) Pinſel, Quaft, 
1. b.agoudron (Sciffb.), der Theerquaft. — 2. b.du bar- 
bouilleur, a) (Schiffb.) derſchwarzquaſt, Schwärzelquaft; 
b) (Maur.) aud) b. du magon, der Weißquaſt, Annetzer. 

Brot, Brod, n., frz. pain, m., engl. bread, 1. Verwen⸗ 
dung findet im Bauweſen gebadenes Brot ald Reinigungs= 
mittel für Bapier, Tapete, Leimfarbenmalerei ꝛc. ſ. d. Art. 
abreiben,. — 2. Ungebackener Brotteig ift ein jehr fügiames 
u. fait jteinartig erhärtendes Material für Abdrüde von 
Simjen :c., bei. wenn die Formen jehr fein u, Heinlich find. 
Das Formjtüd muß aus einem feiten Material bejtchen, 
da man den Teig mit ziemlich bedeutender Gewalt hinein 
drücen muß. Dies geichieht mit den Fingern, nachdem 
man vorher das betr. Stüd des Brotteigs inder Hand gehö- 
rig durchknetet hat u. nachdem die Form geölt worden iſt. 

Brotbackofen, m., ſ. d. Art. Badofen. 

Brotbank, f., Brotiarren, m., j. Markthalle. 

Brotbaum, Brotfrudtbanm,m., frz. jaquier(Artocarpus 
incisa u. A. integrifolia, Fam. Neflelgewächie), auf den 
Inſeln de8 Großen Ozeans einheimijch und dort wegen 
jeiner Früchte hochgeſchätzt, liefert brauchbares Holz fo: 
wohl zu Kähnen wie zu Häuſern. Es ficht fajt aus wie 
Mahagoni. Sein zäher Bajt wird zu Striden u. Tauen 
gedreht. 

Srotfhrank, m., frz. armoire f. a pain, engl. pantry, 


nt 





Bruchbau 


ſpricht man vom Zähler u. Nenner, die gleichbedeutend find 
mit Dividend u. Divifor. Ueber die verſchiedenen anderen 
Arten, wie Dezimalbruc, Kettenbruc) xc., j. d. betr. Art. 

Bruchbau, ın., franz. ouvrage m. par &boulement 
(Bergb.), Abbau mittels furzer Streden entlang dem Hans 
genden eines alten Werts, im Braunfohlenbergbau gebr. 

Bruchblech, n., Gruchblei, n., 1. jchon gebrauchtes Blei, 
welches in Heineren Stüden verfauft wird. — 2. |. v. w. 
Bruchdecke (i. d.). 

Brumboden, m., fr}. terrain bourbeux, m., engl. 
swarnp-earth, moor-earth, bildet jich, wo ein Fluß ich 
über eine größere Fläche ergieht und das Waſſer längere 
Beit verweilt,. Der größere Gehalt an mineraliichen, erdi- 
gen Bejtandtheilen unterjcheidet ihn vom Torjboden. An 
der Oder, der Nepe ꝛc. ift er in groken Diftrikten (Oder: 
bruch) zu finden und wird nad) der Entwäſſerung ausges 
zeichnet fruchtbar. 

Bruchdach, n., j. v. w. gebrodyenes Dad); j. Dad). 

Brudpderke, f., frz. plomb de brisis, brifier, m., nennt 
man die Metalltafeln od. aus Blech getriebenen Simje, mit 
denen die Bruchlanten der Manſardendächer eingededt 
werben. Vgl: aud) Bavette, Cavalier, Firſt-, Gratblech ıc. 

Brudeifen, n., j. Brecheiſen 1. 

Brudfefigkeit, f.,j.v.ıv. relative Feitigkeit, ſ. Feſtigkeit. 

Bruchfläde, f., iſt die Stelle an einem feiten Körper, 
wo ein Bruch desjelben jtattgefunden hat. 

ruchfuge, f., eines Bogens od. Gewölbes, frz. joint m. 
de rupture, die Fuge, an weldyer ein Bogen od. Gewölbe 
am leichtejten bricht; j. d. Art. Gewölbe. 

Bruchglanz, m. (Mineral.), dev Glanz, welden ein 
Mineral auf der Bruchfläche zeigt, bei Bejchreibung der 
Mineralien als Hauptkennzeichen dienend. 

Brumglas,n., jrj.rognuref.de verre, gresil, m.,‚engl. 
eullet, j. v. w. Blasbroden, Glasabfall. 

Bruchgold, n., frz. or m. de mine (Bergb.), gediegen 
gefundenes Hold. 

Bruchheber, m., Slüdshaten, Inſtrument zumHeraus⸗ 
holen abgebrochener Stücke der Bohrſtangen, ſ. d. Art. 
Bergbohrer, Bohrer ıc. 

Bruchholz, m., 1.5. v. ıw. Sumpfbolz; vgl. Bruch 8. — 
2. Bruchholz, Brudhol;, Brakbäume, Bruhflangen, Bruuchriegel, 
Bruchbäume (Foritw.), Abgang von Nadelholz, bejond. die 
ſchwachen Wipfel vom Wind gebrochener Bäume. 

brudjig, adj., franz. bourbeux, mardcageux, engl. 
marshy, swampy, boggy ıc., von Terrain od. Boden ge: 
jagt, j. v. ıw. moorig, jumpfig. 

brüchig, brüdjigt, adj., im allgemeinen, was Brüche hat. 
1. Steine nennt man b., frz. fiere, engl. brittle, wenn fie 
viele Heine, oft jchr verjtedte Rißchen haben; häufig bei. 
bei jchieferigem Geſtein. — 2. Metalle nennt man b., frz. 
cassant, engl. brittle, wenn fie jpröde find od., meift Durch 
zu jchnelles Erkalten, Heine Rißchen ꝛc. haben; vgl. bef. d. 
Art.Eifen. -— 3. Brüchige Hölzer, frz. fragile, engl. friable, 
find ſolche, weldye wenig Zähigkeit u. Biegiamteit befigen, 
z. B. Erlenholz, altes Eichen» und Buchenbolz. 

Brudlager, ım., eines Steines, frz. lit m. de carriere, 
engl. cleaving-grain, natural bed, diejenige Fläche eines 
Steines, welche, ehe er gebrochen war, unten lag, alſo 
die natürliche Unterfläche. Dan ſoll Haufteine jtets aufs 
B. eh jo daß ihre Theile nad) dem Verlegen diefelbe 
relative Lage haben als im Brud). 

Brudlinie, f., 1.cines Gewölbes, frz. ligne derupture, 
engl. rupture-line, j. v. w. Bruchfuge (j. d. u. d. Art. Ge⸗ 
wölbe). — 2.8. eines Manjardendadıs, j. brisis. 

Bruchmodul, m., j. v. w. Feſtigkeitsmodul (j. d.). 

Bruchort, n. (Bergmipr.), 1. frz. traite, stouppure, 
&boulement, engl.goaf,thrust, dieStelle eines Bergwerts, 
two das Bejtein zufammengefallen ijt, auch ein Ort od. eine 








489 


Drudhflein 


|  Brudpläner, mafrz moellon m.feuillete, marneux, 
| schisteux, engl. rag-stone; jo nennt man diejenigen 
Bruchiteine, welche infolge ihres ſchieferigen Gefüges in 
ı Platten von ziemlich gleihmähiger Stärke brechen. Sie 
werden entweder aufs lache verlegt, als liegende Pläner, 
frz. mo@llon gisant, od. aufs Hohe, als hängende Bläner, 
frz. m. de champ; letzteres darinurbei Berwendung zum 
| Wölben oder zur Abderung einer Mauer gejchehen; im 
eigentlihen Mauerwerk follte man fie ſtets aufs Bruch: 
lager, lagerredht legen, frz. poser en lit, da fie, gegen das 
Lager verlegt, frz. pose en delit, weniger halten. 

Brunpunkt, m., eines Baltens (Techn.), ſ. vew. Schwer⸗ 
punft der Brucjitelle eines Balfens. Mehr ſ. Brudjitelle, 

Bruchrechnung, f. (Rechnenk.), Lehre v. den Brüchen. 
Dazu gehörendie 4 Spezies für Brüche unter einander od. 
für Brüche und ganze Zahlen, jowie das Verkürzenod. 
Heben der Brüde. Die Aufgabe iſt dabei ſtets, einen 
Bruch zu finden, der gleichwerthig iſt einem od. mehreren 
gegebenen Werthen, die entweder lauter Brüche od. Brüche 
und ganze Zahlen find. Es läht ſich die B. einteilen in 
Rechnung mit benannten und unbenannten Brüchen. 

Bruhfhwinge, f., Schwinge der Feldgejtänge am 
Bruchort (j. d. 3.). 

Brudftein, ın., frz. moällon, engl. quarry-stone. Alle 
Arten von Öefteineen, welde in größeren Gebirgslagern 
vorfommen, in Heineren Stüden losgearbeitet oder ge= 
brochen, darauf aber entw. ohne alle weitere Bearbeitung 
vermauert werden, od. doc) nur einigermäßen, ſoweit cd 
etwaige theilweife Berwitterung od. der Berbanderfordert, 

‚ Bearbeitung erfahren, nennt manB.e. DieAnforderungen, 
die man an gute B.e, welche im Bauweſen verarbeitet 
werden jollen, jtellt, jind: mittlere u, gleihmäßige Härte, 
hinlängliche Feſtigkeit gegen Schub, Laſt u.Stöße; ſ. auch 
unten sub 2. Dauer im Wajjer, überhaupt im Witterungs— 

wechſel. Diefe wird bedeutend erhöht, wenn man dafür 
| jorgt, daß das in den Steinen enthaltene Bergwajjer , Die 
| Bruchfeudhte, vor der Verwendung austrodnet; jedenfalls 

‚ aber muß der B. von etwaigen, im Bruch ſchon verwitter- 

|ten Theilen, der Oruchſchalt, frz. bousin, befreit werden; 

ı man nenntdas abjchalen, frz. esmiller, &Ebousiner,engl.to 

pare a quarry-stone. Die am häufigiten zur Unwendung 
fommenden B.e find: Granit, Syenit, verichiedene Phor— 
phyrarten, verjchiedene Kalkjteinarten, Sandftein, Ba— 
ſalt x. Man unterfcheidet: 1. fpröder, unbehanbarer, une 
fprengbarer Bruchſtein, engl. brittle quarry-stone , der als 
geiprengter B., frz. mo&llon bloque, engl, blown 
quarry-stone, geliefert wird. 2, Bchaubarer, boffirbarer 
Bruchſtein, frz. moellon de taille, engl. ashlar, j. aud) 
Hauftein; diefer wird als roher B., frä. moellon brut, 
engl. unhew oder rough ashlar, rough stone, rubble, 
oder ala bojjirter, abgeipigter B. frz. moellon 
ique, engl. axed. dressed quarry-stone, verwendet; 
P) Art. bojjiren und abipigen. Bei weiterer Verarbei— 
tung wird er zum Hauftein (j. d.). Meift werden die B.c 
nicht alljeitig boffirt, jondern nur auf dem Lager, d.h. auf 
denjenigen Flächen, mit welchen fie auf die ſchon vorber 
verjegten Steine zu liegen tommen. Dabei hat man Rüd: 
ficht auf das Bruchlager (f. d.) zu nehmen. Der gemäß 
feiner natürlichen Schihtung „auf das Lager“ be— 
hauene B., frz. moëellon de plat, engl. stone hewn with 
its cleaving grain, hält an id) feiter u. verwittert ſchwerer 
als der gegen das Lager behauene, frz. moellon encoupe, 
engl. stone hewn with its breaking-grain; der auf das 
Bruchlager gelegte, lagerrecht verjepte, liegende B. aber, 
frz. mo&llon pose en lit,engl. stonelaid upon itscleav- 
ing grain, ift dem Zerfpalten durch den Drud viel weniger 
ausgejegt als der gegen das Lager verjepte,hängendeB. frz. 
mosllon poseendelit ,e. stone laid contrary to its cleav- 














Streclke, welche durch loderes,zufammengebrocdyenes®ejtein | ing grain. Dabei jei bemerkt, daß geihichtete,, ſchieferige, 

etrieben wird. — 2. ſ. v. w. Bruch (1. d.3,4,5). —3. Am | blätterige Steine, nad dem Lager, der Schichtung, platt 

nitgejtänge die Stelle, wo dasselbe einen Winkel madıt. | verlegt, die meijte Laſt tragen. Bei majjivem oder unges 
Mothes, Jluitr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. L 62 


= Bruchſteinmauer 





Brücke, I. Gattungen 





ſchichtetem Stein iſt die Lage gleichgültiger. 3. Zerſchlagene 
Bee, Bruchſteinſchlag, Bruchſtelnknach, frz. moellon concassé, 
engl. broken stone, dient beſonders zur Makadamiſirung 
und zu Pflaſterung von Fußwegen. [.Ms.] 

Brucjfleinmaner, f.,ivy.murenmoellon,engl.quarry- 
stone-wall. DiemeijtenBruchiteinarten findnur zu ſtarken 
Mauern brauchbar. Soldie Mauern kälten gern, ja viele 
Bruchſteinarten halten diemitihnenumfaßtenRäumefeucht 
u.müſſen daher, fallsdieſe Käume bewohnt werden jollen,mit 
Ziegeln gefüttert werden. Ueber Buß auf B.nſ. d. Art. Putz. 

Bruchſteinmauerwerk, n., frz. magonnerie f. en 
moellons, engl. quarry-stone-work. Dies kann man ein⸗ 
theilen entweder nad) dem Verband, ſ. d. Art. Bruchſtein— 
verband, oder nach der Beichaffenheit der Steine und der 
Arbeit. Man unterjcheidet da z.B. 1. Rohes B., Feldſtein— 
mauerwerf, fr}. magonnerie en mo&llons bruts, engl. 
rubble-work, aus gebrochenen oder gefundenen Steinen 
ohne alle Verarbeitung hergeſtellt. — 2. Boſſirtes B., 
j. Bruchfteinverband 2—5. — 3. Rauhes, ſchlechtes, wildes 

‚ fi3. limousinage, m., engl. rough-walling. — 
zwiichen Ziegelhäuptern,fr3.hourdage m. en magonnerie, 
engl. rubble-work between brick-heads. 

Bruchſteiumaurer, m., frj. magon qui travaille en 
moellon, engl. rough-mason, rough-setter, j. Maurer, 
welcher blos oder doc) vorwiegend im Bruchjteinmauern 

eübt ift; im Mittelalter gehörten die B. nicht mit zur Baus 
Bütte, ftanden aljo gleich ven Biegelmaurern tiefer wie die 
Haufteinmaurer. 

Bruchſteinſtraße, f. Manuntericheidet zwei Arten der: 
jelden, 1. frz. chaussde en empierrement, engl. broken- 
stone-road, aud) Steinjtraße, Schotterftraße gen., blos 
durch Auffhlttung gebildet. — 2. frz. chemin ferre, engl. 
metalled road , Steinjtraße im engeren Sinn, Weg mit 
feftem Steingrund, durd) eine Schicht in Sand forgfältig 
verlegter Stein gebildet. 

Brunfteinverband, m., frz. appareilen moöllon, engl. 
quarry-stone-bond; den Verband der Mauern, die man 
von Bruchiteinen fertigt, theilt man ein in 1. wilden Ver- 
band, befannt unterdem Namen wilde Maner, fr. appareil 
irregulier, engl. rubble-bond. Dabei nimmt man feine 
Rückſicht auf horizontale Fugenſchichten u. genaue Flucht⸗ 
linie, jondern die Steine werden über einander vermauert, 
faft wie fie aus dem Bruch fommen, nur durch Abichlagen 
einzelner@den ze. aufdiedarunter liegendenSteineeinigers 
maßen aufgepaßt, jo daß man alfo hauptſächlich bei Aus: 
wahl des einzelnen Steines ausdem bereit liegenden Vor— 
rath die Regeln des Verbands berüdfichtigt; ſ. d. Art. Ver— 
band. 2. Polygonverband, frz. appareilpolygonal. Dabei 
jucht man, ohne die Bruchiteine zu bearbeiten, durch deren 
geeignete Auswahl eine glatte Auhenfläche mit möglichit 
wenig Zwidern (ſ. d.) zu befommen. 3. Schichlige Brudjfein- 
maner,pelasgifcherderband. Dabeigehen die unregelmäßigen 
Abtheilungen annähernd wägredte Fugen durch, weshalb 
die Steine vorerjt etwas bearbeitet werden müſſen. 4. Ky- 
klopenmaner, Bruchjteinmauer mit ſehr großen Steinen, 
5. Außer diefen Arten ijt noch die der bearbeiteten Polygon- 
maner zu erwähnen: bei diejer bejtehen die Steine aus 
regelmäßigen Bieleden; e8 ift daher eine vorhergehende 
größere Bearbeitung nöthig. Mehr ſ. unt. Mauerverband. 

Bruchſtelle, f., eines Balfens heit der Duerichnitt, bei 
welchem die Momentenfumme der äußeren Kräfte, auf die 


‚ unterjcheidet man zwiſchen 2° 





Srumweide, £., j. Weide. 
Brudwinkel,m., frz. anglem.derupture, engl.angle 


' ofrupture, j. d. Art. Gewölbe. 


GBruchzeichen, n.; ſo heißen 1.die Zeichen, durch die man 
Zahlen ala Brüche kennzeichnet; j. Bruch und Bruch: 
jtrich; 2. die Zeichen, wodurd man Zahlen als Ausdrücde 
für Mäße kennzeichnet; gewöhnlid) dienten bis zu Einfüh— 
rung des Metermähes dazu folgende: °, fürdie landesüb- 
liche gröjere Mäßeinheit (alfo für Ruthe, Elle ꝛc.),“ Fuß. 
“Boll, Linien. Bei Kreis: u, Winfelmejjungen bedeutet 
° Grad,‘ Minute, * Sekunde. Für die Bezeichnung von 
Flächen: und Körpermäß ift nod) Folgendes zu merken: 
2°] heiht ein Quadrat, deſſen Seiten 2 Zub find; das— 
jelbe enthält 4 Duadratiuß, 4 [I Flächeninhalt. Ebenſo 
od, 2’ Kb.,d.h.ein Würfel 


von 2 Fuß Kantenlänge, u. 8° [dj oder 8Kb., dein Körper- 


‚inhalt desjelben Würfels. Seit Einführung des Meter: 


mäßes berricht noch eine gewifje Unficherheit in der Wahl 
der B. Wirhaben indiefem Leriton folgendeBezeihnungs- 


B. | weife gewählt, wobei wir faft genau den Beſchlüſſen des 


Berbands deutscher Ardhitelten u. Ingenieurvereine gefolgt 
find. Zängenmäße: M. Meile, km. Klilometer, dm. Deka— 
meter, m. Meter, dm, Deeimeter, cm. Centimeter, mm. 
Millimeter. — Flächenmäße; []M. DQuadratmeile; ha. 
Heltar, a. Ar; [[jm.od. qm. Quadratmeterxc. — Körper: 
mäße: Kbm. od. cbm.für Rubifmeter,rm. fürRaummeter, 
fm. für feftmeter, hl. od. Hektol. für Hettoliter, S. für 
Sceffel, L. oder 1. für Liter. — Gewichte: T. für Tonne, 
C. für Centner, kgr., Kilogr., kg. für Kilogramm, Dgr. für 
Defagramm, g. od. gr. für ee Decigramm, 
mg. für Milligramm. — Mechaniſche Arbeit: mT. für 
Metertonne, mkgr. od. kgrm. für Meterfilogramm, Kilo: 
grammmeter, emkgr. für Centimeterfilogramm. 

Brücke, f., A. frz. pont, m., engl. bridge, lat. pons, 
m., ital. ponte, jpan. puente, althochdeutſch brucca. B. 
ift jeder fünftlich bereitete lebergang über eine Vertiefung, 
im Bauweſen aljo jedes über ein fliehendes od. jtehendes 
Gewäſſer, über einen weiten od. engen Thalmweg, auch wohl 
über beide zugleich führendes Berbindungsbauwert behufs 
Ueberführung von Wegen, Straßen, Eifenbahnen, Schiff: 
fahrtsfanälen, Wafferleitungen ıc. 

I. Gattungen der Brüden. 1. Nah der Dauer 
der Benupung. a) Fefe Brücke, definitive Brücke, Achende 
Brücke, Iaudbrücke, permanente Brücke, frz. pont dormant, 
stable, fixe, permanent, engl. fixed bridge, permanent 
bridge; dieſe, die für längere Zeit errichtet werden und 
deren Bertehrsbahnen unbeweglich find, bilden weitaus 
die Mehrzahl. — b) Bewegliche Brücke, frz. pont mobile, 
engl. moveable bridge. Zu diefen, weldye entweder im 
ganzen od. theilweiſe Fortbenegt, entfernt, deren Verkehrs⸗ 

ahnen unterbrochen, verlegt od. ganz entfernt werden 
können, je nachdem ein militärifches od. Verkehrsverhältnis 
die Verlegung, Unterbrehung, Aufhebung od. Wiederauf: 
nahme des Verkehrs verlangt, gehören, je nad) der Art der 
Veränderung, die Zuge, Rolle, Dreh-, Hub:, Klapp-, 
Wipp- ꝛc. Brüden, Schiffbrüden, Bontonbrüden, Floß— 
brüden, Balienbrüden, Schlaudbrüden, Seilbrüden, 
ferner die ſchvimmenden Brüden, Gierbrüden, fliegenden 
Brüden, Fähren ꝛc. — c) Interimiflifce Brücke, proviforifce, 
Nüchtige Brücke, Interimsbrüce, frz. pont m. provisoire, 

rovisionnel,decirconstances,engl. temporary bridge. 


| 

neutrale Achje diefes Duerjchnitts bezogen, ein Marimum | udiejen, welche nur einem vorübergebenden Zwed dienen, 
it (ſ. Biegungsmoment). An der B. wird der Balfen | nur cine vorübergehende Dauer zu haben brauchen u. da: 
brechen, wenn überhaupt ein Bruch erfolgt, vorausgeiegt, ber jelten aus Stein od. Eiſen, meijt aus Holz ꝛc. herge— 
dat; das Material überall gleichartig oder homogen ift. ſtellt werden, gebören der Ktonjtruftion nadı die Schiff: 

Brudftrid, m. (Rechenk.), der Strich, welcher bei den | brüden, Bodbrüden, Bagenbrüden, Pontonbrüden, Floh: 
Brüchen Zähler u. Nenner trennt; j. Bruch. Auch findet er | brüden, Balfenbrüden, Schlaudbrüden, Schanzforb- 
Anwendung in anderen Fällen, wie bei ®/, für Prozent, %/,, | brüden, dem Zwecke nach die Nothbrüden, Arbeitsbrüden, 
für pro mille (j. Brozent), fernerbeim Datum, wie deh. | Anfläufe, Laufbrücken und Fahrbrücken an Baugerüiten, 
der erite Tag des zweiten Monats, aljo der erjte Februarıc. | Sturmbrüden, fowie fajt alle anderen militärischen ®.n. 

Bruchwaſſer, n., j. dv. w. Sumpfwaſſer. 2.NahgweddesdurddieBrüdevermittelten 





f., frz. passerelle, f., pont m. de service, pontet, m., 
engl. foot-bridge. b) Brühe fir Wagenverfehr, Straßen- 
brüde, Wegbrüde, B. im engern Sinn des Wortes, frz. 
pont de chaussde, engl. street-bridge. c) Brücke für 
Eifenbahnverkehr, Eifenbahnbrüde, frz. pont de chemin de 
fer, engl. railway-bridge. d) Grũche für Scdiffahrtskanäle, 
Kanalbrüke, frz. pont de canal, engl. canal-bridge. 
e) Brücke für Wafferleitungen Aquäduktbrüke,irz.pontaque- 
due, engl.water-conduct-bridge ;diefe heihen Nauädutte, 
wenn fie über Thalmwege; Kanalbrüden, Aquäduftbrüden 
im engern Sinn, wenn fie über Wafjerläufe führen. 
f) Brücke mit kombinirter Verkehrsbahn, kombinirte Brücke, | 
welche gleichzeitig eine Straße u. eine Eifenbahn, eine 
Strafe und einen Kanal oder eine Eifenbahn und einen 
Kanal überführt. 

3. Nach Beichaffenheit der Bertiefung, über 
weldye fie führen. a) Durdlaß, Grabenbrückt, Rigolen- | 
brüde, Dohlenbrücke, fr. ponceau, m., pontderigole, engl. | 
culvert, d. h. B.n im Zug von Wegen, Strafen od. Eifen- | 
bahnen, welche über Heine Waſſerläufe, Gräben, Bäche, | 
Abzugsfanäle ıc. führen. b) Badybrüde, Sleg, m., frz. petit 
pont, ponceau m., planche, f., engl.small bridge, Fuß: | 
gängerbrüde über Heine Wafjerläufe. c) Viadukt, Thal- 
brüde, Crokenbrüce, frz. viaduc, m., engl. viaduct, B., 
welche eine Straße od. Eiſenbahn über eine trodene Bertie- 
fung, alfo über eine andere Verkehrsſtraße, ein Thal ꝛc. 
führt. Ein Biaduft, welcher einen Weg über eine Eifenbahn 
überführt, heißt Viadutt od. Wegbrüde über der Bahn, 
fra. viaducen dessus de la voie, engl. upper-bridge ; ein | 
joldyer, der eine Eifenbahn über einen Weg führt, heißt 











491 
Verkehrs. a) Brüce für Fußgänger, Steg, m., Laufbrüce, | pont suspendu, 





25rüde, IT. Hauptbeſtandtheile 








engl. suspension-bridge, pendent 
bridge, B., deren Bahn an eifernen Ketten, Drahtjeilen, 
Surtungen aus Flacheiien ıc. hängt. 

II. Hauptbejtandtheile der Brüden. 1. Brükenbahn, 
Brüdenfraße, frz. tablier, m., plateforme, f., aire f. d'un 
Pe Denn ar ofa b.; ſ. d. Art. Brüden- 

ahn. a) Bei Straßenbrüden iſt die Brüdenbahn meift 
durch Brüftungen, Brüdengeländer (j.d.) begrenzt u. zer— 
fällt in Fahrbahnu. Fußbahn, ſ. d. betr. Art. b) Bei Eiſen— 
bahnbrücden enthält die Brüdenbahn ein oder mehrere 
Geleiſe. ©) Bei Kanalbrüden enthält fie das Kanalbett u. 
ein od, - Ziehwege. — 2. Brückenträger, m. ; diefedienen 
zu Verbindung der Pfeiler u. Unterftügung der Brücken— 
bahn, befinden ſich entweder ganz unter, ganz über, oder 
auch teils unter, theil® über derjelben. a) Die Träger der 
Baltenbrüden find theils geichlofiene od. maſſive bei klei— 
neren, theil® offengebaute oder geliederte bei gröheren 
Spannweiten. Bei maffiven eifernen Trägern unterfcheidet 
man die verjtärften Rahmen oder Öurtungen und die 
volle Wandung, bei gegliederten aus Eijen u. Holz die 
obere und untere Gurtung und das dazwiſchen ein= 
geichaltete Stabwerl oder Fachwerk. Sind die Gur— 
tungen gerade u. parallel, fo ergeben fich die Barallel: 
träger; finddiejelben gefrümmt od. vieledig,dieBogen- 
oder Bolygonal:Balkenträger. b) Die Träger der 
Stügbrüden haben unten eine drei= oder vieledige od. eine 
gefrümmte Begrenzung u. find demnad) Trigonals, Poly— 
gonal= od. Bogenträger. Ihre Haupttheile find der untere, 
gekrümmte od. polygonale Gurt od, Bogengurt, der obere 

erade oder Horizontalgurt und die zwijchen beiden einge⸗ 
*8* meiſt aus Stabwerk beſtehende Füllkonſtruktion. 


Brückthor, Wegunterführung, Biadult unter der Bahn, c) Die Träger der Hängebrücken beſtehen aus der oberen 
fr;. viaduc en dessous des rails, engl. under-bridge. | polygonalen oder gefrümmten Traggurtung, der unteren 
d) Flnßbrüde, Itrombrüce, B. im engiten Sinn des Wortes, | geraden Gurtung u. dem zwijchen diejelben eingeſchalteten 


wenn jie über einen größeren Bafjerlauf führt. 

4. Nadı dem Winkel, welden die Achſe der 
BriüdemitderBertiefung bildet. a) Gerade Brüce, 
fra. pont droit, engl. direet-bridge, bei rechtem Winfel. 
b) Schiefe Brücke, fdräge Brücke, frz. pont biais, oblique, 
engl. skew-bridge, askew-bridge, bei ſchiefem Winkel. 

5.Nahder®ahldes Baumateriale. a) Höljerne 
Brücke, Holzbrüde, frz. pont en charpente, pont en bois, 
engl. timber-bridge, wooden bridge, dies jind die B.n 
mit hölzernen Trägern auf fteinernen od. hölzernen Stüßen. 
b) Steinerne Brücke, Meinbrücke, frz. pont de pierre, de 
magonnerie, engl. stone-bridge, mit jteinernen Trägern 


Stabwerf. — 3. Die Brükenfügen od. Pfeiler befinden ſich 
entweder nur unter den Enden der Brüdenbahn (End— 
pieiler, —— od. auch zwiſchen denſelben (Zwiſchen⸗ 
pfeiler, Strompfeiler). a) Die Endſtützen dienen außer 
zur ei im, der Brüdenträger u.Brüdenbahn gleich= 
zeitig zum Abjchluß der zu verbindenden Kommunifationss 
theile u, deren Böjchungen und bejtehen hiernad) aus den 
Landfeſten, welde den Drud der angrenzenden Erd» 
förper, jowie der Träger mit der Brüdenbahn, und den 
Flügeln, welche den Drud der Böſchungen aufnehmen, 
Die Fendfeften ‚welche den lothrechten Drud der Balten- 
träger, den landwärts gerichteten Drud der Stüßträger 


und Pfeilern, tft meift eine gewölbte Brücke, Bogenbrüce, | oder den jtrommärts gerichteten Zug der Hängeträger 
frz. pont voüte, pont A arches, pont arque, voüte,engl. | auszuhalten haben, jind danach bezw. Auflagerz, 
arched-bridge,arch-bridge, man unterjcheidet noch Bak- Widerlager: oder Anterpfeiler. Die Flügel find 
Neinbrüdke, frz. pont en briques, engl. brick-bridge, und | entweder Parallelflügel, welche parallel zur Brüdenadje 
Haufleinbrüce, frz. pont en pierre de taille, engl. ashlar- | laufen u. an welche ſich die kegelförmigen Enden der Bö- 


bridge. c)Eiferne Brücke, Eifenbrüce, frz. ponten fer, engl. 
iron-bridge;; bier unterjcheidet man noch gußeiferne Brücke, 
frz. pont en fonte, engl. cast-iron-bridge, [dmicdeeiferne 
Brücke, fr}. pont een fer forge, engl. wrought-iron-bridge, 
und Blehbrüde, frz. pont en töle, engl. sheet-iron-bridge. 
Zu den eifernen B.n rechnet man auch diejenigen, deren 
Stüßen aus Stein, die Träger aus Eijen bejteben. 

6. Nach der fonjtruftiven Anordnung im all: 
gemeinen. a) Balkenbrüce, frz. pont a poutres, pont | 
en poutres (pont à longerons), engl. girder-bridge; 
dies find die Brüden, deren Bahn durch balfenartige, oben, 
unten od. in der Mitte der Höhe angewendete hölzerne od. 
eijerne, gerade oder gefrümmte Träger, weldye nur lothz | 
rechten Drud auf die Stügen ausüben, getragen wird. | 
b) Stüßbrüce, frz. pont supporte d'en bas, engl. bridge 
supported by struts, strutted bridge, strut-bridge, 
D., deren Bahn durch Sprengwerfe in Holz oder Eijen, 
Gcewölbes, guß- od. jchmiedeeiferne Bogen, kurz, von unten 
in einer Weiſe unterſtützt wird, welche einen Seitendrud 
auf die Pfeiler ausübt. c) Hängebrüce,gehängte Brücke, frz. | 











chung anlehnen, od. Winkeljlügel, welde einen Winkel 
mit der Brückenachſe bilden und zum Abſchluß der Bö— 
ſchungen dienen. b) Die Zwiichenpfeiler ftehen ent- 
weder, wie bei Strombrüden, im Waſſer (Wafferpfeiler, 
Strompfeiler) und haben dann außerdem dem Stoß des 
Waſſers und etiwa treibenber Eismaffen oder, wie bei den 
Viadukten, im Trodenen und haben dann nur dem Drud 
der Ueberbaufonjtruftion zu wideritehen. — 4. Brüden- 
fundamente. Dieje dienen zu Unterjtügung der Brüden- 
pfeiler u. des darauf ruhenden Ueberbaues u. haben dieſe 
Laſt aufdiefeiten Schichten des Baugrunds zuübertragen, 
welche, je nachdem fie höher oder tiefer liegen, aud) eine 

eringere oder größere Tiefe der Gründung erfordern, 
ee für geringere Tiefen werden meiſt aus 
Mauerwerk oder Beton mit oder ohne Anwendung von 
hölzernen oder eifernen Senkkaſten, jeltener aus hölzernen, 
jogen. liegenden Roſten, Fundamente für größere Grüne 
dungstiefen aus Pfahlroſten mit mehr oder minder tief 


eingerammten Pfählen, aus Senfbrunnen oder aus mit 


oder ohne Anwendung von Luftdrud verjenkten, jpäter mit 
62. 


2 


- 


Brücke, II. Hauptbeitandtheile 49 Brüde, III. Hiſtoriſche Entwidelung 


Beton oder Mauerwert ausgefüllten eifernen Röhren oder | IM. Hiftoriiche Entwidelung des Brüdenbaues. Die 
Kaſten hergeitellt. Tieigebende Fundamente, welche bins erſten Ueberbrüdungen wurden wahrjcheinlid bei begin: 
reichend tragfäbigen Baugrumd nicht erreichen, haben bej. | nender Kultur von allen Völkern ziemlich gleihartig aus 








ftarfe Seitenreibung mit dem umgebenden Grund zu ent: 
wideln, Die in jehr ſtark ftrömenden Gewäſſern herge— 
jtellten Fundamente bedürfen zu ihrer Erhaltung bejon= 


über die Bertiefung geworfenen Stämmen od. Steinplatten 
für Heinere u. aus langen Holzjtämmen, Bambusjtengeln, 
‚ Seilen, Tauen x. für größere Spannweiten bergeitellt, 


während man jich zu leberjchreitung von Flüfien u. Strö— 
men der Schiffe als Führen od. in ihrer Zufammenftellung 
u Schiffbrüden bediente. Unter den Schiffbrücken der 
(ten werden uns die beiden des Dareios über den Bospo- 
rusu.überdie Donau, ſowie die feines Nachfolger Kerges 
über den Hellejpont genannt. Die ältejte, uns durch Hero: 
dot befannte feſte B. iſt die durch Nitofris erbaute, zu 
Verbindung der beiden Stadthälften Babylons dienende B. 
überden Euphrat mit befchlagenen Cedern- u. Cypreſſen— 
balfen auf jteinernen Pfeilern, für deren Gründung man, 
mit der wafjerdichten Umſchließung u. Ausſchöpfung der 
Baugruben nod) unbetannt, den Fluß feitwärts abgeleitet 
hatte, UngefährgleiherKulturitufe entiprechen die Balien: 
m. Ä brüden und andere Floßbrücken einerjeits, die Bambus: 
öig. 845. TDonaubrüde nad der Darftellung an der Trajansfäule. hrücken der Chinejen u. die alten birmaniichen u. fiamefi: 
oder eifernen Spundmwänden, Steinwürfen od. in Spunds ſchen B.n anderfeits; hierher gehören auch die Seilbrüden 
wänden mit umgebenden Steinmwürfen bejtchen. In | aus geipanntem Seilpär mit quer darüber befeftigten 
reifenden Strömen mit beweglichen, 3. B. aus lofem | Bretern od. mittels Lianenjeilen angehängter, aus Bam: 
bus zufammengeftellter Laufbahn der Dftindier, 
Chineſen u. Japaner, ſowie die erjten fteinernen 
B.n des alten Reichs in China, bei denen die 
° Deffnung durch Uebertragung der Schichten jo 
weit nach oben verengt ward, daß endlich eine Platte 
zur Ueberdeckung zureichte. — Schon viel weiter 
zimmermännijch entwidelt war der Ueberbau der 
von Trajan 1041n. Chr. im Krieg gegen die Dacier 
erbautenB.überdie Donau,deren Träger nad 
einer an der Trajansjäule uns erhaltenen Dar: 
jtellung, ſ. Fig.845, ein hölzernes Bogenwerk aus 
gefrümmten Balken bildeten, und deren 20 Pfeiler 
Sand beſtehenden Fluhbetten, wo Auskolkungen auc) | angeblich auf große, in den Strom verjentte, mit Steinen, 
zwifhen den Pfeilern zu befürchten find, ordnet man durch: | Kalk u. Sand gefüllte Fahrzeuge gegründet waren. Ge: 
aufende Feftigungen des unterder B. befindlichen Stromes | nauere Angaben madıt uns Cäſar über die von ihm um 
das Fahr 59 v. Chr. 
in zchn Tagen er 
baute, füreinen mi: 
litärifchen Leber: 
gang berechnetchöl: 
szene Jochbrücke 
über den Rhein, 
j. Fig. 846, deren 
Joche aus vierkei- 
nigen Böden bes 
itanden, auf wel: 
hen lange Stred- 
bäume ruhten, die 
wieder Querbalten 
ſowie die aus einer 
Art Faſchinen ge 
bildete Fahrbahn 
aufnahmen, Un: 
gleich bedeutender 
ald die genannten 
und als die aus 
übergefragtenStei: 
nen  hergeitellten 
; B.n der ei 
in. 817. ä waren die von den 
Dia. 847. Romiſche Brüde bei Chamas. Nömern erbauten 
betis in Bejtalt von Flut- oder Sturzbettenan. Die: | gwölbten B.n und Aquädufte. Unter die zahlreicen, fait 
jelben beftehen entweder aus je zwei, quer durch den Strom | jämtlich im Halbfreis überwölbten römijchen B.n gebört 
angelegten doppelten, mit Steinen od. Beton ausgefüllten, | die um 100v. Chr. von Cornelius Sulla erbaute, noch heute 
mit einem liegenden Rojt abgededten Pfahlwänden oder | erhaltene u. unt. dem Namen Ponte Molle befannte B.dt 
aus einem ſtarken, mit Pilafter oder umgefehrten Ge- Acmilius über den Tiber zu Rom mit 7 Bogen u. die i. J 
wölben abgededten Steinwurf. 62 v. Chr. von dem damaligen Kurator des Straßenbauck 


derer Scugmittel gegen Unterſpülung, weldye in hölzernen 

















en 
„.-. 





— 


Brüde, III. Hiſtoriſche Entwidelung 493 Drüde, III. Hiſtoriſche Entwickelung 


Fabricius erbaute, nach) ihm benannte B. mit 2 Halb: | Wajjers erforderten, der Fangdämme und Waſſer— 
freisbogen, die im X. 21 v. Ehr. von Auguſtus reſtaurirt ſchöpfmaſchinen. 
wurde und unter dem Namen ponte dei quattro capi bis | Nach dem Untergang des römischen Reichs gerieth der 
jept erhalten iſt. 
Die von Augu— 
ftus erbaute B. 
zu Rimini mit 
5 Bogen, deren ) 
drei mittlere eine 
etwas rößere 
Spannweite als 
die beiden äuße— 
ren befißen, er: 
flärte Palladio 
zugleich für Die 
Iwan = dieer A = 
jegejeben. Juden 1» 
beiten Erzeugnifz Fig. 848. Pont du Gard bei Nimes. 
fen des römischen Brückenbaues gehört diei. %. 138. Chr. | Brüdenbau in Verfall, ausgenommen in Spanien, wo 
von Hadrian über den Tiber erbaute B. des Aclius, welche | Chriſten u. Mauren, und in denjenigen Theilen Italiens 
den Zugang zu feinem, auf dem jenjeitigen Ufer des Tiber | und Siziliens, wo einestheils Gothen, anderntheils Nor— 
errichteten Grabmal | mannen und Sarazenen den Epipbogen zu B.n und Aquä— 
herftellte. Dieje noch dukten anıwendeten, welche die rom. B.n zum Theilan Kühne 
heute erhaltene, durch 
Rapjt Clemens IX.mit 
chn folofjalen Engel⸗ 
Hatuen geichmücdte und 
daher jept unter dem 
Namen ponte 8. An- 
elo befannte B. über: 
reitet den Fluß mit- 
tel8 7 Bogen, wovon 
die drei mittleren grö— 
ber u. dievier feitlichen 
Heiner find. Die röm. 
— Fig. 850. Rialtobride in Venedig. 
bei großer Einfachheit. | heit der Konftruftion übertrafen, wofürdie (derSage nach) 
ar er ug ar a Schmud, —— na ne re nn — B. und 
ia, welchen fie trugen, be- Waſſerleitung von Spoleto einen Beleg liefert, deren 10 
— — ſtand in Statuen über | große, je 21,,, m. weit geſpannte Spitzbogengewölbe auf 
den Pfeilern, in Triumphbogen, wie an der Römer- | je 8,,, m. jtarfen, bis zu 200 m. hohen Pfeilern ruhen. 
brüde bei St. Chamas, j. Fig. 847, oder in Reiter= | Beifpiele großartiger, mit Rundbogen überwölbter Anz 
ftatuen der Erbauer am Kopf 
der B. Die ältejte der theil- 
weile auf Bogenftellungen 
ruhenden römiſchen Wafler: „# 
leitungen war die nach ihrem’,“, 3 
Erbauer Appius Glaudius, 8 J — — 
benannte Appiſche bei Rmm. 
welcher jpäterdicaqua Marcia, 























err 







— —— —— — 
NN — —8 —2 
SS > Wu 



















Tepula, Julia, Claudia und # ::::$ pr Rayl5 it 4 | ! 
anderefolgten. Unter die in den — 1111 1 
römiſchen Provinzen angeleg⸗ w”» 5 7) 20 K) 40 5 
ten Bafjerleitungen gehört der — — 
von Auguſtus u. feinem Nach— Fig. 851. Fleiſchbrucke in Nürnberg. 
folger — heute unter dem gr — — 8 

ont du Gard befannte Aquäduklt bei N N S 8 

* — Pr | | U 

imes im jüdlichen Gallien, ſ. Fig. 848, Tl —— 
ſowie der zu Segovia, Fig.849. Zu Grün ··— = IE . 
dung der Brüdenpfeiler bedienten fi) die N IN 
Römer bereits des Steinwurfs, zum SZ EN 
Theil aus großen verjenkten Duadern, der hie PS — —— 
Senkkäſten, wie bei der B. des Tradeenn ——— —— 
über die Donau, der Mauerung aufdas "= Rn TRENNEN N 
Flußbett, des Pfahl roſtes bei unzuver: ar e * m 
läffigem Obergrund und des, nach Bitruvs Fig. 852. Glömonebrüde bei Trient. 


Beihreibung aus einem Gemiſch von 
Bruchſtein u. bydrauliichem, mit Buzzuolanftaub im Ver: | lagen diefer Art geben die Aquädufte von Segovia, ſ. Fig. 
hältnis von 2: 1 verjegtem Mörtel bejtehenden Betons, | 849, u. Tarragona in Spanien. Im Mittelalter nahmen 
bei Bründungsarbeıten aber, welche eine Befeitigung des | fih, außer großen ftädtifchen Gemeinden u. reihen Pri- 


Brüde, III. Hiftorifche Entwidelung 494 Brücke, III. Hiſtoriſche Entwidelung 


vaten, befonders religiöie Gejellichaften, die man Brüden- | möglichjt weite Oefinungen u. furze dide Pfeiler wie die 


und errichteten von dem Ertrag zahlreicher von ihnen ver- burg mit 15 Halbkreisbogen von 10 — 16 m. Spann— 

ar weite, die im J. 1176 — 1209 errichtete B. über die Themie 
in London mit 9 großen Spitbogen von 18,,—19,, m. 
Spannweite, die vom J. 1177 — 1187 erbaute B. über 
den Rhone bei Avignon, die vom J. 1179— 1260 herge: 
‚stellte B. über die Elbe in Dresden mit 24 Deffnungen 
von 12—19 m. Spannweite, und die ums 9.1358 von 
Karl IV. erbaute B. über die Moldau in Prag mit 18 
Halbfreisbogen. Erjt im 16. Jahrh. entjtanden B.n mit 
flacheren Bogen; dahin gehören die von B. Ammanati 
1569 vollendete B. S. Trinitä zu Florenz (2 PBieiler 
von nur 7,, m. Dide tragen drei Bogen, deren mittlerer 
29,,, m. Spannung hat); die 1588—1591 von Antonio 
da Ponte erbaute Rialtobrüde zu Venedig, deren 
Bogen bei 29,,, m. Spannweite fid) gegen zwei auf 
12000 Ulmenptählen rubende Gußwerte von Kalt und 
Steinen jtemmt, Fig. 850 ; die 1596— 1598 von Peter Carl 
und Wolff Jakob Stromer erbaute Fleifhbrüde in 
Nürnberg, ſ. Fig. 851, miteinem Bogen von 29,, m. 
Spannweite und 3,, m. Pfeilhöhe, aljo beinahe */, Ber: 
drüdung. Zu derjelben Zeit blieben die Holztonftruftionen 
u im Vergleich zu dem unter Trajan genommenen An: 
lauffehr unvollfommen. Die beiden von Balladiverbauten 
B.n über die Brenta bei Baffano mit 5 Oeffnungen von 
je 15,,m. Spannweite u. überden Cismone zwiſchen Trient 
u. Bafjano mit 32m. Spannweite, j. Fig.852, geben Bei⸗ 
jpiele von den Sprengwerf= und Hängewerfbrüden biejer 
Beit. Projekte desjelben Meifters, welche bereits den Keim 
zu den Fachwerkbrücken enthielten, famen nicht zur Aus: 
führung. Erſt ald man in Frankreich durd Gründung des 
Ingenieurforps im 3.1720 Gelegenheit zu Bildung von 
Fahmännern für Straßen: u. Brüdenbaugab, machte der 
Brüdenbau bedeutende Fortichritte. Namentlich waren ed 
die elliptifchen u. die nad) Korbbogen oder Kreisſegment⸗ 
bogen gewölbten B.n, deren Konftruftion u. Ausführung 
durch franzöfiiche Ingenieure, wie Pitrou, Perronet und 
Ceſſart, wejentlich vervolltommnet wurde. Inter die be 
deutendjten B.n diefer Zeit gehörte die vom J. 1751 bis 
1760 erbaute B. iiber die Loire bei Orleans mit 9 Korb⸗ 
bogengewölben, mit ’/, Berdrüdung u. von 29,,—32,, m. 
Spannmweite, deren Pfeiler auf unregelmäßigen Schichten 
von Mergel und Tuffjtein ruhen u. bei Anwendung eines 
Pfahlroſts wegen der in diefen Schichten befindlichen Oeff⸗ 
nungen u. Spalten een zugründenwaren. Ihr folgte 
die 1756— 1764 errichtete B. über die Loire bei Saumur 
mit 12 Rorbbogengewölben, mit '/, Berdrüdung u. 19,, m. 








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Fig. 855, Schweizerijhe Sprengwerfbride. 





anjtalteter Sammlungen B.n, jelbt über die anfehnlichiten | Spannweite, deren Pfeiler auf Pfählen ruben, die man, 
Ströme. Während des 12.—13. Jahrh. wurden die B.n | um an den Koſten des Wafjerichöpfens zu ſparen, mit der 
meift im Halbtreisbogen gewölbt und erhielten wegen der | von Ceſſart erfundenen Grundſäge unter Waſſer abſchnitt, 
Unerfahrenheit im Gründen möglichjt wenige Pfeiler od. | worauf die erjten Mauerſchichten in hölzernen Senttajten 


Brüde, III. Hiſtoriſche Entwidelung 495 Brüde, III. Hiſtoriſche Entwidelung 


niebergelafien wurden, wie fie Labelye ſchon beim Bau der kamen im Anfang des 18. Jahrh. bedeutende Brückenbau— 
Weſtminſterbrücke in London (1738—1750) angewandt | ten zur Ausführung, worunter dDiemit11 Segmentbogen— 





























Fig. 856. Innbrüde zu Nenöttingen. 


B. iberden reigenden A llier bi Moulinsmit 15 Korb= ſehene B. über den Teffin bei Buffalora und die mit 
bogen von 19,,m. Spannweite, wo binnen 35 Jahren drei | einem Segmentbogen von 45m. Spannweite hergejtellteB. 
jteinerne B.n eingejtürzt was 
ren, jhüßte Regemorte, aufer 
durd; Anwendung einer hin: 
reihend großen Durchflußöff⸗ 
nung, nod) durd) Feſtigung des 
Flußbetts mitteld eines zwi— 
ſchen zwei Pfahlreihen einge— 
ſchloſſenen, mit Bohlen abge— 
deckten Steinwurfs, eines ſog. 
Sturzbetts. Die 5Korbbogen- 
ewölbe der 1768— 1774 ers 
auten kühnen und fchönen B. 
über die Seine bei Neuilly mit = 
5 aus je 11 Mittelpuntten fon- Fig. 857. Hölgerne Bogendrüde über den Delaware bei Trenton, Syſtem Burr. 
jtruirten orbbogen von 39 m. 
Spannweite u. "/, Pfeilverhältmis, f. Fig. 853, verjah Per: | über die Dora-Riparia bei Turin mit einem flachen 
tonet, um die Durchflußöffnungen allmählich zuverengen, | Bogen von 45m. Spannweite, 5,, m. Pfeilhöhe und 1,, m. 








——9 “] _«] 0 


IN YZEZZINNNSESEN ZZ 
* | ee | 5 


— — — — — — 








sig. 858 und 859, Fachwerkbrucke über den Potomac bei Waſhington. 


mit trichterartigen Abſchrägungen an den Kanten, den Schlußſtärke hervorzuheben find. Unter den hölzernen B.n 
jogen. Kubhörnern, während er den 23,,,m. weiten | diejer Zeit zeichneten ſich die oft ſehr fühnen, meift bedachten, 
Segmentbogen der vom J. 1774 BEER "ER 

bis 1784 erbauten B. über die j 
Dijevon St. Marence, I. Fig. 
854, nur den zwöljten Theil ihrer 
Spannweite zur Höhe gab und fie 
mittel durchbrochener Pfeiler 
unterftüßte. Unter die bedeutend» 
ften englischen B.n diefer Periode 





gehörten, außer der ſchon erwähn— * — 
ten Weſtminſterbrücke in Lon- 3 fe 
don, die in derfelben Stadt vom | | Sig. ee @ 


%. 1760 — 1769 erbaute Black- 7 : BR j 
friarsbrücke mit Korbbogengewölben von 21,,,—30,,,m. | Sprengwerfbrüden der Schweiz, j. Fig.855, aus geradne 
Spannmeite, ſowie die 1811—1817 v. Rennieerbaute  Balfen, aus, darunter die i. J. 1757v Ulrich Grubenmann 
Waterloobrücke mit 9 elliptiſchen Bogen von je 45,,,m. | erbaute B.üb. den Rhein bei Schaffhauſen mit Oeff⸗ 
Spannweite und 9,,, m. Pfeilhöhe. Auch in Oberitalien nungen von 51, u.58,,m. Spannweite, u. die B. über die 


Brüdie, II. Hiſtoriſche Entwidelung 


496 


Brücke, III. Hiftoriiche Entwickelung 











Simmat beider Abtei Wettingen, mit t dergrößten in Holz | über den Delaware bei Trenton, 


i. Fig. 857, ein 


bisher erreichten Spannweite v.118,,, m., an welche fich die | Konſtruktionsſyſtem, aus dem ſich ipäter durch Trennung 







— — 












ig. 861. Hölserne © 
5 Seine bei St. 





HE 
SS 1 





ern aus gebogenen Ballen 
bergejtellten Sprengwerte 
anreihen. Unter den le 

teren waren die in den F 


befing über den Jun zu 
Neuöttingen mit 5 Bo- 
gen vonje31,,, m. Spann⸗ 
weite, j. Fig. 856, über die 
far zu Freifing mit 
2 Bogen von je 46,, m. 
Spannweite, und über die 
Negnip zu Bamberg mit 
einem Bogen von 71,, 
Spannweite bergeitellten 
die größten, aber auch, zum Theil wegen mangelnder 
Beriteifung der Bogen u. Fahrbahntherle, die vergäng- 














Fig. 863. Gußeiferne Bogenbrüde bei Coalbrootdale. 


lichſten. Die erſte hölzerne Bogenbrüde mit hinrei— 


chender Verfteifung konftruirte der Ameritaner Burr 


— — 
= m — Beide eingefhalteten Verjteifungstonjtruftion 





enbrücke über bie 
main, 





lg. 862. Hölzerne Bogenbrücde bei Tyunemouth. 


1807 — 1809 von Wie: | 








des Bogens von den Stredbäumen der Fahr: 
babn u. durch weitere Ausbildung der zwiichen 





-® A,B, B die amerifanifchen Fachwerkbrücken 
> nad) & ongsu. Howe's Syitem entwidelten, 
- von welchen die B. über den Rotomac bei 
Waſhington, f. Fig. 858 u. 859, ein frühes 
Beifpiel darbietet. Außer den geraden u. ge: 
bogenenBalten wurden in Deutichland, Frank— 
reich und England auch Bogen aus mehreren 
aufs Hohe neben einander geitellten oder flach 
über einander gelegten Bohlen zu Brücken— 
trägern verwendet. Das erjtgenannte, von 
Funf erfundene Syitem fand zunächſt bei Er- 
bauung der jogenannten Bundesbrüce über die 
Weferbeißreußiih: Minden, ſ. Fig.860, 
Anwendung, mußte jedoch bald der zulegt ges 
nannten, von Emy erfundenen Anordnung 
weichen, die jpäter aud) auf Eifenbahnbrüden, 
3. B. über die Seine zwiſchen Paris und 
St. Germain, ſ. Fig.861, ſowie auf Viadukte, 
4. B. zwiſchen Neweaſtle upon Tyne u. 
Tynemouth, j. Fig 862, Anwendung fand, 
Der Gedanke, eiferne Brücken zu bauen, da= 
tirt zwar nad bauthey aus dem 16. Jahrhı, 
die erjte Ausführung einer ſolchen fällt jedoch 
erit in die Jahre 1773— 1779, wo die beiden 
englijhen Hüttenmeiſter Rilfinf on und 
Darnley eine gußeiſerne Bogenbrüde über 
die Saverne zu Coalbrootdale, fiche 
Fig. 863, erbauten. In der Figur find b die 


zuerſt inTirol,danninBay- | gußeiſernen Bogen, aa Radialiprofj en, d Gußeiſenplatten, 


e eiſerne Rahmwerfe zur Anlage an die Rieiler f. Diefe 
fowie die bald darauf erbauten gußeiſernen Bogenbrüden 
über den Wear zu Wearmouth, über die Theme zu 
Staing, j. Fig. 864, und die Soutbwarfbrüde über Die 
Themje zu London waren durd; Zufammenjegung von 
Gußſtücken mehr oder weniger dem Prinzip der gewölbten 
B. n nachgebildet u. die Vorbilder der erſten eiſernen B.n 
in Frankreich, der Louvrebrücke u. der Aufterlipbrüde in 
Paris, jowie der deutichen B. über das Striegauer 
Waſſer zu Laaſan, j. Fig. 865 u. 866, deren Bogen b 
auf Platten e ruhen, wobei die VBerjteifung durch Radials 
jprojjen aa und Gußeijenringe dd bergejtellt ift, und über 
die Havel in Botsdam, welden die nach dem Syitem 


m. Reichenbachs aus Nöhren bergeftellten Bogenbrüden 


über die Oder zu Braunfhmweig und über den Ham: 
merftrom zu Bei, Fig. 867 und 868, folgten, welche 
jpäter durd) Bolonceau, 3. B. an der in Paris über die 
Seine erbauten Karufjell: 
brüde, Fig. 869, wejentliche 
Verbeſſerungen erfuhren. In 
Fig. 867 u.868 findab, b,b 
die Röhren, ee Spreizen 
S zwijchen den Nöhren u. der 
Fahrbahn d; in Fig. 869 ijt 
a das Querprofil der Röhre 
be. Als dieerjte Hüngebrüke 
mit ausgebildetem Konjtrul: 
tionsſyſtem, wobei eine ebene 
Fahrbahn mittels Trage 
ftangen durch freihängende 
Ketten getragen wird, fann 
die in den Vereinigten 
Staaten 1796 von Finlay 
über den Jakobs:Ereef aus: 
geführte angejehen werden, 
von wo ſich das Syſtem der Hängebrüden auf England, 
Frankreich, Deutichland und die Schweiz übertrug. 


Brüde, III. Hiſtoriſche Entwidelung 497 Brüde, III. Hiſtoriſche Entwidelung 


Während man in England u. Deutjchland vorzugsweife | der Ausführung vor allen die hölzernen B.n, während 
Kettenbrüden zur Ausführung brachte, hatte man im ſich diefe Borzüge bei den eifernen B.n mehr oder minder 
Amerika, Frankreich und der Schweiz, gejtügt auf die | vereinigen. Genauere Befanntihaft mitden Eigenſchaften, 





Imaanaıı \v 


LITT 


— — 
——— 


—— 





l 
Fig. 864. Brüde zu Stains (gubeiferne Bogen). 

Beobachtung, daß Eiſen, zu Draht ausgezogen,eine beträcht- 
lich —— annimmt, zu den Trägern ber 
nn Drabtjeile jtatt der Ketten verwendet. 

13 die bedeutendite Hänge- 
brüde Englands ift die 1819 
bis 1826 von Telford erbaute — 
Kettenbrücde über die Meerenge 
Menai bei Bangor, fiche 
fig. 870 und 871, mit einer 
Deffnung von 176,, m. anzu 
ſehen, deren 31 m. über den 
höchſten Springfluten hängende 
Brückenbahn, wie die Figuren 

igen, von einer mächtigen, aus 
je 4 einzelnen Ketten beſtehen— 
den, über zwei folofjale, pyra= 
midenförmige Pfeiler geführten Hauptfette getragen wird. 
Die zwei bedeutenditen Drahthängebrüken führte Röbling 
in den Vereinigten Staaten aus; die eine dient zur Ueber— 
führung einer Straße unten u. einer Eijenbahn oben über 
den Niagara, j. Fig. 872 und 873, mit einer Deffnung 
von 250,,, m. Spannweite, während die andere, bereits 
erwähnte Eaſt-River-B., j. Fig. 874, New: Port und 
Brooklyn verbindet. Die jpäter in England u. Oeſterreich— 
Deutichland aufgetretenen Syſteme der Hängebrüden bes 
abfichtigten die — ————— nachtheiliger Schwankungen 
der Brüdtenbahn entweder durch Verſteifung der Trag— 
fetten, wie bei der von Schnirch konftruirten Eifenbahn- 
fettenbrüde über den Donaufanalin Bien, Fig. 875, 


oder durch Berfteifung der Tragfettenwand, wie bei der 


Lambeth: Hängebrüde 
üb.dieThemjeintondon, 





Fig. 865. 





der Heritellungs= u. Berarbeitungsweife bej. des Schmied: 
und Walzeifens, führte bald zu immer allgemeinerer Ans 
wendung des Materiald jowohl in zahlreichen, durchweg 
eifernen, als in vielen aus Eijen und Holz fombinirten 
Konitruftionen. Unter die Itelnkonftruktiouen diefer Ent: 
widelungsperiode der Eifenbahnen gehören bei. die aufihre 
fleinften Abmefjungen reduzirten, flachgeiprengten B.n 
| und eführten Biadufte der deutichen, englifchen und 
franzöfiihen Eifenbabnen, wobei unter erjteren die von 
Brunel erbaute Maidenheadbrüde mit 2 elliptifchen 
Bogen das Verhältnis von 1:6, u. die bei Ladenburg 





Brüde zu Laaſan. Fig. 866. 
über den Nedar erbaute Eifenbahnbrüdemit7 Segment- 
bogen das Verhältnis von 1:7 der Pfeilhöhe zur Spann 
weite befit, während unter leßteren die deutſchen Viadukte 
über das Göltzſchthal, j. Fig.878, u. über das Elſter— 
thal inSadien, die franzöfiichen Biadufte über das 
Indrethalu. bei Chaumont, die engliſchen Viadukte 
bei Lockwood, f. Fig. 879 u. 880, und über das Wear— 
thal an der Durhbam-FJunction-Bahn hervorzuheben find. 
Die fteinernen B.n erhielten bei möglichit ebener Lage der 
Fahrbahn jelten den Halbfreis, bisweilen, wie die von 
Rennie erbaute, 1831 vollendete neue Londonbrüde, 
den elliptifchen, häufig den Korbbogen ohne u. mit abges 
Ihrägten Kanten (Kubhörnern), zumeift aber den flachen 


Seqmentbogen (Stihbogen) zur Gewölbeform, während 








j. ig. 876, u. bei dem mit 1 — 
zwei Sefenten in dem höchſte 
u. einem Gelenk in dem tiej> es - 

jten Bunft der Kette verjehe- 
nen eifernen Steg über den 








Main bei Frankfurt, |. 








Fig.877. Bon dem %.1829, 
in weldem Stephenjon den 
Weg zu Herftellung von 
Eifenbahnen mit Lofomo- 
tivbetrieb gebahnt hatte, da= 
tirt jene mächtige Entwide- Big. 867. 

lung der Eifenbahnen, welche innerhalb vier Dezennien 
ungleich mehr Brücken- u. Viaduktbauten hervorrief, als 
aus allen früheren Jahrhunderten zufammengenommen 


DICH „Mo ı/ . - 
0) 
—— —2 


Fig. 869. Tarouffelbrüde in Paris. 
nachzumeijen find, u. damit eine Erweiterung u. Bervoll= 
fommmung der Konjtruftionen berbeiführte, wiejolche nur 
durch Berichmelzung der mächtig vorgejchrittenen techni— 
ſchen Wiſſenſchaften mit reicher praftifcher Erfahrung mög= 
lich war. Größte Sicherheit u. Dauer verſprachen inerfter 
Linie die fteinernen, größte Billigkeit und Schnelligkeit 

Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 





















Oußeiferne Röhrendrüde bei Peip. Fig. 868. 

die jteinernen Viadukte meift im Halbfreis überwölbt, mit 
zunehmender Höhe gewöhnlich in 2—3 Stodwerfe u. mit 
zunehmender Länge häufig in mehrere einzelne, durch 
jtärfere Pfeiler, fogenannte Gruppenpfeiler, getrennte 
Bogengruppen abgetheilt wurden. 

Die Holzkonfruktion für B.n und Viadufte fand nod) in 
ben fünziger Jahren an Straßen jowie an Eijenbahnen 
aller Yänder Anwendung in Bejtalt einfacher Balten auf 
Holzjochen oder Steinpfeilern, einfacher und zuſammen— 
geſetzter Sprengwerke, Hängewerfe u. Hängefprengwerfe 
mit geraden Streben u. Spannriegeln ſowie mit 3* 
' Bug: u, Hängſtangen, ferner verſteifter Bogenſprengwerke 

mit Balken- und Bohlenbogen, gerader, gefriimmter und 

fombinirter Fachwerke meiſt auf fteinernen Pfeilern; fie 

wurde jedoch in Deutjchland infolge der geiteigerten For— 

derungen andie Dauerhaftigfeit, bei. derdefinitiven Eiſen— 
63 


Brücke, 111. Hiſtoriſche Entwidelung 





498 


Drüdie, III. Hiſtoriſche Entwidelung 








bahnbrücken zu Gunſten der fteinernen u. eifernen B.n, | wurden vielfach aus Holz hergeitellt ‚ wovon der mächtige 


für unzuläffig erflärt u. nur noch als proviſoriſche, 3. 
bei Materialtransport-B.n, geduldet. Dagegen famen 
die hölzernen B.n in Rußland, Franfreid und England, 
bei. aber in den Bereinigten Staaten von Nordamerifa, 
theils infolge der niedrigen Preije vorzüglicer Holzarten 
und kürzer bemefjener Bauzeit, theils infolglegeringerer 
Anforderungen an die Sicherheit des Bahnbetriebes, jort- 
während zur Ausführung, ja zu weiterer Verbreitung u. 
böhererBervolltommnung. Beſ. die Town ſchen Latten— 
brücken, j. Fig. 881, und unter den Fachwerkskonſtruk— 


8. 


Dale-Ereet:Biadutt in der Central: Bacifics 
bahn und der in Fig. 887 u. 888 dargeftellte Pfeiler der 
im 3. 1870 abgebrannten B. über den Mita in der 
Petersburg: Moskauer Bahn ein interefjantes Bei— 
jpiel darbietet. — Auer den oben erwähnten gußeiſernen 
\ Bogenträgern wurden, zuerſt u. vorzugsweiſe in England, 
jpäter in Deutichland, auch gubeiferne Barren zu Unter— 
jtügung von Eijenbahngeleiien verwendet, jedoch bald 
wegen der, bei den unvermeidlichen Erjhütterungen des 
' Betriebs erfahrungsgemäß eintretenden, Verminderung 


tionen anfangs die Longſchen, fpäter die Homwe’ichen der Fejtigkeit zu Gunſten von Schmiedeeifenfonftruftionen 

Träger, wovon die B. über den Chikapos an der Conz | verlafjen und beſ. vielfach gegen Eiſenblechtrüger ausge: 

necticutbahn mit 52,, m. (173° engl.) Spannweite | wechjelt. Während man anfangs nur die einem Zug aus- 

(j. Fig. 882— 885), ein Veiſpiel giebt, wurden viel ange⸗ geſehten Theile der Träger aus Schmiede- oder Walzeiſen, 
— Bell) \ men 


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099, 


Fuss engl: 
Fig. 871. 


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da. 874. Drahtbängebrüide über den EnjtsRiver, zwiſchen New-Yort und Brooklyn. 


wendet, aud) nad) Europa, bei. nach Rußland u. Deutich- | die gedrüdten Theile dagegen noch aus Gußeiſen tellte 
land, übertragen. Die infolge der vielen Berbindungs= | aljo gemifcht-eiferne Brünkenträger — and eier 
jtellen der Streben u. Pfojten mit den Rahmen allmählich | die ungleichen Yängenveränderungen des Guß- u. Schmie— 
eintretende Durchbiegung dieſer Träger führte die Ameriz | deeifens beiTemperaturwechſel u. die hierdurch eintretenden 
faner auf viele mit mehr od. minder großem konftruftiven | nadıtheiligen inneren Spannungen allmählich den günz— 
Geſchick ausgeführten Kombinationen des Bogens mit dem | lichen Ausſchluß des Gußeiſens u. die alleinige Anwendung 
Fachwerk, worunter be. der Burrſche, j. die B. Über | des Schmiedeeijens zu Brüdenträgern. Nachdem feit 1846 
den Connecticut bei Bel lowsfalls mit 53,,, m. von Fairbairn mehrere Landungs-, Dreb: u. Schiebe⸗ 
(175° engl.) Spannweite in ig. 886, der Thayerjche, | brüden, alfo bewegliche Brücken, ganz aus Keſſelblech herge— 
Brownjde und der jog. verbejjerte do we’jche Träger | jtellt worden waren, ſ. d. in Fig. 889 dargejtellten Quer: 
eine mebr oder minder vorübergehende olle jpielten, bis | fchnitt der Landungsbrüde der Schiffäwerft St 
endlich der Callum iche, auf einer finnreichen , das Eins | Georg in Liverpool, jeßte Stephenjon nad mehreren, 
ſchlagen verhindernden, Kombination des Fachwerkträgers | mit Modellröhren angeſtellten Verſuchen den 464,,, m. 
mit dem Sprengwert berubende Träger das gegemwärtig | langen, tunnelförmigen Ueberbau der Eijenbahnbrüde 
in der Union verbreitetite Syſtem für Brücdenträger wurde. | (Britanniabrüde) über die Menaiitraße bei Bangor, 
Auch die Stügen, bef. hoher u. langer Eifenbahnviadulte, | j. Fig. 890 u. 891, jo aus Blechplatten zufamınmen, daß 


+ 








Brühe, IIT. Hiſtoriſche Entwidehung 


499 








Boden und Dede doppelt waren und aus durchlaufenden 
2 beitanden, während die aus Blechtafeln bejtebenden 

eitenwandungen durd) Nufnietung lothrediter Tiörmiger 
Stäbe gegen Einfniden geſchützt wurden. Auch die diefer 
Britanniabrücde nacgebildeten größeren und klei— 
neren Rajtenbrüden aus Eijenbledy wurden wegen der 
Schwierigkeit ihrer Befichtigung und Unterhaltung im 
Innern bald durd) die Iförmigen Blechträger verdrängt; 
in der Folge zog man wegen der ökonomiſch vortheilbafteren 
Auflöſung ihrer geichlofjenen Seitenwandungen in ein 
oder mehrere Syſteme ftabartiger Glieder die Bitter- und 
Fachwerlkbrücken vor ‚weldye man den jchon erwähnten höl— 








Brüde, III. Hiſtoriſche Entwickelung 


mit einem gekrümmten unteren undeinem gevaden oberen 
Rahmen, oder jolche mit einem oberen und unteren ges 
frümmten Rahmen, wobei dieje Krümmung entiveder nach 
einem Kreis, gewöhnlicher nad) einer Barabel, oder 
nad) einer andern, gewiſſen fonitruftiven Bedingungen 
genügenden, Kurve erfolgte, wie bei den v. Bauli ar em ıt, 
Schwedlerſchen Trägern. Unter die B.n mit Parabel: 
trägern gehören die von Brunel in England erbauten 
großen B.n über die Themje bei Windjor, j. Fig. 807 
und 898, und iiber den Tamar bei Saltajd, j. Fig. 899 
und 900; die größten Bauli’schen Träger bejipt die 1860 
bis 1862 erbaute, in Fig. 901 dargeitellte feſte B. über den 


zernen Lattenbrüden Towns u. Fadhwerfbrüden Longs | Rhein bei Mainz; zu den größten Schtwedlerichen Trä— 
gern gehören die an der 1854—65 erbauten Eijenbahn: 
brüce über die Weſer bei Corvey. Die fhmiedeeifernen 
Stuhbrũcken entwidelten ſich, das vereinzelte Beilpiel eines 


od, Howe's nachbildete. Auf die eriten gemiſcht-eiſernen 
Fadywerkbrücen der Amerikaner, worunterjich die des Dias 
ichinenfabrifanten Rider, ſ. Fin. 892 u. 893, auszeich— 





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"m Nulldes Frankfurter Pegels. |. } 









Dig. 877. Eiferner Steg in Franffurt am Mair, 


neten, u. auf die jchmiedeeifernen Gitterbrüden der Eng— 
länder, worunter die B.n über den Royallanal bei Dublin 
und über den Boynefluß bei Droghbeda, Fig. 894, die 
bedeutenditen waren, folgten derartige Konjtruftionen in 





ihon 1808 von Bruyere über den Crou bei St. Denis er- 
bauten Leinpfadbrüdchens abgerechnet, feit 1854—55, 
Um den Trägern diefer Bogenbrüden bei großen Spanne 
weiten eine ihren Längenveränderungen bei Temperatur: 


Deutſchland, Oeſterreich, Belgien, Holland u. der Schweiz, | wechjel entjprechende Beweglichkeit zu geben, wurden, wie 


unter welchen die in Fig. 895 dargeitellte, 1850—57 er: 
baute B. über die Weichfel bei Dirſchau mit 6 Oeff- 
nungen von jel21,,, m. Spannweite als die am weitejten 
geipannte u. längſte aller Bitterbrüden hervorzuheben ift. 

Neben diejen, mit parallelen u. geraden, od. wenigſtens 
Ihwad) u. gefrünmten Rahmen verjehenen Brüdenträgern 
entwickelten jich von dem Jahr 1835 ab, wo zuerft Qaves 
Träger mit zwei gebogenen Rahmen oder jogen. Fiſch— 
träger, j. Fig. 806, aus Holz oder Eifen zu Hoch» und 
Brüdenbauten anwandte, Brüdenträger mit einent ges 
frümmten oberen u. einem geraden unteren Rahmen, jolche 


bei der fühnen, in Fig. 902—903 dargeitellten feften B. 
über den Rhein bei Koblenz, die Enden der Bogen mit 
Gelenken od Scharnieren veriehen, eine Unordnung, 
welde man ſpäter zuerjt bei dem Bau der Unterfpree= 
brüdein Berlin durd Hinzufügung eines dritten Ge— 
lenles im Scheitel der Bogen nod weiter ausbildete. 
Aber nicht allein die Meberbaufonitruftionen der B.n, 


ſondern aud) der Bau ihrer Pfeiler, j. die in Fig. 904— 906 


dargejtellten Bfeiler des Gore-Viadufts in der Orleans: 

ba hn ‚uw. deren Gründung, erfuhren bei, bei dem Bau der 

Bazwiſchen Kehl u. StraßburgweſentlicheVerbeſſerung 
63 * 





Brüde, III. Hiſtoriſche Entwickelung 500 Brücke, III. Hiſtoriſche Entwidelung 


welcher | der Boden des Fußbetts ausgegraben u. welde 
man Brüdenpfeiler aus Mauerwerk od. Beton miteiferner | nad vollendeter Einfentung mit Beton gefüllt oder aus: 
er her und verjenkt fie mittel3 der pneumatijchen | gemauert wird. Der unten geförderte Boden wird durch 
ethode in das Flußbett, worauf man aus jenen oben | einen ſenkrechten Schacht, durch den auch die Arbeiter auf- 
und niederſteigen, ent: 
fernt, weldyer oben, um 
eine direfte Verbindung 
mit der äußern Quft zu 
erhalten, mit einer 
ſchleuſenähnlichen Vor⸗ 
richtung, der fogen. 
Luftſchleuſe, abge: 
ichloffen ift. Die Ein— 
jenfung eines Pfeilers 
erfolgt hiernach einer- 
ſeits durch Auflocke— 
rung u. Wegſchaufeln 
des am unteren Rand 
befindlichen Bodens, 
anderſeits durch Be— 
laſtung der Arbeits— 
fammer mittels Aufmauerung oder Betonirung 
fo lange, bis derſelbe Die unter der Flußſohle be— 
findfiche feite Bodenſchicht erreicht hat. S. den 
auf diefe Weife verfenkten Pfeiler der Kepl- ⸗ 
Sraßburger Rheinbrüde. Fig. 910. 

Unter die neueren ründungsmethoden der 
Brüdenpfeiler gehört ferner die unter anderen 
bei dem Bau: der in Fig. 911 dargeitellten Pfeiler 
der B. über die große Weſer in Bremen an- 
gewandte Einſenkung jchmiedeeiferner 
Hüllen vom vollen —— der Brückenpfeiler 
auf die zuvor geebnete u. jo tief als nöthig aus— 
gebaggerte Flußſohle, worauf deren Innenraum 
mit Beton ausgefüllt und nad) Erhärtung des 
legteren das Mauerwerk des Pfeilers in der ges 
— * Weiſe aufgeführt wurde. 

in Bi Spannmweiten der B.n find nad) 
deren Materialund Konſtruktionsweiſe ſehr ver= 
ſchieden. Dergrößte ReinerneBrüdenbogen an der 
B. über den Dee bei Cheſter fpannt 62m. ; die 
1872 von Baake u. Claus vollendete Mulden- 
briide bei Göhren inSachſen ift im ganzen 420 m. 
lang, 67 m. hoch u. hat 12 Definungenvon 12,14, 
16 u.26 m. Lichtenweite. Die überhöhten Bogen, 
aus 3 Centren fonftruirt, find aus Sandſtein er= 
baut; während die von Dot um 1850 erbaute 
Gölpfchthalbrüde, Fig.878,634 m. lang, in der 
Mitte 86m. hoch iſt u. einegröhteBogenfpannung 
von 32 m., in Biegeln ausgeführt, erreicht. Die 
Albertsbrüdein Dresden, von Mand 1875—77 
erbaut, hat bei 315,, m. Sefamtlänge und 18m. 
Breite 14 Sandjteinbogen, deren 4 mittlere 
Sig. 879 und 880. Wiaduft bei Lodwood. R 31 m. jpannen und 5,, m. Stihhöhe haben; 
die größte, 1799 von den Frangofen 
verbrannte, hölzerne B. führte bei 


durch Anwendung des Senkve rfahrens; dabei fteit 









































U Un — —— der ſchweigeriſchen Abtei Wettin- 
See — TE ; gen über bie Limmat und über- 
Ei r 70% ——I ——— — ſpannte einen Raum von 118,,, m. 
— —— — 7 S°Z° Inden}. 1870 biß 1871 wurde bei 
[5 I 8% > DU NY >. Tilionborongh (Kanada) über die 
er ER DD 7,  Dttereine hölzerne Gitterbrüde mit 
LS — ——— 11Oeffnungen v. je 30, m. Span⸗ 
— — — — nung und 33,,m. hohen hölzernen 

— — — Pfeilern erbaut, 1871—72 zu St. 
* 881. Lattendriide, Syſtem Town. Thomas über den Keelle⸗ Creel eine 


dgl. mit 14 Oeffnungen bei 416,, m. 
— enen — Senkbrunnen, ſ. Fig. 907, oder | Geſamtlänge, wovon 224,, m. als Balfenbrüde, 19° m. 
cijernen Sentröhren, ſ. Fin. 908— 909, durd) Einpumpen als Gitterbrüde auf 28 m. hoben Pſeilern ruben. Die 
von verdichteter Luft das Waſſer auspreht, und fo einen | längjte B. der Welt ift die über den Mobile und Tenjas 
wajjerfreien Raum, die jog. Arbeitäfammer, berftellt, in | führende Holzbrüde; fie iſt 14 kın. lang und enthält 10 


DBrüde, IV. Lage und Anordnung 50 








Drebhbrüden. Der Oberbau liegt auf eijernen Jochen, die 
auf Pfählen ftehen. Die größte gußeiferne B. mit 73,,, m. 
SpannweiteiftdieSoutbwartbrüde überdie Themje 
in London, während die von dem deutichen Ingenieur 
Nöbling erbaute fhmiedeeiferne Hängebrüke über den 
Eajt-River zwiichen New:Nork u. Brooklyn die größte 
bis jet befannte Spannweite einer B. von 487 m. bei 


1 Brüde, IV. Lage und Anordnung 


—__ za a ,,———mm ———— 
obere Breite des Kanalbettes 6—8 m., die Breite der Zieh— 


wege je 1,.—2 m., aljo 8,,—12 m. Gejamtweite; im letz⸗ 
teren Fall ift unter Beibehaltung der Breite der Ziehwege 
die Kanalbreite auf 2X Schiffsbreite + 1m. zu erhöhen. 
Sind die Achſen der B.n gefrümmt, fo iſt deren Breite ent⸗ 
iprechend zu vermehren. e) Die zum Abjchluß der Bö— 
jungen dienenden Flügel der B.n find entweder als 


1827 m. Sejamtlänge erhalten hat. Hiernach laſſen ſich Barallelflügeloder ald Winkelflügel anzuordnen 
mit Schmiedecijen die größten Brüdenöffnungen über: | u. in beiden Fällen von der Höhe u. Anlage der Böfchungen 
ſpannen. Dies hat fic auch bezüglich der Bogenbalten= | abhängig. — 2. Längenprofil. a) Diejes hängt abvon Form 


brüden bewährt; jo mit die 1868— 74 unter Eads und 
Flads erbaute Miſſiſſippibrücke (Ilinois-St. Louis) in 
der —— 158,, m., die 1877 durch Eiffel u. Co. 
erbaute Dourobrüde bei Oporto in der mit einem Bogen= 
träger verjehenen Mittelöffnung 160m. bei 62 m. Höhe. 
1879 vollendet ift die Rheinbrüde bei Koblenz, bei 107 m. 
lichter Weite durch Bogen mit beweglicher Auflage über: 
fpannt u. von Dörenberger u. Zimmermann erbaut. Die 
legte Neuerung bezieht fich auf die Anwendung fontinuir= 
licher Träger, welche namentlich durch den kontinutrlichen 
Gelentträger von Gerber von dem Nachtheil befreit wurde, 
daß die eijernen Pfeiler bei Temperaturwechſel ihre Höhe 
ändern, was jchädliche Veränderungen der Inanſpruch— 
nahme der einzelnen Konſtruktionstheile mit fich führt. Die 
Träger find hierbei abwechjelnd fürzere und längere; der 
längere Träger ift an beiden Seiten über die Stü 


die größte B. dieſes Syſtems ift un bei Nicho⸗ 
lasville, 1877 durch Shaler Smith vollendet, wo der große 
Mittelbogen bei 114,,, m. Stützweite jederſeits um 22 
verlängert ift. Vorher hatten nad) diefem Gerbe 


u. Heinrichs eine über die Warthe bei Poſen erbaut. 
V. Lage und allgemeine Anordnung der Brüde, 
1. Zitmation. a) Die Brũchenſtele, d. h. Baustelle der B. 


ift mit Rüdfiht auf die Berfehrslinie, woran fie liegt, 3 | 


tbunlichjt da zu wählen, wo der Baugrumd fich zur Grün» & 

dung am vortheilbafteften, das Ufer oder die Thalwand 

um Anſchluß am geeignetiten und die Strömung des — 
afferlaufs möglichſt * 

b) Der Winkel, welchen die Brückenachſe u. der Strom: S 


lauf od. die Thaljoble mit einander bilden, foll wegen der 5 


Soliditätu. Billigkeit womöglich ein rechter jein, zu wel- =; 


dem Zwed man die unterführenden Berkehrslinien oder & | 
Waſſerläufe nicht felten verlegt. Wo die Dertlichkeit eine g 


ſolche Berlegung nicht gejtattet oder zu foftjpielig macht, 
erbaut man ſchiefe B.n, deren ſpißeſter Schrägungss 
winfel, wenn fie aus Stein bejtehen, etwa zu 30°, wenn fie 
in Eijen konſtruirt werden, zu 20°, wenn die von Holz er= 
baut werden, zu 25° anzunehmen ift. c) Die Brũchenachſt 
fol gerade kein. Wo dies wegen der Krüm— 
mung der Verkehrslinie nicht bd. nur ſchwierig zu erreichen 
it, joll die Krümmung höchſtens diejenige derzugehörigen 
Verkehrslinie erreichen, alfoder HeinjteRadiusmindeftens 
bei B.n an Runftitraßen 20 m., an Gemeindewegen 15m., 
bei Haupteifenbahnen im Flachland 1100 m., im Hügel- 
land 600 m., im Gebirgsland 200 m., endlich bei Kanälen 
60 m. betragen. d) Die Breite der B.n hängt von der 
Breite der zu überführenden Berfebrslinie ab und beträgt 
gewöhnlich bei den B.n eingeleifiger Eifenbahnen 4 m., 
zweigeleifiger Eifenbahnen 7,, m.; wenn Wagen die B. 
pajliren follen, 2,—3 m. Breite der Fahrbahn und je 
0,5 —1m. Breiteder Bantette, aljo4— 5m. Bejamtbreite, 
u. an Kunjtitraßen 5—5,, m. Breite der Fahrbahn u. je 
1—1,,m. Breite der Bantette, aljo 7—8,, m. Gejamt- 
breite, welche die große Frequenz bei ftädtifchen Straßen 
bis auf 20 m. a läht, ja bisweilen noch Ausweich— 
pläße über den Pfeilern wünſchenswerth macht. Die Breite 
der Kanalbrücken hängt von der Breite der größten paſſi— 
renden Schiffe ab, jowie davon, ob deren eins oder zwei 
gleichzeitig paffiren follen. Im erfteren Fall beträgt die 


ver: E 
längertu. auf feine freien Enden ftüßt ſich der furzeTräger; H 


m.® 
hatten ı tichen 5 
Syſtem 1873 Reymann eine B. üb. die Luhe, 1875 Mayer — 
& 
ẽ 


Imäßig und gering erweift. 5 


KAR 





* 


—— 
* 


— 


Big. 886. Connectlcutbrilde bei Bellowafalls. Syſtem Burr. 





der Flußſohle, Ufer und Uferland, fowie vom S 
och⸗, Mittel- u. Niederwafier®. Unter den verjchiedenen 
luß-Duerprofilen eignen ſich zu lleberbrüdung dies 

jenigen am meisten, weldye bei möglichjter Negelmäßigfeit 

einen Stromſchlauch für das Hochwaſſer, mindeſtens für 
das Mittelwafjer enthalten, und diejenigen am wenigiten, 
welde außer einem unregelmäßigen Stromſchlauch ein 

roßes Inumdationdgebiet befigen. b) Die beite Lage der 

Brüdenbapn ift die wägerechte; wo dieſe unmöglich 

ift, darf die Steigung doch nicht über das größte Gefälle 

der betr. Verkehrslinie jteigen und beträgt höchitens bei 


Brüde, IV. Lage und Anordnung 502 DBrüde, IV. Lage und Anordnung 
Strafen im > lachland Yoim Hügelland Yo im@ebirgs= | für groben Kies 0,495 m. u. für grobe Kiejeljteine im Mittel 
land "/,,; bei Eifenbahnen ebenjo rejp. gan, Yo ‚Yan; | Om mM), p den Kontraftionstoäffizienten, welcher für ab» 
bei Kanälen 000. e) Der Querſchnitt der Brüdenöfl- gerundete, zugeichärfte u. ftumpfe Pfeiler beziehungsweiſe 
nung richtet ſich bei Strombrücden nad dergrökten Menge | 0,5, 0,9, und O,., geſetzt werden fann, jo muß, da die in 







































































Fig. 887 und 888. Eifenbahnbrüde über den Dita. 


des abzuführenden Waſſers u. nach Beſchaffenheit derFluß⸗ | gleichen Zeiten abgeführte Waffermenge für das verengte 
fohle, bei Biaduftennacd dem Raumbedürfnis des zu unters | u. unverengte Profil unter übrigens gleichen Umftänden 


führenden Ber: 
kehrs. Bezeich- 
net B die mitt 
lere Breite des 


die gleiche ift, 









— fein. 
oV 
Hierin iſt v,B, Vu.h auf hydrometriichem Wege feſt⸗ 


zustellen u. mittel$ einer Näherungsrechnung der Aufftau 
— —* B*h® 
8, i . =,_|I Hr I Ga — 

Ve e a J 1: ®b?(h-+-h, )? ] 
mittlere Waſ⸗ ] T# aueraurchuehnit zu beftimmen, ferner die durch 
iertiefe,vdieße- Di uchah diejen vermehrte — — 
ſchwindigkeit in — — 
demſelben, bdie <b(h+h,) 


mittlere Breite 
des verengten 





woraus folgt, ob dieje, durch 
die angenommene verminderte 






Profil, h, die Breite b erzeugte, vermebrte Ge: 
ihwindigfeit der Strömung die 
Sohle desWafjerlaufsnichtnadye 
theilig angreifen wird. Hierbei it 
die unterite ante der Ueberbaus 
fonjtruftion mindeitens 0,0, 
über Hochwaſſer zu legen. Die 
bei Hochwaſſer eintretende größte 
Geſchwindigkeit im unverengten 
Profil v it entweder direft durch 
Meſſung oder indireft durch Be— 
rechnung, z. B. mittels der Eytel⸗ 


4.23 4 
7) — 9 —— Fusa engl 
Fig. 589. Landungsbrilde in Liverpool, 


durch Stamung vermehrte Waſſertieſe, V die in Deus | weinjchen Formel — 
auf Beſchaffenheit der Flußſohle größte zuläffige_ Ges v0, Vi zu finden, 
ſchwindigleit (nach Dubuat pro Sekunde fürbraunen Thon lu 


0,°,, m., für feinen Kies 0,0, m., fürgroben Sand O,,,,m., | worin qden Inhalt des Querprofilsin qm., 1/1.das Gefälle 


Brüde, IV. Lage und Anordnung 503 Brüde, IV. Lage und Anordnung 























und u den benußten Umfang in ım. bezeichnet, zu beſtim— Die veränderliche Belaftung der Eijenbabnbrüden be= 
men. Bezeichnet num w die Eleinte lichte Entfernung der | fteht in derjenigen durch die Yahrbetriebsmittel, unter 
Endpfeiler, d die Dide der n Zwijchenpfeiler, jo iſt w= 
b-+ (n—1)d worin unter anderen die von dem Stoß der 
Eismafien abhängige obere Pfeilerjtärte aus der empiris 
ſchen Formel bejtimmt werden fann: 


d=0,a + 04 / u worin h deren Höhe u. 7 deren 
1 


Abſtand von Mitte zu Mitte in m. bedeutet. 

Das Raumbedürfnis des zu unterführenden Verkehrs 
ergiebt fid) bei Eijenbahnen aus dem Normalprofil des 
lichten Raumes für die freie Bahn, bei Straßen aus der 
Weite w und der Höhe k des lichten Naumes, und zwar 
ist vbh durchſchnittlich bei Kunſtſtraßen zu 7X5, bei 
Gemeindejtrahen zu 5%X4,,, bei Feldwegen zu 3,,xX4, bei 

ußwegen zu 2X 2, anzunehmen. d) Anordnung und 

tärteder Pfeiler hängt bei. vonder Artdes Ueberbaues, 
alſo davon ab, ob derjelbe Seitendrud od. nur lothrechten 
Drudäußert. Die Endpfeiler find ſowohl nad) dem Seiten: 
drud der Erde, als nad) dem der Leberbautonjtruttion, 
die Zwiichenpfeiler, außer nach dem Eisjtoß, nach lepterem 
in der Weife zu bemefien, da man den Seitenſchub der 
beiden angrenzenden Ueberbaue gleichzeitig oder ein= 
ein wirfend annimmt, Die im eriten Fall entjtehenden 
naar Pieiler werden den Flutraum weniger ver— 
engen und, wegen des geringen Materialbedarfs, billiger 
aufzuführen und zu gründen fein. Die in legterem Fall 
entſtehenden jtarfen Bjeiler aber lafjen die Ausführung 
auch einzelner Ueberbaue zu u. erfordern dann die Sper- 
rung nur einerDefinung, 3. B. für die Schiffahrt, ziehen 
audı bei dem Einjturz od. Sprengen einer —— nicht 
den Einſturz des ganzen Bauwerks nach ſich. Bei langen 
B.n mit hohen Pfeilern vereinigt man dieſe Vortheile durch 
wechſelsweiſe Anwendung ſchwacher und ſtarker Pfeiler, 
durch welche letztere, die ſogenannten Gruppenpfeiler, man 
den Bau in mehrere Gruppen bringt, wovon jede für ſich 
hinreichende Standfähigkeit beſitzt. e) Das Konſtrut— 
tionsfeld, der für die Konſtrultion der Brückenträger 
verfügbare Raum zwiichen Hochwaſſer u. Fahrbahnebene, 
erhält bei Stein= u. Ballenbrücken diegeringjte, bei Stüg- 
brüden die relativgrößte Höhe, weshalb bei unbejchränfter 
Konjtruftionshöhe alle genannten, bei bejchräntter Kon— 
ftruftionshöhe dagegen oft nur Hänge- od. Ballenbrüden 
möglic) find. — 3. Querprofil. Die Eintheilung der Brüt: 
fenbahn in Fahrbahn und Bankette erfordert jowohl bei 
Straßen- als bei Eijenbahnbrüden bejondere Berüdfichtis 
gung der Entwäfjerung. Bei gewölbten Straßenbrücken 
erhält die Fahrbahn eine Querneigung von */,, bei feitem, 
von "/,, bei minder feftem Straßenmaterial, während bei 
den gepflajterten od. geplätteten Banketten eine folche von 
0" igo genügt. Zwiſchen der Fahrbahn u. den Ban— 
fetten, bei Eijenbahnbrüden zwijchen den Geleiſen befindet 
ſich die Goſſe mit jeitlichen Waſſerabzügen durch die Scheitel 
over in der Nähe der Bogenanfänge. Unzweckmäßig ift 
Entwäjlerung des Oberbaues durch die Anfänge der Ge— 
wolbe oder durch die Pfeiler. Am einfachiten ift die Ent- 
wäjlerung der B.n bei hölgernem oder eifernem Ueberbau. 
Die Querneigung des Geleiſes von in Kurven liegenden 
Eijenbabnbrüden richtet ſich nach der Rage des Geleifes 
in Kurven überhaupt. — 4. Die Beladung der Brücken durch 
den Berfehr ift veränderlich, durch das eigene Gewicht eine 
dauernde. Die größte veränderliche Belaftung der 
Straßenbrüden entfteht entweder durhMenichengedränge, 
welches zu 360 kg. per qm. angenommen werden fann, 
+ durch Laſtwagen mit 5000— 9000 kg. ung 
ei 3, —4m.Radjtand. Beieifernen Straßenbrüden von 
7,, m. Breite u. Im. Spannweite ergiebt ſich das Eigen dig. 6o2. — hr 
gewicht für den laufenden m. bei Anwendung von welchen die Lofomotiven mıt Achjenbelaftungen von 14.000 
a) 0,, m. dicker Beichotterung 38600 + 42 Ikg., bis 16000 kg. u. Neinjten Raditänden von 2,—1,, m. die 
b) doppelter eichener Bedielung 1300 + 28 T kg. bedeutenditen find; bei. bei größeren Spannweiten fann 











Fig. 890 und 891, Britanniabriide über die Menaiftraße bei Bangor (bei A unterer, bei B oberer Grundriß). 


Brüde, V. 1. Brüdenbahn 


in der Rechnung dieſe Belaſtung durch eine gleichförmig 
vertheilte erſetzt werden, welche bei 

1 m. Spannweite zu etwa 20 000 kg. pro m. Geleis 
2 





" ” " " 15 000 „ ”„ " ”„ 
9 ” ” ” 13 1000 " ” ” ” 
20 " ” ” ” 5000 " " " ” 
30 u.mehrm.., 2.5 „40000 22,00. 


angenommen werden kann. Das ganze Eigengewicht 







WS U YIUY 
LER 






9 
0200000025 


6 
* 
8 
8 
2% 
* 
> 









Ju seen 
IIIIIII 





IN 





504 


Brüke, V. 2. Brüdenträger 





fahrener Bohlen, einen doppelten Bohlenbelag, eine 
Bejchotterung od. Pflaſterung auf einer maffiven ge— 
wölbten od. aus Steinplatten befichenden Unterlage, einem 
jtarten Balken- oder Bohlenlager, oder auf einer Unterlage 
aus galvanijirtiem Wellenblech, qußeifernen od. ſchmiede— 
eijernen Platten, worunter die Malletſchen Budelplatten 
u. die gegofienen Zellenplatten hervorzubeben find; für die 
Banfette wählt man meist Bohlenbelag auf Holz od. Eiſen— 
trägern, Steinplattenbelag od. Pflaſterung 
auf Sandbett mit majliver Unterlage. 
b) Die Eijenbabnbrüdenbahn er: 
fordert zu Unterftügung der Fahrichienen 
entiweder den gewöhnlichen Oberbau auf 
majfiver gewölbter oder plattenförmiger 
Steinunterlage oder die Unterftüßung nur 
der Quer⸗ u. Yangjchwellen oder beider zus 
gleich durch hölzerne od. eijerne Träger, 
während die Bantetten in der Regel nur 
aus Bohlen bejtehen, welde durd bie 
Träger direft unterjtügt werden. c) Das 
Kanalbrüdenbett bejtcht entweder aus 
dichtem Gementmauerwert ohne oder mit 
Beton u, befonderer Asphaltlage od. aus 
hölzernen Kaften mit doppelten falfaterten 














Big. 894. Brüde Über den Boynefluß bei Drogheda. 
etferner Straßenbrüden von m. Weite läht ſich annähernd 
zu 30 2-+ 800 kg. u. deren Eigengewicht zu eiwa 30 I—+ 
400 kg. annehmen. 

V. Konitruftion u. ftatiihe Berechnung der Brüden. 
Eritere umfaßt die Konitruftion des Leberbaues,der Pfeiler 








u. der Fundamente, Der Ueberbau befteht wieder aus der 
Brüdenbahn jamt Brüftung mit Wandverfteifung u. aus 
den Trägern. — 1. Die Brükenbahu dient dem Straßen, 
Eifenbahn: od. Schiffahrtö-Verfehr u. hat man im erften 
Fall eine gejchlofjene Fahrbabntafel für Wagen u. Fuß— 


— ii * ifff— — 








Fa. 896. Fußbrücke zu Derneburg, Fiſchträgerſyſte 


Änger, im zweiten Fall bei. Unterftüßung der Geleiſe für 
Eitenbahn-Fahrbetriebsmittel, im legten Fall ein wajlers 


Bohlenwänden oder endlich aus ſchmiede— 
eijernen Käſten von didyt genieteten u. ver— 
fteiften Blcchplatten. Nähere Details der 
| Brüdenbabntonitruttion hängen von der Beſchaffenheit 
der Träger abu. werden daher bei den einzelnen Arten diefer 
sub2 A—B mit behandelt. — 2. Die Anordnung der 
Brücenträger ijt weſentlich verſchieden, je nachdem es ſich um 


Stütz⸗ Hange- od. Ballenbrücken handelt u, je nach dem ge: 





wählten Material. Eiſen erſcheint als das vollkommenſte 
Konſtruktionsmaterial und kann mit BOO kg. pro qm. auf 
Bug und Drud befaftet oder auf Abjcherung in Anſpruch 
genommen werden, hat bis 1600 kg. Elajtizitätägrenze 
und bricht bei 4000 kg. Das Holz befigt etwa "/,, der 
Feſtigleit des Eijens u. kann daber, jo 
lange es der Fäulnis nicht unterliegt, 
mit 80kg. pro gem. auf Zug u. Drud 
angejtrengt werden. Der natürliche 
© Stein it in feiner Feſtigkeit ſehr ver- 
schieden; weicher Sandjtein fann bei 
Heinen Querſchnittsflächen nur mit 
durchſchnittlich 7 kg. pro gem. belajtet 
> werden, ſ. übr. d. Art. Baufteine. Zie— 
— gel können je nad der Qualität mit 
2—20 kg. pro gem., Mörteljenad 
feiner Bitte mit2—Dkg. pro gem. be- 

laſtet werden; mehr j. in Art. Feſtigkeit, Elastizität ꝛc. 
A. Eiferne Brüdenträger. a) Die auf Durhbiegung 


m, 


dichtes Kanalbett herzustellen. a) Die Straßenbrüden= | widerjtehenden eijernen Brüdenbalten werden in 
bahn erfordert für die Fahrbahn entweder einen jtarten | der Prazis am meijten angewandt u. find entweder ſolche 
einfachen oder, behufs leichterer Auswechſelung durchge: | mit vollen Wandungen Blechträger) od. ſolche mit geglie- 


Brühe, V.2.A.a. Eiienträger 505 DBrüde, V.2.A.a. Eijenbaften 


derten Bandungen (Gitter: und Fachwerkträger), deren | den Abitand der angejtrengtejten Faſern von der neutralen 
Gurtungen entweder gerade und parallel(Barallelträger), | Schicht, t das Trägheitsmoment, die freie Spannweite, 
polygonal od. gefrimmt find(Bogenbalftenträger). aa) Die | P die größte bewegliche, in der Mitte wirkende Einzellajt, 
Biehbrüdenträger find entweder, maſſiv gewalzt, bei den | z. B. das Treibrad einer Lokomotive, p die gleihjörmig 
gegenwärtigen Leitungen der Walzwerkezu Spannweiten | über den Träger vertheilte jtändige Laſt bezeichnet. 

von 1—5 m., od. genietet, aus Blechen u. Fagoneijen (ges | Blechbrüden von über 3 m. Spannweite, deren beweg— 
wöhnlich Winteleifen) zufammengefeßt, weiche bei Spann | liche Belaftung q pro laufende Einheit man gleihjörmig 
weiten von 5—15 m. Anwendung finden. über diejelben verbreitet annehmen fann, berechnet man 














% 


Eu 
} k 
4 
P 
9 
12 
BL 7. 
1 3 
ut 








= 3 Nie | x 
=; g RER |? 
[A 5 Ei N 8 
A ; : ke IH 
PS S ® & —— Ai = 
SS J Dt 
= i 8 IH 
| 4 : (4 Br: 
J —04 
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XI 


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- IE nt nn St nn 


Inu 





a. Die ftatifche Berehnungder Blehbrüden wie . — r 
aller Baltenbrücden erfordert, dap das Widerſtandsmoment | nad) der gormel: F t2040 5 
mindeſtens gleich dem Angriffsmoment ſei, alſo x M— 
aM jei. Blechbrücken unter 3m. Spannweite berechnet rin 

re berechnet dejjen Trägheitsmoment und vergleicht dies mit 
—* dem vorſtehenden Werth von t, oder man nimmt alle Ab» 
8 meſſungen des Querſchnitts bis auf eine, gewöhnlich die 
worin s die größte zuläffige Zug und Drudipannung, as , Dide oder Breite der Ourtungsplatten, an und bejtimmt 
. Mothes, Illuſtt. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. “ 


Hierbei nimmt man gewöhnlich einen Querſchnitt an, 


man nad) der Formel: = t=P + p 


Brücke, V. 2. A. a. Eifenbalten 506 Brüde, V.2.A.a. Eiicubalfen 


diefe aus den vorjtehenden Gleichungen direlt. Die ges | ausdrückt, während deren neutrale Achſe in ihrer halben 

wöhnlichjten Querjchnitte der Blechbalten find: Höheas = H/2 liegt, wobei annähernd H=1/10,d. b.—= 
az. der maſſiv gewalzte I-förmige, defien Trägheits- "/,, der Spannweite, angenommen werden fanın. Man 

moment mit Bezug auf Fig. 912 kann fich auch die Duerjchnittsfläche, deren Spannung mit 

t= '/,, (BH?— bh®). dem Abjtand ihrer Theile von der neutralen Achſe na 

BB. der aus einer Bertitalpfatte u.4 Winteleifen zuſam⸗ der äuferjten Faſer Hin proportional zunimmt, 

eine Querſchnittsfläche er- 

jegt denfen, deren ſämt— 
















































— — 78 en liche Theile eine u. dieſelbe 
Se; £ x Lo +7 We und zwar die größte, in der 
24 RI | | 8 äußerjten Faſer herrſchende 
* a “, N 2 Spannung serfahren. Bes 
: " su | | 3 zeichnet man mit fe dieſe 
i Ar ee u | SW reduzirte Querſchnittsfläche 
A I Ber « | I w der größten fonjtanten 
: > u 41 Zugſpannung u. mit co ben 
N a il a Sofond der Refultanten 
x L IR | — aller im Geſamtquerſchnitt 
% BO It ftattfindenden Bug: und 
S Rx INN ii: 8 Drudipannungen, fo bes 
J Sell | ’ trägt aud) 
— EL ı r 
* BA —R | vB wM=sf,c—=:M 
” 8 N: re | und man erhält mithin 
ET | Al— Er Aa Hi aM 
SACHE r = —7 
BOIH ! * el che ü 
* Sal F * In der Praxis ermittelt 
BR $ 5 '% man das größte Angriffs- 
a eK a|° N‘ moment und,mit Bezug auf 
8 FE; J —— 2 die befannte Höhe des Träe 
3 ll: 8 * "3 gers, annäherndden Werth 
5 * 2 Eat 8: c, berechnet hieraus die 
4 BSH | 8 a Kin löse Fläche fo u. betrachtet die— 
= * 2 |° 8% IS: E jelbe, da die Spannungen 
x Ra. * Sal =»: 8 des zwiſchen den Gurtun⸗ 
o Ban 5 Hi - gen liegenden Theils der 
a Ba eg PER Vertifalplatte verhältnis: 
2 r 1 3 3 4 0 mäßig gering find, jofort 
* — Eu: wen; als die zu beſchaffende, aus 
$ n 3 1 den Gurtungsplatten, den 
Bl: © | / 3 DH Winfeleifen und aus dem 
a: 8 —IR von dieſen eingeſchloſſenen 
> Hure 5 /M Wh Theil der Bertifalplattebe= 
: iR 5 1* ſtehende Querſchnittsfläche 
F 4 198 je einer Gurtung. Die 
g A : orizontalicherträfte eines 
| = lechträgers ergeben ſich 
N I aus der Formel 
" / ı ae: 8 
A —. au | u B.- vn, 
s 2 || | — 
> Sl] worin Vx die vertikale 
8 Schwerkraft im Abftand x 
* von dem Auflager, welche 
N | neben dem leßteren ihr 
= j ' = —-[f I | 4 Maximum erreicht, m? das 
ẽ J I | — ſtatiſche Moment der zwie 
2 wa 7a 79 Aum |eli jchen den äuſterſten Faſern 





—— u, dem Abſtand yvon der 
j j . neutralen Achſe gelegenen 
mengefepte I-förmige, dejien Trägheitsmoment mit Bezug | Querfchnittsfläche u. t das Trägheitsmoment des ganzen 
auf Fig. 913 DOnerjchnittsdarjtellt. Dadurch gewinnt man deu größten 
t= !/,, |BH3 (B—B,) H’—(B,—b) h?). Werih von Hs in der horizontalen Scherfuge zwiichen 
yr.deraus einer Bertifalplatte, i Winfcleifen u.2 Guy. | Gurtungeplatten u. Winteleifen für die laufende Einheit; 
tungsplatten zujammengefepte I-förmige, deſſen Träg, bezeichnet man nun mit d den meift zu 2—2,, cm. ange: 
heitömoment mit Bezug auf Fig. 914 fihdurd die Formel; nommenen Durchmeſſer der mit der Abicherungsfeitigkeit 
— 4 [BHS(B-B)H°_(B bh v, welde für Schmicdeeifen zu 600 kg. pro gem. anges 

t hal »H,—-(B—bjh nommen werden kann, widerſtehenden Nietbolzen, jo be: 

— (b—b,)h}] |trägt deren, für die normale Niettheilung mahgebende, 








DBrüde, V.2.A.a. Eifenbalfen 








e.d?.v 


e=— 


Entfernung 


. 8 
je nachdem diejelben verjeßt od. fich gegenüber angeordnet 
werden. 

B) Die maffivgewalzten Ballen werden gewöhn- 
lich zur direkten Unterftüßung des Geleifes gewählt u. bei 
binreichender lichter Höhe deren 2, bei beichränfter lichter 
Höhe deren A neben einander gelegt, u.zwar zu je zwei auf 
etwa 1 m. Entfernung mit dazwiſchen auf 2 Quer⸗ 
verbindungen od. auf Langſchwellen liegenden Fahrſchienen 
tombinirt (Zwillingsträger). Die Walzbalken erhalten 
an den Enden zwei ſteife, winkel⸗ oder U-förmige, mittels 
Winfellappen angenietete Querverbindungen und je zwei 
gußeiferne Unterlagplatten, welche mit den Unierlag— 
quadern durd je 2 — 4 Steinbolzen verankert werden. 
Um die Stöße beſſer auf das Mauerwerk zu vertheilen u. 
ein elaftifcheres Auflager zu erhalten, werden zwifchen die 
Balzbalten und die gußeiſernen Lagerplatten bisweilen 
noch eichene Schwellen eingejchaltet. Die Fahrſchienen 
werden auf fantige, 12—15 cm. hohe, 25—30 cm. breite, 
je3—4 em. voneinander entfernte Querſchwellen genagelt, 
welche in die Walzbalken eingelaffen und mit diefen ab» 
wechjelnd durch Winfellappen u. Bolzen verjchraubt wers 
den. Bei 1,—2 m. Spannweite erhalten die Walzbalken 
außer den Querverbindun en an den Enden eine dritte in 
deren Mitte u. ziwei Darauf genietete Windfreuze in den fo 
gebildeten Feldern. Bei 3—4 cm. Spannweite tritt eine 
vierte u. fünfte Querverbindung mitentjprechenden Wind: 
freuzen hinzu. Die maſſiven Zwillingsträger (aa in Fig. 
915 und 916) legt man entweder nad) Fig. 915 gemein 
ſchaftlich auf gußeiſerne Unterlagsplatten oder a durch⸗ 





unde, = 2e, 


” * 


Fig. MT. 
Gründung der Eiſenbahnbrücke über die Varnih in Stettin. 


*—* Mauerſchwellen, u. verbindet ſie durch dazwiſchen 
6 egte Langſchwellen A und Bolzen, oder durch verkröpfte 

inkeleiſen, ff in Fig.916, worauf man die Schienenſtühle 
od. Lagerſchwellen g befeftigt, welche die Fahrſchienen auf⸗ 
nehmen. Zwijchen u. neben den Schienenfträngen werden 
kurze, kantige Querſchwellen von ähnlicher Abmefjung u. 
Entiernung direft auf die Walzbalken oder mittels durd)- 
laufender Winteleifen und befonderer, etwas verfröpfter 
Lappen an die Walzbalten geihraubt. 

7) Die Blechbalken fünnen bis au Spannweiten von 
10 m. die Fahrſchienen noch diret aufnehmen und werden 
dann ähnlich wie die Walzbalten fonjtruirt. Gewöhnlich 
beftehen die Duerverbindungen an den Enden aus vollen, 
mit Wintelcifen gefäumten u. angenieteten Platten, zwi— 


507 











Brüde, V.2.A.a. Eifenbalfen 


— — 


ſchen den Enden aus gekreuzten, mitteld Laſchen an die 
Hauptträger angeichlofienen Zugbändern, welche erftere 
bei etwa 1m. Höhe jowohl oben als unten Windkreuze er- 
halten; die oberen Windkreuze, welche die Fahrſtöße dire 
aufzunehmen haben, find ftärfer zu nehmen und am beiten 
mittel8 Lafchen, während die unteren Windfreuze ſchwächer 

u nehmen und am einfachiten direft anzunieten find. Bei 
* beſchränkter Höhe werden die Blechbalken a in Fig. 917 
entweder durd)engliegende, nur 0,,—1 m, entfernte Quer- 
träger b verbunden, welche die Schienen direkt mittels 
























dig. 908. 
Eh 
a: 13 142°. 

mr 
| m 
04 












—— — 
— 


1m 





lsmer 


Fig. 909. 
Gründung der Eifenbahnbrüde über die Seine bei Argenteuil. 


Scienenftühlen aufnehmen, oder die Duerträger erhalten 
bei einer Entfernung von 2—3 m. bejondere Längsträger, 
welche die Fahrſchiene entweder direft mittels Schienen- 
ftühlen od. indireft mittel Duerichwellen aufnehmen, Da 
in diefem Fall zwiſchen den äußeren Blcchbalten ala 
Hauptträgern gefahren wird, die Querſchwellen aljo nicht 
zugleich die Banlette bilden können, fonietetman bisweilen 
bejondere Konfolen an die Nußenfeite der Hauptträger in 
Entfernungen von etiva 1m. an und giebt denjelben einen 
Belag von 5—6 em. ſtarken eichenen Bohlen und ein 
ſchmiedeeiſernes Geländer mit auf die Konjolen genieteten 
Vertifaljtäben. Die Blechbalten für Strafenbrüden 
64° 


Brücke, V.2. A. a. Eifenbalfen 


508 


Brüke, V.2.A.a. Eifenbalten 


| Te 

werden entweder ald Haupt u. Querträger, welche letztere gußeißerne Zellenplatten od Ziegelgemwölbe, ftatt jener Be- 

einen Belag von Lüngsbohlen oder Längsbalken mit Bes ſchotterung auch der, eineleichtere Konſtruktion gejtattende, 

—— aufnehmen, ſ. Fig. 918—921, od. als Haupt-, doppelte eigene Bohlenbelag verwendet. Näheres hierüber 
er= und Bohlen- oder Baltenträger angeordnet, wovon ſ. Zeitichrift für Baumefen, Berlin 1868, ©. 715 ff. 



























Fig. 910. Pfeiler der Kehl-Strafburger Rheinbride. 
Ichtere einen Belag von Querbohlen oder Duerbalfen zur 
Nufnahme der Beichotterung erhalten, ſ. Fig. 922. Werden 
die Banfette von der Fahrbahn getrennt, ß wendet man 
ſtatt der äußeren Bankettträger auch Banfettlonfolen an, 


Fig. 912. 








Fig. 911. Pfeiler der Eiſenbahnbruͤcke über die 
große Wefer in Bremen. 

Big. 923, welche an die Eeitenträger der Fahrbahn gentetet 

werden u. den Bohlenbelag entweder dirett od. auf Lang» 

ſchwellen aufnehmen, Au linterjtügung der Beichotterung 

werden außer Bohlen auch Wellenbleche, Burdelplatten, 


- 


ig. 913, 


"oder mehrfachen Stabipitem ans 


Big. 915. Eifenbahnbritde mit maſſiven Amillingsträgern, 


hb) Die Parallelbalken beitehen ans Gurtungen und 
Stäben, welche nach den Syſtem des rechtiwinfligen oder 
gleichichentligen Dreiecks, in beis 
den Fällen entweder mit einfadıem 


geordnet find. Die Entwidelung 
der nachſtehenden Formel, jiche 
Heinzerling, Grundzüge der 
fonitruftiven Anordnung und fta= 
tiſchen Berechnung der Briiden: u. 
Hochbanftonftruftionen. Zweiter 
Theil, Leipzig 1873. 

a. Barallelträgernad) dem 
Syſtem des rechtwinfligen 
Dreiecks. Iſt ein ſolcher Träger 
mit einfacher Stabreihe undn Fel⸗ 
dern von der Länge‘, aljo mit der Gefamtlänge = nA 
und der Höhe h in einem unteren Knotenpunkt mit dem 
ftändigen Gewicht p u. dem beweglichen Gewicht q belaftet, 
fo erhält man für ein beliebiges mies Feld die Minimal 

ſpannung in den oberen Gurtungsftüden 1 bis n durd;: 





Fig. 214, 





N 
ia [4 
nn Türen & 






— — 





Xamin= —(p-+q) 5. mta—m), 


| die Marimalipannungen in den unteren Burtungsftüden 


1 bis n durd): 
Zum max = + p+ 0 m—1)n-m +1), 


die bei den größten einfeitigen Belaftungen entftchenden 
Grenzfpannungen in den Diagonalen 1 bi$ n von der 
Länge d durch Vm max = 


2 [3 (a—2m-H1) + (am) (n—m + o] ‚und 


Ymmin— 8 Fa 2m+ 9- mm] 
und die Grenzſpannungen in den Bertilalen 0 bis n — | 
Vm max — (n — 2m — D+zL m(m-+1), 


und Vn min — — 2 (n— 2m —1)— 


ne 

2n 

Daraus laſſen fich die Spannungen in dem ſymmetri⸗ 
chen Barallelträger mit untenliegender Fahrbahn u. eins 
fachen, nur in den Mıttelfeldern gefreuzten Diagonalen, 
welche entweder jämtlich auf Drud oder ſämtlich auf Zug 
in Anspruch genommen werden, ableiten. Liegt die Fahr— 


n—m)n—-m—I). 


bahn auf den Trägern, joändern ſich nur die Spannungen 


der Bertilalen, mit welchen ausjchließlich die Fahrbahn 
verbunden ijt, indem Diagonale u. Vertikale ſtets da, mo 
fie an einem unbelafteten Knotenpunkt zufammentreffen, 
Bertifalfpannungen von gleicher Größe und entgegenge— 
ſetztem Vorzeichen haben. Iſt die Brücdenbahn mit den 
Bertifalen zwiſchen deren Kopf: u. Fußende verbunden, fo 


Brüde, V.2. A. a. Eijenbalten 


bleiben die Spannungen der gleicyliegenden Gurtungs— 
ftüde u. Diagonalen wieder diejelben u.nur die Bertifalen 
erhalten oberhalb 
der Brüdenbahn 
die Spannungen 
der Vertikalen 
mit angehängter 
u. unterhalb der 
Brüdenbahn die 
Spannungen der 
BVertifalen mit 
aufgelegter Brük⸗ 
kenbahn. 


Der Paral— 
elträger mit 
gekreuzten 
Diagonalen 
iſt als die Kom— 
bination zweier einfacher Syſteme mit entgegengeſetzt 
ſteigenden Diagonalen anzuſehen, wovon jedes die Hälite 
p/2 der ftändigen undq/2der beweglichen Laſt überträgt. 
Man erhält bei voller Belaftung die in den oberen u. 


unteren Gurtungsjtüden numeriſch gleichen Grenzſpan— 
nungen durch die Formel: 








Fig. 96. Eifenbahnbrüde mit zuſammen⸗ 
geichten Swillingsträgern, 





Fig. 917. Eiſenbahnbrucke mit ein« 
fahen Blechtragern. 


509 


Rrücke, V.2.A.a. Eiienbalten 








= — 


erleiden. In beiden Fällen nehmen die ( Entftänder eine 
andere Minimalipannung an und zwar beziehungsweiſe 
i — 1 
Vomin— — e (p + q) und 





Vmn— = Erd pr4.- 


y. Bei höheren Tragmwänden, für welche das einfache 
Syſtem des rechtwinfligen Dreieds zu große Feldweiten 
%, alfo eine zu bedeutende Entfernung der Querträger 
geben würde, wendet man ein doppeltes oder mehr: 
fahes Syiteman, welches man aus eben jo vielen ein 
fachen Syitemen zufammengejegt anjeben fann. 

8. Die Barallelträger nadı dem Spitem des 
gleichſchenkligen Dreieds. Iſtein ſolcher, bei unten— 
liegender Fahrbahn, miten Feldern von der Yänge 2A und 
der Höhe h, in jedem Knotenpunkt mit dem ftändigen Ges 
wicht p u. dem beweglichen Gersichte q belajtet, jo ergeben 
ſich bei voller Belastung die Minimalipannungen in den 
oberen Gurtungsftücden durd) die Formel: 


Xnmin= — (p—+4) 5 (2m — 1) (2n — 2m +1), 


die Marimalipannungen in den unteren Gurtungsftüden 
durch die Formel: N 


Zumax=—(p-+gq) 5 2m (2n — 2m) 


Fig. 918— 921. Franzöfiiche Bicinalmwegbrüde. 


qı 
Pr 2 m(n—m) + 


m-Da—m+n] 


Bei den größten einfeitigen Belaftungen ergeben ſich die 
Grenzipannungen in den links und rechts jteigenden Dias 
gonalen durd; die Formel: 


d | 
Y max [pe m+n+ Ia-m 


@—m+n] 


Xn min = — 





während die Vertifalen bei untenliegender Brüden: | 
bahn die konſtante ee 
q | 


malipannung 
_P+ta | 
„ 


Vm min = N 


und bei den größten einfeitigen Belaftungen die Grenz— 
ſpannungen in den linfs jteigenden Stäben, welche fich bei 
den rechts jteigenden Stäben in umgefehrter Ordnung 
wiederholen, durch die Formeln: 


Ym max — ;,[p@n —4m+3)+ 
* (En—2m41) (2n — 2, +2] 
Ymmin = R [» (2n — 4m +3) — 


I am = 
9, (2m 2) (2m — 1) |, 


Liegt in diefem Fall die Brücenbahn auf den Trägern, jo 
müjjen die oberen inotenpunfte mit dem Gewicht p + q 


Brüke, V. 2. A. a. Eijenbalten 


und die unteren Knotenpunkte mit dem Eigengewicht p be— 
laftet angenommen werden. 

&. Bei höheren Tragwänden, fiir melde das einfache 
Syſtem zu große Feldweiten 2% ergeben würde, wendet 
man ein doppeltes u. jelbjt mehrfaches Syftem an, welches 
man bei der jtatifchen Berechnung aus eben fo vielen ein= 
fachen Syitemen zufammengefegt anfeben fann. 


— 


— _ 
3 —— * 


cc) Die Bogenbalken werden 
theild mit einer gekrümmten 
od, polygonalen und einer ges 
raden Gurtung, wobei Die 
erſtere meijt oben, jelten unten 

» liegt, theil® mit zwei ges 
frümmten oder polygonalen 
Burtungen ausgeführt. 

Die neueren Bogenbalten- 
träger mit einer polygonalen 
Gurtung find entiweder para= 
bolifjche, deren Diagonalen 
bei voller Belaftung p+q 
durch ftändige und bewegliche 


— 





Il 





ner, 
—* 





= - re at — J 
— —— — = x 
nr, 2 = = — — — — — 
sh —— LE a NEE IE Ze — nr RK 
— — IE; a —— — 
a a er 1 r iz ; 5 


a L 
er 


* x 
7 
— ae 


Be TI fe ee 


Bojagaamgy mu apaguagivgpaig "226 "IR 


HÖR mu apaguapingpalu "826 "HL 





Laſt pro Knotenpunft die Span⸗ 
nung Null annehmen, oder 
Schwedlerſche, deren Dia— 
onalen bei den größten ein— 
—— Belaſtungen nur Zug= 
ipannung, aljo höchſtens die 
Drudipannung 0 annchmen. 
a. Die parabolijden 
Bogenbaltenträger. Sie 
haben zum Theil eine gerade 
Zahl 2n von Feldern. Bedeutet 
hn die Höhe des mittleren Ver— 


l — 





tifalftänders, jo iſt die Höhe der beliebigen mten Ver— 
tifalen: m (2n—m) 
— — | 

Bezeichnet Om die Länge des mten Stücks der oberen 
Gurtung, fo ijt die größte Drudpannung in demſelben: 


Kamin 1" (p-+o)on, 





2 
und, da 7 (P-q) eine Konſtante bildet, das Produkt 


510 


/ 


niſſe Die beigejegten Höhen der 





Brücke, V.2.A.a. Eifenbalten 


aus diefer Konstanten infeine Länge. Bezeichnet 
% die konstante Ränge je eines Feldes, jo it die größte Zug- 


fpannung in dem mten unteren Gurtungsſtüch: 


n 
Zm max = Sn (p+4) h, 


mithin gleih dem Produkt aus derjelben Kon: 
ftanten in die fonjtante Länge‘, alſo fonjtant. 

Bezeichnet dm die Länge des links fteigenden Diagonal- 
jtabs im mten Feld, jo find defien Grenzfpannungen im 





mten Feld: max_ n 
m * Ahn qdm, 
mın 
mithin glei dem Produkt der Konftanten 49 
n 


in feine Länge. — Die Grenzjpannungen der Berti: 
falen im mten Feld find folgende: 


Vomax=p+ mraZet)) .q 
Vanin-p EU -m-N.., 


Hit die Zahl 2n—1 der Felder eine ungerade, die 
öbe der beiden mittleren Bertifaljtänder hn—ı, fo ift die 
öhe des mten Bertikaljtänders: 
ran] , 5 
n{n—1) 
Behalten om, % und dm diefelben Bedeutungen, fo find 
die größten Drudjpannungen in den oberen Gurtungs— 





Baden: Xm min — — A (p+4) om, 
——— Zugſpannungen in den unteren Gurtungs— 
tüden: —1 
f m Zum —— (p-+q) r, 
die Grenzipannungen in den Diagonalen: 
eo + an-1) ba-1a.d 
an 2a) ee 


die Örenzipannungen in den Bertifalen: 
Vm max=p En (m+1)(@n—m) 


2(2n—1) 
Vmmin=p— nn .9. 


ß. Der Schwedlerſche Träger. Iſt die Zahl 2n 
jeiner Felder gerade, die Höhe feines mittleren Vertikal: 
ſtänders ha, jo ift für das Verhältnis q/p der beweglichen 
zur ftändigen Laft die Höhe des mten Vertikalſtänders: 


’ q 
m (2n —m (2+ 2) 
RITEL. „ha. 
m{ 2n--m 3 
Sollen der mte undm + Ite Bertltalftänder gleich, d.h. 
m + 
hm + = 1 werden, jo ergiebt ſich: 
q _?n (2n—2m—1) 


hn= 





„.P m(m+-1) 
und z. B. für einen Träger mit 10 Feldern: 
— m. Mi 
p m(m-+#1)' 
Demnach ergeben ſich für ig en Belaftungäverhälts 
ertifalftänder: 
q | 
h, 


— — — 


0,43 0,73 0,91 1,001,00 

10,60 O,s9 1,00 1,00 0,93 

'0,51 1,00 1,00 0,92 * 
0,67 

welche legtere aljo mit der Zunahme von g/p eine Höhen 














Rrücke, V. 2. A. a. Eijenbalten 


511 


Brüde, V. 2. A. a. Eifenbalfen 


— — — — — — TEE — — 
abnahme nach der Mitte zeigen, wo man ihnen übrigens woraus ſich — der Träger fonjtruiren läßt. Die 
leichwohl die Höhe des höch ſten Vertikalſtänders giebt. | Höhe des mten Bertifaljtänders beträgt nämlich: 


eiter j. Shwedler, Beitichrift für Bauweſen, Berlin 
1868; Ritter, Elementare Theorie uud Berechnung 
der Dach- und Brüdentonftruftionen, Hannover 1872; 
Beingerlins, Grundzüge xc.; 2. Theil, Leipzig 1873, 
eutſches Bauhandbuch, 1. Theil, Berlin 1874, und 


hn=—A+yB-+At, 


3 Röbling, Long and short span railway-bridges, | aus der Höhe hm—ı des vorhergehenden Vertitalftänders 


ew⸗York 1869. 


29, 





Fig. 924 und 985. Bride über den Nedar bei 


die 
Belaftung eine durchweg 


Heilbronn. 


y. Der Bogenbalten mit zweipolygonalenGurs- | unter dem Geleis und zwarin Abjtänden von 1,—2 m., 
tungen, welche jept am häufigiten ausgeführt werden, find | bei geringeren, von 2—3,, m. bei größeren Trägerhöhen, 


gefunden wird. Für m== 1 ift hn—ı = 0 daher: 
ar 
h=x /N—x?' 
womit die Form des Trägers 
bejtimmt iſt. 

Die ftatifhe Berechnung 

diefer Träger j. Gerber. 
Dad Pauli'ſche Träger: 
iyftem, Nürnberg 1869; 
Ritter,Elementare Theorie 
2c.; Heinzerling, Grund» 
J züge ꝛc. 2. Theil. 
dd. Was den weiteren der- 
baud der Brücken mit Parallel- 
und Bogenbalkeuträgern bes 
trifft, jo erhalten 

a. die eingeleifigen 
Eijenbabnbrüden je zwei 
Träger; diefe liegen bei hin— 
reichender Konſtruktionshöhe 


mm. 


auli’schen Träger, deren Gurtungen bei der vollen | oder bei beſchränkter lichter Höhe zu beiden Seiten des 
leihe größte Spannung anz Geleiſes in einem durd; dad Normalquerprofil des Hein 


nehmen. Fir die gewöhnlich ungerade Zahl 2n—1 ber | jten lichten Raumes bedingten Abjtand vond—5,,m.lichter 


H 

n 

»# 

J 

—J— 

Dt # 
> ’ 
Er R 

J 

X 

2 

— — 


Id) 


en 


i® 





Fig. 926. Fig. 927. 
Viadukt über die Saane bei freiburg. 


Felder beträgt die fonjtante größte Spannung der beiden 
Surtungen: : 


2 hn—ı 
und hieraus der Hebelarm diefer Gurtungsipannungen: 


2n—m— A 
— N Dan m 


= — Zmax 





Xmin — — 


Weite, ſ. Fig. 924 und 925. 

ß. Bei zweigeleiſigen Eiſenbahnbrücken und 
Annahme von je 4 Hauptträgern liegen dieje, wenn über 
ben Trägern gefahren wird, j. Fig. 926 u. 927, direft od. 
in Entfernungen von etwa 2 m. unter den Fahrſchienen, 
oder fie werden, wenn zwijchen den Trägern gefahren 
wird, als zwei neben einander liegende, getrennte od. vers 
bundene, eingeleifige B.n konſtruirt, ſ. Fig. 924 u. 925. 
Man legt wohl auch je 2 Hauptträger zu beiden Seiten 
des doppelten Geleiſes, ſ. Fig. 928 u. 929, während die Ans 
wendung von je 3 Trägern über oder unter den doppelten 
Geleifen veraltet ift. Sie Bantette ruhen bisweilen auf 
1—1,, m.breiten, mit den Hauptträgern vernieteten Kon— 
ſolen. Mit Ausnahme der Heinen Eijenbahnbrüden, deren 
Oberbau direkt auf niedrigen, mit Duerverbindungen vers 
jchenen Trägern ruht, erhalten diejelben meist befondere 
Duerträger mit eingefchalteten Längsträgern, Fig. 924 
bis 929, welche letztere meist die Querichwellen, jeltener die 
Scienenjtühle aufnehmen, worauf die Fahrſchienen be= 
fejtigt werden. Tragwände,welche neben den@eleijen liegen 
u, deren Höhe diejenige des Normalquerprofils von 4,, m. 
übertrifft, j. Fig. 930, erhalten oben und unten eine Horis 
zontalverfteifung, während hohe,unter den Geleiſen liegende 
Hauptträger überdies vertifale, aus Diagonalbändern ges 
bildete Querverfteifungen erhalten, ſ. Fig. 926 und 927. 
Die Anwendung von hölzernen od. eijernen Langſchwellen 
zur Unterſtützung der Fahrgeleijeiit weniger im Gebrauch. 

Y. Die Straßenbrüden mit obenliegender 
Brückenbahn haben entweder eine größere Anzahl gleicher, 
1—1,,, m. von einander entjernter Hauptträger, welche 
die, ähnlich wie bei Strahenbrüden, mit Blechträgern fon» 
itruirte Brüdenbahn direkt tragen od. eine geringere Anz 
zahl gleicher, 2—2,,, m. von einander entiernter Haupt- 
träger, welche befondere Querträger und die auf denjelben 
ruhende Brüdenbahn aufnehmen. 

5. Die Straßenbrüden mit tiefliegender Brüden- 
bahn erhalten entweder zu beiden Seiten der Fahrbahn 


Brüke, V.2.A.a. Eijenbalfen 





Haupttragwände mit Quer und etwa 1—1,,, m. von ein- 
ander entfernten Fahrbahnträgern, während für die Ban— 
fette auf je 1—1,, m. breiten , mit den Hauptträgern vers 
nicteten tonfolen befondere Banfettträger liegen, od. man 
legt zu beiden Seiten der innen liegenden Bantette Haupt- 
träger mit Querträgern, fowie etwa 1—1,,, m. von eins 
ander abjtehende Fahrbahne u. Bantettträger. Die Fahr: 
babn der Straßenbrüden mit gegliederten Barallelträgern 
wird ähnlich wie bei Blechträgern konſtruirt. 

&, Details. Der Querſchnitt der Hauptträger ift 
entweder, wenn fie aus Gurtplatten, Winkeleiſen und ein 
fachen od. doppeltert Stehblecdyen bejteben, T= od. Il-förmig, 
od., wenn fie aus 4 Winkeleiſen, Horizontal= u. Vertifals 
platten beſtehen, — od,, wenn ſie aus Winleleiſen 
und Blechplatten beſtehen, 
zujammengejegter, wobei auf Möglichkeit einer Dedung 
der Stöhe, auf Vermeidung von Bafjerjäden u. auf Leich— 
tigkeit dverBefichtigung u. Unterhaltung Rüdficht zunehmen 
ift. DieStäbe der Hauptträgerwerden, wenn fie auf Zug 
arbeiten, meijt flach, wenn fie auf Drud arbeiten, meijt 
T=, +:, U: oder I-fürmig, im lepteren Fall mit vollem od. 
aus Bitterjtäben beitehendem Steg, od. unter Anwendung 
von Viertel: od. Halbeylinderitäben, auch röhren⸗ u. halb⸗ 
röhrenförmig fonftruirt. Zum Anſchluß der Stäbe an die 





SE ---- 








— .. 42% 2 — 


rer — 


— 


— 


RENNEN 


MIN... ——— 


er 7 — 


512 


Rrücke, V. 2.A.a. Eiſenballen 


— — —— — 





oder mit Winkelbändern bewirkt. Für Querträger iſt 
bei ein⸗ und zweigeleiſigen, mit 4 bezw. 8m. von einander 
entfernten Hauptträgern zu fonjtruirenden B.n wegen der 
Ausfteifung der Hauptträger eine Höhe nicht unter bezw. 
0, und I m. nöthig. Soldye Querträger, welde die 
Yajten auf die Hauptträger zu übertragen haben, werden 
meist als Bleche, jeltener als Fachwerk: od. Gitterträger, bis⸗ 
weilen den auftretenden Bertifalicherkräften entiprehend 
außerhalb der Fahrſchienen als Bledjträger und zwiichen 
den Fabridienen als Fachwerk: od. Gitterträger fonftruirt. 
An den Stellen , wo jie die Schienen oder Schwellen auf= 
nehmen, find lothrechte, J- oder [-Ausfteifungen anzu— 
bringen. Um fejten Anſchluß der Querträger an die Haupts 
träger zu erreichen, werden die Anſchlußwinkel entweder 


= oder H-fürmig, od. auch noch durch veriteifte, mit beiden vernietete, dreiedige Blechlappen 


oder durch Streben aus T’= oder T-Eiſen ausgeiteift. Bei 
Fachwerkbrücken mit Stabwerk nach dem Syſtem des recht- 
winkligen Dreieds werden die Querträger an die Verti— 
talſtäbe angejchlojien, bei Stabwerf nad) dem Syſtem des 
gleihichenfligen Dreieds u. bei Gitterwerf auf die untere 
od, obere Gurtung aelegt. Die Berechnung der Duerträger 
erfolgt wie die der Blechträger mit frei aufliegenden Enden. 
Diejenigen Längsverbände der Duerträger, welche 
nichts zu tragen haben, werden meijt aus Gitterwerf, be- 





HT 


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——— 


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TI het 


Fig. 928 und 929, Brüde über die Eipel in Oberungarn. 


Gurtedienen entwederdie erwähnten einfachen u. doppelten 
Stehbleche oder bejondere , zwijchen die vertifalen Wintel- 
jchentel eingeichaltete, bisweilen zugleid) als Stoßplatten 
dienende Anichlußplatten. Bei Anordnung der Haupt: 
träger jollen die Stabadjjen die neutrale Achſe der Gurte 
genau oder annähernd fchneiden; wo, wie bei B.n der 
öjterreichiichen Südbahn, dies nicht befolgt ift, find in die 
hierdurch entjtehenden Zwifchenräume Dreiedsbledye ein= 
geichaltet. Als Befeftigungsmittel dienen meijt ein= oder 

weijchnittige, in binreichender Anzahl angebrachte Nieten, 
er jtarfe, drebbare Bolzen, od., wic bei ameritanischen 
B.n, regulirbare Keile. Zu Erreichung der nöthigen Stas 
bilität der B.n in loth- und wägerechtem Sinn dienen die 
vertifalen und horizontalen Querverbände, 
Eritere bleiben bei Meinen Bin mit hoben Duerträgern 
ganz weg, werden bei größeren B.n mitinder Mitte 
oder oben liegender Fahrbahn unter derjelben durch 


Fig. 980. Brücke über die Aar bei Bern. 


laftete Zängsträger dagegen als Walz- od. Blechträger 
fonjtruirt. Beide werden durch einfache od. doppelte, oben 
und unten verfröpfte, oder auf eingejchaltete Füllplatten 
gelegte, gerade Winkeleiſen an die Querträger angeſchloſſen 
und nöthigenfalls durch eingejegte dreiedige Blechlappen 
nod mehr ausgeiteift. Die Bereftigung der Quer- und 
Langſchwellen oder Schienenftühle auf den Schwellen: od. 
Schienenträgern erfolgt meiſt direft durch Schrauben, bei 
den erjteren auch durch Wintellappen und Schrauben. 
Solche Duerverbände der Hauptträger, welche nichts 
zu tragen haben, werden bei größeren Höhen der leßteren 
und bei ftärferen Anipruchnahmen, wie in der Nähe der 
Auflager,als Blehwände,bei geringeren Höhen der Haupt⸗ 
träger und ſchwächerer Anſpruchnahme als Kreuzrahmen, 
jeltener als Gitterwerkkonſtruirt. Diedem ſeitlichen Wind: 
ftoß widerſtehenden horizontalen Querverbände 
find als horizontale Fachwerte, bei Heinen B.n einfad u. 


Andreastreuze aus Flach: oder Fagoneifen, bei unten | dann in möglichiter Nähe der Brüdenbahn, bei größeren 


liegender Fahrbahn mit beichränfter Höhe der Hauptträger 
durch die dreiedförmige Ausiteifung der Vertilalſtänder, 
bei hinreichender, die zum Verkehr erforderliche lichte Höhe 


übertreffender Höhe der Haupt räger durch Querjtüde und | 
| mit hinveichender Trägerhöge jedoch indem die Horizontal: 


BWintelbänder, niedrige Fachwerke oder Gitterträger ohne 





B.n doppelt zu fonftruiren. Im lepteren Fall wird bei 
oben liegender Fahrbahn der obere Horizontalquerverband 
dicht unter der Brückenbahn, der untere in der Ebene der 
Auflagerungen angewendet, bei unten liegender Fahrbahn 


5 


querverbände unter der Brüdenbahn und über den Haupt- 
trägern angeordnet. Die Zugbänder der Horizontalver: 
bände bejtehen meijt aus Flacheifen, während diegedrüdten 
Theile derjelben , wo jie nicht durch die Querträger erjept 
jind, durch jteifgewalzte oder aus Façoneiſen zujammens 
genictete Querjtüide gebildet werden. Der Anſchluß des 
Horizontalverbandes an die Haupt- und Duerträger ges 
ichieht bei Heineren B.n durd) direftes Annieten an die 
Gurte der legteren, bei größeren B.n jedoch, da man bier- 
bei in der Zahl der Nieten beſchränkt ift, befier mittel$ be— 
fonderer Anſchlußplatten, deren Größe fi) nach der er— 
forderlichen Anzahl von Nieten richtet. Die Auflagerung 
ber Fachwerkträger wird an einem Ende durch fejte, am 
andern Ende, um deren Längenveränderungen bei Tempe: 
raturwechjel Rechnung zu tragen, durchbeweglicheLager 
bewirkt; nur bei Heineren B.n liegen die Hauptträger mit 
beiden Enden in fejten Lagern. Dieſe letzteren bejtehen 
aus einer 2,,—3 cm. ftarfen, auf einer ſchwachen Blei: 
platte oder Gementjcjicht aufliegenden und durch Stein= 
jchrauben von 2—3 em. Durdjmefjer mit dem Auflager: 
mauerwerk verankerten Gußplatte, welche entweder direft 
auf bejonderen Unterlagquadern ruht, oder auch, behufs 
gleihmäßiger Drudvertheilung auf das Mauerwerk, auf 
hölzerne Schwellen geichraubt wird. Die Yagerplatten er— 
halten in der Mitte gewöhnlich eine Vertiefung von der 
Breite der Gurtung, in welcher die Träger mittels furzer, 
etwas übergreifender Laſchen und Bolzen niedergehalten 
werden. Jene Vertiefung ift entweder eben, u. dann wird 
zu Herjtellung der nöthigen Drudvertheilung am Ende 
des Untergurts eine befondere Platte mit verjenften Niet- 
füpfen befeftigt, oder fie ift mit halbeylindrifchen Rinnen 
verjeben, in welchen die hervorragenden Nicttöpfe Platz 
finden. Ein durd den Untergurt reichender, in die Unters 
lagplatte eingejchraubter, als Dübel wirfender Stift dient 
zum Feithalten des Trägers. Obwohl man die Lager: 
platten möglichit abfürzt, jo tft doc; bei Durchbiegungen 
der Träger ein Drud auf deren Vorderkante nicht zu vers 
meiden , weshalb man fich in neuerer Zeit, um eine jeder= 
zeit gleihmäßige Drudvertheilung herbeizuführen, der 
oben mit einer halbeylindrifchen Pfanne, unten mit einem 
halbeylindrifchen Drebzapfen —— Kipplager 
bedient. Um einem Träger mit der Spannweite! die bei 
der Temperaturbifferenz t unddie mit dem Ausdehnungs: 
foeffizienten a — 0,gooorıgg Lintretende Berlängerung 
% = atl zu geftatten, werden bei Spannweiten von über 
10 m. meift Balzenlager, jeltener Gleitlager angewendet, 
weldje eritere aus einem Satz gußeiſerner od. gußſtühlerner 
Rollen od. Rollenjegmente (Halbwalzen, Stelzen, Pendel) 
beſtehen, die, in einen gemeinschaftlihen Rahmen gefaht, 
auf einer gubeifernen Unterlagplatte u. auf einer, an den 
Untergurt des Trägers mit verfentten Schraubentöpfen 
befejtigten, abgehobelten Blatte walzen, während die Gleit— 
fager den fejten Lagern ähnlich, nur abgehobelt und in 
fettem Zuſtand zu erhalten find. Um den Drud der Träger 
gleihmäßigeraufdie Walzen zu vertheilen, werden die letz— 
teren in Verbindung mit dem Kipplnge geſetzt. Statt diejer 
Balzentipplager werben ſowohl bei beichränkttem Raum 
——— als zu Herſtellung einer ſanfteren Dreh— 
bewegung auch Stelzenkipplager angewandt. 

b. Eiſerne Stützbrückenträger werden bis in die 
neueſte Zeit ſowohl in Guß- als in Schmiedeeiſen ausge— 
führt, in beiden Fällen mit den Widerlagern entweder durch 
Anter od. durch Gelenke verbunden u. im leßteren Fall ent= 
weder mit einem dritten&elentimSceitelverjchen od.nicdht. 

aa) Die gußeiſernen Stüpbrüdenträger der 
neueren Zeit beſtehen aus mehreren, mit der Breite der 
B. vermehrten Tragrippen;'dieje werden aus einzelnen, 
mitteld angegofjener Flanſchen u. Bolzen unter einander 
verbundenen Scegmentplatten oder Röhrenjtüden zus 
jammengejegt und mit guheifernen Bogenſchenkelaus— 
füllungen und freuzförmigen Querverfteifungen verjehen, 

Mothes, Illuſtr. Bausteriton. 4. Aufl. I, 


Brüke, V.2. A. b. Eiſerne Stüßträger 


— — 














13 


»Brüdie, V.2.A.b. Eiferne Stüßträger 

















welche die Fahrbahn mittels fejter, wintelrecht od. parallel 
zur Brückenachſe angeordneter Ziegelgewölbe von 2—3 m. 
Spannweite, od. mittels gußeiſerner gerippter od. gewölb⸗ 
ter, mit ihnen verichraubter Blatten aufnehmen. 

Bezeichnet Pdie über einen Bogenträger, von der Form 
eines ftreisjegmentbogens mit der Spannweite, der Bfeil- 
böbe f und dem Radius r, gleichförmig vertheilte Gejamt- 
lajt, fo beträgt der in dem Träger entwidelte fonjtante 
Horizontaldrud: (d/,?—f? 

H=P/,. — 

der am Stützpunkt ſtattfindende Tangentialdrud: 


® 2 
Top. EL 





Hierin beträgt: 
=. für — wenn 
ie jtändige 
2 die bewegliche } Belaftung pro qm. 
s—k.//, die halbe Bogenlänge, 
h — ch des Kubikmeter Gußeiſen, 
r größte Querſchnitt 
e der gegenſeitige Abſtand der Tragrippen, 
in f das Gewicht einer Bogenſchenlelfüllung be— 
zeihnet:P/, = 1, [e(p+g)+mf+kFy]; 
mithin ergiebt fich, wenn diefer Werth eingeführt und mit 
r bie erlaubte Preſſung des Materials — wird, am 
Bogenanfang auszuführender B.n der Querſchnitt durch 
die Formel: 
——— 
2fr - ky ((/,)’ + f*) 
oder, bei Prüfung ausgeführter oder projektirter B.n, mo 
diefer Querſchnitt gegeben it, die Anfpruchnahme des Ma— 
terials für die Flächeneinheit durch Die Formel: 


ep ++ me + KEN) 


ß. für Eifenbahnbrüden, welche mit dem Gewicht G 
einer Lokomotive in deren Mitte belaftet find, wenn die 
vorigen Bezeichnungen diefelbe Bedeutung behalten: 

| hal, e--mf-+-kFy + 6/,, 
‚daher ber Bogenquerichnitt auszuführender oder zu ent- 
werfender Eijenbahnbrüden: 
p_ UP + Mlpe + mf+G/) 
2fr— 46 
und die Anſpruchnahme ausgeführter oder projektirter 
Eiſenbahnbrücken: 
„”+f 
FE ipe-tmi+ kn + GH). 
. Ermittelung der Zahlenwerthe. 
ür Straßen- und Kanalbrüden, wo feine heftigen 
Stöhe vortommen, fann im Mittel 
r = 250000 kg. pro qm., 
für Eifenbahnbrüden fann 
r = 140000 kg. pro qm. bei Hleineren Spannmweiten, 
r = 200 000 kg. pro qm. bei größeren 
angenommen werden. 
Für Verdrüdungen von '/,,—"/,, und Spannweiten 





” 


von 6—10 m. ift m. = 400 

10—20 m. „ m. = 320 

20—30 m. „ m. == 250 

30—40 m. „ m. = 180 
Für Verdrüdungen von In ft Ko 1,04 
10" m * 
Ferner iſt a" m oi# 

y = 7200 kg. pro km. 


q= 450 kg. bei Heinen Eifenbahn- u. Straßenbrüden, 
900— 950 kg. bei Beichotterung auf Guß⸗ 
platten, 
q= 280 kg. pro qm. Straßenbrücde und 
300—400 kg. pro qm. Eijenbahnbrüde, 
65 


Brüde, V.2.A. b. Eijerne Stüßträger 


514 


Brüde, V.2.A.b. Eiſerne Stüpträger 




















bb. Die Konſtruktion gußeiſerner Bogenbrüden 
bejteht in derjenigen ihrer Tragrippen und Brüdenbahn. 

a. Die Tragrippen bejtchen aus dem gefrümmten 
Bogen, dem horizontalenStredbalten u. derBogenjchentel: 
filllung oder den Bogenzwideln. Der Bogen hat in der 
Anficht meist die Form eines Kreisſegments, jeltener die 
eines Korb⸗ oder elliptiſchen Bogens mit meift I-förmigem, 
jeltener röhrenförmigem Querjchnitt. In beiden Füllen 
werden die Bogen aus einzelnen, je 1—10 m. langen, mit 
einfachen oder doppelten Flanſchen verjebenen Segmenten 
mittel$ Bolzen zufammengeiegt, j. Fig. 931 u. 932. Die 
Bogenzwidel, welche die Hebertragung der Brüdenbahn- 
belaſtung auf die Bogen bezweden, enthalten innerhalb der 
am Bogen und Stredbalten ſich anjdlichenden Rahmen 
meist lothrechte , jeltener radiale oder auch fich kreuzende 
Stügen mit gewöhnlich —förmigem Querjchnitt. Da die 
meijten derjelben nicht aus einem Stüd gegofjen werden 





können, fo find fie mit verjegten Stoßfugen unter ſich jowie 





Fig. 931 und 932, Rochefterbrilde, 


mit den Bogen u. Horizontalbalten verſchraubt. In eins 
zelnen Fällen, wiebei den Polongeau'ſchen Röhrenbrüden, 
beitehen die Bogenichentelfüllungen aus freisförmigen, 
im Querſchnitt H-förmigen, unter fid) und mit der Um— 
rahmung verjchraubten Ringen mit nad) dem Scheitel hin 
abnehmendem Durchmejjer und Querjchnitt. Um die Sta= 
bilität der B.n zu vermehren, werden deren Tragrippen 
bei geringerHöhe durch horizontale Zugitangen u. Stemm⸗ 


- 


in der freien Bahnftrede verlegt find, ſ. Fig. 934, wodurd; 
die Erjchütterungen gemildert u. auf mehrere Tragrippen 
zugleich vertheilt werden, bei Straßenbrüden aus einer 
20—25 cm. ſtarken Beichotterung oder Steinpflafterung. 

ec. Die jhmiedeeijernen Stügbrüden haben 
theils eingejpannte, an den Stüßpunften fejt veranterte 
Bogen, theils joldye mit je 2 oder je 3 Gelenten. Ueber 
deren jtatiiche Berechnung vergl. Hartwid, die Er- 


+ 


} ) | 
a 0-0 
’ , h 





2229819139 








Big. 934. Brüde Über den Rhone bei Tarascon, 


weiterungsbauten der rheinifchen Eifenbahn (beſ. die B.n 
über den Rhein bei Koblenz und über die Ruhr bei Mühl— 
beim); — Winkler, Mittheilungen des Arditeften- und 
Ingenieurvereind in Böhmen; — Fränkel, Bogen- 
träger, Eivilingenieur 1867; — Heinzerling, Theorie 
und Konjtruftion der Ja Pi Scharnierbrüden, Civil- 
ingenieur 1867, und Deutſches Bauhandbuch, 1. Theil, 
Berlin 1874. 

a. DieTragrippen der 


— 


iedeeiſernen B.n beſtehen 





Fig. 933, Brüde St. Louis in Paris, 


röhren, bei größerer Höhe durch gußeiſerne, mit Flanſchen 
verjehene Andreastreuze unter ſich verjchraubt, ſ. Fig.932. 
An den Widerlagern jtügen jich die Tragrippen entweder 
mittels Flanſchen auf durchlaufende od. ifolirte, mit dem 
Mauerwerk veranterte, gußeiſerne Lagerplatten, mit wel: 

chen fie verbolzt werden, od. fie ruhen, twie bei der Radetzky— | 
brüde in Laibach, in Kämpferſcharnieren, um welche fie 
fich, ſowie um ein drittes, in ihrem Scheitel angebrachtes 
Scharnier, bei eintretenden Längenveränderungen frei 
drehen. Mit den Horigontalbarren der Stirnrippen find 





die —— 0,5—1 m. hohen gußeiſernen Brüſtungen 
der Brüdenbahn in Abjtänden von O,, bis höchitens 1 m. 


verichraubt. 

ß. Die Brüdenbahn bejteht bei Eiſenbahn- und 
Straßenbrüden entweder aus gußeiſernen, durch Rippen 
verjtärkten oder gewölbten Platten, welche von Tragrippe 
zu Tragrippe reichen und mit diefen verjchraubt find, oder 
aus Ziegelgewölben, welche parallel oder ſenkrecht zur 
Brückenachſe laufen, ſ. Fig. 933, und ſich im erjtern Fall 
auf die Horizontalbalfen der Tragrippen, im legtern Fall 
gegen gufeijerne, aufdie Tragrippen aufgejchraubte Quer— 
barren jtügen. Die®uhplatten od. Ziegelgewölbe nehmen 
den Oberbauauf. Bei Eifenbahnbrüden bejteht diejer aus 
einem Kiesbett, in welches Schwellen u. Fahrſchienen wie 





entweder aus einem zuſam⸗ 
menbängenden Bogen, einem 
von dem erſteren getrennten, 
ihn tangirenden oder ſchnei⸗ 
denden SHorizontalbalten u. 
einer dieſe beiden verbinden: 
den u. veriteifenden Ausfül—⸗ 
lung der Bogenjchentel, oder 
aus einem doppelten, in zwei urtungen gejpaltenen, mit 
Fachwerk Pas Farcig mitHorizontalbalfen u . verti⸗ 
falen Stützen, welche die Belaſtung der Brückenbahn auf 
die Bogen übertragen. Die Träger der jchmicdeeifernen 
Bogenbrüden werden bei Heinen Spannmweiten entweder 
aus zwei Eijenbahnjdienen, wovon die obere gerade, die 
untere gekrümmt ijt, u, einer durch Winkeleifen mit ihnen 
vernieteten Blechplatte, oder einfacher aus einer jolchen 
Blechplatte gebildet, welche mit doppelten Edeijen gejiumt 
und bei unzureichender Stärke mit Ourtungsplatten ver: 
ſehen ift. Bei größeren Spannweiten, bei geradem Ober: 
und gekrümmtem Untergurt empfiehlt fich für den Bogen 
der Isfürmige, aus 2 T-Eifen und 2 Stehblecdyen oder aus 
4 Winfeleifen, einer Vertifalplatte und zwei Horizontal: 
platten zujammengejepte, od. der aus 2 etwas von einander 
abjtehenden J»Eijen beſtehende Querſchnitt. Für die größten 
Spannweiten und Bogen mit getrennten, konzentriſchen 


ı Gurten ift der rechtedige Querſchnitt mit gejchloffenem 


Boden und offen gebauten Vertikalwänden, ferner der aus 
4 Röhren bejtchende Querſchnitt zur Ausführung gelangt. 
Das zwiſchen die getrennten Untergurte eingeſchaltete Fad⸗ 
werk tjt entweder nach dem Syitem des gleichſchenkligen od. 
rechtwinkligen Dreieds oder auch aus lothrechten Stäben 
mit eingejchalteten Diagonalen gebildet u. der horizontale 


Brüde, V. 2. A. b. Eiferne Stüpträger 


515 Rrücſte, V. 2. A. b. Eiſerne Stütztrüger 




















Obergurt nur ſchwach, meiſt in T-Form tonitruirt. Der Achfen der Horigontalbalten und Boden oder abwechſelnd 
Querſchnitt der Streben des Fachwerks iſt meiſt T-förmig, am oberen und unteren Theil derſelben befeſtigt werden. 
theils maſſiv gewalzt, theil8 aus Winteleifen zufammen: | Zwijchen die Querverbände find meijt die zu Vermeidung 


gejept, bisweilen )= oder I-förmig, theils maſſiv gewalzt, 
theils aus Etehblechen und Winkeleiſen zufammengejeßt, 





jeitlicher Verſchiebung erforderlihen Windverftrebungen 
eingeichaltet u. bilden demnach eine Horizontalverjteifung 


oder auch —förmig und dann meijt aus Blechen und | des Ober und Untergurts, zu welcher, bei. bei größeren 
Winteleijen bejtchend, Die Bogenzwidel der aus ges | Höhen, noch eine aus stehenden Diagonaljyjtemen gebildete 


frümmtem Unters und geradem Obergurt bejtehenden 
Bogenträger enthalten eine Qage entweder vertikaler, ge— 
wöhnlid; durd cin ſchwach gebogenes Querband abge: 
jteifter oder theils vertikaler, theils geneigter, einen Drei— 
edöverband bildender oder auch entgegengejegt geneigter 
Stäbe ohne oder mit einem ähnlichen Querverband. Die 
beiden fchteren Anordnungen find ihrer größeren, einer 
Verſchiebung des Bogens entgegenwirtenden GSteifbeit 
wegen vorzuziehen und in diefem Fall auf Zug und Drud 
zu fonjtruiren. Die gewöhnlichſten Duerjchnitte find die 
T=, I: und +förmigen, welche entweder majfiv gewalzt 
od. aus Winfeleifen u. Stehblechen zujammengefept find. 
Die Streben der Bogenzwidel find an die Bogen= u. Hori— 
zontalbalten theils direkt mittels doppelter Stoßdeckbleche, 
f. fig. 935 u. 936, theils direkt mittels befonderer doppelter 
oder einfacher Lafchen oder aufgeichraubter Schuhe an— 
geichloffen, und zwar meift mittels Nieten, ſelten mittel® 
Schraubenbolzen. Im erjteren Fall find alle Theile durch 
doppelte Binteleijen gefäumt, im leßteren Falldie Streben 
bezw. einfach od.doppelt. — Zahl und Stellung der Trag: 
tippen. Füreingeleifige Eijenbahnbrüden wählt man 
deren zwei, direft unter den Fahrſchienen oder in Entfer— 
nungen von 2—3m. liegende, für zweigeleifige Eijen- 
bahnbrüden, deren 2 unter den beiden äußerften Fahr— 
ſchienen mit jtarfen Querträ—⸗ 
gern, bejier deren drei, außers 
halb und inmitten der beiden 
Geleiſe, oder vier, entweder 
indreigleihenAbjtänden von 
1,,m.,od.inAbjtänden wie bei 
den eingeleifigen B.n, in wel: 
dem Fall zwei von einander 
unabhängige B.n entitehen. 

Für Straßenbrüden wer— 
den je nach der Breite der 
Brüdenbahn von 9 bis zu 
25m. 5—9 Tragrippen, ent= 
weder in gleichen oder, wenn 
die Fahrbahn ſchwere Einzel- 
lajten zu tragen bat, unter 
diejer in geringeren, u. uns 
ter den Bantetten in weiteren 
Abjtänden angeordnet. 

Wo die Tragrippen, wie 
gewöhnlich, nahe genug lie: 
gen, find bejondere Quer— 
trägernichterforderlich ; wo 
jene weiter von einander ab: 
itehen, werden majfiv ge= 
walzte oder zufammengejeßte 
Duerträger auf die Haupt- 
träger gelegt od. zwijchen die 
Horizontalbalten befeitigt. 

Wo Uuerträger fehlen, vermitteln Duerverbände 
die gegenjeitige Verbindung der Bogenträger; bei ges 
ringerer Höhe derjelben genügt ein ſolcher Horizontals 
verband im oberen wägeredten Gurt, bei größerer Höhe 
wird noch cin zweiter zwiſchen ben gefrümmten unteren 
Gurten, und jelbjt ein dritter zwijchen den Streben der 
Bogenzwidelnöthig. Die Querverbände beftehen entweder 
aus qufeifernen Stemmröhren mit dDurchgehenden Bolzen 
oder befier aus L=, T=, I« oder +-Eifen, welche entweder 





g 935. Bogenanfang der 
de 


über die Thei 
Szegedin. 


bei 


maſſiv gewalzt oder aus Platten und den entiprechenden | 
Fagoneifen zufammengejept u. entweder in den neutralen | ein befonderer Drebzapfen mit denentipredenden Pfannen 


Vertikalverjteifung binzutritt. Die Streben aller diejer 
Windverfteifungen werden meiſt auf Drud konjtruirt und 
erhalten dann einen dem der Querverbände Ähnlichen 
Duerjchnitt, während fie, als Zugbänder behandelt, aus 
NRunds oder Flacheiſen beftehen und am zwedmähigiten 
mit Neqgulirungsvorrichtungen verjeben find. 





Fig. 936. Bogenicheitel der Brüde fiber die Theiß bei Szegedin, 


ß. Die Brüdenbahn für Eifenbahnbrüden bejteht 
bei hinreichend nahe liegenden Tragrippen nuraus Quer—⸗ 
ſchwellen, welche ohne oder durch Vermittelung von Yang- 
jchwellen die Fabrichienen aufnehmen; wenn Duerträger 
vorhanden u. dieje nicht zu weit von einander entferntfind, 
aus Langjchwellen mit den Fahrſchienen; wenn jene weiter 
entfernt u. durch befondereSchwellenträger verbunden find, 
nur aus Duerfchwellen und den unmittelbar darauf be— 
fejtigten Fahrſchienen. Ueberall, wo Langſchwellen ohne 
Querſchwellen verwendet find, bedürfen diejelben einer Bes 
fejtigung auf ihrer Unterlage durd) ftarfe, gewöhnlich mit 
einem langen Bertifalfchentel verjehene Winteleijen. 

Bei Straßenbrüden nehmen 
die Bogenrippen eine Holz: oder 
Eifenunterlage auf, zu Unter: 
ſtützung der Beichotterung. Im rs ne 
erjten Fall wendet man doppelten = 
Bohlenbelag auf Ducrfchwellen SR 
an, welche auf einfachen od. dop⸗ 
pelten, mit den Trägern ver— 
ichraubten Langſchwellen ruben, 
imleßteren Falleine fortlaufende 
Lage von jteif profilirten, mit 
den Trägern vernieteten, 3. B. 
B.n= od. Barlowſchienen, welche 
auch durch Budelplatten ericht 
werden fünnen. 

y. Der Drud der Bogen auf 
die Widerlagspfeiler erfor: 
dert ein ſtarles, zur Vertheilung 2 
des Druds hinreichend großes, 
gewöhnlich gußeifernes Lager, : 
welches entweder mehrere od. nur 
einen Bogenträger aufnimmt, in 
den Stein etwas eingelafien und 
durd Steinfchrauben mit dems N 
jelben verbunden wird, Gegen 
dieje Platte ſtemmt fich das durch 
eine oder mehrere angenietete 
Platten nod) etwas verjtärkteu. N 
—— — Due SS 
in einzelnen Fällen noch durch ‚ 
ichlanfe, zwifchen dem Fuß des a As Re sen ee 
Bogens und die Zagerplatte ein— bei Berlin. 
aeichaltete Stahlkeile requlirbar 
it. Bei Anwendung von Kümpfergelenten ijt entweder 


W—— 





— 


Rrücke, V.2.A.b. Eiſerne Stügträger 


516 


DBrüde, V.2.A.c. Hängeträger 








— — , , — —Z— — — — m —— — — 
an Lager u. Bogen erforderlich, ſ. Fig. 937, od. der Bogen | eine in lothrechtem Sinn mehr oder minder verſteifte, an 


dreht ſich mittels einer daran befejtigten Pfanne od, Halb: 
walze in einer derjelben entſprechenden Halbwalze oder 
Pfanne des Lagers. Jedenfalls müſſen Drebzapfen und 
Pianne gut abgedreht und zufammengejcliffen werden. 
Hier, wo der Drud des Bogens ſich auf den Bolzen redu— 
zirt, bedarf derjelbe eine bejondere, nach dem Bolzen hin 
zunehmende Berftärhung, die man durch ſchuppenartig auf 
ihn genietete od. aufgeſchraubte Bleche od. eine Armirung 
mit allmählich verjtärkten gußeiſernen Platten bergeitellt 
hat. Bei dem Lager der Koblenzer Rheinbrüde, ſ. Fig 938, 
find die beiden gekrümmten Gurte jeder Bogenrippe nad 
der mit einer gußeiſernen Platte verbundenen Pfanne hin 






Fig. 938. Kämpferfchamier der Rheinbrücke bei Koblenz. 


ufammengezogen, welche auf dem in eine andere, mit dem 
Biderla er veranferte gußeiſerne Platte eingelaffenen 
Drebzapfen ruht. Die beiden guheifernen, mit hafenför- 
migen Einjchnitten verjehenen Platten mit eingefchalteten 
Keilen beugen einem Herabgleiten der Bogenenden vor, 
während fie durch leßtere regulirbar find und gleichwohl 
eine Drehung der Bogen nicht hindern. Bei Anwendung 
von Sceiteljcharnieren wird eingußeiferner od, jtählerner 
Drebzapfen erforderlich, in welchen die beiden Bogen: 
hälften mittels Pfannen eingreifen; ſ. ig. 939— 942. 


Fig. 90, 


— — 


Big. Mal. Big. 942, 
Fig. 939-942. Scheiteliharnier der Unterfpreebritde bei Berlin. 


Auch bier ift bei der eintretenden Konzentration des 
Druds auf den Drebzapfen eine, wiewohl ſchwächere, Ar- 
mirung der Bogenenden erforderlich, welche durch feitlich 
angenietete oder angebolzte Platten, ähnlich wie bei den 
Bogenfühen, bergeftellt werben fann. 

ce. Die Hängebrüdenträger werden aus fetten, 
Drabtlabeln od. Walzeijen hergeitellt u. erhalten entweder 


I 





einem unverfteiften Träger dergenannten Gattung, mittels 
Tragitangen aufgebängte Brüdenbahn od. veriteifte Trag- 
wände mit nur horizontal veriteifter Brückenbahn. 

aa) Wird bei unverjteiften Hängebrüden mit nahe 
jtehenden, gewöhnlich 1—1,, m. von einander entfernten 
Tragitangen die gejamte Belaftung gleichförmig auf die 
Bahn vertheilt angenommen und für die laufende Einheit 
mit g bezeichnet, jo ergiebt jich für eine Hängebrüde mit der 
Spannweite I u. Pfeilhöhe f die Barabel mitder Gleichung 


y-il.ı er 


als Grundform der Kabel; die in ihren Trägern ſich ent- 
twidelnde Horizontalipannung wird fein: 


H-g.g 


die an dem Stützpunkt derjelben ſich entwidelnde größte 
Tangentialfpannung ergiebt fid) nach der Formel: 


f 


Bezeihnet Q den Duerichnitt der Kette dafelbit, s die er— 
laubte Inanſpruchnahme des Eifens, L die Länge, y das 
ipezifiiche Gewicht der Kette und F die Duadrateinbeit der 
Fahrbahntafel mit der ftändigen u. beweglichen Belaftung 
p u. q für die laufende Einheit Brüdenbahn, jo ergiebt ich 
der größte, meift durchgeführte Querjchnitt der Ballen 


era FR LD 
Bi ılı+ af? 

—— 3 

oder, wenn es jih um Prüfung einer ausgeführten ober 

projektirten Brücke handelt, alfo diefer Querichnitt gegeben 

ift, die Inaniprucdnahme s des Materials für die Qua— 

drateinheit: 


af? F I f 
[nit )+gete] (tr) 
Die Äuferfte Grenze der Spannweite einer Hängebrüde 
ergiebt ſich aus a 
fs 


J af? 
res) (14 55) 
Die Pfeilverhältniſſe ſh der Hängebrücken bewegen ſich in 
den Grenzen von — wührend s = 7000000 bis 
16000 000 kg. pro qm. u. y = 7790 kg. pro cbm. geſetzt 
werden fann, Hieraus find die größtmöglichen Spann= 
weiten (Imax) berechnet. 


max = 





Im, — 
—F | s=7000 000 kg. 8— 16 000 000 kg. 

TR 550 1267 

Ten 518 1184 

9 485 1109 

* 156 | 1043 

rn 430 984 

Ya) 407 | 930 

Yu 386 883 





bb) Wird die Horizontaljpannung durch eine Spann⸗ 
fette mit dem Neigungsmwinfel > zum Horizont und der 
Spannung T, aufgehoben, während das Tragfabel am 
Aufhängungspunkt den Neigungswintel $ und die Tan 
gentialijpannungT befigt, fo tft, wenn leßteres dajelbit auf 
einem Rollenſtuhl od. Pendel ſich frei horizontal bewegen 
fann, T. cos 

Ed 
c08Y, 


Diejelbe Bezeichnung findet auch bei Anwendung einer 
einhüftigen Tragfette anjtatt der Spanntette ftatt, in wel: 
chem Fall dann T, die Tangentialjpannung der erjteren 


Brüde, V.2.A.c. Hängeträger 


Rrücke, V.2. A. c. Hängeträger 








— —— 








am Aufhängepuntt darſtellt. Wird T, ähnlich wie oben | an Tragſtangen od. Drabtjeilen regulirbar aufgehängt iſt, 
'T ermittelt, jo läßt fich, wenn der Aufhängewintel > der | oder 2)in jezwei, durch Dreiecksverband verſteiften Ketten, 
Mitteltette bekannt ift, der Aufbängewintel >. der Seiten= | woran die num jeitlich verfteifte Brüdenbahn mittels loth— 
fette beſtimmen. Durd) die größte einfeitige Belaftung der | rechter Tragitangen hängt, oder 3) in lothrechten, durch 
unverfteiften Hängebrüde entjteht eine Tendenz zur Hori= | Fachwerk verjteiften Wandungen, welche an ihren Auf: 


zontalverſchiebung des Klettenscheitels, welche bis zu 


_a® 
JH af 


hängepunkten u. Scheiteln direlt zuſammenhängen od. mit 
Scharnieren verjeben find. Für Eifenbahnbrüden eignen 
fid) nur gehörig verfteifte einfache oder. aus Hängeträger u. 


wöchit umd welcher durch die erwähnte Berfteifung der | Fachwert fombinirte Syiteme, ſ. Fig. 875 und 872. 


Brüdenbahn zu begegnen ift. Ueber die jtatifche Berech— 
nung der Hängebrüden mit verfteiften Trage 
wänden vgl. u. A. Heinzerling, Theorie u. 
ftatiiche Berechnung der aufgehängten Schar— 
nierbrüden, Civtlingenieur 1867 u. 1871. 

ec. Die fonftruftive Anordnung der 
Hängebrüden richtet ſich nach Zahl u. Ver— 
theilung der Träger ihrer Brüdenbahn. 

a. Die Hängeträger bei Straßen— 
briiden; dieje find entweder 4, je 2 an beiden 
Seiten der aufenliegenden Bantette, in loth— 
rechter Ebene, oder es jind 4 ebenda, aber zu 
gleidhzeitiger@inrichtung feitlicher Berjteifung 
in geneigter Ebene, oder aud), ebenjo geneigt, 
aber nur 2 zwijchen den außenliegenden Ban— 
fetten u. der gahrbahn, od.endlidy 4 beieinem in 
der Mitte liegenden Bankett zu beiden Seiten 
der beiden außenliegenden Fahrbahnen. Bei der über den 
Donaufanal in Wien ausgeführten zweigeleifigen Ketten— 
brüde befinden fi die Tragmwände zu beiden Seiten der 
Briüdenbahn, während die über den Niagara ausgeführte 
Eifenbahn-Straßenbrüde miteinem obenliegenden@eleife 
und einer untenliegenden Fahrbahn an 4 Drahtlabeln 
aufgehangen ift. Auch analbrücken mit hölzernem Kanal 


bett, f. Fig. 943, find in den Vereinigten Staaten an 


Drabtfabeln aufgehangen worden. Die Brüdenbahn 
der Straßenhängebrücken befteht entweder aus hölzernen 
Quer⸗ und Zangichwellen mit darüber genageltem ein» 
facdhen ober —— Bohlenbelag, ſ. Fig. 944 u. 945, 
oder aus guß⸗ od. fiherer ſchmiedeeiſernen Duerträgern 
mit darüber geſchraubtem Bohlenbelag ohne oder mit 
Klotzpflaſter, Fig. 946. Die Bankette der Lambeth— 
hängebrüde über die Themje in London, j. ig. 876, 
jind außerhalb der beiden Tragwände auf ſchmiede— 








- — — — Q 
= BE | Le ee ER | 
RR SER) nee 
al" 


| ß. Die Aufhängung der Brüdenbahn an den Ketten 





Fig. 943. Aquãdutt bei Pittöburg. 


oder Kabeln geichieht theils an jchmiedeeifernen Hänge: 
ftangen, welde die Querträger entweder durchſetzen 
und mittel® Vorlageplatten und Muttern tragen oder 
mittels eines befonderen Hängeeijens ohne oder mit Vor: 
lagplatten und Muttern umjchliegen, theils an Draht— 
jeilen, welche in einfache oder doppelte Schlingen endigen 
und mittel® derfelben jchmiedeeijerne, oben in Hafen en- 
digende oder mit Duerbolzen verjehene, ähnlich fonftruirte 





— 
Ei 


Gunze Breite. 
44* 











eiſernen Konſolen herausgekragt. Die beiden Geleiſe der Ve 


Wiener Eifenbahnbängebrüde ruhen auf Langjchwellen, 
weldje durch Duerträger mit Barallelqurten und Fach— 
werfen getragen werden, f. "ig. 947 und948. Die ton 
jtruftion beider Brüdenbahnen der erwähnten Draht: 
hängebrüde über den Niagara ergiebt fi aus Fig. 949. 


Die allgemeine Anordnung der Hängebrüdenträger ift 


entweder die mit gefriimmten Tragfetten oder 
fabeln und geraden, 
veranferten Spann 
fetten oder befjerdie mit 
ganzenu. halben Trag= 
bogen, welche leßtere 
ſich an die Beranferung 
anichließen. Abwei⸗ 
chende Anordnungen, 
wie die Berwandlung 
einer größeren in zwei 
Heinere Hängebrüden 
mit gemeinjchaftlicher 
Veranterung in deren 
Mitte bei der Moldau 
brüde in Prag, find 
bisweilen durch örtliche Verhältniſſe bedingt. 


rag⸗ 











Hängeeiſen aufnehmen, ſ. Si 950. Um der Brüdenbahn 
N 


von vornherein od. jpäter die beabjichtigte Höhenlage geben 
zu können, werden die Tragjtangen, wo die vorhandenen 





Fig. 946. Donaubrüde bei Peit. 


\ Muttern hierzu nicht ausreichen, bisweilen mit einer Re- 


Die Hängetragwände von Straßenbrücken, welche feiner | gulirung durch bei. Schraubenſchlöſſer (Muffen) verſehen. 


fo ſoliden Verſteifung bedürfen, wie diejenigen der Eijen= | 


Die eigentlihen Tragkabel bejtchen theils 1) in Ketten 


babnbrüden, beitehen 1) in unverfteiften Stetten od. Drabt: | ausentweder gefpaltenen ſchlingenförmigen, aus maſſiven, 
fabeln, woran die mehrod. minder verfteifte Brüdenbahn | in Dejen endigenden, aus durch Lajchen verbundenen 


Drüde, V.2.A.c. Hängeträger 








Gliedern od. aus zwei Lagen mehrerer durch Dreiecksver⸗ 


band verſteifter Schienen, theils 2) in Drahtlkabeln ent— 
weder aus parallelen, ſtellenweiſe mit Draht umwidelten 
Drähten oder aus Spiraldrähten, tbeils 3) in Bandeijen- 
ſchienen mit umgefröpften, durch Klemmbüchſen, woran 
zugleich die Tragftangen hängen, vereinigten Enden. Bei 





> 
2 


“ — 





Fig. 947 und 948, Donautlanalbrücke in 


den Kettenträgern find die Tragjtangen an den Verbin— 
dungsbolzen der einzelnen Stettenglicder,, bei den Draht: 
fabeln mittels befondererciferner Eattelftüde aufgehängt, 
j. Fig. 951. Sowohl Ketten ald Drabtfabel werden jelten 


WB — 
dig. 949, Niagarabrüde, 


einzeln, meijt Doppelt neben oder über einander, bisweilen 
jelbjt vierfad; neben od. übereinander, oder zu jezwei neben 
und über einander angeordnet. Die Träger der verfteiften 
Hängebrüden nehmen die Form der beiden Baltenträgern 
angewandten Gurtungen und Stäbe an. 














Fig. 950. Eaanebrüde bei Freiburg. 


Um Ketten od. Drabtlabel nadı Bedarf verlängern od. 
verkürzen zu fünnen, werden bei Anwendung jchlingen- 


518 








SER 


‚ plattenäher od. ferner gerückt werden fann. 


Brüke, V. 2. A. c. Hängeträger 


dung von Berbindungslafchen einigederjelben aufgefchligt 
und mit Nequlirungsfeilen verfehen. Drabtfabel werden 
mit Endichlingen verjeben, diefe etwas über einander ge: 
ſchoben u. ebenfalls Stellteileeingefchaltet, Fig.952 u. 953. 

7. Die Auflagerung der Hängebrüdenträger auf den 
Zwiſchenpfeilern geſchieht jelten in fefter Berbindung 
mit denjelben, ſondern 
theils in beweglichen La— 
gern entweder mit gleiten- 
der Bewegung der Ketten 
oder Kabel auf Schiebe— 
platten oder mit rollender 
Bewegung auf mehreren 
Walzen oder Rollen, wobei 
legtere auf ihren Unter: 
lagen entweder loje walzen 
oder drehbar befeitigt find, 
theils in umgefehrten, jel- 
ten aufgehängten Pendeln, 
theilö wie beiden verjteiften 
Hängebrüden in Rollen- 
ftühlen mit Drehbolgen zum 
Aufnehmen der Enden der 
gefrümmten Gurtung, welche mithin eine rollende und 
drehende Bewegung zugleich gejtatten. Die Nuflagerung 
der Spanntetten od. Halbträger aufden Endpfeilern iſt ſel⸗ 
ten einefejte, fondern gleichfalls eine bewegliche. Dieje be= 
weglichen Lager lafien entweder eine gleitende Be- 
wegung auf Sciebeplatten od. eine rollende Bewegung 
auf einer drehbar befejtigten Rolle r, Fig. 954, oder au 
mehreren Rollen oder Rollenjegmenten od. beide zugleich, 
od, endlich eine drehende Bewegung mittels eines umge— 
fehrten Bendels zu. 

5. Die Beranferung derSpanntletten od. Halbträger 
erfolgt in der Regel mittels ftarfer, durchbrochener Anter- 
platten, durch welche Kette oder Kabel bindurdhgeitedt und 
mittels meijt regulirbarer fogenannter Riejenbolzen feit: 
gehalten werden. Hierbei find entweder die Riefenbolzen 
jelbjt als Keile geitaltet od. fie ruhen auf einer bejonderen 
Platte, welche der eigentlichen Veranterungs= od. Wurzels 
m den Wider⸗ 
ſtand der Wurzelplatten zu erhöhen, ſind bei der Charing-. 
Croß⸗ und Bangor-Hängebrüde mehrere Widerhaken in 
diejelben eingejept, welche jich gegen die Geitenwandungen 
der Ankerſchächte ſtemmen. Die Beranferung wird tbeil® 
in geichlojienen Ankerſchächten, theils in zugänglichen 
Wurzellammern (s, Fig. 954) bewirkt. Bisweilen find die 
Anterfabel indas Yajtmauerwerfeingemauert, ſ. Fig. 954, 
oder auch beide Stränge in einem geraden oder polygon- 
fürmigen Berbindungsitollen der beiden Ankerſchächte mit 
| einander verbunden. Die Ankerſchächte find entweder 
wãgerecht auägemauert od. mit mehreren, an den Seiten: 
wandungen der Anterichächte ihr Widerlager findenden 
Gegengewölben verjehen. Die zugängliden Wurzel: 
fammern werden am beiten mit Wafjerabzug verichen u. 
mit den gleichfalls zugänglichen Ankerſchächten in Berbin- 
dung geſetzt. 

&. Die Aufhbängepfeiler oder Pylonen der Hänge: 
brüden werben theil® aus Stein, theils aus Eijen u. nur 
bei proviforifchen Hängebrüden aus Holzausgeführt. Die 
gegenüber befindlichen Steinpfeiler jtehen entweder frei 
oder find durch Gurtbogen, jelten durch Eijenanfer mit 
einander verbunden. Die eifernen Pylonen beſtehen meift 
aus Kern u. Mantel, wobei erjterer wieder aus einer zu— 
jammengejepten qußeifernen Stütze, letzterer aus guß— 
eifernen Trommeln oder Kaſten bejteht, welche bezw. zu 
einem Kegel oder einer Pyramide, die mit gußeiſernen 
Verbindungsbogen zu verjeben find, zufammengeichraubt 
‚werden. Die Sodel derjelben find meist maffive Mauer: 




















— 


Ei} 


NT 


— 
SAH OR 
SRH 












— — 


Wien. 








förmigerflettengliedereinigederjelben etwas übereinander | 


geichoben und Keile zwischen fie eingefchaltet, bei Anmwen- 





förper, Um die FFeitigleitäverminderung zu verhindern, 


‚ welche das Gußeijen unter Einwirkung der Verlkehrsſtöße 


Drüdie, V.2.B.a. Steinbalfen 


erfährt, jind an die Stelle der gußeiſernen, 5. B. bei dem 
eifernen Steg über den Main in Frankfurt, j. Fig. 877, 
ihmiedeeijerne Pfeilerauffäge getreten, welche aus 
gehörig verjtrebten, durch Einhaten verbundenen Bertifal: 
jtändern bejteben u. an ſtarke, mit dem Steinbau veranferte 
Grundplatten angeichraubtjind. Auchdiefeerhalten jtarfe 
jchmiedeeijerne Duerverbindungen und werden meijt mit 
einem formal reich ausge: 
jtatteten, oft in Form einer 
1 gothiſchen Thurmgruppe 
gehaltenen, gußeiſernen 
Mantelverjehen. Die Funs 
damente der Hängebrüden 
bejtehen theils aus hölzer= 
nen Bfahlrojten, welden 
man durch voripringende 
u. eingemauerte Roſtſchwel⸗ 
len od. durch rückwärts ge⸗ 
neigte, in das Mauerwerk 
-eingreifendeRojtpfähleeine 
gleihjam gezahnte Baſis 
giebt, theils aus Maue- 
rung, welcher man, zu Ber: | 
meidung einer Verſchie— 
bung, entweder eine gegen 
die Stromöfinungen bin 
anjteigende Bajis od. einhüftige, gegen die Wurzelplatten 
ji) ftemmende Gegengewölbe giebt. 











— 











Fig. 952 und 953. 


B. Zteinerne Brückenträger. Die jteinernen Brüden find 
entweder Steinbaltenbrüden oder gewölbte Brüden. 

a) Die Steinbalten vertragen jelten über 1 m. 
Spannweite u. werden meijt bei „gededelten“ Durchläfjen 
angewendet. Die auf den Seitenmauern ruhenden Ded: 
platten find etwas bintermauert und durch etwas vor: | 
ipringende Mauerjteine unterjtüßt. Die Seitenmauern | 
werden mit Fundamentabſätzen von dererforderlicen Tiefe | 
verſehen u. diefe an den beiden Enden durd) Herdmauern 
verbunden, die Sohle mit einer fonfaven Pflajterung vers | 
ſehen und der Durchlaß zur Mbhaltung des Waſſers von 
jeinen Aubenflächen mit einem Thonjchlag umgeben. Für 
größere Deffnungen, welche mit einer Blattenlänge nicht 
mehr zu überdeden find, werden auch gededelte Doppel- 
durchlafje mit jezwei neben einander liegenden Oeffnungen 
angewendet. Bezeichnet b die Breite, d die Dice, 1 die 
Spannweite, Q die Belajtung der Platte durd) ein inihrer 
Mitte jtehendes, ſchwerſtes Wagenrad unds die Zugfeſtig— 
feit des Steing, jo ijt entweder, bei gegebener Spannweite 
und Breite, die Blattendide: 








oder, bei gegebener Breite und Dide, die größte zuläffige | 


Spannweite: 





sbh? | 


ST - 


519 


— — — — 


Brüke, V.2.B.b. Steinbogen 


Für Sandfteinplatten von O,, m. Breite, O,, m. Dide u. 
5 kg. Zugfeftigfeit erhält man z. B. bei einem Raddrude 
von 3000 kg. die größte zuläffige Weite: 
] 2,5.50.20% 
— 3.3000 

Unter hohen Dämmen wirft die Belaftung als gleich- 
förmig vertheilte u. dann kann dieSpannweiteunterübri« 
gens gleichen Umjtänden aufs Doppelte 
gejteigert werben. 

b) Die Brüdenbogen fünnen bis zu 
Spannweiten von iiber 60 m. ausgeführt 
werden. 

aa) Die Brüdengemwölbe erhalten } 
jelten Halbkreiſe, öfter SKreisfegmente SS 
(Stihbogen), aus Kreisfegmenten zufams \ 
mengejeßte, jog. Korbbogen oder elliptiiche 
Bogen zur Gewölbeform. Halbfreije, jel= 
tener überhöhte Ellipfen oder Spipbogen, 
werden bei den geringeren Spannweiten 
und größeren Höhen der VBiadufte, Stich-, 
Korb: oder elliptiiche Bogen bei größeren 
Spannweiten u. geringeren Höhen ange 
wandte. Das kleinſte Verhältnis f/l des 
Pfeils zur Spannweite ift für Stichbogen 
bei Spannweiten von 3 — 10m. als ’/,,, 
von 10—20 m. ald!/,,, von 20—30 m. als !/,, von 30 bis 
60 m. als %/,, bei Korb: u. eliptiichen Bogen als "/, zu 
wählen, 

bb) Die Shlußiteinftärfe d hängt von der Feitig- 
feit p de8 Materials u. der Bogenform, reſp. der trigono= 
metriſchen Tangente a des Bogens für die Abjciffe 1, von 
der Höhe d der Aufichüttung, von den Gewichten g! und g 
der Kubileinheit des aufgefchütteten u. Gewölbemateriald 
fowie von der Verkehrsbelaſtung v für Die Duadrateinheit 


int Err 
—— * 

worin für Kreisbogen a — > und für elliptifhe Bogen 
4f 


i gejegt werden fann. Annäherndergiebtfich, wenn 


der Krümmungshalbmefler p des Gewölbes im Scheitel 
befannt ift, für Haufteingewölbe d — 0,,, —* 0 m., . 
für Ziegelgewölbe d — O + 0,934 p, für ——— 

wölbe d—= O + 0,5, P, worin für Kreisbogen p=[r, 


für elliptifche Bogen p = Fra, fepenift. Für Eijenbahn- 
brüden mit leberjchüttungder Gewölbe bis zu 1,, m. Höhe, 


der Spannweite Zu. der Bfeilhöhe f fann die Schlußſtärke 
bei Haufteingewölben 
l 


I 
d= 0,210 15(% + 0,04 7) 
bei Ziegelgewölben 


d,=d (\ — 
genommen werden. 

ec) Die Stärke derGewölbſchenkel nimmtvon dem 
Scheitel nad) dem Kämpfer zu. Fir den Winel a, den die 
Tangente in irgend einem Punkt des Gemwölbbogens mit 
der Horizontalen einschließt, ift die Länge der Yagerfuge 


d‘’ * u.die Länge der Kämpferfuge, für welche — v 


wird, d“ ri Die Längen d’ u. d“ jener Lagerfugen 
werden daher erhalten, wenn man in deren Durchichnitts- 
punkt mit der inneren Bölblinie die Lothrechten d errichtet 
und durch deren oberen Endpunkt Horizontale legt, welche 
von jenen Lagerfugen die gejuchten Längen abjchneiden. 
Die Verbindungslinie diefer Durdichnittspuntte bildet 








— 22, ,cm. 





Fig: 95. 


ab und beträgt 


lo —d 
Kuısa 


DBrüke, V.2.B.b. Steinbogen 


Lagerfugenflächen zugleich jentrecht auf der Laibung und | an der jchiefen Gewölbeftirn, mit der Anficht der Yaibung 
der Stirn des Gewölbes jtehen. Bei jchiefen Gewölben | des Gewölbes, aus welcher gleichfalls die Anordnung der 
führt diefe Anordnung zu einer gekrümmten Lagerfugen: | genannten Stoßfugen zuerjehen ift. Da bier die Laibungs: 
linie, welche die zur Gewölbachie parallelen Elemente des | flächen mit den Lagerflächen der jchief über die Cylinder- 
Gewölbes untereinem veränderlichenFugenwinkel fläche des Gewölbes geführten Wölbjteine der Stirnbogen 
ichneidet, und einer windichiefen Lagerfläche, während die ſpitze Wintel bilden, jo wird nicht nur die Bearbeitung u. 
Stoßfugen parallel zur Gewölbeſtirn bleiben fönnen. Bei | das Verfepen diefer Stirnbogeniteine überaus jchwierig, 
einer Eintheilung beider Stirnbogen in eine gleiche Zahl | jondern es treten auch bei zwei jo heterogenen Bejtand- 
gleich ſtarker Gewölbfteine treffen überdies jene Lagers | theilen eines Gewölbes von einigermaßen bedeutender 
flächen nicht zufammen, fo daß einzelne Gewölbjteine da, | Spannweite leicht ungleiche Sentungen und damit Tren- 








Fig. 955. 









| / / 






| j 
en a; 
// 


f 


— / / f 


/ 
f 


9 
I. / 


/ J 


4 
2 


— — f I 4 
— — J— 
| — 
—— | / / 
Bi - 4 6 11-7 3 
un "Fig. 887. 4 
Schieſe Brüde mit gebrochenen Lagerfugen. 

two jene ſich zu nabe fommen, durch zwei od. drei Gewölbe⸗ 
ſchichten hindurchgreifen müfjen. Dieſe Anordnung, welche, 
jelbjt bei gleicher Anordnung beider Gewölbhälften, das 
Heraustragen mindejtens der Hälfte aller Gewölbſteine 
erfordert, in jo fomplizirt u. erfordert foviel Zeitzur Aus⸗ 
führung, daß man vorzieht, entweder nur die Stirnbogen 
in diefer Weije und den übrigen Theil des Gewölbes wie 
ein gerabes Gewölbe, deſſen Stoßfugen normal zur Ge— 
wölbadhje jtehen, auszuführen, j. Fig. 955—957, oder an 
die Stelle des veränderlicdyen Fugenwinfel3 einen fon= 
itanten Fugenwinkel zu fegen, ſ. fig. 958 u. 959, in 
welhem Fall alle Lagerfugen Schraubenlinien u. in 
den Abwidelungsflächen des Gemwölbes gerade Linien 
werden, während die Lagerfläden zur Yaibungsfläcdhe des 
Gewölbes überall ſenkrecht, alſo windichief werden u. die 
Stoßfugen parallel zu den Stirnflächen bleiben. 

Gemäh der eriten Anordnung ftellt Fig. 955 den 
Grundbogen des Gewölbetheils dar, welcher nad) der an— 


PERS BEER N 


I 1% 





nungen an deren Anſchlußſtellen ein, 

Bei der zweiten Anordnung bilden die Stoffugen, 
welche parallel mit den Stirnbogen angenommen jınd, 
bei allen Wölbſteinen, ſowie bei den Widerlagjteinen für 
jede Schicht, genau Theile des parallel mit den Stimmen 
angenommenen Grundbogens, In der mit den Wider- 
lagern parallelen Achſe des Gewölbes, ſ. Fig. 959, befinden 
fich die Mittelpunfte C, C‘, C* ꝛe. der verjchiedenen Stoß: 
fugen. Die®iderlagjteine greifen, da fie jowohl die Qager- 
als auch die Stohflächen für die anjchliegenden Schichten 
enthalten, theilweije in das Gewölbe ein und werden Reiter 
genannt; nur an den ftumpfwinkligen Seiten der Wider: 
lager haben die Widerlagiteine diejelbe Form wie bei ge: 
raden Gewölben, beiwelchen die Yagerfugen der Gewölbe: 
anfänger rechtwinklig gegen die Stirn gearbeitet find. 
Fig. 960, A ftellt einen Widerlagſtein an der ſtumpf— 
winfligen Seite des Widerlagers, B den zunädhit diefem 
befindlichen Reiter dar. Ein Schlußftein der Stirnbogen 
ergiebt fid) aus E in Fig. 958 u. aus Fig. 961, verglichen 
mitCin Fig. 959. Um die als Schraubenlinien rejultiren= 
den Schnittlinien der Lagerfugen an der Yaibung u. da— 
durch den Anhalt für die windſchiefen Lagerflächen ſowie die 
wirklichen Breiten der Gewölbſchichten zu erhalten, trägt 
man die Schnittpunkte der Fugen an den beiden Stirn- 
jeiten, ſowie jene, welche in die Kämpferlinien der Wider- 
lager fallen, genau in eine vorher nad) dem in Art. Ab- 
twidelung gegebenen Verfahren erhaltene Abwidelung des 
Srundrifjes ein u. verbindet die zufammengehörigen End» 
punfte der Fugen durch gerade Linien, worauf man den 
jo erhaltenen Grundriß wiederum aufwidelt. Die in dem 
Grundriß nun ald Kurven erfcheinenden Lagerfugen find 
hieraus leicht in den Aufriß (Muſterriß) zu übertragen u. 
zu verzeichnen. Sind jedoch die Fugenichnitte an dem 


> Aufrih Fig. 958 verzeichnet, jo fünnen aus diefem u. aus 


derim Grundriß Fig. 959 eingezeichneten Länge der Steine 
die einzelnen Steine herausgetragen werden. Auch die 
Stoßfugen der Reiter, welche, wie erwähnt, zu Aufnahme 
der einzelnen Wölbſchichten mit dreiedigen, in die Gewölb- 
fläche eingreifenden Vorſprüngen verjchen fein müſſen, 
wodurd) fie ein zadenförmiges Anjeben darbieten, erhalten 
bisweilen wie in Fig. 959 behufs Vermeidung von jpigen 
Winkeln im Steinichnitt zur Stirn parallele, eigentlich 
aber beſſer zu der Gewölbachſe und der Laibungsfläche der 
BWiderlagernormaleStoßfugen. Denkonjtanten Fugen: 
winfel läßt man in der Regel das arithmetifche Mittel 
zwiichen dem größten u. Heinjten veränderlichen Fugen— 
winkel, bezichungsweife am Scheitel und am Kämpfer des 
Gewölbes, bilden u. nimmt die Abweichung jener Winfel, 
um eine Verſchiebung der Gewölbſteine auf ihren Lager— 
flächen gegen die Stirne hin zu vermeiden, nad Heider 
(Theorie jchiefer Gewölbe, Wien 1846) zu je 5° an. Den 
wahren Fugenwintel im Scheitel und am Kämpfer eines 
Gewölbes fann man daher um 10° abweichen lafien, obne 
befürchten zu müſſen, daß durch Einführung eines mitt: 
leren fonjtanten Fugenwinkels eine Ausbauchung in den 
Gewölbſtirnen entjtchen würde. Bezeichnet, um die An: 


Brühe, V.2.B.b. Steinbogen 5 


21 Brüde, V.2.B.b. Steinbogen 








ordnung dieſer Gewölbe zu bejtimmen, « den Wintel, 
welchen die Gewölbachſe mit der Stirnfläche einſchließt 
(Scrägungswinfel), w den Winkel, welchen eine beliebige 
Lagerfugemitderhorizontalebeneeinichließt (Qagerfugen= 
winfel), jo ergiebt jid) der veränderliche Fugenwinkel y 
aus der Gleichung 
siny=sinz.sin w 

und wird in dem Sceitel, fir welchen w = 90°, aljo 
siny=a.sinw wird, gleih dem Schrägungswintel. 
Für einen Schrägungswintel von 30° beträgt der größte 
und Heinfte veränderliche Fugenwinkel bezicehungsweije 30 
und 20°, mithin ergiebt fid) der Neigungswintel w der 
Kämpferfuge aus 
_ sin 20 

sin 30 
zu 43° 9' 36*. Für denjelben Schrägungsmwintel u, einen 

agerfugenwinfel des Kämpfers von 55° erhält man: 
sin y, = sin 30 sin 55 = sin 24° 10° 40“ 

und im Scheitel: 





sin w 


sin y„ = sin 30, 
was einem mittleren Fugenwinfel von 
— _ 24°10'40* 430° 
2 2 
entipricht, der alſo nur um 
2° 54'40* von dem größten 
u. Heinjiten veränderlichen 
Fugenwinfel abweicht. 
Behufs Konftruftion des 
Gewölbes trägt man die 
Abwidelung des Gewölbes 
auf, theilt jeden der beiden 
abgewidelten Stirnbogen 
in eine ungerade Zahl glei— 
cher Theile und verbindet 
diejenigen gegemüberlies 
genden Theilungspuntte, 
deren Berbindungslinieder 
Neigung des mittleren fons 
itanten Fugenwinkels am 
nädjten fommt, ohne den= 
jelben zu übertreffen. Ge— 
wöhnlih werden nur die 
Stirnbogen und Kämpfer 
ausHauſteinen, die übrigen 
Theile des Gewölbes auu— 
Ziegeln oder Bruchſteinen 


= 27°5'20" 





winfels vom rechten fann man ſich mit Zonengewölben 
(j. d.) behelfen od., falls die Winkel, welche die Lagerflächen 
mit den Gewölbſtirnen bilden, nicht zu jpit werden, die 
Gewölbe wie gerade ausführen und nad) Schluß u. Aus: 
rüſtung des Gewölbes die etwas vortretenden Stirnftüde 
nad) der Stirnebene abflähen. — ee. Die Hinter: 
mauerung der Gewölbe bezwedt die hinreichende Be— 
laftung des Gewölbes, um ein Deffnen feiner Yagerfugen 
nad) oben zu vermeiden, jowie die zu Herſtellung des 
Gleichgewichts des Gewölbes erforderliche Bertheilung der 
Belajtung,w. richtet fich nach der Gewölbeform. Sie bildet 
gewöhnlid) einen dahähnlichen Körper, deſſen Schentel 
ſich tangential an die äußerſte Wölblinie anſchließen und 
mit dem Neigungsöverhältnis von "/, nad) beiden Wider: 
lagern hin finten. — Die Abwäſſerung der Gewölbe er- 
folgt bei blos einem Bogen beiderfeits, bei mehreren Bogen 
an den den Landpfeilern zugefehrten Bogentheilen hinter 
die Widerlager,an allen aufStrompfeiler geftüßtenBogen- 
theilen aber am beften durd die Gewölbſchenkel in der Nähe 
der Kämpfer, minder gut durch die Zwifchenpfeiler oder 
durch den Scheitel. Umein Durchdringen des Siderwafjers 
zu verhindern , erhält die Hintermauerung eine 3—5 cm. 
jtarte Cementichicht oder eine in Cement gelegte einfache 
oderdoppelte Ziegelplattſchicht, über weldye eine 1 cm. ſtarke 








bergeftellt. Jit die Ver: $ 
ſchalung aufdasLehrgerüft 
gebradıt u. die Eintheilung 
des Sewölbes an Stirnen 
u. Kämpfern des Gewölbes 
verzeichnet, jo laſſen ſich die 
Lagerfugen an einem ge- 
raden, aber biegjamen 





Lineal auf die Verſchalung 
vorreißen, nad) denen ſo— 
dann die Einwölbung der 
zwifchenliegenden Schich— 
ten erſfolgt. Um das Heraus⸗ 
tragen u. Bearbeiten der 
einzelnen Wölbſteine be— 
wirlen zu können, über— 





— — — J 
Fig. 959. Schiefe Brücke mit lonſtantem Fugenwinkel. 


u, 


— DE eu 


4 


05 





Zug: Zen: — 


trägt man die Lagerfugen und Stoffugen von der ab= Asphaltſchicht aufgetragen wird. Zum Schuß wird fie 
gewicdelten Gewölbfläche in den Grundriß und von da in | zweckmäßig noch miteinem 15 —20 em. jtarten Thonſchlag 
den Aufriß des Gewölbes, woraus die erforderlichen Ab= | umgeben. — Die Gewölbezwickel werdenanden Stirn- 


mejjungen der Wölbfteine für die Grund» und Stirn: 

ichablonen zu entnehmen find. Während von den Gewölbe— 

jteinen wiedernur je 2 einander gleich find, erhalten ſämt— 

liche Kämpfer in umgefehrter Ordnung ähnliche Geftalt. 

— Bei nicht bedeutender Abweichung des Schrägungs: 
Mothes, Illuſtr. Bau⸗Lexikon. 4. Aufl. I. 


flächen in der Regel vollgemauert und zwijchen den fo her— 

geitellten Stirnmauern der dem Gewölbe entiprechenden 

Bertheilung der Belaftung gemäß entweder verfüllt od. auf 

ihmalen, gewöhnlich zur Brückenachſe parallelen Pfeiler: 

mauern mit niedrigen Zwijchengewölben bededt, worauf 
66 





Brüde, V.2.B.b. Steinbogen 


den Zwifchenpfeilern ſowie eine Eriparnis an Mauerwert 
erreicht man auch durch die jogen. Brüdenaugen (f. d.). 

f) Die Geſimſe, welche die Brüdenbahn Feittich u. die 
Stirnmauern von oben abſchließen, erhalten eine Stärfe 
von 0,,,—0,, m. u. werden nicht jelten behufs Berbreites 
rung der Brüdenbahn ſtark ausgeladen u. durch eine Kon— 
ſolenreihe unterjtüßt, während die Brüftung bei einer 
durchſchnittlichen Höhe von O,,, und 1m. und einer Stärke 
von 0,,—0,,, m. in Haufteinen, Haufteinen u. Ziegeln od. 
auch, bei beijchränfter Breite der Brüdenbahn, in Guß— 
oder Schmicdeeifen hergeftellt wird. 





Fig. 960, 


Fig. 961. 

gg) Die End= oder Widerlagspfeiler haben dem 
Drudder Gewölbe u, derhinterfüllten Erdezu widerftehen, 
ihre Stärfe ift jedoch, da auf ein ſtets gleichzeitiges 
Wirken beider nicht zu rechnen ift, nad dem relativ 
ftärfiten beider zu bemefjen, Bezeichnet h die Höhe des 
Widerlagersd bis zum oberjten Fundamentabſatz, p den 
Ruhewinfel u. y das Gewicht der Kubileinheit der hinter: 
füllten Erbe, jo ift der Erddruck: 


% 
H -\ rt(15— 


welcher bei vollftändiger Durchnäſſung, in welchem Fall 
50 zu jeßen ift, den größten Werth: 
2 


p 


r 


Hms=-.Y 


annimmt und in bem Abſtand von h/3 über dem oberften 
Fundamentabfaß angreift. Erhält das Widerlager einen 
rechtwinfligen —C**6 und jtellt y, das Gewicht der 
tubiichen Einheit feines Mauerwerkes dar, jo ergiebt fich 
feine obere Stärfe: 
„_|/? 8 
7 

Die dem Druck des Gewölbes "entfpredjende Widerlags⸗ 
ſtürle iſt: 


ER r) 
: ir Iy, +7, { 


522 
die Brüdenbahn ruht. Die Berdunitung des Waſſers über 


Drüde, V. 2. O. Holzträger 


— alſo im Mittel der Spannweite. Die Strom: 
pfeifer erhalten jtromaufwärt® und bis zur Höhe des 
höchſten Waſſerſtandes Vorhäupter, frz. avant-bec, 
bee d’amont, engl. fore-starling, mit halbtreisförmigem, 
beſſer halbelliptiſchem od. jpigbogenförmigem Horizontals 
Schnitt mit einer Ausladung von 1*/, der Pfeilerbreite. 
Die Hinterhäupter, fri.arriöre-bec, bec-d’aval, engl. 
back-starling, erhalten gleiche od. ähnliche Form. Beide 
werben oben mit einem fegelförmigen Dedjtein, der®feiler: 
haube od. Pfeilerkappe, abgeichlofien. Bei im Trodenen 
jtehenden Pfeilern können die Häupter rechtwinklig be- 
grenzt werden. 

ii) Die Flügelmauern haben dem Drud der hinter: 
füllten Erde zu widerftehen und werden wie die nur auf 


‚ Erddrud beanjpruchten Widerlager berechnet. Nadı einer 


worin V das im Abjtand v vom Widerlager wirkende 


Gewicht der Gewölbehälfte, H den an dem Hebelarm h‘ 
wirfenden Horizontaljchub u. I die Spannweite bezeichnet. 
Die Biderlagsttärfen von Eifenbahnbrüden mit Ueber— 
fchüttungen der Gewölbe bis zu 1,, m. Höhe ergeben ſich 
aus der Formel: 


xy [ou + Oro054 (e:) E06; ‚| 


worin d die Schlußſtärke und f die Pfeilhöhe bezeichnet. 
Empirifch giebt man den Widerlagern bei Kreisgewölben 
eine Stärfe von "/, 1, bei Corb⸗ und elliptiichen Bogen von 
Y—!, Verdrüdung eine Stärfe von "/, 7, bei flachen 
Segmentbogen von "/, 1. 

hh) Die Stärke der Zwiſchen- oder Strompfeiler 
wird meijt nach dem Stoß ſchwimmender Körper oder Eis— 
maffen bemefjen und beträgt: 


0, t+ nu V 


worin h deren Höhe und Z, deren Entfernung von Mitte 
zu Mitte bezeichnet. Nach ausgeführten B.n beträgt fie 


Lu 
h D 





praktiſchen Regel erhalten diejelben je nad) der Boden: 
| gattung eine Stärke von 0,,—0,, ihrer Höhe zur mittleren 


Stärfe. In derStirm find fie ſenlrecht odererbalten einen 
Anlauf von durchichnittlich '/,, der Höhe. 

©. Höljerne Srückenträger. Die hölzernen B.n find ent: 
weder gewöhnliche Baltenbrüden, Sprengwertbrüden 
oder Hängewerfbrüden. 

a) Die gewöhnlichen Brüdenbalten, Tramen, Joche, 
* entweder abgeſetzte, wenn ihre Träger über eine, od. 

ortgejeßte (fontinuirliche), wenn dieje über mehr als 
eine Deffnung reichen. Beſteht im eriten Fall die B. aus 
n frei aufliegenden Holzbalten von der Breite b, der Höbe 
h—="/,b, der Spannweite, der Biderjtandsfähigfeit p pro 
Duadrateinheit, und dem Gewicht der kubiſchen Einbeit y, 
fo ift, wenn mit B die Breite der Bahn und mit f die Be— 
laftung durch die laufende Einheit Brüdenbahn bezeichnet 
wird, die Tragfähigfeit * Quadrateinheit: 
20.n.p. 1/5 
= BR (7 ahty-+f) 


oder, wenn nach Rotenzen von h geordnet wird, 
2 


, 31% 
h’— — 0 (Bga-+f), 


4.p 
woraus durch einige Subftitutionen die erforderliche Höbe 
der Ballen gefunden wird. 

Verden die Enden der Balken mit den Auflagern feit 
veranlert, fo — ſich deren — geringere Stärke aus: 

5.B7., 2. 
h — .h 50 (Bq+f). 

Befteht die Fahrbahn aus einem Belag von Bohlen mit 
der Breite b, der freiliegenden Länge ! u.der Widerſtande⸗ 
fäbigfeit der Quadrateinheit p, jo ergiebt fich, wenn P den 
Drudeines ſchwerſten Wagenrades bezeidynet, die geringite 


Bohlenftärte: 
IP 
d =’ —e 
J 


Für Straßenbrücken mit Beſchotterung ändert ſich nur 
der Werth von f, welcher bei einer Breite von 5m. zu 3000 
kg. angenommen werden fann, während die Berechnung 
der Baltenjtärke ähnlich durchzuführen ift. 

Die Berechnung der über mehr als eine Deffnung 
fortgeſetzten Brüdenbalten hat mit Berüdfihtigung ibrer 
Spannmeiten u. ungünstigen Belaftungen zu erfolgen, 

aa) Brüdenbalten ohne alle Verſtärkung werden meiſt 
für Spannweiten von 4—6 m. angewendet und bejteben 
entiweder, wie die in ig. 962 u. 963 dargejtellte württem- 
bergiiheNormalbrüde, aus einfachen, etwa der 
Spannweite jtarfen, O,,—0O,,, m. bon Mitte zu Mitte ent: 
fernten Ballen, welche auf jtarfen, durd; Mauerwerk oder 
mit Konjolen od. auchdurd Holzjoche unterjtügten Mauer: 
ſchwellen ruben. Ihre Brüdenbahn erhält zur Ableitung 
des Waſſers etwas Gefälle nad) den Seiten, indem die mitt: 
leren Balten etwas höher verlegt und hierauf die Bohlen 
gelegt werden. In diefem Fall find die Saumſchwellen, 
welche die Seländerpfojten aufnehmen, auf Stützklötzen zu 








Brüde, V.2.C.a. Hölzerne Balfen 523 Brüde, V.2.C.b. Holziprengwerfe 


befejtigen od. ganz wegzulafien, indem die Geländerpfoften | endigende, umgelegte Eijenbänder, befjer durch durch— 
mit dem Stirnbalfen verblattet und verbolzt werden. gehende eiferne Bolzen pp in Fig. 965, welche, um ein 
bb) Bei Spannweiten von 6—10 m. verjtärft man die | Einjchlagen der Träger zu verhindern, von Zeit zu Zeit 
Träger der Baltenbrüden theil3 durch einfache od. mehr= | nachzuziehen find, werden diefe Theile zu einem Ganzen 
fache Sattelbölzer ohne od. mit Kopf: od. Wintelbändern, | verbunden. Die Brüdenbahn, welche als Bogenbelag ohne 
welche beide wie Konjolen wirken. oder mit Chauffirung bejteht, wird von Querjchwellen, 
Die Sattelbölger werden 
ſowohl bei den über den Bfeilern 
od. Jochen abgejepten als bei fort⸗ 
geſetzten Tragbalten mit diejen 
verdübelt oder verzahnt und in 
beiden Fällen verbolzt, um Bie- 
gungen u. feitliche Verſchiebun— 
gen zu verhindern u. bierdurd) 
die Tragfähigkeit der B. zu ers 
höhen, während die am beiten 
unter Winkeln von 45° geneigten 
Kopfbänder als Streben nod) 
einen Theil der ſchwebenden Lajt 
auf die Stügen übertragen. : 
ce) Durchgehends verjtärkte Fig. 962. Wurttembergiſche Normalbrüde, Längenfchnitt. 
Balken. Die Verzahnung oder 
Berdübelung vermehrt durch Verbindung mehrerer nie= 
driger Ballen deren Höhe und damit ihre Tragfähigfeit, 
welche im quadratifchen Berhält- 
nis jener Höhe wächſt, u. bezweckt 
die Verhinderung einer Verſchie— 
bung auf den fich berührenden 
Flächen durch den Widerjtand, 
den die Dübel oder Zähne einer 
horizontalen Abſcherung ent: 
gegenſetzen, während die Bolzen 
diefe Zwifchenmittel u. jene eins 
zelne Balkenſchichten auf ein 
ander zu prefjen bejtimmt find. 
m hai rien rang — Sig. 963. Wurttembergiſche Normalbrüde, Querſchnitt. 
fähigkeit in deren Mitte gewöhnlich eine Ueberhöhung | träger aufnehmen, getragen. 
(Sprengung) von ’/,, ihrer Länge, ihren Zähnen dur: | b) Die hölzernen Sprengwerte mit oben liegender 
jchnittlih */,, der ganzen Bal— 
fendide zur Höhe u.0,,,—1,,,m. 
zur Länge. Die Berdübelung hat 
vorderBerzahnung den Vortheil, 
dak fie bei gleicher Feſtigkeit 
leichter herzustellen ift und eine 
Verihwähung der Hölzer um 
"yo ded Sejamtquerichnitts nicht 
erfordert. Die Dübel erhalten 
entwederdie Form von Brismen, 
welche bezichungsweife 1/, u. */ 
der Baltendide für Breite und 
Höhe haben oder die Form von 
ſchlanken, einfachen oder doppel⸗ 
ten Keilen mit ähnlichen Ab— 
meſſungen. Da die Neigung zu 
Verſchiebung der Berührungs— 
flächen von der Mitte der Balken 
nad) deren Auflager bin wächſt, 
jo find die Dübel in diejer Rich— 
tung immer dichter zu stellen, 
Unter die B.n mit verbübelten 


























welche entweder auf den unteren Tragbalten ruhen od. an 
diejelben angehängt jind u. dann noch bejondere Strafen 














Trägern gehören u. A. die bei. in Fig. 964. Lahnbruͤce bei Biedentopf. |; gig. 908, 
Dejterreid) bis zu 15m. Spann= u: 
weite zur Ausführung gelangten Traggeländer= oder Vi 


KRnüppelbrüden,j. Fig.964 u. 965, deren je zwei Träger 

zugleich die Brüdenbrüftung bilden. Bei Spannweiten von 

10—15m. bejtehen diejelben aus3—5 Rundbalfen mit den | Brüdenbahn bejtehen entweder aus geraden oder ge— 
dazwijchen eingeichalteten, fantig bearbeiteten Dübeln aus | krümmten Balfen oder Bohlen. , 
feitem Holz, welche an deren Enden etiva 1 m., nad) deren | aa) Sprengwerl aus geraden Ballen; a) einfache 
Mitte hin 0,,,—0,, m. lang find u. in Entfernungen von | Sprengwerfbrüde, befigt nur ein Pär Streben, Die in 
2—1,,m. angewandt werden. Durd) jtarke, in Schrauben Fig. 966 u. 967 dargeitellte befigt eine Spannweite vor 

66* ' 


Rrücke, V.2.C. b. Holziprengiverte 


524 


Brüdie, V. 2. 0. b. Holzſprengwerle 








9,,, m., eine Fahrbahn von 5 m. Breite u. 30 cm. breite, 
40 em. hohe Stredbäume aus fantigem Eichenholz, welche 
über den Jochen durch verbübelte Sattelhölger mit 1,,, m. 
Nusladung u. je zwei Büge, außerdem über der Mitteder 
Deffnungen durch je zwei, 2,,, m. entfernte Tragichwellen 
unterjtüßt find, gegen welche jich Hauptitreben ftemmen u. 
zwiſchen welche ein zur Vermeidung jeitlicher Verſchiebung 
dienendes, horizontales Kreuz eingeichaltet ift. 

Fin. 966. Einfache Sprengwerkbrilde mit g 


era 








den Balken. 


BIT 


umfaffen und entiweder nad) dem Auflager oder nach den 
Köpfen der nebenstehenden Streben geführt find. An den 


jo gebildeten Anotenpuntten lajjen ſich dann die zu Her: 
ftellung des Horizontalverbandes nöthigen einfachen oder 
doppelten Duerbalten anbringen. Ueber den jo gebildeten 
Hanpttragrippen werden die Querträger und auf dieſen 
die Strahenträger angeordnet, welche die Brüdenbahn auf: 
nehmen. Sowohl Köpfe ala Füße der Streben werden 
zwedmähig in guß⸗ 
eiferne Schuhe ein: 
gelafien u. dieſe be- 
ziehungsweiſe mit 
dem Mauermwerf 
verankertu. mitden 


LTängenichnitt, 


PT (ZEN 

















Wenn die Sprengwerfe zu Erhöhung der Tragfäbigfeit 
von verbübelten Ballen dienen jollen, jo werden diejelben 
entweder unter oder, bei bejchränkter Konſtruktionshöhe, 
zwijchen diejelben eingefchaltet, wie bei der B. über die 
Tauber zu Bifchofsheim mit 5 Deffnungen von je 
13,, m. Spannweite, an deren beiden Stirnen je zwei ver: 
bübelte Ballen und je zwei Sprengwerfe zu Trägern ver: 
bunden wurden, an welchen wieder je 3 Unterzüge ange: 
bolzt find, woraufdie 7 Stredbäume mit dem Bohlenbelag 


und der Beichotterung ruhen; j. Fig. 968— 970. Die über welche mit den obenliegenden geraden, die Fahrbahn auf: 


— — Br gende = — em 

















die Fahrbahnetwas erhöhten Stirnträgernehmen Boblen: 
belag der Bantette auf u. find von der erfteren, von welcher 
das Waſſer durch befondere, mit Rinnen verſehene Saum- 
ſchwellen abgeleitet wird, jo getrennt, daß die an den we— 
niger dauerhaften Strafenträgern erforderlichen Repara— 
turen ohne Beeinträdtigung der Stirnträger vorgenom- 
men werden fünnen. 

ß. Mehrfache Sprengwerkbrüden, durch mehrere Stre- 
benpäre unterjtügt, fünnen zwar bis zu 40 em. Spanne 
weite angewandt werden, erfordern jedoch, wenn, was 
zwedmäßig, eine unter 30° fintende Neigung der Streben 
vermieden werden joll, eine nicht unbeträchtliche Konjtruf- 
tionshöhe. Bei der jtatifchen Berechnung bejtimmt man 

uerjt die aufdie einzelnen Strebentöpfe wirkenden größten 
Baften und durch Zerlegung der Bertifalfräfte die in den 
Streben entwidelten Spannungen, wonach diefelben auf 
Nusbiegung zuberechnen find. Jelänger die Strebenfind, 
defto nöthiger erfcheint die Anmendung doppelter Zangen, 
welche die Streben in deren Mitte od. anmehreren Stellen 








Stredbäumen ver: 
bolzt, wodurd die 
Verbindung ein: 
facher und dauer: 
hafter wird. 

bb) Die Träger 
d.Bogenipreng: 
wertbrüden be 
ftehen entweder aus 
gebogenen Balten 
oder gefrümmten 
Bohlen u, erbalten 
einen Pfeil, der ’/, 
bis */, „der Spann: 
weite beträgt. Die- 
jelben erfordern daher ebenfall® eine nicht unbedeutende 
Konjtruftionshöhe, befonders da die Füße der Bogen- 
rippen um O,, bis wenigſtens O,, über Hochwaſſer zu 
legen find, bieten aber dann, den Hängemwerktonftruftionen 
gegenüber, den Bortheil einer beliebigen Vermehrung der 
Tragrippen und einer größeren Stabilität. 

a) DieBallenbogenträger beſtehen unten aus zwei 
oder mehreren Lagen, durch kurze Zwiſchenklötze getrennter 
oder befier dicht auf einander liegender gebogener Balten, 




















Fig. 969. 


dig. 970. 


nehmendenBalten durch radiale (bisweilen durch Andreas 
freuze noch verfteifte) Zangen zu einem unverjchieblicer 
Ganzen verbunden find. In Ermangelung durdjlaufende: 
Ballen werden diejelben in den einzelnen Lagen abwech 
jelnd, am beiten an Stellen, wo fie von den Zangen umfak! 
werden, gejtohen und durch Bolzen und Bänder unter fh 
verbunden, Dieoberen Tramen nehmen die Duerjchmellm 
und dieſe die Fahrbahn der Straße oder Eijenbahn au: 
die bogenförmigen Theile der Tragrippen erhalten, durd 





Brüke, V.2.C. c. Holzhängewerte 


je zwei, einige der Nadialzangen umfafjende, wägeredjte 
Zangen ihre Querwerbindung. 

8. Die Bohlenbogenbeitehen entweder aus hochkantig 
geitellten und mit verſetzten Stohfugen auf einander ge— 
ſchraubten oder aus, nach dem Emy’ichen Syſtem flad) auf 
einander gelegten, gebogenen Bohlen. Die in Fig.971 bis 
973 dargeftellte Eijenbahnbrücde über die Murg bei Ra— 





525 





Brüde, V. 2. O. c. Holzhängewerte 


nur 2 Tragwände zu beiden Seiten der Brüdenbahn, 
während die Träger ähnliche Anordnung zeigen wie beim 
Sprengwerk. 

aa) Die Hängewerke aus geraden Ballen find entweder 
einfache, wenn ſie ein Bär Streben miteiner Hängefäule, 
1. Fig. 974, oder zufammengefepte, wenn ſie zwei od. 
mehrere Päre von Streben mit den zugehörigen Spann= 


ſtatt mit 5 Deffnungen von beinahe 12 m. Spannweite | riegeln u. Hängefäulen befigen. Der Drud, welchen dieje 
beſitzt 4 jtarte, aus je vier Bohlen von O,,,m. Dide u. zu= | Träger auf ihre Unterlagen ausüben, ift in beiden Fällen 
fammen O,,, m. Höbe bejtehende Tragbogen, welche die auf | ein lothredhter. 





Fig. 971. Längenſchnitt. 


Langſchwellen rubenden Fahrſchienen direkt u. 2jhwächere 
Stirnbogen, welche die Bankette aufnehmen und deren je 


Fig. 972. Anficht. 
Murgbrüde bei Raftatt. Sprengwerkbrilde mit Bohlenbogen. 


Fig. 973. Querſchnitt. 


a) Die Hängewerkbrüde mit einer Hängefäule, 
f. Fig. 974, ift fürSpannweiten von6—$ m. anwendbar 


drei Kurvenbalken durch Zwiſchenklötze getrennt find. Die) und erhält bei einem Neigungswinfel von etwa 22° der 


fühnjten Bohlenbogen nad} dem Emy'ſchen Syitem zeigen 
einige VBiadukte der Newcastle Tynemouth: Eijen- 
bahn, ſ. Fig. 862, welche faſt Halbfreije bis zu 38 m. 
Spannweite bilden und deren Bogenzwidel mittels eines 
Syſtems gerader, unten radial zu den Bogen u. oben loth: 
recht geitellter Spreizen gehörig aufgeiteift find. Die nach 
demjelben Syſtem fonjtruirten Bogen der B. über die 
Seine zwijhen Paris und 
St.Germain, j. fig. 861, 
mit 3 Deffnungen von je31,, m. 
Spannweite, befigen eine Höhe 
von 120 cm. und beftehen aus 
15 Bohlenlagen mit verjegten 
Fugen, weldye an den Innen— 
feiten getheert, mit 4 cm. ftars 
fen eijernen Nägeln auf ein= 
ander genagelt u. Durch eiferne 
Umſchließungsbänder auf eins 
andergepreßt find, durch welche 
die zur Querverbindung der 
Bogen dienenden ſchmiedeeiſer⸗ 
nen Querſtangen mit einge- 
ichalteten gußeijernen Stemm= 
röhren hindurchachen. Die 
größte, von Brown in der 
Eriebahn ausgeführte Bogen 
iprengwerfbrüde von 275engl. 
Spannweiteu. 45,, engl. Pfeils 
höhe befigt4 Tragrippen aus je 
zwei fonzentrifchen Bogen, die 
durch radiale, fich bis zur Brüdenbahn fortjegende Zangen 
und dazwijchen eingeichaltete Holzkreuze verbunden find, 
während die Bogenzwidel dur ein Syſtem ſenkrechter 
Pioften und wägrechter Riegel, welche von jenen Zangen 
umſchloſſen werden, tůchtig ausgeſteift find, 

c) Die Hängewerkbrücken unterſcheiden ſich von den 
Sprengwerfbrüden, bei welchen die Brüdenbahn auf den 
Tragrippen rubt, hauptfächlich dadurch, daß die Brüden- 
bahn andenjelben aufgehängt iſt. Sie befipen daher meift 





Fig. 975. Bweifäulige Hängewerfbrüde. 


Streben bb eine Brüjtungshöhe von etwa 1,,—1,, m. 
Die Hängefäule ce nimmt mittels eines Hängeeijens einen 
Unterzug auf, worauf die Strafenträger a mit der aus 
Bohlen oder aus Bohlen mit Bejchotterung beitehenden 
Brüdenbahn ruhen, 

B) Die Hängewerfbrüden mit zwei Hängejäulen, 
j. ig. 975— 978, erhalten bei der angegebenen Brüſtungs⸗ 


— 
dig. 974. Einfäulige Hängewerkörlde. 





. — 


fig. 976. 


höhe eine Spannweite von 10—14 m., wobei die Länge 
der Endfelder in dem Berhältnis von etwa 7:8: 7 zu dem 
Mittelfeld zu wählen ift, um die Stredbalten und die auf 
den beiden Unterzügen ruhenden Straßenträger möglichſt 
gleichzeitig zu beanspruchen. Um einereinjeitigen Senkung 
der Träger bei unfommetrifchen Belastungen vorzubeugen, 
jind — die Hängefäulen, nach Fig. 977, Gegenſtreben 
einzuſchalten, welche durch Zapfen u. Verſatzung mit den 
Hüngeſäulen verbunden u. an ihrer Kreuzungsſtelle halb 


DBrüde, V.2.C. c. Holzhängewerfe 526 Bräde, V.2.C.c. Holzhängewerte 





überblattet find. Zu Verſtärlung der Verbindung der | Hängemwerte eine ſolche Höhe, daß der Verkehr zwijchen u. 
Hauptitreben mit den Stredbalten werden bisweilen Sats | unter ihnen pajliren kann, jo werden diejelben,, zu Erbö- 
telhölzer unter die legteren gelegt und mit beiden durd) | hung ihrer Dauer, nicht ſelten mit Dächern verfehen, deren 
jchräge Bolzen verbunden, ſ. Fig. 977 und 978. Binder auf den Hängemerfträgern ruben, ſ. ig. 855. 

y) Hängewerfbrüden mit höheren Tragwän=| bb) Die Träger der Bogenhängewertbrüden find 
den und mehrals zwei Hängefäulen werden bei | entweder Balfenträger oder Boblenträger. 
Spannweiten von mehr al3 12 m. nöthig, wobei man ein a) Die Balkenträger findjolche mit einem oder meh— 
Hängemwerfmit einer Hängefäule od. mit zwei Hängefäulen | reren gebogenen Ballen, welche ſich mittels Zapfen u. Ber: 

fapung in Spannbalten einſetzen 

Fig. 97T. Bweiläultge Hängemwerkbrüde mit Gegenitreben. u. mit diefen, welchen man oft nod) 
Ya Sattelhölger unterlegt, verbolzt 
find. Durch die Bogen- u. Spann« 
balfen, jowie durch den zwiſchen 
diefelben eingejchalteten Einſatz— 
pfoften, geben die Hängebolzen, 
welche die Spannbalten ohne oder 
mit den erforderlichen Unterzügen 
aufnehmen. Für Spannweiten von 
12— 15m. genügt die in Fig. 979 
und 980 dargeitellte Konftruftion; 
für folche von 20—25 m, verdoppelt 
man, wie bei den Pechmannſchen 
Bogenhängewerfen, Bogen und 
Spannbalten u. verzahnt oder ver: 
bübelt fie, während die übrige An: 
dig. 979. ordnung diejelbe bleibt. 

ß) Die Bogen der Bohlen: 
träger bejtchen entweder, wie 
die nad) dem Spitem von de 
l'Orme fonftruirten Funkſchen 
Bohlenbogen, ſ. Fig. 860, aus 
auf die Hocfante gejtellten, 
mit Verwechslung der Stoß: 
fugen an einander genagelten 
Bohlen, welche fich genen kurze, 
mit den Spannballen ver- 

abhnte, verdübelte oder ver: 
—— und verbolzte Holz: 
ſchuhe jtemmen u. die Hänge: 
eijen aufnchmen, welde die 
Spannbalfen jamt den erfor- 
derlichen Unterzügen tragen. 
Big. 980. Bogenhängewerkörikde mit Baltenträger. a en uns ah 
in ein Hängewerf mit zwei weiter entfernten Hängefäulen | der Näffe, und hiermit der Fäulnis, Vorſchub, worauf 
einſchaltet, j. Fig. 852. Liegen, was am zwedmäßigiten | fi die Hirnenden in einander preffen und ein rajches 
ericheint, alle Streben u. Spannriegel in derfelben Flucht, | Einfchlagen der aladann faſt nur noch auf die Nägel ſich 
fo werden die Hängejäulen doppelt und fo angeordnet, daf | ftüßenden Konftruftion veranlaffen. Zwedmähiger er: 
die Streben und Spannricgel an allen Punkten, wo fie ſich jcheinen die im. 1809 von Wicbeling zuerit angewandten 
treffen, feſt umfschlichen und überdies unter einander ver= | Bogenträger aus flad) auf einander gelegten, verbolzten, 
mit Eifenbändern 
zuſammengepreß⸗ 
ten, bisweilen auch 
verleimten Bohlen, 
welche ſich, wie bei 
Fig. 981, in guß— 
1,007 7357 jene Schuhe 
ſetzen und mit den, 
8 bisweilen verzahn— 
ten, beſſer verdübel⸗ 
ten Spannballen 
durch einfache, bei: 
derjeits mittels ei: 
2 ferner Bänder an: 
dübelt find. Bei bedeutenderer Länge u. abnehmender Nei⸗ | geichlofjene Pfoſten u. dazwischen eingejchaltete Andreas: 
gung der Streben werden diejelben verdoppelt und ſelbſt reuze verbunden und verjteift find. 
verzahnt oder beſſer verbübelt u. verbolzt; über den Stüß- | d) Die Hängejprengwerfbrüdenu. Fachwerk— 
punften dagegen, two mehrere Strebenfühe zuſammen- | brüden erjcheinen ald Kombinationen von Hängewert- 
treffen, um die Stredbalten nicht zu Schr zuverihmwächen, in | mit Sprengwerfbrüden, welche die Laſt gemeinſchaftlich 
bei. Sattelhölzer oder beſſer gußeiſerne Schuhe eingejegt. | übertragen u. gewöhnlich mit zwei Tragwänden zu beiden 
5) Erreichen die Tragwände diefer zufammengejegten | Seiten der Brüdenbapn konjtruirt find, die entweder aus 
























Fia. 978. 
Bweifäulige Hängewerkhrüde mit Mittelſtempel. 


Tall 


9ſ 






TI I I 





Big. 981. Eiſenbahnbrücke zwiſchen Amſterdam und Leiden. 





Brüde, V.2.C, a. Holziachwerte 527 Brüde, V.2.C. a. Holzfachwerte 


geraden Hölzern od. aus gefrümmten Trägern u. geraden | hältnis 5:7 eine Breite von etwa 19,, bei 27,, cm. Höhe 
Balken bejtehen. ergiebt. 
‚ aa) Hängeiprengwerkbrüden ausgeraben Hölzern. Die | ce) Die Träger der Bogenfahmwertbrüden erſchei— 
in Fig.982— 986 dargejtellten einjfäuligen u. mehrjäuligen | nen als Kombinationen des Bogenhängewerfes mit dem 
Hängejprengwerfbrüden jind fürStragenverfehr bejtimmt | Fachwerk, wobei entweder, wie beidem Burrſchen Träger 
und bezw. bis zu 7,,, und 16 m. anwendbar. Die 
Hängejäulen find zu Verbindung beider Syſteme 
bis unter die Streben des Sprengwerks verlängert — 
u.theilseinfad) mit doppelten Unterzügen, Fig.982, 
983, 985, theils doppelt, |. Fig. 984, u. dann vers 
ſchränlt miteinfachen od. doppelten Unterzügen an= 
geordnet. Die zujammengejcepten, für Spann 
weiten von 20—30 m. vorzugsweiſe in der Schweiz 
fonftruirten, meiſt bedachten Hängeſprengwerk— 
brüden, ſ. Fig. 855, müſſen wegen ihrer kompli— 
zirten, verhältnismähig undauerhaften Konftrul- 
tion den hölzernen Fachwerllonſtruktionen oder 
B.n aus Eijen weichen. 

bb) Unter den auch hierher gehörenden höl⸗ 
zemen Fachwerkbrücken der Gegenwart 
find die nadı dem Howe'ſchen Syſtem fons 
jtruirten, f. Fig. 882—885, die gewöhnlid)- 
iten, bei welchen die hölzernen, meiſt dreifachen 
Duerftangen u. die dazwiſchen eingejchalteten 
doppelten Haupt= und einfachen Gegenftreben 
durch doppelte ſchmiedeeiſerne Hängeftangen 
verbunden find. Bei beichränfter Konſtruk— 
tionshöhe nehmen die unteren, bei reichlicher 
Konitruftionshöhe die oberen Gurtungen die 
Querſchwellen auf,welche bei@ijenbabnbrüden 
zu Unterftügung der Fahrſchienen ohne oder 




























mit Langichwellen, bei Straßenbrüden zu kam mn —— — Maler 
Unterftügung der Straßenträger dienen, Als — —— —— ⸗ — — 

tonſtruktiver Fortſchritt, welcher zugleich die Mi: vos TREE eine BE: 0 Son ERIL DONPERIEE TOWER, 

Dauer diejer Träger vermehrt, ih der Erfah — — —— 


der eichenen Stützklötze, worauf die Streben ruhen, durch in Fig. 886, der Bogen doppelt iſt u. dann die Hauptrolle 
gußeiſerne Schuhe zu bezeichnen, welche das Einpreſſen ſpielt, während das zwiſchen denſelben eingeſchaltete Fach— 
der Hirnenden der Streben in das Langholz jener Klötze werk zu deſſen Verſteifung dient; — oder, wie bei dem 
verhindern und damit ein Einſchlagen dieſer Träger er: | Thayerſchen Träger in ig. 987 u. 988, das Fachwerk 
ſchweren. Die ftatifche Berech— 
nung der Howe'ſchen Träger in 
Holz geſchieht ebenfo wie für 
Eijen, indem nur der Unterſchied 
zwifchen den Feſtigkeitskoeffi— 
zienten beiderMaterialien berück⸗ 
hand wird. Man hat aberaud) 
olgendes einfachere Verfahren 
vorgeichlagen, welches für ſolche 
B.n bis zu 20 m. Spannweite 
genügt. Sei a die halbe Spann= 
weite, h die Höhe zwiichen den 
Gurtungen, die hier aud) Stred- 
bäume heißen (man nimmt meijt 
h=!/, aan),pdieBelaftung pro 
lauf. m. (fejte und veränderlidhe 
zuſammen), ſo iſt für den Fall, daß 
die 7m. breite Brückenbahn auf 
drei Tragmwänden ruht, bieSpan- 








nung der Stredbäumeq — Er Fig. 996. Ouerfchnitt. 
u. danach die Querfchnittsfläche „Meter 
des unteren Stredbaumes F — — a EEE TE RU nm 


2 

* — Ber wennkder Feſtig⸗ Fig. 985. u. 986, Bierfäulige Hängeſprengwerlbrücke. 

feitstoeffizient des gewählten Material® pro qem. iſt, | doppelt ift und dann als Hauptträger erjcheint, während 

aljo wenn man p—5000 kg., a — 10 m. und h=2 m. | der zwijchendiejelben eingejchaltete Bogen als Hülfsträger 

annimmt und Kiefernholz wählt, danach k—80 jeht | wirft. Die Unjicherheit über den Antheil, welchen jedes 

F— 5000X 100 500000 _ 520.aem., was bei thun⸗ | der beiden hier tombinirten Syſteme an der Uebertragung 
gem der Belaftung der B.n nimmt, ſowie der entweder auf die 

lichfter Annäherung an das günftigfte Querſchnittsver- Widerlager oder auf die untere Gurtung des Fachwerks 


Rrücke, V.2.C.e. Holzjodhe 


— — ñ —ñ— —— — a — 
ausgeübte Schub des Bogens, welcher in mehreren Fällen 
ag a der Gurtung herbeiführte, verdrängten dieje 
tombinirten Syiteme, an deren Stelle wieder einfachere 
traten. So jtellt das jehr verbreitete, von M. Callum 
konjtruirte Syſtem wieder einen Fachwerltrüger, jedod) mit 
etwas gebogener oberer Öurtung u. einer Kompenfations: 


528 


Brüdke, V.3. Pfeiler 


joh, cd fg g, und dem damit verichraubten jogen. Ober: 
job, a,b. Die Landjoche werden in ihrem mittleren 
Theil, wo fie den Ueberbau aufnehmen, wie Bohlwerfe 
(1.d.)ohne od. mit Erdanfern u. wägerechten Kronſchwellen. 
. Fig. 989 u. 990, in ihren Seitentheilen od. Flügeln, mit 
welchen die Böſchungen abgeichlofjen werden, mit geneigten 








Sig. 987. 


vorrichtung aus befonderen Streben u. geneigten Hänge: 
eifen an den Enden, dar. Die bei einer Belaſtung ſich 
ſtreckende obere Gurtung drüdt hierdurch die Strebentöpfe 


Thayeriche Bonsnfodiwertirüde, 


Fig. 988. 


Holmen, jogen. Streihbolmen od. Streihbalten, konſtruirt 
u. zum Schuß gegen abgehende Eiömafjen bis zum höch— 
jten Wafferftande mit ſtarken Bohlen verichalt. Die eins 


aus einander, wodurd) ſich diefe u. die mit ihnen verbumns | theiligen Stromjode erhalten entweder nur ſenkrechte 


denen Hängeeifen und unteren Gurtungen etwas heben. 





























er BI 





Fig. 990. Hölzernes Landjoch. 


Strompfeiler aud) für hölzerne Brüdenträger die zwed- 
mäßigite Unterftüpung bilden, jo nimmt man doch bei 
—B—— od. mit einem einmaligen geringſten ojten- 
aufwand herzuſtellenden B.n meist hölzerne Zwiſchenjoche, 
ſeltener hölzerne End- oder Landjoche an, welche letztere 
dann zugleich als Bohlwerke fungiren. Die hölzernen 
Joche beſtehen entweder, nad) Fig. 8991 u.992, aus ſtarken 
runden oder kantig beſchlagenen, auf — ihrer Länge 
eingerammten, eichenen oder kiefernen Spitzpfühlen a, b, 
welche oben durch einen mittels verdedter Keilzapfen dar— 
auf befeitigten Holm, eine jogenannte Kronichwelle e, ver: 
bunden werben, od. nadı Fig.993 u. 094 aus einem unter 
dem niedrigften Wafjerjtand bergejtellten fogen. Grund: 





Andreaöfreuze unter 
einander verbunden 
od, verfteift u. wie die 
Landjoche verjcalt 
werden. Die zwei— 
theiligen Stromjode 
erhalten ein binrei- 
chend tief u. feit ein- 
gerammtes oder be= 
jonder® veritrebtes 
Grundjoch, ſ. Fig. 903 
und 994, mit einen 
Holm ce, worauf das 
mit dopp. Schwellen 
verfehene Oberjod) b 
mitteld  bejonderer 
Satteljtüde u. durch⸗ 
gebender Schrauben: 
bolzen aufgejhraubt 
wird. Bei größeren 
Höhen werden aud) 
die Pfosten der Ober: 
joche durch Andreas 
freuze ausgeſteift. 
Bei größeren, durch 
ſtarlen Verkehr erfor= 
dertenBrüdenbreiten 
werden, um bei den 
zeitweifen Reparatu⸗ 
ren der&berjoche den⸗ 
jelben nicht unter: 
brechen zu müſſen, auch diefe in zwei Theilen bergejtellt. 
3. Pfeiler. Einiges Allgemeine über die Pfeiler iit 
bereitö unter II. 3. gejagt; diejelben können, gleich den 
Trägern, in Stein, Holz oder Eijen ausgeführt werden. 
— a) Die jteinernen Pfeiler werden, auch wenn der 
Ucberbau aus Holz oder Eijen befteht, nad) den unter 
V. 2. B. b. gg. und hh. gegebenen Regeln entworfen 
und fonftruirt. Man untericheidet hauptſächlich volle 
oder majfive Pfeiler und durchbrochene. Leßtere werden 
aber viel jeltener angewendet, — b) Ueber die hölzernen 
Pieiler, richtiger Joche, ift sub 2. C. e. das Nöthigite ge: 
jagt; breitere, aus je 2 oder 3 mit einander verfuppelten 
Jochen bejtehende Pfeiler wurden bier und da bei jehr 


Rrücke, V.3. Pfeiler 529 


Brücke, V. 4 Gründungen 























ſchweren Holzbrücken verwendet, find aber fait gänzlich | 12Säulen; 1873Eiffel u.Co.die bei Thouars bei nur?7 „m. 
durd) Steinpfeiler verdrängt worden. — ec) Eijerne Pieis | Höhe mit Pfeilern aus 6 Säulen; Morijon begnügte ſich 
fer. Man untericheidet eijerne Ständer, eiferne Node, | 1875 bei Bortage bei 61 m. Höhe mit 4 Säulen in jedem 
eiferne Röhrenpfeiler und Ihurmpfeiler. aa) Eijerne | der 6 Pfeiler; Eiffel u. Co. 1876—77 bei Douro ebenfalls 
Ständer, d. b. Säulen auf fteinernem Sodel, werden be: | mit 4 Säulen bei 43 m. Höhe u. Shaler Smith 1877 in 
jonders bei Strafeneifenbahnen (Viaduften üb. jtädtifche | Kentucky ebenfalls mit 4 Säulen bei 84 m. Höhe. 
Straßen) verwendet. bb) Eiferne Joe oder Schrau: | 4. Gründungen. Einiges Allgemeine ift auch hierüber 
benpfähle, die in den Grund 
verjenft oder eingeichraubt und 
in der Weije bölzerner Joche 
angeordnet find, werden durch 
Rammen, Schrauben oder pneits 
matijch (mit Hilfe der Quftver: 
dünnung) in den Grund einge: 
trieben, bef. verivendet bei Hafen: 
dämmen und Landungsbrücken, 
3. B.1873 bei Ceves, Delawares 
bahn durch Ingenieurhaupt— 
mann Kurtz bei Erießung einer 
hölzernen Yandungsbrüde durch 
eine eijerne von 518 m. Länge, 
Die Unteritüßung ertolgte durch 
89 Joche, deren höchſte aus 
Schraubenpfählen bejtehen, die 
bei 16,,, m. Länge und 21 cm. 
Stärfe auseinem Stüd geichmie: 
det find. cc) Die Röhrenpfeiler 
bejtehen aus zwei einzelnen Röh— 
ren u. find zu empfehlen, wo es 
fich um tiefe u. rajche Gründung 
handelt, obſchon fie bereits wieder 
durd) die Gaiffongründung zum 
Theil verdrängt find, Bei der 
1871— 77 durd) Bouch, Peterjon, 
Bergue, Grothe und Auftin er 
bauten (27, Dez. 1879 theilweiſe 
eingejtürzten) Taybrüde bei 
Dundee wurden je 2 eiierne Röh— 
ren von 2,,,m. Durchmeſſer ge⸗ — — 
meinſchaftlich ſtehend verſenkt als Fig. 998, Zweitheiliges holzernes Stromſoch. Fig. 991. 
Grundlage zu einem fteinernen 
Aufbau bis über Hochwaſſer, auf welchem 6 weite eiferne | bereits unt. II.a. gejagt worden, fowie inderAbtheilungILI. 
Röhren die eigentlichen Pfeiler bilden. dd) Die eifernen | u.bei Beſprechung der Steinpfeiler, V.2.B.b.gg.2c. Iſt die 
Thurmpfeiler betr., welche ſchon früher hier und da ange | zu überbrüdende Vertiefung troden u. feiter Boden zu er: 
wendet wurden, ſ. Fig. 905, führte 1868—71 bei dem | reichen, jo genügt einfach Ausgraben u, Ausmauern, bei 
Bau der Viadufte von Bouble, 55,, m. hoch, u. Sioule, | unerreichbarer Tiefe joliden Bodens tritt Verbreiterung 
47,,m. hoch, j. Fig. 997, Neuvial u. Bellon, beide 37,, m. | des Mauerwerks, Betonſchüttung, Steinpadung und 
Einjpannung verfehrter Gewölbe ein, ſ.d. Art. Baugrund 
und Srindung. Iſt Grundwaſſer zwar vorhanden, aber 
| die Ausſchöpfung möglich, jo iſt Schwellroft u. Berbreite- 
| rung der Grundfäche genügend. Bei unausihöpfbarem 
Grundwaſſer aber wird Gründung auf Piahlrojt allein, 
Pfahlroſt mit Beton, eiferner Pfahlroft, oder Anwendung 
von Senfbrunnen aus Holz, Stein und Eiſen nötbig, 
wozu als Neueſtes die pneumatifche Gründung tritt. Die 
Ausführung von Roſten und Einſchließung der Bau— 
arube durd Fangdämme ift jept faſt völlig durch Ein: 
werfung einer Betonjhicht zwiichen undauf Grundpfähle, 
umſchloſſen von einer einfahen Pfahlwand, verdrängt, 
wobei die FFortichritte in Bereitung hydrauliſcher Mörtel 
— — % Large — ſowie I der Anwendung der Dampf: 
ig. 995. ( . ramme, Dampfbagger u. Dampfgrumdjäge. Indem wir 
——— nochmals auf d. Art. Gründung verweiſen, beſprechen wir 
hoch, ſämtlich in Frankreich, der Ingenieur Nördling die hier nur die neuen, faſt ausſchließlich bei Brückenbauten 
Neuerung ein, ſtatt wie bisher 6, 8, 12, ja jelbft (in | angewendeten Methoden. a) Der Senkbrunnen od. Schacht 
Erumlin) 14 röhrenförmige gußeiſerne, jpäter ſchmiede- bejteht meift aus Holz oder Eijen, Die Sentung erfolgt 
eiferne Säulen, deren nur 4 zu verwenden, dabei die durch das eigene Gewicht. Neben Auspumpung des ein- 
Neigung gegen einander zu verftärten und dadurch die | dringenden Wafjers löjen Arbeiter im Schacht jelbit mit 
Grundfläche zu vergrößern. Die Verfteifung durd Neps | Hade und Schaufel den Boden, der herausgezogen wird 
werf wurde ebenfalls verbejjert; 1872—73 baute Yatrobe | und ermöglichen jo das Hinabfinfen. Die Gefährlichkeit 
di eB. bei Varrugas bei 76,, m. Höhe mit Pfeilern aus | diejer Arbeit leitete auf Ausführung derjelben durch Tau: 
Mothes, Illuſtr. Bausterifon. 4. Aufl. I. 67 


























Brüdte, V. 4. Gründungen 


her, Majchinenbagger, Heber, Sandpumpe, Drebbuhrer 
u. Ausjaugung. Die Heber fanden 1872 Anwendung bei 
der Goraya-Brücke in Dftindien, wo bei einer Wajlertiefe 
von 15—28 m, u. jehr unfiherem Baugrund die aus zwei 
Cylindern beftehenden Pfeiler zwischen zwei Schiffen ver: 
jenft u. mittels eines wafjerdichten Bodens an ihrem Unter⸗ 
ende ſchwimmend erhalten wurden, bis fie durch eine 
Ausmauerung allmählich verſenkt wurden. Dabei lieh 
man einen 3,,, m. weiten runden Raum im Innern frei; 
nad) Erreichung des rundes wurde der Boden ausge: 
ſtoßen; nun wurde in den hohlen Cylinder ein Doppelrohr 
eingeführt, beitehend aus einem 0,2, m. weiten Innenrohr 
u. einem O,,, na. weiten Mantel mit hermetiſch verſchloſſe— 
nem Mantelraum; im Rohr waren 4 Schaufeln ange- 


530 


Brüde, VI. Bewegliche Brüden 


| dDrud der zujammengepreßten Luft, was bei 34m. tief unter 
Waſſer(St. Louis u. Illinois) nöthig wird. Bei35m. Tiefe 
famen 1875ander Lymfjordbrüde in Nordjütland mehrere 
Menichen, darımterder Ingenieur, infolge des Quftdrudes 
um, u. wurden 1876 die Einfteigeichächte geiprengt. Die 
Elbebrüden bei Domitz, Tetſchen, Dreäden u. Rieſa find in 
den Fahren 1873—75 bei 9—13 m. Waſſertiefe in diejer 
Weiſe gegründet worden. Der größte bisherige Caiſſon 
51,, m. hoch, 31,, m. breit, von Holz) diente bei der Eait: 

| Niverbrüde in New-Nort1870— 71 bei 23,,m. Waſſertiefe. 
5. Die zum Schuß, mindeſtens der Stromjoche, 
erforderlichen Eisbreher werden, je nad) der Höhe des 
Waflerftandes, in Entfernungen von 1—3 m. vor den: 
felben aufgejtellt und bejtehen aus einem starten, zwiſchen 


bradt, welche bei Drehung des Rohre den Boden loderten. | 20 u. 35° geneigten, jchrägeingerammten, mit zwei Eiſen— 












































—— 


Das Rohr war oben heberförmig ſeitwärts zum Fluß 
herabgebogen. Im Cylinder erzeugte n.erhielt man durch 
Ein, bez. Nachpumpen einen 1—1,, m, höheren Waſſer— 
stand ala im Fluß und ſetzte den Heber in Thätigkeit, in 
welchem nun Waſſer und geloderter Boden heraufgehoben 
und fo die Einſenkung des Eylinders ermöglicht ward. — 
b) Pneumatiſche Gründung. Ein Caiſſon von Eiſen, beſſer 
nod von Holz wird mit der offenen Seite nad) unten 
verjentt. Durch den (nun oben befindlichen) Boden führen 
eiferne Röhren od. Schächte, od. deren einer mit abſchließ— 
barer Kammer. Sobald der Caiſſon unten auffigt, wird 
durch den Schadht Luft eingepreht, dadurd dad Wafjer 
audgetrieben. In der mıntrodenen Arbeitslammer löſen 
die Arbeiter bei Stearinferzenbeleudhtung den Boden, 
welcher durch den Schacht gefördert wird. Die Arbeiter 
fönnen exiftiren bei höchſtens 2%, -3°/, Atmoiphärenlleber- 


" TEE ErTIE 
— 





RER 6 
— na — — 


Fig. 996. Hängebrücke zwiſchen New-HYort und Brootſyn. 





ſchienen armirten Eispfahl, welcher von einfachen ſenkrecht 
od. doppelten geneigt eingerammien, durch eiſerne Bänder 
mit ihm verbundenen Pfählen unterjtüht wird, Der in 
Fig. 995 dargejtellte, für einen hoben Waſſerſtand von 
3,, m. fonftruirte Eisbrecher hat zu weiterer Berfteifung 
beiderjeits 2 Gurte, ce u. d, u, einen Strebebug e erhalten, 
welche ſämtlich ſowohl mit dem Eispfahl a ald mit den 
Pfählen feſt verbolzt find. [ Herlg., Ms.) 
VI. Bewegliche Brüden. Wir unterfcheiden nach der 
unter I. angegebenen verschiedenen Art der Beweglichkeit: 
1. Bugbrüde, Mufziehbrüde, $allbrüde, frz. 
ont-levis, m., engl. draw-bridge. Die einfachjte Art der 
| ugbriücden iſt die mit einer einzigen Klappe, welche um 
eine ihrer mit den Ufern parallelen Seiten, aljo um eine 
wägerechte Achje gedrebt, alfodurcd Aufheben diefer Klappe 
ungangbar gemacht werden kann. Sie dienen meift nur 





Brüdke, VI. 1. Zugbrücke 531 Brüdke, VI. 2—1. Klapp-— Drehbrüde 





dazu, den Uebergang über die B. zu verwehren u. find da= erforderlich iſt. Hier dreht ſich die Klappe nicht um das 
ber weniger für Straßen über jhiffbare Gewäſſer als fir | eine Ende, fondern in der Nähe ihrer Mitte um eine wäge: 
Thore von Feitungen, Burgen zc. anwendbar; inder Regel | rechte Achſe, fo daf die Momente der Gewichte von beiden 
beiteben fie aus einem Rahmen, in dem die Längbalken | Theilen der Klappe fajt gleich find. Die beider Bewegung 
zwijchen den Drehbalten und den Schlagbalfen eingejept | jich fentende Hälfte nennt man Wippe; liegt das Ganze 
jind. Der Drebbalten, der als Achſe dient, hat an beiden | auf einem Pfeiler, jo muß in demjelben eine Höhlung ge= 
Enden ſtarke eichene Zapfen, an dem Schlagbalten finddie | lafjen werden, in welche fich bei der Drehung die Wippe 
Brückenkelten oder anderen Aufzugsmittel befeitigt. Die verſenken fann, u. welche nur bei denjenigen Wippbrüden 
Klappe felbit muf auf das forgfältigite verftrebt fein; iſt überdeckt iſt, bei denen Die Wippe felbft nicht al& Brücken— 
die Brüdenflappe länger al® 4 m., jo muß jie von unten | bahngearbeitet, jondern lediglich als Hinterhebel konſtruirt 
her verjtrebt werden. Dies geſchieht durch zwei Sprengs iſt. Die Bewegung geſchieht in der Regel mittel3 eines 
jtreben, die unter einander durch Riegel und Kreuzbänder | Räderwerks. Die B. heißt dann aa) Holländische B., Kel— 
chörig verbunden find; diefelben werden an der Unter: | lerbrüde mit Zahnrad, frz. pont-levis a contre poids et 
* der Klappe mittels ſtarler eiſerner Gebinde befeſtigt. engrenage, engl. lever-draw-bridge with rack-wheel. 
Die eiſenbeſchlagenen Füße der Streben laufen entweder | Eine Abart davon ift bb) die Bonceletbrüde, Wippbrüde 
in Nutben, auf deren Fuhflächen fie bei geichlofiener B, | mit veränderlihem Gegengewicht, franz. pont-levis de 
aufjigen, oder jie find durch eine eiferne Querftange ver= | Poncelet, A contrepoids variable, engl. balance-bridge 
bunden, welche binter Bügeln an der Widerlagämauer | of Mr. Poncelet with variable counterpoise. 
auf⸗ u. abgleiten fan, u, fißen bei herabgelajiener B.auf| 2) Klappbrüde, fr. pontAtrappe, engl. flapbridge. 
Kragiteinen auf. Das Aufzichen felbit gejchieht nur bei | So nennt man diejenigen feften B.n, weldye nur als be: 
fleinen B.n durch direktes 
Ziehen an den über eine 
feite Rolledurch die Thor: 
mauer hindurch laufen⸗ 
den Ketten innerhalb des 
Thors, bei größeren meiſt 
mittels einer beſonderen 
Vorrichtung. Nach dieſer— 
leßtern ſind die meiſten 
Arten der Zugbrücken be: ARE 
nannt; man unterjcheidet 2 
nöämlid: a) Zugbrüde 
mit Stetten, fi3.pont-levis 
a chaines, engl. draw- 
bridge withchains, ohne 
beſond. Zugvorridtung. 
b) Settenzugbrüde 
mit Zahnrad, franz. 
pont-levisäengrenage, 
engl. chain-drawbridge 
with rack- wheel. bier 
geſchieht das Aufzichen 
der Ketten durch ein Bin: 
derad, an deiien Welle 
die Brüdenfette bejejtigt 
it. e) Zugbrüde mit 
Wippen, Portalbriücde, 
frz. pont-levish flöches, ing 
a flcau, engl. gothic "LA — 7— 
drawbridge with plyers Fig. 997. Stoule⸗Biadutt. 
or swipe-beams. Das Aufzichen geſchieht durch Wippen wegliche Theile eine Heine Zugbrüde in ſich fafien, alfo 
(fleches), Zugruthen, d. h. durch zwei bei gefchlofiener B. | vom Uferaus feſte Theile Haben, zwijchen denen eine ſchmale 
in wägercchter Lage auf den beiden Ständern über der Oeffnung bleibt, die Maftender Schiffedurdyzulafien. Die 
Zugllappe jhwebende, jedoch drehbare Bäume, an deren | Ocfinung wird nad) dem Durchgang der Schiffe durd) 
Vordertbeil die B. mit Ketten hängt. d) Bugbrüdemit eine ſchmale Klappe geichlofien. Die dabei zerichnittenen 
Schwengel, fr. pont-levish bascule, engl. drawbridge | Straßenträger (denn nur bei Holz und Eifenfonftruftion 
with draw-beams. Hier geſchieht das Aufzichen durch | kann diefe Einrichtung ftattfinden) müſſen natürlich durch 
Schwungbäume, eine Verlängerung der Brüdenrutben | Streben vonden Pieilern aus unterftügt werden, auch aus 
nach hinten, durch deren Herabdrüden man die B. hebt. | einem Stüd bis zu dem zweiten dahinterliegenden Pfeiler 
e)Kellerbrüde. Wenndie Brüdenklappe beim Definen | reichen; die der Oeffnung zunächft ftehenden Pfeiler aber 
abwärts jchlägt, die Schwungbäume aljo fid) durch Auf- müſſen bef. kräftig fonftruirt fein. Zochbrüden find alio 
ziehen nad) oben hin drehen und beim Loslaffen mittels | hierzu nicht geeignet. Ueberhaupt find die Klappbrücken 
eines Gegengewichts wieder berabjinten, jo heißt die B. nicht zu empfehlen. 
Kellerbrüde, Zugbrüde mit Hintergewicht, frz. pont-levis | 3. Rollbrüde, frz. pont rou lant, engl.roll-bridge. 
a tapecule, & bascule en dessous, engl. de Hier bildet den Verſchluß der Definung ein Gerüſt, welches 
with counterpoise under the roadway. f) Wipp- | auf Rollen ruht u. in wägercchter Richtung vor= u. zurüd: 
brüde, Zugbrüde mit Gegengewicht, frz. pont-levis a | geihoben werden fanın. 
contrepoids, engl. balance-bridge; bei diejer ift das| 4. Drehbrücke, frz. ponttournant, engl.turn-bridge, 
Hintergewicht jo angebracht, daß es cben nur der Klappe | swivel-bridge, werden ſowohl aus Holz als aus Eijen 
das Gleichgewicht hält und aljo jowohl beim Definen als | fonjtruirt. Hier dreht fich der die Oeffnung überdeckende 
beim Schliehen nod) eine wenn aud) geringe Bemühung | Theil in horizontaler Richtung um eine vertifale Achſe, 


67* 











Brühe, VI.5—7. Hub- — Schifibrüde 532 Drüdie, VII. Notbbrüden x. 











die am beiten genau im Schwerpunkt der B. anzubringen | den. Die am häufigiten vortommenden Formen propiio: 
ift. Muß man fie jedoch an die eine Seite der Bahn ver: riſcher B.n findfolgende: 1)Yaujbrüde, fr}. passerelle, 
legen, obgleid) in der Mitte der Länge, oder iſt bei in der | f., engl.temporary footbridge. Balten werden über einen 
Mitte liegender Achſe die Bahn jehr breit, jo muß in jenem |, 2—3,, m. breiten Bach geworfen, auf beiden Seiten be: 
Fall die andere Seite der Bahn der Achie gegenüber, in | feftigt u. mit Bohlen abgededt. — 2) Wagenbrüde, ir; 
dieſem Fall aber die äußerten Theile der Bahn beiderjeits | pont de voitures, engl. carriage-bridge. Jitder Baier: 
durd) Rollen, die auf kreisförmigem Geleis laufen, unter: | lauf breit, aber jeicht, jo fährt man in die Mitte einen oder 
ftügt werden. Liegt die Achje dent cinen Ende der 2. näher | nadı Bedarf mehrere Wagen zu Unterftügung der Bohlen 
ald dem andern, jo muß man für eine Hinterbelaftung | oder Brüdenbalten. An etwas tieferen Stellen legt man 
jorgen, welche die freihängende Laſt des drehbaren Theils | wohl auch die Laufbrüde auf Fiicherfähne; dann fönnte 
—— zum großen Theil wieder aufhebt. Liegt die | man die B. eine Kahnbrücke nennen, j.d. Art. Schiffbrüde. 
Achſe faft an einem Ende der Bahn, jo wirddie Drebbrüde | — 3) Bodbrüde, Kolonnenbrüde, frz. pont de 
zur Krahnbrücke. Bei diefer müſſen beſondere Vorrich- chevalets, engl.trestle-bridge, bridgeon trestles. Böde, 
tungen getroffen werden, um die Achſe unverrüdbar in | gearbeitet nach Art der jog. Mauerböde, dienen als inter: 
ihrer Lage zu erhalten, ähnlich wie bei den Krahnen. Bei | miftiiche Pfeiler der B.; dabei hat man aber dafür zu ſot— 
allen diejen B.n ift das Augenmerk bei. darauf zu richten, | gen, daß die Füße der Böcke nicht zu ſtark inden Boden des 
deh die Balfen od, Strafhienträger, welche nur in der Achſe Fluſſes einfinten. — 4) Seilbrüde. Man befeitigt zwei 
oder in einer durch die Achſe gelegten, auf der Pängenrich | ftarle Taue neben einander an jtarfe Bäume, verbindet fic 
tung rechtwinkligen Linie durch die Achſe u. die erwähnten | durch Seile mit einander und überlegt ſie mit Bretern, — 
Näder unterftüigt werden, nach den Enden zu nicht cin= 5) Schanzbrüde, Schanzltorbbrüde, frz. pont de 
biegen. Dies wird entweder durch Berfirebung von unten | gabions, engl.gabion-bridge. Dieje jind nur bei Weber: 
oder durch Aufjepen eines Stempels bewirkt, von welchem | ſchwemmungen u. nicht tiefen Gewäſſern anwendbar; fie 
| 





aus Zugbänder nad) den Enden der Straßenträger laufen. | beſtehen aus 1,,—1,,m. hohen, mit Erdegefüllten Schan;: 
Die bedeutendften Drebbrüden der Neuzeit find: Hudfon= | fürben, mit einem 7—10 cm. ſtarken Pfahl in der Mitte, 


— * Fan 


en ns 





"ig. 998. Tie Tunnelbrilde von Conway. 


brücte zu Albany, 1871; Houfatonichrüde (New ort: | die en quinquonce gejtellt die Joche bilden. — 6) Fa— 
Newhaven), 1871 erbaut, 63 m, weit, und die 135,, m. ſchinenbrücke, frz. pont de fascines, engl. causeway 
weite über den Miſſiſſippi bei Quiney, 1873 erbaut. of fascines; die Pfeiler oder Joche werden durch in das 

S)Hubbrüde, Bei dieſen läßt fich ein ganzes Jochfeld Waſſer eingelegte u. angeanferte od. verpfählte Fajchinen 
in die Höhe heben und herablajien; am A ges | gebildet; ſ. d. Art. Faſchinendamm. — 7) Flopbrüde, 
ichicht dies zwischen Pfählen oder Jochen, an welche das | = pont de radeaux, engl. raft-bridge. Die Brüden- 
Jochſeld mit Ketten angehängt ift, an deren anderem Ende | bäume ruhen auf leichten Holzitämmen ; fie werden häufig 
Gegengewichte hängen. zu lebergängen über große —* benußt. Hierher gehören 

6. Fliegende Brüde, Gierbrücke, frz. pont vo- auch Schlauchbrücken, Balſenbrücken ꝛc. kurz alle die 
lant, engl. flying bridge, swing-bridge; ſ. Führe. ‚ manchfachen floßähnlichen Vorrichtungen, welche den wit: 

7. Schiffbrücke, fr. pont de bäteaux, de caisses, | den, od. ſonſt auf niedriger Kulturſtuſe jtehenden Völkern 
de pontons ete., engl. boat-bridge, bridge of airproof | als Surrogat der B.n dienen. — 8) Tonnen: oder Jah: 
cases, pontoon-bridge. Hier untericheidet man Schiff: brücke, frj.pontdetonneaux, engl. cask-bridge, beſteht 
brüde, Kahnbrücke, ilendrüde, Kaftenbrüde, Ponton: | aus zufammen verbundenen Röhren mit darunter gebun— 
brüde x.; ſ. d. Art. Schifibrüde. ‚denen leeren Tonnen, welche man dann mit Balken und 

VII. Rothbrüden, Arbeitsbrüden u. Ariegsbrüden. Dielen belegt. Bejonders erwähnenswertbijtdie Colleton— 
Die provijorischen B.n, frz. pont provisoire, engl. tem- ſche gahpontonbrüde, frz. pontdetonneauxdl'anglaise, 
porary bridge, nur für fürzere Zeit, für vorübergehende |& la Colleton, engl. eylinder-pontoon-bridge, deren 
Zwede erbaut, find nad) ihrem Zweck entweder Nothbrüden, | Träger aus cylindriſchen Holzpontons beitehen; j. d. Art. 
jrz. pont de eirconstances, oder Arbeitsbrüden, Baus | Schiffbrüde. — 9) Kaſten- oder Sturmbrüde, franz. 
brüden, frz. pont d’echaffaudage, pont de service, oder | pont à caisses, pont d’assaut, engl. bridge of cases, 
Kriegsbrücken, frz. pont militaire, engl. military bridge, | assault-bridge; beſteht aus leichten, eigens dazu verfer- 
field-bridge. Die Konjtruftion ift aud) hier ſeht verichies | tigten Kaften von 2, —3,, ın. Länge, inwendig mit Leiften 








Drüde, VIIT. Acithetif 











533 


verjehen ; jie dienen nur zum Uebergang üb. jtille Gewäſſer. braucht, doch auch Berü 


Brückenbeleg 


hung genannt. — 4. (Hüttenw.) ein 














— 10) Knüppelbrüde nad dem Knotenſyſtem. hölzerner Gang, welcher vom Erdboden zu der Oeffnung 


Dieje zuerſt alaganz Heine Parkbrücke aufder Gartenbau— 
ausjtellung zu Hamburg 1869 aufgetauchteKonftruftions- 
form eignet jich jowohl für Nothbrüden als auch ganz vor— 


züglich für Zierbrüden in Barts x. Der Herausgeber bat | 


deshalb das Syitem weiter ausgebildet. Fig. 699 ſtellt 
eine ſolche B. in Heinen Dimenjionen (bis zu 5m. Spans 
nung auf der Linie a b) aus 6 etwa 3 ın. fangen Lang— 
u. 3 Querträgern zuiammengejtedt, dar; Fig. 1000 eine 
dergl. bis zu 10 m. Spannung anwendbar, aus 10 etwa 


5 m. langen Lang- und 5 Querträgern zufammengeftedt. | 


Die Hölzer erhalten weder Klauen noch 
Blattungen und dergl., jondern bleiben 
rumd u. voll u. werden gar nicht oder nur 
durch Klammern aneinander befeitigt. 
Blos dieKnacken unterden unterjten Quer— 
trägern werden genagelt. Während der bei 
einer B. von 10 m. Spannung etwa ſechs 
Stunden dauernden Aufitellung iſt eine 
Stügung durch Böde, auf Nähnen, durch 
Pfähle oder dgl. an den mit punftirten 
Linien bezeichneten Stellen nöthig; will 
man die B. mit einem Geländer verſehen, — 
jo läßt man einfach die Enden der Lüngs— 
träger etwas länger und befejtigt das Ge— 
länder an dieſe. 

VIII. Yeithetifdes Brüdenbaues. Da 
dieB.n hauptjächlich dem Bedürfnisdienen, 
jojteht die Erfüllung äfthetiicher Anfor— 
derungen bei ihnen eigentlid in zweiter Linie. Den: 
noch bejtätigt ſich gerade hier recht augenfällig die Wahr: 





heit des Sabes: jobald ein Bauwerk in jeder Bes 
ziehung wahrhaft zweckmäßig ift, ift es auch ſchön. Eine 
genau nach den Bejegen der Feſtigkeit u. Zweckmäßigkeit, 


wenn aud) ohne unnügen Koſtenaufwand, doch ebenjv ohne 
übertriebene Sparjamteit fonjtruirte B. wird in ihren 
Maſſenverhältniſſen jtet8 angenehm wirten. In Bezug 
auf Einzelheiten kann man eineangenehme Wirkung durch 
ein hübſches Geländer, einen graziös profilirten Kron— 
jims ꝛc. bald erreichen, Berziert man nun nod) die Eins 
gänge durch Bortale, wie es die Römer jajt jtets thaten, 
ſJ. Fig. 847, u. wozu die erhöhten Pfeiler der Kettenbrüden 


ig. 999 u. 1000. Anllvpelbrucke nach dem Stnoteniyftem. 





ſowie der Bitter: und Röhrenbrüden die befte Gelegenbeit | 


bieten, ſ. Fig. 877, 895, 900, 998, jo kann man die An— 
nebhmlichkeit der Gejtaltung zum Amponirenden fteigern. 


Im allgemeinen jedoch jollte man bei den B.n nicht zu ſehr 


nach Hervorhebung des Kräftigen ftreben; cher präge fid) 
in dem ihnen zu gebenden Charakter die leichte Beſiegung 
der Schwierigkeiten durch richtige Erwägung der Mittel 
aus; Schwerfälligteit iſt möglichit zu vermeiden. Kleine 
B.n, z.B. Zierbrüden in Gärten, müſſen durchaus leicht 
u. fönnen ſogar ſehr zierlich geftaltet werden ; ein ſehr nahe— 
liegendes Mittel ijt die Berwendung rohen Aſtholzes zu 


den Beländern, ja auch zu Streben und anderen Konſtruk— 


tionstheilen; doch jollte man niemals darin jo weit geben, | 


daß der baulidye Charakter derjelben dabei gänzlich ver: 
leugnet wird. 

1X. Brüde als Emblem u, Attribut. Die Königin 
von Saba wird vor einer. fnicend dargeitellt, welche aus 
dent Baum des Paradiejes gezimmert iſt. Hier deutet die 
B. auf die Buße als Uebergang von der Sünde zum ewigen 
Leben über die Kluft der VBerdammnis,. Bei St. Johann 
von Nepomuf iſt die B. Märtyrerzeichen und, weil erjeiner 
Verſchwiegenheit wegen von der B. hinabgeftürgt ward, 
zugleich Symbol der Verſchwiegenheit. Mehrin M.M. a.W. 

B. Brũtke in anderer Bedeutung. 1. (Steinm.), val. 
d. Art. Bank VI. — 2. (Kriegsb.), beim Batteriebau f. v. 
w. Bettung (j. d. 3.), doch auch j. v. tw. hölzerne Auffahrt. 
— 3. ſ. v. w. Pioitenjuhboden od. Bohlenbeleg, in Oeſter— 
reich namentlich für die Bohlenbelege in Pferdeſtällen ge⸗ 


des hohen Ofens führt. — 5. Auch Brüknng (Mühlenw.), 
4—5 ſtarle Hölzer, welche bis an den Boden der Säge— 
wühle in ſchräger Lage liegen, um die Baumjtämme hinauf 
zu zichen. — 6. (Stellm.) bei einem Bauernwagen ein 
Stüd Holz, weldhes auf den beiden Armen des vordern 
ı Wagens liegt und worauf der Langwagen rubt. — 7. Bei 
verſchiedenen Werkzeugen cin horizontaler Riegel od. Steg. 
— 8, An Preſſen ein ſtarker Riegel zwiichen den Seiten- 
wänden, in der Mitte mit einem Loch, durch welches die 
Büchſe gebt. — 9. Bei Feuerungen; j. d. Art. Feuerbrücke. 














— 10, Bei der Brüdenwäge (j. d.) die Tafel, auf welche 
die Laſt gelegt wird, [Ms.] 

rüdenanker, m., frz. tirant de pont, engl. bridge- 
tie, 1. bei Jochbrüden die auf den Holmen ruhende, von 
einem Joch zum andern greifende Zange, welche die Joche 
zuſammenhält, damit die Brüdenbalten von ihrer Auflage 
nicht abgleiten ; hier u. da heißen aud) die Holme jelbit jo, 
engl. bridge-tiebeam. — 2. Bei überbauten Holzbrüden 
die Zangen, welche die beiden Wände unter dem Dach ver: 
anfern. — 3. frj. ancre de pont, engl. bridge-anchor. 
Bei Schifibriiden und Fähren die die betreffenden Fahr: 
zeuge haltenden Anter. 

Brükenauge,n., Brükenlod, n., fr3.oeildepont,engl. 
scupper-hole in the spandrel, bridge-eye, jonennt man 
Oeffnungen von freisrunder Form, welche bei Bogenbrüf: 
ten durch die ganze Brüdenbreite zwiſchen dem Kronjims 
und dem Bognenjchenfel durchgehen ; man erleichtert damit 
die Laſt des Oberbaues u. befördert bei hohem Waſſerſtand 
den Abfluß; jelbit wo hoher Waflerftand nicht zu befürchten, 
ratben Manche, Brüdenaugen anzubringen, um das durd) 
die Fahrbahn eindringende Regenwafjer ableiten zu kön: 
nen; ſ. jedoch d. Art. Brüde A.V.2,B.b. ee, 

Brükenbahn, f., Brükcufraße, jrz.tablier m. dupont, 
voie f. de pont, plate-forme, aire f. d'un pont, engl. 
bridge-road, ne latform ofa bridge, die obere Fläche, 
Fahrbahn auf Brüden (ſ. d.). 

Brückenbalken, m., auc Brühenbaum, Orüdenruthe, 
Eunsbanm, Mraßenträger c. genannt, fra.travon, longeron, 
m., poutre f. de pont, engl. bridge-beam, balk, baulk, 


Lirder, die Hauptbalten einer Holzbrüde, liegen meiſt 


langbin unter der Brüdenbahn; aus ihrer freitragenden 
Länge bejtimmt fich ihre Stärke und, wenn fie nicht ganz 
unbejchlagen bleiben, ihre Form jowie etwa die ihnen zu 
nebende Verjtärtung. Darüber val. d. Art. Balken; iiber 
ihre Berwendung vgl. d. Art. Brüde A. V. 2.C. 
Brürkenbau, m., 1. Bau fejter Brüden, fri.construc- 
tion de ponts, engl. bridge-building. — 2. Bau beweg⸗ 
liher Brücken, bei. der Schiffbrüden, frz. construction 
d’un pont de pontons, engl.laying, forming, formation 





'ofbridges, j. d. Art. Brüde. 


Brürkenbeleg, Brücenbelag, m., Srükendielung, Brüden- 


Brücken boch 


534 Brükenmwäge 


deckt, — plancher d'un pont, engl. flooring, road-| Brürktenkopf, m., frz. tötedepont,engl.bridge-head, 
covering (planking). Er beſteht bei Holzbrüden meift aus | 1. Feſtungswerk od. Verſchanzung vor der Brücke, welche 











Planen, Pfoften u. dgl., oft auch aus großen Steinen od. 
Eijenplatten; j. übr. Brüde, 

Brückenbock, m., fra.chevalet, engl. trestle; ſ. d. Art. 
Brüde 5.A. VII. 3. — Manunterfcheidet Böde mit feiter 
Klappe, engl. common trestle, und Böde mit beweglicher 
Kappe, frz. chevalet a chapeau mobile, engl. elevating- 
trestle, aljo zum Abnchmen des Holms, zum Auseinander⸗ 
nehmen eingerichtet. 

Brürkenbogen, m., ir}. arche f. d'un pont, engl.arch 
ofa bridge; j. d. Art. Brüde V. 2. B., u. Bogen. 


‚de * engl.bridge pier; ſ. Brücke A.II.3. IV.u.V.3. 


| den Schuß u. die Deckung des Brüdenzugangs zum Zwech 
' hat. — 2. Ueberhaupt das Ende einer Brüde. 
Brükenöffnung, f., ſ. Brücdenfeld 2. 
Srürkenpfahl, m., fr}. pilot, pilotis, m., engl. bridge- 
ile, Riahl einer Pfahl oder Jochbrüde; ſ. den Art. 
Brüde A.V. 2.0.2. 
Brürenpfeiler, m., fr}. pied-droit, pilier, m., pile f. 


rücdenpfeilerkopf, m., Pfeilerhaupt, fr}. bec, enal. 


| starling, iſt entweder Vorhaupt, Kronpfeilertopf, franz. 


Brürkenbohle, f., franz. madrier, m., engl. flooring- | avant-beec, engl. cutwater, fore-starling, d.h. jtromauf: 


plank, Bohle zum Brücdenbeleg. 
Srürkenboot, n., j. Bonton und Schiffbrüde. 


wärts an die Pfeiler angebaut, oder Hinterhaupt, Thal: 
pfeilerkopf, Pieilerjterz, arriere-bec, engl. back-starling, 


Brürendurdlaf, m., frz. coupure f. d’un pont, engl. | tail-starling, d. h. jtromabwärts gerichtete Verlängerung 
cut or opening fort the passage, Oeffnung einer Brüde | des Pfeilers. 


zum Durchlaſſen der Schiffe ze.; ſ. Brüde A. VI. 2,3 x. 
Brürenfeld, n., 1. j. v. w. Brüdenjod) (j.d. 2.). — 

2, Richtiger Brükenöffnnng gen., frz. ouverturedetravee, 

Lichtenöffnung zwijchen je 2 Pfeilern, ſ. d. Art. Brüde. 
Srürenflügel, m., frz. aile, f.,aileron, m., engl. wing, 


1. Ausweitung der Bridenbahn an beiden Enden zum 





I 


Fig. 1001. Brüdenthor zu Prag. 


Anſchluß andie Strafe. — 2. fr3.murenaile, engl. wing- 
wall, j. v. w. Flügelmauer oder Widerlagsflügel, bei höl- 
zernen Brüden, auch wohl Brükenfdälung genannt; j. auch 
Flügelmauer und Brüde V.2.B.b. ii. 

Brükengeländer, n., j. Geländer. 

Brürmenglied, n., frz. pontee, f., engl. floating pier, 
bei Kricgsbrüden, be. bei Schiffbrüden, dasjelbe, was bei 
feften Brücken Brüdenjtrede (ſ. d. unter Brückenjoch 2) ift, 
nämlich eine der Abteilungen der Brüde, jamt den zuge— 
hörigen Unterlagen, alfo 2 halben Schiffen od. eine Unter: 
lage nebjt einer anliegenden Brüdenipannung. 

Brürkenhelm, Srükenholm, m., j. v. w. Holm eines 
Brückenjochs; j. unter Brüde A. V.2.C. e. 

Brückenjoch, 1. frz. palde de pont, engl. pile-pier, 
auch Brükenwand aen., j. v. w. hölzerner Brüdenpfeiler, 
j. Brüde A. V. 2. C. e. — 2. Auch Brühenglied, Jochfeld, 
Srücenfrcke, jr}. travde, engl. bay, ſ. v. w. Abtheilung 
einer Brüde, beſtehend aus zwei halben Pfeilern u. einer 
Oeffnung; vgl. d. Art. Brüde und Jod). 

Brükenkahn, m., j. Bonton, 

Brürenklappe, f., frz. tablier, m., trappe, f., engl. 
leaf, flap, die Aufzugstlappe einer Zug- od. Klappbrüde; 
j. d. Art. Brüde A. VI. 


‚dung einer Brüde; j. d. Art. a 





Brüdenrof, m., Pfahlroſt oder Schwellroft zur Grün: 

u. Brüde A.V. 4. 
GBrückenſchanze, f., j.v.w. fleiner Brücdentopf (j.d.1.). 
Brückenfdiene, f., jvanz. rail m. en U inverse, engl. 

bfidge-rail, hohle Schiene, ſ. d. Urt. Eiſenbahnſchiene. 

Brückenſchlag, m., j. v. w. Brüdenbau 2. 

Brückenſchwelle, f., Saumbol;,n., fußrähm, m.. 
frz. garde-pave, engl. curb-beam. hölzerne 
Schwellen, meift 15—18cm. ins I ſtark, welchezu 
beiden Seiten des Fahrwegs auf die Brüdenbabn 
einer hölzernen Brücke bejejtigt werden, um die 
Fahrbahn vom Fußweg gi trennen ; der Zwiſchen⸗ 
raum zwijchen beiden B.n, d. h. die Fahrbahn, 
wird meift mit Kies, Schotter oder Pflaſter aus: 
geführt. 

Brürkenfpannung, f., frz. portée, f. de travee, 
engl. span of a bridge, das Mäh des Brüden- 
jeldes, aljo die Entfernung zwiſchen je zwei Pfei— 
lern einer Brüde. Man unterfcheidet B. von Mitte 
zu Mitte, auch B. ſchlechthin oder Jochſpannung 
gen., u.B. im Lichten, fr3.ouverturedela travee, 
engl. width ofthebay, aud) Brüdenöffnung gen ; 
j. Brüdenfeld 2. 

Brürkenfteg, m., frz. pontet, engl. foot-bridge, 
feine, blos für Fußgänger beitimmte Brüde, 1—2 
m. breit, oft nur an einer Seite mit Geländer ver: 
jehen. Bei Waſſermühlen befindet fich in der Regel 
ein folcher Hinter dem Grieswerk, oberhalb der 
Abſchußdecke, ſowohl zurKommunilation ala aud 
zum Aufzichen der Schüpen. 

Brürkenfelle, £., fr}. emplacement m. d’un 
ı pont, engl. site of a bridge, Bauftelle für eine Brüde. 

' Brürenthurm, m., mittelalterliche Form der Brüden: 
föpfe. Dieje VBertheidigung des Brüdenzuganges beſtand 
meift in einem Thurm, unter dem ſich das Brückenthor be- 
‚fand, weldiem eine Zugbrüde zugleich als Thorflügel 
diente; oft ſind es auch zwei Thürme, zwiſchen denen ſich 
das Brückenthor öffnet, wie z. B. in Prag; ſ. Fig. 1001. 
Brürkentramen oder Itrehbalken, m., bei Holzbrüden 
(Bimm.), j. d. Art. Brüde A. V. 2.C., Brüdenbalten ıc. 
Brürkenunterlage, f., Brüchenſtühe, frz. corps m. de 
support, corps-support, engl. support, supporting 
| body, allgemeinerAusdrud fürdiedenBrüdenbautragen: 
den Stüßen, feien fie nun Pfeiler, Pfahljoche, Böde, hurz 
ftehende Stüßen, frz. support fixe, engl. fixed pier, oder 
ihwimmende Körper, wie Schiffe, Kaͤſten, Cylinder xc., 
it3. support flottant, engl. floating pier. 
Brükenwäge, Manthwäge, IMrakenwäge, Tafelwäge, f., 
frz. balance f. a bascule, balance-bascule, f., pont m. & 
bascule, engl. weigh-bridge, iſt eine aus mehreren, meiit 
zwei Hebeln nebjt Zubehör beſtehende Borrichtung, auf 
welcher mittel Heiner Gewichte große Laſten (in der Regel 
das Zehn⸗-, auch das Hundertfacheder Gewichte) abgewogen 
| werden können. In Fig. 1002 u. 1003 ift die fogenannte 


Brüdenweite 535 Brunirſtahl 











Drehpunkt in F u. iſt mit dem erſten Hebel durch die Zug: | bruhen, trani. 3. (Schiffb.), ſJ. v. 
ftange G L verbunden, die ebene Platte A B (Brücke, frz. | w. falfatern. 
tablier, plateau, engl. table), zu Aufnahme der zu wäs) Brühl, auch Srühel, Brick, m., frz. 
gendenKörper bejtimmt, ſtützt ſich einerjeits auf die Schnei= | breuil, ın., ital. broglio, lat. bro- 
den E, die auf den beiden Zweigen der Babel FG fid) bes | lium, Sumpf oder niedrig gelegenes 
finden, anderjeits ift fie durch die Zugitange K H mittels Terrain, daher audyeine auf Sumpf- 
der vertikalen, feit mit der Brüde verbundenen Wand BC | boden angelegte Straße, * 
u. ber ſchrägen Strebe C D an den Hebel LNeangehängt. Bruhne, f. (Schiffb.), die unterſte 
Die einzelnen Theile fönnen ihren Gewichten nad) jo ab— 

suchen jein, daß bei unbelafteter Wäge der Zug der leeren Arm 

ägichale dem Zug aufder andern Seite des Drebpunftes 
M das Bleichgewicht Hält, od. man bringt zur Ausgleichung — 
ein verſchiebbares Gewicht auf MN an. Die Horizontal: | Fig. 1002. 
itellung des Hebels LN erfennt man am Beiger be, da- F 
———— ſich eine hebelarti — Sind num | 
die beiden Abichnitte MK u. KL auf dem kürzeren Arın | 
des Hebels LN proportional den beiden Abſchnitten FE | 
u. EG auf dem zweiten ee FG, ift aljoML:MK— | 
FG:FE, jo wirft die auf eine beliebige Stelle 
der Brücke aufgejegte Laft ebenjo, ala wenn fie 
an die dem Drehpunft ded oberen Hebels zu— 
nächit befindliche Zugitange KH angehängt 
wäre, Hieraus geht Folgendes hervor: die auf 
die Brüde gelegte Laſt Qbringe inEden Drud — = | 
x hervor, dann ift der Zug in der Zugitange —* 7 ren! 
KH=Q—x, folglichdas Moment des Zuges — 8 — — 
in Bezug auf U — (Q—x).MK. Der Druck — SER RE * 
9 Fig. 1008. Zu Art. Brückenwäge. 


x in E bringt ferner in der Zugftange LG den 
Zugx hervor, diejer hat in Bezug auf Mdas Moment ride Vordes auf dem flachen Boden eines Fluß⸗ 
FE i , . _ Bruising-mill, s., engl., Duetihmühle, Schrotmühle. 
HG ML. ®irft nun inN (d. i. auf der Wägichale) | —— v. * —— Metall überhitzen. 
icht: P. — rülerie, f.,13., Brennerei, Branntweinbrennerei (j.d.). 
das Gewicht P, jo folgt für das Gleichgewicht: P.MN  Bral eur, m., fra.,1.. iv. — 
Q.MK+x(—,:.ML—MK). Brülot, m.,fr;.,1.&laspolirjtein. —2. Brander(j.d.). 
FG ee I — 1; 
:MK=FG:FE.pift — .ML=MK rumofen, m. (Meifingw.), j. Brennofen 5. 
Sn nun ML ſoiſ— FG brun, adj., frz., braun; brünatre, adj., bräunlich, 
unddaerP.MN=Q.MK — blafbraun. 
Findet diefe Bedingung ftatt, fobleibt die Brüde aud) in) Brune, f. (Schiffb.), verm. verdorben aus Brunnen; 
der —— ſtets mit ſich parallel, Verſchlag im Schiffsraum, wohin man eingedrungenes 
Soll die B. nun eine Dezimalwäge ſein, d. b. ſoll Seewaſſer durch Rinnen leitet, um es dort auszupumpen. 
jedes wägende Gewicht einer zehnfachen Yajt das Gleih: | Brünings Tachometer, n., ſ. Tachometer. 
gewicht halten, jo muß der längere Hebeların des oberen | bruniren oder brüniren, trani. 3., frz. brunir, engl, 
— die zehnfache Länge vom kurzen Abſchnitt des kurzen to brunish, d. h. Glätten, vᷣoliren von Metallarbeiten: 





















FE 





rmes haben, d. i. MN=10.MK jein. [Schi.) geichieht wie folgt: man taucht Blutjtein in ein mit Wein⸗ 
Brüdenweite, f., j. Brüdenipannung. eſſig gejäuertes Waſſer u. reibt damit das Stüc ſtets in 
Brüchenzeug, n., Benennung des deutichen Stahls im | derjelben Linie hin u. her, bis e8 ſchöne Politur u. metal: 


Handel. liſchen Glanz zeigt, wäjcht es dann mit faltem Wafler, 
Brürkenzug, Brükentrain, m., Brücenequipage , f., frz. | wiſcht es mit feiner Leinwand ab u. trodnet es langjam 
€quipage m. de pont, train m. de pont, engl. bridge- | über einer®fanne mit glühenden Kohlen. — 2. frz. bronzer 
train, bridge-equipment, Benennung fr das gejamte | le fer, engl. to brown the iron, f. v. w. braun beizen 
Material, welches von Armeen, behufs Heritellung von | (}.d.).— Ein weiteres Verfahren ift folgendes: Man löftin 
Feld: oder Kriegsbrüden, mitgeführt wird. 4Gewichtsth. Waſſer 2 TH. kryitallifirtes Eifendylorid, 
Brückrad, n., Brühfheibe, f., Rad oder Scheibe zum 2 Th. möglichit neutrales Antimondlorid u. 1 Th. Gerb: 
Aufwinden der Kette bei Zugbrücken. j fäure auf u. ftreicht diefe Löſung mittels eines Schwammes 
Brürkthor, n., bei Eijenbahnen, ſ. Brüde A. I. 3.c. | od. Lappens auf die blanfe Eifenoberfläche, worauf man 
Brüknng, £., 1. der Boden unterjchlächtiger Mühlges | den Anjtrid) an der Luft trodnen läht. Das Berfahren 
tinne;erijtabgepflajtert u.in diejesPflafter alle0,,— 2m. | wird jo oft wiederholt, his die Färbung dunfel genug ift; 
ein Duerbalten eingelegt. — 2. Auch Berükung gen. Der | dann wäſcht man mit Waffer, trodnet mit Qappen ab und 
Fußboden eines Perdeitalles, wenn er auf Lagerhölzern | reibt die Fläche zulept mit etwas Oel ein. [Schw.) 
mit Bohlen belegt ift, unter denen jid) abhängiges Pflaſter Brunirſtahl, m., frz. brunissoir en acier, engl. bur- 
befindet; die Bohlen der B. werden durchbohrt u. fie bietet | nisher, ital. brunitojo , auch Gerbeflahl (Stahlarb.), Wert: 
den Pferden allerdings einen immer trodenen, aber beim | zeug zum Poliren der Stahlwären in Form eines platten 


Brunnen 


Stahls od. einer Feile, Brunirfeile, Polirfeile, frz. brunis- 
soir, enal. burnishing-file. 
Brunirfein, m., Polirflein, m., frz. brunissoir m. en 











36 
Berumreinigung durch Tagewajjer zu ichüügen, umgiebt 
man die Umfaſſung des Keſſels mit ciner zweiten Mauer 
in 20— 40 em. Abſtand von der eriteren und füllt den 


Brunnen 





Zwiſchenraum mit Thon aus (Thonkammer). Soll der 
N. nicht an der Stelle benußt werden, wo er entipringt, jo 
führt man das Waſſer aus dem Brunnenkeſſel nach dem 
Beitimmungsert mittels einer Nöhrfahrt (Brunnenleitung) 
fort. Die Röhren müſſen mindejtens 1 m. tief in der Erde 
liegen, den gehörigen Fall haben u. am Einfluß mit einem 
Sieb verſehen jein, um Unreinigkeit abzuhalten, Am 
Ende der Röhrfahrt wird ein Röhrſtück, der Bruuneufloc, 
Poſt, ſentrecht auigejtellt, in welchem das zuquellende Waſſer 
bis zum Auslauf aufſteigt. Die gebohrten B. werden in 
der Regel von Brunuenmader bergeitellt; hierzu muß zus 
nächit dieunterirdiiche SuelleiBrunuenaderigejucht werden, 
durch Bohren od. Braben, welches man unter dem berg: 
| männiichen Ausdruck Abteufen zuſammenfaßt. Eoll der 

Brunne, Pronne, f. (Beramannsipr.), die mit dem | B. geqraben werden, was meiit ein Brunuengräber, frz. 
Bergeijen und Fäuitel auf das Gejtein zu machenden | fontainier, sondeur, engl. well-sinker, beiorgt, jo muß 
Heinen Kerbe oder Ritze, auf denen man weiter arbeitet. man das Loch (Die Brunneugrnbe) über den Durchmeſſer, 
Brunnen, m., 1. frz. puits, 
engl. spring, well, ital. pozzo, 
ipan.pozo,fuente, lat.puteus, 
eine Vertiefung in der Erde, 
aus der das Waſſer entiweder 
don ſelbſt hervorquillt od. durd) 
Kunſt herausgejogen wird. 
Die erfteren find natürliche B. 
und Ducellen, auch hier und da 
Springbrumnen genannt, die 
letzteren gejuchte oder Bohr: 
brunnen. Dat ſich herausge— 
jtellt, da das Waſſer eines 
nalürlichen B.8 zum Trinken 
gerignetift, jo wird nachgegra⸗ 
ben, um zu unterjuchen, ob die 
Quelle gebörige Stärke hat, u. 


pierre, engl. burnishing-stone. Zum Boliren der Metalle 
(j. Bruniren 1) dient meist Achat od, Blutitein; j. betr. Art. 











Te — 


ig. 1004. Yu Art, Brummen. 


ig. 100». 





rrig- 1006. Yu Art, Brunnck Ara. le 
fiedann miteinerMauereingefaht. So entſteht eingrunnen- welcden man dem B. geben will, noch um reichlich die 
keffel, den man auch wohl das Brunnenhaus, Brunnenftube, , doppelte Stärke der Brunuenmaner erweitern, um binter 
irj.maisonnette, regard, tour.de puits.cngl.well-house, | die letztere noch eine Schicht Thon einranımen zu fünnen. 
über die Erde fortführt und mit einem Dadı (Brunnendah, Das lodere Erdreich wird in Nörben berausgeboben , bri 
frz. toit de puits, engl. well-roof)bededt. Um den B. vor | gröherer Tiefe mit dem Haſpel zu Tage gefördert. Kommt 


Brunnen 
man beim Graben auf Felien, jo muß man denjelben 
fprengen. Hat das Erdreid) der Grubenwände genügende 
Feſtigkeit, ſo kann man ohne Stügung desfelben, bei un- 
genügender Feſtigleit aber nur, indem man dasjelbe ab- 
jpreizt od. ausfteift, bis zu Erlangunggenügenden Waſſer⸗ 
jtandes graben. Das Abjpreizen geichieht, indem man 
an die Wand der Brunnengrube Breter aufrecht anlegt 
und zwifchen je zwei einander gencenüberjtehende Breter 
Spreizen einbringt. Das Ausfteifen durch fteilftehende 
Schrägſtützen wird angewendet, wenn einzelne Stellen der 
Wandungen unficher En Fer Wenn ich etwa inder Tiefe 
jchädliche Gaſe zeigen, jo muß man die Luft in der Brun— 
nengrube durch hineingeworfene brennende Schwärmer 
od. hinabgelafjene Feuerförbe reinigen. Hierauf wird die 
Brunnenmauer, auf einem nad der Weite des B.3 aus 
Bohlen zujammengefügten Brunnenkran, aus Ziegeln od. 
Bruchſteinen in Lehm od. Moos od. auch wohl ohne alles 
Bindemittel (troden) aufgeführt und mit Thon hinter: 
ſtopft. Iſt das Erdreich, welches die Brunnengrube um: 
giebt, nicht feit genug, wie z. B. Triebjand, oder ift das 
Eindringen von Obergrundwafjer zu gewärtigen, jo gräbt 
man zuerjt blos einige Fuß tief, ſoweit es eben des Erd- 
reichs TERM ER: oder joweit nod) fein Waſſer von 
den Seiten eindringt. Auf dem geebneten Grund wirdnun 
der Brunnenkranz od. auch wohl ein Grundring von Eichen⸗ 
boblen gelegt (j. Fig. 1004), der bei a mit Eijen bejchlagen 
ift. Darauf wird die Brunnenmauer mit Cement aufge- 
führt, wobei man vier eiferne Bolzen b lothredht mit ver— 
mauert. Indem man nun, wie beie angedeutet, unten das 
Erdreich entfernt, jenttfich das Mauerwerfherunter; dann 
wird oben wieder fortgemauert und das Senten jo lange 
wiederholt, bis der B. tief genug ift, und dann weiter aufs 
gemauert. Dabei dienen die Ankerbolzen bgleichzeitig als 
Hängeeifen zu Erhaltung einer gleihmäßigen Einjenfung. 
Das Ausheben des Bodens geſchieht meist mit Schaufel 
u. Spaten, bei zu hohem Waſſerſtand mit Schöpfichaufeln. 
Statt des Grabens fann man aber, wie erwähnt, auch 
mittels des Bohrens die Brunnengrube beritellen. Sowohl 
hierzu als zu dem NAusheben des Bodens unterdem Mauer: 
wert, welches ſich jenfen joll, ift der in Fig. 1005 u. 1006 
in '/,, natürlicher Größe dargeitellte Trichterbohrer aus 
1°"/, mm. jtarfem Eiſenblech jehr zweckmäßig. B find an— 
genietete Bügel, C eine tannene Stange; B ijt um e dreh— 
bar. Beim Bohren wird C* bis B’ gedreht und die Hülje 
f über B gefchoben. cc ift eine Lederklappe, die den Schli 
bb verichließt. Der Bohrer wird inden Sand eingedrüdt 
und in der Richtung des Pfeils gedrebt; dabei jchneidet b 





in den Sand ein und diejer dringt in den Trichter; die Ars | 


beiter ſtehen aufeinem Gerüftüberder Grube, Das Bohren 
der B. erfolgt auch wohl mit großen Anbrehbohrern (j.d.), 
aud) Brunnenbohrer genannt. Vgl. auch d. Art. Arteſiſcher 
Brunnen, Bergbohrer, Endbohrer, Erdbohrer ıc. 

In Fig. 1007 ijt eine Vorrichtung zu Benupung eines 
ähnlichen Bohrers dargeitellt. A ift der halbenlindrijche, 
unten mit einer Schneide verjehene Bohrer, welcher mittels 
der Stange B durd) ein Seil D innerhalb eines Dreifußes 
aufgehängt ift. Die Ausführung der Arbeit ift aus der 
Abbildung leicht verſtändlich. — Bei jehr tiefen B. legt 
man wohl auch Dunftzüge hinter der Ummauerung an. 
Hat die Brunnenmauer das Erdniveau erreicht, jo iſt der 
eigentliche Brunnenbau vollendet. Soll eine Bumpedarin 
eingefegt werden, jo müffen in der Mauer einige Qöcher 
übers Kreuz gelafjen werden, um bei etwaiger Reparatur 
hinunterſteigen zufönnen. Der Bedarf des Materials für 


Brunnenmauern auf einen fteigenden m. bei 1,,0m.Lichtens | 


weite iſt: beid3 cm. Stärfe3"/, cbm. Bruchiteine, ?/, cbm. 

Kalt od. '/, cbm. Gement; 520 Stüd Ziegel große Form, 

’/, cbm., Kall oder "/,„ cbm. Gement; 560 Stüd Ziegel 

Heine form, */,, cbm. Kalk oder '/,, cbm. Gement; von 

Formziegeln, große form, 521 Stüd, ’/, cbm. Kalt, '/,, 

cbm. Gement; von Formziegeln, mittlere ;yorm, 616 Stüd, 
Mothes, Illuſtr. Bau-Lexikon. 4. Aufl, I. 


537 


| cbm. Kalt, 1/ , cbm. Cement. Bei 2m. Fichtenweite: 


Brunnen \ 








von Bruchiteinen mit 43 cm. Stärke, 4”/, cbm. Steine, 
1 cbm. Mörtel od. "/, cbm. Cement; von Ziegeln, große 
Form, 700 Stüd, */,, ebm. Kalt, */, cbm. Gement; von 
Biegeln, mittlere Form, 820 Stüd, "/, cebm. Kalt od. '/, 
ebm. Gement; von Formziegeln, große Form, 794 Stüd, 
"/g ebm. Kalt oder */, cbm. Gement; von Formziegeln, 
mittlere Form, 825 St.,*/, cbm. Kalt od.Y/, cbm.Gement. 

Nach Bejtaltung des Oberbaues, ſowie nad den verjchie- 
denen Vorrichtungen zur Emporhebung des Waſſers, theilt 
man die B. ein wie folgt: 

A. Icöpfbrunnen (Zich-, Galgbrunnen), engl. draw- 
well. a) Radbrunnen frz. puitsäroue, wo das Waſſer 
durch Treibung eines Rades (Brunnenrad) geichöpft wird, 
das in einen Drehling greift, der an einer Welle od. Rolle 
befejtigt ift, worüber zwei Eimer an fetten oder Seilen 

eben, b) Ziehbrunnen mit Scheibe, Flaſchenzug ꝛc., 
| ——— a poules; hier hängt an dem Holm eines hoben, 
aus zwei, oben durch eben genen Holm verbundenen Säulen 
beitehenden Gerüſtes oder fonjtwie über der Brunnen» 
öffnung ein Kloben, und über denfelben läuft ein Seil od. 
eine Kette, an deren Enden die Brunneneimer angehängt 
find und abwechjelnd heruntergeben, welche aber auch 
in ähnlicher Weije nach dem Stockwerke eines Gebäudes 
binaufgezogen werben fönnen. e)Schwengelbrunnen, 
fra. puits A bras, a levier (Plumpe), blos bei feichten B. 
ftatthaft, miteiner aufrecht jtehenden Säule (Brunnenfänle), 
auf welcher fich in der Brunnenfchere mittels eincs Bolzens 
ein langer Schwengel (Brunnenrnthe, Püttfhwengel) bewegt. 
an dem Stangen, unten mit einem Eimer, in die Oeffnun 
des B.s hängen. Das Aufzichen des Eimers wird dadur 
erleichtert, daf der Schwengel am hinteren Ende ſchwerer 
ift ald am vorderen. d) Hafpelbrunnen, n., puitsä 
‚treuil, engl. windlass-well. Das Aufziehen der Eimer 
mittels eines Haſpels ift zwar leicht, aber ſehr zeitraubend. 
| B. Pumpbrunnen, frz. puits apompe, engl. pump-well. 
Die in den B. eingelegte Hebevorrichtung, die Bumpe, frz. 
pompe, engl. pump, lann verſchiedener Art ſein: a) Saug⸗ 
pumpe, eine 7—22 cm. weite Röhre, unten verſchloſſen, 
iſt inmitten des Bis mittels einer Berzimmerung befeitigt. 
In dieje Röhre wird ein genau bineinpafjender, hohl aus: 
gedrehter Eylinder von Eichenholz eingeftohen, auf den 
eine Klappe (Bentil) von Leder genagelt ift, die das durch 
eine 55 cm. vom Grund in die Röhre gebohrte Oeffnung 
tretende Waſſer in die Höhe läht umd ſich dann ſchließt, jo 
daß es nicht wieder hinab kann. Dieje Klappe hat oben 
einen eijernen Bügel, tworan fie bei vorfommenden Repa= 
raturen herausgezogen wird, Oberhalb des Ventils be— 
wegt ſich in der Röhre an einereifernen Stange (Ziehſtange) 
ein durchbohrter und ebenfalls mit lederner Klappe ver: 
ſehener hölgerner Stempel (Bumpentolben); auf die Hubs 
\ höhe desjelben ift die Röhre mit Kupfer gefüttert. Wird 
nun der Stempel mit der Ziehjtange durd) den in einer 
| Angel gehenden oder an ein Rab mitteld Krummzapfens 
ı befeftigten Srunnenfhwengel in die Höhe genen, jo ver: 
dünnt jich die über dem Waſſer befindliche Luft, das Waſſer 
jteigt in die Höhe, ſtößt die Ventilklappe auf, die ich, wenn 
das Waſſer bis zur Stempelflappe gelommen ift, wieder 
ſchließt; durd; wiederholtes Pumpen jteigt das Waſſer 
durch die Stempelflappe und fo fort bis zum Ausfluß. 
b) Eine neuere Art von Pumpbrunnen ſind die jog. 
amerikaniſchen, abeſſiniſchen Röohr-od. Ramm-— 
brunnen, welche ſich beſ. da empfehlen, wo ſchnelle An— 
lage eines B.s geboten iſt; vorausgeſetzt iſt dabei, daß das 
Waſſer ſich nicht tiefer als 7—R m. befindet oder doch ſo— 
| weit durch den Erddrud beraufgepreht wird, weil jonjt 
das Anjaugendesjelben nicht mehr möglich ift. Die Anlage 
eines jolchen B.8 beiteht darin, dah man ein dünnes jchmies 
deeiiernes Rohr allmählich unter Zufammenjchrauben bis 
zu gehöriger Tiefe in den Boden einrammt u. zulegt oben 
| mit einer Heinen Saugpumpe in Verbindung jept. Die 
68 


- 


Drunnenader 5 


38 Brunnenkranz 











Erfindung folher Rammbrunnen joll jchon 1831 von 
einem Techniker Heinrih Malm in Berlin, allerdings nur 
unter Anwendung hölzerner Röhren, gemacht worden, durch 
deſſen Ausiwanderung nad) Amerita gebracht u. dort ver: 
vollfommmet worden fein. Die Amerikaner nennen als 
Erfinder William Morton. Der Rohrbrunnen in jeiner 
gewöhnlichen Anordnung ist nicht fähig, Felſen oder feite 
Geſteine zu durchbrechen, wohl aber volltommen geeignet, 
in ſehr harte u. dichte Bodenarten einzudringen; auch durd) 
Kalfgerölle mit Kiefelfteinen kann er hindurch gebrad)t 
werden, u. jelbjt wenn feiner Sand in der wajjerführenden 
Schicht ſich befindet, ann man denfelben nod) gangbar er— 
halten. Das erſte Rohrjtüd wird miteinem fpigen Stahl: 
ſchuh verjchen und an das oberhalb der Erdoberfläche be= 
findliche Rohrende ein Muff od. eine Kluppe befejtigt, auf 
welche der Rammkloßz aufſchlägt, wobei man gleichzeitig 
das Rohr öfter etwas dreht; auf diefe Weife fann jelbjt 
feſtes Gejtein durchſtoßen werden. Sobald ein Rohrſtück 
bis aufeine gewifie Tiefe eingerammt worden ift, wird cin 
neues Stück angeichraubt und jolangein dieſer Weiſe fort: 
gefahren, bis die waſſerführende Schicht erreicht worden tit, 
worauf häufig das Wafjer jofort von ſelbſt zu Tage tritt. 
e) Drudpumpe; eine ſolche beſteht aus zwei, mittels 
einer dritten verbundenen Nöhren. In der einen kurzen 
Röhre, in welcher ſich das Ventil und der Stiefel mit dem 
Stempel befindet, tritt das Grundwaſſer heran; nadıdem 
ſich das Ventil geſchloſſen, drückt der Stempel das Waſſer 
durch eine im Stiefel befindliche Oeffnung in die Verbin: 
dungsröhre und durch diejelbe in die andere Röhre (Steig: 
röhre), in welcher es durch wiederholtes Bumpen bis zum 
Ausfluß in die Höhe fteigt. Näheres j. im Art. Pumpe. 
C. Springbrunnen, frz. fontaine montante, engl.spring- 
well, living fountain, ſpan. chorrito, lat. silamus, ital. 
saltadero, fann ein natürlicher oder künftlicyer fein. In 
bergigen Gegenden kann ein hochliegender Quell jid) durch 
die Erde durcharbeiten bis zu einer niedrigen Stelle und 
dann aus einer Oeffnung vermöge des bydrojtatiichen 
Druds indie Höhe ſpringen, j. ArteſiſcherB. ogpdas Waſſer 
wird durch unterirdifche Röhren in ein Thal Heleitet, oder 
es wird ein Druckwerk errichtet, welches das Waſſer zwingt, 
eine entſprechende Höhe anzunehmen; ſ. Springbrunnen. 
D. Sammelbrunnen, Ciſternen oder Bruuncukeſſel müſſen 
mindeſtens 1,,, m. unter der Erdoberfläche liegen u. werden 
in Lehm vermauert, die Lagerfugen durch Moos verdichtet. 
Dabei braucht man über obige Anfäpe für den Mörtel: 
bedarf auf jeden Kubikm. Mörtel "/, cbm. Lehm, */, cbm. 
dicht zuſammengedrücktes Moos; hingegen bei Quellbrun— 
nen,die in taltvermauertiwerden follen,auf Icbm. Mörtel 
!/, ebm. ungelöjchten Kalt u. */, cbm. Sand. Leber die 
bei. Einrichtung der Eifternen j.d. betr. Art. — 2.(Schiffb.) 
ſ.v.w Brune(f.d.). —3. frz.puits, m.‚engl.shaft(Striegsb.), 
in Minen ſ. v. w. Schacht, d. b. der vertifale Niedergang 
beim Minenbau, der meist in Form eines Rechtecks nieder: 
gejenkt wird, um von der erreichten Tiefe aus die hori— 
zontalen Gänge fortzutreiben oder auch friiche Wetter in 
bereits vorhandene Gänge zu bringen. — 4. Senkbrunnen, 
j.v.w.Sentgrube(j d.),—5.6ründungsbrunnen, j.Brunnen- 
aründung. — 6. Weihbrunnen ; in vielen fatbolischen Kirchen 
find in der Kirche jelbit oder im Kreuzgang bejondere B. 
angelegt, um das Weihwaſſer zu jchöpfen. Mehr ſ. in M. 
M.a.W. — 7. Reinigungsbrunnen finden fich in Vorhöfen 


der altchriftlichen Bafilifen und der Moscheen ; vgl. M. M. | 


a. W. — 8. Taufbruunen (j. d.). 
Brunnenader,f.Brunnenarm, m., Wafjerader ind. Erde, 
Brunnenberken, n., frz. bassin, engl. basin, ital. vasca, 

ipan. tomador, pilar, lat. Jabrum, crater, Batiin eines 

Springbrunnens oder natürlichen Brunnens. 
Brunnenbefchläge, m., richtiger Pumpenbeſchläge, 

j. Pumpe, 

Srunnenbohrer, m.,irz.drague, f. 1. Zum Bohren 


der Brunnenröhren: entweder als Hohlbohrer ges 





ftaltet(j.d. Art. Schnede u. Schrotbohrer) od.als Brunnen: 
meißel(.d.).—2. Zum Bohren der Brunnenkeſſel: 
gewöhnlich eine Stange mit feilfürmiger eiferner Spike, 
an welcher ein Leinwandſack mitgeichärftem Bügel befeitigt 
iſt; der Bohrer wird in das Erdreich geſtoßen und dann 
gedreht, wobei fich der Sad mit Erde füllt. Beſſer iſt der 
im Art. Brunnen bejchriebene Tridjterbohrer; vgl. aud) 
d. Art. Bergbohrer und Erdbohrer. 

Brunnenbüdjfe, £.,1. j. Brunnen u. Brunnenröhre, — 
2. ſ. v. w. Brunnenfranz. 

Brunnenbürſte, f., mit Werg bewidelter eiſerner Reifen 
zu Reinigung der Brunnenröhren. 

Brunnenderke, f. An jolden Orten, bei. in Preußen, 
wo man die Brunnenfejjel nicht bis zum Erdniveau auf: 
mauert, jondern ſchon 0,,,—1,4, ın. tiefer abdeckt, fon- 
ſtruirt man diefe Abdeckung meiſt aus Gußeiſen od. aus 

Hölzern, welche dicht neben einander gelegt werden, worauf 
man die Fugen mit Lchm und Moos dichte. Das ganze 
Verfahren iſt ungwedmähig. 

Srunnendeichfel, n., richtiger Brunnendeidel, n., ſ. v. 
w. Brunnenröhre (j. d.). 

Brunnendocke, f., frz. pied m. de fontaine, die Dode, 
der Mittelfuß einer Brunnenicale, 

Brunneneinfaffung, f., Oruuneubrüfung, f., Bruunen- 
mund, m., fr. tour m. de puits, rebord de puits, engl. 
border, ital. bocca di pozzo, ipan. pozal, die Einfafjung 
eines Brunnens über dem Boden. Die Römer ſtellten dieje 
B. meist in Geſtalt eines furzen Säulenftumpfs od. Altars 
von ca. 75—80 cm. Höhe aus Marmor oder gebranntem 
Thon her; fie hatten blos Zichbrunnen, jowohl bei Quell— 
als Sammelbrunnen. Die Venetianer gejtalteten die B. 
meiſt fapitälähnlich oder forbjörmig, gleich den Römern 
monolithiich; jpäter nahm fie faſt überall die Beitalt eines 
Baſſins oder einer Brüftung an u. bejtand alfo aus ein— 
zelnen Steinen, Bruunenrandfeinen, frz. margelle, f., engl. 
curbstone. Dan fann die B. natürlich auf manchfache 
Weife verzieren, oben wirdſie meiſt mit einem Klappdeckel 
von Holz oder Metall verjchen. In Deutichland find fie 

| größtentheil® den Brunnengehäuſen gewidyen, da man 
bier nur jelten noch Ziehbrunnen anwendet. 

Brunnenfahrt ‚f.,j.v. iv. Brunnenleitung; ſ. Brunnen. 
'  Brunnengehäufe, n.,iit die v. Stein. Eifen od. Bretern 
willkürlich geformteXertleidung, welche die aufrecht itebende 
Röhre eines mit einer Pumpe verjehenen Brunnens ums 
giebt und bei Reparatur abgehoben werden fann; fie be: 
fommt zwedinäßigerweije einen Steinjodel, 

Brunnengründung, f., frz. fondation sur puits, engl. 
pit-foundation. Bei ſchlechtem, auf große Tiefe unzuver— 
lälfigem Baugrund angewendet; ca. 5—6 m. von Mittel 
zu Mittelgräbt man brunnenartige runde Löcher u. mauert 
| diejelben ringförmig auf einer hölzernen , von Bohlen ge: 
ı bildeten Scheibe aus. Unter der Scheibe wirddas Erdreid) 
binweggegraben, jo dab ſich das Gemäuer aleihmähig 
| jenft; dann mauert man oben wieder fort u. fährt mit dem 
Verſenken jo lange fort, bis der Brunnen auf genügend 
ſeſtem Grund rubt; dann werden die einzelnen Brunnen 
zugewölbt oder mit Platten zugelegt und durd) Erdbogen 
verbunden; ſ. auch d. Art. Gründung und Sinhverf. 

Brunnenhaus, n., 1. j. v. w. Brunnenftube, ſ. d. Art. 
Brunnen. — 2. Umeinen Brunnen erbautes Häuschen, in 
Kreuzgängen ziemlich häufig, meiſt alsWaſchſtätte dienend. 

Brunnenkaſten, m., 1. Auskleidung eines Brunnens 
mit Holz, ſtatt mit Mauerung, iſt entſchieden zu wider: 
rathen. — 2. frʒ. regard, ſpan. lumbrera, lat. castellum, 
'j.v. w. Brunnenfammer; j.d. Art. Brunnen. — 3. Auch 
| Brunnentrog, frz. bac, m., ipan. tomador, pilar, j. v. w. 
‚ Röhrtrog (j. d.). 

Srunnenkeffel, m., frz. ereux m. du puits, fpan. cal- 
| derilla, 1) der innere Raum eines Brunnene, — 2. Das 
| Gemäuer, mit weldyem dieſer Naum umgeben ift. 

Brunnenkrans, m., 1. frz. rouet, ın., engl. case, der 





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| 

















| 


Brunnenmaderkitt 


539 


Brufthol; 














aus Bohlen gezimmerte Kranz, auf weldiem das Sentäuer | 


eines Brunnens eingejenft wird; derfelbe ift entweder platt 
oder, nad) Fig. 1004, nad) unten zugeichärft, dann heiht er 
Scneidetranz. — 2. frz. collier, m., engl. brim, die obere 


Einfafjung der Brunnenöfinung von Stein oder Holz, die | 
müſſen fie bei voller Regelmäßigleit Kreisbögen bilden. 


der Brunneneinfaſſung als oberer Rand, meijt aber die: 
jenige, welche dem Brunnengebäuje als Bafis dient; wird 
fie aus Holz gefertigt, fo bejteht fie aus 0,,,— 0, m. breitem 
Schnittholz, u. zwar bei zwei Yagen aus 6—7 em. jtarfen 
Pfoſten für 1,,—2,,, m. Brunnendurchmeſſer. 
Sammel: u. Duellbrunnen find die Kränze auf jeder Seite 
1’/, cm. breiter als das Mauerwerf, bei Senfbrunnen aber 
dem. aufjeder Seite breiter als das Mauerwerk zu maden. 


Brunnenmarherkitt, m., frj.mortierdu puits, mastic 
des fontainiers, engl. well-putty. Tiejen wajlerdidhten 
Kalt erhält man durch Kochung von 10 Theilen Theer, nad) 
u. nach mit 23 Theilen Ziegelmehl vermischt; dabei muß 
ftarf umgerührt werden. 

Brunnenmeißel, m., halbrunder Meihel, ald Bohr: 
jchneide zum Bohren hölgerner Brunnenröhren. 


Brunnenröhre, f., Brunnenkandel, n., frz. tuyau, engl. 
pipe, ital. doccio, jpan. atanor, Röhren, in denen bei 
natürlichen Brunnen das Waijer geleitet, bei fünftlichen 
Pumpbrunnen aufgepumpt wird. Sind mehrere Röhren 
nöthig, jo unterfcheidet man Unterröhen u. Oberröbren od. 
Pfoſten, Brunnenpofen; die Röhren einer Brunnenleitung 
heißen Erdröhren. — 1. Bon Holz, mindejtens 25 cm. 
äußerlich ſtark, 10 cm. weit ausgebohrt; die am Poiten 


anzubringende Auslaufstüllemuß mindejtens 0,,, m. über | 


das Pflaſter zu ftchen fommen, während die Höhe über der 
Tülle noch 28—55 cm. beträgt. Sie werden gewöhnlich 
von Erlen, Kiefern» od. Eichenholz 4—6 m. lang gemadıt; 
wenn der Brunnen jo tief ift, daß man mehrere braudıt, 
jo werden jie entweder, indem man die eine zufpißt, in eine 
ander geichoben od. durch eiſerne Ywiichenröhren (Brunnen- 
büdfen) von 7—10 cm. Länge verbunden. — 2. Von 
Thon, meift 0,,,—0,,, m. lang, 7—13 cm. im Lichten 
weit, bei 2—2"/, cm. Wandſtärke jehr zwedmähig, wenn 
ut gearbeitet. Gewöhnlich wird der hierzu verwendete 
bon zuerst in Platten gejchlagen, aus denen man über 
Holzternen Röhren formt, wobei die Seitenenden der Thon 
platten blos durd) die Hände vereinigt werden. Beſſer ſind 


die auf der Majchine geprekten; j. Thonröhren. Die aus: | 
geprehte Röhre wird mitteld eines Drahtes abgeichnitten, | 
| 
| 


\ 


an der Luft getrodnet, über hölzernen lernen geglättet, mit 
Anſtößen oder Faſſungshülſen, Muffen, verſehen, glafirt 
u. gebrannt. — 3. Bon Blei; dieje werden entweder aus 
Tafelblei geformt oder aus dem Ganzen gegofien und vers 
lörhet, jind aber ungejund. — 4. Gußeiſerne, höchſtens 10 
em. weit, 17/,—1”/, em. ftarf, 0,,,—1,,, m. lang, in ein⸗ 
ander geichoben od. zujammengefchraubt, zerfrieren leicht. 
— 5. Sandjteinerne, 0,,,—0,,, m. lang, werden verfittet, 
halten qut, jäuern aber leicht. 

Brunnenfdale, f., frz. bassin m. de fontaine, engl. 
vase of a fountain, vajenförmige Schale eines Spring— 


Bei | 


Brunnenwalfer, n., iit härter, daher zum Kalklöſchen 
nicht jo brauchbar als Flußwaſſer. 

Brunnenziegel, Keffeljiegel, m. ; dieſe Steine find gleich— 
mäßig did, ıhre Stoßfugenflächen aber gehen gegen eine 
Achſe; am inneren, eigentlih aud am äußeren Haupt 


Die große Form der B. ijt 30. cm. lang, 6cm. ftarf, 14 cm. 
in der Mitte breit; die mittlere 25 cm. lang, 6 cm. jtarf, 
11 cm. in der Mitte breit. 

Brunnenzoll, m., frj. pouce m. d’eau, engl. water- 
inch, Kontrolemittel für den Wafjerabflug aus dem 
Brunnen; ſ. d. Art. Waſſerzoll. 

Brush, s., engl., die Bürſte; mason’s brush, der 
Anneper. 

Brush-wood), s., engl., das Strauchholz, Beſenreis; 
b. for fascining, das Faſchinenholz; b. for timbering, 
das Reifig zum Auszimmern von Schädten. 

Brush-wood-revetment, s., engl. (Wajjerb.), das 
Buſchbett, Reifigbett. 

Brüffeler od. Brabanter Ele, j. d. Art. Belgien. 

Brufen, f. pl., nennt man in Stiga das nach engliicher 
Art vierfantig oder mehrkantig behauene Balkenholz; ſ. 
unter Baubolz F. II, S. 302. 

Bruf, f., 1.(Uferbau)j.v.w. Spundwanbd, bei Hleineren 
| Bajjerläufen aud) j. v. w. Ufer, Bruf faffen, die ausgegra— 
bene Erde bei Anlage eines Grabens an den Randdesielben 
werfen u. böſchungsförmig jeitklatichen. — 2. Kriegsb.) die 
‚innere Wand der Batterien. — 3. (Bergb.) Auflager für 
‚einen Wägejtempel jowie für die Hajpel, auc überhaupt 
jede Hervorragung des Geſteins. — 4. B. eines Ofens, frz. 
| avant, m., face, f., face de coulde, engl. breast, front, 

forepart, iiberhaupt die Borderjeite eines Ofens, bef. aber 
| der untere Theil an der Vorderjeite der Schmelzöfen; auch 
Abdachung von Aſche in den Scharten des Treibhärdes; 
ſ. auch d. Art. Abjtichbruft. — 5. Vorderjeite einer Orgel 
(Klavier, Bevalxc.). — 6. Berftärtungsitüd an den Felgen 
der Stirnräder in Mühlen u. an Berghaſpeln. — 7. Flank— 
wände am Einſchiebloch des Badofens. — 8. ſ. v. w. 
Brüftung (j. d. 4). 

Brufbaum, m., in Schlefien Welfbanm genannt, der 
obere jcharfe Theil der Malzdarre. 

Srufbild, n., frz. portrait en buste, engl. bust, j. Bitite. 

BSrufbohrer, m., j. Bruitleier und Bohrer, ©. 145 r. 

Sruftbret, n.,od. Brufldranbe, f., Bruffceibe, Brufhols, die 
Scheibe der Bruitleier (j.d.). 

Brufigefims, n., Brüflungsgurt, m., Brüfungsgefins, frz. 
tablette de fen&tre, engl. breast-moulding, ein Sims, 
der entweder blos als Verzierung der Fenſterſohlbank u, 
werd zum Ableiten des auf die Sohlbank auffallenden 

egenwajjers von der Mauerflucht dient, oder auch häufig 
— ziemlich ungerecdhtfertigt — unter allen Fenſtern lang 
binläuft, wodurch die Fenſter ihren Charakter als jolche 
verlieren. 

Brufgetäfel, m., j. Brüftungsverkleidung. 

Brufhammer, m., frj. marteau & soulövement, à 
l'allemande, engl. lift-hammer (Hüttenw.), Aufwerf— 





| 














brunnens (j. d.). 

Brunnenfchwengel, m., frz. levier m. de pompe, 
bras ın. bascule, f., bringueballe, £.,engl.pump-handle, 
brake, jpan. cigonal, lat. tolleno; j. Brunnen. 

Brunnenflange,f.,die Kolbenjtangebei Bumpbrunnen, 
die Eimerjtange bei Ziehbrunnen (vgl. d. Art. Brunnen); 
in legterem Fall oft ganz frei mit der Hand geführt und 
unten miteinem Hafen (Brunnenhaken) zum Anhängen des 
Eimers verjeben. 

Srunnenfumpf, m., fr}. fond m. de la pompe, engl. 
discharging-trough, eine am Boden des Brunnens, am 


| hammer, Aufwerfer genannt, j. im Art. Hammer, 
'  Bruftherke,f. (Bartenb.), Hede vonO,..—1,,.m. Höhe. 
Brufthöhe, f., frz. hauteur f. d'appui, engl. breast- 
height. 1. (Civilb.) auch Brüſtungshöhe gen., meift zu 
83— 92 cm. angenonmen; für Schlafzimmer u. Arbeits: 
räume, bej. für jipende Arbeiter empfichlt fich eine bis zu 
1 m., ja nod) darüber gejteigerte, für Salons hingegen 
möglichit beichränfte B. — 2. Kriegsb.) auch Feuerhöhr, 
Anichlagshöhe gen., ſ. unter Bruftwehr. 
Brufhols, n., 1. (Schiffb.), frz. gorgere, f., engl. eut- 
water, die amBorbderjteven hervorragendenstrummhölzer, 
welche an die Schiffeverkleidung anſchließen u. die®alerien 





Fuß der Pumpe verjenkter Kajten aus 4 Stüd Pfählen, 
16— 23 em. im Quadrat ſtark, in vierediger Bejtalt mit 
Pfoſten, 7 em. jtark belegt, oder aus Hal 

13 cm. ſtark. 


hölzern bis zu | 


| unterjtügen. — 2. Querhölzer an den Bremsdarmen eines 


Pferdegöpele. — 3. ſ. v. w. Bruftriegel. — 4. (Hüttent ) 
38 cm. lange, 13 cm. dide Hölzer, welche beim Schmelzen 
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- 


Brufling 5 
auf die Sohle gelegt werden, auf welchen, nebjt dem Stich⸗ 
holz, man den Borherd von Gejtübe macht. — 5. ſ. v. w. 
Brufibret (j. d.). 

Brufiing, f. (Schiffb.), für Brüftung. 

Bruflehne, Brufimaner, f., j. Brüftung. 

Bruftleier, f., Gruſtbohrer, m., Bügelbohrer, Drchbohrer, 
Trauchbohrer, Traubenbohrer, Draufbohrer, Reibewohl, ım., 
Gohrwinde, Faufleier, frz. vilebrequin, m., drille m. a 
argon, engl. breast-borer, crank-brace, hand-brace, 
beitebt aus einer Metall: oder Holzplatte mit Einjaglod) 
für die drehbare Spindel, in welcher der Bohrer befejtigt 
iſt. Die Platte wird mittels eines Riemens um die Bruit 
fejtgeichnürt, die Spindel mit der Schnur des Drehbogens 
od. riedelbogens umwideltzc.;j. Bohrer S.446 u. Fig. 787. 
Die gewöhnlichen Formen der Bruftleier j. Bohrer 5.445, 
ig. 786, u. ©. 446, Fig. 790, 

Srufmauner, £., 1.).v. w. Brüftungsmauer. — 2. j. v. 
tw. gemanerte Bruſtwehr. 

Srufofen, m., 1. frz. four A poitrine, engl. breast- 
oven, |. Badofen 2e. u. Fig. 323. — 2. frz. fourneau h 
poitrine, engl. breast-furnace, j. Schmelzojen. 

Brufpaliffade, f., frz. petite palissade, f,,rondin, m., 
engl. short palisade (Kriegsb.), kurze Palifjade, die bei 
Tambourpalifjadirung die Zwijchenräume der Balifjaden 
bis zu Bruſthöhe des Mannes ichlicht. 

Brufpflug, m. (Gartenb.), Plug zum Abjchälen des 
Rajensu. Abſtoßen des Unkrautes in den Gängen, welchen 
ein Mann mit der Brujt vor ſich binichicht. 

Bruftplanke, f., j. v. w. Spundpfahl (ji. d.). 

®rufriegel, m., 1. auch Bruffdwelle, frz. appui m. de 
charpente, engl. breast-rail ofbaywork, unteriter Riegel 
am Fenſter einer Fachwand. — 2. frz. lisse f. d’appui, | 
lisse de barriöre, engl. head-rail, head-tie, list, Ab: | 
deckungsholz hölzerner Geländer oder Britftungen (j. d.); 
vergl. Bindriegel. — 3. Rahmen, welcher bei liegenden | 
Dachſtühlen, zwischen Kehlballen u. Spannriegelder Bin: 
der liegend, die leeren Stublbalfen unterjtügt ; bei. bei weit 
ipannenden Dachwerlen nörhig. 

Brufftange, f. (Hiüttenf.), zwei im Flofofen (i. d.) auf 
der Bruſtmauer liogende Stangen, welche die Brufttragen; 
nad) ihnen richtet jich die Entfernung der Form vom Bo: 
denſtein und die jchiefe Yage des Ofens. 

Brufftein, m. (Hüttenf.), am Schmelzofen der unterite 
vordere Stein. An Bleijchmelzöfen ist der B. von Eijen, 














40 





beißt dann Tümpeleiſen (ſ. d.) und iſt neuerdings meiit 
mit Wafjerröhren zur Abkühlung durchzogen, da er jonjt | 
feicht glühend wird ur. abjchmilzt. 

Srufftock, m., Grüfungshüd, n., von Holz, Thon oder 
Stein gefertigter Stod, worauf das Bruſtholz oder die | 
Sohlbant eines Feniters liegt. | 

Bruſtſtück, ın. (Waijerb.), frz. busc m. d’Ecluse, engl. | 
mitre of sills, zwei in jtumpfem Winkel vereinigte Schwel: 
len des Drempels (j. d.), die zum Anjchlag für die Schleu- 
jentbore (j.d.) dienen; ſ. d. Art. Drempel. 

Brüfung, Brufichue, f., frz. parapet appui, m., engl. 
parapet, elbow-place, ital. parapetto, sponda, jpan. 
antepecho, pretil, lat. pluteus, im allgemeinen jede bis 
zur Bruft reichende Einfriedigung am Rand einer Er: 
höhung, übertragen auf ſchützende Einfafjungen od. Ränder 
verſchiedener Art. 1. frz. garde-fou, garde-corps, appui 
continu, m.,engl. running parapet, leaning-place, Ber | 
quitamiedos, fortlaufende Einfafung bei Terrafien, Ber: 
rons, Balfons, Brunnen, Brüden ꝛc.; jollte nie unter | 
45 em.,nichtwohlüber 1,,,.m.bodyjein. Ihre Form richtet 
ſich nach dem Stil des Gebäudes, ihre Benennung nad) 
Form u. Material. a) DurhbrodeneBrüfungen, frz. appui 
h jour, &vide, engl. trough-carved parapet, nennt man 
acwöhnlich Beländer, u. unterjcheidet je nach der jpeziellen 
Form der Durhbrehung: a) Gitterbrüftung, frz. appui 
en treillis, engl. lattice-parapet ; b) Mähtwverfsbrüjtung, 
frz. appui A trace, à decoupure, engl. tracery-parapet, 








Bruftwehr 


batement-breastwork; c) Doggenbrüjtung, Dodenge 
länder, frz. balustrade, £., engl. balustrade; d) Riegel: 
geländer, plattd. Regeling , Barritre, frz. barre f. d’appui, 
barriere, f., engl. rail-work, railing, barrier. Bgl. dar. 
d. Art. Geländer. Solche werden in Stein, Holz, Metall 
und Formziegeln bergeitellt. b) Vollgemauerte Brüfuug, 
Brüfungsmaner, Gruflmaner, frz. mur m, d’appui, engl. 
breast-wall ; wenn ibre Oberfläche nicht wãgerecht, jondern 
beiderieitig ſtarkabgedacht ift, heißen ſie befappt od. lamm— 
förmig, fr3. en bahut, engl. crest; j. d. Art.; find fie mit 
Neliefverzierungen oder vertieftem Mufter verieben, io 
beißen fie frz. a. brode, engl. carved b.; find fie durch 
Schlige unterbrochen, jo werden fie zur Zinnenbrüftung, 
franz. appui bretesse, bretissement, engl. brattishing. 
embattlement, ſ. d. Art. Binnen; gehen dieje Schlige 
nicht durch die ganze Mauerjtärte, jo heißen fie gezinnelt, 
franz. erenelle, engl. battled. e) Hölzerne Volbrüfung, 
meiit Bretbrüftung, frz. plancheiage d’appui, engl. 
boarded breastwork. — 2. Brüjtung, Feniterbrüftung, 
frz. appui de croisde, de fenötre, engl. window-breast, 
parapet of window, nennt man aber vorzugsweife die 
Vermauerung des Fenjterlichten vom Fußboden bis jur 
Sohlbank, zwijchen 45 cm. u. 1 m. body, ſ. d. Art. Bruft: 
höhe 1; Brüftungen von mehr als 75 cm. (3 Fuß) Höhe 
heißen frz. enseuillement, m. Bei ihwächeren Mauern 
giebt manden B.en die volle Mauerjtärte u. nennt fie dann 
volle Brüflung, frz. appui plein; bei jtärferen Mauern fübrt 





man fie in der Regel ſchwächer aus u. nennt fie dann abgr- 


fehte , verfhwädhte Brüftung, frz. allege, f.,appui allege; es 
geſchieht dies, um bequemer durchs Feniter jeben zu fönnen, 
iftabercigentlich nicht zu empfehlen, da Kälte u. Feuchtigkeit 
durch jolche verſchwächte B.n ſehr leicht hindurchdringt ur. 
den am Fenſter figenden Berjonen Gliederreihen te. zuzieht: 
j. mehr im Art. Fenster. —3. Bei Batterien heißt Brüfung od. 
Kaflen, frz. coflre, m., engl. solid, s., die hintere Fläche 
der Schulterwehr bis zur Schartenjohle, in der Regel Im. 
bis 1,,. m. hoch; ſ. d. Art. Bruſthöhe 2, Bruſtwehr und 
Scharienbruſt. — 4. B. des Zapfenlochs, frz. Epaulement, 
about m. de la mortaise, engl. cheek of the mortice, 
auch abgejepte B. gen. (Zimm.), beiden Zapfenlöchern der 
Holzverbände das Holz, welches zu beiden Seiten der 
Zapfenſtärke oder Lochbreite jtehen bleibt, am entiprechen: 
den Zapfen aber weggenommen wird und die Verjagung, 
das Abgeſetze, Schulter od. Achjel des Zapfens, frz. arase- 
ment du tenon, engl. peg-shoulder, bildet, j. Achſel 2. 
— 5. (Schiffb.) das Mäh für das Schmälerwerden des 
Schiffes nad) dem Steven und Stern zu. 

Srüfungsgefims, n., j. Bruſtgeſims. 

Brüftungsleine, f., Brnfleine, f., jrz. traversidre, f., 
engl. breast-line, al&&eländer dienende Leine auf Schiff= 
brücden (j. d.). 

Brüfungsmaner, f., j. d. Art. Brüftung 1b. 

Brüfungsriegel, m., j.d. Art. Bruftriegel 1u.2. Den 
Bruftriegel 2 nennt man auch wohl oberen B., wenn auf 
halber Geländerhöhe noch ein Riegel, dann unterer B., frz. 
entretoise d’appui, engl. lower list, zwijchendie Brüfungs- 
flempel, frz. montans, engl. rail-posts, eingezogen iſt. 

Brüfungsverkleidung, f., frz. lambris m.de l’appui, 
1. B. an einem Fenſter, engl. back ofa window, Ber: 
täfelung der Innenſeite einer Fenſterbrüſtung bei. bei 
verihwächten Brüftungen fajt unentbehrlich. — 2.B. rings 
im Zimmer, Bruflgetäfel, engl. socle-wainscotting, wains- 
cotted socle, zu Verhütung der Abnutzung des untern 
Wandtheils jehr zwedmähig, aud ala Berzierungsmittel 
jehr brauchbar. Im Mittelalter und in Zeit der Früh— 
renaiffance waren die Wandtäfelungen meijt etwa 2 m. 
body; erit in der Zeit des Barockſtils machte man jie nic: 
driger, u. jegt wird meift ihre Höhe nach der Höhe des 
Fenſterbretes bemejien. 

Bruftwehr, f.,Yarapct, n., frz. parapet, m., engl. para- 
pet, breast-work, lat, antepectus, n. Kriegsb.), im all⸗ 


— Bruſtwehr . 541 Bruflwehr 


—— jedes Deckmittel, hoch genug, um Truppen und direkt zu beſchießen vermag. Die Böſchung der B. nach 
aterial dem Auge und dem direkten Schuß zu entziehen; | außen, die Außeuböſchung, richtet ſich nad der Dichtheit des 
hinlänglich jtarf, um das Durdichlagen feindlicher Ge: | Bodens; man giebt ihr bei gutem '/,, bei mittlem %/,—®/,, 
ichofje zu verhindern; bei alledem aber darf dasjelbe in | bei jchlechtem die ganze Höhe zur Anlage. Die innere 
feiner Weiſe den freien und vortbeilhaften Ge= | Brußwehrböfdjung, it, damit der Mann 
brauch der Waffen, bej. der Feuerwaffen, hindern. Das | bei Abgabe des Feuers nahe andieDedung == 
Material ijt meijt Erde; Holz- u. Steinverkleidungen find | treten fann, jtet® fo fteil wie möglich zu 
wegen der oft durch einichlagende Geſchoſſe losreißenden | machen, daher mit Najen, Schanztörben, 
Splitternur inden unteren 
Theilen zuverwenden. Die 
Gruftwehrlärke vichtet ſich 
nadı dem Material, bej. ob 
dasjelbe mehr oder weniger 
von einjchlagenden Ges 
ichoffen durdbohrt wird 
(quter, mittler, jchlechter 
oden, Stein 2c.), und nach 
der Gattung der Feuerwafſen, welche der Gegner ins | 
Gefecht bringt. Es gelten folgende Erfahrungsfäße: Die 
Geſchoſſe des VBierundzwanzigpfünders dringen 5. ®. bei 
ca. 20 m. Entfernung in guten Boden 2,,,, in mittlen 
2a, in schlechten 3,,,, in Holz O,.,—1,1,, in Mauerwert 
0,45 m. ein, die des YZwölfpfünders veip. 2, 2,50, zo, Orsa 
bis O,,, u. O,,, m. tief. Fr die meisten Fälle der Feldver— 
fd anzungen wird man demnach in gutem Boden mit 2,,, 
bis 2,,,, in mittlem mit 2,,,—3,,,, in ſchlechtem mit 2,,, 
bi83,,,m. Stärfe ausfonmen. Pesenfwehrhöhe bejtimmt 
fi) vor allem nad) der Höhe der zu dedenden Begenitände, | 
und danach, bi zu welcher Entfernung hinter derjelben | 
die Dedung nod) in Kraft bleiben joll; dann aber danadı, | 
ob der Feind, in gleichem Niveau mit dem Bauborizont, | 
tiefer od. höher ſteht. Man nimmt, wenn der Feind nicht | 
böheriteht, 1, —2,,,;m.Bruitwehrböbe an für Infanterie, | 
2,0 no IN. fürraufgejefiene Neıterei. Menderungendiejer | 
Höhen infolge der angeführten Fälle werden durd das 
vertifale Defilement (ſ. d.) normirt. Die Anforderung, 
daß die Deckung einen freien Gebrauch der Waffen zulafie, 
nöthigt, hinter derjelben einen Auftritt, das Bauhet, anzu: — i — 
ſchütten, ſo hoch, daß der Mann bequem über die Deckung Fig. 1009. Holtons Brutkaften filt Fiſche. 
weg das Gewehr in Anſchlag bringen kann. Die Aufdlag- 
höhe oder Bruſthöhe iſt zu 1,50 —1,,, m. anzunehmen. Die | Fafchinen ꝛc. zu verkleiden; Gleiches geſchieht mit den 
obere Fläche des Bankets muß demnad) 1,,, m. unter der | Bankets, zum mindeften mit dem oberen, während das 
Kammlinie der B. liegen. Die Breite des Bankets ift für | untereeineflachere Böſchung erhalten kann. Bei den haupt · 
eingliederige Stellung zu O,,, m., für zweigliederige zu | außenwerken und Glacis werden die inneren Brujtwehr: 
1,20 1,9 m. anzunehmen; 
praftijch iſt es, für ein zweites 
lied ein um O,,, m. tiefer. als 
das erite liegendes Banfet an— 
zuſchütten. Der oberen Fläche 
der B., der Brufkrone, Sruft- 
wehrkappe, frz. bonnette, re- 
chute, f., engl. bonnett, ijt ein 
Fall, die Abdachung, zu geben, 
damit der Vertheidiger das 
Terrain nahe der®. beichiehen 
fünne , be, den Rand des Gra— 
bens, welcher, vor der Dedung 
liegend, einestheils die zur Er: 
bauung nöthige Erde, andern= 
tbeils ein Unnäherungsbhinders — 
nis bietet. Es entjteht jonady — 
eine größere innere u. eine ges - — — - — 
ringere äußere Bruſſwehthöhe, — —— — Te 
eine innereu.äußerefamme= 0), — — — — — — 
Cretenlinie, Brufwehrlinie, frz. ig. 1010, Grünhaldts Brutapparat für Hühner, 
erete f. du parapet, engl. base-line, die innere aud) Feuer: | böjhungen im Frieden unter 1:1 abgeböfcht, bei der Ver: 
linie, frz. ligne f. de feu, er&te interieure, engl.interior | theidigungsinftandjegung aber auf 1:'/, ab ejtochen ; 
line, benannt. Der Neigun Swinfel der Abdachung richtet j. Armirungsarbeit. Bezüglich des vor der B liegen= 
ſich nad) dem vorliegenden Terrain, muß aber jedenfalls | den Grabens und Glaeis j. d. betr. Art. Die Einrichtung 
jo groß jein, daß der Vertheidiger den Angreifer auf dem | derB. zu Gejchügvertheidigung ſ. in d. Art, Banf,Scharte, 
Glacis u. bis zum Äußeren Grabenrand vom Bantet aus | Bettung, Bonnet, 




















dig. 1008, Kaliforniicher Vruttrog für Fiſche. 


















Bruftwinde 


Brufwinde, f., ſ. v. w. Erdwinde, 
Brufizapfen, f., frz. tenon m. arase, engl.shouldered 
tenant, Zapfen mit Brüftung od. Verſatzung; ſ. Zapfen. 

Brut, f. ſ. d. Art. Anflug I. 

Brutapparat, m., 1. für Fiſche. Es giebt deren ver- 
ichiedene, der einfachite ift der Schwimmtende Brutfaiten, 
welcher in fließende Gewäſſer eingejept wird, Den kali— 
fornifchen Bruttrog hat Williamſon eigentlich nur durch 
Wicderholung in zwei Abtheilungen weiter gebildet, ſ. 
Fig. 1008, während Holton die Abtheilungen über einander 
jeßte, 5. Fig. 1009 u. d. Art. Aquarium u. Fiichteich. — 
2. für Hühner, auch Brutmaſchine, Brutofen zc. gen. Dieje 
jind bei weitem fomplizirter, als die für Fiſche; am belieb— 
tejten ift jept der von Grünhaldt (Oberlößnig bei Dresden), 
Fig. 1010 im Längendurchſchnitt dargeftellt. Das Zink— 
bajjinabed wird mit Waffer gefüllt und durch die unter 
den Trichter 1 gejtellte Betroleumlampe mittels des Rohres 
fgerhipt. Die beiden Röhren hh, mittel® des Gummi— 
ſchlauchs i verbunden, Liegen zu 6 hinter einander; inihrem 
ichrägen Berbindungsrohr wird das Wajjerdurd das um: 
gebende Baſſinwaſſer ungleichmäßig erwärmt u. dadurch 
zu Cirkulation gebracht; unter jedem der 6 Schläuche i 
liegen nun 12 Eier, welche aljo von oben zu ca. 32° R. er= 
wärmt werden. Zu Regulirung des Wafferjtandes dient 
die Höhe], zu Regulirung der Wärme u. der Eirfulation 
der Apparat mnop od. aud) ein befonderer jelbjtthätiger 
Wärmerequlator, den ebenfalls Grünhaldt liefert. 

Bruthaus, n., j. Fajanerie und Hühnerſtall. 

Brutrinne, f., öſterreichiſch, Brunftrinne, ſächſ., für 
Harntanal in Pferdeftällen. 

Buanderie, f., fr}., Auslaughaus. 

Bubert, m. (Foritw.), Gerüft im Freien, der Sonne 
ausgejegt, aber vor Regen und Näffe geſchützt, zum Aus— 
engen der Nadelholzſamen. 

Buce, buse, buze, f., d’airage, frz., 1.(Bergb.)aud) 
im Deutichen Büze gen., Wetterlotte (j.d.). — 2.(Kriegsb.) 
hölzerne Quftröhre in den Minen; ſ. d. Art. buse. 

du drucker, m., j. Borfentäfer. 

Buchdruchkerei, f., ſ. Drucerei. 

Buche, f., Buhbauın, m., werden 2 Baumarten unjerer 














Waldungengen., die zwar beide zu der Familie der Becher: | 


früchtler(Cupuliferae) od.äpchenblättler( Amentaceae), 
aber zu verſchiedenen Gattungen gehören, 1. Die eigentliche 
B., Rothbuche (Fagus), frz. hötre, fouteau, foyard, engl. 
beech, jpan. roble, befigt eirunde, ſchwachgezähnte Blätter 
und als Frucht eine in vier Klappen aufipringende apfel 
mitdreiedigen, braunen, glatten Samenförnern, Bucheckeru 
od. Buchnũſſe, Budelu, frz. faine, £., engl. beech-nut, gen. 


a) Das Holz unjerer einheimijchen Rothbuche, fagus syl- | 


vatica, bat hohen Werth als Brennholz; wegen jeiner 
Sprödigfeit ift ed beim Bauen nicht anwendbar, zu Land— 
wirtbicdhaftsgeräthen, zu Wagnerarbeiten, Maſchinen— 
theilen 2c. wird es dagegen viel verarbeitet. So fertigt 
man aus ihm gern das Nadfreuz der Mühlräder. Die 
Rinde dient als Lohe zum erben, Das Holz geht in jeiner 
Färbung vom Weißen ins Röthliche über, ift dicht, feſt u. 
hart, läßt jich Schr glatt arbeiten und befommt beim Aus— 
trodnen nicht leicht Riſſe. Man fällt es im Sommer, ent= 
rindet ed möglichit bald u. zerjägt es in Breter od. jpaltet 
«3. Von Vortheil ift e$, wenn man die Breter eine Zeit 
lang ins Waſſer legt, hierauf beräuchert und dann wohl 
austrodnet. Das Spezifische Gewicht ift troden 0,9, —O 45, 
friſch 0,5, —0,,,. Leber die Merkmale der Gefundheit von 
Buchen |. d. Art. Bauholz B, b. Je nad) dem Standort 
erhält das Holz wie der ganze Baum abweichende Eigen: 
thümlichkeiten, u. man unterjcheidet deshalb in verjchiedes 
nen Gegenden Maſt-, Edler:, Trog:, Sommers, Winter: 
u. Bergbuche. b) An der Südſpitze Amerifa’s, in Pata— 
gonien u. Feuerland, wüächſt aud) cine B., fagus antarc- 
tica, mit immerwährendem braunen Zaub, u. weiter nörd- 


542 


Bndsbaum 


die gutes Bauholz liefern. d) In den gemäßigten Theilen 
Australiens wirddie F.Cunninghami, dort native myrtle 
genannt, gegen 60m. hoch u. giebt hartes, polirbares Hol;. 
e) In Java finden ſich mehrere Arten, f. argentea, java- 
nica u. Tungurrut. f) Die dilenifhe Bude, Hoble, Eoigur- 
baum (Fagus Dombeyi), hateinen jchnurgeraden Stamm, 
der nicht Felten 20 m. hoch aftfrei ift. Ihr Holz ift in Chile 
als das beſte Bauholz geſchätzt, da es er Beute gut 
widerjteht. Ebenjo wird der Roble oft zu Kähnen ausge— 
böhlt, die 6—7 Mann tragen. — 2. Die Weißbudhe, der 
Hornbaum, Carpinus, frj.charme, engl. hornbeam, eigent- 
lid) gar keine B. a) Die einheimische Weißbuche (Hain— 
buche, Hagebuche, Carpinus betulus), fri. charme-bou- 
leau ‚wird jelten über O,,, m. did und mäßig hoch. Ihre 
Früchte find von flügelförmigen Dedblättern begleitet; die 
Blätter find ſcharf doppeltiägezähnig. Das Holz ift jehr 
hart, jet, Schwer, zäbe, fein, furzfaferig und von weıher 
Farbe; zu Heften, Hobelgeitellen, Schrauben, Tafeln, 
Rollen u. dgl. ift e8 vorzüglich. Auf dem Thüringerwald 
bezeichnet man eine Form ald Schwarzbuche u. giebt ihrem 
I zur Anfertigung von Handwertszeugen den Vorzug. 
wedmähig ift es, das Holz nad) dem Fällen gleich zu be= 
arbeiten, da es, wenn es ſehr alt wird, faum mit Säge u. 
Beil bearbeitet werden kann. Spezifiiches Gewicht troden 
0,15, friſch O,,,, alio per cbm. 750— 810 g. Als Brenn: 
holz kommt das Weißbuchenholz der Rothbuche ziemlich 
gleich. Diefe B. ift vortrefflich zur Anlage von Icbendigen 
Herden geeignet. b) Amerifa bejigt die C. Americana. 
e) In Afien, Türkei, Ungarn, rain u. am öfterreichifchen 
Littorale wächjt der morgenländifhe horuhaum, Carpinus 
' orientalis; er bat hartes, jehr geihäptes Holz. d) Die 
Hopfenbucht (Carpinus ostrya); das Holz ijt brauner und 
befigt außerordentliche Feſtigleit. 

Dem Rothbuhenhol; dur Beizen Maha: 
gonifarbe zu geben: 60 g. Dradenblut werden in 
Stücde gebrochen u. in 11. reftifizirten Weingeift gegeben; 
die Flaſche jept man an einen warmen Ort, jchüttelt fie 
häufig um, und wenn die Auflöjung erfolgt ift, kann die 
Beize gebraucht werden. r 

Büche, m., frz., das dicke Scheit, der Klotz. 

Bucdjerkernöl, Buchöl, n., frz. huile f. de faine, engl. 
beech-oil, von den Bucheckern durch Auspreſſen gewonnen, 
wird auch zum Bleichen verwendet. 

Buchenhecke, Budyenwand, f., charmille, aus jungen 
Weißbuchen, frz. charmiller, gebildet, welche in Pflanz— 
ſchulen, fra. charmoise, gejogen werden, ſ. Gartenanlage. 

Burjenflein, m., jo nennt man in manchen Gegenden 
den Jurakalk, und wird folder vermauert. 

Bücher, m., frz., 1. Holzſtall, Holztellerzc. — 2. Holz: 
| Hafter, vor Einführung des Metermäßes 6 Fuß hoch, 3°/, 
ı Fuß lang. — 3. Scheiterhaufen. 

Bürjerbret, n., frz. rayons, m. pl., engl. shelf, ital. 
scaffole, Repofitorium (ſ. d. u. d. Art. Regal). 

Buücherſchrank, m., ſ. d. Art. Schranf und Bibliothek. 

Buchsbaum, m. (Buxussempervirens, fam.Euphor- 
biaceae, Wolfsmilchgewächſe), frz. buis, m.,engl.boxtree. 
Das Holz ift in Europa unter allen Hölzern das ſchwerſte. 
Der Härte, Feitigkeit u. Feinfaferigkeit wegen läßt es ſich 
jehr ſchön poliren, dod) wird es wegen feiner an fich jchen 
lebhaften gelben Farbe jelten gebeizt. Es wird zu Zoll: 
ftäben, Mähjftäben, mathematiichen Holzinjtrumenten u. 
Fournieren ſowie von den Holzichneidern zuihren Blöden 
verwendet. Spezifijches Gewicht troden 0,9, —1,00, friich 
| 1,023— 1,041, abjolut aljo910— 1041 kg. procbm. Hoch— 
ı fämmiger Buchsbaum, buxus arborescens, wächſt im 
jüdlichen Europa, bildet häufig eigene Wälder u. wird bis 
zu 5 m. hoch. Die beiten Buchsbaumjtämme fommen aus 
dem füdlichen Frankreich und Stalien, die meiften jept aus 
Kleinafien. Zahlreihe Stämme kommen auch von Nord: 
afrika, dem Schwarzen Meer und von Weftindien. Die 











li) c) die Keulibude, f. procera, in jtattlihen Bäumen, | Blätter find immergrün, oval, ſeſt und did, Die Rinde iſt 


Buchſe 
braun und hart. Der Buchsbaum dient als Zierde in 
Gärten, weil er ſich in alle Formen ſchneiden läßt. Als 
Zwerghuchsbaum wird er hödjiten® 60 cm. hoch u. dient zu 
Einfafjung von Bartenbeeten. 

Buchſe od. Bücfe, aud) Bure, f., fr}. boite, f., boisseau, 
m., douille, f., engl.box, shell, seat, socket. Wenn man 
einen Körper von weichen od. leichtipringendem Material 
mit einer Definung od. einem Zapfenloch auf einen andern 
jtedt, damit er ſich um oder mit demjelben dreht, jo ſchiebt 
man häufig zwiſchen beide eine Hülfe von Meſſing od. dgl., 
welche an einem von beiden Körpern feſtgemacht ift, um 
das Aufipringen und die Reibuug des weicheren zu ver— 
bindern, und diefe Hülje heißt Buchſe, die damit ausge— 
fittterte Oeffnung ausgebuchit; ſolche Buchſen ſteckt man 
z. B. 1. in die Thürgriffe von Horn u. Holz, damit ſie beim 
ſcharfen Drehen durch den vierkantigen Dorn nicht zer— 
ſprengt werden. — 2. (Mühlenb.) Bei den Mühlſteinen 
beſteht die B. aus zwei durch die Mitte des Bodenſteins 
gehenden halbkreisförmigen Hölzern, in welchen ſich die 
eiſerne Welle des Läufers dreht. — 3. (Radın.) Die Aus— 
bobrung der Nabe des Rades wird ebenfalls häufig durch 
eine B. gefichert. 

Büchſe, frz. boite, f., engl. box. 1. Jedes cylindriſche 
Gefäß von Holz, Blei oder Metall. Salbenbüchſen als 
Attribut befommen die drei Marien u. Johanna, weil fie 
den Leichnam Jeju gefalbt, ferner Maria Magdalena. — 
2, Behältnis in lirchen, in welchem Geld gefammeltwird; 
vergl. Armenftod. — 3. (Hüttenw.) aud) Ondyfe, fr}. cra- 
paudine, f., engl. trunnion-ring, ein Stüd ringförmig 
geſchmiedetes Eiſen in zwei Armen, in welchen der Helm 
des Eifenhammers befeftint ift. — 4. (Maſch.) ſ. v. w. 
Panne, aud) Buchje (j. d.) genannt. — 5. (Bergb.) das 
Gehäuſe des Berglompaſſes. 

Büchſenbohrer, m., cin nach Art der Rennſpindel (ſ. d.) 
von gehärtetem Stahl gefertigtes Werlzeug, womit man 
ein Loch falibrirt und ausweitet. 

Budfenmeißel, Büchfenmeißel, Budyfenränmer, m. (Grob⸗ 
jhmied), Meikel mit mondförmiger Schneide, um aus 
dem Loc) derNabe eines Wagenrades fo viel Holz heraus 
zunehmen, als zu Einlaffung der Buchſe nöthig. 

Bürfenfäulen (Hüttenw.), f. pl., zwei Säulen von 
Holz oder Eifen, worin Pfannen befeitigt find, in welchen 
die Arme der Büchfe (f. d. 3) laufen. 

buchſiren, bugfiren, tranj. 3., frz. remorquer, engl. to 
tow (Schifff.), ein Schiff mittels eines Taues durch vor: 
gelegte Schleppichiffe, Ruderboote zc. fortzichen. 

Buchſtabe, m. (Math.) Sie dienen: 1. zur Berallge: 














543 





| Budelplatte 


p) für die Zahl 3,14159, ebenjo e für 2,1828... (f. Yoga= 
rithmenſyſtem), doch werden aud) ganz allgemeine Begriffe 
durch Buchitaben dargeitellt, wie f(x) für Funktion von x, 
od. Sxdas Differenzial, der unendlid Heine Zuwachs v. x. 
— 2, Zu Bezeichnung von Stellen im Raum, wie Bunkt a, 
Linie ab xc., von Seiten: od. Winkelgrößen bei Figuren; 
für Winkel bedient man fich mehr des griech. Alphabets. 

Budflabenholz, Leiternhol;, Schlangenhol;, n., Si-tn-ob- 
balli (Lignum literatum), hartes, feſtes Holz von braun— 
rotber Farbe, mit Meinen ſchwärzlichen Fleden, welche 
radial vom Mittelpunkt ausgeben u. zuweilen Buchjtaben” 
gleichen. Das Holz jpaltet qut, ijt zwar jchwer zu verar— 
beiten, nimmt aber herrliche Politur an u. dient zu allers 
hand eingelegter Arbeit. Es fommt aus Surinam oder 
Guayana. Seine Abjtammung ist noch unbetannt, jedoch 
darf es nicht mit dem echten Schlangenholz der Strydneen 
(Strichnos colubrina) verwechſelt werden. 

Buchſtabenrechnung, f. (Mathem.), die Anwendung 
der gewöhnlichen Nechnungsoperationen bei verallges 
meinerten Angaben, und infofern dem gewöhnlichen Rech— 
nen entgegengeießt, wei weldhem ganz beftimmte Zahlen— 
werthe gegeben find. Ein Beijpiel beim gewöhnlichen 
Rechnen gilt nur für den einen Fall, dab alle Angaben 
genau diegegebenen Größen haben, während das mit Hülfe 
der B. verallgemeinerte Beifpiel, wo an Stelle der Zablene 
angaben Buchſtaben gefegt werben, füralle Aufgaben der— 
jelben Art gilt, die einzelnen Angaben mögen eine Größe 
haben, welche fie wollen; man braucht nur in das durch die 
DB. gefundene EndrejultatanStelleder allgemeinen Zeichen 
die betr. Zahlenwerthe einzufegen, um jogleic) das Reſul— 
tat für ein beftimmtes Rechenbeifpiel zu erhalten. 

Buchfabenfchlof, n., ſ. Malſchloß. 

Bucht, f., 1.13. bouge, m.,tonture, f., engl. rounding, 
Einbiegung eines Sceufers, groß genug, um Heineren 
Schiffen fiheren Aufenthalt zu geben. — 2. Einzäunung 
von Blanten u. Bretern, bei. im Innern eines Raumes, 
3. B. eines Stalles. — 3. Plaf zum Trodnen der Salz: 
ſtücke, mit Bretern belegt. 

buckariſche Erde, f. (Mineral.), eine Art Bolus, zu 
ihönen Gefähen brauchbar. 

Buckel, f., frz. boullon, bosse, bossette, boucle, f., 
engl. boss, buckle, j. v. w. Bofjen im allgemeinen, na= 
mentlich für die Knöpfe auf Schildern (lat. umbo) und 
Schnallen an Bücereinbänden (lat. bulla); auch für ge: 
triebene Erhöhungen an Metallarbeiten (lat. tuber). 

Burkelmeißel, m., Bucceleifen, n., Vertieflempel, m., frz. 
bouterolle d'un de a emboutir, engl.stamp (Goldjcdm., 











meinerung von Zahlwerthen, wobei als befanntangenom: | Klempn.), eine Art Bunze zum Treiben erhabener Figuren 


mene Werthe gern mit den eriten Buchitaben des 
bets, unbefannte mit den lepten Buchjtaben bezeichnet 


Ipha= | in Blech. . 


Burkelpinne, f., Heine Art Nägel mit rundem Kopfzum 


werden. Einzelne Buchſtaben des lateinischen u. griechiſchen Anichlagen von Lederüberzügen, z. B. bei Blaſebälgen. 


Alphabets haben fejte Bedeutung gewonnen, jo x (j. unter 


Gewicht 























= — Breite. Dide, 
1/1400 | 1400| 6 |130| 78 | 104 46 
| dio, | dto. 6"/, | dto dio, 112,, 50 
og up 7 “ r 121,, 54 
|. |» [dt ä — dto. | dio. 
| ” | ” ” | ” ” " " 
” ” ” | ” ” " 
” ” ” | ”„ ” ” " 
" „ ” | ” * * [3 
" DE Be |" 2 ” „ 
| x Te z 130 58 
= " 8 rn 139 62 
* 8"), ” ” 147, | 66 
„ ” 9 ” " 156,, 10 
| he 9”,|. r 165,, 74 
a 10 r w 173,5 18 








h 5 cite des | Geivicht 
Stich»! Breite des ; 
höhe. Kufiagene. | em. pro qm. takung.| — 


Burkelplatte, f., frz plaque bouelée, engl. buckled 

- plate. — Bledjplatte, welche in 
der Form eines flachen Kloſter— 
gewölbes aufgetrieben ift, jo 
daß z. B. bei einer Platte von 
1m. ins ringsum cin Nand 
von O,,, m. Breite eben bleibt 


I Totale | Bleibende 


Be Einen: 


fung. 





2700 | 2 0 u. von da die Hebung beginnt; 
3000 | 3 u dieje hat das Profil einesſt reis⸗ 
3500 | 3, 0 ſegments mit O,.,; m. Stich » 
4000 0 oder Pfeil. Eine ſolche Platte 
4500 0 bält, mit der Wölbung nad 
5000 1 oben verlegt, begreiflich viel 
Bruch mehr Drud aus als eine ebene 


Blechplatte gleicher Stärlke. 
Man verwendet fie deshalb 
gern zu Belag von Eijenbahn: 
vinduften und Straßenbrüden, 
zu Serjtellung feuerjicherer 
Decken u. Bände, bombenfeiter 





— 2. 
11I11113*852 
—8 


Budelftein 


Seichüfsftände :c., ſelbſt zu 
Uferbefeitigungen. Die Hüt« 


tenwerfe zu Dillingen a.d, & 


Saar halten Vorrath von in 
beijtehender Tabelle enthalte: 
nen Örößen und Gewichten, 
welche bei den auf einen Theil 
derielben eritredten Belas 
jtungsverfuchen die gegebenen 
Rejultate lieferten; jüntliche 
Mähe find in mm., Bewichte 
in kg. ausgedrüdt. 

Bei den Berjuchen lagen die 
B.n mit 2 gegenüberliegenden 
Seiten frei auf; die Yaft wirfte 
in der Mitte auf den Sceitel 
der gewölbten Fläche. Die Ein— 
wirkung der Belaftung wurde 
jtet& vor deren Vermehrung 
aufgehoben, um: die Elaitizi- 
tätsgrenze zu ermitteln. Die 
Hütte liefert alle Stärfen von 
5— 10 mm., auf Wunſch aud) 
in anderen Größen als hier 
angegeben jedoch nicht größer 


Burkelftein,m.,d.b.Boffage- 
ftein (j.d.), wenn erander Bor: 
derfläche ganz roh gelafien ift. 

Bucket, s., engl., 1.Schöpf- 
eimer, Baggereimer. — 2. Hub⸗ 
pumpenfolben, durchbrochener 
Kolben. — 3. Wafjerradzelle, 
gekrümmte Radſchaufel. 

Bucket-lift, s., engl., der 
untere Bumpenja, Saugjat 
in einem Pumpenſchacht. 

Bucket-rod, s., engl., die 
Pumpenſtange. 

Bucket-wheel, s., engl., 
das Zellenrad. 

Buck-tub, s., engl., die 
Spülbant, der Bajchitein in 
einer Küche. 

Bucranes, m. pl.,frz.,engl. 
bucrania, Aaslopf. 

Auddel, n., vielleicht ver: 
ftümmelt aus bouteille, auch 
Budler, m. (Waſſerb.), Heimes 
Rohr od. Kanalin Dämmen od, 
Briücdenbogenbintermauerum- 
gen, zum Abzug des Waſſers. 

buddhiftifche Bnnweife, f., 
frz. architecture bouddhique, 
engl. buddhist architecture, 
Dieſe ift die Ältefte Abzweigung 
des ojtindiichen Bauſtils, mie 
denn auch die buddhiſtiſche 
Form des Brahmaismus nad) 
den neuejten FForichungen die 
ältejte der drei in Djtindien ein= 
heimiſchen Religionsformen zu 
fein fcheint. Sie joll, nad) den 
Nusfagen der budöhiftiichen 
Briejter und Gelehrten, um 
2000. Chr. gegründet worden 
jein. Aus dieſer älteſten Zeit 
find gar feine Bauten erhalten. 
Vielmehr ſcheint fich der Ur— 


ſprung der dieje Religion vepräfentirenden Bauweiſe 







































































544 Bubdhiflifhe Baumeife — 
| eite d Scwiet | , Totale | Bleidende 

| Breite. | Dide, % Be Satan ein. —— u | en 
2 1140 1140| 6 840 1 46. — — — 
6", dto. dto. | 66 | 50 — | - I — 

w.bi8|... ir — — * — — 

10 85 40 101 | 78 — — — 

3 1008 1008 6 53) 0 560 466. — — = 

10 dto. dto. 94 78 | ) 

4| 1098 | 1098| 4 78 78 37,50 | 30 1000 10 0 
dto, | dio. | dto. | dto, dto. dio, dto. | 1500 | 18 3 

” I ” * ” " " ” 2000 26 12 

a > 5 a R- 45 38 1500 3 0 
el % dto. dto. dto. 2500 20 0 

” ” ” ” " ” ” 3000 26 9 

” " ” ” " " * 3500 31 12 

” 2 6 ” ” 60, | 46, | 2000 3 0 

. a dto. F * dto. dto. 2500 4 0 

” „ ” ” ” ” | ” 3000 6 0 

” ” ” ” ” ” ” 3500 | 9 Ö 

” ” „ ” ” ” ” | 4000 18 6 

” ” Li ” " " " 4500 29 18 

” "| 10 ” " 9 78 I Br — 

4 1080 1080 7 — 65 3000 | 10 0 
dto. | dito. | bto. 5 e dto, dto. | 4000 | 12 0 

„ ” ” ” " " ” 5000 14 0 

” m * 5500 26 12 

5 1000 1000 6 7 60 47 47 — — — 
dto. dto. 10 dto. dto. 78 78 — — — 

6 750| 750 6 45 — 26,50 | 46, — — — 
dto. dto. 10 41 — 44 48 — — — 

7 500| 500| 6 27 r 1,18, —- | — _ 
dto. | dio. | 10 21 5 19, | 78 — — — 

8 1630 1270 6 130 0 963 ,| — — — 
dto. dto. 7 dto dto. |113 54 — — — 
10 “| 0m, (161, | 78 — — — 

9 1100 770 6 80 55 39, | 46, 1 — — — 
dto, | die. 7 dio. | ww | ss Is | —- — = 

a „im Pr a: 61 78 _ — — 

10 1265 | 1265 6 100 | 80 75 4,| — _ — 
dto. dto. | 7 dto, dto. 81 594 — — — 

8 2 100 62 Ban — — 

” " 9 ” 2 112, 7 == — = 

. „110 = „ 124, | 78 _ — — 

11 1310 1000 6 lö 50 | 0,/ 8,1 — — — 
dto. dto. 7 dto. dto. 1, | > _ — — 

8 F 81, | 62 — — — 

| 9 = ; 91, | 70 — — _ 

10 5 „ 101, | 78 — — — 

12 700 700 6 45 70 23 | 46,, — — — 
7 dto. dto. 27 54 — — — 
8 31 62 — — — 

9 35 70 — — — 

10 " a 39 78 — — — 

13 700 660 6 45 )50u.7 21, 46,, — — 4 

| 7 dto. | dio. | 25, | 4 — — — 

ꝛe. bis ..... — — * * —* 

| 10 x . Ben * 
14 1180 1100 6 75 60 61 46, — — — 
| 6%/, |dto. | dio. | 66 | 50 — — — 
7 ” „ 71 54 2 — — 

74 . - 76 58 _ — Eu 

| R a r | e 81 2 — — — 
82. s 86 6 — = — 
* 91 70 | — — — 

|» | „ 19% 74 — — — 

10 101 78 — — 


erſt von der Reformation durch Sakya-Muni zu datiren. 


| Diejer, als Abkömmling der aus Audh nad) dem Himalaja 
vertriebenen Sonnentünige 623 v. Chr. geboren, gab fich 


545 


buddhiſtiſche Baumweife 








für die vierte Menjchwerdung Buddha's aus u. jtarb 53 
als eifriger Prophet der von ihm reformirten Religion. 
Seine®erehrungsstätten, Dagops od. Dagoba’s (vor 
dhatu, Reliquie, u.gobba, Sarg)gen., woraus jpäter das 
Wort Pagode ward, find eigentlich feine Gebäude in dem 
Sinn, den wir gewöhnlich mit dieſem Ausdrud verbinden, 
jondern Buddhagräber, d. h. Ummanerungen einer engen, 
unzugänglichen, runden, ziemlid hohen Kammer, in wel- 
her Reliquien des Salya:Muniaufbewahrtfind. Aeußer— 
lich hat diefe Ummauerung dießeitalt eines runden,niedern 
Thurmes, mit einer Kuppel befrönt, die etwas mehr ala 
————— hat, oft auch nad) oben etwas zugeſpitzt iſt. 

anz fonjequent ijt diefe Form nicht durchgeführt; die 
beiden zu Kabul, zwifchen 250—300 n. Chr. gebauten, ges 
nannt Surf Minar und Minar Chakri, find fehr jchlant 
und mit mehreren Abjügen und Gurtungen verfehen, Bei 
anderen dieſer über ganz Oftindien, Tibet, Nepal, Ceylon, 
Java ıc. verbreiteten Bauten ift die uppel der Haupttheil 
und der Tambour jehr furz; furz, durch Umäuderung der 
Verhältniſſe find, un⸗ 
ter Beibehaltung der 
Grundform, doch die 
manchfachſten Varia⸗ 
tionen erzeugt wor: 
den. Leber die meisten 
diefer Dagops od. Re: 
liquienfchreine find 
jpäter größere Pago— 
den errichtet worden. 
Noch ift zu erwähnen, 
daß nicht immer der 
Dagop eine Kuppel 
hatte, ſondern oft nur 
die Form eines Poſta⸗ 
ments mit darauf ru⸗ 
hendem Reliquien: 
fäſtchen zeigt, ſiehe 
Fig. 1018, Dagop zu 
Jarang in Nieder— 
ländiih Indien. Die 
Grabmäler be 
rühmter Männer od. 
Heiliger, Topes, 
Thupa's, eigentlid) 
Sthoopas gen., jind 
inder Regelniedriger 
und breiter. Eineder 
ältejten Thupa's iſt 
die Thupa-Ramaya 
bei Anuradhapura 
auf Ceylon, Fig. 1011. Durchmeſſer u. Höhe des eigentl. 
Dagops ſind zwiſchen 14u.17 m. Er fteht auf einer Platt: 
form von 2,, m. Höhe, welche von drei Reihen Säulen 
umgeben ift, von denen die eine ca, 60 cm. von der Platt: 
form entfernt ist, die beiden anderen in Entfernungen von 
ca.3m. folgen. Die Säulen ſelbſt, Granitmonolithen, 
jind 7,, m. Hoch, auf die erjten 2,, m. von unten aus vier» 
edig, 28 cm. ind [_]jtarf. Die Angaben über ihre Anz 

hl differiren zwiichen 108 und 184, wahrjcheinlich trugen 


dig. 1011, 


der Säule umzieht, oft von jehr eleganter Form, Fig.1015 

iebt ein Beijpiel von einem Lät bei Allahabad. Nach 
ı Norden hin verbreitere ji der Buddhismus bis nad 
Afghaniſtan, ja bis jenjeit des Himalaja, wo die Grab— 
' hügel bei Kopal in Gentralafien, Fig. 1016, und die ſog. 
ı Gräber der Dämonen (buddbiftiiche Anbetungsftätten), 
Fig. 1017, an der Örenze Sibiriens ähnliche, nur noch viel 
‚ rohere Formen zeigen, als dic oben erwähnten Tope’s und 
Dagops. Allmählich nun bildete fi) aus diefen Formen 
eine geregelte Bauweije. Die Tope's wurden bei wachen 
der Verehrung der unter ihnen Begrabenen bald mit den 
Dagops verwechjelt; die jpäter etiwa neu gebauten Tope's 
wurden fchlanfer, den Dagops ähnlichergemadht u. ftanden 
gewöhnlich auf einer quadratiichen Terrafje. Aus dem 
eigentlichen, früher bedeutend breiteren und niedrigeren 
Unterbau und dem ihn umziehenden dDurchbrochenen Bitter 
wurde eine Bilafter- u. Bogenstellung od. eine Nijchenreibe. 
Auf den alten Dagops jtand häufig (anjtatt der innern 
Kammer) ein Reliquienfäjtchen von Stein, tee (Thi) gen., 








Thupa-Ramayı bei Anuradhapura. 


ſ. Fig. 1018, und auf diefem ein Sonnenſchirm oder deren 
mehrere über einander. Bei den neueren Tope’3 und Da: 

ops nun wurde dasfuppelförmige Dach der alten Dagops 
amt diefen Auffägen in Stein nadjgebildet u. dem neuen 
Material gemäß ftilifirt, wie dies der Dagopeines Höhlen: 
tempels zu Ayunta aus dem 5. Jahrhundert nad) Ehr., 
"ig. 1019, deutlich zeigt. Man hat nämlich ziemlich häufig 
über den heiligjten der Dagops größere Tempel erbaut od, 
auch jie als Altäre in folche verſetzt. Bon den eigentlichen 


a 
he einft ein Hallendach; erbaut ift dieje Tope um 250 | Tempeln, Tihaitya’s, jind in Indien ſelbſt nur folche 
v. Ehr.; eine der bejterhaltenen ift die bei Sandıi, Fig. | erhalten, die in Feljen gehauen find; die freigebauten, aus 
1012; das fie umgebende Gehege ftellt Fig. 1013 in | Holz oder Steinen errichteten, find ſämtlich zerjtört. Die 
gröherem Mäßſtab dar. Die Gefepesjäulen, Lats, | Höbhlentempel num bejtehen aus einem größeren Raum mit 
find einfache, jchlanfe, glatte Säulen, bis zu 12 m. Höhe | dahinter liegendem abgejchlofjenen, oft runden od. ovalen 
bei 2 m. Stärke ringsum mit den Gejepen des Buddhid- | Sanctuarium oder aus einer Vorhalle, durd) die man in 
mus bejchrieben u. jämtlich auf Befehl des erjten buddhi- cin Hauptichifi eintritt, welches hinten im Halbfreig ge— 
ſtiſchen Herrſchers Schandragupta (Sandracotta)errichtet, | ſchloſſen ift, nad) oben durch eine in Fels nachgeahmte 
welcher 243 v. Chr. auf einer Synode zu Ralibathra den | tonnengewölbeartige Dede mitgurtbogenähnlithen Riefen, 
Buddhismus zur Staatsreligion erhob. Statt ded Kapi- | welche auf einer Pfeilerreihe rubt, hinter der ſich ein nie— 
täls (tagen die Lats einen Löwen, Fig. 1014 von dem Lät | driges Seitenſchiff ringsum zieht, jo daß das Ganze völlig 
zu Öuadud, unter welchem ein Ornamentenftreifden Hals | bafıltenähnlid wirft. Am bintern Ende des Hauptſchiffes 
Mothes, Illuſtr. Bausteriton. 4, Aufl. I, 69 


Buddhififhe Zauweiſe 546 buddhiſtiſche Rauweiſe 


Bomann — — 1 — — — — —— —— —— ————— — — —— —— — — 
ſteht dann der Dagop; vgl. Fig. 1019. Ganz ähnlich iſt ringsum, alſo in einer Länge von 448m., mit Reliefs be: 
die Grotte des Bismalarma in Ellora, 7, Jahrb., und die | jegt und trägt gleich den über ihn ſich erhebenden, vier 
zu Kannari, 9. oder 10. Jahrh. Die größte aber ift die zu | ftufenförmig zurüdtretenden Geſchoſſen von je 2,25; m. Höhe 

Reihen von Tabernaleln, in deren Niſchen Buddhaftatuen 
‚ (im ganzen circa 500) jipen, deren Dächer mit Dagop= 
— gleich Vialen beſetzt, deren Interdallen durch 








fig. 1012. Tope von Sanchi. 


Karli aus dem 1. Jahrh. n. Chr., deren Hauptichifi 35 m. 
lang u. 12”/;, m. weit ift. Die Klöjter, Vih ara's, waren 
fehr verfchieden an Größe, haben aber ſtets an der Border: 
feite des Feljens eine Vorhalle, dahinter einen Verfamm ; 
lungsjäl, um den 
fi die Zellen der 
Möndereihen. Die 
Mitte der Hinter: 
wand nimmt eine 
Kapelle mit dem 
Dagop ein. Die 
a Bejtalt — u. 
der ſie ſtützenden 
Fig. 1013. Bon der Tope zu Sanchi. Pieiler(dereneinen 


aus Ayınta, Fig. 1020, darftellt) zeigt deutlich, daß Die 














Reliefs ausgefüllt jind. Auf der durch dieſe fünf Geſchoſſe 
ee Kader) vierfeitigen Pyramide erheben ſich, 


jümtlichen ardhiteftonifchen Formen, obgleich auf Felſen— 
aushöhlung angewendet, doch aus der Holzfonjtruftion 
entnommen find, was auch ausden 
Nuinen der Thupa des Ramaya 
bei Anuradhapura auf Ceylon, 
j. Fig. 1011, hervorgeht. Auf der 
andern Seite erinnert dieſe An- 
lage, zufammengebalten mit der 
der Sanditope, Fig. 1012, u. den 
Kreiſen von Steinitempeln an an— 
deren Tope's auffallend an die 
Cromlechs u. Nurhags Europa’s. 
Bei manchen der jpäteren Dagops, | 
namentlich in Birma, find dieje 
Stempel als Heine Dagops ausge- 
führt, j. birmaniiche Bauten und 
Fig. 592, zugleich aber auch die 
frühere verlafjene Byramidalform 
wieder zur Geltung gelangt. In 
Boro:Buddor auf Java jteht jeit 
dem14.Fahrh. eineDagop-Anlage, 
von der zig. 1021 einen Theil nach 
einer am Orte aufgenommenen | 
Photographie, 1022 aber den 
halben Grundriß daritellt. Auf einer doppelten Terraſſe 
mit veich verzierter Brüftung erbebt ſich zunächit ein 


— — — 











ig. 1014. 
Vom Laͤt zu Guaduck. 















—;A— — 


Fig. 1015, Bon einem Sit bei Allahabad. 


2,9, ın. hoher Eodel, deſſen jede Seite 112 m. lang ift und | ein a at oft in höchſt eleganter Form fi 
in ber Mitte cin doppeltes Rifalit hat. Diejer Sodel iſt eigenth 


immer Heiner werdend und um ca. 1,, m. aus einander 
aufiteigend, drei freisförmige Plattformen, deren untere 
mit 32, die nächite mit 24, dDiedritte mit 16 Dagopmodellen 
bejept find, In der Mitte diefer Ichteren endlich jteht der 

auptdagop, deiien Spige ſich beinahe 51 m. über dem 

auniveauerhebt. Diedurhbrohenen Wände der Dagop— 
modelle laſſen darin figende Buvdhaftatuenerfennen. Auch 


BZ: 
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A) arit untl se 
— 





Fig. 1017. Dümonengräber in Sibirien. 


in Tibet und Nepal ftehen viele buddhijtiiche Bauten; da= 
runter ragt hervor Buddhaska, die golditrogende Reſidenz 
des Dalal⸗Llama in Lafja, ferner eine befondere Ausbil: 
dung der Dagops, die Koſthakars. Ein Koſthakar ift 
ein ringsum offener, von Säulen oder Arkaden getragener 
Pavillon, in welchem eine Buddhajtatue figt undüber dem 
erhebt. Eine 
mliche Umbildung der Tope's ſind die Tihorten. 








buddhiſtiſche Rauweiſe 547 buddhiſtiſche Rauweiſe 


Dieſe Grabmonumente, aus Thon u. der Aſche des Leich- | puram, um 1300 n. Chr., aus einem 29 m. hohen Felſen 
nams gefnetet, Stehen jehr häufig an den Landitraßen und | ausgemeißelt. In Grundriß u. Einrichtung entiprechen fie 
zeigen die verſchiedenſten Formen. Die Tichorten der | ganz den oben beichriebenen Höhlentempeln; äußerlich 
Heiligen find mit einem Koſthakar überbaut, ſ. Fig. 1023. igen fie in der Dispofition manches Achnliche von den 
bi ernen Klöjtern Birma’s, ſowie auch von den Anlagen 
in Boro-Buddor, doch find die Heinen Tabernalel nicht 
N. fondern blos in fonverer Linie geichlofien, 
die Dächer über den Hauptjälen der Klöſter aber als ſpitz— 
bogige Satteldächer geitaltet, am vorderen Ende miteinem 





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Fig. 1018. Heiner Dagop zu Jarang. 


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Fig. 1020. Aus Ayımta. 


— 


Giebel geſchloſſen, an dem hinteren halbfreisförmig herum= 
— > — gezogen, fo daß fie als vollkommen organiſche Durchbil— 
Fig. 1019. Aus Ayunta. 


dung der in der Höhle von Karli :c. auftretenden Innen— 
"formen erscheinen. Die budöhiitiihen Bauten in Birma 
Solche find namentlich häufig in Birma und Siam (f. d. | und Siam fowie in Japan und China zeigen zwar in den 
betr. Art.). Beſ. berühmt u. beachtenswerth als ziemlich | Dispofitionen Verwandtichaft mit den ojtindiichen, ver= 
vollftändig erhaltenes Beispiel einer ganzen Gruppe von | folgen aber im Stil die landesüblichen Formen; f. daber 
Tempeln und Klöftern find die 6 Rafhs von Mahavaliz | die Art. birmaniſch, ſiameſiſch, hinefiih und japaniſch. 


69* 





_ Buddingflein 548 Büffelbornhol; 


Buddingftein, m., Puddingfein, ſ. Breccie. bef. wenn jie die Ausgangsthüre an der Seite haben, wie 
Buddle, s., engl. (Dittenw.), der Echlämmgraben, | dies ohne Beeinträchtigung der Ladentifchbreite od. Regal- 
Herd zur Erzaufbereitung; nieking buddle, sleeping- | länge nicht wohl anders angeht; zweitens bilden dieje 
table, Kebrberd, Glauchherd; round buddle, Rundherd, Zwiſchenräume ebenſo viele Schmutzwinkel; drittens koſten 
Kegelherd, standing buddle, Waſchtrog. ſie viel Breter u. gewähren dem Retter und der Kälte von 
Buddling, s., engl., der Schlämmprozeß. allen Seiten Zugang; viertens aber endlich ift es bei ihnen 
unmöglid, für einen 
= = Plap zu Befriedigung 
ner Te. — er =: = dernatürlichen Bedürf⸗ 
> = — niſſe zu ſorgen, und ge= 
Ba schiebt dies dann ge⸗ 
ee wöhnlich in oben ers 
Z wähnten Zwiichenräus 
men. Weit zweckmäßi⸗ 
ger ijt e8, wenn mans, 
12 08.16 B.n im Qua⸗ 
drat vereinigt, jo daß fie 
in der Mitte einen Heis 
nen Hof einidliehen, 
nad welchem hin bie 
Däder der B.n abe 
fallen und welder ein 
Privet enthält. Bei 
kleinen Biereden madıt 
mandann die B.n bin= 
ten etwas jchmäler ala 
vorn u. giebt ihnen nach 
dem Sf zu eine Heine 
Tbür,der Hof befommt 
einen Eingang nad) des 
Strafe hinaus zwi— 
ſchen zwei der B.n hin⸗ 
durch; das Privet jteht 
auf einem Scleujen- 
‚ gevierte. Bei großen! 
Viereden kann man 
4 noch an jeder B. einen 
& Heinen Verſchlag als 
Schreibſtübchen nadı 
dem Hof hinaus an 
Er bringen. Mähe: Breite 
/ jeder B. 2,20— 2,50 m. 
At, 1021. Tempel von Boro⸗Vuddor auf der Anjel Java born, Tiefe 1,0 — 2,20 
j m., vordere Höhe bis 
—— zum Sims 2,30 —2,s0 
ım,, bintere 1,60 —2,20 
m., Minimalgröhe des 
Hofe 2,0 m. im IJ. 
Seite des Vierecks bei 
8 B.n 7—8,5 m., bei 
12 B.n 9,5—10 m. 
u. ſ. f. — 2. Baubude, 
j. Baubütte. 
Budromium, n.,lat., 
von Ochſen getretenes 
Nad, ſ. Tretrad. 
Budsdo, japaniicher 
Name des Buddha. Die 
Tempel der Budsdo— 
religion, d.h. aljo die 
buddhiſtiſchen Tempel 
in Japan, heißen Tira, 
Ueber dieſelben ſ. den 
n — Art. japaniſch. 
Fig. 1022. Halbplan des Tempels von BVoro⸗Buddor. Büffelhorn, n. wurde 
Bude, f., irz. boutique, hutte, baraque, f., engl, hut, | von den Alten in dünne Scheiben geichnitten, die ihnen zu 
booth; jedes von ſchwachem Bauholz errichtete, mit Bre- * Laternen dienten; jpäter verwendete man es zu der jog. 
tern bejchlagene Häuschen zum zeitweiligen Aufentbalt. Geitrummalcrei; jept macht man Thür: und Fenftergrifte 
1. Marft> oder Meßbude; die einzelnen, in Gaſſen neben 1. dal, m. davon; ſ. d. Art. Grijf. 
einander geitellten Marktbuden nehmen eritens wegen der Büffelhornhols, h., Schr hartes Holz von einem Straud 
zwiſchen ihnen zu lafjenden Zwiichenräumeviel Plag weg, | desKaplandes Burchellia capensis, Jam.&ardeniaceen). 







a." — N j 


N 
nr h 4 au 





Büffet 

Büffet, n., frz. buffet, m., dressoir, m., engl. board, 
side-board, dumb-waiter, ital. credenza, Abjchenfe, An= 
richte, 1. Schenltiſch od. auch eigener abgejonderter Naum 
in Speijefälen zum Borlegen der Speiſen, Kredenzen der 
Getränke ꝛe. — 2. Bejonderes Zimmercden neben dem 
Speijeläl, mit demſelben durch ein breites FFenfter verbun: 
den, womöglich zwiſchen Küche u. Speijejäl zu legen und 
mit einem Anrichtetiich (vgl. d. Art. Anrichte) zu verjehen. 
— 3. Schrant zu Nufbewahrung von Trink: und Speifes 
gneräth, zugleid als Vorſchneidetiſch u. als Regal zu zier— 
licher u. netter Aufitellung von Speiſen u. Geräthen die: 
nend, in Speifejälen das wichtigite Möbel. Breite des 
Vorjchneidetiiches mindeftens 1, m., Tiefe 80—90 cm. 
Die Konfolen und Regale für die Gefäße dürfen nicht zu 
niedrig beginnen, damit der Borfchneidende nicht durch fie 
in feiner Arbeit behindert werde, u. müſſen nach der Höhe 
der darauf zu jtellenden Gefäße bemefjen werden; Spiegel- 
flächen fünnen die Wirkung der Prunfgefähe bedeutend 
fteigern; ſ. übr. Speifejäl. — 4. In Tanzfälen, Kaffee: 
häuſern, Schentituben, Wartejälen x. der entweder blos 
als Ladentiich oder als geiondertes Kabinet mit breiten 
Fenſtern nad dem Hauptraum eingerichtete Verkaufsort 


für Speifen u. Getränfe; bei größeren Etablifjements ijt | 


es am beiten, diefe beiden Gattungen zu trennen, Bier: 
büffets verfieht man womöglich miteinem Aufzug ausdem 
Keller, Speifebüfjets mit direltem Fenſter nad) der Küche. 










Kan)‘ 


Buffet m. d’orgues, frz., Orgelgehäufe. 

Buffle, m., jranz., engl. bufistick, emerystick, die 
Lederfeile. 

Buff-leather, s., engl., das Bolirleder. 

Bug, m., iiberhaupt — v. w. Krümmung oder Ort der 
Krümmung. 1. (Schiffb.) franz. épaule, f., avant, m., 
etable, £., engl. bow, Birgung am Vordertheil eines 
Schiffes zwifchen Vorjteven u. Fockmaſt, heißt nach ihrer 


549 


Buhne 


engl. bluff bow; e) jpringender, vorn überhängender B., 
frz. avant élancé, engl. flaring bow; bei den Pontons 
nennt man den ganzen Steven B. vergl. auch Baden 11. 
— 2, B. eines Krummzapfens, j. v. w. Arm 2 (j. d.). — 
3. Heſſiſcher Provinzialismus für Band, Winfelband, 
Strebeband xc., j.d. Art. Achjelband und Band LI, jowie 
Fig. 383—386, ©. 244. 

Buganker, m.,j.d. Art. Anter VI. A. 3. 

Büge, f., 1. in Sachſen j. v. w. hölzerne Strebe, Band, 
Winfelband; ſ. d. Art. Achjelband, Band LI u. Bug 3. — 
2. (Minenb.), frz. arc boutant, j. v. m. Steife zur Minens 
verdämmung. — 3. Dereinzelne hölzerne Bogen, die Rippe 
eines Lehrgerüftes, auch wohl für das ganze Lehrgerüft 
‚gebraucht; ſ. d. Art. Bogenichre. Wenn der Bogen nicht 
viel Wölblänge hat, 3.B. blos 13—25 cm. breit ist, braucht 
man blos eine B., bei tieferem Bogen hingegen zwei oder 
mehrere, welche dann wegen der aufzulagernden Einjcha= 
lung 2—3 cm. fleiner werden, als man den Bogen wölben 
will; j. übr. d. Art. Gewölbe, Gerüjte und Lehrbogen. 

Bügelanker, m., j.d. Art. Anter I. 9. 

'  Bügelbohrer, m., jvz. drille m. a argon, engl. crank- 
, borer, j. im Art. Bohrer. 
Bügelfäge, f., j. Art. Baumfäge 1, Yaubjäge u. Säge. 

Bughols, n., frz. allonge f. d’&cubier, engl. hawse- 
piece (Schiffb.). So heißen die aufwärtsftchenden In— 

bölzer vom Borjteven bis zum vorderjten Spant, welche 
aljo den Bug des Schiffes bilden. 

Buglieger, m., Heines Fahrzeug, weldyes von einem 
größeren an deſſen Bug mitgeführt wird. 

bugfiren, trani. 3., frz. haler, j. buchſiren. 

Bugfpriet, Bogfprict, Boogfpriet, n. (Schiffb.), frz. beau- 
pre, m., engl. bowsprit, jpan. baupres, der über der vorz 
deren Biegung (Bug oder VBordertheil) eines Schiffes ſich 
unter einem Winfel von 30—34° gegen den Waſſerpaß 
neigende Maſt. Die Länge des aus dem Schiff hervor— 
ragenden Theils iſt gleid) der größten Breite des Schiffes, 
feine Dice gleich der des großen Majtes, die nad) vorn um 
!/, abnimmt. Er wird am hinteren Theil noch durch die 
Bugfprietbakken, frz. taquets, violons m. pl. du beaupre, 
engl. bowsprit-cheeks, pl., verjtärft, durch die Bugfprict- 
forring, frz. liure du b., engl. gammoning ofthe b., d.h. 
zwei umgewundene Seile an den VBorjteven, durd) das 
Schwingtau u. eijerne Bolzen an den großen Balten des 
Schiffes befeitigt. 

Buafenge, f. (Schiffb.), Blinditenge, Segelitange am 
Bugipriet. 

Bugt, f. auch Budıt, f., frz. tonture, f., courbure, f., 
bauge, m., engl.rounding, lines, Balken, die Kriimmung 
desjelben. Beim Schiffbau unterfcheidet man: Aufbngt, 
engl. rounding-up, an liegendem Holz, Biegung nad) 
oben; Hicderbugt, engl. rounding-down, an liegendem 
Holz, Biegung nad) unten; Ausbugt, engl. rounding-out, 
an ſtehendem Holz, Biegung der Mitte der Planke abwärts 
vom Schiff; Einbugt, hohle Bugt, engl. falling-home, tum- 
bling-home, an jtehendem Holz, Biegung der Mitte der 
Plante nad) dem Innern des Schiffes; S-Bugt, engl. S- 
rounding, Zufammenjeßung zweier gebogener Planken 
in Form eines 8; aud) nennt man B. das gefrümmte Holz 








ſelbſt; ſ. d. Art. Bauholz; F. IV. e., ©. 302. 


bugtig, adj., frz. bouge, engl. rounded, von Planken 
x.,).d. w. eins und auswärts gekrümmt. 

'  Buhl-saw, s., engl., die Yaubjäge (I. d.). 

Buhl-work, s., engl., die Boule:Arbeit. 

Buhne, 1. (Wajierb.), Buhn, Baune, Beune, f., auch Ab- 
weifer,m., Stadı,n., Made, Schlaugc, Kribbe, Krippe, Schlechte, 
f.; Pakwerk, Flügel xc., frz. elayonnage, m., cröche, f., 
&peron, m. (im Fluß: quai en fleuve), engl. groin, dike- 
dam (im Fluß: wharf, quay, dam-dike iu ariver), heißt 
ein vom Ufer in das Wajjer hervorragender, dammartiger 


Gejtalt: a) jharfer, ſchmaler B., frz. avant maigre, engl. | Bau von Pfählen, Faſchinen od. Mauerwerf, welcher den 
leanbow; b) voller B., frz. avant renfle, avant joufflü, | Lauf der Strombahn vom Ufer abweift, um den Stoß des 


2 


D 








i ——ſ ⸗ 


Stromes vom Ufer abzuleiten. Sie werden eingetheilt in 


vor Beichädigung durch den Strom behüten. 

A. Eintheilung nad) dem fach a) Schuhbuhuen oder 
Abweifer zu Beichirmung des Üfers. Vorfpringende Ufer: 
ftellen können als folche benußt werden, man mu jie aber 
nöthigenfalls durch Vorſtreckung vor Abjpülungen ıc. 
ſchützen. Bei Beichädigung geradliniger od. eingebogener 
Ufer unterjuche man eritden Stromitrich; ift derſelbe noch 
normal, d.h. in der Mitte des Bettes, jogenügt zu Wieder: 
berjtellung des Rafens eine Anpflanzung, |. Anhägerung; 
liegt aber der Stromitrich zu nahe am angegriffenen Ufer, 
jo lege man eine Schupbuhnean. Diejelbe darf den Strom 


nicht bis an das jenjeitige Ufer treiben und legterem nicht | 
jo nahe fommen, daß die Normalbreite des Stromes ver: | 


engt werde. Dieſe Normalbreite beftimmt, vom gegen 


feitigen Ufer aus gemefien, die äußerte Spipe der B., 


welche jtromabwärts gelehrt wird. Iſt das beichädigte Ufer 
(Schartufer) lang, jo muß man zwei oder mehrere Schuß: 
buhnen anlegen. Kurzen u. tiefen Einrijien legt man blos 
ein Badwert in der Höhe des Tiefwaſſers bogenjörmig vor, 
und der Strom jelbjt wird das dahinter liegende Loch ver— 
ichliden. b) Ereibbuhnen, welche die Stromfraft jo lenken, 
daß Inſeln, Sandbänke od. Stüde des gegenüberliegenden 


Ufers, Landzungen xc. weggerifien werden follen. Die | 


50 


Bühnloh 























‚ Grundlage, Kopf das äußerſte Ende, Krone, Kamm oder 

‚Rüden die obere, gewöhnlich fonvere Fläche, welche nie 

‚unter 2°/, m. breit jein darf, die Strihfeite die jtromauf- 

| wärts gerichtete Seite, Die andere Rückſeite. 

| Als Mittel zu Stromregulirung werden B.ninSadien 
u. Bayern gar nicht mehr, im übrigen Süddeutfthland nur 
felten noch angewendet, da die Erfahrung gelehrt hat, daß 
fie den Zwed jeder Regulirung: möglichſt gleichmäßigen 
Verlauf des Wafjers, nicht erfüllen, fondern genau das 
Segentheil: Koltungen, Wirbel x. Dagegen haben ſich 
Barallelwerfe (f. d.) trefflich bewährt. Rhein und Elbe 
haben nur die legteren [v. Wag.) 

2. (Mühlb.) Bin heißen auch die hölzernen Kais und 
Holzgerüſte mit Bohlenbeleg am Mühlengerinne xc., daher 
abbuhnen, ſ. v. w. bühnen (ſ. d.). — 3. (Schiffb.) B. eines 
Fiſcherkahnes, frz. vivier, m., engl. well, Bebältnis in der 
Mitte des Kahns, zu Aufnahme der Fiſche. Der Boden 

\ des Kahns ift an dieſer Stelle durchlöchert, aber diejelbe 
mit dicht falfaterten Planten umgeben. — 4. B.n, frz. 
bordigue, f., engl. erawl, zum Fiſchfang bejtimmte Eins 
begung am Meeresufer. — 5. Hof zu Aufbewahrung aus: 

‚ geladener Büter bis zu deren Unterbringung im Speider. 

Bühne, f., jrz.&chafaud, m., engl. scaflold, ital. palco, 





Treibbuhnen bilden einen bei weiten ftumpferen Winkel jpan.cadalo, im allgemeinen jedes erhöhte Gerüſt. 1. Die 
mit der Strombahn als die Schupbuhnen, müffen aber | Theaterbühne, der erhöhte Fußboden, auf dem ſich die 
auch jtärker u. ſtets etwas ftromaufwärts vor dem wegzu⸗ | Schaufpieler bewegen, mit allem Zubehör; bei den grie— 
reißenden, gegenüberliegenden Land angelegt werden; ein chiſchen u. römischen Theatern hatte die B. im Verhältnis 
Stüd ſtromabwärts legt man eine zweite an, faft normal | zu ihrer Breite fehr grringe Tiefe, wägerechten Fußboden 
gegen den Stromſtrich, welche das durch dieerite abgerifiene , und maijive fteinerne a ne ; nad) den Zuichauers 

rdreich am Anſetzen hindert, welche man aber eingehen | raum bin warfieganz offen; ihre Umfaffungen veränderten 
läßt, fobald der Zweck erreicht iſt. Inſeln, Hägerze. ſchafft fich nie, die Deforation wurde nur angedeutet. Nach und 
man durd) an beiden Ufern angelegte Treibbubnen fort. nach haben fie eine ganz veränderte Form angenommen; 
c) Fangbuhnen jollen blos anhägern, ohne, gleich den Treib» | man iſt aber noch durchaus nicht einig über die zwed— 


buhnen, den Strom an das jenfeitige Ufer zu leiten; fie 
müſſen alſo den Strom möglichft zertheilen und nicht vom 
Ufer zu jehr abweifen; man macht fie daher in der Regel 
in Geſtalt eines Quadranten mit jtromabwärts gefehrter 
Spitze. Dieje Fangbuhnen müſſen über das Waſſer vor: 
ragen, fonjt ftürzt dasfelbe über fie weg, und es entjtehen 
Költe (Höhlungen) hinter den B.n ftatt der gewünſchten 
Anhägerungen. d) Die Ankerbuhnen oder Pfeilbuhnen 
dienen dazu, Inſeln ꝛe. ftromaufiwärts zu verlängern. 
e) Acöpfbuhnen oder Apaltbuhnen werden mit dem Kopf 
ftromaufiwärts gejeßt und fangen jo das Waſſer auf; fic 
dienen dazu, verichlämmte Stromarme aufzuräumen oder 
auch Kanäle zu vertiefen, indem fie das Waſſer in die ges 
wünschte Richtung leiten. Alle®.n, die etwas am Ufer zu 
decken haben, alfo alle, ercl. der Treibbuhnen, müſſen die 
jelbe Höhe wie die Ufer haben, oder mindeiten® den ges 
wöhnlichen Hochwaſſerſtand erreichen. Wenn fie fid) ſen— 
fon, was in der Regel ein pär Jahre lang fortgeht, jo 
werden fie mit neuen Hauben belegt. Die Breite macht 
man bei großen Ben meijt gleich der Höhe, bei Heinen 
mindeitens gleich einer Faichinenlänge. 

B. Andere Eintheilungsweile. a) Ridtbuhnen od. Leit- 
buhnen, weldye die Stromrichtung beftimmen (find Schuß, 
Treib: u. Schöpfbuhnen). b) Bildungsbuhnen find Fang— 


u. Anhägerungsbubnen, VBerlandungsbuhnen u. aud) die | 


Schupbuhnen gewiſſermaßen. c) KRauſchbuhnen find ein- 
andergegenüber angelegte Treibbuhnen, welche den Strom 
einengen u. dadurd) tiefer machen. d) Winkel- und Bogen- 
buhnen, zu volljtändiger Schlichung eines Einrifjes. 

C. Radı den Materialien untericheidet man: a) fa- 
fhhinenbuhnen, fie geben ca. I m. in das Ufer hinein, be: 
ftehen aus Vorleg⸗ u. Bundfaichinen, alle 50—85 cm. weit 
verpfählt, mit Erde u. Raſen belegt, mit Weiden u. Erlen 
bepflanzt. b) Steinbuhnen haben cine blos durch Einwerfen 
von Steinen gebildete Grundlage und eine gewölbartig 


mäßigjte Gejtalt, die man einer B. zu geben hat. Jedoch 
können folgende Regeln wenigitens in den meiften Fällen 
als vollgültig angenommen werden: die B. darf nicht zu 
tief im Verhältnis zu ihrer Breite fein, fie joll aber doch 
Gelegenheit bieten, tiefer gemacht werden zu fünnen für 
Vorjtellungen, wo viele Berfonen zugleich auftreten müſſen 
oder wo eine lange Berjpeltive in der Deloration nötbig 
wird; fie darf feine Zugluft von der Seite ber zulafien, fie 
joll mit den Garderobezimmern in naher und geräumiger 
Verbindung ftehen, fie joll allen Gejepen der Optif und 
Aluſtil —*— d. h. jo eingerichtet ſein, daß man Alles, 
was auf derſelben vorgeht, im ganzen Zuſchauerraum 
ſehen und hören kann. Die Mittel, allen dieſen Anforde 
‚ rungen zu genügen, kann mannichtnäberdetailliren, ohne 
zugleich die Beziehungen zu anderen Theilen des Theaters 
u. die Konftruftions= u. Anlagearten diefer Theile zu ber 
bandeln. Näheres. daher im Art. Theater. — 2, Erhöhtes 
Gerüft, von dem aus man etwas beſchaut; f. d. Art. Tris 
büne, Empore, Orgelchor ꝛc. — 3. 5. v. w. Dachboden, j.d. 
Art. Boden 3. — 4. In Niederſachſen, bei. in Serftädten, 
ſ. v. w. Kai. — 5. (Bergb.) frj. repos, m., j.d. w. podeſt⸗ 
artiges Gerüſt in oder Schutzdach unter einem Schacht. — 
‚6. en Jedes etwas abhängige Serüft zum Aus— 
waſchen, Schlämmen oder anderen Hüttenverrichtungen. 
— 7. Reiſigzaun am Ufer eines Fluſſes; f. auch Buhne. 
— 8, ſ. v. w. gefchnittene, aber baumfantige Latte zum 
Nufhängen von Dachziegeln; an vielen Orten heißen nur 
die durd) einmalige Trennung dünner Stämme gewonne 
nen Latten jo; das Wort wird auch hier u. da für Bret od. 
Stange gebraudıt. 
‚ bühnen, tranj. 3., |. v. w. mit®retern beſchlagen, aus 
dielen, auch bübnen, bödmen genannt. 
‚ Bühnenhols, n., heißen in der Grubenzimmerung die 
die Bühne (ij. d. 5) bildenden Hölzer. 
Bühnlor, Gũhucloch, n. (Brubenzimm.), frz. potelle, f. 





Bühnenftange 551 bündig 
(bei Yüttich: potet, m., nass, m., ſonſt in Belgien: em- | Bült, m., Bult, mit Rajen bewachſener Higel in Moor: 
potelure, f.), 1. Loch im Geftein zum Befejtigen der Bühnen- | gegenden; in Holjtein befond. großer runder Haufen, auf 
hölzer (. d.). — 2. Austehlung in einem Pfojtenftüd, wel= | welchen die Torfgräber den Torf jchütten (bülten), damit 
ches an das Hangende angelegt wird, woraufman das schief | das Waſſer ablaufe. Da dies nur bei jchledhten, wurzeligen 
abgeichnittene Ende, die Berflächung des Stempels, in das | Moorauswüchſen nötbig ift, jo nennt man den ſchlechten 


B. einführt und ihn nun zwijchen diejem u. dem Fußpfahl 
eintreibt. | 

KBühnenftange, f., Stange, aus welcher Bühnen (j.d.8) 
geichnitten werden; j. d. Art. Bauholz, S. 301, unter n. 

to build, tr. v., engl., bauen, erbauen, errichten; to b. 
a battery (Kriegsb.), eine Batterie aufwerfen; to b. the 
clamps (Ziegelbr.), den Sat machen, den Meiler bauen; 
to b. the upperworks (Schiffb.), das Schiff verteunen, 
die Hölzer zur Berteuning anlegen; to build-up the rub- 
bish (Bergb.), die Berge verſetzen. 

Builder, eonstruetor,s.,engl., Erbauer, Baumann, 
Baumeifter; b. in general, Bauunternehmer (derden Bau 
in Entreprije übernommen hat); b. ofsodwork, Rajen= 
leger, Sodenjeßer; builder's estimate, Bauanſchlag; 
builder’s scale, j. Baumäß. 

Building, s., engl., der Bau, u.zwar 1.die Erbauung, 
das Bauen; hydraulic b., der Waſſerbau. — 2. Gebäude, | 
Bauwert; additional b., Anbau, Nebenbau; framed b., 
Facmwertsbau; b.ina garden, Gartengebäude; inside 
the b., within the walls, innerhalb des Gebäudes; out- 
side the b., without doors, außerhalb am Gebäude. 

Building-ground, s., engl., Baugrund, Bauboden. 

Building-materials, pl., engl., die Baumaterialien 








(j.d.). 

Building-plot, s., engl., die Baujtelle, Baujtätte, der 
Bauplap, 

Building-stone, s., engl., der Bauitein. 

Buje, f., ſ. Boje. 

Sujer, m. (Schiffb.), in Holland u. Spanien gebrüuchl. 
Fahrzeug, das außer einem Maſt mit Schmadjegel u.dem 
Bugipriet meijt noch einen Heinen Bejanmajt führt. 

Bukhurdasn, n., eine Art arabijcher filberner od. guls 
dener Rauchfäjier. 

Bukke, f. (Wafierb.), j. v. w. Piahl im Wajjer, um 
Schiffe daran zu hängen. 

Buklamdit, m., ein augitähntiches Material (Eiſen— 
filitat), rigt Glas. 

Bulche, Bulge, f. (ihwäb.), j. v. w. Schlauch. Bulden- 
kunf, j. v. w. Schlauchwerf zur Wafjerbebung. 

Buleuterium, n., latein., Buuksurptov, griech., Bes 
rarhungszimmer, Kapitelſäl. . 

Bulge, s., engl., Bauch des Faſſes, Brust des Schiffes. 

Bulge-way, s., engl. (Schiffb.), der Schlittenbalten. 

Bulging, s., engl., Bujen einer Gewölblappe, Aus— 
bauchungsmäh der Anjchwellung einer Säule x. 

Bulk-head, s., engl. (Schiffb.), das Schott, die Schot= 
ting; lenght-wise built b., das Langſchott; b.ofgratiugs, 
das Traljejchott, Schott von Röjterwerf. 

Bull-dog, s., engl. (Hüttenmw.), die Dörnerjchlade, ges 
röjtete Puddelſchlacke, Saigerichlade. 

Bulle, Bullen, m., auch Kiellidyter gen., fra. ponton m. 
ı mäter, engl. sheer-hulk, Kahn oder Brahm mit einem 
Maittrahn zum Einfegen von Maſten in die Schiffe jowie 
zum Umlegen derjelben ıc. 

Bulle, f., j. v. w. Kapſel, ſ. M. M. a. W. 

Bulle, £., fr3., ſ. Blaſe. | 

Bullion, s., engl., 1. auch bull’s-eye; das Ochfenauge, 
die Ochjengalle, der Bugen eines Mondglajes, einer 
Butzenſcheibe. — 2. Goldbarre, Silberbarre. 

Bullioncement, ın., j. Cement | 

Bull’s-eye, s., engl., 1. (Schifib.)die hölzerne Kauſche. 
— 2. j. Bullion 1. | 

Bull’s-eye-glass, s., engl., das Gallglas, Mondglas, | 
die Butzenſcheibe. i 

Bull’s-eye-window, s., engl., das Ochſenauge. | 

Bülper), n., j. d. Art. Harz. | 





Torf aud) Bülten. 

Bul-wark, s., engl. (Schiffb.), die Schanztleidung. 

Bumbam,m.(niederjächi.),fürAuflauf, Fahrbrücke ſ. d.). 

Bumboot, n., hollũndiſches Fiſcher⸗ u. Lotſenfahrzeug, 
ziemlich breit, mit klinlermäßig über einander befeſtigten 
Blanten. 

Bund, A. ald masc. 1..v.w. Band V. — 2. ſ. v. w. 
Band I. 2 u. 3, bei. das ringfürmige Band am Säulen— 
ichaft, frz. annelure f. de colonne, engl. band. Säulen 
mit B., gebundene Säulen, fr}. colonnes anneldes, engl. 
banded columns, fommen bej. im byzantinijchen u. romas 
nischen, doc) aud) im normannijchen Stil vor, wohl auch, 
meijt fehlerhafterweije, in der Renaijjance, j. Band I und 
Bundjäule 4. Bei jehr langen Dienjten und Rundjtäben 
aber ijt jolche Unterbrechung oft nothiwendig; j. übr. d. Art. 
Säule. — 3.5. v. w. Dachftuhl oder Abgebinde, d. h. Ge— 
jamtheit der zu einem Zweck abgebundenen Hölzer. 

B. als neutr., 1.5. v. w. Band, Gebinde; j. Band IV. 
und VII. — 2. Ein Wiedenſeil beim Flöhen. — 3. ſ. v. w. 
Band VIII., Gebind oder Bündel Wäre, z. B. Stroh, 
Glas, Blech xc.; ein B. Stroh iſt 35—40 cm. im Durchs 
mejler jtart; 20 B. Glas bilden eine Kiſte u. enthält jedes 
B. frʒ. lien de verres, engl. bundle of glass-panes, 4 bis 
8 Tafeln, je nach Größe derjelben. Ueber die Bundgröhe 
bei Eijen, j. d. Art. Bandeijen, Stabeifen, Bündejtahl xc. 

Bundachat, m., ſ. Bandadat. 

Bundart, f., frz. tire-boucher, m., engl. joint-hook- 
shapedaxe, ein eijernes Werlzeug, weldyes dazu dient, 
Holz gerade zu ſtoßen, oder vielmehr zu jtechen;; e3 gleicht 
fajt einem Winfelmäh. Man greift es am kurzen Ende, 
welches eine Oeſe enthält, an, ſo daß man es auch mit einem 
Helm verjchen könnte, was aber gewöhnlich nicht geſchieht; 
am längeren ift die einballige Schneide. Hier u. da glei) 
der Querazt verboten. 

Bundbalken, m., Sundihram, ım., j. v. w. Bindebalten 
2 und 3; vgl. auch Balten I. B. a., S. 230. 

Bundeifen, n., j. v. w. Bundeſtahl, überhaupt alles 
Stabeifen, was bundweije verkauft wird. 

Bündelpfeiler, m., Büudelfäule, f., Bündelfhaft, m., 
Säuleubündel, n., irz. faisceau de perches, colonne en 
faisceau, colonne fascienl&e od. pilier, engl. clustered 
column, compound pillar, bundle of columns. Dieje 
aus mehreren Säulen ihrer Digg oder aud) mit 
Dienjten bejegten Pfeiler find in den mittelalterlichen 
Stilen jehr häufig (j. Daher die betr. Art., jowie Pieiler, 
Säule, Dienjt xc.). 

Bündefahl, Bündelfahl, Bürdehaht, auch Bürftefahl, m., 
der zu langen Stangen geihmiedete Stahl, von dem das 
Bund ca. 60 kg. hält. 

Bundgefpärr, n., frz. fermef.decomble, engl. couple, 
poop of aroof, ſ. Binder 2 b jowie d. Art. Dadybinder 
und Dadyverband, 

Bundhols, n., 1. fr. rondin, m., engl. faggot-wood, 
Holz, welches in Bindel geſchnürt ift. — 2. frz. bois 
d’assemblage, engl. framing-timber, Holz, welches zum 
Abbinden eines Dachſtuhls od. dal. bejtimmt iſt; ſ. Baus 
holz IV. a. 1. 

bündig, adj., 1.(Zimm., Maur.), auch flüchtig, fluchtrecht, 
frz. affleurg, engl. flush ; manjagt, zwei Gegenitände jeien 
mit einander b,, wenn jie eine ebene Fläche bilden, 3. B. 
Balken, welche jo verbunden find, daß jie, obgleich von ver: 
ſchiedener Stärke, auf der einen Seite in einer Flucht 
liegen; aud) jagt man von einer Fläche, fie ſei mit einer 
andern b., d.h. gegen dieſelbe weder vor: noch zurüditchend, 
— 2. (Deichb.) Erde, welche gut zufammenhält u. Wajler 
nicht durchläßt, nennt man b, 


Bundle 


Bundle, s., engl., das Biindel, Bund ıj.d. B.); b. of 
wood, die Faſchine; b. of paper — 2 Ries Papier; b. of 
columns, j. Biindelpfeiler. 

Sundriegel, m. (Zimm.), j. v. w. Wandriegel. | 
Sundfäule, f., Bundpfolen, Bundfänder, Bundfliel, m. 
(Zimm.), eigentlich jede ineine WBandeingebundene Säule; | 
doch nennt man jetzt B. nur noch 1. frz. poteaum.cornier, | 
engl. head post, die Säule einer hölzernen Wand, welche 
die Ede mit einer andern bildet; man madht fie jtärfer als 
die übrigen. — 2. jr}. poteau principal, engl. main-post, 
beim Abbinden von Biendwänden, Dachſtühlen ꝛc. eine 
Säule, welche blos deshalb mit zugeſchnitten u. abgebunden 
wird, um als Ausgangspunkt u. Norm bei allen Mäßen 
zu dienen; dies Verfahren ift nur hier und da noch üblich. | 
— 3. ſ. v. w. Stuhljäule bei jtehendem Dachſtuhl od. auch 
blos Säule zu Unterftügung einer Pfette und dergl. — 
4. (Bauf.), franz. colonne annelde, bandee, Säule mit 

einem Bund (ſ. d. A. 2) verjehen ift. 

Bundfhwelle, f.. frz. semelle f. d’assemblage, engl. 
ground-sill, ground-plate, sole of a framework, ſ. v. w. 
Schwelle einer Fachwand. 

Bundfeite,f. (Zimm.), diejenige Seiteeines Balfensıc., 
überhaupt irgend eines Stüdes Bundholz, einer Bohle od. 
eines Bretes, auf welcher die nöthigen Bleiriffe u. Zeichen 
angebracht werden ; man wählt dazu in der Negel die beſte 
Seite des Holzes u. legt fie fo, da fie auch beim Verlegen 
fihtbar bleibt; von ihr aus verſticht( ſ. d.) mandie Zapfen, 
Löcher, Blätter u. dgl. in vorher bejtimmten Mäßen jo, 
daß alle auf dieje Art verbundenen Hölzer in gleicher 
Fläche fortlaufend (bündig, j.d.) erſcheinen. Man bezeich- 
net dieſe Eeite gewöhnlich mit einem X, j. Bezeichnung. 

Bundfparren, Haupifparren, m., frz. arbaletrier, m., 
engl. principal rafter, main rafter, im Binder (j.d. 2b) 
liegender Sparten. 

Bundwand, Sleihwand, Fadwand, Kiegelwand, f., frz. 
eloison, f., paroi f. de charpente, engl. bay-worked 

artition, frame-worked closing, hölzerne, aus Säulen, | 
Briegeim u. Bändern zufammengejepte, aufber Bundfdwelle 
ſte hende, durch Rahmholz od. Plattſtück bededteWand (f.d.). 

Bunge, f., ſ. v. w. Tannenbaum (f. d.). — 2. Nieder: 
beutich, j. v. w. Fliegenichrant (j. d.) — 3. f. dv. w. Trom⸗ 
mel oder Raufe, auch eine Art Fiſchreuſe. 

Sunkererde, f., untaugliche Erde über Torflagern 
nebjt allem Moos, Heide und Strauchwerk; daberbunken; 
intranf. 3., all diefes wegräumen. | 

bunt, adj., 1. mehrfarbig, ſ. Farbe. — 2. Erhaben u. | 
vertieft, überhaupt verziert, bef. im Uebermäß. 

Buntkupfererz, auch) Kupferlcbererz;, n., frz. cuivre m. 
pyriteux panache, engl. purple-copper, variegated 
copper-ore (Miner.), enthält Kupfer 61, Eifen 14, 
Schwefel 24, Duarz 1; feine Farbe liegt zwifchen Kupfer— 
roth und Tombafbraun, läuft leicht blau u. violblau an; 
jpez. Gew. = 5,,; tigt Gipsſpat, ripbar durch Flußſpat, 
felten zu finden. 

buntmadyen, trani. 3., j. aufreihen 4. 

Buntmacher, m., |. v. w. Aufreiher (f. d.), Inſtrument 
von fejtem Holz, 1 cm. ftarf u.7 —10 cm. breit, ca. 40cm. 
lang, ftielartig zugefpigt, an dem breiten Ende mit 1—2 
em. langen, fternartigen Zaden verſehen, zum Aufreißen 
der feuchten Lehmmand, damit der mit Kuh-, Kälber: und 
Roßhãren gemischte nr. qut haftet. 

Buntpflaftr, n., j. Moſaikfußboden. 

Buntflein, Suntfandfein, m., bunter Sandfein, bunter 
Kiefelfandflein, frz. gres m. bigarre, engl. new red sand- | 
stone, variegated sandstone, wird in Thüringen bei 
Nebra, Aichersleben u. Weißenfels gebrochen u. zu Mühl: 
fteinen verwendet ; der cbm. wiegt 2650— 2700 kg. Nähe: 
res ſ. im Art. Sandjtein. | 

Sunge, m., Bunzel, f., Bunzen, Punzen, m., 1. fr. ciselet, | 
m., engl. graving-tool, tracer, Meihel, Stichel der Gras | 
veure und Ciſeleure. — 2. Auch Treibbunze genannt, frz. 

















552 


_ Burg 


poincon, m., engl. punch, puncheon, aut verſtählter Stift 
od. Stempel, dient zum Bunseniren, d. b. um erhabene oder 
vertiefte Figuren in Metall zu treiben, oder gegojienen 





— — 





u. geſchnittenen Figuren nachzuhelfen: die Bnſind je nach 


Geſtalt der durch dieſelben hervorgebrachten Erhöhungen 
verichieden benannt, z. B. Augenb. Rundb. Hoblb. Körner, 
Halbmond, Durchſchlag ꝛc. — 3. Geländerdochke. 

Buoy, s., engl., die Boje, Boye, Bate, ſ. d. betr. Art. 

to buoy-up, tr. v., engl., aufbojen. 

Buoyancy, buoyant power, s., engl. (Schiffbaut.), 
das Tragvermögen eines Schiffes. 

Burden,s., engl.,die Ladung; b. of a furnace; die Bes 
ihidung, Gicht, der Einfap; b.ofa ship, die Laftigteit 
eines Schiffes. 

Bürdetragung, Lafttragung, f., eine auf einem Grund: 
ſtück haftende Servitut, vermöge deren der Nachbar feine 


| Bauhölzer, Wände xc. auf eine Wand oder Eäule xc. des 


betr. Grundjtüds zu legen das Recht hat. 

Burdinſche Turbine, f., j. Turbine. 

Burs, f., frj.chäteau, m., bastille, f., engl. castle, ba- 
stile, lat.arx, urbs. Das Wort B., pl. früher die Bürge, 
jet die Burgen, engl. borough, ſchwed. Borg, angeljähi. 
byrig, leiten Einige von bergen, ſchützen, Andere von 
byrgia, jchließen, ab, noch Andere von dem griechiichen 
reöyog, Thurm. Es bedeutet im weiteren Sinn jeden be 
fejtigten Ort, im engeren Sinn den befejtigten Wohnfig 
eines mit Hoheitsrechten Ausgeftatteten. Näheres über 
das Wort B. j. in M. M. a. W. 

Ueber die B.en der Völler mit in ſich abgeſchloſſener 
Kultur u, des nichtlaffiichen Alterthums ift das darüber 
Belannteindendie betr. Baumeijen behandelnden Artifeln 
gebracht, ebenjo über die Burgbauten der Pelasger und 
Etrusler. Much die Griechen gelangten, wie jene Bölter, 


ı noch) nicht zu beftimmten Regeln bei Erbauung ihrer B.n, 


Afropolen, ſ. d. Art. Akropolis. Die Römer mußten zu 
Förderung und Beſchützung ihrer Eroberungen natürlid) 
den Befeftigungen große Aufmerkſamkeit zumenden, u. fo 
bildeten ji bald Normen für die Unlegung derjelben. In 
Rüdficht auf die Befcjtigung der Städte ſ. d. Art. römiicher 
Stil, in Rüdficht auf eigentliche Feldbefejtigung den Art. 
Castrum. Unter diefen waren es diecastra stativa, mehr 
noch aber die castella u. burgi, welche auf die Gejtaltung 
der B.en Einfluß hatten. Ueber die Form der castella 
j. Castellum. Die burgi oder turres, Heine, mehr zur 
Beobadıtung als zum Shut der umliegenden Gegend 
dienende Befeftigungen, ftanden meiſt auf Bergkuppen 
oder in Sümpfen; bier waren nur die weniger ficheren 
Stellen durch Gräben, Wälle u. Mauern befejtigt, u. die 
eigentlichen Gebäude waren ziemlich eng, ja beichräntten 
fich oft blos auf einen Wartthurm, f. Fig. 1024. 

Die B.en des frühen Mittelalters entlehnten Manches 
von diefen Anlagen, fußten aber doch zum Theil auf ein 
heimifchen Traditionen, Die Ältejte in Deutichland ges 
brauchte Form der Befejtigung war die der Steinringe, 
freisförmiger Wälle von Steinen auf den Bipfeln fteiler 
Berge, dir Erdwälle in Sümpfen, der Erdwälle mit Eins 
legung von Holzanfern ıc., auch Pfahlwerke famen vor; 
ed waren dies aber nur Retiraden fürden Fall des tampfes; 
die eigentlihen Rohnungen beitanden aus einzelnen Ge: 
höften, welche cher den homeriſchen als den römiſchen 
glichen (ſ. griechiiches Wohnhaus). Ein Gehege von Holy 
oder lebendigen Hecken umgab den Hof, der mit Ställen x. 
bejegt war. Im Hintergrunderhob ſich ein großes &ebäude 
für den Hausherrn, wahrjcheinlich Alles aus Holz od. Lehm. 

Nach Zerjtörung der römischen Zwinghurgen nun blie— 
ben die castra und castella infolge der ganz veränderten 
Kriegführung größtentheil® unbenupt als Ruinen liegen. 
Die burgi u. turres hingegen, ſoweit fie erhalten waren, 
fanden Verwendung in den befeftigten Bergfigen, und 
zwar jo, daß häufig nur die Thürme nod) ala römiſch zu 





erfennen find. Diefe find im Grundriß auadratiich, rund, 
auch elliptijch od. polygon, audı oft auf der intern Seite 
edig, auf der vordern rund. Erſt als die römischen Hecre 
wieder mit Angriffen drobten, fing man an, den Werth ge: 
mauerter Befejtigungen zu jhäpen. Nur die Franken 
hatten jchon früher, zum Theil von den Römern fultivirt, 
den Steinbau angewendet; als num die Franken die Hege— 
monie in Germanien jid) verichafit hatten, als Chlodiwig 
mit 3000 feiner Edlen Chrijt geworden war, da wurden 
Trier, Mainz, Köln ꝛc. wieder aufgebaut. Die meijten 
fränfijchen Edlen aber nijteten ſich, jo gut es eben ging, in 
den Trümmern römischer burgiein, 3. B. in der ſechseckigen 
B. Egisheim bei Kolmar, deren ebenfalls ſechseckiger 
Mittelthurm, ein Römerbau, nod) bis vor 100 Jahren 
ftand; von anderen find nod) die Ningmauern vorhanden. 
Bon Wohnhäufern in B.en der vorkarolingifchen Zeit 
bejigen wir nichts mehr; die meiſten mögen von Holz oder, 
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wenn von Stein, doch nicht ſehr jolid u. wohl auch ſehr ein= | 


fach geweſen fein. Nach den vorhandenen Beichreibungen 
waren die Häufer der Vornehmen jedoch vielfach mit gro: 
tesfem Schnigwerf verziert, etiwa wie noch jept die nors 
wegiſchen Holzkirchen es zeigen. Selbjt Karl der Große 
hatte ein hölzernes Wohnhaus. Nahdem er in Nahen den 
Dom hatte, erbaute er auch an vielen 
anderen Orten Paläſte (Pfalzen), ſowie eine große Anzahl 


von B.en für die Markgrafen, welche die Marten feines | 
Landes bewachen jollten, u. Zwingburgen zuvollitändiger 


Unterjochung eroberter Yanditreden, u. jtiftete Bisthümer. 


Unter feinen ſchwachen Nachfolgern drangen die Feinde 


von allen Seiten ein, die Städte am Rhein u.ander Donau 
wurden zeritört. Die Burgherren waren theils auf fich 
jelbft angewiefen, theils fühlten fie fich vom Kaiſer unab- 
bängig. Da börten die B.en auf, Site faijerl. Beamten, 
Butggrafen, für einen gewifien Bezirk, den Burgbann, zu 
fein. Zugleich vergrößerte ſich die Anzahl Derer, die in der 
Nähe derB. Schuß juchten, im Bereich der B.en entitanden 
Ortichaften. Die B. felbit hieß num urbs, unter ihr oder 
fonft in dem von ihr geſchütten Terrain lag die Pfalz, die 
Kirche und die Wohnungen der suburbani. Die Pfalzen 
Mothes, Jluftr. Bau-Leriton. 4. Aufl. L 


553 


Burg 


jelbjt waren größtentheils nur hölzerne, mit Stroh gededte 
Gebäude, Da nun in der Regel bei der erſten Anlage die 
Rıngmauer (frz. enceinte, lat. cingulum), der Burgfricde, 
jo eng als möglich angelegt war, da aud) die hinzuziehen⸗ 
den Freien zu ſtolz ſein mochten, ſich zu den Hörigen und 
Hinterſaſſen der Biſchöfe u. kaiſerlichen Vögte (advocati) 
zu ſetzen, bauten fie ſich auf eigenem od. direkt vom Kaiſer 
od. Biſchof verlichenem, aljo nicht zum Burglehn (frz. bourg, 
lat. feudum castrense, burgum, ital.borgo) gebörigem, 
aber an dasjelbe ſich anichliegendem Terrain, Bürgerichn 
(lat. feadum urbanum), mit Ningmauer, Kirche x. an, 
u. jo entitand aus dem Burgflehen(bourgade) eine Bürger- 
ſchaſt (eivitas), Stadt. Zwiſchen B.u. Stadt lag meijt das 
Butglehu, wo die Burgleute (burgenses), Hörige des Burg- 
heren, wohnten, Dasjelbe war von der Stadt durch eine 
Mauer, wohl auch durch einen Graben gejchieden, über 
den eine Zugbrüde führte. Die B.en jelbjt nun waren meift 
im Verhältnis zu Größe u. Reichthum des zugehörenden 
Burgfleckens und zu der Macht des Burgherrn mehr oder 
| weniger umfänglic) u. reich ausgejtattet, ſonſt aber in Be— 
zug auf die Einrichtung ziemlich gleich. DerB. eines hof: 
| haltenden Edlen, Hofburg, dienten hohe Thürme als Burg- 
ı warten, und als letzter Rüdzug ein von einem Heinen Hofs 
raum umgebener, bald runder, bald vierediger Thurm, 
| Bergfriede (ſ. d.). Die innere Einridytung hing von Lage, 
‚ Terrain u. vom Willen des Burgherrn ab, umd laſſen ſich 
nur ſchwer allgemeine Regeln darüber finden. Faſt immer 
aber zerfiel die B. in eine innere u. Äußere oder Hochburg 
und Niederburg; die zur B. gehörigen Landwirthſchafts— 
ı gebäude, fra. bordes,lagen entweder inder Niederburg od. 
ganz getrennt. Die Vorburg, Niederburg, Außenburg, 
frz. faubourg, lat. forisburgum, ital. burgo, arab.alca- 
' zaba, enthielt einen großen Hof, die Burgfreiheit, frz. basse 
cour, engl. base-court, court-yard, zum Tummeln der 
Rofie, umgeben von Stallungen, Bad: u. Küchengebäuden, 
Wohnungen für die Neifigen und Burgleute, oft auch eine 
Kirche und Pfarrwohnung. Hier hatte ſonſt die Pfalz ge— 
itanden, an deren Stelle nun, häufig mit Benutzung des— 
ſelben Gebäudes, die Wohnung des Amtmanns, domus 
bassa, getreten war; das Ganze war geicbüßt durch hohe 
Mauern (latein. cingulum majus, antiparies, ante- 
murale), mit einem durch einen oder zwei Thürme (frz. 
bastilles, barbacanes) vertbeidigten, im Zickzachk durch die 
Mauergeführten Thor, vor dem eine Zugbrücke (frz. pont- 
levis), feltener eine jejte Brüde (pont dormant), über eine 
Schlucht, einen Abbang, einen Sumpfic. od. einen künſt— 
lich angelegten Außengraben lag, damit man den bier 
langſam nahenden Feind vom Thorthurm aus beſchießen 
oder mittel® der Ausjallpförtchen (frz. posternes, latein. 
osterualae) überrajchen konnte, An ausipringenden 
Sinten fowie bei geraden Streden in kurzer Pfeilſchuß— 
‚ weite traten Thürme, Wichhäuſer vordie Mauern heraus, 
die oft, doch nicht immer, nad) außen rund waren. Hinter 
| diejem Hof, von demselben entweder durch einen Graben mit 
Zugbrücde od. durch zwei Mauern mit dazwiichen liegendem 
| Zwingergetrennt, lag die cigentlihe B., Hohburg, Hinter: 
 burg,frz.chäteau,engl. castle, ital. castello, lat. castrum, 
ipan. castillo, arab. alcazar), auf der Spipe des Berges 
oder bei flahem Terrain auf einer fünjtlichen Erhöhung, 
dem Burgwall, derßurghalde (frz. mote, motte, engl. mount, 
hillock). Das innere Thor diefes Zwingers liegt dem 
‚ Äußern nicht gegenüber, oft zieht fid) der Zwinger eins oder 
ein pärmal rings um die innere B. herum, um den in dem— 
jelben nabenden Feind beunrubigen zu können. Mindeſtens 
aber zieht fich um diefe B. hinter dem Graben (Hausgraben, 
engl. moat) eine hohe Ringmauer, der Zingel (lat. cin- 
gulum minus, breve), welcher das Burglehn volljtändig 
beberricht und mit Zinnen (fri. merlons, ereneaux, lat. 
| Pinnae, cernelia) oder auch nod) mit Meinen voritehenden 
Thürmchen, Wallwarten (frz. echauguettes, mittelalt.= 
| lat, scaraguayta) bejept ift. An der Zugbrüde fteht ein 
0 





Burg 








Fallgatter (frz. herse, porte colais, coladis) oder cin 
Syſtem von Pfählen, die ähnlich dem Fallgatter gchand- 
habt wurden (frz. orgue, sarrasine), verwahrt ift. Ueber 
dem Thor ragen fleine erferartige Ausbauten vor, blos 
mit ganz Heinen Lulen u. Oeffnungen im Fußboden ver— 
ſehen, um fiedended Pech hinunter zu fchiitten, daher fie 
Pechnaſen (fr. moucharabys oder machecoulis) bichen. 


An ihre Stelle traten bier und da hölzerne ausgebaute | 


Gerüſte (fra. hourd, engl. hurdel, lat. hurdicium, ſ. d. 
u. bretöche). Durch dieſes Tbor alfo gelangt man in den 
Zwinger, Bwingolf (engl. onterbailey), aus dieſem durch 
ein ganz ähnlich vertheidigtes Thor in den ziemlich engen 
innern Burghof, die Ballei (frz. bayle, engl. bailey, lat. 
ballium, ital. balia), der rings von Gebäuden od. minde— 
ftens von fehr hohen Mauern mit Ballgängen, Pardam, 
umgeben ijt und in deſſen Mitte ein ſtarler, vierediger, 
thurmartiger Bau fich erbebt bei grökerer Anlage wohl 


auch ein geräumigeres Gebäude, Diejer Bau (frz. palais, 


lat. palatium, ital. palazzo, jpan., vom Arab., alcazar, 
catal,palaü), Pfalz, Palas, Ritterhaus, Herrenhaus gen,, 


Bush z 
sel —— 


Fiq. 1025. Heidenthurm in Nürnberg. 


enthielt große Kellereien, u. über oder unter denſelben das 
Burgverlieh (frz. oubliette, enal. keep, lat. in — pace), 
wenn diefes nicht im Bergfried fich befand, einen Pierde: 
jtall für die Leibrofie des Burgberrn, im niedrigen Erd- 
en Küchen: u. Wirtbichaftsräume, eine Halle für die 

iener:c, Dasdarüber liegende erböbte Erdgeihoß nahm 
ganz oder zum großen Theil die Nemnate(Caminata) ein, 
ein großer hoher Eäl, ſehr oft durch eine Freitreppe (re: 
den) zugänglich oder durch ein Brückchen mit dem bededten 
ang auf der Zwingermaner verbunden. Diejer groke 
Säl war der Sammelplap des ganzen Hausweſens u, in 
der Regel mit einem ungebeuren Kamin verieben (daber 
der Name); Ahnenbilder und erbeutete Wafſen ſchmückten 
ihn; auf dem Kamin u. einem Büffet ftanden die Gefäße 
zu Zrant u, Speiſe. Häufig daneben, jelten darunter, oft 
auch in einem getrennten thurmartigen Gebäude, befand 
fich die Burgkapelle, Schloßkapelle Je capella palatina, 
capella castellana). Ein folder Kapellenthurm ijt der 
fogen. Heidentburm der B. zu Nürnberg, j. Fig. 1025. 
Eöller od. Erker erleichterten die Ueberſicht des umliegen— 
den Terrains von diefem Säl aus u. machten c& möglich, 
fich ohne Zugluft zu jonnen. In der Küche od. im Zäl be: 
fand ſich die Oeffnung eines Brunnens, theils zur Be— 


554 
niedriger £ burm, der das T hor enthält, weiches durch ein j. 








| Wafiermangel zu leiden. Wenn nicht das Herren oder 
Nitterhaus, der Burafik (frz. manoır, engl. manson, lat. 
manerium),vom®alasgetrenntwar,lag über berflemnate 
das Schlafzimmer für den Burgberrn u. feine Frau, ein 
ı befonderes Wohnzimmer mit Erfer für die Burgfrau, die 
Kafehte (engl. bower), daneben eine Spindeitube (Stube 
mit Schränfen) u. noch ein Zimmer für die Frauen, eben: 
fall$ mit einem Erfer verjehen; darüber noch Wohn— 
zimmer oder vielmehr Schlafräume für die Söhne des 
Haufes, für Freunde und vertraute Diener, und darüber 
die Zinne des thurmartig aufwachſenden Balas mit ſchma⸗ 
lem Umgang das Dach umgebend u. nurvon einem großen 
Wachtthurm oder mehreren Heinen Bartizans überragt; 
im eriteren Fall im Thurm, im zweiten im Dad die 
Wohnung des Burgwarts; der fogen. tour du temple in 
Paris (Fig. 1026) war ein folder Palas. Nahe dem 
Palas, vollftändig iſolirt, in einem Heinen befonderen Hof, 











‚sig. 1026. Tour du Temple in Paris. 


ſtand der Bergfried, umgeben von einer Mauer mit Schich- 
ſcharten, chemise delatour. Die arabiichen Ben waren 
oft weitläufiger, die Räume lagen nicht wie bei den deutfchen 
über, fondern neben einander, die Gemächer für die Frauen 
‚dem Blidk des fremden möglichit entzogen. Bei ganz 
Heinen B.en, Surgfällen, Burgitadeln, war der Bergfried 
| etwas weiter u. enthielt zugleich die Wohnräume des Burg- 
herrn, der Balas feblte dann, die hodyliegende Thür dieſes 
Thurmes (engl. keep-tower) war für gewöhnlich durch 
‚eine Stufenleiter zugänglich, die man bei Belagerungen 
entfernte. Hier und da dienten auch einzelne Thürme zu 
Vertheidigung einer Ortichaft od. eines Landbaufes, z. B. 
‚die piletowers an der engliich-ichottiichen Grenze. Erſt 
durch Die Kreuzzüge u. das dadurch berbeigefüihrte Kennen» 
‚ lernen der orientalischen B.en wurden die wohlhabenden 
deutſchen Burgberren zu weitläufigeren Anlagen vermocht, 

welche nun auch in ibren Zufammenfegungen bald fo 
ı mandjad wurden, daß man cben im allgemeinen Aur 
‚Tagen kann: fie enthielten dasielbe wie die älteren B.en, 

aber in der verſchiedenſten Weile der Gruppirung. Die 
Schießſcharten in den äußeren Tbürmen befamen andere 
Formen und Entfernungen jeit Erfindung des Schieß— 
pulvers, welche es auch veranlafte, daß dieVertheidigungs- 





Burg 


555 





Burin 





anlagen jih auf größere Ausdehnungen aus einander | und 19 den Firmeriedanzk. Zwiſchen beiden legteren ge— 


ſchoben u. jich mehr den Anlagen von Feitungen näherten. 

Wie jchon oben bemerkt, waren die B.en in ihrer Eins 
theilung jehr verjchieden; noch mehr mußte dies hervor- 
treten, wo eine bei. Stellung der Befiper ihren Einfluß 
äußerte, jo bei den B.en der Biſchöfe, geiitlicher Orden ıc. 
Die B. des deutichen Herrenordens zu Marienburg zeigt 


einen regelmäßigeren Grundrii als viele andere, jiche 


Fig. 1027. Biele der Benennungen find mit Worten ein= 
geishricben, von den eingejchriebenen Ziffern folgt hier die 

rtlärung. DieBorburg hat mehrere Zugänge, einen im 
Süden bei dem neuen Thurm, durch das Vorthor, einen 
von der am jenfeitigen Ende noch durch eine Bajtei ver— 
theidigten Nogatbrüde durd das Waſſerthor und einen 
von der Stadt durd) das Schuhthor 7 am Sperlings- 
thurm 8, In diefem Theil der Vorburg iſt 3 ein Hof, 
in welchen man auch über den trodenen Graben 14 auf der 
Niklasbrüde gelangt; 1 iſt ein Speicher, 2 die Niklas— 
fapelle, 4 das Schulhaus, 5 das Sattelhaus. In den ans 
deren Theilen der Borburg ift 15 das alte Schnighaus, 
16 Schäferwohnung, 17 der Schnigtburm, 21 Harniſch— 
thurm, 22 das Tränf: od. Niederthor, 23 Babderei, 24 Pieil- 
ichäfterei, 25 Thurm, 26 Kornmeifters Wohnung, 27 und 


% 4 
——— 
—— — 


Der Hausgraden 





2 


Korburg 







langen wir in die Hochburg, zunädyit in den Hof des 
‚ mittleren Haujes, welches die Reſidenz des Hochmeiſters, 
die Wohnungen deritter, die Remter, Konventsjäle, Kon— 
ventsküche ꝛc. enthielt, dann aber über dietrodenen Gräben 
14 in das von einem Parcham umzogene Hochhaus. Hier 
iſt 11 der Begräbnisplag, 12 die Schlohfirche und 13 der 
Pfaffenthurm. Das Hochhaus enthielt den Kapitelfäl, 
Kreuzgänge rings um den Hof ꝛe. Näheres über Burg— 
einrichtungen ꝛc. ſ. in M. M. a. W. 
| Bürgerhaus, n., j. d. Art. Haus und Wohnhaus. 

Bürgerhofpital, n., ſ. d. Art. Hoſpital. 

bürgerliche Baukunft, f., j. d. Art. Architektur. 

Bürgerfdjule, f., ſ. d. Art. Schule. 

Bürgerfeig, ın., franz. trottoir, m., engl. foot-pace, 
side-walk, aud) Belfdlag, Trottoir. So heißen in Städten 
die von der Straße durd) eine Tagerinne (Gofje)getvennten 
Wege für Fußgänger. Um fie troden u. vor dem Herüber- 
fahren der Wagen gefichert zu halten, werden fie etwas höher 
gelegt als die Straße; fie werden gepflaitert, jept jedoch 
zum größeren Theil mit Steinplatten, Asphalt, liefen 
u.dgl. belegt. Sie find mindejtens 1 m. undnichtwohl über 
5m. breit anzulegen. Man darf fie nicht zu hoch über die 





# 
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* 


Fig. 1027. Plan der Marienburg. 


28 Scheune, Kornhaus, Stallungen für 400 Pferde, 29 
Fiſchhof, 30 Buttermildhsthurm, 31 Viehmeiſters Woh— 
nung, 32 Bichjtälle, 33 Kirche St. Lorenz, 34 Knechte— 
firmerie, 35 Bottichbof, 36 Kellermeijters Wohnung, 37 
bis 39 Brauerei und Küche, 10 Badhaus, 41 Schlachthaus, 
42 er Heufcheune, 43 deſſen Ställe, 44 Holzhof, 
45 Steinhof, 46 Steinmeifters Wohnung, 47 Apothefe, 
48 der Tempel (Borrathshaus), 49 Teich, 50 Speicher, 
51 Pieilfchäfters Wohnung, 52 Poftjtall, 53 Hochmeijters 


Maritall, 54 Schirrhaus, 64 Karwan, Zeughaus; zu ihm | 


gehören: die Buden 55, die Scheune 56, die Schmiede 57, 
das Gießhaus 58; 59 war das Haus des Pierdearztes, 
60 der Drehlerjtall, 61 Großtomthurs Maritall, 62 das 
Schnitzhaus (Büchſenſchäfterei), 63 Wohnung des Kar— 
wansherrn, 65 Wohnung des Shmicdemeijters,66 Kohlen: 
ichuppen, 67 Haus des Bücjjengiehers, 68 Draperie (Tuch⸗ 
u. Gewandhaus), 60 Wohnung des Drapiers, 70 Zimmer: 
bof. Bon den Thürmen, welche den Hausgraben vertbeis 
digten, nennen wir: 8 den Sperlingsthurm, 10 den Diet- 
richsthurm, 20 den Lorenzthurm; die drei anderen 
Thürme, 6, 18 u. 19, enthielten zugleich Abtritte, Danzfe, 
und zwar 6 den Serrendanzt, 18 den Großlomthursdanzk 


| Goſſe legen (meift rechnet man 15 cm.von der Goſſenſohle) 
und giebt ihnen einen geringen Fall vom Haus abwärts; 

Sandjtein u. Asphalt laufen ſich leicht aus; bejjer ichon ift 
| Battuta, noch bejjer Granit, Syenit, Porphyr, Frucht: 
jchiefer oder hartgebrannte Thonflieien. 

Burghaken, m. (Zimm.), j. dv. w. Schwalbenſchwanz. 

Burghof, m., j. d. Art. Burg. 

Burgkapelle, f., j. d. Art. Burg und Kapelle. 

Burgthurn, m., j. d. Art. Burg und Bergfriede. 

Burgunder Pech, Burgunder Harz, n., engl. Bur- 
‚ gundy-pitch, j. d. Art. Vech. 

burgundiſcher Bauftil, m., frz. architecture bour- 
guignonne; jonennenManchediedurchausfeinenStilbil- 
dende Bauart jpätmittelalterlicher Gebäude in Burgundu. 
Lothringen, die völlig der Form der deutichen Gothik folgen. 

burgundifches Areng, j. v. w. Andreaskreuz (j. d.). 

Burial-ground, burying-place,s.,engl., der Fried— 
hof, Begräbnisplaß; contiguous b., der Kirchhof. 

Burin, m.,frz., 1.der Grabſtichel. — 2. Der Drehitichel. 
— 3. Der Kaltmeihel, gerade Schrotmeihel. — 4. Der 
Schneidſtahl, Zahn einer Bohrmaſchine. — 5. Der Schab- 
meißel, Reißhaken einer Hobelmaſchine. 





T0* 


———— 


556 





Butment, abutment 








" Surt-Palmiraholz und Buril, J d. Art. Balmiraholz. | Bufchwerk,n. (Waiferb.),am Slußufergebauter Damm 


to burn, tr. v., engl., brennen, 1. frz. cuire, engl. to 
burn bricks, lime etec., Ziegel, Half ıc. brennen. — 2. to 
b.together, vergiehen, durd) Guß löthen. —3. frz.brüler, 
verbrennen. — 4. v.n. vom Stahl gejagt: verbrennen. 

Burner, s., engl., der Brenner, 1. b.of bricks, brick- 
b., Biegelbrenner; b. of tiles, Dadıziegelbrenner. — 2. Der 
Gasbrenner, j. Brenner. 

burnettifiren ijt eine Art des künstlichen Austrodnens 
von Hölzern; ſ. Auslaugung b. 

Burning, s., engl., 1. das Brennen. — 2. Der Brand, 
Sat, das Gebäde. — 3. (Hüttenw.) das Röften, Brennen, 
Bubrennen. — 4. B. together, das Bergichen, Verlöthen 


durd Su. — 5. Burning-in (Glasm.), das Einbrennen, 


j. Brennen 12. 

Burning-oven, s., engl., der Brennofen. 

to burnish, tr. v., engl., poliren, glätten; bei dem 
Drechsler ſ. v. w. drüden. 

Burnisher, s., engl., der Polirſtahl, Gerbſtahl, die 
Polirfeile. 


burnt, adj.,engl., 1.gebrannt; burnt brick, ſ. Brick; | 


b. earthen ware, Terracotta (.d.).— 2.(Hüttenw.) vom 
Eifen: verbrannt, vom Stahl: übergar. 

Burr, s., engl., 1. der Putzen, der durch die Bunze aus 
dem Metall geichnittene Span. — 2. Der Grat, Bart an 
geichnittenen, gravirten zc. Stellen, an Gußnähten ıc.; to 
strip-ofl the burrs, die rate abzichen. — 3. Das Schraus 
benmutterblech, Nietblech, die Schraubenmutterunterlage, 
— 4. burrs, pl., die geihmolzenen, in Rlumpen, Sauen, 
zufammengeflofienen Ziegel. 

Burrftein, m., engl. burrstone, franz: Mühljtein, 
wird bei Ya Ferte ſous⸗Jouarre gebrochen. 

Bürfte, f., 1. das befannte Werkzeug, bei. zum Kehren 
ber Eſſen (j.d.). — 2. (Deichb.) ein Schieblarren zum Erd: 
transport. 

Bürftenerz,n. (Miner.), gediegenes Eilber in Härform. 

Bürfenmafdine, f., zum Boliren der Stablarbeit. Sie 
befteht aus einem Schwungrad, welches mit einer Kurbel 
gedreht wird und mittel® eines Riemens od. Laufbandes 


eine hölzerne Rolle in Bewegung jet. An der Spindel | 


diejer Rolle find Bürften angebracht, an welche man wäh: 





rend der Umdrehung die zu polirenden Stahlwären hält, | 


u. zwar der Reihe nad) an drei Bürftengruppen, wovon die 


erjte mit Oel u. Schmirgel, die zweite mit Del u. fpanijcher | 


Kreide, die dritte mit Eſſig u. Spanischer Kreide beftrichen ift. | 


Bürfenwand, f., j. d. Art. Spundivand, 
Bürftenwerk, n., hier und da für Pfahlroft (f. d.). 
Bürfung, f., ftj.exhaussement, m.,engl.stilting, od. 
— eines Bogens iſt das Mãß, um wie viel der Bogen 
geſte 
mung über das Kämpfergeſims emporgehoben iſt. 

Burya-Zanne, f. (Araucaria Bidwilli Hook., Fam. 
Nadelhölzer),ift ein starker Baum Auftraliens, deſſen Holz 
dauerhaft und dem Fichtenholz ähnlich ift. 

Buse, m., frz. (Wafjerb.), der Drempel, Schleuſen— 
drempel. 

Buſch, m.,Gebüfch, Sufhhols, fr}. branchage, m., brins, 
m. pl., engl. brush-wood, Zu Faſchinen u. Uferbefefti- 
gungen, als Bufdiwerk, werden am vortheilbafteiten zähe, 
3—4jährige lange Weiden, auch Eichen- u. Ellernbuſch, 
verwendet. — 2. (Mühlb.)das Holz, womit das Mühleiien 
in den Bodenftein gefüttert ift. 

Buſchbett, n., Bufcbettuug, f. (Waijerb.), 1. frz. fago- 
taille, f., engl. brushwood-revetment, eine Wbdämmnung 
durch Busch. — 2. frz. barrage m. en épi, engl. wharf 
of fascinage, auch Bufhdeid, |. v. w. Brumdbett; j. d. Art, 
Deich und Uferfeite, 

Büfdjel, m., jo heißen Ausſchußbleche, welche in Schode 
zufammengebunden undzu Ofenrohren ver wendet werden. 

Bũſchelwerk, n., Büfdelkunf, f. (Wajierb.), ſ. Vater: 
nojterwerf, 


en in — rn EEE 


zt, gebürftet, d. b.um wie viel der Anfang der Kriime | 








| tentiary-chapel 


von Büſchen; licgt das B. ganz unter Waſſer, fo ift es jehr 
dauerhaft, im andern Fall der Fäulnis ausgejegt, wenn 
man es nicht mit Erde bewirft. 

Bufe, Büfe, Bicfe, f., Geringsbüfe, frz. buse, engl. buss 


| Schiffb.), holländisches flütenartiges Fiſcherſchiff, jelten 


über 60 Tonnen haltend, faſt nur zum Heringsfang dienend, 
hinten über dem Waſſer ſtark eingezogen, mit einem hoben, 
einfach ilberfegten Hauptmajt für 2 Ranfegel und einem 
Heinen Hintermajt mit 1 Raafegel. 

Busse, f., frz., 1.die Düfe, Balglieie, Blasdeute. — 2.B. 
d’airage, die Büze, Wetterlotte, der Luftihact, Wetter: 
ſchacht. — 3. Die Bufe (f. d.).— 4. Das Mühlgerinne. — 
5. Der Robritugen am Ofen. 

Bufen, n., Bufung, f., frz. convexite, engl. bulging, 
1. jede gebogene Fläche. — 2. (Maur.) bei Bogen u. Ge: 
wölben ſowie bei Gewölblappen Mäß für die Höhe des 
Sceitel3 über Widerlager od. Schne, alfo ſ. v. w. Stich: 
od. Pfeilhöhe. — 3. Hütten.) die zunehmende Weite bed 
Echmelzofens an der Seite des Gebläjes. 

Bush, s., engl., im weitern Sinn die Abwelle, Pfanne 
einer liegenden Welle; im engern Sinn das Zapfenlager 
ohne Lagerſitz, das Lagerfutter. 

Bushel, s., engl., Hohlmäß — 36,5 1. 

Bush-hammer, s., engl., der Bohrhammer. Bol. auch 
d. Art. bouchard. 

Buslappen, m. (Schiffb.), Plantenverftärkfung am Bug 
der Grönlandsfahrer. 

Büfferhalle, Büßervorhalle, f., ſ. d. Art. Paradis, 

Buffole, f., frz. boussole, j. d. Art. Kompaß. 

Bufopalme, f. (Manicaria saccifera Gaertn., Fan. 
Palmen), hat jehr große Blätter, die wegen ihre Feſtigkeit 
in Guinea als das bejte Materialzur Bedadyung der Hütten 
geichägt werden. 

Büfte, f., frz. buste, m., engl. busto, vom lat. bustum, 
Leichenverbrennungaplag, Begräbnismonument, italien. 
busto, ſ. v. w. Brujtbild, plaſtiſches Kunſtwerk, gewöhns 
lid) Porträt, welches den Kopf mit einem Theil der Bruft 
od, auch des Oberleibes vollrund darftellt und auf einer 
Grundlage ruht. Man jtellt fie in der Regel auf einem 
jäulen: od.poftamentartigen od. auch hermenähnlichen Pfei⸗ 
ler od. auf Konſolen zc. auf. Lange Nijchen find nicht recht 
geeignet zu Aufftellung von Büſten, befjer freisförmige od. 
mujcelförmige;äußerlich bringt man diefelben ungern an. 

Bußkapelle, £., frz. chapelle expiatoire; engl. peni- 
; die B.n find Hein, oft unterirdiich, ja 
fogar nod) unter den Krypten angelegt. 

to but, tr. v., engl., fra. butter, verjtreben, abjtreben, 
durch einen Strebepfeiler jtügen. 

Buteher-hall, butehery, s., engl., der Schlachthof, 
die Mepgerei, die Fleiichhalle, 

Butcher's stall, s., engl., Fleifchbant, Fleiſcherſtand. 

But6e u. buter, frz., j. Buttee u. butter. 

Butenabdarhung, f. (Waflerbauf.), j. Dammbruft. 

Butendeich, m. (Deichb.), j. dv. w. Außendeich (ſ. d.). 

Butenhafen, m., jrj.avant-port, m., engl. outer-har- 
bour, f. dv. w. Außenhafen, j. d. Art. Hafen. 

Butenland, n., frz. franc-bord, ın., engl. fore-land, 
out-land (Deichb.), 1. ſ. v. w. Borland (f. d.). — 2. fiche 
Außendeich. 

Butenſitel,n. Bntenfhleufe, f. (Waſſerb.), der Theil eines 
Siels, welcher innerhalb der auswendigen Thüre des— 
ſelben liegt. 

Butentief, n., ſ. v. w. Außertief (ſ. d. und Deich). 

Butlery, butlers pantry, buttery, engl., j. v. w. 
Buffet, bei. für Getränfe, daher aud) Aufbewahrungsort 
fiir Getränte; auch für Speifefammer gebraudt.. 

Butment, abutment, s., engl. (Waſſerb.), das Wider⸗ 
lager, butment imengern Sinn der Yandpfeiler, bei Schiff 
brücden die Landbrüde; intermediate butment, dad Mit- 
telwiderlager, der Mittelpfeiler. 


Butt 








557 





Buben 








Butt, s., engf., das jtumpfe Ende; buttand butt, butt- 
joint, der ftumpfe Stoß, Anftoß, bei Holzwerk der ge- 
rade Stoß. 

butt, adj., norddeutjcher Provinzialismus für furz, dick 
und jtumpf, in Bezug auf Spiten, 3. B. an Pfählen. 

to butt, tr. v., an einander ſtoßen, in ftumpfem Stoß 
verbinden; to butt fascines, Fafchinen ſtoßen. 

Butte, Bütte, f., j. v. w. Bottich, Zuber ıc., bei. 1. der 
große Zuber in Papiermühlen, aus welchem der Zeug in 
die Form geichöpft wird. — 2. Einfafjung eines Mühl: 
fteines. — 3. 1. Buben. 

Butte, £., frz., der Hübel, Heine rundliche Hügel. 

Buttebret, Buttbret, n. (Bapierm.), breiter Rand um 
die Butte, welcher gegen dieſelbe geneigt iſt. 

Buttöe, butee, f., frz. die einen Seitichub aufnehmende 
Maſſe, das Widerlager, bef. der Landpfeiler, ſ. Butment. 
Doch auch der jtüßende Damm oder Hügel. 

Büttelei, f., j. Gefängnis. 

Butt-end, s., ofa stem, engl, dad Stammende, der 
Arich, das Wurzelende eines Baumes. 

butter, v. a., fr3., 1. veritreben, j.to but. — 2. butter 
un arbre, j. aufiverfen 2, und anhäufeln. 

Butterbaumt, m.(Bassia, yam.Sapodeen), in mehreren 
Arten in Oftindien u. im tropiichen Afrika heimifch. Das 
Holz deslangblättrigen B.s (Bassia longifoliaL.) in Oſt— 
indien ift wegen feiner Dauerbaftigfeit und Härte vielfach 
im Gebrauch. Die Früchte des afrikanischen B.s (Bassia 
Parkii) geben die Schihbutter, ein feftes Pflanzenfett. 

Butterfly-burner, s., engl., der Schmetterlingöbrene 
ner, j. im Art, Brenner, 

Butterfly-cock, s., engl., der Flügelbabn. 

Butterkeller, m., außer den Gängen rechnet man auf 
je eine Kuh *, qm. Raum. 

Butt-hinge, s., butt, s., engl. (Schloſſ.), das Fiſch— 
band, Einſetzband. 

; Butt-howel, s., engl., der frumme Dächiel, die Mollen— 
aue. 

Buttock, s., engl., 1. ſ. Bille 2. — 2. Spiegel eines 
Rontons. 

Buttoir, m., frz. (Maſch.), der Mitnchmer, die Naſe, 
der Reitel. . 

Button, s., engl., 1.der Knopf, z. B. Aufziehfnopfeines 
Fenſters. — 2, Metallfönig, Regulus. 

Butt-plate, s., engl., die Stoßplatte, Dedtplatte über 
dem jtumpfen Stok zweier Metallplatten. 





Gig. 1080. 

Buttress, engl., altengl. botras, bötress, botrasse, 

Strebepfeiler; flying oder arched b., fliegende Strebe, 

Schwibbogen; hanging b., auf einem Kragitein ftehender | Stelle im 

Strebepfeiler; de tached b., freiftehender Strebepfeifer, 

Stüge eines Strebbogens; b.-strip, Liſene; buttressed, 
adj., mit Strebepfeiler verjehen. 





Kirche St. Vitale in Ravenna. 


Buhen, Bub, Puhen, m., Butte, f., Bülfdhge, n. Im allge: 
meinen etwas jtumpf Hervorragendes, Rundliches, etiva 
j. v. w. Boſſen; das Wort hängt mit dem niederjächjiichen 
butt (j. d.), adj., dem frz. buce, buse, butte u. bouton, 
dem engl. butt, dem ital. bozzo, jowie mit Bofjen u. mit 
Boze (öfterr.) — Knoſpe, zufammen, nicht aber mit Bapen, 





e 


*8* 


[7 


Sig. 1028 u. 1029. Sophienfirde in onftantinopel. 


das nicht einen mit etwas Anderem zufammenhängenden, 
aus etwas Anderm vorftehenden, jondern einen jelbjtändig 
beſte henden Klumpen bedeutet, und dann auf das befannte 





Sig. 1081. 
Geldjtüd übertragen ward. 1. frz. bouton, engl. bull’s eye, 


die mittle — an der Butzenſcheibe. — 2. Dicke 

oden. — 3. Zu dick aufgetragene Farbe, Klecks. 
1. (Schm.) Hülſe auf der Welle des Bodenrads. — 5. Ans 
gejepter Schleimfnoten in einer Röhre, — 6. Fruchtknollen, 


3. B. Hagebutte, Buttelrofe. 












Butzenſcheibe, f., jälihlich von Einigen Bapenjcheibe  Butholz, eigentlich wohl Pukhot;, n., ſ. v. w. Spatel od. 
genannt, auch Mondglas, Ballglas, frj. culde bouteille, Spachtel zum Reinigen der Stelle, der Balette xc. 
rond de verre, engl. glass-roundel, bull's eye-glass,  Buhmeißel, m. (lempn.), Werkzeug zum Schlagen von 
Budeln in und Löchern durch 
Sig. 1033. dig. 1082. Blech auf dem Wertbiei, 
& Buveau, j. Beuveau. 

Buvette, f., frz., ſ. v. w. 
Bürfer (j. d.). 

Burbaum, m., ſ. Buchs— 
baum. 

Bure, f., buxis, f., lat., j. v. 
w. Buchſe, Büchſe (i. d.). 

Buxus, lat., Buchsbaum 
(}. d.), daher aud) buxum, die 
meiſt aus Buchsbaumbolz ver⸗ 
fertigten, mit Wachs übers 
zogenen Schreibtajeln. 

Buyfe (Schiffb.), 1.5. v. w. 
Büje (j. d.). — 2. Röhre zur 
Leitung des Waſſers. 

Büze, f. (Bergb.), ſ. v. w. 
Wetterlotte, j. buse 2 u. buce. 

B. V. tommt auf Inſchrij⸗ 
ten, namentlich der Gräber vor, 
als Abkürzung für beue va- 
leat, er lebe wohl; bene vixit, 
bat brav gelebt; beata virgo, 
heilige Jungfrau ı. 

Bye-altar, bye-table, s., 
engl., Seitenaltar. 

By-lane, s., engl., die Sei⸗ 
tenitrahe, Seitengajie. 

Fig. 1034. Aus dem Dom zu Aachen. Fig. 1085. By-place, s.,engl., Neben 

fabinct, Kafehte. 
runde Fenſterſcheibe von 10—15cm. Durchmefjer; hatin| By-road, by-path, by-way, s., engl., der Nebenweg, 
der Mitte eine ziemlich jtarte Erhöhung (wo das Blasrohr | Seitenwen. 

BHNolith, m. (Miner.), j. v. w. Strahlitein (f. d.). 

Bythometrie, f., Meſſung von Tiefen, entweder un- 
mittelbar durch Senfblei oder durch Berechnung. 

Byzantin, m., fr;., Mojail; artificium byzanteum, 
der Mojaitfunboden, 

byyantinifcher Bauflil, ım., jr}. style byzantin, engl. 
byzantine style, byzantian style. Noch über feine Stil 
benennung iſt wobl jo viel aejtritten worden, als über die 
Benennung byzantinisch. Manche haben diejelbe geradezu 
verivorfen und das Vorhandenſein eines Stils, dem fie 
zufäme, binwegleugnen wollen, und das mag wohl blos 
eine unwillkürliche Reaktion geweien jein, hervorgerufen 
dadurch, daß die andere Partei Alles, was zwijchen dem 
römischen u. dem gothiichen Stil liegt, byzantinifch nannte; 
die Reihenfolge der Stile j. Bauftil. Wie dort D. U. 2. 
bereits gejagt, ging der byzantiniſche Bauſtil zu derfelben 
Zeit aus römischen und orientaliichen Elementen hervor, 
als der frühromaniſche aus dem lateinischen oder alichriſt⸗ 
lichen (j. d.) entitand, daß bei dem gemeinjchaftlichen Ur: 
ſprung des altchriftlihen und des byzantiniſchen Stils 
mande Form in lepterem der entiprechenden in erjterem 
ähnelt, iſt ganz natürlich, falſch aber ift die von Vielen da= 
rauf gegründete Folgerung auf innigiten Zuſammenhang 
beider Stile, Während den alten Chrijten Staliens die 
römiſchen Prachtbauten aus der legten Kaiferzeit in ihren 
nicht etiwa reinen Formen als erites Vorbild vor Augen 
lagen und Dadurch die Form ihrer Gebäude fich beitimmte, 
fanden die Künſtler in Byzanz, als Konſtantin der Grohe 
jeine Refidenz dort aufichlug,, eigentlid) noch gar nichts 
vor; noch hatte die Kunſt dieſe Stätte nicht gemweibt, u. dieje 
Aufgabe war den Chriſten vorbehalten, Leitend war dabei 

Fig. 1086. Kirche St. Lorenzo in Mailand nur der®edanfe der Anbetung über den Gräbern, die Ber: 

meidung vollftändiger Nachahmung der antiten Tempel 

des Glasbläjers angejefien, ſ. Bupen), auch ihr Rand ift | form u. die bei der unmittelbaren Nähe Ajiens unabmweid: 
meiſt erhaben, baren orientaliſchen, bei. ſaſſanidiſchen und tatarijchen 


Butzenſcheibe 558 Byzantinifcer Bauftif 

















— 


ad by OOQIE 


Einflüſſe, weiche denn aud) ihre Wirkung nicht verfeblten. 
Am Anfang zwar wurden auch auf byzantinifchem Gebiete 
einige Bafılifen erbaut, aber bald jiegte die Centralform, 
welche fich jchnell in grökter Manchfaltigfeit entwidelte; 
vielleicht trug auch der Holzmangel und die Furcht vor 
Feuersbrünſten mit dazu bei, daß man die Holzdeden ver: 
wars u., auf den lepten Früchten römischer Technif fuhend, 
den Kuppelbau vor allem ausbildete. Entſprach doc auch 
diefer am beiten der 
innern Abgeichloffen- 
heit und dem jtrengen 
Formenweſen des bij 
zantinifchen Kaiſer— 
reich® u. der unter ſei— 
ner Megide fih aus— 
bildenden griechiichen 
Kirchenverfaffung. — 
Dieje verlangte unter 
Anderm ftrenge Tren— 
nung der Sejchlechter 
und jorgfältige Abs 
ichliehung derGeiſtlich— 
feit von der Gemeinde. 

Beim Hinblid auf 
dieje Elemente erscheint 
die Entſtehung des by— 
zantiniichen Bau⸗ und 
Formengerüſtes als 
eineganznatürliche. Um 
einen großen Mittel— 
raum, mit hoher Kup— 
pel bedeckt, reihen ſich 
die Seitenſchiffe und der 
hohe Chor; die Art 
und Weife aber, wie 
dieſe Anreihung bewirkt 
wird, iſt ſehr manchfach: 
Bei der von 5327 -542 
unter Juſtinian durch 
Antbemiosvon Tralles 
und Iſidor von Milet 
ausgeführten, 558 nad 
einem Erdbeben wieder 
bergeitellten Sopbien= 
fire in SKonitanti- 
nopel, j. Fig. 1028 und 
1029, fit die noch ziem= 
lich flache Kuppel A mit 
tels großer Bogen bbb 
u. niichenartiger Pen— 
dentif cece auf 4 
mächtigen Pfeilern; an 
die Mauerbogen bb 
aber Ichnen ſich in der 
Yängenridtung der 
Kirche große Halbfup 
peln A'u. A, während 
an den anderen Seiten 
Seitenſchiffe angelegt 
find, die nur, joweit die 
Feſtigkeit es forderte, Fa 
durch die genannten 
Hauptpfeiler unterbrochen werden. Wir haben hier alfo 
einen Verſuch vor uns, die Centraltuppelmitder Bafilifen- 
anlage zuverjöhnen. In anderen fast gleichzeitigen Bauten 
bat das Gentraliyitem gefiegt. Hier ziehen fich nämlich die 
Scitenräume in polygonem Bürtel um die Hauptfuppel 
herum, wie bei St. Vitale in Ravenna, 526—539 erbaut 
(Fig. 1030 u. 1031), umd der 796 — 804 erbauten K aiſer 
kapelle des Münſters zu Aachen, Fig. 1032—1035, an 
welcher ravennatische Künſtler u. Materialien verwendet 





Byzantinifder Bauftil 559 





byzantiniſcher Zauſtil 


wurden; anderwärts lehnen ſich Halbkuppeln an 4 Seiten 
der Mittelluppel an, wie bei St. Lorenzo in Mailand 
(Fig. 1036); od. fie iſt von Nebenkuppeln umringt, welche 
mit ihr im Grundriß die Geſtalt eines gleicharmigen 
griechiſchen Kreuzes bilden, wie in St. Marco zu Venedig 
(erbaut 1048— 1071), 5. Fig. 1037. Diefe Grundform 
zeugt ebenfalls fiir das Bejtreben, auf die Bajilitenform 
zurüdzufommen ; die ſchwarz gedrudten Theiledes Grund: 











j > Hof dee Dogen 


E 
x 
N 


Porta 


. 1037. Marluskirche in Venedig. 


rifje& gehören dem erften Bau an, während die beller 
Ihraffirten Theile jpäter angebaut find: derBaptifterium- 
anbau bei A kann ebenfall® alt fein, ebenfo der Kern der 
Pieiler C,D,E,F. Bei B bat ſich ein Eingang wie bei 
Q befunden, G u. H find Kanzeln, a, bu. e Bendentifs se. 
Bei noch anderen Bauten find die Arme dieſes fi reuzes nur 
als Yang» u. Querjchiffe geitaltet, wie bei der Theotofos- 
fire zu Konftantinopel, um 900 erbaut (Fig. 1038), 
immer aber die Zwidel zwifchen denfelben durch niedrigere 





byzautiniſcher Bauſtil 560 byzantiniſcher Rauſtil 


- CZ nn nn Te —————e 
Gewölbe als Seitenſchiffe ausgebaut, über denen (bei dem | Gebräuche und bei aller dadurch herbeigeführten vielge— 
Polygonbau über dem ganzen, die Haupttuppelumgeben= | gliederten Gruppirung dod) eine mächtig wirfende Einheit 
den Gürtel) ſich Emporfirchen für die rauen befinden. zeigte. Im Gegenjaß zu den Baſiliken des altchriftlichen 
Stils bezog ſich dieje Einheit 
nicht auf die Altartribine, ſon— 
dern aufdieMittelfuppel, deren 
von oben einfallendes Licht den 
Gharafterder Abgejchloffenheit 
vollendete, der ſchon durch) die 
Nuppel an jich hervorgebradht 
wurde. Hell, aber von oben be= 
leuchtet, war der Naum für die 
Gemeinde, dunkel geheimnis— 





Fig. 1038, 
Grundrik zu Fig. 1039, 


voll dasAllerbeiligite; die Ein- 
heit des Ganzen war feine un- 
befangene,, naturgemäße, fon 
= dern eine durch Kombination 
hberbeigeführte. Diejelbejtrenge 
Berechnungu.Berüdjichtigung 
der Einzelberechtigungen, ſo— 
weit dies ohne Beeinträd:- 
* * tigung des erhabenen Total⸗ 
* eindruds anging, ein Abbild 
ig. 1039, Theotolos tirche in Konftantinopel, des ganzen byzantinifchen 
Das Sanftuarium, gewöhnlicd) in drei Nifchen geichloffen, | Staats: und Kirchenlebens, geigte ſich num aud) in Aus: 
ward durch einen Lettnervom Hauptraum getrennt, welcher | führung u. Formbildung. Die Ausführung zeigt bewun— 
dernswertbe Sicherheit in den Gejepen der Statik und 
manchen großen Fortichrittinder Technik. Die Wölbungen 
ruben nicht mehr wie bei den Römern aufmaffiven Bänden, 
jondern nur auf einzelnen Pfeilern u. werden eben jowohl 
durch den gegenfeitigen Drud im Gleichgewicht gehalten 
als durch die Widerjtandsiähigfeit der Pfeiler jelbit. 
Was nun die Formbildung betrifft, jo war dieje, wie 
bei allen primitiven Stilen, der wahre NAusdrud der Ge— 
jamtanlage, die Ausſprache des Örundgedantens. Ueber— 
all war der Rundbogen das vermittelnde Element zwiſchen 
Träger und Setragenem, ja meift vermied man jogar die 
Bederung der Wölbungen durch eingeradfeitiges Dach u. 
lich die Kuppeln ſowie Die Schilder der Kreuzgewölbe (als 
fegmentförmige Giebel) äußerlich fihtbar, wie an der 
‚ Theotofosfirche in Konftantinopel (Fig. 1039) u. an der 
 Marfusfirche in Venedig. Leber dem jcheitrechten Thür— 
ſturz erhob ſich ein runder Entlaftungsbogen (f. Fig. 1040, 
das Innere des von der Herzogin Gertrudis um 800 ers 
bauten Oratoriums im Benediktinerflofter zu Cividale in 
Friaul. DieBogenwölbungen wurden jehr nett u. affurat 
ausgeführt u. alle Konstruktionen fihtbar gelafien u. da= 
durd dem Ganzen der Charakter der Wohlüberlegtheit, 
VW Einfachbeit und Solidität gegeben, welder einen Eindrud 
— ) Bi 2 ſchlichter, großartiger Würde beim Beichauer binterläßt. 
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N Die eigentlichen Details, d. b. die rein verzierenden For⸗ 


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— ” = men, find allerdings aus den römischen hervorgegangen, 


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Fig. 1040. Gertrudisfapelle zu Eividale, 


erit Später zur Ikonoſtaſis (j. d.) aufwuchs, in den Älteren 
igeht, und jo warein Inneres 
geſchaffen, welches bei aller Rücſſicht auf die jondernden 


Bauten aber nicht hoch hinauf e 


aber nicht ohne orientalischen u. klaſſiſch-griechiſchen Ein— 
fluß, da ja im Anfang vielfach Haffiich-griechifche Reſte zu 
Dekorationen der neuen Gebäude verbraucht wurden, wie 
z. B. an der Kathedrale in Athen (Fig. 1041). Bon vielen 
Detailbildungen im byzantini * Stil gilt dasſelbe wie in 
der altchriſtlichen Bauweiſe, z. B. von der Art, die Bogen 





aufzuſetzen, und von den Säulen (vgl. d. Art. altchriſtliche 


bwzantiniſcher Bauſtil 








anwendete, waren die unteren 
Blattreihen im Verhältnis ſehr 
weit ausladend, die Voluten 
ſehr Hein u. zahlreich, der verti— 
falwirfenden Yaftentiprechend, 
nad oben, jtatt nach unten ge— 
wunden, od, die unteren Blatt: 
reiben lagen jtraff an und die 
Volute war mächtig groß und 
oft mehrfad verzweigt, aber 
nur ſchwach profilirt, eine Vor— 
bereitung zum arabiſchen Ka— 
pitäl,. Als aber der Stil ſich 
jtelbjtändig entwidelte, zeigten 
die Kapitäle häufig die Form 
eines nad) unten abgerundeten 
Würfeld od. einer umgefehr- 
ten, abgeitugten Pyramide mit 
manchfachen, oft durchbroches 
nenornamentalen Arbeiten ge= 
ziert. Die Würfelauffäße über 
den Nlapitälen (j. altchriitlicher 
Bauſtil 3) wurden böber und 
bier u.da mit Reliefdaritellun 
gen, jeltener durch Slieder vers 
ziert. Beifpiele byzantiniſcher 
Säulen, ſ. Fig. 1032 u. 1033 
aus Machen, Fig. 1042 aus 
St. Vitale in Ravenna, Fig. 1043 aus Tre: 
viſo, ‚Fig. 1044 0.1045 aus St. Fosca auf Tor: 
cello (von 970), Fig. 1046 von einem Privat: 
haus in Venedig, Fig. 1047 aus der Markus— 
firche (von 1050). Das in dem Art. altchrijt- 
lie Bauweife bei 6 Gejagte gilt ebenfalls in 
nod) erhöhtem Maß für den byzantiniſchen 
Stil, ebenjo das unter Bu. 9 Geſagte. Die 
Hauptiimje und die häufig vortommenden 
Kämpfer und Gurtiimje waren zwar in der 
Hauptſache nach römischen Muſtern gebildet, 
doch ſpielten Viertelſtab, Rundſtab, Zahn— 
ſchnitt- und Konſolenreihe eine bei weitem 
größere Rolle in der Gliederung, als Platte u. 
Karnies, welche für den weicher gebildeten 
Formenſinn der Orientalen zu ſcharfeinſchnei— 
dend wirkten, Wo der Karnies vorfommt, 
ijt er immer mit jtehenden Blättern bejept 
(}. Fig. 1047), deren Spipen weit überhängen 
und jodie Wirkung eines weichen Zahnſchnitts 
machen. Scräg jtehende Platten, mit Orna- 
menten bejeßt, Bogenfriefe auf Konſolen, 
Zadenreihen ıc. jind neue Gliederungen des 
byzantiniichen Stils. So weich nun infolge 
orientaltiiher Einflüffe die Hauptbildung 
aller Details war, jo fcharf und allurat war, 
wahricheinlich infolge römischer Techniku. vor: 
gefundener klaſſiſch-griechiſcher Elemente, die 
Bearbeitung derielben. Bon der Ausbil- 
dungsweife der Simje für Ziegelbau giebt 
Fig. 1048 vom Chor der Kirche St. Fosca auf 
Torcello einen deutlichen Begriff. 

Das größtentheild aus der umgebenden 
Natur entnommene Blattwerk ijt ſehr ftilifirt, 
oft ohne Berüdfichtigung der Bewegungen des 
Planzenlebens, aber doch mit tieferem Ber: 
jtändnis des Pilanzenorganismus entworfen 
(Fig. 1055), dabei aber mit großer Gewifien- 
haftigkeit ganz gleihmähig über die zu ver— 


561 


Fig. 1042, 


byzantinifher Bauftil 


Baumweife). NurdieKapitälbildung ging noch einen Schritt | Thiere, welche (in ſymboliſcher Bedeutung) jehr häufig 
weiter; wo man noch die korinthiiche Dekorationsweife | vortommen, find in ihren Bewegungen ungemein gravi— 








Aus St, Vitale in Navenma, 


m 





tätifch, was oft bis an dag 
Naive jtreift, u. ſehr jelten 
naturgemäß, aber immer 
peinlich ausgearbeitet. Das 
Kreuz wird jehr häufig zwi⸗ 
ichen den Ornamenten ans 
gebracht; ſ. Fig. 1049, aus 
der Kirche zu Dana, u. 1050 
aus Konitantinopel. 

Alle dieje Eigenichaften 





fig. 1043, Aus Trevifo, 


zeigte der byzantiniſche 
Bauſtil bereit3 an feinen 
ülteiten Werfen, wenn auch 
wohlnod nicht alle jo aus 
gebildet; leider iſt uns von 
denjelben jehr wenig ge— 
blieben. Den Slanzpunft 
erreichte er um 540, nad 
Vollendung der Sopbien= 
firche. Aber von da abging 


zierende Fläche verbreitet u. ungemeiner, bis ins Klein= | er gleichen Schritt mit dem Reich, d. h. er erftarrte in fich, 
liche gehender Atkurateſſe ausgearbeitet u. geglättet. Die ) jeine Formen wurden jtereotyp, nur die unabwendbaren 


Mothes, Illuſtt. Bau⸗Lexiton. 4. Aufl. I. 


rı 


byzautiniſcher Bauſlil 362 byzantiniſcher Bauflil 


Fortſchritte in der Technik führten einige im ganzen un | eben fo wenig im ganzen und großen auf andere Reiche 
wejentlihe Veränderungen herbei; die Kuppeln wurden | einwirken fonnte, jondern nur in Einzelheiten; ebenjo 
etwas höher, die Anzahl derjelben hier u. da vermehrt zc., | erging e& dem byzantiniſchen Bauftil. Chgleih an Neu: 
bis endlich völlige Eritarrung des Stils eintrat. Falſch heit der Hauptform, Selbjtändigfeit der Durchbildung u. 
ift die Annahme, er habe ſich nicht fertig entwidelt, jei | Volllommenheit der Verwendung technijcher Mittel weit 
vielmehr in feiner Entwidelung durd den gothiichen Stil | über der altchriſtlichen Bauweiſe ftehend, war er doch vicl 














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ig. 1043. Aus Et. Fosca auf Torcello. Fig. 1045. Aus St. Fosca auf Torcello. 











ig. 1047. Aus der Markuskirche. Fig. 1048. Bon St. Fosca auf Torcello. 


geftört worden. Er erjtarrte vielmehr, nachdem er einen zu lomplizirt, viel zu einſeitig u. in ſich abgeſchloſſen in ſeiner 
—— ziemlich hoben, aber doch noch nicht vollitändiger | Dispoſiton, viel zu unklar u.geheimnisvoll in ſeinen Details 

rad der Entwidelung erreicht hatte. Das |nnereift voll: als daß er es hätte mit diefer feiner Schweiter aufnehmen 
ftändig durchgebildet, das Aeußere nicht. Daß er nicht durch können; während daher jene ihre Hauptdispofitionen, die 
einen andern Stil in jeiner Entwidelung geitört werden | unbefangen aus allgemein hriftlihen Grundjägen her— 
konnte, liegt Schon in dem Wejen des ganzen jorgjältig | vorgegangen waren, allen jpäteren chriſtlichen Stilen mit= 
vielgegliederten byzantinifchen Neichs, welches fremde | theilte, ja ſelbſt die Kunſt des Islams ſich denjelben nicht 
Einwirkungen fonjequentzurüdtwies, dabei abernatürlic) verſchließen konnte, mußte der byzant. Stil fid) begnügen, 





u byzantiniſcher Bauſtil 





als Spezialſtil der griechiſchen Kirche fortgepflanzt zu 
werden, und nur Einzelheiten ſeiner Formgebung ꝛc. 
brechen ſich Bahn über die Grenzen dieſes Gebiets hinaus, 
um zu den Geſtaltungen der ſpätromaniſchen Bauweiſe u. 





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67 
sig. 1049, 


Geitaltung der zweiten Art der arabiſchen Mojcheen | 
dj. ©. 143), mehr oder weniger beizutragen. Nad) Weiten 
bin übte er einen Einfluß, welcher bald überſchätzt, bald 
unverdient herabgeſetzt worden ift. Bei ruhiger Bergleis 
Kung der betreffenden Bauformen unter genauer Berüd- 
jihtigung der Entſtehungszeit u. der in diefer bejtehenden 


Aus der Kirche zu Dane. 


563 


 Öyyantinifher Bauflif 


Kirchenanlage, bald in Anordnung byzantin. Stonftruf: 
tionsſyſtems, bald im Auftreten oͤhzant. Detailformen, 

Die Hauptzüge aber feiner Dispofitionen pflanzten ſich 
nur auf dem Gebiet der griechiſchen Kirche fort, d. h. Ar: 
menier, Mingrelier, die Donauvölker u. ſeibſt die Völker 











Fig. 1050. Ornament aus der Sophienkicdhe. 


den b. Bauftilan. Ueber die Rejultatediefer Abzweigungen 
vergl. armenijche, mingrelijche und ſerbiſche Bauweiſe. 
Die Georgier blieben der buzant. Form treuer als die 
anderen dieſen Stil adoptirenden Völker. Schon gegen 
Ende des 10. Jahr. folgte Rußland ihrem Beijpiel. Aber 
dieje Fortpflanzung führte feine weitere Ausbildung her: 











Fig. 1051. Palaft Loredan in Venedig. 


fulturlichen und politiichen Beziehungen find wir zu dem 
Schluß gefommen, daß viele Einzelformen und technifche 
Einzelheiten durd) Ungarn u. Mähren nad Deutichland 
bereingebracht wurden, vermuthlich durch Steinmeken, 
daß ferner der alljeitig anerfannte Einfluß byzantiniſcher 
Blaftif u. Malerei in Deutichland auch aufardhiteltonifche 
Blaftit und Malerei jich eritredte; anderjeits bahnte ſich 
byzantiniſcher Einfluß einen Weg über Benedig, Ravenna 
nach der Lombardei, Süditalien, Sizilien; auch in Süd— 
franfreih, in einzelnen Theilen Spaniens ꝛc. zeigt ſich 
ſolcher Einfluß, bald in Adoption einer byzantinischen 














F} 


Ad 


rin. 1058. 
Details zu ig. 1061. 


bei; die ruffifchen Kirchen zeigen nody mehr als ihre Bor: 
bilder die byzantiniſche Starrheit, die enge Abgeſchloſſen— 
heit, nur vereint mit noch gröherem orientaliihen Bomp 
im Innern u. am Aeußern; ſ. ruffiihe Bauweife. Was 
nun die Profanardhiteltur des byzant. Stils betrifit, jo 
ijt uns leider davon jehr wenig erhalten. Nur in Venedig 
zeigen nod) einige Paläſte aus der Zeit des Baues der 


Markuslkirche byzantiniiche Säulen und Bogen, ſowie die 


ſymboliſchen Thiere u. iiberhaupt byzantiniſche Details; 

ſ. Fig. 1051, Theil der Fagade; Fig. 1052, Kämpfer der 

oberen Pfeiler, Fig. 1053, Kämpfer der unteren Pfeiler 
1° 


Byzantinifder Baufil 


vom n Balajt Loredan. Die Maſſendispoſition dieſer Facça⸗ 
den iſt freilich durch lokale Verhältniſſe beſtimmt ſ. ve— 
netianiſche Bauart), und daher nicht als charakteriſtiſch 
byzantinifch zu bezeichnen. Noch ftrenger bygantinifch, ob= | 
gleich etwas jpät, vielleihtam Endedes 11. Jahrh. erbaut, 
ist die Halle eines Palaſtes bei St. Appoftoli in Venedig 
an 


häufer u. —— abgeſehen von lokalen Einflüſſen, 














Fig. 1054. Balaft in Benedig. 

läßt fich eben nur jagen, daß diefelbe ebenfalls die an den 
Kirchen ſchon bemerkte Richtung nach vielfad) gegliederter 
Anlage und reicher Dekoration im Innern befolgte und 
dabei große Einfachheit u. Solidität nebjt rg r Abge⸗ 


ichlofjenheit nach außen in der bejjeren Zeit bewahrte, 
jpäter aber auch nach außen großen Prunk entfaltete und 


564 


byzantiniſcher Banftil 








1054). Ueber die Dispofition bDyzantinijcher Wohne 





geſchloſſenheit mi milderte; jtetS aber lagen die Wohnzimmer 
um den Hof gruppirt u. hatten feine oder doch nur wenige 
kleine Fenſter nach außen. Paläſte haben ſtets eine Galerie 
oder einen Balkon nad) außen, behufs einer von da aus zu 
haltenden Anſprache an das Bolt. Ciſternen und Bade: 
anlagen waren bei den Byzantinern Gegenjtand großer 
Sorgjalt u. dadurd) große Waſſerleitungen bedingt. Die 
byzantiniſchen Prieſter fürchteten, äühnlich wie jpäter die ara= 
biſchen, durch Bildwerke das Volk zum Böpendtenft zurück— 
zuführen, und jo konnte ſich die byjant. Skulptur zu feiner 
großen Höhe aufſchwingen, indem fie faft blos Ornamente 
u. iymboliiche Thiere, nur jelten eine Rorträtfigur für ein 
Grab, eine Maria oder einen 
Ehrijtus zu behandeln befam. 
Anders war es mit der Malerei, 
bei der man weniger jene Ge— 
| fahr fürdhtete. Doch wurde fie 
| bald Sklavin des ftarren Ri— 
‚ tualsu. liefertenur lange, jteife 
' Figuren mit wenig Bewegung, 
reich gefältelter Gewandung u. 
jtrengen Geſichtszügen, in dü— 
‚ jteren farben auf Goldgrund, 
allerdings mit vorzüglicher 
Tehnikaufgetragen. Dieſe Ge— 
mälde ſind entweder Fresko— 
bilder od. Moſailbilder, indem 
überhaupt die Moſaik bei den 
Byzantinern ſehr ſorgfältig 
ausgeprägt wurde, ebenſo wie 
die Metallarbeit; davon legen 
Zeugnis ab die zwar oft geradezu unkünſtleriſchentworfe— 
ı nen,aber jtet8 äußerſt forreft,jauber u. geichictt gearbeiteten 
toftbarensirchengerätbe, dieBronzethüren, Leucteru.veich 
eingebundenen Meßbücher mit fauberer Diniaturmalerei. 
Jedenfalls ift der byzantinifche Stil noch einer Wieder: 
aufnahme und Weiterbildung fäbig, wenn man die einer 
folchen zu Grund zu legenden Formen nicht aus der jpäteren 
Periode wählt, wo die Stilformen ſchon etwas verknöchert 
waren, fondern aus der früheren Zeit, deren Formen noch 
ausbildungsfäbig find. Bei. die Grundrißform der byzan— 
tinischen Kirche enthält jo Manches, was für die ritualen 
Zwecke des Protejtantismus befjer verwerthet werden 








Tin. 1055. 
Byzantiniiches Rantenwert. 





| fünnte, als die Grundform der romaniſchen u. gotbijchen 


jogar durch Biendarfaden ıc. wenigjtens jcheinbar die Ab- | Kirchen. [.Ms.) 
JAN 25 1916 





Ende des erflen Bandes, 


Verlag von Otto Spamer in Leipzig und Berlin. 





In feiner Familien, Schul: oder Volls-Bibliothek follte fehlen: 


Otto Spamer’s 


Illuſtrirtes Konverſations-Lexikon für das Polk. 


— Zugleich ein Orbis pietus für die ſtudirende Jugend. — 
Acht Bände von je 30—35 Heften à 3 Bogen. 


Mit über 6000 Tertabbildungen, zahlreichen werthvollen Ertrabeigaben: Bunt- und Tonbilderr 
in brillanter Ausftattung fowie einem geographifcftatiftiihen Atlas von 34 Blatt, 


Ausgabe I In Heften (a 3 Bogen) zu 50 Pf. (Doppelhefte koften „A 1.) 
Ausgabe II. In Dreimark-Lieferungen (von 18 Bogen) zu A 3. 
Ausgabe III. In Bänden geheftet — gebunden. 


‚Vollftändig in acht Bänden, und zwar Band I—VII geheftet a .A 16; elegant gebunden in 
Halbleinwandbänden a .A 19; elegant gebunden in Halbfranzbänden a .A 20. Band VIII (mit Atlas 
zu dem Werke) geheftet A 17. 50; elegant gebunden in Balbleinwandband „A 20. 50; elegant gebunden 
in Balbfranzband „A 21. 50. 


— 


Dieſer „Orbis pletus‘* will in erfter Linie ein Nachſchlagebuch für den täglichen Gebrauch fein 
und in feinen größeren Abhandlungen zugleich eine entfprechende Lektüre für Alt und Jung gewähren. 
Seine Eigent Ämlichteit beruht in der dargebotenen ee die Anſchauung des Dorgetragenen durd 
Dergleihung des Derwandten zu unterftügen und im Bilde den Sufammenbang gleichartiger Materien 
und Chatſachen förderfam zu verfolgen. Ueberall ergänzen ji daher Wort und Jlluftration und geftalten 
den vorgetragenen Gegenftand zu einem Gejammtbilde, das fih um fo leichter dem el einprägt, 
je öfter Gelegenheit geboten wird, einen vergleihenden Maßſtab an zufammengehörige Ericheinungen 
zu legen. 





Die Jlluftrationen bringen zur Anſchauung: Nature und Bonengemälde, Städte-Anſichten, Abbile 
dungen aus dem Gebiete der Ethnographie, der Thierwelt, des Pflanzen» und Mineralreihes, der Phyſil 
und Chemie, der Mechanik und Technik; geichichtliche Szenen aus alter Zeit. Nicht minder wird vorge— 
führt die neuere und neueſte Zeit in vergleichenden Darſtellungen, Bildniſſen, und zwar abwechſelnd in 
Porträts, Büſten, Statuen u. ſ. f., weiterhin die Entwicklung der Feſte, der geiſtli und Ritterorben, 
verichiedene Beichäftigungsmweifen, wie Jagd und Fiſcherei, gefellige Beluftigungen und Unterhaltungen, 
Spiele, befondere Liebhabereien, wie Briefmartenfammlungen, dazu nügliche Künfte: Gymnaſtik und Reitkunit se, 


IB Während die einzelnen Bände diefes Wertes feither im Preiſe verjchieden waren, haben wir, 
vielfahem Anſuchen Folge gebend, bei der ſoeben zu erſcheinen beginnenden „Neuen Subſtriptions-Ausgabe 
in Bänden“ eine gleihmäßige Preisſtellung für jeglichen Band eintreten laſſen, wonad) jeder der — 
Bände I—VII nur A 16 geheftet, A 19, beziehentlich A 20 gebunden, dagegen der achte (Schluß⸗Band 
mit Beigabe bes Geogr. Hand-Atlas) „A 17. 50 geheftet, „A 20. 50, beziehentitch A 21. 50 gebunden foftet. 

Obwol feit Erfheinen des erften Bandes des „Illuſtrirten Konverjationd=Leriton“ und jeßt ein 
längerer Beitraum liegt, fo darf dad Werf als auf der Höhe der Zeit ftehend bezeichnet werden, infofern 
dafjelbe durch die 5. 3. ericheinenden Ergänzungen (deren fich größere encyflopädiihe Werfe ja nie entrathen 
fönnen) auf das Neuefte gebracht wird, 





Für die geehrten Subjtribenten der Hefte und Lieferungs-Nusgaben liegen Einband-Decken bereit, 
und zwar: mit bunfelbraunem Leinwand-Rüden & A 1.50; mit duntelbraunem Xeder-Nüden a .A 1. 75, 
und mit bunfelbraunem Leder-Rüden und Leinwandslicherzug a A 2 pro Band, 


Probehefte ımd Kataloge verfendet die Verlagshandlung gratis und portofrei. 


Verlag von Otto Spamer in Leipzig und Berlin. 


BEE Srgänzungs-Werk zu jedem Stonverfations-Lexikon älterer Auflage. ug 


Illuſtrirtes 
Konverſalions Lexikon der Gegenwart. 


In zwei Bänden hoc Quart. 


Beziehbar in Heften à 50 Pf. in Lieferungen & 3 Mark, jowie in Bänden geheftet oder gebunden. 


(Den geehrten Subfhribenten der Heft» oder Lieferungs-Musgabe Nehen reichvergofdete, ſolid gearbeitete 
Einband» Decken zum Preife von 2 Mark für jeden der heiden Bände zur Verfügung.) 


mit etwa 1500 Tert:-Abbildungen, 20—25 Ertrabeigaben, ftatiftiihen Ueberfichten und 
Tabellen, Porträtsgruppenbildern, Karten, Plänen ac. 


Aus dem Programm des Werkes. 


Das „Sluftrirte Konverjations-Leriton der Gegenwart“ behandelt die Neueren Fortfiyritte im 
amten Iahrzehnt und zwar nuf allen Gebieten, vornehmlich der Anatomie, Archäologie, Aftronomie, 
Botanik, Chemie, Ethnographie, Ethnologie, Geographie, Geologie, Geoanofie, Heilkunde, Literatur, 
Mathematik, Meteorologie, Mineralogie, Pädagogik, Philologie, Philofophie, Phyſik, Phyfiologte, Reli- 
gton, Rechts- und Staatswilfenfdaft, Technik, Technologie, Thierzucht, Unterridytsmefen; weiterhin das 
Neueſte aus dem Bereiche der Zeitgeſchichte und der Preffe, der Gefekgebung, Landesvertretung, der 
Staatshaushalte und des Finanzwefens, des Heerwefens, der Marine, des Verkehrsmefens der wid- 
tigten Staaten. Die Verkehrsmittel: Straßen, Eifenbahnen, Poftwefen, Telegraphie — der Weltver- 
kehr und die Schiffahrt finden Berüdfihtigung, nicht minder nene Erfindungen, Reifen und Entdeckungen, 
Volkswirthfchaft, Landban, Gartenbau, Forftwefen, Handel, Induftrie, Gewerbe, Architektur, Maleret, 
Skulptur, Auſik, Theater, endlich wird man die hervorragendften Beitgenoffen aufgezeichnet finden. 

Die Jluftrationen bringen zur Anfhauung: Bildnifje berühmter Perfönlichkeiten, Darftellungen 
aus dem Gebiete der Zeitgefchichte, Städte und Gebäudeanfichten, Karten und Pläne; weiterhin Darſtel— 
lungen aus dem Bereiche der Naturmwiffenfchaften, aus Länder: und BVölfertunde, aus dem Gebiete der 
Kunft, Wiffenfhaft und des Handels, Abbildungen von techniſchen Gegenftänden, Geräthen, Inftrumenten, 
von Gegenftänden der Mode, des Sport und der Sitte, fowie fonftigen WVorlommniffen in der heutigen 
Geſellſchaft u. ſ. w. 

Den zahlreihen Käufern des „Illuſtrirten Konverſations-Lexikon für das Volk“ wird das „Lexikon 
der Gegenwart“ als werthvolle und zeitgemäße Ergänzung gewiß mwilltommen fein, während e8 allen Den- 
jenigen, welde unabhängig von dem Hauptwerfe, ein felbftändiges Nachſchlagebuch als Spiegel bes 
gegenwärtigen Jahrzehnts zu befigen wünſchen, als eine Revue der Gegenwart in lerkkaliſcher 
Form ſich darbiete. Denn es wird mitteld längerer oder fürzerer biographifcher Artikel darauf Bedacht 
genommen werden, daß man feine der mahgebenden nod) lebenden oder wenigjtens bis in das laufende 
Jahrzehnt hinein thätigen Perjönlichkeiten vermißt, welche in Politik, Wiſſenſchaft, Kunſt, Induftrie ꝛc 
om Wehftuhl der Zeit mit gearbeitet und Hervorragendes geleiftet haben. 

= Eines Aonverfations-Lexrikons Rann heutzulage Reine Framilien-, Reine Shuf- oder Bolks- 
Aibliothekt entbehren, und da, wo die Anufdaffung eines der umfangreiheren, theureren Werlte 
untäunlih if, dürfte unfer „IMuflr. Konverfations-Lexikon der Gegenwart‘ ganz am Plate fein. 


Probehefte, Kataloge und Profpekte verfendet die Verlagshandlung grafis und portofrei. 


Verlag von Otto Spamer in Leipzig und Berlin. 


Slluftrirte Weltgefchichte 
| für das Dolf. 


Unter befonderer Berückſichtigung der Kulturgeſchichte. 


Zweite, neue bearbeitete Auflage, bis zur Gegenwart fortgeführt 


von 
Otto v. Corvin, £. F. Dieffenbach, Prof. Dr. &. Pieftel, Prof. Dr. Otto Kämmel, 
Dr. &. Cammert, Prof. 3. &. Vogt, Gymnafial-Direftor Dr. B. Bolz ıc. 


Pracjt- Ausgabe in acht Banden 
zu je 16—18 Lieferungen & 50 Pf., oder zu je 32—36 Heften a 25 Pf., oder 22—24 Dreimarflieferungen a A 3. 
llufteirt durch etwa 2000 Abbildungen, 40—50 Tontafeln (Porträts: Gruppen, 
Pulturgefchichtliche Tableaus), Karten u. ſ. w. 





Fertig liegen vor: 

Erfter Band: Von den erſten Anfängen der Geſchichte bis zum Verfall der Selbfändigkeit von Hellas. 

Mit 280 Tert- Abbildungen, 9 Tontafeln und 6 Karten. Gcheftet „A 8; elegant gebunden „A 9. 50. 
Bmweiter Band: Von Alerander dem Großen bis zur Theilung des römiſchen Weltreichs. Mit 205 Tert- 

Abbildungen, 13 Tontafeln, 3 Karten und 5 Geſchichtstabellen. Geh. „A 7. 50; eleg. gebunden „A 9. 50. 
Dritter Sand: Von der Völkerwanderung bis zu den Areunügen. Mit 280 Tert-Wbbildungen, 11 Ton— 

tafeln und 2 Karten. Gcheftet A 9; elegant gebunden „A 10. 50. 

— Der vierte und fünfte Band find Der Vollendung nahe, = 


Einige Urtheile der Preffe: 

Das Erſcheinen der „Illufirirten Weltgeſchichte“ ift allfeitig mit Intereſſe begrüßt worden, und es 
haben die bisher zur Musgabe gelangten Lieferungen anerfennende Beurtbeilung nicht allein jeitens 
eines anjehnlihen Theiles der deutihen Breite, jondern auch durd Beiprehungen ausländiider 
Blätter erfahren. — So jagen 

Die „Kölner Rachrichten“ u. U: „.... Das Werk wird eine Zierde der deutſchen Literatur 
und ein Haus- wie Schulbuch im beiten Sinne des Wortes, jo daß wir es recht warm empfehlen können. 

Die Wiener Neue Freie Preffe lobt die „SBediegenheit des Tertes“ und die „Künftlerijche 
Durdhführung der Jlluftrationen.“ 

Mündener Reueſte Nahrihten: „Format, Papier und Ausjtattung entiprechen dem großartigen, 
aufs Wärmſte Allen zu empfeblenden Unternehmen.“ 

Wiener Montags-Henue: „Die Darjtellung ift durchaus Far und präzis; die zahlreichen 
Ihluſtrationen jind pradtvoll, die ganze Ausftattung pompös.“ 

Die Philadelphia - Freie Preffe findet, dak dieje Weltgeihichte dazu geſchaffen jei, jeder 
Bibliothek und jedem Büchertiſch zur Zierde zu gereiden. 

Der Eidgenoffe in Enzern wünſcht, daß dieſe Weltgeſchichte ſich recht bald Eingang in jedes 
gebildete Haus verfchaffen möge! 

Bern, Sonntagsblatt des Bund: „.. . . ein Volksbuch, das berufen ift, fir Popularijation der 
geichichtlichen Kenntnijie in größeren Streifen zu wirfen.“ 

Die Hamburger Madhridten: „... Die „Illuſtrirte Weltgejchichte” jei hiermit als ein rechtes 
Haus- und Familienbud, das feinen Pla ganz und voll ausfüllen wird, warm empfohlen.“ 

Die Wasler Nahriditen äußern: „Ein interefjantes Wert, dejien NAusjtattung, wie man jie 
von Spamer erwarten darf, brillant ift..... * 

Das Braunfhweiger Tageblatt äußert u. A.“ „.... Die Zeichnungen find von Meiſterhand, 
der Tert jteht überall auf der Höhe der Wiſſenſchaft.“ 

Die Dresdener Nadhridten: „... ein vortrefflihes Geſchichtswerk, eine illuftrirte Weltchronif, 
bie eine jehr werthvolle Bereiherung aller Hausbibliotheten daritellt.“ 

Stuttgart, Ilufirirte Welt: „Ein großartiges Werk! ... Eine außerordentlich Klare, geiftreiche 
und unparteitiche Darjtellung der Geſchichte, die wir unferen Lejern als eben jo nützlich wie 
ihön und interejjant warm empfehlen können.” 


Ausführlihe Profpekte verfendet die Derlagshandlung grafis und portofrei! 


Verlag von Otto Spamer in Leipzig und Berlin. 


Slluftrirte Literakurgeſchichte 


volksthümlicher Darſtellung für Haus und Schule. 
Von 


Dr. Otto von Teixner. 
In vier Bänden oder etwa 60 Heften a 50 Pf. oder in 10 Lieferungen a 3 A 


Mit 600 Jlluftrationen, zahlreichen Tonbildern, Bildniffen und Porträtsgruppentafeln. 
Nach Heichnungen von £udwig Burger, €. v. Luttich, B. Mörlins, 5. Doael u. A. 


Fertig liegen vor: 
Erjter Band: Illuftrirte Geſchichte des deutfhen Schriftthums, I. Yon den erften Anfängen bis zum 
Ende des fiebzehnten Iahrhunderts, Mit 150 Tert-Jlluftrationen und zehn Tonbildern. Geheftet 
A 6. 50; elegant gebunden „A 8. 50. 


Zweiter Band: Auuſtrirte Geſchichte des deutfchen Schriftthums. II. Vom Beginn des achtzehnten 
Sahrhunderts bis auf die neueſte Zeit. Mit 160 Tert- Abbildungen und 13 Tonbildern. Geheftet 
A 7. 50; elegant gebunden „A 9. 50. 


Die „Slluſtrirte Geſchichle des deutfhen Hhriftifums“, zwei Wände, 
— iſt aud in einem Bande hoch elegant in GBanzleinen gebunden zu M 18. — fäuflid, — 
Im Erjcheinen begriffen: —— 
Dritter und vierter Band: Aluſtrirte Geſchichte der fremden Literaturen. Die Literatur der alt- 
orientalifcyen und antiken fowie der modernen Völkergruppen. In zwei Bänden. Mit 300 Tert 
Abbildungen, Bunt und Tonbildern ıc. 


Einige Urtheile der Preffe: 


Berliner Modendlatt: . . . Eine Mare, liebevolle Darjtellung bebt diejes populäre Werk vortheilhaft 
unter vielen anderen hervor. Der Berfafier ijt ein feiner Kenner, ein vorurtheilslojer Kopf, und er em: 
pfindet dichterifch mit den Poeten feines Bolfes, 

Berliner Nahrihten (Berliner Bürger-Zeitung): Ein für den Familienkreis jehr werthvolles Wert 
ift jegt vollendet und dürfte eine Hinweifung darauf vielen Lejern, namentlih den Eltern heranwachſender 
Kinder, erwünſcht kommen. Wir beißen in diejer populären Geſchichte unferer Literatur ein Werk, das 
durd Wahrhaftigkeit, Reichthum an Stoff, Unparteilidkeit und hoben moraliſchen Standpunft zu den beiten 
Büchern der Art gehört. Der Mutor, befannt als geijtvoller und überaus fenntnigreicher Literaturbiftorifer, 
beherricht das ungeheure Gebiet unjerer Literatur von den Anfängen an bis zu unjeren Tagen (1880), wie 
jelten Einer; diejer Literaturgeſchichte wohnt eine große bildende und veredelnde Kraft gerade für die heran- 
wacjende Jugend, junge Mädchen, junge Männer, inne, und auch Erwachſene und Gereifte werden die 
gediegenen und geiftvoll Haren Darftellungen des Autors mit Intereſſe und Nupen lejen. Ausgeſtattet iſt 
das Buch mit vortrefflihem Drud und einer großen Menge von Jllujtrationen, Porträts, Facſimiles der 
Dichter, Dichterheimen, PDichtergruppen und anderen die Literatur und Gefchichte der betreffenden Zeiten 
und das Leben der Dichter berührenden Bildern. Das Bud ift ein mwürdiges und jchönes Feſtgeſchenk. 

Allgemeine Modenzeitung, Leipzig: ... Ein für Volks- und Familienbibliotheten empfchlenswerthes 
Verf; die Sprache Har und markig: die literariichen Urtheile find jtet3 das Ergebniß eigener Forſchung 
und nicht aus anderen Quellen gejchöpft. 

St. Haller Blätter: ... Das Ganze macht den Eindrud einer gewifienhaften und forgfältigen Arbeit; 
— Sllujtrationen und Tonbilder find jauber ausgeführt und zweckentſprechend. 

Deutfche Nevue, Berlin: Das Lob der Objektivität müffen wir dem Werke zuerfennen. . . . Der 
Berfaffer ijt eim tüchtiger und jchneidiger Kämpfer gegen den platten Realismus wie den brutalen Natura- 
lismus und den ceyniſch-ſinnlichen, äftbetiichen Raditalismus, welche die Entwidlung unjerer Literatur nad 
den verſchiedenſten Nidytungen bin aufs Aeußerſte gefährden, und indem er tapfer gegen diejelben in die 
Schranken tritt, macht er jein Werk zu einem Boltsbud im beiten Sinne des Wortes... .. 

Wiſſenſchaftliche Beilage der Feipziger Zeitung: Ein Werk, deifen man nur anerfennend gedenken 
fann. Slujtrationen nad) Zeichnungen bewährter Künſtler ergänzen einen Tert, der in Otto v. Leirner 
einen höchſt jachtundigen Bearbeiter gefunden hat. 


Bu beziehen durd alle Buchhandlungen des In- und Auslandes. 





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